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[The Lordship of Moneygaming... ]

Started by Textaris(txt*bot), April 15, 2006, 05:07:44 PM

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Textaris(txt*bot)

#245
Quote[...] Da liegt Geld auf Konten und die Prüfer können nicht nachvollziehen, wo es herkommt. Der Supergau – für Wirecard und erst recht für dessen Chef Markus Braun. ... Wirtschaftsprüfer haben jetzt in den Zahlen milliardenschwere Unklarheiten entdeckt. Für Buchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro fanden sie keinen Nachweis, wo die Gelder herkommen oder ob sie überhaupt existieren. Laut Wirecard selbst geht es bei der Summe um ein Viertel der Bilanzsumme. Sowohl die Finanzaufsicht Bafin als auch die Münchner Staatsanwaltschaft kündigten an, den Fall prüfen zu wollen. ... Die Vermutung, dass das Zahlenwerk von Wirecard manipuliert worden ist, gibt es schon länger. Die Financial Times hatte mehrfach über dubiose Geschäfte vor allem bei Tochterfirmen in Asien berichtet. Vorstandschef Braun hatte das allerdings stets zurückgewiesen. Von ,,ungerechtfertigte Vorwürfen", sprach er, von Behauptungen, die ,,schlicht falsch" seien. Inzwischen klingt das etwas anders. ,,Ob betrügerische Vorgänge zum Nachteil der Wirecard AG vorliegen, ist derzeit unklar", lässt Braun am Donnerstag mitteilen. Wirecard erstatte Anzeige gegen Unbekannt. Weiterhin aber gilt: Statt als Täter sieht Braun sich als Opfer.

...  Bevor Braun 2002, kurz nach dem Platzen der Dotcomblase, zu Wirecard kam, war er Unternehmensberater bei KPMG – einer der Prüfungsgesellschaften, die sein Unternehmen heute mit ihren Berichten in Bedrängnis bringen.

Damals war Wirecard eine kleine Firma mit Schmuddelimage. Sie wickelte Zahlungen im Internet ab – weil es damals aber noch kein nennenswertes Onlineshopping gab, kamen die Kunden vor allem aus dem Porno- und Glücksspielbereich. Braun störte das nicht. Er hatte ohnehin eine andere Vision. Braun träumte von einem großen Zahlungsabwickler.

Er kaufte andere Firmen hinzu, brachte das Unternehmen durch die Übernahme eines börsennotierten Callcenter-Betreibers 2005 aufs Parkett. Der Erfolg schien Braun recht zu geben ebenso wie der steigende Aktienkurs. Binnen fünf Jahren kletterte er bis 2018 um 700 Prozent. Einige hat das reich gemacht – Braun eingeschlossen. Vor zwei Jahren dann war Wirecard so viel an der Börse wert, dass das Unternehmen die angeschlagene Commerzbank im Leitindex Dax ersetzte. Ob Wirecard angesichts des zuletzt massiven Kurseinbruchs im Dax verbleiben kann, ist offen.


Aus: "Dieser Mann steckt hinter dem Wirecard-Debakel" Carla Neuhaus (19.06.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vom-ehrgeiz-besessen-dieser-mann-steckt-hinter-dem-wirecard-debakel/25930006.html

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Quote[...] Es ist der vorläufige Höhepunkt in einem spektakulären Finanzkrimi. Nachdem der Bankdienstleister Wirecard die Veröffentlichung seiner Jahreszahlen mehrmals verschoben hat, muss er jetzt milliardenschwere Unklarheiten einräumen.

Abschlussprüfer haben für Guthaben in Höhe von 1,9 Milliarden Euro nicht die notwendigen Nachweise finden können. Das heißt: Sie können nicht nachvollziehen, wo das Geld auf den Konten herkommt. Damit steht der Verdacht im Raum, Wirecard könnte seine Zahlungen manipuliert haben.

Und zwar im großen Stil, denn es geht hier nicht um Peanuts, sondern um ein Viertel der gesamten Bilanzsumme. Das ist ein Skandal, der nicht nur dem Unternehmen schadet. Er belastet den gesamten Finanzplatz Deutschland.

Gerade schienen die Großbanken die Skandale der Vergangenheit abgehakt zu haben, da kommt Wirecard. Der Finanzkonzern mit Sitz bei München mag nun zwar seinen ausländischen Tochterfirmen die Schuld geben und Anzeige gegen Unbekannt stellen. Aus der Verantwortung wird sich Wirecard-Gründer und -Chef Markus Braun diesmal aber nicht so einfach stehlen können.

Da sind allein die vielen Kleinanleger, die Wirecard-Aktien gekauft haben. Deren Kurs ist am Donnerstag als Reaktion um mehr als 60 Prozent eingebrochen. Die Aktie, die einmal fast 200 Euro gekostet hat, ist weniger als 35 Euro wert. Wirecard gilt damit als Zockerpapier.

Dabei sind wohl die wenigsten der Kleinanleger Zocker. Vielmehr haben sie angenommen, in ein Unternehmen zu investieren, das als Vorbild für eine moderne Finanzbranche galt. Jetzt aber ergeht es ihnen wie einst den Telekom-Aktionären: Ihr Vertrauen ist verzockt.

Für eine Wirtschaftsnation, deren Bürger dem Aktienkauf ohnehin skeptisch gegenüberstehen, ist das eine schlechte Nachricht. Zumal Wirecard wie damals die Telekom keine windige Klitsche ist, sondern ein Dax-Konzern. Erst vor zwei Jahren ist der Dienstleister in die erste Börsenliga aufgestiegen und hat dort ausgerechnet die angeschlagene Commerzbank ersetzt. Beobachter sahen das als Beginn einer neuen Ära.

Gründer Markus Braun galt als Vordenker. Als einer derjenigen, die wie Amazon-Chef Jeff Bezos als Erste die Chancen des Internets erkannt haben. So hat Braun früh verstanden, dass die Menschen einmal online einkaufen und bezahlen wollen. Er war damit sogar so früh dran, dass seine ersten Kunden noch aus der Schmuddelecke kamen: aus der Porno- und Glücksspielindustrie. Heute hingegen wickelt Wirecard Zahlungen sowohl im Netz wie im stationären Handel für große Ketten ab. Hierzulande zum Beispiel für Aldi.

Eigentlich gehört solchen modernen Finanzdienstleistern die Zukunft. Schließlich dürfte in den nächsten Jahren noch sehr viel mehr Menschen mit Karte, per Smartphone oder im Netz bezahlen. Auch mit SAP hat man Wirecard deshalb bereits verglichen: Wie der Softwarekonzern ist Wirecard zu einem Techunternehmen herangewachsen, das international mitspielen kann.

Womöglich ist es aber eben dieser rasante Aufstieg, der dem Unternehmen nun zum Verhängnis wird. Schließlich werden die Konten, um die es nun geht, von zwei asiatischen Banken geführt. Hohe Strafzahlungen könnten deshalb bald auf den Anbieter zukommen ebenso wie Schadenersatzklagen.

Dabei haben sich auch die hiesigen Aufseher im Fall Wirecard nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Allen voran der deutschen Finanzaufsicht Bafin hätte schon viel früher auffallen müssen, dass dort Gelder auf Konten liegen, deren Herkunft zweifelhaft bis unbekannt ist.

Stattdessen aber hat sie sich anfangs sogar hinter das Unternehmen gestellt: Sie hat Journalisten der ,,Financial Times" angezeigt und ihnen Marktmanipulation vorgeworfen. Dabei hatte die britische Finanzzeitung als erste umfangreich über vorgetäuschte Umsätze und gefälschte Verträge bei Wirecard in Singapur berichtet. Nun zeigt sich, wie nah an der Realität sie damit waren.


Aus: "Wirecard belastet den Finanzplatz Deutschland" Ein Kommentar von Carla Neuhaus (18.06.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vertrauen-verzockt-wirecard-belastet-den-finanzplatz-deutschland/25928990.html

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Quote[...] Bei Wirecard fehlen 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz. Nun teilt das Unternehmen mit, dass es angebliche Konten mit dem Geld wahrscheinlich nicht gibt. Der Finanzdienstleister Wirecard geht inzwischen davon aus, dass die im Zentrum seines Bilanzskandals stehenden angeblichen Bankguthaben in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro nicht existieren. Der Vorstand nehme aufgrund weiterer Prüfungen an, dass die beiden bisher von Wirecard ausgewiesenen Guthaben auf asiatischen Treuhandkonten "mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen", schrieb das Unternehmen in einer in der Nacht zum Montag veröffentlichten Börsenmitteilung.

Die Summe entspricht nach Angaben des Unternehmens in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme.

Wirecard teilte nun ferner mit, dass es seine Einschätzungen des vorläufigen Ergebnisses des Geschäftsjahres 2019 sowie des ersten Quartals 2020 zurücknehme. Auch könnten mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorheriger Geschäftsjahre nicht ausgeschlossen werden.

Wegen des Skandals war am Freitag der Gründer und Chef von Wirecard, Markus Braun, mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Die Firma hatte zuvor ihren Jahresabschluss zum vierten Mal verschoben und mit dem möglichen Betrugsfall die Börse schockiert.

Wirecard war nach eigenen Angaben von den Abschlussprüfern darauf hingewiesen worden, dass für die Existenz der Bankguthaben über 1,9 Milliarden bei zwei asiatischen Banken keine ausreichenden Nachweise vorlägen. Die beiden kontenführenden Banken hätten mitgeteilt, dass "die betreffenden Kontonummern nicht zugeordnet werden konnten", hieß es. Es gebe Hinweise, dass ein Treuhänder "zu Täuschungszwecken" falsche Bestätigungen vorgelegt habe.

Verschiedene Medien, vor allem die "Financial Times", hatten Wirecard in den vergangenen Monaten mehrfach die Manipulation von Bilanzen vorgeworfen. Ex-Firmenchef Braun hatte dies stets bestritten. Eine durch den Aufsichtsrat in Auftrag gegebene Sonderprüfung durch KPMG sollte die Vorwürfe entkräften, die Prüfer fanden aber schwerwiegende Mängel bei internen Kontrollen sowie Hinweise darauf, dass es Unregelmäßigkeiten im Geschäft mit den Drittpartnern geben könne. (AFP, Reuters)


Aus: "Konten mit Wirecard-Milliarden existieren wohl nicht" (22.06.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bilanzskandal-bei-zahlungsdienstleister-konten-mit-wirecard-milliarden-existieren-wohl-nicht/25937636.html

QuoteBaBerlin 07:29 Uhr

Echt unfassbar. Jeder Selbständige würde von der Steuerprüfung bei einer Buchung ohne Belege dahingerafft werden. 1.900.000.000 nicht da und ohne Kontenbeleg in der Buchhaltung. 1. Wo sind die Buchhalter des Unternehmens ? 2. Wie bitte konnten Wirtschaftsprüfer ohne Belege jahrelang das Vorhandensein testieren ?


...

Textaris(txt*bot)

#246
Quote[...] Der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun wird wegen des Verdachts der Bilanzfälschung und der Marktmanipulation festgenommen, eine Untersuchungsrichterin lässt ihn nur gegen eine Millionenkaution frei. Der Fall des Startups zeigt, wie massiv der Finanzplatz Deutschland kollektiv versagt hat.

Wirecard-Milliarden sind verschwunden oder haben nie existiert. Milliarden an Börsenwert haben sich in Luft aufgelöst. Das Vertrauen in Aktien als Geldanlage ist erschüttert. Der traumhafte Aufstieg eines Startups endet mit einem spektakulären Crash.

Zur Erinnerung: Seit Jahren veröffentlicht die überaus renommierte "Financial Times" gut recherchierte Artikel, die Fragen zum Geschäftsmodell von Wirecard aufwerfen. Das Unternehmen wies die Berichte über angeblich vorgetäuschte Umsätze und gefälschte Verträge immer wieder zurück, sprach von Verleumdung und leitete juristische Schritte ein. Der Aktienkurs fuhr Achterbahn.

Doch nicht nur Wirecard sprach der Zeitung die Glaubwürdigkeit ab. Die deutsche Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin sprang dem Unternehmen zur Seite und verbot sogenannte Leerverkäufe, mit dem Investoren auf fallende Kurse wetten. Sie begründete das damit, dass das dadurch das Vertrauen in den deutschen Aktienmarkt ernsthaft bedroht sei. Das klang damals kurios, heute klingt das absurd.

Damit nicht genug. Die Bafin erstattete sogar Anzeige gegen Journalisten. Der Verdacht: Sie hätten mit Leerverkäufern gemeinsame Sache gemacht. So trug die Bafin dazu bei, dass Anleger weiter ihr Geld in Wirecard-Aktien steckten. Immerhin hat Bafin-Chef Felix Hufeld nun Fehler eingeräumt und das alles als "Desaster" bezeichnet.

Ganz anders Finanzminister Olaf Scholz. Erstaunlicherweise kommt er zu dem Schluss, dass die Aufsichtsorgane "sehr hart gearbeitet und ihre Aufgabe erfüllt" haben. Für eine stärkere Regulierung sei der Fall Wirecard kein Anlass.

Und dann sind da noch die Wirtschaftsprüfer, die Wirecard jahrelang bescheinigten, mit der Bilanz sei alles in bester Ordnung. Nicht zu vergessen die Analysten, die Wirecard als Erfolgsstory feierten und trotz aller Ungereimtheiten fröhlich die Aktie zum Kauf empfahlen. Dazu gesellen sich Fondsgesellschaften, die unverdrossen sehr viel Anleger-Geld in Wirecard-Aktien steckten - und damit versenkt haben.

Eine von ihnen kündigte an, Wirecard auf Schadenersatz zu verklagen. Es ist wie so häufig in der Finanzindustrie: Schuld sind immer die anderen.

Quelle: ntv.de


Aus: "Deutschland versagt als Finanzplatz gnadenlos" Ein Kommentar von Jan Gänger (Dienstag, 23. Juni 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/kommentare/Deutschland-versagt-als-Finanzplatz-gnadenlos-article21865959.html

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Quote[...] Wirecard ist zahlungsunfähig. Nach dem milliardenschweren Bilanzskandal stellte der Zahlungsdienstleister beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Dies teilte Wirecard selbst mit.

"Der Vorstand der Wirecard AG hat entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen", hieß es in der Mitteilung. Demnach werde auch geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Wirecard-Töchter gestellt werden müssen.

Die Wirecard-Aktie wurde für 60 Minuten vom Handel ausgesetzt.

Das Unternehmen aus München hatte in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstumstempo hingelegt und im September 2018 gar die Commerzbank aus dem Dax verdrängt. Zu Hochzeiten kostete die Aktie 200 Euro, kurz vor dem Insolvenzantrag waren es nur noch zehn Euro. Denn die Geschichte vom erfolgreichen Fintech aus Deutschland erwies sich als Illusion. Vor einer Woche verweigerten Wirtschaftsprüfer das Testat für die Bilanz, als sich herausstellte, dass Bestätigungen über Treuhandkonten in Höhe offensichtlich gefälscht waren. Die dort angeblich liegenden 1,9 Milliarden Euro gab es in Wirklichkeit wohl nie.

Als Folge hatten die Gläubigerbanken des Dienstleisters das Recht, Kredite in Höhe von zwei Milliarden Euro zu kündigen. 

Ende vergangene Woche war dann Wirecard-Chef Markus Braun zurückgetreten und hatte sich der Polizei gestellt. Die Staatsanwaltschaft München wirft ihm vor, mit weiteren mutmaßlichen Tätern die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen von Wirecard durch mutmaßliche Luftbuchungen aufgebläht zu haben. Braun ist inzwischen wieder frei gelassen worden, nachdem er eine Kaution in Höhe von fünf Millionen Euro gezahlt hatte. Zuvor hatte er einen Großteil seiner Aktien an dem Unternehmen abgestoßen.


Aus: "Wirecard: Verheerend" (25. Juni 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2020-06/wirecard-finanzmarkt-bilanzskandal-insolvenz-aktienmarkt-dax


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Laut Justizverwaltung kamen im Vorjahr von bundesweit 77.252 Hinweisen auf unrechtmäßige Immobilienkäufe nur acht Meldungen von Notaren. Die meisten Hinweise gaben demnach Banken. Wegen der hohen Wertstabilität bei gleichzeitig schwacher staatlicher Kontrolle und wenig Transparenz gilt der deutsche Immobilienmarkt seit Jahren als anfällig für Geldwäsche. In Berlin kommen noch starke Wertsteigerungen hinzu.

... Auch wenn Clan-Mitglieder in der Vergangenheit auf vielfältige Weise auffällig geworden sind und das Land inzwischen härter gegen sie vorgeht, machen sie im Spektrum der organisierten Kriminalität in Berlin nur einen Teil aus. Noch bedeutender sind osteuropäische Banden. Auch bei der Geldwäsche mit Immobilien gelten sie als kleine Fische. Gewichtiger sind internationale Firmennetzwerke mit Verbindungen in Offshore-Steuerparadiese. (Tsp, dpa)


Aus: "Berliner Task Force überprüft 25 Notare – und findet elf Verdachtsfälle" (23.07.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/kampf-gegen-geldwaesche-berliner-task-force-ueberprueft-25-notare-und-findet-elf-verdachtsfaelle/26030112.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Seit Tagen gab es Gerüchte, dass Juan Carlos I. Spanien den Rücken zukehren werde. Am Montagabend dann die offizielle Bestätigung: Das frühere königliche Staatsoberhaupt Spaniens, gegen das wegen mutmaßlicher Schwarzgeldkonten in der Schweiz ermittelt wird, packt die Koffer und verlässt das Land. Wohin der in Spanien in Ungnade gefallene König im Ruhestand übersiedeln wird, ist zunächst nicht bekannt.

Es ist kein freiwilliger Abschied, sondern eine weitere Abstrafung von Juan Carlos durch seinen Sohn, Felipe VI., der bereits Mitte März mit seinem Vater gebrochen hatte. Damals, als sich der Verdacht illegaler Geschäfte gegen Juan Carlos verdichtete, verkündete Felipe, dass er auf alle finanziellen Erbansprüche gegenüber seinem Vater verzichten werde. Außerdem strich er Juan Carlos die jährliche Zuwendung von nahezu 200.000 Euro.

Der Auszug des 82-jährigen Königs im Ruhestand aus dem Palast ist nun eine weitere Sanktion und kommt einem Rauswurf gleich.
In einer Erklärung Juan Carlos', die das Königshaus am Montagabend veröffentlicht, wird der Familienkrach hinter diplomatischen Floskeln verborgen. In dem Schreiben spricht Juan Carlos von einer ,,reiflich überlegten Entscheidung", mit welcher er die Monarchie vor weiteren Schaden bewahren wolle. Zu dem auf ihm lastenden Verdacht des Steuerbetrugs, der Geldwäsche und der Korruption geht er in dem Brief nicht ein.

Juan Carlos spricht in der kurzen Erklärung lediglich von ,,bestimmten vergangenen Ereignissen in meinem privaten Leben", die öffentliche Auswirkungen gehabt hätten. Mit seiner Abreise aus Spanien, so schreibt er in dem an den ,,lieben Felipe" gerichteten Dokument, wolle er dazu beitragen, ,,die Ausübung deines Amtes zu erleichtern".

Die Vorwürfe gegen Juan Carlos, die staatsanwaltliche Ermittlungen in Genf und in Madrid ausgelöst hatten, waren in den letzten Monaten zu einer schweren Belastung für Felipe geworden. Die Popularität des Königshauses ist in Umfragen auf einen Tiefpunkt gesunken.

,,Das Verhalten von Juan Carlos als Privatperson hat die Mehrheit der Spanier enttäuscht", kommentiert vor einigen Tagen Spaniens einflussreichste Tageszeitung ,,El País". Immer neue Dokumente, die den Medien zugespielt worden waren, untermauern den Verdacht, dass Juan Carlos jahrzehntelang Millionengelder auf Schweizer Geheimkonten versteckte.

Zudem gehen die Ermittler Hinweisen nach, wonach die Bankkonten mit Schmiergeldern gefüllt worden sein sollen. Hohe Summen, die Juan Carlos für die Vermittlung von Geschäften zwischen der spanischen Industrie und arabischen Ländern kassiert haben könnte.
Konkret geht es um Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium. In der sogenannten ,,Affäre um den Wüsten-Zug" ermitteln die für Korruption und Wirtschaftsdelikte zuständigen Behörden schon seit 2018. Im Jahr 2008 soll Juan Carlos Schmiergeld in Höhe von 100 Millionen US-Dollar aus Saudi-Arabien kassiert haben.

Juan Carlos war von 1975 bis 2014 Spaniens Staatsoberhaupt. 2014 musste er wegen der Auswirkungen eines anderen Skandals abdanken. Auslöser war damals eine luxuriöse Elefantenjagd in Botswana, bei der sich Juan Carlos die Hüfte gebrochen hatte. Dadurch kam heraus, dass er nicht von Königin Sofía, sondern von seiner bis dahin unbekannten Geliebten, der deutschen Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein, begleitet worden war.

Die Luxussafari fand zudem mitten in der spanischen Finanz- und Wirtschaftskrise statt, die Hunderttausende Familien in die Armut trieb.Seitdem ist es mit der Freundschaft zwischen den Beiden aus. Gerade erst sind neue Aufzeichnungen aufgetaucht, in denen die Ex-Geliebte gegenüber einem spanischen Polizeioffizier ihr Herz ausschüttet. In den Tonaufnahmen berichtet sie wenig Schmeichelhaftes über Juan Carlos, mit dem die Deutsche eine jahrelange Beziehung hatte.

Die Aufnahmen, die 2016 in dem Gespräch mit dem Polizeikommissar in London entstanden, wurden offenbar ohne ihr Wissen von dem Beamten gemacht und nun von der Online-Zeitung ,,OkDiario" veröffentlicht. Auf den Tonbändern, deren Echtheit bisher nicht angezweifelt wurde, plaudert die frühere ,,amiga" über die illegalen Praktiken Juan Carlos'. So habe er öfter, wenn er aus arabischen Staaten zurückgekehrt sei, große Mengen von Geld mitgebracht.

Die nicht deklarierten Summen habe er bei seiner Rückreise nach Madrid im Diplomatengepäck versteckt. Im Palast habe er sogar eine Geldzählmaschine gehabt. ,,Ich habe ihn das Geld zählen sehen. Er verhält sich dabei wie ein Kind." Juan Carlos sei ,,süchtig" nach Reichtümern: ,,Er ist besessen – von Gold, Diamanten und Uhren."

In den vergangenen Tagen war auch Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sánchez auf Distanz zu Juan Carlos gegangen, der in Spanien möglicherweise bald mit einer Anklage rechnen muss. ,,Es gibt keinen Raum für Straflosigkeit", sagte Sánchez. Auch nicht für einen alten König. (mit dpa)


Aus: "Juan Carlos verlässt wegen Korruptionsvorwürfen Spanien" Ralph Schulze (03.08.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/ex-geliebte-er-ist-suechtig-nach-reichtum-juan-carlos-verlaesst-wegen-korruptionsvorwuerfen-spanien/26062642.html

QuoteAuch-das-noch 19:43 Uhr

Wohin geht die Reise denn?

Lichtenstein? Vereinigte arabische Emrirate? Cayman Inseln?


QuoteKaiserVonChina 19:53 Uhr

    Antwort auf den Beitrag von Auch-das-noch 19:43 Uhr
    Ich denke mal, viele Spanier hoffen: Bermuda-Dreieck....


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Mattersburg/Wien – Die Commerzialbank Mattersburg soll laut einer Aussage von Ex-Bankchef Martin Pucher vor der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) schon faktisch pleite gewesen sein, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner Sonntagausgabe. Anfangs kleinere Bilanzfälschungen sollen schließlich zu einem nicht mehr sanierbaren Selbstläufer geworden sein.

Pucher wurde laut "profil" vor kurzem von der WKStA einvernommen. Dabei soll er ausgesagt haben, bereits 1992 mit Bilanzfälschungen begonnen zu haben – sonst hätte man dem Ergebnisdruck nicht standhalten können. Dann seien noch die verschärften Regulierungsvorschriften für Banken – "Basel I" und "Basel II" – dazugekommen. In frühen Jahren hätten die Bilanzfälschungen eine viel kleinere Dimension gehabt.

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) stellte den Geschäftsbetrieb der Bank am 14. Juli vor Mitternacht ein. Am Morgen des 15. Juli habe die FMA den Staatsanwälten eine fünfseitige Sachverhaltsdarstellung geschickt, der sich mit den bei einer Vorort-Prüfung der Nationalbank bei der Commerzialbank zutage getretenen Auffälligkeiten beschäftigte.

Die FMA habe laut dem Nachrichtenmagazin noch am selben Tag herausgefunden, dass angebliche Forderungen der Commerzialbank gegenüber der Oberbank und der Hypo Tirol von insgesamt rund 128,5 Millionen Euro offenbar nicht existierten. Beide Banken hätten laut der Sachverhaltsdarstellung bestätigt, "seit mehreren Jahren keine Geschäftsbeziehung" mit der Commerzialbank zu haben.

Eine Selbstbereicherung seines Mandanten habe Puchers Anwalt zuletzt vehement ausgeschlossen. In einer am 16. Juli durch einen Wirtschaftsexperten der WKStA erstellten, erste Analyse zu den Vorwürfen, heiße es: Die Erkenntnislage lasse "keine abschließende Beurteilung dahin gehend zu, ob durch die fingierten Kredite Zahlungsmittelabflüsse für eigene oder fremde Zwecke verursacht wurden".

Am Nachmittag des 15. Juli habe Puchers Anwalt Norbert Wess der WKStA einen Schriftsatz übermittelt. Darin werde bestätigt, dass es zu Fehldarstellungen in den Jahresabschlüssen der Commerzialbank gekommen sei. Pucher übernehme für sein Handeln die volle Verantwortung und sei bereit, die Behörden in jeder Hinsicht zu unterstützen und "proaktiv und unumwunden an einer umfassenden und schonungslosen Aufarbeitung des Sachverhalts mitzuwirken".

Die WKStA habe angeordnet, Gelder auf Konten von Pucher und einer mitbeschuldigten Ex-Vorständin sicherzustellen. Bei den Vorstandsmitgliedern der Commerzialbank und in den Büros des SV Mattersburg, dessen Obmann Pucher jahrelang war, wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Laut "profil" wurden bei einem Commerzialbank-Manager, der selbst gar nicht als Beschuldigter gelte, "zu Zwecken der Vermögenssicherung" Bargeldbeträge in Höhe von etwa 8.500 Euro sowie einige Schmuckgegenstände und eine Münzsammlung mit derzeit noch unbestimmtem Wert sichergestellt. (APA, 8.8.2020)


Aus: "Mattersburg-Bank war schon vor 20 Jahren faktisch pleite" (8. August 2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000119245680/mattersburg-bank-war-schon-vor-20-jahren-faktisch-pleite

Quote
Gunnery Sergeant Hartman

Also man kann in einem solch hoch reguliertem und kontrolliertem Sektor 20 Jahre insolvent sein und niemandem fällt das auf?!


Quote
Gert Weihsmann

Einladung an die Allgemeinheit.

Der Präsident lädt ein - Motto: "Zwanzig Jahre pleite. Und niemand weiß es."

Wann: Heute natürlich.
Wo: Auf dem Gelände der Commerzialbank (vulgo Pappelstadion Mattersburg).

Aus dem Festprogramm:
"Sie wünschen - wir singen!" - Chor der Betriebsblinden von der Finanzmarktaufsicht

Freundschaftsspiel SV Mattersburg (Kampfmannschaft) vs. Barcelona (Miniknaben)

In der Pause: Martin Pucher erzählt unanständige Witze aus dem Leben seiner Gläubiger

Nach dem Elfmeterschießen: Konzert von Elton John, Helene Fischer & Marilyn Manson (gleichzeitig, weil ich es mir leisten kann)

Gleich danach: Internationales Geldsackweitwerfen und Golddukatenregen für alle.

Um 24 Uhr: Mein kleines Geständnis und volle Kooperationsbereitschaft mit den Behörden.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat gegen zwei ehemalige Geschäftsführer und vier weitere, teilweise ehemalige Mitarbeiter einer Mainzer Bank Anklage vor dem Landgericht Mainz erhoben. Ihnen wird vorgeworfen, die Herkunft von Geldern in Höhe von insgesamt rund 160 Millionen Euro verschleiert zu haben, wie die Behörde mitteilt. Der Tatvorwurf lautet auf gemeinschaftlich begangene banden- und gewerbsmäßige Geldwäsche. Laut "Handelsblatt" soll es sich bei der Bank um die North Channel Bank handeln.

Hintergrund des Verfahrens sind Ermittlungen dänischer und belgischer Behörden gegen eine international agierende Gruppe wegen banden- und gewerbsmäßigen Steuerbetrugs. Die Ermittler in den Nachbarländern werfen der Gruppe vor, den Finanzbehörden Aktiengeschäfte vorgetäuscht zu haben. Von den 160 Millionen Euro sollen sieben Millionen Euro zum Nachteil des belgischen Fiskus erlangt worden sein, der Rest zum Nachteil der dänischen Behörden.

Die Beschuldigten sollen gegenüber den dänischen Behörden angegeben haben, dänische Aktien gekauft und am Dividendenstichtag Dividenden erhalten zu haben, von denen die dänischen Finanzbehörden eine Quellensteuer einbehalten hätten. Tatsächlich habe es diese Aktiengeschäfte nie gegeben.

Die in Dänemark Beschuldigten sollen wahrheitswidrig gegenüber dem dänischen Fiskus behauptet haben, dass die Inhaber der Aktien US-Gesellschaften seien, die in den USA besteuert würden. Wegen eines bestehenden Doppelbesteuerungsabkommens hätten sie Anspruch auf Rückerstattung der angeblich gezahlten Quellensteuer.

Der Schaden für den dänischen Staat durch die Steuerrückerstattungen zwischen 2012 und 2015 beläuft sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft Koblenz auf einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag. Durch die Taten seien US-Pensionsfonds begünstigt worden.

Einige dieser Fonds unterhielten laut Anklage Konten bei einer Bank in Mainz. Über diese Konten seien erschlichene Rückerstattungsbeträge weitergeleitet worden. Die Angeschuldigten im Verfahren der Koblenzer Staatsanwaltschaft sollen gewusst haben, woher das Geld stammt, und es zwischen Februar 2015 und Mai 2017 von Mainz aus auf Konten verschiedener Firmen in unterschiedlichen Ländern weitergeleitet haben, um die Herkunft zu verschleiern.

Ursprünglich wurde in dem Komplex gegen sieben Verdächtige ermittelt. Das Verfahren gegen eine weitere Mitarbeiterin der Bank wurde aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Die beiden ehemaligen Geschäftsführer befinden sich seit Anfang Februar in Untersuchungshaft.

Quelle: ntv.de, chf/AFP


Aus: "160 Millionen Euro verschleiert Ex-Banker wegen Geldwäsche angeklagt" (Dienstag, 11. August 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Ex-Banker-wegen-Geldwaesche-angeklagt-article21966728.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im milliardenschweren Bilanzskandal beim Dax-Konzern Wirecard fahndet das Bundeskriminalamt (BKA) öffentlich nach dem flüchtigen Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek. Der österreichische Manager war bis Juni 2020 Vorstandsmitglied bei Wirecard, einem Dienstleister für bargeldlose Zahlungen an Ladenkassen und im Internet.

,,Aufgrund der derzeitigen Ermittlungsergebnisse wird ein Aufenthaltsort des Gesuchten im Ausland für sehr wahrscheinlich gehalten", teilte das BKA am Mittwoch in Wiesbaden mit. Der Fall werde Thema bei der ZDF-Sendung ,,Aktenzeichen XY... ungelöst".

Marsalek wird verdächtigt, zusammen mit anderen Beschuldigten die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen durch Scheingeschäfte aufgebläht zu haben, um so das Unternehmen finanzkräftiger und für Investoren und Kunden attraktiver darzustellen. Die Ermittler verdächtigen ihn des besonders schweren Falls der Untreue und des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Banken und Investoren über drei Milliarden Euro verloren haben könnten.

Wirecard hatte Scheinbuchungen in Höhe von mutmaßlich 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, die der Konzern in seiner Jahresbilanz 2019 auf der Habenseite bilanzieren wollte - das Ergebnis wahrscheinlich nicht existierender Luftgeschäfte mit Subunternehmern in Südostasien und im Mittleren Osten. (dpa)


Aus: "BKA fahndet öffentlich nach Wirecards Ex-Manager Marsalek" (12.08.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bilanzskandal-bei-finanzdienstleister-bka-fahndet-oeffentlich-nach-wirecards-ex-manager-marsalek/26089460.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Deutsche Banken, Finanzinstitute, aber auch Notare oder Immobilienmakler melden immer mehr Verdachtsfälle von Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Das geht aus dem neuen Jahresbericht für 2019 des Financial Intelligence Unit (FIU) hervor, der an diesem Dienstag veröffentlicht wird und dem Tagesspiegel vorab vorlag. Nach der Aufstellung der zum Zollkriminalamt gehörenden Behörde liefen im vorigen Jahr insgesamt 114.914 Meldungen ein mit insgesamt 355.000 verdächtigen Transaktionen.

Von den Meldungen entfielen 98 Prozent auf den Finanzsektor, vor allem Banken und Finanzdienstleister. Allerdings erhöhte sich die Zahl der Meldungen aus dem ,,Nichtfinanzsektor", der mittlerweile stärker unter Beobachtung genommen wird, von knapp 600 auf mehr als 1500.

Darunter fallen neben Notaren, Maklern und Anwälten auch die Veranstalter von Glücksspielen. Laut FIU registrieren sich immer mehr Geschäftstreibende in diesen Sektoren bei der Behörde als sogenannte Verpflichtete.

Der Chef der Einheit, Christof Schulte, sagte dem Tagesspiegel: ,,Wir werden 2020 noch deutlich mehr Meldungen haben als im vorigen Jahr." Die FIU strebe an, angesichts der wachsenden Herausforderungen und Registrierungspflichten vom Bundestag noch zusätzliche Stellen genehmigt zu bekommen.

Gut ein Drittel der Verdachtsfälle, die 2019 zusammenkamen, waren rein innerdeutsche Vorgänge. Viele verdächtige Transaktionen mit Auslandsbezug betrafen Frankreich – häufig im Zusammenhang mit der Eröffnung von Konten bei deutschen Internetbanken in betrügerischer Absicht. Zu den Ländern mit mehr als tausend verdächtigen Transaktionen gehörten die Niederlande, die Schweiz, die Türkei, Russland, China, die USA, Italien und Großbritannien.

Die FIU ist für das Sammeln und Sichten der Verdachtsmeldungen zentral zuständig und untersteht Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Nach einer Bewertung durch die Einheit werden Meldungen an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet. Zuletzt wurde die FIU auch im Wirecard-Skandal zum Thema.


Aus: "Verdachtsfälle wegen Geldwäsche erreichen Rekordstand" Albert Funk (18.08.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/jahresbericht-der-financial-intelligence-unit-verdachtsfaelle-wegen-geldwaesche-erreichen-rekordstand/26101800.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der frühere Investmentbanker ist bekannt für seine Vorliebe für einen luxuriösen Lebensstil. So wurde er standesgemäß auf der Jacht des exilierten chinesischen Oligarchen Guo Wengui verhaftet.


Aus: "Erwischt" Ralf Neukirch, Washington (21.08.2020)
Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausland/stephen-bannon-der-tiefe-fall-des-ex-trump-beraters-a-569763e0-b7e4-459a-831b-81860e0db6ab

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Quote[...] Braun gebrannt und mit von der Sonne ausgeblichenem Haar kam Steve Bannon am Donnerstag aus dem Gerichtsgebäude in Manhattan. Diesen Sommer hatte er bislang hauptsächlich auf der Yacht des chinesischen Milliardärs Guo Wengui verbracht. Dort, vor der Küste von Connecticut, wurde er auch festgenommen – und zwar von der Küstenwache und Ermittlern der Post, deren polizeilicher Arm seit dem 18. Jahrhundert eine ähnliche Rolle übernimmt wie in Deutschland der Zoll. Der Vorwurf: Bannon soll aus seinem privaten Verein ,,We the People Build the Wall" (,,Wir, das Volk, bauen die Mauer") und einer weiteren Organisation privat Spenden abgezweigt haben. Dafür droht dem ehemaligen Chefstrategen von Donald Trump nun eine Haftstrafe. Erst einmal kam er aber mit Hilfe einer Millionen-Kaution wieder frei.

Das private Mauer-Projekt war eigentlich nicht Bannons Idee. Es wurde aber nach seinem Zerwürfnis mit Donald Trump zu einem der Felder, auf dem der ehemalige Banker nach politischer Relevanz suchte. Im Dezember 2018 hatte der Irak-Veteran Brian Kolfage die Idee für die private Mauerbau-Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform ,,GoFundMe". Nach zwei Jahren im Amt hatte Trump in Sachen Mauer zu Mexiko noch nicht viel vorzuweisen gehabt. Im Kongress bekam er die erforderlichen Mittel nicht zusammen, und dass Mexiko für die Grenzbefestigungen zahlen sollte, hatte sich zwar als Wahlkampfslogan gut verkauft, wurde aber letztlich zu einem der Misserfolge der Präsidentschaft. Viele Trump-Anhänger, die auf seinen Veranstaltungen ,,Baut die Mauer" riefen, waren enttäuscht, dass es nicht voranging.

Kolfage konnte von dieser Stimmung profitieren. Bei ,,GoFundMe" versprach er, dass ,,hundert Prozent" der Spenden in den Bau der Mauer zu Mexiko fließen würden. Ursprünglich wollte der Kriegsveteran das Geld der Regierung geben. Die Aktion war bald ein Hit unter Konservativen – und es dauerte nicht lange, bis die ersten 20 Millionen Dollar zusammenkamen. Die ,,GoFundMe"-Betreiber wollten nun wissen, wie Kolfage das Geld den Behörden zukommen lassen werde. Der Veteran sollte eine seriöse Nicht-Regierungsorganisation finden, die das für ihn organisieren könnte.

Kolfage holte Bannon ins Boot – und der übernahm laut der Anklage schnell einen Großteil der Kontrolle über die Finanzen und die Botschaften der Mauer-Kampagne. Fortan sollte das Geld nicht mehr an die Trump-Regierung gehen, sondern an die neue Organisation namens ,,We the People Build the Wall". Die sollte sich Land sichern und privat eine Mauer bauen – dieses neue Konzept hielt viele Spenderinnen und Spender nicht ab. Kolfage versprach abermals, ,,nicht einmal einen Penny" von dem Geld zu nehmen. Niemand im Vorstand werde bezahlt. Bis Ende 2019 kamen so 25 Millionen Dollar zusammen.

Die Staatsanwaltschaft in New York wirft Bannon und Kolfage sowie zwei weiteren Mitstreitern nun vor, dass sie Hunderttausende Dollar abzweigten, zum Teil über weitere Organisationen. Kolfage soll allein 350.000 Dollar eingesteckt haben, die er für Luxusgegenstände und andere persönliche Ausgaben verwendet haben soll. Bannon soll über eine weitere von ihm gegründete Organisation bis zu eine Million Dollar erhalten haben.

Bannon schimpfte am Donnerstag, die Anklage sei ein ,,Fiasco" und nur dazu gedacht, die Menschen vom Bau der Mauer abzuhalten. Den Anhängern von Trump hatte er stets vor allem eine Botschaft verkaufen wollen: Dass er und der Immobilienunternehmer für den ,,kleinen Mann" kämpften. Über sein Magazin ,,Breitbart" sagte Bannon einmal, er und seine Kollegen dort verstünden sich als ,,vehement gegen das Establishment gerichtet" und als Gegner der ,,politischen Klasse". Bannon schimpfte auch gern auf die Wall Street, wo er einst für die Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet hatte. Die Banker hätten den Bailout nach der Finanzkrise 2008 nicht verdient, weil sie sich nur bereichern wollten, sagte Bannon etwa in einem Vortrag im Jahr 2014. Damals warf er auch den Republikanern vor, eine Partei des Establishments und der Gier zu sein, ,,eine Ansammlung von miteinander unter einer Decke steckenden Kapitalisten, die glauben, dass für sie andere Regeln gelten".

Im September 2017, nachdem er sich mit Trump überworfen und das Weiße Haus verlassen hatte, sagte Bannon in einem Fernsehinterview, dass die neue Regierung sich bald nach der Vereidigung mit eben diesem ,,Establishment" verbündet habe. Er selbst dagegen bleibe ein ,,Straßenkämpfer". Als Bannon für dessen Buch ,,Feuer und Zorn" auch noch ausführlich mit dem Autor Michael Wolff sprach, schien er für Trump endgültig unten durch zu sein. Der Präsident bezeichnete seinen ehemaligen Vertrauten als ,,verrückt geworden", auch prominente Unterstützer wie der Milliardär Robert Mercer wandten sich von ihm ab.

Diese Konflikte kamen Trump nun gelegen, als er sich am Donnerstag über die rechtlichen Schwierigkeiten seines ehemaligen Vertrauten äußern sollte. Er habe seit langer Zeit nicht mehr mit Bannon zu tun gehabt, beteuerte Trump. Die zentrale Funktion, die der ehemalige ,,Breitbart"-Chef für Trumps Wahlkampf, seine inhaltlichen Schwerpunkte und die ersten Monate seiner Amtszeit gehabt hatte, spielte der Präsident herunter. Das private Mauer-Projekt habe er nicht richtig gefunden und für ,,reine Show" gehalten, so Trump – schließlich müsse die Regierung die Mauer bauen. Manche Beobachter glauben, dass Bannon den Präsidenten entgegen dessen Beteuerungen aber weiterhin gelegentlich beriet. Und Bannon soll Freunden gegenüber damit geprahlt haben, Trump höre seinen neuesten Podcast, ,,War Room: Pandemic".

Viele Menschen aus Trumps Umfeld unterstützten Bannons Mauer-Projekt auch direkt. Der Rechtsberater des Mauerbau-Vereins war etwa Kris Kobach, ehemaliger Innenminister von Kansas und ein Einwanderungs-Hardliner, der kürzlich seine innerparteiliche Vorwahl für einen Sitz im Senat verlor. Er gilt als einer von Trumps loyalsten Unterstützern und behauptete Anfang 2019 laut der ,,New York Times", das private Mauer-Projekt habe Trumps ,,Segen". Sohn Donald Trump Jr. lobte die Aktion 2018 als ,,phantastisch" und eine ,,wichtige Graswurzel-Angelegenheit".

Eine Firma, die Bannons Verein für seine private ,,Mauer" engagierte, soll zudem auch an Trumps Mauer beteiligt sein. Nach Angaben der ,,Washington Post" soll der Präsident selbst einem Tochterunternehmen von ,,Fisher Industries" den betreffenden Vertrag mit dem Ingenieur-Corps der Armee verschafft haben. Das Auftragsvolumen liegt nach diesem Bericht bei 400 Millionen Dollar. In Bannons Prozess wird es aber nur um seine eigenen Verfehlungen gehen und nicht um seine Verbindungen zu Trump. Doch wieder einmal spekulieren Trumps Gegner darauf, dass ein Präsidenten-Intimus in rechtlichen Schwierigkeiten auch über den Präsidenten ,,auspacken" könnte.



Aus: "Steve Bannon angeklagt : Doch kein Kämpfer für die kleinen Leute" Frauke Steffens, New York (21.08.2020)
Quelle: https://www.faz.net/2.1677/steve-bannon-angeklagt-vorwurf-der-veruntreuung-von-spenden-16914706.html


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Quote[...] Ein Datenleak des US-Finanzministeriums offenbart gravierende Probleme bei der Bekämpfung von Geldwäsche.

Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Recherche internationaler Medienpartner, die unter dem Namen FinCEN-Files veröffentlicht wurde und an der in Deutschland Buzzfeed News, NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung beteiligt waren. Demnach wickelten renommierte Banken aus aller Welt über Jahre hinweg dubiose Geschäfte ab, umgingen Anti-Geldwäsche-Vorkehrungen und ermöglichten damit Korruption und Kriminalität. Trotz strenger Regularien hätten sie etwa mutmaßliche Mafiosi, Millionenbetrüger und sanktionierte Oligarchen als Kunden akzeptiert und für diese Überweisungen in Milliardenhöhe ausgeführt. Auch die Deutsche Bank soll demnach Profite mit zweifelhaften Kunden gemacht haben, nachdem sie bereits in den USA wegen Geldwäsche-Verstößen sanktioniert worden waren.

Das Unternehmen selbst sprach von ,,kriminellen Handlungen von Einzelpersonen". Diese habe man umfassend untersucht, den Aufsichtsbehörden gemeldet und personelle Konsequenzen bis in die Vorstandsebene hinein gezogen.


Aus: "FinCEN-Files: Datenleck beim US-Finanzminister offenbart Geldwäsche-Versagen" (20. September 2020)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/fincen-files-datenleck-beim-us-finanzminister-offenbart.1939.de.html?drn:news_id=1174890

The FinCEN Files are a set of 2657 documents leaked from the Financial Crimes Enforcement Network, a bureau of the United States Department of the Treasury that collects and analyses information to combat money laundering, terrorism financing, evasion of economic sanctions and other financial crimes.
https://en.wikipedia.org/wiki/FinCEN_Files

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#255
Quote[...] Spendengelder für Luxusappartements und ein internationaler Haftbefehl wegen Veruntreuung: Der Vatikan steckt tief in einem Finanzskandal. Im Mittelpunkt steht ein mittlerweile in Ungnade gefallener Kardinal. Jetzt ist der Fall um eine Verhaftung reicher.

Im Zusammenhang mit dubiosen Geldströmen im Vatikan wurde eine italienische Managerin festgenommen. Die 39-jährige Expertin für Geopolitik soll engen Kontakt zu dem in Ungnade gefallenen Kardinal Becciu gehabt haben. Die Frau ist aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Laut Medien wurde sie bereits am Dienstag in Mailand gefasst.

Nach Angaben der Tageszeitung "La Repubblica" wurde sie wegen Veruntreuung gesucht. Vergangene Woche hatte die Managerin der Zeitung "Corriere della Sera" gesagt, sie habe 500.000 Euro von Kardinal Angelo Becciu erhalten. Das Geld sei für geopolitische Beratungsarbeit an ein von ihr in Slowenien registriertes Unternehmen gezahlt worden, nicht für Designer-Handtaschen und andere Luxusgüter, wie die italienische Fernsehsendung "Le Iene" behauptet hatte. Der Skandal war nach dem Rücktritt des Kardinals bekannt geworden.


Aus: "Festnahme im Vatikan-Skandal" (Donnerstag, 15. Oktober 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Festnahme-im-Vatikan-Skandal-article22102088.html

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Quote[...] Nach einem gewittrigen Tag hatte der Himmel über Rom aufgeklart, da ging am Abend unerwartet ein Blitz nieder. Er traf Giovanni Angelo Becciu, den Präfekten der Heiligsprechungskongregation. Das vatikanische Presseamt teilte mit, Papst Franziskus habe ihn von seinem Amt entbunden und zugleich seinen Verzicht auf "die mit der Kardinalswürde verbundenen Rechte" angenommen. Gründe nannte der Vatikan nicht.

Franziskus hatte Becciu erst 2018 an die Spitze der Heiligsprechungsbehörde berufen und zum Kardinal kreiert. Zuvor war er sieben Jahre Substitut des Staatssekretariats und somit für zentrale personelle und finanzielle Angelegenheiten in der Kirchenleitung zuständig. Der 72-jährige Sarde galt als machtbewusst. Unter anderem ging er mit dem damaligen vatikanischen Wirtschaftschef Kardinal George Pell offen in einen Konflikt um Kompetenzen bei der Vermögenskontrolle. Auch am Rücktritt des vatikanischen Wirtschaftsprüfers Libero Milone 2017 war er beteiligt.

Becciu ist im Vatikan ausgezeichnet vernetzt. Umso erstaunlicher, dass aus seinem verzweigten Umfeld keine Hinweise auf den bevorstehenden Sturz drangen. Das lässt denken, dass der Wink zum Rücktritt unvermutet und von ganz oben kam. Zufällig erscheint das italienische Magazin "L'Espresso" dieses Wochenende mit einer Investigativgeschichte, nach der Becciu seine Position im Staatssekretariat nutzte, um eigene Familienangehörige bei fragwürdigen Sozialprojekten finanziell zu unterstützen. Die Vorwürfe sind nicht überprüfbar. Aber es entsteht der Eindruck, der Vatikan wollte dem Mediencoup zuvorkommen.

In die Zeit Beccius als Substitut fällt eine unglücklich verlaufene Investition einer dreistelligen Millionensumme in eine Immobilie in London. Dabei vertraute der Vatikan Recherchen zufolge weitgehend auf einzelne italienische Geschäftsfreunde wie die Finanzmanager Raffaele Mincione und Enrico Crasso. Offenbar flossen auch Spenden, die für mildtätige Zwecke gedacht waren, in das teuer bezahlte Geschäftshaus in der Sloane Avenue. Das Staatssekretariat braucht verzweifelt Renditen.

Inzwischen ermittelt die vatikanische Staatsanwaltschaft gegen Mitarbeiter des Staatssekretariats und der vatikanischen Finanzaufsicht sowie gegen italienische Banker. Es geht um Veruntreuung, Betrug, Geldwäsche, Korruption. Becciu gehört nicht zu den offiziell Beschuldigten. Eine Antwort auf die Fragen, welche Rolle er bei den Investitionen spielte und ob er als früherer Substitut die Verantwortung übernehmen würde, lehnte Becciu gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im Oktober 2019 ab.

In der Kurie heißt es, dass ein Kardinal der heiligen römischen Kirche wegen Versäumnissen im Amt vor ein Vatikangericht komme, sei aus theologischen Gründen eigentlich undenkbar. So mussten sich in einer Affäre um eine 700-Quadratmeter-Ruhestandswohnung für Ex-Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone mehrere Personen juristisch verantworten, nicht jedoch der Bauherr Bertone.

Becciu darf sich jetzt ebenfalls nach einem Alterssitz umsehen. Hinter dem promovierten Kirchenrechtler liegen 36 Jahre Kuriendienst, eine glänzende Laufbahn als Vatikandiplomat in Afrika, Europa, Neuseeland und den USA, dann als Nuntius in Angola, Sao Tome und Principe und schließlich Kuba. 2011 gab Benedikt XVI. ihm das Amt des Substituten, den dritthöchsten Posten der Kirche. Als der Malteserorden 2017 in einer Leitungskrise steckte, machte Franziskus Becciu zu seinem Sondergesandten.

Dass ein Kardinal in dieser Weise demissioniert, war vor 2015 äußerst selten. Damals verzichtete der schottische Kardinal Keith O'Brien (1938-2018) wegen "unangemessenen Verhaltens" gegenüber Seminaristen freiwillig auf Rechte und Privilegien eines Kardinals. 2018 verlor der US-Amerikaner Theodore McCarrick (90) die Kardinalswürde im Zusammenhang mit Vorwürfen früherer sexueller Übergriffe.

Mit dem Verzicht auf die Kardinalsrechte ist Becciu praktisch jenen Purpurträgern gleichgestellt, die das 80. Lebensjahr vollendet haben und damit weder an einem Konklave teilnehmen noch weiter ihre Ämter ausüben. Bis Dienstag zählt der Kreis der Papstwähler nun noch 121 Kardinäle, nach dem altersbedingten Ausscheiden von Lorenzo Baldisseri dann 120.

Becciu hatte Einfluss und machte sich damit viele Freunde. Den Job als Heiligsprechungspräfekt ist er los. Der Ruf als Märtyrer wird nicht auf sich warten lassen.


Aus: "Unheiliger Abgang eines Kardinals: Die Causa Becciu" Burkhard Jürgens (KNA, Vatikanstadt - 25.09.2020)
Quelle: https://www.katholisch.de/artikel/26999-unheiliger-abgang-eines-kardinals-die-causa-becciu

Giovanni Angelo Becciu
https://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Angelo_Becciu

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QuoteEnno Lenze @ennolenze

,,Der Mord an einer Journalistin stürzte Malta in eine Krise. Nun kommt heraus: Die Regierung war Teil des Komplotts." - was in einem EU Land alles möglich ist.

6:45 PM · Oct 15, 2020


https://twitter.com/ennolenze/status/1316782369341399040


"Daphne Caruana Galizia: Wer steckt hinter ihrem Tod?" (15. Oktober 2020 DIE ZEIT Nr. 43/2020)
Der Mord an einer Journalistin stürzte Malta in eine Krise. Nun kommt heraus: Die Regierung war Teil des Komplotts.
Von Holger Stark und Fritz Zimmermann
https://www.zeit.de/2020/43/daphne-caruana-galizia-malta-journalistin-mord-korruption-regierung-kronzeuge

Daphne Caruana Galizia (* 26. August 1964 als Daphne Anne Vella in Sliema; † 16. Oktober 2017 in Bidnija) war eine maltesische Journalistin und Bloggerin. Sie war für ihre investigative Arbeit bekannt und dafür, kontroverse und heikle Informationen offenzulegen. Im Oktober 2017 wurde sie durch ein Attentat mit einer in oder an ihrem Auto platzierten Bombe ermordet. ... Caruana Galizia war die maltesische Partnerin des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) bei der Auswertung der Panama Papers. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Daphne_Caruana_Galizia


Als Panama Papers [ˈpanaˌmaː ˈpeɪpəʳz] (deutsch Panama-Papiere) werden vertrauliche Unterlagen des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca bezeichnet, die infolge eines 2,6 Terabyte großen Datenlecks am 3. April 2016 an die Öffentlichkeit gelangten. Nach Einschätzung der beteiligten Medien belegen die Unterlagen legale Strategien der Steuervermeidung, aber auch Steuer- und Geldwäschedelikte, den Bruch von UN-Sanktionen sowie andere Straftaten durch Kunden von Mossack Fonseca. Die Enthüllungen haben in zahlreichen Ländern zu Ermittlungen gegen Politiker und andere Prominente geführt und öffentliche Debatten über Steuerschlupflöcher, Briefkastenfirmen, Steueroasen, Steuerdelikte und Steuermoral ausgelöst.
https://de.wikipedia.org/wiki/Panama_Papers

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#257
Quote[...] Im Fall der mysteriösen Spende zugunsten von Alice Weidels Wahlkreis am Bodensee führen Recherchen ins Umfeld von Henning Conle, Erbe des LTU-Gründers und Immobilienhändler.

Erst sollte eine Schweizer Pharmafirma namens PWS dem Wahlkreis von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel 132.000 Euro für ihren Wahlkampf gespendet haben. Dann tauchte eine angebliche Spenderliste auf mit 14 Namen von angeblichen Geldgebern. Tatsächlich waren es aber Strohleute.

Deren Namen weisen nun aber offenbar zum wahren Geldgeber: Nach Informationen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" sowie dem Schweizer "Tages-Anzeiger" führt die Spur ins Umfeld des aus Duisburg stammenden, in der Schweiz und London lebenden Immobilien-Milliardärs Henning Conle. Ein mit der Angelegenheit Vertrauter bestätigte das Umfeld des verschwiegenen Milliardärs als eigentlichen, bislang geheimen Spender.

Den Recherchen zufolge arbeitet einer der Strohmänner, die die Herkunft der Spende verschleiern sollten, für die Immobiliengesellschaft Conimmo in Antwerpen. Diese wiederum gehört mehrheitlich Henning Conle Senior, und auch sein Sohn gleichen Namens ist dort als Direktor eingetragen.

Vater Conle, der mit Frau und Kindern schon in den 1990er-Jahren einen seiner Wohnsitze in die Schweiz verlegte, lebt dort in einer Privatstraße am edlen Zürichberg. Es ist ein Villenviertel, in dem sich auch die Apotheke jenes guten Bekannten befindet, dem laut seinem Anwalt vom geheimen Spender im Frühsommer 2017 150.000 Franken übergeben wurden - verbunden mit der Bitte, das Geld mit der Zweckbindung "Wahlkampf Alice Weidel Social Media" zu überweisen.

Der Spender habe um diesen Gefallen gebeten, weil er einen Schaden für seine Geschäfte gefürchtet habe, wenn sein Name als AfD-Geldgeber publik werde. Der Anwalt des Apothekers schilderte diesen Ablauf, zum Namen Conle wollte er sich aber nicht äußern.

Die Spenderliste, die der Apotheker unterzeichnet und auf Wunsch der AfD in die Parteizentrale nach Berlin geschickt hatte, bezeichnete er nun im Interview selbst als "Mist". Der Anwalt beschreibt den eigentlichen Spender als arrivierten Geschäftsmann, sehr wohlhabend. Conle ließ mitteilen, er wolle sich zu den Recherchen nicht äußern.

Vergangene Woche hatten WDR, NDR, "SZ" und "Tages-Anzeiger" die vertrauliche Liste angeblicher Spender im Fall Weidel einsehen können. Auf dieser stach der Name des Mannes aus dem belgischen Antwerpen hervor. Dieser soll gleich bei mehreren merkwürdigen Spenden zugunsten der AfD aufscheinen: Recherchen von WDR, NDR, "SZ" und "Tages-Anzeiger" ergaben, dass es sich um einen Mitarbeiter einer Firma handelt, die mehrheitlich dem deutsch-schweizerischen Milliardär Conle gehört und dass der Name dieses belgischen Mitarbeiters sich auch auf mindestens einer weiteren vorgeblichen Spenderliste befindet, nämlich einer der ebenfalls eingereichten angeblichen Spenderlisten der Schweizer Werbeagentur Goal AG.

Die Goal AG spielt in mehreren dieser Fälle eine gewichtige Rolle. Auch Parteichef Jörg Meuthen hatte für seinen persönlichen AfD-Wahlkampf kostenlos Werbehilfe von der Goal AG erhalten, im Sommer letzten Jahres hatte die Goal AG eine Liste mit Namen angeblicher Spender übersandt.

Ähnlich war es im Fall Guido Reil, auch hier gab es eine offenbar fingierte Liste voller angeblicher Spender. Dessen sechs Strohmannspender sollen nach Informationen von WDR, NDR, "SZ" und "Tagesanzeiger" vollständig in der Weidel-Liste enthalten sein.

Zudem war der Name des belgischen Conle-Mitarbeiters bei einer erst in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Serie weiterer auffälliger Überweisungen auf Weidels Wahlkampfkonto am Bodensee aufgetaucht. Eine andere Person, die mit diesem angeblich am gleichen Tag gespendet haben soll, ist übrigens offenbar eine Nachbarin der Firmenzentrale von Conles deutscher Immobilienfirma Westfalia.

Die Conles sollen in der Nachkriegszeit von Mülheim an der Ruhr und Duisburg aus zunächst mit Sozialwohnungen und öffentlichen Bauten zu viel Geld gekommen sein.

Henning Conle ist ein Nachfahre der Gründer der deutschen Fluggesellschaft LTU. Teile der Familiendynastie leben noch im Ruhrgebiet.

Conle selbst und seine Frau leben auch in London an einer noblen Adresse. Inzwischen unterhält der Familienzweig um Hennig Conle Junior und Senior mit seinem verzweigten internationalen Firmennetz ein verstreutes, enorm großes und werthaltiges Immobilienportfolio. Zu diesem gehören zum Beispiel die "Kensington Roof Gardens" im Londoner Nobel-Stadtteil, einem Treffpunkt mit Privatclub, mit lebenden Flamingos und einem künstlichen Bach auf der Dachterrasse.

Dem gesamten Familienverband hat die Schweizer Zeitschrift "Bilanz" 2017 ein Vermögen von 1,35 Milliarden Schweizer Franken zugeschrieben. Es ist eine überaus verschwiegene Familie, Interviews sind nicht bekannt.

Henning Conle Senior und Familie sind bereits in den 1990er-Jahren in den Großraum Zürich gezogen, zumindest die Eltern besitzen neben der deutschen auch die Schweizer Staatsbürgerschaft. Sie dürfen demnach auch für deutsche Parteien spenden.

Ein Mann namens Henning Conle hat für die rechtspopulistische Schweizer Partei SVP mindestens einmal gespendet, er findet sich auf einer Liste der Finanziers einer Veranstaltung. Menschen aus dem Umfeld der Conles berichten, dass sie freigiebig seien: "Sie spenden viel."

Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels wurde der Vater von Henning Conle als Mitbegründer der LTU bezeichnet. Richtig ist, dass der Onkel von Henning Conle LTU-Mitbegründer war.


Aus: "Geheime AfD-Spenden Spur zum Umfeld eines Duisburger Milliardärs" Sebastian Pittelkow, Katja Riedel und Georg Wellmann, WDR/NDR (05.04.2019)
Quelle: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/afd-spenden-115.html

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Quote[...] Der ehemalige Festnetzchef der A1 (Telekom Austria) ist am Freitag zu einem weiteren Jahr Haft verurteilt worden. Der Wiener hat bei A1 mehrere Millionen Euro durch fingierte Rechnungen abgezweigt. Mit dem Geld hat er laut Geständnis Politiker und parteinahe Organisationen von ÖVP, FPÖ und SPÖ bedacht, um politische Entscheidungen zugunsten der Telekom Austria zu erwirken. Das hatte negative Folgen für Konkurrenten, den Wettbewerb und Verbraucher.

Ex-Monopolist A1 bediente sich der PR-Agentur Hochegger in vielfältiger Weise. Von 2000 bis 2010 sollen 38 Millionen Euro geflossen sein – teilweise für echte PR-Arbeit, teilweise für illegale Machenschaften. Firmengründer Hochegger ist grundsätzlich geständig und ebenfalls mehrfach verurteilt. A1 hat neun Millionen Euro zurückgefordert.

Die aktuelle Anklage warf Fischer illegale Zahlungen von 5,7 Millionen Euro vor. Das Geld soll von A1 insbesondere über die Firma Valora Solutions Projektbegleitung GmbH geschleust worden sein. Hochegger hatte Valora gemeinsam mit dem ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser (zunächst FPÖ, dann parteifrei auf ÖVP-Ticket) gegründet, später gehörte Valora dem FPÖ-Politiker Walter Meischberger.

Das nicht rechtskräftige Urteil vom Freitag ist mindestens die vierte strafrechtliche Verurteilung Fischers. Der Überblick fällt angesichts der Korruptionswucht schwer. Für die Manipulation des Kurses der Telekom-Austria-Aktien im Jahr 2004 wurde Fischer 2016 wegen Untreue und Betrugs zu eineinhalb Jahren Haft, davon ein Jahr bedingt, verurteilt. 2013 erhielt Fischer zweieinhalb Jahre Haftstrafe (überwiegend bedingt) für die Auszahlung von 600.000 Euro zugunsten der FPÖ unter Jörg Haider im Jahr 2004.

2005 gründete Jörg Haider eine neue Partei, das heute bedeutungslose BZÖ. Damals war das BZÖ den Telekom-Austria-Managern jedoch fast eine Million Euro wert. Das Geld wurde verdeckt über zwei Werbeagenturen ausgezahlt, gegengezeichnet von Rudolf Fischer. In dem Fall wurde der Manager 2013 im Zweifel freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft konnte Fischer nicht nachweisen, dass er wusste, dass der Zahlung keine legale Leistung gegenüberstand.

Mit einem Strafmaß von neun Monaten (davon sechs bedingt) wegen Untreue ist Fischer im Tetron-Skandal davongekommen, nachdem er Zahlungen von 1,1 Millionen Euro an den inzwischen ebenfalls verurteilten Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly veranlasst hatte. Dabei ging es insbesondere um ein TETRA-Funksystem für Einsatzkräfte und Behörden. Die Republik Österreich hatte ursprünglich das Konsortium master-talk mit Errichtung und Betrieb beauftragt. A1 ging dabei leer aus.

Doch 2003 kündigte der damalige Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) diesen Vertrag und veranlasste eine Neuausschreibung. Der neue Zuschlag erging an das Tetron-Konsortium rund um Alcatel und Motorola, mit Unterstützung von A1. Nach langen Verfahren erhielt mastertalk im Zuge eines Vergleichs von der Republik Österreich 30 Millionen Euro Abschlagszahlung. Strasser wurde später EU-Abgeordneter, bis seine Bestechlichkeit ruchbar wurde. Dafür wurde Strasser zu drei Jahren Haft verurteilt.

Bei allen Verurteilungen Fischers wurden auch andere Personen, in wechselnden Zusammensetzungen, mitverurteilt. In österreichischen Medien ist Fischers Verurteilung vom Freitag nur eine Randnotiz, war sein Prozess doch mit zwei anderen Korruptionsfällen zusammengelegt worden. Dabei wurden deutlich prominentere Männer ebenfalls nicht rechtskräftig verurteilt.

Grasser erhielt acht Jahre Haft, Meischberger sieben Jahre, Hochegger sechs Jahre, Karl Petrikovics (ehem. Chef der Investmentfirma Immofinanz und der Semper Constantia Privatbank) zwei Jahre teilbedingt, Georg Starzer (ehem. Vorstand der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich) drei Jahre teilbedingt, Anwalt Gerald Toifl zwei Jahre, sowie der Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki 20 Monate. Die jeweils nicht rechtskräftig festgestellten Straftaten variieren.

Bei den Ex-Politikern Grasser und Meischberger waren es Untreue, Fälschung von Beweismitteln und Geschenkannahme durch Beamte, bei Meischberger zusätzlich noch Bestechung, allerdings auch ein Freispruch bei einem Betrugsvorwurf rund um eine Villa. Der teilgeständige Hochegger wurde wegen Untreue und Unterschlagung verurteilt. Die übrigen Angeklagten beteuern ihre Unschuld und werden Rechtsmittel ergreifen.

Hauptthema des bereits viereinhalb Jahre währenden Strafverfahrens war der überraschend günstige Verkauf von 60.000 "BUWOG"-Wohnungen aus dem Eigentum der Republik Österreich im Jahr 2003. Grasser, damals Finanzminister, soll gewusst haben, dass die Investmentfirma CA Immo nur 960 Millionen Euro bietet. Diese Summe soll Grasser Petrikovics verraten haben. Die von Petrikovics geleitete Firma Immofinanz bot dann gemeinsam mit der Raiffeisen Landesbank OÖ und der Wiener Städtischen Versicherung 1,19 Millionen Euro mehr bekam so den Zuschlag.

Im Gegenzug sollen Grasser, Meischberger und Hochegger ein Prozent (9,6 Millionen Euro) "Provision" erhalten haben. Allerdings vergaßen sie darauf, diese Einkünfte zu versteuern. Die BUWOG-Privatisierung war von Anfang an verdächtig. Die Schmiergeldzahlungen kamen aber erst durch die Pleite der ebenfalls von Petrikovics geleiteten Constantia Privatbank im Jahr 2008 ans Tageslicht.

Außerdem sollen Grasser, Meischberger und Hochegger 200.000 Euro dafür kassiert haben, dass Büros von Zoll und Finanzbehörden in ein Linzer Bürogebäude verlegt wurden, den am die Raiffeisen Landesbank OÖ beteiligt war. Laut Anklage haben die hohen Mieten der Republik Österreich einen Schaden von zehn Millionen Euro zugefügt.

(ds)


Aus: "Illegale Parteienfinanzierung: Haftstrafe für ehemaligen Telekom-Austria-Manager" Daniel AJ Sokolov (05.12.2020)
Quelle: https://www.heise.de/news/Illegale-Parteienfinanzierung-Haftstrafe-fuer-ehemaligen-Telekom-Austria-Manager-4981385.html?seite=all

https://www.heise.de/meldung/Telekom-Austria-stellt-Millionenforderung-an-Ex-Lobbyisten-1182695.html

https://www.heise.de/meldung/Kursmanipulation-bei-Telekom-Austria-Haftstrafen-reduziert-3225090.html

https://www.heise.de/meldung/Telekom-Austria-Korruption-Haftstrafen-wegen-verdeckter-Zahlungen-an-Haider-Parteien-1933382.html

https://www.heise.de/meldung/Korruption-bei-Telekom-Austria-Weitere-Schuldsprueche-1956718.html

https://www.heise.de/meldung/Telekom-Austria-Skandal-erreicht-Regierungskreise-1330728.html

https://www.heise.de/meldung/Vergleich-zwischen-oesterreich-und-gescheitertem-TETRA-Projekt-174293.html

https://www.heise.de/tp/features/Die-Terminschwierigkeiten-des-Lobbyisten-3389103.html

https://www.heise.de/tp/features/Showdown-fuer-Karl-Heinz-Grasser-3382991.html


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Quote[...] Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Hessen kommt nicht zur Ruhe. Nach Hausdurchsuchungen bei früheren Funktionären der Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden Anfang der Woche rückt nun der übergeordnete Bezirksverband Hessen-Süd wieder in den Blickpunkt des Interesses.

Nach Berichten des Hessischen Rundfunks soll Torsten Hammann, der von Anfang 2016 bis Ende Mai 2019 als Generalbevollmächtigter für die Geschäftsführung des Bezirksverbands zuständig war, lukrativen Geschäften mit Immobilien nachgegangen sein – angeblich auf Kosten der AWO.

Es geht dabei vor allem um Hammanns Beteiligung an zwei Vermietungsgesellschaften für Altenheime der AWO Hessen-Süd in Bruchköbel im Main-Kinzig-Kreis und im mittelhessischen Langgöns im Landkreis Gießen. Den Berichten zufolge soll der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bereits vor etwa anderthalb Jahrzehnten damit begonnen haben, den Bezirksverband zu beraten. Innerhalb von sechs Jahren habe er ,,mehr als 1,8 Millionen Euro kassiert".

Dieser Betrag ergebe sich aus Honoraren, Zinsen eines Privatkredits und dem Gewinn eines Privatunternehmens für Immobilien. Insgesamt soll Hammann die Privatisierung der Altenheime empfohlen und über mehrere Firmen, in die auch entsprechend potente Freunde und Bekannte investiert hätten, Geschäfte mit der AWO gemacht haben.

Die jeweiligen Verkäufe, so teilte Hammann am Freitag auf Anfrage der Frankfurter Rundschau mit, seien in den Jahren 2015 und 2016 nach entsprechenden Vorstandsbeschlüssen durch den früheren Geschäftsführer beziehungsweise den Vorstand des Bezirksverbands erfolgt. Dabei habe er ,,nie auf zwei Seiten gehandelt", versicherte er. Rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AWO, die einer Tarifabsenkung zustimmen sollen, demonstrierten Anfang der Woche mit Unterstützung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in der Odenwald-Kurstadt Bad König vor Hammanns Büro, um sich lautstark über ihn zu empören. Auf Protestplakaten waren die Slogans ,,Gier statt Selbstlosigkeit" und ,,Hammann, rück unsere Kohle raus" zu lesen.

Ingo Endrick Lankau, der Anwalt des früheren AWO-Chefs, wirft nun in einem Schreiben an den Landesbezirk Hessen der Gewerkschaft Verdi vor, unter den Mitgliedern eine ,,Pogromstimmung" gegen Hammann zu erzeugen sowie ,,falsche und ungeprüfte Behauptungen" zu verbreiten. Der AWO-Bundesverband teilte am Freitag mit, die Vorgänge um die Immobiliengeschäfte des ehemaligen Generalbevollmächtigten beschäftigten den Verband bereits seit Anfang 2018. Nach intensiven Prüfungen durch externe Fachleuten habe dies dazu geführt, dass im Dezember 2018 bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt Strafanzeige gegen die früheren handelnden Personen erstattet worden sei.

Auch der frühere Vorstandsvorsitzende Willy Jost sei bereits seines Amtes enthoben, Verträge mit den ehemals handelnden Personen gekündigt und ein neuer Bezirksvorstand gewählt worden. Zudem sei dem ehemaligen Vorstand mit sehr großer Mehrheit der Stimmen die Entlastung verweigert worden.

Gemeinsam mit der neuen Führungsspitze will der Bundesverband die Vorgänge ,,weiter rückhaltlos aufklären und die vormals handelnden Personen zur Verantwortung ziehen".


Aus: "Lukrative Geschäfte: Nach Protest gegen umstrittenen Ex-AWO-Chef spricht Anwalt von ,,Pogromstimmung"" Jens Joachim (11.12.2020)
Quelle: https://www.fr.de/frankfurt/nach-protest-gegen-umstrittenen-ex-awo-chef-spricht-anwalt-von-pogromstimmung-90129470.html

QuoteNicklas123

Beim Lesen der vielen Berichte über die AWO denkt man es wird über die Mafia berichtet. Aber nein, es ist die Arbeiterwohlfahrt. ...


Quotezerberus

Bei der AWO ist man besonders Stolz darauf wenn Beschlüsse, in den Gremien, einstimmig gefasst werden, weil dies eine gewisse Geschlossenheit zum Ausdruck bringt.
Heute weiss die Öffentlichkeit, durch zahlreiche Presseberichte/ Fernsehdokus, dass die AWO-Funktionärseliten - im "System Richter" sowie im "System Hack" - keine abweichenden Meinungen duldeten; so kam es vor, dass vor allem AWO-Ehrenämtler gegen ihre Überzeugung stimmten, um nicht als "Neinsager" und "Spassbremsen" (für ausschweifenden Luxus) dazustehen.
Wenn man nun liest, das der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Bezirksverbandes der AWO Hessen-Süd, Wilhelm Jost, sich vor Torsten Hammann stellt, dessen "Gier" Jost hätte einhalt gebieten müssen, so macht das sprachlos. Diesbezüglich herrscht - auf verschiedenen Ebenen - bei der AWO in Hessen und Thüringen null Unrechtsbewusstsein - dies zeigt auch die Klage (in Folge seiner Kündigung) von Jürgen Richter auf über 750 Tsd. Euro Gehaltsfortzahlung.


QuoteFalko Goerres

"Pogromstimmung" - hat der Herr Hammann Angst um sein Leben und das seiner Familie? Muss er auswandern, weil er sonst fürchten muss, verhaftet, deportiert und ermordet zu werden? Wenn nicht, sollte sein Anwalt andere Worte finden anstatt den Holocaust und seine Vorboten zu relativieren. Widerlich.


QuoteHans Huckebein

Von "Progromstimmung" zu sprechen disqualifiziert Ingo Endrick Lankau sowohl als Anwalt wie auch als Mensch.


Quotezerberus

Auch bei der AWO Thüringen gibt es einen Skandal, welcher erstaunliche Parallelen zum Skandal der AWO Hessen-Süd aufweist; beim AWO-Skandal in Thüringen geht es ebenfalls um üppige Gehälter und Funktionärsgeschäfte auf Kosten der Gemeinnützigkeit in einem AWO "System Hack". Der hochbezalte (über 300 Tsd. Euro Jahresgehalt, Mercedes GLE 400 auf Wohlfartskosten) AWO-Funktionär Michael Hack hatte einen "inneren Machtzirkel" um sich geschaffen, welcher nur "für mich oder gegen mich" kannte. Ähnlich wie im "System Richter" mündete dies geradewegs in einen völligen Kontrollverlust innerhalb der AWO Thüringen.
Und auch in einem weiteren Bundesland droht der AWO Ungemach: In Sachsen-Anhalt verlor der AWO-Regionalverband fast sieben Millionen Euro durch einen fragwürdigen Krankenhaus-Deal.


QuoteH & M

Im Moment (Bericht HR Fernsehen), kann ich noch nichts "verwerfliches" entdecken. Es sieht so aus, als ob alle Rechtsgeschäfte vollkommen legal und auch normal waren. Warum soll er keine Zinsen für einen Kredit bekommen? Macht jede Bank auch. Warum soll er keine Provision für ein Immobilien Geschäft bekommen? Macht/bekommt jeder Makler auch. Darüber hinaus sind die aller meisten Geschäftsführer z.B. von zig tausenden GmbH's in Deutschland von dem Verbot der "In-sich-Geschäfte (§ 181 BGB)" befreit. Das ist steht schon so seit Jahren in jeder Mustervorlage eines Geschäftsführer Vertrages.


QuoteMaini >> H & M

Sicher gibt es für gewiefte Rechtsanwälte eine ganze Reihe
juristisch legaler Möglichkeiten, um sich auch an
sozialen Hilfsleistern zu bereichern.
Man sollte nicht unerwähnt lassen, daß die AWO von ihren Angestellt:innen erwartete, auf ihre Covidzulage und das Weihnachtsgeld zu verzichten.

Und so steht ein Rechtsanwalt, der vllt rechtlich zulässig
sein Geld statt zinslos auf der Bank profitabel seiner GmbH
zur Verfügung stellt und zusätzlich noch Provisionen einfährt
doch in einem sehr häßlichen Licht in der Öffentlichkeit,
ein Licht, daß er selbst entfacht hat.

Die moralische Empörung dann mit "Pogromstimmung" zu vergleichen ist da nur noch konsequente Fortsetzung seines
Verhaltens.


QuoteOmran Shilunte >> H & M

"Im Moment kann ich noch nichts "verwerfliches" entdecken."

das wundert wenig, wenn man sich den rest von ihrem quark durchliest. :)
weder kann man beiderseitige rechtsgeschäfte mit sich selbst machen, noch verkaufen makler häuser an ihre kunden um sie dann zurückzumieten und ihrer frau die miete in rechnung zu stellen, ohne ihr das vorher zu sagen.
und die awo mkk ist auch keine gmbh sondern ein gemeinnütziger verein, bei dem nicht einfach der vorsitzende eine entscheidung alleine treffen kann, weswegen er hier dann ja auch als generalbevollmächtigter gehandelt hat, nachdem er dem verein zu diesem konstrukt vorher selbst geraten hat.
wobei dieser bevollmächtigte dann vorher im gewande des unabhängigen beraters aufgetreten ist um seine eigene firma als käufer zu empfehlen. gegen honorar natürlich.
und was die zinsen angeht, die waren deutlich höher als das, was die AWO sonst so bezahlt. wahre liebe sieht anders aus.
glauben Sie im ernst, dass ein richter einem staatsanwalt einen beschluss zur vermögenssicherung ausstellt, nur weil irgendein ein anonymer zeuge blödsinn erzählt? wo leben Sie denn?
sowas kann man doch nur normal finden, wenn man bei der AWO, bei der deutschen bank oder beim bauamt arbeitet.


QuoteWolf Kreide >> Maini

...um dem ganzen traurigem Treiben Einhalt zu gebieten, sollte Roland Koch die Aufklärung in der nach benannten Form übernehmen, denn da wird es mit Sicherheit Parallelen geben,...


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Deutsche Bank zahlt rund 130 Millionen Dollar, um in den USA einer Strafverfolgung wegen Bestechungsvorwürfen im Zusammenhang mit Geschäften im Nahen Osten zu entgehen. Bei einer Telefonkonferenz mit einem Bundesrichter in New York verzichteten Anwälte der Bank auf das Recht, sich einer Anklage zu stellen. Durch die Zustimmung, die Millionensumme zu zahlen, wird es nun keinen Prozess geben. In dem Fall geht es auch um Manipulationen im Handel mit Edelmetallkontrakten, wie das Justizministerium am Freitag in Washington mitteilte.

Die Deutsche Bank habe aufgrund mangelnder interner Kontrollen sieben Jahre lang zugelassen, dass die Buchhaltung frisiert wurde, um Bestechungsgeldzahlungen und andere unzulässige Geldflüsse zu verschleiern, erklärte das Justizministerium. Zudem hätten Händler über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg versucht, die US-Finanzmärkte auf betrügerische Weise zu manipulieren.

"Auch wenn wir uns zu den Details der Vergleiche nicht äußern können, übernehmen wir die Verantwortung für diese Vorgänge, die sich zwischen 2008 und 2017 ereignet haben", erklärte die Deutsche Bank in einem Statement. Die Angelegenheiten seien gründlich untersucht worden, dabei habe das Unternehmen voll mit dem Justizministerium und der Börsenaufsicht SEC kooperiert. Die Bank habe erhebliche Maßnahmen ergriffen und viel Geld ausgegeben, um ihre Prozesse zu verbessern.

Bei den Anschuldigungen der US-Behörden geht es um Verstöße gegen das Anti-Korruptionsgesetz "Foreign Corrupt Practices Act", mit dem die USA Bestechungsvorwürfe auch jenseits ihrer eigenen Landesgrenzen verfolgen können. Konkret wird in den Gerichtsakten etwa ein Schmiergeld-Deal im Jahr 2010 genannt, bei dem über Vermittler geschäftliche Vorteile in Abu Dhabi erlangt werden sollten. Bei der Deutschen Bank sei das Vorhaben intern "Project X" genannt worden.

Gerichtsdokumenten zufolge bestach die Deutsche Bank auch Mittelsleute, um Geschäfte in Saudi-Arabien zu machen. In einem Fall habe die Deutsche Bank um 2012 herum einem ihrer Helfer mehr als eine Million Doller gezahlt und veranlasst, dass diese Zahlung als Gebühren verbucht worden sei. Andere Mittelsmänner hätten eine Jacht oder ein Haus in Frankreich bekommen, hieß es.

Der zweite Teil des Vergleichs betrifft Preismanipulationen einiger Deutsche-Bank-Finanzprofis im Handel mit Edelmetallkontrakten. Dabei soll unter anderem eine häufig als "Spoofing" bezeichnete Praxis zum Einsatz gekommen sein, bei der Kaufaufträge am Markt nur vorgetäuscht werden, um Kurse zu manipulieren. Wegen ähnlicher Vorwürfe war vor wenigen Monaten bereits der US-Großbank JPMorgan Chase eine Strafe von 920 Millionen Dollar von US-Behörden auferlegt worden.

Die Deutsche Bank hatte zuvor bereits zugestimmt, der US-Börsenaufsicht SEC 16 Millionen Dollar zur Beilegung separater Vorwürfe korrupter Geschäfte in Russland und China zu zahlen. Wegen ihrer Geschäfte mit dem mutmaßlichen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, der im Gefängnis Suizid beging, zahlte sie dem Staat New York 150 Millionen Dollar, um Vorwürfe von Regelverstößen auszuräumen.


Aus: "US-Justizministerium: Deutsche Bank muss wegen Korruptionsaffäre 130 Millionen Dollar zahlen" (9. Januar 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2021-01/deutsche-bank-korruption-us-justizministerium

QuoteUbiqutous #2

Dass dieses mafiöse, korrupte Geldinstitut immer noch nicht zerschlagen worden ist, bleibt mir ein Rätsel...


QuoteCETAoderGoodByeGermany #2.1

"mafiöse, korrupte Geldinstitut"

Genau deswegen " immer noch nicht zerschlagen worden" :P


Quoteichsachmalwat #2.3

Eigentlich kein Rätsel. Ackermann hat doch seinen 60.Geburtstag im Kanzleramt mit Frau Merkel auf Kosten des Steuerzahlers gefeiert


QuoteKHans #2.4

Hebt man die dicken Teppiche erst mal hoch, .....
Es wird Zeit, dass begriffen wird, welcher verheerender eitler Dünkel da gezüchtet wird.

Das, was diese Leute mit überzogenen Gehältern und dem Geld ihrer gierigen Kunden anstellen, wurde lange als "erfolgreich" auf den Titelseiten der Magazuine hochgehalten und als Vorbild für die Gesellschaft hingestellt.

Das ganze Bildungssystem zielt darauf ab, solchelei "Erfolg" hochzuzüchten.
Ein Rechtssystem, eine Legislative und Exekutive, die das nicht kontrolliert bekommt, ist schwer gefährdet.
Wirecard?


QuoteJosef Bologna #6

Tja, dann wird's wohl Zeit die Kredite von Trump fällig zu stellen. Kann die Deutsche Bank ja dann gut gebrauchen.


QuoteJohnnie Walker #7

Klar, übelste Straftaten begehen und sich dann mit viel Geld freikaufen. Da wird der Staat zur größten Mafiaorganisation.
Anstatt gegen solch eine Schweinerei eine Revolution zu starten, wird für Blondie das Capitol gestürmt.

[Sturm auf das Kapitol in Washington 2021 - https://de.wikipedia.org/wiki/Sturm_auf_das_Kapitol_in_Washington_2021]


QuoteGeol #8

Wird jetzt allmählich Zeit, dass ich meine Konten bei der DB kündige. Ist leider ein Haufen Arbeit damit verbunden, was bisher noch der Grund war nicht zu wechseln.
Filialen gibt's sowie keine mehr in der Umgebung. Geld abheben bei der Post geht noch. Was für ein Niedergang!
Gruß und \/ (Victory- Zeichen) in die Schweiz an Herrn Ackermann.


Quoter.schewietzek #14

Die Verantwortlichen sollten sowohl strafrechtlich als auch finanziell zur Rechenschaft gezogen werden.


QuoteEleanya #14.1

Nicht deren Gehaltsstufe. Zur Verantwortung gezogen wird man erst ab Gehaltstufe Parkwächter oder niedriger.


QuoteTomtell #15

Immer wieder die Deutsche Bank. Selbst im internationalen Vergleich scheint die Bank besonders schlimm unterwegs gewesen zu sein. Und es ist schlimm im Bankenbereich. Nach wie vor, wie ich aus erster Hand weiß.


Quotevom Land #22

Bestechung , Korruption, Manipulation und Schmiergeldzahlung ist eben das Geschäftsmodel der Deutschen Bank. Und sie fahren gut damit, scheint sich zu lohnen.
Niemand gebietet ihnen Einhalt. Keine Behörde oder Regierung hält es für geboten diese kriminelle Firma vom Markt zu nehmen, ihnen die Banklizenz zu entziehen.
Warum geht das nicht ?


QuoteWilliam S. Christ #23

Korruption in Millionenhöhe - ein vollkommen üblicher Vorgang im Big Business, ob national oder international.
Und alle in Politik und Wirtschaft wissen Bescheid, wenn auch nicht alle gleichermaßen mitmachen.
Blöd immer nur, wenn es auffliegt und man sich erwischen lässt.
Dann muss für die Öffentlichkeit ein kleines Opfer gebracht werden und man kann zurück zur Tagesordnung gehen.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Spuren in der Causa Commerzialbank Mattersburg führen auch in die Schweiz. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat in der Strafsache gegen Martin Pucher unter anderem Anfang Dezember ein Rechtshilfeersuchen in die Schweiz geschickt, für Kontoöffnungen.

Die Ermittler wollen wissen, ob Ex-Bankchef Pucher Geld in der Schweiz veranlagt hat. Gesucht werden allfällige Konten Puchers bzw. seiner Ehefrau bei der UBS. Den Anhaltspunkt dafür hatte Pucher in einer seiner Einvernahmen und in seiner schriftlichen Stellungnahme im Oktober selbst geliefert.

Da ließ er die Ermittler wissen, er habe schon in den 1980er-Jahren recht viel Geld beim damaligen Schweizer Bankverein in Basel in Wertpapieren veranlagt. Als das Institut von der UBS übernommen wurde, sei das Depot nach Zürich verlegt worden. 2007, 2008 habe er es seiner Frau überschrieben, mit mindestens 600.000 Euro drauf.

Pucher und seine Ex-Vorstandskollegin K. haben ja gestanden, spätestens seit den 1990ern Geschäftsvolumen (vor allem Kredite) erfunden und unrechtmäßig Geld aus der Bank gebracht zu haben; das Institut sei wohl schon Ende der 90er pleite gewesen.

Die Ermittler wollen nun wissen, ob und, wenn ja, wie viel Geld Pucher bis zum Auffliegen der Affäre im vergangenen Juni in die Schweiz transferiert hat. Sollte dem so sein, lege das den Verdacht nahe, dass es sich um Geld aus den Malversationen handle. Pucher und K. sagen seit jeher aus, dass sie sich nicht selbst bereichert hätten. Für sie gilt die Unschuldsvermutung.

Dass es sich um Geld aus Puchers enormen Lotto-Gewinnen handelt, von denen er den Ermittlern berichtet hat, ist unwahrscheinlich. Denn laut Recherchen der Ermittler hat der inzwischen pleitegegangene Ex-Banker und Ex-Fußballpräsident (SV Mattersburg, auch er ist insolvent) in Summe nicht gewonnen, sondern verloren.

Pucher spielte von 1988 bis 1993 mit einem Freund in einer Toto-Spielgemeinschaft, später dann allein. Laut seinem Lotto-Toto-Trafikanten setzte Pucher von 1994 bis 2014 zwischen 3,7 und 4,6 Millionen Euro ein, allein von 2007 bis 2009 soll sein Einsatz jährlich 400.000 bis 600.000 Euro betragen haben. Laut Rechercheergebnissen der Ermittler hat er dabei in Summe 1,8 bis 2,7 Millionen Euro verloren. Pucher selbst stellte das in einer Einvernahme im November in Abrede: "Ich habe bei meinen Lotto-Toto-Spielen mit Sicherheit insgesamt einen Gewinn gemacht."

Die Zahlen dahinter sind erstaunlich: Pro Lotto-Runde spielte Pucher 2.000 bis 3.000 Quick-Tipps, setzte dafür 40.000 bis 50.000 Euro ein. Lotto habe er aber selten gespielt, erklärte Pucher, nur bei "hohen Jackpots". Und: Bankgeld habe er für die Spieleinsätze nicht verwendet bzw. "wenn, dann habe ich mir die Einsätze nur kurzfristig ausgeborgt und anschließend zurückbezahlt". Und, so Pucher: "Ich war kein Spieler."

Weitere Ermittlungen zu dieser Thematik gibt es übrigens nicht. Sie erscheinen "aktuell als nicht zielführend und werden (...) vorläufig eingestellt", schreibt die Soko Commerz in ihrem Bericht. (Renate Graber, 19.1.2021)


Aus: "Commerzialbank: Justiz sucht Konten von Pucher in der Schweiz" Renate Graber (19. Jänner 2021)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000123398988/commerzialbank-justiz-sucht-konten-von-pucher-in-der-schweiz

Quote
goldstandard

"Spieler war ich nicht."

Das nennt sich Realitätsverweigerung.


Quote
Gunnery Sergeant Hartman

Ich war kein Spieler.

Wie kann jemand der offenbar unzurechnungsfähig ist Bankchef sein?


Quote
Community-Name:

Je mehr man über den Pucher erfährt, um so absurder kommt es einem vor, dass so ein Vogel 30 Jahre lang alle Wirtschaftsprüfer, Revisoren, Bankenaufseher an der Nase herumgeführt hat. ...


Quote
andix222

Gelebte Integration.

Man kann so auch US Präsident werden.


Quote
tag_tom_sn

Zeigt aber auch die Qualität der Kontrollen die stattgefunden haben ...


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Bis zuletzt blieb er unter dem Radar. Bill Hwang (56) stand bei vielen Investmentbanken auf der schwarzen Liste, schließlich hatte er schon 2012 einen Hedgefonds schließen und eine Strafe wegen Insiderhandels akzeptieren müssen. In Hongkong hat ihn die Börsenaufsicht sogar lebenslang vom Handel ausgeschlossen. Und doch konnte er auf eigene Rechnung mit gewaltigem Kredithebel ein Multi-Milliardenportfolio aufbauen - und ein Großrisiko für den Finanzmarkt schaffen, das jetzt mehreren Großbanken um die Ohren fliegt. ... Hwang, in seiner Jugend als Sohn eines koreanischen Priesters in die USA gekommen und bis heute Beirat des evangelikalen Fuller Theological Seminary im kalifornischen Pasadena, gehört zu den sogenannten Tiger Cubs (Tigerjungen), den Schülern des Hedgefonds-Pioniers Julian Robertson (88). In dessen Tiger Management stieg Hwang als Aktienanalyst auf und verdiente sich zumindest in einem Jahr einen Sonderbonus als Bestperformer der Firma. ... s gehe ihm nicht nur um das schnelle Geld, sagte er in einem 2018 veröffentlichten christlichen Youtube-Interview. "Es geht um die lange Frist, und Gott hat sicher eine langfristige Sicht." ...

"Faith and Work | Bill Hwang on investing in people" (07.03.2018)
Bill Hwang, CEO and Founder of Archegos Capital Management and Fuller Trustee, shares how his faith influences his business practices and the importance of asking "where can I invest to please our God?" He is interviewed by Tod Bolsinger, Vice President and Chief of Leadership Formation.
https://youtu.be/vnbeQ-WFOUU

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Aus: "Die Rückkehr des Tigerjungen" (29.03.2021)
Quelle: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/banken/hedgefonds-bringt-credit-suisse-in-bedraengnis-wie-bill-hwang-zum-zweiten-mal-investoren-an-der-nase-herum-fuehrte-a-dc359aa2-ab26-4714-9896-35a774534248

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Quote[...] Bill Hwang ist wohl nicht das, was man sich unter einem typischen Hedgefonds-Manager vorstellt: Denn für ihn scheint nicht das Geld der grösste Antrieb zu sein, sondern er will mit seinen Investments das Werk Gottes voranbringen. Deshalb engagiert er sich auch für das evangelikale Fuller Seminar in Kalifornien.

Geld hat der 56-jährige Hwang sowieso schon genug verdient. Er kam als Jugendlicher aus Südkorea in die USA und machte dort in der Finanzbranche Karriere. So verdiente er in den Neunzigerjahren mit Deals in Asien ein Milliardenvermögen. Dieses verwaltet er nun mit seiner eigenen Firma Archegos. ...

... Hwangs Spezialität sind riskante Wetten. Er gehört zu den sogenannten Tiger Cubs. Damit sind die Schüler des legendären Hedgefonds-Managers Julian Robertson gemeint. Für dessen Tiger Management arbeitete Hwang, bis sich Robertson vor zwanzig Jahren zurückzog und das Feld seinen Nachfolgern überliess. Hwang fokussierte sich auf Asien und war dort sehr erfolgreich. Doch erhielt seine Karriere 2012 einen Knick. Damals gestand er gegenüber der US-Börsenaufsicht ein, dass der Erfolg auch auf Insiderhandel beruhte. Hwang bekannte sich schuldig und zahlte insgesamt 44 Millionen Dollar – als Busse und als Entschädigung für private Kläger. Hwang schloss danach Tiger Asia und zog sich etwas zurück.

Mit Archegos begann er wieder von vorne. Der Neustart wurde in den Banken zuerst kritisch gesehen. So wurde er von der US-Grossbank Goldman Sachs lange als zu grosses Risiko angesehen, wie die «South China Morning Post» berichtet. Die Bank weigerte sich noch Ende 2018, mit ihm Geschäfte zu machen. Doch habe sich die Meinung von Goldman Sachs wieder geändert, als die Bank gesehen habe, wie lukrativ Hwang als Kunde gewesen sei. Er brachte den Banken mit seiner Firma hohe Einnahmen. Offenbar war er da schon wieder mit mehreren anderen Banken gut im Geschäft.

Denn Hwang soll einen extrem riskanten Kurs gefahren haben, indem er für seine Deals sehr wenig eigenes Geld und sehr viel Fremdkapital eingesetzt habe. So lukrativ das in guten Zeiten ist, so teuer ist es, wenn der Investor sich verspekuliert. Das ist ihm nun mit Wetten auf die Wertpapiere der US-Medienkonzerne Viacom CBS und Discovery, des kanadischen Onlineshop-Anbieters Shopify und der chinesischen Internetriesen Baidu und Tencent Music passiert.

Als Hwang die von den Banken geforderten Sicherheiten nicht mehr liefern konnte, begannen einige Institute letzten Freitag mit dem Notverkauf der Aktien aus dem Archegos-Portfolio, um sich möglichst schadlos zu halten. Die Folge waren heftige Ausschläge an den Börsen und lange Gesichter bei den Banken, die nun herausfinden müssen, wie gross das Loch ist, das Hwang bei ihnen hinterlassen hat.


Aus: "Wer ist Bill Hwang? - Dieser Finanzmanager sorgt für Panik bei den Grossbanken" Jorgos Brouzos (29.03.2021)
Quelle: https://www.zuonline.ch/dieser-finanzmanager-sorgt-fuer-panik-bei-den-grossbanken-231822374496

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Quote[...] Am Freitag hatte ein Ausverkauf von Aktien in den USA zu markanten Kursverlusten bei einer Reihe von Unternehmen geführt, die einem Insider zufolge mit Archegos in Verbindung stehen. Die Papiere der Medienkonzerne ViacomCBS und Discovery hatten jeweils 27 Prozent an Wert verloren. Die in den USA notierten Anteile der chinesischen Konzerne Baidu und Tencent Music waren im Laufe der Woche um ein Drittel beziehungsweise knapp 50 Prozent abgesackt.

Nach Angaben informierter Kreise hatten die Deutsche Bank, Goldman Sachs und Morgan Stanley im Auftrag von Archegos Aktien im Wert von rund 30 Milliarden Dollar auf den Markt geworfen. Investoren halten systemische Risiken zum jetzigen Zeitpunkt zwar für unwahrscheinlich, zeigten sich allerdings nervös über das Ausmaß der Auflösung von Archegos-Positionen und mögliche weitere Verkäufe.

Das Unternehmen, geführt von Bill Hwang, ging aus dem Hedgefonds Tiger Asia hervor. Der Manager einigte sich 2012 mit der US-Börsenaufsicht SEC gegen Zahlung von 44 Millionen Dollar auf die Einstellung von Ermittlungen zu Insiderhandel. Archegos, auf der Firmen-Internetseite als Family Office bezeichnet, soll Medienberichten zufolge rund zehn Milliarden Dollar verwalten. Hwang war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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Aus: "Archegos Capital sorgt für Beben US-Hedgefonds-Ausfall trifft Bankenbilanzen" (Montag, 29. März 2021)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/US-Hedgefonds-Ausfall-trifft-Bankenbilanzen-article22459530.html

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Quote[...] Welche Auswirkungen es haben kann, wenn ein Hedgefonds sich verzockt, hat Anfang des Jahres das Beispiel von Gamestop einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt [https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/gamestop-anhoerung-in-den-usa-wer-hat-verhindert-dass-die-rechnung-der-kleinanleger-aufgeht/26932936.html]. Die Leerverkäufer von Melvin Capital hatten darauf gesetzt, dass die Papiere des Computerspieleverkäufers an Wert verlieren würden. Als diese dann aber massiv stiegen, stand der Hedgefonds dem Vernehmen nach kurz vor dem Aus – und musste mit Milliardenbeträgen gerettet werden. Nicht wenige hatten damals bereits mit einem großen Crash gerechnet.

Nun steckt ein anderer Fonds in Problemen. Und wieder betreffen die Auswirkungen die gesamte Börse. Der US-Hedgefonds Archegos Capital reißt diesmal vor allem Banken mit in Schwierigkeiten. Die Schweizer Großbank Credit Suisse und die japanische Investmentbank Nomura warnten am Montag vor erheblichen Verlusten durch den Ausstieg aus Positionen bei einem US-Hedgefonds. Sie nannten den Namen des Hedgefonds zwar nicht, doch Finanzkreisen zufolge handelt es sich um Archegos.

Auch die Deutsche Bank ist einem Insider zufolge betroffen, allerdings weniger stark als die Wettbewerber. Das Exposure des Frankfurter Geldhauses sei nur ein Bruchteil dessen, das andere hätten, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur "Reuters" am Montag. Bis Freitagnacht habe die Bank keine Verluste aus den Geschäften mit Archegos erlitten und manage die Positionen.

Die japanische Investmentbank Nomura bezifferte den Verlust auf zwei Milliarden Dollar, die Credit Suisse zufolge könnte der Verlust ,,sehr bedeutend und wesentlich" für das Ergebnis des ersten Quartals sein. Die Schweizer erklärten, ein bedeutender Hedgefonds sei Nachschusspflichten – den sogenannten Margin-Calls – nicht nachgekommen. Das bedeutet, er hätte eigentlich Geld nachzahlen müssen, weil sein eingesetztes Kapital unter den für seine Positionen benötigten Wert gesunken ist. Da der Investor kein Geld nachschoss, seien die Schweizer Großbank und andere Geldhäuser nun dabei, diese Positionen aufzulösen. Haben diese nun an Wert verloren, bleibt die Bank auf dem Minus sitzen.

Am Freitag hatte ein Ausverkauf von Aktien in den USA zu markanten Kursverlusten bei einer Reihe von Unternehmen geführt, die einer mit der Sache vertrauten Person zufolge mit Archegos Capital in Verbindung stehen. Die Papiere der Medienkonzerne ViacomCBS und Discovery hatten jeweils 27 Prozent an Wert verloren. Die in den USA notierten Anteile der chinesischen Unternehmen Baidu und Tencent Music waren im Laufe der Woche um ein Drittel beziehungsweise knapp 50 Prozent abgesackt.

Investoren halten systemische Risiken zu jetzigen Zeitpunkt zwar für unwahrscheinlich, zeigten sich allerdings nervös über das Ausmaß der Verkäufe von Archegos und möglich weitere Veräußerungen. Die Aktien der Credit Suisse stürzten am Montag an der Börse in Zürich um 14 Prozent ab – das ist der größte Tagesverlust seit dem Börsencrash vom Frühjahr 2020 ein.

In Tokio waren die Nomura-Anteile 16 Prozent eingebrochen. Auch an der deutschen Börse konnte man die Auswirkungen spüren: Die Titel der Deutschen Bank fielen in Frankfurt um gut fünf Prozent, konnte sich im Laufe des Nachmittags aber wieder auf ein Minus von nur noch gut drei Prozent erholen. Damit waren sie noch immer der schwächste Wert im Leitindex.

Die Credit Suisse lehnte eine weitergehende Stellungnahme ab und stellte mehr Informationen zu gegebener Zeit in Aussicht. Die Warnung ist erneut ein Rückschlag für die Bank, die erwägt, Investoren zu entschädigen, die vom Zusammenbruch von Fonds betroffen sind, die mit der insolventen Finanzfirma Greensill verbunden sind. Bereits im vierten Quartal 2020 war eine Investition in einen Hedgefonds-Anbieter die Credit Suisse teuer zu stehen gekommen: Das Institut musste den Wert der Beteiligung an York Capital um 450 Millionen Dollar berichtigen. (mit rtr)


Aus: "Ein strauchelnder Hedgefonds stellt die Wall Street vor Probleme" Thorsten Mumme (29.03.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/hohe-verluste-befuerchtet-ein-strauchelnder-hedgefonds-stellt-die-wall-street-vor-probleme/27051650.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der 25. Juni 2020 wird ein besonderes Datum in der deutschen Wirtschaftsgeschichte bleiben. An dem Tag vermeldete der Zahlungsdienstleister Wirecard die Insolvenz. Das deutsche Vorzeigeunternehmen, der globale Digitalisierungs-Star, die Börsenrakete – alle Superlative fielen in sich zusammen. Schnell war klar, dass es hier um eine grandiose Betrugsaffäre ging. Und dass diese ohne Versagen oder Wegschauen in der Justiz, bei Aufsichtsbehörden und auch in der Politik nicht möglich gewesen wäre. Die Opposition im Bundestag brachte einen Untersuchungsausschuss auf den Weg. Er war eine parlamentarische Sternstunde dieser Wahlperiode.

Ein Jahr nach der Pleite liegt nun der Abschlussbericht vor, am Freitag debattiert der Bundestag darüber. Dass die Arbeit des Ausschusses in der Politik keinerlei personelle Konsequenzen hatte, kann man als Indiz für übertriebene Erwartungen werten. Immerhin rummste es in den nachgeordneten Ebenen, nicht zuletzt die Spitze der Bafin, der Finanzmarktaufsicht, musste gehen.

Der eigentliche Wert des Ausschusses aber liegt darin, dass in vielen Befragungen von Zeugen eine Art Sittenbild unserer Tage entstanden ist. Ohne den Digitalisierungs-Hype, ohne die Illusion von der schönen, neuen Welt, die uns nach dem globalen Umbau der Wirtschaft erwartet, ohne die Träume von schnellem und dauerhaftem Reichtum an der Börse hätte es die Wirecard-Posse nicht gegeben.

Denn was in Justiz, Verwaltung und Politik (auch bei Anlegern) erkennbar fehlte, war das nötige Maß an Skepsis und Kritikfähigkeit, um auf all die Hinweise zu reagieren, die jahrelang nahelegten, bei Wirecard zumindest mal etwas näher hinzuschauen. Es hat sich im Verlauf der Ausschussarbeit immer mehr der Eindruck aufgedrängt, dass man genau dies auch gar nicht wollte. In der Justiz nicht, die sich regelrecht einspannen ließ und sogar Wirecard-Kritiker verfolgte. Bei den Aufsichtsbehörden nicht, die zunächst als Helfer des Unternehmens erschienen und viel zu spät zu ahnen begannen, was sich da ereignete – wenn überhaupt. Und auch in der Politik gefiel die bayerische Firma zu vielen zu sehr.

Die Wirecard-Story war eben einfach zu schön, um sich stören zu lassen. Der deutsche Champion sollte im Licht seiner Selbstinszenierung weiter glänzen. Es durfte nicht sein, was nicht sein sollte. Aber die Story war halt auch zu schön, um wahr zu sein. Und so sind politisch Verantwortliche bis hinauf ins Kanzleramt Teil einer Posse geworden, die filmreif ist. Dass man im Bundesfinanzministerium noch in den Tagen der Pleite zumindest erwog, Wirecard mit Staatsgeld zu retten, spricht Bände.

Was der Untersuchungsausschuss ergeben hat, wird eine Fundgrube für Drehbuchautoren sein. Und auch für Historiker, die einmal aufschreiben werden, wie das so war in den Tagen der digitalen Aufregung. Als es genügte, die Fassade eines global erfolgreichen Unternehmens aufzubauen, indem man fern in Asien einige Treuhandkonten führte, auf denen zwar kein Geld lag, es sich aber arrangieren ließ, dass das den Bilanzprüfern nicht auffiel.

Dabei hatten Whistleblower, einige Journalisten (vor allem der ,,Financial Times") und gewitzte Shortseller an den Börsen längst den Boden bereitet für den gebotenen nüchternen Blick auf Wirecard. Man sei getäuscht worden, sei Opfer eines Betrugs, hieß es gern aus den betroffenen Ecken. Das mag schon sein. Aber der Fall Wirecard ist auch eine Selbstbetrugsaffäre.


Aus: "Eine deutsche Selbstbetrugsaffäre" Ein Kommentar von Albert Funk (22.06.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/schlussbericht-im-fall-wirecard-eine-deutsche-selbstbetrugsaffaere/27307454.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die als ,,Pandora Papers" bezeichneten Enthüllungen fußen auf 11,9 Millionen vertraulichen Dokumenten und zeigen, wie die Mächtigen und Reichen dieser Welt ihr Vermögen in einem Geflecht von Briefkastenfirmen geparkt haben.

In Deutschland beteiligten sich die ,,Süddeutsche Zeitung", der ,,NDR" und der ,,WDR" an den Auswertungen. Bei den aufgedeckten ,,Offshore-Geschäften" schaffen die Vermögenden ihr Geld mithilfe von spezialisierten Anwaltskanzleien außer Landes in Steueroasen. Dieses Gebaren ist zwar nicht immer illegal.

Doch die Finanzströme dienen nicht selten dem Zweck, das Geld vor den Steuerbehörden im eigenen Land zu verschleiern, Steuern zu sparen oder sogar zu hinterziehen.

Weil die für Offshore-Geschäfte gegründeten Unternehmen häufig gar keine Angestellten haben, sondern nur einen Briefkasten in Bürogebäuden stellen, heißen sie Briefkastenfirmen. Oft handelt es sich bei den Standorten um die Britischen Jungferninseln oder Panama, die mit besonders niedrigen Steuersätzen und Verschwiegenheit Vermögende für Offshore-Geschäfte locken.

...


Aus: "Von Blair bis Guardiola – wer in die geheimen Offshore-Geschäfte verwickelt ist" Sinan Reçber (05.10.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/enthuellung-der-pandora-papers-von-blair-bis-guardiola-wer-in-die-geheimen-offshore-geschaefte-verwickelt-ist/27675604.html

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Als Pandora Papers wird das bis dato größte Leak über sogenannte Steueroasen bezeichnet, dessen Existenz vom Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ) am 2. Oktober 2021 bekanntgegeben wurde. Weltweit arbeiteten Journalisten an der Auswertung der Daten und deckten die Besitzer und Verbindungen von 29.000 Steuervermeidungs- und Steuerhinterziehungskonten bei 14 Offshore-Dienstleistern auf.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pandora_Papers

https://de.wikipedia.org/wiki/Personenliste_Pandora_Papers

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der dritte Cum-Ex-Prozess am Landgericht Bonn steht vor dem Abschluss. Nach 20 Verhandlungstagen haben am Donnerstagvormittag Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Plädoyers vorgetragen. Die Staatsanwaltschaft beantragte eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren für den Angeklagten Manager M., während dessen Verteidiger eine Strafe auf Bewährung für angemessen halten. Damit liegen die Erwartungshaltungen der beiden Seiten weit auseinander. Nun muss die Strafkammer in Bonn entscheiden.

Angeklagt ist der frühere Chef der Investmentgesellschaft Warburg Invest, einer Tochter der Hamburger Privatbank M. M. Warburg. In dieser Rolle soll der heute 63-Jährige zusammen mit anderen Beteiligten sogenannte Cum-Ex-Geschäfte ermöglicht haben. Dabei handelt es sich um komplizierte Börsendeals, bei denen die Akteure rund um den Dividendenstichtag große Aktienpakte im Kreis schickten. Anschließend ließen sie sich Steuern vom Staat erstatten, die zuvor niemand gezahlt hatte. Dem Fiskus entstand dadurch insgesamt ein Schaden von mehr als zehn Milliarden Euro, schätzen Steuerfahnder heute.

Im aktuellen Prozess geht es um zwei Investmentfonds, die Warburg Invest in den Jahren 2009 und 2010 eigens für die Cum-Ex-Kreisgeschäfte aufgesetzt hatte. Allein mit diesen beiden Fonds hätten die Beteiligten den Fiskus laut Anklage um Millionen Euro geprellt. M. stand damals als Geschäftsführer in der Verantwortung.

Die Staatsanwaltschaft Köln sieht den Vorwurf der besonders schweren Steuerhinterziehung am Ende der Hauptverhandlung bestätigt. Durch die Geschäfte, an denen M. beteiligt war, sei ein Steuerschaden von insgesamt mehr als 100 Millionen Euro entstanden, erklärte der Vertreter der Ermittlungsbehörde in seinem Plädoyer. Das sei wesentlich mehr als bei anderen Steuerdelikten. Darüber hinaus hob er hervor, dass Cum-Ex-Geschäfte ein direkter "Griff in die Staatskasse" gewesen seien. Das wiege schwerer, als dem Staat Steuern vorzuenthalten.

Die Staatsanwaltschaft stufe M. nicht als Gehilfen, sondern als Täter ein. Strafmildernd wirkte ihrer Meinung nach, dass M. selbst keinen Profit aus den Geschäften gezogen habe. Anders als andere Akteure der Cum-Ex-Deals hat er keine erhöhten Boni oder gar Millionenzahlungen erhalten. Im Ergebnis sei der Staatsanwaltschaft zufolge eine Haftstrafe von sieben Jahren angemessen.

Die vier Verteidiger des Angeklagten stimmen mit der Staatsanwaltschaft teilweise überein - zumindest bestreiten sie nicht mehr, dass es sich bei den Deals um steuerschädliche Cum-Ex-Geschäfte handelte und ihr Mandant daran beteiligt war. M. hatte vor wenigen Wochen inmitten des Prozesses eine spektakuläre Wende hingelegt und nach langem Mauern gestanden. Er habe seine Taten zuvor beschönigt, erklärte er, und habe die Geschäfte trotz seines Störgefühls nicht unterbunden.

Diese Einlassung sehen die Verteidiger als strafmildernd an. M. sei außerdem nur der Beihilfe schuldig, erklärten sie. Trotz der Höhe des Steuerschadens hoffen sie auf ein mildes Urteil. Eine zur Bewährung ausgesetzte Strafe würde es M. erlauben, sein aktuelles Leben weiterzuführen - vorausgesetzt, er bleibt straffrei.

Wie wichtig war M.s Beitrag für den Erfolg der in Rede stehenden Cum-Ex-Fonds? Vor allem in dieser Frage liegen Verteidigung und Staatsanwaltschaft weit auseinander. Verteidiger Ingo Heuel etwa sagte, sein Mandant habe an den Taten "keinen Cent verdient" und deshalb kein hohes Eigeninteresse an den Taten, auch wenn er die "Notbremse" nicht gezogen habe. M. sei zudem nicht die bestimmende Kraft gewesen. Die Entscheidung, die beiden Fonds aufzusetzen, habe unter anderem Warburg-Miteigentümer Christian Olearius getroffen. Zusammengefasst sei M. also zwar ein wichtiges, aber dennoch nur kleines Rädchen einer großen Industrie gewesen. Die Verteidigung forderte, das zu berücksichtigen - auch wenn M. sich seiner Schuld bewusst sei und die Konsequenzen für seine Taten nun tragen wolle.

Zum Schluss hatte der Angeklagte das Wort. Er beugte sich übers Mikrofon und sagte nur wenige Sätze, darunter: "Ich sehe das als größten Fehler meines Berufslebens." Das Urteil fällt kommende Woche.


Aus: "Cum-Ex-Skandal:"Größter Fehler meines Berufslebens"" Jan Diesteldorf und Nils Wischmeyer, Bonn (3. Februar 2022)
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/cum-ex-skandal-warburg-1.5521350


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Quote[...] Im Skandal um illegale Cum-Ex-Aktiengeschäfte wird eine der Schlüsselfiguren an die deutsche Justiz überstellt. Das Schweizer Bundesamt für Justiz habe die Auslieferung von Steuerrechtsanwalt Hanno Berger bewilligt, sagte eine Sprecherin des nordrhein-westfälschen Justizministeriums in Düsseldorf. Gegen die Entscheidung gebe es keine Rechtsmittel mehr. Während im Cum-Ex-Skandal gegen Berger und mehr als 1.300 Beschuldigte ermittelt wird, bahnt sich offenkundig ein noch größerer Betrugsskandal an.

Nach Angaben von NRW-Justizminister Peter Biesenbach ist der Cum-Ex-Betrug trotz seines geschätzten zweistelligen Milliardenvolumens wohl nur die "Spitze des Eisbergs". Dafür gebe es "starke Verdachtsmomente", sagte der CDU-Politiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Wer glaubt, den Staat plündern zu können, muss damit rechnen, dass der Staat die Herausforderung annimmt. Wir wollen das Geld." Es werde zeitnah zu weiteren öffentlich wirksamen Aktionen kommen. Er gehe davon aus, dass die Zahl der Ermittlungsverfahren in diesem Jahr deutlich steigen werde.

Die Cum-Ex-Ermittler in Köln seien auf weitere Methoden mutmaßlichen Steuerbetrugs gestoßen, bestätigte eine Ministeriumssprecherin der Nachrichtenagentur dpa. "Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, können wir diese Modelle derzeit nicht umreißen."  Im Fall Hanno Berger hatten sowohl die hessische als auch die nordrhein-westfälische Justiz die Auslieferung des deutschen Anwalts beantragt. Beiden Begehren sei nun stattgegeben worden, sagte die Sprecherin. Man rechne mit einer schnellen Überstellung des Beschuldigten.

Damit rückt ein Prozess für Berger in Deutschland näher. Er hätte schon im vergangenen Frühjahr bei einem laufenden Cum-Ex-Prozess am Landgericht Wiesbaden erscheinen sollen, blieb aber fern. Daher wurde das Verfahren gegen ihn abgetrennt. Berger war im Juli 2021 im Kanton Graubünden festgenommen worden und sitzt in Auslieferungshaft. Das Schweizer Bundesamt für Justiz teilte auf Anfrage mit, es habe die Auslieferung bereits am 20. August 2021 bewilligt. Die Verfügung sei nun rechtskräftig geworden.

Berger gilt als einer der Architekten des Modells, bei dem sich Banken und Investoren nie gezahlte Steuern erstatten ließen. Der heute 71 -Jährige lebte zuletzt in der Schweiz und hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Er und sein Anwalt argumentieren unter anderem, dass die ihm vorgeworfenen Delikte in der Schweiz nicht strafbar gewesen seien. Dem hat das Schweizer Bundesstrafgericht widersprochen: "Es kann offensichtlich nicht richtig sein, dass eine einbehaltene Steuer zweimal ausgezahlt wird." Das Vorgehen sei als arglistig zu bezeichnen.

Bei Cum-Ex-Geschäften schoben Banken und andere Finanzakteure Aktien mit ("cum") und ohne ("ex") Ausschüttungsanspruch rund um den Dividendenstichtag hin und her. Das Ziel war die Erstattung von Steuern, die gar nicht gezahlt worden waren. Die Staatsanwaltschaft Köln wirft Berger vor, er habe von Januar 2007 bis Oktober 2013 gemeinsam mit weiteren Verdächtigen drei Fälle der besonders schweren Steuerhinterziehung begangen. Er soll die Hamburger Warburg-Bank zur Aufnahme von Cum-Ex-Geschäften bewogen und maßgeblich dabei geholfen haben, die dafür notwendigen Strukturen einzurichten. Er soll zudem "zum Teil gutgläubige Investoren" akquiriert und das Kreditinstitut in Bezug auf die Cum-Ex-Geschäfte rechtlich beraten haben.

Die Bundesregierung hatte den Cum-Ex-Geschäften 2012 offiziell einen Riegel vorgeschoben. Im bundesweit ersten Cum-Ex-Strafprozess verhängte das Bonner Landgericht im März 2020 Bewährungsstrafen gegen zwei Angeklagte – und stellte zugleich erstmals fest, dass die umstrittene Praxis als strafbar zu werten sei.


Aus: "NRW-Justizminister nennt Cum-Ex wohl nur "die Spitze des Eisberges"" (22. Februar 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-02/cum-ex-steuerskandal-hanno-berger-auslieferung

QuoteGelinde gesagt #12

Schäuble hat in seiner Amtszeit als Finanzminister diesen Steuerbetrug indirekt unterstützt, indem er nichts dagegen unternommen hat. Die Macht dazu hätte er gehabt, aber der Wille fehlte. Das ging jahrelang. ... Statt Lücken in den Steuergesetzen zu schließen, hat er das Problem ausgesessen.

Ohne je dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Und die SPD auch: Steinbrück als Finanzminister: genauso nichts gegen Cum-Ex unternommen.

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QuoteMrMiaggi #38

,,Während im Cum-Ex-Skandal gegen Berger und mehr als 1.300 Beschuldigte ermittelt wird, bahnt sich offenkundig ein noch größerer Betrugsskandal an."

Der Kreis der Mitwisser ist Riesig! Wahrscheinlich ein Vielfaches der 1300! Und das dieser Skandal aufgeflogen ist nur einer kleinen hartnäckigen Steuerprüferin zu verdanken! Es ist kaum zu glauben das alle anderen involvierten Prüforgane nichts gemerkt haben! ...


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Martin Pucher (* 22. Februar 1956 in Wiener Neustadt) ist ein ehemaliger österreichischer Bankier und Präsident des insolventen SV Mattersburg sowie der Fußball-Bundesliga-Österreich, der als Drahtzieher eines Betrugsskandals unrühmlich in die Schlagzeilen geriet. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Pucher

Quote[...] Mit einem Paukenschlag hat der Dienstag für die burgenländische Commerzialbank Mattersburg geendet. Die Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA hat der Regionalbank, deren Vorstandschef und Kleinaktionär der Obmann des Bundesligisten SV Mattersburg, Martin Pucher, ist, den Geschäftsbetrieb untersagt und einen Regierungskommissär eingesetzt. Mittwochfrüh erfolgte der nächste Tusch: Der gesamte Vorstand der Regionalbank ist zurückgetreten.

Nach einer Vor-Ort-Prüfung der Aufsicht soll sich der Verdacht erhärtet haben, dass die Bilanzen des Instituts seit Jahren frisiert wurden. Ein mit der Sache Vertrauter erklärte dem STANDARD, es hätten sich Positionen in der Bilanz gefunden, "die es nicht gibt" ...


Aus: "Commerzialbank Mattersburg: Riesiger Bilanzskandal im Burgenland aufgeflogen" Renate Graber (15.7.2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000118717015/fma-dreht-commerzialbank-mattersburg-das-geschaeft-zu

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Quote[...] Im Ermittlungsverfahren rund um die 820 Millionen Euro schwere Pleite der Commerzialbank Mattersburg (CBM) und ihren Ex-Chef Martin Pucher liegen neue Gutachten vor. So hatte der Sachverständige Karl Hengstberger den Auftrag erhalten, zu klären, wann bei einer burgenländischen Fassadenbau-Firma tatsächlich die Zahlungsunfähigkeit eingetreten ist und welche Geldmittel aus der Commerzialbank an diese Firma geflossen sind. Obwohl besagte Fassadenbau-Firma laut dem 341 Seiten starken Gutachten bereits Ende 2008 zahlungsunfähig war, soll sie von Pucher mit Geldern aus der Commerzialbank jahrelang durchgefüttert worden sein.

,,Von Jänner 2010 bis Jänner 2020 wurden Umsatzerlöse aus objektiv auffälligen Ausgangsrechnungen in Höhe von 17,79 Millionen Euro brutto identifiziert, denen keine Leistungserbringung zugrunde lag und die mit (Bar-)Geldmitteln aus der Commerzialbank bezahlt wurden", heißt es in diesem Gutachten. Zugleich sollen aber von der Fassadenfirma in den Jahren 2008 bis 2019 rund 8,94 Millionen Euro brutto an Sponsoringleistungen an den Fußballklub SV Mattersburg geflossen sein, ,,die aus sachverständiger Sicht in auffallendem Widerspruch zu den Vermögensverhältnissen und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Fassadenbaufirma standen".

Zugleich stand das Unternehmen mit 15,47 Millionen Euro bei der Bank in der Kreide. Spätestens ab Ende 2008 verfügte die Firma über ,,keine Zahlungsmittel mehr, um die fälligen Schulden zu begleichen", heißt es im Sachverständigen-Gutachten. Tatsächlich wurde das Konkursverfahren erst Mitte Oktober 2020 eröffnet.


Aus: "Die Millionen-Schiebereien des Bankers Martin Pucher" Kid Möchel, Dominik Schreiber (07.10.2022)
Quelle: https://kurier.at/wirtschaft/die-millionen-schiebereien-des-bankers-martin-pucher/402173838

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Quote[...] Insbesondere für Wirtschaftsstrafsachen braucht die Berliner Justiz lange – vergangenes Jahr endeten solche Fälle im Schnitt erst nach 22 Monaten Verfahrensdauer. Dagegen dauern Verfahren zu Gewalt-, Drogen- und Staatsschutzfällen oft weniger als ein halbes Jahr. Das geht aus einer Antwort von Justizstaatssekretär Ibrahim Kanalan (parteilos, für Linke) auf Anfrage des CDU-Rechtsexperten Alexander J. Herrmann hervor, die dem Tagesspiegel vorab vorliegt.

Als Wirtschaftsstraftaten zählen neben Vergehen im Bank- und Börsenwesen beispielsweise Verstöße gegen Sanktionsregelungen, wettbewerbsbeschränkende Absprachen und Konkursverschleppung. Für diese Verfahren gilt, dass ihnen oft monatelange, zuweilen jahrelange Ermittlungen der Polizei, mitunter des Zolls vorausgingen.

Innerhalb der Wirtschaftsdelikte weist der Senat in seiner Antwort die Geldwäschefälle gesondert aus. Die Zahl dieser Verfahren stieg deutlich. Sie dauerten im Schnitt zuletzt zwar nur fünf Monate, dafür aber wurden besonders viele Fälle eingestellt, diese Geldwäsche-Verfahren endeten also ohne ein Urteil: Registrierte die Berliner Justiz im Jahr 2016 noch 3243 Geldwäschedelikte, waren es 2022 schon 4.990 – von den 2.669, also mehr als 50 Prozent, eingestellt wurden.

In Justizkreisen hieß es, man stelle Wirtschaftsverfahren ein, wenn absehbar sei, dass sie mit dem knappen Personal kaum noch gewonnen werden könnten. Hintergrund sei, dass finanzielle Ressourcen und fachliche Expertise auf Seite der Beschuldigten oft ,,enorm" seien, wie es ein Beamter ausdrückte.

,,Die Arbeitsbelastung der Staatsanwaltschaft ist massiv gestiegen", sagte CDU-Justizpolitiker Herrmann. ,,In Prozessen zu Wirtschaftskriminalität stehen Staatsanwälten häufig hoch spezialisierte, sehr gut bezahlte Verteidiger gegenüber." Um die Justiz für die Verfolgung Wirtschaftskrimineller besser auszurüsten, brauche es deutlich mehr Fachpersonal und neue Technik – noch arbeite die Justiz mit ,,viel zu vielen Papierakten". Der rot-grün-rote Senat, sagte Herrmann, habe diesen Kampf offenbar auf ,,Sparflamme" betrieben.

Die Bekämpfung von Geldwäsche und Wirtschaftskriminalität sei ein Schwerpunkt ihrer Arbeit, sagte Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) erst im Herbst. Damals wurde bekannt, dass in Berlin seit 2017 mehr als 325 Millionen Euro illegal erworbenes Vermögen von der Justiz eingezogen worden war.

Geldwäsche liegt vor, wenn illegale Erlöse als legale Einnahmen getarnt werden sollen. So seien auch in Berlin, berichten Ermittler, mit Geld aus Schmuggelgeschäften, Raub, Betrug diverse Immobilien gekauft worden. Hunderttausende Euro in bar habe man bei Verdächtigen gefunden. Banken, Notare, Makler, Juweliere und Autohändler sind verpflichtet, mutmaßliche Geldwäsche-Versuche der zuständigen Zollstelle zu melden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte im Herbst angekündigt, sich dafür einzusetzen, Bargeldzahlungen nur noch bis maximal 10.000 Euro zulassen. Ermittler begrüßten den Vorstoß, Politiker aus CDU und FDP zeigten sich skeptisch.


Aus: "Staatsanwälte ,,massiv belastet": Berlins Justiz stellt die Hälfte aller Geldwäsche-Verfahren ein" Pascal Bartosz (05.02.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/staatsanwalte-massiv-belastet-berlins-justiz-stellt-die-halfte-aller-geldwasche-verfahren-ein-9290804.html

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#269
Quote[...] Die kalifornische Silicon Valley Bank (SVB) hat einem Medienbericht zufolge kurz vor ihrem Kollaps noch Jahresboni ausgezahlt. Berechtigte Mitarbeiter des Geldhauses hätten wenige Stunden vor der Schließung durch die US-Regierung ihre Leistungsprämien erhalten, schreibt die US-Nachrichtenwebseite Axios. Es habe sich um Prämien für das Jahr 2022 gehandelt, die eigentlich am 10. März hätten fließen sollen, also am Tag der Übernahme des Instituts durch eine vom Bundeseinlagensicherungsfonds FDIC neu gegründete Bank.

Die auf die Finanzierung von Tech-Startups spezialisierte SVB wurde am Freitag von den Aufsichtsbehörden dichtgemacht, nachdem ihre Aktien am Donnerstag an der Wall Street einen Rekord-Tagesverlust verbucht und damit Börsenwerte von rund 80 Milliarden Dollar ausgelöscht hatten. Am Vorabend hatte das Geldhaus einen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar vermeldet und eine Kapitalerhöhung angekündigt, um für neue Liquidität zu sorgen. Viele Kunden hatten zuvor ihre Gelder abgezogen, eine Folge der derzeitigen Probleme des Technologie-Sektors.

Die Schließung der Silicon Valley Bank hat auch massive Folgen für die Kryptobranche. Der Stablecoin-Anbieter Circle, der zu den Kunden der Bank zählt, parkte bei SVB 3,3 Milliarden Dollar. Insgesamt verfügt das Unternehmen über Reserven im Volumen von rund 40 Milliarden Dollar. Nutzer wollten daraufhin den von Circle herausgegebenen Stablecoin USDC in Dollar umtauschen. Der Token büßte deshalb seine Bindung zum Dollar zeitweise ein, erholte sich später aber wieder größtenteils von seinen Verlusten.

Quelle: ntv.de, ino/rts


Aus: "Kollabierte SVB: Pleite-Bank zahlte in letzter Minute Boni aus" (12.03.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Pleite-Bank-zahlte-in-letzter-Minute-Boni-aus-article23978089.html

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Quote[...] Die Pleite zweier US-Banken löst ein Börsenbeben aus. Investoren fürchten eine Kettenreaktion des Misstrauens oder gar eine Finanzkrise wie 2008. Die Sorge in den USA ist so groß, dass Präsident, Notenbankchef und Finanzministerin die Bevölkerung beruhigen wollen.

... Die Pleite der SVB gilt bereits als möglicher Endpunkt der Boomjahre im Silicon Valley. Der spektakuläre Erfolg vieler Tech-Unternehmen basierte auch auf einer Phase billigen Geldes. Viele Projekte mit hohen Risiken wurden leichthändig finanziert. Damit könnte es nun vorbei sein. Gerade die SVB war bekannt dafür, dass Startups hier in Finanzierungsrunden leicht an viel Geld kommen konnten.

... Der CEO der Bank war in Kalifornien beliebt, weil er mutiger und kreativer Geld fließen ließ als die vermeintlich konservativen Banker in New York. Greg Becker verkündete noch vor wenigen Wochen, dass man für 2023 wieder prächtige Geschäfte erwarte. "Wir sind optimistisch, weil unsere Kristallkugel ein wenig klarer ist", sagte Becker gegenüber CNBCN. Nur 24 Stunden vor der Pleite hatte Becker persönlich Kunden angerufen, um ihnen zu versichern, dass ihr Geld bei der Bank sicher sei.

Er selbst aber brachte Geld in Sicherheit. Nach Angaben der Aufsichtsbehörden verkaufte Becker am 27. Februar 12.451 SVB-Aktien für 3,6 Millionen Dollar. Auch ein Jahresbonus wurde ihm noch kurz vor der Pleite ausbezahlt. Seine Jahresbezüge bei SVB lagen zwischen 9 und 10 Millionen Dollar im Jahr.

Becker war schon 30 Jahre bei der SVB und arbeitete sich vom Kreditsachbearbeiter bis zum Vorstandsvorsitz (seit 2011) hoch. Er inszenierte sich als Held der kalifornischen Geldwelt. Auf der Webseite der SVB steht noch heute, dass er ein "Champion der Innovationsindustrie" sei. Unter seiner Führung sei SVB in den S&P500-Index aufgestiegen, sei zu einer der besten Banken der USA gewählt worden, überhaupt das weltführende Institut zur Innovationsfinanzierung geworden. Becker ließ sich als Spender und Philanthrop feiern, als einer, der in Gender- und Umweltfragen die Avantgarde verkörpere und die Nähe zu Politikern wie Al Gore suchte. Becker gehörte dem Vorstand der Federal Reserve Bank of San Francisco an und ist dafür eingetreten, dass Insidergeschäfte zeitlich nicht zu sehr beschränkt werden sollten. Genau davon hat er nun profitiert.

In seiner Belegschaft herrscht - wie CNN berichtet - inzwischen offene Wut über ihren Chef, der die Bank mit zu hohen Risiken, allerlei Ungeschicklichkeiten im Krisenmanagement und einer unverhohlenen Selbstbereicherung in die Pleite geführt hat. Beckers Videobotschaft an die Mitarbeiter vom Freitag wird als zynisch wahrgenommen. Darin sagte er, dass die 48 Stunden bis zum Zusammenbruch der Bank wohl "unglaublich schwierig" gewesen seien. Doch Becker hat schon im Dezember die BBC wissen lassen, dass man sich in seiner Branche ohnedies gar keine Sorgen machen müsse. Gute Leute aus der Innovationswirtschaft verfügen immer "über wirklich endlose Möglichkeiten". Seine eigenen Möglichkeiten sind mit den geretteten Millionen bestimmt größer als die seiner Mitarbeiter, die jetzt arbeitslos werden.

Quelle: ntv.de


Aus: "Person der Woche: Greg Becker" Wolfram Weimer (14.03.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/Die-Angst-vor-einem-Banken-Crash-ist-groesser-als-man-zeigt-article23982492.html


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Quote[...] Die Grenzen sind mitunter fließend. Was ist handfeste Korruption? Wo verläuft der Graubereich? In manchen Fällen kann Vorteilsnahme, Betrug oder Bestechung zweifelsfrei festgestellt werden. Andere Beispiele aus der deutschen Geschichte bleiben dubios. Fest steht: Korruption hat hierzulande Tradition. Eine unvollständige Chronik.

Bonn oder Frankfurt am Main? Im Mai 1949 sucht die Bundesrepublik einen neuen Regierungssitz. Mit knapper Mehrheit fällt die Entscheidung auf Bonn. Im sogenannten Spiegel-Untersuchungsausschuss wird später öffentlich, dass insgesamt zwei Millionen D-Mark an Abgeordnete zur Beeinflussung der Stimmabgabe geflossen sein sollen. Etwa hundert Abgeordnete seien mit unterschiedlichen Summen bestochen worden. Abschließend aufgeklärt wurde der Fall nie.

April 1972. Um zwei Stimmen verfehlt Oppositionsführer Rainer Barzel (CDU) in einem konstruktiven Misstrauensvotum die Wahl zum Bundeskanzler. SPD-Regierungschef Willy Brandt kann im Amt bleiben. Karl Wienand, Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, wird beschuldigt, den CDU-Abgeordneten Julius Steiner bestochen zu haben, damit dieser nicht für Barzel stimmte. In den 1990er Jahren wird bekannt werden, dass Steiner Bestechungsgeld von der Stasi erhalten hatte. Ob er auch von Wienand Geld bekam, blieb letztlich unklar.

Als ,,Pflege der politischen Landschaft" bezeichnet Eberhard von Brauchitsch, Manager des mächtigen Flick-Konzern, die verdeckten Parteispenden seiner Firma. Sie fließen an alle Parteien, die damals im Bundestag sitzen: CDU, CSU, SPD und FDP, unter anderem an den liberalen Wirtschaftsminister Hans Friderichs. Der zentrale Verdacht lautet, dass die Spendenzahlungen Entscheidungen des Ministeriums zugunsten des Unternehmens beeinflussen sollten. Von Brauchitsch sowie Friderichs und dessen FDP-Kollege Otto Graf Lambsdorff werden schließlich für Steuerdelikte gerichtlich verurteilt. Der Manager erhält eine Bewährungs-, die Politiker Geldstrafen.

Mit dem offiziellen Briefkopf seines Ministeriums empfiehlt Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann mehreren deutschen Handelsketten einen Kunststoffchip als Pfandmünze für Einkaufswagen. Das Unternehmen hinter dem Chip wurde von einem Vetter Möllemanns geführt. Nach Bekanntwerden tritt der FPD-Politiker zurück.

Möllemann ließ später zudem seinem Landesverband von 1996 bis 2002 Sach- und Barspenden über umgerechnet rund 2,2 Millionen Euro zukommen, deren Herkunft er verschleierte. Unter anderem finanzierte er ein anti-israelisches Flugblatt aus anonymen Quellen, also rechtswidrig.

Dubiose Projekte, fragwürdige Zahlungen, schwarze Kassen – bei Siemens werden 1,3 Milliarden Euro eingesetzt, um Amtsträger zu bestechen und Aufträge im Ausland zu erlangen. Im November 2006 führen Polizei, Steuerfahnder und Staatsanwälte eine Razzia in sämtlichen Büros des Großkonzerns durch. Der Schmiergeldskandal gilt als einer der größten der deutschen Nachkriegsgeschichte.

April 2005. Der DFB tätigt über die Fifa eine Überweisung von 6,7 Millionen Euro an den Unternehmer Robert Louis-Dreyfus. 2002 hat der Schweizer dem deutschen WM-Organisationschef Franz Beckenbauer einen Kredit in gleicher Höhe gewährt. Diese Summe ging von Beckenbauers Konto noch im selben Jahr über die Schweiz nach Katar auf Konten des damaligen Fifa-Funktionärs Mohamed bin Hammam. Mit dem Geld soll die Fifa-Entscheidung gekauft worden sein, die WM 2006 in Deutschland auszutragen. Die genauen Details der Überweisungen sind bis heute unklar.

Sonderzahlungen, Luxusreisen und Dienstleistungen von Prostituierten – so bestechen die Firmenleitung von Volkswagen über zehn Jahre lang Mitglieder des Betriebsrates, damit diese Beschlüsse des Vorstands mittragen. Zusätzlich sollen Manager über Tarnfirmen unsaubere Geschäfte mit dem eigenen Konzern abgewickelt haben. Im Juli 2005 kommt es ans Licht.

Mitarbeitende des Maschinenbau- und Nutzfahrzeugkonzerns MAN kurbeln den Verkauf von Lkw und Bussen mit Schmiergeld an. Das Geld geht an Einkäufer von Kundenfirmen. Von 2002 bis 2005 sollen Zahlungen innerhalb Deutschlands von einer Million Euro sowie 15 Million Euro im Ausland geflossen sein. Die Affäre kommt 2009 ans Licht. Die Staatsanwaltschaft München lässt deutschlandweit Geschäftsräume des Konzerns sowie Privatwohnungen dreier Beschuldigter durchsuchen. Der Vorstandsvorsitzende Hakan Samuelsson tritt zurück. Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts der Beihilfe zu Bestechung werden 2013 eingestellt.

Von 2017 an wird bekannt, dass mehrere EU-Politiker der CDU und der CSU Geldzahlungen aus Aserbaidschan bekommen haben. Der Vorwurf des Lobbyismus für den vorderasiatischen Staat wird laut. Unions-Abgeordnete ließen sich unter anderem luxuriöse Reisen von dem autoritär regierten Land finanzieren – ein Vorgehen, das vielfach als ,,Kaviar-Diplomatie" bezeichnet wird.

Der CDU-Politiker Philipp Amthor setzt sich 2018 beim Bundeswirtschaftsministerium, das damals von seinem Parteikollegen Peter Altmaier geführt wird, für das US-Unternehmen Augustus Intelligence ein. 2020 wird Kritik gegenüber dem Bundestagsabgeordneten laut. Der Vorwurf: Bestechlichkeit sowie Bestechung von Amtsträgern. Amthor hatte wertvolle Aktienoptionen erhalten und war in den Aufsichtsrat des Konzerns berufen worden.

Auch Ex-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU), damals Mitglied im Vorstand des Unternehmens, warb gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für die Firma. Amthor, der weiter im Bundestag sitzt, kandidiert auf die Vorwürfe hin nicht mehr für die Wahl zum CDU-Landesvorsitzenden in Mecklenburg-Vorpommern. Das Verfahren gegen ihn wird jedoch eingestellt, da juristisch kein Rechtsverstoß nachweisbar ist.

Mehreren Bundestags- und Landtagsabgeordneten der CDU und CSU wird Vorteilsannahme sowie Bestechlichkeit und Bestechung von Mandatsträgern hinsichtlich der Beschaffung von Atemschutzmasken während der Corona-Pandemie vorgeworfen. Die Regeln für Nebeneinkünfte werden geändert, juristisch werden die Beschuldigten aber freigesprochen.


Aus: "Hauptstadtfrage, Sommermärchen, Maskenaffäre: Korruption in Deutschland – Chronik einer lukrativen Tradition" Kiana Lensch (23.03.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/hauptstadtfrage-sommermarchen-maskenaffare-korruption-in-deutschland--chronik-einer-traurigen-tradition-9511412.html

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Quote[...] Amthor war 2020 im Zuge der Lobbyismus-Affäre um Augustus Intelligence in die Kritik geraten. Er soll sich etwa beim früheren Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für die Firma eingesetzt haben. Die Staatsanwaltschaft Berlin sah damals keinen Anfangsverdacht für ein strafbares Verhalten. Der frühere Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen und ehemalige BND-Chef August Hanning sollen Augustus Intelligence neben weiteren Politikern und Beamten beraten haben.

...


Aus: "Betrugsvorwürfe gegen Augustus Intelligence" (12. Mai 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2023-05/augustus-intelligence-philipp-amthor-lobbyismus-klage

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>Wie Philipp Amthor zum Türöffner für Augustus Intelligence wurde<

"Wie Philipp Amthor zum Türöffner für Augustus Intelligence wurde" Martin Reyher (06.05.2021)
Der CDU-Politiker Philipp Amthor ist die Hauptfigur im Lobbyskandal um das New Yorker Unternehmen Augustus Intelligence. Interne Unterlagen zeigen nun, wie der Abgeordnete dem damals neu gegründeten Start-up Zugang zum Bundeswirtschaftsministerium verschaffte. Erstmals veröffentlichen wir das zentrale Dokument der Affäre: Amthors pikantes Lobbyschreiben an Wirtschaftsminister Altmaier. ... Dass der CDU-Abgeordnete im Herbst 2018 seinen kurzen Draht zu Altmaier nutzt, um für Augustus ein Treffen mit dem Minister zu arrangieren (Terminvorschlag: "im Rahmen der ersten November-Sitzungswoche, 5.-9. November 2018"), sorgt im Unternehmen für Entzücken. Der SPIEGEL, der die Lobbyaffäre im vergangenen Sommer aufgedeckt hatte, zitiert aus einem internen Chat, in dem Amthor als "geiler Typ" gefeiert wird, bei dem man sich "echt bedanken" müsse. ...
https://www.abgeordnetenwatch.de/recherchen/lobbyismus/wie-philipp-amthor-zum-tueroeffner-fuer-augustus-intelligence-wurde

die vergangenheit holt den hn. amthor ein..."geiler typ"...


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Quote[...] Nach der Insolvenz des von Affären geplagten IT-Unternehmens Augustus Intelligence hat der Verwalter des Firmenvermögens Klage gegen frühere Manager eingereicht. Das berichtet "Capital" und beruft sich auf Dokumente des zuständigen Insolvenzgerichts im US-Bundesstaat Delaware. Die Klage führt der Treuhänder auch als Rechtsvertreter von 15 Aktionären, die zusammen 30 Millionen Dollar bei Augustus Intelligence investiert haben.

Nach der Pleite hatten die Aktionäre etwaige, damals noch unbestimmte Ansprüche an einen Abwicklungsfonds abgetreten. Die Verwaltung dieses sogenannten Litigation Trusts von Augustus Intelligence obliegt dem Treuhänder Brian Ryniker, der die Zivilklage Ende April eingelegt hat. Als Beklagter aufgeführt wird darin auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor, der bis 2020 als Mitglied im Verwaltungsrat (Board of Directors) von Augustus Intelligence saß.

Zu der Gruppe der Mehrheitsinvestoren des New Yorker Startups, die in Rynikers 41-seitigem Schriftsatz genannt werden, zählen unter anderem Firmen von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, Prinz Stefan von Liechtenstein, des Privatbank-Erben August François von Finck, des Berliner Immobilienunternehmers Ulrich Weber und von Ex-Klöckner-Chef Gisbert Rühl sowie zwei Angehörigen der österreichischen Diamanten-Dynastie Swarovski als Privatpersonen. Guttenberg war zeitweise auch Mitglied im Board of Directors von Augustus Intelligence, wird aber in Rynikers Klage nicht als Beklagter aufgeführt.

Augustus Intelligence war bekannt geworden, als der "Spiegel" im Jahr 2020 enthüllte, wie Amthor bei der Bundesregierung für das von dem Mediziner Wolfgang Haupt 2018 gegründete amerikanisch-deutsche Unternehmen lobbyierte. Im April 2021 beantragte die Firma, die unter anderem eine KI-Software zur Gesichts- und Spracherkennung entwickeln wollte, in den USA ein Gläubigerschutzverfahren (Chapter 11). Wenige Monate später kam Firmenchef Haupt bei einem Hubschrauberabsturz in Baden-Württemberg ums Leben.

2018 und 2019 hatte Haupt auch mithilfe politischer Kontakte insbesondere in konservative Kreise mehr als 30 Privatinvestoren aus Europa und den USA angeworben, die auf Basis einer Unternehmensbewertung von mehr als 250 Millionen Dollar insgesamt rund 35 Millionen Dollar in das Startup steckten - obwohl dies bis zuletzt kein eigenes marktreifes Produkt vorweisen konnte. Laut der Klage des Treuhänders investierte Finck 11,4 Millionen Dollar, eine Familienholding der Fürstenfamilie von Liechtenstein 5 Millionen Dollar und Immobilienunternehmer Weber 2,2 Millionen Dollar. Ex-Minister Guttenberg hielt über seine Investmentfirma Spitzberg Ventures Aktien im Wert von 1,5 Millionen Dollar. Zudem unterhielten Haupt und seine Firma auch Verbindungen zu den früheren Chefs des Verfassungsschutzes und des BND, Hans-Georg Maaßen und August Hanning.

Wie "Capital" berichtet, erhebt Verwalter Ryniker in seiner Zivilklage den zentralen Vorwurf, das frühere Augustus-Management habe potenzielle Investoren über bestehende Kapitalzusagen getäuscht. Demnach sollen Haupt und andere Manager in Gesprächen und Dokumenten damit geworben haben, dass ein aus einer US-Milliardärsfamilie stammender Krypto-Unternehmer ein Schlüsselinvestment in Höhe von 50 Millionen Dollar fest zugesagt habe. Dies habe die anderen Aktionäre dazu bewegt, sich mit eigenem Geld an der Finanzierungsrunde zu beteiligen. Tatsächlich habe es aber eine nicht kommunizierte Nebenabsprache zwischen Haupt und dem US-Unternehmer gegeben. Der vermeintliche Schlüsselinvestor habe letztlich kein Geld überwiesen.

Konkret wirft Ryniker Haupt und dem US-Investor Betrug und Verschwörung vor. Andere Manager - darunter Amthor - hätten von den falschen Angaben gewusst und dadurch Treuepflichten gegenüber den Augustus-Aktionären verletzt. In der Klage fordert der Treuhänder die Rückzahlung von mindestens 30 Millionen Dollar. Die Ansprüche richten sich vor allem gegen den Krypto-Unternehmer und den Nachlass des verstorbenen Firmengründers Haupt. In Rynikers Klage wird als Vertreter des Nachlasses eine Person benannt, bei der es sich offenbar um Haupts Bruder handelt.

Auf Anfrage von "Capital" betonte ein Anwalt im Namen der Investorengruppe um Guttenberg, Finck, Prinz Stefan von Liechtenstein und anderer Privataktionäre, die zusammen die Mehrheit an Augustus Intelligence halten, dass es sich bei dem Kläger um den Treuhänder handele. Infolge der Abtretung der Ansprüche der Aktionäre zu einem früheren Zeitpunkt entscheide über "Inhalt und Fokus von Klagen" alleine der von Ryniker vertretene Litigation Trust und nicht die Investoren.

Den in Rynikers Klage als Beklagter aufgeführten Abgeordneten Amthor nahm der Anwalt der Investoren ausdrücklich in Schutz: An Amthors "Integrität und pflichtgemäßem Verhalten" gebe es in der Gruppe "keinerlei Zweifel", betonte er: Amthor könne "auf das volle Vertrauen und die Unterstützung der Investorengruppe zählen". Zugleich betonte auch der Anwalt, eine "Schlüsselinvestition" sei "maßgeblich" für die eigene Investitionsentscheidung aller Aktionäre gewesen. An deren Rechtsverbindlichkeit habe es keine Zweifel gegeben.

Amthor selbst verwies auf Anfrage von "Capital" auf die Erklärung des Anwalts im Namen der Mehrheitsaktionäre. Über sein Abgeordnetenbüro ließ er mitteilen, er teile dessen Einschätzung: "Herr Amthor ist immer davon ausgegangen, dass Investitionszusagen Rechtsgültigkeit besaßen." Die Klage in den USA sei Amthor bisher noch nicht förmlich zugestellt, teilte sein Büro mit. Wie er darauf reagiere, mache er von der weiteren Entwicklung des Verfahrens abhängig. Treuhänder Ryniker wollte sich auf Anfrage von "Capital" nicht zu seiner Klage äußern.

Quelle: ntv.de


Aus: "Amthor droht neuer Ärger wegen Augustus Intelligence" Thomas Steinmann (12.05.2023)
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Amthor-droht-neuer-Arger-wegen-Augustus-Intelligence-article24118327.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Augustus_Intelligence


lemonhorse

Quote[...] Im Streit über eine Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA ist am Freitagabend eine weitere Verhandlungsrunde zwischen der Regierung von Präsident Joe Biden und Republikanern, die im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben und für eine Zustimmung massive Ausgabenkürzungen fordern, ergebnislos zu Ende gegangen.

,,Wir hatten ein sehr, sehr offenes Gespräch darüber, wo wir stehen und wo wir hin müssen", sagte der republikanische Abgeordnete Garret Graves nach dem Treffen in Washington. Verhandlungen seien das aber nicht gewesen. Es seien keine Fortschritte erzielt worden.

,,Wir haben ernsthafte Differenzen", räumte auch die Sprecherin der US-Regierungszentrale, Karine Jean-Pierre, am Samstag am Rande des G7-Gipfels im japanischen Hiroshima ein. US-Präsident Joe Biden sei aber zuversichtlich, dass es einen Weg nach vorne gebe und eine Lösung möglich sei. Biden sei auch während seiner Teilnahme am G7-Gipfel eng in die Verhandlungen eingebunden.

,,Ich glaube immer noch, dass wir einen Zahlungsausfall vermeiden können und etwas Anständiges zustande bringen werden", sagte Biden in Hiroshima. Auf die Frage, wie besorgt er über die Verhandlungslage sei, entgegnete er: ,,Überhaupt nicht." Es handele sich um Verhandlungen, da gebe es immer verschiedene Phasen.

Etwas gereizt reagierte Biden dabei auf Zwischenrufe eines Journalisten. ,,Seien Sie still", fuhr der Präsident den Reporter an. Biden und der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, haben eigentlich eine Einigung bis Sonntag angepeilt. Dann soll der Präsident vom G7-Gipfel zurückkehren.

Noch aber offenbart sich die Lage als verfahren. Zwischenzeitlich waren die zähen Verhandlungen am Freitagabend sogar unterbrochen worden - nachdem beide Seiten zuvor ermutigende Signale ausgesendet hatten. Die republikanischen Unterhändler verließen die Gespräche nur etwa eine Stunde nach Beginn, wie US-Medien berichteten.

Am Abend seien die Parteien dann wieder an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Der leitende Berater der Weißen Hauses, Steve Ricchetti, verließ am Freitagabend den Sitzungssaal und sagte Reportern, er wolle die Gespräche nicht beurteilen. Wann die Gespräche fortgesetzt werden sollen, ist ungewiss.

Der republikanische Unterhändler Patrick McHenry sagte, er sei nicht zuversichtlich, dass beiden Seiten an diesem Wochenende eine Einigung erzielen, die dann in den kommenden Tagen dem Kongress zur Verabschiedung vorgelegt werden könnte.

Gestritten wird in Washington über eine Anhebung der Schuldenobergrenze des Bundes von 31,4 Billionen Dollar. Sollte keine Einigung zustande kommen, droht den USA schon Anfang Juni die Zahlungsunfähigkeit. Ein Zahlungsausfall der weltgrößten Volkswirtschaft könnte eine globale Finanzkrise und einen wirtschaftlichen Abschwung auslösen.

Ein Streit über die Schuldenobergrenze ist in den USA zwar vergleichweise häufig und oft kam es zu Einigungen erst in letzter Minute. In den USA legt das Parlament in unregelmäßigen Abständen eine solche Grenze fest und bestimmt, wie viel Geld sich der Staat leihen darf.

Diesmal ist das Prozedere ausgeartet in erbittertes parteipolitisches Gezerre zwischen Bidens Demokraten und den oppositionellen Republikanern. Die Republikaner fordern massive Ausgabenkürzungen, Ausgabenobergrenzen und überdies Arbeitsanforderungen für Bürger zu schaffen, die bestimmte staatliche Sozialleistungen beziehen. Biden und seine Demokraten wehren sich dagegen, dass es vor allem bei Bildung und Sozialleistungen zu Kürzungen kommt.

Wegen des innenpolitischen Streits hatte Bidens Teilnahme am G7-Gipfel in Japan zeitweise sogar auf der Kippe gestanden. Er sagte schließlich den zweiten Teil seiner Auslandsreise - einen Besuch in Papua-Neuguinea und Australien - ab, um am Sonntag direkt nach den Beratungen in Hiroshima nach Washington zurückzukehren.

Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte, der Schulden-Streit komme auch bei den Gesprächen des Präsidenten in Hiroshima zur Sprache. ,,Es ist definitiv ein Thema von Interesse hier auf dem G7-Gipfel", sagte Sullivan. Andere Länder wollten wissen, wie die Verhandlungen liefen. ,,Und der Präsident hat seine Zuversicht zum Ausdruck gebracht, dass er glaubt, dass man zu einem Ergebnis kommt, das einen Zahlungsausfall verhindert." Das Thema löse beim G7-Gipfel allerdings ,,keinen Alarm" aus, betonte er. (Reuters, dpa)


Aus: "Weißes Haus spricht von ,,ernsthaften Differenzen": Weitere Verhandlungsrunde im US-Schuldenstreit geplatzt" (20.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/weisses-haus-spricht-von-ernsthaften-differenzen-weitere-verhandlungsrunde-im-us-schuldenstreit-geplatzt-9849260.html

QuotePaul_Kalbautzke, 20.05.23 09:48

    31,4 Billionen Dollar

Entspricht immerhin 100.000 Dolllar Schulden pro US Staatsbürger. Vierköpfige Familie = 400.000 Dollar Schulden.

...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Neapel – Der ehemalige rumänische Finanzminister Darius Valcov hat sich am Dienstag in Portici bei Neapel der Polizei gestellt. Gegen ihn wurde am 3. Mai von den rumänischen Behörden ein europäischer Haftbefehl ausgestellt, weil er in seiner Heimat zu einer sechsjährigen Haftstrafe wegen Bestechung eines Verantwortlichen eines öffentlichen Dienstes verurteilt wurde.

Der 46-jährige Politiker stellte sich den Beamten der Polizeistation Portici-Ercolano, wie die neapolitanische Tageszeitung "Il Mattino" am Mittwoch berichtete. Noch unklar ist, warum er sich im Raum von Neapel aufhielt. Ein italienisches Gericht wird jetzt über die Auslieferung nach Rumänien entscheiden.

Im Jahr 2014 wurde Valcov zum Minister mit Zuständigkeit für Budget und später zum Finanzminister in der Regierung des rumänischen Premiers Victor Ponta ernannt. Im Jahr 2015 war er gezwungen, seine Ämter aufzugeben, weil eine Korruptionsuntersuchung im Zusammenhang mit Vorgängen aus seiner Zeit als Bürgermeister eingeleitet wurde.

Valcov wurde wegen Bestechlichkeit verurteilt: Er soll während seiner Zeit als Bürgermeister von Slatina öffentliche Ausschreibungen zugunsten eines Unternehmers beeinflusst haben, von dem er im Gegenzug 20 Prozent des Vertragswerts – etwa zwei Millionen Euro – als Schmiergeld erhielt. Nachträgliche Ermittlungen ergaben zudem, dass er illegal erworbene Güter – Geld, drei Kilo Gold und Gemälde, darunter Werke mit der Signatur Renoir beziehungsweise Cocteau – im Safe eines Freundes versteckt haben soll. (APA, 24.5.2023)


Aus: "Rumänischer Ex-Minister in Neapel festgenommen" (24. Mai 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000034756/rumaenischer-ex-minister-in-neapel-festgenommen

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Quote[...] Der 72-Jährige gilt als einer der geistigen Väter des Cum-Ex-Betrugssystems, mit dem sich Investoren eine einmal gezahlte Kapitalertragssteuer auf Aktiendividenden vom Finanzamt mehrfach erstatten ließen. Dazu verschoben sie um den Stichtag für die Auszahlung der Dividende herum untereinander Aktien mit (,,cum") und ohne (,,ex") Dividendenanspruch. Experten schätzen den Gesamtschaden durch den Cum-Ex-Betrug auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.

Richterin Mittelsdorf erklärte, Berger sei zwar nicht der Erfinder der Cum-Ex-Struktur gewesen, die bereits vor ihm hauptsächlich im Eigenhandel der Banken erfolgreich umgesetzt worden sei. Jedoch habe er für deren Verbreitung unter vermögenden Privatinvestoren gesorgt und diesen ein ,,Rundum-sorglos-Paket" angeboten.

... ,,Die Urteile gegen Hanno Berger senden wichtige Signale: Der Rechtsstaat ist wehrhaft, auch Menschen wie Hanno Berger stehen nicht über dem Gesetz", kommentierte Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende. Klar sei aber auch: ,,Wir befinden uns erst am Anfang der juristischen Aufklärung", so Schick. Nur sehr wenigen der insgesamt 1.700 Beschuldigten sei mehr als zehn Jahre nach dem Stopp der unseriösen Geschäfte der Prozess gemacht worden.

... Gegen Berger wurden zwei getrennte Prozesse geführt, da sich die Staatsanwaltschaften in Frankfurt und Köln, die jeweils die Auslieferung Bergers angestrengt hatten, nicht auf eine Zusammenführung der beiden Verfahren einigen konnten. In Bonn hatten die Ankläger Berger vorgeworfen, einen Steuerschaden von gut 278 Millionen Euro verursacht zu haben.

Razzien bei Banken wegen des Cum-Ex-Komplexes gibt es immer noch, zuletzt etwa in den Frankfurter Büros der japanischen Investmentbank Nomura sowie von BNP Parisbas und in Frankreich bei den Großbanken Société Générale, BNP Paribas und HSBC. Die Deutsche Bank musste im September zusammen mit der Warburg Bank und The Bank of New York Mellon 60 Millionen Euro wegen der illegalen Aktiengeschäfte an den Fiskus zurückzahlen.


Aus: "Mehr als acht Jahre Haft" (30. 5. 2023)
Quelle: https://taz.de/Urteil-gegen-Cum-Ex-Schluesselfigur/!5934787/

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Quote[...] Das Wiesbadener Landgericht hat zu Recht im Cum-Ex-Prozess nicht nur Hanno Berger verurteilt, sondern das Versagen der Politik im Kampf gegen illegalen Aktiengeschäfte angeprangert. Der Kommentar.

Das Urteil gegen Hanno Berger war keine Überraschung mehr. Mit den Cum-Ex-Tricks hat ein Netzwerk aus Superreichen und Steuerfachleuten hohe Millionensummen vom Staat erbeutet, und Berger war ein Konstrukteur dieser Deals. Der uneinsichtige Hesse hat bis zum Schluss nicht verstanden, dass sein Handeln nicht nur hochgradig asozial war, sondern auch illegal.

Berger fühlte sich zu Unrecht verfolgt. Auch wenn er in diesem Punkt irrt: Es wäre falsch, den ehemaligen Finanzbeamten als alleinigen Schurken abzustempeln. Das würde den Blick verstellen auf eine ganze Branche der Gier, auf die strukturellen Defizite bei der Kontrolle und damit auf ein politisch nicht vollständig aufgearbeitetes Staatsversagen.

Die strafrechtliche Aufarbeitung des Cum-Ex-Skandals ist für die Justiz mühevoll. Das Wiesbadener Landgericht hat hier mit seiner nüchternen Verhandlungsführung ein gutes Bild abgegeben – und deutlich auch das Versagen der Politik beim Kampf gegen die illegalen Aktiengeschäfte angeprangert.

Das Geschäft mit der ,,Steuervermeidung" blüht auch jenseits von Cum-Ex-Skandalen. Kaum jemand verkörpert die Skrupellosigkeit dieses Geschäftsmodells so sehr wie der unscheinbare Herr Berger. Für ihn hat es sich am Ende nicht ausgezahlt.


Aus: "Cum-Ex: Geschäft mit der Gier" Pitt von Bebenburg (30.05.2023)
Quelle: https://www.fr.de/meinung/geschaeft-mit-der-gier-92311844.html

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Quote... Berger hatte sich durch eine Flucht in die Schweiz jahrelang der deutschen Justiz entzogen. Er wurde im Februar 2022 ausgeliefert und im vergangenen Dezember am Landgericht Bonn zu acht Jahren Haft verurteilt. ...


Aus: "Acht Jahre und drei Monate: ,,Mister Cum-Ex" Hanno Berger zu langer Haftstrafe verurteilt" (31.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/finanzen/cum-ex-urteil-erwartet-mister-cum-ex-hanno-berger-droht-lange-haftstrafe-9896621.html

QuoteFrankNFurter
30.05.23 15:04

    Berger hatte die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen und sich als Opfer eines Justizskandals gesehen.

Lustig! wieso dann das:

    Berger hatte sich durch eine Flucht in die Schweiz jahrelang der deutschen Justiz entzogen.

Muss ich ausgerechnet in die Schweiz fliehen, wenn ich unschuldig bin? Man muss sich mal klar machen, wie viele Kindergärten und Schulen man bauen könnte, von dem Steuergeld das wir alle gezahlt haben und dass sich diese Person widerrechtlich angeeignet hat. 8,5 Jahre Haft sehe ich da noch als ein Schnäppchen an.

...




Textaris(txt*bot)

Quote[...] Gefälschte Bilanzen, ein Schaden in Milliardenhöhe und geprellte Anleger - der Prozess um den Einzelhandelskonzern Steinhoff kann noch nicht beginnen. Der hauptangeklagte Manager erscheint einfach nicht. Nun wird er per Haftbefehl gesucht.

Gegen den Hauptbeschuldigten in einem Wirtschaftsstrafprozess um Bilanzmanipulationen in Milliardenhöhe bei dem international tätigen Einzelhandelskonzern Steinhoff ist Haftbefehl erlassen worden. Das bestätigte ein Sprecher des Landgerichts im niedersächsischen Oldenburg. Der Hauptbeschuldigte Markus J. war Mitte April nicht zur Auftaktverhandlung erschienen. Die anklageführende Staatsanwaltschaft aus Oldenburg hatte daraufhin einen Haftbefehl gegen den 62-Jährigen beantragt. Dieser wurde laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg bereits vor zwei Wochen erlassen.

In dem komplexen Prozess geht es laut Anklage um schwer durchschaubare Scheingeschäfte sowie überhöhte Bewertungen von Anlagevermögen in einem Geflecht von Gesellschaften der Steinhoff-Holding. Durch die Prozesse sollen zwischen 2010 und 2014 Verluste bei Tochterfirmen verschleiert und angebliche Gewinne für den Gesamtkonzern ausgewiesen worden sein. Dem früheren Chef wird deshalb Anstiftung zur unrichtigen Darstellung in Bilanzen vorgeworfen.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Beschuldigte zwei parallel in gesonderten Strafverfahren angeklagten Geschäftsführern deutscher Tochterunternehmen Ergebnisvorgaben gemacht haben, die diese abschließend durch Verbuchung von Scheingeschäften auf dem Papier erreichten. Insgesamt geht es dabei um fünf konkrete Tatvorwürfe und Bilanzsummen von mehr als zwei Milliarden Euro.

Die Unregelmäßigkeiten wurden 2017 entdeckt und stürzten den global tätigen Konzern in eine Krise. Der Aktienwert stürzte um 98 Prozent ab. Zehntausende Aktionäre und Geschäftspartner forderten mehr als acht Milliarden Dollar Entschädigung. Markus J. trat damals zurück und erklärte, von Bilanzbetrug nichts gewusst zu haben. Im Januar 2022 ging die südafrikanische Justiz auf einen Vorschlag der Steinhoff-Holding ein, umgerechnet 1,4 Milliarden Euro zu zahlen, um die zahlreichen Streitfälle beizulegen.

Die Steinhoff-Holding ist an Möbelhaus- und Einzelhandelsketten in den USA, Europa, Afrika, Südamerika, Australien und Neuseeland beteiligt. Früher gehörten zu ihr unter anderem auch Möbelhausketten in Deutschland. Diese Beteiligungen wurden im Zuge der Neuaufstellung später jedoch verkauft.

Quelle: ntv.de, jog/AFP


Aus: "Justiz sucht Ex-Steinhoff-Manager per Haftbefehl" (22.06.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Justiz-sucht-Ex-Steinhoff-Manager-per-Haftbefehl-article24208747.html

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Quote[...] Frankfurt – Die Tochter des deutschen Immobilien-Investors Adler Group, Adler Real Estate, wird einem Sprecher zufolge von der Staatsanwaltschaft Frankfurt durchsucht. Unter dem Verdacht der Staatsanwaltschaft stehe laut eines Konzernsprechers kein Mitglied des Verwaltungsrats der Adler Group. Man kooperiere vollumfänglich mit der Staatsanwaltschaft.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) durchsuchen wegen des Verdachts der Falschbilanzierung, der Marktmanipulation und der Untreue einen börsennotierten Immobilienkonzern, hatte die Anklagebehörde zuvor erklärt. Der Konzern sei in Berlin ansässig, der Namen des Unternehmens wurde zunächst nicht genannt.

Durchsucht würden insgesamt 21 Objekte – darunter Geschäftsräume, Wohnungen und eine Rechtsanwaltskanzlei – in Berlin, Düsseldorf, Köln und Erftstadt sowie in Österreich, den Niederlanden, Portugal, Monaco, Luxemburg und Großbritannien. Daran seien rund 175 Beamte der Staatsanwaltschaft und des BKA beteiligt.

Bei den Beschuldigten handle es sich um deutsche, österreichische und englische Staatsangehörige im Alter zwischen 38 und 66 Jahren. Ihnen werde vorgeworfen, in ihrer Funktion als (ehemalige) Vorstände im Zeitraum 2018 bis 2020 die Bilanzen des Unternehmens unrichtig dargestellt oder hierzu Beihilfe geleistet zu haben. Zudem sollen sie im Namen der Gesellschaft Beraterverträge abgeschlossen und Zahlungen hierzu angewiesen haben, für die es nach derzeitigem Ermittlungsstand keine Gegenleistungen gab.

Damit sei dem Unternehmen ein Vermögensnachteil zugefügt worden. Es bestehe weiterhin der Verdacht, dass die Beschuldigten Gefälligkeitsangebote oder Scheingeschäfte tätigten, um Preise für Projekte in die Höhe zu treiben und einen günstigen "Loan to Value" (LTV) zu erreichen. Hierdurch wurden dem Kapitalmarkt unrichtige Signale gesendet, da der LTV für Aktionäre und Anleihegläubiger des Konzerns ein wesentlicher Faktor für die Anlageentscheidung sowie den Marktpreis darstelle. (APA, red, 28.6.2023)


Aus: "Immobilien: Adler Real Estate unter Verdacht auf Falschbilanzierung durchsucht" (28. Juni 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000176677/adler-real-estate-unter-verdacht-auf-falschbilanzierung-durchsucht

Die ADLER Real Estate AG (ehemals Adlerwerke vorm. H. Kleyer AG) ist ein börsennotiertes Unternehmen der Immobilienwirtschaft. Das Unternehmen besaß im März 2022 10.010 Wohneinheiten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Adler_Real_Estate

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Deutsche Bank zahlt eine Strafe von 186 Millionen Dollar in den USA wegen des Vorwurfs, nicht schnell genug Mängel bei der Geldwäsche-Kontrolle behoben zu haben. Die US-Notenbank Federal Reserve kam zu dem Schluss, dass das Geldhaus Zusagen aus den Jahren 2015 und 2017 nicht ausreichend nachgekommen sei.

Die Deutsche Bank zahlt die umgerechnet 166 Millionen Euro, ohne ein Fehlverhalten einzuräumen. Sie soll einige Anforderungen aus früheren Vereinbarungen mit Priorität erfüllen.

Der Fall geht auf 2015 beendete Geschäftsbeziehungen mit der estnischen Filiale der Danske Bank zurück. Über die Danske Estonia sollen in großem Stil zweifelhafte Geschäfte getätigt worden sein.

Die Deutsche Bank zahlte in den vergangenen Jahren hohe Strafen wegen diverser Vorwürfe, allein 2017 waren es rund 630 Millionen Dollar in einem Fall rund um Milliarden aus Russland, die in Umgehung von Geldwäsche-Vorschriften aus dem Land geflossen sein sollen.

Die Deutsche Bank begrüßte in einer Stellungnahme am Mittwochabend, dass die Federal Reserve Fortschritte bei der Schließung von Schwachstellen bei den Kontrollen anerkannt habe. So gebe es deutliche Verbesserungen bei der Überprüfung von Kund:innen und der Überwachung von Transaktionen.

Man sehe sich in einer guten Position, um den Erwartungen der Aufsichtsbehörden gerecht zu werden. Das verhängte Bußgeld sei größtenteils durch Rückstellungen aus früheren Quartalen abgedeckt.

(dpa)



Aus: "Schwachstellen bei der Geldwäsche-Kontrolle: Deutsche Bank zahlt 186 Millionen Dollar Strafe in den USA" (20.07.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/finanzen/schwachstellen-bei-der-geldwasche-kontrolle-deutsche-bank-zahlt-186-millionen-dollar-strafe-in-den-usa-10183354.html

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Quote[...] Der Investor Siegfried Wolf verwendete etwa eine zyprische Briefkastenfirma um eine Immobilie in bester Wiener Innenstadtlage zu kaufen. Äußern wollte sich sein Sprecher dazu nicht.

...


Aus: "Darum geht es bei den brisanten Enthüllungen von "Cyprus Confidential"" Frederik Obermaier (15.11.2023)
Quelle: https://www.derstandard.de/story/3000000195231/darum-geht-es-bei-den-brisanten-enthuellungen-von-cyprus-confidential

Siegfried Wolf (* 31. Oktober 1957 in Feldbach) ist ein österreichischer Manager.
https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Wolf_(Manager)

"Siegfried Wolf: Gute Freunde kann niemand trennen" Ingo Malcher (14. Mai 2023)
Der Manager Siegfried Wolf suchte die Nähe zu Wladimir Putin und stellte die Sanktionen gegen Russland infrage. Trotzdem ist er ein gefragter Aufsichtsrat in der deutschen Industrie.
https://www.zeit.de/2023/20/siegfried-wolf-wladimir-putin-russland/komplettansicht


" ... Ein Recherchenetzwerk mit ORF und Standard hat Dokumente zu mindestens zwei bisher unbekannten Firmen des ehemaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) gesichtet. Zyprische Firmen spielten schon bei der Causa Buwog eine Rolle. ... Zu den zwei bisher unbekannten Firmen, die in der "Cyprus Confidential" genannten Datensammlung auftauchen, erklärte Grasser-Anwalt Wess gegenüber dem Recherchenetzwerk, eine der Firmen sei "einmal - kurz - ein Thema" gewesen, aber "nicht verwendet und nie operativ tätig" geworden. Die andere sei "gänzlich unbekannt", wie Wess auch der APA bestätigte. Alle anderen Gesellschaften auf Zypern seien Teil einer von Grassers damaligem Steuerberater aufgesetzten "Stiftungskonstruktion" gewesen und der Finanz gegenüber offengelegt worden. Sie seien auch Teil des Finanzstrafverfahrens gegen Grasser gewesen, das mit einem Freispruch geendet hat. ..."
Aus: "Bislang unbekannte Grasser-Firmen in Zypern aufgedeckt" (2023)
https://www.salzburg24.at/news/oesterreich/recherchenetzwerk-fand-zwei-neue-grasser-firmen-auf-zypern-148571884

QuoteVictoria F

Wie ist das überhaupt möglich, dass Russen, Deutsche und Österreicher auf Zypern Steuern vermeiden und Geldströme verschleiern können?

Das liegt an der neoliberalen Verfassung der EU, die dem freien Kapitalverkehr den absoluten Vorrang vor allem gibt. Nominell haben Arbeiter die selben Freiheitsrechte wie Kapital, aber real bestehen für sie immer noch viele Hemmnisse.

Wenn Kapital überall hinkann, wo es knapp ist und hohe Erträge abwirft, wird es am effizientesten genutzt. Allerdings suchen Kapitalisten nicht nur die effizientesten Orte für ihr Kapital, sondern auch die steuerschonenden. Damit wird in der EU bewusst ein Steuerwettbewerb eingeleitet, der zugunsten von Kapital und zulasten der Arbeiter ausgeht. Quinn Slobodian zeigt die historischen Ursprünge dieses Prozesses in der EU in seinem Buch "Globalists" auf.


// Quinn E. Slobodian (* 1978 in Edmonton) ist ein kanadischer Historiker, der auf den Gebieten Zeitgeschichte und Globalisierung forscht und seit 2015 als Associate Professor am Wellesley College, Mass. lehrt. ... Seine Forschungsgebiete sind die Geschichte des Neoliberalismus und die Epoche des Kalten Krieges. ...
Globalists: The End of Empire and the Birth of Neoliberalism, Cambridge, MA: Harvard University Press, April 2018; deutsch: Globalisten: Das Ende der Imperien und die Geburt des Neoliberalismus, (Suhrkamp) Berlin 2019, ISBN 9783518763032
https://de.wikipedia.org/wiki/Quinn_Slobodian


QuoteThe one and only1

Allein Österreich verlor mehr als 4,4 Mrd. € Steuereinnahmen durch Gewinnverschiebung in Steueroasen.
Leistung muss sich wieder lohnen! (ÖVP-Mantra mit Allzeitgültigkeit)


QuoteMuffel

Hure der Reichen! (so beschreibt ein ÖVP-Kenner und -Freund die ÖVP)


QuoteLiebster

PwC und Fall Wirecard

PwC ist auch hier dabei. Die haben ja schon bei Wirecard mitgearbeitet.
Scheinbar ist Moral nicht das oberste Prinzip sondern eher der Verdienst.
Käufliche Wirtschaftsprüfer?


QuoteOhne Profil aber mit Meinung

Im Fall Wirecard war EY der Wirtschaftsprüfer und nicht PwC nur zur Klarstellung. Aber die Big Four sind austauschbar. Wenn es die eine Kanzlei nicht macht, macht es halt eine andere. So einfach ist das.


QuoteHidden billionaire next door

Zypern-Bashing vom Feinsten ...


QuoteH0ktar

Wo genau lesen Sie da Zypern-Bashing raus?


QuoteIng. Pospischil Karl

Zypern, ein Land der Leistungsträger.


Quotehero1

...dass der preisgekrönte deutsche TV-Journalist und Russland-Experte Hubert Seipel große Geldsummen aus Russland erhalten hat...

... und das in einem seinerzeit geführten interview - ganz politikerlike- entrüstet zurückgewiesen hat ....


QuoteOhne Profil aber mit Meinung

Na ja

wie sonst hätte der TV-Journalist und Russland-Experte so viele Interviews mit Putin und seinen Schergen machen können. Das Geld war die Gegenleistung für eine gekaufte wenn auch zweifelhafte Berichterstattung.

Man sollte Herrn Seipel seine Preise wegnehmen und ihn von der Liste der Journalisten streichen. Dessen Geld ich nehme, dessen Lied ich sing.


QuoteKippohr

"Und jene Politiker, die daran etwas ändern könnten, sind oft selbst in Geschäfte mit Briefkastenfirmen und dem Verkauf von Staatsbürgerschaften verwickelt."


QuoteDan Post

Die große künstliche Aufregung, die diese Investigativjournalisten alle paar Monate verursachen wird wieder keinen Niederschlag auf rechtlicher Ebene verursachen. Man weiß, dass uns diese Superreichen verarschen, aber können nicht wirklich etwas dagegen tun.


Quotej3w

"Die große künstliche Aufregung,.."

Sie finden das sich wir alle hier künstlich drüber aufregen? Ok!

Ich glaube sie denken sich: "was regts euch auf, würde ich auch so machen...stimmts?"


QuoteTschittiTschittiPengPeng

Coole Storyline

Wenn der Film ins Kino kommt, schau ich den sicher an.
Was? Wie? Das ist alles Realität?
Niemals!


QuoteTheBrusselsBusiness

Dann mal lieber vorfreuen auf die Cum-Ex-Serie, die 2025 ins Fernsehen kommt. Und auf die Doku, die ich co-produziere. 1500+ Angeklagte allein in Deutschland. Für den Prozess wird in Bonn gerade ein eigenes Gerichtsgebäude gebaut.


QuoteLes Genique

Als Steueroase gelten übrigens auch die Niederlande, Belgien, Malta, Irland, Luxemburg und Ungarn.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Was haben die Prohibition in den USA, der Kolonialismus und der Kalte Krieg mit Finanzkriminalität zu tun? Auf den ersten Blick nicht allzu viel. Eine neue dreiteilige Dokumentation von Regisseur Christophe Bouquet will jedoch das Gegenteil beweisen. In seinen Filmen erzählt er unter dem schlichten Titel "Mafia und Banken" die Geschichte von folgenreichen Bündnissen zwischen kriminellen Organisationen und Finanzinstitutionen, die seit den Goldenen 20-ern bis heute die Branche unterwandern.

...

Originaltitel: Mafias et banques
Produktionsland: F
Produktionsdatum: 2020


Aus: "Wenn Kriminelle zu Wirtschaftsakteuren werden" Marina Birner (2023)
Quelle: https://www.prisma.de/tv-programm/Mafia-und-Banken,46204006

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Quote[...] Italienische Unternehmen führen fünf Rechnungsbücher. Für die Steuerbehörden, die Banken, die Minderheitenaktionäre, den Vorstand – und für die Wahrheit. Dieses Bekenntnis eines zwielichtigen Rechtsanwaltes klingt wie Folklore aus einem Hollywoodfilm. Doch die Verquickung zwischen Banken und schwarzen Kassen ist bittere Realität.

In ihrer dreiteiligen Dokumentation ,,Mafia und Banken" (Arte Mediathek) zeichnen die französischen Filmemacher Christophe Bouquet und Mathieu Verboud die enge Verbindung zwischen internationalem Finanzwesen und der Halbwelt der Prostitution, des Drogenhandels und der Spielcasinos nach.

Teil eins rekapituliert das Erfolgsmodell von Salvatore Lucania alias Lucky Luciano. Während der Prohibition in den 1920er Jahren avancierte der neapolitanische Überflieger zum einflussreichen Mafiapaten. Das ,,Time Magazine" kürte ihn zu einer der hundert einflussreichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/die-tranen-der-tater-6446512.html

Die zweite Folge würdigt einen sizilianischen Richter, der die Methode ,,Follow the Money" erfand. Giovanni Falcone überführte seriöse Finanzinstitute, die Mafiagelder wuschen. Dafür wurde er ermordet.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/illusionslos-4501546.html

Die dritte Episode rekapituliert den gescheiterten sowjetischen Sozialismus, der seine Dysfunktionalität durch eine mafiaartige Schattenwirtschaft kompensierte. Diese tief verwurzelte mafiöse Staatspolitik erbte der Ex-KGB-Agent Wladimir Putin im Jahr 2000 mit seiner Ernennung zum Präsidenten.

Organisiertes Verbrechen stützt den Kreml. ,,Mit dem Krieg in der Ukraine", so das Fazit der Dokumentation, ,,endet ein Kapitel, das 1989 mit dem Fall der Berliner Mauer begann". Die dicht argumentierende Dokumentation erzeugt beim Zusehen eine zunehmende Geruchswahrnehmung: Stinkt Geld offenbar doch?



Aus: "Doku über Mafia und Banken: Geld stinkt" Manfred Riepe (30.11.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/doku-uber-mafia-und-banken-geld-stinkt-10845874.html

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Mafiaorganisationen und Banken wickeln kriminelle Finanzgeschäfte ab, ob in New York, Schanghai oder der Schweiz. Von der Großen Depression über die chinesischen Triaden bis zur mafiösen Staatspolitik Wladimir Putins zeigt die dreiteilige Doku die verstörende Verbindung zwischen kriminellen Netzwerken und globalen Finanzinstituten von 1920 bis heute.
https://www.arte.tv/de/videos/RC-024485/mafia-und-banken/