COMMUNICATIONS LASER #17

Laser#17 - Versuche und Fragen zur Kunst => Deutungen und Notizen zur Musik => Topic started by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 11:34:42 AM

Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 11:34:42 AM
QuoteDie Musikindustrie wird von Profitinteressen weniger Grosskonzerne bestimmt, und Hörer wie Musiker zeigen wenig Bereitschaft, dagegen eine Haltung zu entwickeln. ...

Andreas Schneitter (17.01.2014)


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Quote"Kunst ist immer auch politisch." streitlust 15.10.2019

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Quote[...] I was 14 when Kurt Cobain of Nirvana appeared on the cover of Rolling Stone wearing a T-shirt that said "CORPORATE MAGAZINES STILL SUCK". Even at that tender age, I found his message worrisome: if Rolling Stone sucked, why was he on the cover? Maybe the shirt was ironic. Maybe his participation in the profile was ironic. Or maybe, alarmingly, he saw no contradiction between his shirt and his appearance in this corporate magazine, because we were all supposed to understand that any assertion of meaningful values in popular music was inherently bunk, even though many of the songs on Nevermind were clearly about me.

Cobain's interview did not do much to resolve these ambiguities. After limply defending Rolling Stone as having some good articles, he added: "I don't blame the average 17-year-old punk-rock kid for calling me a sellout."

There's a word you don't hear much any more. Like very large trousers, the concept of selling out was so central to the 1990s that it seems quaint today. Also like big trousers, though, it feels relevant again. As vexed as the idea of selling out was, its disappearance from our collective values has had profound consequences in the 21st century.

... For much of my teens, I genuinely believed that some of the most popular bands in the world were "alternative", while others were sellouts that were only marketed as alternative. The irony that my sense of a band's alternativity was often directly proportional to its popularity was pretty much lost on me.

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From: "In the 90s, we worried about Nirvana 'selling out'. I wish that concept still made sense" Dan Brooks (Tue 18 Jul 2023 08.00 BST)
Source: https://www.theguardian.com/commentisfree/2023/jul/18/nirvana-sell-out-data-music-industry (https://www.theguardian.com/commentisfree/2023/jul/18/nirvana-sell-out-data-music-industry)

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QuoteTaylor Swift kommt aus einer Millionärsfamilie, ihr Vater ist Vermögensberater. So sei die Musikerin einerseits ein familiäres Finanzprodukt, sagt der Kulturökonom Peter Tschmuck, andererseits sei sie auch eine großartige Songwriterin. ... Ökonomen haben berechnet, dass durch die Preise für Taylor Swifts Konzertkarten, die weltweit durch die Decke gehen, in einigen Ländern die Inflationsrate steigt. Von ,,Swiftflation" ist da die Rede. In Großbritannien zum Beispiel sind die Preise für Freizeit und Kultur im Mai so stark gestiegen wie seit 30 Jahren nicht mehr.
Auch in den USA beeinflussen Swift-Fans die lokale Wirtschaft, sodass zum Beispiel Hotelpreise steigen. Immer wieder kommt es vor, dass US-Fans Tausende Dollars ausgeben, wenn sie zu Swift-Konzerten fahren.

... ,,Sie hat wirklich was drauf", sagt Kulturkritikerin Jenni Zylka. Sie schreibt ihre eigenen Songs, sie spielt sie selbst, und die Stücke haben laut Zylka musikalisch Hand und Fuß. Ihre Musik sei ,,saubere und kantenlos produzierte Popmusik". Außerdem habe Swift verschiedene Genres ausprobiert und sei entsprechend wandelbar. Gleichzeitig, so Zylka, ,,passt sie als weiße, perfekt proportionierte junge Blondine ins heteronormative Love-Interest-Schema für Männer, als auch in das Ideal, das Frauen sich aufzwingen."

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Aus: "Warum Taylor Swift alle Rekorde bricht" (05.11.2023)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/taylor-swift-warum-sie-rekorde-bricht-100.html (https://www.deutschlandfunkkultur.de/taylor-swift-warum-sie-rekorde-bricht-100.html)

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Quote[...] Am Montag wurde bekannt, dass der 79-Jährige die Publishing-Rechte an seinen Songs komplett an Universal verkauft hat. Ein Deal, der ihm mehr als 300 Millionen US-Dollar eingebracht haben soll. Seit Menschengedenken steht Dylan beim Label Columbia unter Vertrag, das zum Sony-Konzern gehört. ... Jody Gerson, seit 2015 Generaldirektorin von Universal Publishing, sagte, ,,das ­Œuvre des größten Songwriters aller Zeiten zu verwalten, dessen kulturelle Gesamtbedeutung seinesgleichen sucht, ist Privileg und besondere Verantwortung zugleich."

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Aus: "Bob Dylan verkauft Songrechte: Geschickter Schachzug" Julian Weber (8.12.2020)
Quelle: https://taz.de/Bob-Dylan-verkauft-Songrechte/!5737011/ (https://taz.de/Bob-Dylan-verkauft-Songrechte/!5737011/)

QuoteMolecularMachine
10.12.2020, 13:30

Warum wird der "geschickte Schachzug" im Artikel nicht erklärt? Oder bin ich der einzige, der diesen nicht sofort versteht? Oder bezieht sich der "geschickte Schachzug" lediglich auf die weitere Mehrung des Vermögens des Künstlers?


QuoteRicky-13
09.12.2020, 13:23

taz: "Ein Deal, der ihm mehr als 300 Millionen US-Dollar eingebracht haben soll."

Tja, so sind sie, die Sänger/innen, die mit ihren "poetischen Liedern" die Welt verändern woll(t)en. Am Ende geht es dann doch nur um den großen Sack voll Gold, den man nach Hause trägt.


QuoteCarine Salazar
    10.12.2020, 10:33

    @Ricky-13 Neidisch? Oder nur traurig, weil der Poet nicht in angemessener Armut versterben wird?


QuoteBUBU
09.12.2020, 10:26

Ein genialer Schachzug wäre gewesen, seine Songs für gemeinfrei zu erklären. Ich glaube, Geld hat Bob Dylan genug, und wenn er das Geschwurbel von "Oeuvre verwalten" glaubt, dann ist ihm nicht zu helfen. Ab jetzt ist kein Dylan-Song mehr ein Dylan-Song, sondern nur noch "Content". Content von Universal.


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QuoteWas gibt es eigentlich wirklich dagegen zu sagen, vergnügt zu sein?
Aus: "Wer manipuliert hier wen?" - Zur Jahrhundertwende triumphiert die Kulturindustrie - viele Intellektuelle können das nur schwer ertragen
VON DIRK KNIPPHALS - DEUTSCHES ALLGEMEINES SONNTAGSBLATT, 28. August 1998 Nr. 35/1998

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Quote[...] die profitgier [ ... ist ... ] das leitmotiv des kapitalistischen systems. darüberhinaus geht es der kulturindustrie an erster stelle weder um die massen, noch um die technik oder die kommunikation sondern um den geist, den sie den massen einbläst. der geist, der dem system innewohnt, besteht sozusagen aus einem skelett, aus "einem gerüst starr konservierter grundkategorien", das immer neue umhüllungen trägt.

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le lounge électronique (found @ June 13, 2005)
Quelle: http://groscurth.manilasites.com/stories/storyReader$76

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QuoteWir leben in einem Beruf, in dem man gefallen muss.
Peter Maffay  (zeit.de, 13.11.2012)

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Quote[...] Berthold Seliger über Popkultur und "Kreativwirtschaft" als Gentrifizierung ...

Mittlerweile wurde es irgendwie geschafft, einstmals fortschrittliche und emanzipatorische Positionen wie die für Frieden, Menschenrechte, Feminismus, Ökologie so zu entzahnen und umzuwandeln, dass sie sich problemlos in ein neoliberales Konzept einfügen. Mit dem Begriff Independent, der einstmals in der Musik als eine Art Bio-Siegel galt, ist Ähnliches geschehen. Können Sie das erklären?

Berthold Seliger: Ja, wie ein Begriff, der ursprünglich einfach nur Produktionsbedingungen jenseits der Musikindustrie beschrieb, zu einem Verkaufsargument für Konsum heruntergewirtschaftet wurde, das ist schon signifikant. Massen-Indie sozusagen.

Ich glaube, die Kulturindustrie saugt immer alles auf und macht daraus ein eigenes Ding, eine industrielle Ware. Bis Punk mit dem Clash-Stück "Should I Stay Or Should I Go" in der Levis-Werbung angekommen war, hat es noch 10 oder 15 Jahre gedauert, bei Grunge dauerte es nur noch etwa ein Jahr.

Die Perfektion, mit der etwas irgendwie Widerborstiges und Rebellisches zum Teil des Mainstreams gemacht und zu etwas Affirmativen umgebogen wird, nötigt mir Respekt ab. Den Kapitalismus darf man eben niemals unterschätzen, und die Kulturindustrie ist eine Speerspitze des Kapitalismus.

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Aus: ""Eine Arbeitswelt inszenieren, in der sich Sklaverei wie Freiheit anfühlt"" Reinhard Jellen (09.03.2014)
Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/41/41080/2.html (http://www.heise.de/tp/artikel/41/41080/2.html)


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Quote[...] Als Musikindustrie werden heute umgangssprachlich Unternehmen bezeichnet, die Musik auf Tonträgern produzieren, vertreiben und bewerben. Der Begriff beinhaltet sprachlich, Musik würde industriell produziert werden und ist damit abwertend. Entsprechend bezeichnet sich die Musikbranche selbst nicht als Musikindustrie, sondern verwendet selbst Begriffe wie Musikwirtschaft, Musikbranche und Musikbusiness.

[...] Als mit der Erfindung von Phonograph und Grammophon um 1880 Tonträger an Bedeutung gewannen, wurde der Begriff der Musikindustrie als reiner Fachbegriff für sich entwickelnde industrielle Massenproduktion von Trägermedien geprägt. Er bezog sich damals auf die wirtschaftlichen Vorgänge zur Herstellung und den Verkauf von Musik.
Der Begriff umfasst heute die Talentsuche und Herstellung von CDs (Labels, Presswerke und Studios), die Werbung und Promotion (Fernsehen, Film, Musikvideos, Rundfunk, Printmedien, Internet und Konzerte), den Vertrieb und Verkauf (Einzelhandel, Webshops), die Musikverlage, Urheberrechtsgesellschaften (BMI) und Verwertungsgesellschaften (GEMA) bis hin zu den Interessenverbänden (IFPI).

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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Musikindustrie (http://de.wikipedia.org/wiki/Musikindustrie) (25. Oktober 2008)

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Quote[...] Die Kritik geht meist in die Richtung, dass Subkulturen, die sich innerhalb der Popkultur gebildet haben, wie Rock'n'Roll, Beatmusik, Punk, Post-Punk/New-Wave, Techno und Hip-Hop, durchaus subversives Potential besitzen und Widerständigkeit hervorrufen. [...] Auch wenn die genannten Phänomene durchaus zeitweise subversiv und widerständig waren, so wurden sie letztlich doch in den Kapitalismus integriert und konnten ihm oft genug neue Impulse geben. Das Kulturindustrie jede Nische bedient, hat sich also auf lange Sicht bewahrheitet. Die Zeit der Subkulturen scheint mittlerweile endgültig vorbei zu sein und die Pop-Theorie diskutiert über die ,,Pop-Splitter".[8] Trotzdem gibt es immer wieder zeitgenössische Künstler die stellenweise subversives Potential entfalten können.

Generell kann festgehalten werden, dass es im Bereich der Pop-Theorie, weiterhin zwei unterschiedliche Positionen gibt, die versuchen Populärkultur zu erklären und zu analysieren: jene die sich an Kritischer Theorie und der Kulturindustrie-These orientieren und jene, die unter anderem mit Hilfe poststrukturalistischer Theorie versuchen, Subversion nachzuweisen.

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Aus: "Kulturindustrie - Aufklärung als Massenbetrug" (2. August 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturindustrie_-_Aufkl%C3%A4rung_als_Massenbetrug (http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturindustrie_-_Aufkl%C3%A4rung_als_Massenbetrug)

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Quote[...] Das Spektakel ist die Ideologie schlechthin, weil es das Wesen jedes ideologischen Systems in seiner Fülle darstellt und zum Ausdruck bringt: Die Verarmung, die Unterjochung und die Negation des wirklichen Lebens. (S. 182) Das Spektakel ist die ununterbrochene Rede, die die gegenwärtige Ordnung über sich selbst hält, ihr lobpreisender Monolog. (S. 24) Es ist die Sonne, die in dem Reich der modernen Passivität nie untergeht. Es bedeckt die ganze Oberfläche der Welt und badet endlos in seinem eigenen Ruhm. (S. 17) Es ist das Gegenteil des Dialogs. (S. 19) denn es stelle alles zur Debatte - nur nicht sich selbst

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Aus: "Die Gesellschaft des Spektakels" (27. August 2008)
Die Gesellschaft des Spektakels (La société du Spectacle) ist das 1967 erschienene Hauptwerk des französischen Künstlers und Philosophen Guy Debord. Es handelt sich um eine philosophisch an Hegel, Marx und Lukács geschulte radikale Anklage der modernen westlichen und östlichen Industriegesellschaft, des Kapitalismus, der realsozialistischen Bürokratie, der Form der Ware und der modernen damit einhergehenden Regierungstechniken.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Gesellschaft_des_Spektakels (http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Gesellschaft_des_Spektakels)


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QuotePOP? "Jeder, der ein bisschen Durchblick hat, weiß, dass die heutige Musik einfach grausam ist. Es geht nur noch darum, ein aufpoliertes, durchgestyltes Produkt an junge Menschen zu verkaufen, DIE GAR KEINEN GESCHMACK haben. Und das hat nichts mit Musik zu tun, sondern nur mit Marketing. Oder würdest Du die Backstreet Boys als Musiker bezeichnen? Da geht es nur um das Video, die Puppen, die T-Shirts, was-auch-immer."


Joe Jackson; 2001; Quelle [wurde gelöscht, 2007]

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Quote[...] In Zeiten, in denen die entscheidenden kulturellen Impulse von der Standardmaschine Pop ausgehen und ein unablässig tönender Datenstrom unsere Mitwelt terrorisiert, ist es nicht verwunderlich, wenn Musik nur noch als Dauerkaraoke für ein universales Lebensgefühl benutzt wird.

[...] Dass Musik inzwischen schon in ihrer schöpferischen Phase datenreduziert erdacht und erstellt wird, ist das Ergebnis einer phantasiereduzierten und positionskomprimierten Haltung zum Werk an sich und macht den Weg erst frei für den genormten Klangbrei unserer Tage. Solange Komponisten und Produzenten sich weiter vom Wesen der Musik abwenden und das schöpferische Moment zu Gunsten einer verbraucherorientierten Fabrikation aufgeben, ist der Regression und Verflachung in der Musik weiter Tür und Tor geöffnet.

[...] Ich hege übrigens beim Download eines meiner MP3-kodierten Stücke längst keine urheberrechtlichen Bedenken mehr, denn es handelt sich dabei um keine digitale Kopie des Werkes, sondern nur um einen unvollständigen Hinweis darauf. MP3 hätte eine politische Aktion sein können. Komponisten und Interpreten hätten ein hohes Maß an Verantwortung und Selbstbestimmung übernehmen können. Doch stattdessen zog man es wieder einmal vor, die ästhetischen und ökonomischen Geschicke weiterhin von der Industrie regeln zu lassen.

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Aus "Überlegungen eines Musikers" von Mark Polscher (TP; 2001)
Quelle: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/musik/9096/1.html (http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/musik/9096/1.html)

Title: [Subkulturelle Strömung (Punk)... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 11:37:10 AM
Quote[...] Was bei den New Yorker Punk-Rock-Bands künstlerisches Programm war, verband sich in Großbritannien mit dem eher diffusen, meist noch apolitischen Groll, den viele Jugendliche gegenüber sämtlichen Institutionen empfanden, und wurde so zu einer breiten subkulturellen Strömung. Zu den Ursachen für die Frustration englischer Jugendlicher bezüglich der sie umgebenden Regeln gehörte der mangelnde Halt durch die Schulen und mangelnde Aussichten im Berufsleben, bedingt durch die Wirtschaftskrise und das steife englische Klassensystem.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Punk#Urspr%C3%BCnge_und_Vorl%C3%A4ufer (https://de.wikipedia.org/wiki/Punk#Urspr%C3%BCnge_und_Vorl%C3%A4ufer) (29. September 2023)

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Quote[...] Punk ... ist eine aggressive Form der Rockmusik, die 1975-80 zu einer internationalen Bewegung verschmolzen ist. Oftmals politisiert und voller Lebensenergie hinter einer sarkastischen und feindseligen Fassade, verbreitete sich Punk als eine ganz eigene Ideologie und ein ästhetischer Ansatz.

... Punk begann sein Leben als künstlerische Bewegung. Es war ein kultureller Ausdruck von Angst, Emotionen und dem Wunsch, anders zu sein. Die Menschen hatten es satt, dass die Probleme der Zeit immer wieder in einer Endlosschleife gedreht wurden. Sie hatten genug vom Kapitalismus und wollten ihre Gesellschaft mithilfe von Mode, Frisuren und Musik auf die Realität des echten und rohen menschlichen Lebens zurückführen.

Die Ursprünge des Punk begannen mit der Leidenschaft, etwas unbestreitbar Reales zu erreichen. Punk war eine Antwort auf den knirschenden Realismus der damaligen politischen und sozioökonomischen Kulturen. Er packte die Gesellschaft am Kopf und schüttelte sie, um sie mit grellen Farben, derben Bemerkungen und verrückten Frisuren zum Klingen zu bringen.

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Aus: "Kultur und Ideologie der Punk-Bewegung" (19 März 2022)
Quelle: https://schadel-welt.de/kultur-und-ideologie-der-punk-bewegung/ (https://schadel-welt.de/kultur-und-ideologie-der-punk-bewegung/)

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Quote[...] MAX DAX: Ihr Buch [,,Verschwende Deine Jugend"] zeigt, dass es einmal eine sehr politisierte Szene gab, die jenseits von Political Correctness gestanden hat, weil sie so individualistisch war. In ,,Verschwende Deine Jugend" erzählen Musiker mit großer Selbstverständlichkeit, dass sie mit der RAF sympathisierten, gleichzeitig aber mit dem Hitlergruß in linke Buchhandlungen eintraten.

Jürgen Teipel: ... Es gab damals noch keine Indie-Plattenszene mit eigenen Studios, Plattenfirmen und dergleichen. Als Siebzehnjähriger, der damals auf die Kacke hauen wollte, musste man alles selbst machen. Für die linke Plattenindustrie war Punk faschistisch, für die Majors war es keine Musik. Es ist ja auch ein Kampf gewesen um die Freiheit der Produktionsmittel. Es gab ja noch keine Vierspurrekorder. Es ist deswegen auch hochinteressant heute festzustellen, dass es diese ganzen Platten und diese ganze Bewegung nur deswegen gegeben hat, weil sich jemand darüber hinweggesetzt hat – auch über die vorherrschende Haltung, die besagte: ,,Das ist doch keine Musik." Markus Oehlen hatte das Becken seines Schlagzeugs auf einen kaputten Billardqueue aufgesetzt. Der Preis, den diese Vorreiter zu zahlen hatten, war der, dass sie keine Produzenten fanden, die in der Lage gewesen wären, diese musikalische Revolution einzufangen. ... So leicht konnte man nie wieder provozieren. Aber ich habe in den Recherchen auch gemerkt, dass sich jeder einzelne meiner Interviewpartner im Laufe der Jahre umorientieren musste. Jeder Einzelne hat irgendwann mit der Intensität dieses Lebens gebrochen, es war einfach zu selbstzerstörerisch. Aber eben weil es so selbstzerstörerisch war, zeigte es eben auch, dass es noch ein anderes Leben gab als jenes, das sich unsere Eltern für uns ausgedacht hatten. Ich meine: Ich stamme aus einfachen Verhältnissen und hätte zum Bundesgrenzschutz gehen sollen, wenn es nach meinen Eltern gegangen wäre. Ich hab's nicht gemacht, weil es offensichtlich Alternativen gab.

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Aus: ",,Punk war keine Ideologie"" MAX DAX (4.1.2002)
Quelle: https://taz.de/Punk-war-keine-Ideologie/!1132886/ (https://taz.de/Punk-war-keine-Ideologie/!1132886/)


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Quote[...] Derek Jarman's film of visionary alchemy and edgeland punks now tells of a time before the gentrification of the capital when occulture and subculture sat side-by-side ...

... Jarman was ... writing earlier in his 1976 diary that: "The instigators of punk are the same old petit bourgeois art students, who a few months ago were David Bowie and Bryan Ferry look-alikes – who've read a little art history and adopted some Dadaist typography and bad manners, and who are now in the business of reproducing a fake street credibility."

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From: "Anniversary - Grieve The Capital: Derek Jarman's Jubilee Turns 40" Adam Scovell (2018)
Source: https://thequietus.com/articles/23978-derek-jarman-jubilee-review-anniversary-bfi (https://thequietus.com/articles/23978-derek-jarman-jubilee-review-anniversary-bfi)

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Quote[...] Crass war eine von 1977 bis 1984 aktive Anarcho-Punk-Band aus England. Crass verstand sein Engagement vor allem als direkt politisch - Musik und die Subkultur waren demnach nur Mittel zum Zweck. Außerdem äußerten sie Kritik an ihrer Meinung nach kommerziellen Bands wie den Sex Pistols, The Clash und Patti Smith.

... Crass verweigerten sich trotz diverser Angebote konsequent der Musikindustrie. Wurden die ersten Platten noch bei kleinen Labels veröffentlicht, hatte die Band nach den ersten Erfolgen genug Geld, um die LPs und Singles selbst zu produzieren. ... Das Verhältnis zu den Massenmedien war schwierig. Der Anarchismus, den die Band propagierte, zog viel Kritik auf sich. Nachdem Crass als Kulturphänomen zu groß geworden war, um es ignorieren zu können, fanden sich fast nur negative Berichte in den britischen Medien. Ebenso hatte die Band verschiedentlich Probleme sowohl mit der regulären Polizei als auch mit Scotland Yard. Im Rundfunk nahmen sie zwar an einer Peel Session teil, landeten aber wenig später auf einer schwarzen Liste des Senders und erschienen nicht mehr.

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Aus: "Crass" (1977 bis 1984)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Crass (https://de.wikipedia.org/wiki/Crass) (8. Oktober 2016)




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Quote"Durch die ungezählten Agenturen der Massenproduktion und ihrer Kultur werden die genormten Verhaltensweisen dem Einzelnen als die allein natürlichen, anständigen, vernünftigen aufgeprägt."

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Aus: "Dialektik der Aufklärung" (Horkheimer und Adorno)

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Quote[...] Was als Zusammenstellung von Werbevideos für neue Musikalben begann, wurde ein eigenständiges Stück Alltagskultur. Die Clips wurden gar nicht mehr als Werbung wahrgenommen.

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Aus: "Was wäre die Welt ohne Werbung?" Peter Glaser (18.05.2013)
Quelle: http://futurezone.at/meinung/15863-was-waere-die-welt-ohne-werbung.php (http://futurezone.at/meinung/15863-was-waere-die-welt-ohne-werbung.php)

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Quote[...] Advertising and marketing have advanced the ideological interlocking of codes with the consciousness of the every day consumer through product names as "Du darfst" (You may) or "Nimm zwei" (Take two). Cheerful post-behaviorism as self-service for the automated consumer. "Everyone according to his needs" changed from the libertarian slogan to the religious meta-concept of the late capitalistic supermarket's world of goods and the salvation army of positive thinking. In the preconscious stimulus response of the socially stressed primates, a hit fits like fleeing instead of standing firm to an exploding fast-food restaurant.


Source: http://web.t0.or.at/t0/codewar/page006.htm (the LINK is not working anymore, Date?, Author ?)

Title: [Die prekären Leistungen der Anpassung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 11:41:20 AM
QuoteWeil die "Wahrheit" als Realitätsdruck nicht aushaltbar wäre, hilft die Kulturindustrie, das Fernsehen: Der Druck, unter dem die Menschen leben, ist derart angewachsen, daß sie ihn nicht ertrügen, wenn ihnen nicht die prekären Leistungen der Anpassung, die sie einmal vollbracht haben, immer aufs neue vorgemacht und in ihnen selber wiederholt würden.

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[Theodor W. Adorno: Prolog zum Fernsehen (1963)]
Title: [Der Geist in der Maschine... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 12:06:31 PM
Quote[...] Es ist nicht nur so, daß wir in einer Vorstellung gelebt haben, die Welt sei eine große Maschine, wir haben uns auch eine Kultur eingerichtet die diesem Bild zu entsprechen versucht. Die Maschine, die Mechanisierung des Lebendigen die damit verbundene Quantifizierung und Standardisierung ist eines der großen Symbole der industriellen Kultur. Die High-Tech-Kultur ist dabei bis in unser Bewußtsein vorzudringen und die Art und Weise wie wir träumen zu beeinflussen [...]
Die Ehrfurcht vor der Maschine, ihrer Eleganz und Perfektion hat längst unser Bewußtsein eingeholt und ist dabei uns immer tiefer in eine funktionale Existenz zu treiben.

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Aus: "Der Geist in der Maschine" von Peter Münch (21.2.95)
Quelle: http://www.wendelstein.com/privat/gegenwartsfragen/Der%20Geist%20in%20der%20Maschine%202.htm


Title: [Wer manipuliert hier wen?... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 12:56:07 PM
Quote[...] "Wir leben im Zeitalter der globalen Kulturindustrie." Längst habe sie sich den Sport, den Fußball zumal, unterworfen. Große Markennamen wie Coca-Cola oder die Sportschuhfirma Nike seien inzwischen ein Bestandteil der internationalen Popkultur. Überhaupt seien Werbesendungen von der neuesten Videokunst kaum zu unterscheiden und von den Videoclips auf den Musiksendern MTV oder Viva schon gar nicht. Die globalen Kulturindustrien durchdringen, so Lashs Fazit, inzwischen alle Lebensbereiche.
Was also zur Jahrhundertwende triumphiert, das ist die Kulturindustrie. Und nichts spricht dagegen, dass sie ihren Siegeszug im kommenden Jahrhundert fortsetzt.

[...]...ist die simple Tatsache, dass sich die Kulturindustrie zu einem bunten, hoch komplexen und ausdifferenzierten Feld entwickelt hat.
Schließlich: Was hat sie nicht alles für großartige Meisterwerke hervorgebracht! Der amerikanische Western, die Beatles, Andy Warhol, "Raumschiff Enterprise" und viele, viele Popbands, Kinofilme, Fernsehserien und anderes mehr - all das sind Erzeugnisse der Kulturindustrie! Wer würde ernsthaft behaupten, all das sei nur dazu da, damit, wie Adornos Weggefährte Herbert Marcuse es ausdrückte, "die Menschen sich glücklich fühlen können, auch wenn sie es gar nicht sind"? Das kann im Ernst doch wohl niemand.
Außerdem ist die Kulturindustrie, wenn sie es denn jemals war, heute längst nicht der einheitliche Block, als den Adorno sie sich vorstellte. Selbst wenn man an Manipulation in diesem Bereich glaubt, ist noch gar nicht sicher, wer hier wen manipuliert.

[...] Planbar jedenfalls sind Erfolge keineswegs. Das hat schon so manche große amerikanische Filmproduktionsfirma erfahren müssen, als vermeintlich sichere Blockbuster zu Flops gerieten. Im Bereich der Popmusik mögen heutige Teeniebands konstruierte Produkte sein. Aber sie richtig zu konstruieren, das ist eben die Kunst.

[...] So ist es wohl an der Zeit, zu einem abgeklärten Umgang mit der Kulturindustrie zu finden. Statt einer Kulturkritik, die aufs Ganze geht, ist eher eine Prüfung des jeweiligen Einzelfalls angesagt.

[...] Wer ist heute schon einverstanden mit dem großen Ganzen? Dennoch: Was gibt es eigentlich wirklich dagegen zu sagen, vergnügt zu sein?


Aus: "Wer manipuliert hier wen?" - Zur Jahrhundertwende triumphiert die Kulturindustrie - viele Intellektuelle können das nur schwer ertragen - VON DIRK KNIPPHALS
DEUTSCHES ALLGEMEINES SONNTAGSBLATT, 28. August 1998 Nr. 35/1998

Quelle: http://www.sonntagsblatt.de/artikel/1998/35/35-s8.htm (http://www.sonntagsblatt.de/artikel/1998/35/35-s8.htm)

Title: [Gesetzmäßigkeiten von Angebot und Nachfrage... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 01:01:28 PM
Quote[...] Spätestens seitdem die populäre Kultur ihren Siegesmarsch [ ] angetreten hat, folgt die Kulturproduktion den Gesetzmäßigkeiten von Angebot und Nachfrage. Während es in der Romantik noch schick war, wenn ein Maler beim Malen verhungerte (außer natürlich für den Maler selbst), rührt nun keiner mehr den Pinsel an, ohne vorher den Erfolg seines Bildes per Sponsoring-Verträge sichergestellt zu haben. Die Kunst, die Adorno noch als Kunst bezeichnete, führt heute nurmehr ein Schattendasein abseits der medialen Verwertung. Der "Text, der keinen Leser braucht", ist out. ...



Aus: "Adorno im Zeitalter der populären Kultur" Alexander Remler (20. April 1999)
Quelle: https://www.telepolis.de/features/Adorno-im-Zeitalter-der-populaeren-Kultur-3440557.html (https://www.telepolis.de/features/Adorno-im-Zeitalter-der-populaeren-Kultur-3440557.html)
Title: [Die Kontrollgesellschaft bejaht den Spass... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 01:05:36 PM
Quote[...] Auf der anderen Seite benützt die Kulturindustrie ursprünglich subkulturelle Ideen von Subversion und Dissidenz als Marktstrategie. [...] Chritoph Gurk geht in seinem interessantem Beitrag der Frage nach, «wem die Popmusik gehört». [...] Er betont darin, dass Popmusik als Medium [ ] nur wirksam sein kann, solange sie sich am Markt bewährt, ebenso wird der ideologische Einfluss einer Platte vom Marktgeschehen dominiert. Die Plattenindustrie formt individuelle Bedürfnisse auf das Massenprodukt hin.
«Alternative» Musik zählt so zu den wenigen Wachstumsbereichen der Tonträgerindustrie. Heute ist es ohne weiteres möglich, mit einer Platte den Wunsch nach Differenz auf ein Massenprodukt zu lenken, ohne dass sich der Konsument gleichgeschaltet fühlen muss. So lassen sich auch Produkte vermarkten, die widerspenstiger nicht sein könnten. Dabei dienen die Anfangserfolge der Independents den Majors als Testlauf. Vom früheren Konkurrenzverhältnis ist da nicht mehr viel geblieben. Parallel dazu stellt Gurk eine horizontale und eine vertikale Integration fest. Bei der ersten werden konkurrierende Unternehmen aufgekauft (75 bis 90 Prozent der Absatzgebiete werden von vier bis sechs Firmen kontrolliert) und bei der zweiten werden Unternehmensbereiche einer anderen organisatorischen Ebene (Vertrieb, Studios, Presswerke, etc.) erworben. Das Resultat sind unüberschaubare Medienkonglomerate, «deren Aktivitäten alle Lebensbereiche durchdringen, regulieren und kommerziell verwerten können». [...] Ruth Mayer, welche das Phänomen HipHop genäuer unter die Lupe nimmt, kommt zum Schluss, dass sich subversive Images hervorragend verkaufen. Eindeutige Wertmasstäbe wie weiss/schwarz, reich/arm, zentral/marginal würden nicht mehr greifen. Die Rhetorik der Andersartigkeit sei verfügbar geworden. [...] der Rahmen diese Erelbnisses ist klar definiert: «Die heutige Kontrollgesellschaft bejaht den Spass, aber sie kontrolliert und verändert ihn von innen».



Von jok - Aus "Pop in der Kontrollgesellschaft" (gefunden am 13.06.2005)
Quelle: http://www.pda.ch/vorwaerts/1997/33kultur.html
Title: [Musik +die affektive Haltlosigkeit der Massen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 02:21:12 PM
Quote[...] Musik, die an die affektive Haltlosigkeit der Massen appelliert, ist, wie die Diktatoren wissen, ein nahezu unwiderstehliches Mittel, die Kritikfähigkeit des gesellschaftlichen Bewußtseins zu zerstören.


Aus: "Nicht fraglos mehr das Gute? - Mentalitätsgeschichtliche Aspekte zum Terminus der Musikverabreichung"
von Norbert Bolin; Datum (?)
Quelle: http://www.uni-koeln.de/phil-fak/muwi/publ/fs_fricke/bolin.html (http://www.uni-koeln.de/phil-fak/muwi/publ/fs_fricke/bolin.html)
Title: [Wahrnehmungsoptimierte Aufbereitung und Zielgruppenorientierung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 02:43:14 PM
QuoteIn einer Zeit des Umbruchs der musikalischen Kommunikation durch die elektronischen Medien, durch neue digitale Werkzeuge der Produktion und Vermittlung erhält die Frage nach ästhetischen Kategorien von Musik eine neue Aktualität. Die traditionelle Methode einer historisch orientierten Ästhetik, einen Kanon gültiger Werke mit ihren Autoren und Prinzipien zu reflektieren, bleibt in dieser Situation zwar berechtigt, bedarf jedoch eines grundlegenden Perspektivenwechsels hin zur medialen Existenz von Musik. [...] [und] erzwingen eine neue Sicht auf Musik in den Medien [...]

Tatsächlich ist es höchste Zeit, Grenzpfähle und Wachttürme einzureißen zwischen einer Elite-Subventions-Repräsentations-Klassik-Avantgarde-Hochkultur und einer oft nur scheinbaren Subversionskultur [...].

Im medienmusikalischen Bereich haben sich längst andere Gemeinsamkeiten und Differenzen etabliert. Zu den Gemeinsamkeiten gehören etwa die medienästhetischen Strategien der Produktion und des Marketing. Die wahrnehmungsoptimierte Aufbereitung und Zielgruppenorientierung des Medienprodukts betrifft alle Stile, Genres und Gattungen, Musik unter den technischen und soziokulturellen Bedingungen des Mediums wechselt von der direkten Kommunikation in die neue Realität (massen) medialer Kommunikation. Zu den Differenzen und veränderten ästhetischen Funktionen [...] gehört im wesentlichen die Art, wie medienästhetische Strategien eingesetzt, inszeniert und rezipiert werden. [...]

Die vollständig nach Zielgruppen kalkulierte 'kalte', marktwirtschaftliche Produktstrategie, der sich künstlerische Intention, musikalische Struktur und Präsentation unterordnen müssen, ist die Vorgabe eines Werks, das im Studioslang als "Produktion" bezeichnet wird. Diesem oft zynischen Broterwerb steht die Wahrheit der Kunst einer Gemeinschaft von Wissenden und Eingeweihten gegenüber, die entweder noch oder nicht mehr an an den Ausbruch des Wahren, Schönen, Ursprünglichen, vom Marktkalkül Unabhängigen aus dem engen Ghetto der Szene in die Konsumwelt glauben. [...]

Das Primat von ökonomischer Effizienz der Kulturindustrie einerseits und der Anspruch von Künstler und Publikum auf ästhetische Wahrheit andererseits ist zwar kein sich ausschließender Gegensatz mehr, er hat sich jedoch nicht in postmoderner Beliebigkeit aufgelöst. Die Wahrheit des Konsums und die Wahrheit der Kunst sind nicht so einfach zur Übereinstimmung zu bringen.


Aus: "Medienwerk und Konsumobjekt - Thesen zu einer Ästhetik der medialen Existenz"
von Musik von Rolf Großmann; Datum: (?)
Quelle: http://audio.uni-lueneburg.de/texte/medwerk/medwerk.htm (Der Link ist nicht mehr gültig)

Title: [Sensitive Business Information... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 03:17:02 PM
Quote[...] Vor wenigen Tagen wurde ein [ ]Memo von MTV Europe öffentlich, in dem der Sender seine Mitarbeiter anweist, keine Videos mehr zu spielen, die gegen den guten Geschmack verstoßen oder die Gefühle der Öffentlichkeit verletzen könnten. Dazu gehören für MTV alle Titel, die sich mit "Krieg, Soldaten, Kriegsflugzeugen, Bomben, Raketen, Riots und Aufständen, Hinrichtungen" und ähnlichem auseinandersetzen. ...


Aus: "Der Kultur-Krieg" von Janko Röttgers (27.03.2003)
Quelle: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/musik/14475/1.html (http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/musik/14475/1.html)

-.-

Quote

MTV (Europe):
Recommendations for the scheduling and content of videos and programmes

Dear all

In the light of the outbreak of war in Iraq in the last 12 hours, our recommendations for the scheduling and content of videos and programmes are as follows:

1. Video recommendations

Obviously, there will be heightened public sensitivity to representations of war, soldiers, bombing, destruction of buildings and public unrest at home. The ITC Programme Code requires us not to broadcast material which offends against good taste or is offensive to public feeling. We therefore recommend that videos featuring the following are not shown at the moment:

war
soldiers
war planes
bombs
missiles
riots and social unrest
executions
other obviously sensitive material

[...] Furthermore, videos with words such as "bomb", "missile", "war" or other sensitive words in the artist or song title should not be shown at the moment.

[...] If you are unsure about the suitability of a video or programme, please call the Broadcast Standards Managers: Mark (x6195 (HC)) Dan (x7734 (HC)) or Aurea (x6197 (HC)).

Mark
Mark Sunderland
Broadcast Standards Manager
MTV Networks Europe


From: http://www.internalmemos.com/memos/memodetails.php?memo_id=1424 (http://www.internalmemos.com/memos/memodetails.php?memo_id=1424)


-.-
Quote

From: Geissmar, Svenja
Sent: 25 March 2003
To: All At MTVNE
Subject: MTV Business Information/Confidentiality
Importance: High

Dear All At MTVNE,
As you may be aware an e-mail was issued last week by Mark Sunderland (Broadcast Standards, MTV UK) containing programme and video recommendations in the wake of the outbreak of war in Iraq. This e-mail was leaked via the internet by a member of our staff. From there, it was picked up by the press and has appeared, or been referred to, in several high profile publications. The e-mail advice contained information that was both confidential MTV business information and legally privileged. The leaking of such information represents a serious breach of MTV's business conduct and security procedures.
Many internal MTV documents contain confidential, sensitive business information and must not be passed on to anybody outside the company. [...]
If you pass confidential MTV business information to third parties outside the company this may constitute a serious breach of your contractual obligations to MTV and can result in disciplinary action being instituted against you.

If you have any questions about this issue please contact Svenja Geissmar.

Brent Hansen & Svenja Geissmar

Svenja Geissmar
Senior Vice President Corporate Business Affairs
& General Counsel


From: http://www.internalmemos.com/memos/memodetails.php?memo_id=1443 (http://www.internalmemos.com/memos/memodetails.php?memo_id=1443)

Title: [Lebensgefühl mit Hintergrundbeschallung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2005, 03:35:54 PM
Quote[...] Ob Musik politisch ist? Ein weites Feld - allein die Definition von Politik würde uns hier erheblich aufhalten und in andere Regionen führen, doch natürlich bedarf die Frage immer wieder einer ausführlichen Betrachtung. Selbstverständlich hat Musik eine enorme soziale Kraft. Sie wurde zwar immer schon gern unterschätzt oder ihr am liebsten von vornherein abgesprochen, doch ich bin überzeugt, daß man mit und durch Musik, ohne sich dabei plumper Propaganda zu bedienen, sehr wohl substantiell Stellung beziehen kann und muß. Selbst wenn man die Musik auf ihren Unterhaltungs- und Gebrauchswert hin reduziert haben und dadurch verstümmelt wahrnehmen möchte, so nimmt die musikalische Energie und ihre Stärke, die Dinge in gesellschaftlichen Proportionen wahrzunehmen, in unseren Zeiten eher zu.

[...] Das, was von vielen als bedrohlich, düster oder mysteriös empfunden wird, entsteht ja aus einem kollektiven klanglichen Bewußtsein heraus. Alle musikalischen Parameter stehen doch permanent in direktem Zusammenhang zu Wahrnehmung und Empfindung.

[...] Die emotionale Wirkung dieser Art von Tonerlebnis ist kalkulierbar und kann eben auch ein Klima der Abstumpfung und Gleichgültigkeit begünstigen. Dafür bedarf es weder Text noch Handlung.

Zudem, und das erscheint mir angesichts unserer Betrachtung am wichtigsten, haben sich die klanglichen Mittel und ihre Äußerungen mit der heutigen Zeit verselbständigt. Sie erscheinen uns nicht mehr als Ergebnis ursprünglicher Kompositionen, sondern sind nun eingetaucht in eine globale kulturelle Erfahrung. Sie sind Allgemeingut geworden, das jeder jederzeit verwenden kann. Ihre auf wenige Verweise reduzierte musikalische und inhaltliche Essenz wird kalkuliert und ohne kompositorischen Kontext benutzt und im kollektiven Empfinden als eine genormte Emotion verstanden. Dieses Einverleiben von musikalischen Objekten, ja von Stilistiken ganzer Epochen, ist ein Phänomen unserer Zeit. In den letzten 50 Jahren hat sich der Umgang damit noch verschärft. Seit Beginn der Aufnahme- und Vervielfältigungsmöglichkeiten von Musik Anfang letzten Jahrhunderts, also der zeitlich und örtlich ungebundenen Präsenz eines Werkes, hat sich das Verständnis von musikalischem Schaffen und der Umgang mit komponiertem Material grundlegend verändert. Nahezu alles ist in die klebrigen Hände der Unterhaltungs- und Reklameindustrie gefallen, die die kulturelle Hinterlassenschaft als einen kommerziellen Rohstoff verwaltet und in einem universellen Gedächtnis speichert. Form, Struktur, Klang und Orchestrierung sind gekoppelt an klischeehafte Bilder, vorgefertigte Emotionen und Produkte.

[...] Es ist oft zu beobachten, daß es den meisten auch heute noch darum geht, sich über ein romantisch verklärtes Künstlerbild des 19. Jahrhunderts zu definieren und die vermeintliche Anerkennung des zum Ende des 20. Jahrhunderts ausgestorbenen Bürgertums zu erhaschen. Mit einem solchen Selbstverständnis läßt sich aber heute nicht mehr musizieren. Es ist vielleicht nachvollziehbar, woher solches Buhlen, letztlich um wirtschaftliche und soziale Sicherheit, rührt, es ist aber umso absurder, wenn man beobachtet, daß das Publikum selbst das Interesse an solchen Konzeptionen verliert.
Die musikalischen Verhältnisse wandeln sich mit dem Verschwinden des konzertanten Bürgertums. An dessen Stelle tritt eine universale Masse, die klanglich mehr erlebt hat als alle Generationen vor ihr und das Ganze in einer einzigen Musik zusammenfaßt - in Popmusik.

[...] Es ist inzwischen unmöglich, sich der Umarmung der Popmusik zu entziehen. Man müßte jede Art von Öffentlichkeit meiden, um ihr nicht zu begegnen, um nicht von ihr erfaßt und berührt zu werden. In jedem Getränk tröpfelt ihre bescheidene Melodie, durch jeden Turnschuh trampelt ihr öder Rhythmus und es gibt wahrlich wenig Gegenden, in der die Popmusik nicht zu wirken vermag. Nun soll man nicht meinen, die Popmusik ist ein simples Konstrukt, welches in immer gleichem Gewand daher kommt. Nein, mit sicherem Gespür für zielgruppenorientierte Bedürfnislagen ertönt sie sozial geschickt in vielfältiger Stilistik und infiziert sowohl Berliner Symphonieorchester und sibirische Obertonsänger als auch Konzertbetrieb und Ausbildungsstätten. Doch ihr Wesen ist immer gleich: eilige Befriedigung standardisierter Gefühle, ständige Verfügbarkeit und Oberflächenfixierung auf einer ausschließlich kommerziellen, immer um Mehrfachauswertung bemühten Folie. Die Essenz der Popmusik ist nicht mehr die Musik, sondern ein Lebensgefühl mit Hintergrundbeschallung. Dabei hat Popmusik längst ihren historischen Wirkungskreis verlassen und ist im Stande, die Jahre zwischen Pubertät und Adoleszenz für alle auf ewig zu verlängern.

[...] Doch es gibt aus Sicht eines Komponisten keinen Grund zum Jammern. Im Gegenteil: Da ist sehr wohl ausreichend Raum, von der die Popwelt nichts wissen will und kann. Pop ist nicht an einem schöpferischen Prozeß interessiert. Pop hinterfragt keine künstlerischen Zusammenhänge. Pop kann nicht Musik sein, die aus ihrer Konzeption heraus Intoleranz und Unfreiheit vorzubeugen vermag. Pop ist reaktionär. In Pop soll man sich nicht musikalisch vertiefen, das dauert zu lang. Pop ist schnell und will viel verkaufen. Daraus ergibt sich für Komponisten und Interpreten mehr als nur eine ästhetische Konsequenz: Man muß den Zustand erkennen und sein musikalisches Schaffen jenseits dieser gewaltigen Reizüberflutung positionieren. So muß man sich vergegenwärtigen: Was ist nicht schon assimiliert? Wie kann ich Geist und Herz mit Musik bewegen, ohne mich des gefälligen und schlichten Popvokabulars zu bedienen, zumal es bei längerer Betrachtung offenkundig ist, daß Pop nicht bewegt, sondern lediglich stimuliert. Und ich möchte es an dieser Stelle nocheinmal wiederholen, ich differenziere hier bewußt nicht mehr zwischen Popmusik und der sogenannten klassischen Musik. Alle Beobachtungen beziehen sich auf die gesamte Musikwelt, wie wir sie heute erleben. Die Zeiten, in der das Hören und Spielen von europäischer Konzertmusik a priori einen anderen qualitativen Stellenwert hatte, sind vorüber.

[...] Das Gestalten von Musik mittels elektronischer Klangerzeugung sowie der Einsatz von elektroakustischer Aufführungspraxis ist prädestiniert für einen neuen Weg weitab einer traditionellen Konzertwelt. Gut, was heißt neu? Seit nahezu 100 Jahren bestehen verschiedene Möglichkeiten, Musik auf elektronischem Wege zu formen und aufzuführen. Und auch hier ist es die Unterhaltungsindustrie gewesen, welche die ungeheuren Fortschritte in der elektronischen Musik vorangetrieben hat. Dennoch haben sich in der Entwicklung gleich zu Beginn zwei verschiedene Absichten herauskristallisiert: Während man auf der einen Seite die technologischen Errungenschaften hauptsächlich zur Imitation von traditionellen Instrumenten einsetzte, und sich im weiteren Verlauf darum bemühte, ganze Instrumentengruppen durch elektronische Simulationen zu ersetzen, hat man sich in einer neuen Konzertmusik viel mehr auf die Formung von neuen und unbekannten Klängen konzentriert. Klänge, die sich auf keine bekannte Tonquelle beziehen und außerhalb jeder traditionellen Hörerfahrung liegen. Mit der Zeit wurden Formen und Strukturen realisierbar, und es tat sich ein vollkommen neuer tönender Kosmos auf. Elektronische Musik und ihre Kombination mit Instrument und Stimme birgt ein ungeheures Potential, welches entdeckt werden will und muß.

[...] Wie schon erwähnt war es die Popmusik, die die technologische Entwicklung der Elektronischen Musik vorangetrieben hat, und natürlich lauern auch hier die Gefahren der Assimilation durch das globale Gedächtnis. Der Traum von einer phantasieerfüllten und allseits kreativen Welt durch die Demokratisierung der Produktionsmittel ist leider ausgeträumt. War noch vor nicht allzu langer Zeit ein hoher finanzieller und zeitlicher Aufwand nötig, um Elektronische Musik zu gestalten, so hat die audiotechnische Entwicklung heute, nicht zuletzt auch durch den Einzug von rechnergestützten Systemen, einen Stand erreicht, der es quasi jedem erlaubt, bei geringem Budget klangerzeugendes Equipment bester Qualität einzusetzen. Und in der Tat, die Zahl der privaten Studios ist exorbitant gestiegen, und in fast jedem Kinderzimmer steht ein Rechner und ein Sampler, der es erlaubt, in Standardqualität zu produzieren. Und dies geschieht auch und zwar in einem Maße, daß niemand mehr die Flut an Veröffentlichungen überblicken, geschweige denn hören kann.

[...] Natürlich ist die Frage nach der Bedienbarkeit und der Schnittstelle zwischen Maschine und Benutzer eine der wichtigsten unserer Tage. Wie komme ich an die Unterfläche heran? Welche Motive habe ich? Welche Konzepte sind erforderlich und welche Methode ist die für mich geeignete? Heute, da fast alles technisch möglich ist und die klangliche Welten einem jeden offen stehen, fehlt es den meisten an Mut und Fleiß. Stattdessen macht sich eine neue Form des Schaffens breit, die genau der Aura unserer Zeit entspricht: Nicht neu erfinden, sondern neu zusammenstellen, so heißt die Devise im digitalen Dorf. Zugriff auf alles haben und auswählen für das eigene Bedürfnis und nicht für eine musikalische Erfahrung an sich.

Dieses Kopieren-und-Einsetzen-Bewußtsein, basierend auf einer seltsamen Kopplung von diffusen Verständnis für Allgemeingut und dramatischer Ideenlosigkeit, hat sich unabhängig von musikalischer Herkunft und Ausbildung als fester Bestandteil einer zeitgenössischen globalen Musikkultur etabliert. Dabei reichen die Erklärungs- und Rechtfertigungsmodelle von einem verwirrten ,,es sei schon alles vorhanden" bis hin zu einem obszönen ,,alles bezieht sich sowieso auf ein schon Gehörtes". Und so kommt es, daß die elektronische Popmusik auf der ganzen Welt gleich tönt. Man kategorisiert schon heute die stilistischen Phasen nicht nach künstlerischen Kriterien sondern nach Hersteller und Baureihe.
Doch das Problem der Oberflächenverkindlichung und Strukturverflachung betrifft sicher nicht nur die elektronische Popmusik. Wir dürfen nicht vergessen, wir befinden uns im Jahre 48 nach ,,Studie 1", und seitdem ist einiges geschehen.

[...] Der bloße Einsatz von Technik wird oft mißverstanden als ein Teil des ästhetischen Ausdrucks, und viele meinen immer noch, daß die Anwendung von elektronischer Ausrüstung an sich schon das Werk zu einer Elektronischen Musik macht.

[...] Die Welt der heutigen Interpreten- und Komponistengeneration ist geprägt von Existenzängsten, Konkurrenzgerangel und allgemeinem Leistungsdruck. Wirtschaftliche Interessen überdecken jede künstlerische Auseinandersetzung. Jeder bröselt so vor sich hin, und wenn am Ende des Tages jeder sein Notenpult aufgeräumt hat, dann ist man schon zufrieden. Ich frage mich, ob man unter solchen Umständen die Musik zu seinem Beruf machen sollte, ob nicht viele wieder mehr Freude an der Musik hätten, wenn sie weniger auf Ruhm und Geld schielten. Wer reich und berühmt werden will, der muß Popmusik machen oder zum Fernsehen gehen.


Bruchstücke aus: "Elektronische Musik und soziale Resonanz" Vortrag in Dresden (10/2001)
von Mark Polscher  http://www.polscher.de (http://www.polscher.de)
Quelle: http://www.polscher.de/download/text/dzzmemsr.pdf
Title: [Pay for Play... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 26, 2005, 12:36:05 PM
Quote[...] Urlaubsreisen, Elektronikartikel, Geschenke für Hörer-Wettbewerbe sowie Teile der Betriebskosten - so hat der Sony-Konzern New Yorker Radio-DJs für das Spielen seiner CDs "belohnt". Als erster Musikkonzern gestand das Unternehmen die Bestechung ein und räumte ein "falsches und unzulässiges" Verhalten ein. Mit der Zahlung von zehn Millionen Dollar wolle Sony nun den Streit beilegen, teilte der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer mit.

Er hatte vor einigen Monaten eine Untersuchung in die Wege geleitet, die sich gegen die langjährige angebliche "Pay for Play"-Praxis ("zahlen für spielen") richtet, bei der unabhängige Mittelsmänner von Plattenfirmen bezahlt werden, damit sie dafür sorgen, dass Radiostationen bestimmte Lieder spielen. "Unsere Ermittlung zeigt, dass entgegen der Hörer-Erwartungen Lieder nicht wegen ihrer künstlerischen Qualität und Popularität zur Sendung ausgewählt werden, sondern Sendezeit oft von ungenannten Zahlungen an Rundfunksendern und ihren Mitarbeitern abhängt", sagte Spitzer.

Seine Ermittlungen basieren auf einem Bundesgesetz von 1960, nach dem Geldzahlungen und andere Anreize zum Senden von Musiktiteln unter Strafe gestellt wurde. Es war eine Reaktion auf einen Bestechungsskandal, in den einige damals sehr populäre Disc Jockeys verwickelt waren. Die Affäre wurde damals unter dem Namen "Payola" bekannt - eine Zusammensetzung aus "Pay" (zahlen) und dem damals weit verbreiteten Plattenspieler der Marke Victrola.


Aus: 'Sony gibt "Pay for Play" zu' (Stand: 26.07.2005 12:19 Uhr)
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4563496,00.html (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4563496,00.html)
Title: [Die anfallenden GEMA-Gebühren zahlt die Partei... ]
Post by: lemonhorse on August 25, 2005, 12:39:44 PM
QuoteMick Jagger wurde am 12. Dezember 2003 von Prince Charles zum Ritter geschlagen und damit Sir Mick Jagger.

Seitdem werden die Songs der Stones gerne für die Zwecke des Establishments verwendet. So wurde die Vorstellung von Windows 95 vor exakt 10 Jahren mit "Start me up" von den Stones begleitet – möglicherweise als dezenter Hinweis darauf, dass der Bootvorgang von Windows etwa genauso lange wie der Musiktitel benötigt. Bill Gates zahlte dafür auch entsprechend Tantiemen an die Plattenfirma der Rolling Stones.

Die Kanzlerkandidatin Angela Merkel und ihre Partei, die CDU, möchte sich auch gerne mit einem Stones-Song schmücken: Der Welthit "Angie" von 1973 läuft zum Ende der aktuellen Wahlkampfveranstaltungen, damit ihn die Besucher auf dem Heimweg vor sich hin summen und so am 18. September singend wählen gehen. Die anfallenden GEMA-Gebühren zahlt die Partei, eine GEMA-Sprecherin bestätigte der DPA, die CDU habe mit der Organisation einen Pauschalvertrag für die Nutzung der Musik und deren Abgeltung geschlossen. Dieser schließe auch Musikaufführungen bei Wahlkampfveranstaltungen ein.

Dass die Rolling Stones keinen Einspruch erhoben haben, sondern vermutlich vor Lachen auf dem Boden liegen, was für eine komische Partei wohl ausgerechnet dieses Lied im Wahlkampf spielen will, erklärt sich allerdings, wenn man sich den Song einmal genauer anhört. Ähnlich wie Ronald Reagan, der einst Bruce Springsteens bitterböses Vietnam-Veteranenlied "Born in the USA" nur aufgrund des Titels als vorbildlich-positiv-patriotisch lobte, will die CDU nun Angela Merkel mit einem zugegeben wunderschönen Musikstück assoziieren, das von leeren Taschen, Ziellosigkeit und in (Marihuana-) Rauch aufgegangenen verlorenen Träumen handelt.
Aus: "All die Träume, die wir einst hatten, sind in Rauch aufgegangen!" von Wolf-Dieter Roth (24.08.2005)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20792/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20792/1.html)


QuoteSchröder könnte "Age of Aquarius" als Intro wählen.
ein Kommentar von 'leider bereits' (24. August 2005 6:49)
Quelle: http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=8681092&forum_id=83671 (http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=8681092&forum_id=83671)

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Quote[...] Los Angeles/Washington – Die Familie des 2017 gestorbenen Sängers Tom Petty will US-Präsident Donald Trump untersagen, Lieder Pettys im Wahlkampf einzusetzen. Trump habe bei seiner Wahlkampfkundgebung in Tulsa (Oklahoma) am Samstagabend (Ortszeit) den Tom-Petty-Hit "I Won't Back Down" ohne Genehmigung verwendet, hieß es in einer Erklärung auf der Facebook-Seite der Band Tom Petty and the Heartbreakers.

Petty hätte es niemals zugelassen, einen seiner Songs für eine "Kampagne des Hasses" zu benutzen. Er wollte Menschen zusammenbringen. Petty (1950-2017) und seine Familie würden "fest gegen Rassismus und Diskriminierung jedweder Art" stehen. Sie hätten Trumps Wahlkampfteam eine Unterlassungserklärung geschickt, hieß es weiter. Der Brief wurde von Pettys Töchtern, Ex-Frau Jane und Witwe Dana unterschrieben.

Immer wieder beschweren sich Musiker, dass Politiker ihre Songs ohne Genehmigung für Wahlkampfauftritte nutzen. So hatten etwa die Rolling Stones, Elton John, Ozzy Osbourne und Adele den US-Präsidenten dafür kritisiert. (APA, 22.6.2020)


Aus: "Trump verwendete unerlaubt Tom-Petty-Song bei Wahlkampf" (22. Juni 2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000118227028/trump-verwendete-unerlaubt-tom-petty-song-bei-wahlkampf (https://www.derstandard.at/story/2000118227028/trump-verwendete-unerlaubt-tom-petty-song-bei-wahlkampf)

Quote
Morpheus Sandman

Er sollte lieber Free Fallin' verwenden, das käme der Realität näher.


Quote
Dilbert

Interessant, dass immer wieder law and order Politiker Probleme mit dem Rechtsstaat haben.


Quote
Rainer Freiherr von Risach

Nein, denn L&O ist ja immer nur für die anderen, nie für sich selbst.


...
Title: [Ohne Liebe in unseren Seelen... ]
Post by: lemonhorse on August 25, 2005, 12:48:43 PM
Quote[...] «Wir sind überrascht, dass uns niemand um Erlaubnis gefragt hat», äußerte sich das britische Management der Rolling Stones im «Observer». «Wenn das jemand getan hätte, hätten wir nein gesagt.»

Und nicht nur das: Zudem scheint man bei der CDU vergessen zu haben, sich den Text des Stückes aus dem Jahr 1973 genauer anzusehen: «Angie, Angie, ist es nicht Zeit, dass wir goodbye sagen?», heißt es da. «Alle Träume, die wir so fest gehalten haben, scheinen sich alle in Rauch aufgelöst zu haben», und «Ohne Liebe in unseren Seelen und ohne Geld in unseren Mänteln – du kannst nicht sagen, dass wir zufrieden sind.»

[...] Die CDU scheint die eher pessimistische Zukunftsperspektive aus «Angie» allerdings nicht anzufechten: «Wir haben bei der GEMA angefragt, und was wir tun, ist korrekt», zitiert die britische Zeitung einen Parteisprecher. Das Problem ist allerdings, dass die GEMA in diesem Fall gar nicht zuständig ist. Werde ein Song - wie in diesem Fall «Angie» - an so exponierter Stelle verwendet, sei dies nicht über den Vertrag abgedeckt, den die Partei mit der GEMA für die Musikverwendung bei Wahlkampfauftritten habe, erläuterte GEMA-Sprecherin Elfriede Rossori der Nachrichtenagentur Associated Press.

[...] Schon des öfteren hatten sich Parteien Popsongs zur Unterstützung ihrer Wahlkampagnen ausgeliehen – und ebenfalls des öfteren waren sie damit auf wenig Gegenliebe bei den Urhebern gestoßen: «Ich will, dass die Leute wissen, dass ich keine Wahl hatte», kommentierte Norman Cook alias Fatboy Slim die Tatsache, dass sein Song «Right Here, Right Now» von der britischen Labour Pary im Jahr 2000 als Wahlwerbung benutzt wurde. Auch bei U2 bediente sich Labour, ohne zu fragen. «Wie können sie es wagen, unsere Musik dazu zu benutzen, um ihren Scheiß zu promoten?», war die Reaktion von Massive Attack darauf, dass ihr «Man Next Door» von den britischen Konservativen benutzt worden war. (nz)

Aus: "Rolling Stones ärgern sich über die CDU" (22. Aug 11:31, ergänzt 16:04)
Quelle: http://www.netzeitung.de/entertainment/music/354171.html (http://www.netzeitung.de/entertainment/music/354171.html)

Quote[...] Weder die Band noch deren Musikverlag und Rechtebetreuer wollen zur Zeit rechtliche Schritte dagegen unternehmen, dass der Stones-Song «Angie» auf Wahlkampfveranstaltungen für die Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel abgespielt wird. «Wir halten den Ball flach und bitten die CDU lediglich darum, den Titel nicht zu Wahlkampfzwecken einzusetzen», sagte der Geschäftsführer der TJ Musikservice GmbH, Jens Ehlers, der «Leipziger Volkszeitung».

«So lange wir keine rechtlichen Schritte unternehmen, ist es der CDU unbenommen, den Titel einzusetzen, auch wenn wir klar mitgeteilt haben, dass weder die Autoren noch der Originalverlag der Rolling Stones dieses möchten», führte Ehlers weiter aus, der in Deutschland den Musikvertrieb Essex vertritt, den nationalen Vermarkter der Rolling Stones.

[...] Eine Gema-Sprecherin sagte der dpa, die CDU habe einen Pauschalvertrag für die Nutzung der Musik und deren Abgeltung geschlossen. Dieser schließe auch Musikaufführungen bei Wahlkampfveranstaltungen ein.

Das habe allerdings nichts damit zu tun, ob ein Urheber damit einverstanden ist, dass seine Musik auf bestimmten Veranstaltungen überhaupt gespielt wird, so die Sprecherin weiter. Dies müsse zwischen dem Rechteinhaber - in diesem Falle die Rolling Stones - und dem Veranstalter geklärt werden. Die Gema habe damit nichts zu tun.

[...] Der Welthit der Rolling Stones aus dem Jahr 1973 wird auf den Veranstaltungen mit Merkel regelmäßig nach Ende der eigentlichen Kundgebung und nach der Nationalhymne gespielt. Die CDU wolle vorerst daran festhalten, so der Bericht.

Aus: "CDU darf «Angie» nun doch spielen" (23. Aug 16:37)
Quelle: http://www.netzeitung.de/entertainment/music/354439.html (http://www.netzeitung.de/entertainment/music/354439.html)
Title: [Angie - wo wird das hinführen?... ]
Post by: lemonhorse on August 25, 2005, 12:59:08 PM
QuoteAngela Merkel, CDU-Kanzlerkandidatin und die Rolling Stones haben eine tiefe Beziehungskrise. (Dieter Wonka /Leipziger Volkszeitung / Dienstag, 23. August 2005)

Aus: "Rolling Stones geben "Angie" nicht her"
Quelle: http://www.lvz-online.de/special/12669.html (http://www.lvz-online.de/special/12669.html)

QuoteKanzlerkandidatin Angela Merkel tourt derzeit mit dem Rolling-Stones-Hit "Angie" durch Deutschland. (Kulturinformationszentrum des Deutschen Kulturrates und der ConBrio Verlagsgesellschaft)
Aus: "Stones nicht erfreut: CDU mit "Angie" auf Stimmenfang in Deutschland"

Quelle: http://www.nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=10460 (http://www.nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=10460)

Quote
"Angie, oh Angie, where will it lead us from here?", heißt es in dem Stones-Klassiker "Angie".
Dazu Beifall der Mitglieder der Jungen Union, auf deren orangefarbenen T-Shirts der Schriftzug "Angie" prangt.[...] Auch wenn er Angie höflich Komplimente macht und säuselt, keine Frau käme an sie heran, es nützt nichts mehr.
Immerhin soll nachher niemand sagen dürfen, er und Angie hätten etwas unversucht gelassen.
Dummerweise scheren sie sich auch nicht um die Form. Mick Jagger greint zum Steinerweichen und erregt nach 32 Jahren "Angie" höchstens Mitleid. Allerdings bleibt diese Ironie wie auch beim Abspielen der Rolling Stones zu fröhlich hochgehaltenen "Angie"-Tafeln so diffus wie mancher Wahlprogrammpunkt.

Aus: "Wortschatz : Wörter des Tages : Belegstellen für »Angie« am 24.08.2005"
Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/wort-des-tages/2005/08/24/Angie.html (http://wortschatz.uni-leipzig.de/wort-des-tages/2005/08/24/Angie.html)


Quote[...] Im Stress der Wahlvorbereitungen versäumten die Unionsstrategen jedoch offenbar, genauer hinzuhören. Oder sie störten sich einfach nicht daran, dass der Stones-Klassiker "Angie" ein trauriges Abschiedslied ist. Der Song gilt jetzt als inoffizielle Wahlkampfhymne von CDU und CSU.

Aus: "Angie - wo wird das hinführen?" (Date: ?)
Quelle: http://www2.onnachrichten.t-online.de/dyn/c/52/33/31/5233316.html (http://www2.onnachrichten.t-online.de/dyn/c/52/33/31/5233316.html)
Title: [But now I smell like Vaseline... ]
Post by: lemonhorse on August 25, 2005, 01:19:01 PM
Quote[...] Der CDU/CSU würde ich ja sogar zutrauen, dass sie Frank Zappas Bobby Brown spielt, wenn sie einen Kandidaten mit Namen Robert hat.

Hey there, people, I'm Bobby Brown
They say I'm the cutest boy in town
My car is fast, my teeth is shiney
I tell all the girls they can kiss my heinie
Here I am at a famous school
I'm dressin' sharp 'n' I'm
actin' cool
I got a cheerleader here wants to help with my paper
Let her do all the work 'n' maybe later I'll rape her

Oh God I am the American dream
I do not think I'm too extreme
An' I'm a handsome sonofabitch
I'm gonna get a good job 'n' be real rich

Women's Liberation
Came creepin' across the nation
I tell you people I was not ready
When I fucked this dyke by the name of Freddie
She made a little speech then,
Aw, she tried to make me say "when"
She had my balls in a vice, but she left the dick
I guess it's still hooked on, but now it shoots too quick

Oh God I am the American dream
But now I smell like Vaseline
An' I'm a miserable sonofabitch
Am I a boy or a lady...I don't know which

So I went out 'n' bought me a leisure suit
I jingle my change, but I'm still kinda cute
Got a job doin' radio promo
An' none of the jocks can even tell I'm a homo
Eventually me 'n' a friend
Sorta drifted along into S&M
I can take about an hour on the tower of power
'Long as I gets a little golden shower

Oh God I am the American dream
With a spindle up my butt till it makes me scream
An' I'll do anything to get ahead
I lay awake nights sayin', "Thank you, Fred!"
Oh God, oh God, I'm so fantastic!
Thanks to Freddie, I'm a sexual spastic
And my name is
Watch me now, I'm goin down,
And my name is
Watch me now, I'm goin down, etc.

Aus einem Kommentar von Adil Oyan (22.08.05 @ 11:30)
Quelle: http://dieterjanecek.wahl.de/main/index.php/dieterjanecek/2005/08/22/rolling_stones (http://dieterjanecek.wahl.de/main/index.php/dieterjanecek/2005/08/22/rolling_stones)

Title: Re: [Angie - wo wird das hinführen?]
Post by: lemonhorse on November 23, 2005, 09:29:14 PM
Quote
Aus: "Angie - wo wird das hinführen?" (Date: ?)
Quelle: http://www2.onnachrichten.t-online.de/dyn/c/52/33/31/5233316.html

Ja  - wo hat es hingefuehrt??? Dr. Angela Merkel ist nun unsere Kanzlerin.
Ich haette nie fuer moeglich gehalten, das mit Hilfe eines Liedes der Rolling Stones die erste Kanzlerin der BRD gewaehlt werden wuerde/koennte !...
Und was nun?
Abwarten und (guten) Rotwein trinken. So kann man sich wenigstens noch fuer einen Sozialisten halten und trotzdem Schroeder mitsamt seinen korrupten Milliarden an die Industrie in die (rote) Hoelle wuenschen.

Die Schwarze Angie und Schroeders Stellvertreter, Muenthefering werden uns noch weiter in die Schuldenfalle zerren und zum Schluss haben wir als einzige Rettung die Inflation: Also legt eure Kohle in Gold an, der Euro wird ne Wackelwaehrung...
Und wer keine Kohle hat, der verbrennt alle Wahlplakate uebern Winter: Denn leere Versprechen heizen gut., wenn auch nicht lange.
Im Uebrigen hat die Internationale Vereinigung der Todessehnsuechtigen schon den naechstgroesseren Meteor  bei Petrus bestellt.
Der wird alle Irrungen und Zweifel hier auf Erden fuer die naechsten Tausend Jahre in die Steinzeit zureuckschicken. Gott sei Dank trifft es alle, auch die Reichen...
Nehmen Sie mich nicht ernst, ich kann nichts fuer  meine abstrusen Einfaelle. Dank Dada und Marcel Janko bin ich nur eine virtuelle Erscheinung einer virtuellen, vorruebergehenden Eingebung.

Friede allen Toenen dieser Welt !



Title: [Payola und die Standardmaschine Pop]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 24, 2005, 07:59:47 AM
Quote

Die Warner Music Group will es künftig unterlassen, Radiosender dafür zu bestechen, dass Titel des Plattenlabels bevorzugt gespielt werden, um damit Chart-Platzierungen zu manipulieren. Der New Yorker Staatsanwalt Eliot Spitzer hatte wegen der als "Payola" bezeichneten Praxis ermittelt und nun mit dem Unternehmen eine Einigung erzielt, heißt es in einer Mitteilung. Warner ist nach Sony BMG die zweite Plattenfirma, der Spitzer eine Zusage abgewinnen konnte. Sony BMG hatte im Juli eine Zusage gegeben.

Spitzer hat ermittelt, dass Payola auf verschiedene Arten stattgefunden hat: Die Radiostationen bekamen Flugkosten erstattet und Tickets für Sportveranstaltungen und Konzerte ausgehändigt. Auch habe Warner Betriebskosten der Sender übernommen, Giveaways wie Eintrittskarten, Geschenkgutscheine und iPods für die Hörer gestellt oder illegale Zahlungen über Mittelsmänner geleistet.


Aus: "Warner Music will Radiosender nicht mehr bestechen" (23.11.2005)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/66536

--------

Quote

Der kleine Tim (6) will seinen Bruder Tom (4) nicht mehr hauen.

Das war das Ergebnis eines Gesprächs mit Richterin Mutti (34). Zur
Wiedergutmachung wird Tim seinem Bruder eine Woche lang seinen
Gameboy leihen.

P.S.: Früher oder später wird Tom natürlich wieder gehauen.


Foren User / Autor: der_spiegel (23.11.05 12:01)
http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=9307816&forum_id=88401
Title: [Payola und die Standardmaschine Pop II]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 24, 2005, 08:03:20 AM
QuoteDie Bezeichnung Payola setzt sich zusammen aus den Worten pay (engl.: bezahlen) und Victrola und steht für den Vorgang des "pay for play" (engl.: "bezahlen für das Spielen"). Dieser Vorgang beschreibt die Bestechung von Disc-Jockeys und Programm-Redakteuren von Rundfunk- und Fernsehsender durch eine Plattenfirma, die so das häufige Spielen eines bestimmten Liedes durchzusetzt. Auf diese Weise läßt sich die Popularität eines Liedes ankurbeln und damit die Tonträgerverkäufe steigern. In Ländern in denen die Charts nicht allein durch die Verkaufszahlen erhoben werden, sondern der Einsatz eines Liedes bei Rundfunk- oder Frensehsendern in die Charts mit einfließt, ensteht zudem ein Ping-Pong Effekt.

Für erstes Aufsehen sorgt Payola in den 1950er Jahren. Die Praktiken der Payola sind aber bis in die heutige Zeit in der Musikindustrie üblich. Die Plattenfirma Sony BMG, zum Beispiel, zahlt im Juli 2005 im Rahmen eines Vergleichs zehn Millionen US-Dollar um einen Prozeß wegen Payola abzuwenden.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Payola (24.11.2005)
Title: [Abmahnwelle gegen Online-Karaokesänger... ]
Post by: lemonhorse on June 23, 2006, 08:06:54 AM
Quote[...]  Labels gehen gegen Webcam-Karaoke vor. Mit einer Abmahnwelle gegen Online-Karaokesänger zeigt die Musikindustrie wieder einmal ihr fehlendes Verständis der Web-Kultur. Denn die Plattenlabels wollen nun an den jugendlichen Selbstdarstellern auf Video-Plattformen wie YouTube mitverdienen.
   
      
Nach dem Kampf gegen Tauschbörsen und Songtext-Websites will die Musikbranche nun offenbar auch dem Webcam-Karaoke-Trend ein Ende bereiten.

Auf verschiedenen US-Websites wird von Fällen berichtet, bei denen YouTube-Nutzer aufgefordert wurden, ihre Videos von der Website zu entfernen.


Aus: "Labels gehen gegen Webcam-Karaoke vor" (22.06.2006)
Quelle: http://futurezone.orf.at/it/stories/117506/ (http://futurezone.orf.at/it/stories/117506/)
Title: [pöser hax0r du...]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 15, 2006, 07:17:48 PM
Quote[...] Der Musikkonzern Universal will gegen die Videoplattform YouTube wegen Urheberrechtsverletzungen vorgehen. Wegen der verbreitung von Musikvideos hat das Unternehmen auch die Social-Networking-Site MySpace im Visier.

Doug Morris, der Chef des weltgrößten Musikunternehmens Universal Music, ließ am Dienstag bei einer Investorenkonferenz mit den Worten aufhorchen, dass das Soziale Netzwerk MySpace und die Videosharing-Site YouTube für zahllose Urheberrechtsverletzungen verantwortlich seien und dem Musikkonzern mehrere Millionen US-Dollar schulden würden.

[...] Der Verband der US-Tonträgerindustrie, RIAA, hatte bereits im vergangenen Juni damit begonnen, einzelne Nutzer der Plattformen, die nicht lizenziertes, urheberrechtlich geschütztes Material zugänglich gemacht hatten, abzumahnen.

Die Verbreitung von Musikvideos in Online-Communitys stellt für die Labels zwar eine willkommene Werbung dar, sie wollen jedoch auch an der Verwertung des Videomaterials mitverdienen.

[...] YouTube verhandelt bereits seit längerem mit Vertretern der Plattenfirmen und wollte die Aussagen des Label-Chefs nicht kommentieren. Auch von MySpace liegt bisher keine Stellungnahme vor.

Quote[...]   LOL Ein Musiksender von Der Musikindustrie:
sigi99, vor 8 Stunden, 15 Minuten
Ich stell mir den mal so vor: Zuerst zahlt man sowieso für jedes Lied extra, dann wird noch dazu kommen, dass man so ne Art EULA bestätigen muss, wo drinsteht, das ausser Dir kein anderer zusieht/hört, und man einer Wöchentlichen Hausdurchsuchung zustimmt. Zu sehen würde man den Songs sowieso erst bekommen, nachdem man von der MI durch das FBI durchleuchtet wurde.
Was würde man noch brauchen? Natürlich einen Spezialfernseher ab 2500 Euro,dessen Display nicht grösser als Handydisplays sein dürften, Monochrom ergo Zweifarbig (Heller Hintergrund und dunkler Pixel wahlweise in Grün oder Sepia) versteht sich ja wohl von selbst, oder glaubst du die würden das unverschlüsselt schicken?
Und natürlich bräuchte man noch für jeden Entertainer einen eigenen Decoder... Aufzeichnen kommt sowieso nicht in Frage, dafür wurde schon in den Nutzungsbedingung mit Strafen ab 5 Jahren Haft pro Lied gesorgt.

Quotesolala,
wwwin, vor 18 Stunden, 23 Minuten
kann es sein dass sie nicht die geringste ahnung haben, was es kostet, ein album zu produzieren. es steckt etwas mehr dahinter als einen rohling zu brennen.


QuoteEhrlich gesagt verstehe ich diese Art von Wahnsinn nicht?
mindmachine, vor 22 Stunden, 47 Minuten
Was erwarten sich diese sogenannten Manager usw... Das die Leute CDs kaufen, wenn sie eine Seite verklagen, die Videos anbietet??? Eines ist klar, es geht nur ums Geld, da die Branche hofft, dass die Leute für die Videos zahlen... Naja. Viele Jugendliche denken beim Geldausgeben überhaupt nicht nach und wurden durch Werbung und die heutige Gesellschaft zu perfekten Konsumenten erzogen... Nicht denken! Kaufen!!!! Ich gebe keinen Cent für den Müll aus.

Quotestatt dass diese großkotzigen konzerne, einmal die
kontexs, vor 23 Stunden, 1 Minute
vorteile zu schätzen wissen geht es nur ums geld.. selber schuld.

freie musik für freidenker

Quoteverklagts mich doch
cantodea, vor 1 Tag, 29 Minuten
ich schneid grad ein video zusammen (Mike Paradinas vs. Venetian Snares), welches ich selbst aufgenommen habe. live. bin ich jetzt ein verbrech0r?

Quotepöser hax0r du...
herrsenfdazugeber, vor 21 Stunden, 17 Minuten



Aus: "Universal macht gegen YouTube mobil" (14.09.2006)
Quelle: http://futurezone.orf.at/it/stories/136409/
Title: [Unerlaubter Upload... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 24, 2006, 09:43:13 AM
Quote[...] Ein schwedisches Gericht hat erstmals eine einzelne Person wegen unerlaubten Uploads von urheberrechtlich geschützter Musik ins Internet verurteilt, berichtet die schwedische Sektion der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI). Laut Mitteilung (PDF-Datei) habe die IPFI der schwedischen Polizei insgesamt 30 Personen gemeldet, die große Mengen Musik für Filesharing bereit gestellt haben sollen. Eine dieser Personen sei vom Bezirksgericht Borås zu einer Geldstrafe von 80 Tagessätzen zu 250 schwedischen Kronen (insgesamt 2170 Euro) verurteilt worden.

Laut schwedischen Medienberichten wurde der Beschuldigte dafür bestraft, vier Musikstücke von Roxette, Eurythmics, Mauro Scocco und Jakob Hellman zum Tausch bereit gestellt haben. Die IFPI habe in ihrer Anzeige ursprünglich 13.000 Songs aufgeführt. (anw/c't)


Aus: "Schwedisches Gericht brummt Filesharer Geldstrafe auf" (23.10.2006)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/79876 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/79876)
Title: [...die Beklagte habe nicht über den entstandenen Schaden zu befinden]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 13, 2006, 09:22:21 AM
Quote[...] In dem konkreten Verfahren geht es um eine im Februar dieses Jahres eingereichte Klage von Universal Music gegen eine Frau aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn. Die Plattenfirma wirft ihr vor, Copyright-geschützte Musikstücke im Internet getauscht zu haben, und wollte das Verfahren gegen eine Zahlung von 4500 US-Dollar beilegen. Die Verteidigung focht die Höhe des geforderten Schadensersatzes an und forderte von Universal Belege zur Zusammensetzung des Großhandelspreises für ein Musikstück. Das Argument der Kläger, die Beklagte habe nicht über den entstandenen Schaden zu befinden, wies der New Yorker Richter David Trager ab.

Der Fall erregte früher bereits Aufsehen, weil die Beklagte nach eigenen Angaben noch nie einen Computer besessen hat. In der Wohnung der Frau soll sich aber ein Internetzugang und ein ungeschütztes WLAN befunden haben, hieß es zur Erklärung in Medienberichten.


Aus: "US-Plattenlabel muss Schadensersatzforderung erläutern" (12.11.2006)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/80906


-.-

Quote[...] Jetzt will auch ein unabhängiger Richter wissen, was es mit den seltsamen Raubkopier-Berechnungen der Rechteverwerter auf sich hat.

Kriminologen haben die Raubkopier-Statistiken schon sehr deutlich zurückgewiesen. Ein unabhängiger amerikanischer Richter wies jetzt die "Recording Industry of America" (RIAA) an, die wundersamen Rechenkünste für die Wertberechnung eines einzelnen Musiktitels vorzuführen. Diese Inkasso-Organisation nämlich möchte von "Piraten" 750 US-Dollar für jede Aufnahme, während sie einem Händler dafür nur 70 Cent abnimmt.
Mit nicht weniger seltsamen juristischen Drehs versuchten die RIAA-Anwälte das abzuwenden, nachdem eine des Piratenunwesens beschuldigte Ms. Lindor den entsprechenden Antrag gestellt hatte. Nicht ohne Grund, denn wenn die RIAA nur noch den tatsächlichen Marktwert fordern könnte, wäre es den Aufwand kaum wert. Und natürlich macht eine Pressemeldung mehr Eindruck, wenn von Piraterie im Wert von über 7000 Dollar die Rede ist, obwohl es eigentlich nur um 7 Dollar ging.
Richter Trager befand, die RIAA-Anwälte könnten ihre Position durch keinen einzigen Präzedenzfall beweisen. Ms. Lindor hingegen konnte klar beweisen, dass der RIAA nur 70 Cent je Single und nicht 750 Dollar entgangen waren.
Wenn die Piratenjäger jetzt das Rechenexempel mit den 750 Dollar nicht erklären können, wird der Mann in der schwarzen Robe den geforderten Schadenersatz vermutlich als nicht verfassungsgemäß erklären. (Nick Farrell/bk)


Aus: "Gericht fragt RIAA: Warum kostet eine Single 750 Dollar?" von Bernd Kling (10.11.2006)
Quelle: http://de.theinquirer.net/2006/11/10/gericht_fragt_riaa_warum_koste.html

Title: [Überwachung des Kunden in bester Stasimanier...]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 13, 2006, 09:47:24 AM
Quote[...] Als Jugendlicher habe ich in den 70er Jahren jeden Montag und
Donnerstag meine Lieblingshits auf dem Tonband aufgenommen...
war alles kein Problem,
niemanden hat es gestört.
Seit dem hat sich Technik rasant entwickelt, nur der Vorgang der
Musiknutzung  verläuft in reziproker Relation.

Man sollte ja meinen das die Fortschritte in der Technik EIGENTLICH
dazu führen sollten, das JEDER MENSCH Musik in bester digitaler
Qualität wann immer er will mit sich führen kann. Sollte man
meinen...

[...] Damals wurde nicht reingequatscht, es gab keine ständig wie irre
lachenden Moderatoren die rund um die Uhr Slimline Witzchen erzählen
und dabei denken sie wären komisch, es gab keine KLANGREDUKTION und
keine Kompressoren die jede Dynamik verhunzen.

Es ist schon traurig;alle Fortschritte führen uns weiter weg von dem
um was es eigentlich geht, dem Spass an der Musik.
DRM, klangreduzierter Einheitsbrei von gecasteten Schwachköpfen die
allesamt denken sie wären Stars, eine Amoklaufende Medienindustrie
die ihre Kunden bekämpft oder ihnen gleich noch Rootkits unterjubelt,
konkurrierende Formate allerorts, Videoformate die abgesicherter sind
als Fort Knox und Überwachung des Kunden in bester Stasimanier.


Aus: "Zurück in die Steinzeit" Von RayFX (8. September 2006)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=11195584&forum_id=105124

Title: [Höhepunkte des weltweiten Feldzugs der Musikindustrie]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 13, 2006, 09:57:51 AM
Quote[...] Eine Richterin am Kopenhagener Stadtgericht hatte eine einstweilige Verfügung gegen den Provider Tele2 erlassen, nach der dieser seinen Kunden den Zugang zum umstrittenen russischen Online-Musikladen AllofMP3.com in Zukunft verwehren muss. Nicht nur Internet-Aktivisten und Branchenvertreter zeigten sich konsterniert, selbst die dänische Vertretung des internationalen Verbandes der Plattenindustrie (IFPI) war überrascht von der Leichtigkeit, mit der sie die gewünschte Verfügung erhalten hatte. Die Industrievertreter hatten offenbar mit einem schwierigen Verfahren gerechnet, doch entschied das Gericht ganz im Sinne der Musikbranche. Hinter vorgehaltener Hand munkeln mit dem Verfahren vertraute Insider, die Kammer sei womöglich mit den technischen Details des Falles nicht richtig vertraut gewesen.

Das Gericht stützt seine Entscheidung auf einen Artikel des dänischen Urheberrechts, der eine nicht genehmigte temporäre oder permanente Reproduktion urheberrechtlich geschützten Materials verbietet. Das Gericht geht davon aus, dass AllofMP3-Betreiber Mediaservices nicht die nötigen Rechte für die Verbreitung geschützter Musik in Dänemark hat. In seiner Urteilsbegründung führt die Kammer darauf aufbauend aus, dass die Musikstücke während der Durchleitung der Datenpakete durch das Netzwerk des Providers für kurze Zeit als elektronische Signale in den Routern vorgehalten würden und damit als Kopie oder Teilkopie im Sinne des Urheberrechts zu gelten hätten. Den Einwand des Providers, die weniger als eine Millisekunde dauernde Speicherung der Daten in Netzwerk-Routern komme keiner Reproduktion im Sinne des Gesetzes gleich, ließ das Gericht nicht gelten. Tele2 wurde angewiesen, nicht weiter an der Verbreitung von Musikstücken der Website AllofMP3.com mitzuwirken und Kopien davon anzufertigen. Darüber hinaus soll der Provider seinen Kunden den Zugang zu der Domain und ihren Subdomains verwehren.

Tele2 hat inzwischen die geforderten Maßnahmen ergriffen, wird sich aber gegen das Urteil wehren. Die Berufung sei in Vorbereitung, teilte die Rechtsabteilung des Providers mit. Andere dänische Provider wie der Carrier TDC, CyberCity oder Telia Stofa werden den Ausgang des Verfahrens gespannt beobachten. Die IFPI sieht die Zugangsanbieter in der "moralischen Verantwortung", der Verfügung ebenfalls nachzukommen. Bisher haben sich die dänischen ISPs allerdings nicht bewegt und können dabei auf die Rückendeckung ihres Verbandes zählen. Für die Branche steht nach diesem "falschen Urteil", wie es ein Insider nennt, zu viel auf dem Spiel. Sollte der Sieg der Musikindustrie Bestand haben, käme das einem Dammbruch gleich, fürchten Branchenvertreter. Die IFPI hätte mit dem Urteil ein Rechtsmittel an der Hand, bei den dänischen Zugangsanbietern die Sperrung zahlreicher unliebsamer Web-Seiten anzumahnen. Die Russen zeigen sich solidarisch: "Wir bedauern, dass Tele2 jetzt in einer extrem belastenden Situation ist", erklärte ein Sprecher für Mediaservices. Das Vorgehen der Musikindustrie sei Teil einer breit angelegten Kampagne gegen Mediaservices. Er bezeichnete die Bemühungen, AllofMP3.com zu schaden, als fehlgerichtet: "So wie wir das sehen, hat die IFPI ein Problem mit dem russischen Urheberrecht und sie sollte ihre Bedenken bei der russischen Regierung vorbringen."

Dass AllofMP3.com durchaus ein kontroverses Thema ist, weiß auch der dänische Verband der Telekommunikationsanbieter. Trotzdem will die Organisation die weiteren Bemühungen von Tele2 gegen das Urteil unterstützen. "Das Gericht löst keine Probleme, sondern verursacht eine Reihe von Nebeneffekten und begibt sich auf die rutschige Straße in Richtung Zensur", erklärte Ib Tolstrup, der Direktor des Verbandes Telekommunikationsindustrien. Netzbetreiber sollten nicht für Inhalte verantwortlich und damit zum nationalen Gatekeeper gemacht werden.

Das sieht auch der Sprecher der dänischen "Piratgruppen", Sebastian Gjerding, so: "Es ist fundamental wichtig, dass die ISPs nur den Zugang liefern, nicht auch Inhalte überwachen". Sollten solche Urteile Schule machen, würde der Internet-Zugang durch nationale Sonderwege reglementiert. China fällt dem Aktivisten dazu als Beispiel ein. "Das Urteil bedroht die freie Kommunikation. Es schafft ein nach dem chinesischen Modell kontrolliertes Internet, in dem Behörden überwachen, zu welchen Informationen die Bürger Zugang haben und unerwünschte Inhalte sperren". Allerdings weiß Gjerding auch, dass die von Tele2 ergriffenen und von der IFPI in der Klage vorgeschlagenen Maßnahmen vergleichsweise leicht zu umgehen sind. "Es ist nur eine einfache DNS-Blockade. Kein Problem, das zu umgehen". Wer damit doch Schwierigkeiten habe, finde auf der Seite von Piratgruppen entsprechende Hinweise.

Das Urteil ist der vorläufige Höhepunkt des weltweiten Feldzugs der Musikindustrie gegen illegal kopierte Musik im Allgemeinen und gegen den russischen Anbieter im Besonderen. Die Interessenvertreter schaffen es so, das Thema weiter zu forcieren. Der Musikladen spielt nun sogar in den Gesprächen über den Beitritt Russlands zur World Trade Organisation (WTO) eine Rolle. Doch AllofMP3 behauptet standfest, ein nach nationalem Recht legal operierendes Unternehmen zu sein und Urheberrechtsabgaben über die russische Verwertungsgesellschaft ROMS abzuführen. Die IFPI hält stets dagegen, davon keinen Cent zu sehen und beharrt auf der Illegalität des ganzen Unterfangens. In London haben britische Industrievertreter erreicht, dass sie vor einem englischen Gericht gegen das Unternehmen prozessieren dürfen, eine entsprechende Klage steht bisher noch aus. Tiefer dürfte dagegen die von IFPIs Lobbyarbeit nicht unbeeinflusste Entscheidung der Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard getroffen haben, nicht länger Zahlungen für AllofMP3 abzuwickeln.

Auch hierzulande hatte die Musikindustrie im vergangenen Jahr eine einstweilige Verfügung gegen AllofMP3 erwirkt, mit allerdings wenig direkten Folgen für den russischen Anbieter. Stattdessen gilt die Verfügung als Hebel gegen "Unterstützer" hierzulande, die den Aktivitäten von AllofMP3.com mit Links, Anleitungen oder Empfehlungen Vorschub leisten. Aber auch die deutsche Musikindustrie beobachtet das Geschehen in Dänemark mit Interesse. Konkrete Pläne in dieser Richtung habe der deutsche Arm der IFPI hierzulande allerdings nicht, wie ein Sprecher mitteilte. Möglicherweise ist das auch nicht so einfach, wie die Erfahrung der GEMA aus dem Jahr 2005 zeigt. Die deutsche Rechteverwertungsgesellschaft hatte im Sommer vergangenen Jahres 42 deutsche Provider anwaltlich aufgefordert, den Zugang zu Filesharing-Portalen zu sperren. Die Zugangsanbieter zogen es vor, sich nicht zu rühren und es auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen zu lassen. Doch die angedrohten Klagen blieben aus. Offiziell heißt es bei der GEMA, man sei mit den Providern noch im Dialog. Von diesen können sich einige allerdings nur vage an Gespräche erinnern.


Aus: "Dänische Provider wehren sich gegen AllofMP3-Sperre" (10.11.2006)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/80860

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Quote[...] Australien plant das weltweit schärfste Gesetz gegen Urherberrechtsverstöße. Darin wird z.B. das öffentliche Aufführen (=Singen in einem Park) geschützter Lieder (z.B. Happy Birthday, geschützt bis 2030) mit einer saftigen Geldstrafe belegt. Wehe dem, der so ein privates Ständchen aufnimmt und auch noch ins Netz stellt (kann alles in allem ca. 8000 Dollar kosten).

Das mag jetzt abstrus und an den Haaren herbeigezogen klingen, so nach dem Motto: Wäre zwar theoretisch möglich, aber wer macht das schon?

Wer so argumentiert, kennt die auf solche Delikte spezialisierten Anwälte nicht. Bereits die in Deutschland bestehenden Gesetze (mit ihrem weiten Auslegungsspielraum) werden immer wieder gerne für teure Abmahnungswellen genutzt. Gerade erst wieder ging es um die Fotos bestimmter Produkte bei Ebay. Wer da auf die Fotos der Hersteller zurückgriff war schnell um 800 Euro ärmer.

Und was lernt man daraus? Die Leute, die gewerbsmäßig mit gebrannten DVDs/CDs handeln, sind bereits mit den heutigen Gesetzen zu belangen. Verschärfungen im Sinne der Industrie mit weitreichenden Auskunftsansprüchen gegen Privatleute nützen nur den Versendern von Abmahnungen und schaden dem freien Datenaustausch im Netz. Es soll schließlich auch noch Leute geben, die wirklich nur eigenes Material zum Download anbieten und in Musik aus dem Netz nur reinhören, um sich die Scheiben anschliepend zu kaufen.

PS: Die Neuregelung des Urheberrechts in Deutschland steht im Frühjahr an. Und die Lobbyisten sind schon sehr hofnungsvoll, dass der darbenden Industrie mit scharfen Regelungen geholfen werden kann.


Aus: "Australien will öffentliches Singen von "Happy Birthday" unter Strafe stellen" von Padrone (19.11.06)
Quele: http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICLE::119401&hxmain_category=::pjsub::opinio::/musik_multimedia/internet/sonstiges


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Quote[...] Abmahnungen haben wieder Konjunktur. Betroffen sind nicht nur musiksüchtige Schüler, sondern auch IT-Verantwortliche und Geschäftsführer, ohne deren Wissen Musik- und Videodateien über das Firmennetz hoch- oder heruntergeladen werden.

In den Schreiben machen die Anwälte im Namen der Film- und Musikindustrie zivilrechtliche Ansprüche wie hohe Schadensersatzforderungen geltend und drohen mit strafrechtlichen Konsequenzen. Zudem verlangen die Abmahner Auskunft über weitere Filesharing-Aktivitäten und fordern eine »strafbewehrte Unterlassungserklärung«. Das bedeutet, dass sich der Unterzeichner verpflichtet, das abgemahnte Verhalten abzustellen und bei Verstoß eine Vertragsstrafe zu zahlen. Auf Basis eines hohen Streitwerts sollen die Abgemahnten auch die angefallenen Anwaltskosten bezahlen, oft mehrere hundert Euro. In der Regel liefert das Abmahnschreiben noch ein Angebot mit, die Angelegenheit durch Zahlung einer »fairen Pauschale« von einigen tausend Euro zu bereinigen.

[...] Egal wer an der Tauschbörse teilnimmt, ermittelt wird über die IP-Adresse nur der Anschlussinhaber. Tatsächliche Nutzer sind hingegen oft auch Kollegen im Betrieb, Kinder in der Familie oder sonstige Mitnutzer eines nicht zugriffsgeschützten WLAN. Der Anschlussinhaber haftet als Störer, wenn er zumutbare Kontrollpflichten verletzt. Das Landgericht Hamburg hat in zwei Entscheidungen vom 26. Juli und vom 25. Januar 2006 die Haftung des Inhabers eines ungeschützten WLAN angenommen sowie die Haftung von Eltern, die ihren Kindern unkontrollierten Zugang zum Web gewährten.



Aus: "Report: Filesharing-Börsen und ihre Gefahren: Tausche Download gegen Abmahnung" (Artikel aus PC Professionell Ausgabe 12/2006 / Autor: Heiko Mergard)
Quelle: http://www.testticker.de/praxis/netzwerke/article20061026030.aspx

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Quote[...] Die Entscheidung eines New Yorker Bezirksgerichts könnte die gesamte Strategie der US-Musikindustrie bei der Bekämpfung der Online-Piraterie ins Wanken bringen. Der Richter hat entschieden, dass die in einem individuellen Rechtsstreit zugrunde gelegte Struktur des "statutarischen Schadens" auf ihre Verfassungsmäßigkeit überprüft werden muss.

Bei diesen "statutory damages" geht es um eine Besonderheit des US-Rechtssystems, auf dem die massenhafte Verfolgung individueller "Piraten" durch die Musikindustrie beruht. Der Zusammenhang ist dabei folgender: Der Musikindustrie ist es vergleichsweise einfach und mit geringem Aufwand möglich, die Identität eines P2P-Nutzers aufzudecken.

Wurde seine IP bei der Teilnahme an einem P2P-Tausch beobachtet, so wird der für diese IP zuständige Provider mit Hilfe einer bei Gericht beantragten "Subpoena" dazu gezwungen, die Daten seines Kunden an den potentiellen Kläger zu übergeben.

Im nächsten Schritt folgt dann keineswegs die Klage gegen diesen Piraten. Vielmehr setzt sich in aller Regel eine Schlichtungsstelle der Industrie mit ihm in Verbindung und bietet einen teuren Vergleich an: Gegen Zahlung mehrerer tausend Dollar verzichtet die Musikindustrie auf ein Verfahren.

Auf dieses Angebot ging bisher die überwiegende Mehrheit der bereits vielen tausend ertappten Anwender ein. Selbst wenn die Beweislage oft wackelig ist, zahlen viele Betroffene lieber die teure Vergleichssumme, als dass sie ein Verfahren riskieren, bei dem es pro getauschtem Werk um bis zu 150.000 Dollar an "statutory Damages" geht.

Dieser per Statut ermittelte Schaden ist ein fiktiver Wert, wird vom Gericht bestimmt, da es bei Urheberrechtsverstößen kaum feststellbar ist, wie hoch der tatsächliche Schaden ist. Die Kläger verlangen allerdings meist eine "moderate" Schadensbemessung, die wie im vorliegenden Fall bei 750 Dollar pro Werk liegen kann.

Wobei man nicht vergessen darf, dass es bei den bisherigen Fällen von Piraterie oft um mehrere hundert oder gar tausend getauschte Werke ging. In der Gesamtheit bleibt der Streitwert also weiter sehr hoch. Die Zahl der tatsächlich anberaumten Gerichtsverfahren ist aus diesen Gründen bisher sehr gering.

Doch die jetzt angekündigte Prüfung der Rechtsgrundlage könnte das ändern. Denn dem Richter erscheinen die 750 Dollar selbst im Vergleich zu den theoretisch möglichen 150.000 Dollar noch viel zu hoch. Der "messbare" Schaden in Form eines Gewinnausfalls pro Werk beträgt gerade 0,70 Dollar. Die Forderung der Kläger ist damit tausendmal höher - und möglicherweise rechtswidrig.

Um nun eine bessere Schätzung des tatsächlichen Schadens zu erhalten, werden die Kläger aufgefordert, mit Hilfe von Zeugen und Bilanzen eine realitätsnahe Einschätzung möglich zu machen.

Für die Musikindustrie dürfte das eine höchst unangenehme Forderung sein, denn nun wird aktenkundig, wieviel Geld die Musikindustrie im Online-Handel verdient - und wieviel davon an die Künstler geht, für deren Schutz der Verband der Musikindustrie (RIAA) angeblich in erster Linie kämpft.


Aus: "Karten auf den Tisch!" (intern.de; 14. November 2006)
Quelle: http://www.intern.de/neue_meldungen/karten_auf_den_tisch_801.html

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Quote[...] In einem der zahlreichen Zivilverfahren gegen die Nutzer von Filesharing-Netzwerken, die vom amerikanischen Verband der Musikindustrie (RIAA) angestrengt wurden, droht den zusammengeschlossenen Musikfirmen derzeit eine Niederlage. Der Richter forderte die RIAA auf, ihre Forderungen zu begründen.

Konkret soll der Musikverband darlegen, wie man auf die Summe von 750 US-Dollar kommt, die man als Schadenersatz für jeden einzelnen heruntergeladenen Musiktitel erwirken durchsetzen will. Die Angeklagte hatte mit der Hilfe ihrer Anwälte glaubhaft machen können, dass der Musikindustrie pro illegal heruntergeladenem Song ein wesentlich geringerer Schaden entsteht.

Die Verteidigung hatte nachgewiesen, dass die Forderung von 750 US-Dollar pro Musikstück nicht nachvollziehbar sei, wenn die Industrie die Titel zum Preis von 70 US-Cent an die Betreiber von legalen Download-Betreibern abgibt. Sollte die RIAA nicht begründen können, wie man auf die horrende Schadenssumme pro Titel kommt, dürfte das Gericht entscheiden, dass die höhe der Forderungen verfassungswidrig ist.


Aus: "Forderungen der RIAA in P2P-Verfahren auf der Kippe" (10. November 2006)
Quelle: http://www.winfuture.de/news,28431.html
Title: [Die Bundesregierung und Vertreter der Musikwirtschaft sind sich darin einig...]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 18, 2006, 11:45:23 AM
Quote
Die Bundesregierung und Vertreter der Musikwirtschaft sind sich darin einig, dass die Rahmenbedingungen für die deutsche Popmusik hier und im Ausland verbessert werden müssen. Dabei geht es darum, kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte in einem ganzheitlichen Förderansatz zu bündeln.

In einer gemeinsamen Initiative des Bundes und der Musikbranche sollen deshalb an der Schnittstelle zwischen Kreativität und Wirtschaft modellhafte Projekte entwickelt und realisiert werden.

Angesichts von Digitalisierung und Globalisierung spiele die Musikwirtschaft in Zukunft eine noch wichtigere Rolle, erklärte Staatsminister Neumann am 9. November. ,,Der Blick ins Ausland zeigt aber auch, dass Deutschland hier in einem harten Wettbewerb steht."

Die ,,Initiative: Musik" soll vor allem auf drei Säulen ruhen: der Nachwuchsförderung, der Exportförderung und dem Bereich ,,Migration und Integration". Hier könne die Musik als universelle Sprache einen wichtigen Beitrag zur Integration von Jugendlichen mit  Migrationshintergrund leisten, erklärte Staatsminister Neumann.

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags hat für das Projekt Mittel in Höhe von einer Million Euro im Bundeshaushalt 2007 bereitgestellt.


Aus: "Mehr Geld für die Musikförderung" (Mi, 15.11.2006)
Quelle: http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2006/11/2006-11-15-mehr-geld-fuer-die-musikfoerderung.html

Title: [Das Konzept der Netlabels... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 20, 2006, 01:59:06 PM
Quote[...] Ein Netlabel ist eine Webseite, von der sich Musikliebhaber vorher unveröffentlichte Musik legal herunterladen können. Meist handelt es sich dabei um anspruchsvolle elektronische Pop-Musik. Mittlerweile gibt es schon über 600 Netlabels, die mal im Wochen-, mal im Monatstakt Compilations oder einzelne Songs herausbringen. Sie sind ein Forum für Elektro-Musiker, die ihre Werke frei von den Zwängen der Musikindustrie und ohne GEMA-Gebühren im Netz verbreiten wollen.

,,Netlabels bieten die Möglichkeit, schnell, unkompliziert und mit einem minimalem Budget modernste Musik an den Mann zu bringen", erklärt Donovan Ludwig, Mitbegründer des Berliner Netlabels Pentagonik. Neben London und Berlin sei die Netlabel-Szene auch in Köln oder Barcelona aktiv: Ein urbaner Trend im digitalen Zeitalter, der virtuell und geographisch immer größere Kreise ziehe.

[...] Im Moment setzten die Netlabel-Betreiber noch auf gemeinschaftliche Ideale. Trotz der großen Auswahl an Netlabels in Europa gebe es keine Konkurrenz zwischen den virtuellen Musikverlegern, behauptet Donovan Ludwig. ,,Das Konzept der Netlabels steht auf einer Non-Profit-Basis", so seine Begründung.

[...] Doch aller Aufschwungseuphorie zum trotz: Netlabels können die großen Plattenfirmen wie Warner oder EMI nicht ernsthaft gefährden. Zwar gab es Fälle, in denen ein Netlabel den Bekanntheitsgrad von Künstlern steigerte – bis dann eine Plattenfirma kam, die den Musiker unter Vertrag nahm. Markus Koller, Betreiber des Podcasts starfrosch.ch und Veranstalter des ersten Netaudio-Festivals in Bern, gibt sich jedenfalls realistisch: "Die Netlabelszene wird wohl immer eine Nischenkultur bleiben: Da ist kein Geld zu holen".



Aus: " Netlabels: Frei von den Zwängen der Musikindustrie" Von Lam Vo  - London (30.10.2006)
Quelle: http://www.cafebabel.com/de/article.asp?T=A&Id=2111 (http://www.cafebabel.com/de/article.asp?T=A&Id=2111)



Title: [YouTube und die Rechteinhaber... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 20, 2006, 02:02:16 PM
Quote[...] YouTube versprach den Musik-Managern nicht nur eine Beteiligung an den Einnahmen durch Werbung, die neben den bisher illegalen Kopien der Musikvideos eingeblendet wird. Die YouTube-Gründer Chad Hurley und Steve Chen willigten auch ein, künftige Uploads von Videos auf mögliche Urheberrechtsverletzungen zu überprüfen.

Doch die Bereitschaft der Musikkonzerne, mit dem bisherigen "Urheberrechtsverletzer" YouTube (Zitat des Universal-Chefs) zu kooperieren, hat ihren Preis: Die Konzerne verlangten Anteile an YouTube, die zunächst so gut wie nichts, nach der Übernahme durch Google aber beachtliche 50 Millionen Dollar wert waren. Zuzüglich wohlgemerkt der Beteiligung an künftigen Werbeeinnahmen.

Dass Google von diesen Gesprächen wusste, kann die New York Times zwar nicht bestätigen. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die Unterhändler nicht von der Beteiligung am Eigenkapital YouTubes erfahren haben. Es ist sogar wahrscheinlich, dass Google diese Verhandlungen billigend in Kauf nahm, denn ein solcher Deal minimiert das rechtliche Risiko beträchtlich.

Allerdings wird Google nun damit rechnen müssen, dass auch andere Rechteinhaber vorstellig werden, um ähnlich günstige Deals zu vereinbaren. Denn bisher werden viele Künstler, Musikverlage, Filmstudios oder auch Fernsehstationen auf rechtliche Schritte beziehungsweise auf eine genaue Beobachtung der YouTube-Inhalte verzichtet haben, weil bei YouTube kein Blumentopf zu gewinnen war.

Nach der Übernahme durch Google und der großzügigen Beteiligung der 3 Musikkonzerne stellt sich das aber ganz anders dar.


Aus: "Musikindustrie bei YouTube beteiligt"  (19. Oktober 2006)
Quelle: http://www.intern.de/neue_meldungen/musikindustrie_bei_youtube_beteiligt_664.html (http://www.intern.de/neue_meldungen/musikindustrie_bei_youtube_beteiligt_664.html)

Title: ["Speicher für gestohlene Musik"]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 20, 2006, 02:05:02 PM
Quote[...] Nun ist es wieder soweit. Jahre nachdem abertausende User pauschal als Raubkopierer abgeurteilt wurden und von zahlreiche Branchenverbänden angesichts sinkender Tonträger-Verkäufe mit Klagen eingedeckt wurden, fährt die Musikindustrie wieder scharfe Geschütze gegen ihre ureigene Zielgruppe auf: in einem Interview mit dem Branchenmagazin Billboard verlautbarte Doug Morris ungeniert, dass iPods lediglich ,,Speicher für gestohlene Musik wären". Und weil es so schön passt: Gerade ist auch die Meldung reingeflattert, dass Universal das Portal Myspace verklagt hat.


Aus: "Universal kann iPodder nicht leiden - Der Tonspion Wochenrückblick" (20.11.06)
Quelle: http://www.tonspion.de/info.php?id=1363&stil=news&TS=5a943fbae9e6e0fa9c93780103fa0c22

Title: ["Häppchenmusik" (TextFraktale)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 05, 2006, 03:51:09 PM
[...] zu einem zwei- bis dreistündigen kostenlosen Event mit Sektempfang, leckeren kleinen Häppchen Musik und einem Fotoshooting...

[...]  wo man beliebig einen Button anklickt und der ein Häppchen Musik abspielt das System den Rollenspiels...

[...] Kleine Häppchen Musik oder ein ganzes Menü –. kein Problem, hier findet jeder etwas...

[...] Im iTunes Music Stroe gibts derezit kleine Häppchen Musik für lau. Allerdings frag ich mich...

[...] Der kommerzialisierte Jazz: Eine Häppchen-Musik, platziert auf den Silbertabletts des Narzismus einer ersterbenden, kalten New Economy...

[...] Hier gibt es mal wieder ein nettes Häppchen Musik vom allseits sehr geschäzten...

[...] Ein feines Häppchen Musik flatterte mir noch kurz vor Redaktionsschluss in meinen Briefkasten, das ich Euch nicht vorenthalten möchte...

[...] Da clickt ja wer ganz absichtlich auf MEIN Magelo - Profil , und mit einem Häppchen Musik gebe ich MEINEM Char halt auch einen Hauch Individualität...

[...] Am Abend genießen wir bei Rotwein und kleinen Häppchen Musik von...

[...] Ein ganz konventionelles Häppchen Musik hatte die Ohren geöffnet. Ich begreif es nicht...

[...] Das übermuntere Ansagergesäusel samt Häppchenmusik nervte schlichtweg...



Title: [Die Gema, Rapidshare + "Rechtswidrig Musikdateien"...]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 22, 2007, 10:54:34 AM
Quote[...] Die Verwertungsgesellschaft Gema hat eine einstweilige Verfügung gegen den Download-Dienst Rapidshare erwirkt. Grund: Über die Server des Unternehmens wurden rechtswidrig Musikdateien verteilt.

Bei Wiederholung droht Rapidshare nun ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro. Rapidshare erlaubt jedem Nutzer das Hochladen von Dateien, diese werden dann automatisch zum Download bereitgestellt. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der größte Internetdienst seiner Art – seit seiner Gründung im Juli 2001 seien insgesamt 30 Millionen Dateien hochgeladen worden.

Mit der einstweiligen Verfügung hat die Gema auch einen Etappensieg in einem viel größeren Streit errungen - es geht um den schwelenden Streit mit der weltgrößten Videotauschbörse Youtube. Hierbei möchte die Gema sowohl bei der frischgebackenen Google-Tochter wie auch bei anderen Hosting-Diensten und sozialen Netzwerken durchsetzen, dass diese die Verantwortung für die bei ihnen gespeicherten Inhalte übernehmen und entsprechend hart kontrollieren.

Bei Rapidshare ist man bislang der Meinung, dass ein Hoster nicht alle Dateien prüfen kann, die hochgeladen werden. Aus diesem Grund lehnt das Unternehmen die Verantwortung für Urheberrechtsverletzungen durch seine Nutzer ab. Auch ansonsten sieht der Plattformbetreiber dem weiteren Fortgang des Rechtsstreits gelassen entgegen.

"Der Beschluss des Landgerichts Köln zeigt in bemerkenswerter Weise, wie leicht es gelingt, deutsche Gerichte durch einseitige Sachverhaltsdarstellungen zu beeinflussen", sagte Geschäftsführer Bobby Chang. "Wir löschen alle Raubkopien, die uns bekannt werden, wir setzen darüber hinaus Software-Filter und ein ganzes Team von Abuse-Mitarbeitern ein. Damit leisten wir zur Bekämpfung von Raubkopien bereits mehr als die sonstigen Webhosting-Provider." Chang kündigte an, dass Rapidshare Rechtsmittel gegen den Beschluss einlegen wird.


Aus: "Einstweilige Verfügung: Gema setzt sich gegen Rapidshare durch" (19.01.2007)
Quelle: http://www.silicon.de/enid/b2b/24831 (http://www.silicon.de/enid/b2b/24831)

Title: ["Manchmal weiß ich selber nicht so genau"... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 31, 2007, 10:05:49 AM
Quote
[...] WELT.de: Nicht jeder findet Sprüche wie: ,,Deine Art zu singen klingt wie ein Darmverschluss", lustig.

Dieter Bohlen: Aber alle gucken es. Hören Sie, vor einem halben Jahr habe ich in Hamburg eine Pressekonferenz gegeben und gesagt, wenn wir mit der vierten Staffel von DSDS wieder "talk of the town" werden, wird es die erfolgreichste von allen sein. Keiner hat mir das geglaubt. Und jetzt? Hab' ich recht gehabt. Bis zu neun Millionen Zuschauer gucken zu, und der Marktanteil bei der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen lag sogar schon bei über 38 Prozent. Das schafft sonst keiner in Deutschland.

[...] Das Musikbusiness ist hammerhart. Sensible Menschen, die keine Kritik vertragen, haben da nichts verloren. Als ich früher bei Bertelsmann meine Nummern vorspielen wollte, da haben die gar nicht erst mit mir geredet. Ich hab' erst mal drei Jahre winseln müssen, dass ich mit jemandem sprechen durfte. Dann haben die auch nicht gleich "toll" gesagt, sondern: "Verschonen Sie uns mit ihrem Gesang." Das hat natürlich schon sehr wehgetan.

WELT.de Der Schlagersänger Tony Marshall hat in der vergangenen Woche in einem Interview gesagt, Sie könnten schlechter singen als die meisten Kandidaten.

Dieter Bohlen: (lacht) Ich sag' gegen ältere Herren nichts.

WELT.de Würden Sie sich selbst zum Recall einladen?

Dieter Bohlen: Ja, natürlich.

WELT.de Hm.

Dieter Bohlen: Also bitte. Sie können sich doch nicht vor jemanden setzen, der 60 oder 70 Millionen Modern-Talking-Platten auf der Welt verkauft hat, und sagen, ich könne nicht singen. Da kann man doch nicht sagen: "Ey, Alter, die 70 Millionen sind alle Flachköpfe und haben keine Ahnung."

WELT.de Sind Sie kritikfähig?

Dieter Bohlen:(lacht) Ja, aber wie.

WELT.de Aber Sie regen sich doch gerade auf?

Dieter Bohlen: (verschränkt die Arme) Nein, so bin ich immer.

WELT.de Die Kommission für Jugendmedienschutz hat ein Prüfverfahren eingeleitet. Begründung: "Antisoziales Verhalten wird hier von einer Identifikationsfigur wie Bohlen als cool und Erfolg versprechend dargestellt."

Dieter Bohlen: Ich will gar kein Vorbild sein. Ich komm' doch selber nicht mit mir klar. Manchmal weiß ich selber nicht so genau, warum ich gewisse Sachen mache. Ich bin ein Mensch, der seinen Gefühlen freien Lauf lässt. Man hat es nicht geschafft, mir mein Rückgrat zu verbiegen. Ich mach' das, was ich will. Manchmal ist das richtig, und manchmal geht es in die Hose.

WELT.de Sie werden von vielen Jugendlichen trotzdem als Vorbild gesehen.

Dieter Bohlen: Darum geht es doch gar nicht. In Deutschland ist es einfach schick, was gegen den Bohlen zu haben. Zack, schon ist man in der Zeitung. Sichere Bank. Die Politiker können über Klimaschutz reden - interessiert keinen Menschen, aber sobald da irgendein Bischof sagt: "Ich hab' auch was gegen Bohlen", ist er auf der Titelseite.

WELT.de Auf Teufel komm raus in die Medien zu wollen, wirft man Ihnen auch häufig vor. Im Dezember wurden Sie in Ihrem Haus überfallen, 90 Sekunden nach der Polizei waren die Paparazzi-Teams da.

Dieter Bohlen: Ja, das stimmt, hat ziemlich lange gedauert. Und die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" hat behauptet, ich hätte die gerufen. Das ist absoluter Schwachsinn. Es gibt keine Person in Deutschland, die so belagert wird wie ich. Ich werde fast 24 Stunden am Tag von denen verfolgt. Das ist total schrecklich, aber es ist eben so.

WELT.de Sie haben keine zwei Stunden nach dem Überfall einem "Bild"-Redakteur ein Interview gegeben. Das hätten Sie doch nicht machen müssen.

Dieter Bohlen: Nein, das hätte ich nicht. Da bin ich auch ganz ehrlich, das ist Geben und Nehmen in dieser Branche. Ich arbeite mit der "Bild" sehr kollegial zusammen. Da ist es schwer, Nein zu sagen.

WELT.de Sie hätten ermordet werden können - ein Nein hätte jeder verstanden.

Dieter Bohlen: In dem Moment war ich gar nicht in der Lage, so was zu entscheiden. Aber eigentlich muss ich ehrlich sagen, war ich sogar ganz froh, mit jemandem zu reden. Jetzt denken Sie bestimmt, warum redet der mit einem "Bild"-Reporter? Aber Martin Heidemanns war da, den kenn' ich seit 20 Jahren, wir sind sogar befreundet. Es hat mich abgelenkt, mit ihm zu reden. Reden hilft mir in solchen Momenten. Die Prominenz ist eben der Preis, den ich für meinen Erfolg zahle. Sonst wäre ich auch wohl kaum überfallen worden.

WELT.de Geld haben Sie genug, warum ziehen Sie sich also nicht zurück?

Dieter Bohlen: Wenn es danach geht, hätte ich schon 1985 aufhören können. Aber ich bin ein Macher.

WELT.de Gibt es Seiten an Ihnen, die die Öffentlichkeit nicht kennt?

Dieter Bohlen: Ich verstelle mich nicht, aber es gibt natürlich schon andere Seiten. Ich bin ein sehr politischer Mensch, war früher in der Deutschen Kommunistischen Partei, war jahrelang in der SPD. Es gab mal eine Abstimmung bei RTL, da sollten die Leute zwischen Schröder oder Bohlen wählen. Ich hab' 80 Prozent gekriegt.

WELT.de Wäre das noch was: Bundeskanzler Bohlen?

Dieter Bohlen: Nein. Zu schlecht bezahlt.


Aus: "DSDS: Bohlen-Interview: Wer zu den Superstars geht, hat selbst Schuld" Von Tina Kaiser (Artikel erschienen am 31.01.2007)
Quelle: http://www.welt.de/data/2007/01/31/1195430.html (http://www.welt.de/data/2007/01/31/1195430.html)
Title: [Wir konnten es nicht so weitergehen lassen...]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 03, 2007, 11:21:00 AM
Quote[...] Der US-Medienriese Viacom, zu dem unter anderem die Sender MTV, Nickelodeon und Comedy Central gehören, will, dass die populäre Website YouTube mehr als 100.000 Videoclips entfernt. Es handelt sich dabei um Mitschnitte von Sendungen der Viacom-Sender. Zuvor waren monatelange Gespräche zwischen dem von Google gekauften YouTube und Viacom über eine Vergütung ergebnislos geblieben. Nach Viacom-Angaben wurden die Clips insgesamt 1,2 Milliarden Mal angesehen. "Wir konnten es nicht so weitergehen lassen", sagte ein Sprecher dem Wall Street Journal am Freitag.

Aus: "YouTube soll mehr als 100.000 Videos entfernen" (02.02.2007)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/84736 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/84736)
Title: [Die GEMA und MP3flat.com... (Verwertungsindustrie)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 03, 2007, 11:36:47 AM
Quote[...] Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) hat eigenen Angaben zufolge eine einstweilige Verfügung gegen die Betreiber des Radio-Recorder-Dienstes MP3flat.com erwirkt. Das Landgericht Köln habe den Betreibern die Vervielfältigung geschützter Musikwerke im Rahmen des Dienstes ohne Zustimmung der GEMA untersagt, teilte die Rechteverwertungsgesellschaft am heutigen Freitag mit. Über den Webdienst können Musikfreunde Radioprogramme mitschneiden lassen und die Mitschnitte dann innerhalb einer bestimmten Frist auch auf den eigenen Rechner herunterladen.

Die GEMA sieht in dem Angebot eine Verletzung der Urheberrechte der von ihr vertretenen Komponisten, Textdichter und Musikverleger. Ohne Lizenz der GEMA würden über MP3flat.com monatlich bis zu 30.000 Musiktitel illegal zur Verfügung gestellt. Als Folge flatterte den Betreibern im Dezember vergangenen Jahres eine Abmahnung ins Haus – und die GEMA berichtete bereits von der Einstellung des Dienstes. Allerdings etwas voreilig, denn MP3flat.com bietet seine Dienstleistungen nach einigen Umgestaltungen auch heute noch an.

Nach Ansicht der Betreiber ist das Angebot von MP3flat.com vom Recht auf Privatkopie gemäß § 53 Urheberrechtsgesetz (UrhG) gedeckt. Auch wenn man dem Nutzer Technik und Festplattenplatz zur Verfügung stelle, handele sich doch um ganz private Radiomitschnitte, die jeweils einem einzelnen Nutzer zugeordnet werden. Einzelne Aufnahmen könnten nur individuell mittels Usernamen und Passwort abgerufen werden. Zudem seien alle Aufnahmen und der Download der mitgeschnittenen Radioprogramme kostenlos.

"Die von den Betreibern vorgebrachten Argumente vermochten das Gericht nicht zu überzeugen", schreibt die GEMA in einer Pressemitteilung. Der Dienst sei auch nach erfolgter Neugestaltung nicht von der Privatkopieregelung des § 53 UrhG gedeckt. Ob und wie es mit MP3flat.com weiter geht, ist derzeit nicht bekannt. Für Stellungnahmen – etwa zum genauen Wortlaut der einstweiligen Verfügung – waren weder MP3flat.com, die GEMA noch das Landgericht Köln am Freitagnachmittag erreichbar.

Quote
2. Februar 2007 19:29
Für pauschale Abgaben erwarte ich aber auch eine Gegenleistung.
Klaus818

Ich zahle inzwischen für jeden Scheiß Pauschalabgaben. Wenn ich für
einen alten Computer einer TreiberCD brenne, dann verdient die Mafia
dran. Wenn ich mir Linux installiere, dann verdient die Mafia dran.
Ich muß es ja auf CD oder DVD brennen.

Aber wenn ich das in Anspruch nehmen will, für was ich bezahlt habe,
dann bin ich ein Raubdownloader.

Und diese kriminellen Vereinigungen haben ja ihre Vertreter in der
aktuellen Ministerriege platziert.

Quote
2. Februar 2007 19:56
GEMA und GEZ - Die Volksverdummungsmaschinerie auf vollen Touren
Dirk Hillbrecht

wir halten fest: Die GEZ verlangt Gebühren für Computer und Internet
und gleichzeitig geht die GEMA gegen diejenigen Dienste vor, die die
Möglichkeiten der Mediennutzung per Computer und Internet
ausschöpfen. Und was macht die Politik? Sie stimmt kritik- und
vorbehaltlos in das Wehklagen des großindustriell-mafiösen
Verwerterkartells ein und fabuliert was vom "Schutz geistigen
Eigentums". Das von den "Volksvertretern" vertretene Volk ist mal
wieder ein bemerkenswert kleiner Teil der Gesamtmenge...

Man kann nicht so viel fressen wie man kotzen möchte!

Ciao, Dirk


Quote
2. Februar 2007 21:51
Ich fordere GEMA/GEZ für Hörgeräte !!!
Macbom

Warum muss man denn noch nicht für HÖRGERÄTE GEZ oder Gema zahlen ?


Aus: "GEMA lässt bei MP3flat.com nicht locker" (02.02.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/84735 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/84735)

Title: [Schwall wurstegaler Töne... (Musikindustrie)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 11, 2007, 05:47:12 PM
Quote[...] Bei MTV und Viva hat Theweleit ein «einig Volk von angehenden Zuhältern des Anti-Lust-Lebens, Ruinateuren des Öffentlichen» ausfindig gemacht. Und kann der andauernden Produktion von Stars und Sternchen nicht viel abgewinnen: «Beinarbeit also, das eigene Körpergewicht in den Frontbereich der Scheinwerfer hieven und wieder verschwinden in der nächsten Sprühwolke, die eine neue Schnuppe ausspuckt, mit offenen Keramikzähnchen, um den nächsten Schwall wurstegaler Töne durchzulassen. Was für eine behämmerte Veranstaltung.»...

Aus: "Donald Ducks hoch komplexe Verfahren" Von Jan Süselbeck (02.03.2006)
Quelle: http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/385031.html (http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/385031.html)
Title: [Pop, Porno und die Ästhetik der Stimulation... (Musikindustrie)]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 23, 2007, 10:26:35 AM
Quote[...] Tatsächlich kann man sagen, dass Pop im Zeichen von Disco auf ein grösstmögliches Publikum ausgerichtet wurde. Und der neue Sound, der Lüste stimulierte, statt Gefühle zu evozieren, erleichterte im Vergleich zur herkömmlichen, prozesshaft-dynamischen Musik nicht nur die industrielle Produktion. Die Stimulation an sich setzte auch weniger Vorwissen voraus und konnte mithin ein Publikum jenseits von irgendwelchen Szenen oder Traditionsgemeinschaften erreichen. Ähnliches zeigte sich ja gerade auch in der Pornographie, deren Spielplan sich auf unmittelbar verständliche Geschlechter-Plots reduziert.

Wenn Disco zunächst auch noch den Anschein von Songs zu wahren schien, so war das mit der gleichzeitigen Entwicklung des Pornofilms zu vergleichen: Im frühen Sexfilm mochten einschlägige Sexszenen verschämt in Kulissen und Rahmenhandlungen eingebettet werden; erst später fand das Genre im Rhythmus eines seriellen Kopulationsgeschehens zur Struktur, die sich im Zweck der Stimulierung erschöpft. Entsprechend ging es in Disco (später in Techno und House) trotz Strophen und Refrain kaum mehr um Botschaft und Erzählung, sondern um Animation zum Tanzen und um Stimulierung der körperlichen Lust (davon zeugen Bandnamen wie «Disco-Tex & The Sex-O-Letters» oder Hits wie «Sex Shooter»). Style und Sex-Appeal erwiesen sich fortan als ebenso bedeutend wie gesangliches bzw. künstlerisches Engagement - das galt erst recht, seit in den achtziger Jahren das Image der Popstars in Videoclips geprägt wurde. Popmusik wollte jetzt nicht mehr nur Emotionen generieren, sie stimulierte immer die physische Motion: «Dance to the music!», tönte es noch munter in der Disco - später aber befahl ein DJ: «Move your body!».

Die Entwicklung von Soul über Funk zu Disco bis hin zu House oder neuerem R'n'B ist keine musikalische Verfallsgeschichte - vielmehr geht es um eine ästhetische Akzentverschiebung zwischen Narration und Stimulation. Was hier bisher als ein Nacheinander geschildert wurde, erweist sich in der popmusikalischen Gegenwart überdies als ein Nebeneinander diverser und beliebig mischbarer Bestände und Verfahren. Gerade im Auswählen und Mischen können sich heutige Star-DJ und -Produzenten wie die Neptunes, Timbaland und will.i.am als Künstler behaupten - in steter Suche nach neuen Kicks, nach prägnanten Sound-Beat- Einheiten glückt ihnen bisweilen ein Pattern, das sich wiederum zu einem Song verketten lässt. Letztlich beweisen die zahllosen pornographisch angehauchten Songs zeitgenössischer Popstars - von Prince, Mariah Carey, Britney Spears, Kelis, Tweet, Justin Timberlake usw. -, dass Popmusik durch eine Doppelstruktur geprägt wird: Es geht hier nicht nur um expressive Kunst, es geht auch um stimulierende Technik.



Aus: "Body statt Soul" - Pop, Porno und die Ästhetik der Stimulation -
Von Ueli Bernays (22. Februar 2007, Neue Zürcher Zeitung)
Quelle: http://www.nzz.ch/2007/02/22/fe/articleEXN7H.html (http://www.nzz.ch/2007/02/22/fe/articleEXN7H.html)

Title: [Der Musikantenstadl war Milieuberichterstattung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 01, 2007, 02:26:21 PM
Quote[...] Die Toten wissen einen Nachruf doch gar nicht zu schätzen. Da rufe ich lieber einem Lebenden etwas Freundliches nach; einem Lebenden, der die Bühne verlässt und von dem man nicht annimmt, dass er Lob verdient hätte. Eine Belehrung auf Moiks Abgang.


LINK: "Letzter Moikaner" Von Michael Ziegelwagner (mindestenshaltbar; 2006)
Quelle: http://www.mindestenshaltbar.net/0104/stories/274/ (http://www.mindestenshaltbar.net/0104/stories/274/)

-.-

Quote[...] nicht selten wird eine heile Welt transportiert. [...]

Aus: "Volkstümlicher Schlager" (03/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Volkst%C3%BCmlicher_Schlager (http://de.wikipedia.org/wiki/Volkst%C3%BCmlicher_Schlager)

Title: [Zum Spannungsfeld der Popkultur... (Notizen)]
Post by: lemonhorse on March 13, 2007, 02:23:57 PM
Quote[...] Langsam jedoch stellen müde gewordene Dreißigjährige fest, dass ihnen das Ausgehen und das Herumhängen in Plattenläden nicht mehr ganz so leicht fällt. Der Freudenspender Popmusik taugt für das eigene Leben in erster Linie nur noch als Prozac-Ersatz und wird vor allem als Folie gebraucht, auf der der Broterwerb organisiert sein will. Da hilft es enorm, wenn man ungestraft von früher erzählen darf oder hier und da über außermusikalische Dinge reflektieren kann. Das vermeintliche Ende der Jugendkultur, die Entdeckung der Vierzigjährigen als Käuferschicht und die Erfindung des Alters als der besseren Lebenshälfte sind Ausdruck dieser tief verankerten Sinnkrise. Und die Berichterstattung über die - zu Recht in Trümmern liegende - Musikindustrie ist für den Popjournalismus genau das, was Brecht/Weill-Interpretationen für in die Jahre gekommene Sängerinnen sind: eine als Weiterentwicklung verbrämte Zwischenstation an der Einbahnstraße von der Resignation in die Bedeutungslosigkeit.

[...] Niemand bestreitet, dass die Popmusik schon mal bessere Zeiten gesehen hat. Aber die viel zitierte Krise der Musikindustrie betrifft nur am Rande die Musik selbst. Sie ist in allererster Linie eine Krise der etablierten Distributionsformen und der ökonomischen Ausbeutung von Pop. Es gibt nach wie vor genreübergreifend spannende, interessante, gewagte, kaputte, mutige oder einfach nur schöne Musik. Das Problem dabei ist, dass wir es mittlerweile mit einem extrem heterogenen und ausdifferenzierten Feld zu tun haben und uns möglicherweise daran gewöhnen müssen, dass die Zeit der großen Verwerfungen erst mal vorbei ist. Die Popmusik ist nach über 40 Jahren Dauerrevolution erwachsen geworden und im Stadium ihrer ästhetischen Verfeinerung angekommen. Um diese zu diagnostizieren, bedarf es anderer Analysesysteme, eines genaueren Blickes. Es ist wenig hilfreich, wenn man dem Kranken übermüdet und mit schlecht übersetzten alten Lehrbüchern auf die Pelle rückt und direkt den Leichenwagen bestellt, nur weil der Patient schlecht riecht und sich nicht mehr schnell genug bewegt.


Aus: "Die Neokons der Popkritik" Auf in die Vergangenheit: Die bürgerliche Popkritik ruft zur neokonservativen Sinnstiftung und reaktiviert dafür einen zwanzig Jahre alten Popbegriff. Wo einst bedingungslos die Oberfläche gefeiert wurde, soll auch heute wieder Glamour sein. Die feinen Unterschiede bleiben dabei auf der Strecke / Von STEFFEN IRLINGER (taz vom 22.5.2004, S. 20, 382 Z.)
Quelle: http://www.taz.de/pt/2004/05/22/a0256.1/text (http://www.taz.de/pt/2004/05/22/a0256.1/text)

-:-

Quote[...]  Thomas Gross verkündete in der Zeit vom 22.02.2007 anlässlich der neu gestalteten / besetzten Spex das Ende der Bescheidwisser – die Popkritik müsse angesichts der neuen, virtuellen Informationsströme ihre Position als Instanz abgeben und sich vielmehr darauf konzentrieren, einen slow journalism anzugehen, der sich vom traditionellen Eurozentrismus ebenso emanzipiert wie von dem Gedanken der Vollständigkeit. Zitiert wird dabei Boris Groys, der sagt: Der Kritiker ist ein Zeigender.
Darauf antwortete nun gestern (mit allerlei schwerem Geschütz – Bourdieu etc.) in der taz Diedrich Diedrichsen, also einer der Wenigen, die sich vielleicht noch als Instanz bezeichnen dürfen, und das im Rahmen einer Besprechung der neuen Platte von Air. Popkritik müsse den engen Spielraum der Bemusterungsnormalität durchbrechen, sei aber weiterhin notwendig, nicht zuletzt, weil die Mentalität bloßen Zeigens keine über die eigene Subjektivität hinausgehende, politisch-kulturelle Relevanz besitze und somit nichts in der Hand hat gegen die Dominanz von reaktionären Ideen im Impliziten heutiger Pop-Musik. [Der Kritiker] darf ja nicht argumentieren, geschweige denn werten, er soll ja nur zeigen.
Rede, Gegenrede – es wäre wünschenswert, dass daraus tatsächlich eine breit geführte Debatte entsteht, die nicht - wie bei den letzten Ansätzen - bei der Feststellung stehenbleibt, dass Blogs einfach schneller sind bzw. die Spex früher besser war.


Aus: "Popkritik-Debatte" (10. März 2007)
Quelle: http://www.echoes-online.de/blog/index.php?/archives/438-Popkritik-Debatte.html (http://www.echoes-online.de/blog/index.php?/archives/438-Popkritik-Debatte.html)

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"Das Ende der Bescheidwisser" Die Allgegenwart von Musik hat die Popkritik in eine Krise gestürzt. Im Streit um »Spex«, einst das wichtigste deutsche Musikmagazin, zeigt sich die Sehnsucht nach alten Verbindlichkeiten. Doch der Kritiker als Stilpapst hat ausgedient
Von Thomas Gross (22.02.2007)
Quelle: http://zeus.zeit.de/text/2007/09/Musikkritik (http://zeus.zeit.de/text/2007/09/Musikkritik)

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Quote[...] Kein Erhabenheitsschwindel mehr im Angesicht des absoluten Nichts kapitalistischer Kultur.


Aus: "Den Einsatz erhöhen!" - Kritisieren heißt, einen Unterschied zu machen. Und davon zu sprechen, was man politisch und kulturell für wünschenswert hält. Aus Anlass von "Pocket Symphony", dem neuen Album des Pariser Duos Air: einige Gedanken zum Stand der Popkritik /
VON DIEDRICH DIEDERICHSEN" DIEDRICH DIEDERICHSEN (taz vom 9.3.2007, S. 15, 323 Z. (Kommentar))
Quelle: http://www.taz.de/pt/2007/03/09/a0219.1/text (http://www.taz.de/pt/2007/03/09/a0219.1/text)

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Quote[...] Der Begriff Popkultur als Kulturtechnik kennzeichnet eine Strömung, die seit dem beginnenden 20. Jahrhundert für ein kulturelles und gesellschaftspolitisches Phänomen steht, das auch unter dem Begriff Massenkultur subsumiert wird. Durch den gesamtgesellschaftlichen Charakter ist Popkultur (kurz: Pop) nicht bloß eine kulturelle Sparte unter vielen, sondern kennzeichnet eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung westlicher Wert- und Moralvorstellungen, die nahezu alle kulturellen Sparten umfasst. Popkultur nahm ihren Ursprung in den Anfängen der Industrialisierung und den mit ihr einhergehenden strukturellen Veränderungen.

[...]

Popkultur folgt verschiedenen Mechanismen:

    * Ambivalenz: scheinbare Gegensätze werden aufgehoben: Massen-/Elitekultur, Kunst/Kapitalismus, Virtualität/Realität, Glokalisierung, Prosumer, Technologie/Emotion, etc.

    * Aktualitätsprinzip und das Streben nach Neuem: Up to date zu sein, ist essentiell. Meistens erscheinen die Ideen revolutionär und/oder einfach. Oft wird auch Altes wiederholt, aber stets überreizt wiedergegeben. Die Popkultur folgt also dem Modeprinzip.

    * Gebrauch der Medien: Sie sind das zentrale Darstellungs- und Hilfsmittel zur Distribution der Hervorbringungen der Popkultur. Durch sie werden die Konsumenten beeinflusst und/oder interaktiv miteinbezogen, z. B. bei Wikipedia, Ebay oder Podcasts. Wegen zunehmendem cocooning der heutigen Gesellschaft wächst die Macht der Medien und Marken kontinuierlich, z.B. durch branded entertainment.

    * Ständige Grenzüberschreitungen, schnelle Veränderung und ein damit verbundenes subkulturelles und revolutionäres Image, das ausgehend von der früheren Popbewegung heute von großen Marken benutzt wird.

    * Befriedigung des Bedürfnisses nach Spaß und intensiven Erlebnissen.

[...]

Zur Theorie der Popkultur lassen sich im wesentlichen zwei Ansätze unterscheiden. Zum einen die Kritische Theorie, die vor allem auf Adorno und die Frankfurter Schule zurückgeht, zum anderen die Cultural Studies, die sich auf das Birminghamer Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) stützen. Auf der Seite der Kritischen Theorie ist vor allem das Kapitel Kulturindustrie in Adornos und Horkheimers Dialektik der Aufklärung zu nennen, auf der Seite der Cultural Studies haben sich Autoren wie John Fiske, Stuart Hall, Dick Hebdige und Lawrence Grossberg hervorgetan.

Die Cultural Studies untersuchen Kultur im eigentlichen Sinne, ohne wie bei der Kritischen Theorie auf einen gemeinsamen ideologischen Kern zurückzugreifen. Diese wissenschaftliche Disziplin hat sich interdisziplinär weiterentwickelt und eint verschiedenste Lesarten. In den Cultural Studies werden partikulare und lokale Erscheinungen auf ihren Zusammenhang mit sozialstrukturellen Merkmalen, wie z. B. Ethnie, Klasse, Schicht, Gender und sexuelle Orientierung hin untersucht.

Cultural Studies erforschen die Bedeutung von Kultur als Alltagspraxis. Diese Bedeutungen werden als sozial konstruiert aufgefasst. In seiner extremsten Form wird alles als Kultur aufgefasst, was im Zusammenhang mit menschlicher Sprache entsteht und somit einen soziokulturellen und zivilisatorischen Ursprung hat. Die Kritik an den Cultural Studies hinterfragt den Erkenntnisgewinn durch die genannten Ergebnisse.

Die These der Totalitätstheorie der Kulturindustrie Adornos und Horkheimers analysiert die gesellschaftlichen Verhältnisse der 1940er Jahre. Ihre These ist keine kulturkritische, sondern eine gesellschaftskritische Theorie. Die Form der ökonomischen Analyse ihrer Theorie genießt heute keine Aktualität mehr. Sie stellen Kapitalismus als einen ausweglosen, sich in monopolkapitalistischer Formation verdichtenden Block dar. Aktualität wird hingegen der Diagnose des Spätkapitalismus zugerechnet. Adorno und Horkheimer gehen davon aus, dass sich Kapitalismus zum allgegenwärtigen System entwickelt hat. Darin habe sich fortwährend die Idee der Nische aufgelöst. Die Autoren haben diese Erkenntnis auf die einfache Formel gebracht: ,,Es gibt kein richtiges Leben im Falschen."


Aus: "Popkultur" (03/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Popkultur (http://de.wikipedia.org/wiki/Popkultur)

Title: ["aufgepasst!"... (Notizen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 16, 2007, 11:59:06 AM
Quote[...] Nachwuchsbands aufgepasst! - 20 Minuten und Coca-Cola suchen den besten Newcomer der Schweiz!
So funktionierts: Vom 16. April – 9. Mai 2007 können Sie Ihren Song als mp3-Datei auf www.mycokemusic.ch raufladen und am MyCokemusic Soundcheck 2007 teilnehmen. Bedingung: Text und Musik sind Eigenkreationen, der Song ist nicht kommerziell erhältlich und Sie haben noch keinen Plattenvertrag abgeschlossen.

Mitmachen lohnt sich!
Insgesamt werden 20 Bands, welche aus der Online-Abstimmung hervorgehen, ermittelt.

Diese werden am Openair St. Gallen bzw. am Gurtenfestival auf der MyCokemusic-Bühne vor einer Experten-Jury gegeneinander antreten.

Als Hauptpreis bietet MyCokemusic Soundcheck die Unterstützung durch ein professionelles Beraterteam für die musikalische Karriere im Wert von Fr. 20'000.-.

Zudem verlosen 20 Minuten und Coca-Cola bis am 9. Mai 2007 einen Gutschein für 250 Songs zum Herunterladen auf www.mycokemusic.ch


Aus: "Nachwuchsbands aufgepasst! - 20 Minuten und Coca-Cola suchen den besten Newcomer der Schweiz!" (2007)
Quelle: http://www.20min.ch/unterhaltung/wettbewerbe/story/25586857 (http://www.20min.ch/unterhaltung/wettbewerbe/story/25586857)

Title: [Zwangsbeschallung... (Notizen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 30, 2007, 01:47:58 PM
Quote[...] Wer hat noch nicht spontan den Weltuntergang als etwas Wunderbares empfunden, während man im Warenhaus mit der Musik von Simply Red, Madonna, Sarah Connor, den Fantastischen Vier, Wolfgang Ambros und Jan Delay dauerbeschallt wurde oder hätte es vorgezogen in einem Bottich voll mit Hundekotze zu baden als in einem Zahnarztwartezimmer parallel zur Focus- oder Bunte-Lektüre in den Genuss sämtlicher Klassiker des Kuschelrock-Genres von Chris De Burgh und Phil Collins über Blumfeld bis Guns'n'Roses zu kommen?

Beim sogenannten Durchschnittskonsumenten soll diese Dauerberieselung zwar anscheinend libidinös gesteigerte Begehrlichkeiten in Richtung Warenkonsum wecken und beim Normalpatienten mutmaßlich eine beruhigende Wirkung hervorrufen, das einzige was diese Harmonien knapp über den Hirntod jedoch bei Menschen bewirken, die ihren Kopf noch immer nicht ausschließlich zum Tür anklopfen benutzen, ist eine einzigartige Mischung aus absoluter Lethargie und totaler Aggression, welche in einem zumindest für Sekunden die Erkenntnis reifen lässt, dass die Taliban auch nur Menschen sind.

Quote
30. April 2007 10:52
Ganz schlimmer Bockmist...
astrachanschaf (mehr als 1000 Beiträge seit 03.03.05)

Zugegeben: Der Artikel war überaus amüsant formluiert und manchesmal
hätte es mich fast vom Sessel gerissen. :-)

Aber mal abgesehen von der Forderung, die Zwangsbeschallung in der
Öffentlichkeit sein zu lassen: Wer gibt dem Autoren das Recht zu
entscheiden, was gute Musik ist?

Ein Death-Metal-Fan wird alles unterhalb seiner musikalischen
Aggressionsschwelle als lächerliches Geschwubbel und damit
unerträglich abtun. Der Klassikhörer wird die nach einer Atomuhr
gestellten Beats von Techno zum Teufel wünschen. Na und? Es hat jeder
seinen Geschmack und niemand das Recht, eine Musikrichtung wegen
persönlicher Abneigung als abartig zu verurteilen.

Diesen Aspekt hätte ich gern aus dem Artikel gestrichen gesehen. Er
hätte an Objektivität gewonnen. Wenn schon Zwangsbeschallung
verbieten, dann allgemein. Ich entscheide nicht für andere, was gute
Musik ist und deswegen in der Öffentlichkeit gehört werden sollte und
das entscheiden auch nicht andere für mich.

Quote
29. April 2007 11:01
DANKE!!
Rookie-Doo, (55 Beiträge seit 16.02.06)

Noch nie hat mir ein Artikel hier so aus der Seele gesprochen! :D

Quote
29. April 2007 17:14
deutsches Phänomen?
Mr Mo (10 Beiträge seit 24.09.06)

Habe manchmal die Vermutung, dass es sich bei Gedudel um 'ne deutsche
Problematik handelt. Auch im Radio ist ein Weichspülen bis zum geht
nicht mehr üblich. Bloß kein Lied, das irgendjemanden zu
"hart"/"modern"/"altbacken"/... sein könnte scheint mir die
Zielvorgabe bei all den den gleichen Weichspül-Wegwerf-Mist
spielenden Sendern zu sein - und das ist ja auch häufig die
öffentliche Beschallung. Ein bischen breiteres Musikspektrum könnte
dazu beitragen, dass es einen weniger schnell nervt? Ich erinner mich
noch, dass swr die letzte AC/DC Tour präsentierte - jeden Morgen "wir
präsentieren, die Götter des Hardrock, am..." unterlegt mit dem Intro
von "Hells Bells" (wenn ich mich richtig erinner). Glaubt ihr, sie
hätten auch nur einmal ein AC/DC Song gespielt...?
Andere Erfahrung zB in Stockholm: mehrere Spartensender für (harte)
Rockmusik, ein Freund berichtet ähnliches über elektronische Musik,
und beim Einkaufen kann man schonmal auch mit Rammstein beschallt
werden.

Der einzige mir bekannte Fall, bei dem die Hintergrundbeschallung
Situationsbedingt geändert wird ist übrigens der McDonalds in
Balingen. Während direkt neben an das "Bang Your Head" Festival
stattfindet, wird dort tatsächlich Gitarrenmusik gespielt.




Aus: "Aktion gegen Zwangsbeschallung" Reinhard Jellen (29.04.2007)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25150/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25150/1.html)

-.-

Video: "Geld zurück für Dudelmusik!"
Quote[...] Unter dem Titel `Dudelstopp -- Musik ohne Zwang´ unterstützt die Plattform moderne21 im Frühjahr 2007 ein Projekt zur Huldigung des Phänomens `Stille´ in einer von den staatlich gestützten Anmaßungen des Lärms geplagten Umwelt...

Quote
caspa7   
Gute Idee, schlechte Schauspieler. Aber wird schon!


Link: http://www.youtube.com/watch?v=GaQ7AKDnPvM& (http://www.youtube.com/watch?v=GaQ7AKDnPvM&)

Title: [zuletzt in der DDR... (Notizen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 09, 2007, 09:58:37 AM
Quote[...] Radioquoten für deutschsprachige Musik gab es schon mehrmals, zuletzt in der DDR.


Aus: "Her mit der französischen Radioquote!" Der Bundestag will wieder mal deutsche Musik fördern – und übersieht dabei das wichtigste
Von Peter Mühlbauer  (TP; 09.05.2007)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25240/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25240/1.html)
Title: [Dieses eiserner Gesetz der Ökonomie ist die Mutter der Charts... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 16, 2007, 02:31:57 PM
Quote[...] Die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner war die Aufgabe der Popkultur. Die Kunst, und viele hielten Kunst im Kontext der Popkultur lange für unmöglich, die Kunst der Popper bestand darin, den gemeinsamen Nenner noch in den kleinen und kleinsten Details der Umwelt aufzuspüren, um ihn als respektvolle und/oder ironische Referenz ans Tageslicht zu zerren. Die Popkultur war somit auf der stetigen Suche nach sich selbst, in vielfachen Varianten mit sich selbst verschlungen, wieder und wieder. Ein monolithisches Knäul aus gemeinsamen Nennern und deren Retorten.

Das ist jetzt vorbei.

Es wird keinen gemeinsamen Nenner mehr geben. Keinen generationenübergreifenden. Nicht mal einen generationenumfassenden. Nicht mal einen regionalen. Es wird überhaupt gar keinen "gemeinsamen Nenner" mehr geben, nicht mal als geflügeltes Wort. Der gemeinsame Nenner wird so was von tod gewesen sein.

Denn der gemeinsame Nenner ist das Produkt eines bestimmten medientechnologischen Einschnitts. Er wurde produziert in den Fabriken und Presswerken, in den Funkstationen und Mediamärkten. Warum? Die Antwort heißt: Economy of scale.

Economy of scale ist ein ökomomischer Begriff für die Beschreibung des betriebswirtschaftlichen Phänomens, dass die Stückkosten eines Gutes proportional zu seiner Produktionsmenge schrumpfen. Wenn ich ein Stück eines Produktes produziere, kostet mich das 10 Euro. Bei 100 nur noch 5, bei 1000 einer und so weiter.
Dieses eiserner Gesetz der Ökonomie ist die Mutter der Charts. Welche wiederum, die Mutter der Popkutur ist. Die Charts SIND unser Gemeinsamer Nenner. (natürlich nicht nur die Musikcharts, auch die Bildungscharts, die Newscharts, die Bestsellerliste bei Büchern, etc.)
Sie geben die Basis ab, auf der die ganze Popkultur (und die Popkultur war immer schon viel mehr als nur "die Popkultur") gegründet ist. Die Popkultur ist das Resultat eines ökonomischen Kalküls. Eines Kostenzwangs. Einer betriebswirtschaftlichen Bilanz. Einer Rationalisierung.

Heute verlassen wir die Arena der Massenproduktion nach und nach. Massenproduktion wird es sicherlich noch lange geben, aber sie wird ihre Dominanz verlieren. Denn es ist und wird immer mehr möglich, massenhaft Individualprodukte herzustellen. Wir erleben das im Internet, alle möglichen kulturellen Güter betreffend, wir werden es auch im materiellen Bereich erleben. Und dann wird alles anders.

[...]  Man hat ihn abgeschoben mit Begriffen wie "Freak", "Nische" oder "Hobby". Jetzt zuckt er kräftig und man kann sich sicher sein, er wird sich erheben. Und wenn er sich erhebt wird die kulturelle Welt erbeben. Denn, Massenkonsum ist vor allem ein struktureller Zwang, der von der Massenproduktion auferlegt war. Und dessen werden sich die Leute gewahr, sobald sie in Kontakt treten mit Dingen, die sie WIRKLICH interessieren. Der Rattenschwanz wird sich also nicht nur erheben, er wird auch zunehmend größer. Viel größer. (Zur Zeit kann man ihn Anhand der Verkaufszahlen bei iTunes auf etwa 40% beziffern. Das ist noch lange nicht das Ende. Ich würde auf 80 bis 90% wetten. (Der Witz, wenn es so weit ist, ist POP selber nur eine Nische und somit Teil des long tail. Also doch ... 100%?))

Wenn jetzt aber niemand Teil einer großen Verwertergemeinschaft mehr sein wird, wenn die kulturelle Segmentierung so weit und so tief um sich greift, dass sie Gemeinsamkeiten nur noch handverlesen stiftet, dann wird die Popkultur vor Referenzlosigkeit schlicht verhungern.

Ich werde, glaub ich, keine Träne vergießen, wenn es so weit ist.


Aus: "Das Ende der Popkultur" (5.5.200507; geposted von mspro um 13:25)
Quelle: http://mymspro.blogspot.com/2007/05/letztens-vorm-bloggen.html (http://mymspro.blogspot.com/2007/05/letztens-vorm-bloggen.html)

Title: [Sich über Textzeilen von Rap-Musik aufzuregen, ist doch witzlos... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 01, 2007, 01:03:21 PM
Quote[...] Aggro-Rapper G-Hot, ein 24 Jahre altes Milchgesicht aus Berlin, hat einen an Widerlichkeit nur schwer zu überbietenden Song über oder besser: gegen Schwule eingespielt: "Keine Toleranz" heißt das Stück und ist, wie der Rapper in einem Video auf seiner MySpace-Seite sagt, "schon so zwei, drei Jahre alt. Ich wollte den Track niemals veröffentlichen." Seit ein paar Tagen kursiert der Song im Internet.

Eine dritte Person habe das Stück gegen seinen Willen veröffentlicht. "Da bin ich zuhause an die Decke gehüpft", gesteht G-Hot, der eigentlich Gökhan Sensan heißt. Alles habe er getan, "dass dieser Track wieder aus dem Netz gezogen wird." Weil: "Mir gehen Schwule am Arsch vorbei."

Massenweise Lob

In Internetforen erntet G-Hot für den Song massenweise Lob, wie dieses vom User a.k.a 47 auf G-Hots MySpace-Seite: "ich war früher nicht so fan aber jetzt mit Toleranz hast du Eier gezeigt Entschuldige dich auf keinen fall bei diesen schwuchteln nur wenn es um die ganze karriere geht aber wie gesagt nur wenns sein muss". In anderen Foren wird G-Hot nach allen Regeln der Kunst argumentativ vermöbelt. Der Videoclip zum Song wurde vom Videoportal YouTube bereits wieder gelöscht.

Eine Berliner Rapperin hat Strafanzeige gegen G-Hot gestellt - wegen Aufrufs zum Mord von Homosexuellen: "So etwas habe ich bisher noch nicht gehört", sagt sie, die unerkannt bleiben möchte. Bei Textzeilen wie dieser nur allzu verständlich: "Ich gehe mit zehn MGs zum CSD und kämpfe für die Heten, die auf Mädchen stehen."

Und Aggro Berlin? Kündigt seinem türkischstämmigen Nachwuchskünstler einfach die Zusammenarbeit. "Nachdem vor ein paar Tagen der Track ,Keine Toleranz' im Internet erschien, haben wir G-HOT mitgeteilt, dass wir jede weitere Zusammenarbeit ausschließen", heißt es auf der Website. "Die gesamte Aggro Berlin Crew, Künstler und Mitarbeiter, distanzieren sich entschieden von den in jenem Titel geäußerten Ansichten und Äußerungen."

Was ist da los? War die gezielte Provokation für Sidos "Arschficksong" noch das Mittel der Wahl, um die Plattenverkäufe in die Höhe zu treiben, so ist es jetzt die gezielte Mäßigung. Fürchtet Aggro etwa die ewige Pressehölle, in der es wegen des Albums "Neger Neger" seines Rappers B-Tight wieder einmal schmort? "Kein Kommentar" hieß es dazu am Freitag auf Anfrage der SZ.

Quote

17.07.2007 05:42:16

Jonas.Bornemann: @smart.ass

"Ich verstehe die Aufregung gar nicht. Hat den jemals Rap oder Hip-Hop intelligente Texte gehabt.
Die denken doch seit 10 Jahren nur an Gangsta-Image und Chicken-Checken und langen sich alle paar Sekunden an ihren Lümmel um zu zeigen wie männlich sie sind.
Ist der SZ das erst jetzt aufgefallen ? "

die hip-hop und rap szene so zu pauschalisieren deutet nur daraufhin dass sie sich nie ernsthaft mit dem thema auseinander gesetzt haben. Ich werde nun auch nicht weiter darauf eingehen, weil diese diskussion endlos waere. es genugt schon zu sagen dass sie mit sicherheit unrecht haben. Desweiteren wird mit der kuendigung von G-Hot nur das bestaetigt was schon laenger meine meinung ueber die deutsche rap szene aus berlin ist. und zwar dass die jungs wie sido oder b-tight sich selber und ihre texte nicht ernst nehmen und jeder der dass tut, hat ihr konzept nicht verstanden. Ihre lieder sind meiner meinung nach hauptsaechlich satiren. Allein schon wie paradox es ist sich selber "arschf**kman" zu nennen und einen "arschf**ksong" raus zu bringen und dann auf der anderen seite homophob sein??? Die jungs von beispielsweise aggro berlin lachen sich doch kaputt dass sie mit solchen texten erfolg haben und sogar gold status erreichen. Zwar leben sie teile ihrer texte sicher wirklich, aber eigentlich geht es meiner meinung nur darum, extreme zu schildern, die so absurd sind, dass man drueber lachen muss. ich zumindest finde die deutsche rap szene amuesant. auf youtube gibt es ein gutes video in dem Orgie bei Alice Schwarzer zu sehen ist. Natuerlich ist sie ihm intellektuell ueberlegen, aber das juckt ihn eigentlich garnich und er lacht selber ueber dass was er da fabriziert und geld verdient kaputt......Die kuendigung von G-hot zeigt meiner meinung nach nur, dass man hip hop aus deutschland mit einem schmunzeln betrachten sollte bzw mit einem augenzwinkern, oder man sollte es ganz lassen. Wer dies nicht kann und ernsthafte propaganda gegen homosexuelle betreibt, und somit diese meinung weiter gibt an jugendliche die beeinflussbar sind, ist ja zumindest bei aggro berlin nicht willkommen. und das finde ich schonmal durchaus positiv. Aber anstatt aggro berlin diesen schritt positiv anzurechnen werden sie als unglaubwuerdig bezeichnet und weiterhin negativ bewertet. irgendwie paradox dafuer dass sie eigentlich momentan nur dass tun was alle fordern. sich von homophobie in deutscher rap musik abgrenzen.

Quote

16.07.2007 15:09:24

MarcusL: Feuer frei

Ich find es echt gandios! Solange diese Typen frauenverachtende Songs singen ist die Aufregung überschaubar, aber wenn es gegen die mächtige Schwulensszene gibt, wird man gefeuert.

Quote

16.07.2007 14:48:37

Europa ++:

Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.

Quote

16.07.2007 13:21:02

Theymademedoit: Eingeschränktes Ironieverständnis

Ich persönlich habe so meine Schwierigkeiten damit, derartige Aussagen als Ironie zu behandelt. Auch das Aggro-Label selbst stellt ja offenbar gerade fest, das die Unterscheidung "Ist das noch Ironie?" schwer zu treffen, wenn nicht gar unmöglich ist. Ich finde, dass derartige "Ironie" einfach ein Kreativitätsdefizit ausdrückt - die Jungs können einfach nichts anderes, als mit Kraftausdrücken um sich zu werfen. Was dem einen sein Porsche als Ersatzgenital, ist dem anderen eben sein grobholzig zusammengezimmerter Rap-Song. (Es wäre im Übrigen wohl auch nicht übertrieben, auf den Zusammenhang derartiger Statements mit der in Immigrantenkreisen nicht gerade selten anzutreffenden Homophobie hinzuweisen - Toleranz hört bei mir nämlich bei der Intoleranz anderer auf.)

Wenn ein solcher Dämliche-Intoleranz-getarnt-als-Ironie-Stil (übrigens auch bei Neo-Nazis recht beliebt!) nicht leider einen gewissen Einfluss auf die heranwachsende Anhängerschaft hätte, würde ich sagen "Lasst sie doch spielen, sind ja noch klein." So muss man aber leider befürchten, dass hier der Genuss gerade durch den Ruch des Verbotenen gesteigert wird und letztlich auch Werte der "Idole" bei der Anhängerschaft hängen bleiben. Um so mehr, als die parolenhafte Verkürzung auch noch den letzten Rest eventuell vorhandener Ironie ausmerzt. Ein lustiges Beispiel dazu: Vor 25 Jahren haben bestimmt auch nicht alle Jung-Punks kapiert, dass mit dem "No Future", das sie sich in weiß auf die Jacke geschrieben hatten, ursprünglich mal - durchaus mit einem ordentlichen Schuss Ironie - die Queen gemeint war, und eigentlich nicht die gesamte Menschheit...


Quote

16.07.2007 13:17:26

seropa: wildstylemag.com

Man sollte fairerweise auch mal anmerken, daß das Magazin www.wildstylemag.com dieses Vergehen aufgedeckt hat. Das zeigt endlich mal, daß das Internet mit Hilfe eines jungen auch förderlich für unsere Demokratie sein kann.

Quote

16.07.2007 13:05:56

Europa ++:

Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.

Quote

16.07.2007 13:02:01

Europa ++: ....ps....

....Toleranz gegenüber Intoleranz fördert Intoleranz und
Intoleranz gegenüber Intoleranz fördert Toleranz

Quote

16.07.2007 12:50:05

grabovski: Hip Hop

Für wenig sinnvoll halte ich es gerade jetzt, Rap bzw. die Hiphop Kultur pauschal zu verurteilen. Dass überwiegend unterbelichtete, aggressive und frauenfeindliche oder homophobe Texte verfasst werden, entspricht schlicht nicht der Wahrheit. Viele Rapper (v.a. auch aus den USA) steuern klar gegen diesen Trend - und das nicht erst seit heute. Ich verweise dabei auf Combos wie Zion I, Souls of Mischief, Sage Francis, Buck 65, u.v.m. - auf deutscher Seite wüsste ich nicht wann bspw jemals die Absoluten Beginner, Fettes Brot oder Fanta 4 durch speziell tumbe Texte aufgefallen wären.
Was vielmehr faszinierend ist: Gerade Mainstream Rap in den USA sowie in Deutschland scheint sich bewusst an solchen Klischees zu orientieren - wohl auch verständlich, die Masse geifert ja offensichtlich danach. Populäre Musik lässt sich immer auch als Spiegel der Gesellschaft auslegen; in diesem Fall finde ich das persönlich irgendwo zwischen furchterregend und traurig.

Quote

16.07.2007 12:49:35

manesse: Hans Apel

Jüngst ließ der frühere Bundesfinanzminister Apel im Deutschlandfunk eine Schwulen-Verunglimpfung vom Stapel, die ähnliches Niveau wie diese subkulturelle Psuedolyrik der Rapper hatte. Dem ollen Apel ist aber niemand über den Mund gefahren: Zweierlei Maß?

Quote16.07.2007  12:40:40

VIELFÜSSLER: Rap ist minderwrtige Musik

Sich über Textzeilen von Rap-Musik aufzuregen, ist doch witzlos. [...]

Quote

16.07.2007 12:40:29

Europa ++:

Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.

Quote

16.07.2007 12:27:43

TCHe: Psychologie

Da kann ich mir einen Kommentar doch nicht verkneifen.
in der Psychologie ist es bekannt, dass Homophobie oftmals eine nach außen gerichtete Form des Selbsthasses ist, etwa, wenn man selbst entsprechende Neigungen hat, aber diese nicht akzeptiert und sich auf diese Weise dann ,,zu reinigen" sucht.

Die Formulierung, dass ihm ,,Schwule am Arsch vorbei" gingen, lässt sich da doch sicherlich auch mittels Freud erklären ...




Aus: "Aggro Berlin kündigt G-Hot wegen Homophobie: "Ihr lasst euch von Schwulen regieren"" Von Dominik Schottner (16.7.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt6m2/kultur/artikel/790/123616/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt6m2/kultur/artikel/790/123616/)

-.-

Quote[...] Wieso ist Gangsta-Rap denn gerade bei Jugendlichen so beliebt?

Seim: Pop und Provokation gehörten schon immer zusammen. Seit Aufkommen der modernen Jugendkultur vor gut 50 Jahren zeichnet sie sich durch jeweils zeitgemäßes Rebellentum aus und definiert sich auch durch die Reaktionen der ,,Spießbürger". Nur wenn sich die Elterngeneration über die Grenzverletzungen aufregt, macht es auch Spaß. Nach Gammlern, Hippies, Rockern und Punks ist es heute schon schwieriger, Aufmerksamkeit zu erregen. Dazu greift man dann schon mal tief in die Kiste mit Tabus, Ressentiments und Vorurteilen, mixt sie mit vulgärer Fäkalsprache, und ,,pimpt" es mit ,,cooler" Gangsta-Pose und Gewaltbereitschaft auf. Damit ist schon mal der Unmut der ,,Alten" erreicht.


[...] Wie ist der große Erfolg des Labels Aggro Berlin zu erklären?

Seim: Die Proll-Attitüde scheint den Zeitgeist getroffen zu haben. Ballermann-Niveau, gern auch mit ,,Kanak-Sprak", verkauft sich gut.

Können Sie sich erklären, weshalb sich Aggro Berlin, dessen Künstler für harte Texte bekannt sind, sich ausgerechnet wegen dieses Textes von G-Hot distanziert?

Seim: In einer Stadt mit schwulem Bürgermeister geht die Aussage von ,,Keine Toleranz" natürlich gar nicht. Vielleicht wollte man nicht von den falschen Leuten Applaus bekommen. Ich sehe das nicht als Zeichen von Schwäche, wenn sich das Label auch mal selbstkritisch mit den eigenen Hervorbringungen befasst.


Aus: "Schwulenfeindlicher Rap - ,,Tief in die Kiste der Vorurteile gegriffen"" (31. Juli 2007 )
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub21DD40806F8345FAA42A456821D3EDFF/Doc~E0D9A22274D7E4F60A831DD2A5F954F7C~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub21DD40806F8345FAA42A456821D3EDFF/Doc~E0D9A22274D7E4F60A831DD2A5F954F7C~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

-.-

Quote[...] G-Hot, der eigentlich Gökhan Sensan heißt, weiß, dass es nichts bringt, im Leben aus zu vielen Fenstern zu schauen. Feindbilder dienen der Selbsterhaltung. In der Schwulenszene hat er sein Feindbild gefunden. Mit Männern, die sich ein bisschen wie Frauen benehmen, weiß einer wie er nichts anzufangen. Denn Frauen, das wird er zu besingen nicht müde, sind ihm einzig zu einem nützlich: zum Beweis seiner Potenz. Davon hat G-Hot, das behauptet er, viel.

G-Hot, der sich wie ,,Dschihad" ausspricht, führt also einen heiligen Krieg: gegen Schwule, die sein Weltbild verstören. Und in einem Moment besonderer Kühnheit rief er zum Mord an ihnen auf, wollte sie kastrieren und empfahl, sie ,,mit der Axt zu halbieren". So etwas wie die habe ,,kein Leben verdient". Der Song gelangt ins Internet, auf das Videoportal YouTube. Da kündigte ihm Aggro Berlin. Dabei war er nicht einmal der Erste und Einzige, der in diese Kerbe geschlagen hatte; auch Aggro-Kollege Bushido und der Maskenträger Sido haben homophobe Texte in ihrem Repertoire.

G-Hot weiß jetzt, dass es nur wenig echte Freundschaft auf der Welt gibt. Doch er hat einen guten Freund, der ihn nie im Stich lässt. Auch ihm hat er ein Lied geschrieben. Man soll ihn sich groß vorstellen, riesengroß und prall gefüllt mit einer Flüssigkeit, die er loswerden möchte. Das ist halt so. Das muss er einfach. Da führt, bei einem wie ihm, kein Weg dran vorbei.

Jetzt, da ihm ein teurer Prozess droht, ist G-Hot kleinlaut geworden. Es sei nicht so gemeint gewesen, er habe doch eigentlich nur hinweisen wollen auf Vorurteile gegen Schwule. Und er entschuldigte sich offiziell bei allen Homosexuellen, denn die gingen ihm, ,,Alter, am Arsch vorbei". Er werde weitermachen und sich von ihnen nicht die Karriere verderben lassen. Und deswegen habe er jetzt ein eigenes Label gegründet. ,,Suppe inna Puppe" heißt es und erspart jedes weitere Resümee.

Text: F.A.Z., 26.07.2007, Nr. 171 / Seite 31
Bildmaterial: ddp, dpa, POP-EYE, Pedersen

QuoteWer?
Steve Schuster (PreSize)
26.07.2007, 13:27
Ist eigentlich G-Hot?

jemand der sich neben Mark Medlock und sonstigen Eintagsfliegen einreihen kann. Oh... das geht ja gar nicht. Vielleicht ist im Mark zu "Mädchenhaft".

Bestimmt gibt es einen Markt für so qualitativ hochwertige Musik, wie die seine. Aber die Kids, die Snuffclips auf ihren Handys haben und sich lyrische Ergüsse wie diese geben, haben eh´schon ihr Weltbild. Und weder Familie, Staat oder Freunde werden diesen Hobby Gangstas den Horizont erweitern können.

Ich höre Hip Hop seit fast 20 Jahren. Ich habe selbst als DJ in den ersten Tagen dieser Musik fungiert. Hip Hop war damals eine Art zu leben, sich auszudrücken und sich mit Themen zu beschäftigen die so nirgend wo anders ausgesprochen wurden. Heute gibt es im Jahr vielleicht 3-5 CD`s die sich lohnen sie anzuhören.

Das was heute als deutscher Hip Hop verkauft wird, langweilt nur. Es ist eine Kopie von Bling Bling und Bla Bla aus den Charts der U.S.A.

Leider gibt es eben einen Markt dafür.

Noch...



Aus: "Homophobie im Hip-Hop: Des Rappers Fluch" Von Thomas Thiel (26. Juli 2007)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubE219BC35AB30426197C224F193F54B1B/Doc~EAC2EB57C8A0F4AC4976AB78B6811776C~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubE219BC35AB30426197C224F193F54B1B/Doc~EAC2EB57C8A0F4AC4976AB78B6811776C~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

-.-

QuoteTarek: Wir überdrehen die Realität extrem. Musik ist Kunst. Dazu gehört Abstraktion.

[...] Maxim: Und dieses Vokabular dient einfach nur der sprachlichen Distanzierung. Dadurch schafft man sich selbst eine Identität, indem man einen härteren Sprachgebrauch hat.

SPIEGEL ONLINE: Haben Sie schon mal überlegt, über andere Themen zu schreiben - jenseits von Sex und Gewalt?

Maxim: Frieden und Liebe? Nee, für mich muss Musik etwas Bewegendes sein.

SPIEGEL ONLINE: Aggression ist bewegender?

Nico: Darin sind wir geschult, das können wir sehr gut. Liebeslieder sind einfach zu 99 Prozent scheiße. Wenn ich eins machen würde, wäre es auch nicht viel besser.

Maxim: Aggro ist außerdem einfacher, weil man sich keine Blöße gibt. Es ist einfacher, erst mal mit Aggressionen fertig zu werden, als sentimental von sich zu sprechen.

Das Interview führte Johannes Gernert


Aus: "PORNO-RAPPER K.I.Z.: "Unsere Freundinnen finden das lustig"" (23. August 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,501390,00.html (http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,501390,00.html)

Title: [Prince schickt Websheriffs... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 08, 2007, 09:32:06 AM
Quote[...] Im Auftrag des Künstlers geht das britische Unternehmen Web Sheriff mit Unterlassungsforderungen und der Androhung von Schadensersatz gegen mutmaßliche Rechtsverletzungen im Internet vor und hat dabei die Nutzung von Fotos, Songtexten und Plattencovern auf Fansites im Visier. Das sei aber nicht gegen die Fans gerichtet, erklärte ein Vertreter des Unternehmens gegenüber BBC, vielmehr gebe es einen "Disput" bezüglich zahlreicher Fotos, an denen Prince das Copyright halte. Schließlich sei es dem Künstler überlassen, welche Inhalte der die Leute nutzen lassen wolle.

Die Betreiber dreier Fansites sehen das anders und wollen sich gegen diesen "Angriff auf die Redefreiheit" gemeinsam zur Wehr setzen. Das Copyright der fraglichen Fotos, darunter zahlreiche Handyschnappschüsse, liege in der überwiegenden Mehrheit nicht bei Prince. Zudem seien die Fansites sämtlich privater Natur und verfolgten keine kommerziellen Interessen.

Die Betreiber der drei Fansites sehen sich zudem voll vom Urheberrecht geschützt. Das Gesetz erlaube die Veröffentlichung von Prominenten-Fotos zur Dokumentation von Nachrichten und Angelegenheiten des öffentlichen Interesses, heißt es auf ihrer gemeinsamen Website, die Cover-Abbildungen unterlägen dem Schutz des Fair-Use-Prinzips. Sie hoffen nun, das Prince seine Strategie überdenkt und die Websheriffs zurückpfeift. (vbr/c't)

Quote7. November 2007 20:21
Für das Recht streiten...
DLC-4775 (mehr als 1000 Beiträge seit 24.09.03)

...einem Künstler huldigen zu dürfen der einem in den Hintern tritt?
Ich würde diesem adelstitelanmaßenden Herren den Gefallen tun - und
eine Kampagne starten ihn aus dem Netz zu tilgen. Mal schauen ob nach
2 Monaten überhaupt noch jemand auf dem Planeten weiß wer er
überhaupt ist :-D

Quote7. November 2007 20:58
Falsche Reaktion der Fanseiten...
Eigenartig (586 Beiträge seit 20.10.06)

... als Betreiber so einer Seite würde ich sie direkt schliessen und
nur noch einen Text zeigen der erklärt, dass Prince seine Fans
offensichtlich hasst, und die Aufforderung in Zukunft nichts mehr was
von Prince stammt zu kaufen.

Quote7. November 2007 23:14
Faszinierend...
Marco Gruss, Marco Gruss (425 Beiträge seit 07.07.00)

...wie exakt man schon beim Lesen der Artikelüberschrift den Tenor
des Forums vorhersagen kann...

Quote8. November 2007 9:17
When Doves Cry fällt Purple Rain ...
soma_summarum (2 Beiträge seit 30.10.07)

[...]

tja, zu Money Don't Matter 2 Night fällt mir so spontan [ ] nichts ein

... hmm ;)



Aus: "Prince schickt Websheriffs gegen Fansites los" (07.11.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/98626 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/98626)

Title: [Die deutsche Musikindustrie hat sich... (Notiz, BRD, MI, Amazon)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 22, 2007, 12:19:43 PM
Quote[...] Die deutsche Musikindustrie hat sich einem Bericht des Spiegel zufolge ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft mit dem Online-Händler Amazon angelegt. Wie das Nachrichtenmagazin berichtet, sollen die großen Label SonyBMG, Warner Music, Universal Music und EMI den umsatzstarken Internethändler abgemahnt haben, weil dieser auch Import-CDs im Angebot hatte, die billiger waren als die offiziellen europäischen Releases. Amazon soll die Beschwerde zu einer kleinen Machtdemonstration genutzt haben: Zwar nahm der Händler die beanstandeten Titel aus dem Angebot, aber auch zahlreiche von der Industrie nicht beanstandete EU-Versionen.

Damit seien für ein paar Tage nahezu alle Top-100-Titel von SonyBMG und Warner sowie zahlreiche CDs von Universal und EMI nicht bei Amazon erhältlich gewesen. Wenn Celine Dion, Amy Winehouse, James Blunt und andere prominente Kollegen (der Spiegel nennt noch Mark Medlock) bei Amazon ausgelistet werden, dürfte sich das direkt auf die Verkaufszahlen der Branche auswirken – zumal Amazon eine der ersten Anlaufstellen für Weihnachtsgeschenke ist und CDs nach Büchern auf deutschen Wunschzetteln ganz oben stehen. Die Aktion findet in der Industrie offenbar auch nicht nur Zustimmung. "Wie es passieren konnte, sich ausgerechnet im Weihnachtsgeschäft mit Amazon anzulegen, ist völlig rätselhaft", zitiert der Spiegel einen Top-Manager der Industrie.

Erst nach einem Krisengespräch zwischen Musikindustrie und Amazon nahm das Online-Kaufhaus die betroffenen CDs wieder ins Angebot; die von den Plattenfirmen als illegal angesehenen Importe bleiben weiter ausgelistet. Vom Tisch ist die Angelegenheit damit allerdings nicht. "Das ist nur ein Waffenstillstand, die Kuh ist noch lange nicht vom Eis", sagte ein anderer Manager dem Nachrichtenmagazin. Bei den betroffenen Unternehmen war am heutigen Freitag niemand zu erreichen, der eine Stellungnahme abgeben konnte. Bei Amazon hieß es auf Anfrage von heise online nur: "Kein Kommentar".

Das Verhältnis von Amazon und der Musikindustrie ist nicht frei von Spannungen. Der Online-Versender ist einer der wichtigsten Absatzkanäle für Musik im klassischen CD-Format. Gleichzeitig bietet Amazon in den USA seit vergangenem September auch Musikdownloads im kopierschutzfreien MP3-Format an und plant ein solches Angebot auch in Deutschland. Andere große US-Händler wie Wal-Mart sind ebenfalls mit einem MP3-Shop am Markt. Dadurch steigt der Druck auf die Industrie, ihre Musik in dem passenden Format anzubieten und von der bisher strikt verfolgten DRM-Strategie abzuweichen. Das zeigt Wirkung. Zuletzt hatte Edgar Bronfman, Chef des zur letzten Bastion der DRM-Befürworter gehörenden Majors Warner Music, eingestanden: "Wir lagen falsch." (vbr/c't)


Quote21. Dezember 2007 22:48
Das freut den Heise-Troll
Alexander Gräf, Alexander Gräf (mehr als 1000 Beiträge seit 14.03.03)

Schön, dass es Amazon der bösen Musikindustrie gegeben hat. Dass
Amazon schon mehrfach wegen ihrer Beschäftigungspolitik und ihrer
Löhne in die Kritik kam, wird da natürlich gerne übersehen. Und dass
es bei Amazon auch schon wieder höchste Eisenbahn für eine
Zerschlagung wäre... Oder wie kann es sein, dass ein einzelnes
Internetversandhaus die Musikindustrie zu Gesprächen an den Tisch
zwingen kann?

Cheers



Quote21. Dezember 2007 19:15
Arme Bundesregierung
RaSaal (225 Beiträge seit 02.02.05)

allen voran Frau Zypries. Jetzt müssen die glatt über Weihnachten an
den Gesetzen werkeln, damit das im nächsten Jahr nicht mehr passieren
kann. Die Inhalte-Industrie und deren Lobbyisten stehen bestimmt
schon auf der Matte.



Quote21. Dezember 2007 18:12
Schade, daß Amazon eingeknickt ist !
Froodles (61 Beiträge seit 12.08.04)

und die Titel wieder ins Sortiment aufgenommen hat. Die hätten es
wirklich darauf ankommen lassen sollen. Nachdem wie sich die MI
international mit Ihrem Urheberrecht und den unverhältnismäßig hohen
Schadensersatzzahlen benimmt, hätten die es wirklich nicht besser
verdient.




Quote21. Dezember 2007 18:31
Liebe MI ...
ichwersonst (mehr als 1000 Beiträge seit 24.04.02)

... wenn ihr mir eine CD verkaufen wollt von einem amerikanischen
Küstler mit einem schwedischen bassisten, einem mexiaknischen Drummer
und einem englischen Studiogittaristen, aufgenommen in süditalien,
weils da so schön billig ist, abgemischt in Deutschland, weil man da
am billigsten die gerade noch aktzeptabele Qualität hinbekommt die
ihr wollt, gepresst in Taiwan, assembled in China, transportiert
mittels polnischem Lastwagenfahrer ... jeweils deswegen weil es da am
billigsten war dann ... ja dann nehme ich mir das recht heraus, diese
Musik an jedem beliebigen Ort der Welt zu kaufen oder aus jedem
beliebigen Ort der Welt ... obs Euch nun passt oder nicht.

Die Globalisierung ist nicht nur für Euch da und wenn ihr der Meinung
seit, Eure eigene Ware für Illegal zu erklähren, nur weil sie im
falschen Land liegt, dann geht mir das am Popo vorbei ... und das
sollte es jedem anderen auch - mir ist keine Industrie bekannt, die
so dermaßen verbohrt und fernab der wirklichkeit ihre eigenen Kunden,
Partner, Zulieferer und Künstler gängelt, beleidigt, belästigt und
letztendlich dadurch so nachhaltig damit beschäftigt ist, sich selbst
abzuschaffen.

Und das sage ich als ein Freund von Copyrights und Urheberrecht - ja,
genau dem Urheberrecht das ihr tagtäglich durch eure abstrusen
Aktionen, Eure Unverschähmtheiten, Eure Dreistigkeiten in Verruf
bringt und der Lächerlichkeit Preis gebt.



Aus: "Bericht: Amazon lässt im Streit mit Musikindustrie die Muskeln spielen" (21.12.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/101000 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/101000)

Title: [Blockieren von Protokollen für Peer-to-Peer-Netzwerke... (Notiz, IFPI, EU)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 23, 2007, 02:03:09 PM
Quote[...] Die Internationale Föderation der Phonographischen Industrie (IFPI [http://www.ifpi.org/]) hat eine neue Debatte in Brüssel über das Blockieren von Protokollen für Peer-to-Peer-Netzwerke (P2P) und das Filtern von Inhalten durch Internetprovider entfacht. Das EU-Parlament arbeitet derzeit unter der Federführung des französischen Sozialisten Guy Bono an einem Bericht über die Förderung der Kulturwirtschaft. Die Lobbyvertretung der Musikindustrie hat diese Chance genutzt, um in einem "Optionspapier" einmal mehr auf die unzureichende Kooperation der Zugangsanbieter sowie auf technische Möglichkeiten im Kampf gegen Raubkopien hinzuweisen. Die konservative spanische Abgeordnete und frühere Kulturministerin ihres Landes, Pilar del Castillo Vera, hat daraufhin gefordert, dass die Provider "Filtermechanismen installieren sollen, um Urheberrechtsverstöße zu verhindern".

Laut der Eingabe (PDF-Datei: http://www.eff.org/files/filenode/effeurope/ifpi_filtering_memo.pdf) der IFPI unternehmen die Zugangsanbieter bislang kaum etwas, um der "massiven Piraterie von Musik in P2P-Netzwerken" entgegenzuwirken. Dabei stünden ihnen eine "Reihe machbarer und vernünftiger Optionen" zur Verfügung, um beim Abstellen der Urheberrechtsverletzungen zu helfen. So würden viele Provider selbst bereits Spam ausfiltern oder den Filesharing-Verkehr in Hochzeiten ausbremsen, um die Kosten der Bandbreitennutzung im Rahmen zu halten. Dementsprechend könnten die Wächter über die Internetzugänge auch den gesamten Netzverkehr auf verdächtige, mit digitalen Fingerabdrücken versehene Audiodateien hin durchsuchen, mit einer Datenbank geschützter Werke abgleichen und unlizenzierte Songs blockieren.

Zweitens ist es laut dem Papier den Providern auch möglich, den Zugang zu bestimmten, für Urheberrechtsverstöße bekannte P2P-Diensten generell zu verhindern. Nicht zuletzt stehe es auch in der Macht der Zugangsanbieter, einzelne Seiten wie die PirateBay gezielt zu sperren.

Die spanische Kulturpolitikerin hat den Filteransatz aufgegriffen und in einen Änderungsantrag (PDF-Datei: http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2004_2009/documents/am/692/692488/692488en.pdf) für die Empfehlungen (PDF-Datei: http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2004_2009/documents/pa/685/685557/685557en.pdf) des Industrieausschusses für den Bono-Bericht eingebaut. Ursprünglich ging es der Berichterstatterin in dem Gremium, Neena Gill, allein um einen unkonkreten Ansatz, "die kritische Angelegenheit des geistigen Eigentums neu zu überdenken". Der federführende Kulturausschuss des EU-Parlaments soll nun Mitte Januar darüber entscheiden, ob ein Aufruf zum Filtern des Internet auf Providerebene mit in das Empfehlungspapier aufgenommen werden soll.

Die Electronic Frontier Foundation Europe (EFF) ist strikt gegen eine solche Forderung. In einem offenen Brief (PDF-Datei: http://www.eff.org/files/filenode/effeurope/CULT-filtering-letter.pdf) an die Mitglieder des Kulturausschusses warnt die Bürgerrechtsorganisation eindringlich davor, derartige Maßnahmen zu erwägen. Sie betont dabei, dass gerade Künstler selbst oder Lehrer von pauschalen Filtermaßnahmen mit am härtesten betroffen wären. Da die IFPI jegliche "unlizenzierten" Dateien aus dem Verkehr gezogen wissen wolle, wären davon auch eigentlich erlaubte Privatkopien, wissenschaftliche Arbeiten mit Zitaten, Parodien, Collagen oder Schulmaterialsammlungen betroffen.

Generell kritisiert die EFF einen allgemeinen Filteransatz zudem als Zensurmaßnahme, die der Gesellschaft als ganzer schade. Jedes westliche Land, das ein entsprechendes zentrales Kontrollsystem für Inhalte jeglicher Art installiere und somit die private Kommunikation seiner Bürger durchstöbere, würde einen gefährlichen Präzedenzfall und ein "gefährlich mächtiges Werkzeug" schaffen, dessen Missbrauch vorgezeichnet sei. Selbst wenn die Lobbyisten der Musikindustrie die potenziellen schweren Kollateralschäden aus den Augen verloren hätten, dürfte das den europäischen Bürgern und ihren gewählten Volksvertretern nicht passieren. Das EU-Parlament selbst hatte sich 2002 entschieden gegen Ansätze zur Webzensur und die Sperrung einzelner Webseiten ausgesprochen, da sonst unter anderem eine "Fragmentierung des Internetzugangs" sowie auch eine Blockade erlaubter Inhalte drohe. (jk/c't)

Quote22. Dezember 2007 18:59
Immer wieder das selbe Gesülze der Raubkopierer
H A L (mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.01)

Liebe P2P Raubkopierer.
Ihr könnt euch mit euerem heuchlerischem Sermon rechtfertigen so oft
ihr wollt. Fakt ist und wird es immer bleiben: Ihr kleinen
Schweinchen (Zitat Heise) seid schuld an der ganzen Misere. Ihr seid
es, die Musik und Filme klauen. Ihr seid schuld an Kopierschutz und
Un-CDs. Ihr selbst seid der Abschau der das Internet nutzt um aus der
Anonymität heraus den Pseudo-Revoluzzer zu spielen. Ihr seid schuld
wenn es tatsächlich dazu kommt, daß die P2P Protokolle gefiltert
werden. Ihr seid nichts als erbärmliche kleine Feiglinge.

H A L



Quote22. Dezember 2007 17:29
Alleine die Forderung zeigt
klawischnigg (mehr als 1000 Beiträge seit 04.12.03)

wie merkbefreit und ahnungslos die sogenannte "Volksvertreter" sind.
Weil ja das Filtern von Spam zumindest theoretisch möglich ist, gibts
natürlich auch Filter, die erkennen können, daß eine Datei
urheberrechtlich geschützt ist. So was deppert, da bleiben einem die
Worte weg...

Quote22. Dezember 2007 17:55
Die Aufgabe eines Internetproviders
Reinald Cronauer, Reinald Cronauer (488 Beiträge seit 06.01.00)

Ein Internetprovider hat die Aufgabe, mir eine Dienstleistung zu
erbringen und nicht nach Gutdünken von irgendwelche Interessengruppen
zu filtern.

Wo kämen wir hin, wenn jede Interessengruppen irgendwelche
Forderungen nach Inhaltsfilterungen stellt? Heute die FI/MI, morgen
Unterdrückung von unbequemen Informationen mit Nennung von Namen,
übermorgen ist nur noch Werbung erlaubt.

Trotzdem ein frohes Fest,
Reinald


Quote22. Dezember 2007 19:38
zurück zur Steinzeit - jetzt!
Michael Boettcher, Michael Boettcher (mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.00)

P2P filtern/verbieten? Das ist zu wenig!

Fernsehen, Video und DVD schadet den Kinos
- Autos schädigen die Interessen der Pferdezüchter
- Strassenbahnen nehmen den Pferdefuhrwerken die Fahrbahn weg
- automatische Mähdrescher schädigen die Rechte von Knechten und
Mägden
- Dampfmaschinen vernichten Arbeitsplätze
- Demokratie ist Verrat am Kaiser und am heiligen römischen Reich
deutscher Nation
- der Buchdruck stellt die Autorität der heiligen Kirche in Frage
...

Die Forderung muss also lauten:
"Weg mit dem Fortschritt, zurück zur Steinzeit - jetzt!"

M. Boettcher


Quote22. Dezember 2007 21:49
An alle, die sich aufregen:
Heckler of Dreams (1 Beiträge seit 22.12.07)

Wenn die Argumentation lautete, dass die MI ja eh nur abzockt etc
etc, lest das:

> http://www.heise.de/ct/04/21/003/

und schweigt fuer immer.

IHR seid Schuld, dass solcher Humbug von IFPI & Co verlangt und von
den grenzdebilen Idioten in Schlips und Bundestag durchgewunken
werden.

IHR seid Schuld an Copy protection.
IHR seid Schuld am Verhalten von Firmen wie Kanzlei Rasch Hamburg,
GVU etc.

Wenn ihr den ganzen Mist fuer Lau wollt (obwohl er ja SOOOO Scheisse
ist), dann steht wenigstens dazu und versucht, die Gesetzeslage zu
aendern. Geht u.a. mittels www.piratenpartei.de.

Wenn ihr den ganzen Mist nicht wollt, dann koennten Euch derartige
(im Grunde voellig idiotische) Gegenmassnahmen eigentlich sonstwo
vorbeigehen.

Dass die MI versucht, ihre Geschaeftsgrundlage zu sichern, ist
normales kaufmaennisches Handeln, jeder wuerde das so machen (siehe
Autoindustrie und Elektroantriebe, um mal den unsaeglichen
Autovergleich herbeizuzerren).

Jeder, der sich durch das aktuelle Gebaren der MI zu Unrecht
"verfolgt" fuehlt, sollte nicht gegen die MI agieren, sondern gegen
das scheinheilige Pickelgesocks, das generell einen auf Robin-Hood
macht, bloss um nix bezahlen zu muessen. Wenn ihr eure Musik etc
normal kauft, egal in welcher Form, dann ist nicht die MI diejenige
die Euch von hinten f***t, sondern jeder andere, der eben NICHTS
bezahlt.

Informationsfreiheit ist das eine, simples Klauen das andere.

Quote22. Dezember 2007 22:10
Du hast es nicht kapiert, daher ein Doppelminus
Catonga (mehr als 1000 Beiträge seit 25.06.01)

Ich bezahle GEMA Gebühren für Brenner und meine CD-Rohlinge ohne
etwas davon zu haben.

Das Recht, eine DVD auf dem Betriebssystem mit der Abspielsoftware
meiner Wahl anzuschauen, wird mir entzogen.

Im Kino oder beim Abspielen einer DVD werde ich mit lästiger Werbung
vorsorglich des Raubkopierertums verdächtigt und muß mir eine
Standpauke anhören, obwohl ich für den Kinoeintritt bzw. die DVD
bezahlt habe.

Das Recht eine Privatkopie von meiner Original CDs fürs Auto zu
erstellen, wird mir durch den Kopierschutz entzogen.

Mein Handy wird inzwischen im Kino für die Dauer der Vorführung vom
Kinobetreiber beschlagnahmt.

Jetzt will die Musik- und Filmindustrie Peer2Peer Netze verbieten und
somit meinen Zugang zu aktuellen Linux Distributionen und Co
verhindern.

Und seit heute will sie jedes TCP und UDP Paket filtern, so daß mein
Multiplayerspiel bald laggt und es Probleme mit VoIP gibt.

Und sie hört nicht damit auf zu behaupten, daß wir Konsumenten nur
raubkopieren wollten und deswegen ihre Einnahmen eingebrochen währen,
obwohl sich unser Interesse schon längst auf Computerspiele verlagert
hat und wir daher
lieber Computerspiele, anstatt Musik CDs kaufen, denn auch unser
Einkommen
oder Geldbetrag den wir für Unterhaltungsprodukte ausgeben wollen ist
begrenzt.

usw. es gibt bestimmt noch mehr Punkte die die Musikindustrie ganz
klar als wild um sich schlagenden Elefanten im Porzellanladen
ausmacht, der einfach nur noch nervt.



Quote22. Dezember 2007 22:24
Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
alionSonny (mehr als 1000 Beiträge seit 09.08.02)

Und das wollen die Industrie<insert Schimpfwort here> unterbinden?
Das wird interessant, denn dann tue ich mich mit ein paar tausend
unabhängigen Musikern zusammen und wir ziehen vor Gericht. Dann wird
sich endgültig zeigen, ob die EU ein Lobbyistensumpf ist. Nicht nur
ich warte auf diesen Tag. Dann muss ein EU-Gericht entweder wirklich
Recht sprechen, oder das wahre Gesicht zeigen. Interessant wird das
allemal. Und wenn meine Kollegen und ich zusammenlegen, können wir
auch ein paar Anwälte bezahlen. Wäre doch gelacht, wenn wir diesen
grössenwahnsinnigen Pseudokunstverhökerern nicht Grenzen aufzeigen
könnten. Ich sage: Lasst sie ruhig kommen.

...mal ganz davon abgesehen, daß die Spassvögel mit ihren Forderungen
einmal mehr gezeigt haben,. daß sie von Internet, P2P, Dateiformaten
etc. soviel Ahnung haben wie eine Kuh vom Stricken... HAAAAALT...
eher glaube ich, daß eine Kuh stricken kann, als daß einer der
MI-Kasper auch nur irgendetwas von o.g. Begriffen versteht.

IFPI? Hahaha! Dinosaurs must die!

[...] Kunst hat keinen Preis! Kunst ist keine Ware!

[...]

Quote22. Dezember 2007 23:11
Re: Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
Heckler of Dreams (13 Beiträge seit 22.12.07)

Schwedter schrieb am 22. Dezember 2007 22:59

> Sicher möchte er für eine Leistung bezahlt werden, warum auch nicht.
> Die MF leistet nichts und wird deswegen auch immer mehr Löcher in den
> Gürtel bohren müssen bis sie irgendwann "leider" jämmerlich verreckt,
> wenn sie nicht endlich mal die Kurve kriegt und aufhört IHRE
> ZAHLENDEN KUNDEN ZU GÄNGELN!

Die MI leistet also nichts? Hmm ok, dh. jeder Kuenstler zahlt immer
alle Produktionen generell aus eigener Tasche, macht saemtliches
Marketing selber, die CD-Pressung, ebenso den Vertrieb, die
Abrechnung und die Organisation. Hmhm, ok. Ja, deswegen gibts wohl
auch keine Musikindustrie, weil die keiner braucht. Ganz
offensichtlich.

Dir wuerde ich dringend empfehlen, dich entweder ueber die Ablaeufe
bei Musikproduktionen zu informieren, oder einfach weniger zu Themen
zu posten, von denen du gelinde gesagt keine Ahnung hast.

Quote22. Dezember 2007 23:18
Re: Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
alionSonny (mehr als 1000 Beiträge seit 09.08.02)

Auf die MI kann man im Internetzeitalter als Künstler gut verzichten.
Ich würde sogar sagen man ist als Künstler sehr gut beraten, wenn man
das tut. Frag mal einen bei einem Majorlabel unter Vertrag
arbeitenden Musik, was am Ende für ihn an Kohle rauskommt. Ich habe
früher selbst in der MI gearbeitet und ich sage Dir: Das sind
Blutsauger. Es wird Zeit, daß dieser Anachronismus ins verdiente Grab
sinkt.




Quote23. Dezember 2007 0:38
Re: Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
Irongate (201 Beiträge seit 10.12.02)

Heckler of Dreams schrieb am 22. Dezember 2007 23:11

> Die MI leistet also nichts?

Doch, durchaus. Es fragt sich nur für wen.

> Hmm ok, dh. jeder Kuenstler zahlt immer
> alle Produktionen generell aus eigener Tasche, macht saemtliches
> Marketing selber, die CD-Pressung, ebenso den Vertrieb, die
> Abrechnung und die Organisation.

Oft genug läuft es genau darauf hinaus.

> Hmhm, ok. Ja, deswegen gibts wohl
> auch keine Musikindustrie, weil die keiner braucht. Ganz
> offensichtlich.

Die Musikindustrie hatte ihre Daseinsberechtigung, als die Presswerke
noch selten und schweineteuer waren. Als man eben nicht mit einer in
2 Minuten gefricktelten Page und einem Paypal Button (nur einmal als
Beispiel um es einfach zu halten) Vertriebskanäle bis in die
Antarktis ausgehoben hat.

Bedauerlich ist, dass die Musikindustrie durchaus Potentiale hätte,
um sich der veränderten wirtschaftlichen und technologischen Welt
anzupassen. Aber dann verkommt ja der koksende Medienmogul zum
Dienstleister - und das wollen die alten Herren schlicht nicht. Statt
dessen werden ehrliche Kunden gegängelt, Schulkinder abgemahnt,
Künstler wie Galeerensklaven behandelt, Vertriebspartner erpresst und
dem Rest der Welt, der mit Free Music und seiner vorhandenen Sammlung
mehr als zufrieden ist noch mit verfassungsfeindlichen Ambitionen auf
den Sack gegangen.

Sicherlich hat ein Label seine Daseinsberechtigung, es gibt viel, was
ein Label für einen Künstler machen kann und viele behandeln ihre
Kunden (sowohl die Konsumenten als auch Künstler) sehr gut. Aber die
"Musikindustrie", also die Majors krallen sich so vehement und so
sehr auf Kosten anderer an ihre Profite und den verglimmenden Ruhm
alter Tage, dass jeder mit klarem Verstand diese Bande lieber heute
als morgen zur Hölle wünscht.


Quote22. Dezember 2007 23:03
Re: Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
alionSonny (mehr als 1000 Beiträge seit 09.08.02)

Kunst und Broterwerb sind für mich zwei verschiedene Sachen.

Quote22. Dezember 2007 23:08
Re: Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
Heckler of Dreams (12 Beiträge seit 22.12.07)

alionSonny schrieb am 22. Dezember 2007 23:03

> Kunst und Broterwerb sind für mich zwei verschiedene Sachen.
Fuer dich. Fuer andere nicht. Guess what.

Quote23. Dezember 2007 13:36
Re: Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
Tims Katze (mehr als 1000 Beiträge seit 10.05.07)

alionSonny schrieb am 22. Dezember 2007 23:03

> Kunst und Broterwerb sind für mich zwei verschiedene Sachen.

Für andere nicht. Und nun?

Quote22. Dezember 2007 23:14
Re: Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
alionSonny (mehr als 1000 Beiträge seit 09.08.02)

Nunja, dabei kommt dann der "Kompromiss" zwischen Kunst und Kohle
raus, der in den Charts läuft. Und das widerspricht genau dem was man
sich normalerweise von Kunst erwarten sollte, nämlich 100%
Kreativität. Kunst und Kohle vertragen sich nur äusserst schlecht.
Und wenn dann noch ein Konzern bestimmt welcher Anteil Kreativität im
Produkt sein darf, nämlich eigentlich NULL %, dann wird es laue
Standard-Lala.


Quote22. Dezember 2007 23:13
Re: Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
Schwedter (429 Beiträge seit 20.07.07)

Das vergessen leider zu viele Künstler und vergessen was Kunst
bedeutet. In dem Moment wo diese Kunst zu Komerz wird, von
Heuschrecken angezapft, ist sie viel zu oft dem Untergang geweiht.
Wahre Künstler brauchen oft Jahre um was auf die Beine zu stellen.
Müßiggang(wichtig und praktiziert seit Jahrtausenden)gehört auch oft
dazu und ist wichtig (Plato, Da Vinci). Sobald ein gewisser Druck da
ist leidet die Qualität enorm und führt nicht selten zu einer
Supernova.

[...]


Quote23. Dezember 2007 0:14
Re: Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
Don Lino, Philip Honermann, Don.Lino@arcor.de (409 Beiträge seit 14.11.07)

Lies den Artikel nochmal; es geht um das Blockieren von bestimmten
Files per Fingerabdruck.

Quote23. Dezember 2007 0:34
Re: Ich verbreite meine Musik ebenfalls über P2P
alionSonny (mehr als 1000 Beiträge seit 09.08.02)

Ach ja, dann habe ich wohl Geisterbuchstaben gesehen, als ich das
hier las:

> Zweitens ist es laut dem Papier den Providern auch möglich, den Zugang
> zu bestimmten, für Urheberrechtsverstöße bekannte P2P-Diensten generell
> zu verhindern.

Dazu gehört garantiert auch EMule, Bittorrent etc... NÖÖÖÖ GARANTIERT
NICHT... Klaro..

Ausserdem las ich da was, daß der Tausch jeglicher unlizensierter
Audiodateien unterbunden werden soll. Meine Musik ist nicht
kommerziell lizensiert. Würde also auch gefiltert.



Quote23. Dezember 2007 9:57
Ich fordere Koks- und Alkoholfilter...
VorEifelYeti (257 Beiträge seit 08.10.05)

anzuwenden natürlich nur für die abgehobene Musikindustrie...









Aus: "Musikindustrie fordert EU-weites Filtern des Internetverkehrs" (22.12.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/101020 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/101020)

Title: [Musikindustrie im EU-Kulturausschuss vorerst gescheitert... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 24, 2008, 01:10:47 PM
Quote[...] Ende vergangener Woche hatte die Electronic Frontier Foundation davor gewarnt, dass die Musikindustrie einen weiteren Vorstoß unternommen hat, um das Urheberrecht zu ihren Gunsten umschreiben zu lassen. Neben einer Verlängerung der Schutzfristen für Musikaufnahmen wollte die Musikindustrie die Internetprovider zur Zwangskooperation verpflichten lassen. Geplant war nach französischem Vorbild, dass in Zukunft die Internetprovider ihre Kunden überwachen sollten. Bei wiederholten Urheberrechtsverstößen sollten die Provider den Kunden den Internetzugang komplett sperren.

Nachdem die EFF vor den vorgeschlagenen Maßnahmen gewarnt hatte, hatten sich besorgte Bürger aus ganz Europa bei ihren EU-Abgeordneten gemeldet. Die Kampagne hatte offensichtlich Erfolg: Der Kulturausschuss des EU-Parlaments hat die von der Musikindustrie initiierten Änderungsvorschläge zurückgewiesen, berichtet Danny O'Brien von der EFF.

O'Brien weist zugleich darauf hin, dass der Kampf noch nicht endgültig gewonnen sei. Vor der endgültigen Verabschiedung des Berichts müsse das EU-Parlament noch als Ganzes zustimmen. Im Prinzip könnte die Musikindustrie bis dahin "noch einen letzten Vorstoß unternehmen, um Änderungen am Dokument vornehmen zu lassen".

[von Robert A. Gehring] (ip)




Aus: "Musikindustrie im EU-Kulturausschuss vorerst gescheitert: EU-weite Proteste gegen Lobbyismus" (23.01.2008)
Quelle: http://www.golem.de/0801/57210.html (http://www.golem.de/0801/57210.html)

Title: [das sich Kreative selbst entscheiden könnten... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 28, 2008, 10:30:23 AM
Quote[...] Ohne bessere Lizensierungsmöglichkeiten für Peer-to-Peer-Dienste und eine Reform des Urheberrechts geht es nicht mehr, sagte der Urheberrechts- und Cyberlaw-Experte Lawrence Lessig auf der weltgrößten Musikmesse Midem in Cannes. Mit dem Urheberrecht aus dem 19. Jahrhundert könne man heute nicht mehr wirtschaften. Lessig rief die Industrie, die erstmals den renommierten Kritiker nach Cannes eingeladen hatte, zu einem Wandel auf. Wichtig sei eine bessere Ausbalancierung der Interessen und auch Respekt gegenüber alternativen Ansätzen, etwa einem Projekt wie den Creative Commons.

Creative Commons sei keineswegs, wie oft von Teilen der Industrie gescholten, ein Feind des Urheberrechts, betonte ihr Gründer Lessig. Die alternativen Lizenzen verschafften vielmehr einem ausbalancierten Urheberrecht Respekt, für das sich Kreative selbst entscheiden könnten. Die übertriebenen Forderungen und vor allem die "Urheberrechtskriege", mit denen die Unterhaltungsindustrie die Nutzer, vor allem Jugendliche überzogen habe, hätten in den vergangenen Jahren zu einer Radikalisierung geführt. "Dieser Krieg ist nicht zu gewinnen", sagte Lessig, "glauben Sie mir, ich bin Amerikaner, ich kenne mich aus damit."

Die Industrie müsse auch anerkennen, dass es keine Möglichkeit geben, die Technik, die die Möglichkeiten zur massenhaften Verbreitung eröffne, abzustellen, "man kann sie allenfalls kriminalisieren." Hätte die Industrie schon vor Jahren Peer-to-Peer-Dienste lizensiert, statt sie zu bekriegen, hätten Künstler bereits heute viel mehr Geld verdient, sagte Lessig. Gesetzliche Änderungen und bessere Lizenzbedingungen seien aber weiter vordringlich.

Urheber, die sich für Creative Commons-Lizenzen entscheiden, können laut Lessig inwzischen übrigens durchaus auch kommerzielle Lizenzen vergeben, im Rahmen von CC+. Dafür arbeitet die Organisation mit Anbietern wie Pump Audio zusammen. Auch die dänische Verwertungsgesellschaft Koda hat laut Lessig den von Ihnen vertretenen Künstlern nun angeboten, dass sie auch mit Creative-Commons-Lizenzen experimentieren können. Bislang hatten die Verwertungsgesellschaften dies ziemlich kategorisch ausgeschlossen. (Monika Ermert) / (ola/c't)

Quote27. Januar 2008 12:53
Die Musikindustrie soll sich nicht ändern...
ventorcai (724 Beiträge seit 10.04.05)

... sie soll einfach sang- und klanglos sterben.





Aus: "Creative-Commons-Gründer ruft Musikindustrie zu Veränderungen auf" (27.01.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/102508 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/102508)

Title: [Sperrwünsche der Musikindustrie... (UK)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 06, 2008, 11:24:43 AM
Quote[...] Der drittgrößte britische Telekommunikationsanbieter TalkTalk widersetzt sich der Musikindustrie, die von den Providern weit reichende Maßnahmen gegen die illegale Verbreitung von Musik über das Internet fordert. Die britischen Zugangsanbieter sollen nach dem Wunsch des Musikindustrie-Verbandes BPI durch die Verbreitung illegaler Kopien aufgefallene Kunden verwarnen und beim dritten Verstoß vom Netz abklemmen, heißt es in britischen Medienberichten. Als einer der betroffenen Provider hat sich TalkTalk nun öffentlich dagegen ausgesprochen.

Charles Dunstone, CEO von TalkTalk-Mutterkonzern Carphone Warehouse, will sich nicht zur "Internet-Polizei" der Film- und Musikindustrie machen lassen und damit die Rechte seiner Kunden beschneiden. "Die Musikindustrie hat durchweg versagt, sich dem Wandel der Technik anzupassen und will ihre Probleme nun auf andere abwälzen", erklärte Dunston. "Statt uns zu drohen, sollte BPI die Zeit besser darauf verwenden, die Realität zu akzeptieren und das Geschäftsmodell entsprechend anzupassen."

"Ich kann mir keine Umstände vorstellen, unter denen wir einen Kunden aufgrund der Vorwürfe eines Dritten abschalten", stellt Dunston klar. Für TalkTalk seien die Vorschläge des Verbandes unangemessen und nicht umsetzbar. Das Unternehmen werde "jedes praktische und rechtliche Mittel zur Verteidigung seiner Kunden" einsetzen, heißt es in einer Erklärung. Der Provider habe BPI schriftlich darüber in Kenntnis gesetzt, dass er Daten seiner Kunden unter keinen Umständen freiwillig an die Musikindustrie herausgeben werde.

In einer Stellungnahme wies der Verband die Kritik zurück. TalkTalk wolle wohl die Position der Musikindustrie verzerrt darstellen oder habe sie einfach nicht verstanden, mutmaßt BPI-Chef Geoff Taylor. Es gehe darum, Künstler auch im digitalen Zeitalter eine faire Vergütung zukommen zu lassen. Der Verband glaube, dass sich zusammen mit den Providern "erstklassige, sichere und legale digitale Musikangebote" entwickeln lassen. Dies könne aber nicht funktionieren, wenn die Zugangsanbieter das Problem des illegalen Filesharings ignorierten.

"Wir verlangen von den ISPs nicht, als Polizei aufzutreten", schreibt Taylor weiter. "Jeder sozial verantwortlich handelnde ISP sollte Maßnahmen zum Schutz seiner Kunden vor illegalen Aktivitäten ergreifen und jene abschrecken, die bewusst Gesetze brechen." Von einem Internet, in dem geistiges Eigentum respektiert und Kreativität fair entlohnt werde, könnten alle profitieren. Auch TalkTalk solle sich daran beteiligen.

TalkTalks schroffe Abfuhr ist bisher die schärfste Reaktion, die sich die Musikindustrie bei den Providern abgeholt hat. Die Zugangsanbieter stehen auch unter Druck seitens der Regierung, die zwar eine freiwillige Regelung bevorzugt, aber auch mit gesetzlichen Maßnahmen droht. Der BPI führt Gespräche auch mit Virgin Media und Orange. Grundsätzlich ist auch TalkTalk zu Gesprächen bereit, denn neue Gesetze würde die Branche gerne vermeiden. Allerdings geht dem Provider die Drei-Verstöße-Regel zu weit. Sicher, so lässt ein Sprecher verlauten, könne sich der BPI noch etwas Besseres einfallen lassen.

Auch in Deutschland und anderswo richten sich die Begehrlichkeiten der Musikindustrie auf die Zugangsanbieter. Die Verbände drängen auf verschiedenen politischen Bühnen darauf, die Provider für Urheberrechtsverstöße im Internet in die Verantwortung zu nehmen. Während sich die Justiz hierzulande verstärkt gegen solche Begehrlichkeiten zur Wehr setzt, fallen sie in Berlin und Brüssel auf fruchtbareren Boden. (vbr/c't)




Aus: "Britischer Provider widersetzt sich Sperrwünschen der Musikindustrie" (04.04.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Britischer-Provider-widersetzt-sich-Sperrwuenschen-der-Musikindustrie--/meldung/106064 (http://www.heise.de/newsticker/Britischer-Provider-widersetzt-sich-Sperrwuenschen-der-Musikindustrie--/meldung/106064)


Title: [Der Prozesses gegen Troy Augusto... (Universal Music Group)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 14, 2008, 09:58:58 AM
Quote[...] Die Musikindustrie konnte sich in den vergangenen Jahren einige ungewöhnliche Rechte sichern – etwa das auf direkte Datenabfrage beim Internetprovider oder ein Verbot von "Umgehungstechnologie". Nun formulierte die Universal Music Group (UMG) in den USA einen neuen Anspruch. Danach sollen auch der Weiterverkauf und das Wegwerfen von CDs Copyright-Verletzungen darstellen können.

Universals Anwalt Russell Frackman, der für die Musikindustrie unter anderem den Napster-Prozess gewann, erhob diesen Anspruch im Rahmen eines Prozesses gegen Troy Augusto, der Promo-CDs des Labels auf eBay angeboten hatte. Frackman argumentiert, Augusto habe die CDs nicht weiterverkaufen dürfen, weil sie ihm vom Musikkonzern nicht verkauft wurden und deshalb die "first-sale doctrine" nicht greife. Diese besagt unter anderem, dass die Kontrolle von Monopolrechtsinhabern nur bis zum ersten Verkaufsvorgang eines Tonträgers gilt, weshalb er gebraucht beliebig oft weiterveräußert werden darf.

Die Musikindustrie versuchte bereits mehrmals, den Weiterverkauf von gebrauchten Tonträgern zu unterbinden, was ihr aber aufgrund des bereits 1908 vom Supreme Court eingeführten Rechtsgrundsatzes nie gelang. 1976 wurde in einer Gesetzesänderung festgelegt, dass für die Geltung dieses Grundsatzes kein Verkauf notwendig ist, sondern auch andere Formen der Inverkehrbringung reichen. Nicht greifen sollte der Grundsatz dagegen bei lediglich vermieteten Objekten. Seitdem entwickelte sich vor allem zu Software eine ausgesprochen widersprüchliche Rechtsprechung. Hier beriefen sich Hersteller teilweise darauf, dass ihre Software nicht verkauft, sondern lediglich lizenziert würde.

Die Electronic Frontier Foundation (EFF) befürchtet im Falle des Erfolgs der Klage auch Folgen für Verbraucher und übernahm deshalb Augustos Verteidigung. Problematisch an der Argumentation Frackmans sei unter anderem, dass er Augusto die Beweislast für den Erstverkauf auferlegen will. Würde diesem Anliegen stattgegeben, könnte dies für Verbraucher heißen, Belege für CDs jahrzehntelang aufheben zu müssen. Der Universal-Anwalt sieht außerdem in Augustos Angabe, er hätte die CDs im Falle der Unverkäuflichkeit verschenkt oder weggeworfen, eine "ungenehmigte Verbreitung" und damit eine Copyrightverletzung.

Die Musikindustrie verschickt viele Tausende von Promo-CDs – meist ungefragt. Im Allgemeinen werfen Radiosender und Redaktionen solche CDs weg. Eine umweltbewusstere Minderheit trägt sie in Second-Hand-Läden; archiviert werden solche Musikbemusterungen in Zeiten zunehmender Raumnot kaum noch. (pem/Telepolis)

Quote14. April 2008 0:47
***Faketicker Landgericht Hamburg***
GarryP (154 Beiträge seit 22.08.04)

Aus dem Gerichtssaal:

Heribert H. kaufte am 12. Dezember nachweislich eine CD der Gruppe
TrashASTrashCan.
Das Gericht ist der Überzeugung, daß Herr H. die geltenden
Lizenzbedinungen gem. §1234 klein a Abs.47 des Musikindustriegesetzes
verletze, als er diese CD seinem Sohn Benjamin H. zu Weihnachten
weiter verschenkte.
Weil Herr H. jedoch nicht vorbestraft war, kam er mit einer
vergleichsweise milden Strafe von 2 Jahren auf Bewährung davon,
jedoch mit der Auflage, 3 Monatsgehälter an den Verband der
notleidenden Musikindustrie zu spenden.

Das Urteil ist rechtskräftig.


Quote14. April 2008 0:48
Abschaffung des Urheberrechts auf Musik
Diedel (mehr als 1000 Beiträge seit 28.02.01)

Welche Folgen hätte es, würde man das Urheberrechts im Falle von
Musik weltweit komplett abschaffen?

1. Innerhalb kürzester Zeit würden Altruisten dafür sorgen, dass das
gesamte aufgezeichnete musikalische Schaffen der Menschheit in
Tauschbörsen allgemein zur Verfügung steht.

2. Rein aus kommerziellen Interessen produzierte Musik würde nicht
mehr hergestellt.

3. Musiker würden von den Eintrittsgeldern für ihre Konzerte leben
und ihre Musik in geeigneter Form zu Promotionzwecken im Web
veröffentlichen. Komponisten, die Musik etwa für Filme oder
Computerspiele oder Muzak herstellen, würden auch weiterhin von ihren
Auftraggebern bezahlt. So etwas wie eine GEMA würde es nicht mehr
geben.

Quote14. April 2008 1:34
Re: Abschaffung des Urheberrechts auf Musik
Nabeshin (mehr als 1000 Beiträge seit 11.08.03)

Es wäre vielleicht hilfreich, wenn man (durchaus im Sinne der Urheber
und nicht im Sinne der Verwerter) richtige Begriffe an richtiger
Stelle verwendet.

Das Urheberrecht ist (zumindest nach deutschem Rechtsverständnis)
NICHT übertragbar. Das bleibt für immer beim Urheber. Was auch gut
ist!

Zu reformieren ist allenfalls die Handhabung von Verwertungs- und
Vertriebsrechten UND vor allem das Ausmisten dieses unsäglichen
Begriffes "Geistiges Eigentum".


Quote14. April 2008 2:19
Re: Abschaffung des Urheberrechts auf Musik
Diedel (mehr als 1000 Beiträge seit 28.02.01)

Nabeshin schrieb am 14. April 2008 1:34

> Das Urheberrecht ist (zumindest nach deutschem Rechtsverständnis)
> NICHT übertragbar.

Das ist mir bekannt. Aber ich plädiere für die Abschaffung des
Urheberrechts im Falle von Musik. Ein Urheberrecht, das nicht
existiert, kann auch nicht übertragen werden.

Ich kann eine Begründung auch kurz skizzieren:

Musik ist eine uralte Form menschlicher Kommunikation. Die
Herstellung von Musik ist nahezu jedem möglich. Man müsste schon
gelähmt und stumm sein, um keine Musik nach außen kommunizieren zu
können. Aber selbst dann ist nicht ausgeschlossen, dass man Musik
erdenkt, sie also im eigenen Kopf spielen lässt.
Zum therapeutischen Einsatz von Musik könnte ein Musikpädagoge
einiges Interessantes hinzufügen.

Sicher ist es schon einigen passiert, dass man sich eine Melodie hat
einfallen lassen, die man dann später in einem anderen Musikstück
wiedererkannt hat. Wir stehen auf den Schultern von Giganten, und bei
der begrenzten Anzahl von Tönen ist es wahrscheinlich, dass die
Melodie zum neuesten Charthit z.B. schon einem Leibeigenen im 12.
Jahrhundert bei der Fronarbeit auf dem Felde eingefallen ist.

Ein Urheberrecht auf Musik erscheint mir daher ebenso fragwürdig wie
ein Urheberrecht auf Sprache.

Das Kulturgut Musik ist einfach zu wichtig, um es monopolistischen
Profitgeiern zu überlassen. Und wenn diese Leute ihre radikalen
Maximalforderungen aufstellen können, sollten diejenigen, die am
Erhalt des Kulturguts Musik interessiert sind, ebenfalls ihre
Maximalforderungen ohne falsche Rücksichtnahme formulieren.

Übrigens sind gerade vier von mir bestellte Musik-CDs unterwegs.
Allesamt geordert in den USA über den Amazon Marketplace, weil sie
selbst mit Bezugskosten von je 3 Euro Porto dort deutlich preiswerter
sind als in Deutschland. Das ist natürlich ökologischer Wahnwitz,
aber die Ursache ist die seltsame Preisgestaltung der
monopolistischen Musikindustrie.

Und monopolistisch ist sie deshalb, weil es für jedes musikalische
Werk nur einen Rechteinhaber gibt, der bestimmt, auf welche Weise
dieses Werk veröffentlicht wird und ob es überhaupt veröffentlicht
wird.
Es gibt z.B. durchaus die eine oder andere LP, die ich mir gerne als
CD nachkaufen würde, die aber nie als CD in den Handel gekommen bzw.
seit Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr verfügbar ist.







Quote14. April 2008 1:25
Reißerische Überschrift, mehr Sachlichkeit
step, step@startplus.de (mehr als 1000 Beiträge seit 05.03.00)

Hmm, die Überschrift ist ja nun wirklich BILD-Format, also
grenzwertig. Natürlich ist der MI der Handel mit gebrauchten CDs ein
Dorn im Auge, offensichtlich hat aber selbst intensivste Lobbyarbeit
(mit allen *Vergünstigungen* die für die Zielpersonen damit verbunden
sind) keinen dahingehenden Erfolg gebracht.

In diesem speziellen Fall geht es aber um den Verkauf von Hörproben,
die von der MI an bestimmt Personen kostenlos geliefert werden, um
Bekanntheit oder bessere Positionierung ihrer Stars und Sternchen zu
erreichen. Dass der Verkauf solcher Hörproben nicht gerade auf
Zustimmung des Herstellers stößt, ist aber selbst für mich, trotz
meiner sehr kritischen Einstellung zur MI, durchaus nachvollziehbar.
Wenn jemand das Booking in einem Club macht, dann wird er ja auch die
Ihm zugesendeten Demo-CDs nicht irgendwo verkaufen, das fände ich
zumindest als ziemlich fragwürdig.

Während es in diesem Fall um den Verkauf bei ebay geht, ergeben sich
auf einem völligen Nebenschauplatz die Option Verschenken oder
Wegwerfen:

> Der Universal-Anwalt sieht außerdem in Augustos Angabe, er hätte die CDs im
> Falle der Unverkäuflichkeit verschenkt oder weggeworfen, eine "ungenehmigte
> Verbreitung"

Hier bezieht sich der Anwalt mit der Aussage "ungenehmigte
Verbreitung" doch offensichtlich auf die Variante "verschenkt".
Den ganzen Sachverhalt unter dem Titel "Musikindustrie will Wegwerfen
von CDs verbieten", ist allerübelster Stil, den BILD und Co. auch
nicht schlechter hinbekommen hätten.

MfG
Step.


Quote14. April 2008 5:45
P0rnoindustrie will privaten Sex verbieten
ganzgenau (mehr als 1000 Beiträge seit 23.01.04)

...



Aus: "Musikindustrie will Wegwerfen von CDs verbieten" (14.04.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Musikindustrie-will-Wegwerfen-von-CDs-verbieten--/meldung/106423 (http://www.heise.de/newsticker/Musikindustrie-will-Wegwerfen-von-CDs-verbieten--/meldung/106423)

Title: [IP-Nummer 195.40.39.2 und die IFPI-Geschichte... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 15, 2008, 12:20:03 PM
Quote[...] Sehr dumme Leute tappen in die "es-war-nicht-alles-schlecht"-Falle, etwas klügere manipulieren ihre Vergangenheit einfach ein bisschen. Zur letzteren Gruppe Gehörige sitzen offenbar beim Weltverband der Phonoindustrie, der International Federation of the Phonographic Industry oder kurz "IFPI".

Der unterließ – wie anderswo üblich – Jubelmeldungen und pompöse Pressemitteilungen zu seinem 75. Jubiläum. Auch auf der Firmenwebsite der IFPI fand sich nichts über die Geschichte des Verbandes – ein Indiz dafür, dass es möglicherweise etwas gab, was ihm ausgesprochen peinlich sein musste. Mehr noch: Die IFPI-Geschichte war auch aus der englischen Wikipedia gelöscht worden - unter anderem von einem Benutzer mit der IP-Nummer 195.40.39.2. Weil sich relativ leicht herausfinden ließ, dass die IP-Nummer zum Londoner IFPI-Hauptquartier gehört, weckte das beim schwedischen Historiker Rasmus Fleischer die Neugier, näheres zur Geschichte des Verbandes herauszufinden.

[...]

Quote14. April 2008 1:29
Wissen als Eigentum von Staat und Konzernen - eine totalitäre Idee
Europa2010 (97 Beiträge seit 07.09.07)

Mag sein, daß Patente und Urheberrecht in bestimmten Fällen sinnvoll
sind. Die Ideologie von IFPI und Co, deren Praxis manchmal an die
Mafia erinnert (noch so eine Wurzel?) sind zutiefst totalitär. Alles
Wissen, alle Kunst und Kultur, ja im Grunde alle kreativen Gedanken
die je ein Mensch gefasst hat, sollen Eigentum eines Konsortiums aus
Verwertungsgesellschaften sein.

...


Quote14. April 2008 9:54
Mussolinis "Korporatismus" ist ja auch eine Realität geworden.
Nordstern67 (mehr als 1000 Beiträge seit 07.04.06)

Dass da einige Wirtschaftsverbände an Geschichtsklitterung
interessiert sind, ist kein Wunder.

Oh, böse Kapitalismuskritik von mir. ;)

Der Nordstern.




Quote14. April 2008 10:26
Geistiges Eigentum
Wächter der Nacht (301 Beiträge seit 06.12.07)

ist ein Widerspruch in sich. Etwas Immaterielles kann niemals
jemandem gehören. Schon gleich gar nicht einem Rechteverwerter, einer
Plattenfirma etc. Das bringt nur der Kapitalismus fertig, in dem
alles Ware ist.
Die ganze Chose mit dem "Urheberrecht" würde schlagartig aufhören,
wenn die Rechte allein bei den Urhebern, den Musikern und Autoren
blieben. Höchstens für die Vermarktung werden diese Dinosaurier noch
gebraucht. Aber in den Zeiten des Internet ist auch das fraglich.

Wieviel Lobby-, Gesetzes- und Ermittlungsarbeit, wieviel unsinnige
Propaganda (sorry: Aufklärung), wieviel nutzlose manpower muss von
der Industrie, von Staat und Gesellschaft geleistet werden, nur um
die Interessen einer kleinen mächtigen Clique durchzusetzen?

Dabei ist dieses System zutiefst undemokratisch, wie der Artikel
zeigt. Es hat anscheinend ja faschistische Wurzeln, es zielt auf
mächtige Monopole (sorry: Verbände), die bestimmen, wo es lang geht,
die ihre Vorstellungen beim Gesetzgeber in der EU und auch im
Bundestag durchdrücken können, die aber nie zufrieden sind, und immer
mehr wollen:
http://www.heise.de/newsticker/Musikindustrie-will-Wegwerfen-von-CDs-verbieten--/meldung/106423


Und was steht am Ende? Der geknebelte Konsument, dem vorgeschrieben
wird, wann er was wie und wo sehen und hören darf, und der geknebelte
Künstler, der nach Gutdünken vom Verwerter mit Brosamen abgespeist
wird. Ein paar fette Firmen und eine völlig verarmte, weil auf
Einheitsbrei getrimmte "Kulturindustrie".

...






Aus: "Mussolini und der Musikindustrieverband" Peter Mühlbauer (14.04.2008)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27717/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27717/1.html)

Title: [Bundeskanzlerin soll Künstlerrechte schützen... ]
Post by: lemonhorse on April 25, 2008, 09:12:05 AM
Quote[...]  Rund 200 teilweise prominente Künstler haben einen vom Bundesverband Musikindustrie verfassten offenen Brief an Angela Merkel unterzeichnet, in dem die Bundeskanzlerin aufgefordert wird, sich für den Schutz des geistigen Eigentums einzusetzen und das Thema "zur Chefsache" zu machen. Anlass des offenen Briefs, der am morgigen Freitag als ganzseitige Anzeige in der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der tageszeitung erscheinen soll, ist der von der World Intellectual Property Organization (WIPO) ausgerufene "Tag des geistigen Eigentums", der am Samstag (26. April) ansteht.

"Als Komponisten und Musiker, Schriftsteller und Verleger, als Schauspieler und Filmemacher begrüßen wir es sehr, dass mit diesem Tag das Bewusstsein für den Wert geistigen Eigentums gestärkt werden soll", formuliert der Bundesverband Musikindustrie. "Denn leider müssen wir täglich mit ansehen, wie das Recht auf einen angemessenen Schutz unserer Werke missachtet wird. Vor allem im Internet werden Musik, Filme oder Hörbücher millionenfach unrechtmäßig angeboten und heruntergeladen, ohne dass die Kreativen, die hinter diesen Produkten stehen, dafür eine faire Entlohnung erhalten."

Allein in Deutschland seien im vergangenen Jahr über 300 Millionen Musikstücke illegal aus dem Internet heruntergeladen worden, heißt es weiter. Dies sei zehnmal mehr, als legal verkauft worden seien. Mehrere Millionen Menschen würden sich regelmäßig aus "Internet-Tauschbörsen und anderen illegalen Quellen" im Netz bedienen. "Und obwohl damit nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Allgemeinheit durch Steuerausfälle und Arbeitsplatzverluste geschädigt werden, schaut der Staat bisher nahezu unbeteiligt zu", kritisieren die Verfasser. Nachdem sich die Bundeskanzlerin in China bereits vorbildlich für die Interessen der deutschen Industrie beim Thema Produktpiraterie eingesetzt habe, solle sie dies auch in Deutschland für mehr Respekt vor dem Schutz geistigen Eigentums tun.

In Anspielung auf geforderte Überwachungsmaßnahmen seitens der Provider stellen die Autoren des offenen Briefs die Behauptung in den Raum, allein 70 Prozent des Internetverkehrs in Deutschland entfielen auf "die – leider meist illegale – Tauschbörsennutzung". Und weiter: "Aber während beispielsweise die milliardenschwere Telekommunikationsindustrie massiv von der Nutzung illegaler Inhalte profitiert, verweigert sie beim Schutz geistigen Eigentums die Verantwortung." Als europäische Musterschüler in Kampf gegen illegales Filesharing werden Frankreich und England angeführt. So sollen etwa in Großbritannien ab 2009 gesetzliche Vorgaben für Provider gelten, nach denen Internet-Nutzern bei wiederholten Urheberrechtsverletzungen der Zugang gesperrt wird.

Zu den Unterzeichnern des offenen Briefs gehören unter anderem die Filmregisseure Sönke Wortmann, Bernd Eichinger und Faith Akin sowie die Schauspieler Til Schweiger, Renan Demirkan und Detlev Buck. Mit dabei sind auch Musikgruppen wie Tokio Hotel, Monrose, Söhne Mannheims und Juli sowie die Sänger Udo Lindenberg, Reinhard Mey, Peter Maffay, Roger Cicero und LaFee. Unterstützung kommt auch von der Moderatorin Barbara Schöneberger, dem Produzenten Ralph Siegel, dem Komponisten Wolfgang Rihm, der Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz und dem Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder. (pmz/c't)

Quote25. April 2008 04:25
Irgendwie lustig...
dreaddy2 (7 Beiträge seit 11.03.08)

Nicht, dass ich jemals etwas von besagten Leuten herunterladen würde
oder die Illegalität dieses Tuns in Frage stelle, aber wenn ein
Haufen auch trotz Filesharing sehr sehr gut verdienender Millionäre
verzapfen, dass die zu großen Teilen Schüler, Studenten und Leute für
die 30 Euro nicht mal eben aus dem Geldbeutel gezückt sind, doch mal
ihren Krams zahlen sollten...
Egal ob das Recht auf ihrer Seite ist, ich würde mich beim
Unterschreiben von diesem geistigen Eigentum Brief recht schäbig
fühlen.
Aber ein Angehöriger einer Branche, die es unter Kundenbindung
versteht, seit Jahren potentiellen Kunden mit Gefängnis zu drohen um
sie zum kaufen zu motivieren, sieht das vermutlich nicht so.

...



Quote25. April 2008 07:04
Ein Stück Zeitgeschichte
Tonikaparallele (397 Beiträge seit 14.05.07)

Sollte es auch weiterhin dabei bleiben, dass sich die Zeiten ändern,
dann könnte dieses Dokument irgendwann mal ganz interessant werden.
Es sagt mE viel aus über die Zeit, in der wir heute leben. Vor allen
Dingen für Musikwissenschaftler, aber nicht nur. Ich jedenfalls fühle
mich an die DDR-Musikwissenschaft erinnert, was einerseits an den
offensichtlichen Lügen im Text und andererseits am Quatsch-Begriff
"Geistiges Eigentum" liegt. Stellte die DDR-Musikwissenschaft alle
(echte, "gültige") Musik als Produkt des Volkes hin und blendete den
Künstler als Individuum völlig aus, so wird heutzutage Musik allein
als Wirtschaftsgut gesehen. Das ist sie zwar zweifellos u.a. auch,
aber doch nicht *nur*. Anders ausgedrückt: Gerade so, wie man in der
DDR auf Biegen und Brechen alle persönliche künstlerische Äußerungen
entweder als dekadenten Quatsch abtun oder der sozialistischen
Ideologie einverleiben musste (Lieder eines unglücklich Verliebten
als Ausdruck der "allgemeinen sozialen Misere"), so wird in unserer
Zeit alles nur noch im Hinblick auf Verwertbarkeit und Gewinn gesehen
und dabei vieles ausgeblendet. Man riecht den Schweiß.


Quote24. April 2008 19:53
Geldgier vs. Freiheitsrechte
p_kater (mehr als 1000 Beiträge seit 29.07.04)

Das ist ja nichts Neues, sozusagen die Grundlage einer
kapitalistischen Demokratie im Spannungsfeld der Interessen. Aber es
gibt den Moment, indem eine Demokratie in eine Diktatur umkippt. Zum
Beispiel dann, wenn zur Durchsetzung der Geldgier Einzelner die
totale Überwachung eingeführt wird. Frage: Kann einem Künstler egal
sein, ob er in einer Demokratie oder einer Diktatur lebt? Ich finde
nicht. Diesen Künstlern ist es aber egal. Wenn sie damit leben
können...


Quote25. April 2008 08:23
Wochenende: Kinderchorauftritt...
egnurg (173 Beiträge seit 31.07.02)

... Kostüme selbst gebastelt, Lieder AUSWENDIG GELERNT und LIVE
GESUNGEN!
Lampenfieber, freuen sich über ein Überraschungsei und den Applaus
des Publikums.

DAS sind Künstler!!

Für den Auftritt müssen sie aber GEMA anmelden und dürfen kräftig
dafür zahlen.
Soviel daß sich der Verein schon überlegt ob er überhaupt noch
Kinderchor-Auftritte finanzieren kann.
Oder so Dinge wie Kinderfasching und Jugenddisco - kaum noch
finanzierbar.
Dann sitzen die Kids eben zuhause und raubdownloaden sich ihre
Lieder, was sollen sie auch sonst machen?

Von den Abgaben müssen halt auch die "armen" Künstler finanziert
werden deren Platten immer nur raubkopiert werden...

Mein Vorschlag an Merkel:
Kostenloses Auftrittsrecht für alle Kinder und Jugendliche unter 18!


Quote25. April 2008 09:06
ausgerechnet die Filmemacher in Deutschland
Xyrus (mehr als 1000 Beiträge seit 10.06.05)

produzieren ihre Filme oftmals mit öffentlichen Filmfördergeldern
oder im Auftrag der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten mit
Zwangsgebühren und wollen nachher das Urheberrecht für sich
proklamieren. Wer Filme mit öffentlichen Geldern produziert, müsste
eigentlich gezwungen werden, seine Werke unter creativ commons Lizenz
zu stellen, meine Meinung. ...


Quote25. April 2008 02:16
ihr habt angst um euer geld???
dannyray (165 Beiträge seit 23.07.07)

DANN LASST ES!
denn "künstler" seid ihr NICHT!
[...]  ein künstler ist jemand, der seiner kreativität freien lauf lässt, ungeachtet materieller
faktoren. wer dabei an profit denkt, ist kein künstler mehr, sondern ein schaffender - wie jeder 0815-angestellte auch.

ganz davon abgesehen nagt keiner der unterzeichner am hungertuch, im gegenteil. sie haben bloss angst um die vermarktung ihrer produkte und das internet ist ihr natürlicher feind.  denn das internet ist grösser als das CD-regal im blödmarkt, hier gibt es zig newcomer und freie auswahl. und im internet muss man nicht kaufen, nein, hier KANN man unterstützen, was man für gut hält.

also leckt mich doch am arsch.  [...] wenn ihr kein bock habt kreativ zu sein und nur noch verkaufen wollt,
dann lasst es doch einfach sein.



Aus: "Offener Brief: Bundeskanzlerin soll Künstlerrechte schützen" (24.04.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Offener-Brief-Bundeskanzlerin-soll-Kuenstlerrechte-schuetzen--/meldung/106992 (http://www.heise.de/newsticker/Offener-Brief-Bundeskanzlerin-soll-Kuenstlerrechte-schuetzen--/meldung/106992)

-.-

Quote[...] Liebe Musikindustrie,
schon seit Jahren schreibe ich mir im Internet die Finger wund um darauf hinzuweisen, dass der technologische Fortschritt im Internet mit Ansprüchen, die sich aus dem Term ,,Geistiges Eigentum" ergeben, und den herkömmlichen Top-Down-Geschäftsmodellen nicht vereinbar ist und ich könnte es kurz machen und einfach schreiben: ,,Was kann ich für euer geficktes Businessmodell?" Was letztlich viel cooler und knackiger wäre, aber irgendwie habe ich wirklich Lust, etwas weiter auszuholen. Dass ich mich dabei wiederhole, weil dieses Thema ständiger Begleiter von Nerdcore ist, ist mir völlig Wuppe. Lesen Sie das hier also als so einen Nerdcore-Copyright-Tag-Remix.

Zunächst hatten Sie es sehr leicht. Da standen in den Neunzigern hier und da die Server rum, da hatte jemand die Verantwortung dafür und wenn da böse MP3s drauf lagen, verklagte man den halt ordentlich. Und dann kam 1998 Napster, die erste Software, die eine neue Technologie namens P2P begründete und die es den Nutzern erlaubte, nicht mehr auf einen zentralen Server zuzugreifen, sondern sich gegenseitig tolle Musik zu schicken. Unerhört! Leider, leider lagen die Informationen der Dateien bei Napster, weshalb man es in Grund und Boden klagte. Anstatt sich einer funktionierenden Technologie zu bedienen und sie zu monetarisieren, haute man sie kaputt. Kann man so machen, man darf sich dann aber nicht über das Ergebnis wundern. Weil, wissense, die Internet-Leute sind ja nicht blöd.

Die programmierten nämlich schwuppsdiwupps Software, die nirgends mehr irgendwelche Dateien oder Infos zentral hostete und die deshalb für Sie, sehr geehrte Musikindustrie, leider unfickbar wurde. Seitdem weinen Sie bittere Tränen und weil Sie so bitter weinen, hat die Bundeskanzleuse schon 2006 auf dem tollen G8-Gipfel versprochen, etwas zu tun. Und die Politik hat ja auch viel für Sie getan in letzter Zeit. Zum Beispiel ist nicht nur mehr der Upload geschützter Werke strafbar, sondern auch der Download (und um den geht es Ihnen ja auch schließlich, nicht wahr?) Noch dazu haben sie die zweifelhafte Vorratsdatenspeicherung durchgewunken, wobei Ihnen gleich das Wasser im Mund zusammengelaufen ist und siehe da: Sie sollen tatsächlich Zugang zu Verbindungsdaten erhalten. Na, das ist doch was, oder? Da kann man sich doch mal ein bisschen freuen und ich verstehe nicht so recht, warum Sie im Eingangs zitierten Brief immer nichts als weinen. Naja, vielleicht ahnen Sie ja bereits das Fazit dieses Artikels, den ich nun auch mal so langsam ausklingen lassen will, denn ich möchte mich und meine Leser nicht ständig mit Themen zu Copyright und Musikindustrie langweilen. Ich mach's jetzt kurz, okay?

Restlos alle ihre Bemühungen, Internet-Piraterie zu unterbinden sind gescheitert und werden weiterhin scheitern. Hören Sie endlich auf, sich in Ihrer beknackten Opferrolle heimisch zu fühlen und gleichzeitig zu behaupten, die Zahlen der P2P-Nutzer würde sinken. Denn es stimmt nicht. Monetarisieren Sie endlich die vorhandene, funktionierende und vor allem einfache Technologie und machen Sie Schluß mit ihren Bemühungen, den Nutzern umständliche, proprietäre und indiskutable Lösungen zu präsentieren. Es tut mir ja leid, dass die Zeiten vorbei sind, als Sie darüber bestimmten, wie und wann Musik gehört wurde. Get over it!

Kopieren Sie die Piraten! Warner, ein Vertreter Ihrer Spezies ist da schon einen Schritt weiter. Gehen Sie mit, machen Sie Vorschläge und beschäftigen Sie sich endlich mit dem Netz. Es ist nicht böse, glauben Sie mir: wir wollen nur spielen. Und tauschen. Machen Sie was draus. Sie werden nicht daran zu Grunde gehen, versprochen. Sie werden sich nur verändern.

[...]

[update2] Hier die Liste der Unterzeichner, danke für's abtippen, Karsten.

   
Quote2raumwohnung, Daniel Acht, Fatih Akin, Götz Alsmann, Stefan Arndt, Bob Arnz, Uli Aselmann, Andreas Auth, Lutz Bandte, Wolf Bauer, Claudia Baumhöver BAP, Dr. h.c Wolfgang Beck, Christian Becker, Oliver Berben, Christoph Biermann, Julia Boehme, Claus Boje, Ranja Bonalana, Dr. Jörg Bong, Prof. Dr. Heinrich Breloer, Silke Brix, Till Brönner, Burkhard Brozat, Prof. Christian Bruhn, Francesco Bruletti, Anni Brunner, Detlev Buck, Sven Burgemeister, Leander Carell, Yvonne Catterfeld, Roger Cicero, Culcha Candela, Jakob Claussen, Caroline Dabue, Samy Deluxe, Renan Demirkan, Joy Denalane, Helmut Dietl, Die Labbese, DJ Ötzi, Klaus Doldinger, Bernd Eichinger, EL*KE, Peter Eötvös, Jörg Evers, Dieter Falk, Dr. Wolfgang Ferchl, Axel Fischer, Helene Fischer, Uschi Flacke, Julia Franck, Egon L. Frauenberger, Amelie Fried, Molly von Fürstenberg, Joseline Gassen-Hesse, Hans W. Geißendörfer, Bijan Ghawami, Dr. Peter Gölitz, Ulrich Granseyer, Herbert Grönemeyer, Ludwig Güttler, Till Hagen, Martin Hagemann, Kirsten Hager, Klaus Hanslbauer, Titus Häusermann, Peter Heppner, Max Herre, Gerd Hesse, Sabine Hirler, Mischa Hofmann,Dr. G.-Jürgen Hogrefe, Höhner, Dr. Gottfried Honnefelder, Klaus Humann, Viola Jäger, Christoph John, Juli, Udo Jürgens, Dr. Joachim Kaps, Ewa Karlstroem, Andreas Langenscheidt, Toni Kater, Joachim Kaufmann, Georg Kessler, Dietrich zu Klampen, Klaus&Klaus, Alexander Klaws, Patrick Knippel, Astrid Lollex, René Kollo, Meike Kordes, Harald Kügler, Mickie Krause, Joachim Król, Michael Krüger, Dieter Thomas Kuhn, Peter Lackner, LaFee, Prof. Ulrich Limmer, Udo Lindenberg, Peter Lohmann, Annett Louisan, Peter Maffay, Manfred Mai, Martin May, Helge Malchow, Marquess, Marc Marshall, Jens Meurer, Reinhard Mey, Kari Meyer, MIA, Michael Mittermeyer, Monrose, Martin Moszkowicz, Christoph Müller, Nobelpenner, Oomph!, Margit Ostewold, Erick Öxler, Wolfgang Pampel, Stefan Peters, Dr. Joerg Pfuhl, Uli Putz, Thomas Quasthoff, Rabaue, Karl-Klaus Rabe, Frank Ramond, Reamonn, Uschi Reich, Aribert Reimann, Steffen Reuter, Revolverheld, Dr. Andreas Richter, Prof. Dr. h.c. Wolfgang Rihm, Rosanne Rocci, Hilke Rosenboom, Ursula Rosengart, Rosenstolz, Jennifer Rostock, Dr. Christian Rotta, Sasha, Prof. Dr. Enjott Schneider, Philipp Schepmann, Schiller, Monika Schlitzer, Jörg Schlönvoigt, Bernhard Schmid, Kim Oliver Schmidt, Dr. Patricia Scholten, Walter Scholz, Barbara Schöneberger, Atze Schröder, Hermann Schulz, Dr. Susanne Schüssler, Jan Schütte, Til Schweiger, Scooter, Seeed, Mark von Seydlitz, Rodion Shchedrin, Ralph Siegel, Söhne Mannheims, Martin Spencker, Tom Spieß, Dagmar Stehle, Dr. Jörg D. Stiebner, Ulrich Stiehm, Dr. Henning Stump, Alexander Thies, Tokio Hotel, Imre Török, Judy Tossell, Matthias Ulmer, Andreas Ulmke-Smeaton, Ulla Unseld-Berkéwich, Philip Voges, Prof. Lothar Voigtländer, Neele Vollmar, Dr. Ralf Weigand, Stefan Waggershausen, Peter Wackel, Wagner Love, Joachim Weidler, Max Wiedemann, Ursula Woerner, Johanna Wokalek, Sönke Wortmann, Peter Zenk und Tom Zickler haben diesen Brief unterschrieben.

QuoteKommentare:

#

Ein bisschen viel "ficken" und "kacken" in dem Text... aber sonst: volle Zustimmung
Kommentar von margerie - 24. April 2008 @ 21:23 Uhr Reply to this comment
#

Also, ,,kacken" steht gar nicht drin. ,,Ficken" ja. Is ja auch schöner ;)

Danke!
Kommentar von René - 24. April 2008 @ 21:30 Uhr Reply to this comment
#

Ich zähle da nur ein "ficken", und das wird durch das wunderschöne "unfickbar" ja quasi wieder aufgehoben.
Und ansonsten steckt da so viel wahres drin, das man auch ruhig ein paar unmissverständliche Worte nutzen darf.
Kommentar von Peter/Blogwinkel - 24. April 2008 @ 21:35 Uhr

[...]

Sollten in einer Demokratie nicht eigentlich Einzelinteressen ausgeblendet werden und nur das Allgemeinwohl zählen?
...
Kommentar von Bene - 24. April 2008 @ 22:24 Uhr

[...] Um es mit den Worten des Lemuren-Königs aus "Madagascar" zu sagen:

-Ihr seite die große Weischeeier!-

Anstatt sich selbst mal ein Konzept aus dem doch so großen Geist zu formen, bleibt man lieber auf dem geistigen Eigentum hocken und jammert dann der Bundelmerkel die Ohren voll. Tante Angela wird schon helfen.
Kommentar von daRONN - 25. April 2008 @ 09:11 Uhr

[...] Ich schwöre hoch und heilig, nicht ein einziges Lied der Unterzeichneten jemals besessen, geklaut, geschweige natürlich gekauft zu haben, und dies auch NIEMALS zu tun. Klaus&Klaus, Ooomph!, Udo Lindenberg, DJ Ötzi und all die anderen, ich bin ja schon froh, wenn ich Eure Ergüsse nicht zufällig im Schuhladen mithören muss. ...

Kommentar von Peel - 25. April 2008 @ 10:07 Uhr Reply to this comment

[...] Eine offene Bankrotterklärung der Musikindustrie. So rückständig, so albern.. So Web 0.1
Kommentar von ritman - 25. April 2008 @ 10:42 Uhr

[...] Darf man das, was Jennifer Rostock machen jetzt eigentlich Kanzlerpunk nennen?
Kommentar von Saint - 25. April 2008 @ 12:44 Uhr

[...] Der Bundesbürger ähä Kreative Künstler, hat nichts anderes Verdient als Schäuble, Kontrolle und wirtschaftliche Versklavung.

Deutschland, Sadomasochismus in Reinkultur!
Kommentar von lutzkettenschutz - 25. April 2008 @ 15:47 Uhr

[...] Verwundert hat mich lediglich Fatih Akin, aber das Geld für Produkte der sonstigen Mischpoke müßte man schon mit der Knarre aus mir rauspressen.
Arg gruselige Liste.

"Geistiges Eigentum..." als ".Öl des 21. Jahrhunderts" ist wirklich gaga. Und das von Getty. Das ist so als würde man Al Capone über die Prohibition befragen. "Klasse Sache, verdiene Millionen mit dem selbstgebrannten Schnappes!"

Jedes aufgeworfene Argument ließe sich einfachst zerpflücken. Besonders ärgert mich die Darstellung, daß die künstlerische Landschaft verkargen würde, wenn diese Künstler-Wanna-Bes kein Geld mehr für ihre Machwerke bekommen. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Alle Kanäle sind verstopft mit vermarktbarem Unfug besagter "Künstler", während die meisten passionierteren Künstler eher ein Schattendasein in obskuren Musikmagazinen oder- websites führen. (@ Meaty: Es gibt eine ganze Menge guter Musik da draußen, man muß nur danach suchen. Radio und TV helfen da recht wenig, die bedienen nur den kleinsten gemeinsamen Nenner.)
Als ob niemand mehr Musik machen würde, wenn er nix damit verdienen würde. Ein großer Teil des Internets ist doch der Beweis des Gegenteils. Manche Menschen haben einfach Spaß daran, Inhalte zu produzieren und müssen nicht noch extra bezahlt werden. Das ist der Content-Industrie (Musikindustrie, Verlage etc.) natürlich extrem unheimlich -und natürlich existenzbedrohend- und deswegen wird versucht, zu kriminalisieren, schmähen (s. auch die Mainstream-Presse zum Thema Blogs),zu drohen und zu jammern.
Trotzdem: Musik hat sich mit der Digitalisierung quasi verflüssigt, ist verlustfrei zu vervielfältigen und ist nicht mehr trägergebunden (CD, Vinyl etc.), damit gibt es auch keine Güternappheit mehr, die eigentlich eine der wirtschaftsphilosophischen Grundvoraussetzungen für die Begründung von Eigentumsrechten ist.

...

Kommentar von Stefan - 25. April 2008 @ 17:32 Uhr



[...] Also, wenn die Unterschreiber die letzten Getreuen der Musindustrie sind, dann steht deren Ende wirklich sehr kurz bevor.
Kommentar von vib - 25. April 2008 @ 18:42 Uhr

[...] # das Geilste ist doch, dass der ganze P2P-Kram den "kleinen Künstlern" schade! was ein bullshit! die haben doch echt keinen Schimmer, was die Zeichen der zeit sind bzw. wie der verfickte Hase läuft. Dass das genaue Gegenteil dieser dümmlichen Behauptung der Fall ist, geht einem aber wohl nicht auf, wenn man eben Teil einer INDUSTRIE ist und es eben nicht um "Kunst" geht. P2P ist für "Untergrund"sachen abseits des Mainstreams ein wahrhafter Segen. Ende, aus.
Kommentar von jay - 26. April 2008 @ 13:48 Uhr Reply to this comment


[...] DJ Ötzi und "geistiges Eigentum" ist eigentlich DER Oberknaller - wäre es eigentlich wert, einen eigenen Artikel drüber zu schreiben. :-)
Kommentar von Stefan - 26. April 2008 @ 14:10 Uhr

[...] "Die Krise im Schallplattengeschäft des Jahres 1959 ist nicht auf Deutschland beschränkt. Ähnliche Schwierigkeiten verzeichneten in den letzten Jahren fast alle westeuropäischen Länder und vor allem Amerika. Die Plattenhändler stöhnen über die Konkurrenz des Fernsehens mit den gleichen Worten wie die Kinobesitzer.

Die finanzielle Belastung, die dem Konsumenten beim Kauf eines Fernsehapparates auferlegt wird, tut dem Schallplattenverkauf Abbruch. Außerdem wird die Freizeit jetzt mehr vom Fernsehapparat in Anspruch genommen als vom Plattenspieler. Auch Tonband und Motorgefährt schlucken jetzt einen Teil der Gelder, die früher vom Käufer in Platten angelegt wurden. Die Überproduktion der Plattenfirmen ist jedoch der wichtigste Grund für den Umsatzrückgang.

Man rechnet, dass pro Monat in Westdeutschland ungefähr 180 neue Schlagerplatten auf den Markt kommen. Das sind 360 Titel im Monat oder 4900 pro Jahr. Welcher Käufer kann da schon mithalten?"

(zitiert nach Siegfried Schmidt-Joos: Geschäfte mit Schlagern, Seite 67/68 [© 1960 Carl Schünemann Verlag Bremen])

In späteren Kapiteln geht der Autor auf den Payola-Skandal ein, erzählt, wie die echte Mafia° Jukeboxen zum Erfolg machte und berichtet von großangelegtem Chartbetrug mit faken Hörerwunschbriefen und Claqueuren, die das Applausometer nach oben trieben.



° "When Prohibition was repealed, the Outfit moved into the jukebox and film industries. They had a hand in almost every union i n Hollywood and developed first the music industry top ten and then the top 40.

A prominent position on an Outfit jukebox almost guaranteed a song would be a hit, so record producers and promoters often paid the gangsters to put their record in the number one spot."

(Quelle: The Mob that made modern America)
Kommentar von henteaser - 26. April 2008 @ 23:12 Uhr

[...] # Ihr seid also alle der Meinung, Musiker sollten für ihre kreative Leistung nicht entlohnt werden?
Kommentar von STU - 27. April 2008 @ 12:09 Uhr

#@ STU: Nein. Wo soll das stehen? Musiker oder genauer: die Musikindustrie gehen derzeit leider leer aus, weil die MI ihren Arsch nicht hochkriegt und ihr Geschäftsmodell nicht den technischen Gegebenheiten anpasst und so leid mir es tut: das ist nicht mein Problem.
Kommentar von René - 27. April 2008 @ 12:20 Uhr

[...] Die Zeiten in dennen von der Industrie aufgebaute "Künstler" mehrfache Millionäre wurden sind, zum Glück, vorbei. Im Falle der Musikindustrie von Künstlern zu sprechen ist sowieso lachhaft.

...

Kommentar von Börmel - 27. April 2008 @ 16:28 Uhr


...



Aus: "Offener Brief der Musikindustrie an die Kanzlerin zum Tag des geistigen Eigentums - und meine Antwort"
Von René am 24. April 2008 um 21:12 Uhr
Quelle: http://www.nerdcore.de/wp/2008/04/24/offener-brief-der-musikindustrie-an-die-kanzlerin-zum-tag-des-geistigen-eigentums-und-meine-antwort/ (http://www.nerdcore.de/wp/2008/04/24/offener-brief-der-musikindustrie-an-die-kanzlerin-zum-tag-des-geistigen-eigentums-und-meine-antwort/)



Title: [Staatsminister für Internetsperre bei Urheberrechtsverletzungen... ]
Post by: lemonhorse on April 26, 2008, 12:00:24 PM
Quote[...] Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat vor dem morgigen "Welttag des geistigen Eigentums" freiwillige Vereinbarungen zwischen Providern und Rechteinhabern zur "wirksamen Bekämpfung der Internetpiraterie" nach französischem Vorbild gefordert. Demnach sollen Zugangsanbieter ihren Kunden bei wiederholten Urheberrechtsverletzungen zunächst Warnbriefe schreiben. Bei deren Nichtbeachtung droht die zeitweise oder dauerhafte Kappung der Netzverbindung. Dieses Thema muss dem CDU-Politiker zufolge "auch weiterhin auf europäischer Ebene diskutiert werden". Dabei müsse auch geklärt werden, wie der effektive Kampf gegen Urheberrechtsverstöße im Internet mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung "in Einklang zu bringen ist".

Neumann macht sich damit eine Kernforderung von 200 Künstlern und zahlreichen Verbänden der Medienindustrie zu Eigen, welche diese gerade in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorbrachten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für den Staatsminister auch die Verlängerung der Schutzfristen für ausübende Künstler, schließlich gehe es hier um die soziale und wirtschaftliche Absicherung der Urheber. Zusammen mit seiner französischen Kollegin Christine Albanel habe er daher den zuständigen EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy gebeten, in Brüssel tätig zu werden. Dieser habe versprochen, noch vor der Sommerpause einen Vorschlag zu unterbreiten. Der Ire liebäugelte bereits Anfang des Jahres mit dem Ansatz, den Urheberrechtsschutz für europäische Musikkünstler von 50 auf 95 Jahre zu verlängern.

Zugleich sprach sich Neumann für "mehr Respekt gegenüber dem Wert und der wirtschaftlichen Bedeutung des geistigen Eigentums" im Zeitalter der Digitalisierung aus. Die hohe Zahl illegaler Downloads von Musik, Filmen und Hörbüchern schade nicht nur der Kultur- und Kreativwirtschaft als Zukunftsbranche, sondern bedrohe auch die wirtschaftliche Existenz des einzelnen Künstlers. Daran sollten besonders jene denken, die mit dem irreführenden Argument, Kultur sei ein allgemein verfügbares und vor allem kostenloses Gut, Kreativen die angemessene finanzielle Vergütung vorenthalten würden.

Bei der Begehung des "Tags des geistigen Eigentums" in Berlin, den Industrie und Politik am heutigen Freitag zum dritten Mal gesondert zelebrierten, warb auch Bundesjustizministerin Brigitte Zypries für eine stärkere Achtung von Immaterialgüterrechten. Verbraucher müssten etwa besser informiert werden, was Produktpiraterie für eine Volkswirtschaft bedeute. Dabei sei auch die "persönliche Betroffenheit" etwa aufgrund drohender Gesundheitsschäden durch nachgemachte Markenartikel darzustellen.

Die SPD-Politikerin begrüßte es daher, dass Microsoft im Rahmen des Vorgehens gegen Software- und Produktpiraterie erneut und erstmals gemeinsam mit der Messe Frankfurt den Wettbewerb "Die Idee" ausgerufen habe. Dieser ehre Menschen oder Organisationen, "die sich besonders für die Achtung des geistigen Eigentums einsetzen". Besonders freute sich Zypries, dass darüber hinaus der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) den Wettstreit "Ideenliebe" ausgerufen hat, mit dem vor allem Schüler in den achten bis zehnten Klassen angesprochen werden sollten.

Zypries warnte zugleich davor, bei Produktpiraterie und Raubkopien immer nur "den Zeigefinger in Richtung China auszustrecken". In China werde zwar "deutlich mehr kopiert, aber fast jeder fünfte Maschinenbauer klagt über Produktpiraterie aus dem Inland". Zudem sei die Durchsetzung geistiger Eigentumsrechte gerade erneut im Rahmen des achten "Rechtsstaatsdialogs" mit China in München angesprochen worden.

Aus der Wirtschaft waren bei der Tagung immer wieder Klagen zu hören, dass der vom Bundestag beschlossene Entwurf für ein Gesetz zur besseren Durchsetzung von Immaterialgüterrechten seinem Ziel nicht gerecht werde. Vielmehr werde damit "jede Rechtsdurchsetzung gestoppt", echauffierte sich Rüdiger Salat, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, über "einen Zustand wie in einer Bananenrepublik". Keine Erwähnung fanden dagegen etwa im Rahmen der Adelphi-Charta lauter werdende Stimmen, wonach im System des geistigen Eigentums die Balance durch eine ständige Ausweitung der Stellung der Rechteinhaber längst verloren gegangen sei und die Innovationskraft geschädigt werde. (Stefan Krempl) / (pmz/c't)


Quote25. April 2008 19:32
Wer bezahlt Herrn Neumann?
Corwin Duke, Corwin Duke (838 Beiträge seit 11.05.00)

Morbus Siemens allerorten...


Quote25. April 2008 19:35
Ja, bitte!!!! Ganz schnell her mit dem Gesetz!
choke, choke@gawab.com (mehr als 1000 Beiträge seit 16.02.01)

Und dann bitte auch konsequent hunderttausendfach Anbindungen kappen!
Eine bessere Anti-Werbung können die Assis in der Regierung gar nicht
machen. Vielleicht gehen dann ein paar mehr Leuten die Augen auf, was
gerade in diesem Land passiert.

Weil es so schön zum Thema passt: Tokio Hotel & Co. möchten härteres
Vorgehen gegen "illegale" Downloads:

> http://www.laut.de/vorlaut/news/2008/04/25/18515/

Was habe ich gelacht. Diese Bubis gerade.


Quote25. April 2008 19:39
Soziale Absicherung der Urheber mit einer Schutzfrist von 95 Jahren?
ichwersonst (mehr als 1000 Beiträge seit 24.04.02)

Selbst wenn der Urheber ein knackiges Alter von 15 hatte (was dann
doch eher unwahrscheinlich ist) Würde das eine soziale Absicherung
bis ins biblische Alter von 110 bedeuten - bei einer
durchschnittlichen Lebenswerwartung von roundabout 75 Jahren.

Wer so eine absurde Forderung mit so einer durchaubar von der MI
vorhergesagten Argumentation anschleppt und auch ansonsten zu hundert
Prozent auf Linie der Industrie liegt, der zwingt einen ja geradezu
dazu, zu fragen, was sich denn diesesmal im Überraschungsköfferchen
befunden hat.


Quote25. April 2008 20:34
Ihr Heuchler! (Editiert vom Verfasser am 25.04.08 um 21:00)
wayland_smithers (mehr als 1000 Beiträge seit 20.08.03)

Seit endlos und 3 Tagen entgegne ich jedem von euch hier und
andernorts:

Geht an die Künstler! Geht an die Schaffenden, geht an eure Idole!

Die MI ist die falsche Adresse, die MI hat nur so lange etwas zu
sagen, wie ein Vertrag mit einem Künstler läuft und alle Verträge
dieser Art sind endlich. Einige Künstler, auch populäre, arbeiten
mittlerweile völlig auf eigene Rechnung - es geht!

Andere Künstler, leider so gut wie alle - das zeigt auch dieser
letzte Aufruf, wollen es nicht anders. Die wollen ihre Werke
fabrizieren, vielleicht zusätzlich Kohle durch Konzerte machen, die
MI soll gegen einen satten Obulus produzieren, vermarkten und Inkasso
für Datenträger machen, also die unangenehme Nebenlast abnehmen.

Wenn ihr mit diesem Modell nicht einverstanden seid, dann boykottiert
die Künstler welche dieses Modell betreiben und schützen und das sind
95% all derer, deren Titel in den Filesharingnetzen getauscht werden.
All dieser angeblich so verachtenswerte Mainstream, pff...

Wer wirklich etwas gegen dieses System unternehmen will und nicht nur
seinen eigenen, bigotten Lebenswandel schönreden will, der kauft,
sieht, hört und saugt nichts von diesen Leuten. Dann würde dieses
System in kürzester Zeit an seinen eigenen Kosten ersticken.

Ihr aber, die ihr glaubt die Befriedigung eurer eigenen
Konsuminteressen für lau wäre eine Art von Robin-Hood-Widerstand
gegen die MI, ihr, die ihr euch gegenseitig "Transfomers"-saugend
auf die Schulter klopft: Ihr widert mich an.






Aus: "Staatsminister für Internetsperre bei Urheberrechtsverletzungen" (25.04.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Staatsminister-fuer-Internetsperre-bei-Urheberrechtsverletzungen--/meldung/107049 (http://www.heise.de/newsticker/Staatsminister-fuer-Internetsperre-bei-Urheberrechtsverletzungen--/meldung/107049)

Title: [Lobbyismus vom feinsten... (Notiz, BRD, Merkel, MI)]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 27, 2008, 12:05:15 PM
Quote[...] Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Künstlern Unterstützung im Kampf gegen illegale Kopien aus dem Internet zugesagt. In ihrer aktuellen Videobotschaft erklärte Merkel am Samstag, sie werde sich auch auf internationaler Ebene für mehr Schutz des geistigen Eigentums stark machen. Zugleich rief sie zu einer gesellschaftlichen Debatte über Urheberrechtsverletzungen im Internet auf. "Raubkopien sind kein Kavaliersdelikt", sagte Merkel an dem von der UN initiierten Welttag des geistigen Eigentums.

Zuvor hatten rund 200 prominente Künstler in einem offenen Brief an Merkel einen besseren Schutz geistigen Eigentums gefordert. Im Internet würden millionenfach Musiktitel, Filme oder Hörbücher illegal angeboten. 2007 seien in Deutschland mehr als 300 Millionen Musikstücke illegal heruntergeladen worden – zehnmal mehr als legal verkauft wurden. "Nehmen Sie sich dieses Themas an und machen es zur Chefsache", hatten die Künstler in Anzeigen gefordert.

Merkel verwies darauf, dass die Bundesregierung das Thema bereits im vergangenen Jahr auf die Tagesordnung der G8-Beratungen der sieben führenden Industrienationen und Russlands gesetzt habe. "Und auch in diesem Jahr werde ich dieses Thema wieder ansprechen", kündigte die Kanzlerin an. Internetpiraterie sei "eine Sache, vor der nationale Grenzen nicht schützen können". In Deutschland sei das Urheberrecht novelliert worden. Damit sei deutlich gemacht worden, was im privaten Rahmen an Kopien erlaubt sei und was geschützt werden müsse.

Allerdings hätten Künstler darauf hingewiesen, dass damit der Urheberschutz noch nicht ausreichend gesichert sei, sagte Merkel. "Denn es geht gerade um junge Künstlerinnen und Künstler, die noch kein finanzielles Polster haben, um sich mit Raubkopien auseinandersetzen zu können." Es gehe darum, dass sie die Chance haben, den gerechten Lohn für ihre Leistung zu bekommen. (dpa)/ (rek/c't)


Quote26. April 2008 15:09
Noch deutlicher kann es sich doch gar nicht zeigen...
Kalle Kloeppel (662 Beiträge seit 07.12.06)

...was für ein korruptes pack in Berlin herumlungert!

34000 Bürger zweiter Klasse  müssen vors Bundesverfassungsgericht
ziehen, weil die Bundesregierung nicht einsieht, warum man mit
Hinblick auf VDS usw. auf eine derartige Menge Bürger und deren
Bedenken hören müsste.
Aber wenn 200 Bürger erster Klasse ein Schreiben unterzeichnen, dass
vor Lobby-Interessen nur so trieft und darauf abzielt, x Millionen
Bürgern zweiter Klasse das Leben noch schwerer zu machen, dann wird
das binnen 24 Stunden zur Chef-Sache erklärt?

Tut mir leid, aber bei mir ist der Bogen echt überspannt.

...



Quote26. April 2008 15:17
"Raubkopien sind kein Kavaliersdelikt"
Schabernack (mehr als 1000 Beiträge seit 24.09.04)

Natürlich sind sie das, außer ich handel gewerblich mit ihnen. Die
stellt sich hin und tut so als wäre es ein Kapitalverbrechen,
vergleichbar mit Mord und Totschlag, oder was. Einfach lächerlich was
Madame da mal wieder zum Besten gibt.

Quote26. April 2008 15:59
Re: "Raubkopien sind kein Kavaliersdelikt"
Noddaba (246 Beiträge seit 23.10.03)

Kavaliersdelikte sind nur schwarze Köfferchen, vielleicht kann man
das auch unter Jugendsünde laufen lassen; immerhin ist man so jung
wie man sich fühlt.
Kavaliersdelikte sind auch prügelnde SEK-Beamte, immerhin spricht man
die solahop frei. Ebenso bei totalen Falschmeldungen und Volkshetze
durch die BILD.
Von der grundlosen Verkabelung der Wohnung durch "heimliches
betreten" mal ganz abgesehen.

Keine Kavaliersdelikte sind hingegen schwarzfahren bei überhöhten
Preisen in Notfällen. Kugelschreiber mitgehen lassen.
Und schon gar nicht die Weiterverbreitung von guter Musik unbekannter
Künstler die sich über jeden neuen Konzertbesucher freuen.




Quote26. April 2008 15:37
Warum kämpft Herbert Grönemeyer gegen Bürgerrechte?
Patrik (mehr als 1000 Beiträge seit 04.04.00)

Diese ganze Aktion mit dem offenen Brief ist sehr verwunderlich. Es
war doch sonnenklar, dass unsere Volksvertreter (warum auch immer die
so heissen) diese Vorlage nutzen, um das Volk in einem weiteren Schub
pauschal zu kriminalisieren.

Sollten Leute wie Herbert Grönemeyer, BAP, Götz Alsmann oder
2raumwohnung so naiv sein zu glauben, dass sie damit nicht helfen,
dem gesamten Volk einen weiteren Schlag zu versetzen?


Quote26. April 2008 15:56
Hat die sonst nix zu tun? Dann soll sie abtreten und bei BMG anfangen.... (Editiert vom Verfasser am 26.04.08 um 15:58)
Frood (539 Beiträge seit 18.02.00)

Alle paar Sekunden stirbt irgendwo ein Mensch, weil er nix zu Essen
hat.

Wir Menschen überfischen die Meere und zerstören Naturwälder en mass.

Die Einkommensspanne zwischen den Top- und den Niedrigverdienern geht
immer mehr auseinander.

Unser Rollstuhlminister zerstört immer mehr Freiheitsrechte und
argumentiert alles mit einem 'Kampf gegen den Terrorismus' - von dem
ich mich eigentlich viel weniger bedroht fühle, als von Schäuble.

Andauernd bringen irgendwelche jungen Mütter ihre Babies um.

Unsere Gesellschaft wird immer kälter, jeder denkt nur noch an sich.

Wir zahlen immer mehr ins Gesundheitswesen, bekommen aber immer
weniger dafür.

Angies Partei schmückt sich noch mit dem 'C', hat aber mit
christlichem Verhalten immer weniger im Sinn.

Und die macht sich Sorgen wegen Raubkopien??

Wie soll man so was eigentlich ernst nehmen???

...


Quote26. April 2008 16:30
200 Künstler reichen - 30.000 Bürger nicht!
oxnoxo (mehr als 1000 Beiträge seit 23.01.02)

Während 200 Künstler - und solche die sich so bezeichnen -
ausreichen, um das merkelsche Herz zu rühren, genügen 30.000 Bürger
nicht, um Verfassungsbruch und Entrechtung durch die
Schäuble-Connection zu stoppen.

Vielleicht sollte man den Künstlern - oder noch besser: Deren
Verlegern - etwas Nachhilfe in Betriebswirtschaft, Marketing und
Verstand geben. Denn ohne Ursache keine Wirkung. Während die Künstler
rumjammern, dass angeblich 300 Millionen Raubkopien durch die Lande
geistern (die Zahl ist reine Phantasie), vergessen die, dass
einerseits die Resultate des künstlerischen Schaffens oftmals nicht
mehr zeitgemäß sind und andererseits deren Verleger nicht verstanden
haben, in welcher Zeit wir leben und wie der moderne Markt
funktioniert.

Es klappt einfach nicht mehr, dass man einen billigen, inkompatiblen
Datenträger für 20 EUR in großen Stückzahlen unter die Leute bringt.
Die Zeiten sind vorbei. Es ist aber natürlich leicht, die bösen
Raubkopierer herzunehmen, als auf die eigenen Unzulänglichkeiten zu
achten.

Liebe Frau Merkel: Wieviele Menschen sind nötig, um Sie zum Umdenken
bei den Überwachungsvorhaben zu brngen? Wie reich müssen diese
Menschen sein? Wieviel Geld müssen die Ihnen oder Ihrer Partei
spenden?

Ich frage Sie offen Frau Merkel: Sind Sie oder ist Ihre Regierung
korrupt?




Quote26. April 2008 16:43
"...gerechten Lohn für ihre Leistung..."
humpflsen (274 Beiträge seit 05.10.02)

auf den warten auch Millionen deutsche Arbeitnehmer, die von ihrem
Vollzeitjob nicht leben können weil sie 4€ die Stunde verdienen!
Ebenso wie die sog. Normalverdiener, die seit Jahren Reallohnverzicht
üben.
Wie wäre es damit, dieses Thema mal zur Chefsache zu machen? Ach
nein, ist zu schwierig zu lösen - also lieber weiter das Volk
auspressen und überwachen.

...


Quote26. April 2008 18:03
cool, ich brauche also nur 200 unwichtige leute...
brian_j (54 Beiträge seit 09.11.07)

...und schon "macht die kanzlerin das". das nenn ich demokratie!


Quote26. April 2008 17:43
Ich BIN Künstler
schwitteck-18th-Reloaded (151 Beiträge seit 29.03.08)

Ich BIN Künstler und ich will das nicht. Schon mal gar nicht will ich
von einer Person wie Merkel vertreten werden.


Quote26. April 2008 20:30
Re: Ich BIN Künstler
schwitteck-18th-Reloaded (152 Beiträge seit 29.03.08)

GrooveX schrieb am 26. April 2008 18:15

> schwitteck-18th-Reloaded schrieb am 26. April 2008 17:43
>
> > Ich BIN Künstler und ich will das nicht. Schon mal gar nicht will ich
> > von einer Person wie Merkel vertreten werden.
>
> was du nicht willst, kann ich nachvollziehen. doch nun die
> preisfrage:
> was IST künstler?
>
> keine frage, es geht um das leben der kopierindustrie, dass diese
> industrie eine schutzwürdige existenz häbe und dass diejenigen, deren
> sachen sie kopiert und verhökert, jetzt gefälligst auch mal was
> unternehmen sollen, um ihre schutzwürdige existenz zu sichern.
>
> nochmal gefragt und hypothetisch nachgefragt:
> was IST künstler? derjenige, dessen sachen kopiert und verkauft
> werden?

die Frage ist schwerer zu beantworten, als Du denkst :-), denn was
macht einen zum Künstler? Die eigene Meinung oder die Meinung von
anderen?

Ist es letzteres, kommt man nicht umhin, auch die Instant-Kacke, mit
der sich die Musik"industrie" seit knapp 20 Jahren immer mehr ins
finanzielle Aus manövriert (und das aus reiner BWLer-Blödheit), als
"Kunst" zu bezeichnen.

Das ist es aber nicht, denn es ist seit 20 Jahren immer derselbe
Aufguss - ab und zu von einer neuen Mode und mit "zeitgemäßen"
Sounds, was man an der Flut der "Coverversionen" hören kann.

Ich bezeichne (musikalische) Kunst als etwas, das Kreativität und
Professionalität auf Instrumenten (nicht Mausschubsen) voraussetzt.
Meiner Erfahrung nach sehen das auch die meisten Konsumenten so, was
z.B. erklärt, warum die sogenannten "Altmeister" mittlerweile oft
mehr in die Kassen spülen, als neue "Topacts".
Ausnahmslos alle (auch Gutverdiener) Künstler nach meiner Definition,
die ich kennengelernt habe, haben nichts dagegen, wenn ihre Werke
kopiert werden, denn es ist tatsächlich so, dass nur die Instantkacke
geklaut wird. Wenn jemand eine Kunst wirklich genießt und bewundert
habe ich und alle die ich kenne immer die Erfahrung gemacht, dass er
sie auch kaufen will - ohne Ausnahme.
Ich und andere haben aber Probleme mit den Brotkrumen, die die MI
ihren eigenen Künstlern zuwirft. Effektiv bekommst Du von
Plattenverkäufen selten mehr als 5%, es sei denn, Du bist ein
"Topact" - wenn überhaupt. Nicht selten ist es ein Zuschussgeschäft
(vom Künstler), der sich meistens ein Beinchen ausfreuen würde, wenn
mal Massen sein Zeug überhaupt mal hören könnten.
In der Regel vergammelst Du in Proberäumen und machst ein paar
unzumutbare Gigs zu unzumutbaren Zuständen.

Nachwuchsförderung?
`
KEINE SPUR! Kein einziger Euro der Majors geht mehr in
Talentförderung. Ein paar Euros wandern in die Produktion (!) von
Talenten.

Es ist eine Schande. 90% der Künstler brauchen die MI nicht. Sie
brauchen jemanden, der sie nicht in eine Schublade stopft, finanziell
betrügt und dann wegwirft.




Quote26. April 2008 18:09
Liebe "Künstler", ...
Provokant (reloaded) (mehr als 1000 Beiträge seit 30.03.06)

...geht doch einfach sterben! (Im Sinne von: "Haltet doch Eure
Klappe!"). Eure Zeit ist abgelaufen. Keiner will Euch und Euren
hochgecasteten/mainstrean-weichgespülten Mist, den ihr
unverschämterweise "Musik" zu nennen pflegt, mehr hören.

Und nach dem Staat zu "gröhlen" ist einfach nur peinlich und mehr als
erbärmlich.

MfG
  Der Provokant

Quote26. April 2008 18:19
Re: Liebe "Künstler", ...
purchaser (535 Beiträge seit 03.08.06)

Provokant (reloaded) schrieb am 26. April 2008 18:09

> ... Keiner will Euch und Euren
> hochgecasteten/mainstrean-weichgespülten Mist, den ihr
> unverschämterweise "Musik" zu nennen pflegt, mehr hören.

Aber warum entsteht dann hier so ein Geschrei über illegalen
Download. Wenn es wirklich keiner mehr hören will (sehen, lesen
inklusive), dann ist doch die Welt in Ordnung. Warum das Theater um
die Durchsetzung des Schutzes geistigen Eigentums von Künstlern?

Ich versteh die Aufregung unter den heise-Usern nicht.
Oder ist dein Satz oben nur eine Schutzbehauptung?

Quote26. April 2008 18:30
Re: Liebe "Künstler", ...
Provokant (reloaded) (mehr als 1000 Beiträge seit 30.03.06)

purchaser schrieb am 26. April 2008 18:19

[...]
> Aber warum entsteht dann hier so ein Geschrei über illegalen
> Download.

Ganz einfach: Mittels dieser "Rrrrraubkopierer"-Propaganda von
Gröhlemeyer und Co. soll es privaten Organisationen ermöglicht
werden, mal so eben nebenbei Userdaten bei den Providern abzugreifen
und das ohne jede Einschränkung (->Richtervorbehalt). Somit werden
Grundprinzipien des Rechtsstaats außer Kraft gesetzt, inclusive der
Abschaffung des Datenschutzes.

[...]

MfG
  Der Provokant




Quote26. April 2008 22:11
Kreativität und Kopieren
Repl (5 Beiträge seit 18.10.07)


Viele Künstler wollen doch nicht nur für ihre kreative Schöpfung
entlohnt werden, sondern auch für die Verbreitung. Warum sollte ein
Künstler dafür entlohnt werden wenn z.B. ein Musikstück irgendwo hin
übertragen/übermittelt wird, egal ob Datenträger oder Ohr.
Übertragung kostet (fast) nichts im heutigen Informationszeitalter,
woher nehmen sie den Anspruch sich dafür entlohnen zu lassen?


Quote26. April 2008 22:57
Seltsam...
consumer (39 Beiträge seit 07.04.04)

wenn sich 200 künstler für sogenannten urheberschutz einsetzen, dann
reagiert die politik und verspricht schnelle hilfe. wenn zehntausende
bürger um die einhaltung (!) der grundrechte bitten, dann ist das
nicht weiter wichtig.


Quote26. April 2008 23:00
An: Frau Merkel
AlwinTheCatHunter (125 Beiträge seit 14.01.03)

nachdem wir unsere gemeinsame Vergangenheit überwunden haben, an der
wir zumindest bis an unsere Grenzen gehen konnten, frage ich mich,
was unterscheidet uns jetzt?
Okay, ich kann jetzt nicht mal mehr furzen, ohne in den Verdacht zu
geraten, dass das jemand vor mir gemacht hat und mich abmahnt. Meine
Wohnung brauche ich gar nicht mehr verlassen um überwacht zu werden,
man ist bereits drin.

Ich konnte weder (einige)FDJ-Sekretärinnen noch
(einige)Pastorentöchter leiden und werde heute von selbigen
drangsaliert.

Was bitte Frau Merkel, wollen Sie mir auf den Weg geben?
Das es richtig ist im Namen der Christen zu foltern, Kriege zu
unterstützen,  Bürger zu überwachen und die kleinen Leute
abzuschröpfen. Im Namen des Sozialen Menschenrechte abbauen,
Kapitalisten, Nationalsozialisten, Betrüger, ...in den Arm zu nehmen.
Entschuldigen Sie, unsere Wege waren nie die selben und werden sich
niemals treffen.

Leimi


Quote27. April 2008 00:09
Eine widerwärtige und scheinheilige Aktion
kielykiely (298 Beiträge seit 13.10.01)

Na gut - Merkel muss wohl zunächst "ja" sagen, denn Frau kann nie
wissen wo Wählerstimmen zu ergattern sind. Sie hat wohl nicht
mitbekommen, dass ein "Welttag des geistigen Eigentums" im Format
einer Welthungerhilfe-Veranstaltung nichts anderes ist als eine
weitere Aktion der Medienmafia UND es geht am allerwenigsten um
Künstler. Hier versucht eine vom Erfolg ($$$) verwöhnte "Industrie"
auf schleimiger Art die gleichen Ziele auf dem Bettelweg zu
erreichen, die juristisch scheiterten.

Wenn eine Deutsche Kanzlerin solches scheinheiliges Gejammer ernst
nimmt, dann darf an ihrer Kompetenz gezweifelt werden.

Dieses ganze "Raub"kopiengejammer ist Lobbyismus vom feinsten.




Aus: "Merkel will Künstlern im Kampf gegen Internet-Raubkopien helfen" (26.04.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Merkel-will-Kuenstlern-im-Kampf-gegen-Internet-Raubkopien-helfen--/meldung/107061 (http://www.heise.de/newsticker/Merkel-will-Kuenstlern-im-Kampf-gegen-Internet-Raubkopien-helfen--/meldung/107061)

-.-

Quote[...]

Quote25.04.2008 18:05:52

Dieter_Wondrazil:

ich kann es nicht mehr hören.

a) sind ein Grossteil der genannten keine Künstler, sondern höchstens minderbegabte Interpreten. Gut, das ist meine subjektiv-polemische Sicht, aber trotzdem

b) Der Grossteil derAutoren bekommt sowieso nur ein paar Brösel des Gewinnes.

c) Die Errechnung des "Gewinnausfalls" treibt einem doch den Blutdruck hoch: Nur ein Minimalanteil der "Sauger" würde sich den Stuss doch tatsächlich kaufen! Der Rest ist somit erstens gewinnneutral und zweitens steigert er den Bekanntheitsgrad der "Künster", was wiederum für diejenigen bare Kohle ist.

Also mal Klartext: Hier versucht eine millionenschwere Lobby ihre Pfründe zu sichern. Ohne Rücksicht auf verluste. Es geht um die RechteVERWERTER, hallo, aufwachen! Ist hier jemand, der wirklich glaubt, den Labels ginge es um ihre Künstler?

Niemand mißgönnt dem armen Musiker eine angemessene Entlohnung!

Wem ich allerdings Millionesaläre mißgönne, sind so Blindgänger wie "DJ Ötzi". Wenn der Musiker ist, bin ich Maler. Schliesslich kann ich einen Stift halten...

DW


Quote

25.04.2008 17:35:28

khm2000: Scheingefechte

Die nicht enden wollende Dämonisierung der Tauschbörsen zeigt deutlich, in welch rückwärtsgewandte Scheingefechte sich die Rechteverwalter nach wie vor verstricken. Einerseits werden gerade die millionenschweren Superstars und Plattenbosse, die es sich leisten können, schwere mediale Geschütze aufzufahren, kaum auf Verständnis stoßen. Andererseits ist die anrüchige Abmahnindustrie selbst ins Zwielicht geraten. Unterbeschäftigte Anwälte und andere Glücksritter überzogen hilflose Kleinverdiener mit vierstelligen Schadenersatzforderungen und machten mit windigen Start-Up-Unternehmen selbst den großen Reibach.

Andererseits tummeln sich die echten Download-Freaks längst auf anderen Plattformen. Sie kehrten den streng überwachten Tauschbörsen mit ihren tröpfelnden Downloads den Rücken und bevorzugen schwerer zu kontrollierende Torrent-Netze, wo die Ladegeschwindigkeit oft ein Vielfaches erreichen. Relativ neu in der Szene sind Filehoster und Usenet-Portale, die bei gigantischen Bandbreiten anonyme Downloads nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit erlauben. Aber die Kreativindustrie macht noch immer Jagd auf Kids und Gelegenheitsnutzer, die aus Leichtsinn oder wider besseres Wissen ein paar Titel aus den Tauschbörsen ziehen.


Quote

25.04.2008 16:52:11

jazzbert: Candyrat

Eines der besten Gegenbeispiele zu der hirntoten Argumentation der Rechteverwerter ist das kanadische Label Candyrat.

Die stellen reihenweise Videos von kompletter Songs auf Youtube ein und haben so Künstler (ohne Anführungszeichen wie sie für DJ Ötzi und Co notwendig sind) wie z.B. Andy McKee oder Antoine Dufour innerhalb von anderthalb Jahren weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.

Obendrein liefern sie Bestellungen über den Atlantik hinweg schneller aus als so mancher Versender innerhalb Deutschlands.

SO generiert man Umsatz.

Ein schönes Wochenende wünscht der jazzbert


Quote

25.04.2008 16:29:44

a-zeller: Zeiten ändern sich

Zeiten ändern sich und Geschäftsmodelle müssen das auch tun!

Wie sähe wohl unsere Welt aus, wenn sich damals der Drosckenkutschenlenker-Verband durchgesetzt hätte mit seiner Forderung nach Verbot der Atomobilisierung?

Wenn der Bundesverband Musikindustrie all das Geld und die Energie, die für solche Kampagnen und die Rechtsabteilungen genutzt werden, in die Entwicklung neuer Vertriebswege stecken würde, gäb es evtl. weniger Grund zu jammern.

Und wann begreifen die Musiker/Künstler, dass Ihre Vermarkter ihren Job seit Jahren nicht mehr richtig machen? Statt das eigene Publikum zu beschimpfen und zu kriminalisieren sollten Sie Ihre Plattenfirmen und Vertrieben klar machen, dass es deren Job ist, auf die veränderte Marktlage zu reagieren. Dafür werden sie vom Künstler bezahlt.

Übrigens: Gesetze werden bei uns noch vom Parlament gemacht und nicht von der Kanzlerin.





Quelle: http://www.sueddeutsche.de/computer/artikel/805/171304/?page=3#readcomment (http://www.sueddeutsche.de/computer/artikel/805/171304/?page=3#readcomment)

Title: [Die Impresarios der Unterschichten-Nummer... (MI, Rap)]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 06, 2008, 12:18:06 PM
Quote[...] "Wir sind kulturell die unterste Schicht, wir bringen das Ghetto ans Licht," rappt Massiv aus Berlin.

[...] Letztendlich wetteifern sie alle darum, wer den härteren Existenzkampf führt, wessen Viertel das schlimmste ist, wer noch weiter am Rand der Gesellschaft steht. Sie wetteifern auch um die Gunst der bürgerlichen Kinder, die sich gern gruseln. Es ist ein Kampf der Realitäten in einem Geschäft, in dem es um die Wirklichkeit geht: Wann ist man noch authentisch, wann schon ein Produkt?

[...] Auf dem Tisch in Joes Plattenfirma Aggro stehen Flaschen mit italienischem Mineralwasser, die Vorhänge haben Tarnfarben. Die drei Gründer des Labels: Spaiche, ein Ostdeutscher und früher ein bekannter Breakdancer, Halil, ein Deutschtürke aus Kreuzberg, und Specter, ein gebürtiger Franzose und ehemaliger Graffitisprayer, warten. Dem Label wird oft nachgesagt, dass es seine Künstler zu Klischees aufbaue: Aus Sido wurde der Mann mit der Maske; aus Fler der deutschtümelnde Rapper aus dem Westghetto; aus B-Tight der frauenverschlingende »Neger«. Und nun füllen sie mit Joe Rilla eine letzte Nische: den Osten. Zugleich werden die Aggro-Chefs für ihr »zugespitztes Marketing« bewundert. »Wenn die Künstler das nicht in sich hätten, könnten wir das auch nicht erfinden. Wir können nur etwas verstärken«, sagt Specter.

[...] Specter zieht an seinem Joint, dann sagt er: »Die Nummer mit dem Afrikaner musst du umdrehen. Erzähl von einem Ossi, der hier nichts mehr zu fressen hat. Dann wird das was Neues, Mann.«

Rilla hat noch ein paar härtere Sachen dabei, Marzahner Berserker und Deutsch-Rap-Hooligan: »Ja, wir sind gewaltbereit. Bei mir bist du ein krasser Kunde, wenn du ein paar Namen nennst.« Halil: »Das muss aufs Album!« Und Rilla zeigt noch ein Video, zu Heavy-Metal-Klängen singt er: »Friss meinen Schmerz.« Spaiche ist begeistert. Das sei was Neues, allerdings werde MTV auch das nie spielen. »Hast du noch mehr davon?«, fragt Specter. Joe nickt. Gemeinsam überlegen sie, wann und wie sie das neue Album herausbringen sollen. Konzerte wird es kaum geben. »Joe Rilla zu verbooken ist fast unmöglich. Irgendwo sitzt immer ein gescheiterter Alt-68er, der die Jugend schützen will«, sagt Spaiche.

Im Nebenzimmer zeigt Specter auf seinem Computer ein neues Video aus Frankreich. Mehrere Araber stehen vor einem französischen Plattenbau, sie tanzen mit riesigen MGs, jemand wird zusammengeschlagen und angezündet. Alles ist auf die Spitze getrieben, ein einziger riesiger Witz. Oder nicht?

[...] »Wer das ernst nimmt, ist selbst schuld«, sagt Specter. Er findet, die Jugendlichen würden krass unterschätzt. »Kunst ist unantastbar.« Gibt es eine Grenze? Doch, die Rapperin Lady Bitch Ray habe Aggro nicht unter Vertrag genommen. »Sie wäre beim ersten Konzert erschossen worden.« Möse und Allah in einer Zeile vereint, da hätte es sein können, dass ein muslimischer Familienvater ausrastet. Das habe Aggro nicht verantworten wollen. Der Musikkonzern Universal hat sich nun ein wenig »Street-Credibility« gekauft und arbeitet mit Aggro zusammen. Hat Aggro damit seine Glaubwürdigkeit verloren? Das Musikgeschäft sei längst tot, meint Specter. »Da musst du mit dem Rudel dickster Geier unterwegs sein, sonst kriegst du nichts mehr ab.«

[...] Vor ein paar Wochen hielt der Filmwissenschaftler Stefan Linz einen kleinen Vortrag bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen in Berlin, einem Verein der Fernsehindustrie, der die Programme auf jugendgefährdende Inhalte hin prüft. Um die »Sprache als Risiko« ging es dem Redner Linz, »die Sprache in deutschen Hip-Hop-Videoclips«. 30 Zuhörer hatte er erwartet, aber es kamen mehr als 100. Erstaunlich, dachte er, wie viele Erwachsene sich für dieses Thema interessieren.

Erstaunlich ist auch, wie ratlos die Experten sind, sobald man von ihnen wissen möchte, warum der deutsche Rap bei Jugendlichen so beliebt ist. Rebelliert da die deutsche Unterschicht? Brüllt das Prekariat? Politiker, Verbandsfunktionäre und Jugendschützer sind über die Songtexte von Rappern sehr besorgt; aber wenn man von ihnen erfahren will, wo gesellschaftliche Ursachen liegen, bleibt ein verlegenes Schweigen.

Statt auf die Rap-Musiker einzuschlagen, müsse man fragen: »Warum ist Sexismus wieder angesagt in dieser Gesellschaft?« Klaus Farin vom Archiv der Jugendkulturen in Berlin hält die Rapper für Seismografen einer sozialen Erschütterung. Es sei dumm, den Seismografen zu zertrümmern. »Jugendliche drücken radikaler aus, was sie in der Erwachsenenwelt gelernt haben. Auch die Anbieter und Vermarkter von Gangsta-Rap sind keine Jugendlichen.«

Philip Ginthör ist zwar erst 32 Jahre alt, er trägt auch noch seine modische Fransenfrisur, aber er fühlt sich von den Teenagern, für die er immer neue Lockmittel erfinden muss, weiter entfernt als von so manchen 50-Jährigen. Es ist die Routine in einem ernsthaften Geschäft, die einem schnell das Kreischen abgewöhnt. Ginthör war früher Assistent des BMG-Chefs Rolf Schmidt-Holtz und wohnte in New York, jetzt leitet er bei Sony BMG in München eigenständig das Plattenlabel Columbia. Er hat es mit Leuten zu tun, die am Ende eines Tages Verkaufszahlen von Bildschirmen ablesen, nicht mit Träumern.

Als Ginthör die Nachricht von dem sagenhaften Ghettojungen erreichte, warnten ihn Kollegen aus der Branche: »Wenn du dich mit dem triffst, dann pass auf, dass sie dich nicht abstechen.« Philip Ginthör lachte, stieg in München in ein Flugzeug und traf sich in Berlin gleich mit diesem jungen Wilden, den er für seine Show engagieren wollte, in der schon TicTacToe und Wolfgang Petry aufgetreten sind, aber noch keiner aus der Unterwelt. »Massiv, allein dieser Körper«, dachte Ginthör, »er ist so unglaublich credible.« Das sei »der Krasseste von allen«, hatte Ginthör sich sagen lassen und handelte mit Massiv einen Vertrag aus, der in der Branche als »übertrieben fett« gilt, fast 100000 Euro.

[...] Lernt man die Leute kennen, die ihn als authentisch preisen, all die Talentspäher, Betreiber von Internetplattformen, Programmchefs von Musikkanälen, all die Impresarios der Unterschichten-Nummer, dann staunt man, wie viel gutbürgerliche Doppelmoral da zusammenkommt: wie viele 40-jährige Männer, die ihre Wohlstandsbäuchlein unter Schlabberhemden verstecken und sich bei Massiv in einem rücksichtsvollen Flüsterton nach dem Heilungsprozess im Oberarm erkundigen, wie viele gebildete Leute, die frühmorgens mit ihren getrimmten Hunden durch den Wald joggen, bevor sie sich von Ghetto-Beats in Stimmung bringen lassen, wie viele mitteilungsfreudige Menschen, die ihren grau gewordenen Eltern nicht mehr erklären können, womit sie ihr Geld verdienen.

[...] Wenn eine CD indiziert wird, verschwindet sie unter dem Ladentisch, außerdem darf nicht für sie geworben werden. Deshalb kommen die Jugendschützer oft in den Texten der Rapper vor, sie werden beleidigt.

Im Konferenzraum der Prüfstelle tagen zwölf Frauen und Männer, das Durchschnittsalter liegt bei 50. Es sind Vertreter der Länder, von Jugendbehörden, der Kirche und der Kultur. Neonlicht strahlt ihnen auf die Köpfe. Peer Bießmann, ein junger Mann im Anzug und Anwalt des Musiklabels Aggro Berlin, bemüht sich gerade, ihnen das Genre Hip-Hop zu erklären [...]

[...] Die Leiterin der Behörde, Elke Monssen-Engberding, will den Titel Alles Fotzen außer Mama hören. Es folgt Titel 12: Fick Dich. Einige Gremiumsmitglieder greifen zum Obst auf dem Tisch. Titel 18 ist dann der Höhepunkt: Sex und Gewalt. Wahrscheinlich wurde er speziell für dieses Gremium geschrieben, jeder Rapper weiß, dass die Wächter auf diese Mischung sehr sensibel reagieren. In dem Lied sticht eine Frau einen Mann ab, um sich für all die bösen Männer ihrer Vergangenheit zu rächen. Es endet mit einem langen Schmerzensschrei. Der Vertreter des Saarlandes fragt den Anwalt: »Wie soll ich die Zeile ›Ich knips dein Licht aus‹ verstehen?«

»Das heißt nicht, kauf dir eine Knarre und durchlöchere den Feind. Das ist Metaphorik, um zu erklären, was man mit dem anderem fiktiv machen will«, antwortet Bießmann.

»So kann, so muss man es aber nicht verstehen. Der einfach gestrickte Jugendliche kann das falsch auffassen«, sagt der Vertreter des Saarlandes.

Die Leiterin mischt sich ein: »Es ist immer das Gleiche beim Hip-Hop. Alles ist verbal gemeint, und wir verstehen es meistens falsch.« Bießmann geht nicht darauf ein, er sagt: »Bei dem Titel Fick Dich stößt Ihnen wahrscheinlich das ›Ficken‹ auf. Das ist nicht wörtlich zu verstehen. Es ist keine Aufforderung zum Geschlechtsverkehr.« Der Vertreter des Saarlands widerspricht: »Ficken hat ja schon Zugang zum Duden gefunden und hat mehrere Bedeutungen. Im Antifa-Bereich kann es auch ein Aufruf zur Gewaltanwendung sein.«

Bießmann wird ärgerlich. »Bei der Zeile ›Fick den Bundestag‹ ist doch klar, dass der Künstler dem nicht Gewalt antun will.« Auch die Leiterin Monssen-Engberding hat noch eine Frage: »Bei Titel 22, Ich fackle jeden Penner ab, können Sie mir sagen, für welches Synonym da Penner steht?« »Es ist kein Synonym für Obdachlose. Es ist ein abwertendes Wort für jemanden, der nicht up to date ist. Ich benutze es auch im privaten Gebrauch. Womöglich haben Sie es auch schon mal gesagt?« »Nein! Ich finde es nicht lustig.« »Sie sind nicht die Zielgruppe!« ...



Aus: "Attacke aufs Kinderzimmer" Von Jana Simon und Stefan Willeke (DIE ZEIT, 01.05.2008 Nr. 19)
Quelle: http://www.zeit.de/2008/19/Rapper?page=1 (http://www.zeit.de/2008/19/Rapper?page=1)

Title: [Ohrwürmer... (Notiz zum Spannungsfeld der Musikindustrie)]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 26, 2008, 11:23:23 AM
Quote[...] Gute Laune sollten auch die Musikfilme verbreiten. Genau beziffern lässt sich diese Gruppe nicht. Zwar können 194 Filme (16,1 %) eindeutig einem musikalischen Genre – wie Musikfilm, Operette, Sängerfilm oder Revuefilm – zugeordnet werden, die Zahl der Filme, in denen gesungen oder getanzt wird oder mit denen ein neuer Schlager herausgebracht werden sollte, ist jedoch beträchtlich höher. Selbst einschlägige Propagandafilme wie Jud Süß (1940), Ohm Krüger (1941) oder Kolberg (1945) hatten ihre musikalischen ,,Ohrwürmer".


Aus: "Nationalsozialistische Filmpolitik" (20. Mai 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Filmpolitik (http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Filmpolitik)

Title: [Der Kulturausschuss des Bundestags und die Verwertungsgesellschaften... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 25, 2008, 10:07:18 AM
Quote[...] Der Kulturausschuss des Bundestags hat vergangene Woche eine vor allem an die EU-Kommission gerichtete Entschließung verabschiedet, wonach die Brüsseler Behörde das gesamte System der kollektiven Rechtewahrnehmung stärker stützen soll. So wird die Bundesregierung etwa aufgefordert, sich weiterhin bei der Kommission dafür einzusetzen, dass diese bei ihren Reformbestrebungen sowohl die berechtigten Interessen kommerzieller Nutzer als auch die der Urheber und ihrer Verwertungsgesellschaften berücksichtigt.

[...] Die Kommission will die Verwertungsgesellschaften seit längerem an die Kandare nehmen. 2005 veröffentlichte sie eine umstrittene Empfehlung zur Forcierung des Wettbewerbs im Online-Musikmarkt, mit der die Urheberrechtsvertretungen zu einheitlicheren Lizenzierungsformen für die gesamte EU sowie zu mehr Wettbewerb gezwungen werden sollten. 2006 startete die Behörde dann ein Kartellverfahren gegen den weltweiten Dachverband der Verwertungsgesellschaften, die International Confederation of Societies of Authors and Composers (CISAC) sowie deren nationale Mitglieder innerhalb der EU wie die GEMA.

Die Kommission will sich damit etwa gegen Bestimmungen wenden, denen zufolge Autoren ihre Rechte nur an ihre jeweilige nationale Gesellschaft übertragen können. Zudem hat sie die sogenannten Gegenseitigkeitsverträge zwischen europäischen Verwertungsgesellschaften im Visier, mit denen die wechselseitige Rechteeinräumung erfolgt. Weiter will die Brüsseler Behörde mit ihrer Arbeit an einer Mitteilung über kreative Online-Inhalte ebenfalls neue grenzüberschreitende Lizenzierungsregelungen im Bereich audiovisueller Werke vorantreiben.

Die Entschließung des Kulturausschusses hält dem entgegen, dass das Brüsseler Postulat eines freien Dienstleistungsverkehrs nicht zu Lasten der Honorierung kreativer Leistung und der kulturellen Vielfalt in Europa gehen dürfe. Es bestehe die Besorgnis, dass sich wenige große Verwertungsgesellschaften mit attraktivem Repertoire auf die Nichtigkeit der Gegenseitigkeitsverträge berufen oder diese kündigen würden. Zurück bliebe ein "Puzzle" verschiedener Repertoires, von denen nur noch der kommerziell interessante Mainstream lizenziert würde.

Die GEMA und ihre britische Schwester MCPS-PRS haben auf die Bestrebungen der Kommission hin den Central European Licensing and Administration Service (CELAS) aufgebaut. Damit müssten die Nutzer aber immer noch verschiedene Repertoires von unterschiedlichen Gesellschaften erwerben, monieren die Abgeordneten. Es stünde kein "One-Stop-Shop" mehr für den Erhalt der Rechte aus einer Hand zur Verfügung. Dies beträfe etwa auch öffentlich-rechtliche Sender, die nur an einem Lizenzerwerb für das eigene Territorium interessiert seien.

Geht es nach den Kulturpolitikern, sollte das System der Gegenseitigkeitsverträge im Grundsatz beibehalten werden. Zu korrigieren sei es allein in dem erforderlichen Maß, "um berechtigten Interessen kommerzieller Nutzer an einer EU-weiten Lizenzierung Rechnung zu tragen". Dabei dürfe der Erhalt kultureller Unterschiede in Europa nicht aus dem Auge verloren werden.

Die GEMA begrüßte die Verabschiedung des Antrags. " Wir freuen uns sehr über dieses klare interfraktionelle Bekenntnis des Parlaments zur Erhaltung der Verwertungsgesellschaften und ihres bewährten Vertragssystems zur gegenseitigen Rechteeinräumung", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Musikverwertungsgesellschaft, Harald Heker. "Diese Unterstützung auf nationaler Ebene stärkt die Rahmenbedingungen für unsere weitere Arbeit im Interesse der Urheber und Rechteinhaber." (Stefan Krempl) / (pmz/c't)


Quote25. Juni 2008 09:29
Bundestag bekennt sich zu Verwertungsgesellschaften
valen (403 Beiträge seit 03.10.00)

Jeder Abgeordnete nehme sich beim Rausgehen ein Köfferchen. Bitte nur
einen Koffer.

Zum Kotzen Ehrlich


Quote25. Juni 2008 04:15
Das wird der GEMA nur nichts nützen
Udo_Froehn (mehr als 1000 Beiträge seit 28.02.01)

Ewig kann sie sich mit ihren drei Schlager-Opas und zwei Dutzend
Casting-Clones nämlich nicht über Wasser halten - und für unabhängige
Künstler ist die GEMA ungefähr so attraktiv, wie ein Nest
Kellerasseln unter'm Amp*.

*Letzteres ist verbreiteter, als man glaubt. *Schauder*

Quote25. Juni 2008 09:35
Re: Das wird der GEMA nur nichts nützen
kryz (159 Beiträge seit 01.10.01)

Udo_Froehn schrieb am 25. Juni 2008 04:15

> wie ein Nest Kellerasseln unter'm Amp*.
>
> *Letzteres ist verbreiteter, als man glaubt. *Schauder*

Mein Amp steht auf Rollen, da passiert das nicht ;-)

k'



Quote25. Juni 2008 08:28
'Verwertungsgesellschaften' - klingt ja schon irgendwie nach Gammelfleisch
Schnapprollo_ (260 Beiträge seit 01.03.07)

und wenn was am gammeln und stinken ist, kann ja unsere Regierung
nich weit sein.

Ach beneide ich die Iren ...

MfG


Quote25. Juni 2008 00:05
Ich habe gerade wieder schallendes Gelächter gehört.
schlapp_struller (mehr als 1000 Beiträge seit 05.08.03)

Muss wohl aus dem Grab des Führers gekommen sein....

** kwT **





Aus: "Bundestag bekennt sich zu Verwertungsgesellschaften" (24.06.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Bundestag-bekennt-sich-zu-Verwertungsgesellschaften--/meldung/109934 (http://www.heise.de/newsticker/Bundestag-bekennt-sich-zu-Verwertungsgesellschaften--/meldung/109934)

-.-

Quote[...] Musikindustrie entdeckt neue Piraterieform und zwar das gute alte Radio, das in den US of A keine Sendelizenzgebühren an Verwertungsgesellschaften abführt.

In den USA konnten Radiostationen bisher Musik ausstrahlen, ohne dafür zu bezahlen. Nicht so in Europa, wo auch die Sender stolze Summen an die Verwertungsgesellschaften (i.e. Gema) abführen müssen.

Nun fällt den Musikkonzernen ein, dass hier noch eine ungenutzte Einkommensmöglichkeit besteht. Das fegt das Argument der kostenlosen Werbung für Tonträgerverkäufe durch das Radioprogramm vom Tisch. Der Verband der US-Radios NAB (National Association of Broadcasters) dagegen sieht ein jährliches Umsatzvolumen von 2,4 Milliarden US-Dollar, das durch Airplay erst möglich wurde. Schön, wenn zum Ende einer Ära doch noch mal Klartext gesprochen wird. Pauschale Abgaben für Verbreitung via Internet sind auch ein sehr viel heisseres Thema. [fe]



Quotegema ist staatlich unterstützung krimineller vereinigungen. Sollen die radios doch bitte aufhören den musikmafi dreck zu spielen, dann wirds auch endlich was mit dem untergang der kriminellen content diktaturen.

    * von Anonymous
    * 24.06.08 12:25
    * comment



QuoteBis auf einige Klassiksender ist doch Radio die Werbeplattform der MI, oder hab ich das missverstanden?? Meinetwegen sollen sie doch ihre 'Werbung' einstellen. Höre sogut wie nie Radio und wenn dann keine Sender, die den lieben langen Tag, die MI-Lieblinge wie Bohlen und Konsorten, spielen.
Ich glaub den Müll, will einfach keiner haben, auch die Masse mit ihrem miserablen Geschmack wendet sich langsam ab, nachdem ihr dämmert das sie jetzt schon fast ein Jahrzehnt von Jamba verarscht wird, lol.

    * von meckerliese
    * 24.06.08 13:31
    * comment



Aus: "Musikindustrie entdeckt neue Piraterieform" von Fritz Effenberger  (24 Juni 2008, 11:16)
Quelle: http://www.theinquirer.de/2008/06/24/musikindustrie_entdeckt_neue_piraterieform.html (http://www.theinquirer.de/2008/06/24/musikindustrie_entdeckt_neue_piraterieform.html)

=> http://blog.wired.com/27bstroke6/2008/06/recording-indus.html (http://blog.wired.com/27bstroke6/2008/06/recording-indus.html)

Title: [90 Tage Haft für Filesharing... (Portugal)]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 30, 2008, 09:15:07 AM
Quote[...] Ein Verfahren in Portugal wegen Filesharings urheberrechtlich geschützter Werke endete erstmals mit einer Verurteilung zu 90 Tagen Haft, berichtet Portugal News Online. Allerdings kann die Strafe auch durch eine Geldzahlung abgegolten werden. Ausgesprochen wurde sie von einem Gericht in Portimão, das angeblich den Namen der verurteilten Person ebenso geheim hält wie die näheren Umstände des Verfahrens.

Anzeigeerstatter war der örtliche Musikindustrieverband Associação Fonográfica Portuguesa (AFP). Laut dem Generaldirektor von EMI Portugal, João Teixeira, soll dass Urteil angeblich ein Exempel statuieren, das abschreckt. Er zeigte sich über das Urteil "befriedigt", regte aber beim Gesetzgeber Internetsperren nach dem Vorbild des französischen Hadopi-Gesetzes an. In Portugal sollen noch über 100 Verfahren wegen Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing geschützter Werke anhängig sein. (pem/Telepolis)

Quote29. Juni 2008 14:30
In der Tat erschreckend.
exil (mehr als 1000 Beiträge seit 31.12.02)

Falls jemand eine Liste der EMI-Tonlieferanten braucht, um sie mit
seinen Kaufgewohnheiten abzugleichen:
> http://www.emimusic.de/artist_a-z


Quote29. Juni 2008 14:39
Wow, geheime Gerichtsverfahren
7bit (905 Beiträge seit 28.12.02)

isses doch schon wieder so weit?


Quote29. Juni 2008 15:33
Sind Freiheits- und Todesstrafen abschreckend genug?
nocpaz (972 Beiträge seit 27.10.01)

Mit dem Raubkopieren ist das so eine Sache. Den Einstieg finden schon
Kinder und Jugendliche mit der unberechtigten Weitergabe von
Klingeltönen. Die Aussetzung der Strafunmündigkeit ist da sicher ein
guter Anfang, vor allem wenn man an die wehrlosen Opfer
(Klingeltonanbieter!) denkt. Viele schreckt das aber nicht ab. Als
Jugendliche raubkopiert man Musikstücke als MP3s und Filme als DivX.
Mehrjährige Haftstrafen schrecken hier doch nicht ab. Für diese
Brüder ist doch Gefängnis "cool". Gerade wenns bis zu Rente dauert.
Hat man so einen Raubkopiere immer noch nicht erwischt, dann wird er
etwa mit 18 zum Brutalkopierer. Eigene Bude, eigener Rechner, eigener
DSL-Anschluss, da ist der eigene Torrent-Server nicht weit. Was nutzt
da schon die Todesstrafe in der besonders grausigen Form? Nichts!
Hält doch keinen von ab. Diese Verbrecher hinterlassen doch
selbständig laufende Serverprogramme, die no nach ihrem Ableben der
freundlichen Medienkonzerne schädigen. Wir sollten über wirklich
grausame Strafen für diese Art Schwerverbrecher nachdenken. Das
Folterverbot kann doch nicht für alle gelten. Wir brauchen mehr
ausserstaatliche Einrichtungen wo wir diese feindlichen Kämpfer gegen
unsere arglosen kultuschaffenden Konzerne schützen können.

Gut Nacht westliche Zivilisation
noc

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Wer das jetzt ernst gemeint sieht, der hat ne Ahnung wie weit wir
schon sind!


Quote29. Juni 2008 17:51
Hehe, die Heise-Nerds drehen wieder am Rad. :D (Editiert vom Verfasser am 29.06.08 um 17:51)
Stukenbrok (mehr als 1000 Beiträge seit 02.11.05)

Sehr amüsante Sache, wie sich wieder künstlich aufgeregt wird. *g*

90 Tage Haft ist übrigens eine sehr angemessene Strafe in diesem
Fall. Ich hoffe, dass die Musikindustrie weitere Erfolge gegen die
Kostenlosschmarotzer einfahren kann. Irgendwann sollte nämlich mal
die Toleranzgrenze für diese Art Vergehen erreicht sein.

np: Crowded House - Fall At Your Feet (EMI)

Quote29. Juni 2008 23:00
Re: Hehe, die Heise-Nerds drehen wieder am Rad. :D (Editiert vom Verfasser am 29.06.08 um 23:01)
Stukenbrok (mehr als 1000 Beiträge seit 02.11.05)

asims schrieb am 29. Juni 2008 22:40

> Mitleid ist es keineswegs,
> die Verhältnismäßigkeit ist auf der Strecke geblieben.
> Das ist alles!!!

Schwarzfahrer klauen nichts physisches, können ebenfalls 3 Monate
hinter Gitter landen.
Väter, die keine Alimente zahlen, können bis zu 9 Monate hinter
Gitter landen.




Quote29. Juni 2008 21:40
Rache und Exempel
THz (mehr als 1000 Beiträge seit 26.01.01)

Der Rachegedanke darf grundsätzlich nicht in ein Urteil einfließen.
Das haben vermutlich kluge Köpfe, nicht ohne Grund, in die Gesetze
einfließen lassen.

Nachfolgende Generationen werden vermutlich dasselbe einmal fürs
"Exempel" in die Gesetze schreiben, denn was bedeutet dieses "Exempel
statuieren" denn im Klartext?

Im Klartext hat "ein Exempel statuieren" vor Gericht eine ganz
eindeutige Bedeutung: Ein Urteil fällen, das nicht Tat- und
schuldangemessen ist.

In diesem Fall ein Teil der Strategie der Monopolbildung auf
Kulturgüter wie Bildung und Musik und Mafia-artiger Verteidigung des
Monopols.

Aber halt? Was erfährt man in Wikipedia zum deutschen Strafrecht (wo
diese Exempel auch ganz gerne statuiert werden)?

"Die Strafzumessung erfolgt durch das Gericht vor allem nach der
Schwere der Schuld sowie unter Berücksichtigung von Begleitumständen
und mit Blick auf die Täterpersönlichkeit. Die im Einzelfall
schuldangemessene Strafe stellt die absolute Höchstgrenze dar."

http://de.wikipedia.org/wiki/Strafe#Straffestsetzung

sollte es in Portugal anders sein? Oder ist das Problem einfach nur
das, dass Richter nicht dafür haftbar gemacht werden können, wenn sie
sich vorsätzlich nicht an Rechtsgrundsätze halten?

MfG

THz


Quote29. Juni 2008 19:20
Wer solch einen Bockmist auch noch runterlädt
J-M-F (146 Beiträge seit 13.04.05)

für den sind 90 tage zu wenig.

nicht mal mehr durch klagen dürften die einen pfennig mit ihrem
schrott verdienen



Aus: "Portugal: 90 Tage Haft für Filesharing urheberrechtlich geschützter Werke" (29.06.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Portugal-90-Tage-Haft-fuer-Filesharing-urheberrechtlich-geschuetzter-Werke--/meldung/110168 (http://www.heise.de/newsticker/Portugal-90-Tage-Haft-fuer-Filesharing-urheberrechtlich-geschuetzter-Werke--/meldung/110168)

Title: [EU-Kommission will Schutzrechte für Musikwerke... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 17, 2008, 10:32:44 AM
Quote[...] Die EU-Kommission will die Schutzdauer für Tonaufnahmen von 50 auf 95 Jahre verlängern. Während die Musikindustrie den Vorschlag begrüßt, meinen Kritiker, dass eine Verlängerung der Schutzfrist nur der multinationalen Tonträgerindustrie zugute komme und den Zugang zu historischen Tonaufnahmen erschwere.

Am Mittwoch verabschiedete die Europäische Kommission einen Richtlinienvorschlag, der die Verlängerung der Schutzdauer von Tonaufnahmen und Tonträgern in er EU von 50 auf 95 Jahre vorsieht. Künstler und Industrie würden gleichermaßen von der längeren Schutzfrist profitieren, hieß es in einer Aussendung der EU-Kommission.

Eine 95-jährige Schutzdauer würde verhindern, dass ausübende Künstler, die im Alter von 20 Jahren Platten aufgenommen haben, bei Erreichen ihres 70. Lebensjahres einem plötzlichen Einkommensausfall gegenüberstehen, so die EU-Kommission.

Die zusätzlichen Einnahmen aus der erweiterten Schutzdauer sollen auch der Tonträgerindustrie helfen, sich an das Internet-Zeitalter anzupassen und ihre Investitionen in neue Talente aufrechtzuerhalten, begründete die EU-Kommission ihren Vorschlag.

"Ich werde alles daransetzen, um sicherzustellen, dass ausübende Künstler über ein angemessenes Einkommen verfügen und es auch künftig eine europäische Musikindustrie geben wird", sagte EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy, der die Verlängerung der Schutzfristen vorgeschlagen hatte.

[...] Der Verband der österreichischen Musikwirtschaft, IFPI Austria, begrüßte am Mittwoch naturgemäß den Vorschlag der EU-Kommission.

Die vorgeschlagene Verlängerung der Schutzfrist stärke die europäische Musikwirtschaft im internationalen Wettbewerb und bedeute mehr Fairness gegenüber Interpreten und Labels, hieß es in einer IFPI-Aussendung.

[...] Europäische Rechtsexperten hatten die geplante Erhöhung der Schutzdauer für Tonaufnahmen in der EU zuletzt scharf kritisiert. Eine Verlängerung der Schutzfrist würde nur multinationalen Musikkonzernen mit großen Back-Katalogen zugute kommen, den Zugang zu historischen Tonaufnahmen erschweren und Kreativität und Innovation in Europa Schaden zufügen.

Im Juni warnten europäische Wissenschaftler die EU-Kommission deshalb vor der Verlängerung der Schutzfrist und setzten diese mit einem "Kotau an die Tonträgerindustrie" gleich.

Die Initiative Sound Copyright, die von der britischen Open Rights Group und dem europäischen Arm der Electronic Frontier Foundation [EFF] betrieben wird, machte gegen die Ausweitung der Schutzdauer von Tonaufnahmen mit einer Online-Petition mobil.

[...]

QuoteHey, McGreedy... eine einfache Frage:
heliman, vor 1 Stunde, 15 Minuten
Warum sollte jemand mit 20 aufhören, Musik zu machen?

Hm?


QuoteUmkehrschluss
grahamchapman, vor 10 Stunden, 21 Minuten
Ich könnte natürlich auch zu dem Arbeitgeber gehen, bei dem ich vor 20 Jahren gearbeitet habe und von denen Kohle verlangen: weil, das ist ja auch für die nächsten 30 Jahre nicht verjährt, so oder so.....

QuoteAn lameth (von weiter unten):
tomtiger, vor 15 Stunden, 51 Minuten
Die maximale Schutzdauer von Patenten beträgt 20 Jahre.


Quoteklingt schrecklich
max7c, vor 15 Stunden, 56 Minuten
leute die mit 20 mal gearbeitet haben bekommen mit 70 plötzlich kein Geld mehr dafür.

Ganz Klar im Kopf kann man jedenfalls nicht sein wenn man soetwas von sich gibt. Und solche Leute machen unsere Gesetze - erschreckend.





Aus: "95 Jahre Schutzfrist für Beatles & Co." (16.07.2008)
Quelle: http://futurezone.orf.at/it/stories/293270/ (http://futurezone.orf.at/it/stories/293270/)

-.-

Quote[...] Die EU-Kommission schlägt vor, die Schutzfrist für Tonaufnahmen und Tonträger von derzeit 50 auf 95 Jahre zu verlängern. Der Vorschlag geht auf eine Initiative des Binnenmarktkommissars Charlie McCreevy zurück, der damit das Einkommen der Künstler sichern will. "Eine 95-jährige Schutzdauer würde verhindern, dass ausübende Künstler, die im Alter von 20 Jahren Platten aufgenommen haben, bei Erreichen ihres 70. Lebensjahres einem plötzlichen Einkommensausfall gegenüberstehen", erläutert die EU-Kommission in einer Mitteilung. Bei den betroffenen Rechten handelt es sich um Leistungsschutz-, nicht um Urheberrechte. Urheberrechte genießen einen Schutz von 70 Jahren ab dem Tod des Urhebers, während die Leistungsschutzrechte ab Veröffentlichungsdatum eines Werkes gelten. McCreevy empfindet diese Differenz als unsachgemäße Ungleichbehandlung.

In ihrem Vorschlag geht die EU-Kommission auch auf die derzeitigen Absatzprobleme der Musikindustrie ein. Eine Verlängerung der Schutzdauer würde die Firmen "in die Lage versetzen, sich dem raschen Wandel der geschäftlichen Rahmenbedingungen anzupassen". Während die Ladenverkäufe rapide zurückgingen, wüchsen die Online-Umsatzerlöse vergleichsweise langsam. An den Preisen für die Verbraucher würde sich durch die Fristverlängerung wenig ändern, meint die Kommission unter Verweis auf eine Studie der Unternehmensberatung Price Waterhouse Coopers. Sie habe ergeben, dass es keinen signifikanten Preisunterschied zwischen durch Copyright geschützten und nicht geschützten Werken gebe.

Während die EU-Kommission davon überzeugt ist, dass von einer Verlängerung der Schutzdauer Künstler und Plattenfirmen gleichermaßen profitierten, äußerten Wissenschaftler und Musikexperten im Juni Bedenken. Sie meinen, eine Verlängerung käme lediglich den großen, marktbeherrschenden Plattenfirmen zugute und die Verfügbarkeit historischer Aufnahmen nehme ab. Auch würden nur jene Musiker profitieren, die es wegen ihres bereits erlangten Wohlstands nicht nötig hätten. Dem hält die EU-Kommission entgegen, dass im Durchschnitt ein Künstler mit jährlichen Einnahmen von 150 bis 2000 Euro aus der Verwertung an Rechten seiner Werke rechnen könne. Das sei im Vergleich zu den Wohlhabenden nicht spektakulär, aber für viele Musiker ein bedeutender Betrag.

Die Kommission hat zudem das Konsultationspapier "Urheberrechte in der wissensbestimmten Wirtschaft" vorgelegt. Darin geht es unter anderem um die Frage, wie Forschungs-, Wissenschafts- und Unterrichtsmaterialien verbreitet werden, und ob Wissen im Binnenmarkt ungehindert zirkuliert. Die Kommission will damit eine Debatte darüber einleiten, welche Strategie beim Urheberrecht in wissensintensiven Bereichen auf lange Sicht verfolgt werden soll. (anw/c't)

Quote16. Juli 2008 16:48
Kommt drauf an...
Cornel Panic (mehr als 1000 Beiträge seit 08.04.02)

...was da jetzt geschützt wird. Wenn das bedeutet, dass Musik, die
jünger ist als jetzt 50 und demnächst 95 Jahre, nicht gecovert werden
darf, ist mir das ein Tun.

Wenn es mal wieder um das "Copyright" geht, dann bin ich dafür, dass
das Copyright nach einem Jahr generell ausläuft, denn länger sind die
meisten CDs ohnehin nicht mehr verfügbar. Ich würde ein Copyright da
auch generell an eine Veröffentlichungspflicht (mit Preisbindung
gegen Astronomie-Preise) gekoppelt sehen. Und das nicht nur bei
Musik, sondern auch bei Filmen. Alles, was die Content-Verwerter
nicht mehr verwerten wollen, sollte frei zum Tauschen und Kopieren
werden.


Quote16. Juli 2008 16:57
Kann sich die Kommission bitte auch darum kümmern,...
der_spiegel (mehr als 1000 Beiträge seit 24.09.04)

...dass ausübende Arbeitskräfte, die im Alter von 16 - 50 Jahren
einer Arbeit nachgekommen sind, bei Erreichen der Arbeitslosigkeit
keinem plötzlichen Einkommensausfall gegenüberstehen?


Quote16. Juli 2008 17:00
Irrsinn
Kharol (32 Beiträge seit 02.08.04)

Es ist wirklich erschreckend was sich die Gesetzgeber von den
Lobbyisten alles einblasen lassen.
Ganz und absolut sicher profitiert kein Künstler (Aufführungsrechte)
davon, wenn seine Einspielung noch 95 Jahre nicht gemeinfrei wird.
Wer wird schon 150?
Schon der Urheberschutz des Grundwerks ist absolut überdimensioniert.
Ich finde es korrekt, wenn der Künstler und eventuell auch die
_ersten_ Erben noch finanziell etwas von der Werkschöpfung haben.
Aber die zur Zeit geltenden 70 Jahre nach dem Tod sind ganz sicher
weder im Allgemeinen Interesse noch im Interesse der
Kulturschaffenden selbst. Als Rechenbeispiele:
- Die Werke von Ravel sind gerade erst im Dezember gemeinfrei
geworden,
- mit der neuen Regelung wären praktisch alle überhaupt existierenden
Ton- und Videoaufnahmen plötzlich wieder der Allgmeinheit entzogen.

Das Argument mit den plötzlichen Einnahmeausfällen will ich auch
nicht gelten lassen. Ich kann meinem Chef auch nicht sagen ich höre
auf, aber gib mir und meinen Erben bitte noch 95 Jahre lang Geld, ich
habe doch schließlich mal gearbeitet als ich 20 war, die Straße die
ich damals geteert habe gibt es immer noch... Der würde sich völlig
zu Recht an die Nase fassen (und mir in den .... treten)


Quote16. Juli 2008 17:05
Schutzrecht Lebenslänglich und mit dem Tode auslaufen lassen.
blckguard (mehr als 1000 Beiträge seit 16.04.03)

Ganz einfache Sache.
Von mir aus kann der Musiker sein Leben lang von seiner Musik leben.
Dagegen spricht nichts. (dass es wieder nur bei den Labeln Kasse
machen wird ist zum Teil Selbstverschulden der Künstler)

Aber exakt mit dem Tag des Todes hört der Schutz auf und die Rechte
gehen an die Allgemeinheit. Sache erledigt.
Bei Singlekünstlern kein Thema.
Bei Gruppen gilt der Todestag des letzten Beteiligten.


Quote16. Juli 2008 17:16
Vor allem geht es gar nicht um den Schutz des Künstlers.
ichwersonst (mehr als 1000 Beiträge seit 24.04.02)

Dessen Werke sich langfristig geschützt, über seinen Tod hinaus. Es
geht einzig und alleine darum, die wertigkeit der Aufnahmen(!) der MI
massiv zu verlängern, der Künstler hat davon bestenfalls marginal am
Rande etwas.

Schon diese krude Argumentation zeigt auf, auf welchem Mist das
gewachsen ist und daß der Kommisar nix anderes ist, als das
Vortragäffchen.


Quote16. Juli 2008 17:37
Verfall der Gesellschaft
oxnoxo (mehr als 1000 Beiträge seit 23.01.02)

Die EU-Kommission scheint nicht mehr frei und rational Entscheidungen
zu treffen, sondern sie scheint mehr oder Minder zur
"Durchwinkagentur" für die Wünsche von geldstarken Lobbyisten
degeneriert zu sein.

Zumindest drängt sich dieser Eindruck auf.

Eine Verlängerung des Urheberrechtes von 50 auf 95 Jahre ist
einerseits überflüssig, weil die meisten Künstler keine 95
Lebensjahre ab Werkschöpfung mehr vor sich haben, andererseits ist
eine solche Regelung auch pures Gift für kulturelle Entfaltung und
künstlerische Schöpfungskraft auf freier Basis. Das wird
mittelfristig bereits zu noch stärker einschneidenden Abbau
künstlerischer Schaffenskraft führen, da man immer stärker auf nur
noch zwei Formen einer künstlerischen Existenz festgelegt wird:

* Abhängiger der Industrie werden, um sich so von der juristischen
Bedrohung "frei zu kaufen"
* Frei und unabhängig bleiben, aber mit einem Fuß im Gefängnis stehen

Den Niedergang einer Gesellschaft kann man auch am Umgang mit ihren
Künstlern erkennen - und da sieht es düster aus. Die Raffkes mit
Ultrakapitalistenmentalität zerstören, um sich weiter zu bereichern,
alles um sich herum. Sie verhalten sich wie tollwütige Raubtiere, die
alles um sich herum  töten, um auf die Schnelle maximalen Gewinn zu
erzielen - ohne daran zu denken, dass sie schon bald keine Beute mehr
finden werden, weil es sie nicht mehr gibt. Was folgt ist
Kanibalismus.

...





Aus: "EU-Kommission will Schutzrechte für Musikwerke auf 95 Jahre verlängern" (16.07.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/EU-Kommission-will-Schutzrechte-fuer-Musikwerke-auf-95-Jahre-verlaengern--/meldung/112899 (http://www.heise.de/newsticker/EU-Kommission-will-Schutzrechte-fuer-Musikwerke-auf-95-Jahre-verlaengern--/meldung/112899)

Title: [Gangsta-Rapper vs. Gangsta Rentner... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 18, 2008, 11:07:52 AM
Quote[...] Bushido (bürgerlich: Anis Mohamed Youssef Ferchichi; * 28. September 1978 in Bonn), auch bekannt unter dem Pseudonym Sonny Black, ist ein deutsch-tunesischer Rapper aus Berlin, dessen Stil sich an den amerikanischen Gangsta-Rap anlehnt. Er ist zudem Inhaber des Plattenlabels ersguterjunge und arbeitet als Immobilienmakler.

Der Künstlername ,,Bushido" wurde dem Japanischen entnommen und bedeutet Weg des Kriegers

[...]


http://de.wikipedia.org/wiki/Bushido_(Rapper) (http://de.wikipedia.org/wiki/Bushido_(Rapper)) (17. Juli 2008)

-.-

Quote[...] Der "Gangsta-Rapper" Bushido hat sich vor Gericht in Verfahren um Urheberrechtsverletzungen durchgesetzt. Der Musiker war gegen drei Computerbesitzer vorgegangen, die seine Musik aus einer Internet-Tauschbörse heruntergeladen haben sollen. Das Düsseldorfer Landgericht bestätigte gestern laut Mitteilung einstweilige Verfügungen gegen die Beklagten (u. a. Az.: 12 O 195/08). Die Prozessgegner hatten versichert, keine Musik illegal aus dem Internet zu holen.

Ein Rentner hatte erklärt, er wisse gar nicht, wer oder was Bushido sei und habe auch kein Programm, um Musik aus dem Internet herunterzuladen. Ein Ehepaar hatte angegeben, zur fraglichen Zeit sei nachweisbar niemand an ihrem Computer gewesen. Das Gericht befand, dass es darauf nicht ankommt und wendete den Grundsatz der "Störerhaftung" an.

Verzichtet der Anschlussinhaber bei Inbetriebnahme seines WLAN-Routers aus Unkenntnis auf Sicherheitsvorkehrungen – etwa durch Verschlüsselung oder MAC-Adressen-Filter – so steht das heimische Funknetz jedem Dritten innerhalb des Empfangsradius offen. Auch wenn Dritte über eine ungesicherte WLAN-Funknetzverbindung die Internet-Adresse der Beklagten möglicherweise missbraucht haben, müssten die Computerbesitzer als "Störer" haften, meinte das Gericht. Ihnen sei zumindest vorzuwerfen, ihr WLAN nicht gesichert und mit einem Passwort geschützt zu haben.

Auf die Computerbesitzer kommen nun erhebliche Verfahrens- und Anwaltskosten zu. Außerdem wird gegen sie auch strafrechtlich ermittelt. Die Ermittler hatten die IP-Adressen der Beklagten festgestellt. Daraufhin war Bushido zivilrechtlich gegen sie vorgegangen. Im Wiederholungsfall drohen ihnen bis zu 250.000 Euro Ordnungsgeld. Die Entscheidungen sind nicht rechtskräftig, Rechtsmittel dagegen sind zulässig.

Seit Langem streiten Juristen um die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen der Anschlussinhaber für solche Rechtsverletzungen haftet, die unbekannte Dritte über seinen Anschluss begangen haben. Vor Kurzem war das OLG Frankfurt anderer Meinung als nun das Landesgericht Düsseldorf. Es hob Anfang Juni eine Entscheidung der Vorinstanz auf, nach der ein wegen Urheberrechtsverletzungen Beklagter der Störerhaftung unterlag. Der Beklagte hatte ebenfalls vorgebracht, selbst keine Musik aus dem Netz geladen zu haben, ein Fremder müsse per WLAN seinen Anschluss genutzt haben. Die Frankfurter Entscheidung widerspricht auch Urteilen des LG Hamburg, das in zwei Entscheidungen die Mitstörerhaftung für ein unverschlüsseltes WLAN bejaht hatte. (anw/c't)


Quote17. Juli 2008 10:25
Na ja...
Onkel Bräsig (mehr als 1000 Beiträge seit 12.07.07)

Er stellt sich als asozial dar, ist auch noch stolz drauf, schimpft
auf den Staat und die Gesellschaft...

aber wenn ihm 3 Euro durch die Lappen gehen, rennt er sofort zum
Gericht.


Quote17. Juli 2008 10:28
"Gangsta-Rapper"?
seniler alter Zirkusaffe (mehr als 1000 Beiträge seit 02.10.03)

Ham wa in Deutschland nicht. Mamasöhnchen wäre wohl zutreffender für
die Heulsusen-"Rapper" in Deutschland.
In Amiland pusten die sich gegenseitig die Schädel weg, hierzulande
verklagen sie Oma Kawuppke wegen ihrem ungesicherten WLAN.

Wobei derartige Klagen dem Begriff "Gangsta" natürlich durchaus eine
gewisse neue Bedeutung geben...


Quote17. Juli 2008 10:47
"Der Weg des Kriegers" wählt den Weg des Waschlappens (kT)
Corwin Duke, Corwin Duke (926 Beiträge seit 11.05.00)

Hier nix Text.


Quote17. Juli 2008 11:16
Gerade er klagt? Ist selbst wegen Urheberrechtsstreitigkeiten angeklagt
monstarx (490 Beiträge seit 05.07.02)

Anfang November 2007 wurde bekannt, dass Bushido für den Track
,,Mittelfingah", den er zusammen mit King Orgasmus und Bass Sultan
Hengzt 2001 veröffentlichte, ein Sample aus dem Lied ,,Mourning
Palace" der norwegischen Dark-Metal-Band Dimmu Borgir verwandte, ohne
die Band darüber zu informieren. Dimmu Borgir kündigten daraufhin an,
wegen Verletzung des Urheberrechts Schadensersatz zu fordern.[18]

http://de.wikipedia.org/wiki/Bushido_(Rapper)#Urheberrechtsstreitigke
iten

Wegen diverser Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und
Sachbeschädigung wurde Bushido vom Gericht vor die Wahl gestellt,
eine staatlich geförderte Ausbildung zum Maler und Lackierer zu
machen oder ins Jugendgefängnis zu gehen. Im Rahmen der deshalb
absolvierten Ausbildung lernte Bushido auch seinen späteren
Kollaborations-Partner Fler kennen.

Einen hab ich noch...
Bushido wurde am 3. August 2005 in Linz (Österreich) festgenommen,
wurde aber nach Zahlung von 100.000 Euro nach 14 Tagen
Untersuchungshaft auf Kaution entlassen mit der Auflage, bis zum
Prozess Österreich nicht zu verlassen. Ihm wurde vorgeworfen,
gemeinsam mit zwei Freunden einen 20 Jahre alten Mann
zusammengeschlagen zu haben, weil dieser grundlos die Reifen seines
angemieteten 7er-BMWs zerstochen haben soll.

So genau nimmt es der Junge nicht mit dem Gesetzt, aber wehe ein Opa
downloadt "angeblich" einen Song aus einer tauschbörse, dann, heult
er rum wie ein kleines kind, so ein Penner.



Quote17. Juli 2008 11:17
Vollkommen richtige Entscheidung
KlimaleugnerXL (34 Beiträge seit 15.12.07)

sonst würde ja jeder Fileshareer ein offenes WLAN betreiben und sich
damit rausreden ein anderer hätte die Urheberrechtverletzung über
sein ungesichertes WLAN begangen. Die Musikindustrie könnte dann
einpacken. Soweit wird es nicht kommen, auch wenn sich das Heiseforum
dies noch so sehr wünscht. So weltfremd sind die Gerichte nicht!

Quote17. Juli 2008 11:22
Immer diese Rentner
Alexander Gräf, Alexander Gräf (mehr als 1000 Beiträge seit 14.03.03)

Erst dem Staat Jahrzehnte auf der Tasche liegen, weil sie nicht
sozialverträglich abtreten wollen, und dann dem armen Bushido die
Gewinne vermießen, indem sie sich seine Lala einfach übers Internetz
saugen !!!1!1

Wenigstens hat das Gericht technische Kompetenz bewiesen und die
alten Säcke anständig in die Pfanne gehauen, das wird ihnen eine
Lehre sein, auf ihren Altenteil solche Straftaten zu begehen !!!11!1

Ich hätte noch eine Hausdurchsuchung angeordnet, um festzustellen ob
die Damen und Herren die gesaugte Musik eventuell schon als
Klingeltöne auf ihren Seniorenhandies nutzen, denn das hätte das
Strafmaß sicher erhöht !!!!!

Cheers



...


Aus: "Bushido siegt in Rechtsstreit um Urheberrechtsverletzungen über offenes WLAN" (17.07.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Bushido-siegt-in-Rechtsstreit-um-Urheberrechtsverletzungen-ueber-offenes-WLAN--/meldung/112925 (http://www.heise.de/newsticker/Bushido-siegt-in-Rechtsstreit-um-Urheberrechtsverletzungen-ueber-offenes-WLAN--/meldung/112925)

-.-

Quote[...] BERLIN - Ein offizielles Statement gab es nicht. Nur über seinen Twitter-Account verriet Rapper Bushido, der mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Youssef Ferchichi heißt, dass es wieder ,,Schlagzeilen" über ihn geben werde. Da hatten die Fahnder der Staatsanwaltschaft Berlin gerade kistenweise Beweismaterial sichergestellt.

Am Dienstagmorgen um sechs Uhr rückten die Beamten aus, um zehn Objekte in Berlin und Brandenburg zu durchsuchen, darunter die Villa des 34-jährigen Musikers in Klein-Lichterfelde, das Charlottenburger Büro seines Steuerberaters sowie die Wohnung seines Geschäftspartners und Freundes Arafat Abou-Chaker. Seit Monaten soll gegen den Rapper wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt worden sein – laut Medienberichten soll es sich dabei um Millionenbeträge handeln. ...


Aus: "Razzien gegen Bushido in zehn Immobilien in Berlin und Brandenburg" (23.05.2013)
Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12520618/62249/Razzien-gegen-Bushido-in-zehn-Immobilien-in-Berlin.html (http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12520618/62249/Razzien-gegen-Bushido-in-zehn-Immobilien-in-Berlin.html)

Title: [US-Kongress verpflichtet Unis zum Kampf... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 05, 2008, 10:14:32 AM
Quote[...] Der US-Senat hat Ende vergangener Woche mit großer Mehrheit einen umstrittenen Gesetzesentwurf verabschiedet, demzufolge US-Hochschulen Copyrightverstöße beim Filesharing mithilfe "technikbasierter Abschreckungsmittel" verhindern sollen. Legen die betroffenen Ausbildungseinrichtungen künftig keinen entsprechenden Plan etwa für Ansätze zum Filtern oder Blockieren von Tauschbörsen vor, könnte ihnen die Kürzung staatlicher Förderungsmittel drohen. Zudem werden die Unis angehalten, Alternativen zu illegalen Downloads über Peer-to-Peer-Netzwerke (P2P) anzubieten. Damit erhöht sich der Druck auf die Bildungsinstitute, Abonnements für legale Filesharing-Dienste wie Napster oder Ruckus abzuschließen.

Die entsprechenden Bestimmungen finden sich in Abschnitt 494 des umfangreichen Gesetzestextes für einen College Opportunity and Affordability Act (COAA). Bei dem Vorhaben geht es um eine Novelle des allgemeinen US-Gesetzes für die Universitäten in Form des Higher Education Act von 1965, das vom US-Kongress eigentlich alle fünf Jahre zu überprüfen ist.

Führende US-Hochschulverbände wie die Association of American Universities (AAU) und Educause sowie Bürgerrechtsorganisationen hatten sich frühzeitig gegen die Bestimmungen positioniert. Sie empfinden sie als zu bürokratisch. Nach ihrer Lesart droht mit dem Entwurf die Streichung staatlicher Beihilfen, falls Unis das teils illegale Treiben der Studenten in Tauschbörsen weiter dulden. Die Förderung des Bildungsbereichs aus Steuergeldern beläuft sich pro Jahr in den USA auf insgesamt rund 100 Millionen US-Dollar.

Eine Sprecherin des Bildungsausschusses des Repräsentantenhauses, das den Entwurf bereits im Februar beschlossen und vergangene Woche sein Votum noch einmal bestätigt hatte, interpretiert die Auflagen aber anders. Ihr zufolge müssen Universitäten ihre Studenten allein über die Regeln auf dem Campus und die gesetzlichen Folgen des Downloads oder der Verbreitung rechtlich geschützter Werke aufklären.

Verbände der US-Unterhaltungsindustrie begrüßten die Absegnung des Gesetzes, das noch von US-Präsident George W. Bush unterschrieben werden muss, trotzdem lautstark. "Der Kongress hat eine starke Botschaft ausgesandt, dass das geistige Eigentum schützenswert ist", freute sich etwa Dan Glickman, Geschäftsführer der Motion Picture Association of America (MPAA). Gemeinsam mit der Recording Industry Association of America (RIAA), der Interessensvertretung der großen Musiklabels, hatte sich sein Verband zuvor für die Aufnahme der umkämpften Klauseln in den Entwurf stark gemacht.

[...]

Quote4. August 2008 13:50
Gebt das File frei!
S||D, Oezguer@directbox.com (725 Beiträge seit 19.08.00)

Freiheit für alle Files!

Wenn man nun eine Software baut, die Gefühle entwickelt,
bekommt dieses Software dann ebenso Menschenrechte zugesprochen oder
wird es versklavt und gehört seinem Urheber?



Aus: "US-Kongress verpflichtet Unis zum Kampf gegen Filesharing" (Stefan Krempl) / (jk/c't)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/US-Kongress-verpflichtet-Unis-zum-Kampf-gegen-Filesharing--/meldung/113756 (http://www.heise.de/newsticker/US-Kongress-verpflichtet-Unis-zum-Kampf-gegen-Filesharing--/meldung/113756)

Title: [GEMA geht gegen "Spreader" vor... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 05, 2008, 10:31:36 AM
Quote[...] Die GEMA hat den juristischen Kampf gegen Online-Plattformen begonnen, die eine Verbreitung beliebiger Dateien inklusive urheberrechtlich geschützter Werke über eine Vielzahl von Sharehostern erlauben. Beim gerichtlichen Vorgehen gegen diese so genannten Spreader, die eine hochgeladene Datei über mehrere Sharehoster verteilen, hat die Musikverwertungsgesellschaft nach eigenen Angaben zunächst die Seite Xirror.com ins Visier genommen. Man habe im Juni vor Gericht einen Sieg errungen, teilt die GEMA freudig mit. Die Plattform habe daraufhin ihren Dienst eingestellt. Die Domain selbst funktioniert zwar noch, die Seite sei aber geschlossen worden, ist dort nachzulesen. Die hinter dem Angebot stehende toFOUR GmbH aus Magdeburg klärt zudem im dortigen Impressum noch über den bestehenden Markenschutz für Xirror sowie den Urheberrechtsschutz an Inhalt und Struktur der Webseite auf.

Die GEMA liefert sich bereits seit über eineinhalb Jahren eine gerichtliche Fehde mit Sharehostern wie RapidShare, die Speicherplatz für Unternehmen und Privatpersonen anbieten. Dateien können dabei über einen speziellen Link heruntergeladen oder gelöscht werden. Die Auseinandersetzung dreht sich dabei vor allem um die Prüf- und Kontrollpflichten der Anbieter. Spreader potenzieren nun nach Ansicht der Verwertungsgesellschaft die Gefahr des Verstoßes gegen Urheberrechte. Mit dem "neuen Phänomen im Bereich der illegalen Nutzung von geschützten Inhalten im Internet" werde die Verbreitung etwa von Musikinhalten über eine Reihe von Sharehostern noch einfacher.

Nach dem reklamierten Erfolg vor dem Kadi gegen Xirror verkündet die GEMA, nun weitere Betreiber dieser Art gerichtlich bekämpfen zu wollen. Auf dem Kieker hat sie dabei unter anderem Shareonall, Hubupload oder die Plattform Datenschleuder, die nicht mit dem gleichnamigen offiziellen Magazin des Chaos Computer Clubs (CCC) zu verwechseln ist.

"Die GEMA beobachtet aufmerksam den Musikmarkt im Internet und die Angebote der einzelnen Dienste mit dem Ziel, den Urhebern durch den Abschluss von Lizenzvereinbarungen eine angemessene Vergütung für die Nutzung ihrer Musik zu sichern", gelobte der Vorstandsvorsitzender der Verwertungsgesellschaft, Harald Heker. "Verwehren Dienstbetreiber sich jedoch gegen eine Lizenzierung, gehen wir frühzeitig gegen solche neuen illegalen Phänomene vor, um deren Etablierung im Markt zu verhindern." Der im Fall Xirror betroffene Provider toFOUR hat sich zu den Anschuldigungen der GEMA bislang noch nicht öffentlich geäußert.

[Update]:
Inzwischen erreichte heise online eine Stellungnahme der Xirror-Betreiber. Die GEMA ist bei ihnen demnach wegen Rechtsverletzungen von 150 Werken Ende Mai mit einer Abmahnung vorstellig geworden. Wenige Stunden nach Kenntnisnahme seien die Einträge aus der Datenbank gelöscht worden. Alle Kontaktversuche zur Verwertungsgesellschaft seien erfolglos verlaufen. Mitte Juni sei eine weitere Abmahnung wegen 81 betroffener Werke erfolgt. Die beanstandeten Datensätze habe man wieder gelöscht, die geforderte Unterlassungserklärung aber nicht abgegeben. Zwei Tage später sei "unter anderem aus wirtschaftlichen Gründen" die Entscheidung gefallen, den Dienst einzustellen. Erst danach habe die GEMA eine einstweilige Verfügung auf Basis eines sehr allgemein gehaltenen, auch an Mitbewerber gesandten Schreibens mit Dringlichkeit beantragt und rasch vom Landgericht Düsseldorf bewilligt bekommen.

In die Berufung gehen will die Betreiberfirma nicht. Sie versicherte aber, eine Reihe technischer Vorkehrungen wie den Abgleich von Prüfsummen unternommen zu haben, um die illegale Verbreitung geschützter Werke über den Dienst zu unterbinden. Im Laufe eines Jahres seien knapp drei Millionen Dateien über Xirror gespiegelt worden. An den Missbrauchsmeldungen sei aber ablesbar, dass die "Raubkopien" darunter weniger als ein Prozent betragen hätten. (Stefan Krempl) (jk/c't)

Quote1. August 2008 10:40
Was ist eigentlich mit dem Usenet?
zahlungseingang (mehr als 1000 Beiträge seit 10.03.05)

Ausnahmsweise mal eine erstgemeinte Frage:

Warum ist bislang eigentlich noch kein Rechteverwerter gegen
Usenet-(Zugangs-)Anbieter vorgegangen?

Teilweise werben Usenext & Co ja sogar mit ihren Binary-Groups. Mich
würde mal interessieren, ob das bislang einfach "noch nicht
angegangen" wurde oder ob es da technische/rechtliche Gründe für
gibt?

Quote1. August 2008 10:44
Re: Was ist eigentlich mit dem Usenet?
Jürgen Kuri, Jürgen Kuri, jk@ct.heise.de (mehr als 1000 Beiträge seit 06.01.00)

zahlungseingang schrieb am 1. August 2008 10:40

> Ausnahmsweise mal eine erstgemeinte Frage:
>
> Warum ist bislang eigentlich noch kein Rechteverwerter gegen
> Usenet-(Zugangs-)Anbieter vorgegangen?

Machen sie schon:

http://www.heise.de/newsticker/US-Musikindustrie-nimmt-das-Usenet-ins-Visier--/meldung/97522 (http://www.heise.de/newsticker/US-Musikindustrie-nimmt-das-Usenet-ins-Visier--/meldung/97522)


http://www.heise.de/newsticker/UseNeXT-will-Verfuegung-wegen-Urheberrechtsverletzungen-nicht-hinnehmen--/meldung/84242 (http://www.heise.de/newsticker/UseNeXT-will-Verfuegung-wegen-Urheberrechtsverletzungen-nicht-hinnehmen--/meldung/84242)


http://www.heise.de/newsticker/Widerspruechliche-Rechtsprechung-zu-Angeboten-im-Usenet--/meldung/90372 (http://www.heise.de/newsticker/Widerspruechliche-Rechtsprechung-zu-Angeboten-im-Usenet--/meldung/90372)



Quote1. August 2008 10:55
Re: Was ist eigentlich mit dem Usenet?
Dawson (369 Beiträge seit 13.06.07)

http://www.pcmag.com/article2/0,2817,2326848,00.asp






Aus: "GEMA geht gegen "Spreader" vor [Update]" (01.08.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/GEMA-geht-gegen-Spreader-vor-Update--/meldung/113663 (http://www.heise.de/newsticker/GEMA-geht-gegen-Spreader-vor-Update--/meldung/113663)

Title: [dieser klassische Verwertungskanal ist hiermit zu Grabe getragen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 05, 2008, 11:18:08 AM
Quote[...] Verehrte Herren in den Chefetagen und liebe Spürhunde der Musikindustrie, geschätzte Promotion-Mitarbeiterinnen und alle restlichen Plattenfirmenangestellten, wir haben eine schlechte Nachricht. Sie haben es womöglich schon geahnt, aber nun endlich ist es endgültig, das Leiden hat ein Ende: Ihre Geschäftsgrundlage ist nicht mehr vorhanden. Oder, anders gesagt: Suchen Sie sich einen neuen Job!

Das Kerngeschäft von Plattenfirmen hat sich in Luft aufgelöst. Mit dem schlichten Verkauf von Musik, das steht jetzt fest, ist kein Geld mehr zu verdienen. Das, was alle eigentlich schon wussten, hat nun eine von der Musikverwertungsgesellschaft MCPS-PRS Alliance in Auftrag gegebene Studie ganz offiziell bewiesen. Die britische Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) ließ vom Marktforschungsunternehmen Big Champagne untersuchen, wie Kunden ein avantgardistisches Angebot von Radiohead annahmen: Die bekannte britische Band hatte ihr letztes Album "In Rainbows" zuerst als Download auf der eigenen Website angeboten, und die Kunden konnten selbst bestimmen, ob überhaupt und wie viel sie zahlen wollten.

Trotzdem, das ergab nun die Studie der MCPS-PRS, luden die meisten Interessenten "In Rainbows" nicht umsonst auf der Radiohead-Seite herunter, sondern lieber illegal über Internettauschbörsen. Allein über das Filesharing-Programm BitTorrent wurde das Album bereits am ersten Tag nach der Veröffentlichung 400.000 aus dem Netz gesaugt, 2,3 Millionen Downloads waren es nach gut drei Wochen. Im Klartext: Radiohead verschenkten ihr Album, aber die Hörer klauten die Musik lieber weiter wie gewohnt zwei Mausklicks nebenan.

Damit kann sich die darbende Musikindustrie nun endlich von einer Lebenslüge verabschieden. Dass nämlich der Musikkonsument gern auf illegale Angebote verzichten würde, wenn man den Verfolgungsdruck nur entsprechend erhöht und parallel dazu technisch konkurrenzfähige Verkaufsdownloads anbietet. Damit räumt die Studie nun radikal auf: "Tauschbörsen sind etabliert, unglaublich beliebt und werden niemals verschwinden", kommentierte Big-Champagne-Chef Eric Garland, "es ist Zeit, damit aufzuhören, gegen den Strom zu schwimmen, und zu akzeptieren, was die Leute wollen."

Zeit also für die Musikindustrie in Deutschland, all die Rechtsanwälte wieder zurückzupeifen, die Filesharer mit Klagen überziehen. Zeit für Softwareentwickler, die wahrscheinlich eh aussichtslose Suche nach dem unknackbaren Kopierschutz aufzugeben. Zeit für die Plattenfirmen und Onlineanbieter in England, sich das Porto zu sparen, mit dem sie demnächst hunderttausende von Downloadern über die Illegalität ihres Tuns aufklären wollen. Es wird, kurz gesagt, Zeit für die Verantwortlichen im Popgeschäft, die Realität zu akzeptieren.

Denn die sieht so aus: Die Leute wollen Musik. Aber sie wollen sie umsonst dort herunterladen, wo sie wollen und wie sie wollen. Wer also mit Musik noch Geld verdienen will, sollte sie am besten verschenken. Denn auch das beweist das Beispiel Radiohead: Obwohl "In Rainbows" quasi kostenlos angeboten und zudem millionenfach illegal heruntergeladen wurde, laufen die Geschäfte prima für Sänger Thom Yorke und seine Kollegen. Der Werbecoup hatte ausverkaufte Tourneen und akzeptable Verkäufe der später angebotenen Luxus-CD-Ausgaben zur Folge.

Natürlich kann das keine Blaupause sein für das zukünftige Geschäft mit der Popmusik. Nicht jede Band hat so treue Fans wie Radiohead, und die unbekanntere Konkurrenz muss erst prominent werden, bevor sich irgendjemand ihr Produkt wird schenken lassen wollen.

Aber umdenken müssen nun endlich vor allem die Plattenfirmen. Musik zu verkaufen an Musikfans, ob als Tonträger oder Download, dieser klassische Verwertungskanal ist hiermit zu Grabe getragen. Und mit ihm der aktuelle Hoffnungsschimmer der Industrie, die momentan heiß diskutierte Musik-Flatrate. Denn wozu soll ich einen festen Monatsbeitrag überweisen an eine Plattenfirmen, um auf deren beschränktes Repertoire zugreifen zu können, wenn eine Website weiter nahezu alle Musik der Welt umsonst zur Verfügung steht? Die Menschen wollen Tauschbörsen, weil sie umsonst sind, praktisch und zudem ein soziales Netzwerk.

So ist zwar ungewiss, wie die Zukunft der Musik aussieht. Vielleicht wird sie zum Werbeträger degradiert. Vielleicht nur noch live aufgeführt und für Filmsoundtracks lizenziert. Vielleicht gibt es sie bald als Dreingabe zum Pfund Kaffee. Aber eines steht nun fest: An den Endkunden verkauft wird Musik demnächst nur noch in Notfällen.




Aus: "Studie zu illegalen Musik-Downloads - Experiment gescheitert" VON THOMAS WINKLER (04.08.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/leben/internet/artikel/1/experiment-gescheitert/ (http://www.taz.de/1/leben/internet/artikel/1/experiment-gescheitert/)

Title: [Was Opi noch wusste: Ein Leben als Raubmordenteigner ohne P2P... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 01, 2008, 09:56:06 AM
Quote[...] Beim Broadband World Forum, dem jährlichen Zusammentreffen der ISP- und IP-Carrier-Branche, sind in dieser Woche in Brüssel neben neuer Breitband-Technik auch immer wieder Urheberrecht und Tauschbörsen ein Thema. Am gestrigen Montag beispielsweise wurden in einem Panel die verschiedene Möglichkeiten erläutert, P2P-Traffic aus den Netzen zu verbannen. Am heutigen Dienstag Mittag richtete Sony in Brüssel einen Appell an die Internetprovider.

John McMahon, seines Zeichens Europachef von Sony Pictures Television International, warb in seiner Keynote für einen "Spirit of Colaboration" zwischen Breitband-ISPs und Medienindustrie. McMahon rechnete zunächst vor, dass den Inhalteanbietern durch "Internet-Piraterie" mehr als zwei Milliarden US-Dollar Schaden jährlich entstehe. Wenn die Provider mithelfen würden, könne dieses Geld künftig zur Verbesserung der Content-Produkte investiert werden, was laut McMahon letztlich auch der Provider-Branche zugute käme.

In ungewohnter Offenheit erläuterte McMahon, dass die Medienindustrie mit geräteabhängigen DRM-Maßnahmen bei der Musik-Distribution aufs falsche Pferd gesetzt habe. Unter anderem der Frust über diese Methoden habe die Nutzer in die Tauschbörsen getrieben. Nun müsse man sie mit geeigneten Angeboten schnell davon überzeugen, dass guter Content legal nun einmal nicht kostenlos zu haben sei.

McMahon zufolge setzt Sony dabei voll auf das Digital Entertainment Content Ecosystem (DECE). Mit dem neuen Medienformat soll es möglich werden, DRM-geschützte Musik- und Videodateien auf jedem zertifizierten Player abspielen zu können. Zur CES im Frühjahr 2009 will Sony laut McMahon zusammen mit den anderen Mitgliedern im DECE-Konsortium Details dazu bekannt geben. (hob/c't)


Quote30. September 2008 18:33
Was Opi noch wusste: Ein Leben als Raubmordenteigner ohne P2P
Schaulustiger (366 Beiträge seit 19.05.04)

Früher, in den wilden 80ern, hatten wir keine Angst vor Ozonlöchern
oder Schwarzen Löchern. Die einzigen Löcher, vor denen man Angst
haben musste, waren Politiker und bei denen hat sich seitdem nicht
wirklich imagemäßig viel getan. Die Atome vom Russen und Ami waren
damals größer und gefährlicher, nicht so gequarkte Billigdinger, wie
sie heute durch den LHC flitzen. Aber so wie Elektronen beim
Vorbeiflug untereinander Photonenquanten austauschen (Achtung,
Überleitung!) wurden damals auf den Schulhöfen der Nation Raubkopien
ausgetauscht (mein erster Einleitungsentwurf sah was mit dem neuen
Heiselayout vor).

P2P ging damals nur, wenn man den anderen Peer persönlich kannte. Und
wenn der noch jemanden kannte, der in einer Cracker Crew wie
Fairlight oder KGB war, dann war man immer mit den aktuellsten
"Warez" versorgt. Das war die Zeit der ersten Rechtschreibreform, als
an alle Hauptwörter ein "z" drangehängt wurde, wenn man cool sein
wollte.

Garnicht cool waren die ganzen Steckmodul-Cracker, die Freeze Frame
MK III-Cracker und dann die fertige Speicherkopie per Intro Maker mit
einem Vorspann versahen. Heutzutage würde man solche Leute als
"N00bz" oder "L0serz" verschreien, aber die zweite
Rechtschreibreform, in der alle "o" gegen Nullen ausgetauscht wurden,
war erst 1998.

Mein erstes einschneidendes Erlebnis war damals, als 1991 die Post
die Postlagerkarten eingestellt hatte. Die PLK war eine prima
Methode, um einigermaßen anonym und deutschlandweit Päkchen
auszutauschen, deren Inhalt meistens kleine schwarze Scheiben im 5
1/4 Zoll-Format waren, liebevoll in mühsamer Heimarbeit handgelocht
und mit buntbemalten Aufklebern versehen, während später seelenlose
7-Nadel-Drucker von Seikosha auf Data-Becker-Endlospapier die
Etikettierarbeit übernahmen. Danke, Printfox!

So gesehen war die Deutsche Bundespost meine erste Erfahrung mit
einem anonymen P2P-Netzwerk. Heutzutage würde man den Schuppen
vermutlich auf Zuruf von der Musikindustrie einfach dicht machen und
2 Wochen später würden speichelerkennende DRM-Briefmarken auf den
Markt kommen, die nur von bestimmten Benutzern abgeleckt aber dafür
auf bis zu 3 verschiedene Briefen gepappt werden dürfen.

An diesem Tauschverhalten änderte sich zunächst nichts. Der C64 wurde
vom Amiga verdrängt (bei anderen verdrängte der ST den XL, aber
sorry, solche Leute kann man nicht ernst nehmen!), der
Diskettenlocher verschwand in einer Umzugskiste im Keller und die
Diskettenformate wurden kleiner. In der ASM (so eine Art
Offline-Tauschbörse mit beigefügten Spieletests, was ist eigentlich
aus Baller-Otti geworden? Ist Uridium mittlerweile heilbar?) gab es
immer reichlich Kontaktadressen, über die man die aktuellsten
Programme beziehen konnte, solange man nicht einer gewissen "Tanja"
antwortete.

Diese Zeit war reich an kreativen Kopierschutzmechanismen, die alle
versagten: Dongles, versteckte Sektoren, Kopierschutzräder,
Handbuchabfragen... In den einschlägigen Magazinen mehrten sich zudem
die Hilferufe verwunderter Spieler, bei denen in Falcon immer das
Triebwerk explodierte oder für die in Leander im 4. Level der
Vorsprung nicht erreichbar war. Findige Anwälte fuhren damals reiche
Beute ein.

So um 1993 herum wurde ich Point in einer FIDO-Box. Klingt so, als
hätte ich als Zivi Hundekot in öffentlichen Parks eingesammelt, war
aber meine erste grosse Netz- und Alkoholerfahrung. In den Mailboxen
der Welt lagen immer irgendwo interessante Programme, die es wert
waren, ihre riesigen 10 MB-Dateien (!) in handlichen Paketen mit
lächerlicher Bandbreite über Nacht und über behördliche Leitungen zu
ziehen. Noch immer sprach niemand von P2P-Netzwerken, MP3 war so gut
wie unbekannt und Apple war eine Firma, von der man jederzeit das
Ende erwartete, so wie halt jeden Freitag im Heise-Forum, nur eben
auf täglicher Basis. Wenn das die Musikindustrie damals gewusst
hätte!

1998 gab es mit der Wiedervereinigung in Deutschland ein historisches
Ereignis, das in keiner Rückblende vergessen werden darf: Modern
Talking. Die zweite Wiedervereinigung innerhalb von 10 Jahren, von
der sich so mancher Deutsche damals besseres versprochen hatte. Erst
jetzt drang das Internet langsam in das Bewusstsein von Bundesbürgern
und Musikindustrie vor. Aber immer noch war Warez-Tausch ein mühsames
Geschäft über langsame Datenleitungen und obskure FTP-Server, von
denen man oft nur die IP kannte und die einem auf kyrillisch oder
1337 von ihren Errungenschaften und Schätzen erzählten.

Mittlerweile hatte ich jedoch meine erste Festanstellung und
verdiente genug Geld, um mir "Originale" kaufen zu können, auch wenn
ich den Kauf oft bereute. Damals wuchs meine Software- und
CD-Sammlung beträchtlich an und ich denke, beide Seiten, ich und die
Industrie, konnten mit dem Ergebnis meiner Gewissensfindung zufrieden
sein. Irgendwann wird man eben älter, reifer, vernünftiger... oder
wie in meinem Fall einfach nur vermögender.

Kaum 10 Jahre später hatte die Industrie allerdings immer noch nicht
begriffen, wie man das neue Medium für Geschäfte nutzen kann, ohne
den mündigen Bürger verladen zu wollen. Es wurde die Parole
ausgegeben: Wenn der Bürger nicht bereit ist, für mangelhafte Ware zu
zahlen, soll ihn/sie doch bitte der Staat dazu zwingen, minderwertige
Ware (DRM & Kopierschutz) zu überhöhten Preisen zu kaufen. Kunden
werden kriminalisiert und Technologien verteufelt, als sei die
Heilige Inquisition wieder auf die Erde gefahren, um all die Sünder
zu strafen, die nicht an das Heilige Wort der Herren glauben.

25 Jahre verfolge ich nun schon diesen Kampf, dieses Gezerre, die
Verleumdungen, die schmutzigen Tricks... ich mag's nicht mehr sehen.
Ich habe keine Lust mehr, als Laborratte das Ziel von Experimenten
von Wirtschaftsversagern zu werden, die nie im Leben verstanden haben
und wohl auch nie verstehen werden, wie man ein Medium wie das
Internet zu Geschäftzwecken nutzen kann. Ich will Musik und Software
kaufen können, wann und wo mir beliebt, ohne mir Sorgen machen zu
müssen, dass mein CD-Laufwerk die CD nicht erkennt, oder dass
irgendwo ein DRM-Server abgeschaltet wird, weil ein Anbieter pleite
geht, oder dass der Kopierschutz meinen Rechner lahmlegt, oder dass
meine persönlichen Daten oder Kreditkartendaten irgendwo in einem
Laden wie Bertelsmann im Haus die Runde machen und irgendwann bei
arvato auf dem Ramschtisch landen.

Vermutlich verlange ich zuviel für das Jahr 2008. Aber wenn ich mir
den Lernprozess in der Industrie so anschaue, dann werde ich die
Erfüllung meiner Wünsche zu Lebzeiten nicht mehr erleben. Am besten
speichere ich mir diesen Foreneintrag ab und poste ihn in 25 Jahren
einfach nochmal. Um Abschnitte über Web 3.0 und die Matrix ergänzt.
Wisst ihr noch, damals, als es noch Torrents gab...

PS: Die Apple-Aktien sinken. Das ist das Ende!

Quote1. Oktober 2008 09:48
Was Opi noch wusste: Ein Leben als Raubmordenteigner ohne P2P
Mmoe (mehr als 1000 Beiträge seit 03.12.02)


Yooo , Die Contentmafia ist in sofern einzigartig , dass sie es seit
über 20 Jahren schaffen sogar den mathematisch gegebenen Gesetzen der
Ökonomie zu trotzen !!

Schon vor 20 Jahren haben die ihrer Schadensberechnung die
Überzeugung zugrunde gelegt, dass, wenn man Programme  nicht kopieren
könnte , jeder Siebtklässler monatlich für 80.000 Mark Software
kaufen würde ....

Die lernen es auch in diesem Jahrtausend nicht mehr !!

Mmoe



Quote30. September 2008 16:48
"P2P-Traffic aus den Netzen zu verbannen"
White Dwarf (22 Beiträge seit 10.07.08)

Und schon wieder wird versucht, das P2P-Prinzip als etwas
ausschließlich Böses, Bekämpfens- und Verbannenswertes hinzustellen.
Es mag ja zutreffend sein, dass in P2P-Netzwerken viele
unautorisierte Musik- etc.-dateien getauscht werden. Deswegen P2P
gänzlich aus unserer Kultur zu verbannen, hieße aber nicht nur, das
Kind mit dem Bade auszuschütten, sondern das Kind mitsamt Badewanne
aus dem Fenster zu werfen.

Ich warte nur noch darauf, dass irgendwann in den Schlagzeilen steht,
dass P2P-Netzwerke nach den "Raubkopien" nun auch von islamistischer
Propaganda incl. Anschlagsaufrufen, Bombenbauanleitungen,
Kinderpornos und was auch immer Bösem durchseucht seien, und dass
womöglich Amokläufer wie in Finnland deutlich häufiger als andere
Menschen an P2P teilnehmen - und schon könnte P2P europaweit verboten
werden. Mein Gefühl sagt mir, dass das nicht mehr lange dauern kann
:-(

White Dwarf



Aus: "Sony fordert Provider zur Zusammenarbeit gegen Piraterie auf" (30.09.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Sony-fordert-Provider-zur-Zusammenarbeit-gegen-Piraterie-auf--/meldung/116735 (http://www.heise.de/newsticker/Sony-fordert-Provider-zur-Zusammenarbeit-gegen-Piraterie-auf--/meldung/116735)

Title: [John, wisch dir mal unter der Nase lang... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 09, 2008, 10:00:32 AM
Quote[...] Peter Jenner, alter Hase im Musikgeschäft und Ex-Manager von Bands wie Pink Floyd, hat sich auf der Popkomm in Berlin für ein Ende des Kampfs der Rechteinhaber gegen die vielfach beschworene Internetpiraterie ausgesprochen. Schon der konzeptionelle Ansatz der Bemühungen zum Stopp von "Raubkopien" im privaten Umfeld sei falsch, da es sich beim Filesharing meist um ein Pendant zum rechtlich ganz legalen Verleihen von CDs im Freundeskreis handle. Statt weiter gegen das sich bereits eingebürgerte Verhalten der Verbraucher beim Nutzen von Peer-to-Peer-Netzen (P2P) vorzugehen, sollte die Musikwirtschaft besser auf internationaler Ebene wie der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) nach Wegen suchen, die Praktiken der Nutzer über Vergütungsansätze wie eine "Kultur-Flatrate" oder andere Pauschaltarife in bare Münze zu verwandeln.

Den Ansatz der Musikindustrie, auf das "exklusive" Urheberrecht zu setzen, hält Jenner für verfehlt. Copyrights seien in einer Welt voller Mashups sowie MySpace und YouTube in den meisten Fällen nicht mehr durchsetzbar. Schon eine Live-Aufführung werfe zudem massive Rechte- und Vergütungsfragen auf, wenn man nur an den Künstler, die Plattenfirma, den Veranstaltungsort oder den Tour-Manager denke. Eine separate Rechtelizenzierung sei kaum noch handhabbar.

[...] Malte Spitz vom Bundesvorstand der Grünen appellierte derweil ebenfalls an die Musikindustrie, "sich endlich offen einer Diskussion über neue Nutzungsformen kreativer Inhalte im Internet und einer sinnvollen und fairen Vergütung dafür zu stellen". Die technischen Möglichkeiten des Internet hätten die Lebensrealität von Musikkonsumenten verändert. Dem müsse die Branche endlich Rechnung tragen: "Höhere Strafen und den einseitigen Schutz der Rechteinhaber lehnen wir ab." Wo neue Wege auf dem Musikmarkt gegangen würden, führten diese dagegen zu Erfolgen. Spitze nannte in diesem Zusammenhang etwa Urheberrechte weniger strikt fassende Lizenzierungsformen wie Creative Commons, Ansätze zur kostengünstigen Direktvermarktung sowie neue Förderungsmöglichkeiten für Nachwuchsmusiker. (Stefan Krempl) / (pmz/c't) 

[...]

Quote8. Oktober 2008 21:00
Wann wird man Peter Jenner am Grund eines Sees finden?
ToBeOrNotToBe (mehr als 1000 Beiträge seit 26.04.03)

Wann wird man Peter Jenner mit "Betonsocken" am Grund eines Sees
finden?

Soetwas kann die Content-M.A.F.I.A keinesfalls dulden.



Quote8. Oktober 2008 20:57
Dieser Mensch gehört sofort kaltgestellt.
FrogmasterL (mehr als 1000 Beiträge seit 02.11.05)

Soweit kommts noch, Vernunft und Einsicht, und das auch noch auf
Managementebene.
Das ist ja so, als würde Obermann sagen: 'Ich bitte um Entschuldigung
und werde meinen Posten aufgeben.'


Quote8. Oktober 2008 21:24
ich hatte zuerst gelesen (Editiert vom Verfasser am 08.10.08 um 21:25)
dannyray (206 Beiträge seit 23.07.07)

> Musikmanager fordert Ende der Netzpiraterie.

Gestatten, Freud. Siegmund Freud.
Schon krass, dass selbst ich indoktriniert bin. Die Gehirnwäsche der
Medienindustrie beginnt zu wirken.


Quote8. Oktober 2008 20:42
ACHTUNG ! VERNUNFTSALARM ! DIES IST KEINE ÜBUNG !!!
IEEE802.1q (mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.02)


...Irgendwo auf der Welt. An einem geheimen Ort...

...1900 Zulu-Zeit...

Es ist ruhig. So ruhig, wie es eigentlich jeden Abend ist.
Content-Agent Smith und Special Content-Agent Smith sitzen an ihren
Tischen. Alles ist so wie es jeden Abend ist. Die grosse Anzeigetafel
in Form einer Weltkarte scheint in dem fahlen grünen Licht, der
kleinen Anzeigelampen. Über die Monitore huschen Zeilen mit
Dateinamen mit Dezimalen Zahlen in Vierergruppen , Angaben zu
Speichergrössen.

Agent Smith sitzt lässig zurückgelehnt in seinem Bürostuhl, die Hände
hinter dem Kopfverschränkt: "John, wisch dir mal unter der Nase lang.
Du bist da noch ganz weis vom Koks!" 

"Danke, Jim" Special Agent Smith schau in seinen kleinen
Taschenpiegel auf dem sich noch Pulvereste befinden und wendet sich
dann wieder seiner Konsole zu, " Du, hier habe ich was
Vielversprechendes"

"Zeig her!" Agent Smith rückt mit seinem Bürostuhl heran "Wie
´vielversprechend´, John?"

"Mindestens 30 Alben im Upload!  Provider speichert auch"

"Und John? Finanzquerprüfung gemacht?"

"Ja, Anschlussinhabern ist Angestellter, unteres Management.
Jahreseinkommen 55.956 Euro. Genau richtig. Da gibts gut zu ´ernten´"

"Ja John, aber nicht genug Finanzieller Hintergrund sich zu wehren.
Eigentlich optimal.  Hast du das Umfeld geprüft ? Nicht das wir das
wieder einen Sohn eines Lokalen Politiker hochnehmen, mann das gab
ärger das Letzte..."

"ACHTUNG! KRITISCHER VORFALL! DIES IST KEINE ÜBUNG!!" Das Gespäch
wird lautstark un jäh unterbrochen von der Sirene und der
Automatischen Durchsage.

Der Ganze Raum ist in tief rotes Licht getaucht von der Rundumleuchte
die sich an der Decke dreht. Auf der Weltkarte an der Wand , im
Bereich Europe flackert nervös ein rotes Licht.

Agent Smith schnellt zu seinem Terminal rüber und beginnt hektisch
die Tastatur zu bearbeiten. "Was ist los Jim???" der Special Agent
war auf gestanden und stand jetzt hinter ihm.

"Warte John! Und stell den verdammten Alarm ab!"   John geht zu
seinem Terminal und tippt ALT+F4 , der Alarm verstummt , nur noch die
rote Rundumleuchte taucht den Raum in ein gespentisches Licht.

"Subjekt : Jenner, Peter. Musikmanager" sagt Agent Smith ohne von
seinem Terminal aufzuschauen "Er hat eben grad ÖFFENTLICH gesagt das
die Jagd auf Filesharer sinnlos wäre!!"

"Ruhig Jim, wahrscheinlich nur ein kleines ´Licht´das eh keiner ernst
nimmt"

"Nein John! Der hat sogar schon Pink Floyd gemanaged!"

"WO JOHN?" leichte Panik schwingt in der Stimme des Special Agents

"Berlin, Deutschland. Popkomm Messe!"

"MEIN GOTT!" Special Agent Smith lässt sich rückwärts seinen Stuhl
fallen und ist kreidebleich geworden"Weiss der nicht was er da
anrichtet??  Haben wir ein Team in der Nähe?"

Agent Smith tippt ein paar Befehle in sein Terminal "Negativ! Wir
haben zur Zeit ein Mobiles Team in Stockholm. Übergabe von
Bestechungsgelder, damit der grosse Torrent-Tracker da dichtgemacht
wird.. Aber das schaffen die nie, auch nicht mit dem Jet"

"Egal, die sollen ihre Ärsche bewegen! Du weisst selber wie
ansteckend diese Idee ist wenn sie erstmal im Umlauf i..."

"John! Es ist zu spät! Es wurde schon veröffentlicht: heise.de ,
Heise Verlag, Deutschland"

Der Special Agent greif zitternd zum Telefon "Ich informiere jetzt
die Division.."

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Aus: "Popkomm: Musikmanager fordert Ende des Kampfs gegen die Netzpiraterie" (08.10.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Popkomm-Musikmanager-fordert-Ende-des-Kampfs-gegen-die-Netzpiraterie--/meldung/117105 (http://www.heise.de/newsticker/Popkomm-Musikmanager-fordert-Ende-des-Kampfs-gegen-die-Netzpiraterie--/meldung/117105)

Title: [Staatspräsident torpediert EU-Parlamentsbeschluss... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 09, 2008, 10:31:43 AM
Quote[...] Auf der Jagd nach Internatpiraten versucht Nicolas Sarkozy auch das Europa-Parlament auszuschalten. Mit aller Macht will er einen Gesetzeszusatz im Telekom-Paket verhindern, den das Parlament Ende September verabschiedet hatte.

Der Text der Europa-Abgeordneten steht Sarkozys eigenem Gesetzvorhaben im Wege. Mit diesem Gesetz will Frankreich durch eine neue Behörde Raubkopierer im Internet stoppen, zunächst verwarnen, später auch bestrafen. Nun schrieb Sarkozy an die EU-Kommission, sie solle den Zusatz zurückweisen.

Die Kommission aber zog nicht mit: Sie respektiere die demokratische Entscheidung des Parlaments, erklärte ein Sprecher. Ihrer Auffassung nach sei dieser Gesetzeszusatz eine wichtige Bekräftigung grundlegender Prinzipien der juristischen Ordnung der EU, insbesondere der Grundrechte der Bürger.

Über Gesetze entscheidet allerdings nicht die Kommission, sondern Parlament und Mitgliedsstaaten. Frankreichs Kultusministerin Christine Albanel hatte nach dem Votum des Europa-Parlaments die Auswirkungen auf das französische Vorhaben heruntergespielt. Sie will Frankreichs Modell zum Vorbild für ganz Europa machen.

Das Parlament hingegen pocht auf den Schutz der Privatsphäre und freie Informationssuche und will auch keiner Aufsichtsbehörde, sondern nur Richtern Sanktionsbefugnis geben.


Aus: "Internet Sarkozy stellt sich Internet-Gesetz des Europa-Parlaments in den Weg " (06.10.2008)
Quelle: http://www.euronews.net/de/article/06/10/2008/sarkozy-urges-rejection-of-internet-amendment/ (http://www.euronews.net/de/article/06/10/2008/sarkozy-urges-rejection-of-internet-amendment/)


-.-

Quote[...] Ein Fax des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy an den Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso, sorgt für Aufregung. Denn in dem Schreiben fordert Sarkozy Barroso auf, sich gegen eine Passage im sogenannten Telecom-Paket zu engagieren, nach der Internetsperrungen etwa wegen Urheberrechtsverstößen nicht ohne richterliche Genehmigung verfügt werden dürfen. Nachdem die EU-Komission das Ansinnen zurückwies, beschwichtigt Sarkozys Büro: Das "unglücklich veröffentlichte Schreiben" sollte keinen Druck auf die EU-Kommission ausüben, sondern lediglich den Standpunkt der französischen Regierung verdeutlichen.

Der einigermaßen ungewöhnliche Vorgang steht im Zusammenhang mit der ersten Lesung des Telecom-Pakets (PDF-Datei: http://www.catherinetrautmann.net/uploads/File/Actu/Fiches%20paquet%20telecom.pdf) im EU-Parlament, in der das Parlament den Änderungsantrag Nr. 138 mit 573 zu 74 Stimmen angenommen hatte. Unter Berufung auf Artikel 11 der EU-Charta (PDF-Datei: http://www.catherinetrautmann.net/uploads/File/Actu/Fiches%20paquet%20telecom.pdf), der die Informationsfreiheit betont, spricht sich der Änderungsantrag dafür aus, dass keine (Netz-)Sperrungen ohne eine zuvor erfolgte richterliche Anordnung erfolgen dürfen.

Diese Passage widerspricht direkt französischen Plänen für eine Internetpolizei, die ohne richterliche Beschlüsse Verwarnungen und Sperrungen problematischer Inhalte oder auch den Entzug persönlichen Zugriffsrechte einzelner Bürger durchsetzen soll. Entsprechend heißt es im Fax von Nicolas Sarkozy sehr direkt: "Il est notamment fondamental que l'amendement No. 138 adopté par le Parlement européen soit rejeté par la Commision. Pour écarter l'amendement, je sollicite votre engagement personnel et celui de la commissaire en charge du dossier". ("Es ist von grundsätzlicher Bedeutung, dass der vom EU-Parlament beschlossene Änderungsantrag Nr. 138 von der Kommission zurückgewiesen werden muss.[...] Dabei setze ich auf Ihr persönliches Engagement und das Engagement der zuständigen Kommissarin für dieses Paket."

Seitens der von Sarkozy erwähnten zuständigen EU-Kommissarin Viviane Reding hatte gestern Martin Selmayr, der für Informationsgesellschaft und Medien zuständige Sprecher der EU-Kommission mit einer Antwort reagiert. Er verwies auf die demokratischen Entscheidungsprozesse, die bei der Verabschiedung des Telecom-Pakets eingehalten werden müssen. "Die Kommission respektiert die demokratische Entscheidung des EU-Parlaments. Nach unserer Ansicht fixiert der Änderungsantrag wichtige Rechte des Bürgers. Es ist wichtig, einen gesunden Ausgleich zwischen dem Recht auf Privatsphäre, dem Recht auf Informationsfreiheit und den Rechten der Anderen zu schaffen."

Allgemein sorgt der Aktionismus des französischen Präsidenten für Irritationen. Das Telecom-Paket muss noch vom EU-Ministerrat abgesegnet werden. Dieser kann einzelne Änderungsanträge oder das gesamte Paket ablehnen und es zur erneuten Lesung an das EU-Parlament zurück verweisen. (Detlef Borchers) / (pmz/c't)

Quote8. Oktober 2008 18:05
Das "unglücklich veröffentlichte Schreiben"
blechmann (100 Beiträge seit 26.04.04)

Zur Klarstellung:

Damit ist nicht gemeint, dass das Schreiben wirklich unglücklich
(also vielleicht in nachteilhafter Form oder mit inhaltlichen
Fehlern) veröffentlicht worden ist, denn der Originalwortlaut liegt
ja vor. Unglücklich ist es nach Ansicht der Verantwortlichen und
ihrer Ausputzer nur, d a s s das Schreiben überhaupt an die
Öffentlichkeit gelangt ist. Ein feiner und gleichsam bedeutender
sprachlicher Unterschied.

Quote8. Oktober 2008 18:47
Re: Das "unglücklich veröffentlichte Schreiben"
Paule S (mehr als 1000 Beiträge seit 30.10.05)

Ist wie bei der Ekelkom. Auch da ist der Datenverlust erst
"unglücklich" wenn er bekannt wird.


Quote8. Oktober 2008 19:28
Na sicher
cip22 (mehr als 1000 Beiträge seit 08.11.00)

Es heißt ja auch nicht »das veröffentlichte unglückliche Schreiben«,
wie es richtigerweise heißen müßte, wenn sich »unglücklich« auf
inhaltliche Aspekte bezöge.

Tja, wie relativ doch alles ist - ich betrachte es gerade als
*Glück*, dass hier der Oberlobbyist Sarkozy bei undemokratischem Tun
auf frischer Tat ertappt wurde... :-)






Aus: "Frankreichs Staatspräsident torpediert EU-Parlamentsbeschluss" (08.10.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Frankreichs-Staatspraesident-torpediert-EU-Parlamentsbeschluss--/meldung/117101 (http://www.heise.de/newsticker/Frankreichs-Staatspraesident-torpediert-EU-Parlamentsbeschluss--/meldung/117101)

Title: [Guns_and_Lawyers-Content_Dictatorship_Promo_Vinyl-2008-CBR... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 17, 2008, 11:37:04 AM
Quote[...] Der Blogger Kevin Cogill hat sich am Montag vor einem US-Gericht schuldig bekannt, Auszüge des neuen Albums der Rockgruppe Guns N' Roses vorab auf seinem Blog veröffentlicht zu haben. Nach einer Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft, in der er sich zur Kooperation verpflichtet, wird der 28-Jährige wohl mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.

Nominell droht Cogill eine Gefängnisstrafe von bis zu zwölf Monaten sowie eine empfindliche Geldstrafe. Das Strafmaß soll im März verkündet werden. Als Teil des bereits im Oktober unterzeichneten Abkommens war die Klage auf ein minderschweres Vergehen reduziert worden. Für Cogill ist der Ärger mit dem Geständnis allerdings nur teilweise ausgestanden. Mit der Vereinbarung arrangiert sich der Blogger mit dem Staat, der Anklage wegen schwerer Urheberrechtsverletzung erhoben hatte. Darüber hinaus droht noch eine Zivilklage des Labels der Band.

Cogill soll nun vor allem dabei helfen, die Originalquelle der im Netz verbreiteten Songs zu enttarnen. Er war nach eigenen Angaben im Juni an neun Titel des von Fans lang erwarteten Albums "Chinese Democracy" gelangt und hatte sie auf seinem Blog "Antiquiet" veröffentlicht. Die von der Plattenfirma unerwünschte Vorabpremiere brachte dem Blogger mächtigen Ärger ein. Nach einer Unterlassungsforderung des Labels bekam Cogill im August Besuch von FBI-Agenten, die ihn vorübergehend in Gewahrsam nahmen. (vbr/c't)

Quote16. Dezember 2008 15:57
Da siegt doch endlich mal wieder die Gerechtigkeit...
Largor (mehr als 1000 Beiträge seit 14.02.03)

</sarkasmus>

Dass es auch anders geht, zelebrieren gerade Nine Inch Nails. Album
unter Creative Commons veröffentlicht, 1,6 Mio damit gemacht, jetzt
die Grammy-Nominierung.


Quote16. Dezember 2008 16:08
Gefängnisstrafe für das Veröffentlichen einer Musik-CD!?
KolbHans (mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.01)

Geht's eigentlich noch?


Quote16. Dezember 2008 17:06
Richtig so ... ?!
USER000 (105 Beiträge seit 04.08.08)

Versteh die Aufregung darüber nicht, der hat geklaut und wird
bestraft... !!!

Angenommen ihr steckt ne Menge Arbeit in ein Projekt, sei es ein
Album, ein Film, ein Buch oder ein Programm, und dann kommt irgend so
ein "Blogger" und stellt mein Werk ins Netz wo es sich jeder
kostenlos ziehen kann, was zum Teufel...? Haltet ihr das etwa für
fair?

Wie, wann und in welcher Form bzw. für welchen Preis ist immer noch
Angelegnheit des Urhebers bzw. des Rechteinhabers.

Und die Ausrede dass die Künstler sowieso genügend Geld haben ist
lächerlich. Besserverdiener gibt es in jeder Branche, und in fast
jeder gibt es prozentual mehr als in der Film und Musikindustrie. Die
sind bloß nicht jeden Tag in den Medien präsent. Ich rechtfertige
doch auch nicht einen Porschediebstahl mit Wiedekings 80 Millionen
Euro Gehalt ...

Und ob und wieviel die Plattenfirmen davon kassieren ist m. M. auch
lächerlich. Niemand zwingt die Künstler dazu zu einer Plattenfirma zu
gehen, die gehen alle freiwilig - Warum? Weil die Plattenfirmen sie
promoten und sie groß machen, allein außer von ein paar Indiebands
kaum zu schaffen. Jede Band würde sich nen Arm ausreisen um an einen
Vertrag zu kommen!

Das die Labels dann keinen Bock haben sie nachdem sie viel Geld in
einen Künstler gesteckt haben einfach so ziehen zu lassen ist doch
klar, deshalb werden immer gleich 5 oder mehr Jahresverträge
geschlossen... Habt ihr ne Ahnung wieviel in Künstler investiert wird
aus denen nie was wird, das Geld bekommen sie ja auch nicht zurück...

Diebstahl ist nicht zu tolerieren, und genau das hat dieser "Blogger"
gemacht. Über das Ausmaß der Strafe kann man sicher diskutieren, aber
Strafe ist nach meinem Rechtsempfinden sicherlich angebracht!

Quote16. Dezember 2008 17:56
Re: Richtig so ... ?!
USER000 (107 Beiträge seit 04.08.08)

Ja ich weis:
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Keine-Bange/forum-149097/msg-16016801/read/


Wie bereits erwähnt ist mir durchaus bewusst das Diebstahl und
Urheberrechtsverletzungen rechtlich nicht  genau das Selbe sind,
trotzdem fällt beides unter die Rubrik illegale Aneignung fremden
Eigentums.

Sorry wenn ich mich nicht juristisch korrekt ausgedrückt habe...

Quote16. Dezember 2008 18:12
Re: Richtig so ... ?!
Hans von Maulwurf (648 Beiträge seit 31.01.07)

Du bist auch im Recht.
Aber eine Strafe wegen des Hochladens und meinetwegen eine
Unterlassungserklärung i.h.v. 2000 Euro und er wär auch gestraft.
Dass die Musikindustrie einen Schadensersatz fordert, den er nie im
Leben bezahlen kann, ist unmenschlich und bescheuert.

Quote16. Dezember 2008 18:24
Re: Richtig so ... ?!
RasT (mehr als 1000 Beiträge seit 29.02.00)

Hans von Maulwurf schrieb am 16. Dezember 2008 18:12

> Dass die Musikindustrie einen Schadensersatz fordert, den er nie im
> Leben bezahlen kann, ist unmenschlich und bescheuert.

Tun sie das denn? Wo steht das?

Abgesehen davon: Wer 2008 noch das unveröffentlichte Material einer
Band vom Kaliber "Guns N' Roses" in einem Blog veröffentlicht und
glaubt, er käme mit einer sanften Verwarnung davon, kann eigentlich
auch nicht mehr ganz bei Verstand sein.

/Ras T

Quote16. Dezember 2008 18:51
Re: Richtig so ... ?!
Hans von Maulwurf (649 Beiträge seit 31.01.07)

Ach, er hat also eine höhere Strafe verdient als
wie wenn er ein Album der Hintertupfer Tupfenhintern
"veröffentlicht" hätte ?

Interessant.

Quote17. Dezember 2008 08:57
Re: Richtig so ... ?!
RasT (mehr als 1000 Beiträge seit 29.02.00)

Hans von Maulwurf schrieb am 16. Dezember 2008 18:51

> Ach, er hat also eine höhere Strafe verdient als
> wie wenn er ein Album der Hintertupfer Tupfenhintern
> "veröffentlicht" hätte ?

Nur solange man davon ausgehen muss daß mit dem Album von
Guns'n'Roses höhere Einnahmen (und damit auch höhere
Einnahme-Ausfälle) zu erwarten sind als mit dem Album der
Hintertupfer Tupfenhintern. Da ich vonletztgenannten noch nie was
gehört habe nehme ich mal an, daß dem so ist.

> Interessant.

Ich finde es nicht weiter ungewöhnlich daß die Strafe von der Höhe
des verursachten Schadens abhängt.







Quote16. Dezember 2008 17:06
Biite erklären!
heikom36 (676 Beiträge seit 12.01.07)

Ihm drohen 12 Monate Haft wegen Veröffentlichung einer CD.

Banker, die 100te MILLIARDENSCHÄDEN(!!!!) verursachen bekommen dazu
noch Prämien.
Dies ist einer Erklärung würdig.

Quote16. Dezember 2008 17:12
Re: Biite erklären!
Kaufzwang (mehr als 1000 Beiträge seit 05.04.05)

Er hat damit im Alleingang die Finanzkrise ausgelöst. Das muß schon
bestraft werden.


Quote17. Dezember 2008 08:21
Re: Biite erklären!
ITF1 (92 Beiträge seit 08.09.00)


heikom36 schrieb am 16. Dezember 2008 17:06

> Ihm drohen 12 Monate Haft wegen Veröffentlichung einer CD.
>
> Banker, die 100te MILLIARDENSCHÄDEN(!!!!) verursachen bekommen dazu
> noch Prämien.
> Dies ist einer Erklärung würdig.

...du kennst den Unterschied zwischen Äpfeln und Birnen?



Quote17. Dezember 2008 11:07
Guns_and_Lawyers-Content_Dictatorship_Promo_Vinyl-2008-CBR
proforma (mehr als 1000 Beiträge seit 12.06.03)

schön wärs



Aus: "US-Blogger bekennt sich der Urheberrechtsverletzung schuldig" (16.12.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/US-Blogger-bekennt-sich-der-Urheberrechtsverletzung-schuldig--/meldung/120524 (http://www.heise.de/newsticker/US-Blogger-bekennt-sich-der-Urheberrechtsverletzung-schuldig--/meldung/120524)

Title: [RIAA gibt Massenklagen gegen Tauchbörsennutzer auf... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 20, 2008, 08:47:22 PM
Quote[...] Die Record Industry Association of America (RIAA) hat angekündigt, künftig keine Massenklagen mehr gegen Tauschbörsennutzer anzustrengen. Wie das Wall Street Journal berichtet, will der Verband nur noch gegen chronische Musikpiraten vorgehen. Eine der Musikindustrie nahestehende Quelle teilte mit, dass "Nutzer, die monatlich 5000 oder 6000 Songs herunterladen", weiterhin juristisch belangt würden.

Statt auf Massenklagen setzt die RIAA nun auf eine enge Zusammenarbeit mit den Internet-Service-Providern (ISP). Sie sollen von der RIAA Informationen über Tauschbörsennutzer erhalten, ihre Kunden per E-Mail über den Verdacht informieren und im Wiederholungsfall die Internetnutzung einschränken.

Seit Anfang 2003 hat die RIAA in den USA rund 35.000 Verfahren gegen Tauschbörsennutzer eingeleitet und den größten Teil davon außergerichtlich beigelegt. Besondere Aufmerksamkeit kam der Klage gegen Jammie Thomas zu, die zwischenzeitlich zur Zahlung von 220.000 Dollar Schadenersatz für die Bereitstellung von 24 Songs verurteilt worden war. Im September hatte der Richter seine Entscheidung jedoch revidiert und erklärt, dass das Bereitstellen von Liedern in einer Tauschbörse kein ausreichender Nachweis für eine Urheberrechtsverletzung sei.




Aus: "RIAA gibt Massenklagen gegen Tauchbörsennutzer auf" (19. Dezember 2008)
Von Greg Sandoval und Stefan Beiersmann
Quelle: http://www.zdnet.de/news/tkomm/0,39023151,39200590,00.htm (http://www.zdnet.de/news/tkomm/0,39023151,39200590,00.htm)

Title: [Auch Musicload will (fast) vollständig auf... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 08, 2009, 07:24:46 PM
Quote[...]  Nach Apples iTunes Store will nun auch Musicload einen Großteil seines Repertoires ohne Kopierschutz verkaufen. Die Tochterfirma der Deutschen Telekom kündigte am Mittwoch an, vom 1. April an mehr als 95 Prozent der Lieder ohne Beschränkungen anzubieten. Der Bundesverband Musikindustrie begrüßte den Schritt der beiden Unternehmen, die in Deutschland die größten Anbieter von legalen Musik-Downloads sind.

Alle großen Plattenfirmen unterstützten die Initiative, sagte ein Musicload-Sprecher am Mittwoch. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben rund 6,5 Millionen Titel im Angebot, davon derzeit rund 3 Millionen ohne Beschränkungen durch Digital Rights Management (DRM). Fast alle Lieder seien künftig im MP3-Format verfügbar. Ein flexibleres Preismodell sei im Gespräch, aber noch nicht beschlossen. Musicload ermöglicht den Plattenfirmen bereits jetzt, unterschiedlich hohe Preise zu verlangen, die Spanne reicht von 79 Cent bis 1,99 Euro für ein Lied.

Marktführer Apple hatte am Dienstag auf der Messe Macworld Expo in San Francisco vorgelegt und angekündigt, über iTunes künftig einen Großteil der Lieder ohne Kopierschutz anzubieten – darunter auch das Repertoire der großen Plattenfirmen EMI, SonyBMG, Warner und Universal. Im Gegenzug geht der Konzern aus Kalifornien auf die Forderung der Plattenfirmen ein, Lieder nicht mehr zum Einheitspreis von 99 Cent anzubieten, sondern eine Differenzierung zu ermöglichen. Wer bereits gekaufte Dateien vom Kopierschutz befreien will, muss dafür eine "Aktualisierung" in Höhe von 30 Cent zahlen.

Der Bundesverband Musikindustrie, Interessenverband der deutschen Plattenfirmen, begrüßt den Schritt der beiden Anbieter. Durch die Differenzierung sei es nun möglich, dass die Plattenfirmen "auf die Begehrlichkeiten des Marktes reagieren können", sagte Geschäftsführer Stefan Michalk. Neue Titel ließen sich nun zu höheren Preisen als bisher anbieten. "Wesentliche Teile des Umsatzes werden mit dem aktuellen Repertoire gemacht", betonte Michalk – somit ergebe sich für die Anbieter die Chance, höhere Einnahmen zu erzielen. Konsumenten könnten dagegen ältere Lieder auch für geringere Preise kaufen.

Ob der Verzicht auf einen Kopierschutz dem Markt einen Schub geben werde, könne man erst in einigen Monaten beurteilen. Der Umsatz mit Musik aus dem Internet lag im vergangenen Jahr in Deutschland Schätzungen zufolge bei rund 78 Millionen Euro – ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Die Konsumenten dürfen aber jetzt nicht denken, dass man machen kann, was man will", so Michalk. Die Verbreitung der ungeschützten Dateien über Tauschbörsen bleibe verboten.

Tatsächlich tut man gut daran, auf seine DRM-freie Musik aufzupassen, damit sie nicht unwissentlich doch in einer Tauschbörse oder auf einer Webseite auftaucht. Wer beispielsweise einem Kumpel iTunes-Plus-Dateien überlassen hat, darf sich nicht wundern, wenn er Ärger bekommt, falls solche Dateien im Internet auftauchen. Apple personalisiert die Kaufmusik mit Account-Informationen, sodass sich die M4A-Dateien zum Käufer zurückverfolgen lassen. (dpa) / (vza/c't)

Quote8. Januar 2009 12:01
Eine große Direktplattform ohne Musikindustrie dazwischen wäre toll
X.Perry_Mental (662 Beiträge seit 19.01.00)

Man stelle sich vor, die künstler könnten ihre Musik
über diese Plattform an mich verkaufen und bekämen
dafür von mir das Geld. Die Preise würden sinken,
das Geld würde da ankommen wo es hingehört und die
MI den Bach runter gehen.
Man wird doch noch träumen dürfen...

Quote8. Januar 2009 15:26
Träumer
mordsDing boa eh (mehr als 1000 Beiträge seit 25.03.05)

X.Perry_Mental schrieb am 8. Januar 2009 12:01

> Man stelle sich vor, die künstler könnten ihre Musik
> über diese Plattform an mich verkaufen und bekämen
> dafür von mir das Geld. Die Preise würden sinken,
> das Geld würde da ankommen wo es hingehört und die
> MI den Bach runter gehen.
> Man wird doch noch träumen dürfen...

Du hängst also tatsächlich noch dem irren Glauben an, es würde nur
kopiert, weil die MI so viel Geld abgreift und der Konsument nicht
direkt an die Künstler zahlen kann? Oder wie ist das zu verstehen?

Du glaubst allen Ernstes, es würde die Zahl illegaler Kopien
zurückgehen, nur weil die Künstler dann direkt das Geld bekommen?

Was glaubst du, wie viel würde der Preis wohl runter gehen?
Immer unter der berücksichtigung, daß CDs dennoch produziert würden,
weil ein Teil des Marktes das so will. Immer unter der
Berücksichtigung, daß auch weiterhin Studiomiete, Mitarbeiter,
Promotion und Werbung, Touren, Merchandise, Hotels, Reisen, Manager,
Anzeigen usw Geld kosten und bezahlt werden müssen. Und zwar in
Vorleistung!

Du glaubst wirklich, das könne alles von den Bands alleine
bewerkstelligt werden?

Warum unterschreiben dann so viele Bands immer noch Verträge mit der
MI?
Werden sie mit vorgehaltener Waffe gezwungen?
Oder sehen sie eventuell doch auch Vorteile in der Zusammenarbeit?

Das alles ist nicht so einfach, wie du es dir erträumst




Quote8. Januar 2009 12:13
"...Musikindustrie begrüßte den Schritt..."
dot (384 Beiträge seit 15.01.00)

bitte was?

der blanke hohn!

als nächstes sagt die MI noch sie haben nie DRM gewollt.




Aus: "Auch Musicload will (fast) vollständig auf digitale Rechteverwaltung verzichten" (08.01.2009)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Auch-Musicload-will-fast-vollstaendig-auf-digitale-Rechteverwaltung-verzichten--/meldung/121324 (http://www.heise.de/newsticker/Auch-Musicload-will-fast-vollstaendig-auf-digitale-Rechteverwaltung-verzichten--/meldung/121324)

Title: [Wo ist das Geld?... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 15, 2009, 01:03:58 PM
Quote[...] Auf der Musikmesse MIDEM, die am Sonntag in Cannes beginnt, begeben sich Musiker, Labels und Musikmarktexperten einmal mehr auf die Suche nach neuen Vertriebswegen und Geldquellen.

"Wo ist das Geld?" ist das Motto einer von vielen Diskussionsveranstaltungen auf der internationalen Musikmesse. Dieser Titel könnte für die gesamte Veranstaltung stehen: Auf die Suche nach neuen Quellen für jene Einnahmen, die in Zeiten der Wirtschaftskrise, des Musiktausches im Internet und des schwindenden Einflusses von Plattenfirmen und Formatradio der Musikindustrie zunehmend fehlen, machen sich bei der 43. Ausgabe der Messe Musiker, Fachleute und Label-Vertreter.

...

QuoteNIEMAND sollte sich mehr Musik kaufen!

max7c, vor 18 Stunden, 17 Minuten

Wer sich Musik kauft unterstützt das Lobbying der Contentindustrie welches dafür verantwortlich ist das unsere "Volksvertreter" uns immer mehr in unseren Grundrechten beschneiden und das freie Internet zerstören.

Bitte kauft euch keine Musik (von den Major Labels).


QuoteWo ist das Geld?

wolfx, vor 20 Stunden, 28 Minuten

In den Handys, Handygebühren, Klingeltönen, Notebooks, Netbooks, PC-Games, Spielkonsolen und dazugehöriger Software, iPods, PDAs, DVD-Playern, Surroundanlagen, TFTs und Tausend anderen Sachen, die heute jeder Jugendliche hat, die Jugendliche vor 30 Jahren - als die MI noch richtig abcashen konnte, aber nicht hatten.

Pech gehabt, wer jahrzehntelang für selbst erstellte und minderwertige Kopien von Vinylplatte auf Audiocassette groß abkassiert, darf sich nicht wundern, wenn ihm seine Kunden bei günstiger Gelegenheit davonlaufen.






Aus: "Musikbranche sucht neue Einnahmequellen" (14. 1. 2009)
Quelle: http://futurezone.orf.at/stories/1501652/ (http://futurezone.orf.at/stories/1501652/)

Title: [Empört, schockiert und enttäuscht... (PRS for Music)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 10, 2009, 12:54:20 PM
Quote[...] Die Google-Tochter YouTube zeigt seit gestern den Nutzern in Großbritannien keine Musikvideos mehr, die von Plattenfirmen stammen oder von ihnen beansprucht werden – so genannte premium music videos. Damit reagiert die Videoplattform auf Ansprüche der Verwertungsgesellschaft PRS for Music (ehemals Performing Right Society), schreibt der YouTube-Manager Patrick Walker in einem Weblog-Eintrag. Nachdem die PRS-Lizenz ausgelaufen sei, habe die Verwertungsgesellschaft neue, für YouTube nicht akzeptierbare Bedingungen für eine neue Lizenz aufgestellt. Sie seien nicht transparent und würden zu wesentlich höheren Kosten führen, erläutert Walker.

YouTube hat nach eigenen Angaben mit drei der vier größten Plattenlabel und mit vielen unabhängigen Firmen Lizenzvereinbarungen geschlossen. Hinzu kommen Ansprüche von Gesellschaften, die die Interessen von Sängern, Textern, Komponisten und anderen vertreten, die an Musikvideos beteiligt sind. Das könne, wie in diesem Fall, zu Komplikationen führen, schreibt Walker. PRS for Music sei nicht bereit, die Musikstücke zu nennen, für die die Lizenz gelten soll, sodass sie auch identifiziert werden könnten, heißt es weiter im YouTube-Blog. Damit würde YouTube ein ähnliches Angebot gemacht wie einem Käufer in einem Musikgeschäft, der eine unbeschriftete CD kaufen soll und nicht weiß, welche Musik sich darauf befinde.

PRS for Music zeigt sich in einer Mitteilung im Interesse der Verbraucher und Musiker empört, schockiert und enttäuscht über die Sperrung der Musikvideos. Google habe den Schritt mitten in den Verhandlungen eigenmächtig und ohne Ankündigung vollzogen. Der Suchmaschinendienstleister habe dies damit begründet, dass es weniger als bisher an die Musiker zahlen wolle – und das, obwohl die Popularität der Videoplattform zunehme. (anw/c't)

Quote10. März 2009 09:58
YouTube als kostenlose Werbeplattform nutzen wollen...
a_berger (82 Beiträge seit 04.10.02)

...und dann auch noch dick abkassieren wollen. Und wenn dann kein
Agreement zustandekommt, "empört" sein.
Liebe PRS, stellt doch selber was auf die Beine, wenn Euch Youtube
nicht passt.


Quote10. März 2009 10:02
"PRS for Music sei nicht bereit, die Musikstücke zu nennen"
Advocadus Diaboli (mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.00)

Ja, das kommt mir irgendwie bekannt vor. Die GEMA hier will auch,
dass ich jede Vereinsfeier bei der Musik gespielt wird anmelde. Pro
forma wird zwar ein Formular für eine Liste der gespielten Titel
geschickt, aber wenn das dann bei der Anmeldung fehlt ist es der GEMA
auch egal, hauptsache man bezahlt das Geld...

Ansonsten sehe ich auch leichte Parallelen zu SCO die ja auch nie so
recht benennen konnten welcher Code denn nun von ihnen geklaut
gewesen sein soll... :-)


Quote10. März 2009 10:08
"empört, schockiert und enttäuscht"
monty03 (mehr als 1000 Beiträge seit 21.02.04)

Ach, liebe PRS...

das sind Millionen von Usern bezüglich der Musikindustrie auch.
Na, wie fühlt sich das an?

Mit EINEM Unterschied: die User/Kunden/Käufer werden gebraucht, die
MI und deren Lobbyverbände NICHT.

MfG.
Monty

Ex-GEMA-Mitglied





Aus: "YouTube blockiert Musikvideos für britische Nutzer" (10.03.2009)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/YouTube-blockiert-Musikvideos-fuer-britische-Nutzer--/meldung/134276 (http://www.heise.de/newsticker/YouTube-blockiert-Musikvideos-fuer-britische-Nutzer--/meldung/134276)

Title: [Zum EU-Copyright... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 31, 2009, 10:17:40 AM
Quote[...] Nach ORF.at vorliegenden Informationen von Montag Abend scheiterte die eigentlich schon beschlossene Verlängerung des EU-Copyrights von 50 auf 95 Jahre im Koordinierungskomitee des Ministerrats (COREPER) an einer "signifikanten" Gruppe von Staaten, der längst nicht nur England angehört.


Aus: "EU SHOWDOWN - Vor Entscheidung über Telekompaket" (futurezone/Erich Moechel, 31.3.2009)
Quelle: http://futurezone.orf.at/stories/1503680/ (http://futurezone.orf.at/stories/1503680/)
Title: [YouTube will Spots mit GEMA-Musik sperren... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 01, 2009, 10:02:52 AM
Quote[...] Die Verhandlungen zwischen YouTube und der GEMA über eine Verlängerung ihres am heutigen Dienstag auslaufenden Lizenzvertrags zur Nutzung des Repertoires der Musikverwertungsgesellschaft sind vorläufig gescheitert. Nach Angaben der GEMA will die Google-Tochterfirma nun Videos der von der Gesellschaft vertretenen Plattenfirmen auf der deutschen Plattform sperren. Damit bleibt YouTube seiner auch in Großbritannien an den Tag gelegten Linie treu, wo das Webunternehmen seit Anfang März nach dem Auslaufen einer Lizenz der dortigen Verwertungsgesellschaft PRS for Music bereits Musikspots für britische Nutzer blockiert.

Von November 2007 an durfte das Videoportal das GEMA-Repertoire auf Vertragsbasis in Künstlerspots sowie in Beiträgen zeigen, die Nutzer selbst erstellt haben. Die Gespräche über eine Fortführung der Vereinbarung scheiterten nun laut der GEMA vor allem daran, dass YouTube weiter allein eine Pauschalgebühr zahlen will. Die Verwertungsgesellschaft drängt dagegen auf genauere Informationen zu den genutzten Musikwerken und der Anzahl der abgespielten Streams, um "die Angemessenheit der Vergütung" besser beurteilen und die eingenommen Gelder in unbekannter Höhe zielgerichteter an die Urheber und Musikverlage ausschütten zu können. Generell möchte die GEMA eine "angemessene Beteiligung an den Einnahmen und Wertschöpfungen von YouTube erreichen".

Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der Verwertungsgesellschaft, kündigte an, sich der "grundlegenden Auseinandersetzung" im Interesse der vertretenen Urheber und Rechteinhaber weiter stellen zu wollen. Auch Bereiche wie Buchverlage und Autoren, Tonträgerlabels und Sendeanstalten seien prinzipiell davon betroffen. Deutsche Kreative hätten genauso wie ihre Kollegen in Großbritannien empört auf das Geschäftsgebaren von YouTube reagiert. Die GEMA zitiert den Komponisten Enjott Schneider mit der dankbaren Ansage, dass es "in diesem Tal voller Flatrate-Kultur und Flatrate-Hirnen" noch Instanzen gebe, die dem "Verrat" und "Verkauf" von Urhebern entgegenwirken würden. (Stefan Krempl) / (pmz/c't)


Quote1. April 2009 00:15
1. April
MC0804 (3 Beiträge seit 25.02.09)

Das war der Heise Aprilscherz für dieses Jahr ?
Ich meine, so bescheut kann doch selbst die GEMA nicht sein und die
"Werbeplattform" Youtube links liegen lassen ?
Kollege von mir würde jetzt sagen "Gibt Leute, die sind dumm wie
Knäckebrot". Wenn dem so ist, dann wäre die GEMA ja die
Knäckebrotfabrik ?


Quote1. April 2009 09:17
Verwertung & Vermarktung, Verrat & Verkauf
Schaulustiger (386 Beiträge seit 19.05.04)

Es gibt sie noch: die Berufe, in denen man sich mehr als 30 Jahre
lang mit ein und demselben Wissensstand ein behagliches Netz aufbauen
kann, ohne sich große Sorgen um die eigene berufliche Zukunft machen
zu müssen. In Deutschland ist so ein Quell renitenter
Fortschrittsverweigerung die GEMA, die in den besten deutschen
Traditionen "gibbet nisch, woll'ma nisch, ham'wa noch nie so gemacht,
wird's auch net geben" die Fahne der medientechnischen Reaktion hoch
hält.

Bereits 1903 wurde die Anstalt für musikalische Aufführungsrechte
gegründet, die allerdings schon 1913 die Anstalt für
mechanisch-musikalische Rechte GmbH an die Seite gestellt bekam, denn
viele Musiker machten sich damals Sorgen um die neu aufkommende
Technologie der Schallplatte. Für die jüngeren Leser: eine
Schallplatte war ein analoger Tondatenträger, der ausah wie ein
verkohlter USB-Stick, der unter eine Dampfwalze geraten war. Klang
auch so. Der Begriff "Mechanisch-Musikalisch" hat also erstmal nichts
mit Kraftwerk oder Ladio Gaga zu tun, sondern ausschliesslich mit der
Aufnahmetechnik, die schon damals kreative Köpfe wie Richard Strauss
(DSDS-Gewinner von 1917) an den Rande des Ruins brachte.

Die Argumente von damals waren überraschenderweise die gleichen wie
die der GEMA von heute. Als in Amerika 1890 von Thomas Edison sein
Phonograph als eine Art "Juke-Box" für Gaststätten angeboten wurde,
setzten die Lizenzinhaber der Phonoindustrie einen Münzeinwurfschlitz
für das Gerät durch. Als Begründung musste natürlich der Schutz des
geistigen Eigentums herhalten. Das Geld ging jedoch - wer hätte das
gedacht - ausschliesslich an die Pächter und Lizenznehmer, ohne dass
die Künstler beteiligt worden wären. Ein Modell, dass sich auch 2009
noch großer Beliebtheit erfreut!

Gegen 1927 kam dann zeitgleich mit dem Radio die elektromagnetischen
Tonaufzeichnung auf. Liefen frühere Aufnahmen über den Schalldruck
des Sängers (wodurch Karrieren von Leuten wie Daniel Küblböck
naturgemäß unterbunden wurden), wurde nun mit elektrischen
Verstärkern gearbeitet. 1928 wurde das erste Tonbandgerät für
Aufnahmen erfunden, 1929 der erste tragbare Schallplattenspieler, den
man ans Radio anschliessen konnte (allerdings wie die frühen iPods
nicht jogger-tauglich) und 1935 präsentierte AEG das Magnetophon K1.

Das war natürlich eine rasante technologische Entwickelung, von der
die damligen Verwertungsgesellschaft ziemlich überrumpelt wurden.
Mittlerweile gab es zudem in Deutschland verschiedene Gesellschaften,
zwischen denen die Künstler munter wechseln konnten. Da kam 1933 ein
schlauer Mann daher: Joseph Goebbels, ein früher Prototyp eines
Marketingleiters, der später für die Podcasts des Führers
verantwortlich war. Mit dem "Reichsgesetz über die Vermittlung von
Musikaufführungsrechten" schaltete er die Verwertungsgesellschaften
gleich und ab 1938 gab es nur noch eine Gesellschaft in Deutschland:
die STAGMA, aus der nach einer kurzen Zeit der Blüte der Marschmusik
1947 die GEMA hervorging.

Fast-Forward: 1952 kommt die erste Vinyl-Schallplatte, wobei echte
DJs damals noch auf 12-Zoll-Schellack schwörten. 1963 taucht der
Kassettenrekorder von Phillips auf. 1979 der Walkman. 1981 die CD.
1997 das MP3-Format (verhalf dem Internet zum Durchbruch!) und ab ca.
2000 die ersten Möglichkeiten, Musik online zu erwerben (siehe auch
"Internetblase"). Geändert hat sich seitdem im Geschäftsmodell der
GEMA: Nichts. Nada. Na, warum auch?

Bis heute wehrt sich die GEMA beharrlich dagegen, die elektronische
Form der Weitergabe von Musikvideos und Musikstücken als das
anzusehen, was sie eigentlich ist: Werbung für den Künstler. Eines
der ersten Musikvideos überhaupt, "Bohemian Rhapsody" von Queen,
wurde als Werbefilm veröffentlicht. Der junge Caruso sang 1889 für
100 englische Pfund 10 Arien auf Matrize und wurde somit Leuten
bekannt, die ihn nie zuvor hatten singen hören.

Die Musikindustrie ist letztendlich nichts anderes als eine riesige
Vermarktungsagentur für Künstler. Konnten in den letzten Jahrzehnten
aus der Künstlerwerbung noch satte Gewinne eingefahren werden, indem
man den "Konsumenten" glaubhaft versicherte, sie müssten für diese
Werbung auch noch etwas zahlen, obwohl sie die Künstler nicht live
sahen, so bröckelt dieses Geschäftsmodell spätestens seit dem
Aufkommen der digitalen Verbreitung von Daten über das Internet sowie
der neuen Möglichkeit, die dieses Internet für Künstler zur
Selbstvermarktung bereit hält. Die Zeiten, in denen man einmal alle
Jubeljahre seinen Hintern ins Studio schleppte, ein paar Songs
aufnahm ("all fillers, no killers") und sich dann zusammen mit
einigen "Verwertern" im Schaukelstuhl zurücklehnte und wartete, bis
das Geld auf's Konto floss, dürften endgültig vorbei sein. Seht's
positiv: bei den ähnlich veranlagten Finanzmanagern ist es schlimemr
ausgegangen.

Für mich persönlich würde es ziemlich große Einschränkungen bedeuten,
wenn ich nicht mehr in der Lage wäre, bei Youtube&Co nach Künstlern
und deren Liedern zu suchen. Nichts gegen die 30-Sekunden-Ausschnitte
in manchen Musik-Stores, aber ich habe ganz gerne die gesamte Ware
vor mir, die ich zu erwerben gedenke, nicht nur Ausschnitte. Für eine
Ware, bei der es kein Rückgaberecht gibt (wie auch, per Upload!?),
ist das ein dreistes Vorgehen. Da kann ich eigentlich auch Autos
kaufen, indem ich mir nur Bilder vom Kofferraum anschaue. Warndreieck
drin -> Kaufempfehlung!

Ob wir eine Verwertungsgesellschaft überhaupt noch brauchen, darüber
will ich mir bisher kein Urteil erlauben. Es gibt interessante
Alternativkonzepte, wie zB. die Wissensallmende, Kultursteuer oder
die Kulturflatrate, allerdings steht hier die Diskussion in
Deutschland - auch aufgrund Widerstands seitens von GEMA, Künstlern
und MI - am Anfang. Bis es so weit ist, werde ich weiterhin online
meine Musik erwerben, so lange sie DRM-frei ist und ich die
Gelegenheit habe, mir legal die zu erwerbenden Stücke vor dem Kauf
anzuhören. Das ist allemal günstiger als der Kauf einer CD und bei
den wirklich interessanten Künstlern bringe ich gerne die Kosten auf,
um mir die Künstler einmal live anzusehen. Andererseits... 70 Euro
für eine Konzertkarte? Ihr spinnt doch!


Quote31. März 2009 20:55
@heise: Der zitierte Enjott Schneider sitzt im GEMA-Aufsichtsrat
rm -rf /mnt/windows (19 Beiträge seit 31.01.05)

http://www.gema.de/der-verein-gema/organisation/aufsichtsrat/

Bitte im Artikel erwähnen.


Quote31. März 2009 21:25
Erst vor zwei Wochen erlebt
Takayama (379 Beiträge seit 23.11.05)

mein alter Herr (Ende 50) hat auf Youtube eine deutsche
Chanson-Sängerin entdeckt, deren Texte und Stimme er gut fand - so
gut, daß er sich extra ein Google-Konto anlegte, um relevante Videos
zu "bookmarken".

Vor zwei Wochen bin ich mit Ihm wegen eines neuen Monitors zum
lokalen "Uranus"-Elektromarkt gefahren. Er schlenderte durch die
CD-Regale und fand zufällig das Album. Einen Monitor haben wir nicht
gekauft, aber die CD...

... der Mann hat seit Uriah Heep in den 1970ern keine Musiktonträger
mehr erworben...

Wieder eine CD, die in Zukunft nicht verkauft worden wäre. Youtube
ist heute quasi Video/Radio on demand. Macht euch eure Kundschaft
doch noch weiter kaputt.



Quote31. März 2009 20:07
12cent pro "klick" will die GEMA!!? Sind die auf Drogen???
xLiberty (36 Beiträge seit 12.01.07)

Ich glaubs ja nicht! In was für nen realitätsfernem Land lebe ich
eigentlich?

Laut Spiegel.de will die Gema 12 cent pro aufgerufenes Video *LOL*

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,616605,00.html


Quote31. März 2009 20:32
Vielleicht wacht Otto-Normalverbraucher jetzt mal auf ...
D'Spayre (mehr als 1000 Beiträge seit 13.01.02)

... wenn er sein Lieblingsvideo nicht mehr auf Youtube findet, weil
die GEMAFIA mal wieder zu gierig war.

Was gewinnt die GEMA eigentlich wenn Youtube nicht zahlt? Ist ja
nicht so, daß sie ein alternatives Angebot hätten. Die GEMAFIA und
die Künstler gehen leer aus, es gibt keinen Werbeeffekt mehr und die
Konsumenten werden bevormundet.

Was für Idioten sitzen eigentlich bei der GEMA?


Quote31. März 2009 20:13
Die GEMA wird das selbe Schicksal wie CMA ereilen! HOFFENTLICH!
haselmaus (mehr als 1000 Beiträge seit 20.12.00)

Diese Made im Pelz der Gesellschaft und der Schaffenden gehört genau
so abgewickelt wie die CMA. Selbsternanntes Lumpenpack ohne
eigenLEistung zu gunsten einiger weniger sogenannter "Rechteinhaber".

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,611695,00.html

Mach den Laden Dicht und "teert und federt" die Manager der MI!

Wer Kultur verbietet und der Bevölkerung nicht zugänglich macht ist
kein bischen besser als das braune Pack, welches von entartete Kunst
gelabert hat und Bücher verbrennen ließ. Hier wird versucht einen
Status Quo der Geldeintreibung zu erreichen, anstatt der Vielfalt und
der Weiterentwicklung daraus eine Chance zu gebe.

Grüße

HM :-)



Quote1. April 2009 00:11
Ich Produzier Music seit fast 10 Jahren,...
mathews (14 Beiträge seit 16.01.09)

aber ich stehe zu 100% hinter dem, was Youtube gerade macht und es
amüsiert mich köstlich! Vielleicht wachen die Leute dann mal auf und
sehen, was da vor sich geht, anstatt postings wie "Fuck youtube for
deleting/censoring the video" von sich zu geben. Youtube ist wie in
eine Zeitmaschine in die man steigt und sieht, was man zB. mit 13 so
gehört hat und DAS ist Gold wert! Aber klar, auch das werden sie uns
wegnehmen.

Auch ich habe schon mal vor über einem Jahr eine Verwahrnung von
Youtube bekommen, weil ich damals ein Video von Mr. "Sexy-never-left"
reingestellt habe, und das natürlich in einer Audio-Qualität, die man
sich nur sehr ungerne auf seiner (High-End)-Hifi-Anlage antun würde.
Wollen die im ernst, für Werbung, die für die MI in diesem Falle
kostenlos ist, AUCH noch bezahlt werden? Angeblich pro gestreamtes
Video 12 cent? Hahaha.... oops, mein kaffee...

Solution? Revolution... und ich hoffe ihr gierigen Geldsäcke geht
unter!
shutdown -r now!



Aus: "YouTube will Spots mit GEMA-Musik sperren" (31.03.2009)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/YouTube-will-Spots-mit-GEMA-Musik-sperren--/meldung/135532 (http://www.heise.de/newsticker/YouTube-will-Spots-mit-GEMA-Musik-sperren--/meldung/135532)

Title: [Das Wiederaufnahmeverfahren gegen Jammie Thomas-Rasset... ]
Post by: lemonhorse on June 13, 2009, 01:00:55 PM
Quote[...] Im Wiederaufnahmeverfahren gegen Jammie Thomas-Rasset wegen der Verbreitung urheberrechtlich geschützter Musik in einem Filesharing-Netz muss die Verteidigung kurz vor Prozessauftakt am kommenden Montag einen Rückschlag verkraften. Richter Michael Davis ließ die von den klagenden US-Plattenlabels vorgebrachte Beweismittel entgegen einem Antrag der Verteidigung zu. Thomas-Rassets neues Anwaltsgespann hatte gefordert, die vom technischen Dienstleister MediaSentry gesammelten Informationen zu Musikstücken und IP-Adressen nicht als Beweise zuzulassen.

Zugleich verwehrte der Richter der Verteidigung die Möglichkeit, nachträglich auf "Fair Use" zu plädieren. Diese im US-Copyright vorgesehene Schutzklausel für die legale Verwendung geschützten Materials hätte die Beklagte bereits in der Klageerwiderung in Anspruch nehmen müssen, meint der Richter. In dem nun schon seit Jahren dauernden Verfahren sei davon aber bisher nicht die Rede gewesen.

Darüber hinaus wies der Richter den Antrag der Kläger ab, die Aussage eines von der Verteidigung als Experten konsultierten Informatikers nicht zuzulassen. Doch schränkte Davis die Aussagemöglichkeiten von Assistant Professor Yongdae Kim von der Universität Minnesota ein. Kim darf zwar zu von den Klägern vorgebrachten Beweisen Stellung nehmen, soll sich mit Spekulationen zum Hergang der Ereignisse aber zurückhalten.

Rasset-Thomas wird die illegale Verbreitung von insgesamt 24 Musikstücken über Kazaa vorgeworfen, was sie aber zurückweist. Ihr Fall ist das erste von Tausenden vergleichbaren Verfahren, die unter Federführung des Verbands der US-Musikindustrie (Recording Industry Association of America, RIAA) angestrengt wurden, in dem es tatsächlich zu einer Verhandlung und einem Urteil gekommen war. Eine Geschworenenkammer hatte Rasset-Thomas für schuldig befunden und zu Schadensersatz in Höhe von 222.000 US-Dollar verurteilt. Richter Davis kassierte das Urteil später wegen eines Rechtsfehlers und ordnete ein Wiederaufnahmeverfahren an. (vbr/c't)

Quote13. Juni 2009 10:23
24 Musikstücke! Was für ein abscheuliches Verbrechen!
Pro¡ektor (mehr als 1000 Beiträge seit 15.01.00)

Das ist etwas mehr als EINE CD... Und das alles wahrscheinlich noch
in nur EINEM Downloadordner! Das zeigt die hinterhältige
Skrupellosigkeit dieser Schwerverbrecherin. Sie sollte mit aller
Härte des Gesetzes bestraft werden!!!1elf
Wieviele Notleidene Plattenbosse hat dieses abscheuliche Subjekt
damit wohl um ihren wohlverdienten Profit gebracht... *kopfschüttel
über diese grauenvolle, menschenverachtene
Raubmordkopierkriminalität*

//wer Ironie findet, darf sie sich auf's Frühstückbrot schmieren.

Quote13. Juni 2009 10:28
Re: 24 Musikstücke! Was für ein abscheuliches Verbrechen!
Necronomikon (489 Beiträge seit 17.02.04)

Dafür hat sie wahrlich den Stuhl verdient!!!



Quote13. Juni 2009 10:26
Existenz vernichtet...
unheilig666 (700 Beiträge seit 04.01.08)

...wegen 24 MP3-Dateien.

was für eine kranke gesellschaft...





Aus: "Filesharing-Prozess: Rückschlag für die Verteidigung" (13.06.2009)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Filesharing-Prozess-Rueckschlag-fuer-die-Verteidigung--/meldung/140349 (http://www.heise.de/newsticker/Filesharing-Prozess-Rueckschlag-fuer-die-Verteidigung--/meldung/140349)

Title: [Gema will an Konzerten mehr Geld verdienen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 22, 2009, 09:52:24 PM
Quote[...] Bis 2014 möchte die Gema ihren Anteil an den Umsätzen der Konzertveranstalter deutlich steigern: zehn Prozent der Einnahmen sollen dann an die Verwertungsgemeinschaft fließen. Bisher zahlen die Konzertveranstalter sehr viel weniger.

Ihre Abgaben staffeln sich zurzeit nach der Größe des Konzerts. Für eine Veranstaltung mit bis zu 3.000 Zuschauern zahlen sie 1,9 Prozent der Einnahmen an die Gema; bei einer Show mit bis zu 15.000 Besuchern sind es 1,5 Prozent; bei Konzerten mit mehr als 15.000 Besuchern 3,6 Prozent.

Die Gema bezeichnet die derzeitige Höhe der Beteiligung als "unangemessen niedrig". Die deutliche Aufstockung bis 2014 soll Schritt für Schritt vollzogen werden. Bereits ab dem 1. Februar zahlen die Konzertveranstalter mehr. Geplant ist ein plus von 14 Prozent auf die derzeitigen Abgaben.

Die stufenweise Erhöhung soll es den Konzertveranstaltern ermöglichen, sich auf die neuen Tarife einzustellen, teilte Gema-Pressesprecherin Bettina Müller in einem offiziellen Statement mit.

Dass die Gema nun mehr auf den Live-Sektor setzt, verwundert kaum. Seit Monaten hat sich im im Musikgeschäft die Erkenntnis durchgesetzt, dass nur noch mit Konzerten Geld zu verdienen ist.

[...] Während nach Angaben der Verbände die Autorenvergütung bei einem beispielhaften Rockkonzert mit 1.200 Besuchern und einem Eintrittspreis von 23 Euro bei rund 600 Euro liege, wolle die Gema die Vergütung bis 2014 auf 2.580 Euro erhöhen. Bei einem Konzert mit 5.000 Besuchern und einem Durchschnittspreis von 45 Euro sollen es künftig 18.000 Euro statt wie bisher 3.370 Euro sein.

Ein Angebot des Verbandes für eine moderatere Erhöhung der Beteiligung, habe die Gema abgelehnt. Der idkv hatte deshalb bereits nach Weihnachten gemeinsam mit dem Verband der deutschen Konzertdirektionen ein Schiedsstellenverfahren gegen die Verwerter eingeleitet.

...


Aus: "Gema will an Konzerten mehr Geld verdienen" (30.01.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,604491,00.html (http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,604491,00.html)


-.-

Quote[...] Konzertkarten für Superstars wie Madonna oder die Rolling Stones sind heute schon fast unbezahlbar. Doch bald dürften die Preise endgültig durch die Decke gehen.

...


Aus: "Konzerte: Gema fordert 600 Prozent mehr" von Axel Postinett  (29.01.2009)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/technologie/webwatcher/konzerte-gema-fordert-600-prozent-mehr;2136841 (http://www.handelsblatt.com/technologie/webwatcher/konzerte-gema-fordert-600-prozent-mehr;2136841)

Title: [GEMA kassiert 10 Cent für jeden USB Stick... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 23, 2009, 10:28:21 AM
Quote[...] Die Hersteller von Speicherkarten und Sticks haben sich mit den Verwertungsgesellschaften auf die Höhe der Vergütungssätze geeinigt. Für die Einigung hat auch die Tatsache beigetragen, dass USB-Sticks bei der Speicherung urheberrechtlich geschützer Inhalte nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Der Branchenverband Informationskreis Aufnahmemedien (IM) und Verwertungsgesellschaften hatten sich bereits vor einigen Wochen auf eine Vergütung von 10 Cent verständigt. Danach ist künftig für diese Speichermedien unabhängig von deren jeweiliger Kapazität ein Vergütungssatz von 0,10 € je Stück zu zahlen.

Bei Speicherkarten konnten sich die Lager nach einer Gesetzesnovelle des Urheberrechtes Anfang 2008 nicht einigen, da die Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ) eine Abgabe rückwirkend zum 1. Januar 2008 verlangte, was der IM jedoch ablehnte.

Jetzt sei ein "Durchbruch" erzielt worden, dessen Einzelheiten jedoch noch auszuhandeln seien, so der IM in einer Pressemitteilung. Bei der Festlegung des Tarifs sind sowohl der IM als auch die ZPÜ davon ausgegangen, dass die urheberrechtlich relevante Nutzung von Speichermedien weniger als fünf Prozent beträgt.

Hierzu erklärt Rainald Ludewig, Vorsitzender des Informationskreises Aufnahme-Medien und Chefjustiziar bei Panasonic: "Mit diesem Ergebnis ist es beiden Seiten erstmals gelungen, das neue Vergütungssystem in vernünftiger Art und Weise in die Praxis umzusetzen, wie dies der Gesetzgeber neu geregelt hat." Das Ergebnis sei ausgewogen und trage sowohl den Ansprüchen der Urheber als auch der Industrie Rechnung.

Vor der Novelle des Urheberrechts am 1. Januar 2008 konnten Speicherkarten nicht in das Pauschalvergütungssystem einbezogen werden, da die alte Fassung des Gesetzes explizit zwischen Bild- und Tonträgern unterschieden hat. Bei CD- und DVD-Rohlingen einigte man sich so, dass CDs als Tonträger und DVDs als Bildträger eingestuft wurden. Die Abgabe für einen Single-Layer-DVD-Rohling beträgt 17,4 Cent pro Stück. Bei CDs beträgt die Abgabe "30 Prozent von 7,2 Cent pro Stunde Spielzeit" - einfacher ausgedrückt 2,87 Cent pro CD.


Aus: "GEMA kassiert 10 Cent für jeden USB Stick"
Martin Schindler, 23. Juni 2009, 09:11 Uhr
Quelle: http://www.silicon.de/mittelstand/0,39038986,41005643,00/gema+kassiert+10+cent+fuer+jeden+usb+stick.htm (http://www.silicon.de/mittelstand/0,39038986,41005643,00/gema+kassiert+10+cent+fuer+jeden+usb+stick.htm)

Title: [Inzwischen sitzt der erste Internetpirat im Europaparlament... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 29, 2009, 09:48:35 AM
Quote[...] Die Politik reagiere nicht hart genug auf Internetpiraterie, begründete Dieter Gorny, Geschäftsführer des Bundesverbands der Musikindustrie, die Absage der Branchenmesse Popkomm in Berlin und sorgte allseits für Kopfschütteln. Mark Chung vom Verband Unabhängiger Tonträgerunternehmen, der die Indie-Label vertritt, sagt: ,,Starke Vereinfachungen helfen niemandem."

Das Internet ist nämlich nicht der Feind der Musik. Es ist nur der Feind der Tonträgerindustrie. Nach Wachswalze, Schallplatte, Magnetband und CD hat sich Musik vom physischen Träger gelöst und lässt sich mit geringem Aufwand beliebig oft kopieren. Legale Musikdownloads machen zwar in Deutschland noch nicht 39 Prozent des Marktes aus wie in den USA; doch sind die Erlöse im ersten Quartal dieses Jahres wieder um 16 Prozent gestiegen. Bei allen Debatten um illegale Downloads geht es nicht um einen Konflikt zwischen Künstlern und Publikum, wie die Industrie ihn seit Jahren lautstark inszeniert. Deren Interessen lassen sich im Netz wunderbar vereinen.

Niemand führt die neuen Verhältnisse gerade selbstbewusster vor als die Amerikanerin Amanda Palmer, Sängerin des Cabaret-Rockduos Dresden Dolls. Will Amanda Palmer ihr Publikum mobilisieren, braucht sie kein PR-Büro und keine Konzertagentur. Über Twitter lädt sie zu Strandkonzerten mit Gruppenfoto oder zur Spontanparty in einer Stripbar. Einen Pressetermin in einem leeren Kaufhaus verwandelte sie in ein Gratiskonzert für 350 Fans. An einem Freitagabend im Mai entstand bei einem Massenchat ein T-Shirt-Spruch. Palmer gestaltete direkt am Laptop die Druckvorlage, ein Freund setzte einen kleinen Online-Shop auf. Am Ende der Nacht waren 200 T-Shirts verkauft. Am Tag darauf weitere 200. In ihrem Blog zog die Sängerin Bilanz: ,,Einnahmen durch Twitter in zwei Stunden: 11 000 Dollar. Einnahmen durch mein Major-Soloalbum dieses Jahr: 0 Dollar." So klingt die Verzückung einer Künstlerin, die ihre Macht entdeckt – und vorführt, dass die Zeiten, in denen sich Künstler von Managern sagen lassen mussten, wo es langgeht, endgültig vorbei sind.

Im Prinzip lassen sich heute alle Aufgaben einer Plattenfirma – Aufnahme, Design, Booking, Buchhaltung – selbst erledigen oder an Freunde delegieren; während Fans in Netzwerken wie last.fm durch automatische Empfehlungen via Geschmacksprofil für Werbung sorgen oder über Fundraising-Foren gleich in die Rolle des Investors schlüpfen und Geld für Produktionen vorstrecken. Zuletzt sammelte Patrick Wolf das Geld für sein viertes Studioalbum über die Website Bandstocks. Auch die Kölner Band Angelika Express finanzierte ihr letztes Album mittels ,,Angelika Aktien" im Wert von 50 Euro, 80 Prozent der Einnahmen sollten zurück an die Fans fließen.

Es streckt ohnehin kaum noch ein Label Geld für Studioaufenthalt und Produktionskosten vor. Lieber kauft man fertige Bänder. Die vier verbliebenen Riesen Sony, Universal, EMI und Warner sehen ihre Zukunft im Lizenzhandel für Mode, Werbung, Filme und Computerspiele. Sogenannte 360-Grad-Verträge sichern das Mitverdienen an allen Aktivitäten der Künstler, vor allem an den Konzerteinnahmen. Auch Bertelsmann spielt, nachdem sich der Konzern 2008 von Sony gelöst hatte, jetzt mit BMG Rights Management wieder auf dem brummenden Rechtemarkt mit. Das Geschäft der erhabenen Alten: die Nachlassverwaltung.

So sind neue Künstler weitgehend sich selbst überlassen. Es schießen Kleinstlabels aus dem Boden, die oft nicht mehr veröffentlichen als die Musik ihrer Gründer. Der Berliner Pressungsdienstleister Handle With Care kann sich vor Aufträgen kaum retten – er hat sich auf Kleinstauflagen unter 1000 spezialisiert.

[....] Das meistverkaufte Mp3-Album 2008 bei Amazon war ,,Ghosts" von Nine Inch Nails – obwohl zuvor mit CC-Lizenz veröffentlicht. In Deutschland könnten mehr Künstler diesen Weg gehen, würde die GEMA hierfür Tantiemen einführen – nur ein Beispiel, wie ausbleibende politische Weichenstellungen die neuen Möglichkeiten behindern.

Dass das Internet alles von selbst regle, erweist sich ebenso als Aberglaube wie die Hoffnung, es ließe sich beliebig regulieren. Die schönen Erfolgsbeispiele zeigen bislang vor allem, wie es gehen könnte – aber leider noch viel zu selten geht. Für Stars ist es leicht, in den neuen Kanälen gut auszusehen. Die große Frage ist, wie neue Künstler ihr Publikum finden. Hier sieht Indie-Vertreter Mark Chung derzeit schwarz: ,,Die neuen unter den fünf Millionen Künstlern, die ihre Myspace-Seiten eingerichtet haben, merken schnell, dass es niemanden gibt, der in sie investiert."

Die gute Nachricht: Künstler dürfen in Zukunft wesentlich größere Stücke des Kuchens beanspruchen. Die schlechte: Der Kuchen ist alleine schwer zu backen. Andreas Gebhard von der Agentur ,,newthinking communications" sieht hier einen wachsenden Markt für Beratungs- und Software-Dienstleistungen. Auch der Staat wäre gefragt, seine ,,Initiative Musik" auszubauen. Was infrastrukturelle Förderung bringen kann, zeigt das Popmusterland Schweden.

Die Industrie bezichtigt die Internetpiraten gerne des Raubbaus. Eine pikante Vereinfachung, denn nichts verschwindet, wenn man eine Datei kopiert, im Gegenteil: Hinterher hat man zwei. Doch dafür waren die alten Vertriebsstrukturen nicht gemacht. Neue bilden sich erst aus. Es geht um nicht weniger als die Frage, wie die Gesellschaft in Zukunft ihre Künstler entlohnt und ihre kulturelle Erneuerung sichert. ,,Die Trias aus Schöpfern, Interpreten und Hörern driftet auseinander", beklagt Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats. ,,Jeder verfolgt seine Interessen, anstatt einen gemeinsamen Lösungsweg zu suchen."

Auf der einen Seite steht eine Industrie, die ihre Gewinne am liebsten eins zu eins ins neue Medium hinüberretten würde; auf der anderen Seite eine große Hörerschaft, die nicht einsieht, warum sie für ein unbegrenzt kopierbares Datenbündel noch immer 10 Euro zahlen soll. Und dazwischen die Künstler, auf sich selbst gestellt und ohne eigene Interessenvertretung, in der nicht auch die Verwerter mitsprechen würden. Ein Zusammenschluss der Urheber ist eine der Chancen, die in einem öffentlich organisierten Vergütungssystem wie der Kulturflatrate liegen. Es könnte erstmals eine exakte Abrechnung zwischen Künstler und Hörer schaffen und die Tauschbörsennutzer an die Kasse holen. Industrie und CDU würden die Piraten lieber gleich vom Internet trennen. Legalisierung oder Sanktionen – eine Frage für die nächste Legislaturperiode.

Die Musikkonzerne verlieren den Anschluss an die Diskussion.

[...] Zehn Jahre ist es her, dass die erste Tauschbörsensoftware Napster das Ende der CD einläutete. Inzwischen sitzt der erste Internetpirat im Europaparlament. Kulturpiraten, argumentiert der Musikjournalist Matt Mason in seinem gratis im Netz veröffentlichten Buch ,,The Pirate's Dilemma", sind nicht der Feind. Sie erfinden neue Stile, Technologien und Geschäftsmodelle. Ohne ihre Innovationen wäre die heutige Kulturindustrie nicht denkbar.

...

Quotevon  gieslinder  gieslinder ist gerade offline  | 27.7.2009 11:15 Uhr
Ein Tag in der Kulturredaktion...
...das muß schon toll sein : Fern jeder Realität, schreibt man
sich das Leben schön.
Hier der gute Künstler, dort die fiese Industrie. Allerdings
frage ich mich, warum Künstler immer noch bei der bösen Industrie
ihre Platten rausbringen und vor allem : warum fast alle bei der
Gema sind ? Das ist für mich ein Widerspruch ! Wenn's doch alles
umsonst sein soll, dann muß doch keiner mehr die Urheberrechte
schützen lassen, wie es die Gema tut.
Aber ich kann es mir schon denken : Als Künstler und mit ihm, die
Verbündeten im Feuilleton, stehen doch lieber auf der Seite des Guten, Schönen und Wahren. Fürs harte, böse Geschäft sind dann
die Manager und eben die fiese Plattenindustrie da. So kann man
sich auch in die Tasche lügen.


Quote
Comment
von dondoof dondoof ist gerade offline | 28.7.2009 21:45 Uhr
dankedankedanke.
danke für diesen wunderbaren text und das hervorragende beispiel amanda palmer. allein schon, weil sich in den kommentaren zeigt, welche abstrusen bilder von gebilden wie "der konsument", "der künstler", "die industrie" und nicht zuletzt "die gema" existieren. fakten sind:

- die gema erstickt in einem ewig gestrigen haufen papierkram, der für die rechteverwertung "kleiner" künstler kaum förderlich ist. sie ist und bleibt verwerter, nicht etwa (wie so oft falsch verstanden) schützer im sinne des urheberrechts. sie verfolgt zudem ein tantiemen-modell, das weder zeitgemäß noch international gängig sein dürfte. in den usa ist es beispielsweise möglich, einzelne stücke aus dem katalog zu entfernen. das geht in de nicht. fazit: bist du drin, ist alles drin, was du geschrieben hast. und stellt alice cooper "i'm 18" für die nutzung in onlinesendern frei, gilt das in deutschland NICHT, weil die gema hier nach ihrem system tantiemen eintreibt. das nur mal als beispiel. somit ist es im übrigen auch nicht möglich, gema-mitglied zu werden, sofern man auch nur EINEN EINZIGEN SONG unter cc veröffentlicht hat. klar, oder? doof, oder?

- künstler, die sich selbst vermarkten, haben den entscheidenden vorteil, nicht mehr am ende der nahrungskette zu sitzen. das bringt viele vorteile. vielleicht nur regional - aber was soll's denn? ich persönlich höre einige bands aus aller welt, die ich ohne diese art von vermarktung kaum kennengelernt hätte. und ich habe einige alben in alle welt verkauft, weil ich mich selbst vermarktet habe. geht alles. natürlich sind es in erster linie exzentrische, zeigegeile menschen, die das am besten können. künstler eben. davon reden doch alle. das ist der preis für die fehlende retorte. man werfe auch einen blick auf jack conte, der mit seinen youtube-mashups gutes geld über downloads verdient.

- es zeigt sich hier auch, dass viele leute eben in megastar-kategorien denken. die frage ist doch eher: wer braucht das denn noch?

viele grüße.


Quote
Comment
von jeffrowland jeffrowland ist gerade offline | 27.7.2009 12:53 Uhr
Kein Naturgesetz
vielleicht sollte man grundsätzlich das Modell des Geldverdienens via Tonträger hinterfragen. Schließlich gibt es kein Naturgesetzt, das besagt, dass der Verkauf von Tonträgern den Lebensunterhalt sichert. Ich denke, hier wird ein Geschäftsmodell, das primär für den Pop-und Rockbereich funktioniert hat, stark verallgemeinert. Für klassische Musiker ist dies allenfalls ein Zubrot und Werbung für Liveauftritte, auch im Jazzbereich dürfte auch schon der bisherige Umsatz kaum für den Lebensunterhalt gesorgt haben. Wenn man etwa mal die Anzahl der in der Jazzthing alle zwei Monate besprochenen und beworbenen neuen CDs anschaut und sich dazu mal die Größe des Nischenpublikums für New Jazz vor Augen führt, wird sehr schnell zu dem Schluss gelangen, dass mit diesen Tonträgern keineswegs das große Geld verdient werden kann.
Die Interessen des Publikums wandeln sich, nicht umsonst wird Madonna ihren neuen Vertrag mit einer Vermarktungsfirma für Liveauftritte geschlossen haben
Wenn man jetzt ganz böse wäre, könnte man vielleicht sogar behaupten, das 'richtige' Musiker, die schon immer ihr Geld mit Liveauftritten und Unterrichten verdient haben, das Ganze auch etwas entspannter sehen, als Stars und deren 'Rechte'-Vermarkter...


Quotevon  e.elsolami  e.elsolami ist gerade offline  | 27.7.2009 13:44 Uhr
Payola

[...] Die sog. Formatradios sind für nichts nichts anderes da als das befohlene Abdudeln immer gleicher Musik. Und wer in diesem Forum die GEMA so hoch lobt, sollte sich vergegenwärtigen, daß diese in der Hand der Industrien ist. Nicht umsonst sollen die jüngsten Statutänderungen vor allem den Künstlern, die bei den Majors unter Vertrag sind, den Löwenanteil der Erlöse sichern, die durch eine schamlose Erhöhung der Gebühren für Veranstalter eingetrieben werden. Nein, die Musik spielt inzwischen woanders. Nur haben es deutsche Politiker und die Plattenindustrie noch nicht gemerkt. Und Veranstaltungen wie die Popkomm sind wirklich verzichtbar.





Aus: "Musikbranche - Die gute Tat der Piraten"  Von Kolja Reichert (26.7.2009)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/kultur/Musikpiraten-Musikindustrie-Internet;art772,2857452 (http://www.tagesspiegel.de/kultur/Musikpiraten-Musikindustrie-Internet;art772,2857452)

Title: [I have to remind myself what I'm being charged with... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 30, 2009, 09:07:20 AM
Quote[...] Der Guardian brachte heute einen Artikel eines der zufällig auserwählten Opfer der RIAA, die jetzt saftige Strafen zahlen sollen. Das ist der Prozess, wo erst ja, dann doch wieder nicht live aus dem Gerichtssaal gestreamt werden durfte: How it feels to be sued for $4.5m

...


Aus: "How it feels to be sued for $4.5m"
von carsten raddatz um 23:30 am Dienstag, 28. Juli 2009
http://netzpolitik.org/2009/how-it-feels-to-be-sued-for-45m/ (http://netzpolitik.org/2009/how-it-feels-to-be-sued-for-45m/)

-.-

Quote[...] To a certain extent, I'm afraid to write this. Though they've already seized my computer and copied my hard drive, I have no guarantee they won't do it again. For the past four years, they've been threatening me, making demands for trial, deposing my parents, sisters, friends, and myself twice – the first time for nine hours, the second for seven. I face up to $4.5m in fines and the last case like mine that went to trial had a jury verdict of $1.92m.

When I contemplate this, I have to remind myself what I'm being charged with. Investment fraud? Robbing a casino? A cyber-attack against the federal government? No. I shared music. And refused to cave.

...

Comments in chronological order (Total 520 comments) [30.07.2009]


From: "How it feels to be sued for $4.5m" (27.07.2009)
Source: http://www.guardian.co.uk/music/musicblog/2009/jul/27/filesharing-music-industry (http://www.guardian.co.uk/music/musicblog/2009/jul/27/filesharing-music-industry)

Title: [Geständnis in US-Filesharing-Prozess... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 01, 2009, 08:00:06 AM
Quote[...] Der Filesharing-Prozess gegen Joel Tenenbaum vor dem US-Bundesgericht in Boston (Massachusetts) ist am Donnerstag mit der Aussage des Beklagten fortgesetzt worden. Der 25-jährige Student hat sich den Fragen der Klageseite gestellt und dabei ohne Umschweife eingeräumt, die strittigen 30 Songs über Kazaa heruntergeladen und darüber in der Prozessvorbereitung gelogen zu haben. Tenenbaum sagte darüber hinaus aus, er sei sich dabei bewusst gewesen, dass andere Kazaa-Teilnehmer von seinem Rechner Songs herunterladen konnten. Auf die Frage der Klagevertreter, ob er die Verantwortung für "Download und Verbreitung aller 30 zur Debatte stehenden Songs" übernehme, antwortete Tenenbaum: "Ja."

Mit technischen und rechtlichen Fragen der Urheberschaft, der nachgewiesenen Verbreitung oder der Beweiskraft der vorgelegten Ermittlungsergebnisse müssen sich die Geschworenen nach dem Geständnis des Beklagten nicht mehr herumplagen. Richterin Nancy Gertner wies die Jury mit einer der vergangenen Nacht veröffentlichten Entscheidung an, die Urheberrechtsverletzung in 30 Fallen als nachgewiesen zu betrachten und nur noch über den Schadensersatz zu entscheiden. Gertner änderte damit ihre eigene Anordnung vom Vortag, in der sie zunächst nur die Urheberschaft der Kläger als nachgewiesen betrachtet und die Entscheidung über eine Rechtsverletzung den Geschworenen überlassen hatte.

Damit geht es in dem Prozess nur noch um die Höhe des Schadensersatzes. Wenn sich die Geschworenen wie geplant am heutigen Freitag zur Beratung zurückziehen, müssen sie darüber befinden, ob Tenenbaum die Urheberrechte der Kläger willentlich verletzt hat und die Summe für jeden einzelnen Song festlegen. Der Vorsatz macht dabei einen wesentlichen Unterschied: Das Gesetz sieht Schadensersatz zwischen 750 und 30.000 US-Dollar pro Verstoß vor, bei willentlichen Verstößen bis zu 150.000 US-Dollar. Tenenbaum droht damit eine Summe von bis zu 4,5 Millionen US-Dollar (3,2 Millionen Euro).

Für Tenenbaum lautet die spannende Frage nun, ob er mit 22.500 US-Dollar davonkommt oder die Geschworenen ihm eine Millionenstrafe aufbrummen – wie die Jury in dem ersten überhaupt verhandelten Filesharing-Prozess gegen Jammie Thomas-Rasset. Die 32-Jährige war in der Neuauflage ihres Verfahrens zu 1,92 Millionen US-Dollar verurteilt worden. Solche angesichts des Handelspreises für 30 Songs bei Anbietern wie iTunes oder Amazon absurd anmutenden Schadensersatzsummen dürften der Musikindustrie als Abschreckung willkommen sein, werden allerdings auch weiter die Gerichte beschäftigen. Das Verfahren gegen Thomas-Rasset geht in Berufung, unter anderem wegen Zweifeln an der Verfassungsmäßigkeit des gesetzlichen Schadensersatzes.

Das ist auch der Weg, den Tenenbaums Verteidigung einschlagen könnte. So ist neben Harvard-Professor Charles Nesson auch Thomas-Rassets Anwalt Kiwi Camara für Tenenbaum im Einsatz. Tatsächlich hat es bisher nicht so ausgesehen, als ob der umtriebige Harvard-Professor einer konkreten Strategie folgt. Im Gegenteil konnten Prozessbeobachter den Eindruck gewinnen, dass die Mätzchen des erfahrenen Juristen seinem Mandanten bisher eher geschadet haben. Nesson hatte die Geduld der vorsitzenden Richterin mehrfach auf die Probe gestellt, unter anderem mit wiederholten Anträgen, das Verfahren live ins Internet zu übertragen.

Die Schlussplädoyers am heutigen Freitag werden zeigen, ob Nesson noch ein As im Ärmel hat. Danach sieht es allerdings nicht aus, auf ihrer Website zieht die Verteidigung bereits ein Resümee des Verfahrens: "Die Schlacht wurde verloren, der Krieg ist aber noch nicht vorbei".

(vbr/c't) 

Quote31. Juli 2009 19:44
Das Internet darf kein Rechtsfreier Raum sein...
0xd00faffe (mehr als 1000 Beiträge seit 02.04.01)

... es müssen die selben Regeln gelten wie in der offline-Welt,
schreien unsere Politiker doch immer ...

Also, vergleichen wir doch mal:
Fahrkarte von meiner Haustüre zum Stachus kostet 2,10€
Kaufe ich mir die nicht und werde erwischt kostet das 40€
Macht Faktor 19

1 Song bei Amazon oder Itunes kostet ca 1€

...



Aus: "Geständnis in US-Filesharing-Prozess" (31.07.2009)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Gestaendnis-in-US-Filesharing-Prozess--/meldung/142898 (http://www.heise.de/newsticker/Gestaendnis-in-US-Filesharing-Prozess--/meldung/142898)

Title: [Rock around the Gießkanne... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 06, 2009, 01:45:56 PM
Quote[...] "Pop mit Staatsknete" - die Zeile, mit der die Popzeitschrift Spex in ihrer aktuellen Ausgabe den Schwerpunkt überschreibt, hat es in sich. Die Krise der Plattenkonzerne hat die Musikbranche endgültig darauf gebracht, nun auch, wie so viele andere Künste, ihr Stück vom großen Kultursubventionskuchen zu fordern. Allen voran wird der Cheflobbyist der Musikindustrie, Dieter Gorny, nicht müde auf jedem Podium temperamentvoll Unterstützung für die Popmusik zu verlangen. Aber auch exponierte Vertreter der unabhängigen Labels, Produzenten und Verlage wie der Musikverleger und ehemalige Bassist der Einstürzenden Neubauten, Mark Chung, sind längst mit im Boot.

Allzu weit sind sie im Vergleich zu anderen Künsten bislang noch nicht gekommen, die Ohren der Politik scheinen jedoch immer größer zu werden. Der "Initiative Musik" etwa, einer maßgeblich durch das Engagement des CDU-Abgeordneten Steffen Ketterer im Oktober 2007 zustande gekommene Fördereinrichtung der Bundesregierung für die Musikwirtschaft, stehen in diesem Jahr schon über 2,3 Millionen Euro zur Verfügung. Doppelt soviel wie noch 2008. Die sogenannte "siebte Förderrunde" der Initiative ist am 12. August zu Ende gegangen. Weitere zwei Infrastruktur- und 19 Künstlerprojekte werden nun mit fast 325000 Euro unterstützt. So weit, so gut.

Die Selbstverständlichkeit jedoch, mit der die nun warmlaufende Institutionalisierung einer so merkwürdigen Sache wie direkter staatlicher Förderung von kommerziell orientierter Musik (an der es zudem alles andere als mangelt) inzwischen hingenommen wird, ist erstaunlich. An der Unwiderstehlichkeit der Argumente kann das nicht liegen.

...


Aus: "Rock around the Gießkanne" Von J.-C. Rabe (04.09.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/104/486519/text/ (http://www.sueddeutsche.de/kultur/104/486519/text/)

Title: [Musiker gegen Internetsperren... (Notiz, UK)]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 11, 2009, 07:58:28 AM
Quote[...] Musiker und Produzenten sprechen sich gegen die Pläne der britischen Regierung aus, illegales Filesharing mit Zugangssperren für mehrfach erwischte Internetnutzer zu ahnden. Die Mitglieder der Featured Artists Coalition (FAC), der Komponistenvereinigung British Academy for Songwriters, Composers and Authors (BASCA) und des Produzentenverbands Music Producers Guild (MPG) wenden sich in einer gemeinsam veröffentlichten Erklärung gegen die auf Initiative von Labour-Wirtschaftsminister Peter Mandelson verschärfte Regierungslinie in Sachen Filesharing. Die drei Branchenorganisationen weichen damit von der Linie des Dachverbands UK Music ab.

Gut finden die Branchenvertreter die kostenlose Verbreitung ihrer Werke in den Filesharing-Netzen auch nicht. Die drei Organisationen bekennen sich zum Urheberrecht und seinem Schutz als lebenswichtig für eine gesunde Musikbranche. Doch zeigen sich die Musiker, Komponisten und Produzenten ernsthaft besorgt über die britischen Pläne für eine verschärfte Gesetzgebung. Der Ansatz der Regierung, heißt es in der gemeinsamen Antwort der Branchenorganisationen auf einen "nicht beantwortbaren" Fragenkatalog des Wirtschaftsministeriums, deute auf eine "weit von der Öffentlichkeit und den Musikkonsumenten entfernte Denkweise" hin.

Die "schwammige Schätzung" für den jährlichen Nutzen der geplanten Gesetze auf etwa 200 Millionen Pfund beruhe auf der Annahme, dass jeder getauschte Song ein der Industrie entgangener Verkauf sei. Das sei nur "Lobbyisten-Sprech" und entbehre jeder logischen und wissenschaftlichen Grundlage. Im Gegenteil gebe es Hinweise, dass regelmäßige Filesharer ebenso regelmäßig Musik oder Filme kaufen. Darüber hinaus halten die Branchenorganisationen die offiziellen Schätzungen der Kosten für die Durchsetzung des Gesetzes (65 Millionen bis 85 Millionen Pfund im ersten Jahr) für "grob untertrieben" und damit im Hinblick auf den wirtschaftlichen Nutzen für "eindeutig unverhältnismäßig".

"Die Branche muss nach vorne schauen, nicht zurück", erklärte BASCA-Chef Patrick Rackow gegenüber der BBC. "Wir haben hier ein Riesenproblem, für das wir eine Lösung finden müssen. Ich kenne die Lösung nicht, ich glaube, keiner kennt sie." Keine Lösung seien aber harte Sanktionen gegen Musikfans. "Es gibt bessere Wege, damit umzugehen, ohne die Verbraucher total aufzuregen." Mit schweren Geschützen würden die Fans endgültig vergrault, meint auch FAC-Vorstandsmitglied Ed O'Brien. "Damit beginnen sie einen Krieg, den sie nie gewinnen werden." Zu den Regierungsplänen sagte der Radiohead-Musiker: "Es wird nicht funktionieren. So einfach ist das."

Die britische Regierung drängt zu härteren Maßnahmen gegen illegale Filesharer. Die Regierung erwägt dabei Netzsperren als "letztes Mittel gegen den harten Kern von Copyright-Piraten", wie es aus dem Wirtschaftsministeriums hieß. Danach sollen die Kompetenzen der britischen Aufsichtsbehörde Ofcom erweitert werden. Die Behörde soll künftig bei Providern Sanktionen bis zu Anschlusssperren gegen illegale Filesharer durchsetzen können. Vorbild ist das in Frankreich weiter heftig umstrittene Hadopi-Gesetz, laut dem eine neue Behörde die Sanktionen gegen wiederholte Filesharer aussprechen soll. Nachdem sich die britische Regierung in ihrem Zukunftsreport "Digital Britain" zunächst gegen Netzsperren und für gemäßigtere Sanktionen ausgesprochen hatte, hat Wirtschaftsminister Mandelson eine Verschärfung in die Debatte eingebracht.

(vbr/c't)




Aus: "Musiker gegen Internetsperren bei Filesharing" (10.09.2009)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Musiker-gegen-Internetsperren-bei-Filesharing--/meldung/145147 (http://www.heise.de/newsticker/Musiker-gegen-Internetsperren-bei-Filesharing--/meldung/145147)

Title: [Dies sei keine echte Musik... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 19, 2010, 09:14:12 AM
Quote[...] Die PPCA glaubt nicht, dass die Fitness-Firmen tatsächlich auf kostenfreie Tonkunst umsteigen: Dies sei keine "echte Musik" und werde von den Kunden nicht akzeptiert werden.

...


Aus: "Australische Fitness-Studios wollen auf freie Musik umsteigen" (18.05.2010)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Australische-Fitness-Studios-wollen-auf-freie-Musik-umsteigen-1002590.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Australische-Fitness-Studios-wollen-auf-freie-Musik-umsteigen-1002590.html)

Title: [Why Even Major Label Musicians Rarely Make Money... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 15, 2010, 09:36:21 AM
That report suggests that for every $1,000 sold, the average musician gets $23.40. Here's the chart that the article shows, though you should read the whole article for all of the details...

"RIAA Accounting: Why Even Major Label Musicians Rarely Make Money From Album Sales"
by Mike Masnick (Tue, Jul 13th 2010)
http://www.techdirt.com/articles/20100712/23482610186.shtml (http://www.techdirt.com/articles/20100712/23482610186.shtml)


"The Music Industry's Funny Money"
Still think a music career is an easy path to a blinged-out life? Don't believe the hype. A whole lot of folks have to get paid before the musician does. The Root traces the money trail.
By: Cord Jefferson | Posted: July 6, 2010 at 5:48 AM
http://www.theroot.com/views/how-much-do-you-musicians-really-make?GT1=38002 (http://www.theroot.com/views/how-much-do-you-musicians-really-make?GT1=38002)

Title: [O Tannenbaum (Gema-Gebühren)... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 24, 2010, 05:14:45 PM
Quote[...] Aachen. Für Donnerstag wird Schnee vorhergesagt, der dann still und leise über den Weihnachtsmarkt rieseln kann. Denn: Erstmals hat der Märkte und Aktionskreis City (kurz MAC) die Weihnachtsmusik abgedreht. Statt Lieder wie «O Tannenbaum» und «Süßer die Glocken nie klingen» tönen aus den dezent angebrachten Lautsprechern in diesem Jahr nur Warnhinweise und Personenaufrufe.

«Die Kosten für die Gema-Gebühren sind explodiert», sagt MAC-Geschäftsführer Manfred Piana. Bislang sei die Hintergrundmusik finanzierbar gewesen und habe pauschal mit rund 4000 Euro für die Zeit des Weihnachtsmarktes zu Buche geschlagen: «Diesmal war wohl ein neuer Sachbearbeiter am Werk und hat die Gebühren um rund 200 Prozent erhöht.»

Das heißt, der MAC hätte diesmal etwa 12.000 Euro für die nicht unumstrittene weihnachtsmusikalische Beschallung berappen müssen. «Das ist unserer Meinung nach nicht mehr angemessen und steht in keiner Relation», betont Piana.

Zahlreiche Anbieter sehen das anders. «Mir ist das zwar noch gar nicht aufgefallen, aber zu einem weihnachtlichen Flair gehört auch die passende Musik», meint Petra Permantier, die an ihrem Stand Figuren und Holzanhänger verkauft.

Regelrecht empört sind Liesel Taschbach und Adi Warrimont, die seit 30 Jahren mit einem Holzbrettchen-Stand am Weihnachtsmarkt vertreten sind: «Das Flair des Weihnachtsmarktes fehlt diesmal völlig. Die Kauflaune der Besucher ist ohne Musik ganz schlecht.»

Ähnlich sieht das auch Irma Winkens, bei der Spielzeuge über die Theke gehen: «Musik gehört untrennbar zum Weihnachtsmarkt.» Noch deutlicher wird Veronika Schorn, die Stofftiere und Räuchermännchen anbietet: «Ein Weihnachtsmarkt ohne Musik ist eine traurige Veranstaltung. Ordentliche Weihnachtsmusik motiviert die Besucher eher zu einem Bummel. Allerdings war die Auswahl der Stücke in den Jahren zuvor oft störend.»

Dieser Vorwurf ist auch Manfred Piana des Öfteren zu Ohren gekommen. «Wir hatten natürlich keinen Discjockey auf dem Weihnachtsmarkt, der passend zur Stimmung die richtigen Titel wählt. Per I-Pod und Zufallswiedergabe wurde die Musik eingespielt», erklärt Manfred Piana und ergänzt: «Wir haben im vergangenen Jahr die Musik schon runtergefahren und auch damals schon diskutiert, komplett auf weihnachtliche Hintergrundmusik zu verzichten.»

... Die Besucher des Weihnachtsmarktes beurteilen den weitestgehend musikfreien Markt unterschiedlich. Bei einer nicht repräsentativen AN-Umfrage reichten die Urteile von «ohne Musik keine Stimmung» bis hin zu «die Stille trägt zu einer schönen Atmosphäre bei». Vor allem die jüngeren Gäste vermissen die Berieselung, wie beispielsweise eine Schülergruppe vom Kaiser-Karls-Gymnasium: «Wir finden den Weihnachtsmarkt ohne Musik langweilig.»

...


Aus: "Weihnachtsmarkt: Stille statt «Stille Nacht»" (23.11.2010)
Quelle: http://www.an-online.de/lokales/aachen-detail-an/1469665?_link=&skip=&_g=Weihnachtsmarkt-Stille-statt-Stille-Nacht.html (http://www.an-online.de/lokales/aachen-detail-an/1469665?_link=&skip=&_g=Weihnachtsmarkt-Stille-statt-Stille-Nacht.html)

Title: [cage against the machine (2010)... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 16, 2010, 10:40:14 AM
Quote[...] Im vergangenen Jahr rückten Facebook-Aktivisten dem kalkulierten "X Factor"-Hit mit krachenden Gitarrenriffs zu Leibe, indem sie zum massenhaften Download eines Songs der Crossover-Band Rage Against The Machine aufriefen. Die Mission der "X Faktor"-Gegner ging auf: Rund eine halbe Million Mal verkaufte sich der 17 Jahre alte Titel "Killing in the Name" und verwies Großbritanniens Casting-Star Joe McElderry mit seiner Schmuseballade auf Platz zwei.

An diesen Erfolg versucht die Online-Initiative Cage Against The Maschine nun anzuschließen - in diesem Jahr allerdings mit feiner Ironie statt brachialem Titel: Bei Facebook und anderen Netzwerken rufen die Aktivisten zum Kauf des Stücks "4'33" auf - Vier Minuten, 33 Sekunden aufgenommenes Nichtmusizieren.

Gegen das Gedudel

Das Opus stammt aus der Feder des verstorbenen Avantgarde-Komponisten John Cage. Im Jahr 1952 uraufgeführt, besteht es aus drei Sätzen absoluten Schweigens, die Musiker rühren ihre Instrumente nicht an, klappen höchstens den Klavierdeckel auf und nach dem Stück wieder zu. Sie zelebrieren die Stille, die, wie sich herausstellt, durchaus mehr als Nichts bietet: Da ist Hüsteln aus dem Publikum zu hören, entfernter Straßenverkehr zu ahnen, alles in allem ein Hintergrundrauschen, das viel raumeinnehmender ist als man es zunächst erwartet. Bereits damals wurde der Titel auch als Statement gegen das allgegenwärtige Kaufhausgedudel des urbanen Nachkriegs-Amerikas verstanden.

Und jetzt: Stille im Radio als Antwort auf kalkulierbare Casting-Hits? Wenn es nach dem Willen der stillen Protestler geht, werden die britischen Radiostationen nicht darum herumkommen, die Neuaufnahme von John Cages 4'33 als neue Nummer Eins vorzustellen. Facebooks Mobilisierungspotential soll es möglich machen: Bereits jetzt haben 82.500 Menschen dort ihre Sympathie für das Projekt bekundet, minütlich werden es mehr.

... Dieser Kampf richtet sich letztlich generell gegen den Kommerz von Casting-Shows und Entertainment-Industrie. Nicht die Plattenbosse oder die Ideengeber der Kampagne sollen vom Erfolg profitieren, sondern verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen, an die, nach Angaben der Macher von "Cage Against The Machine", alle Erlöse fließen sollen. Auch hier ist der unterschwellige Sarkasmus der Kampagne erkennbar: Eine der fünf Empfängerorganisationen ist die britische Tinnitus Association.

...


Aus: "Web-Kampagne gegen Pop-Industrie: Klick gemacht, stille Nacht" Von Florentine Dame (16.12.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,734375,00.html (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,734375,00.html)

-.-

http://www.facebook.com/cageagainstthemachine (http://www.facebook.com/cageagainstthemachine)

Title: [The music industry has spent tens of millions... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 08, 2011, 12:31:10 PM
Quote[...] The music industry has spent tens of millions of dollars to lobby government officials worldwide during the past decade, but whether or not the initiative has helped to shape a viable legal and commercial framework is a subject of debate.

According to a Center for Responsive Politics analysis based on data collected from the United States Secretary of the Senate Office of Public Records (SOPR), the recorded music industry and the Recording Industry of America (RIAA) have spent over $90 million in lobbying efforts in the United States alone since 2000.

The total represents money spent after CD sales began to see steep declines in revenue as file sharing became more common. The music industry spent $4.0 million in lobbying in 2000, a figure which rose significantly to $17.5 million in 2009, according to the Center for Responsive Politics. The industry also has actively lobbied officials with the World Intellectual Property Organization (WIPO) and affiliated organisations, although data indicating how much it spent for these groups is not readily available.

The sum spent on lobbying efforts to enforce copyright protections reflects an effort to thwart file sharing that is more ambitious in scale compared to other media industry groups in the United States. The motion picture industry, for example, spent less than half of what the music industry invested in lobbying during the 2000-2010 period, according to the Center for Responsive Politics' statistics. The RIAA and recording industry players have also spent over $50 million in legal fees for the industry's lawsuit campaign intended to thwart illegal file sharing, according to tax filings and estimates by attorneys involved in the litigation.

"The music industry is spending more than other media groups," said Dave Levinthal, communications director for the Center for Responsive Politics.

...


From: "Special Report: Music Industry's Lavish Lobby Campaign For Digital Rights"
By Bruce Gain for Intellectual Property Watch @ 6 January 2011 4:38 pm
Source: http://www.ip-watch.org/weblog/2011/01/06/special-report-music-industrys-lavish-lobby-campaign-for-digital-rights/ (http://www.ip-watch.org/weblog/2011/01/06/special-report-music-industrys-lavish-lobby-campaign-for-digital-rights/)

Title: [Schutzfrist... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 13, 2011, 10:04:31 AM
Quote[...] Der EU-Ministerrat hat wie erwartet am Montag die Geltungsdauer bestimmter Schutzrechte für Tonaufnahmen von derzeit 50 auf 70 Jahre verlängert. Laut Mitteilung (PDF-Datei: http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/intm/124570.pdf) gab es keine einhellige Entscheidung: Belgien, Tschechien, die Niederlande, Luxemburg, Rumänien, Slowakei, Slowenien und Schweden haben gegen die Direktive gestimmt, Österreich und Estland enthielten sich. Zuvor hatten auch Urheberrechtsexperten und Bürgerrechtsorganisationen das Vorhaben kritisiert. Die Mitgliedsländer haben nun zwei Jahre Zeit, die neue Regelung in ihren nationalen Gesetzen zu berücksichtigen.

Damit soll der Schutz der sogenannten verwandten Schutzrechte auf Tonaufnahmen länger währen. Dazu zählen die Rechte an der Aufführung eines urheberrechtlich geschützten Werkes, nicht aber die Urheberrechte der Autoren oder Komponisten selbst. Im Musikbereich etwa sind die Einspielungen von Musikwerken betroffen: Darunter fallen die Beiträge der an den Aufnahmen beteiligten Interpreten sowie Leistungsschutzrechte für Produktion, Vervielfältigung und Veröffentlichung.

Die EU-Kommission hatte sich 2008 für eine Verlängerung der Schutzfristen auf 95 Jahre eingesetzt. Das Europäische Parlament stimmte 2009 der Verlängerung zu, allerdings nur um 20 Jahre. Urheberrechtsexperten kritisierten, die EU-Kommission habe bei den Plänen sich die Feder zu sehr von der Musikindustrie führen lassen. Der EU-Rat argumentierte, die Künstler würden in der Regel ihre Karrieren relativ früh beginnen, daher seien nach den bisherigen Regeln ihre Werke nicht über ihre gesamte Lebenszeit geschützt. Außerdem soll die Rechtslage in der EU harmonisiert werden. (anw)

Quote13. September 2011 09:08
Dann können ja die Rechte mit dem Tod des Künstlers erlöschen...
Hightower

Zitat: "Der EU-Rat argumentierte, die Künstler würden in der Regel
ihre Karrieren relativ früh beginnen, daher seien nach den bisherigen
Regeln ihre Werke nicht über ihre gesamte Lebenszeit geschützt."


Quote13. September 2011 08:54
Der EU-Rat argumentierte.. (Editiert vom Verfasser am 13.09.11 um 08:54)
Jotun (mehr als 1000 Beiträge seit 04.10.01)

"Der EU-Rat argumentierte, die Künstler würden in der Regel ihre
Karrieren relativ früh beginnen, daher seien nach den bisherigen
Regeln ihre Werke nicht über ihre gesamte Lebenszeit geschützt.
Außerdem soll die Rechtslage in der EU harmonisiert werden."

Dumm nur, dass es bei dem Gesetz um "die Rechte an der Aufführung
eines urheberrechtlich geschützten Werkes, nicht aber die
Urheberrechte der Autoren oder Komponisten selbst" geht. Die Rechte
an der Aufführung hat der arme, junge Künstler aber in aller Regel an
die Musikindustrie abgetreten.
Aber wer hätte etwas anderes erwartet, wenn die Politiker sich von
eben dieser Industrie beraten lassen (a.k.a. das Gesetz diktieren).

...




Aus: "EU-Rat beschließt längere Schutzfrist für Tonaufnahmen" (13.09.2011)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/EU-Rat-beschliesst-laengere-Schutzfrist-fuer-Tonaufnahmen-1341496.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/EU-Rat-beschliesst-laengere-Schutzfrist-fuer-Tonaufnahmen-1341496.html)

Title: [Die Gema habe IP-Adressen der Angreifer... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2012, 10:55:38 PM
Quote[...] Die Gema soll bei einer Aktion IP-Adressen von Anonymous-Aktivisten ermittelt haben. Auf der Grundlage gab es heute und gestern Durchsuchungen gegen 106 Menschen in Deutschland.

Das Bundeskriminalamt hat am 12. und 13. Juni 2012 bundesweit Wohnungen von mutmaßlichen Mitgliedern des Kollektivs Anonymous durchsuchen lassen. Betroffen waren insgesamt 106 Menschen, gegen die wegen Teilnahme an einer DDOS-Attacke auf die Server der deutschen Musikrechteverwertung Gema ermittelt wird. Das berichtet Welt Online unter Berufung auf Sprecher der Gema sowie der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt.

Ein Gema-Sprecher sagte: "Die Gema steht häufiger im Fadenkreuz von Hackerangriffen, das sind wir schon gewohnt. Doch im Dezember gab es einige Angriffe, die zu massiven Einschränkungen für Kunden und Mitarbeiter der Gema geführt haben." Die Gema habe IP-Adressen der Angreifer sammeln und die Daten den Ermittlungsbehörden übergeben können.

...


Aus: "Bundeskriminalamt startet Massenrazzia gegen Anonymous" Achim Sawall (13.6.2012)
Quelle: http://www.golem.de/news/gema-bundeskriminalamt-startet-massenrazzia-gegen-anonymous-1206-92510.html (http://www.golem.de/news/gema-bundeskriminalamt-startet-massenrazzia-gegen-anonymous-1206-92510.html)

-.-

Quote[...] Womöglich hat es schon ausgereicht, auf einen bestimmten Link zu klicken, um auf die Liste der Verdächtigen zu kommen.

Der Vorwurf der Behörden lautet nun: Computersabotage. Wer die Datenverarbeitung anderer erheblich stört, dem können nach Strafgesetzbuch, Paragraf 303, eine mehrjährige Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe drohen.

Die bundesweite Aktion ging von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt aus, die seit Dezember 2011 mit Unterstützung des Bundeskriminalamts in der Sache ermittelt. Es gehe um insgesamt 106 Beschuldigte, bestätigt Oberstaatsanwalt Alexander Badle dem SPIEGEL. Allein in Hessen seien zehn Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt worden, so Badle. Die Fälle der nicht in Hessen ansässigen Beschuldigten seien an die zuständigen Staatsanwaltschaften abgegeben worden. Der Schwerpunkt lag mit 33 Fällen in Nordrhein-Westfalen, 18 sind es in Baden-Württemberg und 15 in Berlin.

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler handle es sich bei den tatsächlich Verdächtigen wie zu erwarten um Jugendliche und Heranwachsende - und nicht um die ermittelten Anschlussinhaber.

Der plötzliche Polizeibesuch sorgte gestern in vielen Fällen für ernste Diskussionen im Familienkreis. Von SPIEGEL ONLINE kontaktierte Betroffene sprachen von "massivem Stress mit den Eltern". Andere haben für den Vorwurf, ebenfalls hinter den Gema-Attacken zu stecken, gar keine Erklärung.

So ist es auch im Fall einer Berliner Familie, den Doreen Kröber samt dem abfotografierten Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Wiesbaden in ihrem Blog beschreibt. Dass das gezeigte Dokument authentisch ist, wurde dem SPIEGEL bestätigt.

Es war am Dienstag kurz nach acht Uhr morgens, als drei Berliner LKA-Beamte in Zivil an einer Wohnungstür in Tempelhof klingelten und eine überraschte Berlinerin um Einlass baten. Mit der Polizei hatte die zweifache Mutter bislang vor allem als Arbeitgeber zu tun. Sie war dort mehrere Jahre als Angestellte tätig. Doch nun präsentierten ihr die Ex-Kollegen den Beschluss - in dem es heißt, vom Internetanschluss der Familie sei am 17. Dezember abends die Webseite der Gema attackiert worden.

Der Tatverdacht, heißt es in dem veröffentlichten Beschluss weiter, "beruht auf Ermittlungen des BKA und den gesicherten Logdateien des Webservers der Webseite der GEMA und der Auskunft des Internet Service Providers". Die Verdächtigen hatten sich "bewusst" an einem Anonymous-Angriff beteiligt, so der Vorwurf. Zwar sei die Gema-Seite zu keinem Zeitpunkt unerreichbar gewesen, aber erheblich langsamer geworden, heißt es in dem Beschluss.

Weder sie selbst noch ihr Mann, der als Beschuldigter geführt wird, weil der Internetanschluss auf seinen Namen läuft, könnten sich darauf einen Reim machen, sagt die Berlinerin dem SPIEGEL. Ihre Kinder seien sechs und neun. Die Beamten seien freundlich gewesen, dennoch kritisiert die 40-Jährige die Durchsuchung als "unverhältnismäßig".


...


Aus: "Razzia trifft Anonymous-Mitläufer" Von Judith Horchert und Marcel Rosenbach (13.06.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/anonymous-attacke-gegen-gema-fuehrt-zu-hausdurchsuchungen-a-838656.html (http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/anonymous-attacke-gegen-gema-fuehrt-zu-hausdurchsuchungen-a-838656.html)

-.-

Quote[...] ...

Quotewissen ist ohnmacht, 13. Juni 2012 22:07

Gierige Ekel Melken Ahnungslose

Was wirft man den Betroffenen eigentlich vor? Eine Webseite ist
vorübergehend ein wenig langsamer erreichbar gewesen? Oh, welch
Frevel! ...



http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Gierige-Ekel-Melken-Ahnungslose/forum-230831/msg-21970532/read/showthread-1/ (http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Gierige-Ekel-Melken-Ahnungslose/forum-230831/msg-21970532/read/showthread-1/)

-.-

Quote[...] Nachdem die Website der Gema Ende der vergangenen Woche wieder das Ziel von Angriffen – mutmaßlich durch die Hackergruppierung Anonymous – geworden ist, verzichtet die Musikverwertungsgesellschaft diesmal auf eine Strafanzeige. Gegenüber der dpa begründete ein Sprecher die Entscheidung damit, dass die Angreifer diesmal nur schwer zu identifizieren seien und die Auswirkungen der Attacken gering waren. Nach den Angriffen war am Sonntag im Namen von Anonymous ein Video auf Youtube veröffentlicht worden, in dem es unter anderem heißt: "Die GEMA hat eine Grenze überschritten. Wir bedauern keinen unserer Angriffe".

Erst in der vergangenen Woche hatte das Bundeskriminalamt (BKA) bundesweit Wohnungen durchsucht und Rechner sowie Mobilgeräte beschlagnahmt. Die mehr als 100 Beschuldigten sollen sich im Dezember 2011 an einer DDoS-Attacke auf den Server der Gema beteiligt haben. Diese Angriffe hätten laut der Verwertungsgesellschaft zu massiven Einschränkungen für Kunden und Mitarbeiter geführt. (mho)

Quote19. Juni 2012 16:44
Semi-OT: Was ich an der GEMA-Kritik nicht verstehe...
srws (187 Beiträge seit 19.09.07)

Für den größten Teil der Heiseforen-Teilnehmer scheint ja klar zu
sein, dass die Gema ein mafiöser Verein ist, der durch seine
gesetzlich geschützten Umtriebe sowohl Veranstaltern und
Clubbetreibern als auch unbekannten Künstlern schadet, nebenbei noch
das Internet zensiert (youtube), durch Abgabeforderungen Datenträger
verteuert und das Geld Bohlen & Co in den Rachen schiebt. Das mag
alles stimmen und ich selbst halte diese Tatsache für eine
Ungeheuerlichkeit. Allerdings erfährt man außerhalb des Heise-Forums
und einiger Blogs relativ wenig von dieser ganzen Problematik, und
das obwohl ein Großteil der Bevölkerung davon betroffen ist: Wenn
Veranstaltungen teurer werden, Clubs schließen müssen und Musik und
Videos im deutschen Internet nicht verfügbar sind, haben darunter
nicht nur ein paar Anonymous-Geeks sondern die breite Masse zu
leiden. Diese scheint sich dieser ganzen Problematik aber kaum
bewusst zu sein.

Meiner Meinung nach geht Google hier genau den richtigen Weg: Sie
sagen ganz klar, wer hinter den Videosperrungen steht und machen so
vielleicht auch Hans Müller, der doch nur mal auf Youtube ein Video
seines Lieblingsschlagersängers sehen wollte, auf die Gema
aufmerksam. Ich verstehe nicht, wieso nicht viel mehr Betroffene
diesem Beispiel folgen: Wenn Veranstaltungen teurer werden weil die
Gema höhere Gebühren verlangt, könnten die Veranstalter ihren Gästen
den Grund ganz klar nennen, ebenso wenn Clubbetreiber höhere Preise
für Getränke in ihren Clubs verlangen müssen um damit gestiegene
Gebührenforderungen zu finanzieren. Wenn kleine Bands nicht ohne
weiteres Musik auf ihrer Website veröffentlichen dürfen, könnten sie
doch dort den Grund genau nennen und auf die Gema verweisen. Sogar
Hersteller von Speichermedien könnten die erhobenen Gebühren auf die
Verpackungen drucken.

Denn: solange nur ein paar Heise-Foristen und Anonymous-Kiddies gegen
die GEMA vorgehen, wird sich an der Situation sicher nichts ändern.
Wenn dagegen in der breiten Öffentlichkeit eine Stimmung gegen diesen
Verein erzeugt wird, wird dies über kurz oder lang dazu führen, dass
Nachwuchsmusiker nicht mehr der GEMA beitreten,
Koknkurrenzgesellschaften Erfolg haben
(http://www.heise.de/newsticker/meldung/Konkurrenz-fuer-die-GEMA-1580419.html),
die Politik mal ein Auge auf den Verein wirft oder sogar die GEMA
selbst umdenkt (auch wenn letzteres bisher sehr unwahrscheinlich
erscheint).


Quoteweb goodbye , 19. Juni 2012 15:53

Dank der GEMA wissen wir jetzt wie es um die Totalüberwachung steht
denn der zurückliegende BKA Einsatz hat klar gemacht, dass die
Strafverfolgungsbehörden jeden Respekt vor dem Schutz der Privatsphäre
verloren haben.

Aus nahezu nichtigem Anlass ... wurde Hausfriedensbruch begangen. Die Hemmschwelle
dazu liegt mittlerweile im Keller.

Quote19. Juni 2012 16:03
Re: Dank der GEMA wissen wir jetzt wie es um die Totalüberwachung steht
Jotun (mehr als 1000 Beiträge seit 04.10.01)

web goodbye schrieb am 19. Juni 2012 15:53

> Aus nahezu nichtigem Anlass, und nichteinmal mit einem begründbaren
> Anfangsverdacht, wurde Hausfriedensbruch begangen.

Ein bandenmäßiger, organiesierter Gesetzesbruch ist also nichtig? Und
eine IP-Adresse die nicht nur einmal im Log auftauchte, zu genau der
Zeit als dazu aufgerufen wurde, eine IP-Adresse von der tausende
Anfragen pro Sekunde abgeschickt wurden ist nicht begründbar?
Die IP-Adresse mag kein entscheidender Beweis sein, aber sie ist auf
jedenfall ein Indiz. Und zur Beweissicherung hat man sich jetzt die
passenden Hardware geholt.
Jeder einzelne mag nicht so viel gemacht haben. Aber die Masse
machts. Und wer Teil der Masse ist, braucht nicht damit zu rechnen
dass er deswegen in dieser untergeht.

Quote19. Juni 2012 16:32
Re: Da waren die Urheber, also Anonymous daran schuld
web goodbye

Es hat sich ja herausgestellt, dass diese unbedarften Mitläufer mit
Ihrer Eizelaktion kaum Schaden angerichtet haben. Dies ist den
Initiatoren anzulasten.

Übrigens, wer kann schon genau sagen, ob die DoS-Attacken nur von der
besagten Website ausgingen.
Jeder Webdesigner baut im Nullkommanix eine Seite, die lädt so ein
Javaskript ohne dass man überhaupt etwas merkt. Da brauchst du noch
nicht einmal zu klicken.

... Ich will mich frei und ohne Furcht im Web bewegen
können.

Es kommt gar nicht auf den GEMA-Fall an. Das Gesetz zur
Vorratsdatenspeicherung, das gerade ohnehin ausser Kraft gesetzt ist,
sah vor, dass Verbindungsdaten nur bei schweren Straftaten
herausgegeben werden müssen.


Ich sehe wirklich nicht ein, dass die Hemmschwelle zur
Hausdurchsuchung auf den Aufruf einer problematischen Website
reduziert wird.





Aus: "Gema stellt keine Strafanzeige gegen Hacker" (19.06.2012)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Gema-stellt-keine-Strafanzeige-gegen-Hacker-1620735.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Gema-stellt-keine-Strafanzeige-gegen-Hacker-1620735.html)

Title: [Das liegt daran... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 13, 2012, 11:04:42 PM
Quote[...] Viele Veranstalter buchen junge und unbekannte Bands, die wenig einspielen – manchmal zahlen die Veranstalter sogar noch drauf. Das Prinzip: Disco- und Konzertveranstalter lassen eine noch unbekannte Band bei sich auftreten. Die Kosten, die das Konzert verursacht, fangen diese Einrichtungen mit anderen Veranstaltungen auf, zum Beispiel mit Disco-Abenden oder Partys. Doch auch dabei hält die Gema die Hand auf, schließlich soll von der Musik, die per CD oder Laptop gespielt wird, auch etwas bei den Komponisten, Textern, Produzenten ankommen. Doch die neuen Tarife für die Disco-Abende verteuern sich offenbar dramatisch. Und das bedeutet, dass den Veranstaltern die Luft wegbleibt, um weniger ertragreiche Konzerte mit jüngeren Bands zu buchen. Auch die Tarife für Live-Konzerte sollen steigen.

... Gegen eine realistische Erhöhung hat Holger Schmidt vom Nightrooms nichts. Gleichzeitig hofft er, dass die neue Tarifordnung der Gema nicht durchkommt. Denn dann: ,,Muss ich die Kosten vielleicht an die Kunden weitergeben" - über Eintrittspreise und Getränke. Warum? ,,Wir zahlen derzeit rund 18 000 Euro an die Gema pro Jahr", sagt Schmidt. Stimmen seine Berechnungen wären es ab 2013 115 500 Euro ....

Die Gema verteidigt sich und weist darauf hin, dass die Tarife vereinfacht werden sollten – was sogar stimmt. Aber der Verein räumt auch ein: ,,Discotheken und Clubs trifft es tatsächlich negativ", so Gema-Sprecher Franco Walther, ,,aber das liegt daran, dass der alte Tarif so günstig war."

...


Aus: "Disco- und Party-Veranstalter in Dortmund fürchten neue Gema-Gebühren"
Von Peter Ring und Tim Müßle (23.05.2012)
Quelle: http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/disco-und-party-veranstalter-in-dortmund-fuerchten-neue-gema-gebuehren-id6685577.html (http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/disco-und-party-veranstalter-in-dortmund-fuerchten-neue-gema-gebuehren-id6685577.html)

-.-

http://www.wzonline.de/nachrichten/newsdetails-allgemein/article/gema-tarife-diskos-unter-druck.html? (http://www.wzonline.de/nachrichten/newsdetails-allgemein/article/gema-tarife-diskos-unter-druck.html?)

Title: [Schutzdauer für Tonaufnahmen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 10, 2012, 04:06:11 PM
Quote[...] Das Bundesjustizministerium hat einen Referentenentwurf zur Änderung des Urheberrechtsgesetzes vorgelegt, mit dem die Schutzdauer für Tonaufnahmen von 50 auf 70 Jahre ausgeweitet werden sollen. Laut dem im Blog der "digitalen Linken" veröffentlichten Papier (PDF-Datei) von Ende Juli sollen davon Urheber von Musikkompositionen mit Text wie Songschreiber, ausübende Künstler sowie Tonträgerhersteller profitieren. Die Schutzfrist um 20 Jahre zu verlängern eröffne ihnen die Chance, "sich an der wirtschaftlichen Entwicklung in dem geregelten Bereich weiterhin zu beteiligen". Dies stehe auch im Einklang mit dem Leitgedanken der Bundesregierung "zur nachhaltigen Entwicklung".

Das Justizressort will damit eine EU-Richtlinie umsetzen, die mit dem Segen des europäischen Ministerrates und des Parlaments seit Herbst 2009 gilt. Die Mitgliedstaaten müssen die Bestimmungen innerhalb von zwei Jahren in ihren nationalen Gesetzen berücksichtigen. Die EU-Kommission wollte die Schutzdauer ursprünglich auf 95 Jahre verlängern, was die Abgeordneten aber ablehnten.

Interpreten von Musikstücken sollen an den zusätzlichen Einnahmen, die der Tonträgerhersteller etwa durch Vervielfältigung, Vertrieb und der Veröffentlichung eines geschützten Werks etwa im Internet erzielt, zu 20 Prozent beteiligt werden. Verwertungsgesellschaften sollen die Vergütungen jährlich an die Interpreten auszahlen, die ihre Rechte gegen eine einmalige Zahlung an die Produktionsfirma übertragen oder abgetreten haben. Vorschüsse oder vertraglich festgelegte Abzüge dürfen im Anschluss an das 50. Jahr nach der "rechtmäßigen Veröffentlichung" oder öffentlichen Wiedergabe nicht gekürzt werden.

Zunächst außen vor bleiben Musik-DVDs; die Kommission will erst nach ersten Erfahrungsberichten prüfen, ob die Regeln auf diesen Bereich ausgedehnt werden. Einnahmen aus der Vermietung sonstiger Tonträger, der öffentlichen Sendung und Wiedergabe sowie aus Zahlungen für private Kopien werden ebenfalls nicht einbezogen. Hier werden Sänger und andere Bandmitglieder schon von den Verwertungsgesellschaften ausgezahlt.

Plattenfirmen können ihnen entstehende zusätzliche Ausgaben etwa fürs Marketing nicht von der Vergütung für die Interpreten abziehen. Sie sind zudem verpflichtet, ausübenden Künstlern auf Verlangen Auskunft über die Einnahmen und sonstige Informationen zu geben, die dazu nötig sind, den Vergütungsanspruch zu beziffern.

Prinzipiell sollen die neuen Vorschriften für Aufzeichnungen von Darbietungen und Tonträger gelten, deren bisherige Schutzdauer zum Umsetzungsstichtag im November 2013 noch nicht erloschen sind und solche, die danach entstehen. Hat ein Interpret vor diesem Datum bereits einen Übertragungsvertrag mit einer Plattenfirma abgeschlossen, sollen sich die neuen Schutzfristen auch darauf beziehen, "wenn keine eindeutigen vertraglichen Hinweise auf das Gegenteil vorliegen". Weitere von der Richtlinie ermöglichte vertragliche Anpassungen seien nicht nötig, da sie das deutsche Recht bereits abbilde.

Die Linken monieren an dieser Stelle, dass es schon auf EU-Ebene nicht um die ausübenden Künstler, sondern die übrigen Rechteinhaber und die Musikindustrie gegangen sei. Ein Interpret, der seine Rechte abgetreten habe, sei sie nun "automatisch für 20 weitere Jahre los". Das Verfahren könne problemlos auch so geregelt werden, dass die Ansprüche nach Ablauf der alten Schutzdauer automatisch an den Künstler zurückfallen. Schon während der Beratung der Richtlinie auf EU-Ebene hatte es Proteste gegen das Vorhaben gehagelt. Vor allem Bürgerrechtsorganisationen und Forscher rieten generell davon ab, den Urheberrechtsschutz zu verlängern. Sie befürchten, dass davon nur die Industrie, die Rechteinhaber sowie eine Handvoll ins Rentenalter kommender Popstars profitieren.

Die genauen Auswirkungen der nationalen Initiative kann sich das Justizministerium eigenen Angaben zufolge noch nicht ausmalen. Die Schutzdauer für Musikkompositionen mit Text werde sich "für eine nicht bezifferbare Anzahl" entsprechender Werke verlängern, ist in der Gesetzesbegründung nachzulesen. Soweit der Urheber seine Rechte auch weiterhin ausübt oder Ansprüche geltend macht, führe dies aber zu "keiner messbaren Verhaltens- oder Aufwandsänderung".

"Die Verwerter von Darbietungen ausübender Künstler und von Tonträgern werden während der verlängerten Schutzdauer entsprechende Lizenzvereinbarungen zu schließen haben", erklärt das Ministerium weiter. Dies entspreche den bereits geltenden urheberrechtlichen Vorgaben. Dem Tonträgerhersteller könne als Schuldner von Zahlungs- beziehungsweise Auskunftsansprüchen des ausübenden Künstlers gegebenenfalls ein zusätzlicher Zeit- und Kostenaufwand entstehen. Im Gegenzug profitiere er aber von einer längeren Verwertungsmöglichkeit der Aufzeichnungen. Insgesamt sei "mit quantifizierbaren Auswirkungen des Gesetzes auf das Preisniveau" nicht zu rechnen.

Der derzeit mit den übrigen Ressorts besprochene Entwurf, der noch vom Kabinett und vom Bundestag verabschiedet werden muss, tritt zu einem weiteren Entwurf für ein Urheberrechtsgesetz, mit dem das Justizministerium ein Leistungsschutzrecht für Presseverleger schaffen will. Vom ursprünglichen Anlauf für eine umfassende Urheberrechtsreform in Form eines "dritten Korbs", der sich vor allem auch um die Belange von Wissenschaft und Forschung kümmern sollte, ist dagegen nach wie vor keine Spur in Sicht. (Stefan Krempl) / (anw)

Quotesniggles, 8. August 2012 15:57
Ich kaufe längst keine Musik mehr
Dieser ganze Bullshit rund um die Musikindustrie geht mir
mittlerweile einfach so derb auf den Sack, dass ich schon lange keine
Musik mehr kaufe. Ich konsumiere neuere Musik einfach nicht mehr
freiwillig. ... Weil es mir einfach zu doof ist eine immer gierigere Branche zu finanzieren in der nur die
das große Geld bekommen die eh schon das Meiste haben und kleine Künstler mit Kleckerbeträgen abgespeist werden.

...


QuoteWahrheitsager, 8. August 2012 16:51

Von mir aus 100 oder 200 Jahre

... Im Übrigen wünsche ich mich in eine Zeit zurück, in der man
wenigstens noch auf dem Klo scheissen konnte, ohne von allen Seiten
bedudelt zu werden.


Quotesputnik1969, 8. August 2012 18:24
Verlängerung der Rentenbezugszeit bis 70 Jahre nach dem Tod

Es kann schliesslich nicht angehen, dass meine Enkel nicht mehr davon
profitieren, dass ich mal gearbeitet habe... Denn ein Komponist macht
ja auch nichts anderes...
Also sollte die Rente aus der Rentenversicherung bis 70 Jahre nach
dem Tod an die Erben weitergezahlt werden... Das ist angemessen finde
ich...


QuoteThomBS, 9. August 2012 09:20

Loriot und Karl Valentin

Von unserer Regierung der Superchristen und der nur von Geld lebenden
FDP war ja nichts anderes zu erwarten. Trolle, die billig irgendwo
ein paar Rechte gekauft haben, dürfe der Menschheit die Nutzung
menschlichen Eigentums bei Androhung der totalen Vernichtung
verbieten. Es geht doch nichts über Korruption und Lobbyisten!

Ich persönlich als jahrzehntelanger Loriot-Fan werde mir niemals mehr
etwas vom großen Meister kaufen. Seine Erbin führt einen Kreuzzug
gegen Fans von Loriot. Sie führt mit Hilfe von Anwälten einen
Kreuzzug gegen Menschen, die das Ansehen Loriots aufrecht erhalten
und ihn verehren.

Aus genau diesem Grunde habe ich alles, was ich jemals zu Loriot
geschrieben habe, von meiner Webseite entfernt. Vor Jahren hatte ich
das Adventsgedicht auf der Seite. Heute würde ich Opfer der Erbin und
sähe mich einem Krieg der Anwälte ausgesetzt, die dank CDU und FDP
nicht ruhen werden, bis sie mich komplett vernichtet haben.

Wie so etwas geht und wie man bequem das Erbe eines großen Menschen
nutzt, um mit Hilfe von Anwälten abzukassieren, zeigt das Beispiel
von Karl Valetin. Dessen Erben führen einen Krieg zur Vernichtung
eines Menschen, der vor Jahren einmal für ein Projekt kurze Zitate
von Valentin auf seiner Webseite hatte.

Wenn hingegen eine Zeitung auf dem Gebiet der früheren DDR einen
Artikel von mir zum Krieg in Georgien stiehlt, für einen eigenen
ausgibt und mit meinem geistigen Eigentum Geld verdient, dann dürfen
die das. Genauso wie dieser Verlag am lautesten schreit, wenn es
darum geht, das Leistungssschutzrecht und damit die totale Zensur in
Deutschland zu fordern.

So, genug Polemik für den Vormittag. Muss jetzt arbeiten.




Aus: "Regierung will Urheberrechtsschutz für Musiker und Komponisten verlängern" (08.08.2012)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Regierung-will-Urheberrechtsschutz-fuer-Musiker-und-Komponisten-verlaengern-1663309.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Regierung-will-Urheberrechtsschutz-fuer-Musiker-und-Komponisten-verlaengern-1663309.html)

Title: [Die Höhe des Schadenersatzes sei... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 26, 2012, 11:52:34 AM
Quote[...] Ein US-Bundesgericht in Massachusetts hat die gegen den wegen Urheberrechtsverstößen verurteilten Joel Tenenbaum verhängte Strafe von in Höhe von 675.000 US-Dollar (derzeit rund 538.000 Euro) bestätigt (PDF-Datei: http://beckermanlegal.com/Lawyer_Copyright_Internet_Law/sony_tenenbaum_120823Decision.pdf). Ein Geschworenengericht hatte Tenenbaum im Jahr 2009 für schuldig befunden, 30 Songs illegal heruntergeladen und über die Filesharing-Börse Kazaa verbreitet zu haben.

Richterin Rya Zobel hat nun Tenenbaums Antrag auf eine Neuauflage seines Verfahrens zurückgewiesen. Die Höhe des Schadenersatzes sei angesichts der Beweislage nicht übertrieben. Zudem liege sie eher am unteren Ende der bei vorsätzlichen Urheberrechtsverletzungen möglichen Geldstrafen (750 bis 150.000 US-Dollar pro Song). Auch das Limit für für Verstöße ohne Vorsatz sei nicht überschritten (bis zu 30.000 US-Dollar pro Song).

Zuletzt hatte Tenenbaum den Obersten Gerichtshof der USA einschalten wollen, weil die Höhe des Schadensersatzes seiner Ansicht nach gegen die Verfassung verstößt. Der Supreme Court hatte jedoch abgelehnt, ihn anzuhören. 2010 gelang es Tenenbaum vor Gericht eine Senkung der Geldstrafe auf 67.500 US-Dollar zu erwirken, 2011 wurde diese Entscheidung jedoch wieder in einem von Sony angestrengten Berufungsverfahren einkassiert und die alte Strafe wieder in Kraft gesetzt. (axk)

Quote24. August 2012 21:11
Nur weiter so!
MajorGriffon

Schöner kann man die Absurdität des derzeitigen
Verwertungsrechtssystems nicht darstellen!


Quote24. August 2012 22:13 ...
Cheop

... Recht muss Recht bleiben - Abschreckung auf Kosten von menschlichen Schicksalen ist abgrundtief
menschenverachtend.



Aus: "US-Gericht bestätigt Rekordstrafe gegen Filesharer" (24.08.2012)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Gericht-bestaetigt-Rekordstrafe-gegen-Filesharer-1674581.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Gericht-bestaetigt-Rekordstrafe-gegen-Filesharer-1674581.html)

Title: [Die Schutzfrist für Musik... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 01, 2012, 03:13:30 PM
Quote[...] Die Schutzfrist für Musik soll um 20 Jahre wachsen. Das nütze den Künstlern, sagt die Regierung. Doch profitieren vor allem Plattenfirmen – auf Kosten der Allgemeinheit.

...Das Bundeskabinett hat am Mittwoch einen Gesetzentwurf beschlossen, der die sogenannte Schutzdauer für die Rechte an Musikaufnahmen von 50 auf 70 Jahre verlängern soll. Urheberrechtsexperten halten das für einen Fehler.

... Das Max-Planck-Institut für Immaterialgüterrecht hat zu diesem Thema bereits 2008 eine ausführliche Stellungnahme abgegeben. Tenor: Die Verlängerung der Schutzfrist bringt den Künstlern nichts und zementiert außerdem die "Unzulänglichkeiten des heutigen Systems". Es profitierten allein die Tonträgerhersteller, heißt es darin.

... Die Bundesregierung will also dafür sorgen, dass Plattenfirmen 20 Jahre länger Geld mit Tonträgern verdienen können als bisher. Diesen Zugewinn – und nur diesen – müssen sie mit den Musikern teilen. Die Musiker bekommen von den zusätzlichen Einnahmen ein Fünftel.

Kein Wunder also, dass der ganze Plan Gegner hat. Der Jurist John Weitzmann vom Urheberrechtsportal irights.info schreibt dazu per Mail: "Das Argument, die Studiomusiker und Interpreten würden im Alter von der Verlängerung profitierten, grenzt an Zynismus. Das Einzige, was diese Verlängerung tut, ist, die Bilanzen einer Handvoll großer Unternehmen auf Kosten der Allgemeinheit zu füttern."

Denn nicht nur die marginale Beteiligung der Künstler wird kritisiert, sondern die Verlängerung der sogenannten Schutzfrist insgesamt. Diese Verlängerung werde, schreibt Weitzmann, "handfeste negative Wirkungen auf Verfügbarkeit, Nachnutzbarkeit und Rezeption der Tonaufnahmen ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben – und damit auf Innovationspotenzial und kulturellen Reichtum der europäischen Zivilgesellschaft in der Zukunft".

Denn wenn Rechteverwerter einen immateriellen Gegenstand länger nutzen dürfen, bedeutet es, dass die Rechte einer anderen Gruppe beschnitten werden – hier sind es die Rechte der Allgemeinheit. Bisher durfte jeder Aufnahmen verwenden, die 50 Jahre oder älter waren, durfte sie aufführen, samplen, in Filme einbauen.

Das britische Centre for Intellectual Property and Information Law der Uni Cambridge hat daher schon angesichts der EU-Richtlinie 2011 gewarnt, dass Europa dabei sei, einen wichtigen Teil seines kulturellen Erbes wegzuschließen.

... Bei Büchern ist das Problem bereits sichtbar, wie der Copyright-Forscher Paul Heald von der Universität of Illinois gezeigt hat. Aufgrund der Schutzfristen gibt es viele Werke, die zwar nicht mehr verlegt werden, weil sich das angesichts geringer Nachfrage nach den Titeln für Buchverlage nicht mehr rechnet. Gleichzeitig aber darf aufgrund der Rechtslage auch niemand anderes die Titel anbieten – unter einem anderen Geschäftsmodell beispielsweise oder ganz ohne Rechte. Das aber führt dazu, dass viele Bücher einfach nicht mehr verfügbar sind.

Aufgrund der geplanten Verlängerung der Schutzfrist um zwanzig Jahre droht so etwas nun auch für die Musik der Fünfziger und Sechziger. Das wird nicht die Beatles betreffen, aber sicher viele weniger erfolreiche Platten. Dabei ist es kein Problem, Gesetze und Rechtsmodelle zu ändern. Ein Problem aber ist es, wenn nicht alle Beteiligten gleichermaßen von einer solchen Änderung etwas haben.

Quote
    FSonntag
    01.11.2012 um 13:11 Uhr

Am Thema vorbei

das Problem liegt nicht darin, das Urhebern eine länger Schutz zugesprochen wird.

Das Problem liegt an Buy-Out Verträgen, von Verlagen und Medienunternehmen, die die Urheber knebeln. Diese Verträge binden und blockieren. Medienunternehmen drängen freie Urheber dazu für wenig und nicht angemessenes Honorar alle Rechte abzutreten. Das ist die einfache Wahrheit. Wäre dies nicht so, würden viele Urheber umtriebiger sein können und brach liegendes Material weiter vermarkten...

... "...weil sich das angesichts geringer Nachfrage nach den Titeln für Buchverlage nicht mehr rechnet. ..."

Genau das ist der Punkt, Buchverlage, Vrlage und Medienunternehmen haben sich die Nutzungsrechte angeeignet, wie gesagt zu zumeist unfairen konditionen, und horten die Werke. Also liegt das Problem nicht direkt bei dem Schutz der Urheber, als vielmehr bei den Unternehmen, die Urhebern die Nutzungsrechte abkaufen. Da Urheber oft mit Herzblut an Ihrer Arbeit hängen würden diese sich darüber freuen, wenn Ihr "Produkt" weiterhin gekauft und Verwendung finden würde.

Beste Grüße
FSonntag


Quote
    Tom S.
    01.11.2012 um 14:14 Uhr

EU Vorgaben

Ich kann es nicht mehr hören. Alle unpopulären Entscheidungen werden von den Regierungen an die nicht demokratisch legitimierte EU übertragen, um dann die Hände in Unschuld zu waschen. Genau deshalb würde ich - sollte es mal eine Abstimmung zur EU geben - auf jeden Fall mit Nein stimmen. Diese Zustände sind in meinen Augen inakzeptabel.

Das Volk hat doch in Brüssel überhaupt keine Stimme, die ganzen Lobbies (Großkonzerne etc.) dagegen haben dort ihre Vertreter. Bei solchen Entscheidungen frag ich mich, ob nicht einer dieser Vertreter doch mal den einen oder anderen Koffer bei einem EU-Abgeordneten "vergessen" hat...


Quote
    Gerhard Berlin
    01.11.2012 um 15:10 Uhr

Urheberrecht?

Die Verlängerung des Schutzes auf 70 Jahre kann sich nicht auf das Urheberrecht beziehen, da das Urheberrecht ausschließlich der Künstler (Urheber) hat.
Es ist weder verkäuflich noch verpfändbar. Die Schutzfrist des Urheberrecht beginnt erst mit dem Tod des Künstlers nach einer gewissen Frist zu schwinden.
Das Veröffentlichungsrecht der Musikindustrie ist etwas anderes, und um das geht es hier wohl eher.



Aus: "Regierung will Musik 70 Jahre lang sperren"  Kai Biermann (01.11.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/digital/internet/2012-11/musik-schutzdauer-leistungsschutzrecht (http://www.zeit.de/digital/internet/2012-11/musik-schutzdauer-leistungsschutzrecht)

Title: [Koffer-Vermutung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 06, 2012, 09:13:00 AM
Quote[...] Die Bundesregierung stellt sich hinter die sogenannte "GEMA-Vermutung", derzufolge Veranstalter oder DJs im Einzelfall belegen müssen, dass keine Musik aus dem von der GEMA verwalteten Repertoire zur Aufführung gekommen ist. Die "GEMA-Vermutung" mit der damit verknüpften Abgabenpflicht habe sich aus der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ergeben, erklärte der Staatssekretär im Bundesjustizministerium Max Stadler (FDP) am Montag im Petitionsausschuss des Bundestags.

Stadler hält die GEMA-Vermutung für gerechtfertigt, da es sonst kaum möglich sei, die Rechte der Künstler geltend zu machen. Die Veranstalter hätten es mit dem Gegenbeweis einfacher, auch wenn es einen gewissen Aufwand bedeute. Er sehe derzeit keine Möglichkeiten, das System insgesamt zu ändern. Einzelne Mechanismen müssten aber verbessert und die Gespräche zwischen allen Seiten intensiviert werden.

In den vergangenen Jahren wurden über 1000 Petitionen zu der Musikverwertungsgesellschaft an den Bundestag gereicht. Konkreter Anlass des Expertengesprächs war unter anderem ein Anliegen von David Henninger, in dem er sich für ein Ende der GEMA-Vermutung einsetzt. Henninger begründete seine von 62.842 Personen unterstützte Petition mit dem enormen zeitlichen und finanziellen Aufwand für die Betroffenen, alle genutzten Stücke und die damit verknüpften Rechte aufzuführen.

In der Anhörung erläuterte ein Vertreter Henningers, es müssten "alle am Werk beteiligten Urheber, also auch Komponisten und Verleger, angegeben" werden, um eine Vermutung zu widerlegen. Dazu komme "das Problem der Namensdopplungen", sodass auch der aktuelle Wohnort und das Geburtsdatum der Rechteinhaber genannt werden müssten. "Das bindet einen mehrere Tage." So würden derzeit letztlich "die gesamten Kosten auf die Veranstalter abgewälzt".

In der intensiven Diskussion in den Internet-Foren des Petitionsausschusses sprach sich eine Mehrheit der Beteiligten dafür aus, die GEMA begünstigende Praxis aufzuheben. Diese sei in Zeiten des Internets nicht mehr zeitgemäß und entspreche nicht der Vielfalt der heutigen Musikindustrie. So gebe es durch freie Lizenzen eine nie dagewesene Menge an frei verfügbarer Musik. Dies betreffe insbesondere den elektronischen Bereich, in dem viele Urheber entweder bewusst ihre Werke frei verfügbar machen oder nicht zu ermitteln seien.

Auf weniger Anklang war mit rund 400 Mitzeichnern eine Petition des Punk-Musikers Thomas Theophil gestoßen, eine staatliche Verwertungsgesellschaft nach dem Vorbild der GEMA zu schaffen. Der Antragsteller verwies im Parlament auf jüngst angekündigte und umkämpfte Erhöhungen der Tarife der Verwertungsgesellschaft "in unverhältnismäßigem Umfang". Größere Clubs und Diskotheken, die etwa 24-stündige Tanzrunden anböten, müssten demnach deutich mehr zahlen. Es müsse eine Alternative geben, "damit Kultur finanzierbar bleibt".

Stadler stellte heraus, dass es kein gesetzliches Monopol der GEMA gebe, aber derzeit ein faktisches. Der Staat könne Künstlern aber nicht vorschreiben, Mitglied einer Verwertungsgesellschaft zu werden. Er sorge daher dafür, "dass es faire Verfahren gibt" und nehme seine Aufsichtspflicht wahr. Es habe Ende Oktober ein erstes Schiedsgespräch stattgefunden, in dem die GEMA "deutliche Änderungen" angekündigt habe. So sollten die geforderten Zuschläge erst nach acht statt nach fünf Stunden Veranstaltungsdauer greifen und von 50 auf 25 Prozent herabgesetzt werden. Insgesamt sei die Einführung der Tarifreform von Anfang Januar auf 1. April 2013 verschoben worden. (Stefan Krempl) / (anw)

Quote5. November 2012 17:00
Koffer-Vermutung
Pyrphoros (119 Beiträge seit 30.07.09)

Ich bin für die Einführung einer "Koffer-Vermutung". Politiker müssen
belegen, dass für ihre Aussagen und Gesetzes-Entwürfe keine Koffer
angenommen wurden. Die Koffer-Vermutung mit der damit verknüpften
Zurücktretepflicht ergibt sich aus der Notwendigkeit die Demokratie
zu stärken.

Quote6. November 2012 03:05
Re: Koffer-Vermutung
X5493 (664 Beiträge seit 24.01.12)

Koffer sind doch sowas von out...

Der Politiker von heute erhält üppige Redner-Honorare oder hat
Berater-Verträge.




Aus: "Bundesregierung steht hinter der "GEMA-Vermutung"" (05.11.2012)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundesregierung-steht-hinter-der-GEMA-Vermutung-1743629.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundesregierung-steht-hinter-der-GEMA-Vermutung-1743629.html)

Title: [Im vergangenen Jahr seien... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 13, 2012, 09:12:21 AM
Quote[...] Im vergangenen Jahr seien weltweit rund 4,5 Milliarden US-Dollar (umgerechnet derzeit rund 3,5 Milliarden Euro) in die Suche nach neuen Künstlern, ihre Entwicklung und in die Vermarktung geflossen, teilte die Internationale Vereinigung der Phono-Industrie (IFPI) am Montag in Berlin mit. Im Jahr 2010 waren es 5 Milliarden US-Dollar.

...

Quotesnopo, 13. November 2012 08:41

Musikindustrie: Uns geht's wieder etwas besser

Kunden: "Uns nicht!"

- Weil wir nämlich immer noch generell wie Straftäter behandelt
werden und nicht wie Kunden.

- Weil immer noch Themen wie VDS etc. in der Schwebe sind, die eine
Komplettüberwachung der Bürger zur Folge haben, nur um die
lächerlichen (!) Umsätze der MI zu sichern.

- Weil uns immer noch vorgehalten wird, die MI hätte deswegen kein
zweistelliges Wachstum mehr, weil wir alles raubkopieren - dabei
haben wir schlicht kein Geld, keine Zeit und kein Interesse mehr für
dieses Zeug!

- Weil wir mal eine "Lizenz" und mal einen "Datenträger" erwerben -
je nachdem wie es Euch gerade passt und demnach auch oftmals Dinge
doppelt kaufen müssen.

- Weil man Musik zwar "rauben" aber seltsamerweise nicht vererben
kann (http://www.focus.de/digital/computer/apple/rechtsstreit-um-itunes-mu
siksammlung-bruce-willis-will-apple-verklagen_aid_812182.html)

- Weil die Gema jeden verdächtigen und jedem eine Rechnung schreiben
darf - ohne Belege vorzuweisen oder ihre Ansprüche überhaupt prüfen
zu müssen!



Aus: "Musikindustrie: Uns geht's wieder etwas besser" (12.11.2012)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Musikindustrie-Uns-geht-s-wieder-etwas-besser-1748411.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Musikindustrie-Uns-geht-s-wieder-etwas-besser-1748411.html)

Title: [Der Fall werfe ein grelles Licht... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 17, 2012, 02:56:11 PM
Quote[...]  Bevor sich gestern die Musikindustrie bei der Verhandlung des Bundesgerichtshofs zur Haftung für Filesharing durch Minderjährige ihre verdiente Ohrfeige abholte, legte sie selbst in gleicher Münze vor. So entglitt der FAZ (AFP) zufolge einem Anwalt der Musikindustrie ein bemerkenswertes Statement:

Der Fall werfe "ein grelles Licht", darauf, dass für viele Eltern der Begriff Erziehungsaufgabe zu einem Fremdwort geworden sei, (...) Während früher "auch mal eine Ohrfeige nicht geschadet" habe, würden Kinder heute an freier Leine laufen gelassen.

Eltern sollten also das nach den Vorstellungen der Geräuscheindustrie verletzte Urheberrecht als deren gewaltbereite Türsteher vermitteln.

...


Aus: "Ohrfeige um Ohrfeige - Sympathisiert die Musikindustrie mit Prügelstrafe?" Markus Kompa (16.11.2012)
http://www.heise.de/tp/blogs/6/153203


-.-

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/musiktausch-im-internet-eltern-haften-nicht-fuer-raubkopien-ihrer-kinder-11961702.html (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/musiktausch-im-internet-eltern-haften-nicht-fuer-raubkopien-ihrer-kinder-11961702.html)

Title: [Der Verband der britischen Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 09, 2012, 10:11:45 AM
Quote[...] Der Verband der britischen Musikindustrie BPI [The BPI is the representative voice of the UK recorded music business.] hat Provider informiert, dass sie die von den Machern der Pirate Bay installierte Promo-Plattform für Künstler nicht länger blockieren sollen. Die Bürgerrechtsorganisation Open Rights Group (ORG) hatte nach Bekanntwerden der Sperre am Montag eigenen Angaben zufolge mehrere große Zugangsanbieter in Großbritannien angeschrieben. Virgin Media bestätigte daraufhin, dass die URL der "Promo Bay" sich auf der für Provider maßgeblichen Sperrliste der BPI befunden habe.

Der britische High Court hatte Internetversorger des Königreichs im April dazu verpflichtet, die BitTorrent-Plattform Pirate Bay zu sperren. Im Juni leisteten TalkTalk, Virgin Media, Everything Everywhere, O2 (Telefónica), Sky und BT der Anordnung Folge. Virgin Media zufolge instruiert die BPI die Provider im Rahmen der Auflage, nicht nur alle Domains und Sub-Domains der Pirate Bay zu blockieren. Zu erfassen seien auch sämtliche IP-Adressen oder URLs, deren alleiniger oder hauptsächlicher Sinn und Zweck darin bestehe, den Zugang zur virtuellen Piratenbucht "zu ermöglichen oder zu erleichtern".

Da die BPI die Promo Bay von dieser Definition zunächst erfasst gesehen habe, war es nach Ansicht von Virgin Media auch Aufgabe des Verbands, die Zugangsanbieter über einen möglichen Fehler zu instruieren. Dies ist inzwischen erfolgt. Die Macher der "Pirate Bay" hatten den Ableger vorige Woche gestartet, um kostenlos Werbung für ausgesuchte unabhängige Künstler vor allem aus der Musik- und Filmbranche zu machen.

Für die ORG zeigt der Vorfall, wie intransparent das ganze Filterverfahren abläuft. Weder die Provider noch die BPI offenbarten, was alles auf der geheimen Sperrliste stehe. Hier müssten Mechanismen gefunden werden, um das Verfahren durchsichtiger zu gestalten. Eine kleine Abhilfe könne eine derzeit bei der Internet Engineering Task Force erörterte HTTP-Fehlermeldung sein, die auf eine staatlich angeordnete Blockade verweise. (Stefan Krempl) / (vbr)

Quote6. Dezember 2012 20:46
Musikverwerter sagt Providern, wo es langgeht....
jondo (613 Beiträge seit 07.12.11)

"Der Verband der britischen Musikindustrie BPI hat Provider
informiert, dass sie die von den Machern der Pirate Bay installierte
Promo-Plattform für Künstler nicht länger blockieren sollen."

Wer regiert hier? Wer hat hier das Sagen?

Quote6. Dezember 2012 22:42
Re: Musikverwerter sagt Providern, wo es langgeht....
diskless (mehr als 1000 Beiträge seit 05.03.04)

jondo schrieb am 6. Dezember 2012 20:46
...
> Wer regiert hier? Wer hat hier das Sagen?
Der mit den grössten schwarzen Koffern.





Aus: ""Promo Bay" nicht mehr auf britischer Sperrliste" (06.12.2012)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Promo-Bay-nicht-mehr-auf-britischer-Sperrliste-1763945.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Promo-Bay-nicht-mehr-auf-britischer-Sperrliste-1763945.html)


http://www.heise.de/newsticker/meldung/Britische-Provider-blockieren-die-Promo-Bay-1761380.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Britische-Provider-blockieren-die-Promo-Bay-1761380.html)



Title: [Mit den Stimmen von Schwarz-Gelb und der Grünen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 28, 2013, 03:17:03 PM
Quote[...] Mit den Stimmen von Schwarz-Gelb und der Grünen hat der Bundestag Donnerstagnacht den umstrittenen Regierungsentwurf zur Änderung des Urheberrechts verabschiedet, mit der die Schutzdauer für ausübende Künstler und Tonträgerhersteller von 50 auf 70 Jahre erweitert werden soll. Diese Regelung wird etwa für jene gelten, die beim einspielen eines Albums beteiligt sind. Genauso lang soll künftig aber auch der Schutz der Urheberrechte von Komponisten und Textern währen. Die SPD enthielt sich bei der Abstimmung, die Linke votierte dagegen.

Bei Musikwerken mit einem Komponisten und einem Texter soll die ausgedehnte Frist mit dem Tod des zuletzt Verstorbenen beginnen. Rechteinhaber sollen 20 Prozent ihrer nach Ablauf der bisherigen 50-Jahresspanne erzielten Erlöse zurücklegen. Diese "Mehreinnahmen" sollen von einer Verwertungsgesellschaft als zusätzliche jährliche Tantieme an die eigentlichen Musikmacher ausgeschüttet werden. Zudem sollen ausübende Künstler ihre Abtretungsverträge kündigen können, wenn Tonträger 50 Jahre nach Veröffentlichung nicht mehr in Umlauf gebracht oder aufgeführt werden.

Die Koalition fügte eine Klausel ein, wonach dieses neue Recht zum Kündigen von Übertragungsverträgen mit Plattenproduzenten bei einer gemeinsamen Darbietung mehrerer Künstler dem Vorstand der Gruppe oder des Orchesters zustehen soll.

Eine Aussprache im Plenum fand angesichts der vorgerückten Stunde kurz vor Mitternacht nicht mehr statt, die vorgesehenen Reden gingen nur zu Protokoll. Die CDU/CSU-Fraktion hob hervor, dass der Entwurf eine EU-Richtlinie umsetze und wenig Handlungsspielraum bestanden habe. Es werde sichergestellt, dass zusätzliche Einnahmen in Fällen von Verknüpfungen von Musikkompositionen und Text durch den "wiederauflebenden Schutz" eines bereits gemeinfreien Werks dem Urheber und nicht etwa Plattenfirmen zustehe. Die Liberalen merkten an, dass Werkvermittler eine "wertvolle Dienstleistung" erbrächten und ihre "Symbiose" mit Urhebern besonders schützenswert sei.

Aus der SPD-Fraktion hieß es dagegen, dass die mit der Richtlinie verbundene, von der Rechteverwerter-Lobby in Brüssel durchgesetzte Ausdehnung der Schutzfristen sachlich nicht notwendig sei. Mehreinnahmen kämen nur einigen wenigen Stars und ihren Plattenfirmen zugute, rügte die Linke. Die Grünen monierten, dass die Verlängerung politisch problematisch sei, da sie zu Lasten der Interessen der Verbraucher sowie der eigentlichen Werkschöpfer gehe. Sie hätten sich trotzdem entschieden, die Umsetzung der EU-Vorgaben mit dem Entwurf zu unterstützen. (Stefan Krempl) / (anw)

Quote26. April 2013 18:10
Ich hab kein Unrechtsbewusstsein
kurz angebunden (605 Beiträge seit 23.10.12)

70 Jahre? Hmjaneeklar. Dann mach ich mir halt meine eigenen Regeln,
wenn der Gesetzgeber so durch und durch korrupt ist. Indie-Bands
bekommen Geld von mir, gerne auch bei Konzerten. Major Labels werden
seit nunmehr über 10 Jahren konsequent boykottiert, und dabei bleibts
auch. Die sind es nämlich, die direkt oder indirekt diese
Lobby-Sauereien verursacht haben.

C?U, FDP und Grüne sind natürlich für weitere 70 Jahre unwählbar, SPD
auch, selbst wenn sie hier zufällig mal nicht mitgemacht haben.

Wenn ich mal Musik produziere, die jemand hören will, wird's unter CC
gestellt. Und wenn mir Musik von jemandem gefällt, der Flattr
anbietet, bekommt der ein paar Cent von mir.

Quote26. April 2013 19:18
Re: Ich hab kein Unrechtsbewusstsein
Zweckpessimist (mehr als 1000 Beiträge seit 17.08.03)

Ich habe schon ein Unrechtsbewusstsein, immer wenn ich aus
Bequemlichkeit Medien kaufe, weil ich zu faul bin, nach Kopien zu
suchen, stelle ich mir vor, wie mit meinem Geld meine Volksvertreter
bestochen werden.

Schutzfrist verlängert? Dann wird sie von mir im Geiste verkürzt.
Alles, was über den Tod des Urhebers hinausgeht, ist ohnehin absurd,
ansonsten wäre etwas wie im Patentrecht, 25 Jahre nach Anmeldung mit
jährlichen Gebühren, noch halbwegs zu vertreten. Witwen, die nach 50
Jahren noch viel Geld für die sechs Töne der Tagesschau erhalten, das
kann man keinem Menschen plausibel erklären.


Quote26. April 2013 21:22
Re: Ich hab kein Unrechtsbewusstsein (Editiert vom Verfasser am 26.04.13 um 21:24)
MKes (452 Beiträge seit 28.09.10)

... Mittlerweile interessiert es mich nicht mehr die Bohne was für
Gesetze wie verlängert werden in Sachen Urheberechte.
Die machen was sie wollen, ich mache was ich will. Fertig. ...



Quote27. April 2013 08:34
Das funktioniert nur bei Katholiken, Hindus und Buddhisten,
DrZarkov

denn wer nicht an die Wiedergeburt oder zumindest die Auferstehung
von den Toten glaubt, wundert sich sehr über diese "Schutzrechte":

>Bei Musikwerken mit einem Komponisten und einem Texter soll die
>ausgedehnte Frist mit dem Tod des zuletzt Verstorbenen beginnen.
>Rechteinhaber sollen 20 >Prozent ihrer nach Ablauf der bisherigen
>50-Jahresspanne erzielten Erlöse zurücklegen. Diese "Mehreinnahmen"
>sollen von einer Verwertungsgesellschaft als zusätzliche jährliche
>Tantieme an die eigentlichen Musikmacher ausgeschüttet werden. Zudem
>sollen ausübende Künstler ihre Abtretungsverträge kündigen können,
>wenn Tonträger 50 Jahre nach Veröffentlichung nicht mehr in Umlauf
>gebracht oder aufgeführt werden.

Wie können Mehreinnahmen an die "eigentlichen Musikmacher"
ausgeschüttet werden, wenn diese seit mindestens 70 Jahren tot sind?

Wie kann ich als Künstler einen Vertrag kündigen, weil meine Platten
50 Jahre nach meinem Tod nicht mehr gespielt werden?

Waren die besoffen, als das Gesetz verabschiedet wurde, oder
(rhetorische Frage) geht es etwa gar nicht um die Künstler?


Quote26. April 2013 09:30
Die heuchlerischen machtgeilen grünen...
wolli (277 Beiträge seit 06.01.00)

Letztes jahr noch gegen ACTA protestiert, jetzt zementieren die das
veraltete vermarktungsmodell der contentmafia gegen die früher
protestiert haben. Widerliche verlogene pack.



Aus: "Bundestag verlängert Schutzfrist für Tonaufnahmen" (26.04.2013)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundestag-verlaengert-Schutzfrist-fuer-Tonaufnahmen-1850149.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundestag-verlaengert-Schutzfrist-fuer-Tonaufnahmen-1850149.html)

Title: [Weltzustimmungs-Pop... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 13, 2014, 01:00:06 PM
Quote[...] Berthold Seliger: Ich denke [ ], dass Popkultur heutzutage keine wirklich avantgardistische Funktion in der Gesellschaft mehr besitzt. Pop ist in der aktuellen Ausprägung Weltzustimmungs-Pop. Adorno hat einmal über Mahler geschrieben, dass dessen Symphonik "gegen den Weltlauf plädiert", heute haben wir das Gegenteil davon.

...


Aus: ""Eine Arbeitswelt inszenieren, in der sich Sklaverei wie Freiheit anfühlt" Reinhard Jellen (09.03.2014)
Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/41/41080/3.html (http://www.heise.de/tp/artikel/41/41080/3.html)
Title: [Imagine a great hall of fetishes... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 03, 2014, 12:14:43 PM
Quote[...] The man who produced Nirvana, Pixies and wrote the 1993 essay, The Problem with Music, has always been an industry outsider. In 2014, it's his optimism that sets him apart ... In the eyes of Albini and his cohort of hard-working, indie bands – not to mention many musicians who had a brief (and largely financially unrewarding) time in the spotlight – the internet has offered a way of creating a sustainable career.

... Albini has a knack for colourful imagery, such as this description of how the internet has provided music lovers instant access to a cornucopia from around the world: "Imagine a great hall of fetishes where whatever you felt like fucking or being fucked by, however often your tastes might change, no matter what hardware or harnesses were required, you could open the gates and have at it on a comfy mattress at any time of day. That's what the internet has become for music fans. Plus bleacher seats for a cheering section." ...

Quotepatbrit
18 Nov 2014

This will do nicely.
"The music business is a cruel and shallow money
trench, a long plastic hallway where thieves and
pimps run free, and good men die like dogs.
There's also a negative side."

― Hunter S. Thompson


QuoteGertie12
18 Nov 2014

The internet has turned has-beens into pathetic old timers trying to pose as rock stars. There is nothing more ridiculous than to see 50 something "singer songwriters" still talking about themselves as if they're relevant. As if they ever were. Nobody wants to go see some lame "artist" play to an empty room. The 90s are over. Time for new blood. Go away old geezers, you suck. one more thing..if you've never made a dime at your music, you're not a "musician". It's a hobby.


QuotePaul Lyons
19 Nov 2014
0 1

Glad that someone is optimistic about the music business. It has always been full of vultures and pimps. The great Sam Cooke made a small fraction of the profits on his hits as was the case of most stars of his era. 3 percent of record sales. Numbers like that. So there really were no "good 'ole days." I think playing in the pit for silent films would have been a gas.

I still am trying to figure out who makes the ad money when someone posts a song on YouTube that was copyrighted. A Bob Marley song will have 50 million views and if the person who posted this copyrighted material is making the money, I find that strange. I have a feeling it often is Google. The latest in the series of pimps in suits. We really have become accustom to viewing music as though it is downloadable open-source software. It is hard to follow the money in the music business.

The latest stats do point out that there are fewer working musicians in cities and the freelancers that are still doing it are hanging on by a thread. http://arstechnica.com/tech-policy/2012/10/have-we-lost-41-percent-of-our-musicians-depends-on-how-you-the-riaa-count/ (http://arstechnica.com/tech-policy/2012/10/have-we-lost-41-percent-of-our-musicians-depends-on-how-you-the-riaa-count/)


...


From: "Steve Albini: the internet has solved the problem with music"
Monica Tan (Monday 17 November 2014 02.53 GMT)
Source: http://www.theguardian.com/music/2014/nov/17/steve-albini-at-face-the-music-how-the-internet-solved-problem-with-music (http://www.theguardian.com/music/2014/nov/17/steve-albini-at-face-the-music-how-the-internet-solved-problem-with-music)

-

Quote[...]  Heute jedoch, erklärte [Steve Albini.], sei das Problem mit der Majorindustrie vom Tisch, hätten Musiker bessere Chancen, ginge es trotz des Gejammers allerorten gerechter zu.

Im Wesentlichen bringt er drei Argumente vor: Es sei viel einfacher, Kontakte zu knüpfen, um Konzerte zu spielen und damit Geld zu verdienen. Musik sei heute zu einem Bruchteil der früheren Kosten zu produzieren und zu verbreiten. Außerdem mache das Internet die Majorlabels überflüssig, die ja noch nie ihre Künstler anständig an den Gewinnen beteiligten und ihnen letztendlich alle Kosten aufbürdeten. Dazu nimmt er genüsslich die in der Tat allgegenwärtige Floskel ,,Wir müssen herausfinden, wie sich der digitale Vertrieb für alle lohnen kann" auseinander. ,,Wir" kritisiert Albini, meine mit Sicherheit nicht die Hörer.

... Den ,,Graben voller Scheiße", durch den die Bands bei geringer Erfolgsaussicht um die Wette schwimmen, gibt es noch immer, auch wenn kein Majorlabelvertrag mehr auf der anderen Seite lockt. Was hat sich also geändert?

Nichts Grundlegendes. Konzerne legen immer noch nach Belieben die Bedingungen fest, unter denen man für sie arbeiten darf, und alle machen mit. Die Systemfrage wird nicht gestellt.

...


Aus: "Das Internet hat den Pop nicht befreit" Jörg Augsburg (03.12.2014)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/joerg-augsburg/das-internet-hat-den-pop-nicht-befreit (https://www.freitag.de/autoren/joerg-augsburg/das-internet-hat-den-pop-nicht-befreit)

Title: [Als das... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 31, 2015, 09:34:43 AM
Quote[...] Als das Bundeswirtschaftsministerium den Musikexperten Dieter Gorny Ende März zum "Beauftragten für Kreative und Digitale Ökonomie" machte, wurde das kontrovers aufgenommen. In dieser ehrenamtlichen Position berät er seitdem den Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zum Thema Digitalisierung. Bei der Ankündigung nannte das Ministerium zahlreiche Beschäftigungsfelder des neuen Beauftragten, darunter eine Professur an der Fachhochschule Düsseldorf, seine Vorsitzendenposition am European Center for Creative Economy und vergangene Großtaten wie den Vorsitz beim Musiksender Viva. Was die Ankündigung des BMWi unterschlug: Dieter Gorny war und ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI), dem Lobby-Arm der deutschen Musikbranche.

Als solcher hat Dieter Gorny vielfach seine Position genutzt, um die Interessen seines Verbandes zu
vertreten: So forderte er hartes Durchgreifen gegen "Musikpiraten", die Songs illegal aus dem Netz herunterladen. Um die Dramatik digitaler Downloads zu unterstreichen, sagte er 2009 die von ihm mitgegründete Musikmesse Popkomm ab – angeblich konnten sich Unternehmen die Teilnahme "wegen des Diebstahls im Internet nicht mehr leisten". Wiederholt machte er sich für Internet-Sperren nach dem Vorbild des französischen Three-Strikes-Modells "Hadopi" stark und verglich in Interviews auch schon mal Downloader mit betrunkenen Autofahrern.

Im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes hat der Grünen-Politiker Malte Spitz beim Wirtschaftsministerium Unterlagen dazu angefordert, unter welchen Bedingungen Dieter Gorny zum Berater wurde. Neben dem eigentlichen Vertrag erhielt Spitz auch Zugang zum Mail-Verkehr zwischen Gorny und dem Ministerium. Aus diesen Unterlagen geht hervor, dass Gorny sein Arbeitsfeld in weiten Bereichen selbst festlegen durfte. Spitz legte das Material vorab dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel vor. Das Magazin kommt zur Schlussfolgerung, dass das Ministerium zahlreiche Formulierungen direkt von Gorny übernommen habe.

Der Korrespondenz zufolge gab es auch innerhalb des Ministeriums Bedenken bei der Ernennung des Musik-Lobbyisten zum ministerialen Berater. Wie der Spiegel berichtet, enthält der Vertrag eine Klausel, Gorny dürfe "keine weiteren Tätigkeiten gegenüber Dritten" übernehmen, die seine Aufgaben für die das Ministerium "berühren". Grünen-Politiker Spitz sieht in Gornys fortgesetzter Lobby-Tätigkeit jedoch einen klaren Konflikt mit dieser Klausel.

In einer Stellungnahme beschreibt Spitz die Berufung als nicht nur "inhaltlich falsch". Die Benennung begründe sich "wohl eher aus Seilschaften und Freundschaften"; Sigmar Gabriel habe seinem Parteifreund "etwas Gutes zukommen lassen" wollen. Gorny wird für seine ehrenamtliche Aufgabe von der Bundesregierung nicht bezahlt. Das ehrenamtliche Engagement verschafft ihm aber eine starke Position, um der Regierung die Interessen des BVMI nahezubringen. Aus diesem Grund kommt wohl auch Spitz zu seinem Fazit: "Gorny ist nicht haltbar." (ghi)

Quoteberni27, 29.08.2015 20:36

Volker Pispers über Gabriel:
"Ich dachte bilsang immer, Dick und Doof wären ZWEI"


QuoteSystem.Diagnostics, 30.08.2015 00:15

Digitalbeauftragter?

Ist das die offizielle Bezeichnung? Sein grosses Lebenswerk "Viva" ist wegen des Digital-Trends vor die Hunde gegangen und er daraufhin ausgestiegen. Dieser Typ hat NULL KOMPETENZ im Digital-Bereich. Das ist als ob würde man Uschi Glas als Ausländerbeauftagte einstellen weil sie mal in 2-3 Indianerfilmen mitgespielt hat. ...



Aus: "Kritik an Gabriels Digitalbeauftragtem: "Gorny ist nicht haltbar"" (29.08.2015)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kritik-an-Gabriels-Digitalbeauftragtem-Gorny-ist-nicht-haltbar-2794131.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kritik-an-Gabriels-Digitalbeauftragtem-Gorny-ist-nicht-haltbar-2794131.html)

Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 30, 2016, 09:36:31 AM
Quote[...] Es geht um eine Rhythmussequenz von gerade einmal zwei Sekunden, aber für die deutsche Musikbranche steht viel auf dem Spiel: Mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts entscheidet sich am kommenden Dienstag (31. Mai), was beim Kopieren fremder Beats und Klänge Vorrang hat – die Kunstfreiheit oder der Urheberschutz. In dem ungewöhnlichen Verfahren haben die Karlsruher Richter es mit einem Streit zwischen den Elektropop-Pionieren Kraftwerk und dem Produzenten und Komponisten Moses Pelham zu tun, der die Gerichte nun schon seit weit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt.

Gestritten wird um eine Klangfolge aus dem Kraftwerk-Titel "Metall auf Metall" aus dem Jahr 1977. Pelham hatte sich daran bedient und den Rhythmus zwanzig Jahre später in Endlosschleife unter das Lied "Nur mir" gelegt, das er 1997 mit der Sängerin Sabrina Setlur aufnahm. Kraftwerk-Gründungsmitglied Ralf Hütter sieht sich dadurch um Teile seines künstlerischen Werkes gebracht.

Nach einem ersten Urteil von 2008 hatte Hütter auch bei der Revision 2012 vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in dem Verfahren um Unterlassung und Schadenersatz die Oberhand behalten. Der Setlur-Song darf derzeit in den beanstandeten Versionen nicht mehr vertrieben werden. Dagegen haben Pelham und Setlur Verfassungsklage eingelegt. Etliche Produzenten und Musiker haben sich angeschlossen, darunter die Sängerin Sarah Connor, der Rapper Bushido und der Reggae-Musiker Gentleman. (Az. 1 BvR 1585/13)

Sie alle streiten dafür, dass das sogenannte Sampling, also die Interpretation eines fremden Beats in neuem musikalischen Kontext, auch ohne ausdrückliche Genehmigung erlaubt bleibt. Sie berufen sich dabei auf den §24 des Urheberrechtsgesetz zur Freien Benutzung und den Art. 5 Abs. 3 zur Kunstfreiheit im Grundgesetz. "Ich halte das für mein Recht", hatte Pelham in der Verhandlung im November gesagt. Ohne Sampling sei Hip-Hop überhaupt nicht möglich. Es gehe gerade um die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Original.

Das hatten die BGH-Richter anders gesehen und den §85 UrhG angeführt. Nach ihrem Urteil braucht es selbst dann die Zustimmung, wenn nur ein ganz kleiner Ausschnitt kopiert werden soll. Vor allem dürfen weder Melodien "geklaut" werden noch Tonfolgen oder Klänge, die der Künstler ohne Probleme selbst einspielen könnte. Und die Richter hatten Pelham damals zugetraut, das Kraftwerk-Sample mit eigenen Mitteln zu rekonstruieren.

Die Kläger um Pelham sehen sich dadurch in ihrer Kunstfreiheit verletzt. Das Urteil mache es unmöglich, sich – wie heute in der elektronischen Musik gang und gäbe – mit Tonaufnahmen aus der Vergangenheit musikalisch auseinanderzusetzen. Komponisten und Produzenten würden unnötig verunsichert.

Hütter dagegen hatte in der Verhandlung im November die Mühe betont, die es 1977 gekostet habe – noch mit Tonbändern und ohne digitale Technik – das Stück zu produzieren. Als er 20 Jahre später seinen Rhythmus in dem neuen Lied wiedererkannt habe, sei er betroffen gewesen. Unter Kollegen hätte es sich gehört, vorher anzurufen, sagte er. (mit Material von dpa) / (hag)

QuoteRubbel Die Katz, 29.05.2016 13:14

Noch was zum Hintergrund

Wer den Beitrag aufmerksam der wird feststellen dass es nicht um den Klang oder Rhythmus selbst geht. Es geht um ein Sample ein Ausschnitt der eins zu eins aus einem Lied übernommen wurde.

Außerdem geht es speziell um die Ratte Pelham der Jahrelang Kinder und Jugendliche bzw. deren Familien mit höchstmöglichen Abmahnforderungen und Drohungen traktiert hat. Dabei wurden einzelne Songs abgemahnt die er vorher selbst ins Netz gestellt hat.
Überhaupt hat er sich mit DigiProtect ziemlich illegalen Methoden bedient um die Fans seiner Musik zu überführen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Pelham

Trotzdem haben die Kultrentner von Kraftwerk der Kunst einen Bärendienst erwiesen.


...


Aus: "Kraftwerk vs. Pelham: Karlsruhe urteilt zum Urheberschutz beim Sampling" (29.05.2016)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kraftwerk-vs-Pelham-Karlsruhe-urteilt-zum-Urheberschutz-beim-Sampling-3221599.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kraftwerk-vs-Pelham-Karlsruhe-urteilt-zum-Urheberschutz-beim-Sampling-3221599.html)

Title: [Nach 17 Jahren und fünf Gerichtsurteilen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 31, 2016, 09:45:01 AM
Quote[...] Nach 17 Jahren und fünf Gerichtsurteilen streiten sie immer noch – über zwei Sekunden Musik. Zwei Sekunden, die ursprünglich von der deutschen Band Kraftwerk 1977 als Teil ihres Tracks ,,Metall auf Metall" komponiert und eingespielt wurden. 1997 benutzte ein Team um den Produzenten Moses Pelham diese zwei Sekunden als digitales Extrakt (Sample) von der Tonaufnahme Kraftwerks. Sie wurden in einer Dauerschleife als Rhythmus des Songs ,,Nur mir" verwendet, veröffentlicht von der Deutschrapperin Sabrina Setlur. Gefragt hatten Pelham & Co. nicht. Kraftwerk erhoben Klage, unter anderem auf Schadensersatz und Unterlassung. Eine beispiellose Odyssee begann.

Nach fünf Niederlagen vor Gericht hat die Pelham-Seite ihrerseits im Namen der Kunstfreiheit Verfassungsbeschwerde erhoben – unterstützt von einigen weiteren Mitstreitern wie Setlur selbst, die bislang juristisch unbeteiligt war. An diesem Dienstag will das Bundesverfassungsgericht nun sein Urteil verkünden.

Die mündliche Verhandlung am 25. November 2015 war kontrovers verlaufen. Zahlreiche Stellungnahmen von Bundesjustizministerium bis zu Industrie- und Juristenverbänden wurden eingeholt. Und natürlich die beteiligten Künstler angehört. Auf der einen Seite Kraftwerk-Mitgründer Ralf Hütter, der erzählte, wie er und die anderen diesen Sound damals mit einfachen Tonbändern ohne digitale Technik als Klangkomposition geschaffen haben. Er beschwor das Ideal des originär nur aus sich schöpfenden Künstlers.

Auf der anderen Seite Pelham und Co., sie argumentierten, ohne Sampling seien weite Teile heutiger Populärkultur nicht mehr möglich und derart kleine Aneignungen im Übrigen ohne Nachteil für den Gesampelten. Ohne einen konkreten Schaden nachzuweisen, verwiesen Kraftwerk wiederum auf die große Bedeutung von Samplinglizenzen als Einnahmequelle.

Was wie eine Privatfehde aus Absurdistan anmutet, ist im Grunde viel mehr: das Ringen um den passenden Interessenausgleich. Künstlerische Freiheit und lebensnahes Recht hier, Schutz von ästhetischen und wirtschaftlichen Investments dort. Alles gute Gründe, die schwierig auszubalancieren sind. Wie sehr es die Gerichte richtig machen wollen, kann man daran ablesen, dass das Bundesverfassungsgericht die nun zu entscheidende Verfassungsbeschwerde überhaupt angenommen hat. Musik in Karlsruhe. Urheberrecht! Zwischen Atomausstieg und Oppositionsrechten. Ein Novum.

Dieser Plagiatsfall ist extrem in jeder Hinsicht. Und der größte Prozess, der in Sachen Musik, Urheberrecht und Kunstfreiheit im 21. Jahrhundert in Deutschland bislang geführt worden ist. Auch andere Länder blicken gespannt nach Karlsruhe, nirgends gibt es bislang einen vergleichbaren Rechtsstreit.

Sampling steht kurz gesagt für die Möglichkeiten, beliebig große Auszüge aus Tonaufnahmen digital extrahieren, speichern, transformieren und in neuen Tonaufnahmen weiterverwenden zu können. Seit Mitte der achtziger Jahre, als Technik und Software plötzlich zu erschwinglichen Preisen zu haben waren, ist Sampling kompositorische Alltagskultur mit niedriger Zugangsschwelle.

Warum fragt man nicht einfach, wenn man samplen will? Anders als bei Coverversionen fehlt bei Sampling ein standardisierter, rechtlich sicherer, jedermann gleich behandelnden und ökonomisch ausgewogener, sprich: realistischer Weg, Sampling-Lizenzen zu erwerben. Was Coldplay gelingt, nämlich von Hütter persönlich eine Antwort zu bekommen, ist für viele unmöglich. Ganz gleich, wie gut oder kulturell relevant ihre Arbeit auf Basis des Samples ausfällt, zu oft bleibt nur die Wahl zwischen Lassen und Illegalität. Auch deshalb polarisiert dieser Rechtsstreit so.

Beim Samplingakt werden drei verschiedene Rechte berührt: Das Urheberrecht der Komponisten – und gegebenenfalls der Textdichter. Das Leistungsschutzrecht der ausübenden Musiker, die man auf der Tonaufnahme spielen hört. Und das Recht des Tonträgerherstellers an der Tonaufnahme, das sich seinem wirtschaftlichen und organisatorischen Investment in die Produktion verdankt. Meistens liegen diese Rechte bei verschiedenen Inhabern, von Anfang an oder weil sie im Zuge der Auswertung der Tonaufnahme übertragen wurden. In diesem Streit nun liegen alle Rechte bei Kraftwerk.

Der Fall und seine Entwicklung sind juristisch kompliziert. Die Sache lässt sich dennoch auf ein Kernproblem herunterbrechen, bei dem es eben genau darum geht, dass ein Samplingakt zugleich verschiedene Rechte berührt: Ist es richtig, dass hinsichtlich des Tonträgerherstellerrechts null Toleranz gilt, während es hinsichtlich der anderen beiden Rechte eine Untergrenze gibt, unterhalb derer man sich alles frei aneignen darf?

Schöpfungshöhe nennen Juristen diese Untergrenze. Sie soll musikalisches Handwerkszeug für alle frei halten. Jeder darf somit aus seinem Lieblingslied seinen Lieblingsakkord nachspielen und weiterverarbeiten. Die Frage ist nun, ob das Bundesverfassungsgericht solche Übernahmen künftig auch digital von der Tonaufnahme eben dieses Liedes erlaubt. Zumindest, bis eben jene Untergrenze erreicht ist. Microsampling nennt man das.

Die ersten beiden Instanzen haben die Pelham-Seite mit dem Null-Toleranz-Argument wegen Verletzung des Tonträgerherstellerrechts von Kraftwerk verurteilt. Über die Verletzung der anderen beiden Rechte wurde deswegen bislang gar nicht entschieden. Hoch umstritten, begann der Bundesgerichtshof 2008 im dritten Urteil das Null-Toleranz-Argument aufzuweichen, traute sich aber noch nicht richtig.

Nach einer Konkretisierung in den beiden Folgeurteilen gilt nun, dass nur kurze Samples ohne Melodien Dritter frei benutzt werden dürfen, wenn man das Gesampelte zudem nicht selbst hätte nach- und einspielen können – fiktiver Maßstab ist dabei ein Durchschnittsproduzent – und der Sample im neuen Werk verblasst. Der Gewinn ist gering. Anstelle des Null-Toleranz-Arguments steht nun ein Faktisch-Nie-Maßstab. Die Pelham-Seite verlor entsprechend ab hier mit der neuen Begründung, dass sie die zwei Sekunden Kraftwerk-Musik selbst hätte nachproduzieren können.

Wären die Auswirkungen groß, wenn das Bundesverfassungsgericht der Verfassungsbeschwerde stattgibt? Eher auf symbolischer Ebene. Denn die Untergrenze wird gerade im Bereich der Musik sehr niedrig angesetzt, wird aber nur im Einzelfall genau festgelegt. Und Melodien schützt das Urhebergesetz zudem gleich kategorisch. Einzelne Sounds, Rhythmuspartikel und Ähnliches würden frei. Microsampling eben. Für alle größeren Samples bleibt es wohl bei dem vom Bundesgerichtshof entwickelten Szenario. Faktisch heißt das, dass man beim Sampling jenseits der Untergrenze weiterhin die Zustimmung aller Rechteinhaber braucht.

Kommt die Sache nun an ihr Ende? Unwahrscheinlich. Es gibt zum einen auch auf EU-Ebene ein Urheberrecht. Es gäbe Argumente, sich vor dem Europäischen Gerichtshof hierauf zu berufen. Es passt zur Skurrilität dieses Falls, dass es aber auch wieder zurück auf Start gehen könnte. Denn die Frage, ob die zwei Sekunden nun die Untergrenze für diesen konkreten Einzelfall überspringen, ist bislang ja gar nicht entschieden.

Der Autor ist Musikwissenschaftler und Jurist. Er lehrt an der FU Berlin und der TU Dortmund. Gerade erschienen: ,,Mashup in der Musik. Fremdreferenzielles Komponieren, Sound Sampling und Urheberrecht", transcript Verlag, Bielefeld 2016.

QuoteBabsack, 31.05.2016 08:32 Uhr

Könnte mich totlachen welche Korintenkacker manche Künstler doch sind,n´est ce pas?


QuoteThomasM, 31.05.2016 08:05 Uhr

Hmm. Kann das sein, dass die zuviel Geld haben? Jahrelange, gerichtliche Streitereien um 2 Sekunden Musik?
Wobei es ja nicht so ist, wie die aneignende Seite weißmachen will. Wären es tatsächlich nur zwei Sekunden, wäre das vielleicht keinem aufgefallen, man hätte sich über Zufälle und eben die Schöpfungshöhe gestritten. Wenn nun aber diese zwei Sekunden in Dauerschleife hintereinandergehängt werden und den Grundrhythmus des neuen Liedes vorgeben, dann ist es eben keine Lappalie mehr und sollte schon nur unter Einwilligung der Urheber stattfinden dürfen. Dass man für diese Feststellung jahrelang und mehrere Gerichtsinstanzen braucht, ist nicht wirklich zu verstehen.


Quotezenker_bln
    30.05.2016 19:40 Uhr

Erstaunlich!
Derjenige, der sich mit seiner damaligen Firma DigiProitect darum kümmerte , das auch nicht der Fitzel eines Songs von ihm und seinen Schützlinge (u.a. Sabrina Setlur) gestohlen sehen wollte, möchte jetzt einen Freifahrtschein um noch mehr Kohle anzuhäufen, indem er bei anderen Künstlern stehlen geht!

https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Pelham (https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Pelham)

https://de.wikipedia.org/wiki/DigiProtect (https://de.wikipedia.org/wiki/DigiProtect)

QuoteMostrichmeister, 31.05.2016 08:11 Uhr

Antwort auf zenker_bln vom 30.05.2016 19:40 Uhr
Von künstlerischer Freiheit reden und Geld verdienen meinen!



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Aus: "Bundesverfassungsgericht zum Sampling Durfte Moses Pelham zwei Sekunden Kraftwerk kopieren?" Frédéric Döhl (31.05.2016)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/kultur/bundesverfassungsgericht-zum-sampling-durfte-moses-pelham-zwei-sekunden-kraftwerk-kopieren/13662898.html (http://www.tagesspiegel.de/kultur/bundesverfassungsgericht-zum-sampling-durfte-moses-pelham-zwei-sekunden-kraftwerk-kopieren/13662898.html)

Title: [Im Streit um die Verwendung... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 31, 2016, 02:08:27 PM
Quote[...] Im Streit um die Verwendung einer fremden Rhythmussequenz hat der Komponist und Produzent Moses Pelham vor dem Bundesverfassungsgericht einen Teilerfolg erzielt. Seiner Verfassungsbeschwerde wurde stattgegeben, der Fall muss nun neu vom Bundesgerichtshof (BGH) entschieden werden. Zugleich wiesen die Richter darauf hin, dass eine gesetzliche Bezahlpflicht eingeführt werden könnte. Außerdem sollte der Fall dem Europäischen Gerichtshof vorgelegt werden.

...  Der Bundesgerichtshof muss den Fall nun noch einmal bewerten. Seine Urteile trügen der Kunstfreiheit nicht hinreichend Rechnung, sagte Vizegerichtspräsident Ferdinand Kirchhof. Er begründete die Entscheidung mit der Kürze der Sequenz. Daraus sei ein neues, eigenständiges Kunstwerk entstanden, ohne dass Kraftwerk dadurch wirtschaftlichen Schaden habe. Ein Verbot würde "die Schaffung von Musikstücken einer bestimmten Stilrichtung praktisch ausschließen".

Pelham hatte sich im Prozess auf Artikel 5 des Grundgesetzes berufen, der die Kunstfreiheit schützt. Wenn er grundsätzlich nicht sampeln dürfe, könne es seine Kunstform nicht geben. Unter zehn Tonträgern seit 1989 enthielten seiner Meinung nach neun ein Sample.

Kraftwerk-Gründungsmitglied Ralf Hütter hatte Pelham Diebstahl geistigen Eigentums vorgeworfen. Unter Kollegen hätte es sich gehört, vorher anzurufen, hatte er im November in der Verhandlung in Karlsruhe gesagt. Der Bundesgerichtshof hatte 2012 zu Hütters Gunsten entschieden. Ein fremder Beat dürfe, egal wie lang er ist, nur dann kopiert werden, wenn er nicht gleichwertig nachgespielt wird, hatten die Richter geurteilt. Daraufhin hatte Pelham Verfassungsbeschwerde eingelegt.


Aus: "Verfassungsgericht erlaubt freies Kopieren fremder Beats" (31. Mai 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/kultur/musik/2016-05/verfassungsgericht-teilerfolg-fuer-moses-pelham-im-samples-streit (http://www.zeit.de/kultur/musik/2016-05/verfassungsgericht-teilerfolg-fuer-moses-pelham-im-samples-streit)

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Quote[...] Die Urteile trügen der Kunstfreiheit nicht hinreichend Rechnung, sagte Vize-Gerichtspräsident Ferdinand Kirchhof. Er begründete die Entscheidung mit der Kürze der Sequenz. Daraus sei ein neues, eigenständiges Kunstwerk entstanden, ohne dass Kraftwerk dadurch wirtschaftlichen Schaden habe. Ein Verbot würde "die Schaffung von Musikstücken einer bestimmten Stilrichtung praktisch ausschließen", sagte er. (Az. 1 BvR 1585/13)

QuoteSnyder, 31.05.2016 11:11

So fühlt sich also die Überwindung kognitiver Dissonanz an. Meine Sympathien könnten nicht eindeutiger verteilt sein (Kraftwerk: *sabber*, Moses P: pfuigack!). Und dennoch ist das Urteil durch und durch vernünftig. Seltsames Gefühl.


Quoteschlägerpolizist, 31.05.2016 11:30

Ist so etwas nicht einfach nur ein Zitat? Zwei Sekunden eines Stückes verwenden und daraus ein neues, eigenständiges Werk schaffen – ist das nicht einfach nur ein Zitat?

Wenn Pelham hier ein bestehenden Hit leicht verändert neu auf den Mark gebracht hätte unter eigenem Namen, dann könnte man darüber streiten. Aber ein Sample-Loop zu verwenden ist doch nicht so, als würde sich hier jemand eine fremde Leistung zueigen machen.

Der Mensch ist von Kulturgütern umgeben und diese beeinflussen das Leben jedes einzelnen fortwährend. Warum soll ich mich damit nicht künstlerisch auseinandersetzen dürfen? Wenn ich aus Zeitungsausschnitten eine Kollage bastele, dann erschaffe ich ebenfalls ein neues Werk aus bereits bestehenden Teil-Werken. Ich kann diese Werke in einen neuen Kontext setzen, mich damit kritisch auseinandersetzen, einen anderen Blick auf das bestehende Werk erzeugen, etc.

Ein Ölgemälde, welches z.B. einen Stormtrooper zeigt, der am letzten Abendmahl teilnimmt – ist das ein neues Kunstwerk, ein Zitat oder ein Plagiat? Immerhin ist StarWars mittlerweile so tief in der Pop-Kultur angekommen, dass man sich diesem Phänomen kaum entziehen kann. Es umgibt mich und beeinflusst mich allerorten und jederzeit. Es sollte klar sein, dass ich mich damit auseinandersetzen darf, wenn ich nicht grade einen eigenen Film mit den Figuren fremder Schöpfer drehe, der darauf abzielt auf einen fahrenden Zug aufzuspringen. Solange ich jedoch ein eigenes Werk schaffe, dass ein bestehendes Phänomen aus der Kultur aufgreift und verarbeitet, dann sollte das möglich sein.


QuoteSven Schumacher, 31.05.2016 12:00

Kraftwerk vs. Kraftwerk (Kickstarter)
[http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kraftwerk-Brennstoffzellen-Generator-fuer-die-Hosentasche-2514253.html]

Kraftwerk hat auch ein beliebtes KS-Projekt wenigstens in große Schwierigkeiten gebracht:
Das Projekt "Kraftwerk", welches eine Brennstoffzelle als Handy-Lader umfasst, wurde in den USA verklagt. Das hat - wie ich verstanden habe - fast 2 Millionen US$ gekostet, obwohl das Projekt den Streit gewonnen hat. Zur Zeit versucht man bei dem KS-Projekt einen Neustart... nach einer Insolvenz am Standort Dresden.

Scheint so, als würde die ehemals progressive und gute Band gerne klagen ... anstatt gute Musik zu machen oder mit Leuten sinnvoll zu sprechen.

QuoteSven Schumacher, 31.05.2016 12:25
... bei manchen Dingen sehe ich den wirtschaftlichen Sinn einer Klage ein... aber eine Band mit generischem Namen (Kraftwerk ist ja schon lange vorher für eine Einrichtung zur Stromerzeugung benutzt worden) verklagt eine Firma die eine Einrichtung zur Stromerzeugung vermarkten will??? Und ein 2s-Schnipsel ist eben kein "Kunstwerk" ... auch wenn es gut klingt.




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Aus: "Moses P. vs. Kraftwerk: Verfassungsgericht kippt BGH-Urteil zum Sampling" Martin Holland (31.05.2016)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Moses-P-vs-Kraftwerk-Verfassungsgericht-kippt-BGH-Urteil-zum-Sampling-3222880.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Moses-P-vs-Kraftwerk-Verfassungsgericht-kippt-BGH-Urteil-zum-Sampling-3222880.html)

Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 10, 2017, 02:01:32 PM
Quote[...] Prof. Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), wird bei der im Herbst anstehenden turnusgemäßen Vorstandswahl nicht wieder antreten. ... Die Vorstände des BVMI dankten Dieter Gorny und würdigten sein langjähriges Engagement für die Musikindustrie: Frank Briegmann (President Central Europe Universal Music und Deutsche Grammophon): ,,Durch seine vielfältigen Kontakte in der Branche und auf politischer Ebene war Dieter Gorny ein idealer Mittelsmann zwischen uns und unseren politischen Stakeholdern ([Ein alle Aspekte des Begriffs ,,Stakeholder" umfassender Ausdruck deutschen Ursprungs existiert in der Literatur nicht. Verwendete Näherungen sind Anspruchsträger oder Interessenten und Betroffene. Bei Projekten spricht man von Interessengruppen, interessierten Parteien, Anspruchsberechtigten oder Anspruchsgruppen.]). Wir wissen zu schätzen, dass wir diese Kompetenz zehn Jahre lang auf der Seite unserer Branche wussten."

... Dieter Gorny ist geschäftsführender Direktor des European Centre for Creative Economy (ecce), Beauftragter für kreative und digitale Ökonomie im Bundeswirtschaftsministerium und Professor für Kultur- und Medienwissenschaft an der Fachhochschule Düsseldorf. Er ist Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrats, Vorsitzender des Bundesfachausschusses Musikwirtschaft und Aufsichtsratsvorsitzender der Initiative Musik. Zuvor gründete der studierte Kontrabassist und Komponist unter anderem den Musiksender VIVA, rief die Musikmesse Popkomm ins Leben und wurde 1997 für seine Verdienste um das deutsche Fernsehen mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

... Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) vertritt die Interessen von rund 250 Tonträgerherstellern und Musikunternehmen, die mehr als 80 Prozent des deutschen Musikmarkts repräsentieren. Der Verband setzt sich für die Anliegen der Musikindustrie in der deutschen und europäischen Politik ein und dient der Öffentlichkeit als zentraler Ansprechpartner zur Musikbranche. Neben der Ermittlung und Veröffentlichung von Marktstatistiken gehören branchennahe Dienstleistungen zum Portfolio des BVMI. Seit 1975 verleiht er die GOLD- und PLATIN-Awards an die erfolgreichsten Künstler in Deutschland, seit 2014 auch die DIAMOND-Awards und seit 1977 werden die Offiziellen Deutschen Charts im Auftrag des BVMI erhoben. Zur Orientierung der Verbraucher bei der Nutzung von Musik im Internet wurde 2013 die Initiative PLAYFAIR ins Leben gerufen. Das kulturelle Engagement des BVMI erfolgt unter dem Label der Deutschen Phono-Akademie: Jährlich werden herausragende Künstler mit dem Deutschen Musikpreis ECHO, dem ECHO KLASSIK und dem ECHO JAZZ ausgezeichnet.


Aus: "Dieter Gorny kandidiert nicht erneut für Vorstandsvorsitz des BVMI" (Berlin, 19.09.2017 (PresseBox))
Quelle: https://www.pressebox.de/inaktiv/bundesverband-musikindustrie-ev-berlin/Dieter-Gorny-kandidiert-nicht-erneut-fuer-Vorstandsvorsitz-des-BVMI/boxid/872279 (https://www.pressebox.de/inaktiv/bundesverband-musikindustrie-ev-berlin/Dieter-Gorny-kandidiert-nicht-erneut-fuer-Vorstandsvorsitz-des-BVMI/boxid/872279)

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Quote[...] Das große Comeback, das feiert die Branche insgesamt. Nach Jahren von Umsatzverlusten und Krisenstimmung glaubt die Musikindustrie, tragfähige Geschäftsmodelle gefunden zu haben. Noch immer wächst die Live-Auswertung: Immer mehr Festivals blühen auf, Tourneen werden länger, Konzertveranstalter professioneller. Zudem verdient die Branche inzwischen echtes Geld im Internet, denn Musik-Streaming im Abo erreicht endlich den Massenmarkt. Dazu kommen Verwertungsdeals um die Künstler – etwa Musik für Werbung, Sponsoring, Kooperationen in sozialen Medien.

Einer der Optimisten beim Kongress in Hamburg ist Ole Obermann. Der Digitalchef von Warner Music präsentierte dafür die passenden Zahlen: Der weltweite Umsatz seiner Branche schrumpfte seit 1999 im Schnitt jährlich um vier Prozent. Doch seit 2015 dreht der Trend – es stehen zwar ebenfalls vier Prozent in der Statistik, doch diesmal mit einem Plus als Vorzeichen. ,,Musik gehört endlich zu den Treibern des Umbruchs, nicht länger zu den Getriebenen", sagte er. Für Obermann ist es das Streaming, das noch länger steigende Umsätze verspricht. Schließlich zahlen erst 130 Millionen Kunden weltweit für Abo-Dienste wie Spotify, Deezer und Apple Music. 1,5 Milliarden Menschen nutzen werbefinanzierte Angebote – und sind potenzielle zahlende Kunden. Gestützt wird der Trend durch neue Produkte wie Amazons intelligenten Lautsprecher. In Deutschland wuchs die Plattenindustrie laut ihrem Bundesverband 2016 um drei Prozent. Fast 40 Prozent des Umsatzes von 1,6 Milliarden Euro kamen aus dem Digitalgeschäft – vor allem aus dem Streaming.

... Die große Kommerzialisierung: Viele Independent-Labels und idealistischen Veranstalter kleinerer Festivals, die bei dem Reeperbahn-Kongress seit Jahren zahlreich vertreten sind, sehen die Entwicklung skeptisch. Einen Schock gab es vor zwei Jahren: Besonderen Argwohn erregte der Wechsel des Rock-am-Ring-Erfinders Marek Lieberbergs und seines Sohns Andre zum US-Livemusik-Konzern Live Nation. Deutschlands bekanntester Festival-Veranstalter verließ damals seine selbst gegründete Agentur, die er allerdings schon längst beim börsennotierten Veranstalter CTS Eventim untergebracht hatte. Seitdem spielt er im globalen Wettstreit mit: Live Nation und Konkurrent AEG liefern sich ein Rennen um die wirkmächtigsten Festivals und Exklusivverträge mit Künstlern. Kleinere Veranstalter fürchten, zugkräftige Künstler nicht mehr zu bekommen.

... Andre Lieberberg, seit 2016 Chef von Live Nation für den deutschsprachigen Raum, ging in Hamburg in die Charmeoffensive. Zwar habe es tatsächlich große Verunsicherung durch seinen Wechsel gegeben, aber: ,,Die Perspektive zwischen innen und außen differiert stark", meinte er. Es gebe nun bessere Möglichkeiten etwa für Markenpartnerschaften und Sponsoring. Der Wechsel sei unumgänglich geworden, weil die internationale Vernetzung steige, ein mittelgroßer Spieler zwischen die ganz großen Konkurrenten geraten könne. ,,Das Musik-Business ist zyklisch. Konstant können wir nur wachsen, wenn wir neue Geschäftsfelder entwickeln", sagte er. Durch den Wechsel zu Live Nation sei es nun möglich, deutlich Personal aufzustocken – etwa im Ticketing und im Sponsoring. ,,Wir haben eine aggressive Wachstumsstrategie", sagte Lieberberg.

Lieberberg kündigte an, auch durch Übernahmen von Festivals wachsen zu wollen. ,,Wir wollen aber dabei die Veranstalter als Partner im Team behalten", sagte er. Und beruhigte die anwesenden Konkurrenten: ,,Wir wollen nicht jedes Festival aufkaufen." Und: ,,Ich sehe nicht, dass wir eine Bedrohung für die Indies sind."

Dabei hat Live Nation den Druck in Deutschland durch Neugründungen wie ,,Rock im Pott" die Übernahme des US-Festivals ,,Lollapalooza", das seit 2015 auch in Berlin stattfindet, deutlich erhöht.

... Als größeres Problem sahen die Veranstalter von kleineren Festivals steigende Kosten. So berichteten die Macher des mit wenigen Tausend Besuchern kleinen, aber renommierten Festivals in Haldern am Niederrhein von verdoppelten Sicherheitskosten seit der Loveparade-Tragödie. Dazu kommen Belastungen durch den Mindestlohn: Das Modell vieler meist kleinerer Festivals, durch freiwillige Helfer und sogenannte Praktikanten Geld zu sparen, gerät so in Gefahr. ,,Wir sehen einen kulturpolitischen Anschlag durch das Mindestlohngesetz", wettere Branchen-Anwalt Christan Kuntze.

In Hamburg präsentiert sich die Branche allerdings hochlebendig. Über 25.000 erwartete Fans, 4000 Fachbesucher und 400 Journalisten sehen an vier Tagen immerhin 500 Konzerte.


Aus: "Die Musikindustrie feiert ihr Comeback" Christoph Kapalschinski (23.09.2017)
Quelle: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/reeperbahn-festival-die-musikindustrie-feiert-ihr-comeback/20367770.html (https://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/reeperbahn-festival-die-musikindustrie-feiert-ihr-comeback/20367770.html)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 28, 2017, 03:54:15 PM
Quote[...]  Der traditionellen Aufteilung in Klassen stellt er ein hochdifferenziertes Modell entgegen, das geprägt ist von vier Kapitalarten: ökonomisches, kulturelles, soziales und symbolisches Vermögen. Eine zentrale Rolle kommt dabei dem sogenannten Habitus zu. Bourdieu versteht darunter Gewohnheiten, Güter und Lebensstil, die jemanden als Angehörigen einer bestimmten sozialen Gruppe kennzeichnen. Doch sind diese feinen Unterschiede heute noch aufrechtzuerhalten, bzw. müssten sie nicht noch feiner werden? Die Möglichkeit der Selbstdarstellung in den sozialen Netzwerken beispielsweise stellt das Habitus-Konzept auf den Kopf; der hybride Konsument kauft sowohl in Billigläden als auch in hochpreisigen Märkten. Ging Bourdieu noch davon aus, dass der Erwerb kulturellen Kapitals sozialen Aufstieg bedeuten könnte, sprechen heutige Soziologen wie Oliver Nachtwey von Abstiegsgesellschaften.

... In der britischen Castingshow "Britain's got talent" trat 2007 ein gewisser Paul Potts mit einer ungewöhnlichen Darbietung auf. Statt eines Pop- oder Rocksongs sang er die Arie "Nessun dorma" aus Puccinis Oper Turandot. Seine Interpretation ging nicht nur der Jury zu Herzen. Nach dem Gewinn des Wettbewerbs bekam der 1970 geborene Paul Potts einen Plattenvertrag und wurde innerhalb kürzester Zeit steinreich. Was zu seinem Aufstieg beitrug, war das spektakuläre Narrativ, dass sich rasch um seine Person bildete: Vater Busfahrer, Mutter Supermarktkassiererin, Sohn erobert die Hochkultur.

Für Paul Potts sozialen Aufstieg sorgte ein Urteil, dass von einem bestimmten Milieu erzeugt und von anderen reproduziert wurde. Es war weder geschmackssicher noch besonders differenziert. Professionelle Musikkritiker wiesen darauf hin, dass Paul Potts bei allem Mut, den er mit seinem Auftritt bewiesen hatte, ein eher mittelmäßiger Künstler sei. Während des Singens verbrauchte er zuviel Kraft, zudem sang er den Text falsch. Hinzu kam, dass er alles andere als ein kulturell unterbelichteter Underdog war: Er hatte ein Philosophiestudium und eine klassische Gesangausbildung absolviert.

Am Beispiel dieses britischen Shooting-Stars lassen sich die Kernpunkte einer der einflussreichsten soziologischen Theorien des 20. Jahrhunderts exemplifizieren: das Habitus-Konzept und das der hochkomplexen Differenzierungen, die der französische Philosoph und Soziologe Pierre Bourdieu entwickelte. Aus der Fülle der Veröffentlichungen des 1930 geborenen Bourdieu sticht vor allem ein 1979 erschienenes Buch heraus: Es trägt den Titel "Die feinen Unterschiede - Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft". Bis heute gilt es als Klassiker der Analyse und Beschreibung moderner Gesellschaften.

... Vier Kapitalsorten macht Bourdieu für die Aufteilung der Gesellschaft in Klassen aus: ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital und symbolisches Kapital, jeweils auch an Unterschiede in Geschmack und Lebensstil gebunden. Der springende Punkt ist dabei, dass diese unterschiedlichen Kapitalformen miteinander korrespondieren können.


... [ Neoliberalismus ] [ ] habe unvergleichbare Formen sozialen Elends hervorgerufen, die orchestriert würden von einem medialen Imperialismus, der die Zukurzgekommenen mit einer Dauerberieselung aus den Scheinwelten des Glamours und Konsums in Schach halte. Dass diese Erkenntnis nicht gerade der letzte Schrei der Kapitalismuskritik war, war Pierre Bourdieu durchaus bewusst. Schließlich hatte bereits die Kritische Theorie Max Horkheimers und Theodor W. Adornos von einer Kulturindustrie gesprochen, die die Welt zu einem ewigen Karnevalsfest erkläre. Pierre Bourdieu war jedoch einer der ersten Gesellschaftswissenschaftler, der die verheerende Rolle der europäischen Sozialdemokraten und Sozialisten beim Sieg des Neoliberalismus anprangerte und analysierte. In seinen letzten Lebensjahren argumentierte er in einer Reihe von Vorträgen und politischen Schriften gegen die politischen Initiatoren dieses Wandels: Lionel Jospin in Frankreich, Tony Blair in Großbritannien und Gerhard Schröder in Deutschland.

Die Sozialdemokratie Ende des 20.Jahrhunderts, so Pierre Bourdieu, habe ihre zeitweilige Übermacht und Vorherrschaft in Europa nicht dazu genutzt, eine wirkliche Alternative zu Kapitalismus und autoritärem Kommunismus aufzubauen. Vielmehr habe sie - und das gelte besonders für die Agenda 2010 der Schröder/Fischer Administration - einen sozialen Kahlschlag inszeniert, den selbst die marktförmigsten konservativen Politiker nicht intendiert hätten. Der Marsch der Gewerkschaften in die Bedeutungslosigkeit, der Fatalismus der Lohnabhängigen, der Absturz in die Armut sei das Werk derjenigen Parteien, die seit über 100 Jahren auf der Seite der Schwachen stünden.

"Nichts ist weniger unschuldig, als den Dingen ihren Lauf zu lassen", sagte Pierre Bourdieu einmal. Ein Architekt kommender Veränderungen war er nicht. Auf seiner Suche nach Gesetzen und Bewegungsabläufen innerhalb moderner Gesellschaften aber war Pierre Bourdieu brillant. Es wäre falsch, seine Theorie in die Mottenkiste der Ideengeschichte zu verfrachten. Denn sie lässt sich durchaus auch zur Beschreibung heutiger Verhältnisse heranziehen, so rasant diese sich auch geändert haben und auch noch ändern werden.


Aus: "Das Denken Pierre Bourdieus im 21. Jahrhundert - Noch feinere Unterschiede?" Michael Reitz (26.11.2017)
Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/das-denken-pierre-bourdieus-im-21-jahrhundert-noch-feinere.1184.de.html?dram:article_id=398990 (http://www.deutschlandfunk.de/das-denken-pierre-bourdieus-im-21-jahrhundert-noch-feinere.1184.de.html?dram:article_id=398990)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 30, 2017, 08:02:29 AM
Quote[...]  erbarmungslose strukturelle Heiterkeit ...

Aus: "Deutscher wird's nicht" Heike-Melba Fendel (29. November 2017)
Quelle: http://www.zeit.de/kultur/2017-11/helene-fischer-deutscher-schlager-10nach8/komplettansicht (http://www.zeit.de/kultur/2017-11/helene-fischer-deutscher-schlager-10nach8/komplettansicht)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 11, 2017, 12:03:52 PM
Quote[...] Taylor Swift ist in den USA in etwa das, was hierzulande bedauerlicherweise Helene Fischer ist – eine Erfolgsmaschine. Seit 2006 bringt sie pünktlich alle zwei Jahre, immer im Herbst, ein neues Album heraus und wird daraufhin mit Preisen beworfen. Ihr Rezept: Poliertes Zeug, peinlich genau sitzende Refrains, im Reinraum gefertigte Ohrwürmer. Eine Klangwelt wie eine Gummizelle: Wehr dich nicht, du entkommst sowieso nicht.

Selbst wer den hochsynthetischen Cyborg-Pop von ,,TayTay" abstoßend finden will, springt auf den Beat irgendwann an, so, wie der Pawlow'sche Hund zu sabbern beginnt. Ihre säuselnde Stimme, aus der spätestens auf ihrem nun neuesten Album Reputation der letzte Rest Menschlichkeit digital herausgefiltert wurde, massakriert das Glückszentrum des Hörers erbarmungslos wie ein Vollrausch. Nach 55 Minuten ist auch der letzte Kritiker dem Bann der Sirene verfallen, hätte sich höchstens widersetzen können, indem er sich die Ohren wie Odysseus mit Wachs verschließt.

... Die Studenten-Bravo Neon jubilierte, Swift schreibe ihre Songs so ,,konkret", dass man bei jedem überlegen müsse, an wen er gerichtet sei. Eine erstaunliche Neuinterpretation des Wortes. Denn wenn Swifts Cyborg-Pop eines nicht ist, dann konkret. ...


Aus: "Atemlos durch das Dach" Konstantin Nowotny (Ausgabe 47/2017)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/konstantin-nowotny/atemlos-durch-das-dach (https://www.freitag.de/autoren/konstantin-nowotny/atemlos-durch-das-dach)

Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 31, 2017, 09:03:16 PM
Quote[...] Mit der digitalen Musikrevolution haben Playlisten und Best-of-Samples ihren Siegeszug angetreten, befreit vom Korsett der Alben und maßgeschneidert auf den Hörer und dessen Geschmack. Was nach Diversifikation en masse klingt, pflasterte für Köpke von popup-records den Weg ins Lyriksterben. ,,Es geht nur noch um Stimmungen, um musikalische Klangfarben, um ,Moods'. Texte stehen weit zurück hinter der musikalischen Grobwahrnehmung", sagt er. ,,Da ist scheißegal, was für eine Band das ist – und noch scheißegaler, was die eigentlich singen." ... ,,Den Menschen gefällt, was sie gewohnt sind zu hören. Von daher gibt es da einen Verstärkungseffekt", sagt Dahmen von der Popakademie Mannheim. ... Wenn es nach den Forschungsergebnissen von David Henard, Professor für Marketing an der North Carolina State University, geht, dann entdecken die Leute lyrisch seit Jahrzehnten immerzu das Gleiche. In seiner Studie von 2014 analysierten er und seine Kolleg*innen sämtliche amerikanische Chart-Spitzenreiter seit den 1950ern auf die am häufigsten auftretenden Worte. Wenig überraschend: Love, Baby, Man und Girl sind Dauergäste unter den Top Ten.  ... Henards Forschung zeigt: Für kommerziellen Erfolg gibt es wie bei einem Backrezept Standardzutaten. Das gilt besonders für Lyrics. ,,Je nach zeitgeschichtlichem Zusammenhang wird dann variiert. Das ist nichts Besonderes, das kennen wir auch vom TV-Krimi." Ähnliches entdeckte 2015 ein Team der University of Southern California um Joseph Nunes, nur ging es dabei um die Frequenz der Worte: Je häufiger sich Musiker wiederholen, desto wahrscheinlicher ranken sie oben in den Charts. ...



Aus: "Warum wir uns musikalisch am liebsten berieseln lassen" Tobias Landwehr (2017)
Quelle: https://ze.tt/warum-wir-uns-musikalisch-am-liebsten-berieseln-lassen/ (https://ze.tt/warum-wir-uns-musikalisch-am-liebsten-berieseln-lassen/)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 03, 2018, 11:44:51 AM
Quote[...] Kommerzielle Hintergrundmusik füllt alle Gemeinschaftsräume aus. ... Man kann sich ihr nicht entziehen - und unterliegt dabei einer ständigen Seelen- und Gehirnwäsche, die nur ein Ziel verwirklicht: ästhetische Einstimmung in Konsumtraurigkeit - was wiederum nach mehr Berieselung verlangt. Wie sich dem Teufelskreis entziehen?

Ständige Radiomusik im Hintergrund füllt Supermärkte, Einkaufszentren, Kaffees, Bars, Fitnesscenter, Schwimmbäder, Geschäfte, Meetingräume, Hotelhallen, Frühstücksräume, Wellnesszentren, Amtsstuben der Verwaltung, öffentliche Schalterräume, Banken, Postaufgabestellen, Busse, Taxis, Arztwarteräume, Arztbehandlungsräume, Apotheken, ja die Vorräume von Erste-Hilfe-Einrichtungen in Spitälern und die Therapieräume Langzeitkranker. Ein ganzes System der Hintergrundberieselung hat sich etabliert - dem sich im Alltag kaum jemand entziehen kann.

Die Konsumgesellschaft hat sich im Prinzip der Hintergrundmusik einen kulturellen Überbau geschaffen, ohne dass dies von irgendjemand Bestimmtem ausgegangen wäre oder kontrolliert würde. Universale Hintergrundmusik ist die Metaphysik der Konsumgesellschaft: Sie scheint sich als technologischer Selbstläufer längst von jeder menschlichen Kontrolle emanzipiert zu haben und sich selbst fortzuschreiben.

Das Prinzip der Hintergrundmusik funktioniert weitgehend über das kommerzielle Radio. Es verlangt nach der Produktion von immer neuer Plastikmusik, der niemand zuhört, die aber jeder wahrnimmt - ja in der technologisch aufgerüsteten Gesellschaft wahrnehmen muss, wenn er überhaupt in die Öffentlichkeit geht. Denn Radio-Hintergrundmusik ist überall. Sie ist in alle Ritzen des nicht-privaten Raums eingedrungen, und sie ist dabei erstaunlich homogen. Ihre Wirkung ist eine ständige Seelen- und Gehirnwäsche im Halb- und Unterbewussten. Ihr Effekt ist in erster Linie seelische Gleichmachung, damit niemand aus dem Mainstream ausschert.

Dieses System transportiert letztlich nur eine Botschaft, die ebenso einfach wie effizient und tiefgehend ist. Hintergrund-Radiomusik wirkt als subtile Verstärkerin: als dauernde, unbewusste Stimulation zu sinnloser Traurigkeit an mir selbst. Das soll mich letztlich zum Konsum führen.

Die ständige Hintergrundberieselung hat nur eine Botschaft: Das Leben ist ebenso zärtlich wie sinnlos, ebenso weich wie weiß und leer, ebenso oberflächlich-emotional wie kitschig-unveränderlich. Alles ist nichts, gib auf, spür das Nichts an und in dir selbst als Ödnis. Dann gib dich hin, konsumiere, um etwas zu tun und die Traurigkeit loszuwerden.

Kaum ein Radiohit transportiert heute etwas anderes - schon gar nicht die Top50, die die meisten Radiosender mit wenigen Abwechslungen den ganzen Tag lang spielen, sodass man nach drei Stunden dasselbe Lied schon mindestens dreimal gehört hat. Die Künstler selbst, die diese Musik für das allgegenwärtige Musikradio schaffen, scheinen wie in einem Trance-System gefangen. Sie meinen, kreativ zu sein - und wiederholen hilflos eine seelische Konditionierung, der sie selbst unterliegen und die sie für alle anderen unaufhörlich erneuern - über Kulturen, Geschlechter und Generationen hinweg.

Das Medium ist hier endgültig zur Message geworden: Nicht was gespielt und gesungen wird, ist wesentlich, sondern dass es gespielt und gesungen wird als letztlich immer Gleiches. Niemand ist anders, alle sind gleich und ebenso traurig, hoffnungslos, gelangweilt und "neutral" wie alle anderen - und das ist eben das Leben. Auf der anderen Seite braucht in solcher Konstellation niemand etwas Eigentliches preiszugeben - weil ja ohnehin alles so ist, wie es ist. Das Wesentliche des Eigenen gibt es nicht. Es gilt zu füllen, nicht etwas auszudrücken.

Es ist das Prinzip der ständigen Wiederholung des Inhaltslosen: des sich im Kreisdrehens. Ist solcherart mit der Allpräsenz des Prinzips der Hintergrundmusik nicht das Ende der Geschichte tatsächlich in einer bestimmten Dimension unserer Gesellschaft Realität geworden?

Wie der Künstler Nick Cave einmal über das Wesen dieser Radio-Hintergrundmusik sagte: Man hat alles schon einmal gehört. Es ist wie ein Essen, das jemand schon einmal gegessen und wieder ausgekotzt hat, das dann jemand anderer aufgeleckt, wieder gegessen und wieder ausgekotzt hat. Und so weiter, und so weiter. Bis alle von der Speise gekostet haben - und darüber Brüder geworden sind: Brüder der Sinnlosigkeit, der Indifferenz, des kommerzialisierten Nichts.

Dieses Nichts schafft sich in der Konsumgesellschaft seine paradoxale kulturelle Identität. Kein anderer Ort in der Gesellschaft trieft so von beschworenen Idealen, Liebe und Trauer wie die Hintergrundplastikmusik - nur um diese durch die bloße Art dieser Beschwörung als Seitenaspekt des Konsums als ihr Gegenteil zu erweisen. Die unaufhörlichen Liebesbeschwörungen in der Hintergrundmusik meines Einkaufsvorgangs erweisen den Vorrang des Konsums vor dem Ideal.

Auf der anderen Seite schafft sich die Konsumgesellschaft im Prinzip der nicht ausschaltbaren, unvermeidlichen und allpräsenten Hintergrundmusik ihre kulturelle Konstanz und Kontinuität. Unterbewusst wird wahrgenommen: Die universale kommerzielle Hintergrundmusik ist das einzige, worauf man sich verlassen kann, dass sie immer da ist und immer so ist, wie sie ist. Sie ist der einzige Ort, wo die ewige Wiederkehr des Gleichen tatsächlich Realität ist - ausweglos, perspektivlos, seinslos, sinnlos. Und stets ansaugend an etwas innerlich Reales in mir selbst: den Todestrieb.

Hintergrundmusik, wie sie unterbewusst - und ständig zum Unterbewusstsein auffordernd - alle Räume ausfüllt, ist die Suspension, die Aufhebung der Zeit im Ewig-Immergleichen. Unter ihrem Einfluss nimmt das Nichts im Innern des Zeitgenossen die Gestalt einer eigenschaftslosen Kombination von Langeweile, Gleichheit und Dumpfheit an - immer selbstreferentiell und immer ohne Richtung. Und dabei vergeht die Zeit. Die Hintergrundmusik schlägt Zeit im Hintergrund tot, während ich sie im Vordergrund zu leben hätte.

... Je mehr die Plastik-Kommerzmusik im Hintergrund bleibt, desto stärker ihre Wirkung - und auch, je primitiver sie ist und je öfter sie wiederholt wird. Je mehr man sie verdrängt, desto stärker die Wiedererkennung. Je mehr man weghört, desto größer die Widerstandslosigkeit des Absinkens. Und je mehr man sie noch während des Hörens vergisst, desto weiter in das Innere reicht sie.

Perspektivloses dumpfes Fühlen wird von ihr unterbewusst ausgelöst. Da dieses Gefühl immer zum Schmerz neigt, reizt es zur Aktivität an, "um mir etwas Gutes zu tun" - wenn ich mich schon so sinnlos, traurig und öde fühle. Also konsumiere ich, um die Traurigkeit zu vergessen.

... Im Gegensatz zu landläufiger Meinung (und zum Unsinn des "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte") gilt: Weit tiefer als die Bilder geht das Hören. Das hat unter anderem Jacques Derrida in seinem Spätwerk gezeigt. Das unbewusste Hören steht heute im Dienst der Konsum-Traurigkeit. Damit hat die Populärmusik einen Zyklus, den sie in den 1950er und 1960er Jahren begann, abgeschlossen. War sie am Anfang eine künstlerische Rebellion gegen die Konsumgesellschaft und das Aufzeigen seelischer Alternativen, ist ihre Reintegration in das System des Konsummaterialismus nun endgültig und ohne Reste vollzogen. Populärmusik ist in der Form universaler Hintergrundmusik vom bewussten zum unbewussten Instrument geworden - und vom Akteur des Bewusstseins zu dem des Unterbewusstseins.

... Kommerzielle Hintergrundmusik kündet nicht nur in ihren Inhalten, sondern vielmehr durch ihre bloße Präsenz von diesem Nichts, droht ständig mit ihm, verwirklicht sich in ihm. Sie trichtert dieses Nichts als permanente Seelen- und Gehirnwäsche allen, die die Hintergrund-Radiomusikräume betreten, gnadenlos, unaufhörlich, mit maschineller Präzision ein.

... Doch warum entzieht sich niemand? Warum ertragen alle die Hintergrundmusikräume, ohne zu murren? Warum geben sich alle in diesen Räumen einfach seelisch auf? Oder haben sich Immunitäten entwickelt?

Niemand entzieht sich, weil man die Botschaft unterschiedlicher Lieder und Akteure der Musik-Industrie (die nicht zufällig so heißt) unterbewusst als ein und dieselbe Botschaft versteht - und zwar ganz zu Recht. Hintergrund-Radiomusik behauptet, dass es letztlich nur eine Botschaft gibt: die ewige Wiederkehr des Gleichen ohne Sinn. Und ein Schelm sei, wer Böses dabei denkt. Niemand lenkt hier im Hintergrund die "Gehirnwäsche": keine Verschwörung oder bestimmte Interessen. Sondern die Konsumgesellschaft hat sich ihren Gehirnwäschemodus gewissermaßen selbst geschaffen, und dieser Modus erschafft umgekehrt die gleiche Konsumgesellschaft andauernd neu. Die ewige Wiederkehr des Gleichen ist zur in tausend Liedern und Rhythmen variierten Selbstaffirmation der Konsumtraurigkeit geworden.

Dabei tut die Plastik-Hintergrundmusik viel mehr mit dem Menschlichen, als sie zugibt - vor allem bei jenen, die sie im Alltag schon gar nicht mehr bemerken. Gerade diejenigen, die - vielleicht berufsbedingt - in solchen Räumen leben müssen und sagen: "Ich höre das gar nicht mehr", hören es in Wirklichkeit am allermeisten.

... Die Hintergrund-Radiomusik ... geht viel tiefer, ... und erzeugt einen inneren Ohrwurm materialistischer Sinnlosigkeit. Dass die meisten Radiostationen wie erwähnt tagein, tagaus nur mehr die Top50 spielen, sodass man in drei Stunden Aufenthalt dasselbe Leid dreimal gehört hat, ist das Prinzip der Seelen- und Gehirnwäsche selbst. ... Hintergrundmusik ist die Kulturplage ständiger unterbewusster Seelen- und Gedankenwäsche.

... Es mag provokant wirken, aber für mich ist allpräsente Hintergrundmusik klar illiberale, ja autoritäre Musik. Sie lähmt schöpferische Kräfte herab und lässt Phantasie und Individualität keinen Raum. Stattdessen gleicht sie an und stimmt auf das scheinbar Unvermeidlich ein. Sie ist Selbstknebelung der freiheitlichen, offenen Gesellschaft an ihren Schatten, ihr Nichts: die Indifferenz.

...


Aus: "Hintergrundmusik" Roland Benedikter (02. Januar 2018)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Hintergrundmusik-3929090.html?seite=all (https://www.heise.de/tp/features/Hintergrundmusik-3929090.html?seite=all)

Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 04, 2018, 11:35:58 AM
Quote[...] Ende Dezember hat sich der schwedische Musikstreaming-Anbieter Spotify bei der US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) registriert. Damit bereitet das Unternehmen einen Börsengang im ersten Quartal des neuen Jahres vor. Das berichtet Axios unter Berufung auf mehrere nicht genannte Quellen, auch die Financial Times und das Wall Street Journal schreiben über die Pläne Spotifys. Eine Bestätigung Spotifys gibt es ebenso wenig wie öffentlich einsehbare Unterlagen. Laut Axios werden die entsprechenden Dokumente noch unter Verschluss gehalten.

Außergewöhnlich an Spotifys Börsengang ist, dass das Unternehmen offenbar nicht plant, selbst eigene neuen Aktien feilzubieten (Initial Public Offering, IPO). Es werden also nur jene Aktien gehandelt werden können, die bestehende Aktionäre an der Börse anbieten. Das Unternehmen verzichtet damit zumindest vorerst auf das bei einem IPO auflaufende Kapital, spart aber Zeit und Aufwand sowie die Kosten, die mit einem IPO verbunden sind.

Zusätzlich spart Spotify Zinsen: Ein Teil der Kreditlast weist einen Zinsfuß auf, der alle sechs Monate um einen Prozentpunkt steigt, bis Spotify-Aktien an der Börse gehandelt werden können. Dann können die Gläubiger ihre Forderungen samt Zinsen in rabattierte Spotify-Aktien umtauschen. 90 Tage später dürfen sie diese Anteile wieder verkaufen, während bestehende Aktionäre, darunter auch Mitarbeiter, 180 Tage warten müssen.

Statt Spotify selbst werden also voraussichtlich Gläubiger eine namhafte Zahl an Aktien auf den Finanzmarkt bringen. Werden die Anteile erst einmal gehandelt, wird auch ihr realer Marktwert ersichtlich. Das erleichtert es dem Unternehmen, andere Firmen zu übernehmen und dabei mit eigenen Aktien zu bezahlen. Erst dann können die bisherigen Eigentümer der übernommenen Firma einschätzen, was Spotify-Aktien wert sind, und wie schnell sie zu Geld gemacht werden können.

Am 29. Dezember hat der Musikverlag Wixen eine Milliardenklage gegen Spotify eingebracht. Wixen erhebt darin den Vorwurf, Spotify habe mehr als 10.000 Lieder gestreamt, ohne Lizenzen von Komponisten und Textern erstanden zu haben. Offen ist, welchen Einfluss die Klage auf Spotifys Börsenpläne haben wird.




Aus: "Spotify strebt an die Börse, aber ohne IPO" Daniel AJ Sokolov (04.01.2018)
Quelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Spotify-strebt-an-die-Boerse-aber-ohne-IPO-3932534.html (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Spotify-strebt-an-die-Boerse-aber-ohne-IPO-3932534.html)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 21, 2018, 02:04:32 PM
Quote[...] Einst transportierte Pop Freiheitsversprechen. Die Musik sollte einen wegführen vom Starren und Begrenzten, hin zum Offenen. Bob Dylan, später dann Punk und, partiell, selbst noch Techno: Immer wurde behauptet, dass ein gutes, freies Leben möglich ist - als radikaler Eigensinn, als Negation, als weltverliebter Hedonismus. Misst man Pop nach wie vor an diesen Versprechen, zeugt der Erfolg von konservativen und rechten Pop-Ästhetiken, den der Kulturpublizist Georg Seeßlen in seinem neuen Buch "Is this the End" konstatiert, von einem großen Verlust.

Es sei nicht weniger als "eine Art Endkampf um die Hegemonie im Pop" entbrannt, schreibt Seeßlen. Gegeneinander treten an: die utopischen Restbestände, der Pop der neuen Rechten und der "Pop eines Mainstream, der mit Gewalt zur Indifferenz drängt und schon jetzt von nichts gewusst haben wird" - Letzterer wird in "Is this the End?" vor allem verkörpert durch Helene Fischer, neben dem Philosophen Antonio Gramsci die am häufigsten erwähnte Person dieses Buchs. Ein Lied wie "Atemlos" enthält laut Seeßlen kein Versprechen auf ein besseres Leben mehr, sondern erzählt davon, dass "man zugleich erotisch-abenteuerlich und bürgerlich-kontrolliert ('angepasst') sein kann".

Die Passagen, in denen Seeßlen den zunehmenden Erfolg einer rechten Pop-Ästhetik theoretisiert, gehören zu den klärendsten des Buches. Rechts heißt hier nicht "rechte Parolen" - sondern zuerst nur die komplett humorbefreite Feier des Bestehenden, die sich im Einklang mit der Herrschaft weiß.

Die zentralen Charakteristika des Pop werden in diesem Sinne besetzt und verwandelt. Das Versprechen auf Freiheit und Ungebundenheit scheint nicht mehr allzu glaubwürdig zu sein. In die Leerstelle rückt beispielsweise das Versprechen auf eine widerspruchsfreie nationale Identität. "Dass sich eine Gruppe wie Frei.Wild schon im Namen gleich zwei Begriffe unter den Nagel reißt, mit denen Rock'n'Roll einst magisch verbunden war, und dass sie diese Verbindung dann noch in einen heimatlich-völkischen Kontext rückt, könnte man als semantische Meisterleistung betrachten", schreibt Seeßlen. "Oder als Höhepunkt allgemeiner Verblödung, wie man es nimmt."

Der Erfolg von Frei.Wild hat ein Lebensgefühl zur Voraussetzung, das von der eigenen gefühlten Gängelung zehrt. Starre Identität als Antwort auf - na ja, auf was auch immer. Man weiß nicht so recht, worunter genau diese Leute leiden und ob überhaupt. Laut Seeßlen wiederum ist das Erstarken der Rechten das Symptom, der Neoliberalismus gleichsam der Endgegner - als die Form des Kapitalismus, die immer mehr Menschen in ständiger Unsicherheit hält und sie bis ins Innerste zu marktförmigen Subjekten formen möchte, statt nur schlicht ihre Arbeitskraft auszubeuten.

Zum Prekariat gehört nach Seeßlen in ökonomischer Hinsicht dann der freischaffende Popkritiker genauso wie die Bäckereiverkäuferin. Kulturell getrennt blieben sie, obwohl sie materiell in einer ähnlichen Lage sind. Unter anderem weil die eine, zum Beispiel, Helene Fischer und der andere zum Beispiel Animal Collective hört.

Eine Fragmentierung, die Beherrschbarkeit schafft: Das Prekariat definiert Seeßlen als "Klasse ohne Klassenbewusstsein, ohne Klassenstolz, ohne Klassenorganisation", eine Ansammlung von Individuen, die sich über kulturelle Vorlieben definiert - "die Erfüllung der feuchten Träume von Neoliberalen und Rechtspopulisten gleichermaßen". Man kann das Prekariat wesentlich leichter ausbeuten als Menschen, die sich miteinander über kulturelle Unterschiede hinweg solidarisieren.

So weit ist das alles nachvollziehbar. Nur wäre es erhellender, wenn diese Thesen argumentativ ausgeführt würden, anstatt vor allem gesetzt. Georg Seeßlen hat mit einer Vehemenz Sätze auf die Seiten gebrettert, die in der gern ironisch abgesicherten Popkritik nur selten zu finden ist. Die Familien heute sind "verunsicherte Scherbenhaufen", "wir amüsieren uns, indem wir die Welt töten", und in den "Bibi und Tina"-Filmen tropft "das Grauen der Indoktrination aus jeder Einstellung". Das erzeugt zuerst den Eindruck von Dringlichkeit, auf lange Strecke dann aber ein indifferentes Grundrauschen.

Einen ähnlichen Effekt kann die an manchen Stellen fehlende Sorgfalt haben, wenn es um Namen und Zitate geht. Beth Ditko heißt Beth Ditto, Yello Biafra nennt sich eigentlich Jello Biafra, und die Beatles wollten es "in the road" tun und nicht "on the streets". Wenn die Kleinigkeiten nicht stimmen, sind die großen Thesen vielleicht auch nicht durchgearbeitet.

Das mag stimmen, einerseits. Andererseits schreibt Seeßlen aber ohnehin in einer Weise, die gar nicht im engeren Sinne überzeugen will, sondern nach wirklicher Auseinandersetzung verlangt. Ein Angebot, Gedanken mitzudenken, die hier sozusagen ohne Geländer entfaltet werden. Verborgen hinter den kompromisslosen Sätzen wirkt eine Lust am dialektischen und das heißt hier eben auch am spielerischen Denken. Man läuft los, mit einem ganzen Ensemble von Widersprüchen im Gepäck, und schaut, wo man mit einer starken These ankommt, im besten Fall, ohne dass es sie aus der Kurve trägt.

"Is this the End?" ist so auch eine Aufforderung zur Repolitisierung des Nachdenkens über Popkultur. Ach, und zur Beantwortung der titelgebenden Frage: "Es gibt auch in der Popkultur und ihrer Geschichte keine Alternativlosigkeit", schreibt Seeßlen. Also nein: Das Ende ist noch nicht in Sicht.

Quotemucki007 heute, 11:17 Uhr

2. Nervig

Genau solche Artikel und Meinungen sind es, die heutzutage den Menschen auf die Nerven gehen. Kann ich denn nicht einfach mal Musik hören, egal welche Richtung, ohne alles gesellschaftskritisch zu hinterfragen? Einfach in der heutigen Zeit Spaß an irgendwas haben, ohne sich Gedanken über political Korrektness machen ?


QuoteDas dazu heute, 11:30 Uhr

3. Wie sieht es im Hirn eines solchen Menschen nur aus?
Solch schräge Theorien, Argumente und Meinungen. Der Hr. Seeßlen sollte mal zu einem Doc gehen, wenn er hinter allem und jedem den Klassenkampf und die Unterdrückung vermutet. Man kann über Helene Fischer streiten, ist auch nicht meine Musik. Aber das sie die Aufgabe habe, den Menschen Zuversicht zu geben, ist extrem steil. Musiker wollen meit mit ihrer Musik die Menschen unterhalten. Und Geld verdienen. Beides schafft die Fischer gut. Mehr da rein zu interpretieren, ist krank.


Quotemarkrenton heute, 12:10 Uhr
4. ... alles andere ist nur Pop
Vor Jahren hat der ZDF in seiner Sendereihe History eine interessante Doku über deutschen Schlager (ca 1900 - 2009) herausgebracht, die sehr anschaulich das Wechselspiel zwischen Gesellschaft und Musik illustrierte. Wenn man diese Dynamik mit berücksichtigt, wird einem schnell klar wie kurzsichtig die hier dargestellten Beobachtungen sind. Schlager- und Popmusik lebt von einer hohen Verbreitung und guten Verkaufszahlen (daher MusikINDUSTRIE) dadurch kann sie auch zu einem identifikationsstiftenden Mittel werden: Die Musik der 60er, 70er, 80er und 90er war hedonistischer und freiheitssuchender, da die Leute einen Kontrast zu den noch vorherrschenden bürgerlichen Konventionen und den Schrecken des Kalten Krieges gesucht haben. Parallel dazu kann man sich auch die erfolgreichen Filme aus diesen Jahren ansehen, die sich analog entwickelten. Seit dem 11. September ist die Stimmung im Westen umgeschlagen und zusammen mit der Finanz- und Wirtschaftskrise, hat sich eine art Neo-Biedermeier entwickelt, wo sich ein Großteil der Bevölkerung nur noch Stabilität und Sicherheit wünscht. Siehe dazu die Renaissance der sogenannten preussischen Werte und Nostalgie nach den 80ern und 90ern. Hinzukommt, dass die Gesellschaft so wie die Eltern - die alten Rebellern der 60er, 70er und 80er Jahre, nur wenig Potential liefern, um sich dagegen aufzulehnen. Zu verständnisvoll. Da helfen nur noch griffe in deren Taboo-Kiste (Frei.Wild, Kollega... etc) Was Herr Seßleen geflissentlich übersieht ist die hoher diversifikation des Musikangebots: Noch nie war es so einfach eigene Musik zu veröffentlichen oder an unbekannte Künstler heranzukommen - Musik wird individueller und spezifischer. Das dies gegen den überholten Klassengedanken (Den Brecht'schen Arbeiter ist ein Fabeltier) von Herrn Seßleen geht, ist schade. Kurzum... Nein, es ist nicht das Ende. Nur eine Phase. Musik spiegelt die Gesellschaft und liefert wie der Tamborine Man nur das, was wir wollen:) Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei, Auf jeden Winter folgt auch wieder ein Mai. Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei, Erst geht der Hitler und dann auch die Partei.


Quoteericstrip heute, 12:29 Uhr

7.

... Subkulturen entstanden vor allem, um einen Halt in einer gleichgesinnten Gruppe zu finden und sich von den Eltern abzugrenzen. Es geht bei Musik um das persönliche Gefühlsmanagement, nicht um die Revolution.


...


Aus: "Eine Art Endkampf" Benjamin Moldenhauer (21.05.2018)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/is-this-the-end-von-georg-seesslen-eine-art-endkampf-a-1205222.html (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/is-this-the-end-von-georg-seesslen-eine-art-endkampf-a-1205222.html)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 22, 2018, 09:30:49 AM
Quote[...] Der US-Kongress arbeitet an einer Gesetzesinitiative, mit der altgediente Musikkünstler und Tonträgerhersteller für ihre "wichtigen Beiträge zur Gesellschaft" belohnt und ihre Werke deutlich länger vergütet werden sollen. Laut dem Entwurf für einen "Compensating Legacy Artists for their Songs, Service, and Important Contributions to Society Act " werden digitale Übertragungen von Musik- und Tonaufnahmen, die zwischen 1923 und 1972 entstanden sind, bis 2067 urheberrechtlich geschützt. Das Copyright würde damit im Extremfall 144 Jahre lang gelten, während die Schutzfrist in den USA im Regelfall derzeit 95 Jahre beträgt, was im internationalen Vergleich bereits lang ist.

Mit dem "Classic Act", den das US-Abgeordnetenhaus jüngst bereits befürwortete, wären fast alle Einspielungen von Musikstücken aus der Zeit vor 1972 bei einer Wiedergabe etwa über das Internet länger als 95 Jahre geschützt und müssten entsprechend vergütet werden. Wer ein entsprechendes Werk etwa in ein kommerzielles Video, eine Audio-Dokumentation oder einen Podcast einbauen wollte, müsste dafür zahlen und den oder die Rechteinhaber ausfindig machen. Ein zentrales Verzeichnis der Urheber oder Produzenten beziehungsweise ihrer Erben gibt es gerade für derart alte Aufnahmen aber nicht, was die Betroffenen in der Praxis vor große Probleme stellen dürfte, da sie in den meisten Fällen die Einwilligung der Rechteinhaber für eine Wiedergabe einholen müssten.

Das Gesetz würde ferner alle einschlägigen Tonaufnahmen von verbrieften Nutzerrechten etwa für Bildungszwecke ausnehmen sowie in vielen US-Staaten zunächst ein neues Recht für digitale öffentliche Aufführungen und Musikeinspielungen schaffen. Zudem würden sich die USA mit der umfangreichen Schutzdauerausweitung vom Rest der Welt abkoppeln. So war in der EU die entsprechende Frist für Musikkünstler und die Plattenindustrie zuletzt 2009 von 50 auf 70 Jahre ausgedehnt worden. Die EU-Kommission konnte sich dabei nicht mit ihrem Vorschlag durchsetzen, die Urheberrechtsgeltung auf 95 Jahre nach US-Vorbild zu verlängern.

Glaubt man europäischen Sachverständigen, ist das Copyright mit derlei Schritten längst "vollkommen aus dem Ruder gelaufen". Auch in den USA wächst nun der Protest gegen das neue, zunächst weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt vorangetriebene Unterfangen. So haben in dieser Woche 42 Rechtsgelehrte einen Brandbrief an die zuständigen Politiker im US-Senat geschrieben, wo der Entwurf als nächstes behandelt werden soll. Sie warnen darin, dass der "Classic Act" mit den eigentlichen Copyright-Zielen unvereinbar und insgesamt unverhältnismäßig sei. Anreize, neue Werke zu schaffen, würden damit nicht geschaffen, sondern allein bestehende Rechteinhaber belohnt. Das mit nichts zu rechtfertigende Vorhaben dürfte ihrer Ansicht nach parallel "schädliche Auswirkungen auf die Öffentlichkeit" entfalten.

Zu den Unterzeichnern des Schreibens gehört der Harvard-Rechtsprofessor Lawrence "Larry" Lessig, der seit Langem gegen die Auswüchse des Copyright-Systems kämpft und als Alternative das "Creative Commons"-Modell mit ausgeweiteten Nutzerprivilegien ins Leben gerufen hat. In einem Meinungsbeitrag für "Wired" erinnert der Experte daran, dass der Kongress just vor knapp 20 Jahren mit dem "Sonny Bono Act" die allgemeine Copyright-Schutzdauer um 20 Jahre erweitert habe. Mit der elften einschlägigen Ausdehnung innerhalb von 40 Jahren habe der US-Gesetzgeber dafür gesorgt, dass berühmte Werke einschließlich der Disney-Schöpfung Micky Maus nicht in die "Public Domain" wanderten und damit frei nutzbar gewesen wären.

Lessig hatte damals Eric Eldred, den Betreiber eines Internetarchivs, bei einer Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz unterstützt. Der Supreme Court wies die Klage 2003 aber zurück. Dabei ließ das oberste US-Gericht jedoch durchblicken, dass es davon ausgehe, dass die 95-jährige Copyright-Frist nun ausreiche. Weit gefehlt, interpretiert Lessig die neue Initiative. Käme dieses bedingungslose, nicht einmal eine Anspruchsanmeldung erfordernde "Geschenk" an alte Schöpfer und Produzenten im Musiksektor auch durch den Senat, sei davon auszugehen, dass sämtliche Rechteinhaber für alle Werkkategorien gleiche Bedingungen einforderten. Mit dem Ansatz aus der Verfassung, dass das Copyright "Fortschritt fördern" solle, habe dies absolut nichts mehr zu tun. (Stefan Krempl) / (bme)

QuoteDanny Schneider, 21.05.2018 00:16


all diese Gesetze kranken an einem entscheidenden Punkt...

kommt der Rechteinhaber zu dem Schluß, das das Verwerten der Rechte nicht rentabel genug ist, dann verschwindet die Kunst im Nirwana...
klar gibts das Bach Konzert X nicht mehr von Orchester Y zu kaufen, gibt es noch 100erte alternativen im Handel.
Aber bei kleinen Gruppen ist das anders. ich habe mal die CD's von Count Raven >15Jahre gejagt, bis zum Glück ein kleines Label die noch mal aufgelegt hat. Zuvor gab es maximal schlechte gebrauchte, zu knackigen Preisen. Und so hab ich noch mehr Kandidaten in der Sammlung.
Das RECHT etwas verwerten zu dürfen müsste die Pflicht beinhalten zu verwerten und zwar zu fairen Preisen.
wird ein Recht nicht genutzt, sollten die Werke sagen wir nach spätestens 5 Jahren an die Allgemeinheit fallen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.05.2018 00:18).


QuoteFusionsramme, 20.05.2018 15:01

... Werke für 3-4 Generationen einer freien Nutzung und Bearbeitung zu entziehen, ist vollständiger Irrsinn und giergetriebene Lobbypolitik. Ebensogut kann man das Gesetz "Money for Nothing"-Bill nennen. ...


QuoteAlita, 19.05.2018 22:05

Ich gratuliere allen 200-jährigen, dass sie bis zum Ende von ihren Jugendwerken leben können.


Quotevitvit, 19.05.2018 18:59

Ist das krank!


...



Aus: "US-Kongress erwägt Copyright-Verlängerung auf bis zu 144 Jahre" (19.05.2018)
Quelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Kongress-erwaegt-Copyright-Verlaengerung-auf-bis-zu-144-Jahre-4052607.html (https://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Kongress-erwaegt-Copyright-Verlaengerung-auf-bis-zu-144-Jahre-4052607.html)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 30, 2018, 12:30:50 PM
Quote[...] Wie eine aktuelle, vom Streamingdienst Deezer in Auftrag gegebene großflächige Studie belegt, hört der Mensch zudem ungefähr mit 30 Jahren auf, neue Musik zu hören. Das mag mit den Lebensumständen, etwa der Gründung einer Familie, zu tun haben. Allerdings ist es ebenso möglich, dass dies aus einer gewissen Bequemlichkeit heraus geschieht und auf dem dumpfen Gefühl beruht, alles schon erlebt zu haben.
... Die diversen Spielarten von Metal sorgen neben Schlager und Volksmusik für Kontinuität auf dem Markt. ... Seit Mitte der 1980er-Jahre existiert in diesem Zusammenhang also Metal als wertkonservative beziehungsweise fundamentalistische Angelegenheit. Betrachtenswert hier auch der dem Ethos des Handwerkertums entliehene Begriff des "True Metal", der die Jünger auf Kurs halten soll. Geprägt von der definitiv nicht von Einflüssen der Moderne und jüngeren zivilisatorischen Errungenschaften beschädigten US-Band Manowar ("Death to false metal!") setzt man auf die guten alten Zeiten und angesichts aktueller Bedrohungen im Leben auf den sicheren Rückzug in "safe spaces" für Männer, wie sie heute Gott sei Dank nicht mehr als Standardausführung gebaut werden. ... Man wird sich davon etwa auch in Wien bei den britischen Heavy-Metal-Veteranen Judas Priest oder deren Vorprogramm, den deutschen True-Metallern Accept überzeugen können: Wahrer Metal bedeutet nicht nur Handwerk mit goldenem Boden. Er bedeutet auch: Stillstand ist besser als Veränderung.  ...

QuoteMark Syl

und es stimmt überhaupt nicht. gerade metal ist derartig vielschichtig und entwickelt sich permanent weiter. hier wird derartig viel experimentiert, es gibt unzählige genres, die einfach herausragend innovative bands rausbringen... selten so einen schmafu gelesen. mit dieser superlächerlichen arroganz


Quote
Titeuf

Um die 30 entscheidet sich halt, ob man Musikliebhaber ist, oder nur einen Soundtrack zum Leben(sgefühl) brauchte. In ersterem Fall hört man nie auf neugierig zu sein und genießt diesen speziellen Kick, wenn sich im Inneren ein Schalter umlegt und sich einem (wieder) eine ganz neue Musikwelt öffnet. In zweiterem Fall geht's halt vorrangig um Erinnerungen und darum sich wieder wie in der Jugend zu fühlen.


Quotetnt

Solange es Metal gibt, braucht der Mensch nix anderes...
Was soll denn auch die Alternative sein? ...


Quote
Heísenberg

Manowars
Selbstinszenierung als Unikat und Verfechter der "wahren" Metalmusik ist eigentlich ziemlich clever. Sie kokettiert mit der genuinen Vielfalt an Subgenres innerhalb des Metal-Spektrums und treibt das kulturelle Selbstverständnis der Szene als soziogene Entität, die sich in individualistischer Abgrenzung zum Mainstream versteht, in satirischer Überhöhung auf seine Spitze. Eine bewusst kantige und geschickte Provokation, die bei ihren Anhängern eine beinahe schon sektenartige Verehrung entstehen lässt, gleichermaßen aber all jene abstößt, die den artifiziellen Selbstkult der Band als übertriebene Selbstgefälligkeit und Präpotenz missverstehen.


Quote
Stephen Morrissey

Alles über einen kamm geschoren, ein echter schachinger! ...


Quote
Prof.Dr.Tyler Durden

Wieso? - Ältere Herren im Leopardentanga sind doch voll True Metal ;). Fighting the World


Quote
Happy Monday

Ich glaube, Metal mögen hierzulande so viele, weil es irgendwie ein Rückzugsort für weiße Männer ist: da fordert niemand Gender-Quoten, da beschwert sich niemand über fehlende Diversität. Ganz wie früher ;)


Quote
barsimga

pff... Manowarfans und ihr TrueMetal-Geschwurbel ist mir ja das liebste. Manowar ist ja eigentlich Schlager mit verzerrten Gitarren:
Einfache Strukturen
Lieder zum Mitsingen
Quasi nur ein Thema: brüderliche Liebe
eine Prise Sexismus

...und sich selbst als Hüter des wahren Metals aufspielen


Quote
Der große General

Manowar hat deutlich mehr mit Richard Wagner und klassischer Musik gemein, als mit irgendwelchen Schlagern. Siehe "Gods of War".


Quote
Eine Prise Skepsis

Manowar als Vorreiter des Metals zu bezeichnen ist halt auch bisserl suspekt. Die haben ihre Nische gefunden und reiten ihr Gimmick bis in den Abgrund. Wer deren Geschwafel zu 100% ernst nimmt, dem ist nicht zu helfen. Aufs Konzert bin ich trotzdem gern gegangen, weils einfach ein geiles Erlebnis war. Und ich geh wieder hin. ...
   

Quote
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Das mit der leicht konservativen Ausrichtung der Metaller stimmt sicher. Wenn heute einer mit einem Master of Puppets T-Shirt herumläuft ist das schon fast ein Bekenntnis zu klassischer Musik. ...


Quote
Hosenträgerträger

Witztig... Ich packe grad für Wacken.


Quote
fandessportsingrossemstile

Jede Musikrichtung sollte seine Berechtigung haben
Aber Metal ist schon mächtig geil


...


Aus: "Wie "True Metal" für Kontinuität auf dem Musikmarkt sorgt" Christian Schachinger (28. Juli 2018)
Quelle: https://derstandard.at/2000084269896/Wie-True-Metal-fuerKontinuitaet-auf-dem-Musikmarkt-sorgt (https://derstandard.at/2000084269896/Wie-True-Metal-fuerKontinuitaet-auf-dem-Musikmarkt-sorgt)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 07, 2018, 05:25:46 PM
Quote[...] Britney Spears ist wieder auf Tour und verbrennt öffentlich Kalorien. ... Gestern Abend in Berlin hatte Spears nichts zu sagen oder zu singen. Sie bewegte ja nicht einmal die Lippen ordentlich zum Playback. Die Botschaft, die darin steckte, war stärker als der ganze Wirbel aus Laser, Tanz und Bühnenbild, in dem sie immer wieder verloren ging. Als Sprachrohr steht Britney Spears nicht mehr zur Verfügung.

QuoteIchBinKeinNazi #8

Britney verdient ein Bildungsroman.


QuoteSi.tacuisses #8.1

Und Sie verdienen einen Akkusativ.


Quotebauerhans #16

Sie ist ein gesamtkunstwerk,aber davon verstehen sie nix.


QuoteOssilant #26

Hatte Britney je etwas zu sagen?
War sie je ein Sprachrohr?

Vor 20 Jahren war sie ein Popsternchen, ziemlich erfolgreich, besser als ihre Konkurrentinnen Christina Aguilera oder Mandy Moore. Harmlose Popstückchen mit großem Hitcharakter, das, was 9 jährige Mädels so hören, die gerne mit ihrer Mutti shoppen gehen und sich ein Pony wünschen.

Britney hatte das Pech schlimme Eltern zu haben, die an ihr zu gut verdient haben, dass sie sie geopfert haben. An die Unterhaltungsindustrie.

Lasst Britney auftreten und die Leute ihr beim tänzeln zugucken. Sie tut keinem weh.


Quotebatou2 #29

"Man fragt sich, wie sie zur quasi-feministischen Ermächtigungsikone werden konnte."

Wer fragt sich das?


QuoteDer Quotenwagnerianer #33

Wieso kann es eigentlich nicht auch ein feministisches Statement sein sich die Freiheit zu nehmen halbnackt mit dem Arsch zu wackeln und die feuchten Träume von Männern zu bedienen?
Das ist auch Macht.


QuoteMrMonk #36

Wenn ich mich dunkel an die Zeit erinnere, dann richtete sich das Marketing hauptsächlich an Mädchen in ihrer Altersgruppe, die dann tagelang mit ihren Freundinnen diverse Tanzeinlagen im Kinderzimmer analysierten und nachahmten, um sie dann beim nächsten Schulfest Freunden und Verwandten stolz vorzuführen. Ihre Konzerte dürften von der gleichen Klientel besucht worden sein, sieht man einmal von den Eltern ab, die chauffieren mussten.

Dazu kam ja dieses ständige Hervorheben in den Medien, dass frau noch Jungfrau sei. Schließlich wollte man sich ja seine vom Mickey Mouse Club herübergeholten Fans und ihre Eltern nicht verschrecken. Christina Aguilera, die ja zur gleichen Zeit populär wurde, setzte da sehr offen auf ein ganz anderes Image und wurde wohl auch deshalb nur Zweite, was den kommerziellen Erfolg angeht.

Als man dieses "kultivierte Bild eines keuschen Vorzeigemädchens kurz vor der sexuellen Erweckung" nun wirklich niemandem mehr verkaufen konnte, war der Ofen aus, und alle Versuche eines Neuanfangs vor vorneherein gescheitert. Was sollte da auch woher kommen? Nirgends wurde das besser sichtbar als bei ihrer Version von "I Love Rock 'N' Roll". Wie armselig und traurig zugleich!

Und zum "Feminismus" in diesem Zusammenhang hat Susan J. Douglas in "The Rise of Enlightened Sexism: How Pop Culture Took Us From Girl Power to Girls Gone Wild" eh schon alles Wichtige gesagt.


QuoteDolodobendan #40

Ich hatte Britney Spears eigentlich so eingeschätzt, dass sie eben das sagt und singt, was ihr Management und ihre Songschreiber sie sagen und singen lassen. Hübsche Melodien, ein bisschen frecher Text, aber sie ist doch nie eine Künstlerin mit eigener Botschaft gewesen...jedenfalls in meiner Wahrnehmung. Kann es sein, dass die Ikonisierung nur in der Presse stattfand?


...



Aus: "Nichts zu sagen, nichts zu singen" Eine Rezension von Daniel Gerhardt, Berlin (7. August 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/musik/2018-08/britney-spears-karriere-konzert-berlin/komplettansicht (https://www.zeit.de/kultur/musik/2018-08/britney-spears-karriere-konzert-berlin/komplettansicht)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 26, 2018, 09:45:54 AM
Quote[...] Die Analysten im Datencenter in Kalifornien können ermitteln, welcher Song in welcher Stadt zu einer bestimmten Uhrzeit nachgefragt wird; sie können in Echtzeit feststellen, ob ein Stück das Potenzial hat, ein Hit zu werden. Das Problem, das die Musikindustrie jahrzehntelang nicht lösen konnte, scheint Shazam überwunden zu haben: mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit vorauszusagen, welches Stück ein Hit wird.

... In einem Konferenzzimmer des US-Hauptbüros von Shazam in Midtown Manhattan sitzt der Chef Rich Riley, 41. Offenes Hemd, Jeans, ein Lächeln wie in der Werbung. An den Wänden goldene Schallplatten: ,,Most Shazamed Artist 2011 – Rihanna". Solche Auszeichnungen sind inzwischen fast so begehrt wie richtige Goldene Schallplatten. ,,Fast 600 Millionen Menschen haben unsere App auf ihre Telefone geladen, und mehr als hundert Millionen benutzen sie monatlich. Das ist ein riesiges Kapital", sagt Riley. Zwei Charakteristika machten die Daten so wertvoll: ,,Es sind fast ausschließlich positive Rückmeldungen, denn wer einen Song shazamt, der mag dieses Stück. Und sie sind hyperlocal. Das heißt, ich kann sie geografisch bis auf ein Stadtviertel runterbrechen."

Musiker und Labels, Konzertveranstalter und Werber sind verrückt nach diesen Informationen.

... Im Februar 2014 kündigte die Firma eine strategische Allianz mit Warner Music an, denn in Zukunft will Riley auch selber Musik produzieren. ,,So können wir unser Datenkapital effektiver nutzen." Man hat aus dem Fall der Neuseeländerin Lorde gelernt: Bevor sie 2013 einen Vertrag bei Republic Records unterschrieb, wusste bei Shazam jeder, dass sie Erfolg haben würde. So extrem waren die Suchanfragen nach ihren Songs in Auckland und Wellington und kurz darauf in Melbourne und Sydney in die Höhe geschossen.

Der ,,Shazam-Effekt", wie der Einsatz von Big Data in der Musikindustrie genannt wird, verändert diese rasant und radikal. Noch 2011 spielten Daten in der Branche eine untergeordnete Rolle, heute fällt keine Entscheidung mehr ohne sie. Besonders das Berufsbild des Talentsuchers beziehungsweise Artist & Repertoire (A&R) Managers hat sich gewandelt. Früher verbrachten die Leute, die dafür zuständig sind, neue Künstler zu entdecken, die meiste Zeit in Clubs. Im Jahr 2015 sitzen sie vor Monitoren.

... Sam Pucci trägt den Titel Intelligence Architect, ist seit den Anfängen dabei und sagt: ,,Die Daten zu sammeln ist nicht schwer. Aber es gibt zwei Probleme: den Wust zu ordnen, zugänglich zu machen und herauszufiltern, welche Daten wirklich Aufschlüsse liefern. Ein Erfahrungswert ist zum Beispiel, dass Likes auf Facebook sehr viel weniger aussagekräftig sind als Anfragen bei Wikipedia oder Shazam." Die Arbeit hier unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der bei der NSA, nur scheint NBS deutlich intelligentere Systeme zu entwickeln, um die entscheidenden Daten von den wertlosen zu trennen.

Noch vor ein paar Jahren benutzten Musiklabels zur Datenanalyse eine Methode aus dem vorigen Jahrhundert. Praktikanten filzten Websites und notierten die Zahlen für die jeweiligen Künstler. ,,Inzwischen arbeiten fast alle großen Player von Sony bis Instagram mit uns zusammen oder entwickeln ihre eigenen Big-Data-Abteilungen", sagt Pucci. ,,Es ist ein gigantischer Informationsaustausch. Wir stellen unsere Daten gegen eine Gebühr zur Verfügung, und unsere Kunden wiederum haben ein Interesse daran, dass wir ihre Daten bekommen, damit wir ihnen ein komplettes Bild liefern können."

... Mit dem Musikmagazin »Billboard« veröffentlicht Next Big Sound eine Social-50-Liste mit Musikern, die in sozialen Netzen am gefragtesten sind (seit Monaten fast immer auf Platz eins: Taylor Swift); in den Next-Big-Sound-Charts tauchen die Künstler auf, die laut den Algorithmen der Firma die größten Chancen auf kommerziellen Erfolg haben. Anfang Mai lag der Bluegrass-Sänger Chris Stapleton vorn.

... Bevor die digitale Revolution die Branche in eine Existenzkrise stürzte, war die Musikindustrie für zweierlei bekannt: rauschende Partys und ahnungslose Manager. Wie soll man wissen, bei welchem Künstler sich teures Marketing lohnt, wenn alle Entscheidungen auf dem Bauchgefühl einiger reicher Männer in Los Angeles und New York beruhen? Also manipulierten die Labels oft ihr wichtigstes Marketing-Instrument, die Billboard Hot 100.

Bis 1991 basierten die Charts auf offenbar frisierten Händlerbefragungen. Nachdem ab 1991 die tatsächlichen Verkäufe in die Charts einflossen, tauchten plötzlich Richtungen auf, die zuvor kaum vertreten waren, zum Beispiel Hip-Hop oder Country.

... Die Musikindustrie kannte also offenbar ihre Kundschaft nicht und kaschierte die Ahnungslosigkeit durch Manipulationen. Als das Internet die wirtschaftliche Basis der Branche zerstörte, rächte sich die Ignoranz. ,,Ich erinnere mich an eine Sitzung Mitte der Neunzigerjahre in Detroit", sagt Marc Geiger. ,,Wir sollten den Chefs der größten Labels das Internet erklären. Meine Kollegen und ich sagten immer: ,So werdet ihr in einem Jahr eure Musik verkaufen.' Wir waren vielleicht ein wenig zu optimistisch, aber im Grunde hatten wir recht. Die Plattenbosse guckten auf ihre Macintosh-Bildschirme und winkten ab."

... Shazam veröffentlicht offiziell keine Geschäftszahlen. Der Umsatz soll 2013 laut Medienberichten bei etwa 50 Millionen Dollar gelegen haben und im Schnitt jährlich um 40 Prozent wachsen. Im Januar sammelte das Unternehmen von einer Investorengruppe 30 Millionen Dollar ein für fast drei Prozent der Anteile – Shazam wäre demnach mehr als eine Milliarde Dollar wert. ,,Unser Plan ist, nicht von einem Giganten geschluckt zu werden, sondern selber einer zu werden", sagt Riley, der von Yahoo kam, um diesen Plan umzusetzen. Er will das Shazam-Prinzip auf Filme, Bilder, Texte und Produkte ausweiten. ,,Stellen Sie sich vor, was wir mit all diesen Daten anfangen könnten."

...


Aus: "Talentsuche per App" Lars Jensen (2015)
Quelle: https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2015/talent/talentsuche-per-app?utm_source=zeit&utm_medium=parkett (https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2015/talent/talentsuche-per-app?utm_source=zeit&utm_medium=parkett)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 21, 2019, 10:38:01 AM
Quote[...] Mit dem Versprechen, Benutzern den perfekten Soundtrack für jeden Moment ihres Alltags zu bieten, haben sich Spotify-Gründer Daniel Ek und sein Team vor einigen Jahren darangemacht, den Weltmarkt zu erobern. Es scheint zu funktionieren. Auch wenn Musikliebhaber, die den Streamingdienst als schier unerschöpfliche Suchmaschine schätzen, das thematische Playlisting als furchtbar mainstreamig empfinden.

... Während Nerds und Nischenhörer weiterhin für den bloßen Zugriff auf Daten bezahlen, möchte der Durchschnittskonsument heute scheinbar schlicht den passenden Mix: musikalisches Convenience-Food, digitale Fetenhits und Kuschelrock-Compilations.

"Indem sie beständig verringert, was wir noch zu tun bereit sind, wird die Benutzerfreundlichkeit zur Beschränkung," schrieb Tim Wu neulich in der New York Times. Besonders im Hightechbereich sei der Kampf um die einfachste Bedienbarkeit längst zum Kampf um Marktanteile geworden. Angetrieben durch die Macht der Gewohnheit und die Logik des Wachstums, führe unsere Vorliebe für alles Bequeme zu einer Art ökonomischen Gewaltspirale: "Je einfacher es ist, Amazon zu benutzen, desto mehr Zeit verbringen wir auf der Plattform – und desto einfacher erscheint uns wiederum die Bedienung." Bequemlichkeit ist kein Bonus mehr, sondern längst Must-have. Jedes erfolgreiche Tech-Unternehmen feilt scheinbar unentwegt an effizienteren, benutzerfreundlicheren Features.

Spotifys wichtigste Investition in Sachen Benutzerfreundlichkeit war der Erwerb von Echo Nest im Jahr 2014. Die US-amerikanische Music Intelligence Platform hatte sich als Forschungsprojekt am MIT Media Lab gegründet und auf die digitale Verstichwortung von Musik spezialisiert. In Söderströms Worten brachte man mit der Übernahme die besten Entwickler im Bereich der Musikkategorisierung mit Spotifys Daten zusammen, um gemeinsam am "bedeutendsten und größten Playlistingsystem der Geschichte" zu bauen. Ein Jahr zuvor hatte Spotify bereits die Onlineplattform Tuningo gekauft, die Playlists für bestimmte Stimmungen und Tätigkeiten des Alltags generierte. Mit Tuningo übernahm man rund 20 Musikredakteure, seither wächst das Team der "Kuratoren" beständig. Um dem Angebot eine menschliche Note zu geben, setzt Spotify neben Experten auf Crowdsourcing – und erfindet immer seltsamere Features.

2016 hat es eine Zusammenarbeit mit der Dating-App Tinder gegeben, um potenzielle Partner nach Musikgeschmack zu matchen. Ende vergangenen Jahres kam die Cosmic-Playlist, eine Art musikalisches Horoskop, das eine Astrologin einmal im Monat für jedes Sternzeichen zusammenstellt. Gemeinsam mit AncestryDNA, einem US-Unternehmen, das gegen Speichelprobe und Bezahlung das Genom von Privatpersonen entschlüsselt, hatte man kurz zuvor bereits Playlists passend zum Erbgut seiner Kunden erstellt. Ob der US-Bürger mit neu entdeckten deutschen Wurzeln das Gefühl hat, sich dank Nena in der Tracklist selbst näherzukommen? Imagemäßig war das Projekt eine ziemliche Pleite. Aber neue Schlagzeilen und Nutzerdaten brachte es Spotify allemal.

Egal, was eine Playlist behauptet zu sein oder zu bieten, geht es am Ende natürlich um die Verfeinerung von Userprofilen. Während an der Benutzeroberfläche nur sichtbar ist, wie viele Abonnenten die Playlist hat, wird das Nutzerverhalten intern genau diagnostiziert: Was wird wie oft und zu welcher Uhrzeit gespielt? Wo wird weitergezappt? Was gelikt und in die eigene Bibliothek übernommen? Anders als ihr analoger Vorläufer, der Sampler, erlaubt die Playlist Streamingdiensten und Plattenfirmen, ihr Angebot akribisch zu testen. Netflix hat es vorgemacht und verordnet uns Filme mittlerweile fast medikamentös, auf Basis computergenerierter Microgenres wie "Feel-good Romantic Spanish-Language TV-Shows": Was häufig gesucht und geklickt wurde, wird irgendwann als Kategorie angeboten oder gleich on demand produziert. 

Spotifys Mechanismus basiert auf einer symbiotischen Verbindung von Mensch und Maschine: Jeder Nutzer, der selbst Playlists macht, gruppiert bestimmte Lieder und vergibt durch Headlines wie Happiness, Hymnen, Hatecore oder Symphonien fürs Frühstück Etiketten, von denen das ganze System profitiert. Weil wir alle unseren Teil dazu beitragen, die Performance der Plattform zu verbessern, sind wir, in Spotifys Sprache, "part of the band". Zumindest sind wir es, die der Plattform den Datenvorteil bescheren, auf dessen Basis sie auch anspruchsvollen Hörern erstaunlich gute Vorschläge macht.

Tatsächlich gibt es kaum Spotify-Nutzer, die das recommendation-Feature des Streamingdienstes nicht großartig finden. Selbst wem die ungefragte Stilberatung zunächst so übergriffig vorkam, wie die einer Kaufhausangestellten in der Unterwäscheabteilung, war irgendwann bereit, ihren Wert murrend anzuerkennen. Besonders Nischenhörer haben den Anspruch, das eigene Repertoire immerfort zu erweitern. Manch einer mag sich der Zusammenstellung manueller Playlists heute mit derselben Hingabe widmen, mit der er früher mal Mixtapes gemacht hat. Aber natürlich wissen wir alle, dass die Zukunft des Musikhörens anders aussieht. Nämlich smart, vollautomatisch und präzise personalisiert. An die Stelle des alten Versprechens, körperliche Arbeit zu minimieren, ist die Aussicht auf Vermeidung jener mentalen Anstrengungen getreten, denen es bedarf, um Entscheidungen zu treffen.

Spotifys Entwickler haben sich das Prinzip der self-driving playlist bei Google Plus abgeguckt, sagt Produktchef Söderström. Während Apples iPhoto lange auf ein manuelles Sortiersystem setzte, machte man sich bei Google vergleichsweise früh die Fortschritte der Datenanalyse zunutze, um ein selbst sortierendes Bildarchiv zu programmieren. Der Ansatz ließ sich auf die Musik übertragen. Mittlerweile stellt Spotify seinen Nutzer neben Playlists und persönlichen Vorschlägen längst Widgets zur Verfügung, die händisches Sortieren scheinbar hinfällig machen. Das, was wir hören wollen, soll in den entsprechenden Fenstern künftig automatisch erscheinen und dabei ständig neue Entdeckungen liefern.

Der persönliche Wochenmix Discover Weekly war Spotifys erste self-driving playlist, es folgten die Zeitkapsel, der Release Radar und eine Reihe individualisierter Mixtapes. Doch während wir am laufenden Band Lieder angeboten bekommen, bleibt uns immer weniger Zeit, sie zu hören.

Spotify hat sich längst darauf eingestellt, dass immer mehr Menschen eher beiläufig Musik hören, beim Trainieren, Arbeiten oder Einschlafen. Gleichzeitig trägt man mit musikalischen moodboards dazu bei, dass immer mehr Menschen sie als reines Beiwerk empfinden. Nachdem Streaming die Musik als Produkt grundlegend verändert hat, verändert Playlisting die Art und Weise, in der wir sie konsumieren. Im schlimmsten Fall verlernen wir, Dissonanzen zu schätzen.

Damit uns die digitale Welt mal überrascht, bedürfe es "Algorithmen für Disruption", schrieb Claudius Seidl kürzlich in der FAZ. Spotify arbeitet daran. Die Playlist B-Seite, die in der englischen Version Tastebreakers heißt, möchte unseren musikalischen Horizont mit Titeln und Genres erweitern, die wir sonst nicht hören – von denen der Algorithmus aber annimmt, sie könnten uns trotzdem gefallen. Meine tastebreakers sind Kraftwerk und Hildegard Knef, aber auch Musiker, von denen ich tatsächlich nie gehört habe. Vielleicht ein Anfang, obwohl – oder gerade weil – mir die meisten nicht auf Anhieb gefallen. Doch die Logik der Algorithmen bleibt gleich: survival of the hippest. Was nicht gleich gern gehört wird, wird aussortiert.

Auch in analogen Zeiten haben sich viele Alben wegen Hitsingles verkauft. Aber den Rest nahm man eben zwangsweise mit, ließ sich von hidden tracks erschrecken, hörte sich durch Dramaturgien – und dabei in so manchen Song hinein. Nicht alle Lieblingslieder haben auf Anhieb gefallen oder bieten sich an, um uns als Stimmungstapete durch den Tag zu begleiten. Längst nicht alle sind eingängig; viele wollen es bekanntlich nicht sein, andere brauchen Zeit. Letztere muss sich weiterhin nehmen, wer nicht in maschinenkuratierten Lebenssoundtracks eingelullt werden will.

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Aus: "Playlist: Verloren in Musik" Anna Sinofzik (20. März 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/entdecken/2019-03/playlist-spotify-musik-streaming-track-hit/komplettansicht (https://www.zeit.de/entdecken/2019-03/playlist-spotify-musik-streaming-track-hit/komplettansicht)

Quoteno-panic #1

Die "Brigitte" hatte mal Kochrezepte nach Sternzeichen geordnet/zugeordnet. Ich muss heute noch würgen, wenn ich daran denke, was mir als bestimmtem Sternzeichen schmecken sollte. ...


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Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 25, 2019, 12:30:13 PM
Quote[...] Blackpink wollen mit ihrer Musik das gesamte Universum erreichen oder doch zunächst einmal den gesamten Planeten. Diesen Anspruch untermauerten sie etwa noch damit, dass sie nach den ersten vier Liedern eine lange Videoprojektion in den Auftritt integrierten, in der man ihre Fans aus sämtlichen Teilen der Erde dabei beobachten konnte, wie sie die zuvor live gehörte Musik in eigenen Internetfilmen interpretierten. So sah man Blinks – wie die Blackpink-Fans sich selbst nennen – aus Neuseeland, Ungarn und den Philippinen, aus Tschechien, Deutschland, den USA und von sonstwo, wie sie zu den Melodien ihrer Idole sangen, tanzten, Gitarre spielten, Rhythmuscomputer bedienten und nicht zuletzt auch in militärisch wirkenden Formationen marschierten.

Letzteres passte besonders gut, denn der bereits erwähnte, bislang bedeutendste Hit der Gruppe Kill Your Love unterstreicht den darin vorgebrachten Imperativ, sich von einer gescheiterten Liebesbeziehung zu verabschieden, mit einem zackigen Exerzierbeat, der ebenso gut für einen Spielmannszug taugen könnte wie für den Morgenappell in einer Kaserne. Der Liebesabtötungsbefehl wird von dramatisch geblasenen Trompetenfanfaren begleitet wie auch von einer unermüdlichen repetierten "Rat-ta-tat-rat-ta-tat"-Sequenz, die aus dem Weihnachtslied Little Drummer Boy abgeleitet geworden sein könnte. Bei der Live-Darbietung gesellten sich zu Blackpink vier Funkenmariechen hinzu, deren Helme mit Puschelapplikationen versehen waren. Der Umstand, dass Liebe auch schmerzen kann, wurde in einer weiteren Videoprojektion – wie schon in dem zum Song zugehörigen Erfolgs-Videoclip – mit dem Bild einer herzförmigen Bärenfalle verdeutlicht; wer in die Falle tappt, dem wird wenigstens der Fuß amputiert.

Die militärische Note war auch deswegen interessant, weil zur Geschäftsgrundlage der südkoreanischen Popindustrie und der von ihr – immer erfolgreicher – in alle Welt ausgesandten K-Pop-Formationen der militärische Drill gehört, dem die teilnehmenden Mädchen und Jungen sich zu unterziehen haben. Notorisch wurde Ende 2017 der Fall des zum Ensemble SHINee gehörenden Sängers Kim Jong-hyun, den der immense Druck in der Branche offenbar in den Suizid trieb. Wahrscheinlich keine andere Musikindustrie presst ihre Teenageridole so erbarmungslos in vorgestanzte Formen hinein, mit exzessivem künstlerischen und sportlichen Training, mit Schönheitsoperationen und Kontaktverboten zum anderen Geschlecht, einer totalen Isolation von der Außenwelt.

Das Leistungs- und Selbstoptimierungsprinzip, das auch hierzulande etwa seit anderthalb Jahrzehnten mit Castingshows wie Deutschland sucht den Superstar in den Mainstream-Pop Einzug gehalten hat, findet sich im K-Pop in seiner extremsten Form: Wer dessen Auswahlprozeduren übersteht, kann sich eines wahrhaft gestählten Körpers und Egos rühmen. Wenn jemals das alte Wort von Adorno und Horkheimer aus der Dialektik der Aufklärung stimmte, dass "Fun ein Stahlbad" ist: Dann stimmt es hier.

Die Abertausenden von jubelnden Teenagern in der Berliner Max-Schmeling-Halle und in aller Welt haben dieses Leistungsprinzip als Grundlage der Popmusik und der Kulturindustrie im Allgemeinen voll akzeptiert. Sie wissen, dass es im schlechteren Fall lebensgefährlich werden kann, aber jubeln nun ebenso aus vollem Herzen denjenigen zu, die es überstanden haben.

Der längste Videoeinspieler des Abends war im Übrigen einem südkoreanischen Automobilhersteller gewidmet, der die erste Welttournee von Blackpink sponsert und im Vorraum der Konzerthalle seine neuesten Produkte präsentierte. In dem Film sah man die vier Mädchen, wie sie in Overalls in einer Kfz-Werkstatt die Autos dieser Firma wuschen, wachsten und polierten. Dann hob wieder der militärische Beat aus der Kill Your Love-Single an, und in der Fantasie der Sängerinnen verwandelte sich das zur Autopflege dienende Spritzrohr in ein Gewehr, das sie auf den untreuen Geliebten richteten. So verband sich die Inszenierung weiblicher Souveränität in romantischen Fragen mit deren völliger Aufgabe in gesellschaftskritischer Hinsicht – mit der Unterwerfung unter die Regeln des Konzernkapitalismus. Man könnte auch sagen: Die Verschränkung von libertären und autoritären Motiven, die unsere postglobalisierte Gegenwart prägt, findet bei Blackpink ihren stimmigsten Ausdruck.

Entsprechend unentwirrbar war auch die Verschränkung von Individualisierung und entfremdetem Marionettentum, von Hitze und Kälte, euphorischer Romantik und gefühlsloser Glätte, die diesen Konzertabend wesentlich prägte. Die Erscheinungsformen der Tänzerinnen und Sängerinnen wechselten ebenso unentwegt wie die musikalischen Stile, die sie zitierten. In jedem einzelnen Stück sprangen sie im Halbminutentakt hin und her zwischen ruhigen und aufputschenden Stimmungen, zwischen Beats und Tonalitäten unterschiedlicher Poptraditionen. Bis in das Mikrogefüge der Kompositionen hinein hatte man das Gefühl, einer randomisierten Spotify-Playlist zuzuhören.

Blackpink ließen ihrem Publikum keinen Moment der Ruhe, sie wirkten wie ein flirrendes Vexierbild, das sich nicht scharf stellen lässt. Sie waren im selben Moment niedlich und hart, fröhlich umarmend und zynisch abweisend. Der Eindruck der Kälte war am Ende vielleicht jener, der von diesem Konzertabend am deutlichsten in Erinnerung blieb – gerade weil die Band in den begleitenden Videofilmen so ausgiebig die Liebe ihrer weltweiten Anhängerschaft zu sich selbst dokumentierte.

Aber diesseits des virtuellen Raums, als reale Körper auf einer Bühne, wiesen Blackpink die Liebesbekundungen zurück: Im Unterschied zu allen westlichen Girlgroups der letzten Dekaden verboten sie es ihren Hörerinnen beispielsweise ausdrücklich, mit Stofftieren oder sonstwelchen Objekten der Zuneigungssymbolik zu werfen. Sie hätten Angst davor, sagten sie, dass sie dabei "im Gesicht getroffen" werden könnten. Als einmal doch ein kleiner pinkfarbener Bär auf die Bühne geschleudert wurde, lag er minutenlang allein in der sonst leeren Mitte, bis eines der Mädchen ihn beim Singen aufhob und mit einer gleichgültigen Geste in einen schäbigen Pappkarton warf. Das war – nicht nur für alle Freunde pinkfarbener Bären – ein wirklich herzzerreißendes Bild. Man konnte daraus mehr über die Gegenwart der globalen Popkultur lernen als aus der gesamten Musikproduktion des restlichen Jahrs.



Aus: "Im Stahlbad der Silikonherzen" Jens Balzer (25. Mai 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/musik/2019-05/blackpink-konzert-kpop-girlband-berlin/komplettansicht (https://www.zeit.de/kultur/musik/2019-05/blackpink-konzert-kpop-girlband-berlin/komplettansicht)

QuoteDr. Econ #17

Gerade Video geguckt. Extremer Fremdschämfaktor. Die Kiddies der Konsumistengeneration werdens lieben.


Quotetenshinhonk #10

Korea hat K Pop und exportiert den in Die Welt. Deutschland hat Journalisten, die Kritiken schreiben, in denen sie auf Adorno zurückgreifen.


Quotejonny_k #10.1

Problem Brudi?


Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 11, 2019, 09:33:31 AM
Quote[...] In keiner anderen Kunstsparte herrschen die Regeln des Kapitalismus so rigoros wie im Pop: Ein Star ist, wer ganz oben in den Charts steht. Und je länger er sich dort behaupten kann, je öfter er es mit einem Song, einem Album schafft, alle anderen hinter sich zu lassen, desto heller strahlt sein Ruhm. Irgendwann wird der Star dann zum sogenannten Superstar. Allerdings droht immer der Absturz. Sterne können verglühen. Was übrig bleibt, ist ein Schwarzes Loch.

Wichtigster Gradmesser für den Erfolg sind Hitparaden. Wie in einer Börsennotierung zeigt sich in ihnen allwöchentlich der Kurswert von Sängern, Sängerinnen und Bands. Das amerikanische ,,Billboard"–Magazin veröffentlicht seit 1936 seine Charts, die inzwischen in Kategorien wie Rhythm & Blues, Jazz oder Rock aufgefächert sind. Der Ruf der Billboard-Charts ist legendär, sie wurden in aller Welt kopiert und wirkten stilprägend. So geht der Begriff Crossover, der eine Verschmelzung von Genres bezeichnet, auf afroamerikanische Musiker zurück, die es in den vierziger Jahren schafften, ihre Stücke nicht bloß in den schwarzen R&B-, sondern auch in den weißen Country- und Pop-Charts zu platzieren.

Hot 100, so heißt die wichtigste Hitparade des Branchenblattes. Sie ist bis heute das kommerzielle Maß aller Dinge. Versuche, die Liste zu manipulieren, hat es immer wieder gegeben. Über einen aktuellen Fall berichtet die ,,New York Times". Es geht um ,,Bundles", ein Marketinginstrument, das immer mehr um sich greift. Weil der Verkauf von physischen Tonträgern drastisch zurückgegangen ist und auch der Download von einzelnen Titeln oder kompletten Alben inzwischen kaum noch eine Rolle spielt, beherrschen Streamingdienste wie Spotify, Youtube und Tidal den Markt. In die Charts kommt, was geklickt wird.

Doch der Streambait lässt sich steuern, besonders wirkungsvoll bereits, bevor die Musik zu kaufen ist. Über das neue Album von Taylor Swift gibt es bislang nur Gerüchte. Es soll in diesem Jahr erscheinen und könnte, so mutmaßen Fans nach den Instagram-Äußerungen des Superstars, eine Upbeat-Platte werden. Vorbestellen kann man es auf ihrer Website schon, zusammen mit einem Hoodie (für 65 Dollar), einem T-Shirt (40 Dollar) oder einem Smartphonehalter (20 Dollar). Dass das siebte Swift–Album wieder aus dem Stand auf Platz 1 der Billboard-Charts springen wird, genauso wie 2017 der Vorgänger ,,Reputation", dürfte damit gebongt sein. Ähnliche Bundles (,,Bündel") mit Konzertkarten oder Merchandiseartikeln haben im letzten Jahr 39 Titel an die Billboard-Spitze gebracht. Manchmal wird ist es sogar eine Pizza, die der Afficionado zusammen mit der Musik ordern kann. Guten Appetit.

In Zeiten, in denen sie CDs in schuhkartongroßen Boxen, zusammen mit DVDs und buchdicken Linernotes verkaufte, wurden Plattenfirmen als Verpackungsunternehmen verspottet. Die Musikindustrie, oft totgesagt, ist nicht totzukriegen. Sie bleibt kreativ.


Aus: "Die Marketingtricks der Superstars" Christian Schröder (11.06.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/bundle-geschaefte-die-marketingtricks-der-superstars/24441918.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/bundle-geschaefte-die-marketingtricks-der-superstars/24441918.html)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 06, 2019, 03:48:51 PM
Quote[....] Das Werk des Philosophen Theodor W. Adorno war und ist trotz seiner Komplexität eine Fundgrube für die Popmusik. Aufgrund seiner oft aphoristischen Schreibweise bot sich die Rezeption Adornos geradezu an. ,,Daraus haben sich viele Zitate und Kalendersprüche ziehen lassen", sagt Jens Balzer.

Der Popkritiker hat prominente Beispiele zum Studiogespräch mitgebracht. So auch von Rainald Grebe, der auf dem Album ,,1968" sang: ,,Es gibt kein richtiges Leben im Falschen". Einer der bekanntesten Sätze Adornos – den dieser aber völlig anders gemeint habe.

Der sogenannte Diskurspop – Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre – sei die Hochzeit der Adorno-Rezeption: Schon der Begriff ,,Hamburger Schule" habe darauf hingedeutet, dass die Musiker und Songschreiber die geistige und kulturelle Verwandtschaft zur deutschen Sozialphilosophie, zur Frankfurter Schule, gesucht hätten, sagt Balzer. Sie hätten offensiv mit ihrer Belesenheit glänzen wollen.

Diese Art des kulturpessimistischen, intellektuellen Pop von weißen Männern spiele heute nicht mehr die gleiche Rolle wie damals – es gebe aber noch immer starke Spielarten des diskurs- und theoriegesättigten Pop. ,,Der gute Pop unserer Gegenwart ist – egal was Adorno von der Popmusik hielt – in einem guten und gehaltvollen Sinn adornitisch", findet Popkritiker Balzer.


Aus: "Adornos Einfluss auf die Popmusik: Guter Pop ist adornitisch" Jens Balzer im Gespräch mit Mascha Drost (06.08.2019)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/adornos-einfluss-auf-die-popmusik-guter-pop-ist-adornitisch.2177.de.html?dram:article_id=455611 (https://www.deutschlandfunkkultur.de/adornos-einfluss-auf-die-popmusik-guter-pop-ist-adornitisch.2177.de.html?dram:article_id=455611)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 10, 2019, 01:12:31 PM
Quote[...] Eine Ausstellung in Zürich zeigt Arbeiten von Fotografen, die sich mit Punk beschäftigen und ihn dokumentierten – von den Siebzigern in Westberlin über die Achtziger im Osten bis nach China und Indonesien der vergangenen Jahre. ... »Für immer Punk, möcht ich sein ...«, sangen die Goldenen Zitronen in den späten achtziger Jahren, bevor sie sich endgültig subtileren Formen der Subversion widmeten. Doch wer kann sich das schon dauerhaft leisten, in einer Welt, in der der Markt auch noch den letzten Punk zur Aufgabe zu drängen droht. Rückblickend muss man sagen, dass Punk weder so homogen war, wie viele meinen, und erst recht kein rein westliches Phänomen darstellte – und auch nicht tot ist. Eine Ausstellung in der Photobastei Zürich zeugt davon. Zum bekannten Blick auf die Szenen in Zürich, Berlin, London oder dem Ruhrgebiet gesellen sich die Fotografien, auf denen die Bewegungen in China, Indonesien, der UdSSR und dem postsozialistischen Russland abgebildet sind.

... Letztlich ist Punk in der Gesellschaft angekommen, vor der er fliehen wollte, weil er deren Transformationsprozesse mitmachte. Gerade Punk im Westen hatte mit dem Erbe der Protestbewegung zu kämpfen: Die Revolution war ausgeblieben, stattdessen gab es eine Liberalisierung der Gesellschaft, die sich gleichzeitig in eine Konsumgesellschaft verwandelt hatte und immer weniger Freiräume für diejenigen übrigließ, die vor der totalen Inwertsetzung flüchten wollten. Es gehört zur Logik der verwalteten Welt, dass Subversionsstrategien scheitern, okkupiert oder verharmlost werden. Der »Kompromiss zwischen ästhetischer Sublimierung und gesellschaftlicher Anpassung« (Adorno) bleibt ein fauler.

»Als wär's das letzte Mal« hat der Fotograf Bruno Stettler sinnigerweise seinen Teil in der Ausstellung genannt, der sich mit der Szene in Zürich auseinandersetzt. In den späten siebziger und frühen achtziger Jahren hat er unter anderem die Konzerte von Sham 69, The Clash oder Black Flag im »Shit«, »No Fun« oder »Swindle« fotografiert. Und natürlich auch die lokalen Bands, aus denen unter anderem Stephan Eicher (Grauzone) und Yello hervorgegangen sind. Es war eine Szene, die sich ­parallel zu London, Berlin oder Düsseldorf entwickelte und autonom daherkam – im doppelten Sinne. Doch wer erinnert sich noch an Kleenex oder Mother's Ruin? Und »Züri brännt« auch nicht mehr wie damals im Herbst 1981. Für Stettler hat die Ästhetik des Punk trotzdem überlebt: »Ich nutze für die Optik meiner Agentur das Unperfekte, Kaputte, das Understatement.« Promo mit den Mitteln des Punk, ein Treppenwitz der Geschichte als letzte Konsequenz?

Als wäre es Teil der Inszenierung, hat Facebook die Seite der Photobastei am 18. Januar für 30 Tage gesperrt. Der Sender SRF hatte in der Sendung »10 vor 10« einen Beitrag ausgestrahlt, in dem der Berliner Künstler Sven Marquardt zu Wort kam. Die Kamera schwenkte dabei über dessen Bilder. Sie zeigen »halbnackte Menschen in einer Post-Punk-­Ästhetik und auch nackte Busen und Brustwarzen«. Die Elemente verstießen gegen die Richtlinien des Social-Media Dienstes, heißt es. Von wegen sex sells!


Aus: "Bilder von Gegenentwürfen" Holger Pauler (31.01.2019)
Quelle: https://jungle.world/artikel/2019/05/bilder-von-gegenentwuerfen (https://jungle.world/artikel/2019/05/bilder-von-gegenentwuerfen)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 16, 2019, 11:58:00 AM
Quote[...] Haut und Haltung sind makellos, das Lächeln vertragserfüllend. Die Laune ist super, die Egos sind kleine Wellnessoasen: "Komm mit mir nach Instagram." Es ist die Welt des K-Pop. Das ist die Abkürzung für Popkultur aus Südkorea. Es ist eine Scheinwelt für Kinder und Jugendliche, von der postpubertäre Menschen nichts mitkriegen, solange nicht die einschlägige Mischung aus Klingelton-Elektro und Fertigteil-Hip-Hop aus dem Zimmer des Nachwuchses schallt.

K-Pop ist in den letzten Jahren ein Massenphänomen geworden. Zuerst schlug es in der Musik auf, längst dominiert es aber auch Filme, Fernsehserien und Werbung mit seinen schönen, jungen und glücklichen Menschen. Doch aus dem Schein brach in den letzten Monaten immer öfter das Sein durch: Suizide, Cybermobbing und Vergewaltigungen erschütterten diese Welt des Lächelns.

Ende November wurden die K-Pop-Stars Jung Joon-young und Choi Jong-hoon wegen Gruppenvergewaltigung zweier Frauen zu sechs und fünf Jahren Haft verurteilt. Im Oktober war die 25-jährige Sängerin Sulli der Girlgroup f(x) tot aufgefunden worden. Sie wurde im Netz wegen einer sich auf einem ihrer Fotos abzeichnenden Brustwarze gemobbt, soll an Depressionen gelitten und hat sehr wahrscheinlich Suizid begangen. 28 Jahre alt war Goo Hara alias Hara von der Girl-Group Kara, als sie Ende November starb. Auch hier wird Suizid vermutet. Und letzte Woche wurde der 27-jährige Cha In Ha tot aufgefunden, Suizid gilt als wahrscheinlich.

Den Grund dafür sehen viele in dem Druck, der auf den Retortenstars lastet. Zwar trägt K-Pop das Freiheitsversprechen des Pop nach außen, hinter den Kulissen herrscht aber ein strenges Regiment, denn K-Pop ist längst ein Wirtschaftsfaktor geworden. Allein die Boygroup BTS soll der südkoreanischen Wirtschaft über drei Milliarden Dollar beschert haben. BTS ist die Abkürzung für Bangtan Sonyeondan, was so viel wie "kugelsichere Pfadfinder" heißt. Sie waren die erste K-Pop-Band, die es in den USA an die Spitze der Charts geschafft hat, auch hierzulande notierte die Band in der Hitparade.

Doch die Charts sind nur eines von vielen Einschlagsgebieten. Das Medium dieser Kultur ist das Netz. Youtube, die sozialen Netzwerke, Instagram oder das chinesische Tiktok. Alles, was als Informationsträger dient. Denn an jeder erfolgreichen Gruppe hängt eine Verwertungskette, die das Interesse der Fans und ihre Nachfrage nach neuen Fanprodukten beständig nährt.

Die Stars spielen ergeben mit, aktualisieren beständig ihre Accounts, denn das Gefühl, mit ihnen via Handy auf Tuchfühlung zu sein, darf auf Fanseite nicht nachlassen. K-Popstar zu sein ist ein Rund-um-die-Uhr-Job.

Dem sind viele nicht gewachsen, gerade das Netz ist erbarmungslos. Fehlverhalten löst Liebesentzug aus, führt zu Cyber-mobbing und Hasspostings. Was Fehlverhalten ist, bestimmen die Verwertungsfirmen. Bis hin zum Beziehungsverbot ihrer Stars geht das. Sex? Drogen? Exzentrische Ansichten? Alles tabu. Sogar die Börsenkurse können unter Verfehlungen leiden.

Fit gemacht für dieses Leben werden die Auserwählten in mehrjährigen Trainee-Programmen. Untergebracht sind sie in Gemeinschaftswohnungen, trainiert wird bis zu 13 Stunden am Tag, Zeit für ein selbstbestimmtes Leben ist nicht vorgesehen, die Kids müssen liefern. Das ideale Einstiegsalter liegt bei zehn, elf Jahren. Unternehmen wie das 1995 gegründete SM Entertainment überlassen dabei nichts dem Zufall. SM, ein Name wie ein Zeichen, ist einer der großen Player des Genres.

Nicht einmal vor Schönheitsoperationen soll das Unternehmen zurückschrecken, um seine Protagonisten dem Ideal der K-Pop-Welt anzupassen: blasse Haut, kleine Nase, europäisch anmutende Augenlider. Im Stadtteil Gangnam in Seoul soll es mehr Schönheitschirurgen als Taxifahrer geben, und in keinem Land der Welt wird so viel plastisch herumgedoktert wie in Südkorea.

Gangnam ist ein Stichwort, das eine Zeitenwende im K-Pop einläutete. 2012 veröffentlichte der K-Pop-Star Psy das Lied Gangnam Style, das bis 2017 das mit 2,9 Milliarden Klicks erfolgreichste Youtube-Video gewesen sein soll. In seinem Windschatten setzte ein Boom ein, der heute an die 300 Gruppen umfasst.

Zu den akut wichtigsten zählen BTS, EXO, Wanna One, NCT, Got7, Seventeen oder Astro. Zwar tauchte die Musik schon zu Beginn der 1990er-Jahre auf, mit Psy und den sozialen Medien hat K-Pop nun aber eine enorme Dynamik entwickelt.

Die südkoreanische Gesellschaft ist Geschwindigkeit gewohnt; "Ppalli-Ppalli" – schnell, schnell – gilt als alltäglicher Normalzustand. Gleichzeitig fühlt man sich den Traditionen verpflichtet, hegt großen Respekt vor dem Alter – auch wenn dessen Vertreter sehr oft besoffen sind. Alkohol gilt als weithin akzeptierte Volksdroge, verkatert zu sein wird sogar im Job als Entschuldigungsgrund akzeptiert. Zudem hängt man einem Weltschmerz nach, dem Han.

Han beschreibt ein den Südkoreanern eigenes pessimistisches Grundgefühl, das sich nicht löst. Es reicht von der Idealisierung des Schmerzes über ein kollektives Leidensgefühl bis zum Hass und wurzelt in der Zeit, als Korea von Japan besetzt war, von 1910 bis 1945. Dieser Gemütszustand hat mit den aus ihm kommenden Filmen sogar ein eigenes Genre geschaffen.

K-Pop wird oft als Versuch gewertet, dem zu entkommen. Entstanden ist eine blendende Scheinwelt, ein Grenzgang aus sexy und bieder, aus frech und angepasst, hinter der eine Maschinerie steht, die Kindern ihre Kindheit und Jugend raubt. Anstatt dem Han zu entkommen, führt K-Pop immer öfter direkt dorthin. (Karl Fluch, 15.12.2019)


Aus: "Die Kehrseite des K-Pop: Depressionen, Vergewaltigungen, Suizide" Karl Fluch (15. Dezember 2019)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000112258602/die-kehrseite-des-k-pop-depressionen-vergewaltigungen-suizide (https://www.derstandard.at/story/2000112258602/die-kehrseite-des-k-pop-depressionen-vergewaltigungen-suizide)

Quote
Hitecut

Das Besondere an diesen Missständen im K-Pop ist letztendlich vor allem die Intensität, mit der diese Phänomene dort auftreten. Dass Popstars Produkte ihrer Manager und Firmen sind ist bis zu einem gewissen Grad überall so. In Südkorea wird dieser Ansatz dann auf die Spitze getrieben, womit man scheinbar sogar Japan übertrifft, in dessen Idol-Industrie es aber grundsätzlich genauso abläuft (Beziehungsverbote etc.). ...


Quote
le Sucre

Habe auf YT vor einiger Zeit eine Doku, glaub es war ARTE, gesehen
zusammengefasst: die Musiker sind Gebrauchsgegenstand. Wer nicht pariert: fliegt, wer mehr als 53 kg hat: fliegt, wer dem Manager keinen runterholen will: fliegt.
Das was Britney Spears in den USA war ist im K-Pop zwanzigfach extremer. Nur sind hier nicht mehr die Boulevardblätter die Meute sondern die Instagram User.


Quote
der_wiedergänger

Die Kehrseite des K-Pop: Depressionen, Vergewaltigungen, Suizide
echt jetzt?

in der pop-welt ist gar nicht alles so zuckerlrosa, wie es dargestellt wird?
wahnsinn...


...

Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 08, 2020, 10:40:32 AM
QuoteFdKatzoo7 #5

Mit 79 nochmal absahnen? Wozu?
Nun ist ein erhebliches Stück Musikgeschichte und Kulturgut in den Händen von Profitmaschinen.
Traurig.


Quotedeep_franz #9

... Ich dachte er würde seinem Vorbild Woody Guthrie nacheifern, der die Rechte an seinem größten Hit so geregelt sehen wollte:
,,This song is Copyrighted in U.S., under Seal of Copyright # 154085, for a period of 28 years, and anybody caught singin' it without our permission, will be mighty good friends of ourn, cause we don't give a dern. Publish it. Write it. Sing it. Swing to it. Yodel it. We wrote it, that's all we wanted to do."

,,Dieses Lied ist in den USA für 28 Jahre urheberrechtlich geschützt unter der Siegelnummer 154085, und wer immer dabei erwischt wird, wie er's ohne unsere Erlaubnis singt, wird ein gewaltig großer Freund von uns sein, weil das alles uns völlig egal ist. Veröffentlicht's. Schreibt's auf. Singt's. Swingt dazu. Jodelt's. Wir haben's geschrieben, und mehr wollten wir nicht tun."


Quote
Ura5 #9.2

"Ein wenig schade. Ich dachte er würde seinem Vorbild Woody Guthrie nacheifern, der die Rechte an seinem größten Hit so geregelt sehen wollte:"

Danke für den Hinweis. Ich finde es auch seltsam, wie ein Künstler mit Anfängen in der Protestbewegung am Ende seines Lebens seine Lieder für eine 1/3 Milliarde Dollar an einen Konzern verkauft.


QuoteAchtung - Beitrag könnte deutliche Spuren von Ironie enthalten #15

I ain't gonna work on Maggie's farm no more
I ain't gonna work for Maggie's brother no more
Nah, I ain't gonna work for Maggie's brother no more

Well, he hands you a nickel
And he hands you a dime

And he asks you with a grin
If you're havin' a good time.


Quote
kapitalist #16

Ich biete die Rechte an allen meinen ZON-Kommentaren für 300 Euro an. Interesse?


Quoterasierpinsel #16.1

Schon mal was von "Schöpfungshöhe" gehört? Wohl eher nicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6pfungsh%C3%B6he (https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6pfungsh%C3%B6he)


QuoteDurch Schaden wird man klüger_Aber niemals klug #16.2

Schon mal was von "Ironie" gehört? Wohl eher nicht.


...

Kommentare zu: "Bob Dylan verkauft alle Songrechte an Musikkonzern" - Bob Dylan hat die Rechte an seinen mehr als 600 Songs an Universal Music verkauft. Medienberichten zufolge wird der Betrag auf mehr als 300 Millionen Dollar geschätzt. https://www.zeit.de/kultur/musik/2020-12/universal-music-bob-dylan-songrechte-verkauf (https://www.zeit.de/kultur/musik/2020-12/universal-music-bob-dylan-songrechte-verkauf)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 07, 2021, 09:42:02 AM
QuoteSchlophia #2

Er war alt, er brauchte das Geld.


Zu: "Musikindustrie: Neil Young verkauft großen Teil seiner Songrechte" (6. Januar 2021)
Der Investmentfonds Hipgnosis Songs Fund hält künftig 50 Prozent der Rechte an mehr als 1.000 Neil-Young-Songs. Wie viel Geld dafür floss, wurde nicht bekannt.
https://www.zeit.de/kultur/musik/2021-01/neil-young-musikindustrie-songrechte-verkauft (https://www.zeit.de/kultur/musik/2021-01/neil-young-musikindustrie-songrechte-verkauft)

Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 25, 2021, 07:33:56 PM
Quote[...] ,,Wir wurden von drei großen Playern aus der Finanzwelt angesprochen, ob wir uns als Partner an Akquisitionen beteiligen wollen", hatte BMG-Chef Hartwig Masuch im Januar angesprochen auf den boomenden Handel mit Musikrechten gegenüber der F.A.Z. erklärt und keinen Hehl daraus gemacht, dass die Bertelsmann-Musiksparte dieser Option sehr interessiert gegenüber steht.

Knapp zwei Monate später ist aus dem Interesse eine Allianz mit dem Finanzinvestor KKR geworden. Wie die Unternehmen am Mittwoch mitteilten wollen BMG und die Beteiligungsgesellschaft ,,ihre Kräfte bündeln, um einzelne Transaktionen zum Erwerb von Musikrechten zu realisieren". Die Expertise im Katalog- und Rechtemanagment auf Seiten von BMG und die finanziellen Mittel von KKR machten ,,Transaktionen aller Größenordnungen" möglich. Im Blick haben die Partner der Mitteilung zufolge Autorenrechte wie auch Rechte an Musikaufnahmen sowie andere wie beispielsweise Produzenten-Rechte und die damit verbundenen Tantiemenanteile.

,,Zusammen mit KKR sind wir bestens positioniert, um Rechteeignern attraktive Angebote zu machen", wurde Bertelsmann-Chef Thomas Rabe zitiert. Die Allianz biete ,,Rechteinhabern nun ein kapitalstarkes, finanziell nachhaltiges Zuhause für ihre Musik-Assets und die Gewissheit, dass ihre Songs und Aufnahmen professionell und respektvoll gemanagt werden", hieß es von Hartwig Masuch am Mittwoch.

Gerade für Autorenrechte an renommierten Katalogen wird seit einiger Zeit viel Geld gezahlt. Neben Bob Dylan haben auf diesem Feld jüngst auch Stars wie Shakira oder Neil Young Teile ihrer Rechte verkauft. Für die Autoren- wie Verlagsanteile an mehr als 600 Dylan-Songs soll Universal Music bis zu 400 Millionen Dollar gezahlt haben, was mehr als das 25-Fache der im Jahr zu erwartenden Tantiemen aus der Nutzung der Werke sein soll. Sehr kauffreudig zeigen sich insbesondere der an der Londoner Börse notierte Fonds Hipgnosis und der von Blackrock unterstützte amerikanische Verlag Primary Wave. Ersterer hatte bei den Katalogen von Shakira und Neil Young den Zuschlag erhalten.

Der Deal der Iconic Artists Group des Musik-Managers Irving Azoff mit den Beach Boys unterstrich kürzlich aber nochmal, dass auch andere Rechte abseits von Text und Kompositionen auf Interesse stoßen. Azoffs Gruppe hatte sich Mitte Februar einen Mehrheitsanteil an einem Rechte-Paket gesichert, das unter anderem Musikaufnahmen, Kompositionen sowie Markenrechte der Band umfasst. Auch KKR und BMG sind in letzter Zeit aktiv geworden: Während der Finanzinvestor einen Teil der Rechte (Autoren- sowie solche an Aufnahmen) von One Republic-Frontmann Ryan Tedder erworben hat, sicherte sich BMG Mick Fleetwoods Anteile an vielen Aufnahmen der Band Fleetwood Mac.

Der Reiz für Käufer und mit Blick auf die zu erzielenden Preise auch für an einem Verkauf interessierte Künstler liegt auf der Hand: Erst gestern vermeldete der Dachverband der Labelseite, die ,,International Federation of the Phonographic Industry" (IFPI), dass der globale Markt für Musikaufnahmen auch 2020 deutlich gewachsen ist. Mit einem Gesamtvolumen von 21,6 Milliarden Dollar ist er damit wieder auf einem Niveau wie zu Beginn der 2000er Jahre, bevor der sinkende Absatz von Tonträgern und die Piraterie die Musikindustrie in die Krise stürzten.

Der Wachstumstreiber ist seit Jahren das Musik-Streaming und auch wenn sich die Zuwachsraten in manchen etablierten Märkten leicht abschwächen, sieht die Branche etwa in Lateinamerika oder Afrika noch viel Potential. Zudem gibt es diverse weitere neue, gerade digitale Kanäle für die Vermarktung von Musik. Universal Music hat beispielsweise kürzlich gemeinsam mit Lego eine App für Kinder angekündigt.

,,Wenn es nicht zu erheblichen Verwerfungen im Rechtesystem kommt, sollten sich hohe Preise für Musikkataloge rentieren", gab sich BMG-Chef Masuch im Januar betont zuversichtlich. Erfahrung in Akquisitionen hat er ohnehin reichlich – ebenso wie KKR. Von 2009 bis 2013 hielt der Investor 51 Prozent an der kurz zuvor neugegründeten Bertelsmann-Musiksparte und war maßgeblich beteiligt an deren Aufbau. Heute ist BMG hinter Universal, Sony und Warner Music das viertgrößte Musikunternehmen der Welt mit Fokus auf den Verlagsbereich, der mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes erwirtschaftet.

In der Mitteilung verweisen beide Unternehmen darauf, dass viele der mehr als 100 BMG-Zukäufe von 2009 bis 2017 in der Zeit der Partnerschaft mit KKR getätigt wurden. Mit der neuen Allianz gehen aber nun ,,weder eine Übertragung oder ein Verkauf von Anteilen an BMG noch die Gründung eines Joint Ventures" einher. Ambitioniert geben sich die Partner gleichwohl dennoch, sehen sie sich mit ihrer Kooperation doch künftig als ,,den führenden Erwerber von Musikrechten".


Aus: "Bertelsmann und Finanzinvestor : BMG und KKR wollen gemeinsam Musikrechte kaufen"  Benjamin Fischer (24.03.2021)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/bertelsmann-und-finanzinvestor-bmg-und-kkr-wollen-gemeinsam-musikrechte-kaufen-17260629.html (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/bertelsmann-und-finanzinvestor-bmg-und-kkr-wollen-gemeinsam-musikrechte-kaufen-17260629.html)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 13, 2022, 12:02:02 PM
QuoteDurchexerziert wird [] das Heilsversprechen des Plattformkapitalismus – die Rache der Nerds, deren Lebensinhalt nicht Sex, Drugs & Rock 'n' Roll sind, sondern Coding, Kaffee und Patentanmeldungen.

Aus: "Hohn und Spotify" Eine Rezension von Kristoffer Cornils (13. Oktober 2022)
"The Playlist" - Netflix erzählt die Geschichte von Spotify ...
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/film/2022-10/the-playlist-spotify-fernsehserie-rezension/komplettansicht (https://www.zeit.de/kultur/film/2022-10/the-playlist-spotify-fernsehserie-rezension/komplettansicht)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 25, 2023, 10:39:30 AM
Quote[...] Gerhard Höllerich, der in den 1960er-Jahren wegen seines dunklen Teints als Roy Black im deutschen Schlager kurz auf dem Königsthron saß, wäre nun am 25. Jänner 80 Jahre alt geworden. Allerdings starb der Augsburger 1991 im Alter von nur 48 Jahren wohl auch an gebrochenem Herzen und einem Cocktail aus Medikamenten und drei, vier Promille Alkohol im Blut einsam in seiner Fischerhütte im bayerischen Heldenstein.

... Wie viele andere Kollegen hatte Roy Black über die Jahre ein ernsthaftes Problem mit seinem Beruf bekommen. Die Schere zwischen dem immerwährenden Sonnenschein in den Kulissen der TV-Hauptabendshows der 1960er- und 1970er-Jahre einerseits und den Niederungen von Bierzeltauftritten und Möbelhauseröffnungen der 1980er-Jahre andererseits klaffte zu weit auseinander.

... Schlager in seiner goldenen Zeit basiert, wenn er wahrhaftig von Sehnsucht, Einsamkeit, Verzweiflung und unerfüllter Liebe erzählt, immer auf der Tragödie. Die Tragödie kennt keine Ironie. Das dazugehörige, oft recht schablonenhaft mit dicker Farbe aufgetragene Pathos kann nicht auf Distanz zu sich selbst gehen. Auch wenn man es heute aufgrund der vielen schlechten Lieder kaum glauben mag, die das Genre seit seinen Anfängen in der Operette des ausgehenden Jahrhunderts hervorgebracht hat: Schlager ist eine ernste Sache.

... Gerhard Höllerich ist am 9. Oktober 1991 gestorben. Dem Schlagergenre als Warnung geht Roy Black immer noch unter uns um. (Christian Schachinger, 25.1.2023)



Aus: "Schlager - Roy Black zum 80. Geburtstag: Schön ist es, auf der Welt zu sein" Christian Schachinger (25. Jänner 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000142876568/roy-black-zum-80-geburtstag-schoen-ist-es-auf-der (https://www.derstandard.at/story/2000142876568/roy-black-zum-80-geburtstag-schoen-ist-es-auf-der)

QuoteJohnfitzgerald

Gerhard Höllerich (Roy Black) hatte viele Gemeinsamkeiten mit Manfred Nidl - Petz (Freddy Quinn), der auch Rock'n Roll machen wollte und sich von Polydor auf die damals sehr lukrative Schlagerschiene drängen ließ. Freddy Quinn durfte sogar, den für ihn geschriebenen Hit "Blue Spanish Eyes" nicht auf Polydor veröffentlichen, weil er auf Englisch war und das die Fans der deutschen Seemannslieder verunsichern hätte können. Al Martino sagte Danke!
An der Schlagerlüge gescheitert ist auch Ludwig Hirtreiter (Rex Gildo), der vermutlich homosexuell war, was zum aufgebauten Klischee so gar nicht passte. Er beging nach Alkohol- und Tablettenmissbrauch letztendlich Selbstmord.
Die Schlagerwelt war und ist nichts für schwache Gemüter.


Quotewunderbarer falschmünzer

Marketingprodukt

Bei Roy Black waren offenbar drei Marketingpunkte für die Schlagerindustrie wichtig:
Aussehen, samtige Stimme, Lenkbarkeit bzw. Käuflichkeit.

...


QuoteDie in der Tinte sitzen

Schön ist es auf der Welt zu sein...

Das war immer das Schlusslied bei uns in der Rockkneipe :-))


QuoteLogik anyone?

Schlager ist jetzt auch nicht meine Welt, auch wenn ich vielleicht nach dem 7. Bier doch das eine oder andere Lied nicht so schlecht finde.
Was ich aber unglaublich witzig finde ist dieses "da sind die Texte so dümmlich". Ja, eh. Wie in jeder Musikrichtung. Nur offenbar kümmert es keinen (oder viele verstehen es nicht), wenn es auf Englisch gesungen wird. Ganz ehrlich, was ist intellektuell herausragend an "Du bist nichts als ein Jagdhund, Weinst die ganze Zeit, Du hast noch nie ein Kaninchen gefangen, Und du bist kein Freund von mir"? (so als Beispiel, weil im Artikel ja Schlager mit Rock'n'Roll verglichen wird).


QuoteSpartacus der Sklavenbefreier

Es kann eben nicht jeder ein Leonard Cohen sein. ...


QuoteLernen Sie Geschichte

Unglaublich wie bekannt der war.

Er ist mit vertraut, obwohl er schon 32 (!) Jahre tot ist. Hätte ich nie gedacht, dass das so lange her ist. Und dabei bin ich ganz und gar kein Schnulzenfan und war es als Jugendlicher auch nicht.


QuoteTumen

Peter Sloterdijk aus seinem Tagebuch "Zeilen und Tage" zitierend, würde den Werdegang von Roy Black wohl ,,Man wollte eine Sonne werden und ist ein Sparbuch geworden" nennen.
Was waren das noch für Kämpfe in den 1970 und teilweise 80er Jahren zwischen der Eltern bzw. Großerelterngeneration und den Buben und Mädchen bzw. Jugendlichen in diesen Jahren.

Die einen liebten die vor Liebe schmachtenden Songs, die auch von der fernen Stränden der Welt träumten, die anderen waren entweder schon sozialisiert mit der Musik der 60er Jahre oder des in den 70er Jahren aufkommenden Glam Rock.

Und ja, Roy Black wurde zu seiner Zeit vom Publikum und Teilen der Feuilletons richtigehen verabscheut. Kein Wunder, dass er sich das zu Herzen genommen hat.


Quotejoy division

In den 60ern war Black ein Publikumsliebling (bis zu 250 Auftritte im Jahr, TV-Sendungen, Filme, Showangebote...), sie meinen wohl die 70er Jahre, wo er die Gunst des Publikums verloren hatte. ganz schlimm ist die Film mit Waltz gezeigte Szene im Bierzelt, die tatsächlich fast 1:1 nach einer Originalaufnahme entstanden ist (ich habe zufällig das Original gesehen).


Quoteopfer der schwarzblauen Regierung

Otto sagte ja mal, das thema seiner Doktorarbeit war "Der deutsche Schlager und andere Geisteskrankheiten"


QuoteStigmatodactylus Aquamarinus

Je älter er wurde, desto stärker wurde der Konflikt in ihm - der Spagat seinen Fans (Muttergeneration) zu gefallen und den Anständigen zu spielen und der Wunsch, ein Rockstar zu sein. Seine Umgebung hat es ihm auch nicht leicht gemacht.
Der Mann der Herzen war schon ein ziemliches Klischee. Seine Kinder hatten sicher nichts davon.


QuoteKråpfnbäckSimale

Kinder?


QuoteKråpfnbäckSimale

Oh. Tatsächlich.


QuotePoster Nr.3

anfang der 60er war er ein teenieschwarm! der hing in jedem kinderzimmer, nix mit muttergeneration.


QuoteStigmatodactylus Aquamarinus

Aber für viele Mütter war er der attraktive Schwiegersohntyp.


QuoteDidulica

Unnützes Wissen Teil 354: Anita Hegerland war später dann die Lebensgefährtin von Mike Oldfield.


QuoteNureinpiefke

Unnützer Post 3843: Wie interessant!


...
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 21, 2023, 04:57:19 PM
Quote[...] Die Musikindustrie wird von Profitinteressen weniger Grosskonzerne bestimmt, und Hörer wie Musiker zeigen wenig Bereitschaft, dagegen eine Haltung zu entwickeln. ... Sondern: «Die erste Frage aller Musik ist – taugt die Musik etwas? Kann diese Musik die Welt bewegen? Doch über Inhalte wird immer weniger gesprochen.»

... Aber Seliger erweist sich, aller Empathie und Erzürnung zum Trotz, in seinem Buch auch als kühler Diagnostiker, der die genannten Entwicklungen in einem grösseren Rahmen begreifen kann. Das System triumphiert, weil seine Träger es so wollen: die Firmen, die Politik, die Konsumenten, die die Preise zahlen und die eben diese Vertreter wählen, die erst die politischen Rahmenbedingungen bilden. Und nicht zuletzt die von der «Kreativindustrie» angezogenen jungen Menschen, die sich für Hungerlöhne aufreiben. «Es geht darum, eine Arbeitswelt zu inszenieren, in der sich Sklaverei wie Freiheit anfühlt (...) und die bestmöglichen Kandidaten für die bestmögliche (Selbst-)Ausbeutung zu gewinnen, und dafür Kandidaten zu finden, denen jegliches Klassenbewusstsein ausgetrieben wurde, die statt dessen die Kunst der Selbstinszenierung beherrschen.»

... Seliger: «Man kann Grunge als Reaktion auf die Gier des ungehemmten Kapitalismus verstehen, für den Michael Douglas in Wall Street stand.» Und erinnert daran, dass die grosse Gründerzeit des Rock als Protestform, die Sechziger Jahre, einmal Festivalveranstaltungen auch als politische Manifestation gegen herrschende Zustände begriffen hat: «In Monterey [einem kalifornischen Hippiefestival] ging es nicht um Konsum, sondern um Musik, um Kunst. Das waren Zeiten, als auch Filme eine Kunstform waren und keine Geldmaschine, als es in der Musik um etwas ging, um die Darstellung von Entfremdung, um das Erforschen und Herausbilden von Freirämen, um eine andere Gesellschaft mit einer anderen Kultur. Die meisten Festivals unserer Tage sind dagegen eine einzige Konsumveranstaltung, eine Animation zum Vergnügen. Es geht um Freizeitspass, um Fun.»

Dagegen ist an sich nicht viel zu sagen, allerdings ortet Seliger mit marxistischem Blick in der Kulturindustrie eine Zerstreuungsindustrie, die ihre «Herrschaft» ausübt, um noch mehr Profit herauszuschlagen. «Schon Adorno und Horkheimer haben sich an dem Begriff Fun gerieben. Fun ist ein Stahlbad. Die Vergnügungsindustrie verordnet es unablässig. Diesem Stahlbad, das da Fun heisst, unterziehen sich die Konsumenten unserer Tage freiwillig.»

...


Aus: "Kritik an der Musik, die nur noch ein Geschäft ist" Andreas Schneitter (17.01.2014)
Quelle: https://tageswoche.ch/kultur/kritik-an-der-musik-die-nur-noch-ein-geschaeft-ist/ (https://tageswoche.ch/kultur/kritik-an-der-musik-die-nur-noch-ein-geschaeft-ist/)

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Quote[...] Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Endverbraucher die Zügel in der Hand hält und der Markt sich in erster Linie nach ihm zu richten hat. Der Erfolg jedes Produktes wird von der Käuferschaft bestimmt und daher muss jegliches Handeln in der Branche letzten Endes mit dem Nutzer vereinbar sein. Die Branche kann nicht gegen die Bedürfnisse der Kunden angehen, da eine starke Abhängigkeit besteht , und das bedeutet, dass mit allen von der Zielgruppe gewünschten Distributionswegen gearbeitet werden muss um größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Kundenorientiertes Arbeiten ist das Leitmotiv nach dem sich die Branche und deren Beteiligte richten müssen um erfolgreich zu sein. ...


Aus: "Joshua Oldenburg - Musikstreaming: Ein ökonomischer Distributionsweg für die Musikbranche?" (2014)
Quelle: https://monami.hs-mittweida.de/frontdoor/deliver/index/docId/6113/file/Bachelorarbeit+-+Joshua+Oldenburg+Final.pdf (https://monami.hs-mittweida.de/frontdoor/deliver/index/docId/6113/file/Bachelorarbeit+-+Joshua+Oldenburg+Final.pdf)

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Quote[...] Das Plus fällt nicht so stark aus wie noch 2021, doch auch ohne den Sondereffekt Corona und angesichts der im Zuge des Krieges allgegenwärtigen Preissteigerungen ist der globale Markt für Musikaufnahmen im vergangenen Jahr stabil gewachsen.

Ein Gesamtumsatz in Höhe von 26,2 Milliarden Dollar bedeutet einen Zuwachs von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie der Dachverband der Labelseite, die ,,International Federation of the Phonographic Industry" (IFPI), am Dienstag in London mitteilte. 2021 war die Branche noch um 18,5 Prozent gewachsen. Das diesjährige Plus liegt in etwa auf dem vor der Pandemie im Jahr 2019 erfassten Niveau (8,2 Prozent). Die Zahlen sind nicht inflationsbereinigt, der Verband passt aber jedes Jahr die vorangegangenen Werte an die aktuellen Wechselkurse im Verhältnis zum Dollar an, sodass die Daten der zurückliegenden Jahre verglichen mit den vorangegangenen IFPI-Berichten teils variieren. So wurde der Gesamtumsatz 2021 im Bericht aus dem Frühjahr 2022 mit 25,9 Milliarden Dollar angegeben.

Als mit Abstand wichtigster Einzelposten steuerte das Streaming 17,5 Milliarden Dollar zum Umsatz bei. Der Anteil werbefinanzierter Angebote und von Abo-Modellen liegt den Daten zufolge nunmehr bei 67 Prozent nach 65,5 Prozent im Jahr 2021. Zum Vergleich: Auf dem deutschen Markt für Musikaufnahmen waren es zuletzt 73,3 Prozent. Das Plus blieb mit 11,5 Prozent wie erwartet hinter den mehr als 20 Prozent Zuwachs aus 2021 zurück. 12,7 Milliarden Dollar trug alleine das Abogeschäft bei (plus 10,3 Prozent). Die Zahl der für Dienste wie Spotify, Apple, Amazon, Youtube Music und andere zahlenden Nutzer lag laut dem Verband zum Ende des vergangenen Jahres bei 589 Millionen. Im Vorjahr waren es 523 Millionen gewesen.

Alle Dienste schütten rund zwei Drittel ihrer Einnahmen an die Rechteinhaber aufseiten der Musikindustrie aus. Grob geschätzt knapp 80 Prozent landet bei der Aufnahme, also bei den Labels. Der übrige Teil geht an die Rechteinhaber der zugrundeliegenden Texte und Kompositionen, vertreten durch Verwertungsgesellschaften und Verlage. Diese Einnahmen sind in der IFPI-Statistik nicht enthalten. Wie viel letztlich bei Interpreten und Songwritern ankommt, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab – nicht zuletzt von den individuellen Verträgen mit Labels, Verlagen oder Vertrieben. Die große Bedeutung des Streamings unterstreicht zum Beispiel ein Blick auf die Jahresbilanz des weltgrößten Musikunternehmens Universal Music. 5,3 Milliarden Euro des Gesamtumsatzes in Höhe von 10,3 Milliarden Euro stammten 2022 aus diesem Bereich, der Streaming-Beitrag des Verlagsgeschäft nicht hinzugerechnet.

Zulegen konnte das zweite Jahr in Folge auch der Umsatz mit physischen Tonträgern wie Vinyl und CD. Das Plus fällt mit 4 Prozent allerdings deutlich niedriger aus als jenes im Streaming. Auch hier zeigt sich das Abflauen der Pandemie-bedingten Sonderkonjunktur, besonders bei Vinyl. 49,8 Prozent der Umsätze stammen dem Bericht zufolge aus Asien. Nicht zuletzt auf dem weltweit zweitgrößten Markt für Musikaufnahmen, Japan, verkauft sich die CD auch weiter gut. Das Plus rührt jedoch primär aus dem anhaltenden Wachstum im Bereich Vinyl (plus 17,1 Prozent). Die Einnahmen aus der Wahrnehmung von Auf­führungsrechten stiegen um 8,6 Prozent, während jene aus der Nutzung von Aufnahmen in Filmen, Werbung oder Videospielen mit 22,3 Prozent das stärkste Wachstum verzeichneten.

Gerade in westlichen Märkte mit höherem Preisniveau, die aber nicht mehr so stark wachsen wie andere, dürften die Rufe nach Preiserhöhungen der Streamingdienste lauter werden. Auch auf der Vorstellung des Berichts wurde das Thema angerissen.So sind zwar abermals alle 62 betrachteten Märkte gewachsen. Die Zuwachsraten jedoch unterscheiden sich mitunter deutlich: Legten die Regionen Lateinamerika und Afrika südlich der Sahara um 25,9 Prozent respektive 34,7 Prozent zu, fiel das Plus in Nordamerika und Europa mit 5 beziehungsweise 7,5 Prozent deutlich geringer aus.

Auch der weltgrößte Markt für Musikaufnahmen, die USA, wuchs nur um 4,8 Prozent, wohingegen beispielsweise Brasilien (plus 15,4 Prozent), Südafrika (plus 31,4 Prozent) oder auch China (28,4 Prozent) deutlich stärker zulegten. China überholte so auch Frankreich als fünftgrößten Markt und folgt nun direkt hinter Deutschland. Die Top drei bilden unverändert die USA, Japan und Großbritannien. Alleine Kanada und die USA stehen weiterhin für 41,6 Prozent des Marktes. Brasilien verdrängte derweil Italien aus der Liste der 10 größten Märkte und rangiert nun vor Australien auf Platz 9.

Für Deutschland weist der IFP-Bericht ein Plus von 2,2 Prozent aus – deutlich weniger als die vom Bundesverband Musikindustrie (BVMI) Ende Februar vermeldeten 6,1 Prozent. Hintergrund sind laut BVMI un­terschiedliche Berechnungsmethoden. So arbeitet man in Deutschland etwa mit dem Handelsumsatz, während der Dachverband das Einkommen der Musikindustrie he­ranzieht.

Quelle: F.A.Z.



Aus: "Die Musikindustrie bleibt auf Wachstumskurs" Benjamin Fischer (21.03.2023)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/digitec/globale-bilanz-fuer-2022-die-musikindustrie-bleibt-auf-wachstumskurs-18765081.html (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/digitec/globale-bilanz-fuer-2022-die-musikindustrie-bleibt-auf-wachstumskurs-18765081.html)

https://www.heise.de/news/Nach-20-Jahren-Deutsche-Musikindustrie-knackt-wieder-2-Milliarden-Umsatz-7530327.html (https://www.heise.de/news/Nach-20-Jahren-Deutsche-Musikindustrie-knackt-wieder-2-Milliarden-Umsatz-7530327.html)

Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 19, 2023, 10:29:50 AM
Quote[...] Im vergangenen Jahr legte der Rapper Massiv ein Geständnis ab. Ja, er habe schonmal Streams gekauft, also Geld bezahlt, um die Abrufzahlen von Songs künstlich nach oben zu treiben. Der Berliner, den viele auch in seiner Rolle als Latif Hamady in der Serie ,,4 Blocks" kennen, ist einer der wenigen, die das bislang eingeräumt haben. Dabei ist die Praxis in der Musikbranche weit verbreitet. ,,Jeder tut es, keiner redet darüber", sagte Massiv in seiner Beichte auf Youtube.

Wie groß das Ausmaß ist, zeigt eine Studie des französischen Centre National de Musique (CNM): ,,Zwischen ein und drei Milliarden Streams wurden als betrügerisch erkannt", heißt es darin. Doch die Dunkelziffer liegt noch höher.

,,Es gibt in der Branche Vermutungen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Manipulationsversuche außerhalb der von der französischen Studie analysierten 10.000 wichtigsten Titel stattfindet", sagt Florian Drücke, Chef des Bundesverbandes der Musikindustrie (BVMI). Und da sich die Zahlen nur auf die entdeckten Betrugsfälle beziehen, dürfte das tatsächliche Ausmaß ohnehin noch darüber liegen.

Trotzdem ist die Untersuchung für Drücke ein wichtiger Schritt und könne einen ,,Beitrag zur Versachlichung einer Diskussion leisten, die bisher leider von vielen Vermutungen und Behauptungen getrieben wird". Der Verband fände daher auch eine Erhebung für den deutschen Markt gut, für den es bislang keine vergleichbaren Zahlen gibt. ,,Das Thema könnte ganz aktuell im Rahmen der beauftragten Musik-Streaming-Studie berücksichtigt werden", sagt Drücke.

Die Untersuchung wurde von Kulturstaatsministerin Claudia Roth in Auftrag gegeben, im Zentrum stehe dabei jedoch die Prüfung bestehender und gegebenenfalls alternativer Vergütungsmodelle im Musikstreaming. Erste Zwischenergebnisse werden für das dritte Quartal 2023 erwartet.
Auch wenn für Deutschland bislang Zahlen fehlen, dürften auch hier die jährlichen Betrugsfälle mit Musikstream im Milliardenbereich liegen. ,,Vermutlich bewegt sich das auf einem ähnlichen Niveau", glaubt jedenfalls Drücke. Das bestätigt auch Mareile Heineke, Deutschlandchefin des französischen Musikstreamingdienstes Qobuz. ,,Was uns angeht, wissen wir, dass die Zahlen in anderen Ländern, also auch in Deutschland, gleich sind", sagt Heineke.

Auch Rapper Massiv hat wahrgenommen, wie verbreitet es ist, dass Songs massenhaft gegen Bezahlung auf Streamingplattformen aufgerufen werden. ,,Alle, alle, alle kaufen", klagte er. Es gebe nur wenige Ausnahmen wie Haftbefehl, Sido oder Capital Bra, doch viele andere ,,kaufen sich systematisch nach oben an die Spitze".

Denn je mehr Streams ein Titel hat, umso öfter landet er in Playlists und wird dort wieder gehört. In den Charts platzierte Songs werden dann auch wieder öfter angehört, sodass letztlich eine Aufwärtsspirale entsteht. Wer dabei nicht mitmacht, würde ,,ablosen" und könne nicht mithalten. Massiv vergleicht das mit Bodybuilding, wo man ohne Steroide auch keine Chance habe. Und so dachte er als Labelmanager, er müsste seine Künstler mit allen Mitteln unterstützen und kaufte Streams.

Möglich ist das mit wenigen Klicks, entsprechende ,,Dienstleistungen" bieten dutzende Anbieter im Internet an. 100.000 Spotify-Plays kosten dort beispielsweise 179,99 Euro, eine halbe Million Streams gibt es für 699,99 Euro. Auf vielen Seiten wird damit geworben, solch ein ,,Ranking Boost" sei inzwischen gängig. ,,Fast jeder kauft jetzt Spotify Streams", schreibt ein Anbieter, ,,es ist fast nicht mehr möglich, dass man ohne einen kleinen künstlichen Boost erfolgreich wird", heißt es bei einem anderen. Gerade bei neuen Künstlern verstärken sie so das Gefühl, ohne Betrug kaum bekannt werden zu können.
Die Musikindustrie hat zwar schon viele solcher Streaming-Manipulation-Webseiten verklagt und auch immer wieder Gerichtsverfügungen gegen solche Angebote erreicht. Die letzten Urteile stammen jedoch von 2021, seither sind zahlreiche neue Seiten entstanden. Ob auch Spotify rechtlich gegen solche Seiten vorgeht, ist unklar.

Der Marktführer ist zum Thema Klickbetrug wenig auskunftsfreudig. Das Unternehmen hatte zunächst ein Gespräch in Aussicht gestellt, antwortete dann auf einen Fragenkatalog jedoch nur mit einem generellen Statement. Man nehme die Manipulation von Streaming-Angeboten sehr ernst, verfüge aber seit langem über Mittel, ,,um solche Aktivitäten zu verhindern, aufzudecken und zu entschärfen, was zu greifbaren Ergebnissen geführt hat".
Allerdings weist das schwedische Unternehmen Künstler darauf hin, dass ,,künstliches Streaming" und die Nutzung bezahlter Dienste von Drittanbietern verboten sind. Wer erwischt wird, dessen Musik könne von der Plattform entfernt werden, zudem würden Lizenzzahlungen einbehalten und die Anzahl der Streams berichtigt, um beispielsweise sicherzustellen, dass Charts die Beliebtheit von Künstlern und Songs korrekt abbilden.

Vor drei Jahren wurde das Thema im deutschen Hiphop intensiv diskutiert. Auslöser war eine Recherche des ,,Y-Kollektivs" zu Chart-Manipulationen, es folgten zahlreiche Vorwürfe. Seither scheinen Gegenmaßnahmen aber zu greifen. Es gab eine ,,Fake-Streams-Bereinigung", sagte beispielsweise Patrick Thiede, Chef des Hiphop-Labels Chapter One in einem Podcast.
So kamen 2022 innerhalb von einer Woche 13 Deutschrap-Songs auf vier Millionen Streams, im Jahr davor waren es noch mehr als doppelt so viele gewesen. Auch Haftbefehl wunderte sich: ,,Wo sind denn diese ganzen Rapper hin, versteh' ich nicht?", fragte er 2022 auf Instagram. Im Vorjahr hätten sie noch 150 Millionen Klicks gehabt.
Doch wenn jedes Jahr Milliarden Streams manipuliert werden und einzelne Künstler oder deren Management sich schon mit wenigen tausend Euro Abrufzahlen in Millionenhöhe kaufen können, wie groß ist der Einfluss dieses Klickbetrugs auf die Charts?

Beim BVMI gibt es dazu einen eigenen Prüfungsausschuss. Doch der letzte bekannte Fall, wo dieser tätig geworden ist, stammt aus dem Jahr 2016, damals wurde der Musiker Dave Ramone für acht Wochen aus der Wertung genommen, nachdem Manipulationen aufgeflogen waren. Damals wurden dafür noch MP3-Downloads gekauft, seit dem Siegeszug des Streamings ist Betrug technisch noch einfacher geworden.
Daher hat der internationale Dachverband der Musikindustrie IFPI mit zahlreichen Labels, Plattformen und Organisationen im Jahr 2019 sogar eine Koalition zur Bekämpfung von Streaming-Manipulationen gebildet. Obwohl die Industrie seither deutlich mehr tut, gibt es keine Informationen darüber, ob und wie oft auch Chartplatzierungen korrigiert wurden. Verbandschef Drücke sagt, ihm seien aus den vergangenen fünf Jahren keine Fälle bekannt. ,,Viele Versuche werden offenbar mittlerweile von den Streaming-Anbietern rechtzeitig identifiziert und die Auswirkungen eingedämmt und erreichen uns insofern nicht."
Dass die Gegenmaßnahmen der Musikplattformen greifen, bestätigt auch Björn Nowak. Er arbeitet selbst in führender Position in der Musikbranche, will sich aber nicht unter seinem richtigen Namen äußern, um keine Probleme wegen Vertraulichkeitsvereinbarungen zu bekommen.

,,Die Anbieter sind definitiv extrem viel besser geworden, die Sachen zu entdecken und rauszufiltern", sagt Nowak. Das zeige offenbar Wirkung: Inzwischen müsse er sehr viel seltener gegen Künstler aktiv werden, bei denen Unregelmäßigkeiten entdeckt wurden. So gab es 2020 pro Monat mehr Betrugsmeldungen, als im gesamten Jahr 2022. ,,Das heißt aber nicht, dass es nicht noch viel mehr hintendran gibt, was unentdeckt bleibt und das ist Hauptproblem", sagt Nowak.

Dabei meint der Musikmanager insbesondere ein Bereich, den er ,,Fraud Music" nennt. Auf diese ,,Betrugs-Musik" entfallen nach seiner Einschätzung inzwischen sogar 70 bis 80 Prozent des künstlichen Streamings. Dabei handelt es sich um Songs, die gar nicht gemacht werden, um ein Publikum zu erreichen, sondern einzig um damit Geld von den Musikplattformen abzugreifen.
Auch das Phänomen ist nicht neu, hat sich über die Jahre aber deutlich verändert. ,,Die Qualität der Fraud-Musik ist extrem gut geworden", sagt Nowak. Während man früher oft schon beim ersten Hören sagen konnte, welche Stücke nicht aus wirklich musikalischem Interesse entstanden seien, sei diese Unterscheidung jetzt nicht mehr so einfach möglich.
Dabei könnte das Phänomen mit der Betrugsmusik noch ganz am Anfang stehen. ,,Ich glaube, das wird noch viel schlimmer, wenn man bedenkt, welche Qualität von Musik man mit Künstlicher Intelligenz erzeugen kann", sagt Nowak. Nur anhand der Musik werde man bald nicht mehr erkennen, ob die Titel ,,Fraud-Musik" seien.
Und auch in anderen Bereichen haben die Betrüger dazu gelernt. Spotify und Co. zahlen für jeden Stream Geld aus, sobald dieser 30 Sekunden lang abgespielt wurde. Daher waren die Fake-Musikstücke am Anfang auch oft nur etwas länger als 30 Sekunden. ,,Das ist natürlich extrem auffällig und leicht zu identifizieren", sagt Nowak. Nun dauern die Tracks eben eine Minute und 28 Sekunden. Trotzdem sei die Länge weiter ein Identifikationsmerkmal.

Auch sonst gibt es zahlreiche Indikatoren, mit denen das künstliche Abspielen von Musik identifiziert wird. ,,Wenn ein Künstler im Monat von einhundert Leuten gehört wird, aber mit seinem Album auf 200.000 Streams kommt, sieht das schon komisch aus", sagt Simon Zetsche, der unter anderem Namen ein Team zur Betrugserkennung leitet.

In der Regel schlagen die Alarmsysteme an, sobald es deutliche Abweichungen vom normalen, statistischen Hörverhalten gibt. Kommt ein Großteil der Hörer aus bestimmten Orten? Wie oft werden die Songs am Computer abgerufen oder per Handy-App? Sind die Nutzer bei der Telekom oder haben sie einen billigen Prepaid-Vertrag? Wie ist das Verhältnis von Streams zwischen Spotify, Apple Music oder anderen Plattformen? Zu all diesen Fragen wissen die Anbieter, welche Verteilungen im Schnitt normal sind, besondere Ausschläge zeigen daher einen möglichen Betrug an.
Eindeutig ist der Nachweis jedoch nicht. Das fängt damit an, wie lange einzelne Accounts am Tag laufen oder wie oft ein Nutzer bestimmte Songs am Tag hört. Doch wo hört das Verhalten eines fanatischen Fans auf und beginnt systematischer Betrug? ,,Das ist tatsächlich ein schmaler Grat und ich glaube, deswegen ist auch die Dunkelziffer noch höher", sagt Heineke. Zumal viele Künstler ihre Fans auch extra aufrufen, Songs in Dauerschleife zu hören. Es müsse daher wirklich eindeutig erkennbar sein, dass es sich um einen Betrug handele, bevor ihr Streamingdienst Qobuz eingreife. ,,Wenn ich einen neuen Song 100 Mal am Tag höre, würde das nicht reichen. Es müsste noch viel krasser sein", sagt Heineke.

Doch lohnt es sich überhaupt, Musik nur dafür zu erzeugen, um dann mit selbst generierten Abrufen Geld zu verdienen? Schließlich klagen selbst bekannte Künstler immer wieder, wie wenig das Streaming einbringe. Das Problem dabei ist, dass deren Plattenfirmen meist den Großteil der Gelder erhalten. ,,Wer als Musiker 20 Prozent bekommt, ist schon richtig gut dabei, wir sprechen eigentlich eher von 10 Prozent", sagt Nowak. Fraud-Musik wird dagegen ohne Labels hochgeladen, dann könne man als Faustregel mit einer Million Streams 3500 Euro verdienen.

Wenn also Profile von zehn Fake-Künstlern erzeugt werden, die jeder ein Album mit zehn Titeln haben, müsste jeder Song 833 Mal abgespielt werden, um insgesamt auf eine Million Streams zu kommen, rechnet der Manager vor. Dass ein Titel 833 Mal gestreamt werde, sei nicht besonders auffällig. ,,Selbst das Zehnfache ist noch relativ wenig und so kann man hochrechnen, was da an Summen zusammenkommen kann", sagt Nowak.
Wie geschäftsmäßig das abläuft, zeigte auch der ,,Bayerische Rundfunk" gerade in seiner Dokumentation ,,Dirty Little Secrets". Dort nennen sie die gefälschten Künstler ,,Geistermusiker". Eine davon nennt sich Amandine Moulin, doch die angebliche Pariser Pianistin ist ein schwedischer Mann. Der erfolgreichste Titel von Geistermusikerin Moulin wurde sogar mehr als 13 Millionen Mal gestreamt. Und auf der beliebten ,,Peaceful Piano"-Playlist stammen laut BR 60 Prozent der rund 300 Titel von sogenannten ,,Geistermusikern".

Die Titel dafür zu erzeugen, geht dank generativer KI so einfach wie nie. Google hat mit MusicLM ein Tool entwickelt, das Musik per Texteingabe produziert. Die Entwickler von Riffusion haben den Text-Bild-Generator Stable Diffusion mit Spektrogrammen trainiert, also Aufnahmen von Tonfrequenzen. Auch damit lassen sich per Knopfdruck gewünschte Musikelemente erzeugen.
Lucian Grainge, Chef von Universal Music, warnte kürzlich vor einer ,,Flut von ungewollten Inhalten". Erzeugt wird die auch mithilfe des Start-ups Boomy. ,,Erstellen Sie in Sekundenschnelle eigene Songs, auch wenn Sie noch nie Musik gemacht haben", werben die Kalifornier. 15,6 Millionen Stücke hätten Nutzer schon erstellt, das entspräche 14,8 Prozent der weltweit je aufgenommenen Musik. Dass es dabei um ein paar schnelle Cent geht, wird auch schnell deutlich: Bei den wichtigsten Fragen geht es vor allem darum, wie und wann die Tantiemen verteilt und ausgezahlt werden. Boomy hilft auch direkt bei der Verbreitung auf den Streamingdiensten und betreibt dort beispielsweise eigene Playlisten.
Damit die KI-Musik aber auch so oft gehört wird, dass es sich lohnt, muss offenbar massiv nachgeholfen werden. Im Mai hat Spotify darauf reagiert und zehntausende mit Boomy erzeugte Titel gelöscht, sowie den Zugang des Start-ups gesperrt.
Inzwischen ist die Sperre wieder aufgehoben, Boomy hat seine Nutzungsbedingungen etwas angepasst und erklärt, man habe sich der Förderung eines ,,gesunden Musikmarktes" verschrieben, was sich unter anderem am ,,Engagement für Bot-Prävention" zeige.

Doch die Debatte um die Folgen von KI in der Musik hat gerade erst begonnen. Berlins neuer Kultursenator Joe Chialo (CDU) sprach gerade von einem ,,Epochenbruch" und kündigte an, in den nächsten zwölf Monaten eine Konferenz zur Rolle von KI im Kulturbetrieb zu organisieren. ,,Dass wir bei diesem Thema noch gar nicht denkfähig sind, beunruhigt mich sehr", sagt Chialo, der früher selbst als Musikmanager gearbeitet hat.
Und auch Spotify-Gründer Daniel Ek, der den Wandel vom Musikkauf zum Streaming-Abo maßgeblich vorangebracht hat, staunt angesichts der Möglichkeiten von generativer KI. Vor Investoren sagte Ek im Frühjahr, er glaube nicht, dass er so etwas in der Technologie je gesehen habe.


Aus: "Chart-Platz zu verkaufen: KI befeuert Milliarden-Betrügereien im Musik-Streaming" Oliver Voß (18.06.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/chart-platz-zu-verkaufen-ki-befeuert-milliarden-betrugereien-im-musik-streaming-9981268.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/chart-platz-zu-verkaufen-ki-befeuert-milliarden-betrugereien-im-musik-streaming-9981268.html)

Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 22, 2023, 05:03:01 PM
Quote[...] Pro Song, der jährlich nur 999 Mal angehört wird, bekommen die Rechteinhaber:innen bisher einen lächerlichen Betrag von etwa 3,50 Euro. Dafür kriegt man an der Theke maximal ein kleines Bier ...

Wer also mit Spotify ernsthaft Geld verdienen möchte, muss sich ohnehin bereits nach der Streamingdecke strecken und weit häufiger angehört werden, als 1000 Mal.

... Spotify schmückt sich gerne mit einem vielfältigen Angebot, will diese Vielfalt aber nicht bezahlen. Produkte zu nutzen, die nicht entlohnt werden, ist ganz streng genommen eine sehr perfide Art von Diebstahl. Gleichzeitig wird das Versprechen der Demokratisierung des Musikmarktes, nämlich dass alle Musik hören und Künstler:innen niedrigschwellig ins Business rutschen können, endgültig gebrochen.

... Das neue Signal von Spotify ist, dass alle, die sich jenseits des Mainstreams bewegen, künstlerische Risiken eingehen oder eben noch ganz am Anfang stehen, wertlos sind. Der Musikmarkt und seine ohnehin prekären Bedingungen erreichen gerade einen neuen Tiefpunkt.

...


Aus: "Spotifys neues Bezahlmodell: Sagt doch einfach, dass ihr Musiker verachtet!" Ein Kommentar von Silvia Silko (16.11.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/spotifys-neues-bezahlmodell-sagt-doch-einfach-dass-ihr-musiker-verachtet-10789942.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/spotifys-neues-bezahlmodell-sagt-doch-einfach-dass-ihr-musiker-verachtet-10789942.html)

Quotehanatol
16.11.23 20:49

Weniger als 3 Streams pro Tag - bei 515 Mio aktiven Nutzern, davon 210 Mio zahlenden Nutzern: das ist schon ziemlich irrelevant. Und dafür will man auch noch Geld? Man sollte dankbar sein, dass man diese theoretische Reichweite kostenlos nutzen darf. ...


QuoteGastGast
16.11.23 20:41

Ich verstehe die Aufregung nicht. Weder muss ein Künstler seine Werke bei Spotify anbieten noch muss ich den Dienst nutzen. Den Rest regelt der Markt.


QuoteErwin
18.11.23 15:06
@GastGast am 16.11.23 20:41

Spotify ist, neben den paar anderen Musikstreaming Oligarchen, der Markt.


Quotedrisokk
17.11.23 12:02

Schön blöd, wer seine mühsam selbst produzierten Tracks einfach Spotify schenkt, welche umgehend von eben Spotify als Werbematerial verramscht werden. Die dadurch vermeintlich erkaufte Reichweite ist wohl eher Illusion ...


QuoteMelatonin
17.11.23 10:16

Ich empfehle Bandcamp, wo ich viele musikalische Perlen gefunden habe und das Musikangebot im subversiven Bereich deutlich größer ist als bei Spotify. Je nach Einstellung der KünstlerInnen kann man deren Alben ein paar Male gratis hören, bis man beim xten Mal um eine kleine Spende gebeten wird. Fairer und direkter geht es meiner Meinung nach nicht. Und außerdem ist die App nicht annähernd so nervtötend wie Spotify.


Quotegrg123
18.11.23 13:22

    Die Abwärtsspirale für Musiker jenseits des Mainstreams dreht sich weiter.

Das ist Quatsch! Weil die Musiker auf 3,50 € verzichten müssen, gehen sie pleite? Ich höre übrigens auch viel Musik "jenseits des Mainstream" und binde diese gerne in Playlists ein, was zur Förderung beiträgt. Dadurch bekomme ich von Spotify auch haufenweise Vorschläge mit vollkommen unbekannten Künstlern, die sonst niemals Beachtung finden würden.



QuoteSchartinMulz
17.11.23 14:54

Viele Kommentare zeigen, dass nicht nur Spotify Musiker verachtet, sondern auch ein Teil der Kundschaft.
Zumindest wenn es um Musiker geht, die nicht den ganz großen Erfolg haben.
Die bekommen bisher ganz wenig Geld und demnächst gar keins mehr.
Werden zwar hier und da gespielt, aber das Geld dafür bekommen die Großen.
Und das wird hier noch schön geredet.



Quotehanatol
17.11.23 17:22
@SchartinMulz am 17.11.23 14:54

p.s. die "Großen" sind es auch, für die die meisten Leute ein Abo abschließen und überhaupt erst Kohle in die Kasse spülen.


Quotetiber5
16.11.23 21:53
,,Pro Song, der jährlich nur 999 Mal angehört wird, bekommen die Rechteinhaber:innen bisher einen lächerlichen Betrag von etwa 3,50 Euro."

In der Zeit vor Spotify hätte man damit aber auch kein Geld verdient.
Nicht jedes Hobby reicht zum Leben...


QuoteWufflau
16.11.23 21:39

Das ist natürlich schlecht, aber ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum sich Künstler nicht organisieren und gemeinsam Druck auf die Plattformen ausüben. Oder ein paar der superreichen Künstler bauen eine eigene Plattform auf, die den Ansprüchen der Künstler mehr entgegenkommt. Alle schimpfen auf die Plattformen und lassen sich dann rumschubsen, dabei haben sehr viele von den Künstlern unglaubliche Reichweiten und Publicity, davon träumen andere gesellschaftliche Gruppen, deren berechtigte Interessen oft übergangen werden.


QuoteMelatonin
17.11.23 10:12
@Wufflau am 16.11.23 21:39

Sie überschätzen die Macht von einzelnen KünstlerInnen. Der Markt wird von einer Handvoll Musikkonzerne komplett bestimmt. Hierzu gab es bereits etliche Versuche (in Deutschland u.a. mit Jennifer Rostock oder Peter Maffay). Ähnlich geht es zu mit Livegigs. Ich empfehle dazu John Olivers Beitrag zu ticketmaster, welche die Vermarktung von Konzerten weltweit bestimmen. Selbst Größen wie Pearl Jam haben dagegen keine Chance. Entweder man spielt das Spiel mit, oder man bekommt keine Konzerte mehr.


QuoteMcSchreck
16.11.23 21:33

Spotify ermöglicht umgekehrt völlig unbekannten Musikern, einer Masse bekannt zu werden. Wer als Musiker weltweit weniger als 1.000 mal gehört wird (für mindestens 1 Minute), kann kaum erwarten, damit Geld zu verdienen. In der Fußgängerzone kriegt man auch nicht mehr als 3,50, wenn im ganzen Jahr nur 1.000 Leute für die Musik anhalten, um es mal leicht überspitzt zu sagen.

Ich bin Kunde und seit einiger Zeit Aktionär. Spotify ist für jeden Musiker noch um ein vielfaches fairer als Youtube oder die vielen anderen Möglichkeiten von Streming, wo die Leute nämlich exakt gar nichts bezahlen.


Quotemacthepirat
16.11.23 21:13

Dieseganzen Online-Dienste sind eigentlich Raubrittermodell. Sie bestehlen ihre Kunden, egal ob das Kreative oder Nutzer sind. Youtube versucht gerade seine Nutzer zu zwingen entweder den Adblocker abzuschalten oder aber ein Abo abzuschließen damit der Kunde keine Werbeunterbrecher ertragen muss. Und das Geld für die Werbeeinnahmenm wird nicht gerecht an die kreativen verteilt, da werden Miniatursummen ausgezahlt.


QuoteHansiW
16.11.23 21:08
Fair ist anders. Allerdings ist es auch immer eine Frage welche Funktion man Spotify zuspricht. Spotify bietet mir den Service jederzeit quasi jede beliebige Musik hören zu können und kleinen Künstlern die Möglichkeit gehört zu werden.

Früher hat man als wenig bekannter Künstler auch nichts an Rechten eingenommen sondern musste seine Musik Live unters Folk bringen und konnte da wenn man gut war noch was am Merch Stand verdienen.

Wenn ich auf ein Konzert gehe und der Künstler gut war kaufe ich ein Tshirt und nen Tonträger (unabhängig davon, dass diese vermutlich selten/nie gehört werden weil spotify bequemer ist).

Und wenn ich einen Künstler gerne höre dann geh ich auf sein Konzert wenn er in der Stadt ist und der Kreis schließt sich.


Quotedon-dirko
16.11.23 18:56

Unglaublich, was sich Spotify da erlaubt, hoffen wir auf einen Shit-Storm, der sie zum Einlenken zwingt. Aber ich fürchte, gerade die kleineren Künstler haben dafür weder die Fanbase noch eine starke politische Lobby.
Kritisieren lässt sich an Spotify noch mehr, z. B. dass 30-Sekunden-Abrechnungsmodell: Ein Titel, der nur 29 Sekunden gespielt wird, wird nicht vergütet, aber ein Titel, der 6 Minuten gehört wird, wird auch nur wie einer vergütet, der nur 30 Sekunden lief. Das führt zu einer kreativen Verarmung der Musik: längere Titel werden bestraft, 3 kurze Titel mit 2,5 Minuten nacheiner gehört bringen die 3-fache Vergütung wie ein entsprechend längerer Titel.
Das System Spotify belohnt kommerziell produzierte Massenware und bestraft künstlerisch anspruchsvolle Musik, weil sie die Gelder entsprechend umverteilt.
Hinzu kommt, dass sich Künstler eine bessere Platzierung in den algorithmisch generierten Playlisten "erkaufen" können, indem sie sich auf einen prozentual (noch) geringeren Vergütungsanteil einlassen. Mit vielfältigen Konsequenzen: Die Nutzer erhalten keine rein an ihrem Geschmack ausgerichteten Empfehlungen, sondern welche, die sich an den kommerziellen Interessen von Spotify orientieren. Und seitens der Künstler wird der Druck erhöht, sich ebenfalls auf diesen Deal einzulassen und die Tantiemen weiter zu senken.
Aus Sicht von Spotify sicher sehr clever, aber da zeigt sich mal wieder das hässliche Gesicht der Plattformökonomie.


...

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Quote[...] Spotify ist schon lange bekannt dafür, kein gerechtes Bezahl-System für Musiker*innen zu haben, die auf dem Portal gehört werden, sondern eher denen mehr zu bezahlen, die öfter gehört werden, als unbekannteren Künstlern, die nicht so oft gehört werden. Ab nächstem Jahr soll das alles aber noch viel schlechter werden: von 2024 an soll Titeln, die weniger als 1000 Mal gehört wurden, gar nichts mehr ausgezahlt werden. Zum einen werden die Beträge auf diejenigen umverteilt, die mehr Klicks haben und schon mehr verdienen, zum anderen will Spotify sich so Millionenbeträge einsparen. Die Reichen werden reicher, auf Kosten der "Kleinen".

Es war bis jetzt schon verschwindend gering, was unbekanntere Musiker bekamen. Was, wie der Name des Artikels besagt, Musiker-verachtend ist. Gar nichts mehr zu bezahlen, die Titel aber dennoch anzubieten, ist, wie der Artikel erkennt, eigentlich Diebstahl. Außerdem werden mit dem neuen Modell nur noch Mainstream Artists gefördert, was die Entwicklung der Kunst erstickt:

    Das neue Signal von Spotify ist, dass alle, die sich jenseits des Mainstreams bewegen, künstlerische Risiken eingehen oder eben noch ganz am Anfang stehen, wertlos sind. Der Musikmarkt und seine ohnehin prekären Bedingungen erreichen gerade einen neuen Tiefpunkt.


Künstlerische Freiheit wird also nicht mehr unterstützt ... Den meisten Konsumenten ist es mühselig, sich mit dieser Info auseinanderzusetzen, und sie behalten achselzuckend die App und nutzen sie weiterhin ...


Aus: "Spotify's neues Bezahlmodell: noch Musikerverachtender als bisher" Dorothea Tachler (Dienstag, 21.11.2023)
Quelle: https://www.piqd.de/dashboard/spotify-s-neues-bezahlmodell-noch-musikerverachtender-als-bisher (https://www.piqd.de/dashboard/spotify-s-neues-bezahlmodell-noch-musikerverachtender-als-bisher)
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 28, 2023, 11:53:34 AM
Quote[...] Es graut mir schon jetzt vor dem Tag, an dem die Insta-Stories der Welt wieder mit den bunten Kacheln des Spotify-Jahresrückblicks zugepflastert sein werden. Dann teilen meine Freund:innen stolz, wie sie unbekannte Bands und vielfältige Genres gehört haben, während ich mich für meinen Musikgeschmack einfach nur schäme.

2023, das weiß ich schon jetzt, wird meine Nummer 1 der Song "Blank Space" von Taylor Swift sein. Das ist mir so unangenehm, dass ich einfach gar nichts teilen werde. Aber warum eigentlich? Warum ist mir ausgerechnet ein Song peinlich, den wahrscheinlich täglich Millionen Menschen hören?

Liegt es daran, dass der Song schon neun Jahre alt ist? Oder daran, dass Taylor Swift eine Multimillionärin ist, die ich durch meine Streams unfreiwillig noch ein bisschen reicher mache? Oder ist es eine tief in mir sitzende Misogynie, sodass ich Musik von Frauen automatisch schlechter finde als die eines jaulenden Mannes mit Gitarre?

Wahrscheinlich von allem ein bisschen.

Vor allem aber ist es eine einfache Gleichung, die mir früh ins Gehirn gepflanzt wurde: Popmusik = peinlich.

Die Herabwürdigung jeder kommerziell erfolgreichen Musik ist zu einem Automatismus geworden, der sich von kritischen Feuilletonist:innen auf alle übertragen hat, die sich irgendwie überhaupt für Musik interessieren. Sie sind der Überzeugung, Popmusik sei ein Massenprodukt, seelenlos produziert von der bösen Musikindustrie, um superviel Geld zu verdienen. Diese Hits seien also gar keine richtige Musik.

Dabei findet man diese "richtige Musik", die so "deep" ist, am Ende auch nur durch stundenlanges Suchen in irgendwelchen Datenbanken. So kann man dann verächtlich auf diejenigen herabschauen, die sich ihren Geschmack von den Radios und Global-Hit-Playlists dieser Welt vorgeben lassen. Das klingt extrem anstrengend und freudlos, und ich kann versprechen: Das ist es auch.

Denn wer darauf besteht, dass der Lieblingssong etwas extrem Individuelles zu sein hat, ein Song, der nur einem selbst und sonst niemandem gehört, der verkennt die große Magie von Musik als Massenphänomen.

Es schmälert mein Erlebnis nicht, wenn ich nur einer von vielen bin, die Gefühle zu einem Taylor-Swift-Song haben.

"Blank Space"
https://youtu.be/e-ORhEE9VVg (https://youtu.be/e-ORhEE9VVg)


"Blank Space" ist der perfekte Song zum Autofahren, im besten Sinne radiooptimiert und hat einen Refrain ("So it's gonna be forever / Or it's gonna go down in flames"), der mich mit einer riesigen Wärme füllt. Dass es anderen offenbar genauso geht, macht den Song nur noch schöner.

Eigentlich könnte ich mich also sogar darin bestärkt fühlen, dass ich mit meinen Emotionen und der Projektion meines Lebens auf irgendeinen Popstar nicht allein bin. Dieses tiefe Gefühl der Verbundenheit, das kann kein DIY-Album mit 70 Hörer:innen auf SoundCloud in diesem Maße erzeugen.

Trotzdem werde ich die Scham für meinen Musikgeschmack auch in dieser Spotify-Jahresrückblicks-Saison nicht vollständig ablegen können. Mein innerer zynischer Tocotronic hörender Teenager in Röhrenjeans und mit tief ins Gesicht gekämmtem Pony ist noch zu stark, um völlig cringebefreit zu meiner großen Zuneigung für klischeehafte Chartmusik zu stehen.

Doch eines Tages, da bin ich mir sicher, wird mir der Sieg im Kampf gegen die Scham gelingen. Das hier ist ein Anfang. Aus dem "guilty pleasure" wird dann nur noch "pleasure" werden. Und ich werde endlich die Person sein können, die ich schon immer war.


Aus: "I ❤️ Taylor" Sebastian Hotz (27. November 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/campus/2024/01/taylor-swift-spotify-jahresrueckblick-musik-el-hotzo (https://www.zeit.de/campus/2024/01/taylor-swift-spotify-jahresrueckblick-musik-el-hotzo)

QuoteAltervorSchönheit

Ich kann mit Taylor Swift nichts anfangen und schäme mich nicht dafür.


QuotePhanta

In der gleichen Phase, lieber Verfasser, war ich vor ein paar Jahren auch. Nur, dass es bei mir nicht um Taylor Swift ging (und Misogynie keine Rolle spielte, aus verschiedenen Gründen). Zu merken, dass man nur irgendwelche angelernten Mainstream-Verabscheuungsmuster fühlt, die es gar nicht braucht, war sehr befreiend. Ich teile meinen Spotify-Rückblick zwar auch nicht, aber nicht aus Scham, sondern weil ich in sozialen Medien nicht poste und bis vor wenigen Wochen auch Spotify nicht genutzt habe ;)


Quoteeat_the_rich

Das ist/war nicht nur beim Mainstream so. In meiner Jugend in den 90ern gab es zuerst auch ganz klare Trennlinien, was man gehört hat und was nicht: Hip-Hop hören kein Metal, wer Metal hört nix Elektronisches etc usw Und Pop ging schon mal gar nicht.

Wenn man irgendwann merkt, dass die Grenze, die man ziehen sollte, nicht zwischen den Genres liegt sondern zwischen gut gemacht und Schund oder meinetwegen wirkt/wirkt nicht, dann ist das in der Tat sehr befreiend.


QuoteJochenB

Taylor Swift ist anders als die anderen. Sie ist nahbar, plaudert mit allen und bleibt trotz ihrer Bekanntheit irgendwie auf dem Teppich. Das zieht einen in den Bann. Genau damit macht die einen unglaublichen Batzen Geld. Anders gesagt - die hat es faustdick hinter den Ohren.


Quote
Vorki

Sorry, aber der Artikel ist mir persönlich zu oberflächlich. ...


QuoteMadro

Wer wisen will wer die heutige Pop-Musik schreibt sollte diesen Artikel lesen. Nichts von den schwülstigen Sätzen wie "ich schrieb den Song als ich in XY Stimmung war". Die meisten Songs von Tayler Swift und Co. werden von 2 Männer geschrieben.

"Every song you love was written by the same two guys"
By Social Links for Larry Getlen, Published Oct. 4, 2015
Songwriting today is not the romantic notion of one kid with a guitar. As John Seabrook writes in his new book "The Song Machine," it's an impersonal, assembly-line-driven process that would make Henry Ford proud.
https://nypost.com/2015/10/04/your-favorite-song-on-the-radio-was-probably-written-by-these-two/ (https://nypost.com/2015/10/04/your-favorite-song-on-the-radio-was-probably-written-by-these-two/)


QuotePhanta

Na und? Diese Frage nach Authentizität gehört doch auch nur zu dem Potpourri der Gründe für Popmusik-Scham, wie sie im Artikel beschrieben wird. Und ist Unsinn. Ein Song wird nicht besser, nur weil die Person, die ihn performt, ihn auch geschrieben hat. Diese Nachwehen des romantischen Geniekultes sind inzwischen nur noch ermüdend.


Quoteeat_the_rich

Skandal im Theater-Betrieb: Lars Eidinger hat nicht Hamlet selber geschrieben.


Quote
volumen

... Ich kenne elaborierte Intellektuelle, die auf Musikantenstadl stehen. Ich kenne knallharte Wissenschaftler, die nur bei Helene Fischer weich werden.
Man muss sich nicht kratzen, wenn es andere Leute juckt.


QuoteDie Antwort ist_42

Taylor Swift... langweilige Fahrstuhlmusik für gelangweilte Großstädter. Da fehlt bei mir alles, was in mir Emotionen auslöst.  ...


QuoteBIRP

Ach komm, Popmusik ist genau genommen doch peinlich. Da nutzt das ganze Hin- und Her-Gehotze auch nix.


QuoteMampf.Mampf

Ich finde, dass Taylor Swift wirklich tolle Beine hat!
Die Musik von ihr vergesse ich immer direkt.


QuoteStephan

Es ist mir ein absolutes Rätsel, was an Taylor Swift irgendwie toll sein soll. Flache Songs, leere Texte, dünne Stimme, künstliche Musik-Arrangements...
Kein Erkennungsmerkmal - außer, dass es halt keines gibt, was ja auch schon wieder ne Kunst ist. ...


QuoteBeckmonk

Es ist gut, dass Menschen, die gerne Schlager- und Popmusik -kurzum Mainstream- hören, dies ungehemmt, immer und stets machen können.  ...


Quoteberberisse

Lektüretipp: Über Pop-Musik von Diedrich Diederichsen - Vielleicht wird es besser mit ein bisschen Hintergrundwissen?
Ganze Generationskohorten von Pop-Fans hat er angeregt und aufgestört: Diedrich Diederichsen. Nun erscheint mit Über Pop-Musik das Ergebnis seines lebenslangen Nachdenkens über Pop.Über Pop-Musik ist ein kluges, ein kontroverses Buch, dessen Thesen ganze Gebäude eilig zusammengezimmerter Übereinkünfte zum Einsturz bringen werden. Pop-Musik, sagt Diederichsen, ist gar keine Musik. Musik ist bloß der Hintergrund für die viel tiefer liegenden, viel weiter ausstrahlenden Signale des Pop. Pop ist ein Hybrid aus Vorstellungen, Wünschen, Versprechungen. Er ist ein Feld für Posen und Pakte, für Totems und Tabubrüche. Der Autor bezieht seine Argumente aus Semiotik und Soziologie ebenso wie aus der Geschichte und Gegenwart der Pop-Kultur und aus den angrenzenden Gebieten Jazz, Kino, Oper. Es dürfte das erste Buch sein, das der ganzen Vielgestaltigkeit des Phänomens Rechnung trägt, und das einzige, in dem gleichzeitig Theodor W. Adorno und Congo Ashanti Roy auftreten. Und es ist ein sehr persönliches Buch. Diederichsen greift immer wieder auf die eigenen Erfahrungen zurück, sein Initiationserlebnis war ausgerechnet ein Konzert des bleichen Bluesrockers Johnny Winter. Was er über dessen Auftritt schreibt, gilt für viele, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgewachsen sind: Pop hat »eingelöst, was wir alle immer schon geahnt hatten, aber als Kinder nie ganz genau wussten: dass es etwas gibt. Nicht, wovon Winter heulte, war wichtig, sondern dass in komischen Geräuschen ein Weg zur Welt war.«
https://www.kiwi-verlag.de/buch/diedrich-diederichsen-ueber-pop-musik-9783462045321


Quotemartinhf

"Pop-Musik, sagt Diederichsen, ist gar keine Musik. Musik ist bloß der Hintergrund für die viel tiefer liegenden, viel weiter ausstrahlenden Signale des Pop."
Dann wäre es richtig zu sagen: "Pop ist mehr als Musik."

Ich glaube, diese "Mehr" ist das, womit diese Leute ein Problem haben.


QuoteWissenIstMacht888

"Liegt es daran, dass der Song schon neun Jahre alt ist?"

Nein.

"Oder daran, dass Taylor Swift eine Multimillionärin ist, die ich durch meine Streams unfreiwillig noch ein bisschen reicher mache?"

Zwingt dich irgendwer? Und ja, wenn die Musik austauschbar ist, wie die von Swift definitiv ist, würde ich überlegen all das streaming geld lieber jemand anderem hinterher zu werfen.

"Oder ist es eine tief in mir sitzende Misogynie, sodass ich Musik von Frauen automatisch schlechter finde als die eines jaulenden Mannes mit Gitarre?"

Wer nicht zwischen absolut ätzenden Kommerzpop und echter Kunst unterscheiden kann, stellt sich wohl solche geschlechtsfokussierten Fragen. Niemand hat ein Problem mit echter Frauenpower. Ich könnte wahrscheinlich die längste Liste ever schreiben, wenn es um coole Musikerinnen geht. Aber vor allem Musikliebhaber wie ich haben ein Problem damit wenn einzelne Künstler auf dreisteste Art und Weise alles Andere verdrängen, indem sie schamlos overfeatured werden. Indem wahrscheinlich sogar die Musikindustrie kleine Tageszeitungsredakteure anschreibt um die Werbetrommel noch ein wenig mehr zu rühren. Es. Ist. Widerlich.


Quoteclehmann

     Musikliebhaber wie ich...

Selbstverliebtes Geblubber. Wären Sie ein "Musikliebhaber", wie Sie behaupten, dann wüssten Sie, dass auch "Kommerzpop" echte Kunst sein kann. Und Sie würden Musik nicht ausschließlich nach der Akzeptanz in Ihrer "Musikliebhaber"-Bubble beurteilen.

Das Gegreine über den Kommerz in der Musikindustrie ist auch so alt wie der Wald. Ist aber auch ein Distinktionsmerkmal der "Musikliebhaber". Ich habe noch keinen Shampooliebhaber jammern gehört, sein Lieblingsshampoo habe keine Chance, weil Schauma seine Marktmacht so schamlos ausnutzt...;)


QuoteWissenIstMacht888
Antwort auf @clehmann

Entfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/LW


Quote
votecriders
Antwort auf @clehmann

"Ich habe noch keinen Shampooliebhaber jammern gehört, sein Lieblingsshampoo habe keine Chance, weil Schauma seine Marktmacht so schamlos ausnutzt...;)"

...aber gibt es denn überhaupt ein Shampoo jenseits von Schauma??


Quotevolumen

Auf schamloseste Weise overfeatured ? Kann Swift nix für, Sie werfen der Industrie vor, dass sie ein gut laufendes Produkt kapitalistisch vermarktet. Kommerzpop ist ja immerhin ok für Sie, solange es kein ätzender Kommerzpop ist. Sie sollten Sich mal selber reden hören.

Ich finde es prinzipiell gut, dass Sie Sich für "echte Kunst" stark machen, aber es klingt sehr nach Rufen im Walde. Ich wüsste nicht, für was der Kolumnist sich rechtzufertigen hätte und selbstverständlich ist die geäußerte Beschwerde überflüssig.


QuoteWissenIstMacht888
Antwort auf @volumen

"Kommerzpop ist ja immerhin ok für Sie, solange es kein ätzender Kommerzpop ist. Sie sollten Sich mal selber reden hören."

Vielen Dank, dass im Gegensatz zu diesem anderen Kommentator verstanden haben, dass es mir nicht um das Kommerzielle an sich geht. Mir geht es darum, wie grauenhaft schlecht und vor allem langweilig Popmusik sein darf, wenn sie nur richtig vermarktet wird.


...

Quote[...] Taylor Swift soll ein mittelmäßiger Popstar sein? Von wegen! Ein Widerspruch

... Ist sie zu angepasst, zu berechnend, zu kommerziell? Vielleicht. Aber egal. Sie ist zuallererst ein Popstar und ein verdammt genialer dazu. Wir Millennials müssen unseren Eltern nicht zeigen, wie rebellisch wir sind, die nehmen uns oft eh nicht ernst. "So call it what you want, yeah, call it what you want", um Tay Tay zu zitieren. Wir kuscheln uns gerne unter die Decke ihrer Lyrics und tanzen zu ihren Beats – mit offenem Herzen und wachem Verstand, so wie sie es tut.


Aus: "Tay Tay ist Tay Tay" (20. Dezember 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/2023/54/taylor-swift-popmusik-erfolg-frauen (https://www.zeit.de/2023/54/taylor-swift-popmusik-erfolg-frauen)

QuoteZooey

Nächster Schritt der Blockbusterisierung der populären Unterhaltung. ...


Quote
splashX

Was ist schlimm daran, möglichst vielen Leuten zu gefallen? Nicht Mainstream sein zu wollen ist so ... Mainstream.


QuoteMcEoy

Ihre Stimme hat absolut keinen Wiedererkennungswert. Jedes Mal, wenn ich einen 0815 Fahrstuhlsong im Radio höre und nicht weiss, wer das ist - mit 50%iger Wahrscheinlichkeit Taylor Swift...


Quotehappylotti

Taylor Swifts Musik kann ich nichts anfangen. Aber offensichtlich macht sie viele Menschen glücklich, verdient viel Geld damit und ist ein freundlicher Mensch. Also alles Gut.


QuoteSimplicio

"In Taylor Swifts Songs erkennen wir uns selbst, ..."

Sie vielleicht, ich nicht.


QuoteKommentare sind wichtig

In den 1980ziger Jahren gab es Modern Talking und Bad Boys Blue, Musik ähnliche Richtung Kommerzpop. ...


Quotewolfgang faller

Sie ist gegen Trump! Im heutigen Amerika ist das schon mal ein Zeichen von Intelligenz. ...


QuoteBowhome 4eva

OK cool.


...
Title: [Zum Spannungsfeld der Musikindustrie... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 21, 2023, 03:33:02 PM
Quote[...] Als Boney M-Produzent Frank Farian die beiden schwarzen Jungs Rob und Fab trifft, weiß er, dass er die Stars für sein nächstes Projekt gefunden hat. Den Song ,,Girl you know it's true" hat Farian mit anderen Sängern schon im Kasten.

Das Problem: optisch machen sie nichts her. Diese beiden athletischen Tänzer dagegen mit ihren langen eingeflochtenen Zöpfen sehen geradezu absurd gut aus und für die weiße 80er-Jahre Bundesrepublik aufregend exotisch. Als Pop-Duo ,,Milli Vanilli" sollen sie das Gesicht des Songs werden.

Es geht um Illusionen und Täuschungen in diesem Film, aber auch darum, inwiefern Menschen willens sind, sich täuschen zu lassen. Frank Farian hat aus dieser Gratwanderung ein Geschäftsmodell gemacht.

Matthias Schweighöfer spielt ihn als genialen Musiker und erfolgsbesessenen Geschäftsmann. Zwar umweht ihn immer die leicht piefige Aura von Kartoffelsuppe, aber er produziert einen Hit nach dem anderen.

Vor allem hat er begriffen, wie MTV die Regeln des Popbusiness geändert hat: nicht auf die Stimme, auf den Look kommt es an. Und den verkörpern Milli Vanilli perfekt. Auch in den USA werden die beiden zu Megastars.

Der Ruhm steigt ihnen allerdings schnell zu Kopf. Bald hält sich Rob für größer als Elvis oder die Beatles. ,,Girl you know it's true" schildert den rasanten Aufstieg und den brutalen Absturz von Milli Vanilli. Die Freunde Rob und Fab führen als die zuweilen etwas unzuverlässigen Erzähler selbst durch den Film ihres Lebens.

Regisseur und Drehbuchautor Simon Verhoeven gibt Robert Pilatus und Fabrice Morvan die Deutungshoheit über ihre Geschichte zurück, die sie lange verloren hatten. Denn nachdem Frank Farian zugab, dass die beiden nie selbst gesungen hatten, duckten sich alle Verantwortlichen aus Plattenfirma und Management weg. Den gewaltigen Shitstorm für diesen Deepfake des analogen Zeitalters bekamen ausschließlich die enttarnten Playback-Sänger ab.

Simon Verhoeven entwirft auch ein Bild des Musikbusiness der späten 80er und frühen 90er Jahre. Meist sind es Weiße, die Schwarze Künstler ausbeuten: in diesem Fall neben den scheinbaren Sängern von Milli Vanilli auch die echten Stimmen der Band oder die afroamerikanische Hip Hop Crew Numarx, deren Song ,,Girl you know it's true" Farian für seinen Welthit nutzte.

Man hätte sich den Stoff durchaus als schärfere Satire auf die Popmusikbranche vorstellen können. Zwar spart Verhoeven auch die düsteren Seiten nicht aus: erzählt wie Farian das Projekt völlig entgleitet, wie Robert Pilatus drogensüchtig wird und mit nur 33 Jahren an einer Überdosis stirbt.

Aber insgesamt wirkt der Film doch überraschend versöhnlich und will niemandem wirklich weh tun. Durchweg unterhaltsam und auch berührend ist ,,Girl you know it's true" dennoch geworden.

Die beiden Hauptdarsteller Tijan Njie und Elan Ben Ali sind eine großartige Besetzung. Die liebevolle Ausstattung, allen voran die überbordenden Kostüme, versetzen einen mitten in die 80er. Simon Verhoeven erzählt temporeich vom peinlichsten Popskandal des 20.Jahrhunderts.

Dessen Ausmaß dürfte sich Jüngeren vermutlich gar nicht mehr erschließen. Schließlich ist Lip Sync, also das synchrone Bewegen der Lippen zu fremdem Audio-Inhalt, auf TikTok heute ein eigenes gefeiertes Genre.


Aus: ",,Girl you know it's true": Milli Vanilli waren mehr als der peinlichste Popskandal des 20. Jahrhunderts" Julia Haungs (19.12.2023)
Quelle: https://www.swr.de/swr2/film-und-serie/der-peinlichste-popskandal-der-80er-jahre-girl-you-know-its-true-erzaehlt-die-geschichte-von-milli-vanilli-100.html (https://www.swr.de/swr2/film-und-serie/der-peinlichste-popskandal-der-80er-jahre-girl-you-know-its-true-erzaehlt-die-geschichte-von-milli-vanilli-100.html)