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[Zur Menschen-Technik-Schnittstelle (Notizen)... ]

Started by Textaris(txt*bot), June 25, 2005, 01:39:14 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote"Wir sind [...] alle Cyborgs. Der Begriff "Cyborg" setzt sich zusammen aus den Wörtern "cybernetic" und "organism". Kreiert wurde der Begriff im Jahr 1960 von dem ursprünglich aus Wien stammenden Musiker und Wissenschafter Manfred Clynes. Er schrieb damals einen wissenschaftlichen Aufsatz für die NASA, in dem er Szenarien entwickelte, wie der Organismus des Menschen an die Lebensbedingungen im Weltall angepasst werden könnte. Mit seiner Wortschöpfung traf Clynes damals auf große Vorbehalte: Ein Kollege wandte ein, dass man bei "Cyborg" nicht an einen kybernetischen Organismus, sondern an eine Stadt in Dänemark denken würde.

Wenn wir heute den Begriff "Cyborg" hören, dann denken wir an Maschinenmenschen wie Arnold Schwarzeneggers "Terminator" oder "Robocop". Manfred Clynes hatte in seinem Aufsatz 1960 allerdings eher eine Art chemischen Cyborg vor Augen, dessen Stoffwechsel durch implantierte künstliche Organe und Drogeninfusionen gezielt gesteuert werden könnte. In einem Interview, das 1995 im "Cyborg Handbook" veröffentlicht wurde, verwahrte sich Clynes auch ganz explizit und entschieden gegen die Trivialisierung seines Konzepts Cyborg durch die Popkultur. Für Clynes sind Cyborgs keine mythische Maschinenwesen der Zukunft, sondern bereits unter uns: Jeder Menschen mit einem Herzschrittmacher, ja selbst jeder Radfahrer sei bereits ein Cyborg, so Clynes im Interview."

Aus "Cyborg Citizen" (Autor: Gerlinde)
Quelle: http://fm4.orf.at/gerlinde/106304/main

Textaris(txt*bot)

Quote"Generell konstatiert Sherry Turkle in den USA eine Entwicklung hin zu einem Menschenbild, das den Menschen als eine Art biologische Maschine sieht. Bemerkenswert ist in diesem Kontext auch, wie sehr Begriffe aus dem Bereich der Computertechnik Eingang in den Sprachgebrauch von Psychologen, Psychiatern und Psychoanalytikern finden. Ein beliebter Vergleich ist dabei der zwischen dem menschlichen Gehirn und einer Festplatte, die es im Rahmen einer Psychotherapie oder einer Behandlung mit Psychopharmaka neu zu formatieren gelte.

'Diese Metaphern aus der Computertechnik werden von Psychologen übernommen, weil der Computer eine psychologische Maschine ist und ein mögliches Modell für den menschlichen Geist darstellt. Ich denke aber, dass es die Aufgabe der Psychoanalytiker wäre, hier auch auf eine Gefahr aufmerksam zu machen: Wenn man den Geist und die Psyche des Menschen mit einem Computer vergleicht, dann könnte es nämlich sein, dass man sehr bald nicht mehr über Sinn und Inhalte, sondern nur mehr über reine Systemabläufe redet. Überall, wo das passiert, wäre es die Aufgabe der Psychoanalytiker daran zu erinnern, dass die Menschen nicht nur von ihren biologischen Programmen gesteuerte Wesen sind, sondern im Gegensatz zu Computern Mütter, Kinder, Partner haben, zu denen sie komplexe Beziehungen unterhalten. Anders als Computer durchleben Menschen auch einen überaus komplexen Reifungsprozess, der mit Verlusten verbunden ist. Das sind alles Dinge, die sehr wenig mit dem Serotoninhaushalt oder einem Computerprogramm zu tun haben.'"
Aus: "computer zum psychiater. im gespräch mit der internetsoziologin sherry turkle" (Autor: Richard Brem)
Quelle: http://matrix.orf.at/bkframe/020512_2.htm

Textaris(txt*bot)

Quote"In modern times, the brain has been seen from several different perspectives:

a) as a microphysical system ruled by the principle of determinism

b) as something similar to an electronic device, acting according to the rules of automation, regulated by servomechanisms and retroactive circuits, followind logicomathematical principles;

c) as the primary organ of the mind, the site of memory, thoughts, emotions, intelligence, acting through neuropsychological constructs.

Although they present their own advantages, such models constitute unilateral views and, if considered separately, are unacceptable." (Wilson Luiz Sanvito)

Source: Quelle: http://www.geocities.com/pluriversu/brain.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] "Eccles zufolge kann der Geist [ ] nur mit einem bestimmten Teil der Hirnrinde (dem Liaisonhirn) direkt interagieren. Dabei soll diese Interaktion so vonstatten gehen, dass der Geist kleine funktionelle Einheiten (Module) in diesem Bereich abtastet und die Aktivität einiger Module, die ihm aufgrund ihrer "Offenheit" zugänglich sind, "leicht modifiziert, wobei die Module dann gemeinsam auf diese geringfügigen Änderungen reagieren und diese gemeinsame Reaktion durch die Assoziations- und Kommissurenfasern weiterleiten" (Gehirn und Geist, 173). In neueren Arbeiten vermutet Eccles die Geist/Materie-Interaktion sogar in "Dendronen", also in Einheiten, die noch wesentlich kleiner als die Module sind. [...] Jedes Eingreifen des Geistes in die Welt physischer Körper führt zu einer Veränderung in der physischen Welt, für die es keine physischen, sondern nur "außer-physische" Ursachen gibt. Wenn der Geist kausal in die Körperwelt eingreift, passiert es also zumindest manchmal, dass z.B. Neurotransmitter ausgeschüttet oder Ionenkanäle geöffnet werden, ohne dass es dafür eine physikalische oder chemische Ursache gäbe. Wenn der Geist kausal in die Körperwelt eingreift, müssen daher selbst die grundlegenden Gesetze der Naturwissenschaften in dem Sinne unvollständig sein, als zumindest manchmal Dinge geschehen, die von diesen Gesetzen nicht erfasst werden. Es gibt aber keinerlei empirischen Grund zu glauben, dass es solche Gesetzeslücken tatsächlich gibt.

[...] Bleibt zum Schluss das Problem der phänomenalen Qualitäten.

[...] Wenn man an seine eigenen Empfindungen denkt [...]"

Aus: "Philosophische Psychologie" (2003) - Ulrich Lorenz (Hg.)
Quelle: http://www.uni-bielefeld.de/philosophie/personen/beckermann/Alber%20ww%20c.pdf

Textaris(txt*bot)

#4
Quote"[...] Wenn das 17. und das frühe 18. Jahrhundert das Zeitalter der Uhren war und das späte 18. und 19. Jahrhundert das Zeitalter der Dampfmaschinen, so ist die gegenwärtige Zeit das Zeitalter der Kommunikation und der Regelung." (Norbert Wiener, Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine , OA 1948, erweiterte Ausgabe 1961, Düsseldorf-Wien-New York-Moskau 1992, S. 74.)

[...] Computerspezialist und AI-Pionier Ray Kurzweil prophezeit schon für die nahe Zukunft, dass der Denkprozess im menschlichen Gehirn eine Verbindung aus biologischen und nicht-biologischen Prozessen sein wird. Kurzweil denkt dabei an Nanoboter, mikroskopisch kleine Roboter, die via Blutbahn ins Gehirn gelangen. "Was wir heute als Maschinen betrachten", sagt Kurzweil in einem Interview, "werden wir in der Zukunft als menschlich akzeptieren. Dies sind unsere Geisteskinder. Sie sind Hybriden unseres biologischen Erbes, verbunden mit unseren technologischen Schöpfungen." (Der Standard, 25.08.2001, Album, S. 1,2)


Aus: "Kunst und Viabilität - Wo vieles schon tot ist, ist alles erlaubt" von F.E.Rakuschan
Quelle: http://seminare.snm-hgkz.ch/~maja/seminare/poiesis4/poiesisupdate/linzfe2.htm

Textaris(txt*bot)

Quote[...] "Die Denker beginnen die Realität zu entdecken, die eine eigene Existenz besitzt, unabhängig von einem Geist, der sie schafft. Sie studieren den Menschen als Naturwesen, als wissenschaftliches Objekt und auch als Lebewesen, das von bestimmten Umständen abhängig ist.
Auch Stirner wird in seinem Werk "Der Einzige und sein Eigentum" die hegelsche Omnipotenz des Geistes einer erbarmungslosen Kritik unterziehen. Er verurteilt darin den absoluten Geist Hegels als Gespenst, das keinerlei Grundlage in der Realität besitzt." (Sabine Scholz)

Quelle: http://www.geocities.com/marieundmax/stirner/biograph.htm

Textaris(txt*bot)

Quote[...] [...] Mit dem in Zusammenarbeit mit dem Advanced Telecommunications Research Institute International http://www.atr.jp entwickelten "Brain Machine Interface" (BMI) können zwar nur einfache Bewegungen gesteuert werden, dafür funktioniert dies ohne jegliche Implantate. Externe Sensoren zeichnen die Hirnaktivitäten auf, digitalisieren sie und werten sie aus. Die Maschinensteuerung erfolgt in "Beinahe-Echtzeit", womit die Wissenschaftler eine Zeitverzögerung von sieben Sekunden meinen. Zur Messung der Hirnaktivitäten wird ein Kernspintomograph eingesetzt, erläutern die Forscher: Die darin liegende Testperson macht zuerst eine Faust und spreizt anschließend zwei Finger zu einem V. Einige Sekunden später macht die Roboterhand die Geste nach. Honda zufolge kann die Maschinenhand die Bewegungen der Menschenhand nachahmen, indem die hämodynamischen Reaktionen des Hirns, also die Bewegung des Blutes im Gefäßsystem, ausgewertet werden. Die Treffergenauigkeit liege bei 85 Prozent. Das System ist dafür ausgelegt, Bewegungen zu erkennen und diese zu kopieren. Ein aufwendiges Training der Probanden sei nicht notwendig. Selbst bei erstmaliger Nutzung des BMI sollen einfache Handbewegungen zuverlässig erkannt werden, so die Wissenschaftler.



[Bruchstück aus: "Honda schafft Durchbruch bei Robotersteuerung durch "Gedanken" - Kernspintomograph erfasst Gehinaktivität und wertet diese aus" (27.05.2006)
Quelle: http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=060527001

Textaris(txt*bot)

#7
Quote" ... Physis und téchne gehören auf eine geheimnisvolle Weise zusammen. Aber das Element, worin physis und téchne zusammengehören, und der Bereich, auf den sich die Kunst einlassen muß, um als Kunst das zu werden, was sie ist, bleiben verborgen." (M. Heidegger: Denkerfahrungen, Frankfurt a.M. 1983, S. 139)


Aus: "HEIDEGGER UND ARISTOTELES" Von Rafael Capurro (2000)
Quelle: http://www.capurro.de/volpi.htm

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Quote[...] Im abendländischen Mythos gilt Athene, die Kopfgeburt des Zeus, als Erfinderin der Technik [...] Das Wort ,,Kultur" leitet sich ab von cultura = Ackerbau. Die agrikulturelle Revolution war der erste große Schritt der Menschheit, die Bedingungen ihres Handelns zu sichern. [...] Indem sich menschliches Handeln zunehmend von seiner Bedingtheit durch Widerfahrnisse emanzipierte und in technischen Systemen seine eigenen Handlungsbedingungen schuf, etablierte sich eine Trennung zwischen einem Bereich freien, intellektualen Umgangs mit Werten und Handlungsgründen (,,Kultur") und sachlicher, durch die beherrschbaren Natureffekte geprägten Entwicklung und Nutzung von Handlungsmitteln (,,Technik") Die Einsicht in die ursprüngliche Wertbindung der Technik und die Einsicht in die Abhängigkeit der andlungsgründe von der Herbeiführbarkeit durch Technik gingen verloren.

[...] Im abendländischen Kulturraum finden sich daher zwei Konzepte von Kultur, die beide problematisch sind:
• Kultur (als menschlich Hervorgebrachtes) wird der Natur gegenübergestellt. Diese Auffassung übersieht,
(1) dass unsere Auffassung von Natur unter technischen Modellen steht. Sie übersieht (2), dass die uns begegnende Natur selbst zunehmend technisch überformt ist. Auch eine eingeschränkte Auffassung,
(3) die Natur als das Widerständige begreift, kann dieses Problem nicht umgehen. Widerstand ist nämlich kein absoluter, unbedingter Begriff, sondern historisch relativ zu Mitteln, Zwecken, Werten, funktionalen Erfordernissen. ...

[...] Kultur (als Inbegriff der Werte) wird der Technik (oder ,,Zivilisation") gegenüber gestellt. Diese Auffassung übersieht, dass jegliche Zivilisation / Technik bereits unter Werten steht, Werte erfüllt, und umgekehrt Wertideen unanschaulich blieben, wenn ihnen nicht ein Konzept entsprechender Realisierung zugeordnet würde.


Kultur ohne Technik ist leer,
Technik ohne Kultur ist blind


[...]



Aus: "Technik und Kultur" Von Prof. Dr. Christoph Hubig (2005)
Quelle: http://www.stuttgart.de/stadtbuecherei/druck/oc/hubig.pdf

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Quote[...] In der modernen Biotechnologie gibt es Bestrebungen, biologische 'Elemente' (in diesem Fall Menschen) mit technischen Elementen zu verbinden. Dieser technische Bereich wird als Bioelektronik bezeichnet. Im medizinischen Kontext ist die Verwendung komplexer binnenkörperlicher Technologie nichts Neues mehr. Menschen mit technischen Implantaten wie Herzschrittmachern, künstlichen Gliedmaßen, komplexen Prothesen oder Implantaten in Auge und Ohr (Cochlea- bzw. Retina-Implantate) sind dem Begriff nach bereits Cyborgs. ,,Ungefähr 10 Prozent der aktuellen Bevölkerung der USA sind vermutlich im technischen Sinn Cyborgs", schreibt N. Katherine Hayles im Cyborg Handbook.

[...] Es gibt unterschiedliche Vorstellungen über die genaue Verwendung des Begriffs. Nach Ansicht des Philosophen Walther Christoph Zimmerli, Präsident der Privaten Universität Witten-Herdecke, stellt der moderne Mensch generell ein Wesen dar, welches in einer symbiotischen Verbindung mit der ihn umgebenden Technik lebt. Er ist demnach ,,Teil eines solchen Mensch-Maschine-Komplexes". Entsprechend wäre ein Cyborg bereits eine Person, die sich mit Technik umgibt, etwa in einem Auto sitzt oder auch nur eine Brille trägt. Gerade hier aber ist strittig, wie der Begriff ,,Cyborg" verwendet werden soll. Ist er ein Synonym für ,,den Menschen" als ein anthropologisch unhintergehbar auf Technologie verwiesenes Wesen im Sinne Arnold Gehlens oder Helmuth Plessners? Oder soll der Begriff für solche Verbindungen von Leib und Technologie reserviert werden, bei denen, wie zum Beispiel Dierk Spreen meint, ,,Technologie unter die Haut" geht?

[...] Verwendet man aber den Begriff ,,Cyborg" im eingeschränkten Sinne, d.h. nach dem ,,Unter-die-Haut-Kriterium", kann er nicht mehr umstandslos auf jede körpernahe Technologie angewendet werden. Sinnvoller ist es, ihn als Problematisierungsdiskurs zu verstehen, der die zunehmende Relevanz von binnenleiblicher Technologie und die damit Vermischung von Künstlichem und Natürlichem sichtbar macht. Die amerikanische Feministin Donna Haraway etwa weist darauf hin, dass Cyborgtechnologie auch die patriarchalen und herrschaftlichen Codes der symbolischen Ordnung durcheinander bringt und dadurch Emanzipationschancen eröffnet. Auch das nun zunehmend denkbare ,,Upgraden des Körpers zur Verbesserung oder Überwindung seiner natürlichen Eigenschaften" (Christoph Keller) eröffnet Problematisierungen.[8] Hinzu kommt, dass das cyborgisierte Individuum sich ,,ständig mit seinen inneren Technikfolgen konfrontiert [sieht], da sich Schnittstellenprobleme nicht vermeiden lassen und die Anbindung an außerkörperliche Wissens- und Kontrollinstitutionen für diese Technologien charakteristisch ist."

Solche Fragestellungen fallen in den Bereich der ,,Cyborg-Anthropologie". Dies bezeichnet ein Forschungsprojekt der American Anthropological Association (AAA), das im Dezember 1992 in San Francisco aus der Taufe gehoben wurde. Hauptziel der Cyborg Anthropologie ist es, ,,to study ethnographically the boundaries between human and machines that are specific to late twentieth century societies." Dieses Projekt versteht sich als ,,a serious challenge to the human-centered foundations of anthropological discourse" und sucht Anschlüsse an die science and technology studies und an feministische Untersuchungen. In Deutschland sind Körperzoziologie und Philosophische Anthropologie der Rahmen, in dem der gesellschaftliche und kulturelle Problemhorizont ,,Cyborg" diskutiert wird.

[...]


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Cyborg (24. Oktober 2008)

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Quote[...] Schottische Bar setzt RFID-Chips in den Arm seiner Stammgäste ein. Diese können sich dann bargeldlos besaufen. Die Rechnung liegt in der Datenbank der Kneipe und wird dem Kunden wie eine Kreditkarten-Rechnung zugestellt. Der Schritt zum Alkohol-Cyborg ist getan.

[...] Der Chip im Arm hat in etwa die Größe eines Reiskorns. Er enthält eine persönliche Identifizierungsnummer sowie den Namen des Gastes. Betritt er die Bar, wird er gescannt und als "Anwesend" verbucht. [...] Die Chips wurden von den Kunden bisher begeistert aufgenommen ...




Aus: "Clubs setzen auf RFID-Bezahlung - RFID-Implantate: Feiern bis der Chip qualmt" Von Christian Rentrop
Quelle: http://www.netzwelt.de/news/69372-rfid-implantate-feiern-bis-der-chip.html

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Quote[...] Würden Sie sich ein Schuhcremedose voll mit Batterien, Kabeln und Kondensatoren in die Brust verpflanzen lassen? Müssen Sie auch nicht mehr. Im Gegensatz zu Arne Larsson. Er war der erste Mensch, dem am 8. Oktober 1958 in Schweden der erste Herzschrittmacher der Welt eingepflanzt wurde. Larsson starb 2002 und überlebte seinen Arzt. Inzwischen sorgen solch elektronische, hochtechnisierter Lebensretter bei über fünf Millionen Menschen weltweit dafür, dass sie ein unbeschwertes Leben führen könne.

[...] Bei einer Stärke von fünf Zentimetern und der Größe einer Schnupftabaksdose wogen die ersten in Deutschland implantierten Schrittmacher rund 250 Gramm. Inzwischen haben die kleinsten Geräte die Größe einer zwei Euro Münze, wiegen 30 Gramm und sind weitgehend wartungsfrei.

[...] Auch ihre Einsatzmöglichkeiten haben sich massiv erweitert, erklärte Karmann bei der Eröffnung. Nicht nur als konstanter elektrischer Taktgeber, der dem Herzen Beine macht, wie die Geräte der ersten Generationen, sondern als kleines Diagnosezentrum, verborgen in einer Hautfalte unter dem Schlüsselbein, tun sie ihren Dienst. Dabei messen sie ständig die Herz- und Kreislauffunktionen, Druckverhältnisse und Schlagzahl des Herzens ihrer Trägers und sind in der Lage, diese Daten auszuwerten. Manche dieser Hightech-Chips funktionieren im Notfall sogar als Defibrillator, die das Herz bei Kammerflimmern oder Stillstand durch einen Stromstoß eigenständig wieder in Bewegung versetzen und sogar mit Computern in der Klinik kommunizieren können.

...


Aus: "Der Herzschrittmacher wird 50 Jahre alt - Klinik Kitzinger Land: Ausstellung eröffnet" (28.10.2008)
Quelle: http://www.mainpost.de/lokales/kitzingen/Uebersicht-Krankenhaus-Herzschrittmacher;art773,4776455

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Quote[...] Es sind schlechte Zeiten für Mexiko, das ist gut für Xega. Das Unternehmen aus der Stadt Querétaro produziert "Sicherheits-Hochtechnologie", nach eigenen Angaben von Weltniveau, und das Geschäft läuft ausgezeichnet. Geräte zur Satellitenüberwachung von Autos und anderen Wertgegenständen stellt die Firma schon lange her - mit Systemen namens E-Tracker und Merchfinder lassen sich Fahrzeuge im Falle einer Entwendung wieder aufspüren. Schon der Hinweis auf solcherart ausgerüsteten Vehikeln soll Diebe abschrecken.

2001 wurde der damalige Xega-Chef entführt, danach widmeten sich die Techniker einer weiter führenden Idee. Nun verkauft die Firma ein Implantat, das die Fahndung nach verschwundenen Menschen erleichtert. Es heißt VIP und bietet laut der Werbung des Konzerns "eine Lösung, die bei unerwarteten Notfällen zur Sicherheit der Familie beiträgt".

Landesweit bekannt wurde die Erfindung als sogenannter Anti-Entführungs-Chip. Genauer gesagt ist es eine winzige Glaskapsel in der Größe eines Reiskorns, die mit einer Spritze unter die Haut injiziert wird, gewöhnlich im Bereich des Oberarms. Das eingesetzte Stück sendet Signale aus, verstärkt von einem Apparat kann der Träger dann über GPS geortet werden. Binnen drei Sekunden, mit einer Zielgenauigkeit von acht Metern. Der mitzuführende Verstärker lässt sich zwar leicht verbergen, aber theoretisch auch entwenden. Ein anderes Problem ist der Preis: VIP kostet bei der Einpflanzung 4000 Dollar und danach 2200 Dollar pro Jahr. Dennoch sollen dem Vernehmen nach bereits mehr als 2000 Mexikaner mit dem Einsatz herumlaufen ...




Aus: "Mexiko: Implantate gegen Entführungen" Von Peter Burghardt (SZ vom 27.10.2008/grc)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/685/315575/text/

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Quote[...] PORTLAND, Ore. — Linking electronics to medical devices like pacemakers and insulin pumps requires the careful monitoring of foreign metallic and semiconducting materials to ensure the body does not reject them.

Researchers at Johns Hopkins Univeristy think they have a better idea about how to do this: use self-assembling organic wires made from naturally occuring proteins.

"Biology doesn't really have metals, so the idea would be to use these [organic wires] to mimic metallic or other semiconducting components used, for example, in pacemakers or other devices where you need to supply electrical current," said professor John Tovar at Johns Hopkins University.

...


Aus: "Organic wires interface to body" By R. Colin Johnson (EE Times, 10/27/2008)
Quelle: http://www.eetimes.com/news/latest/showArticle.jhtml?articleID=211600846


Textaris(txt*bot)

#8
Quote[...] Die britische Regierung erwägt, verurteilten Straftätern RFID-Chips zu implantieren, um so die überfüllten Gefängnisse zu entlasten und die Zahl der Hausarreste zu erhöhen. Das berichtet der Independent. Im britischen Justizministerium wird angeblich auch daran gedacht, implantierbare GPS-Chips einzusetzen, um den Aufenthalt von Menschen in Echtzeit über Satellitenlokalisierung zu verfolgen. Das wäre eine Erweiterung der Forderung des britischen Polizeiverbands Acpo, verurteilten Pädophilen und anderen Sexualtätern GPS-Chips zu implantieren, um zu verhindern, dass sie in die Nähe von "verbotenen" Orten wie Schulen oder Kindergärten gehen.

...


Aus: "RFID-Chips zur Überwachung von Straftätern" (14.01.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/RFID-Chips-zur-Ueberwachung-von-Straftaetern--/meldung/101757

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Quote[...] Die US-Firma VeriChip schlägt vor, Menschen, die als Einwanderer in die USA kommen, mit Chip-Implantaten zur eindeutigen Identifikation zu versehen.

Bisher schwebte den Regierenden ja lediglich eine Nationale Fingerabdruck und DNA-Datenbank für ALLE ArbeitnehmerInnen in den USA vor. Doch Scott Silverman, Chef der Firma VeriChip kann da locker noch eins draufsetzen.

Implantierte RFID-Chips zur eindeutigen Identifikation am Arbeitsplatz. Vorerst jedoch nur für GastarbeiterInnen. VeriChip versucht seit Jahren mit massiver PR- und Lobby-Arbeit Konzerne und Regierungen von der Nützlichkeit der implantierten Seriennummern zu überzeugen. Bisher hat sich das markieren per RFID-Implantat jedoch nur bei Zucht- und Haustieren durchgesetzt. VeriChip sieht jetzt die Chance die Technologie, auf die die Firma ein exklusives Patent hält massenhaft zum Einsatz zu bringen. Nach eigenen Angaben führt Silverman Gespräche mit der Administration in Washington.

In Deutschland werden bereits Reisepässe und WM-Tickets per RFID fern-auslesbar gemacht. In England sollen sich die Nummernschilder von PKWs bald aus 100m Entfernung automatisch auswerten lassen.

Menschen, deren Identität und Aufenthaltsort jederzeit eindeutig feststellbar ist, werden wehrlos gegenüber einem System, das sie überwacht und unterdrückt. Die Kontrolle der menschlichen Körper und Gedanken wird schleichend eingeführt. Sie wird als alternativlos dargestellt. Gründe sind gesteigerte Effizienz und die angeblichen Bedrohung durch den Terrorismus. Je später wir anfangen, uns dagegen zu wehren, um so schwieriger wird es.


Aus: "RFID-Implantate für Immigranten" init (03.06.2006)
Quelle: http://de.indymedia.org/2006/06/148866.shtml


Textaris(txt*bot)

#9
Quote[...] Der Futurologe Ray Kurzweil ist davon überzeugt, aus dem menschlichen Gehirn die Vorlage für leistungsfähigere Computer ableiten zu können. Im Interview mit Technology Review erklärte Kurzweil, er habe ein neues Unternehmen gegründet, um die Theorien, die er in seinem neuen Buch ,,How to Create a Mind" erklärt, technisch zu nutzen.

,,Eines der wesentlichen Elemente menschlicher Intelligenz ist die Fähigkeit des Neokortex, also des entwicklungsgeschichtlich jüngsten Teils der Großhirnrinde, Informationen hierarchisch zu organisieren", argumentiert Kurzweil. ,,Der Neokortex kann Fakten abstrahieren, dann die abstrahierten Fakten noch einmal abstrahieren und so weiter. Diesen Prozess muss das Gehirn durchmachen, um Intelligenz auszubilden".

Als wesentliches Element dieser Informationsverarbeitung hat Kurzweil ,,Module" im Gehirn identifiziert, die für diese hierarchische Informationsverarbeitung zuständig sind. Der Hirnforscher Henry Markram, der mit seinem ,,Blue Brain Project" Teile eines Rattengehirns simuliert - sein Fernziel ist die Simulation eines kompletten menschlichen Gehirns -, habe gezeigt, dass es im Gehirn Module gibt, die aus etwa 100 Neuronen bestehen deren interne Verdrahtung sich im Laufe der Zeit nicht ändert, sagt Kurzweil. ,,Die Verbindungen zwischen diesen Modulen verändern sich allerdings sehr stark, wenn das Gehirn lernt. Diese Module, die laut Kurzweil analog zu Hidden-Markov-Modellen funktionieren, ,, sind in der Lage, Muster zu erkennen. Um diese Muster hierarchisch zu ordnen, verbinden sie sich mit anderen Modulen", so wie Menschen beim Lesen Buchstaben erkennen, um daraus Wörter zu formen. Auf diese Weise lerne das Gehirn, so Kurzweil.

Kurzweil, 64, der täglich rund 150 Pillen am Tag schluckt, um ,,die volle Blüte der Biotechnologie-Revolution" zu erleben, gilt als so etwas wie der personifizierte Fortschrittsglaube des Silicon Valley. Seit mehr als zwanzig Jahren produziert der Zukunftsforscher und Erfinder Bücher, in denen er beschreibt, was in den nächsten Jahrzehnten auf die Menschheit zukommen wird: programmierbare Nano-Roboter in unserer Blutbahn, Software-Downloads für das menschliche Bewusstsein – und schließlich die ,,Singularität", der Punkt, an dem keine sinnvollen Vorhersagen über die technologische Entwicklung mehr möglich sind. ...


Aus: "Kurzweil will Gehirn-Schaltkreise nachbauen" (26.11.2012)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kurzweil-will-Gehirn-Schaltkreise-nachbauen-1756803.html

http://www.heise.de/tr/artikel/Wie-baut-man-ein-Gehirn-Herr-Kurzweil-1750742.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Science-Fiction-Szenarios mit Menschen, die anhand eines implantierten Chips jederzeit eindeutig zu identifizieren und zu lokalisieren sind, könnten demnächst Realität werden: Wie die EE Times berichtet, haben sich die ersten Privatpersonen für die Implantierung eines Transponderchips angemeldet. Der Hersteller Applied Digital Solutions hat sich sogar die Phrase "Get Chipped" als Marke eintragen lassen.

Eine dreiköpfige Familie aus Florida will unter den ersten Empfängern des Transponderchips sein. Ihre Beweggründe, sich "chippen" zu lassen, sind medizinischer Natur. Der Familienvater hat mehrere behandlungsbedürftige Krankheiten und die ganze Familie leidet unter Allergien. "Wenn mich Sanitäter ohnmächtig auffinden, könnte ihnen der Chip schnell verraten, wer ich bin und was ich für Medikamente nehme, damit sie mich auch richtig behandeln", führt der Vater als Argument an.

Ein brasilianischer Politiker hat ganz andere Probleme. Er will den ID-Chip, weil in seinem Land Politikerentführung zur Sportart geworden sei. In Zusammenhang mit einem GPS-Modul hofft er, im Falle des Falles rechtzeitig gefunden zu werden. Falls nicht, hilft sein Chip wenigstens den Gerichtsmedizinern, die damit auch eine völlig unkenntliche Leiche auf Knopfdruck identifizieren können.

Der "VeriChip" ist ein Transponder in einem etwa 12mm langen Glaszylinder mit 2mm Durchmesser. Seine Größe erlaubt es, ihn auch in ambulanter Behandlung einzusetzen. Transponder übertragen Daten durch elektrische Induktion und brauchen daher keine Batterien. Die Reichweite hängt von der Stärke des elektrischen Impulses von außen ab und kann durchaus einige Meter betragen. Die sich daraus ergebenden Überwachungsszenarien rufen sicherlich Datenschützer auf den Plan, aber noch sind die Implantate ja freiwillig. (cgl)


Aus: "Chip-Implantierung bei Menschen" Clemens Gleich (heise online, 17.02.2002)
Quelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Chip-Implantierung-bei-Menschen-55744.html


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Quote[...] Ein kurzer Pieks. Ein kleiner Schmerz. Fertig. Es dauert keine zehn Minuten, dann ist ein reiskorngroßer Datenchip unter der Haut implantiert – und das Leben entscheidend verändert. Ärgerliche Alltagssituationen wie vergessene Schlüssel, liegen gelassene Geldbeutel oder abgelaufene Pässe sind dann Vergangenheit. Der Chip, meist in der Fingerkuppe eingepflanzt, überträgt alle notwendigen Daten und befreit von der Last des Erinnerns.

Mittlerweile haben sich Schätzungen zufolge weltweit schon mehrere hundert Menschen derartige Chips einsetzen lassen, gerade erst ein Mediamarkt-Manager auf offener Bühne. Aber welche Folgen hat diese Entwicklung? Schafft der Fortschritt mehr persönliche Freiheit oder schränkt er sie ein? Erhöht das die Sicherheit oder wird sie gefährdet?

All das sind wichtige Fragen, die sich nicht pauschal beantworten lassen. Klar aber ist, dass wir mit diesen Fragen konfrontiert werden. Auch wenn solche Chips noch kein Massenphänomen sind, so sind sie doch längst Gegenwart und keine Zukunft mehr. Die Digitalisierung hat den Körper unmittelbar erreicht. Und das nicht mehr nur für einen medizinischen Einsatz, wo ihr Nutzen einigermaßen unumstritten ist. Inzwischen wird die Digitalisierung für uns in jeglicher Hinsicht eine Herausforderung: unmittelbar technisch, kulturell, lebenspraktisch und auch ethisch.

In dem Moment, in dem die Digitalisierung ins Blut geht, in unser Innerstes vordringt, kommen alle Herausforderungen zusammen. Wir müssen Chancen und Risiken aufs Neue diskutieren. Die Frage ist, von welcher Warte aus wir das tun. Machen wir es wie so oft, wenn es in Deutschland um Digitales geht, aus der Position der (häufig unwissenden) Mahner und Skeptiker? Oder versuchen wir, den Chancen eine Chance zu geben?

Die Risiken liegen auf der Hand. Mithilfe dieser Chips lassen sich nicht nur Bewegungsprofile erstellen, was mit dem Smartphone auch geht, sondern gleich ganze Körperprofile. Das Intime wird überwachbar und rekonstruierbar. Aufregung, Körpertemperatur, Sexualleben, Essgewohnheiten, Schlaf wird alles messbar. Das kann gut sein für die gesundheitliche Kontrolle und schlecht, wenn es als Druckmittel eingesetzt wird - vom Arbeitgeber, von Versicherungen, Kriminellen oder auch diktatorischen Regimen. Es kann lebensbedrohlich werden, wenn der eigene Körper gehackt und fremdgesteuert wird.

Aber was heißt das: verbieten? Das ist im internationalen Rahmen unrealistisch. Besser wäre es, so viel Know-How aufzubauen, dass wir den Risiken begegnen können und dann die Chancen überwiegen. Die wenigsten technischen Entwicklungen lassen sich aufhalten, viele aber lassen sich steuern. Natürlich sind Politik und Gesellschaft gefordert, über Regeln und Standards zu diskutieren. Am Ende muss jeder individuell entscheiden, wie nah er das Digitale an sich heranlässt. Eine Pflicht zur Implantierung darf es nicht geben, sie wäre das Ende der persönlichen Freiheit. Allerdings fordert das derzeit niemand ernsthaft. Noch nicht. Vorstellbar ist aber, dass Implantate irgendwann den Ausweis ersetzen.

Die Diskussion um Körperchips führt uns einmal mehr vor Augen, wie sehr wir noch am Anfang der Digitalisierung stehen, wie tiefgreifend sie uns noch erreichen wird: mit dem autonomen Fahren, der Künstlichen Intelligenz – oder eben dem Cyborg von nebenan. Das ist allerdings kein gruseliger Science Fiction, sondern Realität. Der müssen wir uns stellen. Um die Debatte darüber ernsthaft und nicht nur angsterfüllt zu führen, sind Erfahrungen und Neugier wichtig. Die verschiedenen Ausprägungen der Digitalisierung sollten im Mittelpunkt einer politischen Diskussion stehen. Denn es geht darum, wie wir unsere Kinder befähigen, diese Debatte in den kommenden Jahrzehnten profund zu führen – ohne Angst und ohne Blauäugigkeit. Dann kann uns die Digitalisierung in Fleisch und Blut übergehen.


Aus: "Datenchips im Körper - Horror oder Hoffnung?" Christian Tretbar (22.05.2017)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/der-digitale-mensch-datenchips-im-koerper-horror-oder-hoffnung/19840472.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Um bombastische Titel waren Konzerne noch nie verlegen, am Donnerstag ist noch ein ganz besonderer hinzugekommen: Chief Cyborg Officer nennt sich Jens-Peter Labus, dem Chef der IT-Tochter von MediaMarkt-Saturn wurde ein kleiner Chip unter die Haut gesetzt. ,,Es hat ordentlich gezwickt, aber nach fünf Sekunden war es vorbei", sagt Labus. Noch kann man die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand sehen, wo der Chip von der Größe eine Reiskorns mit einer Spritze implantiert wurde. Nun kann Labus beispielsweise Türen öffnen, indem er einfach die Hand davor hält. Zumindest theoretisch jedenfalls.

Denn so richtig beeindruckend ist das Leistungsvermögen von Deutschlands erstem Chief Cyborg Officer noch nicht. Er trägt nun zwar einen Chip unter der Haut, doch damit sind noch keine Funktionen verknüpft. ,,Ich teste gerade, ob es eine Möglichkeit gibt, die Daten meiner Zugangskarte auf den Chip zu bringen", sagt Labus. ,,Dann müsste ich eine Plastikkarte weniger mit mir herumtragen."

Die Schweden sind da schon weiter. Seit gestern können Kunden der Staatsbahn SJ statt ein Ticket vorzuzeigen einfach ihr Implantat an das Lesegerät der Kontrolleure halten. ,,Es gibt in Schweden schätzungsweise 1500 bis 2000 Menschen mit einem Mikrochip", sagt ein SJ-Sprecher. Einige hundert davon arbeiten im Epicenter, einem Start-up-Zentrum in Stockholm, wo sie mit den Chips unter der Haut schon seit zwei Jahren Türen öffnen oder die Kopierer starten können. Einige hätten immer wieder bei der Bahn gefragt, ob sie nicht ihre digitalen Tickets ebenfalls auf die Implantate spielen können.

Andreas Sjostrom trägt ebenfalls schon seit einiger Zeit einen Chip in der Hand. Der IT-Spezialist benutzt ihn vor allem als Bordkarte. Vor anderthalb Jahren checkte er zum ersten Mal bei einem Flug von Stockholm nach Paris damit ein. Denn die schwedische Fluglinie SAS nutzt schon seit einiger Zeit die Funktechnik NFC, die auch zum kontaktlosen Bezahlen zum Einsatz kommt. Vorher mussten Vielflieger dafür einen Aufkleber mit NFC-Chip auf ihr Smartphone kleben. ,,Ich trage den stattdessen in der Hand", sagt Sjostrom.

Denn die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Kürzlich war er in Belgien auf Geschäftsreise und probierte seinen Chip im Hotel. An der Rezeption legte er seine Hand auf das Lesegerät und bat, den Zugangscode für sein Zimmer auf seinen Chip zu schreiben, statt wie üblich auf eine Plastikkarte. ,,Es hat funktioniert", sagt Sjostrom, der als Technikchef bei einer Tochter der IT-Beratung Capgemini arbeitet.

Aus Interesse für die technischen Möglichkeiten und für seine Kunden probiert er solche Szenarien aus. Trotzdem glaubt der Experte nicht, dass Chips unter der Haut im großen Stil Tickets, Zugangskarten oder Schlüssel ersetzen. ,,NFC-Chips zur Identifikation einzusetzen ist eine schlechte Idee", sagt Sjostrom. Er rät daher auch Unternehmen davon ab, solche Systeme in großem Stil einzuführen.

Denn die Technologie sei noch nicht soweit. Das Problem liegt darin, dass Chips meist nicht mehrere Anwendungen parallel ausführen können. Nachdem er ihn als Hoteltürschlüssel genutzt hatte, funktionierte beispielsweise der Boardingpass nicht mehr. Die entsprechenden Daten musste er erst einmal wieder mit dem Smartphone auf den Chip schreiben. Doch dann könnte er auch gleich sein Telefon nutzen. ,,Die Vorteile überwiegen noch nicht den Aufwand", sagt Sjostrom. Denn die Implantate lassen sich auch nur auf sehr kurze Entfernung auslesen. Teilweise müsse er am Flughafen auf dem Lesegerät mit der Hand drücken und reiben bis sie erkannt werden. Besonders hygienisch findet er das nicht.

,,Ich vergleiche die heutige Generation an Implantaten mit den ersten Apple-Computern aus Holz", sagt Patrick Kramer. Der Chef des Hamburger Unternehmens Digiwell ist einer der Pioniere für die Technologie in Deutschland. Bei ihm gibt es die Chips im Set mit Spritze schon ab 49 Euro. Wie viele er schon verkauft hat, will Kramer nicht verraten. Doch die Zahl dürfte noch überschaubar sein. "Weltweit tragen schätzungsweise 50.000 Menschen ein Implantat", sagt Kramer.

Auch der Chip von MediaMarkt-Manager Labus stammt von Kramer. ,,Es ist schwer vorherzusehen, ob und wann sich solche Implantate durchsetzen", sagt auch Labus. Doch er war über das Interesse erstaunt. Gleich 30 Mitarbeiter taten es ihm nach und ließen sich auch einen Chip einpflanzen. Es hätten sogar noch mehr sein können, doch Digiwell hatte nicht mit solch einem Ansturm gerechnet.

Denn auch Labus weiß genau, dass die Technik auch Ängste hervorruft. ,,Wenn eine Technologie die Haut durchdringt, verschiebt sich eine Grenze", sagt der 56-Jährige. Während bislang die Medizin vor allem genutzt wird, um körperliche Defekte zu beheben, träumen die Biohacker davon, ihren Körper technisch aufzurüsten.

Kritiker warnen jedoch vor der nächsten Stufe der Überwachung, auch wenn die derzeitigen Chips in der Regel nicht geortet werden können. Auch komplett sicher sind sie nicht, es gelang Hackern bereits, Daten der Chips im Vorbeigehen auszulesen.

Doch die Implantat-Fans setzen große Erwartungen in die kommenden Generationen von Chips. So schwärmt Kramer von einem Chip namens VivoKey: ,,Der erlaubt es seinem Benutzer, kryptographische Schlüssel im eigenen Körpern zu tragen". Identitätsdiebstahl und Datenklau sollen damit der Vergangenheit angehören.

Zudem könnten künftig die Implantate auch Blutzucker und andere Werte im Körper messen und beispielsweise vor Schlaganfällen warnen.

Auch Labus sagt, es brauche eine ,,Killer-App", damit sich wirklich genug Leute einen Chip einpflanzen lassen. ...


Aus: "Der digitale Schlüssel unter der Haut" Oliver Voß (22.05.2017)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/biohacker-bei-mediamarkt-der-digitale-schluessel-unter-der-haut/19839868.html

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Quote[...] Das Neurotechnologie-Unternehmen Neuralink hat erstmals ein Implantat in einen Menschen eingesetzt. Das hat Firmenchef Elon Musk auf seinem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) publik gemacht und ergänzt, dass erste Analysen gute Ergebnisse zeigen würden; die Person erhole sich gut. Anfangs sollen Menschen, die ihre Gliedmaßen nicht mehr gebrauchen können, über das Brain-Computer-Interface (BCI) Computer oder Mobiltelefone rein mit ihren Gedanken steuern können. Ziel sei es, dass Menschen wie der verstorbene Physiker Stephen Hawking darüber schneller kommunizieren können "als Schnellschreiber oder Auktionatoren", erklärt Musk noch.

Wenn Menschen sich bewegen oder einzelne Körperteile einsetzen, werden bestimmte Bereiche im Gehirn aktiv. Das Implantat von Neuralink soll diese Signale auffangen, entschlüsseln und an weitere Technik weitergeben. Damit sollen sich beispielsweise Mauszeiger an Computern bewegen lassen. Musk erklärte jetzt, dass erste Messungen nach der Einsetzung eine "vielversprechende Erkennung" neuronaler Aktivität zeigen. Weitere Details gibt es aber nicht, auch nicht zur Person, die das Implantat nun trägt. Selbst im Erfolgsfall kann es Monate dauern, den Einsatz des Geräts zu trainieren. Die klinische Studie von Neuralink ist auf insgesamt sechs Jahre ausgelegt.

Neuralink ist der Versuch an Menschen im Mai erlaubt worden, im Herbst hat die Firma die Suche nach Freiwilligen begonnen. Das Implantat hat 1024 Elektroden, die ein Roboter mithilfe einer extrem feinen Nadel mit dem Gehirn verbindet. Für die klinische Studie suchte Neuralink Patienten mit Tetraplegie – einer Querschnittslähmung, bei der Beine und Arme betroffen sind. Getestet werden sollte nicht nur das Implantat und die zugehörige Technik, sondern auch der spezielle Roboter, der es einsetzt. Vor dem klinischen Test wurde das Implantat jahrelang an Affen getestet. Dabei gab es eine Reihe von Skandalen, die auch Zweifel daran geweckt haben, ob Neuralink überhaupt mit Menschen testen darf.

Bevor die US-Arzneimittelbehörde FDA Neuralink schließlich die Erlaubnis erteilte, wurde bekannt, dass gegen Neuralink wegen möglicher Verstöße gegen Tierschutzgesetze ermittelt wird. Dabei ging es um den Verdacht, dass die Firma für ihre Experimente zu viele Tiere getötet hat; die Rede war von 1500 toten Versuchstieren, darunter über 280 Schafe, Schweine und Affen. Später wurde bekannt, dass die FDA mit der Technik des Neuralink-Implantats noch eine Reihe von Problemen hatte, die behoben werden mussten. Kritisch gesehen wurde etwa die eingebaute Lithium-Batterie; außerdem gab es die Sorge, dass Teile des einmal eingepflanzten Geräts in andere Regionen des Gehirns wandern. Die konnte Neuralink dann aber wohl rasch ausräumen.

Neuralink ist nicht das einzige Unternehmen, das Gehirnimplantate am Menschen, die durch Lähmungen beeinträchtigt sind, testet, aber sicher das bekannteste. Bisher konnte bereits die Wirksamkeit solcher Gehirn-Maschine-Schnittstellen anhand von ALS-Patienten nachgewiesen werden. Sie konnten mit den Implantaten auf einem Computer Textnachrichten schreiben und darüber kommunizieren. Musk hat für Neuralink aber deutlich weiter gehende Pläne: Der US-Milliardär verspricht sich und der Welt eine Hirn-Computer-Schnittstelle, die es Menschen ermöglicht, ihre kognitiven Fähigkeiten so zu erweitern, dass sie mit KI-Technik Schritt halten können.

(mho)


Aus: "Elon Musk: Neuralink pflanzt erstes Implantat in Menschen ein" Martin Holland (30.01.2024)
Quelle: https://www.heise.de/news/Elon-Musk-Neuralink-pflanzt-erstes-Implantat-in-Menschen-ein-9612459.html

https://www.heise.de/news/Elon-Musks-Neuralink-darf-jetzt-doch-Menschenversuche-aufnehmen-9066201.html

https://twitter.com/elonmusk/status/1752098683024220632

https://www.heise.de/news/Musks-Neuralink-sucht-erste-Probanden-fuer-Hirn-Computer-Schnittstelle-9310539.html

Quotebenjimaus
206 Beiträge seit 01.04.2001
30.01.2024 09:44

Die Hoffnung von Millionen ... Ich wünsche viel Erfolg
Wer querschnitts-gelähmt ist oder jemanden kennt kann allen diesen Firmen nur den größten Erfolg wünschen.


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