Quote" ... Unsere Vorfahren führten viele Kriege. Die eigenen Interessen mit Gewalt durchzusetzen, war lange Zeit die natürlichste Sache der Welt. Es dauerte mehr als viertausend Jahre, um die Idee zu entwickeln, einen Streit ausnahmsweise mal friedlich lösen zu können. Aber im Jahr 1259 v. Chr. wurde der erste Friedensvertrag abgeschlossen. ..."
Quelle: http://de.wikibooks.org/wiki/Wikijunior_Alte_Zivilisationen (http://de.wikibooks.org/wiki/Wikijunior_Alte_Zivilisationen) (12. Dezember 2011)
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Quote[...] Der Wiener Polizeisekretär Walter Mattner war im Oktober 1941 dabei, als in Mogiljow in Weißrussland 2273 Juden erschossen wurden. Hinterher schrieb er an seine Frau: "Bei den ersten Wagen hat mir etwas die Hand gezittert. Beim zehnten Wagen zielte ich schon ruhig und schoss sicher auf die vielen Frauen, Kinder und Säuglinge. Eingedenk dessen, dass ich auch zwei Säuglinge daheim habe, mit denen es diese Horden genauso, wenn nicht zehnmal ärger machen würden." ....
Aus: ""Ich zielte ruhig auf die Säuglinge"" (10.3.2008)
Quelle: https://www.spiegel.de/geschichte/nazi-taeter-a-946732.html (https://www.spiegel.de/geschichte/nazi-taeter-a-946732.html)
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Quote[...] Die große Illusion ist ein französischer Spielfilm von Jean Renoir aus dem Jahr 1937. [...] Weder die deutsche noch die französische Zensur konnte mit Renoirs Meisterwerk etwas anfangen: In Frankreich wurde er wegen Deutsch-Freundlichkeit, in Deutschland wegen Deutsch-Feindlichkeit zensiert. ...
Aus: "Die große Illusion" (25. Juni 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_gro%C3%9Fe_Illusion (http://de.wikipedia.org/wiki/Die_gro%C3%9Fe_Illusion)
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Quote[...] Auch liefern die Briefe ein schönes Beispiel für verständnisvollen Austausch über nationale Grenzen hinweg, selbst im Krieg, mit seinen Gräueln und der Pressehetze, so der Rezensent, Rolland und Zweig zeigten "Mitleid für die Wunden des anderen" und bemühten sich, ihre Affekte im Zaum zu halten. ...
Von Welt zu Welt
Briefe einer Freundschaft 1914-1918
Aufbau Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783351034139
Gebunden, 480 Seiten
Aus dem Französischen von Eva Schewe, Gerhard Schewe und Christel Gersch. Mit einem Begleitwort von Peter Handke. Während ihre Landsleute im ersten modernen "Großen Krieg" gegeneinander kämpfen, werden Stefan Zweig und Romain Rolland zu intimen Brieffreunden: Von Rollands europäischer Haltung tief beeindruckt, schrieb Zweig dem französischen Schriftstellerkollegen 1910 einen Brief, der zum Anfangspunkt eines lebenslangen Zwiegesprächs werden sollte. Diese erstaunlichen Schriftstücke gewähren einen intimen Einblick in erlebte europäische (Geistes-)Geschichte und sind zugleich Belege einer großherzigen Freundschaft. ...
Aus: "Romain Rolland, Stefan Zweig - Von Welt zu Welt: Briefe einer Freundschaft 1914-1918" (2014)
Quelle: https://www.perlentaucher.de/buch/romain-rolland-stefan-zweig/von-welt-zu-welt.html (https://www.perlentaucher.de/buch/romain-rolland-stefan-zweig/von-welt-zu-welt.html)
https://de.wikipedia.org/wiki/Romain_Rolland (https://de.wikipedia.org/wiki/Romain_Rolland)
https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Zweig (https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Zweig)
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Quote[...] As an angry 28-year-old Jarecke wrote in American Photo in 1991: "If we're big enough to fight a war, we should be big enough to look at it." ...
[When Kenneth Jarecke photographed an Iraqi man burned alive, he thought it would change the way Americans saw the Gulf War. But the media wouldn't run the picture.]
From: "The War Photo No One Would Publish" Torie Rose DeGhett (August 8, 2014)
Source: https://www.theatlantic.com/international/archive/2014/08/the-war-photo-no-one-would-publish/375762/ (https://www.theatlantic.com/international/archive/2014/08/the-war-photo-no-one-would-publish/375762/)
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QuoteIngi Ragnar Ingason, isländischer Filmemacher und Wikileaks-Mitarbeiter: »Manchmal ist es schon frustrierend. Wir präsentieren das größte Archiv an Militärgeheimnissen aller Zeiten, und die erste Frage, die mir Leute stellen ist: Warum hat sich Julian die Haare gefärbt?
Aus: "Die gefährlichste Webseite der Welt" (11. November 2010, Aus Heft 45/2010 Politik)
Ob Militärdaten oder Geheimdienstunterlagen: Wikileaks.org veröffentlicht alles, was die Mächtigen der Welt in Erklärungszwang bringen kann. Quelle: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/34931 (http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/34931) (2010)
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Quote[...] Clausewitz hat es treffend gesagt: ,,Drei Viertel derjenigen Dinge, worauf das Handeln im Kriege gebaut wird, liegen im Nebel einer mehr oder weniger großen Ungewissheit."
Aus: "Osteuropa-Historiker über Propaganda: ,,Ähnliche Muster früher und heute"" (1. 11. 2022)
... David Feest über Propaganda in Geschichte und Gegenwart. ...
Quelle: https://taz.de/Osteuropa-Historiker-ueber-Propaganda/!5888699/ (https://taz.de/Osteuropa-Historiker-ueber-Propaganda/!5888699/)
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Quote[...] Die Logik des Krieges, der Zwang zur Parteinahme führt zu Simplifizierung und Verfälschung.
Aus: "Der Krieg zerstört die Seele, die Sprache und die Wahrheit"
Eva Leipprand (literaturkritik.de » Nr. 6, Juni 1999 (1. Jahrgang))
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"Die Prinzipien der Kriegspropaganda"
Principes élémentaires de propagande de guerre (Deutsch: Die Prinzipien der Kriegspropaganda) ist der Titel eines mediensoziologischen Buches der Historikerin Anne Morelli. Das Buch erschien 2001, die deutsche Übersetzung 2004. ... Morelli arbeitete in dem Werk die zehn ,,Gebote" der Propaganda aus. Sie sind vor allem als Analyseraster für pädagogische und medienkritische Zwecke gedacht und sollen wertfrei bleiben. Morelli will die Regelhaftigkeit von Propaganda-Prinzipien im Bereich der Medien und der Gesellschaft aufzeigen: ,,Ich werde nicht die Reinheit der Absichten der einen oder anderen untersuchen. Ich versuche nicht herauszufinden, wer lügt und wer die Wahrheit sagt, wer das glaubt, was er sagt, und wer nicht. Meine einzige Absicht ist es, die Prinzipien der Propaganda zu veranschaulichen, die benutzt werden, und ihr Funktionieren zu beschreiben." (S. 6) ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Prinzipien_der_Kriegspropaganda (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Prinzipien_der_Kriegspropaganda)
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Quote[...] ZEIT: Wieso konnte sich die Legende von der sauberen Wehrmacht so lange halten?
Wette: Mehr als 18 Millionen Menschen haben diese Armee durchlaufen, der Großteil von ihnen hat den Ostfeldzug mitgemacht. Damit waren so gut wie alle deutschen Familien von dieser Geschichte betroffen. Und was in den Familien geschieht, ist oft entscheidend für die kollektive Erinnerung. Über Jahre und Jahrzehnte wurde beschwiegen, beschönigt und geleugnet. Der Widerstand gegen die Wahrheit war gewaltig.
...
Aus: "Zähe Legenden" Von Christian Staas (6.6.2011, DIE ZEIT, 1.6.2011 Nr. 23)
Ein Gespräch mit dem Historiker Wolfram Wette
Quelle: http://www.zeit.de/2011/23/Zweiter-Weltkrieg-Sowjetunion/seite-2 (http://www.zeit.de/2011/23/Zweiter-Weltkrieg-Sowjetunion/seite-2)
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Quote[...] Once the mantra was make love not war, now the mood is make porn and war.
From: "notes from somewhere bizarre" (March 10, 2007)
Source: http://www.ashleyb.org/archives/001019.html (http://www.ashleyb.org/archives/001019.html)
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This is a list of countries by military expenditures. ...
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_military_expenditures (http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_military_expenditures)
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Quote[...] "Derjenige, der zum erstenmal an Stelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." (Sigmund Freud)
http://de.wikiquote.org/wiki/Zivilisation (http://de.wikiquote.org/wiki/Zivilisation)
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Quote[...] "When an event occurs, ask yourself the questions: Who do I identify with? What about them makes me identify with them? - For bonus points, try for a few moments to put yourself in the other side's shoes"...
From: "Empathy In Politics (Pop Occulture Blog; July 22nd, 2006)"
Source: http://www.timboucher.com/journal/2006/07/22/empathy-in-politics/ (http://www.timboucher.com/journal/2006/07/22/empathy-in-politics/)
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Quote[...] Das Wort ,,Krieg" bedeutet ursprünglich ,,Hartnäckigkeit", ,,Anstrengung", ,,Streit". Das Verb ,,kriegen" heißt einerseits ,,Krieg führen", andererseits ,,bekommen, erhalten": Dies kann Herkunft und Charakter dieser kollektiven Gewaltanwendung anzeigen. Auch wo andere Kriegsanlässe im Vordergrund stehen, fehlt selten ein ökonomischer Hintergrund. In der Sanskrit-Sprache bedeutet Krieg ,,Wunsch nach mehr Kühen".
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Aus: "Krieg" (Stand 05/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg)
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Quote[...] Jung übernahm zwar aus der Psychoanalyse die Begriffe Bewusstsein und Unbewusstes, differenzierte aber letzteres in ein persönliches Unbewusstes und das kollektive Unbewusste. Das kollektive Unbewusste postuliert Jung als Lagerstätte des psychischen Erbes der Menschheitsgeschichte, welches sich, ähnlich wie der biologische Körper, durch die Evolution hindurch entwickelt habe und von verschiedenen Erfahrungen geprägt worden sei. Alles, was irgendwann einmal von der individuellen Psyche eines Menschen ausgedrückt wurde, werde zu einem Bestandteil der psychischen Grundkonstitution eines Menschen – und ebenso auf einer kollektiven Ebene zu einem Bestandteil der ganzen Gattung und damit zu einem Bestandteil des kollektiven Unbewussten.
Aus: "Kollektives Unbewusstes" (05/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kollektives_Unbewusstes (http://de.wikipedia.org/wiki/Kollektives_Unbewusstes)
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Quote[...] Mentalitätsgeschichte ist der Versuch von Historikern, die Mentalitäten, d.h. die Einstellungen, Gedanken und Gefühle der Menschen einer Epoche, darzustellen und zu erklären.
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Aus: "Mentalitätsgeschichte" (05/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mentalit%C3%A4tsgeschichte (http://de.wikipedia.org/wiki/Mentalit%C3%A4tsgeschichte)
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Quote[...] Das Primat des Militärs und der Kodex des Adels waren, eine Folge der Reichseinigung durch die Bismarckschen Kriege, bestimmend für die Mentalität des Bürgertums, prägend für sein Selbstverständnis: der saubere Stammbaum, der Reserveleutnant, ,,der Mensch fängt erst beim Leutnant an, is nicht so?", die schlagenden Verbindungen, die knappe Befehlssprache. Aus gutem Haus, hieß nicht nur gut situiert, sondern auch, aus nicht-jüdischem Haus zu sein. Pflicht, Gehorsam, Tapferkeit. Das Militärische prägte die Verhaltens- und Umgangsformen und es war auch auf eine fatale Weise für die Außenpolitik bestimmend. Das Militärische formierte die Gesellschaft, formte die Mentalität, bis in die Sprechweise hinein. Eine Sache um ihrer selbst Willen tun, Pflicht, Befehl und Gehorsam, Disziplin: Tugenden des Militärs, die tief in das zivile Leben eingedrungen waren und noch weit über das Kaiserreich hinaus bis in die Weimarer Republik hinein wirkten. Sie schlossen demokratische Tugenden wie Kritik, Selbstkritik oder gar zivilen Ungehorsam aus und führten dann letztlich auch dazu, dass die Republik von innen zerstört wurde.
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Aus: "Strammgestanden für den freien Markt" Von Uwe Timm (30.01.2012)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/kultur/gesellschaft-und-gerechtigkeit-strammgestanden-fuer-den-freien-markt/6121446.html (http://www.tagesspiegel.de/kultur/gesellschaft-und-gerechtigkeit-strammgestanden-fuer-den-freien-markt/6121446.html)
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Quote... So schrieb beispielsweise Bertha von Suttner Ende des 19. Jahrhunderts in ihrem Roman Die Waffen nieder:
,,Ich habe es zu spät erkannt, dass der Schlachteneifer nichts Übermenschliches, sondern Untermenschliches ist, keine mystische Offenbarung, sondern eine Reminiszenz aus dem Reich der Tierheit, ein Wiedererwachen der Bestialität."
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http://de.wikipedia.org/wiki/Reminiszenz (http://de.wikipedia.org/wiki/Reminiszenz) (11. Februar 2013)
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Quote[...] Hier nur ein kurzer Ausschnitt aus Händler und Helden von Werner Sombart. Ich entnehme alle Zitate meinem Buch Das gestörte Weltbild.
(9.2) Weil aber im Kriege erst alle Tugenden, die der Militarismus hoch bewertet, zur vollen Entfaltung
kommen, weil erst im Kriege sich wahres Heldentum betätigt, für dessen Verwirklichung
auf Erden der Militarismus Sorge trägt: darum erscheint uns, die wir vom Militarismus
erfüllt sind, der Krieg selbst als ein Heiliges, als das Heiligste auf Erden. Und diese Hochbewertung
des Krieges selber macht dann wiederum einen wesentlichen Bestandteil des militaristischen
Geistes aus. Nichts wird uns so sehr von allen Händlern verdacht, als dass wir den
Krieg als heilig halten.
Sie sagen: der Krieg sei unmenschlich, er sei sinnlos. Das Hinschlachten der Besten eines
Volkes sei viehisch. So muss es dem Händler erscheinen, der nichts Höheres auf Erden kennt
als das einzelne, natürliche Menschenleben. Wir aber wissen, dass es ein höheres Leben gibt:
das Leben des Volkes, das Leben des Staates. Und wir wissen darum mit tiefstem Weh im
Herzen, dass das Einzelleben bestimmt ist, sich für das höhere Leben zu opfern, wenn dieses
bedroht ist. Mit diesem Glauben, freilich nur mit ihm, gewinnt das schmerzensvolle Sterben
der Tausende Sinn und Bedeutung. Im Heldentod findet die heldische Lebensauffassung ihre
höchste Weihe. (88f.)
... Der Autor, Werner Sombart [http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Sombart (http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Sombart)] , ein Volkswirtschaftler von Rang, Professor in Breslau, dann in Berlin, hat eine Reihe von weltanschaulichen Schriften geschrieben, durch die er zu einem Wegbereiter des Nationalsozialismus wurde.
...
Aus: "Der innere Feind - Ein Vergleich zwischen französischer und deutscher Kriegspropaganda"
Von DIETER JUST (2011)
Quelle: http://www.d-just.de/text18.pdf (http://www.d-just.de/text18.pdf)
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Quote[...] Es ist ein bedrückender Befund, dass unbescholtene Bürger zu Verbrechern werden können. Denn die Taten - gerade in der Zeit des Nationalsozialismus - waren so anormal, dass bis heute die Frage bleibt, wie das alles geschehen konnte. Dem geht Harald Welzer in seinem Buch "Täter" nach - es untersucht die Sozialpsychologie des Massenmords. Für alle Täter, so Welzer, existiert der Wunsch als moralisch handelnde Person angesehen zu werden. Ihnen geht es darum, die mörderische Aufgabe von der eigenen Moral zu trennen: "Es war eben Krieg" oder "Es war ein Befehl".
Töten von Menschen war im Dritten Reich akzeptiert, die Täter handelten in Übereinstimmung mit wissenschaftlicher Lehrmeinung, militärischer Pflichtauffassung und Ehrenkodex. Ein Mechanismus auf dem Weg zum Völkermord ist das Ausgrenzen von Personengruppen. Im sozialen Gefüge muss nur eine einzige Koordinate - die der sozialen Zugehörigkeit - verschoben werden, um das Ganze zu verändern.
Die Massenmorde in Vietnam, Ruanda und Ex-Jugoslawien sind auch ethnisch begründet. 1968 töten amerikanische Soldaten in My Lai nicht nur 504 wehrlose, unbewaffnete Vietnamesen, sondern schlachten zudem deren Vieh und brennen die Häuser nieder. Es gibt weder Befehl noch Grund all diese Menschen zu ermorden, von ihnen geht keine Gefahr aus. Zwischen April und Juni 1994 wurden in Ruanda bis zu 800.000 Menschen umgebracht. Es war ein geplanter, administrativ organisierter und höchst effizienter Massenmord mit zuvor angelegten Opfer-Listen und systematischer Bewaffnung der Bevölkerung. Die Tötungsarbeit war geregelt, strukturiert, wie eine x-beliebige Arbeit.
Srebenica 1995: Der Massenmord der Serben an rund 7000 Muslimen mitten in Europa zeigt, welche Bereitschaft selbst in modernen Gesellschaften besteht, sich für das Töten zu entscheiden. Die ausgeübte Gewalt übernimmt für die Täter strukturierende Funktionen. Sie schafft Ordnung. Alles ist möglich, und es gibt keine Grenze für menschliches Handeln, so Harald Welzers Fazit. Es gibt keinen Massenmord, der nicht seine Täter fände.
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Aus: "Die Trennung von Mord und Moral" (3sat.de; 01.09.2005)
Quelle: http://www.3sat.de/kulturzeit/lesezeit/82894/index.html
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Quote[...] Im Christentum und in anderen Religionen ist Nächstenliebe eine religiöse Pflicht. Diese Seite ist sehr ambivalent, da auch im Namen der Religion vermeintlich ,,gerechte Kriege" geführt wurden bzw. werden.
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Aus: "Menschlichkeit" (31. August 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Humanit%C3%A4t (http://de.wikipedia.org/wiki/Humanit%C3%A4t)
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Quote[...] Thomas Mann 1952 zum zehnten Todestags von Stefan Zweig über dessen Pazifismus: ,,Es gab Zeiten, wo sein radikaler, sein unbedingter Pazifismus mich gequält hat. Er schien bereit, die Herrschaft des Bösen zuzulassen, wenn nur das ihm über alles Verhaßte, der Krieg, dadurch vermieden wurde. Das Problem ist unlösbar. Aber seitdem wir erfahren haben, wie auch ein guter Krieg nichts als Böses zeitigt, denke ich anders über seine Haltung von damals – oder versuche doch, anders darüber zu denken."
...
Aus:
# Stefan Zweig
# Herausgeber: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
# Autor(en): Wikipedia-Autoren, siehe Versionsgeschichte
# Datum der letzten Bearbeitung: 8. November 2009, 13:39 UTC
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# Datum des Abrufs: 9. November 2009, 10:41 UTC
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Quote[...] Gewalt verletzt den Anspruch auf eine dialogische Existenz überhaupt, diese höchst verletzliche menschliche Grundqualität, die sich im Anspruch auf Anwesenheit und auf Verständigung ausdrückt. Diese Möglichkeit wird mit jedem Akt der Gewalt verweigert oder verworfen. Die Täter zerschlagen sie bei sich selbst wie beim Gegenüber. Sie benehmen sich so, als seien sie ein Ding - der Stein, das Messer, die Bombe - , das sich nicht verständigen kann und verständigen muß, weil es kein Mensch ist. Die Gewalttat macht die Opfer zum Ding, und Täter mutieren selbst zum Ding, indem sie die Instrumente auf ihren Weg bringen.
[...] Gewalt definiert sich nicht nur über die einzelnen Gewalttaten und -täter, sondern ebenso über ihren Kontext, ihre Unterstützung und Duldung. Die Komplizenschaft im Gewaltensemble bedeutet nicht nur Zugehörigkeit zum Ensemble der Schadensanrichter, sondern zum Ensemble der Dialogzerstörer. Duldung von Gewalt ist gleichbedeutend mit der Stärkung eines monologischen Prinzips, das die Verweigerung der Anerkennung in die Eingeweide der Gesellschaft einsickern läßt. Die Kompliz/innen sind eingebunden in die Stummheit, indem sie ihrem Beitrag zur Löschung der Anderen leisten. Gewalt braucht den abgeschotteten Bewußtseinsraum, und bereits mit dieser Schließung des Bewußtseins wird Gewalt zum Akt des Überflüssigmachens, einer Form der Vernichtung dessen, was Menschen zu Menschen macht. Gewalt ist die Attacke gegen ein zerbrechliches Gut, das mit dem Wort Dialog die Bereitschaft bezeichnet, die Welt mit den Anderen zu teilen.
[...] Die Komplizenschaft im Gewaltensemble zeigt sich in einer Stummheit, die sich wie eine Epidemie addierter Monologe ausbreitet. Deren Niederschläge sind z.B. in fast gleichlautenden Aussagen normaler Männer und Frauen NS-Deutschlands gesammelt, die die Ereignisse auch noch nach mehr als 50 Jahren so erinnern, als gäbe es nur ihre Sicht, die Sicht nicht-verfolgter Deutscher mit ihrer ,,glücklichen Kindheit", von der sie gern erzählen. Das Andere ihrer Erfahrung bleibt abwesend, irrelevant, amputiert, auch in der Retrospektive. Gesprochen wird aus einer Perspektive, bedürfnislos gegenüber der anderen. Die Gewalt ist nicht nur bei denen, die das gefährliche Werkzeug in der Hand haben, sondern auch bei denen, die den Verschluß des Bewußtseins vor dem Eintritt der anderen Erfahrung zum stillschweigenden Konsens machen. Mit der Stummheit der Gewalt wird den Anderen ihre Entbehrlichkeit dokumentiert.
...
Bruchstuecke aus: "DIE STUMMHEIT DER GEWALT - UND DIE ZERSTÖRUNG DES DIALOGS" CHRISTINA THÜRMER-ROHR (Erschienen in: UTOPIEkreativ; 2002)
Quelle: http://www.volksuni-berlin.de/CTR.pdf (http://www.volksuni-berlin.de/CTR.pdf)
Quote[...] "Des Todes billige Ware" hat Kurt Tucholsky einfache Soldaten genannt. ...
Als ein besonders eindrückliches Beispiel unter vielen zeigt die Schlacht von Waterloo 1815: wir machen uns keine Vorstellung davon, wie billig diese Ware oft war.
... Die Schlacht von Waterloo, 15 Km von Brüssel entfernt, endete am 18. Juni 1815 mit der endgültigen Niederlage Napoleons. Sie kostete etwa 20.000 Menschen das Leben, über 30.000 wurden verwundet, was oft nur einen späteren, qualvollen Tod infolge von Infektionen bedeutete.
Die Ausplünderung der Gefallenen begann unmittelbar nach den Kämpfen durch überlebende Soldaten, denen sich lokale Bevölkerung anschloss. Begehrt waren neben Wertgegenständen v.a Kleidung und Schuhe. Während rundum noch die Verwundeten schrien, zog man die Toten aus.
Leichen mit schönen Gebissen wurden die Zähne ausgebrochen, um sie satzweise an Prothesenhersteller zu verkaufen. Die kochten die Zähne aus, montierten sie in Formen aus Elfenbein, anschließend verkauften sie das Ganze an zahlungskräftiges Publikum im fortgeschrittenen Alter.
In den Wochen nach der Schlacht, wurden die Toten zusammen gesammelt und in Massengräbern verscharrt. Das Merkwürdige: in besagten Massengräbern wurden später ganze zwei Skelette gefunden. Von 20.000. Was war mit den restlichen Toten geschehen?
In den 1830ern explodierten die Preise für Knochenmehl, das als phosphatreicher Dünger auf den Feldern ausgebracht wurde. Knochenmühlen kauften Gebeine en gros auf u stellten keine Fragen. Schon länger nimmt man also an, dass ein Gutteil der Toten zu Dünger verarbeitet wurde.
Im heurigen Sommer hat ein Team von Historikern und Archäologen eine zusätzliche Erklärung gefunden: Für die Filtrierung von Zuckermelasse eignet sich besonders Knochenkohle, die daher bis heute in der Rübenzuckerherstellung verwendet wird.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert kam die europäische Rübenzuckerproduktion in Gang. Um den in großen Mengen hergestellten Rübenzucker zu klären und ihm seine weiße Farbe zu verleihen, waren enorme Mengen von Knochen notwendig.
Die Knochen der Gefallenen, so die These, dürfte also auch im großen Stil zu Klärgranulat für die boomende Zuckerindustrie verarbeitet worden sein, wie der Spiegel berichtete (Nr. 35/91).
Die kleinen Leute wurden buchstäblich bis auf ihre Essenz verwertet. In Erinnerung geblieben sind aber nur diejenigen, die sie in den Tod schickten: der geschlagene Napoleon, der triumphierende Wellington, der siegreiche Blücher.
...
9:16 nachm. · 6. Nov. 2022
Quelle: https://twitter.com/F_Wenninger/status/1589351037017935873 (https://twitter.com/F_Wenninger/status/1589351037017935873)
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Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Französischer_Krieg (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Franz%C3%B6sischer_Krieg)
Quote[...] Der Krieg von 1870/71 scheint aus heutiger Sicht nur eine Eintrag in Geschichtsbüchern zu sein. Dabei wurzelt in diesem deutsch-französischen Gemetzel bereits der Keim für die großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Eine aufwendige Arte-Dokumentation rekonstruiert den Bruderkrieg aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Der dreiteilige Dokumentarfilm von Hermann Pölking-Eiken und Linn Sackarnds basiert auf einer gleichnamigen Buchpublikation, die dieser Tage erscheint.
Ihr aufwendig recherchierter Rückblick auf den deutsch-französischen Krieg stützt sich unter anderem auf die Schilderungen von William Howard Russell. Der irische Journalist, berühmt durch seine Reportagen aus Krisengebieten, gilt als einer der ersten modernen Kriegsberichterstatter.
Auf Augenhöhe begleitete er den preußischen Feldzug und beobachtete dabei minuziös, ,,wie die Macht des Kaiserreichs in Atome zermahlen wurde". Unter anderem schildert Russel, wie man bei französischen Kriegsgefangenen Wörterbücher fand, die ausschließlich für den rechtsrheinischen Gebrauch ausgelegt waren. Dokumentiert sind Eintragungen wie ,,Wie weit ist es nach Berlin?" oder ,,Bringe er Brot, Wein und Geflügel".
Der Krieg brach aus, weil Otto von Bismarck Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen dazu drängte, sich zum spanischen König ernennen zu lassen. In diesem Szenario wähnte Napoleon III. sich von deutschen Mächten umzingelt. Mit seinem Einlenken schien Bismarck die Krise zunächst abwenden zu wollen. Der französische Kaiser forderte jedoch, Preußen solle grundsätzlich auf die spanische Krone verzichten.
Mit diesem diplomatischen Fauxpas spielte er Bismarcks Kriegsplänen in die Hände. Preußen, ein militaristischer Staat, suchte nur einen Vorwand, um in einen provozierten Krieg zu ziehen. Der damit eintretende Bündnisfall führte nämlich zur lange ersehnten Vereinigung der zersplitterten deutschen Staaten. Es ging um die Gründung jenes Deutschen Reiches, von dem später so viel Unheil ausgehen sollte.
Aus der Sicht von Paul Bronsart von Schellendorff, Mitglied des Großen Generalstabs der Preußen, zeichnet die Dokumentation nach, wie die schlecht organisierten französischen Streitkräfte von einer hochgerüsteten deutschen Militärmaschinerie überrannt wurden. Der Krieg von 1870/71 war der erste, der von industrieller Logistik und modernen Waffentechnik entschieden wurde. Die französische Kavallerie, reitende Männer mit gezückten Säbeln, wurden von deutscher Artillerie in Stücke gerissen. ,,Und das alles inmitten unvorstellbaren Lärms."
Mit der Kapitulation Napoleon III. war der Krieg nicht zu Ende. Parlamentarier entmachteten den Kaiser, proklamierten die Republik und gaben eine Durchhalteparole aus. Daraufhin belagerten deutsche Truppen Paris monatelang. Aus der Sicht von Geneviève Bréton, einer 20-Jährigen aus der intellektuellen Großbourgeoisie, schildert der Film das Leid der Menschen in der eingekesselten Metropole.
Wer genug Geld hatte, musste auch in diesen Zeiten nicht hungern. Auf den Menükarten der Haute Cuisine fanden sich zubereitete Elefanten, deren Fleisch man aus dem Pariser Zoo bezog.
Tagebucheintragungen, historische Fotografien, Experteninterviews und eine Erzählerstimme fügen sich mosaikhaft zum vielstimmigen Panorama einer militärischen Auseinandersetzung, die Europas Landkarte vor 150 Jahren nachhaltig veränderte (,,Der Bruderkrieg - Deutsche und Franzosen 1870/71", drei Teile, Dienstag. 18. August, Arte, ab 20 Uhr 15). Der Krieg legte die Saat für eine Erbfeindschaft, die das Verhältnis zwischen Deutschen und Franzosen für drei Generationen vergiften sollte.
Aus: "Doku über deutsch-französischen Krieg: Weit ist es nach Berlin" Manfred Riepe (16.08.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/doku-ueber-deutsch-franzoesischen-krieg-weit-ist-es-nach-berlin/26099506.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/doku-ueber-deutsch-franzoesischen-krieg-weit-ist-es-nach-berlin/26099506.html)
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Quote[...] Wenn es um die Frage geht, welche Bilder aus Kriegen gezeigt werden sollen, ist er kompromisslos: ,,Ich bin überzeugt, dass alles gezeigt werden muss. Meine Aufgabe ist es, die Realität, die ich vor Ort sehe, zu transportieren. Es steht mir nicht zu, hier einen Filter aufzusetzen und zu sagen, diesen Teil der Realität transportiere ich und den anderen nicht."
Gedanken macht er sich dort, wo die Gefühle von Angehörigen der Kriegsopfer verletzt oder Re-Traumatisierungen ausgelöst werden könnten. Da müsse er das öffentliche Interesse mit dem jeweiligen privaten Interesse der Intimsphäre der Menschen abwägen. ,,Meine Erfahrung zeigt aber, dass gerade die Menschen, die größtes Leid erleben, ein großes Interesse daran haben, dass ich meinen Job dort mache, dass das, was sie dort an Verbrechen, an Leid erlebt haben, dass ich das durch meine Aufgabe als Fotograf mit der Welt teile." ...
Bei einem Fotoprojekt mit 21 Kindern verschiedener Herkunft in der Nähe von Mossul konnte Backhaus kürzlich die soziale Arbeit zum ersten Mal mit der Fotografie zusammenbringen. Er gab den Kindern Einwegkameras, mit denen diese in ihrer Umgebung Fotos machten. Zu sehen sind da unter anderem verlassene Häuser, Familien, aber auch verwesende Leichen. Nun werden daraus Ausstellungen entstehen – in Berlin, Italien und natürlich im Irak: ,,Ich werde im Januar wieder in den Irak fliegen und mit den Kindern zusammen die Ausstellung kuratieren."
(mah)
Aus: "Kriegsfotograf Sebastian Backhaus,,Ich bin überzeugt, dass alles gezeigt werden muss"" Moderation: Britta Bürger (23.12.2019)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/kriegsfotograf-sebastian-backhaus-ich-bin-ueberzeugt-dass.970.de.html?dram:article_id=466457 (https://www.deutschlandfunkkultur.de/kriegsfotograf-sebastian-backhaus-ich-bin-ueberzeugt-dass.970.de.html?dram:article_id=466457)
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Quote[...] Alexander Kluge [hat 100 Geschichten über den 30. April 1945 geschrieben ...]: Ich bin nicht fasziniert. Ich bin ein Anti-Militarist. Ich bin schutzgeimpft gegen Kriegsbegeisterung. Ich habe, was Freud beschreibt, nicht nur eine moralische Abwehr gegen den Krieg, sondern eine Allergie gegen Krieg. Eine Haut wehrt sich. Aber wer die Massaker nicht erinnert, pflegt sie. Das ist ein Satz von Ernst Jünger. Wer sich für den Krieg nicht interessiert, den bringt er um. Der Krieg ist eine Chimäre. Er nimmt alle möglichen Gestalten an. Es ist eine Illusion, wenn wir glauben, in Deutschland sicher zu sein. Die Welt ist ja nicht sicher. ...
Aus: "Alexander Kluge über den 30. April 1945: Das unheimliche Vakuum" Peter Laudenbach (02.06.2014)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/kultur/alexander-kluge-ueber-den-30-april-1945-das-unheimliche-vakuum/9976068.html (http://www.tagesspiegel.de/kultur/alexander-kluge-ueber-den-30-april-1945-das-unheimliche-vakuum/9976068.html)
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[...] Diese Zuwendung entsteht aus der Kriegssituation mit ihrer Brutalität heraus
[...] Die in der Kriegssituation freigesetzten Ressourcen ermöglichten
[...] weil die Psyche in dieser konkreten Kriegssituation und unter dem , was die Soldaten täglich sehen müssen
[...] eine Kriegssituation garnicht vorstellen können. ...Das erstaunt auch nicht , dass die Psyche der ganzen Soldaten am Rande des...
[...] ich meine die komplette kriegssituation mit dem ganzen elend...
[...] der mensch hebt sein menschsein in einer kriegssituation vollkommen auf
[...] ganz guten Einblick in die menschliche Psyche während eines Krieges
[...] angesichts der Kriegssituation im Land zu erschießen. ... Gewalt bewirkt eine tiefe traumatische Schädigung
[...] sondern vielmehr die Kriegssituation als solche.
[...] Der Begriff der ' Psyche ' bildete dagegen keine Kategorie der mechanistischen Wissenschaft
[...] Hinzu kommen direkt aus der Kriegssituation resultierende Formen der...
[...] kann man von einem Menschen in einer Kriegssituation wirklich erwarten...
[...] mißhandelt zu werden, als in einer Kriegssituation von fremden Menschen
[...] Menschen wurde in Kriegszeiten gezielt dazu...
[...] um die moralischen Probleme in einer Kriegssituation darzustellen
[...] Ich hatte den Eindruck, dass er die inneren Bilder der Kriegssituation
[...] Mit seltener Deutlichkeit wird die Kriegssituation gezeigt
[...] Botschaft der Kriegssituation lautete: Nimm dich nicht so wichtig!
[...] Die Kriegssituation erzwang eine einzigartige...
[...] der Kriegssituation entsprechenden Maßnahmen ergreifen zu können und in der...
[...] Viele können aus der Kriegssituation selbst ihren ökonomischen Nutzen ziehen
[...] Das Absolute an der Kriegssituation ist...
[...] wünschte seine neue Kriegstechnologie in einer echten Kriegssituation zu erproben
[...] vornehmlich Bereiche, die der Kriegssituation Rechnung trugen
[...] [in dieser] Phase der Ausbildung wurden wir regelrecht in eine Kriegssituation getrieben. ...Aber meine Psyche war gestört. Ich hatte jede Nacht denselben Alptraum.
[...] Neurotiker ginge nicht von der eigentlichen Kriegssituation aus...
[...] bereits in der eigentlichen Kriegssituation befindet, wird die beim Jugendlichen...
[...] Wer genügend über die Psyche eines Menschen zu wissen glaubt...
[...] Seine Psyche ist durch die Therapie bei Dr. Rivers wieder hergestellt.
[...] Krieg und ein festes Feindbild
[...] wenn Menschen sich an eine Kriegssituation gewöhnen
Quote[...] Als Killing Fields sind die Felder des kambodschanischen Ortes Choeung Ek, in der Nähe von Phnom Penh, bekannt, auf denen bis zu 17.000 Menschen umgebracht wurden.
Seitdem gelten die Killing Fields als ein Synonym für den beispiellosen Massenmord der Roten Khmer an der eigenen Bevölkerung in der Zeit von 1975 bis 1979. Besonders einprägend dabei sind die Bilder tausender Totenschädel und anderer menschlicher Überreste, welche die Felder Kambodschas übersäten.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Killing_Fields (http://de.wikipedia.org/wiki/Killing_Fields) (07/2006)
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Quote[...] Der US-amerikanische Krieg gegen Vietnam war auch für das benachbarte Kambodscha verheerend. Nach den jahrelangen Flächenbombardements durch die US-Armee, der Militärdiktatur und dem Guerillakrieg übernahmen am 17. April 1975 die Roten Khmer die Macht. Vier Jahre dauerte ihr Terrorregime. Auch Dith Pran litt unter Zwangsarbeit und Hunger und wurde Zeuge des wahllosen Tötens der Roten Khmer. Im Jahr 1979 gelang ihm die Flucht. Anders als zwei Millionen Kambodschaner überlebte Dith Pran die »Killing Fields«.
Wie werden Sie den 17. April 2005, den 30. Jahrestag des Beginns der Herrschaft der Roten Khmer, verbringen?
Der 17. April ist ein Sonntag. Das ist für mich als Journalist ein ganz normaler Arbeitstag. Ich möchte mein Leben nicht mehr an den Geschehnissen ausrichten. Das bedeutet natürlich nicht im Geringsten, dass sie mir gleichgültig sind. Zwei Millionen Menschen wurden umgebracht. Diese Menschen, die unglaublich gelitten haben und schließlich getötet wurden, brauchen Gerechtigkeit. Das muss der Welt gesagt werden. So etwas darf nie wieder geschehen. Nicht in Kambodscha und nirgends auf der Welt. Man muss auch zukünftigen Generationen vermitteln, dass es zu jeder Zeit Formen des Genozids geben kann.
Inwiefern dient das Dith Pran Holocaust Awareness Project dazu, Ihre Erfahrungen und Ihr Wissen zu verbreiten?
Ich halte Vorträge an Schulen und Universitäten. Ich versuche, Schülern und Studenten die Schreckensherrschaft der Roten Khmer zu erläutern. Meine Geschichte stößt auf großes Interesse. Ich beginne immer mit dem Film »Killing Fields«. Wenn die Leute den Film gesehen haben, ergeben sich die Fragen von selbst.
Aus: "Meine Generation ist verschwunden" - Dith Pran ebt heute in den USA, arbeitet als Journalist für die New York Times und leitet das Dith Pran Holocaust Awareness Project. Mit ihm sprach Markus Ströhlein (jungle-world.com; Nummer 15 vom 13. April 2005)
Quelle: http://www.jungle-world.com/seiten/2005/15/5299.php (http://www.jungle-world.com/seiten/2005/15/5299.php)
Quote[...] Der Zweite Weltkrieg war der größte und blutigste Konflikt in der Menschheitsgeschichte. Er begann in Europa am 1. September 1939 mit dem deutschen Angriff auf Polen ohne vorherige Kriegserklärung des Deutschen Reiches und im Pazifik bzw. in Asien mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941, wobei man manchmal auch den Ausbruch des Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs am 7. Juli 1937 als Beginn in Asien annimmt. Beendet wurde er in Europa am 8. Mai 1945 und in Asien mit der Unterzeichnung der Kapitulation Japans am 2. September 1945.
[...] Der Zweite Weltkrieg forderte ca. 55 bis 60 Millionen Menschenleben. Er war durch eine starke rassistische Ideologisierung geprägt, die zu zahlreichen Kriegsverbrechen und gewaltsamen, zumeist systematischen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung führte. Dass die Zivilbevölkerung im Vergleich zum Ersten Weltkrieg noch stärker von den Kampfhandlungen direkt betroffen war, lag außerdem an der verstärkten Entwicklung der Rüstungsindustrie. Sie ermöglichte nicht zuletzt die großflächige Bombardierung ganzer Wohngebiete in Europa und Asien.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Weltkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Weltkrieg) (07/2006)
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Quote[...] Eichmann, Barbie, Mengele – viele der führenden Nazis kamen nach dem Krieg in Argentinien unter. Auch SS-Hauptsturmführer Erich Priebke, unter anderem verantwortlich für die Hinrichtung von 335 Zivilisten in den Ardeatinischen Höhlen Italiens im März 1944, fand mit seiner Familie hier Zuflucht – ausgestattet mit falschen Papieren, für die der Heilige Stuhl in Rom gesorgt hatte. Das Anwesen, das sich die Priebkes in der kleinen Stadt Bariloche kauften, lag nur einige Meter vom Haus der Großmutter des Filmemachers entfernt. Carlos Echeverria wuchs als Kind einer deutschen Mutter und eines argentinischen Vaters in der deutschen Gemeinde Bariloches auf und besuchte die deutsche Schule, deren Vorstand Priebke wurde, als er nach und nach wieder zu gesellschaftlichem Ansehen und Einfluss gekommen war. Bereits Mitte der 90er Jahre, nach einem Regiestudium in München, entschloss sich Echeverria, die Rolle des unbequemen Dokumentaristen und Fragestellers einzunehmen, und das heimatliche/unheimliche Sozialgefüge aus der Pflege deutschen Brauchtums, konservierter nationalsozialistischer Einstellung und dem engen Zusammenhalt der Exilgemeinde zu erforschen.
Pakt des Schweigens benutzt die gängige Form eines TV-Films: Der Regisseur mischt schwarz-weißes Archivmaterial mit Super-8-Familienaufnahmen, die Erich Priebkes Sohn zur Verfügung gestellt hat; Echeverria zeigt die eigene Recherchearbeit, führt Interviews und inszeniert Szenen aus der Vergangenheit mit Schauspielern nach.
Aus: "Pakt des Schweigens - Stille Unterstützung und alte Kontakte ermöglichten nach dem Zweiten Weltkrieg vielen NS-Verbrechern die Emigration nach Südamerika und ein neues Leben. Carlos Echeverria untersucht den ,,Pakt des Schweigens" in seiner argentinischen Heimatstadt" Kritik von Sonja M. Schultz (28.10.2006)
Quelle: http://www.critic.de/index.pl?aktion=kritik&id=677 (http://www.critic.de/index.pl?aktion=kritik&id=677)
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Quote[...] Uki Goñi: Die Dokumente, auf denen mein Buch beruht, belegen klar, dass es eine von Präsident Juan Domingo Perón aufgebaute Fluchthilfeorganisation für Kriegsverbrecher gab, die vom Vatikan und den Alliierten in London und Washington gebilligt wurde. Im Jahr 1946 kam es zu einem Abkommen zwischen dem Vatikan und Argentinien über die Ankunft französischer Kriegsverbrecher, 1947 wurde diese Tür für Kroaten geöffnet, und 1948 waren die Deutschen und Österreicher dran - hierzu schloss Argentinien eine Abmachung mit der Schweiz.
Wie kamen Sie dazu, sich mit diesen so genannten Rattenlinien von Europa nach Argentinien zu beschäftigen?
Das Thema war ja kaum erforscht. Es gab Romane, wie Frederick Forsyths "Akte Odessa", es gab Presseartikel über Hitlers angebliche U-Boot-Reise nach Patagonien, Erzählungen über die Ankunft vieler Goldbarren ... Als Argentinier, der in den USA geboren ist und in Europa gelebt hat, konnte ich das Land mit der nötigen Distanz betrachten, unbeeindruckt von der Figur Peróns oder seiner Frau Evita. Dabei interessieren mich weder der Peronismus noch die Nazis besonders.
Während der Diktatur ab 1976 habe ich erlebt, wie das Schweigen eine Gesellschaft gefangen nehmen kann. Ich arbeitete für den englischsprachigen Buenos Aires Herald, die einzige Zeitung, die damals über die "Verschwundenen" berichtete. Wir haben deren Mütter empfangen.
Ich erinnere mich gut, dass wir damals in der Redaktion sagten, so muss es 1939, 1941 in Berlin gewesen sein: Es passieren schreckliche Dinge, du weißt nicht genau, welche, aber du weißt, dass man nicht über sie reden darf. Irgendwann sagte ich mir, es kann doch kein Zufall sein, dass eine Gesellschaft, die Mengele, Eichmann und anderen Nazi-Kriegsverbrechern Asyl gab, später am eigenen Leib so einen Völkermord im Kleinen erlebt hat.
Wie wurde Ihr Buch in Argentinien aufgenommen?
Es hat ziemliches Aufsehen erregt. Es ist mir gelungen, eine Debatte über Schweigen und Komplizenschaft anzustoßen, wenn auch nicht so stark wie etwa in Italien. Besonders stolz bin ich darauf, dass die Regierung Kirchner letztes Jahr eine Geheimanweisung aus dem Jahr 1938 öffentlich widerrufen hat, durch die den Juden die Einreise verwehrt wurde.
Mein Großvater war während der Dreißiger- und Vierzigerjahre argentinischer Konsul in Wien, Genua und La Paz. Aus Erzählungen wusste ich von dieser Geheimorder, bei der Recherche bekam ich Zugang zu ihr, und als ich darüber schrieb, war sie noch ein Staatsgeheimnis.
[...] Lange Zeit hatte man über die Rolle von Pius XII. bei der Fluchthilfe für die Kriegsverbrecher spekuliert. Im englischen Nationalarchiv in London habe ich die Korrespondenz zwischen der britischen Regierung und dem Vatikan über die kroatischen Kriegsverbrecher gesichtet, die in Italien waren. In einem Brief bittet der "Außenminister" des Vatikans im Namens des Papstes die Alliierten, eine Reihe dieser Leute nicht an Jugoslawien auszuliefern. So wird die Verbindung zwischen dem Papst und den kroatischen Priestern klar, die die Fluchtrouten gemanagt haben. Eine weitere Schlüsselfigur war der österreichische Bischof Alois Hudal, der von Rom aus den Deutschen und Österreichern half.
Meine Agenten in London haben bei allen großen deutschen Verlagen angefragt, und alle haben das Buch abgelehnt. Jetzt hat es endlich geklappt. Seit dem Erscheinen bekomme ich viele Mails von Deutschen, deren Eltern oder Großeltern nach Argentinien geflüchtet sind und die mich fragen, wer ihre Verwandten sind. In diesen Fällen helfe ich, so gut ich kann, mit Dokumenten. Umgekehrt scannen sie Dokumente ein und schicken sie mir.
[...] Generell gilt die These von der Fluchtorganisation noch nicht als erforscht genug, um allgemein akzeptiert zu werden. Meine Beziehungen in die USA sind viel intensiver als nach Deutschland oder Frankreich, wo es ebenfalls Widerstände gibt. Dort überwiegt das Unbehagen aufgrund der Vichy-Regierung und deren Rolle beim Holocaust. Und in Argentinien akzeptiert die akademische Welt überhaupt noch nicht, dass diese Themen objektiv erforscht werden. Hier ist die "Mauer des Schweigens" noch intakt.
Aus: "Die Mauer des Schweigens ist noch intakt" - Argentinien und der Vatikan haben Kriegsverbrechern bei der Flucht in den Süden geholfen, sagt der Publizist Uki Goñi. Präsident Perón hegte ideologische Sympathien für die Nazis - doch dieses Thema ist in Argentinien noch immer tabu (taz vom 26.7.2006, S. 12, 239 Z. (Interview), GERHARD DILGER)
Quelle: http://www.taz.de/pt/2006/07/26/a0149.1/text (http://www.taz.de/pt/2006/07/26/a0149.1/text)
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Quote[...] Nicht Gott, der Teufel versucht den Menschen, sagt der Papst.
... ist die Versuchung durch das (falsche) Gute nicht das, was allen Formen von religiösem Fundamentalismus zugrunde liegt?
Dazu ein vielleicht überraschendes historisches Beispiel: das Attentat auf Reinhard Heydrich, Hitlers Statthalter in Prag. Die tschechoslowakische Exilregierung in London beschloss 1942, Heydrich zu töten. Jan Kubiš und Jozef Gabčík, die das für die Operation ausgewählte Team anführten, wurden in der Nähe von Prag abgesetzt. Am 27. Mai 1942 war Heydrich auf dem Weg in sein Büro. Allein mit seinem Chauffeur in einem offenen Wagen.
Als der Chauffeur an einer Kreuzung in einem Vorort von Prag die Fahrt verlangsamte, trat Gabčík in den Weg und zielte mit einer Maschinenpistole auf das Auto. Doch der Angriff schlug fehl. Anstatt dem Fahrer zu befehlen wegzufahren, befahl Heydrich anzuhalten und wollte den Angreifer stellen. In diesem Augenblick warf Kubiš einen Sprengsatz auf den hinteren Teil des Autos. Die Explosion verwundete sowohl Heydrich als auch Kubiš.
Als sich der Rauch verzogen hatte, tauchte Heydrich mit seiner Waffe in der Hand aus dem Autowrack auf. Er jagte Kubiš ein paar Minuten lang, brach dann aber zusammen. Er schickte seinen Fahrer los, um Gabčík zu Fuss zu verfolgen, während er selber, immer noch mit der Pistole in der Hand, seinen linken Oberkörper hielt, der stark blutete.
Eine Frau, die zufällig vorbeikam, eilte Heydrich zu Hilfe. Sie hielt einen Lieferwagen an, um den Verwundeten von der Unfallstelle wegzubringen. Heydrich wurde auf die Ladefläche des Autos gelegt und in die Notfallstation eines nahe gelegenen Spitals gebracht. Er starb ein paar Tage später: Aber er hätte überleben können. Und die hilfsbereite Passantin wäre in die Geschichte eingegangen als die Person, die Reinhard Heydrich das Leben gerettet hat.
Ein militaristischer Nazi-Sympathisant würde an dieser Geschichte wohl Heydrichs persönlichen Mut hervorheben. Mich hingegen fasziniert die Rolle der unbekannten Frau. Sie half Heydrich, der wehrlos in seinem Blut auf der Strasse lag. War sie sich bewusst, wer er war? Wenn ja und wenn sie keine Nazi-Sympathisantin war – beide Vermutungen haben alle Wahrscheinlichkeit für sich –, warum tat sie das, was sie getan hat? War es eine reflexartige Reaktion? Kam die Tat aus dem urmenschlichen Mitgefühl heraus, einem Menschen zu helfen, der sich in Not befindet – wer auch immer es ist? War das Mitgefühl stärker als das Wissen darum, dass dieser Mann einer der schlimmsten Nazi-Verbrecher war, ein Mann, der für Millionen von Toten mitverantwortlich war?
Die Frage stellt uns vor die Wahl zwischen dem abstrakten liberalen Humanismus und der Ethik des radikalen emanzipatorischen Kampfes: Wenn wir auf der Seite des liberalen Humanismus bleiben, sind wir am Ende so weit, dass wir bereit sind, die schlimmsten Verbrecher zu dulden. Und wenn wir dem folgen, was uns das Gesetz des politischen Kampfs befiehlt, befinden wir uns auf der Seite der emanzipatorischen Universalität. Und das heisst: Die arme Frau hätte ihrem Mitgefühl widerstehen und versuchen müssen, dem verletzten Heydrich den Rest zu geben.
Wer Dilemmata dieser Art wegdiskutiert, weil sie ihm moralisch zu heikel sind, macht Ethik zu einer leblosen Angelegenheit. ...
Aus: "Hiobs Schweigen" Slavoj Žižek (3.1.2018)
Quelle: https://www.nzz.ch/feuilleton/hiobs-schweigen-ld.1343521 (https://www.nzz.ch/feuilleton/hiobs-schweigen-ld.1343521)
Quote[...] 18. April 1946 Abend im Gefängnis. Görings Zelle:
" ... Nun, natürlich, das Volk will keinen Krieg", sagte Göring achselzuckend. "Warum sollte irgendein armer Landarbeiter im Krieg sein Leben aufs Spiel setzen wollen, wenn das Beste ist, was er dabei herausholen kann, dass er mit heilen Knochen zurückkommt. Natürlich, das einfache Volk will keinen Krieg; weder in Russland, noch in England, noch in Amerika, und ebenso wenig in Deutschland. Das ist klar. Aber schließlich sind es die Führer eines Landes, die die Politik bestimmen, und es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, ob es sich nun um eine Demokratie, eine faschistische Diktatur, um ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur handelt. ... das Volk kann mit oder ohne Stimmrecht immer dazu gebracht werden, den Befehlen der Führer zu folgen. Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land." (S. 270)
Aus: Nürnberger Tagebuch / von G.M. Gilbert. Ehemaliger Gerichts-Psychologe beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Aus dem Amerikanischen übertragen von Margaret Carroux ... - Fischer: Frankfurt a.M., 1962. - 455 S.
Quelle: http://www.miprox.de/Sonstiges/Goering-Zitat.html (http://www.miprox.de/Sonstiges/Goering-Zitat.html)
Quote[...] Über diesen mörderischen Krieg wird selten auf den Titelseiten der Zeitungen oder im Abendjournal auf dem Bildschirm berichtet. Dennoch kostete der Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) – ein an Bodenschätzen reiches Land im Herzen Afrikas - seit 1998 mehr als 3,5 Millionen Menschen das Leben. Täglich sterben weitere 1 200 Zivilisten, teils direkt durch Gewalt, teils durch mangelnde medizinische Versorgung oder durch Hunger.
Aus: "Die Demokratische Republik Kongo – Abgrund oder Neubeginn?" Von Anneke Van Woudenberg, Senior Researcher DRC bei Human Rights Watch (2006)
Quelle: http://hrw.org/german/docs/2006/08/01/congo14059.htm (http://hrw.org/german/docs/2006/08/01/congo14059.htm)
Quote[...] In "Der Holocaust als offenes Geheimnis" zeigen sie [Die Historiker Frank Bajohr und Dieter Pohl] unter anderem anhand von Tagebüchern, dass selbst einfache Bürger sich ein umfangreiches Bild von der Judenvernichtung machen konnten.
Die Frage nach dem Wissen führt unmittelbar in das Zentrum unserer kollektiven Identität. Die Frage: "Was habt ihr gewusst?" kettet die Generationen der Deutschen nach der Shoa aneinander und reißt zugleich moralische Klüfte zwischen ihnen auf. Die Behauptung, nichts oder doch nichts Genaues gewusst zu haben, war der Schutzreflex, mit dem Eltern und Großeltern ihre Verteidigungsstellung gegen die drängenden Fragen ihrer Kinder und Enkel bezogen.
Wo dem die Feststellung der Mitwisserschaft entgegengehalten wird, steht auch der Vorwurf der Mittäterschaft beunruhigend im Raum. Mitschuld lässt sich in diesem Zusammenhang kaum noch individualisieren. Wenn es gilt, dass alle es wussten oder hätten wissen müssen, trifft die Schuld kollektiv. Das ist der Sprengstoff, der sich in Frank Bajohrs und Dieter Pohls Untersuchung über den "Holocaust als offenes Geheimnis" verbirgt.
[...] Das dieses für das Verständnis unserer Geschichte und unserer Gesellschaft so zentrale Thema erst jetzt, und dann gleich in zwei Monographien von der Ebene volkstümlicher Allgemeinplätze auf ein wissenschaftliches Niveau gehoben wird, ist schon für sich bemerkenswert. Interessant sind zudem die unterschiedlichen Wertungen, zu denen die Historiker auf im Wesentlichen gleicher Quellenbasis kommen.
Frank Bajohr etwa diagnostiziert bereits in der Frühphase der Judenverfolgung einen breiten "antijüdischen Grundkonsens" in der mehrheitsdeutschen Bevölkerung. Zusammen mit der nicht zuletzt materiellen Nutznießerschaft in Folge zunehmender Entrechtung habe dies dazu geführt, dass die Juden schon 1938/39 nicht mehr als Teil der Volksgemeinschaft angesehen worden seien. Damit war der geistige Grund gelegt, auf dem auch die 1941 beginnenden Deportationen auf eine Stimmungslage trafen, in der sich nach Bajohrs Einschätzung "aktive Zustimmung, Zurückhaltung und kritische Distanz" die Waage hielten.
Peter Longerich dagegen konnte in seiner Studie eine eindrucksvolle Vielzahl von Zeichen des Unmuts und Unverständnisses belegen, die ihn, was das Verhalten der deutschen Mehrheitsbevölkerung angeht, zu einem in Teilen milderen Urteil kommen lässt.
Ebenso bemerkenswert ist indes auch die Einigkeit, mit der Longerich ebenso wie Bajohr und Pohl den Kern ihres Themas fast wortgleich erfassen: Mit dem Begriff des "öffentlichen" beziehungsweise "offenen Geheimnisses" kennzeichnen beide Bücher das Ergebnis eines komplexen Ineinandergreifens von jedermann zugänglichen Informationen und einem breiten Schweigekonsens über die Wirklichkeit des millionenfachen Mordes.
[...] Bereits in einer berüchtigten Rede vom 30. Januar 1939 hatte Hitler ganz offen die "Vernichtung" des Judentums angekündigt. Auf dem Höhepunkt der Deportationen ab 1941 wiesen der Diktator und die ihm dienende Propaganda immer wieder auf diese "Prophezeiung" hin und verstärkten die Botschaft, indem nun noch drastischer von "Ausrottung" die Rede war.
Berichte von Fronturlaubern, Feldpost aus dem Osten und zunehmend auch die im Geheimen viel gehörte BBC lieferten zunächst isolierte Hinweise, die sich jedoch lauffeuerartig durch die Bevölkerung verbreiteten. Blieb das Bild des Schreckens zunächst noch vage, so verdichteten sich die Informationen ab 1942 zu einem schlüssigen Gesamtbild.
Anhand konkreter Beispiele aus Tagebüchern und Aufzeichnungen weist Frank Bajohr nach, wie sich ganz einfache Leute, Handwerker, Techniker Hausfrauen, die selbst nie auch nur in die Nähe von Exekutionsorten oder Vernichtungslagern gekommen waren, ein präzises Bild des Massenmordes verschaffen konnten.
[...] Konsequenterweise wurde das kollektive Befinden der Mehrheitsdeutschen in den späteren Kriegsjahren zunehmend auch von der nackten Angst vor der drohenden Strafe durch die heranrückenden Alliierten beherrscht. Der Bombenkrieg musste vor diesem Hintergrund als Vorwegnahme einer begründeten, wenn nicht gar verdienten Bestrafung gedeutet werden.
Als kaum weniger komplex schildert Dieter Pohl im zweiten Teil des Buches, wie sich das Wissen über das historisch einmalige Verbrechen unter den Alliierten verbreitete. Durch die Entschlüsselung deutscher Funkcodes erhielt die britische Regierung bereits im Herbst 1941 detaillierte Informationen über Massenerschießungen und Konzentrationslager im Osten.
Aus Furcht, die deutsche Militärführung könne die Unsicherheit ihres Funkverkehrs bemerken, machte die britische Regierung aber keinen politischen Gebrauch von ihrem Wissen. Weit mehr als für die Ausrottung der Juden im Osten interessierten sich die Westalliierten lange Zeit für Geiselerschießungen der deutschen Besatzungsmacht in Frankreich. Obwohl die Presse zunehmend über den Genozid an den Juden berichtete, blieben ernst zu nehmende Reaktionen der alliierten Regierungen oder militärische Konsequenzen aus.
Aus: "Die Mär vom Nicht-Wissen widerlegt - Studie über Mitwisserschaft während des Holocausts" Rezensiert von Stephan Detjen (dradio.de; 22.08.2006)
Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/533950/ (http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/533950/)
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Quote[...] Die Verwertung jüdischen Eigentums durch die deutsche Bevölkerung ist auch heute noch ein Thema über welches ungern gesprochen wird. Als der Autor Wolfgang Dreßen 1998 Interesse an den »Arisierungsakten« anmeldete, die die Bereicherung eines Großteils der deutschen Bevölkerung am zurückgebliebenen Eigentum deportierter Jüdinnen und Juden dokumentieren, wies die Oberfinanzdirektion (OFD) Düsseldorf daraufhin alle nachgeordneten Ämter an, von »einer Beantwortung des Schreibens vorerst Abstand« zu nehmen. In Köln hingegen wurde Dreßen der Zugang von der dortigen OFD gestattet, obwohl die Akten damals bereits zu Steuerakten erklärt und für 80 Jahre gesperrt worden waren. Die Materialien belegen, dass »Arisierungen« nicht ausschließlich ein Projekt des Staates und großer Unternehmen waren, sondern von ganz gewöhnlichen Deutschen betrieben wurden. Die von Dreßen initiierte und konzipierte Ausstellung mit dem Titel "Aktion 3" wurde bereits in Düsseldorf, Würzburg, Freiburg und Berlin gezeigt. Die Humboldt-Universität zu Berlin lehnte die Ausstellung mit der Begründung eines "zu einseitigen" Charakters ab.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_3 (http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_3) (08/2006)
Quote[...] "Der Kampf auf dem Gefechtsfeld wird vom Kampf um die Sichtbarkeitsverhältnisse im Krieg überlagert", so Münkler.
[...] Die Parole vom "Bilderkrieg" (Gerhard Paul) führt in die Irre. Natürlich ist jeder Krieg - heute stärker als früher - immer auch ein Propagandakrieg um Bilder und mit Bildern von beiden Seiten. Aber nur Selbstvernagelung verliert deshalb den Krieg - mit den Opfern an Menschen und den materiellen Schäden - aus dem Blick. Die Behauptung, "der postmoderne Krieg" sei im Unterschied zum herkömmlichen "vor allem ein Anschlag auf die Wahrnehmung", wie Gerhard Paul schrieb, oder "der Kampf mit Waffen" werde durch "den Kampf mit Bildern konterkariert", wie Herfried Münkler behauptet, entspringt der bornierten Perspektive von Fernsehzuschauern und Freizeit-Clausewitzen. Zivilen und militärischen Kriegsbeteiligten auf beiden Seiten, aber auch Beobachtern ohne verklebte Brillen ist der Unterschied zwischen dem, was Bilder und was Waffen bewirken, so klar wie der Unterschied zwischen Leben und Tod. Gegenüber dem Geschwätz vom "virtuellen Krieg" (Paul Virilio, Jean Baudrillard) muss man an Max Horkheimer erinnern: "Die Erschlagenen sind wirklich erschlagen."
[...] Nie ist die "barbarische Freiheit der schon gestifteten Staaten" (Kant) größer als im Krieg - das zeigt ein Blick auf die Geschichte der Luftkriegsführung, die am Schluss des Zweiten Weltkriegs wie zuvor in Guernica und danach in Vietnam und im Irakkrieg nur funktionierte, weil eine Seite aus der Luft faktisch allein operierte, also Asymmetrie herrschte.
Die wirkliche Asymmetrie im Libanonkrieg zeigt nicht die "Verbildlichung" (Münkler) aus dem Lehnstuhl, sondern die Opferbilanz von 1:10 und die Schadensbilanz von wenigstens 1:100.000. Die waffentechnische Überlegenheit der USA in Afghanistan und im Irak sowie jene Israels in Palästina und im Libanon befördern die Barbarisierung des Krieges stärker als die ebenso primitive wie aussichtslose und selbstdestruktive terroristische Gewalt.
Aus: "Die Barbarei des Luftkriegs - Die Rede vom "asymmetrischen Krieg" dient der Propaganda und der Selbstberuhigung. Sie soll über das eigentliche Dilemma im "Krieg gegen den Terror" hinwegtäuschen" | taz vom 26.8.2006, S. 11, 241 Z. (Kommentar), von RUDOLF WALTHER
Quelle: http://www.taz.de/pt/2006/08/26/a0180.1/text
Quote[...] "Ich war noch nie zuvor im Kampfeinsatz; meinen Militärdienst habe ich an einem Kontrollpunkt in den besetzten Gebieten abgeleistet", berichtet Jigal, der eigentlich Grafiker ist, mit leiser Stimme, ohne seinen Gesprächspartner auch nur ein einziges Mal anzuschauen: "Dann wurde ich einberufen und gleich in der ersten Woche sind wir am Rande eines Dorfes in einen Hinterhalt der Hisbollah geraten. Wir hatten ein Fußmarsch von fast zehn Kilometern hinter uns, waren bis zum Umfallen müde. Es war, als käme das Feuer von überall. Innerhalb kürzester Zeit habe ich vier Freunde verloren, mit denen ich aufgewachsen bin. Da habe ich auf alles gefeuert, was sich bewegt. Ich weiß nicht, wie viele Menschen ich an diesem Tag getötet habe, und wie viele Zivilisten darunter waren - das macht mich fertig."
[...] Das Ergebnis sei, dass viele der Rückkehrer eine Gleichgültigkeit gegenüber Leben und Tod entwickelten: Nach Auskunft der israelischen Polizei kamen in der ersten Woche nach dem Waffenstillstand 34 Libanon-Veteranen im Straßenverkehr ums Leben. "Die Leute fahren oft, als würde es kein Morgen geben und machen sich damit zu Waffen, gegen die wir nichts tun können", kommentiert ein Polizeisprecher. Anderes hingegen putschten sich mit Drogen wie Kokain oder Ecstasy auf: "Egal was es ist, es wird genommen - Hauptsache man ist gut drauf."
[...] Als "Sucht nach Normalität" bezeichnet Psychologe Barak dieses Verhalten: "Israel hat so viele Kriege, so viele Anschläge durchgemacht, dass sich viele Menschen eine künstliche Normalität schaffen und krampfhaft daran festhalten. Man zelebriert sein Privatleben und ignoriert die Nachrichten, so lange der Krieg woanders stattfindet - und sei es nur 60 Kilometer weiter nördlich in Haifa. Jetzt allerdings kehren die Reservisten heim und bringen den Krieg mit. Darauf reagieren viele ausgesprochen aggressiv."
[...] Auch Jigal ist Golani. "Als ich damals aufgenommen wurde, war ich wirklich stolz", erinnert er sich. "Die Anerkennung war toll, und ich habe in der Einheit die besten Freunde gefunden, die man haben konnte. Wir sind zum Kämpfen ausgebildet worden und haben geglaubt, dass uns das nichts ausmachen würde. Jetzt sind die meisten meiner Freunde tot und ich habe Blut an den Händen. Da ist nichts Heldenhaftes dabei." Um ihn herum geht die Party ihrem Höhepunkt zu, und der Nachwuchs seiner Einheit ist mittendrin. Jigal sieht sich um, schüttelt den Kopf: "Ich hätte heute nicht herkommen sollen", sagt er dann. "Ich bin hier fremd geworden."
Aus: "Das Schweigen der Rückkehrer" von Oliver Eberhardt - (Tel Aviv, 27.08.2006)
Quelle: http://www.zdf.de/ZDFheute/inhalt/16/0,3672,3971696,00.html
Quote[...] Henry machte gerade eine Zigarettenpause, als das Kommando über Funk kam auf alles zu schießen, was sich bewegte. Als er zu seinem Kommandanten eilte, sah er, wie seine Kameraden ein neunzehnjähriges Mädchen aus einer Hütte zerrten. "Sie war nackt, deswegen vermutete ich, dass sie vergewaltigt worden war", gab Henry zu Protokoll. Die Männer warfen sie zu Boden und schossen mit automatischem Gewehrfeuer auf sie. "Es war in wenigen Sekunden vorüber. Eine ganze Menge Blut und Fleisch und Zeug flog durch die Luft, weil sie ihre M-16-Gewehre aus so kurzer Entfernung abfeuerten." Dann schossen sie auf die Frauen, Kinder und den alten Mann, die auf dem Boden kauerten.
Als James D. Henry im September des Jahres in die Kaserne von Fort Hood in Texas zurückkehrte, erzählte er die Geschichte zunächst einem Anwalt der Armee. Die Untersuchung verlief im Sande. Auch die unzähligen Berichte von Vietnamveteranen, die mit der Organisation Vietnam Veterans for Peace an die Öffentlichkeit gingen, zu der auch der junge John Kerry gehörte, versickerten in den Aktenschränken des Pentagon. Ein gutes Jahr später veröffentlichte der Journalist Seymour Hersh seine Berichte über das Massaker von My Lai, bei dem ein Zug 504 Zivilisten tötete, und die Versuche der Streitkräfte, den Vorgang zu vertuschen, die den Wendepunkt im Widerstand der amerikanischen Bevölkerung gegen den Vietnamkrieg bedeutete.
Bis heute hielt sich allerdings die vorherrschende Meinung, My Lai sei ein Einzel- und Extremfall gewesen. Wie die Akten ergeben, welche die Los Angeles Times nun auswertete, muss dieses Geschichtsbild stark korrigiert werden.
[...] Auf eine Nachfrage des Christian Science Monitor, ob solches Verhalten auch heute noch möglich sei, sagte der Militärexperte John Pike diese Woche: "Kriminelles Verhalten ist ein Symptom der Kriegsneurose." Dazu gehören die Folterungen von Abu Ghraib genauso wie das Massaker von Haditha oder die Übergriffe ziviler Einsatzgruppen in Afghanistan. Wer sich heute mit Soldaten unterhält, die aus dem Irak oder aus Afghanistan zurückgekehrt sind, der bekommt auch Geschichten zu hören, die sich nur geringfügig von den Geschichten der Vietnamheimkehrer unterscheiden.
Mag sein, dass die Unterkünfte an der Front heute komfortabler sind, dass die jungen Berufssoldaten heute in klimatisierten Baracken leben, die mit Flachbildfernsehern, Internet und Videospielen ausgerüstet sind, dass sie sich in den Kantinen an Buffets bedienen können, die jedem Ferienclub gerecht würden. Doch gerade das macht den Alltag an der Front heute zu einer schizophrenen Hölle, die der grünen Hölle von Vietnam in Nichts nachsteht. Denn kaum verlassen die Soldaten ihre befestigten Basiscamps, fliegen ihnen in neun von zehn Fällen Kugeln, Mörsergranaten und ferngezündete Sprengsätze um die Helme. Sie bewegen sich in einem Land, in dem ein großer Teil der Bevölkerung mit einem Widerstand zusammenarbeitet, der keine Opfer scheut, um bei den amerikanischen Besatzern so große und heftige Verluste wie möglich zu verursachen. Wer gezwungen ist, ein Jahr oder länger in einem solchen Umfeld zu existieren und wer mit ansehen muss, wie die wenigen Freunde in dieser fremden Welt in Stücke gerissen werden, bei dem zieht jene Bewusstseinstrübung auf, die im Englischen als "Fog Of War" bezeichnet wird.
Mit diesem Nebel des Krieges, diesem Trancezustand zwischen panischer Angst und blindwütiger Angriffslust, der auf dem Schlachtfeld bei allen Beteiligten zu einem Totalausfall des ethisch-moralischen Urteilsvermögens und bei Soldaten zu einer fast physischen Bewusstlosigkeit führen kann, lässt sich vieles erklären. Entschuldigen kann er nichts. Doch oft legt sich dieser Nebel über die Psyche eines ganzen Volkes. Dann kann es Generationen dauern, bis er sich wieder lichtet.
Es sind meist investigative Journalisten, die solche Formen der Amnesie durchbrechen. Seymour Hersh gehört heute noch zu den großen Aufklärern seines Landes. Auf die Beweise für die Brutalitäten des Kriegsalltages in Vietnam stieß nun der unabhängige Journalist Nick Turse, der vor vier Jahren im Rahmen seiner Doktorarbeit für das Center for the History and Ethics of Public Health der New Yorker Columbia University die Akten der Vietnam War Crimes Working Group im Nationalarchiv in College Park, Maryland durchforstete. Neuntausend Seiten fand er dort. Dreitausend Seiten konnte er gemeinsam mit der Washingtonkorrespondentin der Los Angeles Times auswerten, bevor Regierungsbeamte die Akten einzogen.
Aus: "WENN SICH DER NEBEL LICHTET - Pentagonakten belegen, dass Kriegsverbrechen
in Vietnam zum Alltag gehörten" Von Andrian Kreye (BERICHTE AUS AMERIKA; 2006)
Quelle: http://www.andriankreye.com/VietnamAkten.html (http://www.andriankreye.com/VietnamAkten.html)
Quote[...] Das Sterben im Süden Afghanistans hat einen Namen, der Horrorvisionen heraufbeschwört: «Operation Medusa» nannte die Nato ihre Offensive, bei der bereits hunderte islamische Extremisten und mehrere westliche Soldaten umgekommen sind. Die Medusa ist in der griechischen Mythologie ein Ungeheuer mit Haaren aus Schlangen und einem hasserfüllten Blick aus Glutaugen, der Gegner zu Stein erstarren lässt.
Bilder des Grauens malen sich auch Menschen im tausende Kilometer vom Schauplatz der Kämpfe entfernten Schottland aus. Sie fragen sich, wie ihre Angehörigen in Afghanistan umkamen. Mussten sie lange leiden? Sind sie verbrannt im Wrack des Nimrod-Aufklärungsflugzeugs der Royal Air Force, das unweit von Kandahar abstürzte? Zwölf der 14 Mann an Bord kamen vom Stützpunkt Kinloss. Die Nachricht von ihrem Tod hat die spätsommerliche Idylle in dem kleinen stillen Küstenstädtchen im Nordosten von Schottland zerstört.
[...] Auch deutsche Soldaten riskieren dafür ihr Leben; 18 sind in Afghanistan bislang umgekommen. Großbritannien hat nach dem Absturz des Aufklärungsflugzeugs schon 36 junge Menschen an dieser Teilfront im «Krieg den Terrorismus» verloren. Am Montag stieg die Opferzahl weiter, als ein Selbstmordattentäter einen britischen Konvoi in Kabul mit einer Autobombe angriff. Mindestens ein Soldat kam dabei um, ein anderer wurde lebensgefährlich verletzt.
[...] Von dem jüngsten Anschlag erfuhren viele Briten, während sie noch in den Zeitungen Berichte über den Nimrod-Absturz und die Nato-Offensive «Medusa» lasen. Am Montagmorgen brachten fast alle Londoner Zeitungen Porträtfotos der Absturzopfer auf der ersten Seite: Allesamt sympathische, freundlich lächelnde Männer. Die Zeitung «Daily Mail» schrieb unter die Fotos: «Sie dienten gemeinsam, sie sorgten gemeinsam für ihre Familien. In Afghanistan starben sie gemeinsam.» Wofür? Das fragen sich mit dem Wachsen der Opferzahlen immer mehr Briten.
«Viele Leute hatten gehofft, dass dies eine Mission zur Erhaltung des Friedens und zum Aufbau eines Staatswesens wird», sagt der militärpolitische Korrespondent der BBC. «Daraus ist eine aktive Militärkampagne gegen Aufständische geworden.» Obendrein seien die Nato-Soldaten damit konfrontiert, dass praktisch unter ihren Augen der Anbau von Opium, das schließlich als Heroin die westlichen Städte überschwemmt, immer mehr ausgeweitet werde. Die Frage sei angebracht, ob die Briten und andere westliche Soldaten es in Afghanistan überhaupt noch mit einer «erfüllbaren» Mission zu tun hätten.
Aus: "Der Schrecken der Medusa: Tödliche Mission in Afghanistan" Von Thomas Burmeister (04. September 2006)
Quelle: http://www.n24.de/politik/ausland/index.php/a2006090413022518879
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Quote[...] Bei einem Gefecht zwischen der Afghanistan-Schutztruppe Isaf und radikal-islamischen Taliban-Kämpfern sind im Süden des Landes erneut Dutzende Menschen umgekommen. Die Isaf teilte mit, bei den Kämpfen am Samstag seien 55 Aufständische getötet worden. Nach Medienberichten sprach die Isaf in einer späteren Mitteilung von bis zu 70 getöteten Aufständische. Auch ein Isaf-Soldat sei ums Leben gekommen, acht andere seien verwundet worden.
[...] Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz äußerten sich unterdessen besorgt über die vielen zivilen Opfer in Afghanistan. Der Leiter der Asien-Abteilung von Human Rights Watch, Sam Zarifi, sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Pajhwok, die Taktik der Nato gefährde zunehmend Zivilisten. Den Taliban warf Zarifi vor, sie griffen von bewohnten Gebieten aus die afghanischen und Isaf-Soldaten an. Das IKRK forderte in einer Erklärung die Konfliktparteien auf, alle Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz von Zivilisten zu ergreifen.
Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hatte am Freitag den Tod von Zivilisten bei Militäroperationen der Isaf als "Tragödie" bezeichnet. Er beschuldigte jedoch die Taliban, sie benützten Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Afghanische Stellen hatten am Donnerstag von mindestens 30 Zivilisten berichtet, darunter Frauen und Kinder, die bei einer Offensive der Isaf in der Provinz Kandahar getötet worden seien.
Aus: "Kritik an Vorgehen der Nato in Afghanistan" (29. Oktober 2006; N24.de, nz)
Quelle: http://www.n24.de/politik/article.php?articleId=79451&teaserId=79754
Quote[...] Wyles arbeitet für eine britische Spezialfirma, die zusammen mit anderen Unternehmen von den Vereinten Nationen beauftragt wurde, beim Räumen der nicht explodierten Splitterbomben in Südlibanon zu helfen. Den Vereinten Nationen zufolge feuerte die israelische Armee 90 Prozent der Streubomben in den letzten drei Tagen des Krieges ab. Ein israelischer Offizier schätzt, dass etwa 1,2 Millionen Stück Streumunition über Südlibanon runtergingen.
[...] Da bis zu 40 Prozent davon nicht sofort explodiert sein dürften, liegen nun womöglich an die 500.000 Blindgänger auf den Straßen und den Feldern oder hängen in Bäumen und Büschen. Dalya Farran vom UN-Minenaktionszentrum in Tyrus: "Dies ist aus unserer Sicht einer der schlimmsten Fälle des Einsatzes von Streubomben auf der Welt, und zwar, weil so viele auf einem so kleinen Raum eingesetzt wurden und weil es sich dabei vor allem um bewohnte Gebiete und Felder handelt."
Aus: "Kriegslasten im Libanon - Der Fluch der Streubomben" (18.09.2006)
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5919514_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html
Quote[...] In diesem Jahr werden 834 Milliarden Euro für Waffen ausgegeben. Dass die Aktien der Rüstungskonzerne Raytheon und Northrop Grumman derart hoch notieren, ist diesem bedauerlichen Trend zu verdanken. Der Umsatz der hundert größten Waffenkonzerne stieg seit dem Jahr 2000 um fast 60 Prozent auf 211 Milliarden Euro. Selbst die Spitzenzeiten des Kalten Krieges sehen im Vergleich dazu blass aus. Die Welt hat weniger Kriege, ist aber bis zu den Zähnen bewaffnet.
Ein Krieg anderer Art sieht im Vergleich dazu recht unbedeutend aus. Wie steht es denn um den Kampf gegen Hunger? In diesem Jahr werden 48 Milliarden Dollar für hungernde Menschen ausgegeben. Die Rüstungsausgaben sind 17mal so hoch! In einigen der ärmsten Länder explodieren die Waffenkäufe, während die Bevölkerung wegstirbt. Durch Waffen entstehen vielleicht nicht mehr Kriege, aber die Kriege werden dadurch verlängert und brutaler.
So – nun noch der krönende Abschluss: Die Schulden der dritten Welt liegen bei insgesamt 409 Milliarden Dollar. Wie traurig ist es, dass mehr als doppelt so viel in so was Unnützes wie Waffen gepumpt wird. In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!
Aus: "Waffen sind geil" M. Koch (22. September 2006; Börsen-Blog)
Quelle: http://blog.focus.msn.de/koch/archives/106 (http://blog.focus.msn.de/koch/archives/106)
Quote[...] Die hundert grössten Rüstungskonzerne verzeichneten allein zwischen 2000 und 2004 laut Oxfam einen Umsatzanstieg von 157 auf 268 Mrd. Dollar, was einer Zunahme um 60 Prozent entspreche.
Die grössten Rüstungslieferungen gehen laut Oxfam in die USA und in die Länder des Nahen Ostens. Aber auch afrikanische Länder seien an dem Rüstungswettlauf beteiligt. So hätten sich etwa in der Demokratischen Republik Kongo, in Ruanda, dem Sudan, Botsuana und Uganda die Rüstungsausgaben zwischen 1985 und 2000 verdoppelt.
Aus: "Rüstungsausgaben höher als im Kalten Krieg - In diesem Jahre belaufen sich die Ausgaben auf 1,06 Billionen Dollar. Die weltweiten Rüstungsausgaben liegen nach Berechnung der britischen Hilfsorganisation Oxfam damit höher als zur Zeit des Kalten Krieges" (22.09.06)
Quelle: http://www.20min.ch/news/ausland/story/21936830 (http://www.20min.ch/news/ausland/story/21936830)
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Quote[...] BERLIN. So könne sich die deutsche Armee nicht an immer mehr internationalen Einsätzen beteiligen, aber immer weniger finanzielle Mittel haben. Jungs dänischer Kollege Soren Gade unterstützte die Forderung nach zusätzlichen Rüstungsausgaben der europäischen Länder: ,,Europa muss mehr Geld in die Entwicklung neuer Verteidigungssysteme stecken, damit unsere Soldaten so gut ausgerüstet und geschützt sind wie die amerikanischen Kollegen", sagte Gade.
Tatsächlich geben Deutschland und Dänemark jeweils nur 1,4 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für ihre nationale Verteidigung aus. Mit 3,5 Prozent liegen die Verteidigungsausgaben der US-Regierung deutliche darüber. ,,Allein ein Anteil des Wehretats von zwei Prozent am Inlandsprodukt würde ein Budget von 44 Mrd. Euro bedeuten", sagte Verteidigungsminister Jung. Ein solcher Betrag komme für Deutschland nicht in Betracht, so der Minister weiter, obwohl die Nato von allen neuen Mitgliedstaaten einen Zwei-Prozent-Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt verlange.
Für das laufende Jahr beträgt der deutsche Wehretat 23,9 Mrd. Euro. 2007 soll er entsprechend der bisherigen Haushaltsplanung um knapp 500 Mill. Euro steigen.
Aus: "Jung fordert mehr Geld für die Armee" Von Sven Afhüppe (HANDELSBLATT, 19. September 2006)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/news/Politik/Deutschland/_pv/_p/200050/_t/ft/_b/1137526/default.aspx/jung-fordert-mehr-geld-fuer-die-armee.html (http://www.handelsblatt.com/news/Politik/Deutschland/_pv/_p/200050/_t/ft/_b/1137526/default.aspx/jung-fordert-mehr-geld-fuer-die-armee.html)
Quote[...] Im Libanon war und ist die Berichterstattung für die internationale Presse im Vergleich mit dem Irak – relativ – einfach. Die Journalisten leben und arbeiten in einer absurden Situation: Sie residieren in Luxushotels, private Fahrer stehen rund um die Uhr zur Verfügung, Geld scheint keine Rolle zu spielen. Das Team von Sky News wohnte und arbeitete im ,,Mövenpick Hotel" an der Corniche in Beirut. Vom achten Stock aus sah man den Rauch nach den Bombardierungen der israelischen Luftwaffe über der Stadt aufsteigen. Eine geräumige Suite diente als Büro, Konferenzzimmer und Studio zugleich. Im Nebenraum die transportable Satellitenanlage, mit der die Beiträge in die Zentrale nach London verschickt wurden. Ein zweites TV-Team war in der Hafenstadt Tyros stationiert, die ständig unter israelischem Beschuss lag. Bei einem Bombenangriff aufs Stadtzentrum war lange nicht klar, ob die Kamera-Crew getroffen wurde. Als die Nachricht kam, dass alle unverletzt geblieben waren, wurde im Büro in Beirut mit kaltem Bier angestoßen.
Eine zynische Reaktion, bei all dem Elend drumherum? Beim Arbeiten überleben, das ist die Maxime in Nahost. Das Team Tyros war in einer ,,Bed-&-Breakfast"-Pension untergebracht, gleich am Ortseingang. Nicht weit von einem Checkpoint der libanesischen Armee, den eines Nachts Raketen in die Luft jagten. Da endet jede professionelle Gelassenheit. Die Krisenberichterstattung hinterlässt ihre Spuren. In der Kälte eines Leichenschauhauses in der libanesischen Stadt Sidon, etwa 30 Kilometer von Beirut, muss Lisa Holland eine Moderation aufzeichnen. Obwohl die Opfer in schwarze Plastikplanen gehüllt sind, geht sie mit dem Rücken zu Toten gewandt in den Kühlraum. Nachdem die Moderation erledigt ist, verlässt sie das Leichenschauhaus sofort wieder, wartet nicht ab, bis der Arzt den Kopf eines der toten Mädchen für den Kameramann auspackt. ,,Ich habe so viele Leichen gesehen", sagt Holland, ,,ich möchte einfach keine Toten mehr sehen".
Aus: "Bombenblick - Ob Libanon oder Irak: Die Journalisten leben in Luxushotels und arbeiten unter Lebensgefahr" Von Alfred Hackensberger (25.09.2006)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/medien/archiv/25.09.2006/2762362.asp (http://www.tagesspiegel.de/medien/archiv/25.09.2006/2762362.asp)
Quote[...] Mit großer Mehrheit hat das Repräsentantenhaus mehr Geld für das US-Militär im Irak und in Afghanistan bewilligt. Insgesamt wurden dafür 70 Milliarden Dollar freigegeben.
Washington - Neben der Aufstockung der Mittel für die Einsätze im Irak und in Afghanistan um weitere 70 Milliarden Dollar stimmten die Abgeordneten des Repräsentantenhaus auch einem um fünf Prozent auf 448 Milliarden Dollar aufgeblähten Verteidigungshaushalt zu. 394 Abgeordnete votierten für den Pentagon-Haushalt, 22 dagegen.
Mit einer Zustimmung des Senats wird in den nächsten Tagen gerechnet. Der mit dem Senat ausgehandelte Kompromiss bleibt etwas hinter den Forderungen von US-Präsident George W. Bush zurück.
Die Kosten für den Irakkrieg belaufen sich derzeit auf rund acht Milliarden Dollar pro Monat, im Frühjahr sollen die Ausgaben erhöht werden. Wenn der Haushalt verabschiedet wird, hat der US-Kongress seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 insgesamt 507 Milliarden Dollar für die Militäroperationen im Irak, in Afghanistan und für erhöhte Sicherheitsvorkehrungen in amerikanischen Militäreinrichtungen im Ausland bewilligt.
als/AP
Aus: "RÜSTUNG: Mehr Geld für US-Militär im Irak und Afghanistan" (SPON; 27. September 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,439462,00.html
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Quote[...] Zeitungsberichten zufolge enthält der Bericht mit dem Titel "Trends im weltweiten Terrorismus - Folgen für die USA" eine zentrale These: Alle 16 einzelnen US-Nachrichtendienste seien bei einer Analyse der Sicherheitslage zu dem Schluss gekommen seien, dass "der Krieg im Irak das allgemeine Terrorproblem verschlimmert hat". Inzwischen gebe es zahlreiche Islamisten-Zellen, die zwar von der Terrororganisation al-Qaida inspiriert seien, aber keine direkte Verbindung mehr zu deren Anführer Osama bin Laden oder seinen Vertretern hätten. Das zitierte die "New York Times" am Wochenende aus der vertraulichen Analyse des National Intelligence Estimate (NIE).
[...] Bei der Geheimanalyse handelt es sich um die erste offizielle Einschätzung der globalen Terrorbedrohung seit Beginn des Irak-Kriegs, berichtete die "New York Times". Sie weise der US-Invasion eine größere Bedeutung bei der "Anheizung des Radikalismus" zu als bisher in Dokumenten des Weißen Hauses. Die Zeitung beruft sich auf Angaben von mehr als einem Dutzend Regierungsbeamten und Experten, die entweder die Endversion des im April fertiggestellten Dossiers gesehen hätten oder an früheren Entwürfen beteiligt gewesen seien.
Der Bericht besage im Kern, dass der Irak-Krieg das Terrorismus-Problem insgesamt schlimmer gemacht habe, wurde ein Beamter zitiert. Einige der Schlussfolgerungen decken sich mit den Prognosen aus einem anderen Geheimdienstbericht vom Januar 2003: Damals wurde unter anderem gewarnt, ein Krieg im Irak könne zu zunehmender Unterstützung für den Islam in der ganzen Welt führen, berichtete die Zeitung weiter.
Aus: "IRAK-BERICHT: Bush ordnet Veröffentlichung von Geheimpapier an" (SPON; 26. September 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,439413,00.html
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Quote[...] Der US-Präsident warf seinen Kritikern vor, die Auszüge aus dem geheimen Bericht mit Blick auf die bevorstehende Kongresswahl in den USA am 7. November an die Öffentlichkeit gebracht zu haben. Er habe jetzt den Nationalen Geheimdienstchef John Negroponte angewiesen, jene Teile des Berichts freizugeben, deren Verbreitung keine Gefährdung der nationalen Sicherheit bedeuteten.
[...] Die oppositionellen Demokraten nutzten die am Wochenende veröffentlichten Passagen des Bericht um ihre Kritik an der Irak-Politik des Präsidenten zu untermauern. Die Fraktionsvorsitzende der Demokraten im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, forderte am Dienstag eine Sitzung der Parlamentskammer hinter verschlossenen Türen, um über die Analyse der Geheimdienste zum weltweiten Terrorismus zu beraten.
Eine Tagung des Abgeordnetenhauses unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist äußerst selten. Sie gab es zuletzt 1983. Damals beriet die Kammer über die heimliche Unterstützung rechtsgerichteter Rebellen in Nicaragua durch die Regierung von Präsident Ronald Reagan. (nz)
Aus: "Bush sieht Irak-Krieg nicht als Terrorauslöser" (NZ; 26. Sep.2006)
Quelle: http://www.netzeitung.de/spezial/kampfgegenterror/443120.html
Quote[...] München - Unmittelbar vor der namentlichen Abstimmung im Parlament forderten der frühere Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Willy Wimmer (CDU), und der CSU-Politiker Peter Gauweiler den Abzug der deutschen Streitkräfte aus der Krisenregion. Der Einsatz sei fehlgeschlagen und zu riskant, argumentierten sie im "Münchner Merkur".
[...] Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) fordert angesichts der "verschärften" Sicherheitslage in Afghanistan eine neue Nato-Strategie. Es müsse Sicherheit geschaffen, aber auch der Wiederaufbau gewährleistet werden, betonte Jung im ZDF-"Morgenmagazin". Mit diesem Vorgehen stoße die Bundeswehr im Norden des Landes auf Zustimmung, die Strategie der Nato müsse "insgesamt in diese Richtung geändert werden".
Italien und Großbritannien würden der deutschen Position nach anfänglicher Skepsis mittlerweile zustimmen, und er sei "überzeugt", dass auch die USA den Prozess so fortentwickeln, sagte Jung, der noch heute zur Nato-Verteidigungsministerkonferenz abreist.
Dort soll am Abend über eine Ausdehnung des Nato-Einsatzes in die Osthälfte Afghanistans entschieden werden. Dies störe natürlich einige Kreise im Land, insbesondere Drogenbarone, die darauf mit neuen Terroraktionen reagierten, sagte Jung. Die Bevölkerung sei eines der größten Schutzschilder der Soldaten. Daher müsse klar werden, dass die Soldaten nicht Besatzer, sondern Wiederaufbauhelfer seien. Dies sei in der Vergangenheit "teilweise anders" erfolgt und habe zu Enttäuschung in der Bevölkerung geführt. (tso/ddp/AFP)
Aus: "Afghanistan: Unions-Abgeordnete fordern Bundeswehr-Abzug" In der Union formiert sich offenbar Widerstand gegen eine Verlängerung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan. Der deutsche Botschafter in Kabul warnt unterdessen vor einer Katastrophe (28.09.2006)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/afghanistan-bundeswehr/75423.asp (http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/afghanistan-bundeswehr/75423.asp)
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Quote[...] Es könne passieren, dass die Regierung in den kommenden 12 bis 18 Monaten die Kontrolle über das Land verliere, sagte der Diplomat demnach dem Auswärtigen Ausschuss des Bundestages. Es könne zu einer Katastrophe kommen, wenn Sicherheitskonzepte nicht angepasst würden, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf Teilnehmer weiter. Zudem sei der Süden von Afghanistan von den Nato-Soldaten nicht zu gewinnen.
Aus: "AFGHANISTAN-EINSATZ: Deutscher Botschafter warnt vor drohender Katastrophe" (SPON; 28. September 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,439688,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,439688,00.html)
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Quotesysop Administrator: Kann unter den aktuellen Umständen der Friedenseinsatz der Truppe noch realisiert werden? Sind Bundeswehrsoldaten hierfür richtig gerüstet? Sollte man die Präsenz technisch und zahlenmäßig ausbauen oder sich lieber ganz zurückziehen?
Quotemitbürger Erfahrener Benutzer: Jetzt aber schnell raus dort unten!
Quoteeulenbaer Neuer Benutzer: Die Präsenz verdoppeln!
QuoteKrischi Erfahrener Benutzer: ...und schnell in den Kongo rein;-)
Quote"coniferia": [...] Seit hunderten Jahren wir das Land immer wieder von ausländischen Mächten besetzt und zum Spielball ausländischer Interessen. Nach britischen, russischen sind eben jetzt amerikanische Besatzer (und deren Hilfstruppen). Für den normalen Afghanen ist fremdes Militär in seinem Land immer schon ein Dorn im Auge und der unterschwellige Hass auf die Besatzer ist immer da (und es braucht halt nur den berühmten Funken, um ihn zum Ausbruch zu bringen). Es wird schlicht vergessen, daß die fremden Truppen nicht von den Afghanen eingeladen oder um Hilfe gebeten worden sind, sondern in einer Art Angriffskrieg einmarschiert sind und sich festgesetzt haben. Die Afghanen finden sich prinzipiell nur sehr schwer mit fremden Truppen in ihrem Land ab und werden sie wohl immer als Aggressoren betrachten. Das hat gar nichts mit Taliban oder sonstigen Kraeften aehnlicher Art zu tun. Ueber die Mär von der "willkommenen Friedenstruppe" lacht man naemlich in Kabul genau wie in Bagdad. Fremde Truppen sind schlicht und einfach Besatzer.
Quotegeorgeskoch: [...] Die Vorstellung die Welt retten zu können sollten wir langsam aufgeben, denn dann müssten wir an unzähligen Orten in der ganzen Welt eingreifen.
Speziell die Moslems sind als Objekt unserer "Nächstenliebe" völlig ungeeignet. Sie verachten uns, unsere Kultur, unsere Religion.
Sie können und sollen ihre Kultur, Religion in ihren Heimatländern ausleben, bis sie irgendwann zu besseren Einsichten und menschlichen, zivilisierten Verhaltensweisen in der Lage sind. Sie können, wenn sie wollen, Unrecht in ihren Staaten selbst beseitigen, da sie dazu keinerlei Anstalten machen, erscheinen ihnen die Zustände akzeptabel oder sogar wünschenswert, ansonsten würden sie in ihren Moscheen weltweit gegen die Taliban hetzen und nicht gegen uns!!
Sie verfügen, als Gruppe insgesamt gesehen, über genug Geld und Möglichkeiten um sich "brüderlich" selbst versorgen zu können. Lasst sie in Ruhe, Allah wird ihnen den Weg zeigen, wer sonst, wir jedenfalls nicht!!
Quotesepp77:[...] mit einem Abzug der deutschen Truppen würden wir uns geradezu lächerlich machen. Man muss auch mal ein bißchen darauf achten wie man auf internationaler Ebene dasteht, wenn man jetzt den Schwanz einzieht. Imerhin sind viele der NATO-Staaten die wir bei einem Truppenabzug im Stich lassen würden auch wirtschaftliche Handelspartner. Jaja ich weiß...blöde Wirtschaft...aber sie bringt uns wenigstens die Wurst aufs Brot! Und wer heult wieder rum, wenn Arbeitsplätze flöten gehen?
Gut...das get jetzt ein bißchen weit, aber man kann auch nicht alles nur getrennt voneinander sehen.
Bis die Tage!
QuoteSimpso: [...] es wirkt heutzutage in D als besonderes aufgeklärt und intellektuell, wenn man gegen die Bundeswehr ist. Man sollte diese Leute aber nicht sonderlich ernst nehmen, es ist eine lautstarke Minderheit.
QuoteQuotewickert Neuer Benutzer: Um unsere politischen Interessen weltweit zu vertreten,sollte man in Berlin darüber nachdenken eine Art "Fremdenlegion" in das deutsche Militär zu integrieren. Eine Große Chance für Migrantenkinder ihre
Liebe zum neuen Vaterland zu dokumentieren.
Vom Ansatz her richtig. Ich gehe da aber noch weiter. Die üblichen Entsendernationen, und alle, die ein Interesse an Ruhe haben, sollten für solche Fälle gemeinsam eine professionelle Kampftruppe finanzieren, in Form einer Kapitalgesellschaft, meinetwegen einer irischen Ltd., und diese private Firma kann mit den richtigen Leuten, vor allen Dingen solchen, denen es Spaß macht, für Ordnung und Respekt sorgen. Die öffentlichen Militärs leisten nur logistische Hilfe und eventuell Luftunterstützung. Ich denke, man könnte so gigantisches Geld sparen, und ein paar wirklich toughe Leute würden sich auch richtigen Respekt verschaffen.
Entsendeentscheidung durch einfache Mehrheit nach Kapitalanteilen bzw. Gesamtengagement.
Aus: "SPON Fourum Thema: Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan - weiterhin sinnvoll oder zu gefährlich?"
Stand: 28.09.2006
Quelle: http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=395361 (http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=395361)
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Quote[...] Mit großer Mehrheit hat der Bundestag einer Verlängerung des Isaf-Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan zugestimmt. Die deutschen Soldaten werden damit bis Herbst 2007 am Hindukusch stehen. Auch das Mandat für den Sudan wurde verlängert.
Aus: "Bundestag verlängert Afghanistan-Einsatz um ein Jahr" (SPON; 28. September 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,439856,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,439856,00.html)
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Quote[...] Berlin - Die US-Regierung hat Deutschland aufgefordert, deutsche Soldaten auch im umkämpften Süden Afghanistans einzusetzen. "Die Nato muss flexibler sein bei der Verschiebung von Truppen von einer Region in die andere", sagte US-Außenstaatssekretär Nicholas Burns am Montag der Zeitung "Welt am Sonntag" in Berlin.
[...] Die Nato-Friedenstruppe Isaf ist seit der Übernahme des Kommandos im Süden des Landes in einen Bodenkrieg gegen Taliban-Kämpfer verwickelt. Deutschland war in den vergangenen Wochen zunehmend unter Druck geraten, Soldaten in den Süden zu schicken. Die Bundesregierung hat dies bisher abgelehnt mit Verweis darauf, dass im ruhigeren Norden schon knapp 2900 deutsche Soldaten im Einsatz seien. Außerdem unterstütze die Bundeswehr die Truppen im Süden zeitweise beim Lufttransport.
[...] Deutschland ist bereits seit März 2002 am Aufbau der Polizei in Afghanistan beteiligt. Etwa 70 Millionen Euro wurden bisher dafür bereitgestellt. (APA/Reuters)
Aus: "USA fordern deutsch/französische Beteiligung an Anti-Taliban-Offensive" (23. Oktober 2006)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2634471 (http://derstandard.at/?url=/?id=2634471)
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Quote[...] Die wahren Kräfteverhältnisse lassen sich daran ermessen, dass die Nato-Kontingente sich hüten, gegen die steigende Produktion von Opium und Heroin vorzugehen, um nicht in einen "asymmetrischen Krieg" gegen die Opiumfabrikanten verwickelt zu werden. Was die "Demokratisierung" dieser archaischen Stammesgesellschaft betrifft, können nur noch Narren oder Lügner diesen Begriff im Munde führen.
Seit die Wahlen in Algerien, Palästina und im Irak dem militanten Islamismus zugute kamen, ist man sogar in Washington vom "Stimmzettel-Fetischismus" abgerückt. Offenbar ist niemand fähig, aus der Geschichte zu lernen. Die Briten hätten sich an 1841 erinnern müssen, als 16.000 Untertanen Ihrer Majestät beim Rückzug aus Kabul der Wut der Stammeskrieger zum Opfer fielen. Der sowjetische Eroberungsfeldzug endete im totalen Fiasko. Auch das Nato-Unternehmen am Hindukusch sollte als "mission impossible" erkannt werden.
Aus: "Afghanistan: Warum wir am Hindukusch verlieren werden" Von Peter Scholl-Latour (Der Asienkenner und Krisenexperte Peter Scholl-Latour wundert sich darüber, dass niemand aus der Geschichte lernen will; welt.de; 05.11.2006)
Quelle: http://www.welt.de/data/2006/11/05/1099625.html (http://www.welt.de/data/2006/11/05/1099625.html)
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Quote[...] Ketanest wird eigentlich nur in Ausnahmefällen in der Notfallmedizin verwendet. Der Offizier habe an Eides statt seine Darstellungen von Quälereien an afghanischen Kindern bekräftigt, schreibt das Blatt. Ein Soldat habe einem afghanischen Jungen eine geladene Waffe an den Kopf gehalten. In dieser Pose habe er sich von mehreren Kameraden fotografieren lassen, während das Kind offensichtlich furchtbar verängstigt gewesen sei.
Aus: "Afghanistan: Deutsche Soldaten im Drogenrausch?" (06.11.2006)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/deutschland/373059 (http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/deutschland/373059)
Quote[...] Mit annähernd 20 000 Euro erhielt Kahrs allein von den beiden Rüstungsfirmen mehr, als die Hamburger SPD-Direktkandidaten von ihrem Landesverband für den Bundestagswahlkampf bekamen. Kahrs Wahletat dürfte nach Schätzungen von Insidern bei annähernd 70 000 Euro gelegen haben - und damit mehr als doppelt so hoch gewesen sein wie der der anderen SPD-Direktkandidaten. In der Hamburger SPD, in der Kahrs nicht sonderlich beliebt ist, wundert man sich schon lange, woher der Bundestagsabgeordnete 2005 zum Beispiel das Geld für die 2000 Stellschilder und vielen Großplakate nahm, die flächendeckend den Bezirk füllten. Seinen Wahlkreis gewann er direkt. Inzwischen wird in anderen Bezirken der Hamburger SPD angesichts der Rüstungsspenden darüber nachgedacht, ob man nicht eine Art Anstandskodex für Spenden aufstellen solle.
Aus: "Kritik an Rüstungsspenden für SPD-Mann" - Verteidigungsexperte Johannes Kahrs soll Geld von Waffenkonzernen für seinen Wahlkampf bekommen haben. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs hat Kritik an Spenden der Rüstungsindustrie für seinen Wahlkampf in Hamburg zurückgewiesen. Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises ist auch einer der Militärexperten der SPD-Bundestagsfraktion (28. September 2006)
Quelle: http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=5110471ed711f7cd612ba74d834a864a&em_cnt=978498 (http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=5110471ed711f7cd612ba74d834a864a&em_cnt=978498)
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Quote[...] Die Tendenz ist weiter steigend. Ein Jahr zuvor gab man den Wert der genehmigten Rüstungsexporte mit 3,807 Milliarden Euro an. Ein Anstieg um rund zehn Prozent ist für viele andere Wirtschaftsbranchen nur ein Traum.
Wo Profit wartet, gibt es Andrang.
Aus: "Waffen für die Welt – Made in Germany" Bundesregierung legte Rüstungsexportbericht für 2005 vor – Tendenz steigend
Von René Heilig ( 28.09.06)
Quelle: http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=97771&IDC=2 (http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=97771&IDC=2)
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Quote[...] Wichtigster Rüstungskunde sind die USA. Deutsche Firmen erhielten 2005 für den Export in die Staaten Einzelgenehmigungen über rund 631 Mio. Euro. Auf Rang zwei folgt Südafrika mit 614 Mio. Euro, was an einem großen U-Boot- und Korvetten-Geschäft liegt. Drittwichtigster Kunde sind die Vereinigten Arabischen Emirate (316 Mio.), vor Griechenland (256 Mio.) und Frankreich (220 Mio.).
Aus: "10 % Zuwachs 2005 - Mehr Rüstungsexporte" (Mittwoch, 27. September 2006)
Quelle: http://www.n-tv.de/715699.html (http://www.n-tv.de/715699.html)
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Quote[...] New York - Der weltgröße Rüstungskonzern Lockheed Martin hat mit einem Gewinnanstieg von 47 Prozent die Analystenerwartungen deutlich übertroffen. Für das dritte Quartal gab der US-Hersteller von F-16-Kampfflugzeugen und "Patriot"-Abwehrraketen am Dienstag vor Börseneröffnung einen Gewinnanstieg um rund 47 Prozent auf 629 Mio. Dollar oder 1,46 Cent je Aktie bekannt.
[...] Lockheed profitierte im dritten Quartal von den Rekord-Rüstungsausgaben der USA im Zusammenhang mit den Kriegen im Irak und in Afghanistan. Besonders die Elektronik- und Raumfahrtsparten legten zu. Die Luftfahrtsparte zeigte sich dagegen schwächer. (APA/Reuters)
Aus: "Lockheed Martin übertrifft Erwartungen" (24. Oktober 2006)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2635685 (http://derstandard.at/?url=/?id=2635685)
Quote[...] Krajisnik steht wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, für die serbische Vertreibungspolitik im Bosnien- Krieg von 1992 bis 1995 mitverantwortlich gewesen zu sein. Der Verteidiger beschrieb Krajisnik am Mittwoch als kleines Rädchen im Getriebe. Zudem habe sich der Angeklagte schon früh für eine friedliche Lösung des Konflikts eingesetzt. Das Urteil wird im September erwartet.
Aus: "Journalist vom Haager Uno-Tribunal verurteilt" - Aussagen des geschützten Zeugen Mesic in Kroatien veröffentlicht - Von vau (Amsterdam, 30. August 2006)
Quelle: http://www.nzz.ch/2006/08/31/al/articleEFIL1.html (http://www.nzz.ch/2006/08/31/al/articleEFIL1.html)
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Quote[...] Jeder einzelne Anklagepunkt zu Verbrechen während des Bosnienkrieges rechtfertige bei einem Schuldspruch die Höchststrafe für Momcilo Krajisnik, zitierte ein Gerichtssprecher am Mittwoch den Klagevertreter Alan Tieger.
[...] Die Chefanklägerin des Tribunals, Carla del Ponte, hatte es erst vor kurzem als skandalös bezeichnet, dass Karadzic und der frühere serbische General Ratko Mladic noch nicht gefasst seien. Karadzic und Mladic wird vorgeworfen, die Hauptverantwortlichen für das schlimmste Massaker an Zivilisten in Europa seit Ende des Zweiten Weltkrieges in der moslemischen Enklave Srebrenica zu sein. Mitglieder der bosnisch-serbischen Armee töteten in der Stadt, die damals in serbisch besetztem Gebiet lag, im Juli 1995 rund 8000 moslemische Zivilisten.
Aus: "Höchststrafe für bosnischen Serben wegen Völkermords gefordert" (Mi Aug 30, 2006 7:51 MESZ254)
Quelle: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2006-08-30T175109Z_01_KOE064258_RTRDEOC_0_UN-KRIEGSVERBRECHER-KRAJISNIK.xml (http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2006-08-30T175109Z_01_KOE064258_RTRDEOC_0_UN-KRIEGSVERBRECHER-KRAJISNIK.xml)
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Quote[...] Der Prozess hatte mehr als zwei Jahre gedauert, Krajisnik war vor sechs Jahren festgenommen worden. Er selbst hatte sich während des Verfahrens als Friedensstifter bezeichnet. Die Strafe erfolgte wegen Krajisniks Rolle im Bosnienkrieg Anfang der 90er Jahre - er galt als rechte Hand des Serbenführers Radovan Karadzic, der mit internationalem Haftbefehl gesucht wird. In dem Bosnienrieg waren rund 200.000 Menschen getötet und zwei Millionen vertrieben worden, die meisten davon Muslime und Kroaten.
Aus: "Uno-Kriegsverbrechertribunal: Urteil gegen Krajisnik" (28 September 2006)
Quelle: http://www.euronews.net/create_html.php?page=detail_info&article=382021&lng=3 (http://www.euronews.net/create_html.php?page=detail_info&article=382021&lng=3)
Quote[...] Verteidigungs-Staatssekretär Christian Schmidt bekräftigte, die 2900 Bundeswehrsoldaten sollten auch weiterhin im vergleichsweise ruhigen Norden Afghanistans bleiben. Dies sei der «Schwerpunkt» des deutschen Einsatzes. «Und Schwerpunkt heißt, man bleibt dort und leistet Arbeit. Und da ist kein Platz dafür, Soldaten in andere Regionen zu verlagern.»
Zur Beschränkung der deutschen Bundeswehr auf den Norden Afghanistans sagte De Hoop Scheffer: «Ich weiß, dass es für die Deutschen nicht leicht ist, das aufzuheben. Ich habe den Eindruck, dass die deutsche Position sich hinsichtlich der geographischen Begrenzung nicht verändert hat.» Rumsfeld sagte zur Frage, ob er von Deutschland einen Einsatz im Süden erwarte: «Ich habe an keine Nationen irgendwelche Erwartungen.» Für einen Kommandeur sei es jedoch «sehr schwierig», Truppen zu befehligen, «die er nicht dorthin schicken kann, wo er sie am meisten braucht».
Die Lage in Afghanistan ist derzeit so schlecht wie seit dem Sturz des Taliban-Regimes vor fünf Jahren nicht mehr. Die Übergriffe auf die fremden Truppen mehren sich inzwischen auch im Norden. Zentrales Problem ist der Drogenanbau, für das bisher keine Lösungsansätze in Sicht sind. Zudem bekommen die Aufbauhelfer die Korruption nicht in den Griff.
Aus: "NATO dehnt ISAF-Einsatz aus" (Hamburger Abendblatt; 28.09.2006)
Quelle: http://www.abendblatt.de/appl/newsticker2/index.php?channel=pol&module=dpa&id=12689156 (http://www.abendblatt.de/appl/newsticker2/index.php?channel=pol&module=dpa&id=12689156)
Quote[...] Ein vergessenes Kapitel des Zweiten Weltkriegs: 1943 werden italienische Besatzungssoldaten auf der griechischen Insel Kephallonia von deutschen Truppen interniert, nachdem die deutsch-italienische Achse zerbrochen ist und die Waffenbrüder zu Gegnern geworden sind. Weil die Italiener sich nicht widerstandslos entwaffnen lassen wollen, befiehlt der Kommandierende Wehrmachtsgeneral des XXII. Gebirgs-Armeekorps, sämtliche Gefangenen zu töten.
[...] In einem groß angelegten, militärisch geordneten Massaker werden daraufhin Tausende von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften der Division "Acqui" an Ort und Stelle ermordet; weitere 3.000 laufen vor Kephallonia auf einen Minengürtel und ertrinken. Das Massaker ist in der Bundesrepublik bis heute weitgehend unbekannt; keiner der Täter ist von deutschen Gerichten je verurteilt worden.
Aus: "Mord auf Kephallonia" (Film von Hans-Rüdiger Minow (WDR); 15. Januar 2003)
Quelle: http://www.daserste.de/doku/030115.asp (http://www.daserste.de/doku/030115.asp)
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Quote* 1 Vorgeschichte
* 2 Der September 1943
o 2.1 11. September 1943
o 2.2 12. September 1943
o 2.3 13. September 1943
o 2.4 14. September 1943
o 2.5 15. September 1943
o 2.6 18. September 1943
o 2.7 21. September 1943 und später
* 3 Juristische Aufarbeitung
* 4 Historische Aufarbeitung
* 5 Literatur
* 6 Filme
* 7 Links/Artikel
http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_auf_Kephallonia (http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_auf_Kephallonia) (10/2006)
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Quote[...] In dem jetzt veröffentlichten Einstellungsbeschluss zu einem Verfahren wegen des deutschen Massakers auf Kephallonia (Griechenland) heißt es, die Erschießung wehrloser Gefangener stehe "nach sittlicher Wertung nicht notwendig auf tiefster Stufe". Vielmehr können die Täter, die entwaffnete italienische Kriegsgefangene umbrachten, "menschliche Schwäche" in Anspruch nehmen und sind des Mordes unverdächtig. Da das Massaker damit verjährt ist, dürfen sich die Deutschen völliger Straffreiheit erfreuen und erhalten Staatspensionen. Die Nutznießer des Einstellungsbescheids werden in Italien der Teilnahme an hinterhältigen und besonders grausamen Morden beschuldigt. Dem deutschen Massaker fielen mehr als 3.000 Menschen zum Opfer. german-foreign-policy.com publiziert Auszüge des Münchner Freibriefes, der in Italien mit Empörung aufgenommen wird.
[...] In dem Einstellungsbeschluss der Staatsanwaltschaft München (Geschäftsnummer 115 Js 11161/06) wird die Erschießung des italienischen Generals Gandin und seiner Offiziere zwar als verwerflich eingestuft, aber bleibt für die Täter ohne Sühnefolgen.[1] Gandin und seine Offiziere hatten die von ihnen eroberte griechische Insel Kephallonia im Juli 1943 gegen deutsche Truppen verteidigt, nachdem Italien aus dem Bündnis mit Deutschland ausgeschert war. Der Abbruch des Bündnisses ("Achse") war vom deutschen Generalstab mit dem Massakerbefehl beantwortet worden.
Aus: "Menschliche Schwäche" (03.10.2006)
Quelle: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/56546?PHPSESSID=9p60g39044hdpls60ges72hp53 (http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/56546?PHPSESSID=9p60g39044hdpls60ges72hp53)
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Quote[...] Nachdem sie 300 Zeugen vernommen hatten, bei denen es sich in der Mehrzahl um unmittelbare Tatbeteiligte gehandelt haben dürfte, kamen die deutschen Juristen zu dem Ergebnis, man könne keine einzige Person finden, der der Prozeß zu machen wäre.
Zur Begründung wurde angeführt, Mordtaten (nach § 211 des deutschen Strafgesetzbuches) seien nicht nachweisbar, da der Tatbestand des Mordes nur angenommen werden könne, wenn die todbringende Tat mit Heimtücke und Grausamkeit vollbracht worden wäre.
Heimtücke und Grausamkeit seien aber ,,persönliche Merkmale", also subjektive Befindlichkeiten, die zu objektivieren letztendlich nur möglich wäre, wenn der Täter heimtückische und grausamen Motive selbst einräume oder durch Dritte bezeugt bekäme8.
Da keiner der Zeugen eingestanden habe, daß er die Männer der Division ,,Acqui" heimtückisch und grausam getötet oder ,,niedrige Beweggründe" bei anderen beobachtet hätte, käme eine entsprechende Strafverfolgung nicht in Betracht.
Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, hatte die deutsche Staatsanwaltschaft von Zeugenbefragungen am Ort der Mordtat, auf der Insel Kephallonia, abgesehen.
Auch eine Strafverfolgung wegen Totschlags käme nicht in Betracht, befanden die ehemaligen nationalsozialistischen Juristen, da das entsprechende Delikt seit 18.05.1960 ,,verjährt" sei und die betroffenen Täter deswegen straffrei gestellt werden dürften.
Aus: "Hans-Rüdiger Minow, Entsorgung eines Verbrechens, in: Kephallonia 1941-1944" - Drei Jahre BesatzungszeitDer Beitrag der griechischen Bevölkerung; Enzo Orlanducci (Hrsg.); Edizioni ANRP; Roma 2004, S. 127-135."
Quelle: http://www.minow-film.com/pdf/kephallonia_tagungsbeitrag.pdf (http://www.minow-film.com/pdf/kephallonia_tagungsbeitrag.pdf)
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Quote[...] Nicht Aktenstudium stehe dabei im Vordergrund, vielmehr habe der Autor Überlebende aufgesucht, Tatumstände ermittelt und Zeugenaussagen verglichen. Arbeiten, die eigentlich Aufgabe der deutschen Nachkriegsjustiz gewesen wären, kommentiert Semler säuerlich. Schminck-Gustavus gelinge es, die Gespräche mit den Opfern nicht als "dürre" Ermittlungsergebnisse zu präsentieren, sondern eine "sehr dichte, lebendige", und noch dazu von "Heiligenbildchenmalerei völlig freie" Geschichte zu erzählen. Mit diesem "begrüßenswerten Fall" von angewandter Wissenschaft erhalten die Opfer der deutschen Besatzungspolitik nun endlich ein Gesicht, schreibt Semler.
Aus: "Christoph U. Schminck-Gustavus: Kephallonia 1943-2003; Auf den Spuren eines Kriegsverbrechens => Rezensionen - Die Tageszeitung vom 25.03.2004"
Quelle: http://www.perlentaucher.de/buch/17142.html (http://www.perlentaucher.de/buch/17142.html)
Quote[...] Kaum war er angekommen, begegnete ihm das Grauen. Es war sein dritter Tag im Einsatz. Die Türe seines Feldlazarets in Tikrit sprang auf, und Soldaten trugen zwei Männer herein, mehr tot als lebendig nach der Explosion einer Autobombe. Sanitäter Aguayo tat, was er gelernt hatte, spritzte Medikamente in die Venen, versuchte, Blutungen zu stoppen. "Er wollte am Leben bleiben", sagt Aguayo über seinen Patienten, "er zitterte wie verrückt". Aber Aguayo konnte dem Mann nicht mehr helfen, dessen Arme abgerissen waren, die Haut verbrannt. Als der Patient tot war, ging Aguayo nach draußen. Er musste sich übergeben.
[...] Mindestens 8000 US-Soldaten sind seit Beginn des Irak-Krieges im Frühjahr 2003 weltweit von ihren Einheiten geflohen, berichtete kürzlich die Zeitung "USA Today". Das Fachmagazin "Air Force Times" schreibt gar von 40.000 desertierten GIs seit dem Jahr 2000. Hunderte suchen Zuflucht im Nachbarland Kanada, wo eine Gruppe engagierter US-Deserteure derzeit um politisches Asyl kämpft. Doch einige tauchen auch in Deutschland unter.
Aus: "Flucht vor der eigenen Armee" (SPON; 08. Oktober 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,441252,00.html
Quote[...] Durch die Folgen des Krieges von 2003 im Irak sind nach einer regierungsunabhängigen Untersuchung fast 655.000 Menschen ums Leben gekommen. Der US-Forscher Gilbert Burnham sprach vom bislang "tödlichsten internationalen Konflikt des 21. Jahrhunderts".
Die Studie amerikanischer und irakischer Ärzte wurde am Mittwoch vom britischen Medizin-Journal "The Lancet" online veröffentlicht. Sie untermauere eine vor zwei Jahren erschienene Einschätzung derselben Ärztegruppe, wonach es bis zum damaligen Zeitpunkt rund 100.000 zusätzliche Todesfälle seit Kriegsbeginn gegeben habe. Seitdem habe sich die Situation dramatisch verschlechtert.
Die Wissenschaftler um Burnham von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore (US-Staat Maryland) hatten für die jetzt veröffentlichte Untersuchung 1.849 Haushalte mit knapp 13.000 Menschen an 47 zufällig ausgewählten Orten im Irak besucht. Dort fragten sie nach Todesfällen zwischen Januar 2002 und Juni 2006, mit dem Ergebnis, dass rund 87 Prozent der 629 Registrierten nach Kriegsausbruch ums Leben gekommen waren. Das entspricht mehr als einer Verdoppelung der jährlichen Sterberate seit Beginn der US-Invasion von 55 auf 133 Todesfälle unter 1.000 Menschen.
Hochgerechnet kommen die Forscher auf landesweit 392.979 bis 942.636 zusätzliche Todesfälle im Irak durch Kriegsfolgen mit einem Mittelwert von 654.965 Toten - das sind rund 2,5 Prozent der Bevölkerung. Nach offizieller irakischer Statistik wurden seit Beginn der US-Invasion lediglich bis zu 48.700 Zivilisten getötet. Das Fachblatt betont allerdings die solide Methodik der Untersuchung. Alle vier Gutachter hätten die Veröffentlichung empfohlen, heißt es in einem redaktionellen Kommentar des ältesten Medizinjournals der Welt. Eine Gutachterin habe unterstrichen, dass diese Analyse "möglicherweise die einzige nicht regierungsfinanzierte wissenschaftliche Untersuchung sei, die eine Abschätzung der Zahl irakischer Todesfälle seit der US-Invasion liefere".
Für 92 Prozent der registrierten Todesfälle seien Sterbeurkunden ausgestellt worden, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie. Demnach waren mit 55 Prozent die meisten zusätzlichen Todesfälle gewaltsam. Demzufolge waren 31 Prozent der registrierten Toten aus der Zeit nach der Invasion durch Schüsse ums Leben gekommen, jeweils 7 Prozent durch Luftangriffe und Autobomben und 8 Prozent durch andere Explosionen. Dabei unterscheidet die Studie nicht, ob es sich bei den Toten um Zivilisten oder Soldaten handelt. Die Autoren der Studie betonen die völkerrechtliche Bedeutung ihrer Ergebnisse.
US-Präsident George W. Bush bestritt die Zahlen. Er halte die Untersuchung für nicht glaubwürdig, sagte Bush, der in der Vergangenheit wiederholt von etwa 30.000 toten Zivilisten gesprochen hatte, auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Zugleich rief er angesichts der schweren Gewalt im Irak erneut zum Durchhalten auf. Andernfalls drohe das Land zu einem "Terroristenstaat" zu werden.
Aus: "Studie zu Kriegsfolgen - 2,5 Prozent der Iraker tot" (Mittwoch, 11. Oktober 2006)
Quelle: http://www.n-tv.de/720166.html (http://www.n-tv.de/720166.html)
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Quote[...] Genf. DPA/baz. Die Gewalt im Irak ist nach Angaben des Hilfskoordinators der Vereinten Nationen, Jan Egeland, völlig ausser Kontrolle geraten. In einem dringenden Appell forderte er am Mittwoch in Genf die Verantwortlichen von Politik und Religion auf, dieser Spirale sofort ein Ende zu bereiten. "Für die Zivilbevölkerung hat sich die Lage in den vergangenen sieben bis acht Monaten beängstigend verschlechtert", sagte Egeland vor Journalisten.
Rund 100 Menschen würden jeden Tag getötet, mindestens 1000 täglich aus ihrer Häusern vertrieben. "Das bedeutet, dass im vergangenen Monat mehr als 3000 Menschen Opfer brutaler und nackter Gewalt wurden", sagte Egeland. Darunter seien Polizisten und Polizeianwärter, Richter, Journalisten, Rechtsanwälte und immer mehr Frauen, die Opfer so genannter Ehrenverbrechen würden. "Gewalt zwischen den Religionsgruppen, bewaffnete Milizen und Todesschwadrone haben eine Lage geschaffen, in der Tötungen aus Rache nun völlig ausser Kontrolle zu geraten scheinen", sagte der UN-Hilfskoordinator.
Viele Menschen kämen entweder durch Gewehrkugeln oder durch Folter zu Tode. 1,2 bis 1,5 Millionen Iraker suchten bereits Schutz in benachbarten Staaten - was auch die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte bedeute. So flüchteten jeden Tag etwa 2000 Menschen nach Syrien. Universitäten und Krankenhäuser hätten bereits 80 Prozent ihres gut ausgebildeten Personals verloren. Im Lande lebten bereits 1,5 Millionen Menschen, die aus ihren Häusern vertrieben wurden.
"Es gibt einen ansteigenden Trend von Massenbewegungen von Menschen", sagte Egeland.
Aus: "UN-Hilfskoordinator: Gewalt im Irak völlig ausser Kontrolle" (11.10.06)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=D9D08A04-1208-4059-9E63E3737491F484&startpage=1&ObjectID=374A12E5-1422-0CEF-708CD7AACAAA5FEF (http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=D9D08A04-1208-4059-9E63E3737491F484&startpage=1&ObjectID=374A12E5-1422-0CEF-708CD7AACAAA5FEF)
Quote[...] In seinem Buch ,,Krieg als Dienstleistung" zeichnet der Wirtschaftswissenschaftler Rolf Uessler das Bild einer boomenden Branche: Nach seinen Recherchen haben sich weltweit rund 2000 private Militärunternehmen wie Blackwater etabliert; sie erwirtschaften einen Umsatz von 200 Mrd. Euro und können auf 1,5 Millionen Mitarbeiter zurückgreifen. Daneben bieten rund 1,5 Millionen Söldner ihre blutigen Dienste an. Die meisten Firmen haben ihren Sitz in den USA. Die US-Regierung gehört inzwischen zu den größten Auftraggebern: Nach Schätzungen stehen im Irak an der Seite der US-Truppen rund 30 000 Mann privater Sicherheitsfirmen. Das Beziehungsgeflecht der ,,Private Military Companies" (PMC) erstreckt sich bis auf die höchsten Ebenen. So kontrolliert der Halliburton-Konzern die texanische Bau- und Militärfirma Kellog, Brown & Root. Zwischen 1995 und 2000 lenkte Richard Cheney das Halliburton-Konglomerat – seit 2001 zieht er als US-Vizepräsident die Fäden im Weißen Haus.
Das Angebot der Firmen deckt das gesamte Kriegsgeschehen ab: von Lieferungen des Rasierschaums für die Truppe über Wartung der Kampfflugzeuge bis zur Entsendung von Verhör-Spezialisten. Auch bieten die Firmen Trainingseinheiten an: Cubic aus San Diego etwa erhielt vom US-Verteidigungsministerium den Auftrag, US-Truppen im Häuserkampf fit zu machen.
Natürlich haben die PMC in bester Söldnermanier auch direkt die Finger am Abzug. ,,Sie kämpfen gegen Guerillas und jagen Terroristen", so Uessler. ,,In den letzten Jahren sind Tausende von neuen Söldnern getötet und Zehntausende verwundet worden." Beispiel Irak. Im April 2004 eröffneten Aufständische das Feuer auf den US-Stützpunkt in Nadschaf. Die Verteidiger setzten Maschinengewehre und Granatwerfer ein, das Gefecht tobte vier Stunden. Doch kein GI nahm die Angreifer ins Visier; Blackwater-Söldner wehrten die Attacke ab.
Mitunter stehen sich sogar Söldnereinheiten als Gegner gegenüber. So leaste Ende der 90er-Jahre Äthiopien von der russischen Aviation-Firma Sukhoi mehrere Schwadronen Kampfjets inklusive Piloten. Die Äthiopier brauchten im Krieg gegen Eritrea erfahrene Kräfte. Doch Eritreas Generale hatten ebenfalls russische Piloten angeheuert.
[...] Wieso boomen die Militärunternehmen? ,,Die Ursachen für diesen Trend sind vielfältig", erklärt Wulf. Zunächst verweist er auf die Angebotsseite: Nach dem Ende des Kalten Kriegs setzten die Streitkräfte in Ost und West Personal frei. ,,Die Abrüstung in den 90er-Jahren hat nicht nur zu einer Schwemme gebrauchter Waffen geführt, die aus Europa in viele Länder der Welt verkauft oder verschenkt wurden, sondern ebenso einen Überschuss qualifizierten militärischen Personals hervorgebracht."
[...] Gleichzeitig aber rücken die Streitkräfte großer Militärmächte immer öfter aus: Der globale Krieg gegen den Terror führt etwa die US-Truppen ans Limit ihrer Kapazität. Auch Großbritanniens Armee kann kaum noch Reserven mobilisieren. ,,Dies fördert die Nachfrage nach privaten Akteuren", erklärt Experte Wulf. ,,Private Militär- oder Sicherheitsfirmen sollen die Streitkräfte unterstützen beziehungsweise entlasten oder deren Aufgaben komplett übernehmen." Hinzu kommt: Oft sind die regulären Soldaten überfordert, die immer komplexeren Waffensysteme zu bedienen. Private Fachleute beherrschen die Technik besser.
[...] Theoretisch abgesichert wird das Militär-Outsourcing durch das Konzept des ,,schlanken Staates": Die Privatisierungspolitik der vergangenen Jahrzehnte, so bilanziert Wulf, habe an den Kasernentoren nicht Halt gemacht.
[...] Die Söldner operieren oft in rechtsfreien Räumen. Weil sie nicht den regulären Truppen angehören, müssen sie sich auch nicht vor der Militärstrafjustiz verantworten. ,,Häufig pochen Private Military Companies bei ihren Verträgen auf eine festgelegte Straffreiheit", betont Azzellini.
Laut Wulf besteht die Gefahr, dass eine zentrale Funktion des Staates, das Gewaltmonopol, unterhöhlt oder ganz aufgegeben werden könnte. Als Konsequenz verlangt er: ,,Privatisierung im Militär ist kein kurzfristiger Modetrend. Es ist deshalb erforderlich, Regeln für das Engagement der Privatfirmen im internationalen Recht zu verankern." Doch diese Forderung stößt bei den Regierungen auf taube Ohren. Denn die riskanten privaten Einsätze haben im Zeitalter der Massenmedien einen weiteren Vorteil: Gefallene Söldner tauchen in den Opferstatistiken nicht auf; gefallene Söldner brauchen nicht mit militärischen Ehren beigesetzt zu werden: Die Hunde des Krieges sterben anonym.
Aus: "Private Militärfirmen: Von Beruf Söldner" Von Jan Dirk Herbermann (HANDELSBLATT, 11. Oktober 2006)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/news/Wissenschaft-Debatte/Geisteswissenschaften/_pv/doc_page/2/_p/301117/_t/ft/_b/1147890/default.aspx/von-beruf-soeldner.html (http://www.handelsblatt.com/news/Wissenschaft-Debatte/Geisteswissenschaften/_pv/doc_page/2/_p/301117/_t/ft/_b/1147890/default.aspx/von-beruf-soeldner.html)
Quote[...] In den vierjährigen Kämpfen des Ersten Weltkriegs verloren über 9 Millionen Soldaten ihr Leben, über 15 Millionen wurden verwundet. Hinzu kam eine nicht genau bestimmbare, aber in die Millionen reichende Zahl ziviler Todesopfer, die Hunger und Entkräf-tung erlagen. Übergriffe von Besatzungstruppen trafen auch viele Frauen. Kaum einer Familie in den am Krieg beteiligten Nationen blieb die Konfrontation mit seinen Leiden erspart. So hinterließ die Gewalt des Krieges neben unzähligen individuellen Narben vielfältige Herausforderungen für Politik und Gesellschaft.
[...] Die unheilvollste Erbschaft des ersten nahezu totalen Krieges wird oft in einer nachhaltigen ,,Brutalisierung" der an ihm beteiligten Gesellschaften gesehen. Ein Beispiel von vielen ist Eric J. Hobsbawms Charakterisierung des Krieges als einer ,,Maschine zur Brutalisierung der Welt". Andere Autoren benutzen die These vor allem zur Deutung der deutschen Nachkriegsgeschichte, ohne ihre prinzipielle Gültigkeit in Frage zu stellen.
Ihre ersten Versionen entstanden schon bald nach 1918 im Anschluss an Sigmund Freuds Überlegungen zur menschlichen Destruktivität und einem ihr zugrunde liegenden ,,Todestrieb".
Aus: "Dirk Schumann, Gewalterfahrungen und ihre nicht zwangsläufigen Folgen" - Der Erste Weltkrieg in der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts, in: Zeitgeschichte-online, Thema: Fronterlebnis und Nachkriegsordnung. Wirkung und Wahrnehmung des Ersten Weltkriegs, Mai 2004
Quelle: http://www.erster-weltkrieg.clio-online.de/_Rainbow/documents/texteZZF/schumann.pdf (http://www.erster-weltkrieg.clio-online.de/_Rainbow/documents/texteZZF/schumann.pdf)
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Quote[...] Schnell entwickelte sich eine Art Kriegseuphorie. Es gibt kaum eine Chronik, die nicht die Fotos der Stolzen Patrioten zeigt, die in den Krieg ziehen wollen und sich vorher zum Gruppenbild stellen. Schon am 1. August werden am Morgen erste Grenzsicherungsmaßnahmen ergriffen, sogar Gräben werden zum Teil gezogen, Schranken aufgestellt, um das "Eindringen von Spionen" zu verhindern, obwohl die Schweiz ja schon lange neutrales Land war. Es war die Euphorie des Krieges. Schon wenige Tage später werden Freiwillige gesucht, die die Bahn entlang der Grenze bewachen, der nationale Überschwang beginnt Blüten zu treiben. Die Männer im wehrfähigen Alter zogen in den Krieg. Zum Teil bezahlten patriotisch eingestellte Unternehmen ihren Mitarbeitern, die den Blaumann gegen die feldgraue Uniform getauscht hatten einen Teil des Lohns weiter, das Unternehmen Fahr sogar den halben Lohn.
Aus: "Kriegslust und der jähe Absturz in den Hunger" Von Oliver Fiedler (wochenblatt.net; 1999)
Quelle: http://www.wochenblatt.net/zeiten/texte/1914.htm (http://www.wochenblatt.net/zeiten/texte/1914.htm)
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Quote[...]
Konformistische Aggression:
Folgt nicht dem Willen des Aggressors, sondern der Aggressor folgt dem Willen einer hierarchisch
höher gestellten Person oder Institution. Das Handeln wird ihm vorgeschrieben, und beruht auf der
Pflicht, dem Gehorsam gegenüber einer höheren Instanz.
Instrumentelle Aggression:
Die Aggression wird zu einem Mittel, um ein Ziel zu erreichen. Der Aggressor verschafft sich das,
was für ihn notwendig oder wünschenswert ist durch einen aggressiven Akt. Notwendigkeit ist hier
kein klar definierter Begriff, er ist häufig nur Vorwand, um das eigene Machtstreben zu rechtfertigen.
Aus: "Gewaltformen in Kultur und Gesellschaft" (Johannes Gutenberg-Universität Mainz - Institut für Anthropologie; WS 99/00 : Seminar ,,Bioethische Aspekte der Anthropologie" Leitung: Prof. Dr. W. Henke & Dr. A. Kemkes-Grottenthaler Referenten: Christian Bernard, Christian Meyer, Markus Poeschel, Gracia Weindorf-Marcan, Nicole Weyel)
Quelle: http://fsanthro.eggistar.com/modules/Downloads/downloads/gewalt.pdf (http://fsanthro.eggistar.com/modules/Downloads/downloads/gewalt.pdf)
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Quote
Der Militarismus bezeichnet
1. meist eine Ideologie, die vorgibt, dass nur durch militärische Stärke Sicherheit oder gar Frieden gewährleistet wird; in ihrer schwächsten Form dient diese Ideologie dazu, prophylaktische Aufrüstung zu rechtfertigen; heute (2006) wird "Militarismus" oft als Gegenpart zu den zeitgenössischen Friedensbewegungen definiert; die besondere Form des auf Seemacht ausgerichteten Militarismus bezeichnet man auch als Navalismus; das Gegenteil des Militarismus ist der Pazifismus;
2. während dem gegenüber der brasilianische Soziologe Willems mit "Militarismus" die Tatsache beschreibt, dass eine ganze Gesellschaft sich an militärischen Bräuchen orientiert, militärische Ehrenvorstellungen pflegt, bereits Kinder am liebsten uniformiert sieht usw., ohne dass sie deshalb notwendig kriegslüstern (bellizistisch) sein müsste; Gegenteil dieses Konzeptes von Militarismus ist dann bäuerliche, bürgerliche oder intellektuelle Soldatenverachtung oder -missachtung, wie sie sich im Antimilitarismus zeigt.
3. Nach Walter Benjamin ist Militarismus der Zwang zur allgemeinen Anwendung von Gewalt als Mittel zu Zwecken des Staates.
Bruchstück aus: "Militarismus" (10/2006)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Militarismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Militarismus)
Quote[...] Die britische Armee unterstützt ihren obersten General nach dessen Kritik am Irak-Einsatz. Ranghohe Offiziere sprachen Armeechef Sir Richard Dannatt "ernsthafte Unterstützung" aus, schreibt die britische Zeitung "The Times". Es sei an der Zeit gewesen, dass ein Vorgesetzer seine Stimme für die Soldaten erhebt, berichtet das Blatt weiter.
Dannatt hatte am Freitag mit kritischen Äußerungen zum Irak-Einsatz der britischen Armee eine neue Debatte über den Abzug der Truppen seines Landes ausgelöst. Die Anwesenheit britischer Soldaten im Irak sei nicht die Ursache für die Sicherheitsprobleme Großbritanniens, verschlimmere sie aber, sagte der Chef des Generalstabs der Zeitung "Daily Mail". Die Soldaten sollten "irgendwann recht bald" abgezogen werden.
[...] Ein Sprecher von Blair hatte zuvor eingeräumt, dass die Äußerungen des Generals "Fragen aufgeworfen haben". Der Armeechef habe diese aber in weiteren erklärenden Äußerungen weitgehend selbst beantwortet. Es gebe keinen Streit zwischen der Armee und Blair über die Irak-Politik. Britische Kommentatoren sahen in der Kritik des Generals dennoch eine offene Konfrontation mit Blair.
Aus: "Armee unterstützt General - Nach Kritik an Irak-Einsatz" (14.10.2006)
Quelle: http://www.zdf.de/ZDFheute/inhalt/28/0,3672,3988284,00.html
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Quote[...] Nach dem britischen Armee-Chef hat nun auch ein australischer General den Irak-Einsatz seines Landes kritisiert. Der frühere Oberbefehlshaber im Irak, Cosgrove, sagte, es sei mittlerweile ziemlich offensichtlich, dass der Einsatz nicht den gewünschten Erfolg habe. Vielmehr seien die militanten Islamisten noch stärker geworden. Unterstützt wird Cosgrove von der Opposition im australischen Parlament. Labor-Chef Beazley sagte, Australien sei durch den Einsatz im Irak weniger sicher geworden. Er forderte den Rückzug der Truppen. Australien hat derzeit rund 1.300 Soldaten im Irak stationiert. Vor Cosgrove hatte bereits der britische Oberbefehlshaber Dannatt erklärt, der Einsatz der Soldaten verschlimmere die Sicherheitsprobleme nicht nur im Irak, sondern weltweit.
Aus: "Australischer General kritisiert Irak-Einsatz" (MDR INFO; 15. Oktober 2006)
Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/3613979.html
Quote[...] Kabul - Bei zwei Anti-Terror-Operationen der internationalen Schutztruppe ISAF sind in Südafghanistan nach Angaben der afghanischen Regierung 20 Zivilisten getötet worden. Elf Zivilisten seien in der Provinz Kandahar, neun weitere in der Nachbarprovinz Helmand ums Leben gekommen, teilte der Präsidentenpalast in Kabul am Donnerstag mit. In Helmand seien zudem elf Zivilisten verletzt worden. Nach ISAF-Angaben fanden beide Operationen in der Nacht zu Mittwoch statt. In Kandahar räumte die ISAF den Tod "mehrerer Zivilisten" ein, in Helmand ordnete sie eine Untersuchung an.
Aus: "ISAF tötet bei Anti-Terror-Operationen 20 Zivilisten - Britischer Soldat stirbt nach Selbstmordattentat" (19. Oktober 2006)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2630371 (http://derstandard.at/?url=/?id=2630371)
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Quote[...] Ottawa (Reuters) - Kanada hat von Deutschland und anderen Nato-Staaten mehr direkten Beistand im umkämpften Süden Afghanistans gefordert.
"Wir würden gerne mehr Unterstützung von denjenigen erhalten, die im Westen und im Norden eingesetzt sind", sagte Verteidigungsminister Gordon O'Connor am Mittwoch in Ottawa. 2300 kanadische Soldaten sind im besonders gefährlichen Süden Afghanistans stationiert, wo sie vor allem in jüngster Zeit wiederholt in erbitterte Kämpfe mit aufständischen Taliban-Rebellen gerieten. Mehr als 40 kanadische Soldaten starben bisher in Afghanistan. Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien sind mit ihren Soldaten hingegen in anderen, weitaus ungefährlicheren Landesteilen präsent und haben eine Verlegung ihrer Truppen in den Süden abgelehnt. Dies kritisierte O'Connor: "Die Grundlage der Nato ist es, dass wir in diesem Einsatz alle gemeinsam stecken. Und wir müssen uns alle gegenseitig helfen."
Die Nato-Staaten, die nicht in Afghanistans Süden aktiv sind, müssten ihre vorsichtige Haltung aufgeben, forderte O'Connor. Zudem müssten zusätzliche Soldaten in das Land entsandt werden. Er hoffe, dass seine Anliegen beim Gipfel des 26 Mitglieder starken Militärbündnisses in der lettischen Hauptstadt Riga Ende November geregelt würden.
Die Nato hat bereits eingeräumt, dass sie den Widerstand der Taliban im Süden Afghanistans unterschätzt hat. Britische, niederländische und kanadische Soldaten sind in der Region gegen die Rebellen im Einsatz. Experten sprechen von der härteste Bodenschlacht, in die die Nato je in ihrer 57-jährigen Geschichte verwickelt war. In diesem Jahr eskalierte die Gewalt wie noch nie seit dem Sturz der Taliban Ende 2001.
Die Bundeswehr leitet im Rahmen des Nato-Einsatzes das Kommando im Norden Afghanistans und ist auch in der Hauptstadt Kabul präsent.
Aus: "Kanada fordert mehr Unterstützung von Deutschland in Afghanistan" (Do 19.Okt. 2006)
Quelle: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=topNews&storyID=2006-10-19T051719Z_01_KOE919019_RTRDEOC_0_KANADA-AFGHANISTAN-DEUTSCHLAND-TRUPPEN.xml (http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=topNews&storyID=2006-10-19T051719Z_01_KOE919019_RTRDEOC_0_KANADA-AFGHANISTAN-DEUTSCHLAND-TRUPPEN.xml)
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Quote[...] Die Gewalt in Afghanistan ist in diesem Jahr derart eskaliert wie noch nie zuvor seit dem Sturz der Taliban Ende 2001: Mehr als 3000 Menschen wurden 2006 bislang bei Gefechten getötet. Vor allem im Süden kommt es immer wieder zu erbitterten Kämpfen zwischen den Taliban und Nato-Soldaten.
Aus: "Mehrere Zivilisten bei Nato-Luftangriff in Afghanistan getötet" (Mi. 18.Okt.2006)
Quelle: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2006-10-18T175627Z_01_KOE864581_RTRDEOC_0_AFGHANISTAN-NATO-ZIVILISTEN.xml (http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2006-10-18T175627Z_01_KOE864581_RTRDEOC_0_AFGHANISTAN-NATO-ZIVILISTEN.xml)
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Quote[...] Kabul - Nach den Vorwürfen von gestern räumte die Nato-geführte Internationale Schutztruppe für Afghanistan heute ein, dass bei Angriffen in dieser Woche in Südafghanistan auch mindestens zwölf Zivilisten getötet wurden. Afghanistans Präsident Hamid Karzai hatte zuvor bereits eine Untersuchungskommission eingerichtet, die Berichte überprüfen soll, wonach bei Nato-Luftangriffen gegen Taliban-Stellungen am Dienstag mindestens 60 Zivilisten ums Leben gekommen sein sollen.
[...] Die Nato hatte am Dienstag Luftangriffe in den beiden Bezirken Pandschwaji und Paschmul in der südlichen Provinz Kandahar geführt. Der Leiter des Bezirks Pandschwaji, Nias Mohammed Sarhadi, sagte, bei den Luftangriffen seien etwa 60 Bewohner getötet und zahlreiche Häuser zerstört worden. Der stellvertretende Vorsitzende des Provinzrats von Kandahar, Bismellah Afghanmal, sprach sogar von 85 Todesopfern.
Die internationale Allianz verteidigte gestern ihr Vorgehen und erhob schwere Vorwürfe gegen die Taliban. Die Extremisten würden Zivilisten als "menschliche Schutzschilde" missbrauchen, sagte ein Sprecher des Bündnisses in Kabul. Das erschwere den Einsatz der Truppe.
Aus: "ANGRIFFE IN SÜDAFGHANISTAN: Nato räumt Tod von Zivilisten ein" (SPON; 27. Oktober 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,444996,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,444996,00.html)
Quote[...] Der Krieg hatte die idyllische Kleinstadt Varvarin im südlichen Serbien bislang nur gestreift. Ein aus dem Ort stammender Polizist war am 8. Januar bei einem Gefecht mit der UÇK im Kosovo umgekommen. Einmal, es war Anfang Mai, überquerte ein Luftabwehrverband nachts die Brücke. Ein anderes Mal, zwei Nächte vor dem Dreifaltigkeitsfest, hörten Anwohner Panzer durch die Straßen rumpeln. Um neun Uhr heulten an diesem 30. Mai die Luftschutzsirenen. Niemand machte ein großes Aufheben darum. An diesem Tag richteten alliierte Piloten hier ein Blutbad an, das die Nato als »legitimen Angriff auf eine Hauptnachschublinie der serbischen Armee« rechtfertigte.
Radomir Stojanovic sah kurz vor ein Uhr von seiner Kiesbank auf. Der Himmel war blau und wolkenlos. Er erblickte zwei Düsenjäger, die über Varvarin nach Norden flogen. Er konnte sie deutlich erkennen. Sie erschienen ihm, erinnert er sich, so groß wie ein Paar Schuhe. Sie zogen eine weite Schleife. Er verlor sie aus den Augen. Eine Weile später entdeckte er sie wieder. Sie flogen in gleicher Richtung wie zuvor. Dann beschrieben sie eine Kurve nach Osten. Eine Maschine glitt im Sinkflug nach Süden ab. Auf einmal hörte er ein Geräusch, das er als scharfes »Zzzimmm« nachahmt. Zwei etwa zwei Meter lange Flugkörper zischten vom Horizont direkt auf ihn zu. Es kam ihm so vor, als kreiselten sie im Flug. Er warf sich zu Boden und begrub seinen Kopf unter den Armen.
Die Bomben trafen die Brücke über dem Mittelpfeiler. Sie durchtrennten die eiserne Fachwerkkonstruktion wie ein blitzartig schneidender Schweißbrenner. Die entzweiten Brückenteile stürzten auf beiden Seiten des Pfeilers in den Fluss. Stojanovic war unverletzt. Als er von der Kiesbank aufsah, erblickte er auf der Seite von Varvarin ein Auto, das aus den Fluten ragte. Es war Ratobor Simonovics Wagen, der seine Mutter Ruzica vom Markt nach Hause brachte. Auf der anderen Seite klammerten sich die drei Mädchen dicht über dem geschwind fließenden Wasser an das Brückengeländer. Sie waren gerade in der Mitte der Brücke angekommen, als sie die herannahenden Flugzeuge - oder waren es die Bomben? - hörten. Sie rannten um ihr blankes Leben. Bevor sie das Ufer erreichten, brach der Boden unter ihnen ein.
Marina Jovanovic, ein temperamentvolles Mädchen, humpelt bis heute auf Krücken. Unter ihrem Nacken hat sie eine tiefe, fingerlange Narbe. Marijana Stojanovic, sie ist stiller und schüchterner als ihre Freundin, trägt einen Arm in Gips. Sanja Milenkovic ist tot.
Marijana und Sanja stammen aus dem Dorf Donji Katun, das abseits vom Ufer in den Flussniederungen jenseits von Varvarin liegt.
Marina ist in Belgrad zu Hause. Ihre Eltern hatten sie wegen des Krieges hierher geschickt, damit sie Schutz vor dem Bombardement der Hauptstadt fände. Sie schildert die der Explosion folgenden Minuten wie einen Film, der nicht weiterläuft, sondern sich wie eine festgefrorene Sequenz in ihrem Gedächtnis eingegraben hat. Kurz nach der Explosion, sie blickte auf ihre Armbanduhr, es war eine Minute nach eins, fiel sie in Ohnmacht. Zwei Minuten später wachte sie auf. Hoch am blauen Himmel sah sie die Kondensstreifen zweier Flugzeuge. Sanja, sie lebte noch, hing mit dem Kopf nach unten über dem Wasser. Sie sagte: »Träumst du es?« Marina rutschte vorsichtig hinunter, um ihr zu helfen. Jetzt war es sechs Minuten nach ein Uhr. Zum zweiten Mal schlugen Bomben ein.
Radomir Stojanovic packte nach der ersten Explosion seine Angelausrüstung zusammen. Die Handlung eines Menschen im Schock, der so tut, als sei gar nichts Bemerkenswertes passiert. Er ging zum Flussufer. Jetzt hörte er die Flugzeuge, deren Kondensstreifen Marina sah. Er kraxelte die Uferböschung hinauf. Er stand auf dem Flutdamm, als er zum zweiten Mal Bomben auf sich zukommen sah. Er warf sich hinter den Damm.
Dutzende Menschen waren nach dem ersten Angriff vom Markt zum Ufer hinuntergelaufen. An der Uferbefestigung kletterten Männer in die Tiefe, um den in ihrem versinkenden Auto gefangenen Simonovics zu Hilfe zu kommen. Jemand schrie nach unten: »Ihr seid doch blöd, die schießen immer zweimal!« Zoran Marinkovic schrie zurück: »Hier kommen sie!« Im nächsten Augenblick waren beide tot.
Die meisten Zeugen sagen, die zweite Detonation sei lauter gewesen als die erste. Ein Knall, vermutlich dieser zweite, war bis nach Krucevac, 16 Kilometer flussaufwärts, zu hören. Im vierten Stock eines Bürohauses im Stadtzentrum zitterte dort der Boden. Die Bomben schlugen in den halb im Wasser versunkenen Brückenteil auf der Seite von Varvarin ein. Die Explosion schleuderte ein zimmergroßes Brückensegment gut hundert Meter in den Friedhof jenseits der Kirche. Es liegt dort heute noch. Scharfzackige Bombensplitter schwirrten durch die Luft. Das Auto der Simonovics verschwand in den Fluten.
Ratobor Simonovics vom Wasser aufgeschwemmter Körper trieb erst Tage später am Ufer an. Am Nachmittag dieses sonnenhellen Tages, der so friedlich begonnen hatte, lagen acht Leichen im Totenhaus. Aus dem blutverschmierten Hemd des Priesters Milivoje ±iric ragte ein roher Nackenstumpf. Ein fliegendes Eisenteil hatte ihm den Kopf abgeschlagen. Vojkan Stankovic, 31 Jahre alt, lag blasshäutig und mit verrenkten Gliedmaßen wie ein frühchristlicher Märtyrer zwischen zwei Feldbahren. Aus seiner aufgeschlitzten Körpermitte fiel das Gedärm.
[...] Die Piloten waren zu dem Zeitpunkt wieder auf ihrem Stützpunkt gelandet. Die Washington Post zitierte einen Nato-Beamten, der behauptete, ein Pilot, der »in soundso viel tausend Fuß mit einem Affenzahn dahinfliegt«, könne unmöglich »auf die Brücke drängende Schaulustige sehen und sie warnen«.
Wer die Piloten waren, gibt die Nato nicht bekannt. Das Public Information Office der Supreme Headquarters Allied Powers in Europe (SHAPE) im südbelgischen Mons will nicht einmal ihre Nationalität verraten. Die amtliche Version des Vorfalls lautet: »Zwei F-16 griffen die Brücke mit 4 lasergesteuerten 2000-Pfund-Bomben in kurzem Abstand an. Der erste Angriff zerstörte den Mittelteil, der zweite Angriff den Rest der Brücke.«
Die Brücke war, ist von dem in Mons für die deutsche Presse zuständigen Oberstleutnant Michael Kämmerer zu erfahren, ein »Sekundärziel«. Das heißt, die Piloten fanden bei ihrer Mission das ihnen eigentlich zugedachte Ziel bereits zerstört vor. Deshalb suchten sie ein »Ausweichziel«.
Aus: "Die Brücke" - Wie Feuerbälle fielen am 30. Mai 1999 Bomben der Nato auf die Brücke von Varvarin. Warum? Protokoll eines Kriegsverbrechens Reiner Luyken (DIE ZEIT 1999)
Quelle: http://www.zeit.de/archiv/1999/51/199951.kl._geschichte_b.xml?page=all (http://www.zeit.de/archiv/1999/51/199951.kl._geschichte_b.xml?page=all)
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Quote[...] Der Bundesgerichtshof verhandelt heute über Schadensersatz für NATO-Luftangriffe. Es geht um einen Angriff auf Serbien während des Kosovo-Kriegs 1999. Damals waren zehn Menschen ums Leben gekommen. Die 35 serbischen Kläger verlangen von Deutschland Schadenersatz für damals erlittene Verletzungen oder den Tod von Angehörigen. Flugzeuge der Bundeswehr waren an dem Angriff nicht unmittelbar beteiligt. Die Kläger führen aber an, das deutsche Militär habe die Angriffe unterstützt. Die Klagen waren in den Vorinstanzen abgewiesen worden.
Aus: " Bundesgerichtshof verhandelt über Klage gegen NATO" (19. Oktober 2006)
Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/3631545.html (http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/3631545.html)
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Quote[...] Siebeneinhalb Jahre nach dem NATO-Angriff auf die serbische Kleinstadt Varvarin hat der Bundesgerichtshof (BGH) eine finanzielle Entschädigung für die Opfer abgelehnt. Die Karlsruher Richter wiesen in ihrem am Donnerstag (2.11.) verkündeten Urteil die Revision der 35 Kläger zurück, die bereits in den beiden ersten Instanzen gescheitert waren. NATO-Kampfflugzeuge hatten am 30. Mai 1999 in Varvarin eine Brücke beschossen, dabei waren 10 Menschen umgekommen, 30 weitere wurden verletzt. Die Hinterbliebenen und die bei dem Angriff Verletzten verklagten die Bundesrepublik auf Amtshaftung, weil deutsche Streitkräfte durch Luftraumüberwachung und Begleitflüge den Angriff unterstützt hätten. Außerdem hätten die Deutschen innerhalb der NATO von ihrem Veto-Recht Gebrauch machen müssen und der Einstufung der Brücke als militärisches Ziel widersprechen müssen, hatten die Kläger argumentiert.
Das lehnte der Bundesgerichtshof jetzt ab: Zur Begründung seiner Entscheidung erklärte der III. Zivilsenat des BGH, das Kriegsvölkerrecht kenne Schadenersatzansprüche nur zwischen Staaten, nicht aber zwischen geschädigten Einzelpersonen und einem anderen Staat. Außerdem seien deutsche Streitkräfte an dem Angriff in Varvarin nicht beteiligt gewesen. "Die Maßnahmen der Bundeswehr zur Unterstützung des Angriffs waren außerdem nicht so beschaffen, dass sie eine Mitverantwortung rechtfertigen würden", hieß es in dem Urteil unter dem Aktenzeichen 'Bundesgerichtshof III ZR 190/05'.
Die Kläger hatten Deutschland vorgeworfen, Bundeswehrsoldaten hätten das Ziel mit ausgewählt und somit den Angriff erst möglich gemacht. In Varvarin und Umgebung habe es jedoch keine nennenswerten militärischen Einrichtungen gegeben. Die Serben hatten von der Bundesrepublik mehrere hunderttausend Euro Schadenersatz gefordert.
Aus: "Deutschland muss zivile Kriegsopfer nicht entschädigen" (dw-world.de; 06.11.2006)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2223156,00.html (http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2223156,00.html)
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Quote[...] "Einiges spricht dafür, dass bei diesem Angriff Kriegsvölkerrecht verletzt wurde", sagte gestern Wolfgang Schlick, der Vorsitzende Richter. Schadensersatzansprüche nach der Haager Landkriegsordnung und dem 1. Zusatzprotokoll zur Genfer Konvention könnten aber nur Staaten untereinander geltend machen. Diese traditionelle Sichtweise des Völkerrechts gelte auch heute noch, so Schlick, obwohl sie in der Wissenschaft zunehmend umstritten ist. Serbien, das in die EU strebt, hat keine Ansprüche wegen der Toten von Varvarin geltend gemacht.
Daneben prüfte der BGH aber auch, ob die Angehörigen Schadensersatz nach deutschem Recht fordern können, zum Beispiel wegen einer Amtspflichtverletzung deutscher Militärs. 2003 hatte der BGH zwar entschieden, dass "kriegerisches Geschehen" keine Amtshaftungsansprüche auslösen könne. Diese Entscheidung betraf aber ein SS-Massaker von 1944. Der BGH ließ damals ausdrücklich offen, ob diese Ausnahme "unter der Geltung des Grundgesetzes" immer noch gelte.
Doch auch gestern ließ der BGH diese Frage ungeklärt, denn die Richter konnten keine Pflichtverletzung deutscher Soldaten erkennen. Die Bomber, die den Angriff flogen, waren unbestritten keine deutschen. Zwar habe es damals deutsche Unterstützung beim Luftraumschutz gegeben, diese begründe aber keine Mitverantwortung für das tödliche Bombardement, so der BGH. Schließlich hätten die Unterstützungskräfte das konkrete Ziel nicht gekannt.
Die Kläger hatten geltend gemacht, dass die Brücke in einer Zielliste der Nato aufgeführt war und Deutschland gegen diese Liste hätte Einspruch erheben können und müssen. Doch auch das ließ der BGH nicht gelten. Ob ein Ziel aus militärischer Sicht völlig ungeeignet sei, könne nur in der konkreten Kampfsituation entschieden werden. Die Bundesregierung habe "darauf vertrauen dürfen, dass ein etwaiger Angriff unter Beachtung des Völkerrechts erfolgen wird", erklärte der BGH gestern.
Das Urteil kommt nicht überraschend. Auch die Vorinstanz, das Oberlandesgericht Köln, hatte die Klage wegen des fehlenden Bezugs zu Deutschland abgewiesen. Dort war aber immerhin die Amtshaftung für Kriegsverbrechen für möglich gehalten worden. Aus Sicht der Kläger ist das gestrige Urteil also ein Rückschritt. Die Angehörigen hatten in Deutschland geklagt, weil sie hier die Friedensbewegung unterstützte. (Az.: III ZR 190/05)
Aus: "Kein Geld für die Opfer von Varvarin" Von CHRISTIAN RATH (taz vom 3.11.2006, S. 6,TAZ-Bericht)
Quelle: http://www.taz.de/pt/2006/11/03/a0068.1/text (http://www.taz.de/pt/2006/11/03/a0068.1/text)
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Quote[...] Obwohl Deutschland dem humanitären Völkerrecht beigetreten ist, wird unter Völkerrechtlern über die Völkerrechtskonformität des Krieges gegen Jugoslawien weiter gestritten. Eindeutig klar ist aber, dass der Angriff auf zivile Einrichtungen in Serbien - so auch auf die Varvarin-Brücke - außerhalb jeder Verhältnismäßigkeit lag. Darüber urteilte der Jurist Reinhard Merkel nach dem Kosovo-Krieg: "Wer aber jemand anderem helfen will, indem er zur Behebung von dessen Not unbeteiligte Dritte mit ihrem Leben bezahlen lässt, obwohl er dies durch Inkaufnahme eigener Lebens- und Leibesrisiken vermeiden könnte, folgt einer schäbigen Maxime; er desavouiert noch die Norm selbst, auf die er sich für sein Handeln beruft. - Ich fürchte, die Geschichte wird nicht nur die Taten des Herrn Milosevic, sondern auch den Krieg seiner Gegner aufbewahren als Reminiszenz des Grauens."
Aus: "Es geschah in unserem Namen" - DER ANGRIFF AUF DIE VARVARIN-BRüCKE WäHREND DES KOSOVO-KRIEGES 1999
Von Hans Wallow (freitag.de; 03.11.2006)
Quelle: http://www.freitag.de/2006/44/06440601.php (http://www.freitag.de/2006/44/06440601.php)
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Quote[...] Daß der Bombenangriff am Pfingstsonntag, als die Bevölkerung in der Nähe der Brücke feierte, ein Kriegsverbrechen war, will die BRD keinesfalls zugestehen: Brücken seien allemal militärische Ziele, weil sie durch Truppen genutzt werden könnten, belehrt Krämer das Gericht und die Kläger. Wenn sich später das Gegenteil herausstelle, sei das bedeutungslos, weil es ,,für die Planung, Entscheidung und Durchführung von Angriffen" stets auf die Informationen ankomme, ,,die im Zeitpunkt des Handelns zur Verfügung standen", nicht auf nachträglich erkennbare Tatsachen; schon bei der Ratifizierung der einschlägigen kriegsvölkerrechtlichen Bestimmungen habe die Bundesrepublik ausdrücklich diesen Vorbehalt gemacht. Kurz: Der Angriff auf die Brücke hätte nur dann rechtswidrig sein können, wenn den Angreifern vorher die Information vorgelegen hätte, daß diese Brücke – ausnahmsweise – keine strategische Bedeutung hatte.
Die Tatsache, daß sich in Varvarin und Umgebung keinerlei Militär aufhielt, wird im Schriftsatz der beklagten BRD mit den Hinweisen abgetan, Varvarin sei von jugoslawischer Seite nicht als entmilitarisierter Ort angezeigt worden, und in einem Luftkrieg, wie ihn die NATO erfolgreich geführt habe, könne es solche Orte ohnehin nicht geben; denn das Kriegsvölkerrecht schütze zwar entmilitarisierte, bewohnte Orte im Frontbereich, der Luftkrieg aber kenne keinen Frontbereich.
Der Regierungsanwalt verzichtet auch nicht auf die scheußlichste der Lügen, mit denen der Krieg gegen Jugoslawien begründet wurde: Die NATO habe eine humanitäre Katastrophe im Kosovo verhindern wollen – wobei unerwähnt bleibt, daß Varvarin 100 Kilometer vom Kosovo entfernt liegt. Den zum Teil schwer Verletzten und den Hinterbliebenen der Getöteten läßt die Bundesregierung in dem Schriftsatz, mit dem sie ihnen weiterhin jede Entschädigung verweigert, ,,aufrichtiges Bedauern" aussprechen. Die Zivilisten seien ,,zur falschen Zeit am falschen Ort" gewesen – an ihrem Wohnort.
Geht es noch zynischer?
Aus: "BGH Karlsruhe verhandelt Kriegsverbrechen von Vavarin - Eckart Spoo kommentiert: "Deutsches Völkerrecht""
Quelle: Ossietzky 19/2006 / AutorIn: Spoo, Eckart
Quelle # 2: http://www.stattweb.de/baseportal/NewsDetail&db=News&Id=1045 (http://www.stattweb.de/baseportal/NewsDetail&db=News&Id=1045)
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Quote[...] 35 Serben hatten auf Entschädigung geklagt, da sich Deutschland 1999 an einem Angriff auf ein serbisches Dorf beteiligt hatte. Der Bundesgerichtshof sah dafür jedoch keine Grundlage.
Aus: "Grundsatzurteil: Deutschland muss keinen Schadenersatz wegen Nato-Angriffs zahlen" (02.11.2006)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/396/90306/ (http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/396/90306/)
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Nato-Angriffe auf Serbien: ,,Sie wollten Zivilisten töten"
22.03.2009 Von THOMAS ROSER (Die Presse)
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/463430/index.do?_vl_backlink=/home/index.do (http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/463430/index.do?_vl_backlink=/home/index.do)
Quote[...] Washington/Bagdad/Mekka - Angesichts der nicht enden wollenden Gewalt im Irak will US-Präsident George W. Bush mit führenden Generälen über einen möglichen Strategiewechsel beraten. Allein seit Anfang Anfang Oktober wurden im Irak 75 US-Soldaten getötet, und Bush steht vor der Kongresswahl im November zunehmend innenpolitisch unter Druck. Nach einer Statistik der irakischen Regierung kostet die Gewalt jeden Tag 100 Zivilpersonen das Leben, wie aus einem UNO-Memo hervorgeht.
Die Regierung in Bagdad habe diese Statistik über Gewaltopfer in der Zivilbevölkerung zurückgehalten, heißt es in dem am Freitag bekannt gewordenen Memo der Vereinten Nationen. Das Büro von Ministerpräsident Nuri al-Maliki habe es dem Gesundheitsministerium untersagt, die Daten zu veröffentlichen. Maliki habe das Ministerium zwei Mal angewiesen, die Zahlen nicht an die Vereinten Nationen weiterzugeben, schrieb der Irak-Gesandte der Weltorganisation, Ashraf Kazi. Ein Sprecher des Regierungschefs habe gegenüber der UNO-Mission im Irak erklärt, die Statistik sei übertrieben. Zuvor habe Maliki allerdings während eines Besuchs in London die Zahlen bestätigt.
Aus: "Bush berät über möglichen Strategiewechsel" (21. Oktober 2006)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2632527
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Quote[...] Allein in Bagdad sind in den ersten drei Wochen des Ramadan laut US-Armee rund 20 Prozent mehr Gewalttaten verübt worden als im Vorjahr. Die Friedhöfe und Leichenschauhäuser in der Hauptstadt sind völlig überfüllt.
Aus: "Bagdads Friedhöfe sind voll" (22.10.2006; AFP)
Quelle: http://onnachrichten.t-online.de/c/94/11/07/9411072.html
Quote[...] Deutsche Soldaten schänden Toten
[...] • Auf einem Foto wird ein Totenschädel auf dem Tarnscheinwerfer eines Kleinpanzers vom Typ ,,Wiesel" präsentiert.
• Das nächste Foto zeigt einen Mercedes-Jeep vom Typ ,,Wolf". Ein Bundeswehrsoldat spießt den Schädel an einer Spezialvorrichtung zur Durchtrennung von Stahlseilen (,,cablecutter") auf. Drei Kameraden schauen dem makaberen Treiben zu.
• Auf einem weiteren Foto posieren zwei Soldaten auf der Motorhaube des Jeeps – zwischen ihren Beinen den Kabeldurchtrenner mit dem aufgepflanzten Totenschädel.
• Ein anderes Foto zeigt einen lachenden Soldaten, der den Totenschädel stolz in die Kamera hält.
• An Perversität kaum zu überbieten ist das Foto, das einen Bundeswehrsoldaten mit entblößtem Glied in der linken und dem Schädel in der rechten Hand zeigt!
[...] Der frühere Kommandeur der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF, Norbert van Heyst: ,,Das kann in Afghanistan katastrophal wirken." Citha Maaß von der Stiftung Wissenschaft und Politik fürchtet, es könne jetzt zu Anschlägen auf die dort stationierte deutsche Truppe kommen: ,,Das ist nicht ganz in der Kategorie der Mohammed-Karikaturen. Aber es reicht an die Sache heran. Die Frage ist, ob man das noch eindämmen kann."
Aus: "Totenkopf-Skandal: Verdächtige im Verhör – Anschläge befürchtet" (25.10.2006)
Quelle: http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/10/25/afghanistan-totenkopf-update/afghanistan-totenkopf-update.html (http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/10/25/afghanistan-totenkopf-update/afghanistan-totenkopf-update.html)
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Quote[...] Weiß man denn, was die jungen Medizinstudenten während ihres Praktikums in der Pathologie für Witze machen? Ich habe schon Erstaunliches darüber gehört, wie es am Leichentisch zugeht – wenn keiner guckt. Angeblich ist da auch das Obszöne nicht ausgeschlossen. Erstaunlich sind solche Berichte allerdings nur, solange nicht berücksichtigt wird, wie schwer das psychische System die körperliche Begegnung mit dem Tod verarbeitet. Die Dummheiten, die anlässlich dieser Begegnung gemacht werden, sind wahrscheinlich ganz gesund. Sie verhindern, dass die Eindrücke nach innen schlagen.
Dasselbe gilt – verschärft – für die Jungens, die mitten aus einem harmlosen Alltag gerissen und mit der Möglichkeit, töten zu müssen oder selbst getötet zu werden, konfrontiert sind. Wenn sie dadurch nicht in seelische Abgründe gerissen werden wollen, müssen sie einen frivolen Humor aktivieren. Die Verwegenen unter ihnen können die Gelegenheit, den Tod einmal kräftig auf die Schippe zu nehmen, nicht gut auslassen. Man sollte sie ungestraft lassen.
Man wird sie – wenn man die einschlägige Vorschrift des Strafgesetzbuchs richtig anwendet – auch ungestraft lassen müssen. Eine ,,Störung der Totenruhe" setzt nämlich ,,eine besonders hohe Missachtungskundgebung voraus, mit welcher dem Toten Verachtung entgegengebracht und ihm Schimpf angetan werden soll". Dieser Fall liegt hier nicht vor. Nicht einem Toten wurde hier Schimpf angetan. Sondern dem Tod. Seine Hoheit persönlich wurde verarscht. ,,Fuck you" wurde ihm, der sich in dem Schädel als seiner Ikone verkörpert, zugerufen. Anders ausgedrückt: Dem Sensenmann wurde der Stinkefinger gezeigt.
Die Reaktion der Öffentlichkeit ist heuchlerisch. Sie verdrängt mit ihrer Empörung, dass sie sich selbst gerade in dem heiklen Bereich von Tabu und Frevel bewegt. Sie verdrängt die Skrupel, die fällig sind, weil sie zulässt, dass Deutschland – ohne angegriffen zu sein – wieder Soldaten in die Welt schickt, die dort offensiv tötend tätig werden. Deutschland ist wieder normal geworden – in der Weise, dass es den Schwur gebrochen hat, den es nach dem Zweiten Weltkrieg abgelegt hat: Nie wieder Krieg! Das Tötungs- Tabu sollte diesem Volk in Zukunft absolut heilig sein. ,,Kein Deutscher soll jemals wieder einen Helm tragen", hatte Konrad Adenauer gesagt, und nur aufgrund dieses Schwurs waren die Deutschen imstande, nach 1945 wieder ihr gesenktes Haupt zu heben.
Wenn ein Tabu gebrochen wird und die Angst vor Frevel aufkommt, werden Sündenböcke gebraucht. Man macht sich sauber, indem man sie verdrischt. So schicken die Deutschen ihre Jungens wieder hinaus in den bösen alten Tanz – aber erlauben ihnen nicht, die damit verbundenen Belastungen auf ihre jugendliche Weise, nämlich frivol und obszön, zu kompensieren. Sie dürfen töten – aber sie dürfen sich nicht dadurch entlasten, dass sie den Tod auf die Schippe nehmen.
Aus "POSITIONEN: Wer mit dem Schädel spielt ,,Störung der Totenruhe"? Die Debatte um die Soldaten ist heuchlerisch Von Sibylle Tönnies; 27.10.2006 (Die Autorin ist Juristin und Lehrbeauftragte an der Universität Potsdam)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/archiv/27.10.2006/2859943.asp (http://www.tagesspiegel.de/meinung/archiv/27.10.2006/2859943.asp)
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Quote[...] die Fotos, welche die Bildzeitung veröffentlichte, [taugen] nicht zum großlettrigen Skandal, zu dem sie die Zeitung mit Überschriften wie "Schockfotos von deutschen Soldaten" und "Deutsche Soldaten schänden Toten" machen will. Sie sind vor allem peinlich, halbstarke Foto-Bricolage. Und die Äußerungen der Politiker - Merkel fand die Fotos "schockierend und abscheulich", Außenminister Steinmeier gab sich "bestürzt" - im politischen Geschäft zwar verständlich, aber nach nüchternen Kriterien hätte etwas weniger Aufregung auf höchster Ebene wahrscheinlich auch nicht geschadet.
Aus: "Betriebsausflug mit Totenschädel - Fotos von deutschen Soldaten sind kein Skandal, aber sie machen erneut auf die explosive Lage in Afghanistan aufmerksam" Von Thomas Pany (TP; 25.10.2006)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23833/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23833/1.html)
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Quote[...] Besonders die rot-grüne Regierung hat die Out-of-area-Einsätze der Bundeswehr heuchlerisch als bewaffnete Sozialarbeiterkommandos getarnt. Über die Aktivitäten der KSK hüllte man sich aus Sicherheitsgründen in Schweigen. Das war verlogen: Es ging bei diesem Schweigegelübde nicht um die militärische Sicherheit der Soldaten, sondern um die politische Sicherheit der Regierung, die nicht zugeben wollte, dass deutsche Soldaten im Ausland nicht nur Bonbons an Kinder verteilen und Schulen aufbauen - sondern auch feindliche Kämpfer töten müssen.
[...] Die Große Koalition hat bisher keinen Anlass gesehen, diese selektive Informationspolitik der Bundeswehr zu ändern, gegen die das Embedment-Programm der US-Armee geradezu ein Freibrief für unabhängige Recherche ist.
[...] Der Einsatz in Afghanistan ist die bisher heikelste Mission der Bundeswehr. Seit 2002 verloren insgesamt 18 Soldaten ihr Leben.
[...] Vor einigen Jahren recherchierte ich im Norden des Landes ungeheuerliche Gerüchte über ein Massaker an Kriegsgefangenen. Mehrere hundert Taliban-Kriegsgefangene, so hieß es, seien von der Nordallianz in der Wüste bei Masar-i-Scharif hingemetzelt worden. Die Täter hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Spuren ihrer Verbrechen zu beseitigen. Ich lief buchstäblich über Killing Fields, ein Meer von Skeletten und Patronenhülsen lag vor meinen Augen.
Aus: "KOMMENTAR: Alptraumbilder aus den Killing Fields" Von Claus Christian Malzahn (SPON; 25. Oktober 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,444599,00.html (http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,444599,00.html)
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Quote[...] Bemerkenswert ist hier zweifellos die allgemeine Empörung über den Umgang mit einem Totenschädel angesichts des allein in Afghanistan seit Jahren andauernden Umgangs mit der Bevölkerung. Immer wieder dringen Berichte über die Bombardierung oder anderweitige "versehentliche" Tötung von Zivilisten an die Öffentlichkeit, ohne auch nur entfernt ähnliche Reaktionen hervorzurufen. Daß derartige Vorfälle bisher nicht direkt mit deutschen Soldaten in Verbindung gebracht wurden dürfte dabei vorrangig der die KSK-Soldaten begleitende Geheimhaltung geschuldet sein.
Spätestens angesichts nun geäußerter "Befürchtungen" einer "erhöhten Anschlagsgefahr" infolge von "Rachegedanken" aufgrund dieser Bilder offenbart sich hier eine grundlegende Heuchelei. Sollte es in der afghanischen Bevölkerung "Rachegedanken" gegenüber Deutschland geben, so existieren diese zweifellos vorrangig aufgrund der deutschen Beteiligung am US-geführten Angriffskrieg und der fortgesetzten Zerstörung, Besatzung und Unterdrückung ihres Landes.
Aus: "Künstliches Entsetzen: Panik angesichts einiger Photos" (25.10.2006; freace.de)
Quelle: http://www.freace.de/artikel/200610/251006b.html (http://www.freace.de/artikel/200610/251006b.html)
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Quote[...] Die Soldaten, die ihre Pimmel an Totenköpfe halten und sonst gern Schabernack mit Leichen treiben - das sollen auch die Soldaten sein, die rechte Politiker im Inneren einsetzen wollen? Nur auf Friedhöfen, oder dürfen sie auch auf den Strassen Köpfe abhacken? Falls ja, bin ich doch sehr dagegen.
Aus: "Mal ne blöde Frage" donalphons, 15:10h (Mittwoch, 25. Oktober 2006)
Quelle: http://rebellmarkt.blogger.de/stories/589524/ (http://rebellmarkt.blogger.de/stories/589524/)
Quoterichard graf rappoldstein, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 15:23
[...] Da werden Soldaten hingeschickt, um im Fall der Fälle Menschen umzubringen und dann dürfen die noch nicht einmal mit dem Schädel kicken. Das wäre doch das Mindeste, was man denen zustehen könnte.
Quotedonalphons, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 15:24
Ist halt alles eine Frage der Ächtung. Leichen machen ist ok, Leichen schänden dagegen wohl eher nicht.
Quoteverlagsfuzzi, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 16:12
[...] Schlürft Ihr beim Verfassen gerade an einem leckeren Milchkaffee in einem schicken Münchner Cafe?
Hat einer von Euch einen blassen Schimmer, was es heisst, dort monatelang im Dreck rumzukriechen? Versteht Ihr was von Militärpsychologie?
Nein, Ihr nehmt lieber die Komlexität raus und vermengt das mit Eurer rechts/links-Denke. Ihr seid doch die Phrasendrescher! Wie primitiv, sich an den Jungs auszulassen.
Quotefranz.brandtwein, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 22:26
[...] anyway - ich dachte "unsere Jungs" sind eh nur zum Muelltrennen bei den Afghanen ... so kann man sich irren.
Quotehockeystick, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 22:23
Telepolis berichtet übrigens über Polo-Partien mit Schädeln im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet. Aber die Einheimischen lassen dabei wenigstens ihre Hose zu.
Quotefirst_dr.dean, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 23:22
Soldaten, die Totenschädel anpimmeln, sind eine fast optimale Ergänzung zu "Zeitungen" wie BILD. Jedenfalls stellen sie eine logische Konsequenz dar.
Quoteiguana, Donnerstag, 26. Oktober 2006, 12:16
"Die Soldaten, die ihre Pimmel an Totenköpfe halten und sonst gern Schabernack mit Leichen treiben..."
...waren das eigentlich BILD-Leserreporter?
Quelle: http://rebellmarkt.blogger.de/stories/589524/#comments (http://rebellmarkt.blogger.de/stories/589524/#comments)
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Quote...außerdem ist jede Armee Spiegel ihrer Gesellschaft, undbeim Zustand der bundesdeutschen Gesellschaft wundert mich nichts mehr...
Quotewondergirl, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 19:31
Ja? Ein Bekannter hat sich während seiner Wehrdienstzeit versetzen lassen, weil seine ersten Zimmergenossen (oder wie das heißt) es besonders lustig fanden, sich gegenseitig und anderen mit dem Schwanz im Gesicht rumzureiben.
Jungs sind eklig.
Quotemark793, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 21:54
@wondergirl:
Gehört habe ich von solchen Gepflogenheiten auch oft. Real begegnet sind sie mir zum Glück nicht. Sollte anno 84 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges etwa alles besser gewesen sein? Nebenbei bemerkt: Ich habe ein Atomraketenlager bewacht, während so ziemlich jeder meiner damaligen Freunde bei Ostermärschen und dergleichen auf der anderen Seite des Zauns stand.
[...] Wir hatten damals noch eine ganze Reihe Ausbilder und Offiziere, die sehr stark sozialliberal geprägt waren und einen sehr teamorientierten Führungsstil pflegten. Ich bin froh, dass diese Leute nicht verweigert hatten. So geartetes Personal fehlt dieser Truppe heute, weil sich jeder halbwegs kritisch dünkende Mensch zu schade für diesen Job ist. Was ich ja wie gesagt auch keinem verdenken kann. Schwieriges Thema...
Aus: "Leichenschänder in Afghanistan" Von che2001 (Mittwoch, 25. Oktober 2006)
Quelle: http://che2001.blogger.de/stories/589578/ (http://che2001.blogger.de/stories/589578/)
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Quote[...] Ein wenig beachtetes Problem im Zusammenhang des aktuellen Skandales um die Leichenschändungen durch Soldaten der deutschen Bundeswehr ist die Doppelmoral der politischen Reflexhandlungen auf die mediale Aufmerksamkeit für dieses Thema.
Einerseits ist der Auftrag und der Beruf des Soldaten die Anwendung der Staatsgewalt in ihrer rohesten und direktesten Form. Das erfordert beim Soldaten ein gewisses Maß an menschlicher Stumpfheit, Mitleidslosigkeit, Kälte und damit letztlich Barbarei, ohne die sich ein solcher Auftrag nicht erfüllen ließe. Diese Barbarei ist Spiegelbild der Barbarei jener Gewalt, auf der alle heutigen Staaten letztlich gegründet sind und in die alle heutigen Staaten zurückfallen, wenn die bloße Drohung mit der Gewalt nicht hinreichend ist, um die jeweiligen politischen Ziele zu erreichen. Die Barbarei ist also politisch gewünscht und gewollt, sie wird als "Härte" und "Tapferkeit" offen vom Soldaten eingefordert und in Fällen besonderer Selbstvergessenheit in der Gewaltanwendung auch mit ehrenvollen Auszeichungen öffentlich belohnt.
Wenn aber andererseits Menschen im Rahmen der Anwendung staatlicher Barbarei äußerst verachtenswerte Taten auf eigene Faust begehen, was ja angesichts der existenziellen Umstände eines Soldaten im Einsatz gar nicht so überraschend ist, so wird die medial dargebotene Empörung der politischen Kaste übergroß und die in Kameras und Mikrofone gesprochenen Worte triefen vor Moral und Menschenrecht.
Die so in der Öffentlichkeit auftretenden Vertreter des Staates zeigen durch diese Doppelmoral, welchem lichtscheuen Gesindel sie angehören. Das sollten sich gerade Soldaten, aber auch alle anderen Menschen genau vor Augen halten, wenn sie kaltschnäuzig für die Absichten dieser Menschen "ihren Job machen".
Aus: "Leichenschändungen und Doppelmoral" Von Nachtwächter um 16:56 (25. Oktober 2006)
Quelle: http://www.tamagothi.de/2006/10/25/leichenschaendungen-und-doppelmoral/ (http://www.tamagothi.de/2006/10/25/leichenschaendungen-und-doppelmoral/)
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Quote[...] Die Bilder hatten sofort vehemente mediale und politische Wirbelstürme verursacht und die vom Verteidigungsministerium eigentlich für diese Woche beabsichtigte öffentliche Diskussion über das neue "Verteidigungsweißbuch" gänzlich in den Hintergrund gedrängt. Sofort ging es darum, die Exzesse nur einzelnen, unverantwortlichen Soldaten zuzuschreiben, die dann auch die strafrechtlichen Konsequenzen zu fürchten hätten. Mal abgesehen von den disziplinarrechtlichen Konsequenzen – welcher Berufs- oder Zeitsoldat wird schon gerne aus der Truppe geschmissen? – sind die strafrechtlichen Konsequenzen eher weniger bedrohlich. Darüber täuscht auch die harsch klingende Formulierung nicht hinweg, die Staatsanwaltschaft habe "die Ermittlungen aufgenommen". Denn was könnte schon der Straftatbestand sein? "Störung der Totenruhe"? Aber müsste dann nicht jeder Ägyptologe vorsichtshalber seinen Beruf an den Nagel hängen?
[...] Mit in Jahrzehnten vervollkommneter traumwandlerischer Sicherheit trifft BILD den gesellschaftlichen Nerv. Eine ein Tabu brechende Enthüllung ("Die Bilder erregen Abscheu"), kombiniert mit staatstragender Rhetorik ("Sind sich Vorgesetzte immer ihrer Verantwortung bewusst?") garantiert hechelnde Neugierbefriedigung und pseudo-moralische Unangreifbarkeit.
[...] "Totenschädel" sind das Symbol des Todes schlechthin, insbesondere in unserem Kulturkreis. Jeder kennt Piratenflaggen. Insbesondere in Süddeutschland können selbst Kindergartenkinder in Beinhäusern aufgetürmte Schädeltürme in Augenschein nehmen. Die Katakomben von Paris mit ihren Menschenknochenmassen lassen jedes Jahr Tausende Touristen frösteln. Aber Schädel und Menschenknochen sind abstrakt; sie lassen das verblichene Leben nur erahnen. Nur deshalb kann eine Medizinstudentin gebettet über einer Kiste mit Menschenknochen ruhig schlafen. Im Rheinischen Landesmuseum Bonn ist derzeit anlässlich des 150ten Jahrestages der Entdeckung des Neandertalers eine einzigartige Ausstellung über die Evolution des Menschen zu sehen. Ausgestellt sind jede Menge Knochen, auch solche moderner Menschen, die ganz bewusst ausgebuddelt wurden. Nicht einmal Grundschulklassen schaudert es vor ihnen.
Bewusst dachten die Soldaten demnach wahrscheinlich eher wenig. Aber in ihrem tiefsten Inneren haben sie vermutlich alte Rituale vollzogen, um ihre Angst vor dem Tod zu kompensieren.
[...] Wo bleibt das Internet?
"Das Internet" hat völlig versagt. Schlicht und ergreifend. Wahrscheinlich deshalb, weil es dort immer nur um "George Dabbleyou" geht. Aber wo sind die kritischen deutschen Blogs, die darüber berichten, was bei "unseren" Auslandseinsätzen geschieht?
[...] Was bewirken die BILD-Veröffentlichungen? - Kurzfristig sicherlich vor allem eine Auflagensteigerung. Aber mittel- und langfristig tragen sie vielleicht sogar dazu bei, dass eine wirkliche Diskussion über die Bundeswehreinsätze in Gang kommt. Denn die kritischen Mahnungen der "üblichen Verdächtigen" des Medienzirkus, was deutsche Auslandseinsätze angeht, wurden ja noch nie wirklich gehört.
Das haben aber nicht zuletzt unsere SoldatInnen nicht verdient. Denn wenn sie einen Dienst leisten müssen, den hier zu Hause niemand versteht, dann kommt jeder einzelne von ihnen irgendwann zurück in eine Welt, in der er oder sie nicht mehr verstanden wird. Der Ruf nach psychologischer Betreuung für die SoldatInnen wird dann schnell laut. Aber er ist nicht angebracht, denn die Männer und Frauen, die aus Afghanistan und anderen Gegenden zurückkommen, sind keine Verrückten. Wenn überhaupt, dann ist es der zu Hause gebliebene Teil der Gesellschaft, der psychologischer Betreuung bedarf. Denn er schottet sich medial, politisch und individuell mit allen Mitteln gegen die Wirklichkeit "da draußen" ab. Es ist zu hoffen, dass BILD unwissentlich damit begonnen hat, diese Barriere einzureißen.
Aus: "BILD sei Dank" Von Christian Gapp (TP; 26.10.2006)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23837/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23837/1.html)
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Quote[...] Solcherart Umgang mit dem Gebein des Feindes genießt bei europäischen Soldaten im "Auslandseinsatz" seit jeher Tradition. Als Lord Kitchener 1899 den ersten modernen islamistischen Gottesstaat im Sudan, übrigens eine üble Diktatur, zerschlagen hatte, ließ er dessen Gründer, den Mahdi, exhumieren und die Gebeine in den Nil werfen. Kitcheners ursprüngliche Absicht, den extra einbehaltenen Schädel dem Londoner "College of Surgeons" zur Verfügung zu stellen, gab er zugunsten einer schlichten Beisetzung auf einem Kairoer Friedhof auf. Doch auch das Gebaren der rechtgläubigen mahdistischen Glaubenskrieger zeugte nicht von einer Achtung der Totenruhe. Sie stellten den abgeschnittenen Kopf des von ihnen 1885 ermordeten englischen Generals Gordon öffentlich zur Schau.
[....] Die Kulturgeschichte des Totenschädels von der germanischen, griechischen oder präkolumbianischen indianischen Mythologie über die Ikonographie mittelalterlicher Flugschriften bis in die Gegenwart moderner Computerspiele ist hinlänglich erforscht – inklusive seiner Nutzung als Symbol militärischer Verbände: In Nachahmung ungarischer und polnischer Uniformen zierte der Totenkopf mit gekreuzten Knochen seit 1741 auch die Pelzmützen preußischer Reiter. Von 1808 bis 1918 stellten die "Totenkopf-Husaren" das Leibhusarenregiment der Hohenzollern.
Der Schädel an der Mütze ist durchaus nicht nur negativ konnotiert: Schillsche und Lützower Jäger trugen ihn ebenso wie die Mannen des "schwarzen Herzogs" von Braunschweig im Befreiungskrieg gegen Napoleon. Später pinselten ihn sich putschende Freikorpsleute auf die Helme. Von da war es nur noch ein kurzer Weg zum Wahrzeichen einer Verbrecherriege: Die SS trug ihn an Kragenspiegel und Mütze. Doch nicht nur sie. Im Erbeverständnis als "moderne Husaren" und als Reminiszenz an die martialische Bemalung erster deutscher Kampfwagen von 1918 trugen auch die Panzertruppen der Wehrmacht bis 1945 Knochen und Schädel auf der Uniform. Totenkopfabzeichen sind beileibe kein Privileg deutscher Soldaten: Ihrer Majestät Royal Lancers tragen sie bis heute ebenso am Barett wie ihre Kameraden vom British Royal Navy Submarine Service.
Nun existiert ein Unterschied zwischen symbolischer Darstellung und dem realen Relikt: Ein aufgenähtes Zeichen prädestiniert nicht automatisch zum Totschläger und Leichenschänder. Doch natürlich steckt hinter solch bildlichen Darstellungen im militärischen Kontext auch Programm. Ein Krieger von echtem Schrot und Korn fürchtet weder Tod noch Teufel, der furchtbare Schmuck soll den Gegner erblassen lassen. Militärs pflegen so seit jeher ein besonders enges Verhältnis zum menschlichen Schädel, die Berührungsängste sind gering.
Sich jetzt nur über die Fotos zu empören, verschleiert das eigentliche Problem: Seit jeher sind Rituale, in denen der Totenkopf eine Rolle spielt, fester Bestandteil des Brauchtums von Männergesellschaften wie irokesische Clans, Templer, schlagende Verbindungen oder Freimaurer. Die Darstellung und Vervielfältigung im Bild heben es auf ein neues Niveau: Esprit du Corps wird potenziert und ist jederzeit abrufbar.Das ist natürlich nur eine Erklärung und erst Recht keine Entschuldigung für das Verhalten der jungen Soldaten in Afghanistan. Allerdings sollten wir dann auch den Mut zu einem weiteren Schritt haben. Nur ganz kurz schwenkte die Kamera in einem RTL-Bericht über den Namen der Kaserne und der Gebirgsjägereinheit der involvierten Tatverdächtigen: Edelweiß.
Mindestens ebenso beunruhigend wie der schnöde Umgang mit den Überresten der Toten ist eine bestimmte Art von Traditionspflege: Soldaten der 1. Gebirgsjägerdivision "Edelweiß" massakrierten am 16. August 1943 mit unglaublicher Grausamkeit die Bewohner des griechischen Dorfes Kommeno und machten sich später bei "Sühnemaßnahmen" für Partisanenüberfälle auf dem Balkan verdient. Alljährlich gedenkt man bei der Bundeswehr-Gebirgsjägerbrigade ganz offiziell der gefallenen Kameraden des zweiten Weltkrieges – ein Gedanke an hunderte zivile Opfer wird nicht verschwendet. Bilder vom pietätlosen Umgang mit dem menschlichen Körper – auch durch Deutsche – werden uns angesichts weltweiter kriegerischer Auseinandersetzungen zunehmend bewegen. Vielleicht wäre neben dem Entsetzen wieder einmal ein Nachdenken über die Tradition, in der sich unsere Soldaten im Ausland bewegen, angebracht.
Aus: "Schädel, Knochen & Edelweiß - Gedanken zu einer kopflosen Debatte" Thomas Kramer (TP; 28.10.2006)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23845/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23845/1.html)
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Quote[...] Ein KSK-Soldat sagte: ,,Ein paar unserer Jungs sind Ewiggestrige und fanden es besonders schick, mit dieser Wehrmachtsinsignie herumzufahren."
Aus: "KSK-Soldaten verwendeten angeblich Wehrmachts-Emblem" (01.11.2006)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/328/90238/ (http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/328/90238/)
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Quote[...] Berlin - Der respektlose Umgang mit Toten ist unter Bundeswehrsoldaten in Krisengebieten womöglich seit Jahren gängige Praxis - nicht nur in Afghanistan. "Ich habe selbst im Kosovo mitbekommen, dass junge Soldaten bei Exhumierungen oder in der Pathologie Fotos gemacht haben, die unter der Hand im Lager kursierten, ohne dass die Vorgesetzten offensichtlich davon etwas mitbekommen haben", sagte der Truppenpsychologe Horst Schuh der "Bild am Sonntag".
[...] Truppenpsychologe Schuh sagte, die meisten jungen Soldaten reagierten auf Verwundung und Tod schockiert. Es gebe aber auch einige, auf die das Makabre eine bizarre Anziehungskraft ausübe. Hinzu komme ein Imponiergehabe, das in einer Gruppe eine eigene Dynamik entwickeln könne. Er verglich diese Versuche, beängstigende Situationen zu bewältigen, mit den Scherzen von Medizinstudenten am Seziertisch. Es würde ihn nicht wundern, "wenn weitere Bilder dieser Art auftauchen", fügte der Oberst der Reserve hinzu.
Aus: "Bericht über Horror-Fotos aus dem Kosovo" (SPON; 28. Oktober 2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,445249,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,445249,00.html)
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Quote[...] Am Freitag kündigte das Hamburger Massenblatt die nächste Stufe an. Ihm lägen "Dutzende neuer Bilder" vor. Bei den darauf abgebildeten Szenen soll es sich um martialische Totentänze eigener Art handeln, makabre Skelett-Puzzles: Einer zusammengesetzten Knochen-Figur werde eine Pistole an den Schädel gehalten. Gebeine seien zum Schriftzug "CSR" angeordnet. CSR steht für "campside reconnaissance", die Geländeaufklärung im Gebiet um das deutsche Camp.
[...] Der Verteidigungsminister persönlich hat das Motto ausgegeben, wer sich so verhalte, habe in der Bundeswehr keinen Platz. Aber was heißt "so"? So unmenschlich? So undiszipliniert? So unpolitisch? Oder nur so abgrundtief dämlich? Die allgemeine Fassungslosigkeit ist nicht nur moralisches Urteil, sondern auch ein intellektuelles und politisches Versagen. Bei aller einhelligen Empörung und Entschlossenheit zur Bestrafung herrscht unter den Berliner Zuständigen und parlamentarisch Mitverantwortlichen (der Fairness halber: auch in den Medien) beträchtliche Unsicherheit, wie die Sache überhaupt zu bewerten sei. Schon das beschreibende Vokabular flattert nervös hin und her: "Leichenschändung", "Schädigung des Ansehens der Bundeswehr", "makabrer Missbrauch von Leichenteilen". Mal wird die Untat juristisch gefasst ("Störung der Totenruhe"), mal politisch ("fataler Schaden für das Image der Bundeswehr", "Gefährdung der Sicherheit"), mal unter Gesichtspunkten von Anstand und Benimm ("Schweinkram"). Mal bleibt die Frage völlig offen, wo genau der Verstoß anzusiedeln sei ("schreckliches Fehlverhalten weniger Soldaten"). Bloß weg damit.
So wird das große Übel mehr lautstark verschrien als verstanden. Einen genaueren Begriff von Art und Ausmaß der Schuld der Beteiligten hat man sich bis dato erspart, bei den Bundeswehr-Oberen ebenso wie bei der politischen Führung.
Die kollektive Scham, der Distanzierungseifer ist so groß, dass sich bislang keiner traut, den Umstand zu benennen, der diesen Typus Entgleisung immerhin kategorial unterscheidet von den Kriegs-Exzessen, die sich mit den Tatorten Abu Ghraib oder Masr al Sharif verbinden: Er richtet sich, bei aller Widerwärtigkeit, ja nicht gegen lebende Personen. Er macht unter ihnen keine Opfer. Was sich die jungen Männer geleistet haben, deren Bilder jetzt die Nation verstören, ist ist eine vage, ohne Adresse bleibende Rohheit, nicht gezielte Unmenschlichkeit.
Während sich also im Skandal-Schock die politische Klasse dümmer - unaufgeklärter - stellt, als sie sein dürfte, bleibt es vorderhand den Psychologen und anderen Wissenschaftlern überlassen, darauf hinzuweisen, dass es sich bei den Übeltätern nicht um völlig aus der Art geschlagene Monster handelt. "Soldaten müssen darauf vorbereitet werden, dass sie einem mehr oder weniger grausamen Gegner gegenüberstehen. Sie sind in einer großen Angst- und Aggressionsspannung", erklärte der Psychotherapeut Peter Boppel in der Berliner Zeitung: "Die entlädt sich häufig in grausamen Taten."
Ähnlich argumentiert die Potsdamer Rechtswissenschaftlerin Sibylle Tönnies im Tagesspiegel. Die Schädel-Schänder seien "Jungens, die mitten aus einem harmlosen Alltag gerissen und mit der Möglichkeit, töten zu müssen oder selbst getötet zu werden, konfrontiert sind". Die Diskussion sei einigermaßen heuchlerisch. Die Öffentlichkeit verdränge, dass sie sich selbst "in dem heiklen Bereich von Tabu und Frevel bewegt", seit die Bundesrepublik wieder Soldaten ins Ausland schicke, ohne selbst angegriffen worden zu sein.
Aus: "Bundeswehr-Skandal: Einzelfall, Einzelfälle" VON KNUT PRIES (27.10.2006)
Quelle: http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/hintergrund/?em_cnt=999025&em_cnt_page=1 (http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/hintergrund/?em_cnt=999025&em_cnt_page=1)
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Quote[...] "Die Menschen haben im Moment andere Sorgen, als wegen dieser Fotos (von Bundeswehrsoldaten) auf die Straße zu gehen", sagt David Jawad Majed, ein Deutschafghane, der als Berater im Außenministerium in Kabul tätig ist. "Sie haben Angst vor Selbstmordattentaten, und dass der Krieg zurückkommt."
Dennoch fürchtet Majed, dass der "Ruf der Bundeswehr" in Afghanistan langfristig Schaden nehmen wird. "Das wird bestimmten Leuten einen weiteren Grund für den Kampf gegen die ausländischen Truppen liefern."
Die Kämpfe im Süden Afghanistans gingen am Wochenende weiter. Bei einem Anschlag auf einen Konvoi der Nato wurde ein Soldat getötet, acht weitere wurden verletzt. Auch drei Zivilisten erlitten Verletzungen. Der Vorfall ereignete sich in der Provinz Urusgan.
Nach Angaben der Nato wurden zudem bei heftigen Gefechten zwischen Einheiten der Allianz und Anhängern der radikalislamischen Taliban 55 Aufständische getötet. Die Kämpfe im Süden Urusgans wurden von Kampfflugzeugen und Hubschraubern unterstützt.
Die Gefechte in Afghanistan in diesem Jahr sind die schlimmsten seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001. Seit Anfang dieses Jahres sind mindestens 3000 Menschen getötet worden. Unter den Toten sind auch Hunderte Zivilisten und etwa 150 ausländische Soldaten.
Aus: "Schädelskandal lässt Afghanen kalt" von Britta Petersen (ftd.de; 30.10.2006; Dschalalabad)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/126653.html (http://www.ftd.de/politik/deutschland/126653.html)
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Quote[...] "Juristisch gesprochen ist die Heftigkeit der Reaktionen sowohl in den Medien als auch von Seiten der Politik auf diese groben Geschmacklosigkeiten bei weitem überzogen", sagte der der Strafrechtler Reinhard Merkel. Es handele sich um Bagatelldelikte "an der untersten Schwelle dessen, was überhaupt kriminelles Unrecht sein kann".
[...] Aus Sicht von Strafrechtler Merkel handelt es sich bei dem Verhalten der jungen Soldaten, die sich in Afghanistan auf makabre Art mit Schädeln und anderen Skelettteilen hatten fotografieren lassen, um das alterstypische Verhalten Halbstarker, die sich zudem in keiner zivilen sozialen Situation befunden hätten. Nach Paragraf 168 des Strafgesetzbuches könne nur dann von einer Störung der Totenruhe ausgegangen werden, wenn Gräber geöffnet worden seien oder an Leichen beziehungsweise Leichenteilen "beschimpfender Unfug" vollzogen wurde.
Beschimpfungen wiederum seien nur dann möglich, wenn sie sich konkret auf den ehemals lebenden Menschen oder bestimmte Eigenschaften von ihm bezögen. "Kennt der Täter die vormals lebende Person nicht und weiß überhaupt nicht, um wessen Leichnam es da geht, dann ist in aller Regel das Beschimpfende an seiner Aktion ausgeschlossen", sagte Merkel. Übrig bleibe eine grobe Geschmacklosigkeit, die in der Regel kein kriminelles Unrecht darstelle.
Der Strafrechts-Experte räumte ein, dass die Rechtsprechung oft eine andere Ansicht vertrete. Für die Gerichte sei grob geschmackloses Verhalten oftmals ausreichend, um von einer Störung der Totenruhe auszugehen.
Merkel verwies darauf, dass mit Paragraf 168 das Pietätsempfinden der Allgemeinheit geschützt werden solle. Die Soldaten hätten jedoch nicht daran gedacht, dass die Fotos irgendwann mal die deutsche Öffentlichkeit erreichten. Zum anderen solle die Würde des Verstorbenen gewahrt werden. Diese sei jedoch nicht in Gefahr, "wenn man einen völlig anonymen Totenschädel gefunden hat". Die Sexualmotive hingegen sind nach Auffassung des Strafrechtlers sehr wohl hinreichend beschimpfender Unfug. Auf einem der Fotos hatte ein Soldat den Totenschädel an seinen entblößten Penis gehalten.
Aus: "Schädel-Fotos sind juristisch harmlos" (FTD; Reuters; 01.11.2006)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/127395.html (http://www.ftd.de/politik/deutschland/127395.html)
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Quote[...] ABENDBLATT: Welche Bedeutung hat der Totenschädel grundsätzlich in unserer Kultur?
WOLFGANG SOFSKY: Der Totenschädel ist das Gesicht aller Gesichter. Er zeigt, dass wir alle am Ende gleich sind. Er symbolisiert Tod, Vergänglichkeit und Gefahr.
ABENDBLATT: Was bedeutet es, wenn Soldaten mit einem Totenschädel posieren?
SOFSKY: Soldaten benutzen den Totenschädel häufig als Kriegstrophäe. Sie zeigen damit den Stolz des Überlebenden über den Tod, die Macht des Siegers über den Besiegten. Das ist meist keine Bewältigung eigener Angst, sondern Ausdruck eigener Macht und eigenen Mutes. Wird der Totenkopf als Zeichen auf Uniformen getragen, wie zum Beispiel bei den alten Totenkopfhusaren, den Freikorps oder der SS, soll dadurch auch die eigene Gefährlichkeit demonstriert werden: Wir sind diejenigen, die den Tod bringen.
ABENDBLATT: Die deutschen Soldaten stammen aus einer zivilisierten Welt, sind gut ausgebildet und aufgeklärt. Warum sind diese Bilder trotzdem entstanden?
SOFSKY: Diese Soldaten verhalten sich so, wie sich Krieger immer verhalten haben. Sie machen Mutproben an der Ekel- und Tabugrenze, um ihre Zusammengehörigkeit zu festigen. Auch in modernen Kriegen suchen die Soldaten nach Trophäen. Das war im 2. Weltkrieg so, in Vietnam oder im Algerienkrieg. Oft werden den Toten Körperteile abgeschnitten. Soldaten werden zum Töten ausgebildet. Sie sollen im Krieg Feinde töten. In Deutschland glauben aber viele Menschen, dass Soldaten nichts als uniformierte Sozialarbeiter oder Aufbauhelfer seien.
Aus: "Das Gesicht aller Gesichter" Von Sandra Pabst (28. Oktober 2006; Wolfgang Sofsky ist Soziologe/ Gewaltforscher in Göttingen)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2006/10/28/631139.html (http://www.abendblatt.de/daten/2006/10/28/631139.html)
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Quote[...] Es kann einen schon anekeln, wie man seit Tagen medial mit den vielen Ekelausrufen penetriert wird, die als Reaktion auf die veröffentlichten "Totenschänder"-Bilder von nahezu allen politischen Würdenträgern ausgestoßen werden.
Die Aufmerksamkeitskanalisierung auf diese Einzelfälle dient dabei vornehmlich dazu, von den eigentlichen Ursachen abzulenken, die solche Bilder hervorbringen: Eine strukturelle Militarisierung des Politischen, die insbesondere von denen betrieben wird, die am lautesten empört sind, wie beispielsweise die Herren Steinmeier und Jung. Die Bundeswehr als "Bürgerarmee", deren Existenz auf der freiheitlichen Landesverteidigung beruht, ist vom politischen Feld längst zu einer internationalen Eingreiftruppe umfunktioniert worden, deren Angriffskriege durch ideologische Legitimierungsstrategien gerechtfertigt werden, die aus Bombenabwürfen auf Gebäude und Menschen "humanitäre Interventionen" werden lassen, die das hehre Ziel einer "Enduring Freedom" verfolgen.
Durch diesen medial transportierten pervertierten Humanitäts- und Freiheitsbegriff hat sich weitgehend die von Schröder geforderte "Enttabuisierung des Militärischen" vollzogen, die sich gerade in materieller Form im veröffentlichten "Weißbuch" niedergeschlagen hat. Darin ist der Paradigmenwechsel klar vollzogen: Wenn auch verklausuliert, wird dort die militärische Rohstoffsicherung als legitimes Ziel der deutschen Außenpolitik definiert (Und ausgenommen der "Linken" wird ein parteienübergreifendes "Bravo" ausgerufen, in das auch die Grünen miteinstimmen, die ja auch kräftig Vorarbeit geleistet haben.)
Der "uniformierte Bürger" hat ausgedient, an seine Stelle ist der "archaische Kämpfer" (Heeresinspekteur Hans-Otto Bude) getreten, der politisch zu einem Werkzeug kapitalistischer Interessen gemacht worden ist. Es ist nur eine logische Folge, dass dieser Paradigmenwechsel mehr und mehr in das Bewusstsein der Soldaten eindringt, die sich, wie eine Studie zeigt, immer weniger als "Bürger in Uniform" betrachten.
Angesichts dieser Sachverhalte ist die proklamierte Empörung nicht viel mehr als routinierte und durchsichtige Heuchelei, wie auch Jürgen Rose treffend bemerkt:
QuoteDie Frage ist doch: Darf sich die Öffentlichkeit ernsthaft über eine Erosion der Rechtstreue bei einzelnen Staatsbürgern empören, wenn Bundesregierungen seit Jahr und Tag das Grundgesetz missachten und weisungsgebundene Generalbundesanwälte ihnen dabei strafrechtlich den Rücken freihalten?
Selbstredend darf sie das nicht, vielmehr wird hier in absurder und bezeichnender Weise Wirkung und Ursache verkehrt, was einmal mehr die Deformiertheit unseres Medienssystems demonstriert:
Statt die gesellschaftlichen Ursachen der "Schändungen" freizulegen, wird die Schuld in Komplizenschaft mit dem politischen System in der individuellen Verkommenheit der Beteiligten gefunden (Eine bewährte 'systemstützende' Herrschaftsstrategie, die man generell bei politischen Skandalen - z. B. Abu Ghraib - erkennen kann), und so die Wirklichkeit auf den Kopf gestellt: Es ermöglicht nämlich, dass sich diejenigen Akteure zu moralisch leidenden 'Opfern' machen, die die strukturelle Basis für die betreffenden 'Verfehlungen' ihrer von ihnen geformten "archaischen Kämpfer" geschaffen haben.
Aus: "Über den militärischen Ekel" Verfasst von Karlstadt | Kategorie: Medien/Politik (29.Okt.2006)
Quelle: http://denksprit.devcity.de/?p=61 (http://denksprit.devcity.de/?p=61)
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Quote[...] Das entblößte Glied haben ein 20-jähriger ehemaliger Stabsunteroffizier und weitere Kameraden anderen Soldaten gegen den Körper und ins Gesicht geschlagen, wie die Würzburger Mainpost berichtet.
Der 20-Jährige stand jetzt wegen der Vorfälle im Frühjahr 2007 in Bad Kissingen vor Gericht. Vor sich hatte er einen fassungslos wirkenden und verärgerten Richter, der dem Angeklagten und seinen Kameraden "Armut im Geiste" vorwarf.
Mit der "totalen Tristesse", die in der Kaserne herrschte und damit, dass er nicht der einzige war, der das widerliche Ritual pflegte, versuchte sich der Angeklagte zu rechtfertigen. "Wir haben das zum Spaß gemacht", sagte er laut Mainpost vor Gericht aus.
Weniger spaßig war das "Anpimmeln" für die Opfer - wie einer der Geschädigten vor Gericht aussagte: "Mir ging das psychisch sehr an die Substanz." Doch niemand verriet die Täter. Erst als ein Video von dem Ritual auf CD-Rom auftauchte, erfuhren die Vorgesetzten in der Kaserne davon.
Zu 60 Arbeitsstunden wurde der Angeklagte vor Gericht verurteilt, aus dem Wehrdienst ist er unmittlebar nach Bekanntwerden der Vorfälle ausgeschieden.
Quotemusterknabe, 01.03.2008
Quote
Zitat von maschenbauer:
Also zu meiner Zeit gab's solche schwulen Rituale noch nicht bei der Bundeswehr.
Damals haben sie sich noch mit Wildwest-Spielereien die Langeweile vertrieben!
wie bei "brokeback mountain" ?
Aus: "Ekliges Sex-Ritual in der Kaserne: (AZ). "Anpimmeln" haben Soldaten ein widerliches Ritual genannt, das in einer Kaserne in Franken offenbar üblich war." (01.03.08)
Quelle: http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/Artikel,Widerliches-Sex-Ritual-in-der-Kaserne_arid,1183089_regid,2_puid,2_pageid,4289.html (http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/Artikel,Widerliches-Sex-Ritual-in-der-Kaserne_arid,1183089_regid,2_puid,2_pageid,4289.html)
Quote
12 anti-war protestors dressed as clowns from the Clown Army were
arrested today, 15 October 2006, for clowning around outside Neal
Garnett's place, the chairman of the New Zealand Defence Industry
Association (NZDIA) and organiser of the annual Defence Industry
weapons conference convening at Te Papa Tongarewa this coming Tuesday
and Wednesday.
The Clown Army turned up for a home demo at Neal Garnett's home in
Brooklyn (Wellington) at about 1:30pm today Sunday Oct 15th with
drums, banners and loud chanting. On their departure the clowns were
stopped by 4 police cars, and held until a paddy wagon arrived. All
were taken down to the police station and are still in the process of
being released on bail (as at 7pm). Charges so far for three released
are for "unlawfully being on a property."
From: "12 peace protestors arrested now in Wgtn" (12 peace protestors arrested for "clowning around" at arms dealer's home; 15 Oct 2006; indymedia.org.nz/newswire)
Source: http://indymedia.org.nz/newswire/display/71803/index.php (http://indymedia.org.nz/newswire/display/71803/index.php)
Quote[...] Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg zu einem düsteren Nebenkriegsschauplatz der Auseinandersetzungen in Afghanistan, Bosnien und Kosovo geworden: In der Abteilung VI für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie wurde und wird ein Großteil jener (offiziell) rund 1550 deutschen Soldaten behandelt, die als Folge ihrer Erlebnisse und Erfahrungen an schweren psychischen Störungen, vor allem an der selbstzerstörerischen Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden.
[...] Fachleute weisen darauf hin, dass die Zahl der PTBS-Opfer sich von 48 im Jahr 2003 (davon 30 in Afghanistan) auf 140 anno 2005 (davon 86 in Afghanistan und 54 auf dem Balkan) verdreifacht hat. Die "Dunkelziffer" sei allerdings "mehr als besorgniserregend".
Schlaflosigkeit, Wutanfälle bis hin zum "Berserker-Syndrom"
Die Krankheit PTBS zerstört Menschen und Existenzen. Sie äußert sich in Schlaflosigkeit, Wutanfällen bis hin zum "Berserker-Syndrom" und tiefen Depressionen und führt häufig zu Ehekrisen, Scheidungen, beruflichen Katastrophen und bis zum sozialen Absturz.
"Patienten berichten, dass sie ihre Kinder bei Hausaufgabenhilfe geschlagen haben, was sie früher nie getan hätten", sagte Oberstarzt Dr. Karl-Heinz Biesold, Leitender Arzt der Abteilung VI, der auf dem Balkan und in Afghanistan im Einsatz war. "In akuten Fällen sind die Männer nicht aggressiv, sondern gefühlsmäßig taub. Sie spüren keine Gefühlsregung, weder Freude noch Trauer."
PTBS (engl. PTSD von Post Traumatic Stress Disorder) war erst 1980 auf Druck von kranken Vietnam-Veteranen in das Handbuch der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung aufgenommen worden. 500 000 von drei Millionen eingesetzten US-Soldaten leiden an den Folgen des mörderischen Dschungelkrieges. Die Israelis entdeckten während des Yom-Kippur-Krieges 1973 mehr als 3000 Soldaten mit "Schlachtfeld-Schocks".
In Hamburg hat es Dr. Biesold mit Opfern wie David Hallbauer zu tun, der am 13. Juni 1999 in Prizren die ersten tödlichen Schüsse eines Bundeswehrsoldaten abgefeuert hatte, als zwei Serben in einem gelben Lada feuernd auf ihn zurasten. Der 22-Jährige hatte, wie befohlen, erst Einzel-, dann Dauerfeuer abgegeben. Am Ende waren die von 27 Kugeln getroffenen Serben tot. Hallbauer hatte die Bedrohung der zivilen Marktplatzbesucher abgewendet, den ersten Schusswechsel seines Lebens aber konnte er nicht verkraften. Er ist seit drei Jahren in der Hamburger Militärpsychiatrie in Behandlung, seine Bewerbung als Berufssoldat wurde abgelehnt, sein Leben ist ruiniert.
[...] Gebraucht werden jetzt mehr Psychologen für die Früherkennung am Einsatzort, damit man die Nachsorge nicht als Rückzugsgefechte betreiben muss. Wenn nicht, wird die Bundeswehr den "Krieg der Seelen" verlieren.
Aus: "KRIEGSTRAUMATA IN HAMBURG WERDEN SOLDATEN PSYCHOLOGISCH BEHANDELT
"Sie sind nicht aggressiv, nur gefühlsmäßig taub"" Von Günter Stiller (29. Oktober 2006)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2006/10/29/631491.html?s=1 (http://www.abendblatt.de/daten/2006/10/29/631491.html?s=1)
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Quote[...] Zu einer größeren Diskussion über dieses Phänomen kam es erst, als sich das amerikanische Vietnam-Desaster nicht nur als Trauma einer Nation, sondern auch als das von Tausenden einzelner junger Männer erwies. Inzwischen, so berichten die Autoren Andrea Mocellin und Udo Rappenberg, mehren sich die einsatzbedingten Nervenzusammenbrüche auch in der Bundeswehr.
Da erzählt ein Minenentschärfer, wie er sich in Bosnien durch einen Fehltritt den Fuß verkrüppelte. Nicht des körperlichen Schadens wegen arbeitet er jetzt im Büro. Als Vorgesetzter sieht er sich einfach nicht mehr in der Lage, seine Untergebenen einer ähnlichen Gefahr auszusetzen. Ein anderer Soldat schildert, wie ihm das Blut eines zerfetzten Afghanen über den Körper spritzte. Er bekommt seitdem diesen Geruch nicht aus der Nase. Ein anderer stand hilflos vor einem sterbenden Kind. Der nächste lag hilflos neben seinen schwer verletzten Kameraden.
Ein Soldat rief lange noch im Schlaf nach Verbandsmaterial. Ein Mann brauchte psychologische Hilfe, um nach der Rückkehr wieder halbwegs normal mit seiner Familie umgehen zu können. Häufig äußert sich der Psychostress durch Schlaf- und Essstörungen oder durch ständig zitternde Hände. Es kommt vor, dass abends beim Bier jemand unvermittelt losheult. Darüber reden die Betroffenen vor der Kamera bemerkenswert offen. Sie sparen nicht aus, wie schwer es gerade unter vermeintlich abgebrühten Kerlen ist, psychische Probleme einzugestehen, wie stark die Angst ist, fortan als Weichei zu gelten.
Die militärische Führung hat reagiert. Es gibt Trauma-Spezialisten, Truppenseelsorger und geschulte Vertrauensleute. Vor dem Einsatz wird die "psychische Robustheit" der Soldaten getestet und trainiert. Da steigen dann schon mal Kunstblutfontänen aus Unterschenkel-Attrappen.
Unter Allergologen heißt dieses Verfahren Desensibilisierung. Allerdings sollte man sich von derart kontrollierter Abstumpfung für den Ernstfall besser nicht zu viel versprechen. Immerhin: Im Falle der Totenschädel-Kaspereien scheint sie viel effektiver funktioniert zu haben als beabsichtigt.
Aus: "Bundeswehr: Nervenzusammenbruch nach dem Auslandseinsatz" Von André Mielke (15.11.2006)
Quelle: http://www.welt.de/data/2006/11/15/1110958.html (http://www.welt.de/data/2006/11/15/1110958.html)
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Quote[...] Der amerikanische Psychologe Albert Rizzo will traumatisierte Soldaten mit einer Art Computerspiel therapieren: Es versetzt sie in einen virtuellen Irak. Nach einer Studie des Walter Reed Army Institute of Research aus dem Jahr 2004 leidet nahezu jeder achte US-Soldat nach seiner Rückkehr aus dem Irak oder aus Afghanistan an einer post-traumatischen Belastungsstörung (PTSD, Post-Traumatic Stress Disorder). Normalerweise versuchen Ärzte diese Störung durch Antidepressiva und eine Psychotherapie zu heilen, in deren Verlauf sich die Patienten die schrecklichen Situationen, denen sie ausgesetzt waren, in ihrer Vorstellung vergegenwärtigen sollen.
"Das Problem ist, dass eines der Symptome von PTSD ist, Schlüsselreize und Erinnerungen an das Ereignis des seelischen Schocks zu vermeiden", erklärte Rizzo, Psychologe an der University of Southern California, gegenüber der BBC. Bei der jährlichen Tagung der American Association for the Advancement of Science (AAAS) in San Francisco stellte Rizzo seinen Ansatz vor: Er setzt auf Konfrontationstherapie. Dabei hilft ihm ein virtueller Irak – erzeugt auf Basis des kommerziellen Kriegsspiels "Full Spectrum Warrior".
Zur Therapie konfrontiert Rizzos Truppe den Patienten in der Welt des Kriegsspiels noch einmal mit der Situation seiner traumatischen Erfahrung. Eine geschlossene Videobrille versetzt ihn in eine dreidimensionale Umgebung von üblicher Videospiel-Qualität, die einer typischen Straßenszene oder der Wüste im Irak nachempfunden ist. Die passenden Umgebungsgeräusche kommen aus Lautsprechern, für zusätzlichen Realismus sorgt der künstliche Geruch von Diesel, Pulverqualm, brennendem Gummi oder Schweiß; Subwoofer lassen den Stuhl des Patienten bei Explosionen erzittern. Ein Therapeut führt in das Szenario nach und nach Elemente ein, die mit den traumatischen Erfahrungen des Patienten zu tun haben. Die Palette reicht von spielenden Kindern über Sandstürme bis hin zu plötzlichen Explosionen. Über ein so genanntes "Wizard of Oz"-Interface kann der Therapeut das Szenario in Echtzeit steuern, direkt verändern und damit unmittelbar auf den Patienten reagieren. Dabei fange man bei einem minimalen Angstniveau an und steigere es allmählich, erläuterte Rizzo sein Konzept.
Rizzos Forschungsprojekt wird durch das US Office of Naval Research (ONR) gefördert. Sein Verfahren wurde bisher in klinischen Studien an zehn Orten in den USA erprobt. Die Behandlung haben bisher allerdings erst vier Patienten abgeschlossen, andere hätten die Therapie nach ein oder zwei Sitzungen abgebrochen. Rizzo zeigt sich dennoch optimistisch und bezeichnet laut BBC die ersten Ergebnisse als "ermutigend": "Direkt nach der Behandlung sehen wir Fortschritte", sagte der Psychologe. Der "virtuelle Irak" helfe insbesondere gegen Alpträume und Flashbacks – und mache die Patienten wieder fit für ein normales Arbeits- und Privatleben.
Aus: "Kriegsspiel soll gegen Kriegstrauma helfen" (20.02.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/85600 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/85600)
Quelle# 2: http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/6375097.stm (http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/6375097.stm)
Quote[...] In seinem letzten Werk Die blinde Elite. Macht ohne Verantwortung zeichnete der amerikanische Soziologe Christopher Lasch kurz vor seinem Tod 1994 eine bemerkenswerte Beobachtung auf. Er schrieb, es bestehe eine "wachsende Unfähigkeit, an die Realität zu glauben - entweder an die Realität der inneren Welt oder die der öffentlichen Welt, entweder an einen stabilen Kern der persönlichen Identität oder an die reale Möglichkeit einer Politik, die sich über das Niveau von Platitüden und Propaganda erhebt" (Hoffmann & Campe 1995, S.208).
[...] Die sogenannte Modernisierung der Politik erweist sich bei näherer Betrachtung als ihre Abkehr von ihrer traditionellen öffentlichen Aufgabe, Konzepte und Argumente vorzutragen, oder für ihr Handeln Rechenschaft abzulegen. Die neue politische Elite neigt statt dessen dazu, die Bürger zum passiven Objekt ihrer Maßgaben und Sprachregelungen zu degradieren.
Aus: "Der Krieg und der moralische Autoritarismus" Von Sabine Reul (Juli/August 1999)
Quelle: http://www.novo-magazin.de/41/novo4110.htm
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Quote[...] Die linguistische Theorie der Euphemismus-Tretmühle besagt, dass jeder Euphemismus, obwohl er sich im Gebrauch durchgesetzt hat, um einem Sachverhalt eine positiv anklingende Bedeutung zu geben, irgendwann die negative Bedeutung seines Vorgängerausdrucks annimmt, solange sich die tatsächlichen Verhältnisse nicht zum Positiven ändern. Ein Euphemismus wird dann häufig als Ironie oder Zynismus aufgefasst, wird jedoch in der Folge oft durch einen neuen Euphemismus abgelöst (Wortuntergang).
Aus: "Euphemismus-Tretmühle und Wortuntergang" (10/2006)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Euphemismus
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[...] Kontrolle der Kriegsberichterstattung durch Zensurvorschriften und Sprachregelungen...
[...] Doch Begriffe zu besetzen und Sprachregelungen vorzugeben, gehört nun einmal...
[...] Statt dessen wird man über Sprachregelungen streiten, die es den Delegierten erlauben, ihr Gewissen zu beruhigen...
[...] Die Gesetze von Krieg lassen sich nicht durch Konventionen festhalten. Ob das Grauen herunterneutralisierende, ,,beschönigende Sprachregelungen"....
[...] Sie waren den Weisungen und Sprachregelungen der NATO-Zentrale unterworfen...
[...] Schnell wurden auch Sprachregelungen getroffen, welche die Vorfälle...
[...] So versteckt sie ihre Lebenslügen hinter diplomatischen Sprachregelungen...
[...] einheitliche Sprachregelungen fuer die Medien...
[...] Politisch-mediale Sprachregelungen in einer dem Recht und dem Selbstbild...
[...] Die Sachlage ist so zynisch, wie es sich für einen Krieg gehört...
[...] Es gab Sprachregelungen, politische, pädagogische, die nicht immer bis ins Innere...
[...] Bilder vom Krieg, die gibt es nur vom bösen Feindesstaatssender oder aber von der schlagenden Verbindung - offizielle Sprachregelungen waren äußerst bemüht...
[...] Sprachregelungen: Aus zivilen Opfern wurden gemäß den Vorgaben...
[...] um ja nicht von den offiziellen Sprachregelungen und Phrasen abzuweichen...
[...] Nur wenn sich Risse in der Mauer der ,,Sprachregelungen" zeigen...
[...] Um die offiziellen Sprachregelungen der tschetschenischen Seite handelt es sich auf dieser Internet-Seite jedoch nicht...
[...] Die Einstimmung auf den totalen Krieg gegen den Terrorismus, die Propaganda und die Sprachregelungen kommen subtiler vielleicht als zu NS-Zeiten daher...
[...] Egal wie Sie es nennen, die Erklärung, worum es in diesem Krieg geht...
[...] Jetzt ist Krieg, und deshalb ist das, was wir sehen, auch eine Metapher für...
[...] Unermüdlich wiederholt der Brigadegeneral das halbe Dutzend Sprachregelungen...
[...] sich an gewisse Sprachregelungen und Verhaltensweisen zu halten.
[...] Immer neue Sprachregelungen dienten der Verschleierung...
[...] so gewöhnen sich auch Journalisten an bestimmte Sprachregelungen...
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Kriege im 21. Jahrhundert: MEDIEN
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Liste der zentralen Begriffe:
Kriegsberichterstattung (Objektivität, Subjektivität, Sensationsmedien,
Einschaltquoten,...)
Information (Falschinformation, militärischen Informationsoperationen, ,,Pool-Berichte, ..)
Propaganda (Public-Affairs-Operationen, Image –Pflege,..)
Kontrolle (Beeinflussung, Auswahl von ReporterInnen an der Front, Zensurvorschriften, Sprachregelungen, Medienbosse ...)
Internet, Fernsehen, Nachrichten, Zeitungen, ..
Kommunikationstechnologie (schnelle Übertragung von Medien weltweit, Satelliten, unmittelbare Fernsehverbindungen von der Front ins Studio)
Psychologische Kriegsführung (Erzeugung von Feindbildern, Videobotschaften,
Demoralisierung des Gegners,... )
Öffentlichkeit (Meinung, Urteilsbildung,..)
Aus: "FoP Kriege im 21. Jahrhundert" Dr. Eva Kreisky (2004)
Quelle: http://evakreisky.at/2004/fop/biblio.gruppe2c.pdf
Quote[...] Im Interview mit der Wochenzeitung "Freitag" warnt das CDU-Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Deutschen Bundestages, Willy Wimmer, vor einem "großen Krieg". "Ich denke", so Wimmer, "wir wissen doch durch die Ereignisse vor dem 1.September 1939 und während des Zweiten Weltkrieges zur Genüge: Das internationale Recht ist die letzte Chance, uns vor einem großen Krieg zu bewahren. Wenn ihn niemand will, muss das auch so deutlich ausgesprochen werden." Das, was der einstige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium so deutlich aussprach, war, dass der NATO-Gipfel Ende November in Riga sich vornehmlich mit dem Wunsch der USA befassen wolle, das amerikanische Sicherheitssystem im Pazifik stärker mit den Sicherheitsstrukturen der NATO zu verknüpfen. Für Wimmer bedeutet das, dass "ein derart substanzielles Abkommen wie der NATO-Vertrag einfach verändert werden" solle. "Wenn wir dem nicht Einhalt gebieten, verlassen wir endgültig die Ebene des internationalen Rechts". Wimmer hält dann den Einsatz der Bundeswehr auch in Asien für möglich, beispielsweise in Korea oder an der Straße von Taiwan. Das müsse man wissen, um zu erkennen, "in Konflikte welcher Dimensionen man damit geraten kann". Sollte das Vorhaben durchkommen, plädiert Wimmer für einen Austritt aus der NATO. Er kritisiert auch einen möglichen Bundeswehreinsatz im Süden Afganistans.
[...] Vertreter von FDP und Grünen hatten sich unlängst für einen militärischen Beitrag im Sudan stark gemacht und kritisierten, dass für Auslandseinsätze der Bundeswehr zu wenig Soldaten zur Verfügung stünden. FDP-Fraktionsvize Werner Hoyer hatte gesagt, der Anteil der für Auslandseinsätze zur Verfügung stehenden Soldaten sei "deutlich zu gering". "Wenn die Auslandseinsätze unsere vorrangige Aufgabe sind, dann müssen wir mehr als die maximal 10.000 Mann, die heute dafür möglich sind, einsetzen können", so Hoyer.
Grünen-Fraktionsvize Jürgen Trittin hatte gefordert, "dass mehr Soldaten für Auslandseinsätze zur Verfügung stehen müssen, als es die Bundesregierung vorsieht". Wenn Deutschland bei einer Armee von 250.000 Männern und Frauen nicht mehr als 10.000 Soldaten im Ausland einsetzen könne, handele es sich "um gigantische Fehlplanung", so Trittin.
Einst hatten die Grünen den Austritt aus der NATO gefordert, weil sie die Gefahr sahen, dass deutsche Soldaten wieder in den Krieg ziehen müssten. Jetzt fordert dies angesichts der zunehmenden Auslandseinsätze der Bundeswehr und wegen einer Mißachtung des internationalen Rechts ein ehemaliger Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium und Außenexperte der CDU.
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Zu diesem Beitrag gibt es bislang 1 Leser/innen-Brief.
Rainer Karow, Langballigholz, 20.11.06:
Es gehört mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als immer das Selbe zu verkünden oder der Partei oder Fraktion nach dem Munde zu reden. Das gilt für Herrn Wimmer genauso, wie für Herrn Tritin. Was die beschriebene Möglichkeit eines neuen "großen Krieges" angeht, so kommt diese Warnung zur rechten Zeit. Die Zusammenlegung von SEATO und NATO unter amerikanischer Anleitung dient in der Tat einer Klammerbildung des asiatischen Raumes einerseits und einem Driftstemmeisen zwischen Rußland und China, anderseits. Davor kann man nur warnen, ist es in jedem Falle die falsche Politik. Egal unter welchem Ansatz. Für Deutschland kann es nur heißen: raus aus Aufganistan, raus aus dem Irak und rein in die EU. Wir können nicht in der ganzen Welt für Frieden sorgen, aber vor der Haustüre. Und das heißt: stärken wir die EU und machen Sie handlungsfähig. Wir sorgen damit hier für Frieden und soziale Stabilität, für wirtschafltiche Weiterentwicklung und für die Rückführung auf ethische und menschliche Werte. Im Innern wie im nahen Einflußgebiet, die dringend unsere Friedensmöglichkeiten benötigen. Auch kann damit endlich dafür gesorgt werden, daß die Krake der Begehrlichkeiten der Behörden nach lustvoller Überwachung und Unterwerfung des Souveräns zum "gläsernen Bürger" sowie der Totalkontrolle der Finanzämter jeglicher wirtschaftlicher Entscheidungen, um auch die letzte Idee eines Briefes in eine steuerabzockende Größe zu verwandeln, Einhalt geboten werden. Das Ende der Entwicklung wird sonst im Chaos, Bürgerkrieg und Niedergang des Kontinents münden wie einst Griechenland zu Rom. Nur wer wird die Rolle Roms diesesmal ausfüllen? Rußland? Oder werden wir zur Westgrenze Chinas?
Quo Vadis - Dämlichkeit?
Aus: "Austritt aus der NATO gefordert: CDU-Außenexperte Wimmer warnt eindringlich vor einem großen Krieg" (20. Nov. 2006)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=14771
Quote[...] Der Militärhaushalt soll in den kommenden Jahren massiv erhöht werden. Der Haushaltsentwurf, über den der Bundestag am heutigen Mittwoch debattiert, sieht für 2007 eine Zunahme auf 28,4 Milliarden Euro vor – eine halbe Milliarde mehr als dieses Jahr. Bis zum Jahr 2011 soll der Kriegsetat um eine weitere Milliarde wachsen.
Die erhöhten Mittel kommen fast ausschließlich den »verteidigungsinvestiven Ausgaben« zugute, also der Entwicklung und Beschaffung neuer Waffen und Munition. 6,5 Milliarden werden hierfür ausgegeben. Zu diesem Bereich gehören auch Baumaßnahmen, um die Truppe optimal auf Kriegseinsätze in aller Welt vorzubereiten. Vor allem Flugplätze und Bundeswehrkrankenhäuser sollen neu- bzw. umgebaut werden.
Die größten Ausgaben kommen der Luftwaffe zugute. Allein für Hubschrauber sind über 800 Millionen Euro vorgesehen, hinzu kommen 1,3 Milliarden Euro für Flugzeuge. Panzerabwehrraketen und Schützenpanzer des Typs Puma runden das Bild ab und kosten weitere 400 Millionen. Für Auslandseinsätze sind im kommenden Jahr 642 Millionen Euro vorgesehen.
Zwei Dinge fallen auf: Zum einen bleiben die laufenden Betriebsausgaben sowie die Versorgungsausgaben für pensionierte Soldaten praktisch stabil, während der Anteil der Beschaffungsmaßnahmen wächst. Zum anderen zielt die Beschaffungspolitik vordringlich darauf, die Angriffskapazitäten zu erhöhen. Waffensysteme wie Eurofighter und Hubschrauber sind für Angriffe auf schwerbewaffnete Gegner geeignet, aber kaum zur Stabilisierung demokratischer Staatswesen oder zur Bekämpfung kleiner, hochmobiler Rebellengruppen, was angeblich das Ziel der Bundeswehr sein soll.
Aus: "Über 30 Milliarden fürs Militär - Verteidigungshaushalt: Bundesregierung will Angriffskraft erhöhen
" Von Frank Brendle (jw; 22.11.2006 / Inland / Seite 1)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2006/11-22/007.php
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Quote[...] Berlin (ddp). Die Bundeswehr kann 2007 mit rund 500 Millionen Euro mehr rechnen als im laufenden Jahr. Das sieht der vom Bundestag geänderte Wehretatentwurf vor, den das Parlament am Mittwoch in Berlin in zweiter Lesung beriet. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) zeigte sich erfreut über die Aufstockung. Damit sei «eine tragfähige und gute Grundlage» für den Modernisierungsprozess der Streitkräfte gelegt worden. Der Verteidigungshaushalt sieht für 2007 Ausgaben in Höhe von 28,4 Milliarden Euro vor und ist damit der zweitgrößte Einzeletat eines Ministeriums.
Aus: "Jung froh über Millionen-Aufstockung des Wehretats" (22. November 2006)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/22112006/336/jung-froh-millionen-aufstockung-wehretats.html
Quote[...] In Tschetschenien, vor der Haustür Europas, ist mittlerweile eine ganze Generation ohne Kindheit aufgewachsen. Seit Beginn des ersten Tschetschenienkrieges im Jahr 1994 gehören Minendetonationen, Verschleppungen, Vergewaltigungen und Tod zu dem Alltag der tschetschenischen Kinder.
Nach Schätzungen internationaler Menschenrechtsorganisationen sind 42.000 Kinder in den beiden Kriegen getötet worden. 25.000 Kinder haben einen Elternteil verloren, mehr als 1200 sind Vollwaisen; 19.000 Kinder sind Invaliden. Dieser Situation werden drei funktionierende Waisenhäuser und zwei Rehabilitationszentren der Republik nicht annähernd gerecht.
[...] Seit zwölf Jahren leben die Kinder Tschetscheniens in den zerstörten Häusern, häufig ohne Strom und meistens ohne fließendes Wasser. Das normale friedliche Leben mit Spielplätzen und Karussells, mit Urlaubsreisen und fröhlichen Geburtstagsfeiern kennen sie nur aus dem Fernsehen oder aus den Erzählungen ihrer Eltern. "Wir lebten in ständiger Angst und Bedrohung durch den Krieg; wir wohnten in fremden Häusern, die wie durch ein Wunder die Kampfhandlungen heil überstanden hatten; wir gingen nicht zur Schule und feierten keine Feste. Ich wusste als kleines Mädchen nichts von Neujahrsbäumen, hatte keine Ahnung, wer Väterchen Frost und seine Tochter Snegurotschka waren, und meinen Altersgenossen ging es genau so. Unsere Eltern erzählten uns von allen möglichen Feiertagen; wir beneideten sie und stellten uns vor, was sie für eine glückliche Kindheit gehabt haben müssen", sagt die Achtklässlerin Diana Sangarijewa aus dem tschetschenischen Dorf Komsomolskoje.
Auch heute noch, da die offenen Kämpfe und die so genannten "Säuberungen" seltener geworden sind und die Kinder sich ohne die Begleitung von Erwachsenen auf die Straße wagen können, geht der Krieg im Hintergrund weiter. Nach Informationen von UNICEF wurden zwischen den Jahren 1994 und 2004 mindestens 114 Kinder durch Landminen getötet und 603 verletzt. 500.000 Landminen, die überall in der Region noch verstreut sind, fordern ständig neue Opfer. Doch die Weltöffentlichkeit ermüdet schnell angesichts solcher immer weiter auswuchernden Statistiken.
Aus: "Kinder ohne Kindheit" Der Krieg in ihrer Heimat hat vielen tschetschenischen Jugendlichen unbeschwerte Jahre geraubt | Von Vlada Menz (ZEIT online 28.11.2006)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2006/48/tschetschenien-kinder?page=all
Quote[...] Die Kämpfe ereigneten sich nach Angaben der Nato gestern in der Provinz Helmand, die ein wichtiges Zentrum des illegalen Opium-Anbaus ist. Eine Aufklärungs-Patrouille auf der Suche nach Taliban-Kämpfer habe eine grosse Zahl von ihnen in vierstündige Kämpfe verwickelt, sagte ein Nato-Sprecher.
Die radikal-islamischen Taliban haben ihre Hochburg im Süden und Osten des Landes. Dort sind vor allem britische und US-Soldaten stationiert. Bei Kämpfen in diesem Jahr, dem verlustreichsten seit dem Sturz der Taliban vor fünf Jahren, sind etwa 4000 Menschen ums Leben gekommen, etwa ein Viertel davon Zivilisten. (sbm/sda)
Aus: "80 Taliban in Afghanistan getötet" (Tages-Anzeiger Online; 04. Dezember 2006)
Quelle: http://www.tages-anzeiger.ch/dyn/news/ausland/695009.html
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Quote[...] Nach dem Selbstmordanschlag sind schwere Vorwürfe gegen die Nato-geführte Schutztruppe Isaf laut geworden. «Kurz nach dem Anschlag haben die Nato-Kräfte damit begonnen, wahllos auf die Einheimischen zu feuern», sagte der Parlamentsabgeordnete Khalid Paschtun.
Mehrere Zivilisten seien getötet worden. «Das Volk und ich als Parlamentsabgeordneter verurteilen diese Tat.» Die Nato-Truppen «behandeln jeden als Terroristen». Die Schutztruppe Isaf teilte mit, sie untersuche Vorwürfe, wonach Isaf-Soldaten nach dem Anschlag «Warnschüsse» abgegeben und Zivilisten getötet hätten.
Nato-Sprecher Jason Chalk erklärte, die Soldaten hätten Warnschüsse abgegeben, um Passanten vom Ort der Explosion fern zu halten. Dabei könnten einige Zivilpersonen verletzt worden sein. Nato-Sprecher Luke Knittig ergänzte, die Soldaten hätten ein verdächtiges Fahrzeug gesehen und darin einen zweiten Selbstmordattentäter vermutet. In diesem Fahrzeug sass Innenminister Sarar Ahmed Mukbal zufolge das dritte Todesopfer.
[...] Der Mohnanbau zur Gewinnung von Rohopium in Afghanistan hat in diesem Jahr trotz aller Bemühungen zur Eindämmung einen Rekordstand erreicht. Nach einer Untersuchung der US-Regierung wurden im Laufe der vergangenen elf Monate 5644 Tonnen Opium produziert - ein Anstieg um 26 Prozent.
Zugleich nahm auch die Anbaufläche für Mohnpflanzen um 61 Prozent zu, zitierten US-Medien gestern aus der Studie der Washingtoner Drogenbehörde. Aus Rohopium wird Heroin gewonnen. Das Opium aus Afghanistan macht nach Schätzungen mehr als 90 Prozent des weltweiten Heroin-Aufkommens aus. (ret/ap/sda)
Aus: "Schwere Vorwürfe gegen Nato-Truppen" (03.12.2006; Tages-Anzeiger Online)
Quelle: http://www.tages-anzeiger.ch/dyn/news/ausland/694762.html
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Quote[...] Nach ISAF-Angaben sind in diesem Jahr mindestens 227 afghanische Zivilisten und 17 ISAF-Soldaten bei rund 100 Selbstmordanschlägen im Land getötet worden.
Aus: "Afghanistan: Nato-Soldaten schiessen wahllos auf Zivilisten" (03.12.06)
Quelle: http://www.20min.ch/news/ausland/story/23824727
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Quote[...] Der Selbstmordanschlag in Kandahar im Viertel Dorahi habe dem NATO-Militärkonvoi gegolten, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Ob es auch Opfer unter den NATO-Soldaten gegeben habe, konnte er nicht sagen. Ein NATO-Sprecher bestätigte den Anschlag. "Es gab eine Explosion nahe einer ISAF-Patrouille", sagte er AFP. Ein AFP-Korrespondent vor Ort berichtete von einem ausgebrannten Fahrzeug, das vermutlich dem Selbstmordattentäter gehörte, der sich in die Luft sprengte. Ein Taliban-Sprecher erklärte am Telefon, der Selbstmordattentäter sei ein Afghane gewesen. Der Anschlag war der siebte innerhalb der vergangenen Tage. Zwei ISAF-Soldaten waren am vergangenen Montag getötet worden.
Die Bundeswehrführung fürchtet laut "Spiegel" eine Zunahme der Taliban-Angriffe in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Laut einem vertraulichen Lagebericht der Bundeswehrführung kündigten "militante Oppositionskräfte" in Afghanistan an, den Kampf "während des Winters auf die großen Städte des Landes zu konzentrieren", heißt es in der jüngsten Ausgabe des "Spiegel". In zwei Bezirken, die nur zehn Kilometer von der Kabuler Stadtgrenze entfernt lägen, verschlechtere sich die Sicherheitslage bereits "zusehends", afghanische Sicherheitskräfte wagten sich dort nachts nicht mehr auf die Straße. Die Distrikte seien "Einfallstor" in Richtung Kabul und der "Vorbereitungs- und Aufstellungsraum" für Angriffe in der Hauptstadt.
Aus: "Afghanistan: Taliban schießen offenbar NATO-Hubschrauber ab" (Sonntag 3. Dezember 2006)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/03122006/286/politik-afghanistan-taliban-schie-en-offenbar-nato-hubschrauber.html
Quote[...] Arthur Bernklau, Vorsitzender der Vereinigung ,,Veteranen für verfassungsmäßiges Recht" in New York hat erklärt, die Anzahl von toten US-Soldaten durch ,,depleted Uranium" habe die Marke von 11.000 überschritten. Das abgereicherte Uran ist als Ursache des ,,Golf-Krieg-Syndroms" bekannt, an dem nach seinen Angaben im Moment 325.000 der 580.000 Soldaten leiden, die im ersten Golfkrieg 1991 eingesetzt waren.Die Zahl bezieht sich auf Veteranen, die dauernd arbeitsunfähig sind.
Obwohl bekannt war, was die Munition mit abgereichertem Uran den eigenen Soldaten antut, wurde sie auch beim Überfall auf Afghanistan und den Irak verwendet. Sie ist dort weiterhin im Einsatz. Auch Israel hat im kürzlichen zweiten Libanonkrieg diese Munition eingesetzt. Auch in Deutschland ist diese Munition gelagert.
Nach Angaben Bernklaus sind im Moment insgesamt 518.739 ehemalige Soldaten wegen des ,,Golf-Krieg-Syndroms" arbeitsunfähig, berichtet ,,American Free Press" in Washington. Nach den Erfahrungen mit den Veteranen des ersten Golfkriegs wird eine große Zahl von ihnen noch daran sterben.
Abgereichertes Uran ist ein Nebenprodukt der Herstellung von Uran-Atombomben. Munition mit diesem Stoff extrem hoher Dichte statt Blei in den Geschossen hat eine besondere Durchschlagskraft. Das Uran ist aber weiterhin eine radioaktive Substanz mit allen Wirkungen ionisierender Strahlungen wie Krebs, langsamem Dahinsiechen und Tod.
Aus: "11.000 tote US-Soldaten durch abgereichertes Uran - Weitgehendes Schweigen in den Massenmedien" Von Karl Weiss (15. November 2006)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=15112006ArtikelPolitik1
Quelle #2: http://en.wikipedia.org/wiki/Depleted_uranium
"Troops 'not told' about uranium risks" (news.bbc.co.uk; Wednesday, 7 February, 2001, 21:39 GMT)
Quelle #3: http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk_politics/1159218.stm
Quelle #4: http://de.wikipedia.org/wiki/Golfkriegssyndrom
Quote[...] [Scheuer]: Unsere grösste Schwierigkeit in den nächsten Jahren wird sein, dass diese Politiker weiterhin glauben, unser Problem mit der islamischen Welt beschränke sich auf einige islamische Extremisten, die Amerika für seine Freiheiten hassten.
Usama bin Ladin und seine Leute kämpfen aber in erster Linie gegen amerikanische und westliche Aussenpolitik in der islamischen Welt. Die kämpfen nicht, weil unsere Frauen zur Schule gehen und arbeiten. Sie kämpfen, weil wir im Irak sind und in Afghanistan. Sie kämpfen, weil wir Putin in Tschetschenien unterstützen. Sie kämpfen, weil wir im letzten halben Jahrhundert Polizeistaaten im Nahen Osten unterstützt haben. Wir mögen das nicht gerne hören, aber bin Ladin ist heute der grösste und wichtigste Held in der islamischen Welt.
Gibt es eine psychologische Erklärung für diese Realitätsverweigerung?
Diese Politiker sind die Architekten der amerikanischen Aussenpolitik, aber sie sind Feiglinge, sie sagen eben nicht: Wir haben 50 Jahre lange die islamische Welt provoziert und zahlen jetzt den Preis dafür, wir müssen entweder unsere Politik ändern, oder wir werden in einen sehr blutigen jahrzehntelangen Krieg hineingezogen.
Aus: "Wir wissen nicht viel von der Welt da draussen" - Michael Scheuer, der für die CIA Usama bin Ladin jagte, über die Arroganz amerikanischer Politiker (10. Dezember 2006, NZZ am Sonntag)
Quelle: http://www.nzz.ch/2006/12/10/al/articleEQFFI.html (http://www.nzz.ch/2006/12/10/al/articleEQFFI.html)
[...] gibt es ein Menschenrecht auf Realitätsverweigerung?...
[...] Beide Positionen scheinen eher das Ergebnis kollektiver Realitätsverweigerung zu sein...
[...] Wissensmangel bei Journalisten und Realitätsverweigerung bei Politikern...
[...] Ignoranz, Koketterie und Realitätsverweigerung mitzukriegen und nichts zu sagen...
[...] Der Bundestag muss noch viele blinde Flecken...
[...] einer "Realitätsverweigerung" vieler Abgeordneter gekennzeichnet gewesen seien...
[...] in der totalen Realitätsverweigerung sowohl der "Finanzexperten" als auch...
[...] Protokolliert wird die Geschichte einer Realitätsverweigerung...
[...] Der Zustand der Verblendung beginnt...
[...] Staat und Terror und Krieg und Recht haben eine lange...
[...] Propaganda, Psychological Operations und Information Operations im Krieg wie im Frieden...
[...] er hätte den Krieg nicht unterstützt, wenn er gewusst hätte...
[...] Ich spreche hier mehr von Realitätsverweigerung und Ursachen...
[...] In Diktaturen ist die Realitätsverweigerung, wie zahlreiche Beispiele zeigen...
[...] aggressivem und zerstörerischem Charakter finden im Krieg die Möglichkeit ihre sadistischen...
[...] sinnvoller als antikapitalistische Realitätsverweigerung...
[...] die kollektive Realitätsverweigerung auf dem Felde der Wirtschafts- und...
[...] aber auch wo Gefahren der europäischen Realitätsverweigerung...
[...] Als ich dieses Land besucht habe konnte ich keine Realitätsverweigerung erkennen...
[...] eine willentliche und gefährliche Realitätsverweigerung...
[...] von Machtintrigen und Realitätsverweigerung...
[...] Die religiösen Gemeinschaft bedinge eine totale Realitätsverweigerung...
[...] Die organisierte Realitätsverweigerung hat System....
[...] Theorem der Ungleichzeitigkeit zur Aufdeckung von tiefer liegenden Kriegsursachen...
[...] In der Regel werden Kriegsursachen auf drei Ebenen unterschieden...
[...] und brisante Hintergrundberichte zu den Kriegsursachen, die...
[...] Psyche 7.1 Glaube 7.2 Motivation 7.3 Innerer Feind 8. Waffenstillstand...
[...] Es war eine meisterhafte Darstellung der neurotischen Psyche und zugleich eine...
[...] Beim Krieg sind die vordergründigen Kriegsanlässe von den tieferen Kriegsursachen zu unterscheiden. Die meisten Kriege...
[...] Standardtheorien über Kriegsursachen 109. Klinische Studien über menschliche Gewalt...
[...] um das gefühl zu ,,reparieren", entwickelt die Psyche u.U. Rachephantasien...
[...] die kollektive Psyche aktiviert, politisch instrumentalisiert und mit...
[...] Dieser Satz stammt nicht von Freud, sondern von dem Arzt - Maler und Goethe-Biographen Carl Gustav Carus, der ihn 1846...
[...] wurden auch die wirklichen Kriegsursachen durch ein Trommelfeuer von Propaganda genau ins Gegenteil verkehrt...
[...] differenzierteres Verständnis von Kriegsursachen, -verläufen und Möglichkeiten...
[...] obwohl die geistige Instabilität des Intellektuellen im Vergleich zur robusten Psyche des...
[...] im Vergleich zur robusten Psyche des Durchschnittsmenschen...
[...] Geld, Macht und die menschliche Psyche; Geldreform und...
[...] wenn man davon mal absieht, dass es auch noch andere Kriegsursachen gibt...
[...] die Traumatisierung zu verkennen, welche...
[...] Im 17. und 18. Jahrhundert haben absolutistische Staaten...
[...] Psychokampfstoff: Hier wird die Psyche des Menschen angegriffen, um ihn vorübergehend...
[...] Wie schlecht ist der Mensch?...
[...] Vgl. dazu [...] Hegemoniestrukturen und Kriegsursachen...
[...] Haß ist ein atavistisches Element der menschlichen Psyche; er signalisiert...
[...] Die Kriegsursachen. Es ist hier nicht der Platz, die Gründe für die...
[...] vieler Phänomene in der Psyche des Einzelnen, der gesellschaftlichen Kollektive...
[...] wer nur die Psyche Hitlers erklärt, nicht aber...
[...] Kulturelle Unterschiede und Macht...
Quote[...] In den vergangenen Monaten haben zivile Opfer bei ISAF-Operationen deutlich zugenommen. Weil die Soldaten vermehrt zum Ziel von Anschlägen werden, eröffnen sie aus Angst immer wieder das Feuer auf Zivilisten, die sie für potenzielle Attentäter halten.
Aus: "ISAF-Soldaten erschiessen erneut Zivilisten in Afghanistan" (baz.ch; 13.12.06)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=7B0AFCB8-1422-0CEF-70AD3BF6A0299393 (http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=7B0AFCB8-1422-0CEF-70AD3BF6A0299393)
Quote[...] Ellsberg weiß, wovon er redet. Der Friedensaktivist, der in Cambridge und Harvard studierte und das in die Wissenschaftsgeschichte eingegangene "Ellsberg-Paradoxon" über Anomalien in der Entscheidungstheorie entwickelte, war zunächst Offizier der US-Marines, dann Analyst bei der mächtigen Denkfabrik Rand Corporation und schließlich Berater von US-Verteidigungsminister McNamara. Zwei Jahre verbrachte er in Vietnam. Als er die hochgeheimen "Pentagon-Papiere" in die Hand bekam, eine Regierungsanalyse über die wahren Ursachen des Vietnam-Kriegs, entschloss er sich 1971 zu einem dramatischen Schritt: Er veröffentlichte die "Pentagon-Papers" - und entfachte einen weltweiten Sturm der Empörung, als bekannt wurde, dass Vietnam ein geplanter Angriffskrieg war.
Daniel Ellsberg musste sich vor Gericht verantworten, wurde aber freigesprochen. Die globale Antikriegsbewegung machte ihn zur Ikone.
Nun zieht der 75-jährige Professor, der nichts von seiner Energie eingebüßt hat, Parallelen zwischen den amerikanischen Militärabenteuern in Vietnam und im Irak - und warnt vor einer atomaren Apokalypse im Iran.
"US-Präsident Richard Nixon und sein Berater Henry Kissinger sagten schon 1969 ganz offen, dass der Krieg militärisch nicht mehr zu gewinnen war - wie jetzt auch der neue US-Verteidigungsminister Robert Gates - dennoch ging er noch sechs Jahre weiter. Warum? Nixon wollte nicht alle Truppen abziehen, er wollte auf jeden Fall die Kontrolle über Saigon und die größeren Städte behalten. Und auch Bush will in seiner Amtszeit nicht die Kontrolle - soweit die Amerikaner sie haben - über Bagdad abgeben."
Ellsberg grinst wie ein Lausbub, als er sagt: "Ich glaube Bush, wenn er sagt, er suche nicht einfach nach einem eleganten Rückzug aus dem Irak. Man kann sich eben nicht darauf verlassen, dass dieser Präsident immer lügt." Auch Ex-Außenminister James Baker, Chef der Irak-Kommission, teile diese Einschätzung. "Ich glaube, die Amerikaner wollen sich für lange Zeit mit Militärbasen im Irak einrichten. Und mit lange meine ich Stationierungen wie in Deutschland oder Japan. Und das geht schon seit 60 Jahren. Baker denkt gar nicht daran, unsere Basen im Irak aufzugeben. Kein einziger demokratischer Führer will das."
Damals habe Nixon Nordvietnam im Geheimen mit Atomangriffen gedroht - "so wie Bush jetzt Iran ganz offen droht". Nixon habe dies nur heimlich getan, weil er Vergeltungsschläge Russlands und Chinas fürchtete. "Aber wer würde heute Vergeltung üben, wenn wir Iran bomdardieren? Niemand." Daher mache sich die amerikanische Öffentlichkeit kaum Sorgen über einen Atomkrieg gegen den Iran.
"Wenn heute einer sagt: Bush plant einen Atomkrieg gegen den Iran, hört man sofort: absurd, unmöglich, total verrückt. Würde ich auch sagen, gebe es nicht Seymour Hersh und seine sehr guten Quellen - darunter aktive Generale und Beamte des Weißen Hauses." Der Historiker und preisgekrönte Enthüllungsjournalist Hersh, eine andere US-Legende, hatte diese Pläne 2005 publik gemacht.
Aus: "Daniel Ellsberg Alternativer Nobelpreisträger in Hamburg: US-Friedensaktivist: Bush will für Jahrzehnte im Irak bleiben" (12. Dezember 2006)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2006/12/12/651009.html (http://www.abendblatt.de/daten/2006/12/12/651009.html)
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Quote[...] Im Richtungsstreit um die verschiedenen Optionen der US-Regierung im Irak favorisiert das Pentagon offensichtlich eine Politik der militärischen Stärke: Nach einem Bericht der "Los Angeles Times" unterstützen wichtige Entscheidungsträger im US-Verteidigungsministerium einen Plan, wonach die US-Truppen im Irak deutlich aufgestockt werden sollen. Sie sollen unter anderem verstärkt gegen die Milizen von Schiitenführer Sadr vorgehen.
Vertreter der Streitkräfte hatten in der Vergangenheit argumentiert, nur ein verstärktes Engagement könne die Aufständischen zurückdrängen und den USA die Chance auf einen Erfolg eröffnen.
Derzeit haben die USA 140.000 Soldaten im Irak. In Washington kursiert die Zahl, 40.000 weitere Soldaten könnten hinzukommen.
Diese Strategie widerspricht in zentralen Punkten den Vorschlägen der Baker-Kommission, kommt aber dafür den Vorstellungen von Präsident Bush nahe, der laut "Los Angeles Times" stärker auf Sieg als auf Rückzug setzt.
[...] Allerdings wird die Strategie, die Entscheidung zu suchen, von Pentagon-Offiziellen selbst als hochriskant angesehen. Die "Los Angeles Times" beruft sich auf mehrere Quellen aus dem Pentagon, die sämtlich anonym bleiben wollten.
Aus: "US-STRATEGIESTREIT: Pentagon will bis zu 40.000 Soldaten mehr in den Irak schicken" (SPON; 13. Dezember 2006(jaf/dpa//AFP/AP/Reuters))
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,454223,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,454223,00.html)
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Quote[...] Bisher sind in dem seit dem 1. Oktober laufenden Haushaltsjahr 70 Mrd. $ für die beiden Einsätze veranschlagt. Es sei damit zu rechnen, dass die US-Regierung die zusätzlichen Gelder Anfang Februar beim Kongress beantragen werde, hieß es in dem von Demokraten erstellten Bericht. Die Summe würde aber dennoch deutlich unter den zusätzlichen 130 Mrd. $ liegen, die das US-Verteidigungsministerium kürzlich angefragt haben soll.
Bush verteidigte unterdessen seine Entscheidung, erst im kommenden Jahr eine neue Irak-Strategie vorzustellen. Der Feind im Irak sei weit davon entfernt, geschlagen zu werden, räumte Bush nach Beratungen mit führenden Generälen und Beamten des Verteidigungsministeriums in Washington ein. Er werde jedoch keine übereilte Entscheidung treffen. Sollten die USA im Irak "die Nerven verlieren", werde das Land an den Feind fallen.
[...] Die USA würden im Irak nicht aufgeben, sagte der Präsident. Dazu seien "die Einsätze zu hoch und die Konsequenzen zu gravierend". Während der Beratungen in den vergangenen Tagen habe er einige interessante Vorschläge gehört und einige, die in eine Niederlage führen würden. "Und solche Ideen lehne ich ab", sagte Bush. Weiter sagte er, er werde der irakischen Regierung nicht die Hilfe verweigern, die sie brauche, um ihre Arbeit zu tun.
Aus: "Bush will 100 Milliarden mehr für Irak und Afghanistan" US-Präsident George W. Bush wird offenbar in Kürze zur Finanzierung der Einsätze im Irak und in Afghanistan zusätzliche 100 Mrd. $ beantragen. (FTD; 14.12.2006 )
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/141560.html (http://www.ftd.de/politik/international/141560.html)
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Quote[...] Washington (Reuters) - Nicht einmal mehr ein Viertel aller Amerikaner unterstützt den Kurs von US-Präsident George W. Bush im Irak.
Wie eine am Mittwoch vorgelegte Umfrage von "NBC News" und des "Wall Street Journals" zeigte, sprachen sich lediglich 23 Prozent für die Irak-Politik des Präsidenten aus - so wenige wie nie zuvor.
Aus: "Weniger als ein Viertel der Amerikaner für Bushs Irak-Strategie" (de.today.reuters.com; 14.12.2006)
Quelle: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=topNews&storyID=2006-12-14T062411Z_01_KOE423039_RTRDEOC_0_USA-IRAK-BUSH-UMFRAGE.xml&archived=False (http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=topNews&storyID=2006-12-14T062411Z_01_KOE423039_RTRDEOC_0_USA-IRAK-BUSH-UMFRAGE.xml&archived=False)
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Quote[...] Angesichts der zahlreichen Konflikte der Gegenwart und der Verschiebung der Schwerpunkte und Kampfzonen, die mit der neuen Art der Kriegführung, dem Terror, einhergehen, bleibt es auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe der Geistes- und Sozialwissenschaften, zu analysieren, in welchen Formen der Kampf auf den Schlachtfeldern in die Imagination eindringt.
Aus: "Jörg Friedrich Vollmer : Imaginäre Schlachtfelder - Kriegsliteratur in der Weimarer Republik ; eine literatursoziologische Untersuchung (Imaginary Battlefields)" [Die Dissertation widmet sich der literatursoziologischen Untersuchung von Kriegsliteratur in der Weimarer Republik. Im Sinne der von Pierre Bourdieu entwickelten Feldtheorie wird ein Korpus von über einhundert kriegsliterarischen Texten analysiert, die in der Zeit zwischen 1915 und 1936 entstanden und sich allesamt auf den Ersten Weltkrieg beziehen - Die Studie wird in zwei Schritten entfaltet: In einem ersten Schritt werden methodische Vorgaben und notwendige Ergänzungen zur Theorie diskutiert; die Beobachtungen zur Ausdifferenzierung der Erzähltechniken, die soziologische Analyse der Autoren und die Untersuchung der Struktur des Verlagswesens in der Weimarer Republik gewähren Überblicke über den Forschungsgegenstand. In einem zweiten Schritt werden dann exemplarische Texte eingehend untersucht. Zu diesem Zweck wurden die Werke in drei Gruppen zusammengefaßt: Die erste Gruppe wird von affirmativen Texten gebildet, die bekannte Militärpersönlichkeiten als Helden inszenieren; da sie ganz im Sinne der doxa des Wilhelminischen Reiches abgefaßt sind, werden sie "orthodoxe" Texte bezeichnet. Die zweite Gruppe von Werken, die "Häretiker I", wird durch kriegskritische Darstellungen gebildet; sie stellen den Sinn des Krieges in Frage, thematisieren das Geschehen aus der Außenseiterperspektive des Abweichlers und zeigen anhand der körperlichen und seelischen Destruktionskraft des Krieges die negativen Folgen für die Gesellschaft auf. Die dritte Gruppe, mit "Häretiker II" benannt, wird durch Texte radikalnationalistischer Provenienz gebildet. In diesen Darstellungen dominiert die Lust am Leiden, das ästhetische Vergnügen an der Verrohung und am Abgleiten des Menschen ins Animalische. Die Helden dieser Texte sind unbekannte Soldaten, deren Opfer für die Nation ins Heroische gewendet wird. Die Abfolge der Oppositionen zwischen den drei genannten Textgruppen läßt sich als Kampf um Deutungsmacht hinsichtlich des Ersten Weltkriegs interpretieren. Die innovative Leistung dieser Dissertation besteht keineswegs nur darin, daß der bislang in der Germanistik gängige Kanon von ca. 30 Texten erheblich ausgeweitet wird und so auf einer breiten Textbasis Darstellungstechniken des zeitgenössischen Genres "Kriegsliteratur" aufgezeigt werden, die als repräsentativ angesehen werden können. Vielmehr begründet sich der Erkenntniszugewinn aus der Verschränkung von soziologischer Untersuchung und ästhetischer Analyse, d.h. der Einsatz bestimmter Metaphern, Erzählmuster und Ästhetiken wird in Bezug zur sozialen Position der Autoren gesetzt und so die Homologie zwischen literarischem, sozialem und ideologisch-politischem Feld aufgezeigt. Darüber hinaus wird eine neue Periodisierung der Genreentwicklung vorgeschlagen: Ab ca. 1925 wird der Bürgerkrieg der frühen Weimarer Republik in einen Kampf im literarischen Feld überführt. Diese Zäsur in der Geschichte des Feldes begründet sich aus der Verwendung eines eschatologischen Deutungsmusters und der Herausbildung komplementär aufeinander bezogener Diskurse der beiden extremen politischen Lager. An der Auseinandersetzung zwischen den kriegskritischen Positionen um Remarque und den radikalnationalistischen Texten um 1929/30 kann schließlich abgelesen werden, daß die symbolische Neuordnung im literarischen Feld die spätere politische Entwicklung vorweggenommen hat.]| C) Ergebnisse: Kapitel 7; Vom Fortwirken der Niederlage"
http://www.diss.fu-berlin.de/2003/232/Ergebnisse.pdf (http://www.diss.fu-berlin.de/2003/232/Ergebnisse.pdf) / http://www.diss.fu-berlin.de/2003/232/ (http://www.diss.fu-berlin.de/2003/232/)
Quote[...] 64 Soldaten der Bundeswehr sind im Auslandseinsatz bislang ums Leben gekommen, manche durch gewöhnliche Unfälle, andere durch Minenexplosionen oder Sprengstoffattentate. Viele, über 9000 Soldaten, wurden verletzt, manche nur leicht, einige schwer. Immer häufiger kehren Soldaten traumatisiert aus dem Einsatz zurück. Inzwischen gibt es auch einen Fachausdruck für die seelischen Kollateralschäden, die die Soldaten von den Kriegen und Krisen mit in die Heimat bringen - Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).
[...] Früher hieß das Leiden [...] Kriegszittern. Im Ersten Weltkrieg war das ein Massenphänomen. Heute sprechen die Ärzte vom Posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS). Vereinfacht gesagt reagieren Menschen damit auf Erfahrungen, denen sie nicht gewachsen sind. PTBS ist die normale Reaktion auf unnormale Ereignisse. Wie viele deutsche Soldaten daran leiden, ist unklar. 1550 Soldaten wurden nach Auslandseinsätzen wegen psychischer Störungen behandelt, 640 von ihnen wegen PTBS. In den letzten Jahren hat sich die Zahl verdreifacht. So weit die Zahlen aus dem Verteidigungsministerium.
[...] Doch die Dunkelziffer ist hoch. "Die Leute, die wir haben, sind nur die Spitze des Eisbergs", sagt Oberstarzt Karl-Heinz Biesold. Der Leitende Arzt der Abteilung Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie am Hamburger Bundeswehrkrankenhaus war unter den Ersten, die PTBS auf den Behandlungsplan in der Armee setzten. Mitte der 90er-Jahre war das, die ersten Soldaten kehrten gerade von den Einsätzen auf dem Balkan zurück. Minenopfer und Massengräber, damit hatten sich deutsche Soldaten seit dem Zweiten Weltkrieg nicht auseinandersetzen müssen.
[...] Doch Sorge um die Karriere, Scham vor den Kameraden und auch Angst, sich selbst eingestehen zu müssen, dass man Hilfe braucht - all das steht dem Gang zum Psychologen im Weg. Biesold zitiert amerikanische Studien, nach denen 15 bis 17 Prozent der eingesetzten Soldaten schwere psychische Schäden davontragen, und Statistiken, die belegen, dass ein Viertel aller amerikanischen Obdachlosen Vietnamveteranen sind. "Soldaten üben einen männlichen Beruf aus, sie sehen sich selbst als stark, als Helden", sagt Biesold. "Einer, den nachts Albträume plagen, der fällt aus diesem Bild."
[...] Nachts rechnete Stephan Müller nach, wie viele Verletzte in seinen Armen gestorben sind. In der Therapie lernte er zu zählen, wie viele nur durch seine Hilfe überlebt haben. Wie verschüttete Bergleute nach dem Grubenunglück erneut in den Stollen einfahren, sollen traumatisierte Soldaten wieder fit für den Einsatz gemacht werden.
Bei Frank Dornseif hat das nicht funktioniert. Er ist aus der Bundeswehr ausgeschieden. Stephan Müller hingegen fliegt im kommenden Frühjahr wieder in den Einsatz nach Afghanistan...
Aus: "Auslandseinsätze: Deutschlands vergessene Soldaten" Von Peter Müller (17.12.2006)
Quelle: http://www.welt.de/data/2006/12/17/1148634.html?s=4 (http://www.welt.de/data/2006/12/17/1148634.html?s=4)
Quote[...] Wie unterschiedlich dieselben Zahlen von verschiedenen Seiten interpretiert werden können, zeigt der 10. Rüstungsexportbericht der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE), der am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Der jährlich erscheinende Bericht setzt Zahlen über die deutschen Ausfuhren von Kriegswaffen und Rüstungsgütern des Vorjahres ins Verhältnis zum politischen Umfeld. Datengrundlage für das aktuelle Dokument ist der offizielle Rüstungsexportbericht der Bundesregierung, der im September dieses Jahres veröffentlicht wurde. Demnach exportierte Deutschland im Jahr 2005 Kriegswaffen im Wert von 1,6 Milliarden Euro – das sind 40 Prozent mehr als 2004. Auch die Ausfuhrgenehmigungen für Rüstungsgüter stiegen im Vergleich zum Vorjahr an: von 3,8 auf 4,2 Milliarden Euro.
Die Bundesregierung hatte die Zahlen als Ausdruck einer ,,restriktiven" Rüstungsexportpolitik bewertet – die GKKE kommt zum genau entgegengesetzten Ergebnis. ,,Der Einschätzung der Bundesregierung muss ich eindeutig widersprechen", sagt der evangelische Vorsitzende der GKKE, Prälat Stephan Reimers, bei der Vorstellung des Berichts. ,,Wir halten die Politik für expansiv. Wir brauchen aber eine restriktive Rüstungsexportpolitik", sagt er: ,,Sicherheit ist nicht durch zu wenige Waffen gefährdet, sondern durch zu viele an den falschen Orten."
Der größte Empfänger von deutschen Rüstungsexporten waren 2005 die USA (630 Millionen Euro), gefolgt von Südafrika (614 Millionen Euro) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (316 Millionen Euro). Besonders kritisch bewerten die GKKE-Experten allerdings die steigende Zahl der Ausfuhren in Entwicklungsländer. In ihrem jährlichen Bericht erwähne die Bundesregierung nur Ländergruppen mit niedrigen Einkommensnivaus. Sie erhielten 2005 Rüstungsgüter im Wert von 911 Millionen Euro – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Insgesamt seien jedoch an Staaten, die nach den Kriterien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) staatliche Entwicklungshilfe erhielten, Rüstungsgüter im Wert von 1,65 Milliarden Euro geliefert worden. ,,Diese Zahl verschweigt die Bundesregierung", so Reimers. Deutschland erteilte Ausfuhrgenehmigungen für Torpedos nach Pakistan, Schnellboote nach Tunesien und Geländewagen in den Irak. ,,Unter diesen Lieferungen ist aber auch ein großer Anteil von kleinen und leichten Waffen, die das Fortdauern gewaltsamer Konflikte gerade in Entwicklungsländern begünstigen", sagt Reimers. So statten deutsche Hersteller beispielsweise irakische Polizisten mit Pistolen aus. ,,Ob die auch dort verbleiben, ist allerdings nicht gesichert", sagte Bernhard Moltmann von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung.
Nach Ansicht des katholischen Prälaten Karl Jüsten ist die Bundesregierung auch von dem Grundsatz abgekommen, keine Waffen in Spannungsgebiete zu liefern, wie Rüstungsexporte in den Nahen Osten, Südostasien und in den Fernen Osten belegten. ,,Heikel" seien besonders die Lieferungen deutscher U-Boote und gepanzerter Fahrzeuge nach Israel, sagt Moltmann. ,,Das Problem ist, dass die U-Boote offenbar mit atomaren Waffen bestückt werden können", sagt der Wissenschaftler. ,,Und die gepanzerten Fahrzeuge könnten auch bei inneren Konflikten, etwa in den Palästinensergebieten, zum Einsatz kommen."
Mit Blick auf die bevorstehende EU-Präsidentschaft Deutschlands fordern die Experten verbindliche Standards für Rüstungsausfuhren. Zwar gebe es seit 1998 den EU-Verhaltenskodex für Waffenausfuhren, der acht Kriterien für die Genehmigung von Rüstungsausfuhren nennt. Dazu zählen die Einhaltung der Menschenrechte und der internationalen Kontrollabkommen. Doch die Bundesregierung habe 2005 in 46 Fällen Ausfuhrgenehmigungen in Länder erteilt, die diesen Kriterien nicht in vollem Umfang entsprächen. Zwölf der als ,,problematisch" eingestuften Empfängerländer befinden sich im Nahen und Mittleren Osten, 13 in Ost- und Südostasien. Auf der Liste fallen besonders Pakistan und Indien auf: Obwohl sie laut Verhaltenskodex in drei Kategorien als ,,sehr bedenklich" eingestuft werden, genehmigte Deutschland Rüstungsexporte in Höhe von 99 Millionen beziehungsweise 50 Millionen Euro.
Aus: "Für den Frieden nicht gerüstet - Deutschland exportiert mehr Waffen ins Ausland – ein Großteil davon geht in Entwicklungsländer" Von Sarah Kramer (19.12.2006)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/fragen-des-tages/archiv/19.12.2006/2974002.asp (http://www.tagesspiegel.de/fragen-des-tages/archiv/19.12.2006/2974002.asp)
Quote[...] Die ethnischen Vertreibungen aus Darfur haben nun Tschad erreicht. Die Muster ähneln sich: "Araber", Halbnomaden, die ursprünglich als Hirten lebten, vertreiben "Afrikaner", die ihr Auskommen als sesshafte Bauern finden. In Darfur hat dieser Konflikt über zwei Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht, hunderttausende sind gestorben, und Sudans Regierung unterstützt die "arabischen" Janjaweed-Reitermilizen. Im Osten des Tschads kämpfen sie gegen die Regierungsarmee, bis jetzt haben schon mehr als 90.000 Menschen ihre Dörfer verlassen und sind in die städtischen Zentren geflohen. Dort treffen sie auf die 200.000 Flüchtlinge, die Darfur verlassen mussten und gehofft hatten, im Tschad sicher zu sein.
Die Übergriffe vom letzten Wochenende stellen eine neue Qualität der Gewalt dar. Erstmals werden die um Koukou herum verteilten Lager der Flüchtlinge und Vertriebenen angegriffen. Und erstmals taucht die tschadische Armee am Ort des Geschehens auf.
[...] Wer die mysteriösen Kämpfer in sudanesischen Uniformen sind, von denen viele Augenzeugen berichten, kann Verwaltungschef Abdurahman nicht sagen. Und Beweise für eine sudanesische Einmischung kann er nicht vorlegen. "Nagelneue automatische Gewehre" hätten die tschadischen Truppen ihren Gegnern abgenommen, sagt Abdurahman - aber vorweisen kann er sie nicht. Gefangene, die Identitätspapiere bei sich tragen könnten, hat die Armee keine gemacht. Und ihre Verletzten haben, wie Augenzeugen berichten, die Araber mitgenommen. In der Nacht kamen sie sogar, um ihre Toten zu holen. Die Angreifer sind unsichtbar. Nur die Spuren ihrer Verwüstung bleiben.
Aus: "reportage: Auf der Brandspur der Reiter" PETER BÖHM (taz vom 20.12.2006, S. 3, 275 Z. (TAZ-Bericht), )
Quelle: http://www.taz.de/pt/2006/12/20/a0141.1/text (http://www.taz.de/pt/2006/12/20/a0141.1/text)
Quote[...] Ausgerechnet er, der linke Liedermacher [Wolf Biermann], war im März 2003 George W. Bush mit biermann-üblicher Emphase beigesprungen: "Ich bin für diesen Krieg, damit das ganz und gar klar ist!" hatte er von der Konzertbühne gerufen.
Zwar wisse er auch nicht, warum der amerikanische Präsident die Beweise über die Massenvernichtungswaffen zurückhalte, grübelte er in Interviews: "Ich behaupte aber, dass absolut jeder weiß, ob er nun für oder gegen den Krieg ist, dass Saddam all diese Waffen besitzt."
Im Spiegel verspottete er die Kriegsgegner als "Nationalpazifisten", die "Frieden irgendwie geiler als Krieg finden".
[...] "Amerika übt Vergeltung für die ungeheure kollektive Verletzung, die ihm am 11. September 2001 widerfahren ist. Solange sie ungesühnt ist, verwischt sich die Unterscheidung zwischen Gut und Böse", schrieb Hondrich.
[...] Heute, wo der Hegemon im Irak täglich auf so bedrückende Weise scheitert, dass die Supermacht-Rhetorik so gut wie verstummt ist, klingen diese Worte - wie die gesamte Debatte - unendlich entrückt. Inzwischen hängt der Irak-Feldzug der Bush-Regierung wie ein Mühlstein um den Hals, selbst die versprochene Entsendung neuer Truppen wird weniger als Befreiungsschlag empfunden denn als fast lemmingehafter Reflex.
Und doch räumen nur wenige ihren Irrtum so umstandslos ein wie György Konrád. Als Präsident der Berliner Akademie der Künste hatte er sich damals mit anderen osteuropäischen Intellektuellen wie Adam Michnik und Václav Havel vom Zauber des Tyrannensturzes blenden lassen und das Appeasement der Linken gegenüber dem Despoten heftig angegriffen: "Wir, ehemalige Dissidenten Mitteleuropas, sind daran interessiert, dass es weniger Diktaturen auf der Erde gibt", schrieb er.
Heute sagt er, da habe man vielleicht die ostmitteleuropäischen Erfahrungen mit Transformationen etwas zu schnell auf den Irak projiziert und die zentrifugalen Kräfte des religiösen Fanatismus unterschätzt, so Konrad in entwaffnender Offenheit: "Das war wohl etwas oberflächlich."
[...] Andere Bellizisten werden gar nicht gern an ihre einstigen Argumente erinnert. Hans Magnus Enzensberger hatte Mitte April 2003 gejubelt: "Fest steht, dass noch nie ein Krieg von solcher Dimension so wenige Opfer gefordert hat wie dieser", und vorwurfsvoll angefügt, noch nie seien "diese Opfer mit so großer Emphase in allen Weltmedien gezeigt" worden.
Angesichts von derzeit über 100 Toten täglich im Irak beschränkt er sich inzwischen auf eine Analyse der amerikanischen Nachkriegspolitik, die er mit der US-Politik im besiegten Deutschland vergleicht, und kommt zu dem wenig überraschenden Ergebnis, dass es den Amerikanern beim ersten Mal besser gelungen ist.
[...] Mangelnde Sprachkenntnisse, ungenügende Aufklärung über Land und Leute, eine instabile Sicherheitslage in den ersten Nachkriegswochen, kurz, im Irak sei die Vorbereitung auf die Nachkriegszeit "unter aller Sau" gewesen: "Der militärische Sieg war nie das Problem."
Dass die Schwächen der Nachkriegsplanung bereits vor dem Feldzug bekannt waren, dass gerade die hochfahrende Ignoranz der Falken gegenüber einer in Kriegen verrohten, durch das Embargo ausgelaugten irakischen Gesellschaft von vielen Kriegsgegnern als unkalkulierbares Risiko angeführt wurde, mag der Schriftsteller nicht kommentieren: "Sie stoßen hier auf eine Wand!" Dann beendet er das Gespräch.
Dabei könnten es sich die Kriegsbefürworter ganz einfach machen und sich auf die Position der Getäuschten zurückziehen. Warum, hatte der zugegebenermaßen notorisch liberale Schauspieler Tim Robbins unlängst gefragt, könne man "ein Amtenthebungsverfahren gegen einen Präsidenten einleiten, der wegen eines Blowjobs gelogen hat" - also Clinton -, "aber nicht gegen einen Präsidenten, der über Informationen gelogen hat, die zu Krieg, Zerstörung, Chaos und zum Tod von mehr als 100 000 Menschen geführt haben" - also Bush?
Aber die Massenvernichtungswaffen waren nur ein Teil der Argumentation und für den Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler nicht einmal der wichtigste: "Daran habe ich nie geglaubt." Entscheidender war für ihn die Drucksituation in der arabischen Welt, eine explosive Mischung aus Rückständigkeit, Repression und irakischen Expansionsgelüsten.
[...] Zwar habe sich George W. Bush als der vielleicht schlechteste Präsident seit Gründung der Vereinigten Staaten erwiesen, sagt der Romanist Hans Ulrich Gumbrecht, Stanford-Professor und amerikanischer Staatsbürger, doch nie habe er sich das Ausmaß der Naivität vorstellen können, die "Dreistigkeit" einer Administration, die auf ihre eigenen Lügen von Massenvernichtungswaffen hereingefallen ist, die nicht rationale Interessen - Sicherung der Öl-Reserven, Schutz Israels - verfolgte, sondern einen Kreuzzug für ein "verblasenes baptistisches Ideal" führte: "Und doch halte ich es noch immer für keine schlechte Sache, wenn es eine militärische Macht gibt, die über ein globales Einschüchterungspotenzial verfügt."
Amerika sei besser als Bush. Heute engagiert sich Gumbrecht für den demokratischen Senator Barack Obama. Der Weltpolizist muss bleiben. Er bekommt nur eine neue Uniform.
Aus: "Desaster im Irak: 'Ich bin für diesen Krieg'" (SZ vom 15.1.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/150/98052/ (http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/150/98052/)
Quote[...] Nach Angaben der Vereinten Nationen sind allein im vergangenen Jahr fast 35.000 Zivilisten getötet worden. Der Chef der UN-Mission im Irak (UNAMI), Gianni Magazzeni, gab die Zahl der Opfer am Dienstag mit 34.452 an, weitere 36.685 Zivilpersonen seien 2006 verwundet worden. Die Zahlen beruhen laut Magazzeni auf Informationen des irakischen Gesundheitsministeriums sowie von Krankenhäusern und Behörden im gesamten Land.
Aus: "Irak: 2006 fast 35.000 Zivilopfer" (16.01.07; 12:07)
Quelle: http://www.20min.ch/news/ausland/story/20847191 (http://www.20min.ch/news/ausland/story/20847191)
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Quote[...] Bei unterschiedlichen Anschlägen in der irakischen Hauptstadt Bagdad wurden gestern mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen.
Der schlimmste Anschlag ereignete sich in der Nähe der Mustansirija Universität im Osten der Stadt. Nach Polizeiangaben starben allein hier mindestens 65 Menschen, die meisten unter ihnen Studenten. Mindestens 110 wurden bei der Explosion zweier Sprengsätze verletzt.
Zuvor waren im Zentrum Bagdads bei der Explosion zweier Bomben mindestens 15 Menschen getötet worden. 70 Verletzte mussten versorgt werden, hieß es im irakischen Innenministerium. Eine Bombe explodierte am Straßenrand nahe einer sunnitischen Moschee. Kurz darauf detonierte eine Sprengstoffladung, die auf einem Motorrad deponiert worden war. Laut Polizei traf die zweite Bombenexplosion herbeigeeilte Helfer.
Aus: "Bittere Irak-Bilanz der Uno: 34.000 tote Zivilisten im Irak in einem Jahr" ()
Quelle: http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=1904374/4htl5f/ (http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=1904374/4htl5f/)
Quote[...] Beim Sommerfest der höheren Kommandobehörden der Luftwaffe in Köln-Wahn spielte "De Cölln Band" zum Tanz, die Militärs gönnten sich "Kulinarisches aus fünf Kontinenten". Am Ende gab es Feuerwerk und Präsente für die Damen. Dank EADS, Thales, MTU, Diehl und vier weiteren Firmen. Sie hatten das Fest im Juni 2006 mit insgesamt 7830 Euro Zuschuss ermöglicht.
Interne Listen des Verteidigungsministeriums zeigen: Der Rüstungs- und Technologiekonzern EADS sponsert regelmäßig Empfänge, Bälle und Essen für Beamte, Bundeswehr und ihre Gäste. Seit 2003 gab es insgesamt 20 solcher Festivitäten, die von EADS oder Tochterfirmen wie Airbus und Eurocopter bezuschusst wurden.
Mal zahlt EADS 9500 Euro für "Musik", "Feuerwerk" und "Bewirtung", mal die Tochter Airbus 15 000 Euro für eine Feier zu "50 Jahren Luftwaffe". Der Konzern unterstützte auch den "Ball des Sanitätsdienstes" - und das Oktoberfest des Heeresverbindungsstabes USA in Fort Rucker (Alabama). Insgesamt subventionierten EADS und ihre Töchter das Wehrressort seit 2003 mit Geld und Sachleistungen im Wert von um die 87 000 Euro. Ein Betrag, der "völlig im Rahmen" bleibe, findet ein EADS-Sprecher. Stets habe man nur gefördert, "nachdem jemand auf uns zugekommen ist". Auf EADS können sich die Militärs verlassen.
Aus: "Regierungssponsoring: Zum Wohl, liebe Staatsdiener!" Hans-Martin Tillack (04/2007)
Quelle: http://www.stern.de/politik/deutschland/:Regierungssponsoring-Zum-Wohl,-Staatsdiener!/580970.html (http://www.stern.de/politik/deutschland/:Regierungssponsoring-Zum-Wohl,-Staatsdiener!/580970.html)
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Quote[...] Schwere Vorwürfe hat der frühere tschechische Außenminister Jan Kavan über die ehemalige Prager Regierung geäußert. Die Vorgänge sollen sich bei einem Rüstungsgeschäft vor drei Jahren abgespielt haben. Damit erhält die Affäre, in der bereits die Polizei ermittelt, neuen Auftrieb.
Konkret geht es um die Anmietung von 14 Kampfjets des Typs JAS-39 Gripen, einem mit der F-16 schwedischen Modell und Standardflugzeug der dortigen Luftwaffe. Laut tschechischen Zeitungsberichten erklärte Kavan bei einem nichtöffentlichen Gespräch, die Korruption bei dem 600-Millionen-Geschäft sei ein offenes Geheimnis gewesen. Die Äußerungen wurden vom schwedischen Fernsehen mitgeschnitten und sollen am heutigen Abend ausgestrahlt werden.
Überraschend dürfte viele Tschechen dabei die konkreten Aussagen, nicht jedoch der Inhalt. Über Schmiergeldzahlungen im Umfeld des Rüstungsgeschäfts wurde bereits länger spekuliert, Radio Prag zu Folge begann die Polizei vor einigen Tagen mit Ermittlungen. Einer Sprecherin zu Folge würden die Fernsehberichte, aber auch Aussagen nicht namentlich bezeichneter Ex-Amtsträger eine neue Situation entstehen lassen
Aus: "Korruptionsvorwürfe gegen tschechische Ex-Regierung: Früherer Außenminister nennt Schmiergeldzahlungen bei Rüstungsprojekt ein offenes Geheimnis" Von Heiko Wenzel (Veröffentlicht: 28. Februar 2007)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=28022007ArtikelPolitik5 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=28022007ArtikelPolitik5)
Quote[...] Washington (AP) Bei einer Protestaktion von Gegnern des Irak-Kriegs sind am Montag im US-Kongress neun Menschen festgenommen worden. Ihnen wurden Verstöße gegen das Versammlungsrecht vorgeworfen, wie die Polizei in Washington mitteilte. Insgesamt hatten sich mehrere Dutzend Demonstranten in den Gebäude des Repräsentantenhauses versammelt, um die Namen irakischer und amerikanischer Kriegsopfer zu verlesen.
Zuvor waren in einem Senatsgebäude bereits etwa 100 Kriegsgegner zusammengekommen. Sie hielten Kinderschuhe hoch, um auf die minderjährigen Kriegsopfer im Irak aufmerksam zu machen. Am Wochenende hatten in Washington mehrere zehntausend Menschen gegen die Fortsetzung des Kriegs demonstriert. An der Massenkundgebung beteiligten sich Prominente und einfache Bürger, Abgeordnete und Soldaten.
Aus: "Neun Festnahmen bei Demonstration gegen Irak-Krieg im US-Kongress" (Associated Press; 01/2007)
Quelle: http://www.solms-braunfelser.de/ap/apnews.php?code=20070129APD1622 (http://www.solms-braunfelser.de/ap/apnews.php?code=20070129APD1622)
Quote[...] SPIEGEL: Es war doch Ihre CIA, die mit all den Falschinformationen über Saddams angebliche Massenvernichtungswaffen aufwartete. Wie verantwortlich sind die Geheimdienste für das Desaster?
Drumheller: Die Agency ist nicht ohne Schuld, und kein Präsident in meiner Dienstzeit hat eine reine Weste, wenn es um die CIA geht. Aber ich habe nie zuvor eine solche Manipulation von Geheimdienstinformationen gesehen wie seit dem Amtsantritt von George W. Bush. Als Europa-Chef konnte ich aus erster Hand den beispiellosen Drang nach Erkenntnissen beobachten, die den Irak-Krieg rechtfertigen sollten.
SPIEGEL: Zur Rechtfertigung bediente sich die Bush-Regierung auch der Information einer BND-Quelle mit dem Decknamen "Curveball". Es ging um angebliche mobile Biowaffenlabors. Eine offizielle Untersuchung in Amerika gelangte zu dem Schluss, das sei die schlimmste unter all den falschen Behauptungen gewesen.
Drumheller: Das war ein Kernstück. "Curveball" war ein Iraker, er behauptete, Ingenieur zu sein und an dem Biowaffenprogramm gearbeitet zu haben. Als er Asyl in Deutschland beantragte, befragte ihn der BND und schickte viele Berichte über den US-Militärgeheimdienst Defense Intelligence Agency an uns. "Curveball" war ein cleverer Typ, der pausenlos über seine Geschichte redete und alle ziemlich lange überzeugte.
SPIEGEL: In Washington gibt es nicht wenige, die den Deutschen deshalb vorwerfen, einen großen Teil der Schuld an dem Geheimdienst-Debakel zu tragen.
Drumheller: Die Deutschen haben nie versucht, jemanden zu beeinflussen. Hochrangige BND-Leute haben ihre Zweifel deutlich gemacht und auf die Probleme mit dem Kerl hingewiesen. Sie waren sehr professionell. Es gab auch Bedenken innerhalb der Auswertung der CIA, aber sie wurden nicht berücksichtigt. Die Regierung wollte den Krieg rechtfertigen, sie brauchte eine handfeste Geschichte, sie brauchte das deutsche Material. Die Bush-Administration konnte nicht nur mit der Begründung einmarschieren, den Nahen Osten verändern zu wollen. Sie brauchte eine Bedrohung, auf die sie reagieren konnte.
SPIEGEL: Die Bundesregierung war überzeugt, dass die Aussagen von "Curveball" nicht in der Präsentation des damaligen US-Außenministers Colin Powell im Februar 2003 vor dem Uno-Sicherheitsrat verwendet werden würden.
Drumheller: Ich hatte meinen deutschen Freunden versichert, dass es nicht in der Rede auftauchen würde. Ich dachte wirklich, dass ich die Geschichte beerdigt hätte. John McLaughlin, der stellvertretende CIA-Chef, war von mir gewarnt worden - alles könnte erfunden sein. In der Nacht vor der Rede rief mich der CIA-Direktor George Tenet zu Hause an. Ich sagte: "Hey, Chef, sei vorsichtig mit dem deutschen Bericht, das sollte aus der Rede rausgenommen werden, es gibt damit eine Menge Probleme." Er sagte: "Ja, ja, mach dir keine Sorgen ..."
SPIEGEL: ... und dann war es das Herzstück von Powells Präsentation - und niemand hatte ihm ein Wort über die Bedenken gesagt.
Drumheller: Ich schaltete meinen Fernseher im Büro an, und da war es. Mein erster Gedanke war, wir haben Powell die falsche Rede gegeben. Schließlich habe ich mein ganzes Leben für die Regierung gearbeitet. Wir überprüften die Akten und stellten fest, dass sie unsere Einwände einfach ignoriert hatten.
SPIEGEL: Das Weiße Haus hat alle Bedenken, dass die Geschichte falsch sein könnte, ignoriert?
Drumheller: Die politischen Entscheidungen waren getroffen. Der Krieg sollte kommen, sie suchten die dazu passenden Geheimdiensterkenntnisse. Kurz vor dem Krieg sagte ich zu einem hochrangigen CIA-Mann: "Ihr müsst noch irgendetwas anderes haben." Man denkt ja doch, da muss es was Geheimes geben, das ich nicht kenne. Er antwortete: "Nein, aber wenn wir erst in Bagdad sind, finden wir Lagerhäuser voller Zeug. Kein Mensch wird sich dann an all das hier erinnern."
SPIEGEL: Nach dem Krieg durfte die CIA schließlich "Curveball" direkt befragen - was der BND bis dahin nicht erlaubt hatte. Was kam dabei heraus?
Drumheller: Im März 2004 flog einer meiner besten Leute, ein Offizier, der fließend Deutsch spricht und eine wissenschaftliche Ausbildung hat, nach Deutschland. Er blieb zwei Wochen. Am Ende lehnte sich "Curveball" zurück und sagte: "Ich habe nichts mehr zu sagen." Aber er hat nie gestanden. Hier fragen die Leute immer, ob wir einen Lügendetektortest gemacht haben. Aber das ist in Deutschland nun mal nicht üblich.
SPIEGEL: Glauben Sie, es hätte einen Unterschied gemacht, wenn der BND Ihnen eher erlaubt hätte, "Curveball" zu befragen?
Drumheller: Wenn wir ihn so hätten vernehmen können wie im März 2004, dann ja. Vielleicht wäre die Geschichte dann anders ausgegangen.
SPIEGEL: In Ihrem Buch erwähnen Sie eine hochrangige Quelle, die der CIA schon vor dem Krieg berichtete, dass der Irak gar kein aktives Programm für Massenvernichtungswaffen besitze. Es soll sich um Saddam Husseins Außenminister Nadschi Sabri gehandelt haben.
Drumheller: Ich darf nicht sagen, wer das war. Anfangs war die Regierung richtig begeistert, dass wir Zugang auf einer so hohen Ebene hatten. Sogar der Präsident wurde informiert. Ich glaube nicht, dass irgendjemand sonst eine Quelle im Kabinett hatte. Sie erzählte uns, dass der Irak gar keine Biowaffen besaß, sondern nur ein Forschungsprogramm. Alles andere sei nach dem ersten Golfkrieg zerstört worden. Nach einer Weile bekamen wir keine Fragen mehr, und zum Schluss sagte die Bush-Administration, sie sei nicht daran interessiert, was die Quelle zu sagen hätte. Sie wollten, dass der Mann überläuft. Am Ende bekamen wir von Tenet noch einmal die Erlaubnis, die Quelle zu befragen. Er sagte, wahrscheinlich ohne das Weiße Haus zu fragen: "Okay, macht weiter und seht zu, was ihr hinbekommt."
SPIEGEL: Was passierte?
Drumheller: Die Story ist wirklich voller Ironie. Wir folgten unserem Mann rund um die Welt, am Ende saß er in einem Land und unser CIA-Offizier in einem anderen. Der bat um Reisegenehmigung. Ich rief die für die Kontrolle von Operationen zuständige Abteilung an. Die sagten: "Mach dir keine Gedanken, es ist zu spät, der Krieg beginnt. Das nächste Mal seht ihr euren Mann vor dem Kriegsverbrechertribunal."
SPIEGEL: Hätten Sie beharrlicher sein müssen?
Drumheller: Wir haben Fehler gemacht. Es passt dem Weißen Haus, wenn Leute die Schwarzweißversion akzeptieren: dass der Krieg hätte verhindert werden können, wenn die CIA nur ein zutreffendes Bild von Saddams Waffenarsenal gezeichnet hätte. Aber die Wahrheit ist, dass das Weiße Haus glaubte, was es glauben wollte. Ich war ein Geschöpf der CIA, ich habe in meinem Leben wenig anderes gemacht, als zur Schule zu gehen und für die Agency zu arbeiten. Rational glaube ich, dass ich getan habe, was ich konnte. Gefühlsmäßig denkt man immer, man hätte mehr tun können.
SPIEGEL: Mr Drumheller, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Aus: ""Die Regierung wollte den Krieg"" Das Gespräch führten die Redakteure Georg Mascolo und Holger Stark (SPON; 29. Januar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,462642-2,00.html (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,462642-2,00.html)
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Quote[...] Bei den Anschlägen am 11. September 2001 waren 3000 Menschen getötet worden. Die US-Regierung unter Präsident George W. Bush rief daraufhin ihren Krieg gegen den Terror aus. Den Einmarsch in den Irak im Jahr 2003 rechtfertigten sie unter anderem damit, dass sie dem damaligen Machthaber Saddam Hussein enge Verbindungen zur al-Qaida unterstellten. Bis heute haben unabhängige Einrichtungen keine Beweise für eine solche Verbindung gefunden, auch nicht die Kommission zur Untersuchung der September-Anschläge.
Aus: "IRAK-KRIEG: Pentagon-Mitarbeiter soll Bush in die Irre geführt haben" (mik/Reuters; SPON; 10. Februar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,465565,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,465565,00.html)
Quote[...] Heckmann: Die NATO hat Tornadoaufklärungsflugzeuge der Bundeswehr für den Süden angefordert. Das deutsche Verteidigungsministerium hat jetzt gesagt, dass die gewonnenen Informationen auch an die Operation "Enduring Freedom" weitergegeben werden sollen, wenn es auch restriktiv gehandhabt werden soll. Wird die NATO, wird Deutschland stärker in den Krieg hineingezogen, wenn diese Aufklärungsflugzeuge geschickt werden?
Maaß: Also der Tornadoeinsatz ist für mich der politische Kompromiss, der sich eigentlich schon vor dem NATO-Gipfel in Riga abgezeichnet hat. Man will eben vermeiden, deutsche Bodentruppen in den Süden zu schicken. Dass man dies vermeiden will, unterstütze ich deswegen, weil ich die rein militärische Strategie im Süden, so wie sie derzeit gefahren wird, für falsch halte. Dafür braucht man also nicht noch zusätzliche Soldaten. Dass im Süden auch etwas Neues hinzukommen muss, das ist vollkommen klar. Der NATO-Einsatz ist für mich der Kompromiss, um ein weit reichendes Engagement der Deutschen im Süden zu vermeiden, um gleichzeitig aber auch die Verpflichtung der Bündnispartnerschaft zu gewährleisten.
Heckmann: Ein sinnvoller Kompromiss?
Maaß: Unter den jetzigen Gegebenheiten, ja. Die Zieldaten, da dürfen wir uns nichts vormachen, die Zieldaten werden natürlich weitergegeben an die Bündnispartner und dienen dann militärischen Luftangriffen, das muss man einfach sich klarmachen. Für mich ist das Problem nicht die Tornados, sondern was geschieht nach den Tornados, weil ich befürchte, dass vom Frühjahr an, von März an der Druck der NATO-Partner, vor allem der USA, auf Deutschland steigen wird, im Endeffekt dann doch noch Bodentruppen in den Süden zu schicken. Also Druck wird weiter steigen, und darum endet das für mich nicht mit Tornados, sondern ich befürchte, es beginnt dann überhaupt erst.
Heckmann: Zur internationalen Afghanistan-Konferenz heute in Berlin war das Citha Maaß von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Aus: "Afghanistan-Expertin: Tornados werden Zieldaten für Angriffe liefern - Citha Maaß rechnet mit weiteren Anforderungen an deutsche Soldaten" Moderation: Dirk-Oliver Heckmann (30.01.2007)
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/587960/ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/587960/)
Quote[...] Philippinische Soldaten haben einer Untersuchung zufolge seit 2001 hunderte linksgerichtete Zivilisten getötet. Es handele sich um eine kleine Gruppe von Verantwortlichen innerhalb der Armee, sagte der Chef der Ermittlungskommission, Jose Melo, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Deren Vorgesetzte hätten die Taten toleriert und müssten daher ebenfalls zur Rechenschaft gezogen werden. Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo verurteilte die Tötungen.
Das Militär, das sich in dem südostasiatischen Land wiederholt mit Putschversuchen in die Politik eingemischt hat, kündigte eigene Untersuchungen an. Von einer stillschweigenden Toleranz der Taten könne keine Rede sein.
Auf den Philippinen wurden in den vergangenen Jahren hunderte Bürgerrechtler, Sozialarbeiter und Bauern erschossen. Arroyo hatte den pensionierten Richter Melo im vergangenen Jahr aufgefordert, die Fälle zu untersuchen. Zuvor hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International einzelne Streitkräfte der Taten beschuldigt und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
Aus: "Soldaten töteten Hunderte: Untersuchung auf Philippinen" (Dienstag, 30. Januar 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/759888.html (http://www.n-tv.de/759888.html)
Quote[...] Wenn US-Rüstungsfirmen ihre Bilanzen vorlegen, haben die Aktionäre regelmäßig Grund zur Freude. In der vergangenen Woche war es bei Lockheed Martin wieder einmal so weit: Allein im vierten Quartal 2006 steigerte das Unternehmen seinen Gewinn um 28 Prozent auf 729 Millionen Dollar. Ähnlich gut geht es dem Armeelieferanten Northrop: Das Unternehmen meldete ein Plus von 37 Prozent auf 453 Millionen Dollar. Gestern schließlich hat der Flugzeugbauer Boeing seine Zahlen präsentiert. In der Militärsparte kommt der Konzern auf einen Quartalsgewinn von einer Milliarde Dollar - zehn Prozent mehr als im Vorjahr.
Aus: "KRIEGSNATION USA: Reibach für die Rüstungs-Riesen" Von Anselm Waldermann (01. Februar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,463393,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,463393,00.html)
Quote[...] Fast täglich veröffentlicht das Pentagon aktuelle Zahlen über die im Irak getöteten und verwundeten US-Soldaten. Mit Stand 30. Januar kamen demnach seit Kriegsbeginn 3075 GIs ums Leben. 23 279 Soldaten wurden im Kampf verwundet. Diese Angaben verwenden die US-Medien gemeinhin. Als Harvard-Professorin Bilmes indes für eine Studie über medizinische Folgekosten des Krieges recherchierte, stieß sie auf die Zahl 50 508. So viele Soldaten seien bis Ende September 2006 aus medizinischen Gründen aus dem Irak und Afghanistan evakuiert worden, hieß es da. Quelle: die offizielle Webseite der Veteranen-Behörde des Pentagon.
Als Bilmes die höhere Zahl in ihrer Studie verwendete, protestierte das Washingtoner Verteidigungsministerium. "Sie haben gesagt, ich benutze falsche Angaben", sagt Bilmes. Die Veteranen-Behörde habe irrtümlich ohne Feindeinwirkung verursachte Verletzungen eingerechnet, habe man erklärt - also Unfallopfer oder schwere Erkrankungen. Inzwischen erscheint auch dort die niedrigere Zahl.
"Angenommen, Sie fahren in einem Konvoi", erklärt Bilmes die Zählweisen, "und der erste Wagen fährt auf eine Mine. Sie sind im zweiten Auto, das auffährt. Dann tauchen die durch die Explosion verwundeten Soldaten in der vom Pentagon verwendeten Statistik auf, die beim Aufprall im zweiten Wagen Verletzten nicht." Egal, ob vorn ein Soldat nur leichte Wunden davonträgt, hinten einer schwer verletzt wird. Anders zählt das Pentagon die Gefallenen: Hier werden zu der Zahl von 2475 im Kampf getöteten Soldaten ("killed in action") die 600 ohne Feindeinwirkung gestorbenen GIs ("non hostile deaths") dazugerechnet. Stirbt ein Soldat im zweiten Auto, würde er mitgezählt, sein verwundeter Kamerad nicht.
[...] Für ihre Studie, sagt sie, sei es kein Unterschied, warum ein Soldat im Lazarett lande. Die für sie relevante Zahl lautet 205 000, Das ist die Zahl der Soldaten, die während oder nach Einsätzen im Irak und Afghanistan bislang medizinische Betreuung in Anspruch nahmen. Eingerechnet sind hier jene, die zwar körperlich unversehrt zurückkehren, sich aber später in kriegsbedingte Behandlung begeben. Mehr als 73 000 Soldaten suchten wegen Depressionen, Alkoholproblemen oder posttraumatischem Stress (PTSD) Hilfe.
Aus: "USA: Verwirrung über Opferzahlen des Irakkrieges" (31.01.2007)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=3892bf7d72ae9a72056b6df04b29e0c6&em_cnt=1063532 (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=3892bf7d72ae9a72056b6df04b29e0c6&em_cnt=1063532)
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Quote[...] Der designierte Oberkommandierende des US-Zentralkommandos, Admiral William Fallon, hält einen Kurswechsel im Irak für notwendig. «Die Situation im Irak ist ernst und erfordert neue und andere Handlungsweisen», sagte Fallon am Dienstag in Washington bei einer Anhörung vor dem Streitkräfteausschuss des US-Senats.
Die bisherige Strategie habe «nicht funktioniert». Zwar glaube er, dass das Ruder noch herumgerissen werden könne, «aber die Zeit ist knapp», sagte Fallon. Dabei ließ er offen, ob er die von US- Präsident George W. Bush angekündigte und von den Demokraten kritisierte Truppenaufstockung um 21 500 Mann im Irak unterstützt.
Aus: "Studie: US-Truppenverstärkung im Irak reicht nicht" (Mittwoch 31. Januar 2007)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/31012007/3/studie-us-truppenverstaerkung-irak-reicht.html (http://de.news.yahoo.com/31012007/3/studie-us-truppenverstaerkung-irak-reicht.html)
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Quote[...] Wegen der religiösen Unruhen und der zunehmenden Kriminalität steigt die Zahl der Binnenflüchtlinge im Irak jeden Tag um durchschnittlich etwa Tausend Menschen. Seit dem Anschlag auf das schiitische Mausoleum von Samarra im Februar 2006 hätten etwa 360'000 Menschen ihre Häuser und Wohnungen verlassen.
Aus: "Dramatische Flüchtlingszahlen im Irak: Täglich verlassen Tausend Menschen ihr Heim" (31. Januar 2007)
Quelle: http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2007/01/31/international/74489 (http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2007/01/31/international/74489)
Quote[...] Wien "In Wien hat die ÖVP keine Probleme gehabt,
Untersuchungskommissionen gemeinsam mit FPÖ und Grünen zu beantragen.
Warum dieselbe Partei nun auf Bundesebene ein Problem darin sieht,
wenn andere Parteien dasselbe machen, mutet mehr als seltsam an",
merkt der Klubobmann des Wiener SPÖ-Rathausklubs, Christian
Oxonitsch, zum merkwürdigen Verhalten der Volkspartei zum kommenden
Eurofighter-Untersuchungsausschuss an.
[...] Die ÖVP hat anscheinend triftige Gründe, dermaßen massiv gegen eine
Untersuchung des Eurofighter-Vertrags einzutreten", sagt Christian Oxonitsch
Aus: "Eurofighter - SPÖ-Oxonitsch: "ÖVP lehnt Eurofighter-U-Ausschuss ab, nimmt Recht auf Untersuchungskommission in Wien aber gerne in Anspruch" - ÖVP habe in Wien offenbar anderes Demokratieverständnis, als auf Bundesebene" (2006-10-29)
Quelle: http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20061029_OTS0031&ch=politik (http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20061029_OTS0031&ch=politik)
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Quote[...] Es heißt, Platter habe den Auftrag gegeben, einen Teil der Anschaffungskosten für die Jets als Betriebskosten zu verbuchen. Damit sollte der Kaufpreis auf dem Papier künstlich niedriger gehalten werden als er tatsächlich ist. Platter wies den in der "Zeit im Bild" gebrachten Vorwurf zurück.
Der nunmehrige Innenminister betonte, dass es in Sachen Eurofighter keinen Auftrag gegeben habe, die Kosten der Anschaffung in die Betriebskosten zu übertragen. Das politische Interesse sei immer gewesen, die Beschaffung so sparsam wie möglich durchzuführen, hieß es aus dem Büro Platters gegenüber der APA.
Es gehe um drei Kostenarten. Die erste seien die Beschaffungskosten an sich, die 1,959 Milliarden Euro betragen. Dazu kämen die Betriebskosten von 50 Millionen Euro pro Jahr und das dritte sei der Folgeaufwand, der einmalig mit 460 Millionen Euro bewertet sei. Diese 460 Millionen seien vom Rechnungshof beziffert worden. "Alle Kosten sind längst bekannt, vom Rechnungshof geprüft und dem Parlament zur Verfügung gestellt worden", so Sprecherin des Innenministers.
Aus: "Platter im Eurofighter-U-Ausschuss belastet" (Wien, 30.01.2007)
Quelle: http://www.volksblatt.at/index.php?id=7605&tx_posapaxmlimport_pinews%5Buid%5D=3394 (http://www.volksblatt.at/index.php?id=7605&tx_posapaxmlimport_pinews%5Buid%5D=3394)
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Quote[...] Für Aufsehen im Eurofighter-U-Ausschuss hat am Mittwoch eine verschwundene Unterlage des ehemaligen Generaltruppeninspektors Horst Pleiner gesorgt.
Das besagte Schreiben soll von ihm erstellte Schätzwerte zum heiklen Thema Betriebskosten enthalten haben und unter anderem auch als Grundlage für eine Entscheidung pro Gripen bei einer Besprechung zwischen den Militärs und dem damaligen Verteidigungsminister Herbert Scheibner (BZÖ) verwendet worden sein.
"Streng vertraulich"
Den Verbleib des Aktes konnte Pleiner nicht aufklären. Dass das "streng vertrauliche" Dokument vernichtet worden ist, konnte er auch nicht ausschließen. "Es ist manchmal zweckmäßig, muss ich sagen, wenn das nicht mehr weiterverfolgt werden kann", merkte er dazu scherzhaft an.
Aus: "Aufregung über EADS-Lobbyisten" (01.02.2007)
Quelle: http://news.orf.at/070131-8736/index.html (http://news.orf.at/070131-8736/index.html)
Quote[...] Mit dem KSK-Einsatz in der US-geführten Koalition hat Deutschland laut Regierung ,,einen deutlich sichtbaren und eigenständigen Beitrag" im Kampf gegen den Terrorismus in Afghanistan geleistet. Durch die ,,schnelle und eigenständige Übernahme der Verantwortung" in einem Einsatzgebiet seien US-Spezialkräfte ,,deutlich entlastet" worden. Auch die politischen Folgen bewertet der Bericht: ,,Dieser Beitrag wurde international anerkannt und hat erheblich zur Stärkung unserer nationalen Position im internationalen Verbund beigetragen."
Weil die KSK-Einsätze der Geheimhaltung unterliegen, gibt die Bundesregierung öffentlich über dessen Wirken keine Auskünfte.
Aus: "26 Monate lang hat das KSK gegen die Taliban gekämpft" Von Hans Monath (31.01.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/31.01.2007/3052639.asp (http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/31.01.2007/3052639.asp)
Quote[...] Der Irak ist laut einer neuen Beurteilung der US-Geheimdienste auf dem Weg in den Bürgerkrieg. Die derzeitige Situation weise Anzeichen für einen "Bürgerkrieg" auf und werde sich noch weiter verschlechtern, heißt es dem gemeinsamen Bericht der 16 US-Geheimdienste an Präsident George W. Bush. Mit ihrer Einschätzung widersprachen die Dienste in einem zentralem Punkt dem Weißen Haus: Dieses bestreitet bislang, dass im Irak ein Bürgerkrieg herrscht. US-Verteidigungsminister Robert Gates kritisierte, dass die Verwendung des Begriffs "die komplexe Lage im Irak übermäßig vereinfacht".
In ihrem lange erwarteten Bericht urteilen die Geheimdienste, dass die Gewalt im Irak noch nicht ihren Höhepunkt erreicht habe. In den kommenden zwölf bis 18 Monaten werde sich "die allgemeine Sicherheitslage in dem Maße weiter verschlechtern, wie es Ende des Jahres 2006 der Fall war". Der umstrittene Begriff "Bürgerkrieg" beschreibe dabei "zutreffend einige Schlüsselelemente des Konflikts". Sie verwiesen vor allem auf die eskalierenden Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten.
Der Nationale Sicherheitsberater Steven Hadley sagte, der Bericht werfe einen "harten Blick" auf den Irak, sei aber als "fair" zu bewerten. Hadley betonte, dass die Einschätzung der Geheimdienste nicht der neuen Irak-Strategie von Präsident Bush entgegenlaufe. Bush will die derzeit rund 132.000 Soldaten um mehr als 20.000 weitere verstärken. Gegen den Plan regt sich im Kongress Widerstand, auch die Öffentlichkeit lehnt ihn Umfragen zufolge mit großer Mehrheit ab.
Verteidigungsminister Gates übte Kritik an den Befunden der Dienste. Im Irak gebe es keinen Bürgerkrieg, sagte er. "Ich glaube, dass es dort tatsächlich vier Kriege gibt", führte der Minister aus. Vor allem im Südirak stünden sich schiitische Gruppen gegenüber, in Bagdad seien es Schiiten gegen Sunniten, außerdem gebe es den Aufstand gegen die Besatzungssoldaten und die Regierung sowie die Aktivitäten des Terrornetzwerks El Kaida. Bei dem Begriff "Bürgerkrieg" gehe es nicht nur um sprachliche Feinheiten, sagte Gates. "Er stellt die Lage vereinfachend dar. Er ist nur ein Schlagwort für das, was im Irak vor sich geht."
Aus: "US-Geheimdienste sehen Irak auf dem Weg in den Bürgerkrieg" (Freitag 2. Februar 2007)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/02022007/286/politik-us-geheimdienste-irak-b-rgerkrieg.html (http://de.news.yahoo.com/02022007/286/politik-us-geheimdienste-irak-b-rgerkrieg.html)
Quote[...] "Das ist eine riesige Zahl", sagte die neue Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, der "Post". Andere wiesen auf den Widerspruch zwischen der drastischen Erhöhung der Militärausgaben und Bushs sonstigem Sparkurs hin. So sieht der Haushalt für 2008 vor, die Ausgaben von Medicare, der Krankenversicherung für die Älteren, um 66 Milliarden Dollar zu kürzen.
[...] Trotz ihrer Skepsis werden sich die Demokraten am Ende wohl kaum weigern, den Krieg weiter zu finanzieren - aus Angst, dies könnte als mangelnde Unterstützung der Soldaten interpretiert werden. "Wir wollen sicherstellen, dass unsere Truppen alles haben, was sie brauchen", sagte die demokratische Abgeordnete Nita Lowey der "Post".
Das Unbehagen jedoch bleibt. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Senat, Kent Conrad, sagte der "Post", das Land werde noch jahrelang für diesen Krieg zahlen. "Es wird alle bisherigen Vorstellungen übertreffen".
Aus: "BUDGET-SCHOCK: 750 Milliarden Dollar für den Krieg" (cvo/Washington Post; SPON; 03. Februar 2007 )
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,464112,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,464112,00.html)
Quote[...] Ein US-Soldat erschoss nach Angaben von Augenzeugen die Journalistin Suhad Ibrahim, die für das staatliche irakische Medien-Netzwerk arbeitete. Ibrahim sei auf ihrem Weg zur Arbeit an einer amerikanischen Patrouille vorbeigefahren, ohne diese weiter zu beachten, hiess es aus Sicherheitskreisen.
Die US-Soldaten im Irak eröffnen wegen des Risikos von Selbstmordattentaten häufig das Feuer auf vorbeifahrende Fahrzeuge, wenn die Fahrer nicht sofort auf Zuruf anhalten.
Aus: "Irakische Journalistin «präventiv» erschossen" (4. Februar 2007)
Quelle: http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2007/02/04/international/irakische_journalistin_praeventiv_erschossen (http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2007/02/04/international/irakische_journalistin_praeventiv_erschossen)
Quote[...] Visitors to the exhibition start by walking through a mock spray of white phosphorus, a chemical agent that burns flesh, before entering a torture chamber labeled "Torture methods used here were used on prisoners of Guantanamo Bay and Abu Ghraib".
Here, figures of naked men were gagged and strapped upside down to a metal-framed bed. Another was strapped to a chair, his legs and arms bristling with nails driven into his flesh, while another was bombarded with loud, incessant disco music.
"Who would have imagined the cheerful music of Boney M. could be used as an instrument of pain and torture?" a label said.
The exhibit also took visitors through the Vietnam War, including the My Lai massacre of civilians by U.S. troops, then along a trail of mock blood through a scene representing the civilian casualties of Israel's offensive in Lebanon last year.
Speakers at the conference include former U.S. lawmaker Cynthia McKinney, a Democrat who has branded the U.S.-led war in Iraq as illegal, and former U.N. assistant secretary-general Hans von Sponeck, who took part in a similar attempt to set up an unofficial war-crimes tribunal at a conference in Turkey in 2005.
It also features Ali Shalah, billed as the man famously pictured in a hood with electrodes attached to his fingers at Abu Ghraib, a U.S.-run prison in Iraq, though the New York Times recently reported that he was not the man in the photo.
"Anyone who has looked at the (conference) program knows what this is all about," a U.S. embassy official said, declining to add any further comment.
A British embassy spokesman could not reached for comment.
From: "Bush, Blair in dock at "house of horrors" summit" (Mon Feb 5, 2007)
Source: http://today.reuters.com/news/articlenews.aspx?type=worldNews&storyID=2007-02-05T090221Z_01_KLR268409_RTRUKOC_0_US-MALAYSIA-TRIBUNAL.xml&pageNumber=1&imageid=&cap=&sz=13&WTModLoc=NewsArt-C1-ArticlePage1 (http://today.reuters.com/news/articlenews.aspx?type=worldNews&storyID=2007-02-05T090221Z_01_KLR268409_RTRUKOC_0_US-MALAYSIA-TRIBUNAL.xml&pageNumber=1&imageid=&cap=&sz=13&WTModLoc=NewsArt-C1-ArticlePage1)
Quote[...] Es war am Samstag kurz vor Sonnenuntergang, als der Selbstmordattentäter seinen mit einer Tonne Sprengstoff beladenen Lastwagen auf dem Lebensmittelmarkt des Bagdader Schiitenviertels Sadriyah zur Explosion brachte. Zum Zeitpunkt des Attentates erledigten tausende Iraker, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, ihre Einkäufe für den Abend. Die Bombe tötete mindestens 135 schiitische Zivilisten. Mehr als 400 mussten mit Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert werden.
[...] Für Beobachter in Bagdad kommen die Anklagen nicht überraschend. Sie sehen den Terroranschlag als Versuch, vor der seit Wochen angekündigten amerikanisch-irakischen Großoffensive zur Befriedung von Bagdad für ein "Höchstmaß an Chaos und Anarchie in der Hauptstadt" zu sorgen. Es sei zu befürchten, dass diese "perfide Rechnung" auch aufgeht, da die Regierung ihre Glaubwürdigkeit verspielt habe. Der Druck der Schiiten auf Regierungschef al Maliki, meinte ein Kommentator des TV-Senders Al Dschasira, sei immens. Der schiitische Politiker stehe "zwischen seiner schiitischen Hausmacht und den USA". Ein Erfolg der "Befriedungsoffensive" sei unwahrscheinlich, da die Milizen nach jedem Anschlag mehr Zulauf erhielten.
Wie angespannt die Lage im Irak ist, zeigte sich auch gestern: Bei - für irakische Verhältnisse - eher "kleineren Attentaten" kamen in Bagdad wieder dutzende Menschen ums Leben.
Aus: "Blutigster Anschlag im Irak seit US-Einmarsch" (nachrichten.at; 05.02.2007)
Quelle: http://www.nachrichten.at/politik/aussenpolitik/514808?PHPSESSID=cebe17c431dcd2cf02dc76d5fc73acb8 (http://www.nachrichten.at/politik/aussenpolitik/514808?PHPSESSID=cebe17c431dcd2cf02dc76d5fc73acb8)
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Quote[...] In Fort Lewis im Bundesstaat Washington begann am Montag unterdessen das Militärverfahren gegen den Heeres-Offizier Ehren Watada. Der Oberleutnant hatte sich wegen seiner Überzeugung, der Krieg im Irak sei illegal und unmoralisch, der Entsendung verweigert und wird seither von der Antikriegsbewegung als Held des Gewissens gefeiert. Dem 28 Jahre alten Offizier droht eine Strafe von bis zu vier Jahren Gefängnis.
Aus: "Krieg im Irak: Unmut im Irak über Amerikas Bagdad-Strategie" Von Matthias Rüb, Washington (Text: F.A.Z., 06.02.2007, Nr. 31 / Seite 1)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EFC152149C3664D638685E485B6A8C175~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EFC152149C3664D638685E485B6A8C175~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] Von den 24 Millionen Einwohnern des Irak haben nach UNO-Angaben in den vergangen Jahren 3,7 Millionen ihr Land verlassen oder aber innerhalb des Landes den Wohnort gewechselt. Die USA nahmen seit Beginn des von ihnen angeführten Einmarsches in den Irak im Jahr 2003 bisher insgesamt 466 irakische Flüchtlinge auf. Nach Einschätzung etlicher Kongressabgeordneter ist das viel zu wenig.
Aus: "Nach massiver Kritik: USA prüfen Aufnahme von mehr Flüchtlingen aus dem Irak" (07.02.2007)
Quelle: http://www.networld.at/index.html?/articles/0706/15/163814.shtml (http://www.networld.at/index.html?/articles/0706/15/163814.shtml)
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Quote[...] Einzelne Sätze des Triumphierens sind zu verstehen, die Bestätigung: "good hits", "gute Treffer". Die Piloten sprechen von guter Sicht. Dann erhalten sie die Nachricht, dass sich "friendlies", befreundete Truppen, im Zielgebiet befinden.
"God, damn it", reagiert einer der Piloten, "gottverdammt". Dann sind nur noch Flüche zu hören: "Fuck", "shit", "fuck, fuck, fuck!" - bis über Funk die entgültige Bestätigung kommt: Der Angriff war ein Fehler. Ein britischer Soldat wurde getötet, es gibt verwundete.
Die Aufnahmen dokumentieren den Funkverkehr noch lange Minuten nach dem Angriff. Immer wieder sind vereinzelte Flüche zu hören, Seufzen, zwischendurch schreit einer der Piloten gequält auf, dann Stille. In die Pausen fallen Sätze wie: "Mir wird schlecht", "Wir sind im Knast, Kumpel". Einer der Männer scheint zu schluchzen.
Dazwischen fallen regelmäßig Kommandos von der Basis: Mission abbrechen, "abort, abort", in ruhigem Tonfall.
Quote
Autor: neaera / Datum: 06.02.07 12:45
Friendly Fire ...
... ist in jedem Krieg ein nicht gern diskutiertes Thema.
Es ist aber kein speziell us-amerikanisches Problem und lässt sich auch durch noch so fortschrittliche Technik nur Eingrenzen, aber nicht ganz verhindern.
Quote
Autor: tofeel / Datum: 06.02.07 23:20
solch alte kamellen
halten nun wieder her. was is´n das für ne Politik, die hier betrieben wird ? Friendly Fire gab es in allen Kriegen bisher, das verschönert noch verschlechtert einen Sch...-krieg.
Quote
Autor: Volker Heinrichs / Datum: 06.02.07 13:20
Hört endlich mal auf mit diesem tumben Amerikahass.
Jede Situation hat seine spezifischen Probleme. Vor allen
Dingen wenn es um eine kriegerische Auseinandersetzung
geht.
Ich bin mal gespannt, wie sich die Kommentare verändern,
wenn bei uns die ersten radikalislamischen Sprengsätze
hochgehen. Deutschland ist voll von diesen Typen.
Als Schläfer in einem wohlbehüteten und von uns gut
finanzierten Ruheraum.
Wehe wenn sie wach werden.
QuoteAutor: Dappaman / Datum: 06.02.07 14:43
Na klar, Volker,
ich hör jetzt natürlich sofort auf damit :)
'Jede Situation hat spezifische Probleme.'
Danke für diesen geist-und detailreichen Kommentar.
Den Mund lassen sich hier die Kritiker der 'kriegerischen Auseinandersetzungen' durch solch Gefasel wohl kaum verbieten, da muß schon fundierteres kommen.
Sieht aber nicht so aus.
Bezeichnend auch, daß solche Kriegsvertreter wie Du hier immer schön verschweigen, daß die Begründung für den 'Präventionskrieg', die Chemiewaffen bis heute nicht existieren. Sag doch dazu mal was oberschlaues!
Kriegsgegner betrachten das ganze traurige Spiel als schlachten ziviler Opfer.
Und wenn man das so sieht, hat man kein Verständnis für fortgesetzte Kriegshandlungen. Für was bitte sterben Kinder und Frauen?
Ich hasse auch nicht Amerika, ich mag nur GWB und seine Mannschaft nicht.
Aus: "Bild- und Tonmitschnitte der Piloten: Video zeigt US-Angriff auf britische Truppen im Irak" (rp-online.de; 06.02.2007)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/ausland/404597 (http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/ausland/404597)
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Quote[...] WASHINGTON (Reuters) - Sen. Joseph Lieberman said on Tuesday that Congress should consider a tax to fund the U.S.-declared war on terrorism and reduce the need to cut domestic programs to pay for security spending.
A former Democrat who supports the Iraq war and backs President George W. Bush's plan to send 21,500 additional troops to Iraq, Lieberman said the proposed increase in the Pentagon's budget for next fiscal year will squeeze funding for critical domestic programs.
"I think we have to start thinking about a war on terrorism tax," the independent Connecticut lawmaker said. "I mean people keep saying we're not asking a sacrifice of anybody but our military in this war and some civilians who are working on it."
"When you put together the (Pentagon) budget and the Homeland Security budgets, we need to ask people to help us in a way that they know when they pay more it will go for their security," he said during a Senate panel hearing on the defense budget request.
From: "U.S. should weigh war on terrorism tax: Lieberman" (Tue Feb 6, 2007)
Source: http://today.reuters.com/news/articlenews.aspx?type=politicsNews&storyID=2007-02-06T182553Z_01_N06252236_RTRUKOC_0_US-USA-TAX-TERRORISM.xml&WTmodLoc=NewsHome-C3-politicsNews-3 (http://today.reuters.com/news/articlenews.aspx?type=politicsNews&storyID=2007-02-06T182553Z_01_N06252236_RTRUKOC_0_US-USA-TAX-TERRORISM.xml&WTmodLoc=NewsHome-C3-politicsNews-3)
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Quote[...] Washington - Das Pentagon fütterte das Weiße Haus mit falschen Informationen, um Gründe für den Krieg gegen Irak zu liefern. Das belegt eine Studie von Pentagon-Generalinspekteur Thomas Gimble. Ein Jahr lang trug er Fakten über die Machenschaften im eigenen Haus zusammen.
In der Studie steht: Die Geheimdienstinformationen wurden vom US-Verteidigungsministerium dramatisiert oder unter den Tisch gekehrt – je nach Bedarf. So sei Präsident George W. Bush gemeldet worden, dass eine klare Verbindung zwischen Saddam Hussein und dem Terrornetz El Kaida existiere.
Doch die Behauptung war durch Geheimdienste nicht gedeckt. Auch für ein angebliches Treffen zwischen dem Haupttäter der Anschläge vom 11. September 2001, Mohammed Atta, und einem irakischen Geheimdienstoffizier in Prag im Juni 2001 fehle der Beweis. "Lügen-Schmied" im Pentagon war Ex-Staatssekretär Douglas Feith, einer der aggressivsten Bush-Falken. Sein Büro agierte als eine Art Nebengeheimdienst, sammelte Infos über Bagdads angebliche Massenvernichtungswaffen. "Die Abteilung von Feith hat in einer Zeit, als sich Bush auf einen Krieg mit dem Irak zubewegte, dem Weißen Haus nicht die genaueste Analyse der Geheimdienstinformationen geliefert", sagt Gimble. Klartext: Es lieferte genau die Lügen zu, die gebraucht wurden.
Der Chef des Streitkräfteausschusses, der Demokrat Ike Skelton, ist entsetzt. Für Feiths "schlechtes Urteilsvermögen" zahle "die Nation heute noch immer einen furchtbaren Preis". Feith schied 2005 aus, ist jetzt Professor in Georgetown.
Aus: "Beweise für Irak-Krieg waren alle gefälscht - Pentagon fütterte Weißes Haus mit manipulierten Informationen" (Berliner Kurier, 11.02.2007)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/politik/158883.html (http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/politik/158883.html)
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Quote[...] der Angriff der Koalitionskräfte unter Führung der USA auf den Irak im Dritten Golfkrieg 2003 wurde von George W. Bush als Präventivkrieg zur "Abwehr einer drohenden Gefahr" gerechtfertigt, da der Irak angeblich Massenvernichtungswaffen besitze. Diese wurden jedoch nicht gefunden. Später musste die US-Regierung einräumen, dass die angeblichen Massenvernichtungswaffen ein vorgeschobener Kriegsgrund waren. Beim Irakkrieg der USA und der "Koalition der Willigen" handelte es sich nach Ansicht vieler Kritiker daher um keinen Präventivkrieg im Sinne der Vereinten Nationen (s. dazu: Caroline-Kriterien), sondern vielmehr um einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg.
Aus: "Präventivschlag >> Historische Präventivkriege und -schläge" (Stand: 02/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4ventivschlag (http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4ventivschlag)
Quote[...] Man könnte den Eindruck bekommen, dass dem post-modernen Deutschen die Bilder fehlen, um sich der Bedrohung zu stellen, die er allerdings nur bei internationalistischer Empathie wahrnehmen könnte. Die Frage eines Einsatzes von deutschen Aufklärungs-Tornados findet in einem Umfeld statt, in dem die NATO entweder einen "falschen" Krieg in Afghanistan führt oder man sich aus Angst lieber den Kragen weiss halten möchte.
[...] Die Art, wie in Deutschland über den RECCE-Einsatz diskutiert wird, zeigt den "deutschen Weg" auf:
* Während sich die NATO in Afghanistan im Krieg mit einem entschlossenen Gegner befindet, veranstaltet man hierzulande einen akrobatischen Eiertanz, um den Tornado-Einsatz doch noch in eine allseits beglückende Friedensmassnahme umzudeuten. Was wäre, wenn die NATO Deutschland aufgefordert hätte, einen Luftwaffenbeitrag für Luft/Boden-Einsätze zu leisten (den sie materiel gar nicht darstellen könnte)?
* Man mag diese Debatte noch als einen quoten-bedingten Schlingerkurs entschuldigen. Verlängert man den Trend, schleicht sich die Einsicht in den Bündnis-Zerfall zu immer deutlicherer Klarheit. Für den Einen wird das verhängnisvoll erscheinen, der Andere beklatscht dies als willkommen.
[...] Afghanistan-Krieg: Ahnung
24. November 2006
Aus den ISAF-Pressemeldungen entnehmen wir:
* 22.11.: Die Zahl der täglichen Angriffe ist auf 10 gefallen;
22.11.: 11 Gegner getötet (verwendet wird der Begriff "insurgents");
9.11.: 18 Gegner getötet;
8. 11.: Die Niederländische Luftwaffe verlegt 6 F-16 wieder nach Kandahar;
7.11.: 1 ISAF-Soldat getötet, 2 verletzt, durch Strassen-Bombe;
30.10.: 1 ISAF-Soldat getötet;
28.10.: Angriff von 100-150 Gegnern in Uruzgan;
27.10.: 57 Gegner getötet;
25.10.: 48 Gegner getötet, Kandahar;
22.10.: 15 Gegner getötet, Zabul;
20.10.: 5 Gegner durch Luftangriff getötet, Paktika;
17.10.: 15-20 Gegner getötet, Paktika;
17.10.: 10-15 Gegner getötet, Uruzgan;
16.10.: 4 Gegner getötet;
14.10.: 2 ISAF-Soldaten tot, 3 verwundet;
13.10.: 8 Afghanen getötet, 1 ISAF-Soldat, Suizid-Anschlag;
12.10.: 25 Gegener getötet, Uruzgan;
9.10.: 52 Gegner getötet;
7.10.: 1 ISAF-Soldat getötet;
5.10.: ISAF übernimmt die östliche Region;
3.10.: 1 ISAF-Soldat getötet, wahrscheinlich ein Zweiter, 8 verwundet, Kandahar.
Dazu sind die Meldungen zu vergleichen, die auf http://www.af.mil/news/ zu finden sind unter dem Stichwort: "CENTAF releases airpower summary for" (Datum). Diese fast täglichen Meldungen zeigen, dass vor allem die U.S. und die UK-Luftwaffe derzeit 42 bis 50 Luft-Boden-Einsätze pro Tag für ISAF und OEF fliegt (zum Vergleich: für die NATO Response Force (NRF) sind täglich 200 Luftwaffen-Einsätze für einen symetrischen Krieg geplant).
Übersetzt man die täglich rund 50 Luft-Boden-Einsätze in Bordmunition, Raketen, ungelenkte Bomben und Präzisions-Munition, ergibt sich eine wesentlich heftigere Kriegsführung, als die täglichen ISAF-Pressemitteilungen der NATO-Website erahnen lassen. Wenn diese intensive Luftkriegführung der direkten "Not"-Hilfe für die ISAF-Bodentruppen entspringt, lässt das den Rückschluss auf einen erheblichen Mangel an Bodentruppen zu. Andererseits ist die Schlussfolgerung naheliegend, ein wie auch immer zu bezifferndes Mass an sog. "zivilen Nebenschäden" zu rechnen. Die Zahl dieser zivilen Opfer wird aber sicherlich von den Afghanen vor Ort wegen des schnellen (und wirksamen) Mundfunks verbreitet.
{Nein, das wird in Riga nicht diskutiert}
Aus: "A f g h a n i s t a n" (Michael Forster / 02/2007)
Quelle: http://www.geopowers.com/Kriege/inn_kon/afg_kon/afg_kon.html (http://www.geopowers.com/Kriege/inn_kon/afg_kon/afg_kon.html)
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Quote[...] Tornados ja, aber nur zum Gucken. Der heutige Kabinettsbeschluss offenbart die ganze Schizophrenie der deutschen Afghanistanpolitik. Das Doppelspiel muss aufhören. Die Kanzlerin sollte sagen, wie es ist: Deutschland ist im Krieg.
Aus: "AFGHANISTAN-DEBATTE: Wer Krieg führt, soll auch Krieg sagen" Von Claus Christian Malzahn (31. Januar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,463202,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,463202,00.html)
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Quote[...] Sie tun weiter so, als ob die Bundeswehr am Hindukusch nichts weiter sein sollte als eine Art Technisches Hilfswerk unter Waffen. Das ist zwar Unsinn, aber verständlich.
Unsinn, weil Soldaten nun mal ausgebildet werden, um zu töten, bevor sie getötet werden. Für das Bauen von Brunnen, für die Errichtung von Schulen gibt es andere, die das viel besser können. Verständlich, weil die Bundesregierung fürchtet, einen richtigen Krieg mit einer wachsenden Zahl getöteter deutscher Soldaten selbst nicht überleben zu können.
Zu tief sitzt noch immer das Misstrauen gegenüber jedem militärischen Engagement, zu groß ist der pazifistische Reflex, als dass man mit einem Kriegseinsatz Wählerstimmen gewinnen könnte. Zu ausgeprägt die Furcht, dass tote deutsche Soldaten ohne Einfluss auf die Umfrage-Ergebnisse blieben. Tony Blair ist Berliner Politikern ein warnendes Exempel dafür, wie einer sein gesamtes politisches Kapital verspielt, weil er sich entschlossen hat, mit in den Krieg zu ziehen - angeblich um Schlimmeres zu verhindern.
[...] Die Taliban, einst an der Macht und damals erfolgreich im Kampf gegen den Drogenanbau - fördern diesen jetzt in dem Bewusstsein, sich dafür Loyalität zu kaufen. Sie haben Rückhalt in den vor allem von Paschtunen bewohnten Teilen des Landes. Ihre Stärke beziehen sie nicht aus einer hochgerüsteten Armee. Sie sind Soldaten, wenn sie zum Angriff auf Nato-Truppen ansetzen. Und Bauern, wenn US-Einheiten oder britische Soldaten ihre Dörfer durchsuchen. Jeder Mann ein möglicher Taliban, jeder Taliban womöglich nur ein einfacher Bauer.
Damit wird jeder Krieg automatisch zu einem Krieg gegen die Zivilbevölkerung. Wenn unschuldige Menschen sterben, untergräbt das die moralische Autorität eines jeden Angreifers. Großangriffe oder Bombenwerfen ist in einer solchen Situation "so nützlich wie Krebszellen mit einem Schneidbrenner auszurotten", wie der britische Militärhistoriker Sir Michael Howard das genannt hat. Der Konflikt ist mithin nicht mit militärischen Mitteln zu lösen. Und jede Eskalation macht es noch schwerer, eine Zivilgesellschaft in Afghanistan aufzubauen.
Was das Land bräuchte, sind Hilfsorganisationen, die Straßen und Brücken bauen, Waisen ein Heim und Bauern einen Markt geben, auf dem sie ihre Ware verkaufen können. Auch dann ist Opium das einträglichere Geschäft. Aber in einem langen und womöglich langweiligen Prozess könnte es aufwärts gehen, wenn man die Machtverhältnisse im Lande akzeptiert, und damit die dezentrale Struktur der von mächtigen Clans und ihren Chefs beherrschten Regionen. Wenn man Orte schafft, an denen die unterschiedlichen Interessenkonflikte der diversen Volksgruppen und Clans friedlich ausgetragen werden können, ob in Parlamenten, Regionalversammlungen oder Ältestenräten.
Vielleicht hätte Afghanistan dann eine Chance - trotz aller Komplikationen, Rückschläge und Risiken, die unvermeidlich sein werden. Denn die Menschen im Land, die noch nicht geflohen sind, eint eine große Sehnsucht: die nach Ruhe und einem gewaltlosen Leben miteinander. Diese Sehnsucht war einmal so groß, dass sie sogar bereit waren, die Taliban als Ordnungstifter zu akzeptieren.
Jeder Versuch von draußen, zumal militärisch, den Konflikt zu entscheiden, ist zum Scheitern verurteilt. Und endet in einem Tornado - ob mit deutschen Aufklärungsflugzeugen oder ohne.
Aus: "Deutschland schlittert in den Krieg" Von Hans-Hermann Klare (07. Februar 2007)
Quelle: http://www.stern.de/politik/deutschland/:Kommentar-Deutschland-Krieg/582103.html (http://www.stern.de/politik/deutschland/:Kommentar-Deutschland-Krieg/582103.html)
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Quote[...] Der Tornadoeinsatz ist längst nicht so harmlos, wie er von amtlicher Seite dargestellt wird. Es handelt sich keineswegs nur darum, den alliierten Truppen zu einer besseren "Aufklärung" im Süden Afghanistans zu verhelfen. Vielmehr dient der Einsatz dazu, die Zielfindung der NATO bei ihren Bombenangriffen auf vermeintliche Taliban-Stützpunkte zu verbessern. Der Krieg wird dadurch ausgeweitet, auch zivile Ziele werden in noch größerem Umfang ins Visier genommen, noch mehr Menschen werden in Afghanistan sterben, Häuser und Dörfer dem Erdboden gleich gemacht. Und die Bundeswehr mit rund 250 zusätzlichen Soldaten wird in noch mehr Kämpfe verstrickt.
Die Bundesregierung ist nicht nur von allen guten Geistern, sondern auch von der großen Mehrheit der Bevölkerung verlassen. Nach einer gestern veröffentlichten Forsa-Umfrage sind mehr als drei Viertel der Bundesbürger (77 Prozent) dagegen, dass die Bundesregierung Tornados in den Afghanistan-Kriegsschauplatz schickt. Lediglich 21 Prozent sprechen sich dafür aus. Selbst die Anhänger der Regierungsparteien sind zu über zwei Dritteln gegen den Tornadoeinsatz.
Die Bundesregierung hat wieder einmal unter Beweis gestellt, dass ihr die "Bündnissolidarität" mit den USA wichtiger ist als die demokratische Legitimation ihrer Politik bei Souverän, dem Volk. Noch im September letzten Jahren wurde anlässlich der Verlängerung des ISAF-Mandats des Bundestags versprochen, dass die Bundeswehr nicht in die Kämpfe im Süden Afghanistans eingreifen würde. Gewiss wurde mit diesem Versprechen der eine oder die andere Abgeordnete geködert, dem ISAF-Mandat zuzustimmen. Die Argumente, die damals von der Bundesregierunggegen die Ausweitung des Mandats ins Feld geführt wurden, gelten heute erst recht: Die Sicherheitslage im Land, insbesondere in den südlichen Provinzen, hat sich sogar weiter verschlechtert.
Der Bundesausschuss Friedensratschlag warnt vor allem aus zwei Gründen vor einer Ausweitung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Am Tornado-Einsatz werde nämlich deutlich,- dass Deutschland den bisherigen Weg des gemäßigten militärischen Vorgehens im Norden Afghanistans (im Rahmen von ISAF) vollends verlässt und sich an den blutigen Kämpfen im Süden und Osten des Landes beteiligt, und - dass Deutschland, das bisher schon mit Elitekampftruppen (KSK) an der sog. Antiterror-Operation der USA "Enduring Freedom" in Afghanistan beteiligt war und ist, endgültig und für alle Afghanen sichtbar Kriegspartei wird und entsprechende Gegenreaktionen heraufbeschwört.
Aus: "Friedensbewegung: Regierung von allen guten Geistern verlassen" (7. Februar 2007)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=07022007ArtikelDokumentationen1 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=07022007ArtikelDokumentationen1)
Quote[...] Richard Perle, der frühere Strippenzieher, hat sich von Bush abgewandt. ,,Hätte ich gewusst, wie viele Fehler diese Regierung macht, wäre ich nie für den Irakkrieg gewesen", sagt er heute. Man hätte von Anfang an mehr Truppen schicken müssen, hätte die irakische Armee nicht auflösen dürfen und die Macht früher an die Iraker übergeben müssen.
David Frum, der Redenschreiber, der mit Bush die ,,Achse des Bösen" erfand, wirft dem Präsidenten heute vor, auf halbem Wege stehengeblieben zu sein: Wenn Bush wirklich ein Neocon wäre, hätte er nach dem 11. September gesagt, ,,dass der Extremismus seinen Ursprung in Saudi-Arabien hat". Doch ebenso wie James Baker hat der Bush-Clan beste Beziehungen zu den Saudis.
Jeff Gedmin, der mit Perle befreundet ist, stört dessen nachträgliche Distanzierung. ,,Man erscheint auf dem Ball mit einer bestimmten Person", sagt er. Will sagen: Es ist zu billig, wenn Theoretiker die guten Ideen für sich reklamieren und diejenigen, die sie umsetzen sollten - Regierung und Militär - angreifen, wenn sie scheitern.
Aus: "Männer mit Löchern in den Socken" VON TOBIAS KAUFMANN (ksta.de; 06.02.07)
Quelle: http://www.ksta.de/html/artikel/1170147209610.shtml (http://www.ksta.de/html/artikel/1170147209610.shtml)
Quote[...] Das Verteidigungsministerium steht dem Sprecher zufolge diesem Anliegen grundsätzlich positiv gegenüber. Eine abschließende Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Vermutlich auch deshalb, weil bisher für alle Bundesregierungen galt, keine Rüstungsgüter in Spannungsgebiete zu exportieren. Der Bundessicherheitsrat - ein streng geheim tagender Unterausschuss des Kabinetts - hat über jeden Ausfuhrantrag zu befinden. In ihm sitzen die Kanzlerin, die Minister für Verteidigung, des Äußeren, Inneren, der Wirtschaft und Finanzen sowie der Generalinspekteur der Bundeswehr.
Politische Beobachter gehen indessen davon aus, dass sich der Bund der Anfrage aus Kanada auf keinen Fall verweigern möchte und deshalb nach Möglichkeiten sucht, die restriktive Exportrichtline zu umgehen. Ein Leasing-Geschäft käme Berlin daher sehr entgegen, da das Leasen deutscher Panzer streng genommen kein Exportgeschäft wäre.
Aus: "Kanada will deutsche Panzer für Afghanistan" (NZ; 10.02.2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/ausland/528191.html (http://www.netzeitung.de/ausland/528191.html)
Quote[...] München - US-Verteidigungsminister Robert Gates hat die NATO-Mitgliedstaaten zu einer Erhöhung ihrer Rüstungsausgaben aufgefordert. Das Ziel, zwei Prozent des Bruttosozialprodukts für Verteidigung auszugeben, hätten nur sechs von 26 Mitgliedstaaten erreicht, sagte Gates am Sonntag in seiner Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Dabei sei der Erfolg vieler Missionen davon abhängig, beispielsweise der Einsatz in Afghanistan.
Die NATO sei schließlich kein "Bündnis auf dem Papier", sondern eine Militärallianz mit "vielen ernsthaften Verpflichtungen in der Welt". Dabei sei es eine "traurige Tatsache", dass sich viele Länder, die andere gewaltsam beherrschen wollten, sich nur einer überlegenen Macht beugen würden.
Den von den USA geplanten Raketenschutzschild in Mitteleuropa verteidigte Gates als eine "vielversprechende Entwicklung". Die Bekämpfung des Terrorismus nannte er die wichtigste Aufgabe des 21. Jahrhunderts, schließlich hätten "nicht weniger als 18 Terrororganisationen" in aller Welt blutige Anschläge verübt. Zudem hätten Extremisten "Interesse an Massenvernichtungswaffen gezeigt" und dies müsse ernst genommen werden. (dg)
Aus: "Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten in der Kritik" (net-tribune.de; Sonntag, der 11. Februar 2007)
Quelle: http://www.net-tribune.de/article/110207-09.php (http://www.net-tribune.de/article/110207-09.php)
Quote[...] Berlin/Bagdad - Westliche Geheimdienste sehen in der mutmaßlichen Entführung einer 60-jährigen Deutschen und ihres 20 Jahre alten Sohnes ein neues "schmerzliches Kapitel" in der im Irak "blühenden Entführungsindustrie". Der Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Ernst Uhrlau, hatte vor kurzem von einer "erfolgreichen Entführungsindustrie mit islamistischem, nationalem oder kriminellem Hintergrund" in dem Zweistromland gesprochen. Ein Agent des US-Auslandsgeheimdienstes CIA sprach in der Hauptstadt Bagdad von einer "satanischen Dimension der Gewalt, in der der Mensch zu einer Handelsware degradiert worden ist".
Aus: "Irak: Die "Entführungsindustrie" blüht" (13.02.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/irak-entfuehrungen/92058.asp (http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/irak-entfuehrungen/92058.asp)
Quote[...] Nach Angaben der Zeitung "Globe and Mail" vom Dienstag rät der "offene, 16-seitige Zwischenbericht der für Sicherheitsfragen zuständigen Kommission, von den anderen Nato-Ländern mehr Soldaten, mehr Geld und ein größeres Engagement zu verlangen".
Würden diese Forderungen nicht erfüllt, sollte Ottawa seinen Einsatz in Afghanistan besser "binnen Jahresfrist" beenden, heißt es der Zeitung zufolge in dem Senatsbericht. "Ist Kanada wirklich bereit, sich für Jahrzehnte in Afghanistan zu verpflichten?", fragt die Senatskommission. Der Einsatz "könnte das Leben hunderter Kanadier sowie Milliarden von Dollar kosten, ohne Garantie dafür, dass am Ende eine afghanische Gesellschaft herauskommt, die uns sinnvoll erscheint".
Kanada stellt mit seinen 2500 Soldaten den Kern der Nato-geführten internationalen Schutztruppe Isaf in der afghanischen Provinz Kandahar. Das kanadische Truppenkontingent war in einige der schwersten Kämpfe im Süden Afghanistans verwickelt und hat bereits 42 Soldaten verloren. Das Untersuchungsergebnis stützt sich auf knapp zweijährige Ermittlungen der Kommission und schließt die Erkenntnisse von Senatoren bei Besichtigungen und Gesprächen in Kabul und Kandahar ein.(dpa)
Aus: "Kanada erwägt Rückzug aus Afghanistan" (13. Februar 2007)
Quelle: http://www.n24.de/politik/article.php?articleId=98556&teaserId=99708 (http://www.n24.de/politik/article.php?articleId=98556&teaserId=99708)
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Quote[...] Es sei zweifelhaft, ob der Einsatz angesichts der begrenzten Mittel erfolgreich abgeschlossen werden könne, heißt es in einem Bericht des Verteidigungsausschusses. Auch sollten die Ressourcen besser eingesetzt werden als bisher. Sollten sich diese Forderungen als nicht erfüllbar erweisen, sollte Kanada einen Abzug seiner Truppen nach Ablauf des derzeitigen Mandats Anfang 2009 in Erwägung ziehen. Kanada hat 2500 Soldaten in der südafghanischen Stadt Kandahar stationiert.
Insgesamt sind in Afghanistan 35 000 Nato-Soldaten im Einsatz. Sie haben mit einem wiederauflebenden Widerstand der Taliban, einem florierenden Rauschgift-Handel, Korruption und einer niederliegenden Infrastruktur zu kämpfen. 44 kanadische Soldaten und ein Diplomat des Landes starben bisher während des Afghanistan-Einsatzes. Kanada müsse seine Alliierten zu einem verstärkten Engagement für Afghanistan auffordern, erklärte das Senatskomitee weiter.
Aus: "Afghanistan: Kanada sieht Nato-Einsatz scheitern" (12.02.07)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan_nid_44516.html (http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan_nid_44516.html)
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Quote[...] Bei Kämpfen in Südafghanistan haben US-geführte Koalitionstruppen fliehende Taliban-Kämpfer in eine Höhle getrieben und diese bombadiert. Kampfflugzeuge hätten eine 1000-Kilo-Bombe abgeworfen und die Höhle damit von der Außenwelt ,,abgeriegelt", teilten die Koalitionstruppen am Dienstag mit.
[...] Ein als Arzt verkleideter Selbstmordattentäter sprengte sich unterdessen im Süden Afghanistans in einem Krankenhaus in die Luft und verletzte dabei drei US-Soldaten. Der Mann wollte sich am Dienstag unter eine Versammlung von Regierungsvertretern und Nato-Soldaten im südlichen Chost mischen. Wegen seiner ungewöhnlichen Kleidung sei er den Teilnehmern aber aufgefallen, sagte Gouverneur Arsala Dschamal. ,,Ein US-Soldat sah ihn, schoss auf ihn und dann zündete der Attentäter seine Bombe." Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.
Die radikal-islamischen Taliban haben nach der ruhigeren Winterphase ihre Anschläge wieder verstärkt. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 4000 Menschen in Afghanistan gewaltsam ums Leben. Damit war es das blutigste Jahr seit dem Sturz der Taliban 2001 durch die USA und ihre Verbündeten.
Aus: "1000-Kilo-Bombe auf Taliban" (it/dpa/Reuters; 20.02.07)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan_nid_44961.html (http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan_nid_44961.html)
Quote[...] Wir könnten uns auch dafür entscheiden, zu glauben, dass die Bedrohung übertrieben dargestellt wird, wie einige behaupten. Aber jene, die einen solchen Kurs einschlagen, müssen sich fragen: Was, wenn das nicht stimmt? Was ist, wenn der Feind gerade in diesem Moment damit rechnet, unterschätzt oder vergessen zu werden oder auf unser Beschäftigtsein mit etwas anderem setzt? Letzten Endes lehrt uns die Geschichte, dass Erfolg von Willensstärke abhängt. Lassen Sie uns also heute mit einer Stimme sprechen:
* Zu jenen, die Kinder töten
* Zu jenen, die Diplomaten entführen
* Zu jenen, die Hilfskräfte enthaupten
* Zu jenen, die Journalisten brutal ermorden
* Und zu jenen, die sich moralisch im Recht fühlen in einer Sache, die alles andere ist als moralisch.
Lassen Sie uns diese Menschen warnen, periodisch wiederkehrende Meinungsverschiedenheiten nicht mit Uneinigkeit und unseren Respekt vor dem Leben nicht mit Angst vor dem Kampf zu verwechseln.
Bruchstück aus: "Der vor uns liegende Kampf verspricht ein 'langer Krieg' zu werden": Rede des US-Verteidigungsministers Donald H. Rumsfeld auf der 42. Münchner "Sicherheitskonferenz" - Deutsche Übersetzung (4. Februar 2006)
Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Sicherheitskonferenz/2006-rumsfeld-dt.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Sicherheitskonferenz/2006-rumsfeld-dt.html)
2#: http://en.wikipedia.org/wiki/Donald_H._Rumsfeld (http://en.wikipedia.org/wiki/Donald_H._Rumsfeld)
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+ "Münchner Sicherheitskonferenz" - Informationen, Dokumente, Hintergründe - Die jedes Jahr Ende Januar/Anfang Februar in München stattfindende Sicherheitskonferenz (frühere Bezeichnung: Wehrkundetagung) zählt zu den wichtigsten Tagungen politischer und militärischer Planer und Strategen der "westlichen Welt"
Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Sicherheitskonferenz/Welcome.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Sicherheitskonferenz/Welcome.html)
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Quote[...] "Heute kämpfen wir einen neuen Krieg, um unsere Freiheit, unser Volk und unsere Lebensweise zu verteidigen."
Mit der Rede am Feiertag "Presidents Day" erinnerte Bush an die Geburt Washingtons vor 275 Jahren.
"Bei unserem Einsatz zur Verbreitung der Freiheit in aller Welt gedenken wir der Überzeugung des Vaters unserer Nation, dass die in unserer Revolution erkämpften Freiheiten nicht nur für die Amerikaner bestimmt sind", sagte Bush. Washington habe einmal geschrieben, dass er unwiderstehlich mitgefiebert habe, wann immer eine unterdrückte Nation in einem anderen Land das Banner der Freiheit gehisst habe.
Bush streitet derzeit mit den oppositionellen Demokraten um das richtige Vorgehen im Irak, den er als zentrale Front im Kampf gegen den Terror bezeichnet. Die Demokraten, die in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit stellen, kritisieren Bushs Plan für eine Truppenaufstockung um 21.500 Mann. Heftige Auseinandersetzungen wurden in den kommenden Wochen auch um den Etat für die Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan erwartet.
Aus: "Bush vergleicht Anti-Terror-Kampf mit US-Unabhängigkeitskrieg" (19.02.2007)
Quelle: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2007-02-19T184809Z_01_HUM967385_RTRDEOC_0_USA-BUSH-TERRORISMUS.xml (http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2007-02-19T184809Z_01_HUM967385_RTRDEOC_0_USA-BUSH-TERRORISMUS.xml)
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Quote[...] Auf den Menschenrechten, die wir den Russen und Arabern während des Kalten Krieges entgegengehalten hatten, haben wir weiter herumgetrampelt. Wir haben alle Bestimmungen, die in der Folge des zweiten Weltkriegs in Verträgen und Abkommen niedergelegt worden waren, um die Welt sicherer zu machen, auf eine Weise abgeschwächt, die vielleicht verhängnisvoll sein wird. Und wir fühlen uns dabei als Sieger.
Wo findet man denn zum Beispiel den Terror? Ganz sicher in den Straßen von Bagdad. Und vielleicht auch wieder in unserem großartigen Westen, wenn wir mit diesem Wahn weitermachen. Terror findet man aber auch in den Gefängnissen und Folterkammern des Nahen Ostens. Man findet ihn in denselben Gefängnissen, in die wir in den letzten drei Jahren frisch vergnügt gefesselte Gefangene geschickt haben. Die Behauptung Jack Straws, dass die Männer nicht zur Folter geschickt werden, ist sicher eine der ungewöhnlichsten Erklärungen, die im ,,Krieg gegen den Terror" abgegeben worden sind, wobei absurd vielleicht ein treffenderer Ausdruck wäre. Wenn sie nicht gefoltert werden sollen, wie der unglückliche Kanadier, der von New York nach Damaskus geschickt wurde, warum werden sie dann überhaupt irgendwohin geschickt?
Und wie sollen wir denn bitte diesen Krieg ,,gewinnen", wenn wir all die Ungerechtigkeiten ignorieren, die wir dem Teil der Welt zufügen, aus dem die Flugzeugentführer des 11. September ursprünglich herkamen? Wie oft haben die Herren Bush und Blair über ,,Demokratie" gesprochen? Wie selten haben sie über ,,Gerechtigkeit" gesprochen, über die Korrektur vergangenen Unrechts, über die Abschaffung der Folter? Unsere Hauptopfer beim ,,Krieg gegen den Terror" befanden sich natürlich im Irak, (wo wir selber eine ordentliche Portion Folter ausgeteilt haben).
Seltsamerweise schweigen wir jedoch über die Schrecken, die die Menschen im Irak jetzt ausstehen müssen. Wir wissen nicht einmal, dürfen nicht wissen, wie viele von ihnen den Tod gefunden haben. Wir wissen, dass allein im Juli 1.100 Iraker in Bagdad durch Gewalt ums Leben kamen. Das ist Terror.
Aus: "Krieg ohne Ende" Von Von Robert Fisk (12/30/05 "The Independent")
Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Terrorismus/fisk.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Terrorismus/fisk.html)
Quelle #2: http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Fisk (http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Fisk)
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Quote[...] Noam Chomskys viel diskutiertes Buch «Der gescheiterte Staat» ist eine Analyse der US-amerikanischen Machtpolitik. Zugleich ist es die Dokumentation von Machtverschiebungen im Zeichen neokonservativer Strategien. In der Methode bleibt sich Chomsky auch in seinem neusten Werk treu: Er beobachtet den politischen Mainstream-Diskurs und bürstet ihn gegen den Strich. Organe der «vierten Gewalt» wie die «New York Times» beurteilt er dabei als fast deckungsgleich mit Regierungsinteressen.
Chomsky wendet ihre Kriterien für gescheiterte Staaten («Schurkenstaaten») gegen sie selbst und fragt: Schützen sie die Bürgerrechte und die Sicherheit ihrer Bewohner? Fördern und bewahren sie die Institutionen der Demokratie? Halten sie sich an das Völkerrecht und internationale Abkommen? Das Ergebnis: die amerikanische Demokratie befindet sich in einer tiefen Krise; die USA geraten durch die momentanen Machthaber in die Nähe eines gescheiterten Staates.
Zentral erörtert wird die Problematik des Völkerrechts. Nach Chomsky gehen die radikalen Kreise der Macht in den USA nicht mehr von Allgemeingültigkeit und dem Gleichheitsgrundsatz aus, es gelte ein Ausnahmestatus als Status quo der Supermacht. Das zeige sich bei der Clinton-Doktrin (unilateraler Einsatz von Gewalt zur Sicherung von Schlüsselmärkten, Energiequellen und strategischen Ressourcen), führe zur Vetopolitik bei den Vereinten Nationen und zur Missachtung des Internationalen Gerichtshofes und kulminiere in der Bush-Doktrin des «Preemptive-War», dem völkerrechtlich unerlaubten Präventivkrieg. Im Klartext des UN-Botschafters Bolton: «Es gibt keine Vereinten Nationen. Es gibt bloss eine Staatengemeinschaft, die gelegentlich von der einzigen wirklichen Supermacht angeführt wird – den USA, wenn es deren Interessen entspricht . . .»
Diese Interessen seien jedoch nicht die Interessen der amerikanischen Bevölkerung, die man systematisch an politischer Willensbildung hindere. Chomskys Anliegen ist es, die «Täuschungsstrukturen zu entlarven», die errichtet werden, um die (Kriegs-)Politik des Unilateralismus zu begründen, und zitiert die Empfehlung des neokonservativen Politikerberaters Samuel Huntington von 1981 – man müsse eine Intervention oder sonstiges militärisches Vorgehen so verkaufen, dass «der irreführende Eindruck entsteht, man bekämpfe dadurch die Sowjetunion». Heute bekämpft man den «Terrorismus», und anhand der jüngsten Ereignisse (Irak-Krieg, Israel/Palästina) werden die aktuellen Formen der politischen «Verkaufsmanöver» dargestellt. Auffallend eine wesentliche Differenz: die zwischen Regierungshandeln und dem Mehrheitswillen der Bevölkerung. Deren effektive «Irreführung» sei geradezu das Hauptmerkmal «Demokratiedefizit» in den USA.
Chomsky verlangt tagtägliches Engagement als Basis für eine funktionierende demokratische Kultur, für die Wiedereroberung politischer Teilhabe. Allerdings befremdet ihn die Arroganz der Macht mittlerweile derart, dass er seine Gegenspiegelungen stark auf ironische Rhetorik stützt; über den «militarisierten Staatskapitalismus» wären eindeutigere Worte angebracht. Da darf ein Seitenblick auf Bushs neuen Haushaltsplan nicht fehlen: Alles für die «Boys» von der Truppe, nichts für den Sozialplan! Ist das nun das Machtsignum eines «Failed State»? Oder das tolldreiste V-Zeichen eines «Failed Statesman»? Man kann Letzteres nur hoffen, und mit Chomsky auf die demokratische Mobilität der Amerikaner bauen.
Aus: "Bushs gescheiterte USA. Noam Chomsky schockt mit Analyse und mobilisiert alte Werte" vON Martin Zähringer (Montag, 19. Februar 2007)
Quelle: http://www.tagblatt.ch/index.php?artikelxml=1300882&ressort=tagblattheute/kultur&jahr=2007&ressortcode=tb-bu (http://www.tagblatt.ch/index.php?artikelxml=1300882&ressort=tagblattheute/kultur&jahr=2007&ressortcode=tb-bu)
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Quote[...] 44 Personen aus der Region Tübingen/Reutlingen fuhren am Samstag, den 10.Februar gemeinsam nach München, um gegen die NATO-Sicherheitskonferenz, ein Treffen der Welt-Kriegs-Elite zu demonstrieren. Kurz vor München wurde ihr Bus von zwei Polizeifahrzeugen abgebremst und nach einigen Minuten verlangsamter Fahrt auf einem Autobahnparkplatz zum Anhalten gezwungen.
Beamte des USK stürmten in den Bus, wollten die Mitfahrenden einzeln herausführen, abfilmen und durchsuchen. Ein von den Insassen bestimmter Verhandlungsführer wurde zu Boden geworfen und festgenommen, nach wenigen Sekunden der Einsatz von Pfefferspray angedroht. Anschließend wurden weitere vier Personen aus dem Bus gezerrt und festgenommen.
Von da an holte die Polizei die Friedensfreunde einzeln aus dem Bus, nahm ihre Personalien auf und durchsuchte sie eingehend. Die Kontrolle zog sich 1,5 Stunden hin, während denen die Schikanierten mehrmals geduzt, ihnen das Rauchen und sogar das Sprechen verboten wurde. Einige mussten Kleidungsstücke und Schuhe ausziehen und so im kalten Wind stehen. Die Polizei durchsuchte den Bus und die Taschen der Insassen in Abwesenheit aller Betroffenen, die nach der Kontrolle hinter ein Absperrband gedrängt wurden. Eine Frau und ihre zehnjährige Enkelin wurden in Gewahrsam genommen, weil in ihrem Rucksack in der Vesperbox ein Taschenmesser gefunden wurde. Ansonsten fand die schwarz uniformierte Polizei im Bus ein weiteres Taschenmesser sowie einen Korkenzieher. Nach der Kontrolle konnten nur noch 37 Personen mit 1.5 Stunden Verspätung an der Demonstration teilnehmen.
"Der Veranstalter der Sicherheitskonferenz, Horst Teltschik, hatte das Demonstrationsrecht wenige Tage zuvor als ´Tragik jeder Demokratie´ bezeichnet und gemeint: ´in einer Diktatur würde so etwas nicht passieren´. Nun mussten Menschen, die gegen seine Konferenz demonstrieren wollten, Minuten des Totalitarismus über sich ergehen lassen" so Christoph Marischka, einer der Organisatoren der Busfahrt. Einer der Festgenommenen brachte die Kritik am Einsatz auf den Punkt: "Die Vorkontrolle war von vornherein darauf angelegt, zu verhindern, dass wir rechtzeitig zur Auftaktkundgebung an den Protesten teilnehmen können; Festnahmen waren von Anfang an geplant." Die Daten aller Insassen wurden von der Polizei in vorbereitete Listen eingetragen. Schon am Abfahrtsort Tübingen wurde der Bus von Tübinger Beamten beobachtet, eine der OrganistatorInnen befragt. Danach verfolgte ein Streifenwagen den Bus bis nach Reutlingen, wo die Mitfahrer gezählt und auch der Busfahrer von den Polizeibeamten befragt wurde.
Die Informationsstelle Militarisierung, die an der Vorbereitung der Busfahrt beteiligt war, verurteilt diese Schikanöse Vorkontrolle. Es sei nicht mit dem Demonstrationsrecht zu vereinbaren, dass durch solche Schikanen die Teilnehmer von legitimen Protest abgehalten und dermaßen eingeschüchtert werden. Auch die Aufnahme der Daten aller TeilnehmerInnen sei nicht zu rechtfertigen.
"Auch aufgrund von Teltschiks anti-demokratischen Aussagen musste sich die Polizei dieses Jahr in München selber etwas mehr zurückhalten, es gab dort wesentlich weniger Verhaftungen als sonst. Auf diesem Autobahnparkplatz durfte sich, fernab der Medien, das berüchtigte USK dennoch auch dieses Jahr austoben. Die beteiligten Beamten fielen auch auf der Demonstration immer wieder durch provozierendes und gewalttätiges Verhalten auf," so Johannes Plotzki einer der Teilnehmer aus Tübingen.
Die Gruppen, die aus Tübingen und Reutlingen zur Demonstration aufgerufen haben, prüfen nun ein juristisches Vorgehen gegen den Polizeieinsatz.
Aus: "Demonstrationsfreiheit erfolgreich unterbunden - Sieben Festnahmen auf dem Weg zur Münchener Sicherheitskonferenz. "Minuten des Totalitarismus"" (IMI; 11.2.2007)
Quelle: http://www.imi-online.de/2007.php3?id=1500 (http://www.imi-online.de/2007.php3?id=1500)
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Quote[...] Schon im Vorfeld der alljährlich stattfindenden Münchner Sicherheitskonferenz, dem weltweit wichtigsten Treffen der außenpolitischen und militärischen Eliten, ging es turbulent zu. Die Frage, wie die zunehmend eskalierende Situation in Afghanistan in den Griff bekommen werden könne, bestimmte schon das kurz zuvor abgehaltene Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Sevilla, bei dem u.a. von Deutschland massiv gefordert wurde, sich noch mehr an dem dortigen Krieg zu beteiligen, als dies ohnehin schon der Fall ist. Mit dem Beschluss des Bundeskabinett vom 7. Februar, Bundeswehrtornados nach Afghanistan zu entsenden, kommt Deutschland dieser Forderung nach und macht sich damit offen zum Komplizen des US-amerikanischen Amoklaufs, der offiziell als "Krieg gegen den Terror" bezeichnet wird, de facto aber genau das Gegenteil darstellt. Überhaupt zeigte vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Sicherheitskonferenz ihre "bedingungslose Solidarität" mit den USA und suchte demonstrativ den Schulterschluss mit Washington.
Einhellig wurde auf der Tagung in München der NATO-Einsatz in Afghanistan zur "Nagelprobe" für die künftige Entwicklung der Allianz erklärt und massiv von allen westlichen Beteiligten gefordert, die so genannte "vernetzte Sicherheit" bzw. die "Zivil-militärischen Zusammenarbeit" voranzutreiben, die nunmehr auch im NATO-Rahmen zum Kernkonzept gemacht werden soll. Hierbei handelt es sich um das Kernelement für die derzeitig rapide ablaufende Umstrukturierung der NATO hin zu einer weltweiten Besatzungstruppe, für das der Einsatz in Afghanistan prototypisch ist.
Auch beim zweiten wichtigen Themenkomplex, der Frage des iranischen Atomprogramms, zeigte sich die Einigkeit der Westmächte. Ungeachtet der Tatsache, dass die Vereinigten Staaten im letzten Monat derart an der Eskalationsspirale gedreht haben, dass dies nur den Schluss zulässt, dass die Regierung trotz Widerstände selbst in den eigenen Reihen, gezielt auf eine Konfrontation zusteuern will, kam diesbezüglich keinerlei kritischer Kommentar von Seiten der Europäischen Verbündeten. Im Gegenteil, auch wenn die Frage, ob und wann der Iran tatsächlich militärisch angegriffen wird, zumindest umstritten zu sein scheint, SPD-Chef Kurt Beck lehnte dies beispielsweise in seiner Rede kategorisch ab, was allerdings der einzige Lichtblick seiner Rede darstellte, zog sich die Hybris der westlichen Vertreter durch nahezu sämtliche Ausführungen. Der Iran habe diese und jene Grenze überschritten, man habe - eine krasse Lüge - die Hand freundschaftlich ausgestreckt, die aber ausgeschlagen wurde, nun müsse Teheran diesem und jenem Diktat folge leisten etc., etc. Diese Aussagen der westlichen Vertreter sprachen dem Motto der Konferenz, "Frieden durch Dialog", Hohn und waren gerade deshalb bezeichnend. Ohne mit der Wimper zu zucken maßen sich die NATO-Staaten das globale Machtmonopol an und beanspruchen für sich das Recht, sämtlichen Staaten der Welt diktieren zu können, was sie zu tun zu haben. Hierfür hatten sie aber einen falschen Hauptredner eingeladen.
Man muss und kann in vielen Bereichen kein Freund der Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin sein, seine Aussagen bei der Münchner Sicherheitskonferenz brachten aber den wachsenden Graben und den Kollisionskurs, zwischen den Westmächten und dem Rest der Welt, in beeindruckender Klarheit auf den Punkt. Schon im Vorfeld hatte Putin eine Grundsatzrede angekündigt - und das wurde es dann auch, denn der russische Präsident hat offensichtlich die Faxen dicke. Mit offenem Visier rechnete er nicht nur mit den USA, wie es in den meisten Medienberichten hieß, sondern mit der gesamten westlichen Kriegspolitik derart drastisch ab, dass der zwar gerne zur Dramatisierung neigende Zeit-Herausgeber Joef Joffe - vor zwei Jahren stellte er auf der Sicherheitskonferenz die Frage, ob die NATO gerade zu Grabe getragen werde -, bereits einen Zweiten Kalten Krieg heraufziehen sah. Wenn auch überspitzt brachte Joffe damit den Grad der Entfremdung und des Misstrauens zum Ausdruck, den die Kriegspolitik der NATO nicht nur bei Russland, sondern auch bei vielen anderen Ländern verursacht hat.
Die ganze Farce, die sich in München abspielte, spiegelt sich nicht zuletzt darin wieder, dass die Westmächte im Namen der "Demokratie" Kriege führen und Länder maßregeln, selbst aber ein dubioses Verständnis von Demokratie an den Tag legen, wie nicht zuletzt eine beispiellose Verbalentgleisung des Veranstalters Horst Teltschik und die drastischen Repressionsmaßnahmen gegen jegliche Form von Protest zeigen.
Aus: "Münchner Sicherheitskonferenz - Der Gipfel der Hybris" Von Jürgen Wagner (10.2.2007 / Informationsstelle Militarisierung (IMI) e. V.)
Quelle: http://www.imi-online.de/2007.php3?id=1493 (http://www.imi-online.de/2007.php3?id=1493)
Quote[...] US-Präsident George W. Bush hat das letzte formale Hindernis für die Einrichtung der umstrittenen militärischen Sondertribunale aus dem Weg geräumt. Das Weiße Haus veröffentlichte ein Dekret zur Einrichtung der Tribunale, vor die künftig "feindliche, ausländische Kämpfer" gestellt werden sollen. Nach einem juristischen Tauziehen sollen dort nun als erste der australische Taliban David Hicks, der Kanadier Omar Khadr und der frühere Chauffeur von Osama bin Laden, Ahmed Salim Hamdan erscheinen.
Mitte vergangenen Jahres hatte der Oberste Gerichtshof der USA Bush die Einrichtung der Tribunale verweigert, weil er dazu nach Ansicht des Gerichts die Zustimmung des Kongresses brauchte. Nach der Zustimmung zu einem entsprechenden Gesetz sorgte die Veröffentlichung der Regeln der Gerichte erneut für Entsetzen unter Abgeordneten und Anwälten von Inhaftierten. So darf ein Angeklagter unter anderem mit Hilfe indirekter Zeugenaussagen und erzwungener Aussagen verurteilt werden. Die Sondertribunale dürfen die Todesstrafe verhängen.
Aus: "Bush macht Weg frei für Einrichtung von Sondertribunalen: Weißes Haus veröffentlicht entsprechendes Dekret" (AFP; Berliner Zeitung, 15.02.2007)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/politik/629293.html (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/politik/629293.html)
Quote[...] Der Körper stumpfe durch seelischen Schmerz ab und sei weniger empfindlich, berichtet das Magazin "Geo" in seiner Märzausgabe unter Berufung auf eine niederländische Studie.
Demnach hat eine Gruppe um Elbert Geuze vom Rudolf-Magnus-Institut für Neurowissenschaften an der Universität Utrecht Kriegsveteranen mit einem posttraumatischem Belastungssyndrom (PTBS) untersucht, die an UN-Missionen im Libanon, in Bosnien und Kambodscha teilgenommen hatten.
Die Probanden legten dafür ihre Handfläche auf eine Platte, die in einer Minute von 40 auf 48 Grad Celsius aufgeheizt wurde. Dabei sollten die Versuchspersonen ihre Empfindungen auf einer Skala von Null (kein Schmerz) bis 100 (schlimmster Schmerz) bewerten. Anschließend beobachteten die Forscher mittels Kernspintomographie die Gehirnaktivität der Probanden bei verschiedenen Wärmereizen.
Die Veteranen mit PTBS schätzten die Impulse nicht nur durchweg weniger schmerzhaft ein als Probanden aus einer Kontrollgruppe gleichaltriger, gesunder Soldaten. Die Untersuchung zeigte bei den traumatisierten Veteranen auch eine deutlich veränderte Aktivität im Gehirn - unter anderem eine verringerte Erregung im Bereich des rechten Mandelkerns. In diesem Hirnareal werden auch Emotionen verarbeitet. (APA/dpa)
Aus: "Traumatisierte Soldaten spüren körperlichen Schmerz schwächer - Körper durch seelischen Schmerz abgestumpft" (19. Februar 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2774551 (http://derstandard.at/?url=/?id=2774551)
Quote[...] Genf. AP/baz. Die Kämpfe zwischen Rebellen, Paramilitärs und Regierungstruppen in Kolumbien haben nach UN-Angaben seit 1990 mehr als drei Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Allein im vergangenen Jahr seien es weitere 170.000 gewesen, teilte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) am Dienstag in Genf mit.
Verletzungen der Menschenrechte seien in dem lateinamerikanischen Land an der Tagesordnung, erklärte der zuständige UNHCR-Direktor Philippe Lavanchy. In vielen Gegenden rekrutierten bewaffnete Gruppen Kinder mit Gewalt. Das UNHCR erklärte, es benötige 10,6 Millionen Euro für Hilfsprogramme.
Aus: "UNHCR: Mehr als drei Millionen Flüchtlinge in Kolumbien" (20.02.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=DF54EB51-1422-0CEF-708E62D7AEE91B80 (http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=DF54EB51-1422-0CEF-708E62D7AEE91B80)
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Quote[...] Bisher wurden acht Abgeordnete aus dem Lager des Präsidenten verhaftet, weil sie ihre Wahl der Verbindung zu Todesschwadronen verdanken sollen.
Aus: "Kolumbianische Regierung unterhält Kontakte zu Todesschwadronen" (20. Februar 2007)
Quelle: http://www.net-tribune.de/article/200207-09.php (http://www.net-tribune.de/article/200207-09.php)
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Quote[...] Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes, das der Bundespräsident in diesen Tagen besucht, verhaftete die Justiz Parlamentarier aus dem Regierungslager, weil sie enge Verbindungen zu Paramilitärs unterhalten haben sollen. Das heißt zu Terroristen, die schlimmste Menschenrechtsverletzungen - Morde, Massaker, Entführungen, Vertreibungen - begangen haben. Senator Álvaro Araújo gilt sogar als Präsidentschaftskandidat der Paras. Er ist Vorsitzender einer kleinen Partei, die zur Regierungskoalition gehört. Er ist aber auch der Bruder der Außenministerin María Consuelo Araújo, die daraufhin zurücktrat.
[...] Es ist nicht nur der Bruder, sondern auch der Vater der Ministerin, der ins Visier der Justiz geraten ist: Álvaro Araújo Noguera, ehemaliger Senator, Landwirtschaftsminister und Provinzgouverneur. Gegen ihn wird ebenfalls wegen eines Entführungsfalls ermittelt. Einem weiteren Bruder wird Geldwäsche vorgeworfen. Und ein Vetter der Ex-Ministerin soll sich ebenfalls an Verbrechen der Paramilitärs beteiligt haben. Eine bisher angesehene Politiker-Familie steht am Pranger. Insgesamt sind es bis jetzt neun Parlamentarier, denen der Prozess gemacht werden soll. Außerdem sollen 32 Politiker im so genannten "Pakt von Ralito" eine Übereinkunft mit Paramilitärs getroffen haben.
[...] Dabei war Präsident Uribe 2002 gewählt worden, weil er versprochen hatte, mit den "Mächten der Finsternis", das heißt mit den Paramilitärs, aufzuräumen. Es ist ihm auch gelungen, ein Friedensabkommen mit ihnen zu schließen und die Auflösung ihres wichtigsten Verbandes, der AUC, zu erreichen, der "Selbstverteidigungseinheiten Kolumbiens" - wie sie sich selbst nennen. Miguel Burelli, der Gouverneur der Provinz Santander, konnte deshalb Mitte Dezember 2004 erklären:
Wir erleben einen historischen Moment, denn dies ist die bisher größte Entwaffnungs- und Demobilisierungsaktion von Paramilitärs im gesamten Friedensprozess Kolumbiens ... Und es ist wichtig, dass diese Entwaffnung hier in Catatumbo stattfindet, einer der reichsten, aber auch vergessensten Regionen Kolumbiens.
Damals legten 1.500 Paramilitärs ihre Waffen nieder: der "Block Catatumbo", eine der brutalsten Gruppierungen. In den 80er Jahren gegründet, sollte die AUC die Güter von Großgrundbesitzern gegen Angriffe der Guerilla schützen. Aber ihre Aktivisten verselbständigten sich bald und wurden zu marodierenden Banden oder Schutztruppen der Drogenmafia. Sie manipulierten mit Waffengewalt viele Wahlen, raubten öffentliche Finanzmittel und korrumpierten Institutionen. Vor allem vertrieben sie systematisch Bauern von ihrem Land und eigneten es sich an. Wer nicht parierte, wurde ermordet.
Aus: "Paramilitärs und Parlamentarier auf der Anklagebank: Der schwierige Friedensprozess in Kolumbien" Von Peter B. Schumann (12.03.2007)
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/603741/ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/603741/)
Quote[...] Berlin (AP) Bei Auslandseinsätzen sind im vergangenen Jahr insgesamt 2.256 Bundeswehrangehörige verletzt worden. Das teilte das Verteidigungsministerium auf eine Anfrage der Linksfraktion mit, wie deren stellvertretende Vorsitzende Petra Pau am Dienstag berichtete. Die meisten Verletzungen (1.017) gab es im Kosovo, gefolgt von Afghanistan (768). Wie viele Verletzungen unmittelbar aus einem militärischen Einsatz herrühren, geht daraus nicht hervor.
Die Zusatzkosten für Einsätze der Bundeswehr im Ausland summierten sich den Angaben zufolge 2006 auf 893 Millionen Euro. Dies sei laut Ministerium eine vorläufige Schätzung, berichtete Pau. Detaillierte Angaben über die "einsatzbedingten Zusatzausgaben" seien für März in Aussicht gestellt worden.
Aus: "2.256 Bundeswehrangehörige 2006 bei Auslandseinsätzen verletzt" (02/2007)
Quelle: http://www.solms-braunfelser.de/ap/apnews.php?code=20070220APD7113 (http://www.solms-braunfelser.de/ap/apnews.php?code=20070220APD7113)
Quote[...] Als US-Präsident George W. Bush dem Irak Saddam Husseins den Krieg
erklärte, handelte er, wie er wissen ließ, auf Grund einer göttlichen
Eingebung, nach der er sich zur Rettung des irakischen Volkes und der
Demokratie aufgerufen sah. Mit Gott Politik machen: Was den einen als
plausible moralische und politische Legitimation durch allerhöchsten
Willen erscheint, gilt den anderen als eine von Bigotterie geleitete
Täuschung der Welt. Doch seit der Antike ist die politische Theologie
ein hartnäckiger Begleiter aller Reichsbildungen und politischen
Umordnungen. Ihr immer wiederkehrendes Motiv besteht in dem Versuch,
den Gott oder die Götter als Alliierte der irdischen Machthaber zu
verpflichten.
Der Streit um die politische Theologie wurde von kritischen
Theologen ausgelöst, die den Anspruch der Herrschenden leugnen, Gott
auf ihrer Seite zu haben. Sie wollen Gott höher ansetzen und ihn aus
der Allianz mit konkreten imperialen Gebilden befreien – ob sie nun
im alten Ägypten und im Mesopotamien Nebukadnezars liegen oder in
den Vereinigten Staaten von heute. Darf Gott als Parteigänger eines
bevorzugten Volkes oder Imperiums erklärt werden? Ist die politisch
eingesetzte Religion Mittel der Unterdrückung oder gar Mittel zur
Befreiung? Ist es ein Fortschritt, wenn Glaube und Politik getrennt
werden? Oder lassen sich kulturelle Werte nur über den Glauben
vermitteln?
Bruchstück aus: "In Gottes Namen: Religion im Dienst der Politik / "Das Philosophische Quartett"
im ZDF startet ins sechste Jahr" (news aktuell GmbH; 20.02.2007)
Quelle: http://www.presseportal.de/story.htx?nr=943795&ressort=5 (http://www.presseportal.de/story.htx?nr=943795&ressort=5)
Quote[...] "Die Leute kommen langsam zur Überzeugung, dass diese Regierung geradezu süchtig ist nach Krieg", sagte Organisatorin Lindsey German. Soldaten würden aus dem Irak abgezogen, nur um sie dann nach Afghanistan zu schicken.
Aus: "Tausende demonstrieren in Grossbritannien gegen den Irak-Krieg " (25. Februar 2007)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/newsticker/723282.html (http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/newsticker/723282.html)
Quote[...] "Die Kommandosoldaten wissen genau, wo ihre Wurzeln liegen", schreibt Günzel, der bis Ende 2003 Kommandeur des KSK war, das auch in Afghanistan zum Einsatz kam. Die Einsätze der Division "Brandenburg" gälten "in der Truppe als geradezu legendär".
Aus: "BUNDESWEHR-ELITETRUPPEN - Ex-KSK-Chef lobt NS-Spezialeinheit als Vorbild" (SPON; 24. Februar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,468421,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,468421,00.html)
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Quote[...] Es ist eine unbestrittene Tatsache, daß Einheiten der "Brandenburger" im Partisanenkrieg eingesetzt waren. Dieser wiederum verlief über weite Strecken hinweg und auf beiden Seiten jenseits des seinerzeitigen Kriegsrechts gemäß Haager Landkriegs-Ordnung, das damals noch weiter gefaßt war als heute. Die "Brandenburger" wurden – auch von ihnen selbst – geradezu als Spezialtruppe für den Partisanenkrieg begriffen. Zweifellos kam es hier auch zu Handlungen, die zumal nach unseren heutigen Anschauungen Kriegsverbrechen gegenüber Kombattanten darstellen – auf beiden Seiten. Kriegsverbrechen gegenüber Zivilisten durch deutsche Einheiten sind in diesem Zusammenhang zahlreich erwiesen.
Aus: "Bundesarchiv - "Die Brandenburger" Kommandotruppe und Frontverband" (Stand: 02/2007)
Quelle: http://www.bundesarchiv.de/aktuelles/aus_dem_archiv/galerie/00131/index.html (http://www.bundesarchiv.de/aktuelles/aus_dem_archiv/galerie/00131/index.html)
Quote[...] Der Irakkrieg war eine Invasion des Irak durch die Streitkräfte der USA und verbündeter Staaten (,,Koalition der Willigen") im Jahr 2003. Die Koalition ordnete die Invasion als Präventivkrieg ein, den sie u.a. mit einer angeblich akuten Bedrohung seitens des Iraks rechtfertigte. Kritiker werten sie dagegen als Angriffskrieg.
Gemäß der UN-Charta ist der Einsatz militärischer Gewalt nur im Falle einer Befugnis durch den Sicherheitsrat als legitim anzusehen. Diese Befugnis erfolgte nicht. Allerdings verurteilte der Sicherheitsrat auch nicht die Invasion.
[...] Das Project for the New American Century hatte seit dem Jahr 1998 für eine militärische Intervention im Irak Lobbyismus betrieben. Begründet wurde dies mit der Gefahr die durch Massenvernichtungswaffen ausging.
Die Länder der Koalition begründeten dann den Krieg ebenfalls sicherheitspolitisch, u. a. mit angeblich im Irak vorhandenen Massenvernichtungswaffen bzw. dem angeblich fehlenden Nachweis der Vernichtung von Massenvernichtungswaffen. Dem Saddam-Regime wurde zudem anfänglich eine angebliche Unterstützung des Terrornetzwerks Al-Qaida zur Last gelegt und diese als weiterer Kriegsgrund benannt, dass das Regime Massenvernichtungswaffen an diese Terroristen weitergeben könnte. Man betonte besonders die Kombination der Faktoren: es bestehe die Gefahr, dass der Irak Massenvernichtungswaffen an Terroristen weitergeben könnte. Darüber hinaus wurden vor allem in den USA und Großbritannien die diktatorische Natur des Regimes sowie dessen vor einem Jahrzehnt verübten Massenmorde an Kurden und Schiiten hervorgehoben, um die Notwendigkeit einer Invasion darzustellen. Daran geknüpft war die Aussicht auf eine Neuordnung des Nahen Ostens im Sinne einer Belebung der regionalen Demokratie die sich in Form eines Dominoeffektes nach einem Regimewandel im Irak in der Region verbreiten sollte. So hatte bereits die Regierung Clinton 1998 erklärt, Ziel ihrer Politik sei der Regimewechsel im Irak zugunsten einer demokratisch gewählten Regierung.
Vorhandene irakische Massenvernichtungswaffen wurden bis zum vom Irak 1998 erzwungenen Abzug der UN-Waffeninspektoren teilweise abgerüstet. Die Regierungen der Koalition behaupteten jedoch, dass der Irak seit 1998 die nachgewiesenen chemischen Waffen noch in Besitz hatte. Allerdings konnten Beweise für den Verbleib der Waffen im Irak weder während noch nach dem Krieg erbracht werden. Dasselbe gilt auch für die angebliche Unterstützung von Al-Qaida durch das irakische Regime. Die Administration bezeichnete Iraq als einen "haven state", also einen Staat, der Terroristen beherbergt und unterstützt. Dies konnte jedoch nie nachgewiesen werden, Berichte über angebliche Treffen zwischen Al-Quaida Mitgliedern und Saddam Hussein wurden nicht bestätigt. Die Stichhaltigkeit der genannten Gründe für den Angriffskrieg gegen den Irak wird daher von vielen angezweifelt. In der Argumentation der US-Administration hinsichtlich der Gründe für einen Krieg zeigte sich auch mit der wachsenden Kritik ein Wandel. Während man zuerst die erstgenannten Faktoren (Verbindung zu Terroristen, Massenvernichtungswaffen) betonte, wurde später nur noch argumentiert, man habe gegen Diktatur und für Demokratie und Befreiung gekämpft. Da viele Kämpfer in der Folge des Krieges in den Irak eindrangen und terroristische Attentate verüben, wurde Terrorismus später als Begründung für einen weiteren Verbleib der Truppen im Irak wieder aufgenommen.
Viele, hauptsächlich Kritiker des Krieges, sehen jedoch in wirtschaftlichen Interessen der USA, sowie im Bestreben, den Einfluss auf die Region zu vergrößern, die eigentlichen Gründe des Angriffs.
[...] Der Krieg ist das erste Beispiel für die Umsetzung der neuen Sicherheitsdoktrin der USA, die Präventivkriege als Verteidigung ansieht (siehe Bush-Doktrin). Diese Sichtweise ist durch die UN-Charta in keiner Weise legitimiert. Präventivkriege verstoßen gegen Art. 2 der Charta, die Gewalt als legitimes Mittel zwischen Staaten ausschließt und das Gewaltmonopol beim Sicherheitsrat verankert. Die USA agieren daher, nach eigener offizieller Darstellung, auf Basis der UN-Resolutionen 687 und 1441 und bezeichnen ihren Angriff als ,,Abrüstung" des Irak.
Gegenüber der Weltöffentlichkeit und der eigenen Bevölkerung versuchte die US-Regierung, den Krieg vor allem mit der behaupteten Existenz irakischer Massenvernichtungswaffen sowie einer angeblichen Verbindung mit der Terrorgruppe Al-Qaida zu begründen. Für beides gibt es bis heute keine Belege. Eine von Außenminister Powell vor der UNO als Beweis präsentierte Kaufvereinbarung der irakischen Regierung mit der Regierung von Niger über waffenfähiges Plutonium erwies sich als Fälschung. Kritiker werfen der US-Regierung daher bewusste Täuschung vor, während andere darauf verweisen, dass niemand hätte wissen können, über welche Möglichkeiten Saddam Hussein verfügt habe. Im September 2005 bedauerte Powell in einem ABC-Fernsehinterview seine Rede[5] vom Februar 2003, in der er den Weltsicherheitsrat mit später als falsch erkannten Behauptungen von der Notwendigkeit des Irak-Kriegs zu überzeugen suchte und bezeichnet sie als einen Schandfleck in seiner Karriere. [6]
Die Untersuchungskommission zu den Anschlägen des 11. September schrieb in ihrem Zwischenbericht vom Juni 2004, es gebe keine ,,glaubwürdigen Belege", dass die irakische Regierung unter Saddam Hussein mit dem Terrornetz Al Quaida zusammengearbeitet habe.
Trotz intensiver Suche wurden auch nach der Invasion keine Massenvernichtungswaffen gefunden. Mit der Suche wurde von den alliierten Streitkräften die 1400 Leute umfassende Iraq Survey Group beauftragt, deren Leiter, David Kay, im Januar 2004 mit dem Kommentar ,,Ich denke nicht, dass sie existieren" zurücktrat. Der Nachfolger Charles Duelfer legte im Oktober 2004 den Abschlussbericht vor. Laut dem Bericht wurden keine Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden und die Programme zur Erlangung derselben lagen spätestens seit Mitte der 90er Jahre auf Eis.
[...] Am 29. Mai 2003 erklärte der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz im britischen Magazin Vanity Fair, dass die Frage irakischer Massenvernichtungswaffen vor allem aus politischen Gründen für die Invasion genutzt wurde. Die Massenvernichtungswaffen Bagdads seien nie der wichtigste Kriegsgrund für die USA gewesen. »Aus bürokratischen Gründen« habe sich die US-Regierung auf dieses Thema konzentriert, weil das ein Grund gewesen sei, dem jeder, d.h. die "Bürokratien" Pentagon, Sicherheitsberater des US-Präsidenten, US-Außenministerium, habe zustimmen können. (Hintergrund dieser Äußerung ist die Bürokratie-Theorie der Außenpolitik).
Im Dezember 2005, im Zusammenhang mit weitgehend friedlich verlaufenden Parlamentswahlen im Irak, räumte G. W. Bush ein, "dass viele der Geheimdienstinformationen sich als falsch herausgestellt haben."
[...] Der Irak verfügt, nach Saudi-Arabien, über die weltweit zweitgrößten Erdölreserven. Schon vor Kriegsbeginn gab es unter politischen Beobachtern und in den Medien Vermutungen, dass die US-Regierung durch das Einsetzen einer pro-amerikanischen Regierung im Irak den Interessen der US-amerikanischen Erdölindustrie entgegen kommen möchte, zumal diese auch den politisch größten Einfluss hat. Eine mit den USA verbündete Regierung des Iraks würde einerseits die Versorgung der Wirtschaft der USA mit Erdöl sicherstellen und auch deren Einfluss in der OPEC stärken. Die US-Regierung bestritt dies von Anfang an. Ein solches Vorgehen ist völkerrechtswidrig.
Als Hinweise darauf, dass diese Vermutungen stimmen, sehen Befürworter der These unter anderem die Sicherheitsmaßnahmen in den eroberten irakischen Gebieten. Nach dem Einmarsch der US-Truppen und Beendigung der größeren Kampfhandlungen sicherten die Soldaten in erster Linie für die Ölindustrie wichtige Anlagen. Andere wichtige Objekte wurden nicht geschützt. So konnte beispielsweise das Bagdader Museum direkt nach Einmarsch der US-Truppen ungehindert geplündert werden. Auch wurden 380 Tonnen Sprengstoff gestohlen, obwohl der Standort des ausgeraubten Sprengstoff-Depots den UN-Waffeninspektoren bekannt war und sie die US-Armee ermahnt hatten, dieses sorgsam zu überwachen. Die US-Regierung argumentierte demgegenüber, dass Anschläge auf Öl-Fördertürme, Pipelines und Raffinerien erheblichen Schaden anrichten könnten, wie es 1991 in Kuwait geschah. Die brennenden Quellen wurden damals teilweise erst nach Monaten gelöscht. Darüber hinaus soll der Wiederaufbau des Landes vor allem auch aus den Öl-Einnahmen finanziert werden.
Der Politologe Herfried Münkler argumentiert demgegenüber, die USA hätten schon im Kuwait-Krieg dafür interveniert, dass der Ölpreis auf dem Weltmarkt festgelegt werde. Das sei etwas anderes als das klassische imperialistische Interesse eine zentrale Ressource unter die politische Verfügung zu bringen. Wenn es den USA allein darum gegangen wäre, den Weltmarktpreis für Öl kurzfristig zu drücken, wäre dies am ehesten mit einer Beendigung des Irak-Embargos zu erreichen gewesen. Andere Sicherheitsexperten zogen den Schluss, dass der ,,Griff nach dem Öl", wie der Irak-Krieg von Kritikern auch genannt wurde, hinsichtlich eines möglichen Embargos zu riskant und langfristig sogar kontraproduktiv sei.
Laut Professor Elmar Altvater seien die Motive für die Invasion in der Sicherung der strategischen Ölversorgung der USA zu finden. Durch das sich abzeichnende Überschreiten des Ölfördermaximums bei weltweit steigendem Verbrauch habe dieses Ziel an Dringlichkeit zugenommen. Altvater weist darauf hin, dass Vizepräsident Cheney im Mai 2001 einen Bericht vorlegte, der einen um 68% erhöhten US-amerikanischen Importbedarf für das Jahr 2020 ausweist. Durch die Besatzung des Landes soll dieser gesteigerte Bedarf gedeckt und gleichzeitig Konkurrenten der Zugang zu den irakischen Ölfeldern verwehrt bleiben [18].
Auch die Absicht Saddam Husseins, künftig nur noch den Euro anstelle des Dollars als Zahlungsmittel für Öllieferungen zu akzeptieren, soll nach der Petrodollar-Theorie maßgeblich die Kriegsentscheidung beeinflusst haben. Wären andere Länder diesem Beispiel gefolgt, so hätte dies fatale Konsequenzen für die USA gehabt. Im Mai 2003, nach dem Sieg der USA, verabschiedete die OPEC einen förmlichen Beschluss, die Ölrechnungen auch zukünftig in Dollar abzurechnen.
Paul O'Neill, Finanzminister und Mitglied des National Security Council im Bush Kabinett bis Dezember 2002, hat bei Interviews zu seinem Buch The Price of Loyalty behauptet, dass die Planung zur Invasion des Iraks schon auf der ersten Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates im Januar 2001 besprochen wurde. Zitat O' Neill ,,Alles drehte sich darum, wie man's machen könnte". Er zitiert Bush mit ,,Findet mir einen Weg, es zu tun." In dem Buch wird auch beschrieben, dass es schon lange vor den Anschlägen vom 11. September, Memos mit einer hypothetischen Aufteilung des zu fördernden irakischen Öls gegeben haben soll.
Am 1. Mai 2005 veröffentlichte die The London Times das so benannte ,,Downing Street Memo", die Mitschrift eines Meetings von Premierminister Tony Blair mit seinen engsten Beratern am 23. Juli 2002, in dem ihm auch von Gesprächen mit Regierungsvertretern in den USA berichtet wurde. Acht Monate vor Beginn der Invasion stand, wie den Aufzeichnungen zu entnehmen ist, fest, dass in Washington eine militärische Aktion als unvermeidlich angesehen wurde (,,Military action was now seen as inevitable."). ,,Bush wanted to remove Saddam, through military action, justified by the conjunction of terrorism and WMD. But the intelligence and facts were being fixed around the policy." (,,Bush wollte Saddam entfernen, mit militärischen Mitteln, gerechtfertigt durch eine Verknüpfung von Terrorismus und Massenvernichtungswaffen. Aber die geheimdienstlichen Informationen und Fakten wurden dieser Politik entsprechend zurechtgelegt.")
Als weiterer verborgener Kriegsgrund wird die Tatsache vermutet, dass Zweifel an der künftigen Bündnistreue Saudi-Arabiens auftauchten und die US-Armee einen neuen militärischen Brückenkopf im Nahen Osten benötigte. Ähnlich sieht das auch Münkler. Diese Vermutung wird dadurch erhärtet, dass unmittelbar nach dem (vorläufigen) militärischen Sieg US-Truppen aus Saudi-Arabien in den Irak verlegt wurden.
Aus: "Irakkrieg" (03/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg)
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Quote[...] Dr Les Roberts, who led the study, said: "Making conservative assumptions we think that about 100,000 excess deaths, or more, have happened since the 2003 invasion of Iraq.
From: "Iraq death toll 'soared post-war'" (BBC; 29 October, 2004)
Source: http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/3962969.stm (http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/3962969.stm)
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Quote[...] Washington - Genau vor vier Jahren sind die US-Truppen im Irak einmarschiert. Damit kämpft die US-Armee in dem Zweistromland länger als sie es im Zweiten Weltkrieg getan hat. Mit mehr als 3200 Toten im Irak sind ihre Verluste jedoch deutlich geringer als im Weltkrieg. Die Zahl der getöteten irakischen Zivilisten wird auf bis zu 650.000 geschätzt. Im Folgenden ein aktueller Überblick, unter anderem auch über die toten Soldaten der mit den USA verbündeten Länder:
USA: Nach Angaben der US-Armee starben 3220 Mitglieder der US-Streitkräfte.
IRAK: Nach Behördenangaben starben an die 12.000 Polizisten und Sicherheitskräfte.
GROSSBRITANNIEN: Die britische Armee verzeichnet 133 Tote.
ITALIEN: 32 tote Soldaten, darunter 17 bei einem Selbstmordanschlag auf den Militärstützpunkt Nassirijah im Südirak. Auch ein italienischer Geheimdienstagent wurde getötet. Die letzten italienischen Soldaten zogen im vergangenen Dezember ab.
UKRAINE: 18 tote Soldaten. Das ukrainische Kontingent zog im Dezember 2005 ab.
POLEN: 19 tote Soldaten.
BULGARIEN: 13 tote Soldaten. Das bulgarische Kontingent zog im Dezember 2005 ab, im März 2006 trafen 155 Soldaten zu einem "humanitären Einsatz" ein.
SPANIEN: Elf spanische Soldaten wurden bis zum Abzug des Kontingents im Mai 2004 getötet.
DÄNEMARK: Sechs Soldaten getötet.
EL SALVADOR: Fünf Soldaten getötet.
SLOWAKEI: Vier getötete Soldaten. Die neue Regierung von Robert Fico beschloss im Februar den Abzug des Kontingents.
LETTLAND: Drei getötete Soldaten.
ESTLAND: Zwei getötete Soldaten
THAILAND: Zwei getötete Soldaten vor dem Abzug des thailändischen Kontingents im September 2004.
NIEDERLANDE: Zwei getötete Soldaten. Das Mandat der niederländischen Truppen endete im März 2005.
TSCHECHIEN: 2003 starb ein tschechischer Soldat bei einem Verkehrsunfall.
KASACHSTAN: Ein getöteter Soldat.
AUSTRALIEN: Ein australischer Soldat starb 2005 bei einem Flugzeugunglück.
UNGARN: Ein getöteter Soldat vor dem Rückzug des Kontingents im Dezember 2004.
RUMÄNIEN: Ein getöteter Soldat.
IRAKISCHE ZIVILISTEN:
Die Website Irak Body Count gibt die Zahl der getöteten irakischen Zivilisten mit mindestens 60.000 an. Das irakische Gesundheitsministerium spricht von 150.000 Todesopfern seit 2003. Eine wissenschaftliche Studie vor Ort, die im Oktober 2006 in der Wissenschaftszeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde, schätzte, dass mehr als 650.000 Iraker durch die Folgen des US-Krieges und der anhaltenden Besatzung ums Leben gekommen waren.
Aus: "Schon über 650.000 irakische Zivilisten getötet" (20. März 2007)
Quelle: http://www.net-tribune.de/article/200307-216.php (http://www.net-tribune.de/article/200307-216.php)
"HINTERGRUND: Zehntausende Zivilisten im Irak-Krieg getötet" (Dienstag 20. März 2007)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/20032007/286/politik-hintergrund-zehntausende-zivilisten-irak-krieg-get-tet.html (http://de.news.yahoo.com/20032007/286/politik-hintergrund-zehntausende-zivilisten-irak-krieg-get-tet.html)
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Quote[...] Viele Iraker fliehen vor dem Terror ins Nachbarland Jordanien. Inzwischen halten sich dort etwa eine halbe Million Iraker illegal, aber geduldet im Land auf. Um zu überleben, arbeiten sie schwarz für einen Hungerlohn, und auch die Kinder müssen mithelfen.
Aus: "Irakische Flüchtlinge in Jordanien: "Ich fühle nicht mehr, dass ich lebe"" (24.02.2007)
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6450232_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6450232_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html)
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Quote[...] Die neue Gewaltwelle stand in starkem Kontrast zu den Erklärungen des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al Maliki, der am Samstag die "positiven Ergebnisse" der neuen Bagdad-Offensive gepriesen hatte. Rund 400 Aufständische seien getötet und 426 festgenommen worden, sagte Al Maliki bei einem Besuch der für die Offensive eingerichteten amerikanisch-irakischen Kommandozentrale. Die seit elf Tagen anhaltenden Aktionen hätten dazu geführt, dass "mehrere Terroristen- Zellen zerschlagen wurden", sagte der Regierungschef.
Aus: "Bagdad: Sicherheitsoffensive zeigt keine Wirkung" (25.02.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/bagdad/93531.asp (http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/bagdad/93531.asp)
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Quote[...] Der Kommandant der US-Truppen im Nordirak, Generalmajor Benjamin Mixon, sagte, vor der Sicherheitsinitiative seien offenbar viele Extremisten in die Provinz Diyala ausgewichen. Dort hätten die Angriffe auf US-Soldaten erheblich zugenommen. Die Sicherheitsinitiative in Bagdad werde mindestens bis Ende des Frühlings oder sogar in den Sommer hinein fortgeführt werden müssen. "Bis dahin erwarte ich mehr Gewalt in Diyala", sagte Mixon.
Aus: "Anschlagsserie mit 100 Toten im Irak" (25. Februar 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2782473 (http://derstandard.at/?url=/?id=2782473)
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Quote[...] Washington. AP/baz. Viele der im Irak kämpfenden US-Soldaten sowie Veteranen und ihre Familien bekommen einem Expertenbericht zufolge keine ausreichende psychologische Betreuung zur Bewältigung von Kriegstraumata. Grund dafür sei die völlige Überlastung des psychologischen Dienstes, wobei in Heer und Marine 40 Prozent der Stellen für Vollzeit-Psychologen nicht besetzt seien, heisst es in der am Sonntag von der Amerikanischen Psychologischen Vereinigung veröffentlichten Studie.
Bei mehr als jedem dritten der Soldaten, die im Irak kämpften, gebe es Hinweise auf mental-psychische Störungen, erklärt der 67-seitige Bericht. Aber weniger als die Hälfte von ihnen bekomme die Hilfe, die sie bräuchten. Das liege zum einen daran, dass mental-psychische Störungen in Folge des Krieges stigmatisiert seien, zum anderen gebe es aber einfach nicht genügend Betreuungsangebote. Besonders schwierig sei es mit den Hilfen für Soldaten der Nationalgarde und Reservisten.
Aus: "US-Armee fehlen Psychologen zur Betreuung der Soldaten" (25.02.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=FAD4E632-1422-0CEF-700870E1334F58CF (http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=FAD4E632-1422-0CEF-700870E1334F58CF)
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Quote[...] Washington (AP) US-Präsident George W. Bush würde sich nach Ansicht von Außenministerin Condoleezza Rice nicht unbedingt an einen Beschluss des Kongresses zum Abzug der Truppen aus dem Irak gebunden fühlen. «Der Präsident muss als Oberbefehlshaber das tun, was für das Land getan werden muss», sagte Rice am Sonntag in einem Interview des Senders Fox.
Rice verwies darauf, dass auch der derzeitige Befehlshaber der Truppen im Irak, General David Petraeus, die von Bush angeordnete Truppenstärkung unterstützt habe. Eine Einmischung des Kongresses in die militärischen Angelegenheiten könne nur schlecht sein, sagte Rice. Im Kongress wird derzeit über einen Beschluss beraten, der Bush auffordern würde, innerhalb von 120 Tagen mit dem Abzug der Truppen aus dem Irak zu beginnen. Andere Vorschläge aus den Reihen der Demokraten sehen auch vor, die Bewilligung des Kongresses von 2002 zur Invasion im Irak zurückzuziehen.
Aus: "Rice betont Bushs Rechte als Oberkommandierender der Streitkräfte" (25. Februar 2007)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/25022007/12/rice-betont-bushs-rechte-oberkommandierender-streitkraefte.html (http://de.news.yahoo.com/25022007/12/rice-betont-bushs-rechte-oberkommandierender-streitkraefte.html)
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Quote[...] Bei annähernd einem Drittel der US-Soldaten, die nach ihrer Rückkehr aus dem Irak oder Afghanistan zwischen 2001 und 2005 die Hilfe des amerikanischen Ministeriums für Kriegsveteranen in Anspruch nahmen, wurden psychologische oder psycho-soziale Krankheiten diagnostiziert. Dies geht nach einem Bericht des Nachrichtensenders CNN aus einer gestern veröffentlichten Studie der University of California in San Francisco und des San Francisco Veterans Affairs Medical Center hervor.
Die Forscher hatten die Daten von mehr als 100.000 Kriegsheimkehrern ausgewertet. 32.010 von ihnen (31 Prozent) litten demnach unter Geisteskrankheiten oder psycho-sozialen Problemen, beim größten Teil war die psychische Gesundheit nachhaltig gestört. Mehr als die Hälfte der Erkrankten litt sogar unter zwei oder mehr Störungen.
Am weitesten verbreitet seien posttraumatische Stresssyndrome, heißt es in dem Bericht. Diese wurden bei mehr als der Hälfte der beim Ministerium vorstellig gewordenen Veteranen festgestellt. Die Belastungsreaktion kann nach der Erfahrung eines traumatischen Ereignisses auftreten und etwa zu Panikattacken, Angstzuständen, Depressionen, Beeinträchtigungen des Erinnerungs- und Wahrnehmungsvermögens oder Drogenmissbrauch führen. Ingesamt litten 13 Prozent der Irak- und Afghanistan-Veteranen unter posttraumatischem Stress. Nach dem Vietnam-Krieg war dieser Anteil sogar noch etwas höher.
Als besondere Risikogruppe haben die Wissenschaftler die jüngsten Soldaten ausgemacht.
[...] Wenig überrascht zeigte sich dann auch der frühere Senator Max Cleland, selbst ein Veteran, der im Vietnam-Krieg schwer verletzt wurde und lange unter Depressionen litt. "Das ist der Preis des Krieges", sagte der Demokrat aus Georgia. "Man kann nicht junge Amerikaner in den Irak und nach Afghanistan schicken ... und erwarten, dass sie nach Hause kommen und einfach so weiterleben, als wäre nichts geschehen. Sie kommen traumatisiert nach Hause." Und weiter: "Wenn man sich nicht sofort mit den emotionalen Folgen des Krieges beschäftigt, kann es auf dem schnellsten Wege in die Hölle gehen."
Der Druck auf US-Präsident George W. Bush, seine Strategie, immer mehr Truppen in den Irak zu schicken, zu überdenken, könnte nach Bekanntgabe der Zahlen noch einmal steigen. Das US-Verteidigungsministerium hatte gestern einen Zeitungsbericht bestätigt, demzufolge es an einer Rückzugsstrategie aus dem Irak für den Fall eines Scheiterns der neuen Sicherheitsoffensive arbeitet. Es wäre "verantwortungslos", wenn die USA nicht über einen Rückzugsplan beraten würden, sollte die geplante Truppenaufstockung die Gewalt in dem Land nicht eindämmen können, zitierte der Sprecher des Weißen Hauses, Gordon Johndroe, US-Verteidigungsminister Robert Gates.
Aus: "AFGHANISTAN UND IRAK: Zehntausende US-Heimkehrer psychisch erkrankt" (SPON; 13. März 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,471422,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,471422,00.html)
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Quote[...] Äußerungen der demokratischen Politikerin Pelosi missfielen der US-Israel-Lobby offensichtlich: Sie hatte bestritten, dass der Irak-Krieg den Nahen Osten stabilisiert habe.
Wegen ihrer Kritik am Irak-Krieg ist die demokratische Präsidentin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, auf der Jahrestagung der Israel-Lobby in den USA (AIPAC) ausgebuht worden. Der Irak-Krieg habe weder die USA sicherer gemacht noch die Region stabilisiert, sagte Pelosi nach Angaben der Parlamentszeitung «The Hill» vor rund 6000 AIPAC-Delegierten am Dienstag in Washington. Es habe neben zahlreichen Missfallensäußerungen aber auch leichten Beifall gegeben, so das Blatt.
Zuvor hatte der republikanische Fraktionsführer im US-Senat, John Boehner, lautstarke Zustimmung des Kongresses für seine These bekommen, dass es zu einem Erfolg der USA und ihrer Verbündeten im Irak keine politische Alternative gebe. Eine Niederlage im Irak würde auch eine direkte Bedrohung Israels bedeuten, sagte Boehner laut «The Hill».
Israels Außenministerin Zipi Liwni und US-Vizepräsident Dick Cheney hatten sich am Montag für Härte und Kompromisslosigkeit gegen Islamisten und Terroristen eingesetzt. Liwni forderte die weltweite Isolierung des Irans und die Verschärfung der Sanktionen gegen Teheran. Die freie Welt habe in Nahost gegen die Extremisten «nur die Option der Offensive, bis der Feind zerstört ist», sagte Cheney. (dpa)
Aus: "US-Parlamentspräsidentin ausgebuht" (NZ; 13.03.2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/spezial/irak/582150.html (http://www.netzeitung.de/spezial/irak/582150.html)
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Quote[...] Trotz einer von den USA unterstützten Sicherheitsoffensive in Bagdad bleiben Autobombenanschläge weiterhin ein großes Problem, wie das US-Militär unterdessen in der irakischen Hauptstadt mitteilte. Diese Art der Anschläge habe im Februar seinen absoluten Höhepunkt erreicht, sagte Generalmajor William Caldwell, ohne jedoch Zahlen zu nennen.
Aus: "1.047 Angriffe pro Woche: Gewalt im Irak auf Höhepunkt" (Donnerstag, 15. März 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/778629.html (http://www.n-tv.de/778629.html)
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Quote[...] Washington - Die Beamten brachten die Demonstranten in Handschellen in Reisebusse, nachdem diese in der Nacht zum Samstag "Gebete für den Frieden" gesprochen hatten. Einer der festgenommenen Priester sagte, er wolle keinen "Krieg mehr im Namen von Jesus".
Aus: "Washington: Pazifisten vor dem Weißen Haus festgenommen" (ZEIT online, Tagesspiegel | 17.03.2007)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/03/17/96162.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2007/03/17/96162.xml)
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Quote[...] "There is nothing that I can possibly say to make up or make well the deaths of those women and children, and I am absolutely sorry it happened that day," says Wuterich. Despite the outcome, Wuterich insists it was the right decision. "What I did that day, the decision that I made, I would make those decisions again today," he tells Pelley. "Those are decisions that I made in a combat situation, and I believe I had to make those decisions."
One of those decisions, which Wuterich admits to in the interview, was shooting five unarmed Iraqi men in the back. Wuterich says the men were running from a car that had appeared on the scene at about the same time their comrade was killed by a roadside bomb.
Wuterich says their killing was justified; he says he identified them as having hostile intent toward the Marines. Wuterich also maintains that the Iraqi men disobeyed the orders of one of his squad members and that the Iraqis should have known what to do.
"Normally the Iraqis know the drill ... if something happens ... get down, hands up ... They started to take off, so I shot at them," Wuterich says. Other Marines have told investigators that the Iraqis appeared to be following orders and were not fleeing. Pelley asks Wuterich how running away from the scene could have constituted hostile intent.
He replies that he thought they may have detonated the roadside bomb. He adds, "But also at the same time, there were military-aged males that were inside that car. The only vehicle, the only thing that was out, that was Iraqi, was them. They were 100 meters away from that IED. Those are the things that went through my mind before I pulled the trigger. That was positive identification," Wuterich tells Pelley.
Another decision Wuterich made that day was to lead an attack on two houses. That attack killed three women and six children. The Marines attacked the first house with the permission of a superior officer because they thought two or three shots were fired at them from it. Wuterich says the Marines tossed a grenade into a room in the dwelling before determining who was inside. They pressed the attack with a charge through the door and gunshots to kill any survivors. According to Wuterich, this was the best way to clear a house safely, and he has no compunction about doing it. "You can't hesitate to make a decision. Hesitation equals being killed, either yourself or your men ... That's what we do. That's how our training goes."
Wuterich says he saw that the attack on the first house had killed women and children. But he did not stop the assault, because he says he saw a back door open in the house and assumed the sniper had gone through it to the next house. "My responsibility as a squad leader is to make sure that none of the rest of my guys died ... and at that point we were still on the assault, so no, I don't believe [I should have stopped the attack], he tells Pelley.
"We went through that house much the same, prepping the rooms with grenades, going in there, and eliminating the threat and engaging the targets," says Wuterich. In the second house, a man, two women and four children who ranged in age from 2 to 14, died. "Did we know that civilians were in there? No. It would have been one thing if we went in those rooms and looked at everyone and shot them," Wuterich tells Pelley. "We cleared these houses the way they were supposed to be cleared."
From: "Haditha Marine Says He'd Do It Again: Frank Wuterich tells 60 Minutes He's Sorry Iraqi Civilians Were Killed, But Insists He Made Right Decision" (NEW YORK, March 15, 2007)
Source: http://www.cbsnews.com/stories/2007/03/15/60minutes/main2574973.shtml (http://www.cbsnews.com/stories/2007/03/15/60minutes/main2574973.shtml)
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Quote[...] Auffallend war auch, wie Bush seine Ziele umschrieb. Zur derzeit «wichtigsten Mission» für die Amerikaner erklärte Bush die Hilfe bei der Befriedung der Hauptstadt Bagdad. Das ist ein taktisches Ziel, sicher aber keine strategische Vision, wie sie die amerikanische Führung zu Beginn verbreitet hatte. Überhaupt spricht das Weisse Haus kaum noch von den optimistischen Erwartungen wie Demokratisierung der arabischen Welt oder grössere Sicherheit für Amerika und seine Verbündeten in der Region, die es vor vier Jahren an die Militärintervention geknüpft hatte. Das offizielle Hauptargument für den Krieg lautet nicht mehr, Gutes zu bewirken, sondern Schlimmeres zu verhindern - einen noch mörderischeren Bürgerkrieg, die Ausbreitung der Gewalt auf die ganze Region, die Entstehung von unkontrollierbaren Zonen, in denen sich Terroristen frei bewegen können, die Zerstückelung des Iraks in ausländische Einflussgebiete.
Bush, der am Montag eine Videokonferenz mit General Petraeus in Bagdad und dem irakischen Regierungschef Maliki abgehalten hatte, rief dem Publikum in Erinnerung, dass für einen Erfolg des Bagdader Sicherheitsplans Monate, nicht Wochen benötigt würden. Diese Formulierung gemahnte unwillkürlich an die unrealistische Prognose von Vizepräsident Cheney am Vorabend des Krieges. «Eher Wochen als Monate», antwortete Cheney damals auf die Frage, ob den USA ein langer oder ein kurzer Krieg bevorstehe.
Amerikanische Medien erinnerten zum Jahrestag daran, dass die menschlichen, finanziellen und politischen Kosten des Krieges viel höher als erwartet ausgefallen sind. Bisher sind im Irak 3200 amerikanische Militärangehörige umgekommen und 23 000 verletzt worden. Die Schätzungen über die Kriegsopfer in der irakischen Bevölkerung reichen von einigen zehntausend bis mehreren hunderttausend Toten.
Aus: "Missmut nach vier Jahren Krieg im Irak" (21. März 2007, Neue Zürcher Zeitung)
Quelle: http://www.nzz.ch/2007/03/21/al/articleF14W3.html (http://www.nzz.ch/2007/03/21/al/articleF14W3.html)
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Quote[...] Die türkische Armee ist in das benachbarte Nordirak eingedrungen, um eine großangelegte Operation gegen kurdische Separatisten vorzubereiten. Das meldete am Dienstag eine irakische Website, die der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) nahesteht.
,,Die türkische Armee ist in die nordirakischen Gebiete Heftanin, Sineht und Pirbila vorgedrungen, wo Panzer und Sondereinsatzkommandos stationiert sind", hieß es in der Mitteilung der irakischen Medien. Der türkische Generalstab hat die Meldung vorerst nicht kommentiert.
Auf der Webseite wird auch davon berichtet, dass die Flugzeuge des einen Flugkommandos der türkischen Luftstreitkräfte, die in der Provinz Diyarbakir im Südosten des Landes stationiert sind, Erkundungsflüge über den Grenzgebieten unternehmen.
Aus: "Türkische Armee in Nordirak eingedrungen: Militäroffensive gegen Kurden" (Veröffentlicht: 21. März 2007)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=21032007ArtikelPolitik1 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=21032007ArtikelPolitik1)
"Kurdenkonflikt in der Türkei"
Quelle #2: http://de.wikipedia.org/wiki/Kurdenkonflikt_in_der_T%C3%BCrkei (http://de.wikipedia.org/wiki/Kurdenkonflikt_in_der_T%C3%BCrkei)
"Türkei"
Quelle: #3: http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkei (http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkei)
"Kurden"
Quelle: #4: http://de.wikipedia.org/wiki/Kurden (http://de.wikipedia.org/wiki/Kurden)
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Quote[...] In ihrem "Krieg gegen den Terror" haben die USA weltweit Gefangene gemacht und nach Guantanamo verschleppt. Sie werden verdächtigt, den Terror der Al Qaida zu unterstützen. Aber anders als in jedem anderen Krieg erkennt die US-Regierung sie nicht als Kriegsgefangene an. Die US-Regierung hat für sie eigens den Status des "feindlichen Kämpfers" erfunden und damit die Genfer Konvention außer Kraft gesetzt. Die Folge: Die Gefangenen sind zum Teil seit Jahren inhaftiert, ohne Anklage, ohne Recht auf Verteidigung; sie werden gefoltert.
Benjamin Ferencz war dabei, als sich die Nazis für ihre Verbrechen in Nürnberg verantworten mussten. Damals habe man sehr sorgfältig auf Rechtstaatlichkeit geachtet, erinnert sich der ehemalige Ankläger bei den Nürnberger Prozessen. Er sagt: "Ein fairer Prozess setzt voraus, dass der Angeklagte als unschuldig gilt. Die Last der Beweisführung liegt beim Staatsanwalt. Der Angeklagte hat ein Recht auf einen Anwalt. Er darf Beweise sehen, die gegen ihn vorliegen und sich verteidigen. All das existiert in Guantanamo nicht."
Im "Krieg gegen den Terror" werde das Völkerrecht gebrochen, so Ferencz. Dafür müssten die Verantwortlichen der US-Regierung zur Rechenschaft gezogen werden: "Das wäre zu allererst der Präsident der Vereinigten Staaten, der die Verantwortung übernehmen muss, für alles was passiert ist. Als zweites wäre das der Verteidigungsminister, der all diese Befehle gegeben hat. Drittens wäre es der Kommandant des Lagers, wo all dies passiert." Guantanamo habe den Ruf der USA, die sich in und nach Nürnberg für die Menschenrechte eingesetzt haben, beschädigt.
"Es ist ein Skandal", sagt auch Scott Horton von der New York BAR-Association, eine der wichtigsten Anwaltsorganisationen der USA. "Es ist wahrscheinlich der schwerwiegendste rechtspolitische Skandal in den USA der letzten 100 Jahre."
Dass in Guantanamo gefoltert wurde und möglicherweise noch gefoltert wird, steht für viele Menschenrechtler außer Frage. Der New Yorker Menschenrechtsorganisation Center for Constitutional Rights (CCR) liegen zahlreiche Beweise dafür vor. Unter anderem berichten darüber FBI-Agenten in Hunderten E-Mails an ihre Vorgesetzten. Die Bundespolizisten wollen mit den Folterpraktiken des Militärs nichts zu tun haben.
Immer wieder schildern auch ehemalige Guantanamo-Häftlinge Unfassbares über das US-Gefangenenlager. Der Schriftsteller Roger Willemsen hat einigen von ihnen in seinem Buch "Hier spricht Guantanamo" eine Stimme gegeben. "Es ist keiner unter ihnen, der nicht gebrochen wäre", erzählt Willemsen. "Es ist keiner unter ihnen, der nicht psychische oder physische Folgen sichtbar demonstrieren könnte."
Dass es sich nicht um Exesse Einzelner handelt, beweisen Dokumente aus dem Pentagon, die Frontal21 vorliegen. Demnach reicht die Befehlskette ganz nach oben, "bis an die Spitze, und zwar bis zum ehemaligen Verteidigungsminister Rumsfeld", bestätigt auch Gitanjali Gutierrez, die Anwältin eines ehemaligen Guantanamo-Gefangenen.
Zusammen mit anderen Organisationen hat CCR beim deutschen Generalbundesanwalt in Karlruhe Anzeige erstattet. Der Vorwurf lautet: Verstoß gegen das Völkerrecht und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Anzeige richtet sich gegen den ehemaligen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, Justizminister Alberto Gonzales, Ex-CIA-Chef George Tenet und gegen ein Dutzend weiterer hochrangiger US-Regierungsvertreter und Soldaten. "Diese Regierungspolitik ist im Kern ein Kriegsverbrechen. Es ist traurig, aber die Verantwortlichen in meiner Regierung haben ein Kriegsverbrechen begangen und dafür muss man sie anklagen", sagt Michael Ratner, Präsident des CCR.
Die Bundesanwaltschaft muss jetzt prüfen, ob sie Anklage erhebt. Anders als die USA hat die Bundesrepublik die Regeln des Völkerstrafrechts anerkannt und in nationales Recht umgesetzt. Für den deutschen Völkerrechtler Michael Bothe ist die Generalbundesanwältin daher jetzt in Zugzwang. "Das heißt, dass die deutschen Strafverfolgungsbehörden, die deutschen Gerichte, zuständig sind, ohne Rücksicht darauf, wo die Taten begangen worden sind und von wem sie begangen worden sind. Einfach die Tatsache, dass es sich um Kriegsverbrechen handelt, reicht zur Begründung der Zuständigkeit aus."
Aus: "Folter in Guantanamo: Kriegsverbrechen im Regierungsauftrag?"
Von Steffen Judzikowski, Christian Rohde und Iris Wohsmann (20.03.2007)
Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/10/0,1872,5254218,00.html (http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/10/0,1872,5254218,00.html)
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Quote[...] ,,Wir sollten uns intensiver mit der möglichen kriminellen Verantwortung der Leute befassen, die hinter diesem Krieg stehen, und abwägen, ob es genug Beweise gibt, um sie dafür haftbar zu machen", schrieb Richter Baltasar Garzon in einem am Dienstag veröffentlichten Beitrag für die Zeitung ,,El Pais". Garzon verschaffte sich einen Namen, als er vor acht Jahren die Auslieferung des früheren chilenischen Diktators Augusto Pinochet anstrebte, um diesen vor Gericht zu stellen.
650 000 Tote im Irak seien wohl genug Anlass, um Ermittlungen gegen die USA einzuleiten, schrieb Garzon weiter. Am vierten Jahrestag der US-Invasion im Irak griff er auch die spanische Regierung an. ,,Diejenigen, die dem US-Präsidenten im Krieg gegen den Irak beigestanden haben, haben genau so viel oder sogar mehr Verantwortung als er. Denn obwohl sie Zweifel und verzerrte Informationen hatten, haben sie sich in die Hände des Aggressors begeben, um eine schmachvolle Operation des Todes und der Zerstörung zu beginnen, die bis heute andauert."
Garzon hatte schon zuvor die frühere spanische Regierung unter Jose Maria Aznar für ihr Verhalten gegenüber den USA kritisiert.
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Soundler (21.03.2007 07:05)
Respekt
Ein mutiger Mann! Meinen Respekt für Richter Baltasar Garzon. Wo sind die Stimmen in Deutschland, der EU und in der restl. Welt ?
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timmendorf (21.03.2007 00:44)
Gut so
auch wenn die Aussichten dafür nicht so rosig sind aber wenn ein Richter sich mal öffentlich äußert, hat das doch was. Na ja und wenn er schon daran denkt, sollte er vielleicht Frau Merkel nicht vergessen.
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Shanatar (21.03.2007 10:40)
Reaktion
Wie sollten die Weltgemeinschaften (Uno, EU, Nato) reagieren wenn tatsächlich ein derartiges Verfahren zum Schluss kommt das die USA Schuld ist? Die richtige Wahl wäre geschlossen die Auslieferung von Bush nach Den Haag zu fordern, was von den USA niemals akzeptiert werden würde. Dies würde zum dritten Weltkrieg führen. Die Einzige Chance Bush zur Rechenschaft zu ziehen geht vom amerikan. Volk aus
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Sophokles111 | 1 Kommentar (21.03.2007 10:19)
Schon lange überfällig
Es hat wirklich sehr lange gedauert, bis dieser brutale Bruch des Völkerrechts Gerechtigkeit und Sühne fordert. Wo waren unsere Demokratien bislang? Geht es den Meisten nur um wirtschaftliche Interessen und hat man Angst (BRD) den großen Konsumenten (USA) als Kunden zu verlieren? Es ist eine Schande, dass alle Repräsentanten bislang den Mund gehalten haben und dieses Unrecht seit über 4 Jahren gebilligt haben! Ja gebilligt! Wer nicht dagegen ist - ist anscheinend dafür!
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DS-BRB | 245 Kommentare (21.03.2007 10:18)
Hut ab
Wir brauchen noch mehr solche mutigen Leute. Es ist ja schon ein großer Fortschritt, daß die Internationale Gemeinschaft die Verantwortlichen in ehemaligen Diktaturen häufig zur Verantwortung gezogen hat. Aber auch die Regierungen der demokratischen Länder können sich nicht einfach vor der Verantwortung drücken. Es muß auch möglich sein, solche Regierungen für ihr Fehlverhalten vor Gericht zu stellen. Das wäre dann mal ein echter Sieg für die Demokratie. Vor allem würden dann auch die regierenden in den entwickelten Industriestaaten ihr Handeln sorgfältiger abwägen.
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Der-Wikinger | 322 Kommentare (21.03.2007 08:14)
Wie soll so etwas möglich sein?
Auf welcher Rechtgrundlage soll die eventuelle Anklage geschehen. Wer soll diese Type den verhaften? Falls ein Staat das wagen würden kämen, gleich welcher US-Regierung an der Macht, die gesammelten US-Truppen anmarschiert. Und Frau Merkel klatscht dazu.
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Berkos (21.03.2007 02:48)
Idealistisch super, aber unrealistisch!!!
Respekt vor dem spanischen Richter! Aber ich denke,dass es nicht in die Tat umzusetzen sein wird!Denn Justitia scheint zwar blind,aber leider nur,solange keine dicken Fische an der Angel hängen!Der US-Präsident ist ein etwas zu dicker bzw. großer Fisch,als dass dieser Richter ihn,MIT ERFOLG anklagen könnte!!! Im Sinne der Wahrheit,wäre das geradezu wünschenswert,aber es scheint unrealistisch!
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Mika (21.03.2007 00:34)
Die USA sind Gesetzlich Unantastbar
Spanien wird wohl bald einen Richter weniger haben Kritik an den USA ist sinnlos und ein Verfahren ausgeschlossen vielleicht ändern sich ja die Machtverhältnisse in den nächsten 500 Jahren wenn Spanien in der Position der USA gewesen wäre hätte es sich auch das ÖL im Irak unter seine Kontrolle genommen im Notfall mit gewalt Im ausbeuten hätte Spanien ja schon Erfahrung gehabt
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Martin (20.03.2007 22:19)
Bravo!
Ein Jurist, der nicht vom Gut-Böse-Wahnsinn befallen ist, sondern schlicht die Fakten sieht, ohne Vorurteile.Denn Fakt ist, daß diese von den USA und GB angeführte Kriegsallianz einen souveränen Staat angegriffen haben,ohne daß von diesem eine Gefahr ausging, schon garnicht für das eigene Land.Es wurden Begründungen frisiert,um diesen Angriffskrieg zu rechtfertigen.Tatbestand arglistige Täuschung!
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astras | 106 Kommentare (20.03.2007 20:15)
Der Mann hat natürlich völlig Recht
Aber der Verbrecher Bush wird mit Sicherheit nie für seine Taten zur Rechenschaft gezogen.
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Adlerfels | 623 Kommentare (20.03.2007 19:55)
Nicht nur Bush auf die Anklagebank
Neben ihm sollten die Staatsoberhäupter der Koalitionsstaaten Platz nehmen. Die Koalitionsstaaten, die durch Drohung der US-Regierung gezwungen wurden den Krieg zu unterstützen sollten nicht angeklagt werden. Staatsoberhäupter aus Deutschland und Japan gehören mitangeklagt,weil sie den Krieg wesentlich mitfinanzierten.Ein Prozeß wäre von großer historischer Bedeutung und würde die Weltpolitik radikal verändern und die weltweite Ära der Marionetten-Regierungen beenden. (ps: man wird doch wohl noch träumen dürfen).
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zeitmax | 211 Kommentare (20.03.2007 19:17)
Woww ! Der Mann hat Mut !
Zivilcourage ist eine seltene und bewundernswerte Eigenschaft. Wie lange wird der Mann leben?
Aus: "Spanischer Richter will Prozess gegen Bush" - US-Präsident George W. Bush und seine Verbündeten sollten nach Ansicht eines spanischen Richters wegen des Irak-Kriegs zur Rechenschaft gezogen werden (20.03.07)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/irak-krieg_aid_51264.html (http://www.focus.de/politik/ausland/irak-krieg_aid_51264.html)
Quote[...] Die Lage in Afghanistan hat sich im Laufe des Jahres 2006 dramatisch verschlechtert, westliche Aufbauhelfer und Nato-Truppen laufen Gefahr, die Kontrolle über die Entwicklung in diesem Jahr völlig zu verlieren. Dies ist das Ergebnis einer detaillierten Studie der US-Agentur für Entwicklungshilfe (US- Aid), die jetzt in Washington vorgestellt wurde. Die Autoren sind Rick Barton und Seema Patel vom PCR-Project (Prevention, Conflict analysis and Reconstruction), das für die US-Regierung die zivile Seite staatlicher Wiederaufbauhilfe untersucht. Wie bereits 2005 hatten sie tausend Bürger interviewt, 13 Meinungsumfragen und 70 afghanische Medien systematisch ausgewertet sowie mit 200 Experten gesprochen.
Bis 2005 war die Entwicklung in Afghanistan positiv, Schwächen gab es allerdings bereits im regionalen Ansatz, die Hilfe konzentrierte sich auf die Zentralregierung in Kabul, die jedoch kaum Macht über die Provinzen hat. 2006 ist die Gesamtbewertung in allen fünf Unterbereichen – Sicherheit, Regieren und politische Teilhabe, Justiz und Verantwortung von Mandatsträgern, wirtschaftliche Entwicklung sowie Soziales und Infrastruktur – in die ,,Gefahrenzone" abgerutscht. 2005 galt die Lage noch als ,,lebensfähig" oder ,,mit Risiken behaftet".
Hauptgründe sind die zunehmenden Anschläge in allen Landesteilen und die Rückkehr der Taliban im Südosten nahe der Grenze zu Pakistan. In wenigen Wochen wird deren Frühjahrsoffensive erwartet. ,,Wenn es ihnen gelingt, die Provinzen Helmand und Kandahar in Brand zu setzen, gibt es keine Rettung mehr", warnt Barton. Er teile die düstere Einschätzung des US-Kommandeurs, General Eickenberry, der kürzlich gesagt hat: ,,Wir sind nahe an einem Punkt, wo die Regierung in Kabul irrelevant wird für Afghanistans Bürger und wir die Chance für den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft für immer verlieren."
[...] Afghanen leben heute weniger sicher als 2005, besagt die Studie. Zwar wurde mehr Polizei und Armee ausgebildet, aber die Probleme mit Rekrutierung, Korruption und fehlender Kontrolle sind groß. Um den Bürgern den Glauben an staatlichen Schutz zu geben – und die Sicherheitskräfte dazu zu bringen, gegen Angreifer zu kämpfen –, müsste Verlass darauf sein, dass ,,in 15 Minuten Hilfe eintritt". Derzeit sei die Reaktionszeit auf Angriffe drei Stunden. Um das zu erreichen, müsste zum Beispiel die Zahl der Einsatzhubschrauber von 36 auf gut hundert verdreifacht werden.
Bei der Aufbauhilfe kamen die kritischen Provinzen bisher zu kurz. So fehlt der Nato die Unterstützung der Bevölkerung gerade dort, wo sie sie am dringendsten bräuchte. Der Vorschlag: 50 Prozent der Hilfe sollen von der Zentralregierung abgezogen werden und direkt in die Provinzen fließen. Das Vertrauen der Bürger in die Regierung Karsai ist 2006 deutlich zurückgegangen. Das Justizsystem ist korrupt, kriminelle Banden kommen ungeschoren davon, Korruption von Staatsdienern bleibt unbestraft.
Die Wirtschaft verzeichnet zwar ein hohes Wachstum, immer mehr Geschäfte öffnen, aber das führt bisher nicht zu Arbeitsmöglichkeiten für den Durchschnittsafghanen. Die meisten Familien kämpfen ums tägliche Essen. Die Bekämpfung des Drogenanbaus und die Polizeiausbildung gelten als weitgehender Misserfolg. ,,Wenn wir nicht rasch eine Trendwende schaffen, gilt in Afghanistan nur noch Darwins law", schließt Barton: das Recht des Stärkeren.
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Leser-Kommentare:
Tja
Kabul ist eben nicht Afghanistan. Das musste die Regierung der UdSSR auch feststellen.
Nadshibullah (25.2.2007 20:35 Uhr)
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Unverständlich
Allen ist mittlerweile klar geworden, daß man eine Revolution nicht exportieren kann. Wieso dann der Gedanke, es klappe mit der Demokratie, die sich, um nicht zur Diktatur zu werden, mit weniger rabiaten Mittel zufrieden geben muß? Lächerlich.
Klaus Weiß (25.2.2007 23:11 Uhr)
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Falsche Prioritäten
Wenn die USA die Kohle, die sie in den Irak-Krieg gesteckt haben, dafür verwendet hätten um die Lage in Afghanistan zu stabilisieren und ein ordentliches Wirstchafts-Aufbau-Programm zu finanzieren, könnte Afghanistan längst ein Musterbeispiel für eine islamische Demokratie sein...
Atze Peter (26.2.2007 0:46 Uhr)
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Guter Artikel
Es sei denen gesagt, die immer behaupten, die USA gingen nur mit militärischen Mitteln vor, daß das nicht stimmt, denn sie haben auch zivile Projekte. Nur weiß man schon lange, daß in weiten Teilen des Landes keine zivile Aufbauarbeit aufgrund der Sicherheitslage mehr möglich ist. Was man den Amerikanern auch zugute halten muß, daß sie ein ungeschöntes Bild der Lage zeichnen und sich Gedanken machen, was falsch läuft. Das macht man sich in Deutschland leider nicht. Das Entwicklungshilfeministerium ist nicht sehr auskunftfreudig im Hinblick auf A.
talkingkraut. peterson (26.2.2007 1:26 Uhr)
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Wen wunderts? Man braucht nur zurückzublicken in die Geschichte..
nicht nur die UDSSR, sondern viele andere Möchtegern- Eroberer im Laufe der Geschichte sind in Afghanistan gescheitert.
Anette Berger (26.2.2007 7:47 Uhr)
Aus: "Düstere Warnung: US-Entwicklungsagentur warnt: Nato verliert Kontrolle über Afghanistan, Bürger glauben nicht an Erfolg" Von Christoph von Marschall, Washington (26.02.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/26.02.2007/3107326.asp (http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/26.02.2007/3107326.asp)
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Quote[...] Tuchman war klar, dass ihre plausible Darlegung der offensichtlichen Torheiten der Regierenden und der Machthaber der Vernunft nicht zum Sieg verhelfen würde. Ihr Epilog mit dem Titel Eine Laterne am Heck, bezieht sich auf einen Ausspruch des englischen Dichters Samuel Coleridge (1772–1834): »Aber Leidenschaft und Parteigeist machen unsere Augen blind, und das Licht, das die Erfahrung spendet, ist eine Laterne am Heck, die nur die Wellen hinter uns erleuchtet.«
(N. B.)
Aus: "Die Torheit der Regierenden. Von Troja bis Vietnam. (Sondereinband) von Barbara Tuchman"
Quelle: http://www.amazon.de/Die-Torheit-Regierenden-Troja-Vietnam/dp/3596153948 (http://www.amazon.de/Die-Torheit-Regierenden-Troja-Vietnam/dp/3596153948)
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Quote[...] Die zusätzlichen britischen Soldaten für Afghanistan sollen im Frühling in der besonders umkämpften Provinz Helmand stationiert werden, wo der Widerstand von Taliban-Kämpfern am größten ist. Insgesamt sind bereits 5000 britische Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Die Entscheidung sei nach gescheiterten Versuchen gefallen, Unterstützung anderer Nato-Staaten zu erhalten, so Browne.
Die jüngste Verfügung dürfte denen gefallen, die schon vor Monaten den Kampf an zwei Fronten - im Irak und Afghanistan - deutlich kritisiert hatten. Der frühere Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte, Peter Inge, fürchtete, "dass wir ein Scheitern unseres Einsatzes riskieren, wenn wir in Afghanistan nicht vorsichtig sind". Zugleich warf der Feldmarschall dem Westen vor, weder in Afghanistan noch im Irak eine klare Strategie zu haben.
Generalstabschef Sir Richard Dannatt nannte die Irak-Politik der Labour-Regierung "naiv" und forderte einen Truppenabzug. Die britischen Streitkräfte seien im Irak nicht willkommen, weil sie 2003 "die Tür eingetreten" hätten. "In Afghanistan ist unser Status ein vollkommen anderer, da wir dort auf Einladung von Präsident Hamid Karsais Regierung sind. Ich bin optimistisch, dass wir es dort richtig hinbekommen werden", erklärte der General weiter. Es gebe außerdem moralische und logistische Gründe, sich auf die Mission in Afghanistan zu konzentrieren: "Unsere Truppen sind bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit im Einsatz."
Der Kommandeur der britischen Streitkräfte in Afghanistan, Brigadegeneral Ed Butler, machte zudem den Irak-Einsatz für die insgesamt schlechte Sicherheitslage in Afghanistan mit verantwortlich. Ohne den Irak-Einsatz hätten britische Soldaten viel früher helfen können, Sicherheit in Afghanistan herzustellen.
Aus: "Strategiewechsel Offiziere für Konzentration der Kräfte: Briten gehen raus aus dem Irak und stärken Afghanistan-Truppe" (dpa, HA; abendblatt.de; 26. Februar 2007 )
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2007/02/26/695949.html (http://www.abendblatt.de/daten/2007/02/26/695949.html)
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Quote[...] "Dass der Attentäter bis ans Gate gekommen ist, besorgt uns", sagte ein Offizier der Nato-Truppe, "vielmehr aber sind wir über den Informationsstand der Taliban erschrocken". Ganz offenbar habe es sich in der Tat um "eine gezielte Attacke" gehandelt, da man wusste, "dass Cheney noch in der Basis war". Auch wenn das Ziel unerreichbar war, verstehe man "das Symbol".
Aus: "AFGHANISTAN: Vorgeschmack auf einen blutigen Frühling" Aus Peschawar berichtet Matthias Gebauer (SPON; 27. Februar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,468942,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,468942,00.html)
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Quote[...] Vor allem Amerikaner und Briten fordern mehr Truppen von den Europäern. Unterstützt werden sie neben Craddock und Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer. "Die Zeit ist gekommen, das militärisch Nötige zu tun", befand der neue US-Verteidigungsminister Robert Gates bei seinem ersten Auftritt in einer Nato-Ministerrunde. Und Craddock präzisierte: Wenn schon die USA etwa 3000 zusätzliche Soldaten schaffen (durch Verlängerung der Einsatzdauer), dann sollten auch die Europäer 1500 bis 2000 zusätzliche Soldaten schicken.
"Ich bin optimistisch, dass die Frühjahrsoffensive zu unseren Gunsten ausgeht", sagte Gates nach der ersten Gesprächsrunde am Abend. Alle 26 Bündnispartner hätten übereingestimmt, "dass wir in diesem Jahr zurückschlagen und die Situation voll unter unsere Kontrolle bringen." Das Jahr 2007 sei für Afghanistan entscheidend.
Er lobte das Engagement der Deutschen innerhalb der Afghanistan-Schutztruppe: "Sie machen einen guten Job, und wir begrüßen ihre Zusage von sechs Tornados."
[...] Die internationale Afghanistan-Schutztruppe ist seit Januar zwar auf rund 35.500 gewachsen, dies aber nur vorübergehend: Die USA haben die Ablösung eines ihrer Bataillone um vier Monate verzögert. US-General Craddock hat sich bereits vor zwei Wochen für eine Frühjahrsoffensive der Isaf ausgesprochen.
Aus: "AFGHANISTAN-STRATEGIE: USA loben Deutsche und fordern mehr Einsatz" (ler/dpa/AFP;SPON; 08. Februar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,465313,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,465313,00.html)
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Quote[...] Franz Josef Jung: Ich bin zuversichtlich, dass es eine breite Mehrheit für die Entsendung der Aufklärungs-Tornados gibt.
Eckart Lohse: Die Unionsfraktion steht?
Franz Josef Jung: Ja. Trotzdem rechne ich damit, dass der ein oder andere wegen seiner Bedenken nicht zustimmen wird. Ich werbe allerdings um jede Stimme, denn die Soldaten brauchen die Unterstützung der Politik. Sie riskieren schließlich ihr Leben für unsere Freiheit und ein Leben in Frieden.
[...] Sollte es zu größeren Verlusten unter Bundeswehrsoldaten kommen - was Gott verhüten möge -, könnte die Diskussion über den Sinn der Auslandseinsätze kritischer werden. Deswegen ist es so wichtig, jeden Einsatz genau zu begründen und die Soldaten mit dem größtmöglichen Schutz ins Ausland zu schicken.
[...] Eckart Lohse: Sie besuchen regelmäßig die Einsatzgebiete der Bundeswehr. Zumindest in Afghanistan wächst bei jedem Besuch die Bedrohung. Haben Sie manchmal Angst um Ihren Leib und Ihr Leben?
Franz Josef Jung: In diesem Amt darf man keine Angst haben. Da wäre man schlecht beraten. Aber es stimmt: Die Gefahr wächst. Nach Kabul fliegen wir mit dem militärischen Transportflugzeug Transall, das viel langsamer als etwa ein Tornado ist. Da ist man schon ein potentielles Ziel für Raketen. Das weiß auch meine Familie. Von daher bin ich jedes Mal froh, wenn ich wohlbehalten von einem Truppenbesuch zurückkehre.
Aus: "Franz Josef Jung im Gespräch: ,,Wir haben schon 65 Soldaten verloren"" (05. März 2007)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C0BF2722C308D40318/Doc~EA6C645F1196F44F48AFB8B24BA064318~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C0BF2722C308D40318/Doc~EA6C645F1196F44F48AFB8B24BA064318~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] Die Unionsabgeordneten Willy Wimmer (CDU) und Peter Gauweiler (CSU) haben beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen den geplanten Tornado-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan eingereicht. Ein Antrag auf einstweilige Anordnung sei dem Gericht bereits zugeleitet worden, teilten Wimmer (CDU) und Gauweiler (CSU) nach der entsprechenden Abstimmung im Bundestag mit. Sie soll bewirken, dass die Maschinen bis zur Entscheidung in der Hauptsache am Boden bleiben. Bislang ist geplant, dass die Tornados Anfang April verlegt werden und die Vorbereitungen dafür in der kommenden Woche anlaufen.
Mit der geplanten Lieferung von Bildern von Taliban-Stellungen für Angriffe der im Süden Afghanistans kämpfenden Internationalen Schutztruppe ISAF bestehe die Gefahr, dass Deutschland ,,in die völkerrechtswidrige Kriegführung der Vereinigten Staaten in Afghanistan verstrickt wird", erklärten Wimmer und Gauweiler.
Mit ihrer Klage gegen Bundestag und Bundesregierung wollen die beiden Abgeordneten zeigen, dass der Tornado-Beschluss zu einer ,,stillschweigenden Änderung des NATO-Vertrages" führe, die mit dem Völkerrecht und dem Grundgesetz unvereinbar und durch das deutsche Zustimmungsgesetz zum NATO-Vertrag von 1956 nicht gedeckt sei.
Zuvor hatte das Parlament mit großer Mehrheit der Entsendung von Tornado-Flugzeugen nach Afghanistan zugestimmt: 405 von 573 Abgeordneten votierten dafür, 157 dagegen, elf enthielten sich der Stimme.
Quote
09.03.2007 22:33:55
Wahrheitssucher 405 Politiker achten nicht das Grundgesetz und das Völkerrecht
und alle Namen sind amtlich!!!
Gestern in der Talkrunde bei Phönix war ein Generalleutnant der Luftwaffe a.D. der sagte:
"Wenn nicht die Maschinen runtergeschickt werden, verlieren WIR den Krieg"
Aus dem Diskussionsverlauf war ersichtlich, dass er mit dem Wort WIR nicht die Afghanen gemeint hatte.
Außerdem waren dort die Verteidigungssprecher der Fraktionen der SPD und der Linke und redeten als ob Sie "Innenminister" von Afghanistan wären: " Man müßte dies oder jenes machen..."
Verteidigungssprecher ist nach heute obsolet; Kriegssprecher wäre passender!!!
Ich hoffe der Wahnsinn wird von den Gerichten gestoppt, aber meine Hoffnung könnte diesbezüglich größer sein!!!
An alle Leser liebe Grüße
W.
Quote
09.03.2007 21:29:49
Rallye200 Dankesschreiben: Verfassungsklage Tornado-Aufklärer
"""""
Sehr geehrter Herr Wimmer,
Sehr geehrter Herr Gauweiler,
heute wurde der Einsatz deutscher Tornado-Aufklärer in Afghanistan durch den Bundestag beschlossen.
Mit dieser Email möchte ich Ihnen meinen Dank aussprechen, daß Sie diesen Beschluß durch das Bundesverfassungsgericht überprüfen lassen.
Vor wenigen Jahren hätte ich mir nie träumen lassen, daß sich die Deutsche Bundeswehr an Militäreinsätzen beteiligen könnte, bei denen durch Nato-Partner derart häufig Menschenrechtsverletzungen verübt werden, daß der Laie hierbei von einer Schlacht-Doktrin ausgehen muß.
Auch hätte ich nie erwartet, daß tatsächlich einmal Diskussionen darüber möglich sein würden, ob die Deutsche Bundeswehr Präventivschläge durchführen, zivile Verkehrsflugzeuge abschießen oder gar polizeiliche Aufgaben innerhalb der deutschen Grenzen wahrnehmen soll.
Nie fühlte ich mich durch unsere politischen Vertreter in unseren Parlamenten mehr verraten und verkauft als heute. Mehr als siebzig Prozent der Wähler waren laut Umfragen gegen einen Einsatz der Tornados. Wie kann es sein, daß wie diese Meinungsverteilung in unserem Parlament überhaupt nicht wieder finden, sondern gar ins Gegenteil verkehrt?
Unser Grundgesetz, die Verfassung unseres Staates, sollte die Kriegstreiberei aus der deutschen Politik verbannen und Deutschland zu eine Friedensmacht erstarken lassen. So wollten es seine Mütter und Väter, die noch selbst in das Gesicht des Krieges blicken mußten und seine grässliche Fratze haßten.
"Nie wieder wird Deutschland den Krieg in die Welt tragen!"
Heute haben 405 Mitglieder des deutschen Bundestages gegen diesen Geist unserer Verfassung verstoßen. Warum werden diese Menschen, die ihre Illoyalität und Untreue zur Verfassung der Bundesrepublik Deutschland so offen und ungehemmt zur Schau stellten, eigentlich nicht durch den Verfassungsschutz überwacht?
Mit freundlichen Grüßen
XXXXXXXXXXXXX
"""""
... zitiert aus meinem heutigen Dankesschreiben an Herrn Wimmer und Herrn Gauweiler.
Wer den beiden letzten Friedenshelden unseres Landes seine Solidarität bekunden möchte, sollte ebenfals eine kurze Email verfassen:
willy.wimmer@bundestag.de
peter.gauweiler@bundestag.de
Aus: "Tornado-Beschluss: 74 Widerständler und eine Verfassungsklage" - Das Parlament hat die Entsendung von Tornado-Jets nach Afghanistan beschlossen - auch wenn mit 69 SPD- und fünf Unionspolitiker überraschend viele aus den Regierungsparteien dagegen stimmten. Die Flugzeuge sollen in der Krisenregion zu Aufklärungszwecken eingesetzt werden. Zwei Unionspolitiker wollen dies verhindern - und reichen umgehend eine Verfassungsklage ein. (SZ; 09.03.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2l2/deutschland/artikel/37/104932/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt2l2/deutschland/artikel/37/104932/)
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Quote[...] in den vergangenen Jahren sei "ein anderer moralischer Violinschlüssel" im Handeln der Nato eingeführt worden. Von wem diese Veränderung forciert werde, ist für ihn glasklar: Mit ihrer Strategie der "pre-emptive strikes", der Präventivangriffe, verstoße die Führungsmacht USA ständig gegen fundamentale Prinzipien des Nato-Vertrages aus dem Jahr 1956 und verändere diesen schleichend. Das deutsche Zustimmungsgesetz zum Nato-Vertrag decke diese Änderung aber bei weitem nicht mehr, sagte Gauweiler.
2005 hatte Gauweiler schon einmal gegen eine wichtige Entscheidung des Bundestages geklagt. Die Ratifizierung der EU-Verfassung durch Bundestag und Bundesrat gefährde den Grundrechtsschutz der Bürger, hatte Gauweiler seinerzeit argumentiert. Zwar wurde die Klage inzwischen ausgesetzt. Endgültig ratifiziert ist die EU-Verfassung aber noch nicht, da Bundespräsident Horst Köhler seine Unterschrift erst nach dem BVerfG-Urteil leisten will.
Nicht gänzlich ausgeschlossen also, dass Gauweiler und Wimmer Erfolg haben. Der Berliner Staatsrechtler Ulrich Battis sagte indes der Nachrichtenagentur AP, die Klage werde nur erfolgreich sein, wenn "die Abgeordneten geltend machen, dass sie in ihren Rechten beeinträchtigt worden sind". Auch das Verteidigungsministerium ist sich sicher. "Wir haben eine deutliche Bundestagsentscheidung und fühlen uns bestärkt in unserer Auffassung", sagte Sprecher Thomas Raabe. Der verteidigungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, Bernd Siebert, rechnet ebenfalls nicht mit einem Erfolg: "Die werden nicht damit durchkommen", sagte er der taz.
Aus: "Verfassungsfeindlicher Violinschlüssel - Die Unionsabgeordneten Peter Gauweiler und Willy Wimmer klagen gegen den "Tornado"-Einsatz. Er ist für sie "völkerrechtswidrig"" Von DOMINIK SCHOTTNER (taz vom 10.3.2007, S. 3, 82 Z.)
Quelle: http://www.taz.de/pt/2007/03/10/a0146.1/textdruck (http://www.taz.de/pt/2007/03/10/a0146.1/textdruck)
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Quote[...] Berlin-Tornado: Wunderwaffe
9. März 2007
Dem heutigen ARD-Morgenmagazin entnehmen wir die Daten einer repräsentativen Meinungsumfrage zum Thema "Tornado-Einsatz in Afghanistan:
* dafür: 23 %
* dagegen: 69 %.
Notizwürdig ist ausserdem:
* Ungefähr 40 SPD-Abgeordnete wollen gegen den Antrag stimmen;
* Bündnis 90/DIE GRÜNEN ist quer durch die Last etwa 50:50 gespalten;
* Die FDP wird auch nicht einheitlich abstimmen.
Betrachtet man die Kernlinien des Problems, müsste man u. E. feststellen:
* Die NATO (besser 37 truppenstellende Staaten) befinden sich im Süden und Osten Afghanistans in einem wahrhaftigen Krieg. Die seit Sommer 2006 regruppierten Taliban (im wesentlichen Paschtunen der sog. Tribal-Areas der erweiterten afghanisch-pakistanischen Grenzregion) kämpfen oft massiert in Stärken von 200+ in einem Gebiet von der Grösse Deutschlands. Die westlichen Schätzungen der Kern-Stärke der Taliban beginnt ab 2.000 bis 6.000. Nach Taliban-Angaben wird dieser Kern angereichert mit einem 40%igen Zustrom von un-ideologischen "Freizeitkämpfern", die sich von dem Sold von etwa 50 - 75 USD pro Kampftag angezogen fühlen. Das 1. politische Ziel ist von den Taliban mehrfach und kompromisslos verkündet worden: Alle fremden Truppen haben Afghanistan zu verlassen; andernfalls herrsche Krieg.
* Die militär-akademisch ermittelte Stärke für Stabilisierungs-Einsätze besagt, dass auf 1.000 Einwohner 20 Soldaten zu rechnen sind. Für Afghanistan ist die dementsprechende Zahl genannt worden: Mehr als 600.000 ISAF-Soldaten wären zu stationieren; tatsächlich sind es derzeit rund 36.000. Entscheidende Stütze dieses viel zu geringen Kräfte-Ansatzes ist die Luftmacht der ISAF (vor allem U.S., sogar mit B1-Bombern), die derzeit grob 50 Bomben-Einsätze pro Tag fliegt und 10 Aufklärer pro Tag einsetzt.
Wenn angesichts dieses Kriegsbildes in Deutschland eine Debatte mit Argumenten geführt wird, die von dieser Wirklichkeit absichtlich entfernt, werden unsere NATO-Partner sich ihre Gedanken machen. Über die deutsche Diskussion muss man sich den Kopf nicht zerbrechen: Wenn der Rest der NATO nicht so hässlich Krieg führen würde und so feine Friedensarbeit wie die Deutschen im Norden leistete, gäbe es gar keine Taliban!
{Die deutsche Entfeindung ist die Wunderwaffe}
Aus: "Berlin-Tornado: Wunderwaffe" (9. März 2007; verantwortlicher Redakteur von GeoPowers ist Michael Forster)
Quelle: http://www.geopowers.com/News/News_I_2007/news_i_2007.html (http://www.geopowers.com/News/News_I_2007/news_i_2007.html)
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Quote[...] Für die SPD betonte deren Außenpolitiker Gert Weisskirchen dagegen, dass die Tornados auch beim Schützen ziviler Einrichtungen helfen könnten. Als Beispiel nannte er einen großen Staudamm in der Region Helmand: "Die Taliban haben erklärt, diese Lebensader zerstören zu wollen, die Hunderttausende Menschen mit Wasser versorgt. Können wir das zulassen?" Er verwies auf die Fähigkeit der Aufklärungsjets, aus großer Höhe genaue Bilder zu schießen. Auf deren Grundlage könnten auch Sprengsätze entdeckt und entfernt werden.
Mitten in der Rede Weisskirchens provozierten dann einige Abgeordnete der Linksfraktion einen Eklat. Sie erhoben sich und präsentierten Schilder, auf denen zu lesen stand, was eine aktuelle Umfrage zum Tornado-Einsatz ergeben hatte: "77 Prozent sagen Nein - wir auch!" Empörung füllte den Saal. "Raustragen!", forderte ein Parlamentarier aus dem bürgerlichen Lager. Es kam zu Wortgefechten und zahlreichen Zwischenrufen.
Weil die Links-Politiker von den Schildern nicht lassen wollten, wurden sie schließlich des Saales verwiesen. Weisskirchen ließ es sich nicht nehmen, auf das populistische Argument der Linken einzugehen: Wütend beschwor er die Zustände in Afghanistan zur Zeit der Taliban-Herrschaft. Er erhielt dafür Beifall aus allen anderen Fraktionen - und sagte dann mit Blick auf die Linksfraktion: "Wir müssen manchmal Entscheidungen gegen Stimmungen treffen, und das ist jetzt nötig."
Zuvor hatte Linksfraktionschef Oskar Lafontaine begründet, warum seine Fraktion den Tornado-Einsatz für völkerrechtswidrig hält. In Afghanistan könnten Zivilisten und Taliban nicht auseinandergehalten werden, das Gebot der Genfer Konvention, Zivilisten zu schonen, deshalb nicht erfüllt werden. Sogar Mitverantwortung für "Blutbäder" schob er all jenen zu, die mit Ja stimmten. Sie sollten ihr Gewissen befragen und eine moralische Entscheidung treffen.
Für die Grünen stieg Fraktionschefin Renate Künast in den Ring. "Wir stehen zu Isaf" - so beschrieb sie den verbliebenen Konsens unter den grünen Abgeordneten. Ansonsten umschiffte sie es geschickt, darzulegen, warum ihre Fraktion gespalten ist. Sie forderte eine "politische Frühjahrsinitiative" und mehr Geld für zivile Projekte. Sie kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dafür, dass sie in der Drogenbekämpfung einer "reinen Herbizidstrategie" folge, was etwas bemüht wirkte.
In einer Zwischenfrage übernahm es der Grüne Hans-Christian Ströbele dann lieber selbst, stellvertretend für die Nein-Sager anklingen zu lassen, was ihn stört. Er fragte den SPD-Politiker Weisskirchen, ob er bereit sei zur Kenntnis zu nehmen, dass Tornado-Fotos zur Planung von Nato-Luftangriffen verwendet werden könnten? Luftangriffen, denen Zivilisten zum Opfer fallen? Weisskirchen antwortete geschickt: Er zitierte den afghanischen Außenminister Rangin Dadfar Spanta mit dem Satz, die Tornados würden Zivilisten schützen helfen. Spanta hat lange Zeit im deutschen Exil gelebt und ist Mitglied der Grünen.
Origineller, dafür aber reichlich absurd war das Argument, mit dem der fraktionslose Abgeordnete Gert Winkelmeier die Grünen in Bedrängnis zu bringen versuchte: Ob sie jemals daran gedacht hätten, wie viel CO2 ein Tornado ausstoße.
Das wurde nicht einmal mit Gelächter quittiert. Dafür fanden die Abgeordneten das Thema dann wohl doch zu ernst.
Aus: "AFGHANISTAN: Bundestag schickt Tornados über die Front" Von Yassin Musharbash (SPON; 09. März 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,470880,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,470880,00.html)
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Quote[...] dass in Afghanistan sowohl der Einsatz der Bundeswehr als auch die Polizeiausbildung fortgeführt werde. Soldaten und Ausbilder leisteten ihren Dienst, um das Land zu stabilisieren, letztendlich auch "für unsere eigene Sicherheit".
Aus: "TERROR: Schäuble sieht hohe Anschlagsgefahr in Deutschland" (SPON; 12. März 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,471120,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,471120,00.html)
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Quote[...] Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält nach den Drohungen Terroranschläge auch in Deutschland für möglich. Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan werde jedoch fortgesetzt. ,,Wir sind Teil eines weltweiten Gefahrenraums und auch in Zeiten, wo es uns nicht betroffen hat, durften wir uns nicht der Illusion hingeben, als wären wir nicht genauso bedroht wie die Spanier, die Engländer oder andere auch", sagte Schäuble im Inforadio vom Rundfunk Berlin-Brandenburg.
[...] Die Geiselnehmer forderten die Bundesregierung ultimativ dazu auf, innerhalb von zehn Tagen den Beginn des Abzugs der Bundeswehr aus Afghanistan bekannt zu geben. Wenige Stunden nach diesem Video wurde eine weitere Drohung in einem Internet-Forum namens ,,Stimme des Kalifats" veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem, eine weitere Zusammenarbeit Deutschlands mit den USA ,,gegen den Islam und die Muslime" werde zu einer Gefährdung in Deutschland führen. Auch Österreich wurde bedroht. Derzeit sind fast 3000 Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan stationiert. Erst am Freitag hatte der Bundestag die Entsendung von Aufklärungs-Tornados nach Afghanistan und damit eine Ausweitung des Bundeswehr-Engagements in dem Land beschlossen.
Aus: "Terrorismus: Schäuble sieht ganz Europa bedroht" (12. März 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article756869/Schaeuble_sieht_ganz_Europa_bedroht.html (http://www.welt.de/politik/article756869/Schaeuble_sieht_ganz_Europa_bedroht.html)
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Quote[...] In Afghanistan sollen neben mehr Kampftruppen auch neue Ausbilder und Übersetzer von zusätzlich gut 500 Mill. Dollar bezahlt werden.
Wie das Weiße Haus mitteilte, schrieb Bush der demokratischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, im Gegenzug für diese Mittel sollten ,,weniger wichtige" Haushaltsposten im laufenden Jahr entsprechend gekürzt werden. Einsparungen solle es unter anderen in den Bereichen Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit und Verkehr geben.
Aus: "Bush will mehr Geld für Auslandseinsätze" (HANDELSBLATT, Sonntag, 11. März 2007)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/news/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1237952/default.aspx/bush-will-mehr-geld-fuer-auslandseinsaetze.html (http://www.handelsblatt.com/news/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1237952/default.aspx/bush-will-mehr-geld-fuer-auslandseinsaetze.html)
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Quote[...] Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan wird nach Ansicht von SPD-Fraktionschef Peter Struck noch zehn Jahre dauern. "Jeder muss sich darüber im Klaren sein, dass der Aufbau des Landes nur möglich ist, wenn die Taliban besiegt werden", sagte Struck.
[...] Struck plädierte für eine parlamentarische Grundsatzdebatte über Auslandseinsätze. Bei der Abstimmung über den Tornado-Einsatz der Luftwaffe in Afghanistan hatte sich ein Drittel der Parlamentarier dagegen ausgesprochen. Struck äußerte dafür gegenüber der "Bild am Sonntag" Verständnis. Vielen werde erst jetzt klar, dass bei einem Auslandseinsatz Soldaten getötet werden könnten oder in eine Lage gerieten, andere töten zu müssen.
Aus: "Struck: Afghanistan- Einsatz dauert zehn Jahre" (12. März 2007)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2007/03/12/704619.html (http://www.abendblatt.de/daten/2007/03/12/704619.html)
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Quote
Der Militarismus bezeichnet
1. meist eine Ideologie, welche die Meinung vertritt, dass nur durch militärische Stärke Sicherheit oder gar Frieden gewährleistet wird; in ihrer schwächsten Form dient diese Ideologie dazu, prophylaktische Aufrüstung zu rechtfertigen; heute (2006) wird "Militarismus" oft als Gegenpart zu den zeitgenössischen Friedensbewegungen definiert; die besondere Form des auf Seemacht ausgerichteten Militarismus bezeichnet man auch als Navalismus; das Gegenteil des Militarismus ist der Pazifismus;
2. während dem gegenüber der brasilianische Soziologe Willems mit "Militarismus" die Tatsache beschreibt, dass eine ganze Gesellschaft sich an militärischen Bräuchen orientiert, militärische Ehrenvorstellungen pflegt, bereits Kinder am liebsten uniformiert sieht usw., ohne dass sie deshalb notwendig kriegslüstern (bellizistisch) sein müsste; Gegenteil dieses Konzeptes von Militarismus ist dann bäuerliche, bürgerliche oder intellektuelle Soldatenverachtung oder -missachtung, wie sie sich im Antimilitarismus zeigt.
3. Nach Walter Benjamin ist Militarismus der Zwang zur allgemeinen Anwendung von Gewalt als Mittel zu Zwecken des Staates.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Militarismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Militarismus) (03/2007)
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Quote[...] Der Bellizismus (von lat. bellum, Krieg) ist ein in der Regel abwertend benutzter Begriff, der eine dem Pazifismus entgegengesetzte politische Grundhaltung charakterisiert, die militärische Mittel zur Durchsetzung von Zielen als legitimes Mittel der Politik betrachtet und auch dazu neigt, sie friedlichen Mitteln vorzuziehen.
Die Anhänger des Bellizismus werden als Bellizisten bezeichnet.
Kategorie: Ideologie
Aus: "Bellizismus" (03/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bellizismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Bellizismus)
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QuoteAntimilitarismus ist eine dem Pazifismus nahe stehende Überzeugung, die sich gegen militaristische Tendenzen innerhalb von Gesellschaft und Politik wendet. Sie ist damit eine Gegenbewegung zum Militarismus in seinen verschiedenen Ausprägungen.
Der Antimilitarismus sollte vom Pazifismus begrifflich geschieden werden, weil sich der Kampf gegen militaristische Tendenzen unabhängig von der Frage führen lässt, ob militärische Gewalt als ein geeignetes Mittel zur Lösung von Konflikten gesehen wird.
[...] In den 1950er Jahren konnte mit pazifistischen und antimilitaristischen Argumenten die Wiederbewaffnung Deutschlands nicht verhindert werden. Statt dessen versuchte beispielsweise die Bundesregierung, mit dem Prinzip vom ,,Staatsbürger in Uniform" die neugeschaffene Bundeswehr auch demokratisch zu legitimieren.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Antimilitarismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Antimilitarismus) (03/2007)
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Freitag, 9. März 2007 - Namentliche Abstimmung Nr.: 2 - Sitzung des Deutschen Bundestages
Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung über die
Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer
Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan
http://www.sueddeutsche.de/imperia/md/content/deutschland/tornado_abstimmung.pdf (http://www.sueddeutsche.de/imperia/md/content/deutschland/tornado_abstimmung.pdf)
Quote[...] Moscatiello: Das sind sehr unterschiedliche Menschen. Jede Altersgruppe ist dabei, viele Arbeitslose und natürlich sehr viele Studenten. Interessant fand ich, dass viele von ihnen Kriegsdienstverweigerer waren und den Irakkrieg vehement ablehnen. Trotzdem haben sie kein Problem damit, für die US-Armee zu arbeiten. Sie sagen, sie machen es nur wegen des Geldes. Den Kontext blenden einige völlig aus. Für meinen Film habe ich Protagonisten ausgewählt, die genau diese Widersprüche in sich tragen.
[...] Moscatiello: Einmal raus aus dem Alltag zu kommen – das macht dieses Übung für viele attraktiv. Es ist eine gewisse Abenteuerlust dabei. Und viele fasziniert auch die klare Konfrontation, die es in dem Kriegsspiel gibt. In unserer abstrakt gewordenen Welt erlebt man diese klaren Konfrontationen heute kaum mehr. Und hier kann man für ein paar Wochen einfach in eine Welt eintauchen, in der das Feindbild wieder eindeutig ist. Es ist schon ironisch: Während die Soldaten in der Simulation üben sollen, zu differenzieren, zieht viele deutsche Statisten gerade das klare Schwarzweißdenken an.
[...] ZEIT: Sie begannen im Jahr 2003 mit den Arbeiten an Ihrem Film und begleiteten Statisten und Soldaten über lange Zeit. Haben sich die Übungen der US-Armee in den fast vier Jahren des Irakkonflikts verändert?
Moscatiello: Zu Beginn waren die Simulationen etwas starrer, liefen immer nach einem holzschnittartigen Muster ab. Die Amerikaner werten ihre Einsätze im Irak aber genau aus, und das Geschehen wird in die neuen Rollenspiele aufgenommen. Zudem kommen Soldaten mit Kampferfahrung aus dem Irak zurück und arbeiten dort als Ausbilder. Daher werden die Kriegssimulationen in der Oberpfalz wohl immer realistischer.
Aus: "Sie lernen zu töten" Deutsche Statisten üben mit US-Soldaten für deren Einsatz im Irak. Die Regisseurin Teresina Moscatiello hat darüber einen Film gedreht. Ein Gespräch über Kriegsspiele im Bayerischen Wald - Das Interview führte Jan Pfaff (DIE ZEIT, 22.02.2007 Nr. 09)
Quelle: http://www.zeit.de/2007/09/Interview-US-Soldaten?page=1 (http://www.zeit.de/2007/09/Interview-US-Soldaten?page=1)
Quote
,,Dinge zu benennen oder besser umzubenennen, das ist alles, worum es im Krieg geht." (Stanley Kubrick)
Fundort (18. Stunde: Nähkästchen):
http://www.kulturkurier.de/njs_veranstaltung.php?r=2&id=82497 (http://www.kulturkurier.de/njs_veranstaltung.php?r=2&id=82497)
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QuoteKriegslügen haben ihre Kontinuität.
[...] Auch heute noch wird in den Schulbüchern die Ermordung des österreichischen Thronfolgers durch einen Serben als Grund für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs genannt. Tatsache ist aber, dass Deutschland sich durch Österreich nur allzu gern in diesen Krieg hineinziehen ließ, um sich dann als eigentliche Ziele Russland und Frankreich vorzunehmen. Dem Volk gegenüber schob Kaiser Wilhelm II. aber die Serben vor, weil der Mörder ein Serbe war. Er höre "bei ernsten Leuten vielfach den Wunsch, es müsse einmal gründlich mit den Serben abgerechnet werden." - "Jetzt oder nie" oder "Serbien muß sterbien", hieß es plötzlich überall
Am 16. August 1914 log er dann weiter: "Seit der Reichsgründung ist es durch 43 Jahre Mein und Meiner Väter heißes Bemühen gewesen, der Welt den Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle Entwicklung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns den Erfolg unserer Arbeit." So bekam er für den Krieg gegen Russland auch die Sozialdemokraten ins Boot. Selbst Franz Mehring schrie damals ins Parlament: "Krieg dem Zarismus", und Friedrich Stampfer: "Wir wollen nicht, dass unsere Frauen und Kinder Opfer kosakischer Bestialitäten werden." Worum es tatsächlich ging, machte der spätere Reichskanzler Max von Baden am 20. März 1918 klar: "Will der deutsche Imperialismus dem Ansturm der Demokratie mit ihrem Anspruch auf Weltverbesserung Stand halten, so muss er sich ethisch fundamentieren. Wir können nunmehr getrost Menschheitsziele in unser Programm aufnehmen."
Genau 25 Jahre nach dem Friedens-Kaiser ging Friedensfreund Adolf Hitler auf Sendung. Nachdem seine SS am 31. August 1939 drei tote KZ-Häftlinge in polnische Uniformen gesteckt hatte, um deren Überfall auf den Radiosender Gleiwitz vorzutäuschen, erklärte er am 1. September um sechs Uhr morgens per Radio-Sondermeldung: "Danach bleibt mir kein anderes Mittel, als von jetzt ab Gewalt gegen Gewalt zu setzen". Um 10 Uhr wurde seine Rede im Reichstag übertragen: "Seit fünf Uhr fünfundvierzig wird zurück geschossen. Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten." Mit dem Überfall auf Polen begann noch am gleichen Tag ein Vernichtungskrieg bis dahin nicht gekanntem Ausmaßes - und ein beispielloser Genozid an der jüdischen Bevölkerung Europas.
Und wieder dienten auch die Serben als Zielscheibe und Vorwand. Die "serbische Verbrecherclique" war laut Hitler "endgültig zu beseitigen". Ebenso wurde für den Überfall auf die "Rest-Tschechei" nach Annexion des tschechoslowakischen Sudetengebiets im Zusammenhang mit dem Münchner Abkommen ein Grund vorgetäuscht. General Alfred Jodl wusste ihn schon am 24. August 1938: "Die Aktion Grün wird ausgelöst durch einen Zwischenfall in der Tschechei, der Deutschland den Anlass zum militärischen Eingreifen gibt."
Tatsächlich ging es Hitler - wie vorher Wilhelm II. - vor allem darum, die Welt neu aufzuteilen, um dem deutschen Großkapital und dessen Konzernen wie Thyssen, Krupp und IG Farben weltweit Zugriff auf wichtige Rohstoff-Ressourcen zu ermöglichen. Diesen Hintergrund formulierte im Juli 1941 die NS-Führung so: "Grundsätzlich kommt es also darauf an, den riesenhaften Kuchen handgerecht zu zerteilen, damit wir ihn erstens beherrschen, zweitens verwalten und drittens ausbeuten können." Und schon damals spielte Afghanistan für Deutschland eine Rolle, wie der amerikanische Geologe German Shah 1939 feststellte: "Man traf deutsche Kaufleute in Kabul und deutsche Autobahn-Ingenieure auf dem Land. Deutscher Stahl ging in die neuen Brücken auf den Autobahnen. Die deutsche Lufthansa war die einzige Fluggesellschaft, die auf dem Flughafen von Kabul landete."
Am 10. Oktober 1990 wurde in der Boulevard-Presse berichtet, irakische Soldaten hätten Säuglinge auf kalten Fußböden sterben lassen. Die Lüge wurde zwar später als Bestandteil einer 10 Mio. Dollar teuren und verlogenen PR-Aktion der CIA entlarvt. Sie wirkte aber bis zum 16. Januar 2001, als der Irak zum zweiten Mal überfallen wurde. Wegen der dort später nie gefundenen Massenvernichtungswaffen.
Zwei Tage nach dem Angriff auf das New Yorker "World Trade Center" stimmten uns die Medien von ARD bis "Bild-Zeitung" schon auf Krieg ein. Bild: "Bin Laden. Sein Terror erschüttert die Zivilisation". Dass es diese "Zivilisation" ist, die Terrorismus provoziert und dann gegen fremde Staaten Krieg führt, stand weder dort noch im Kölner "Express". Der hetzte am 12. September: "Terrorbestie, wir wünschen dir ewige Hölle" - ohne einen einzigen Beweis.
Auch auf den Krieg gegen Jugoslawien stimmte uns Außenminister Klaus Kinkel (FDP) - der bereits als BND-Chef durch Infiltration des jugoslawischen Gemeindienstes die Zerstörung des Staates vorbereitet hatte, schon am 24. Mai 1992 ein: Ziel Deutscher Außenpolitik sei es: "Wir müssen Serbien in die Knie zwingen". So wie 1914 und 1939? Diesmal ging es darum, die transnationale Vereinigung des prosperierenden Staates Jugoslawien zu verhindern, was Gerhard Schröder am 24. März 1999 als Co-Brandstifter so ankündigte: "Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, heute Abend hat die NATO mit Luftschlägen gegen militärische Ziele in Jugoslawien begonnen. Damit will das Bündnis weitere schwere und systematische Verletzungen der Menschenrechte unterbinden und eine humanitäre Katastrophe im Kosovo verhindern. Der jugoslawische Präsident Milosevic führt dort einen erbarmungslosen Krieg. Wir führen keinen Krieg, aber wir sind aufgerufen, eine friedliche Lösung im Kosovo auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen."
Ein Krieg ohne Kriegserklärung, den man nicht Krieg nennen darf? In den Medien wurde gemeldet, dass in einem Stadion von Serben internierte Kosovaren einem Massaker zum Opfer gefallen seien. Fotoarrangements angeblicher weiterer Massaker wurden hergestellt und veröffentlicht. Und Außenminister Fischer gewann die Herzen mit dem Ausspruch: "Nie wieder Auschwitz!". Dass es die von Verteidigungsminister Scharping am 27. März 1999 verbreitete "humanitäre Katastrophe im Kosovo" tatsächlich gar nicht gab, erfuhr man später vom deutschen OSZE-General Heinz Loquai: "Die Legitimationsgrundlage für die deutsche Beteiligung war die sogenannte humanitäre Katastrophe. Eine solche humanitäre Katastrophe als völkerrechtliche Kategorie, die einen Kriegseintritt rechtfertigte, lag vor Kriegsbeginn im Kosovo nicht vor." Wie man inzwischen weiß, ist die deutsche Kriegsbeteiligung völkerrechtswidrig gewesen.
Beschäftigt man sich mit dem Thema der Kriegslügen, wird ihre Flut fast unübersehbar. Allein zum Irak-Krieg konnten US Präsident G. W. Bush weit über 200 Kriegslügen und Falschinformationen in etwa 100 öffentlichen Auftritten nachgewiesen werden. Und entgegen den Verlautbarungen von Gerhard Schröder, sich nicht am Irak-Krieg beteiligen zu wollen, haben wir den US-Amerikanern den Weg hinein tatsächlich in mancher Hinsicht geebnet, zum Beispiel mit Überflugrechten und Geheimdienstberichten aus Bagdad. Und zu Afghanistan sei hier nur auf die inzwischen enttarnte Duldung von CIA-Folterflügen und die Entführung des Deutschen Murat Kurnaz nach Guantanamo verwiesen. So wird sich wohl auch bald die eingangs erwähnte Taliban-Frühjahrsoffensive als neue Kriegslüge herausstellen. Sie soll uns eben klar machen, dass ein Präventivschlag gerechtfertigt und notwendig sei.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Nürnberg Nazis wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt, weil sie mit erlogenen Gründen Präventivkriege geführt hatten. Wenn uns unsere Kinder und Enkel eines Tages vorwerfen, dass wir es hätten besser wissen, Katastrophen verhindern müssen, können wir uns dann nur noch auf Kardinal Meisner und die katholische Kirche berufen. Bei seinen Soldatengottesdiensten im Kölner Dom hebt er immer wieder, zuletzt im Januar, die Bedeutung der Bundeswehr für die Friedenssicherung hervor - in guter Tradition mit den Päpsten des 20sten Jahrhunderts von Leo XIII. und Pius X. im Ersten bis Pius XI. und XII. im Zweiten Weltkrieg.
Die nächsten Ziele von Kriegslügen? Möglicherweise Iran, weil Ahmadinedjad angeblich Atombomben bauen will? Und zwar "böse" - zusätzlich zu den "guten" in Israel, USA, Frankreich etc.? Und danach dann China, weil es den USA den Rang in der Weltbeherrschung abjagt und "uns" den Exportweltmeister? Gegenüber beiden scheinen die Messer in den USA schon gewetzt. Und was werden "wir" dann machen, Frau Merkel oder ihr Nachfolger? Eine Prognose stammt aus dem Jahr 1900, vom kaiserlichen Generaloberst von Moltke: "Wenn wir ganz ehrlich sein wollen, so ist es Geldgier, die uns bewogen hat, den großen chinesischen Kuchen anzuschneiden. Wir wollten Geld verdienen, Eisenbahnen bauen, Bergwerke in Betrieb setzen, europäische Kultur bringen, das heißt mit einem Wort ausgedrückt, Geld verdienen."
Aus: "Krieg und Frieden - Es wird Zeit, dass wir nicht länger auf Kriegslügen hereinfallen - Nach dem Krieg ist vor dem Krieg" Von Hans-Dieter Hey (28. Februar 2007)
Quelle: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10595 (http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10595)
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Quote[...] Nach den Regelungen der Charta der Vereinten Nationen ist ausschließlich der Sicherheitsrat befugt, militärische Zwangsmaßnahmen gegen einen Staat zu verhängen. Allerdings lag für den NATO-Einsatz kein Beschluss der Vereinten Nationen vor, da Russland einer militärischen Intervention nicht zustimmte. Viele Völkerrechtler sind der Ansicht, dass die NATO dem in Artikel 2 Abs. 4 der UN-Charta formulierten Gewaltverbot zuwidergehandelt habe und der Angriffskrieg gegen Jugoslawien völkerrechtswidrig erfolgt sei. (Simma S. 22, Cassese S. 23-24, Hilpold S. 437-442, Joyner S. 597)
Für die Bundesrepublik Deutschland wird von manchen ein Verstoß gegen den 2+4 Vertrag gesehen. So lautet der Vertragstext:
Nach der Verfassung des vereinten Deutschlands sind Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, verfassungswidrig und strafbar. Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik erklären, daß das vereinte Deutschland keine seiner Waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in Übereinstimmung mit seiner Verfassung und der Charta der Vereinten Nationen.
Dem gegenüber sehen Befürworter der Luftoperationen der NATO den Tatbestand der Vorbereitung eines Angriffskrieges nicht erfüllt und gehen ferner davon aus, dass auch der 2+4 Vertrag nicht verletzt wurde, u.a auch deswegen, weil bereits vor Beginn der Angriffe von einem ,,friedlichen Zusammenleben der Völker" im Kosovo nicht die Rede habe sein können. Die NATO-Aktion sei sowohl völkerrechtlich als auch verfassungsrechtlich zulässig gewesen. Das ergebe sich aus einem notstandsähnlichen Recht auf humanitäre Intervention, das es gestatte, zur Abwendung einer humanitären Katastrophe nach Ausschöpfung aller anderen Mittel militärische Gewalt anzuwenden. Dieses Nothilferecht steht damit im direkten Gegensatz zur Ausschließlichkeit der Entscheidungen des Sicherheitsrats über Krieg und Frieden - seine Herleitung ist ungeklärt und äußerst umstritten, wobei allerdings teilweise auf Ableitungen aus dem humanitären Kriegsvölkerrecht der Genfer Konventionen und der allg. gesteigerten Bedeutung der Menschenrechte im Völkergewohnheitsrecht seit 1945 verwiesen wurde. Der militärische Einsatz der NATO habe zur Schaffung des Friedens und zur Abwendung einer humanitären Katastrophe stattgefunden und sei notwendig und gerechtfertigt gewesen, weil der Weltsicherheitsrat, - obwohl er am 23. September 1998 in der Resolution 1199 das serbische Vorgehen als ,,exzessiven Einsatz von Gewalt" und ausdrücklich auch als ,,Bedrohung des Friedens" verurteilt hatte- nicht wirksam handeln konnte oder wollte. Dagegen sind viele Völkerrechtler bis heute der Meinung, dass der unscharfe Begriff einer ,,humanitären Katastrophe" das Gewaltverbot der UN-Charta nicht außer Kraft setzen konnte (Hilpold S. 448-454, Simma S. 5).
Nachdem alle politischen Bemühungen für eine Friedensregelung zwischen den Konfliktparteien erfolglos geblieben waren, beruhte die fakt. Entscheidung zum Krieg auf dem Beschluss des NATO-Rats vom 8. Oktober 1998 über begrenzte und in Phasen durchzuführende Luftoperationen zur Abwendung einer humanitären Katastrophe im Kosovo. Der deutsche Bundestag hat der Beteiligung von Streitkräften der Bundeswehr am 16. Oktober 1998 zugestimmt. Der damals amtierende Justizminister als das fachlich zuständige Kabinettsmitglied, Prof. Dr. Schmidt-Jortzig, beteiligte sich nicht an der Abstimmung. Er hatte seinen Protest gegen die seiner Auffassung nach völkerrechtswidrige Kabinettsvorlage zu den Kabinettsakten gegeben.
Am 29. April 1999 reichte Jugoslawien beim Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag Klage gegen zehn NATO-Mitgliedstaaten (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, die Niederlande, Portugal, Spanien und die USA) ein. Nicht beklagt wurden Dänemark, Griechenland, Island, Luxemburg, Norwegen, Polen, Tschechien, Türkei und Ungarn. Die Anklagepunkte der zehn Einzelverfahren beziehen sich in erster Linie auf Verstöße gegen völkerrechtliche Grundsätze wie das Gewaltverbot, Völkermord, das Interventionsverbot sowie die Missachtung des Souveränitätsprinzips. Das Verfahren wurde ohne Entscheidung in der Sache wegen Nichtzuständigkeit des Gerichtes eingestellt, da Jugoslawien während des Krieges kein Mitglied der UN war.
Trotz zahlreicher beim Generalbundesanwalt eingereichter Klagen wegen Verstoß gegen den § 80 StGB (Vorbereitung eines Angriffskrieges) wurden keine Ermittlungen aufgenommen. Allerdings wurde beim Einreichen der Klagen übersehen, dass § 80 StGB sich von Art.26 des Grundgesetzes herleitet, der ausdrücklich nur ,,Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören" unter Strafe zu stellen anordnet. Angesichts der bereits vorhandenen Störung des friedlichen Zusammenlebens im Kosovo und des friedenserzwingenden Motivs im Selbstverständnis der Bundesregierung für ihr Handeln fehlt deswegen eine Absicht im Sinne des Art.26 I GG und § 80 StGB läuft ins Leere.
Zu Beginn der Bombardierung Jugoslawiens am 24. März 1999 war der Widerstand gegen diesen Krieg und gegen die Beteiligung der Bundeswehr marginal. Viele Kriegsgegner, die insbesondere eine Teilnahme deutscher Soldaten an einem von ihnen so bezeichneten Angriffskrieg verhindert sehen wollten, sahen sich durch die politischen Bekundungen, in Jugoslawien müsse ein Völkermord mit dem allerletzten Mittel verhindert werden, in ihrer pazifistischen und moralischen Begründungen gegen jede Art von Krieg tief getroffen. Medienberichte und Aussagen von Politikern wie dem Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten Joschka Fischer und Bundesverteidungsminister Rudolf Scharping, die die Handlungsweise der serbischen Truppen als Teil eines Völkermordes bezeichneten (letzterer auch als Teil des sog. Hufeisenplanes ), waren vor allem im öffentliche Bewusstsein präsent. Gleichwohl gab es von wenigen deutliche Proteste gegen die - von ihnen so bezeichnete - ,,Instrumentalisierung deutscher Geschichte" - gemeint war vermutlich Auschwitz - für einen Krieg unter deutscher Beteiligung. So hatte Bundesaußenminister Joschka Fischer insbesondere an seine Partei Die Grünen appelliert: ,,Wir haben immer gesagt: ,Nie wieder Krieg!' Aber wir haben auch immer gesagt: ,Nie wieder Auschwitz!' Es wurde an den letzten Krieg Deutschlands und die alte, aus dem Ersten Weltkrieg stammende Parole ,,Serbien muss sterbien" erinnert und gefordert, dass vor diesem Hintergrund die Bundesrepublik sich aus dem kriegerischen Konflikt herauszuhalten habe. Der Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein warf bereits am 3. Mai den USA vor, sie hätten in Rambouillet militärische Bedingungen gestellt, die ,,kein Serbe mit Schulbildung" hätte unterschreiben können.
Zu den prominentesten deutschen Politikern, die gegen die Bombardierung Jugoslawiens opponierten, zählten der damalige SPD-Politiker Oskar Lafontaine, die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sowie der ehemalige OSZE-Vizepräsident und Bundestagsabgeordnete Willy Wimmer (CDU), der von einem ,,ordinären Angriffskrieg" sprach und der damaligen Bundesregierung, insbesondere Außenminister Joschka Fischer und Verteidigungsminister Rudolf Scharping, ,,Manipulationen" vorwarf. Auch Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt gehörte zu den Kriegsgegnern. Der CSU-Politiker Peter Gauweiler zog 2004 Parallelen zum Irak-Krieg: ,,Sowohl die Intervention der USA im Irak als auch die Bombardierung Jugoslawiens und seiner Hauptstadt Belgrad durch die NATO geschah ohne Mandat der Vereinten Nationen. Dies ist von der deutschen Völkerrechtslehre zutreffend und mit Nachdruck als völkerrechtswidrig bewertet worden". Im Irak-Krieg sei die Weltöffentlichkeit mit der Unwahrheit bedient worden, eine vergleichbare Überprüfung der Aussagen deutscher Amtsträger während des Bundeswehreinsatzes gegen Jugoslawien habe es im Bundestag bis heute nicht gegeben.
Im Gegensatz dazu vertraten und vertreten Befürworter die Auffassung, dass gerade die deutsche Geschichte zum Handeln verpflichtet habe, zumal die Vermutung eines Völkermordes angesichts der bosnischen Vorgeschichte mit ihren sog. ethnischen Säuberungen und Massakern wie Srebrenica nicht von der Hand zu weisen gewesen wäre und im Vorfeld der Intervention bereits Tendenzen für eine ähnliche Entwicklung im Kosovo evident gewesen seien, die vom Weltsicherheitsrat in der Resolution 1199 auch als friedensgefährdend verurteilt worden wären. Darin liege keine Instrumentalisierung der Geschichte, sondern ein Lernen aus ihr. Eine Position, die besage, aufgrund der deutschen Verantwortung für Völkermorde unter Hitler dürfe man in Zukunft an der Verhinderung weiterer massiver Menschenrechtsverletzungen nicht teilnehmen, sei zumindest fragwürdig. Einfache Antworten seien hier nicht möglich.
Teilweise wird auch von Seiten der Gegner der NATO-Intervention zugegeben, dass die moralische Argumentation der NATO nicht gänzlich haltlos gewesen ist. So reiste der entschiedene Kriegsgegner Gregor Gysi auf dem Höhepunkt des Konfliktes zu Gesprächen mit Milosevic nach Serbien und bekannte wenig später nach persönlichen Gesprächen mit Flüchtlingen – ohne von seiner Kritik am NATO-Einsatz abzurücken - von ihm über die Vertreibungen und ihr Ausmaß getäuscht worden zu sein.[2]
Ob der Präzedenzfall eines Bruches der UN-Charta gerechtfertigt war, bleibt offen und wird je nach Standpunkt unterschiedlich beantwortet.
In den Medien wurde der Kosovo-Krieg auch nach Ende der Kampfhandlungen kontrovers diskutiert, mit dem vermutlichen Höhepunkt des Streits um den ARD-Bericht Es begann mit einer Lüge, dessen Recherchemethoden insbesondere vom Magazin Spiegel und der FAZ massiv als grob verfälschend kritisiert wurden.(s.FAZ, 1. März 2001)
Kritik am Kosovo-Krieg:
* Die Begründung, mit den NATO-Luftschlägen ,,eine humanitäre Katastrophe im Kosovo verhindern" zu wollen (Gerhard Schröder, 24. März 1999), habe auf Lügen beruht.
QuoteEs begann mit einer Lüge - Ein Film von Jo Angerer und Mathias Werth
Heinz Loquai, General a. D. - OSZE:
"Die Legitimationsgrundlage für die deutsche Beteiligung war die sogenannte humanitäre Katastrophe.
Eine solche humanitäre Katastrophe als völkerrechtliche Kategorie, die einen Kriegseintritt rechtfertigte,
lag vor Kriegsbeginn im Kosovo nicht vor."
Norma Brown, US-Diplomatin im Kosovo:
,,Bis zum Beginn der NATO-Luftangriffe gab es keine humanitäre Krise. Sicher, es gab humanitäre
Probleme, und es gab viele Vertriebene durch den Bürgerkrieg. Aber das spielte sich so ab: Die Leute
verließen ihre Dörfer, wenn die Serben eine Aktion gegen die UCK durchführten - und kamen danach
wieder zurück. Tatsache ist: Jeder wusste, dass es erst zu einer humanitären Krise kommen würde,
wenn die NATO bombardiert. Das wurde diskutiert: In der NATO, der OSZE, bei uns vor Ort und in der
Bevölkerung."
[...] Jamie Shea, NATO-Sprecher:
,,Die politischen Führer spielten nun die entscheidende Rolle für die öffentliche Meinung. Sie sind die
demokratisch gewählten Vertreter. Sie wussten, welche Nachricht jeweils für die öffentliche Meinung in
ihrem Land wichtig war. Rudolf Scharping machte wirklich einen guten Job. Es ist ja auch nicht leicht,
speziell in Deutschland, das 50 Jahre lang Verteidigung nur als Schutz des eigenen Landes gekannt
hatte, statt seine Soldaten weit weg zu schicken. Psychologisch ist diese neue Definition von
Sicherheitspolitik nicht einfach. Nicht nur Minister Scharping, auch Kanzler Schröder und Minister
Fischer waren ein großartiges Beispiel für politische Führer, die nicht der öffentlichen Meinung hinterher
rennen, sondern diese zu formen verstehen.
Es stimmt mich optimistisch, dass die Deutschen das verstanden haben. Und jenseits der sehr
unerfreulichen Begleiterscheinungen, der Kollateralschäden, der langen Dauer der Luftangriffe, hielten
sie Kurs. Wenn wir die öffentliche Meinung in Deutschland verloren hätten, dann hätten wir sie im
ganzen Bündnis verloren."
[...] Pristina, die Hauptstadt des Kosovo, war Schauplatz einer perfiden Propagandageschichte: Im
Mittelpunkt stand das Fußballstadion. Rund um das Stadion sind die Zerstörungen bis heute zu sehen,
und oben auf den Tribünen verwittert der Beton. Doch der Rasenplatz unten wird gehegt und gepflegt,
und die Jugendmannschaft trainiert hier wie eh und je. Doch damals, vor zwei Jahren, sollen die Serben
hier ein KZ für Kosovo-Albaner betrieben haben - ganz nach Nazi-Manier. Mit dieser Behauptung ging
Rudolf Scharping im April 1999 an die Öffentlichkeit.
Rudolf Scharping (28.03.1999):
"Viel wichtiger ist die Frage was geschieht jetzt im Kosovo: Wenn ich höre, dass im Norden von Pristina
ein Konzentrationslager eingerichtet wird, wenn ich höre, dass man die Eltern und die Lehrer von
Kindern zusammentreibt und die Lehrer vor den Augen der Kinder erschießt, wenn ich höre, dass man
in Pristina die serbische Bevölkerung auffordert, ein großes ,S' auf die Türen zu malen, damit sie bei
den Säuberungen nicht betroffen sind, dann ist da etwas im Gange, wo kein zivilisierter Europäer mehr
die Augen zumachen darf, außer er wollte in die Fratze der eigenen Geschichte schauen."
Das ,,S" zum Schutz der Serben hat in Pristina auf keiner einzigen Tür geprangt. Auch nicht in den
Katakomben unter den Stadiontribünen, wo Serben das KZ betrieben haben sollen. Hierher hat sich
höchstens mal ein Weitschuss der Fußballjugend verirrt. Vielleicht rauchten die Jungs nach dem Spiel
hier unten ihre erste Zigarette, tranken heimlich Cola und Schnaps. Aber Rudolf Scharping berichtet
sogar noch in seinem späteren Kriegstagebuch über den NATO-Einsatz im Kosovo von mehreren
Tausend Leuten, die hier interniert gewesen seien. Und der deutsche Außenminister Joschka Fischer
bemühte sogar mehrfach den Vergleich zwischen Serben und Nazis und rief zum Krieg mit den Worten:
,,Nie wieder Auschwitz!" Bis heute bleiben Joschka Fischer und Rudolf Scharping bei ihrer Darstellung.
Rudolf Scharping:
"Ich habe mich so geäußert, dass der Verdacht besteht, dass im Stadion von Pristina Menschen
festgehalten werden. Das beruhte auf Zeugenaussagen, die sich bezogen auf entsprechende
Internierung in den Gängen des Stadions, in den Geschäften, die unterhalb der Tribünen waren. Wir
haben versucht, das aufzuklären. Bilder davon konnten wir nicht gewinnen. Aber die Zeugenaussagen
standen."
Zeugen aus Pristina also. Wenn einer aber etwas mitbekommen hat, dann müsste es Shaban Kelmendi
gewesen sein, ein kosovarischer Politiker. Sein Haus liegt direkt am Stadion, und während des Krieges
hat er Pristina keinen Tag verlassen.
Shaban Kelmendi, Augenzeuge:
,,Wie Sie sich selbst überzeugen können, blickt man von hier aus genau auf das Stadion. Man kann
alles sehen. Es hat damals dort keinen einzigen Gefangenen oder eine Geisel gegeben. Das Stadion
hat immer nur als Landeplatz für Helikopter gedient."
Heinz Loquai, General a. D. -OSZE:
"Hier muss ich mich wirklich beherrschen, weil der Vergleich mit Auschwitz und der Situation im
Kosovo eine ungeheuerliche Behauptung ist. Man muss sich als Deutscher schämen, dass deutsche
Minister so etwas getan haben, denn ein normaler Mensch, ein normaler Deutscher, wird vor Gericht
zitiert, wenn er in derartigem Ausmaße Auschwitz verharmlost. Und dass ein deutscher Minister von
KZs im Kosovo sprach, ist auf der gleichen Linie, denn KZs sind Einrichtungen einer bestimmten
historischen Situation, nämlich der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland. Und ich finde es im
Grunde genommen ungeheuerlich, dass gerade Deutsche diese Vergleiche gewählt haben."
[...] New York, April 1999. Während Scharping von einem Massaker berichtet, das keines war, und von
einem KZ, das es nie gab, war der Kosovo-Krieg weiter in vollem Gange. In Deutschland wie in den
USA wurde für diesen Krieg Stimmung gemacht. Das war auch notwendig, denn der Krieg der NATO
war völkerrechtswidrig: Nur die Vereinten Nationen, deren Hauptquartier hier in New York ist, hätten ein
Mandat für den Angriff geben dürfen. Doch dieses Mandat hat es nie gegeben. Damals herrschte
Hochbetrieb für das Wachpersonal der UNO. Immer neue Regierungsvertreter trafen im Hauptquartier
der Vereinten Nationen ein, immer heftiger wurden die Auseinandersetzungen hinter verschlossenen
Türen.
April 1999. Bei den Vereinten Nationen wird um den Krieg gestritten. Zur gleichen Zeit fliegen NATOBomber
bereits Angriff um Angriff, 6.000 mal - und immer ohne UN-Mandat.
Ganz überraschend ist das nicht, denn bei den Vereinten Nationen kennt man nicht erst seit heute die
amerikanische Regierungspolitik und deren kaum verhüllte Geringschätzung der Vereinten Nationen.
[...] Wayne Merry, Berater der US-Regierung:
,,Manche Regierungsleute aus dem Außenministerium reden davon, dass Kosovo nur der Auftakt ist für
zukünftige Kriege der NATO, die noch viel entfernter sein werden. Für Washington ging es nicht um die
Demonstration der amerikanischen Führungsrolle in der NATO. Die wurde nie bestritten. Man wollte
zeigen, dass die NATO überhaupt noch einen Zweck hat. Und dieser Zweck ist etwas ganz anderes, als
die rein defensiven Aufgaben, für die die NATO gegründet wurde."
[...] Mai 1999, schon der zweite Kriegsmonat. Immer häufiger machten sich Tornado-Piloten der
Bundeswehr bereit für den Angriff. Längst war bekannt, dass nicht nur militärische Ziele getroffen
wurden, sondern auch zivile. Und die NATO setzte sowohl grausame Splitterbomben wie auch
umstrittene Uranmunition im Kosovo ein.
Trotz des unbeliebten und autoritären Regimes in Belgrad wurden in der deutschen Bevölkerung
deshalb Zweifel immer stärker, ob der Einsatz der Kampfflugzeuge gerechtfertigt war. Der öffentliche
Druck auf Rudolf Scharping wurde immer stärker. Denn entgegen seinen eigenen Ankündigungen blieb
er stichhaltige Beweise für die Existenz des sogenannten Hufeisen-Plans schuldig. Zwei Jahre nach
dem Krieg deshalb noch einmal die Frage an Rudolf Scharping: Was war denn nun mit dem
Hufeisenplan?
Rudolf Scharping:
"Wir hatten geheimdienstliche Informationen, ich erhielt sie Anfang April 1999 über den Außenminister.
Ich habe dann unsere Fachleute gebeten, nicht nur diese Informationen auszuwerten, sondern sie zu
vergleichen mit den Erkenntnissen aus der elektronischen Aufklärung, also auch dem Abhören von
Funkverkehr serbischer Einheiten und Paramilitärs. Das ist geschehen, und erst als dieser Abgleich
gezeigt hat, dass die Informationen richtig sind, haben wir sie auch öffentlich verwendet."
Heinz Loquai, General a. D. - OSZE:
"Ich habe dann um ein Gespräch im Verteidigungsministerium nachgesucht, das habe ich bekommen,
das war im November, und dort hat man mir gesagt, es habe kein ,Operationsplan Hufeisen'
vorgelegen, sondern was man hatte, war eine Darstellung der Ereignisse, die im Kosovo abgelaufen
sind, und diese Darstellung der Ereignisse konnte man aufgrund der OSZE-Berichte und anderer
Berichte nachvollziehen. Aber es gab keinen ,Operationsplan Hufeisen', so jedenfalls die Fachleute im
Verteidigungsministerium."
Geflüchtete Kosovo-Albaner - ein Opfer der Serben. Aber nicht als Folge eines Vertreibungsplans mit
Namen ,,Hufeisen". Der war schlicht eine Erfindung des deutschen Verteidigungsministeriums,
Kriegspropaganda wie das angebliche KZ von Pristina oder das angebliche Massaker an Zivilisten in
Rugovo. Das Elend der Flüchtlinge aber war auch eine Folge der Nato-Bombardierung. Vor dem
politischen Scheitern eines Krieges im Kosovo war früh gewarnt worden - auch aus den Reihen der
OSZE und des Militärs. Dennoch wollte die Bundesregierung deutsche Soldaten in diesen Krieg führen.
Dafür musste sie die Gunst der Öffentlichkeit gewinnen.
[...] Heinz Loquai, General a. D.:
"Man hat in der Vergangenheit oft der deutschen Generalität den Vorwurf gemacht, dass sie dort auch
geschwiegen habe, wo sie etwas hätte sagen sollen. Und ich wollte in dieser Situation auch etwas
sagen und die Manipulation und Propaganda nicht als solche stehen lassen."
Bruchstücke aus: "Es begann mit einer Lüge: Ein Film von Jo Angerer und Mathias Werth" (wdr.de (Monitor); DAtum (?) )
Quelle: http://www.wdr.de/online/news/kosovoluege/sendung_text.pdf (http://www.wdr.de/online/news/kosovoluege/sendung_text.pdf)
* Die NATO führte Krieg ohne UN-Mandat.
* Die NATO-Bomber töteten im Kosovo mit ihren Cluster- und Splitterbomben auch viele Zivilisten, bombardierten versehentlich Flüchtlingstrecks (Kollateralschäden) und setzten auch umstrittene Uranmunition ein.
* Laut der Tageszeitung Die Welt leisteten die Albaner ,,die erfolgreichste Propaganda des Krieges".
* Laut der parlamentarischen Versammlung der NATO - ein von der Allianz unabhängiges Gremium, das als Bindeglied zwischen dem Bündnis und den nationalen Parlamenten fungiert - habe die UÇK mit Provokationen auf eine Eskalation der Lage im Kosovo hingearbeitet und einen akuten Handlungsbedarf der NATO inszeniert.
Aus: "Kosovo-Krieg" (Stand: 01.03.2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kosovo-Krieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Kosovo-Krieg)
Beiträge zum NATO-Krieg gegen Jugoslawien (Zusammengestellt vom Bundesweiten Friedensratschlag in Kassel)
Quelle #2: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/NATO-Krieg/Welcome.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/NATO-Krieg/Welcome.html)
"Enthüllungen über den NATO-Krieg gegen Jugoslawien"
"Panorama" deckt Scharping-Lügen auf - Zum Besten, was die Öffentlich-Rechtlichen zum Jugoslawien-Krieg zeigten, gehört die "Panorama"-Sendung vom 18. Mai 2000 - gut ein Jahr nach dem Krieg. Für all diejenigen, die die Sendung nicht sehen konnten, dokumentieren wir sie im Folgenden..."
Quelle: #3: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/jugoslawien/panorama.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/jugoslawien/panorama.html)
-.-
"Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (franz.: Tribunal pénal international pour l'ex-Yougoslavie, TPIY/engl.: International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia, ICTY) mit Sitz in Den Haag ist ein durch Resolution 827 des UNO-Sicherheitsrats vom 25. Mai 1993 geschaffener Ad-hoc-Strafgerichtshof. Er ist zuständig für die Verfolgung von schweren Verbrechen, die ab 1991 auf dem Territorium des vormaligen Jugoslawien begangen wurden – während des Jugoslawien- bzw. des Kosovo-Krieges. Aktuelle Chefanklägerin ist die Schweizerin Carla del Ponte. Verkürzend ist in den Medien häufig vom UN-Kriegsverbrechertribunal die Rede."
Quelle #4: http://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Strafgerichtshof_f%C3%BCr_das_ehemalige_Jugoslawien (http://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Strafgerichtshof_f%C3%BCr_das_ehemalige_Jugoslawien)
-.-
Quote[...] Ein Jahr nach Ende der Luftangriffe auf Jugoslawien hat die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) den NATO-Streitkräften in einem heute veröffentlichten Bericht vorgeworfen, durch die Tötung von Zivilpersonen in Jugoslawien das humanitäre Völkerrecht verletzt zu haben. In dem 65-seitigen Bericht mit dem Titel " 'Collateral Damage' or Unlawful Killings? Violations of the Laws of War by NATO during Operation Allied Force" untersucht amnesty international mehrere militärische Angriffe, die darauf hinweisen, dass die NATO bei der Auswahl ihrer Ziele und bei der Wahl ihrer Mittel und Methoden nicht immer den Vorgaben des Völkerrechts entsprochen hat.
"Die Bombardierung der staatlichen serbischen Rundfunk- und Fernsehstation, die am 23. April vergangenen Jahres 16 Zivilisten das Leben kostete, war ein bewusster Angriff auf ein ziviles Objekt und damit ein Kriegsverbrechen", sagt Nils Geißler, Vorstandssprecher der deutschen Sektion von amnesty international. "Auch verschiedene Angriffe auf Eisenbahn- und Autobrücken durch NATO-Truppen wurden fortgeführt, obwohl offensichtlich war, dass Zivilisten getroffen worden waren." Insgesamt sind bei den rund 38.000 Luftangriffen zwischen dem 24. März und 10. Juni 1999 nach Angaben der jugoslawischen Behörden zwischen 400 und 600 Zivilisten ums Leben gekommen. Die NATO selbst hat keine Zahlen über Opfer der Luftangriffe veröffentlicht.
Aus: "Kriegsverbrechen der NATO müssen untersucht werden" (Bonn/London, 7. Juni 2000)
Quelle: http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/0/7719c86328007a4ac1256aa00045d4d1?OpenDocument (http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/0/7719c86328007a4ac1256aa00045d4d1?OpenDocument)
Quote[...] Babtschenko beschreibt, was jemand empfindet, der ohne gebührende Vorbereitung und Ausrüstung in den Krieg geschickt wurde, dessen Kameraden nicht durch die Kugel, sondern durch Hand der Altgedienten starben, der die Verzweiflung der Soldatenmütter sah, die auf Straßen Tschetscheniens ihre Söhne Stück für Stück selbst aufsammeln mussten, und der anstelle von moralischer Unterstützung vom Präsidenten bloß eine Wahlaufforderung erhielt: »In Tschetschenien ist unsere ganze Generation getötet worden - eine ganze Generation russischer Menschen. Und selbst die von uns, die am Leben blieben - sind das noch wir? Sind das wir - jene achtzehnjährigen, frohgestimmten Jungs, die damals in die Armee verabschiedet wurden? Nein, wir sind gestorben. Wir alle sind in diesem Krieg gestorben.«
Als der zwanzigjährige Kriegsveteran nach Hause zurückkehrte, kam er sich in dem »normalen« Moskauer Leben vor wie ein Außerirdischer und bei der nächsten Gelegenheit, die nicht lange auf sich warten ließ - 1999 war die russische Armee wieder nach Tschetschenien einmarschiert -, zog der lebende Tote zurück in den Krieg.
[...] Auch diesmal war es Babtschenko beschieden, zu überleben. »Ein Buch war nicht unbedingt mein Ziel«, sagt Babtschenko, der sich eher als Kriegsjournalist denn als Schriftsteller sieht. »Das Schreiben war für mich eine Notwendigkeit, eine Art psychologische Rehabilitation. Ich war wütend auf die Menschen, die Tschetschenien einfach verdrängen.
[...] »In Russland kannst du schreiben, so viel du willst. Doch wenn das unliebsame Themen sind, wirst du von der Öffentlichkeit einfach ignoriert«, sagt Babtschenko. Er sei sich nicht sicher, ob er sich auf das Buch wirklich freue. Zu persönlich seien die dort beschriebenen Erfahrungen. Aber die größte Angst habe er davor, dass es wieder ein Fehlschuss sein werde. »Die brutale Wahrheit über den Krieg ist für Menschen oft unerträglich. Remarque wusste, was er tat, als er seine Werke mit etwas Liebe und Kameradschaft auflockerte. Literatur lebt nach ihren eigenen Gesetzen, aber im Krieg gibt es keine Romanik. Die guten Gefühle sind dort fehl am Platz, denn es geht dort ums reine Überleben. Ein Soldat ist kein Mensch, er ist ein ganz anderes Wesen.«
Aus: "Berichte eines lebenden Toten" - Mit neunzehn wurde Arkadi Babtschenko in den Tschetschenien-Krieg eingezogen. In seinen Erzählungen schildert er dessen Sinnlosigkeit. Von Vlada Menz (Über "Die Farbe des Krieges" von Arkadi Babtschenko; Deutsch von Olaf Kühn; Rowohlt Verlag, 2007 (ZEIT online, 22.02.2007)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2007/09/sachbuch-russland?page=1 (http://www.zeit.de/online/2007/09/sachbuch-russland?page=1)
Quelle #2: http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Tschetschenienkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Tschetschenienkrieg)
Quelle #3: http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Tschetschenienkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Tschetschenienkrieg)
"The main aim of our `ArtOfWar' project is to allow veterans of small- and large-scale wars after World War II, be they former or current, to express themselves..."
Quelle #4: http://artofwar.ru/e/english/ (http://artofwar.ru/e/english/)
Quote[...] Laut Aussage von Ordnungsamt und Polizei ist der Bereich rund um das Dorint-Hotel, in dem die Kriegsminister untergebracht sind, seit Montag »militärischer Sicherheitsbereich«. Die Kurhauskolonnaden sind zum »Sperrbereich« und das Bowling Green vor dem Kurhaus, das als Tagungsort vorgesehen ist, zum »Sicherheitsbereich« erklärt worden. Für Informationen gelten Sicherheits- und Geheimhaltungsstufen.
[...] Es drängt sich schon der Eindruck auf, daß diese zumindest für den Bereich der nicht klar umrissenen Sperrbezirke nichts zu sagen haben. Die Regierung will das Terrain, so weit es sich in Sichtweite der Minister und der TV-Übertragungen befindet, offenbar »störungsfrei« haben. Das heißt dann wohl, ohne die Beeinträchtigung von Kundgebungen, Demonstranten und Transparenten.
Aus: "»Regierung will keine ›Störungen‹«" - Kriegsministertreffen der EU in Wiesbaden: Grundrechte außer Kraft gesetzt. Ein Gespräch mit Ursula Zehfuß; Interview: Tim Neumann (28.02.2007 / Inland / Seite 5)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2007/02-28/040.php (http://www.jungewelt.de/2007/02-28/040.php)
Quote[...] New York (AP) Der ehemalige UN-Waffeninspekteur Hans Blix hat die internationalen Bedingungen für neue Atomgespräche mit dem Iran als demütigend kritisiert. Statt Gespräche an einen Stopp der iranischen Urananreicherung zu knüpfen, sollten direkte Verhandlungen ohne derartige Vorbedingung aufgenommen werden, erklärte Blix am Montag am Rande einer Tagung in Washington. «Das wäre eine Abkehr von einer demütigenden neokolonialistischen Haltung zu einer normaleren», sagte der frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).
[...] Der Westen solle sich in die Lage des Irans versetzen, forderte er: Im Irak seien 140.000 amerikanische Soldaten, in Pakistan und Afghanistan US-Militärbasen. Es sei nicht erstaunlich, dass der Iran «sich ein bisschen Sorgen über seine Sicherheit» machen könnte.
Aus: "Blix kritisiert Bedingung für Gespräche mit Iran als demütigend" (Montag 26. Februar 2007)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/26022007/12/blix-kritisiert-bedingung-gespraeche-iran-demuetigend.html (http://de.news.yahoo.com/26022007/12/blix-kritisiert-bedingung-gespraeche-iran-demuetigend.html)
Quote[...] Die Verfügbarkeit von sachgerechter, differenzierter und ausgewogener Information ist eine der Grundbedingungen für das Funktionieren einer Demokratie, die von freien, mündigen Bürgern getragen wird. Ohne ein gewisses Mass an Bildung und Informiertheit lassen sich nur schwer Sachentscheide fällen, die dem Gemeinwohl dienen und ein friedliches Zusammenleben gewährleisten – zwischen Bürgern wie auch zwischen Völkern, Volksgruppen und Staaten.
80% aller Nachrichten stammen aus PR-Büros
Dass dem immer weniger so ist, belegen Studien wie die kürzlich vom Schweizer Bundesamt für Kommunikation in Auftrag gegebene (vgl. «Neue Zürcher Zeitung» vom 2. Februar), die eine vermehrte und gar dramatische Abhängigkeit der Journalisten von interessengeleiteten PR-Firmen aufzeigen. Schon Mitte der 80er Jahre zeigten Barbara Baerns in Deutschland und René Grossenbacher in der Schweiz, dass nahezu zwei Drittel aller in den Medien verbreiteten Meldungen von aussen kamen, also nicht selbständig recherchiert waren, sondern aus der Feder von Public-Relations-Agenturen stammten. Und 80 Prozent aller Nachrichten in den Medien stützen sich auf lediglich eine einzige Quelle – ebenfalls zu orten in den Bürofluchten gewiefter PR-Agenturen. Jörg Becker und Mira Beham sprechen in der hier vorzustellenden Studie «Operation Balkan: Werbung für Krieg und Tod» von einer eigentlichen «Kolonialisierung der Medien durch die PR-Industrie». (S. 16) Am deutlichsten sei dies zutage getreten im Konzept des «embedded journalism», des «eingebetteten Journalismus», während des Irak-Krieges: «Man liegt miteinander im Bett – ganz offensichtlich ungeniert, öffentlich, schamlos.» (S. 16)
Verhältnis von Journalismus und PR: «prostitutiv»
Heute wächst der PR-Sektor ungleich schneller als der Journalismus: So gab es in den USA Anfang der neunziger Jahre rund 120 000 Journalisten, hingegen bereits 160 000 PR-Spezialisten. Der Fernsehreporter Thomas Leif wies 2001 darauf hin, dass dieses Verhältnis von Journalismus und PR «prostitutiv» genannt werden müsse und folgende Trends in der Medienberichterstattung begünstige: «Zunahme von Unwichtigem, Informationsverdünnung, Personalisierung, Unernsthaftigkeit, Nebensächlichkeiten, bewusstes Weglassen von Wichtigem, Inszenierungen und Dauer-Unterhaltung.» (zit. bei Becker/Beham, S. 16) Ein Befund, den jeder Medienkonsument wohl nur bestätigen kann.
Es ist das Verdienst von Jörg Becker, Honorarprofessor für Politikwissenschaft an der Universität Magdeburg und Gastprofessor für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck, und von Mira Beham, Balkanexpertin, Publizistin und OSZE-Diplomatin aus Wien, in ihrer akribisch recherchierten Studie aufgezeigt zu haben, wie die oben beschriebenen Mechanismen sich in Zeiten des Krieges darstellen – dargelegt am Beispiel der ex-jugoslawischen Kriege.
Homogenisierung der öffentlichen Meinung durch PR-Tricks
Beckers und Behams Befund sei vorweggenommen: Die Balkankriege der 90er Jahre hätten gezeigt, dass «Kriegsregierungen ihre Propaganda durch den Filter von PR-Agenturen und deren zahlreiche Kommunikationskanäle in glaubwürdige Botschaften verwandeln konnten. Daraus resultiert eine starke Homogenisierung der öffentlichen Meinung in den USA und in den westlichen Gesellschaften überhaupt.» (S. 35) Diversen PR-Agenturen sei es gelungen, die Propaganda der ex-jugoslawischen, nicht serbischen Kriegsparteien so zu transportieren, dass eine «praktisch identische Lesart der Balkankriege» sich in der Öffentlichkeit verfestigt habe: nämlich, dass alle Balkanvölker ausser den Serben friedliebend seien, letztere aber aggressiv – in diesem festgefügten Deutungshorizont bewegten sich laut Becker/Beham die «US-Regierung, amnesty international, Human Rights Watch, Freedom House, das United States Institute of Peace, die Soros-Foundation, liberale Intellektuelle und weite Kreise der Konservativen, die Vereinten Nationen, Journalisten, aber auch die Regierung in Zagreb, in Sarajevo, die Führung der Kosovo-Albaner, die UÇK». (S. 35)
Ein einzigartiges US-Gesetz: Foreign Agents Registration Act (FARA)
Ausgangspunkt der faszinierenden Forschungsarbeit Becker/Behams ist ein weltweit einzigartiges Gesetz der USA, welches ausländische Regierungen, Gruppierungen und Privatpersonen zwingt, ihre PR-Arbeit in den USA offen zu deklarieren: der Foreign Agents Registration Act (FARA). Das FARA, verabschiedet 1938 als Schutz gegen die Nazi-Propaganda in den USA und 1966 wesentlich erweitert, verlangt von jeder US-amerikanischen PR-Firma, im US-amerikanischen Justizministerium offen zu deklarieren, für wen sie welche Propaganda ausübt, für welche Entlöhnung und welche Dauer. Die Angaben sind öffentlich zugänglich – also auch der Forschung. Das FARA-Gesetz will zwar Propaganda für ausländische Institutionen in den USA nicht verhindern, aber transparent machen. Kritiker in den USA weisen allerdings darauf hin, dass die US-Regierung mit einem laxeren oder strengeren Umgang mit diesem Gesetz die Möglichkeit hat, bestimmte ausländische Themen in den inländischen Medien zu «pushen» oder zu unterdrücken. (S. 18) Was das Gesetz unberücksichtigt lässt, sind PR-Aufträge der US-Administration selber, auch können natürlich die Tätigkeiten der grossen nicht amerikanischen PR-Agenturen wie Havas und Euro-RSCG in Frankreich, Dentsu in Japan oder Saatchi&Saatchi in England nicht erfasst werden.
In der US-Öffentlichkeit positiv präsentieren und eigene Kriegsziele erreichen
Die Akteneinsicht Becker/Behams beim US-Justizministerium förderte nun 157 Halbjahresverträge zwischen ex-jugoslawischen Kunden und 31 verschiedenen PR-Agenturen sowie 9 Einzelpersonen für den Zeitraum der Kriege in Ex-Jugoslawien von 1991 bis 2002 zutage. Dabei handle es sich aber lediglich um die Spitze des Eisberges, vermuten die beiden Forscher. (S. 18) Während die serbischen Kriegsgegner (Kroatien, Kosovo-Albaner, Bosnien-Herzegowina und Slowenien) etwa 7,5 Millionen Dollar für ihre Kriegspropaganda ausgaben, wendete die serbische Seite mit 1,6 Millionen Dollar weniger als einen Viertel der Summe der Gegner auf. Während die serbischen Kriegsgegner renommierte, weltweit agierende US-Firmen anzuheuern in der Lage waren, mussten die Serben Vorlieb mit kleineren, von den US-Machtzentren weiter entfernteren Firmen Vorlieb nehmen.
Beide Seiten verfolgten mit ihren PR-Aktivitäten zwei Ziele: Man wollte sich in der US-Öffentlichkeit positiv präsentieren, und zweitens die eigenen Kriegsziele erreichen.
Antiserbisches PR-Ziel: «Gleichsetzung der Serben mit den Nazis»
Die PR-Agenturen, die für nicht serbische Klienten arbeiteten, deklarierten in den FARA-Dokumenten gemäss Becker/Beham unter anderem folgende Ziele ihrer Arbeit:
• «die Anerkennung der Unabhängigkeit Kroatiens und Sloweniens durch die USA,
• die Wahrnehmung Sloweniens und Kroatiens als fortschrittliche Staaten westeuropäischen Zuschnitts,
• die Darstellung der Serben als Unterdrücker und Aggressoren,
• die Gleichsetzung der Serben mit den Nazis,
• die Formulierung des politischen Programms der Kosovo-Albaner,
• die Darstellung der Kroaten, der bosnischen Muslime und der Kosovo-Albaner als ausschliesslich unschuldige Opfer,
• die Anwerbung von NGOs, Wissenschaftlern und Think tanks für die Verwirklichung der eigenen Ziele,
• das Eingreifen der USA in die Ereignisse auf dem Balkan,
• die Darstellung der Eroberung der serbisch gehaltenen Krajina durch die kroatische Armee als legitim und legal,
• die Aufrechterhaltung der UN-Sanktionen gegen Serbien,
• eine günstige Entscheidung beim Schiedsspruch um die bosnische Stadt Breko,
• die Völkermordanklage gegen die Bundesrepublik Jugoslawien vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag,
• günstige Verhandlungsergebnisse für die albanische Seite in Rambouillet,
• die Anklage Slobodan Milosevics vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag,
• eine Förderung von US-Investitionen in den jugoslawischen Nachfolgestaaten.
• die Sezession Montenegros von Belgrad.» (S. 28)
Serbisches PR-Ziel: «allgemeine Verbesserung des schlechten Images»
PR-Agenturen, die für serbische Klienten arbeiteten, gaben in den FARA-Dokumenten folgende Ziele ihrer Arbeit an:
• «die allgemeine Verbesserung des schlechten Images,
• die Verbesserung des Images der bosnischen Serbenrepublik,
• die Anwerbung von NGOs, Wissenschaftlern und Think tanks für die Verwirklichung der eigenen Ziele,
• Förderung von US-Investitionen in Serbien,
• die Verbesserung der Beziehungen zu den USA nach der Abwahl Milosevics,
• die Aufhebung der UN-Sanktionen.» (S. 29)
Nebst PR-Agenturen kann man auch Privatarmeen mieten: Beispiel MPRI
Becker/Beham zeigen auf, dass es der nicht serbischen Gruppe weitaus besser gelang, ihre Propaganda zu verkaufen. Die grossen PR-Agenturen, deren Dienste sie kauften, «The Washington Group», «Jefferson Waterman International» und «Ruder Finn», hatten in der Chefetage oft hochrangige ehemalige Regierungsmitarbeiter sitzen, insbesondere CIA-Veteranen. Handkehrum schafften es PR-Spitzenleute oft auch, in Regierungsdienste aufgenommen zu werden. Ein eigentliches Insiderkarrussell, welches, erweitert um die Vertreter der Rüstungskonzerne und des Pentagons, oft auch via private Militärfirmen gerade noch Söldner für die propagandistisch herbeigetrommelten Kriege lieferte – so erwähnen Becker/Beham die Aktivitäten von MPRI (Military Professional Resources Inc. aus Alexandria im US-Bundesstaat Virginia) in der «Operation Sturm», in deren Verlauf die Kroaten Anfang August 1995 die serbische Wohnbevölkerung aus der Krajina vertrieben. (S. 38)
Kosovo-Krieg: 11 000 Todesopfer statt 500 000
Die Kriege in Ex-Jugoslawien waren blutig, und es ereigneten sich Grausamkeiten auf allen Seiten. Die Zahl der Todesopfer wurde von der Uno genau festgehalten – zum Beispiel im Kosovo-Krieg: Es waren keine 500 000 toten Kosovo-Albaner, wie das US-Aussenministerium 1999 unmittelbar vor dem Nato-Angriffskrieg in Umlauf brachte, auch keine 100 000, die der US-Verteidigungsminister Cohen im Frühjahr 1999 erwähnte, auch keine 44 000, wie die Uno anfänglich schätzte, auch keine 22 000, wie die Uno weiter korrigierte, sondern 11 000, wie die Uno abschliessend berichtete. (S. 43) Selbstredend sind das 11 000 Menschenleben zuviel, aber das sind die Fakten. 11 000 Tote, darunter viele Serben, Sinti und Roma und andere, nebst den Kosovo-Albanern. Und was hatte die Kriegspropaganda die Öffentlichkeit glauben machen wollen? Es gehe darum, einen neuen Hitler zu verhindern, ein neues Auschwitz, einen neuen Holocaust!
Ruder Finns Bluff: Tudjmans wundersame Wandlung
Pikanterweise war es die PR-Agentur Ruder Finn, die sich dieser Holocaust-Verharmlosung schuldig machte. Pikanterweise deshalb, weil Mitbegründer David Finn stets auf seine jüdische Herkunft verwies und mit dieser den hohen ethischen Anspruch von Ruder Finn begründete. Deren Vertreter James Harff brüstete sich in einem Interview damit, wie es gelungen sei, die Geschichte auf den Kopf zu stellen und der jüdischen Öffentlichkeit in den USA einen bekennenden Antisemiten, den kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman, als guten Menschen darzustellen, die Serben hingegen zu dämonisieren, die Serben, die doch im Zweiten Weltkrieg wie kein anderes von den Nazis besetztes Volk den jüdischen Mitbürgern geholfen hatten. (S. 40) Dabei scheute man sich auch nicht, Tudjmans antisemitisch-revisionistisches Buch «Irrwege der Geschichte» unter dem Titel «Horrors of War» in einer für den US-Markt gesäuberten Form neu aufzulegen. Man strich aber die umstrittenen Passagen nur in der Ausgabe für die USA.
Ruder Finn setzt Auschwitz gegen Serbien ein
Der Ruder-Finn-Mann James Harff sagte zu diesen Abläufen in einer vielen PR-Strategen eigenen unverblümten, arroganten Direktheit: «Die jüdischen Organisationen auf seiten der Bosnier ins Spiel zu bringen, war ein grossartiger Bluff. In der öffentlichen Meinung konnten wir auf einen Schlag die Serben mit den Nazis gleichsetzen. [...] Sofort stellte sich eine bemerkbare Veränderung des Sprachgebrauchs in den Medien ein, begleitet von der Verwendung solcher Begriffe, die eine starke emotionale Aufladung hatten, wie etwa ethnische Säuberung, Konzentrationslager usw., und all das evozierte einen Vergleich mit Nazi-Deutschland, Gaskammern und Auschwitz. Die emotionale Aufladung war so mächtig, dass es niemand wagte, dem zu widersprechen, um nicht des Revisionismus bezichtigt zu werden. Wir hatten ins Schwarze getroffen.» (S. 41)
Selbst jüdische Stimmen konnten Serbien nicht mehr helfen
Ob solcher Chuzpe stockt dem Leser der Analyse von Becker/Beham der Atem, gleichzeitig wird man sich aber selbst erforschen müssen, wieweit man dieser Manipulation aufgesessen ist und sich zum Deppen und Tanzbären abgefeimter PR-Strategen hat machen lassen.
Selbst Vertreter der jüdischen Gemeinschaft wie Nobelpreisträger Elie Wiesel fanden damals kein Gehör: «Die Verfolgung der Albaner, so schrecklich sie ist, ist kein Holocaust», betonte Wiesel 1999, und die Jewish World Review mahnte an, dass in Nazideutschland keine jüdische Untergrundarmee existierte, die einen eigenen jüdischen Staat auf deutschem Boden verfocht, auch hätten Juden nie Mordanschläge auf deutsche Polizisten und Soldaten verübt, um jene zu gewaltsamen Gegenaktionen zu provozieren, bei denen die eigene Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen wurde – genau das habe aber die kosovo-albanische UÇK getan. Zudem wurde angeführt, dass noch während des Nato-Bombardements in Nordserbien und im Gebiet von Belgrad 200 000 Albaner sicher und komfortabel leben konnten – was bei einem Völkermord nie der Fall gewesen wäre. (S. 44)
PR-Aufträge auch im eigenen Land transparenter machen
Es ist Becker/Beham gelungen, dem Leser die Sinne zu schärfen für laufende Vorgänge in der Medienwelt, wenn plötzlich wie zufällig gehäuft Berichte auftauchen und kampagnenmässig ein Feld besetzen, Meinungen kanalisieren und in eine Richtung lenken wollen.
Es wäre wünschenswert, wenn auch andere Staaten ein Gesetz wie das FARA erlassen würden – und warum sollten die Bürger aller Länder nicht fordern, dass auch die PR-Aufträge ihrer eigenen Regierungen deklarationspflichtig werden? Insbesondere, wenn da die eigenen Steuergelder verschleudert und missbraucht werden, um die Stimmbürger zu desinformieren, statt dem Informationsauftrag nachzukommen? Insofern ist der Studie von Becker/Beham nicht nur weite Verbreitung zu wünschen, sondern sie verdient auch eine breitangelegte Diskussion unter Bürgern – wie dies in der Schweiz etwa die Volksinitiative «Volkssouveränität statt Behördenpropaganda» angestossen hat. •
Becker, Jörg/Beham Mira, Operation Balkan: Werbung für Krieg und Tod. Baden-Baden 2006. ISBN 3-8329-1900-7.
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Rufmord auf Bestellung
2. bis 5. August 1992: Ein ausserordentlich gelungener Schachzug
Wie war es möglich, dass die Schuld für den Krieg in Kroatien einer Seite zugeschoben wurde, die ihn nicht begonnen hatte? Und wieso erzählten die Massenmedien Halbwahrheiten, verdrehten Tatsachen, hielten entscheidende Fakten zurück und verbreiteten haarsträubende Lügen? Die Antwort hierauf findet man in dem Buch «Les Verités yougoslaves ne sont pas toutes bonnes à dire», das von Jacques Merlino, dem Chefredakteur der französischen Fernsehanstalt France 2 geschrieben wurde. In seinem Buch veröffentlichte Jacques Merlino ein Interview, das er mit James Harff, dem Direktor des amerikanischen Pressegiganten «Ruder Finn Global Public Affairs» geführt hatte. Ruder Finn ist eine der grössten und einflussreichsten Pressefirmen der Welt, die unter anderem auch das Weisse Haus mit Informationen beliefert.
In dem Interview gibt James Harff unumwunden zu, dass seine Firma im bezahlten Auftrag zugunsten der Kroaten, der bosnischen Moslems und später für die Kosovo-Albaner Falschmeldungen verbreitete. Er sei mit Vertretern dieser Volksgruppen schon vor Ausbruch der Kriege im Kontakt gewesen. Jacques Merlino wunderte sich über die Offenheit von Herrn Harff, aber scheinbar stellt ein Mann wie er für dieses renommierte Riesenunternehmen keine Gefahr dar. Hier ein Auszug aus dem Interview:
Merlino: Herr Harff, wie gingen Sie vor, was waren Ihre Methoden?
Harff: Das ist ganz einfach. Unser Arbeitsgerät besteht im wesentlichen aus einer Kartei, einem Computer und einem Fax. Die Kartei enthält die Namen von einigen hundert Journalisten, Politikern, Repräsentanten von humanitären Organisationen und Universitätsangehörigen. Mit dem Computer können wir die Datei nach bestimmten Themen auswerten, um unsere Zielpersonen effektiv anzusprechen. Der Computer wiederum ist mit einem Fax verbunden. So können wir in wenigen Minuten alle Persönlichkeiten, von denen wir glauben, dass sie reagieren werden, mit genauen Informationen beliefern. Unsere Arbeit besteht darin, Informationen auszustreuen und so schnell wie möglich in Umlauf zu bringen, damit Anschauungen, die mit unserer Sache im Einklang stehen, als erste öffentlichen Ausdruck finden. Schnelligkeit ist hier die Hauptsache. Wenn eine Information für uns gut ist, machen wir es uns zur Aufgabe, sie umgehend in der öffentlichen Meinung zu verankern. Denn uns ist klar, dass nur zählt, was einmal behauptet wurde. Dementis sind dagegen völlig unwirksam.
In welchen Zeitabständen waren Sie aktiv?
Wichtig ist hier nicht die Häufigkeit, sondern die Fähigkeit, im richtigen Augenblick die richtige Person anzusprechen. Ich kann Ihnen einige Zahlen nennen, wenn Sie wollen. Von Juni bis September haben wir 30 Pressegespräche mit den wichtigsten Zeitungsverlegern organisiert und 13 Exklusivinformationen, 37 offizielle Briefe sowie 8 amtliche Berichte in Umlauf gebracht. Wir haben auch Zusammenkünfte zwischen bosnisch-moslemischen Amtsträgern und dem Vize-Präsidentschaftskandidaten Al Gore, dem sehr aktiven Staatssekretär Lawrence Eagleburger und 10 einflussreichen Senatoren organisiert, darunter George Mitchell und Robert Dole. Wir haben 48 Telefongespräche mit Mitgliedern des Weissen Hauses, 20 mit Senatoren und knapp 100 mit Journalisten, Leitartiklern, Nachrichtensprechern vom Fernsehen und anderen einflussreichen Persönlichkeiten aus der Medienwelt geführt.
Wie genau Sie das alles wissen! Worauf sind Sie bei Ihrer Arbeit eigentlich am meisten stolz?
Dass es uns gelungen ist, die Juden auf unsere Seite zu ziehen. Das war eine recht heikle Angelegenheit, das Dossier enthielt in dieser Hinsicht eine sehr grosse Gefahr. Denn der kroatische Präsident Tudjman war in seinem Buch «lrrwege der historischen Wahrheit» sehr unvorsichtig. Wer diese Schriften liest, könnte ihn des Antisemitismus beschuldigen. Auf moslemischer Seite war es nicht viel besser, denn Präsident Izetbegovic sprach sich in seiner «Islamischen Erklärung» von 1970 zu einseitig für einen fundamentalistischen islamischen Staat aus. Ausserdem gab es in Kroatien und Bosnien in der Vergangenheit einen sehr realen und grausamen Antisemitismus. Zehntausende von Juden sind während des Zweiten Weltkrieges in kroatischen Lagern vernichtet worden. Die jüdischen Intellektuellen und Organisationen hatten daher allen Grund, den Kroaten und Moslems feindlich gesinnt zu sein. Diese Tatsachenlage umzukehren, das war für uns eine Herausforderung. Wir haben das meisterhaft geschafft, und zwar zwischen dem 2. und 5. August 1992, als die New Yorker Zeitung «Newsday» die Sache mit den serbischen Konzentrationslagern herausbrachte. Die Titel lauteten «Todeslager». «Gulag», und «Todeslager der Serben» (diese Berichte wurden später von dem deutschen Journalisten Thomas Deichman als Lügen entlarvt, Anm. d. Hrsg.). Wir sind sofort auf den Zug aufgesprungen und haben drei grosse jüdische Organisationen in unserem Sinn beeinflusst: die «B'nai B'rith Anti-Defamation League», das «American Jewish Committee» und den «American Jewish Congress». Wir haben ihnen vorgeschlagen, eine Anzeige in der «New York Times» zu veröffentlichen und vor den vereinten Nationen eine Protestkundgebung zu organisieren. Das hat hervorragend geklappt, die Parteinahme der jüdischen Organisation für die bosnischen Moslems war ein ausserordentlich gelungener Schachzug. Im Handumdrehen konnten wir die Serben in der öffentlichen Meinung mit dem Nazis gleichsetzen. Sehen Sie, das jugoslawische Problem ist sehr vielschichtig, niemand verstand, was dort vor sich ging, und, um offen zu sein, die überwiegende Mehrheit der Amerikaner fragte sich, in welchem Teil Afrikas Bosnien eigentlich liegt, aber auf einen Schlag hatten wir eine einfache Geschichte mit Guten und Bösen. Wir wussten, wieviel davon abhing. Und wir haben gewonnen, weil wir das jüdische Publikum anvisiert haben. Die Presse wandelte umgehend ihren Sprachgebrauch und verwendete ab sofort emotional stark aufgeladene Begriffe wie ethnische Säuberungen, Konzentrationslager usw., bei denen man an Nazideutschland, Gaskammern und Auschwitz denkt. Die emotionale Wirkung war so stark, dass niemand mehr eine gegenteilige Meinung vertreten konnte oder anderenfalls Gefahr lief, des Revisionismus beschuldigt zu werden. Da haben wir voll ins Schwarze getroffen.
Aber zwischen dem 2. und dem 5. August hatten Sie keinerlei Beweise für Ihre Behauptungen. Das einzige, auf das Sie sich stützen konnten, waren die Artikel von «Newsday».
Es ist nicht unsere Aufgabe, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Wir haben dafür nicht die nötigen Mittel. Ich sagte Ihnen bereits, unsere Aufgabe besteht darin, Informationen, die unserer Sache dienlich sind, schneller unter die Leute zu bringen und zu diesem Zweck sorgfältig ausgewählte Zielpersonen anzusprechen. Wir haben nicht behauptet dass es in Bosnien Konzentrationslager gibt, sondern wir haben bekanntgemacht, dass «Newsday» das behauptet.
Aber da tragen Sie doch eine grosse Verantwortung, sind Sie sich dessen bewusst?
Wir sind Profis. Wir hatten eine Arbeit zu erledigen, und wir haben sie erledigt. Wir werden nicht dafür bezahlt, Morallehren zu erteilen. Und selbst wenn es darum ginge, hätten wir ein ruhiges Gewissen. Denn sollten Sie beweisen wollen, dass die Serben arme Opfer sind, dann versuchen Sie es mal, Sie werden damit ziemlich allein dastehen.
Auszug aus: Alexander Dorin (Hrsg.). In unseren Himmeln kreuzt der fremde Gott. Verheimlichte Fakten der Kriege in Ex-Jugoslawien (Kroatien, Bosnien und Kosovo). Lörrach 1999. ISBN 3-9521797-0-1 (S. 66–69)
Aus: "Wie die Öffentlichkeit in Kriege gelogen wird - Zum Buch von Becker/Beham «Operation Balkan: Werbung für Krieg und Tod» – Oder über die Kolonialisierung der Medien durch die PR-Industrie" - von Tobias Salander, Historiker (Zeit-Fragen; Nr.8 vom 27.2.2007)
Quelle: http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2007/nr8-vom-2722007/wie-die-oeffentlichkeit-in-kriege-gelogen-wird/ (http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2007/nr8-vom-2722007/wie-die-oeffentlichkeit-in-kriege-gelogen-wird/)
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3 von 3 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:
Aufklärung, 30. Juni 2005
Rezensentin/Rezensent: Rezensentin/Rezensent
Inhalt:
Vorwort zur Neuauflage von Peter Priskli
Einleitung
Der Erste Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg
Die Zeit zwischen 1946 und 1990
Die Geschichte wiederholt sich
Die Geschichte der unbestraften Verbrechen
Die Kristallnacht von Zadar
Das Massaker von Gospic
Pakracka Poljana, Geständnis eines Massenmörders
Das Miljevci-Platea
Ravni Kotari
Blutiger September in Lika
Der Exodus aus West-Slawonien
Die Endlösung der Serbenfrage in Kroatien
Gefangenenlager in Kroatien
Das Schweigen der Medien
Rufmord auf Bestellung
Das bosnische Drama und der Wolf im Schafspelz
Granatenanschläge gegen Zivilisten
Der amerikanische Traum von der globalen Macht
Der Kampf gegen die neue Weltordnung
Die ersten Massaker in Bosnien
»Massenvergewaltigungen«
Das Bild, das die Welt zum Narren hielt
Ethnische Säuberungen
Der Mythos von Srebrenica
Gorazde
Der Dichter, der zum Monster wurde
Der deutsche Vorstoß auf den Balkan
Das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag
Kosovo - die letzte Schlacht?
Der NATO-überfall auf Jugoslawien 1999
Nachwort
Anhang: Dokumentation des Verfahrens wegen
»Wehrkraftzersetzung« gegen den 'Bund gegen Anpassung'
Ortsregister
Namensregister
»Der Leser muß sehr starke Nerven bereit halten, wenn er dieses Buch zur Hand nimmt. Alexander Dorin, ein Schweizer, trug Fakten zusammen, die bisher verheimlicht bzw. gefälscht wurden. (...) Ein beklemmendes, aber wichtiges Buch.«
Neues Deutschland
»Eine beeindruckende Analyse über die manipulative und falsche Berichterstattung grosser Medienblätter, basierend auf der westlichen und pro-amerikanischen Pressearbeit während des Kosovo-Kriegs im Frühling 1999. (...) Dieses Buch steht denn auch nicht zuletzt für einen Apell an die menschliche Vernunft, sich immer selber ein Urteil über bestimmte Vorgänge in der Welt machen zu müssen und in der Auswahl der Information jeweils sehr vorsichtig zu sein.«
Der Schweizer Demokrat
»Eine wertvolle Zusammenstellung, klug präsentiert und kommentiert!«
Klaus v. Raussendorff, Bundesausschuß Friedensratschlag (zur Erstauflage)
»Alexander Dorin hat für den deutschen Leser Pionierland erschlossen. Ich habe viel Neues erfahren.«
Jürgen Elsässer, Buchautor und KONKRET-Redakteur
»Wer die jugoslawische Tragödie verstehen will, kommt nicht umhin, sich mit Fakten zu beschäftigen, die in unseren Medien überhaupt nicht oder nur völlig entstellt Niederschlag gefunden haben. Alexander Dorin hat solche Fakten gesammelt, schlüssig belegt und scharfsinnig in einen Zusammenhang gestellt. Was bleibt, ist die Erbitterung über das unsagbare Elend, das verbrecherische Politiker des Landes Hand in Hand mit ebenso verbrecherischen Kriegstreibern in den westlichen Staaten über die Völker Jugoslawiens gebracht haben. Und es bleibt die empörende Erkenntnis, dass unser vielgepriesenes Medienzeitalter ein bislang unbekanntes Mass an Desinformation ermöglichte.«
Kurt Köpruner (Autor des Buches »Reisen in das Land der Kriege«)
»Von den weltpolitischen und historischen Hintergründen bis hin zur akribischen Dokumentation der Verbrechen in der Krajina, Bosnien und auf dem Amselfeld spannt sich der Bogen dieses Zeugnisses des unerhörten politisch-medialen Betruges und der menschlichen Tragödie. (...) Zur Pflichtlektüre wird dieses Buch für diejenigen, die sich mit der Krise auf dem Balkan in ihrer Gesamtheit beschäftigen.
FAZIT: Diese Monographie zum Balkan-Konflikt ist in ihrem gelungen allumfassenden analytischen Anspruch im deutschsprachigen Raum bisher einzigartig. Die erweiterte zweite Auflage ergänzt das Buch um die Kosovo-Problematik.«
Aleksej Twerdohlebow in amselfeld.com
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5 von 15 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:
einseitig und, 31. August 2004
Rezensentin/Rezensent: Rezensentin/Rezensent
Dieses Buch ist einseitig geschrieben obwohl bekannt ist, dass mehrere Seiten verantwortlich sind.
Journalistische Methoden wurden nicht angewandt, weder ausreichende Recherchen noch Beweise.
Jedoch war es ganz interessant auch eine andere Version der Geschichte zu hören, hier in diesem Fall jedoch von einem nicht glaubwürdigen Diletanten.
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7 von 13 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:
Subjektiv und populistisch., 4. März 2004
Rezensentin/Rezensent: Rezensentin/Rezensent
Ich kann dieses Buch nicht als Arbeit in einem wissenschaftlichen Rahmen zum Thema Balkankrieg bezeichnen. Dafür ist kurz gesagt wesentlich zu emotional und zu subjektiv abgefasst.
Es mag zwar wünschenswert sein, eine andere Meinung als die in den breitenwirksamen Medien vertretene, zu lesen, aber nicht in dieser aggressiven und populistischen Form. Der Autor prangert in seinem Buch die ungerechte und einseitige Darstellung der serbischen Seite in den Kriegen der 90iger Jahre an, stellt sich dabei aber mit seinen eigenen Methoden ein Bein, wenn er zuerst gegen die voreingenommene Berichterstattung wettert und dann aber selbst nur (äußerst) unzureichend dokumentierte >Tatsachen< und >Fakten< zur Beweislegung anführt. Dies geschieht teilweise mit Namen, Ort und Datum der getöteten serbischstämmigen Zivilisten und sehr >detaillierter< Angabe der Todesart. Aber warum soll man diesen Angaben Glauben schenken, wenn man nur wenige Seite zuvor Passagen über die >subjektive Berichterstattung in den Medien< gelesen hat. Es mag wahr sein, dass alle in diesem Bürgerkrieg verstrickten Seiten von nationalistischen Gedanken getrieben waren, aber nur die moslemische und kroatische Seite dafür anzuklagen, kann ich nur subjektiv nennen. Es bedarf hier einer objektiven Betrachtung, keiner ist in diesem Krieg unschuldig geblieben.
Auch die angeführten Verschwörungstheorien (z.B. der Bundesnachrichtendienst plante schon Jahre lang die Zerschlagung Jugoslawiens) erscheinen mir spekulativ und sehr einseitig dargestellt.
Manche als Beweise angeführte Details sind dilettantisch ausgeführt und wirken gerade zu entlarvend. Wie zum Beispiel die angebliche Tatsache, dass eine >Granate im Anflug einen Pfeifton von sich gibt< und daher >die Menschen auf dem Marktplatz in Sarajevo rechtzeitig davon laufen hätten können<. Oder dass man den >Motor(?) der Granate< hätte finden müssen.
Der Autor fordert Beweise für das Massaker in Srebrenica und liefert aber selbst keine, als er vom >Abschlachten von 1200 und Verletzen von über 3000 Serben in Srebrenica< schreibt. Wenige Seite später hinterfragt er vielfältig Den Haags Zahlen zu den moslemischen Opfern in Srebrenica und zweifelt diese an.
Als Fazit kann man sagen, dass der Autor den von ihm selbst geforderten >Standard bei der journalistischen Recherche< in seinem Werk nicht erreicht hat. Ein Buch, dass zum Nachdenken aufgibt und kritisch betrachtet werden muss.
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3 von 11 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:
In unseren Himmeln kreuzt der fremde Gott, 19. August 2003
Rezensentin/Rezensent: Rezensentin/Rezensent
>>In unseren Himmeln kreuzt der fremde Gott<< - Vortrag und ein mitgeschnittenes Bericht über Bosnien Krieg, in diesem Bericht geht es um Tatsachen und um das was die Wahrheit nicht als inszeniert dargestellt werden kann, laut Bericht handelt es sich um folgende Schwerpunkten:Vertreibung; Massenermördung; ethnische Säuberungen; Massekern; Völkerverbrechen; Politiker-ermordung; ermördungen und bekämpfung zwischen Moslemisch Moslemischen Einheiten, zwischen serbischen Einheiten und kroatisch moslemischen Einheiten zwischen bosnischen Serben und kroaten zwischen serbischen Bosniaken und moslemisch-kroatischer Föderation , ausartung zwischen Kroaten und Moslemrebellen.
Die zwei CD s sind gut gemacht und es wird auch nicht nur über dem Bosninekrieg berichtet sondern auch über gesamten ehemaligen sozialistisch föderativen Jugoslwien mit ganzen Teilrepubliken. Es stellt und hält fest das Kroatien frei und ethnisch einheitlich ist zum Wohle der kroatischen Bevölkerung aber nicht nur, sowie auch Slowenien. Die anderen Teilrepubliken sind von unterschiedlichsten Kulturen geprägt . Das Wort "Bosniake" findet hier keinen Anklang was auch richtig ist die bosnische Bevölkerung bezeichnet sich als "Bosnia"(abg. eng. nicht wie deutsch bosnier) oder "bosnisch"(holland ist holländisch)(polen ist polnisch usw.) unabhängig von Religionszugehörigkeit/Glauben/Schriftbekennung oder Sprachverständigung.
Alles in Allem gehen die Berichte aus dem Jahre 1991 bis fast heute also 2002/03 hinein . Es ist sehr gut wenn man sich diese nicht aus dem Fernsehen oder sonstiges unterrichtet werden will und es ist schneller zu bearbeiten als ein Buch, allerdings lässt die Tonqulität zu wünschen übrig und da Deutschland tiefe Wurzel in der Geschichte hat, ist auch die Beizeichnung "Jude" für jeden deutsprachigen Individuum ein Wort was nicht gerne angewendet wird, es ist aber auch keine Beleidigung! Jedoch ist die Tonqualität nicht gut weil diese so mit Absicht hergestellt ist ! Da man nie wissen kann wie es ambesten zu gestalten ist im Sinne und Wohle der Allgemeinheit, nur das Recht zu schaffen!
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11 von 27 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:
Der Wahrheit näher, 6. Dez. 2002
Rezensentin/Rezensent: Rezensentin/Rezensent
Diese Werk zeigt den Konflikt von einer anderen Seite, die man so selten oder gar nicht in den dt. Medien bekommt. So kann man in die Problematik des alten Jugoslawiens einsehen ohne gleich eine Seite für alles zu Beschuldigen, so lassen sich die 1.500.000 serbischen Flüchtlinge erklären, die hauptsächlich aus der serbischen Kraina, ihre Heimat, (was von Kroatien besetzt ist) vertrieben worden sind! Ein Blick mehr für das Verständnis dieser europäischen Tragödie und nicht die bloße difarmierung einer Seite!
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11 von 31 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:
Kontravers, 22. September 2001
Rezensentin/Rezensent: Rezensentin/Rezensent
Heutzutage wissen die Menschen gar nicht mehr was sie schreiben. Hauptsache etwas veröffentlichen. Eine Katastrophe. Menschen zu zitieren, die in der Gesellschaft als kontravers gelten, ist zimmlich schwach. Der Autor konnte sogar von Slobodan Milosevic behaupten, dass er als Held der Serben zu feiern ist, obwohl er ein Kriegsverbrecher ist. Na, ja einige Deutsche würden das gleiche für Hitler und Goebels tun. Zum Glück sind es nur einige, was man von den Serben nicht sagen kann. Also kurz gesagt, das Buch ist nichts Wert.
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Aus: "Amazon.de: In unseren Himmeln kreuzt der fremde Gott: Bücher: Alexander Dorin" (03/2007)
http://www.amazon.de/unseren-Himmeln-kreuzt-fremde-Gott/dp/3894848146 (http://www.amazon.de/unseren-Himmeln-kreuzt-fremde-Gott/dp/3894848146)
Quote[...] In Konfliktfällen wie Kriegen oder Bürgerkriegen oder bei so genannten ethnischen Säuberungen kommt es häufig zu massenweisen und systematischen Vergewaltigungen. Beispiele für ein solche Kriegsverbrechen sind die Vergewaltigung von Nanking 1937 durch japanische Besatzungssoldaten oder auch die zahlreichen Vergewaltigungen in Deutschland und in Osteuropa Ende des zweiten Weltkrieges. Vergewaltigung wird auch als Foltermethode eingesetzt.
Aus: "Vergewaltigung" (03/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Vergewaltigung (http://de.wikipedia.org/wiki/Vergewaltigung)
Quelle #2: http://de.wikipedia.org/wiki/Sexuelle_Selbstbestimmung (http://de.wikipedia.org/wiki/Sexuelle_Selbstbestimmung)
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Quote[...] Die Frau erzählte von ihrem Schicksal: vergewaltigt während des Bürgerkrieges in Ruanda vor 13 Jahren, Mutter eines Kindes, dessen Vater ihr Vergewaltiger ist. Margaret kümmert sich seitdem für die Hilfsorganisation "Avega" um Frauen mit ähnlicher Vergangenheit. Das sind in Ruanda nach vorsichtigen Schätzungen 20 000.
[...] Vergewaltigung ist eine Waffe. Die Frauen mussten teilweise mit anschauen, wie ihre Mütter, Väter und Geschwister von den Hutu-Milizen bestialisch gefoltert und abgeschlachtet wurden. "Du darfst leben", sagten die Soldaten, "du sollst an deiner Trauer sterben." Aber sie leben. Sie leben mit einer Wunde. Es dauerte mehr als zehn Jahre, bis sie die Kraft und den Mut hatten, sich zu öffnen und über die grausige Vergangenheit zu sprechen.
[...] Die Geschichte wiederholt sich. Es passiert wieder. Und wieder vor unseren Augen, diesmal in Darfur.
Aus: "Mein Kind ist das Kind meines Feindes" Von Von Michael Streck (stern-Artikel aus Heft 08/2007)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/:Kinder-Ruanda-Mein-Kind-Kind-Feindes/583079.html (http://www.stern.de/politik/ausland/:Kinder-Ruanda-Mein-Kind-Kind-Feindes/583079.html)
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Quote[...] Die sechs gehören zu den letzten in China noch lebenden sogenannten Trostfrauen. Als Mädchen gerieten sie in japanische Gefangenschaft und wurden in Militärbordellen jahrelang vergewaltigt, ein Schicksal, dass 200 000 Frauen in China, Taiwan, Korea, Indonesien und auf den Philippinen ereilte. Seit sechs Jahren klagt die Pekinger Anwältin für sie und andere Opfer vor japanischen Gerichten um Entschädigungen und eine offizielle Entschuldigung. Die Chinesinnen sind die Letzten, die noch den Rechtsweg beschreiten. Erfolgreich war dieser bisher in keinem Fall. Immerhin haben die jahrzehntelangen Prozesse in Japan eine Debatte über die Vergangenheit ausgelöst.
Abe möchte diese Debatte im Interesse seiner konservativen Wählerschaft gerne beenden. Vor seiner Wahl zum Ministerpräsidenten im September führte er eine Gruppe konservativer Parlamentarier seiner Liberaldemokratischen Partei, die Japans Kriegsverantwortung relativieren und die Trostfrauen aus den Geschichtsbüchern streichen wollen. Heute bekennt Abe sich zwar zu der Erklärung von 1993, in der sich der damalige Regierungssprecher Yohei Kono «für die Soldatenbordelle der japanischen Kaiser-Armee» entschuldigt hatte. Doch während die Opfer weiter eine Entschuldigung des Parlaments sowie Entschädigungen fordern, ist das Thema für Abe damit erledigt.
Aus: "Tokio hat kein Mitleid mit den Zwangsprostituierten" Bernhard Bartsch, Peking (11. März 2007, NZZ)
Quelle: http://www.nzz.ch/2007/03/11/al/articleEZZ4W.html (http://www.nzz.ch/2007/03/11/al/articleEZZ4W.html)
Quote[...] "Rechnet nicht damit", dass Deutschland mitmacht, hatte Kanzler Schröder seine Verbündeten wissen lassen. Rechnet nicht damit. "Eine glatte Lüge", sagt Florian Pfaff.
Er kommt aus einem christlichen Milieu. CDU/CSU, das ist so seine Richtung, er wollte einen ordentlichen Beruf, er hatte auch über Polizist nachgedacht. 1976 hat er bei der Bundeswehr angeheuert, 1976, das war eine Zeit, da hätten Politiker Straßenschlachten provoziert, hätten sie die Bundeswehr über die Grenzen geschickt. Hindukusch konnte damals noch keiner buchstabieren. Soldat, ein "anständiger Beruf", sagt Pfaff. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so missbraucht werden würde."
Er ist dann schnell angeeckt in der Truppe. Er mag es nicht, wenn andere für ihn denken. Er hat sich öfter mal beschwert, über Zustände, über Vorgesetzte, über Befehle. Viele Freunde hat er sich so nicht gemacht. "Ich war wohl eher ein kritischer Offizier", sagt Pfaff. Das ist wohl untertrieben. Man hat ihn mehrfach versetzt. Gleichwohl diente er "der Firma" gewissenhaft, die Bundeswehr als solche hielt er ja für integer. Erste Zweifel kamen ihm erst 1993, als die Regierung Kohl Blauhelme nach Somalia entsandte.
[...] Schon das, sagt Pfaff heute, sei ein Verfassungsbruch gewesen. Den Bundestag habe man seinerzeit schlichtweg übergangen. Das "gleiche Spiel" dann 1999 im Kosovo. Bilder von einem Baumarkt habe man damals gezeigt und behauptet, es sei ein serbisches KZ. Das "Massaker von Raczak": eine bewusste Übertreibung, um Soldaten in den Kampf schicken zu können. "Da habe ich gelernt, dass die Gründe für einen Krieg völlig frei erfunden sein können", sagt Major Pfaff. Fortan habe er nichts mehr geglaubt und sicherheitshalber sogar auf die Uhr geschaut, wenn ein Vorgesetzter "guten Morgen" wünschte. Beim nächsten Krieg, das schwor er sich damals, würde er genau hinschauen. Dann zog sich die Schlinge um den Irak zu. Für Pfaff nichts anderes als völkerrechtswidriger "Mord und Totschlag" - und die Bundeswehr mit ihren Spürpanzern, Minensuchern und Awacs-Fliegern direkt daran beteiligt.
Pfaff arbeitete in diesem aufgeheizten Frühling 2003 als Stabsoffizier in Bonn an einem Computerprogramm, das die Materialorganisation der Truppe verbessern sollte. "Ich dachte zunächst, damit bin ich persönlich nicht direkt am Krieg beteiligt." Andere dachten das schon. Auf seine Nachfrage hätten ihm der Truppenarzt und der Militärpfarrer bestätigt, dass er Teil der Kriegsmaschine sei. Also sah Pfaff keine andere Wahl mehr.
Man hat alles versucht, um ihn mundtot zu machen. Man hat seine Loyalität eingefordert und ihm den Befehl gegeben zu schweigen. Als das nichts nutzte, hat man ihn degradiert und in eine Klinik verfrachtet, wo er dem Nervenarzt in Unterhosen beweisen musste, dass seine Reflexe noch funktionieren. "Die dachten wohl, ich steh das nicht durch." Die kannten ihren Major schlecht. Florian Pfaff hat nicht gekuscht. Er hat sich gewehrt. Er hat darauf verwiesen, dass ein Soldat seinen Eid "nicht auf einen Führer", sondern auf die Verfassung schwört. Er hat sein Recht gefordert, und mehr als zwei Jahre später bekam er sein Recht: Im Juni 2005 beschied das Leipziger Bundesverwaltungsgericht in einem denkwürdigen Urteil, dass Deutschland sehr wohl am Irak-Krieg beteiligt war und der aufmüpfige Soldat rechtswidrig wegen seiner Gewissens-Entscheidung drangsaliert wurde.
Florian Pfaff hätte es damit bewenden lassen können. Er hätte gehen und noch mal neu anfangen können. Vielleicht als Polizist. Ein ordentlicher Beruf. Pfaff aber mochte nicht gehen. Den Triumph gönnte er niemandem. Außerdem fühlt er sich in der Truppe nicht von Feinden umgeben. Er habe Zuspruch bekommen von etlichen Kameraden, auch von Vorgesetzten, von denen es nach wie vor sehr viele sehr gute gebe.
[...] Er ist jetzt wieder in München stationiert, seiner alten Heimat. Dort ist er zuständig für den Sanitätsdienst und prüft seither sorgfältig jeden Befehl, den er bekommt. Etwas anderes als diese Stelle blieb ihm kaum übrig: Fast alle anderen Tätigkeiten bei der Bundeswehr bedeuten nach seinem Verständnis eine Beteiligung am Krieg. Und dass die Bundeswehr immer noch und immer wieder in völkerrechtswidrigen Kriegen mitmischt, steht für Florian Pfaff außer Frage. Die Debatte über den Tornado-Einsatz in Afghanistan hat es ihm gerade erst wieder gezeigt. Er sieht einen Trend. Er würde ihn gerne stoppen.
"Die Politik", sagt Pfaff, "versucht einfachen Soldaten einzureden, sie dürften ihr Gewissen bei Verbrechen nicht geltend machen." Tatsächlich aber sei jeder Soldat verpflichtet, das Völkerrecht zu befolgen. "Deutschland hat auch unterschrieben." Das hat er gesagt, immer wieder, seit er zum bekanntesten Querkopf der Truppe wurde. Er war im Fernsehen, auf Podien und bei Ostermärschen, hat Vorträge gehalten und Preise entgegengenommen wie am heutigen Samstag in Stuttgart, wo ihn die "Offene Kirche" mit der Amos-Medaille für Zivilcourage ehrt.
Florian Pfaff hätte es nicht gedacht. Aber er ist so etwas wie der ungewöhnlichste Frontmann der Friedensbewegung geworden. Eine Taube in Uniform.
Aus: "Stell dir vor, es ist Krieg..." VON JÖRG SCHINDLER (02.03.2007)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/hintergrund/?em_cnt=1086589&em_cnt_page=1 (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/hintergrund/?em_cnt=1086589&em_cnt_page=1)
Quote[...] Der britische Verteidigungsminister Des Browne hat die Vereinbarung vor vier Wochen unterschrieben, sein saudi-arabischer Gegenpart Prinz Sultan Bin Abdul-Aziz zeichnete das Geschäft vergangene Woche ab.
[...] Saudi-Arabien wird für die Eurofighter, die die Tornado-Jets der Luftwaffe des Landes ersetzen sollen, rund 5,4 Mrd. £ bezahlen. Zusätzlich werden 5 Mrd. £ für Raketen sowie andere Teile und Dienstleistungen fällig. Durch Wartung und Modernisierungen der Kampfjets kann BAE weitere 10 Mrd. £ einnehmen, obwohl die Saudi-Araber darauf bedacht sind, Firmen vor Ort mit solchen Aufträgen zu betrauen.
BAE und das britische Verteidigungsministerium wollten sich am Donnerstag zu dem Geschäft nicht äußern.
Aus: "Financial Times Deutschland: Saudis kaufen Eurofighter für 14,7 Mrd. Euro" (Montag 5. März 2007, 20:15 Uhr)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/05032007/345/saudis-kaufen-eurofighter-14-7-mrd-euro.html (http://de.biz.yahoo.com/05032007/345/saudis-kaufen-eurofighter-14-7-mrd-euro.html)
Quelle #2: http://de.wikipedia.org/wiki/Saudiarabien (http://de.wikipedia.org/wiki/Saudiarabien)
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Quote[...] Ausgaben von 2,8 Millionen Euro sind nachvollziehbar, bezahlt wurden aber 6,6 Millionen.
[...] Wien. Neue Wendung in der Affäre um Zahlungen an den FPÖ- und BZÖ-Werber Gernot Rumpold: Der Eurofighter-Untersuchungsausschuss hat den Finanzakt der Rumpold-Firma ,,100 % Communications" erhalten. Und aus dem dürfte hervorgehen, dass sich die Werbeausgaben Rumpolds für Eurofighter auf eine Summe von 2,8 Millionen Euro beliefen.
Allerdings hat Rumpolds Gattin Erika bereits öffentlich ausgesagt, der gesamte Auftrag habe ein Volumen von 6,6 Millionen Euro gehabt. Wofür die Differenz von 3,8 Millionen Euro verwendet wurde, ist weiterhin unklar.
[...] Erhard Steininger, jener Eurofighter-Lobbyist in Österreich, der vor dem Ausschuss geschwiegen hat und dafür eine Beugestrafe in Kauf genommen hat, fürchtet um sein Leben. In einem Schreiben an seinen Anwalt erklärte er, er könne die ihm auferlegte Vertraulichkeit nicht brechen, weil dies ,,unangenehme Folgen" für ihn hätte. Er verweist in seinem Schreiben auf mysteriöse Todesfälle wie jenen des früheren Verteidigungsminister Karl Lütgendorff. Steininger: ,,Ich bin bestrebt, nicht den Weg dieser Herren zu gehen." Steininger ist zu einer Strafe von 1000 Euro verurteilt worden und hat berufen. Im Wiederholungsfall drohen ihm bis zu sechs Wochen Beugehaft.
Aus: "Eurofighter: Dubiose Details um Rumpolds Werbevertrag" ("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2007)
Quelle: http://www.diepresse.com/home/politik/innenpolitik/290582/index.do?_vl_backlink=/home/politik/innenpolitik/index.do (http://www.diepresse.com/home/politik/innenpolitik/290582/index.do?_vl_backlink=/home/politik/innenpolitik/index.do)
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Quote[...] Der Wirbel um Geheimkonten der kroatischen Regierung, die zur Zeit des Jugoslawien-Krieges zwecks Waffeneinkaufs bei Banken in Österreich errichtet wurden, geht weiter: Vlado Zagorec, Ex-Chefeinkäufer der kroatischen Armee, soll sich an Waffendeals bereichert haben, er wird per internationalem Haftbefehl gesucht. Die kroatische Staatsanwaltschaft will alle Geheimkonten öffnen lassen.
Aus: "Wirbel um kroatische Bankkonten in Österreich: Geheimkonten - Ex-General per Haftbefehl gesucht" von Tamara Depolo (12.03.2007)
Quelle: http://www.wirtschaftsblatt.at/home/news/osteuropa/233896/index.do (http://www.wirtschaftsblatt.at/home/news/osteuropa/233896/index.do)
Quote[...] Staatsausgaben:
Zwischen 1990 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
* das Gesundheitswesen bei 6 %
* das Bildungswesen bei 14 %
* das Militär bei 36 %
Aus: "Saudi-Arabien" (03/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Saudiarabien (http://de.wikipedia.org/wiki/Saudiarabien)
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Quote[....] China will seine Militärausgaben in diesem Jahr erneut deutlich steigern. Zur Modernisierung von Panzern, Raketen und Kasernengebäuden seien umgerechnet rund 34 Milliarden Euro eingeplant und damit 17,8 Prozent mehr als 2006, sagte ein Sprecher des Nationalen Volkskongresses. Dieser kommt ab Montag zu seiner Jahrestagung zusammen, um den Haushalt zu verabschieden und Gesetze abzusegnen.
Bereits im Vorjahr hatte China sein Militärbudget um fast 15 Prozent aufgestockt. "China ist einem Weg der friedlichen Entwicklung verpflichtet und verfolgt einen defensiven militärischen Ansatz", sagte der Sprecher.
Aus: "China rüstet auf: Militärausgaben um 18 Prozent erhöht" (04.03.2007; DiePresse.com)
Quelle: http://www.diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/156960/index.do?direct=193827&_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do&selChannel= (http://www.diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/156960/index.do?direct=193827&_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do&selChannel=)
Quelle #2: http://de.wikipedia.org/wiki/Volksrepublik_China (http://de.wikipedia.org/wiki/Volksrepublik_China)
Quote[...] Etat:
Der Militäretat Chinas lässt sich nur schätzen, weil aus zahlreichen Ressorts Geld verdeckt in die Streitkräfte fließt. Für 2006 gibt die chinesische Regierung einen reinen Militäretat von 35 Milliarden US-Dollar an, für 2007 von 36,6 Milliarden Dollar. Inklusive verdeckter Zahlungen mit offiziell anderen Verwendungszwecken schätzt das Pentagon die Militärausgaben 2005 auf rund 90 Milliarden Dollar. Damit wären die Militärausgaben Chinas nach den USA die zweithöchsten der Welt. Doch weisen Beobachter darauf hin, dass Chinas Militärausgaben relativ zur Größe des Landes und seiner Bevölkerung keineswegs Weltspitze sind.
Aus: "Volksbefreiungsarmee" (03/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Volksbefreiungsarmee (http://de.wikipedia.org/wiki/Volksbefreiungsarmee)
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Quote[...] Die Militärausgaben der USA beliefen sich 2004 auf rund 437 Mrd. US-Dollar. Dies entspricht 47 % der weltweiten Rüstungsausgaben. Die Militärausgaben der USA übersteigen damit die Rüstungsausgaben der nächsten 20 Staaten zusammen und sind sechsmal so hoch wie die von China, das weltweit an zweiter Stelle liegt.
Aus: "Vereinigte Staaten" (03/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/USA (http://de.wikipedia.org/wiki/USA)
Quote[...] Die Bundesregierung begrüßte die Entscheidung und sieht sich in ihrer Rechtsauffassung bestätigt. Ein Aufschub der Mission, die dem Schutz der deutschen Soldaten und der Zivilbevölkerung in Afghanistan diene, "wäre unverantwortlich gewesen", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Jäger.
Aus: "AFGHANISTAN: Verfassungsrichter erlauben Tornado-Einsatz" (SPON; 12. März 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,471303,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,471303,00.html)
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Quote[...] Hamburg - Das "Kleinfluggerät Zielortung" (KZO) soll den Flughafen in Masar-i-Scharif im Norden des Landes sichern helfen. Besser geeignet ist das Gerät allerdings zur Zielaufklärung für die "Panzerhaubitze 2000" von Rheinmetall, die die Niederländer im Kampf gegen die Taliban einsetzen - denn die Drohne kann rund um die Uhr bei jedem Wetter Aufklärungsbilder nahezu in Echtzeit liefern. Militärs rechnen nach Informationen des SPIEGEL damit, dass die Verbündeten das KZO als wichtige Hilfe im Bodenkrieg anfordern werden - samt des deutschen Bedienungspersonals.
Das deutsche Aufklärungsgerät könnte, so befürchtet Berlin, den deutschen Einstieg in den Bodenkrieg bewirken. Im Bundestag dürfte eine solche Ausweitung des Einsatzes neue Proteste auslösen.
Aus: "AFGHANISTAN: Bundeswehr schickt Drohnen" (SPON; 10. März 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,471010,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,471010,00.html)
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Quote[...] Der Tod von sechs Familienangehörigen hat Abdullah Shah zu einem Anhänger der Taliban gemacht. Seine Frau, seine zwei Töchter und drei seiner Söhne wurden bei einem Luftangriff der NATO im Süden Afghanistans getötet. Mit seiner Einstellung ist Shah nicht allein: Mehr als fünf Jahre nach ihrem Sturz erhalten die Taliban verstärkt Zulauf, und immer mehr Afghanen kehren den Bemühungen der NATO-Truppen im Kampf gegen die radikalen Islamisten den Rücken.
[...] Rund 4.500 Mann hat die Allianz für ihre Frühjahrsoffensive bereitgestellt, die gemeinsam mit 1.000 afghanischen Soldaten gegen die Taliban vorrücken sollen. Doch mit einem aggressiven Vorgehen riskiert die NATO Gegenreaktionen. Denn in einer Kultur, in der Rache eine wichtige Rolle spiele, hätten zivile Opfer viele Feinde hervorgerufen und viele Afghanen seien inzwischen desillusioniert, warnt das amerikanische Zentrum für strategische und internationale Studien. Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zufolge sind allein im vergangenen Jahr bei Luftangriffen der Koalitionstruppen mehr als 100 afghanische Zivilpersonen ums Leben kamen.
Viele Experten sind sich einig, dass Militäraktionen alleine nicht die Lösung für die Probleme in Afghanistan sind. Der Kampf gegen die Taliban sei für die Bevölkerung nicht das wichtigste, sagt Tim Grant, Kommandant der 2.500 Mann starken kanadischen Truppe in Kandahar. Die Menschen seien vielmehr frustriert von der anhaltend schlechten Sicherheitslage - für die sie eine korrupte und unbeholfene Regierung verantwortlich machen. Die internationalen Truppen seien da, um genau diese Regierung zu unterstützen, erklärt Grant weiter. Wenn dies auf aggressive Art und Weise geschehe, werde die Bevölkerung in den Soldaten jedoch lediglich Rohlinge sehen, die ein ungeliebtes Regime beschützten.
Die Wut gegen die ausländischen Truppen sei groß, betont Grant: ,,Ich sage den Soldaten, dass es in Kandahar 55.000 (einheimische) Fahrer gibt. Und vielleicht fünf unter ihnen sind Selbstmordattentäter. Aber wenn wir die anderen 54.995 Fahrer so behandeln, als wären sie alle Selbstmordattentäter, dann haben wir verloren", erklärt der Kommandant.
Auch der afghanische Menschenrechtsaktivist Nader Nadery warnt davor, dass sich die Afghanen zunehmend von ihrer Regierung und den internationalen Streitkräften abwenden. Die Unzufriedenheit sei deutlich zu spüren, betont Mohammed Khan, ein von den Koalitionstruppen enttäuschter Dorfbewohner. ,,Was machen diese ausländischen Soldaten?", fragt er verbittert: ,,An einem Tag bewerfen sie uns mit Bomben, und dann kommen sie mit drei oder vier Mahlzeiten. Was soll das? Was denken sie sich?" Die Offensive gegen die Taliban haben für die einfachen Leute nur Probleme gebracht, klagt er.
Der Dorfälteste Dur Mohammed warnt, Angriffe auf Dörfer würden den Taliban weiteren Zulauf verschaffen. ,,Die Menschen wollen nicht, dass die Taliban in die Dörfer kommen, weil dann die Bomben kommen", sagt Mohammed. Neben der Angst ist auch das Unverständnis gegenüber dem internationalen Einsatz in Afghanistan groß: ,,Warum töten sie (die Koalitionstruppen) die Taliban? Sie kommen aus diesem Land. Warum sollten Ausländer kommen und Afghanen töten?"
Aus: "Warum Afghanistan die NATO ablehnt und die Taliban erneut begrüßt" (Montag, 12. März 2007)
Quelle: http://www.dolomiten.it/nachrichten/artikel.asp?ArtID=90047&KatID=f (http://www.dolomiten.it/nachrichten/artikel.asp?ArtID=90047&KatID=f)
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Quote[...] Ein Oberstleutnant aus München hat als erster Bundeswehrsoldat die Freistellung von der Mithilfe bei der Auslandsmission «Enduring Freedom» beantragt. Hintergrund seiner Entscheidung ist der Einsatz von Tornado-Aufklärungsjets der Bundeswehr im Süden Afghanistans, den der Bundestag vor wenigen Tagen beschloss.
Er könne es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, den Einsatz in irgendeiner Form zu unterstützen, sagte der Offizier Jürgen Rose dem NDR-Magazin «Panorama». Er habe «gravierende» verfassungsrechtliche, völkerrechtliche sowie strafrechtliche Bedenken. Die Bundeswehr unterstützt in Afghanistan zwei internationale Missionen: Die der Nato-geführten Schutztruppe Isaf - zu der auch die Tornados gehören - und die Anti-Terror-«Operation Enduring Freedom». Rose sagte auf Netzeitung.de, sein Disziplinarvorgesetzter habe seinen Schritt «zunächst einmal akzeptiert». Es gehe ihm darum, «deutlich zu machen, dass es da ein Problem gibt».
Der Offizier ist zur Zeit im Wehrbereichskommando IV des Streitkräfte- Unterstützungskommandos in München eingesetzt und unter anderem für die logistische Unterstützung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr zuständig. Außerdem gehört er zum Vorstand des Vereins Darmstädter Signal, ein Zusammenschluss kritischer Bundeswehrsoldaten.
In dieser Funktion hatte er bereits Ende Februar die Abgeordneten des deutschen Bundestages aufgefordert den «Weg in die militärische Sackgasse zu unterlassen» und gegen den Einsatz von Tornados in Afghanistan zu stimmen, bei dem es sich entgegen der Regierungs-Darstellung um einen Kampfeinsatz handele.
[...] Roses Schritt rührt auch daher, dass die Aufklärungsfotos der Tornados unter Isaf-Mandat auch an OEF-Einheiten übermittelt werden, die im Süden und Osten Afghanistans gegen die radikalislamischen Taliban und Al-Qaeda-Terroristen kämpfen. Beide Missionen würden teils von denselben Kommandeuren geleitet, sagte Rose. Ab Mitte April sollen sechs Tornados in ganz Afghanistan eingesetzt werden können.
Die Bundeswehr ist zurzeit mit mehr als 2900 Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Deutschland ist damit der drittgrößte Truppensteller im Rahmen der Isaf-Mission zur militärischen Absicherung des Wiederaufbaus in Afghanistan. Die Bundeswehr trägt die Verantwortung für den gesamten Norden des Landes. An der Anti-Terror-«Operation Enduring Freedom» darf sich die Bundeswehr in Afghanistan mit bis zu 100 Soldaten beteiligen. (nz)
Aus: "Bundeswehroffizier verweigert Tornado-Einsatz" (NZ; 15.03.2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/deutschland/584637.html (http://www.netzeitung.de/deutschland/584637.html)
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Quote[...] Rose sagte der Zeitung, sein Dienstvorgesetzter habe ihm mitgeteilt, er werde "zur Wahrung der gewissenschonenden Handlungsalternative" in eine andere Abteilung versetzt. Ein Ministeriumssprecher sagte, es handele sich um eine vorläufige Entscheidung. Endgültig befindet das Truppendienstgericht über den Fall.
Das Verteidigungsministerium hat den von kritischen Offizieren des Arbeitskreises "Darmstädter Signal" erhobenen Vorwurf der Täuschung beim Einsatz der Tornado-Aufklärungsflugzeuge zurückgewiesen. In einem offenen Brief hatten die Soldaten - unter ihnen auch Rose - geschrieben, bei dem Einsatz handele es sich nicht nur um Aufklärung.
Der Offizier hatte darum gebeten, ihn von allen weiteren Aufträgen im Zusammenhang mit der "Operation Enduring Freedom" zu entbinden. Er könne es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, den Einsatz der Tornado-Aufklärungsflugzeuge in Afghanistan in irgendeiner Form zu unterstützen. Die für April vorgesehene Mission findet allerdings nicht unter dem Mandat "Enduring Freedom" statt, sondern untersteht der Internationalen Schutztruppe Isaf. Erkenntnisse bei der Aufspürung von Taliban-Stellungen können nach dem Bundestagsbeschluss in "restriktiver Form" weitergegeben werden.
[...] "Der Einsatz ist völkerrechtswidrig, weil mit den Tornados der Kreuzzug von US-Präsident George W. Bush gegen den Terrorismus unterstützt wird", erneuerte Rose in der Zeitung seine Kritik. Die Kampfeinsätze der USA im Süden Afghanistans seien nicht vom Uno-Sicherheitsrat mandatiert.
Nach Angaben der Zentralstelle zum Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer in Bockhorn hätten in den vergangenen 14 Tagen vier Reservisten der Bundeswehr einen Antrag auf Dienstverweigerung gestellt, meldete die zeitung. Sie begründen ihren Schritt mit den internationalen Bundeswehr-Einsätzen. Gegen den Tornado-Einsatz ist auch eine Organklage der Linksfraktion vor dem Bundesverfassungsgericht angekündigt.
Aus: "Afghanistan-Verweigerer versetzt" -Die Bundeswehr hat Konsequenzen gezogen: Ein Offizier, der den Tornado-Einsatz in Afghanistan verweigert, ist auf eigenen Wunsch versetzt worden. Inzwischen gibt es vier weitere Verweigerer (FTD.de, 16.03.2007)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/174651.html (http://www.ftd.de/politik/deutschland/174651.html)
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Quote[...] Die deutsche Sektion der internationalen Juristenorganisation Ialana hält den Tornado-Einsatz in Afghanistan für völkerrechtswidrig. Als Grund führen die Rechtsexperten in einer Netzeitung.de vorliegenden Analyse an, die von den Tornado-Aufklärungsjets beschafften Daten und Bilder würden auch im Rahmen der US-geführten Anti-Terror-Mission «Enduring Freedom» (OEF) zur «Feindaufklärung und Leitung des Artilleriefeuers Verwendung finden».
Die Juristen gehen damit von einer Unterstützung der offensiv angelegten US-Kampfeinsätze gegen die Taliban durch die Bundeswehr aus. Beim Tornado-Beschluss des Bundestages gehe es deshalb «zumindest auch um eine Unterstützung» dieser Operationen. Dafür gebe es aber keine völkerrechtliche Grundlage. Den Einsatz hatte der Bundestag nach monatelanger Debatte vor einer Woche beschlossen.
[...] Die Juristen weisen in ihrer Analyse darauf hin, dass die Tornado-Kampfflugzeuge zwar auf Grundlage des UN-mandatierten Isaf-Einsatzes an den Hindukusch entsandt werden sollen, dieser Einsatz aber - «zunehmend gewollt» - auch Bestandteil der Anti-Terror-Operation «Enduring Freedom» sei. «Sie vermischen sich in der Praxis», heißt es in der Expertise.
Die Juristen geben in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass es sich bei OEF weder um eine UN-Mission noch um einen Nato-Einsatz handele - auch wenn die Nato wegen der Anschläge vom 11. September 2001 den «Bündnisfall» im Sinne von Artikel 5 des Nato-Vertrages beschlossen hatte. Vielmehr führten die USA die Anti-Terror-Operation «unter eigenem Kommando». Der Krieg gegen den Terror in Afghanistan findet nach Überzeugung der Juristenorganisation insofern nicht im Rahmen der Nato-Strukturen unter Nato-Oberbefehl statt.
Ein solcher Krieg sei allerdings nicht durch Artikel 51 der UN-Charta als Selbstverteidigung gerechtfertigt, betonen die Experten. «Also wird hier ein Krieg geführt, der gegen die Regeln der UN-Charta verstößt und völkerrechtswidrig ist.» Das betrifft demnach auch «alle Unterstützungsleistungen» der Bundeswehr im Rahmen der «Operation Enduring Freedom».
Die Experten werfen daher der Bundesregierung vor, die rechtlichen Vorgaben für den Tornado-Einsatz «nicht hinreichend» berücksichtigt zu haben. Sie hätte im vor einer Woche beschlossenen, erweiterten Isaf-Mandat ausschließen müssen, «dass die Bundeswehr unmittelbar oder mittelbar Hilfestellungen bei 'Enduring Freedom' leistet». Dies hätte auch Rechtssicherheit für die Soldaten in den Tornados und am Boden gebracht. «Denn rechtswidrige Befehle dürfen sie nicht nur - sie müssen sie verweigern.»
Der Bundestag hatte Freitag vor einer Woche mit klarer Mehrheit der Entsendung von Tornado-Flugzeugen nach Afghanistan zugestimmt. Sechs bis acht Maschinen vom Typ «Recce» sollen ab April in der Krisenregion zu Aufklärungszwecken eingesetzt werden. Gegen den Tornado-Einsatz hat die Linksfraktion im Bundestag Organklage Bundesverfassungsgericht erhoben. Einen ähnlichen Eilantrag der Abgeordneten Gauweiler (CSU) und Wimmer (CDU) hatten die Richter mit Verweis auf die fehlende Antragsberechtigung abgelehnt.
Am Donnerstag hatte ein Offizier der Bundeswehr um Entbindung von Aufgaben im Zusammenhang mit dem Tornado-Einsatz gebeten. Der Oberstleutnant hatte am Donnerstag Netzeitung.de gesagt, sein direkter Vorgesetzter habe seinen Ansinnen entsprochen. Am Freitag bestätigte dies auch das Verteidigungsministerium.
Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Rainer Arnold, forderte auf Netzeitung.de dienstliche Konsequenzen für den Oberstleutnant Jürgen Rose: Wenn ein Offizier das Recht in Anspruch nehme, einen solchen Auftrag zu verweigern, «muss er den Dienst mit der Waffe quittieren und aus der Bundeswehr ausscheiden». Rose bekräftigte unterdessen seine Kritik an dem Einsatz: «Der Einsatz ist völkerrechtswidrig, weil mit den Tornados der Kreuzzug von US-Präsident George W. Bush gegen den Terrorismus unterstützt wird.»
Ialana ist eine überparteiliche internationale Organisation von Juristen, die sich für gewaltfreie Konfliktlösungen engagiert. Dem wissenschaftlichen Beirat der Organisation gehören unter anderem der frühere UN-Beauftragte Hans-Christof von Sponeck, das SPD-Vorstandmitglied Hermann Scheer und der Linkspartei- Außenexperte Norman Paech an.
Aus: "Juristen halten Tornado-Einsatz für rechtswidrig" - Für das Web ediert von Dietmar Neuerer (NZ; 17.03.2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/deutschland/586150.html (http://www.netzeitung.de/deutschland/586150.html)
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Quote[...] Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck verteidigte bei einem Besuch in Afghanistan den Einsatz der deutschen Tornado-Aufklärungsflugzeuge in dem Land. «Das ist richtig und wichtig», sagte Beck am Sonntag im nordafghanischen Kundus. Er besuchte dort den Bundeswehrstützpunkt und informierte sich über den Aufbau des Landes.
Die so genannten Recce-Tornados (Reconnaissance - Aufklärung) sollen Taliban-Stellungen ausfindig machen, die dann von Nato-Partnern gezielt angegriffen werden können. An Kampfeinsätzen sollen sich die deutschen Piloten nicht beteiligen, obwohl Tornados auch als Kampfflugzeuge eingesetzt werden können. Nach Luftwaffen-Angaben sind die Maschinen für Afghanistan nur mit Waffen zum Selbstschutz ausgerüstet. Der Bundestag hatte dem Einsatz am 9. März zugestimmt. Insgesamt umfasst das Mandat 500 Soldaten.
[...] Das Bundesverfassungsgericht hatte am Freitag den Weg für den Einsatz vorerst freigemacht, in dem es einen Eilantrag der Linksfraktion gegen die Verlegung ablehnte. Am 18. April wird aber über eine Organklage der Fraktion verhandelt. Verteidigungsminister Jung sagte der «Welt am Sonntag»: «Wir nehmen die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts mit Respekt zur Kenntnis.»
Nach Ansicht der Linksfraktion bildet der 1955 geschlossene Nato-Vertrag nicht mehr die Grundlage für die heutigen internationalen Einsätze. Diese seien auf globale Interventionen und nicht mehr auf Verteidigung ausgerichtet, wie es der Nato-Vertrag vorsehe. Ferner beklagt die Fraktion, dass die Aufklärungsbilder auch an die US- geführte Anti-Terror-Operation «Enduring Freedom» weitergeleitet werden dürfen - wenn auch nur «restriktiv», wie es im Bundestagsmandat heißt. Für OEF gebe es aber kein Mandat der Vereinten Nationen (UN).
SPD-Fraktionschef Peter Struck geht davon aus, dass seine Fraktion im Oktober einer erneuten Verlängerung des Bundeswehreinsatzes innerhalb der Schutztruppe ISAF in Afghanistan zustimmen wird. «Denn ein Rückzug aus Afghanistan wäre eine große Katastrophe für die Menschen dort und in der Nato», sagte Struck der «BZ am Sonntag».
Jung äußerte im ZDF im Zusammenhang mit den laufenden Etatgesprächen für 2008 die Hoffnung, «dass wir etwas mehr im Rahmen dieser Haushaltsberatungen erhalten». Zur Begründung sagte er: «Wir brauchen gerade für die Bundeswehr im Rahmen der Auslandseinsätze zusätzliche finanzielle Mittel für den Schutz und die Ausrüstung unserer Soldaten.» (dpa)
Aus: "Tornados starten zu Afghanistan-Einsatz" (NZ; 01. Apr. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/deutschland/602811.html (http://www.netzeitung.de/deutschland/602811.html)
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Quote[...] Berlin (ddp). Der UN-Beauftragte für Afghanistan, Tom Koenigs, hält die europäische Hilfe für das Land für nicht ausreichend. Er rief die Europäer zu größeren Anstrengungen am Hindukusch auf und stellte ihnen die Amerikaner als Vorbild gegenüber, berichtet die Tageszeitung «Die Welt» (Samstagausgabe). Die Amerikaner hätten Hilfe
im Wert von 11,6 Milliarden Dollar zusätzlich für Afghanistan bereitgestellt, sagte Koenigs. «Da kann man den Europäern nur sagen: Wenn ihr Einfluss in Afghanistan haben wollt, müsst ihr auch mit diesen Zahlen konkurrieren.» Inzwischen seien die Amerikaner auch im zivilen Aufbau den Europäern weit überlegen, betonte Koenigs. «Ich würde mir wünschen, dass der europäische Einfluss stärker wäre. Doch wenn man sich an den Amerikanern messen möchte, dann muss man sich auch an der Hilfe messen, die sie leisten.» (ddp)
Aus: "UN-Beauftragter: Einsatz der Europäer in Afghanistan nicht genügend" (PR-inside.com 30.03.2007 20:32:03)
Quelle: http://www.pr-inside.com/de/un-beauftragter-einsatz-der-europaeer-in-r81690.htm (http://www.pr-inside.com/de/un-beauftragter-einsatz-der-europaeer-in-r81690.htm)
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Quote[...] Seit Wochen herrscht in Jagel unter den fast 1500 Aufklärern des Fliegerhorstes bei Schleswig Aufbruchstimmung. Überall sind betonte Gelassenheit und starke Anspannung spürbar. Tag für Tag verschluckt eine russische Frachtmaschine Container mit Technik und bringt sie in die Ferne. Ein Großteil der Soldaten wird ihnen bald folgen. 6 Tornados, 16 Piloten und 180 Techniker gehören zu dem Tross.
Auch Hauptmann Markus N. (30) soll von der Stadt Masar-i-Scharif aus Aufklärungseinsätze fliegen. Er ist eine Frohnatur, albert mit Kollegen, doch beim Thema Afghanistan wird er ernst. ,,Natürlich ist meine Familie nicht begeistert. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendeine Familie Freudentänze aufführen wird. Aber das gehört eben zum Beruf." Abgeschossen zu werden, hält der Pilot für unwahrscheinlich. Aber wer könne schon völlig ausschließen, dass der Jet wegen Technik-Problemen heruntergeht? ,,Und man weiß nicht, ob die Bevölkerung einem dann freundlich gesonnen ist." Zugleich betont der 30-Jährige, dass die deutschen ISAF-Patrouillen am Boden ein viel größeres Risiko hätten. ,,Die müssen auch ein Elend ansehen, das ich im Flugzeug nie zu sehen bekomme."
[...] Über eine häufiger diskutierte Frage machen sich die Soldaten keinen Kopf. In Kampfeinsätze werden sie sich nicht verwickeln lassen. Zum einen erlaubt das UN-Mandat das nicht. Zudem besitzen die Aufklärer-Tornados aus Jagel nur zwei Bordkanonen, die allenfalls für Luftkämpfe taugen. Die Taliban haben keine Flugzeuge. (dpa)
Aus: ,,Furcht und Angst sind falsche Begriffe" Von Christof Bock ()
Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1450505 (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1450505)
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Kommentare zu: "Afghanistan: Piloten haben Angst vor Tornado-Einsatz"
Quelle: http://www.welt.de/politik/article784955/Piloten_haben_Angst_vor_Tornado-Einsatz.html (http://www.welt.de/politik/article784955/Piloten_haben_Angst_vor_Tornado-Einsatz.html)
Quote
Jupp Schronka meint:
01-04-2007, 21:01 Uhr
Ich erwarte von unseren Soldaten absoluten Gehorsam gegenüber ihrem obersten Dienstherren und kein Waschweiber-Gejammere.
Schließlich wurden sie vom doofen Steuerzahler finanziert. Nun ist der Zeitpunkt gekommen dem Steuerzahler das Investierte in Cent und Euro zurück zu zahlen.
Quote
Brigitte Offermann-Huelse meint:
30-03-2007, 11:46 Uhr
Respekt den Soldaten gegenüber wäre angebracht! Ansonsten ist der Einsatz völlig blödsinnig von unseren Berufspolitikern angeordnet!
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Quote[...] Kabul. AP/baz. Bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan sind am Sonntag fünf Menschen ums Leben gekommen. Der Täter brachte sein mit Sprengstoff präpariertes Auto in der Nähe eines afghanischen Militärkonvois zur Explosion, wie die Polizei mitteilte. Unter den Opfern sind drei Kinder. Verletzt wurden sechs Menschen, unter ihnen fünf Soldaten. Der Anschlag ereignete sich nahe der Stadt Mihtarlam in der Provinz Laghman.
Aus: "Fünf Tote bei Selbstmordanschlag in Afghanistan" (01.04.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=AD535A31-1422-0CEF-7024AD194216C558 (http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=AD535A31-1422-0CEF-7024AD194216C558)
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Quote[...] Die Aufklärungsmission der Tornados sei eine Voraussetzung dafür, bisher Erreichtes nicht zu gefährden, betonte der SPD-Politiker im Deutschlandradio Kultur.
Aus: "Beck: Keine weiteren Truppen nach Afghanistan" (02.04.2007)
Quelle: http://www.dradio.de/aktuell/611333/ (http://www.dradio.de/aktuell/611333/)
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Quote[...] Das eigentlich problematische dabei ist aber, dass Deutschland hiermit endgültig und dauerhaft in den amerikanischen "Krieg gegen den Terror" eingebunden wird und sich somit auch offiziell zum Komplizen des US-Amoklaufs macht. Hierbei handelt es sich um den Schritt über den Rubikon, denn bislang hält sich Deutschland - abgesehen von Einsätzen des Kommando Spezialkräfte - zumindest offiziell aus dem US-Einsatz zur "Terrorbekämpfung" heraus, der zumindest auf dem Papier strikt vom ISAF-Mandat der NATO getrennt ist. In der Realität ist Deutschland jedoch schon lange ein wesentlicher Kriegsakteur bei der gewaltsamen Niederschlagung eines Aufstandes gegen die westlichen Besatzungstruppen, die an der Eskalation der Lage alles andere als unschuldig sind.
OEF und ISAF - Zwei Truppen, derselbe Krieg
In Afghanistan operieren derzeit zwei unterschiedliche Kriegseinsätze neben- und zunehmend auch miteinander: einmal die US-geführte Operation Enduring Freedom im Rahmen des "Kriegs gegen den Terror", auf der anderen Seite die ISAF-Mission der NATO, die sich im Gegensatz zur OEF gern als "Friedenseinsatz" und "Stabilisierungsmission" zur Entwicklungshilfe tarnt. Zwar betont die Bundesregierung weiterhin, "die operative und die Mandatstrennung zwischen ISAF und OEF bestehen unverändert fort" (Deutscher Bundestag, Drucksache 16/2380, 09.08.2006, S. 7), angesichts der Realitäten vor Ort, dürfte diese Aussage aber wohl eher ein Lippenbekenntnis darstellen.
Denn während die Terrorismusbekämpfung offiziell ausschließlich in den Zuständigkeitsbereich der OEF fällt, schließt das ISAF-Mandat "Aufstandsbekämpfung" explizit ein. "Wir waren dort nie neutral. Wir haben uns auch im Isaf-Mandat über das Ausmaß des Brunnenbauens hinaus engagiert. Dieses Mandat umfasst explizit die Bekämpfung von Aufständischen", erklärt der CDU-Obmann im Auswärtigen Ausschuss, Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (Spiegel Online, 31.1.07). Nachdem nun aber die NATO ihre Zuständigkeit, die Anfangs noch strikt auf Kabul begrenzt war, bis zum Herbst 2006 sukzessive auf das ganze Land ausgedehnt hat, verwischt die Trennung beider Einsätze bis zur Unkenntlichkeit. Dies trifft vor allem für den umkämpften Süden zu - aber nicht nur dort -, wo "Aufständische" von "Terroristen" schlicht nicht zu unterscheiden sind.
Aus: ""Das wäre ein großartiger Beitrag" - Deutschlands Tornadoseinsatz in Afghanistan" (IMI-Analyse 2007/02)
Quelle: http://www.imi-online.de/2007.php3?id=1486 (http://www.imi-online.de/2007.php3?id=1486)
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Quote[...] Deutschland droht nach Ansicht von Citha Maaß, Afghanistan-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, tiefer in die Eskalation in Afghanistan hineingezogen zu werden. "Weniger wegen der Tornados, sondern primär abhängig von den militärischen Erfolgen oder Misserfolgen im Süden", sagte Maaß der Nachrichtenagentur AFP. Mittelbar könnten demnach ausbleibende militärische Erfolge trotz verbesserter Aufklärung die Forderung auch nach mehr deutschen Soldaten nach sich ziehen.
"Wenn sich abzeichnet, dass trotz einer verbesserten Aufklärung, zu der die Tornados beitragen können, und trotz verstärkter Bekämpfung der Aufständischen die militärische Eskalation nicht eingedämmt werden kann, wird der Druck der NATO und der USA wahrscheinlich zunehmen, noch weitere Bodentruppen in den Süden zu schicken", sagte Maaß. "Dann wird die Forderung vermutlich auch an Deutschland gestellt." Für die Stabilisierung der Lage sei der Tornado-Einsatz dennoch "unter Aufklärungsgesichtspunkten ein sinnvoller Beitrag".
Gleichzeit erschwere der Einsatz die Trennung zwischen der mit "robustem" militärischen Mandat ausgestatteten Operation Enduring Freedom (OEF) unter US-Kommando und der NATO-geführten Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF), räumte Maaß ein. Die ISAF-Präsenz diene vornehmlich der Stabilisierung, werde aber in der afghanischen Bevölkerung zunehmend auch als Besatzungstruppe wahrgenommen. "Die von den Tornados aufgenommenen Daten werden natürlich weitergegeben. Und dann lässt es sich immer schwieriger überprüfen, ob sie an die NATO-Truppen oder an die OEF-Truppen weitergegeben werden. Das dürfte dann nicht mehr in den Händen der Deutschen liegen." Damit werde die bereits seit dem vergangenen Jahr diffuser gewordene Abgrenzung noch schwieriger.
Aus: "Expertin: Berlin wird weiter in Krieg hineingezogen" (Montag 2. April 2007)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/02042007/286/politik-expertin-berlin-krieg-hineingezogen.html (http://de.news.yahoo.com/02042007/286/politik-expertin-berlin-krieg-hineingezogen.html)
Quote[...] Jerusalem. SDA/baz. Israel streitet über einen offiziellen Namen für seinen Krieg gegen die libanesische Hizbollah-Miliz im vergangenen Sommer.
Verteidigungsminister Amir Peretz hat auf Dringen der Familien einiger der 117 getöteten israelischen Soldaten und 41 Zivilisten ein Gremium eingesetzt, das einen Namensvorschlag für den 34- tägigen Waffengang erarbeiten soll.
Am Dienstag kündigte nun Kabinettsmitglied Jaacow Edri, ein Minister ohne eigenen Geschäftsbereich, die Beauftragung eines Komitees unter seinem Vorsitz mit einer alternativen Suche an.
In der Praxis bevorzugen viele Israelis die Bezeichnung «Zweiter Libanon-Krieg». Im Libanon wird der Konflikt dagegen vor allem als «Juli-Krieg» tituliert, währen die Hizbollah ihn «Der geteilte Sieg» nennt.
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Bei den Auseinandersetzungen im vergangenen Sommer waren etwa 1200 Menschen getötet worden. Israels Militär gelang es allerdings nicht, die islamistische Schiiten-Miliz zu zerschlagen und deren tägliche Raketenangriffe im Grenzgebiet zu unterbinden.
Aus: "Israel streitet über Name des Kriegs gegen die Hizbollah" (13.03.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=d9d08a04-1208-4059-9e63e3737491f484&startpage=1&ObjectID=4C118322-1422-0CEF-70D4835C40FBC763 (http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=d9d08a04-1208-4059-9e63e3737491f484&startpage=1&ObjectID=4C118322-1422-0CEF-70D4835C40FBC763)
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Quote[...] Als Nahostkonflikt bezeichnet man den bis heute ungelösten Konflikt zwischen Arabern und Israel (und im weiteren Sinne zwischen einer arabischen Fraktion aus Ägypten, Syrien, Jordanien, Libanon) sowie dem Irak und Iran mit Israel. Seine Geschichte ist definiert als der Zeitraum vom Beginn der zionistischen Einwanderung nach Palästina im 19. Jahrhundert bis heute.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nahost-Konflikt (http://de.wikipedia.org/wiki/Nahost-Konflikt)
Quote[...] SPD-Fraktionschef Peter Struck erwartet weitere Missionen der Bundeswehr auch auf dem afrikanischen Kontinent. Möglich sei etwa ein Einsatz in der sudanesischen Krisenregion Darfur. "Wenn der Generalsekretär der Vereinten Nationen uns bittet, die NATO, die Europäische Union, helft uns dort -warum sollten wir dann Nein sagen", sagte Struck im rbb-Fernsehen. "Ich denke, wir können nicht Nein sagen", fügte er hinzu. Deutschland habe eine große Verantwortung in der Welt. Insofern gebe es die Verpflichtung, sich für internationale Kriseneinsätze bereit zu halten.
Aus: "Bundeswehr in aller Welt: Einsatz in Darfur möglich" (Dienstag, 13. März 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/777454.html (http://www.n-tv.de/777454.html)
Quote[...] Der Krieg im Osten 1941-1945, der mehr als 30 Millionen Menschen das Leben kostete, sprengte alle Grenzen zwischen ,,erlaubtem" Töten feindlicher Soldaten im Kampf und dem Mord an Gefangenen und Zivilisten. ,,Zig Millionen" zivile Opfer sah schon die deutsche Planung vor, die folgende Kriegsrealität war der Planung adäquat. Unter den Faktoren, die einen derart enthemmten Krieg möglich machten, wird hier das deutsche Feindbild des slawischen Untermenschen thematisiert: Inhalt, Kontext, Funktion, Tradition.
DICTIONARY OF WAR / dictionaryofwar.org
German / 00:16:25 / 33 MB / Ogg Theora
Quelle: http://www.v2v.cc/v2v/Untermensch_im_Osten_-_Peter_Jahn (http://www.v2v.cc/v2v/Untermensch_im_Osten_-_Peter_Jahn)
Torrent LINK :: http://www.v2v.cc/v2v/download/torrent/SKARFJWW7LKJQDLYNX7EZAT7ODIJZMDE (http://www.v2v.cc/v2v/download/torrent/SKARFJWW7LKJQDLYNX7EZAT7ODIJZMDE)
Quelle #2: http://dictionaryofwar.org/ (http://dictionaryofwar.org/)
Quote[...] Bei dem vermeintlichen Verhör im Keller des Kompaniegebäudes machte Rekrut Christian P. ein Martyrium durch. Die QuoteAusbilder öffneten dem jungen Soldaten laut Anklage die Hose und spritzten eiskaltes Wasser hinein. Anschließend sollen sie ihm eine brennende Zigarette an den Hals gedrückt haben. Für P.s Kamerad Viktor B. kam es noch schlimmer. Seine Vorgesetzten, so der Vorwurf der Ermittler, hielten ihm eine Pistole an den Kopf und jagten ihrem Untergebenen mit den Kabeln eines Feldtelefons Strom in den Körper. Dann, gab B. zu Protokoll, bespritzten sie ihn mit Bier und zermatschten einen Hamburger in seinem Gesicht.
[...] Bei simulierten Geiselnahmen sollen im Sommer 2004 insgesamt 18 noch aktive oder ehemalige Ausbilder der Freiherr-vom-Stein-Kaserne im münsterländischen Coesfeld zahlreiche Rekruten misshandelt und entwürdigend behandelt haben. In mehreren Übungen, ergaben die Ermittlungen, schlugen und traten die Soldaten ihre Untergebenen. Sie sollen deren Hände mit Kabelbindern gefesselt, die Augen verbunden und mit Gewalt Wasser in den geöffneten Mund gepumpt haben. Fast drei Jahre nach den mutmaßlichen Exzessen müssen sich die Vorgesetzten jetzt vor dem Landgericht Münster verantworten. Neben 17 Unteroffizieren sitzt als ranghöchster Offizier auch der damalige Hauptmann und Chef der 7. Kompanie des Instandsetzungsbataillons, Ingo S., auf der Anklagebank.
Der so genannte Folterskandal hatte damals das Ansehen der Bundeswehr tief erschüttert. Für Oberst Bernhard Gertz, dem Vorsitzenden des Deutschen Bundeswehr-Verbandes, war das ,,Bild der Streitkräfte verdunkelt".
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Corinna (19.03.2007 16:53)
Realität
Soll eine Ausbildung nicht immer Realitäts nah sein, egal ob beim Bund oder im normalen Leben???? Also was soll das? Die Jungs hatten ein Cody-Wort zum Abrechen der "Folter" und nutzen sie es nicht!!! Eine Simulation, die sie selbst steuern und beenden konnten! Sie nutzen es nicht, also kann es SOOO schlimm, wie alle es sagen nicht gewesen sein. Sorry, nichts ist so hart wie die Realtität!!!
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aseel | 5 Kommentare (19.03.2007 12:35)
[..] Woher sollen eigentlich im Krisenfall Wehrpflichtige wissen wer die "Guten" und die "Bösen"" sind??? Ich meine, - irgendwas muss doch unsere Kultur wohl noch untescheiden, - oder müssen wir uns den Ausbildungsmassnahmen von Terrortrainigscamps unterziehen? Was für ein grober Unsinn! So etwas bringt gar nichts...
Quoteyoungurbanprof (19.03.2007 11:35)
Folter? Notwendiger Drill
Wenn das die schlimmsten Vorwürfe sein sollen, bin ich wohl zu meiner Dienstzeit (Eliteeinheit) auch gefoltert worden. Habe Freunde in England und USA, die bei entsprechenden Einheiten auch "härter rangenommen" worden sind. Geschadet hat's keinem von uns, aus jedem ist was geworden. Und hätte ich Marschbefehl zum Kriseneinsatz erhalten wäre ich wohl froh gewesen, auch außerplanmäßig (bzw. vorbereitend) gedrillt worden zu sein. Würde im Nachhinein nie auf die Idee gekommen ehemalige Vorgesetzte anzuschwärzen. Ich gehe allerdings davon aus, dass diese Maßnahmen hauptsächlich bei Eliteeinheiten mit Bereitschaft zum KRK-Einsatz und nicht beim gewöhnlichen Wehrpflichtigen einer Heimatschutzbrigade durchgeführt worden sind. Horrido
QuoteDon Vito (17.03.2007 22:45)
Wo ist das Problem?
Ich als Soldat waere froh, wenn man mich auf eine Eventuelle Gefangennahme Folter vorbereiten wuerde. Eiswasser und Zigaretten sind nun wirklich keine harte Folter und es gab die Moeglichkeit ueber ein Codewort auszusteigen. Mir scheint es so, als ob die Klaeger wohl nur zum Bund gegangen sind, um 12 Jahre nichts tun zu muessen und dafuer fein Geld zu kassieren.
QuoteUwe (17.03.2007 22:22)
Geisteskranke in Uniform
so etwas hat es doch schon immer gegeben. Und der Deutsche in Uniform ist doch besonders anfällig für den Gehorsam und das Duckmäusertum. Warum macht denn ein Soldat da mit? Ganz einfach, weil bei der Bundeswehr immer noch der Befehl und Gehorsam gilt und bei ANDERS sein gibts Diszi und Schikanen. Man tut so, als wäre das Neu. Es ist immer noch gängige Praxis!
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edewecht (17.03.2007 16:36)
kranke Ausbildungsziele
Durch Folterübungen sollten Rekruten auf eine Geiselnahme vorbereitet werden. Die Reaktion dürfte doch eine Traumatisierung der Rekruten gewesen sein und der starke Wunsch, diese Tortur nicht noch einmal zu erleben. Also entweder schneller als erstes schießen oder aber flüchten. Was für kranke Hirne müssen die Ausbilder haben, wenn sie auf derartige Weise ihre perversen Vorstellungen ausleben mussten. Vielleicht kann man Soldaten so in Entwicklungsländern ausbilden oder in Diktaturen, aber nicht in einem zivilisierten demokratischen Staat mitten in Europa.
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imberger (17.03.2007 15:47)
Keine Gnade !
Keine Gnade für diese Menschenverachter in Uniform ! Schon das Motiv "Vorbereitung auf den Kriseneinsatz ..." ist ja wohl der Hohn schlechthin. Wollte man hier üben, wie man mit der Bevölkerung vor Ort vor geht oder was soll der Bezug zum Einsatz im Zielgebiet ? Ich hoffe, die Richter greifen durch !
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Theo Gottwald (17.03.2007 13:44)
... den Kriseneinsatz in Afghanistan simulieren
Auszug: Mit ihrem Drill wollten die Soldaten offenbar den Kriseneinsatz in Afghanistan simulieren Das sagt ja alles. Kampf gegen den Terror - mit Terror.
Aus: "Folterskandal: Bundeswehr-Ausbilder vor Gericht" (17.03.07)
Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland/bundeswehr-prozess_aid_50924.html (http://www.focus.de/politik/deutschland/bundeswehr-prozess_aid_50924.html)
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Quote[...] Die 18 Vorgesetzten müssen sich wegen Misshandlung von Rekruten, entwürdigender Behandlung und schwerer Körperverletzung vor der 8. Großen Strafkammer des Gerichts verantworten. Im Jahr 2004 kam es in Coesfeld im Anschluss an Nachtmärsche bei simulierten Geiselnahmen und Verhören zu Gewaltexzessen. Ausbilder der damaligen 7. Kompanie des Instandsetzungsbataillons 7 sollen die jungen, an den Händen gefesselten Soldaten bei verbundenen Augen mit Stromstößen malträtiert haben. Sie sollen sie unter der Dienstplan-Überschrift ,,Verhalten nach einer Gefangennahme" geschlagen und getreten, mit Wasser bespritzt und sie als ,,Bettnässer" verhöhnt haben.
Die Ermittler werfen den Vorgesetzten vor, ihren Untergebenen Sand in den Kampfanzug gekippt zu haben, so dass sich die Rekruten beim anschließenden Marsch wund liefen. Auch sei ihnen mit einer harten Bürste über Bauch und Brust gerieben oder Wasser in Mund und Nase gepumpt worden. Der so genannte Folterskandal hatte damals das Ansehen der Bundeswehr tief erschüttert.
Nachdem die vielen Kameraleute den Gerichtssaal in Münster verlassen hatten und das Blitzlichtgewitter der Fotografen erloschen war, kam Richter Mattonet schnell zur Sache. Als ersten Angeklagten ließ der Jurist den einzigen Offizier im Saal, den damaligen Hauptmann und Kompaniechef Ingo S., zu Wort kommen. Von Misshandlungen habe er nichts mitbekommen, sagte S. aus. Einmal habe er sich selbst ein Bild von der Ausbildung gemacht. An einer Sandgrube, wo die Rekruten laut Anklage mit Wasser aus einer Kübelspritze bespritzt wurden, sie Liegestützen machen und Baumstämme schleppen mussten, habe er nur ,,hoch motivierte und muntere Soldaten mit guter Laune" erlebt, so der Offizier.
Niemand von den Rekruten, fuhr er fort, habe sich beschwert. Von den jungen Soldaten habe er ausschließlich ,,positive Resonanz" erhalten, sagte der Offizier. Und das Fesseln der Hände mit Kabelbinder sei zu jener Zeit schließlich gängige Praxis in der Ausbildung der Bundeswehr gewesen. Zwar räumte S. ein, dass simulierte Geiselnahmen ,,kein Ausbildungsteil in der Grundausbildung von Rekruten" seien. Aber unter der Bedingung, dass nichts Verbotenes geschehen sollte, gab er seinen beiden ,,bewährten und erfahrenen" Zuführern, den Hauptfeldwebeln Martin D. und Michel H., grünes Licht. ,,Alles sollte interessant, spannend und abwechslungsreich werden", erklärte Ingo S., der vor einem Auslandseinsatz in Bosnien selbst einmal eine ,,dreistündige Tortur" beim Üben von Geiselnahmen erlebt hatte.
Nachdem er von einem Offizier einer anderen Kompanie von ,,Vorfällen" erfahren habe, habe er mit seinen Ermittlungen begonnen. Damals offenbar mit wenig Erfolg und Einsatz. ,,Die Brisanz erkenne ich erst heute", räumt S. auf der Anklagebank ein.
Die Geiselnahme-Übungen in Coesfeld ausgedacht hatte sich unter anderem Hauptfeldwebel Martin D. ,,Wir wollten neue realistische Übungslagen schaffen", so der Berufssoldat im Gerichtssaal. Oberstes Gebot sei immer gewesen, dass niemand verletzt werde, meinte der Mann, der vor den mutmaßlichen Exzessen in Coesfeld seinen Dienst in Afghanistan geleistet hatte. Auch D. beteuerte im Gerichtssaal, selbst keine Übergriffe festgestellt zu haben oder darüber informiert gewesen zu sein. ,,Hätten wir von Stromstößen gewusst, wären wir sofort eingeschritten", erklärte der Soldat. Die Rekruten seien alle euphorisch gewesen. ,,Das war richtig geil", sagten sie laut dem Ausbilder. Dass ihm die Geiselnahme-Übungen einmal als Straftat ausgelegt würden – ,,auf die Idee wäre ich im Leben nicht gekommen.". Und ergänzte: ,,Sollte es zu Übergriffen durch untergebene Ausbilder gekommen sein, so tut mir das leid."
[...] Der Prozess, bei dem rund 200 Zeugen zu Wort kommen sollen, wird fortgesetzt. Die 45 Verhandlungstage sind zunächst bis kurz vor Weihnachten angesetzt.
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hermanngerman (20.03.2007 01:33)
Die Justiz sollte in ihre eigene Reihe lieber dafür sorge tragen, dass derartige Rechtsverdreher in Robe nach Hause gehen. Die Grundausbildung ist dazu da, um Soldaten für das Überleben im Einsatz zu trainieren. Nun werden einmal die Soldaten von unseren (unfähigen) Politikern in gefährliche Einsätze geschickt. Ich möchte das Geschrei nicht hören, wenn Soldaten umkommen, nur weil sie nicht auf den Tag X vorbereitet wurden. Dann würde der gleiche Staatsanwalt genauso plärren und wieder die Ausbilder anklagen. Die einzige Gefahr die sich ein Staatsanwalt aussetzt ist, dass er sich mit einem Bleistift beim Schlafen umbringt. Für mich ist dieser Mann der Anklage ein Nestbeschmutzer übelster Sorte.
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didi3434 (19.03.2007 23:10)
Ausbilder?
Wer redet in diesem Zusammenhang über Ausbilder? Die angeklagten Menschen könnten eher als verunglückte Sado-Maso Praktikanten angesehen werden. Mit einer soldatischen Ausbildung hat der Tathergang nichts zu tun. Die Ausbildung wird in der entsprechenden Zentralen Dienstvorschrift exakt und unmissverständlich vorgegeben. Dieser gesammte Vorgang ist erstens ein Vorgang für ein Militärgericht, dann ein Vorgang für ein Zivielgericht. Von einem Zivielgericht können diese "Ausbilder" nur belangt werden, wenn sie keine Soldaten vor sich haben. Also ist die gesammte Vorstellung des Prozesses nichtig.
T. Groschek (19.03.2007 22:56)
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keyprofi (19.03.2007 21:50)
69er Wehrdienstverweigerer als heutige Ankläger?
Was soll dieses Affentheater? Wurde jemand verletzt? Ist jemand seelisch zusammengebrochen? Hat jemand von diesen selbsternannten Moralaposteln (die häufig die BW nur von der Wehrdienstverweigerung kennen, mal darüber nachgedacht, welche Herausforderungen Soldaten im wirklichen Soldatenleben u.U. meistern, bzw. überstehen müssen. Dazu ist noch nicht mal zwingend Afghanistan notwendig. Selbst bei Katastropheneinsätzen können sie Belastungen ausgesetzt sein, die jenseits der normalen Vorstellungen liegen. Die besten Chancen, Einsätze gesund und ggf. lebend zu überstehen, haben die gut und mit der notwendigen Härte ausgebildeten Soldatinnen und Soldaten. Lasst die Juristen in ihren Gesetzen schmökern und die Soldat/innen ihren Job machen.
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Stryker125 (19.03.2007 21:26)
Zu m. Zeit gab es noch Leitsätze für Vorgesetze!
Ich war sicher als Ausbilder ein ziemlich harter Brocken aber dieser Fall geht mir selbst viel zu weit. Als Soldat und auch als Ausbilder muss man seine Grenzen und die seiner Untergebenen kennen.(psychisch und physisch). Darum sollte Ausbildung hart aber gerecht und Ziel orientiert sein. Sind die Vorwürfe gegen diese Ausbilder haltbar so ist ihr Verhalten kriminell.
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Frank (19.03.2007 21:11)
Kinderblümchenmentalität vom Kindergarten
Besser und härter? Die Bundeswehr hat gemäß Art. 87a Abs. 1 Satz 1 GG den Auftrag, Deutschland und seine Verbündeten zu verteidigen, d.h. Deutschland und seine Staatsbürger gegen Angriffe, äußere Gefahren und politische Erpressung zu schützen. Der Auftrag lautet nicht junge Rekruten zu qäulen! Was in den nächsten 45 Verhandlungstagen wohl ans Licht kommen wird? Übergriffe und Misshandlungen!
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Ungemut02 (19.03.2007 20:34)
reinster Irrsinn
Ich selbst war 4 Jahre Zugführer in einer Ausbilungskompanie in den 70er Jahren. Bei meiner Ausbildung von jungen Männern stand immer die Unverletzbarkeit der Menschenrechte im Vordergrund. Wenn es hier und dort doch einmal Zweifel oder Beschwerden gab stellten diese sich meist als unbegründet heraus. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass PP-Uffze. u. Offze. sich der Gefahr aussetzen, wegen der Folterausbildung ihre berufl. Laufbahn zu riskieren. Der Ausgang der Verhandlung bringt hoffentlich Licht ins Dunkel.
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pit111 (19.03.2007 20:11)
Erinnerungen an den Nagolder Schleifer-Skandal
1963 machten die Nagolder Fallschirmjäger bundesweite Schlagzeilen. 1968 war ich dort in der Kampfkompanie unter einigen der damaligen Schleifer stationiert. Im Kompanieflur hing ein Bild mit Edelsteinen und darunter der Slogan, Fallschirmjäger sind Edelsteine und Edelsteine müssen geschliffen werden!. Natürlich war die Ausbildung extrem hart, doch nur dadurch wurden wir eben die Besten. Für uns war es ganz normal und auch während meiner Dienstjahre immer wieder Basis um noch besser und härter zu werden. Hier jetzt Vergleiche zu heute anzustellen ist müßig. Wie aber sollen Soldaten zu Kämpfern werden, wenn bei allem und alles aus Büros Empfindlichkeiten geschürt werden. Töten soll man zwar lernen und auch verkraften können, doch wie geht das mit Kinderblümchenmentalität vom Kindergarten!?
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wewapi (19.03.2007 19:38)
Weicheier
Sind denn unsere Soldaten als Weicheier erzogen. der Staatsanwalt scheint einer zu sein. Hoffentlich erkennt das Gericht, was fuer Weicheier in der BRD herrumlaufen.
Aus: "Folterskandal: ,,Die Brisanz erkenne ich erst heute"" - Vor dem Landgericht in Münster begann eines der größten Verfahren in der Geschichte der Bundeswehr. 18 Ausbilder sollen vor knapp drei Jahren am Standort Coesfeld mehr als 160 Rekruten misshandelt haben. Von FOCUS-Korrespondent Arno Heissmeyer (19.03.07)
Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland/folterskandal_aid_51125.html (http://www.focus.de/politik/deutschland/folterskandal_aid_51125.html)
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Quote[...] Die Rekruten hatten den Ermittlungen zwar jederzeit die Möglichkeit, durch ein Codewort die Übung abzubrechen. Davon wurde aber laut Staatsanwaltschaft nur selten Gebrauch gemacht, da das Codewort "Tiffy" in der Kompanie mit "Weichei" gleichgesetzt worden sei.
Aus: "Prozess-Beginn in Münster: "Bemüht, neuere, realistischer Übungslagen zu schaffen"" (19.03.2007)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/panorama/deutschland/justiz/419177 (http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/panorama/deutschland/justiz/419177)
Quote[...] In der somalischen Hauptstadt Mogadischu liefern sich Soldaten und Aufständische den vierten Tag in Folge heftige Gefechte. Langsam wird die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln schwierig.
In der somalischen Hauptstadt Mogadischu toben die blutigsten Kämpfe seit mehr als 15 Jahren. Islamische Rebellen auf der einen sowie somalische und äthiopische Soldaten auf der anderen Seite lieferten sich am Sonntag den vierten Tag in Folge erbitterte Gefechte. Da sich die Rebellen inmitten von Wohngebieten verschanzt haben, kamen zahllose unbeteiligte Bewohner ums Leben. Der Dauerbeschuss mit Mörsergranaten, schwerer Artillerie und Maschinengewehren verhinderte, dass die Leichen geborgen werden konnten.
«Die Opfer sind Zivilisten», sagte die 45-jährige Khadijo Farah Warsame, Mutter von sieben Kindern. «Nur die Zivilisten sterben und werden verletzt.» Genaue Zahlen über die Zahl der Toten kann bislang niemand nennen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) spricht von Dutzenden Toten und mehr als 220 Verletzten.
Die äthiopische Regierung gab an, dass ihre Truppen mehr als 200 Aufständische getötet hätten. Da alle Märkte und Läden geschlossen bleiben, wird die Ernährungslage für die von den Kämpfen eingeschlossenen Bewohner zunehmend kritisch. Die Krankenhäuser sind überfüllt, die Patienten liegen in den Gängen. Viele Einwohner versuchen, vor den Kämpfen zu fliehen. Seit Anfang Februar sind 58.000 Bewohner aus Mogadischu geflohen.
Aus: "Niemand zählt die Leichen in Mogadischu" Von Salad Duhul, AP (NZ; 01. Apr. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/ausland/602651.html (http://www.netzeitung.de/ausland/602651.html)
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Quote[...] Gemäß Schätzungen sind seit 1991 etwa 350.000 bis eine Million Somalier als Folge des Bürgerkriegs umgekommen. 400.000 wurden zu Binnenflüchtlingen. Weitere Hunderttausende flohen in Flüchtlingslager in den Nachbarländern, in die Staaten der Arabischen Halbinsel, nach Nordamerika oder Europa. Ein großer Teil der somalischen Bevölkerung könnte ohne die Geldüberweisungen im Ausland lebender Verwandter kaum überleben.
Aus: "Somalischer Bürgerkrieg" (04/2007
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Somalischer_B%C3%BCrgerkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Somalischer_B%C3%BCrgerkrieg)
Quote
Terry Jones
Saturday March 31, 2007
The Guardian
I share the outrage expressed in the British press over the treatment of our naval personnel accused by Iran of illegally entering their waters. It is a disgrace. We would never dream of treating captives like this - allowing them to smoke cigarettes, for example, even though it has been proven that smoking kills. And as for compelling poor servicewoman Faye Turney to wear a black headscarf, and then allowing the picture to be posted around the world - have the Iranians no concept of civilised behaviour? For God's sake, what's wrong with putting a bag over her head? That's what we do with the Muslims we capture: we put bags over their heads, so it's hard to breathe. Then it's perfectly acceptable to take photographs of them and circulate them to the press because the captives can't be recognised and humiliated in the way these unfortunate British service people are.
It is also unacceptable that these British captives should be made to talk on television and say things that they may regret later. If the Iranians put duct tape over their mouths, like we do to our captives, they wouldn't be able to talk at all. Of course they'd probably find it even harder to breathe - especially with a bag over their head - but at least they wouldn't be humiliated.
And what's all this about allowing the captives to write letters home saying they are all right? It's time the Iranians fell into line with the rest of the civilised world: they should allow their captives the privacy of solitary confinement. That's one of the many privileges the US grants to its captives in Guantánamo Bay.
The true mark of a civilised country is that it doesn't rush into charging people whom it has arbitrarily arrested in places it's just invaded. The inmates of Guantánamo, for example, have been enjoying all the privacy they want for almost five years, and the first inmate has only just been charged. What a contrast to the disgraceful Iranian rush to parade their captives before the cameras!
What's more, it is clear that the Iranians are not giving their British prisoners any decent physical exercise. The US military make sure that their Iraqi captives enjoy PT. This takes the form of exciting "stress positions", which the captives are expected to hold for hours on end so as to improve their stomach and calf muscles. A common exercise is where they are made to stand on the balls of their feet and then squat so that their thighs are parallel to the ground. This creates intense pain and, finally, muscle failure. It's all good healthy fun and has the bonus that the captives will confess to anything to get out of it.
And this brings me to my final point. It is clear from her TV appearance that servicewoman Turney has been put under pressure. The newspapers have persuaded behavioural psychologists to examine the footage and they all conclude that she is "unhappy and stressed".
What is so appalling is the underhand way in which the Iranians have got her "unhappy and stressed". She shows no signs of electrocution or burn marks and there are no signs of beating on her face. This is unacceptable. If captives are to be put under duress, such as by forcing them into compromising sexual positions, or having electric shocks to their genitals, they should be photographed, as they were in Abu Ghraib. The photographs should then be circulated around the civilised world so that everyone can see exactly what has been going on.
As Stephen Glover pointed out in the Daily Mail, perhaps it would not be right to bomb Iran in retaliation for the humiliation of our servicemen, but clearly the Iranian people must be made to suffer - whether by beefing up sanctions, as the Mail suggests, or simply by getting President Bush to hurry up and invade, as he intends to anyway, and bring democracy and western values to the country, as he has in Iraq.
· Terry Jones is a film director, actor and Python http://www.terry-jones.net (http://www.terry-jones.net)
From: "Call that humiliation?" - No hoods. No electric shocks. No beatings. These Iranians clearly are a very uncivilised bunch
By Terry Jones
Saturday March 31, 2007; The Guardian
Source: http://www.guardian.co.uk/comment/story/0,,2046991,00.html (http://www.guardian.co.uk/comment/story/0,,2046991,00.html)
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Quote[...] Ich teile die Empörung der britischen Presse über die Behandlung der Marinesoldaten, die beschuldigt werden, iranische Hoheitsgewässer unerlaubt verletzt zu haben. Es ist eine Schande. Wir würden im Traum nicht daran denken, Gefangene so zu behandeln – ihnen beispielsweise zu gestatten zu rauchen, obgleich doch bewiesen ist, dass Rauchen tötet. Oder die arme Soldatin Faye Turney zu zwingen, ein schwarzes Kopftuch zu tragen und dann zu erlauben, dass dieses Bild auf der ganzen Welt veröffentlicht wird – haben die Iraner keine Ahnung von einem zivilisierten Benehmen? Was, um Himmels Willen, wäre so schlimm daran, ihr einen Sack über den Kopf zu stülpen? So machen wir das mit Muslimen, die wir gefangen nehmen: Wir stülpen ihnen Säcke über den Kopf, damit ihnen das Atmen schwerer fällt. Dann ist es nämlich auch zweifelsohne zulässig, sie zu photographieren und die Bilder an die Weltpresse weiterzureichen, da sie niemand mehr erkennen kann und sie somit nicht derart gedemütigt werden, wie die unglücklichen britischen Marinesoldaten.
Es ist ebenfalls absolut nicht hinnehmbar, das die britischen Soldaten dazu gebracht werden im Fernsehen Dinge zu sagen, die sie später bereuen könnten. Wenn die Iraner ihnen wenigstens den Mund mit Panzerband zugeklebt hätten, so wie wir das mit unseren Gefangen tun, könnten sie gar nicht sprechen. Natürlich könnten sie es dann noch schwieriger finden zu atmen – vor allem mit Säcken über ihrem Kopf – aber wenigstens würden sie nicht gedemütigt.
Und was ist das eigentlich für ein Unding, den Soldaten zu erlauben, Briefe nach Hause zu schreiben, in denen steht, es ginge ihnen gut? Es wird Zeit, dass sich die Iraner endlich den Gepflogenheiten der zivilisierten Welt anpassen: Den Gefangenen sollte die Privatsphäre einer Isolationshaft gestattet werden. Dies ist ein Privileg unter vielen, dass die USA den Gefangenen in Guantanamo Bay zugesteht.
Das wahre Kennzeichen eines zivilisierten Landes ist es, sich bei der Anklageerhebung gegen Menschen, die es willkürlich bei der Invasion fremder Länder festgenommen hat, nicht hetzen zu lassen. Die Insassen von Guantanamo zum Beispiel, genießen seit mittlerweile fünf Jahren diese Abgeschiedenheit und gerade mal gegen einen von ihnen wurde jetzt Anklage erhoben. Was für ein Kontrast zu den schändlichen Iranern, die ihre Gefangenen schon nach kurzer Zeit vor die Kameras zerren.
Außerdem ist es ein Unding, dass die Iraner den britischen Gefangenen keine angemessenen Leibesübungen gestatten. Das US-Militär legt großen Wert darauf, dass seine irakischen Gefangenen sich fit halten. Da gibt es zum Beispiel hochinteressante ,,Stresspositionen", in denen die Gefangenen für Stunden verharren, um ihre Bauch- und Wadenmuskulatur zu trainieren. Eine beliebte Übung ist es, auf den Fußballen zu stehen und dann in die Hocke zu gehen, so dass die Schenkel parallel zum Boden sind. Das erzeugt einen intensiven Schmerz und führt letztendlich zu Muskelversagen. Dies ist ein prima Spaß, der zudem gesund ist und die Gefangenen gestehen so ziemlich alles um da wieder heraus zu kommen.
Und dies führt mich zum letzten Punkt. Es geht aus der TV-Übertragung klar hervor, dass die Soldatin Turney unter Druck gesetzt wurde. Die Zeitungen haben Verhaltenspsychologen davon überzeugen können, die Übertragung auszuwerten und der Meinung zu sein, sie wirke ,,unglücklich und gestresst".
Was besonders widerwärtig ist, ist die heimlichtuerische Art und Weise, mit der die Iraner dafür sorgten, dass sie ,,unglücklich und gestresst" wirkt. Sie zeigt keine Anzeichen von Elektroschocks und hat keine Brandmale im Gesicht. Dies ist nicht hinnehmbar. Wenn Gefangene Zwangsmaßnahmen zugeführt werden, wie zum Beispiel unter Zwang sexuelle komprimierende Stellungen einzunehmen oder ihnen Elektroschocks an den Genitalien zu verpassen, dann sollten sie dabei photographiert werden, so wie in Abu Ghraib. Die Photos müssen dann durch die zivilisierte Welt gehen, so dass jedermann genau sehen kann, was dort passiert.
Wie Stephen Glover in der Daily Mail festgestellt hat, mag es vielleicht ein wenig überzogen sein, Iran wegen der Demütigung der Soldaten niederzubomben, aber das iranische Volk muss dafür leiden müssen – entweder durch harte Sanktionen, wie die Mail vorschlägt, oder ganz einfach dadurch, dass man Präsident Bush den Rücken stärkt, schnell in Iran einzumarschieren, was er ja eh vorhat, um Iran Demokratie und westliche Werte zu bringen, so wie er es im Irak gemacht hat.
Aus: "Ein Offener Brief von Terry Jones" Postetd by Spiegelfechter (Apr 2nd, 2007)
Quelle: http://www.spiegelfechter.com/wordpress/103/terry_jones (http://www.spiegelfechter.com/wordpress/103/terry_jones)
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"I'm losing patience with my neighbours, Mr Bush" By Terry Jones
Sunday January 26, 2003; The Observer
Source: http://observer.guardian.co.uk/iraq/story/0,,882526,00.html (http://observer.guardian.co.uk/iraq/story/0,,882526,00.html)
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Quote[...] Guantanamo-Häftlinge können in den USA auch weiterhin nicht gerichtlich gegen ihre zeitlich unbegrenzte Inhaftierung vorgehen. Der Oberste Gerichtshof hat es abgelehnt, sich mit einer entsprechenden Klage zu befassen.
Washington - Die auf dem US-Stützpunkt auf Kuba festgehaltenen Terror-Verdächtigen hatten verlangt, vor US-Bundesgerichten gegen ihre Haft klagen zu dürfen. Das Urteil fiel mit drei Gegenstimmen.
Der Richterspruch gilt als wichtiger Sieg für Präsident George W. Bush und sein Vorgehen im Kampf gegen den Terror. Bushs Ende 2006 in Kraft getretenes Gesetz zum Umgang mit Gefangenen erlaubt der Regierung ausdrücklich, Terrorverdächtige vor Militärtribunale anstatt vor ordentliche Gerichte zu stellen.
Ein US-Berufungsgericht hatte im Februar ein Urteil bestätigt, wonach Guantanamo-Gefangene ihre Inhaftierung nicht vor zivilen Gerichten anfechten können und die Gerichte nicht über die Rechtmäßigkeit der Militärhaft befinden können. Im Zentrum des Streits stand das in der US-Verfassung garantierte Grundrecht, das Menschen vor einer unrechtmäßigen Inhaftierung schützen soll.
Der Oberste Gerichtshof hatte im Juni vergangenen Jahres den Umgang mit den Häftlingen in Guantanamo wegen mangelnder Rechtsgrundlage als illegal bezeichnet und damit Bush unter Zugzwang gebracht, das neue Anti-Terror-Gesetz vorzulegen. Bürgerrechtsgruppen und eine Reihe führender demokratischer Politiker kritisieren das Gesetz als verfassungswidrig und als einen Verstoß gegen die amerikanischen Werte.
ler/AP
Aus: "GUANTANAMO: Oberster Gerichtshof stärkt Bush den Rücken" (02. April 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,475311,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,475311,00.html)
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Quote[...] London (dpa) - Im Tauziehen um die britischen Gefangenen hat Premierminister Tony Blair dem Iran am Dienstag mit Härte gedroht. Zugleich betonte er jedoch auch den Wunsch nach einer baldigen diplomatischen Lösung. Dafür könnten die Tage bis Ostern «entscheidend» sein.
Unterhändler beider Seiten bemühten sich, konkrete Möglichkeiten und Bedingungen für eine Freilassung der 15 Marineangehörigen auszuloten, die am 23. März im Mündungsgebiet des Schatt el Arab von iranischen Revolutionsgarden festgenommen worden waren.
In der Gefangenenkrise bevorzuge London «friedliche, ruhige Verhandlungen, um unsere Leute so schnell wie möglich zurück zu bekommen», sagte Blair. Er wolle aber zugleich «klar machen, dass wir, wenn dies nicht möglich ist, zunehmend härtere Entscheidungen treffen müssen». Was damit konkret gemeint sein könnte, wollte Blair «im Moment nicht sagen». Es sei nun an der iranischen Regierung eine Reaktion auf britische Verhandlungsangebote zu übermitteln.
Die «nächsten 48 Stunden» könnten in den Bemühungen um die Freilassung der Briten «recht entscheidend sein», sagte Blair zuvor in einem Rundfunkinterview. Dabei würdigte er Äußerungen des iranischen Spitzenpolitikers Ali Laridschani, wonach auch Teheran eine diplomatische Lösung anstrebe. Der Vorsitzende des iranischen Sicherheitsrats hatte am Montagabend einem britischen Fernsehsender gesagt, er sehe keinen Grund, die Soldaten vor Gericht zu stellen.
«Unsere Priorität ist es, das Problem auf diplomatischem Wege zu lösen,» erklärte Laridschani, der auch für die Verhandlungen mit dem Westen über das iranische Atomprogramm zuständig ist. «Das scheint eine gute Zukunftaussicht zu bieten», sagte Blair zu dem TV- Interviews Laridschanis. Die «wichtigste Sache» sei es jedoch, dass die Iraner die britischen Soldaten endlich freilassen. «Wenn sie dies diplomatisch lösen wollen, ist unsere Tür offen», sagte Blair.
Eine mit Spannung erwartete Pressekonferenz des Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad wurde auf Mittwoch verschoben. Gründe nannte die Regierung nicht. Politische Beobachter in London äußerten die Ansicht, dass dies günstig für die Suche nach einer Lösung sein könne. Neue heftige Vorwürfe Ahmadinedschads gegen Großbritannien könnten Verhandlungen überschatten, hieß es in Regierungskreisen.
Aus: "Gefangenen-Krise: Blair droht dem Iran mit Härte" (03.04.2007)
Quelle: http://www.rnz.de/zusammen1/00_20070403141507_Gefangenen_Krise_Blair_droht_dem_Iran_mit_Haerte.html (http://www.rnz.de/zusammen1/00_20070403141507_Gefangenen_Krise_Blair_droht_dem_Iran_mit_Haerte.html)
Quote[...] (ap) Die Afghanen halten ihre Regierung für korrupt. In einer am Montag veröffentlichten Umfrage der Organisation Integrity Watch Afghanistan erklärten 60 Prozent der Befragten, die Zustände seien derzeit schlimmer als während der Sowjetherrschaft in den 80er Jahren oder unter dem Taliban-Regime in den 90ern. Mit Geld könne man Regierungsämter kaufen, die Justiz umgehen oder der Polizei entkommen, erklärte die Organisation.
«In den vergangenen fünf Jahren hat die Korruption Ausmasse erreicht, die unter früheren Regierungen nicht bekannt waren», heisst es in dem Bericht. Als korrupteste Institutionen nannten die Befragten die Gerichte und das Innenministerium. Laut Integrity Watch ist ein Hauptgrund für Korruption und Bestechung die Schwäche der Ermittlungsbehörden. Für die Umfrage wurden 1'258 Bewohner in 13 Provinzen befragt.
Aus: "Korrupter als das Taliban-Regime - Afghanen stellen ihrer amtierenden Regierung ein schlechtes Zeugnis aus" (NZZ; 19. März 2007)
Quelle: http://www.nzz.ch/2007/03/19/al/newzzEZGXFYF5-12.html (http://www.nzz.ch/2007/03/19/al/newzzEZGXFYF5-12.html)
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Quote[...] Eine klare Mehrheit der Bundesbürger spricht sich dafür aus, die deutschen Soldaten vollständig aus Afghanistan abzuziehen. 57 Prozent plädierten dafür, den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch zu beenden, ergab eine Umfrage des Instituts TNS Forschung im Auftrag des Magazins "Der Spiegel". Erheblich weniger, nämlich nur 36 Prozent, halten es nach eigenen Angaben für richtig, das militärische Engagement der Deutschen fortzusetzen. Nur vier Prozent der 1000 Befragten sagten, die Präsenz der Bundeswehr in Afghanistan solle verstärkt werden. (N24.de,dpa)
Aus: "Bundesbürger wollen Abzug aus Afghanistan" (17. März 2007)
Quelle: http://www.n24.de/politik/article.php?articleId=107883&teaserId=109392 (http://www.n24.de/politik/article.php?articleId=107883&teaserId=109392)
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Quote[...] Die Lage der Frauen in Afghanistan ist jetzt »großartig«. Und auch sonst hat der Westen »beim Aufbau eines Rechtsstaates erhebliche Fortschritte gemacht«. Diese und ähnliche Behauptungen von Tim Eestermans von der Politikabteilung des Rates der EU bei einer Sitzung der »Intergroup on Peace Initiatives« im Europäischen Parlament in Brüssel versetzten in der vergangenen Woche den größten Teil des Publikums in ungläubiges Staunen. Hatte doch sein Vorredner, der afghanisch-deutsche Politikwissenschaftler Matin Baraki, ein ganz anderes Bild von der Lage am Hindukusch gezeichnet, die durch noch mehr westliches Militär verschlimmert werden würde.
[...] Laut Baraki ist die Karsai-Regierung, deren Macht nicht über »Kabulistan« hinausgehe, bis in die oberste Etage hoffnungslos in Korruption und Drogenhandel verstrickt. In der Hauptstadt Kabul würden Luxushotels und schicke Einkaufszentren gebaut, die sich an der Kaufkraft der Drogenbarone, der Spitzenpolitiker und der gut bezahlten internationalen Berater orientierten. Dies sei das vom EU-Analysten Eesterman gepriesene Wirtschaftswachstum – basierend auch auf westlicher Milliardenhilfe. An den Bedürfnissen der Bevölkerung gehe dies allerdings »total vorbei«, so Baraki. Nicht einmal in Kabul gebe es außerhalb der Prominentenviertel ausreichend Elektrizität, sauberes Wasser und genügend Nahrungsmittel. Wegen des allgegenwärtigen Einflusses der Drogengelder könne Afghanistan zu Recht als »Drogenstaat« bezeichnet werden. Und die vom Westen bejubelten, angeblich »demokratischen Wahlen« seien eine Farce gewesen. Nur mit Hilfe von Manipulationen und Bestechungen sei Karsai zum Präsident gewählt worden. Dabei hätten die westlichen Wahlbeobachter Beihilfe geleistet, denn keiner von ihnen habe protestiert, als Karsai bei der Wahlauszählung 23 Stimmen mehr bekommen hatte, als Wahlberechtigte anwesend waren.
Aus: "Ein Afghane in Brüssel: Klartext im Europaparlament: Der Marburger Politikwissenschaftler Matin Baraki berichtet über die Lage am Hindukusch" Von Rainer Rupp (03.04.2007)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2007/04-03/042.php (http://www.jungewelt.de/2007/04-03/042.php)
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Quote[...] Dieter Wonka, Berlin Der FDP-Außen- und Sicherheitsexperte Werner Hoyer ist nicht gerade als Heißsporn bekannt. Gerade als sechs Tornado-Aufklärer Richtung Afghanistan donnerten - es winken zum Abschied der angetretene Verteidigungsminister, einige hoch dekorierte Militärs - macht Hoyer ein Fass auf: "Ich bin ausgesprochen skeptisch bei diesen andauernden Erfolgsmeldungen aus dem Verteidigungsministerium."
Damit trifft er zum Abschied der gut 200 Soldaten, 100 Gepäck-Container mit 600 Tonnen Inhalt (darunter Ersatztriebwerke und Bord-Computer für die Jets) die Stimmungslage von Politikern und Militärs. Sie beobachten unbeschadet aller Durchhalteparolen die Krisenspirale, in der sich die Truppe befindet, mit wachsender Sorge. Unverdrossen verkündet Minister Franz Josef Jung (CDU): "Unsere Soldaten sorgen für Klarheit am Boden und schließen damit eine Aufklärungslücke der Nato in Afghanistan."
[...] Nach jüngsten Umfragen sind über 70 Prozent der Bundesbürger gegen die Tornado-Mission. Deutsche Soldaten rücken aus, und in der Heimat ist die Stimmung mit großer Mehrheit gegen ihren Auftrag. Das, so versichert Jung auf Anfrage, müsse Anlass sein, "noch ein Stück weit zu werben für diesen Einsatz". Schließlich werde in Afghanistan, dem ehemaligen Hort der Internationale des Terrors, auch die Sicherheit der Bundesbürger verteidigt.
Auch diesen Satz hat er nun von seinem Amtsvorgänger Peter Struck (SPD) übernommen. Seit dessen Zeiten stecken die Soldaten im Land fest. Die Deutschen koordinieren in erster Linie den Norden. Es geht um zivile Wiederaufbau-Projekte. Aber nicht immer.
Jetzt konnte eine Bundestags-Expertendelegation der Entwicklungshilfepolitiker nicht nach Afghanistan reisen, weil parallel dazu sich deutsche Politiker drängelten, unter ihnen SPD-Chef Kurt Beck. "Das darf sich der Deutsche Bundestag nicht gefallen lassen", schimpfte der Grüne Jürgen Trittin. Da werde immer groß über zivile Hilfe geredet, aber dann würden die dafür verantwortlichen Politiker an der Besichtigung ihrer eingeleiteten Arbeit gehindert.
Trittin gehörte Anfang März zu den entschiedenen Nein-Sagern zum jüngsten Tornado-Einsatz. Er immerhin rückte gestern in Jagel in die erste Reihe der Teilnehmer an der Verabschiedung der Tornado-Experten. Das sei er "sich und den anderen schuldig".
Mit ihren hochempfindlichen Kamera-Paketen im Bordgepäck, auf denen man aus 3000 Meter Höhe noch die Marke auf einer Zigarettenschachtel am Boden präzise entziffern kann, sind die "Recce-Tornados" der Bundeswehr internationale Aufklärungsspitze. Bis zu vier Flüge am Tag kann die Nato ab kommender Woche von den deutschen Piloten abfordern. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, sechs Monate lang - zunächst. Dafür, so haben es die Logistiker ausgerechnet, braucht man sechs Flugzeuge.
Aus: "Hoyer reagiert skeptisch auf "andauernde Erfolgsmeldungen"" (giessener-anzeiger.de; 03.04.2007)
Quelle: http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?id=2690198&template=d_artikel_import&_adtag=nationalnews&_zeitungstitel=1133842&_dpa=brennpunkte (http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?id=2690198&template=d_artikel_import&_adtag=nationalnews&_zeitungstitel=1133842&_dpa=brennpunkte)
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Quote[...] Der vom Großteil der deutschen Bevölkerung abgelehnte »Tornado«-Einsatz der deutschen Luftwaffe in Afghanistan wird mit großer Polit-PR begleitet. Zum Start der Kampfflugzeuge im schleswig-holsteinischen Jagel reisten am Montag die verteidigungspolitischen Sprecher mehrerer Bundestagsfraktionen und Wehrminister Franz Josef Jung (CDU) an. Im nordafghanischen Kundus schließlich zwängte sich SPD-Chef Kurt Beck in eine Splitterschutzweste und legte zur Feier des Tages den Grundstein für eine Mädchenschule. Kitschiger hätte der deutsche Beitrag zur Eskalation des Krieges am Hindukusch nicht verkleistert werden können. Die Bundeswehr bombt nicht, sie bildet.
Während die Nachrichtenagentur AFP von »Kämpfen in verschiedenen afghanischen Provinzen« berichtete, widmete sich ddp dem gewagten Fronteinsatz des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten: »Künftig sollen dort 2500 Mädchen unterrichtet werden. Einige von ihnen bekunden bei der Feier in Gedichten und Liedern ihre Liebe zur Bildung. Später beim Tee in spärlich eingerichteten Räumen ohne Strom überreichen sie dem Politiker aus Deutschland einen traditionellen Umhang. Er schenkt den Kindern jeweils einen Set Malstifte. Der Direktorin übergibt er einen Scheck über 1000 Euro für die Ausstattung der Schule.« Beck sei »berührt« gewesen, berichtete ddp-Korrespondentin Mey Dudin. Beeindruckend sei die »spürbare Hoffnung der Kinder«, zitierte sie den Pfälzer. Im Deutschlandradio Kultur sagte Beck später zum Krieg : »Ich glaube, wir haben eine sehr realistische Chance, die ich eher gewachsen als gesunken sehe, diese Auseinandersetzung zu gewinnen.«
Der joviale Beck ist ein Kümmerer. Nicht nur den Afghanen, auch den deutschen Soldaten fern der Heimat sagte der Sozialdemokrat konkrete Unterstützung zu. Für den Kameradschaftsabend wolle er Pfälzer Wein nach Masar-i-Sharif liefern lassen. Zum Abschied verkündet Beck jovial: »Wir werden schauen, daß wir ihnen einen flüssigen Gruß zukommen lassen können.«
Na dann, Prost und Feuer frei.
Aus: "Kriegspropaganda: Mädchenschule und Pfälzer Wein" Von rg (03.04.2007)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2007/04-03/041.php (http://www.jungewelt.de/2007/04-03/041.php)
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Quote[...] Unter Propaganda versteht man die gezielte und organisierte Verbreitung einer Nachricht oder Ideologie, meist im politischen Umfeld. Der Propagandatreibende hat das Ziel, das soziale Handeln und Denken anderer im eigenen Sinn zu beeinflussen. Eine jeweils konkret verbreitete Information kann richtig oder falsch sein.
[...] In vielen Fällen ist es schwierig, Information und Propaganda klar voneinander zu trennen, da es in der menschlichen Kommunikation keine reine Information gibt. Ausnahmslos jeder Informationsaustausch zwischen Menschen ist subjektiv gefärbt, hat eine bestimmte Tendenz (daher auch der Vorwurf "tendenziös", d.h. parteiisch) und ist mehr oder minder auf den Willen, die Wünsche, Vorlieben oder Abneigungen der Betreffenden abgestellt. Die einzige Objektivität, die in der menschlichen Kommunikation existiert, besteht darin, den subjektiven Standpunkt einer Person möglichst neutral und vollständig darzustellen (was jedoch letztlich nicht vollkommen gelingen kann, da auch die Subjektivität des Darstellenden nicht abzuschaffen ist). Funktionierende, für das Publikum ,,glaubwürdige" Propaganda kommuniziert die Informationen auf subtile Weise verzerrt. Propaganda nutzt diese Trenn-Unschärfe geschickt aus, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
[...] Was Propaganda von anderen Formen des Eintretens für eine Sache unterscheidet, sind die Prinzipien der Überredung (lat. Persuasion) und/oder Täuschung von Menschen anstelle von rational einsichtiger Überzeugung.
Im Einzelnen:
Überredung:
* Insistierende Wiederholung, die nahe legen soll, am Ende sei doch etwas an der Sache dran.
* Überredung durch Auseinandersetzungen vermeintlicher Gegner in der Öffentlichkeit. Durch die Formel These - Antithese - Synthese kann die Öffentlichkeit zu einer vermeintlichen Kompromißformel gezogen werden, der sie an sich nie zugestimmt hätte.
Täuschung:
* Explizite Behauptungen mit unwahrem oder willkürlich gewichtetem Inhalt
(vgl. Joseph Goebbels, Karl-Eduard von Schnitzler, George W. Bush u.v.a.) oder
* implizite Behauptungen, d.h. semantischer Neubelegung von Begriffen nach eigenen Zwecken, z.B. die Verwendung des Ausdrucks Ground Zero für das Areal des zerstörten World Trade Centers, statt, wie bis dahin üblich, für den Bodenpunkt einer Nuklearexplosion, etwa in Hiroshima und Nagasaki oder die falsche Verwendung des Begriffes Raub (Raubkopie) durch die Musikindustrie.
(vgl. Sprachnormierungen, ,,political correctness", Persuasive Kommunikation, Neusprech).
* Tabuisierung bestimmter Themen (verschiedene Themen werden aus der Öffentlichkeit verbannt) und / oder ihre Nennung bestraft. (Strafandrohung, gesellschaftliche Nachteile, etc.)
Graue Propaganda:
Die Terminologie Graue Propaganda hat zwei Bedeutungen:
* Propaganda, bei der man keine Quelle für die Nachrichten nennt
* Propaganda, bei der man gerade das, was man verheimlichen möchte (aber nicht kann) übertreibt oder/und mit falschen Informationen vermischt, um Verwirrung zu stiften.
Anderes:
* Unterstützung durch Prominenz oder durch Angehörige geeignet erscheinender Berufsgruppen
* Aufrufe, sich der Mehrheit anzuschließen, weil die zu den Gewinnern gehören wird (,,Jeder macht mit", ,,Wir machen mit", ,,Der Sieg ist nah")
* Fatalisierung: Pathetische Aussagen, die Naturgegebenheit, Unabwendbarkeit und Richtigkeit von Maßnahmen suggerieren (,,Der Euro kommt" statt ,,Der Euro wird eingeführt")
* Überhöhung: Pathetische Appelle an Vaterland, Freiheit, Frieden, Demokratie, Menschenrechte, Gott, Ehre, Ruhm usw. und Verbindung von Personen oder Themen mit solchen positiv besetzen Wörtern (,,Gott ist auf unserer Seite" von George W. Bush)
* Starke Vereinfachungen von komplexen Themen. Ein Mittel dazu sind Begriffe, die zwei Aspekte eines Themas beinhalten, und damit die getrennte Diskussion derselben erschweren (Ausländerkriminalität)
* Umgekehrt starke Verkomplizierung von einfachen Zusammenhängen. Seitenweise Ausführungen über eine trivial falsifizierbare Aussage erwecken den Eindruck, sie sei wahr oder zumindest als Alternative in Erwägung zu ziehen. Die grundsätzliche Fehlannahme in der Masse an Text zu erkennen ist dabei für Nicht-Experten schwer bis unmöglich. Beispiel: Sehr oft benutzt, um Pseudowissenschaften als wissenschaftlich bzw. als Alternative zu wissenschaftlichen Theorien erscheinen zu lassen.
* Verweis auf zweifelhafte Statistiken und Umfrageergebnisse als Beleg für die eigene Behauptung
* Synthese neuer Phantasiewörter, um Vorurteile zu erzeugen. Beispiele: internationales Finanzjudentum, Islamo-Faschismus, Hassprediger, Raubkopie, Produktpiraterie, Killerspiele.
* Synthese neuer Phantasiewörter, um mit negativen Bedeutungen belastete Begriffe zu vermeiden (Euphemismen). Beispiele: Sofortige Freistellung statt Fristlose Kündigung, Personalstraffung statt Personalabbau, Ausgabenüberschuss statt Defizit, Präventivschlag statt Erstschlag.
* Vage oder mehrdeutige Aussagen (Erzeugung von Zweifeln bzw. Assoziationen)
* Schuldzuweisungen, Präsentation von Sündenböcken, Angriff auf die Persönlichkeit der Gegner.
* Negative Darstellung der Gegner als extreme Minderheit (,,Nur einige Sekten, Splittergruppen sind dagegen").
* Die Behauptung, es sei der Wille des ,,einfachen Mannes auf der Straße" - aber auch: Diskreditierung missliebiger Aussagen als Meinung ,,von jemandem, der keine Ahnung hat" oder gar verkürzt ,,Stammtischniveau" oder ,,laienhaft"
* Erzeugung von Vorurteilen - aber auch: Diskreditierung missliebiger Urteile als Vorurteil
[...] Medienkonzerne und Medienmogule vermögen mittels tendenziöser Berichterstattung auf das politische Geschehen Einfluss zu nehmen, Lobbyisten und Denkfabriken steuern gesellschaftliche Diskurse in erwünschte Richtungen (z. B. die sogenannte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft).
Noam Chomsky und Edward S. Herman haben die Mechanismen dezentraler Propaganda in modernen kapitalistischen Gesellschaften in ihrem Propagandamodell beschrieben.
Aus: "Propaganda" (04/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Propaganda (http://de.wikipedia.org/wiki/Propaganda)
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Quote[...] Das Propagandamodell von Noam Chomsky und Edward S. Herman versucht, systemisch bedingte Tendenzen in den Massenmedien als Folge von ökonomischen Einflüssen zu erklären. Das Propagandamodell wurde zuerst in Hermans und Chomskys Buch "Manufacturing Consent: the Political Economy of the Mass Media" dargestellt. Diese Theorie beschreibt, wie die Medien ein dezentralisiertes und nicht-verschwörerisches Propagandasystem bilden können, welches fähig ist, einen Konsens der Oberschicht herzustellen und die Öffentlichkeit in diese Perspektiven der Oberschicht einzubinden - während gleichzeitig der Anschein eines demokratischen Konsenses gewahrt bleibt.
Gemäß einem oft zitierten Spruch Chomskys sei
"[...] die Propaganda für die Demokratie wie der Knüppel für einen totalitären Staat."
Das Propagandamodell versucht, politische Tendenzen in den Massenmedien nicht als Ergebnis von Verschwörungen, sondern als Produkt ökonomischer Zwänge zu erklären.
[...] Die "Filter":
Gemäß dem Propagandamodell gibt es fünf Filter, welche unerwünschte Nachrichten etwa aus einer Zeitung fernhalten. Obwohl Chomsky und Herman hauptsächlich amerikanische Medien untersucht haben, nehmen sie an, dass diese "Filter" bei jedem Massenmedium, welches im kapitalistischen Umfeld existiert, wirken.
Der Besitzer:
In den USA sind viele Fernsehanstalten und Zeitungen im Besitz von Großkonzernen wie Westinghouse, Time Warner oder General Electric. Diese Konglomerate sind abhängig von der Berichterstattung ihrer Medienunternehmen - wenn etwa die Time Warners eigene TV-Anstalt CNN abschätzig über Hollywood berichtet, dann wäre dies für Warner Bros., den konzerneigenen Filmproduzenten, ziemlich schädlich. Insbesondere den Rüstungskonzernen liegt es nahe, durch die "Realitätskontrolle" über die Massenmedien das Gefahrenbewusstsein der Bevölkerung und somit der Politik zu steuern.
Gerade in den USA gibt es kaum noch Massenmedien, die nicht irgendwelchen Großkonzernen gehören - und recht oft bilden Großkonzerne in einer Sparte (Nachrichtensender, Tageszeitungen, Radio) ein Oligopol. Das amerikanische Netzwerk Clear Channel Communications etwa besitzt 1'200 Radio- und 30 TV-Stationen.
Die Einnahmequellen:
Eine Zeitung oder eine Fernsehanstalt lebt von den Werbeeinnahmen. Und oft nehmen in Zeitungen die Inserate und andere bezahlte Inhalte mehr Platz ein als die eigentlichen Nachrichten - bei der New York Times etwa machen Werbeeinnahmen 75% des Gewinns aus.
Gemeinhin nimmt man an, bei einer Zeitung würde der Zeitungsverlag ein Produkt an den Leser verkaufen - nämlich mit Nachrichten bedrucktes Papier. Der Leser bezahlt also für eine Dienstleistung, die er genießt.
Chomsky und Herman stellten dieses Schema auf den Kopf, da eine Zeitung viel mehr an Inseraten verdient als an Abonnements und Kioskverkäufen. Das Propagandamodell besagt also, dass die Zeitung ein Produkt an die Inserenten verkauft - nämlich eine riesige Menge von Menschen, die man mit Werbebotschaften füttern kann.
Da eine Zeitung ein Wirtschaftsunternehmen ist, strebt sie Gewinnmaximierung an. Und da eben der Großteil der Einnahmen von den Inserenten stammt, muss die Zeitung ihre Berichterstattung auf die Interessen ihrer Inserenten ausrichten.
Die Quellen:
Massenmedien benötigen einen konstanten Nachschub an Informationen, also Nachrichten, um ihre Funktion zu erfüllen - und in der industrialisierten Wirtschaft sind die Quellen spezialisierte Unternehmen, welche auch über die materiellen Ressourcen verfügen.
Chomsky und Herman sagten an dieser Stelle, dass eine Symbiose herrsche zwischen den Massenmedien und den Regierungsstellen: Wer brav genug berichtet - das heißt, die "Faktenlage" des zuliefernden Unternehmens übernimmt - darf weiterhin an den Pressekonferenzen teilnehmen und exklusive Informationen erhalten. Viele der "Zulieferfirmen" filtern die Informationen selber, so dass ihre Eigeninteressen oder jene ihrer Besitzer gewahrt bleiben.
Zum Beispiel versorgt das US-amerikanische Verteidigungsministerium Pentagon die Medien mit Informationen über den Irak-Krieg, denn eine Zeitung für sich kann es sich gar nicht leisten, bei globalen Ereignissen überallhin eigene Journalisten zu entsenden.
"Flak" und "Anti"-Ideologien:
Die Autoren von "Manufacturing Consent: the Political Economy of the Mass Media" benutzen den Begriff "Flak" für relativ direkte und zielgerichtete Aktionen gegen Organisationen oder Personen, die gerade daran sind, die herrschenden Ansichten zu kritisieren.
Anders als die vorigen drei Filter sind "Flak" und der Einsatz von "Anti"-Ideologien nicht ökonomischen Ursprungs. Beim "Flak" kann es durchaus ein erboster Minister sein, der mit einem Telefonanruf einen Redakteur maßregelt; oder eine Interessengruppe, die in Aktion tritt, sobald ein Massenmedium den "Anstand" missachtet.
Die sogenannten "Anti"-Ideologien - also Normen - haben eine reale oder eine befürchtete Gefahr als Hintergrund. In der Vergangenheit war es - in den USA - der Kommunismus als Antithese zur amerikanischen Lebensweise. Aus solchen ideologischen Gründen haben etwa US-Medien Gräueltaten rechtsgerichteter Paramilitärs an kommunistisch orientierten Zivilisten verschwiegen oder unter den Teppich zu kehren versucht - ein Beispiel sind die indonesischen Überfälle auf Osttimor, zur der Zeit als die USA im Vietnamkrieg Indonesien als Verbündeten benötigten.
Heute ist es eher der sogenannte "Anti-Terrorismus" als Glaubenssatz der Medien, und die Opfer dieses "Filters" sind Gegner der amerikanischen Außenpolitik. Wer der US-Politik kritisch gesinnt ist, kann leicht in eine "terroristische" Ecke gedrängt werden.
Empirische Basis des Propagandamodells:
Chomsky und Herman haben das Propagandamodell empirisch getestet, indem sie gepaarte Beispiele untersucht haben - also Paare von Ereignissen, welche objektiv gesehen identisch oder sehr ähnlich waren, mit Ausnahme der Interessen der einheimischen Oberschicht. Wenn ein "offizieller Feind" etwas tut - wie etwa einen Bischof töten - untersucht die Presse den Fall eingehend und beschert dem auch eine große Beachtung. Aber sobald die einheimische Regierung oder eine befreundete Nation das gleiche oder etwas schlimmeres unternimmt, wird die Bedeutung des Vorfalls heruntergespielt.
Als Paradebeispiele für das Propagandamodell dienen der Krieg in Kambodscha und der Völkermord in Osttimor, welche Ende der 1980er Jahre geschahen. In Kambodscha waren die kommunistischen Roten Khmer an der Macht, und Indonesien, bezüglich des Vietnamkriegs den USA freundlich gesinnt, drang im portugiesischen Osttimor ein, weil dort die FRETILIN-Partei erstarkte, welche nach Angaben Indonesiens kommunistisch orientiert war. Neun Tage nachdem die FRETILIN die Unabhängigkeit ausrief, marschierte Indonesien ein. Zwischen 150'000 und 300'000 der ursprünglich 600'000 Menschen in Osttimor wurden ermordet; in Kambodscha starben rund 50'000 - 300'000 Menschen direkt an den US-Luftangriffen während des Vietnamkriegs, etwa 1.7 Millionen durch die spätere Khmer-Herrschaft.
Chomsky hat zusammen mit Herman untersucht, wieviel Beachtung die Massenmedien dem jeweiligen Krieg bzw. Völkermord schenkten - etwa durch Zählung der Berichte und durch Vergleich der Anzahl Spalten und Zeilen, die dem jeweiligen Konflikt gewidmet waren. Über die Ereignisse in Kambodscha nach dem Vietnamkrieg druckte die New York Times rein rechnerisch eine 1175 inchs (29.8 m) lange Spalte, über jene in Osttimor nur 70 inchs (1.8 m).
Aus: "Propagandamodell" (04/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Propagandamodell (http://de.wikipedia.org/wiki/Propagandamodell)
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Quote[...] JAGEL - Mit Kindern an der Hand und Tränen in den Augen standen die Frauen am Rollfeld, als um 11.37 Uhr der erste von sechs Bundeswehr-Tornados in Richtung Afghanistan abhob. "Wir hoffen, dass alles gut geht und dass alle gesund wiederkommen", sagte der Schwager eines Soldaten des Aufklärungsgeschwaders 51 "Immelmann" bei der Verabschiedung der Soldaten vom Bundeswehr-Flugplatz in Jagel (Schleswig-Holstein). [...] Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU): "Wir beten, dass nichts passiert."
Aus: "Afghanistan-Einsatz Verteidigungsminister verabschiedete gestern die Aufklärer in Jagel - Deutsche Tornados auf dem Weg ins Kriegsgebiet" (sap, dpa, rtr; 3. April 2007)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2007/04/03/718272.html (http://www.abendblatt.de/daten/2007/04/03/718272.html)
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Quote[...] Kabul (ddp). In wenigen Wochen blüht der Mohn wieder in Afghanistan. 2007 befürchten UN-Experten eine neue Rekordernte, nachdem schon im vergangenen Jahr mit 6100 Tonnen Rohopium ein neuer Höchststand erreicht wurde. Mohammed Rassul will keinen Mohn anbauen, er setzt auf Gerste und Weizen. Seit die Bundeswehr das Gebiet nördlich von Kabul sichert, fühlt auch er sich sicher. Und kann von seiner Landwirtschaft auch wieder leben, wie der 62-Jährige voller Stolz sagt.
62-Jährige voller Stolz sagt. «Wir haben hier sogar Obstplantagen angelegt. Und die Mandeln exportieren wir bis nach Deutschland», berichtet der Bauer einer Bundeswehrpatrouille, die seinen Weg kreuzt.Zwar sollen die deutschen Soldaten wegen der erhöhten Anschlagsgefahr nur noch in geschützten Fahrzeugen unterwegs sein, aber für einen Gang durch die kleinen Dörfer findet Zugführer Andreas Geist vom Panzergrenadierbataillon 294 immer Zeit. Diesmal bringt er auch Geschenke für zwei Dutzend Kinder im Dorf mit - vom ISAF-Basecap über Regenumhänge bis zum rosaroten Kuschelbären. Die werden den Bundeswehrsoldaten förmlich aus der Hand gerissen.
[...] Voraussichtlich am Donnerstag sollen die sechs «Tornados» im nördlichen Bundeswehrstützpunkt Mazar-i-Sharif eintreffen. Von den Aufklärungsjets erhofft sich die NATO bessere Informationen im Kampf gegen die Taliban. Ob dies zu einer größeren Bedrohung der Bundeswehr führen wird, vermag derzeit keiner zu sagen. Die meisten Afghanen sind froh: «Alles, was eine größere Sicherheit bringt, ist uns willkommen.»
Vor diesem Hintergrund bringt Rassul die Sorgen vieler Landsleute auf den Punkt: «Wenn die deutschen Soldaten nicht mehr da sind, können wir uns nicht mehr rauswagen.» Er will den Oberleutnant nicht gehen lassen, ohne seine dringende Bitte losgeworden zu sein: «Wir brauchen euch noch zehn Jahre hier.»
Aus: "«Wir brauchen euch noch zehn Jahre»" (Dienstag 3. April 2007, 10:45 Uhr)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/03042007/336/laquo-brauchen-euch-jahre-raquo.html (http://de.news.yahoo.com/03042007/336/laquo-brauchen-euch-jahre-raquo.html)
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Gesteuerte Demokratie? - ein Dokumentarfilm von Steven Hutchings (2006)
QuoteDer Film ist im Rahmen einer Diplomarbeit an der Hochschule für Gestaltung, Offenbach am Main entstanden. Untersucht wird die Informations- und Medienarbeit der Bundeswehr. Ausgehend vom "sicherheitspolitischen Paradigmenwechsel" am Ende des kalten Krieges werden Kontinuitäten und Wechsel in diesem Bereich betrachtet.
Anhand von Zeitzeugeninterviews mit Soldaten aus Einheiten für "Psychologische Kampfführung" (PSK) bzw. "Psychologische Verteidigung" (PSV) wird deren vornehmlich gegen die DDR gerichtete Propaganda- und Zersetzungstätigkeit beschrieben. Der Apparat der PSK bzw. PSV wurde einhergehend mit einer Skandalisierung seiner verdeckt ausgeführten Ausforschungs- und Einwirkungstätigkeit im bundesdeutschen Inland zum Ende der 80er Jahre aufgelöst. Über eine sogenannte "Studiengesellschaft für Zeitprobleme e.V." waren getarnte Propagandaprodukte der Bundeswehr an vermeintlich wehrkritische Zielgruppen in der BRD lanciert worden.
Aus der in Waldbröl angesiedelten "Akademie für Psychologische Verteidigung" wird 1990 die "Akademie für Information- und Kommunikation der Bundeswehr" (AIK). Spezialisten der PSV übernehmen die leitenden Positionen der neuen Dienststelle, die dem Presse- und Informationsstab des Verteidigungsministeriums zugeordnet wird. Sie untersteht direkt dem zeitgleich im PR-/ Infostab neu gegründeten "Grundsatzreferat" und dient als "Thinktank" für die Öffentlichkeitsarbeit im Inland. Wie der Film belegt, werden wesentliche Tätigkeiten der PSV-Akademie fortgeführt, allerdings mit neu formuliertem Auftrag und mit neuen Zielsetzungen. Das Führungspersonal der 1994 nach Strausberg bei Berlin verlegten AIK gibt im Film ausführlich Auskunft über Auftrag und Tätigkeiten der Akademie.
Eine wesentliche Aufgabe bestand nach der Wende in der Grundlagenbeschaffung zur sicherheitspolitischen "Umorientierung" der ehemaligen DDR-Bevölkerung. Neben der Ausbildung von Fachpersonal der Presse- und Informationsarbeit wird auch heute im Rahmen von Seminaren ein "sicherheitspolitischer Dialog" mit "interessierten Bürgern" geführt. Dabei handelt es sich vornehmlich um sogenannte Multiplikatoren wie Journalisten; Richter, Staatsanwälte und Polizisten werden zu Seminaren über die "Vernetzung von innerer und aüßerer Sicherheit" eingeladen. Um weitere Bevölkerungskreise zu erreichen, arbeitet man in Strausberg mit Wissenschaftlern, Universitätsdozenten und Lehrern zusammen.
Neben der AIK ist aus der "Psychologischen Verteidigung" auch die "Truppe für Operative Information" (OpInfo) hervorgegangen. Bezeichnenderweise trägt sie im NATO-Sprachgebrauch weiterhin die Bezeichnung "Psychological Operations" (PSYOPS). Die bundesdeutschen PSYOPS-Truppen sind heute in Mayen stationiert. Dem dortigen Zentrum Operative Information (ZOpInfo) ist ein zusätzliches "Einsatzbataillon" in Koblenz unterstellt. Soldaten der OpInfo werden seit 1993/94 im Rahmen von bewaffneten Auslandsoperationen der Bundeswehr eingesetzt und wirken mit propagandistischen Mitteln auf Zielgruppen im Einsatzgebiet ein.
Im Film wird hauptsächlich die Tätigkeit des ZOpInfo im Dezernat "Video" dargestellt. Die OpInfo verfügt über weitere Kapazitäten in den Bereichen "Print", "Radio", "Neue Medien" "Lautsprecher" und in der Direktkommunikation. Im ZOpInfo ist auch das "Dezernat Einsatzkamera" (Combat Camera) angesiedelt. Sogenannte Einsatzkamerateams (EKT) dokumentieren weltweit Einsätze der Bundeswehr und erstellen oft schon vor der Ankunft regulärer Truppen Lageberichte für Führungsstab und Einsatzführungskommando der Bundeswehr sowie für das Verteidigungsministerium. "Auch eine Weitergabe an die Medien wäre denkbar, wenn es ein konkretes Interesse gäbe", hieß es bereits im Mai 2003 in der Publikation Bw Aktuell. Ganz sicher jedoch wird nach entsprechender Freigabe Material der EKTs an den internen Fernsehsender der Bundeswehr, BwTv weitergegeben. Die EKTs können bei Bedarf live aus dem Einsatzgebiet senden.
BwTv wiederum ist Teil des "internen Medienmix" der Bundeswehr und wird verschlüsselt per Satellit ausgestrahlt, da den Streitkräften eine direkte Einflußnahme auf die eigene Bevölkerung gesetzlich verboten ist. Das Studio von BwTv ist im Hause der Informations- und Medienzentrale (IMZBw) der Bundeswehr in St. Augustin bei Bonn untergebracht. Hier wird neben der Koordinierung der Mitarbeiterkommunikation auch der Öffentlichkeitsarbeit zugearbeitet; die IMZBw verwaltet das Bildarchiv der Bundeswehr und beherbergt Onlineredaktionen für verschiedene Webseiten der Bundeswehr.
BwTv wurde 2002 mit Hilfe der PR-Agentur Atkon AG aufgebaut. Wie die Recherchen zum Film ergaben, wurde eine 100% Tochterfirma der Atkon AG, die Atkon TV Service GmbH damit beauftragt, sendefertige Fernsehbeiträge an private und öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten abzugeben. Beiträge aus Material von Bundeswehr TV werden dazu über die Internetseite www.tvservicebox.de angeboten und können dann in Sendequalität bestellt werden. Die Filme bestehen aus ungekennzeichnetem Material – ein Verweis auf die Quelle wird der abnehmenden Redaktion überlassen. Völlig unklar bleibt für den unbedarften Betrachter, ob nicht auch Videomaterial der EKTs via BwTv in die Beiträge gelangt.
Die Informations- und Medienzentrale besteht darauf, dass durch dieses Vorgehen keinesfalls gegen das Verbot eines Staatsfernsehens verstoßen würde. Vielmehr könnten die Journalisten die Beiträge redaktionell bearbeiten. Gemeint ist damit vor allem, dass die Beiträge auf die entsprechenden Magazinformate zugeschnitten werden dürfen. Wie die Geschäftsbedingungen der Servicebox zeigen, ist eine "inhaltliche Sinn- und Zweckentfremdung" ausdrücklich untersagt. Atkon TV Service verfügt über ein Netzwerk von Journalisten, die im Auftrag der Bundeswehr mit Themenvorschlägen, Kontakten und Material beliefert werden ("Media Relations")
Erst kürzlich hat das Verteidigungsministerium ein Besuchsverbot u. A. für Journalisten und Parlamentarier beim Afghanistan-Kontingent erlassen. Desweiteren werden Informationen über Anschläge auf das Kontingent nur noch auf direkte Anfrage der Presse herausgegeben. Einer freien Berichterstattung über die Bundeswehr und ihre Einsätze soll mit den dargestellten Beeinflussungs- und Zensurmaßnahmen augenscheinlich das Wasser abgegraben werden. Offenbar fürchten Ministerium und militärische Führung, die von der AIK als "konditional" bewertete Zustimmung der Bevölkerung zum Auftrag der Bundeswehr im Falle von Berichten über Verluste oder intensive Kampfhandlungen rasch zu verlieren.
Länge: 62´14 min
Entstehungsjahr: 2006 (Dreh Mai-Juni)
Drehformat: DVC Pro 25/ MiniDV, 4:3
Onlineformat: OggTheora (384x288) 182,7 MB
Gesteuerte Demokratie? - ein Dokumentarfilm von Steven Hutchings
LINK :: http://v2v.cc/v2v/Gesteuerte_Demokratie%3F (http://v2v.cc/v2v/Gesteuerte_Demokratie%3F)
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Quote[...] Gewaltbilanz in Afghanistan
1000 Tote durch Terror und Nato-Angriffe
In Afghanistan sind 2006 nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch rund tausend Zivilisten getötet worden. Selbstmordattentate und Anschläge von Aufständischen hätten seit 2005 dramatisch zugenommen.
Gleich zwei Selbstmordattentäter versuchten am 12. März 2006 in Kabul, den afghanischen Ex-Präsidenten Modschadeddi zu töten. Der angesehene Vorsitzende der Versöhnungskommission überlebte leicht verletzt. Vier Passanten starben. Ein neunjähriges Mädchen wurde schwer verletzt. Sie leide noch immer unter den Folgen, erzählt Joanne Mariner von Human Rights Watch in Kabul: "Sie verließ einen religiösen Schrein als die Bombe detonierte, die für den Politiker gedacht war. Das Mädchen wurde zu Boden geworfen, ihr Bauch durch die Explosion aufgerissen. Heute noch hat sie Albträume und ist extrem traumatisiert."
Selbstmordattentate, Bombenanschläge, Angriffe und Morde gehören inzwischen zum Alltag der Zivilbevölkerung in weiten Teilen Afghanistans. Die Zahl der zivilen Opfer sei dramatisch gestiegen seit Anfang 2006, heißt es im neuesten Bericht von Human Rights Watch.
Die Menschenrechtsorganisation sprach mit Dutzenden Opfern und Behördenvertretern, wertete Berichte und Dokumente aus. Danach haben sich die Bombenanschläge im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, die Zahl der Selbstmordattentate versechsfacht. Nahezu 700 tote Zivilisten zählte Human Rights Watch für 2006. Extremisten wie die Taliban oder die Gruppe des Ex-Premiers Hekmatyar zielten häufig direkt auf Zivilisten oder nähmen ihren Tod bei Angriffen auf militärische Ziele in Kauf, so die Menschenrechtler. Die Zahl der zivilen Opfer bei Selbstmordattentaten sei acht Mal höher als die der getöteten Sicherheitskräfte, sagt Mariner: "Die Situation verschlechtert sich beträchtlich, für Zivilisten, aber auch für Gruppen, die besonders zum Ziel werden: Entwicklungshelfer, und auch Journalisten. Sie werden entführt oder getötet. Die Situation hat sich also bereits erheblich verschlechtert und es könnte noch schlimmer werden."
Human Rights Watch krisitiert auch ausländische und afghanische Militärs, die bei ihren Operationen immer wieder Zivilisten töteten, mehr als 200 allein im vergangenen Jahr. Mariner erkennt darin mindestens mangelnde Vorsicht: "Einige Operationen haben das Kriegsrecht möglicherweise verletzt. Das Militär ging möglicherweise willkürlich und unverhältnismäßig vor."
[...] Die zunehmende Gewalt schürt Angst in der Bevölkerung. Human Rights Watch spricht von mehreren Hunderttausend Afghanen, die bereits ihre Heimat verlassen haben. Und mehrere Millionen scheuten die Rückkehr aus Flüchtlingslagern in Pakistan und im Iran - wegen mangelnder Entwicklung in Afghanistan und wegen der schlechten Sicherheitslage.
Aus: "Gewaltbilanz in Afghanistan: 1000 Tote durch Terror und Nato-Angriffe" (16.04.2007)
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6628138_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6628138_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html)
Quote[...] Der Krieg gegen den Terror (engl. ,,War on Terror") oder Krieg gegen den Terrorismus (engl. ,,War on Terrorism") ist ein von der US-Regierung geprägtes politisches Schlagwort.
Der ,,Krieg gegen den internationalen Terrorismus" wurde erstmals von der US-Regierung unter Präsident Ronald Reagan verkündet[1]. Unmittelbar nach den Anschlägen des 11. September 2001 wurde der Begriff von der US-Regierung unter Präsident George W. Bush wieder aufgegriffen, der ankündigte, einen weltweiten ,,Krieg gegen den Terrorismus" (engl. ,,War on Terrorism") führen zu wollen. Davor war er zuletzt 1977 vom Time Magazine im Zusammenhang mit der Befreiung der Geiseln in Mogadishu verwendet worden.
Der Begriff knüpft an ähnliche, von früheren US-Regierungen geprägte Begriffe wie ,,Krieg gegen Armut" (,,War on Poverty") oder ,,Krieg gegen Drogen" (,,War on Drugs") an, und spielt geschickt mit dem Angstempfinden vieler Menschen, die die Anschläge in ihrer Dimension als Kriegserklärung an die westliche Zivilisation empfanden. Das Wiederaufgreifen des Begriffes ist der Versuch der USA, den Angriffskrieg gegen den Irak sowie mögliche zukünftige Angriffe gegen den Iran oder Syrien zu legitimieren, sowie die im Rahmen des eigenen ,,Terrorismusbekämpfungs-Programms" begangenen Bürgerrechts-, Grundrechts-, Menschenrechts- und Kriegsrechtsverletzungen quasi durch die Benennung zu rechtfertigen.
[...] In seiner Studie ,,Writing the War on Terrorism. Language, Politics and Counter-Terrorism" untersuchte Richard Jackson den zu der Kriegsführung seit dem 11. September 2001 etablierten Sprachgebrauch. Er kam zu dem Schluss, dass der Öffentlichkeit vier primäre ,,Wahrheiten" übermittelt werden sollten:
* die Anschläge vom 11. September 2001 seien ein kriegerischer Akt gewesen,
* die Terroristen seien inhumane Barbaren, die es verdient hätten von der zivilisierten Gesellschaft ausgerottet zu werden,
* die Bedrohung durch den Terrorismus sei katastrophal und es sei nur rational, hierauf mit allen Streitkräften zu antworten,
* der US-amerikanisch geführte ,,Krieg gegen den Terrorismus" sei per Definition ein guter und gerechter Krieg.
Die Ziele dieses Diskurses bestünden darin,
* ihn als reale Wahrheit zu etablieren,
* die Grenzen des gesunden Menschenverstandes zu definieren,
* die Begriffe in der Debatte zu setzen,
* und alternative Paradigmen und Ansätze auszuschließen.
Diese Ziele seien unter anderem auch deshalb erreicht worden, weil die Regierung hierbei von der Partei der Demokraten, den Massenmedien und vielen anderen wichtigen Akteuren unterstützt worden seien. Eine Folge hiervon sei, dass die Regierung ihren Ansatz des Counter-Terrorismus mit einer großen öffentlichen Unterstützung und ohne eine nennenswerte Opposition im eigenen Land führen konnte. Jackson vergleicht den War on Terrorism mit der Periode des kalten Krieges in den 1950er Jahren, in dem ebenfalls der Raum für offene Diskussionen ausgelöscht worden sei.
[...] Die Kernsätze der Ansprache des US-Präsidenten George W. Bush am 20. September 2001 vor dem Kongress lauteten:
»Unser Krieg gegen den Terror beginnt mit Al-Qaida, aber er endet nicht dort. Er wird nicht enden, bis jede terroristische Gruppe von globaler Reichweite gefunden, gestoppt und geschlagen ist.«
(...)
»Die Amerikaner sollten nicht einen Kampf erwarten, sondern eine langwierige Kampagne, anders als alle, die wir je gesehen haben. Diese könnte dramatische Angriffe einschließen, die im Fernsehen übertragen werden, und versteckte Operationen, die auch bei Erfolg geheim bleiben. Wir werden den Terroristen ihre Geldmittel abschneiden, sie gegeneinander aufbringen, sie von Ort zu Ort treiben, bis es für sie keine Zuflucht oder Ruhe mehr gibt. Und wir werden die Staaten verfolgen, die dem Terrorismus Hilfe zur Verfügung stellen oder ihm einen sicheren Hafen bieten. Jedes Land in jeder Region muss sich jetzt entscheiden – entweder es steht an unserer Seite oder an der Seite der Terroristen.«[2]
Die US-Regierung erfuhr in der Folge weltweite Unterstützung anderer Regierungen in ihrem Bemühen um eine ,,Koalition gegen den Terror".
[...] Reaktionen der NATO:
Die NATO rief am 12. September 2001 erstmals in ihrer Geschichte den Bündnisfall gem. Art.5 der Nato-Charta. Die Nato-Charta spricht von einem ,,bewaffneten Angriff" und der Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der UN anerkannten Rechts der Selbstverteidigung.
Afghanistan/Taliban:
Bushs Ansprache war aber auch ein konkreter Appell an die zu dem Zeitpunkt in Afghanistan regierenden Taliban gewesen, die Unterstützung des Terrornetzwerkes Al-Qaida aufzugeben und insbesondere deren Führer Osama bin Laden auszuliefern. Da dieser Appell der US-Führung fruchtlos geblieben war, begannen die USA und Großbritannien am 7. Oktober 2001 mit Luftangriffen gegen Afghanistan, wobei sie gleichzeitig Lebensmittelrationen abwarfen, um deutlich zu machen, dass die Angriffe nicht der Bevölkerung Afghanistans gälten. Trotz militärischer Erfolge wie der Befreiung Afghanistans von dem Taliban-Regime gelang es während des Krieges nicht, die Führungsspitze von Al-Qaida gefangenzunehmen.
Weitere Maßnahmen/Aktionen (Auswahl):
National und international gab und gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen und Aktionen der US-Regierung, die im Zusammenhang mit dem Kampf gegen den Terrorismus stehen:
* Im Oktober 2001 präsentierte Präsident Bush eine Liste der 22 meistgesuchten Terroristen
* Am 7. Oktober 2001 begannen amerikanische und britische Streitkräfte mit der Operation Enduring Freedom (OEF) in Afghanistan und im Seegebiet am Horn von Afrika gegen den Terrorismus
* Am 26. Oktober 2001 wird der Patriot Act US-Gesetz
* Im Dezember 2001 kündigte die USA den ABM-Vertrag mit Russland über die Begrenzung von Raketenabwehrsystemen wegen der Bedrohung durch ,,Schurkenstaaten" mit Raketen
* Am 4. September 2002 wurde die Bush-Doktrin (National Security Strategy) der Öffentlichkeit vorgestellt, nach der sich die USA Präventivschläge gegen Staaten vorbehalten, von denen die Gefahr ausgeht, dass Terroristen in Besitz von Massenvernichtungswaffen gelangen könnten.
* 25. November 2002 – Einführung eines ,,US-Ministeriums für Heimatschutz" zum 1. Januar 2003, das mit rund 170.000 Mitarbeitern die nach dem Verteidigungsministerium zweitgrößte Behörde wurde. Es handelte sich um die größte Umstrukturierung der US-Regierung seit 1947.
* ab 20. März 2003 – Irak-Krieg
* Im Jahr 2003 – Programm zur ,,Terrorist Information Awareness"
* Außerdem verschärfte sich die Außenpolitik der USA gegen Länder die Kriege gegen so genannte Schurkenstaaten ablehnten
* Überwachung finanzieller Transaktionen in Zusammenarbeit mit SWIFT von 2001 bis heute.
* Völkerrechtswidrige Gefangennahme mutmaßlicher Terroristen auf Guantánamo von 2002 bis heute.
[...] Auswirkungen in Deutschland:
Im Zuge des ,,Krieges gegen den Terror" wurden in Deutschland umfangreiche Maßnahmen zur Überwachung der Bevölkerung eingeführt, die offiziell mit dem Schutz der Inneren Sicherheit begründet werden:
* Verabschiedung verschiedener Anti-Terror-Gesetze, darunter des so genannten Terrorismusbekämpfungsgesetzes
* Verschärfung der gesetzlichen Regelungen (z. B. durch das Gesetz zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses des Rates vom 13. Juni 2002 zur Terrorismusbekämpfung und zur Änderung anderer Gesetze vom 22. Dezember 2003 (BGBl I 2003, 2836)) (vgl. auch Luftsicherheitsgesetz und die entsprechende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts)
* Verschärfung der Polizeigesetze der Länder
* Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen für gefährdete Objekte (z.B. Botschaften und Konsulate der USA und Großbritanniens, Synagogen)
* Verstärkte Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden aus Bund und Ländern
Die Notwendigkeit und Wirksamkeit dieser Maßnahmen wird zum Teil kontrovers diskutiert. Strittig ist dabei auch, ob Bürgerrechte und dabei insbesondere die Freiheitsrechte unzulässig beschnitten werden.
Kritik:
Es ist ein Widerspruch eine Kriegserklärung abzugeben, ohne einem Staat den Krieg zu erklären. Der ,,Krieg gegen den Terrorismus" bewirkt damit die Schaffung eines permanenten Ausnahmezustandes, wie Carl Schmitt ihn beschreibt, und schafft einen rechtsfreien Raum, in dem sogenannten ungesetzliche Kombattanten unter Missachtung der Genfer Konventionen interniert werden wie zum Beispiel in Guantanamo Bay. Hierzu beziehen selbt hochrangige amerikanische Institutionen wie der Supreme Court eine kritische Position (? Grundsatzentscheidungen Rasul gegen Bush und Hamdan gegen Rumsfeld). Zudem ist unklar unter welchen Bedingungen der ,,Krieg gegen den Terrorismus" je ein Ende finden könnte: Terrorismus ist kein klar abgegrenzter Feind sondern eher eine Methode, um politische Ziele durchzusetzen. Diese Begrifflichkeit birgt die Gefahr, verbindliche Rechtsrahmen aufzuweichen. Vor diesem Hintergrund haben bspw. sowohl amerikanische als auch internationale Kritiker die Schaffung des Military Commissions Act scharf kritisiert. Das Gesetz trat im Oktober 2006 in Kraft und gibt dem Präsidenten sehr weitreichende Vollmachten über die Behandlung von sogenannten "illegal enemy combattants".
Aus: "Krieg gegen den Terror" (Stand: 04/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_gegen_den_Terror (http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_gegen_den_Terror)
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Quote[...] Der Globale Krieg gegen den Terrorismus wurde seit Dezember 2001 zur gebräuchlichen Formel und erhielt daher die auch die offizielle Abkürzung GWOT. 2003 wurden auch für die Soldaten, die sich ausgezeichnet haben, die Global War on Terrorism Expeditionary Medal und die Global War on Terrorism Service Medals eingeführt. GWOT war eine gute und griffige Formel für die immer wieder beschworene Bedrohung, die überall, im In- und im Ausland, drohe, zumal der Krieg den Präsidenten zum obersten Kriegsherrn mit entsprechenden Befugnissen machte und einen Kampf um Sieg oder Niederlage suggerierte. Dass es um einen Schicksalskampf gegen das Böse gehe, zu dem die jetzige Generation der Amerikaner aufgerufen sei, hatte Präsiden Bush gerne und oft wiederholt.
Als die ersten Erfolge in Afghanistan und im Irak umschlugen, die Ausrufung des Endes der "größeren Kriegshandlungen" im Irak dann tatsächlich in einem zermürbenden Kampf gegen Aufständische und Terroristen sowohl in Afghanistan als auch im Irak mündet, wurde GWOT allmählich zum langen Krieg.
Aus: "Aus für den "Globalen Krieg gegen den Terrorismus" (GWOT)?" Von Florian Rötzer (TP; 05.04.2007)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25019/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25019/1.html)
Quelle 2: http://en.wikipedia.org/wiki/War_on_Terrorism (http://en.wikipedia.org/wiki/War_on_Terrorism)
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Quote[...] Genf/Bagdad. Die USA scheinen im Irak mit jedem Tag mehr in Bedrängnis zu kommen. Doch eines ihrer wichtigsten Kriegsziele haben sie de facto erreicht: Die Kontrolle über das irakische Öl. Dazu braucht es nur noch eine Abstimmung im irakischen Parlament. Noch hat es nicht abgestimmt. Die meisten seiner Mitglieder leben inzwischen außer Landes. Damit fehlt die Mindestanzahl von Abgeordneten für eine gültige Abstimmung. Doch auf ihrem Pult in Bagdad liegt ein Gesetzentwurf, dessen Annahme darüber entscheidet, wer den Irakkrieg gewonnen hat. Er entscheidet darüber, wer künftig die irakische Ölindustrie kontrolliert.
[...] Die US-Ölmultis können dank dieser Aufteilung mit einer Rendite von 42 bis 162 Prozent rechnen. Der Durchschnitt der Ölindustrie beträgt nur 12 Prozent. Umgekehrt verliert der Irak den Großteil seiner Öleinnahmen. Bei einem Ölpreis von 40 Dollar pro Fass wären dies je nach Produktionsmenge zwischen 74 und 194 Milliarden Dollar an verlorenen Einnahmen.
Auch die Kontrolle über die Vergabe der Ölförderrechte wird zumindest teilweise durch die US-Ölmultis ausgeübt: Sie entsenden Vertreter in den Irakischen Öl- und Gasrat. Dieser entscheidet, wem die Förderrechte erteilt werden, und zu welchen Bedingungen. Dieser Rat hat auch das Recht, Verträge aufzuheben, die durch die Regionalregierungen im Irak ausgehandelt werden.
Es überrascht nicht, dass das neue irakische Ölgesetz so vorteilhaft für die US-Multis ist: Es wurde in Washington entworfen. Die US-Regierung hatte damit die Beratungsfirma BearingPoint beauftragt.
Es dürfte für die USA auch kein Problem sein, dem irakischen Parlament die nötige Mindestzahl von Abgeordneten zu verschaffen: Sie müssen nur mit Militärmaschinen ein paar zustimmungswillige Abgeordnete einfliegen. Dann hätten die USA den Krieg trotz aller Verluste doch noch gewonnen.
Aus: "Wirtschafts-Sieg der USA im Irak: US-Firmen bekommen Kontrolle über Iraks Ölreserven" Von WZ-Korrespondent Robert James Parsons (Dienstag, 03. April 2007)
Quelle: http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3856&Alias=wzo&cob=277943 (http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3856&Alias=wzo&cob=277943)
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"USA haben ihr Kriegsziel im Irak fast erreicht" - BAGDAD. Die USA scheinen im Irak mit jedem Tag mehr in Bedrängnis zu kommen. Doch eines ihrer wichtigsten Kriegsziele haben sie faktisch erreicht: die Kontrolle über das irakische Öl. Dazu braucht es nur noch eine Abstimmung im irakischen Parlament (OÖNachrichten; Samstag, 7. April 2007)
Quelle 2#: http://www.nachrichten.at/politik/aussenpolitik/536311?PHPSESSID=c478edb53b56d396b35bcd2521554f70 (http://www.nachrichten.at/politik/aussenpolitik/536311?PHPSESSID=c478edb53b56d396b35bcd2521554f70)
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Quote[...] Bagdad - Eines der wichtigsten Kriegsziele der USA im Irak könnte bald erreicht sein: die Erlangung der Kontrolle über die irakischen Ölreserven. Ein neues, in Washington entworfenes irakisches Ölgesetz wurde von der irakischen Regierung bereits abgesegnet. Eine Abstimmung über die Annahme des Gesetzes im Parlament steht indes noch aus. Zahlreiche irakische Abgeordnete leben mittlerweile im Ausland, deshalb fehlt die für eine gültige Abstimmung notwendige Mindestanzahl von Delegierten.
Bereits im Frühjahr 2003 hatte das US-Außenministerium erklärt, dass es nach Kriegsende im Irak eine Öffnung des Landes für internationale Ölfirmen beabsichtige. Auch die ,,Iraq Study Group" geführt durch den ehemaligen US-Außenminister James Baker hatte erst Ende des vergangenen Jahres die Empfehlung an die US-Regierung gerichtet, den Weg für ausländische Investitionen im Ölsektor zu ebnen.
Das neue Ölgesetz sieht vor, dass internationale Ölfirmen über 30 Jahre hinweg 70 Prozent ihrer Produktion für sich behalten können. Zudem sollen weitere 20 Prozent von der Steuer befreit werden. Zwar schließt das Gesetz die derzeit bereits produzierenden Ölfelder aus, doch betrifft dies lediglich 17 der derzeit 80 bekannten Ölfelder im Irak.
Internationale, in erster Linie US-Ölfirmen würden daher die faktische Kontrolle über 64 Prozent der bisher bekannten Ölfelder übernehmen können. Experten schätzen die Ölreserven des Irak jedoch noch weitaus höher, als die 115 Milliarden Fass, die bisher bekannt sind. Sollte dies zutreffen, könnte sich der Prozentsatz der künftig von den USA kontrollierten Ölfelder auf etwa 80 Prozent des gesamten Vorkommens erhöhen.
Nach dem neuen Gesetz könnten die Ölkonzerne Vertreter in den irakischen Öl- und Gasrat entsenden, und damit die Vergabe der Förderungsrechte am Öl und deren Bedingungen beeinflussen. Verträge, die von den Regional- und Provinzvertretungen im Irak ausgehandelt werden, können von diesem Rat aufgehoben werden.
Andere erdölreiche Staaten der Region, wie Saudi-Arabien, Kuwait oder Iran haben ihre Ölindustrie nationalisiert und überlassen den internationalen Ölmultis keine Anteile an der Produktion. Normale Abkommen zwischen Regierungen und Ölfirmen sprechen den Produzenten im Regelfall etwa 20 Prozent am Förderungsanteil zu.
Sollte das Gesetz verabschiedet werden, verlöre der Irak einen Großteil seiner Öl-Einnahmen. Im Gegenzug könnten die Ölmultis Renditen zwischen 42 und 162 Prozent erwirtschaften. Damit lägen diese weit über dem Durchschnitt, der bei etwa 12 Prozent liegt.
Der größte Widerstand gegen das Gesetz kommt von einer der acht Schiitenparteien des Regierungsbündnisses. 30 Abgeordnete der Bewegung des Schiitenführers Mokatada al-Sadr, sind der Meinung, das Erdöl solle unter irakischer Kontrolle bleiben.
Auch ein sunnitischer Parlamentarier argumentierte: ,,Warum gibt man nicht allen Irakern eine Volksaktie am Öl? Das würde uns zusammenbringen und jedem von uns eine Verantwortung für das ganze Land geben." Die Verabschiedung des Gesetzes wird von vielen als Gefahr für eine weitere Verschärfung der gewaltsamen Auseinandersetzungen im Irak gesehen. (cha)
Aus: "US-Multis greifen nach dem irakischen Öl" (veröffentlicht am: 04.04.2007)
Quelle: http://www.europolitan.de/cms/?s=ep_tagesmeldungen&mtid=6313 (http://www.europolitan.de/cms/?s=ep_tagesmeldungen&mtid=6313)
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Quote[...] US-Präsident George W. Bush hat eingeräumt, dass die Amerikaner kriegsmüde sind. Dennoch müsse der «Kampf gegen das Böse» weitergehen.
Vor Beginn seines Osterurlaubs hat US-Präsident George W. Bush erneut alle Forderungen nach einem Truppenabzug aus dem Irak abgelehnt. «Der Gegner bemisst den Konflikt im Irak nicht in Begriffen von Zeitplänen», sagte Bush bei einem Besuch der Kaserne Fort Irwin in Kalifornien. Dort bereiten sich Soldaten zurzeit auf ihre bevorstehende Verlegung in den Irak vor.
Bush räumte aber ein, dass das amerikanische Volk den Krieg satt habe. Es gehe dort aber nicht um einen Bürgerkrieg, sondern um einen Kampf gegen das Böse. «Und ich glaube, wir haben eine Verpflichtung, uns vor diesem Bösen zu schützen.» Der amerikanische Kongress hat die Bewilligung von Haushaltsmitteln für den Militäreinsatz im Irak an die Forderung geknüpft, die Kampftruppen im nächsten Jahr zurückzuziehen. Bush hat sein Veto dagegen angekündigt. Im Anschluss an die Reise nach Kalifornien wollte Bush den Karfreitag und Ostern auf seiner Ranch in Crawford in Texas verbringen. Am Montag wird er wieder in Washington zurückerwartet. (AP)
Aus: "Bush: Amerikaner haben den Krieg satt" (NZ; AP; 05. Apr. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/ausland/605974.html (http://www.netzeitung.de/ausland/605974.html)
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Quote[...] Das Böse (ahd. bôsi, von vordeutsch *bausja- ,,gering, schlecht", genaue Etymologie unklar) ist in der Philosophie das, was ethisch falsch ist, was abzulehnen und schlecht ist. Es ist also das Gegenteil des moralisch Guten. Die Begriffe ,,gut" und ,,böse" sind normative, präskriptive Begriffe: wer sie benutzt, beschreibt im Allgemeinen nicht nur, sondern wertet und hätte gerne, dass andere ebenso werten und entsprechend dieser Werturteile handeln.
Aus: "Das Böse" (04/2007)
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_B%C3%B6se (http://de.wikipedia.org/wiki/Das_B%C3%B6se)
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Quote[...] «Der ‹Krieg gegen den Terror› versagt und macht weitere Terroranschläge wahrscheinlicher», heisst es in einer Untersuchung der Oxford Forschungsgruppe. Grossbritannien und die USA hätten ihre militärische Macht eingesetzt, anstatt die Ursachen des Terrorismus auszurotten. Dadurch sei die Gefahr gestiegen, dass es weitere Terroranschläge im Ausmass des 11. September 2001 gebe. Den Irak als einen Teil des Kampfes zu betrachten, habe «bloss neuen Terror über die Region gelegt» und eine Kampfausbildungszone für Jihadisten geschaffen, befanden die Autoren in ihrer Studie.
Aus: "«Krieg gegen den Terror» säht neue Gewalt" (11. April 2007)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/739776.html (http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/739776.html)
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Quote[...] Pakistan, Israel und die Türkei nehmen einer Menschenrechtsorganisation zufolge den von den USA ausgerufenen "Krieg gegen den Terrorismus" als Vorwand, um verstärkt gegen Minderheiten im eigenen Land vorzugehen. Besonders gefährdet seien Minderheiten in Ländern wie Afghanistan oder Irak, die an den Fronten des "Kriegs gegen den Terrorismus" leben, schreibt die Internationale Gruppe für Rechte von Minderheiten in ihrem Jahresbericht 2007, der am Dienstag veröffentlicht wurde.
"Einige Regierungen in der Welt knüpfen ihre Hoffnungen an die Tatsache, dass sie innerhalb ihrer Grenzen gegen Minderheiten vorgehen können, wenn sie nur Verbündete der USA sind", sagte die Sprecherin der britischen Menschenrechtsgruppe auf einer Pressekonferenz in New York. Die USA müssten diese "völlig inakzeptable" Repression eigentlich verurteilen. "Doch leider ist das nicht der Fall", fügte die Sprecherin hinzu.
In ihrem Jahresbericht zur weltweiten Lage der Minderheiten hebt die Gruppe besonders Pakistan, Israel und die Türkei hervor, weil dort die Verfolgung bestimmter ethnischer Gruppen durch staatliche Behörden im vergangenen Jahr besonders stark zugenommen habe. Israel wurde wegen seiner Politik gegenüber den Palästinensern im Gazastreifen und Westjordanland kritisiert. Die pakistanische Regierung wurde wegen der Unterdrückung verschiedenster Gruppen wie Hindus oder Paschtunen gerügt. Der Türkei warf die Gruppe vor, unter dem Deckmantel des "Kriegs gegen den Terror" härter gegen Kurden und Roma vorzugehen.
Auf einer Negativ-Liste der Gruppe kamen Somalia, Irak, Sudan, Afghanistan, Birma, Kongo, Nigeria, Pakistan, Angola und Russland unter die zehn Länder, in denen Minderheiten am stärksten verfolgt würden. Die Hälfte der 20 problematischsten Länder waren afrikanische Staaten.
Aus: "Krieg gegen den Terror - Kampf gegen Minderheiten" (20. März 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/781152.html (http://www.n-tv.de/781152.html)
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Quote[...] Washington - In seinem jährlichen Bericht zur weltweiten Lage der Menschenrechte hat das US-Außenministerium den engen Verbündeten Pakistan, Afghanistan und Irak ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. In diesen Ländern seien Folter, willkürliche Verhaftungen und Verstöße gegen die Meinungsfreiheit registriert worden, heißt es in dem heute vorgestellten Bericht. Die schwersten systematischen Verstöße gegen die Menschenrechte verzeichnete das Ministerium in Nordkorea, dem Iran, Kuba, Birma, Zimbabwe, Eritrea und Weißrussland.
In dem von der US-Armee besetzten Irak hätten "religiöse Gewalt und Terrorismus die Menschenrechte und die Demokratie ernsthaft untergraben", heißt es in dem Bericht. In dem Land gebe es Folter und andere Formen von Misshandlungen, wofür unter anderem schiitische Milizen "mit Verbindungen zur Regierung" von Ministerpräsident Nuri al-Maliki verantwortlich seien. In Afghanistan, wo ebenfalls die US-Armee im Einsatz ist, registrierte das State Department Menschenrechtsverletzungen wie etwa "willkürliche Verhaftungen, außergesetzliche Tötungen, Folter und schlechte Haftbedingungen". Die Lage für die Menschenrechte werde dadurch erschwert, dass die radikalislamischen Taliban-Milizen wachsenden Druck auf die Regierung ausübten.
Der Regierung von Pakistan, einem wichtigen Verbündeten im "Kampf gegen den Terror", hielt das US-Außenministerium "eine schlechte Bilanz in Menschenrechtsfragen" vor. In dem Land gebe es Beschränkungen der Meinungsfreiheit, der Versammlungs- und der Religionsfreiheit. In sechs Ländern registrierte das US-Außenministerium im vergangenen Jahr eine Verbesserung der Menschenrechtslage: Liberia, Indonesien, Marokko, Haiti, der Ukraine und der Demokratischen Republik Kongo.
Mit der Menschenrechtslage in Deutschland zeigte sich das US-Außenministerium insgesamt zufrieden. Dennoch wurden auch hier Fälle von religiöser Diskriminierung und von Gewalt gegen Ausländer und Minderheiten registriert. Probleme gebe es vor allem im Umgang mit Minderheiten. "Drangsalierung und körperliche Angriffe auf Ausländer und ethnische Minderheiten bleiben im ganzen Land ein Problem", heißt es in dem Bericht. Als Beispiele werden Angriffe von Rechtsextremen auf Asylbewerberunterkünfte in Ostdeutschland angeführt. Besorgt zeigte sich das State Department über Berichte, dass abgelehnte Asylbewerber mehrere Monate in Transitunterkünften auf deutschen Flughäfen verbringen müssten.
Auch Antisemitismus sei in Deutschland weiter ein Problem: "Die jüdische Gemeinschaft verzeichnete einen deutlichen Anstieg antisemitischer Akte und eine extrem schwierige Situation für die Juden des Landes", vor allem während des Kriegs zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah im Sommer 2006. Erneut kritisierte das US-Außenministerium den Umgang mit Anhängern der Scientology-Sekte in Deutschland. Diese müssten mit "Diskriminierung bei Beschäftigung" rechnen, weil die Behörden sie als "potenzielle Bedrohung der demokratischen Ordnung" einstuften.
Aus: "MENSCHENRECHTE: USA kritisieren ihre Verbündeten" (vm/AP/Reuters/dpa/AFP; 06. März 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,470270,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,470270,00.html)
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Quote[...] Keiner will Kriege koordinieren
"Washington Post": USA suchen Koordinator für Irak und Afghanistan - Drei pensionierte Vier-Sterne-Generäle hätten schon abgelehnt
Washington - US-Präsident George W. Bush hat einem Zeitungsbericht zufolge bisher vergebens einen Koordinator für die Kriegseinsätze im Irak und in Afghanistan gesucht. Mindestens drei pensionierte Vier-Sterne-Generäle hätten den angebotenen Posten abgelehnt, berichtete die "Washington Post" am Mittwoch. Der als "Zar" bezeichnete Koordinator soll direkten Zugang zu Bush sowie Sicherheitsberater Stephen Hadley haben und Außen- und Verteidigungsministerium Anweisungen erteilen können.
Einer der angesprochenen Ex-Spitzenmilitärs war dem Bericht zufolge der frühere Nato-Oberkommandierende John Sheehan. "Das grundlegende Problem ist, dass sie sich verdammt noch mal nicht über ihre Ziele im Klaren sind", sagte der frühere General der "Washington Post". Noch immer hätten Vizepräsident Dick Cheney und andere Vertreter einer harten Linie unter Präsident George W. Bush mehr Einfluss in der Regierung als die nach Rückzugsmöglichkeiten aus dem verlustreichen Irak-Einsatz suchenden Pragmatiker. Deshalb habe er das Angebot dankend abgelehnt.
Auch die Ex-Generäle Jack Keane und Joseph Ralston hätten dem US-Präsidialamt einen Korb gegeben, berichtete die Zeitung. Während Ralston sich nicht äußern wollte, habe Keane bestätigt, das Angebot abgelehnt zu haben. Das Weiße Haus hat bisher nicht offiziell bekannt gegeben, dass es die Position eines Koordinators einrichten will. (APA/Reuters)
Aus: "Keiner will Kriege koordinieren" (11. April 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2838754 (http://derstandard.at/?url=/?id=2838754)
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Quote[...] Ein Krieg, der nicht so heisst, soll keiner mehr sein
Grossbritannien hat sich im Gegensatz zu den USA von der Bezeichnung «Krieg gegen den Terrorismus» verabschiedet. Damit stellt sich die Frage, ob sich einfacher Wortkosmetik ein Problem aus der Welt schaffen lässt: Ist ein Krieg, der nicht mehr so heisst, keiner mehr? Die Frage tönt banal, ist es aber nicht. Denn der Ausdruck «Krieg» ruft automatisch nach Militär, Waffen und entsprechendem Vorgehen. Die von Grossbritannien neuerdings bevorzugten «sanften» Kräfte wie Entwicklungshilfe und zivile Wiederaufbaumassnahmen sollen neuerdings das Schiessen und Bombardieren ergänzen, wenn auch noch nicht ablösen.
Der Minister für internationale Entwicklung, Hilary Benn, hat die Entscheidung Londons in der Nacht auf Dienstag in New York damit begründet, dass die von US-Präsident George W. Bush so oft in Bezug auf die Einsätze im Irak und in Afghanistan benutzte Wendung Extremisten aufwerte. Diesen werde das Gefühl vermittelt, Teil von etwas Grösserem zu sein. Grossbritannien sei jedoch der Ansicht, dass «wir nicht allein mit militärischen Mittel gewinnen können», sagte Benn. Ausserdem gebe es keinen klar zu identifizierenden Gegner mit eindeutigen Zielen.
Aus: " Ein Krieg, der nicht so heisst, soll keiner mehr sein" (KleinReport: Archiv; 17. April 2007)
Quelle: http://www.kleinreport.ch/meld.phtml?id=40194 (http://www.kleinreport.ch/meld.phtml?id=40194)
"Großbritannien will nichts mehr vom "Krieg gegen den Terrorismus" wissen"(17. April 2007)
Quelle #2: http://www.net-tribune.de/article/170407-65.php (http://www.net-tribune.de/article/170407-65.php)
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Quote[...] Der Irak könnte nach einer neuen Studie über fast doppelt so große erschließbare Erdölreserven verfügen wie bislang angenommen. Wie die «Financial Times» berichtete, gehen Experten der US-Energie-Beratungsfirma IHS nach umfangreichen Untersuchungen davon aus, dass in den westlichen Wüstengebieten des Landes weitere rund 100 Milliarden Barrel (je 159 Liter) lagern.
Sollten die Angaben zutreffen, würde der Irak nach Saudi-Arabien über die zweitgrößten Ölreserven der Welt verfügen und damit den bislang zweitplatzierten Iran überholen. Das unterstreiche die Attraktivität des Irak für internationale Öl-Unternehmen - für den Fall, dass der Konflikt in dem Land überwunden werden kann, berichtete die FT.
Aus: "Irak hat doppelt so viel Öl wie bislang bekannt" (19. Apr. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/wirtschaft/wirtschaftspolitik/619933.html (http://www.netzeitung.de/wirtschaft/wirtschaftspolitik/619933.html)
Quote[...] Bagdad (RPO). Hunderttausende Schiiten haben am Montag den Abzug der US-Truppen aus dem Irak gefordert. Dabei schwenkten sie Flaggen und skandierten "Nein, nein, nein zu Amerika!" Vier Jahre Besatzungszeit hätten nur Tod und Zerstörung gebracht. Die Demonstranten waren einem Aufruf des radikalen Schiitenführers Moktada el Sadr gefolgt.
[...] In Bagdad blieb es an dem Jahrestag vergleichsweise ruhig. In den Straßen waren nur Militärfahrzeuge zu sehen, weil ein 24-stündiges Fahrverbot verhängt worden war. Die Sicherheitskräfte taten, was sie konnten, um weitere Selbstmordanschläge zu verhindern. Bei diversen Anschlägen am Sonntag waren sechs US-Soldaten ums Leben gekommen, womit die Zahl der Toten in den Rängen der US-Armee seit März 2003 auf 3275 stieg. Am 9. April jährte sich zum vierten Mal der Sturz Saddam Husseins. Der Ex-Staatschef wurde am 30. Dezember 2006 in Bagdad wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hingerichtet.
Aus: "Massenproteste gegen die USA: "Was heißt befreit? Es gibt nur Zerstörung!"" (09.04.2007)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/ausland/425991 (http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/ausland/425991)
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Quote[...] Es gab Zeiten, da regten sich die Bewohner Bagdads noch darüber auf, wenn der Fluglärm der Amerikaner ihre Grillfeste im Garten oder die Spaziergänge am Tigris-Ufer störte. Jede Bombe wurde zum Ereignis. Heute stolpern die Bagdader über Leichen, wenn sie morgens zur Arbeit gehen. Verstümmelte und gefolterte Tote werden fast täglich im Leichenschauhaus abgegeben oder in den Abwasserkanälen gefunden. Ganze Straßenzüge der Hauptstadt sind verwüstet. Längst schreckt keiner mehr auf, wenn in der Nachbarschaft ein Sprengsatz explodiert.
Als ob der Lärmpegel nicht schon hoch genug sei, passen die Bagdader ihre Lautstärke den Gegebenheiten an. Sie sprechen nicht, sie schreien. Die Nervosität ist allen anzusehen. Die Gesichter sind höchst angespannt. Oft sind es Großfamilien, die die freitägliche Ausgangssperre von elf Uhr morgens bis 15 Uhr am Nachmittag im Zoo und dem ihm angrenzenden Park verbringen – eines der wenigen Freizeitvergnügen, das den Hauptstädtern noch bleibt. Die Kinos in Bagdad sind schon längst wieder geschlossen, nachdem sie vor vier Jahren unter großem Jubel der jungen Bevölkerung nach und nach wieder eröffnet wurden.
Die berühmte Flaniermeile Abu Nawas, entlang dem Tigris, wo ein Gartenrestaurant neben dem anderen lag und den als irakische Spezialität bekannten Maskouf-Fisch servierten, gleicht einer Kampfzone. Die Bombenangriffe auf die am Ende der Straße liegenden Hotels ,,Sheraton" und ,,Palestine" haben Stacheldraht, Betonpoller und Humvee-Patrouillen zur Folge. Die Restaurants der Hauptstadt sind ebenfalls mehrheitlich verriegelt. Lediglich Garküchen und Straßenimbisse findet man noch in Vierteln, wo es etwas ruhiger ist und keine Kämpfe zwischen Milizen, US-Truppen und Sicherheitskräften stattfinden. Der Luna-Park mit kleinem Riesenrad und allerlei Spielmöglichkeiten für Kinder ist nahezu verwaist. Die Kanalstraße, in deren Umgebung er sich befindet, liegt in einem der derzeit meistumkämpften Vierteln Bagdads. Hier liegt das Innenministerium, das Öl- und Verteidigungsministerium.
Das Privatleben spielt sich in den eigenen vier Wänden ab. Lange Aufenthalte im Freien sind lebensgefährlich. Auch Entführungen geschehen zumeist auf offener Straße, sobald die Opfer ihre Häuser verlassen. Wer noch einer Arbeit nachgeht, muss sich oft Stunden vor Arbeitsbeginn durch die allzeit verstopften Straßen quälen. Bagdad erstickt in Autolärm, Staus und Abgasen. Letzte offizielle Zahlen sprechen von über drei Millionen Neuzulassungen seit dem Sturz Saddam Husseins. Die irakische Ärztekammer verzeichnet seit zwei Jahren einen dramatischen Anstieg an Krebserkrankungen, die vermehrt auf Umwelteinflüsse zurückzuführen seien.
Die Iraker sind all das leid. Viele Zehntausende nutzten den vierten Jahrestag von Saddam Husseins Niederlage gegen die internationale Allianz zu Protesten gegen die Zustände, unter denen sie inzwischen leben müssen. Viele folgten dem Aufruf des radikalen Schiitenpredigers Muktada al-Sadr, um ihren Unmut gegen die amerikanischen Besatzer zu artikulieren. ,,Geht hinaus und demonstriert, um die Besatzung zu beenden", erklärte Sadr, der bei den Protesten selbst nicht auftrat, in seinem Aufruf. Daraufhin machten sich Demonstranten mit Bussen und Autos auf in die den Schiiten heilige Stadt Nadschaf. Mit Parolen wie ,,Nein zur Besatzung, Nein zu Amerika" zogen die Demonstranten durch die Stadt. Überwiegend junge Männer schwenkten irakische Fahnen und verbrannten die US-Flagge.
In Bagdad verhängte die Regierung ein Fahrverbot, um Autobombenanschläge am Jahrestag zu verhindern. Bei einem solchen Attentat starben erst am Sonntag südlich der Hauptstadt drei US-Soldaten. Insgesamt wurden bei Anschlägen und Gefechten während der Osterfeiertage Dutzende Menschen getötet, darunter mindestens zehn US-Soldaten.
Sadr, der in der ärmeren schiitischen Stadtbevölkerung große Sympathien genießt, macht die US-Invasion für die unerbittliche Gewalt im Irak verantwortlich. Kämpfer seiner Mahdi-Miliz haben sich wiederholt Gefechte mit den irakischen Sicherheitskräften und US-Truppen geliefert, zuletzt am Wochenende in der Stadt Diwanija. Das US-Verteidigungsministerium hat Sadrs Miliz als größte Bedrohung für den Frieden im Irak bezeichnet. Seit Beginn der Invasion kamen Zehntausende Iraker und etwa 3300 US-Soldaten ums Leben.
Großbritannien, das bislang 140 getötete Soldaten zu beklagen hat, könnte einem Zeitungsbericht zufolge seine Truppen noch mindestens fünf Jahre im Irak lassen. Das berichtete der ,,Sunday Telegraph" unter Berufung auf Militärunterlagen. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte dazu, das Militär bereite sich langfristig auf alle Eventualitäten vor.
Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki sprach derweil mit seinem japanischen Amtskollegen Shinzo Abe über Hilfe für den Wiederaufbau seines Landes. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo zufolge will Abe al-Maliki weitere Kredite zur Verfügung stellen. Derzeit belaufen sich die Zusagen Japans auf etwa 1,5 Milliarden Dollar Hilfsgeld und 3,5 Milliarden Dollar Kredite.
QuoteAlfons meint:
09-04-2007, 15:18 Uhr
"Ok, Amerkaner raus, dann gute Nacht Irak."
Lieber Sulimumm, falls du es noch nicht gemerkt hast, es ist schon tiefschwarze Nacht im Irak. So schwarz, mehr geht einfach nicht.
Quote
Artur Honsig meint:
09-04-2007, 15:16 Uhr
Den Irakern fehlt einfach eine Bildzeitung die ihnen erklärt wie gut die USA, GB und Israel sind und dass es eine Freude und Ehre sein sollte diesen Ländern zu dienen und ihnen Öl zu liefern.
Aus: " Irak: Die Menschen sind die Besatzung leid" (9. April 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article800496/Die_Menschen_sind_die_Besatzung_leid.html (http://www.welt.de/politik/article800496/Die_Menschen_sind_die_Besatzung_leid.html)
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Quote[...] Bei einer Offensive der türkischen Sicherheitskräfte gegen kurdische Rebellen sind am Osterwochenende 25 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten seien 14 Aufständische und elf Soldaten, teilte die Armee mit. Tausende Soldaten hätten im Südosten des Landes nahe der Grenze zum Irak mit Unterstützung von Hubschraubern mehrere Einsätze gegen die verbotene Separatisten-Partei PKK begonnen.
Aus: "Offensive gegen Kurden-Rebellen fordert 25 Tote" (Montag, 09. April 2007)
Quelle: http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3857&Alias=wzo&cob=278668 (http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3857&Alias=wzo&cob=278668)
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Quote[...] Berlin – Für den Anwalt der Firma Meyra aus Ostwestfalen, einer der führenden Rollstuhlhersteller der Welt, ist die Sache klar. ,,Mein Mandant hat nie Zahlungen an irakische Stellen geleistet. Er hat sich nichts vorzuwerfen." Doch ist Meyra eines von rund 60 deutschen Unternehmen, die in einem Untersuchungsbericht des früheren US-Notenbankchefs Paul Volcker vom Herbst 2005 auftauchen.
Der Vorwurf ist bei allen gleich: Die Unternehmen sollen im Rahmen des ,,Öl für Lebensmittel"-Programms der Vereinten Nationen Aufträge erhalten haben, in dem sie rund zehn Prozent der Auftragssumme über Mittelsmänner an den Irak zahlten. Weltweit waren es mehr als 2200 Unternehmen, die den inzwischen hingerichteten Diktator Saddam Hussein auf diesem Weg mit insgesamt 1,8 Milliarden Dollar geschmiert haben sollen.
In Deutschland werden diese Vorgänge als Verstöße gegen das einstige Irak-Embargo und damit gegen das Außenwirtschaftsgesetz verfolgt. Doch kommen die Firmen bei den bundesweiten Ermittlungen glimpflich davon, wie sich aus Recherchen des Tagesspiegels bei den etwa zwei Dutzend beteiligten Staatsanwaltschaften ergibt. Etwa die Hälfte der rund 60 Ermittlungsverfahren läuft noch, die übrigen sind überwiegend ohne jegliche Sanktionen eingestellt worden. Nur sechs Verfahren wurden gegen Geldauflagen eingestellt oder stehen kurz davor.
Möglich ist das nach Paragraf 153 a der Strafprozessordnung, der als ,,Freispruch zweiter Klasse" gilt. In einem Fall wurde ein Strafbefehl verhängt – das ist eine rechtskräftige Verurteilung, jedoch ohne mündliche Verhandlung. Die Geldauflagen summieren sich inzwischen auf rund 750 000 Euro.
Angesichts der Umsätze der Unternehmen im Irak ist das nicht viel. In dem Untersuchungsbericht des früheren US-Notenbankchefs Paul Volcker wird für die rund 60 deutschen Firmen ein Auftragswert von insgesamt mehr als 170 Millionen Dollar genannt. Nimmt man ausländische Töchter und Beteiligungen deutscher Konzerne hinzu, kommen noch einmal mindestens 100 Millionen Dollar zusammen.
Bei Meyra geht es um Rollstühle, Ersatzteile und Gehhilfen für mehr als 2,6 Millionen Dollar, die in den Irak geliefert wurden. Laut Volcker-Bericht zahlte das Unternehmen illegale ,,After Sale Service Fees" (etwa: nach Verkauf bezahlte Servicegebühren) von 236 580 Dollar. Doch der Anwalt bestreitet das: Ein freier jordanischer Handelsvertreter habe die Aufträge eingefädelt und schriftlich versichert, dass er keine Gelder gezahlt habe. Daran müsse man sich halten. ,,Wenn er aber doch gezahlt haben sollte, um seine Aufträge nicht zu gefährden, dann trifft meinen Mandanten daran keine Schuld."
So steht auch bei Meyra eine Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Auflagen bevor. ,,Kein Mensch will eine Einstellung nach 153 a. Aber es wird so kommen. Die Gespräche laufen schon", sagt der Anwalt. Die Staatsanwaltschaft klingt noch nicht ganz so versöhnlich: Meyra habe sich bisher wenig kooperativ gezeigt, heißt es inoffiziell. Wenn das Unternehmen sich nicht bald auf die Einstellung gegen Auflagen einlasse, könne auch Anklage erhoben werden. Doch das dürfte eine leere Drohung bleiben – auch bei der Staatsanwaltschaft weiß man, wie schwierig ein Prozess würde.
Denn die Beweislage ist in keinem der Fälle klar. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, die allein zehn Verfahren führt, räumt ein, wie schwierig die Ermittlungen sind. ,,Die Auswertung der Dokumente gestaltet sich komplex", sagt die Leitende Oberstaatsanwältin Hildegard Becker-Toussaint dem Tagesspiegel. Viele Unterlagen lägen nur in arabischer Sprache vor, es gehe um lange zurückliegende Vorgänge. ,,Weitere Vernehmungen, insbesondere der zumeist ausländischen Handelsagenten, sind noch in diesem Frühjahr geplant."
Die Ermittlungsverfahren gegen die prominentesten deutschen Namen auf der Volcker-Liste laufen noch. Dazu gehören Siemens, Linde, Daimler-Chrysler, Fresenius Medical Care (FMC) und die Medizintechnikfirma B. Braun Melsungen, die von Ludwig Georg Braun, dem Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertags geleitet wird. Doch die Staatsanwaltschaften sehen wenig Ansatzpunkte. ,,Den meisten Unternehmen kann nicht nachgewiesen worden, dass das Geld nicht nur an die Vermittler floss", sagt der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Peter Lichtenberg dieser Zeitung. Trotzdem können die umstrittenen Geschäfte noch Folgen haben. Siemens ist deshalb auch ins Visier der US-Börsenaufsicht SEC und der französischen Justiz geraten.
Aus: "Anklage nur im Ausnahmefall" Die meisten deutschen Firmen, die in den Oil-for-Food-Skandal mit Irak verwickelt sind, kommen davon - Von Moritz Döbler (10.04.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/archiv/10.04.2007/3190865.asp (http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/archiv/10.04.2007/3190865.asp)
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Quote[...] «In den vergangenen vier Jahren hat sich an der Art und Weise, wie dieses Land regiert wird, nichts wirklich geändert, Saddam ist verschwunden, und an seiner Stelle sind mindestens 100 neue Saddams erschienen», erklärt Ibrahim Salman. Der 56-jährige Regierungsbeamte sieht, dass das Leben für jeden einzelnen irakischen Bürger - mit Ausnahme der Menschen in den kurdischen Autonomiegebieten - heute noch viel gefährlicher ist als vor fünf Jahren.
[...] ausländische Beobachter sind der Ansicht, dass das Klima der Angst und Unterdrückung, das während der Saddam-Ära herrschte, ein Grund dafür ist, dass die Iraker heute nicht in der Lage sind, ihre alten ethnischen, religiösen und politischen Konflikte auf friedliche Art und Weise zu lösen. Sie vergleichen die Lage gerne mit einem Druckkochtopf, bei dem plötzlich das Ventil geöffnet wird. Doch kaum jemand leugnet inzwischen noch, dass auch die Besetzung des Landes ihren Teil zur Eskalation der Lage beigetragen hat.
Die meisten Iraker versuchen ihr Überleben zu sichern, indem sie sich noch enger als in den Jahrzehnten zuvor an ihre eigene Volks- oder Religionsgruppe klammern. Schiiten suchen Schutz in Vierteln, in denen die schiitischen Milizen den Ton angeben. Sunniten flüchten in sunnitische Regionen.
Die Kurden zieht es in die inzwischen zunehmend von den Kurdenparteien kontrollierte Stadt Kirkuk und in das kurdische Autonomiegebiet im Norden des Landes. Die Christen, die keine Miliz haben, verlassen das Land und suchen vor allem Unterschlupf im benachbarten Syrien. Ihnen geht es genau wie denjenigen Irakern, die «gemischten Ehen» zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden entstammen. Für ihren Schutz fühlt sich niemand zuständig.
Aus: "Wut und tiefe Frustration im Irak" - Im Irak haben sich in den vier Jahren der Besatzung Wut und Frustration breit gemacht. Das Leben ist für die Iraker heute gefährlicher als zu Zeiten der Diktatur - Von Anne-Beatrice Clasmann, DPA (09.04.2007; Tages-Anzeiger Online)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/739199.html (http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/739199.html)
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Quote[...] Einige Häuserblocks vom Zentrum der Kämpfe entfernt schlug eine Rakete in einen Schulhof ein. Dabei wurde ein sechsjähriger Junge getötet. Aufnahmen des Fernsehnachrichtendienstes APTN zeigten Rucksäcke und Bücher von Schülern auf den Tischen eines Klassenzimmers, die mit Glassplittern und Trümmern übersät waren. Auf dem Boden war Blut zu sehen. Nach Polizeiangaben wurden bei dem Einschlag einer Katjuscha-Rakete mindestens 15 Schüler und zwei Lehrer verletzt.
Aus: "IRAK-KRIEG: Raketentreffer auf dem Schulhof" (ler/AP; SPON; 11. April 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,476530,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,476530,00.html)
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Quote[...] Rund vier Millionen Iraker sind derzeit auf der Flucht, im Inland und im Ausland; das sind fast 20 Prozent der irakischen Bevölkerung. Rund zwei Millionen Iraker haben ihr Land verlassen und leben nun in anderen Staaten des Nahen Ostens. Etwa 200.000 sind nach Europa gekommen, jeder vierte davon nach Deutschland. Innerhalb Iraks sind mindestens 1,9 Millionen Menschen auf der Flucht.
Aus: "Internationale Konferenz in Genf: Uno sucht nach Hilfen für Millionen irakischer Flüchtlinge" (17.04.2007)
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6631540_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6631540_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html)
Quote[...] Vor dem Aufsitzen hat der Kommandant des Konvois die Besatzung antreten lassen und ihr routiniert eine ganze Liste von Möglichkeiten vorgetragen, in der nächsten halben Stunde ums Leben zu kommen: "Ziel: Kandahar Airfield. Fahrzeit: ungefähr 30 Minuten. Bedrohungen entlang der Route: Selbstmordattentate, Sprengfallen, Angriffe mit Panzerfäusten. Überprüfen Sie, dass Ihre Waffen geladen sind. Viel Glück."
[...] Es ist Anfang April. Noch wenige Tage, dann werden die sechs deutschen Tornado-Jets zu ihren ersten Aufklärungsflügen über Afghanistan starten. Der Einsatz ist umstritten, gerade jetzt ist das Land am Hindukusch für ausländische Truppen so unsicher wie lange nicht mehr. Erst am Ostersonntag kamen sechs kanadische Soldaten im Distrikt Maywand westlich von Kandahar ums Leben, als ein Sprengsatz in der Nähe ihres Fahrzeugs explodierte. Die Zahl der "sicherheitsrelevanten Vorfälle" hat sich im Vergleich zum ersten Vierteljahr 2006 fast verdoppelt. Seit Januar wurden mehr als 130 Polizisten und Regierungssoldaten getötet, die meisten davon im Süden, in Kandahar und Helmand.
Das westliche Bündnis hat bisher vor allem militärisch reagiert: mit Offensiven, mit mehr Soldaten - erst am Dienstag kündigte Australien an, seine Truppen auf mehr als 1000 Mann zu verdoppeln. Dennoch mehren sich die Stimmen, die Afghanistan "auf der Kippe" sehen. Von der"schleichenden Irakisierung" Afghanistans spricht der Essener Terrorexperte Rolf Tophoven.
Dabei verzeichnet die westliche Schutztruppe durchaus Erfolge: Für den Frühling etwa haben die radikalislamischen Taliban eine Großoffensive gegen die afghanische Regierung und die Truppen der Isaf angekündigt. "Der Angriff steht unmittelbar bevor", drohte Mullah Dadullah, ihr militärischer Führer in der Region, lautstark bereits vor Wochen: "Die Zahl der Kämpfer, die bereitstehen, hat 6000 erreicht. Und sie wird auf 10.000 steigen."
Von einer derartigen Streitmacht könne kaum die Rede sein, hält Lieutenant Colonel Robert Walker dagegen, der das 2. Bataillon des Royal Canadian Regiment kommandiert, eine in Kandahar stationierte Kampfeinheit mit 1150 Mann: "Abgesehen von ein paar Selbstmordattentaten und improvisierten Sprengfallen war bislang nicht viel von einer Offensive zu bemerken."
Die Schutztruppe, die das Land für die schwache Zentralregierung in Kabul stabilisieren soll, scheint den Taliban mit ihrer eigenen Frühjahrsoffensive zuvorgekommen zu sein: der "Operation Achilles". Anfang März rückten amerikanische, britische, kanadische und niederländische Isaf-Einheiten im Norden von Helmand ein. Dort hatten sich die radikalislamischen Gotteskrieger im vergangenen Jahr breitgemacht, die Kontrolle über Dörfer und ganze Landstriche übernommen und ihre mächtigste Waffe in Stellung gebracht: "Papaver somniferum", besser bekannt als Schlafmohn, Rohstoff für Opium.
Glaubt man der Isaf, dann ist die Operation Achilles, an der rund 5000 Soldaten beteiligt sind, ein durchschlagender Erfolg. Der Kajaki-Staudamm im Norden Helmands, in dem 40 Prozent der afghanischen Wasservorräte gespeichert sind, sei freigekämpft worden, berichtet der Luftwaffen-Staffelkapitän Dave Marsh. Ende vergangener Woche wurden Hunderte weitere Soldaten in die Provinz verlegt. Damit soll der Druck auf die Taliban weiter erhöht werden.
[...] "Die Taliban haben keinen Rückhalt in der Bevölkerung", sind sich Isaf-Offizier Walker und Polizeigeneral Alizei einig. Bei dieser Einschätzung dürfte allerdings einiges an Zweckoptimismus mitschwingen. "Die Leute hier unterstützen den Stärkeren, wer immer das ist", entgegnet Haji Abdul Baqi, in der Provinz Kandahar für Stammes- und Grenzangelegenheiten zuständig. Das wird auch bei den Gesprächen deutlich, die Isaf-Vertreter immer wieder mit Clanchefs und Stammesältesten führen. "Wir fürchten uns vor den Taliban. Aber wir fürchten uns genauso vor der Regierung, denn diese Regierung ist korrupt", bekommen Offiziere und Diplomaten im Dienst der Schutztruppe im Distrikt Ghorak an der Grenze zwischen Kandahar und Helmand immer wieder zu hören.
Wo staatliche Hilfe versagt - und das tut sie in weiten Teilen des Südens noch immer -, haben die Gotteskrieger leichtes Spiel: Jahrelange Dürre hat viele Obstplantagen und Felder der Region zerstört. Mangels anderen Saatguts sind die Bauern auf die Mohnsetzlinge angewiesen, die ihnen Taliban, Drogenbarone oder Kriegsfürsten verkaufen - wobei diese drei Kategorien oft nicht voneinander zu trennen sind.
Und dort, wo die Mohnpflanzungen zerstört werden, wachsen die Sympathien für die Gotteskrieger: "Was ich jetzt machen werde?", schreit ein Afghane, dessen Feld nahe Kandahar gerade umgepflügt wurde. "Ich gehe zu den Taliban!" Gut möglich, dass er einer der Nächsten ist, die sich an der Strecke zur Isaf-Militärbasis in die Luft sprengen, die der kanadische Schutzpanzerkonvoi gerade hinter sich gebracht hat. Unversehrt. Zumindest an diesem Tag.
Aus: "Afghanistan auf der Kippe" Autor: (?); (Financial Times Deutschland; .wissen.de; 10. April 2007)
Quelle: http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/services/nachrichten/ftd/PW/184724.html (http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/services/nachrichten/ftd/PW/184724.html)
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Quote[...] Hamburg - Afghanische Soldaten und Polizeibeamte schlagen mit Ruten auf Mohnpflanzen ein. Bilder, die den Eindruck erwecken, das Land komme im Kampf gegen das Opium gut voran. Doch der jüngste Drogenbericht der Vereinten Nationen spricht eine andere Sprache: Afghanistan ist weiterhin weltweit führend beim Mohnanbau. Tendenz: rapide steigend.
Die Anbauflächen summierten sich im vergangenen Jahr laut Uno auf 165 000 Hektar, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 60 Prozent. Wahrlich kein Ausweis für eine erfolgreiche Anti-Drogen-Politik in Afghanistan. Allein in der umkämpften Provinz Helmand im Süden des Landes, über die ab Sonntag auch Tornados der Luftwaffe fliegen werden, ist die Anbaufläche um 162 Prozent gestiegen. Von den 34 Provinzen Afghanistans gelten laut Uno-Bericht nur sechs als opiumfrei.
Die Ursache liegt auf der Hand und wird anhand der Zahlen deutlich: Opium aus Afghanistan macht etwa 92 Prozent der gesamten Weltproduktion aus. 6000 Tonnen wurden im vergangenen Jahr geerntet. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen macht das bettelarme Land am Hindukusch damit einen Umsatz von etwa drei Milliarden US-Dollar im Jahr, ein Drittel der gesamten Wirtschaftskraft des Landes. Rund 13 Prozent der knapp 29 Millionen Einwohner arbeiten auf den Mohnfeldern.
Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren gefordert, auch die Bundeswehr im Kampf gegen diese Schattenwirtschaft aktiv einzusetzen, wie es die britischen Truppen bis zum vergangenen Jahr im Norden des Landes taten, bevor sie für Kampfeinsätze in den Süden verlegt wurden. Doch die Politik der Bundesregierung geht klar zu einer "Afghanisierung" des Problems. Deutschland bildet lediglich Polizisten aus und stellt logistische Unterstützung für den Anti-Drogen-Kampf. Tatsächlich fahren die Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan an Mohnfeldern vorbei und unternehmen nichts.
Den Anti-Drogen-Kampf der afghanischen Regierung zu überlassen wird von Experten als riskant angesehen, vor allem wegen der umfangreichen Korruption, die auch die Vereinten Nationen in ihrem Bericht gerade in höheren Regierungskreisen feststellen. Sie sei ein wesentlicher Grund, warum die Drogenbekämpfung nicht effektiv sei. Es verdienen eben zu viele am Mohnanbau.
Nicht zuletzt die Bauern Afganistans selbst. Allen Hilfsprogrammen zum Trotz bringt ein Hektar Mohn immer noch ein Vielfaches dessen, was sich aus Getreide oder Lavendel schlagen ließe.
Aus: "Afghanen bauen so viel Mohn an wie noch nie" Von Frank Ilse (11. April 2007)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2007/04/11/721815.html (http://www.abendblatt.de/daten/2007/04/11/721815.html)
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Quote[...] Canberra - Australien wird seine Truppen in Afghanistan auf mehr als 1000 Mann verdoppeln, um den Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban zu unterstützen. Zu den Truppen zählten etwa 300 Elitesoldaten, die unter anderem die Nachschub- und Versorgungsstrecken der Extremisten überwachen sollen, sagte Ministerpräsident John Howard am Dienstag in Canberra. "Wir haben uns zu dem Schritt entschlossen, weil die Lage in Südafghanistan zuletzt deutlich unsicherer geworden ist."
Neben Elitesoldaten würden Luftüberwachungseinheiten und andere Militärs entsandt, sagte Howard. Bis Mitte des Jahres werde das australische Kontingent damit auf 950 Soldaten verstärkt, bis Mitte 2008 sollen die restlichen Truppen in Afghanistan sein. Die Kräfte würden vor allem die Anführer der Taliban ins Visier nehmen, sagte der Chef der australischen Streitkräfte, Angus Houston.
Australien hatte seine Spezialeinheiten im September aus Afghanistan abgezogen, allerdings etwa 500 Soldaten im Land gelassen, die in der Provinz Urusgan beim Wiederaufbau helfen sollten. Die Regierung in Canberra ist eine enge Verbündete der USA und war vor sechs Jahren eine der ersten, die Soldaten nach Afghanistan schickte. rtr
Aus: "Afghanistan: Australien verdoppelt Truppen gegen die Taliban" (11.04.2007)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1112456 (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1112456)
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Quote[...] Rechtzeitig vor Beginn der Ostermärsche 2007 hatte sich die Führungsspitze von Bündnis 90/Die Grünen mit Kritik an der Friedensbewegung zu Wort gemeldet. Die Aufrufe zu den Ostermärschen seien "friedenspolitisch ein Armutszeugnis" und der Blick sei zu oft "auf die pauschale Ablehnung des Militärischen" verengt, hatten die Parteivorsitzende Claudia Roth und der verteidigungspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Winfried Nachtwei erklärt und fehlende konstruktive Vorschläge zur Krisenbewältigung moniert.
Quote[...] Liebe Claudia, lieber Reinhard, lieber Winni, liebe Grüne in Bundesvorstand und Bundestagsfraktion, Ihr habt in einer Erklärung zu den Ostermärschen die Friedensbewegung scharf kritisiert. Ihr habt den Aufrufen zu den Ostermärschen ein "Armutszeugnis" ausgestellt und erklärt: "Friedenspolitik in unserer globalisierten Welt ist komplizierter und schwieriger geworden. Eine Schwarz-Weiß-Sicht hilft hier nicht weiter. Heute braucht Friedenspolitik mehr neues Denken und Differenzierung."
Ihr kritisiert eine "pauschale Ablehnung des Militärischen" der Friedensbewegung, dieser fehle auch der positive Bezug auf die Vereinten Nationen. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin, Franziska Eichstädt-Bohlig, ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen; für sie sind Ostermärsche "zum Ritual geworden" und "nicht mehr zeitgemäß".
Lieber Reinhard, Du hast gesagt, dass wer z.B. alle Auslandseinsätze der Bundeswehr kategorisch ablehne, in deinen Augen keine Friedenspolitik betreibe. Die Grünen und die Friedensbewegung gehen danach - nicht nur zu Ostern - getrennte Wege.
Eure massive Kritik, gerade als führende VertreterInnen der Grünen, weisen wir zurück. "Kompliziert" ist Friedenspolitik wohl vor allem für manche Grüne geworden. Das zeigte sehr deutlich die Auseinandersetzung um die Entsendung von Tornado-Flugzeugen der Bundeswehr nach Afghanistan, Flugzeuge, die die Kriegsführung der NATO im Süden Afghanistans unterstützen sollen. Die Grünen zeigten sich in einer Weise "differenziert", die ihresgleichen sucht. Eine knappe Mehrheit in der Bundestagsfraktion und eine etwas größere Mehrheit im Parteirat stimmte der Entsendung der Tornado-Flugzeuge zu, die Mehrheit des Bundesvorstandes lehnte sie ab. In einer Erklärung des Parteirates vom 5. März werden dann die Argumente aufgelistet, die jeweils für bzw. gegen den Tornado-Einsatz vorgebracht wurden.
Wir wollen nicht die gesamte Debatte um die Tornados nachzeichnen, wir wollen angesichts Eurer Forderung nach "mehr Differenzierung" in den Stellungnahmen der Friedensbewegung aber unserem Wunsch nach etwas "mehr Eindeutigkeit" in den Stellungnahmen unserer Führungsgremien Ausdruck geben. Gleichzeitig wären wir nicht überrascht, dass andere politische Gruppierungen nicht jenes Maß an Differenziertheit anstreben, wie es die Grünen derzeit bieten. Es ist weder Anspruch noch Aufgabe der Friedensbewegung, Optimierungsvorschläge für NATO-Operationen zu machen.
Auch Euer Ratschlag, friedenspolitische Aufrufe sollten einen positiven Bezug auf die Vereinten Nationen enthalten, kollidiert mit dem taktischen Verhältnis, das unsere Partei in den letzten Jahren zum Völkerrecht gepflegt hat: Wer mit dem Kosovo-Krieg 1999 und dem Afghanistan-Krieg 2001 (Beteiligung an der Operation Enduring Freedom) zwei völkerrechtswidrige Kriege unterstützt hat, sollte gegenüber der Friedensbewegung nicht den moralischen Zeigefinger heben. Wir erlauben uns außerdem den Hinweis, dass der von den UN legitimierte Irak-Krieg 1991 von den Grünen völlig zu Recht abgelehnt und zum Anlass für eine breite friedenspolitische Kampagne genommen wurde. Und wenn Ihr von der Friedensbewegung einen positiven Bezug auf die UN erwartet, dann fordert dies doch bitte auch von Franziska Eichstädt-Bohlig ein, die im Tagesspiegel vom 8. April aus dem nicht UN-mandatierten Kosovo-Krieg die einfache Lehre zieht: "Es reicht nicht immer aus, gegen jegliche militärische Einsätze zu sein."
In diesem Falle erwarten wir nun auch "mehr Differenzierung": Am Ende der außenpolitischen Debatte, die innerhalb der Partei in den Friedens- und Sicherheitspolitischen Kongress Ende des Jahres mündet, müssen differenzierte Antworten stehen.
Dass es nicht genügend "friedenspolitische Begleitung" der zivilen Friedensförderung gebe, ist im übrigen ein Vorwurf, der auf Bündnis 90/Die Grünen selbst zurückfällt: Zwar wurden unter Rot-Grün friedenspolitische Fortschritte, z. B. im "Aktionsplan zivile Krisenprävention", erzielt. Deren finanzielle und personelle Ausstattung ist jedoch im Vergleich zu den Milliardenausgaben für Militär verschwindend gering. Insofern müssen sich die Grünen der zentralen friedenspolitischen Frage stellen: Wie können die zivilen Mittel der Krisenbewältigung aus dem Würgegriff des Militärischen befreit werden?
Wir möchten Euch erinnern: In unserem Grünen-Grundsatzprogramm erklären wir, dass bündnisgrüne Außenpolitik den Werten der "ökologischen Verantwortung, der Selbstbestimmung, der internationalen Gerechtigkeit, der Demokratie und des Friedens" verpflichtet ist. Wenn wir unsere Politik nach diesen Werten gestalten wollen, ist die Friedensbewegung keine Gegnerin, sondern Verbündete.
Ostern 2007
Aus: "Grünen-Spitze kritisiert Friedensbewegung und erhält Kontra aus den eigenen Reihen" (11. April 2007)
Quelle: http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/004346.html (http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/004346.html)
Quote[...] Krieg wird Privatsache. Der zweitgrößte Truppensteller im Irak ist nicht etwa Großbritannien: Das meiste Personal schicken nach den Amerikanern, die weit über 100 000 Soldaten im Einsatz haben, profitorientierte Wirtschaftsunternehmen. Und deren Zahl steigt. Während sich vor vier Jahren noch geschätzte 20 000 Mitarbeiter privater Sicherheits- oder Militärfirmen wie Blackwater im Irak aufhielten, so soll deren Zahl im vergangenen Jahr bereits auf 30 000 gestiegen sein.
Wie in den 90ern das Internet unzählige Dotcoms aus dem Boden hat schießen lassen, so ist der Irakkrieg die ,,Blase" der privaten Kriegsindustrie, argumentiert der amerikanische Wissenschaftler und frühere Offizier Peter W. Singer. Es lassen sich Unsummen verdienen – der US-Konzern Halliburton, zu dem der militärnahe Dienstleister Brown & Roots Services gehört, und der zu der Mission die Logistik beisteuert, soll allein bis Mitte 2005 etwa 13 Milliarden Dollar kassiert haben. Gleichzeitig bieten immer neue Firmen ihre Dienste an – vom Warten spezieller Waffensysteme über die Ausbildung von Sicherheitskräften bis hin zum Kampfeinsatz. Doch selbst wenn der Markt in den kommenden Jahren wieder in ein gemäßigteres Tempo fällt: Seit 17 Jahren findet eine Entwicklung statt, die einige ganz grundsätzliche Prinzipien der Idee des Staates, so wie wir ihn kennen, infrage stellt.
[...] Es ist nicht nur ein moralisches Unbehagen darüber, dass jemand sich den Krieg zum Handwerk macht und mit Töten sein Geld verdient. Die Aussicht, dass die Expertise bei entsprechender Bezahlung jedem zur Verfügung steht, wird ganz real gefährlich. Und wird Militärisches privat, verschwindet eines in jedem Fall: die staatliche Kontrolle.
Beim Regierungsauftrag an ein privates Unternehmen verlieren Parlament und Öffentlichkeit Ein- und Überblick. Was bei heiklen Aufträgen der Exekutive entgegenkommt – sie muss sich nicht öffentlich rechtfertigen. Der US-Kongress wird beispielsweise nur über Vertragsabschlüsse in Höhe von mehr als 50 Millionen Dollar unterrichtet. Selbst wenn eine Mission aus dem Ruder gelaufen ist, fehlt in vielen Ländern der rechtliche Rahmen, dafür jemanden zur Verantwortung zu ziehen – weil weder nationales noch Völkerrecht darauf vorbereitet sind.
[...] Erst vergangene Woche wiesen die UN darauf hin, dass immer mehr private Sicherheitsfirmen in Menschenrechtsverletzungen verwickelt sind. Singer, Uesseler sowie Thomas Jäger und Gerhard Kümmel, die gerade den ambitionierten Aufsatzband ,,Private Military and Security Companies" herausgegeben haben, widmen sich verdienstvoll dem Thema, das nicht ernst genug genommen werden kann. Vor allem Singer gelingt es, dabei analytisch zu unterhalten; [...] Singer zeigt auch, dass die Idee, dass Sicherheit privat funktioniert, wesentlich älter ist als die Vorstellung eines staatlichen Monopols. Aber die Tatsache, dass in der Antike Söldnerheere angeworben wurden, sei kein Grund, an die disziplinierende Kraft des Marktes zu glauben: ,,Militärdienstleister sind nun einmal keine Wohlfahrtsvereine..."
Aus: "Die Privatisierung des Krieges" Von Ruth Ciesinger (05.03.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/literatur/archiv/05.03.2007/3119028.asp (http://www.tagesspiegel.de/literatur/archiv/05.03.2007/3119028.asp)
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Quote[...] Das erste Buch über private Militärfirmen. Per Autoradio hörte ich vor einigen Wochen ein WDR-Interview über die Erkenntnisse des Autors Peter W. Singer, der die Ergebnisse seiner Recherchen in seinem Buch ,,Die Kriegs-AGs" auflistet.
Der Zeitungsleser erinnert sich an die Aufständischen in Sierra Leone, Westafrika. Ihre Spezialität war das Abhacken der Gliedmaßen ihrer Gegner. Sie verloren plötzlich ihr Hauptquartier und die Region wurde ,,befriedet".
Im Balkan siegte Serbien über Kroatien. Fast über Nacht wurden die kroatischen Milizen in eine professionelle Streitmacht verwandelt und Serbien wurde an den Verhandlungstisch geschossen und gebombt.
In beiden Fällen haben Privatfirmen(!!) den Krieg gewonnen. Firmen wie Executive Outcomes in Südafrika und MPRI in USA übernehmen per ,,Outsourcing" die komplette Kriegsführung. Von diesen Firmen gibt es mehrere Hundert. Auf 100 Milliarden Euro wird deren Umsatz geschätzt. Die Umsätze der Firmen verdoppeln sich jährlich.
Diese Firmen sind Kriegsgewinnler, sie kämpfen ausschließlich für ihren Profit. .
Blackwater hat die rasantesten Zuwachsraten mit ihrer Privatarmee. Sie ist mit eigenen Kampfhubschraubern und Flugzeugen in der Lage, Regimewechsel herbeizuführen, zu wessen Gunsten auch immer.
Auch verschärfte Verhöre, Geheimdienstarbeit usw. werden von Privatfirmen erledigt.
CACI und Titan Corp. waren in den Folterskandal in Abu Ghraib involviert.
Singer beschreibt im Buch den wachsenden Einfluß dieser militärischen ,,Service-Industrie".
Man bekommt einen beeindruckenden Einblick in die dubiosen Aktivitäten der Firmen Airscan, DynCorp, und jede Menge anderer Firmen, die kriegerische Handlungen durchführen.
Darin ist zu Recht eine Gefahr für die Demokratie zu sehen.
Firmen, die durch Krieg gewinnen, sind an der Ausweitung von Kriegen interessiert.
Der Einfluss der Großfirmen in der Welt ist größer als sich das mancher vorstellen mag.
Unsere Politiker sollen uns vor solchen Einflüssen schützen. Das gelingt keineswegs immer, weil die sog. ,,Lobbys" sehr stark sind, sei es in Berlin oder in Brüssel. In den USA sitzen Lobbyisten in allen Gremien, ja, sie stellen sogar einen Teil der Regierung.
Ich fand in der Ratinger Bücherei ein sog. ,,Schwarzbuch" in dem die weltweiten Machenschaften der Großfirmen dargestellt werden. Seitdem trinke ich z. B. keine ,,Coca Cola". Gegen alle Multis, die Einheimische, Gewerkschaftler und Bischöfe abschießen, kommt man als Konsument per Einkaufsverhalten kaum an, weil alle weltweit verstrickt sind.
Aus: "Buchtipp: Die Kriegs-AGs" von astromant [,,Die Kriegs-Ags" von Peter W. Singer. 502 Seiten, Zweitausendeins] (16.04.07)
Quelle: http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICLE::169747&hxmain_category=::pjsub::opinio::/politik___gesellschaft/international/leben (http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICLE::169747&hxmain_category=::pjsub::opinio::/politik___gesellschaft/international/leben)
Quote[...] Nach dem Skandal bei der Rekruten-Ausbildung in Schleswig-Holstein wird der verantwortliche Soldat fristlos entlassen. Das Verteidigungsministerium teilte mit, mit Ablauf des Tages werde sein Dienstverhältnis aufgelöst. Der Mann habe seine Dienstpflicht schuldhaft verletzt und das Ansehen der Bundeswehr ernstlich gefährdet. Der Fahnenjunker hatte einem Rekruten ein fiktives Feuern auf Afroamerikaner im New Yorker Stadtteil Bronx befohlen. Ein weiterer Vorgesetzter filmte die Szene. Gegen ihn wird weiter ermittelt. Der Vorfall hatte vor allem in den USA für Aufsehen gesorgt. Der Bürgermeister der Bronx forderte eine Entschuldigung und nannte den Vorgang barbarisch. Die Soldaten wüssten weder etwas über Afroamerikaner noch über die Bronx. Er lud Vertreter der Bundeswehr ein, sich zu informieren, wie die Bronx wirklich sei.
Aus: "Nach Entgleisung bei Bundeswehr-Ausbildung wird Soldat entlassen" (MDR; 7. April 2007)
Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/4371825.html (http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/4371825.html)
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Quote[...] Nun stottern die politisch Korrekten wieder vor moralischer Entrüstung. In einer Ausbildungsübung der Bundeswehr sollen beim MG-Schießen Abfälligkeiten über Schwarze gebrüllt worden sein. Auf Anweisung eines Vorgesetzten. So wird es wohl gewesen sein. Jene, die nun nach allerlei Maßnahmen gestikulieren, sollten sich zunächst fragen, ob sie selbst für oder gegen den Umbau der Bundeswehr zur Streitkraft des Hegemonialkrieges waren.
Wie aus einem nun bekannt gewordenen Video hervorgeht, soll ein Soldat beim MG-Feuern etwas über, wie es in Presseberichten hieß, ,,Motherfucker" gerufen, sich für das Ziel heißt gemacht haben. Es braucht zumindest nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, daß damit eine Zielerfassung, ein abzuschießendes Feindbild gemeint war.
Eine Premiere ist der Vorfall höchstens in seiner konkreten Wortwahl. Angedeutete Geiselerschießungen, Vorgänge, die man sehr wohl als Folter bezeichnen kann, hat es bereits gegeben. Neu ist zweifellos die internationale Dimension der Angelegenheit, US-amerikanische Politiker haben den Präsidenten aufgefordert, sich zur Sache zu äußern. Ob Bush seiner Berliner Freundin diese Irritation zumutet, wo er nun endlich die Bundeswehr in den himmlischen Heerscharen des Neuen Europas weiß, bleibt abzuwarten.
So verständlich einzelne Reaktion aus New Yorker Stadtteilen konkret sind, so verlogen sind sie im allgemeinen. Hätte der Soldat ,,Scheiß Iraker" oder ,,Afghanenschweine" gerufen, hätte dies vermutlich nur ein Schulterzucken hervorgerufen. Aber das nur nebenbei. Viel wichtiger ist die Frage, was sich einzelne Personen in der Politik eigentlich erwarten. Die Bundesregierung hat, mit Beifall der Amerikaner, die Bundeswehr seit Jahren zur weltweit einsatzfähigen Interventionsarmee umgebaut. Die Grünen, deren Verteidigungspolitiker Nachtwei sich nun entrüstet, haben die Streitkräfte in den ersten Angriffskrieg nach 1945 geführt und es waren konservative Abgeordnete und dann die Linksfraktion, nicht die Menschenrechtssänger, die gegen die Zielerfassungsflüge der Luftwaffe klagten.
Wo der Zusammenhang ist? Wer eine Kriegsarmee will, der braucht Soldaten, die kämpfen können und vor allem wollen. Typen, die im Zweifel gerne töten und denen es nichts ausmacht, selbst getötet zu werden. Die es zumindest einkalkulieren. Was das für Leute sind, kann man in Armeen weltweit begutachten. Was sie motiviert – die Aussicht auf Beute, Lust an der Gewalt, hie und da vielleicht auch politisch-ideologische Überzeugung, immer ein klares und einfaches Feindbild.
Was da in der Bundeswehr ausgebildet wird, sind keine Verteidigungskräfte zur Abwehr eines über uns hereinbrechenden Angriffs mehr. Es sind Invasionstruppen, früher sagte man: Frontschweine. Die politische Klasse hat genau diese Auswahl gewollt und zumindest indirekt getätigt. Nun sollen sie sich nicht beschweren, daß ein Benehmen mitgeliefert wird, wie es in solchen Kreisen nun einmal üblich ist.
Aus: "Verlogene Armee-Kritik" - In der Bundeswehr-Ausbildung haben sich Soldaten benommen, wie man es von Interventionstruppen erwarten kann" Ein Kommentar von Martin Müller-Mertens (16. April 2007)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=16042007ArtikelPolitik2 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=16042007ArtikelPolitik2)
Quote[...] US forces have fired so many bullets in Iraq and Afghanistan - an estimated 250,000 for every insurgent killed - that American ammunition-makers cannot keep up with demand. As a result the US is having to import supplies from Israel.
A government report says that US forces are now using 1.8 billion rounds of small-arms ammunition a year. The total has more than doubled in five years, largely as a result of the wars in Afghanistan and Iraq, as well as changes in military doctrine.
From: "US forced to import bullets from Israel as troops use 250,000 for every rebel killed" By Andrew Buncombe in Washington
Published: 25 September 2005
Source: http://news.independent.co.uk/world/americas/article314944.ece (http://news.independent.co.uk/world/americas/article314944.ece)
Quote[...] Dies seien die Taten von Aufständischen gegen den Sicherheitsplan, sagte er. (US-Verteidigungsminister Robert Gates)
Aus: "Anschlagserie: Bis zu 200 Tote in Bagdad" (Donnerstag, 19. April 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/792465.html (http://www.n-tv.de/792465.html)
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Quote[...] Ungeachtet der jüngsten Anschläge in Bagdad hat US-Präsident George W. Bush von einer langsamen Wende zum Besseren gesprochen. Nach der Aufstockung der US-Truppen gebe es ,,erste Anzeichen" für einen Erfolg der neuen Einsatzstrategie, sagte Bush am Freitagabend bei einem Besuch in East Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan. ,,Sie deuten darauf hin, dass die Operation die Erwartungen erfüllt." Der Präsident räumte ein, dass es ,,immer noch schreckliche Anschläge" gebe. ,,Doch beginnt sich die Richtung des Kampfes zu verlagern."
Die anhaltende Gewalt spiegele lediglich die erwartete Reaktion der Aufständischen wider.
Aus: "Irak: Bush redet Sicherheitsoffensive schön" (21.04.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/997/110887/ (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/997/110887/)
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Quote[...] WASHINGTON/BAGDAD - Der Konflikt zwischen dem demokratisch kontrollierten Kongress und dem Weißen Haus wegen des Irak-Kriegs hat sich weiter zugespitzt: Senat und Repräsentantenhaus sollen nach dem Willen der Demokraten noch diese Woche über ein gemeinsames Wehretatgesetz abstimmen, das mit einer obligatorischen Abzugsklausel für die US-Truppen im Irak bis spätestens April 2008 verknüpft ist.
US-Präsident George W. Bush will das mit einem Veto verhindern. Er sei "enttäuscht" über den Konfrontationskurs der Demokraten, die mit einem vorgeschriebenen Abzugstermin "den Generalen Handschellen" anlegen wollten und damit für ein "Scheitern im Irak" sorgen würden, sagte Bush. Ein voreiliger US-Rückzug könnte "ein Chaos in der gesamten Region auslösen". Das würde die US-Truppen wahrscheinlich zwingen, wieder zurückzukehren, wo sie dann mit einem noch gefährlicheren Feind konfrontiert wären. Ein Erfolg im Irak sei eine wesentliche Bedingung auch für die Sicherheit in den USA.
Die Vertreter von Senat und Repräsentantenhaus hatten sich zuvor auf ein Wehretatgesetz geeinigt, das insgesamt rund 120 Milliarden Dollar für die Truppen im Irak und in Afghanistan vorsieht. Es schreibt aber zwingend vor, dass schon in diesem Jahr, spätestens ab Oktober, mit einem Rückzug der US-Kampftruppen aus dem Irak begonnen werde.
Die Demokraten beschuldigten Bush, die Wirklichkeit im Irak zu verleugnen. Der demokratische Abgeordnete John Murtha sprach von einer "gescheiterten Politik, verkleidet in Illusionen". Die jüngsten optimistischen Äußerungen Bushs über den Irak stünden im Widerspruch zur wachsenden Zahl der Opfer und den anhaltenden Konflikten zwischen den Bevölkerungsgruppen, sagte der Führer der Demokraten im Senat, Harry Reid. "Ungeachtet der Schönrederei des Präsidenten gibt es keinerlei Fortschritte." Der Kongress werde nun nicht mehr länger "die Inkompetenz und die Unredlichkeit der Bush-Regierung" hinnehmen.
Im Irak sind beim folgenschwersten Anschlag auf US-Militärs seit August 2005 im Irak neun US-Soldaten getötet worden. Die Terrororganisation al-Qaida im Irak bekannte sich zu dem Selbstmordanschlag auf den Kontrollposten in der Provinz Dijala nordöstlich von Bagdad. (dpa)
Aus: "US-Kongress verlangt Irak-Rückzug für 2008" (25. April 2007)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2007/04/25/730175.html (http://www.abendblatt.de/daten/2007/04/25/730175.html)
Quote[...] Washington. DPA/baz. Pentagon und US-Militär sind wegen der Erfindung von Heldengeschichten am Dienstag im Kongress heftig unter Beschuss geraten. In einer Anhörung im Abgeordnetenhaus warfen mehrere Zeugen dem Ministerium vor, Ereignisse in Afghanistan und im Irak völlig verzerrt dargestellt zu haben, um in besserem Licht zu erscheinen.
Im einzelnen ging es um den Fall des früheren Footballstars Pat Tillman, der 2004 in Afghanistan irrtümlich von eigenen Kameraden beschossen und getötet worden war. Die Eltern des jungen Mannes waren vier Wochen lang im Glauben gehalten worden, dass ihr Sohn durch feindliches Feuer ums Leben gekommen sei. Wie Heeressoldat Bryan O'Neal, der sich während des Vorfalls in Tillmans Nähe aufhielt, indessen in der Anhörung aussagte, erhielt er von höherer Stelle den Befehl, den wahren Vorgang gegenüber den Angehörigen geheim zu halten.
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Pat Tillmans Bruder Kevin warf dem US-Militär und dem Pentagon vor, gezielt gelogen zu haben. Sie hätten weitere negative Schlagzeilen vermeiden wollen, nachdem seinerzeit gerade die Nachricht von Misshandlungen durch US-Soldaten im Gefängnis Abu Ghraib im Irak um die Welt gegangen war. Kevin Tillman, selbst ein Afghanistan-Soldat und damals im selben Zug wie sein Bruder, äusserte ausserdem den Verdacht, dass Pat aufgrund grober Fahrlässigkeit anderer Soldaten gestorben sei, was das Pentagon habe vertuschen wollen.
In der Anhörung sagte auch die einstige Iraksoldatin Jessica Lynch aus. Sie war in den frühen Tagen des Irakkriegs 2003 bei einem Überfall auf einen US-Konvoi schwer verletzt worden, in Gefangenschaft geraten und dann in einer per Video aufgezeichneten Aktion von Kameraden befreit worden. Pentagonbeamte hatten damals der Welt mitgeteilt, dass Lynch heldenhaft gefochten habe, bevor sie verschleppt worden sei, was sich später als Lüge herausstellte. Auch die angeblich riskante Befreiungsaktion entpuppte sich als weitaus weniger spektakulär als behauptet.
"Das alles war nicht wahr", sagte Lnych in der Anhörung aus. Sie frage sich heute immer noch, warum das Pentagon gelogen habe. Sie selbst sei zu einer "Legende" gemacht worden, während die wahren Helden jene elf US-Soldaten gewesen seien, die beim Überfall auf den Konvoi ihr Leben verloren hätten.
Aus: "Pentagon soll Heldengeschichten erfunden haben" (24.04.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=d9d08a04-1208-4059-9e63e3737491f484&startpage=1&ObjectID=25283D11-1422-0CEF-70C19FA60DE97DB3 (http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=d9d08a04-1208-4059-9e63e3737491f484&startpage=1&ObjectID=25283D11-1422-0CEF-70C19FA60DE97DB3)
Quote[...] Der 28-jährige Angeklagte Thomas Z. sagte am Mittwoch, er habe am 1.September 2004 als Ausbilder eine Verhörsituation nachgestellt. Er habe den Rekruten andeuten wollen, was im Ernstfall auf sie zukommen könne.
Vor der 8. Grossen Strafkammer des Münsteraner Landgerichts müssen sich der Kompaniechef und 17 Ausbilder des Instandsetzungsbataillons Coesfeld verantworten. Ihnen wird Misshandlung und Entwürdigung von 163 Rekruten bei insgesamt vier simulierten Geiselnahmen im Sommer 2004 vorgeworfen. Dabei sollen die Rekruten nicht nur mit Stromstössen aus einem Feldfernsprecher traktiert worden sein. Laut Anklage wurden sie auch mit Tritten und Schlägen bearbeitet und beschimpft.
Der Zugführer berichtete, die teilnehmenden Rekruten seien an diesem Abend äusserst aggressiv gewesen und hätten die Situation nicht ernst genommen. Ein Rekrut habe auf seine Fragen nach Kompaniechef, Dienstgrad und Namen nur die Namen von Comicfiguren genannt.
«Nachdem der Rekrut nicht aufhörte, sich lustig zu machen, nahm Oberfeldwebel Daniel J. die Kontakte des Feldfernsprechprüfgeräts und hielt sie ihm an die Wade. Ich drehte die Kurbel», berichtete der Angeklagte. Als Ausbilder habe er den Rekruten andeuten wollen, was bei einer möglichen Geiselnahme im Einsatz auf sie zukommen könne.
Warum der Mitangeklagte Daniel J. aus Erkrath das Geschehen in seiner Einlassung als unheimlich schlimmen Fehltritt dargestellt habe, könne er nicht verstehen, sagte Thomas Z.. Der frühere Zugführer gab ausserdem zu, einem weiteren Rekruten beim Verhör die Hose runter gerissen zu haben. Dadurch habe er die Bewegungsfreiheit des wild um sich tretenden Gefesselten einschränken wollen.
Auf Fragen von Staatsanwaltschaft und Richter Manfred Mattonet wollte sich der Angeklagte nicht einlassen. Seine Anwältin erklärte, ihr Klient befinde sich seit seiner Suspendierung durch die Bundeswehr in psychologischer Betreuung. Der 28-Jährige, der eine Laufbahn als Berufssoldat angestrebt hatte, sagte dazu: «Die Freistellung vom Dienst warf mich in ein Loch der Leere.»
Aus: "Stromfolter an deutschen Bundeswehr-Rekruten" (25.04.07)
Quelle: http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/14851130 (http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/14851130)
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Quote[...] Also setzten Martin D. und Michel H. eine Dienstbesprechung für alle Ausbilder der 7. Kompanie an und verteilten die Aufgaben: Wer das "Überfallkommando" bilden sollte, welches Fahrzeug man brauchte, um die gefesselten Rekruten abzutransportieren, wer die Verhörstation leiten sollte. Diese Aufgabe übernahm Stabsunteroffizier (StUffz) Matthias H., der schon einen Einsatz in Bosnien und die entsprechende Ausbildung in Hammelburg hinter sich hatte. Er ging mit großem Elan an die Sache heran: In einer Sandgrube im Wald markierte er mit Stacheldraht das "Gefangenenlager", oberhalb davon richtete er einen MG-Posten ein, der für die martialische Geräuschkulisse sorgen sollte, er nahm auch eine Kübelspritze mit, Fassungsvermögen 15 Liter. Das war seine eigene Idee, das hatte ihm niemand befohlen.
Dann lief alles wie am Schnürchen. Gruppenweise wurden die gefesselten Rekruten angeliefert, sie mussten sich hinknien ("in den weichen, gemütlichen Sand", sagt StUffz H.), wurden dann "einzeln herausgezogen" und brüllend auf Englisch nach Namen, Dienstgrad und dem Namen der Vorgesetzten befragt. Um der Sache Nachdruck zu verleihen, mussten sie Liegestütze machen oder Baumstämme auf den Armen tragen. Wenn sich einer hartnäckig weigerte, Auskunft zu geben, ratterte das Maschinengewehr, und er bekam ins Ohr geflüstert, er sei jetzt tot. Dann, berichtet H. sei sein Vorgesetzter, der Hauptfeldwebel D. in der Sandgrube erschienen und habe einen "Querulanten" angekündigt, der "ordentlich rangenommen" werden sollte.
"Tja", sagt H., "und dann kam die besagte Kübelspritze zum Einsatz." "Hat der denn den Mund aufgemacht", fragt der Vorsitzende Richter. "Erst nicht", antwortet H., "aber durch den Wasserdruck dann schon." Der Hauptfeldwebel habe zugeschaut und keinerlei Kritik geäußert. Deshalb, sagt H., habe er auch nichts dabei gefunden, anderen Kameraden die gleiche Behandlung angedeihen zu lassen. "Auch , wenn die auf dem Rücken lagen?", fragt der Richter. "Ja", bestätigt der Angeklagte. "Das Adrenalin war sehr hoch, da geht einem so was schon mal durch." Richter Mattonet wiegt den Kopf. Er war selber mal bei der Bundeswehr, vor langer Zeit. "So kleine Sauereien gab's da schon immer", sagt er. "Aber wenn einer auf dem Rücken liegt, und jemand hält ihm die Nase zu und pumpt ihm Wasser in den Mund, dann ist man schon an einem Punkt, wo man denkt, das könnte Folter sein."
Auch wenn man diesem Fazit folgen wollte, hat die Sache strafrechtlich ihre Haken und Ösen. Es muss jedem einzelnen der Angeklagten sein ganz persönlicher Tatbeitrag nachgewiesen werden, wenn er verurteilt werden soll. Und da gibt es erhebliche Unterschiede. Da ist der Kompaniechef, der die Aktion genehmigt hat, ohne sich eine Vorstellung zu machen, was da im Einzelnen passieren würde. Da sind die Zugführer, die den Ablauf geplant und die entsprechenden Befehle gegeben haben, die aber bestreiten, irgendwelche "Exzesse" angeordnet oder davon Kenntnis bekommen zu haben.
Da sind StUffz H. oder Feldwebel J., die ihren Phantasien von angemessener Behandlung der Rekruten freien Lauf ließen, sei es mit der Kübelspritze in der Sandgrube im Wald oder später, im Keller der Coesfelder Kaserne, mit dem Feldtelefon. Und dann gibt es noch einige, die haben nur mitgeholfen, die Rekruten zu überwältigen, zu entwaffnen und zu fesseln, wobei sie davon ausgingen, dass die Aktion vom Kompaniechef abgesegnet worden sei, was sie ja auch war.
Dass bei keinem von ihnen auch nur ein Funken Unrechtsbewusstsein vorhanden war, lässt sich schon daran ablesen, dass die Akteure sich selbst und ihre "Opfer" ausufernd fotografiert haben. Am Ende der Grundausbildung konnten die Rekruten eine CD mit den schönsten Actionfotos als Andenken erwerben.
Aus: "Bundeswehrskandal in Coesfeld: Denn zum Gehorchen sind sie da" (10.03.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/32/162580/4/ (http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/32/162580/4/)
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Quote[...] Das Landgericht Münster hat am Montag zwei der im Bundeswehr-Skandal von Coesfeld angeklagten Ausbilder zu einer Bewährungs- beziehungsweise Geldstrafe verurteilt. Zwei weitere Angeklagte wurden freigesprochen.
Ein Ausbilder erhielt demnach am Montag wegen gefährlicher Körperverletzung, Misshandlung und entwürdigender Behandlung eine Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung. Ein zweiter muss wegen entwürdigender Behandlung eine Geldstrafe von 2400 Euro zahlen.
Wegen der Misshandlung von insgesamt mehr als 160 Rekruten bei vier umstrittenen Geiselnahme-Übungen müssen sich noch elf weitere frühere und aktive Bundeswehr-Soldaten vor Gericht verantworten. Das Verfahren gegen die vier Beschuldigten im 27 bis 30 Jahren war abgetrennt worden, weil sie lediglich an einer der Übungen im Jahr 2004 teilgenommen hatten.
Die Staatsanwaltschaft hatte für alle vier Angeklagten Bewährungs- und Geldstrafen wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung gefordert. Die
Verteidigung hatte Freisprüche beantragt.
(AFP/AP)
Aus: "Coesfeld: Erste Urteile im Bundeswehr-Skandal" (27.08.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/97/129873/ (http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/97/129873/)
Quote[...] "Mir gab Spanien die Gelegenheit, meine junge Luftwaffe zu erproben", sagte Hermann Göring, damals Oberbefehlshaber der Luftwaffe, während der Nürnberger Prozesse. Doch die Generalprobe galt nicht nur der Technik, sondern vor allem einer neuen, perfiden Kriegstaktik: dem Einsatz des Flächenbombardements zur Demoralisierung der Zivilbevölkerung. Bis dato hatten nur strategisch wichtige Einrichtungen wie Waffenfabriken, Brücken, Straßen oder militärische Einheiten als Ziele von Luftangriffen gedient, nun galt es auch den "Widerstandswillen des Volkes zu lähmen und endlich zu brechen."
[...] Die NS-Staatsführung verneinte die Beteiligung von - später freilich hochdekorierten - deutschen Fliegern und sprach von einer "Lügenhetze", Spaniens späterer Diktator Francisco Franco verstieg sich gar zu der Lüge, "die roten Separatisten" hätten die Stadt gebrandschatzt. Die Propaganda war schon damals als unhaltbar entlarvt. Doch es vergingen fast vier Jahrzehnte - bis zum Tod Francos 1975 -, ehe das in Spanien offen formuliert werden konnte.
Aus: "Vor 70 Jahren: Angriff auf Guernica: Mord aus der Luft" (SZ v. 26.4.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,ra5l1/kultur/artikel/600/111489/ (http://www.sueddeutsche.de/,ra5l1/kultur/artikel/600/111489/)
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Quote[...] Am 26. April 1937 bombardierten deutsche Soldaten der "Legion Condor" die spanische Stadt Guernica. Es war der erste Auslandseinsatz der neuen NS-Reichsluftwaffe und der erste vernichtende Luftangriff auf ein ziviles Flächenziel in der Militärgeschichte. Wieviele Flugzeuge an diesem Angriff beteiligt und wieviele Opfer zu beklagen waren, konnte bis heute nicht geklärt werden. Bis Mitte der siebziger Jahre wurde - sowohl in Spanien als auch in Deutschland - dieser Luftangriff verdrängt und vertuscht. Zu einer Versöhnung mit dem früheren Feind war die Bundesregierung bis heute nicht bereit. In diesem Jahr eröffnete das Friedensmuseum in Guernica ein Dokumentationszentrum, das alle Veröffentlichungen zu der Bombardierung sammelt und dabei insbesondere auf Hilfe aus Deutschland angewiesen ist. Noch immer ist der Name "Guernica" ein Symbol für militärische Zerstörung und militaristisches Verbrechen. Dies zeigte sich zuletzt am 5. Februar 2003 im UN-Sicherheitsrat in New York. Bevor US-Außenminister Colin Powell seine Falschmeldungen über das irakische ABC-Potential weltweit verkündete, ließ er die dort befindliche Kopie des Anti-Kriegsgemäldes "Guernica" von Pablo Picasso zuhängen.
Am 18. Juli 1936 putschten die spanischen Faschisten unter Führung von Generalmajor Francisco Franco Bahamonde gegen die linksgerichtete Koalitionsregierung aus Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten in Madrid. Dies war der Beginn eines dreijährigen Bürgerkrieges zwischen regierungstreuen Republikanern und rechten Nationalisten, der mindestens 500.000 Todesopfer forderte und das Land verwüstete. Schließlich siegten die Faschisten und marschierten am 28. März 1938 in Madrid ein. Fortan beherrschte General Franco Spanien bis zu seinem Tod im Jahre 1975. Kirche, Knast und Kasernen waren die Stützen seiner Macht.(2) Zum Erfolg der faschistischen Truppen trug die Militärhilfe der Nazis bei. Dazu hatte die Wehrmacht ein spezielles Expeditionskorps aufgestellt, die Legion Condor.
Der Entschluß zur deutschen Einmischung in den spanischen Bürgerkrieg und zum ersten Auslandseinsatz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde auf einem Opernball getroffen: Am 26. Juli 1936 empfing Adolf Hitler bei den Wagnerfestspielen in Bayreuth den Abgesandten seines spanischen Gesinnungsgenossen General Francisco Arranz, der ihm die Bitte Francos zum Kauf von zehn Transportflugzeugen vortrug. Adolf Hitler sagte nicht nur diese Flugzeuge zu, sondern entsandte ein ganzes Kampfgeschwader mit 6.500 Soldaten und einem ersten Kontingent von 78 Maschinen.(3) Der Einsatz erhielt den Codenamen "Operation Feuerzauber". Die ersten "Freiwilligen" wurden bereits am nächsten Tag in Marsch gesetzt.(4) Ohne Genehmigung durchflogen die deutschen Militärmaschinen den französischen Luftraum. In Deutschland wurde der Spanieneinsatz u.a. damit "gerechtfertigt", man müsse sich den Zugriff auf die spanischen Erzvorkommen (Blei, Eisen, Kupfer, etc.) sichern, schließlich lief die Aufrüstung der Wehrmacht gerade auf Hochtouren.(5)
[...] Am 26. April 1937 bombardierte die Legion Condor Guernica. Über die Anzahl und Typen der beteiligten Flugzeuge und Bomben gibt es unterschiedliche Detaildarstellungen. Der "Arbeitskreis Regionalgeschichte" aus dem Raum Wunstorf berichtete: "Die Kampfflieger, vermutlich 3 He 111 und 18 bis 23 Ju 52 mit maximal 40 Tonnen Bomben beladen, starteten von Burgos und Vitoria, flogen zunächst nach Norden über den Golf von Biskaya, schwenkten nach Süden über die Gezeitenmündung des Rio Oca und folgten dem Flußlauf bis Guernica. (..) Der Angriff begann um 16.30 Uhr mit einer einzelnen He 111, der bald darauf zwei weitere Maschinen dieses Typs von der VB/88 (VB = Versuchsbomberstaffel = vierte Staffel der Bombergruppe K 88, G.P.) folgten, die ihre Bomben in der Nähe des Bahnhofs abwarfen. Etwa 15 Minuten später erreichte die erste Kette Ju 52 die Stadt, die noch nicht brannte, aber in eine dichte Staubwolke gehüllt war, die die ersten explodierenden Bomben aufgewirbelt hatten. Ziele konnten nicht mehr erkannt werden, so daß die Besatzungen der Ju 52 ihre 250 und 50 kg Sprengbomben sowie Brandbomben ziel- und planlos auf die Stadt abwarfen. (..) Die Angriffswellen folgten in zwanzigminütigem Abstand aufeinander, Ju 52 wechselten sich mit Jagdflugzeugen ab, die mit ihren Bordwaffen flüchtende Männer, Frauen und Kinder auf den Straßen und den umliegenden Wäldern unter Beschuß nahmen. Der Angriff auf Guernica dauerte fast dreieinhalb Stunden, erst gegen 19.45Uhr verschwand das letzte Flugzeug (..)."(15) Dagegen nennt der amerikanische Journalist Mark Kurlansky eine andere Angriffsformation: "Eine einzelne Heinkel 111, ein neuer Bomber, den die Deutschen unter den Gesichtspunkten Geschwindigkeit und Nutzlast entwickelt hatten, flog in geringer Höhe vom Gebirge heran. (..) Dann folgte eine Art von tödlicher Luftfahrtschau, bei der alles vorgeführt wurde, was im deutschen und italienischen Kriegsflugzeugbau neu war. Dreiundzwanzig Junkers Ju 52 tauchten auf (..), daneben die vier Heinkel 111, drei Savoia-Marchetti S81, eine neue, sehr schnelle Dornier Do 17 (ein Bomber, der so schlank war, daß die Deutschen ihn "fliegender Bleistift" nannten), zwölf Fiat CR32 sowie, einigen Berichten zufolge, die erste überhaupt je eingesetzte Messerschmitt BF 109. Dieses neue Kampfflugzeug war ein Wunder der modernen Kriegführung: Es erreichte bis zu 560 Stundenkilometer, hatte kugelsichere Treibstofftanks und eine Reichweite von 640 Kilometern."(16)
Augenzeuge Juan Guezureya berichtete über den Einsatz der Tiefflieger He 51: "In einer Höhe von etwa 30 Meter flogen die beiden Maschinen hin und her wie fliegende Schäferhunde, die eine Menschenherde zum Schlachten zusammentreiben."(17) Der verantwortliche Stabschef der Legion Condor, Wolfram von Richthofen, faßte seine Eindrücke später in einer Tagebuchnotiz zusammen: "Die 250er warfen eine Anzahl Häuser um und zerstörten die Wasserleitung. Die Brandbomben hatten nun Zeit, sich zu entfalten und zu wirken. Die Bauart der Häuser: Ziegeldächer, Holzgalerie und Holzfachwerkhäuser, führte zur völligen Vernichtung. (..) Bombenlöcher auf Straßen noch zu sehen, einfach toll."(18) Noch am Abend des 26. April 1937, als absehbar wurde, daß die Folgen des Angriffes erheblich waren, erhielten die deutschen Flugzeugbesatzungen einen "Maulkorb" verpasst, wie der beteiligte Staffelführer, von Beust, berichtete.(19)
Da unbekannt ist, wieviele Menschen (Einwohner, Pendler, Flüchtlinge) sich am Tag des Angriffs in Guernica aufhielten, konnte nicht exakt geklärt werden, wieviele Tote und Verwundete es bei der Bombardierung gegeben hat. Die Agentur United Press verbreitete in einer ersten Meldung, es habe über 100 Opfer gegeben.(20) Nach Angaben der Jungen Freiheit, einem rechtsradikalen Blatt, sprach ein amtlicher Polizeibericht von 266 getöteten Zivilisten und mehreren Hundert Verletzten. Wahrscheinlich sind rund 300 Personen verbrannt, zerfetzt oder erschossen worden.(21) Angaben, es habe über 1654 Tote und 889 Verletzte gegeben,(22) gelten heute als übertrieben. Die höchsten Schätzungen sprechen von 2000 Todesopfern.(23) Von den rund 400 Häusern waren 71% völlig zerstört, 7% schwer beschädigt und 21% leicht beschädigt. Der gesamte Ortskern der 1000 Jahre alten Stadt zwischen den Straßen San Juan, Adolfo Urioste und Don Tello wurde vernichtet.(24) Drei Tage nach dem Luftangriff besetzten faschistische Truppen die Stadt.
Guernica gilt als das erste zivile Flächenziel, das durch einen Luftangriff völlig zerstört wurde.(25) George Lowther Steer, Korrespondent der britischen Tageszeitung Times, berichtete: "Die ganze Stadt wurde systematisch vernichtet. Die Taktik der Angreifer war ganz klar: zuerst schwere Bomben und Handgranaten, um die Bevölkerung zu sinnlosen Fluchtversuchen zu veranlassen, dann Maschinengewehrfeuer, um sie in unterirdische Verstecke zu treiben und dann schließlich Zerstörung dieser Unterstände mit schweren Feuerbomben."(26) Da die zwölf provisorischen Luftschutzkeller wegen der Erstickungsgefahr nur bedingt brauchbar waren, flüchteten hunderte Einwohner zur Höhle von Santimamine, um sich vor den Gefahren der "modernen Kriegführung" in Sicherheit zu bringen. Die Höhle hatte schon den Steinzeitmenschen Schutz geboten, wie bekannte Höhlenmalereien bekunden.
Bis heute ist nicht geklärt, aus welchem militärischen Grund die Legion Condor die Stadt überhaupt bombardierte. In einer Umfrage unter den Überlebenden im Jahre 1992 äußerten 38 Prozent der Befragten, sie wüßten auch nach 45 Jahren noch nicht, warum man sie angegriffen hatte.(27) Wahrscheinlich wird dies nie geklärt werden; bisher wurden fünf Gründe genannt:
1. Von deutscher Seite wird in der Regel behauptet, das Hauptziel des Angriffs sei die rund 10 Meter lange Brücke über den Fluß Oca am Stadtrand gewesen, die den Stadtkern mit dem Ortsteil Rentería verbindet, um so den Nachschub für die gegnerischen Fronttruppen zu unterbinden. Allerdings ist die Brücke beim Angriff gar nicht getroffen worden. Stattdessen wurde in Guernica fast alles - eben außer der Brücke - zerstört. Da die republikanischen Truppen überall auf dem Rückzug waren, hätte eine Zerstörung der Brücke nur die Absetzbewegungen unterbunden und so die Kämpfe entlang des Frontverlaufs eher verschärft. Da Guernica rund zwölf Kilometer vom Atlantik entfernt ist, war nicht zu erwarten, daß aus den Fischerdörfern an der Küste (Mudaca, Bermeo) nennenswerte Verstärkungen der republikanischen Seite hätten aufgebracht werden können.(28)
2. Das Ziel des Angriffs konnte auch die Waffenfabrik Unceta südlich der Brücke gewesen sein. Aber deren Gebäude wurden nicht beschädigt. Da Guernica wenige Tage nach dem Luftangriff von den faschistischen Bodentruppen - die über die Rentería-Brücke kamen - eingenommen wurde, wäre eine Zerstörung der Fabrik militärisch kontraproduktiv gewesen. So aber konnten die Nationalisten die Fabrik besetzen und die Waffenproduktion für die eigene Seite fortsetzen, zumal der Waffenfabrikant Rufino Unceta ein Franco-Anhänger war.(19)
3. Die dritte These lautet, Ziele des Angriffs seien das Parlamentsgebäude und der Eichenbaum gewesen. Aber auch sie wurden beim Angriff nicht getroffen. Eine Zerstörung der baskischen Nationalsymbole hätte den militärischen Widerstand im Baskenland anfachen können, das damals zu einem Großteil schon von den faschistischen Truppen besetzt war.
4. Möglicherweise war der Luftangriff eine Vergeltungsaktion für die Lynchjustiz der zivilen Bevölkerung an abgeschossenen Piloten der Legion Condor.(30) Allerdings war in Guernica und seiner näheren Umgebung nie ein deutscher Flieger abgeschossen worden.
5. Von britischer Seite wurde die Ansicht vertreten, mit dem Angriff sei ein Konzept zur Terrorisierung der Zivilbevölkerung erprobt worden.(31) Die wäre die praktische Umsetzung der Strategie des "Totalen Krieges", die 1935 von ex-General Erich Ludendorff entworfen worden war.
Für die letzte Vermutung spricht der umfassende Munitionseinsatz und die Dauer des Angriffs sowie das Verhalten der Piloten, die im Tiefflug Frauen und Kinder gezielt erschossen. Außerdem erfolgte am 30. April 1937 ein ähnlicher Angriff gegen die Gemeinde Gálcadano: "Gegen 4 Uhr 30 nachmittags überflogen 24 Bombardierungsflugzeuge, begleitet von sechs Jagdflugzeugen, die zwölf Kilometer von Bilbao entfernte Ortschaft Gálcadano und warfen auf sie rund dreihundert Bomben ab, darunter einige Brandbomben. Die Jagdflugzeuge stießen bis auf vierzig Meter Höhe herunter und beschossen die auf die Felder fliehende Zivilbevölkerung mit Maschinengewehren. 25 Häuser und mehrere in der Umgebung gelegene Fichtenhaine wurden durch Feuer zerstört. In Gálcadano und Umgebung wurden zahlreiche Brandbomben mit der Aufschrift "Berlin-Rheinsdorf 1936. Heil Hitler!" gefunden."(32)
[...] Die faschistische Putschregierung wies jede Verantwortung von sich, so daß nie geklärt werden konnte, ob auch spanische Piloten beim Angriff auf Guernica beteiligt gewesen waren. Wenige Stunden nach dem Angriff behauptete General Queipo de Llano in einer Rundfunkansprache, die roten Truppen hätten bei ihrem Rückzug die Stadt mit Dynamit in die Luft gejagt.(35) Dabei wurde der Umstand, daß unter dem Trümmerschutt zunächst nur wenige Bombentrichter auszumachen waren, zur Desinformation ausgeschlachtet, als hätten die Einwohner ihre eigene Stadt mutwillig in Brand gesteckt und sich gegenseitig umgebracht. Einige Tage später bestritt das Hauptquartier der faschistischen Truppen erneut jede Beteiligung an der Bombardierung von Guernica. Die Stadt sei "kein militärisches Ziel",(36) vielmehr wurde versichert, "daß der schnelle Vormarsch der Nationalisten an der Baskenfront am Dienstag und Mittwoch ohne Luftwaffe und ohne Artillerie durchgeführt worden sei. Regen und Nebel hätten den Einsatz dieser Waffen verunmöglicht." Dies stimmte, zumal der Angriff auf Guernica am Montag bei klarer Sicht erfolgt war.(37) Auch die Gegenseite verbreitete Falschmeldungen. So erklärte eine Delegation der autonomen baskischen Provinzregierung, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs weit entfernt in Barcelona aufhielt, die Eiche und das Parlamentsgebäude seien vernichtet worden.(38)
Als in der Nacht nach dem Angriff die ersten Meldungen über die Zerstörung von Guernica in Berlin eintrafen, wollte Reichskriegsminister Generalfeldmarschall Werner von Blomberg vom Oberkommando der Legion Condor wissen, wer für den Angriff verantwortlich sei. "Keine Deutschen!" wurde ihm wahrheitswidrig erklärt.(39) Dabei hatte Generalmajor Sperrle in seinem Funkspruch Nr. 203 am Abend des 26. April nach Berlin gemeldet: "Sämtliche fliegende Verbände der Legion Condor in mehrmaligem Einsatz Angriff auf zurückgehenden Gegner auf Straßen nördlich Monte Oiz und auf Brücke und Straßen ostwärts Guernica."(40) Zufällig waren Korrespondenten der britischen Tageszeitungen Times und Daily Express in der Nähe von Guernica, die sofort zum Ort des Geschehens eilten, um ihre Berichte über den Luftangriff anzufertigen. Der Times-Artikel wurde am 28. April veröffentlicht und provozierte sofort ein weltweites Medienecho.(41) Ein militärisch unbedarfter Reuters-Korrespondent trug anfangs zur Verwirrung bei, in dem er aus einem Angriff mit dem Flugzeugtyp Ju 52 eine Attacke von zweiundfünfzig Junkers-Flugzeugen machte.(42)
In Deutschland war der Einsatz der Legion Condor zunächst als "Geheime Reichssache" apostrophiert gewesen. Mit der Zunahme der Gefallenen, mußte diese Geheimhaltungspraxis aufgegeben werden. In der Folgezeit ereiferten sich über vierzig NS-Schriftsteller (Werner Beumelburg und Heinz Bongartz alias Jürgen Thorwald etc.) mit heroischen Erzählungen über den Spanieneinsatz. Als Reaktion auf die britische Berichterstattung fertigte die deutsche Seite eigene Propagandaberichte an, die jede Verwicklung in den Luftangriff abstritten. In einem Wochenschau-Bericht hieß es: "Das sind die Ruinen der altspanischen Stadt Guernica wenige Stunden nachdem die bolschewistischen Mordbrenner von den nationalen Truppen vertrieben worden waren. Die jüdische Lügenpresse behauptete, deutsche Flugzeuge hätten die Stadt bombardiert. Jedoch mußte die internationale Weltpresse diese Meldung sehr bald als Pressemanöver der Bolschewisten brandmarken, welche selbst die gesamte Stadt beim Verlassen Haus für Haus niedergebrannt hatten."(43) Als der deutsche Botschafter in Großbritannien, Joachim von Ribbentrop, unvorsichtigerweise vorschlug, eine internationale Untersuchungskommission könne ja nach Guernica fahren, um vor Ort nach der wahren Täterschaft zu suchen, wurde die Legion Condor sofort aktiv. Der bei dem Angriff beteiligte Oberleutnant Karl von Knauer berichtete später: "Es wurden von der Legion Condor Feuerwerker nach G. beordert, die sämtliche Reste von Schwanzflossen der Bomben, Blindgänger etc. entfernten. Danach erhielt Botschafter Ribbentrop die Nachricht, daß jederzeit eine Kommission nach G. kommen könne."(44)
Aus: "Guernica - Geschichte eines Luftangriffs" Von Gerhard Piper (Der Beitrag von Gerhard Piper ist erschienen in: antimilitarismus information 7-8/2003, S. 68-83.)
Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Kriegsgeschichte/piper.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Kriegsgeschichte/piper.html)
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Quote[...] Der Luftangriff auf Gernika im April 1937 durch deutsche Kampfflugzeuge war eine militärische Operation während des Spanischen Bürgerkrieges und nach heutiger Auffassung das erste große Kriegsverbrechen der Luftwaffe der Wehrmacht. Geleitet wurde der Angriff von Wolfram von Richthofen.
Kurz nach Bekanntwerden der Operation entwarf Pablo Picasso sein Monumentalgemälde Guernica, welches in schwarzen, grauen und weißen Farbtönen den Schrecken jenes Apriltages zeigt. Dieses Bild gilt bis heute als unübertroffene Anklage gegen den Krieg.
Aus: "Luftangriff auf Gernika" (04/2007)
http://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriff_auf_Gernika (http://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriff_auf_Gernika)
Quote[...] Nach offizieller Darstellung geht es um Friedenssicherung. Zugleich ist von Rohstoffinteressen die Rede. Die Weltmächte konkurrieren im Sudan um das begehrte Erdöl und andere Rohstoffe.
Das Bundeswehr-Mandat umfasst auch zukünftig den Einsatz von bis zu 75 Soldaten, die im Schwerpunkt zur Wahrnehmung von Militärbeobachteraufgaben und in für UNMIS gebildeten Stäben und Hauptquartieren eingesetzt werden.
Die Unionsfraktion erwirkte offenbar eine Beschränkung dieses Mandats auf den Südsudan. Ein Einsatz in der sudanesischen Westprovinz Darfur sollte damit ausdrücklich ausgeschlossen werden. Paradoxerweise begründete dann aber der CSU-Abgeordnete Hans Raidel in der Bundestagsdebatte den Bundeswehr-Einsatz im Südsudan mit der Situation in Darfur: "Wer den Menschen im Sudan, insbesondere in Darfur helfen will, muss dem Antrag der Regierung auf Beteiligung deutscher Soldaten an UNMIS zustimmen", so Raidel. UNMIS ist der Einsatz im Südsudan, der internationale Militäreinsatz in Darfur firmiert unter der Bezeichnung AMIS.
Raidel griff die sudanesische Zentralregierung scharf an. "Natürlich wissen wir, dass es sich nicht nur um einen Bürgerkrieg zwischen Rebellengruppen handelt, sondern dass die Regierung für viele Gräueltaten selbst verantwortlich und insgesamt unzuverlässig ist. Für alle Friedensbemühungen der UNO und der Afrikanischen Union und anderer zeigt sie – positiv dargestellt - nur eine mangelnde Kooperationsbereitschaft. Im Prinzip sabotiert sie alle Friedenspläne und hält sich nicht an bereits geschlossene Abmachungen." Selbst wenn in einzelnen Bereichen Fortschritte hätten erzielt werden können, sei das geschlossene Friedensabkommen weiter wacklig und in vielen Punkten in seiner Wirksamkeit fraglich. "Die Überwachung des Abkommens gestaltet sich sehr schwierig. Das gilt auch für die Auflösung beziehungsweise Rückführung der Truppen."
[...] Laut Statistik gehöre Sudan zwar zu den ärmsten Ländern der Welt (LLDC), doch verfüge das Land "über große Naturreichtümer, die nur ansatzweise erforscht beziehungsweise erschlossen sind. Dazu zählen reiche Bodenschätze wie Öl, Gold, Kupfer und andere Erze und Mineralien". Gnodtke und Neumann machen eine "regional fehlgesteuerte Wirtschaftspolitik" und Mangel an nationalem gesamtwirtschaftlichen Gestaltungswillen dafür verantwortlich, dass lange Zeit "eine effiziente Nutzung dieser Ressourcen" verhindert worden sei.
Mit Abschluss des Friedensabkommens habe sich "das Interesse westlicher Investoren an Handel und Geschäft mit Sudan wieder deutlich belebt". Zwar dämpften bestehende Handelssanktionen insbesondere der USA noch den Zulauf. "Gleichwohl nähren die jüngsten Entwicklungen die Hoffnung auf einen positiven Verlauf des Friedensprozesses und damit mittelfristig auf die volle Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen mit Afrikas flächengrößtem Staat."
Sudan verfolge seit Mitte der 1990er Jahre in Zusammenarbeit mit dem IWF ein wirtschaftliches Reformprogramm zur Modernisierung und marktwirtschaftlichen Orientierung des Landes. "Privatisierung, Liberalisierung und Diversifizierung der Wirtschaft sind Eckpfeiler dieser Reformstrategie", heißt es in dem Papier der deutschen Botschaft. Ein 1999 verabschiedetes Investitionsfördergesetz biete zudem verstärkte steuerliche Anreize, Zollerleichterungen und "Investitionsgarantien für ausländische Investoren" und stelle sie inländischen Investoren gleich. "Es kann im regionalen Vergleich durchaus bestehen."
Der Aufschwung habe sich fortgesetzt, "und zwar wesentlich assistiert durch unerwartet hohe Einnahmen aus dem Ölexport", heißt in dem undatierten Papier der Botschaft. Investoren sollten nach Auffassung der deutschen Botschaft insbesondere die Entwicklung in der Landwirtschaft verfolgen. Wichtigster "Wachstumssektor" und Motor der industriellen Entwicklung Sudans sei inzwischen der Ölsektor.
Pipeline- und Raffineriekapazitäten würden ausgebaut. Die Erschließung neuer Felder werde mit Nachdruck vorangetrieben. "Der Sektor zieht derzeit im up- und downstream-Bereich die größten ausländischen Investitionen an, zumeist noch aus Asien."
Für Investoren biete der gewaltige Aufbaubedarf des Landes insgesamt "vielfältige Investitionschancen" in fast allen Regionen und Wirtschaftsbereichen des Landes. Auch deutsche Investoren sollten in jedem Fall die Entwicklung im Sudan aufmerksam verfolgen und noch stärker als bisher auf mögliche Beteiligungschancen prüfen. Es bestünden berechtigte Hoffnungen auf eine positive Trendwende – "diese Chance darf keinesfalls verpasst werden", empfiehlt die deutsche Botschaft.
[...] "German-Foreign-Policy" wirft in einem Bericht vom 14. Dezember 2006 den Grünen vor, sie wollten das deutsche Militärkontingent im Sudan verstärken. Sie entsprächen damit "Forderungen Washingtons". Beabsichtigt sei der Sturz des sudanesischen Regimes. Der Afrika-Experte Helmut Strizek habe gesagt, Berlin habe "im Verein mit Menschenrechtsorganisationen" der durch Rohstofffunde und geostrategische Interessen motivierten US-Politik ein "linkes Deckmäntelchen" verschafft.
Für eine Ausweitung des Bundeswehreinsatzes im Sudan hätten sich auch der deutsche Verteidigungs- und Außenminister, sowie die Entwicklungshilfeministerin ausgesprochen. Allerdings gebe es auch Stimmen gegen eine Ausweitung des militärischen Engagements.
Aus: "Erdöl-Interesse oder Friedenssicherung? - Bundestag stimmt mit 90 Prozent-Mehrheit für Bundeswehr-Einsatz im Sudan" (27. April 2007)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=15851 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=15851)
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http://de.wikipedia.org/wiki/Sudan (http://de.wikipedia.org/wiki/Sudan)
Quote[...] Das Pentagon hat eine Studie über die psychische Gesundheit der amerikanischen Soldaten im Irak veröffentlicht. Was die Befrager bei ihren Nachforschungen fanden, war «nicht immer angenehm anzusehen». Das sagte Ward Castell, ein hoher Beamter des Pentagon in Washington. Die Resultate der Studie stünden zum Teil in deutlichem Gegensatz zu den Regeln, die von den Soldaten eingehalten werden sollen.
So fanden die Spezialisten heraus, dass ein Drittel der Uniformträger die Ansicht vertritt, dass Folter erlaubt sein sollte, wenn sie dazu beitrage, Informationen über Aufständische und Terroristen zu beschaffen. Rund 40 Prozent der Soldaten erklärten, dass sie den Einsatz solcher Mittel, die illegal sind, billigten, wenn auf diese Weise das Leben eines anderen Soldaten gerettet werden könnte. Darüber hinaus gaben zwei Drittel der Marines und die Hälfte der Armeesoldaten an, dass sie ihre Vorgesetzten nicht davon unterrichten würden, wenn sie Misshandlungen von Zivilisten oder die Zerstörung von Privateigentum beobachten würden. Weniger als die Hälfte hält es für notwendig, Zivilisten mit Würde und Respekt zu behandeln.
Da aus dem Untersuchungsbericht nicht erkennbar wird, wie oft die Soldaten ihre Ansichten in Handlungen umsetzen, zieht Generalmajor Gale Pollock, die amtierende oberste Militärärztin der Armee, einen positiven Schluss. Da die Soldaten offenbar ihren Vorstellungen nur selten Taten folgen liessen, zeige sich, dass die Führung der Streitkräfte funktioniere: «Sie foltern keine Leute», sagte sie. Dagegen nahmen Vertreter von Menschenrechtsgruppen andere Bewertungen vor. So nannte ein Sprecher der American Civil Liberties Union die Ergebnisse der Studie «erschütternd». Sie machten deutlich, dass die Soldaten nicht angemessen ausgebildet und beaufsichtigt würden.
Es ist bereits das vierte Mal seit dem Beginn des Irak-Krieges im Jahre 2003, dass eine solche Studie über die geistige Einstellung der Soldaten durchgeführt wurde. Die neue Untersuchung schloss erstmals auch die Befragung von Marines sowie ethische Fragen ein, die zuvor nicht gestellt worden waren. Wie es heisst, wurden diese auf ausdrücklichen Wunsch von General George Casey aufgenommen, der bis Februar amerikanischer Oberbefehlshaber im Irak war und seither Stabschef der Armee ist.
Aus der Studie geht hervor, dass psychische Probleme mit der Häufigkeit des Einsatzes und seiner jeweiligen Länge grösser werden. Zu ihnen gehören Kampf-Traumen und Depressionen. Dieses Ergebnis hat im Pentagon besondere Aufmerksamkeit gefunden, weil mit der zunehmenden Länge des Krieges nicht nur die Häufigkeit der Einsätze, sondern auch deren jeweilige Dauer für Tausende von Soldaten erhöht wurden.
Die Verfasser der Studie, Oberst Carl Castro und Major Dennis McGurk, beide Psychologen, tragen vor, dass die Belastungen der Soldaten im Irak in gewisser Weise grösser seien als die der Kampftruppen im Zweiten Weltkrieg. Eine grosse Zahl der Soldaten und Marines sei auf Monate hinaus jeden Tag für zehn bis zwölf Stunden in Kampfhandlungen verwickelt. Zu keiner Zeit der amerikanischen Militärgeschichte sei von den Soldaten ein vergleichbarer Fronteinsatz verlangt worden. Im Gegensatz zu früheren Konflikten gebe es im Irak auch keine sicheren Bereiche. «Im Irak ist die Front überall», schreiben die Autoren.
Aus: "Der Krieg im Irak fördert brutales Verhalten der US-Soldaten" Gerd Brüggemann, Washington (6. Mai 2007, NZZ am Sonntag)
Quelle: http://www.nzz.ch/2007/05/06/al/articleF5R2X.html (http://www.nzz.ch/2007/05/06/al/articleF5R2X.html)
Quote[...] Wer der irakischen Bevölkerung ein Recht zum Widerstand gegen die anhaltende Besatzung ihres Landes zubilligt, wird von Kriegsbefürwortern schon gern einmal als "Terroristenunterstützer" bezeichnet. Dies dürfte im Falle des pensionierten britischen Generals Hugh Michael Rose, der eben dies in einem Interview gegenüber dem britischen Sender BBC sagte, deutlich schwerer fallen.
Aus: "Recht zum Widerstand: Früherer britischer General spricht Klartext" (05.05.2007)
Quelle: http://www.freace.de/artikel/200705/050507a.html (http://www.freace.de/artikel/200705/050507a.html)
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Quote[...] Insurgents in Iraq are right to try to force US troops out of the country, a former British army commander has said.
Gen Sir Michael Rose also told the BBC's Newsnight programme that the US and the UK must "admit defeat" and stop fighting "a hopeless war" in Iraq. Iraqi insurgents would not give in, he said. "I don't excuse them for some of the terrible things they do, but I do understand why they are resisting."
[...] Sir Michael has written a book drawing similarities between the tactics of insurgents and George Washington's men in America's War of Independence. He told Newsnight: "As Lord Chatham said, when he was speaking on the British presence in North America, he said 'if I was an American, as I am an Englishman, as long as one Englishman remained on American native soil, I would never, never, never lay down my arms'. "The Iraqi insurgents feel exactly the same way."
From: "Insurgents 'right to take on US'" (bbc.co.uk; 03 May 2007)
Source: http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/6618075.stm (http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/6618075.stm)
Quote[...] Bis zu 200.000 Euro kostet ein Versorgungsflug für die Bundeswehr in Afghanistan. Das rügte jetzt der Bundesrechnungshof. Insgesamt hätten sich die Kosten zwischen 2003 und 2005 auf 100 Millionen Euro belaufen. Derweil gehen die Kämpfe in Afghanistan unvermindert weiter, drei deutsche Soldaten sollen in den Süden des Landes verlegt werden.
Obgleich es anderslautende Empfehlungen gab, seien die Transporte über andere Verkehrswege seit 2002 weiter verringert worden. Per Schiff und LKW könnten jedoch eine Reihe von Gütern zu einem Zehntel des Preises transportiert werden, so die Rechnungsprüfer. So stehen laut Zeitungsberichten zwei Antonow-Transporter stets startbereit für die Bundeswehr auf dem Flughafen Leipzig. Sie gehörten einer Tochter der Wolga-Dnepr-Gruppe mit Antonow Airways, die im Jahre 2006 eine Umsatzsteigerung von 54 Prozent erreichen konnte.
Unterdessen deutet sich an, daß die Entsendung der Bundeswehr-Tornados in das afghanische Kriegsgebiet erst der Anfang einer stärkeren Beteiligung der Bundeswehr an den Kämpfen sein könnte. Wie die ,,Welt am Sonntag" berichtet, hat das Verteidigungsministerium die Entsendung von drei Mann in den Süden des Landes am Hindukusch genehmigt. Sie sollen ,,bei der lokalen Bevölkerung für mehr Akzeptanz für die Internationale Schutztruppe ISAF werben". Die weitere Begründung – der Einsatz sei ,,unabweisbar" und bedeutend für den Erfolg der Gesamtmission – wirken wie auf das Bundestagsmandat zugeschrieben.
Zeitlich parallel aber medial wesentlich stärker betont wurde dagegen die Ablehnung einer Bitte der afghanischen ,,Regierung" nach Entsendung von 19 deutschen Soldaten als Begleitung für jetzt ausgebildete afghanische Militärs.
Erst jüngst hatten die Besatzer die Auseinandersetzungen erneut eskaliert. So wurden bei Luftangriffen nach ersten Angaben aus Kabul 70 Menschen getötet – die US-Seite sprach sogar von 136 gefallenen Taliban – alleine 50 davon in der bislang ruhigen Provinz Herat. Menschenrechtsorganisationen sprechen von 1600 obdachlos gewordenen Familien. Inwieweit für die Angriffe Aufklärungsbilder der Bundeswehr verwendet wurden, ist unbekannt.
Der afghanische Widerstand meldet derweil für die letzten Tagen Angriffe in verschiedenen Provinzen. Dabei sei eine unbekannte Anzahl von Regierungssoldaten und Besatzern gefallen. Für die eigenen Truppen wurden lediglich Verwundete eingeräumt. Nachprüfbar ist die Zahl nicht.
Aus: "100 Millionen Steuergelder für Afghanistan-Abenteuer" - Rechnungshof rügt Praxis der Lufttransporte / Drei Bundeswehr-Soldaten nach Süd-Afghanistan abkommandiert - Von Paul Müller (Veröffentlicht: 7. Mai 2007)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=07052007ArtikelPolitik2 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=07052007ArtikelPolitik2)
Quote[...] Wien. Manche Dinge scheinen sich nie zu ändern: Es war ausgerechnet der ehemalige General Dwight D. Eisenhower, der in seiner Abschiedsrede als US-Präsident am 17. Jänner 1961 vor der Macht des militärisch-industriellen Komplexes warnte. Die zunehmende Verflechtung von Rüstungsindustrie und Politik könne sich, so Eisenhower, zu einer Gefahr für die Demokratie auswachsen.
Man muss ja nicht gleich so schwarz sehen wie der legendäre US-General, die besondere Lichtscheu von Rüstungsgeschäften aller Art ist dennoch bemerkenswert. Offensichtlich ist es auch in westlichen Demokratien ein Ding der Unmöglichkeit, dass militärische Beschaffungen stattfinden, ohne in ein schiefes Licht zu geraten. Fast immer erhebt irgendwer zumindest den Vorwurf von Korruption, Schiebung oder sonstiger unsauberer Geschäftspraktiken. Und nicht selten finden die gerichtlichen Verfolgungsbehörden dafür auch entsprechende Anhaltspunkte.
Rüstungsgeschäfte sind eben doch kein Geschäft wie jedes andere auch. Dazu fehlt es sowohl auf der Angebotsals auch auf der Nachfrageseite am gemeinhin üblichen Wettbewerb: Die Branche – Sicherheit im weitesten Sinne – ist nun einmal auf Produzenten- und Käuferseite einzigartig Staaten-zentriert.
Österreich steht mit seinem Untersuchungsausschuss zum politisch heftig umstrittenen Eurofighter-Kauf in Europa keineswegs alleine da. Ein kurzer Rundblick zeigt eine ganze Reihe von aktuellen Rüstungsgeschäften, die – ob berechtigt oder nicht, sei hier dahingestellt – in einem schiefen Licht stehen.
Die – zumindest aus österreichischer Sicht – höchsten Wellen schlägt derzeit der Korruptionsverdacht bei einem Gripen-Geschäft Schwedens mit Tschechien. Mehrere Medien haben Ende Februar den Vorwurf erhoben, die Hersteller-Firma Saab sowie das britisch-schwedische Verkaufskonsortium Gripen International hätten tschechische Parlamentarier bestochen, um das Abfangjäger-Geschäft für Schweden an Land zu ziehen. Die dortige Staatsanwaltschaft ermittelt – und will dabei auch die Rolle von Saab bei der österreichischen Ausschreibung der Draken-Nachfolger untersuchen.
Medien berichten auch von einer Verwicklung des österreichischen Rüstungslobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly, Ehemann von Ex-Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat. Dieser weist die Vorwürfe jedoch zurück. Möglich, dass Mensdorff-Pouilly demnächst vor den U-Ausschuss geladen wird.
Politischen Sprengstoff für den britischen Noch-Premier Tony Blair birgt ein Rüstungsauftrag aus Saudi-Arabien. Die britische Rüstungsfirma BAE Systems steht im Verdacht, saudische Vertreter bestochen zu haben, um sich einen Auftrag über 72 Eurofighter-Kampfjets zu sichern.
Angeblich hat die Regierung Blair Druck auf die Anti-Korruptionsbehörde ausgeübt, auf dass diese Schweizer Konten mit angeblichen Verbindungen zur saudischen Königsfamilie nicht näher untersucht. Die Saudis sollen andernfalls mit einem Platzen des 15 Milliarden Euro schweren Deals gedroht haben. Daraufhin erklärte Blair die Untersuchungen aufgrund nationaler Interessen für beendet. Londoner Druck soll es auch auf den Vorsitzenden der Anti-Korruptionsbehörde der OECD, den Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth, geben, der sich ebenfalls der Verdachtslage angenommen hatte.
Im März hat das slowenische Parlament einen Untersuchungsausschuss zum umstrittenen Kauf von 135 Radpanzern des finnischen Rüstungskonzerns Patria im Wert von 280 Millionen Euro beschlossen. Dieser war von der Regierung im Dezember 2006 entschieden worden. Die Opposition vermutet Korruption und Vetternwirtschaft. In Slowenien genügt ein Drittel der Abgeordneten zur Einsetzung eines U-Ausschusses. Die Vorwürfe lauten auf Intransparenz bei der Höhe des Kaufpreises sowie Unklarheiten bei Auftragsvergabe. Als Revanche überlegt nun die Regierung, einen U-Ausschuss für sämtliche Rüstungsgeschäfte seit 1994 einzusetzen.
Im März 2006 hat die französische Justiz Hausdurchsuchungen am Pariser Sitz des europäischen Rüstungskonzerns EADS sowie der Privaträume eines hohen Generals sowie des Ex-Geheimdienstkoordinators im Verteidigungsministerium durchgeführt. Beim Verkauf von sechs Fregatten des französischen Rüstungskonzerns Thomson an Taiwan Anfang der 90er Jahre sollen riesige Summen Schmiergelder geflossen sein.
Aus: "Kein Geschäft wie jedes andere" Von Walter Hämmerle (wienerzeitung.at; 05/2007)
Quelle: http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3858&Alias=wzo&cob=283018 (http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3858&Alias=wzo&cob=283018)
Quote[...] Dass Soldaten bei einem Einsatz Anfang März 19 Menschen erschossen und 50 weitere verletzt hätten, sei ein «schrecklicher Fehler» gewesen.
John Nicholson, Befehlshaber der US-Truppen im Osten Afghanistans, bat die Angehörigen der Opfer am Dienstag im Namen der Vereinigten Staaten um Entschuldigung. Nach seinen Angaben hat das US-Militär den Familien jeweils etwa 2000 Dollar als Entschädigung gezahlt.
Aus: "US-Militär entschuldigt sich für Tötungen von Zivilisten" (08.05.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?startpage=1&ObjectID=6CD03F01-1422-0CEF-7032C5AC4652B30E (http://www.baz.ch/news/index.cfm?startpage=1&ObjectID=6CD03F01-1422-0CEF-7032C5AC4652B30E)
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Quote[...] Kabul - Die NATO geht Berichten über zahlreiche zivile Opfer bei Kämpfen im Westen Afghanistans nach. Der Chef der ISAF-Schutztruppe, General Dan McNeill, betonte allerdings, nur Aufständische, die geschossen hätten, seien Ziel der Angriffe gewesen. Die US-geführten Truppen hatten erklärt, bei den Kämpfen im Serkoh-Tal in der vergangenen Woche seien 136 mutmaßliche Taliban getötet worden. Nach afghanischen Angaben kamen 51 Zivilpersonen ums Leben. Der Sprecher der UNO in Afghanistan, Adrian Edwards, erklärte am Freitag, eine Untersuchung habe ergeben, dass bis zu 49 Zivilpersonen getötet worden seien. 900 Familien seien vor den Kämpfen geflohen.
Afghanistans Präsident Hamid Karzai hat sich darüber beschwert, dass bei ihren Kämpfen immer noch Zivilisten sterben. "Wir können zivile Opfer und die Art, wie sie ausgelöst werden, nicht mehr hinnehmen", sagte Karzai am Mittwoch nach Gesprächen mit den Verantwortlichen der NATO und der US-geführten Koalition sowie Vertretern der US-Botschaft, der Vereinten Nationen und der Europäischen Union in Kabul. Es werde "ärgerlich" für sein Land. Die Last für Afghanistan sei zu groß, "und wir sind sehr unzufrieden".
Er hoffe, dass die Weltgemeinschaft zusammen mit der afghanischen Regierung "einen Mechanismus" finden könne, um "Kollateralschäden" und Opfer unter der Bevölkerung zu vermeiden, sagte der Staatschef. Afghanistan sei sich darüber im Klaren, dass es ohne die Hilfe der internationalen Gemeinschaft "nicht vom Terrorismus befreit wäre". Andererseits sei es - fünf Jahre nach dem Einmarsch der US-geführten Truppen - "schwierig" für sein Land, immer noch Opfer in der Bevölkerung hinnehmen zu müssen.
Allein am Wochenende kamen nach afghanischen Angaben bei Kämpfen im Westen des Landes mindestens 42 Zivilisten ums Leben, unter ihnen zahlreiche Frauen und Kinder. Weitere 55 Zivilisten seien verletzt worden, teilte ein Sprecher des Gouverneurs der Provinz Herat mit. Nach Angaben der US-Armee wurden bei den Kämpfen 136 Taliban getötet, Zivilisten seien nicht zu Schaden gekommen. (APA/Reuters/AP)
Aus: "NATO untersucht Berichte über zivile Opfer" (04. Mai 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2865300 (http://derstandard.at/?url=/?id=2865300)
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Quote[...] Bei einem Luftangriff zur Unterstützung von Nato-Truppen sind im Süden Afghanistans mindestens 21 Zivilpersonen getötet worden. Das sagte der Gouverneur der Provinz Helmand, Assadullah Wafa. Taliban-Kämpfer hätten bei Kämpfen im Bezirk Sangin in Häusern von Bewohnern Zuflucht gesucht, sagte der Gouverneur.
Unter den Toten des Luftangriffs durch "ausländische Truppen" seien auch Frauen und Kinder. Der Gouverneur konnte nicht sagen, ob der Angriff von Nato-Truppen oder von Truppen der US-geführten Koalition geflogen wurde.US-Militärsprecher Major William Mitchell erklärte, ihm lägen keine Berichte über zivile Opfer vor. Es sei aber eine "bedeutende" Anzahl feindlicher Kämpfer getötet worden. Ein Bewohner des betroffenen Gebiets erklärte, fünf Häuser seien in dem Dorf Soro bei dem Luftangriff zerstört worden. Dabei seien 38 Menschen getötet und mehr als 20 verletzt worden. Der Bezirk Sangin ist eines der Zentren der Opium-Produktion in Afghanistan.
Erst tags zuvor hatten sich die US-Truppen dafür entschuldigt, dass Marineinfanteristen im März bei einem Einsatz 19 Zivilisten getötet und 50 verwundet hatten. Die betroffenen Familien bekommen eine Entschädigung. Die Soldaten hatten wahllos um sich geschossen, nachdem neben ihrem Konvoi eine Bombe explodiert war.
Aus: "Afghanistan: Mehr als 20 Zivilisten sterben bei Luftangriff" (Mittwoch, 9. Mai 2007; AP/Reuters/AFP/cn)
Quelle: http://www.morgenpost.de/desk/861013.html (http://www.morgenpost.de/desk/861013.html)
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Quote[...] man müsse "dafür Sorge tragen, dass in Zukunft derartige Operationen nicht mehr in dieser Art und Weise stattfinden". Er habe darüber bereits mit Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer gesprochen.
Aus: "Zivile Todesopfer nach US-Angriff in Afghanistan: "Das ist genau der falsche Weg"" (14.05.2007)
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6748192_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6748192_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html)
Quote[...] In seinem Land zählte er zur Unterschicht – und so war Arthur Watson wohl empfänglich für die Versprechen der Rekrutierungsoffiziere, die in schneidigen Uniformen vor seiner Highschool standen. »Wir können dir das Leben in der Gosse ersparen«, versprachen sie. »Ich danke diesen Jungs noch heute dafür«, sagt Watson. Dann kippt seine Stimme weg, die Schmerzmittel machen müde.
Arthur Watson, Afroamerikaner aus dem Bundesstaat Georgia, ging mit der Armee einen Handel ein: Er riskiert sein Leben, sie bietet ihm eine Ausbildung. Das Heer schickte ihn als Lastwagenfahrer in den Irak. Die Truppen dort sollte er mit Lebensmitteln versorgen. Bei den ersten zwei Angriffen Aufständischer hatte Watson Glück. Die dritte Granate zerfetzte sein rechtes Bein. Nur an Hautfetzen hing es noch an seinem Körper – Watson sah, wie die Knochen aus dem Fleisch ragten. Er spürte Granatsplitter im Rücken und Granatsplitter im Gesäß, und er glaubte zu sterben. Dann verlor er das Bewusstsein.
24 Stunden später erwachte Arthur Watson in Landstuhl, Deutschland. Mit einem Frachtflugzeug der Armee hatte man ihn aus dem Irak in das U. S. Medical Center, das größte Militärkrankenhaus außerhalb der USA ausgeflogen. Als er auf einer Trage ausgeladen wurde, beugte sich ein Seelsorger mit violetten Gummihandschuhen über ihn und sagte: »God bless you.« Andere Betreuer hielten Tüten mit Gummibärchen bereit – eine Spende der amerikanischen Bevölkerung für die Heimkehrer.
Eine moderne, aber auch surreale Rettungslogistik ist im US-Militärhospital in Landstuhl zu besichtigen.Sie arbeitet mit Hightech, und sie bietet den Verwundeten, die aus der Hölle kommen, die Idylle eines Kinderzimmers. Via E-Mail werden dem Krankenhaus von der Front schon die Kranken-be-richte geschickt, per Videoschaltung konferieren die Ärzte mit ihren Kollegen im Gefechtsfeld. Währenddessen laufen Betreuer mit Hunden herum. Das ist Teil des PVT – des Pet Visitation Program, um den traumatisierten Patienten zu signalisieren, dass sie nicht mehr an der Front sind.
Watson ist erst 21 Jahre alt, und er wirkt jetzt stolz wie ein Kind, weil er zwei Zehen wieder ein wenig bewegen kann. »Die Ärzte haben hier alles getan«, sagt er. Schrauben, Platten und Spieße stecken in seinem Bein. Wenn er sich aufrichten will, muss er auf einen Knopf drücken, damit ihn das Krankenbett in eine bequeme Position bringt. Watson verzerrt dabei das Gesicht vor Schmerz, und er befürchtet, nie wieder richtig laufen zu können.
Was er von diesem Krieg im Irak hält? Arthur Watson, warnt die Pressesprecherin, sei zu traumatisiert, um auf diese Frage zu antworten. Die Ärzte befürchten, dass die Explosion der Granate auch sein Gehirn beschädigt haben könnte. Einen Patienten mit TBI nennen sie ihn jetzt – das steht für traumatic brain injury und ist eine der vielen Abkürzungen, mit denen die Armee die Realität des Krieges verschleiert. Etwa 3000 US-Soldaten erlitten so wie Watson Hirnverletzungen. Die Soldaten können sich mit ihren Helmen aus Kevlar zwar davor schützen, dass Splitter in ihren Kopf dringen. Doch wenn neben ihnen Sprengfallen explodieren, dann wird dabei das Gehirn unterm Helm durch die Schockwellen gefährlich hin und her geschüttelt. »Ich bin jetzt näher bei Gott«, sagt Watson, ehe er wegdämmert.
Watson liegt jetzt auf der ICU, der intensive care unit. Knapp 7800 Kriegsverwundete aus dem Irak und Afghanistan sind hier in Landstuhl versorgt worden, ein Drittel davon mit schweren Hirnverletzungen. Die meisten sind nur kurz hier – und werden dann entweder zurück an die Front oder in amerikanische Armeehospitäler geflogen. Etwa in das Walter-Reed-Hospital, das kürzlich in die Schlagzeilen der US-Presse geriet, weil dort Ratten zwischen den Betten umherrannten. Die Öffentlichkeit bekam dabei auch Einblicke, wie schnell die Helden wieder vergessen werden, denen man hier in Landstuhl das Leben rettet.
Von Kriegsmüdigkeit ist in Landstuhl allerdings nichts zu merken. Ganz im Gegenteil: Soldaten, Geistliche, Krankenschwestern, sie alle versprühen einen Glauben an den »gerechten Krieg« im Irak, und sie verbreiten gleichzeitig den Eindruck einer zivilen Idylle. Auf den Gängen hängen keine martialischen Bilder, wie man sie oft in Kasernen sieht – sondern Nachdrucke von Canalettos Blick auf Venedig und Poster amerikanischer Nationalparks. Die Ärzte tragen zwar Armeestiefel und das Stethoskop über dem Tarnanzug – aber die Frauen haben perfektes, amerikanisches Make-up im Gesicht, als ob sie durch Konzern-eta-gen laufen. Auf den Gängen wird höflich gegrüßt statt salutiert.
Das Elend des Krieges mischt sich fast beiläufig dazwischen. Etwa wenn diese junge, gefasste Soldatin über den Flur geschoben wird – und man erst auf den zweiten Blick sieht, dass ihr gerade ein Bein abgenommen wurde. Oder wenn verweinte Mütter am Gang ihre Kinder trösten – Verwandte dürfen nur dann nach Landstuhl, wenn ihre Angehörigen in höchster Lebensgefahr schweben. We care for our nation's warfighters!, steht auf einem Plakat.
An der Pforte des Krankenhauses haben wieder Soldaten vor mobilen Krankenbetten Aufstellung genommen. Sie wirken routiniert, fast ein wenig gelangweilt, manche ziehen Gummihandschuhe über. In dunkelblau lackierten Rot-Kreuz-Bussen kommen jetzt die Verwundeten, die es am Vortag im Irak erwischt hat. Auf Listen ist in Kürzeln erfasst, wie schwer die Verletzungen sind und aus welcher Region sie eingeflogen werden. OIF – das bedeutet Operation Iraqi Freedom und meint den Irak. OEF – Operation Enduring Freedom bedeutet Afghanistan. SIP, das steht für severely injured persons: junge Männer, die nicht mehr wissen, wer sie sind, weil Granaten Teile ihres Gehirns weggefegt haben. Verbrannte, denen man die Haut ihrer Oberschenkel ins Gesicht verpflanzen muss. Manche lallen nur noch, etwa dieser junge Mann, keine 20 Jahre alt, den sie gerade behutsam aus dem Bus heben. Neben seiner Trage steckt ein Beutel mit Urin und einer mit Blut. Speichel schäumt aus seinem Mund. Er winkt den Seelsorger herbei, weil er die letzten Sakramente will. Ein Soldat ruft: »Intensivstation!«
Militärkaplan James Griffith erkennt man an einem kleinen, schwarzen Kreuz, das auf den Kragen seines Tarnanzuges gestickt ist. Er ist ein sanft sprechender Mann, der für alle Fragen, die dieser Krieg aufwirft, eine Antwort aus der Bibel weiß. »Wir Seelsorger«, sagt er, »sind beliebte Gesprächspartner, weil wir an das Beichtgeheimnis gebunden sind.« Seelsorger unterweisen die Soldaten in Moral und bekämpfen die Brutalisierung, die jeder Krieg mit sich bringt. Die Militärsprache nennt diese Entmenschlichung compassion-fatigue, Ermüdung des Mitgefühls. »In Abu -Ghraib haben sie Seelsorger zu früh abgezogen«, sagt Griffith. Ob es ein gerechter Krieg ist, aus dem die Soldaten kommen? Kaplan Griffith faltet die Hände. »Ja!«
In Raum D302 befindet sich die Kapelle des Hospitals. Jesu Antlitz, aus einer Wurzel geschnitzt, daneben vier Stühle, ein aufgeschlagenes Neues Testament, eine Gebetsbank. Eine junge Mutter entnimmt davor gestapelte Broschüren mit der Aufschrift »Zornig auf Gott« und »Einen Nahestehenden verlieren«. In der Kapelle, provided by Landstuhl Catholic Community, gibt Oberschwester Dawn Garcia ein Interview. Sie sei ein »bewundernswerter Mensch«, hatte die Pressesprecherin versichert. Garcia, breites Lächeln, Tarnanzug, befehligt 80 Krankenschwestern. Immer wieder wird sie an die Presse vermittelt, vielleicht weil sie genau das Bild verkörpert, das die US-Armee gern von sich zeigt: pragmatisch, kampferprobt und doch bereit, auch mal zu -weinen.
»Ich denke nicht an den Krieg. Ich halte den Soldaten die Hand«
Auch Schwester Garcia war im Irak. Sie erzählt, dass sie dort »nur Helden« getroffen habe. Einen Soldaten etwa, der sich auf eine Handgranate warf, um seine Kameraden zu retten. »Alle waren so tapfer«, sagt Garcia, »ich halte ihnen auch mal die Hand. Es sind ja meine Schwestern und Brüder.« Seit 18 Jahren dient sie der Armee. Wenn sie über ihre Zeit im Irak spricht, erzählt sie nicht nur von den Helden, sondern auch von den Übungen, die sie morgens absolvierte, um fit zu bleiben. Sie sagt: »Ich denke nicht an den Krieg. Ich denke lieber an die Pflege der Soldaten.« Kürzlich sei sie durch die Ankunftshalle eines europäischen Flughafens gegangen. Die Soldaten, die dort saßen, seien aufgestanden, um der Krankenschwester zu applaudieren. Garcia sagt: »Ich musste weinen.«
Für die Soldaten hier ist der Irakkrieg offenbar noch immer ein Krieg der Helden. Doch viele wird dieser Krieg verrückt machen. Oberstleutnant Gary Southwell, ein Militärpsychologe, der kürzlich vom Dienst in einem irakischen US-Gefängnis zurückkehrte, ist ein ruhig wirkender Mann. Kein Wort des Zorns entfährt ihm über den Krieg und die vielen Krüppel, die er tagtäglich produziert. Southwells Aufgabe ist es, jenen, die im Irak wahnsinnig geworden sind, zu erklären, doch ganz normal zu sein. »In Wahrheit« ,sagt Southwell, »haben die Jungs auf eine abnormale Situation normal reagiert: mit Stress, Nervosität, Angst. Das ist menschlich.« Diese Verhaltensmuster würden sich nun aber auch im normalen Leben fortsetzen, als posttraumatische Belastungsstörung, wie es in der Fachsprache heißt. »Die Leute werden plötzlich panisch, wenn sie Auto fahren.« Sie sehen auf einmal Tote, wo keine sind. Sie beginnen zu brüllen, zu schwitzen, zu weinen. Solche Traumata müsse man früh erkennen und behandeln. »Schlafmanagement«, »Aggressionsmanage-ment«, »Emo-tions-ma-nage-ment«, sagt Southwell. Doch es gebe »ein Stigma, psychisch krank zu sein«.
Nein, es ist nicht einfach, die gute Stimmung zu verstehen, die die Ärzte hier versprühen. Doch was sonst sollen sie tun? Colonel Stephen Flaberty, der drahtige Direktor des Trauma-Programm, wieder so ein Optimist, obwohl er tagtäglich die zerfetzten Soldaten zusammennähen muss, sagt: »Viele Menschen gaben ihre Körperteile für das Land. Sie wollen kein Mitleid. Sie fragen nicht nach ihren Rechten. Sie glauben, dass das, was sie für ihre Heimat getan haben, wertvoll ist.«
Aus: "Der Tag danach" - In einem Militärkrankenhaus in der Pfalz versammelt die US-Armee ihre schwer verletzten Soldaten. Die Devise: positiv denken! (für DIE ZEIT) Von Florian Klenk (Florian Klenk, geboren 1973, ist Journalist und Jurist. Er arbeitete acht Jahre für die Wiener Stadtzeitung Falter und ist nun Redakteur der ZEIT in Hamburg.
Quelle: http://www.florianklenk.com/2007/04/der_tag_danach.php (http://www.florianklenk.com/2007/04/der_tag_danach.php)
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Quotesysop: Administrator
Nach dem tödlichen Anschlag wird über das Mandat der Bundeswehr in Afghanistan diskutiert. Wie gefährdet sind die deutschen Soldaten im Norden des Landes?
QuoteDunedin 20.05.2007:
Sie sind im ganzen Land gefährdet, denn Besatzer sind nirgendswo willkommen.
QuoteDavid Meerbusch 20.05.2007:
Man darf annehmen dass wer den Beruf des Soldaten ergreift sich des Kerngeschäfts bewusst ist ?!
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Hurra-Press 20.05.2007:
Was soll die Fragestellung? Wie weiß ist ein Schimmel? Sind deutsche Soldaten in Afganistan etwa Miglieder einer Kuschel-Muschel-Reisegruppe von Neckermann? Gut, Verteidigungsminister Jung mag diesen Eindruck mit gespielt deprimierter Miene vermitteln. In der Realität gehört aber Gefährdung zum Geschäft einer Soldatentruppe im Feindesland. Was soll die ganze Heuchelei? Fragen Sie lieber, was haben unsere Soldaten dort zu suchen. Die Antwort lautet: nichts mit und ohne Gefährdung
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Rolf Schmid 20.05.2007:
Das ist doch reinste, unqualifizierte Stimmungsmache gegen die wachsende Zahl der Kritiker dieses - und ähnlicher - BW-Einsätze! Die BW ist noch immer eine reine VERTEIDIGUNGS-Armee! Und DESHALB hat sie in einem Konflikt zwischen den USA und einem anderen Land absolut NICHTS zu suchen! Auch mit der "NATO-Mitgliedschaft" hat dieser Einsatz nicht das geringste zu tun, denn auch die NATO ist, jedenfalls formal, noch immer ein VERTEIDIGUNGS-Bündnis!
Quotewildegans 20.05.2007:
Seitdem unsere Tornadostaffel bei der Suche nach Talibanverstecken hilft, befinden wir uns faktisch im Krieg gegen die Taliban. Da ist es wenig hilfreich von unserer Kanzlerin, von "perfidem Mord" an unseren Soldaten zu sprechen. Wir haben den Status einer reinen Aufbautruppe verlassen, jetzt kommt die Rechnung.
QuoteSpecht 20.05.2007:
Zu keinem Zeitpunkt dieses langen Krieges hat die Bundeswehr dort die Freiheit der Bundesrepublik verteidigt. Sie war und ist Werkzeug der USA-Militärpolitik und sie soll es noch lange bleiben. Deutsche Politiker reden schon vom Jahrzehnt! Sie möchten die Besatzerzeit also mehr als verdoppeln.
Während die Karsai-Marionette ebenso wie die Maliki-Marionette im Irak sich innenpolitisch deutlich abnutzt wollen wir endlos an den Fäden knüpfen, die nicht mehr zugfest sind. Und alles unter einem General Lute, der jetzt Kriegszar der USA für Irak und Afghanistan ist. Wenn der US-Oberbefehl schon vereinheitlicht wird wie weit sind wir von der direkten Teilnahme an der gemeinsamen Niederlage entfernt? Oder gibt es noch jemanden, der diese Niederlage nicht voraussieht? Selbst die britische Regierung sucht sich abzuseilen. Verharren nur die Deutschen in Vasallentreue?
QuoteRincewind 20.05.2007:
Ich möchte mal nach den ganzen Gegenargumenten einiges in Erinnerung rufen: Auch in Deutschland existierten und existieren immer noch "Besatzer" - die ehemaligen Siegermächte z.B. USA und Grossbritannien. Gehen deshalb einige Deutsche los (und seien sie noch so Anhänger des 3. Reiches) und sprengen sich vor den Kasernen, Botschaften und Einrichtungen der ehemaligen Siegermächte in die Luft?
Nein. Warum? Weil eine "Entnazifizierung" und mehr noch eine vernünftige Politik nach dem 2. WK die ehemaligen Feinde zu Freunden und Wirtschaftspartnern gemacht hat. Ich erinnere an Care-Pakete und Wirtschaftshilfe. An amerikanische Soldaten auf LKWs, die mit Kaugummi und Schokolade die Herzen der Kinder erreicht haben. Afghanistan ist eines der kinderreichsten und vom Altersschnitt jüngsten Länder der Welt. Mit einer Politik der "Enttalibanisierung" und etwas mehr Kaugummi, Schokolade und Wirtschaftshilfe ist die Weltgemeinschaft auf dem richtigen Wege.
Eine Änderung der Strategie der Bundeswehr wäre grundfalsch. Grade die natürlich zum Teil gefährliche Nähe zum Volk macht den Unterschied zu den wahren "Besatzern" aus. Was würde es nützen, nur noch in einem Leopard-Panzer über die Märkte in Kunduz zu fahren? Es würde nur Furcht und Hass provozieren.
Quoteimagine 20.05.2007:
[...] Um diesen Beitrag kurz zu halten, zitiere ich Herrn Kolbow aus dem Spon-Artikel wobei dieser nur stellvertretend für all die ähnlichen Sprüche steht: "Eine Verlängerung des Mandats ist verantwortbar" Zitat Ende. Ich schlage dies als Inschrift für die Grabsteine vor.
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Sloopy 20.05.2007
QuoteZitat von interogator
drei zum töten ausgebildete männer haben einen arbeitsunfall erlitten. wer zum militär geht und auch noch freiwillig bei einsätzen mitmacht, der hat sich selbst dafür entschieden zu töten und notfalls getötet zu werden.
Im Grunde haben Sie recht. Es macht mich nur nachdenklich, dass Sie ohne solche "zum Töten ausgebildeten Männer", die unzählbare "Arbeitsunfälle" erlitten, hier nicht frei Ihre Gedanken zum Besten geben könnten, und auch jeden Morgen auf der Arbeit das Führerbild grüßen dürften. Über Krieg und Frieden philosophiert der deutsche Gutmensch oft und gerne ein wenig eigensinnig, aber wenn der Nachbar die Auffahrt zuparkt, ja dann ist Schluß mit Lustig.
QuoteLeoT 20.05.2007:
Wenn ich die Aussagen meiner Vorredner so lese, frage ich mich, ob einige hier überhaupt verstehen, was da passiert. Der Westen hat fundamental versagt. Die Entstehung der Taliban (+ al Quaida und Bin Ladens) ist darauf zurückzuführen, das die USA jene zum Kampf gegen die Ex-Sowjetunion mißbrauchten und sie nach 1989 fallen ließen. Dann wandten sich die Taliban gegen ihre ehemaligen Verbündeten, was nicht verwunderlich ist. In diesem Land wird seit Jahrzehnten Krieg geführt und wer glaubt, man müsse nur mit einem Palmenzweig durchs Gelände, um Frieden zu stiften, der begreift nicht, das man dort das miteinander Reden schon lange verlernt hat.
Man kann die Afghanen nun sich selbst überlassen, wie von vielen hier gefordert und dem massenhaften Mord zusehen und vielleicht nachts gut schlafen - ist ja auch weit weg und zur Not schaltet man den Fernseher aus, wenn Nachrichten laufen. Gut das wissen auch die Radikalen, deswegen kapern sie Flugzeuge, sprengen U-Bahnen, morden "Ungläubige" in deren Heimat.
Was unsere Soldaten in Afghanistan leisten und geleistet haben, ist zu zeigen, dass es auch anders geht, als auf die amerikanische Art. Die wirkliche wirtschaftliche Hilfe beim Neuaufbau, besonders von Schulen und Krankenhäusern und der Wasserversorgung zeigt einen mühsamen Ausweg auch für die Afghanen, den weder Russen noch Amis aufzuzeigen fähig waren. Das sich die deutschen Soldaten auch militärisch schützen, dürften auch die Afghanen verstehen, sie kennen den Krieg besser als jeder hier von uns.
Ja unsere Soldaten sind gefährdet, das ist nun mal ihr Job.
Sie tun dies freiwillig (anders als so mancher Amerikaner und schon gar Russe) und werden auch gut bezahlt dafür. Ich sehe keine Alternative als die Sache durchzuziehen, die Radikalen Schritt für Schritt auszugrenzen und wenn nötig auch zu töten. Tun wirs nicht, war 911 nicht das Schrecklichste, was wir erlebt haben in diesem Zusammenhang.
Pazifismus funktioniert leider nur, wenn sich alle Seiten dran halten.
Grüße
LeoT
Quote
QuoteZitat von LeoT Beitrag anzeigen
Pazifismus funktioniert leider nur, wenn sich alle Seiten dran halten.
Nun zeigt die Geschichte jedoch auch ganz deutlich Ereignisse, bei denen das nicht gegeben war und trotzdem zum Erfolg führte- das Bekannteste ist Mahatma Ghandi.
Das Prinzip "Einmarschieren, dann schnell alles gut werden lassen" hat in der Geschichte dagegen noch nie funktioniert. Da kann eine Bundeswehr Brunnen bauen und Schulen errichten, so viel sie will. Das ist zwar gut gemeint und schafft Wohlwollen bei Teilen der Bevölkerung, solange es starke andere Teile gibt, die von grundlegenden Prinzipien nicht überzeugt sind, ist das alles Makulatur.
Zumal es die Sache schon gar nicht besser macht, wenn Bomben auf Zivilisten fallten und die Grundlagen dieser Bomben möglicherweie durch deutsche Aufklärung gelegt worden sein könnten.
Harpo
Quoteconiferia 20.05.2007:
QuoteHorst Ziegler:
Das Deutsche Kontigent will Aufbauhelfer und Friedensbringer sein. Keine Besatzer !
Wir kommen mit Baukompanien und Ausbildern, um den Afgahnen den Aufbau zu erleichtern.
Wenn das doch nur so waer. Wir kommen aber eben nicht nur mit Baukompanien und Ausbildern, sondern auch mit Tornados und auch das KSK war schon im Einsatz - und das garantiert nicht als Bautrupp!
Es vermischt sich da der Aufbauhelferauftrag mit dem Kriegfuehr- und Besatzerauftrag und letztendlich wird da nicht mehr unterschieden (weder vom Feind - wie zu sehen war - noch von den Afghanen noch hierzulande).
Krieg ist Krieg ist Krieg (ob man da mehrheitlich Bautrupps schickt und die anderen dann die Kampftruppen ist letztendlich voellig egal, man ist Bestandteil einer kriegfuehrenden Partei und kriegt als deren Bestandteil vom Gegner dann auch Feuer).
Darueber sollte man sich dann wenigstens nicht beklagen, man hat es vorher wissen koennen und es auch billigend in Kauf genommen.
Quoteholmeyer 20.05.2007
Soso...
Ihrer Logik nach haetten sich die Amis damals bei Adolf auch raushalten muessen, weil: "den Krieg hatten die ja nicht zu verantworten". Ihr Deutschen Duckmaeuser, Ihr...sollen doch die anderen Ihre Haut hinhalten, solange Ihr hier gemuetlich diskutieren koennt.
Quote
pi_nutzer 20.05.2007
Idelogie?
Einige Jahre vor der Wende war ich zu Gast bei einer befreundeten Familie in Moskau, ihr Sohn lebte nicht bei ihnen , er hatte sich versteckt, war untergetaucht, wollte nicht eingezogen werden, wollte nicht nach Afganistan. Einer seiner Freunde war dort als Soldat gestorben, man hatte ihn nach Tagen gefunden, mit abgezogener Haut, an einem Baum gehängt. Damals diskutierten wir viel, warum wollten die Afganen nur den Sozialismus nicht? Wurden nicht Schulen gebaut, Straßen und Brunnen? Konnten nicht die Frauen ohne Schleier gehen? Wir kamen damals zu dem Schluss, es funktioniert nicht, zu versuchen, seine eigenen Werte auf andere mit Gewalt zu übertragen. Der Andere merkt dann nicht, das es Werte sind, die daherkommen. Daran ist die Sowjetunion letztlich auch gescheitert. Gestern habe ich unseren Verteidigungsminister im Fernsehen gesehen, er sprach von Brunnen und Straßen und von vielen Kindern, die jetzt in die Schulen gehen können, weil unsere Soldaten dort sind, weil sie Befreier wären. Haben wir sie gefragt, die Afganen, ob sie uns gerne als Befreier hätten? Oder sind wir bald wieder bei den Worten "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen"? Es ist das Land der Afganen, sie müssen es gestalten, nicht wir. Wenn wir als Eindringlinge kommen werden sie uns die Haut abziehen, früher oder später.
Jemand hier im Forum hat gesagt, wir wären ja auch noch von amerikanischen Truppen besetzt und wir würden nicht dagegen angehen. Das ist richtig, nur, er weiß vielleicht nicht, dass es sehr sehr viele Menschen in Deutschland gibt, die diese Truppen nicht hier haben wollen, das diese Menschen nicht wollen, das unser Land als Basis für Terror-Kriege gegen andere dient. Die Regierung jedenfalls weiß dies, schauen sie sich ihre Vorbereitungen für ihren Gipfel in Heiligendamm an. Sie hat sich schon so eingeigelt wie die afganische Regierung in Kabul. Es wird Zeit, dass sie ihre Politik ändert, die Soldaten von dort abzieht und nicht mehr teilnimmt am Abschlachten der afganischen Bevölkerung aus der Luft.
Was unterscheidet unsere Truppen von den sowjetischen von damals. Die Sowjetunion wollte den "Sozialismus" nach Afganistan bringen, Deutschland die "westlichen Werte". Ich glaube, niemand sollte die Afganen zu irgendeinem Leben zwingen. Das einzige was wir tun können ist, ihnen endlich Frieden geben. Und dann können wir mit ihnen Handel treiben und dabei sollten wir sie nicht übervorteilen, sie haben lange genug gelitten.
QuoteM@ESW 20.05.2007
QuoteZitat von wildegans:
Seitdem unsere Tornadostaffel bei der Suche nach Talibanverstecken hilft, befinden wir uns faktisch im Krieg gegen die Taliban. Da ist es wenig hilfreich von unserer Kanzlerin, von "perfidem Mord" an unseren Soldaten zu sprechen. Wir haben den Status einer reinen Aufbautruppe verlassen, jetzt kommt die Rechnung.
Unsere KSK jagd schon seit 5 Jahren im Infanteriekampf zusammen mit anderen Specialforces die Taliban im Afghanischen Gebirge. Das jetzt auf die Tornados schieben zu wollen ist blödsinn.
QuoteChrysop 20.05.2007:
Fernsehbilder
In den letzten Tagen wurden eine ganze Menge Bilder aus dem Kriegsgebiet am Hindukusch gezeigt. Auf den Straßen und Märkten sieht man hauptsächlich Männer und viele Kinder, die wenige Frauen in den Bildern sind auch mehr als fünf Jahre nach dem "Demokratieaufbau" in Afghanistan alle noch vollverschleiert.
Die Zustände in Afghanistan werden sich nicht ändern, der Nährboden für Islamisten ist dort nach wie vor vorhanden. Die Ausbildungslager der Terroristen wurden in den Sudan, Irak oder nach Pakistan verlegt. Das einzige was in Afghanistan blüht sind die Schlafmohnfelder.
Daher ist der Afghanistaneinsatz der Bundeswehr nicht nur gefährlich, sondern auch komplett sinnlos.
QuoteJulia B. 20.05.2007
QuoteZitat von David Meerbusch:
Man darf annehmen dass wer den Beruf des Soldaten ergreift sich des Kerngeschäfts bewusst ist ?!
Jetzt sind also die einfachen Soldaten selbst schuld, weil sie von gleich 2 Bundesregierungen sinnlos verheizt werden? Lenken wir nicht von der Verantwortungen der Politiker ab.
QuoteRainer Daeschler 21.05.2007:
QuoteRadbod:
1. 3 tote Soldaten können kein wirklicher Grund sein, um über einen Abzug nachzudenken.
Da sollten wir uns mal eine Scheibe bei den Amerikanern abschneiderm Mit 100 toten GIs im Monat gehen die noch lange nicht nach Hause.
Quote2. Ein Abzug aus Afghanistan klingt so verlockend. Was aber wird dann aus dem Land?
Wir haben uns nun einmal entschlossen, diesem Land beim Aufbau staatlicher Strukturen zu helfen, nachdem das Talibanregime das Land ins letzte Jahrtausend zurückgeschleudert hat. Also gilt es, nicht bei jedem Rückschlag gleich Fersengeld zu geben, sondern am Wiederaufbau festzuhalten.
Durchhalten bis zum Endsieg. Das haben wir in den Genen.
QuoteJulia B. 21.05.2007
QuoteHorst Ziegler Beitrag anzeigen
Das Deutsche Kontigent will Aufbauhelfer und Friedensbringer sein. Keine Besatzer !
Die Bundeswehr ist dort im Rahmen der NATO. Die NATO ist ein Besatzer. Damit ist auch die Bundeswehr ein Besatzer in Afghanistan, ob sie das will oder nicht. Ginge es lediglich um humanitäre Aufbauarbeit, dann hätte die Bundesrepublik statt Soldaten ja das THW hinschicken können.
Auch der Aspekt der Religion wird nicht genügend beachtet. So Peter Scholl-Latour:
"Die dt. Politiker wollen nicht wahrnehmen, wie viel Hass auf Seiten der afghanischen Bevölkerung gegenüber der bewaffneten Präsenz von Ungläubigen bereits vorhanden ist."
http://www.sabinechristiansen.de/154/sendung/230/index.html
Viele Grüße
JB
QuoteRainer Daeschler 21.05.2007:
Quote
Mathias Antusch:
Und was sind die Alternativen? Was passiert mit Afghanistan, wenn sich plötzlich alle zurückziehen?
Und was passiert mit Afghanistan, wenn wir bleiben?
Bruchstücke aus: " Afghanistan - zu unsicher für die Bundeswehr?" (SPON Forum)
Quelle: http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=1588
Quote[...] Linken-Fraktionschef im Bundestag, Oskar Lafontaine, hat der Bundeswehr vorgeworfen, in Afghanistan "mittelbar in terroristische Aktionen verwickelt zu sein." In der ARD-Talkshow "Sabine Christiansen" sagte Lafontaine, Terror sei durch die rechtswidrige Anwendung von Gewalt definiert.
"Unter dieser Definition sind Bush und Blair und andere Terroristen, weil sie im großen Umfang rechtswidrig Gewalt angewandt haben im Irak und hunderttausende ums Leben gekommen sind." Gleiches gelte für Afghanistan, wo die Truppen der Amerikaner und ihrer Verbündeten die Genfer Konvention fortwährend verletzten.
Der frühere SPD-Vorsitzende Lafontaine fügte hinzu: "Insofern sind wir selbst dort mittelbar jetzt durch den Tornado-Einsatz in terroristische Aktionen verwickelt. Wir können aber niemals Terror durch Terror bekämpfen, also sollten wir dies jetzt einstellen und zwar unverzüglich."
Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) bezeichnete Lafontaines Äußerungen in der Sendung als "unverantwortbar und absurd".
[...] Jung ging in der ARD von einer Verlängerung des Mandats aus. "Ich rechne mit der Zustimmung des Bundestages", sagte er. Die deutsche "Strategie der vernetzten Sicherheit" habe sich in der Nato "insgesamt durchgesetzt". Im Oktober muss der Bundestag über die Verlängerung des Afghanistan-Mandats entscheiden.
AFP/DPA/FSL
Aus: "Afghanistan-Einsatz: Lafontaine wirft Bundeswehr Terrorismus vor" (Stand: Montag, 21. Mai 2007, 09:11 Uhr)
Quelle: http://www.morgenpost.de/desk/885400.html (http://www.morgenpost.de/desk/885400.html)
Quote[...] Eigentlich hatte Bilal vor, seine Installation "Schieß auf einen Iraker" (Shoot an Iraqi) zu nennen. Seiner Galeristin war dies aber doch zu direkt und zu politisch. Nun heißt sie verhaltener "Domestic Tension" [http://wafaabilal.com/ (http://wafaabilal.com/)] und macht doch ebenso das Anliegen des Künstlers deutlich, dessen jüngerer Bruder 2005 in Nadschaf von einem amerikanischen Soldaten erschossen wurde. Kurz wurde auch sein Vater getötet. Bilals Medienprojekt mit hohem persönlichen Einsatz ist eine eminent politische Arbeit als Kritik des Irak-.Kriegs und dessen Folgen, gleichzeitig stellt es wichtige Fragen über das Verhältnis von Nähe und Ferne, von Wirklichkeit und Virtualität, und ist eine typische Form, wie in der von Medien bestimmten Aufmerksamkeitsökonomie die knappe Ressource Aufmerksamkeit gewonnen wird.
[...] Bilal will mit seiner Kunstaktion die alltägliche Bedrohung der Menschen im Irak nach dem Einmarsch der Amerikaner aufmerksam machen und gleichzeitig einer Kunst den Weg ebnen, die den traditionell distanzierten Betrachter zum Beteiligten in einer Form macht, die man aus Computerspielen kennt. Das eingesperrte und überwachte Leben in einem "Container", das Bilal einen Monat lang führt, hat allerdings nichts mit den bekannten Reality-TV-Programmen zu tun, sondern macht die Situation deutlich, die das Leben von vielen Irakern seit Jahren bestimmt. Aufgrund der Gefahr, die bei jedem Schritt droht, verlassen sie ihre Wohnungen und Häuser nur, wenn es wirklich notwendig ist.
[...] Bilal wurde 1966 in Bagdad geboren und ist dort in einer schiitischen Familie aufgewachsen. Obgleich er schon damals Künstler werden wollte, so schreibt, sei er gezwungen worden, Geografie zu studieren. Er habe aber auch im Studium Bilder gemacht. Weil sie gegenüber dem Hussein-Regime kritisch waren, sei er mehrere Mal festgenommen worden. Nach dem Golfkrieg 1991 habe er sich aufgrund des Versprechens des damaligen US-Präsidenten Bush, den Irakern zu helfen, wenn sie Saddam stürzen, im Widerstand engagiert. Er habe sich vor Ausbruch des Krieges nicht einziehen lassen und konnte nach Kuwait fliehen. Von dort wurde er in ein Flüchtlingslager in Saudi-Arabien abgeschoben, in dem es auch schlimm zugegangen sei, und konnte von dort 1992 schließlich in die USA gelangen, wo er seit 2001 an der School of the Art Institute of Chicago lehrt.
Aus: ""Schieß auf einen Iraker" Florian Rötzer (TP; 21.05.2007)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25324/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25324/1.html)
Quote[...] Afghan civilians have paid a heavy price since hostilities between the Taleban and US-led coalition forces began in October 2001 – and they continue to do so.
The international armed conflict formally ended with the conferral of power to the Afghan Transitional Government in June 2002. Since then civilians have been directly targeted for attack by the Taleban and other armed groups. They have also been caught up in the crossfire in the ongoing armed conflict between the Afghan army and foreign forces on the one side, and the Taleban and other armed groups opposed to the Afghan government and presence of foreign troops on the other.(2) Both sides have committed serious human rights abuses and violations of international humanitarian law – the 'laws of war' – resulting in the deaths or injury of Afghan civilians.
From: "Afghanistan: All who are not friends, are enemies: Taleban abuses against civilians" (AI Index: ASA 11/001/2007; 19 April 2007)
Source: http://web.amnesty.org/library/Index/ENGASA110012007 (http://web.amnesty.org/library/Index/ENGASA110012007)
Quote[...] In SPANIEN hat der Afghanistan-Einsatz - wie in Deutschland - zu heftigen Debatten geführt; 20 Spanier sind bisher am Hindukusch ums Leben gekommen. Nach der tödlichen Attacke auf eine spanische Soldatin am 21. Februar forderte die kommunistisch geführte Vereinte Linke (IU) den sofortigen Abzug der rund 700 spanischen Soldaten, so wie es ihn seinerzeit auch aus dem Irak gegeben hatte. Es handele sich nicht mehr um einen Friedens- sondern um einen Kriegseinsatz. «Spanien unterstützt damit die von den USA betriebene Destabilisierung der Region und den Versuch, Afghanistan in ein US-Protektorat zu verwandeln», kritisierte IU-Chef Gaspar Llamazares.
Die konservative Opposition unterstützt zwar den Einsatz, wirft der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero aber vor, die Risiken in dem Land zu verharmlosen und fordert, die Sicherheit der spanischen Truppen zu verstärken. «Unsere Streitkräfte befinden sich nicht in einer humanitären Mission, wie die Regierung uns glauben machen will, sondern in einem höchst gefährlichen Einsatz», meint der Vorsitzende der Volkspartei (PP), Mariano Rajoy.
Zapatero verteidigt den Einsatz dagegen als «Beitrag im Kampf gegen den Terrorismus und für Frieden und Stabilität» in Afghanistan und der Region. Im Gegensatz zu dem Irak-Einsatz gebe es für die Afghanistan-Mission ein UN-Mandat. Zapatero versprach, die Truppen mit modernsten Mitteln auszurüsten. Eine Aufstockung des Kontingents lehnt er aber ab.
Auch in KANADA, das inzwischen über 50 tote Soldaten in Afghanistan beklagt, hat das militärische Engagement von Anfang an für heftige Diskussionen gesorgt. Der seit fünfzehn Monaten mit einer konservativen Minderheit regierende Ministerpräsident Stephen Harper wirbt trotz des Blutzolls mit Nachdruck für den Einsatz. Umfragen zufolge schadet dies aber seiner Popularität. Die oppositionellen Liberalen werfen ihm besonders vor, sich nicht klar genug zu dem eigentlich für Februar 2009 geplanten Abzug der derzeit rund 2500 kanadischen Soldaten zu äußern.
Allerdings wird die Debatte derzeit von dem Vorwurf überlagert, von den Kanadiern an die afghanischen Behörden übergebene Gefangene seien gefoltert worden. «Kanada hat seinen Ruf als ehrlicher Vermittler verloren und wir verlieren jeden Tag unsere Jungs», schrieb ein Leser kürzlich zu einer Umfrage der Zeitung «Toronto Star». «Das ist ein sinnloses, dummes und schlichtweg verrücktes Unternehmen.»
In GROSSBRITANNIEN hat die Bevölkerung den Einsatz von Soldaten in Afghanistan - anders als die Beteiligung ihres Landes am Irak-Krieg - bislang mehrheitlich unterstützt. Daran hat sich auch durch den Tod von bisher insgesamt 55 britischen Soldaten in Afghanistan nichts geändert.
Kritik wird in Großbritannien allerdings immer wieder an Ländern wie Deutschland und Frankreich laut, deren Soldaten aus britischer Sicht nur in vergleichsweise ungefährlichen Teilen des Landes im Einsatz sind, während die weitaus meisten der rund 5500 Briten in der äußerst gefährlichen Südprovinz Helmand mit den Taliban-Kämpfern konfrontiert sind. Auch Deutschland müsse dort mehr militärische Verantwortung übernehmen, heißt es immer wieder in britischen Medien.
«Hier, in diesem außergewöhnlichen Stück Wüste, wird die Zukunft der Weltsicherheit im frühen 21. Jahrhundert entschieden», erklärte Premierminister Tony Blair im vergangenen November bei einem Besuch der Region. Im Februar hatte London die Aufstockung seines Truppenkontingents in Afghanistan um weitere 1400 Soldaten angekündigt. Auch Blairs designierter Nachfolger, der Finanzminister Gordon Brown, unterstützt diesen Kurs. Afghanistan sei eine «wichtige Front im Kampf gegen den internationalen Terrorismus», erklärte Brown im März bei einem Besuch britischer Soldaten.
Aus: "Hintergrund: Spanier debattieren heftig über Afghanistan-Einsatz" (21.05.2007)
Quelle: http://www.lvz-online.de/thema/drt.html?p=4724_255244.html (http://www.lvz-online.de/thema/drt.html?p=4724_255244.html)
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Quote[...] Kabul. AP/baz. Bei Kämpfen im Süden Afghanistans sind mindestens 25 mutmassliche Taliban-Kämpfer getötet worden, wie das afghanische Verteidigungsministerium am Montag mitteilte. Auslöser der Gefechte war demnach ein Angriff Aufständischer am Sonntag auf eine gemeinsame Patrouille von Soldaten der US-geführten Koalitionstruppen und der afghanischen Streitkräfte in der Provinz Helmand.
An dem Angriff im Bezirk Sangin seien etwa 50 Taliban-Kämpfer beteiligt gewesen, hiess es in einer Mitteilung der Koalitionsstreitkräfte. Es sei anschliessend zu Gefechten gekommen, in die auch Flugzeuge der Koalitionstruppen eingegriffen hätten. Es seien sieben Ziele aus der Luft bombardiert worden. Dabei seien drei mutmassliche Waffenverstecke der Aufständischen explodiert.
Aus: "25 mutmassliche Taliban-Kämpfer in Afghanistan getötet" (21.05.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=AE9000AB-1422-0CEF-7047BDF8EEFEB2E9 (http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=AE9000AB-1422-0CEF-7047BDF8EEFEB2E9)
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Quote[...] Crawford/Berlin - Bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer auf seiner Ranch in Texas zeigte sich George W. Bush unzufrieden mit der Weigerung zahlreicher Nato-Länder, Truppen für Kampfeinsätze in Afghanistan bereitzustellen. Er wolle die Partnerländer "überzeugen, dass sie eine größere Last übernehmen müssen und dass alle die gleichen Risiken tragen müssen", sagte Bush.
Aus: "AFGHANISTAN: Bush verlangt von Nato mehr Einsatz - Streit in Deutschland" (SPON; 21. Mai 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,484081,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,484081,00.html)
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Quote[...] Afghanistan sei eine entscheidende Mission der USA und der europäischen Alliierten, weil das Geschehen dort Auswirkungen auf die Sicherheit der westlichen Welt habe, meinte Bush nach seinen Gesprächen mit de Hoop Scheffer.
Aus: "Bush fordert Partner zu mehr Engagement auf" (21. Mai 2007)
Quelle: http://www.n24.de/politik/article.php?articleId=119670&teaserId=121928 (http://www.n24.de/politik/article.php?articleId=119670&teaserId=121928)
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Quote[...] Fragen an Maulana Noor Mohammed
Taliban und Al Qaida drohen mit einem globalen Krieg gegen den Westen...
Der Westen hat unter der Führung des Kriegsverbrechers George Walker Bush einen Vernichtungskreuzzug gegen Afghanistan und die gesamte islamische Welt begonnen. Sie massakrieren Hunderttausende unschuldiger muslimischer Kinder, Frauen, Männer. Es ist die heilige islamische Pflicht aller Afghanen, aller Muslime, mit allen Mitteln und an jedem Ort der Welt den Islam zu verteidigen. Dafür müssen wir kämpfen, töten und sterben.
Sie lassen in Ihren Koranschulen im pakistanischen Quetta das Ideal des Dschihads, das Ideal des Selbstmordattentats lehren. Ist das Ihre heilige islamische Pflicht, oder ist das nicht viel eher schlicht Massenmord?
Wahr ist, dass der Islam das Kämpfen, das Töten und das Sterben für Allah gebietet zur Verteidigung des Islams. Es ist also die Pflicht eines jeden wahrhaft Gläubigen, wo immer er auf dieser Welt lebt, Afghanistan und jeden Flecken muslimischer Erde von allen Ungläubigen, von allen Kreuzzüglern zu säubern, sie zu vernichten.
Deutschland war gegen den Krieg im Irak, es engagiert sich aber in Afghanistan – auch militärisch. Was bedeutet das in letzter Konsequenz?
Deutschland ist ebenso ein Feind für die wahrhaft Gläubigen wie die USA. Sie schicken Kampftruppen und Kampfflugzeuge in den Kampf gegen den Islam. Die Deutschen massakrieren muslimische Gläubige. Ich rufe alle wahrhaft gläubigen Muslime dazu auf, Deutschland und die Deutschen genauso zu bekämpfen, wie sie uns bekämpfen.
Pakistan ist eine Nuklearmacht. Ihre Allianz, die MMA, ist die stärkste Opposition im Land.
Wenn Sie, wie auch immer, die Macht im Land übernehmen und Zugriff auf diese Waffen haben, was dann?
Jede Waffe, die Gott den wahrhaft Gläubigen in die Hand gegeben hat, ist eine Waffe, die zur Verteidigung des Islams eingesetzt werden darf, eingesetzt werden muss und auch eingesetzt werden wird.
Maulana Noor Mohammedist Führer der radikal-islamistischen Jamiat-Ulema-e-Islam-Partei in Pakistan. Die bildet zusammen mit fünf weiteren radikal-islamistischen Parteien das Bündnis der Muttahida Majlis-e-Amal (MMA). Die MMA hat in der Nord-West-Grenzprovinz zu Afghanistan und in Balutschistan die Parlamentsmehrheit – dort, wo sich Osama bin Laden und seine Al-Qaida-Kämpfer aufhalten und sich die Taliban reorganisieren. Noor Mohammed ist der wohl radikalste Vertreter der MMA und ein persönlicher Freund Osama bin Ladens.
Die Fragen stellte Bruno Schirra
Aus: ",,Deutschland ist ein Feind": Interview mit Maulana Noor Mohammed" (cicero.de; 05/2007)
Quelle: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=1&item=1788 (http://www.cicero.de/97.php?ress_id=1&item=1788)
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Quote[...] Deutschland muss atomar aufrüsten
von Peter Scholl-Latour - Eine deutsche Außenpolitik gibt es nicht, behauptet Peter Scholl-Latour.
Eine deutsche Außenpolitik, die diesen Namen verdient, gibt es ebenso wenig wie ein deutsches strategisches Konzept. Die Schuld daran ist nicht nur den in Berlin agierenden Parteien und Politikern anzulasten. Die überstürzte Ausweitung der Europäischen Union auf 27 Mitglieder mit extrem divergierenden Interessen hat den Kontinent und somit auch Deutschland jeder resoluten Handlungsfähigkeit beraubt. Im militärischen Bereich ist der Atlantischen Allianz mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion der Gegner abhandengekommen. Seitdem hat sich die Nato ,,out of area" in eine zeitlich und räumlich unbegrenzte Phantomjagd auf den internationalen Terrorismus eingelassen.
Wer die Dinge beim Namen nennt, setzt sich in den deutschen Medien unweigerlich dem diffamierenden Vorwurf des Antiamerikanismus aus. Dabei sind es prominente amerikanische Politiker, die George W.Bush als den verhängnisvollsten Politiker in der Geschichte der USA anprangern. Die Chance einer ,,pax americana", die nach dem Ende des Kalten Krieges durchaus bestand, ist durch den blinden Bellizismus der Bush-Administration wohl endgültig verspielt worden.
[...] Entgegen einer gezielten Desinformationskampagne würde die Welt nicht untergehen, wenn die Nato-Koalition Afghanistan räumen und die dortigen Stämme ihrem Schicksal überließe, wie das übrigens dem Wunsch der Bevölkerung entspricht. Auf die Höhlen des Hindukusch ist Al Qaida längst nicht mehr angewiesen, seit diese nebulöse Ter rororganisation in der pakistanischen Nord-West-Region Zuflucht findet und ihre Kampfkraft auf den Schlachtfeldern des Irak erprobt.
Immerhin hat sich in Berlin Widerspruch geregt, als der Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Steven Hadley, die freie Verfügung des amerikanischen Nato-Befehlshabers in Kabul über das deutsche Isaf-Kontingent und dessen Einsatz im heiß umkämpften Süden und Osten des Landes anforderte. So weit, so gut. Der wirkliche Skandal hat sich in den letzten Tagen der rot-grünen Koalition ereignet, als der Bundestag mit erdrückender Mehrheit, aber ohne jede Debatte und sachlicher Erörterung die faktische Verschmelzung der ursprünglich grundverschiedenen Militäreinsätze ,,Enduring Freedom" und als Isaf sowie die Aufstockung der deutschen Truppen auf 3000 Mann akzeptierte. Im deutschen Parlament wird erst über das Thema Afghanistan diskutiert, wenn ein hysterischer Streit über ein paar Gebirgsjäger aufkommt, die in törichter Unbekümmertheit mit Totenkopfschädeln hantierten. Da wird endlos über den Fall des recht dubiosen Deutsch-Türken Kurnaz debattiert und die Elitetruppe KSK auf die Anklagebank gezerrt. Dabei sollte man sich – statt Kurnaz als Ankläger aufzuwerten – dafür schämen, dass die parlamentarischen Wehrbeauftragten ihrer Fürsorgepflicht für die eigenen Soldaten nicht nachkamen. Die Angehörigen des besagten Spezialkommandos, die harte Kampferfahrung im Massiv von Bora-Bora sammeln sollten, wurden nämlich vom US-Kommando in Kandahar als ,,KZ-Wächter" – der Ausdruck stammt von einem der prominentesten Minister der Kohl-Regierung – eines von CIA und US-Army eingerichteten Gefangenen-, Verhör- und Folterzentrums missbraucht.
Das große Thema der deutschen Außenpolitik ist höchst unerfreulich und könnte beliebig ausgeweitet werden.
[...] Wie wird die deutsche Bevölkerung reagieren, wenn ihr Staat in den Sog jenes ,,Clash of civilizations" gerät, dem Europa – die eigene Identität verleugnend und die eigene Wehrkraft vernachlässigend – gar nicht entrinnen kann. Was geschieht, wenn in Berlin oder Hamburg die Bomben von Terroristen explodieren oder falls die Europäische Union aus ihrem südlichen oder östlichen Umfeld massiver Erpressung und Einschüchterung ausgesetzt wäre?
Bis dahin sollte die Bundeswehr sich von den überalterten Nato-Schablonen gelöst haben und über die Mittel verfügen, notfalls auch im nationalen Alleingang, am besten aber im engen Verbund mit den französischen Schicksalsgefährten, diesen Gefahren mit vernichtenden Gegenmaßnahmen, notfalls auch mit gezielten ,,preemptive strikes" zu begegnen. Dabei kommt es nicht auf die Massen an, sondern auf die kriegerische Eignung einer hochtrainierten Truppe und ihrer speziellen Eingreifkommandos. Diejenigen europäischen Partner, die sich wie Tony Blair als ,,Pudel Amerikas" behandeln lassen und die kontinentale Einigung lediglich als eine Art Freihandelszone zu akzeptieren bereit sind, würden dann ihrem eigenen Hang zum Rückfall in Zwist und Missgunst überlassen bleiben. Die deutschen Politiker ihrerseits, die mit ihren endlosen internen Querelen gelegentlich an das christliche Byzanz erinnern, dessen Senat unmittelbar vor der Eroberung der ,,Polis" durch die osmanischen Heerscharen Mehmet II. über das Geschlecht der Engel debattierten, würden ihren Auftrag sträflich verfehlen, wenn sie sich nicht eine Überlebensmaxime zu eigen machten, die Napoleon zugeschrieben wird: ,,Gouverner c'est prévoir" Regierungskunst gründet sich auf Vorausschau.
Peter Scholl-Latour spricht fließend Arabisch, ist einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands und berichtet auch mit 83 Jahren noch hautnah von den Brennpunkten der Welt. Kaum ein anderer deutscher Publizist kann ähnlich viele Länder aus seiner eigenen Anschauung beurteilen, kaum ein anderer kennt so viele Akteure der internationalen Politik aus persönlichen Begegnungen. Ob Afrika, Asien, der Nahe Osten, Russland oder der Balkan – Scholl-Latour war da und berichtete. Er ist Autor zahlreicher Bücher, zuletzt erschien von ihm ,,Russland im Zangengriff – Putins Imperium zwischen Nato, China und Islam"
Quote
S.Richter (Bayern) 04.04.2007
Herrn Scholl-Latours Auslands-Kompetenz in allen Ehren!
Aber wer fordert, dass nun auch noch Deutschland Atomwaffen haben sollte, sei es auch nur zur Abschreckung des ach so bedrohlichen Schreckgespenstes "internationaler Terrorismus", leidet entweder an Realitätsverlust oder hat einen großen Scheck der entsprechenden Lobby erhalten, genauso wie unsere "Christ-Demokraten", welche ja, zwar nur im zivilen Bereich, ebenfalls die Atomspaltung für das Heil aller gegenwärtigen Energieprobleme halten.
Mit Verlaub, aber was sollte das bringen? Wenn dann jedes Land in naher Zukunft aufgerüstet hat, zünden dann alle Ihre Raketen und knobeln aus, wer als Letzter dahinsiecht?
Nein, Abschreckung und überhebliches "Wir-sind-die-Demokratie"-Gehabe sind hier fehl am Platz.
Deutschland sollte lieber aussteigen aus der, wie Sie schon so treffend bemerkt haben, "Phatomjagd nach Terrorismus" und unsere zweckentfremdete Bundeswehr in die heimischen Gefilde zurückbeordern, wo Sie laut Grundgesetz hingehört: Zum Schutz und zur Verteidigung der Deutschen Grenzen!
Aus: "Deutschland muss atomar aufrüsten" (05/2007)
von Peter Scholl-Latour - Eine deutsche Außenpolitik gibt es nicht, behauptet Peter Scholl-Latour.
Quelle: http://www.cicero.de/97.php?ress_id=1&item=1785 (http://www.cicero.de/97.php?ress_id=1&item=1785)
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Quote[...] Lafontaines Äußerung, die Bundeswehr sei in dem Land mittelbar «in terroristische Aktivitäten verwickelt», sei eine »ziemliche Unverschämtheit« den deutschen Soldaten gegenüber, sagte
Koch am Mittwoch in HR 1 vor Beginn der Trauerfeier für die getöteten deutschen Soldaten. Koch warnte zugleich vor einer Einschränkung des deutschen Engagements in Afghanistan. Dies wäre ein »katastrophaler Fehler«. Deutschland leiste mit seiner Armee, aber auch mit zivilen Helfern die Basis dafür, dass Afghanistan nicht «in ein Zentrum des internationalen Terrors» zurückfalle. (ddp)
Aus: "Koch nennt Lafontaine-Äußerungen unverschämt" (PR-inside.com 23.05.2007)
Quelle: http://www.pr-inside.com/de/koch-nennt-lafontaine-aeusserungen-unverschaemt-r132376.htm (http://www.pr-inside.com/de/koch-nennt-lafontaine-aeusserungen-unverschaemt-r132376.htm)
Quote[...] Die israelische Luftwaffe hat am Dienstagmorgen erneut Luftangriffe auf den Gazastreifen geflogen. Ziele waren nach Angaben der Streitkräfte Gebäude in der Stadt Gaza, die militanten Organisationen als Waffenlager dienten. Nach palästinensischen Angaben wurde niemand verletzt. Am Montag kamen bei Luftangriffen fünf Palästinenser ums Leben.
In der Nacht zum Dienstag schlugen erneut Raketen in der südisraelischen Stadt Sderot ein. Zwei Bewohner wurden nach Militärangaben verletzt. Am Montag war eine Frau bei einem Raketenangriff auf Sderot getötet worden.
Aus: "Tote in Sderot nach Raketenangriff aus Gaza" (22. Mai 08:07)
Quelle: http://www.netzeitung.de/spezial/nahost/652830.html (http://www.netzeitung.de/spezial/nahost/652830.html)
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Quote[...] Zum Zeitpunkt des tödlichen Raketenangriffs traf die israelische Außenministerin Zipi Livni in Sderot mit dem EU-Chefdiplomaten Javier Solana zusammen. Aufgebrachte Bewohner versammelten sich vor dem Gebäude, in dem sich die Politiker befanden, und warfen der Regierung vor, nicht genug für ihren Schutz zu tun. Teilnehmer der Demonstration setzten Autoreifen in Brand. Solana verurteilte den Angriff.
Aus: "Gazastreifen: Israelische Luftwaffe fliegt Angriffe" (22.05.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/228/115113/ (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/228/115113/)
Quote[...] In Bagdad ist ein unbemanntes Spionageflugzeug über dem Haus des irakischen Ex-Regierungschefs Ijad Allawi abgestürzt. Seine säkulare INA-Partei berichtete heute, das Aufklärungsflugzeug sei gestern auf das Gebäude gestürzt.
Aus: "Irak: Spionageflugzeug stürzte über Haus von Allawi ab" (22.05.2007 (?))
Quelle: http://orf.at/?href=http%3A%2F%2Forf.at%2Fticker%2F253884.html (http://orf.at/?href=http%3A%2F%2Forf.at%2Fticker%2F253884.html)
Quote[...] Wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag mitteilte, wurden im letzten Jahr umgerechnet 900 Mrd. Euro militärische Zwecke ausgegeben. Das waren 3,5 Prozent mehr als 2005. In den letzten zehn Jahren sind die Rüstungsausgaben weltweit um 37 Prozent gestiegen.
Die USA gaben im vergangenen Jahr umgerechnet 396,2 Mrd. Euro für militärische Zwecke aus und standen damit allein für 42 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben. Bei der Steigerung gegenüber 2005 betrug der US-Anteil sogar 62 Prozent. China überholte mit 37,1 Mrd. Euro erstmals Japan als das Land mit dem höchsten Militäretat Asiens.
Beim internationalen Waffenhandel ermittelte Sipri in seinem neuen Jahrbuch über Rüstung und Abrüstung einen Anstieg um 50 Prozent seit 2002. Die beiden mit Abstand größten Exporteure waren dabei erneut die USA und Russland. Die wichtigsten Abnehmer von Waffen waren 2006 China und Indien.
QuoteDie zehn größten Rüstungsexporteure der Welt
2002-2006* 2006*
1. USA 32,1 7,9
2. Russland 30,8 6,7
3. Deutschland 9,2 3,9
4. Frankreich 8,9 1,6
5. Großbritannien 4,5 1,1
6. Niederlande 3,2 1,5
7. Italien 2,6 0,9
8. China 2,1 0,6
9. Schweden 2,0 0,5
10. Israel 1,7 0,2
*) Mrd. Dollar
Quelle: Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI (dpa)
Aus: "Kriegsetats brechen Rekorde" (FTD; 11.06.2007)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Kriegsetats%20Rekorde/211382.html (http://www.ftd.de/politik/international/:Kriegsetats%20Rekorde/211382.html)
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Quote[...] Dass Kapitalismus ohne Kriege nicht denkbar ist, zeigt schon die Geschichte. Deshalb ist es auch nur konsequent, wenn die größte Wirtschaftszeitung Deutschlands, das Düsseldorfer "Handelsblatt", mit dieser Konferenz maßgebliche Exponenten der Kriegstreiberei an einen Tisch bringt. Schon zum vierten Mal findet die Konferenz "Sicherheitspolitik und Verteidigungsindustrie" in Berlin statt. Im Dorint Sofitel Schweizerhof findet sich nahezu alles ein, was im europäischen Rüstungs- und Militärbereich Rang und Namen hat. Etwa 300 Personen werden erwartet. Der Eintrittspreis beträgt 1.899,- Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Um den Dialog zu erleichtern, wird den VertreterInnen des Militärs, der Ministerien, der Politik und des diplomatischen Dienstes ein Sonderpreis von 399 Euro (plus Mehrwertsteuer) gewährt. Eingeladen von Bernd Ziesemer, Chefredakteur des Handelsblattes und vom Vorsitzenden der Konferenz und "Zeit"-Herausgeber Theo Sommer, sind daneben auch Verteidigungsminister Jung und Innenminister Schäuble, der dort u.a. seine neuesten Ideen zur Inneren Sicherheit vortragen wird (Thema: Terrorismusbekämpfung und Innere Sicherheit aus deutscher Sicht). Sommer betonte bei der letztjährigen Konferenz explizit "die Brücke zwischen sicherheitspolitischen, militärstrategischen und industriellen Entwicklungen und Erwartungen", die die Konferenz schlage. BDI-Präsident Jürgen Thumann hob hervor, dass der Staat bei der Bewältigung seiner Sicherheitsaufgaben "auf eine leistungsfähige heimische wehrtechnische Industrie angewiesen" sei: "Die deutsche Sicherheits- und Rüstungsindustrie fühlt sich der Sicherheitsvorsorge verpflichtet und unterstützt die Bundesregierung, EU und NATO." Deshalb stehen neben dem aktuellen Erfahrungsaustausch ("Auslandseinsätze der Bundeswehr - Ziele und Interessen, Prinzipien und Kriterien aus deutscher und europäischer Sicht") bspw. zum Afghanistan Einsatz, zum Einsatz im Nahen Osten und der inneren Sicherheit am Beispiel Deutschland und USA vor allem die Sicherheitsforschung im Vordergrund ("Sicherheitsforschung - Marktfähige Technologien der Zukunft"), u. a. am Beispiel Nordirland ("Der Beitrag mittelständischer Forschungsprogramme im Kampf gegen 35 Jahre Terrorismus in Nordirland").
Das Handelsblatt hat schon vor vier Jahren die Zeichen der Zeit erkannt. Die schon damals wachsenden Militärhaushalte versprachen für die Zukunft der Rüstungsfirmen blendende Geschäfte. Nach dem Ende der so genannten real existierenden sozialistischen Staaten herrschte bei den westlichen Militärs und den Rüstungsfirmen nur kurz Verunsicherung über ihre Zukunft. Mit dem weltweiten "Krieg gegen den Terror" wurde jedoch die entscheidende Formel gefunden, um propagandistisch abgesichert weltweit Kriege führen zu können. Das bedeutet Krieg nach außen und Militarisierung nach innen. Exemplarisch dafür steht die Bundesrepublik Deutschland. In einer Salamitaktik wurden innerhalb von 15 Jahren scheibchenweise die Befugnisse der Bundeswehr ausgeweitet, so dass sie schon 1999 unter dem Kommando der USA einen illegalen Angriffskrieg gegen Ex-Jugoslawien führen konnte. Innenpolitisch werden immer weitergehende Maßnahmen bis hin zur vollständigen Kontrolle über die Menschen in der BRD beschlossen. Gleichzeitig mit dem Abbau der Freiheitsrechte werden der Ausbau und die Aufrüstung der Sicherheitsorgane betrieben. Gebetsmühlenartig wird dieses immer mit dem gleichen Argument des Kampfes gegen den Terror begründet. Praktisch mit einem Federstrich beschloss Innenminister Schäuble zusammen mit Verteidigungsminister Jung den illegalen Einsatz der Bundeswehr im Innern im Zuge des G8-Gipfels. Diese Planungen gehen bis auf den Sommer 2006 zurück. Gab es im Vorfeld der Verkündung noch sporadische Proteste einzelner PolitikerInnen, herrscht nun Funkstille.
Die Transformation der Bundeswehr geht jedoch weiter. Ziel ist die eigenständige Kriegsführung, bzw. zusammen mit anderen EU-Staaten bzw. mit den USA. In diesem Zusammenhang steht die Berliner Konferenz. Im Gegensatz zur so genannten "Münchner Sicherheitskonferenz", wo sich vornehmlich Politiker und Militärs treffen, um gemeinsam die aktuelle NATO-Politik abzustecken, geht es in Berlin um das Entwickeln von weiteren zukünftigen Kriegsszenarien. Dort verkünden Militärs ihre Wünsche an die Kriegsindustrie, ebenso wie die Kriegsindustrie neueste Entwicklungen präsentiert, die wiederum von den Militärs in ihre Planungen aufgenommen werden. Gleichzeitig sind auf der Konferenz Firmen vertreten, die den Militärs Möglichkeiten des Outsourcings anbieten. Die Militärhaushalte können aufgrund finanzieller Engpässe nicht so steigen, wie von den Militärs gewünscht, u. a. deshalb werden immer mehr Arbeitsgebiete der Militärs ausgegliedert, d. h. an Privatfirmen vergeben, um so Kosten zu sparen, die wiederum in Kriegsmaterial investiert werden. Dies geht so weit, dass selbst bewaffnete Einsätze z. B. im Irak von Söldnern, die bei Privatfirmen angestellt sind, ausgeführt werden. Auf der Konferenz nimmt dieses Feld breiten Raum ein. Ein ganzer Themenkomplex beschäftigt sich damit: "Rent a Soldier - Aspekte privater Sicherheitsvorsorge" und lässt auch Vertreter dieser Söldnerfirmen zu Wort kommen z.B. Tim Spicer (Oberstleutnant a.D.), von "Aegis Defence Services" aus Großbritannien. Diese Firmen haben in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung genommen und sind praktisch an allen Kriegsherden in der Welt im Einsatz. Noch setzt die Bundeswehr nicht direkt Söldner ein (im Gegensatz bspw. zu der US-Armee), jedoch gibt es eine Zusammenarbeit mit ihnen bspw. in Afghanistan. Ausgegliedert werden in der Bundeswehr u. a. Teile des Fuhrparks oder das Wäschewaschen. Das wird in Afghanistan von der Düsseldorfer Firma "ecolog" für die Bundeswehr, wie auch im Irak für die britische und US-amerikanische Armee übernommen. Und natürlich findet sich ecolog auch als Aussteller auf der Berliner Konferenz wieder. Genauso wie die in Düsseldorf ansässigen Firmen "Rheinmetall" und die "GSW- Gesellschaft der Sicherheits- und Wehrtechnischen Wirtschaft in NRW". Sponsoren der Konferenz sind neben dem französischen Rüstungskonzern Thales die in Düsseldorf sitzende Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers. Kooperationspartner von Handelsblatt ist die Düsseldorfer Firma "Euroforum", die für die Organisierung der Konferenz zuständig ist.
Insgesamt eine illustre Schar die sich freudestrahlend auf die nächsten Kriege und glänzende Geschäfte freuen.
QuoteDas BICC (Internationales Konversionszentrum Bonn) hat alarmierende Zahlen zur weltweiten Aufrüstung veröffentlicht.
Im Jahr 2005 haben die weltweiten Rüstungsausgaben mit 1030 Milliarden US-Dollar (760 Milliarden Euro) die Schallgrenze von einer Billion US-Dollar durchbrochen. Dies bedeutet einen Zuwachs um 25 Prozent seit 2001. Gleichzeitig stiegen die kriegerischen Auseinandersetzungen, bei denen zumindest sporadisch physische Gewalt angewendet wurde, zwischen 2005 und 2006 von 91 auf 111 Konflikte.
Von den 1.030 Milliarden US-Dollar entfielen 707 Milliarden auf die G8 Staaten, das sind etwa 70% der weltweiten Rüstungsausgaben.
Mit 478 Milliarden US-Dollar macht der US-Kriegshaushalt 46 Prozent der weltweiten Militärausgaben aus. Die EU Staaten gaben 210 Milliarden Dollar für die Rüstung aus (etwa über 20% der weltweiten Rüstung). Dies macht auch noch einmal die Dimension des US Militärhaushaltes deutlich, dass sämtliche EU Staaten zusammen noch nicht einmal die Hälfte der Ausgaben der USA erreichen.
Der Rüstungshaushalt Deutschlands beträgt für 2007 rund 28,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Haushalt 2006 bedeutet dies eine Erhöhung um circa 0,5 Milliarden Euro. Die geplante Steigerung betrifft insbesondere die Anschaffung von Rüstungsgütern.
Die mittelfristige Finanzplanung sieht bis 2010 eine Steigerung der Verteidigungsausgaben auf rund 29,5 Milliarden Euro vor.
Des Weiteren finanziert mittlerweile auch die EU militärische Aktionen. Diese finden sich im Haushalt jedoch eher versteckt. Die finanzielle Vorausschau für den EU-Haushalt von 2007 bis 2013 weist einen Zuwachs der Mittel für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik von 29 Prozent auf insgesamt nahezu 50 Milliarden Euro auf, darunter etliche Maßnahmen mit militärischen Bezügen. Auch in bisher zivil ausgerichteten Haushaltstiteln wie dem EU-Forschungshaushalt sind bis 2013 insgesamt etwa 1,6 Milliarden Euro zusätzlich zu den Mitteln der Mitgliedstaaten für EU-Sicherheits- und Rüstungsforschung wie auch für die militarisierte Weltraumforschung bereitgestellt.
Aus: "Krieg als lohnendes Geschäft: Das Handelsblatt richtet Kriegskonferenz aus" (TERZ 06.07 - WAR WORLD)
Quelle: http://www.terz.org/texte/texte_0706/handelsblatt.html (http://www.terz.org/texte/texte_0706/handelsblatt.html)
Quote[...] Israel ist schon lange Pionier für die Absicherung von Grenzen durch Hightech-Grenzzäune. Seit Jahren werden auch Sicherheitssysteme für Grenzen, vor allem für die zum Gaza-Streifen, entwickelt, die automatisch Eindringlinge erkennen und bei Bedarf diese durch ferngesteuerte Waffen oder bewaffnete Robotsysteme abwehren können.
Wie Defense News berichtet, scheint man nun beim israelischen Militär soweit zu sein, die ersten Systeme für die geplanten "automated kill zones" am Sicherheitszaun um den Gazastreifen einzusetzen. Ursprünglich hatte man das Ende des Sommers dafür vorgesehen, aber nach den erneuten Kämpfen habe das Militär Anweisung gegeben, die ersten Systeme bereits einsatzbereit zu machen. Zu dem vom israelischen Rüstungskonzern Rafael entwickelten "Sentry-Tech"-System gehören Bodensensoren, bemannte Flugzeuge und Drohnen zur Überwachung aus der Luft sowie ferngesteuerte Maschinengewehre vom Typ "See-Shoot", die auf der Basis des israelischen Samson Remote Control Weapons Station entwickelt wurde.
Die im Abstand von einigen hundert Metern entlang der Grenze installierten Maschinengewehre, die eine 1,5 km tiefe Zone abdecken sollen, sind über ein Glasfaserkabel mit einem Kommandozentrum verbunden, von dem aus sie bedient werden können. Die Gewehre befinden sich in gepanzerten Gehäusen, die mit Sensoren gesichert sind. Wenn über die Kameras eine verdächtige Person ausgemacht wurde, werden die Daten zum "See-Shoot"-System übertragen, das die Person mit dem Gewehr verfolgt. Fällt eines der Maschinengewehre aus, kann das nächste die Aufgabe übernehmen.
Letztlich soll das System vollautomatisch handeln, noch sind allerdings Soldaten dazwischengeschaltet, die die Informationen überprüfen und eventuell feuern. Sie sitzen vor Bildschirmen und kontrollieren die Waffensysteme und Kameras mit Joysticks. Es handele sich zwar um ein Präzisionssystem, erklärte ein israelischer Offizier, aber vorerst lasse man es noch von Menschen aus der Ferne bedienen: "Wir wollen nicht riskieren, tragische und politisch kostspielige Fehler mit einem solchen tödlichen System zu machen."
Das "See-Shoot"-System wird von einem anderen Offizier nur als ein weiteres Instrument im Kampf gegen den Terrorismus bezeichnet. Es soll helfen, die No-Go-Zone hinter dem Sicherheitszaun zum Gaza-Streifen zu sichern: "Niemand hat einen Grund, sich unseren Grenzzaun zu nähern. Es ist allgemein bekannt, dass dieser Bereich nicht betreten werden darf, und diese neue Technik wird es uns erleichtern, die nächste Entführung oder den nächsten Terroranschlag zu verhindern." (fr/Telepolis)
Aus: "Israel installiert fernsteuerbare Maschinengewehre am Gaza-Streifen" (05.06.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/90673 (http://www.heise.de/newsticker/meldung/90673)
http://de.wikipedia.org/wiki/Israel (http://de.wikipedia.org/wiki/Israel)
http://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt (http://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt)
Quote[...] Sicher, der Unterhaltungswert war hoch. Wie der alte, ein bisschen verrückte Onkel des deutschen Auslandsjournalismus über seine auswärtigen Drogenerfahrungen sprach - Morphium in der Antarktis! Haschisch in Afghanistan! Opium in Fernost! - hatte seinen Reiz.
Doch spätestens als Scholl-Latour ungefragt über das Thema Krieg und psychologische Nachversorgung sinnierte, wurde es riskant. Er wundere sich zum Beispiel über all die militärische Seelsorgerei heutzutage: Einige seiner besten Freunde, so der Talk-Gast, seien damals im Zweiten Weltkrieg mit den letzten Maschinen aus Stalingrad ausgeflogen worden, und die wären auch ganz gut ohne psychologischen Beistand wieder auf die Beine gekommen.
Wir wissen nicht genau, was uns der greise Reporter damit sagen wollte, und Reinhold Beckmann hakte lieber auch nicht nach. Mit Sicherheit konnte man danach allerdings konstatieren, dass Scholl-Latour nicht der Richtige ist, wenn es um die Verarbeitung von Posttraumata geht. Zum Glück hielt er sich danach zurück, als die beiden Leidensgenossen aus Guantanamo berichteten.
Aus: ""KURNAZ BEI "BECKMANN" - Aussage oder Amputation"" Von Christian Buß (19. Juni 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,489325,00.html (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,489325,00.html)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurnaz (http://de.wikipedia.org/wiki/Kurnaz)
Quote[...] Wie aus dem nicht öffentlichen CRS-Bericht »Veteranen und Obdachlosigkeit« hervorgeht, sind »Veteranen überproportional in der obdachlosen Bevölkerung vertreten«, und »wegen der aus den gegenwärtigen Kriegen heimkehrenden Veteranen wird die Zahl der Obdachlosen entsprechend größer«. Daran könnten auch Hilfsprogramme nichts ändern, die noch zu Vietnamkriegszeiten aufgelegt wurden. Das Bundesamt für Veteranenangelegenheiten bezifferte die Zahl der obdachlosen ehemaligen Soldaten im Jahr 2006 auf 195 827 – ein gutes Viertel der auf 754 147 geschätzten Gesamtzahl der Obdachlosen im Lande.
Dieses Jahr wurden bereits 300 aus Afghanistan und Irak zurückgekehrte Veteranen als Obdachlose und über 1000 als »gefährdet« registriert. »Wenn man die Erfahrungen aus dem Vietnamkrieg zugrunde legt, besteht das Risiko der Obdachlosigkeit viele Jahre nach der Entlassung weiter«, heißt es in dem Bericht. Seit 2002 wurden laut CRS 686 302 Soldaten aus dem aktiven Dienst entlassen. Von den Vietnamkriegssoldaten, die später obdachlos wurden, berichteten 76 Prozent, dass zwischen Demobilisierung und Obdachlosigkeit mindestens zehn Jahre vergingen. Den Grund für diesen teils lange dauernden sozialen Absturz sieht die CRS-Untersuchung im posttraumatischen Stress, der durch den Krieg hervorgerufen wird.
Zugleich ortet der Bericht unter den Irak- und Afghanistan-Heimkehrern eine neue Gruppe von Gefährdeten, die es im Vietnamkrieg noch nicht gab: die Soldatinnen. Bei entlassene Soldatinnen sei das Risiko der Obdachlosigkeit noch höher als bei Männern, denn bei ihnen sei »die Wahrscheinlichkeit eines sexuellen Missbrauchs größer als bei anderen Frauen in der Bevölkerung«. Hinzu komme die Möglichkeit, dass sie »unverheiratete Mütter sind«. Letzteres ist in den USA offensichtlich auch ein Grund für Obdachlosigkeit.
Aus: "Obdachlose ›Kriegshelden‹ in den USA - Bericht für den Kongress" Von Rainer Rupp
Angesichts der Kriege in Irak und Afghanistan befürchtet man in den USA eine neue Welle von obdachlosen Veteranen. Auf Anzeichen dafür verweist eine Analyse des Wissenschaftlichen Dienstes des USA-Kongresses (CRS). (19.06.07)
Quelle: http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=111428&IDC=2 (http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=111428&IDC=2)
Quote[...] Die Kläger wollen im Namen von vier Millionen Vietnamesen erreichen, dass Agent Orange als völkerrechtlich verbotenes Giftgas eingestuft wird. Der Anwalt der Kläger, Jonathan Moore, sagte, die Hersteller hätten absichtlich Dioxin in das Herbizid hinzugefügt. «Die Wirkung auf die vietnamesische Bevölkerung war sicherlich einschneidend und drastisch», fügte Moore hinzu. Agent Orange wird unter anderem mit Krebs und Geburtsschäden in Verbindung gebracht.
Nach Angaben von Richter Peter Hall wurden von 1962 bis 1971 mehr als 80 Millionen Liter Agent Orange eingesetzt, um das Laub von Bäumen und Büschen zu entfernen, die den nordvietnamesischen Soldaten als Schutz dienten. Auch US-Soldaten seien dem Mittel direkt ausgesetzt gewesen, sagte Hall. Ein Gericht in New York hatte eine erste Klage im März 2005 abgewiesen.
Die Unternehmen hätten lediglich auf Anweisungen der Regierung und des Kongresses gehandelt, argumentierte ein Anwalt der Herstellerfirmen, darunter Monsanto und Dow Chemical. Der Jurist Seth Waxman wies auf eine Erklärung der Regierung zu dem Gerichtsverfahren hin, wonach der Einsatz von Agent Orange eine Entscheidung der Kriegsführung gewesen sei. Deshalb sei die Frage nach einem möglichen Schadensersatz nur auf dem Wege der Diplomatie zu beantworten. Diese Frage sei vermutlich auch ein Thema der am Montag begonnenen USA-Reise des vietnamesischen Präsidenten Nguyen Minh Triet, sagte Waxman. (AP)
Aus: "Agent-Orange-Opfer geben nicht auf" (NZ; 19.06.2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/spezial/zeitgeschichte/676257.html (http://www.netzeitung.de/spezial/zeitgeschichte/676257.html)
Quote[...] Militärische Operationen sollen nicht mehr ohne Absprache mit der afghanischen Regierung stattfinden, fordert Präsident Karsai. Er kritisierte die «nicht mehr hinnehmbare» Zahl an zivilen Opfern.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat angesichts der wachsenden Zahl ziviler Opfer eine ungewöhnlich scharfe Warnung an die Nato geführte Schutztruppe ISAF gerichtet. Er rufe die Nato-Kräfte auf, den Plan des Kabuler Verteidigungsministeriums über die Kooperation mit den afghanischen Streitkräften umzusetzen.
Keine militärische Operation dürfe mehr ohne Absprache mit der afghanischen Regierung stattfinden, forderte Karsai. «Das ist die Bedingung der afghanischen Regierung, und wenn sie (die Nato-Kräfte) erfolgreich sein wollen, dann sollten sie unsere Bedingung erfüllen.» Karsai hatte bereits mehrfach die zivilen Opfer beklagt und mehr Zurückhaltung verlangt, dies war aber nach Einschätzung von Beobachtern seine bisher schärfste Warnung.
Die Afghanen wollten Kooperation, aber diese erhielten sie bisher nicht und daher komme es zu den «nicht mehr hinnehmbaren» zivilen Opfern. «Wir haben in dieser Hinsicht eine Meinungsverschiedenheit mit den Nato-Kräften», sagte Karsai. Entweder arbeite die Nato mehr mit den Afghanen zusammen, um zivile Opfer zu vermeiden, oder Kabul werde eine Entscheidung treffen müssen. Die westlichen Länder wollten ihr Wertesystem auf Afghanistan übertragen, aber Afghanistan sei ein Land mit ganz anderen Werten und anderen Strukturen. «Von nun an müssen sie so arbeiten, wie wir es ihnen sagen.»
Karsai zeigte sich besonders empört über die jüngsten Berichte über 25 Tote bei dem Nato-Beschuss eines Dorfes im Bezirk Gereschk in der südlichen Provinz Helmand. «Man bekämpft keine Terroristen, indem man eine Kanone aus 37 Kilometer Entfernung auf ein Ziel abfeuert. Da muss es einfach zivile Opfer geben», sagte der Präsident. Und dann hätten die Nato-Soldaten das Dorf auch noch um 22.00 Uhr abends bombardiert. «Die Frage ist, warum?»
Karsai betonte, die Afghanen wollten mit der internationalen Gemeinschaft zuzusammenarbeiten. «Wir sind dankbar für ihre Hilfe für Afghanistan. Aber dies bedeutet nicht, dass afghanische Leben keinen Wert haben.» (AP)
Aus: "Karsai richtet scharfe Warnung an Nato" (23. Jun. 2007 13:55)
Quelle: http://www.netzeitung.de/ausland/679790.html (http://www.netzeitung.de/ausland/679790.html)
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Quote[...] Allein in den vergangenen zehn Tagen seien bei Militäreinsätzen unter Führung der Nato oder der USA 90 Zivilpersonen ums Leben gekommen. Hilfsorganisationen vor Ort zufolge sind in Afghanistan seit Jahresanfang bereits mehr als 230 Zivilisten getötet worden.
Einem Bericht des "Focus" zufolge ist es in der afghanischen Provinz Ghasni zu Fällen von Folter und Scheinexekution durch US-amerikanische und afghanische Soldaten gekommen. Zwei "Focus"-Reporter dokumentierten, wie bei einem Verhör im Dorf Niasollah ein US-Soldat zusammen mit einem afghanischen Kommandanten einen Verdächtigen mit einem Riemen an ein Militärfahrzeug band. Die Soldaten drohten dem an den Händen Gefesselten, ihn übers Geröll zu schleifen. Dann habe der US-Soldat den Motor gestartet und ihn zwei Minuten laufen lassen.
"Es funktioniert. Ich weiß von einem 13-jährigen Jungen, den hat man neulich zu erschießen gedroht. Und plötzlich hat er viel Nützliches erzählt", begründete US-Sergeant James Hill diese Praxis in "Focus". Eine weitere Folterszene habe sich in derselben Einheit der US-Armee ereignet. Auf der Suche nach Taliban-Kämpfern auf einem Bauernhof habe ein Kommandant des afghanischen Geheimdienstes unter den Augen seiner US-Kollegen einem alten Mann erst mit den Fäusten und danach mit dem Gewehrkolben hart in den Rücken geschlagen, bis der Mann einknickte, berichtete das Blatt.
mik/AFP/ddp
Aus: "AFGHANISTAN-BESUCH: Jung entging Attentat" (24. Juni 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,490365,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,490365,00.html)
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Quote[...] Kabul (Reuters) - Mehr als 30 afghanische Zivilisten sind am Samstag nach Behördenangaben bei einem Luftangriff ausländischer Truppen getötet worden.
Zudem habe es bei dem Einsatz gegen aufständische Taliban-Kämpfer in Süd-Afghanistan Dutzende Verletzte gegeben, sagte Mohammed Daud, ein Vertreter der Provinz Helmand. Der Angriff habe am frühen Morgen stattgefunden. "Zwischen 30 und 37 Zivilisten sind getötet worden", erklärte Daud.
Ein Sprecher der von der Nato geführten internationalen Aufbautruppe Isaf bestätigte den Angriff. Er habe aber Berichte aus dem Kampfgebiet vorliegen, nach denen lediglich eine "geringe Anzahl" Zivilisten von den Angriffen betroffen gewesen seien. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur Reuters berichtete, er habe mehrere Kinder in einem Krankenhaus in Helmand gesehen. Sie seien bei den Luftangriffen verletzt worden.
Aus: "Über 30 afghanische Zivilisten bei Luftangriff getötet" (So Jul 1, 2007 2:43 MESZ139)
Quelle: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2007-07-01T124348Z_01_KOE145813_RTRDEOC_0_AFGHANISTAN-LUFTANGRIFF-TOTE-WE-ZF.xml&archived=False (http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2007-07-01T124348Z_01_KOE145813_RTRDEOC_0_AFGHANISTAN-LUFTANGRIFF-TOTE-WE-ZF.xml&archived=False)
Quote[...] Der Dreisprung ist eigentlich eine Disziplin der Leichtathletik; er besteht aus drei nacheinander ausgeführten Sprüngen, die "Hop", "Step'' und "Jump" genannt werden. Diese Sprungfolge gibt es aber auch beim Bundesverfassungsgericht - die Urteile zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr sind ein verfassungsrechtlicher Dreisprung.
Der "Hop" war am 12. Juli 1994; damals erlaubte das höchste Gericht in Karlsruhe in der "Awacs-Entscheidung" die ersten Auslandseinsätze der Bundeswehr (in Somalia und mit Radar-Flugzeugen über der Adria) unter der Voraussetzung, dass das Parlament zustimmt; die Mitspracherechte des Parlaments wurden sehr großzügig ausgelegt.
Der "Step" folgte am 22. November 2001; nun betonten die Richter nicht die Rechte des Parlaments, sondern den Handlungsspielraum der Regierung. Das neue strategische Konzept der Nato, das weltweite Einsätze vorsieht und die Nato-Soldaten zu Krisenreaktionskräften macht, müsse vom Bundestag nicht genehmigt werden; es handele sich nämlich nicht um eine zustimmungspflichtige Änderung des Nato-Vertrages, sondern nur um dessen "Fortentwicklung und Konkretisierung".
An diesem Dienstag folgt der dritte Sprung des Gerichts, der "Jump". Es geht um den Isaf-Einsatz in Afghanistan aufgrund der Resolution Nummer 1386 des UN-Sicherheitrats, bei dem die Nato die Führung übernahm. Der Einsatz war zunächst auf Kabul und Umgebung beschränkt und 2003 von den UN auf ganz Afghanistan ausgedehnt worden; die Nato beschloss 2004, auch das erweiterte Mandat wahrzunehmen.
Beim Nato-Gipfel im November 2006 gaben die Regierungschefs der Nato-Staaten eine Erklärung über die künftigen Herausforderungen der Nato ab und verabschiedeten die "Comprehensive Political Giudance", also neue umfassende politische Richtlinien für die Nato-Einsätze; sie beschlossen den Aus- und Umbau der militärischen Fähigkeiten der Nato. Als "Schlüsselpriorität" wurde der Isaf-Einsatz bezeichnet.
Daraufhin erweiterte die Regierung mit Beschluss vom 7. Februar 2007 den Einsatz der Bundeswehr um den Einsatz von Tornados zur Aufklärung und Überwachung aus der Luft. Der Bundestag stimmte am 9. März 2007 zu.
[...] Hop, Step, Jump. Bei allen drei Entscheidungen ging und geht es letztendlich um dieselben zwei Kernfragen. Erstens: Hält sich der Einsatz der Bundeswehr noch im Rahmen des Nato-Vertrages von 1957? Ansonsten läge wohl eine Vertragsänderung vor, für welche die notwendige Zustimmung des Bundestages fehlt.
Zweitens: Ist mit dem Einsatz die vom Grundgesetz in Artikel 24 Absatz 2 gezogene Grenze überschritten? Der Bund ist danach nur dazu berechtigt, sich einem System gegenseitiger kollektiver Sicherheit einzuordnen, das der gemeinsamen Verteidigung und Friedenssicherung dient. Die Frage lautet, ob ein System der kollektiven Krisenreaktion noch als ein System der kollektiven Verteidigung angesehen werden kann.
Quote
03.07.2007 10:10:34
heinmück: An diesem Dienstag folgt der dritte Sprung des Gerichts
Wetten, dass ...
unsere "unabhängige" Justiz jeden Dreck mitmacht? Wäre das erste Mal, dass sie sich der "vaterländischen Pflicht" entzöge. Irgendeine, noch so weit hergeholte, verquere Begründung wird den Richtern "im Namen des Volkes" schon einfallen.
Aus: "Urteil des Verfassungsgerichts: Hop, Step und Jump" (03.07.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/663/121504/4/ (http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/663/121504/4/)
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Quote[...] Das Bundesverfassungsgericht hat die Klage der Linksfraktion gegen den Einsatz deutscher Tornados in Afghanistan zurückgewiesen. Nach Ansicht der Richter liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass die Nato sich mit ihrem Einsatz in Afghanistan von ihrer "friedenswahrenden Ausrichtung" abgekoppelt habe. Dies hatte die Linksfraktion in ihrer nun gescheiterten Klage geltend gemacht.
Das Gericht billigte selbst die politisch umstrittene Zusammenarbeit deutscher Soldaten mit den US-geführten Truppen der Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" (OEF) in Afghanistan.
Die Linksfraktion hatte argumentiert, der Tornado-Einsatz im Rahmen der Nato-geführten Internationalen Schutztruppe (Isaf) verstoße gegen den Geist des Nato-Vetrags von 1955, weil das Abkommen nur ein regionales Verteidigungsbündnis im euro-atlantischen Raum vorsehe. Die Afghanistan-Mission sei deshalb eine grundlegende Vertragsänderung, zu der die Bundesregierung sich die Zustimmung des Bundestags in einem Gesetz hätte einholen müssen.
Diese Auffassung wiesen die Karlsruher Richter nun zurück. Der Isaf-Einsatz dient laut Urteil "der Sicherheit des euro-atlantischen Raums". Dass Angriffe von außen auch auf dem Gebiet eines angreifenden Staates abgewehrt werden könnten, sei von Anfang an Bestandteil des Nato-Vertrags gewesen. Deshalb verstoße ein Krisenreaktionseinsatz wie in Afghanistan auch nicht gegen die regionalen Begrenzungen des Nato-Vertrags. Die Richter betonten zudem, dass der Charakter des Nato-Vertrags durch die Kooperation von Isaf und den OEF-Truppen "nicht ersichtlich geändert" worden sei.
[...] Verteidigungsminister Franz Josef Jung begrüßte die Karlsruher Entscheidung: "Ich freue mich, dass das Bundesverfassungsgericht die Auffassung der Bundesregierung bestätigt hat", sagte er am Dienstag. Zugleich warb der Minister für die Fortsetzung des Antiterroreinsatzes ,,Enduring Freedom" in Afghanistan. Die Terrorbekämpfung sei notwendig, um Stabilität für einen Wiederaufbau des Landes zu gewährleisten. Alle, die jetzt einen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan fordern, spielten den Terroristen in die Hände, sagte der Minister mit Blick auf Stimmen aus der SPD, die die Zukunft der Einsätze in Frage stellten.
Quote
03.07.2007 12:12:10
derdietmar: Richtig so
Jetzt sollten den Querulanten der Linksfraktion die saemtliche Verhandlungskosten aufgebrummt werden.
Quote
03.07.2007 12:40:44
Einblick: Lohn des Einsatzes sind vermehrt tote Zivilisten
Der Einsatz der Aufklärer scheint ein voller Erfolg zu sein, die Zahl getöteter Zivilisten ist seit Beginn des Einsatzes explosionsartig gestiegen. Die Meldungen über hunderte von getöteten Zivilisten durch die Verbündeten ist ein Zeichen für die Effektivität der Aufklärer.
Ich wette wir haben in 2 Jahren erneut Klagen vor Gericht, diesmal gegen die Bundeswehr die Daten übermittelt hat die zum Tode von Hunderten Frauen und Kinder geführt haben.
Das Gericht wird wieder entscheiden, das alles seine Ordnung hatte.
Diese Ordnung ist keine Ordnung, sie ist Willkür für die Interessen Mächtigen westlichen Staaten. Die Ordnung hat nichts mit den wirklichen Verhältnissen zu tun, sie dient der Unterdrückung derer, die ihre eigenes Geschick selbst in die Hand nehmen wollen.
Gerichte haben nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sie zementieren die Willkür der Herrschenden.
Quote
03.07.2007 12:40:10
Rallye200: Und schon wieder ist es passiert: Bis zu 80 tote Zivilisten!!!
Und es geht weiter:
"Up to 80 civilians dead' after US air strikes in Afghanistan"
observer.guardian.co.uk/world/story/0,,2115846,00.html (veröffentlicht am 01.07.2007)
Es ist mir völlig egal mit welchen juristischen Klimpzügen unser wertes Verfassungsgericht den Einsatz deutsche Tornados in Afghanistan rechtfertigt.
Fakt ist, daß unsere 'heldenhaften' Tornadopiloten den us-geführten Einheiten der OEF-Mission in den Kampfgebieten Afghanistans zur Seite stehen und unterstützen.
Ein Massaker bleibt ein Massaker. Das Töten von Zivilisten ist unter allen Umständen zu vermeiden. So will es die UN. So wollen es alle Menschen, die Respekt vor menschlichem Leben haben.
Wer wiederholt unbewaffnete Menschen tötet oder dabei Unterstützung leistet ist ein Verbrecher. Wer zu diesem Verbrechen schweigt und es duldet ist ebenfalls ein Verbrecher.
Wie kann man es rechtfertigen ein Wohnhaus zu zerbomben, in dem sich Zivilisten aufhalten? Selbst wenn man den Aufenthalt von bewaffneten Kampfteilnehmern beweisen kann, so ist dieses Gebäude für weitere Kampfhandliungen absolut tabu. Sobald sich ein sog. Taliban-Kämpfer hinter einem Zivilisten verschanzt, diesen als menschliches Schutzschild misbraucht (was selbstverständlich auch ein Kriegsverbechen darstellt), ist das Gefecht seitens der "Koalitionstruppen" unverzüglich einzustellen. Dies - nichts anderes - fordert das internationale Recht.
Wir treten dieses Recht mit Füßen. Die Folgen werden wir am eigenen Leib zu spüren bekommen - und zwar zu recht.
PS: Gerade Mitglieder der christlichen Parteien sollten sich langsam etwas bremsen: Ihr fordert den Schutz des ungebohrenen Lebens - doch ein Kind im Zuge von Kampfhandlungen zu zerfetzen stört diese Doppelmoralisten in keinster Weise. Jesus würde Euch aus seinem Tempel werfen!
Quote
03.07.2007 12:39:51
Wyllis: Persilschein
Wie unabhängig sind die Verfassungsrichter wirklich? Laut Urteilsbegründung wird unsere Sicherheit am Hindukusch verteidigt. Heisst das jetzt laut Verfassungsgericht, das die jeweilige Regierung mit diesem Urteil einen Freifahrtsschein für sämtliche zukünftige militärische Auseinandersetzungen bekommen hat? Würde irgendwann unsere Sicherheit auch in Rußland,etc. verteidigt? Was für einLari-Fari vom höchsten deutschen Gericht. Nichts Neues also.Schade!
Quote
03.07.2007 12:33:39
Diaula: Die Hüter unserer Verfassung ...
.... begehen mit diesem Urteil ihrerseits Rechtsbeugung am Grundgesetz.
Aus: "Karlsruher Entscheidung: Tornado-Einsatz verfassungsgemäß" (03.07.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt3m4/deutschland/artikel/683/121524/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt3m4/deutschland/artikel/683/121524/)
Quote[...] In einem Gefängnis am Rande der afghanischen Hauptstadt Kabul ist ein Massengrab aus Sowjetzeiten mit mehreren hundert Toten entdeckt worden. Wie der britische Sender BBC berichtete, waren die Gefangenen bei lebendigem Leib in unterirdischen Räumen eingemauert worden.
"Es gibt dort mindestens 15 Räume mit Toten", sagte Polizeichef Ali Schah Paktiwal. Eine genaue Zahl der Opfer wurde nicht genannt.
Ein 70-Jähriger, der erst vor kurzem nach Afghanistan zurückgekehrt war, hatte die Behörden zu dem Massengrab geführt. Der Mann hatte während der sowjetischen Besatzungszeit (1979-1989) in Afghanistan für die Besatzer gearbeitet.
Aus: "Hunderte Opfer: Massengrab aus Sowjetzeiten" (Freitag, 6. Juli 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/823872.html (http://www.n-tv.de/823872.html)
Die Logik des Krieges macht sich in den Seelen weiter Bevölkerungskreise breit. Will die Politik und die Diplomatie die Oberhand gewinnen, ist eine Umkehr...
Die wahre Ursache liegt in der Logik des Krieges, im Krieg selbst....
Aber wer bin ich, daß ich die Menschen in Bosnien - Herzegowina über die Logik des Krieges belehren könnte. Nur wer einmal in die Nähe jener Situation...
Die Logik des Krieges folgt dem Recht des Stärkeren. Die Mittel des Krieges...
The Fog of War zeigt aber gleichzeitig den ganzen Wahnsinn der sogenannten Logik des Krieges auf. Die Frage, ob das...
Logik des Krieges, Spirale der Gewalt: Die Eskalation in Nahost reduziert...
Die Logik des Krieges hat sich gegen die Chancen des Friedens durchgesetzt. Tausende von Menschen werden darunter schrecklich zu leiden haben...
die einfachen Logik des Krieges zuneigen als einer anspruchsvolleren Logik des Friedens...
verwickelt sich der Soldat in einen persönlichen Kampf gegen die Militärbürokratie und die Logik des Krieges selbst...
die Clausewitz entlehnte Terminologie, die von der Grammatik und Logik des Krieges spricht, verletzt das Ohr...
Ihrer Meinung nach, impliziert die ,,Logik" des Krieges von George W. Bush gegen den Terror eine ,,nahezu absolute Selbstermächtigung"...
der Zynismus der Logik des Krieges. Und da liefert die Propagandamaschinerie...
Es ist die Logik des Krieges selbst, die diesen menschenverachtenden Zynismus gebärt...
Nur wenige Philosophen verweigerten sich der Logik des Krieges, wie Bertrand Russell (S. 179-190)...
Die Logik des Krieges sperrt sich aber in besonderer Weise gegen das Objektivitätskriterium der modernen Journalistik, Wahrheit...
die selbstzerstörerische, absurde Logik des Krieges nach außen, indem sie eben die von Clausewitz bekämpfte...
der grundlegende Wertorientierungen berührt: wer sich der Logik des Krieges verweigert läuft Gefahr sich mangelnder Solidarität schuldig zu machen...
Die Logik des Krieges totalisiert die Zwecke und relativiert die Kontrolle...
Diese Logik des Krieges wird noch dadurch verschärft, daß der Gegner...
Die Logik des Krieges ist tief in den Köpfen...
Die Logik des Krieges ist das Opfer. Da gibt es kein weshalb. Was zählt, ist seine Durchführung, nicht die Gründe oder Folgen!
Die Logik des Krieges bringt immer von Neuem Akteure, Verantwortliche, Profiteure, Verwalter und Zuträger hervor. Sie bekleiden politische Ämter, sie...
Die Logik des Krieges ist in sich immer stimmig. Vor allem für den Sieger.
Die Logik des Krieges in Stanley Kubricks Inszenierung erschließt sich...
Wie soll ich all diesen armen Menschen, deren Schmerz ich aus tiefstem Herzen teile, die Logik des Krieges erklären?
die Logik des Krieges fragt nicht nach dem Sinn...
Sich in den Wirkungsbereich der Logik des Krieges begeben bedeutet in dieser Tradition immer, ein Ereignis anzusteuern, dessen vom Absoluten her bestimmtes...
Verweigern wir uns der mörderischen Logik des Krieges.
Die Logik dieses Schlussakkords ist die Logik des Krieges. Denn auch die Soldaten, die - geblendet von Versprechungen und ideologisiert - gegen den Feind...
Das Leben unter Kriegsbedingungen folgt der Logik des Krieges, die mit den Vorstellungen von Humanismus nichts gemeinsam hat.
Hier trifft sie mit voller Wucht die zynische Logik des Krieges ebenso. wie die entfesselte Lust am Töten.
Erklären kann man sie innerhalb der Logik des Krieges, und genau diese...
Hohe Staudämme sind in der Logik des Krieges lohnende Bombenziele, weil ihre Zerstörung über ein ganzes Tal Tod und Verderben in einem Ausmaß bringen kann...
Wenn wir aber die Logik des Krieges nicht emotional, sondern rational erklären, können wir auch seine Bedeutung deutlicher vermitteln...
Die Logik des Krieges, der Zwang zur Parteinahme führt zu Simplifizierung und Verfälschung.
Quote[...] Bei der entscheidenden Sitzung seines Kabinetts im März 2003 sei Blair von mehreren Regierungsmitgliedern vor diesem Schritt gewarnt worden, schrieb Alastair Campbell in seinen am Montag veröffentlichten Buch «The Blair Years».
«Jeder von uns hatte beträchtliche Zweifel, nur er nicht, oder wenn er sie hatte, dann hat er sie vor uns versteckt», schrieb Campbell. Prophetisch habe in der Kabinettsrunde der damalige Labour- Fraktionschef und spätere Verteidigungsminister John Reid erklärt: «Man wird uns danach beurteilen, wie es in dem Irak sein wird, der auf den Irak von Saddam Hussein folgt und danach, wie es dann im Nahen Osten aussieht.»
In einem Interview der BBC zu seiner Buchveröffentlichung sagte Campbell, Blair sei überzeugt gewesen, «das Richtige zu tun». Die Entscheidung für oder gegen eine Kriegsteilnahme an der Seite von US- Präsident George W. Bush sei «eindeutig die schwierigste seines Lebens gewesen» und zugleich «eine, mit der er bis zum Ende seiner Tage leben muss».
Blair war am 27. Juni nach Monate langen Auseinandersetzungen innerhalb der regierenden Labour-Partei zurückgetreten. Blairs Ansehen als Politiker hatte durch den Irak-Krieg laut Meinungsumfragen derart großen Schaden genommen, dass seine Partei mit ihm an der Spitze voraussichtlich keine Wahl mehr gewonnen hätte. Sein Nachfolger, der frühere Finanzminister Gordon Brown, soll dem Irak-Krieg seinerzeit nur zögerlich zugestimmt haben. Bislang sind im Irak 158 britische Soldaten umgekommen.
Aus: "Blair stand mit Entscheidung für Irak-Krieg allein" (dpa, 2007)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/223486.html (http://www.ftd.de/politik/international/223486.html)
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Quote[...] Es reicht offenbar nicht, dass islamistische Terroristen und Aufständische ihre Aktionen mit der Berufung auf Allah rechtfertigen. Auch US-Präsident Bush sieht sich als Beauftragter Gottes, der gegen das Böse vorgeht und an der Spitze der Supermacht der Welt – göttliche oder amerikanische? – Freiheit und Demokratie notfalls auch mit Gewalt schenkt. Nun hat sich aber auch noch der britische Regierungschef Tony Blair als Kämpfer im Namen Gottes geoutet.
[...] In einem Interview mit dem britischen Sender ITV ging Blair zwar nicht so weit wie sein Kollege Bush, den Irak-Krieg als Auf trag Gottes zu bezeichnen, aber für sein Entscheidung, britische Soldaten in den Krieg zu schicken, beruft er sich doch auf Gott. Gefragt, wie er mit der Entscheidung zum Krieg lebe, sagte er, dass solche Entscheidungen getroffen werden müssen, mit denen man zu leben habe, aber dass es schließlich ein letztes Urteil darüber gibt: "Wenn man mit Glauben an solche Dinge herangeht, erkennt man, dass die Beurteilung durch andere Menschen geschieht. Und wenn man an Gott glaubt, dann wird sie auch von Gott gemacht."
Aus der Perspektive eines Nichtreligiösen lässt sich aus solchen Berufungen auf Gott natürlich stets das Bemühen herauslesen, nicht alleine zur Verantwortung gezogen werden zu können. Handelt man im Auftrag Gottes oder Allahs, ist man eine Art göttliches Werkzeug oder ein göttlicher Gesandter, der letztlich die Konsequenzen auf eine andere Instanz mit ihrem unerforschlichen Willen abwälzen kann.
Blair war von seinen Beratern angewiesen worden, seine religiöse Orientierung möglichst nicht öffentlich zu erwähnen, um nicht in dieselben Probleme wie Bush zu tappen. So wollte er seine Ansprache zu Beginn des Irak-Krieges mit den Worten enden: "God bless you." Er soll dann mit seinen Beratern geschimpft haben, die ein "unchristliches Haufen" seien, aber schließlich die Mahnung berücksichtigt haben. Seine Ansprache beendete er mit einem profanen "Thank you". Blairs ehemaliger Spindoktor Alastair Campbell soll gesagt haben: "We don't do God."
Aus: "Von Gott gerechtfertigte Kriegspolitik?" Florian Rötzer (TP; 04.03.2006)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22182/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22182/1.html)
Quote[...] Die einen suchen das Heil in militärischer Stärke, die anderen sehen gerade im massiven Militäreinsatz den Grund allen Übels.
Peter Münch ("Lage am Hindukusch Afghanistan ist noch nicht verloren", SZ vom 23.7.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt4m4/ausland/artikel/852/124669/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt4m4/ausland/artikel/852/124669/)
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Quote[...] Die "vorrangige Aufgabe" sei "der Schutz des amerikanischen Volkes": Mit diesem Worten bestätigte Fran Townsend, Anti-Terror-Beauftragte von Präsident George W. Bush, dass die USA einen Militäreinsatz gegen al-Qaida in Pakistan nicht ausschließen. "Wir werden alle unsere Instrumente nationaler Macht einsetzen, um effizient zu sein." Es sei "keine Frage, dass wir jedes verfügbare Instrument einsetzen, um das Problem Osama Bin Laden, Aiman al-Sawahiri und al-Qaida zu lösen". Sawahiri ist Bin Ladens Stellvertreter.
[...] Die pakistanische Regierung warnt die USA eindringlich vor einer solchen Militäroperation. So etwas wäre "komplett kontraproduktiv" für die USA, sagte Außenminister Khurshid Kasuri. Er wies die Vorwürfe zurück, zu wenig gegen die Hochburgen der Radikalen zu unternehmen. "Das pakistanische Militär ist bereits in den Stammesgebieten", sagte er. "Pakistans Hingabe kann von niemandem bezweifelt werden." Sein Land habe 85.000 Soldaten in der Grenzregion zwischen Pakistan und Afghanistan im Einsatz.
Sollten die USA dort eingreifen, "werden Sie den Krieg verlieren - den Krieg um die Herzen und Hirne", sagte Kasuri. "Unsere Hingabe ist absolut, aber dieser Krieg - oder wie auch immer man das nennen mag - kann nur gewonnen werden, wenn wir die Herzen und Hirne auf unserer Seite haben."
Aus: "ANTI-TERROR-KAMPF: USA drohen mit Militäreinsatz in Pakistan" (23. Juli 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,495936,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,495936,00.html)
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Quote[...] Die Bundesregierung wolle sich vor allem für den Aufbau von zivilen Strukturen und die Stärkung der Regierung in Afghanistan einsetzen. Dafür sei auch ein militärischer Einsatz notwendig. "Aufbau ohne Sicherheit wird nicht machbar sein", so Merkel weiter.
Aus: "BUNDESWEHR: Merkel hält an Afghanistan-Einsatz fest" (22. Juli 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,495898,00.html (http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,495898,00.html)
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Quote[...] Nun fordern die USA und Großbritannien, die NRF als Reserve in Afghanistan einzusetzen. Das lehnt Berlin ab, da eine solche Entscheidung zur Entsendung von Bundeswehr-Soldaten in den umkämpften Süden des Landes führen könnte. Dieser Streit beschäftigt das Treffen der Nato-Verteidigungsminister Ende Oktober.
Aus: "USA drohen mit Aus für Nato-Elitetruppe" Von Eric Bonse (26.08.2007)
Quelle: http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/125/id/299776/fm/0/SH/0/depot/0/ (http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/125/id/299776/fm/0/SH/0/depot/0/)
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Quote[...] Kandahar. DPA/baz. Bei einem NATO-Luftangriff im Süden Afghanistans sind nach Angaben von Dorfbewohnern 18 Zivilisten getötet worden. 22 weitere Bewohner im Bezirk Musa Kala in der Provinz Helmand seien verletzt worden, als Flugzeuge am Samstag einen Häuserkomplex bombardierten, berichteten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur dpa am Sonntag.
Weder die örtliche Regierung noch die NATO geführte Schutztruppe ISAF konnten die Berichte aus dem Bezirk, der vollständig unter Kontrolle der Taliban steht, bestätigen. Der Polizeichef der Region sagte, ein Team sei in den Ort entsandt worden, um den Vorfall zu untersuchen.
Aus: "Afghanistan: 18 Zivilisten bei NATO-Angriff getötet" (26.08.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=A21EEBE2-1422-0CEF-702ECC209580F22F (http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=A21EEBE2-1422-0CEF-702ECC209580F22F)
Quote[...] London. AP/baz. Fast ein Drittel aller Iraker braucht dringend humanitäre Hilfe. Rund acht Millionen Menschen benötigen Wasser, Lebensmittel, Unterkünfte oder sanitäre Einrichtungen, wie die Hilfsorganisation Oxfam und die Koordinationsstelle der unabhängigen Hilfsorganisationen im Irak (NCCI) am Montag mitteilten.
Rund 15 Prozent der Iraker könnten sich keine regelmässige Mahlzeit leisten, etwa 70 Prozent hätten keine ausreichenden Wasservorräte, und 28 Prozent der Kinder seien unterernährt.
Die grundlegende Versorgung der Menschen sei wegen Krieg und jahrelanger Sanktionen nicht gewährleistet, sagte Oxfam-Direktor Jeremy Hobbs. Viele Iraker seien zu Flüchtlingen geworden, die in bitterer Armut lebten. Anzeige
Dem Bericht zufolge sind rund zwei Millionen Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, Vertriebene im eigenen Land. Weitere zwei Millionen seien ins Ausland geflohen, überwiegend nach Syrien und Jordanien.
Aus: "Jeder dritte Iraker benötigt dringend Hilfe" (30.07.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=163657E2-1422-0CEF-70DF9ED91452305E (http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=163657E2-1422-0CEF-70DF9ED91452305E)
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The New Iraq? - Torture and ill-treatment of detainees in Iraqi custody (Human Rights Watch; January 2005 Vol. 17, No. 1(D))
http://hrw.org/reports/2005/iraq0105/ (http://hrw.org/reports/2005/iraq0105/)
Quote[...] Die Nato plant eine Änderung ihrer Taktik in Afghanistan, um die Zahl der zivilen Opfer zu senken. Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sagte der ,,Financial Times" vom Montag, die zunehmende Zahl von getöteten Afghanen gefährde die Unterstützung in der Bevölkerung für den Einsatz der Allianz. Der Kommandeur der 35 000 Nato-Soldaten, General Dan McNeill, habe die Truppen angewiesen, Einsätze zu stoppen, wenn Zivilisten getroffen werden könnten. ,,Wenn das bedeutet, dass wir die Taliban nicht am Mittwoch, sondern am Donnerstag angreifen, dann kriegen wir sie halt dann", sagte de Hoop Scheffer weiter.
Zudem werde erwogen, in gewissen Situationen kleinere Bomben einzusetzen, sagte de Hoop Scheffer. ,,Wenn man das Flugzeug mit einer 250-Kilo-Bombe statt einer 500-Kilo-Bombe belädt, könnte das einen Riesenunterschied machen", verlautete auch aus Diplomatenkreisen der Nato.
Die Gewalt in Afghanistan hat in den vergangenen 18 Monaten zugenommen. In diesem Jahr sind der afghanischen Regierung und Hilfsorganisationen zufolge mehr als 350 Zivilisten bei Einsätzen von ausländischen Soldaten gestorben. Die Bundeswehr ist im vergleichsweise ruhigen Norden im Einsatz und nimmt nicht an den Gefechten gegen die Taliban im Süden des Landes teil.
Quote[...] Sheyn (30.07.2007 13:28)
Unbegreiflich
Wenn man das Flugzeug mit einer 250-Kilo-Bombe statt einer 500-Kilo-Bombe belädt, könnte das einen Riesenunterschied machen Allein diese Formulierung löst bei mir Kopfschmerzen aus. Der Nato ist nichts zu peinlich, um ihre verheerenden Einsätze zu rechtfertigen. Hier wird mit Menschenleben spekuliert.
Quotesteuerzahler60 | 894 Kommentare (30.07.2007 13:29)
Ich hab mich wohl verlesen??
Kleinere Bomben, um die Bevölkerung zu schonen - 250kg-Bomben statt 500kg-Bomben?? Das ist doch wohl der Gipfel der Volksverdummung. Ob ich nun 65kg TNT oder 115kg zur Wirkung bringe -- die Splitter haben die gleiche Wirkung. Und wenn ich statt einer 500kg-Bombe 2x 250kg transportiere, ist das vollkommen gleichwertig. Aber dann von Humanität gegenüber der Zivilbevölkerung zu reden ist fast schon abartig!! Als nächstes kommt noch einer von diesen humanen Militärs auf die Idee, statt einer 500kg-Bombe 250x 2kg-Bomben einzusetzen. Dann wäre die Bevölkerung NOCH mehr geschont. Mit Logik hat das nichts mehr zu tun, eher mit Zynismus und Menschenverachtung!!
Quotehajoku | 575 Kommentare (30.07.2007 14:28)
Welche Perversität.
Bei diesen Diplomaten würde es mich nicht wundern, dass man zur Beruhigung des Volkes demnächst verspricht, man würde Explosivkörper demnächst mit einem Dämmmaterial ummanteln, damit die Schäden kleingehalten werden können. Schwachsinn. Die Bewaffnung von Luftfahrzeugen hängt immer vom entsprechenden Einsatzauftrag ab und das wird auch so bleiben.
QuoteWilhelm_Nord | 92 Kommentare (30.07.2007 15:52)
Menschenverachtender Krieg
Und die Äußerungen der NATO sind blanker Hohn. Deutschland sollte aus der NATO aussteigen.
QuoteBundeswuerger | 143 Kommentare (30.07.2007 20:31)
Warum nimmt man...
...nicht gleich Streubomben, die sind noch kleiner. Bei diesem Thema ist Zynismus eigentlich nicht angebracht, aber ich denke, man wird wieder einmal für dumm verkauft. Es gibt auch Sprengstoffe, die bei weniger Eigengewicht eine höhere Sprengkraft als TNT besitzen. Aber darum geht es garnicht. Wenn sich der Gegner in einem Dorf verschanzt hat, dann kann man nicht das ganze Dorf bombardieren. Wenn afghanisches Leben genau so viel wert ist, wie das eines Soldaten, dann würde ein erbitterter Häuserkampf stattfinden, mit vielen Toten in den eigenen Reihen. So aber schont man das Leben der eigenen Leute und kalkuliert sehenden Auges Kolateralschäden ein.
Quoteschalk | 114 Kommentare (30.07.2007 21:59)
Wie menschlich
Wie menschlich von Herrn Scheffer, aber das Morden geht weiter. Und Deutschland beteiligt sich im Rahmen der NATO daran, da gibt es keine Ausrede. Hier zeigt sich die Fahrlässigkeit und der Dilettantismus deutscher Aussenpolitik (früher wie heute)!
QuoteMolly-Bloom | 672 Kommentare (31.07.2007 07:22)
Ach ja?
Wie menschenfreundlich! Schlaue Köpfe, die Nato-Befehlshaber! Seien wir nur froh, daß sie unser aller Wohl auf so intelligente Weise zu verteidigen wissen! Ich bin total angewidert!
Aus: "Afghanistan: Nato setzt auf kleinere Bomben" (30.07.07)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan_aid_68283.html (http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan_aid_68283.html)
Quote[...] Berlin - Der USA-Beauftragte der Bundesregierung, Karsten Voigt, sieht die von Washington geplanten Waffenlieferungen in den Nahen Osten im Widerspruch zur bisherigen US-Außenpolitik. Bisher hätten die USA immer mehr Demokratisierung angemahnt, jetzt unterstützten sie auch nicht-demokratische Staaten mit Waffen, sagte er am Dienstag im Deutschlandradio Kultur.
«Ich könnte mir vorstellen, dass es den einen oder anderen in Deutschland, Europa und vielleicht sogar in den USA gibt, der diesen Widerspruch zwischen der früheren Freiheitsrhetorik und der jetzigen Praxis, auch undemokratische Regime mit erheblichen Rüstungsgütern auszustatten, sieht.» Eine Belastung der deutsch-amerikanischen Beziehungen sieht Voigt durch das Vorhaben der Amerikaner nicht. Die in Deutschland weit verbreitete Skepsis gegenüber Waffenlieferungen in Krisenregionen sei in den USA bekannt.
Die USA planen ein Gesamtpaket aus Waffenverkäufen und Militärhilfe für arabische Länder im Umfang von gut 20 Milliarden Dollar (rund 15 Milliarden Euro). Im Rahmen dieses Programms soll auch Saudi-Arabien mit neuen Rüstungsgütern versorgt werden, was eine Kontroverse ausgelöst hat.
Aus: "Widersprüchliche US-Außenpolitik" (31. Juli 2007)
Quelle: http://www.net-tribune.de/article/310707-228.php (http://www.net-tribune.de/article/310707-228.php)
Quote[...] Trotz aller gesetzgeberischen und politischen Vorkehrungen stiegen die deutschen Waffenexporte in den vergangenen Jahren stetig - zuletzt sogar rasant - an. Wie das schwedische Friedensforschungsinstitut Sipri errechnete, steigerte Deutschland den Export konventioneller Waffen von 1,5 Milliarden Dollar im Jahre 2005 auf - sage und schreibe - 3,8 Milliarden im Jahre 2006. Damit avancierte Deutschland zum drittgrößten Waffenexporteur der Welt. Gleich hinter den USA und Russland. So geschehen 17 Jahre nach der deutsch-deutschen Vereinigung und trotz eines weitgehend befriedeten europäischen Kontinents. Dieser dramatische Zuwachs ist nicht im Mindesten nachvollziehbar.
Mit dem Kriegswaffenkontrollgesetz (KWKG), dem Außenwirtschaftsgesetz (AWG) und den "Politischen Grundsätzen der Bundesregierung für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern" verfügt die Bundesrepublik Deutschland zwar über ein im internationalen Vergleich als restriktiv geltendes Rüstungsexportkontrollregime, aber diese Regelungen haben den Skandal ohne Grenzen nicht verhindert.
Führender Empfänger deutscher Waffen sind Staaten, die kriegerische Konflikte führen. Ein bedeutender Anteil der deutschen Waffentransfers erfolgt ausgerechnet in die Entwicklungsländer, die Entwicklungshilfe beziehen. In beträchtlichem Umfang wurden deutsche Waffen an Länder in Krisen- und Kriegsgebiete des Nahen Ostens, Asiens und Afrikas verkauft. Dabei wurde und wird der Grundsatz, nicht in Spannungsgebiete und nicht an menschenrechtsverletzende Staaten zu liefern, offensichtlich zunehmend missachtet. Häufig verschwinden die Waffen in staatlich unkontrollierbaren Grauzonen von Bürgerkriegskonflikten. Denn Reexporte an Drittstaaten werden de facto nicht kontrolliert. Mit großer Sorge verfolgen wir auch Lizenzvergaben zum Nachbau deutscher Waffen.
[...]
- Wir sehen in der Entwicklung der deutschen Waffenexporte einen Skandal ohne Grenzen.
- Wir fordern, dass dieser Entwicklung Einhalt geboten wird. Ziel deutscher Politik muss eine Welt sein, in der Konflikte mit zivilen Mitteln gelöst werden.
- Die Bundesregierung darf sich nicht länger von dem Totschlagargument irreführen lassen, deutsche Arbeitsplätze müssten gesichert werden. Diese Behauptung ist unzutreffend: Mit dem Geld, das für staatliche Subventionen an die deutsche Rüstungsindustrie und für Waffenkäufe aufgewendet wird, könnten ungleich mehr Arbeitsplätze im Zivilbereich geschaffen werden.
- Die Bundesregierung soll sich auch nicht mit dem Argument beruhigen, im Falle eines deutschen Rückzugs würden eben andere die Waffen liefern. Steigt Deutschland aus dem Geschäft mit dem Tod aus, so kann dies eine positive Signalwirkung für andere rüstungsexportierende Staaten haben.
- Wir fordern die Mitglieder der Bundesregierung, des geheim tagenden Bundessicherheitsrates und die Parlamentarier nachdrücklich auf, sich auf ihre friedensethische Verantwortung zu besinnen.
- Wir fordern sie auf, mit gutem Beispiel voranzugehen, den Export von Waffen und Munition äußerst restriktiv zu handhaben.
- Wir fordern die Bundesregierung zum vollständigen Verzicht auf staatliche Absicherungen von Rüstungsgeschäften auf (Hermes-Bürgschaften).
- Wir fordern mehr Transparenz: Bundestag und Öffentlichkeit müssen vor den Entscheidungen über Rüstungsexporte informiert werden.
- Wir fordern von den deutschen Rüstungsunternehmen den Verzicht auf den Ausbau von Produktionskapazitäten zur Systemführerschaft. Stattdessen sollten die Vorstände der waffenproduzierenden Unternehmen zur Sicherung der Arbeitsplätze umgehend Maßnahmen der Konversion einleiten, also der Umstellung der militärischen auf eine sinnvolle zivile Fertigung.
Quote
Die Erstunterzeichner:
Prof. Dr. Wolfram Wette, Historiker, SPD Waldkirch
Dr. Bernhard Moltmann, Vorsitzender der Fachgruppe Rüstungsexportpolitik der "Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung" (GKKE)
Jürgen Grässlin,
Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner-Innen (DFG-VK) und des Deutsches Aktions- netzes Kleinwaffen Stoppen (DAKS)
Jürgen Höfflin,
Vorsitzender des Deutschen Ge- werkschaftsbundes Südbaden (DGB),
Sabine Wölfle,
Vorsitzende der SPD Waldkirch
Stephan Möhrle, Vorstandsmitglied im RüstungsInformationsBüro (RIB e.V.)
Paul Russmann,
Geschäftsführer der Kampagne gegen Rüstungsexport bei Ohne Rüstung Leben (ORL)
Fabian Sieber,
in Vertretung des General-
sekretärs der deutschen Sektion von Pax Christi
Markus Weber, Geschäftsführer der Bistumsstelle Pax Christi Freiburg
Prof. Dr. Herbert Schweizer, Katholische Arbeiterbewegung (KAB)
Christoph Bayer,
SPD-Abgeordneter des Landtags von Baden-Württemberg
Dietrich Elchlepp, MdEP a.D., SPD
Alexander Kauz, Die Linke
Ansprechpartnerin für Rückmeldungen neuer Unterstützer/innen und weitere Unterschriftslisten:
Sabine Wölfle, Tel. 07681-49 14 85, sabine.woelfle@spd-waldkirch.de
Mehr Daten und Links:
www.sipri.org
www.ruestungsexport.info
www.iansa.org
Aus: "Stoppt das Geschäft mit dem Tod" - Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur der Welt. Vertreter verschiedener Organisationen wollen das nicht länger hinnehmen und rufen in der "Waldkircher Erklärung" Politik und Wirtschaft zur Umkehr auf." (25.07.2007)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dokumentation/?sid=67c564f1f3b818c05ba3f0f3458d81aa&em_cnt=1178688 (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dokumentation/?sid=67c564f1f3b818c05ba3f0f3458d81aa&em_cnt=1178688)
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Quote[...] Berlin - Im Rahmen des Unifil-Mandats ist die deutsche Marine mit 960 Soldaten, zwei Fregatten, einem Einsatzgruppenversorger, zwei Schnellbooten, zwei Minenjagdbooten und einem Tender vor der Küste des Libanons im Einsatz. Sie kontrolliert dort gemeinsam mit anderen Nationen die Seewege, um Waffenschmuggel zu verhindern.
Aus: "Kabinett verlängert Libanon-Mandat für Bundeswehr" - Das Bundeskabinett hat die Verlängerung des Libanon-Einsatzes der Bundeswehr um ein Jahr beschlossen. Endgültig entscheidet über die Verlängerung das Parlament Mitte September (22. August 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,501354,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,501354,00.html)
Quote[...] Laut einem Bericht eines Untersuchungsausschusses des Kongress fehlt von 190.000 amerikanischen Waffen im Irak jede Spur. Damit sind gut 30 Prozent der seit 2004 an irakische Schutzmänner ausgegebenen Schusswaffen verschwunden. Bisher war man lediglich von 14.000 ausgegangen.
Für Washingtons Bemühungen, Sicherheit im Irak herzustellen, ist diese Meldung nicht gerade förderlich. Teil ihres Programms war es, die lokale Polizei und Militärs auszubilden und mit entsprechender Ausrüstung zu versehen. 19,2 Milliarden Dollar hat Amerika seit Beginn des Einsatzes in den Aufbau irakischer Sicherheitskräfte investiert. Nun ist unklar, wo sich die Waffen sowie 135.000 schussichere Vesten und 115.000 Helme derzeit befinden.
Bedenklich stimmte die Aussage eines Mitarbeiter des Pentagon stimmte bedenklich, dass die verschwundenen Kriegswerkzeuge mit hoher Wahrscheinlichkeit mittlerweile gegen amerikanische Truppen eingesetzt würden. 2004 habe sich eine von den Amerikanern ausgerüstete Brigade in Fallujah sehr bald aufgelöst und sich gegen sie gestellt.
In dem Bericht wurde das Verschwinden auf die Personalschwäche der für die Ausgabe zuständigen Behörde zurückgeführt. Demnach wäre es nicht möglich gewesen, schriftlich genau festzuhalten, wohin einzelne Gegenstände kamen.
Gleichzeitig waren die verantwortlichen Militärs gezwungen, die lokale Miliz schnell für Gegenangriffe zu rüsten. Da die finanzielle Unterstützung ohnehin nicht über traditionelle Sicherheitsprogramme lief, bestand keine direkte Verpflichtung, die entsprechenden Daten exakt aufzulisten. Die Sicherheitbestimmungen haben sich diesbezüglich nach 2005 verschärft, dennoch gebe es immer noch keine Seriennummern oder andere Methoden, um den Verbleib von Waffen zu klären, wurde im Bericht moniert.
Aus: "Verbleib von 190 000 Waffen im Irak unklar - Amerikaner haben ,,die Spur verloren"" Von Nicole Werner (7. August 2007)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=07082007ArtikelPolitikWerner1 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=07082007ArtikelPolitikWerner1)
Quote[...] Selbst ihre Freunde werfen ihr manchmal vor, zu schrill zu sein, sagt Medea Benjamin. Zum Beispiel dann, wenn sie sich vor ihrem Auftritt in US-amerikanischen Kleinstädten mit Blut beschmiert; wenn sie sich in den Parteitag der Republikaner einschleicht und noch "Stop the war!" brüllt, während die Wächter sie aus dem Saal tragen; oder wenn sie Abgeordnete auf den Senatsfluren bis in die Toilette verfolgt, um ihnen dort Spielzeugsoldaten in die Hand zu drücken. Medea Benjamin und ihre Mitstreiterinnen sind unnachgiebig - und das in einem Aufzug, der vermuten lässt, sie hätten einen Barbie-Laden geplündert: rosafarbene Federboas um den Hals, Röcke und T-Shirts in der gleichen Farbe. Wieso ausgerechnet Rosa? "Weil es eine Nette-kleine-Mädchen-Farbe ist", sagt Benjamin. "Rüschig und ziemlich albern."
Als "Code Pink" ist das Rosa auch eine Persiflage auf die verschiedenen Farbstufen - Code Yellow, Code Orange und Code Red -, mit denen das US-Ministerium für innere Sicherheit zur Wachsamkeit vor Terroristen auffordert. Code Pink hingegen fordert die Amerikaner zur Wachsamkeit vor der eigenen Regierung auf. Dutzende Male ist Medea Benjamin wegen Störung der öffentlichen Ordnung verhaftet worden. "Wie ironisch", sagt sie. "Da legt Bush den Nahen Osten in Schutt und Asche - und wir werden angezeigt." Seit kurzem stellen sich Mitglieder von Code Pink in Fantasie-Polizeiuniformen an Straßenkreuzungen und fahnden nach den "Kriegsverbrechern" George W. Bush und Condoleeza Rice.
[...] Im Süden des Sudan, im Schatten eines Baums, sitzt ein 65-jähriger Weißer. Er umklammert einen Häuptlingsstab und spricht mit den Menschen, die um ihn herum hocken. Nicht über den Strom, den es nicht gibt im Dorf, oder über den Wassermangel. Er spricht über Gewaltenteilung und Föderalismus. Rüdiger Wolfrum, Direktor des Max-Planck-Instituts für Völkerrecht, Jura-Professor an zwei Universitäten, Präsident des Internationalen Seegerichtshofs in Hamburg, schafft hinter den Kulissen Frieden. Er ist der Gegenpol zu Schauspielern und Rockstars, die mit großem Journalisten-Tross durch Afrika reisen. Seine Arbeit bleibt für Kameras weithin unsichtbar: Wolfrum berät Regierungen oder Bürgerkriegsparteien weltweit dabei, den Frieden durch einen Rechtsstaat zu sichern.
So gelang es ihm 2002, sieben Juristen aus dem Norden und dem Süden Sudans nach Heidelberg einzuladen. Am Anfang, erzählt er, hätten seine Gäste nicht einmal gemeinsam gefrühstückt - "Sie dürfen nicht vergessen, die haben zehn Jahre lang aufeinander geschossen" -, aber nach zwei Wochen standen zwei Drittel einer Verfassung, ein Gerüst für das Friedensabkommen von 2005.
[...] Während der Verhandlungen, berichtet Wolfrum, hätten er und seine Mitarbeiter nie gesagt: "So geht das" - sondern gefragt: "Was wollt ihr?" Denn jede Verfassung müsse der jeweiligen Landeskultur entspringen. In der sudanesischen sind jetzt auch die Häuptlingsgerichte der Stämme verankert. Seit der Konferenz hat sich die Lage im Sudan wieder verschlechtert: Im Westen, in Darfur, ist ein neuer Bürgerkrieg ausgebrochen. Auch die dortigen Gegner möchte Wolfrum in Heidelberg zusammenbringen. Wenn die Zeit reif ist: "Voraussetzung für den Frieden ist, dass sich alle darüber im Klaren sind, dass nichts mehr zu gewinnen ist."
[...] Aramin war mit 15 Jahren verhaftet und als Terrorist verurteilt worden. In sieben Gefängnisjahren lernte er Hebräisch und diskutierte mit den Wächtern über die Besetzung Palästinas. Am Tag nach dem Tod seiner Tochter erklärte der heute 39-Jährige: "Ich möchte, dass mein Kind das letzte Opfer ist. Und ich weiß, dass es auch auf der anderen Seite Menschen gibt, die so denken wie ich." Einer davon ist der Israeli Rami Elhanan. Seine Tochter Smadar wurde 1997 von einem Selbstmordattentäter in der Fußgängerzone von Jerusalem in die Luft gesprengt. Ein Jahr nach ihrer Beerdigung trat Elhanan dem "Parents Circle - Families Forum" bei, einem Kreis, in dem sich palästinensische und israelische Eltern zusammenfinden, die Kinder oder Verwandte durch den Konflikt verloren haben. Seither besucht Elhanan Schulen, immer gemeinsam mit einem palästinensischen Elternteil, und wirbt für Verständigung. Elhanans Frau Nurit hat Aramins Frau im Krankenhaus, am Bett ihres Kindes, getröstet; gelegentlich laden die Familien einander zum Abendessen ein. Eine Freundschaft, stärker als Wut, Verzweiflung oder trennende Mauern. "Der Tod meiner Tochter", so sagt Elhanan, "hätte sonst keinen Sinn."
Aus: "Siege über den Krieg" von Florian Hanig (GEO Magazin Nr. 8/07 - Krieg oder Frieden)
Quelle: http://www.geo.de/GEO/kultur/gesellschaft/54478.html (http://www.geo.de/GEO/kultur/gesellschaft/54478.html)
Quote[...] "Jeder Mann, der die mächtige Lust zur Schlacht in sich hat,
fühlt sie, wenn sich der Wolf in seinem Herzen erhebt"
(Thomas Jefferson)
[...] Das nationalsozialistische Regime perfektionierte schließlich dieses politisierte Modell des Mannes,
der als Soldat und Staatsbürger Nation und Volksgemeinschaft nicht nur zuverlässig ergeben sein
sollte, sondern sie letztlich auch verkörperte. Biologischer und politischer Körper des Mannes wurden
also in eins gesetzt.
[...] Am Militär wird die politische Symbiose aus Gewalt und Männlichkeit am offensichtlichsten (vgl.
Krippendorff 1993: 48f.; Morgan 1994: 179). Im regulären Soldaten begegnet uns politisch legitimierte
männliche Gewalt. Der Soldat erscheint geradezu als Inbegriff von Männlichkeit (vgl. Morgan 1994:
165), er fungiert als idealtypischer Symbolträger für das soziale und politische Konstrukt Männlichkeit.
Politische Männerbundtheorien haben daher niemals nur Staat und Männerbund, sondern immer
auch Militär und Männerbund in eins gesetzt (vgl. Kreisky 1992). Die Imagination des Mannes in
Männerbundtheorien beinhaltet immer den männlichen, soldatischen und heroischen Mann.
Nichtwaffenfähige oder Nichtwaffentragende wurden stets als "Weiber" minderbewertet (nachzulesen
bei Max Weber 1972: 616).
[...] Als zentraler Motor dieser militärischen "Illusionsmaschine" figuriert Drill. Entstanden im Zuge der
militärischen Revolution des 18. Jahrhunderts, bewirkte er nämlich, dass Massen von Männern in
Bewegung gesetzt werden konnten, ohne dass sie über das Warum dieser Bewegung informiert
waren. Die Kampfziele "bleiben dem Militär äußerlich und können deshalb auch beliebig
ausgewechselt werden" (ebd.: 338). Dem Anschein nach zunächst erhabene idealistische Ziele (wie
etwa Kaiser oder Vaterland) wurden mit der Zeit von trivialer Männlichkeit als eigentlicher und
vordringlicher Kampfmotivation überlagert. Zum Überleben der Männer wurde Kameradschaft, mit
anderen Worten: männliche Solidarität, prioritär und verselbständigte sich gegenüber anderen
politischen Zielwerten. Krieg und Militär wurden zu neuen sozialen Orten, an denen besondere
Formen männlicher Vergemeinschaftung erlebt werden konnten, die Männer vom banalen familiären
Alltag in eine ausschließliche Männerwelt vermeintlichen Abenteuers abheben ließen.
[...] Es ist aber nicht bloß "äußerer Zwang", sondern es sind auch "libidinöse Strukturen", die Armeen
zusammenzuhalten vermögen (vgl. Freud 1974: 88). Jeder einzelne ist einerseits an den
Vorgesetzten und andererseits an die anderen Soldaten gebunden. Identifizierung mit dem führenden
Vorgesetzten lässt die bewusste Einzelpersönlichkeit schwinden, richtet Gedanken und Gefühle aus,
lässt Affektivität und Unbewusstes vorherrschen. Der Männerbund Militär reproduziert sich über
Initiationsriten, die Männer äußerst ungleiche Ordnung hinnehmen lassen. Neue Rekruten werden in
die Welt der älteren Männer eingeführt, in der Oben und Unten längst ausverhandelt und festgelegt
ist. Es gilt, selbstlose Unterordnung und Unterwerfung unter die Herrschaft der alten Männer
("Hierarchie") zu üben.
Der Rekrut muss hinter Kasernenmauern die für unsere Gesellschaft übliche Frauenrolle erlernen.
Für alles, wofür im zivilen Leben Frauen zuständig gemacht werden (z.B. Aufräumen, Putzen,
Kochen), werden im militärischen Leben junge Männer in die Pflicht genommen: "Nur ein Mann,
welcher derart als Frau behandelt wurde, wird sich dem weiblichen Geschlecht gegenüber so
verhalten können, wie es bei uns üblich ist" (vgl. Erdheim 1982: 343). Der militärische Initiationsritus
lässt also in die Welt "wahrer" Männlichkeit eintreten.
[...] Alles in allem wird jungen Männern im Militär subkutan der komplexe Standpunkt vermittelt, von dem
aus Männer die Welt zu sehen haben (vgl. auch Seifert 1992). Und das ist schließlich auch in
politischer Hinsicht von Nutzen: Gilt doch Militär nicht nur als das "Herz der staatlichen Souveränität"
(Harold Laski, zit. n. Krippendorff 1993: 47), sondern vor allem als "organisierter Ausdruck" von
Gewalt. Unsere politische Kultur ist nicht nur eine patriarchalische, sondern zudem auch eine
"Kriegskultur", die als staatlich formierte Gewaltkultur agiert (vgl. Krippendorff 1993: 46f.).
Aus: "FRAGMENTE ZUM VERSTÄNDNIS DES GESCHLECHTS DES KRIEGES" Eva Kreisky (Vortrag Wien, 09.12.2003)
Quelle: http://evakreisky.at/onlinetexte/geschlecht_des_krieges.pdf (http://evakreisky.at/onlinetexte/geschlecht_des_krieges.pdf)
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Quote[...] Ein Nebenkriegsschauplatz, eindrucksvoll eröffnet in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "The American Interest" (Vol. II, No. 6) [...]
[...] Zu einem Satz zusammengefasst, lautet das Fazit der Soldaten-gehören-nicht-an-die-Uni-Vertreter: Universitäten bilden durchweg Weicheier heran, Zauderer, die fortan für die Aufgaben eines Tatmenschen und Kriegers nicht mehr geeignet sind. Kurioserweise greifen zwei der ebenso wortgewaltigen wie gar nicht zimperlichen Wissenschafts-Prügler ausführlich zu Beispielen aus der Literatur, um ihre These zu belegen. Es ist, als wollten sie die verdammten Schöngeister auf deren Terrain schlagen.
[...] Aus Kaplan, den man nun gar nicht unausgebildet nennen kann, spricht Hass auf alle, die das Militär seiner Meinung nach nicht ausreichend unterstützen. Und das sind die Kosmopoliten, Wissenschaftler, lästigen Bedenkenträger und "Aber..."-Sager.
Ihm sekundiert ein Ex-Militär und ebenfalls vielfacher Buchautor, Ralph Peters. In einer ganz ähnlichen Gegenüberstellung führt Peters Shakespeare an: den zweifellos tatkräftigen, aber in seiner Tatkraft doch viele Menschen direkt und indirekt ums Leben bringenden Henry V. - und natürlich Hamlet, den "unmännlichen" Zauderer. Lauter Hamlets mit Schulterklappen werde man heranzüchten, warnt Peters, wenn man die jungen Offiziere an die Uni schicke. Denn dort werde "ihr gesunder Menschenverstand in der Entwicklung behindert" und ihre Entschlusskraft von der Theorie Blässe angekränkelt. "Zu viel offizielle Ausbildung" sei nur ein Hemmnis für den Soldaten-Instinkt.
Den beiden literaturbeflissenen Autoren - was ist übrigens mit Lady Macbeth, eine Frau der Tat, die nicht zögert und nicht nachdenkt? - widerspricht ausgerechnet der, der es nun im Irak rausreißen soll: David H. Petraeus, Oberkommandierender der Streitkräfte im Irak. Er möchte mehr junge Militärs auf zivile Universitäten schicken, um sie, erstens, aus dem "Kloster" und ihrer "intellectual comfort zone" zu holen, weil sie, zweitens, in dieser Welt - gerade als Soldaten - alles an Wissen brauchen, so Petraeus, was sie sich aneignen können.
Nicht eisern müssen die modernen Krieger in seinen Augen sein (jedenfalls nicht nur), sondern "flexibel, anpassungsfähig, kreative Denker". Kommunizieren sollen sie können, debattieren, ihr Anliegen gut präsentieren, ihre Entschlüsse klug begründen. Herausgefordert sollen sie werden durch andere Meinungen. Auch weil fast jeder junge Offizier von sich selbst zu sehr eingenommen ist, so Petraeus. Man könnte auch sagen: Die schneidigen jungen Männer sind in Gefahr, vor dem Handeln zu wenig nachzudenken über ihr Tun.
Allerdings waren es schneidige alte Zivilisten in der US-Regierung, die all die jungen Männer und Frauen (von denen bei allen drei Autoren eher nicht die Rede ist) in den Irak geschickt haben.
Aus: "Das gebildete Weichei: Verdirbt ein Studium den Soldaten?" VON SYLVIA STAUDE (15.08.2007)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/?em_cnt=1191181 (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/?em_cnt=1191181)
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http://en.wikipedia.org/wiki/Soldier (http://en.wikipedia.org/wiki/Soldier)
http://de.wikipedia.org/wiki/Soldat (http://de.wikipedia.org/wiki/Soldat)
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soldatisch: militärisch, straff, stramm, streng, strikt
http://synonyme.woxikon.de/synonyme/soldatisch.php
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durchorganisiert: fest, aufrecht, eisern, faltenlos, gerade, gespannt, gestrafft, prall, straffgezogen, stramm, aufgerichtet
http://synonyme.woxikon.de/synonyme/durchorganisiert.php
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Quote[...] Das Denken des Knies half entscheidend beim Problem Bundeswehr. Ich wäre blöd genug gewesen, nicht zu verweigern, ich wollte das heroisch durchziehen. Wegen des Knies wurde ich freigestellt. Mein Leben wäre ohne das Knie völlig anders verlaufen. Ich war später noch einmal im Freiburger Krankenhaus und hatte vier Wochen Zeit, gründlich den Anti-Ödipus von Gilles Deleuze und Felix Guattari zu lesen. Ich habe gemerkt, das ist es doch, danach habe ich seit zwei Jahren für meine Promotion gesucht!
Diese Promotion wurde als Buch bekannt, »Männerphantasien«; darin geht es um den Typus des soldatisch verhärteten deutschen Manns."
[...] "Ich habe meiner ersten Freundin Theweleits Männerphantasien geschenkt. Und ich erinnere mich noch gut an die Enttäuschung darüber, daß diese streberhafte Geste der Selbstdenunziation nicht angemessen gewürdigt wurde. Daß der zur Faschismustheorie aufgemotzte männliche Selbsthaß, von dem Theweleits Schriften triefen, nicht sehr attraktiv war für eine junge Frau, die mit ihren eigenen Unsicherheiten zu kämpfen hatte, konnte man damals nicht sehen. Meine Freundin jedenfalls hatte offenbar keine Lust, unsere Kämpfe als Fortsetzung der Résistance mit anderen Mitteln zu bewundern, wie es Theweleit anbot." (Jörg Lau im Merkur, September/Oktober 2004, S.938)
Klaus Theweleit: Männerphantasien (Datum ?)
http://www.single-generation.de/kohorten/68er/klaus_theweleit.htm (http://www.single-generation.de/kohorten/68er/klaus_theweleit.htm)
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Quote[...] Die Männer schienen sich den Krieg als Bewährungsprobe wahrer Männlichkeit erträumt zu haben,
um ihre traditionellen, kriegerisch-männlichen Tugenden unter Beweis zu stellen. Der Krieger war der
Inbegriff von Maskulinität.
Die männliche Identitätskrise, die die Männer der westlichen Nationen im 19. Jahrhundert erfasste,
war wohl der Hintergrund für diese Einstellung. Jedoch schien die Krise der Männlichkeit das Ideal
von Maskulinität nicht verändert, sondern gestärkt zu haben. Auch die zerstörerisch und brutale
Realität des Ersten Weltkrieges, der in diesem Ausmaß eigentlich das alte Stereotyp individueller,
heroischer Männlichkeit obsolet werden ließ, führte nicht zur Aufweichung und Hinterfragung diese
Stereotyps, sondern schien im Kontext das als ,,gefährlich" erlebte Wandeln der
Geschlechterverhältnisse, das sich in der Zwischenkriegszeit verstärkte, im Gegenteil zu dessen
Neuformierung, Verfestigung und Verbreitung beigetragen zu haben.
Der Krieg war ein ,,männliches" Ereignis, wo die Männer an der Front die Frauen weitgehend in der
,,passiven Rolle als Krankenschwester oder Prostituierte erlebt haben.
FAZIT: Die Krise der Männlichkeit schürte den Antifeminismus und ließ das ramponierte
hegemoniale Männlichkeitsmodell wieder aufleben, welches in ästhetischer wie inhaltlicher Hinsicht
zu nehmend radikalisiert wurde.
Aus: "Männlichkeit und Krieg – Untersuchungen am Großessay ,,Der Kampf als inneres Erlebnis" von Ernst Jünger" (Katrin Landesfeind, 2003/2004)
Quelle: http://www.gender.hu-berlin.de/w/files/ztghausarbeit/maennlichkeit_und_krieg__untersuchungen_am_grossessay_der_kampf_als_inneres_erlebnis_von_ernst_juenger_kuwi_landesfeind.pdf (http://www.gender.hu-berlin.de/w/files/ztghausarbeit/maennlichkeit_und_krieg__untersuchungen_am_grossessay_der_kampf_als_inneres_erlebnis_von_ernst_juenger_kuwi_landesfeind.pdf)
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KONTEXT:
LINK [LASE#17 :: Methoden der Disziplinierung... ]
http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,321.0.html (http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,321.0.html)
Quote[...] Nach den verheerenden Terroranschlägen im Nordirak ist die Zahl der Todesopfer offenbar nochmals deutlich gestiegen. Wie mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf örtliche Behörden und Krankenhäuser berichten, wurden bei den Attentaten auf zwei Dörfer in der Nähe von Mossul bis zu 500 Menschen ermordet. Hunderte weitere wurden verletzt. Etwa 60 Leichen werden noch unter den Ruinen der zerstörten Häuser vermutet.
[...] Der Polizeichef der Stadt, Scheich Saed Schangari, erklärte: "Wir hatten Geheimdienstinformationen erhalten, dass die Terroristen in Sindschar Anschläge verüben wollten." Daraufhin seien die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt verschärft worden, weshalb die Attentäter ihre Sprengsätze schließlich in den Dörfern südlich von Sindschar zur Explosion gebracht hätten.
Aus: "Anschläge auf Jesiden im Nordirak: Zahl der Todesopfer auf bis zu 500 gestiegen" (16.08.2007)
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7298164_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7298164_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html)
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Quote[...] Unterdessen plädierte der Kommandeur der US-Streitkräfte, David Petraeus, die Truppenstärke der im Irak eingesetzten US-Soldaten im nächsten Jahr zu verringern. Er bereite entsprechende Empfehlungen vor, die er im September dem Kongress vorlegen werde, sagte Petraeus am Mittwochabend in Bagdad.
Zur Zeit befinden sich im Irak mehr als 160.000 US-Soldaten, was einen Höchststand bedeutet. Allerdings wies Petraeus Forderungen nach einem schnellen und weitreichenden Abzug zurück. Dies würde die erreichten Fortschritte gefährden, «für die wir so hart gekämpft haben». Dass dies nicht sinnvoll wäre, zeige auch der jüngste verheerende Anschlag im Nordirak.
[...] Derweil stieg die Selbstmordrate unter US-Soldaten auf den höchsten Stand seit 26 Jahren. 2006 wählten 99 Soldaten den Freitod, wie aus einem Bericht des Pentagons hervorgeht. Die meisten von ihnen waren im Irak eingesetzt. Auch die Zahl der Selbstmordversuche war in dieser Gruppe am höchsten: «Es bestand eine signifikante Beziehung zwischen Selbstmordversuchen und der Anzahl von Stationierungstagen» im Irak oder in Afghanistan, heißt es in dem Bericht.
Mitte Juli hatte das von den Demokraten dominierte US-Repräsentantenhaus für einen Truppenabzug aus dem Irak innerhalb von 120 Tagen gestimmt. Trotz mehrfacher Veto-Drohungen von US-Präsident George W. Bush stimmten 223 Abgeordnete für und 201 gegen den Beschluss. Das Militär soll das Land bis April 2008 verlassen. Bush will allerdings erst im September über einen Kurswechsel im Irak nachdenken. (nz)
Aus: "US-Kommandeur will Irak-Truppen verringern" (16. Aug. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/ausland/713072.html (http://www.netzeitung.de/ausland/713072.html)
Quote[...] Der Bericht "Shell-Shocked: Civilians Under Siege in Mogadishu" ist die erste unabhängige Untersuchung der Kämpfe, die im März und April 2007 in Mogadischu wüteten und infolge derer Hunderte Zivilisten getötet und weitere 400.000 Menschen vertrieben wurden. Die von den Aufständischen, Islamisten und der Hawiye-Clan, begangenen Verstöße beinhalten vorwiegend den willkürlichen Abschuß von Mörsergranaten in von Zivilisten bewohnte Stadtteile und den Truppeneinsatz in dicht besiedelten Gebieten. Ebenso wurden zivile Beamte der somalischen Übergangsregierung gezielt ermordet und zahlreiche Personen hingerichtet sowie die Leichen gefangen genommener Kämpfer verstümmelt.
Äthiopische Truppen, die die unfähige somalische "Übergangsregierung" unterstützten, verstießen gegen das Kriegrecht durch massiven und willkürlichen Beschuß stark besiedelter Stadtgebiete Mogadischus mit Raketen, Mörsern und Artillerie. Mehrmals haben die Truppen gezielt Krankenhäuser ins Visier genommen und plünderten dringend benötigte medizinische Geräte. Human Rights Watch dokumentierte auch Fälle, in denen äthiopische Truppen absichtlich Zivilisten erschossen oder kurzerhand hingerichtet haben.
Truppen der somalischen "Übergangsregierung" waren zwar für das äthiopische Militär nur von sekundärer Bedeutung, es gelang ihnen jedoch nicht, Zivilisten in Gefahrenzonen rechtzeitig zu warnen. Darüber hinaus plünderten sie, behinderten Hilfsmaßnahmen für Vertriebene und mißhandelten Dutzende von Menschen, die bei Massenfestnahmen verhaftet wurden. "Die Aufständischen brachten Zivilisten in ernste Gefahr, da sie sich unter sie mischten", so Roth. "Dies ist aber keine Rechtfertigung für den gezielten Beschuß und die Bombardierung ganzer Stadtviertel."
Und das sinnlose morden geht weiter. Beispiel: In Mogadischu haben erst kürzlich äthiopische Soldaten laut Augenzeugenberichten "irrtümlich" mindestens sechs Zivilisten getötet und 26 weitere verletzt. Ein Bus habe an einer Absperrung der somalischen Armee halten müssen. Äthiopische Soldaten in der Nähe vermuteten in dem Bus Rebellen und eröffneten einfach das Feuer auf die Fahrgäste. Zuvor waren bei einer Explosion in der Nähe eines Busses in Mogadischu drei Menschen getötet und acht weitere verletzt worden.
Aus: "Kriegsverbrechen in Mogadischu: UN soll Zivilbevölkerung vor Ausschreitungen sämtlicher Kriegsparteien schützen" Von Karin Burghofer (Veröffentlicht: 15. August 2007)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=15082007ArtikelPolitikBurghofer1 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=15082007ArtikelPolitikBurghofer1)
Quote[...] Sydney. DPA/baz. Die Zahl der Selbstmordattentate weltweit ist nach einer australischen Studie seit der US-Invasion im Irak im Frühjahr 2003 drastisch gestiegen. Zuvor habe es in 20 Jahren insgesamt lediglich 315 Selbstmordanschläge gegeben, von 2003 bis 2006 seien es mindestens 1100 gewesen, davon 56 Prozent im Irak, ergab die Studie unter Leitung des Sozilogieprofessors Raiz Hassan von der Flinders-Universität (Adelaide/Australien), wie der "Sidney Morning Herald" am Mittwoch berichtete. Auch in Ländern wie Pakistan und Afghanistan steige die Zahl der Selbstmordanschläge. "Was wir sehen, ist vermutlich nur die Spitze des Eisbergs, und das ist eine sehr bedrückende Aussicht", sagte Hassan.
Bei jedem Selbstmordanschlag kommen der Studie zufolge durchschnittlich 13 Menschen ums Leben, bis zu 30 werden verletzt. Von 1981 bis 2006 seien mehr als 13'000 Menschen bei Selbstmordanschlägen ums Leben gekommen. "Selbstmordanschläge sind die "Präzisionswaffen" derjenigen, die kein Militär haben", erläuterte Hassan. Ausdrücklich verwies er dabei auch auf radikal- islamische Gruppen wie die Hamas im Gazastreifen und die Hizbollah in Libanon. Die Studie wurde finanziell von der australischen Regierung unterstützt.
Aus: "Studie: Zahl der Selbstmordanschläge drastisch gestiegen" (15.08.07)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=6A0A1211-1422-0CEF-702984FA8E106D7D (http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=6A0A1211-1422-0CEF-702984FA8E106D7D)
Quote[...] Eine Irakerin, "ihr halbes Gesicht schwer vernarbt", von einer Bombe verbrannt. "Das törnt mich echt an", prahlte der Chronist. "Geschmolzene Haut, abgetrennte Gliedmaßen." Er beschrieb, wie er und seine Freunde die Frau auslachten. Dann Reue: "Ich war entsetzt und schämte mich zugleich für das, was ich gerade gesagt hatte."
Auch über die "Zombie-Hunde" schrieb er, die sich auf der Straße über einen Leichnam hermachten. "Sie fraßen anscheinend nur sein Gehirn." Ein Blick auf den Führerschein des Toten offenbarte eine grausige Ironie: "Er war ein Organspender. Wir kicherten leise in uns hinein und guckten aus dem Fenster in die Nacht. Wir sprachen erst, als wir wieder auf dem Stützpunkt waren."
Der Verfasser dieser Zeilen, eine Art Tagebuch aus Bagdad, nannte sich "Scott Thomas". Die Berichte erschienen in der "New Republic", in der Online- und dann auch der Print-Ausgabe dieses einst einflussreichen linksliberalen, neuerdings zusehends mittigen US-Magazins, das alle zwei Wochen erscheint. "Scott Thomas" sei ein Pseudonym "für einen Soldaten, der momentan im Irak dient", schrieb die Redaktion.
Es war ein journalistischer Knüller: ein schonungsloses Front-Blog eines GIs mitten im Geschehen, literarisch angehaucht. Die Sache traf mitten in die hitzig geführte Abzugsdebatte.
"Scott Thomas" porträtierte seine Kameraden und sich selbst als zynisch, grausam, abgebrüht, abgestumpft. An einer Stelle fragte er: "Bin ich ein Monster?"
Die Reaktionen in den Online-Diskussionsforen der "New Republic" waren heftig. Ein Leser schrieb, er sei "entgeistert" - andere geißelten die Berichte als politisch motiviert, um Anti-Kriegs-Stimmung zu schüren. Auf jeden Fall war "New Republic" erstmals seit langem wieder Gesprächsthema.
Leider war alles erfunden. Oder übertrieben. Oder doch wahr? Kommt nun ganz drauf an, wem man glaubt.
Die Armee jedenfalls erklärte die Frontberichte des Soldaten, der sich unter Druck als ein Gefreiter aus Illinois zu erkennen gab, nach förmlichen Ermittlungen für "falsch". "Sieht ganz so aus, als habe es die 'New Republic' mit einem neuen Stephen Glass zu tun", lästerte Blake Wilson im Online-Magazin "Slate". Glass war jener Star-Reporter der "New Republic", der 1998 gefeuert wurde, nachdem sich mindestens 27 von 41 seiner Texte als frei erfunden entpuppt hatten. Das Magazin hat sich nie wirklich erholt von dem Skandal, der auch von Hollywood verfilmt wurde ("Shattered Glass") - doch jetzt hält die Redaktion dagegen: Sie stehe zu dem "freien Mitarbeiter" im Irak.
[...] Von vorne: In einem Bericht Mitte Juli wurden besonders drastische Szenen geschildert. Soldaten fuhren zum Spaß Hunde tot, alberten mit den Schädeln toter Iraker herum. Der "Weekly Standard" begann, die Authentizität des Front-Tagebuchs offen anzuzweifeln. Es rief konservative Blogger auf, die Bulletins gegenzuchecken - und meldete schließlich unter Berufung auf eine anonyme Quelle, "Scott Thomas" habe seine Artikel unter Eid widerrufen. Der konservative "National Review" schlug in die gleiche Kerbe.
Das saß. Die "New Republic" sah sich zum Handeln gezwungen.
Eine Woche später enthüllte die "New Republic" die Identität von "Scott Thomas". "Ich bin der Gefreite Scott Thomas Beauchamp, ein Mitglied der Alpha Company, 1/18 Infantry, Second Brigade Combat Team, First Infantry Division", teilte der Autor auf der Website des Magazins mit. Er dementierte, seine Berichte widerrufen zu haben. "Ich bin bereit, mit meinem wahren Namen zur Gesamtheit meiner Artikel für die 'New Republic' zu stehen."
Beauchamp, 23, versicherte, seine Texte hätten nur seine private Sicht des Krieges zeigen sollen. "Sie waren nie als Darstellung des gesamten US-Militärs gedacht." Er sei frustriert über die Kritik von der Heimatfront: "Es macht mich gelinde gesagt verrückt, zu sehen, dass die Plausibilität von Ereignissen, die ich bezeugt habe, von Leuten bezweifelt wird, die nie im Irak gedient haben." Die "New Republic" enthüllte außerdem, wie es zu Beauchamp kam: Er sei mit Elspeth Reeve verheiratet, der Jungreporterin des Magazins.
Das gab der ganzen Sache den Ruch der Vetternwirtschaft. Die US-Armee verbot Beauchamp sofort jeden weiteren Kontakt mit der Außenwelt, konfiszierte sein Handy und seinen Laptop und leitete interne Ermittlungen ein.
Anfang August folgte dann die spitze Mitteilung des Ermittlungsergebnisses: "Die Behauptungen des Gefreiten Beauchamp haben sich als falsch herausgestellt. Sein Zug und seine Einheit wurden vernommen, und keiner konnte die Vorwürfe erhärten." Im Gegenteil, fügte ein Armeesprecher auf Anfrage hinzu: "Alle Soldaten seiner Einheit haben alle Vorwürfe bestritten, die der Gefreite Beauchamp in seinem Blog gemacht hat." Zu Details schwieg das Militär: "Der Fall wird als abgeschlossen betrachtet."
Die "New Republic" wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Sie leitete ihre eigenen Gegenermittlungen ein. Sie verteidigte, dass ihr Autor anonym geschrieben hatte: Nur so habe Beauchamp "ehrlich und offen über seine Emotionen und Erlebnisse" schreiben und gleichzeitig weiter bei den Frontsoldaten dienen können. Alle Essays seien von der Dokumentationsabteilung gecheckt worden, schrieb Chefredakteur Franklin Foer. Man habe Experten hinzugezogen, um die Plausibilität zu prüfen. Zeugen seien kontaktiert, der Autor selbst zum Liefern "zusätzlicher Details" gedrängt worden.
Bei der hausinternen Untersuchung entdeckte die "New Republic" dann, Beauchamp habe sich in einem einzigen "bedeutenden Detail geirrt". Die bombenverstümmelte Frau, die er beschrieben habe, sei ihm nicht im Irak begegnet, sondern zuvor auf einem Militärstützpunkt in Kuwait. "Wir bedauern diesen Fehler zutiefst."
Der Rest stimme aber. Foer: "Wir haben mit Militärpersonal gesprochen, das direkt an den Ereignissen beteiligt war, die Scott Thomas Beauchamp beschrieben hat. Sie haben seine Darstellung bekräftigt." Darunter seien fünf Kameraden aus Beauchamps Einheit gewesen, die ihrerseits aus Angst hätten anonym bleiben wollen.
Leider schotte sich die Armee ab: Sie habe der "New Republic" bei den Nachforschungen nur Steine in den Weg gelegt und halte Beauchamp unter Verschluss. Bei seinem letzten Gespräch mit der Redaktion im Juli habe er berichtet, er werde von seinen Vorgesetzten an der Front unter Druck gesetzt.
Und so ist die Affäre längst nicht ausgestanden. Es steht das Wort der Armee gegen das Wort der "New Republic".
Deren Kritiker jubeln natürlich: Der konservative Kolumnist Charles Krauthammer ("Washington Post") nennt Beauchamp den "Bagdad-Fabulisten". Seine Lügengeschichten passten "perfekt in den virulentesten Erzählstil der Anti-Kriegs-Linken".
Aus: "SOLDAT SCOTT THOMAS: Glaubenskrieg um Bagdads Brutal-Blogger" Von Marc Pitzke, New York (18. August 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,500315,00.html (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,500315,00.html)
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Quote[...] Ziel sei es, mit dem Druck der Kriegsgegner offensiver umzugehen, mehr Unterstützung für ein längerfristiges Engagement zu gewinnen, heißt es in der "New York Times". Die Regierung wolle argumentieren, dass Fortschritte bei der Eindämmung der Gewalt gewisse Verringerungen ermöglichten, aber die US-Interessen im Irak und insgesamt im Nahen Osten weiter eine substanzielle Truppenpräsenz erforderten.
Aus: "IRAK-STRATEGIE: Weißes Haus will Amerikaner auf langen Krieg einstimmen" (18. August 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,500663,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,500663,00.html)
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Quote[...] Gleichzeitig haben iranische und türkische Truppen Stellungen kurdischer Kämpfer im Nordirak unter Artillerie-Beschuss genommen. Dorfbewohner flohen aus ihren Häusern.
Aus: "Iran und Türkei greifen irakische Kurden an" (16. Aug. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/spezial/irak/713470.html (http://www.netzeitung.de/spezial/irak/713470.html)
Quote[...] Ein Viertel der Kroaten, sagt Drakuli?, stehe heute am äußerst rechten Rand. Und da blüht die Verklärung für jene, die sich nun als Helden ausgeben, obwohl sie der schwersten Kriegsverbrechen beschuldigt werden. Da ist zum Beispiel der Fall von Vice Vukojevic. Er wird beschuldigt, in einem kroatischen Kriegsgefangenenlager in Bosnien eine Frau vergewaltigt zu haben. Kein Gericht nimmt sich seines Falles an. Vukojevic ist schließlich selbst Richter, und zwar am kroatischen Verfassungsgericht. Oder Ante Gotovina, jener General, der im Rahmen der ,,Operation Sturm" den Befehl gegeben haben soll, die Serben der Krajina zu massakrieren. Für den Tod von 150 Serben steht er nun unter Anklage Den Haags. Plakate mit seinem Antlitz kleben noch immer im Land, darüber das Wort ,,Heroj!", Held. Nur auf Druck der EU wurde Gotovina an das Kriegsverbrechertribunal ausgeliefert. ,,Aber hinter den Kulissen", sagt Drakuli?, ,,bezahlt die Regierung seine Anwälte." Das Tribunal werde von vielen noch immer als unzulässige Einmischung angesehen. Die heutigen Machthaber seien noch immer nicht daran interessiert, die Zeiten des Krieges aufzuarbeiten. ,,Sie beobachteten einander ja vielleicht beim Plündern, sie wissen zu viel übereinander".
Slavenka Drakuli? kritisiert aber nicht nur Generäle und hohe Politiker. Es geht ihr auch um die ,,Kraftfahrer, Kellner, Verkäufer", die plötzlich zu vergewaltigen begannen, dem Nachbarn in den Hinterkopf schossen ,,und dabei klassische Musik hörten." Wie konnte das passieren? Eine Frage, die sich Nachkriegsgesellschaften stellen müssen, wenn sie zur Normalität finden wollen.
Zunächst hatte Drakuli? die Antworten der Opfer aufgeschrieben. Dann fuhr sie nach Den Haag, setzte sich dort fünf Monate in den Zuschauersaal des UN-Kriegsverbrechertribunals, der wie der ,,Wartesaal eines Krankenhauses" aussah. Sie schaute dort Beschuldigten [in das] Gesicht, die den Richtern versicherten, ,,keiner Fliege etwas zu leide tun" zu können. Nackt trieben sie die Frauen durch die Straßen, ehe sie sie vergewaltigten. ,,Diese Männer unterscheiden sich nicht von einfachen Jungs, die im Kaffeehaus abhängen." Und sie rechneten nicht damit, dafür einmal in den fernen Niederlanden von internationalen Richtern zur Verantwortung gezogen zu werden.
Drakuli?s Erkenntnis, dass das Böse nicht unmenschlich sondern ganz banal und Teil des Menschen ist, ist nicht neu. Aber die Gewissheit verstört, dass auch heutige europäische Gesellschaften nicht vor bürokratisch geplantem Massenmord gefeit sind. Ein Krieg kommt nicht von einem Tag auf den anderen. Er braucht Vorbereitung. Nachbarn müssen verhetzt, Feindbilder konstruiert werden. Und dann können sich eben auch friedliche Bauerndörfer in Schlachthöfe verwandeln, in denen die Bewohner mit einer Kalaschnikow am Acker stehen und tagelang wehrlose Männer ermorden, wie dies im bosnischen Srebrenica geschah. Die Menschenrechte, das ist die Botschaft Drakuli?s, ,,beginnen in der Nachbarschaft, in den kleinen Orten". Politische Führer und Kriegsgeneräle wären machtlos, würden gewöhnliche Menschen es ablehnen im Krieg Verbrechen zu begehen.
[...] Das ist ja das Paradoxe, sagt Drakuli? zum Abschied: Politiker, die bis gestern noch ihre Soldaten in die Schlacht schickten und erbittert um ethnisch ,,reine" Staaten kämpften, drängen nun in die Europäischen Union und geben dort ihre hart erkämpfte Souveränität ab. ,,Wozu das alles, wozu die Toten?", fragt Drakuli?. In ihrem Buch über die Kriegsverbrecher in Den Haag gibt sie in einem Epilog eine Antwort. Sie beschreibt, wie serbische, kroatische und bosnische Kriegsverbrecher im Untersuchungsgefägnis im holländischen Seebad Scheveningen gemeinsam Branzino grillen, warmes selbstgebackenes Brot essen, dazu dalmatinischen Wein trinken und anschließend Volleyball spielen. ,,Man möchte glauben, dass sie voneinander isoliert werden müssten, weil sie gegeneinander Krieg geführt haben und Todfeinde seien." Aber jene, die jahrelang aufeinander geschossen haben, leben hier in ,,Brüderlichkeit und Einheit". Aus welchem Grund also, fragt Drakuli?, kam es zum Krieg. Ihre Antwort: ,,Aus keinem".
Aus: "Das Dorf und der Krieg" - Gerade noch herrschten hier Mord und Vertreibung. Nun wird Kroatien Teil der EU. Ist der Hass schon Geschichte? Zu Besuch bei der Schriftstellerin Slawenka Drakuli?, die Kriegsverbrecher bei Gericht besuchte. Von Florian Klenk für die Reportagen-Serie "Ostwärts" des Falter (21. August 2007)
Quelle: http://www.florianklenk.com/2007/08/das_dorf_und_der_krieg.php (http://www.florianklenk.com/2007/08/das_dorf_und_der_krieg.php)
Quote[...] Parallel zu einer 15 Millionen Dollar teuren Werbekampagne einer Gruppe von Kriegsbefürwortern startete Präsident George W.Bush eine Reihe von Auftritten, mit denen das Weisse Haus die Opposition unter Druck setzen will. In einer Rede, die Bush am Mittwoch vor Kriegsveteranen in Kansas City hielt, zog der Präsident mehrfach direkt und indirekt einen Vergleich zum Vietnamkrieg. So trat er Forderungen zum Rückzug aus dem Irak mit dem neuen Argument entgegen, Millionen unschuldiger Menschen in Asien hätten den US-Abzug aus Vietnam teuer bezahlt. Deren Leiden hätten dem Wortschatz neue Begriffe wie «Umerziehungslager», «boat people» und «killing fields» hinzugefügt. Gemeint sind Repressalien der kommunistischen Sieger in Vietnam, die vietnamesische Flüchtlingswelle in den 70er-Jahren sowie die Terrorherrschaft der Roten Khmer im benachbarten Kambodscha. Auch im Irak drohten bei einem vorzeitigen US-Rückzug ähnliche Katastrophen, so Bush. Die Lehre aus der blutigen Erfahrung in Vietnam müsse sein, Geduld zu haben.
Der Vergleich forderte in Washington umgehend heftigen Widerspruch führender Demokraten und Historiker heraus. Machtübernahme und Morde der Roten Khmer seien nicht Folge des US-Abzugs aus Vietnam gewesen, sondern der Einmischung und Destabilisierung Kambodschas durch die USA, erklärte der Historiker Robert Dallek. Andere Kritiker erklärten, die Sorge vor einem «Domino-Effekt» – kommunistische Flutwelle in Asien – habe sich nach dem US-Abzug aus Vietnam als unbegründet erwiesen.
Bushs offensiver Verweis auf das amerikanische Vietnamtrauma manifestiert eine neue Dynamik der Irak-Debatte in Washington. Nachdem der von den Demokraten beherrschte Kongress den Präsidenten lange mit Abzugsresolutionen unter Druck gesetzt hatte, sucht Bush die politische Offensive.
Hintergrund sind Meldungen aus dem Irak, wonach die Verstärkung der US-Truppen seit Januar in Bagdad sowie mehreren irakischen Provinzen zu einer Verringerung der sektiererischen Gewalt geführt habe. In seiner Rede in Kansas City trat Bush Rückzugsforderungen nun in neuer Schärfe entgegen: «Unsere Truppen sehen diesen Fortschritt am Boden. Und während sie dem Feind die Initiative entreissen, haben sie eine Frage: Werden ihre gewählten Führer in Washington den Boden unter ihren Füssen gerade in dem Moment wegziehen, wo sich die Dynamik im Irak ändert?»
Auch Befürworter eines Rückzugs aus dem Irak berufen sich auf Angehörige des US-Militärs. So hatten in einem ungewöhnlichen Beitrag für die «New York Times» am Sonntag sieben namentlich genannte Soldaten und Unteroffiziere der 82.Luftlandedivision, die derzeit im Irak stationiert sind, Berichte über eine militärische Wende als «surreal» zurückgewiesen: «Wir sind skeptisch bezüglich der in den Medien vertretenen Meinung, dass der Konflikt zunehmend beherrschbar sei.» Eine grosse Mehrheit der Iraker fühle sich «zunehmend unsicher und betrachtet uns als eine Besatzungsmacht, die in vier Jahren keine Normalität hergestellt hat». Es sei unmöglich geworden, das Vertrauen der Iraker zu gewinnen. Die US-Truppen operierten weiter in einem «verwirrenden Kontext entschlossener Feinde und fragwürdiger Alliierter». Eine Aussöhnung sei im Irak nur zu erreichen, wenn die politische Lage sich mit der auf dem Schlachtfeld decke.
Aus: "Irak-Krieg/Vietnamkrieg: Bush wagt Vergleich mit Vietnam" Dietmar Ostermann, Washington (23.08.07)
Quelle: http://www.espace.ch/artikel_410593.html (http://www.espace.ch/artikel_410593.html)
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Quote[...] Die Angehörigen der 82. Luftlandedivision haben in der «New York Times» – ein bisher einzigartiger Vorgang – «aus Pflichtgefühl heraus» nüchtern und pointiert ihre Sicht des Irak-Krieges dargestellt. Bei den sieben Soldaten handelt es sich um einen Gefreiten und sechs Sergeanten, die am Ende eines 15-monatigen Einsatzes in Bagdad stehen. Ohne den Präsidenten persönlich anzugehen, bezeichnen die Fallschirmjäger die politische Irak-Debatte in Washington als «surreal». Die Iraker betrachteten die Amerikaner demnach als Besatzer, die den absurden Versuch unternähmen, ihr Land ohne Mandat der Bevölkerung gegen ein diffuses Konglomerat von Aufständischen zu verteidigen. Für «unser schlimmstes Versagen» halten die sieben Autoren, dass die USA den Kollaps der «sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen» im Irak zugelassen hätten. Sie betonen die militärische Überlegenheit der US-Streitkräfte. Diese seien aber ohne Aussicht auf ein Ende zwischen die Fronten konkurrierender Gruppen geraten. Neben «sunnitischen Extremisten, Al-Kaida-Terroristen, schiitischen Milizen, Gangstern und bewaffneten Stämmen» spielten Polizei und Armee des Iraks eine «janusköpfige Rolle». Die Fallschirmjäger schildern, wie Kameraden in Sprengfallen umgekommen sind, die mit Hilfe irakischer Sicherheitskräfte errichtet wurden. Einer der Autoren, Sergeant Jeremy A. Murphy, erlitt in diesem «verwirrenden Kontext entschlossener Feinde und fragwürdiger Verbündeter» kurz vor der Publikation des Textes einen Kopfschuss und wurde heimgeflogen.
Die sieben Soldaten kritisieren zudem ein zentrales Element der neuen amerikanischen Strategie im Irak. Dies ist besonders brisant im Vorfeld des für Mitte September erwarteten Berichts von David Petraeus, dem US-Oberkommandierenden im Irak. Die Bewaffnung sunnitischer Stämme im Westen von Bagdad gegen al-Kaida, so schreiben die Soldaten, sei zwar effektiv. Doch die irakische Regierung müsse nun befürchten, nach einem amerikanischen Abzug von den Stämmen angegriffen zu werden. Die Fallschirmjäger schliessen ihre Analyse mit der Empfehlung, schrittweise aus dem Irak abzuziehen und der Regierung in Bagdad nicht «die Korrektur amerikanischer Fehler aufzubürden». Statt die zunächst geächteten Mitglieder von Saddam Husseins Baath-Partei zu rehabilitieren, plädieren die Soldaten dafür, der schiitischen Mehrheit das Regime im Irak zu übergeben. Dabei werde es «Gewinner und Verlierer» geben, aber die Autoren ziehen eine durchsetzungsfähige schiitische Regierung der «Tyrannei der Gewalt» konkurrierender Gruppen vor, die derzeit im Irak herrsche. – Neben seinem sachlichen Ton fällt am Beitrag der Dienstgrad der Autoren auf. Einige hochrangige Offiziere haben den Irak-Feldzug schon in der Vorbereitungsphase kritisiert, in der Regel als Pensionäre. Seither nimmt ihre Zahl stetig zu. Im vergangenen November hat selbst der damals für den Irak zuständige Kommandeur John Abizaid erklärt, die Invasionsarmee sei viel zu klein gewesen.
Die unteren Ränge der Berufsarmee äussern sich dagegen seit 2003 eher in Weblogs oder digitalen Videoclips, die auf YouTube unter Schlagworten wie «Iraq Grunt» ( Grunt = Frontsoldat, Frontschwein) oder «Ramadi» zu Tausenden zu finden sind. Dabei handelt es sich häufig um Szenen aus dem Kampfgeschehen, aber die dezidierte politische Dimension des Artikels in der «New York Times» geht ihnen durchweg ab. Die Blogs und Clips entspringen dem Bedürfnis, überwältigende Erlebnisse ein Stück weit aufzuarbeiten. Diese Lesart legen Daten der US-Armee nahe, laut denen jeder fünfte US-Soldat im Irak an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Die Zahl der Selbstmorde hat in den Streitkräften 2006 mit 99 vollendeten und 948 versuchten Suiziden die höchste Rate seit der Einführung dieser Statistik vor 26 Jahren erreicht.
Dem Pentagon sind die ungefilterten Internet-Aktivitäten der Soldaten ein Dorn im Auge. Die Militärbürokratie hat jüngst den Zugang der fünf Millionen Computer bei den Streitkräften zu Websites wie YouTube gesperrt. Dabei sind Augenzeugenberichte aus dem Irak auch für die Gegner von Bush eine zweischneidige Sache. Diese Erfahrung musste die linke Wochenzeitschrift «The New Republic» machen, die vom Januar an eine Serie von Berichten eines in Bagdad stationierten Infanteristen publiziert hat. Dieser berichtete unter dem Pseudonym Scott Thomas Schauerliches, etwa über die «Zombie-Hunde von Bagdad». Diese fressen angeblich die Leichen von Irakern und werden von US-Soldaten zum Vergnügen mit Kettenfahrzeugen gejagt und «plattgemacht». Der neokonservative «Weekly Standard» enttarnte – linke Blogger vermuten, mit Hilfe des Pentagons – den Autor und bezichtigte ihn der Lüge, worauf dieser einige seiner krassesten Schilderungen zurückzog. Aber das von ihm gezeichnete Bild einer erschöpften und verrohten Expeditionsarmee wird im Wesentlichen durch ein aufsehenerregendes Projekt von «The Nation» bestätigt.
Die älteste und auflagenstärkste politische Zeitschrift der USA hat 50 Irak-Veteranen interviewt und daraus jüngst ein umfangreiches Dossier destilliert. Es zeigt, dass die häufig zwei- oder dreimal für bis zu 15 Monate im Irak stationierten US-Soldaten die Einheimischen als fremde Masse wahrnehmen und rasch jede Sympathie für die zivilen Opfer verlieren. Wie der Gefreite Jeff Englehart erklärt, waren er und seine Kameraden «zunächst ehrlich überzeugt davon», dass sie gekommen waren, um den Irakern zu helfen. Bald sei der Idealismus der GI in Zorn und Gleichgültigkeit gegenüber den Zivilisten umgeschlagen: «Ein toter Iraker ist nur ein toter Iraker, na und?» Erst nach ihrer Rückkehr in die USA und beim Gespräch mit anderen Veteranen setzten dann Schuldgefühle bei den Soldaten ein, so Englehart.
Dieses Dossier stimmt durchaus mit der Trauma-Statistik des Pentagons und dem Beitrag der Fallschirmjäger in der «New York Times» überein.
Aus: "Das Murren der Truppe" Von Andreas Mink (26. August 2007, NZZ am Sonntag)
Quelle: http://www.nzz.ch/magazin/dossiers/das_murren_der_truppe_1.546212.html (http://www.nzz.ch/magazin/dossiers/das_murren_der_truppe_1.546212.html)
Quote[...] Washington (AFP) - Angesichts ernsthafter Rekrutierungsprobleme wirbt die US-Armee mit beträchtlichen Zusatzprämien Freiwillige für den Militärdienst an. Knapp 95 Prozent aller neu gemeldeten Rekruten hätten von dem seit fünf Wochen gültigen Angebot Gebrauch gemacht, im Gegenzug für eine 20.000-Dollar-Prämie innerhalb von 30 Tagen mit der Grundausbildung zu beginnen, teilte die US-Armee am Montag mit. Diese Summe - umgerechnet etwa 14.600 Euro - übersteigt in den meisten Fällen den gesamten Jahressold eines Rekruten. Die Armee bietet den so genannten "Eil-Bonus" all jenen Rekruten an, die sich bis 30. September zum umgehenden Militärdienst melden.
Aus: "US-Armee lockt Rekruten mit saftiger Prämie an" (AFP - Montag, 27. August 2007)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/afp/20070827/tts-usa-irak-streitkraefte-c1b2fc3.html (http://de.news.yahoo.com/afp/20070827/tts-usa-irak-streitkraefte-c1b2fc3.html)
Quote[...] 300 ist eine US-amerikanische Verfilmung des gleichnamigen Comicromans von Frank Miller aus dem Jahr 1998. Der Film startete am 9. März 2007 in den US-amerikanischen, am 5. April 2007 in den deutschsprachigen Kinos (Deutschland, Österreich und Schweiz). Als Weltpremiere war 300 schon im Februar 2007 im Wettbewerb der Berlinale 2007 außer Konkurrenz zu sehen.
Der Film erzählt eine Episode aus den Perserkriegen, nämlich die Geschichte der ersten Schlacht bei den Thermopylen. Ebenso wie seine Comic-Vorlage orientiert sich auch der Film an der Schilderung des antiken Chronisten Herodot, die den historischen Fakten nur sehr bedingt entspricht. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 445 Mio. US-Dollar ist er einer der erfolgreichsten Filme 2007.
http://de.wikipedia.org/wiki/300_%28Film%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/300_%28Film%29)
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Quote[...] Eine den Film übergreifende Handlung normaler Form, mit Spannungsbogen und logischer "Ursache und Wirkung"-Konstruktion wird außer Acht gelassen. Der Erzähler interpretiert für uns die Bilder, die wir sehen, erklärt uns sofort ihre Bedeutung. Zweideutigkeit und historische Bedingtheit existieren in einem solchen narrativen Gebilde nicht mehr. Der Film verlagert alle inhaltlichen Aspekte auf die Oberfläche des Bildes.
An dieser Stelle würde die bewusst überhöhte Ästhetik einer mystifizierten, kriegstreibenden Geschichte zwangsläufig in politisches Fahrwasser gelangen, gerade weil der Hintergrund der amerikanischen Comic-Kultur für den Film keine Rolle spielt. Dies wiederum stellt die Frage, ob hier doch eine politische Problematik auftaucht, die ja manche Kritiker dem Film vorwarfen (siehe hierzu die Kritikensammlung bei Film-Zeit). Dabei wird deutlich, dass das Publikum zumeist als Opfer angesehen wird, welches entweder dank der Bildung über dem faschistischen Element steht (wie der Kritiker selbst) oder eben die Tendenzen absorbiert und für voll nimmt.
Auch wenn dies bei einigen Zeitgenossen der Fall sein mag, fragt man sich doch, ob ein so extrem stilisierter Film wie 300 überhaupt dazu in der Lage ist, reale und existierende Konflikte sich einzuverleiben. Dies liegt an mehreren Aspekten. Zum einen ist der Film fest im Genre-Kanon des Kinos verankert, was ihn zuerst durch den Filter anderer Filme und der Hollywood'schen Konventionen betrachten lässt. Kein Zuschauer geht in einen Kinofilm ohne das Bewusstsein, dass es sich hierbei um ein fiktives Werk handelt. Gleichzeitig ist schon häufig festgestellt worden, dass man einen Film fast automatisch in den Kontext anderer filmischer Werke einzuordnen versucht. Ist dies ein Actionfilm oder eine Komödie? Jeder Zuschauer entscheidet dies anhand von Kriterien, die bei niemandem gleich und vor allem auch kaum theoretisch fassbar sind (Dies ist eine schwer vereinfachende Aussage, die vielleicht auch etwas schwammig wirkt. Verwiesen sei hier auf den frei verfügbaren Artikel "Genre und Genrebewusstsein" von Jörg Schweinitz aus der montage/AV 3/94, der auf der Homepage als PDF verfügbar ist). Man kann davon sprechen, dass Zack Snyders Film keineswegs als Darstellung historischer Begebenheiten angesehen wird, sondern zum Beispiel als Actionfilm angesehen wird, dessen faschistoide Tendenzen in den 80ern auch nicht direkt politisierend wirkten, auch wenn er dafür kritisiert wurde. Bei 300 liegt der Fall in so fern noch anders, da der Film sich fast vollständig auf seine Oberflächenspiele reduziert, also fast nur auf seine Schauwerte und Panelisierungsmomente reduzierbar ist. Hier ist einfach kein Platz für Politik oder bewusste wie unbewusste Einordnung in politische Vorgänge. Alleine die Reduktion und fast wörtlich von Propaganda entnommene Darstellung der Perser auf eine riesige Freak-Show mit blutrünstigen Ogern, monströsen Henkern, die Klingen statt Arme haben, buckligen Verrätern, riesigen und wunderschönen, gold-behangenen Gott-Königen des Bösen einerseits oder aber eben muskulösen, wohlgeformten Unterhosenträgern mit schnieken Waffen auf Seiten der Spartaner weist auf die Problematik hin: Alles ist eindeutig, klar sortiert und in einer Form visuell überzogen, dass ein blutiges Schlachtengemälde in wunderbarer Farbpalette übrig bleibt. Durch die extreme Überzeichnung wird ein Begriff der Realität vermieden, auch weil weder Ironisierung noch satirische Zeichnung eine Positionierung des Zuschauers zu dem Leinwandgeschehen einfordern.
Und hier beginnt die eigentliche Kritik, die man 300 anlasten kann. Dadurch, dass die Oberfläche so eindeutig belegt ist, dass es keine Freiheit für Doppelbödigkeiten oder Ambivalenzen gibt, dadurch, dass der Film in sich genau eine Lesart hat, wird er außerhalb des momentbehafteten Sehvergnügens beliebig. Es ist nicht seine politische Stellung, die den Film zur Last gelegt werden kann, es ist seine Unfähigkeit, diese zuzulassen und dem Zuschauer eine Positionierung dazu zu erlauben. Denn in der kontrollierten und für das geschulte Auge auch hochinteressanten Umsetzung der Comic-Strategie der Dekompression in Form von filmischen Signatur-Panels und der rabiaten Kontrolle über die Zeitlichkeit in der Narration fehlt es an Freiheiten für den Zuschauer, sich selbst in dem Film zu entfalten. Statt Symbolen oder Andeutungen wird jedes Bild durch den Erzähler interpretiert und mit einer innerfilmischen Aussage vorbelegt. Eine Interpretation durch den Zuschauer ist da nicht mehr möglich, eine außerfilmische Bearbeitung durch das visuelle und narrative Konzept des Films geblockt. Wo beim Comic die Superhelden-Debatte als äußerer Anker war, da steht bei 300 nichts. Der Film ist ein in sich geschlossenes und dadurch auch in negativer Hinsicht unpolitisches Kontinuum.
[...] 300 [ ] verpasst jede Chance, einen Mehrwert zum Spektakel zu bieten. Dies ändert nichts daran, dass dieses Spektakel an sich sehenswert ist und in seiner Stilistik immer wieder erstaunt.
Aus: "300 (Film):" Von Knut Brockmann (G-Wie-Gorilla, 2007)
Quelle: http://www.g-wie-gorilla.de/content/view/376/2/ (http://www.g-wie-gorilla.de/content/view/376/2/)
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Quote[...]
Pressespiegel:
Eine enthirnte Synthese aus GLADIATOR und SIN CITY nennt Michel Bodmer den Film. "Ob all der überzeichneten Gewalt mit ihren animierten Blutspritzern kann wohl nicht einmal der John-Woo-Fan froh werden, denn: 'Gefecht, Tod und Opfer sind Dinge, die verherrlicht werden sollen. Jeder Schwertstreich, jedes Aufspiessen, jede Enthauptung soll als Akt von Schönheit dargestellt werden. Hier wird Krieg in Kunst verwandelt', lautete Snyders Kommando für seinen 'Anti-Anti-Kriegsfilm'."
05. April 2007 | Neue Züricher Zeitung
[...]
Anke Westphal bezeichnet den Film als flottes Heavy-Metal-Massaker im antiken Ambiente. "Sind Typologien schon faschistisch? Da kann man auch gleich der Pop-Kultur an sich Faschismus vorwerfen. Snyders Film ist nur wie das Gegenstück zu einer Heavy-Metal-CD: ein fettes, düster stilisiertes und standardisiertes Paket aus Testosteron, Pathos, Horror und Fantasy - es gibt hier sogar einige allerliebst-grässliche Monster, selbstredend auf Seiten der Perser. Und da die Spartaner in 300 nun einmal so reine, weil freiheitsliebende Kampfmaschinen und ihre Gegner die reinen Mordbuben sind, fließt hier viel Blut in den Boden."
04. April 2007 | Berliner Zeitung
Für Ekkehard Knörer ist dies eine Jungsfantasie reichlich fantasieloser Jungs. "Auf die ermüdend lange Strecke seiner zwei Stunden entwickelt sich das Sandalen-Kriegsgemälde dann zu einer so unappetitlichen wie fast schon wieder originellen Mischung aus faschistischer Bildästhetik und bewusstem Camp. Genauer gesagt: Es mischt sich gerade nichts. Durch kein bindendes Band aus Sinn oder Verstand vereint stehen der wie in der Zahnpastawerbung kraftvoll in einen Apfel beißende Feldherr Leonidas und die mit ironiefrei volltönender Heroenrhetorik über Leichenberge spazierende spartanische Kampfsporttruppe nebeneinander."
04. April 2007 | Die Tageszeitung
Wie Pouyeh Ansari und Particj Hemminger berichten, ist der Film im Iran ein DVD-Hit - und ein Skandal, weil er die Ahnen der Iraner ausnahmslos dämonisiert oder als behinderte Zombies darstellt.
04. April 2007 | Die Tageszeitung
Sascha Westphal kommt nicht umhin, von Propaganda und Militarismus, von Herrenmenschentum und Faschismus zu sprechen. "Snyder gibt keiner Assoziation oder Interpretation den eindeutigen Vorzug. Allerdings lässt er keinen Zweifel daran, dass die Geschichte der 300, mag sie als Gründungsmythos noch so eine zentrale Bedeutung für die westlichen Zivilisationen haben, immer eine Propaganda-Erzählung bleiben wird. So sehr man Snyders hyperstilisierte Bilder auch bewundert, man vergisst nie, dass sie Teil einer Inszenierung sind."
04. April 2007 | Frankfurter Rundschau
Claudius Seidl weiß am Ende des Films nicht, wie der Kampf eigentlich ausgegangen ist. Er will "diesen Film schon deshalb verteidigen, weil er die Bilder und Szenen, die man sich von diesem Genre erwartet, eben nicht nur nicht inszeniert, sondern sein Publikum, mit der ganzen Wucht seiner Inszenierung, dazu zwingt, sich endlich bewusstzumachen, wie viel Fiktion in jenen Erzählungen steckt, welche wir für Geschichtsschreibung halten."
04. April 2007 | Frankfurter Allgemeine Zeitung
Stefan Rebenich befasst sich mit den historischen Hintergründen der Schlacht.
03. April 2007 | Süddeutsche Zeitung
Tobias Moorstedt schreibt über den Comic-Zeichner Frank Miller.
03. April 2007 | Süddeutsche Zeitung
Wie Andrea Köhler weiß, erregt der Film die Gemüter in Teheran. "Präsident Mahmud Ahmadinejad warf dem Westen vor, mit dem Film 'psychologische Kriegsführung' zu betreiben; unterstellt wird ausserdem, dass die amerikanische Regierung den Film finanziert habe. Mit der Begründung, Snyders Film sei 'untrennbar mit den konzertierten Bemühungen in bestimmten westlichen Interessenkreisen verbunden, die iranische Nation zu dämonisieren', hat Teheran nun bei den Vereinten Nationen Protest eingelegt."
03. April 2007 | Neue Züricher Zeitung
Katja Lüthge spricht der Regisseur Zack Synder über nackte Männer, Actionszenen und seinen Sohn vor der Kamera.
01. April 2007 | Die Welt
Erstaunlich findet es Jörg Gerle, "dass ein derartiges Randgruppenprogramm – auf jugendfrei getrimmt – immer mehr seinen Weg in den Mainstream findet und nicht in der Schmuddel-Videothek verkümmert, wo es eigentlich hingehört. ... Regisseur Zack Snyder lässt seinen Film für alle Interpretationsansätze offen, sodass er ebenso als Propagandafilm wie als stumpfsinniger Actioner funktioniert. Politisch wache Menschen werden den Film belächeln und ignorieren; andere werden sich in ihren Vorurteilen und Wertemaßstäben bestätigt sehen. Andere werden sich vielleicht daran erinnern, dass die schlimmsten Propagandafilme jene sind, die in vorgeblich völliger Naivität entstanden sind."
29. März 2007 | film-dienst 07/2007
Laut Alexandra Seitz wirkt 300 wie ein Magnet für Interpretationen aller Art. "Es fällt schwer, 300 nicht im Kontext der gegenwärtigen weltpolitischen Lage zu sehen, doch gleichgültig, ... es ändert sich nichts an der Schlichtheit der Perspektive. Man könnte in 300 aber auch einen bösen Witz vermuten, der pathetische Reden von Ruhm, Ehre, Gerechtigkeit, Vernunft und Freiheit mit Mannbarkeitsriten, Körper- und Uniformfetischen, Blutströmen und Gewaltorgien kontrastiert, um die Unvereinbarkeit von Machismo und Zivilisation deutlich zu machen."
28. März 2007 | Ray 04/2007
[...]
Auf Dauer fühlte sich Lukas Foerster durch die Actionsequenzen ermüdet. Der Film "zwingt den hilflosen Zuschauer zum minutenlangen Betrachten von äußerst unoriginellen Hochglanz-Pixelschablonen. Ganz schlimm wird es jedoch erst mit Beginn der Kampfhandlungen. ... In diesen Sequenzen, die immerhin das Herzstück des Films darstellen, offenbart sich die gesamte Ödnis der snyderschen Kinovision, die eine unschöne Mischung aus infantiler Machofantasie und ziellosem Stilwillen darstellt."
20. März 2007 | critic.de
Hanns-Georg Rodek fragt sich, warum 300 in den USA finanzielle Triumphe feiert: Wie schon so oft war im Marketingkonzept das Internet kriegsentscheidend. Auf der Comic-Messe in San Diego staunten die Comic-Fans "Bauklötze. Der Film bremst immer wieder auf Zeitlupentempo, um erneut auf Extremgeschwindigkeit zu beschleunigen. Die Zeit wird gedehnt und gerafft und manchmal fast eingefroren – eine kongeniale Annährung des Kinos an das Erzählprinzip des Comics. Was in San Diego noch nie geschehen war: Die Besucher riefen nach Wiederholung."
16. März 2007 | Die Welt
Was war das?, fragt Egon Günther. "Dieser Breitwandkitsch, diese Ausbeutung des Kitsches in Cinemascope in seiner Verelendung zum Schönen, das einen ganz meschugge macht und manchmal dennoch ans Herz greift? ... Ich begreife den Sinn dahinter nicht, die Haltung. Es ist auch Kriegspathos. Es ist auch die Lobpreisung des Krieges, die irritiert. Was wollten die Macher anrichten mit diesem überdimensionierten Bilderrätsel."
16. Februar 2007 | Neues Deutschland
Holger Kreitling lässt kein gutes Haar an dem Film: 300 ist ein schlimmes Stück Kino, ärgerlich und falsch und so erzreaktionär. "Politisches Pathos und Patriotismusquatsch sind untrennbar mit der Verachtung aller Zivilisten verbunden. Ein Erzähler singt dazu das Hohelied des Militärs in unerträglichen Floskeln. Die Todessehnsucht der Krieger wird unaufhörlich glorifiziert. Sterben ist super. Auch Härte. Die Spartaner sind praktisch die US-Marines der Antike. Und der Feind ist immer der gleiche."
15. Februar 2007 | Die Welt
Sebastian Handke ist enttäuscht: "Wenig ist geblieben von der schmutzigen Expressivität des Originals, dem epischen Ingrimm seiner doppelseitigen Panels – 300 sieht aus wie ein falsch belichteter Sandalenfilm. ... Einige Schlachtsequenzen sind bemerkenswert. Vor allem wenn es Mann gegen Mann geht, findet Snyder einen ballettösen Rhythmus von Be- und Entschleunigung, je nachdem, ob gerade Maß genommen oder zugestoßen wird. In diesen Momenten blitzt etwas davon auf, was 300 hätte sein können, wenn man der zweidimensionalen Bildlichkeit des Comics etwas dem Film Eigenes zugegeben hätte – eine blutig schwarze, wilde Kinetik von Masse, Bewegung und Zerstörung. Stattdessen: falsch verstandene Werktreue."
15. Februar 2007 | Der Tagesspiegel
Die aus Realfilm und Computertechnik zusammengezauberte Optik wirkt für Daniel Sanders auf den ersten Blick tatsächlich einfach überwältigend. "Die extrem brutalen Kampfszenen sind zum Teil choreographiert wie ein Ballett, eine aufregende Mischung aus perfidem Ekel und eleganter Schönheit, jedenfalls bis sich die diversen Metzel-Orgien zu wiederholen beginnen und sich ein Gefühl der schleichenden Ermüdung einstellt. Ein bisschen unwohl wurde vielen auch beim ständigen Spartaner-Gerede von Ruhm, Freiheit und dem süßen Tod für die Heimat, was man, je nach Vorliebe, einerseits als rechte Bush-Propaganda deuten kann oder als subversiven Aufruf zur Rebellion der Kleinen gegen den übermächtigen Aggressor."
15. Februar 2007 | Der Spiegel
Aus: "Pressespiegel: 300 (USA 2007)" (film-zeit.de, 2007)
Quelle: http://www.film-zeit.de/home.php?action=result&sub=film&info=cinema&film_id=18379 (http://www.film-zeit.de/home.php?action=result&sub=film&info=cinema&film_id=18379)
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Quote[...] Starship Troopers ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film von Paul Verhoeven aus dem Jahr 1997, der lose auf dem gleichnamigen Roman von Robert Heinlein basiert.
[...] Der Film wurde von Verhoeven nach eigener Aussage als Satire auf den Faschismus und Militarismus konzipiert.
[...] Die deutsche Synchronisation ist im Gegensatz zum amerikanischen Original deutlich entschärft. So geht beispielsweise der Unterschied zwischen Bürger (Citizen) und Nichtbürger fast völlig unter: Um Bürger zu werden, muss man sich zum Militärdienst verpflichten; der Bürgerstatus verleiht zahlreiche Privilegien, wie z. B. das Wahlrecht oder die Erlaubnis, ein Kind zu bekommen.
Die pro-diktatorische Passage
,,This year we explored the failure of democracy, how the social scientists brought our world to the brink of chaos. We talked about the veterans, how they took control and imposed the stability that has lasted for generations since."
wurde statt mit
,,Dieses Jahr erforschten wir den Misserfolg der Demokratie, wie die Sozialwissenschaftler unsere Welt an den Rand des Chaos brachten. Wir sprachen über die Veteranen, wie sie die Kontrolle übernahmen und die Stabilität schufen, die seitdem für Generationen andauerte."
mit
,,Unser Thema war dieses Jahr die politische Entwicklung seit der Jahrtausendwende, und wie Außerirdische diese Entwicklung beeinflusst haben. Wir sprachen über die Bugs, wie sie die Erde angriffen und Tausenden unserer Vorfahren den Tod brachten."
übersetzt und damit vollkommen verfälscht.
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[...] Eindeutig satirisch sind beispielsweise die im Film integrierten Propaganda-Sendungen des Regimes, in denen Kinder sich darum reißen, die Waffe eines Soldaten zu berühren, oder als ,,Beitrag" zum Kampf gegen die Bugs irdische Insekten zertreten.
[...] Ein Teil der Uniformen ist eindeutig solchen aus dem Dritten Reich nachempfunden und die Anfangsbilder des Films erinnern an Szenen aus dem NS-Propagandafilm Triumph des Willens von Leni Riefenstahl.
Aus: "Starship Troopers (Film)" (09/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Starship_Troopers_%28Film%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Starship_Troopers_%28Film%29)
Quote[...] [ngo] Das Amtsgericht Frankfurt verurteilte am 31. August 2007 die Studentin Franziska Senze aus Münster zu einer Geldbuße von 100 Euro wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. Senze hatte sich am 28. März 2003 an einer Sitzblockade der Friedensbewegung gegen den Irak-Krieg vor der US-Airbase Frankfurt beteiligt. Die Staatsanwaltschaft warf der Angeklagten Uneinsichtigkeit vor. Nach Darstellung des Komitees für Grundrechte und Demokratie und des Netzwerks Friedenskooperative rügte der Vorsitzende Amtsrichter, dass die Angeklagte ihre Meinung zur Völkerrechtswidrigkeit des Krieges absolut setze. Sie sollte überlegen, ob es nicht auch "Gerechte Kriege" geben könne.
Senze war zunächst wegen des Straftatvorwurfs der Nötigung verurteilt worden und hatte dagegen Revision eingelegt. Zwischenzeitlich hatte das Oberlandesgericht Frankfurt in einem Parallel-Verfahren entschieden, dass die Sitzblockaden gegen den Irak-Krieg nicht als gewaltsame und verwerfliche Nötigung gewertet werden dürften. Senzes Verfahren musste daher vor dem Amtsgericht Frankfurt neu aufgerollt werden.
Die Angeklagte nahm in ihrem Plädoyer für ihren gewaltfreien Widerstand gegen den völkerrechtswidrigen Irak-Krieg den rechtfertigenden Notstand in Anspruch. Als Zeugin eines Verbrechens habe sie tätig werden müssen. In bestimmten Situationen könnten formal rechtswidrige Handlungen dennoch rechtmäßig und geboten sein, so Szene. Sie habe mit ihrer Tat in der Logik von Verfassungs- und Völkerrecht gehandelt und würde sich auch künftig genauso entscheiden. In diesem Verfahren gelte es, die Verhältnismäßigkeit und die Gründe ihres Handelns und die Völkerrechtswidrigkeit des Irak-Krieges zu überprüfen und gegeneinander abzuwägen.
Zur Untermauerung dieser Rechtsposition stellte Rechtsanwalt Thomas Scherzberg Beweisanträge zur Einholung von verfassungs- und völkerrechtlichen Sachverständigengutachten. Der Anwalt wollte, dass unter anderem der Richter am Bundesverwaltungsgericht, Dieter Deiseroth, sowie die Völkerrechtler Norman Paech und Daniel-Erasmus Khan befragt werden. Nach Auffassung des Anwalts hätte die Beweisaufnahme vermutlich zu dem Ergebnis geführt, dass das Verhalten der Angeklagten "gerechtfertigt und geboten war". Nach Darstellung des Grundrechtekomitees wurden die gestellten Beweisanträge jedoch allesamt vom Gericht "pauschal und ohne weitere Begründung" abgelehnt.
Der Anwalt habe dennoch ein "mutiges Urteil" gefordert, das "angesichts der Völkerrechtswidrigkeit dieses mit Lügen begonnenen Krieges möglich und nötig" sei. Wundern müsse man sich, dass die Staatsanwaltschaft nicht die Unterstützer des Krieges verfolge. Senze kritisierte in ihrem Schlusswort, sie sei durch die Ablehnung der Beweisanträge in ihren Prozessrechten verletzt worden.
Nach Darstellung des Grundrechtekomitees bedauerte es die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer, dass aufgrund der Entscheidung des Oberlandesgerichts eine Verurteilung wegen einer Straftat nicht mehr möglich sei. Da die Angeklagte keinerlei Einsicht zeige, drohe außerdem Wiederholungsgefahr.
Dem Amtsrichter soll - so das Grundrechtekomitee - das Oberlandesgericht Frankfurt als eine mit der Angeklagten und der Verteidigung verbündete Instanz bezeichnet haben. Sonst hätte er das Vergehen auch als Straftat verurteilen können. Juristisch sei klar, dass es keine Rechtfertigungsgründe geben könne. Der Richter habe der Angeklagten vorgehalten, sie solle ihre Meinung nicht absolut setzen und darüber nachdenken, ob es nicht doch "Gerechte Kriege" geben könne.
Die Angeklagte hat bereits angekündigt, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Dies werde nun in Form einer Rechtsbeschwerde an das Oberlandesgericht geschehen.
Aus: "Verurteilung im Sitzblockade-Prozess: Deutsches Gericht empfiehlt angeblich Reflexionen über den "Gerechten Krieg"" (31. August 2007)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=16510 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=16510)
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Quote[...] Die Theorie des gerechten Krieges (lateinisch bellum iustum) ist in eine anwendungsorientierte, spezielle ethische Theorie, die in der christlichen Theologie besondere Bedeutung erlangt hat. Der Begriff ist vom Heiligen Krieg unterschieden: Dieser bezeichnet Kriege, die aus besonderen religiösen Gründen gerechtfertigt werden. Im Bereich des Islam enthält die Lehre vom Dschihad mit beiden Begriffen verwandte Vorstellungen.
[...] Die Theorie des Gerechten Krieges soll die Beurteilung ermöglichen, ob eine gegebene (praktizierte, erwogene oder geforderte) Anwendung militärischer Gewalt durch ein politisches Kollektiv vom moralischen Standpunkt her erlaubt, geboten oder nicht erlaubt bzw. verboten ist. Formal handelt es sich um einen Katalog von Prinzipien bzw. Kriterien, der aus zwei Teilen besteht: dem ius ad bellum (Recht zum Krieg - unter welchen Umständen darf Krieg geführt werden ) und dem ius in bello (Recht im Krieg - Regeln zur legitimen Kriegführung). Damit ein Krieg moralisch zulässig ist, muss er 1. in beiderlei Hinsicht gerecht sein und 2. alle folgenden Einzelkriterien erfüllen:
Ius ad bellum:
* Kompetente Autorität (legitima auctoritas)
* Existenz eines rechtfertigenden Grundes (iusta causa)
* Richtige Absicht (recta intentio)
* Krieg als letztes Mittel (ultima ratio)
* Vernünftige Erfolgswahrscheinlichkeit des Krieges
* Verhältnismäßigkeit der Reaktion (proportionalitas)
Ius in bello:
* Verhältnismäßigkeit der angewandten militärischen Mittel
* Immunitätsprinzip (Diskriminierungsgebot)
[...] Theorie und Begriff wurzeln in griechisch-römischer philosophischer Ethik und römischer Kriegsführungspraxis der Antike. In der römischen Antike basiert das Konzept des bellum iustum auf einer naturrechtlichen Gemeinwohl- und Gerechtigkeitsidee, aber auch auf der konkreten Kriegsführungspraxis. Die Frage nach der Berechtigung der Kriegsführung war mit der Hoffnung auf göttlichen Beistand und damit auf guten Ausgang verbunden.
[...] In der Neuzeit werden folgende Prinzipien hinzugefügt:
* Krieg ist ultima ratio. Solange nicht alle vernünftigen diplomatischen und politischen Mittel ausgeschöpft sind, kann man von Gerechtem Krieg nicht sprechen.
* Ein gerechter Krieg unterscheidet bei der Auswahl seiner Ziele. Er richtet sich gegen die militärischen Verursacher des Übels und schont die Zivilbevölkerung. Er unterlässt die Bombardierung ziviler Wohngebiete, die kein militärisches Ziel darstellen, sowie Terrorakte oder Repressalien gegen die Zivilbevölkerung.
* Ein gerechter Krieg hat das Prinzip der Proportionalität zu achten. Die aufgewendete Stärke hat dem Übel zu widerstehen, und dem Guten zum Wachstum zu verhelfen. Je höher die Zahl der Kollateralschäden, desto verdächtiger der moralische Anspruch der kriegführenden Partei.
* Die Folter von Kriegsgegnern ist untersagt.
* Kriegsgefangene sind human zu behandeln.
[...] In der Gegenwart ist der Gebrauch von Gewalt in den internationalen Beziehungen durch die Charta der Vereinten Nationen geregelt, so dass der Theorie des Gerechten Krieges nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. In ihren Grundsätzen setzten sich die Vereinten Nationen bei ihrer Gründung als eines ihrer Hauptziele die Wahrung des Weltfriedens (Kap.I, Art.1, Ziff.1). Um dies zu erreichen, legten die Staaten sich ein generelles Gewaltverbot auf (Kap.I, Art.1, Ziff.1; Art.2, Ziff.3/4) und betonten die Souveränität und territoriale Integrität gleichberechtigter Staaten (Kap.I, Art.1, Ziff.2; Art.2, Ziff.1 und Ziff.7).
Kapitel VII regelt Zwangsmaßnahmen als Ausnahme vom generellen Gewaltverzicht der Staaten. Es gibt dem Sicherheitsrat die Befugnis festzustellen, ob ein bestimmter Tatbestand in den internationalen Beziehungen eine Bedrohung oder einen Bruch des Friedens darstellt (Kap.VII, Art.39). Wird letzteres festgestellt, kann er auch ein militärisches Eingreifen beschließen (Kap.VII, Art.42). Man kann im völkerrechtlichen Sinne also nur von einem Gerechten Krieg sprechen, wenn dieser nach den vorangegangenen Grundsätzen geführt wird.
Die Lehre vom Gerechten Krieg erlebte allerdings seit etwa 1990 eine Renaissance und ist in der heutigen Diskussion wieder aktuell. So veröffentlichte die International Commission on Intervention and State Sovereignty 2001 einen Bericht mit dem Titel Responsibility to protect. Darin wird die Einbeziehung der Kriterien vom Gerechten Krieg für eine humanitäre Intervention ausdrücklich gefordert.
[...] Das Konzept des gerechten Krieges wird von Pazifisten weitgehend abgelehnt. Folgend einige Argumente:
* Krieg, insbesondere in Anbetracht der Vernichtungskraft der modernen Waffen, kann kein unter ethischen Gesichtspunkten zu rechtfertigendes und verhältnismäßiges Mittel zur Herstellung gerechter Verhältnisse sein. Im Gegenteil bildet das durch einen Krieg verursachte Leid häufig den Keim für den nächsten Krieg, wie an der Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg gezeigt werden kann.
* Die ,,Zähmung" und Begrenzung von Kriegsführung ist zum Scheitern verurteilt, da sich mit der stets postulierten Gerechtigkeit der eigenen Sache und der in Gang gesetzten Gewaltspirale jede Maßnahme und Eskalation bis hin zum totalen Krieg (scheinbar) rechtfertigen lässt. In diesem Zusammenhang ist auch die Fragwürdigkeit der Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilisten zu sehen: In Anbetracht von Wehrpflicht und der damit verbundenen Massenmobilisierung ganzer Bevölkerungen ist jede(r) (potentieller) Kombattant, wie sich am deutschen Volkssturm zeigte; zum anderen ist ethisch schwer begründbar, weshalb ein Mensch, der in eine Uniform gezwungen wurde, weniger schützenswert sein sollte als einer, der mit Begeisterung in der Waffenproduktion oder der Aufrechterhaltung der Kriegswirtschaft arbeitet.
* Die Lehre vom gerechten Krieg entstammt dem Mittelalter und ist obsolet.
* Die Lehre vom gerechten Krieg ist bellizistisch, Gerechtigkeit und Krieg ein Widerspruch in sich.
* Es ist nicht möglich, zwischen moralisch zulässigen und moralisch unzulässigen Kriegen zu unterscheiden, wie es die Lehre vom gerechten Krieg tut.
* Der normative Rahmen der Anwendung von Gewalt im internationalen Kontext ist das Völkerrecht. Zusätzliche Kriterien bzw. Prinzipien wie die des gerechten Krieges sind entweder überflüssig oder erzeugen Normenkonflikte.
* Die Lehre vom gerechten Krieg bewirkt eine (abzulehnende) Moralisierung der internationalen Politik.
Aus: "Gerechter Krieg" (09/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gerechter_Krieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Gerechter_Krieg)
Quote[...] Der Oberste Gerichtshof des Irak hat das Todesurteil gegen den auch als "Chemie-Ali" bekannten Ali Hassan al Madschid und zwei Mitangeklagte bestätigt.
Die drei Angeklagten waren bereits im Juni wegen Völkermordes an zehntausenden Kurden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Bei den Mitangeklagten handelt es sich um Ex-Verteidigungsminister Sultan Hatschim al Tai und Hussein Raschid al Tikriti, den ehemaligen Vize-Chef der Militäroperationen.
Im Zuge der Aktion "Anfal" waren die Verurteilten neben Saddam Hussein für den Völkermord an mehr als 180.000 Kurden verantwortlich. Trauriger Höhepunkt der Strafaktion war die Bombardierung der 70.000 Einwohner zählenden kurdischen Stadt Halabdscha am 17. und 18. März 1988 mit Giftgas. Bei dem Angriff kamen mehrere tausend Männer, Frauen und Kinder ums Leben. (mit AFP)
Aus: "Irak: Todesurteil gegen "Chemie-Ali" bestätigt" (ZEIT online, Tagesspiegel | 04.09.2007 13:00)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/09/04/2372490.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2007/09/04/2372490.xml)
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http://en.wikipedia.org/wiki/Ali_Hassan_al-Majid (http://en.wikipedia.org/wiki/Ali_Hassan_al-Majid)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ali_Hasan_al-Madschid (http://de.wikipedia.org/wiki/Ali_Hasan_al-Madschid)
Quote[...] In einem Interview des Fernsehsenders ABC sagte Petraeus, er werde möglicherweise den Beginn eines Truppenrückzugs für März 2008 empfehlen. "Es gibt Grenzen für das, was unsere Armee leisten kann", sagte Petraeus.
Aus: "Irak: US-General will Abzug ab Frühling 2008" (5. September 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article1158309/US-General_will_Abzug_ab_Fruehling_2008.html (http://www.welt.de/politik/ausland/article1158309/US-General_will_Abzug_ab_Fruehling_2008.html)
Quote[...] Das Schreiben sei für ihn eine "bemerkenswerte Reise" gewesen. Er habe viel "gelernt" - über sich selbst, seine einst starren Ansichten und vor allem über den Rest der Menschheit, den er offenbar jetzt erst hinter all den Zahlen und Statistiken wahrnimmt. "Was", sinniert die Sphinx unerwartet gefühlvoll, "was wissen wir schon über die Zukunft?"
Wer ihn kennt, weiß, wie dramatisch diese Äußerung ist. Schon als junger Mann hatte sich Greenspan die Dogmen seiner guten Freundin, der Philosophin Ayn Rand, zur Bibel erkoren - ein hemmungsloses Bekenntnis zum Kapitalismus und zur Leistungsgesellschaft, in deren Rationalismus kein Platz für Schwache bleibt.
Doch jetzt erst, mit 81 Jahren, hat er, wie er dieser Tage in einem Interview sagte, voller Verblüffung die wahre Triebfeder des Menschen entdeckt: "Alles ist verrückt und idealistisch." Seine plötzliche Erkenntnis, die ihm beim Memoirenschreiben gekommen sei: "Diese Marktwirtschaften werden von Verbrauchern gesteuert, in erster Linie von den natürlichen Charakteristika der menschlichen Natur."
Späte Reue des Orakels: "Es war ein außerordentliches Lernerlebnis", beschreibt Greenspan bei Barnes & Noble seinen persönlichen Reifeprozess auf die alten Tage.
Aus: "EX-NOTENBANKCHEF GREENSPAN: Die späte Reue des Orakels" Von Marc Pitzke, New York (18. September 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,506306,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,506306,00.html)
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Quote[...] Die Straße von Hormus (persisch ???? ?????, Tangeh-ye Hormus, nach der in ihr liegenden Insel Hormus) ist eine an der schmalsten Stelle 60 km breite Meerenge, die den Persischen Golf im Osten mit dem Golf von Oman, dem Arabischen Meer und dem Indischen Ozean verbindet. Sie liegt zwischen Persien und Oman. Seit der Antike ist die Straße von Hormus eine wichtige Schifffahrtsstraße. Durch sie verläuft der gesamte Schiffsverkehr von und zu den Ölhäfen Kuwaits, Bahrains, des Irak, der Vereinigten Arabischen Emirate und des Iran, dazu der größte Teil des saudi-arabischen Verkehrs. Da eine Sperre der Straße die Lieferungen von bedeutenden Teilen der Erdölgebiete im Nahen Osten blockieren würde, ist sie von weltweiter strategischer Bedeutung (ca. ein Viertel der globalen Ölversorgung).
Bis zum 16. Jahrhundert war die Straße von Hormus der wichtigste Wasserweg auf dem Handelsweg von Europa nach Indien. Auch mit dem Kaiserreich China bestanden Handelskontakte, die Straße von Hormus und die westlich gelegenen Gebiete waren ein Ziel der Schatzflotte des chinesischen Admirals Zheng He Anfang des 15. Jahrhunderts. Durch die Reisen Vasco da Gamas wurde das Handelsmonopol der Araber gebrochen, der Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung wurde bis zur Eröffnung des Sueskanals der Hauptweg.
Seit 1971 besteht ein verschärfter Konflikt zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten um Abu Musa und die Tumb-Inseln, denen im Hinblick auf die Kontrolle der Straße von Hormus besondere strategische Bedeutung zukommt.
Die Straße ist das wichtigste Nadelöhr für den Ölexport nach Japan, den USA und Westeuropa. Tanker mit 16,5–17 Mio Barrel Öl (2004; 25 % des Weltölverbrauchs) im Wert von 800 Mio. US-$ durchfahren sie täglich. Dazu existieren als internationale Schiffsrouten zwei jeweils 3 km breite und 35 km lange ,,virtuelle Boxen" für den ein- und den ausgehenden Verkehr. [1] Im Zusammenhang mit dem 2006/2007 drohenden US-Angriff auf den Iran wegen dessen Atomprogramms befürchtet die US-Regierung die Schließung der Straße mittels Shahab-3-Raketen. Sie hat deshalb die Flugzeugträger USS Eisenhower und USS Stennis sowie deren Minenräum-Begleiter dort positioniert.
Aus: "Straße von Hormus" (09/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fe_von_Hormus (http://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fe_von_Hormus)
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Quote[...] WASHINGTON. Berühmt wurde Alan Greenspan durch "Greenspeak", jene verklausulierte Sprache, mit der er seine Zinspolitik kommentierte, als er noch Chairman der US-Notenbank war. Nun spricht er klar: Der Irakkrieg ging ums Öl. Das steht in seinen Memoiren "The Age of Turbulence" (Deutscher Titel: "Mein Leben für die Wirtschaft"). Dabei hat Greenspan das Ziel durchaus unterstützt. Saddam Hussein habe aus dem Weg geräumt werden müssen, weil er danach trachtete, die Straße von Hormus zu kontrollieren, und damit den Ölfluss und die Ölfelder der Region. Das habe er Bush damals auch wissen lassen. Greenspan wurde von Verteidigungsminister Robert Gates zurückgewiesen: Beim Irakkrieg sei es um Massenvernichtungswaffen gegangen.
Der "libertäre Republikaner" Greenspan geht rundum mit der Bush-Regierung ins Gericht. Die habe dem Land durch hohe Ausgaben und den teuren Irakkrieg ein riesiges Haushaltsdefizit beschert. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte Greenspan. "Weniger Bürokratie, weniger Staatsausgaben, weniger Steuern, weniger Regulation - sie hatten die Ressourcen, dies alles durchzusetzen, die Kenntnisse, die Mehrheit. Und sie haben es nicht getan. Ihnen war politische Kontrolle wichtiger als Politik und am Ende hatten sie weder Kontrolle noch Politik." Bush zeigte sich von Greenspans Buch "überrascht", wie eine Sprecherin sagte.
Besonders ärgert es Greenspan, dass Bush nicht auf seinen Rat hörte, mehr Haushaltsdisziplin zu zeigen. Der Präsident habe zu Beginn seiner Amtszeit jede Fotogelegenheit wahrgenommen, sich als Wirtschaftsfachmann zu präsentieren, doch habe er sich kaum für Finanzpolitik interessiert. Auch mit den Demokraten geht Greenspan ins Gericht. Zwar stand der 81-Jährige Bill Clinton nahe, die Demokraten von heute aber seien nicht mehr so zentristisch, sie bewegten sich in die falsche Richtung. "Hillary Clinton ist sehr klug, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich für sie stimmen werden", sagte er. Greenspan steht aber auch in der Kritik; ihm wird vorgeworfen, durch seine langjährige Niedrigzinspolitik zur "Housing Bubble", dem überhitzten Immobilienmarkt beigetragen zu haben. Greenspan sagte, noch bis vor kurzem war er der Ansicht, der Immobilienmarkt werde sich beruhigen, nun sei er nicht mehr so sicher. Für sein Buch bekam Greenspan einen Vorschuss von 8,5 Millionen Dollar.
Aus: "Krieg im Irak ums Öl: Ex-US-Notenbankchef Greenspan kritisiert Bush" Eva C. Schweitzer
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/wirtschaft/687251.html (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/wirtschaft/687251.html)
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Quote[...] Alan Greenspan (* 6. März 1926 in New York) ist US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und war vom 11. August 1987 bis zum 31. Januar 2006 Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve System.
[...] Greenspan wollte zunächst Musiker werden. In seiner Geburtsstadt New York-Bronx besuchte der Sohn eines Börsenmaklers, der auch Kantor an einer Synagoge war, die berühmte Musikhochschule Juilliard School. Seine Instrumente waren das Saxophon und die Klarinette, mit der er seinem Vorbild Benny Goodman nachstrebte.
[...] Die richtungsweisenden Analysen und Maßnahmen, die Greenspan - wie es heißt - oft während der Entspannung in der Badewanne konzipierte, faszinierten und beeinflussten nicht nur die US-amerikanische Wirtschaft, sondern die Finanzsysteme weltweit. Greenspan, den der ehemalige Vorsitzende des Bankenausschusses im US-Kongress Phil Gramm den "größten Notenbanker aller Zeiten" nannte, agierte in der Tat wie ein Regisseur aller Spekulationen und Wechselkurse.
Wegen seiner Politik niedriger Zinssätze wurde Greenspan auch "Zins-Eliminator" genannt. So schreibt Berlinkontor: "Greenspan folgte stets nur seinen eigenen Eingebungen und Überzeugungen - und dominierte nicht selten selbst die Politik im Weißen Haus, im US-Kongreß und an den internationalen Finanzmärkten."
Aus: "Alan Greenspan" (09/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Greenspan (http://de.wikipedia.org/wiki/Greenspan)
Quote[...] Washington. AP/baz. Tausende Menschen haben am Samstag in Washington gegen den Irak-Krieg protestiert. Sie trugen Plakate, auf denen «End the war now» (Beendet den Krieg jetzt) und ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident George W. Bush gefordert wurden. Die Demonstranten versammelten sich im Lafayette Park in der Nähe des Weissen Hauses und zogen zum Capitol. Sieben Personen, die über eine Absperrung kletterten, wurden festgenommen.
Unter den Demonstranten waren auch ehemalige Soldaten, die im Irak waren. Sie wollten damit zeigen, dass der Widerstand gegen den Krieg nicht nur die Angelegenheit von ein paar alten Hippies sei, erklärte der 25-jährige Justin Cliburn. Die USA hätten ein Land besetzt, dessen Volk sie nicht haben wolle.
Einige Strassen von der Antikriegskundgebung entfernt versammelten sich rund 1000 Gegendemonstranten. Sie wollten ihre Unterstützung für die US-Truppen im Irak bekunden, erklärte der frühere Oberstleutnant der Luftwaffe Robert Patterson.
Aus: "Tausende an Protest in USA gegen Irak-Krieg - Festnahmen" (09/2007)
Quelle: http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=0AD5149E-1422-0CEF-701039CF563F435E (http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=0AD5149E-1422-0CEF-701039CF563F435E)
Quote[...] Amerikanische Soldaten sollen gegen mutmaßliche irakische Feinde "Köder" ausgelegt haben. Es handele sich dabei um Munition, Zünderkabel und Plastiksprengstoff. Wer dieses Material eingesammelt habe, auf den hätten Scharfschützen dann angelegt. Das Programm wird nach Angaben der "Washington Post" in Ermittlungsakten für einen Prozess gegen drei Scharfschützen beschrieben.
[...] Der Präsident des Nationalen Instituts für Militärgerechtigkeit, Eugene Fidell, sagte der "Washington Post", ein solches Köderprogramm müsse "akribisch untersucht" werden. Denn es stelle sich automatisch die Frage, was passiere, wenn Zivilisten die Gegenstände aufheben würden. Irak sei von Waffen und Kriegsmaterial überflutet. Wenn jeder, der irgendetwas aufhebe, das irgendwie als Waffe genutzt werden könne, zum Ziel von Scharfschützen werde, "dann könnte auch gleich jeder Iraker mit einer Zielscheibe auf dem Rücken rumlaufen". Die US-Armee war laut "Washington Post" zu keiner Stellungnahme bereit.
Quote
David meint:
24-09-2007, 16:16 Uhr
Sehe nicht, was daran verwerflich ist. Wenn der Gegner ausschließlich aus dem Hinterhalt agiert, muss man sich an seine Methoden anpassen.
Mäuse fängt man eben am besten mit Speck.
QuoteBurner meint:
24-09-2007, 16:28 Uhr
@David: Meinst du das etwa ernst???
Nee ich sag da jetzt mal nix dazu... naja doch:
GEH STERBEN!!!
Aus: " Geheim-Programm: US-Scharfschützen legten "Köder" für Iraker aus" (24. September 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1209658/US-Scharfschuetzen_legten_Koeder_fuer_Iraker_aus.html (http://www.welt.de/politik/article1209658/US-Scharfschuetzen_legten_Koeder_fuer_Iraker_aus.html)
Quote[...] Nach der Empfehlung des US-Oberkommandierenden im Irak, David Petraeus, die Truppen bis zum Sommer kommenden Jahres auf 130.000 Soldaten zu reduzieren, hatte sich Gates optimistisch gezeigt, die Truppenstärke bis Ende 2008 auf 100.000 Soldaten senken zu können. Im Irak sind zur Zeit 165.000 US-Soldaten stationiert.
US-Senat für föderale Teilung des Irak
Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 hat der US-Kongress nach offiziellen Angaben bislang 602 Milliarden Dollar für die beiden Kriege genehmigt.
Der US-Senat hat unterdessen eine nicht bindende Resolution verabschiedet, die eine föderale Teilung des Irak vorsieht. 75 Senatoren stimmten für den Vorschlag, den der demokratische Präsidentschaftsanwärter Joseph Biden eingebracht hatte, 23 waren dagegen.
Der Idee zufolge, die von der Regierung von Präsident George W. Bush abgelehnt wird, soll der Irak in ein kurdisches, ein sunnitisches und ein schiitisches Gebiet unterteilt werden, während unter anderem die Zuständigkeit für die Sicherheit an den Grenzen und für die Einkünfte aus den Ölvorkommen bei der Zentralregierung in Bagdad bleiben.
Befürworter sehen die Aufteilung des Landes als Voraussetzung dafür an, dass die USA ihre Truppen abziehen können, ohne Chaos zu hinterlassen. Auch könne so der Terrorismus besser bekämpft werden.
Aus: "Kriegsetat der USA: Pentagon beantragt Rekord-Budget" - Verteidigungsminister Robert Gates hat für das kommende Haushaltsjahr knapp 190 Milliarden Dollar für die Kriegsführung gefordert - so viel wie noch nie im "Kampf gegen Terror" (27.09.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/277/135018/ (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/277/135018/)
Quote[...] [ngo] Auch Kriege werden stets in Euro und Dollar beziffert. Militäreinsätze wurde auch immer wieder wegen der hohen Kosten beendet, nicht unbedingt wegen der zu Tode gekommenen Menschen. Nach Angaben der Bundesregierung hat der 2002 begonnene Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr bislang 1,9 Milliarden Euro gekostet. Das geht aus der am 26. September veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor. Die Aufwendungen für den "zivilen Wiederaufbau" beziffert die Regierung bisher auf 550 Millionen Euro. Bis 2010 seien weitere 400 Millionen Euro zugesagt.
Die Bundesregierung sieht weiter "erhebliche Defizite" auf dem Weg Afghanistans zu einem dauerhaften Frieden. Zwar übten die Taliban nirgendwo effektiv und dauerhaft territoriale Kontrolle aus. Sie nutzten aber gezielt Zivilisten als Schutzschilde und bedienten sich bedenkenlos terroristischer Mittel, so die deutsche Bundesregierung über die einst von den USA unterstützten Machthaber des asiatischen Landes.
Sicherheit herzustellen sei ein wesentliches Kriterium für die Legitimität der afghanischen Regierung. Deren "oft unzureichende Qualität" bei der Führung der Regierungsgeschäfte gehöre zu den Ursachen dafür, dass sich mancher Afghane wieder den Taliban zuwende.
Die Sicherheitslage in Afghanistan bewertet die Bundesregierung als "sehr schwierig" - vor allem in den Kerngebieten der Taliban im Süden und Osten des Landes. Die Zentralregierung in Kabul sei aber nicht gefährdet.
Aus: "Bundeswehreinsatz in Afghanistan kostete bisher 1,9 Milliarden Euro" (26. September 2007)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=16671 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=16671)
Quote[...] Der militärpolitische Sprecher der Bundesregierung in Kabul hat in einem internen Schreiben an Außenminister Steinmeier vom 13.05.2007 schwere Vorwürfe gegen die NATO-Truppen erhoben. In die Kritik sind deutsche Generäle ausdrücklich mit einbezogen. Die Vorwürfe umfassen das bewusste Bekämpfen von Teilen der Zivilbevölkerung, unverhältnismäßige militärische Gewalt, eine drohende Verselbständigung des Militärs und seine drohende Loslösung von den politischen und völkerrechtlichen Vorgaben sowie die Beschönigung der militärischen Lage durch die ISAF-Führung.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan (http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan) (Stand: 09.10.2007)
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Quote[...] In ungewöhnlich scharfer Form hat der militärpolitische Berater der Bundesregierung in Kabul den Militäreinsatz der NATO in Afghanistan kritisiert und dabei auch deutsche Generäle ausdrücklich mit einbezogen. Darüber berichtet das ARD-Magazin MONITOR in seiner heutigen Ausgabe (21.45Uhr im Ersten).
In einem internen Schreiben an Außenminister Frank-Walter Steinmeier vom 13.05.2007, das MONITOR vorliegt, kritisiert der Berater die "Eskalation der militärischen Gewalt in Afghanistan". Es sei "unerträglich, dass unsere Koalitionstruppen und ISAF inzwischen bewusst Teile der Zivilbevölkerung und damit erhoffte Keime einer Zivilgesellschaft bekämpfen. Westliche Jagdbomber und Kampfhubschrauber verbreiten Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung." "Wir sind dabei, durch diese unverhältnismäßige militärische Gewalt das Vertrauen der Afghanen zu verlieren", heißt es in dem Brief an den deutschen Außenminister weiter. Dabei sei "bekannt, dass es um die Verletzung des Kriegsvölkerrechts" gehe. Das Schreiben warnt vor einer schleichenden, völkerrechtswidrigen Ausweitung des ISAF-Mandats: "Das Militär droht sich zu verselbständigen und von den politischen und völkerrechtlichen Vorgaben zu lösen."
Deutliche Kritik übt der militärpolitische Berater auch an der Informationspolitik der ISAF-Führung. Politikern und Parlamentariern gegenüber werde "die militärische Lage unzulässig geschönt dargestellt. Auch deutsche Generäle beschönigen oder verschweigen eigene Probleme." Dabei sprächen "die ständigen Forderungen nach Truppenverstärkung, die steigenden Kosten des militärischen Engagements, das Anwachsen eigener Verluste und die wachsende Zahl ziviler Opfer eine eigene Sprache", mit der "die Ungeeignetheit und Ausweglosigkeit militärischer Gewalt als Lösung der inneren und äußeren Probleme Afghanistans" zum Ausdruck käme.
Der Absender des Briefes ist seit Juli 2006 militärpolitischer Berater der Bundesregierung an der deutschen Botschaft in Kabul und war zuvor Leiter Aufklärung und Sicherheit der "Kabul Multinational Brigade" der ISAF (International Security Assistance Force).
Aus: "Militärpolitischer Berater der Bundesregierung erhebt schwere Vorwürfe gegen NATO-Truppen in Afghanistan
"ISAF bekämpft bewusst Teile der Zivilbevölkerung" – "Verletzung des Kriegsvölkerrechts""
(Pressemeldung vom 31.05.2007)
Quelle: http://www.wdr.de/tv/monitor/presse_070531.phtml (http://www.wdr.de/tv/monitor/presse_070531.phtml)
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Quote[...] Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Oberst Bernhard Gertz, sprach sich eindringlich für eine Verlängerung um ein weiteres Jahr aus. Mit Blick auf das Votum sagte er: "Wir sind verurteilt, den Weg, den wir begonnen haben, zu Ende zu gehen." Trotz hoher Sicherheitsrisiken für die Soldaten und massiver Defizite beim Aufbau der afghanischen Polizei müsse Deutschland an seinem Engagement festhalten.
Quote08.10.2007 13:27:24
Betonpaul: Es wird noch mehr Tote geben
Das afghanische Volk hat zu Recht etwas gegen Besatzer und wird sich weiter wehren.
Da können Jung / Steinbrück / Struck und Co. noch soviel von Freiheit und Frieden und Demokratie erzählen.
Es ist das REcht der Afghanen, selbst zu bestimmen, wer ihren Staat führt und wie er geführt werden soll.
Die US-Marionette Karsai mit seiner Fastnachtsuniform und seinem Elferrat, begleitet von einem "Parlament" der Drogenbarone und Clanchefs kann ja nicht ernsthaft als Regierung angesehen werden.
Das Volk wehrt sich, genauso wie es sich gegen die russische Besatzung seinerzeit gewehrt hat.
Und deshalb wird es noch Tote geben, auch Deutsche.
Solange wir unseren Politikern mit dem Stimmzettel bei der nächsten Wahl nicht klarmachen, daß die Bundeswehr dort nichts zu suchen hat, so lange wird Herr Jung auch weiterhin im Deutschen Fernsehen seine hohlen Phrasen dreschen dürfen.
Quote08.10.2007 17:07:23
nowayjose:
@betonpaul:
Siehst Du eine weitere Alternative zu Karsai und seinen korrupten Clanchefs einerseits und von Saudis und Pakistanis gesteuerten Taliban andererseits?
Vom bequemen und sicheren Rechnersitzplatz motzen und selbstherrlich aufsprechen ist immer leicht, eine brauchbare Loesung anzubieten hingegen meist etwas aufwaendiger.
Quote
08.10.2007 17:56:08
Betonpaul: @ nowayjose
Das kann ich genau umgekehrt zurückgeben, oder schreibst du mir aus Afghanistan?
Also, was soll der Käse?
Die Bundeswehr hat in Afghanistan nun mal nichts zu suchen.
Wenn die Afghanen einen sauberen Staat wollen, dann sollen sie sich ihn erkämpfen. Waffen haben sie ja genug. Von den Russen und von den Amis.
Also Potential genug, um sich gegenseitig zu massakrieren.
Aber deswegen müssen doch unsere Soldaten nicht dran glauben, oder?
Nenne mir einen vernüftigen Grund, warum die Bundeswehr dort präsent sein muß, aber in Burma und im Irak nicht.
Ich könnte auch noch viele andere Krisenherde auf dieser Welt nennen. Wollen wir die alle mit unseren paar Männekens und mit unseren Steuergeldern von unserem System, das die vielleicht gar nicht wollen, überzeugen.
Ich bin auf deine Antwort gespannt.
Quote
08.10.2007 20:32:16
Naja - Naja: @Betonpaul
"Das afghanische Volk hat zu Recht etwas gegen Besatzer und wird sich weiter wehren." Das sagen Sie einfach mal eben so dahin. Das "Volk"! Und Sie wissen natürlich genau, dass die Taliban dieses Volk repräsentieren, und dass dieses Volk die NATO-"Besatzer" aus dem Land verjagen will. Wie kommen Sie darauf? Nennen Sie jeden Selbstmordattentäter oder Krieger, jeden Taliban einen Vertreter des Volkes? Was ist mit den Millionen, die gar nichts gegen die NATO-Truppen haben? Die sich eben nicht in die Luft sprengen? Denen es seit einigen Jahren besser geht? Haben Sie sich mit ebensoviel Einsatz und Leidenschaft für das afghanische Volk eingesetzt, als es noch unter den grausamen Taliban litt, als elementarste Rechte für alle (außer den Taliban) außer Kraft gesetzt waren? Sie fallen wohl auf jeden Propagandatrick rein.
Aus: "Wieder Anschlag auf Bundeswehr in Kundus: Raketen auf die Feldküche" (08.10.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt3l2/ausland/artikel/974/136702/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt3l2/ausland/artikel/974/136702/)
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Quote[...] Merkel hingegen lässt sich als Klima-Retterin vor einem Gletscher in Grönland fotografieren oder beim Besuch einer Schule in Afrika, in Afghanistan dagegen ist sie bislang nicht gesichtet worden. Immer kam etwas dazwischen - mal eine Geiselnahme, mal ein SPD-Parteitag, mal der übergroße Termindruck.
Die Nachrichten, die aus Afghanistan in Berlin eintreffen, sind einfach zu schlecht. Die zurückkehrenden Bundestagsabgeordneten berichten von einem Land, das auf der Kippe steht. Armut, Korruption, Gewalt und Hoffnungslosigkeit scheinen nicht ab-, sondern eher noch zuzunehmen. Staatliche Institutionen sind in weiten Teilen des Landes praktisch nonexistent, die Polizei ist korrupt und überfordert, die Armee kaum in einem besseren Zustand. Die westliche Aufbauhilfe geht an großen Teilen der Bevölkerung weitgehend spurlos vorüber.
Gleichzeitig wird die Sicherheitslage immer prekärer. Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden bei Anschlägen oder Kämpfen über 5000 Menschen getötet. Nach einem Bericht der Uno stiegen die Gewalttaten in diesem Jahr um fast 30 Prozent. Drei Viertel der Anschläge richteten sich gegen afghanische Soldaten, Polizisten und ausländische Truppen, "in einem vorsätzlichen und kalkulierten Versuch, die Einrichtung legitimer Regierungsinstitutionen zu behindern", heißt es in dem Uno-Papier.
An der militärischen Front ist die Lage unübersichtlich. In einem vertraulichen Report an die Mitgliedsregierungen vom 18. September ("Dringend") berichtet der EU-Sondergesandte in Kabul, der Spanier Francesc Vendrell, von einem "paradoxen Trend": "Während die Isaf maßgebliche militärische Erfolge gegen die Aufständischen erzielt, vor allem durch gezielte Angriffe gegen Taliban-Kommandeure, wächst die Zone der Unsicherheit, in der die Aufständischen operieren." Selbst eine nur schwache Präsenz der Taliban sei ausreichend, schreibt Vendrell, "normale Regierungsaktivitäten zu einem Ende" und große Teile der Bevölkerung unter den Einfluss der Aufständischen zu bringen.
Der Befund des Spaniers deckt sich mit den Umfrage-Ergebnissen des Senlis-Councils, einer internationalen Denkfabrik, die im März 12.000 afghanische Männer im heftig umkämpften Süden und Osten des Landes befragen ließ. Das Ergebnis war verheerend. Ende 2001 hielt die große Mehrheit der Afghanen die Taliban für endgültig besiegt, inzwischen glaubt nur noch knapp die Hälfte der Befragten, dass die internationalen Truppen den Krieg gegen die Aufständischen im Süden Afghanistans gewinnen werden. Die Taliban, so scheint es, können den Krieg zwar militärisch kaum gewinnen, den Kampf um die Köpfe allerdings entscheiden sie zunehmend für sich.
[...] Während Berlin sich um die "Fortbildung mittlerer und höherer Dienstgrade" und eine "Gehalts- und Rangreform" kümmerte, setzte Washington 2500 Soldaten als Polizeitrainer in Marsch, verstärkt durch Hunderte von Söldnern der privaten Sicherheitsfirma DynCorp. Angeführt von Ex-Generälen der US-Streitkräfte bilden die DynCorp-Männer in paramilitärischen Schnellkursen Analphabeten zu Hilfssheriffs aus. Entscheidend ist, dass die Männer hinterher halbwegs zielsicher schießen können. Dass viele von ihnen unmittelbar danach desertieren, ist zwar unerfreulich, hat für die Ausbildungsstatistik aber keine negativen Folgen.
[...] Als Hort der Korruption gilt das Kabuler Innenministerium, trotz deutscher und britischer Berater. Wer Distriktchef der Polizei werden will, muss bis zu 150.000 US-Dollar Schmiergeld zahlen. Es ist eine lohnende Investition. Das Geld wird anschließend von den Untergebenen wieder eingetrieben.
Der amerikanische Isaf-Kommandeur, der Vier-Sterne-General Dan McNeill, unterhält Besucher seines Hauptquartiers in Kabul gern mit kleinen Anekdoten aus dem Alltag der Polizei. Neulich etwa habe er angeordnet, 20 Checkpoints an der Ringstraße zwischen Kabul und Kandahar einzurichten. "Welche Polizeiposten?", habe ihn ein Afghane Wochen später mit großen Augen gefragt. Um sich die Antwort dann selbst zu geben: "Ach so, Sie meinen die neuen Maut-Stationen."
Abkassiert wird überall. Oft existieren Polizisten nur auf dem Papier. Örtliche Polizeiführer verdienen daran, dass sie aus der Kasse der internationalen Gemeinschaft Geld für Männer kassieren, die gar nicht existieren. Zudem werden die Polizisten für ihren lebensgefährlichen Job miserabel bezahlt. 70 Dollar im Monat sind so wenig, dass viele Polizisten gleich nach der Grundausbildung zu den Privatmilizen reicher Kriegsherren, Drogenbarone oder gar den Taliban überlaufen. Die zahlen mit 400 bis 600 Dollar deutlich mehr.
[...] Keine afghanische Einheit sei in der Lage, selbständig eine Operation zu führen. Es fehle einfach an allem, an Artillerie, an Hubschraubern, Lazaretten, Aufklärern und Unterstützungskräften.
Der afghanische Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak erklärt deshalb jedem westlichen Besucher, dass er dringend Waffen benötige. Einige "Leopard 1"-Panzer wären gut, warb der beleibte General am Mittwoch vor zwei Wochen beim CDU-Abgeordneten von Klaeden um deutsche Unterstützung, der moderne "Leopard 2" sei allerdings auch nicht schlecht.
Von Nato-Offizieren werden die Panzer-Phantasien des Ministers verspottet. Der General brauche die teuren Kampfmaschinen nur, um eine angemessene Truppenparade veranstalten zu können, lästern sie. Die Erfahrung zeige ohnehin, dass die meisten westlichen Waffenlieferungen an die afghanische Armee umgehend auf dem Schwarzmarkt landeten.
Derart ernüchternd sind die bisherigen Aufbauergebnisse der internationalen Staatengemeinschaft, dass nicht nur Außenminister Steinmeier für ein Umdenken plädiert. Eine Politik des Weiter-so könne sich Berlin nicht leisten, erklärte er im Sommer und forderte ein stärkeres deutsches Engagement. Mehr Soldaten, mehr Polizisten und mehr Entwicklungshilfe seien nötig, verlangte Steinmeier.
Aus: "Der Discount-Krieg" Von Ralf Beste, Konstantin von Hammerstein und Alexander Szandar (08. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,509983,00.html (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,509983,00.html)
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Quote[...] Wie auch könnte ein Erfolg am Hindukusch aussehen? Eine überzeugende Antwort fällt dazu keinem Politiker in Berlin ein. Selbstverständlich wolle man keine "Westminster-Demokratie" mit Elterngeld und Riester-Rente einführen, schränkt etwa Außenminister Frank-Walter Steinmeier ein. Auch der CDU-Parlamentarier Ruprecht Polenz, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, sagt lediglich: "Es geht darum, sicherzustellen, dass vom afghanischen Staat keine Gefahr mehr ausgeht." Von einer "Rückkehr in die zivilisierte Welt" oder einer ausreichenden "Wohlstandsdividende", wie sie noch Schröder gefordert hatte, ist längst keine Rede mehr.
Aus: "AFGHANISTAN-EINSATZ: Marschbefehl in die Sackgasse" (07. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,509929,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,509929,00.html)
Quote[...] Die Kurden stellen mit 20-25 Millionen Menschen [1] die größte ethnische Minderheit in der Türkei dar. Trotz anderslautender Bestimmungen des Vertrags von Lausanne erkannte die neugegründete Republik Türkei die Kurden - im Gegensatz zu den Armeniern und Griechen - nicht als ethnische Minderheit an. [...]
[...]
Aktuelle Situation:
Am 10. Juli 2005 und 16. Juni 2005 verübten die Teyrêbazên Azadiya Kurdistan Anschläge in Çeşme und Kuşadası, wobei bewusst die Touristen das Ziel waren.
Im Jahre 2004 sind wieder Kämpfe zwischen der türkischen Regierung und der PKK aufgeflammt. 2005 haben die Kämpfe in ihrer Intensität wieder zugenommen. Im Juli und August 2005 wurden von heftigen Kämpfen zwischen dem türkischen Militär und der PKK im Südosten der Türkei berichtet. 2005 kam es zu diplomatischen Spannungen zwischen der Türkei auf der einen Seite und der USA und Irak auf der anderen Seite. Die Türkei wirft beiden Ländern vor, zu wenig gegen die PKK im Norden Iraks zu unternehmen.
Bei einem Besuch am 12. August 2005 in Diyarbakır hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan die Probleme im Osten als ein Kurden-Problem ("Kürt Sorunu") bezeichnet. Damit wurde der spezifisch kurdische Charakter des Konfliktes im Osten der Türkei betont. Diese Äußerung führte zu einem regen Dialog zwischen allen Parteien und in den Medien. Dabei wurde Erdoğan von allen Parteien beschuldigt, die Einheit des türkischen Volkes zu beschädigen.
Dem Besuch in Diyarbakir ging ein Gespräch in Ankara am 10. August 2005 voraus. Erdoğan traf sich mit türkischen und kurdischen Intellektuellen, die ein Ende des Konfliktes von beiden Seiten – Staat und Kurden – forderten. Unterdessen kam es im September 2005 zu Ausschreitungen als Bewohner der Stadt Bozuyuk kurdische Anhänger Abdullah Öcalans angriffen. Bei den Unruhen wurden mehr als 140 Menschen verletzt. Die Polizei versuchte die Parteien zu trennen.
Eine Woche später ereignete sich in Semdinli ein Sprengstoffanschlag auf die Buchhandlung eines ehemaligen Kadermitgliedes der PKK, die von Angehörigen der türkischen Streitkräfte durchgeführt wurde. Nach dem Anschlag griff eine aufgebrachte Menge das Geheimdienstauto mit zwei Personen auf und machte sie für die Anschläge verantwortlich. Die Anschläge zogen Proteste der Kurden nach sich. Am 15. November kamen bei gewaltsamen Demonstrationen in Yüksekova (Provinz Hakkari) drei Menschen ums Leben. Am 20. November starb in Mersin bei Protesten ein Demonstrant. Auch in dem Istanbuler Vorort Kücükcekmece gab es gewaltsame Proteste, bei denen 11 Demonstranten inhaftiert wurden. Die Parteien im türkischen Parlament forderten die Einsetzung einer Untersuchungskommission, um die Vorfälle zu klären. Ministerpräsident Erdogan reiste am 21. November in die Provinz Hakkari, um den Entschluss der Regierung zur Aufklärung zu untermauern. Die Verantwortlichen für den Anschlag entpuppten sich als Geheimdienstoffiziere und wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Nach der Tötung von 14 PKK-Mitgliedern Mitte März 2006 in der Grenzregion zwischen Bingöl und Muş kam es zuerst in Diyarbakir und dann Siirt und Batman zu Protesten und Unruhen. In fünf Tagen kamen dabei 15 Menschen ums Leben, zuletzt sogar in Istanbul (Stadtteil Bagcilar).
Die PKK erklärte einen Waffenstillstand und will diesen bis Mai 2007 halten. Dagegen macht die Türkei Druck auf die USA, damit diese gegen die PKK im Nordirak militärische Maßnahmen ergreife. Die USA hält dies aber zur Zeit nicht für möglich.
Am 13.-14. Januar 2007 fanden sich in Ankara verschiedene Politiker und Intellektuelle unter dem Titel "Türkiye Barışını Arıyor" (Die Türkei sucht ihren Frieden) zusammen. In diesen zwei Tagen wurde über die friedliche und demokratische Lösung der Kurdenfrage diskutiert und eine Erklärung abgegeben. Bezeichnend für die türkische Regierung war, dass kein Mitglied der Regierung trotz Einladung erschienen ist.
In den ersten Monaten 2007 nahmen die Kämpfe wieder zu. Die PKK hat ihre Waffenruhe im Mai 2007 gebrochen. Die innenpolitische Krise in der Türkei, die durch die gescheierte Wahl Abdullah Güls zum Präsidenten und vorgezogene Wahlen verursacht wurde, verschärfte die Situation. Nach einem Selbstmordanschlag Mitte Mai in Ankara wurden die Stimmen für eine Invasion des Nordiraks lauter. [7] Die Armee hatte ohnehin schon tausende Soldaten und schwere Waffen an die türkisch-irakische Grenze gesendet. [8] Laut Armee wurden April und Mai 2007 65 PKK-Kämpfer unschädlich gemacht. Die PKK ihrerseits spricht von 102 toten Soldaten.
Einen Einmarsch in den Nordirak fehlt jegliche außenpolitische Zustimmung. Diese Situation verschärft nochmal die Anpannungen zwischen Armee und Regierung.
Am 08. Mai 2007 erklärte die Armeeführung in Absprache mit der Regierung das Gebiet um Siirt, Hakkari und Şırnak zu einer vom Militär kontrollierten "Sicherheitszone", was Ähnlichkeit mit dem Notstand der früheren 90er Jahren hat. Dieser Status ermöglicht der Armee totale Kontrolle über das Gebiet und soll für zunächst drei Monate gelten.
Am 7. Oktober 2007 töteten Guerillakämpfer der PKK 13 türkische Soldaten eines Infanterie-Zugs. Die 18 Soldaten der Infanterie-Einheit gerieten in einen Hinterhalt, bei dem lediglich 5 Soldaten verletzt überlebten. Der Angriff wird als einer der blutigsten Angriffe der letzten Jahre gewertet und ist die Folge einer Reihe von Angriffen der letzten Wochen. Zeitgleich explodierten auch in Izmir und Istanbul Bomben, die mehrere Verletzte forderten. Der türkische Ministerpräsident wird mit den Worten "Unser Kampf gegen den Terrorismus wird eine ganz andere Form annehmen" zitiert. [1]
Aus: "Kurdenkonflikt in der Türkei" (11.10.2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kurdenkonflikt_in_der_T%C3%BCrkei (http://de.wikipedia.org/wiki/Kurdenkonflikt_in_der_T%C3%BCrkei)
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Quote[...] Die Arbeiterpartei Kurdistans (Kurdisch: Partiya Karkerên Kurdistan, Türkisch: Kürdistan İşçi Partisi, PKK) ist eine ehemals marxistisch-leninistisch, heute eher kurdisch-militante Untergrundorganisation mit Ursprung in der Türkei. Sie kämpft mit Waffengewalt für kulturelle Autonomie und für die Bewahrung der kurdischen Identität und Kultur. Ursprüngliches Ziel der PKK war die Gründung eines unabhängigen Kurdistans. Die Organisation und ihre Nachfolger werden unter anderen von der Türkei, der EU und den USA als terroristische Vereinigung eingestuft.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiterpartei_Kurdistans (http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiterpartei_Kurdistans) (11.11.2007)
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Quote[...] Nach den Überfällen der PKK hatte das Sicherheitskabinett in Ankara Einsätze gegen kurdische Rebellen im Nordirak erlaubt. Die nötigen Befehle für einen Kampf gegen Terroristen auch über die Staatsgrenzen hinweg seien gegeben worden, teilte die Regierung nach einem Treffen mit Armeeoffizieren und Geheimdienstchefs mit.
[...] Erdogan hatte nach dem jüngsten Rebellenangriff ein schärferes Vorgehen gegen die PKK angekündigt. Die türkische Regierung wirft den USA vor, nichts gegen PKK-Stützpunkte im Nordirak zu unternehmen.
Aus: "USA gegen türkische Militäraktionen im Irak" (dpa, 10.10.2007)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/263457.html (http://www.ftd.de/politik/international/263457.html)
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Quote[...] (sda/afp) Die USA haben die Türkei davor gewarnt, im Kampf gegen kurdische Rebellen auf irakisches Staatsgebiet vorzudringen. Dies sei keinesfalls der richtige Weg, um das Problem zu lösen, sagte ein Sprecher des Aussenministeriums am Dienstag in Washington. Die Türkei und der Irak müssten das Problem gemeinsam lösen, sagte er weiter. Er reagierte damit auf eine Ankündigung Ankaras, kurdische Rebellen notfalls auch bis in den Irak hinein zu verfolgen
Aus: "USA warnen Türkei vor Eindringen in den Nordirak" (9. Oktober 2007)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/tuerkei_nordirak_1.567128.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/tuerkei_nordirak_1.567128.html)
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Quote[...] Der Berater des irakischen Kurdenführers Massoud Barzani, Fuad Hussein, sagte in einem Interview der Deutschen Welle: ,,Wir hoffen, dass ein Einmarsch türkischer Truppen nicht stattfindet. Eine militärische Operation würde alles nur noch schlimmer machen."
Hussein sicherte der Türkei Kooperation bei der Beseitigung von PKK-Stützpunkten in Nordirak zu: ,,Wir werden nicht erlauben, dass irgendeine Gruppe oder Partei das irakische Kurdistan dazu nutzt, von hier aus unsere Nachbarn anzugreifen. Wir sind ein Teil des irakischen Staates und möchten, ebenso wie die irakische Zentralregierung, gute Beziehungen zu unseren Nachbarn."
Nachdem die türkische Regierung beschlossen hatte, kurdische Rebellen über die Grenze in das Nachbarland Irak zu verfolgen, steht nun eine Entscheidung des Parlaments in Ankara über die militärischen Pläne bevor. Hussein: ,,Das irakische Kurdistan ist bereit, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Es kann ein Dialog mit uns über die Zentralregierung in Bagdad erfolgen. Noch wichtiger wäre es, wenn ein Repräsentant von uns mit am Tisch sitzt. Das irakische Kurdistan ist mit der irakischen Verfassung anerkannt worden."
10. Oktober 2007
153/07
Aus: "Irak: Kurden warnen Türkei vor militärischer Operation" (10.10.2007)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2816454,00.html (http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2816454,00.html)
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Quote[...] (sda/apa) In der Gegend seien rund 200 türkische Geschosse eingeschlagen, meldete die Zeitung «Hürriyet» am Mittwoch. In den beschossenen Dörfern werden Stellungen der kurdischen Rebellengruppe PKK vermutet.
Auch die pro-kurdische Nachrichtenagentur ANF meldete türkischen Artilleriebeschuss auf Ziele in Nordirak. Laut «Hürriyet» wurden zudem türkische Panzerverbände an die Grenze zu Irak verlegt.
Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Dienstag eine Parlamentsentscheidung auf den Weg gebracht, mit der die Armee zu einer grenzüberschreitenden Intervention in Irak ermächtigt werden soll.
Aus: "Türkei beschiesst Dörfer in Norden Iraks" (10. Oktober 2007)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/aktuell/tuerkei_beschiesst_doerfer_in_norden_iraks_1.567438.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/aktuell/tuerkei_beschiesst_doerfer_in_norden_iraks_1.567438.html)
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Quote[...] Yusuf Kanli ist kein durchgeknallter Nationalist sondern steht für Millionen Türken, die fassungslos und wütend darüber sind, dass es der Regierung und dem gesamten Sicherheitsapparat des Landes seit drei Jahren nicht gelingt, die Aktionen der militanten, separatistischen kurdischen PKK, zu verhindern, die mit wachsender Intensität Soldaten, Polizisten und kurdische Zivilisten, die sie für Kollaborateure hält, angreift.
Als dann am letzten Wochenende ein PKK-Kommando in den Cudi-Bergen, nahe der irakischen Grenze, eine Gruppe Wehrpflichtiger gemeinsam mit einem Unteroffizier in eine Falle lockte und 13 Soldaten tötete, während gleichzeitig an anderen Orten zwei weitere Offiziere durch ferngezündete Minen starben, war das Ende der Geduld erreicht.
"Hört endlich auf zu reden und tut etwas", schrieb nicht nur Yusuf Kanli sondern schrien Tausende während der Beerdigungen der Soldaten. In den Nachrichten wurden mit schwerer Trauermusik untermalt die getöteten Soldaten noch einmal einzeln vorgestellt, die größte Zeitung des Landes, "Hürriyet", füllte mit den Fotos der "Märtyrer" ihre Titelseite.
Initiiert von rechten Parteien und sogenannten patriotischen Vereinen fanden am Mittwoch landesweit in etlichen Städten große Demonstrationen gegen die PKK statt, die größte in Mersin, einer Stadt am östlichen Rand des Mittelmeeres, in der die Rechte besonders stark ist und gleichzeitig viele Kurden leben, die durch Krieg und ökonomische Misere aus ihren Dörfern vertrieben wurden. Schon einmal, während der kurdischen Newroz-Feiern vor drei Jahren, waren in Mersin türkische und kurdische Nationalisten aufeinander losgegangen - jetzt drohen wieder wechselseitige Attacken auf der Straße.
[...] Anfang kommender Woche soll das Parlament noch darüber entscheiden - ab dann ist damit zu rechnen, dass die türkische Armee versuchen wird, Rückzugsgebiete der PKK im Nordirak anzugreifen und auszuschalten.
Damit droht der Türkei nicht nur ein bewaffneter Konflikt mit den starken Milizverbänden der nordirakischen Kurden, sondern im schlimmsten Fall sogar eine Konfrontation mit US-Truppen.
Auch wenn die türkische und die amerikanische Regierung nun sicher alles tun werden, um diesen "worst case" zu vermeiden, ist allein schon die theoretische Möglichkeit, dass Nato-Verbündete direkt aneinander geraten könnten, Zeichen eines katastrophalen politischen Versagens auf beiden Seiten.
Aus: "KURDENKONFLIKT: Immer mehr Türken sehen die USA als Gegner" Von Jürgen Gottschlich, Istanbul (11. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,510905-2,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,510905-2,00.html)
Quote[...] Seymour Myron Hersh (* 8. April 1937 in Chicago), Spitzname Sy, ist ein US-amerikanischer Investigativjournalist jüdischer Herkunft und bekannter Muckraker.
Seymour Hersh wurde 1969 weltbekannt, als er während des Vietnamkriegs das Massaker von My Lai aufdeckte. 2004 sorgte er erneut für Aufsehen, als er maßgeblich den Folter-Skandal im irakischen Abu-Ghuraib-Gefängnis bekannt machte.
[...] 1972 deckte Hersh in einem Leitartikel der Washington Post auf, dass die CIA versucht hatte, ein Buch des Historikers Alfred W. McCoy über umfangreiche Aktivitäten der CIA im Drogenhandel während des Vietnamkriegs zu zensieren.
1973 beschäftigt er sich zum Beispiel mit den geheimen Bombardierungen Kambodschas und der Rolle des CIA beim Putsch in Chile. 1974 ist sein Thema die Bespitzelung von Vietnamkriegsgegnern durch die CIA im Inland unter dem Codenamen Operation CHAOS.
Hershs Enthüllungen waren ein wesentlicher Anlass für die Einrichtung des Church Committees des US-Senats, das erstmals systematisch die Aktivitäten der US-Nachrichtendienste untersuchte.
1981 arbeitet er an pikanten Details über Libyen und 1986 zu Manuel Noriega.
Bereits 1983 wird sein Buch The Price of Power: Kissinger in the Nixon White House ein Bestseller. Es ist der Höhepunkt der Anti-Kissinger-Arbeit von Hersh. Seine Gegnerschaft zu Kissinger begründet er mit dessen Befehlen zur Bombardierung von Zivilisten in Vietnam und Kambodscha. Hersh kommentiert dieses Engagement mit drastischen Worten:
When the rest of us can't sleep we count sheep, and this guy [Kissinger] has to count burned and maimed Cambodian and Vietnamese babies until the end of his life.
Übersetzung:
Wenn der Rest von uns nicht einschlafen kann, zählen wir Schafe, und dieser Kerl [Kissinger] muss bis zum Ende seiner Tage verbrannte und verstümmelte kambodschanische und vietnamesische Babys zählen.
Als er 1991 in The Samson Option das geheime Atomwaffenprogramm Israels aufdeckt, erntet er hingegen meist Desinteresse. Dort bezeichnet er zum Beispiel den Pressetycoon Robert Maxwell und dessen Mitarbeiter Nicholas Davies als Mossad-Agenten. Hersh wird wegen Verleumdung angezeigt, aber die beiden verlieren den anschließenden Prozess.
1997 versucht er mit der Kennedy-Biografie The Dark Side of Camelot ein Comeback, was sich aber in das Gegenteil verkehrt. Sein Ruf gilt nun endgültig als ruiniert. Dennoch ist das Buch ein Bestseller und die Reaktionen sind weit umfangreicher als das Buch selbst.
2000 veröffentlichte er im Magazin The New Yorker, dass im zweiten Golfkrieg eine von dem Zwei-Sterne-General Barry McCaffrey geführte amerikanische Einheit an mehreren Massakern an irakischen Einheiten, die bereits kapituliert hatten, und an Zivilisten beteiligt war. McCaffrey wehrte sich öffentlich gegen die Vorwürfe, die allerdings durch eine große Zahl an von Hersh geführten Interviews untermauert waren. Hersh zeigte in seinem 32seitigen Artikel auch, dass mehrere frühere Untersuchungen des Militärs zu den Vorwürfen unzureichend und einseitig waren.
Im selben Jahr erschien sein Buch über das Golfkriegssyndrom, in dem er den Kampf der von mysteriösen Krankheitssymptomen betroffenen Kriegsveteranen des zweiten Golfkriegs gegen die Bürokratie des US-Militärs beschrieb.
http://de.wikipedia.org/wiki/Seymour_Hersh (http://de.wikipedia.org/wiki/Seymour_Hersh) (10/2007)
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Quote[...] Als Muckraker (engl. für Mistkratzer, Schmutzaufwühler, Nestbeschmutzer) wurden am Anfang des 20. Jahrhunderts US-amerikanische Journalisten und Schriftsteller bezeichnet, die als Väter des Investigativen Journalismus gelten können.
http://de.wikipedia.org/wiki/Muckraker (http://de.wikipedia.org/wiki/Muckraker) (10/2007)
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Quote[...] taz: Herr Hersh, Anfang des Jahres haben Sie berichtet, es gebe US-amerikanische Pläne für einen Angriff auf den Iran. Waren Sie zu alarmistisch?
Seymour Hersh: Ich habe nicht geschrieben, dass es in jedem Fall einen Angriff auf den Iran geben wird. Aber es ist eine verdammt ernste Angelegenheit. Eines ist sicher: Präsident George W. Bush ist davon überzeugt, eine Mission zu erfüllen - weil er mit Gott redet oder wieso auch immer. Er glaubt, den Auftrag zu haben, gegen den Iran vorgehen zu müssen. Bush denkt gar nicht daran, mit dem Iran zu verhandeln.
Es klingt gerade so, als hätten Sie neue Informationen über Pläne für einen Angriff?
Seymour Hersh: Ja, die gibt es. Ein Angriff auf Iran ist immer noch auf der Agenda des Präsidenten. Heute erscheint im New Yorker dazu ein Stück von mir.
Aber alle warnen doch vor einem Angriff auf den Iran, selbst Militärs. Kann man Bushs Drohungen ernst nehmen?
Seymour Hersh: Wissen Sie, die Lage wäre besser, wenn dem Präsidenten bewusst wäre, dass seine Rhetorik nicht mit den Fakten übereinstimmt. Bush glaubt an das, was er sagt. Das macht mir am meisten Angst.
[...]
In Deutschland halten viele den Irakkrieg für eine Katastrophe, den Einsatz in Afghanistan aber für erfolgreich.
Seymour Hersh: Das ist ein Fehler. Afghanistan wird bald verloren sein.
Was macht Sie so sicher?
Seymour Hersh: Weil ich mit Leuten gesprochen habe, die mir sagen, dass das Land in einem sehr viel schlimmeren Zustand ist, als irgendjemand zugeben will. Die Taliban machen enorme Gewinne. Sie werden die Macht übernehmen, vielleicht in Verbindung mit der Nordallianz, vielleicht alleine. Das Problem ist nicht, dass die Leute in Afghanistan die Taliban wieder an der Macht sehen wollen. Es liegt vielmehr daran, dass wir uns dort durch Bombardements und Gewalt viele Feinde gemacht haben.
In Deutschland spricht man davon, die Bundeswehr noch 20 Jahre in Afghanistan zu lassen.
Seymour Hersh: Es mag sein, dass die Soldaten dort noch 20 Jahre bleiben. Dann aber in einem Gefängnis der Taliban. Afghanistan ist im Chaos. Wir verlieren den Krieg. Daran gibt es keinen Zweifel. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Afghanistan zusammenbrechen wird.
Einige US-Zeitungen haben eingestanden, vor dem Irakkrieg versagt zu haben, und sich bei ihren Lesern entschuldigt. Haben sie mit Blick auf den Iran daraus gelernt?
Seymour Hersh: Nein, natürlich nicht. Schon jetzt agieren sie kein bisschen anders als vor Beginn des Irakkrieges. Meinen Sie etwa, dass Journalisten, Regierende oder das Militär aus Fehlern in der Vergangenheit lernen? Wollen Sie sagen, dass es die Fähigkeit gibt, aus Fehlern zu lernen? Die Geschichte ist voller Beispiele, die zeigen, dass sie nicht daraus lernen. Dieselben Fehler werden immer wieder gemacht. Traurig, nicht wahr?
Nicht gerade motivierend für einen, dessen Job es ist, solche Fehler aufzudecken.
Seymour Hersh: Ich tue etwas, das für viele Leute in Amerika und rund um die Welt sehr wichtig und nützlich ist. Aber ich hege nicht die Illusion, dass das, was ich schreibe, irgendetwas ändern wird.
Und was lässt Sie weitermachen?
Seymour Hersh: Das, was ich tue, macht mich sehr glücklich. Ich bin ein Journalist. Ich habe Storys, die niemand anders bekommt. Ich werde dafür respektiert, geehrt und beneidet. Zeitung zu machen ist vielleicht das dreckigste und zickigste Geschäft, das es gibt. Ein bisschen wie Hollywood. Wenn du die Topzicke bist, ist das nicht schlecht.
NTERVIEW: ERIC CHAUVISTRÉ
Quote08.10.2007 20:36 Uhr:
Von Pali Dhar: Alle Achtung, da habt Ihr Euch ja die naivsten Fragen für Hersh ausgesucht, die Ihr finden konntet. Man hat das Gefühl, als hätte das Interview nicht ein Journalist, sondern ein 80-jähriger Rentner ohne jeden politischen Hintergrund geführt.
Aus: "Interview mit Bush-Kritiker Seymour Hersh: "Bush glaubt an das, was er sagt!"" (29.09.2007)
Quelle: http://www.taz.de/index.php?id=start&art=5356&src=ST&id=amerika-artikel&cHash=e2c715638a (http://www.taz.de/index.php?id=start&art=5356&src=ST&id=amerika-artikel&cHash=e2c715638a)
Quote[...] Berlin - Die deutsche Bundeswehr beteiligt sich für ein weiteres Jahr mit bis zu 3500 Soldaten an der militärischen Absicherung des Wiederaufbaus in Afghanistan. Sechs Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes stimmte der Bundestag am Freitag mit großer Mehrheit für das neue Mandat, das auch sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge umfasst.
Für die Fortsetzung des knapp 500 Millionen Euro teuren Einsatzes bis Oktober 2008 stimmten Union, SPD, FDP und Teile der Grünen. Die Linksfraktion verband ihr Nein mit dem Vorwurf, dass der Bundeswehr-Einsatz die "militärische Eskalationsstrategie der Nato" unterstütze. Redner der Koalition, aber auch von FDP und Grünen betonten, ein Abzug des Militärs wäre das Aus für den zivilen Wiederaufbau.
Der Bundestag erteilte seine Zustimmung dem nachträglich korrigierten Abstimmungsergebnis zufolge mit 453 Ja- und 79 Nein-Stimmen sowie 48 Enthaltungen. Bei der Bevölkerung hat der Beschluss nur wenig Rückhalt. Einer Umfrage für den "Kölner Stadt-Anzeiger" zufolge lehnen 61 Prozent die Verlängerung des Einsatzes innerhalb der Nato-geführten Schutztruppe Isaf ab, nur 29 Prozent befürworten ihn.
[...] Jung sagte im ZDF, die große Mehrheit der Afghanen stehe hinter dem Einsatz. Die Deutschen müssten erkennen, "dass es wichtig ist, die Gefahr an der Quelle zu beseitigen, bevor die wesentlich größere Dimension Deutschland erreicht". SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte: "Wir müssen sicher noch zehn Jahre in Afghanistan bleiben."
Auch FDP-Chef Guido Westerwelle warb für breite Unterstützung: "Es geht auch ganz handfest um unsere eigene Sicherheit. Wir tun das für Afghanistan und noch mehr für uns selbst." Ein Abbruch des Militäreinsatzes würde Afghanistan zur Hochburg des Terrorismus machen. Er forderte die Bundesregierung auf, deutlich mehr Personal und Geld für den Aufbau von Polizeistrukturen in Afghanistan zu verwenden.
[...] Die Grünen forderten eine Verdoppelung der Wiederaufbauhilfe auf 200 Millionen Euro. Fraktionschefin Renate Künast sagte, ihre Fraktion sei mehrheitlich davon überzeugt, "dass eine weitere Beteiligung an Isaf nötig ist". Militärisch sei der Aufstand der Taliban aber nicht zu besiegen. Zur Stärkung des zivilen Aufbaus sei ein Strategiewechsel nötig. Gleichwohl votierten nur 15 Grüne mit Ja, die Mehrheit der Fraktion enthielt sich oder stimmte mit Nein. Sie folgte damit dem Beschluss eines Parteitages, der wegen der Zusammenlegung des Isaf-Mandats mit den Tornado-Maschinen gegen das Mandat war.
Linkspartei-Chef Lothar Bisky sagte, die von den Vereinten Nationen (UN) mandatierte Isaf sei "gemessen an ihren eigenen Zielen gescheitert". Nach sechsjährigem Einsatz nehme die Gewalt im Land wieder deutlich zu: "Der gute Zweck heiligt auch in Afghanistan keine militärischen Mittel." Wieczorek-Zeul hielt ihm entgegen, Selbstmordattentate in Afghanistan seien eine neue Entwicklung: "Der kann man nicht mit Gewaltfreiheit begegnen." Künast warf den Linken vor, ihre Parolen würden dem Wunsch der Bevölkerung in Afghanistan nach Sicherheit nicht gerecht.
Aus: "Bundestag verlängert Isaf-Tornado-Mandat für Afghanistan" (12. Oktober 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3071837 (http://derstandard.at/?url=/?id=3071837)
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Quote[...] es ist Krieg und der Major des Aufklärungsgeschwaders 51 "Immelmann" aus dem schleswig-holsteinischen Jagel mitten drin, wenn auch mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand, der ihn vom Boden trennt. Jetzt landet er auf Flugbahn von Camp Marmal bei Masar-i-Scharif und klettert aus dem engen Cockpit.
Hier im Norden von Afghanistan haben die Deutschen seit vergangenem Jahr mit rund 1500 Bundeswehrsoldaten ihr Hauptquartier errichtet. Das sogenannte Regionalkommando Nord ist verantwortlich für neun von 34 Provinzen und fünf so genannte Wiederaufbauteams, zwei sind deutsch geführt und befinden sich in Kunduz und Faizabad. Die Gesamtfläche beträgt gut 160.000 Quadratkilometer. Das entspricht etwa einem Viertel Afghanistans. Geflogen wird jedoch landesweit, weshalb der Pilot aus Norddeutschland einen seltenen Überblick genießt. Spezialisten holen jetzt eilig die Filme aus den unter dem "Tornado" montierten Kamerakästen, um sie in die Dunkelkammer im abgeriegelten Sicherheitsbereich zu bringen und dort zu entwickeln.
Die Bilder zeigen, gestochen scharf, Schlachtfelder, auf denen vor wenigen Stunden noch gekämpft wurde. Auf ihnen sind Talibanverstecke zu erkennen und sogar, ob Verdächtige in einem Toyota Corolla oder einem Lada reisen, zum Beispiel wenn darin eine Geisel verschleppt wurde.
Die Taliban fürchten die deutschen "Tornados" und vor allem die deutsche Gründlichkeit der Auswerter ihrer Bilder. Die Gegner der Nato und der Regierung von Präsident Hamid Karzai wissen genau, dass die Aufklärungsflugzeuge mit ihrer eigens von Kern & Co im schweizerischen Aarau entwickelten Trilens-Kamera das beste sind, was an so genannter Recce-Technik weltweit auf dem Markt ist.
Der Infrarot-Sensor erkennt selbst bei Nacht, ob ein Lastwagen vor einer halben Stunde an einer bestimmten Stelle stand und ob ein Mann seine AK-47 gerade noch benutzte. "Tornados" fotografieren Kämpfer vor der Schlacht und zählen die Toten danach. Durch ihre verschiedenen Blickwinkel können sie in Höhlen spähen und sie zeigen kleine Zelte in entlegenen Revieren, die den Taliban als Verstecke dienen, selbst dann, wenn sie unter frisch geschnittenen Zweigen getarnt liegen.
Kritiker sagen, dass die Taliban die Deutschen deshalb nun gezielt angreifen, weil sie Aufklärungsmaterial für den Krieg liefern. Seit die "Tornados" im Einsatz sind, also seit April 2007, wurden drei Bundeswehrsoldaten und drei deutsche Polizisten durch Anschläge getötet. Davor waren es weniger, in fünf Jahren insgesamt fünf Menschen, die durch Attentate starben, wenn auch noch viele weitere verletzt wurden. Die Berliner Regierung sei mitverantwortlich für den Tod von unschuldigen Zivilisten, die bei den Gefechten der westlichen Alliierten mit den militanten Koranschülern ums Leben kommen, sagen die Gegner.
Stimmt das?
Oder ist es ganz anders, nämlich so, wie der afghanische Außenminister Rangin Dadfar Spanta sagt? Der Grüne Politikwissenschaftler aus Aachen, der lange deutscher Staatsbürger war, beschimpft seine deutschen Parteifreunde und Gegner des "Tornado"- und Isaf-Einsatzes als "blauäugig". Sie "ziehen sich in die Wohlstandsecke" zurück, sagt er, "entsolidarisieren sich" und ließen sein Land mit dem Terrorismusproblem allein: "In Afghanistan muss der Frieden auch mit der Waffe verteidigt werden. Was die Amerikaner hier machen, ist die beste Antiterrorstrategie", glaubt der ehemalige Friedensdemonstrant Spanta.
Wer den Terror nicht in Afghanistan bekämpft, zu dem kommt der Terror nach Hause, sagen Spanta und die afghanische Regierung und auch die Amerikaner. Ist das wirklich so?
Was in Afghanistan den Frieden befördert und was den Krieg erzeugt, ist derzeit nicht immer leicht zu sagen. Zwei Denkansätze konkurrieren, die widersprüchlicher nicht sein könnten.
Die internationale Gemeinschaft müsse nur ausreichend Entschlossenheit und Durchhaltevermögen zeigen, um die Taliban zurückzudrängen und unverbesserliche Hardliner zu eliminieren, während gleichzeitig das neue, demokratische Afghanistan entsteht. Das ist der offizielle, politische Kurs. Friedenskreise oder Altlinke glauben dagegen, es sei genau umgekehrt: Die immer stärkere militärische Präsenz produziere gerade die Gegenwehr, die sie bekämpfen will. Mehr Militärs bedeuteten also auch mehr Krieg und am Ende keinen Frieden.
Aus: "AFGHANISTAN-BESCHLUSS: Marschbefehl ins Ungewisse" Aus Masar-i-Scharif berichtet Susanne Koelbl (SPON, 12. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,511166,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,511166,00.html)
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Quote[...] Alle Redner, auch der Linken, verwiesen auf die Erfolge des Wiederaufbaus unter dem Schutz der internationalen Isaf-Mission, an dem sich die Bundeswehr seit sechs Jahren beteiligt. Sie nannten den Aufbau von Schulen und des Gesundheitswesens, eine Verbesserung der Situation der Frauen und der Menschenrechte. ,,Einen Rückfall können wir nicht hinnehmen", sagte die SPD-Ministerin Wieczorek-Zeul.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hatte im ZDF-Morgenmagazin zuvor auch die Bevölkerung zu einer breiten Unterstützung des Bundeswehreinsatzes aufgerufen. Den deutschen Soldaten in Afghanistan müsse der Rückhalt der Heimat vermittelt werden. Eine ,,klare Zweidrittel-Mehrheit" im Bundestag sei wichtig ,,für diesen gefährlichen, aber notwendigen Einsatz, den unsere Soldaten dort leisten. Eine Absage erteilte der CDU-Minister einer Aufstockung der Zahl der deutschen Soldaten. Das Mandat umfasst bis zu 3.500 Soldaten sowie die sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge. Die Kosten für das kommende Jahr werden auf 487 Millionen Euro beziffert.
[...]
QuoteHeister meint:
12-10-2007, 12:51 Uhr
"Wir sind nicht Besatzer, sondern Befreier"
So argumentieren Extremisten auch. Dieser Krieg wird nie enden da der Terror seine Wurzeln nicht nur in Afghanistan hat. Schlechte Bildung, Armut das ist alles Nährboden für diese Leute. Der Kampf gegen den Terror ist zum Selbstzweck geworden. Die Wirtschaft wird davon profitieren, die Menschen zählen nicht. Das sieht man schon alleine an den Vorfällen in letzter Zeit.
Quote
jonathan1981 meint:
12-10-2007, 14:01 Uhr
@ MEDIENBEOBACHTER:
Wenn Du die Medien beobachtet hättest, wüsstest Du, dass Afghanistan als Reaktion auf einen Angriff auf die USA am 11. September 2001 besetzt worden ist. Man könnte auch sagen, die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung New Yorks wurden verletzt und 3000 unschuldige Ureinwohner Manhattans getötet...
Quote
bitschleuder meint:
12-10-2007, 14:16 Uhr
@jonathan1981
Legen Sie bitte die Beweise für die Mitschuld des afghanischen Volkes an den Terroranschlägen von 9.11.2001 in NY vor, die vor einem Gericht bestand hätten !
Bis dato ist doch noch nicht einmal zeifelsfrei gesichert, wer die Attentäter waren. Und daß was man von den vermutlichen Attentätern weiss, ist, das sie hauptsächlich aus Saudi- Arabien und Agypten stammen.
Quotejonathan1981 meint:
12-10-2007, 14:59 Uhr
@ Bitschleuder:
Die Taliban haben erwiesenermaßen El Quaida unterstützt und angehenden Terroristen Ausbildungslager gebaut und für sie betrieben.
"In the escalation of the conflict in Afghanistan following the 11 September terrorist attack on the United States by the Afghan-based Al Qaida group, the Security Council expressed support for the efforts of the Afghan people to replace the Taliban regime, once again condemned for allowing Afghanistan to be used as a base for the export of terrorism and for providing safe haven to Usama bin Laden."
http://www.unama-afg.org/about/info.htm
Damit dürfte das wohl geklärt sein. Das nächste Mal besser informieren. Niemand sollte Tatsachen, die zum Allgemeinwissen gehören, beweisen müssen...
Quote
Heister meint:
12-10-2007, 15:35 Uhr
@jonathan1981
Die Taliban wurden von den USA finanziell unterstützt und aufgebaut gegen die russische Besatzung. Die haben sich ihre eigenen Terroristen herangezüchtet die sie jetzt nicht mehr los werden. Langsam verstehe ich auch warum die Amerikaner internationale Gerichte meiden. Nur als Ergänzung.
Quote
Perseus meint:
12-10-2007, 15:59 Uhr
Na ja....die Feinde meiner Feinde sind meiner Freunde....Glasnost und der eiserne Vorhang wären sicher nicht ohne den Abzugs der Sowjets in Afghanistan möglich geworden.
Aber natürlich gibt es hier Schlauermeier, die es besser wissen.
Die Mudshaheddin sind generell...darunter auch die Taliban mit Waffen bestückt worden.
Kaum einer von euch Besserwissern kennt Schah Massud oder die Nordallianz, welche gegen die Taliban gekämpft haben und sie aus ihrem Land jagen wollten.
Zum anderen finde ich es auch lächerlich zu erwarten, daß man in einem halben Jahrzehnt massive Fortschritte erwartet. Drogenanbau, lokale Warlords etc. die ganzen Probleme müssen erstmal angegangen werden - doch das dauert und kostet viel Geduld. Geduld ist in unserer Gesellschaft anscheinend nicht vorhanden bzw. der Wille Menschen in Not zu helfen. Individualismus hat Vorfahrt...
Quote
Humanist meint:
12-10-2007, 12:01 Uhr
Wieder 500 Millionen Euro in den Sand gesetzt.
QuoteWolpertinger meint:
12-10-2007, 12:14 Uhr
Eine Mehrheitsentscheidung die klar gegen den Willen des Volkes steht!
So habe ich mir schon immer die "repräsentative" Demokratie vorgestellt!
:-))
Quote
Perseus meint:
12-10-2007, 12:30 Uhr
@Wolpertinger
Ein Großteil der Bevölkerung guckt doch nicht über den Tellerand.
Außenpolitik ist nicht unwichtig und ich finde es gut, daß wir Menschen in Not helfen.
Quote
M.S. meint:
13-10-2007, 11:10 Uhr
"Bundestag verlängert Einsatz am Hindukusch"
...Gott sei Dank! Dann müssen wir uns um die
nächsten Opium - Lieferungen keine Sorgen mehr
machen.
QuoteVeteran meint:
13-10-2007, 05:23 Uhr
Na also,jetzt kann Die US Army/Marine Corps dankbar sein dass ihre deutschen Kameraden doch noch nicht abziehen....Es waere auch ein schwererer Verlust gewesen.
Quote
Stolzer Russe meint:
13-10-2007, 08:50 Uhr
Deutsche Besatzer. Deutsches Grundgesetz nie wieder Krieg ausserhalb deutschland zu führen. gebrochen. Ihr seid kein Demokratie.
Lügner.
Beastzer, die dementsprechen behandelt werden müssen. Taliban sind Afghanen, die mit dem Bild und westwerten nich einversanden sind( Homoehehn, Lesbenehen, Kindefickerei und sió weiter) und IHr wollt dem afghanischen Volk diese Werte mit Gewalt aufzwingen. Ihr müsst bekämpft werden.
Deutsche Besatzer.
Deutsche sind Aufbauhelfer und Russen waren besatzer. Damals ware der Osama Bin Laden Freiheitkämpfer, weil er gegen Russen gekämpft hat und jetzt sind es Taliban weil sie gegen deutsche Truppn und der NATO Soldaten kämpfen was für eine Nazipropoganda.
Aus: "Afghanistan: Bundestag verlängert Einsatz am Hindukusch" (dpa/fsl/cn, 12. Oktober 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1258632/Bundestag_verlaengert_Einsatz_am_Hindukusch.html?page=1 (http://www.welt.de/politik/article1258632/Bundestag_verlaengert_Einsatz_am_Hindukusch.html?page=1)
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Quote[...] Berlin - An manchen Debatten im Bundestag sind die Redner das Interessanteste; an manchen aber die, die nicht reden. Die Diskussion über das Mandat der Bundeswehr für die Afghanistan-Schutztruppe Isaf Freitag früh fällt unter die zweite Gruppe. Der Außenminister redet nicht – immerhin, Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte in der ersten Lesung für die Regierung den Einsatz begründet. Der Verteidigungsminister redet nicht – Franz Josef Jung (CDU) sitzt stumm auf der Regierungsbank. Die Kanzlerin tritt nicht ans Pult. Der bemerkenswerteste Teilnehmer der Sitzung schweigt auch.
[...] Für die, die Regierung nämlich, spricht übrigens Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Deren Entwicklungsministerium hat in Afghanistan viel zu tun. In der informellen Hierarchie der Häuser zählt es trotzdem nur unter die ,,kleinen" Ministerien. So nett es darum ist vom Kabinett, ihr das Reden zu überlassen, so sehr steckt darin doch zugleich das Signal: ab jetzt das Thema tiefer hängen.
QuoteKommentar von yogi1954 | 13.10.2007 12:31:12 Uhr
Wir tun das (...) mehr für uns selbst
offenbart Westerwelle.
Klar, vertritt er doch mit seiner Partei u.a. auch die Waffenspediteure.
Weitere Fragen oder Antworten, wem dieses Kriegsgetrommel nützt, erübrigen sich somit.
Aus: "Afghanistan-Einsatz: Beredtes Schweigen" (13.10.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/international/afghanistan/Afghanistan-Bundeswehr;art15872,2398801 (http://www.tagesspiegel.de/politik/international/afghanistan/Afghanistan-Bundeswehr;art15872,2398801)
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Quote[...] Im vorletzten Jahrhundert scheiterte das britische Weltreich bei dem Versuch, das Land am Hindukusch dauerhaft unter seine Herrschaft zu zwingen. Zum Ende des 20. Jahrhunderts versagte die Armee der Sowjetunion bei dem gleichen Unterfangen und leitete auch damit den Zusammenbruch der UdSSR ein. Und seit rund sechs Jahren sollen nunmehr unter dem Mandat der Vereinten Nationen fast 5000 Soldaten der internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf in Zusammenarbeit mit der von den Amerikanern geführten OEF und einer nationalen Armee, die erst in Rudimenten besteht, das Land am Hindukusch befrieden.
Ein Durchbruch lässt sich dabei nicht einmal am fernen Horizont erahnen. Zwar war auch in dem vergangenen Monat vorgelegten ,,Afghanistan-Konzept 2007" der Bundesregierung der Satz zu lesen: ,,Der politisch-zivile Wiederaufbau schreitet voran." Aber die Fakten konterkarierten die schöne Formel: Obschon bereits 2006 eine Verschlechterung nahezu sämtlicher Rahmendaten konstatiert wurde, weist der neue Bericht aus, dass die Situation seitdem noch schlimmer wurde: ,,Die sicherheitsrelavanten Vorfälle haben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugenommen." Die Anbaufläche für Opium habe ,,auch 2007 wieder zugenommen". In der afghanischen Politik seien ,,rückwärtsgewandte Kräfte" am Werk". Und der wichtige Aufbau einer afghanischen Armee und eigener Polizeikräfte kommt allenfalls stockend voran.
[...] Doch Desertion kann nicht die Konsequenz der bislang zu konstatierenden Erfolglosigkeit des Afghanistan-Engagements sein. Anders als Briten und Sowjet-Russen im 19. und 20. Jahrhundert handelt es sich beim aktuellen Einsatz der internationalen Staatengemeinschaft nicht um einen geographisch eingrenzbaren Eroberungskrieg, aus dem man sich mit einem blauen Auge einfach zurückziehen könnte. Sondern es geht um jenen asymmetrischen Krieg, der von Afghanistan aus mit dem Terrorschlag der al-Qaida vom 11. September 2001 begonnen wurde – und nicht etwa mit der amerikanischen und internationalen Reaktion darauf. Ein Rückzug heute wäre eine Kapitulation vor dem Aggressor. Afghanistan würde erneut zum Ausbildungscamp des globalen islamistischen Terrorismus, der auf den gesamten ,,ungläubigen" Westen zielt.
Schon aus reinem Egoismus und eigenem nationalen Interesse müssen alle Afghanistan-Mandate darum in diesem wie in den folgenden Jahren fortgesetzt werden. Dazu gehört die Isaf-Komponente, die den Wiederaufbau des Landes, die Ausbildung der dortigen Sicherheitskräfte und die Einrichtung von Schulen unter dem Schutz des Militärs betreibt (von so hehren Zielen wie der Demokratisierung eines archaischen Landes mit einer Analphabeten-Rate von rund neunzig Prozent sollten wir bitte eine Zeit lang schweigen). Dazu gehört ebenso unverzichtbar der OEF-Kampf gegen den Terrorismus. Dass es dabei auch in Zukunft mitunter zu zivilen Opfern kommen kann, ist tragisch – aber im Kern nicht zu vermeiden.
[...] Der Aufwand ist zu groß? Die Kosten, die der Westen für seine Sicherheit in die Befriedung Afghanistans investieren muss, dürften gering sein im Vergleich zu den Folgen eines dortigen Scheiterns.
QuoteA M 215
12.10.2007 - 22.11 Uhr
"Der Aufwand ist zu groß? Die Kosten, die der Westen für seine Sicherheit in die Befriedung Afghanistans investieren muss, dürften gering sein im Vergleich zu den Folgen eines dortigen Scheiterns."
Wie hohl dieser Satz ist, erkennt man schnell, wenn man "der Westen" durch "die Sowjetunion" ersetzt. Es ist nämlich alles andere als ausgeschlossen, dass man die Kosten voll investiert und damit nichts erreicht. Dann lässt sich in 10 Jahren derselbe Satz wieder im Brustton der Überzeugung sagen.
Aus: "Kommentar: Afghanistan-Einsatz: Rückzug ausgeschlossen" von Ansgar Graw, Politikredakteur (12.10.2007)
Quelle: http://debatte.welt.de/kommentare/43235/rueckzug+ausgeschlossen (http://debatte.welt.de/kommentare/43235/rueckzug+ausgeschlossen)
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Quote[...] In der rund zweistündigen Debatte im Bundestag prangerten Redner der Grünen und der Linksfraktion eine verfehlte Strategie in Afghanistan an, die zu sehr auf Militär und zu wenig auf zivilen Aufbau setze. "Isaf mutiert von der Schutztruppe immer mehr zur Kampftruppe", sagte Linkspartei-Chef Lothar Bisky. Die Linksfraktion verlangte zudem den sofortigen Abzug der Tornados. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast verwies ebenfalls auf ein "Missverhältnis" zwischen Militärischem und Zivilem. Sie kritisierte auch den Anti-Terror-Einsatz OEF besonders wegen der hohen Zahl ziviler Opfer.
[...] Die Grünen brachten auch einen Zusatzantrag ein, in dem sie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufforderten, nach Afghanistan zu reisen und sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Auch SPD-Fraktionschef Peter Struck rief Merkel im Sender Phoenix ebenfalls zu einer Afghanistan-Reise auf. Die Kanzlerin müsse der deutschen Bevölkerung klar machen, "warum wir da sind". Im ZDF hob er zudem die Notwendigkeit der Stabilisierung des Landes hervor: "Wir müssen sicher noch zehn Jahre in Afghanistan bleiben."
Redner von Union und SPD räumten ein, dass es in Afghanistan noch viel zu tun gebe und die Hilfe etwa für die Polizeiausbildung verbessert werden müsse. Allerdings machten sie übereinstimmend deutlich, dass ein Rückzug das Land zurückwerfen würde und sich der Terrorismus dann wieder ausbreiten könnte. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hob hervor: "Ohne militärische Flankierung steht der zivile Aufbau auf verlorenem Posten." Auch CDU-Außenpolitiker Eckart von Klaeden mahnte: "Wenn wir uns verabschieden, ohne die Aufgaben erfüllt zu haben, dann werden die Taliban zurückkommen."
FDP-Chef Guido Westerwelle machte deutlich, dass die Liberalen als einzige Oppositionspartei klar für den Isaf-Einsatz seien. Einen Rückzug lehnte auch er ab: "An dem Tag würde Kabul wieder zur Hauptstadt des Terrorismus in der Welt."
Aus: "Bundeswehr: Bundestag verlängert Afghanistan-Mandat" (12.10.2007)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/10/12/2398316.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2007/10/12/2398316.xml)
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Quote[...] "Berliner Morgenpost" (Berlin):
"Mit jedem Anschlag gegen deutsche Soldaten und jeder Klage über den schleppenden zivilen Wiederaufbau in Afghanistan fällt es der Bundesregierung schwerer, den Einsatz glaubwürdig zu begründen. Aus Sicherheitsgründen verlassen immer weniger deutsche Soldaten ihre Lager für Patrouillenfahrten, der Aufbau verlässlicher heimischer Militär- und Polizeieinheiten kommt nicht voran. Die Sicherheitslage im Lande bleibt höchst prekär, das Vertrauen der Bevölkerung in die westliche Schutztruppe schwindet. Die Forderung der Hilfsorganisationen nach Strategiewechsel und Reduzierung des Militärischen ist derzeit noch ziemlich realitätsfern. Notwendig ist dagegen, dass zivile wie militärische Dienste noch enger zusammenarbeiten. Nur wenn die einen für Sicherheit sorgen, können die anderen nachhaltig Aufbauhilfe leisten."
"Hessische/Niedersächsische Allgemeine" (Kassel):
"Nichts beeinflusst die öffentliche Meinung so sehr, wie blutverschmierte Uniformen und Leichentransporte. Die Geschichte hat uns das gelehrt. Mit den gedruckten Bildern von toten US-Soldaten, die in Vietnam ihre blutjungen Leben verloren, kippte die Stimmung im Volk. Mit jedem Zeitungsfoto eines Sarges wuchs die Zahl der Kriegsgegner. Auch die Führung der Bundeswehr weiß das. Aber sie darf auf keinen Fall den Fehler machen, die Verletzungen von Soldaten herunter zu spielen, nur um die Öffentlichkeit zu beschwichtigen. Die Abgeordneten so wie ihre Wähler müssen wissen, dass sie junge Männer und Frauen in ein lebensgefährliches Kriegsgebiet schicken. Der Norden Afghanistans ist schon lange keine sichere Zone mehr. Das ist die brutale Wahrheit. Die aber nichts daran ändert, dass es viele gute Gründe für die Verlängerung der drei Mandate gibt."
"Thüringer Allgemeine" (Erfurt):
"Am Hindukusch kennt man den Bundestags-Kalender. Deshalb versuchen die Taliban, mit zunehmender Gewalt gegen deutsche Soldaten in Afghanistan deutsche Abgeordnete zu erpressen. Wenn in Berlin eine Abstimmung über Militäreinsätze ansteht, so kann die kaltblütige Kalkulation gelesen werden, bekommt jede Granate in Kundus doppelt Aufmerksamkeit. Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan wird andauern, aber er braucht noch mehr zivile Hilfe zur Seite, die den Radikalen den Nährboden entzieht. Es ist eine der harten Einsichten am Hindukusch, dass allein der Entschluss, sich nicht erpressen zu lassen, wenig ändert."
"Nordkurier" (Neubrandenburg):
"Afghanistan braucht die deutschen Soldaten im Rahmen der UNO-gestützten ISAF-Mission und die ISAF braucht zur Erfüllung dieser Mission die deutschen Tornado-Aufklärer. Daran gibt es nichts zu deuteln. Aber, die Mandatsverlängerung um ein Jahr sollte endlich verbunden werden mit einem massiven politischen Druck, der letztlich - je eher, umso besser - zu einer veränderten Strategie der militärischen Operationen führen muss. Denn jedes unschuldig verletzte oder gar getötete zivile Opfer in diesem Krieg gebiert Krieger für die islamistischen Taliban und die Terrororganisation Al Qaida."
"Thüringische Landeszeitung" (Weimar):
"Nach einem halben Jahrzehnt des Kampfes gegen Terror, dessen Brutstätte immer auch in Afghanistan vermutet wurde und wird, ist zu wenig passiert - und die Strategie ist so gesehen nicht erfolgreich gewesen. Abzug, Rückkehr, den Hindukusch sich selbst überlassen: Das ist keine Alternative. Nicht nur, weil damit die Hoffnungen derer zerstört würden, die aus ihrem Land etwas machen wollen abseits von politisch-religiösem Fanatismus und Drogenhandel. Das Problem ist auch, dass ein unbefriedetes Afghanistan zur dauernden Brutstätte für vielerlei Verbrechensvorbereitungen werden könnte: ob nun die einen die Märkte mit Opium versorgen oder die anderen verwirrte junge Männer zu Kämpfer im Wahn ausbilden - beides ist eine Gefahr für eine friedliebende, nicht von Sucht und Aberglauben beherrschte Welt."
Aus: "Pressestimmen: "Afghanistan braucht deutsche Soldaten"" (09.10.2007)
Quelle: http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Pressestimmen%20Afghanistan%20Soldaten/263236.html (http://www.ftd.de/meinung/kommentare/:Pressestimmen%20Afghanistan%20Soldaten/263236.html)
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Quote[...] Doch wie abgeschottet die Bildinformationen der Tornado-Aufklärung für die US-Streitkräfte jenseits von Isaf bleiben, ist selbst innerhalb des deutschen Offizierskorps umstritten: "Was die Amerikaner letztlich damit machen, entzieht sich unserer Kenntnis und Kontrolle", so ein deutscher General im Hintergrundgespräch. Zumal es nicht nur oft dieselben US-Einheiten sind, die im Laufe der Zeit mal im Rahmen von Isaf, mal im Rahmen von OEF eingesetzt werden, sondern es sogar Offiziere gibt, die in Personalunion an höchster Stelle für beide Einsätze verantwortlich sind: OEF-Kommandeur General David Rodriguez ist zugleich Isaf-Befehlshaber für "Regional Command East", Ost-Afghanistan.
Wenn Rodriguez als Isaf-Kommandeur etwas Interessantes sieht, kann er als OEF-Kommandeur seine eigenen Aufklärungsflugzeuge oder -drohnen losschicken. Zumal beide Einsätze längst enger verzahnt sind, als es den Anschein hat: Viele Isaf-Operationen sind Kampfeinsätze, und viele OEF-Operationen finden längst gemeinsam mit der Isaf statt.
Aus: "Tornadoeinsatz in Afghanistan: Das Dilemma der Bildersperre" Von Christoph Reuter (12. Oktober 2007)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/600016.html (http://www.stern.de/politik/ausland/600016.html)
Quote[...] Ein ranghoher Bundeswehr-Psychologe sowie die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges fordern von der Streitkräfteführung, eine umfassende Feldstudie zur psychischen Belastung von deutschen Afghanistan-Rückkehrern in die Wege zu leiten. Anlass sind die Ergebnisse der ersten wissenschaftlichen Stichprobe zum Thema.
Mehr als jeder fünfte Isaf-Soldat (19,5 Prozent) zeigte depressive Symptome oder Gereiztheit. Knapp jeder Siebte (15 Prozent) lieferte Hinweise auf ein Alkoholproblem. Ein Drittel gab an, im Einsatz Belastendes erlebt zu haben. Ein bis 2,5 Prozent zeigten Anzeichen für ein Posttraumatisches Belastungssymptom (PTBS), bei dem ein Erlebnis wie etwa das Auffinden eines verhungernden Kindes zu Symptomen wie Panikattacken, Flashbacks oder Selbstmordgedanken führt.
[...] Denn trotz gewachsener Sensibilität bei Vorgesetzten ist bei Soldaten die Angst vor Stigmatisierung und beruflichen Nachteilen durch das Eingestehen psychischer Probleme noch immer groß. "Viele befürchten, als Schwächling oder Weichei gesehen zu werden. Das kommt relativ häufig vor", sagt Hauffa.
Das Problem ist in der militärischen Tradition tief verwurzelt: Noch im Ersten Weltkrieg hielten Nervenärzte Soldaten mit mentalen Beschwerden für Simulanten - und bestraften sie etwa mit Elektroschocks. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war noch von der Diagnose "Granatfieber" oder "Schützengrabenneurose" die Rede, später dem "Vietnamsyndrom". Noch heute sähen viele Soldaten es als ihre Aufgabe an, mit seelischen Verletzungen alleine fertig zu werden, sagt Hauffa. Es komme zu Verdrängung und Verleugnung. Eine US-Studie ergab, dass sich nur ein Viertel der Soldaten mit einsatzbedingten psychischen Problemen in Behandlung begab.
Quote12.10.2007 06:00 Uhr:
Von Johannes: Und ich dachte immer Krieg ist gesund.
Quote12.10.2007 09:46 Uhr:
Von Stefan Wössner: Die psychischen Defekte bei Soldaten zeigen sich erst nach längerer Zeit, die Rechenschwäche von Taz-Autoren aber sofort.
Jeder 5. sind 20%, 19,5% der Soldaten sind also weniger als jeder 5. und nicht mehr.
Hingegen sind 15% mehr als jeder 7. (14,29%).
(Ich würd's ja nicht schreiben, wenn so was nicht immer immer immer wieder und ständig vorkäme)
Besonders entstellend werden die Angaben, wenn Prozentangaben und Angaben mit "jeder soundsovielte"
gemischt vorkommen. Gruß Stef
Quote12.10.2007 11:52 Uhr:
Von A. Z.: @Stefan Wössner:
Entstellt kann ich die "gemischten" Angaben in dem Artikel nicht finden. Mehr oder weniger sind sie ja zutreffend. Ich persönlich kann derartige Irrtümer entschuldigen, so lange die Rechenschwäche nicht den Blick fürs Wesentliche trübt und das Wesentliche ist ja wohl der Umstand, dass psychischen Problemen in der Armee kaum beizukommen ist. Jedenfalls nicht mit herkömmlichen Methoden. Der Kommentar von Johannes gefällt mir deswegen einfach besser.
Aus: "Deutsche Afghanistan-Rückkehrer: Forscher fordern Feldstudie zur Psyche" (12.10.2007)
Quelle: http://www.taz.de/index.php?id=start&art=5916&src=TE&id=deutschland-artikel&cHash=8d3a30b2f2 (http://www.taz.de/index.php?id=start&art=5916&src=TE&id=deutschland-artikel&cHash=8d3a30b2f2)
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Quote[...] Landau - Seit Beginn der Einsätze im Jahr 1996 wurden 1647 Soldaten wegen psychischer Probleme in Einrichtungen der Bundeswehr behandelt, darunter 700 wegen posttraumatischer Störungen, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der Zeitung "Rheinpfalz" sagte. Als besonders belastend erweist sich demnach der Dienst in Afghanistan, wo seit 2003 ein Drittel aller psychischen Erkrankungen registriert worden sind: Von diesen 497 Fällen gingen 280 auf traumatische Erlebnisse zurück.
Das Ministerium sehe inzwischen offenbar ebenfalls Handlungsbedarf. Es werde geprüft, ob die vorhandenen Kräfte ausreichten, "um alle truppenpsychologischen Maßnahmen wahrzunehmen", sagte ein Ministeriumssprecher. Auch das Sanitätswesen leidet unter den Einsätzen. Dem Bericht zufolge müssen an den Bundeswehrkliniken Stationen und Operationssäle stillgelegt werden, weil es an Fachpersonal mangele. Dafür arbeiteten die verbleibenden Mitarbeiter teilweise "rund um die Uhr", heißt es aus Sanitätskreisen. Dies gefährde auch die Versorgung ziviler Patienten.
Das Verteidigungsministerium verweise allerdings darauf, dass der Anteil der von traumatischen Störungen Betroffenen bei insgesamt 210.000 im Ausland eingesetzten Soldaten seit Jahren "unter einem Prozent" liege. Dies sei im internationalen Vergleich ein "sehr guter Wert". Experten gehen der Zeitung zufolge jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. So trauten sich viele Soldaten aus Sorge um ihre Karriere oder aus Angst vor dem Spott der Kameraden nicht, Vorgesetzten ihre psychischen Probleme zu offenbaren.
esp/afp
Aus: "AUSLANDSEINSÄTZE DER BUNDESWEHR: Soldaten leiden zunehmend unter psychischen Problemen" (13. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,511347,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,511347,00.html)
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Quote[...] Die Explosion hat Frank Dornseif nicht gehört. "Es war, als ob man beim Fußball den Ball ins Gesicht bekommt." Gesehen hat er nichts, nur Schwärze. Nichts gefühlt, keinen Schmerz, keine Angst. Für einen Moment war alles still. Dann hörte er Schreie von Kameraden, die Augen und Beine verloren hatten. Jemand zog ihn aus dem Bus, lehnte ihn an einen Betonpfeiler. Hartes, vertrocknetes Gras stach ihm in den Rücken. Er wusste noch nicht, dass es das Ende seiner militärischen Karriere war. Das wusste er auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland nicht, nach Operationen und Urlaub. Nicht die körperlichen Schäden haben ihn zerbrochen, sondern das nachfolgende seelische Trauma.
[...] "Ich liege nachts wach, schwitze, bin aggressiv, laufe unruhig durchs Haus, zu Silvester habe ich mich kaum auf die Straße getraut." Kleinste Anlässe genügen, die Erinnerungen in Frank Dornseif wachzurufen: Gras im Rücken, ein grüner Bus, ein Lied im Radio, das er aus Afghanistan kennt. Er ist kein Einzelfall. Marcus Garbers, Jurist des Deutschen Bundeswehrverbandes (DBwV), erklärt, dass zwischen Januar 1996 und Juni 2006 insgesamt 1656 Soldaten nach ihrer Rückkehr von Auslandseinsätzen wegen stressbedingter psychischer Probleme in Krankenhäusern der Bundeswehr behandelt worden seien, davon 684 wegen PTBS. Das entspräche etwa einem Prozent aller Rückkehrer. Die Dunkelziffer werde allerdings auf zwei bis fünf Prozent geschätzt.
[...] Frank Dornseif ist als ehemaliger Berufssoldat materiell versorgt, doch sieht er in seinem Leben keine Perspektive mehr. "Viele Freunde kamen mit der Veränderung nicht klar und haben den Kontakt abgebrochen. Oft weiß ich abends nicht, was ich tagsüber gemacht habe. Es ist meine Familie, die mich trägt und unterstützt."
Aus: "Das Leben nach dem Krieg: Als Soldat in Kabul verwundet, kämpft Frank Dornseif noch heute mit seelischen Traumata" ALEXANDER GRAMSCH (21.09.2007)
Quelle: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11025039/492531/ (http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11025039/492531/)
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Quote[...] Die Posttraumatische Belastungsstörung (Abk.: PTBS; engl.: Posttraumatic Stress Disorder, Abk.: PTSD) fasst unterschiedliche psychische und psychosomatische Symptome zusammen, die als Langzeitfolgen eines Traumas oder mehrerer Traumata auftreten können, dessen oder deren Tragweite die Strategien des Organismus für eine abschließende Bewältigung überfordert hat. Allermeist zeigt sich eine PTBS in individuell unterschiedlichen Symptomenkomplexen. Schwere, Zeitpunkt und Dauer der zugrundeliegenden Traumatisierung haben dabei Auswirkungen auf das Ausmaß und den Grad der Manifestation der Störungen. Durch eine frühzeitige psychotherapeutische Intervention kann der Entwicklung einer PTBS entgegengewirkt werden, siehe Psychotraumatologie.
Besonders schwere Formen von PTBS sind etwa das so genannte KZ-Syndrom bei Überlebenden des Holocaust oder des sowjetischen Gulag-Systems und das speziell im englischen Sprachraum bekannte Post Vietnam Syndrome (PVS). Zur Zeit des Ersten Weltkriegs sprach man von der "bomb-shell disease", in Deutschland wurden PTBS-Patienten damals als "Kriegszitterer" bezeichnet. [...]
Aus: "Posttraumatische Belastungsstörung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung (http://de.wikipedia.org/wiki/Posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung)
Quote[...] «Es ist keine Frage, dass Amerika im Irak einen Albtraum ohne Ende in Sicht durchlebt», sagte der Generalleutnant im Ruhestand am Freitag bei Washington.
Aus: "«Ein Albtraum ohne Ende» - Bushs früherer Oberbefehlshaber kritisiert US-Strategie im Irak" (13. Oktober 2007, 18:18, NZZ Online)
Quelle: http://www.nzz.ch/magazin/dossiers/sanchez_kritik_bush_1.568788.html (http://www.nzz.ch/magazin/dossiers/sanchez_kritik_bush_1.568788.html)
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Quote[...] Grund sei Auflösung der irakische Truppen und vernachlässigten Beziehungen zu Stammesführern
[...] Die derzeitigen Strategien der US-Regierung beschrieb Sanchez als "verzweifelten Versuch", die jahrelangen Verfehlungen wettzumachen. Sanchez kommandierte von Juni 2003 an ein Jahr lang die US-Truppen im Irak. (APA/AP)
Aus: "US-Exkommandant: "Alptraum ohne Ende"" (14. Oktober 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3072641 (http://derstandard.at/?url=/?id=3072641)
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Quote[...] Das Weiße Haus wies die Kritik zurück und erklärte, im Irak seien Fortschritte erzielt worden. Sanchez, der die US-geführten Truppen im Irak von Juni 2003 an für ein Jahr befehligte, kritisierte die politische Führung der USA als "inkompetent", "ungeschickt" und "nachlässig bei der Erfüllung ihrer Pflicht". Er stimmte jedoch mit Präsident George W. Bush darin überein, dass ein überstürzter Rückzug der Truppen den Irak und möglicherweise die gesamte Region in Chaos stürzen würde.
Aus: "US-Einsatz im Irak: "Alptraum ohne Ende in Sicht"" (13.10.2007 (?))
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/international/nahost/Irak;art2662,2398927 (http://www.tagesspiegel.de/politik/international/nahost/Irak;art2662,2398927)
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Quote[...] Das Chaos (griechisch χάος, cháos) ist ein Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung und damit der Gegenbegriff zu Kosmos, dem griechischen Begriff für Ordnung. [...]
Etymologisch hängt das Wort mit dem griechischen Verb χαίνω (,,klaffen, gähnen") zusammen, bedeutet also ursprünglich etwa ,,klaffender Raum", ,,gähnende Leere", ,,Kluft". So heißt Chaos auch eine tiefe Bergschlucht auf der Peloponnes, vergleichbar der Ur-Schlucht Ginnungagap der nordischen Mythologie.
In der Theogonie des griechischen Dichters Hesiod (ca. 700 v. Chr.) ist das Chaos der Urzustand der Welt: ,,Wahrlich, zuerst entstand das Chaos und später die Erde..." (Vers 116). Das Chaos besitzt in diesem Mythos Ähnlichkeit mit dem Nichts und der Leere. Kinder oder Abkömmlinge des Chaos bei Hesiod sind Nyx und Erebos.
In der ersten Schöpfungsgeschichte der Bibel (Genesis 1,1-5) können die Worte ,,wüst und leer" auch als ein anderer Ausdruck für Chaos gedeutet werden. In der hebräischen Bibel steht an dieser Stelle תֹהוּ וָבֹהוּ, das später als ,,Tohuwabohu" in die deutsche Sprache Einzug gehalten hat.
Seit dem 17. Jahrhundert bezeichnet Chaos in der Alltagssprache die Unordnung, das Gewirr, das Durcheinander (etwa eines unaufgeräumten Zimmers).
Aus: "Chaos" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Chaos (http://de.wikipedia.org/wiki/Chaos)
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Quote[...] Unter öffentliche Ordnung verstand schon 1933 das Preußische Oberverwaltungsgericht die Gesamtheit der ungeschriebenen Regeln für das Verhalten des Einzelnen in der Öffentlichkeit, soweit die Beachtung dieser Regeln nach den herrschenden Auffassungen als unerlässliche Voraussetzung eines geordneten Gemeinschaftslebens betrachtet wird (PrOVGE 91, 139, 140).
Das Bundesverfassungsgericht versteht unter öffentliche Ordnung die Gesamtheit der ungeschriebenen Regeln, deren Befolgung nach den jeweils herrschenden sozialen und ethischen Anschauungen als unerlässliche Voraussetzung eines geordneten menschlichen Zusammenlebens innerhalb eines bestimmten Gebiets angesehen wird (BVerfGE 69, 315 (352) - Brokdorf-Beschluss).
Aus: "Öffentliche Ordnung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffentliche_Ordnung (http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffentliche_Ordnung)
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Quote[...] Wirtschaftsordnung bezeichnet die politische und rechtliche Form, die den Rahmen für die wirtschaftlichen Tätigkeiten innerhalb eines Wirtschaftsraumes vorgibt.
Grundlegende Kriterien zur Einteilung der Wirtschaftsordnungen sind die Steuerung der Wirtschaftsprozesse und die Frage der Eigentumsrechte.
Aus: "Wirtschaftsordnung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftsordnung (http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftsordnung)
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Quote[...] In der Verhaltensbiologie wird der Begriff Rangordnung meist gleichbedeutend mit der anschaulichen Bezeichnung Hackordnung verwendet und beschreibt die Hierarchie in Tiergruppen.
Aus: "Rangordnung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rangordnung (http://de.wikipedia.org/wiki/Rangordnung)
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Quote[...] Pflicht ist zunächst das, was jemand aus moralischen Gründen tun muss, daneben wird als Pflicht aber auch das bezeichnet, was von einer als berechtigt angenommenen Autorität von jemanden gefordert wird.
Aus: "Pflicht" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Pflicht (http://de.wikipedia.org/wiki/Pflicht)
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Quote[...] Der Begriff Moral (frz.: moral, v. lat.: moralis die Sitten betreffend; lat.:mos Sitte, Plural mores) bezeichnet:
* Die Gesamtheit der Normen, Werte, Grundsätze, die das zwischenmenschliche Verhalten in einer Gesellschaft regulieren und von ihrem überwiegenden Teil als verbindlich akzeptiert oder zumindest hingenommen werden (herrschende Moral; bürgerliche Moral sozialistische (Kampf)-moral). Gesetzliche Normen sind (formell) moralitätsneutral, zumindest im Anspruch der modernen Rechtslehre. Gesetz und Recht sind an Moralbegriffe nicht gebunden, jedoch fließen in sie regelmäßig die Moralvorstellungen des Gesetzgebers ein, die dadurch positiviert werden.
* Das sittliche Empfinden oder Verhalten eines Einzelnen oder einer Gruppe (hohe Moral; niedere Moral).
* In der Philosophie wird die Lehre vom sittlichen Verhalten des Menschen, auch Moralphilosophie genannt. (vgl. Ethik).
* Soziologisch kann man Moral als Instanz beschreiben, die es Individuen ermöglicht, in sozialen Systemen mitzuwirken, die zu komplex sind, als dass sie in ihrer Gesamtheit zu erfassen wären.
* In der Literatur die Nutzanwendung z. B. einer Erzählung (,,Moral von der Geschichte").
* In der Umgangssprache bezeichnet Moral auch eine allgemeine psychische Verfassung oder Stimmung ("die Moral der Truppe/Spieler ist schlecht", "zur Bewältigung dieser besonders schwierigen und nicht abzusichernden Kletterstelle benötigt man eine gute Moral" usw.)
Das Wort Moral ist ein sog. Singularetantum: ein Wort, zu dem begrifflich kein Plural existiert, obwohl es natürlich viele verschiedene Moralvorstellungen und moralische Ideen gibt.
Aus: "Moral" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Moral (http://de.wikipedia.org/wiki/Moral)
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Quote[...] Mit dem Dienstgrad wird das Rangverhältnis von Personen speziell beim Militär sowie bei bestimmten Behörden zueinander festgelegt. Auch zivile Organisationen wie die Feuerwehr kennen Dienstgrade. Üblicherweise wird der Dienstgrad durch Rangabzeichen oder Kennzeichen an der Uniform oder der Kopfbedeckung gezeigt. Auch andere Uniformierungsmerkmale können über den Dienstgrad Aufschluss geben.
Aus: "Dienstgrad" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dienstgrad (http://de.wikipedia.org/wiki/Dienstgrad)
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Quote[...] Am 10. Juli 2001 wurde Sánchez für zwei Jahre Kommandierender General der 1. US-Panzerdivision in Wiesbaden, Deutschland. Während dieser Zeit führte er die Division in der Operation Iraqi Freedom I im April 2003. Am 14. Juni 2003 wurde er zum Lieutenant General befördert und übernahm das Kommando des V. US-Korps und der Combined Joint Task Force 7 im Irak. Nach der Umstrukturierung der Kommandokette war er vom 15. Mai 2004 bis zum 4. Juli 2004 Kommandeur der Multinationalen Streitkräfte im Irak (Multi-National Force Iraq). Während seiner Amtszeit gelang den Koalitionstruppen die Festnahme des ehemaligen Diktators Saddam Hussein.
Nach dem Abu-Ghuraib-Folterskandal wurde er von seinem Posten enthoben und im Juli 2004 durch General George W. Casey junior abgelöst. Ursprünglich für die Beförderung zum General vorgesehen um eventuell das Kommando des US Southern Command zu übernehmen, wurde dieses Vorhaben jedoch aufgegeben, da das Armed Services Committee des US-Senats dies wegen des Skandals nicht bestätigt hätte. Der Posten ging an General Bantz J. Craddock. Sánchez´ Rolle als indirekt Verantwortlicher für den Abu-Ghuraib-Skandal führten zu seiner Versetzung zum V. US-Korps und Nichtbeförderung zum General.[1] Nach der Kommandoübergabe kommandierte er das V. US-Korps in Deutschland. Als das Korps jedoch im November 2005 Vorbereitungen traf um als Hauptquartier (Multi-National Corps Iraq; MNC-I) das Kommando in Bagdad zu übernehmen, wurde Lieutenant General Peter W. Chiarelli als vorwärtiger Kommandeur eingesetzt. Sánchez und mit ihm die Truppenfahne des Korps blieb jedoch unüblicherweise in Deutschland. Am 6. September 2006 gab Sánchez das Kommando in den Campbell Barracks in Heidelberg nicht wie üblich an seinen Nachfolger, Major General Fred D. Robinson ab, der zu diesem Zeitpunkt als Nachfolger noch nicht feststand, sondern an seinen Vorgesetzten David D. McKiernan. Sánchez trat schließlich am 1. November 2006 in den Ruhestand.
[...] Seine Auszeichnungen umfassen u.a.: die Defense Distinguished Service Medal, die Distinguished Service Medal, die Defense Superior Service Medal, das Legion of Merit, den Bronze Star mit Eichenlaub und Tapferkeitsauszeichnung, die Meritorious Service Medal mit zweifachem Eichenlaub, die Joint Service Commendation Medal, die National Defense Service Medal mit zwei Silbersternen, sowei die United Nations Medal.
Aus: "Ricardo S. Sánchez" (15.10.2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ricardo_S._S%C3%A1nchez (http://de.wikipedia.org/wiki/Ricardo_S._S%C3%A1nchez)
Quote[...] Bernd Greiner, ist Professor für Neuere Geschichte und Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung – jener von Jan Philipp Reemtsma gegründeten Forschungsstätte, die mit ihren beiden Ausstellungen zu den Verbrechen der Hitler-Armeen im Zweiten Weltkrieg dafür gesorgt hat, dass der Legende von der »sauberen Wehrmacht« endgültig der Boden entzogen wurde. Der Vietnamkrieg war kein Vernichtungskrieg; er war nicht auf Völkermord angelegt. Und doch wird Bernd Greiners Buch unseren Blick auf diesen Krieg verändern. Denn noch nie zuvor ist so eindringlich und materialreich geschildert worden, wie ein militärischer Konflikt, der mit dem Vorsatz begann, einen »Eckpfeiler der freien Welt« in Südostasien zu verteidigen, zu einem Gewaltexzess eskalierte, der alle westlichen Werte und Errungenschaften infrage stellte.
[...] Über Vietnam und den angrenzenden Gebieten von Laos und Kambodscha warfen US-Kampfflugzeuge mehr Bomben ab als auf allen Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs zusammen. Millionen Hektar Land wurden durch Herbizide vergiftet, riesige Waldgebiete durch das Entlaubungsmittel Agent Orange vernichtet, Tausende von Dörfern dem Erdboden gleichgemacht. Der Anteil der Zivilisten unter den Kriegsopfern war extrem hoch – er lag bei über 40 Prozent. Hunderttausende Vietnamesen wurden überdies zwangsumgesiedelt und mussten jahrelang in Lagern vegetieren.
Die Geschichtsschreibung hat sich vor allem mit den politisch-militärischen Entscheidungsprozessen und den globalstrategischen Aspekten des Krieges beschäftigt. Oder sie ist, dem cultural turn der internationalen Geschichtswissenschaft folgend, den Erinnerungen an den Krieg, den Traumata der Veteranen und den Darstellungen in Medien, Literatur und Film nachgegangen. »Gemeinhin«, kritisiert Greiner, »wird über den Krieg geschrieben, ohne dass der Krieg als solcher beschrieben wird.«
[...] Im Mittelpunkt seines Buches stehen die von amerikanischen Bodentruppen verübten Gräuel und Kriegsverbrechen. Der Name eines vietnamesischen Dorfes, My Lai, in dem eine US-Einheit am 16. März 1968 fast die gesamte Bevölkerung, über 400 Männer, Frauen und Kinder, ermordete, ist zum Symbol geworden. Doch My Lai war, wie wir nun erfahren, kein Einzelfall; es gab viele kleine und größere Massaker.
Bernd Greiner hatte die Möglichkeit, in den National Archives, College Park (Maryland) zwei Quellenbestände einzusehen, die unter dem Eindruck der Enthüllungen über My Lai seit Ende 1969 angelegt und die von den Historikern bis heute kaum genutzt wurden, obwohl sie eine wahre Fundgrube für das Verständnis der amerikanischen Kriegführung in Vietnam darstellen. Zum einen handelt es sich um das Archiv der Vietnam War Crimes Working Group – einer von der Armeeführung eingesetzten Arbeitsgruppe, die zwischen 1970 und 1974 alles einschlägige Material über amerikanische Kriegsverbrechen zusammentrug – außer My Lai sind 246 weitere Fälle dokumentiert. Ein Teil der Akten, die Greiner noch vollständig auswerten konnte, ist seit 2004, dem zweiten Jahr des Irakkrieges, wieder gesperrt.
Zum anderen stützt sich dieses Buch auf die Unterlagen der Peers-Kommission, eines Untersuchungsausschusses der Armee, der unter der Leitung des Generals William R. Peers umfangreiche Dossiers über die Gewaltexzesse in Vietnam, die beteiligten Einheiten und ihre Kommandeure erstellte. Der vierbändige Abschlussbericht wurde 1979 in gekürzter Version ediert; auch den weit über hundert Archivboxen umfassenden Gesamtbestand der Peers-Kommission hat der Hamburger Historiker als Erster systematisch ausgewertet.
So aufschlussreich dieses Material auch ist, es zeigt nur einen Teil der Wirklichkeit. Denn sowohl die Vietnam War Crimes Working Group als auch die Peers-Kommission beschränkten sich auf Fälle, welche die zuständigen Stellen der Armee zur Überprüfung angenommen hatten. Taten, die nicht gemeldet oder deren Spuren verwischt worden waren, tauchen in den Akten nicht auf. Nach Greiners Erkenntnissen kann man von einer erheblichen Dunkelziffer ausgehen. Eine ganz genaue Antwort auf die Frage nach dem Umfang der in Vietnam verübten Verbrechen, der Zahl der Opfer und der der Täter ist daher nicht möglich, und der Autor neigt, was die Schätzungen betrifft, eher zur Unter- als zur Übertreibung.
Woher rührte die Bereitschaft zu solch exzessiver Gewalt? Bernd Greiner greift zur Erklärung auf das Modell des »asymmetrischen Krieges« zurück. Gemeint ist damit die Konfrontation einer hochgerüsteten, starken Militärmacht mit einem vermeintlich schwachen Gegner. Im Vietnamkrieg hätte die Überlegenheit der Amerikaner kaum größer sein können. Sie beherrschten den Luftraum, vor den Küsten ankerten US-Flugzeugträger, ihre Armeen waren voll motorisiert, während der Vietcong das Kriegsgerät oft nur mit Hilfe von Fahrrädern über den Ho-Chi-Minh-Pfad zum Ziel bringen konnte. Gewinnen konnte die Guerilla den Kampf nur, wenn sie sich nicht auf die Kriegführung einließ, die der Gegner erwartete, sondern auf den Faktor Zeit setzte und dabei ihre wichtigste Ressource nutzte: die Unterstützung durch die Bevölkerung. Das hieß, eine offene Feldschlacht zu vermeiden und den Feind unaufhörlich aus dem Hinterhalt zu attackieren – in einem Krieg, der keine Fronten kannte. Für die US-Truppen verschlechterten sich die Aussichten in dem Maße, wie sich der Krieg hinzog und die Unterstützung durch die »Heimatfront« nachließ. Unter diesen Bedingungen wuchs die Bereitschaft, immer radikalere Mittel einzusetzen, um eine rasche Entscheidung zu erzwingen.
[...] Seine Arbeit gliedert sich demgemäß in zwei große Teile: Im ersten untersucht er die Rolle der Akteure – von den Kriegsherren im Weißen Haus und den Generalen im Pentagon über die Offiziere, die am Ort des Geschehens die Befehlsgewalt ausübten, bis hin zu den »Frontschweinen«, den grunts, die zu den Kampfeinsätzen herangezogen wurden. Im zweiten Teil verfolgt er in drei Fallstudien die Blutspur, die US-Einheiten bei ihren »Pazifizierungsaktionen« zogen.
Bernd Greiner unterstreicht, dass von einem »Hineinschlittern« Amerikas in den Krieg nicht die Rede sein kann. An Warnungen hatte es nicht gefehlt. Doch fixiert auf die »Dominotheorie«, also die Zwangsvorstellung, dass bei einem Verlust Vietnams ganz Südostasien dem Kommunismus anheimfallen würde, glaubten die US-Präsidenten von John F. Kennedy über Lyndon B. Johnson bis Richard Nixon, in jedem Falle Stärke beweisen und »die Sache durchstehen« zu müssen, wie die stereotype Formel lautete. Für sie ging es um die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Weltmacht. Die symbolische Überhöhung des Konflikts machte die amerikanische Politik unfähig zur Selbstkorrektur. Noch Nixon koppelte das Konzept der »Vietnamisierung« des Kriegs mit einer massiven Ausweitung der Bombardements auf Kambodscha und Nordvietnam. Bezeichnend, was der mächtigste Mann der Welt im kleinen Kreis so alles von sich gab: »Also, also, also, fickt die Wichser.« – »Wir werden ihnen verdammt noch mal alles um die Ohren pusten.« – »Wir werden dieses gottverdammte Land dem Erdboden gleichmachen.«
Diesem Denken entsprach eine Militärstrategie, die Greiner mit dem Begriff der »Tonnenideologie« kennzeichnet. Das heißt, durch eine ständige Erhöhung des Zerstörungspotenzials sollte der Gegner mürbe gemacht und zur Aufgabe gezwungen werden. Eine Alternative dazu wäre gewesen, durch einen Katalog von civic action-Maßnahmen – Wirtschaftshilfe, Ausbau der Infrastruktur, Bodenreform – die Bevölkerung zu gewinnen, den Bauern eine Perspektive zu bieten und die Guerilla zu isolieren. Doch eine solche Strategie hätte viel Zeit und Geduld erfordert und kam daher für die amerikanische Militärführung von vornherein nicht infrage.
Stattdessen verlegte sie sich auf die search and destroy-Taktik: Ein und dasselbe Territorium wurde immer wieder »durchgekämmt« und danach geräumt – in der Hoffnung, dass der Gegner jedes Mal mit frischen Kräften nachrücken würde und man ihn auf diese Weise zum »Ausbluten« bringen könnte. In der Logik dieses Abnutzungskalküls lag, dass die Zahl der getöteten Gegner – der body count – zum wichtigsten Kriterium des militärischen Erfolgs gemacht wurde. Das bedeutete, dass auf jeden Truppenführer, auf jede kämpfende Einheit ein starker Druck ausgeübt wurde, die »Tötungsquote« zu erhöhen.
Bernd Greiner beschreibt kühl und präzise die katastrophalen Konsequenzen: In den zu free fire zones erklärten Gebieten war der Unterschied zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten aufgehoben; es wurde auf alles geschossen, was sich bewegte.
»Wer tot ist und ein Vietnamese, ist ein Vietcong«, lautete die Faustregel. Das wahllose »Zielschießen« auf Zivilisten war gängige Praxis. Besonders Hubschrauberpiloten taten sich bei solchen joy rides, wie sie genannt wurden, hervor. Und ebenso gehörte das Foltern von Gefangenen zur Alltagsroutine. Beliebt war unter anderem die airborne interrogation; Verdächtige wurden zum Reden gebracht, indem man aus ihrer Mitte einen herausgriff und aus dem Hubschrauber warf. »Es ist doch egal, was du mit denen machst... Keiner hier sieht die Vietnamesen als Menschen«, diese Äußerung eines GIs spiegelt eine weitverbreitete Einstellung.
[...] Die gesamte Strategie in Vietnam lief [ ] auf eine Entgrenzung der Gewalt und eine Brutalisierung der Kriegführung hinaus. Zugleich beobachtet Bernd Greiner jedoch bei der kämpfenden Truppe eine Tendenz zur Selbstradikalisierung. Normale junge Männer, zumeist aus den unteren Schichten der Gesellschaft, verwandelten sich innerhalb weniger Wochen in wütende Krieger, die keine Hemmungen hatten, zu morden und zu vergewaltigen. Der Autor führt dies zum einen auf das Hasstraining zurück, dem die GIs unterzogen wurden, zum anderen auf die spezifische Kampfsituation, der sie im Dschungel von Vietnam ausgesetzt waren. Die Front war hier überall und nirgends, der Feind unsichtbar und doch allgegenwärtig. Jederzeit drohte der Tod durch Minen, Sprengfallen oder Heckenschützen. Angst mischte sich mit Wut, Hass mit Selbsthass, und daraus erwuchs – so Greiner – »die Selbstermächtigung zur exzessiven Gewalt«.
Was das in der Praxis bedeutete, wird in drei Nahaufnahmen veranschaulicht. Wer diese Kapitel liest, braucht starke Nerven, denn sie zeigen eine entfesselte Soldateska. Zuerst wird das Wüten der Task Force Oregon, eines aus drei Brigaden bestehenden Kampfverbands, in der Provinz Quang Nai zwischen Frühjahr und Herbst 1967 beschrieben. Am Ende lagen 70 Prozent aller Siedlungen in der Provinz in Trümmern, einige Gebiete waren vollkommen pulverisiert, 40 Prozent der Einwohner zeitweilig oder dauerhaft auf der Flucht, unzählige Tote unter der Zivilbevölkerung zu beklagen. Durch besondere Brutalität zeichnete sich eine Sondereinheit namens Tiger Force aus. (Über diese Todesschwadron haben die amerikanischen Journalisten Michael Sallah und Mitch Weiss bereits 2006 eine Monografie veröffentlicht.) Sie mordete nicht nur alles, was ihr über den Weg lief, sondern ging so weit, Ermordete zu verstümmeln und Leichenteile zur Schau zu tragen.
Die zweite Fallstudie geht der Anfang Februar 1968 unter dem Eindruck der Tet-Offensive gebildeten Task Force Baker nach. Im Zentrum steht die minutiöse Rekonstruktion der Ereignisse von My Lai. Es ist nicht die erste Darstellung dieses Massakers, aber doch die erschütterndste. Die Sturmgewehre vom Typ M-16 auf Automatikfeuer gestellt, verwandelten die einrückenden amerikanischen Soldaten das Dorf innerhalb weniger Minuten in ein Schlachthaus. »Frauen mit Kleinkindern auf dem Arm wurden ebenso niedergemacht wie Gruppen von Erwachsenen, die auf den Knien um Gnade flehten, oder Greise, die man allein in ihren Unterkünften angetroffen hatte.« Dabei handelte es sich nicht um einen Exzess im Blutrausch, sondern um kühl kalkulierten Mord – um »Tötungsarbeit«. »Wenn wir die Mütter töten, die Frauen, werden sie keine Vietcong mehr produzieren. Und wenn wir die Kinder töten, werden sie nicht zu Vietcong heranwachsen. Und wenn wir alle töten, wird es am Ende keine Vietcong mehr geben« – so sagte einer der Beteiligten aus.
Das dritte Beispiel beschäftigt sich mit den von Truppen der 9. Infantry Division zwischen November 1968 und April 1969 im Mekongdelta durchgeführten Operation Speedy Express – eine der blutigsten »Pazifizierungskampagnen« des gesamten Krieges, deren Planung und Durchführung Greiner erstmals untersucht. Am Ende wurden knapp 11000 Tote gezählt, aber nur 748 erbeutete Waffen – ein sicheres Indiz dafür, wie hoch der Anteil der zivilen Opfer war.
[...] [Das Buch] besticht durch umfassende Quellen- und Literaturkenntnisse, durch scharfsinnige Analysen und ein Höchstmaß an Sachlichkeit und Differenzierung. So macht Greiner immer wieder auf das Beispiel amerikanischer Soldaten aufmerksam, die sich ein Gefühl für Menschlichkeit bewahrt hatten und sich dem Morden verweigerten. Besonders eindrucksvoll erscheint das Verhalten des Hubschrauberpiloten Hugh Thompson, der in My Lai einige Vietnamesen vor dem sicheren Tode retten konnte, wobei die Bordschützen seines Helikopters ihre mordbereiten Kameraden in Schach hielten. Die scharfe Verurteilung der amerikanischen Kriegsstrategie verführt den Autor überdies nicht dazu, die Gegenseite zu idealisieren. Vielmehr weist er darauf hin, dass auch der Vietcong und die nordvietnamesischen Soldaten vor terroristischen Maßnahmen gegen die Zivilbevölkerung nicht zurückschreckten. Eines der schlimmsten Massaker verübten sie, als sie im Februar 1968 die Kaiserstadt Hue besetzt hielten.
Man darf gespannt sein, wie das Werk aufgenommen wird.
Aus: "Der amerikanische Albtraum" Von Volker Ullrich (27.09.2007)
Quelle: http://www.zeit.de/2007/40/P-Vietnam?page=all (http://www.zeit.de/2007/40/P-Vietnam?page=all)
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Quote[...] Bernd Greiner, geboren 1952, ist Historiker und Politologe. Er ist Leiter des Arbeitsbereichs "Theorie und Geschichte der Gewalt" am Hamburger Institut für Sozialforschung und Privatdozent am Fachbereich Geschichtswissenschaft an der Universität Hamburg.
Quelle: http://www.perlentaucher.de/autoren/235.html (http://www.perlentaucher.de/autoren/235.html)
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"Krieg ohne Fronten - Die USA und Vietnam"
(Bernd Greiner, Hamburger Edition, Hamburg 2007 ISBN 3936096805)
http://www.perlentaucher.de/buch/27897.html (http://www.perlentaucher.de/buch/27897.html)
Quote[...] Hamburg - Unvergessen, die markigen Worte des russischen Präsidenten Wladimir Putin, als er vor knapp drei Jahren seinen Freund Gerhard Schröder auf Schloss Gottorf in Schleswig traf. Von Journalisten auf die Situation im Kaukasus angesprochen, zischte Putin in lupenreinem Deutsch in die Kameras: "Seit drei Jahren gibt es keinen Krieg mehr in Tschetschenien. Sie können ruhig nach Hause gehen. Frohe Weihnachten!"
[...] Die Journalistin Andrea Jeska hat Putins Rat befolgt. Sie ist nach Hause gegangen. Dort packte sie ihre Koffer und reiste nach Tschetschenien, um sich selbst ein Bild von den "friedlichen Zuständen" zu machen. Was sie fand, war ein Land im Ausnahmezustand, ausgelaugt von zwei barbarischen Kriegen, in denen russische Soldaten ebenso wüteten wie die tschetschenische Separatisten oder die Todesschwadronen des von Putin gedungenen Präsidenten Ramsan Kadyrow.
Eine ganze Generation ist in Tschetschenien mit dem Tod aufgewachsen, ein Schicksal wie das der 16-jährigen Jakha ist keine Besonderheit: Ein Jahr nach Beginn des zweiten Krieges 1999 bombardierten russische Truppen Jakhas Heimatdorf, erzählt Andrea Jeska in ihrem neuen Buch "Tschetscheniens vergessene Kinder", einem Bildband mit Aufnahmen des Fotografen Musa Sadulajew.
[...] Das Haus stürzte über Jakha zusammen, ein Bein wurde von den Trümmern zerquetscht. Es folgten Amputation bei örtlicher Betäubung, Wundbrand, erneute Amputation, Prothesenanpassung. Nichts im Vergleich zu dem, was der kleine Bruder ertragen muss. Der Vierjährige hat Krebs, verlor ein Auge, als man ihm einen faustgroßen Tumor aus dem Kopf herausholte. Jetzt ist das zweite Auge von Metastasen bedroht. Die Mutter macht Schulden, um den Sohn in Moskau operieren lassen zu können. Der Vater ist im Krieg gefallen.
Die Allgemeingültigkeit ihres Schicksals schützt Jakha nicht vor der Gnadenlosigkeit ihrer Altersgenossen. Die werfen mit Steinen nach ihr, rufen sie Krüppel und wünschen ihr, dass auch das andere Bein abfallen möge. Jakha schweigt und arbeitet im Straßenladen ihrer Mutter, um Geld für die Gläubiger und das tägliche Überleben herbeizuschaffen. Danach gefragt, was sie sich für ihr Leben wünsche, sagt sie: "Dass die Mutter nicht mehr weint."
Es sei schlimm zu beobachten, wie viele Eltern in ihrem Leid verharrten und den Untergang der Nation beweinten, anstatt ihren Kindern über die furchtbaren Erfahrungen hinwegzuhelfen, sagt Autorin Jeska im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE: "Hinter ihnen liegt nicht nur eine Kindheit im Krieg, sondern eine Kindheit allein im Krieg."
Viele Male hat Jeska Tschetschenien besucht. Ihr Bericht über das in Trümmern liegende Land erzählt von dem beißenden Geruch der Holzfeuer, der Feuchtigkeit klammer Ruinen und verbrannter Erde. Sie sah Kinder, "so verwahrlost, dass selbst ich sie nicht mehr streicheln mochte. Sie trugen graue Seelen in ihren Augen. Und der graue Staub der vor sich hin sterbenden Häuser hatte sich ihnen über die Haare, die Haut gelegt."
[...] Je nach politischer Lesart sollen zwischen 10.000 und 200.000 Menschen den beiden Tschetschenien-Kriegen zum Opfer gefallen sein. Die neue Generation ist in großen Teilen eine vaterlose und damit ohne Ernährer. Auf etwa 3500 schätzt die Menschenrechtsorganisation Memorial die Zahl jener Männer, die seit 1999 im Schutz der Dunkelheit aus ihren Betten gezerrt oder einfach auf der Straße einkassiert und nie wieder gesehen wurden. Sie wurden verschleppt von russischen Besatzern, aber auch von den "Kadyrowzy", jener Privatarmee des jungen Präsidenten, die - inzwischen in offizielle staatliche Strukturen integriert - noch immer Angst und Schrecken verbreitet.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat die Menschenrechtsverletzungen der russischen Sicherheitskräfte mit zahlreichen Zeugenaussagen nachgewiesen und in bisher acht Fällen verurteilt. "Ich bin nicht sicher, ob die Menschen in Tschetschenien die eingeforderten Reparationszahlungen je erhalten werden. Aber ich weiß, dass sie froh sind, dass endlich jemand bestätigt: Ja, was euch passiert ist, war unrecht", erklärt Autorin Jeska.
Jahrelang hätten die Tschetschenen sich durch das weitgehende Schweigen der Weltöffentlichkeit im Stich gelassen gefühlt. "Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hat niemand sich getraut, das Wort Völkermord in den Mund zu nehmen. Stets wurde nur das Putin'sche Mantra des Anti-Terrorkampfes nachgebetet." Auch einige seriöse Medien seien der russischen Propaganda erlegen, so der Vorwurf der Journalistin. Jetzt hoffen Menschenrechtler auf späte Gerechtigkeit: Etwa 200 weitere Verfahren sind in Straßburg noch anhängig.
[...] Tuberkulose, Krebs und Herzinfarkt sind die häufigste Todesursache schon bei den ganz Jungen.
Was soll aus dieser verlorenen, von der Welt vergessenen Generation werden? Wer soll den Frieden in das Land tragen? Auf diese Frage antwortet in Andrea Jeskas Buch der Schulleiter Awalu Ajdamirow aus Aldy: "Was glaubst du? Dass der Frieden von allein kommt? Geh und lerne. Er beginnt in deinem Kopf."
Aus: "TSCHETSCHENIENS KRIEGSKINDER: Die vergessene Generation" Von Annette Langer (09. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,509693,00.html (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,509693,00.html)
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http://de.wikipedia.org/wiki/Tschetschenien (http://de.wikipedia.org/wiki/Tschetschenien)
http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Tschetschenienkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Tschetschenienkrieg)
http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Tschetschenienkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Tschetschenienkrieg)
Quote[...] In bewusster Abgrenzung zur Debatte um "die Wahrheit" der Fotografien von den Verbrechen der Wehrmacht, der SS, des SD und der Polizeibataillone aus dem Zweiten Weltkrieg - wer wo wen oder was fotografierte - geht der Artikel der Frage nach, welche Bedeutung die Fotos für die Soldaten haben könnten. Diese Dokumente des Mordens, die von deutschen Soldaten trotz offiziellen Verbots geknipst, gesammelt und getauscht wurden, fanden sich in den Brieftaschen gefangener oder toter Soldaten - sie trugen sie als eine von wenigen Habseligkeiten am Körper. Welche Bedeutung maßen die Soldaten den Dokumenten bei, die sie bei ihrem "vaterländischen Opferdienst" knipsten und von Kameraden erwarben?
Zu "Trophäen in Brieftaschen - Fotografien von Wehrmachts-, SS- und Polizei-Verbrechen" Von Kathrin Hoffmann-Curtius (Politische Ikonografie, Zeitschrift kunsttexte.de, 03/2002)
http://www.kunsttexte.de/download/poli/hoffmann-curtius.PDF (http://www.kunsttexte.de/download/poli/hoffmann-curtius.PDF)
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Quote[...] Etwa 43 Prozent der Jugendlichen haben bereits Gewalt- oder Porno-Videos auf Mobiltelefonen gesehen. "In manchen Risikogruppen ist Gewalt auf Handys ein Alltagsphänomen", sagte die Stuttgarter Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Petra Grimm. Dargestellte und tatsächliche Gewalt seien in den Handyvideos vermischt.
Aus: "Studie: Porno- und Gewaltvideos werden übers Handy verbreitet" (Die Zeit, 27.09.2007)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/09/27/2388769.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2007/09/27/2388769.xml)
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Quote[...] Berlin - Der respektlose Umgang mit Toten ist unter Bundeswehrsoldaten in Krisengebieten womöglich seit Jahren gängige Praxis - nicht nur in Afghanistan. "Ich habe selbst im Kosovo mitbekommen, dass junge Soldaten bei Exhumierungen oder in der Pathologie Fotos gemacht haben, die unter der Hand im Lager kursierten, ohne dass die Vorgesetzten offensichtlich davon etwas mitbekommen haben", sagte der Truppenpsychologe Horst Schuh der "Bild am Sonntag".
[...] Truppenpsychologe Schuh sagte, die meisten jungen Soldaten reagierten auf Verwundung und Tod schockiert. Es gebe aber auch einige, auf die das Makabre eine bizarre Anziehungskraft ausübe. Hinzu komme ein Imponiergehabe, das in einer Gruppe eine eigene Dynamik entwickeln könne. Er verglich diese Versuche, beängstigende Situationen zu bewältigen, mit den Scherzen von Medizinstudenten am Seziertisch. Es würde ihn nicht wundern, "wenn weitere Bilder dieser Art auftauchen", fügte der Oberst der Reserve hinzu.
Aus: "Bericht über Horror-Fotos aus dem Kosovo" (SPON; 28. Oktober 2006)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,445249,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,445249,00.html)
Quote[...] "Zersetzung der Wehrkraft" (umgangssprachlich: "Wehrkraftzersetzung") ist ein Begriff des nationalsozialistischen Militärrechts der Wehrmacht. Zum Zwecke der Verfolgung aller Äußerungen und Handlungen, die das nationalsozialistische Herrschaftssystem oder dessen Träger angreifen sowie möglicherweise die Kampfkraft der Truppe schwächen könnten, wurden bislang genauer definierte Paragraphen des Militärstrafgesetzbuches zusammengefasst und als Tatbestand "Zersetzung der Wehrkraft" neu definiert. So konnten bereits "demotivierende Äußerungen" wie Zweifel am siegreichen Ende des Krieges für das nationalsozialistische Deutsche Reich, jegliche Kritik an dessen politischen und militärischen Führern und dessen Staatsform mit schweren Freiheitsstrafen (in Wehrmachtgefängnissen, Lagern, (Feld)straf- oder Bewährungseinheiten etc.) oder mit dem Tode geahndet werden. Insbesondere wegen Kriegsdienstverweigerung Verurteilte wurden häufig zusätzlich wegen "Wehrkraftzersetzung" bestraft - begründet wurde dies durch die mögliche negative Beeinflussung anderer durch Ablehnung der Wehrpflicht, auch wenn die Verweigerung ohne jegliche Öffentlichkeit erfolgt war. Wegen "Zersetzung der Wehrkraft" wurden auch viele Zivilisten vor Wehrmachtgerichten verurteilt. Der Deutscher Bundestag hob nach langen Debatten erst im Mai 2002 alle Urteile der NS-Militärjustiz wegen Kriegsdienstverweigerung, Fahnenflucht und "Zersetzung der Wehrkraft" insgesamt als Unrecht auf. Die heutigen Soldatengesetze der Bundesrepublik Deutschland verfügen weder über den Begriff der "Zersetzung der Wehrkraft" noch über entsprechend weitgehende Regelungen. Einzelne Tatbestände, die in der Zeit des Nationalsozialismus unter "Wehrkraftzersetzung" fielen, sind allerdings in recht vager Form auch in bundesdeutschen Gesetzten enthalten; so ist z.B. "Störpropaganda" gegen die Bundeswehr auch in Deutschland eine Straftat.
[...] Die Definition der "Zersetzung der Wehrkraft" in der am 17. August 1938 erlassene KSSVO ist äquivalent zum ,,Heimtückegesetz" vom 20. Dezember 1934 und stellt eine Steigerung desselbigen dar. Kritische Äußerungen der Soldaten konnten bis dahin bloß als Verstoß gegen das ,,Heimtückegesetz" mit Gefängnis bestraft werden, die KSSVO ermöglichte die Verhängung der Todesstrafe, nur in minder schweren Fällen waren Zuchthaus- oder Gefängnisstrafen vorgesehen. Mit der Einführung der ,,Kriegsstrafverfahrensordnung" (KStVO) wurde den Angeklagten gleichzeitig jede Berufungsmöglichkeit genommen und ihre Position somit weiter geschwächt. Wie groß der Entscheidungsspielraum und das Maß an Willkür der Militärrichter war, zeigt folgendes Zitat des Chefs des Allgemeinen Marinehauptamtes bei einer Tagung vor Militärjuristen 1942:
...ähnliche Verhältnisse liegen bei den zersetzenden Äußerungen vor, die als Verstöße gegen das Heimtückegesetz gesehen werden können. Die langwierige Vorlage beim Justizminister zur Anordnung der Strafverfolgung erübrigt sich, wenn Sie die Äußerung als Zersetzung der Wehrkraft anpacken, was in fast allen Fällen möglich sein wird.
Die im Zuge der Vorbereitungen für die Angriffs- und Vernichtungsfeldzüge der Wehrmacht geschaffene Verordnung diente in den Kriegsjahren als Terrorinstrument und zur Aufrechterhaltung des Durchhaltewillens der Soldaten durch Zwang. Gerade im späteren Verlauf des Kriegs war die Angst der NS- und Wehrmachtsführung vor Ereignissen wie in der Novemberrevolution 1918 sehr groß, jeder aufkeimende Widerstand sollte mit allen Mitteln erstickt werden, um eine Wiederholung des vermeintlichen ,,Dolchstoßes" zu verhindern.
Anfang 1943 ging die Zuständigkeit auf den Volksgerichtshof über, der leichte Fälle an die bei den Oberlandesgerichten eingerichteten Sondergerichte abgeben konnte. Der Volksgerichtshof verhängte in der Regel die Todesstrafe.
In §5 der KSSVO heißt es:
Wegen Zersetzung der Wehrkraft wird mit dem Tode bestraft ... wer öffentlich dazu auffordert oder anreizt, die Erfüllung der Dienstpflicht in der deutschen oder einer verbündeten Wehrmacht zu verweigern, oder sonst öffentlich den Willen des deutschen oder verbündeten Volkes zur wehrhaften Selbstbehauptung zu lähmen oder zersetzen versucht.
Anscheinend bot das Wort ,,öffentlich" einigen Interpretationsspielraum: Selbst Äußerungen im Kreise der Familie konnten gegen den Angeklagten verwandt werden. Die vage Formulierung der Verordnung ermöglichte es, jede Art von Kritik zu kriminalisieren, auch bei Zivilisten. Hierdurch war der Denunziation ganz vorsätzlich ein Angriffspunkt gegeben worden, um die Kontrolle über die Bevölkerung noch umfassender zu machen. Dass "Wehrkraftzersetzung" im "Dritten Reich" keineswegs als Kavaliersdelikt galt, zeigt folgender Erlass des Chefs der Nationalsozialistischen Führungsoffiziere der Luftwaffe vom 1. November 1944:
Es ist längst zur Selbstverständlichkeit geworden, daß, wer an dem Führer Zweifel äußert, ihn und seine Maßnahmen kritisiert, über ihn herabsetzende Nachrichten verbreitet oder ihn verunglimpft, ehrlos und todeswürdig ist. Weder Stand noch Rang, noch persönliche Verhältnisse oder andere Gründe können in einem solchen Fall Milde rechtfertigen. Wer in der schwersten entscheidenden Zeit des Krieges Zweifel am Endsieg äußert und dadurch andere wankend macht, hat sein Leben ebenfalls verwirkt!
Als weitere Zersetzungsbeispiele seien angeführt, u.a.:
* Äußerungen gegen die nationalsozialistische Weltanschauung,
* Zweifel an der Berechtigung des uns aufgezwungenen Lebenskampfes [...]
* Verbreitung von Nachrichten über Kampfmüdigkeit und Überlaufen deutscher Soldaten
* Zweifel am Wehrmachtbericht
* das Pflegen von privatem Umgang mit Kriegsgefangenen
* Herabsetzung der als wichtiges Kampfmittel im Kriege eingesetzten deutschen Propaganda
* Erörterungen der Möglichkeiten bei Verlust des Krieges,
* die Behauptung, dass der Bolschewismus ,,so schlimm nicht sei oder daß die Demokratie unserer westlichen Nachbarn in Erwägung gezogen werden könne".
Mit sogenannten Defätisten, deren Äußerungen keinerlei militärische Auswirkungen hatten, wurde kurzer Prozess gemacht. So wurde der Heilgymnast und Masseur Norbert Engel zum Tode verurteilt, nachdem er gegenüber einer Krankenschwester Bedauern über das Scheitern des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 geäußert hatte: ,,Wenn es geklappt hätte, wäre in fünf Tagen der Krieg aus gewesen und wir hätten nach Hause gehen können." Engel konnte sich jedoch durch Flucht seiner Hinrichtung entziehen.
Die Einführung der KSSVO läutete eine neue Stufe der Verfolgung politischer Gegner der Nationalsozialisten ein, der viele Tausend zum Opfer fielen. Bis zum 30. Juni 1944 sind laut Wehrmachtkriminalstatistik 14.262 Verurteilungen wegen "Wehrkraftzersetzung" ergangen, laut Fritz Wüllner und Manfred Messerschmidt dürfte die Zahl der während des Kriegs Verurteilten bei 30.000 gelegen haben. Die Zahl der Verurteilungen und der Anteil der Todesurteile zum Ende des Krieges nahm stetig zu, denn in dem Maße, in dem die Kampfhandlungen verlustreicher wurden und der erhoffte "Endsieg" in immer weitere Ferne rückte, mehrten sich kritische Äußerungen. Aufgrund der Formulierung der Verordnung ging einer Verurteilung in der Regel eine Denunziation durch Kameraden voraus, vereinzelt wurden die Betroffenen auch durch Äußerungen in Briefen oder Parolen an Wänden überführt. Dass nicht noch mehr Kritikäußernde verurteilt wurden, hängt wohl mit der Natur einer Denunziation zusammen: Ein potenzieller Denunziant konnte wohl kaum sicher sein, im Verlauf der Ermittlungen nicht selbst solche Äußerungen vorgeworfen zu bekommen. Der Tatsache, dass jeder Soldat hinsichtlich der möglichen Konsequenzen wehrkraftzersetzender Äußerungen belehrt wurde, dürfte als Hemmschwelle zur Meldung wohl zu verdanken sein, dass nicht noch mehr Menschen Opfer der Militärjustiz wurden.
Aus: "Wehrkraftzersetzung" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wehrkraftzersetzung (http://de.wikipedia.org/wiki/Wehrkraftzersetzung)
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LINK :: [Methoden der Disziplinierung... (Notizen)]
==> http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,321.msg1946.html#msg1946 (http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,321.msg1946.html#msg1946)
Quote[...] Zur Finanzierung der umstrittenen Militäreinsätze beantragte Bush beim Kongress die Bewilligung von 196 Milliarden Dollar (138 Milliarden Euro) beantragt. Die Summe liegt deutlich über jenen 141 Milliarden Dollar, die das Weiße Haus in seinem bisherigen Entwurf für das Haushaltsjahr 2008 veranschlagt hatte. Mit dem Geld sollen unter anderem die Einsätze im Irak und in Afghanistan finanziert werden. Sollten die Parlamentarier die Summe bewilligen, würden die Gesamtkosten des sogenannten "Kriegs gegen den Terror" seit 2001 nach Regierungsangaben auf 757 Milliarden Dollar steigen.
Für das Verteidigungsbudget, das unabhängig von den als Terrorabwehr eingestuften Militäreinsätzen ist, hat das Weiße Haus beim Kongress 481,4 Milliarden Dollar beantragt. Die Bewilligung steht noch aus.
[...]
Aus: "ANTI-TERRORKAMPF: Weniger Gewalt im Irak, Bush will mehr Geld" reh/Reuters/AFP (22. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,512936,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,512936,00.html)
Quote[...] Der Erste Weltkrieg war ein Krieg, der von 1914 bis 1918 in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Ostasien geführt wurde und über neun Millionen Menschenleben forderte.
[...] Der Krieg begann am 28. Juli 1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien. Am 30. Juli befahl Russland die Generalmobilmachung zur Unterstützung Serbiens. Daraufhin erklärte das Deutsche Reich als Bündnispartner Österreich-Ungarns Russland am 1. August den Krieg. Am Abend des selben Tages überschritten russische Kavallerie-Abteilungen die ostpreußische Grenze.
[...] Manche Nachbetrachter sehen die Kriegsbegeisterung, die anfangs in den intellektuellen Schichten vieler Ländern vorherrschte, letztlich als Resultat der im Europa des frühen 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Ansicht, der Krieg könne die aufkeimenden nationalen und sozialen Konflikte sowie die gegensätzlichen Machtinteressen der verschiedenen Herrscherhäuser und ihrer Reiche lösen. Der Verlauf des Ersten Weltkrieges dokumentiert zudem die Unfähigkeit der europäischen Führungsschichten, militärische Neuerungen und soziale Spannungen entsprechend zu erkennen oder zu akzeptieren (vergleiche auch Kriegsschulddebatte).
Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, der mit einem massiven Materialeinsatz (Panzer, Flugzeuge, Luftschiffe) und mit Massenvernichtungswaffen (Giftgas) geführt wurde. Die Fronten bewegten sich, vor allem im Westen, dennoch kaum, zum Teil, weil der modernen Technik die alten Militärstrategien gegenüber standen. Im endlosen Stellungskrieg rieben sich die Truppen gegenseitig auf. Insbesondere auf den Schlachtfeldern vor Verdun und in Flandern fielen auf beiden Seiten Hunderttausende von Soldaten, ohne dass sich etwas an der militärischen Lage änderte. Auch deswegen stellt sich der Erste Weltkrieg als ein Krieg dar, der an Grauen alles bis dahin Bekannte übertraf.
[...] Zur Motivation der eigenen Bevölkerung der teilnehmenden Länder zum Kriegsdienst wurde mit fremdenfeindlichen Vorurteilen und patriotischen Symbolen geworben.
Im deutschsprachigen Teil Österreich-Ungarns konnte man unter anderem kriegsverherrlichende Zeichnungen in Plakatgröße mit der illustrierten Aussage ,,Jeder Tritt ein Britt, jeder Stoß ein Franzos, jeder Schuss ein Russ" und ,,Serbien muss sterbien" finden. Nachdem beim deutschen Einmarsch in Belgien die Bibliothek der Universität Löwen in Flammen aufgegangen war, gaben prominente britische Wissenschaftler eine Erklärung ab, in der dem deutschen Heer Absicht unterstellt wurde, und die dann von deutschen prominenten Wissenschaftlern mit Gegenerklärungen beantwortet wurde [20]. Die ,,Hunnenrede", mit der Wilhelm II. deutsche Truppen, die 1900 zur Niederschlagung des Boxeraufstands nach China entsandt wurden, zu einem rücksichtslosen Rachefeldzug aufgefordert hatte, trug den Deutschen in anglo-amerikanischen Ländern nachträglich die Bezeichnung ,,huns" ein. Andere bekannte Propagandakampagnen waren etwa die behauptete Kreuzigung von Nonnen an Kirchentoren in Belgien oder das angebliche Abschlagen der Hände von Kindern durch die deutschen Truppen in Belgien.
[...] Der Erste Weltkrieg forderte fast zehn Millionen Todesopfer und etwa 20 Millionen Verwundete. Im Deutschen Reich leisteten im Kriegsverlauf 13,1 Millionen Mann Militärdienst; davon starben über 2 Millionen. Bis zum Ausscheiden Russlands aus dem Krieg hatte man dort etwa 15 Millionen Männer zum Kriegsdienst herangezogen, von denen 1,7 Millionen ums Leben kamen. Von den knapp 8,5 Millionen eingezogenen Franzosen überlebten 1,4 Millionen den Krieg nicht. Die britische Armee (inkl. Empire) hatte insgesamt etwa acht Millionen Soldaten eingesetzt, von denen 950.000 nicht aus dem Krieg zurückkehrten. Österreich-Ungarn musste 1,2 Millionen Todesopfer hinnehmen, auf italienischer Seite waren es fast eine halbe Million. Die anteilsmäßig größten Verluste hatte Serbien hinzunehmen: Nach serbischen Angaben fanden von den 1914 gezählten 4,5 Millionen Einwohnern rund 1,1 Millionen, also 24 % der gesamten Bevölkerung, während des Krieges den Tod. Der männliche Anteil der serbischen Bevölkerung wurde dabei um über 50 % dezimiert.
Aus: "Erster Weltkrieg" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg)
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"Hunnenrede"
http://de.wikipedia.org/wiki/Hunnenrede (http://de.wikipedia.org/wiki/Hunnenrede)
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Quote[...] Die Dolchstoßlegende war eine von führenden Vertretern der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) miterfundene Verschwörungstheorie, die die Schuld an der militärischen Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg vor allem auf die Sozialdemokratie abwälzen sollte. Sie besagte, das deutsche Heer sei im Weltkrieg ,,im Felde unbesiegt" geblieben und habe erst durch oppositionelle ,,vaterlandslose" Zivilisten aus der Heimat einen ,,Dolchstoß von hinten" erhalten. Antisemiten verknüpften ,,innere" und ,,äußere Reichsfeinde" dabei zusätzlich mit der Chimäre vom ,,internationalen Judentum".
[...] Das Grundmuster der Legende bestand darin, die Kriegsniederlage vom militärischen in den zivilen Bereich abzuschieben und die Verantwortung dafür nicht in Kriegszielen, Fehlern der Kriegs- und Armeeführung, der Erschöpfung der Soldaten, der wirtschaftlichen und militärischen Überlegenheit der gegnerischen Staaten zu sehen, sondern sie bestimmten Personen oder Gruppen in der ,,Heimat" zuzuweisen.
Die Suggestion vom ,,hinterhältigen" Angriff auf den ,,Rücken" des Heeres folgte der Logik des ersten historischen totalen Krieges, in dessen Verlauf alle ökonomischen Potentiale für den Krieg mobilisiert wurden. Sie drückte eine militaristische Perspektive aus: Die ,,Heimat" - das Hinterland - sollte die dem Feind zugewandte ,,Front" rückhaltlos unterstützen; nur mit diesem Zusammenhalt sei der Sieg erreichbar; dieser hinge allein vom Siegeswillen einer Nation ab; nur das Durchhalten angesichts einer ,,Welt von Feinden" gereiche ihr zur Ehre, alles andere sei Defaitismus und Sabotage.
Aus: "Dolchstoßlegende" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dolchsto%C3%9Flegende (http://de.wikipedia.org/wiki/Dolchsto%C3%9Flegende)
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Quote[...] Als Kriegsschuldfrage (frz.: question de responsabilité de la guerre; engl.: question of war guilt) bezeichnete man in der Weimarer Republik die öffentliche Debatte über die Schuld am Ersten Weltkrieg. Sie wurde und wird auch in anderen kriegsbeteiligten Ländern geführt. Obwohl es seit 1945 vergleichbare Debatten zu vielen Kriegen gibt, wird der Begriff in der Geschichtswissenschaft nur selten darauf bezogen. Der Artikel stellt daher die Diskussion zur Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs dar, die die Historiographie im 20. Jahrhundert über weite Strecken begleitet hat.
[...] Zweifel an der Kriegsunschuld des Kaiserreichs tauchten sofort nach dessen Kriegserklärungen auf, kamen aber wegen der Übermacht der herrschenden Propaganda, Kriegsrecht, Burgfrieden, Parteidisziplin und Pressezensur zunächst kaum zum Tragen. Kriegsgegner konnten ihre Überzeugungen und Ziele bis Herbst 1918 nur illegal verbreiten und riskierten dabei hohe Strafen wegen Hoch- oder Landesverrats – bis hin zur Todesstrafe. Viele in Deutschland verfolgte Kriegsgegner emigrierten daher, vor allem in die Schweiz: Dort begann schon im Krieg eine Kriegsschulddebatte.
[...] Seit 1914 hatte das deutsche Militär selbst maßgebenden Einfluss auf die deutsche Geschichtsschreibung. Die Kriegsberichterstattung oblag bis 1918 dem Großen Generalstab, nach 1918 dem von Hans von Seeckt gegründeten Potsdamer Reichsarchiv. Damit bestimmte die Führung der Reichswehr mit ihrem großteils antidemokratischen Beamtenpersonal parallel zum Auswärtigen Amt die Kriegsdarstellung in der Weimarer Republik.
Das Archiv widmete sich ebenfalls der Aufgabe, die deutsche Kriegsschuld 1914 und deutsche Kriegsverbrechen zu ,,widerlegen".
[...] Insgesamt kam in der Weimarer Zeit weder in Wissenschaft noch Politik und Medien eine sachliche und kritische Rückfrage nach den Kriegsursachen sowie der deutschen Eigenverantwortung für den Krieg auf. Das offizielle Geschichtsbild folgte weiterhin der von der OHL 1914 ausgegebenen Überfall- bzw. Einkreisungsthese. Die Auflagen von Versailles zu revidieren wurde zum Hauptziel deutscher Außenpolitik in Weimar.
[...] Dieser Abwehrkonsens förderte erheblich die Agitation gegen das Ausland und die Weimarer Verfassung als solche. Vor allem die NSDAP, aber auch die DNVP, stellten die gesamte Nachkriegsordnung in Frage und propagierten dazu die ,,Kriegsschuldlüge". Im Einklang mit nationalkonservativen und bürgerlichen Rechtsparteien warfen sie den Regierungsparteien vor, mit der Vertragsunterzeichnung zur Demütigung Deutschlands beigetragen zu haben und ihm das Selbstbestimmungsrecht zu verweigern.
Damit lagen sie auf der Linie der Selbstrechtfertigung des gestürzten Kaisers Wilhelm II., in der dieser 1922 jede deutsche und persönliche Schuld am Krieg von sich wies.[46] Heutige Kaiserbiografien wie die von John Röhl urteilen:[47]
Er hat keine Kriegsverbrechen verübt, keinen Mordbefehl erlassen oder dergleichen. Aber Verschwörung zu einem Angriffskrieg - dass muss man ihm vorwerfen. Ich glaube, seine Schuld ist sehr groß, viel größer, als gemeinhin unterstellt wird. Und wenn er vor Gericht gekommen wäre, wäre er auch verurteilt worden.
Historiker wie Werner Conze (1910–1986) oder Theodor Schieder (1908–1984) bekämpften mit dem Kriegsschuldvorwurf zugleich den Verzicht auf deutsche Gebietsansprüche. Heutige Historiker wie Gerhard Hirschfeld machen die Weimarer Kriegsschuldtabuisierung für verhängnisvolle Folgen mitverantwortlich:[48]
Die ,,Kriegsunschuldlegende" sollte nach dem Willen zahlreicher Weimarer Demokraten als gleichsam emotionale Klammer für die auseinander strebenden politischen und gesellschaftlichen Kräfte der jungen Republik wirken. Damit erwies sich die Ablehnung des Friedensvertrages von Versailles (insbesondere die in Artikel 231 festgelegte Verantwortung für den Weltkrieg) einmal mehr als das einzige ,,emotional wirksame Integrationsmittel" (Hagen Schulze), über das die Republik gebot. Der Kampf gegen die alliierte ,,Kriegsschuldlüge" verhinderte aber zugleich den notwendigen historischen Bruch mit der Vergangenheit und trug entscheidend zur politischen wie zur ,,moralischen Kontinuität" (Heinrich-August Winkler) zwischen dem wilhelminischen Kaiserreich und der Weimarer Republik bei.
Aus: "Kriegsschuldfrage" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsschuldfrage (http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsschuldfrage)
Quote[...] Mitarbeiter einer privaten amerikanischen Sicherheitsfirma haben im September ein Massaker an 17 irakischen Zivilisten angerichtet. Jetzt hat das amerikanische Außenministerium ihnen Immunität gewährt – um die Ermittlungen in dem Fall zu verhindern.
[...] Die rechtliche Stellung der privaten Dienstleister liegt in einer Grauzone: Sie unterliegen nicht der US-Militärjustiz, nach US-Lesart aber auch nicht der irakischen Justiz. Das US-Verteidigungsministerium hat wesentliche Aufgaben an die bei den Irakern wegen ihres martialischen Auftretens unbeliebten Dienstleister delegiert. Der mögliche Lizenzentzug von Blackwater könnte damit ein für die Amerikaner gefährlicher Präzedenzfall werden. Blackwater hat etwa 1000 Angestellte im Irak und führt im Wert von umgerechnet 580 Millionen Euro Aufträge der US-Regierung aus. Ein Blackwater-Mann im Irak-Einsatz soll an die 1000 Dollar pro Tag erhalten.
Aus: "Nach Massaker im Irak: Immunität für US-Sicherheitsfirma Blackwater" (30. Oktober 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1312295/Blackwater_erhaelt_Immunitaet_vor_Ermittlungen_.html (http://www.welt.de/politik/article1312295/Blackwater_erhaelt_Immunitaet_vor_Ermittlungen_.html)
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Quote[...] Washington - Die irakische Regierung protestierte, Washington gab sich kleinlaut: Doch nun hat das US-Außenministerium - nach Informationen der Nachrichtenagentur AP - den beteiligten Angestellten des privaten Sicherheitsunternehmens Blackwater Immunität versprochen.
Aus: "IRAK: US-Außenministerium sichert Blackwater Immunität zu" (30. Oktober 2007)
[...] die Ermittlungen gegen die Sicherheitsfirma Blackwater nach dem Tod von 17 irakischen Zivilisten könnten im Sande verlaufen: Den Wachmännern wurde vom US-Außenministerium Immunität zugesichert.
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,514263,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,514263,00.html)
Quote[...] Für die Gewalt machen die Behörden vor allem rechtsextreme türkische Jugendgruppen wie die Grauen Wölfe verantwortlich. Sie hatten ein kurdisches Kulturzentrum angegriffen, das von der Polizei geschützt werden musste. Es habe eine Art Pogromstimmung geherrscht, sagen Beobachter. Der Deutschen Polizeigewerkschaft zufolge machten die Türken bei den Auseinandersetzungen in Berlin regelrecht "Jagd auf Kurden". Vor allem türkische Jugendliche zeigten dabei den Gruß der Grauen Wölfe: Zeigefinger und kleiner Finger werden abgespreizt, Ring- und Mittelfinger eingeknickt, sodass sich das Bild eines Wolfskopfes ergibt.
Sicherheitsexperten sind vom offensichtlichen Widererstarken der türkischen Nationalisten in Deutschland überrascht. "Bei den rechten Türken war es jahrelang ruhig", sagt ein Beamter des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Er gibt zu, die Szene der rechtsextremen Türken sei in den vergangenen Jahren nicht mehr genügend durchleuchtet worden. Die "Erkenntnislage" müsse verbessert werden. Welches "hochexplosive Gemisch" es in Deutschland gebe, sei erst am vergangenen Wochenende wieder deutlich geworden.
Die Sicherheitsbehörden wissen viel über die straff mafiös organisierte PKK, der deutschlandweit 11.500 Anhänger zugerechnet werden. Aber offenbar wissen sie wenig über die Szene der rechtsextremen Türken. In den Berichten des Berliner Verfassungsschutzes werden "extreme Nationalisten (türkisch)" seit Jahren nur in einer Zahlenstatistik genannt. 300 soll es in Berlin geben. Deutschlandweit wird ihre Zahl auf 7500 geschätzt.
[...] Traten die Nationalisten zu Beginn der 90er-Jahre noch selbstbewusst in Erscheinung, warben sie in letzter Zeit eher im Geheimen um türkische Jugendliche. Die stille Propaganda-Arbeit scheint Früchte getragen zu haben. In den vergangenen Jahren haben jugendliche Graue Wölfe sich mehrfach mit kurdischen Mitschülern an deutschen Schulen angelegt.
[...] Ein deutsch-türkischer Sozialpädagoge, der in Kreuzberg mit jugendlichen Migranten arbeitet, schildert ihre Überzeugung so: "Das ist Bewahrung von allem, was türkisch ist, und dadurch auch Ausgrenzung von allem, was nicht türkisch ist. So nach dem Motto: Ich bin türkisch und ich vertrete türkische Werte, und alles andere muss ausgegrenzt werden. Dafür gibt es Symbole, Gürtelschnallen, Halsketten mit diesem Wolfskopf. Diese Symbole werden offen getragen."
[...] Der Konflikt zwischen beiden Völkern ist alt: Türken sehen in den kurdischen Autonomiebestrebungen die Gefahr von Separatismus mit der Folge, dass die Türkei auseinanderfallen könnte. Daher bekämpfen sie alles, was den Ansatz zu einem kurdischen Staat in sich tragen könnte - und blicken mit Sorge auf die von Kurden beherrschte, ruhige und relativ selbstständige Region im Nordirak. Die Kurden wiederum kämpfen seit Jahrzehnten immer wieder auch gewaltsam für ihre Eigenständigkeit.
[...] Etwa 60.000 Kurden gibt es in Berlin. Sie machen rund ein Drittel der Einwanderer aus der Türkei aus. Die Mehrheit der Kurden gilt als PKK-Anhänger, was nicht heißt, dass sie potenziell gewalttätig sind. Aber die PKK, die auf EU-Ebene zur "Terroristenorganisation" gezählt wird, formuliert eben klar und deutlich den kurdischen Anspruch auf Eigenständigkeit. Die kurdische Tradition wird in der Türkei erst seit wenigen Jahren allmählich anerkannt, mit der Annäherung an die Europäische Union.
Berfin Karabulut ist ein Beispiel dafür. Im deutschen Pass der jungen Frau taucht nur ihr zweiter Vorname Ayse auf. Berfin, übersetzt "Schneeweiß", ist ein kurdischer Name. Als Berfin 1986 in der Türkei geboren wurde, waren kurdische Vornamen nicht erlaubt, und dieses Verbot wirkte sich auch auf die deutschen Papiere aus.
Kenner der Extremistenszene befürchten nun, die kurdische PKK sehe sich nach den Ausschreitungen vom vergangenen Wochenende als "Verlierer" und wolle ihren Ruf als kämpferische Organisation wiederherstellen. Die "Koordination der demokratischen kurdischen Gemeinschaften in Europa" warnte türkische Organisationen und Regierungsvertreter der Türkei in der EU vor weiteren Angriffen von türkischen Nationalisten auf kurdische Demonstranten. Andernfalls sei die türkische Seite verantwortlich für weitere Eskalationen. Die Polizei hat in mehreren deutschen Städten die Sicherheitsvorkehrungen stark erhöht.
Aus: "Kurden-Konflikt: Furcht vor einer Serie von Straßenschlachten" Von Freia Peters (Montag, 5. November 2007, 01:46 Uhr)
Quelle: http://www.morgenpost.de/desk/1327483.html (http://www.morgenpost.de/desk/1327483.html)
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Quote[...] Wien/Berlin/Brüssel - Bei der Prügelei zwischen Türken und Kurden in Wien sind am Abend mindestens fünf Menschen verletzt worden. Österreichische Medien berichteten, zwei Beteiligte hätten schwere Stichwunden erlitten. Die Polizei in Wien teilte mit, zwei der fünf Opfer seien schwer verletzt. An der Schlägerei seien demzufolge etwa 20 bis 30 Menschen beteiligt gewesen. Einige von ihnen hätten Messer dabei gehabt. Zudem gab es den Angaben zufolge viele Sympathisanten und Schaulustige. Die Polizei leitete eine Fahndung nach den Tätern ein. Zunächst hatte sie sogar von bis zu 80 Beteiligten gesprochen.
Der Auslöser der Schlägerei ist bisher nicht bekannt. Hintergrund der Schlägerei waren aber offenbar die in den vergangenen Tagen gestiegenen Spannungen zwischen Türken und Kurden entlang der türkisch-irakischen Grenze. Ankara droht damit, bei der Verfolgung mutmaßlicher Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) notfalls die Grenze zum Irak zu überschreiten.
[...] Der Vorsitzende des Deutsch-Türkischen Forums in der nordrhein-westfälischen CDU, Bülent Arslan, sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Samstag, der Konflikt zwischen Türken und Kurden gebe Aufschluss über die mangelnde Integration beider Volksgruppen in Deutschland. "Man kann jetzt sehen, wo das Hauptaugenmerk und die Identifikation der Leute ist. Das ist eine Türkei-Identität."
Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland Kenan Kolat hatte türkische und kurdische Eltern in Deutschland dazu aufgerufen, gut auf ihre Kinder aufzupassen.
Nirgendwo in Europa leben mehr Kurden und Türken als in Deutschland. Die Bundesregierung geht von etwa einer halben Million Kurden aus, das Bonner Zentrum für Kurdische Studien schätzt die Zahl der in Deutschland lebenden Kurden auf bis zu 800.000. Bundesweit gibt es insgesamt 2,4 Millionen Menschen türkischer Abstammung. Da die Kurden keinen eigenen Staat besitzen, werden sie statistisch als Türken, Iraker oder andere Nationalitäten geführt.
Aus: "Massenschlägerei in Wien, Demonstrationen in Deutschland" (SPON, 04. November 2007, anr/tno/dpa/AFP/AP )
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,515323,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,515323,00.html)
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Quote[...] Rund 30.000 Menschen haben an diesem Wochenende in deutschen Städten und in Brüssel wegen des schwelenden Konfliktes zwischen dem türkischen Staat und Gruppierungen der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung demonstriert. Die Sicherheitsbehörden sind in ständiger Alarmbereitschaft. Seit rechtsradikale türkische Aktivisten am vergangenen Wochenende ein kurdisches Kulturzentrum in Berlin angegriffen haben, ist ihnen die neuen Gefahr schlagartig bewusst geworden: Kommt es an der türkischen-irakischen Grenze zu einem offenen Konflikt, drohen Auseinandersetzungen auch hierzulande. Denn in Deutschland leben nicht nur bis zu 800.000 Kurden. Die türkische Gemeinde fasst rund 2,4 Millionen Menschen.
Aus: "Irak-Krieg in Deutschland" Harald Neuber (TP, 05.11.2007)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26552/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26552/1.html)
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Quote[...] Ein Überblick zu Geschichte und aktuellen Entwicklungen: Auf der heutigen Anti-PKK-Demo in Berlin Neukölln am hermannplatz waren unter den knapp 5.000 Teilnehmern reihenweise Mitglieder und/oder Sympathisanten der neofaschistischen türkischen Grauen Wölfe" zu beobachten.
Vor allem jugendliche türkische Kids machten den "Gruß" der Grauen Wölfe. Dabei werden Zeigefinger und kleiner Finger abgespreizt. Mittelfinger und Ringfinger eingeknickt. Das Zeichen soll einen Wolfskopf nachempfinden.
Auffällig ist, dass eine versuchte Spontandemo mit ca. 1.000 Teilnehmern Richtung Kreuzberg zum "Kurden klatschen" genau von diesen Leuten angeführt wurde. Die Bullen konnte die Menge Hermannplatz nur schwer stoppen. Am Hermannplatz herrschte absolute Progrom-Stimmung gegen Kurden und Linke.
Aus: "Berlin: Faschistische "Graue Wölfe" bei Demo" (Linda, 28.10.2007 18:28 )
Quelle: http://de.indymedia.org/2007/10/198015.shtml (http://de.indymedia.org/2007/10/198015.shtml)
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Quote[...] Die KurdInnen zogen sich wieder in ihren Vereinsraum zurück, die mittlerweile anrückenden Polizisten belagerten diesen, ließen die NationalistInnen sich aber versammeln. Als bekannt wurde, dass noch mehr vom Hermannplatz her sich auf den Weg machen, stürmten die KurdInnen aus ihren Räumen, um sich auf den Weg zu einem weiteren Vereinsraum zu machen, wo sie sich mit anderen sammeln wollten. Begleitet von einem Polizeiaufgebot zogen sie durch die Parolen skandierenden Ansammlungen der NationalistInnen, immer wieder flogen Steine und Flaschen. Sie flüchteten sich in einen Vereinsraum, der auch von der Polizei beschützt wurde, jedoch insofern, dass diese niemand mehr aus dem engen Raum hinausließ. So hatten sich die KurdInnen in ihr eigenes Gefängnis geflüchtet. Mehrere Ausbruchversuche scheiterten durch den Einsatz polizeilicher Gewalt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sammelte sich der nationalistische Mob, skandierte Parolen und warf Steine und Flaschen auf den Vereinsraum. Die Polizei schritt nicht ein. Immer wieder wurden auch die Polizisten mit Steinen, Flaschen und sogar Fahrrädern beworfen. Auch darauf schritt die Polizei nicht ein, was einerseits an dem Kräfteverhältnis gelegen haben könnte, da viel zu wenig Polizei vor Ort war, um die Situation unter Kontrolle zu bringen, aber andererseits auch an der deutlichen Überforderung mit der Situation und dem spontanen Agieren des nationalistischen Mobs. Dieser war mittlerweile auf mehrere Hundert angewachsen und versuchte immer wieder zu den beiden kurdischen Vereinen durchzubrechen, immer wieder bildeten sich spontane Demonstrationszüge. Die türkischen AnwohnerInnen kamen aus den Häusern und an die Fenster um die NationalistInnen zu feiern. Eine aggressive Stimmung lag in der Luft, NachbarInnen schrieen sich gegenseitig an und gingen aufeinander los. Und das alles übertönend der lautstarke Rhythmus der nationalistischen Parolen von der Straße und aus den mit türkischen Fahnen geschmückten Fenstern. Soviel Angst und Aggressivität hab ich in Kreuzberg noch nie verspührt. Ein Glück dass nicht mehr passiert ist. Wieviele Verletzte es gab ist mir nicht bekannt. Die pogromartigen Szenen, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit an Rostock-Lichtenhagen erinnerten in dem Bezug, dass FaschistInnen/NationalistInnen unter dem tosenden Applaus der Bevölkerung eine von ihnen gehaßte Gruppe von Menschen gewalttätig angreift und das über Stunden unter den Augen der Polizei, die nicht sonderlich viel unternimmt, um diesem Spuk ein Ende zu bereiten.
Zur Zeit, mehere Stunden nach Beginn hat sich die Situation in Kreuzberg noch immer nicht beruhigt, es sind aber im Moment nicht mehr so viele Menschen auf der Straße. Der kurdische Verein am Kottbusser Damm ist noch immer von der Polizei verschlossen und die Menschen darin gefangen, auf der gegenüberliegenden Seite der Mob. Viele haben Angst vor der Nacht und hoffen dass sich die Situation beruhigt.
Aus: "Pogromartige Stimmung in Berlin-Kreuzberg" (nk44, 28.10.2007 21:02)
Quelle: http://de.indymedia.org/2007/10/198054.shtml (http://de.indymedia.org/2007/10/198054.shtml)
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Quote[...] Istanbul/Washington - Bei neuen Gefechten im türkischen-irakischen Grenzgebiet sind ein türkischer Milizionär und zwei Kämpfer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK getötet worden. Zu den Schießereien sei es bereits am Vortag in einem Dorf bei Sirnak gekommen, berichteten türkische Medien am Montag. Die Armee habe auch eine größere Menge Waffen und Sprengstoff sichergestellt. Der Einsatz wurde am Montag fortgesetzt. Die türkische Armee droht mit einer Militäroffensive gegen Lager der PKK im Nordirak.
Die kurdische Regionalregierung schlägt unterdessen zur Beilegung des Konflikts im türkisch-irakischen Grenzgebiet Vier-Parteien-Gespräche vor. Ihr Chef Neshirvan Barzani schrieb in der "Washington Post" (Montagsausgabe), keine Partei allein könne eine Lösung für den Konflikt finden. "Das ist eine transnationale Angelegenheit, die noch durch ethnische Verbindungen verkompliziert wird", hieß es in dem Beitrag Barzanis. Deshalb müsse es Verhandlungen der Regierungen in Ankara, Bagdad, Washington und seiner Regierung in Erbil geben.
Die Türkei hat mehr als 100.000 Soldaten an der Grenze zum Irak zusammengezogen und droht mit einem Einmarsch im Norden des Nachbarlandes, wo Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ihre Stützpunkte unterhalten. Ankara wirft den Kurden im Nordirak vor, sie unterstützten die Rebellen, die von dort immer wieder Ziele in der Türkei angreifen. (APA/dpa)
Aus: "Drei Tote bei neuen Gefechten zwischen türkischen Soldaten und PKK - Irakische Kurden schlagen Vier-Parteien-Gespräche vor" (05. November 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3099182 (http://derstandard.at/?url=/?id=3099182)
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Quote[...] Graue Wölfe (türkisch: Bozkurtlar) ist die Bezeichnung für Mitglieder der rechtsextremen türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung (,,Milliyetçi Hareket Partisi", MHP), 1961 durch Alparslan Türkeş gegründet. Sie werden auch Ülkücüler (Deutsch: "Idealisten") genannt. Der Name der dazugehörigen Organisation in Deutschland ist ,,Türkische Föderation". Allerdings begreifen sich auch Mitglieder des ATB oder unorganisierte Nationalisten als "Idealisten"
[...] Necdet Sevinç, ein Vordenker der MHP definierte in seinem Buch Ülkücüye Notlar (Notizen an einen Idealisten) den Ülkücü folgendermaßen:
"Ein Idealist ist in der Regel kein Mann des Denkens, sondern immer ein Mann der Tat (...) Alle Denkweisen, Handlungen und Meinungen, die von Handlungs- und Denkweise der Idealisten abweichen, sind ungültig." (S. 28)
[...] Ziel der Grauen Wölfe ist eine sich vom Balkan über Zentralasien bis in die Volksrepublik China erstreckende Nation, die alle Turkvölker vereint (Panturkismus). Zentrum der von ihr beanspruchten Gemeinschaft aller Turkvölker ist eine starke, unabhängige und vor allem selbstbewusste Türkei.
[...] Als Synonym für die kurdische PKK wird auf einschlägigen Webseiten der Begriff "Babymörder" verwendet. Als weitere Feindbilder sind Juden, Zionisten, Freimaurer, der Vatikan, Kommunisten, Griechen, Armenier, Perser und die USA zu nennen.
[...] Das Aktionsgebiet der Gruppe geht über die Staatsgrenzen der Türkei hinaus. In den Ländern Turkmenistan und besonders der chinesisch autonomen Provinz Xinjiang (türkisch Sincan; Ostturkestan) erfreut sich die Organisation immer größerer Beliebtheit. Die Organisation hat einen starken Zulauf in den Migrantenkulturen vieler westeuropäischer Länder, darunter auch Deutschland, wo ihr nahe stehende Gruppierungen an den Wahlen zu Ausländerbeiräten teilnehmen.
Als paramilitärischer Arm der türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung (,,Milliyetçi Hareket Partisi" – MHP) haben Graue Wölfe die Militäroffensive der türkischen Regierung gegen die separatistische und sozialistische kurdische Arbeiterpartei Partiya Karkerên Kurdistan (PKK) unterstützt.
In den 60er Jahren konzentrierte sich die Bewegung unter der Führung des früheren Vorsitzenden der MHP Alpaslan Türkeş † darauf, die Jugend für die sog. ,,panturanistische Ideologie" zu gewinnen. Es wurden die ersten Kommandolager gegründet, in denen Jugendliche eine militärische und politische Ausbildung erhielten. Nachdem die Kommandos aufgebaut waren, wurde im Jahre 1969 die MHP gegründet. Symbol der Partei ist eine Fahne mit drei auf den Rücken gekehrten Halbmonden, die der Fahne der Okkupationstruppen der osmanischen Besatzungsarmee entnommen sind.
In Kommandolagern bildete die Partei Schätzungen zufolge bis zu 100.000 Kommandoangehörige aus. Diese Kommandos erhielten den Namen Bozkurtçular (,,Graue Wölfe"). Ab 1968 begannen die ,,Grauen Wölfe" mit Gewaltaktionen gegen die erstarkende türkische Linke. Schätzungen zufolge ermordeten die ,,Grauen Wölfe" in der Türkei bis 1980 mehr als 5.000 Menschen.
1975 wurde die MHP zum Bündnispartner der konservativen Partei des rechten Wegs (Doğru Yol Partisi, DYP; heute Gerechtigkeitspartei [Adalet Partisi, AP], nicht zu verwechseln mit der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung [AKP]; bis 1960 Demokratische Partei [Demokrat Parti, DP]) unter dem damaligen Ministerpräsidenten und späteren Staatspräsidenten Süleyman Demirel und damit Regierungspartei. Alpaslan Türkeş wurde stellvertretender Ministerpräsident und hatte hierdurch staatliche Rückendeckung für Aktionen der Grauen Wölfe gegen die linke Opposition.
1980 wurde die MHP, wie alle anderen Parteien, nach dem damaligen Militärputsch verboten. Der Vorsitzende wurde mit einem später aufgehobenen Politikverbot belegt. Dennoch machten viele Anhänger der Grauen Wölfe im Laufe der 1980er Jahre Karriere beim Militär und anderen staatlichen Einrichtungen. Ende der 1980er wurde das Verbot der MHP offiziell wieder aufgehoben.
Im Laufe der späten 1980er und 1990er Jahre wandelte die Partei sich. Sie ist heute viel stärker religiös orientiert und als ultranationalistisch einzustufen. Die Anhänger sind zumeist sunnitische Moslems, und die Aktivitäten richten sich auch gegen alevitische Türken.
Die MHP war an der Regierung 1999 bis 2002 unter Bülent Ecevit beteiligt. Bei den frühzeitig vorgezogenen Wahlen 2002 schaffte die Partei die Zehn-Prozent-Hürde nicht und engagiert sich derzeit außerparlamentarisch. 2005 organisierte die Partei eine große Demonstration in Ankara gegen den EU-Beitritt der Türkei. An der Demonstration nahmen ca. 50.000 Menschen teil.
[...] Die sich selbst als türkische Idealisten (türkisch: Ülkücü) ansehende Gruppierung wird in Europa sehr kritisch gesehen. Der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalens wirft ihr vor, ,,zur Entstehung einer Parallelgesellschaft in Europa" beizutragen, und sieht in ihr ,,ein Hindernis für die Integration der türkischstämmigen Bevölkerung".
Mehmet Ali Ağca, der das Attentat 1981 auf Papst Johannes Paul II. beging, war Mitglied der Grauen Wölfe, ein weiteres Mitglied soll 1984 ein Attentat auf den Kreuzberger Frauenladen TIO ausgeführt haben, bei dem die türkisch-kurdische Jurastudentin Seyran Ateş lebensgefährlich verletzt wurde.
Aus: "Graue Wölfe" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Graue_W%C3%B6lfe (http://de.wikipedia.org/wiki/Graue_W%C3%B6lfe)
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Quote[...] Die Arbeiterpartei Kurdistans (Kurdisch: Partiya Karkerên Kurdistan, PKK) ist eine kurdische Untergrundorganisation mit Ursprung in der Türkei. Sie kämpft mit Waffengewalt und Anschlägen auch auf zivile Ziele für kulturelle Autonomie und für die Bewahrung der kurdischen Identität und Kultur. Ursprüngliches Ziel der PKK war die Gründung eines unabhängigen kurdischen Staates. Die Organisation und ihre Nachfolger werden unter anderen von der Türkei, der EU und den USA als terroristische Vereinigung eingestuft.
[...] Die PKK unterhält Schwesterorganisationen in allen Teilen Kurdistans:
* In Syrien die "Partei der Demokratischen Union" (PYD),[1]
* Im Irak die "Partei für eine Demokratische Lösung in Kurdistan" (PCDK)[2]
* Im Iran die Partei für ein Freies Leben in Kurdistan (PJAK).
Die übergreifende Organisation nennt sich seit 2007 Koma Civakên Kurdistan ("Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans"). Sie unterhält ein eigenes Parlament, Gerichte, Armee, "Verfassung" und "Staatsbürgerschaft". Der "Volkskongress Kurdistan" übt in dieser Struktur die Funktion eines Parlamentes aus.[3] Führer der KCK ist nominell Abdullah Öcalan. Tatsächlich geführt wird die KCK von einem Exekutivrat unter dem Vorsitz von Murat Karayılan. Stützpunkte und Lager der Organisation befinden sich im Kandil-Gebirge, einer Gebirgsregion im Nordosten des Irak.
Die Organisationsbezeichnungen
Die PKK hat sich im Laufe ihrer Geschichte mehrfach umbenannt.
* April 2002 benannte die PKK sich um in "Freiheits- und Demokratiekongress Kurdistans" (Kongreya Azadî û Demokrasiya Kurdistanê, KADEK).
* November 2003 erfolgte die Umbenennung zum Volkskongress Kurdistan (Kongra Gelê Kurdistan, kurz: Kongra Gel).
* Im Jahre 2005 erfolgte der Wandel zur "Koma Komalên Kurdistan".
* Im Juni 2007 erfolgte die Umbenennung zu Koma Civakên Kurdistan.
[...] Ideologisch unterschied sich die PKK bei ihrer Gründung nicht von anderen kurdischen, marxistischen Organisationen. Kurdistan wurde als halbfeudale und halbkapitalistische Kolonie der Türkei betrachtet. Hauptziel war die Revolution und die Schaffung eines unabhängigen kurdischen Staates, eine Idee, die 1993 - zumindest offiziell - aufgegeben wurde. Wesentlicher Unterschied war jedoch die Haltung der PKK zur Gewalt.
[...] In dem Parteiprogramm der Organisation heißt es zur Gewalt:
Ein drittes Charakteristikum dieser Revolution ist, dass sie auf dem Weg über die Mobilisierung der breiten Kräfte des Volkes über einen langandauernden Kampf siegen wird [...] Die Methoden des Kampfes basieren notwendig in weitem Umfang auf Gewalt.[19]
In dem 1978 erschienenen Manifest der PKK heißt es zur Gewalt:
In einem Land, in dem die Agenten- und Geheimdienstorganisationen wie ein Netz geflochten sind, ist die revolutionäre Taktik dadurch bestimmt, dass in der ersten Etappe gegen diese Agentenstruktur und Geheimdienstorganisation ein erbarmungsloser Kampf geführt werden muss. [20]
Offiziell verficht die Führung der PKK eine friedliche Lösung. Trotzdem sind auf Websites der Organisation weiterhin Sätze zu lesen wie: "Die Guerilla ist das Schwert der Rache".[21] Die Jugendbewegung Komalên Ciwan betrachtet auch derzeit die Selbstverbrennung als verdienstvollen Beitrag zum kurdischen Widerstand:
[...] Am Newroz-Fest übergaben ihre Körper dem Feuer, vergrößerten das Erbe des Widerstandes und heiligten das Feuer erneut. Sie entfachten [!] den erloschenen Widerstand erneut und gingen mit goldenen Lettern in die Geschichte des unterjochten kurdischen Volkes ein. [22]
[...] Am 20. März 2005 wurde der Demokratische Konföderalismus als politisches Konzept proklamiert. Wenig später wurde die Gründungserklärung der Koma Komalên Kurdistan in der Özgür Politika veröffentlicht. Dieses nichtstaatliche, jedoch staatsübergreifende Gebilde soll das Konzept des sogenannten "Konföderalismus" umsetzen. Der Konföderalismus ist eine von Öcalan propagiertes und von Murray Bookchin inspiriertes Denkmodell einer Gesellschaft. Wichtiges Schlagwörter hierbei ist die "demokratisch-ökologische und auf Geschlechterbefreiung ausgerichtete Gesellschaft". Das System zielt ferner auf die Überwindung staatsfixierter und nationalstaatlicher Strukturen. Die Deklaration - wie sie vom 6.- 9. Juni 2005 in der Ögzür Politika veröffentlicht und Oktober 2007 modifiziert wurde - sieht jedoch die Bildung von staatstypischen Strukturen vor: Eine eigene Staatsbürgerschaft, eine eigene Armee, eine eigene Gerichtsbarkeit, ein eigenes Parlament, eigene Wirtschafts- und Finanzstrukturen und eine eigene Fahne.
[...] Die Organisation ist in Deutschland seit Anfang der 80 Jahre in Form von Protestaktionen gegen die Auseinandersetzungen zwischen der PKK und dem türkischen Militär aktiv. Zu gewaltsamen Aktionen kam es erstmals am 24. Juli 1993, als PKK-Anhänger das türkische Generalkonsulat in München überfielen und 20 Geiseln nahmen. Darauf folgend wurde eine öffentliche Erklärung des Bundeskanzlers zugunsten der "kurdischen Sache" gefordert. Am selben Tag kam es deutschlandweit in mehr als 20 Städten zu 55 zeitgleichen, gewaltsamen Aktionen von kurdischen Extremisten gegen türkische diplomatische Vertretungen, Reisebüros, Banken und andere Einrichtungen. In den darauf folgenden Tagen kam es zu weiteren 25 Übergriffen. Es wird geschätzt, dass etwa 600 Personen an den Aktionen beteiligt waren. Am 4. November desselben Jahres kam es erneut zu Übergriffen. Dabei wurden zeitgleich 59 Anschläge verübt. Es handelte sich dabei zumeist um Brandanschläge auf türkische Einrichtungen, bei denen ein Mensch in einer türkischen Gaststätte ums Leben kam. Die Konsequenz aus diesen Gewalttaten war ein am 26. November 1993 durch den Innenminister ausgesprochenes Betätigungsverbot für die PKK und die ERNK. Das Verbot traf in Deutschland die Gesamtorganisation. Nach einer Gewaltverzichtserklärung Öcalans wurde sie 1998 als kriminelle Vereinigung bewertet.
Am 21. Oktober 2004 entschied der Bundesgerichtshof, dass zwar die Führungsebene weiterhin als kriminelle Vereinigung zu gelten habe, nicht mehr jedoch die Organisation als Ganzes, die seit 2000 auf politische Straftaten wie Konsulatsbesetzungen verzichtet hatte.
Der erhebliche Finanzbedarf der PKK wird mit Mitteln u.a. aus Deutschland bestritten, die aus - freiwilligen und gewaltsam erhobenen - Spenden und Mitgliedsbeiträgen, sowie aus Schutzgelderpressungen, aus Verbindungen mit dem organisierten Drogenhandel und dem Betrieb eigener Unternehmen kommen. [43] [44] [45] [46]
In Deutschland wurde am 5. September 2005 vom Bundesministerium des Innern die PKK-nahe Zeitung Özgür Politika verboten, da sie ,,in die Gesamtorganisation der PKK eingebunden" sein soll. Das Verbot wurde jedoch vom Bundesverwaltungsgericht aus formalen Gründen wieder aufgehoben.
Das ARD-Magazin Monitor berichtete, dass die PJAK - eine Teilorganisation der PKK - viele Kämpfer in Deutschland für Terroranschläge im Iran rekrutiert. Der Vorsitzende der PJAK, Ahmadi, bestätigte diese Angaben. [47]
[...]
Literatur
* Mursit Demirkol, Erdem Solmaz: Die PKK und die Kurdenfrage in der Türkei. 1997, ISBN 3861350572
* Selim Cürükkaya: PKK. Fischer, 1997, ISBN 3596135877
* Lothar A. Heinrich: Die kurdische Nationalbewegung in der Türkei. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1989, ISBN 3891730128
* Andreas Berger, Rudi Friedrich, Kathrin Schneider: Der Krieg in Türkei-Kurdistan. 1998, ISBN 3889775020
Aus: "Arbeiterpartei Kurdistans" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiterpartei_Kurdistans (http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiterpartei_Kurdistans)
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Quote[...] Washington - US-Präsident George W. Bush hat dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan konkrete Unterstützung im Kampf gegen kurdische Rebellen zugesagt. Er bezeichnete die PKK als "terroristische Organisation". Die Rebellen seien "ein Feind der Türkei, eines freien Iraks und der Vereinigten Staaten", erklärte Bush nach einem Treffen mit Erdogan im Weißen Haus.
Bush bot Erdogan an, dass beide Seiten die Erkenntnisse ihrer Geheimdienste über die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) austauschen könnten. Außerdem sollten ranghohe Vertreter der Streitkräfte aus den Vereinigten Staaten und der Türkei häufiger Kontakt aufnehmen, um die Bewegungen der PKK-Kämpfer besser verfolgen zu können. "Ich habe dem Ministerpräsidenten sehr deutlich gemacht, dass wir eng bei der Lösung dieses Problems zusammenarbeiten wollen", betonte Bush.
Seine Drohung mit einem militärischen Vorgehen gegen PKK-Rebellen im Nordirak wiederholte Erdogan bei dem gemeinsamen Presseauftritt nicht. "Derzeit liegt unsere Priorität auf dem Austausch von Geheimdienstinformationen", sagte er. Erdogan sagte, dass für die Türkei vorerst der Austausch von Geheimdienstinformationen Vorrang habe, obwohl das türkische Parlament grünes Licht für eine Militäroperation im Nordirak gegeben habe. "Es ist wichtig, dass wir gemeinsam und in Solidarität mit unserem strategischen Partner, den USA, zusammenarbeiten", sagte er.
Mit dem Krisentreffen wollte der US-Präsident seinen Gast von einer militärischen Intervention im Nordirak abhalten. Die türkische Regierung hat allerdings bereits nach einem Besuch von Außenministerin Condoleezza Rice in der vergangenen Woche klar gemacht, dass sie mit den bisherigen US-Zusagen für die Unterstützung ihres Kampfes gegen die Rebellen der PKK nicht zufrieden ist. Erdogan hatte vor noch kurz seinem Abflug in die USA betont, er erwarte von der Führung in Washington konkrete Schritte. "Die Geduld des türkischen Volkes ist am Ende", erklärte er.
Aus: "NORDIRAK-KONFLIKT: Bush verbündet sich mit Erdogan gegen PKK" (amz/AP/AFP/Reuters, SPON, 05.11.2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,515547,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,515547,00.html)
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Quote[...] Innerhalb der Türkei und des nördlichen Teils Zyperns - der von türkischen Soldaten besetzt gehalten wird - wird derweil ein nationalistischer Kriegswahn aufgepeitscht um so ein dem Krieg dienliches politisches Klima zu schaffen. Mobs aus nationalistischen, kriegsbefürwortenden Demonstranden haben mehrfach Büros von linken Organisationen und Zeitungen angegriffen, die sie als "Verräter" und "Unterstützer des Feindes", der in diesem Fall durch die Befreiungsbewegung des kurdischen Volkes und die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) verkörpert wird, bezeichnen.
Aus: "ZYPERN, TÜRKEI: FRIEDENSINITIATIVE IM KRIEGSFIEBER - Türkische Stimmen sprechen sich gegen eine türkische Invasion des Iraks aus" (übersetz von flo, flo 05 Nov 2007 07:08 GMT)
Quelle: http://www.indymedia.org/de/2007/11/895768.shtml (http://www.indymedia.org/de/2007/11/895768.shtml)
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Quote[...] Bagdad/Ankara - Das US-Verteidigungsministerium gab sich wortkarg: kein Kommentar zu den Äußerungen des türkischen Generalstabschefs Yasar Büyükanit über die türkischen Luftangriffe auf PKK-Extremisten im Nordirak und die Rolle der USA. Nur so viel wollte ein Pentagon-Sprecher sagen: Die USA arbeiteten mit der Türkei im Kampf gegen die PKK zusammen. Dazu würden vor allem Geheimdienstinformationen zur Verfügung gestellt.
Der türkische Generalstabschef hatte sich zuvor deutlich ausführlicher geäußert. Sein Land sei mit US-Geheimdienstinformationen versorgt worden, zitierte die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Büyükanit. Demnach sagte dieser dem privaten TV-Sender Kanal D außerdem, dass die türkischen Kampfflugzeuge die Erlaubnis gehabt hätten, in den irakischen Luftraum einzudringen. "Die USA haben in der vergangenen Nacht den irakischen Luftraum für uns geöffnet", sagte er: "Indem sie das taten, haben die USA die Operation gutgeheißen."
Irak hat nach der türkischen Militäraktion den türkischen Botschafter in Bagdad einbestellt. Derartige Angriffe bedrohten die "freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern", erklärte der irakische Vize-Außenminister Mahmud al-Hadsch Humud gestern. Durch den Angriff seien "Krankenhäuser, Schulen und Brücken" zerstört worden. "Wir fordern, dass die türkischen Behörden derartige Aktionen gegen Unschuldige beenden."
Im Konflikt mit den Extremisten der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hatte die türkische Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag mehrere Dörfer im Norden Iraks bombardiert und dabei nach PKK-Angaben sieben Menschen getötet. Fünf Untergrundkämpfer und zwei Zivilisten seien ums Leben gekommen, teilte die PKK im Internet mit. Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan sprach von einer "erfolgreichen Operation".
"Acht türkische Militärflugzeuge haben heute früh einige Dörfer entlang der (irakisch-türkischen) Grenze in der Nähe der Kandilberge bombardiert", sagte Dschabbar Jawar, ein Sprecher der "Peschmerga", der Sicherheitskräfte im autonomen kurdischen Nordirak. Die Kampfflugzeuge hätten auch Stellungen in Sap, Hakurk und Awasin angegriffen, teilte der türkische Generalstab mit. Die Bombardements dauerten demnach gut drei Stunden, die Artillerie setzte die Angriffe auch danach fort. Die Militäraktion habe sich nur gegen PKK-Rebellen gerichtet und nicht gegen irakische Kurden, versicherte der Generalstab.
Ähnliche Angriffe auf mutmaßliche PKK-Stellungen im Nordirak hatte die türkische Armee zum ersten Mal am 1. Dezember geflogen. Laut PKK wurden bei dem Angriff vom Sonntag "viele Zivilisten, darunter Frauen und Kinder", verletzt. Dem Peschmerga-Sprecher zufolge wurden Brücken zwischen Dörfern nahe den Kandilbergen beschädigt. Mehrere Familien seien auf der Flucht.
Das schwer zugängliche Kandil-Gebirge an der Grenze zur Türkei ist ein Rückzugsgebiet der PKK-Extremisten, die dort schätzungsweise 3500 Kämpfer unter Waffen haben. Vom Norden des Irak aus attackierten PKK-Kämpfer am 21. Oktober Einheiten der türkischen Armee, dabei wurden zwölf türkische Soldaten getötet.
Das Parlament ermächtigte die Regierung in Ankara, Truppen in den Nordirak zu entsenden, um dort Stellungen der PKK anzugreifen. Seither hat die Armee rund 100.000 Soldaten und militärische Ausrüstung an der Grenze zum Irak zusammengezogen.
Im Konflikt zwischen der PKK und der türkischen Armee wurden seit 1984 mehr als 37.000 Menschen getötet. Die Türkei, die EU und die USA betrachten die PKK als terroristische Organisation.
hen/AFP
Aus: "NORDIRAK: USA sollen türkischen Luftangriff auf PKK unterstützt haben" (17. Dezember 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,523697,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,523697,00.html)
Quote[...] Über 30 Tote bei Anschlag in Afghanistan
Kabul (dpa) - Beim bislang schwersten Selbstmordanschlag im Norden Afghanistans sind über 30 Menschen getötet worden, darunter mehrere afghanische Parlamentarier. Mehr als 100 Menschen seien bei der Detonation in einer Zuckerfabrik in der Provinz Baghlan verletzt worden, sagte ein Arzt. Im Süden des Landes entging Kanadas Verteidigungsminister Peter MacKay unversehrt einem Angriff der Taliban. Nach kanadischen TV-Berichten schlugen während des Besuchs von MacKay in einem Stützpunkt dort plötzlich mehrere Raketen ein.
Aus: "Über 30 Tote bei Anschlag in Afghanistan" (Welt, 07.11.2007 um 02:53 Uhr)
Quelle: http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa&id=16077904 (http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa&id=16077904)
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Quote[...] Die Angreifer beschossen die Bezirkshauptstadt Kadschran mit schwerer Artillerie, vertrieben die Polizisten und unterbrachen die wichtigste Strassenverbindung der Region, wie der Gouverneur der Provinz Day Kundi, Sultan Ali Urusgani, mitteilte. Urusgani sagte, er habe die Regierung in Kabul und die Nato vergeblich um Verstärkung gebeten. Der Bezirk grenzt an die Provinzen Helmand und Urusgan, in denen es in diesem Jahr ebenfalls zu heftigen Kämpfen gekommen ist.
Der Bezirk Kadschran ist schon der dritte, den die Taliban seit der vergangenen Woche in ihre Hand gebracht haben. Die islamisch-fundamentalistische Miliz kontrolliert auch zwei Bezirke in der westlichen Provinz Farah, Bakwal und Gulistan.
In der Vergangenheit haben die Taliban oft abgelegene Bezirke eingenommen, diese dann aber unter dem militärischen Druck der Regierungstruppen und der Nato wieder räumen müssen. Schon seit Ende Februar halten die Taliban die Bezirkshauptstadt Musa Kala in der Provinz Helmand besetzt.
Die Kämpfe in Afghanistan sind in diesem Jahr eskaliert. Seit Jahresbeginn kamen nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP mehr als 5600 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen in den Reihen der Aufständischen.
(cpm/sda)
Aus: "Taliban-Vorstoss in Afghanistan" (06. November 2007)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/810375.html (http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/810375.html)
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Quote[...] Ausländische Soldaten in Afghanistan stehen wegen der gestiegenen Zahl ziviler Opfer unter zunehmender Kritik der einheimischen Bevölkerung. Nach Angaben der Uno wurden im Kampf gegen die Taliban bislang 300 Zivilisten getötet.
Aus: "Soldaten töten in Afghanistan versehentlich Frau und Kinder" (12. November 2007)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/medien/afghanistan_frau_kinder_getoetet_1.582561.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/medien/afghanistan_frau_kinder_getoetet_1.582561.html)
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Quote[...] Im Osten Afghanistans haben mutmaßliche Taliban-Kämpfer sechs amerikanische und drei afghanische Soldaten getötet. Weitere acht US-Soldaten und elf Afghanen wurden bei dem Anschlag am Freitag verletzt, wie ein US-Militärsprecher am Samstag mitteilte. Nach seinen Angaben war es der folgenschwerste Angriff auf US-Truppen in diesem Jahr. Seit Januar kamen in Afghanistan mindestens 101 US-Soldaten ums Leben - so viele wie in keinem anderen Jahr seit dem Sturz der Taliban 2001.
[...] Im Norden Afghanistans sind Soldaten der Bundeswehr nur knapp einem Selbstmordanschlag entgangen. Der Attentäter habe eine Bundeswehr-Patrouille in der Provinz Kundus am Samstagmorgen mit seinem Fahrzeug verfolgt, sagte der Verwaltungschef der Provinz,Engineer Mohammed Omar.
Als afghanische Sicherheitskräfte versucht hätten, den verdächtigen Wagen zu stoppen, habe sich der Selbstmordattentäter rund 40 Meter von dem Konvoi entfernt in die Luft gesprengt.
Aus: "US-Soldaten bei Hinterhalt in Afghanistan getötet" (10. Nov. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/ausland/805390.html (http://www.netzeitung.de/ausland/805390.html)
Quote[...] New York - Die Selbstmordrate unter ehemaligen US-Soldaten ist doppelt so hoch wie in der Normalbevölkerung des Landes. Allein 2005 haben sich 6256 ehemalige Soldaten umgebracht, berichtet CBS - das sind durchschnittlich 17 Suizide pro Tag. Der Studie des Fernsehsenders liegt eine Umfrage in 45 US-Bundesstaaten zu Grunde.
[...] Laut "New York Times", die ebenfalls über die CBS-Studie berichtet, ist die Zahl der Selbstmorde Ex-Armeeangehöriger sogar höher als die Zahl aller US-Soldaten, die seit 2003 im Irak-Einsatz ums Leben gekommen sind. Dort starben 3863 Armeeangehörige. Das Blatt spricht von einer regelrechten Suizid-Epidemie.
"Diese Zahlen zeigen ganz deutlich das Ausmaß der mentalen Gesundheitsprobleme", zitiert die CBS-Sendung Paul Sullivan, der sich für die Rechte ehemaliger Armeeangehöriger einsetzt. CBS zitiert auch den Vater eines 23-jährigen Soldaten, der sich 2005 das Leben nahm, der der US-Regierung und dem Generalstab vorwirft, das wahre Ausmaß des Problems verschleiern zu wollen. Die Regierung "will keine Zahlen", sagte Mike Bowman dem Sender CBS. Sein Sohn hatte an einem der gefährlichsten Plätze im Irak Dienst getan: Der Flughafenstraße. "Als er zurückkam, waren seine Augen tot. Kein Leuchten mehr", beschrieb seine Mutter dem Sender die Veränderung des jungen Mannes. Acht Monate später, am Thanksgiving Day, beging er Selbstmord.
In den USA leben 25 Millionen ehemalige Armeeangehörige, von denen laut CBS 1,6 Millionen in Afghanistan und im Irak kämpften. Die Studie des Senders bezieht jedoch nicht nur diese Soldaten ein sowie jene, die in Vietnam und im Zweiten Weltkrieg kämpften, sondern alle ehemaligen US-Soldaten.
[...] In der vergangenen Woche zeigte eine andere erschreckende Studie über Kriegsheimkehrer, dass sie einen überdurchschnittlichen Anteil unter den Obdachlosen im Land haben: 25 Prozent - obwohl sie lediglich 11 Prozent der erwachsenen Gesamtbevölkerung stellen
Aus: "KRIEGSFOLGEN: US-Armee beklagt mehr Veteranen-Selbstmorde als Gefallene im Irak" (anr/ler/AFP, SPON 15. November 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,517568,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,517568,00.html)
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Quote[...] Im Irak sind sie Bombenanschlägen, Helikopterabschüssen und umher fliegenden Projektilen ausgewichen. Sie sind mit dem Leben davon gekommen. Sie sind unversehrt. Sie haben noch beide Arme und Beine.
Und doch fehlt etwas. Es ist die Unbekümmertheit und Selbstverständlichkeit des Lebens vor dem Kampfeinsatz, welche zivilen Mühen es auch immer barg. Der innere Frieden fehlt, der auch immer von einem Rest Unschuld zeugt.
Im Jahr 2005 haben sich 6256 ehemalige Angehörige der US-Armee das Leben genommen. Das folgt aus einer Studie, die der US-Sender CBS bei Steve Rathburn von der University of Georgia in Auftrag gegeben und gestern veröffentlicht hat.
Zugrunde lag das Datenmaterial von 45 US-Bundesstaaten.
Die papierne Statistik sagt, dass die Häufigkeit der Selbsttötungen unter den Ex-Soldaten mehr als doppelt so hoch liegt wie bei der Gesamtbevölkerung.
Unter den 20- bis 24-Jährigen lag sie sogar fast viermal so hoch wie bei Altersgenossen, die nicht in der Armee gedient haben.
Das Pentagon hatte im August selbst mitgeteilt, dass auch die Selbstmordrate unter den aktiven Soldaten so hoch sei wie seit 26 Jahren nicht mehr. Insbesondere beträfe es diejenigen, die in Afghanistan und im Irak ihren Dienst täten.
Als Gründe nannte das Pentagon ,,die Belastungen des Kriegseinsatzes, aber auch emotionale, juristische und finanzielle Probleme". Die Zahl der Psychologen und Geistlichen sei daher um 25% aufgestockt worden.
[...] Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis der Krieg auf Bodentruppen und sonstige Komparsen aus Menschenmaterial verzichten kann. So lange setzt man auf den Prototyp des altmodischen Amerikaners, der seinen Söhnen beigebracht hat, dass jeder seinen Teil tun müsse. ,,Pitch in", was so viel wie ,,einspringen" heißt, werden auch weiterhin junge Menschen, mit ihrer ganzen Unversehrtheit.
Zurück kommen sie nicht selten in nummerierten Leichensäcken, mit zerfetzten Gliedmaßen oder äußerlich am Stück. Aber die Seele hatte Einschüsse hinzunehmen. Manche verwinden es. 17 Seelen pro Tag nicht.
Aus: "17 pro Tag" von Elementarteilchen, Brüggen (15.11.07)
http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICLE::255072 (http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICLE::255072)
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Quote[...] In den USA ist die Suizidrate unter ehemaligen Soldaten in den letzten Jahren rasant angestiegen.
Allein im Jahr 2005 hätten sich 6.256 Veteranen das Leben genommen, im Durchschnitt 17 pro Tag, berichtet die britische "Times". Die Zahl der Selbstmorde unter Veteranen liege damit bereits über jener der im Irak gefallenen Soldaten - rund 3.800 seit der Invasion 2003.
"Mentale Epidemie"
Grund für diese "mentale Epidemie" ist laut der Zeitung offensichtlich die psychische Belastung durch die Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan.
"Nicht jeder kommt verwundet aus dem Krieg zurück, aber keiner kommt so wieder, wie er gegangen ist", zitiert die "Times" den Gründer der Iraq and Afghanistan Veterans for America (IAVA), Paul Rieckhoff.
[...] 2005 wurden 1,29 Suizidfälle pro 10.000 Soldaten registriert, 2004 noch 1,1 pro 10.000. In Afghanistan richteten im Vorjahr 25 Soldaten ihre Waffe gegen sich, 2005 waren es 14.
Als häufigste Ursachen nennen US-Armeepsychologen Angst und permanenten Stress im Einsatz, gescheiterte Beziehungen durch die lange Einsatzdauer sowie den einfachen Zugang zur Waffe.
Aus: "Mehr Selbstmorde als Gefallene im Irak" (orf.at, 11/2007)
Quelle: http://orf.at/071115-18719/?href=http%3A%2F%2Forf.at%2F071115-18719%2F18720txt_story.html (http://orf.at/071115-18719/?href=http%3A%2F%2Forf.at%2F071115-18719%2F18720txt_story.html)
Quote[...] Betrachtet man sich Bücher die neuerdings zur Thematik der Militär- oder Sicherheitsfirmen im Irak erscheinen, so sieht man auf den Coverabbildungen immer den gleichen Typus: ehemalige Angehörige westlicher Sondereinheiten. Es dreht sich um das gleiche Personal, das auch in Söldnerfilmen – angefangen von den Billig- und Primitivvarianten bis hin zu den besseren Produktionen wie "Proof of Life" oder "Blood Diamond" – die Szene dominiert. Nun mag es noch angehen, dass sich Hollywood in allererster Linie an den Präferenzen seines westlichen Publikums orientiert, wenn jedoch "kritische" Literatur den selben Geschmack bedient, so ist das mehr als bedenklich.
Die Presse treibt es oft noch schlimmer. Hier ist zwar manchmal etwas von Söldnern aus Lateinamerika, Südafrika, Nepal, Serbien oder Fidschi zu lesen, doch nur um sofort in die üblichen Klischees zu verfallen. Man kann dann lesen, dass ehemalige Folterknechte Pinochets, Ceaucescus, des südafrikanischen Apartheidregimes oder Veteranen von Todesschwadronen aus Kolumbien und Serbien nun im Irak ihrem sinistren Handwerk nachgehen. Gerne wird dann auf den Tod des Südafrikaners Francois Strydom verwiesen, der früher in der berüchtigten Einheit "Koevoet" gedient hatte. Journalisten der spanischen Zeitung "El Pais" ließen sich in einer Hotelbar Bagdads von einem Serben beeindrucken, der mit zunehmendem Alkoholpegel immer mehr Moslems in Sarajewo erschossen haben wollte und nun im Irak einen Job suchte.
Ganz ohne Zweifel gibt es eine ganze Reihe solcher Personen, die inzwischen im Irak ihr Glück versuchen, dennoch leiden die Artikel an den üblichen Skandal heischenden Übertreibungen. Irgendwie erinnern sie an die Berichterstattung über die Kriege in Indochina und dem Kongo, im denen ständig von Veteranen der Waffen-SS gemunkelt wurde. In der Fremdenlegion waren diese eher selten, und im Kongo gab es keinen einzigen, weshalb sich Kongo-Müller der ungeteilten Aufmerksamkeit der Weltpresse erfreuen durfte. Journalisten übersehen auch allzu gerne, dass Söldner oft enorme Aufschneider sind und mit Vorliebe die eigene Biographie mit einigen erfundenen Missionen und Leichen ausschmücken. Man hält sich hier an das italienische Motto: "Wenn es schon nicht wahr ist, so ist es doch zumindest gut erfunden."
Vor allen Dingen erinnert uns aber die Perspektive der Medien an die mittelalterlicher Chroniken – Geschichte wiederholt sich zwar nicht, funktioniert aber immer wieder gerne nach ähnlichen Prinzipien. In diesen Chroniken findet man leicht die Namen illustrer Fürsten, die in fremden Diensten Ruhm und Ehre suchten – vom Geld wird nur selten berichtet -; von der großen Masse der einfachen Knechte ist dagegen kaum etwas zu erfahren. Nur manchmal ist pauschal von "bösem Volke aus allen Ländern" zu lesen. Wenn man es etwas genauer wissen möchte, entdeckt man, dass dieses Volk sehr oft aus den ärmsten Regionen Europas stammte: der Bretagne, den Pyrenäen, Wales, den Alpen, oder Schottland. Reine Armut reichte natürlich nicht ganz aus; die potentiellen Rekruten sollten auch möglichst kriegerisch und waffengewohnt sein.
Dass das Geschäft im Irak zur Zeit immer noch nach ähnlichen Mechanismen abläuft belegt die Arbeit der "U.N. Working Group on the Use of Mercenaries" (UNWG), die im Juli 2005 ihre Arbeit aufgenommen hat und seither die Anwerbung und Verwendung von Söldnern weltweit untersucht. In ihren Berichten ist weder von amerikanischen Special Forces, noch von serbischen Scharfschützen die Rede, sondern vom banalen Alltag der Söldnerwerbung. Die Arbeitsgruppe besuchte so entlegene Länder wie Honduras, Ecuador, Peru, Chile und Fidschi, da dort die Hauptrekrutierungsgebiete vermutet werden. Wahrscheinlich muss sie sich in nächster Zeit auch noch nach Nepal, Kolumbien und Uganda bewegen.
Man mag es vielleicht für einen Skandal halten, dass arme Schweine aus der 3. Welt, die sich höchstwahrscheinlich nie ein Auto leisten konnten, für das Rohöl der reichen Länder den Kopf hinhalten. Wir denken, dass Söldnergeschichte fast immer so war. Was uns aber dennoch gewaltig stört ist die Ignoranz der Journalisten und Autoren, die auf möglichst billige Weise den Publikumsgeschmack bedienen. Zeitungen berichten bevorzugt über Söldner ihrer Nationalität – der "Stern" konnte sogar eine deutsche Firma ausfindig machen -, und konzentrieren sich ansonsten auf den von Hollywood geprägten Typus. Die meisten Leser wissen deshalb noch nicht einmal, dass diese Leute überhaupt existieren. Und wenn dann tatsächlich mal ein paar in die Nachrichten gelangen, da sie einem Attentat zum Opfer gefallen sind, kann sich der westliche Leser damit trösten, dass es sich ja nur um faschistische Killer aus Südafrika oder Chile gehandelt habe.
Aus: "Das "Fußvolk" im Irak: Rich man's war and poor man's fight" Von Frank Westenfelder (Datum ? [19.11.2007])
Quelle: http://www.kriegsreisende.de/wieder/irak_soeldner.htm (http://www.kriegsreisende.de/wieder/irak_soeldner.htm)
Quote[...] Zu Beginn des "Unternehmens Barbarossa", des Überfalls auf die Sowjetunion am 21. Juni 1941, konnte die Wehrmacht rund 600 000 Mann verbündete Truppen gegen die UdSSR einsetzen. Später kamen noch zahlreiche ausländische Freiwillige und "Hilfswillige" hinzu. Auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs war auf deutscher Seite im Osten jeder dritte Uniformträger in Wirklichkeit: ein Ausländer.
[...] Was sagen uns die Zahlen ausländischer Helfer Hitlers an der Ostfront? Eindrucksvoll sind die Größenordnungen in jedem Falle: Schon in der ersten Phase des deutsch-sowjetischen Krieges machten die Verbündeten und die Freiwilligen aus allen Teilen Europas zusammen rund eine Million Mann aus - gegenüber drei Millionen deutscher Soldaten an der Ostfront. Während die durchschnittliche Stärke der Wehrmacht in den folgenden Jahren auf rund 2,5 Millionen sank, erhöhte sich die Zahl "fremdländischer" Soldaten unter deutschem Oberkommando um eine weitere Million Mann. Der Großteil davon waren ehemaligen Sowjetbürger. Von ihnen schlugen sich die meisten nicht auf die deutsche Seite, weil sie an den Nationalsozialismus glaubten, sondern weil sie hofften, das Stalin-Regime zu beseitigen, indem sie aktiv mitkämpften oder die Deutschen durch Hilfsdienste unterstützten. Mit der stetigen Frontverschiebung nach Westen im letzten Kriegsjahr gelang es den Deutschen noch einmal, hunderttausende Rekruten in den baltischen Staaten, in der Ukraine und in Ungarn zu mobilisieren - Ländern also, die die sich abzeichnende Ausdehnung des sowjetischen Machtbereichs fürchteten und die den Vormarsch nach Westen noch stoppen wollten. Im Baltikum sowie in der Westukraine setzten zahlreiche antisowjetische Kämpfer den Widerstand sogar bis Anfang der 1950er Jahre fort.
[...] Ohne die Mobilisierung zusätzlicher Kräfte der Verbündeten hätte Hitler 1942 seine Sommeroffensive in Richtung Stalingrad und Kaukasus nicht durchführen können. Es waren Italiener, Ungarn und Rumänen die für ihn die weite Flanke an Wolga und Don sicherten. Den riskanten Vorstoß zu den Ölfeldern des Kaukasus unterstützten mehr als Hunderttausend einheimische Freiwillige, teils in eigenen bewaffneten Formationen.
[...] Spätestens seit der Katastrophe von Stalingrad konnte die Wehrmacht einen schnellen Zusammenbruch der Ostfront nur noch mit den nicht-deutschen Helfern verhindern. Ihre größte Bedeutung hatten diese bei der Sicherung des Hinterlandes und der Bekämpfung von Partisanen. So führten 1943 allein im Baltikum 107 "Schutzmannschafts"-Bataillone mit 60 000 Mann den Kampf gegen die Partisanen. Gleichwohl trugen Ausländer nach wie vor in Finnland und in der Ukraine auch in regulären Frontverbänden zur Stabilisierung der Ostfront bei. Wegen der Verkürzung der Front durch die Rückzüge 1943/44 fiel das Ausscheiden der großen Verbündeten Finnland, Italien und Rumänien nicht stärker ins Gewicht. Der Einsatz der ungarischen Armee, von den Deutschen zur Fortsetzung des Bündnisses gezwungen, machte es möglich, daß Hitler im Frühjahr 1945 seine letzte Offensive zumindest beginnen konnte. Auch im letzten Kriegsjahr hing die Mobilität der Wehrmacht nicht nur vom Treibstoff, sondern auch von fast einer Million Freiwilliger der osteuropäischen Völker ab.
[...] Nicht übersehen werden sollte außerdem, dass der millionenfache Einsatz von "fremdländischen" Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen in der Produktion im Hinterland der Ostfront die Wehrmacht seit 1942 überhaupt erst materiell in die Lage versetzte, den Abnutzungskrieg gegen eine überlegene feindliche Koalition noch weitere drei lange Jahre führen zu können.
Kämpften die Ausländer freiwillig oder aus Zwang für Hitler? Diese politisch-moralische Dimension läßt sich angesichts der vielfältigen Formen der ausländischen Beteiligung und der Veränderungen im Kriegsverlauf nicht immer klar definieren. Die wehrpflichtigen Soldaten der verbündeten Armeen mögen freudig oder nicht nach Osten marschiert sein - aus eigenem Antrieb kämpften dort wohl nur die wenigsten. Das lässt sich im Übrigen auch für die meisten deutschen Soldaten vermuten. Politische Motive kann man stärker bei "Legionären" aus Süd-, West- und Nordeuropa ausmachen. Aber nur ein Teil von ihnen gehörte zu den sogenannten "germanischen" Freiwilligen, die von der SS bevorzugt genommen wurden. Das Ausmaß anderer, unpolitischer Motive wie Abenteuerlust läßt sich schwer und wohl nur auf den Einzelfall bezogen ergründen.
[...] Der Antibolschewismus blieb zwar das stärkste Argument der Nazis. Mit ihrer Rassenideologie und einer rücksichtslosen Ausbeutungspolitik zerstörten sie aber ihr anfängliches Ansehen weitgehend - und damit die Chancen, die Menschen in Osteuropa für sich zu gewinnen. Auf diesem "Schlachtfeld der Diktatoren" schenkten sich beide Seiten nichts, was Härte und Brutalität der Auseinandersetzung betraf. Trotz pompöser Propagandaschlachten im "Rassenkampf" contra "Klassenkampf" lagen weder Stalin noch Hitler daran, die Köpfe und Herzen der betroffenen Menschen zu gewinnen. Als in Osteuropa den angeblichen "Befreiern vom Bolschewismus" die "Befreier vom Faschismus" folgten, erhielten die Völker nicht ihre Freiheit, sondern wurden einmal mehr mit Terror, Mord und Deportationen überzogen und unterjocht.
Prof. Dr. Rolf-Dieter Müller ist Mitarbeiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamts (MGFA) in Potsdam. Sein Buch "An der Seite der Wehrmacht. Hitlers ausländische Helfer beim 'Kreuzzug gegen den Bolschewismus' 1941–1945" ist im Ch. Links Verlag, Berlin, erschienen. Dieser Artikel gibt allein die Auffassung des Autors wieder. Er stellt keine Meinungsäußerung des MGFA dar.
Aus: "Zweiter Weltkrieg 1941-1945: Ausländer rein!" - Hitlers Streitkräfte waren eine ganz schön bunte Truppe - an der Ostfront war jeder dritte Uniformträger auf deutscher Seite Ausländer. Allein Finnen und Ungarn hielten 1941/42 mehr als die Hälfte der Front, auch Italiener, Balten, Russen, Spanier kämpften dort für Hitlers Ziele. Rolf-Dieter Müller hat die Rolle dieser vergessenen Armeen in einem neuen Buch untersucht.
Quelle: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/761/auslaender_rein.html (http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/761/auslaender_rein.html)
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Quote[...] Nach Angaben von Christian Gerlach [19] ermordeten die deutsche Wehrmacht und die SS allein in Weißrussland bei Massakern gegen die Zivilbevölkerung 345.000 Menschen, dabei waren die Opfer meist Frauen und Kinder, denn die Männer waren bei der Roten Armee oder bei den Partisanen. In der Regel wurden dabei die Menschen in großen Gebäuden wie Scheunen zusammengetrieben und mit Maschinenpistolen oder Maschinengewehren erschossen. Danach wurden, obwohl viele noch lebten, die Gebäude abgebrannt. So starben beispielsweise in Oktjabrski bei einem solchen Massaker 190 Menschen. Anschließend wurden alle Häuser des Dorfes angezündet. In Weißrussland wurden auf diese Weise 628 Dörfer vollständig zerstört, in der Ukraine waren es 250.
[...] Sowohl gegenüber Angehörigen der Wehrmacht als auch gegen die Zivilbevölkerung der baltischen Staaten, der Ukraine, Polens, Rumäniens, Ungarns und Deutschlands kam es seitens der Roten Armee zu Verbrechen im Sinne der Haager Landkriegsordnung. Allein in Schlesien löste die Besatzung eine Flüchtlingswelle von mehr als 3 Millionen Zivilisten aus, von denen über 500.000 Menschen auf der Flucht direkt oder indirekt durch Einwirken der Roten Armee starben [20]. Von Millionen deutscher Flüchtlinge, die sich vor der Roten Armee in Sicherheit zu bringen hofften, kamen Tausende zu Tode [21]. Die Zahl der vergewaltigten deutschen Frauen wird auf etwa zwei Millionen geschätzt, davon starben ca. 10-12% an den daraus resultierenden Verletzungen [22]. Zahlreiche Familien entzogen sich der Gewalt durch Selbstmord. In Budapest wird die Zahl der vergewaltigten Frauen auf 50.000 geschätzt, viele der Opfer wurden im Zuge der Vergewaltigung ermordet [23] [24].
Minderheiten wie die Russlanddeutschen, Krimtataren oder Tschetschenen, Kalmücken und weitere Völker wurden als angebliche Kollaborateure zwischen 1941 und 1944 nach Zentralasien und Sibirien deportiert. Zahllose von ihnen kamen dabei ums Leben.
Die Anzahl der durch Verbrechen der Roten Armee umgekommenen Personen beruht auf Schätzungen und schwankt je nach Quelle.
[...]
Ergebnis:
Mit über 40 Millionen Todesopfern, darunter ca. 25 Millionen Zivilisten [25]hatte die Sowjetunion die meisten Opfer des Zweiten Weltkrieges zu beklagen. Diese Anzahl entsprach, Schätzungen zufolge, einem Sechstel der sowjetischen Bevölkerung zu Beginn des Krieges. Die Anzahl der deutschen Gefallenen an der Ostfront war dreimal so groß wie an der Westfront.
[...] Als Hauptergebnis des Krieges gegen die Sowjetunion, dessen Ende auch das Ende des Zweiten Weltkrieges zumindest in Europa bedeutete, besteht die militärische Besetzung Deutschlands und die anschließende Aufteilung in Besatzungszonen durch die Siegermächte, wobei die sowjetische ,,Zone" bis zur Elbe reichte und Sachsen und Thüringen einschloss.
Die ,,Reichshauptstadt" Berlin, in welcher der alliierte Kontrollrat tagte, wurde zwischen den Siegern in Sektoren aufgeteilt. Durch Ratsbeschluss der Alliierten Kommission wurde u.a. die Auflösung Preußens als Hort des Militarismus beschlossen.
Auf der Potsdamer Konferenz am 7. August 1945 wurden der Sowjetunion umfangreiche Reparationsleistungen, auch aus den Westzonen, vertraglich zugesichert. Außerdem wurde beschlossen, Volksdeutsche aus der Tschechoslowakei, Ungarn und Polen nach Deutschland umzusiedeln. Die Gebiete östlich der Flüsse Oder/Neiße wurden zuerst unter polnische Verwaltung gestellt. Ein Teil Ostpreußens wurde Polen zugeschlagen, der größere Teil, samt Königsberg (heute: Kaliningrad) wurde später der Sowjetunion als selbständiges Gebiet angegliedert. Die sowjetische Westgrenze war fast identisch mit der Demarkationslinie von 1941. Polen wurde im Gegenzug nach Westen ,,verschoben". Die Sowjetunion wandte sich nach dem Sieg über Deutschland auf Drängen der Westalliierten gegen Japan und gewannen im Verlauf des Krieges Sachalin und die Kurilen. Auf dem Balkan gründete Tito einen sozialistisch-föderativen jugoslawischen Staat.
Die meisten osteuropäischen Staaten gerieten in Abhängigkeit zur Sowjetunion, die sich zur Supermacht entwickelte. Rumänien und Bulgarien 1945, die Tschechoslowakei und Polen 1948 bzw. 1947, Ungarn 1947.
Finnland konnte seine staatliche Unabhängigkeit bewahren, musste aber auch Gebiete abtreten, die in der Karelo-Finnischen SSR zusammengefasst wurden.
Österreich wurde vom Deutschen Reich wieder getrennt und von den Alliierten in Besatzungszonen aufgeteilt. Die Hauptstadt Wien wurde gleichfalls unter den Siegern in Sektoren aufgeteilt und unterlag den Bestimmungen des Vier-Mächte-Status
In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurden die Verantwortungsträger des nationalsozialistischen Regimes angeklagt und abgeurteilt. Dabei mussten sich erstmals in der Geschichte Politiker, Militärs und andere führende Persönlichkeiten persönlich für das Planen und Führen eines Angriffskrieges und für Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Diese Prozesse gelten als Grundlage für das moderne Völkerstrafrecht.
Aus: "Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Barbarossa (http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Barbarossa)
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Quote[...] Mit dem Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet ,,Barbarossa" und über besondere Maßnahmen der Truppe vom 13. Mai 1941, kurz Kriegsgerichtsbarkeitserlass genannt, ließ Adolf Hitler durch den Chef des OKW Wilhelm Keitel anordnen, dass Straftaten von Zivilpersonen, die in den Ostgebieten gegen die deutsche Wehrmacht erfolgten, nicht durch ordentliche Verfahren vor Standgerichten oder Kriegsgerichten geahndet werden durften. Vielmehr sollten flüchtende Personen unverzüglich, Tatverdächtige auf Geheiß eines Offiziers erschossen werden; Wehrmachtsangehörige mussten nicht damit rechnen, sich nach einem Übergriff vor einem Militärgericht verantworten zu müssen.
Historiker sehen einen ,,engen ideologischen und rechtlichen Zusammenhang" mit dem ungleich bekannteren Kommissarbefehl vom 6. Juni 1941, bei dem der Bruch des Völkerrechts offensichtlich ist. [1]
Entstehungsgeschichte:
1940 begannen die Planungen für die weit gesteckten Kriegsziele im Osten. Dieser Kampf, so äußerte sich Adolf Hitler, werde sich wesentlich von dem Kampf im Westen unterscheiden. Es werde ein Vernichtungskampf mit dem Ziele der Ausrottung bestimmter politischer Gegner geführt.[2] Dieser Kampf ,,gegen das Gift der Zersetzung" sei keine Sache der Kriegsgerichte, sondern Aufgabe der Truppenführung. [3]
Ab März 1941 wurden Pläne ausgearbeitet, um den Einsatz von Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei (SD) und die Aufgabenverteilung sowie Zusammenarbeit mit dem Heer zu regeln. Der General z.b.V. beim Oberbefehlshaber des Heeres, Eugen Müller, schickte am 6. Mai 1941 einen Entwurf für den späteren ,,Barbarossa-Gerichtsbarkeitserlass" an das OKW, der eine ausführliche Begründung für die kurz darauf beschlossenen Anordnungen enthält. Zu der gegnerischen Armee käme diesmal ,,als besonders gefährliches und jede Ordnung zersetzendes Element aus der Zivilbevölkerung der Träger der jüdisch-bolschewistischen Weltanschauung", der seine ,,Waffe der Zersetzung heimtückisch und aus dem Hinterhalt" gebrauche.[4]
Es handelt sich bei diesem Befehl um einen Führer-Erlass; er trägt das Datum vom 13. Mai 1941. Mit einem Anschreiben, das vom 14. Mai 1941 datiert ist, wurden 19 von 23 Ausfertigungen vom OKW als Geheime Kommandosache versandt. Eine Weitergabe sollte nicht vor dem 1. Juni erfolgen.
Der erste Abschnitt des Befehls vom 13. Mai 1941 bezieht sich auf die ,,Behandlung von Straftaten feindlicher Zivilpersonen".
Inhalte:
* Für Straftaten feindlicher Zivilpersonen sind Kriegsgerichte oder Standgerichte bis auf weiteres nicht zuständig.
* Freischärler sind im Kampf oder auf der Flucht ,,schonungslos zu erledigen".
* Zivilpersonen, die Wehrmachtsangehörige angreifen, sind sofort ,,niederzumachen".
* Tatverdächtige können auf Geheiß eines Offiziers erschossen werden.
* Gegen Ortschaften können nach Anordnung eines Bataillonskommandeurs ,,kollektive Gewaltmaßnahmen" durchgeführt werden.
* Ausdrücklich verboten wird die Festsetzung und Verwahrung von Verdächtigen, um diese später einem Gericht zuzuführen.
* Erst wenn das besetzte Gebiet ,,ausreichend befriedet" ist, können die Oberbefehlshaber die Wehrmachtsgerichtsbarkeit über Zivilpersonen einführen.
Ein zweiter Abschnitt des Befehls bezieht sich auf Straftaten, die von Wehrmachtsangehörigen gegen Einwohner des besetzten Gebietes verübt werden.
* Es besteht kein Verfolgungszwang gegen den Wehrmachtsangehörigen, selbst wenn es sich um ein militärisches Verbrechen handelt.
* Bei der Beurteilung solcher Taten sind Rachegedanken und Leiderfahrungen zu berücksichtigen, die dem deutschen Volk durch ,,bolschewistischen Einfluss" zugefügt worden sind.
* Nur schwere Sexualstraftaten, Taten aus verbrecherischer Neigung, sinnlose Vernichtung von Unterkünften und Beutegut sind kriegsgerichtlich zu ahnden, da sie zur ,,Aufrechterhaltung der Manneszucht" dienen.
* Bei der Beurteilung der Glaubwürdigkeit feindlicher Zivilpersonen ist ,,äußerste Vorsicht" zu beachten.
Ein dritter Abschnitt stellt die persönliche Verantwortung der Befehlshaber für die Durchführung des Befehls heraus.
* Sämtliche Offiziere sollen rechtzeitig in ,,eindringlicher Form" belehrt werden.
* Die Rechtsberater sind von den Weisungen und auch von den mündlich mitgeteilten politischen Absichten der Führung zu informieren.
* Nur solche Urteile sind zu bestätigen, die den politischen Absichten der Führung entsprechen.
[...]
Kontroversen und Deutungen:
[...] Christian Streit befand, die Ausarbeitung des Erlasses vom 13. Mai 1941 und des sich darauf beziehenden Kommissarbefehls vom 6. Juni 1941 sei ,,ein entscheidender Schritt in Richtung auf die Einbeziehung der Wehrmacht in die Vernichtungspolitik".[8] Wigbert Benz stellte fest, dass die sowjetische Zivilbevölkerung durch den von der Wehrmachtsführung ausgearbeiteten Kriegsgerichtsbarkeitserlass faktisch für vogelfrei erklärt wurde. Er sei ein ,,Kernbestandteil der verbrecherischen Befehle", denen hunderttausende sowjetische Zivilisten zum Opfer fielen. [9]
Bei der Bewertung der Haltung jener Offiziere, die später als Widerstandskämpfer am 20. Juli 1944 hervortraten, entflammte ein Streit, wieweit der Kriegsgerichtsbarkeitserlass im Jahre 1941 bei der Wehrmacht auf Ablehnung gestoßen sei. Johannes Hürter und Felix Römer belegten, dass der Erlass auch im Heeresgruppenkommando Mitte als Grundlage der deutschen Besatzungspolitik akzeptiert wurde. Sie betonten, der Kriegsgerichtsbarkeitserlass sei im Grundgedanken akzeptiert worden; der Protest habe sich ausschließlich gegen die Aufhebung des Strafverfolgungszwangs gerichtet.[10] Hermann Graml wertete die zusätzliche Anweisung hingegen als Versuch der Kommandeure, ,,menschliches Verhalten zumindest in Ansätzen zu sichern".[11]
Aus: "Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet ,,Barbarossa" und über besondere Maßnahmen der Truppe" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsgerichtsbarkeitserlass (http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsgerichtsbarkeitserlass)
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Quote[...] Der Artikel Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945 wurde für nicht angemeldete und neue Benutzer gesperrt, da er regelmäßig und in größerem Umfang von Vandalismus betroffen war. Änderungen am Artikel können auf dieser Seite vorgeschlagen werden. Eine Entsperrung des Artikels kann bei den Entsperrwünschen diskutiert werden.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Krieg_gegen_die_Sowjetunion_1941%E2%80%931945 (http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Krieg_gegen_die_Sowjetunion_1941%E2%80%931945) (11/2007)
Quote[...] Die norwegische Tageszeitung "Aftenposten" zitierte den Kommandeur des norwegischen Isaf-Kontingents mit der Aussage, dass norwegische Soldaten seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in so schwere Kämpfe verwickelt gewesen seien wie bei den Gefechten am Montag in Afghanistan. Er könne mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass norwegische Soldaten dabei Menschen töteten, erklärte der norwegische Oberstleutnant John Inge Øglænd demnach weiter.
Im Rahmen des Militäreinsatzes wurde auch mehrmals Unterstützung aus der Luft angefordert. Bei einem dieser Bombenangriffe wurde nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums mindestens ein hochrangiger Taliban-Führer getötet. Allerdings gab es auch unbestätigte Meldungen, denen zufolge dabei auch Zivilisten getötet wurden - darunter Kinder.
Weil die afghanischen Truppen nicht über die technischen Möglichkeiten verfügen, Unterstützung aus der Luft anzufordern, muss der entsprechende Luftangriff von deutschen oder norwegischen Spezialisten, die die afghanischen Truppen begleiten, angefordert und dirigiert worden sein.
Aus: "ANTI-TERROR-EINSATZ: Bundeswehr an Gefechten in West-Afghanistan beteiligt" Von Alexander Szandar und Yassin Musharbash (SPON, 09. November 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,516455,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,516455,00.html)
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Quote[...] In der "FAZ" zitierte der FDP-Bundestagsabgeordnete Rainer Stinner einen britischen Konferenzteilnehmer, der sich über einen Fall von unterlassener Hilfeleistung beklagte. Stinner bestätigte die Darstellung, konnte sich nur an Details nicht erinnern. "Die Atmosphäre war so hitzig und die Vorwürfe gegen Deutschland so emotional, dass ich nach Einzelheiten gar nicht fragen konnte", sagte er am Freitag zu SPIEGEL ONLINE.
[...] Immer wieder hatten in der jüngsten Vergangenheit Generäle anderer Nationen den deutschen Kommandeuren klar gemacht, dass sie sich mehr Hilfe im Süden wünschen würden. Denn trotz der für Zivilsten eindrucksvollen Zahl von 20.000 Soldaten im Süden kämpft die Nato dort einen erbitterten Kampf gegen einen immer stärker werdenden Gegner: die Milizen der Taliban. Gerade Kanada fand sich nach seinem Start in Afghanistan in einem der heikelsten Gebiete im Süden wieder. Insgesamt 36 Soldaten starben dort seit dem Sommer. Die Deutschen halten sich dagegen im relativ stabilen Norden auf. Lediglich mit Transportflügen in den Süden und mit 21 Fernmeldeaufklärern bei Kandahar ist die Bundeswehr auch im Süden aktiv.
[...] Intern bekommen die Deutschen im Isaf-Kommandostab in Kabul wegen ihrem Beharren auf den Einsatz im Norden immer wieder den Kopf gewaschen. Ob es konkrete Unterstützung-Anfragen gab, ist jedoch unklar. Alle Nato-Partner wissen, dass die Bundeswehr wegen politischer Vorgaben keine Einsätze im Süden unternehmen kann - gleichwohl sieht das deutsche Mandat ausdrücklich Hilfe für Alliierten in Notlagen vor.
[...] Seit Wochen wird von einzelnen Vertretern der Nato und der US-Regierung ein stärkeres Engagement der Deutschen im Süden verlangt.
[...] Mehr als alle anderen wollen die USA und Großbritannien in Riga versuchen, zu einer Kurskorrektur zu kommen. Immer wieder geht es dabei um die National Caveats, die national unterschiedlichen Begrenzungen für die Einsätze der vielen unterschiedlichen Nato-Armeen in Afghanistan. Die USA und Großbritannien würden gerne erreichen, dass diese Begrenzungen weitgehend verschwinden.
Dafür setzten sie gegenüber Deutschland auf immer weitergehende Vorwürfe. Erst luden britische und US-Offizielle fast jede Woche zu Hintergrundgesprächen, nachdem sie mit den deutschen Stellen verhandelt hatten. Deutliche Worte fielen dort ("Deutschland muss endlich sagen, dass es auch Taliban töten will"), wurden aber zunächst nicht veröffentlicht.
Dann folgten direkte Angriffe. Unlängst forderte Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer mehr Engagement im Süden. Noch deutlicher wurde Nicholas Burns, Staatssekretär im US-Außenministerium. Er bat Deutschland, "seine nationalen Vorbehalte, was den Einsatz seiner Truppen in Afghanistan angeht, zu überdenken und zu überlegen, ob diese Restriktionen für die Nato-Operation als Ganzes wirklich sinnvoll sind".
Der Druck steigt so stark, dass sogar der Grünen-Politiker und Uno-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Tom Koenigs, am wunden Punkt der deutschen Politik rührte. "Im Zweifel" müsse die Bundeswehr auch im Süden zum Einsatz kommen, forderte der Afghanistan-Kenner kürzlich. Auch er muss sich in Kabul immer wieder Klagen anhören.
[...] Dass das Thema in Berlin Gereiztheiten auslöst, offenbarte die Reaktion des Sprechers des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger. Deutschland müsse sich "keinerlei Vorhaltungen" gefallen lassen im Zusammenhang mit seinem Afghanistan-Engagement. Man sei zivil und militärisch massiv engagiert. Derzeit sind laut Verteidigungsministerium 2912 Bundeswehr-Soldaten im Land stationiert. Jäger forderte, die "aufgeheizte Diskussion" solle wieder auf eine sachliche Ebene zurückgeführt werden.
Jäger wiederholte den Standpunkt seines Ministers: Der Schwerpunkt des deutschen Einsatzes bleibe der Norden. Die relative Ruhe dort könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Verringerung deutscher Präsenz im Norden zu "potentiell verheerenden Auswirkungen auf die Gesamtstabilität" führen könne. Ähnliches hatte Raabe gesagt: Ein "Rausbrechen" deutscher Kontingente würde möglicherweise zu Instabilität im Norden führen.
Auch Raabe verwahrte sich gegen Vorwürfe eines mangelnden Engagements der Bundeswehr. Die Bundesrepublik erfülle im Gegensatz zu anderen Isaf-Teilnehmerstaaten zu "100 Prozent" ihre Verpflichtungen. Welche Staaten dies nicht tun, beantwortete er nicht - fügte aber hinzu: Ein Teil dessen, was öffentlich wiedergegeben werde, entspreche nicht dem, was in der Nato über Deutschlands Rolle gedacht werde.
Aus: "AFGHANISTAN-EINSATZ: USA und Briten überziehen Deutschland mit Kritik-Kampagne" Von Matthias Gebauer und Severin Weiland (SPON, 17.11.2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,449160,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,449160,00.html)
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Quote[...] Wer in Kabul nach Meinungen zur Bundestagsdebatte über die Verlängerung des Anti-Terror-Mandats ,,Operation Enduring Freedom" (OEF) fragt, erntet vor allem Schulterzucken. Viele westliche Beobachter in Afghanistan halten die Frage, ob bis zu 100 Soldaten der deutschen Spezialtruppe KSK im Rahmen der amerikanisch geführten Mission in Afghanistan eingesetzt werden dürfen, für eine Scheindiskussion. ,,Hier die gute Schutztruppe Isaf, da die böse OEF. Das ist ein Popanz der innerdeutschen Diskussion", sagt ein westlicher Beobachter in Kabul, der wegen der Sensibilität des Themas anonym bleiben will.
Die Diskussion lenke von den eigentlichen Problemen ab. Es gebe keine kohärente Afghanistan-Politik des Westens. Ebenso wenig gebe es eine gemeinsame Pakistan-Politik. Anstatt wochenlang über die Details einer Beteiligung der Bundeswehr an der Schutztruppe Isaf und der Anti-Terror-Mission OEF zu diskutieren, müsse die Frage geklärt werden, was das Ziel des westlichen Engagements in Afghanistan sei. ,,Sind wir hier, um Terroristen zu jagen oder Wiederaufbau zu leisten?"
Müßig erscheint vielen Beobachtern die Diskussion auch deshalb, weil beide Missionen in der Praxis immer schlechter voneinander zu trennen sind.
[...] Am deutlichsten sind die Überschneidungen beider Missionen im Osten Afghanistans zu beobachten, wo sowohl amerikanische Isaf-Truppen als auch amerikanische OEF-Truppen stationiert sind. Sie unterstehen demselben Kommandeur, General David Rodriguez. Gemeinsame Operationen stehen schon deshalb auf der Tagesordnung, weil alle amerikanischen Hubschrauber unter OEF-Kommando stehen. Sie werden regelmäßig bei Isaf-Einsätzen im Verantwortungsgebiet der amerikanischen Streitkräfte im Osten des Landes eingesetzt.
Eine klare Trennung halten die Amerikaner auch gar nicht für sinnvoll. ,,Wir können unseren Kameraden nicht sagen, dass wir ihnen nicht helfen, weil sie zur Isaf gehören", sagt ein amerikanischer Soldat auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram nördlich von Kabul. ,,Das wäre der amerikanischen Öffentlichkeit auch nicht zu vermitteln." Gehört der Mann nun zur Isaf oder zu den OEF-Truppen? Seine Uniform weist ihn als Isaf-Vertreter aus. Doch das Abzeichen ist nur mit einem Klettverschluss angeheftet. Mit einem Ruck zieht er es ab und stellt sich als Kommandeur einer OEF-Einheit vor. ,,Die Amerikaner unterscheiden nicht. Die Trennung ist nur für die Europäer da", heißt es dazu in der Isaf.
[...] Umstritten ist die OEF in Deutschland vor allem deshalb, weil sie häufig mit Opfern unter der Zivilbevölkerung in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich sind aber in der Vergangenheit auch bei Kampfeinsätzen der Isaf Zivilisten getötet worden, wobei die genauen Opferzahlen in vielen Fällen nicht zu verifizieren sind und es Teil der Taliban-Strategie ist, hohe Opferzahlen zu verbreiten. ,,Beide Missionen haben zuweilen Schwierigkeiten, Zivilisten und Taliban zu unterscheiden. Deshalb ist es wichtig, dass sie die afghanischen Streitkräfte stärker einbeziehen", sagt Ahmad Fahim Hakim, stellvertretender Leiter der afghanischen Menschenrechtskommission.
Todesopfer unter Zivilisten bei Militäraktionen hatten in der afghanischen Bevölkerung vor einigen Monaten zu großer Empörung geführt.
QuoteScheindiskussion? - und ob!
Rolf Joachim Siegen (rolfS2), 15. November 2007 19:16
<Hier die gute Schutztruppe Isaf, da die böse OEF. Das ist ein Popanz der innerdeutschen Diskussion >
Dieser sog. 'westliche Beobachter' haette noch genauer formulieren sollen: Die intime Bush - Freundin und Ranch - Besucherin Kanzlerin Merkel billigt das Abenteuer Deutschlands in Afghanistan aus puren Opportunismus, die anderen Berliner Funktionaere plappern die Propaganda - Floskeln nach, unterstuetzt von einigen Gutmenschen, die vorgeben, an das Maerchen vom Aufbau einer Zivilgesellschaft (unter Kuratel der 'atlantischen Partner') in Afghanistan zu glauben.
Doch wie der Korrespondenten - Bericht aus Warschau zu Uebergriffen polnischer Soldaten zeigt, lassen sich auch diese Verdrehungen nicht dauerhaft aufrecht erhalten. Die Stunde der Wahrheit wird kommen. Wie dreist werden dann die Berliner Funktionaere die Unwissenden spielen?
Bei dem 'Popanz der innerdeutschen (Schein-) Diskussion handelt es sich um eine aufwendig inszenierte Schmierenkomoedie, durch und durch typisch fuer die Verlogenheit des Berliner politischen Betriebes.
QuoteDas Auftreten macht den Unterschied
Wadan Ahmadzai (Inzar), 15. November 2007 07:53
Bei meinem Besuch letztes Jahr im Süden des Landes habe ich nur die Amerikaner erlebt, wie sie eine Durchsuchung in einem Dorf durchführen, aber keine ISF- Soldaten. Daher fällt es mir schwer ein Vergleich zu ziehen. Dabei geht es in Afghanistan nicht nur um das Problem der Geschlechtertrennung, wie dies im Beitrag Einklang findet, sondern es geht's darum wie und auf welche Art die amerikanische Soldaten in den Dörfer auftreten. Sie benachrichtigen weder die Dorfautoritäten noch die afghanische Regierung. Sondern die bewaffneten Soldaten rücken samt mit ihren Hunden an und gehen in den Häusern mit Waffen in der Hand hinein und reisen die Frauen nach belieben hin und her. Kleine Kinder stehend vor ihren Hauswänden und weinen von Angst vor den Hunden. Diese Ohnmacht gegenüber der amerikanischen Soldaten macht die Bevölkerung zum Gegner der alliierten Armeen. Mehr noch, dieses Vorgehen der Alliierten degradiert die Zentralregierung in Kabul in Augen der Bevölkerung zu einem Papiertiger herab. Daher nutzt auch nicht das Bekenntnis, dass die Alliierten gebetsmühlenartig wiederholen, sie wollten die afghanische Regierungsinstitutionen stärken. Weil die Bevölkerung in der Realität das Gegenteil erleben.
Aus: "Afghanistan-Mandate: ,,Trennung zwischen OEF und Isaf nur für Europäer""
Von Friederike Böge, Kabul (15. November 2007)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E2FE8FFF653F94DF7893C9EE257D0A66E~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E2FE8FFF653F94DF7893C9EE257D0A66E~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Quote[...] Der Bundestag hat am Donnerstag das Mandat zur Beteiligung der Bundeswehr am Kampf gegen den internationalen Terrorismus um ein Jahr verlängert. Mit Ja stimmten 414 Abgeordnete, mit Nein 145. Es gab 15 Enthaltungen.
Aus: "Die Deutschen bleiben in Afghanistan: Bundestag verlängert Mandat der Bundeswehr im Hindukusch" (15. November 2007,NZZ Online)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/afghanistan_bundeswehr_1.584935.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/afghanistan_bundeswehr_1.584935.html)
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Quote[...] Grünen-Fraktionsvize Jürgen Trittin warnte in der Debatte, OEF gefährde die Erfolge der Nato-geführten Truppe Isaf, weil der Kampf gegen die Taliban als Krieg gegen die Afghanen gesehen werde. Der Außenexperte der Linkspartei, Wolfgang Gehrcke, warf der Regierung vor, den Einsatz zu verharmlosen: "Deutschland führt Krieg am Hindukusch, und das ist schlimm." SPD-Fraktionsvize Walter Kolbow widersprach: "Deutschland führt keinen Krieg gegen den internationalen Terrorismus." Vielmehr helfe es, ihm den Boden zu entziehen.
Aus: "Deutschland steht zum Antiterror-Einsatz" (16.11.2007)
Quelle: http://www.taz.de/nc/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=in&dig=2007%2F11%2F16%2Fa0018&src=GI&cHash=6bf2d1b27d (http://www.taz.de/nc/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=in&dig=2007%2F11%2F16%2Fa0018&src=GI&cHash=6bf2d1b27d)
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Quote
QuoteVerlängerung Afghanistan-Einsatz (ISAF, Tornado):
23.10.2007, Frage von Uwe Härtel
itz,
Sie haben dem weiteren Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan Ihre Zustimmung erteilt. Sicher ist es richtig dass der Aufbau des Landes militärischen Schutz benötigt ,aber allein mit dem Aufbau des Landes wird sich der Terrorismus sicher nicht beseitigen lassen.
1. Glauben Sie dass allein mit militärischen Mitteln und dem Wiederaufbau eine Befriedung Afghanistans erfolgen kann?
2. Gibt es einen verbindlichen Zeitplan nach dem die afghanische Regierung die Sicherheit im Land selbst garantieren kann?
3. Glauben Sie dass mit einer regulären Armee religiös motivierte Terroristen bekämpft werden können?
4. Stimmen Sie der Aussage zu, dass die Mudschahedin im Konflikt mit der damaligen Sowjetunion von den USA finanziert wurden?
5. Welche Anstrengungen sind Ihnen bekannt mit denen die heutigen Terroristen in Afghanistan von Ihren Geldquellen abgeschnitten werden sollen?
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Härtel
Quote29.10.2007, Antwort von Rolf Schwanitz (SPD)
Sehr geehrter Herr Härtel,
zu Ihren Fragen nehme ich wie folgt Stellung:
1. Es geht in Afghanistan darum, die Lebensbedingungen der Bevölkerung weiter zu verbessern und ein demokratisch legitimiertes und handlungsfähiges Staatswesen aufzubauen. Dieser Wiederaufbau umfasst dabei alle Bereiche, wie beispielsweise Verwaltung, Polizei, Justiz, Infrastruktur, Bildung und Gesundheitswesen. Sollte dies gelingen, wird dies nach meiner Überzeugung auch zu einer deutlichen Entspannung der Sicherheitslage führen.
2. Mit dem Afghanistan Pakt (Afghan Compact) vom Januar 2006 haben sich insgesamt 60 Staaten und Afghanistan bis 2011 auf ein gemeinsames Aufbaukonzept verständigt. Dies ist aber kein verbindlicher Zeitplan.
3. Das hängt vom Vorgehen dieser "Terroristen" ab. Bilden sie Kampfverbände und gehen militärisch vor, so sollte darauf auch militärisch reagiert werden. Grundsätzlich ist aber die Herstellung der inneren Sicherheit in erster Linie eine Aufgabe von Polizei und Justiz.
4. Ja.
5. Es gibt eine Vielzahl multilateraler Verträge und Übereinkünfte zur Verhinderung von Finanztransaktionen, die der Finanzierung des Terrorismus dienen. Beispielhaft sei hier die EU-Geldwäsche-Richtlinie genannt. Allerdings finanziert sich der "Terrorismus" in Afghanistan eher vor Ort durch Drogenhandel, Schutzgelderpressung und andere kriminelle Taten. Insofern sind alle Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Aktivitäten auch gegen eine Finanzierung der "Terroristen" in Afghanistan gerichtet.
Mit freundlichen Grüßen
Rolf Schwanitz
http://www.abgeordnetenwatch.de/rolf_schwanitz-650-5486--f80551.html#frage80551 (http://www.abgeordnetenwatch.de/rolf_schwanitz-650-5486--f80551.html#frage80551)
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QuoteVerlängerung Afghanistan-Einsatz (ISAF, Tornado)
15.10.2007, Frage von Dieter Pütter
Verehrter Herr Storm,
fast zeitgleich mit Ihrer Zustimmung zur Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr wird in der "Zeit" eine UNODC-Statistik über den Auswuchs des dortigen Schlafmohnanbaus berichtet. Danach wuchs der Anbau 2007 um 17% gegenüber 2006, gegenüber 2001um über 400%!
M.W. sind wir gem. internationaler Abkommen verpflichtet, weltweit gegen den Drogenanbau vorzugehen. Verstößt die Bundeswehr da nicht permanent gegen diese Ver- pflichtung ? Ein solches Vorgehen würde den Taliban doch auch den Geldhahn für ihre Waffenkäufe zudrehen. Fördert die Bundeswehr durch ihre Mohnanbau-Duldung nicht auch das eigenen Risiko?
Ich kann mir das nicht erklären. Können Sie dies ?
Freundliche Grüße
Dieter Pütter
Quote30.10.2007, Antwort von Andreas Storm (CDU)
Jahrgang 1964, Berufliche Qualifikation: Diplom Volkswirt
Sehr geehrte Herr Pütte,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 15. Oktober 2007 über das Medium www.abgeordnetenwatch.de, in der Sie den Anbau von Schlafmohn in Afghanistan ansprechen.
Das Konzept der Bundesregierung, welches auf den zwei Mandaten ISAF und OEF beruht, für das Engagement in Afghanistan, sieht einen verstärkten zivilen Wiederaufbau, eine verstärkte Unterstützung für den Aufbau und die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte und die Fortführung des militärischen Engagements zur Absicherung des Aufbaus vor.
Im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten hat sich Afghanistan mit der Hilfe vom Ausland sehr positiv verändert. Es gibt bereits eine gewählte Regierung und ein Parlament, in dem auch Frauen vertreten sind, und eine Verfassung für Demokratie und Bürgerrechte existiert. Mit unserer Unterstützung entstehen Überlandleitungen und Wasserkraftwerke zur Stromversorgung von 500.000 Menschen im Norden Afghanistans. Unser Ziel ist es alle 29 Millionen Einwohner mit frischem Wasser und Strom zu versorgen.
Der Anbau von Schlafmohn zur Opiumherstellung zählt dennoch zu den größten Problemen in Afghanistan, da er unsere Fortschritte bei der Friedenstabilisierung und beim Wiederaufbau des Landes untergräbt. Die hohen Einkünfte aus der Drogenwirtschaft verfestigen außerstaatliche, mafiöse und terroristische Machtstrukturen sowie die bis in hohe Regierungskreise hineinreichende Korruption. Das Netz von Abhängigkeiten der Bauern und der ganzen Region von Drogenökonomie, von Zwischenhändlern, Drogenbaronen und Warlords ist schwer zu durchbrechen, deshalb ist die Drogenbekämpfung nicht von einem Tag auf den anderen möglich.
Wesentlicher Eckpfeiler für den Erfolg der Drogenbekämpfung in Afghanistan ist daher das Gelingen des Aufbaus einer drogenfreien Wirtschaft, einer korruptionsfreien Verwaltung und Reduzierung der Armut – insbesondere im ländlichen Raum. Das Drogenproblem reicht in alle Bereiche des Staatswesens hinein. Daher kann es keine schnelle Lösung geben. Nur ein langfristiges, entschlossenes und ganzheitliches Vorgehen gegen die Drogenökonomie kann zum Erfolg führen.
Es ist wichtig, die alternative Entwicklung der Auslandswirtschaftlichen Produktionsfelder durch den Anbau von Weizen, Zucker, Safran oder Rosen weiterzufördern. Ebenso von Bedeutung ist die Unterstützung beim Know-How von Anbautechniken bis hin zur Vermarktung und Export, damit in Afghanistan ein Ersatz für den Schlafmohnanbau entsteht und die Afghanen für sich und ihre Familie sorgen können.
Der Kampf gegen den Rauschgifthandel funktioniert nicht nur in Kooperation mit den Drogentransitländern Russland, Ukraine, Pakistan, Türkei und den zentralasiatischen Staaten, denn auch die Zusammenarbeit mit den Verbraucherländern in Europa, welche stärker gegen den Konsum vorgehen müssen, ist von hoher Priorität.
In den vergangenen Jahren wurden seitens der afghanischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft in diesem Bereich erhebliche Anstrengungen unternommen, so etwa beim Aufbau des Ministeriums für Drogenbekämpfung, bei Aufbau und Ausbildung von spezialisierten Polizeieinheiten und einer Anti-Drogeneinheit und bei der der Schaffung alternativer Einkommensmöglichkeiten.
Doch der Kampf gegen Drogenhandel zeigt Wirkung: Durch regionale Initiativen, wirtschaftliche Anreize für die Landbevölkerung und den Aufbau staatlicher Strukturen für mehr Sicherheit, konnte die Zahl drogenfreier Provinzen in diesem Jahr von 6 auf 13 erhöht werden. Die UN Drogenbehörde hat der afghanischen Regierung das Ziel gesetzt, im Jahr 2008 fünf weitere opiumfreie Provinzen zu schaffen – dann wäre ca. die Hälfte des Landes drogenfrei.
Mit Mikrokrediten kann die Abhängigkeit der Bauern von den Drogenbossen verringert werden und Selbstständigkeit erzeugt werden. Für ihre landwirtschaftlichen Produkte benötigen die Bauern Möglichkeiten zur Bewässerung, zur Lagerung und zum Transport. Erst die Nutzungsmöglichkeiten von Wasser, Strom und Straßen befähigt sie zur aktiven Teilnahme am afghanischen Markt. Deshalb ist ein gesicherter Aufbau der Infrastruktur sehr wichtig.
Ein vorzeitiger Abbruch des Afghanistan Engagements würde die afghanische Bevölkerung erneut einem Schicksal überlassen, an dessen Ende Unterentwicklung, Bürgerkrieg und Schreckenherrschaft stehen. Afghanistan darf nicht erneut zu einem Rückzugsraum für den internationalen Terrorismus werden, von daher ist die Bundesregierung entschlossen, ihren zivilen und militärischen Einsatz für die Stabilisierung und den Wiederaufbau Afghanistans fortzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Andreas Storm, MdB
http://www.abgeordnetenwatch.de/andreas_storm-650-5640--f78517.html#frage78517 (http://www.abgeordnetenwatch.de/andreas_storm-650-5640--f78517.html#frage78517)
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QuoteVerlängerung Afghanistan-Einsatz (ISAF, Tornado)
11.11.2007, Frage von Friedhelm Laubkemeier
Sehr geehrte Frau Fischbach,
am 15.November sollen Sie, nach bestem Wissen und Gewissen, Ihr Votum zur beantragten Verlängerung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan abgeben. Als überzeugter Pazifist (Jahrgang 1929) appelliere ich an Sie, die vorab gegebene Zustimmung zu revidieren und mit NEIN zu stimmen. Sie werden damit dazu beitragen, das weitere Sterben unschuldiger Frauen, Kinder und Männer zu verhindern.
Unsere deutschen Soldaten tun ihr Bestmögliches, um humanitäre Leistungen zu schützen, aber zumeist vergeblich. Sie werden nicht nur von den Taliban, sondern von einem Großteil der afghanischen Bevölkerung als ein Teil der kriegführenden Interventionalisten angesehen und daher vermehrt mit Raketen, Minen und Selbstmordattentaten bekämpft.
Deutschland wurde emotional, nicht vernunftgemäß, in den Afghanistankrieg hineingezogen. Militärs und andere Fachleute sagen aus, dass über 10-30 Jahre der Kriegseinsatz weiter "nötig" sein werde. Wir sind also in einer Sackgasse, aus der es schwer ist, herauszufinden. Nur wer klug und couragiert ist, ist auch bereit, Fehler zuzugeben und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.
Frieden ist vor allem mit wirtschaftlicher Unterstützung und Aufbauhilfe möglich, hier stimme ich der Bundeskanzlerin voll zu. Wie bekannt, wurden seit 2002 für den Krieg 85 Milliarden US-Dollar ausgegeben, aber nur 7,5 Milliarden für den friedlichen Aufbau von Entwicklung in Landwirtschaft, Gesundheit, Ausbildung und Straßenbau.
Wenn Deutschland die durch Beendigung unseres militärischen Einsatzes gesparten Millionen Euro dem Wohl der Bevölkerung Afghanistans zukommen ließe, dann würde nicht nur die Sympathie für unser Volk wieder steigen, sondern wir würden echte Friedensarbeit leisten.
Mit freundlichen Grüßen aus Ihrem Wahlkreis
Friedhelm Laubkemeier
QuoteIngrid Fischbach (CDU)
Jahrgang
1957, Berufliche Qualifikation: Lehrerin, Mitglied des Deutschen Bundestages
Wahlkreis WK142: Herne - Bochum II
Listenplatz 9, über Liste eingezogen
16.11.2007, Antwort von Ingrid Fischbach
Sehr geehrter Herr Laubkemeier,
vielen Dank für Ihre email bei "abgeordnetenwatch" vom 11. November 2007, in der Sie sich kritisch mit dem deutschen Einsatz in Afghanistan beschäftigen. Ich begrüße Ihre Beteiligung an der sicherheitspolitischen Diskussion sehr.
Da ich mit Ihrer Bewertung der Situation jedoch nicht in allen Punkten übereinstimme, möchte ich die Gelegenheit nutzen, meinen Standpunkt darzulegen sowie einige Detailinformationen zu liefern.
Zurückgehend auf eine Initiative der damaligen Rot/Grünen Regierung engagiert sich die Bundesrepublik Deutschland in zwei getrennten multinationalen Missionen in Afghanistan:
Die International Security Assistance Force (ISAF) ist eine durch den UN-Sicherheitsrat mandatierte Mission unter Führung der NATO aufgrund der Ursprungsresolution 1386. Ziel der Mission ist die Unterstützung der afghanischen Regierung bei der Schaffung eines sicheren Umfeldes und leistungsfähiger Sicherheitsorgane für den Wiederaufbau Afghanistans. Die Bundeswehr ist durch einen Beschluss des Parlaments seit dem 22. Dezember 2001 (BT-Drucksache: 14/7930 und Verlängerungen) am ISAF-Einsatz in Afghanistan beteiligt. Die Mandatsobergrenze umfasste bisher bis zu 3000 Soldaten. Teil der ISAF-Mission ist auch der Einsatz der Aufklärungstornados der Bundeswehr, deren Aufgaben Aufklärung, Überwachung und Auswertung aus der Luft umfassen. Der Tornadoeinsatz war bisher vom Bundestag gesondert mandatiert und hatte eine Obergrenze von 500 Soldaten (BT-Drucksache 16/4298). Beide Mandate wurden kürzlich zu einem Mandat mit einer Obergrenze von 3500 Soldaten zusammengefasst (BT-Drucksache 16/6460), von denen zur Zeit 3149 eingesetzt sind (Stand: 31. Oktober 2007). Durch die Addition der Mandate hat sich die Gesamtzahl der einsetzbaren Soldaten unter dem Strich nicht erhöht. Wir erhalten aber eine größere Flexibilität, bei Bedarf die Schwerpunkte des Personaleinsatzes zu verschieben.
Weiterhin engagiert sich die Bundesrepublik in der amerikanisch geführten Operation Enduring Freedom (OEF), die sich auf das Selbstverteidigungsrecht aus Artikel 51 der UN-Charta (Res. 1368, 1373, 1378) stützt. Im Rahmen von OEF können bis zu 1800 deutsche Soldaten (davon 1100 Marinesoldaten) eingesetzt werden (BT-Drucksache: 14/7296 und Verlängerungen). Hauptaufgabe des OEF-Mandats ist die internationale Terrorbekämpfung. Der deutsche Beitrag zu OEF findet zur Zeit fast ausschließlich im Rahmen des Marineeinsatzes um das Horn von Afrika und um die arabische Halbinsel statt. Hauptauftrag ist die Seeraumüberwachung und der Schutz von Seeverbindungslinien. So sollen vor allem die Transport- und Nachschubwege von Terroristen abgeschnitten werden, aber auch der Rückgang der Piraterie in diesem Bereich ist ein positiver Nebeneffekt. Aktuell sind in diesem Rahmen ca. 300 Soldaten im Einsatz, die Mehrzahl hiervon an Bord von Schiffen. Für Afghanistan sieht unser OEF-Mandat bis 100 Soldaten der Spezialkräfte vor, die jedoch seit Längerem nicht mehr angefordert wurden.
Auch wenn der deutsche Beitrag zu OEF einen anderen Schwerpunkt hat, so unterstützen wir jedoch ausdrücklich die Wichtigkeit von OEF in Afghanistan. Die Terrorbekämpfung, insbesondere im Süden des Landes, die Schutzaufgaben und das Training der afghanischen Streitkräfte die im Rahmen von OEF durch andere Nationen wahrgenommen werden, sind essentiell für die Sicherheit aller Einsatzkräfte und Aufbauhelfer in Afghanistan. ISAF und OEF sind getrennte Mandate, jedoch in der Zielrichtung aufeinander abgestimmt. Würden wir ISAF, und damit dem Wiederaufbau, die robuste Schutz- und Einsatzkomponente von OEF nehmen, würden alle unsere Vorhaben in Afghanistan in kurzer Zeit undurchführbar werden. Nur im Zusammenspiel ermöglichen die Missionen einen erfolgreichen Einsatz. Kombiniert ergänzen sie sich zur militärischen Komponente unseres Afghanistan-Konzepts.
Darüber möchte ich anmerken, dass dem Einsatz der deutschen Streitkräfte das Prinzip der "Vernetzen Sicherheit" zugrunde liegt. Dieses Konzept sieht eine multilateral angelegte, ressortübergreifende Zusammenarbeit vor. Ziel ist es, die zivilen und militärischen Instrumente der wichtigsten Akteure wirksam miteinander zu verbinden. Hierzu werden politische, militärische, entwicklungspolitische, wirtschaftliche, humanitäre, polizeiliche und nachrichtendienstliche Instrumente der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung integriert und aufeinander abgestimmt. Der Erfolg der zivilen Wiederaufbaubemühungen ist dabei ein essentielles Interesse der Streitkräfte. Nur mit einer funktionierenden wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur kann sich eine selbsttragende stabile Sicherheitslage entwickeln, welche die Voraussetzung für einen Abzug des Militärs ist.
Um dieses Ziel zu erreichen, stützt sich unser Konzept für Afghanistan auf das Prinzip des "Afghan Ownership". Prämisse hat hierbei die Stärkung der afghanischen Eigenverantwortung beim Wiederaufbau der Institutionen und der Zivilgesellschaft. Bewusst gehen wir diesen Weg gemeinsam mit der afghanischen Regierung und Bevölkerung und orientieren uns dabei maßgeblich an deren Wünschen und Hoffnungen, um das Land effektiver zu selbsttragender Stabilität zu führen.
Bei unseren Bemühungen befinden wir uns immer noch am Anfang eines langen Weges, gleichwohl haben wir bereits eindeutige Erfolge vorzuweisen. Die Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit wurden durch die Verabschiedung der Verfassung und verschiedener Gesetze auf ein in Afghanistan bisher unbekanntes Niveau gehoben. So werden in der Verfassung z.B. Frauen und Männer gleichgestellt, die wichtigsten internationalen Menschenrechtsabkommen haben Verfassungsrang und traditionelle Formen der Unterdrückung wie Ehrenmorde oder Zwangsehen sind verboten worden. Gemeinsam mit der afghanischen Regierung konnte eine beachtliche Entwicklung im zivilen Wiederaufbau angestoßen werden. Seit 2001 entstanden mehr als 3500 Schulen, die Alphabetisierungsrate – auch unter Mädchen – steigt kontinuierlich an. Drei Viertel der Bevölkerung haben eine medizinische Grundversorgung. Die Infrastruktur befindet sich im Aufbau und ist besonders im städtischen Bereich bereits deutlich verbessert worden. In ländlichen Gebieten versucht die Bundeswehr mit ihrem "PRT Konzept" (Provincial Reconstruction Team) die Entwicklung zu fördern. Die derzeit fünf PRTs werden durch eine Doppelspitze bestehend aus Beamten des Auswärtigen Amtes und Offizieren der Bundeswehr geführt. Diese zivil-militärische Leitung ermöglicht eine effiziente Koordinierung der Arbeit der Bundesbehörden, der NGOs sowie der Bundeswehr. Um möglichst große Nachhaltigkeit zu erreichen, werden nach Möglichkeit einheimische Organisationen eingebunden.
Gleichzeitig jedoch sind diese positiven Entwicklungen durch terroristische und kriminelle Aktivitäten im Land bedroht. Da den afghanischen Behörden in vielen Bereichen noch die Mittel zur Durchsetzung ihres hoheitlichen Monopols fehlen, nimmt die ISAF-Mission eine Reihe von militärischen Schutz- und Unterstützungsaufgaben wahr. Gerade die Aufklärungstornados der Bundeswehr leisten hierbei einen wichtigen Beitrag, da sie helfen, die Bewegungen feindlicher Kräfte frühzeitig zu erkennen. Auch die Einsatzkräfte der OEF-Mission sind in diesem Zusammenhang unabdingbar, da sie durch ihren Auftrag der Terrorbekämpfung einem erneuten Einsickern und Festsetzen von Terroristen entgegentreten. Das übergreifende Ziel ist jedoch, die afghanischen Behörden in die Lage zu versetzen, alle Sicherheitsaufgaben so bald wie möglich selbst wahrzunehmen. Zu diesem Zweck engagieren wir uns unter anderem in der Ausbildung von afghanischen Militär- und Polizeikräften.
Die ISAF-Mission in Afghanistan kann somit nicht ohne einen nachhaltigen zivilen Aufbau erfolgreich sein. Auf der anderen Seite ist dieser Aufbau momentan unmöglich ohne einen robusten militärischen Schutz. Recht deutlich äußert sich diese Wechselwirkung darin, dass staatliche Hilfsorganisationen und NGOs nur in den Sphären relativer militärischer Sicherheit, wie etwa in Kabul oder im Norden Afghanistans, erfolgreich arbeiten. In den umkämpften Gebieten im Süden Afghanistans – wo zivile Organisationen Anschläge und Entführungen befürchten müssen – ist die humanitäre Hilfe fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Da nur durch das gleichzeitige Stärken beider Säulen Fortschritte zu erreichen sind, versuchen wir durch die vernetzte Sicherheit hier eine möglichst enge Abstimmung zu erreichen.
Zur effektiven Verwirklichung unserer Ziele in Afghanistan haben wir darüber hinaus ein übergreifendes Gesamtkonzept entwickelt. Sowohl das Afghanistan-Konzept der Bundesregierung als auch das Positionspapier der CDU/CSU-Fraktion zum deutschen Engagement in Afghanistan bieten einen aufeinander abgestimmten Plan für unser weiteres Vorgehen in diesem Land.
Ein Rückzug der Bundeswehr zum jetzigen Zeitpunkt würde lediglich dazu führen, alle Fortschritte, die bisher gemacht worden sind, in Frage zu stellen. Auch die Sicherheit in Deutschland ist direkt vom Erfolg der Afghanistan-Mission abhängig. Im Falle eines Endes des Engagements der internationalen Streitkräfte, würde das Land innerhalb kürzester Zeit wieder zu einer Ausbildungsstätte für Terroristen werden, von denen auch für die deutsche Bevölkerung eine direkte Bedrohung ausgehen würde. Ein Rückzug aus Afghanistan würde Deutschland nicht vor Terroranschlägen schützen, wie manche behaupten. Wir würden uns bestenfalls das kurzfristige Wohlwollen von jenen Fanatikern erkaufen, die die Werte unserer Gesellschaft ohnehin als dekadent und schwach verachten. Viel dramatischer wären jedoch die Auswirkungen in Afghanistan selbst. Durch einen Rückzug würden wir alle Afghanen im Stich lassen, die sich keine Rückkehr in das Mittelalter und zu den Gewalttaten der Taliban wünschen. Deutschlands Glaubwürdigkeit als Schützer seiner Bürger – aber auch als ehrlicher Vertreter humanitärer Grundwerte – stünde zur Disposition, wenn wir uns im Angesicht solcher Perspektiven unserer Verantwortung entziehen.
Eine rein politische Lösung für den Aufbau der afghanischen Zivilgesellschaft, unter Ausschluss eines Streitkräfteeinsatzes, stellt momentan keine Perspektive dar. Die meisten der Talibankommandeure und ortsansässigen Warlords haben kein aufrichtiges Interesse daran, mit uns zu kooperieren, da sie langfristig auf eine Wiederherstellung der alten Zustände hinarbeiten. Auch mit wirtschaftlichen "Anreizen" zur Zusammenarbeit ist in diesem Zusammenhang sehr vorsichtig umzugehen, um nicht Kriminellen die Ressourcen zur Verfügung zu stellen, mit denen sie Ihre Machtpositionen ausbauen können.
Wir nehmen die Frage des Wiederaufbaus in Afghanistan außerordentlich ernst und unterliegen bei unserer Analyse der Situation keinerlei ideologischen Denkbarrieren. Für einen Erfolg unserer Arbeit in diesem Land sind wir bereit, neue Wege zu beschreiten. Unser Vorgehen und unser Konzept für Afghanistan ist das Ergebnis langfristig angelegter außen- und sicherheitspolitischer Erwägungen. Gleichzeitig versuchen wir der hohen Verantwortung gerecht zu werden, die wir für die afghanische Bevölkerung übernommen haben.
Wir sind zuversichtlich, den richtigen Weg beschritten zu haben, um diese schwierige Herausforderung zu bewältigen. Sowohl Afghanistan als auch die Bundesrepublik Deutschland werden hiervon profitieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ingrid Fischbach, MdB
http://www.abgeordnetenwatch.de/ingrid_fischbach-650-5845--f78760.html#frage78760 (http://www.abgeordnetenwatch.de/ingrid_fischbach-650-5845--f78760.html#frage78760)
http://www.abgeordnetenwatch.de/ (http://www.abgeordnetenwatch.de/) (19.11.2007)
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Quote[...] Eine der jüngsten Umfragen, die Mitte Oktober vom Institut für Demoskopie Allensbach in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wurde, ließ aufhorchen. Nur noch 29 Prozent der Bevölkerung hießen die Auslandseinsätze der Bundeswehr gut, zwei Jahre zuvor seien es noch 46 Prozent gewesen. (Siehe auch: Allensbach-Analyse: Ein Hauch von Isolationismus in Deutschland)
Zu diesem Zeitpunkt war die Bundeswehr in Gestalt ihres Sozialwissenschaftlichen Instituts (Sowi) schon längst selbst auf dem Weg herauszufinden, wie es um die Zustimmung in der Bevölkerung bestellt ist.
Von Mitte September bis Mitte Oktober ließ das Institut mehr als 2.200 Personen befragen. In der Gesamtauswertung dieser jeweils einstündigen Gespräche wehren die Wissenschaftler des Sowi sich gegen den Eindruck, nur noch ein Drittel der Bevölkerung befürworte die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Vielmehr stehe die Bevölkerung ihnen ,,insgesamt positiv" gegenüber. Zudem sei die ,,Zustimmung zu einem aktiven außenpolitischen Engagement Deutschlands" 2007 sogar leicht gestiegen.
Was ist los? Wurden unterschiedliche ,,Bevölkerungen" befragt? Wer hat recht?
[...] Die Wissenschaftler der Bundeswehr kommen zu folgender Erkenntnis: ,,Die Aufgabenfelder, welche die Bundeswehr nach Meinung der Bevölkerung im Ausland übernehmen sollte, orientieren sich deutlich an humanitären Gesichtspunkten." Und weiter heißt es: ,,Die tatsächliche Ablehnung steigt deutlich an, sobald die militärische und Sicherheitskomponente als Motiv eines Einsatzes vor der humanitären überwiegt und ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Schutz Deutschlands nicht mehr gegeben ist."
[...] In Zahlen sieht das so aus: Auf die allgemeine Frage, ob es zu den Aufgaben der Bundeswehr gehört, die Opfer einer Naturkatastrophe im Ausland mit Nahrungsmitteln zu versorgen und medizinische Hilfe zu leisten, antworten 83 Prozent mit einem klaren Ja. Die Antwort ,,stimme vollkommen zu" oder ,,stimme überwiegend zu" geben immerhin noch 54 Prozent auf die Frage, ob die Bundeswehr sich an der Verhinderung eines Völkermordes beteiligen solle.
Wird ebenfalls allgemein gefragt, ob deutsche Soldaten sich am ,,Kampf gegen den internationalen Terrorismus" beteiligen sollten, so schrumpft die entschiedene Zustimmung schon auf 46 Prozent. Zu diesen hinzu kommt etwa ein Drittel halb Entschlossener, die einer solchen Verwendung ,,eher" zustimmen.
Interessant ist die Entwicklung der Werte, wenn nach konkreten Einsätzen gefragt wird. Im Falle humanitärer Aufgaben gibt es keinen Unterschied. Wie schon bei der allgemeinen Fragestellung stimmen auch 83 Prozent aller Befragten der Verwendung von Löschhubschraubern der Bundeswehr im Kampf gegen die Waldbrände in Griechenland zu.
[...] Wird aber aus der grundsätzlichen Frage nach dem Antiterrorkampf die spezifische nach dem Isaf-Einsatz in Afghanistan, dann werden aus den 46 Prozent uneingeschränkter Zustimmung plötzlich dreißig Prozent.
Ergänzt werden die durch weitere dreißig von hundert Befragten, die ,,eher" zustimmen, deren Ja den Wissenschaftlern allerdings als eingeschränkt belastbar gilt. Auf die Frage, ob die Bundeswehr den Isaf-Einsatz fortführen solle, antworten 27 Prozent mit einem uneingeschränkten Ja, weitere dreißig stimmen ,,eher" zu. 28 von hundert Befragten sind eindeutig für eine sofortige Beendigung der deutschen Beteiligung an der Afghanistan-Mission, mehr als die Hälfte neigt dagegen zu einer Fortsetzung.
Offenkundig bleiben also viele Unterstützer auf der Strecke, wenn das Allgemeine ins Konkrete übersetzt wird.
Auf dem Weg, Unterstützung in der Bevölkerung für den militärischen Teil der deutschen Außenpolitik zu finden, muss es der Politik also gelingen, den Zweifelnden davon zu überzeugen, dass seine allgemeine Unterstützung für die Beteiligung der Bundeswehr am Antiterrorkampf im konkreten Fall einen Nutzen für ihn hat. Am plakativsten hat das der einstige Verteidigungsminister Peter Struck mit dem Satz versucht, deutsche Interessen würden auch am Hindukusch verteidigt. Doch scheint das der Bevölkerung nicht im gewünschten Umfang einzuleuchten. Nur 29 Prozent sehen eine positive Auswirkung des Isaf-Einsatzes auf die Sicherheitslage in Deutschland gegenüber 38 Prozent, die eine negative Wirkung befürchten. Allerdings sind 66 von hundert Befragten der Ansicht, der Einsatz mehre das Ansehen Deutschlands in der westlichen Welt.
Das Sinken der Zustimmung zu einem Auslandseinsatz mit der Zunahme der militärischen Komponente hat auch politische Gründe. Denn je militärischer ein Auslandseinsatz wird, desto mehr kommt in der Regel die Nato ins Spiel und mit ihr die Amerikaner. Beides schätzten die Deutschen wenig. Ihnen wurden 18 mögliche ,,Schwerpunkte" für außen- und sicherheitspolitisches Engagement Deutschlands vorgelegt. Die Plätze eins bis drei dieser Motivforschung belegen die Katastrophenhilfe, der Umweltschutz und die Sicherung des Friedens. Auf dem vorletzten Platz landet dagegen die politische und militärische Zusammenarbeit in der Nato, auf dem letzten die Pflege der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Nur ein Viertel aller Teilnehmer der Umfrage sehen das enge Zusammenwirken mit Washington als ,,außerordentlich wichtig" oder ,,sehr wichtig" an. Weitere 26 Prozent bezeichnen es als ,,weniger wichtig" oder ,,gar nicht wichtig". Deutlich beliebter als Motiv ist dagegen eine Aufwertung des außenpolitischen Miteinanders in der Europäischen Union.
Dass häufig diffuse Antipathien die Meinung beeinflussen, ist nicht überraschend. Das hat nicht zuletzt mit fehlendem Wissen zu tun: ,,Der allgemeine Informationsstand über die Auslandseinsätze der Bundeswehr erscheint eher dürftig", urteilen die Wissenschaftler. Nicht einmal jeder zehnte Befragte kannte die wesentlichen Tatsachen auch nur der großen Bundeswehreinsätze. Allgemein ist die Sachkenntnis über die Truppe nicht groß. Nur 18 der 2224 Befragten konnten alle vorgelegten neun Fragen zur Bundeswehr richtig beantworten. Tröstlich für die Soldaten ist jedoch, dass das grundsätzliche Vertrauen der Bevölkerung in ihr Tun ungebrochen hoch bei fast neunzig Prozent liegt.
QuoteHohe Kunst der Politik
Martin Guardini (Rosenegg), 17. November 2007 15:35
ist und war es immer die Buerger als Dumm zu verkaufen.
Deutschland wird am Hindukusch verteidigt. Russland hat dies auch versucht glaubhaft zu machen, und ist mit eingezogenem Schwanz wieder abgezogen. Schade fuer die jungen Maenner die ihre Haut zu Markte tragen fuer eine aussichtslose Sache.
Wer die Situation vor Ort kennt weiss, dass unsere tapferen Krieger es nicht schaffen in die Provinzen vorzudringen.
QuoteDie Bürger Deutschlands - in der breiten Massen - ahnen...
Nathan Seeliger (beth.shalom), 17. November 2007 15:13
...daß der vorgebliche "Kampf gegen Terrorismus" nichts anderes als ein riesengroßer Schwindel ist. Es wäre ein großer Fehler z. B. Kriegstreibern aus den USA in den "Abgund" zu folgen.
Trotzdem möchte die Bevölkerung "befreundete Nationen" im Rahmen einer Solidarität minimal unterstützen.
Der Haken dabei ist, manchmal entpuppen sich vermeintliche "Freunde" später dann als tatsächliche "Gegner".
Der Afghanistan-Einsatz ist so überflüssig wie ein "nasser Kropf". Die afghanische Bevölkerung wird ihr Selbstbestimmungsrecht wahrnehmen.
Die Bundeswehr hat, wie es der Name schon ausdrückt, am Hindukusch nichts zu suchen.
Aus: "Afghanistan-Einsatz: Lieber nicht schießen" Von Eckart Lohse, Berlin (19.November 2007)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~ED8130D017EE94BF1BC7E77C962BD8DDD~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~ED8130D017EE94BF1BC7E77C962BD8DDD~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
-.-
Quote[...] Warschau - Polnische Soldaten sollen ohne direkte Bedrohung ein Dorf in der ostafghanischen Provinz Paktika mit Mörsern und automatischen Waffen beschossen und dabei sechs Frauen und Kinder getötet haben. Die militärische Generalstaatsanwaltschaft habe Haftbefehl gegen sieben Soldaten beantragt, teilte am Mittwoch ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Posen (Poznan) mit.
Ihnen wird vorgeworfen, die Konvention zum Schutz von Zivilisten im Krieg verletzt und vor Gericht Falschaussagen getätigt zu haben. Sechs Soldaten drohen lebenslange Haftstrafen, dem siebten Beschuldigten 25 Jahre Gefängnis.
Die Angeklagten waren im Rahmen der internationalen Schutztruppe in Afghanistan im Einsatz. In der afghanischen Bevölkerung wächst der Unmut gegen die ausländischen Soldaten, weil bei ihren Einsätzen immer wieder Zivilisten ums Leben kommen. (APA/dpa)
Aus: "Ermittlungen gegen sieben Soldaten nach Afghanistan-Einsatz" (15. November 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3113576 (http://derstandard.at/?url=/?id=3113576)
-.-
Quote[...] Tote :
- Soldaten, insgesamt seit Kriegsbeginn (Stand vom 13. Oktober 2007[8])
* 734 Koalitionssoldaten davon
o 449 US-Soldaten
o 82 britische Soldaten
o 71 kanadische Soldaten
o 25 deutsche Soldaten
o 23 spanische Soldaten
o 12 französische Soldaten
o 11 niederländische Soldaten
o 10 italienische Soldaten
o 6 dänische Soldaten
o 5 rumänische Soldaten
o 2 schwedische Soldaten
o 2 estnische Soldaten
o 2 norwegische Soldaten
o 2 australische Soldat
o 1 finnischer Soldat
o 1 polnischer Soldat
o 1 portugiesischer Soldat
o 1 südkoreanischer Soldat
o 1 tschechischer Soldat
* Eine unbekannte Zahl afghanischer Soldaten und Aufständischer.
- Zivilisten:
* Die Angaben sind sehr unterschiedlich, offizielle Angaben liegen nicht vor.
o Laut Marc W. Herold's [9] kamen über 3.600 Zivilisten bei US-Bombardierungen ums Leben.
o Jonathan Steele nannte im ,,The Guardian" ein Zahl zwischen 20.000 bis 49.600 Menschen, welche als Konsequenz durch die Invasion starben.
o Eine Studie der Los Angeles Times nannte eine Zahl von ca. 1.000 zivilen Opfern.
Verwundete:
* 2.000 verwundete US-amerikanische Soldaten seit Beginn des Krieges
[...] Bislang sind damit 21 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan durch Anschläge und Unfälle ums Leben gekommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind vier weitere Soldaten in Afghanistan gestorben.
Aus: "Krieg in Afghanistan" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan#J.C3.BCngste_Entwicklung (http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan#J.C3.BCngste_Entwicklung)
QuoteAfghanistan - Sind polnische Soldaten Kriegsverbrecher?
[...] ,,Wir müssen prüfen, wie gut unsere Soldaten psychologisch Auslandeinsätze vorbereitet sind", sagte Polens Verteidigungsminister Bogdan Klich am Montag. Klich, der erst drei Tage im Amt ist, reagierte damit auf die landesweite Bestürzung nach der Festnahme von sieben Berufssoldaten aus dem polnischen Afghanistan-Korps. Gegen die Offiziere war am Freitag wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen ein Haftbefehl erlassen worden. Sie sollen Mitte August ein afghanisches Dorf ohne militärischen Grund angegriffen und dabei mindestens sechs Zivilisten – Frauen und Kinder – ermodert haben. ,,Ich hoffe, das war ein Einzelfall", sagte Klich. ,,Aber wenn wir aus ihm keine Schlüsse ziehen, dann kehren wir den Schmutz unter den Teppich".
[...] In Polen gilt der Vorfall als erster Übergriff auf eine Gruppe von Zivilisten seit der Invasion der Tschechoslowakei durch polnische Warschauer Pakt-Truppen im September 1968. Allerdings soll das Verteidigungsministerium laut Presseberichten vereinzelte tödliche Zwischenfälle mit unbewaffneten Zivilisten im Jahr 2003 im Irak, wo heute noch 900 Soldaten stationiert sind, verschwiegen haben. Die polnische Militärpräsenz in Afghanistan wird von über 75 Prozent der Polen abgelehnt. Polen stationiert derzeit rund 1200 Berufssoldaten im gefährlichen Südosten des Landes.
...
QuoteGrzegorz Szklarz meint:
19-11-2007, 18:29 Uhr
Wenn ein Berliner jemanden umbringt, stellt sich nicht die Frage: Sind die Berliner Mörder?
...
Quote
Boris L meint:
19-11-2007, 19:25 Uhr
Krieg ist sowieso ein Verbrechen. Das betrifft nicht nur die polnischen Soldaten.
Quote
Steven meint:
19-11-2007, 19:08 Uhr
Polen. Kriegsverbrecher.
Das kann doch nicht wahr sein, sind doch nur die Deutschen. Der Rest der Welt sind Gutmenschen.
Die Ueberschrift ist richtig gewaehlt.
Ueber den Ausfuehrungen stehen Vorgesetzte und allgemeine Stimmungslagen- und stroemungen, die die dann irgebndwann materiell ausbrechen.
Quote
Hägar Schmidt meint:
19-11-2007, 19:38 Uhr
"Sind polnische Soldaten Kriegsverbrecher?" - ja, richtig gewählt wie "Amerikaner fahren jetzt SMART" oder "Deutsche Popmusik wird jetzt auf japanisch gemacht".
Herr Flückiger, wollen Sie sich bei "Bild" bewerben oder schreiben Sie schon dort unter einem Pseudonym?
"Die Welt" als "Bild"-Abklatsch, Beruhigungspille für das wunde deutsche Gewissen. Oh Mann, sind wir schon so weit oder geht's noch schlimmer? "Polen-Bashing" ist Dummsinn, weil Polen und Deutsche sich einfach zu ähnlich sind. Die Mentalitäten liegen so nah aneinander, dass sie sich einfach abstossen müssen, glaube ich.
Traurig für Europa. Traurig für Deutschland. Traurig für Polen, die ähnlichen Quatsch über Deutsche erzählen.
Quote
Alfons meint:
19-11-2007, 19:42 Uhr
Nein?!
Die Polen haben doch den Reichssender Gleiwitz überfallen?!
Kann Propaganda furchtbar sein und je reißerisch die Schlagzeile, je blöder laufen die Leute hinterher.
Das geBILDete Deutschland wird immer schlimmer!
Quote
ertl 11 meint:
19-11-2007, 19:54 Uhr
Nanu, sonst wird doch immer über die böse Wehrmacht berichtet?
Quote
stephan heinrich meint:
19-11-2007, 20:19 Uhr
Dummer und pauschal verunglimpfender könnte eine Überschrift kaum formuliert sein!
Jupp Göbbels würde dazu wahrscheinlich jublieren. Axel Springer hingegen sich im Grabe umdrehen angesichts der Entwicklung, die peu a peu die WELT insgesamt vereinnahmt.
Vielleicht ist es für mich an der Zeit, mich auch im Internet nach sachlicheren Medien umzuschauen
Quote
merleauponty meint:
19-11-2007, 20:47 Uhr
Was ist denn das wieder für eine Antiaussage?: da steckt überhaupt keine Logik hinter. Die Polen haben im Gegensatz zu den Deutschen Kampftruppen in Afghanistan und bei Kämpfen passiert schon einmal das eine oder andere Unglück. Oder will sich die Welt für die Oder-Beisse Grenze revanchieren?
Quote
Werner Müller meint:
19-11-2007, 21:46 Uhr
Polnische Sodaten haben auch im 2. Weltkrieg Verbrechen begannen - auch wenn man nichts davon hören möchte!!
Quote
Jimbo meint:
19-11-2007, 21:49 Uhr
Vielleicht sind die Verbrechen auch noch mit, von der Kirche gesegneten Waffen begangen worden.
Bei den Polen kann ich mir jedenfalls alles vorstellen.
Quote
Pushkin meint:
19-11-2007, 22:03 Uhr
Traurig, aber wahr... doch man sollte auch in den eigenen Reihen schauen, nicht das es bald heißt "sind deutsche Soldaten Kriegsverbrecher?"
und die nächste Frage lautet, seid ihr euch immer noch so sicher, dass NATO/EU die Idealwerte vertretten und ständig dann den anderen Ländern irgendwas vorschreiben:
- Serbien
- Afganistan
- Irak
- Luftangriffe auf Syrien
was kommt als nächstes Iran? und dann dieses ständiges gelabber ja, wir bringen den leuten die demokratie (aha, und muss das immer mit Gewalt durchgesetzt werden?).
@ Werner Müller
aha, ja und Ihrer Meinung nach, haben die Polen damals wirklich die Deutsche Grenze überfallen?
alles klar...
QuoteVeteran meint:
20-11-2007, 02:09 Uhr
Bullshit!!!!!!!!!Typisch politisch aufgeblasener Bullshit...!!!!
Wir hatten aehnliche Faelle in Korea,Vietnam,Iraq usw.beweise koennen gezaubert werden,genaus wie die ehemaligen Kriegsverbrechen der Wehrmacht.
Krieg ist Krieg und kein Fasching.Wenn man beschossen wird schieest man zurueck und wenn der Vater einen Haufen Kinder hinter sich hat,als Zielscheibe( typisch im Islam,)dann macht die Soldaten nicht dafuer verantwortlich wenn Zivilisten dabei ums Leben kommen.Ausserdem seit wann tragen die Verbrecher oder sogenannten Taliban Uniformen?Sadam vesteckte seine Kampfflugzeuge direkt neben den Moscheen .Diese feigen Banditen vertsecken sich hinter den Roecken ihrer Frauen und wundern sich wenn alle dabei ums Leben kommen.
Nochmals:Krieg ist kein Fasching.
Im zweiten Weltkrieg sassen wir im Luftschutzkeller und wartteten auf den Tod und wenn fluessiges Phosfor in die Keller lief und sich entzuedete liefen die Menschen auf die Strassen und wurden dann mit Maschingewehrfeuer der Kampfmaschinen begruesst.
Keine Krigesverbrechen...?
Na,is ja mal klar wir waren doch die NAZI-Unterstuetzer und waren nicht mehr als Freiwild fuer die andere Seite.
So.Hoert auf zu jammern.Es ist immer bedauerlich wenn Zivilisten unschuldig ums Leben kommen ...aber leider ist das mal so im Krieg...leider....
Quote
Wolpertinger meint:
20-11-2007, 07:26 Uhr
Diese WELT-Überschrift schon wieder! Echt zum Kotzen!
Korrekterweise müßte die Überschrift lauten:
"Sind DIESE sieben polnischen Offiziere Kriegsverbrecher?"
Oder stellt WELT-Online die Frage, ob alle polnischen Soldaten Kriegsverbrecher sind?
Naja, WELT kommt eben aus demselben Stall wie BLÖD, da kann man nichts machen!
Quote
Thorsten Bock meint:
20-11-2007, 07:28 Uhr
@Veteran
in einer Hinsicht hast Du Recht, Krieg ist kein Fasching, es ist aber etwas anderes ob ich einen militärischn Auftrag habe ( der ganz klar strukturiert ist ) oder ob ich einfach mal so aus Frust in ein Dorf marschiere ( erinnerst Du Dich an Vietnam, My Lai ???, Irak = Blackwater?) und einfach so auf Zivilisten ballere.
Sicher, Kriegsverbrechen gab es immer und wird es immer geben, leider, aber durch die Tatsache der heutigen Aufklärung ( wenn auch nicht immer auf den ersten Blick richtig) durch die Presse oder das Internet, werden viele dieser Vorfälle bekannt.
Hoffentlich sieht die Welt einmal das nicht immer nur unser Land ( Welches eines der wenigen ist, von den "Siegermächten" mal ganz abgesehen, die seit 62 Jahren keinen Krieg führen!!!!!) die "Bösen" sind und an den Pranger gestellt wird.
Alle, ach so friedliebenden Nationen die uns damals "befreit" haben, führen seit dem 2. Weltkrieg permanent irgendwo Kämpfe für ihre Ziele.
Dresden war eines der schlimmsten Kreigsverbrechen gegen zivile Bevölkerung, und??? ist bis heut nicht geächtet worden, waen ja "nur Nazikinder und Frauen" )
Richtig, diese feigen Banditen nehmen die Zivilisten als Schutzschild, haben die Nordvietnamesen damals auch gemacht, passiert in Afrika auch immer noch. Wer sich aber ein bischen auskennt der weiß, das die aktuellen Möglichkeiten von hochpräzisem Waffeneinsatz heutzutage das Maß an unschuldigen Opfern auf ein Minimum reduziert ( falls man nicht genau neben einem Jet Fußball spielt) und es den Schützen durch moderne Kreigsführung erlaubt in den meisten Fällen genau zu unterscheiden, wer vor ihnen steht.
Stellt sich bei einigen nur die Frage: will ich diese "Präzision" oder kommt es gerade gelegen, das ich die "kommende Feindgeneration" gleich mit eliminiere???
Am Rande: Israel hat seinerzeit ( glaube im letzten Jahr ) eine Blauhelmstellung im Libanon 11 Stunden!!!!! mit Artillerie "belegt" wobei 4 Blauhelmsoldaten ( also Menschen die die Ruhe bewahren wollten um Zivilisten zu schützen ) getötet wurden.
Diesre Vorfall sollte untersucht werden, ist aber nie passiert da die USA ein Veto eingelegt haben.!!
Kriegsverbrechen??? I-wo, 11 stündiger Beschuß, kleines "Versehen"
Gruß aus Lingen
Thorsten Bock
QuoteKarin meint:
20-11-2007, 08:04 Uhr
Was ist das für eine Überschrift?!
Wenn 7 polnischen Soldaten ein Dorf beschossen hatten (davon höchstens 2-3 die Waffen benutzt hatten) dann sind die polnische Soldaten ,,Kriegsverbrecher", wenn 100 Polen den Deutschen Autos gestohlen hatten, oder haben sollen (die Deutschen klauen ja bekanntlich keine Autos), dann sind die Polen ,,Autodiebe", aber wenn 17 Mio Deutsche in der Wehrmacht Verbrechen angerichtet hatten bzw. an dem Verbrechen des 2.WK beteiligt waren, und zus. ähnliche Zahl der Deutschen in dem Nazi-Deutschland aktiv waren, dann waren das irgendwelche Nazis (heißt Mars-Männchen).
Wann hören die Deutschen damit auf moralische Ratschläge an die Polen zu verteilen ?
QuoteSkalski meint:
20-11-2007, 08:11 Uhr
Dieser Vorfall, unabhängig wie es verlaufen bzw. dargestellt ist, zeigt eines der Hauptprobleme die die Nationen, die an diesem Militäreinsatz teilnehmen (Amerikaner, Briten, Holländer, Kanadier und auch neulich die Polen) – meisten unvermeidliche Gefährdung und Schäden an der Zivilbevölkerung.
Andere Nationen (darunter die Deutschen, Franzosen, Spanien, etc.) nehmen an den Militäraktionen nicht teil, üben sich in der Zurückhaltung, um nicht zu sagen verstecken sich in relativ sicheren Gegenden, und lassen den kämpfenden Nationen die ,,Drecksarbeit" machen.
Die Bitte, in diesem Fall an Deutschland, wäre es aktiver an den Kampfeinsätzen teilzunehmen (kein Feierabend um 17 Uhr) und auch der angekündigte Mitverantwortung gerecht zu werden. Diese Zurückhaltung ist für die kämpfenden Nationen, vor allem die relative hohe Verluste erlitten hatten (vor allem die Kanadier und Amerikaner) unbegreiflich.
QuoteWolpertinger meint:
20-11-2007, 08:25 Uhr
@ Skalski
Es haben diejenigen Nationen die Hauptlast des Afghanistankrieges klaglos zu tragen, die diesen Krieg unbedingt wollten. Das heißt: Zuvörderst die USA, denn es waren ja nicht "die Afghanen" die das WTC zusammenrandaliert haben. Es waren - angeblich - die Taliban, oder AlQuaida, oder beide CIA-geförderten Organisationen. Während Afghanistan verblutet, ist der angebliche Verursacher dieses Krieges noch auf freiem Fuß - und es besteht kein Anlaß, zu glauben, die CIA möchte diesen wirklich fassen.
Quote
Thorsten Bock meint:
20-11-2007, 08:47 Uhr
@GIK
was hat das denn mit Nazis zu tun?????
Bist anscheinend auch einer von denen die diesen Begriff nicht klar definieren können weil sich sich in der Schule mehr für Schwachsinn als für Geschichte interessiert haben gell???
Bevor man hier schreibt sollte man sich überlegen wie man über andere herzieht. Wenn du schon jemanden als Nazi bezeichnen willst dann schau doch mal in den nahen Osten.
Viel Spaß beim weiterschlafen, leg dich wieder hin!!!!
Gruß aus Lingen
Thorsten Bock
Quote
Thorsten Bock meint:
20-11-2007, 08:56 Uhr
@Karin
wann fängst du endlich an Geschichte zu lernen????
Ein amerikanischer Captain hat mal gesagt: " der besiegte ist erst besiegt, wenn er die Geschichtsschreibung der/des Siegers akzeptiert!"
Ein weiteres Zitat lautet: "es gibt zwei Arten von Geschichte, die ,die man in der Schule lehrt und die wahre Geschichte!"
Blind und taub auf die Welt gekommen??? Ich nicht, ich lasse mich aber auch nicht als Nazi bezeichnen, ich bin nach dem Krieg geboren. Oder willst Du pauschal die gesammte heilige katholische Kirche als Massenmörder bezeichnen?? lies mal deren Geschichte!
Gruß aus Lingen
Thorsten Bock
Quotepaniktotal meint:
20-11-2007, 09:34 Uhr
@Karin: Haben Sie sich eigentlich mit dem Thema beschäftigt oder plappern Sie nur Allgemeinplätze nach?
,,man darf andere nicht pauschal beurteilen, wenn man die pauschale Bewertung selbst nicht akzeptiert. Bei meiner Aussage geht es darum ähnliche Maßstäbe zu setzen."
Nennen Sie mir ein einziges geschichtliches Ereignis, das so umfassend aufgearbeitet wurde wie das dritte Reich und alle seine verbundenen Randbereiche. Mit Verlaub, aber eine Relativierung dieser Ereignisse mit der angeblich permanenten Relativierung der Verbrechen des dritten Reiches zu begründen ist schon herzerfrischend naiv oder teuflisch bösartig.
Quote
dtm meint:
20-11-2007, 13:57 Uhr
Ganz klar: G.W.Bush und Nazideutschland sind schuld!
Sarkasmus-Ende.
Mich würde mal interessieren, wie ein mit dem Handy gedrehtes Video beweisen soll, dass KEINE gegnerischen Kämpfer im Dorf waren. Umgekehrt würde ich es ja verstehen können, aber so?
Quote
sven meint:
20-11-2007, 15:26 Uhr
Kurz und bündig .
Ja sie sind es . So wie die Deutschen , die Amis , die Briten , die Kanadier usw.
Aus: "Afghanistan: Sind polnische Soldaten Kriegsverbrecher?" Von Paul Flückinger (19. November 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1378947/Sind_polnische_Soldaten_Kriegsverbrecher.html (http://www.welt.de/politik/article1378947/Sind_polnische_Soldaten_Kriegsverbrecher.html)
Quote[...] Die Szenen, die sich auf der Station für vergewaltigte Frauen im Panzi-Krankenhaus des ostkongolesischen Bukavu abspielen, übersteigen zuweilen die menschliche Vorstellungskraft. Frauen, denen man nach Mehrfachvergewaltigung in die Vagina geschossen hat, sind keine Seltenheit. Eine Frau wurde vergewaltigt, während ihr Mann gefesselt zusehen musste; dann wurde der Mann bei lebendigem Leibe von den Bewaffneten zerstückelt, und die Frau musste sein Geschlechtsteil essen. "Seit zehn Jahren kann ich nur mit Schlafmitteln schlafen", erzählt Christine Schuler-Deschryver, die im Auftrag der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) die Frauenstation von Panzi betreut. "Dies ist kein Krieg, dies ist sexueller Terrorismus."
Die jahrelange Arbeit mit brutal zugerichteten Frauen hat die einst stolz auftretende, hochgewachsene Belgokongolesin an den Rand des psychischen Zusammenbruchs gebracht. Nicht viel anders ergeht es der Engländerin Lyn Lusi in Ostkongos anderer großen Stadt, Goma, die zusammen mit ihrem kongolesischen Ehemann das Docs-Krankenhaus des US-Hilfswerks Heal Africa betreut, wo ebenfalls ständig Vergewaltigungsopfer chirurgisch behandelt werden müssen. Wenn sie mit ihrem glasklaren, unterkühlten Oxford-Englisch das Leid der Frauen beschreibt, offenbart sich eine Mischung aus großer Erschöpfung und Fassungslosigkeit, immer überlagert von den Problemen des Alltags, der nie gesichert ist in der Demokratischen Republik Kongo.
[...] Dabei ist von brutalster Folter begleitete Vergewaltigung ein relativ neues Phänomen im Kongo. Noch vor zehn Jahren kannte man das nicht. Die vielen als "Mayi-Mayi" bekannten lokalen Milizen Ostkongos, die sich mit Zauberwasser unverwundbar machen und seit den Wirren der 60er-Jahre mit Ritualen und Tabus an alte Geheimbundtraditionen anknüpfen, verboten früher sexuellen Kontakt: Frauen sind unrein, Kinder rein, weshalb ein Krieger keine Frau anschauen soll, Kinder dagegen die besten Kämpfer sein können.
Inzwischen aber nutzt jede Kriegspartei im Ostkongo, ob lokale Stammesmiliz oder nationale Armee, Vergewaltigung als Zeichen der Macht und als Mittel der Einschüchterung. Und die Mehrheit der sexuellen Kriegsverbrechen in Kivu, darüber sind sich alle Untersuchungen einig, werden von Hutu-Milizen aus Ruanda begangen. Sie waren dort 1994 die Haupttäter des Genozids an rund 800.000 Menschen, zumeist Tutsi, flohen nach dem Zusammenbruch ihres Regimes in den Kongo und kämpften dort jahrelang aufseiten der Regierung gegen ostkongolesische Rebellen. Heute werden sie vom Staat nicht mehr gebraucht, und so errichten sie ihren eigenen Staat im Staate, mit der Kontrolle über Gold- und Zinnminen, Trainingslagern im Wald, Steuererhebung auf Märkten und Straßen und einem eindrucksvollen Waffenarsenal. Politisch als FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) organisiert, regieren ihre Führer im kongolesischen Exil mit denselben Terrormethoden, die sie früher in Ruanda anwandten. Ein Großteil ihrer einfachen Kämpfer ist zwar zu jung, um aktiv am Völkermord von 1994 teilgenommen zu haben, aber die Führungsebene kommt noch aus dieser Zeit oder wurde von Völkermordverantwortlichen herangezogen.
Aus: "Völkermord mit anderen Mitteln" - Die unvorstellbar brutale Gewalt gegen Frauen im Osten der Demokratischen Republik Kongo, die vor allem ruandische Hutu-Milizen verüben, steht in der Nachfolge des Genozids in Ruanda. Endlich erkennt die Welt das Ausmaß dieses "sexuellen Terrorismus. VON DOMINIC JOHNSON (24.11.2007)
Quelle: http://www.taz.de/nc/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=tz&dig=2007%2F11%2F24%2Fa0148&src=GI&cHash=37ba9af702 (http://www.taz.de/nc/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=tz&dig=2007%2F11%2F24%2Fa0148&src=GI&cHash=37ba9af702)
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Quote[...] Die Demokratische Republik Kongo (dt. Aussprache: [ˈkɔŋgo], frz.: [kɔ̃ˈgo]) (DR Kongo), bis 1960 Belgisch Kongo, von 1971 bis 1997 Zaïre, liegt in Zentralafrika. Sie ist an Fläche der drittgrößte und an Bevölkerung der viertgrößte Staat Afrikas. Nicht verwechselt werden sollte die Demokratische Republik Kongo mit der westlich gelegenen Republik Kongo.
[...] Die Bevölkerung setzt sich aus zwölf ethnischen Hauptgruppen zusammen, die sich wiederum in 240 kleinere Gruppen aufteilen. Die größten Bevölkerungsgruppen bilden die Kongo, Mongo, Luba und Lunda. Sie gehören den Bantuvölkern an, die etwa 80 % der Bevölkerung bilden. 15 % stammen von Sudangruppen ab, die man vor allem im Norden vorfindet. Minderheiten sind die Niloten im Nordosten sowie die Pygmäen und Hamiten im Osten. Die weiße, zumeist belgische Bevölkerung des Gebietes verließ bis ca. Ende der 60er Jahre nahezu vollständig das Land.
Die Demokratische Republik Kongo zählt 60,7 Mio. Einwohner (2005). Die Bevölkerungsdichte beträgt 24 Einwohner pro km². In den letzten Jahren kam es zu massiven Flüchtlingsbewegungen. Die Bevölkerung konzentrierte sich auf das Bergbaugebiet Katanga (Shaba) und den Unterlauf des Kongo. 30 % der Einwohner leben in städtischen Gebieten. Die Lebenserwartung liegt bei 49,7 Jahren für Männer und 52,3 Jahren für Frauen. Die Hauptstadt sowie größte Stadt des Landes ist Kinshasa mit etwa 7,8 Mio. Einwohnern. Daneben gibt es noch acht weitere Städte von nennenswerter Größe.
Aus: "Demokratische Republik Kongo" (11/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Demokratische_Republik_Kongo (http://de.wikipedia.org/wiki/Demokratische_Republik_Kongo)
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Quote[...] Die Geschichte der Demokratischen Republik Kongo, die zeitweise Zaïre hieß, ist die Geschichte des größten afrikanischen Landes südlich der Sahara, dessen heutige Grenzen im Wesentlichen auf die Kolonialmacht Belgien zurückgehen. Die vorkoloniale Geschichte ist vor allem von mehreren Bantu-Reichen geprägt. Sie gingen nach über drei Jahrhunderten der Plünderung durch den vornehmlich portugiesischen Sklavenhandel sämtlich in einer der brutalsten europäischen Kolonialherrschaften unter. Nach deren Ende 1960 und einem nachfolgenden, durch westliche Intervention angeheizten Bürgerkrieg, litt das Land ab 1965 unter einer über drei Jahrzehnte währenden grausamen Diktatur. Deren Ende 1997 war zugleich der Beginn einer Folge schwerer Kriege, die die ehemalige amerikanische Außenministerin Madeleine Albright den ,,ersten Weltkrieg in Afrika" nannte und die bis Anfang 2004 drei Millionen Menschen das Leben kosteten.
Aus: "Geschichte der Demokratischen Republik Kongo" (11/2007)
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Demokratischen_Republik_Kongo (http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Demokratischen_Republik_Kongo)
Quote[...] Der Widerstand in der Bevölkerung gegen die Karzai-Regierung und die Ausländer im Land wird größer, je länger der militärische Konflikt anhält. Denn aus welchem Grund die jungen Paschtunen die Taliban auch immer unterstützen, aus Zwang, Armut oder religiöser Überzeugung: Spätestens wenn ein Sohn oder Bruder im Bombenhagel der westlichen Alliierten stirbt, wird die ganze Familie fast automatisch zu glühenden Gegnern der Präsenz internationaler Truppen.
Aus: "AFGHANISTAN: Der Mix, der den Terror nährt" Aus Kabul berichtet Susanne Koelbl (SPON, 17. Oktober 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,511175,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,511175,00.html)
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Quote[...] Die heikle Nachricht kommt weder vom Militär, noch einem Politiker: Das renommierte internationale Forschungsinstitut Senlis Council hat jetzt einen Bericht darüber veröffentlicht, wer im Afghanistan wie viel Terrain kontrolliert. Das Ergebnis des Think-Tanks: 54 Prozent des geschundenen Bürgerkriegsland werden derzeit von den radikalislamischen Taliban-Milizen beherrscht.
Kenner des Landes wie Reinhard Erös von der deutschen Hilfsorganisation Kinderhilfe Afghanistan bestätigen dieses Ergebnis im Gespräch mit sueddeutsche.de. "Wenn sich nichts ändert, stehen die Taliban bald vor Kabul", sagte Erös in Übereinstimmung mit dem Bericht des Think-Tanks.
Das Senlis Institute empfiehlt der Nato, ihre Truppenstärke auf 80.000 Mann zu verdoppeln, um den Aufstand einzudämmen. "Die Taliban haben sich als eine wahrhaft wiedererstarkende Kraft erwiesen", schreiben die Experten über die Extremisten, die US-geführte Truppen Ende 2001 von der Macht vertrieben haben.
Die Taliban kontrollierten inzwischen erneut weite Teile Afghanistans auf dem Land, manche Distriktzentren sowie einige der wichtigsten Straßenverbindungen.
"Es ist ein trauriges Zeichen für den gegenwärtigen Zustand Afghanistans, dass die Frage nun nicht mehr zu sein scheint, ob die Taliban nach Kabul zurückkehren, sondern nur noch wann", heißt es in dem Senlis-Bericht weiter. Die Extremisten hätten es geschafft, in mehr als der Hälfte des Landes eine dauerhafte Präsenz zu etablieren.
Sehr effektiv sei ihr Einsatz von Selbstmordattentätern und Straßenbomben. Damit sei es für die Taliban ein Leichtes, neue Anhänger zu rekrutieren. Vor allem dank des Opium-Anbaus in Afghanistan verfügen die Rebellen nach Ansicht der Experten zudem über eine breite finanzielle Basis.
Eine Aufstockung der Truppen sieht Erös hingegen nicht als Weg aus der Krise. "Dieser Krieg ist mit militärischen Mitteln nicht zu gewinnen", sagte er. Er betont stattdessen die Bedeutung des zivilen Wiederaufbaus, besonders von Schulen. So soll seiner Ansicht nach verhindert werden, dass immer mehr afghanische und pakistanische Schüler in Koranschulen zu Talibankämpfern herangezogen werden.
Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Senlis-Berichtes hat auch die Hilfsorganisation Oxfam einen Bericht zu Afghanistan vorgelegt, der ähnlich ernsthafte Warnungen enthält. Wie Erös bemängelt die Organisation, dass zu viel der 15 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe, die Afghanistan bisher erhalten habe, "ineffizient und wirkungslos" ausgegeben wurde.
Außerdem schreibt Oxfam, dass sich die Sicherheitslage in Afghanistan massiv verschlechtert habe, vor allem wegen der ansteigenden Korruption in nationalen und lokalen Behörden.
Quote
22.11.2007 14:36:14
Klaus12: Schicksal der Besatzer und "Erlöser"
Als die Amerikaner die Vietnamesen vor den Kommunisten aus dem Norden schützen wollten, erlebten sie ein Debakel. Desgleichen die Russen, die aus Afgahnistan rausflogen, als sie die Afghanen vor sich selbst beschützen wollten. Jetzt ist es wieder soweit. Eine internationale Truppe erlebt den worst case beim Versuch, ausgerechnet die Afghanen vor den Taliban zu bewahren. Die Taliban werden erst dann scheitern, wenn die Duldungsfähigkeit der Betroffenen unter ihrem Regime ausgereizt ist. Und auch erst dann wird Unterstützung bei diesem Aufbegehren sinnvoll werden. Fremdverordnete, unverstandene, westlich wertorientierte und nichtislamische Freiheitts- und Demokratiemodelle bringen es nicht. Nicht unter diesen Bedingungen. Sie werden einfach nicht verstanden , nicht angenommen oder beides. Zumal sie im Waffenrock daherkommen, den die Afghanen in langer Erfahrung und Tradition bei Fremden nicht als heilsbringend erlebt haben.
Quote
22.11.2007 14:52:27
Scheltern:
Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.
Quote
22.11.2007 15:17:57
Scheltern:
Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.
Quote
22.11.2007 15:26:26
cururo:
Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.
Quote
22.11.2007 15:28:35
A.Hauß: Aber der Norden ist sicher!
... und wir Deutsche werden gemocht, die Regierung ist demokratisch gewählt, die frauen sind unglaublich befreit, unsere Tornados sichern den zivilen Wiederaufbau,
UND DIE LIEBE GRASSIERT
Und alles.
Quote
22.11.2007 15:44:42
Eiermeier: Tja mit Bomben Frieden schaffen scheint doch nicht ganz ...
... so funktionieren wie sich das einige gedacht haben.
Naja, wenigstens brummt die Waffenindustrie und es sitzen nicht so viele Leute auf der Strasse
Quote
22.11.2007 15:48:19
Tempo300aufallenStraßen:
tja wie heißt es so schön:
bombing for peace is like f....g for virginity
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22.11.2007 15:52:47
resonic: RE: Tja mit Bomben Frieden schaffen scheint doch nicht ganz ...
Ja genau. Viel effektiver ist es mit verbohrten Islamisten zu reden! Diese werden sich anschließend ihrer unmenschlichkeit und ihrer antidemokratischen Einstellung bewusst und gewähren Frauen gewisse Rechte, führen die Gleichberechtigung ein, lassen die Pläne einer Theokratie fallen und werden zu netten Menschen. Jaja, wenn man mit denen redet, dann klappt das schon oder? Dann jagen die einen auch nicht mehr mit menschlichen Bomben in die Luft...
Quote22.11.2007 16:01:59
ArchiA: mona_7
Aber, aber, aber liebe Mona
es gibt schon genug 'Spezialisten', die glauben ,,1 + 1 zusammenzuzählen" zu können.
Man findet die meisten von Ihnen in folgenden Bereichen: Verschwörungstheorien, Nostradamus & Co, Weltuntergang, Wunder und himmlische Erscheinungen etc.
In all diesen Bereichen behaupten die Anhänger der jeweiligen 'Wahrheit', man müsse nur ,,1 + 1 zusammenzuzählen" (bzw. die Zeichen erkennen).
Sie wollen doch nicht ernsthaft, dass auch noch ich mich zu dieser Phantastentruppe geselle?
Ps.
Wenn Sie auf die N*a*z*i*geschichte anspielen, dann irren Sie sich. Die Personen auf die es ankam (Staatsoberhäupter der Alliierten oder auch der Papst) wussten sehr wohl, was sich z.B. im A*u*s*chwitz abspielte und das sogar recht früh. Und auch die Deutschen wussten es wohl in Ihrer Mehrheit, dass ihre j*ü*d*i*schen Nachbarn wohl kaum plötzlich alle in den Urlaub gefahren sind.
Warum die einen wie die anderen nichts dagegen unternahmen, ist eine andere Frage.
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22.11.2007 16:08:05
BUwe: Informationspolitik der Merkel-Bundesregierung übrigens = N U L L
Aber bezahlen dürfen es die Menschen in Deutschland.
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22.11.2007 16:10:36
Coque:
Das hat doch nur den Sinn, die Handlanger von Bush zum Einsatz höherer Truppenkontingente zu bewegen. Und?
Schickt für jeden erwachsenen Afghanen einen Natosoldaten hin. In den abgeriegelten Camps werden sie bald gemütskrank. Taliban haben Zeit bis zum Lagerkoller zu warten.
Also: Hört mit einem Krieg auf, der nicht mit den eingeflogenen Exil-Afghanen zu gewinnen ist. Dieses Volk entledigt sich auch der dritten Besatzung. Früher oder später.
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22.11.2007 16:12:44
A.Hauß: Strategie: die Zahl der Soldaten verdoppeln !
Das bringts. Z.B. ergeben 12 Tornados statt der schlappen sechs dann eine verdopllung der Bombenfunde und Feinderkennungen. 26 Tornados verdoppeln dann diese Zahl.
Man könnte die Leute ja auch einkesseln und dannn in einer vernichtenden Schlacht besiegen. Oder Frontbegradigungen machen Wunderwaffen herstellen, die zum entscheidenden Schlag ausholen.
Wir sollten endlich mutig die Planungen für den Endsieg aufnehmen, so wie im Kosovo, wo der Frieden ja auch ausgebrochen ist.
Und dann rechtzeitig Hubschrauber-Konvois bereithalten, die auch auf dem Flachdach der Botschaft landen können.
Außerdem versteht der Erös ja nichts vom Militär.
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22.11.2007 16:15:38
BUwe: @ Eiermeier
Es gibt übrigens eine HERVORRAGENDE Expertendiskussion bei Phoneix TV, schau gleich mal nach dem Link.
Da ist auch Erös mit dabei und u.a. Scholl-Latour. Warum hört man nicht auf solche Experten?
Diese Bundesregierung ist wirklich keinen Cent wert.
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22.11.2007 16:18:35
BUwe:
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Quote22.11.2007 16:35:27
xjj: @ArchiA: Nur mal so ein kleiner Hinweis,
Ein kaum bekannt gewordenes Abkommen, das 2002 der pakistanischen Hauptstadt Islamabad unterzeichnet wurde, hat einmal mehr ein Schlaglicht auf die wahren Motive hinter der amerikanischen Militärintervention in Afghanistan geworfen - den Zugang zum und die Kontrolle über das öl und Gas Zentralasiens.
Das Abkommen zwischen Pakistan, Afghanistan und der zentralasiatischen Republik Turkmenistan bildet die Grundlage für den Bau einer 1,9 Milliarden Dollar teuren Pipeline von den turkmenischen Erdgasfeldern bei Daulatabad bis zum südwestpakistanischen Hafen Gawadar.
Das amerikanische Magazin BusinessWeek brachte in seiner Ausgabe bereits eine Titelgeschichte unter der überschrift "Die nächsten Zielgebiete für öl", in der das Ausmaß des militärischen und geschäftlichen Engagements Amerikas in der Region umrissen wird.
Die meisten großen Energiekonzerne, wie ChevronTexaco, Exxon Mobile, BP und Halliburton, haben beachtliche Summen in der Region investiert. In den vergangenen fünf Jahren ist die Gesamtsumme der amerikanischen Investitionen in Zentralasien von "nebensächlichen Beträgen" auf 20 Milliarden Dollar gestiegen, wobei die größten Beträge in das ölreiche Kasachstan fließen.
diesem Zusammenhang bietet die Aussicht auf eine kürzere, billigere Pipeline durch Afghanistan eine attraktive und potentiell äußerst gewinnbringende Alternative zu der derzeitig geplanten Route Baku-Ceyhan. Sie unterstreicht auch die Tatsache, dass die amerikanische Militärpräsenz in Afghanistan von Beginn an den Zweck hatte, die weitreichenden wirtschaftlichen und strategischen Ziele der Vereinigten Staaten in der ganzen Region und vor allem in Zentralasien zu sichern
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22.11.2007 16:46:58
BUwe:
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Quote22.11.2007 16:55:51
ArchiA: xjj
Sicher sind die Amis keine Philanthropen, und die Verflechtungen der Bushadministration zur Wirtschaft (insbesondere öl-Industrie) sind ja hinlänglich bekannt. Genauso wie bekannt ist, dass jede Menge Verträge in den ölreichen Regionen abgeschlossen wurde. Was würden Sie tun, wenn Sie schon mal da wären: die strategisch wichtigen Ressourcen Anderen überlassen?
Wenn es um Ressourcensicherung geht, betreibt jedes Land letztlich eine knallharte Realpolitik. Bereits Anfang der 1990er (1992) stand schon ,,die Sicherung des Zugangs zu strategisch wichtigen Ressourcen weltweit" in den ,,Verteidigungspolitischen Richtlinien" des Verteidigungsministeriums. Noch bevor das Bundesverfassungsgericht über die Rechtmässigkeit des Bundeswehreinsatzes ,,out of area" entschieden hat.
Man braucht hier keine Verschwörungstheorien: es ist wie gesagt knallharte Realpolitik, die aber eben nicht unbedingt funktionieren muss.
Ob die von Ihnen genannte Pipeline je gebaut wird, das steht in den Sternen. Gerade aus dem Artikel hier wird es ersichtlich, dass Afghanistan alles andere als unter US- oder NATO-Kontrolle ist.
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22.11.2007 17:15:54
HansJoachim44:
Eine dubiose Organisation, die von lauter anderen dubiosen Gesellschaften "gefördert" wird hat mal "nachgedacht" und kam, wie das bei Think-Tanks nunmal so üblich ist, zu ganz "erstaunlichen" Ergebnissen. Zufälligerweise entsprechen die Forderungen dieses "renommierten internationalen Forschungsinstituts", letztes mal hat die SZ übrigens sogar das Saban Center for Middle East Policy so bezeichnet, vollständig dem, was unsere transatlantischen Verbündeten schon seit längerem recht leise fordern und demnächst wohl etwas nachdrücklicher fordern werden.
Ein glanzpunkt journalistischer Arbeit, Frau Vorsamer.
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22.11.2007 17:51:07
huwovb: Amerikaner und ISAF....
....werden sich mittelfristig in Afghanistan genauso kalte Füsse holen wie die Russen. Deutschland sollte seine Soldaten zurückholen, solange sie noch am Leben sind.
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22.11.2007 18:02:05
Esben: Taliban stehen kurz vor Kabul
Es ist an der Zeit, daß ein Dialog stattfindet und das Töten aufhört.
Dafür ist es angesichts der derzeitigen Herrschaftsverhältnisse in den USA (wo Herr Cheney immer noch dem Präsidenten einflüstert, was er zu tun hat und dieser Präsident immer noch wie ein verblendeter Fanatiker zu denken scheint) zunächst einmal erforderlich, daß möglichst viele westliche Staaten den USA die Gefolgschaft verweigern und eine Fortsetzung des Afghanistanhimmelfahrtkommandos ablehnen. Wiederaufbau dieses Landes wäre ja schön und gut, aber das geht nicht, solange etliche Zivilisten durch die OEF-Mission getötet werden und die Solidarisierung gegen die Amerikaner und ihre Hilfssherifs automatisch zunimmt. Wovor haben wir denn Angst? Ich verstehe "unsere" Politiker nicht.
In fast allen Parteien wird für eine Fortsetzung des Afghanistaneinsatzes geworben, sogar bei den Grünen. Die (Politiker) beschwichtigen sogar bei der Frage der Stationierung von Mittelstreckenraketen in Polen und Tschechien, wiel die Raketen ja angeblich gegen Iran gerichtet seien. Dabei weiß jeder, der sich ein wenig damit beschäftigt hat, daß Raketen derzeit sicher nur in der Startphase zerstört werden können. Mithin können die amerikanischen Rketen nicht gegen iranische sondern nur gegen russische gerichtet sein.
Es mag ja sein, daß die Politiker aus anderen, uns nicht migeteilten Gründen, so entscheiden. Dafür spricht derzeit einiges
Dann haben sie ihre Aufgabe als Vertreter des Volkes VERRATEN und haben gefälligst ihren Posten zu räumen. Es scheint mir, daß wir hemmungslos ANGELOGEN werden und daß viele Medien Teil dieses Spiels sind.
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22.11.2007 18:03:50
drmartin:
Das Überraschende an dem Artikel ist eigentlich nur der Ton der Journalistin, die hier einen Neuigkeitswert erzeugen soll. Wer sich mit den Fragen länger beschäftigt hat, wird dies nur achselzuckend hinnehmen.
Falls man etwas erreichen wollte, hätte man sehr viel mehr Militär einsetzen müssen, das ist ja schon lange unstrittig. Da man das aber nicht getan hat, konnte man die Taliban nicht eindämmen, weil es sich um eine Art asymmetrischen Krieg handelt, den auch die Sowjetunion in Afghanistan verloren hat.
Der Bundestag sollte daher das Engagement allmählich in Afghanistan beenden, wie es ja auch die EKD empfohlen hat. Gut gemeinte Fehlentscheidungen müssen korrigiert werden.
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22.11.2007 19:00:37
A.Hauß: Abgesehen vom Sarkasmus, der bei mir ausgelöst wurde
in Bezug z.B. auf das Fesegn des Hubschrauberlandeplatzes auf dem Dach der deutschen Botschaft -
1 sachlicher Hinweis.
Die überschrift des Artikels müßte lauten: die Pashtunen beherrschen nahezu ihr gesamtes Stammesgebiet. Pbrigens auch in Pakistan.
Die bitterbösen Taliban sind eine Mär.
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22.11.2007 19:48:40
WillyfunNilly: Das hättest Du wohl gern
"Vor allem dank des Opium-Anbaus in Afghanistan verfügen die Rebellen nach Ansicht der Experten zudem über eine breite finanzielle Basis."
Nach Ansicht von Experten. So, so. Die Experten gehören zu der Mordallianz der Warlords, die sich aus diesem Geschäft finanzieren und die eigentlichen Gegenspieler der Taliban sind. Die Warlords, die die USA freudig begrüßten, weil sie ihnen das Geschäft mit dem Opium erleichterten. Und von dem Geld aus den Geschäften kaufen sich die Warlords die Experten, die dann das sehen, wofür sie bezahlt werden.
Wundert mich, daß der Artikelschreiber nicht Ahmadinedschad dafür verantwortlich macht. Dabei ist billiges Heroin (Ausgangsstoff Opium) ein effektives Instrument, den degenerierten und an der Spritze hängenden Westen den Rest zu geben.
Quote22.11.2007 21:57:10
baerentoeter82: Das ...
... kommt davon, wenn man die Amis als militärische Führung herum hampeln lässt und selbst nur halbherzig mitmischen möchte.
Jeder Cent und jeder Euro für den Bundeswehreinsatz ist m. E. eine gnadenlose Steuerverschwendung !! Da kann mir die Kanzlerine und der Aussenvize erzählen was sie wollen, ich glaub denen so wie so nix.
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22.11.2007 22:41:06
A.Hauß: Ja, der Artikel ist seltsam....
terroristenfrei. Aber vielleicht sind die angeblichen Taliban schon derart osama, daß da nichts mehr nachgelegt werden muß zum Gruseln.
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22.11.2007 22:56:44
BUwe: Soll Muhabet
etwa Recht behalten mit seinem Steinmeier-RAP "Deutschland, warum verschließt du dich?"
LOL?
Wahnsin ist das alles was um uns herum abläuft.
Schröder war schon in Teilen skuril, aber die Merkel-Regierung setzt dem noch ordentlich was drauf.
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23.11.2007 09:12:50
eeg121952:
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23.11.2007 13:09:54
Betonpaul: Die Freiheit am Hindukusch
da lachen die Hühner!
Unter dem Schutz unserer Truppen hat der Mohnanbau phantastische Zuwachsraten erzielt, von denen die deutsche Wirtschaft nur träumen kann.
90 % der Welterzeugung stammen zwischenzeitlich aus Afghanistan. Phantastisch! Oder?
Die Drogenbosse sitzen bei diesem Märchenpräsidenten Karsai in Kabinett und Parlament und basteln Stück für Stück am Ausbau ihres wirtschaftlichen und politischen Einflusses. Demokratie findet in Afghanistan nicht statt. Dort herrschen, wie in vielen nah- und fernöstlichen Staaten Sippen und das werden wir auch nicht ändern.
Afghanistan wird nicht zum demokratischen Wunschtraum sondern zum sippenverwalteten Alptraum. Dort sind unsere Vorstellungen vom Staatswesen nicht durchzusetzen und deshalb sollten wir das Leben unserer Soldaten nicht auf's Spiel setzen und dort schleunigst verschwinden.
Das Geld, das dort verscherbelt wird (auch auf dem Balkan) brauchen wir dringend für uns, denn es ist nicht einsehbar, daß wir mit dem Abbau unserer Sozialsysteme Drogenbaronen ein sorgenfreies Leben finanzieren.
Quote
23.11.2007 13:51:20
mewi07: Taliban
Ist alles schon gesagt und geschrieben. Nur komisch, dass die Volksvertreter die Meinung des Volkes so falsch interpretieren!
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23.11.2007 15:29:14
Scheltern:
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Quote
23.11.2007 15:39:04
Scheltern:
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Quote
23.11.2007 16:44:55
A.Hauß: Fabriken
Zum Thema Mohn-Opium-Heroin
Das sind Stufen eines Verarbeitungsweges. Wer meint, riesige Lastwagenkolonnen brächten MOHN ins Ausland, damit er dort verarbeitet wird, irrt. Wer meint, es sei das Rohopium, irrt. Das Zeug wird im Lande verarbeitet. In fabriken. dazu werden Millionen Kanister an Chemikalien gebraucht.
Die Wege dieser Chemikalien sind bekannt. Die Fabriken sind bekannt. Weder zieht also das Argument , geheim werde Heroin über die Grenze gebracht, denn es findet ein beidseitiger Verkehr statt, noch, man müsse den armen Bauern die Felder abfackeln. Die Fabriken zu bombardieren ginge auch.
Wem mögen die Verarbeitungskapazitäten wohl gehören? Wer schützt diese feinen Herren vor den Taliban? (Bei denen Handel und Anbau auf ein Allzeitminimum sank)
Wer schützt also die Drogenherstellung, Verarbeitung, den handel? Der in einem anderen NATO-Protektorat namens Kosovo zentral betrieben wird ....
Aus: "Afghanistan: "Taliban stehen kurz vor Kabul"" (22.11.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt1m1/ausland/artikel/529/144204/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt1m1/ausland/artikel/529/144204/)
Quote[...] Ich war [ ] einmal beim Bundesheer, sollte eigentlich als Grüne einen schweren Stand haben, aber am Ende waren alle begeistert, da ich immer untermauern konnte, was ich sagte. Es war für Männer gewöhnungsbedürftig, dass sich eine Frau mit solchen Themen auseinandersetzt, für viele Frauen aber geradezu unheimlich (woran sich bis heute nichts geändert hat). Seit damals habe ich auch immer mit Fakten bei derlei Fragestellungen argumentiert und nie aus dem Bauch heraus Krieg und Militär einfach schlecht gefunden oder die Schuld an allem auf "die Männer" geschoben. Es ist mir immer noch lieber, eine Frau weiss, was die NATO eigentlich ist (und welche Bedeutung aufgrund dessen auch der Entwicklung einer europäischen Sicherheitsperspektive zukommt), als sie bleibt beim Mitleid mit afghanischen Kindern stehen und versucht nicht, mehr zu verstehen und zu wissen, um genau das verhindern zu helfen, was dann immer so emotional berührt.
Im Grunde hat wohl das Thema Militär und Sicherheit jedenfalls bei in ihrem Selbstbild verunsicherten Männern etwas mit Sexualität zu tun, sodass hier auch Ängste entstehen, wenn sich Frauen damit befassen. Wohl weil es in diesen Fragen um Dominanz geht, da man(n) einerseits nach einem positiven Männerbild Schutz gewährleisten oder aber Gewalt ausüben kann. Für welche Möglichkeit man(n) sich auch entscheidet, Schwächere müssen sich fügen, sodass sie in der Macht der "Stärkeren" stehen, darauf angewiesen sind, dass diese die richtige Entscheidung treffen und Schutz als Aufgabe wählen. Selbst auf einer abstrakteren, vorgelagerten Ebene, wo die meisten nicht einmal in die Nähe einer Waffe kommen, ist es für viele bedrohlich, wenn auch Frauen mitreden. So ist wohl zu erklären, dass es dauerte, bis auch weibliche Abgeordnete in den Landesverteidigungsausschuss entsandt wurde wurden oder dass die Grünmachos sich von meinen Recherchen in einem der letzten "Männerbereiche" so in Frage gestellt sahen. Einer erkannte erst als ein deutscher Ex-Admiral bei einem Kongress der Grünen genau die Schlussfolgerungen zog, die ich in einem Papier machte (u.a. unter Zitierung der deutschen Verteidigungspolitischen Richtlinien von 1992, einem der wichtigsten sicherheitspolitischen Dokumente der 90er Jahre), dass auch eine Frau bei solchen Fragen richtig liegen kann.
Raketen sind phallisch, Kampfjets ebenso, wird nicht nur in feministischen Auseinandersetzungen betont, sondern findet sich auch in Zeitungskommentaren (die Liste möglicher Links wäre lang, eine kleine Auswahl ist am Ende des Textes). Bei Kampfjets nehme ich an, dass ähnlich wie bei zivilen Flugzeugen die Aerodynamik die Form vorgibt und das schnittigere Aussehen etwas mit den rasch erreichten hohen Geschwindigkeiten und der Wendigkeit zu tun hat. (Wenn man schon psychologisieren will, kann man sich auch fragen, ob eine Passagiermaschine nicht mehr optische Analogien zum Phallus aufweist - allerdings ist sie langsamer und kann keine schnellen Manöver machen.) Zwar ist Intercontinental Phallistic Missile ein nettes Wortspiel, doch haben Raketen aus ballistischen Gründen ein etwas phallisches Erscheinungsbild. Ihre Bezeichnungen sind aber Medium Range Ballistic Missile, Intermediate Range Ballistic Missile und Intercontinental Ballistic Missile. Freilich lassen ihre jeweiligen Namen auch psychologisch tief blicken, etwa Atlas, Titan, Minuteman (da gibt es verschiedene Nummern) oder auch Peacekeeper. Grund zum Schmunzeln ist dies aber nicht, verbergen sich dahinter doch Atomwaffen.
Bei diesen Waffen wird aber ihre Tödlichkeit oft geradezu angebetet, was auch in Begriffen wie Doomsday Clock oder Doomsday Plane zum Ausdruck kommt. Der Tag des jüngsten Gerichts benennt die Atomkriegsuhr des Bulletin of Atomic Scientists, die gerade wieder einmal auf Fünf für Zwölf steht, und das Airborne Command and Control Center des US-Präsidenten, einen in vierfacher Ausfertigung vorhandenen fliegenden Gefechtsstand für den Nuklearkrieg als umgebaute Boeing 747. Auf der anderen Seite der Welt haben die strategischen Langstreckenbomber Russlands Tupolew 95 den netten Zusatz "Bear". Sicher ist der Bär ein Symbol von Stärke (und Männlichkeit?), aber diese "Bären", mit denen seit August 2007 wieder die jahrelang ausgesetzten regelmäßigen Patrouillenflüge entlang des NATO-Territoriums stattfinden, können auch Atomwaffen an Bord haben (ebenso wie die auch eingesetzten Tu-160 "Blackjack"). In Deutschland sind es wiederum Tornados, die mit Missiles bestückt werden können und den Ernstfall üben, bei dem die in Büchel verbliebenen 20 US-Atomwaffen eingesetzt werden sollen. Auch der Eurofighter ist eine Naturgewalt, heisst er doch Typhoon (für Taifun).
Wir sehen also, dass gerne Namen verwendet werden, die Stärke symbolisieren, geradezu "übermenschliche" Kräfte, die bei unberechenbarer Natur Anleihen nehmen oder die verniedlichen wie Peacekeeper. Dann erscheint aber unverständlich, dass die EU bei friedenssichernden Truppen unbeirrbar am Begriff Battle Group festhält, der bei jeder Verwendung erklärt werden muss, um nicht falsche Assoziationen zu wecken. Auf deutsch "Schlachtgruppe" klingt sogar noch schlimmer. Carol Cohn: Sex und Tod in der Welt der Verteidigungsintellektuellen ist eine lesenswerte Analyse einer US-Wissenschafterin, die an sich durchaus netten Männern bei ihrem lockeren Reden über Vernichtungskapazitäten zuhörte: "Wer einmal die Bilder von Hiroshima-Opfern gesehen hat, dem mag es pervers erscheinen, wenn er hört, daß von einer Sorte von Atomwaffen tatsächlich als von 'sauberen Bomben' gesprochen wird; Waffen, bei denen die Kernschmelze die Kernspaltung überwiegt. Ein größerer Anteil ihrer Energie wird als unmittelbare Strahlung freigesetzt, so daß sie weniger radioaktiven fall-out produzieren als Spaltbomben.
'Saubere Bomben' liefern die passende Metapher für die Sprache der Verteidigungsexperten und Rüstungskontrolleure: Diese Sprache birgt eine gewaltige Zerstörungskraft, jedoch ohne den emotionalen fall-out, der entstünde, würde deutlich, daß von Plänen für Massenmord, von zerfetzten Leibern und menschlichem Leiden die Rede ist. Verteidigungsexperten sprechen von 'Gegenwert-Angriffen' anstatt von Städten, die in Schutt und Asche gelegt werden. Im atomaren Sprachgebrauch wird der Tod von Menschen meist auf den 'Begleitschaden' reduziert." Bleibt zu ergänzen, dass der "chirgurische Schlag" im Golfkrieg 1991 vorgaukelte, dass sehr wohl massenweise ZivilistInnen und zivile Infrastrukturen getroffen wurden und dass "sauber" auch ein Begriff für "nicht abgehört" oder "nicht verwanzt" ist. "Feministinnen haben wiederholt behauptet, ein wichtiger Aspekt des Rüstungswettlaufes sei die Anbetung des Phallus. Der 'Raketenneid', um den von Helen Caldicott geprägten Begriff zu entleihen, sei eine bedeutende Triebkraft für den atomaren Apparat. Ich habe diese Erklärung stets für reduktionistisch gehalten und gehofft, meine internen Beobachtungen würden eine komplexere Analyse erbringen."
Diese Erwartung wurde enttäuscht, wie die Erfahrungen Cohns zeigen: "Die militärische Abhängigkeit der USA von Kernwaffen wurde unter anderem mit den Worten: 'Überwältigend! Du kriegst mehr Bums für's Geld' ('more bang for the buck') erklärt. Feierlich wurde doziert: 'Abrüsten heißt, Du verschleuderst Dein ganzes Zeug' ('To disarm is to get rid of all your stuff'). Ein Professor begründete die Unterbringung der MX-Rakete in den Silos der neuesten Minuteman-Raketen damit, daß sie da im hübschesten Loch sind – man nimmt doch nicht die hübscheste Rakete, die man hat, und steckt sie in ein mieses Loch. Andere Vorträge strotzen vor Erörterung über Abschüsse aus vertikal aufgerichteter Position ('vertical erector launchers'), das Verhältnis von Stoß und Gewicht, sanftes Hinlegen, tiefes Eindringen und die Vorteile eines hinausgezögerten gegenüber einem spasmischen Angriff – oder das, was ein Militärberater des nationalen Sicherheitsrates 'Entladen von 70 bis 80 Prozent unserer Megatonnage in einem orgiastischen Stoß' nannte."
Und nun kommt der Hammer: "In der folgenden Woche tauchte eben dieses Bild erneut auf, als ein Dozent spöttisch erklärte, für die Stationierung von Cruise Missiles und Pershing II in Westeuropa gäbe es nur einen einzigen Grund: 'Damit unsere Verbündeten sie streicheln können.' Ein vormals mit Zielanalysen befaßter Pentagon-Mitarbeiter begründete seine Auffassung, der »begrenzte Atomkrieg« sei lächerlich: 'Wissen Sie, Sie müssen das so sehen: Das ist wie Wettpinkeln – man muß damit rechnen, daß die anderen alles rauslassen, was sie haben.' Dieses Bild zeigt wohl deutlicher als jedes andere, daß es sich um eine Männlichkeitskonkurrenz handelt und somit ungeheure Gefahren birgt. Aber gleichzeitig behauptet es, das Ganze sei nicht so ernst zu nehmen – eben etwas, was kleine Jungs und besoffene Männer tun." Bei einer Besichtigung gab es die Gelegenheit, eine Atomwaffe zu "streicheln" - Cohn hätte wohl kaum befremdeter sein können als sie in ihrem Aufsatz beschreibt.
Nicht von der Hand zu weisen ist auch, dass manche der Verteidigungsmetaphern das "männliche Verlangen nach der Macht der Frau, Leben zu schenken" widerspiegeln: "In Los Alamos hieß die Atombombe 'Oppernheimers Baby', in Lawrence Livermore war die Wasserstoffbombe 'Tellers Baby', obwohl jene, die Tellers Anteil an ihr schmälern wollten, behaupteten, er sei nicht der Vater, sondern die Mutter der Bombe. In diesem Zusammenhang sind vielleicht auch die ungewöhnlichen Namen zu verstehen, die man jenen Bomben gab, die Hiroshima und Nagasaki in Schutt und Asche legten: 'Little Boy' und 'Fat Man'. Diese schlimmstmöglichen Zerstörer waren die männlichen Kinder der Atomwissenschaftler.
In der Tat scheint die ganze Geschichte der Bombe durchtränkt von Metaphern, in denen die überragende technologische Potenz der Menschheit, Natur zu zerstören, mit Schöpferkraft verwechselt wird: Metaphern, die die Zerstörungskraft von Männern in ihre Wiedergeburt verwandeln. Laurence schrieb über den Trinity-Test der ersten Plutonium-Bombe: 'Man hatte das Gefühl, man hätte das Vorrecht genossen, bei der Geburt der Welt dabeigewesen zu sein.' General Bruce K. Hollyway, von 1968 bis 1972 Oberbefehlshaber der Strategic Air Command, sagte 1985 in einem Interview, im Atomkrieg gäbe es 'einen großen Knall, wie am Beginn der Welt.' " Brian Easlea, Fathering the Unthinkable: Masculinity, Scientists and the Nuclear Arms Race (1983) ist ein interessantes Buch, das auf Deutsch nicht zu Unrecht den Titel "Väter der Vernichtung" bekam.
"Der Autor, dessen Arbeit von seinen Berufskollegen als 'peinlich' verketzert wurde, versucht darin nachzuweisen, daß die Atombombe das Endprodukt des Männlichkeitswahns sei, der sich aus Neid und Schwäche die weibliche Natur unterwerfen wolle. Er zeigt an der Ausdrucksweise der Forscher, die voller sexueller Anspielungen ist, wie sehr ihre ganz privaten Probleme zur Antriebskraft ihrer grandiosen und zugleich monströsen Leistungen wurden.
[...] Generalmajor Julian Thompson sagte 'Es ist lebenswichtig, daß die irakische Luftwaffe impotent ist, bevor die Bodenkämpfe beginnen.' " (Die paranoide Rationalität des Golfmassakers von Les Levidov und ähnlich auch Lloyd de Mause "Die phallische Präsidentschaft") All dies klingt nach sexueller Metaphorik, doch dürfen wir uns nicht dazu verleiten lassen, den Phallus als männliches Geschlechtsorgan mit dem Phallus im übertragenen Sinn zu verwechseln.
[...] Das offenkundige Vergnügen, mit dem sexuelle Äußerungen getätigt werden, erinnert daran, wie sich Männer verhalten, wenn sie einer einzelnen Frau mit frauenfeindlichen Witzen und obszönen Bemerkungen zusetzen. Sie haben die Definitionsmacht, sie bestimmen, ob sie dich gnädigerweise mit ihren Anwürfen verschonen oder nicht - aber auch dies ist nicht Ausdruck von Sexualität. Natürlich ist es ein himmelweiter Unterschied, ob pubertär anmutende Scherze über eine zum Objekt degradierte Frau getätigt werden oder so Nuklearwaffen und damit auch ihr Einsatz verniedlicht werden. Umso wichtiger ist es, bei der Maskierung des "Undenkbaren" nicht länger mitzumachen.
Häufiger findet sich im feministischen Diskurs, aber auch im Mainstream jedoch das Gegenteil: "Sexualität IST Gewalt. Aber das wissen nur die Frauen. Das wissen die Männer nicht. Heterosexualität ist heute eben auf den öden Gebrauch reduziert, den ein Mann von einer Frau macht." Elfriede Jelinek in EMMA (Nov./Dez. 2004, wo es noch einige derartige Aussagen gibt und sie meint, sie habe lange Haare als "Unterwerfungsgeste" - huch, wo ist denn nochmal meine Friseurschere? :-). Seltener liest frau Sätze wie diese: "Sex besitzt die einzigartige Fähigkeit, das Individuum sowohl zu brutalisieren wie zu besänftigen. Wenn wir uns von der Sexualität abwenden, wenden wir uns von uns selbst ab, und auch von anderen; Angst vor Sex heißt Angst vor anderen. Solange wir das Land der Sexualität nicht durchqueren, gibt es eine Menge anderer Territorien, mit deren Erkundung wir noch nicht einmal beginnen können." Schreibt Sally Tisdale in "Don't talk dirty to me", die auch einen schönen Kontrapunkt zu Jelinek setzt: "In der sexuellen Liebe kann es Augenblicke überwältigender Erfüllung geben, Augenblicke einer fast zerstörerischen, beängstigenden Sättigung."
Es sieht so aus, als träfen sich manche Feministinnen mit den von Carol Cohn geschilderten Verteidigungsintellektuellen bei der Vorstellung von Sexualität als Gewalt, als Herrschaftsinstrument gegenüber Schwächeren, eben grundsätzlich einmal gegenüber Frauen. Sowohl die Sprache der Bombenstreichler als auch manch eine plakative feministische Aussage machen den Eindruck von zum Ausdruck kommenden Defiziten, die sich ergänzen. Gewaltfreie Sexualität oder gar die von Tisdale beschriebene "überwältigende Erfüllung" befinden sich in einem Land, das beide Seiten noch nicht erreicht haben und das jenseits aller Kriege und aller Abwehr von Sexualität liegt. Gibt es Kriege aus rein "phallischen" Gründen? Wohl im übertragenen Sinn, da auch der Drang nach Ressourcen Ausdruck von Dominanzstreben ist und in geostrategische Ambitionen eingebettet ist.
Kaum jemand stellt heute noch in Frage, dass Vergewaltigung nicht Ausdruck des Wunsches nach Sexualität, sondern von Macht und Dominanz ist. Aber hier fällt anscheinend schwer, über stereotype Aussagen hinauszugehen. Wenn wir uns von der Vorstellung lösen, dass Kriege etwas mit dem Phallus als männliches Geschlechtsmerkmal zu tun haben, dann sehen wir, dass auch Frauen erstens daran mitwirken können, dass Kriege geführt werden (wie Margaret Thatcher oder Condoleezza Rice) und sie zweitens nicht ohnmächtig zusehen und "den Mann" verantwortlich machen müssen, sondern sich gegen Kriege engagieren können (Seite an Seite mit Männern übrigens, die "phallische Macht" ablehnen). Wir dürfen uns auch nicht vor der historischen Tatsache drücken, dass es sehr wohl Amazonenheere gab (wie neuere Forschungen bestätigen), dass immer wieder Frauen auch in Armeen dienten, dass es Kriegerinnen und Anführerinnen etwa bei den KeltInnen gab und dass jüngst auch entdeckt wurde, dass Frauen im alten Kambodscha kämpften.
Wir mögen uns vielleicht einreden, dass diese Frauen wohl nur aus Selbstverteidigung kämpften, doch sind sicher die Grenzen immer dann fließend, wenn eine Person gleich welchen Geschlechts die Macht hat, von Waffen erfolgreich Gebrauch zu machen. Durch die Zulassung von Frauen zu den modernen Armeen in immer mehr Ländern findet übrigens langsam ein Paradigmenwechsel statt, der durch die Notwendigkeit von Genderpolitiken auch das Selbstverständnis verändern kann. Dies ist aber ebenfalls ein sehr komplexes Thema, sodass wir dazu einmal einen eigenen Artikel bringen werden. Ein Zeichen von Veränderung ist auch daran ablesbar, dass manche Staaten das Verhalten von Soldaten unter UN-Mandat problematisieren und Besuche bei (Zwangs-) Prostituierten nicht mehr dulden, sondern großen Wert darauf legen, dass sich die Truppen gut benehmen und einen positiven Eindruck hinterlassen.
Aus: "Gender, Krieg und Raketen" Von Alexandra Bader (ceiberweiber.at, 25. November 2007)
Quelle: http://www.ceiberweiber.at/index.php?type=review&area=1&p=articles&id=774 (http://www.ceiberweiber.at/index.php?type=review&area=1&p=articles&id=774)
Quote[...] Der Präsident des Reservistenverbandes, der CDU-Verteidungspolitiker Ernst-Reinhard Beck, forderte mehr Geld für eine Modernisierung der Armee. Unter anderem würden klimatisierte Panzer benötigt. "Wenn man bei 50 Grad wie in einer Bratpfanne hockt, kann man seinen Auftrag nicht ausführen."
Aus: "Bundeswehr: Jung sieht Schwerpunkt verstärkt im Ausland" (25.11.2007)
Quelle: http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=15662&key=standard_document_33458854 (http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=15662&key=standard_document_33458854)
Quote[...] Helmut Schmidt: Nato plante atomare Landminen in Deutschland
Hamburg (ots) - Ex-Kanzler und ZEIT-Herausgeber Helmut Schmidt
spricht zum ersten Mal über eine nukleare Gefahr, die er im Jahre
1969 für Deutschland gesehen habe. "Als ich 1969
Verteidigungsminister wurde, stieß ich auf Pläne der Nato und der
deutschen Militärs, entlang der Zonengrenze auf westdeutscher Seite
Hunderte atomarer Landminen zu vergraben", sagt er dem ZEITmagazin
LEBEN. Schmidt weiter: "Gemeinsam mit einem Amerikaner habe ich
diesen todgefährlichen Unfug beseitigen können. Der Amerikaner hieß
Melvin Laird, er war damals amerikanischer Verteidigungsminister."
"Die damaligen Pläne waren weit gediehen", sagt Schmidt. "Ich habe
gesagt, wenn irgendein kommunistischer Kommandeur in der Verfolgung
irgendwelcher flüchtigen Leute über die Grenze rüberkommt, und eine
atomare Mine geht hoch, dann heben alle deutschen Soldaten die Hände
hoch, dann ist Schluss der Verteidigung. Dieses Argument hat den
amerikanischen Verteidigungsminister überzeugt. Er war genau wie ich
ein alter Soldat und wusste, was man Soldaten zumuten kann und was
nicht." Die Nato-Pläne waren damals nicht an die Öffentlichkeit
gelangt. Schmidt: "Wir haben das mit Fleiß ganz leise gemacht, um auf
beiden Seiten des Atlantiks keine großen Aufregungen auszulösen."
Aus: "Helmut Schmidt: Nato plante atomare Landminen in Deutschland"
(Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 49 vom 29. November 2007)
Quelle: http://www.infosyndikat.de/read.php?id=60413 (http://www.infosyndikat.de/read.php?id=60413)
Quote[...] Soldatinnen und Soldaten aus dem "Tornado"- Aufklärungsgeschwader "Immelmann" im schleswig-holsteinischen Jagel haben schwere Vorwürfe gegen einen Offizier erhoben. Der Major leitete bis Anfang November den für die Flugzeugwartung zuständigen Bereich "Einsatzunterstützung" auf dem Flugplatz Masar-i-Scharif in Afghanistan. Die Rede ist von entwürdigender Behandlung von Untergebenen, verbalen Entgleisungen und Tätlichkeiten. Nach Informationen des SPIEGEL soll der Major unter anderem mit einer Peitsche auf Offizierskameraden losgegangen sein.
Die Luftwaffe eröffnete ein Disziplinarverfahren und schaltete die Staatsanwaltschaft Flensburg ein, die bereits Ermittlungen aufgenommen hat. Die Bundeswehr hat den Fall inzwischen bestätigt: "Es gibt einen Verdacht auf Misshandlung und entwürdigende Behandlung", sagte ein Sprecher der Luftwaffe am heutigen Samstag der Nachrichtenagentur AP.
Aufgeflogen war die Affäre nicht durch offizielle Beschwerden von Soldaten bei höheren Vorgesetzten. Vielmehr offenbarten sich die Betroffenen erst nach der Heimkehr aus Afghanistan - bei einer der üblichen Befragungen zu Lehren und Erfahrungen aus dem Einsatz.
Aus: "AFGHANISTAN-EINSATZ: Luftwaffenoffizier soll Soldaten mit Peitsche misshandelt haben" (01. Dezember 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,520802,00.html (http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,520802,00.html)
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Quote[...] Die Affäre sei Anfang November nach der Rückkehr der Soldaten bekanntgeworden, sagte der Pressesprecher der Luftwaffe in Jagel bei Schleswig, Jürgen Löffler. Löffler zufolge besteht der Verdacht der "entwürdigen Behandlung und Misshandlung von Untergebenen".
[...] Laut Spiegel soll der Major unter anderem mit einer Peitsche auf Kameraden losgegangen sein. Die Staatsanwaltschaft in Flensburg hat inzwischen die Ermittlungen übernommen. Die Soldaten aus dem Tornado-Aufklärungsgeschwader "Immelmann" hätten nach ihrer Rückkehr bei Gesprächen Anfang November von den Vorfällen erzählt, sagte Löffler. Der Major hatte in Afghanistan den für die Flugzeugwartung zuständigen Bereich "Einsatzunterstützung" auf dem Flugplatz Masar-i-Scharif geleitet.
Robbe leitete nach Angaben der Bild am Sonntag bereits vor 14 Tagen eine Überprüfung der Vorfälle ein. "Ich nehme das sehr ernst. Es stehen Vorwürfe im Raum, die offensichtlich strafrechtlichen Charakter haben können", sagte der Wehrbeauftragte des Bundestages. Er habe hoch stehende Stellen aufgefordert, das sauber abzuarbeiten, vollkommen aufzuklären, unnachgiebig zu verfolgen und gegebenenfalls mit aller Härte zu ahnden. Bislang lägen noch keine Ergebnisse vor.
Aus: "Mit Peitsche gegen Soldaten - Offizier soll Untergebene misshandelt haben" (03.12.2007)
Quelle: http://fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1252036 (http://fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1252036)
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QuoteQuoteThomas (03.12.2007 08:30)
Bundeswehr
während meiner Wehpflicht, die ich sehr gut fand, wurde sich zu 100% an die Gesetze gehalten. Möglich ist es, dass einige gerade in Afganistan die Nerven verlieren. Aber die was der Artikel nicht sagt sind die vielen zig tausend Soldaten, die Nichts zu beanstanden haben. Aber das wäre auch nicht gut für die Auflage. Man redet ja auch über vernachlässigte Kinder und nicht über glückliche.
QuoteBerndSchirra | 5 Kommentare (02.12.2007 10:46)
Wer gedient hat wundert nichts
Ich selbst wurde von einem betrunkenen Major (Oberstabsarzt) mit einer Waffe bedroht. Das war 1974.Die Sache wurde unter den Teppich gekehrt und ich habe aus reinem Selbsterhaltugstrieb den Mund gehalten.
QuoteWillie (02.12.2007 14:50)
Schlimme Sache!
Ich hoffe das sie nicht noch seine schmutzigen Stiefel lecken mußten.
QuoteÖdipus (03.12.2007 11:58)
Unfassbar!
Deutschland ist wirklich eines der lächerlichsten Länder der Erde möglicherweise der ganzen Welt.
Quoteparal | 694 Kommentare (02.12.2007 10:21)
Zweifel
In Afghanistan dienen Soldaten, die sich dorthin verpflichtet haben, also freiwillig dort sind. Wenn dann so ein Soldat von einem Stabsoffizier mit der Peitsche mißhandelt wird, geht er sofort zu seinem direkten Vorgesetzten und macht Meldung. Die Bundeswehr ist kein Unterdrückungsinstrument, wo jeder nach Gutdünken waltet. Mit diesem Märchen aus 1001 Nacht soll wieder mal die Bundeswehr und auch deren Einsatz schlechtgemacht werden. Unwürdig wer solche Geschichten erfindet und verbreitet. Im übrigen: die Armee ist keine Mädchenschule, da geht es wie in jeder disziplinierten Armee der Welt auch mal etwas härter zu, zumindest verbal.
Quotebender8 | 3 Kommentare (01.12.2007 23:50)
Wer selber in der Räumen
der Bundeswehr bei der Musterung einige Stunden verbringen durfte, der wundert sich bei den Gestalten, incl. der Rekruten, über solche Meldungen nicht im geringsten.
QuoteMolly-Bloom | 1205 Kommentare (01.12.2007 18:44)
Traurige Nachricht,
wenn sie denn auf einer Tatsache beruht, und davon darf man wohl ausgehen, denn es wäre nicht das erste Mal, daß die Bundeswehr wegen brutaler Übergriffe auf Rekruten von sich reden macht.
QuoteST_Joker | 13 Kommentare (01.12.2007 18:15)
Ausgepeitscht?
Das ist ja geradezu lächerlich. Nach der Polizeihundeschule ist jetzt wieder die Bundeswehr dran. Ich kenne jede Menge Stabsoffiziere die mit ihrer Peitsche durch die Gegend laufen. Braucht man schon bei der Luftwaffe. Und gebrüllt soll er auch haben. Völlig indiskutabel bei einer Armee in der heutigen Zeit. Sensationell, haben wir sonst keine Probleme?
QuoteAlterZausel | 32 Kommentare (01.12.2007 17:53)
Hat er oder hat er nicht...
eine Peitsche als Druckmittel gegen untergebene benutzt? Wenn ja - dann ist die zögerliche Haltung des Wehrbeauftragten nicht zu verstehen. Der Mann müßte bei den Vorgesetzten des Herrn Major Sturm laufen. Was gibt es da noch über Wochen zu prüfen. Oder ist die Haltung des Herrn Major Standard im Deutschen Offizierscorps?
Aus: Kommentare zu "Luftwaffe: Major soll Soldaten ausgepeitscht haben" (01.12.07)
Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland/luftwaffe_aid_227831.html (http://www.focus.de/politik/deutschland/luftwaffe_aid_227831.html)
Quote[...] Karlheinz Schreiber (* 25. März 1934 in Petersdorf (Thüringen)) ist ein deutscher Waffenhändler, der mehrfach deutsche Politiker mit Millionenbeträgen bestochen haben soll. Er gilt als eine der Schlüsselfiguren in der CDU-Spendenaffäre um Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble sowie im Prozess gegen Max Strauß. Schreiber war langjährig ein herausgehobenes CSU-Mitglied, bedingt durch sein besonderes langjähriges Vertrauensverhältnis zu Franz-Josef Strauß bzw. seiner Nähe zur Familie Strauß. In dem mehrfach z.B. in der Süddeutschen Zeitung ausschnittsweise veröffentlichtem Terminplaner fanden sich neben Geldsummen die mit Decknamen bezeichneten Empfänger (mutmaßlich z. B. ,,Maxwell" für Max Strauß) auch die Namen weiterer lokaler Persönlichkeiten, z.B. des früheren Landrates (Landkreis Landsberg) und Bezirkstagspräsidenten (Bezirkstag von Oberbayern) Erwin Filser und anderen.
Große Öffentlichkeitswirksamkeit erzielte der Umstand, dass Wolfgang Schäuble von Schreiber 100.000,- DM entgegennahm. Der Verbleib dieser Zahlung konnte bis heute nicht geklärt werden. Weitere Spendenbeträge konnten zum Teil von der CSU noch nachträglich legalisiert werden.[1]
Schreiber hält sich zur Zeit in Kanada auf. Er besitzt außer der deutschen auch die kanadische Staatsangehörigkeit.
In Deutschland ist ein Haftbefehl gegen Schreiber anhängig. Gegen eine drohende Auslieferung wehrt er sich seit 1999 mit juristischen Mitteln. Am 8. März 2006 gab das höchste Berufungsgericht der kanadischen Provinz Ontario in Toronto bekannt, dass die Berufung Schreibers gegen die Auslieferungsentscheidung des kanadischen Justizministeriums vom Oktober 2004 abgelehnt wurde. Schreibers Anwalt gab nach der Entscheidung bekannt, dass der Fall vor den Supreme Court of Canada, vergleichbar dem deutschen Bundesgerichtshof, gebracht würde. Die von drei Amerikanern eingereichte Verfassungsbeschwerde gegen das Auslieferungsgesetz Kanadas wurde im Juli 2006 jedoch abgewiesen. Die juristischen Möglichkeiten Schreibers, sich einer Auslieferung an die Bundesrepublik Deutschland zu entziehen, hatten sich somit praktisch erschöpft.
Anfang Februar 2007 befand sich Schreiber laut Presseberichten schließlich in kanadischer Auslieferungshaft. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass zumindest ein Teil der Vorwürfe gegen Schreiber bis zu seiner endgültigen Auslieferungsentscheidung in Kanada verjährt sind und deshalb nicht mehr vor einem deutschen Gericht verhandelbar sind.
Nach Informationen der Augsburger Allgemeinen kam Schreiber zwischenzeitlich wieder auf freien Fuß. Das höchste Berufungsgericht der kanadischen Provinz Ontario entließ ihn am Donnerstag, den 8. Februar 2007 aus der Auslieferungshaft, er wurde jedoch Anfang Mai 2007 wieder inhaftiert. Am 10. Mai 2007 scheiterte Schreibers Einspruch gegen die Auslieferung an diesem Berufungsgericht.
Am 24. März 2007, brachte er eine Klage beim Obersten Gericht der kanadischen Provinz Ontario gegen Brian Mulroney, den ehemaligen konservativen Premierminister von Kanada, wegen Vertragsbruches ein. Er behauptete Mulroney hätte ihm zwischen 1993 und 1994 versprochen, finanzielle und politische Hilfe gegen Zahlung von 300.000 CAD für den Bau einer Transportpanzerfabrik in Quebec zu leisten. Mulroney soll diese Hilfe aber nicht gewährt haben.
Seine Klage bezüglich seiner Auslieferung wurde von einem Bundesrichter in Halifax am 11. Juni 2007 zurückgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt blieb ihm als einziges Rechtsmittel nur noch ein Einspruch am obersten Gerichtshof von Kanada, welcher zunächst im Oktober 2007 zurückgewiesen wurde.[2]
Am 5. November reichte Schreiber durch seinen Anwalt Edward Greenspan eine Erklärung beim Obersten Gericht Ontarios ein. Die Erklärung enthielt einige Vorwürfe, u. a. den, dass Mulroney noch im Amt war als er den Vertrag beschlossen habe und dass der jetzige konservative Premierminister Stephen Harper durch Mulroney einen Brief von Schreiber erhalten haben soll. Diese Äußerungen sorgten für großen Wirbel in den Medien. Harper berief einen Untersuchungsauschuss, versprach seine Zusammenarbeit und verbot den Kontakt zwischen Mitgliedern der Fraktionssitzung und Mulroney während der Untersuchung.
Am 13. November 2007 berief Harper eine unabhängige Untersuchungskommission, nachdem Mulroney diese persönlich gefordert hatte.[3]
Am 15. November 2007 scheiterte Schreibers Antrag für die Aufhebung des Auslieferungsbefehls. Der kanadische Justizminister Rob Nicholson sicherte aber einen Aufschub bis zum 1. Dezember zu. Es bleibt Schreiber nun eine letzte Möglichkeit, den Auslieferungsbefehl beim Obersten Gerichtshof zu widersprechen, sofern der Gerichtshof seinen Antrag überhaupt annimmt.[4] Am 30. November 2007 gewährte das Berufungsgericht der Provinz Ontario Schreiber eine weitere Frist, um erneut vor dem vor dem Obersten Gerichtshof gegen seine Ausweisung nach Deutschland vorgehen zu können. Eine Entscheidung dieses Gericht wird für den Frühling 2008 erwartet.[5] Am 4. Dezember 2007 entschied das Berufungsgericht der Provinz Ontario, Schreiber gegen eine Kaution von 1,3 Millionen kanadischen Dollar vorerst wieder freizulassen.[6]
Politiker in der kanadischen Opposition wollen die Auslieferung verzögern, damit Schreiber für eventuelle Aussagen vor dem Untersuchungsausschuss zur Verfügung steht.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Karlheinz_Schreiber (http://de.wikipedia.org/wiki/Karlheinz_Schreiber) (05.12.2007)
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Quote[...] Ottawa - Karlheinz Schreiber ist vorerst wieder ein freier Mann: Der deutsche Waffenlobby ist in Kanada gegen Zahlung einer Kaution von 1,3 Millionen Dollar (880.000 Euro) auf freien Fuß gesetzt worden.
Wie der Sender CBC heute weiter berichtete, verpflichtete sich der 73-Jährige, die Provinz Ontario nicht zu verlassen und keinen Pass bei sich zu tragen. Der Waffenlobbyist hatte nach eigenen Angaben dem von 1984 bis 1993 regierenden Premierminister Brian Mulroney nach dessen Amtszeit für die Anbahnung von Geschäften umgerechnet 203.000 Euro in bar gezahlt. Schreiber hatte in den achtziger und neunziger Jahren ein Schmiergeldsystem unterhalten und gilt als Schlüsselfigur der CDU-Spendenaffäre.
1999 wurde er in Kanada auf Betreiben der Augsburger Staatsanwaltschaft festgenommen. Die Freilassung Schreibers gegen Kaution wurde vom Vorsitzenden eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, Paul Szabo, bestätigt. Der Ausschuss will den Zahlungen Schreibers an Mulroney auf den Grund gehen. Zu einer Befragung vor dem Ausschuss erschien Schreiber heute noch in Handschellen. Szabo sagte jedoch, dass er "soeben" erfahren habe, dass das Berufungsgericht in Ontario Schreiber gegen Kaution freigelassen habe. Am Freitag hatte das Berufungsgericht beschlossen, das Auslieferungsverfahren gegen Schreiber um mehrere Monate zu verschieben.
Schreiber wehrt sich in Kanada seit acht Jahren mit allen juristischen Mitteln gegen seine Auslieferung. Er soll in Augsburg unter anderem wegen millionenschwerer Steuerhinterziehung vor Gericht gestellt werden.
Seit seiner Festnahme in Kanada war er praktisch durchgehend gegen die 1,3-Millionen-Kaution auf freiem Fuß und musste nur für die jeweiligen Gerichtstermine wieder im Gefängnis einchecken.
Zuletzt wurde er allerdings seit Anfang Oktober in Abschiebehaft gehalten, nachdem der Oberste Gerichtshof Kanadas eine Beschwerde gegen seine Auslieferung an Deutschland abgelehnt hatte. Inzwischen ist die Abschiebung bis zur nächsten höchstrichterlichen Entscheidung ausgesetzt. Mit dem Votum ist nach Angaben der Zeitung "The Toronto Star" nicht vor Mitte Februar zu rechnen. Damit könnte Schreiber mindestens noch zehn Wochen in Kanada bleiben.
Aus: "Waffenlobbyist Schreiber auf freiem Fuß" (04. Dezember 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,521432,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,521432,00.html)
Quote[...] Gemäß Schätzungen sind seit 1991 etwa 350.000 bis eine Million Somalier als Folge des Bürgerkriegs umgekommen. Eine Million wurden zu Binnenflüchtlingen, davon wurden schätzungsweise 600.000 durch die Kämpfe in Mogadischu 2007 vertrieben[10]. Weitere Hunderttausende flohen in Flüchtlingslager in den Nachbarländern, in die Staaten der Arabischen Halbinsel, nach Nordamerika oder Europa. Ein großer Teil der somalischen Bevölkerung ist zum Überleben auf die Geldüberweisungen im Ausland lebender Verwandter angewiesen. 1,5 Millionen benötigten im November 2007 gemäß UN-Schätzungen humanitäre Hilfe [11].
Zugleich haben sich die Wirtschaft Somalias und damit Teile der Bevölkerung auf den Zustand ohne funktionierende Regierung eingerichtet. Geschäftsleute profitieren davon, keine Steuern bezahlen zu müssen, viele junge Männer leben als bezahlte Kämpfer, und manche leben auch von illegalen Aktivitäten wie dem Verkauf importierter abgelaufener Medikamente. Manche dieser Akteure greifen deshalb auch aktiv in den Bürgerkrieg ein, um in eigenem Interesse eine Stabilisierung der Lage zu verhindern.[8]
Aus: "Somalischer Bürgerkrieg" (12/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Somalischer_B%C3%BCrgerkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Somalischer_B%C3%BCrgerkrieg)
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Quote[...] "In Somalia gibt es keine sicheren Orte mehr", sagt Colin McIlreavy, Landeskoordinator von "Ärzte ohne Grenzen". In den Armen der Notärzte würden die Verwundeten sterben, weil sie es nicht rechtzeitig durch die von Scharfschützen gesäumten Straßen in die Krankenhäuser schaffen. Gewehrsalven hallen Tag und Nacht aus den hohlen Ruinen, dazu die dumpfen Schläge von Mörsergranaten.
[...] "Die neuen äthiopischen Truppen sind besonders brutal", sagt der 34-jährige Lehrer Abdi Mohammed* [*Name von der Redaktion geändert], der dieser Hölle vorübergehend ins kenianische Nairobi entkommen konnte. "Sie kamen vor etwa zwei Monaten nach Mogadischu, sie kennen niemanden in der Stadt, und sie töten jeden, den sie auf der Straße sehen."
[...] 55.000 Soldaten soll Äthiopien in Somalia stationiert haben. Hilfsorganisationen werfen ihnen schwere Menschenrechtsverletzungen vor: Massenexekutionen, Vergewaltigungen. Fast täglich verschwinden Oppositionelle und unliebsame Journalisten. 6000 Zivilsten sollen in diesem Jahr bei Kämpfen ums Leben gekommen sein, schätzt das Elman-Zentrum für Frieden und Menschenrechte.
[...] Manchmal explodieren ferngezündete Bomben, wenn ein äthiopischer Militärkonvoi vorüberfährt. Manchmal schießen Scharfschützen aus dem Hinterhalt. Manchmal jagen sich Selbstmordattentäter in die Luft. Und immer wieder preschen mobile Einsatztrupps heran, eröffnen das Feuer mit Kalaschnikows und Panzerfäusten.
"Technicals" werden diese Pick-ups genannt, auf deren Ladefläche fünf, sechs Krieger thronen und ein laffettiertes Maschinengewehr bedienen. "Diese mobilen Gruppen haben immer noch die Macht in der Stadt, sie kämpfen verbissen", sagt Abdi. "Die Kämpfe sind schlimmer als der Bürgerkrieg Anfang der neunziger Jahre."
Aus: "SOMALIAS HAUPTSTADT MOGADISCHU: Geisterstadt des Horrors" Aus Nairobi und Mogadischu berichtet Thilo Thielke (12.12.2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,521797,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,521797,00.html)
Quote[...] Im Jahr 2003 begann die israelische Regierung mit der Errichtung einer Sperranlage, größtenteils elektronisch gesicherter Zaun, zu etwa 6 Prozent (rund 30 km) Betonmauer[3], die zu etwa dreiviertel ihrer Länge östlich der grünen Linie (Waffenstillstandslinie von 1948) auf palästinensischem Gebiet verläuft. Sie gliedert einen Großteil der jüdischen Siedlungen an das israelische Kernland ein. Bestimmte palästinensische Siedlungen wie Kalkilya werden dagegen von drei Seiten umschlossen und so Bauern teilweise von ihren Feldern abgetrennt, so dass die palästinensische Wirtschaft beeinträchtigt wird. Einzelne jüdische Siedlungsblöcke wie Maale Adumim und Ariel schieben sich zudem wie Finger bis ca. 20 km tief ins palästinensische Kernland und erschweren dadurch Transporte und einen zukünftigen zusammenhängenden palästinensischen Staat. Nach israelischer Sicht soll durch die Sperranlage das Eindringen von Selbstmordattentätern auf israelisches Territorium verhindert werden. Von palästinensischer Seite wird befürchtet, dass Israel entlang der Sperranlage einseitig seine Außengrenze festlegen will. Zusätzlich erschwerend für den Transport und die Wirtschaft wirken die über 500 Straßensperren und Checkpoints (Haaretz 3. September 2006) der israelischen Armee in der Westbank.
Am 22. März 2004 wurde der geistliche Führer und Gründer der militanten Hamas-Bewegung, Scheich Ahmad Yasin durch einen gezielten israelischen Hubschrauberangriff in Gaza-Stadt getötet. Die Maßnahme ist Teil einer Politik der Gezielten Tötung von Feinden des Staates Israel. Ein weiterer Führer der radikalen Palästinenserbewegung, Abd al-Aziz ar-Rantisi, rief nach dem Anschlag die islamische Welt zum Krieg gegen Israel auf.
Abd al-Aziz ar-Rantisi kam am 17. April 2004, in unmittelbarer Nähe von Yasins Grab ebenfalls durch einen gezielten Angriff der israelischen Armee auf sein Auto ums Leben. Die Hamas schwor als Reaktion auf das Attentat umgehend Rache.
Im August 2005 begann die einen Monat dauernde Räumung aller 21 jüdischen Siedlungen im Gazastreifen sowie vier weiterer im Westjordanland durch die israelische Armee. Dabei kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Siedlern und Armeeangehörigen. Etwa 8000 Menschen wurden bei dieser Aktion umgesiedelt. Gleichzeitig wird in anderen Bereichen des Westjordanlandes der Siedlungsbau durch Israel fortgesetzt.
Nachdem sich seit der Wahl der Hamas in Palästina (Januar 2006) die Lage dort bürgerkriegsähnlich zuspitzt, hat der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert seinen zunächst unilateral gemeinten Konvergenz-Plan zum Verhandlungsangebot umgewandelt. Darin wird den Palästinensern ein eigener Staat angeboten, allerdings gegen u.a. die Zustimmung zu Gebietsverlusten, die durch den umstrittenen Verlauf des von Israel errichteten Grenzzauns, weiter verfestigt worden sind.
Im Jahr 2006 feuerten radikale Palästinenser mehrfach vom Gazastreifen, insbesondere von Bait Lahiya, Kurzstreckenraketen auf israelisches Gebiet ab. Abbas forderte im Juni 2006 militante palästinensische Gruppen auf, den Waffenstillstand mit Israel einzuhalten. Jeder, der weiterhin Raketen Richtung Israel abschieße, werde von ihm für die Zerstörung und Opfer als Folge eines drohenden israelischen Angriffs verantwortlich gemacht.
Seit Anfang Juli 2006 ist die israelische Armee wieder in den palästinensischen Gaza-Streifen eingedrungen (Operation Sommerregen) und hat zahlreiche Gebäude und sonstige Infrastruktur, darunter das zentrale Kraftwerk, aus der Luft und mit Artillerie zerstört oder beschädigt. Seit dem von israelischer Seite mit der Entführung eines ihrer Soldaten gerechtfertigten Einmarsch wurden im Gazastreifen bis zum 3. November 2006 über 280 Palästinenser, darunter viele Zivilisten, Frauen und Kinder, von der israelischen Armee getötet. [4] Zudem wurden im Westjordanland neben dem Parlamentssprecher zahlreiche weitere Minister und Abgeordnete wegen ihrer Mitgliedschaft in der Hamas verhaftet.
Seit Februar 2006 kann durch die israelischen Zugangsbeschränkungen für Palästinenser zum Jordantal etwa ein Drittel der Westbank effektiv nur noch von Israelis bewirtschaftet werden [5].
Im Februar 2007 haben Hamas und Fatah sich darauf geeinigt, eine Einheitsregierung zu bilden. Die Hamas weigert sich bis heute Israel anzuerkennen, wobei sie in ihrer Position vom Iran gestärkt wird. In der Vereinbarung zur Bildung einer Einheitsregierung ist allerdings eine Zusage der Hamas enthalten, die zwischen Israel und der PLO geschlossenen Abkommen zu respektieren. Die in dieser Zusage enthaltene implizite Anerkennung Israels genügt der israelischen Regierung jedoch nicht. Die Verhandlungen zur Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts, die im Januar 2001 abgebrochenen wurden, ruhen bis heute; die Kontakte zwischen Israel und dem palästinensischen Präsidenten Abbas von Fatah beschränken sich auf technische Fragen.
Aus: "Nahostkonflikt" (12/2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt (http://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt)
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Israelisch-palästinensischer Konflikt (Chronologie)
http://de.wikipedia.org/wiki/Israelisch-pal%C3%A4stinensischer_Konflikt_%28Chronologie%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Israelisch-pal%C3%A4stinensischer_Konflikt_%28Chronologie%29)
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Quote[...] Mit Finanzhilfen von über sieben Milliarden Dollar will die Staatengemeinschaft eine humanitäre Katastrophe in den Palästinensergebieten abwenden. Deutschland wird umgerechnet 300 Millionen Dollar aufbringen.
Die Weltbank berichtete auf der Konferenz, die palästinensische Wirtschaft sei in den vergangenen Jahren nach dem Aufstand der Palästinenser (Intifada) drastisch geschrumpft. Pro Kopf liege die Wirtschaftsleistung jetzt um 40 Prozent niedriger als 1999. Die Wirtschaft werde nicht mehr von Investitionen und Privatsektor angetrieben, sondern von der Regierung gestützt. "Um diese Abwärtsspirale umzudrehen, sind dringend parallele Aktionen der Palästinenserbehörde, Israels und der Finanzgeber nötig", hieß es. In Umfragen erklärten 27 Prozent der Palästinenser, sie seien wegen der unerträglichen Lebensbedingungen zum Auswandern bereit. Besonders groß ist danach die Verzweiflung im Gaza-Streifen.
flo/dpa/Reuters
Aus: "GEBERKONFERENZ: Staatengemeinschaft gibt Palästinensern über sieben Milliarden Dollar" (17. Dezember 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,523938,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,523938,00.html)
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Quote[...] Stellen Sie sich vor, Sie leben in einer Kleinstadt, sagen wir in Nordhorn, stehen jeden morgen auf, bringen Ihre Kinder zur Schule, fahren zur Arbeit - und wissen nicht, ob das Haus, in dem Sie leben, am Abend noch bewohnbar ist. Oder ob die Schule, in der Sie Ihre Kinder abgesetzt haben, im Laufe des Tages von einer Rakete getroffen wurde.
Sie überlegen sich zweimal, bevor Sie auf den Markt oder in ein Café gehen; aber auch Daheim sind Sie nicht sicher, es sei denn, Sie leben in einem fensterlosen Bunker. Nachts werden Sie vom schrillen Ton der Alarmsirenen wach, dann haben Sie ein paar Sekunden Zeit, einen "geschützten Raum" auf der anderen Straßenseite aufzusuchen. Sie leiden ständig unter Schlafstörungen, ihre Kinder können sich im Unterricht nicht konzentrieren. So geht das schon seit Jahren, tagaus, tagein - weil irgendwelche Irren im holländischen Hengelo Raketen auf Nordhorn abfeuern.
Auch die Behörden in Hengelo können oder wollen nichts unternehmen, die Raketen werden von mobilen Rampen abgefeuert, die leicht aufzubauen und schwer zu lokalisieren sind. Oft stehen sie mitten in Wohngebieten.
So was gibt es nicht, werden Sie sagen, so was Absurdes kann es nicht geben. Jedenfalls nicht zwischen Nordhorn und Hengelo. Stimmt. Aber es ist genau die Situation, in der die Bürger von Sderot seit sechs Jahren leben.
Sderot ist eine israelische Kleinstadt, 70 Kilometer südlich von Tel Aviv und 40 Kilometer nördlich von Beer-Scheva. Sderot liegt nicht in den "besetzten Gebieten", sondern mitten in Israel in den Grenzen von 1967. Sderot wurde nicht auf den Ruinen eines palästinensischen Dorfes erbaut, sondern Anfang der 50er Jahre aus dem Wüstenboden gestampft.
In Sderot leben vor allem Einwanderer aus Nordafrika und der ehemaligen Sowjetunion, die sich eine Wohnung in Tel Aviv oder Jerusalem nicht leisten können. Das Leben in Sderot ist preiswert, aber auch gefährlich.
[...] Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie leben in Sderot, stehen jeden morgen auf, bringen Ihre Kinder zur Schule, fahren zur Arbeit...
Würden Sie nicht viel lieber in Nordhorn leben, mit den netten Nachbarn von Hengelo nebenan?
Aus: "LEBEN IN ISRAEL: Stell dir vor, es ist Krieg und keiner schaut hin" Von Henryk M. Broder (16. Dezember 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,523593,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,523593,00.html)
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Quote[...] Henryk Modest Broder (* als Henryk Marcin Broder am 20. August 1946 in Katowice, Polen)[1] ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller.
Als Publizist beschäftigt er sich vorwiegend mit Themen wie der deutschen Vergangenheitsbewältigung, dem Nahostkonflikt und Israel, der deutschen Linken (vor allem im Zusammenhang mit dem Vorwurf des Antiamerikanismus und des Antizionismus, vorübergehend auch mit der Wiedervereinigung) sowie dem Islamismus.
Kennzeichnend für seinen Stil ist sowohl die recherchierende und informierte Kolumne als auch die pointierte Polemik. Broder schreibt für das Magazin Der Spiegel und die Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel. Er ist Mitherausgeber des Jüdischen Kalenders, einer jährlich erscheinenden Text- und Zitatensammlung deutsch-jüdischer Kultur.
[...] Broder über Antisemitismus:
Der Antisemitismus ist ein zentrales Thema in Broders Veröffentlichungen.
Sein 1986 erschienenes Buch Der ewige Antisemit führte zu einer heftigen Kontroverse, weil Broder seine Analysen nicht auf den extremistischen Rand der Gesellschaft, sondern auf progressive und bürgerliche Positionen richtete, wobei er insbesondere linke und linksalternative Weltbilder in den Vorwurf des Antisemitismus einbezog. Er bezeichnet den Antisemitismus als ein ,,Amalgam", das selbst entgegengesetzte Überzeugungen (links/rechts, atheistisch/gläubig, internationalistisch/nationalistisch) verbinde.
Broder hatte Mitte der 1970er Jahre die Existenz eines linken Antisemitismus noch in Frage gestellt. Seine Meinung änderte er nach der Entebbe-Entführung (Operation Entebbe) im Jahr 1976. Die Selektion jüdischer Passagiere durch deutsche Terroristen der Revolutionären Zellen habe ihn dabei weniger aufgeregt, weil man diese ,,auf das Konto einiger Verrückter und Polit-Gangster" habe schieben können, mit denen er nichts zu tun gehabt habe. ,,Entsetzt" hätten ihn allerdings die Reaktionen aus seinem politischen Umfeld, mit dem er gegen den Vietnamkrieg demonstriert habe. Broder zitiert dazu (von ihm keinen eindeutigen Quellen zugewiesene) Äußerungen, in denen die Befreiungsaktion der Israelis mit ,,Blitzkriegen der Hitlerfaschisten" verglichen worden seien. ,,Unisono" sei Israel als Aggressor verurteilt und die ,,flagrante Verletzung der Souveränität eines Mitgliedstaates der Vereinten Nationen" beanstandet worden. Darüber hinaus habe es eine ,,Solidarisierung eines erheblichen Teils der westdeutschen Linken mit Idi Amin" gegeben.[3] Noch im Jahr 1998 hob Broder die Reaktion auf Entebbe als Wendepunkt und seinen endgültigen Bruch mit ,,dem Rest der Linken" hervor.[4]
[...] Broder sieht die Aufmerksamkeit für den Nahostkonflikt, dem er andere Konflikte (etwa Tibet und Darfur) mit höheren Opferzahlen oder längerer Konfliktdauer gegenüberstellt, als ein Indiz für Antisemitismus. Er kritisiert zudem das Niveau vieler Äußerungen zu diesem Konflikt und bezweifelt die Kompetenz und Neutralität der in den Medien präsenten Akteure. In seiner Darstellung gewinnt das Wort "Nahostexperte" eine ironische Dimension. Viele fühlten sich berufen, zu dem komplexen Thema eine Meinung zu vertreten und sich zu Experten aufzuschwingen: ,,Es gehört nicht viel dazu, um ein Nahostexperte zu werden. Es ist ein ungeschützter Beruf, der jedem Bruchpiloten offen steht. Wer es bei DSDS nicht mal ins Sechzehntelfinale schaffen würde, wer als Künstler oder Schriftsteller nicht weit gekommen ist und am liebsten Offene Briefe schreibt, wer den Dativ nicht vom Genitiv und einen Statisten nicht von einem Statiker unterscheiden kann, wer als Eventmanager beim Ballermann versagt hat, der wird Nahostexperte."[5]
[...] Viele der in den letzten Jahren von Broder veröffentlichten Beiträge beschäftigen sich mit Islamismus und islamistischem Terrorismus sowie der seiner Ansicht nach unzureichenden kritischen Auseinandersetzung mit diesen Phänomenen in Teilen der europäischen Gesellschaft und Medien. Broder kritisiert aber auch generell die Haltung der Moslems: ,,Ich kämpfe gegen 1,5 Milliarden Moslems in aller Welt, die chronisch zum Beleidigtsein und unvorhersehbaren Reaktionen neigen."[8]
Ihre vorläufige Zusammenfassung fanden seine Ausführungen in seinem 2006 erschienenen Buch Hurra, wir kapitulieren! Von der Lust am Einknicken. In ihm plädiert Broder für die nachdrückliche Verteidigung der von ihm als gefährdet angesehenen Meinungsfreiheit und die einschränkungslose Verurteilung von terroristischen Anschlägen und wendet sich gegen das in seinen Augen falsche öffentliche Bild von den Terroristen: ,,Ich gebe zu, ich bin ein wenig neidisch auf die Terroristen. Nicht nur wegen der Aufmerksamkeit, die sie erfahren, sondern wegen der idealistischen Motive, die ihnen unterstellt beziehungsweise zugesprochen werden. Wer ein Auto klaut und damit einen Menschen an einer Kreuzung totfährt, der ist ein Verbrecher. Wer sich mit einer Bombe im Rucksack in einem Bus in die Luft sprengt und andere Passagiere mitnimmt, der ist ein Märtyrer, ein gedemütigter, erniedrigter, verzweifelter Mensch, der sich nicht anders zu helfen wusste. Worum ich die Terroristen am meisten beneide, ist der Respekt, der ihnen gezollt wird. Haben sie einmal bewiesen, wozu sie imstande sind, betreten Experten den Tatort und erklären, man dürfe sie nicht noch mehr provozieren, man müsse mit ihnen reden, verhandeln, sich auf Kompromisse einlassen und ihnen helfen, das Gesicht zu wahren. Nur so könne man sie zur Vernunft bringen und Schlimmeres verhüten."[9]
[...] Kritik An Broders Art der Argumentation:
Publizistenkollegen Broders kritisierten wiederholt vor allem seine Art der Argumentation.
* Daniel Bax schrieb in der taz, dass Broder ,,in routinierter Manier" nur das berücksichtige, ,,was in seine Argumentation passt, und was nicht passt, wird eben passend gemacht. Ironischerweise geht Broder dabei genau so vor wie ein islamistischer Scharfmacher, nur eben spiegelverkehrt."[15]
* Kai Doering warf Broder im Vorwärts Einseitigkeit vor und nannte seine Art, Debatten zu führen, ,,ideologisch".[16]
* Christian Geyer schreibt in einem grundsätzlich positiven Artikel für faz.net, dass Broder ein ,,geborener Polemiker" sei, der ,,schreckliche Sachen geschrieben" habe. Broder sei ,,eine Meinungsschleuder, die grundsätzlich nichts vom einerseits, andererseits hält. Stattdessen wird bei ihm vereinfacht, vereinseitigt und zugespitzt, dass sich die Balken biegen". Seine Attacken ,,gegen den vermeintlichen oder tatsächlichen politischen Mainstream" seien inzwischen ,,Masche".[17]
* Gunter Hofmann kritisiert in der Zeit, dass Broder in seiner Kritik mit der ,,Vergangenheitskeule" arbeite.[18]
* Thomas Rothschild schrieb im Freitag: ,,Was an Broders Argumenten irritiert, ist nicht ihr Tabubruch, sondern ihre Apodiktik." Er verwende in seiner undifferenzierten Islamkritik ,,Klischees", die ,,den Klischees des Antisemitismus zum Verwechseln" ähnelten.[19] In der Nahostpolitik wirft er Broder eine fundamentalistische Haltung vor. ,,Wer damals die UdSSR kritisierte, galt als Antikommunist, selbst wenn er andere Modelle, etwa das des Prager Frühlings oder westeuropäischer Reformkommunisten oder lateinamerikanischer Revolutionäre, unterstützte. Die Rede vom ,antisemitischen Juden' oder vom ,jüdischen Antisemitismus' ist ähnlich infam."[20]
* Thomas Knauf charakterisierte Broder im Freitag als ,,würdigen" Schüler von Tucholsky, Kerr und Kraus, der aber auffällig selbstgerecht agiere.[21]
* Sonja Zekri schrieb in der Süddeutschen Zeitung, Broder habe ,,stilistisch schon vor einiger Zeit das Florett gegen die Kettensäge eingetauscht", und seine kritische Auszeichnung ,,Schmock der Woche" sei eine ,,Art Internet-Pranger".[22]
Broders herabsetzende Charakterisierungen politischer Gegner führten in einigen Fällen zu Anzeigen gegen ihn (siehe Kapitel über Prozesse). Beispiele für solche Charakterisierungen sind:
* André Brie: promovierter Clochard, Trottel[23] - Anlass: Kritik Bries am Prozess gegen Marwan Barghouti.
* Mathias Bröckers: ein kranker Kopf [...], dem nicht zu helfen ist[24] - Anlass: Spekulationen Bröckers über die Hintergründe des Terroranschlags auf das World Trade Center.
* Noam Chomsky: absoluter Psycho[25] - Anlass: Chomskys angeblich positive Einstellung der Hamas gegenüber
* Norman Finkelstein: jüdischer Antisemit[26] - Anlass: Finkelsteins kritische Haltung gegenüber der Lobbyarbeit einiger jüdischer Organisationen
* Alfred Grosser: Ekel Alfred, postsenile Plaudertasche[27] - Anlass: Kritik Grossers an der Politik Israels.
* Horst-Eberhard Richter: Psychoanalyse auf Al-Kaida-Niveau[28] - Anlass: Kritik Richters an der Reaktion Westeuropas auf Bedrohung durch islamistischen Terror.
* Peter Sloterdijk: bekennender Irrer, Kulturfaschist, richtig dicke Sau, schwatzender Schmierant[29] - Anlass: Äußerungen Sloterdijks zum Wahlsieg der ÖVP und dem Terroranschlag auf das World Trade Center.
* Jörg Zink: alter Nazi im Theologen-Kostüm, alter Zausel, der [...] debil vor sich hin lächelt, geschwätziger Dummbatz, vertrottelter Scheinheiliger[30] - Anlass: Kritik Zinks am zweiten Irakkrieg.
Broder wird selbst häufig Opfer von heftigen, teilweise deutlich antisemitischen Beleidigungen in Leserbriefen. Einige dieser Angriffe veröffentlicht er auf seiner Webseite.[31] Auf Briefe reagiert Broder mitunter selber beleidigend.[32]
Aus: "Henryk M. Broder" (12/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Henryk_M._Broder (http://de.wikipedia.org/wiki/Henryk_M._Broder)
Quote[...] Ölfelder
Rice sprach in Kirkuk über das geplante Referendum hinsichtlich einer Eingliederung der Stadt und ihrer Ölfelder in das kurdische Autonomiegebiet. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte davor gewarnt, dass es wegen des Kirkuk-Konflikts zu einem "sehr großen Bürgerkrieg kommen wird". Ankara befürchtet, dass eine kurdische Kontrolle über die Region um Kirkuk zur Entstehung eines auch wirtschaftlich lebensfähigen kurdischen Separatstaates führen könnte. Die Kurden verfügen seit 1991 über ein de facto eigenständiges Gebiet innerhalb der irakischen Staatsgrenzen. In den Provinzen Arbil, Suleimaniya und Dohuk entstand unter westlichem Schutz eine kurdische Selbstverwaltung. (APA/Reuters)
Aus: "Zerwürfnis zwischen Kurden und USA" (19. Dezember 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3156577 (http://derstandard.at/?url=/?id=3156577)
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Quote[...] Göttingen/Arbil, 19. November 2007
Mindestens 286 kurdische Familien in den nordirakischen Kandilbergen sind nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) seit den türkischen Luftangriffen am vergangenen Wochenende auf der Flucht. Dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR zufolge sind dies bis zu 1800 Menschen. Durch die Bombardements wurden zwei Frauen getötet und mindestens vier Menschen verletzt. Außerdem wurden 170 Schafe und Ziegen getötet und fünf zivile Fahrzeuge zerstört. Viele Flüchtlinge hätten in den Ortschaften Rawanduz und Raniyah etwa 100 Kilometer von der Hauptstadt des autonomen Bundeslandes Irakisch-Kurdistan entfernt Zuflucht gefunden, berichtete ein GfbV-Mitarbeiter telefonisch aus Arbil.
Der Präsident der Regionalregierung, Masud Barzani, hatte am Dienstag ein Treffen mit US-Außenministerin Condoleezza Rice abgelehnt, um seinen Protest dagegen auszudrücken, dass die USA den türkischen Luftschlägen zugestimmt hat. Er hatte die US-Regierung gleichzeitig aufgefordert, ihrer Pflicht nachzukommen und den irakischen Luftraum zu schützen.
Die GfbV hatte der Türkei schon am Montag vorgeworfen, dass vor allem die Zivilbevölkerung unter den Angriffen zu leiden habe. Jetzt liegt der Menschenrechtsorganisation Filmmaterial über zerstörte Dörfer, verstörte Zivilisten und getötete Tiere vor.
Aus: "Nach türkischen Luftangriffen mindestens 286 kurdische Familien auf der Flucht" (Göttingen/Arbil, 19. November 2007)
Quelle: http://www.gfbv.de/pressemit.php?id=1128&PHPSESSID=c49b1f2dc91423ddb9fe2e275216c815 (http://www.gfbv.de/pressemit.php?id=1128&PHPSESSID=c49b1f2dc91423ddb9fe2e275216c815)
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Quote[...] Kurdische Kämpfer drohen der Türkei
Peschmerga wollen Dörfer verteidigen: "Wir sind nicht Teil des militärischen Disputs zwischen der Türkei und der PKK"
Bagdad/Erbil/London - Irakische Kurden haben am Mittwoch den Druck auf die USA erhöht, im Konflikt zwischen der Türkei und dem Irak um Militäreinsätze gegen Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu vermitteln. Einen Tag nach der türkischen Militäraktion im nordirakischen Grenzgebiet gegen Kurden-Rebellen erklärte ein Sprecher der irakisch-kurdischen Peschmerga, seine Miliz werde die Zivilbevölkerung gegen Übergriffe sowohl türkischer Soldaten als auch der PKK verteidigen.
"Wir sind nicht Teil des militärischen Disputs zwischen der Türkei und der PKK", betonte Peschmerga-Sprecher Jabar Jawar. "Wenn es irgendwelche Verstöße türkischer Soldaten gegen sichere zivile Dörfer gibt, werden die Peschmerga ihre Aufgabe erfüllen und ihre Bürger verteidigen."
Die grenzüberschreitenden Operationen der türkischen Armee haben zu einem deutlichen Zerwürfnis zwischen der nordirakischen Kurden-Führung und den USA geführt. Aus Protest gegen die Unterstützung des NATO-Partners Türkei durch die USA sagte der Chef der kurdischen Autonomieverwaltung im Nordirak, Massud Barzani, am Dienstag ein Treffen mit US-Außenministerin Condoleezza Rice in Kirkuk ab.
Aus: "Kurdische Kämpfer drohen der Türkei" (19. Dezember 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3156990 (http://derstandard.at/?url=/?id=3156990)
Quote[...] Im Jahr 2006 haben die Genehmigungen für deutsche Rüstungsausfuhren
(Einzelausfuhrgenehmigungen für Rüstungsgüter, Sammelausfuhrgenehmigungen)
in der Summe einen Wert von 7,7 Mrd. € erreicht. In
den Jahren 2005 und 2004 hatte dieser Wert jeweils 6,2 Mrd. € betragen.
Die GKKE stellt fest, dass sich der auch in den Vorjahren bereits ansteigende
Trend der Werte für Rüstungsausfuhrgenehmigungen stabilisiert
hat, wenn auch mit Schwankungen in Teilbereichen. Insbesondere die
Werte für Sammelausfuhrgenehmigungen haben zugenommen (2006: 3,5
Mrd. €; 2005: 2,0 Mrd. €; 2004: 2,4 Mrd. €). Der Anstieg zeugt von dem
wachsenden Maß der Rüstungskooperation in Europa und dem hohen Stellenwert
deutscher Zulieferung an Rüstungsproduzenten in andere EU- und
NATO-Staaten. Dadurch gelangen vermutlich vermehrt auch Waffenbauteile
aus Deutschland in Entwicklungsländer; verlässliche Zahlen darüber
gibt es allerdings nicht.
Eine allgemeine Änderung in der Genehmigungspraxis der jetzigen Bundesregierung
gegenüber ihrer Vorgängerin ist nicht zu erkennen, vor allem
keine Abkehr von einem für Expansion offenen Kurs.
[...]
Aus: "Rüstungsexportbericht 2007 der GKKE Vorgelegt von der GKKE-Fachgruppe Rüstungsexporte" (2007)
Quelle: http://www3.gkke.org/fileadmin/files/publikationen/REB_2007.pdf (http://www3.gkke.org/fileadmin/files/publikationen/REB_2007.pdf)
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Quote[...] BERLIN - Die beiden großen christlichen Kirchen werfen der Bundesregierung den Bruch von EU-Standards zur Ausfuhr von Kriegswaffen vor. Mit der Genehmigung umfangreicher Lieferungen von Militärgütern in Spannungsgebiete und in Länder, in denen die Menschenrechte verletzt werden, verstoße Berlin gegen einen EU-Verhaltenskodex aus dem Jahr 1998, erklären Vertreter der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) anlässlich der Vorstellung ihres diesjährigen Rüstungsexportberichts. Der GKKE zufolge haben die Ausfuhrgenehmigungen für deutsche Rüstungsexporte im Jahr 2006 den Rekordwert von rund 7,7 Milliarden Euro und damit die Spitzenposition in ganz Europa erreicht. "Ungeachtet aller Schwankungen auf dem Weltrüstungsmarkt entwickelt sich der deutsche Rüstungsexport stetig aufwärts", resümiert die GKKE. Die Lieferung deutscher Militärgüter an Armutsstaaten hat sich in den vergangenen vier Jahren sogar vervierfacht. Berlin bemüht sich weiter um weltweite Aufrüstung. Erst vor wenigen Wochen hat das Bundesverteidigungsministerium in einer "Erklärung zu nationalen wehrtechnischen Kernfähigkeiten" zugesagt, die Ausfuhr deutscher Kriegswaffen in Zukunft noch intensiver als bisher zu fördern.
Europameister
Bereits in den Jahren 2004 und 2005 hatte die GKKE einen Rekordwert der genehmigten deutschen Rüstungsexporte von jeweils 6,2 Milliarden Euro errechnet.[1] 2006 ist dieser Betrag erneut angestiegen und liegt nun bei rund 7,7 Milliarden Euro. Damit hat sich der Wert der Ausfuhrgenehmigungen in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Deutschland war 2006, gemessen an den Genehmigungswerten, der größte Rüstungsexporteur in der Europäischen Union - weit vor Frankreich (Exportwerte: 3,9 Milliarden Euro) und Großbritannien (Genehmigungswerte: 2,4 Milliarden Euro).[2]
[...]
Aus: "Rüstungsexporte: Stetig aufwärts" (german-foreign-policy.com (Eigener Bericht), 20.12.2007)
Quelle: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57108?PHPSESSID=q78qhmnpvv4o610qervgglcmr7 (http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57108?PHPSESSID=q78qhmnpvv4o610qervgglcmr7)
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Quote[...] Der in dieser Woche dem Europäischen Parlament vorgelegte Haushaltsplan für 2008 zeige, wohin die Reise gehen solle, so Pflüger: Dass die EU für den Endausbau des auch militärisch nutzbaren EU-Satellitensystems Galileo für das Jahr 2008 rund 300 Millionen Euro und insgesamt 3,4 Milliarden Euro bis 2013 ausgeben wolle.
Auch auf anderen Ebenen versuche Deutschland "seine Vormachtstellung im Rüstungsbereich" zu untermauern. So sei der bisherige "Abteilungsleiter Rüstung" im Bundesverteidigungsministerium, Alexander Weis, als neuer Direktor für die Europäischen Rüstungsagentur EDA abgestellt worden. Er wolle das Jahr 2008 zum "Jahr der Rüstung" machen.
Besonders bedenklich ist nach Auffassung Pflügers dabei die anhaltende Steigerung der Ausfuhr von Kleinwaffen, wie insbesondere automatischen Handfeuerwaffen. Es sei in vielen Fällen nicht nachvollziehbar, wie diese im Bestimmungsland verwendet würden. Würden sie in internen Konflikten eingesetzt, dann verstießen sie gegen die "Politischen Grundsätze der Bundesregierung für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern". Demnach dürften Rüstungsexporte grundsätzlich nicht genehmigt werden, wenn ein "hinreichender Verdacht" bestehe, dass das betreffende Rüstungsgut zur internen Repression oder zu sonstigen fortdauernden und systematischen Menschenrechtsverletzungen missbraucht werde, moniert Pflüger.
"Es ist nicht akzeptabel, wie die Bundesregierung diese alarmierenden Fakten schönredet", meint der Europaabgeordnete. Die Zahlen der deutschen Rüstungsexporte sünden auch in scharfem Widerspruch zu den vorweihnachtlichen Reden "für eine friedlichere Welt".
Aus: "Deutschland bei Waffenausfuhren an EU-Spitze: Kritik am erneuten Anstieg der deutschen Rüstungsexporte" (19. Dezember 2007)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=17156 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=17156)
Quote[... Berlin - Muskelbepackt, Baseballmütze, dazu ein lässiger Kapuzenpulli. Der erste Eindruck: Diesen Mann kann nichts erschüttern. Und dennoch - die Unsicherheit ist Achim Wohlgethan anzumerken. Schüchtern hält er sein Buch "Endstation Kabul" in die Kameras der zahlreich erschienenen Fotografen. "Top Secret" steht in roten Lettern hinter ihm auf dem Werbeplakat.
Aus: "AFGHANISTAN-BEICHTE - Endstation heiße Luft" Von Gordon Repinski ( 10. Januar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,527900,00.html (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,527900,00.html)
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Quote[...] Achim Wohlgethan ekelte es vor sich selbst. Der schwer bewaffnete Bundeswehrsoldat hatte gerade ein Mädchen mit Steinen in die Flucht geschlagen. Die Kleine war direkt auf ihn zugegangen und er hatte Angst, dass es ein von den Taliban als Mordwaffe missbrauchtes Kind sein könnte. Das war 2002 in Kabul.
"Nie zuvor und danach habe ich mich so leer und ausgebrannt gefühlt", schreibt der ehemalige Stabsunteroffizier in seinem Buch "Endstation Kabul". Gemeinsam mit seinem Ko-Autor Dirk Schulze, der damals ebenfalls in Afghanistan war, stellte er es in Berlin vor. Den Gedanken, auf Kinder zu schießen, um das eigene Leben zu retten, konnte und kann er nicht ertragen.
Die beiden früheren Bundeswehrsoldaten beschreiben in dem rund 300 Seiten starken Buch (Econ-Verlag) die von ihnen erlebte Wirklichkeit in Afghanistan. Sie berichten, dass Soldaten außerhalb des vom Bundestag beschlossenen Mandats für die Beteiligung an der Internationalen Schutztruppe ISAF eingesetzt worden seien.
Außerdem habe Wohlgethan in Kabul dem Militärischen Abschirmdienst MAD zugearbeitet, obwohl dieser 2002 noch gar keine entsprechende gesetzliche Befugnisse dazu im Ausland hatte. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte dazu, die Aspekte würden mit der "notwendigen Sorgfalt, aber auch der gebotenen Gelassenheit" geprüft.
Abgesehen von etwaigen Rechtsverstößen schildert Wohlgethan einen psychisch schwer zu verkraftenden Alltag. Um zu testen, wo Minen sein könnten, hätten ISAF-Soldaten Kinder herangewunken und Äpfel auf die Felder geworfen. Rannten die Mädchen und Jungen dem Obst hinterher "und es gab keinen Knall", galt das Gelände als unvermint. Liefen die Kinder nicht los, wurden Spezialkräfte zur Entschärfung gerufen. "Erst mit Abstand wurde mir die Unglaublichkeit dieser Vorgehensweise klar, die mit nichts zu entschuldigen ist. Wie konnten diese ISAF-Soldaten denn davon ausgehen, dass die Kinder genau wussten, wo Minen waren?"
Wohlgethan berichtet auch, welchen Einblick die Militärführung Politikern und Journalisten aus Deutschland bei Besuchen im Feldlager gewährten, so auch bei einer Stippvisite des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Geradezu nach einer Choreographie seien den Soldaten während der meistens eintägigen Besuche Rollen zugewiesen worden. Es seien neue Wege angelegt worden, damit die Gäste trockenen Fußes von A nach B gelangen konnte.
Die Belegung von zehn Mann in einem Zelt sei kurzfristig auf zwei reduziert und Tische wie im Hotel eingedeckt worden. Das Signal nach Außen: Alles ruhig, alles in Ordnung. Und die Presseoffiziere der Bundeswehr und die deutschen Medien hätten kritiklos "substanzloses Blabla" verbreitet. Im Camp habe man nur von einem "Affen-Zirkus" gesprochen.
Der Autor sagt, er habe das Buch erst nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr schreiben können. Denn sonst hätte es "der Zensur" unterlegen. Die Soldaten erlebten in Afghanistan Vorfälle, die sich in Deutschland kaum jemand vorstellen könne. Die beiden Ex-Soldaten wollen "Türöffner" für eine breite Diskussion in Deutschland sein.
Das Schlusskapitel widmet Wohlgetan seiner Rückkehr "in der fremd gewordenen Heimat". Es sei keine gute Strategie der Bundeswehr, dass die Soldaten sofort Urlaub hätten. Sie sollten lieber wie in anderen Ländern zunächst weiter zum Dienst gehen und langsam in die freie Zeit gehen. Für ihn habe damals eine sehr einsame Zeit begonnen und er habe gegen ein "schwarzes Loch" ankämpfen müssen. Und bis heute gehe er über keine Wiese, ohne eine Mine zu befürchten.
Kristina Dunz, dpa
Aus: "Ein Soldat berichtet - Ekel vor sich selbst" (Donnerstag, 10. Januar 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/902320.html (http://www.n-tv.de/902320.html)
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Quote[...] Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte bei einem Truppenbesuch im hessischen Fritzlar, während seiner Amtszeit seit Ende 2005 habe es keine Verstöße gegen das ISAF-Mandat gegeben. «Ich kann und will nicht für die Zeit davor sprechen. Aber seit ich im Amt bin, haben wir uns klar an das Mandat gehalten.» Jungs Vorgänger Peter Struck, der das Amt im Juli 2002 von dem entlassenen Minister Rudolf Scharping (beide SPD) übernommen hatte, sagte am Rande einer Veranstaltung, er könne dazu nichts sagen.
Der ehemalige Stabsunteroffizier Achim Wohlgethan und der frühere Hauptmann Dirk Schulze schildern in ihrem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Buch «Endstation Kabul» (Econ-Verlag), dass Soldaten im Jahr 2002 aus Aufklärungsgründen die Mandatsgrenzen mehrfach überschritten hätten. Sie beschrieben dies als «politisch verboten, aber militärisch richtig».
In ihrem Buch beklagen sie Ausrüstungsmängel, unzureichende Evakuierungsmöglichkeiten für die insgesamt eingesetzten 3500 Bundeswehrsoldaten («die sitzen in der Mausefalle») und fehlendes Wissen der Deutschen über die gefährliche Mission am Hindukusch. Ferner beschrieben sie die psychischen Belastungen für die Soldaten. Sie betonten aber, sie machten der Bundeswehr keine Vorwürfe. Diese mache eine hervorragende Arbeit in Afghanistan.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, die Autoren hätten die Leistungen der Bundeswehr nachdrücklich bestätigt. Die angesprochenen Vorfälle würden geprüft.
Die ARD berichtete, dem niederländischen Radio lägen Beweise vor, dass Soldaten 2002 außerhalb des ISAF-Mandatsgebietes operierten. Die «Argos»-Redaktion des niederländischen Rundfunks VPRO berufe sich auf ein Schreiben des niederländischen Verteidigungsministeriums und auf Fotos, die während eines Einsatzes im Mai 2002 gemacht worden seien. Die Bilder zeigten Soldaten in Bundeswehr-Uniformen und Angehörige des niederländischen Spezialkommandos KCT, zitiert tagesschau.de einen «Argos»-Redakteur. Fallschirmjäger Wohlgetan war damals nach eigener Schilderung selbst mit Spezial-Soldaten des KCT im Einsatz.
Der verteidigungspolitische Sprecher der Fraktion Die Linke, Paul Schäfer, sagte, Wohlgethan schildere Abläufe, über die weder das Parlament als Ganzes noch die entsprechenden Kontrollgremien bisher informiert worden seien. Das werfe viele Fragen auf.
Aus: "Ausschuss befasst sich mit Soldaten-Bericht über Mandats-Verstoß" (10.01.2008)
Quelle: http://newsticker.welt.de/index.php?channel=pol&module=dpa&id=16608734 (http://newsticker.welt.de/index.php?channel=pol&module=dpa&id=16608734)
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Quote[...] Sie wurden dann zu einem Elitesoldaten des holländischen Spezialkommandos KCT. Bei Ihren Erkundungsaufträgen haben Sie immer wieder auch die so genannte Area of Responsibility verlassen. Widersprach das nicht eindeutig dem Bundestagsmandat?
Achim Wohlgethan: Ja. Aber erstens ist man als Soldat darauf gepolt, seine Aufträge zu erfüllen. Und zweitens erhöhten die Aufklärungsergebnisse von außerhalb dieses Mandatsgebiets die Sicherheit für die gesamte Truppe. Terroristen machen ja nicht an einer vom deutschen Bundestag oder der NATO festgelegten Grenze halt, sondern platzieren ihre Raketenwerfer dann halt 500 Meter hinter dieser Linie.
Sie schreiben, dass die damalige Führung der Bundeswehr in Kabul die eigenen Soldaten zu wenig unterstützte, sie nach Zwischenfällen eher kritisierte als ihnen Mut zu machen.
Achim Wohlgethan: Ich machte öfter die Erfahrung, dass gerade in der hohen und höchsten Führungsebene ein ausgeprägtes Gutmenschendenken zu finden war. Political correctness war ihnen wichtiger als die Unterstützung für ihre Untergebenen. In einem Land wie Afghanistan war das aber fehl am Platze und sogar höchst gefährlich.
Bisher schien aber doch die Deeskalationsstrategie der Bundeswehr aufzugehen. Die deutschen Soldaten sind weniger verhasst als die Amerikaner.
Achim Wohlgethan: Deeskalation mag ja schön und gut und in vielen Fällen auch die richtige Strategie sein. So ein schlichtendes Verhalten wird von den Afghanen aber als Schwäche ausgelegt. Defensives Auftreten entsprach in keiner Weise den örtlichen Gegebenheiten und war meinen Erfahrungen nach eher töricht. Waffen sind nun mal wichtig in der afghanischen Gesellschaft. Neben Zigaretten sind sie der Türöffner Nummer zwei, um mit afghanischen Männern ins Gespräch zu kommen.
Warum haben Sie das Buch geschrieben?
Achim Wohlgethan: Ich glaube, dass es nicht nur mir so ergangen ist. Vielen fällt die Rückkehr schwer. Es ist nicht einfach, das Erlebte zu verarbeiten und ich hoffe, dass das Buch eine Art Türöffner sein kann. Dass andere es lesen werden und vielleicht zu sprechen anfangen über ihre Erlebnisse. Das wäre schon eine Menge wert.
Interview: Franziska Reich und Uli Rauss
QuotePoelle (10.1.2008, 14:03 Uhr)
...
Ich halte die Auszüge auch für total Unglaubwürdig. Ich habe selber einige Bekannte die gerade in Afganistan im Einsatz sind, die haben mit Sicherheit eine Menge Probleme und sind sehr unzufrieden mit der Situation. Aber was der Autor des Buches da von sich gibt klingt doch sehr aufgesetzt. Allein sein Dienstgrad und Alter lassen doch sehr an dem Beschriebenen zweifeln.
Quoterosenverschenker (10.1.2008, 13:10 Uhr)
Unglaubwuerdig
In dem ganzen Artikel stehen so viele Ungereimtheiten das ich stark die glaubwuerdigkeit von diesem Herrn Wohlgethan anzweifeln muss. Er ist als 41-Jaehriger aus der Bundeswehr mit dem Dienstgrad Stabsunteroffizier ausgeschieden?!? Sehr unrealistisch oder er hatte vorher mal einen andern Dienstgrad und das Truppendienstgericht hat ihn in der Mangel gehabt. Wie kann es sein das ein Stabsunteroffizier eine Ausbildung zum Scharfschuetzen, Einzelkaempfer, Personenschuetzer und Hubschrauberpiloten (!) haben kann?!? Und dann soll er noch fuer den MAD im Ausland gearbeitet haben?Es ist unverantwortlich soetwas ungeprueft zu veroeffentlichen!
Quotew9vich (10.1.2008, 12:39 Uhr)
lächerlich
Entschuldigt,aber alle Soldaten wollten FREIWILLIG dorthin, niemand wurde gegen seine Willen nach Afganistan versetzt. Und alle waren schaft auf die Kohle (92€ pro tag steuerfrei Zuschlag zur normalen dem Dienstgrad angemessenen Vergütung).
Wenn man soviel Geld angeboten bekommt,sollte man halt vorher mal überlegen warum es soviel ist. Ist hal kein Urlaubstrip.
Quotemramorak (10.1.2008, 11:18 Uhr)
Erbärmlich - Wann wacht Berlin auf?
Es ist ein elender Zustand, wenn unsere Soldaten in einen Krieg schicken werden, gegen Leute, die nichts als Morden kennen. Und zur gleichen Zeit werden die deutschen Soldaten von der eigenen Führung und Regierung verraten werden, und die Freunde werden als die Kriegsverbrecher, von regierung und Medien, dargestellt. Jedesmal wenn die Taliban ein Verbrechen gegen Deutsche begeht, wird sie von unserer Regierung in Schutz genommen.
Quotehevosenkuva (10.1.2008, 11:25 Uhr)
Was ist denn das für ein
albernes Säbelrasseln hier? "Der Bundeswehr fehlt mal ein Kampf" "Ist nur schade um die deutschen Soldaten" "gegen Leute die nichts als Morden kennen" "...werden die deutschen Soldaten von der eigenen Führung und Regierung verraten..." "Jedesmal wenn die Taliban ein Verbrechen gegen Deutsche begeht, wird sie von unserer Regierung in Schutz genommen."
Leute, schaltet doch bitte mal Euer Hirn ein.
Aus: "Bundeswehrsoldat: "Das Leid spottete jeder Beschreibung"" (10. Januar 2008)
Quelle: http://www.stern.de/politik/panorama/:Bundeswehrsoldat-Das-Leid-Beschreibung/607427.html?id=607427 (http://www.stern.de/politik/panorama/:Bundeswehrsoldat-Das-Leid-Beschreibung/607427.html?id=607427)
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Quote[...] Achim Wohlgethan schied im Januar 2006 aus der Bundeswehr aus und arbeitet heute als Sicherheitsberater. Er ist Autor eines Buches mit dem Titel "Endstation Kabul", das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wird und aus dem der ,,Stern" in dieser Woche vorab Auszüge veröffentlicht.
Darin berichtet Wohlgethan auch über den hohen Alkoholkonsum der Soldaten in Afghanistan: Es habe nicht einen einzigen Tag im Camp Warehouse gegeben, an dem die sogenannte "Zwei-Dosen-Regelung", nach der pro Bundeswehr-Soldat und Tag zwei Dosen Bier getrunken werden dürfen, eingehalten worden sei. Außerdem habe es 2002 erhebliche Sicherheitsmängel gegeben. Es hätten Geräte, Waffen und Strategien gefehlt, um sich im Ernstfall zu verteidigen oder zu evakuieren. Das habe sich bis heute nicht wesentlich geändert, so Wohlgethan.
Quote
wozu meint:
09.01.2008, 15:29 Uhr
Na wer da was anderes erwartet hat ist naiv!
Sollen Sie doch rumballen wo sie wollen, irgwand kommen auch dann mal mehr Kisten nach hause !
Nur dann bitte keine heuchlerischen Sprüche von Politikern !!!!
Nicken und hebend die Hände wegen der Lobby und der Diäten !!!!!
Quote
Baumann meint:
09.01.2008, 15:15 Uhr
Klingt eher nach jemandem, der mit ein bisschen Fachwissen seine Geschichten vermarkten will. Siehe Andy McNab, falls das einem der anderen Kommentatoren etwas sagen sollte.
Nebenbei, der Stern ist die gleiche Publikation die bereits einmal die Hitlertagebücher aufgetan haben will...
Ein letztes noch: Die Welt.de-Redaktion beweist mal wieder tierische Unwissenheit.
"Auf dem Weg ins Einsatzgebiet: Deutsche Elitesoldaten in Afghanistan"
Das ist ein ganz normaler Lademeister, der halt mal auf der Heckklappe eines CH-53 sitzt.
Quote
Hugo meint:
09.01.2008, 14:50 Uhr
Jeder kleine Hansel hat eine mehrjährige Schweigepflicht zu akzeptieren, wenn er seinen Arbeitgeber wechselt. Das müsste doch erst recht und länger gelten, wenn jemand in Staatsdiensten war. Darf denn jeder sein hier erworbenes Wissen zu Geld machen und Bücher schreiben?
QuoteBW meint:
09.01.2008, 17:19 Uhr
Freiheit erkämpft man sich eben nicht durch das Abwerfen von Bibeln. Und nicht die Bundeswehr bedroht den Frieden, sondern die Taliban und die anderen radikalen Muslime, die mit ihren Bombenattentaten mehrfach bewiesen haben wozu sie fähig und willens sind.
Das Soldaten saufen finde ich darüberhinaus ebenfalls nicht verwerflich, sowas solls auf jedem Bau auch geben.
Wieso also soll dieser Artikel erschüttern oder nachdenklich machen? Abgesehen davon, dass die Ausrüstung miserabel ist, gibts nix zu meckern.
Quote
Hägar Schmidt meint:
09.01.2008, 17:27 Uhr
Wie wir alle wissen, sind's nur die US-Soldaten, die gegen Menschenrechte verstossen, richtig?
Tja, die Wahrheit ist, dass wir Null Informationsquellen haben darüber, was unsere Jungs so treiben. Die Amis haben deutlich mehr davon, und auch einige Selbstkorrekturmechanismen im Militär, so dass derartige Ereignisse schneller und mit mehr Krach ans Tageslicht kommen.
Wir sollten bescheidener sein. Wir sind nicht besser, moralischer, kultivierter, besser gebildet oder sozialer als die Amis. Wir sind nur etwas weniger erfolgreich. Dafür können wir aber was tun.
Bedenket die Freiheit.
QuoteWilli meint:
09.01.2008, 17:33 Uhr
BW
das ist absoluter Schwachsinn, so hättet ihr es gern über
das die Bundeswehr überall rumballert und mit Gerät vollgestopf wird ,bis das zu Hause die Kinder und alten Leute vor Hunger aus den Latschen kippen.
QuoteFortuna meint:
09.01.2008, 17:36 Uhr
Mit Interesse lese ich die "Meldung" und die nicht immer qualifizierten Kommentare. Es gibt ein Mandat über die Area of Responsibility (AOR) aber es gibt auch die "Area of Interest" und die liegt nun mal gleich hinter der AOR. Denn die "bad guys" halten sich auch nicht an die Grenzen. Ja es gibt eine Grauzone und da kann ich nicht am "Ortsschild" stehen bleiben. Auch 2005 gab es noch die AOI !
Die "Zwei Dosen Regelung" ist ein Riesenproblem. Das ist der militärischen Führung bekannt. Aber sie traut sich nicht ein Alkoholverbot auszusprechen. Der Alkoholmissbrauch ist erheblich und ruiniert unser Ansehen bei den anderen NATO Streitkräften. Mir selbst sagte der Kommandeur in Kabul im April 2007, "ihm sei die Motivation und Betreuung seiner Soldaten wichtiger als die Respektierung der afghanischen Kultur". Ich war selbst 6 Monate bei OEF tätig und weiß um die Diskussionen und den Ansehensverlust. Bei High Level Gesprächen wird dieser Punkt natürlich nicht angesprochen.
Alkohol als Betreuung suggeriert den Deutschen Soldaten das sie so etwas wie "normalen Dienst" verrichten, halt nicht daheim sondern in Kabul. Viele, nicht Alle, aber Viele, sind noch nicht im "Einsatz" angekommen.
Ich habe auch Soldaten, Offiziere und eine Stabsärztin erlebt, die sich weigerten, das Camp zu verlassen, weil es ja "draussen" gefährlich sei. Auch das ist den Truppenführern bekannt wird aber hingenommen.
Zu den KSK will ich mich nicht äussern.
Quote
Fortuna meint:
09.01.2008, 17:43 Uhr
Zum Kommentar zu Hägar Schmidt:
Stimmt, die US Streitkräfte haben wesentlich bessere Korrekturmechanismen und sind aus meiner sechs monatigen Erfahrung sensibler dem afghanischen Umfeld gegenüber, als so mancher Deutsche Soldat. Aber die US Kräfte befinden sich im "Krieg" und nicht in einem "Auslandseinsatz". Diese Differenzierung muss man ebenso berücksichtigen.
Quote
Terroristen verspotten Bundeswehr als Weicheier meint:
09.01.2008, 21:13 Uhr
die Deutsche Bundeswehr sollte viel offensiver gegen Terroristen kämpfen.
Die denken wir sind Weicheier und können nur lieb reden.
Quote
MANiTU meint:
09.01.2008, 18:40 Uhr
Klingt ja alles ganz interessant, was Stuffz Wohlgethan dort "ausplaudert". Sofern er noch Stuffz ist, was angesichts der allgemeinen Geheimhaltungsverpflichtung, die jeden Soldaten bindet (das hat mit "Elite" nichts zu tun, selbst der 9-Monats-Wehrdienst-Greni hat über seine dienstlichen Angelegenheiten Stillschweigen zu wahren), verwundern dürfte.
Jeder, der einen vor kurzem ausgeschiedenen oder noch aktiven Soldaten kennt, dürfte merken, dass sich die Geschichten ziemlich ähneln. Dafür muss man noch nicht einmal spezielle Ausbildungen durchlaufen haben, um dann irgendeiner Spezialeinheit angehörig zu sein. Diese Geschichten kriegt jeder Soldat mit, der das "Vergnügen" hatte, mal an einem Auslandseinsatz teilgenommen zu haben.
Sicher nicht ganz unzufällig packt hier ein Ex-OEF-Soldat aus, der an einem Auslandseinsatz in Afghanistan teilgenommen aht, aber diese Storys habe ich auch von Kameraden gehört, der gerade vom Balkan, vom Horn von Afrika oder aus dem Kongo zurückgekehrt waren.
Dabei sind die Probleme immer die gleichen: Die politischen Vorgaben sind in der Lage vor Ort total hirnrissig und führen zum Teil sogar zu erhöhtem Risiko für eigene Soldaten, das nur durch eigenverantwortliches Handeln der örtlichen Befehlshaber gemildert werden konnte. Die materiellen und personellen Beschränkungen, die die Politik solchen Einsätzen auferlegt, tragen ein Übriges zu dieser Selbstgefährdung bei.
Die 2-Bier-Regel ist ein alter Hut - günstiger Alkohol (ebenso die durch Steuer- und Zollfreiheit subventionierten Zigaretten) gehören seit Jahrhunderten (!) zur "moralischen" Verpflegung der Truppe. Dienstunfähigkeit, die durch Alkoholkonsum verursacht wurde, wird auch in der Regel empfindlich bestraft, insbesondere wenn dadurch die Kampfbereitschaft oder die Sicherheit der Truppe beeinflußt wurde.
Als Außenstehendem mag diese Einstellung befremdlich erscheinen, aber vor Ort sind diese Mittel die Strohhalme, an denen sich von den Kampfhandlungen auch seelisch gestreßte Soldaten festhalten. Es gibt wohl nur wenige, die ohne diese "Ablenkung" seelisch unbeschadet durch so einen Einsatz kommen.
Ebenfalls überhaupt nicht zur Sprache kommen die unsäglichen Versorgungszustände der kämpfenden Truppen. Eine Luft-Versorgung ist wetterabhängig (ich sage nur Transknall) und kann dazu führen, dass Alkoholbestände bei den NATO-Partnern zum Naturalienhandel herhalten müssen, weil ansonsten mal das Klopapier ausgeht oder ansonsten Dinge des täglichen Gebrauchs fehlen.
Es spricht doch Bände, dass bei dem Transfer der Tornados nach Afghanistan 10 Flieger losgeflogen sind, damit auch garantiert 6 ankommen! Die Ersatzteilversorgung vor Ort ist dementsprechend auch verheerend und führt zu regelmäßigem Ausfall der Tornados.
Es sind also mal wieder nur die quotenträchtigen und auflagenwirksamen Punkte in die Öffentlichkeit gezerrt worden - die wirklichen Ursachen werden nicht angesprochen.
Quote
also meint:
09.01.2008, 17:44 Uhr
FORTUNA : !!!!!
NICHT EIN PROBLEM WURDE IN DEN ZURÜCKLIEGENDEN JAHREN ERNSTHAFT UND ENDGÜLTIG POSIV ZUM WOHLE DER DORT LEBENDEN MENSCHEN GELÖST !!!!
WARUM SOLLTE DAS MIT DEM MILITÄRISCHEN WELTWEITEN EINGREIFEN DER BUNDEWEHR ANDERS WERDEN ?
Quote
Panther G meint:
10.01.2008, 09:20 Uhr
@also
Sie haben vollkommen recht mit Ihrer Ausssage.
Was ist mit den M o h n f e l d e r n in Afghanistan, wer bewacht die??
Quote
Papa meint:
10.01.2008, 22:40 Uhr
Was hat die Bundeswehr in Afganistan zu suchen?
Die Bundeswehr gehört nach Deutschland und nicht sons wohin!
Quotesieghard meint:
11.01.2008, 07:04 Uhr
Als SFOR-, KFOR- (4 Einsaetze auf dem Balkan) und ISAF- Veteran (2 Einsaetze in Mazar-e Sharif) kann ich einiges bestaetigen. Ein SU jedoch hat nicht in dieser Form waehrend Auslandseinsaetzen derartige Verwendungen gehabt! Am "Lagerfeuer / Grillplatz" werden Stories beim 5. / 6. Bier schon 'mal gerne "dramatisiert".
Seine Zeilen also mit Gelassenheit lesen...
Aus: "Afghanistan: Bundeswehr operierte außerhalb des Mandats" (9. Januar 2008,)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1533378/Bundeswehr_operierte_auerhalb_des_Mandats.html (http://www.welt.de/politik/article1533378/Bundeswehr_operierte_auerhalb_des_Mandats.html)
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Quote[...] Seinen Angaben zufolge wurde Wohlgethan in Afghanistan zudem für den Militärischen Abschirmdienst (MAD) eingesetzt. Dabei seien er sowie deutsche Fernspähsoldaten mit uniformierten deutschen Militärgeheimdienstlern in Kabul gegen angebliche Waffenhändler vorgegangen. MAD-Operationen im Ausland sind erst seit 2004 gesetzlich erlaubt.
Wohlgethan schied vor zwei Jahren aus der Bundeswehr aus und arbeitet heute als Sicherheitsberater.
QuoteBigBenGood | 17 Kommentare (10.01.2008 14:17)
Einsatz
Glaubt man denn, dass sich die BW überall heraushalten kann? Es muss doch jedem klar sein, dass Geheimoperationen durchgeführt werden, von denen die Masse nichts weiss, vielleicht auch ohne Wissen des Bundestages, oder doch mit dessen Wissen?! Verabschieden wir uns doch bitte von der Illusion, dass sich die BW aus allem heraushalten kann.
QuoteDerWahrheiteineGasse (10.01.2008 01:15)
Ich bleibe dabei:
Kameradenschwein bleibt Kameradenschwein!
QuotePottwal | 1200 Kommentare (09.01.2008 23:37)
Der Einsatz der Bundeswehr ist alternativlos!
Die deutschen Bundeswehrsoldaten leisten einen hervorragenden Beitrag zur Sicherung des Friedens in diesem Land! ...
Quoteossi48 | 539 Kommentare (09.01.2008 18:15)
Der gesamte Einsatz
der Bundeswehr in Afghanistan ist illegal, weil 80% der deutschen Bevölkerung dagegen sind. Aber das interessiert Merkel und Co. ja nicht.
Quotehorido | 1 Kommentar (09.01.2008 15:57)
Privatkrieg der Bundesregierung
2005 hat sich die Bundesregierung mit dem Parlamentsbeteiligungsgestz die Lizenz für Privatkriege, die fast ohne Parlamentsbeteiligung stattfinden, erteilt. Bei "Einsätzen von geringer Intensität" unterstützen Soldaten des "Kommando Spezialkräfte" (KSK) US-Kräfte bei ihrem Bombenkrieg in Afghanistan. Sicherheit der Beteiligten ist die Begründung. Für andere Soldaten im Einsatz gilt das nicht.
QuoteSven42 | 130 Kommentare (09.01.2008 15:47)
Wenn die Politiker...
...auf das Volk hören würden,gebe es diesen Einsatz gar nicht!Das alles ist komplett sinnlos!
QuoteKritischerGeorg | 1269 Kommentare (10.01.2008 09:41)
Unsere BW
Unsere Bundeswehr leistet in Afghanistan eine hervorragende Wiederaufbauarbeit. Die meisten Afghanen bekommen heute eine medizinische Grundversorgung und Millionen von Kindern können wieder zur Schule gehen. Wenn es illegale Einsätze der Bundeswehr gegeben hat, dann ist es klar, dass dies aufgeklärt werden muss. Trotzdem muss der Einsatz fortgesetzt werden. Das sehe ich genauso. Es lebe die Freiheit!
QuoteStaunender | 792 Kommentare (09.01.2008 14:58)
Illegal sind weniger einzelne Bundeswehr-Einsätze
als vielmehr grundsätzlich ihre Entsendung (auf NATO- Wunsch) gegen das Selbstbestimmungsrecht (der Afghanen), Wesentlicher Bestandteil das Völkerrechts.
Quotesyntron-de | 2610 Kommentare (09.01.2008 14:49)
Werbung für das eigene Buch
Da handelt wohl jemand im eigenen Interesse und möchte sein Buch besser verkaufen. Es gibt viele Soldaten, die andere Meinungen mit nach Hause gebracht haben.
QuoteFranz_Liszt | 404 Kommentare (09.01.2008 14:48)
Weder verwunderlich noch neu
Es ist nichts unbedingt neues, worüber hier berichtet wird.
Aus: "Afghanistan: Illegale Bundeswehr-Einsätze" (09.01.08)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan_aid_232856.html (http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan_aid_232856.html)
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Quote[...] ,,Wege wurden extra angelegt, Soldaten zur Sicherung von Stadttouren abgestellt, sie mussten schicke Präsentationen erstellen und den Sermon der Politiker über sich ergehen lassen. Da wurde das Verpflegungszelt geschlossen, und die Tische wurden eingedeckt wie in einem Fünf-Sterne-Hotel. Zelte wurden extra klimatisiert. Die Soldaten standen herausgeputzt in Reihe und lauschten andächtig (wenn sie nicht damit kämpften, ihr Grinsen zu unterdrücken). Im Camp sprach man ganz offen von einer ,,Monkey-Show" (zu Deutsch: Affen-Zirkus), die da veranstaltet wurde."
[...] ,,Eines Tages fuhr ich mit meinem besten Kumpel Alex zum Schießen üben auf der ,,Brick Range", einem großen Gelände zwei Kilometer südlich vom Camp. Dort waren nur einige wenige Trampelpfade definitiv minenfrei. Das war insofern problematisch, als die Fahrzeuge ja irgendwo im Gelände geparkt werden mussten. Was also tun? Ich wurde nun Augenzeuge, wie ISAF- Soldaten testeten, ob das Gelände vermint war - und zwar mit Äpfeln! Dazu winkten die Soldaten die vielen Kinder heran, die auf dem Schießplatz leere Messinghülsen sammelten. Dann griffen die Soldaten hinter sich in eine Kiste mit Äpfeln, hielten sie den Kindern vor die Nase und schmissen sie ins Gelände. Wenn die Kinder losliefen und es keinen Knall gab, wurde dieses Feld als unvermint betrachtet. Lief keines der Kinder den Äpfeln nach, wurde der Bereich rot in der Mine Map markiert und Spezialisten zur Entschärfung geschickt."
Aus: " Einsatz in Afghanistan: Saufgelage, ,,Monkey-Show": Ein Ex-Elitesoldat packt aus" (10.01.2008)
Quelle: http://www.bild.t-online.de/BILD/news/politik/2008/01/10/wohlgethan-afghanistan/enthuellungen-bundeswehr-einsatz,geo=3449512.html (http://www.bild.t-online.de/BILD/news/politik/2008/01/10/wohlgethan-afghanistan/enthuellungen-bundeswehr-einsatz,geo=3449512.html)
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Quote[...] Über Einsätze des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in und außerhalb von ISAF erteilt die Bundesregierung generell keine Auskünfte. Nur die Fraktionschefs und die Obleute des Verteidigungsausschusses werden ins »Vertrauen« gezogen
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Aus: "Bundeswehr pfeift auf Bundestag" (10.01.2008)
Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/122137.html (http://www.neues-deutschland.de/artikel/122137.html)
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Quote[...] Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bezweifelte am Mittwoch wesentliche Inhalte der Behauptungen des Soldaten. Nach den bisher vorliegenden Informationen gebe es "viele Ungereimtheiten", sagte der Sprecher. Wenn die Angaben des Soldaten zutreffen, wäre gegen das entsprechende Mandat des Bundestag für die Beteiligung Deutschlands an der Internationalen Schutztruppe ISAF verstoßen worden.
Das Verteidigungsministerium erklärte, das für ISAF geltende Mandatsgebiet für 2002 hätten die Vereinten Nationen festgelegt. Es habe "Kabul und Umgebung" umfasst, sagte der Ministeriumssprecher. Er bezweifelte außerdem, dass der 2006 aus der Bundeswehr ausgeschiedene Stabsunteroffizier aufgrund seines relativ niedrigen militärischen Ranges die gesamte Sicherheitsstruktur habe überblicken können.
Wohlgethan erklärt, er selbst habe "mindestens ein Dutzend Mal" außerhalb des Zuständigkeitsgebietes operiert, zitierte der "Stern" den Soldaten. An weiteren Einsätzen außerhalb des ISAF-Mandatsgebietes hätten er und andere Bundeswehr-Soldaten an der Seite des niederländischen "Korps Commandotroepen" teilgenommen. Ferner sei er in Afghanistan für den Militärischen Abschirmdienst MAD eingesetzt worden.
Aus: "Ex-Soldat erhebt schwere Vorwürfe zu ISAF-Einsatz" (09. Januar 2008)
Quelle: http://onnachrichten.t-online.de/c/13/90/54/88/13905488.html (http://onnachrichten.t-online.de/c/13/90/54/88/13905488.html)
Quote[...] nachthai, 25.12.2007
QuoteZitat von mbockstette
Was aber der amerikanische Verteidigungsminister, Bill Gates, moniert, und nicht nur er, ist die gleiche Lastenteilung für alle UN-Truppen in Afghanistan. Der sich die Bundesrepublik zu entziehen sucht.
Die anderen Staaten sind dieser Vorgehensweise "überdrüssig". Erwarten von der Bundeswehr die gleiche Risiko- und Gefahrenbereitschaft, wie sie englischen, italienischen, kanadischen oder französischen Soldaten, unter Inkaufnahme bitterer Konsequenzen im Bezug auf Leib und Leben, abverlangt werden.
Es geht eben nicht immer und stets nur um Menschenrechte, sondern es geht auch um Pflichten. Hier um Bündnispflichten, und die sollten für alle gelten.
Richtig. Gerade im Vergleich mit den kanadischen Soldaten sollte sich Deutschland darüber im Klaren werden was "Pflichtbwusstsein" jenseits von Sonntagsreden bedeutet.
Pflichterfüllung, ebenso wie Tapferkeit wird in Deutschland verhöhnt, oftmals von den selben Menschen, die sich aktuell über (zu hohe) Managergehälter beklagen. Wer selber keine Werte hat, erklärt Neid zur Tugend - das ist Deutschland 2007!
Es wird geheuchelt auf Teufel komm raus ... und unsere Repräsentanten des öffentlichen Lebens sind mitten drin.
Quoteseine_unermesslichkeit, 16.01.2008
QuoteZitat von sysop
Frust im Pentagon: US-Verteidigungsminister Gates hat die Nato-Partner in Afghanistan scharf kritisiert. Vor allem die Ausbildung der Polizei sei enttäuschend. Das Training der Sicherheitskräfte ist eine zentrale Aufgabe Deutschlands in Afghanistan. Berechtigte oder überzogene Kritik am deutschen Engagement?
Höchste Zeit:
Es ist höchste Zeit, dass Deutschland endlich Kampftruppen schickt - auch in den Süden Afghanistans. Deutschland verlöre sonst viel an Glaubwürdigkeit innerhalb der NATO!
QuoteIggy Rock, 16.01.2008
QuoteZitat von imagine:
Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Bundesregierung wirklich scharf ist auf die "Reputation" die Gehorsam um jeden Preis gegenüber USA mit sich bringt. In den USA wohlgemerkt.
Ob das im Land befürwortet wird, ist nicht von Belang.
Nun gut, schicken wir unsere jungen Leute zum sterben.
Zum Wohle des großen Vorsitzenden.
Um die Gründe dafür zu finden sollten sie sich mit der Rolle der USA und des CIA im Nachkriegsdeutschland beschäftigen, aber vorsicht, es könnte ihnen schlecht dabei werden, vor allem weil bei einer "Volkspartei" noch immer dieser unabdingbare "gerhorsam" gegenüber dem Großen Bruder zum guten Ton gehört. Man tut so als sei der Kalte Krieg nie beendet worden, dafür zieht die Bundeswehr bald in den aktiven Kampf, auch wenn die Ziele dahinter immer belangloser werden.
Aus: "Afghanistan - berechtigte US-Kritik an Deutschland?"
Quelle: http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=2811 (http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=2811)
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Quote[...] Die Union Oil Company of California wurde am 17. Oktober 1890 in Santa Paula durch eine Fusion der Unternehmen von Lyman Stewart, Thomas Bard und Wallace Hardison gegründet. Seit 1901 ist der Firmensitz Los Angeles. Nach der ,,Great Depression" und dem Zweiten Weltkrieg expandierte das Unternehmen ständig. Sie fanden das erste Erdgas in Alaska, und, nach eigenen Angaben, auch das erste Öl in Australien. 1983 wurde der Name in das kürzere Unocal verändert. Heutzutage ist Unocal einer der wichtigsten Lieferanten von Erdöl und Erdgas weltweit. Am 4. April 2005 übernahm ChevronTexaco den Konzern für ca. $ 18 Mrd.
http://de.wikipedia.org/wiki/Unocal (http://de.wikipedia.org/wiki/Unocal) (01/2008)
http://de.wikipedia.org/wiki/Chevron_Corporation (http://de.wikipedia.org/wiki/Chevron_Corporation)
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Quote[...] Die Idee, eine Gaspipeline durch Afghanistan zu legen, geht zurück auf den Firmenchef der argentinischen Ölfirma Bridas, Carlos Bulgheroni. Bridas investierte schon 1991 in die Erdgasförderung in Turkmenistan und suchte nach einer Möglichkeit, das geförderte Gas exportieren zu können. Aber auch die Firma Unocal, die zwölftgrößte Ölfirma der USA, Mitglied eines Konsortiums aus acht westlichen Ölkonzernen zur gemeinsamen Ausbeutung der Ölfelder um Baku, Aserbaidschan, hatte großes Interesse an einer Pipeline durch Afghanistan. Nachdem Turkmenistan und Pakistan bereits einen Vertrag über eine solche Pipeline mit der argentinischen Bridas Oil abgeschlossen hatten, visierte Unocal 1995 in einer Vorvereinbarung mit den Taliban ebenfalls eine Pipeline an, ein Jahr bevor diese Kabul eroberten. Trotzdem gelang es Bridas 1996, die Zustimmung aller Kriegsparteien in Afghanistan, einschließlich der Taliban, zu erhalten. Der Vorschlag einer öffentlich zugänglichen Pipeline, in die andere Firmen und Länder im Laufe der Zeit eigenes Gas einspeisen könnten, sagte den Kriegsherren zu, da Afghanistan im Norden über eigene Gasfelder verfügte.
Unocal, die bereits eine beträchtliche Erfahrung in Asien hatte und seit 1976 in Pakistan tätig war, versicherte sich der Mitarbeit einflussreicher Lobbyisten wie Ex-Außenminister Kissinger, des früheren US-Botschafters in Pakistan, Robert Oakley, und des ehemaligen Mitarbeiters der UN-Sondermission in Afghanistan, Charlie Santos, ebenfalls US-Amerikaner, und konnte Personen in Schlüsselpositionen in der Clinton-Administration - wie die damalige Vizeaußenministerin für Südasien, Robin Raphel, und Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates (NSC) - für die Idee einer leicht modifizierten Afghanistan-Pipeline gewinnen. Auf massiven US-Druck brachen Pakistan und Turkmenistan den mit der argentinischen Bridas Oil abgeschlossenen Vertrag und gaben Unocal den Zuschlag. 1996 verklagte Bridas die Unocal auf einen Schadenersatz von 15 Milliarden Dollar wegen des Diebstahls der Pipelineidee durch Afghanistan. Außerdem erhob die Bridas Anklage gegen Turkmenistan wegen Vertragsbruch bezüglich der Blockade der Yashlar- und Keimir-Felder. Jedoch verstanden es die Anwälte von Unocal, den Prozess sechs Jahre lang hinzuziehen.
Bridas hatte gegenüber dem Konkurrenten Unocal den Vorteil, dass sie keine Mittel aus internationalen Geldinstituten benötigte, was eine international anerkannte Regierung in Kabul vorausgesetzt hätte. Die Bridas konnte ohne jede Voraussetzung sofort mit dem Bau der Pipeline beginnen. Für die Unocal war eine anerkannte Regierung in Kabul eine Voraussetzung, um unter anderem auch von der Weltbank Darlehen für das Projekt zu bekommen. Unocals wirklicher Einfluss bei den Taliban bestand darin, ihnen Hoffnungen zu machen, dass sie über das Pipeline-Projekt möglicherweise von den USA politisch anerkannt würden.
Im Dezember 1998 legte Unocal den Bau der Pipeline jedoch bis auf weiteres auf Eis, aufgrund des politischen Drucks, der sich in den USA und in der internationalen Staatengemeinschaft gegen die Taliban formierte. Für Unocal gab es fortan nur noch eine Chance für sein Pipelineprojekt: die Taliban mussten von der Macht vertrieben werden.
[...] Der Vertrag über die Pipeline, über die bereits mit dem gestürzten Taliban-Regime verhandelt worden war, wurde am 27. Dezember 2002 von den Staatschefs Turkmenistans, Afghanistans and Pakistans unterzeichnet. Der Vertragsabschluss wurde durch die US-Invasion in Afghanistan im Jahr zuvor ermöglicht. Die afghanische Regierung soll demnach acht Prozent der Einnahmen erhalten; die Betreiber versprechen sich 12.000 neue Arbeitsplätze in dem wirtschaftlich darniederliegenden, vom Krieg verwüsteten Land. Gleichwohl ist die Umsetzung des Bauvorhabens derzeit weitestgehend auf Eis gelegt: Die Arbeiten am durch Turkmenistan verlaufenden Abschnitt sollten zwar 2006 aufgenommen werden, die Durchführung des gesamten Projekts steht allerdings zur Disposition, weil der südliche Abschnitt der Pipeline durch Gebiete verlaufen würde, die nach wie vor de facto unter Kontrolle der Taliban und der Terrororganisation Al-Qaida sind.
[...] Hintergrund: Energieverbrauch und -ressourcen in den kommenden 25 Jahren
Die Bemühungen zur Sicherstellung der Energieversorgung durch den Bau neuer Pipelines müssen vor dem Hintergrund der Verbrauchsprognosen für das 21. Jahrhundert gesehen werden. 2004 warnte die Internationale Energie-Agentur (IEA) vor einem weltweit dramatisch ansteigenden Energieverbrauch und einer immer größeren Abhängigkeit von den Ölproduzenten. Der IEA-Studie "Welt-Energie-Ausblick 2004" zufolge benötigen Unternehmen und Privathaushalte bis zum Jahr 2030 voraussichtlich 59 Prozent mehr Energie. Ohne einen Politikwechsel werde diese auch in der fernen Zukunft zu 85 Prozent aus Kohle, Öl und Gas gewonnen. Zwei Drittel des prognostizierten Verbrauchzuwachses gingen auf das Konto von Entwicklungsländern, insbesondere China und Indien. Der Gasverbrauch werde sich weltweit bis 2030 verdoppeln, so die IEA. - Noch im Jahr 1993 betrug der Anteil des Erdgases an der Energieversorgung Indiens lediglich 4 Prozent; es ist davon auszugehen, dass dieser Anteil sprunghaft steigt, sollten die hier diskutierten Pipeline-Projekte in die Tat umgesetzt werden.
[...]
1. ↑ Siehe http://www.unocal.com/uclnews/97news/102797a.htm
2. ↑ Siehe http://www.dawn.com/2006/02/09/top2.htm
3. ↑ Siehe http://www.irna.ir/en/news/view/line-22/0601240874203159.htm
4. ↑ Siehe http://www.dawn.com/2006/01/06/nat19.htm
5. ↑ Siehe http://www.dw-world.de/popups/popup_printcontent/0,,1537897,00.html
6. ↑ Siehe http://de.chinabroadcast.cn/221/2005/12/30/1@42620.htm
7. ↑ Siehe http://www.saag.org/papers17/paper1681.html
8. ↑ Siehe http://www.wsws.org/articles/2006/jan2006/indi-j31.shtml
9. ↑ Siehe http://asianaffairs.com/july2005/south_asia1.htm
10. ↑ Siehe http://www.sai.uni-heidelberg.de/abt/intwep/zingel/india-wi.htm
Aus: "Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline" (01/2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline (http://de.wikipedia.org/wiki/Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline)
http://de.wikipedia.org/wiki/Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline (http://de.wikipedia.org/wiki/Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline)
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Quote[...] Berlin - Die Bundeswehr bereitet sich einem Zeitungsbericht zufolge auf die Entsendung eines Kampfverbandes nach Nordafghanistan mit bis zu 250 zusätzlichen Soldaten vor. "Diese Aufgabe wird im Sommer auf Deutschland zukommen", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, der "Passauer Neuen Presse".
Aus: "Bundeswehr will Kampfverband nach Afghanistan schicken" (16. Januar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,528839,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,528839,00.html)
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Quote[...] Berlin (dpa) - Die Bundeswehr bereitet sich einem Zeitungsbericht zufolge auf die Entsendung eines Kampfverbandes nach Nordafghanistan mit bis zu 250 zusätzlichen Soldaten vor. «Diese Aufgabe wird im Sommer auf Deutschland zukommen», sagte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, der «Passauer Neuen Presse». Damit werde eine «neue Qualität» des Bundeswehr- Engagements in Afghanistan erreicht. Bisher seien in Mazar-i-Sharif nur «Stabilisierungstruppen», aber keine Kampfverbände stationiert.
Aus: "Bundeswehr will Kampfverband nach Afghanistan schicken" (16.01.2008)
Quelle: http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa&id=16652388 (http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa&id=16652388)
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Quote[...] Der 250 Mann starke Verband soll eine schnelle Eingreiftruppe mit rund 350 norwegischen Soldaten ersetzen, die bisher im deutschen Verantwortungsbereich im Norden stationiert ist.
Im Juli wolle Norwegen diese Truppe zurückziehen, erklärte Arnold. Da sie die bereits vorhandene Logistik der Bundeswehr in Nordafghanistan nutzen könnten, reichten bis zu 250 deutsche Soldaten aus, um die Norweger zu ersetzen.
Dazu ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums in der ,,Passauer Neuen Presse": ,,Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen." Eine Entsendung des Kampfverbandes bliebe im Rahmen des vom Bundestag beschlossenen ISAF-Mandats.
Aus: "Neue Qualität im Afghanistan-Einsatz: Bundeswehr plant Einsatz von Kampfverband" (16.01.2008)
Quelle: http://www.bild.t-online.de/BILD/news/politik/2008/01/16/afghanistan-bundeswehr/kampfverband,geo=3495058.html (http://www.bild.t-online.de/BILD/news/politik/2008/01/16/afghanistan-bundeswehr/kampfverband,geo=3495058.html)
...
Quote[...] Der Nationalismus in der Türkei treibt seit den massiven militärischen Auseinandersetzungen mit der kurdischen PKK Ende letzten Jahres immer seltsamere Blüten. Jetzt hat eine Gymnasialschulklasse dem Land gezeigt, was wahrer Patriotismus ist.
Zwei Monate lang zapfte sich jeder Schüler und jede Schülerin der Klasse jeden Tag in Eigenbehandlung Blut ab, bis sie am Ende genug für ihr großes Werk zusammenhatten: eine türkische Landkarte zu malen, im leuchtenden Rot der türkischen Fahne.
Die Landkarte in den Dimensionen eines großen Wandgemäldes widmeten sie den im Kampf gegen die PKK gefallenen Soldaten und schickten sie an den Generalstabschef Yasar Büyükanit nach Ankara. Büyükanit, selbst Nationalist durch und durch, rühmte mit Tränen in den Augen die Haltung der Schüler.
Anderen ging das denn doch zu weit. Etliche Kommentatoren schüttelten den Kopf und die Schulaufsichtsbehörde ordnete eine Untersuchung an, um herauszufinden, wer im Lehrkörper die Jungen und Mädchen dazu gebracht haben könnte, ihre Liebe zum Vaterland per Selbstverstümmelung zu demonstrieren. Ergebnis: niemand. "Es war ganz allein unsere eigene Idee", verkündete die Schulklasse stolz.
Aus: "Blutige Landkarte: Türkische Schüler malen mit Blut" VON JÜRGEN GOTTSCHLICH (19.01.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/tuerkische-schueler-malen-mit-blut/?src=MT&cHash=f483461227 (http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/tuerkische-schueler-malen-mit-blut/?src=MT&cHash=f483461227)
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Quote[...] ,,Wir wollen das Blut und den Boden wieder zur Grundlage einer Deutschen Agrarpolitik machen" – Darré: aus der von ihm herausgegebenen Monatsschrift Deutsche Agrarpolitik vom Juli 1932
Als Ausdruck der Blut-und-Boden-Ideologie im Nationalsozialismus trat im September 1933 das Reichserbhofgesetz in Kraft. Die ersten zwei einleitenden Sätze zu diesem Gesetz verdeutlichen den Schutz des Bauerntums: ,,Die Reichsregierung will unter Sicherung alter deutscher Erbsitte das Bauerntum als Blutquelle des deutschen Volkes erhalten. Die Bauernhöfe sollen vor Überschuldung und Zersplitterung im Erbgang geschützt werden, damit sie dauernd als Erbe der Sippe in der Hand freier Bauern bleiben." Und weiter: ,,Bauer kann nur sein, wer deutscher Staatsbürger, deutschen oder stammesgleichen Blutes und ehrbar ist."
Daneben beinhaltet die Blut-und-Boden-Ideologie der Nationalsozialisten jedoch auch die Überzeugung, dass Ethnien einer gewissen Landschaft, einem bestimmten geografisch begrenzten Gebiet verhaftet sind - gleichsam also mit ihrem Blute am Boden hängen. Nur dort könnten sie zur vollen Entfaltung ihrer Persönlichkeit, ihres volkseigenen Wesens gelangen. Diese Annahme wird nicht kulturell-sozialisatorisch, sondern dem Geist der Zeit entsprechend biologistisch begründet.
Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Blut-und-Boden-Ideologie (http://de.wikipedia.org/wiki/Blut-und-Boden-Ideologie) (01/2008)
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Quote[...] Eine kritische Betrachtung der Heimatbewegung kommt zu folgenden Charakteristika des Heimatbegriffes: der Begriff wird von jeder Generation aufgrund ihrer Bedürfnisse neu definiert; dies macht deutlich, dass Heimat ein subjektiver und individueller Begriff ist; er wird vor allem mit Sehnsucht und Geborgenheit verbunden und ist damit auch sehr emotional geprägt. Aufgrund der Geschichte des Heimatbegriffes stellt dieser auch eine Herausforderung an aktuelles Handeln dar, das sich in historischen Strukturen bewegt, dabei aber auch zukunftsgerichtet ist.152
Die Entwicklung des Heimatbegriffes nach 1900, insbesondere während und nach der Zeit des Nationalsozialismus, wurde auch anhand der Heimatfilme untersucht, die vor allem in den fünfziger Jahren sehr populär waren und in großer Zahl gedreht wurden. Während des Nationalsozialismus wurde die Agrarromantik, die den Heimatbegriff in der Zeit um die Jahrhundertwende charakterisierte, weiter geführt. Das bäuerliche Leben wurde als der Inbegriff des traditionellen Lebensstils idealisiert; gleichzeitig wurde das fremde und städtische Leben als der Ursprung moralischen Verfalls dargestellt. Die Blut und Boden-Mythologie der Nationalsozialisten wurde in Filmen wie ,,Die goldene Stadt" (1942) durch eine starke Bindung zwischen den einzelnen Menschen und einem bestimmten geographischen Ort deutlich; diese Verbindung und das damit verbundene Gefühlt der Sicherheit wurde oft auch ,,Heimatbindung" genannt.153
In den Heimatfilmen der fünfziger Jahre wurde diese Bindung des Menschen an seine Umwelt auf andere Weise dargestellt und spiegelte so auch ein verändertes Verständnis von Heimat wider. Die Beziehung des Menschen zu seiner Heimat wird hier nicht mehr primär als eine Bindung an einen geographischen Ort, sondern an eine soziale Umwelt dargestellt. Das Gefühl der Sicherheit, das mit dem Heimatbegriff immer noch stark assoziiert wird, drückt sich nicht mehr in der Beziehung zwischen Mensch und Ort, sondern zwischen Mensch und Mensch aus. Auf diese Weise werden z.B. im Film ,,Grün ist die Heide" (1951) auch Obdachlose im Heimatfilm als Menschen mit einer Heimat, also keineswegs heimatlos dargestellt.154 Hier sind also die sozialen Bindungen wichtig, der geographische Ort bietet lediglich die Möglichkeit für das Eingehen neuer Beziehungen.
Gleichzeitig wird Heimat in den fünfziger Jahren als ein Kompromiss zwischen Tradition und Moderne, zwischen dem Vertrauten und dem Fremden, verstanden. Das oder der Fremde steht nicht mehr der Heimat gegenüber, sondern wird in die Gemeinschaft integriert. Diese Integration setzt jedoch voraus, dass sich Menschen in ein bestehendes System sozialer Beziehungen einfügen; die Integrität der bestehenden sozialen Gemeinschaft wird von neu hinzugekommenen Menschen nicht nur respektiert; eigene, persönliche Gefühle werden als zweitrangig betrachtet, die Integration in die Gemeinschaft, die eine neue Heimat darstellt, verlangt die Unterordnung in ein bestehendes System sozialer hierarchischer Beziehungen, das nicht in Frage gestellt wird und nicht veränderbar ist. Dieses Ideal der Integration spiegelt die konservativen sozialen Normen dieser Zeit wider.155 Die Darstellung der Heimat als ,,heile Welt" wird auch dadurch ermöglicht, dass in den Heimatfilmen keine Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte stattfindet.
[...] Die in den achtziger und neunziger Jahren erschienen Studien zu Heimat, seien es historische oder kulturwissenschaftliche Analysen, lassen erkennen, dass Heimat insgesamt als ein vielschichtiges Phänomen verstanden wird; der Begriff wird entweder aus historischer Perspektive betrachtet, wobei vor allem eine zeitliche Kontinuität des Begriffes, allerdings mit wechselnden Bedeutungen, festgestellt wird, oder als ein gegenwärtiger kultureller Prozess bewertet, der vor allem mit Identitätsfragen zu tun hat, sowohl auf lokaler Ebene als auch im Rahmen von Nationalstaaten.156
In den letzten zwei Jahrzehnten begann man vor allem innerhalb der Volkskunde, den Heimatbegriff historisch aufzuarbeiten und auch auf gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen einzugehen.157 So wurde Heimat in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht als Identifikationsmuster mit nationaler Ausrichtung verstanden, sondern als ein Lebenszusammenhang im regionalen Bereich.158 Heimat wurde nicht mehr als Kulisse gesellschaftlichen Handelns interpretiert, d.h. Heimat wurde nicht mehr festgemacht an Äußerlichkeiten; vielmehr wurde Heimat als ein Element aktiver Auseinandersetzung, als Beschreibung einer Identität begriffen. Deutlich wurde festgestellt, dass der Heimatbegriff aktuell ist und sich auf alltägliche Lebensmöglichkeiten bezieht.
Diese aktive Auseinandersetzung in Verbindung mit einem neuen Heimatbegriff wurde in den achtziger Jahren vor allem als Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen angesehen. Die nachindustrielle Entwicklungsphase brachte einen Wandel der Wertordnungen mit sich, der auf verschiedene politische und wirtschaftliche Veränderungen zurückgeführt wurde: die Regionalisierung von Nationalstaaten, d.h. der Trend zu einer Politik des kleinen Raumes; der Strukturwandel der Gesellschaft vor allem durch das Anwachsen des Dienstleistungssektors; eine Suche nach ökologisch tragbaren Lösungen in Wirtschaft, Raumordnung und Städtebau; ein wachsendes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung und andere Faktoren. All diese Entwicklungen trugen zu einem neuen Heimatgefühl bei. Dies zeigte sich auch z.B. in einer [Seite 37↓]wachsenden Kritik am Städtebau und dem Bestreben, die eigene Stadt als Heimat zu definieren;159 es wurde festgestellt, dass auch urbane Räume und Großstädte Heimat werden können.
Die schon oben erwähnte wachsende Mobilität der Gesellschaft wurde in den achtziger Jahren als eine Ursache dafür erkannt, dass Heimat immer seltener mit dem Geburtsort zusammenfällt. Vielmehr sprach man von einer Wahlheimat oder auch von mehreren Heimaten; diese sind oft Urlaubsorte, die regelmäßig aufgesucht werden, oder auch Kleingärten, Wochenendhäuser und Campingparzellen.160
Betont wurde auch oft die Möglichkeit, dass nicht nur Dörfer oder bestimmte Landstriche, sondern insbesondere auch Städte eine Heimat für Menschen darstellen können. Dabei spielen sowohl Erinnerungen an Ereignisse aus der eigenen Biographie für die Stadtbewohner eine große Rolle als auch Ortssymbole wie prominente Gebäude, die Forschungen als notwendige Markierungen der Identität eines Ortes erkannten.161
Heute wird innerhalb der Volkskunde Heimat unter zwei Gesichtspunkten diskutiert: zum einen stellt man fest, dass Heimat mit Lokalem assoziiert wird; Heimat ist somit auch Ausdruck territorialer Identitäten unterschiedlicher Ausrichtung und integriert diese verschiedenen Identitäten. Zum anderen verbinden viele Menschen Heimat mit Begriffen wie Vaterland und Nation, wobei Heimat Intimität ausdrückt.162 Eine dritte Möglichkeit, Heimat zu verstehen, wird ebenfalls in jüngster Zeit wissenschaftlich betrachtet: dabei wird auf der einen Seite die Region, in der man lebt, als Heimat bezeichnet, wodurch die Region als Bezugspunkt eine Aufwertung erfährt. Auf der anderen Seite sammeln Menschen ebenso wichtige Erfahrungen außerhalb dieser Region und integrieren diese Erfahrungen in das Leben in der Heimat. Heimat ist somit auch Ausdruck einer Spannung zwischen dem Wunsch, innerhalb festgelegter Grenzen zu leben, und dem Wunsch, diese Grenzen zu überschreiten.163
Dabei ist Heimat in jedem Fall Ausdruck einer aktiven Auseinandersetzung mit lokalen oder überregionalen Themen; Heimat besteht nicht von selbst, sondern muss erst geschaffen oder angeeignet werden. Der Heimatbegriff steht damit auch für ein Zukunftsprojekt.164
[...] Zusammengefasst werden in dieser Arbeit zwei Aspekte des Heimatbegriffes hervorgehoben: zum einen geht es – angelehnt an die von Appadurai beschriebenen landscapes bzw. die von Albrow definierten sociospheres - um die verschiedenen Lebensmöglichkeiten oder Lebensweisen, die von Menschen innerhalb eines geographischen Raumes gewählt werden können; zum anderen geht es um die wechselseitige Beeinflussung lokaler und globaler kultureller Phänomene, was bedeutet, dass Heimat nur in geographischer, nicht jedoch in sozialer und kultureller Hinsicht als lokales Phänomen betrachtet wird. Wichtig für die spätere Analyse der Museen sind also zwei Begrifflichkeiten, die diesen Heimatbegriff umreißen: zum einen der topographische Bezug, der sich auf die Beschreibung von Heimat als geographisch begrenzten Raum bezieht, wobei gleichzeitig soziale und kulturelle Beziehungen mit der ,,Außenwelt" eine wichtige Rolle spielen, und zum anderen Lebensweisen oder Lebensmöglichkeiten, die sich auf verschiedene kulturelle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens beziehen können.
Aus: "Harald Bortz: Heimat Berlin. Großstadtkultur, Regionalgeschichte und Materielle Kultur in kleinen Museen - Heimat Berlin. Großstadtkultur, Regionalgeschichte und Materielle Kultur in kleinen Museen - Dissertation, zur Erlangung des akademischen Grades doctor philosophiae (Dr. phil.), Promovend: Harald Bortz, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Europäische Ethnologie - Philosophische Fakultät I" (15. Oktober 2003)
Quelle: http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/bortz-harald-2004-02-17/HTML/chapter4.html (http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/bortz-harald-2004-02-17/HTML/chapter4.html)
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Quote[...] Der Leser kennt nun die Rahmenhandlung des Ringens um die ,,Hettstädter Heimaterde", von der eben möglichst wenig in nicht-katholische Hände fallen sollte. Denn Hettstadt gehörte in seiner Geschichte Jahrhunderte lang zum nahe gelegenen Kloster Oberzell. Ganz konnte das Eindringen der ,,Ketzer" aber nicht vermieden werden: Einige von Urchristen erworbene Grundstücke waren bereits erschlossen, und es entstanden etwa zwei Dutzend Häuser. Doch auch dies ging nicht ohne Schikane ab: In einem Fall sperrte die Gemeinde Ende Februar 1988 kurzerhand die provisorische Zufahrtsstraße zur Baustelle – die Öffnung musste daraufhin vor Gericht erkämpft werden. Am 3. Februar 1988 erlässt die Gemeinde Hettstadt sogar eine eigene Gestaltungs-Satzung für Neubauten, in der Grundrisse ,,auf der Grundlage eines eindeutigen Rechteckes ohne abgerundete oder einer Rundung entsprechend abgeschrägte Außenecken" vorgeschrieben werden. ,,Kegel- und kuppelartige Dachformen sowie Zeltdächer sind nicht zulässig." Man muss dazu wissen, dass Urchristen abgerundete Bauformen bevorzugen, weil runde Formen auch in der Natur vorherrschend sind. Bauanträge für einige solcher Häuser lagen dem Hettstädter Bauausschuss am 3.11.87 vor*, als Bürgermeister Zorn plötzlich von einer ,,Verschandelung des gesamten Siedlungsraumes" 376 sprach, man sei das in der Gemeinde so ,,nicht gewohnt", diese ,,archaischen Rundbauten" erinnerten ihn ,,an die Jungsteinzeit, als es noch Laub- und Holzhütten gab". ,,Negerkrale",* so äußerte er sich später, ,,passen nicht ins Frankenland." 377 Als einer der Bauherren dagegen eine Normenkontrollklage erhob, rechtfertigte die Gemeinde ihr Vorgehen mit der ,,fränkischen Bauweise", die geschützt werden müsse. Durch ein unabhängiges Gutachten musste sie sich allerdings belehren lassen, dass es eine solche einheitliche Bauweise in Franken gar nicht gibt und dass die Gemeinde – hauptsächlich aufgrund von Kriegszerstörungen – auch kein einheitliches und daher schützenswertes Ortsbild aufzuweisen hat. Runde Bauformen seien eine ,,belebende Bereicherung" und in der Nähe der Barockhochburg Würzburg durchaus vertretbar. Das Würzburger Szenemagazin Herr Schmidt** stellte denn auch fest, eine solche Beurteilung von Rundbauten bestehe erst, ,,seit bekannt ist, wer darin wohnen will".
[...] Es mutet seltsam an, wie hier am Ende des 20. Jahrhunderts ein moderner Inquisitor in einem Dorf, in dem sich Menschen urchristlichen Glaubens ansiedeln wollen, ein mittelalterliches Sprachbild verwendet: Es ist, als ob er ein Interdikt androht. Wenn damals eine Stadt oder ein Dorf im Bann war, weil es z.B. Ketzern Unterschlupf gewährt hatte, dann war der ,,Himmel verhängt": Es durften keine Messen, keine Beerdigungen, keine Taufen vorgenommen werden ...
Aber es könnte ja noch immer einer im Pfarrsaal sitzen, der bei sich denkt: Warum soll mer die net mach' lass'? Oder ein anderer, der denkt: Wo bleibt da die vielgerühmte Nächstenliebe?
Ein erfahrener Inquisitor weiß, was die Leute denken. Deshalb fährt Haack fort: ,,Sie müssen keine Achtung vor denen haben ... Es gibt kein Gebot zur Liebe und Freundschaft und zum Hegen und Pflegen dessen, der mir ans Schienbein treten will. ... Man muss mit ihnen nichts zu tun haben."
Jesus von Nazareth sah das wohl etwas anders. Aber noch ehe jemand darüber nachdenken kann, spielt der Herr ,,Pfarrer" seinen letzten Trumpf aus: die ,,Heimat" – obwohl er doch aus dieser konkreten Heimat gar nicht stammt: ,,Was wir verteidigen, das ist Heimat ... ist unser Dorf ... unser Hettstadt. Und wir sind doch die Verfolgten: Sie kommen hierher und wollen uns unsere Heimat stehlen und wollen uns unsere Heimat zunichte machen. Und dagegen wehren wir uns. Und wir tun das aus vollem Herzen, aus voller Überzeugung ... Wir werden das Menschenmögliche tun!"
Wer hielte es für möglich, dass ein lutherischer Pfarrer sich die ,,Blut-und-Boden-Mythologie" derartig zu eigen macht? Man fühlt sich an die ,,Deutschen Christen" erinnert, die in den 30er Jahren begeistert für die ,,nationale Idee" eintraten.
Aus: "DIE VERFOLGUNG DER URCHRISTEN IM UNIVERSELLEN LEBEN - Abschnitt 6
DIE VERTREIBUNG DER URCHRISTEN - AUS HETTSTADT (1985-1993)" (Datum ?)
Quelle: http://ww3.steinadler-schwefelgeruch.de/buch/kapitel-3-6.html (http://ww3.steinadler-schwefelgeruch.de/buch/kapitel-3-6.html)
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Kontext:
Quote[...] Kritik von Seiten der traditionellen christliche Kirchen
Aus Sicht der traditionellen christlichen Kirchen ist das Universelle Leben eine synkretistische Neuoffenbarerreligion mit einigen christlichen Elementen. Die Zentralstelle für Weltanschauungsfragen schreibt: "Die christlichen Versatzstücke im Glaubenssystem des UL sind durchweg in ihrem ursprünglichen Charakter entstellt und reine Fassade."[11]. Relinfo.ch bezeichnet die Behauptungen von Gabriele Wittek, mit Christus direkt in Kontakt zu stehen und von daher die Bibel zu korrigieren als fragwürdigen Anspruch und sagt, die Lehre des Universellen Lebens sei inhaltlich stark von östlichen und esoterischen Gedanken inspiriert.[12] Vom Universellen Leben werden solche Aussagen als "Auswüchse" "moderner Inquisition" bezeichnet. Das Universelle Leben sieht sich als von den der katholischen und evangelischen Kirche verfolgte urchristliche Gemeinschaft dar, die an die Geschichte der Kreuzzüge, Ketzerverfolgungen, Judenverfolgungen oder Hexenverbrennungen anschliesse.[13]
Kritik an den internen Strukturen
Manche Kritiker werfen dem "UL" totalitäre Strukturen vor. Der Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes sagt dazu: "Die Ausgestaltung des Gemeindelebens, wie sie aus der "Gemeindeordnung" des "Universellen Lebens" hervorgeht, darf in scharfer und überspitzter Formulierung ohne Verfassungsverstoss als totalitäre Struktur bezeichnet werden." (Az. 7 CE 93.2403/M 7 E 93.1976)[14]. Demgegenüber erklärt das Universelle Leben, dass es keine Hierarchie wie z. B. in der katholischen Kirche gebe und stattdessen die Gleichheit aller Menschen gelte.
Bei Kritik und Diskussionsversuchen verweist die Gemeinschaft laut eigener Aussage auf die freie Entscheidung jedes Einzelnen (,,Wer es fassen will, der fasse es. Wer es lassen will, der lasse es"). Kritiker weisen auf die zahlreichen Gerichtsprozesse hin, die das Universelle Leben führt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Universelles_Leben (http://de.wikipedia.org/wiki/Universelles_Leben) (01/2008)
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Quote[...] Unter dem Deckmantel eines vermeintlichen Gegensatzes zwischen Kultur und Ideologie befinden wir uns plötzlich auf der "höheren" Ebene einer sauberen, von der "Reinheit" einer Blut-und-Boden-Mythologie getragenen fundamentalen Ur-Kraft -, analog zu Hitlers These einer völkischen unkorrumpierbaren germanischen Biologie.
Anstelle von Hitlers genetischen Zugriff wird hier allerdings die Andersartigkeit als kulturbedingt formuliert. Beide Denkarten beschwören jedoch ein Feindbild, um Gewalt zu rationalisieren und zu rechtfertigen.
Menschen scheinen aus der Geschichte nicht zu lernen, wenn ein Mann wie Huntington die Basis zur Schaffung eines neuen Feindbildes liefern und dies als historisch-wdssenschaftliche Erkenntnis ausgeben kann. Wie bei allen Feindbildern geht es darum, ein Gespenst heraufzubeschwören, um andere bekämpfen zu können, denn ohne ein solches Hassobjekt können viele sich nicht als aufrechtgehend erleben.
Der Feind. Ja, wer ist der Feind? - Huntington [http://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Phillips_Huntington (http://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Phillips_Huntington)] verneint unsere Gemeinsamkeiten als Menschen. Wie Hitler, nur geschickter, kreiert er einen Feind, eine Kulturabstraktion, um sich nicht selbst anschauen zu müssen. Und wir folgen dieser Verlockung, weil auch wir uns nicht selbst anschauen wollen.
Aus: "Der Hass wächst - Terror und "Krieg gegen das Böse"" Von Arno Gruen (02. August 2004)
Quelle: http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/002431.html (http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/002431.html)
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Fremd ist der Fremde nur in der Fremde (Karl Valentin)
Quote[...] Die Definition dessen, was in diesem Sinne "fremd" ist oder was vertraut ist, wird durch gesellschaftliche Meinungen bestimmt.
Beide Möglichkeiten gehören zum normalen Repertoire des menschlichen Verhaltens. Eine Abwehr gegen grundlegend Fremdes (Neues) wird verstärkt, wenn das Fremde nicht nur auf einen selbst, sondern vor allem von der umgebenden Gruppe (z. B. der eigenen Kultur) Auswirkungen erfordert oder durch Andersartigkeit besonders exponiert ist. Dies kann zu einer Art von Gruppendruck führen.
In der Rechtswissenschaft ist eine Sache ,,fremd", wenn sie zumindest auch im Eigentum eines anderen steht, also weder der handelnden Person alleine gehört noch herrenlos ist. Als Tatbestandsmerkmal spielt die Fremdheit einer Sache insbesondere im Strafrecht eine große Rolle (vgl. Diebstahl, Sachbeschädigung).
Im Nationalsozialismus wurden Juden als sog. "Fremdvölkische" oder "Artfremde" verunglimpft und ausgegrenzt;später wurden sie zu Opfern eines Massenmordes, wie auch die Sinti und Roma.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Fremde (http://de.wikipedia.org/wiki/Fremde) (01(2008)
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Quote[...] Beispiele für Abwehrmechanismen:
* Repression/Verdrängung: Unerwünschte Es-Impulse, die ein Gefühl von Schuld, Scham oder das Herabsetzen des Selbstwertgefühls hervorrufen, werden durch Ich und Über-Ich in das Unbewusste verdrängt. Von dort aus können sie allerdings in Träumen oder als unbewusste Ersatzhandlungen wieder zutage treten. Freuds Begriff der Repression muss vom Begriff der Unterdrückung (Suppression) unterschieden werden, denn wenn wir bestimmte Gedanken, Handlungen und Wünsche unterdrücken, sind wir uns ihrer die ganze Zeit über bewusst.
* Reaktionsbildung: Gefühle oder Motive werden durch entgegengesetzte Gefühle/Motive niedergehalten (z. B. Mitleid statt aggressiver Impulse oder Hassgefühle, wenn Liebesgefühle gefährlich erscheinen). Dies muss abgegrenzt werden zu einer bewusst ablaufenden Unterdrückung (z. B. wenn ein Arzt eine attraktive Patientin körperlich untersucht).
* Regression: Es erfolgt ein unbewusster Rückzug auf eine frühere Entwicklungsstufe der Ich-Funktion, in der ein niedrigeres organisiertes Verhalten noch funktioniert hat. (Trotzverhalten, Fresslust, Suche nach Versorgung) Probleme mit regressivem Verhalten werden ebenfalls durch andere Mechanismen abgewehrt.
* Verleugnung: Im Unterschied zur Verdrängung wird nicht ein konfliktreicher innerer Wunsch abgewehrt, sondern ein äußerer Realitätsausschnitt verleugnet, also nicht anerkannt. Beispielsweise werden Veränderungen in der Umgebung zwar wahrgenommen, aber verleugnet.
* Vermeidung: Triebregungen werden umgangen, indem Schlüsselreize vermieden werden.
* Verschiebung: Phantasien und Impulse werden von einer Person, der sie ursprünglich gelten auf eine andere verschoben, so dass die ursprünglich gemeinte Person unberührt bleibt (z. B. Aggression gegen eine tadelnde Autoritätsperson wird in Form von Beschimpfungen oder Tritten an einem Hund ausgelassen) oder ursprünglich vorhandene Zusammenhänge werden ausgeblendet und neue hergestellt. Dieser Vorgang ist insbesondere am Phänomen der Tierquälerei beteiligt.
* Spaltung: Inkompatible Inhalte werden auf mehrere Objekte verteilt. Sowohl die Objekte, als auch das Selbst wird in ,,Gut" und ,,Böse" aufgeteilt. Gute Anteile werden oft idealisiert, böse werden verdammt.
* Verneinung: Negierung eines Sachverhalts. Im Gegensatz zur Reaktionsbildung wird ein Gefühl oder eine Einstellung nicht durch deren Gegenteil ersetzt, sondern nur deren Vorhandensein verneint (,,Ich empfinde überhaupt nichts für XXX.")
* Ungeschehenmachen: Einsatz faktisch unwirksamer Handlungen und Rituale (z. B. auf Holz klopfen), denen eine symbolische Kraft zugeschrieben wird, mit dem Ziel Strafe bei Verbots- und Gebotsübertretungen abzuwenden.
* Projektion: Eigene psychische Inhalte und Selbstanteile (v. A. Affekte, Stimmungen, Absichten und Bewertungen, etc.) werden anderen Personen zugeschrieben. Der Triebimpuls wird auf ein Objekt projiziert wie bei einer optischen Projektion.
o Projektive Identifizierung: Kombination von innerpsychischen und interpersonellen Vorgängen, bei dem das Gegenüber (unbewusst) so beeinflusst wird, dass es bestimmte Erwartungen erfüllt. Negative Selbstanteile (i. d. R. Aggressionen) werden erst abgespalten, dann auf das Gegenüber projiziert – das Gegenüber identifiziert sich unbewusst mit den abgespaltenen, projizierten Anteilen und handelt so, wie es der Erwartung entspricht (z. B. aggressiv). Durch Externalisierung unangenehmer oder unerträglicher Selbstanteile werden so innere Konflikte in der Außenwelt inszeniert, um das innerpsychische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, was jedoch die Beziehungen zu anderen stark belasten kann. Es handelt sich um einen für sog. Borderline-Störungen typischen Abwehrmechanismus, der die Schwierigkeiten, sich der Psychodynamik der Betroffenen gegenüber abzugrenzen, besser verständlich macht.
* Introjektion und Identifikation: Bestimmtes Verhalten, Anschauungen, Normen oder Werte einer anderen Person werden in die eigene Persönlichkeit verinnerlicht.
o Identifikation mit dem Aggressor: Bei einem gewaltsamen Übergriff bzw. einer psychischen Grenzüberschreitung wird die Verantwortung für das Geschehen sich selbst zugeschrieben und/oder die Einstellung oder das Verhalten eines Angreifers übernommen. Beides dient der Abwehr unerträglicher Angst- und Hilflosigkeitsgefühle und einer symbolischen Rückerlangung von Kontrolle.
* Surrogierende Abwehrmechanismen
o Intellektualisierung: Entfernung vom unmittelbaren konfliktuösen Erleben durch Abstraktionsbildung und theoretisches Analysieren (z. B. abstrakte Gespräche über das Wesen der Liebe; Fachsimpeln unter Ärzten oder Therapeuten über schwierige Patienten oder solche, die in ihrem Leid als psychische Belastung erlebt werden), Philosophieren über Dinge, die eine verborgene emotionale Bedeutung für die Person haben.
o Rationalisierung: Rational-logische Handlungsmotive werden als alleinige Beweggründe für Handlungen angegeben oder vorgeschoben. Gefühlshafte Anteile an Entscheidungen werden ignoriert oder unterbewertet.
o Sublimierung oder Sublimation: Nicht erfüllte Triebwünsche werden durch gesellschaftlich höher bewertete Ersatzhandlungen ersetzt und damit befriedigt (Kunst, Wissenschaft, Musik, Sport, exzessive Arbeit). Typischerweise eignen sich für bestimmte Wünsche bestimmte Sublimationstechniken besonders gut. So werden aggressive Triebe oft durch Sport sublimiert, sexuelle Wünsche durch Beschäftigung mit schönen Künsten oder kindliche Neugierde durch wissenschaftliche Forschertätigkeit. Sublimierungen erfüllen die Befriedigung der Triebwünsche oft gut und werden dann nicht als psychopathologisch angesehen. Nach Freud ist die Sublimierung ein wichtiger Motor für die Kulturentwicklung.
* Abwehr unter Beteiligung körperlicher Symptome
o Somatisierung: Nicht Wahrnehmen eines Konflikts in seiner eigentlichen Gestalt, sondern in Form körperlicher Beschwerden. Diese haben jedoch keinen Symbolgehalt.
o Konversion: Umlagern eines psychischen Konflikts auf somatische Symptome, die eine symbolische Beziehung zum Konflikt haben. Entspricht dem früheren Hysteriebegriff (hysterische Blindheit, Lähmung etc.).
* Abwehrmechanismen des Affekts
o Affektualisierung: Ein Ereignis oder Verhalten wird dramatisiert.
o Entwertung / Idealisierung: Objekte werden unbewusst entwertet oder überhöht.
o Affektisolierung: Fehlen oder Dämpfung eines normalerweise spontan auftretenden Gefühls in einer bestimmten Situation. der Nachweis eines Isolierten Affektes dient therapeutisch auch der Bewusstmachung und rationalen Betrachtung bestimmter gefühlsintensiver Reaktionen.
* Aggressive Abwehrmechanismen
o Autoaggression: Aggressive Impulse werden gegen die eigene Person gerichtet und treffen so nicht die Person, der sie ursprünglich galten, um die Beziehung zu dieser Person nicht zu gefährden. Das interpersonelle Feld wird so von Störungen freigehalten, ein interpersoneller Konflikt wird zulasten eines intrapsychischen Konflikts vermieden.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Abwehrmechanismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Abwehrmechanismus) (01/2008)
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Quote[...] Wie Übertragungen sind auch Gegenübertragungen praktisch allgegenwärtig, da Menschen, die miteinander zu tun haben, im Gegenüber ständig unbewusst Gefühle auslösen, die mit ihrer eigenen Geschichte zu tun haben.
Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Gegen%C3%BCbertragung (http://de.wikipedia.org/wiki/Gegen%C3%BCbertragung) (01/2008)
Quote[...] Die ausgehungerten Palästinenser eilten in ägyptische Ortschaften, um dort Nahrungsmittel, Benzin und andere Versorgungsgüter einzukaufen. Die ägyptischen Grenzbeamten und die Hamas-Polizei griffen nicht ein.
Weil Israel die Grenze zum Gaza-Streifen nach den andauernden Raketenangriffen abgeriegelt hat, leiden die Bewohner des Gebiets unter einem akuten Versorgungsmangel. Auch Ägypten sperrte seine Grenze zum Gaza-Streifen. Bei Zusammenstößen zwischen mehreren Hundert Palästinensern und ägyptischen Grenzbeamten wurden gestern 70 Menschen verletzt.
als/AFP/AP
Aus: "GAZA-STREIFEN: Tausende Palästinenser durchbrechen Grenze zu Ägypten" ( 23. Januar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,530363,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,530363,00.html)
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Quote[...] Tausende Palästinenser haben am Mittwochmorgen die Grenze zu Ägypten gestürmt. Wie der israelische Rundfunk berichtete, hatten militante Palästinenser mit mindestens 15 Sprengladungen große Breschen in den Grenzzaun gerissen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP wurden dadurch zwei Drittel des Metallzauns zerstört.
Ägyptische Soldaten und die Polizei der palästinensischen Hamas seien nicht gegen die anstürmende Menge eingeschritten. Die ausgehungerten Menschen eilten in ägyptische Ortschaften, um dort Nahrungsmittel, Benzin und andere Versorgungsgüter einzukaufen.
Ein Mitglied der ägyptischen Sicherheitskräfte teilte mit, die rund 2000 Einsatzkräfte seien gegen den illegalen Grenzübertritt nicht eingeschritten, hätten jedoch die Zufahrtswege nach Rafah gesperrt. Wie mit den Palästinensern verfahren werde, sei noch nicht entschieden.
Israel hatte als Reaktion auf den fortwährenden Raketenbeschuss durch militante Palästinenser am Freitag vergangener Woche alle Grenzübergänge zum Gazastreifen geschlossen. Ägypten hatte die Sperrung unterstützt und seine Grenze zum Gazastreifen ebenfalls geschlossen. Seitdem leiden die Bewohner des Gebiets unter einem akuten Versorgungsmangel.
Inzwischen hat Israel die Grenzsperre etwas gelockert: Tanklastwagen brachten 700.000 Liter Kraftstoff über die Grenze. Weitere Lastwagen transportierten Gasflaschen und Medikamente. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums kündigte an, dass die Lieferungen am Mittwoch fortgesetzt würden.
Bei einem Feuergefecht zwischen israelischen Soldaten und militanten Palästinensern wurde am Mittwochmorgen ein Hamas-Mitglied erschossen. Zu den Zusammenstößen kam es nach Angaben von palästinensischen Beamten in der Nähe des geschlossenen Grenzübergangs Sufa.
Bei Zusammenstößen zwischen mehreren hundert Palästinensern und ägyptischen Grenzbeamten waren bereits am Dienstag 70 Menschen verletzt worden.
Die Leiter der Palästina-Geberkonferenz hatten am Dienstagabend Israel aufgerufen, für einen freien Personen- und Warenverkehr im Gazastreifen zu sorgen. Die Lage in Gaza sei besorgniserregend, erklärten die Organisatoren in Paris. Die Palästinenserverwaltung müsse ihr Wirtschaftsprogramm schnell umsetzen, und die Geldgeber müssten ihre Versprechen einlösen. Bisher seien 7,7 Milliarden Dollar Hilfen für Palästina zugesagt worden.
(AP/dpa/schä/gdo)
Aus: "Gazastreifen: Palästinenser durchbrechen Grenze zu Ägypten" (23.01.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/339/153943/ (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/339/153943/)
Quote[...] Berlin (dpa) - Rune Solberg wählte drastische Worte. Die Deutschen müssten sich auf Tote einstellen, hatte der Chef der derzeit von Norwegen gestellten schnellen Eingreiftruppe der NATO in Nord- Afghanistan dem «Tagesspiegel» gesagt.
Und der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Bernhard Gertz, drückte es danach nicht milder aus: Deutschland müsse damit rechnen, dass Kameraden «in Holzkisten zurückkommen». Nun ist die seit Wochen erwartete Bitte der NATO in Berlin eingetroffen: Die Bundeswehr möge im Sommer Norwegen ablösen und eine sogenannte «Quick Reaction Force» (QRF) entsenden.
Am Dienstag gab es keinen Zweifel daran, dass die Bundesregierung der Anforderung nachkommen wird. Für die FDP hat der Einsatz am Hindukusch damit eine «neue Qualität». Die Regierung sieht das anders. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), der unter massiven Sicherheitsvorkehrungen überraschend nach Kabul reiste und mit Präsident Hamid Karsai sprach, sagte nüchtern, die Bundeswehr würde auch jetzt schon in Afghanistan kämpfen. Das Wort Kampfeinsatz nimmt die Regierung aber erst seit Neustem in den Mund. Jahrelang hatte sie lieber von «Wiederaufbau» und «Stabilisierung» gesprochen.
[...] Vermutlich wird das Ja der Bundesregierung spätestens beim informellen NATO-Verteidigungsministertreffen nächste Woche im litauischen Vilnius bekanntgegeben. Dort kann dann auch gleich über die Drohung Kanadas gesprochen werden, das seine 2500 Soldaten aus der südafghanischen Provinz Kandahar abziehen will, wenn die NATO keine Verstärkung schickt. Kanada hat in Kämpfen mit den Taliban schon viele Soldaten verloren. Das Land ist nicht mehr bereit, dort ohne weitere Hilfe von anderen NATO-Partnern zu kämpfen.
[...] Der bei NATO-Partnern hinter vorgehaltener Hand geäußerte Vorwurf, Deutschland sei ein «Drückeberger», wird sowohl in der Regierung als auch im Bundestag und in der Bundeswehr als extrem ungerecht empfunden. Auch Jung betonte in Kabul, die seit vorigem Jahr gestellten deutschen Tornado-Aufklärungsflugzeuge würden in ganz Afghanistan eingesetzt und dienten dem Schutz der afghanischen, aber auch internationalen Soldaten - also auch im Süden. Und in Berlin hieß es, mit der Übernahme der QRF werde auch Kanada gezeigt, dass Deutschland zu einem «robusten Einsatz» bereit sei.
Aus: "Analyse: «Wir können den Frieden auch mit Waffengewalt sichern»" (Welt, 29.01.2008)
Quelle: http://newsticker.welt.de/index.php?channel=pol&module=dpa&id=16774226 (http://newsticker.welt.de/index.php?channel=pol&module=dpa&id=16774226)
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Quote[...] Brüssel (dpa) - Nach einer Drohung des kanadischen Premierministers Stephen Harper mit dem Abzug der 2500 Soldaten Kanadas aus der afghanischen Provinz Kandahar will die NATO mit der Regierung in Ottawa über mögliche Verstärkungen sprechen.
«Es gibt da ganz eindeutig ein Problem, und wir werden darüber beim Treffen der Verteidigungsminister in der kommenden Woche in Vilnius (Litauen) sprechen, sagte ein NATO-Sprecher am Dienstag der dpa in Brüssel.
«Ich glaube nicht, dass es Grund gibt, die Glaubwürdigkeit der NATO anzuzweifeln», sagte der Sprecher. «Bisher hat auch noch kein NATO-Land die von der NATO geführte Afghanistan-Schutztruppe ISAF verlassen.» Er wies darauf hin, dass die ISAF in den vergangenen beiden Jahren von 6000 auf mittlerweile mehr als 43 000 Soldaten gewachsen sei. In den vergangenen Wochen hätten zehn Staaten zusätzliche Soldaten für Afghanistan bereitgestellt - angeführt von Polen mit 400 Soldaten und acht Hubschraubern. «Es hat eine ständige Vergrößerung gegeben.»
«Natürlich haben wir sehr genau zur Kenntnis genommen, was Harper gesagt hat», sagte der Sprecher. Es sei eindeutig, dass der Regierungschef mehr Unterstützung durch die Verbündeten beim schwierigen Einsatz in Kandahar fordere. Eine vom früheren kanadischen Außenminister John Manley geleitete Kommission hatte eine Ausweitung der militärischen Mission in Afghanistan empfohlen, das kanadische Engagement aber von einer besseren Unterstützung durch die NATO-Verbündeten abhängig gemacht. «Diese Empfehlungen (der Kommission) müssen erfüllt werden, sonst wird Kanada seine Mission in Afghanistan nicht weiterführen», sagte Harper nach einem Bericht des kanadischen Fernsehsenders CTV.
Aus: "Kanada droht mit Abzug seiner Truppen vom Hindukusch" (Welt, 29.01.2008)
Quelle: http://newsticker.welt.de/index.php?channel=pol&module=dpa&id=16771812 (http://newsticker.welt.de/index.php?channel=pol&module=dpa&id=16771812)
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Quote[...] Berlin will Anfang Februar über die Entsendung eines Kampfverbandes nach Afghanistan entscheiden. Die seit längerem erwartete Bitte der NATO nach Entsendung einer schnellen Eingreiftruppe ging am Dienstag beim Verteidigungsministerium in Berlin ein. Damit steht die Bundeswehr vor ihrem ersten Einsatz mit einem Kampfverband für die NATO in Nordafghanistan.
Aus: "Kämpfen in Afghanistan: Streit um die Ausrüstung" (30. Januar 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/911473.html (http://www.n-tv.de/911473.html)
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Quote[...] FDP-Sicherheitsexpertin Birgit Homburger verlangte von der Bundesregierung eine "saubere und ehrliche Darstellung der Sachlage". Aufgabe einer Schnellen Eingreiftruppe seien nicht nur Absicherungs- und Durchsuchungsaktionen oder Evakuierungen, sondern ausdrücklich auch offensive Operationen. "Das wäre nach den 'Tornados' eine erneute Erweiterung des Aufgabenspektrums der Bundeswehr und ganz klar eine neue Qualität", sagte sie.
[...] Nach Informationen mehrerer Nachrichtenagenturen soll die 1. Panzerdivision in Hannover den geplanten Kampfverband stellen. Bei den rund 250 Soldaten handele es sich hauptsächlich um Fallschirmjäger und Grenadiere, hieß es unlängst aus Bundeswehrkreisen. Die Soldaten der Schnellen Eingreiftruppe sollen Konvois sichern und verwundete Soldaten sowie verletzte Zivilisten in Sicherheit bringen.
"Wenn der Auftrag kommt, werden wir in der Lage sein, Soldaten mit der entsprechenden Ausbildung nach Afghanistan zu schicken", sagte der Kommandeur der in Niedersachsen stationierten 1. Panzerdivision, Generalmajor Wolf Langheld, beim Jahresempfang der Bundeswehr in Hannover.
Der Kommandeur der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf hat die grundsätzliche deutsche Bereitschaft begrüßt, im Norden des Landes vom Sommer an eine Schnelle Eingreiftruppe zu stellen. Wenn Deutschland dies für angemessen halte, wäre das ein wertvoller Beitrag, sagte US-General Dan McNeill nach einem Treffen mit Jung.
asc/dpa/ddp/AP/Reuters
Aus: "SCHNELLE EINGREIFTRUPPE: Deutschland lässt sich zweimal bitten" (29. Januar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,531855,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,531855,00.html)
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Quote[...] Die seit längerem erwartete Bitte der Nato nach Entsendung einer schnellen Eingreiftruppe (QRF) war gestern in Berlin beim Verteidigungsministerium eingegangen. Seit Anfang 2006 stellt Norwegen diesen Kampfverband. Im Sommer will Norwegen die Verantwortung dafür aber an eine andere Nation abgeben. Im Bundestag wird fest mit einer baldigen Zusage Deutschlands gerechnet.
QRF-Soldaten sollen immer dann eingreifen, wenn Wiederaufbauteams in den Nordprovinzen des Landes militärisch unter Druck geraten. Der Kampfverband kann auch gegen Terroristen vorgehen und mögliche Evakuierungen absichern. Schnelle Eingreiftruppen der Nato verfügen über Fahrzeuge mit leichter und schwerer Bewaffnung wie Maschinengewehre, Mörsergranaten und Raketenwerfer. Zudem haben sie eigene Sanitäts- und Logistikeinheiten.
[...] Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat sich unterdessen skeptisch über die geplante Verstärkung der Präsenz ausländischer Truppen in seinem Land geäußert. "Ich bin nicht sicher, ob die Entsendung weiterer Truppen die richtige Antwort wäre", sagte Karsai der Tageszeitung "Die Welt".
...
(ut/dpa)
Aus: "Afghanistan: Kritik an Kampfeinsatz der Bundeswehr" (30.01.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2008/01/30/2466407.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2008/01/30/2466407.xml)
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Quote[...] Alle lieben Deutschland. Präsident Hamid Karsai etwa. Als er Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) gestern in Kabul empfing, lobte er den deutschen Beitrag zur Stabilisierung Afghanistans. Und deutsche Produkte. Vor allem Waffen. Da mag er insbesondere an Panzer gedacht haben, die der Präsident sich wünscht. Im Volk, versicherte Karsai, genösse die Bundeswehr hohes Ansehen. Alle lieben Deutschland. Das ist auch in Masar-i-Sharif so, im Norden Afghanistans.
Alle lieben Deutschland, auch in Brüssel. Die Nato richtete die Anfrage an Berlin, ab Sommer in Nachfolge der Norweger die ,,Quick Reaction Force" (QRF), die schnelle Eingreiftruppe für den Norden des Landes zu stellen. Seit Wochen gilt es als ausgemacht, dass Berlin diese absehbare Anfrage positiv bescheiden werde. Aber Jung, dazu im Hauptquartier der Internationalen Unterstützungstruppe (Isaf) in Kabul befragt, bleibt zurückhaltend. Ja, bestätigt er, die Anfrage sei eingegangen und werde geprüft. Danach werde er entscheiden.
[...] Gerade hatte Kanada gedroht, Truppen im Süden abzuziehen, wenn die Nato-Partner nicht mindestens 1000 zusätzliche Soldaten in den Süden schickten. Dort starben bisher 76 Kanadier.
Auch die Amerikaner also lieben die Deutschen. Doch es ist kalt in Afghanistan, nachts war es minus 15 Grad Celsius. Und Jung ist bei seinen Soldaten, bei den Verbündeten, bei Karsai und seinem afghanischen Amtskollegen unterwegs, um die deutsche Position zu verdeutlichen. Spätestens am 7. und 8. Februar bei der Nato-Truppenstellerkonferenz wird er die QRF zusagen müssen. Denn Deutschland hat 2006 die Verantwortung für den Norden übernommen, da ist es nur folgerichtig, auch die Eingreiftruppe zu stellen. Ein zu rasches Ja zu den Wünschen allerdings könnte dem Minister übel angekreidet werden, wenn die Zahl der deutschen Opfer – bislang starben 26 Soldaten – wegen des QRF-Einsatzes noch weiter steigen sollte.
...
Quotedtm meint:
30.01.2008, 07:19 Uhr
Sascha meint:
29.01.2008, 21:36 Uhr
alle lieben Deutschland :-D
ich lach mich tot .
...
Quote
AMIGOHOME meint:
29.01.2008, 21:00 Uhr
Eher geht ein Kamel durch`s Nadelöhr, als das Deutschland nicht untertänigst alle Befehle der NATO, also der USA, sofort befolgen würde.
Quote
Norbert Müller meint:
29.01.2008, 20:10 Uhr
Deutscher Kampfeinsatz bahnt sich an
So etwas ist verfassungswiedrig. Geht aber wohl mit solchen Typen wie Merkel und Jung dennoch. Die Quittung kommt bei der nächsten Wahl. Dann stellen wir die Toten vom Hindukusch ins Internet. Warum bitte sollen Deutsche Soldaten dort sterben, natürlich, weil Merkel wieder hinter den Amerikanern herdackelt.
Quote
Gert Müller meint:
29.01.2008, 20:19 Uhr
@Norbert Müller
"Dann stellen wir die Toten vom Hindukusch ins Internet"
****Das finde ich eine ausgezeichnete Idee!****
Die werde ich auf Terminvorlage legen.
Tote und Trauer haben ein längeres Haltbarkeitsdatum in den Köpfen der Menschen, wie die Tagespolitik.
Von daher wird sich die Politik freuen ihre "Heldentoten" zu rechtfertigen.
Quote
HF meint:
29.01.2008, 19:55 Uhr
ich stelle mir nur eine frage?
wie mögen die jungs sich da unten fühlen?
getrennt von familie, bei dem rückhalt in der bevölkerung und
unserer politik. mit maroder ausrüstung, veralteten waffen und
gerät.
kommt heim jungs, afghanistan ist nicht unser heimatland das es zu verteidigen gilt
Quote
Werner Potrffke meint:
29.01.2008, 19:53 Uhr
Holt unsere Soldaten nach Hause.
Das spart deutsche Leben und Geld.
Es beendet ein mehr als moralisches fragwürdiges Abenteuer, das im wesentlichen amerikansichen Interessen liegt.
Und die Amerikaner haben sich einfach nur als Kriminelle und moralischer Abschaum in diesen Kriegen geoutet.
Laßt uns nicht durch die weitere Unterstützung der Amerikaner zu Komplizen von Terroristen werden.
Das wird langfristig auf uns zurückfallen.
Sollen die Amerikaner doch ihren Scheiß selber regeln.
Quote
Sven-Ole meint:
29.01.2008, 19:48 Uhr
Nur eine kleine Kampftruppe fuer ein bischen Krieg im Rahmen des ISAF mandats. Aber ohne Panzer Luftunterstuetzung, Hubschrauber zur Bergung, usw. Und im Zweifelsfall entscheidet das Verfassungsgericht hinterher, ob das mit dem Grundgestetz vereinbar ist. Also mal abgesehen davon das die ganze Afganhistanmission im Krieg gegen den Terrorismus fragwuerdig ist, waere es doch zumindest ein Anfang, sich klar zu Krieg oder nicht Krieg zu entscheiden. Was jetzt gerade von deutscher Seite dort unten stattfindet isat doch wohl eher ein bischen von allem, aber nichts richtig. Mit dieser Strategie verschwendet man doch nur Zeit und Geld und riskiert zuviele Leben von Soldaten fuer nichts.
Aber da ja immer irgendwo Wahlen sind kann sich unsere Regierung wohl nie entscheiden. Entweder man bekennt sich zum Krieg, begruendet ihn und fuehrt den dann richtig oder aber zieht alle Soldaten umgehend ab.
QuoteErnst P. Otto meint:
29.01.2008, 19:35 Uhr
@Hanna
Der Sündenfall war Jugoslawien.
Die folgenden militärischen Einsätze folgen Konsequent Wilhelm Bushs "ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert".
Ich habe einmal eine Aussage gehört: Die Menschheit lernt nicht dazu. Es muss nur genügend Zeit zwischen den Ereignissen liegen und es werden die gleichen Fehler gemacht.
Unsere Politiker heute haben überwiegend die Nazis nicht erlebt. Dementsprechend hat die braune Argumentationsschiene schon wieder Hochkonjunktur. "nie wieder Krieg", dieser Spruch der Kriegsgeneration, wird verdrängt, wird relativiert, um als hippe coole zeitgemäße "Größe" in der Politik zu gelten.
Dabei haben wir noch nie so viele Dilettanten in der Politik gehabt, wie heute.
Dabei ist die kriegerische Eskalation, wieder eine reale Option.
Bis einmal wieder der letzte Tropfen zu viel das Faß überlaufen lässt.
Dann sind wir da, wo wir nach den Nazis waren.
Deutsche Soldaten machen wieder alles mit.
Die Bevölkerung auch.
Ich sehe da kein Entkommen.
Die Dummheit regiert in den Köpfen.
Und es wird am Ende auch nicht ungerecht sein, wenn Deutschland erneut in Schutt und Asche liegt.
QuoteHanna meint:
29.01.2008, 19:20 Uhr
Unter den Nazis waren die russischen oder andere Widerstandskämpfer auch alle Terroristen!
Darüber sollten sich unsere Soldaten einmal Gedanken machen.
Wir sind in der Meinungsbildung von den Medien abhängig, die oft von den Regierungen.
Das da hemmungslos gelogen wird, kann man in den USA inzwischen beweisen und darf man für Deutschland auch vermuten. Ich erinnere an den mir spontan einfallenden "Hufeisenplan" der Jugoslawen. Ein Hirngespinst unseres Ex-Verteidignungsmiisters um einen Angriffskrieg zu rechtgertigen.
Man kann nur dann sicher sein kein Unrecht zu begehen, wenn man keine anderen Länder besetzt, oder wie es heute in Orwellscher Verbiegung heißt, "hilft".
Truppen haben nur zur Verteidigung auf eigener Scholle eine moralische Berechtigung. Darüber hinaus werden sie, sind sie zur Zeit schon, normale Kriminelle, oder die heutige Kurzform: Terroristen.
Quote
Robert Longhouse meint:
29.01.2008, 19:11 Uhr
Die Bereitwilligkeit deutscher Truppen wieder ohne Widerspruch andere Länder zu besetzen ist erschreckend.
Das bekommt immer mehr Ähnlichkeit mit dem einstiger "Kadavergehorsam".
Wo ist der deutsche Widerstand?
Hat Deutschland nichts dazugelernt?
Aus: "Afghanistan: Deutscher Kampfeinsatz bahnt sich an" (29. Januar 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1610913/Deutscher_Kampfeinsatz_bahnt_sich_an.html (http://www.welt.de/politik/article1610913/Deutscher_Kampfeinsatz_bahnt_sich_an.html)
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Quote[...] Nach Angaben des Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, werden für den Kampfeinsatz gepanzerte Fahrzeuge benötigt, die im Hubschrauber transportiert werden, sowie Ersatz für alte Kommunikationsmittel. Auf die Frage, wieviel Geld dafür notwendig sei, sagte Gertz der B.Z. am Sonntag, die Bundeswehr brauche 2008 insgesamt noch eine Milliarde Euro. (ddp/jW)
Aus: "Panzerdivision stellt Kampfverband" (jw, 28.01.2008)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2008/01-28/053.php (http://www.jungewelt.de/2008/01-28/053.php)
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Quote[...] Kabul. sda/dpa/baz. Wegen des schweren Wintereinbruchs sind in Afghanistan innerhalb eines Monats bis zu 300 Menschen ums Leben gekommen. Die meisten seien an Erkältungskrankheiten gestorben oder erfroren, teilte die Katastrophenbehörde am Dienstag in Kabul mit.
Die meisten Opfer sind Kinder. Die genaue Anzahl der Toten steht nach offiziellen Angaben jedoch nicht fest, weil viele Gebiete nicht zu erreichen sind. Afghanistan erlebt einen der härtesten Winter seit vielen Jahren. Am schwersten betroffen sind 25 Provinzen im Westen des Landes.
Aus: "300 Kältetote in Afghanistan binnen eines Monats" (01/2008)
Quelle: http://www.baz.ch/news/rss.cfm?keyID=6BF9B4A6-7C45-4B8B-AAC0F6F27F40F7A6&startpage=1&ObjectID=C60CFB18-1422-0CEF-7051FBD3CC0B8772 (http://www.baz.ch/news/rss.cfm?keyID=6BF9B4A6-7C45-4B8B-AAC0F6F27F40F7A6&startpage=1&ObjectID=C60CFB18-1422-0CEF-7051FBD3CC0B8772)
Quote[...] ,,Sobald der Gegner nicht mehr als vollwertiger Mensch akzeptiert wird, entfällt die angeborene Tötungshemmung." – Eine bemerkenswerte Einsicht, die Kardinal Meisner bei seinem diesjährigen ,,Internationalen Soldatengottesdienst" im Kölner Dom angeblich der ,,Verhaltensforschung" entnahm.
[...] Nicht immer wird dann auch ein Militärgeistlicher zur Stelle sein, um denen noch den letzten Segen zu erteilen, die da im Kugelregen oder Bombenhagel auf der Strecke blieben. Ihnen allen sei daher schon, Meisner zitierend, prophylaktisch der ultimative Trost gespendet, daß ihr Opfer, ob als deutsche SoldatIn oder afghanische ZivilistIn, im ,,Dienst der einen, weltumspannenden Menschheitsfamilie" erbracht wurde und daß ,,Gott" sie deshalb auch in sein ewiges Haus ,,mit seinem Segen begleiten" wird. (PK)
Aus: "Lokales - Kardinal Meisners Feldpredigt 2008: Familiärer Kriegseinsatz" Von Hans-Detlev v. Kirchbach (16.01.2008)
Quelle: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11967 (http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11967)
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Quote[...] Inzwischen ist aber auch Nordafghanistan unruhiger geworden. Norwegen, das bisher Kampftruppen für die ,,Quick Reaction Force" bereitgestellt hatte, will seine Soldaten abziehen.
Aus: "Afghanistan-Einsatz: Nato erhöht Druck auf Deutschland" ("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2008)
Quelle: http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/359162/index.do (http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/359162/index.do)
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Quote[...] «Kanada hat mehr getan als es versprochen hat. Jetzt brauchen wir Hilfe. Wenn die Nato nicht helfen kann, dann muss ich sagen, dass der Ruf und die Zukunft der Nato auf dem Spiel stehen», so Harper. Seine Regierung wirbt um Unterstützung für eine Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes. Das derzeitige Mandat der kanadischen Truppen läuft im Februar nächsten Jahres aus.
(neg/sda)
Aus: "Kanada droht mit Truppenabzug" (29. Januar 2008)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/836714.html (http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/836714.html)
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Quote[...] Franz Josef Jung wünscht sich eine stärkere Auseinandersetzung der deutschen Bevölkerung mit gefährlichen Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Bei den Bürgern herrsche oft nicht das Bewusstsein, dass der Einsatz der deutschen Soldaten ihrer eigenen Sicherheit in Deutschland diene, sagte Jung am Mittwoch bei einem Besuch der deutschen Soldaten im nordafghanischen Mazar-i-Sharif.
Es werde nicht ausreichend zur Kenntnis genommen, dass sich die Bedrohungslage auf Deutschland verändert habe. Wenn man den neuen Risiken durch den Terrorismus aber entgegentreten wolle, müsse man die Gefahr an der Quelle beseitigen. Er würde sich daher wünschen, dass den Soldaten im Einsatz mehr Unterstützung zuteil werde.
...
QuoteVerteidigung der dt Republik am Hindukusch
Christoph Anschütz (TuNichtGut)
Verteidigung der dt Republik am Hindukusch, das ist schon ein Argument.
Die Amis verteidigen ja im Irak, die Engländer einst in Falkland, die Russen waren auch schon am Hindukusch (und hatten ebenso versagt), die Chinesen verteidigen in Nepal.
Früher verteidigte Europa im Namen Gottes in Südamerika und heute verteidigen alle einen Haufen Steine am Tempelberg
Zunehmend möchten alle gerne auch in Afrika verteidigen, da gibt es schließlich ganz faszinierende Bodenschätze wie sonst kaum andernorts.
Gibt es eigentlich eine Region in dieser Welt, wo die Großmächte nicht schon verteidigt haben und verteidigen?
Guantamo, als Menschenrechte mit Stiefeln getreten und Demokratie verscharrt wurde, wo waren da die Verteidiger?
Also damals, in der Schule, da lernten wir, dass sich das Imperialismus nennt. Aber das war ja auch vor dem Abi, vor meinem und George Orwells magischen Jahr 1984 ;-) Heute heisst Imperialismus Verteidigung. Vor ein paar Jahren hieß das noch Vorwärts-, dann Vorneverteidigung.
Wieviel Terrorismus hätten wir, würden wir nicht ständig mit Soldaten und $-Kanonen durch andere Regionen der Welt stampfen?
Quotewohin das ganze Geld?
Andreas Würz (BluesBrother1983)
Über 25 Mrd. € ist der dt. Militärhaushalt. Kann mir einer sagen, wo das ganze Geld hinfließt, dass man es nichtmal schafft ein paar tausend Mann mit einer guten Ausrüstung zu versorgen? Vielleicht sollte die Bundeswehr mal ihre Strukturen überprüfen, denn Einsparpotential gibt es mehr als genug, auch mit Wehrpflicht.
Ob man wirklich in Afghanistan in Kampfeinsätze verwickelt sein muss, ist eine andere Frage.
QuoteFür die Soldaten habe ich schon Verständnis,
Ralf Walter (Ralf-Walter)
Nicht jedoch für die Auftraggeber. Mir ist es immer noch ein Rätsel, warum Deutschland in Afghanistan verteidigt werden soll.
Wenn aber die Ersten Soldaten in der Kiste mit militärischem Tamtam nach Hause gebracht werden und die Ersten, ersten zum Krüppel geschossenen Soldaten um HartzIV anstehen, weil sie der Dank des Vaterlandes niemals erreicht, dann wird in der Bevölkerung noch weniger Verständnis für diese Einsätze zu finden sein.
Die einzigen finanziellen Zuwendungen, für die Witwen und Krüppel, werden wie gehabt aus den eigenen Reihen der Kameraden kommen, wenn der Stahlhelm als Sammelbüchse herumgeht.
Ich bin mir aber jetzt schon sicher, dass uns solche Bilder nicht erreichen werden, weil so etwas eifrig zensiert werden wird.
QuoteDeutsche müssen Soldaten mehr unterstützen.
Herbert Wald (Traxxax)
Herr Jung irrt! Der deutsche militärische Einsatz dient nicht der Sicherheit Deutschlands, sondern bewirkt das Gegenteil. Die militärischen Interventionen in Afghanistan dienen ausschließlich der US-amerikanischen Geopolitik. Nicht mehr und nicht weniger. Leider sind die deutschen Politiker zu feige, das auch zuzugeben.
QuoteNutzen versus Risiko Relation?
Andreas Frick (Hephaistos)
Ich bezweifele stark, ob der Einsatz der Bundeswehr in Afganistan das Risiko terroristische Angriffe in Deutschland wirklich senkt. Die wichtigste Motivation der Terroristen war doch ihr islamischer Glaube. Aus ihrer Sicht ist es eine bodenlose Demütigung, ein islamisches Land quasi vom Westen besetzt zu sehen. Das wird ihre Wut auf uns weiter anstacheln. Die Taliban haben übertrieben, aber die Bevölkerung dort wünscht weiter fundamentalislamische Verhältnisse. Hat es Sinn, diese mit dem Blut deutscher Soldaten zu verteidigen? Die Ausbildung der Kämpfer wurde sicher auch längst nach Pakistan verlegt, wo weite Teile des Landes außer Kontrolle der Regierung sind.
Wenn sogar der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes vor Ausrüstungsmängeln warnt, muß es schon wirklich schlimm sein. Bei der Bundeswehr war ich vor 20 Jahren in der Instandsetzung und habe damals selbst erlebt, wie erbarmungswürdig schlecht diese Armee ausgerüstet war. Seitdem ist immer nur gespart worden und Aufträge für Ausrüstung werden ja größtenteils politisch vergeben, nicht nach Qualität. Es wiederholt sich das Drama, daß eine Truppe in Badehosen in einen sinnlosen Kampf geschickt wird.
Aus: "Auslandseinsätze der Bundeswehr: Jung: Deutsche müssen Soldaten mehr unterstützen" (30. Januar 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E1A4304DF52C245319AA6ED7AF5F20978~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E1A4304DF52C245319AA6ED7AF5F20978~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] Bei der Debatte im Bundestag in der vergangenen Wochen zeichnete sich eine breite Unterstützung der Nato-Bitte um Ablösung der Norweger durch die Bundeswehr ab. In der auf Antrag der Linken angesetzten Aktuellen Stunde sperrten sich allerdings deren Abgeordnete Oskar Lafontaine und Gregor Gysi gegen ein weiteres Engagement. Sie forderten stattdessen den Abzug aller deutschen Soldaten aus Afghanistan. Lafontaine nannte das Vorgehen in Afghanistan völkerrechtswidrig und warnte vor der wachsenden gefahr von Terroranschlägen in Deutschland.
Der Grünen-Bundestagsabgeordneten Winfried Nachtwei, dessen Partei den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr bislang im Parlament mitgetragen hat, sieht mögliche Gefahren heraufziehen. "Geraten wir in eine Eskalation hinein? Geraten wir in einem Kriegssumpf hinein?", fragte er das Parlament. "Das kann man nicht verniedlichen," meinte Nachtwei zum Kampfeinsatz der Norweger im vergangenen Herbst.
Aus: "Das Wort Kampfeinsatz ist noch verpönt" Claudia Nauth (30.01.2008)
Quelle: http://www.wiesbadener-kurier.de/politik/objekt.php3?artikel_id=3143263 (http://www.wiesbadener-kurier.de/politik/objekt.php3?artikel_id=3143263)
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Quote[...] "Bei uns ist eine Anfrage der Nato aus Brüssel nach Bereitstellung von Kampftruppen für die Schnelle Eingreiftruppe QRF in Afghanistan eingegangen", bestätigte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums gestern dem Abendblatt. Diese Anfrage werde nun geprüft. In Bundeswehr und Bundestag wird fest mit einer baldigen Zusage gerechnet, SPD und CDU signalisierten bereits ihre Zustimmung.
In Brüsseler Nato-Kreisen hieß es, der stellvertretende Europa-Kommandeur der Allianz, General John McColl, habe Deutschland als "führende Nation des Isaf-Einsatzes" in Afghanistan um diese Leistung gebeten.
[...] Das vergangene Jahr gilt mit 6500 Todesopfern als das blutigste in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban 2001.
Aus: "Erster Kampfeinsatz für das deutsche Heer" (30. Januar 2008)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2008/01/30/842177.html?s=1 (http://www.abendblatt.de/daten/2008/01/30/842177.html?s=1)
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Quote[...] Defensive, verbalakrobatische Nebelkerzen haben die Soldaten nicht verdient, die jetzt an der Front ihr Leben riskieren. Es gibt Anlass, den Einsatz offensiv zu vertreten.
[...] Es ist Zeit, im Krieg der Worte die Klarheit siegen zu lassen. Die Etikette "moralisch" für den stabilisierenden ISAF-Einsatz im Norden Afghanistans und "schmutzig" für den kriegerischen Enduring-Freedom-Einsatz im Süden sind verlogen. Beide Konzepte gehören zusammen, können nur in der Verquickung zum Erfolg führen.
Aus: "Nebelkerzen im Krieg der Worte" Von Joachim Zießler (01/2008)
Quelle: http://www.landeszeitung.de/start.phtml?fdat=result&idx=453858&tid=5&ir=komm (http://www.landeszeitung.de/start.phtml?fdat=result&idx=453858&tid=5&ir=komm)
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Quote[...] Dennoch tut sich das Verteidigungsministerium wieder einmal schwer, die Entscheidung, die intern längst gefallen ist, einer mehrheitlich kritischen Öffentlichkeit zu erläutern. Wieder einmal muss zur Begründung die Fiktion einer ,,Anfrage der Nato" herhalten, der man sich nicht entziehen könne. Diesmal wurde sogar ein Brief aus dem Nato-Hauptquartier bestellt. Dass er just an dem Tag eintrifft, an dem sich Minister Jung zu einem Besuch in Kabul aufhält, dürfte kein Zufall sein. Dieses unnötig defensive Herangehen bei der Verstärkung der eigenen Truppen dient weder der Sache noch der Debatte über den Einsatz in Afghanistan. Die Kanadier, die im Süden schon 83 Soldaten verloren haben, drohen nicht zu Unrecht, sie wollten nicht länger bleiben, wenn sich dort nicht auch andere Bündnispartner engagierten.
Quote'unnötig defensives Herangehen ' ?
Rolf Joachim Siegen (rolfS2)
Der Verfasser bemaengelt 'defensives' Vorgehen (der Berliner Funktionaere) und scheint zugleich zu unterstellen, der fragliche Kampfeinsatz sei die natuerlichste Sache der Welt, in Stein gegeben, gottgewollt, etc.
Entschuldigen Sie bitte meine Dummheit, Herr F. A. Z. - Kommentator Bacia, aber Ihre Logik ist mir zu hoch. Wenn Sie die Weisheit einer hoeheren Erkenntnis besitzen, haben Sie doch die Freundlichkeit, dies uns unbedarften Lesern mitzuteilen.
QuoteHaben die Deutschen sich schon an diesen Krieg gewoehnt?
Gerd Bungartz (gerdbungartz)
DAss sich Deutschland im Krieg befindet muss man sich immer wieder auf der Zunge zergehen lassen.
Freiheit am Hindukusch verteidigen hin oder her; was passiert, wenn es noch unruhiger wird um die Bundeswehr und mehr Soldaten tot nach Hause kommen (und das auch oeffentlich diskutiert wird)!? Dann ist der 'Krieg im Fernsehen' vorbei.
Ich wuerde mich gerne ueber die Gruende dieses Einsatzes belehren lassen, die ueber die 'Buendnissolidaritaet' hinausgehen. Zum Glueck war es mit der Buendnissolidaritaet nicht so weit her als es um den Irak ging.
Aus: "Afghanistan: Kampfeinsatz auf Bestellung" Von Horst Bacia (29. Januar 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F96E964EF8CE790E1/Doc~E889488891EF44AE5A320D258E59ACA68~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed (http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F96E964EF8CE790E1/Doc~E889488891EF44AE5A320D258E59ACA68~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed)
-.-
Quote[...]
Quote
LARRY meint:
17.01.2008, 13:53 Uhr
Also ich finde man muss jetzt um den Einsatz für 250 Soldaten einer KAMPFgruppe jetzt nicht so ein Theater machen.
Die Jungs sind nun mal dazu ausgebildet zu kämpfen.
Und das nicht im defensiven Sinne.
Ein paar Mörser und 2 Tiger mit dabei und die werden schon keine großen Probleme bekommen.
QuoteMichel aus Deutschland meint:
17.01.2008, 13:26 Uhr
Ein großartiger Tag. Nun kann der deutsche Soldat beweisen,dass er würdig und in der Lage ist, in die Fußstapfen seiner Vorfahren zu treten, die den Nimbus des deutschen Soldaten geprägt haben. Mit Heldenmut und Opferbereitschaft dem Feinde entgegentreten.
Also Jungs enttäuscht uns nicht. Wie sagte schon ein englischer General: Germans to the Front.
QuoteP.S. meint:
17.01.2008, 10:54 Uhr
Sag mir wo die Blumen sind
Wo sind sie geblieben
Sag mir wo die Blumen sind
Was ist gescheh'n
...
Quote
Jack meint:
17.01.2008, 10:43 Uhr
Ihr Deutschen seid schon die grössten Waschlappen, die es auf der Welt gibt!! Es ist unglaublich, wie wenig ihr seid zu leisten für die Verteidigung UNSERER Freiheit! Kämpft, tretet den Taliban in den Arsch, zeigt, dass auch eine Demokratie kämpfen kann! Wennn ihr die Taliban nicht bekämpft, macht ihr euch zu deren Komplizen und seid z.B. für öffentliche Hinrichtungen in Fussballstadien oder Schulverbot für Mädchen verantwortlich.
Eure Soldaten sind top ausgerüstet, das G36 ist das zweitbeste Sturmgewehr der Welt (nach unserem schweizer SIG 550 natürlich), ihr müsst eure Ausrüstung nur benutzen!
Quote
Don Corleone meint:
17.01.2008, 10:34 Uhr
R.GREILER hat recht.
Die ganze Welt wird doch von den Ammis verarscht. So war es schon immer!!
Quote
AQ meint:
17.01.2008, 10:03 Uhr
@Halliburten
Verfassung?
Welche Verfassung?
Ihr Deutschen habt keine Verfassung, nicht mal einen Friedensvertrag von 1945!
Ihr seid eine Aussendienststelle der USA!
Euch kann man wirklich ein U für ein O verkaufen!
Quote
Freak meint:
17.01.2008, 09:34 Uhr
Ihr Versteht es nicht. Es geht nur ums Geschäft.
Es ist unbedeutend ob wir in Afganistan militärisch etwas bewirken können oder nicht. Die Soldaten müssen versorgt werden. Da Verdienen einige Deutsche firmen eine goldene Nase.
Es geht um Arbeitsplätze in Deutschland. Die Verbündeten sind nur deshalb sauer weil die Deutschen dort gute geschäfte machen und nicht kämpfen. Dabei könnten kämpfende truppen mehr gewinn bringen für die Wirtschaft. Wie Struck auch meinte "Deutschland wird am Hindukusch verteidigt" das lenkt von der misere hierzulande ab. Naja es wird noch kommen das ALG empfänger zu "Humanitären" aufgaben verpflichtet werden am Hindukusch.
Quote
Demokrat meint:
17.01.2008, 09:07 Uhr
Allles Politikergeschwätz! Mein Sohn ist als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Ihm wurde schon mal vorsorglich mitgeteilt, daß er bald mit seinem Afghanistaneinsatz rechnen kann. Lebensversicherungsanträge wurden ihm gleich mitgegeben. Ist kein Witz. Kann mir einer sagen, ob irgendein Politikersohn im Afganistaneinsatz ist? Sicherlich ist keiner dieser Gutmenschen-Sprösslinge in Afghanistan. Die Bundeswehr sollte sich wieder auf ihre Grundlagen beschränken - Verteidigung der Bundesrepublik und unserer Demokratie. Der Hindukusch ist und kann nicht Interessengebiet Deutschlands sein-auch wenn die längst von der Realität entfernten Politiker etwas anderes sagen. Ich jedenfalls werde nicht meinen Sohn für irgendwelche obskuren Interessen opfern. Ich bin erschüttert mit welcher Leichtfertigkeit von unseren Politikern das Leben junger Soldaten in Gefahr gebracht wird.
Quote
Klar gesagt meint:
17.01.2008, 08:40 Uhr
Da stellt sich doch die Frage:
Wer bestimmt über das, was die Bundeswehr wann und wo tun darf ?? ..............die "Verbündeten ???
Haben wir kein Grundgesetz mehr, keine Demokratie, kein Parlament ???
Nicht genug damit, das die u.a. unsere Truppen widerrechtlich als Besatzungsmacht auftreten.
Sind wir Deutsche eigentlich noch Demokraten ?????????
Quote
Bergo meint:
17.01.2008, 08:37 Uhr
Nach Ende des 2.WK wurde den Deutschen seitens der Alliierten die Gründung einer Armee (sprich Bundeswehr) nur unter der Bedingung gestattet , die eigenen Grenzen zu verteidigen.
Jetzt rennen die Soldaten in Afghanistan rum. tze
Quote
R.Greiler meint:
17.01.2008, 08:33 Uhr
Afghanistan ist militärisch verloren, das weiß jeder. Und die absolute Mehrheit der Deutschen will NICHT, daß deutsche Jungs dort sterben.
Der Druck der USA ist offenkundig so groß, daß das deutsche Parlament ausgeschaltet wird und nicht mitreden darf.
Ich denke, Deutschland ist noch nicht souverän, wenn das so leicht möglich ist.
Quote
Pendler1 meint:
17.01.2008, 08:28 Uhr
Hm, geht es im Zeitalter immer knapperer und teurerer Rohstoffe wirklich um die Taliban oder die Demokratie am Hindukusch?
Weiß nicht so recht.
Quote
BS meint:
17.01.2008, 08:07 Uhr
Die wohl entscheidende Frage ist: Wieviele deutsche Soldaten sind es wert, für den nicht absehbaren Frieden in Afghanistan zu sterben?
Eine Antwort hätte auch ich gerne! Aber vielleicht kann mir das ein Politiker erklären, der hier im schönen Deutschland von seinem warmen Stuhl aus diese Entscheidung trifft.
Quote
Micha meint:
17.01.2008, 08:06 Uhr
Geschichte ist schon etwas Erstaunliches. Man kann es nennen, wie man will, aber Deutschland befindet sich seit einiger Zeit im Krieg, ohne daß man hier etwas davon merkt. Nun nimmt das Ganze mehr und mehr Form an. Wie werden Historiker unsere Zeit einmal bewerten. Ich denke, sie werden ehrlicher die Dinge beim Namen nennen: Deutschland ist wieder eine kriegsführende Nation. Und das ist erst der Anfang.
Aus: "Kommentare zu: " Afghanistan - Bundeswehr muss mit Kampfeinsatz rechnen"" Von Ansgar Graw und Christiane Buck (17.01.2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1561071/Bundeswehr_muss_mit_Kampfeinsatz_rechnen.html?page=11#read_comments (http://www.welt.de/politik/article1561071/Bundeswehr_muss_mit_Kampfeinsatz_rechnen.html?page=11#read_comments)
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Quote[...] Berlin - Bernhard Gertz sieht keinerlei Alternative zum Einsatz eines deutschen Kampfverbands im Norden Afghanistans. In dieser Region hätten deutsche Soldaten bereits die Verantwortung, sagte Gertz der "Passauer Neuen Presse".
[...] Der neue Verband würde die Aufgaben von norwegischen Soldaten übernehmen, die seit Frühjahr 2006 in dieser Funktion im Einsatz sind. Norwegen will seine Truppen dieses Jahr abziehen, daher braucht es eine Entscheidung.
Vor allem die USA hatten Deutschland wiederholt zu einer Beteiligung an Kampfeinsätzen in Afghanistan aufgefordert. Erst an diesem Mittwoch entbrannte in der Nato ein neuer Streit - US-Verteidigungsminister Robert Gates kritisierte: "Die meisten europäischen Truppen, Nato-Truppen, sind für Einsätze gegen Rebellen nicht ausgebildet."
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er/ddp/Reuters/AP/dpa
Aus: "AFGHANISTAN: Bundeswehrverband sieht keine Alternative zum Kampfeinsatz" (17. Januar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,529127,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,529127,00.html)
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Quote[...] Die Soldatengewerkschaft Bundeswehrverband unterstützt die Entsendung der Eingreiftruppe. "Wir sind der Meinung, dass zu den Kräften im Norden zwingend eine schnelle Eingreiftruppe gehört", sagte der Chef der Soldatengewerkschaft, Bernhard Gertz. Allerdings sei auch der Einsatz eines Kampfverbands im vergleichsweise ruhigen Norden des Landes nicht gefahrlos. "Man kann nicht von vornherein darauf vertrauen, dass das ohne Opfer abgehen wird."
Aus: "Berlin plant Kampfeinsatz in Afghanistan" von Friederike von Tiesenhausen (Berlin) (17.01.2008)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Berlin%20Kampfeinsatz%20Afghanistan/304126.html (http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Berlin%20Kampfeinsatz%20Afghanistan/304126.html)
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Quote[...] QuoteAllgemeine Zeitung (Mainz): "Das ist nichts anderes als ein fließender Übergang zum Kampf gegen den Terror im Rahmen der US-geführten 'Operation Enduring Freedom'. Die Bundeswehr rückt damit voll ins Visier der Taliban und ihrer Selbstmordattentäter. Es werden also noch mehr Bundeswehrsoldaten ihr Leben verlieren."
QuoteHandelsblatt (Düsseldorf): "Die Bundesregierung sollte die Debatte um die Verlegung der schnellen Eingreifreserve deshalb als Warnsignal ansehen. Die Verkleisterung militärischer Risiken und der tatsächlichen Aufgaben der Bundeswehr mag über eine Abstimmung hinweghelfen. Aber sie untergräbt letztlich immer weiter die Akzeptanz für diesen und weitere Auslandseinsätze, weil sich Bürger und Abgeordnete immer wieder getäuscht fühlen."
QuoteDer Tagesspiegel (Berlin): Die Deutschen werden also kämpfen müssen wie es bisher die Norweger dort taten. Sich der Anfrage der Nato zu verweigern, wäre infam, das Signal verheerend. Risiken, Lasten und Gefahren müssen innerhalb des Bündnisses endlich gerecht verteilt werden. Die Zeiten des Ohne-Michels sind vorbei. Wer grundsätzlich Ja zur Nato und zur Afghanistanmission gesagt hat, kann sich, wenn es ernst wird, nicht einfach davonstehlen."
Aus: " Bundeswehr in Afghanistan - In den Kampfeinsatz hineinschliddern" (17. Januar 2008)
http://www.europolitan.de/Pressestimmen/Bundeswehr-in-Afghanistan/289,558.html (http://www.europolitan.de/Pressestimmen/Bundeswehr-in-Afghanistan/289,558.html)
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Quote[...] Der ehemalige Heeresinspekteur Helmut Willmann sagte der MZ: "Das ist ein klassischer Kampfeinsatz." Das Auftreten der Truppe sei "in der Regel offensiv".
Aus: "«Das ist ein Kampfeinsatz» - Ehemaliger Heeresinspekteur Helmut Willmann erwartet Offensivität" von Markus Decker (01/2008)
Quelle: http://archiv.mz-web.de/mz-web/gesperrt/show.jsp?aid=6570188294655534&openMenu=1013016724320&calledPageId=1013016724320&listid=1018881578370 (http://archiv.mz-web.de/mz-web/gesperrt/show.jsp?aid=6570188294655534&openMenu=1013016724320&calledPageId=1013016724320&listid=1018881578370)
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QuoteAnalyse: «Wir können den Frieden auch mit Waffengewalt sichern» (29.01.2008)
Quelle: http://newsticker.welt.de/index.php?channel=pol&module=dpa&id=16774226 (http://newsticker.welt.de/index.php?channel=pol&module=dpa&id=16774226)
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Quote[...] Berlin (Reuters) - Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat Kritik an der geplanten Verstärkung der Präsenz ausländischer Truppen in seinem Land geübt.
"Ich bin nicht sicher, ob die Entsendung weiterer Truppen die richtige Antwort wäre", sagte Karsai der Zeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht.
Aus: "Karsai: Weitere Truppen nicht die richtige Antwort" (30. Januar 2008)
Quelle: http://de.reuters.com/article/worldNews/idDESCH02216420080130 (http://de.reuters.com/article/worldNews/idDESCH02216420080130)
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Quote[...]
Quote
29.01.2008 18:46:55
strernchen:
Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.
Quote29.01.2008 15:52:16
oelauge: jaaaaaaaaaaaa
wir dürfen wieder ballern.
unsere gewählten angestellten sind im kriegsrausch.an geld wird es nicht mangeln.
nur der sinn ist mir nicht klar.die nachkriegsgeneration brüllte:"nie wieder soll vom deutschen boden aus krieg geführt werden!"
aber jetzt heisst es attacke bis der hindu kuscht!
schicken die, zur unmündigkeit erzogenen parlamentarier,ihre töchter und söhne auch dahin wo es weh tut?wohl kaum.
wäre toll wenn herr jung, als vorbild, mit wehender fahne voran geht.
Quote
29.01.2008 15:34:40
Vitis: deutsche Kampftruppe
Endlich sind wir wieder wer!
Quote
29.01.2008 14:59:25
NetFiddler: Nix neues
@Oluja,
"die Russen hatten in der Spitze fast eine Viertelmillion Soldaten in Afghanistan, die NATO derzeit nichtmal 45.000,"
Die Sowjet verloren in Afghanistan über 18000 Soldaten pro Jahr. Der Krieg dauerte 8 Jahre.
Sie haben recht Oluja. So sieht ein Krieg in Afghanistan aus, wenn die "Bevölkerungsmehrheit" dagegen ist.
Die 45000 Mann der der NATO sind dagegen doch wirklich nur eine Polizeitruppe.
Die NATO bleibt so lange bis sich die Afghanen selbst helfen können. Das ist den Afghanen auch bewußt. Und deshalb hinkt jeder Vergleich zwischen den beiden Kriegen.
Und, nebenbei_gesagt, technische Überlegenheit der NATO ist wirklich nicht alles. Motivation und moralische Unterstützung, somit der Durchhaltewillen sind mindestens genauso wichtig.
Ausserdem, das technologische Niveau der russischen Rüstungstechnik runterzumachen, ist eine miese Angewohnheit aus den Zeiten des Kalten Krieges. Russisches Kriegsgerät ist nicht ohne Grund so beliebt, und zwar weltweit.
Natürlich kann dieser Krieg nicht militärisch durch die NATO gewonnen werden. Dieser Krieg wird militärisch durch die Afghanen gewonnen oder politisch durch die Afghanen gelöst. Gerade der Wiederaufbau ist hierfür essentiell. Schulen und Krankenhäuser gegen den Steinzeitislamismus der Taliban. Das ist die Wahl, die die Afghanen zu treffen haben.
Ooch, Kinners, nu laßt doch mal die Kirche im Dorf.
Die Norweger haben bislang unsere Aufbauteams geschützt. Die gehen nun dahin wo's aufregender ist. Schön, jetzt muss die Bundeswehr sich eben selber darum kümmern. Dadurch ändert sich doch nichts am bisherigen Auftrag in Afghanistan.
Die Ankündigung der Kanadier, sich aus dem Einsatz im Süden zurückzuziehen, wenn sich andere NATO Staaten (also wir) dort nicht stärker engagieren, halte ich für viel bedeutender. Aber ich kann mir das Gejammer hier schon vorstellen wen die Forderung erst mal offiziel auf dem Tisch liegt.
Quote
29.01.2008 14:57:34
Magisch: Langsam aber sicher...
wird der ganze Einsatz ausgehöhlt. Erst wars nur humanitärer Einsatz zum Aufbau, dann gabs die Tornados als "Zugabe" und nun sind Kampftruppen (wohlgemerkt nicht wie bisher zur Selbstverteidigung) im Beschluß auch abgedeckt. War damals aber keine Rede davon, oder? Oder hat man die Bevölkerung nicht richtig informiert ? Ich weiß jedenfalls nicht mehr was ich davon halten soll....
Quote
29.01.2008 14:41:35
Esben: Deutsche Kampftruppen in Afghanistan
Der schleichende Weg zum Verfassungsbruch, zum Kriegseinsatz.
Wann klagt endlich jemand beim Bundesverfassunbgsgericht gegen die Märchenerzähler aus Berlin und den Lügen, mit denen sie das Volk für dumm verkaufen?
Quote29.01.2008 11:52:37
Eichholz1: 250 Soldaten bitten um weitere 500
250 deutsche Soldaten in Afghanistan bitten um weiter 500 Soldaten zur Sicherstellung ihrer Sicherheit.
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Diese 750 Soldaten bitten um weitere 1.000 Soldaten .... etc.
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29.01.2008 11:52:31
LeeHarveyOswald:
7500 Mann fehlen und dass im 8.Kriegsjahr.Afghanistan ist und bleibt ein Fass ohne Boden genauso wie der Irak.Putin wird sich gerade vor Lachen den Bauch halten dass die NATO ihre Kräfte in diesem Land verschleißt wie die Sowjetunion vor ihr.Am Ende wird alles umsonst sein.Millarden und Abermillarden in den Sand - tausende Tote und ein Haufen verschrotteter Ausrüstung und schließlich der Katzenjammer der westlichen Wertegemeinschaft.
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29.01.2008 11:35:27
buzzer79:
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29.01.2008 11:29:36
A.Hauß: "Wenn es nach der Nato geht, soll Deutschland ..."- schön formuliert
Huch-plötzlich will Frau NATO etas von uns. Oder ist es Herr NATO?
Die NATO ist ein Bündnis und nicht Chef. Das Bündnis wird in seiner Politik nicht unerheblich vom in Europa nicht ganz unerhablichen Staat Deutschland mit bestimmt.
Hier werden Verwaltungsvorgänge zu einem falschen Bild der Lage hochstilisiert, der formale Akt wird als Anforderung benannt.
Ist das Aufgabe der Medien, regierungspropaganda zu machen?
Kommentare zu : "Afghanistan: Nato bittet um deutsche Kampftruppe" (29.01.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/383/154980/?page=9#readcomment (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/383/154980/?page=9#readcomment)
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Quote[...] Schwere Vorwürfe des Populismus mussten sich Gregor Gysi und Oskar Lafontaine anhören, deren Fraktion die Debatte verlangt hatte. Allein die Tatsache, dass beide Fraktionschefs zu einem Thema auftraten, führte zum teilweise heftig vorgetragenen Verdacht, dass diese wenige Tage vor den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen »als Friedensengel noch ein paar Stimmen einfangen« wollten, wie der CSU-Abgeordnete Ernst-Reinhard Beck formulierte. Sein Fraktionskollege Bernd Schmidbauer ergänzte, kein Wähler in Hessen sei so dumm, auf die Argumente der LINKEN hereinzufallen.
Mehrfach hatte Lafontaine die Regierung aufgefordert: Ziehen Sie die Bundeswehr zurück! Diese Forderung der LINKEN sah er durch die Zahl von bereits 6000 getöteten Zivilisten wie durch Medienberichte begründet, die Exzesse von NATO-Soldaten schilderten, wonach Kinder zur Minensuche missbraucht worden sein sollen, indem Äpfel auf die verdächtigen Felder geworfen wurden.
Des Missbrauchs und der Verbreitung ungeprüfter Behauptungen wurde Lafontaine daraufhin lautstark bezichtigt. Solche Berichte dienten allein der Diskreditierung der Bundeswehr in Afghanistan, die sich an solchen Geschehnissen ohnehin niemals beteiligt hätte, wie Beck betonte. Walter Kolbow (SPD) versprach Verteidigungsminister Franz Josef Jung, nach der NATO-Truppenstellerkonferenz Anfang Februar in Vilnius werde er die SPD »bei seiner verantwortungsbewussten Entscheidung an seiner Seite sehen«. Lafontaine warf er erregt vor, Entscheidungen über Leben und Tod für Wahlkämpfe zu benutzen, »das halte ich nicht für erlaubt«.
Während Lafontaine warnte, die Bundesregierung erhöhe die Terroranschlagsgefahr in Deutschland, hielt ihr Gregor Gysi vor, die Spirale der Gewalt immer weiter anzutreiben. Ein Krieg gegen den Terror könne nicht gewonnen werden. Gysi wies zudem den Vorwurf zurück, die LINKE betreibe Wahlkampf. Es sei redlicher Wahlkampf, die Menschen zu überzeugen. Unredlich sei hingegen, dass Minister Jung die Absicht habe, die Entscheidung über den Kampfeinsatz erst nach der Wahl zu verkünden.
Als Vertreter der Regierung wies Staatssekretär Thomas Kossendey die Vorwürfe der Linksfraktion zurück. Die Bundeswehr werde in Afghanistan »weiterhin mandatskonform arbeiten«. Und: »Wer heute den Rückzug fordert, gibt grünes Licht für Rückkehr des Terrors -- das kann nicht unser Wille sein.« Kossendey räumte allerdings indirekt ein, dass die Vorwürfe von Winfried Nachtwei (Grüne) über eine mangelnde Ausbildung afghanischer Polizisten berechtigt seien. Dieser hatte seinem »Zorn« über die Beschönigungen der Bundesregierung Ausdruck verliehen und als einziger Redner außerhalb der LINKEN deutlich gemacht, dass die Sorge um den Einsatz der Eingreiftruppe »völlig berechtigt« sei.
* Aus: Neues Deutschland, 25. Januar 2008
Aus: "Neue Kampftaktiken für Afghanistan? - Eine Debatte im Bundestag, die nach Meinung des Regierungskoalition gar nicht hätte stattfinden dürfen" (01/2008)
Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/bt-aktuell.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/bt-aktuell.html)
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Quote[...] Sieht man von den wenigen links orientierten Zeitungen im Lande ab, fielen die Pläne der Bundesregierung zur Ausweitung des Kampfeinsatzes in Afghanistan überwiegend auf Zustimmung. Motto: Wer A sagt, muss auch B sagen oder: "Wir" sind dem Bündnis Solidarität schuldig.
Im Folgenden dokumentieren wir eine Anzahl von Artikeln und Kommentaren zur vorgestern bekannt gewordenen Absicht des Verteidigungsministeriums, das ISAF-Kontingent noch im Sommer d.J. um eine spezielle Kampfeinheit (Schnelle Eingreiftruppe) zu verstärken.
QuoteGertz: Keine Alternative zu Bundeswehrkampfverband
Der Bundeswehrverband sieht keine Alternative zum Einsatz eines deutschen Kampfverbands im Norden Afghanistans. "Es bleibt uns gar nichts anderes übrig. Wir haben die Verantwortung für Nordafghanistan, und keiner der Partner hat sich beworben", sagte Verbandschef Bernhard Gertz. Der geplante Einsatz sei "unverzichtbar". Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt (CSU) sagte, es sei noch keine Entscheidung gefallen, wer Mitte des Jahres von Norwegen das Kommando über die Truppe übernimmt. Die FDP forderte die Bundesregierung auf, klar zu sagen, dass es auch um offensive Operationen und Kampfeinsätze gehe.
Gertz beschrieb die Aufgaben der Truppe mit der Formulierung: "Das Feuer löschen, wenn es brennt". Die Vorsitzende des Bundestagsverteidigungsausschusses, Ulrike Merten (SPD), bestätigte Überlegungen zur Entsendung eines Kampfverbands. Dies sei aber "nicht beschlossene Sache", sagte Merten. Es gebe keine konkrete Bitte an Deutschland. Merten fügte aber hinzu: "Man erwartet, dass diese Aufgabe von uns übernommen wird."
AFP, 17. Januar 2008
QuoteNaumann kritisierte den deutschen Afghanistan-Einsatz scharf und forderte den Einsatz der Bundeswehrsoldaten auch im Süden Afghanistans. "Die Pflicht endet nicht in bestimmten Regionen", sagte der 68-Jährige bei einem Vortrag zur Zukunft der Nato in Brüssel. Bei dem Nato-geführten Einsatz der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF gehe es um das "Teilen von Risiken, Lasten und Gefahren".
**** Auszug aus: "Wirbel um Kampfverband", Süddeutsche Zeitung, 17. Januar 2008
QuoteWer sich in den Krieg begibt...
VON THOMAS KRÖTER (Auszug)
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um, warnt ein altes Sprichwort. Soldaten werden dafür bezahlt, diese Logik zu widerlegen. Eine andere Logik können sie nicht außer Kraft setzen: Wer sich in einen Krieg begibt, wird irgendwann kämpfen müssen.
Besonnene, um das Leben ihrer uniformierten Staatsbürger besorgte Bundesregierungen haben es - unabhängig von ihrer parteipolitischen Zusammensetzung - bislang geschafft, diesen Zeitpunkt hinauszuzögern. Doch das Ende der Schonzeit rückt immer näher. Vom Sommer an werden deutsche Soldaten Teil einer Eingreiftruppe sein, deren Aufgabe es ist, sich an direkten Kriegsoperationen in Afghanistan zu beteiligen.
(...)
Gerade weil die Bundesrepublik sich als zuverlässiger Bundesgenosse erwiesen hat, sind die Partner immer weniger bereit, eine deutsche Sonderrolle zu akzeptieren. Amerikaner und Franzosen, Briten und Norweger kämpfen und sterben in Afghanistan, lautet ihre Logik, also müssen auch die Deutschen dazu bereit sein. Bei der bewährten Kultur der Zurückhaltung wird es bleiben. Aber seinen Verpflichtungen kann sich Berlin nicht entziehen.
Frankfurter Rundschau, 17. Januar 2008
[...]
QuoteDie Entsendung einer deutschen Kampftruppe in den Norden könnte ein falsches politisches Signal an die Verbündeten senden: Auch wenn die anderen nicht mehr wollen, die Deutschen wollen noch. Das wäre ein falscher Automatismus. Es wäre besser, endlich auf internationaler Ebene eine ehrliche Bilanz des gesamten Afghanistan-Einsatzes zu ziehen und erst danach zu entscheiden. Auch wenn diese Entscheidung eine Entsendung von noch mehr Soldaten beinhalten sollte, dann erfolgte sie wenigstens nach einer gründlichen Untersuchung des Erreichten und nach einer Formulierung erreichbarer Ziele.
Auszüge aus: Berliner Zeitung, 17. Januar 2008
...
Aus: "Wo geschossen wird, besteht das Risiko, dass es Tote gibt" (01/2008)
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/kampf2.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/kampf2.html)
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Quote[...] Jung ahnt, was auf ihn zukommt: Bereits in dieser Woche erreichte ihn ein vertraulicher Brief des US-Kollegen Robert Gates. Auf acht Seiten macht der Amerikaner dem Deutschen klar, wie sich die Nato-Vormacht die künftige Strategie am Hindukusch vorstellt.
Anders als Jung, der im vergangenen Jahr ein Papier über "vernetzte Sicherheit" und zivil-militärische Aufbauarbeit vorgelegt hatte, setzt Gates in erster Linie auf militärische Gewalt: "Counter Insurgency", der bewaffnete Kampf gegen Aufständische, habe Vorrang.
Für diesen Zweck schicke Washington jetzt gut 3200 Marine-Infanteristen nach Afghanistan, schreibt Gates, zusätzlich zu den 26.000 US-Soldaten, die bereits im Land stationiert seien. Die Marines blieben allerdings höchstens sieben Monate, dann müssten die Verbündeten Ersatz stellen. Wen Gates damit vor allem meint, ist klar: die Deutschen.
[...] In Vilnius, so kündigten die Kanadier an, werde man "gezielte Gespräche mit einzelnen Nationen" führen. Auch dieser Vorstoß zielt vor allem auf Deutschland.
Aktuell setzt die Bundeswehr rund 3340 ihrer gut 250.000 Soldaten am Hindukusch ein. Was in Deutschland schon in der jetzigen Form zu heftigen Diskussionen führt, halten die angelsächsischen Partner für einen unzureichenden Beitrag.
In Kreisen des Bundesverteidigungsministeriums heißt es, der Brief sei eine "Unverschämtheit". Die Amerikaner wüssten doch von den besonderen Umständen, unter denen der deutsche Einsatz in Afghanistan steht - Stichwort Parlamentsvorbehalt.
Bisher war es der Bundesregierung gelungen, alle Aufforderungen, sich auch im kriegerischen Süden zu engagieren, zurückzuweisen. Diesmal möchte Jung die Alliierten mit Verweisen auf verstärktes Engagement im Norden abwimmeln.
So will der Minister zusagen, im Norden eine schnelle Eingreiftruppe (Quick Reaction Force - QRF) zu übernehmen, die bislang aus 250 norwegischen Soldaten besteht. Das Nato-Hauptquartier hatte am Montag schriftlich darum gebeten.
Die Norweger verstärken bislang Patrouillen, sie schützen Hilfskonvois und eilen bedrängten Kameraden zu Hilfe. Zu ihren Aufgaben zählt aber auch der offene Kampf, wie im Herbst 2007, als die Spezialtruppe an der Seite afghanischer Soldaten gegen die Taliban vorging. Mindestens 14 Gegner wurden getötet.
Als Ersatz für die Norweger will Jung im Sommer rund 250 Fallschirmjäger und Panzergrenadiere schicken, samt Schützenpanzern "Marder" und Mörsern. "Gut ausgebildet und ausgerüstet" werde die Eingreiftruppe, versprach der Minister in dieser Woche bei einem Besuch am Hindukusch.
Doch das größte Problem beim bevorstehenden Einsatz wird nicht die Ausrüstung sein. Aus Sicht der Nato-Militärs ist die deutsche QRF-Einheit für Offensiv-Operationen gegen Aufständische, wie die Norweger sie gegen die Taliban führten, nicht einsetzbar. Denn die Bundesregierung habe bei der Nato einen vertraulichen "Vorbehalt" hinterlegt, der den Nato-Befehlshabern für den Einsatz deutscher Truppen enge Grenzen setze.
Demnach ist deutschen Soldaten "der Gebrauch von tödlicher Gewalt verboten, solange kein Angriff stattfindet oder unmittelbar bevorsteht". Das heißt: Sie dürfen nur zur Selbstverteidigung schießen. Strenggenommen müssten sie Taliban-Einheiten demnach unbehelligt lassen, wenn die sich lediglich formieren, aber noch kein Gefecht eröffnen.
Diese Art der Selbstbeschränkung widerspricht nicht nur den Forderungen von US-Minister Gates, sondern auch der Nato-Praxis. Längst werden Taliban-Führer von der Nato-geführten Isaf-Truppe gezielt aufgespürt und getötet. Ebenso werden Taliban-Einheiten bombardiert, selbst wenn sie Isaf-Soldaten gar nicht konkret angreifen.
In Vilnius wollen Verbündete und Nato-Militärs den deutschen Wehrminister bedrängen, den Vorbehalt aufzugeben und so auf die dramatische Lage in Afghanistan zu reagieren: Die anfangs eher friedfertige Isaf-Stabilisierungsmission ist in weiten Teilen des Landes mehr und mehr zum Kriegseinsatz geworden, in dem der Nato-Partner Deutschland künftig gefälligst vorbehaltlos mitkämpfen soll.
Wie weit Jungs Ressort tatsächlich die Wirklichkeit verdrängt, belegt ein Blick auf die Internet-Seite der Bundeswehr. Verharmlosend heißt es dort noch immer, die Bekämpfung der Taliban sei "Aufgabe der (US-geführten) Operation Enduring Freedom" und somit von der Nato-Mission Isaf "strikt getrennt".
Aus: "BUNDESWEHR: Gezieltes Töten" Von Susanne Koelbl und Alexander Szandar ( 31. Januar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,532442,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,532442,00.html)
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Quote[...] eine Ausweitung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan in den besonders umkämpften Süden lehnt Franz Josef Jung entschieden ab: "Ich denke, dass es weiter bei unserem Schwerpunkt im Norden bleiben muss." Es gebe zwischen den Nato-Partnern eine klare regionale Aufteilung der Truppeneinsätze.
[...] "Wenn Freunde in Not geraten, werden wir - so wie es das Bundestagsmandat vorsieht - zeitlich befristet Unterstützung leisten", sagte Jung. Zu Begründung führte er an, dass auch im verhältnismäßig ruhigen Norden künftig mit einer schärferen Bedrohungslage zu rechnen sei. Der Minister wies zudem darauf hin, dass Deutschland schon jetzt drittstärkster Truppensteller in Afghanistan sei. "Wir haben innerhalb der Nato eine klare regionale Aufteilung vereinbart", sagte Jung. Deutschland habe die Verantwortung für das Regionalkommando Nord. Das Mandat für den Bundeswehreinsatz lässt lediglich Nothilfe durch deutsche Soldaten im Süden Afghanistans zu.
[...] Mit Blick auf Gates' Brief wies Jung besonders auf den im Bundestagmandat eingeschlossenen Einsatz deutscher "Tornados" bei der Luftaufklärung hin. "Die 'Tornados' klären nicht nur im Norden auf, sondern selbstverständlich auch im Süden und im Osten", sagte der Minister. Zudem habe die Bundeswehr auch den Lufttransport verstärkt, der ebenfalls bis in den Süden reiche. Zurzeit seien dabei acht Transall-Flugzeuge im Einsatz. Auch plane Deutschland, die Ausbildung der afghanischen Streitkräfte zu verdreifachen, berichtete Jung. "Wir haben ebenfalls vor, uns beim Wiederaufbau noch weiter in die Provinzen des Nordens auszudehnen."
Mit der Absage beschied die Bundesregierung die US-Aufforderung abschlägig, deutsche Kampftruppen in den Süden zu entsenden.
US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte die anderen Nato-Staaten zur Aufstockung des Truppenkontingents im Süden um 3200 Soldaten aufgefordert. Damit sollen US-Marine-Infanteristen abgelöst werden. Ausdrücklich appellierte Gates an Berlin, ein neues Bundestags-Mandat in Erwägung zu ziehen.
Die US-Anfrage sei "überraschend" gekommen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm heute.
[...·] Vor der Jung-Absage hatte auch schon Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Forderung von Gates nach einem Einsatz von Bundeswehrsoldaten im umkämpften Süden Afghanistans abgelehnt. Es bleibe dabei, dass das Einsatzgebiet der Bundeswehr im Norden des Landes liege, sagte Steinmeier in Berlin. Es mache auch keinen Sinn, die Zahl der im Norden stationierten deutschen Soldaten, die dort für Stabilität sorgten, zu reduzieren.
Politiker aus Regierung und Opposition reagierten mit Unverständnis auf die Forderung von Gates. Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold betonte, Deutschland tue in Afghanistan schon sehr viel und müsse sich nicht verstecken.
Der Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Auswärtigen Ausschuss, Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), kritisierte den Tonfall des US-Verteidigungsministers bei dessen Truppenanforderung für Afghanistan. Der Brief von Gates an die Nato-Staaten müsse "in Form wie Inhalt verwundern", erklärte Guttenberg heute in Berlin. "Die USA sind gefordert, die Einheit des Bündnisses und die Solidarität seiner Partner nicht durch eine unnötige Verschärfung der Tonlage zu strapazieren."
[...] Derzeit ist die Bundeswehr am Hindukusch mit rund 3200 Soldaten im Einsatz.
ler/hen/AFP/dpa/AP
Aus: "ABSAGE AN USA: Jung lehnt Kampfeinsatz der Bundeswehr in Südafghanistan ab" (01. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,532553,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,532553,00.html)
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Quote[...] Die noch zehn Monate regierende Bush-Administration will den Krieg gegen die Taliban und al-Qaida auf keinen Fall verlieren und am Ende als Lenker von zwei verlorenen Feldzügen als Desaster-Strategen in die Geschichtsbücher eingehen. Da die US-Armee im Irak so sehr beansprucht wird, muss Washington dieser Logik folgend von den anderen Nato-Partnern mehr Einsatz fordern.
Da sich die Verbündeten jedoch zieren, setzt Washington nun die Daumenschrauben an.
Gerade in Berlin kam das nicht gut an. Spitzenbeamte aus Truppenführung, Verteidigungsministerium und Kanzleramt bezeichneten den Brief abwechselnd als "große Frechheit" und "diplomatisches Unding". Ziemlich überrascht waren Militärs und Politik von den deutlichen Worten aus den USA. Der Wunsch nach mehr Engagement sei nicht neu. Doch das Washington diesen nun in so krasser Form aufschreibe, sorgte für reichlich Verärgerung.
Ein Beamter sprach gar von einer Art "Psycho-Folter", da die USA die Wege der normalen Diplomatie verließen und nun öffentlich gegen Nato-Partner schieße.
[...] Jung und die Bundesregierung sind beleidigt. Schon seit November hatten sie für die USA ein Zugeständnis vorbereitet, dass die leidige Diskussion um deutsche Soldaten für den Süden beenden sollte. So zeigte sich Berlin bereit, im Sommer die Norweger bei der Bereitstellung einer 250-Mann-Truppe als "Quick Reaction Force" im Norden abzulösen. Die Entsendung, die für die Deutschen nicht ungefährlich wird, ist vom geltenden Mandat des Bundestags gedeckt und mittlerweile auch politisch akzeptiert. Dass trotz dieses Bonbons nun wieder Kritik aus den USA aufflammt, verärgert nicht nur Jung.
In den Regierungsparteien wurde der Brief des US-Ministers mit Kopfschütteln aufgenommen. "Der Brief ist in Ton und Inhalt unangemessen und politisch unklug", sagte der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Eckart von Klaeden. Gates wisse, dass der Bundestag gerade das Afghanistan-Mandat verlängert habe und die Entsendung einer schnellen Eingreiftruppe von 250 Mann vorbereite. Die US-Forderung nach mehr deutschen Soldaten und Hubschraubern nannte er kontraproduktiv. "Damit spielt Gates nur den Gegnern eines deutschen Einsatzes in die Hände", so von Klaeden.
Auch über Details aus dem Brief machte sich von Klaeden her. Die geforderten Hubschrauber könne Deutschland gar nicht senden, "weil wir sie gar nicht haben", sagte der CDU-Politiker.
[...] Arnold rief zur Gelassenheit auf: Gates' Brief sei vor allem "nach innen gerichtet". Die US-Regierung wolle die eigene Bevölkerung beruhigen und zeige daher mit dem Finger auf die Alliierten. "Dieser Druck ist nicht neu", sagte Arnold. Daher zeigte er sich sicher: "Das wird nicht so heiß gegessen, wie Herr Gates es kocht". Auch SPD-Außenpolitiker Niels Annen riet dazu, den Brief "abzuheften und zu vergessen". Gates stehe "innenpolitisch unter Druck". Annen forderte, die Münchner Sicherheitskonferenz am nächsten Wochenende zu nutzen, um den Amerikanern die deutsche Position noch einmal deutlich zu machen.
So deutlich die Absage an die USA auch war, so wenig ist der Streit ausgeräumt. Vielmehr war es wohl ein erstes Scharmützel, eine Art Kampfansage aus Washington. Spätestens in der kommenden Woche in Vilnius und kurz darauf in München wird Gates seine Forderungen wiederholen und vermutlich auch weiter gen Berlin keilen. Die beschwichtigenden Worte aus Berlin, die Bundeswehr leiste schon sehr viel, werden Washington nicht beruhigen. Kleinere diplomatische Kollateralschäden nimmt die Regierung in Kauf, wenn es um mehr Truppen für den Hindukusch geht.
Ob die Deutschen sich mit ihrem klaren Nein behaupten können, ist keineswegs so gewiss, wie die Statements am Freitag klangen. Die Vergangenheit zeigte, dass die Frontal-Kritik aus den USA oft zu weiteren Zugeständnissen der Nato-Partner führte. Auch wenn Truppen für den Süden politisch in Deutschland undenkbar sind, wären andere Zusagen eine Möglichkeit, den Disput wieder zu kitten. Der Brief jedenfalls, das war allen Beteiligten in Berlin recht klar, war nur der Auftakt zu einer neuen Poker-Runde für die Nato-Mission am Hindukusch.
Weitergespielt wird am kommenden Donnerstag in Vilnius.
Aus: "AFGHANISTAN-KAMPFEINSATZ: USA drohen Deutschland mit Showdown bei Nato-Gipfel" Von Matthias Gebauer und Carsten Volkery ( 01. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,532587-2,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,532587-2,00.html)
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Quote[...] Plötzlich steht die Bundesregierung als heldenhafter Abwehrer von US-Forderungen, friedenswilliger Europäer und standhafter Beschützer deutscher Interessen da! Was aber hat sich geändert seit Anfang der Woche? Gar nichts! Deutschland schickt nach wie vor seine 250 Soldaten der Kampftruppen! Neidlos müßte selbst jeder ehemalige Nazi-Redenschreiber im Grab anerkennen, daß seine Propaganda bei dieser Dimension von professioneller Volksverdummung nicht mithalten kann!
Wer jetzt aber glaubt, daß die USA einen Gesichtsverlust in Kauf nehmen, um die Bundesregierung zu schützen, der kennt noch nicht den zu erwartenden Ausgang der Geschichte. Zum einen kann die USA ohnehin kaum einen weiteren Gesichtsverlust in Deutschland erleiden, denn die wenigen Unverbesserlichen, die heute noch die USA anhimmeln, werden es auch dann noch tun, wenn die USA ihre erste taktische Atomwaffe auf Menschen abgeworfen hat. Und andererseits dürfte ohnehin etwas anderes vorgesehen sein: Tatsächlich wird wohl eine hohe US-Stelle in den nächsten Tagen sicherlich Verständnis für die "schwierige Entscheidung" Deutschlands äußern, und schon sammelt dann auch die USA wieder Sympathiewerte!
Und so ist der deutsche Bürger – ohne es richtig gemerkt zu haben – von einem Protestierer gegen Kampftruppen zu einem glücklichen Regierungsunterstützer "umerzogen" worden, der auf der Seite der Neokonservativen steht. Diese Umerziehung bedurfte lediglich 48 Stunden. Alle Achtung!
...
Aus: "Der afghanische Ablehnungsbetrug: Über die Diskussion zur Entsendung deutscher Soldaten nach Afghanistan" Yavuz Özoguz (02.02.2008)
Quelle: http://www.freace.de/artikel/200802/020208a.html (http://www.freace.de/artikel/200802/020208a.html)
Quote[...] jetzt zeigt sich ein erster Riss in der eindeutigen Haltung der Großen Koalition: Nach dem Willen des SPD-Außenpolitikers Hans-Ulrich Klose sollen Kampfeinsätze der Bundeswehr in ganz Afghanistan möglich sein. Deutschland solle die Schnelle Eingreiftruppe (Quick Reaction Force, QRF) übernehmen und sie "stark genug machen, dass sie im Notfall in ganz Afghanistan eingesetzt werden kann - auch im Süden". Die Nato sei eine Allianz, die auf Solidarität aufbaue: "Das bedeutet: Jeder trägt das gleiche Risiko", sagte Klose der "Bild"-Zeitung. "Es kann durchaus Situationen geben, in denen es unvermeidbar ist zu kämpfen", fügte der stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag hinzu.
In der Union dagegen stößt die Forderung von Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer nach einer Ausweitung des Bundeswehreinsatzes auf den Süden Afghanistans auf Ablehnung. "Um eine Überdehnung und Überforderung der Bundeswehr auszuschließen, muss der Einsatz auf den Norden begrenzt bleiben", sagte der Vize-Fraktionsvorsitzende Andreas Schockenhoff (CDU) der "Berliner Zeitung". Zwar müsse sich die Nato stärker in Afghanistan engagieren. "Das gilt nicht nur für den Süden, sondern auch für den Norden", betonte der CDU-Politiker.
[...] Frankreich will sein militärisches Engagement in Afghanistan verstärken. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" diskutiert die Regierung in Paris derzeit mehrere Optionen für eine Aufstockung ihrer Truppen in dem Land. Dazu gehören Pläne, eine signifikante Anzahl Soldaten im gefährlichen Süden des Landes einzusetzen und zusätzlich Spezialkräfte nach Afghanistan zu schicken. Ein französischer Einsatz in Südafghanistan würde den Druck auf Deutschland erhöhen, dort mittelfristig ebenfalls Truppen zu stationieren, schrieb das Blatt.
hen/dpa/ddp/AP
Aus: "KONFLIKTE: SPD-Politiker fordert Bundeswehreinsätze im umkämpften Südafghanistan" (04. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,532867,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,532867,00.html)
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Quote
QuoteZitat von speedy56 02/2008,
"Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen" - Da steht nichts vom Hindukusch, nichts vom Ex-Waffenlobbyisten Karsai, nichts davon , ein G.W. Bush gottgefälliges Werk zu tun. Schlagwort der 60er: "Die NATO ist ein reines Verteidigungsbündnis "
Aber was kümmert Struck sein Geschwätz von vorgestern.
Welcher Idiot kam auf die Idee, deutsche Soldaten dort zu "verheizen" ? Jeder Politiker, der noch etwas Verantwortungsbewusstsein hat, muss dieses weitere verbrecherisch Ansinnen der US-Adminstration ablehnen.
In meinem Fall sind das die MdB Rossmann und Ole Schröder, die ja wohl für mich stellvertretend in Berlin agieren.
Quotelpino, 03.02.2008
[...] Wer erinnert sich nicht gerne daran (wurde im Forum bereits andiskutiert), als die Deutschen vor etwa 100 Jahren brav Gewehr bei Fuß gestanden sind, weil es den kolonialistischen Interessen einer supranationalen auf Kriegswirtschaft und Rohstoffausbeutung ausgerichteten Wirtschaftsclique dienlich war ?
Mit einem Getöse, dass man sich heute noch dafür genieren muss, hat der Hohenzoller Wilhelm II eine bemerkenswerte Rede gehalten, nämlich dass die Deutschen kein Pardon geben sollten, keine Gefangenen machen sollten usw., sich sinngemäß wie die Hunnen aufführen sollten.
Gut so. Dann warten wir schon einmal darauf, dass deutsche Soldaten in einem Krieg der nicht der ihre ist, töten und getötet werden, und der ein oder andere im Blechsarg wieder nach Hause kommt.
Vielleicht hält ja dann Herr F.J. Jung eine ergreifende Rede.
Quotesedanon, 03.02.2008
QuoteZitat von Steeevyo:
Ich denke Deutschland sollte den gleichen Beitrag leisten wie die anderen auch.
Glaube aber nicht dass die Bundeswehr dazu in der Lage ist.
Wir haben eben keine Armee die den heutigen Anforderungen gewachsen ist und es besteht offensichtlich auch kein Wille etwas daran zu aendern. Was ich sehr bedauerlich finde.
Das ist doch albern. Immer die selben Helden.
Bestenfalls den Wehrdienst beim Nachschub absolviert haben, aber ruckzuck andere für sich kämpfen lassen wollen.
Wenn sie so kriegsgeil sind, steht ihnen ganz persönlich der Weg zur Fremdenlegion offen. Da ist immer was geboten.
Aber ich denke, dafür dürfte ihnen der nötige Mumm fehlen.
QuoteHelmut Pirkl, 03.02.2008
[...] Am Hindukusch wird ohne Aussicht auf Erfolg mit großem Aufwand unsere Freiheit verteidigt, die uns im Inland von unserer Regierung, also durch die Hintertür, mit einschneidenden Maßnahmen geraubt wird.
Quotekabila,03.02.2008
[...] Man kann es drehen und wenden wie man will - man kommt nicht umhin, die Taliban gewaltsam zu bekämpfen.
Ohne die Vertreibung der Taliban durch die Nordallianz und die USA wäre der ach so friedliche Einsatz der Bundeswehr auch gar nicht erst möglich.
Glauben Sie, dass die Taliban deshalb den Norden verlassen haben, weil Hilfsorganisationen dort Schulen und Brunnen gebaut haben?
Es gibt keine überlegene deutsche Strategie. Und ganz egal, was man vom Afghanistaneinsatz hält, sollte man auf seinen gesunden Menschenverstand hören, der sagt, dass man einen Krieg nicht durch die Vermeidung des Kampfes gewinnt.
Die Politik, als ausführendes Organ der Bürger, hat den Soldaten die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Nicht unsere Soldaten sind das Problem, sondern die Politik.
Und jetzt mache ich mich unbeliebt: die meisten Opfer bringen die Amerikaner (beinahe 500 Mann verloren!). Wie hier über unsere Verbündeten und Kameraden gesprochen wird, finde ich traurig.
QuoteDaniel J, 03.02.2008
[...] Warum müssen Soldaten immer als Mörder hinhalten? Der Einsatz einer Waffe ist in den ROE (rules of engagement)klar geregelt! So zum Beispiel immer in Notwehr und zur Notwehrhilfe (Hilfe für Kameraden und unbeteiligte Dritte), kann aber auch zur Erfüllung eines Auftrages sein! Die Frage dreht sich daher immer um "Vernichtung eines Gegners" (-nach gezielter Aufklärung und hoffentlich selektiv, ohne Kollateralschäden zu verursachen-)oder die "verhältnismässige Gewaltanwendung" respektive "Reaktion auf einen Angriff gegen Leib und Leben" mit dem Ziel, unversehrt aus der Situation zu kommen! Dabei wird zur Erzielung der Angriffs- oder Fluchtunfähigkeit (- nach Begehung einer schweren Straftat wie Tötung oder schwere Verletzung oder im Notstand, wie Waffen- und Munitionsdiebstahl-)auch die Waffe eingesetzt. Dabei kann auf vitale Körperteile (Oberkörper / Kopf -> Angriffsunfähigkeit)oder eben "nur" in die Extremitäten (i d R die Beine -> Fluchtunfähigkeit) geschossen werden. Was das mit Mord zu tun haben soll, ist für mich als Berufssoldat mehr als schleierhaft!
PS Nach fast 3 Jahren Aufenthalt in Afghanistan mein Fazit: Dieses kriegsgebeutelte Land ist vorallem durch die eigenen korrupten Machthaber zugrunde gerichtet worden! Afghanistan wurde nach dem Rückzug der Sowjets zur Basis und zum "Trainingscamp" des internationalen, vorwiegend islamischen Terrors. Nach Schätzungen wird 70% des Heroins in Europa aus afghanischem Schlafmohn hergestellt. Das kann uns Europäern aus strategischer Sicht ja wohl nicht egal sein!?
QuoteVor allem muss man von der Vorstellung Abschied nehmen, dass in der deutsch verwalteten Zone im Norden Demokratie und Menschrechte besonders gedeihen. Es war ausgerechnet das Provinzgericht in der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif, dem Standort der Bundeswehr, das den Journalisten Perwis Kambachsch wegen Blasphemie zum Tode verurteilte, weil er einen Text aus dem Internet über Frauenrechte im Islam unter Kommilitonen verteilt haben soll (Quelle: http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~E9872C57E0AFC489CBC0645F277E476D0~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed (http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~E9872C57E0AFC489CBC0645F277E476D0~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed)). Inzwischen wurde vom britischen Independent bekanntgegeben, dass Präsident Karsai das Urteil bestätigt hat (Quelle: http://www.independent.co.uk/news/world/asia/a-victim-of-karzais-diplomatic-game-776158.html (http://www.independent.co.uk/news/world/asia/a-victim-of-karzais-diplomatic-game-776158.html)).
Dass der Umgang mit dem "falschen Flugblatt" das Leben kosten kann, bedeutet für uns eigentlich eine unheilvolle Erinnerung.
QuoteBrettschneider, 03.02.2008
[...] Immer gegen Krieg zu sein, ist dagegen ohne Risiko. Das ist hierzulande nichts weiter als "Schwimmen mit dem Strom".
QuoteSilverhair, 03.02.2008
[...] Zur Zeit wird grad ein Journalist unter dem Schutz der deutschen wohl hingerichtet, aufgrund eines Scharia Gesetzes, sozusagen in Beihilfe. Gleichfalls findet im Norden von dt. Truppen bewacht eine Winter-und Sterbe-Katastrophe in grossen Ausmaße statt. Wenn die Leichen in ein paar Monaten gezählt werden werden für jede Leiche wohl noch 10x soviel Menschen gegen die Europäer angehen , es ist eine Steilvorlage für die Anwerbertruppen der Taliban und anderer Aufständischer.
Der Zweite Schritt sollte in die Geschichtsbücher gehen. Partisanenkriege sind nur gewonnen worden wenn man die Bevölkerung ausgerottet hat gleichzeitig. In allen anderen Fällen hat man diese Art von Krieg immer verloren, mit extrem hohen Verlusten.
Die Vermeidung von Kampf ist übrigens geschichtlich die erfolgreichste Strategie bisher immer gewesen.
Sorry , wenn man ihrem "Menschenverstand" folgt können wir gleich mit den Soldaten die Leichensärge mitschicken - das sagen uns einfach die Erfahrungen von ein paar Jahrtausenden Kriegsführung auf diesem Planeten.
QuoteTractus, 03.02.2008
[...] die Ignoranz der dortigen mentalen, religiösen, geschichtlichen und geographischen Gegebenheiten ist mitverantwortlich für das ständige Scheitern externer Militärs. Diese Menschen leben in einer anderen Welt, sie ist weitaus brutaler, rücksichtsloser und gnadenloser als wir aus anderen Gesellschaftsformen uns das überhaupt vorstellen können. Rechtsbegriffe, wie wir sie haben und respektieren, kennen sie nicht und achten sie auch nicht. Sie haben ihre eigenen.
Egal, welche WAffensysteme eingesetzt werden, die Geschichte hat gezeigt, dass ein reiner Guerillakrieg nur schwer zu gewinnen ist. Und wer meint, andere sollten ihren Kopf dort hinhalten, sollte sich einziehen lassen und die Drecksarbeit selber machen. Es geht um Menschenleben, die sinnlos verpulvert werden sollen. Jeder Mensch hat nur ein Leben. Wer hat das recht, das Leben anderer einfach auf´s Spiel zu setzen.
Quotemarc_malone, 04.02.2008
Jetzt fordern sogar SPD-Politiker
1. Kampfeinsätze
2. auch im Süden Afhanistans
Ich habe die Linkspartei immer als Protestpartei und Lügenerzählpartei gebrandmarkt und als ehemalige SED, die man nicht wählen darf. Aber nach den neusten Meldungen kippt es.
Halten wir fest: Es gibt KEIN UNO-Mandat für Kampfeinsätze der Bundeswehr. Und es git auch KEIN Mandat der deutschen Bevölkerung. Diejenigen, die deutsche Soldaten ohne UNO-Votum zum Kampfeinsatz in den Süden schicken, verdienen meiner festen Auffasssung nach den Tod. Tod durch standrechtliches Erschießen. Diejeningen, die es wollen, gehören mindestens schon einmal in die geschlossene Psychiatrie. Soll der Herr Klose doch selbst ein Gewehr in den Hand nehmen und auf eigene Faust dort kämpfen, wenn er so geil darauf ist.
Es gibt da einen schönen Spruch: Krieg ist ein Vorgang, bei dem Menschen, die sich nicht kennen, sich gegenseitig umbringen, und zwar zum Nutzen und Vorteil von Menschen, die sich kennen, aber nicht gegenseitig umbringen. Es sind Schreibtischtäter, die ihr braves Familienleben im Luxus weiterleben, wöhrend sie junge Menschen opfern in eienm verbrecherischen Unterfangen. Die wahren Verbrecher sind die Schreibtischtäter.
Nein, jetzt fordere ich auch ich SCHLUSS mit dem Wahnsinn in Afghanistan. Ich habe keinen Bock auf das Spiel der gewissenlosen Kriegestreibenden. Ich werde niemals eine Partei wählen, die dafür plädiert. Es reicht. Ich wähle die anderen. Dann muss die SPD eben dauerhaft mit der Linkspartei leben.
Quotesotzmann, 04.02.2008
Klose nach Afghanistan
Die Logik ist einleuchtend, alle NATO-Staaten müssen die gleiche Last tragen. Man kann es sich auf Dauer nicht aussuchen, wo man mitmacht, im Krieg schon gar nicht.
ABER, Herr Klose: Die NATO war und ist ein VERTEIDIGUNGSBÜNDNIS und der sogenannte Krieg gegen den Terror ein durch und durch verlogenes Ding, ebenso, wie es der Krieg gegen den IRAK war und ist (denken Sie nur an die 895 Lügen und die lange Nase des Herrn Bush jr.).
ALSO: Nato raus aus Afghanistan. Dann fallen z.B. keine Canadier mehr und Deutsche müssen nicht das machen, was sie noch nie konnten (WK I,II), Krieg führen in fremden Land.
Und sollten Sie, werter Herr Klose, trotzdem einen Drang verspüren, ziehen Sie sich am besten eine Unifrom an und maschieren selbst in Süd-Afghnaistan ein. Es wäre in der Tat die beste Lösung, wenn die Politiker, die leichtfertig Kriege anzetteln und gutheißen, sich selbst vor Ort beweisen müßten.
Quotecarlosowas, 04.02.2008
Fest steht für mich, dass unser Militär im Prinzip Gewehr bei Fuß steht für den Einsatz. Freiwillige gibt es genügend. Ist ja ihr Beruf. So wie jeder Rechtsanwalt gerne Prozesse führt, auch sinnlose. Sie zieren sich nur noch, um mehr Geld für sich rauszuschlagen. Die maßgeblichen Politiker haben sich zunächst demonstrativ gegen den Einsatz ausgesprochen. Die vox popu(o)li ist zufrieden, lehnt sich zurück. Alles vorüber. Aus dem Hintergrund aber werden Stimmen laut, die für den Einsatz sprechen. Die werden bald die Oberhand gewinnen. Die Militärs bereiten bereits den Einsatz vor, heimlich still und leise. Allzeit bereit. Dann kommt plötzlich ein Ereignis (hoffentlich nicht in Deutschland), das auch in den Medien breitgetreten wird, das den "Einsatz dringend erforderlich macht", unumgänglich. Und plötzlich geht es los. Volksverdummung.
QuotePinarello, 04.02.2008
[...] Man sagt ja nicht umsonst, der Krieg ist das Ergebnis des Hasses der alten Männer auf die Jugend, deshalb wird die Jugend auf dem Schlachtfeld verheizt.
Man muß ja jetzt nach über 6 Jahren die Amerikaner allen Ernstes fragen, was in Afghanistan und auch im Irak überhaupt erreicht werden sollte, denn das Ergebnis ist wohl katastrophal, da helfen auch keine deutschen Soldaten im Süden Afghanistans mehr, denn die ausländischen Soldaten werden schlicht und einfach nur noch als Besatzer gesehen und auch so behandelt.
QuoteHawieldt, 04.02.2008
[...] Und nun ist Zahltag
Vergessen Wir nicht was wirtschaftlich passierte als zig Standorte in Deutschland geschlossen wurden .
Wieviele Menschen befinden sich seit dem in relativ
ungeordneten wirtschaftlichen Verhältnissen .
Forderungen die 90 bzw 60 Jahre alt sind ,sind doch
auch keine Verpflichtungen für die Ewigkeit .
Die Verhältnisse in der Welt ändern sich nun mal .
Wir debattieren über die zunehmende Gewalt auf den
Strassen .
Warum kanalisieren wir nicht dieses zweifelsfrei
vorhandene Gewaltpotential ....
Wir wissen von netten Spielen in Kasernen ....
Wir wissen vom Frust unserer KSK ....
Und Cäsars Geist befahl ....
Lassest los die Hunde des Krieges .....
Quotepapalutz, 04.02.2008
O.K., Klose war im 2. Weltkrieg noch ein Kind von 7 bis 8 Jahren, aber kann man trotzdem soviel vergessen oder verdrängen? Schickt er seine Kinder nach Afghanistan ?
Da sitzt jemand seit mehr als 30 Jahren am warmen Schreibtisch in Deutschland, aber muß als erster sein Mund aufreißen, wenn es darum geht Menschen in fernen Ländern extra in den Krieg zu schicken. Und dann noch dieses unerträgliche Argument, daß man Risiken eingehen müsse. Welches Risiko geht ER denn ein ?
Solche Leute können einen nur anwidern.
Quoterudig, 04.02.2008
Deutschland ist Nato-Mitglied, Afghanistan ist ein Bündnisfall, also muss Deutschland die gleichen Aufgaben übernehmen wie seine Partner.
Wir können uns nicht im ruhigen Norden verstecken, während unsere Partner die unangenehme Arbeit im Süden übernehmen.
Haben sich die Schlaumeier hier im Forum, die gegen die Hilfe unserer Bündnispartner im Süden sind, überlegt, was die Soldateneltern in Kanada, NL oder Grossbritannien denken wenn sie von der Feigheit der Deutschen erfahren. Übrigens wird die neue amerikanische Administration noch mehr Druck machen, in diesem Sinn werden sie für Deutschland unangenehmer sein als Bush.
Gott sei Dank waren die USA u. Grossbritannien nicht so feige uns unter hohen Verlusten von den Nazis zu befreien.
Quotediscurso, 04.02.2008
Was passiert eigentlich, wenn in Deutschland Terroranschläge mit der Begründung wegen unseres Engagements in AFG stattfinden sollten?
Ziehen wir uns dann auch, wie die Spanier nach den Anschlägen in Madrid, zurück?
Welche Strategien hat die Nato in AFG, wie soll ein Krieg gegen die Taliban gewonnen werden? Wie kommt man wieder raus aus diesem Schlamassel? Warum sollen mehr Truppen nach AFG geschickt werden, obwohl Karsai dies ablehnt? Wie lange will die Nato dort bleiben? Warum lässt man sich auf solche "Abenteuer" ein, ohne die offenen Fragen zu beantworten?
QuoteBrettschneider, 04.02.2008
[...] Kloses Kernaussage ist doch Folgendes: Die Nato sei eine Allianz, die auf Solidarität aufbaue: "Das bedeutet: Jeder trägt das gleiche Risiko"
Daran kommt man mit plumper Polemik nicht vorbei!
QuoteMaga, 04.02.2008
QuoteZitat von Mbago:
Der Kosovoeinsatz zeigte mir aus erster Reihe, dass der Krieg nur die Menschenleben fordert, die am wenigsten damit zutun haben wollen. Kriegsschreier sitzen natuerlich im warmen Heime und besingen ihren Patriotismus, waehrend sie das Blutgeld zaehlen.
Mich erinnern diese Leute an den Lehrer Kantorek in Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues". Nur die Parolen, mit denen die Soldaten in den Kampf geschickt wurden, sind andere. Waren es damals das "Vaterland" und "unsere heiligen Rechte", so sind es heute "Demokratie, Freiheit und Sicherheit". Diejenigen, die diese Werte beschwören, sitzen in ihren warmen Sesseln. Echte Lehnstuhlstrategen.
QuoteRainer Daeschler, 04.02.2008
Die verwegensten Kämpfer in einem Krieg, sitzen immer im Bürosessel oder am Stammtisch.
QuoteBrettschneider, 04.02.2008
Jeder Nato-Verbündete trägt das gleiche Risiko. Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, daß keine Solidargemeinschaft funktionieren kann, wenn sich einer immer nur die Rosinen herauspickt.
Und ich kann Ihnen die Gegenfrage nicht ersparen: Wer trägt eigentlich das Risiko, wenn die Afghanistan-Mission aufgrund unsolidarischen Verhaltens einzelner Mitglieder scheitert, weil dann am Ende keiner mehr Verantwortung übernehmen will?
Noch sind die Taliban und die Quaida größtenteils in dieser Region gebunden, aber was wird sein, wenn diese Kräfte frei werden? Wer trägt dann dieses Risiko? Höchstwahrscheinlich auch nicht unsere Politiker, aber vielleicht Sie und ich, wenn wir zur falschen Zeit am falschen Ort sind.
Quoteglühwendel, 04.02.2008
[...] mut beginnt schon dort, wo man es wagt, gegen vorherrschende notwendigkeits- und unabdingbarkeitsargumente einspruch zu erheben.
was die frontlinienbildung angeht, so wäre die formulierung "fern UNSERER verletztlichen bevölkerungszentren" doch um einiges genauer (und vielleicht sogar ehrlicher).
was das geringere übel ist, wage ich nicht zu sagen, jedoch zu fragen, welche seite denn nun entscheidet, was man unter "erstrebenswerte alternative" zu verstehen hat.
ja, die terroristen machen nicht halt vor frauen, kindern und greisen, was abscheulich ist, ohne einschränkung. trotzdem bleibt hier anzumerken, dass auch "kollateralschäden" (anbei unwort des jahres 1999) nicht vor vielem halt machen. aber das sind dann ja im zuge des notwendigen unvermeidbare verluste.
Quotehindukush74, 04.02.2008
[...] Ein paar Sachen, die ich kurz loswerden moechte. Ich arbeite und lebe seit dreieinhalb Jahren in Afhanistan (davon die ersten 6 Monate in Uniform bei ISAF Germany und seitdem fuer eine zivile Telkommunikationsgesellschaft).
Auf Grund meiner Taetigeit arbeite ich mit fast allen Nationen von der NATO zusammen.
Und es tut mir in der Seele weh, was hier an Unwissenheit, Dummheiten und Falschwahrheiten kundgetan werden.
1) NATO: Jeder der glaubt, wir haetten nichts der NATO zu verdanken, sollte mal so 50 Jahre in der Geschichte zurueckdenken. Oder waere es besser, wenn wir alle hinterm eisernen Vorhang in der DDR aufgewachsen waeren???
2) Ausserdem sind alle Nationen mit denen wir wirtschaftlich sehr verstrickt sind auch in der NATO (D -Exportwelmeister) und demnach waere es sicherlich nicht gut sich deren Unmut zuzuziehen. D.h. Arbeitslose durch weniger Auftraege im Ausland, schrumppfendes Wachstum....
2) Spendengelder von armen, deutschen Steuerzahlern und von wegen die Amis machen nur alles kaputt und beteiligen sich nicht am Aufbau: Deren Budget fuer den Wiederaufbau ist unegfaehr 10 mal so hoch wie unser. Wenn wir Deutschen uns auf die Schulter klopfen, das wir wieder eine neue Maedchenschule gebaut haben, haben die Amis in der gleichen Zeit 10 Schulen und 5 Krankenhaeuser gebaut.
3) Auststattung und Skills unser BW. Die BW ist eine Truppe von Weicheiern (ausser Kampfschwimmer und KSK) und alle anderen Nationen koennen nur muede Laecheln, wenn wir sagen wir muessen den "stark umkaempften" Norden sichern. Das ist laecherlich.
Die Anzahl der Todesopfer (nicht das ich nicht mit den Familien trauere) ist sehr gering. Wenn man 3500 Deutsche Soldaten permanent auf einen Deutschen Truppenuebungsplatz fuer fuenf Jahre Manoever machen liesse, wuerden mehr Soldaten durch Unfaelle sterben als am Hindukush.
4) Drogenanbau. Glaubt ihr das wuerde besser werden, wenn die Taliban zurueckkommt? Die Gelder aus dem Drogenanbau waren mehr oder weniger die Haupteinkommensquelle der gesamten afghanischen Wirtschaft.
5) Und ein letzter Kommentar zu der militaerischen Un(?)Besiegbarkeit der Afhanen. Das stimmt alles, was ich zuvor gelesen haben. Alle sind gescheitert. Meiner Ansicht nach ist der Schluessel hierzu Pakistan. So lange auf der anderen Seite der Grenze nicht gekaempft wird (die pakistanische Taliban bekaempfen) und der Nachschub von dort nicht abgeschnitten wird, dann stimmt der Punkt, das die Afhanen generell, oder in diesem Fall die Taliban, nicht zu besiegen sind.
Quoterudig, 04.02.2008
[...] Ich bin geschäftlich oft in GB u. USA und höre auch die andere Seite.
Dort herrscht die Meinung, daß Deutschland an allem kritisiert, aber kaum Lösungen hat.
QuoteRainer Daeschler, 04.02.2008
[...] Der Bundestag hat längst beschlossen, dass das Grundgesetz die Verfassung ist. Allerdings gilt sie nur so weit, wie der US-Präsident uns gestattet, sie zu beachten.
Quoteeffiffi, 04.02.2008
Es gab mal eine Zeit, in der man von dem Satz überzeugt war:
"Wenn die Streitkräfte eingesetzt werden, dann hat die Politik versagt." Das war im Ost-West-Konflikt. Inzwischen kommt es mir vor, als ob Soldaten "Allheilmittel" für die Regelung der Weltangelegenheiten geworden sind. Zur Erinnerung: wie lange nach dem Einmarsch der NATO in den Kosovo hat es gedauert, bis das Thema auf die politische Agenda kam? Jahre (!), nachdem wohl klar geworden ist, dass man alleine mit der Anwesenheit von Soldaten noch keine Krise lösen kann. Ein ehemaliges afghanisches Regierungsmitglied hatte vor einigen Wochen zugeben müssen, dass es bezüglich Afghanistan von Seiten der Internationalen Gemeinschaft keine gemeinsame Vision und kein gemeinsames Vorgehen gebe. Der anwesende NATO-Vertreter mußte dieser Aussage zustimmen. Wenn das Ziel nicht klar ist, wie sollen dann die adäquaten Mittel gewählt werden können? Soldaten können für eine gewisse Sicherheit sorgen. Die Menschen müssen letztendlich aber mit anderen Mitteln gewonnen werden. Schade, dass so viele junge Soldaten vieler Nationen und unbeteiligte Zivilisten sterben müssen, bevor sich die Internationale Gemeinschaft endlich aufrafft und politisch zielgerichtet an einem Strang zieht, wenn es im Falle Afghanistan nicht schon zu spät dafür ist. Ich fürchte, dass nationale Interessen diesem gemeinsamen Vorgehen entgegenstehen.
Aus: "Muss sich Deutschland in Afghanistan stärker engagieren?"
http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=3168 (http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=3168)
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Quote[...] Um ihren Vorstoß ins Kaspische Becken zu rechtfertigen, hatten die USA schon in den 1990er-Jahren ihre Schätzungen über den Umfang der Vorkommen an fossilen Brennstoffen in der Region enorm aufgebläht. Von 243 Milliarden Barrel Öl war da die Rede - kaum weniger als in Saudi-Arabien! Heute schätzt man diese Reserven auf 50 Milliarden Barrel Öl und 9,1 Trillionen Kubikmeter Gas, das entspricht 4 bis 5 Prozent der globalen Reserven.
Die USA riskierten diesen enormen Bluff, weil sie "um jeden Preis die Ölpipeline Baku-Tiflis-Ceyhan (BTC) bauen wollten. "Sie wollten Russland zuvorkommen und die Ausweitung des russischen Einflusses erschweren. Ich weiß nicht, bis zu welchem Grad sie bewusst übertrieben haben", sagt Steve Levine, ein US-Journalist, der diese Fragen seit fast zwanzig Jahren verfolgt.(4)
[...] Nach dem 11. September 2001 hat sich diese Konkurrenz um Einflusssphären noch zugespitzt.
[...] Während etwa Kasachstan seine Wirtschaft der Welt öffnet, kapselt sich Usbekistan ab; und während Georgien ganz auf die Washingtoner Karte setzt, hegt Turkmenistan nach wie vor ein tiefes Misstrauen gegenüber den USA.
Bei allen Unterschieden verleiht das Große Spiel den Republiken Zentralasiens einen Spielraum, so dass sie sich den Vorgaben der Großmächte nicht unbedingt beugen müssen. Wenn zum Beispiel die demokratischen Werte des Westens den Interessen der zentralasiatischen Machthaber zuwiderlaufen, können sie sich umorientieren, denn Peking oder Moskau sind diesbezüglich nicht so zimperlich.
[...] Dasselbe trifft allerdings auch auf Washington oder Brüssel zu. Auch sie lassen sich durch strategische Erfordernisse häufig dazu bewegen, die Menschenrechte hintan zu setzen. Das wiederum geht auf Kosten der Glaubwürdigkeit der sogenannten westlichen Werte, die von den lokalen Machthabern lediglich als ideologische Waffe betrachtet wird. Diese setzen seit 2003 mehr und mehr auf eine "orientalische" Art von Demokratie, mit der sie ihre Kritiker zum Schweigen bringen.
Bei alledem dominiert im Großen Spiel überall die Korruption. Und obwohl die Gas- und Erdölvorkommen als "nationale Güter" deklariert sind, kann von einer demokratischen Kontrolle durch die Einwohner dieser Länder nicht die Rede sein.
Aus: "Die Macht kommt aus den Pipelines - Das Große Spiel um die Energiereserven in Zentralasien" Von Régis Genté - Aus dem Französischen von Barbara Kleiner, Régis Genté ist freier Journalist und lebt in Bischkek, Kirgisien (Le Monde diplomatique Nr. 8294 vom 8.6.2007, Seite 14-15, 684 Dokumentation)
Quelle: http://www.monde-diplomatique.de/pm/2007/06/08/a0046.text.name,askm8raOf.n,7 (http://www.monde-diplomatique.de/pm/2007/06/08/a0046.text.name,askm8raOf.n,7)
sunday-times.co.uk:
Quote[...] The American secretary of state, Condoleezza Rice, flies to Britain this week to meet a crisis entirely of London and Washington's creation. They have no strategy for the continuing occupation of Afghanistan. They are hanging on for dear life and praying for something to turn up. Britain is repeating the experience of Gordon in Khartoum, of the Dardanelles, Singapore and Crete, of politicians who no longer read history expecting others to die for their dreams of glory.
Every independent report on the Nato-led operation in Afghanistan cries the same message: watch out, disaster beckons. Last week America's Afghanistan Study Group, led by generals and diplomats of impeccable credentials, reported on "a weakening international resolve and a growing lack of confidence". An Atlantic Council report was more curt: "Make no mistake, Nato is not winning in Afghanistan." The country was in imminent danger of becoming a failed state.
A clearly exasperated Robert Gates, the American defence secretary, has broken ranks with the official optimism and committed an extra 3,000 marines to the field, while sending an "unusually stern" note to Germany demanding that its 3,200 troops meet enemy fire. Germany, like France, has rejected that plea. Yet it is urgent since the Canadians have threatened to withdraw from the south if not relieved. An equally desperate Britain is proposing to send half-trained territorials to the front, after its commanders ignored every warning that the Taliban were the toughest fighters on earth.
Meanwhile Nato is doing what it does best, squabbling. Gates has criticised Britain for not taking the war against the insurgents with sufficient vigour. Britain is furious at America's obsession with spraying the Helmand poppy crop and thus destroying all hope of winning hearts and minds. Most of the 37,000 soldiers wandering round Kabul were sent on the understanding that they would do no fighting. No army was ever assembled on so daft a premise.
Nato's much-vaunted 2006 strategy has not worked. It boasted that its forces would only be guarding reconstruction and training the Afghan police. There would be no more counterproductive airstrikes against Pashtun villages. The Taliban would be countered by American special forces, with the Pakistan army attacking their rear. Two years ago anyone expressing scepticism towards this rosy scenario was greeted at Nato headquarters in Kabul with guffaws of laughter. Today that laughter must be music in Taliban ears.
Kabul is like Saigon at the end of the Vietnam war. It swarms with refugees and corruption while an upper crust of well-heeled contractors, consultants and NGO groupies careers from party to party in bullet-proof Land Cruisers. Spin doctors fighting a daily battle with the truth have resorted to enemy kill-rates to imply victory, General Westmoreland's ploy in Vietnam.
This is a far cry from Britain's 2001 pledges of opium eradication, gender-awareness and civic-governance classes. After 87 deaths and two years of operations in Helmand, the British Army cannot even secure one dam. Aid successes such as a few new schools and roads in the north look ever more tenuous as the country detaches itself from Kabul and tribal elders struggle to make terms with Taliban commanders.
There is plainly no way 6,000 British troops are ever going to secure, let alone pacify, the south. More soldiers will simply evince more insurgency. More American raids across the Pakistan border merely offer propaganda to Al-Qaeda in its radicalisation of the tribal areas. It was just such brutalism that preceded the Soviet escalation of the counterinsurgency war in the 1980s, and the rise of the (American-backed) precursors of the Taliban.
The best news out of Kabul is the increased disenchantment of the wily Afghan president, Hamid Karzai. Last week he vetoed the West's offering of a former leader of Britain's Liberal Democrats, Lord Ashdown, to co-ordinate operations in Kabul, whatever that might mean. Liberal democracy is not high on Karzai's priority list.
He attacked the British for drawing the Taliban into his unregulated domain. When outside agents were thought to be negotiating with Taliban elements behind his back, he instantly expelled them from the country.
Meanwhile he has taken to making his own choice of provincial governors and commanders, often warlords enmeshed in the booming drugs trade. That trade offers Afghanistan its one staple income.
While the international community in Kabul wails that Karzai is too close to the druglords, the warlords and various sinister Taliban go-betweens, they are at least his warlords and his go-betweens. When Britain sacked the ruthless tribal chief, Sher Mohammed Akhundzada, as governor of Helmand, Karzai was furious and rightly predicted it would lead to a surge in Taliban aggression.
For all his faults, Karzai is both an elected leader and a canny one. He is a virtual prisoner of the Nato garrison in Kabul but Afghanistan remains his country and if he thinks he can cut deals across its political heartlands, let him. If he wants Nato to stop bombing Taliban bases in Pashtun villages and killing Pashtun tribal leaders, then it should stop.
Withdraw the opium eradication teams from Helmand. Let Karzai barter money for power and power for peace. The foreign "governance" pundits in Kabul might dream of Afghanistan as a latterday Sweden, but they are never going to bring Pashtuns, Baluchis, Tajiks, Hazaras and Uzbeks into a stable federation.
Only an Afghan stands any chance of doing that, and the one Afghan on offer is Karzai.
Common sense advocates a demilitarisation of the occupation, with a withdrawal of western troops to Kabul where they can try to protect the capital and the northern trade routes. In provinces to the south and east, Karzai's money, weapons and negotiating skills must deliver what results they can. The West cannot possibly police Afghanistan with anything remotely like the resources it has available.
Behind such a policy shift should lie an even more crucial one. For the past two decades intelligence lore has held that nothing happens along the Afghan/Pakistan frontier without agencies of the Pakistan army being involved. The latter's pro-Taliban strategy through the 1990s was based on its obsession with "defence in depth" against India. Pakistan wanted Afghanistan stable, friendly and medieval. The security of the Punjab rested on the containment of the Pashtun tribal lands straddling the Pakistan/ Afghanistan border.
George W Bush's reckless elevation of Al-Qaeda after 2001 promoted a small group of alien Arab guests into global warriors for Islam. It also destroyed Islamabad's hold over the Taliban. America bribed the Pakistan president Pervez Musharraf with $1 billion a year to declare a U-turn and fight his former allies.
Musharraf duly broke his non-intervention treaty with the Pashtun and sent his army against them. The Taliban's influence increases with every attack and with every American bombing of villages. The Pakistan army is suffering greater losses in this war than either the British or the Americans.
Wise heads in Islamabad know that they must withdraw from the border and restore respect for tribal autonomy. Nothing else will incline the Pashtun and other tribes to reject Al-Qaeda and its Taliban allies. The alternative is a growing insurgency that must destabilise whatever democratic regime might emerge from this month's Pakistan elections. That prospect is far worse than whatever fate might befall Afghanistan.
There is no sensible alternative to ending military operations against the Pashtun, flying under whatever flag. Like Iraq's Kurdistan, Pashtunistan is a country without a state. It has been cursed by history, but it returns that curse with interest when attacked. Fate has now handed it a starring role in Britain's nastiest war in decades, and offered it the power to wreck an emergent democracy of vital interest to the West.
To have set one of the world's most ancient and ferocious people on the warpath against both Kabul and Islamabad takes some doing. But western diplomacy has done it. Now must begin the agonising process of escaping that appalling mistake.
QuoteEurope should be ashamed.
steve, Scottsdale, AZ USA
Quotepredictable end to the Bush and Blair adventure. The trouble is that they never bothered reading history books or asking the Russians what's it like fighting a war in Afghanistan.
nick, london, UK
Quotethis is why you brits have not won a war in 500yrs without americans doing your dirty work. dunkirk redux
william smith, sarasota, fl/usa
QuoteExcellent article, and common sense. No wonder the French and Germans don't want to get dragged into an ill-fated 'crusade' !
Steve Marchant, Broadhempston, UK
QuoteI think we've been here before, in the gardens behind St. George's Hall in Liverpool there is a memorial to those soldiers of the King's Liverpool Regiment killed in Afghanistan, the date ...1870.
Tim, London, UK
QuoteThe Brits and the Americans created the problem in Afghanistan and Iraq as well . if these people were left on their own to sort their own problems we could not talking about this today. It is not always possible to impose our own values on everybody, If people want to live in medieval times they should be left alone. Leaving today is not fair on the innocent people there , We creates the mess we cant just leave and forget .There is also this arrogance of thinking that we are going to crush the enemy forgeting that its a war and anybodys game. Hope lessons have been learnt.
PETER, wirral, UK
QuoteThere is nothing left to say - you said it all.
Michael, Vancouver, Canada.
QuoteA bizarrely defeatist and perverse analysis. The equivalent of advising a rape victim to lie back and be sure not to antagonise the rapist.
Very disappointing.
Furriskey, Singapore,
QuoteWell said Mr Simon Jenkins.
Some people will never learn the lessons of history in Afghanistan. The Russians have...
jayil, london, uk
From: "Fall back, men, Afghanistan is a nasty war we can never win" by Simon Jenkins (February 3, 2008)
Quelle: http://www.timesonline.co.uk/tol/comment/columnists/simon_jenkins/article3295340.ece (http://www.timesonline.co.uk/tol/comment/columnists/simon_jenkins/article3295340.ece)
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Quote[...] Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und frühere Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Klaus Naumann, sagte am Dienstag, er fürchte einen Rückgang des deutschen Einflusses im Bündnis, wenn sich die Bundesrepublik nicht im Süden Afghanistans engagiere. US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte die Bundesregierung in einem Brief aufgefordert, auch Soldaten für Kampfeinsätze im Süden des Landes bereitzuhalten. Bundesregierung und Opposition lehnen dies ab. Laut Bundestagsmandat sind deutsche Soldaten vor allem im eher friedlichen Nordafghanistan eingesetzt.
Naumann forderte die Entsendung deutscher Truppen in den Süden Afghanistans. In der Nato gebe es keine Sonderrollen. ,,Lasten, Risiken und Verantwortung werden solidarisch und gemeinsam getragen", betonte er. ,,Scheitert die Nato im Süden, dann ist die relative Ruhe im Norden beim Teufel!" Die Politik habe nicht ausreichend klar gemacht, dass die Bundeswehr in Afghanistan zur Not auch kämpfen müsse. ,,Es wird verniedlichend von humanitärem Einsatz gesprochen", kritisierte er. ,,Das Wesen von Streitkräften ist die Anwendung von Gewalt zum Schutz der Bürger und zur Durchsetzung der von Parlament und Regierung gesetzten politischen Ziele."
Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Horst Teltschik, forderte die Nato-Partner auf, die nötigen Ressourcen für einen Erfolg in Afghanistan zur Verfügung zu stellen. Teltschik sagte, er befürchte wegen des Afghanistaneinsatzes der Bundeswehr Streit bei der Sicherheitskonferenz. ,,Die Nato-Partner müssen sich fragen, ob sie sich nicht auf ein Abenteuer eingelassen haben, das am Ende das Bündnis in seinen Grundfesten erschüttert", sagte er. Ein Scheitern des Afghanistaneinsatzes sei möglich. ,,Wenn sich herausstellt, dass der Schlüssel zur Befriedung Afghanistans im Süden liegt, muss auch die Bundeswehr dort einen größeren Beitrag leisten."
Der SPD-Verteidigungsexperte, Jörn Thießen, mahnte, Deutschland müsse sich darüber klar werden, wie weit es bei seinen Auslandseinsätzen gehen wolle. Der Beauftragte der Bundesregierung für deutsch-amerikanische Beziehungen, Karsten Voigt, sagte, er erwarte anhaltenden Druck aus den Vereinigten Staaten auf die Bundesregierung, sich stärker in Afghanistan engagieren. Deutschland dürfe die Debatte nicht nur in der Abwehr amerikanischer, kanadischer oder von Nato-Forderungen führen.
Der Beauftragte der Bundesregierung für deutsch-amerikanische Beziehungen, Karsten Voigt, sagte, er erwarte anhaltenden Druck aus den Vereinigten Staaten auf die Bundesregierung, sich stärker in Afghanistan engagieren. Unter einem neuen US-Präsidenten, der möglicherweise von den Demokraten gestellt werde, könnte sich der Druck auf Deutschland sogar noch verstärken. ,,Die Amerikaner wollen, dass Europa sich militärisch, aber auch beim Aufbau der Polizei sowie im zivilen Bereich stärker engagiert", sagte Voigt. Er sage seinen amerikanischen Gesprächspartnern allerdings immer, dass es im Bundestag keine Mehrheit für einen Einsatz deutscher Soldaten im Süden geben werde.
Der SPD-Außenpolitiker Niels Annen forderte die Bundesregierung auf, dem Drängen der USA und der Nato nicht nachzugeben. ,,Für eine Erhöhung der Truppenzahl gibt es keine Mehrheit im Bundestag", sagte Annen. ,,In Deutschland entscheidet immer noch das Parlament über Auslandseinsätze der Bundeswehr. Und wir haben keinen Brief von Herrn Gates bekommen."
Der Gründer der Hilfsorganisation Grünhelme, Rupert Neudeck, mahnte einen Strategiewechsel der internationalen Gemeinschaft in Afghanistan an. Statt auf mehr Militär zu setzen, müssten der zivile und der wirtschaftliche Aufbau des Landes stark beschleunigt werden. ,,Die Taliban stehen nicht kurz davor, die Macht zu übernehmen", sagte Neudeck. Bei einer ehrlichen Bilanz des internationalen Einsatzes werde man feststellen, dass die zivilen Aufbaubemühungen der vergangenen sechs Jahre nur wenig Erfolg gehabt hätten.
hal/ddp
QuoteSchlappmaul | 10 Kommentare (05.02.2008 07:59)
Nachdem es sich Deutschland ...
... bereits zweimal weltweit mit vielen Nationen gründlich versaut hat, sollten wir es uns nicht anmaßen der Welt mit Waffengewalt den Frieden zu bringen. Es macht auch keinen Sinn Kriege zu beenden, welche von anderen Staaten begonnen wurden. Unser Problem ist, dass Deutschland ein großer Waffenlieferant ist. Die Käufer dieser Waffen sind natürlich auch in der NATO. Es ist somit verständlich, dass unsere Bündnispartner für mehr deutsches Engagement plädieren. Kurz gesagt: Wenn wir Waffen liefern wollen, müßen unsere jungen Soldatinen und Soldaten an den Brennpunkten dieser Erde ihren Kopf hinhalten. Die Freiheit, welche am Hindukusch verteidigt wird ist die Freiheit weltweit Waffengeschäfte zu tätigen. Eine Nummer, aus der wir nicht mehr rauskommen.
QuoteRoPhi | 49 Kommentare (05.02.2008 07:59)
Peter Scholl-Latour lesen
hierzu kann ich nur schreiben, lesen Sie Peter Scholl-Latour, der hat zu diesen Themen genug geschrieben. Sachlich fundiert und recherchiert und wenn jeder ein bischen Informationen sammelt kann Herr Scholl-Latour nur zugestimmt werden. In Afganistan und im Irak ist mit Militär Einsätzen, auch wenn diese als Humanitäre Hilfe deklariert werden, nichts zu erreichen. Am besten ist, alle Soldaten dort raus und die Menschen selbst machen lassen. Auch wenn sich eine Regierungsform bilden sollte die uns nicht gefällt, so ist das jedoch von uns zu respektieren.
QuoteHubert (05.02.2008 07:21)
Scheitern vorprogrammiert
Es ist ein Einsatz ohne Plan. Es fehlt eine klare Zielsetzung für den Aufbau. Dieser Konflikt wird doch nicht gelöst wenn man mehr Soldaten entsendet. Solange es keine Perspektive für die Bevölkerung gibt wird sich die Stimmung nicht verbessern.
QuoteTHOMM | 1216 Kommentare (05.02.2008 07:09)
Wo liegt das Problem?
Die NATO hat sich selbst überlebt! Und die USA treiben uns in einen neuen Konflikt, indem sie Raketen hier stationieren und die Russen gegen sie und damit gegen uns aufbringen! Russland ist keine Demokratie, da ist ein Urteil über uns schnell gefällt! Die Amis sind nicht im NATO-Bündnis, sie treiben es, wir sind keine Partner, sondern Vasallen!
Aus: "Afghanistan-Einsatz: Experten fürchten Scheitern der Nato" (05.02.08)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan-einsatz_aid_236532.html (http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan-einsatz_aid_236532.html)
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Quote[...] Frau Maaß, brauchen wir mehr Soldaten in Afghanistan?
Im Süden sind mehr Soldaten notwendig, um gegen aufständische Gruppen zu kämpfen. Dies macht aber nur Sinn, wenn sich dort für die Bevölkerung die Lage auch bessern würde.
Geschieht das nicht, wenn zum Beispiel Taliban zurückgeschlagen werden?
Die Leute brauchen Verwaltungsstellen, eine Gerichtsbarkeit oder einfach nur Jobs. Die Nato konzentriert sich zu sehr auf das militärische. Soldaten sollten aber nur den Raum schaffen, damit Wirtschaft und Staat einziehen können. Darum kümmert sich die internationale Gemeinschaft viel zu wenig.
Mit welchen Folgen?
Viele Afghanen arbeiten mittlerweile aus Frustration mit den radikalislamischen Taliban zusammen, um schlicht Brot auf dem Tisch zu haben. Und die Gefahr wächst, dass internationale Truppen zunehmend als Besatzer empfunden werden. Die internationalen Truppen können aber nicht gegen die Bevölkerung Erfolg haben, sondern nur mit ihr.
[...] Was ist von der Regierung in Kabul zu erwarten?
Die Regierung Karzai schafft es nicht, die Korruption in den eigenen Reihen einzudämmen. Geschmierte Gouverneure zum Beispiel setzt sie nicht ab. Festgenommene mutmaßliche Attentäter können sich über Nacht freikaufen. Das ist alles nicht dem Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen dienlich.
Quotegmathol (4.2.2008, 22:08 Uhr)
Verzetteln? Deutschland hat dort nichts zu suchen!
An alle "positiven" Befuerwortern der US Kriege: die US Army braucht und rekrutiert mittlerweile jeden - Nationalitaet spielt keine Rolle mehr.
Was hindert euch noch dort hin zu ziehen und fuer US Oel Interessen zu kaempfen.
Der Bevoelkerung in Afghanistan und Iraq geht es schlechter als [je] zuvor.
Quoteunheilig (4.2.2008, 21:15 Uhr)
@hannes_schinder
Bush will halbe Billion fürs Militär
Sozialprogramme sollen gekürzt, die Ausgaben fürs Militär aber wieder drastisch erhöht werden: US-Präsident George W. Bush hat seinen letzten Haushalt vorgelegt, einen mit Rekordvolumen. Allein fürs Militär will Bush mehr als eine halbe Billion Dollar bereitstellen.so viel dazu ob usa das geld ausgeht.
QuoteJ.Stahl (4.2.2008, 18:54 Uhr)
br4instorm
ich bin mir sehr sicher das die deutschen nach einem anschlag erstmal nach rückendeckung der amis suchen würden.was sollte man ihrer meinung nach tun wenn die taliban afghanistan,auch den norden,wieder erobern würden?die bw ganz schnell abziehen und nach hause zu mami laufen und hoffen das die nicht hinterherkommen?bildung ist ja schön und gut aber solange die taliban erfolgreich sind kann man nicht an bildung denken.wie gesagt,die deutschen geben geld aus um schulen zu bauen die die taliban dann wieder zerstören und weiter frauen und mädchen unterdrücken.man muß erstmal die taliban besiegen um an wiederaufbau und bildung denken zu können.alles andere ist eine illusion.die menschen in afghanistan wollen die taliban mit sicherheit nicht zurück.mein mann ist g.i.und war schon in afghanistan.
QuoteJ.Stahl (4.2.2008, 18:27 Uhr)
man sollte mal bedenken
das die lage für die deutschen auch nicht mehr so entspannt wird wenn die taliban gebiet umd gebiet zurückerobern und immer näher kommen.gekämpft werden muß so oder so.und besser man packt das übel an der wurzel.dtl.kann nicht darauf warten das die usa und co.ihre probleme mit lösen.
QuoteSchnaafpaaf (4.2.2008, 18:07 Uhr)
Wenn auch realistische Einschätzung
kommen wir auf Dauer nicht umhin, die Risiken mitzutragen, die im Süden unsere (auch kleineren) Verbündeten auf sich nehmen. Das ist der Sinn und Geist eines Bündnisses. Dazu gehört nun mal Kampf, leider Gottes.
Beschämend und verwerflich sind in der Tat die Haltung der politischen und auch der höheren militärischen Führung, die in der Tat das Engagement der DEU Truppen in Afghanistan als "Waffen-dabei-habende und gut ausgerüstete Brunnen-bohr und Schul-Aufbau-Hilfe" schönlügen, jawohl, wider besseren Wissens LÜGEN!
Aus: "Bundeswehr in Afghanistan: "Deutschland darf sich nicht verzetteln"" (04. Februar 2008)
Quelle: http://www.stern.de/politik/deutschland/:Bundeswehr-Afghanistan-Deutschland/609831.html (http://www.stern.de/politik/deutschland/:Bundeswehr-Afghanistan-Deutschland/609831.html)
Quote[...] 1900 errichtet Frankreich nach dem Sieg über den afro-arabischen Usurpator Rabih b. Fadlallah in der Schlacht bei Kusseri das Militärterritorium der Länder und Protektorate Tschads. 1908 geht dieses im Verwaltungsgebiet Französisch-Äquatorialafrika mit der Kolonie Tschad auf. 1911 wird die Kolonie durch das deutsch-französische Marokko-Kongo-Abkommen (4. November 1911) um das Zwischenstromgebiet zwischen Schari und Ba-Ili mit dem Posten Bongor erweitert. Zwischen den Weltkriegen erhält die Kolonie Tschad dann ihre heutigen Grenzen.
1934 wird die Grenzziehung im Norden zur italienischen Kolonie Libyen von Italien nicht ratifiziert. Dies ist die Grundlage des späteren Konflikts um den Aouzou-Streifen.
1958 erhält Tschad seine erste Verfassung. Die Territoriale Versammlung billigt den autonomen Status des Landes als Mitglied der Communauté Française.
Am 11. August 1960 erhält das Land seine Unabhängigkeit. François Tombalbaye aus dem Süden wird erster Präsident. Allerdings dominiert der Nord-Süd-Gegensatz die Innenpolitik: Der Norden des Landes, der von islamisch-arabisch-berberischen Ethnien bewohnt wird, fühlte sich benachteiligt gegenüber dem schwarzafrikanisch-christlich-animistischen Süden, der seit der Kolonialzeit eine Vormachtstellung besaß.
1966 wird die muslimische FROLINAT- Front national de libération du Tchad ("Nationale Befreiungsfront Tschads") gegen die christlich-sudistische Dominanz gegründet, es kommt zum Beginn eines Bürgerkrieges. 1969 interveniert Frankreich auf Seiten Tombalbayes. Libyen, Algerien und Sudan dagegen unterstützen die FROLINAT. 1973 besetzt Libyen den Aouzou-Streifen.
1975 stürzt General Félix Malloum Tombalbaye und wird Präsident, Premierminister wird Hissène Habré. 1976 kommt es zum Bruch zwischen Muammar al-Gaddafi und Habré. Goukouni Weddeye kämpft mit Gaddafi gegen die Zentralregierung.
1979 kommt es zum Frontwechsel Habrés zu Weddeye. N'Djamena wird erobert und das Gouvernement d'Union Nationale de Transition unter Weddeye regiert. 1980 kommt es wiederum zum Bruch zwischen Habré und Weddeye (,,Zweite Schlacht um N'Djamena"). Daraufhin greift Libyen auf Bitten Weddeyes ein, Gaddafi zieht seine Truppen auf französischen Druck hin allerdings wieder zurück. Habré kann mit ägyptischer, sudanesischer und US-amerikanischer Hilfe Weddeye verdrängen.
1982 wird N'Djamena durch Habré erobert, es beginnt die sogenannte Zweite Republik (1982 bis 1990), während der es zu schwersten Menschenrechtsverletzungen kommt. 1983 wird Tschad de facto am 16. Breitengrad zweigeteilt. Libysches Militär ist im Norden präsent, insbesondere im Aouzou-Streifen.
1986 bis 1987 gehen die tschadischen Regierungstruppen in die Offensive. Es beginnt die französische Militäroperation Epervier. Die libyschen Truppen werden, bis auf den Aouzou-Streifen, aus allen Stützpunkten verdrängt. 1989 wird der Vertrag von Algier über die friedliche Regelung des Aouzou-Grenzkonflikts unterzeichnet.
1990 beginnt eine Verhandlung über den Aouzou-Konflikt vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag. Habré wird durch die bewaffnete Opposition des Mouvement Patriotique du Salut von Idriss Déby gestürzt und in die Flucht getrieben, Déby nimmt N'Djamena ein.
1993 verabschiedet die Nationalkonferenz Übergangsverfassung, -parlament und -regierung. 1994 wird durch den Internationalen Gerichtshof der Aouzou-Streifen wieder Tschad zugesprochen.
Im Dezember 1994/Januar 1995 findet eine Wählerregistrierung statt, deren Durchführung und Ergebnisse beanstandet und vom Obersten Gerichtshof annulliert werden. Der bestehende Wahlkalender wird wieder obsolet, die Transitionsphase um ein weiteres Jahr bis zum 8. April 1996 verlängert.
1996 kommt es zudem zu einem Verfassungsreferendum, woraufhin die neue Verfassung in Kraft tritt.
Am 3. Juli 1996 finden Stichwahlen zwischen Déby und Wadal Abdelkader Kamougué statt. Die Feststellung des offiziellen Endergebnisses durch die Cour d'Appel am 14. Juli 1996 bescheinigt Déby 69 %, Kamougué 31 % der Stimmen. In den Parlamentswahlen von Anfang 1997 wird folgendes Endergebnis festgehalten: MPS 66 Sitze, URD 29, UNDR 14, UDR 4, RDP und PLD je 3, AND 2 sowie UNRT, CNDS, FAR, ACTUS je 1 Sitz.
Ende 1998 beginnen bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Rebellen um Youssouf Togoimi (Tibesti-Konflikt).
Präsident Déby wird im Mai 2001 wiedergewählt. Im Dezember 2001 wird zwischen der Regierung und den Rebellen im Tibesti ein Friedensabkommen abgeschlossen.
Am 10. Oktober 2003 beginnt die Förderung von Erdöl unter der Führung von ExxonMobil und mit Unterstützung der Weltbank im Doba-Becken im Süden Tschads. Über eine 1.050 Kilometer lange Pipeline wird dieses an die Atlantikküste Kameruns befördert und dort verschifft. Dies wird vereinzelt als geopolitisch bedeutender Schachzug der USA gesehen und aus menschenrechtlicher und ökologischer Sicht kritisiert.
Seit 2003 fliehen sudanesische Flüchtlinge vor dem Konflikt in Darfur nach Tschad. Der Konflikt greift zusehends auf Tschad über, die Dschandschawid-Reitermilizen aus Darfur sind mittlerweile auch in den tschadischen Grenzgebieten aktiv.
Am 23. Dezember 2005 stellt Tschad aufgrund der Konflikte in der westsudanesischen Provinz Darfur offiziell einen ,,Zustand der Feindseligkeit" (,,état de belligerence") mit Sudan fest. Dem war ein Angriff tschadischer Rebellen auf die Grenzstadt Adré mit mehr als 100 Toten vorausgegangen. Tschad wirft Sudan vor, die Rebellen unterstützt zu haben, legt jedoch Wert darauf, keine Kriegserklärung abgegeben zu haben.
Mitte April 2006 kam es zum Bürgerkrieg. Frankreich beteiligt sich in – vorerst – geringem Ausmaß daran auf der Seite der Regierung Déby. Die Hauptstadt N'Djamena wurde von der Vorhut der Rebellen der Front für den Wandel (FUC) erreicht. Dieser erste Angriff wurde jedoch von den regulären Truppen mit Artillerie- und Panzerunterstützung abgewehrt. Innerhalb weniger Tage waren Hunderte Tote zu beklagen. Am 14. April 2006 brach Tschad seine diplomatischen Beziehungen zu Sudan ab. Zwei Tage später zog sich das Land aus den in Darfur unter der Leitung der Afrikanischen Union geführten Gesprächen zurück. Gleichzeitig forderte N'Djamena, dass für die mittlerweile rund 200.000 Flüchtlinge aus Darfur in Tschad ein neues Gastland gefunden werden müsse.
Im November 2006 wurde für weite Teile Tschads der Ausnahmezustand ausgerufen. Zwar wurde kurz darauf ein Friedensvertrag mit der FUC erzielt, doch andere Rebellengruppen gewannen zunehmend die Kontrolle über den Osten des Landes. Unter Vermittlung Libyens wurde am 26. Oktober 2007 ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Präsident Déby und vier Rebellengruppen unterzeichnet.[2] Zum Schutz der Zivilbevölkerung und insbesondere der Flüchtlinge aus der Darfurregion wurde die Entsendung einer EUFOR-Einheit beschlossen.
Nur wenige Wochen nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands brachen erneut Kämpfe zwischen Regierungstruppen und den Rebellen in den östlichen Provinzen aus. Ende November 2007 erklärte die Rebellenorganisation UFDD den Kriegszustand gegen französische und sonstige ausländische Einheiten. Ungeachtet dieser Warnung billigte Ende Januar 2008 die EU den Einsatz der EUFOR in Tschad. Die Federführung übernahm Frankreich, das mehr als die Hälfte aller Soldaten stellte; Österreich hatte ein Kontingent von 160 Soldaten zugesagt.[3]
Kurz vor dem geplanten Beginn der EUFOR-Mission, deren Umsetzung daraufhin erst einmal ausgesetzt wurde, starteten Rebellen eine neue Offensive, bei der sie in die Hauptstadt N'Djamena eindrangen.[4] Die Kampfhandlungen haben tausende Menschen zur Flucht in das Nachbarland Kamerun gezwungen. Gleichzeitig begann die Evakuierung ausländischer Bürger; die Vereinigten Staaten haben ihre Botschaft in N'Djamena geräumt.[5] Frankreich erwägt ein Eingreifen zugunsten der Regierung. Die Rebellen zogen sich aus der Hauptstadt vorläufig weitgehend wieder zurück.[6]
[...] Die Exekutive wird vom Ministerrat unter der Leitung des vom Präsidenten ernannten Ministerpräsidenten ausgeübt. Zu den wichtigsten Parteien gehört die Patriotische Wohlfahrtsbewegung (MPS), die Union für Erneuerung und Demokratie (URD) sowie die Nationale Union für Demokratie und Erneuerung (UNDR).
Staatliche Einrichtungen wie Verwaltung, Bildungs- und Gesundheitswesen sind kaum entwickelt. Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 11,7 %, Kindersterblichkeit bei 20 %. Auf jeweils etwa 50.000 Menschen kommt ein Arzt. Insbesondere die medizinische Unterversorgung ist ein Grund dafür, dass vor allem Malaria, aber auch Meningitis-, Cholera- und Masern-Epidemien jährlich tausende Todesopfer fordern. Hilfe leisten hier zu Beginn der 2000er Jahre insbesondere die Ärzte ohne Grenzen.
Vor zusätzliche und für das Land nicht ohne internationale Hilfe zu bewältigende Probleme stellen Tschad die seit 2003 aus der Region Darfur des östlichen Nachbarlandes Sudan kommenden Flüchtlinge. Ihre Zahl betrug zu Beginn des Jahres 2004 bereits etwa 130.000.
[...] Korruption ist in Tschad verbreitet. Nach der Korruptionsindex 2006 der Organisation Transparency International (TI) liegt Tschad auf dem 156. Platz.[7]
[...] Die Infrastruktur ist nur wenig entwickelt. Bei einer Größe von 1.284.000 km² – der Größe nach liegt Tschad weltweit an 20. Stelle, ist etwa 3,5 mal so groß wie Deutschland – [es] gibt es nur 267 km befestigte Straßen[8].
[...] Das Land galt lange als arm an Bodenschätzen, abgebaut wurden vor allem Stein- und Natronsalz. Im Jahr 2003 konnte mit der Förderung von Erdöl aus einem erst Ende der 1990er Jahre entdeckten Ölfeld bei Doba begonnen werden. Die Einnahmen aus der Förderung des Erdöls sollen, gemäß einer Vereinbarung der Regierung mit der Weltbank, zu 80% für Projekte im Bereich des Sozialen und der Infrastruktur verwendet werden und somit der gesamten Bevölkerung zugute kommen.[9] Dafür wurden im Juli 2004 zum ersten Mal 31 Millionen Euro an die Weltbank überwiesen, die diese Gelder wiederum für konkrete Projekte im Land ausschüttet. 10% der Einnahmen sollen in einen Fonds für zukünftige Generationen eingezahlt werden. Insgesamt werden bis 2023 (20 Jahre) Einnahmen von rund 1,6 Milliarden Euro prognostiziert. Ende Dezember 2005 beschloss jedoch das tschadische Parlament die Auflösung des Fonds für zukünftige Generationen, um ausstehende Beamtengehälter zu bezahlen. Außerdem wurde durch eine Gesetzesänderung ermöglicht, dass auch die Bereiche Sicherheit und Justiz Geld aus den Öleinnahmen erhalten können.[10] Nach offiziellen Zahlen aus dem Jahr 2006 hat das Öl-Konsortium um die Firma ExxonMobil seit 2003 537 Millionen US-Dollar als Lizenzen und Gebühren an die Regierung Tschads überwiesen. Davon wurden ca. 300 Millionen Dollar oder 55% für die Verbesserung der Infrastruktur ausgegeben. Der Einsatz der Gelder wird durch ein eigens hierfür geschaffenes Komitee aus Parlamentariern, Juristen und Vertretern der Zivilgesellschaft überwacht. Allerdings ist dieses Komitee nicht mit Sanktionsgewalt ausgestattet, so dass aufgrund von Korruption große Teile der Investitionsmittel versickern und eine effiziente Bekämpfung der Armut bisher ausbleibt. [11]
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Tschad (http://de.wikipedia.org/wiki/Tschad) (02/2008)
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Quote[...] Der UN-Sicherheitsrat hatte am Montagabend Frankreich grünes Licht für ein militärisches Eingreifen zugunsten des tschadischen Präsidenten Idriss Déby gegeben. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy erklärte sich am Dienstag bereit, den Tschad gegen Angriffe zu schützen.
Außenminister Bernard Kouchner zeigte sich zuversichtlich, dass die europäische Truppe EUFOR zum Schutz der Flüchtlinge im Osttschad "mit wenigen Tagen Verspätung" eingesetzt werden könne. "Der Einsatz ist nötiger als je", sagte Kouchner. Die EUFOR-Stationierung war wegen der Kämpfe aufgeschoben worden.
Die Rebellen warfen den Franzosen vor, mit ihrer Luftwaffe am Montag und frühen Dienstagmorgen in die Kämpfe eingegriffen und zahlreiche Zivilisten getötet zu haben. Paris bestreitet dies. Wären die Franzosen nicht da, könnten die Rebellen N'Djamena erobern, behauptete Rebellengeneral Mahamat Nouri in einem Gespräch mit dem französischen Radiosender Europe1.
Bei dem Kampf um N'Djamena sind nach Angaben des Roten Kreuzes mindestens tausend Menschen, zumeist Zivilisten, verletzt worden. Verlässliche Angaben über die Zahl der Toten gab es zunächst nicht. Augenzeugen berichteten aber von zahlreichen Leichen.
Aus: "Bürgerkrieg im Tschad: Rebellen brechen Angriffe ab" ((dpa/AP/maru/schä/grc), 05.02.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/739/156327/ (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/739/156327/)
Exkurs: Kolonialismus
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Quote[...] Die Eintragung des Eigentums und sonstiger Rechte an Grundstücken in öffentliche Bücher ist für die deutschen Schutzgebiete durch die Ksl. V. vom 21. Nov. 1902 (RGBl. S. 283) geregelt. Danach findet das deutsch - preußische G.recht Anwendung, soweit sich nicht aus der Ksl. V. ein anderes ergibt, oder soweit das heimische Recht nicht Einrichtungen und Verhältnisse voraussetzt, an denen es für die Schutzgebiete fehlt § 1 Abs. 1 Ksl. V.). Insbesondere gelten auch die Vorschriften über den öffentlichen Glauben des G.s, d.h. wer in gutem Glauben ein Grundstück oder ein Recht an einem solchen durch Rechtsgeschäft erwirbt, wird in seinem Erwerb geschützt, auch wenn der Veräußerer zu Unrecht im G. eingetragen war. Zu der Ksl. V. ist die AusfVf. des RK. vom 30. Nov. 1902 (KolBl. S. 568, KolGG. Bd. 6 S. 10) ergangen. Vgl. ferner noch für die Schutzgebiete die Ausführungsbestimmungen der Gouverneure: für Deutsch-Südwestafrika vom 23. Mai 1903 (KolBl. S. 357, KolGG. S. 114) und vom 10. Mai 1913 (Amtsbl. S. 160); für Togo vom 19. Juli 1904 (KolBl. S. 557, KolGG. S. 155); für Kamerun vom 24. Nov. 1908 (KolGG. S. 505, KolBl. 1909 S. 86) und vom 27. Dez. 1910 (KolBl. S. 110); für Deutsch-Neuguinea (ohne Inselgebiet) vom 22. Juli 1904 (KolBl. S. 631, KolGG. S. 157) und vom 16. Mai 1907 (KolGG. S. 238); für Samoa vom 15. Juli 1903 (KolBl. S. 517, KolGG. S. 155); für Kiautschou vom 30. März und 31. Dez. 1903 (KolGG. S. 299, 312). - Die Vorschriften Über das Inkrafttreten der GBO. (§ 82), über das Verfahren bei Anlegung des G. und über den Zeitpunkt, in dem es für einen Bezirk als angelegt gilt (Art. 186, 189 EG. z. BGB.) finden keine Anwendung. Mit der Ksl. V. ist daher auch die GBO. allgemein in Kraft getreten, und das G. ist für jedes einzelne Grundstück erst dann als angelegt anzusehen, wenn es wirklich angelegt ist; für ein nichteingetragenes Grundstück ist und gilt das G. nicht als angelegt. Der Gouverneur bestimmt, für welche Bezirke und in welchem Zeitpunkt ein G. anzulegen ist. Ferner haben auch die Vorschriften der preuß. V. über das G.wesen vom 13. Nov. 1899 (GS. S. 519) keine Geltung. Die Anlegung eines G.blatts ist nur statthaft, soweit Flurkarten angelegt oder die Vermessung des Grundstücks und die Aufnahme einer Karte ausführbar sind. Dem RK. ist jedoch vorbehalten, in besonderen Fällen Ausnahmen von dieser Regel zuzulassen. Die Anlegung erfolgt auf Antrag des Eigentümers, der nach Maßgabe der hierüber erlassenen näheren Vorschriften von Amts wegen hierzu angehalten werden kann, unter Umständen auch eines dritten Berechtigten, dem ein vollstreckbarer Titel gegen den Eigentümer zur Seite steht. Zum Schutze Dritter muß der Anlegung des G.blatts ein Aufgebot vorhergehen (§§ 10 - 13), das vom G.amt erlassen und öffentlich bekannt gemacht wird. Es hat zu enthalten die Bezeichnung des Antragstellers und des Grundstücks sowie die Aufforderung an alle diejenigen, die ein eintragungsfähiges Recht an dem Grundstück in Anspruch nehmen, ihre Ansprüche bis zu einem bestimmten Termine anzumelden und glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Anlegung des G.blatts ohne Rücksicht auf diese Ansprüche erfolgen werde. Das G.amt kann vom Erlaß eines Aufgebots absehen, wenn es sich um früher Herrenloses Land handelt, das dem Antragsteller oder seinem Rechtsvorgänger auf Grund Vertrags mit der Regierung oder auf Grund einer von der Regierung erteilten Berechtigung überwiesen und in seinen Besitz gelangt ist; ferner wenn der Anspruch des Antragstellers nach Maßgabe bestimmter älterer, in der Ksl. V. § 14 Nr. 2 aufgeführten Vorschriften als rechtsgültig festgestellt ist. Für Kiautschou gelten die Vorschriften über die Anlegung des G.blatts nicht. Diese erfolgt dort nur entweder für den Fiskus oder für dessen Rechtsnachfolger. Zur Legitimation des Fiskus genügt schriftliche Erklärung des Gouverneurs, daß der Fiskus das Eigentum erworben hat (§ 17). Über die Berechtigung oder Verpflichtung Farbiger, ihre Grundstücke in das G. eintragen zu lassen, bestimmt der RK. und mit seiner Genehmigung der Gouverneur (§ 6).
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Bruchstüeck aus: "Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Band I, S. 762 f." (1920)
Quelle: http://www.stub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/Bildprojekt/Lexikon/Standardframeseite.php (http://www.stub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/Bildprojekt/Lexikon/Standardframeseite.php)
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Quote[...] Der Kolonialismus ist eine Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven, in welcher die zentralen Entscheidungen über das Leben der Kolonisierten durch eine kulturell verschiedene und nicht anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren unter hauptsächlicher Bezugnahme auf deren Interessen beschlossen werden. In der Neuzeit kommen noch sendungsideologische Rechtfertigungsdoktrinen seitens der Kolonialherren hinzu, die von ihrer eigenen kulturellen Höherwertigkeit überzeugt sind.[1]
Als Kolonialzeit bezeichnet man heutzutage gemeinhin die Epoche des neuzeitlichen Kolonialismus von der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945, obwohl es zu allen Zeiten Kolonialzeiten gab (vgl. die römische Kolonialzeit, arabische Kolonialzeit etc.). Eine Zuspitzung erfuhr die Ideologie und Praxis des Kolonialismus durch den Imperialismus. Imperialismus, Kapitalismus und Kolonialismus waren beliebte Kampfbegriffe des Kommunismus und wurden durch dessen Propaganda stark geprägt.
Der Begriff ist zu unterscheiden von der Kolonisation, einem Phänomen, das sich, genau so wie der Kolonialismus, in allen Weltgegenden in verschiedenen Zeiträumen nachweisen lässt, von den Hethitern über die Inkas bis zu den Briten.
[...] Es handelt sich nicht um ein herkömmliches Herr-Knecht-Verhältnis, sondern die Kolonialherren beraubten die ganze Gesellschaft einer eigenständigen Entwicklung. Diese wurde nun fremdgesteuert auf die primär wirtschaftlichen Interessen der neuen Herrscher hin umgepolt.
Ein weiteres Charakeristikum bildet der weltgeschichtlich seltene Unwille der kolonialen Herrscher sich auch auf die unterworfenen Gesellschaften zuzubewegen. Man erwartete von den Beherrschten eine fast totale Akkulturation an die Normen und Gebräuche Europas. Im 19. Jahrhundert wurde diese einseitigen Anpassungsforderungen durch die angeblich unüberwindliche rassische und kulturelle Höherwertigkeit der weißen Rasse gerechtfertigt. Somit kam es durch die europäische Expansion nie zu einer Kultursynthese, wie sie etwa die griechische Kolonisation im Hellenismus vollbrachte.
Man sprach auch von the white man's burden, den kulturell ,,zurückgebliebenen" Völkern die ,,Zivilisation" zu bringen. Dies beinhaltet neben der Überzeugung von der eigenen Überlegenheit noch zusätzlich das Sendungsbedürfnis diese anderen auch durch aggressiv-expansionistisches Vorgehen aufzuzwingen. Bereits die frühesten spanischen und englischen Kolonialtheoretiker stilisierten die Eroberungen zu einer Heiden-Missionierung im Rahmen eines göttlichen Heilsplans oder der ,,Zivilisierung" der ,,Barbaren". Auch der spätere US-amerikanische und japanische Kolonialismus bedienten sich solcher sendungsideologischen Rhetorik. Andere traditionale Kulturen, wie z. B. auch die chinesische Hochkultur, waren selbstverständlich auch von ihrer Höherwertigkeit überzeugt, gingen aber nicht dazu über sie ihren Nachbarn aufzuzwängen.
[...] Die koloniale Unterwerfung fremder Gebiete wurde dabei unterschiedlich begründet und legitimiert. So kam als weiteres Motiv der Kolonienbildung später noch hinzu, dass die zunehmende Überbevölkerung Europas, die politische Unterdrückung und die religiöse Verfolgung viele Menschen zur Auswanderung und zur Gründung von Siedlungskolonien veranlasste (z. B. in Nordamerika). Damit ergaben sich dann auch strategische Gründe, um die bereits bestehende Besitzungen und die Verkehrsrouten zu ihnen durch Militär- und Handelsstützpunkte abzusichern.
[...] Nach katholischer Ansicht ist der Papst der Stellvertreter Christi. In dieser Funktion waren Päpste der Meinung, über neu entdeckte Länder verfügen zu können. Als 1455 mit der päpstlichen Bulle Romanus Pontifex den Portugiesen das Patronat für die Missionierung Asiens zugesprochen wurde, erhielten diese auch das Recht, Länder zu erobern sowie Heiden zu versklaven und ihren Besitz zu nehmen[5]. 1493 wurden den Spaniern mit Inter caetera die Rechte an neuen Ländern in Amerika ,,geschenkt", denen sie den katholischen Glauben bringen sollten[6].
Die missionarischen Absichten, das Christentum über die ganze Welt zu tragen, wurden später überlagert von dem vordergründig zivilisatorischen Motiv, die für zurückgeblieben und wild gehaltenen Völker, an den Segnungen der europäischen Kultur teilhaben zu lassen. Von Rudyard Kipling, dem britischen Literaturnobelpreisträger und Autor des Dschungelbuchs, wurde dafür der Begriff the white man's burden geprägt. Als Rechtfertigung für die Inbesitznahme diente zumeist eine vermeintliche Überlegenheit der europäischen Kultur oder, in weniger subtiler Form, auch der ,,weißen Rasse". Im Fall von Australien und Teilen Amerikas wurde das Land als unbesiedelt deklariert, weil es keine Staaten gab. In anderen Gegenden wurden Staaten militärisch unterworfen, oder über Handelsbeziehungen und Diplomatie vereinnahmt. Siedler der jeweiligen Kolonialmacht nutzen die beschlagnahmte Region und genossen höhere Rechte als die Einheimischen.
In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts schlug dann auch noch das nationalistische Expansionsdenken in imperialistische Rivalität um, welches zu einem Wettlauf um die Eroberung und Beherrschung auch noch der letzten Weltgegenden führte, die als Verhandlungsmasse im Machtpoker der europäischen Großmächte und als Symbol nationaler Größe zu dienen hatten.
Mehrere dieser Beweggründe wirkten im Verlauf der Kolonialgeschichte häufig zusammen. In der kolonialpolitischen Praxis der europäischen Staaten ging es hingegen hauptsächlich um die Ausbeutung fremder Ressourcen für den eigenen Wohlstand und die Erlangung oder Verteidigung einer vorteilhaften geostrategischen Machtposition. Die Erschließung und Inbesitznahme der Kolonien erfolgte häufig zunächst auf Initiative und Risiko von privaten Gesellschaften, die von ihrem Staat dazu aber mit einem Schutzbrief legitimiert wurden. Der so genannten Metropole (Mutterland) traten sie die Herrschaft meist erst dann ab, wenn sich das wirtschaftliche Engagement nicht mehr lohnte bzw. mit zu hohem Risiko verbunden war.
[...] Die europäische Kolonialpolitik und die dazugehörende Ideologie zwischen 1870 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahre 1914 werden oft als Neuer Imperialismus bezeichnet. Diese Periode ist gekennzeichnet durch die Aufteilung der Welt unter den verschiedenen Großmächten, einen aggressiven Konkurrenzkampf bei der Bildung neuer Kolonien und das Aufkommen der Ideologie der rassischen Überlegenheit, mit der heute obsoleten Hamitentheorie untermauert, die den beherrschten Völkern die Fähigkeit absprach, sich selbst zu verwalten. Während dieser Zeit wurden die europäischen Kolonien um mehr als 23 Millionen km² erweitert. Da Afrika bis um 1880 weitgehend nicht besetzt gewesen war, wurde dieser Kontinent das Hauptziel der neuen imperialistischen Expansion der europäischen Großmächte. In Südostasien und an den ostasiatischen Küsten erweiterten vor allem die USA und Japan ihre Gebiete. Die wichtigsten europäischen Besitzungen in Afrika waren im Jahre 1875 Algerien und die Kapprovinz, der Rest des Kontinents bestand aus mehr oder weniger unabhängigen Reichen und Stammesgebieten. 1914 waren dagegen lediglich noch Äthiopien und Liberia formell unabhängig. Den Zeitraum dazwischen nannte man auch Wettlauf um Afrika (engl. Scramble for Africa).
Als Start des eigentlichen Wettlaufs gelten die Errichtung des französischen Protektorates in Tunesien 1881 und die englische Besetzung Ägyptens im Zuge der Niederschlagung des Urabi-Aufstandes im Jahre 1882, die bei den anderen etablierten Kolonialmächten, aber auch bei aufstrebenden Ländern wie Belgien und Deutschland zu Begehrlichkeiten führte. Der belgische König Leopold II. hatte Ansprüche auf den Kongo angemeldet und Deutschland beanspruchte nach der Reichsgründung 1871 auch für sich Kolonialbesitz. Als die Aktivitäten Frankreichs, Belgiens und Portugals im Mündungsbereich des Kongo die Gefahr eines Krieges heraufbeschworen, wurden auf der Kongokonferenz in Berlin (1884/85) Regeln für den Wettbewerb zwischen den einzelnen Nationen aufgestellt. Auf der Kongokonferenz wurde festgelegt, dass nur jene Macht das Recht auf Erwerb einer Kolonie haben sollte, welche sie auch tatsächlich in Besitz nahm (Prinzip der Effektivität). Dieser Beschluss bildete die Grundlage für die in den folgenden Jahren deutlich beschleunigte Aufteilung Afrikas in Kolonien durch die europäischen Mächte. 1896 waren nur noch der Staat Abessinien (nach der Befreiung aus der zwischenzeitlichen italienischen Kolonialherrschaft), Liberia sowie die Siedlungskolonien Oranje-Freistaat und Transvaal (nach dem Burenkrieg 1910 ins englische Kolonialreich eingegliedert) unabhängig. Die Briten hatten 1896 die Anglo-Egyptian Nile Expeditionary Force unter Horatio Herbert Kitchener in Marsch gesetzt um den ersten erfolgreichen Aufstand der Dritten Welt gegen den Kolonialismus, den Mahdi-Aufstand im Sudan, niederzuschlagen.
Die Faschodakrise, nach dem Ende des Mahdi-Aufstandes, 1898 gilt als Ende des Wettlaufs, hier kam es zu einem Konflikt zwischen britischen und französischen Kolonialtruppen, der aus einer Kollision französischer Ansprüche für das Territorium des Sudans Anschluss an das Rote Meer zu erlangen und dem britischen Bestreben, das Niltal zu kontrollieren, resultierte. Auch nach Ende des ,,Wettlaufs um Afrika" gab es noch Territorialstreitigkeiten zwischen den Kolonialmächten Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Belgien und Portugal, die sich bis 1914 aber nicht in grundlegenden Änderungen der Kolonialgrenzen niederschlugen.
Das Ende der Kolonialzeit
Die Ära des Kolonialismus im engeren Sinne ging in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg zu Ende, als fast alle ehemaligen Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen wurden. Aufgrund der Festlegung von Grenzen auf dem Reißbrett durch die ehemaligen Kolonisatoren ergaben sich in Afrika und im Nahen Osten immer wieder Kriege, da diese Grenzziehungen kulturelle Zusammenhänge kaum berücksichtigt hatten. Viele Staaten der Dritten Welt befanden sich auch nach ihrer Unabhängigkeit in einem Zustand wirtschaftlicher Abhängigkeit von ihren ehemaligen Kolonisatoren.
Mit dem Untergang der Sowjetunion Ende des 20. Jahrhunderts wurden erstmals auch russische Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen. Die letzten Beendigungen einer Kolonialherrschaft in einer bedeutsamen Kolonie waren die von Hongkong 1997 und von Macao 1999.
Neuere Bestrebungen, kolonialistische Machtstrukturen herzustellen, bezeichnet man als Neokolonialismus. Aspekte der heutigen Kultur und Politik ehemaliger Kolonien, welche mit ihrer Vergangenheit als Kolonie zusammenhängen, werden unter dem Begriff Postkolonialismus zusammengefasst.
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Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Kolonialismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Kolonialismus) (02/2008)
Quote[...] Kiel. Eine Aktionsgruppe hat nach eigenen Angaben in der Nacht von Samstag auf Sonntag einen Zug der Bundeswehr gestoppt, um gegen Militarismus zu protestieren. Die Gruppe wendet sich sowohl gegen die kriegerischen Einsätze der Bundeswehr im Ausland, als auch ,,gegen den Einsatz der Bundeswehr im Innern wie momentan in München zur Nato-Sicherheitskonferenz". ,,Für mich ist die Existenz von Einrichtungen, die Menschen zum Töten abrichten, einfach unerträglich!" kommentierte Hanna Poddig ihre Aktion.
Die 22-Jährige hatte sich - so heißt es in der Pressemeldung der Gruppe - in der Nacht von Samstag auf Sonntag an der Bahnstrecke zwischen Husum und Kiel an die Gleise gekettet und so die Weiterfahrt des Transportes aufgehalten.
Über einen Zeitraum von einer Woche verlegt die Bundeswehr täglich Kriegsmaterial und Fahrzeuge zum Truppenübungsplatz Jägerbrück. Dort finden Manöver statt, mit dem die Bundeswehr ihre Tauglichkeit für die NATO-Response-Force trainieren. Diese Truppen haben die Aufgabe, im Bedarfsfall schnell weltweit einsetzbar zu sein, um unter anderem den Zugang der NATO-Staaten zu Rohstoffen zu erzwingen. ,,Heute heißt so ein Vorgehen Krisenintervention. Früher hieß es Krieg!" entrüstete sich Hanna Poddig.
,,Entgegen aller Beteuerungen, es handle sich bei den Einsätzen der Bundeswehr lediglich um humanitäre Aktivitäten, sind die norddeutschen Streitkräfte immer wieder in kriegerische Handlungen verwickelt. So sind die Tornados aus Jagel seit 1995 immer wieder als Aufklärer an NATO-Bombardements beteiligt. Die in Husum stationierten Luftwaffensicherungseinheiten beteiligten u.a. sich am Krieg gegen den Terror", so die Meldung der Gruppe weiter.
Die Aktivisten meinen, ,,Das Gerede von humanitären Einsätzen ist reine Propaganda. Es gehe dabei schlicht um das Aufzeigen militärischer Handlungsfähigkeit, und den Ausbau von wirtschaftlichen Einflussgebieten".
In ihrer Pressemeldung malen die Aktivisten eine düstere Zukunft: Die Bundeswehr kämpfe bereits im Innern Deutschlands. ,,In München schützen bewaffnete Soldaten der Bundeswehr die NATO-Sicherheitskonferenz. Die Bundeswehr ist an der Unterdrückung von Protesten der Bevölkerung maßgeblich beteiligt. Heute trifft es Demonstranten, und morgen vielleicht Flüchtlinge oder Gewerkschaftler!".
,,Mir kann niemand erklären, wie ein Panzer Frieden bringen soll, und Gewehre Kinder füttern können. Erst Kriegsmaterial in Krisengebiete zu verkaufen, um bei Bedarf wiederum mit eigenen Soldaten zu intervenieren, löst keine Probleme.
Wir fordern die sofortige Auflösung der Bundeswehr!" so die Meinung von Hanna Poddig in dem Schreiben.
Ob es eine Hanna Poddig tatsächlich gibt, ist indes nicht bekannt. Die autonome Szene verwendet in ihren Meldungen auch schon mal ,,Kunstnamen", um ihre Aktivisten zu schützen. Diese Vorgehensweise hatte sich offensichtlich u.a. für die Gegner des G8-Gipfels bei den Protesten um Heiligendamm bewährt.
Aus: "Aktionsgruppe gegen kriegerische Einsätze: Militärtransport zwischen Husum und Kiel gestoppt" - Nachrichten aus Deutschland (10.02.2008)
Quelle: http://www.bad-doberan-web.de/news_id320_.html (http://www.bad-doberan-web.de/news_id320_.html)
Quote[...] Mit der symbolischen "Roten Hand" protestieren Menschenrechtsorganisationen in aller Welt am 12. Februar gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten. Mehr als 300.000 Kinder wurden nach Schätzungen der Vereinten Nationen im Jahr 2007 als Soldaten in Konflikten im Kongo, dem Sudan, Tschad, den Philippinen, in Sri Lanka, Afghanistan und Kolumbien sowie in vielen anderen Ländern eingesetzt. Manche Kindersoldaten waren sogar noch nicht einmal zwölf Jahre alt.
In Sri Lanka werden regelmäßig Kinder aus Flüchtlingslagern entführt und zum Dienst an der Waffe gezwungen. Seit 1983 starben in einem blutigen Bürgerkrieg in dem asiatischen Inselstaat mehr als 70.000 Menschen. In den kommenden Monaten wird die Gewalt noch weiter eskalieren, da die Regierung Sri Lankas im Januar 2008 ein Waffenstillstandsabkommen mit der tamilischen Befreiungsbewegung "Liberation Tigers of Tamil Eelam" (LTTE) aufkündigte. Denn die Regierung wollte nicht länger neutrale internationale Waffenstillstandsbeobachter in der Region haben, die Menschenrechtsverletzungen der Konfliktparteien dokumentierten. Die LTTE kämpft für einen unabhängigen Staat der diskriminierten tamilischen Minderheit. Sie schreckt dabei weder vor Terroranschlägen, noch vor dem Einsatz von Kindersoldaten zurück. Rund 4.000 Kindersoldaten sollen heute in den Rängen der LTTE kämpfen.
Die Regierung Sri Lankas setzt nicht mehr auf Gespräche mit der LTTE, sondern auf ihre militärische Zerschlagung. Dabei setzt sie auch Milizen wie die Karuna Gruppe ein, die Kinder als Soldaten kämpfen lassen. So wurden zwischen November 2006 und August 2007 mehr als 200 Entführungen von Kindern durch die Karuna Gruppe registriert. Weder Polizei, noch Militär verhindern diese Zwangsrekrutierungen, obwohl nach dem Recht Sri Lankas der Einsatz von Kindersoldaten mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden kann.
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Aus: "Aktion für Kindersoldaten in Sri Lanka zum Red Hand Day: Kinder sind keine Soldaten!" (08. Februar 2008)
Quelle: http://www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=1220&PHPSESSID=c9209bbc8f81b35dd33f54fcea9445db (http://www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=1220&PHPSESSID=c9209bbc8f81b35dd33f54fcea9445db)
Quote[...] Inzwischen studiert Dana Psychologie an der Universität Haifa. Sie will verstehen, wie die menschliche Psyche funktioniert, wenn "sie auf stumm schaltet". "Es gibt in Israel ein großes Tabu: Kritik am Militär gibt es nicht, das tut man nicht." Dana will dieses Schweigen brechen, deshalb hat sie ihre Geschichte vor der Kamera der bekannten israelischen Dokumentarfilmerin Tamar Yarom erzählt. "Es wird Zeit, dass die Leute darüber reden, was in den besetzten Gebieten passiert", sagt sie. Reden, das ist für sie die Therapie nach der Therapie. Monatelang ging sie nach ihrem Militärdienst zum Psychologen, um das, was sie gesehen hatte, einzuordnen.
Vier Jahre hat es gedauert, um den Dokumentarfilm "Um zu sehen, ob ich lächele" fertig zu stellen. Dana Behar und fünf weitere Frauen erzählen, wie sie den Armeedienst in Kampfeinheiten erlebt haben. Der Titel des Films bezieht sich auf eine Episode, die einer der Frauen widerfahren ist. Sie war dafür zuständig, die Leichen von getöteten Palästinensern zu waschen, bevor diese an die palästinensischen Behörden übergeben wurden. Eines Tages hatte eine der Leichen im Tode eine Erektion. Die Soldatin ließ sich mit dem nackten Toten fotografieren - und ist heute entsetzt darüber. Sie habe sich nachher so geschämt, sie habe das Foto nie wieder ansehen wollen, sagt Meytal Sandler in dem Film. Erst viel später habe sie es wieder angeschaut: "Ich wollte sehen, ob ich lächele."
Der einstündige Beitrag hat im Dezember beim weltweit größten Dokumentarfilmfestival in Amsterdam den "Silbernen Wolf" gewonnen. Von den Festivalbesuchern wurde die israelische Dokumentation als bester Film des Jahres 2007 gewählt. Zwar gewann er auch beim israelischen Dokumentarfilmfestival in Haifa einen Preis. Als er im November im israelischen Fernsehen ausgestrahlt wurde waren die Reaktionen jedoch beileibe nicht so positiv. "Im Internet und per Leserbrief wurden wir von sehr vielen Leuten als Heulsusen beschimpft, als Verräterinnen", sagt Dana. Aber es habe auch andere Stimmen gegeben. "Von Leuten, die sagten, sie hätten zwar ähnliches erlebt, aber es sei nicht die richtige Zeit, die Armee zu kritisieren", sagt Dana. "Wir stehen mitten in einem Krieg, kritisieren kann man hinterher, das ist so ein klassisches Argument." Dana klingt müde, wenn sie sich die Schmähungen in Erinnerung ruft. "Es waren harte Wochen."
Gefreut hat Dana, dass es auch viele positive Reaktionen gab. "Ein paar Schulen haben mich eingeladen, um vor ihren Abiturienten zu sprechen." Die israelische Gesellschaft fange langsam an, sich dem Problem zu stellen. "Dabei ist es typisch, dass die Frauen die ersten sind, die den Mund aufmachen. Es gibt genügend Männer, die die Dinge ähnlich sehen wie wir, aber es fällt ihnen wohl schwer, über ihre Gefühle zu reden."
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Das Schwierigste sei die Kluft zwischen ihrem zivilen Leben und dem Armeedienst gewesen, sagt Dana. "Da hat man ein paar Tage frei und sitzt wie ich heute im Café, und keiner um einen herum will hören, was man die Woche davor erlebt hat."
Aus: "ISRAELS ARMEE: Die Tabubrecherin von Haifa" Von Ulrike Putz, Haifa (17. Februar 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,533294,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,533294,00.html)
Quote[...] ISTANBUL taz Der in der letzten Woche begonnene Angriff türkischer Truppen auf Camps und Verstecke der separatistischen kurdischen Arbeiterpartei PKK im Nordirak entwickelt sich zu einem blutigen Winterfeldzug. Nach letzten Informationen will die Armee ihre Angriffe bis zu 14 Tage lang fortsetzen.
Nach türkischen Angaben sind rund 10.000 Soldaten unterstützt von Kampfflugzeugen und Hubschraubern im Einsatz. Nahezu 100 Menschen kamen in den letzten drei Tagen um. Der Generalstab gibt an, bislang seien 79 Guerillas getötet worden und 7 Soldaten gefallen. Demgegenüber behaupten PKK Sprecher, es gäbe außer den 7 offiziell als gefallenen gemeldeten Soldaten 15 weitere Leichen, die die Armee nicht geborgen hätte. Sie selbst hätten nur einige Verletzte zu beklagen.
Angaben beider Seiten zufolge finden die schwersten Kämpfe offenbar im Bezirk Zab statt. Das ist die Region, die sich jenseits der türkisch-irakischen Grenze an iranisches Gebiet anschließt. Allerdings hat die türkische Armee an mehreren Punkten die Grenze in den Nordirak überschritten, vom Länderdreieck Türkei-Irak-Iran bis zum Grenzübergang Habur, der fast in der syrischen Tiefebene liegt. Offiziell ist dieser einzige reguläre Grenzübergang zwischen der Türkei und dem Irak nicht geschlossen, tatsächlich wird er aber nur von Militärkonvois benutzt. Wie weit die Soldaten vorgedrungen sind, ist unklar.
Von offizieller irakischer Seite wird der türkische Einmarsch als eine geringfügige Grenzverletzung heruntergespielt. Weniger als tausend Soldaten hätten die Grenze überquert, sagte ein Sprecher der irakischen Regierung. Der Führer der irakischen Kurden und Präsident der nordirakischen Autonomieregion, Massud Barsani, verurteilte den Einmarsch, kündigte jedoch an, dass seine Milizen sich heraushalten würden. "Solange die türkische Armee keine zivilen Ziele angreift, sind wir an diesem Krieg nicht beteiligt", sagte er.
Die irakischen Kurden dürften vom türkischen Vormarsch ziemlich geschockt sein - vor allem, weil sie nichts dagegen tun können. Barsani warf deshalb auch der US-Regierung vor, sie hätte einen türkischen Einmarsch mit ihrer Zustimmung erst möglich gemacht.
Am Wochenende war deutlich geworden, dass das Vorgehen der türkischen Armee mit den USA eng abgesprochen ist. Premier Tayyip Erdogan hatte Präsident Bush vorab informiert. In der Woche zuvor waren hochrangige US-Militärs in Ankara gewesen, und am Freitag, dem ersten Tag nachdem die Armee die Grenze überschritten hatte, war eine Delegation des US-Senats in Ankara zu Gast. Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte am Samstag, die USA unterstützten den Einmarsch, hätten aber zur Bedingung gemacht, dass die türkische Armee sich strikt auf PKK-Ziele konzentriere. Außenministerin Condoleezza Rice bestätigte später, dass die USA, der Irak und die Türkei gemeinsam gegen die PKK vorgingen. Lediglich Verteidigungsminister Robert Gates erinnerte gestern daran, dass die PKK kaum militärisch zu besiegen sei, sondern dazu ein breites Paket politischer und ökonomischer Maßnahmen gehöre. Auf politischer Ebene könnten demnächst erste Schritte erfolgen.
Der türkische Präsident Abdullah Gül hat Iraks Präsidenten, den Kurden Dschelal Talabani, zu Gesprächen nach Ankara eingeladen. Talabani hat im Prinzip zugesagt, will aber abwarten, bis die Armee sich aus dem Nordirak zurückgezogen hat. In der türkischen Öffentlichkeit wurde der Einmarsch überwiegend begrüßt. Bis auf die kurdische DTP haben alle Parteien der Armee ihre Unterstützung zugesagt. Die Medien geben sich kriegerisch und präsentieren die Helden im Nordirak. Nur die linke Tageszeitung Birgün titelte am Samstag "Nein" und ließ Kritiker des Einmarsches zu Wort kommen.
Die kurdische DTP organisierte Demonstrationen in mehreren Städten und hält seit gestern einen Kongress in Diyarbakir ab. Dort kritisierte die bekannte kurdische Politikerin Leyla Zana den Einmarsch, begrüßte aber, dass Talabani zu Gesprächen nach Ankara kommen wolle. Die PKK kündigte Vergeltung an. Ein Sprecher sagte gestern, man werde den Krieg in die türkischen Städte tragen. Die Metropolen müssten "unbewohnbar" werden.
Aus: "Türkische Truppen im Nordirak: Blutiger Winterfeldzug" (24.02.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/blutiger-winterfeldzug/?src=SZ&cHash=69cdddad73 (http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/blutiger-winterfeldzug/?src=SZ&cHash=69cdddad73)
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Quote[...] (sda/afp/Reuters/dpa) Sollte Ankara seinen Vormarsch nicht stoppen, werde die PKK «Guerilla-Aktionen» in türkischen Städten ausführen und damit den Schauplatz der Kämpfe ins Innere der Türkei verlegen, drohte PKK- Sprecher Ahmad Danis. Zivilisten sollten jedoch verschont bleiben.
[...] Der türkische Aussenminister Ali Babacan bezeichnete die Offensive als «Erfolg». Er versicherte, der Einsatz richte sich ausschliesslich gegen die PKK. Die territoriale Integrität und politischen Einheit des Iraks werde respektiert.
Ankara vermutet rund 4000 PKK-Kämpfer im Nachbarland. Dem Konflikt fielen seit 1984 bereits mehr als 37'000 Menschen zum Opfer. Die Türkei, die EU und die USA stufen die PKK als terroristische Vereinigung ein.
Aus: "Heftige Kämpfe bei türkischer Offensive" (23. Februar 2008)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/tuerkische_armee_setzt_operation_gegen_pkk_im_irak_fort__1.676872.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/tuerkische_armee_setzt_operation_gegen_pkk_im_irak_fort__1.676872.html)
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Quote[...] An der türkischen Offensive, die unter dem militärischen Codenamen "Operation Günes" (Sonne) läuft, sind Eliteeinheiten, Panzerverbände und schwere Artillerie beteiligt. Sie werden aus der Luft von F-16-Bombern und Kampfhubschraubern unterstützt. Nach einer Meldung der PKK-nahen Nachrichtenagentur Firat schossen die Rebellen am Samstagabend über dem Nordirak in der Nähe der Ortschaft Hore einen türkischen Cobra-Kampfhubschrauber ab. Der türkische Generalstab erklärte, ein Zwischenfall mit einem Helikopter werde untersucht, machte aber keine weiteren Angaben.
Aus: "Türkische Offensive: PKK droht mit Terror-Attacken" VON GERD HÖHLER (24.02.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=fb722d5c6aa8059f4c3ef5dff221bd63&em_cnt=1293459 (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=fb722d5c6aa8059f4c3ef5dff221bd63&em_cnt=1293459)
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http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiterpartei_Kurdistans (http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiterpartei_Kurdistans)
Quote[...] In der Nacht zum Montag hat Israel seine Bodentruppen aus dem Gazastreifen zurückgezogen. Bei dem schwersten Militärschlag Israels seit dem Jahr 2000 kamen mehr als 100 Palästinenser ums Leben.
[...] Der israelische Rundfunk meldete am Montag unter Berufung auf palästinensische Kreise, in der Nacht seien bei Militärangriffen fünf Palästinenser getötet worden. Bei der schwersten israelischen Offensive seit dem Jahr 2000 wurden am Wochenende im Gazastreifen mehr als 100 Palästinenser getötet, Dutzende wurden verletzt.
[...] Nach Rundfunkangaben wollten der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak am Montag mit juristischen Repräsentanten über die Möglichkeit beraten, bei neuen Raketenangriffen militanter Palästinenser direkt zurückzuschießen. Dabei solle geprüft werden, ob man auch bei Angriffen mit Kassam- und Grad-Raketen aus Bevölkerungszentren ungeachtet der Gefahr ziviler Oper direkt zurückschlagen könne.
(dpa/AP/AFP/bavo/gal)
Aus: "Gazastreifen: Israel beendet blutige Militäroperation" (03.03.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/800/161357/ (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/800/161357/)
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Quote[...] Bei den blutigsten Kämpfen seit mehr als vier Jahrzehnten wurden am Wochenende 74 Palästinenser und zwei israelische Soldaten getötet. Israel will seine Militärschläge fortsetzen. Auch militante Palästinenser feuerten nach Armeeangaben 28 Kassam-Raketen sowie drei Grad-Raketen ab, die auch weiter von der Grenze entfernt gelegene Städte wie Ashkelon treffen können.
[...] Unterdessen griff die Gewalt auch auf das Westjordanland über. Bei Palästinenserprotesten in Hebron töteten israelische Soldaten einen 13 Jahre alten Jugendlichen. Angesichts der höchsten Opferzahlen seit dem Sechstagekrieg von 1967 setzte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas die erst im Januar begonnenen Friedensgespräche mit Israel aus. Zur Versorgung der mehr als 250 Verwundeten öffnete Ägypten erstmals wieder seinen Grenzübergang zum Gazastreifen in der Stadt Rafah.
[...] Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf Israel vor, die Luft- und Artillerieangriffe unter rücksichtsloser Missachtung des Lebens von Zivilisten auszuführen. Die Direktorin des UN-Hilfswerkes für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA), Karen Abu-Zayd, sagte: "Ich bin geschockt von der Gewalt in Gaza, wo die Zahl der Todesopfer unter unschuldigen Zivilisten einschließlich Kindern jede Stunde wächst."
[...] Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert wies in Jerusalem alle Kritik an dem Militäreinsatz zurück. "Niemand hat das Recht, Israel Moral zu predigen, weil es grundlegende Maßnahmen zur Verteidigung von hunderttausenden Bürgern vor andauerndem Beschuss ergreift", sagte Olmert. Israel habe keinerlei Absicht, den Kampf gegen den Terror auch nur eine Sekunde zu stoppen. Zur Aussetzung der Friedensgespräche durch die Palästinenser sagte Olmert: "Niemand in der ganzen Welt wird bestreiten, dass Angriffe auf Hamas die Chancen auf einen Frieden erhöhen."
Verteidigungsminister Ehud Barak drohte erneut mit einer Großoffensive. Ziel einer solchen Offensive sei es, die "Herrschaft von Hamas zu schwächen und sie unter den richtigen Umständen sogar zu stürzen", sagte Barak im Armeerundfunk. Das Sicherheitskabinett will am Mittwoch über das weitere Vorgehen beraten.
Die radikalislamische Hamas-Organisation, die seit Juni 2007 den Gazastreifen kontrolliert, rief zu einer dreitägigen Trauer und zu einem Generalstreik auf. In einer Erklärung warf Hamas Israel vor, einen "Vernichtungskrieg" gegen die Palästinenser zu führen. Hamas- Sprecher Taher Nunno rief den Weltsicherheitsrat und die Arabische Liga auf, jeden nur möglichen Druck auf Israel auszuüben, um die "Aggression" zu stoppen.
[...]
Aus: "Blutiges Wochenende: Gewaltausbruch in Nahost" (2. März 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/927454.html?020320080415 (http://www.n-tv.de/927454.html?020320080415)
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Quote[...] ERUSALEM taz "Nicht für eine Sekunde" will Israels Premierminister Ehud Olmert die israelischen "Anti-Terror-Maßnahmen" im Gazastreifen einstellen. Über 70 Tote forderten die Angriffe der Armee am Wochenende, darunter, laut Krankenhausberichten in Gaza, 18 Frauen und Kinder. Bei den punktuellen Invasionen starben am Samstag auch zwei israelische Soldaten.
[...] "Jetzt ist nicht mehr die Zeit, um von einem Waffenstillstand zu reden", kommentierte Ahmad Jussef, Sprecher des palästinensischen Expremierministers Ismael Hanijeh (Hamas), am Sonntag auf Anfrage. "Unser Volk leidet unter Sanktionen. Wir sind angegriffen worden, jetzt wollen die Palästinenser Vergeltung." Die Hamas-Führung hatte in der jüngeren Vergangenheit einen Waffenstillstand angeboten - vorausgesetzt, Israel werde die militärischen Angriffe im Gazastreifen und im Westjordanland komplett einstellen. Nun nimmt die Hamas die Gefahr einer großangelegten Bodenoffensive in Kauf. "Ich wünschte, wir hätten moderne F-16-Kampfflieger, die die westlichen Hightech-Nationen Israel zur Verfügung stellen", schimpfte Jussef. "Wir werden im Falle einer Invasion mit all dem kämpfen, was uns zur Verfügung steht", kündigte der Hamas-Sprecher an. Zugleich erklärte Jussef, dass "es Überraschungen geben wird".
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas lehnt den Raketenbeschuss der konkurrierenden Palästinenser-Organisation Hamas grundsätzlich ab. Er verurteilte jedoch zugleich die Angriffe der israelischen Armee scharf. "Was in Gaza passiert, ist schlimmer als ein Holocaust", sagte Abbas. Der Palästinenserpräsident bezog sich damit auf den verbalen Ausrutscher des israelischen Vizeverteidigungsministers Matan Vilnai, der Ende vergangener Woche den Palästinensern mit einem "Holocaust" gedroht hatte, sollte der Raketenbeschuss nicht enden. Abbas kündigte an, dass es zu keinen weiteren Treffen der Verhandlungsgruppen im Friedensprozess kommen werde, solange Israel die Militärangriffe fortsetzt.
[...] Schon vor zwei Jahren hatten Mitglieder der Fatah-nahen Al-Aksa-Brigaden angekündigt, im Besitz von Grad-Raketen zu sein. Sie verfügen über eine Reichweite von über 20 Kilometern und haben eine größere Tragfähigkeit als die heimgefertigten Kassam-Raketen. Israel geht davon aus, dass die moderneren Raketen, in Einzelteile zerlegt, über die ägyptische Grenze nach Gaza geschmuggelt wurden und aus dem Iran stammen.
"Wer glaubt, mit einer Verbesserung der Raketenreichweite Israel von Gegenaktionen abzuhalten, begeht einen großen Fehler", warnte Regierungschef Olmert vor Beginn der sonntäglichen Kabinettssitzung. Kritik an den bisherigen Militärmaßnahmen musste sich Olmert allerdings von Awi Dichter anhören, dem Minister für Öffentliche Sicherheit. Er forderte die Regierung zu schärferen Schritten auf. Dichter stellte fest, dass die bisherigen Maßnahmen ihr Ziel verfehlten und die Raketenbedrohung unverändert weiterbestünde. "Wir produzieren Geisterstädte", meinte er.
Am kommenden Mittwoch soll das Sicherheitskabinett über weitere Schritte der aktuellen Operation mit dem Namen "Heißer Winter" entscheiden. Olmerts Ziel ist neben der Eindämmung der Raketengefahr offenbar auch der Sturz der Hamas im Gazastreifen. Niemand könne bestreiten, so der Regierungschef, dass "eine Schwächung der Hamas den Friedensprozess mit den moderaten Elementen, mit denen wir verhandeln, ermutigen wird".
Während sich innerhalb der Regierung offenbar eine härtere Position durchsetzt, hinterfragten zwei führende Zeitungen am Sonntag die Intention der Armee. Amos Harel von der liberalen Haaretz schrieb, dass Israel es bei diesen Kämpfen ablehne, "sich von der Hamas weder Gangart noch die Intensität vorschreiben zu lassen". Ähnlich wertete Jediot Ahronot die Lage: "In den vergangenen 48 Stunden war es nicht mehr die Hamas, die die Kämpfe eskalieren ließ, sondern die Israelische Verteidigungsarmee", schreibt Ron Ben-Ischai. Er vermutet, dass "dem militärischen Flügel der Hamas ein höherer Preis abverlangt werden soll".
Aus: "Israel geht gegen Hamas vor: Die Palästinenser fordern Vergeltung" (03.03.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/die-palaestinenser-fordern-vergeltung/?src=SZ&cHash=9644e9192e (http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/die-palaestinenser-fordern-vergeltung/?src=SZ&cHash=9644e9192e)
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Quote[...] Ungeachtet des massiven Militäreinsatzes setzten militante Palästinenser am Sonntag ihre Raketenangriffe fort. Der israelische Rundfunk meldete, eine Rakete sei in der israelischen Stadt Netivot eingeschlagen. Die israelische Luftwaffe schoss am frühen Morgen Raketen auf das Büro des Hamas-Politikers Ismail Hanija ab. Das Büro stand leer, fünf Menschen wurden durch Glassplitter verletzt.
jba/AP/AFP/Reuters
Quotekahatrain (02.03.2008 10:50)
Ob man ein Feuer mit Feuer löschen kann?
Wohl kaum. Die Bemühungen des UN-Sicherheitsrates erscheinen wie ein Löschversuch zu sein, mit einem Eimer Wasser einen Kaufhausbrand zu löschen.
Aus: "Gaza-Konflikt: Israel droht mit Bodenoffensive" (02.03.08)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/nahost/gaza-konflikt_aid_263467.html (http://www.focus.de/politik/ausland/nahost/gaza-konflikt_aid_263467.html)
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Quote[...] Gaza/Tel Aviv - Bei israelischen Boden- und Luftangriffen im Gazastreifen sind mindestens 56 Palästinenser getötet und 200 verletzt worden, die israelische Armee verlor zwei Soldaten. Die palästinensische Führung sagte die Friedensgespräche mit Israel ab.
Dies bestätigte der Sprecher des israelischen Aussenministeriums, Arye Mekel. Der palästinensische Chefunterhändler Ahmad Kureija habe dies der Leiterin des israelischen Verhandlungsteams, Aussenministerin Zipi Liwni, mitgeteilt. Israel hoffe, dass die Friedensverhandlungen bald wieder aufgenommen werden können, sagte Mekel.
Die radikal-islamischen Organisationen Hamas und Islamischer Dschihad verloren bei den israelischen Angriffen mehrerer Mitglieder, nach verschiedenen Angaben bis zu 16. Damit stieg die Zahl der seit Mittwoch getöteten Palästinenser auf mehr als 90. Die israelische Armee meldete zwei Todesopfer aus den eigenen Reihen sowie sechs Verletzte.
Wie Augenzeugen berichteten, waren israelische Panzer noch vor Sonnenaufgang bis in die Stadt Dschabalija im Norden des Gazastreifens vorgedrungen. Dort kam es zu Kämpfen mit militanten Palästinensern. Auch wurden wiederholt Luftangriffe geflogen. Die israelische Armee antwortet damit nach eigener Darstellung auf den anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen.
[...]
Aus: "Fast 60 Tote bei Angriffen in Gaza - Friedensgespräche abgesagt" (SDA-ATS, 1. März 2008)
Quelle: http://www.swissinfo.ch/ger/international/detail/32_Tote_bei_Militaerangriffen_in_Gaza_Raketenfeuer_auf_Israel.html?siteSect=143&sid=8795742&cKey=1204381567000&ty=ti&positionT=1 (http://www.swissinfo.ch/ger/international/detail/32_Tote_bei_Militaerangriffen_in_Gaza_Raketenfeuer_auf_Israel.html?siteSect=143&sid=8795742&cKey=1204381567000&ty=ti&positionT=1)
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Quote[...] Gaza/Jerusalem - Bei einem palästinensischen Raketenangriff auf den Süden Israels wurde ein Mensch getötet, ein weiterer verletzt. Die Rakete schlug auf einem Hochschulgelände in der Stadt Sderot ein. Der Angriff dürfte in Israel den Ruf nach einer groß angelegten Bodenoffensive im Gazastreifen lauter werden lassen. In einer aktuellen Umfrage sprachen sich aber auch rund zwei Drittel der Israelis für Verhandlungen mit der im Gazastreifen regierenden Hamas aus.
Die radikalislamische Hamas feuerte nach eigenen Angaben mehr als 20 Raketen auf Südisrael ab, darunter acht auf die Stadt Sderot. Wenige Stunden zuvor waren bei einem israelischen Luftangriff auf ein Auto im Gazastreifen fünf Hamas-Mitglieder getötet worden. Unter den Toten waren ein Raketentechniker der Hamas und der Kommandeur einer Raketeneinheit, wie die Organisation mitteilte. Bei einem zweiten Angriff wurden nach palästinensischen Angaben zwei Menschen getötet, darunter eine Zivilperson.
Militante Palästinenser haben in den vergangenen sieben Jahren Tausende Raketen auf den Süden Israels abgefeuert. Häufigstes Ziel war dabei Sderot. Die Angriffe kosteten 13 Menschen das Leben. Bei dem Toten vom Mittwoch handelt es sich um einen etwa 30-jährigen Studenten.
[...]
AP/dpa
Aus: "Israeli stirbt bei palästinensischem Raketenangriff" (28. Februar 2008)
Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article1733416/Israeli_stirbt_bei_palstinensischem_Raketenangriff.html (http://www.welt.de/welt_print/article1733416/Israeli_stirbt_bei_palstinensischem_Raketenangriff.html)
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Quote[...] HB GAZA. Bei dem palästinensischen Raketenangriff kam ein Bewohner der Stadt Sderot ums Leben. Zu diesem Angriff bekannte sich die Hamas, die vor acht Monaten die alleinige Herrschaft im Gazastreifen übernommen hat. Nach dem Tod des 47-jährigen Familienvaters in Sderot am Mittwoch griffen israelische Kampfflugzeuge die Büros des Hamas-Regierungschefs Ismail Hanija und das Innenministerium in der Stadt Gaza an. Beide Gebäude waren leer, da sich die Hamas-Führer in Erwartung von Vergeltungsangriffen in Sicherheit gebracht hatten. Außerdem wurden nach israelischen Angaben zwei Metallwerkstätten bombardiert, wo möglicherweise Raketen hergestellt wurden.
Bei den Angriffen wurden nach Angaben palästinensischer Ärzte unter anderem ein sechs Monate alter Säugling getötet. Weitere Angriffe folgten in der Nacht zum Donnerstag. Der israelische Regierungssprecher David Baker kündigte an, dass die Angriffe fortgesetzt würden. Ziel sei es, die Abschusseinrichtungen für die Raketenangriffe auszuschalten.
Hanija verbreitete eine Erklärung, in der die Luftangriffe ,,als Verbrechen der zionistischen Besetzung" scharf verurteilt werden. Dies werde den Widerstandswillen der Palästinenser nicht brechen. Allein am Mittwoch wurden mindestens 40 Raketen auf israelisches Gebiet abgeschossen. Filmaufnahmen der Nachrichtenagentur AP zeigen, wie Raketen aus einem dicht besiedelten Gebiet im Norden des Gazastreifens abgeschossen werden.
Im Westjordanland gingen israelische Truppen gegen militante Palästinenser in der Stadt Nablus vor. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben zwei Männer getötet, die erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen wurden.
Aus: "Tote bei israelischen Luftangriffen" (HANDELSBLATT, Donnerstag, 28. Februar 2008)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/News/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1397214/default.aspx/tote-bei-israelischen-luftangriffen.html (http://www.handelsblatt.com/News/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1397214/default.aspx/tote-bei-israelischen-luftangriffen.html)
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Quote[...] Vilnai habe zwar die in Israel für den Holocaust gebräuchliche Bezeichnung ,,Shoah" benutzt, damit aber nicht auf die Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg anspielen wollen, erklärten Sprecher des Verteidigungs- und Außenministeriums fast wortgleich. ,,Wenn die Palästinenser noch mehr Raketen abschießen und deren Reichweite vergrößern, bringen sie sich in die Gefahr einer größeren Shoah, weil wir alles in unserer Macht stehende tun, uns zu verteidigen", sagte Vilnai dem Militärrundfunk. Es ist in Israel verpönt, Vergleiche zum Holocaust herzustellen. Der Begriff ,,Shoah" wird selten in einem anderen Zusammenhang benutzt, hat aber wörtlich die Bedeutung ,,Katastrophe". ,,Herr Vilnai meinte Katastrophe. Er wollte keine Anspielung auf den Völkermord machen", sagte sein Sprecher.
Verteidigungsminister Ehud Barak bezeichnete eine Offensive als unausweichlich, sollte der Raketenbeschuss anhalten. ,,Israel ist nicht scharf auf eine Offensive und reißt sich nicht darum, aber die Hamas lässt uns keine Wahl", schrieb er Zeitungsberichten zufolge in einem vertraulichen Brief an ausländische Regierungen.
Barak besuchte am Freitag Aschkelon, auf das die radikal-muslimischen Extremisten einen Raketentyp mit größerer Reichweite als bisher üblich abgeschossen hatten. Eine israelische Reaktion sei nötig, und die Hamas trage die Verantwortung für die Eskalation sowie die Folgen, sagte er dort. Die israelische Armee hat mit Luftangriffen in den vergangenen beiden Tagen mindestens 33 Menschen in dem Küstengebiet getötet, darunter fünf Kinder.
Die Hamas wies die Drohungen zurück. Vilnais Äußerungen zeigten, dass es die Palästinensern mit ,,neuen Nazis" zu tun hätten, erklärte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri. Auch der Regierungschef der Bewegung im Gazastreifen, Ismail Hanija, betonte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit mehr als einem Monat: ,,Dies zeigt, dass Israel von vornherein aggressive Absichten gegenüber unserem Volk verfolgt. Sie wollen, dass die Welt verurteilt, was sie Holocaust nennen, und nun drohen sie unserem Volk mit einem Holocaust", sagte er nach den Freitagsgebeten, als Zehntausende in allen Teilen des Gazastreifens zu Protesten zusammenströmten. Dabei kündigten hochrangige Hamas-Mitglieder an, die Gruppe arbeite an weiteren Verbesserungen ihrer Raketen. Eines Tages würden die Geschosse ,,jeden Ort in Israel" erreichen.
Aus: "Nahost-Krise: Minister nimmt "Shoah"-Drohung zurück" (29. Februar 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1741603/Minister_nimmt_Shoah-Drohung_zurueck_.html (http://www.welt.de/politik/article1741603/Minister_nimmt_Shoah-Drohung_zurueck_.html)
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Quote[...] Vor zwei Monaten hatte die Regierung bereits den Bau von 350 Wohnungen in Har Homa angekündigt. Sie betrachtet dies anders als die Palästinenser und die internationale Gemeinschaft nicht als den Ausbau von Siedlungen. Insgesamt seien 10 000 Wohneinheiten in Ostjerusalem geplant, erklärte ein Sprecher der Stadtverwaltung.
Aus: "Israel forciert Siedlungsbau weiter" (12.02.08)
Quelle: http://www.20min.ch/news/dossier/nahost/story/31988290 (http://www.20min.ch/news/dossier/nahost/story/31988290)
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http://www.20min.ch/news/dossier/nahost/ (http://www.20min.ch/news/dossier/nahost/)
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Quote[...] Der palästinensische Chefunterhändler in den Verhandlungen mit Israel Saeb Erakat sah angesichts der Gewalt den Friedensprozess am Ende: "Die Verhandlungen wurden begraben unter den Häusern, die in Gaza zerstört wurden". "Durch die Aggressionen und Verbrechen, die begangen wurden, ist der Friedensprozess zerstört worden."
Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak gab unterdessen der radikalislamischen Hamas die Verantwortung für die Eskalation. "Die Hamas trägt die volle Verantwortung und wird den Preis dafür zahlen", erklärte er in Jerusalem. "Wir sind nicht glücklich darüber, dass auch Zivilisten Opfer sind, aber die Verantwortung liegt bei der Hamas und ihrem Beschuss von Israel.
(dpa, AFP, N24)
Aus: "Gewalteskalation im Gaza-Streifen - UN mahnen zur Mäßigung" - 60 Tote, 200 Verletzte (02.03.2008)
Quelle: http://www.n24.de/news/newsitem_437971.html (http://www.n24.de/news/newsitem_437971.html)
Quote[...] In modernen Gesellschaften ist Kannibalismus mit einem strikten Tabu belegt.
[...] In der Astronomie bedeutet der Begriff das ,,Verschlucken" kleiner Galaxien durch größere.
[...] Als Autokannibalismus bezeichnet man den Verzehr von Teilen des eigenen Körpers. Neben der Autoaggression kann ein Grund dafür zum Beispiel eine abnorme Spielart (und abnorme Intensität) des Sexualtriebs sein (spezieller Fetisch). Allerdings gilt auch Fingernägelkauen als autokannibal. Autokannibalismus kann aber auch ein Zeichen von gewollter Selbstzerstörung aus Selbsthass bzw. anderen psychisch motivierten Gründen sein. (Siehe hierzu Borderline-Störung).
http://de.wikipedia.org/wiki/Kannibalismus#Autokannibalismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Kannibalismus#Autokannibalismus) (27. Februar 2008)
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Quote[...] Zwei Feldwebel der Bundeswehr sollen aus Eigenblut gefertigte Wurst verspeist und davon Fotos ins Internet gestellt haben. Ein Sprecher der Luftwaffe bestätigte dem Magazin "Focus", dass zwei Unteroffiziere im Dezember vom Dienst suspendiert wurden.
Aus: "Feldwebel aßen aus eigenem Blut hergestellte Wurst" (2. März 2008)
Quelle: http://www.welt.de/wams_print/article1746365/Feldwebel_aen_aus_eigenem_Blut_hergestellte_Wurst.html (http://www.welt.de/wams_print/article1746365/Feldwebel_aen_aus_eigenem_Blut_hergestellte_Wurst.html)
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Quote[...] Zum Grundprinzip der Bundeswehr gehört ein Verhalten von Soldaten, das als "Innere Führung" bezeichnet wird. Danach wird von den Bundeswehrangehörigen als Staatsbürger in Uniform im menschlichen Umgang tadelloses Verhalten verlangt.
dpa
Aus: "Soldaten verzehren Blutwurst aus Eigenblut" (01.03.2008)
Quelle: http://www.merkur-online.de/regionen/ffb/;art8854,895767 (http://www.merkur-online.de/regionen/ffb/;art8854,895767)
Quote[...] Der führende demokratische US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama hatte die Europäer in harschen Worten zu einem größeren Engagement in Afghanistan aufgefordert. In einem Seitenhieb auf Nato-Partner wie Deutschland, die ihren Truppeneinsatz auf relativ ruhige Gebiete beschränkt haben, hatte Obama am Donnerstag gesagt, es gehe nicht an, dass die USA und Großbritannien die "Drecksarbeit" erledigten und kein anderer bereit sei, gegen die Taliban in den Kampf zu ziehen. Obama nannte allerdings keine Staaten beim Namen, von denen er mehr Einsatz erwartet.
Aus: "Merkel zeigt Obama zu Afghanistan die kalte Schulter" (Sa. Mrz 1, 2008)
Quelle: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=topNews&storyID=2008-03-01T134304Z_01_BUC149371_RTRDEOC_0_DEUTSCHLAND-AFGHANISTAN-MERKEL.xml&archived=False (http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=topNews&storyID=2008-03-01T134304Z_01_BUC149371_RTRDEOC_0_DEUTSCHLAND-AFGHANISTAN-MERKEL.xml&archived=False)
Quote[...] Aber wie lange dauert es, bis wir die Lüge, ja den Verlust von Wirklichkeit (Hannah
Arendt), bis wir die Verschleierungen der Diktatur, die scheinrationalen Argumente
der totalitären Systeme als solche erkennen? Wie oft schönt unser Blick die
Wirklichkeit, wie oft sehen wir nicht, was offenkundig ist! Es ist verheerend, wie die
Technik der selektiven Wahrnehmung, oft auch die Wahrnehmungsverweigerung
funktioniert.
Ist es nur gelogen, wenn hinterher massenhaft behauptet wird, man habe nichts
gewusst? Totalitäre Herrschaft entzieht den Menschen Wirklichkeit und psychische
Substanz. An Tagen wie diesem schauen wir auf Helden, resistente Minderheiten.
Wir sollten dabei aber nicht das prägende, das krank machende Element totalitärer
Herrschaft übersehen! Noch die Zeiten danach geben interessante Aufschlüsse.
Erschreckend, wie langsam das Bewusstsein wächst, ein Untertan gewesen zu sein.
Zweimal in diesem Jahrhundert, in diesem Land, erschien es den allzu vielen
Unterdrückten so, als hätten sie ein ,,normales Leben" gelebt. Leider können wir jene,
die sich rückschauend so äußern, nur bedingt kritisieren, folgten sie doch einem sehr
wirksamen Prinzip: Unterwerfung gegenüber dem (Über-)Mächtigen sichert (Über-)
Leben/Erfolg.
Jahre der Prägung haben Nachwirkungen: Allensbach-Umfrage 1948 (Oktober) unter
den Westdeutschen (ab 18 Jahren): ,,Halten Sie den Nationalsozialismus für eine
gute Idee, die schlecht ausgeführt wurde?" Ja: 57%, Nein: 28%, Unentschlossene: 15%.
Als das Allensbacher Institut den Ostdeutschen (ab 16 Jahren) 1990 und folgend
diese Fragen bezogen auf Sozialismus (65"% +) und Kommunisten (53"% +) stellte,
traten ähnliche Zustimmungsraten zutage.
Offensichtlich ist, dass große Bevölkerungsgruppen, deren politisches Wissen
durchaus schon auf neuerem Stand sein kann, sehr viel mehr Zeit benötigen, um ihre
Mentalität und Haltung zu ändern. Es gilt, sehr ernsthaft das Problem der
Langsamkeit des Mentalitätswandels zu analysieren und darüber nachzudenken, wie
viel tiefer die habituellen Veränderungen sitzen, die durch lange währende totalitäre
Herrschaft hervorgerufen sind als die bloß intellektuellen Prägungen. Es muss
intensiv und fächerübergreifend daran gearbeitet werden, Menschen zu helfen,
Gestus und Prägung des Untertan loszuwerden.
[...] Denken Sie an die DDR, die gläubig aussehenden Massen,
wenn sie an den Tribünen vorbeizogen. Ich war als Jugendlicher manchmal unter
ihnen. Merkwürdig dieses Schimpfen, bevor man sich versammelte und an der
Tribüne vorbeizog. Und dieses Witzeln und das Schelten hinterher, wenn man
schnell den Weg in die nächste Kneipe suchte. Aber während wir an der Tribüne
vorbeizogen, da lachten viele von uns, winkten und machten ein freundliches
Gesicht.
[...] Wir wissen aber durch ein 1993 deutsch erschienenes Buch des amerikanischen
Historikers Christopher Browning (,,Ganz normale Männer"), wie es im
Reservepolizeibataillon 101 aus Hamburg zuging während des Krieges im besetzten
Polen und insbesondere, was am 13. Juli 1942 geschah. Major Trapp, so hieß der
Bataillonschef, hatte seinen Männern eine ungeheuerliche Mitteilung zu machen.
Zum ersten Mal erwarte der Führer Besonderes: Erwachsene männliche Juden seien
zu deportieren, Frauen und Kinder sowie Alte zu erschießen. Falls jemand sich
dieser Aufgabe nicht gewachsen fühle, möge er vortreten. Knapp 500 Männer stehen
vor Major Trapp. Einer tritt vor. Später folgen zwölf andere. Zwölf von knapp
fünfhundert Männern. An dem Tag, als das Töten begann, sagten weitere, sie
könnten es nicht tun. Später, nach dem Krieg, erinnerten sich die meisten nicht,
diese Wahl gehabt zu haben. Nur einer sagte später, nach Jahren, er wäre zu feige
gewesen, diese Wahl zu treffen.
[...] Ich will – neben der Aufrufung des Namens von Arno Esch, einem Jurastudenten aus
Rostock, der für seine Liebe zur Freiheit und sein Engagement für liberale Werte
1950 verurteilt und 1951 erschossen wurde – Beispiele ganz einfacher Zivilcourage
aus den Stasi-Akten vorlesen, Beispiele ganz normaler, nichtheldischer Neinsager.
Eine Frau verteilt Flugblätter in der DDR-Zeit. Sie wird inhaftiert. Das Kind kommt in
ein Heim. Man verspricht ihr, wenn sie sich zur Zusammenarbeit mit dem Ministerium
für Staatssicherheit verpflichte, würde sie entlassen und das Kind käme aus dem
Heim heraus. Sie verpflichtet sich und kommt frei. Dann aber lehnt sie jede Form der
Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit ab. Man lädt sie wieder vor und konfrontiert
sie mit dem Staatssicherheits-Offizier, der sie geworben hat. Die Frau legt ihren
Schmuck ab, legt ihn auf den Tisch und sagt: ,,Nehmt mich mit, verhaftet mich auf der
Stelle. Lieber sitze ich meine Strafe ab, als mit euch zusammenzuarbeiten." Sie darf
gehen.
Ich spreche von einem Mann, der 1962 als Student in Haft genommen wird, wegen
einer illegalen Westreise während des Studiums. Es wird ein Vorgang gegen ihn
eröffnet, er wird kontrolliert und 1973 – er ist inzwischen Ingenieur – wird er im
Zusammenhang mit einem Brückenunfall in U-Haft genommen. Neun Monate sitzt er
dort, davon vier Monate in Einzelhaft bzw. in Haft mit einem Spitzel. Völlige Isolation,
auch kein Rechtsanwalt, in Verhören sagt man ihm stets: ,,Du bist schuld, dass diese
Brücke kaputt ist. Andere in deiner Situation wären längst von der Brücke
gesprungen. Aber du hast auch noch uns, wir von der Staatssicherheit können dir
helfen, wir führen dich am Prozess vorbei." Er macht es nicht, vertraut sich ihrer Hilfe
nicht an, wird kein Spitzel. Im zweiten Prozess nach neun Monaten U-Haft erfolgt
dennoch sein Freispruch.
Ich spreche von dem Indonesier, der aufgrund seiner linken Anschauung in der DDR
lebte, der nach Westberlin reisen durfte und dort seine indonesischen Landsleute
bespitzeln sollte. Er lehnt es ab, und man droht ihm, ihn zurückzuschicken. Dorthin,
wo der Tod auf ihn wartet, in seine Heimat. Als dies nicht wirkt, kündigt man an, in
Westberlin zu sagen, dass er für das MfS arbeite. Er lehnt trotzdem die
Zusammenarbeit ab. Er erträgt diese ,,Bearbeitung" mehrere Jahre und sagt: ,,Nein".
Ich könnte Dutzende solcher Beispiele erzählen und sage sie insbesondere denen,
die als Vorverurteiler ,,ein Volk von Verrätern" oder als Vorentschuldiger – ,,Ja, hätte
ich dort gelebt, dann wäre ich sicher auch so geworden" – vor uns Ostdeutsche
hintreten. Das eine ist so schädlich wie das andere. Es negiert die Tatsächlichkeit
des gelebten Lebens und nivelliert die Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Individuen
bis zum Nichterkennen. Es gaukelt uns vor, wir hätten nicht anders gekonnt.
Es ist aber eine Mitgift des Humanum, dass wir anders können.
[...] wie unvermittelt beides nebeneinander existiert:
die auf den Altären von Macht und Karriere geopferte Zivilcourage und die ganz
schlicht gelebte Zivilcourage.
Roaul Hilberg schreibt über Helfer: ,,Es gab zwei Arten von Hilfe. Zum einen die
gelegentliche, die im Vorbeigehen erfolgte. Die anderen Helfer handelten entweder
aus Opposition, aus reiner Sympathie oder aus dem Gefühl, eine humanitäre Pflicht
zu erfüllen. Über die humanitären Helfer ist viel geschrieben worden. Man nannte sie
Altruisten, gerechte Nichtjuden, barmherzige Samariter. Aber äußerlich gesehen,
hatten sie wenig gemeinsam. Es waren Männer und Frauen, ältere oder jüngere,
reichere oder ärmere Leute. Wie die Täter, deren Gegenteil sie waren, konnten sie
ihre Motive nicht erklären. Sie nannten ihr Handeln normal oder natürlich. Und nach
dem Krieg fühlten manche sich durch die öffentliche Lobpreisung peinlich berührt."
Irgendwann kann aus einem Angepassten ein Helfer werden. Wer dies noch nicht
kann, ist aber vielleicht schon ein Zeuge.
Auch das ist nicht selbstverständlich, wenn Diktatoren bestimmen, was bemerkt,
gesehen, mitgeteilt und erforscht werden soll. Der Zeuge, von dem wir sprechen, ist
nicht staatlich benannt, er hat oft einen subtil individuellen ,,Auftrag", den er seiner
Prägung, seinem Charakter, seinen Werten verdankt.
Der deutsche Fotograf und Wehrmachtssoldat Joe Heydecker, dem wir die Fotos aus
dem Warschauer Ghetto verdanken, erinnert sich: ,,Manchmal wünschte ich, nie die
Wahrheit gesucht zu haben."
Aber er lässt sich auf das Wagnis der Wahrheitssuche ein: ,,Ich war in einem Gebiet,
dessen Betreten streng verboten war. Nicht eine einzige Ausflucht wäre mir
eingefallen, wenn ich entdeckt worden wäre. Das Kriegsgericht wäre sicher gewesen.
Aber darauf bezog sich meine Angst nicht, oder doch nur entfernt. Ich hatte Angst,
jetzt der vollen Wahrheit zu begegnen. Die Wahrheit war rings um mich, in den
tausend elenden Menschen, die im Halbdunkel der Straßen kaum zu unterscheiden
waren. Ich war mitten in einem entsetzlichen Geheimnis der deutschen
Reichsmaschinerie. Ich hatte Angst vor der Wahrheit, der ich gegenübertreten
mußte. Aber ich wollte die Wahrheit wissen."
Und Heydecker fotografiert, er findet Helfer unter den Kameraden, die die Fotos
herausschmuggeln. Er ist ein Zeuge geworden, wo andere (Raoul Hilberg hat
darüber geschrieben) sich damit begnügt hatten, Zuschauer zu sein.
Aber derartige Wahrheiten nimmt man eben nicht im Vorübergehen mit.
[...] Wer von Menschen beauftragt ist, die sogar in der Diktatur daran festgehalten haben,
dass sie entscheidungsfähig blieben, eine Wahl hatten, der wird sich allerdings einer
Sorge nicht verschließen können: dass unsere Demokratie möglicherweise durch
dieselbe Haltung zugrunde gehen könnte, die die Diktatur so lange am Leben
erhalten hat, nämlich unser unkritisches, unengagiertes Danebenstehen. Manchmal
befällt mich die Horrorvision, dass immer mehr unserer spaßwütigen Mitmenschen
sich selber Ketten anlegen, obwohl kein Diktator in Sicht ist, der sie ihnen anlegen
will.
Aus: "Joachim Gauck - Unterwerfung, Anpassung, Widerstand – Anmerkungen zum Leben unter totalitärer Herrschaft"
Vortrag von Dr. h.c. Joachim Gauck am 19. Juli 1996 im Otto-Braun-Saal der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin
Quelle: http://www.20-juli-44.de/pdf/1996_jgauck.pdf (http://www.20-juli-44.de/pdf/1996_jgauck.pdf)
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Quote[...] Ziel ist es, dass der Mensch, der einen Befehl bekommt, darauf sofort reagiert. Und dies - bitte schön - so, wie es der Befehlsgeber will. Marschieren, linksum, rechtsum, Waffen nach Zeit zerlegen und zusammensetzen, das Anlegen von Rettungswesten sowie alle anderen Drillübungen dienen nur einem Zweck: der Erziehung zum Gehorsam. So ist es bei allen Armeen auf der Welt.
Diese Erziehung ist üblicherweise erfolgreich. Sonst würden US-Soldaten kaum in irakische Häuser eindringen, aus denen auf sie geschossen wird. Bei der Bundeswehr ist die gesetzliche Grundlage für diese Ordnung das Soldatengesetz. Wer sich mit Wort und Tat gegen einen Befehl auflehnt oder ihn auch nach Wiederholung nicht befolgt, macht sich strafbar, steht dort. Paragraf 20 des Wehrstrafgesetzes droht bei "Gehorsamsverweigerung" knapp und klar mit bis zu drei Jahren Gefängnis.
Wozu also die ganze Aufregung über eine Interviewäußerung des Bundesverteidigungsministers? Schließlich heften sich jede Woche Phantom-Jagdflugzeuge der Luftwaffe mit scharfen Waffen an die Fersen von Airlinern, die den Controllern am Boden merkwürdig vorkommen. Zum Beispiel, weil sie nicht rechtzeitig die Funkfrequenz wechseln. Ja - das ist Routine am deutschen Himmel. Doch der Abschuss wäre es nicht, und den von Jagdpiloten zu verlangen, ohne die rechtliche Grundlage geschaffen zu haben, ist der eigentliche Skandal. Paragraf 11 des Soldatengesetzes macht die Verweigerung des Gehorsams zur Pflicht, wenn durch das Befolgen des Befehls eine Straftat begangen würde. Dieses ausdrückliche Recht zur Meuterei fußt auf den schrecklichen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und des preußischen Militarismus mit seinem Anspruch auf Kadavergehorsam: "Befehl ist Befehl!"
Das gilt in der Bundeswehr eben nicht. Natürlich geht es hier nicht darum, der Gehorsamsverweigerung schlechthin das Wort zu reden. Doch im aktuellen Streit ist ja nicht davon die Rede, bei "vorwärts - marsch" einfach stehen zu bleiben. Das Bundesverfassungsgericht, immerhin höchste Rechtsinstanz in diesem Land, hat ein Gesetz kassiert, das den Abschuss von Passagierflugzeugen, die zu Terrorzwecken entführt worden sind, erlaubt hätte. Für diesen Abschuss-Befehl gibt es derzeit keine Rechtsgrundlage.
Darauf hinzuweisen ist die Pflicht des Verteidigungsministers. Mehr noch, er muss dafür sorgen, dass es endlich damit vorangeht. Aber wie Jung und Luftwaffeninspekteur Stieglitz von seinen Soldaten zu verlangen, dass sie einen Befehl ausführen, den sie verweigern dürfen - ja nach aktueller Rechtslage sogar verweigern müssen -, kann ja wohl nicht sein. Die Folgen sind verheerend: Da ruft der Vorsitzende des Bundeswehrverbands - Luftwaffen-Oberst Bernhardt Gertz - sowie der Vorsitzende der Kampfpiloten-Vereinigung die Kameraden prompt zur Befehlsverweigerung auf. Die Opposition plustert sich auf, und der Koalitionspartner SPD tut, als gehe ihn das alles nichts an.
Mittendrin Piloten, die sicherlich professionell genug sind, in diesem sehr unwahrscheinlichen Ernstfall auch angemessen zu reagieren, die aber rechtliche Sicherheit brauchen und darauf zählen, dass ihr Minister im Zweifel hinter ihnen steht und die gleiche Professionalität an den Tag legt, wie sie es tun.
Aus: "Befehl, Gehorsam - und das Recht auf Meuterei" Eine Ansichtssache Von Frank Ilse (20. September 2007)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2007/09/20/795985.html (http://www.abendblatt.de/daten/2007/09/20/795985.html)
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Quote[...] Es gab den Befehlsempfänger wie Major Trapp vom Reserve-Polizeibattaillon 101, der nach Zeugenaussagen unter Tränen die Erschießung von 1500 Frauen, Kindern und Alten in der Nähe von Warschau anordnete: "Befehl ist Befehl".
Aus: ""Ich zielte ruhig auf die Säuglinge"" - Zahnärzte und Opernsänger, Lehrer und Schulschwänzer: Die Vernichtung der europäischen Juden war das Werk von rund 200.000 ganz normalen Deutschen und ihre Helfern. Die meisten Täter gingen nach dem Krieg straffrei aus. Von Georg Bönisch und Klaus Wiegrefe (Veröffentlicht: 10.3.2008)
Quelle: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1564/_ich_zielte_ruhig_auf_die_saeuglinge.html (http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1564/_ich_zielte_ruhig_auf_die_saeuglinge.html)
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The Befehl ist Befehl theory considers. obedience to superior orders an...
Aber Befehl ist Befehl.« Kehrig biss sich auf die Lippen und starrte ihn an, sichtlich um Haltung bemüht. »Und Brigadeführer Rasch«, er rülpste es...
Seit März ist die vom Innenministerium konzipierte Ausstellung ,,Befehl ist Befehl?...
Aber Befehl ist Befehl: Zwei Zivilisten kommandieren die Armee - und stürzen sie ins totale Chaos. Eine moderne Köpenickiade auf schräg und lustig...
Da bei »Preußens« der Grundsatz galt, »Befehl ist Befehl«, wurden keine Fragen gestellt...
Wenn sie gefragt hätten, hätte der Kommandeur geantwortet: Befehl ist Befehl! Punkt!...
Befehl ist Befehl. Manche Spielarten der Literatur haben ihre Zeit, nach deren Ablauf ein Etikett genügt, um darauf hinzuweisen, dass es sie gegeben hat...
Plötzlich ertönt im letzten Glied eine weichliche Stimme: "Aber Herr Hauptmann, Befehl ist Befehl." Zwei Vietcong robben durch den Dschungel...
Er erklärte vor vielen Jahren "Bild"-Reportern: "Wenn man dort an der Grenze Dienst tat, wie ich das gemacht habe, dann weiß man: ,Befehl ist Befehl...
Da er den Ausdruck ,,Befehl ist Befehl" im Munde führt, handelt es sich um diese ,,eigentliche" Bedeutung. Wenn man auf das Verhältnis des Sprechers zur Aussage...
'Befehl ist Befehl' was the famous excuse given by Nazis at their trials after World War Two, and still heard in documentaries about the war today: Orders...
Aber Befehl ist Befehl, versteht sich. Und was ist nicht schon alles befohlen worden!...
Bei Rückfragen heiße es dann: Befehl ist Befehl, und ,,Wir wissen auch nicht mehr"...
Quote[...] Mit durchschnittlich 566 Zwischenfällen monatlich hat die Gewalt in Afghanistan seit der US-Invasion 2001 einen neuen Höchststand erreicht.
[...] NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hat am Montag (10.3.2008) erneut mehr deutsches Engagement in Afghanistan gefordert: "Wir brauchen Streitkräfte, die das gesamte Spektrum von Peacekeeping bis Kampfeinsatz abdecken können", sagte De Hoop Scheffer auf der Kommandeurstagung der Bundeswehr in Berlin. "In einer Allianz, in der alle für andere da sind, kann es keine Arbeitsteilung geben."
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zuvor die Konzentration des deutschen Engagements auf Nordafghanistan bekräftigt. "Wir haben uns für den Einsatz im Norden entschieden", sagte sie auf der Tagung. Die Bundeswehr leiste auch punktuelle Hilfe im Süden, "wenn Freunde in Not sind".
Inzwischen zieht die Bundesregierung nach einem Zeitungsbericht zufolge in Erwägung, die Obergrenze des deutschen ISAF-Mandats in Afghanistan nur leicht anzuheben. Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" (vom 11.3.2008) soll die Höchstzahl an deutschen Soldaten von derzeit 3500 Soldaten in diesem Herbst auf knapp unter 4000 steigen.
(lk)
Aus: "Afghanistan: 8000 Tote im vergangenen Jahr" (11.03.2008)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3184464,00.html (http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3184464,00.html)
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Quote[...] Jüngste Entwicklung: Die Bundesregierung (Drucksache 16/4298) hat beim Bundestag einen Antrag auf Entsendung weiterer bis zu 500 Soldaten gestellt, die mit Tornado Flugzeugen für Aufklärung und Überwachung in Afghanistan sorgen sollen. Am 9. März 2007 stimmte der Bundestag diesem Antrag zu. [6]
Brigadier General Stephen Mundt von der US Army erklärte am 30. März 2007 in Washington D.C., dass die USA in den Kriegen im Irak und in Afghanistan bisher schon 130 Hubschrauber verloren hätten, davon wurden über 40 Hubschrauber abgeschossen. Ein Großteil der Hubschrauber wurde durch das schwierige Einsatzterrain unbrauchbar oder stürzten ab.
Der militärpolitische Sprecher der Bundesregierung in Kabul hat in einem internen Schreiben an Außenminister Steinmeier vom 13. Mai 2007 schwere Vorwürfe gegen die NATO-Truppen erhoben. In die Kritik sind deutsche Generäle ausdrücklich mit einbezogen. Die Vorwürfe umfassen das bewusste Bekämpfen von Teilen der Zivilbevölkerung, unverhältnismäßige militärische Gewalt, eine drohende Verselbstständigung des Militärs und seine drohende Loslösung von den politischen und völkerrechtlichen Vorgaben sowie die Beschönigung der militärischen Lage durch die ISAF-Führung. [7]
Laut einem im November 2007 publizierten Bericht des britischen Senlis Councel, der über einen eigenen Beobachterstab in Afghanistan verfügt, haben die Taliban inzwischen in über der Hälfte des Landes eine ständige Präsenz etabliert. Sie kontrollieren außerdem inzwischen Zentren von Distrikten sowie wichtige Verkehrsverbindungen, Teile der Wirtschaft und der Energieversorgung. [8] [9]
Tote:
Soldaten, insgesamt seit Kriegsbeginn in Afghanistan (Stand vom 05. März 2008[10])
* 773 Koalitionssoldaten davon
o 483 US-Soldaten
o 89 britische Soldaten
o 79 kanadische Soldaten
o 25 deutsche Soldaten
o 23 spanische Soldaten
o 14 niederländische Soldaten
o 12 französische Soldaten
o 12 italienische Soldaten
o 10 dänische Soldaten
o 5 rumänische Soldaten
o 4 australische Soldaten
o 3 norwegische Soldaten
o 3 polnische Soldaten
o 2 schwedische Soldaten
o 2 estnische Soldaten
o 2 portugiesische Soldaten
o 2 Nato-Soldaten
o 1 finnischer Soldat
o 1 südkoreanischer Soldat
o 1 tschechischer Soldat
* Eine unbekannte Zahl afghanischer Soldaten und Aufständischer.
- Zivilisten:
* Die Angaben sind sehr unterschiedlich, offizielle Angaben liegen nicht vor.
o Laut Marc W. Herold's [11] kamen über 3.600 Zivilisten bei US-Bombardierungen ums Leben.
o Jonathan Steele nannte im ,,The Guardian" ein Zahl zwischen 20.000 bis 49.600 Menschen, welche als Konsequenz durch die Invasion starben.
o Eine Studie der Los Angeles Times nannte eine Zahl von ca. 1.000 zivilen Opfern.
[...]
Verluste der Bundeswehr:
* Am 6. März 2002 sterben in der Nähe von Kabul zwei Soldaten des Heeres, als sie eine Flugabwehrrakete vom Typ SA-3 Goa entschärfen wollten. Die Oberfeldwebel Thomas Kochert und Mike Rubel gehörten der Kampfmittelbeseitigungskompanie 11 mit Standort Munster in Niedersachsen an. Außer ihnen kommen auch drei dänische Soldaten ums Leben.
* Am 21. Dezember 2002 kommen 7 Soldaten beim Absturz eines Militärhubschraubers vom Typ CH-53GS (German Special) nahe Kabul ums Leben: Hauptmann Friedrich Deininger, Stabsunteroffizier Frank Ehrlich, Hauptfeldwebel Heinz-Ullrich Hewußt, Hauptfeldwebel Bernhard Kaiser, Hauptfeldwebel Thomas Schiebel, Hauptgefreiter Enrico Schmidt und Oberleutnant Uwe Vierling. Sie gehörten den Heeresfliegerregimentern 15 und 25 an.
* Am 29. Mai 2003 kommt der Stabsgefreite Stefan Kamins 12 Kilometer südlich von Kabul ums Leben, als sein Fahrzeug vom Typ Wolf auf eine Landmine fährt.
* Am 7. Juni 2003 werden 4 ISAF-Soldaten durch eine Autobombe während einer Busfahrt zum Flughafen Kabul International Airport in Kabul getötet. Es handelt sich dabei um Stabsunteroffizier Jörg Baasch, Oberfähnrich Andreas Beljo, Feldwebel Helmi Jimenez-Paradis und Oberfeldwebel Carsten Kühlmorgen.
* Am 26. Juni 2005 werden Hauptfeldwebel Andreas Heine und Oberfeldwebel Christian Schlotterhose in der Provinz Takhar in Rustaq getötet. Sie gehörten dem PRT Kunduz Provincial Reconstruction Team an und kamen beim Beladen von Lastwagen mit abgegebener Munition und Waffen um. Jene hatten sich vermutlich aufgrund von Überlagerung entzündet.
* Am 7. August 2005 kommt Hauptgefreiter Boris Nowitzki südöstlich von Kabul bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
* Am 14. November 2005 wird Oberstleutnant d.R. Armin Franz in Kabul durch einen Selbstmordattentäter in einem Auto getötet. Zwei ihn begleitende Kameraden werden schwer verletzt.
* Am 19. Mai 2007 werden bei einem Selbstmordanschlag auf einem belebten Markt in der nordafghanischen Stadt Kundus Hauptmann d.R. Matthias Standfuß und die Oberfeldwebel d.R. Michael Diebel und Michael Neumann getötet, zwei Soldaten werden schwer und drei weitere leicht verletzt. Die Opfer waren Beamte der Wehrverwaltung und hatten für die Dauer ihres Auslandseinsatzes den Status von Reservisten erhalten.
Bislang sind damit 21 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan durch Anschläge und Unfälle ums Leben gekommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind vier weitere Soldaten in Afghanistan gestorben.
[...]
Quellen [Bearbeiten]
1. ↑ Netzeitung zum Angebot bin Laden auszuliefern
2. ↑ Fastenrath, Ulrich : Ein Verteidigungskrieg läßt sich nicht vorab begrenzen.Die Verfassung, das Völkerrecht und der Einsatz der Bundeswehr im Kampf gegen den Terrorismus , in FAZ vom 12.11.2001, S.8
3. ↑ ebd.
4. ↑ Antrag der Bundesregierung vom 7. November 2001 im Wortlaut
5. ↑ Angaben aus der 14. Legislaturperiode des dt. BT
6. ↑ http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6496526_NAV_REF1,00.html
7. ↑ http://www.wdr.de/tv/monitor/presse_070531.phtml
8. ↑ Stumbling into Chaos: Afghanistan on the Brink Senlis Councel, November 2007
9. ↑ Charly Kneffel: Doppelte Truppenstärke in Afghanistan Berliner Umschau, 22. November 2007
10. ↑ Siehe http://icasualties.org/oef/
11. ↑ Dossier on Civilian Victims of United States' Aerial Bombing
12. ↑ Stand vom 09. Juni 2007, Quelle: http://www.pafnet.de
11. Casualties "Operation Enduring Freedom" http://www.icasualties.org/oef/byNationality.aspx?hndQry=Germany
Aus: "Krieg in Afghanistan" (Stand der Informationen: 10. März 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan (http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan)
Quote[...] Der Tod des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry ist geklärt. Zahlreiche Legenden rankten sich um sein das Verschwinden. Jetzt ist klar: Der Pilot wurde abgeschossen - von Horst Rippert. Das hat der 88-jährige Journalist und damalige Wehrmachtssoldat zwei Autoren bestätigt. Ihr Buch erscheint kommende Woche in Frankreich.
Saint-Exupéry war am 31. Juli 1944 von einem Aufklärungsflug nicht zurückgekehrt. Vor zehn Jahren zog ein Fischer erstmals Wrack-Teile aus dem Mittelmeer. Sie wurden 2004 identifiziert.
Aus: "Spätes Geständnis: Saint-Exupéry von Deutschem abgeschossen" (16 März 2008)
Quelle: http://www.euronews.net/index.php?page=info&article=475385&lng=3 (http://www.euronews.net/index.php?page=info&article=475385&lng=3)
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Quote[...] "Wenn ich gewusst hätte, dass das Saint-Exupéry war, hätte ich niemals geschossen, niemals", beteuerte der ehemalige Luftwaffen-Pilot.
Der Franzose sei einer seiner Lieblingsautoren gewesen. Er habe erst sehr viel später erfahren, dass er für das Verschwinden des Schriftstellers verantwortlich sei, sagte Rippert, der später als Sportjournalist beim ZDF arbeitete.
[...] "Der kleine Prinz" ist die Geschichte eines Piloten, der nach einer Bruchlandung einem vom Himmel gefallenen goldhaarigen kleinen Prinzen begegnet, der ihn zum Leben auf der Erde befragt. Obwohl der Autor die Erzählung für Kinder geschrieben hatte, wurde sie mit ihrer philosophischen Betrachtung der Welt auch bei Erwachsenen beliebt. Saint-Exupéry brach am 31. Juli 1944 zu dem Flug auf, von dem er nie zurückkehrte.
Seither gab es zahlreiche Spekulationen über die Umstände seines Verschwindens. Kommenden Donnerstag erscheint in Frankreich ein Buch über die Recherchen von Luc Vanrell, einem französischen Taucher, und Lino von Gartzen, der einen Verein zur Suche vermisster Flugzeuge gründete. Diese machten bei ihren Untersuchungen Ivan Rebroffs Bruder ausfindig. Rippert sagte von Gartzen: "Sie können aufhören zu suchen, ich habe Saint-Exupéry abgeschossen."
dan/AFP
Aus: "KRIEGSDRAMA: Ivan Rebroffs Bruder schoss Saint-Exupéry ab" (16. März 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,541775,00.html (http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,541775,00.html)
Quote[...] Blackwater ist einfach ein sumpfiger Landstrich in North Carolina, wo das Unternehmen seinen Sitz hat. Die unternehmenseigene Website informiert darüber, dass die Firma »ein großes Spektrum von Ressourcen und Kernkompetenzen effizient und effektiv integriert, um einzigartige und zeitgemäße Lösungen zu bieten, die die erklärten Wünsche und Erwartungen unserer Kunden übertreffen«. Ihre »zentralen Werte«, so erfahren wir, sind »Integrität, Teamarbeit, Innovation, Respekt, Verantwortung, Exzellenz und Effizienz«.
[...] Für die Wiederkehr der Söldner gibt es tiefliegende kulturelle Faktoren. In der Politik von Margaret Thatcher und Ronald Reagan erschien plötzlich alles Öffentliche als schlecht und alles Private als gut. Der Markt sollte es richten, oder wie sich der große Donald Rumsfeld ausdrückte: Das Pentagon sollte von seiner Bürokratie »befreit« und die »gesamte kriegerische Kampffähigkeit und Kampfkapazität« der Nation gesteigert werden. Dafür musste man Vertragsfirmen hinzuziehen. Denn wenn sie in der Lage sind, Flughäfen, Kraftwerke und Gefängnisse zu betreiben, warum sollten sie dann nicht auch einen Krieg führen können?
[...] Heute entwickeln sich die Dinge ähnlich wie zwischen 1648 und 1815, nur in umgekehrter Richtung. Zunächst werden Transport, Wartung, Verpflegung und die medizinische Versorgung in Friedenszeiten wieder privatisiert und in die Hände von Vertragsunternehmen gelegt. Später werden diese Unternehmen dann auch für andere »Dienstleistungen« zuständig – sie planen Strategien, arbeiten Szenarien aus, organisieren das militärische Training, testen die Verteidigungsbereitschaft und vieles mehr.
Es handelt sich dabei überwiegend um amerikanische, britische, kanadische, australische, südafrikanische und israelische Unternehmen. Sie tragen Namen wie Aegis, Dyncorp, International Risk, ArmorGroup International, Defensive Shield oder Executive Outcomes, eine Firma, die einst ganze Flugzeugladungen von Söldnern nach Afrika schickte, um in bewaffneten Konflikten »auszuhelfen«. Zunächst engagieren diese Firmen Personal in den eigenen Ländern. Dann drücken sie die Kosten und heuern Soldaten aus ökonomisch schwachen Ländern an, zum Beispiel aus dem früheren Jugoslawien, aus Chile und Jordanien. Damit wird »Verteidigung« zu einem wahrhaft internationalen Geschäft, frei nach dem Motto: »Wir haben das Know-how – wir töten Menschen.«
[...] Vom Standpunkt des staatlichen Auftraggebers gesehen, haben private Söldner viele Vorteile. Die Männer (Frauen gibt es dort kaum) sind bezahlte Freiwillige und Ausländer obendrein. Wenn sie getötet oder verwundet werden, hält sich der öffentliche Aufschrei in Grenzen. Sie können jederzeit eingestellt und jederzeit wieder entlassen werden. Obgleich ihre Dienste nicht billig sind – einzelne Söldner können das Drei- bis Sechsfache ihrer Kollegen im Militär verdienen –, gibt es keine langfristige Verpflichtung und oft nicht einmal eine richtige Versicherung. Da sie in den Dunkelzonen des Rechts operieren, können Söldner mit den Gefechtsregeln spielen. Sie können Dinge tun, die regulären Armeeangehörigen streng verboten sind, zum Beispiel foltern. In vieler Hinsicht sind Söldner ideal dafür geeignet, die asymmetrischen, diffusen und schmutzigen Kriege zu führen, die für die moderne Welt charakteristisch sind.
Es gibt also viele Gründe, warum die Söldner auf der Weltbühne ein Comeback erleben. Einerseits sind sie Teil des allgemeinen Trends vom Öffentlichen zum Privaten und von einer staatszentrierten zu einer globalisierten Welt. Andererseits sind sie eine Reaktion auf die Nachfrage nach Menschen, die das Risiko eingehen wollen, an entlegenen Orten, über die die meisten von uns wenig wissen und die sie wenig kümmern, getötet zu werden; und außerdem sind sie schlicht und einfach ein Geschäft.
Aus: "Wir wissen, wie man Menschen tötet" Von Martin van Creveld - Martin van Creveld ist Professor an der Hebrew University in Jerusalem und Experte für Militärgeschichte und Militärstrategie. Zuletzt veröffentlichte er die Studie »Kampfkraft« Aus dem Englischen von Karin Wördemann (13.03.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/2008/12/Soeldnerheere?page=1 (http://www.zeit.de/2008/12/Soeldnerheere?page=1)
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http://de.wikipedia.org/wiki/Blackwater_Worldwide (http://de.wikipedia.org/wiki/Blackwater_Worldwide)
Quote[...] Zum 5. Jahrestag der amerikanischen Invasion im Irak sagte George W. Bush, 43. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, in einer Rede vor Militärangehörigen im Pentagon:
The battle in Iraq is noble, it is necessary, and it is just.
Der Kampf im Irak ist ehrenhaft, er ist notwendig, und er ist gerecht.
Quelle: Guardian Unlimited
(http://www.guardian.co.uk/world/2008/mar/20/georgebush.usa)
Wir erinnern uns: War is peace. Freedom is slavery. Ignorance is strength.
Aus: "Zum 5. Jahrestag der amerikanischen Invasion im Irak" (Von Beta @ 06:46)
Quelle: http://alpha.blueblog.ch/zitate/zum-5-jahrestag-der-amerikanischen-invasion-im-irak.html (http://alpha.blueblog.ch/zitate/zum-5-jahrestag-der-amerikanischen-invasion-im-irak.html)
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Quote[...] Seit Beginn des Irak-Kriegs kamen mehrere hunderttausend Iraker und mindestens 3990 Angehörige der US-Streitkräfte ums Leben. Die amerikanischen Steuerzahler hat der Einsatz bislang rund 500 Milliarden Dollar (320 Milliarden Euro) gekostet. Zurzeit befinden sich 158.000 US-Soldaten im Land. Diese Zahl soll bis Sommer auf 140.000 verringert werden.
Trotz der "hohen Kosten an Menschenleben und Vermögen" zweifle er nicht daran, dass seine Entscheidung zum Einmarsch am 20. März 2003 richtig gewesen sei, erklärte Bush. "Die Erfolge, die wir im Irak sehen, sind unbestreitbar, und dennoch fordern einige in Washington immer noch den Rückzug", heißt es in dem Redetext. "Die Kriegskritiker können nicht länger glaubwürdig argumentieren, dass wir im Irak verlieren. Deshalb sagen sie jetzt, die Kriegskosten seien zu hoch."
Diese Ausgaben seien aber notwendig, um einen "strategischen Sieg für unsere Feinde im Irak" zu verhindern. Bei einem Abzug der US-Truppen aus dem Irak bestünde die Gefahr, dass die Terrororganisation al-Qaida sich mit Geldmitteln für Massenvernichtungswaffen versorgen würde, um die USA anzugreifen.
[...] Der demokratische Abgeordnete John Dingell bezeichnete den Jahrestag als einen "düsteren Meilenstein", der einen Anlass biete, "sich zu erinnern, wie wir in diese Situation geraten sind, und darüber nachzudenken, wie wir am besten wieder rauskommen. Die im Irak anstehenden Aufgaben wie die Teilung der politischen Macht könnten nur von den Irakern selbst gelöst werden.
als/AP/dpa
Aus: "FÜNF JAHRE IRAK-KRIEG: Bush verteidigt Feldzug, fordert Amerikaner zum Durchhalten auf" (19. März 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,542315,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,542315,00.html)
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Quote[...] Fünf Jahre nach Beginn des Irak-Kriegs herrscht in dem Land nach Einschätzung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) eine desolate humanitäre Lage. Viele Iraker hätten keinen Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung, sanitären Einrichtungen und sauberem Wasser, erklärte das IKRK in einem am Montag veröffentlichten Bericht. In irakischen Krankenhäusern fehlen qualifiziertes Personal, wichtige Medikamente und tausende von Betten.
Irakischen Schätzungen zufolge seien seit 2003 mehr als 2200 Ärzte und Krankenschwestern getötet und mehr als 250 entführt worden, erklärte das IKRK weiter. Von den 1990 registrierten 34.000 Medizinern hätten mindestens 20.000 ihre Heimat verlassen. In öffentlichen Kliniken gibt es dem Rot-Kreuz-Bericht zufolge nur 30.000 Betten, gebraucht werden 80.000. Die Behandlung in Privatkliniken können sich die meisten Iraker nicht leisten: Ärztliche Beratung kostet dort umgerechnet zwischen 1,30 und 4,50 Euro - der Tagesverdienst eines Irakers liegt bei rund 3,20 Euro.
Im vergangenen Jahr habe sich außerdem die Wasserversorgung deutlich verschlechtert. Vielfach seien Versorgungsengpässe zu beklagen, und Millionen Menschen seien auf Wasser von schlechter Qualität angewiesen. Familien, in denen eine Person den Lebensunterhalt verdient, geben dem IKRK zufolge ein Drittel des Einkommens für Wasser aus. Während sich die Sicherheitslage in einigen Landesteilen verbessert habe, müsse der Grundversorgung der Bevölkerung mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, mahnte das IKRK.
Millionen Irakern geht es nach Erkenntnissen von Menschenrechtsverfechtern keineswegs besser als vorher. Massaker durch verschiedene bewaffnete Gruppierungen, Folter und Misshandlung durch irakische Regierungstruppen und die fortgesetzte Inhaftierung tausender Verdächtiger durch amerikanische und irakische Streitkräfte hätten verheerende Folgen, erklärte die Menschenrechts- und Gefangenenhilfe-Organisation amnesty international (ai) in London.
"Saddam Husseins Regime war ein Synonym für die Verletzung von Menschenrechten", sagte Malcolm Smart, ai-Abteilungsleiter für den Nahen Osten. "Aber sein Sturz hat den Irakern keinerlei Erleichterung gebracht." Der von ihm vorgestellte amnesty-Bericht hat den Titel "Gemetzel und Hoffnungslosigkeit". Darin verweist die Menschenrechtsorganisation darauf, dass der Krieg mehr als vier Millionen Iraker zu Flüchtlingen gemacht habe, die zumeist unter elenden Bedingungen leben. Während Millionen Dollar für Sicherheitsvorkehrungen ausgegeben worden seien, hätten heute zwei von drei Irakern keinen Zugang zu sauberem Wasser. Und fast jeder Dritte sei auf Lebensmittel-Nothilfen angewiesen, um zu überleben.
Katastrophal ist laut den ai-Angaben auch die Situation in der Justiz. Prozesse seien "regelmäßig unfair". "Beweise" seien oft unter Folter zustande gekommen, Hunderte Menschen seien so zum Tode verurteilt worden. "Dies ist Anlass zu großer Sorge für die Zukunft", sagte Smart. "Selbst wenn irakische Behörden mit überwältigenden Beweisen von Folter konfrontiert wurden, haben sie Täter nicht zur Verantwortung gezogen, und die USA und ihre Verbündeten haben es versäumt, dies einzufordern."
In dem Land hat sich auch die Lage der christlichen Minderheit seit der US-Invasion und der Niederwerfung des Baath-Regimes von Saddam Hussein dramatisch verschlechtert. Dutzende Kirchen wurden niedergebrannt, viele Christen ermordet, Diskriminierung und Anfeindung sind an der Tagesordnung. Wer als Christ erkannt werde, sei oft Zielscheibe brutalster Verfolgung, wie Geistliche berichteten. Zuletzt kam im Nordirak der entführte chaldäisch-katholische Erzbischof von Mossul, Paulos Faraj Rahho, ums Leben.
Hunderttausende Iraker flüchteten wegen der Verfolgungen in den letzten fünf Jahren in die Nachbarstaaten, die nun mehr Hilfe für die Versorgung der Flüchtlinge fordern. Die Aufnahmeländer bräuchten "zusätzliche Hilfe angesichts des Andrangs" der irakischen Flüchtlinge, sagte der jordanische Außenminister Salah Bashir in Amman. Angesichts der anhaltenden Gewalt in ihrer Heimat haben rund 4,5 Millionen Iraker ihre Heimat verlassen, rund 2,5 Millionen davon sind Binnenflüchtlinge.
Oberstes Recht der Iraker sei die Rückkehr in ihre Heimat, betonte Bashir. Daher müsse für Stabilität und Sicherheit im Irak gesorgt werden. Das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) hatte im Februar seine Hilfen für Syrien und Jordanien erhöht, die fast zwei Millionen Iraker aufgenommen haben. In diesem Jahr stellte das UNHCR 261 Millionen Dollar (165 Mio. Euro) für die Bedürftigsten und die Flüchtlinge in und außerhalb des Irak zur Verfügung. Jordanien bezifferte die Kosten für die Versorgung von bis zu 750.000 Irakern in den vergangenen drei Jahren auf mehr als zwei Milliarden Dollar.
Aus: "NGOs kritisieren humanitäre Lage" (Artikel vom 19.03.2008 14:02 | APA, AP, dpa, AFP | hjh)
Quelle: http://www.kurier.at/nachrichten/142258.php (http://www.kurier.at/nachrichten/142258.php)
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Quote[...] Grünen-Fraktionsvize Jürgen Trittin erklärte am Mittwoch in Berlin, fast 4000 US-Soldaten und Hunderttausende Iraker hätten seither ihr Leben verloren. Es herrsche ein brutaler Bürgerkrieg im Irak, und der islamistische Terrorismus habe "eine beispiellose Rekrutierungsbasis und ein Schlachtfeld gewonnen".
Die Region und die Welt seien "in einem hohen Maße unsicherer geworden", der Terror habe "dramatisch zugenommen". Die staatliche Einheit des Irak sei faktisch zerbrochen, sagte der Grünen-Politiker und verwies auf die ethnischen Säuberungen zwischen Sunniten und Schiiten. Trittin betonte, vor diesen Folgen hätten die Grünen und die rot-grüne Bundesregierung eindringlich gewarnt, während die damalige Oppositionsführerin Angela Merkel (CDU) die US-Position unterstützt habe. Trittin sagte: "Hätte Frau Merkel die Wahl 2002 gewonnen, wäre die Bundesrepublik Teil der Kriegskoalition geworden und stünde heute im Irak."
Die rot-grüne Bundesregierung hatte sich allerdings 1999 am Angriffskrieg gegen das damalige Jugoslawien beteiligt und Deutschland gemeinsam in den so genannten "Krieg gegen den Terror" gezogen. Die Lage in Afghanistan, wo die Bundeswehr immer stärker in einen Krieg hineingezogen wird, ist kaum besser als im Irak. Die Grünen machen zudem regelmäßig stark für Bundeswehr-Einsätze in afrikanischen Ländern.
Aus: ""Die Welt in diesen Krieg hineingelogen": Opposition beklagt verheerende Bilanz des Irak-Krieges" (19. März 2008)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=17552 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=17552)
Quote[...] Ostern 1958 hatte die britische Campaign for Nuclear Disarmament einen Marsch von London zum Atomforschungszentrum Aldermaston organisiert und dabei mit rund 10.000 Menschen gegen die nukleare Aufrüstung demonstriert. Hieraus entwickelte sich eine Tradition solcher Demonstrationsmärsche zu Ostern in verschiedenen westeuropäischen Ländern.
[...] In der Bundesrepublik Deutschland fand der erste Ostermarsch 1960 in Norddeutschland mit ungefähr 1.000 Teilnehmern statt. In den folgenden Jahren gingen an den Osterfeiertagen immer mehr Menschen an immer mehr Orten auf die Straße. Die Demonstranten forderten ein Ende der atomaren Bewaffnung und des nuklearen Wettrüstens. Bis 1968 war die Teilnehmerzahl auf 300.000 gestiegen. Dabei konnten nur Einzelpersonen, nicht Organisationen an der Ostermarsch-Bewegung teilnehmen.
Der Bewegung gehörten zunächst vornehmlich Anhänger eines ethisch-religiösen Pazifismus an. Schon bald wurde sie aber zu einer außerparlamentarischen Sammlungsbewegung. Dies ist auch ablesbar an der Namensänderung: "Kampagne für Abrüstung" (1963) - "Kampagne für Demokratie und Abrüstung" (1968). Typisch waren die Friedenslieder von Gerd Semmer und Fasia Jansen. Semmer gehörte auch zu den Organisatoren der Ostermärsche.
Unter dem Eindruck der Notstandsgesetzgebung (1968), der Militärintervention des Warschauer Pakts in der CSSR (1968), der Bildung einer sozialliberalen Bundesregierung (1969) sowie interner Differenzierungsprozesse kam die Bewegung 1970 zunächst zum Erliegen bzw. ging in anderen sozialen Bewegungen auf.
Das änderte sich 1979 mit dem NATO-Doppelbeschluss zur Stationierung von Atomwaffen in der Bundesrepublik. 1983 nahmen etwa 700.000 Menschen an verschiedenen Aktionen zum Frieden teil. Mit dem Ende des Kalten Krieges zwischen Ost und West nahm das Interesse ab.
Während der Golfkriege und im Zuge der wachsenden Beteiligung der Bundeswehr an Einsätzen außerhalb Deutschlands stieg die Zahl der Ostermarschierer wieder an.
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Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Ostermarsch (http://de.wikipedia.org/wiki/Ostermarsch) (10. März 2008)
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Quote[...] In vielen Aufrufen zu den diesjährigen Ostermärschen finden sich auch Forderungen nach Auflösung der NATO und nach einem Stopp der Militarisierung der Europäischen Union. "Der EU-Reformvertrag, der demnächst vom Bundestag ratifiziert werden soll, ist in sicherheitspolitischer Hinsicht keinen Deut besser als der gescheiterte Verfassungsvertrag", meint Strutynski. "Aufrüstungsverpflichtung, Teilnahme an Militärinterventionen in aller Welt, Einrichtung der europäischen Rüstungsagentur und Aufbau von Schlachtgruppen (Battle groups) sind nur drei markante Pfeiler dessen, was wir Militarisierung der EU nennen. Und die Bundesregierung der Großkoalitionäre ist treibende Kraft dieser Entwicklung, die aus der so erfolgreichen Wirtschaftsunion eine Militärunion machen wird."
Die Friedensbewegung wolle nicht nur keine neue Militärunion, sie wolle auch den Austritt aus dem alten Militärpakt NATO, so Strutynski. "Dessen Existenzberechtigung war doch spätestens mit der Auflösung des Warschauer Paktes 1991 erloschen. Im völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien 1999 hatte die NATO ihre bis dahin schlimmste Visitenkarte vor der Welt abgegeben."
Aus: "Ostermärsche starten heute zum fünften Jahrestag des Irak-Krieges" (20. März 2008)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=17560 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=17560)
Quote[...] Gibt es bei der Bundeswehr "Offiziere einer neuen Generation, die handeln werden, wenn es die Zeit erforderlich macht"?
Zu "Es lebe das heilige Deutschland!" Von Peter Mühlbauer 27.03.2008 (TP)
Text: QuoteTheRaven in Fabelhafte_Widerstands-Welt (85)
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/426341/TrkHomeCommText1 (http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/426341/TrkHomeCommText1)
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Quote[...] Bis heute ist der Ak DS das einzige kritische Sprachrohr von ehemaligen und aktiven Offizieren und Unteroffizieren der Bundeswehr.
Unsere Ziele und Forderungen
* Absoluter Vorrang vorbeugender ziviler Konfliktlösungen vor militärischen Maßnahmen,
* strikte Einhaltung des Verfassungs- und Völkerrechts,
* Stärkung der UN und der OSZE,
* Stufenweise Verringerung der Streitkräfte auf ca. 120.000 SoldatInnen und Abschaffung der Wehrpflicht,
* Keine Teilnahme der Bundeswehr an friedenserzwingenden militärischen Kampfeinsätzen; Zurückhaltung bei friedenserhaltenden Blauhelmeinsätzen,
* für die Bekämpfung des Terrorismus ist Militär nicht geeignet,
* kein Einsatz der Bundeswehr im Inneren,
* Abbau aller Massenvernichtungsmittel,
* Restriktive Rüstungsexportpolitik,
* Mehr Demokratie für mündige Soldaten in der Bundeswehr,
* Demokratische Traditionspflege, Maßnahmen gegen Rechtsradikalismus in der Bundeswehr,
* offene Diskussion ethischer Fragen des Soldatenseins.
Aus: "Gründung des Arbeitskreises DARMSTÄDTER SIGNAL (Ak DS)" (Stand: 27.03.2008)
Quelle: http://www.darmstaedter-signal.de/werwir.php (http://www.darmstaedter-signal.de/werwir.php)
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Quote[...] Hassmails zu bekommen ist nichts Ungewöhnliches. Wenn jedoch der Absender bei einer Organisation tätig ist, in der er viel über das Töten lernt und jederzeit Zugang zu Waffen hat, dann bekommt solch eine Mail einen anderen Stellenwert. Jürgen Rose vom Arbeitskreis [extern] Darmstädter Signal erhielt solch eine Hassmail – gezeichnet mit Namen und Titel eines Mannes, der nicht nur bei der Bundeswehr tätig ist, sondern bei der Elitetruppe KSK, deren genaue Aktivitäten das Verteidigungsministerium weitgehend geheim hält.
Herr Rose - Sie erhielten eine Mail, in der Ihnen gedroht wurde. Was stand da genau drin?
Hans-Jürgen Rose: Das war am 28. Juli 2007, und der Absender, der mit Klarnamen "[K.], Daniel (Hauptmann)" [Name von der Redaktion geändert] unterschrieben hat, schrieb:
Quote"Guten Tag Herr Rose,
durch Zufall bin ich über die Seite des DS gestoßen.
Mit Befremden registriere ich die strukturelle Ausrichtung Ihrer Vorfeldorganisation und distanziere mich als deutscher Offizier entschieden von diesem linken Zeitgeistkonglomerat uniformierter Verpflegungsempfänger. Nicht die Kritik an kritikwürdigen Themenfeldern kritisiere ich, sondern die Intention und Diktion dahinter. Sie wissen was ich meine und sie wissen auch, dass sie nicht das Sprachrohr einer, unserer Armee sind. Ich beurteile sie als Feind im Inneren und werde mein Handeln daran ausrichten, diesen Feind im Schwerpunkt zu zerschlagen. Die Phase des 68er Marsches ist beendet, kehren Sie um in den Gulag der politischen Korrektheit oder in die Sümpfe des Steinzeitmarxismus, dem Sie entkrochen sind. Sie werden beobachtet, nein nicht von impotenten instrumentalisierten Diensten, sondern von Offizieren einer neuen Generation, die handeln werden, wenn es die Zeit erforderlich macht.
Somit verbleibe ich mit vorzüglicher Geringschätzung und trefflicher Erheiterung in der Betrachtung Ihrer weiteren operativen Unfähigkeit.
Kaufhold, Daniel Hauptmann
"Es lebe das heilige Deutschland" (Stauffenberg)"
[...] Die Mail erhielten Sie also bevor Tom Cruise seine bizarre Bambiverleihungsrede hielt, die er mit der Grußformel vom heiligen Deutschland abschloss?
Hans-Jürgen Rose: Das habe ich nicht zur Kenntnis genommen. Der Satz "Es lebe das heilige Deutschland!" soll wohl von Stauffenberg stammen, er soll das gerufen haben als er im Bendlerblock vor dem Erschießungskommando stand. Warum sich dieser Herr [K.] dieser Formel bedient, das kann ich nicht genau nachvollziehen.
[...]
Sie glauben also tatsächlich an eine solche Gruppe, und weniger an einen schlechten Scherz?
Hans-Jürgen Rose: Das ist natürlich schwer einzuschätzen. Es gibt in der Tat zwei Möglichkeiten: Die eine ist, dass er nicht ganz Herr seiner Sinne war, als er das schrieb - vielleicht hatte er exzessiv dem Alkoholgenuss gefrönt. Das scheint mir aber nicht ganz so wahrscheinlich - vor dem Hintergrund, in dem sich das KSK oftmals schon bewegt hat (oder zumindest bestimmte Kameraden aus dem KSK, was ab und zu mal nach oben gekommen ist, beispielsweise die Fahrten mit Rommels Afrikakorps-Palme in Afghanistan). Aber es lässt sich nicht endgültig entscheiden, ob er da jetzt als Einzeltäter steht, oder ob tatsächlich - wie er schreibt - eine Gruppe dahintersteckt. Das sind auch die Befürchtungen und Überlegungen, die den Wehrbeauftragten bewegt haben (und die ihm Sorgen bereiten) - dass [K.] tatsächlich für eine Art Freikorps steht, wie wir das aus Weimarer Zeiten kennen.
Sie halten es also tatsächlich für möglich, dass es Strukturen gibt, wie sie in den zwanziger Jahren zu Fememorden führten, oder wie man sie aus der Türkei als der "tiefe Staat" kennt?
Hans-Jürgen Rose: Man kann das ja nicht ausschließen. Die NATO hat ja während des Kalten Krieges diese Geheimorganisation namens "Gladio" aufgebaut. Da hat man solche Strukturen tatsächlich angelegt - von ganz oben her. Man kann nicht ausschließen, dass es so etwas gibt, sondern müsste versuchen, das weiter zu ermitteln. Da scheint mir, dass man bisher nicht unbedingt sehr weit gegangen ist - weder von Seiten des MAD, noch von Seiten der Staatspolizei hier in Bayern, die ich ja auch eingeschaltet hatte.
Nun arbeitete "Gladio" aber fast ausschließlich mit Schwarzer Propaganda. Da müsste der Unterzeichner ja eigentlich als jemand ganz anderes unterzeichnet haben, und als ganz andere Organisation mit ganz anderem politischen Hintergrund auftreten?
Hans-Jürgen Rose: Genau - dann hätte er sich sicherlich getarnt. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es geheime Strukturen bereits gab. Und deshalb ist es nicht auszuschließen, dass es auch heute geheime Strukturen gibt. In Weimarer Zeiten sind ja diese Herrschaften, die sich so betätigt haben, ganz offen aufgetreten, weil sie nichts zu befürchten hatten. Man sieht ja auch in diesem Falle, dass eigentlich fast gar nicht reagiert wurde, wie ja auch der Wehrbeauftragte moniert. Der Kamerad hat wahrscheinlich einfach einen Verweis bekommen. Das ist wie so ein Punkt in Flensburg, der ist nach zwei Jahren wieder aus dem Disziplinarbuch gelöscht, und er hat wieder eine weiße Weste. Das ist nichts weiter als eine Verwarnung - und das empfindet der Wehrbeauftragte als unangemessen. Möglicherweise hat der junge Hauptmann in dem Bewusstsein, dass ihm sowieso nichts passieren kann, seine Suada über das Internet abgelassen.
[...] Es gab mal einen General namens Grashey, der hielt 1969 an der Führungsakademie in Hamburg eine Rede, in der er sagte: "Die Innere Führung ist eine Maske, wir können sie endlich ablegen, das war sowieso nur ein Zugeständnis an die Sozialdemokraten." Er wurde dann von Helmut Schmidt umstandslos gefeuert.
Der amtierende des deutschen Heeres, Generalleutnant Hans-Otto Budde, verkündete: "Wir brauchen den archaischen Kämpfer!". Und ein Fallschirmjäger-Kamerad ergänzte im selben Geiste: "Man muss sich diesen archaischen Kämpfer vorstellen als einen Kolonialkrieger, der fern der Heimat nach eigenen Gesetzen lebt und handelt." Dieser Inspekteur ist nach wie vor unbeschadet in Amt und Würden. Solche Äußerungen geschehen seit der Endphase des Verteidigungsministers Wörner, und es hat sich nach dem Ende des Kalten Krieges verstärkt. Wenn man also von ganz oben her diesen wehrmachtsinspirierten Kämpferkult predigt, solche Latrinenparolen ausgibt, die sich dann kaskadenartig über alle Hierarchieebenen ergießen, dann muss man sich nicht wundern, wenn an unterster Ebene solche Kloaken entstehen wie in Calw oder in Coesfeld. Der Fisch beginnt bekanntlich vom Kopfe her zu stinken.
Was eben zu monieren ist, ist ein völliges Unverständnis darüber, was Innere Führung eigentlich bedeutet. General Baudessin, der nicht umsonst später Gründungsdirektor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg wurde, legte sein Konzept der Inneren Führung zusammen mit dem Leitbild vom Staatsbürger in Uniform auf eine Entmilitarisierung des soldatischen Bewusstseins hin an. Die Zivilisation des militärischen Gewaltapparates stand im Vordergrund, und auch der Frieden als Auftrag. Und dazu sollte eben der Staatsbürger – und jetzt auch die Staatsbürgerin – in Uniform in der Armee die grundlegenden Menschen- und Bürgerrechte genießen können. Die sollten erhalten bleiben. Die Armee durfte kein Staat im Staate werden - und der Frieden war der Ernstfall.
Das war den alten Wehrmachtskämpfern, die die Bundeswehr aufgebaut haben, schon immer ein Dorn im Auge, denn sie wollten im Grunde nichts weiter als mit dieser Bundeswehr eine optimierte Wehrmacht installieren. Nachdem man den Kalten Krieg gewonnen hatte, begann diese Phase, dass man mit Macht versuchte, einen neo-traditionalistischen Kämpferkult zu implementieren. Das ist auch in weiten Teilen gelungen. Beispielsweise verkündete Johann Adolf Generalmajor von Kielmansegg, der Sohn des alten Grafen Kielmansegg, schon 1991 in der Offizierszeitschrift "Truppenpraxis": "Der Krieg ist der Ernstfall. Auf die Kriegstüchtigkeit einer Armee ist alles auszurichten. Die Zivilisierungsmöglichkeiten einer Armee sind begrenzt. Der Soldat soll schon die Grundrechte erfahren, aber durchaus nicht alle. Er soll aus Liebe für sein Vaterland kämpfen und sterben." Solche Parolen wurden seit den neunziger Jahren ausgegeben. Das hat bis heute nicht nachgelassen, und das wirkt sich natürlich letztlich verheerend aus.
Was ist mit dem Mann passiert, der diese Parole ausgegeben hat?
Hans-Jürgen Rose: Dem ist nichts passiert. Generäle dürfen so etwas sagen. Sie dürfen die Innere Führung in Frage stellen, das Leitbild vom Staatsbürger in Uniform... Das ist eine Kaste, die ist nahezu unantastbar. Außer wenn sie wirklich über die Stränge schlägt wie dieser General Günzel im Fall Hohmann. Gerade im Bezug auf die KSK lässt sich bestimmt die These aufstellen, dass der Geist, den zum Beispiel jemand wie Günzel in die Truppe gebracht hat, natürlich fortwirkt.
Wie gehen Sie jetzt weiter vor?
Hans-Jürgen Rose: Aus meiner Sicht ist nichts weiter zu tun. Ich habe meine Meldung gemacht innerhalb der Bundeswehr - und ich habe die Bescheide entsprechend bekommen. Jetzt findet Öffentlichkeitsarbeit statt, und das halte ich auch für notwendig. Wir sollten zum Beispiel mal die Frage stellen, wozu wir eigentlich dieses Kommando Spezialkräfte brauchen. Was ist eigentlich deren Auftrag? Kann es angehen, dass der deutsche Steuerzahler diese Geheimschwadronen finanziert, die in deutschem Auftrag weltweit operieren – demokratisch völlig unzureichend kontrolliert? Das halte ich für einen Skandal.
Diese Gruppe wird ja auch vom deutschen Bundestag mandatiert im Rahmen der völkerrechtswidrigen Operation "Enduring Freedom". Das ist das System Guantanamo, was da gefüttert wird. Neulich konnten wir in einer schönen Dokumentation über politisches Kidnapping die Information erhalten, dass 30.000 bis 50.000 Menschen in diesem Rendition-System verschleppt wurden. 85%, so dieser interviewte ehemalige Mitarbeiter des US State Department, sind unschuldig. Die Folterlager in Rumänien und Polen hat man mittlerweile aus politischen Gründen dichtmachen müssen, jetzt lässt man in Somalia foltern. Vor deren Küste schippert die deutsche Bundesmarine herum - im Rahmen der Operation "Enduring Freedom", um das abzusichern. Und das KSK wird eben auch im Rahmen dieser Operation eingesetzt. Über solche Dinge sollten wir langsam mal beginnen, nachzudenken - im siebten Jahr des Krieges, in dem wir uns befinden.
Quote27. März 2008 2:52
Der Offizier war sauer, und hat einen launigen Brief geschrieben,
LuisDeLirio (mehr als 1000 Beiträge seit 11.04.01)
das ist alles. Aber klar, dass der Adressat & Co. nun wieder eine
passende VT fabulieren, also genau das Verhalten zeigen, was der
Offizier etwas polemisch kritisiert hat.
Den Ärger über die Sekte der politisch Korrekten sowie ihre
Gesinnungs & Meinungsdiktatur kann ich verstehen. Diese fanatischen
Sprachvernebler sind genauso wissenschaftsfeindlich wie die
Kreationisten.
Quote27. März 2008 7:19
xxx
rjba (258 Beiträge seit 05.03.05)
LuisDeLirio schrieb am 27. März 2008 2:52
> das ist alles. Aber klar, dass der Adressat & Co. nun wieder eine
> passende VT fabulieren, also genau das Verhalten zeigen, was der
> Offizier etwas polemisch kritisiert hat.
>
> Den Ärger über die Sekte der politisch Korrekten sowie ihre
> Gesinnungs & Meinungsdiktatur kann ich verstehen. Diese fanatischen
> Sprachvernebler sind genauso wissenschaftsfeindlich wie die
> Kreationisten.
Ja, ich halte auch nichts von übertriebener Höflichkeit. Dieser
"launige Brief" hat mit Kritik oder Polemik exakt ebensoviel zu tun
wie Ihr obiger Beitrag: beides ist durchgeknalltes Gefasel.
Quote27. März 2008 8:13
Dein Getöse möchte ich hören,
nick00 (781 Beiträge seit 31.07.07)
würde man Dir soetwas zuschicken.
Irgendwann konnte man Dich noch ernst nehmen; aber inzwischen habe
ich auch das Gefühl, dass Du nur noch rechtslastige Positionen ohne
Sinn und Verstand verteidigst. Schade drum.
Quote27. März 2008 8:19
hätte mich auch gewundert,
mordsDing boa eh (mehr als 1000 Beiträge seit 25.03.05)
wenn Lui de Lirium sich bei diesem Thema nicht als Verteidiger
rechtsgerichteter Kämpfer "für das heilige Deutschland" und als
Verharmloser faschistoider Denke hervortut. Die Relativierung
menschenverachtender Ideologien von Rechts scheint ihm besonders am
Herzen zu liegen. Ekelhaft.
Quote27. März 2008 8:10
Konstruierter "Skandal"
RandallFlagg (862 Beiträge seit 14.02.04)
Der Inhalt des Briefs ist auf den ersten Blick tatsächlich
erschreckend, aber auf den zweiten und dritten dann eher lustig. Da
versucht jemand, unter Verwendung von Zitaten und einem gefeilten
Hochdeutsch einen anderen zu beeindrucken. Dass er diesen Brief dann
noch tatsächlich mit eigenem Namen unterzeichnet und versandt hat,
setzt dem ganzen die Krone auf. Keine Ahnung ob dieser Typ einfach
nur besoffen war oder verwirrt ist. Jedenfalls ist die medienwirksame
Ausschlachtung dieses "Skandals" blödzeitungswürdig. Dass aber nun
einige hier im Forum und woanders eine VT konstruieren wollen bzw.
den Brief ernst nehmen, spricht Bände. Da fällt mir nur Pawlow und
seine Hudne dazu ein.
Randall
Quote27. März 2008 10:55
Warten wir auf den Einsatz der Bundeswehr im Inneren...
Schokophil (3 Beiträge seit 15.06.05)
Bevor das neue Weissbuch im Bundestag diskutiert werden sollte,
wurden am Tag zuvor jahrealte Fotos ausgegraben, mit Fußball(Schädel)
spielenden Soldaten. Was für ein Skandal? Über das Weissbuch wurde
nicht mehr diskutiert, oh Wunder.
Es gibt vermutlich Leute, die haben eine Agenda.
Das Bundesverfassungsgericht hat zu meinem Leidwesen mit seinem
Urteil zum kassierten Flugsicherungsgesetz durchaus eine Möglichkeit
zum Abschuß ziviler Flugzeuge durch Polizei- oder Bundespolizeikräfte
aufgezeigt. Diese Möglichkeit wird durch Schäuble, Jung und Co. nicht
weiter verfolgt. Warum eigentlich? Stattdessen brauchen wir angeblich
den Einsatz der Bundeswehr im Inneren.
Wie man sieht, bereiten sich manche auch auf diesen Einsatz schon
vor.
Gleichzeitig wird mit einer Strategie der Spannung (Gladis) unter dem
Vorwand der Terrorbekämpfung die Infrastruktur für einen
Überwachungsstaat gelegt.
Mein alter Geschichtslehrer, durch den Ritt nach Moskau und zurück an
Lebenserfahrung reicher geworden, kommentierte gerne sarkastisch:
2+2 gibt 4. Immer!
Quote27. März 2008 11:10
Die Bundeswehr im Inneren soll gegen das eigene Volk eingesetzt werden
Karl-Eduard (mehr als 1000 Beiträge seit 29.12.02)
Ist doch logisch, so wie jede neue angebliche "Anti-Terror-Massnahme"
(z.B. Abschaffung des Bankgeheimnis im "Kampf gegen den Terror") sich
bisher gegen den "Kleinen Mann" gerichtet hat.
Der Einsatz der Luftwaffe gegen G8-Demonstranten war eine schoene
Demonstration was man eigentlich im Sinn hat.
Tja, da kann man eigentlich nur neidisch auf Amerika blicken, da darf
sich wenigsten jeder unbescholtene Buerger ordentlich bewaffnen. Dort
vertraut die Regierung den Buergern, bei uns halt nicht.
Aus: ""Es lebe das heilige Deutschland!"" Peter Mühlbauer (TP, 27.03.2008)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27588/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27588/1.html)
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QuoteBAUHAUS Bürgerlich-Konservativ, 26.03.2008 09:01
Zitat: "Sie werden beobachtet, nein nicht von impotenten instrumentalisierten Diensten, sondern von Offizieren einer neuen Generation, die handeln werden, wenn es die Zeit erforderlich macht." In einem Postskriptum schließt er seine Tiraden mit dem Satz: "Es lebe das heilige Deutschland."
Gefällt mir. Vortrefflich in FJS-Manier ausgedrückt. Exzellente Wortwahl meines Erachtens, könnte glatt von mir sein. Ich denke ich spreche im Namen meiner Fraktion, wenn ich Daniel K. als neuen Generalinspekteur der Bundeswehr empfehle.
Aus: "KSK-Hauptmann wegen "Nazi-Mail" am Pranger" (Forum)
Quelle:
http://www.politikforen.net/showthread.php?s=b328b2989c3eb190d01c0283d432a21a&t=59891&page=2 (http://www.politikforen.net/showthread.php?s=b328b2989c3eb190d01c0283d432a21a&t=59891&page=2)
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Quote[...] Auf der Internetseite der "Gedenkstätte Deutscher Widerstand" zu Claus Graf von Stauffenberg findet sich nur eine ganz kurze Notiz über die geistigen Hintergründe des Attentäters, etwa sein Verhältnis zu dem Dichter Stefan George. Stauffenberg, so heißt es dort, habe sich immer wieder auf einzelne Verse des Lyrikers besonnen, die ihm als Maximen seines Handelns dienten. (1) Der Begriff "Geheimes Deutschland", der in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle spielte, fehlt ganz. Das Verhältnis des Soldaten zu dem Dichter war aber von weit größerer Bedeutung als es diese kurzen Bemerkungen nahelegen.
Vor allem ist es bis heute schwer, diese eigenartige Beziehung wie auch den Begriff "Geheimes Deutschland" mit wirklich konkreten Inhalten zu füllen. Dies zu versuchen ist aber umso interessanter, als es nicht nur tief in die komplexe Geschichte des Dritten Reiches hineinführt, sondern auch belegt, daß spirituelle und mythologische Motive nicht nur in die NS-Ideologie hineinspielten, sondern auch in die Gedankenwelt des Widerstandes. Manchmal stehen beide auch in fast erschreckender Nähe beieinander und es bedarf eines beträchtlichen Differenzierungsvermögens, um sie dennoch auseinanderzuhalten.
Claus von Stauffenberg kam bereits im Mai 1923, also mit 16 Jahren, in den Kreis um den Dichter Stefan George, in dem sich junge Künstler, Bohémiens und Schöngeister versammelt hatten, um in einer Art "aristokratischen Opposition" gegen Materialismus, Konsumideologie und saturiertes Bürgertum ihrer Zeit zu protestieren. Einige Mitglieder waren übrigens auch Juden, da George keine grundsätzlichen Aversionen gegenüber ihrer Kultur und ihrem Glauben kannte. (2) Man traf sich zu fast konspirativen Versammlungen und lauschte dem feierlichen Ton des Meisters, der sich als Nachfolger Hölderlins verstand und in kryptischen Gedichten Götter, Helden und Sagengestalten vergangener Epochen beschwor.
Hierbei ging es weniger um germanische Vorzeit, wie in den völkisch-ariosophischen Gruppierungen dieser Jahre, sondern die griechische Antike diente als Vorbild einer von Geist erfüllten Welt, in der noch Natur und Götter geehrt wurden und wenige Einzelne statt der Masse Politik und Kulturleben bestimmten. Die Gedichte umrissen einen Kosmos von mythologischen Figuren und großen Naturbildern, sangen von einem "gelobten land im duft der sagenferne", wie es George einmal in einer Dichtung über den Maler Arnold Böcklin beschrieb. Dieser habe sich mit seiner Kunst - wie George selbst - gegen die "hässlich eitle hast" und "des alltags frechen jubel" gestellt und als eine Art Wächterfigur verhindert, "dass uns in kalter zeit das heilige feuer losch". (3) Solche Töne, vor allem wenn sie von dem charismatischen Dichter selbst vorgetragen wurden, begeisterten die jungen Männer und Stauffenberg begann auch selbst Gedichte zu schreiben, in denen er ähnliches formulierte:
"Ich wühle gern in alter helden sagen und fühle mich verwandt so hehrem tun und ruhmgekröntem blute. Ich könnte nicht die alten zeiten missen, wo wäre denn daß ich mein leben schaute, wenn nicht in höchster sein?" (4)
Dieser Kosmos von Idealen bestand neben der griechischen Antike auch aus Kunst und Kultur des deutschsprachigen Raumes: die Heldensagen um Siegfried und Dietrich von Bern, die Stauferkaiser, das mittelalterliche Rittertum, der "Bamberger Reiter" und das Rolandslied zählten dazu, ebenso große Künstler und Philosophen wie Hölderlin, Goethe, Herder und Nietzsche.
Ein gemeinsamer Nenner all dieser Elemente ist nicht leicht zu finden: heldenhafte Gesinnung, mutiges Einstehen für moralische Werte zählen wohl dazu, Selbstlosigkeit, die Kraft, gegen den Strom zu schwimmen sowie ein ganzheitliches Menschenbild, wie es in der Antike und in der deutschen Klassik propagiert worden war:
"das runde, vollkommene, nach allen seiten richtig aus- und durchgebildete, das gleichgewichtige in bestreben und können (in persönlichkeit und leistung) sollte erreicht und verwirklicht werden." (5)
Das Konzept "Geheimes Deutschland" war nicht stur national oder gar rassistisch orientiert. Der jüdische Dichter und George-Anhänger Karl Wolfskehl etwa nannte das Rassenprinzip "banausisch" und von "naturwissenschaftlicher pseudo-exaktheit": "als ob der 'ganz besondere Saft' bio-chemisch zu enträtseln wäre!" (6) Aber trotz allem Respekt vor den Kulturleistungen anderer Länder sah man in der deutschen Kultur ein besonderes geistiges Potential angelegt, das in der Geschichte immer wieder zerstreut worden sei und sich im Gegensatz zu Frankreich oder Italien nie zu einem wirklichen Kräftestrom hätte bündeln können. Dies sei aber nun an der Zeit: Das "Geheime Deutschland" - so schrieb Wolfskehl bereits 1910 - rege sich "unter dem wüsten oberflächenschorf noch halb im traume" und wolle "aus seiner berg- und höhlenentrückung herauf ... ans licht" (7). Hier wird auch auf die Legenden um König Barbarossa bzw. Karl den Grossen angespielt, wonach diese nie richtig gestorben seien, sondern in unterirdischen Bergkammern auf eine Rückkehr warteten.
"Geheimes Deutschland" war auch der Titel eines Gedichtes von George. Dort wurde ein Weltbild aus älterer Zeit beschworen, das in "tiefinnerstem schacht weihlicher erde noch ruht" und gegen eine Zeit gestellt, in der sich der Materialismus ("unersättliche gierde") mit imperialistischem Gebaren schon bis in fernste Weltgegenden ("Wüste" und "Jurten") ausgebreitet habe. George schwelgt in diesem Gedicht nicht nur in weltentrückter Träumerei, sondern fordert die Verbindung von Idealen mit gegenwärtiger Realität:
"Fittiche des sonnentraums, streiche nun nah am grund!" (8)
Stauffenberg nahm sich dies so zu Herzen, daß er selber eine Vision zukünftigen Handelns beschwor:
"Und je klarer das Lebendige vor mir steht .
je höher das Menschliche sich offenbart .
und je eindringlicher die tat sich zeigt .
umso dunkler wird das eigene blut .
umso ferner wird der klang eigner worte
und umso seltener der sinn des lebens .
wol bis eine stunde in der härte des schlages
und in der größe ihrer erscheinung das zeichen gebe." (9)
Ein Plädoyer für die Bereitschaft zu einer aus hohen Idealen gespeisten Tat und für die Rücknahme des eigenen Selbst im Dienste einer von der Allgemeinheit geforderten Mission, die der 18-Jährige in fast erschreckender Klarheit schon vor sich sieht.
Ein großes Vorbild in diesem Pantheon deutsch-europäischen Geistes war auch der Stauferkaiser Friedrich II., über den ein Mitglied des George-Kreises eine umfassende Biographie schrieb und an dessen Grab in Palermo man 1924 einen Kranz niederlegte. Auf seiner Schleife stand geschrieben: "Seinen Kaisern und Helden - das Geheime Deutschland." (10)
[...] Ein weiterer Eckpfeiler des "Geheimen Deutschland" war der Deutschritterorden im ehemaligen Ostpreußen, deren imposante Festung Marienburg Stauffenberg 1937 auf einer Ostpreußenreise aufsuchte und ein "spätes, aber echtes Zeugnis des Reiches" nannte. (12) Auch hier verband sich politische Führung mit spiritueller Haltung. Die Bewohner der Marienburg waren eine Art "Rittermönche" gewesen, die mit Schwert und Kreuz den Gedanken der christlich-abendländischen Sendung in die Welt hinausgetragen hatten. Auch Heinrich Himmler bewunderte diesen Orden und ernannte ihn zu einem der Vorbilder für die SS (13) - eine irritierende Parallele zum Weltverständnis des künftigen Hitler-Attentäters, die aber auch zeigt, wie vielfältig religiös-mythische Ideale ausdeutbar sind. Himmler und Stauffenberg liebten beide die Idee eines "spirituellen Kriegertums", das für Werte statt für Profit und reinen Machterhalt kämpfen sollte. Für Stauffenberg aber hätte die Verteidigung deutscher Kultur nie Auschwitz legitimiert und ein frühes Zitat deutet an, daß er auch einen anderen Begriff von "Härte" hatte als Himmler. Während für diesen der diszipliniert ausgeführte Massenmord an Juden, Zigeunern, Homosexuellen und Behinderten dazugehörte, definierte Stauffenberg Härte hauptsächlich als geistige Disziplin und Treue gegenüber den eigenen Idealen:
"die härte liegt im gleichmässigen vorwärtsschreiten trotz des eignen zweifels . im unbedingten gehorsam sich selbst gegenüber . in der disziplin nur auf eines zu achten". (14)
[...] Im Mai 1942 erfährt Stauffenberg das erstemal etwas von Gräueln und Massakern gegenüber der Zivilbevölkerung im Osten. Ein Augenzeuge berichtet ihm, wie SS-Leute in der Ukraine Juden vor ihrer Erschießung zur Aushebung des eigenen Massengrabes gezwungen hätten. (26) Obwohl - wie einige Autoren meinen - Stauffenberg gewisse antisemitische Klischees seiner Zeit teilte und für eine Beschränkung jüdischen Einflusses in Politik, Wirtschaft und Kultur plädierte, waren ihm solche Exzesse zuwider. (27) Trotz einer schweren Kriegsverletzung in Afrika, bei der er eine Hand und ein Auge verlor, begann er im September 1943 mit ersten konkreten Planungen zum Staatstreich, für die er auch Sozialdemokraten und Gewerkschaftsführer gewinnen konnte. In den diesbezüglichen Sitzungen zitierte er immer auch George-Verse, in denen z.B. gefordert wird, sich von "Schande" zu reinigen, die "Fessel des Fröners" vom Nacken zu schleudern und wieder "im geweide den hunger nach ehre" zu spüren. Es sei endlich Zeit, daß sich ein Volk "aus feigem erschlaffen sein selber erinnert der kür und der sende ... dann flattert im frühwind mit wahrhaftem zeichen die königsstandarte und grüßt sich verneigend die Hehren, die Helden!" (28)
Weniges erzählt mehr von dem uns heute so ferngerückten Geist dieser Zeit, als das Pathos dieser Zeilen. Es wäre durchaus auch von SS-Führern geschätzt worden, hätte man in die Verse z.B. das heroische Abschütteln "jüdisch-christlicher Fremdherrschaft " hineininterpretiert.
[...] Die restlichen Fakten sind bekannt: Am 20. Juli 1944 startet Stauffenberg um 8 Uhr morgens mit einer Maschine von Berlin nach Ostpreußen, um endlich das lange geplante Attentat zu begehen. In einer Lagebesprechung mit Hitler gegen 12.30 Uhr plaziert er die Aktentasche mit der Bombe unter einem Tisch in seiner Nähe, kommt aber nicht nahe genug an ihn heran. Da die Tischplatte außerdem aus massivem Eichenholz ist, bleibt der Diktator am Leben. Stauffenberg denkt jedoch, daß das Attentat erfolgreich war, fliegt nach Berlin zurück und verbreitet das Gerücht vom Tode Hitlers. Er beginnt mit der Organisation des Umsturzes, doch bald kommen von der Wolfsschanze gegenteilige Meldungen. Stauffenberg und einige seiner Mitstreiter werden verhaftet und um Mitternacht im Hofe des Bendlerblockes erschossen. Die Leichen wirft man auf einen Lastwagen und verscharrt sie auf einem nahegelegenen Friedhof. Aber Himmler gibt noch in der Nacht den Befehl, sie wieder auszugraben, zu verbrennen und ihre Asche zu zerstreuen."Auf die Rieselfelder!", fügte Göring - den Befehl noch übertrumpfend - hinzu. (31) Stauffenberg soll kurz vor dem tödlichen Schuß noch gerufen haben: "Es lebe das heilige Deutschland!" (32)
Aus: ""GEHEIMES DEUTSCHLAND": Die geistigen Wurzeln des Hitler-Attentäters Claus von Stauffenberg" von Rüdiger Sünner (Datum ?)
Quelle: http://www.ruedigersuenner.de/Geheimes%20Deutschland.html (http://www.ruedigersuenner.de/Geheimes%20Deutschland.html)
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Quote[...] Wir glauben an die Zukunft der Deutschen.
Wir wissen im Deutschen die Kräfte, die ihn berufen, die Gemeinschaft der abendländischen Völker zu schönerem Leben zu führen.
Wir bekennen uns im Geist und in der Tat zu den großen Überlieferungen unseres Volkes, die durch die Verschmelzung hellenischer und christlicher Ursprünge in germanischem Wesen das abendländische Menschentum schufen.
Wir wollen eine Neue Ordnung, die alle Deutschen zu Trägern des Staates macht und ihnen Recht und Gerechtigkeit verbürgt, verachten aber die Gleichheitslüge und fordern die Anerkennung der naturgegebenen Ränge.
Wir wollen ein Volk, das in der Erde der Heimat verwurzelt den natürlichen Mächten nahebleibt, das im Wirken in den gegebenen Lebenskreisen sein Glück und sein Genüge findet und in freiem Stolze die niederen Triebe des Neides und der Mißgunst überwindet.
Wir wollen Führende, die aus allen Schichten des Volkes wachsend, verbunden den göttlichen Mächten, durch großen Sinn, Zucht und Opfer den anderen vorangehen.
Wir verbinden uns zu einer untrennbaren Gemeinschaft, die durch Haltung und Tat der Neuen Ordnung dient und den künftigen Führern die Kämpfer bildet, derer sie bedürfen.
Wir geloben:
untadelig zu leben,
gewissenhaft zu dienen,
unverbrüchlich zu schweigen,
und füreinander einzustehen.
Aus: "Das Heilige Deutschland - Schwur des 20. Juli - Schwur des Widerstandes" (Stand: 03/2008)
Quelle: http://www.das-heilige-deutschland.de/ (http://www.das-heilige-deutschland.de/)
-.-
Quote[...] Während Nationalsozialismus und Internationalsozialismus sich als kollektivistische
Orientierungen über die Massen definierten, suchte der Kreis um Stefan George die
mittelalterliche Reichsidee mit ihrem Personalismus und ihrem ganzheitlichen
Menschenbild, wie es sowohl in der Antike als auch in der deutschen Klassik beschrieben
wurde. Damit verbunden waren das Einstehen für moralische Werte und eine heldenhafte
Gesinnung sowie der Mut gegen den Strom zu schwimmen. Als 18jähriger bereits
beschrieb Stauffenberg die Sicht seines künftigen Handelns, auch die Bereitschaft zur Tat
für die Gemeinschaft aus einer klaren Mission, unter Zurückstellung des eigenen Ichs. Für
eine Verklärung des Opfertodes war er jedoch nicht zu haben.
Für den Kreis um Stefan George verkörperte gerade der Staufer Friedrich II. den religiös,
philosophisch und wissenschaftlich gebildeten Staatsmann, einen Staatsmann, der in der
Lage war, mit Fach al Din, dem engsten Vertrauten des Sultans von Kairo, zu diskutieren,
der sich aber auch sozial engagierte, als er eine medizinische Hochschule gründete, in
der die Armen für Gotteslohn behandelt wurden. Wie sein großes Vorbild Friedrich II.
zeigte auch der Offizier und gebildete Einzelgänger Stauffenberg, der abends las oder
Cello spielte, statt sich wie viele seiner Kameraden zu vergnügen, großes Interesse für
historische, religiöse und soziale Zusammenhänge.
,,Seinen Kaisern und Helden - das Geheime Deutschland" stand auf dem Kranz, der 1924
von dem Kreis am Grab des Kaisers in Palermo niedergelegt wurde. Wahrscheinlich war
der letzte Ruf Stauffenbergs, als die Kugeln ihn trafen, auch der Ruf: ,,Es lebe das
geheime Deutschland" statt wie überliefert ,,Es lebe das heilige Deutschland". Der Begriff
,,Geheimes Deutschland" als Vision eines Reiches der Eliten stammte von Stefan George.
[...]
Wie notwendig wäre solch ein Geist zur Erneuerung unseres Volkes und Vaterlandes, zur
Wiedergewinnung rechtsstaatlicher Konturen für das wachsende ungeschützte Leben, für
die Vorrangstellung von Ehe und Familie, für einen zu verantwortenden Einsatz unserer
Männer und Frauen in Uniform, für das Gespräch in der Wahrheit mit den
Andersgläubigen. Die geistige Orientierung Stauffenbergs ist von hochaktueller
Bedeutung - gerade für unser Zeitgeschehen.
Jörn Brauns war stellvertretender Leiter des Studentenbereichs der Universität der
Bundeswehr München. Danach leitete er ein Seminarzentrum in Oberpfaffenhofen.
Junge Freiheit vom 21. Juli 2006-07-24
Aus: ",,Es lebe das Geheime Deutschland": Claus Graf Schenk von Stauffenberg und seine Beeinflussung durch den Kreis um den Dichter Stefan George" Jörn Brauns (2006-07-24) / [Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e. V. Hamburg]
Quelle: http://www.swg-hamburg.de/Im_Blickpunkt/Es_lebe_das_Geheime_Deutschland.pdf (http://www.swg-hamburg.de/Im_Blickpunkt/Es_lebe_das_Geheime_Deutschland.pdf)
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Quote[...] Sie sprachen gern vom ,,geheimen Deutschland" und bezogen sich damit auf ein Gedicht von Stefan George "Geheimes Deutschland", das in dem letzten Gedichtband des Dichters ,,Das neue Reich" von 1928, die größte Bedeutung hat. Bis heute ist nicht geklärt, welches die letzten Worte Stauffenbergs waren, als er nach dem Scheitern des Aufstands auf dem Hof im Bendler-Bloch standrechtlich erschossen wurde. Hartnäckig wird behauptet, er habe in die Gewehrsalve hinein gerufen: ,,Es lebe das heilige Deutschland". Daneben gibt es aber auch die Fama, es habe geheißen: ,,Es lebe das geheime Deutschland."
...
Aus: "Geheimes Deutschland. Stefan George und die Brüder Stauffenberg" von Jürgen Busche (Datum 2006/2007?)
Über: Manfred Riedel: ,,Geheimes Deutschland. Stefan George und die Brüder Stauffenberg". Böhlau Verlag, Köln, Weimar Wien 2006
Quelle: http://www.cicero.de/1725.php?ress_id=27&kol_id=10396 (http://www.cicero.de/1725.php?ress_id=27&kol_id=10396)
Quote[...] Der Anschlag galt zweifellos der Patrouille der Bundeswehr. Das weitere Vorgehen der deutschen Einsatztruppe in Afghanistan soll dadurch jedoch nicht beeinträchtigt werden. Die Bundeswehr wird ihr Engagement im Krisengebiet fortsetzen, bestätigte der Bundeswehr-Sprecher in Potsdam. Den deutschen Einsatzkräften steht im Juli sogar eine neue gefährliche Aufgabe bevor: Bundeswehrsoldaten sollen dann als Schnelle Eingreiftruppe Anschläge verhindern und bei kritischen Situationen beruhigend eingreifen. Dazu wird ein Team von weiteren 200 Soldaten nach Afghanistan geschickt.
Der Anschlag war nicht der erste Angriff auf die Bundeswehr in Kundus. Im Oktober 2007 wurden bei einem Selbstmordanschlag drei deutsche Soldaten und ein afghanischer Dolmetscher verletzt. Im Mai 2007 kamen bei dem Anschlag eines Selbstmordattentäters drei deutsche Soldaten und fünf Afghanen ums Leben.
Quote
Horst meint:
27.03.2008, 13:54 Uhr
Entsetzlich, dass es unsere hochbezahlten Urlauber auch mal getroffen hat.
Quote
dieter meint:
27.03.2008, 13:49 Uhr
wie viel tote, möchtendie die herren und frauen demokraten den noch?
QuoteNatürlich kein Zufall meint:
27.03.2008, 13:44 Uhr
Natürlich war es kein Zufall.
Wann begreifen die Deutschen endlich, dass die Taliban und sonstige radikale Muslime uns hassen?
Wir sind auch im Krieg gegen den Islam. Ob wir wollen, oder nicht.
Aus: " Afghanistan: Gezielter Anschlag verwundet deutsche Soldaten" Von Julia Troesser (27. März 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1842492/Gezielter_Anschlag_verwundet_deutsche_Soldaten.html (http://www.welt.de/politik/article1842492/Gezielter_Anschlag_verwundet_deutsche_Soldaten.html)
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QuoteKabul (dpa) - Die radikalislamischen Taliban haben sich im Internet zu dem Anschlag auf eine Bundeswehr-Patrouille in der afghanischen Provinz Kundus bekannt. In der Erklärung heißt es, Kämpfer hätten in der Nacht zuvor einen Panzer der NATO-Truppen in die Luft gesprengt. Dabei seien 13 Soldaten getötet oder verletzt worden. Die von den Extremisten nach Anschlägen verbreiteten Opferzahlen gelten als stark übertrieben. Bei dem Anschlag waren zwei Bundeswehrsoldaten schwer verletzt worden.
Aus: "Taliban bekennen sich zu Anschlag auf Bundeswehr in Afghanistan" (27.03.2008)
Quelle: http://www.focus.de/politik/schlagzeilen?day=20080327&did=637580 (http://www.focus.de/politik/schlagzeilen?day=20080327&did=637580)
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Quote[...] Die afghanischen Sicherheitskräfte sind noch weitgehend mit Waffen aus sowjetischer Produktion ausgerüstet. Seit 2006, als die Kämpfe in Afghanistan gegen das Terrornetz El Kaida und die radikal-islamischen Taliban an Intensität zugenommen haben, hängt das afghanische Militär immer mehr von US-Lieferungen ab. Die USA schalteten in den Waffenhandel zunehmend private Firmen ein. In diesem Zusammenhang trat auch die Firma AEY auf den Plan.
Der stellvertretende Chef des Unternehmens, ein 22 Jahre alter früherer Masseur, bestritt in einem Telefoninterview Ende vergangenen Jahres jegliches Fehlverhalten. Einige der Mittelsmänner und der Strohfirmen, die für AEY Inc. arbeiteten, standen auf einer US- Regierungsliste über verdächtige illegale Waffenhändler.
Aus: "Alte Munition für Afghanistan: US-Firma am Pranger" (Donnerstag, 27. März 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/939381.html?270320080749 (http://www.n-tv.de/939381.html?270320080749)
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Quote[...] Dutzende Tanklastwagen mit Öl-Nachschub für die NATO-geführte Schutztruppe in Afghanistan sind bei einem Anschlag am Khyber-Pass an der pakistanisch-afghanischen Grenze zerstört worden. Mindestens zwei Menschen kamen nach offiziellen Angaben bei der Bombenattacke ums Leben, mehr als 50 wurden verletzt. Die Tanklastwagen warteten auf die Abfertigung zur Einreise nach Afghanistan. Mehr als 60 Tanker fingen Feuer, 35 brannten vollständig aus, sagte ein Behördensprecher.
Viele der Lastwagen, die die Internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF mit Öl versorgen, fahren durch die unruhigen Stammesgebiete in der pakistanischen Nordwest-Grenzprovinz und über den Khyber-Pass. In den vergangenen Monaten waren sie bereits häufiger Ziel von Taliban-Angriffen.
[...] Wie das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Kabul mitteilte, sind bei einer gemeinsamen Operation von afghanischen Truppen und Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF "Dutzende" Aufständische getötet worden, darunter ein ranghoher Taliban-Kommandeur. Den Angaben zufolge wurden die Bodentruppen von ISAF-Kampfflugzeugen unterstützt.
[...] In der Südprovinz Kandahar waren zuvor zwei US-Soldaten bei einem Sprengstoffanschlag getötet worden. Eine Mine sei auf einer vielbefahrenen Straße explodiert, als die beiden Soldaten dort mit ihrem Fahrzeug auf Patrouille waren, teilte das US-Militär mit. Bislang sind in diesem Jahr etwa 30 Soldaten der NATO-geführten Schutztruppe ISAF in Afghanistan ums Leben gekommen. 2007 wurden mehr als 200 ausländische Soldaten in dem Land getötet.
[...] Der Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Christian Schmidt (CSU), sagte, in etwa fünf Jahren müsse der Zeitplan für einen stufenweisen Rückzug aus Afghanistan absehbar sein.
Elitesoldaten der Bundeswehr: Deutschland stellt 100 Mann für die mehr als 10.000 internationale Soldaten umfassende Operation zur Verfügung. Diese Elitesoldaten der Bundeswehr wurden nach Angaben von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) seit Jahren unter OEF nicht mehr eingesetzt. Für die internationale Schutztruppe ISAF stellt Deutschland 3.500 Soldaten. Bei den traditionellen Ostermärschen mit tausenden Menschen in vielen Städten wurde auch das Bundeswehr-Engagement in Afghanistan kritisiert.
Aus: "Tote und zerstörte LKW: Anschlag auf ISAF-Konvoi" (23. März 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/937707.html (http://www.n-tv.de/937707.html)
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Quote[...] London (Reuters) - Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat eine Truppenaufstockung in Afghanistan in Aussicht gestellt. Bei seinem Staatsbesuch in Großbritannien sagte er am Mittwoch, Frankreich werde dies beim Nato-Gipfel in Bukarest in der kommenden Woche vorschlagen, wenn zuvor die französischen Vorschläge für eine Verbesserung der Lage in Afghanistan angenommen würden. "Wir können die Rückkehr der Taliban und von Al-Kaida nach Kabul nicht akzeptieren", sagte er vor dem britischen Parlament.
[...]
Aus: "Sarkozy stellt Truppenaufstockung in Afghanistan in Aussicht" (Mittwoch, 26. März 2008)
Quelle: http://de.reuters.com/article/worldNews/idDENEI66599320080326 (http://de.reuters.com/article/worldNews/idDENEI66599320080326)
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Quote[...] [Willy Wimmer über die Strategie der Nato und die Rolle Deutschlands. Er gehört seit 1976 dem Bundestag an. Von 1988 bis 1992 war der CDU-Politiker Parlamentarischer Staatssekretär] [...] Wenn ich die Stimmungslage richtig einschätze, dann kann die Nato nur überleben, wenn sie sich wieder stärker an ihren ursprünglichen Verteidigungscharakter erinnert.
Das heißt: Die Nato soll nicht mehr am Hindukusch für Sicherheit sorgen?
Wenn wir uns nicht auf unseren geografisch definierten Handlungsrahmen beschränken, dann werden die Menschen der Nato untreu. Was wir derzeit beim Nato-Einsatz in Afghanistan erleben, das trägt maßgeblich zur Erosion des Bündnisses bei.
Ab dem Sommer stellt Deutschland in Afghanistan die Schnelle Eingreiftruppe und löst damit das norwegische Kontingent ab. Erreicht der Bundeswehreinsatz damit eine neue Qualität?
Die Bundesregierung will uns immer glauben machen, die Mission gehe nicht über Nothilfe-Einsätze hinaus. Wenn die Bundeswehr sich aber an dem Einsatz der Norweger orientiert, dann würde das eine Beteiligung an vorher geplanten Kampfeinsätzen bedeuten – also eben nicht im Sinne der Nothilfe. In diesem Fall würde die Bundesregierung einen schweren Gang gehen. Mir wäre es ohnehin am liebsten, die Bundeswehr würde aus Afghanistan nach Hause kommen. Ich habe null Interesse, dass wir uns an einem 30-jährigen Krieg beteiligen. Die Briten haben bereits im vergangenen Sommer in Berlin dem Bundesverteidigungsminister Jung deutlich gemacht, dass es in Afghanistan auf einen 30- oder 40-jährigen Einsatz ankomme. Ähnlich lässt sich ja auch der SPD-Fraktionschef Struck vernehmen.
Nach einem Abzug der Bundeswehrsoldaten sieht es nicht aus – im Gegenteil. Beim Nato-Gipfel dürfte die Forderung an Deutschland erneuert werden, den Einsatz über den relativ ruhigen Norden hinaus auszuweiten.
Wir sind nicht die Hintersassen der Briten und Amerikaner. Die Bundeskanzlerin hat bei der Kommandeurstagung der Bundeswehr Anfang des Monats in Berlin deutlich gemacht, dass ein Einsatz im Süden für die Bundesrepublik nicht infrage kommt – abgesehen von Notfällen. Aus meiner Sicht hat das gute Gründe. Die Zustimmung zu diesem Einsatz ist in der Bundesrepublik schon dürftig genug. Bei einer Ausweitung des Einsatzgebietes dürfte es auf Dauer in der Bevölkerung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gar keine Zustimmung mehr geben. Nach einem siebenjährigen Einsatz in Afghanistan muss man sich doch fragen, ob es nicht langsam einmal genug ist.
Aber würde ein Rückzug der internationalen Verbände nicht die Rückkehr der Taliban und von Al Qaida provozieren?
Die bisherigen Einsätze – etwa die Offensive der Schutztruppe Isaf im vergangenen Frühjahr im Süden und die Missionen der Anti-Terror-Koalition ,,Operation Enduring Freedom" – haben nur dazu beigetragen, den Krieg in den fraglichen Gebieten immer aufs Neue zu befeuern.
Welches Konzept schlagen Sie denn für die Zukunft Afghanistans vor?
Man müsste sich bemühen, im Rahmen der Vereinten Nationen ein eindeutiges Mandat für die ,,Operation Enduring Freedom" zu erhalten. So könnte man sicherstellen, dass auch China und Russland als ständige Mitglieder des Sicherheitsrats anders in die Überlegungen zur Entwicklung Afghanistans einbezogen werden.
Woran krankt der Wiederaufbau Afghanistans aus politischer Sicht?
Erster Punkt: Man muss das Stammesleben und die eingeschränkte Rolle der Zentralregierung in Kabul akzeptieren. Die Zentralregierung muss nur die Verwaltung sicherstellen – alles andere regeln die Stämme in dem Land von alleine. Solange wir eine Lösung suchen, die 600 Jahre afghanischer Geschichte auf den Kopf stellt, werden wir auf Dauer scheitern müssen. Zweiter Punkt: Die Paschtunen, das staatstragende Volk in Afghanistan, werden durch die Kolonialgrenze zwischen Afghanistan und Pakistan gegen ihren Willen geteilt. Man muss also auch darauf hinarbeiten, dass die – aus Sicht der Paschtunen – negativen Auswirkungen dieser Grenze gemindert werden.
Quotevon woerlitzer | 26.03.2008 11:00:25 Uhr
NATO raus? UN rein?
Versteh ich da was falsch? Als NATO-Soldaten so schnell wie möglich raus und dann mit UN-Mandat wieder rein?
Quotevon lindblom | 26.03.2008 17:15:45 Uhr
der helle Wahnsinn!
wenn ich da von 30, 40 Jahren Militäreinsatz lese....
...
Quotevon detlef | 26.03.2008 20:46:02 Uhr
Im vorletzten Jahrhundert scheiterten die Briten das Land am Hindukusch dauerhaft unter seine Herrschaft zu zwingen. Am Ende des 20. Jahrhunderts scheiterte die Armee der Sowjetunion beim gleichen Versuch und leitete auch damit gleichzeitig den eigenen Zusammenbruch der damaligen UdSSR ein.
Und seit rund sieben Jahren läuft der Versuch das Land am Hindukusch erneut zu "befrieden" und dieser wird auch nicht von Erfolg gekrönt.
Aus: "Veteidigungspolitik: ,,Die Bundeswehr soll aus Afghanistan nach Hause kommen"" Das Gespräch führte Albrecht Meier ((Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 26.03.2008)) - Der ehemalige Verteidigungs-Staatssekretär Willy Wimmer über die Strategie der Nato und die Rolle Deutschlands. Er gehört seit 1976 dem Bundestag an. Von 1988 bis 1992 war der CDU-Politiker Parlamentarischer Staatssekretär.
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Verteidigung-Afghanistan;art122,2500613 (http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Verteidigung-Afghanistan;art122,2500613)
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Quote[...] Kabul/Berlin/Brüssel (dpa) - Die Geberländer haben einen großen Teil der bereits zugesagten Hilfsgelder für Afghanistan laut Hilfsorganisationen noch nicht gezahlt. Rund zehn Milliarden Dollar (6,43 Milliarden Euro) versprochener Gelder stünden noch aus.
Diese Summe nennt ein am Dienstag in Kabul vom ACBAR-Dachverband der 94 in Afghanistan tätigen Hilfsorganisationen vorgelegter Bericht. Auch Deutschland und die EU seien in Verzug. Die EU-Kommission und die Bundesregierung wiesen den Vorwurf umgehend zurück.
Von weltweit zugesagten 25 Milliarden Dollar kamen dem Bericht zufolge bisher nur 15 Milliarden an. Zudem litten die Friedensaussichten für das Land unter dem «verschwenderischen und ineffektiven» Umgang mit Hilfsgeldern. Die Regierung in Kabul bestreitet laut Bericht heute rund 90 Prozent der öffentlichen Ausgaben aus Spendengeldern.
Ein Sprecher des Entwicklungsministeriums in Berlin sagte, Deutschland löse seine Zusagen ein. Das Geld, das die Bundesregierung für den Zeitraum von 2001 bis 2006 zugesagt habe, sei zu mehr als 90 Prozent ausgezahlt worden. Insgesamt habe Deutschland bei den internationalen Afghanistan-Konferenzen der Geberländer bis zum Jahr 2010 rund 900 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Davon seien bis 2007 rund drei Viertel ausgeschöpft worden.
Die EU-Kommission warf den Organisationen vor, sich verrechnet zu haben. «Es gibt keinen Rückstau, es gibt keine Verzögerung, keine Kürzung, kein Hinterherhinken», sagte eine Sprecherin der Kommission in Brüssel. Die EU-Kommission habe zwischen 2002 und 2006 rund eine Milliarde Euro für Afghanistan ausgegeben. Für den Zeitraum 2007 bis 2010 seien 610 Millionen Euro vorgesehen. Im Gegensatz zum Vorwurf der Hilfsorganisationen solle dieser Betrag nicht bis 2008 ausgegeben sein. Sie räumte aber ein, dass der Entwicklungshaushalt Afghanistans derzeit nur zu 54 Prozent ausgegeben werde.
Von gezahlten Geldern würden 40 Prozent durch Unternehmensgewinne, Beraterkosten und andere Gebühren an die Geber zurückfließen, heißt es in dem ACBAR-Bericht. «Zu viel der Hilfen der reichen Länder werden verschwendet, sind ineffektiv oder unkoordiniert», kritisierte der Autor Matt Waldman, der bei der Hilfsorganisation Oxfam für Afghanistan zuständig ist. In dem Bericht wurden auch die USA kritisiert. Als größte Spendernation hätten sie bislang erst rund die Hälfte ihrer zugesagten 10,4 Milliarden Dollar gezahlt.
In dem Bericht wird zudem darauf verwiesen, dass sich die Kosten für den US-Militäreinsatz in Afghanistan auf 100 Millionen Dollar pro Tag beliefen, während die Höhe der Hilfsgelder aller Spenderländer zusammen pro Tag seit 2001 im Durchschnitt lediglich sieben Millionen Dollar betrage.
Aus: "Afghanistan wartet auf zugesagte Hilfsgeld-Milliarden" (sueddeutsche.de, erschienen am 25.03.2008)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/4990 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/4990)
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Quote[...] Peter MacKay: Ich halte die Deutschen keineswegs für Feiglinge. Sie leisten einen sehr wichtigen Beitrag in Afghanistan. Aber unsere Rollen dort sind verschieden. Die Deutschen haben in Afghanistan insgesamt sogar mehr Truppen als wir. Doch sie sind vor allem im Norden des Landes stationiert, in der Nähe Kabuls. Unsere Truppen hingegen sind im Süden, in Kandahar – wo einige der heftigsten Kämpfe in Afghanistan toben. Die ganze Kritik dreht sich vor allem um die Lastenverteilung, um den Unterschied zwischen Kampfeinsatz und Nicht-Kampfeinsatz.
SPIEGEL ONLINE: Sie sehen also nicht länger ein, die "Drecksarbeit" zu übernehmen ...
MacKay: Ich verstehe, dass Truppenentsendungen in Deutschland innenpolitisch schwer durchzusetzen sind. Aber es gibt eben auch internationale Verpflichtungen, denen wir uns alle stellen müssen. Kanada nimmt seine Rolle ernst, wir haben mehr als 80 Tote in Afghanistan zu beklagen. Wir kritisieren andere Länder nicht dafür, dass sie nicht im Süden kämpfen. Wir weisen nur darauf hin, dass der Druck auf einzelne Mitgliedstaaten steigt, wenn es keine Möglichkeit gibt, die gefährlichsten Aspekte dieser Mission besser zu verteilen. Wir wollen keine Zwei-Klassen-Nato. Alle Mitgliedstaaten müssen beitragen, was sie können.
SPIEGEL ONLINE: Konkret: Sie wollen mehr deutsche Truppen im Süden Afghanistans?
MacKay: Aber natürlich. Wir wünschen uns auch mehr französische Truppen, spanische Truppen, italienische Truppen im Süden. Sehen Sie: Die Rumänen haben dort gekämpft, Esten, Dänen. Alles Länder, die wohl weniger militärische Kapazitäten haben als die Deutschen.
SPIEGEL ONLINE: In der deutschen Öffentlichkeit ist so ein Einsatz aber extrem unpopulär. Was würden Sie den deutschen Bürgern sagen?
MacKay: Auch Deutschland profitiert von einem stabilen Afghanistan, das nicht länger Terrorismus exportiert. Es liegt in unserem ureigenen Interesse, diese Gefahr einzudämmen. Das bedeutet letzten Endes, die Leben junger Frauen und Männer zu opfern - für einen Militäreinsatz, der sich auf ein Mandat des Uno-Sicherheitsrates stützen kann.
SPIEGEL ONLINE: Sind Sie enttäuscht, dass Angela Merkel diese Argumente nicht entschiedener vorträgt?
MacKay: Sie ist eine sehr starke Unterstützerin der Nato-Mission in Afghanistan, sie hat echte Leadership gezeigt. Ich bewundere generell die Stärke der Deutschen – wie sie ihr Land nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut haben, belegt das. Ich denke einfach, dass die Deutschen in Afghanistan mehr leisten können. Sie sind zu mehr in der Lage. Und die deutschen Soldaten wissen das vielleicht besser als irgendjemand sonst. Sie wollen mehr leisten, das ist mein Eindruck.
SPIEGEL ONLINE: Viele Deutsche sagen aber, dass unsere Geschichte uns davon abhält, in Kampfhandlungen verstrickt zu werden.
MacKay: Jedes Land hat seine Geschichte. Deutschland, genau wie Kanada, hat wirklich die Möglichkeit, für das Gute in der Welt einzutreten. Mein Eindruck ist, dass die Deutschen in jüngerer Zeit stolzer auf ihr Land sind, auf ihre eigene Identität. Sie erkennen, dass Deutschland eine sehr einflussreiche internationale Macht ist. Und Teil dieser Rolle ist eben manchmal der Einsatz von Gewalt, um Frieden zu sichern oder Frieden herzustellen.
SPIEGEL ONLINE: Was passiert denn, wenn nichts passiert? Wenn also auch in einem Jahr nicht mehr Nato-Truppen im Süden Afghanistans stehen?
MacKay: Die Zukunft Afghanistans liegt in den Händen der Nato. Und die Taliban und Terrororganisationen sind wie Krebs – sie wuchern und sie bedrohen Menschenleben, auf der ganzen Welt. Wir Kanadier haben diese globale Verantwortung erkannt. Wenn die Welt uns ruft, dann stehen wir bereit.
Aus: "AFGHANISTAN-EINSATZ: "Deutschland kann mehr leisten"" Interview: Gregor Peter Schmitz (26. März 2008)
Peter MacKay, 42, ist seit 2007 Verteidigungsminister Kanadas und war davor Außenminister. Er ist Mitglied der konservativen Partei Kanadas und sitzt seit 1997 im Parlament des Landes.
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,543402,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,543402,00.html)
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Quote[...] Ein Kamerad wurde bei dem Zwischenfall in der Nähe von Gereschk in der Provinz Helmand verletzt, wie die dänischen Streitkräfte am Mittwoch mitteilten. Dänemark hat in Afghanistan 550 Soldaten stationiert, die meisten in der umkämpften Provinz Helmand. Seit 2002 kamen damit 14 dänische Soldaten in Afghanistan ums Leben.
Quelle: AP
Aus: "Soldat in Afghanistan getötet: In Afghanistan ist ein dänischer Soldat bei einem Schusswechsel getötet worden" (26.03.08)
Quelle: http://www.20min.ch/news/ausland/story/19012906 (http://www.20min.ch/news/ausland/story/19012906)
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Quote[...] Der Bericht lehnt eine Rotation der kanadischen Truppen ab, weil dadurch das gewachsene Vertrauen zur Bevölkerung zerstört würde. Mit diesem Argument kann Deutschland seinen Verbleib im Norden rechtfertigen. Zugleich könnte es anbieten, das deutsche Regionalkommando Nord (RKN) um die Provinz Badghis zu erweitern. Damit würde Deutschland die Verantwortung in dann zehn von insgesamt 34 afghanischen Provinzen übernehmen.
Um diese Verantwortung wirkungsvoll auszuüben, benötigt das deutsche RKN Kampfeinheiten wie die Quick Reaction Force, die bei Bedarf aufgestockt werden könnte. Um einer Lageverschlechterung vorzubeugen, sind trotz des erhöhten Risikos häufigere Patrouillenfahrten erforderlich, die vermehrt zu Gesprächen mit Dorfältesten genutzt werden sollten. Desgleichen könnte das RKN nach dem Vorbild des niederländischen Aufbauteams in der Provinz Uruzgan verstärkt zivile Landeskenner einsetzen, um den vertrauensbildenden Dialog mit Autoritäten und der Zivilgesellschaft zu stärken. Schließlich wäre den Bündnispartnern damit gedient, mehr deutsche Militärausbilder zu entsenden, um die zweite Brigade des im Norden stationierten 209. Korps der afghanischen Armee rascher aufzubauen.
Zu empfehlen ist, dass Berlin daraus ein politisches Paket schnürt. Dies könnte eine personelle Aufstockung des deutschen Kontingents beinhalten, um konkrete Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehören Bekämpfung von Aufständischen, Ausbildung der afghanischen Armee und Vertrauensbildung durch vermehrte und regelmäßige Außenkontakte mit zivilen afghanischen Autoritäten. Um den politischen Charakter des Pakets zu betonen, sollte die Umsetzung in enger Zusammenarbeit mit dem neuen UN-Sonderbeauftragten Kai Eide erfolgen. Damit würde Berlin das Nato-Anliegen nach einer verbesserten militärisch-politischen Kooperation unterstützen.
Die Autorin ist Afghanistanexpertin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).
Aus: "" (Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 27.03.2008)
Quelle:
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Quote[...] Die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin ist eine deutsche Denkfabrik und Trägerin des Deutschen Instituts für Internationale Politik und Sicherheit, welches sowohl den Bundestag als auch die Bundesregierung in Fragen der Außen-und Sicherheitspolitik berät.
[...] Die SWP wurde 1962 auf private Initiative hin in München gegründet. Am 21. Januar 1965 beschloss der Deutsche Bundestag einstimmig den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu dieser Gründung. Seither wird die Stiftung bürgerlichen Rechts durch Bundesmittel gefördert und erhält aus dem Etat des Bundeskanzleramts den wesentlichen Teil ihrer Fördergelder. Im Haushaltsjahr 2006 erhält die SWP insgesamt 9,370 Millionen Euro an staatlichen Zuwendungen.
[....] Was den Orientierungsrahmen betrifft, so wird dieser vom Vorstand der SWP alle zwei Jahre neu ausgearbeitet und dem Stiftungsrat zur Bestätigung vorgelegt. Dabei können auch gewisse Vorgaben seitens des Stiftungsrates einfließen, die jedoch recht grob umrissen sind und deren konkrete Ausgestaltung und –führung der SWP überlassen bleibt. Insgesamt ist der Orientierungsrahmen auf allgemein gehaltene Punkte reduziert und gibt spezielle Schwerpunkte der künftigen Anforderungen an die Arbeit der SWP wieder. Der Rahmen nimmt dabei besonders auf die gegenwärtig vorherrschende Lage der internationalen Politik Bezug und benennt dabei besondere thematische Schwerpunkte für die einzelnen Forschungsgruppen. Im Orientierungsrahmen für die Forschung 2003/04 beispielsweise, werden u. a. die Schwerpunkte auf die un- und mittelbaren Folgen des 11. September 2001, sowie die damit verbundenen neuen Aufgaben deutscher Außen- und Sicherheitspolitik gelegt.
Innerhalb des vorgegebenen Orientierungsrahmens kann die SWP frei und ohne Einschränkung Projekte und Forschungen tätigen und selbst strukturieren. Dadurch wird gewährleistet, dass sich die SWP über den Orientierungsrahmen hinaus, sowohl mit sehr langfristigen Thematiken, als auch mit aktuell eintretenden Ereignissen der internationalen Politik ungehindert beschäftigen kann.
...
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Stiftung_Wissenschaft_und_Politik (http://de.wikipedia.org/wiki/Stiftung_Wissenschaft_und_Politik) (26. Dezember 2007)
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Quote[...] BERLIN (dpa) Nach sechsjährigem Afghanistan-Einsatz haben Politiker der Großen Koalition erstmals den stufenweisen Rückzug der Bundeswehr zum Thema gemacht. Zugleich kündigte der Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Schmidt (CSU), an, dass die Regierung beim Nato-Gipfel in Bukarest Anfang April ungeachtet des US-Drucks keine Zugeständnisse wie etwa die Aufstockung der deutschen Truppe machen werde.
Der SPD-Politiker Arnold forderte, Afghanistan mehr Eigenverantwortung zu übertragen und die Isaf-Mission stufenweise zu reduzieren. "Wir müssen aufpassen, dass durch die Forderungen der USA und anderer Nato-Staaten nicht der falsche Eindruck entsteht, das militärische Engagement werde sich zwangsläufig über einen sehr langen Zeitraum erstrecken. Wir brauchen einen Stufenplan, der eine Rückführung ermöglicht." Schmidt sagte, in etwa fünf Jahren müsse der Zeitplan für einen stufenweisen Rückzug stehen.
Arnold mahnte: "Ein schneller Ausstieg ist falsch, aber ein Zwischenschritt ist nötig." Kanzlerin Merkel (CDU) müsse diese Debatte in Bukarest anstoßen.
Aus: " Diskussion über Afghanistan-Rückzug: In Koalition erstmals Forderung nach Stufenplan" (25.03.2008)
Quelle: http://www.az-badkreuznach.de/politik/objekt.php3?artikel_id=3213678 (http://www.az-badkreuznach.de/politik/objekt.php3?artikel_id=3213678)
Quote[...] Das 152-seitige Papier, das früher geäußerte Ideen aufgreift (Die Nato soll Pipelines und Energieressourcen sichern [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21175/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21175/1.html)]), kursiert seit Anfang Januar in Brüssler EU-Kreisen. Obwohl einige wenige Medien wie Die Zeit oder The Guardian über das Dokument berichteten, ist die Brisanz der Vorschläge offenbar nur wenigen politischen Entscheidungsträgern klar. Denn die Militärs fordern nicht nur eine grundsätzliche, langfristige und irreversible Neuausrichtung der NATO von einem Defensiv- zu einem Offensivbündnis. Auch die Einsatzgründe verschieben sich. So soll die Bedrohung der geopolitischen Dominanz des Westens und seiner Kultur künftig ebenso als Kriegsgrund dienen wie die Sicherung von Energieressourcen. Das Papier bestätigt die schlimmsten Befürchtungen der geopolitischen Gegenspieler der NATO und bedeutete - würde es umgesetzt - das Ende des bisherigen Völkerrechtes.
Wem das übertrieben scheint, sollte einen Blick in das Papier werfen, das vom 2. bis zum 4. April in der rumänischen Hauptstadt zur Debatte stehen wird. In einem derzeit im Internet kursierenden englischsprachigen Entwurf heißt es zu den Gründen etwaiger künftiger Kriege der NATO:
QuoteDen westlichen Alliierten steht eine lange, andauernde und präventiv zu führende Verteidigung ihrer Gesellschaften und ihrer Lebensart ("way of life") bevor. Durch diesem Umstand müssen sie Risiken auf Distanz halten, während sie ihre Heimatländer beschützen.
Towards a Grand Strategy for an Uncertain World
Wenige Seiten weiter empfehlen der deutsche General a. D. Naumann und seine Mitautoren die NATO ausdrücklich als militärisches Instrument zur Sicherung der Energieversorgung ihrer 26 Mitgliedsstaaten
QuoteDerzeit unterliegen Energiesicherheit und Energiepolitik der Verantwortung jeder souveränen Nation. (...) Es gibt keine Diskussion über den Schutz der Energieressourcen und ihrer Transportwege. (...) Aus diesem Grund dürfte es sinnvoll sein, die NATO als ein Instrument zur Sicherung der Energieversorgung zu erwägen.
Towards a Grand Strategy for an Uncertain World
Auf gleich mehreren Seiten gehen die NATO-Strategen auf den Einsatz von Atomwaffen ein, den sie ausdrücklich auch im Rahmen einer Erstschlagsstrategie verteidigen. Die Offenheit in der Einschätzung der damit einhergehenden Probleme und Konflikte ist beachtlich:
QuoteDie gleichzeitige Beachtung von Verhältnismäßigkeit und Schadensbegrenzung wird in jenen Fällen schwieriger werden, in denen der Einsatz von Nuklearwaffen erwogen werden muss. Der nukleare Erstschlag ("first use of nuclear weapons") muss als letzte Option im Köcher verbleiben, um den Einsatz von Massenvernichtungswaffen und dadurch eine tatsächlich existentielle Bedrohung zu verhindern. Auf den ersten Blick mag das unverhältnismäßig erscheinen; aber angesichts des Schadens, der so verhindert werden könnte, wäre diese Verhältnismäßigkeit durchaus gegeben. Trotz der immensen Zerstörungskraft nuklearer Waffen bleibt das Prinzip der Schadensbegrenzung unberührt und muss weiter beachtet werden. Schließlich war dies auch eines der Prinzipien, von denen die Nuklearstrategien der NATO während des Kalten Krieges bestimmt war. ...
Da Abschreckung mitunter wirkungslos bleiben könnte, bleibt die Fähigkeit, diese Abschreckung durch eine Eskalation jederzeit wieder herzustellen, ein weiteres Element präventiver Strategien. ...
Eskalation ist unmittelbar mit der Option eines Erstschlags verbunden. Eine Strategie, die eine Eskalationsoption beachtet, kann deswegen einen Erstschlag weder ausschließen noch darf sie Eskalation als vorprogrammiert und unvermeidbar ansehen. Eskalation und Deeskalation müssen flexibel angewandt werden. ...
Nuklearwaffen sind das zuletzt anzuwendende Instrument einer asymmetrischen Antwort - und zugleich das letzte Mittel der Eskalation.
Towards a Grand Strategy for an Uncertain World
Damit brechen die Autoren gleich mehrfach mit dem globalen sicherheitspolitischen Konsens seit Ende des Kalten Krieges. Denn die NATO-Militärs drängen nicht nur auf die Reaktivierung offensiver Nuklearstrategien. Sie postulieren auch den Einsatz atomarer Massenvernichtung gegen solche Staaten, von denen keine entsprechende Bedrohung ausgeht ("asymmetrische Antwort"). In letzter Konsequenz geht diese Offensivstrategie sogar über die Militärpolitik des Westens während des Kalten Krieges hinaus. Würden die Ideen von Naumann & Co. umgesetzt, geriete die Welt von einem Gleichgewicht des Schreckens in ein Ungleichgewicht des Atomterrors.
In Anbetracht solcher Forderungen sind die Reaktionen von politischer Ebene erstaunlich verhalten. Nach den ersten Presseberichten meldete sich Ende Januar lediglich die SPD-Bundestagsabgeordnete [extern] Uta Zapf zu Wort. Mit den Plänen der fünf ehemaligen NATO-Stabschefs würde die "Diskussion über einen eventuellen Erstschlagsverzicht der NATO im Keim erstickt", schreibt Zapf, die den Unterausschuss für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung des Bundestags leitet.
QuoteEine Folge davon wäre ein Wettlauf der Nicht-Nuklearwaffenstaaten auf Atomwaffen - ein Todesstoß für den Atomwaffensperrvertrag und ein Verzicht auf jegliche Abrüstung.
Uta Zapf
[...]
Quote28. März 2008 9:42
Die Autoren sind nicht zufällig die YES-Men, oder? [nt]
remal (929 Beiträge seit 18.10.02)
no text
Quote28. März 2008 9:23
Sturm im Wasserglas oder im Westen nichts neues?
Hanna Lalem, Hanna Lalem, djarber@web.de (90 Beiträge seit 14.02.08)
Was allerdings immer gleich ist, sind die überlinken Beißreflexe
hier, wie "Irre!" oder "Verrückt!" etc...
Überdrüssig man dem ist und Strategien die Anderen nach 40 Jahren
selben Tenors gefunden haben.
Linkes BlaBla - Go home! Die Welt hat sich geändert und die Realität
war sowieso schon nie so und hätte nie so werden können.
Quote28. März 2008 8:23
Sicherung des "Way of life"
Farnsworth (mehr als 1000 Beiträge seit 04.08.00)
Wie wäre es, wenn man sich mal ein paar Gedanken über seinen "Way of
life" macht und ein paar Gänge zurückschaltet?
Wenn wir das Geld für das Militeär in die erforschung erneuerbarer
Energien stecken würden dann bräuchten wir in Zukunft auch nicht mehr
Kriege um ein paar blöde Ölquellen führen.
Farnsworth
Quote28. März 2008 7:56
Die Pazifisten sind schuld!
jozi59 (mehr als 1000 Beiträge seit 16.01.04)
Ich bin nur mal gespannt, wie man diesesmal den Pazifisten wieder die
Schuld dafür in die Schuhe schieben wird.
Vielleicht mit: "Die Pazifisten haben uns die ganze Zeit an einer
angemessenen Rekation auf die globale Entwicklung gehindert. Nun ist
die Situation so schlimm, daß wir mit aller Härte und dem Einsatz von
ABC-Waffen zurückschlagen müssen."
Quote28. März 2008 6:33
Präventivschläge
tomk (762 Beiträge seit 13.12.01)
Hi,
tja, so ist das: Präventivschläge sind das Mittel der Wahl!
Ich behaupte einfach, der andere würde meine Familie umbringen. Und
mit dieser Begründung mache ich die seinige (und am besten ihn selbst
auch) nieder! Und hinterher kann ich dann prima beweisen, das es so
ist. Meiner Familie wurde ja kein Haar gekrümmt, weil ich ebend
präventiv dafür gesorgt habe, das es auch so kommt! Beweise? Nun:
meine Tat ist doch Beweis genug! Oder?
Genau das ist die - allzu kranke - Logik hinter diesem Geschehen! So
geschehen im Irak und nicht nur dort. Wenn kleine Kinder Krieg
spielen gibt's mal blaue Flecke und etwas Sand im Auge. Wenn solche
"großen Kinder" Krieg spielen - sterben sinnlos unzählige Menschen!
Ich bin dafür, die Autoren dieses im Artikel genannten Papiers in
Beton zu gießen und im Hafenbecken zu versenken! (ich hoffe, die
Fische verzeihen mir die auf diese Art und Weise erfolgte Entsorgung
von Sondermüll) Alles rein präventiv natürlich, denn es könnte sein,
das diese Verursacher von / direkte Anstifter zu Völkermord werden
könnten!
Schönen Tag noch,
Thomas
Quote28. März 2008 8:17
Konsequent und Pragmatisch
RandallFlagg (863 Beiträge seit 14.02.04)
Natürlich führt das erste Überfliegen der Aussagen und Empfehlungen
seitens der Militärs zu einem gewissen Zusammenzucken, vor allem
offenbar in Deutschland. Das ist nur zu verständlich, waren die
Deutschen doch bisher ziemlich verwöhnt, ähnlich einem Kind in seinem
hübschen Spielzimmer, das von "draußen" so gut wie nichts mitbekommen
hat. Auf einmal wird auch dem NATO-Mitgliedsland D. vor Augen
geführt, dass die Welt nicht nur aus eitel Sonnenschein besteht,
sondern schon heute die Kriege von morgen sich abzeichnen. Kriege vor
allem um Ressourcen.
Vor diesem Hintergrund ist die neue Militärdoktrin der NATO nur
konsequent und pragmatisch. Wenn es undemokratische Regime auf der
Welt gibt, die auf einmal den Export von für andere Länder wichtigen
Ressourcen einstellen, dann mag es völkerrechtlich problematisch
sein, solche Regime zu entfernen, am Ende wird es aber für beide
Seiten von Vorteil sein. Sowohl das vom Regime unterdrückte Volk
profitiert von der neuen Freiheit, als auch die Importeuere der
Ressourcen.
Und so wird auch Deutschland immer stärker in den Prozeß mit
eingebunden, siehe Afghanistan. Dort werden (auch wenn es hierbei
kein Ressourcenkrieg ist) endlich Erfolge gegen die Taliban erzielt,
da auch deutsche Spezialeinheiten nicht nur mehr im Norden agieren.
Wenn der Krieg dann in einigen Jahren vorbei und die Taliban
geschlagen worden sind, wird Afghanistan ein stabilisierender Faktor
in dieser instabilen Region sein, was allen Nicht-Extremisten zugute
kommt. Aber dazu braucht es eben engagierte Länder, die mit
ausreichend Truppen dazu beitragen, was speziell die deutsche
Regierung nicht hinreichend getan hat. Auch wenn Soldaten fallen, die
Politik hat nur das große Ganze zu interessieren und darf sich nicht
von den wenigen Anschlägen und der darauf folgenden primitiven
BLÖD-Zeitungsberichterstattung umstimmen lassen. Zumindest kriegen
das alle anderen beteiligten NATO-Länder gut hin, und dort sind die
Verluste wesentlich höher als die der Bundeswehr.
So kann man nur hoffen, dass diese Doktrin durchgesetzt wird, da sie
den Wohlstand und die Freiheit großer Teile der Welt sichert. Sie
wird nicht alles lösen können, aber zumindest wird es versucht.
Randall
Quote28. März 2008 9:43
Abenteuerspielplatz Afghanistan
Karl-Eduard (mehr als 1000 Beiträge seit 29.12.02)
[...] Die NATO ist ein Debatierclub und
zahnloser Tiger. Papier ist geduldig, insbesondere dieses
Strategiepapier sollte nicht ueberbewertet werden, das entspringt den
feuchten Traeumen von ein paar Kriegstreibern, aber Wunsch und
Wirklichkeit liegen oft meilenweit auseinander.
Gruesse aus Israel.
Karl-Eduard
Quote28. März 2008 1:57
Die NATO hat schon recht
Mario Schmid, Mario Schmid (783 Beiträge seit 21.10.01)
Man muß den wie Krebsgeschwüren wuchernden Gesellschaften in Indien,
China, Afrika und Südamerika die Grundlage entziehen, uns an die Wand
zu drücken: Die Rohstoffe und die Energie, bedingt auch die
Lebensmittel.
Wenn wir das nicht tun, werden diese kraftstrotzenden feindlichen
Gesellschaften mit ihrer in Saft und Kraft stehenden strebsamen und
lern- und leistungswilligen Jugend, zu Milliarden ausgestattet mit
gesunden mächtigen Penissen und Vaginas, unsere überalterten,satten
und müden westlichen Gesellschaften gegen die Wand drücken. Was das
für unsere faulen, drogenverseuchten "Kein Bock"-Kinder und unsere
verfaulenden Rentner bedeutete, ist völlig klar: Verelendung.
Der Westen muß jetzt schnell und entschieden handeln, solange er die
militärische Überlegenheit noch besitzt.
Wir mögen China und Indien nicht mehr im Kampfe Soldat gegen Soldat
unterwefen können, aber Rohstoffe, Nahrung und Energie können wir
diesem Geschmeiß entziehen
und es uns so zu Füßen halten; wenn nicht, haben wir sie bald an der
Gurgel.
Es ist unsere einzige Hoffnung auf eine Zunkunft in Frieden und
Wohlstand für Europa.
Quote28. März 2008 2:37
Im GG steht geschrieben...geisteskranke Rentner!
mastodon (mehr als 1000 Beiträge seit 16.03.05)
Art. 26.1 GG: Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht
vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu
stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten,
sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.
Naumann strebt Angriffskriege an, das steht deutlichst in dem von ihm
mit formulierten Strategiepapier. Er fordert, dass die NATO und somit
auch die BRD/Bundeswehr für Erstschläge -im
Klartext:Angriffskriege!!!- gerüstet sein sollte.
Aber nicht vergessen und nicht zu früh freuen:
Die Vorbereitung von Angriffskriegen ist unter Strafe gestellt.
Die Beteiligung an und die Durchführung von Angriffskriegen ist nicht
verboten.
Dürfte also strafrechtlich kaum relevant gewertet werden. Naumann ist
a.D, und so kann man ihn juristisch reinwaschen. Das Stategiepapier
ist nur sein Statement, und somit von der Meinungsfreiheit
grundgesetzlich gedeckt.
mMn könnte man strafmildernd für Naumann gelten lassen, dass er
unzurechnungsfähig ist. Generäle a.D. haben nun mal berufsbedingt
gehörig einen an der Waffel. Schön dass sie als mMn geisteskranke
Rentner keine Verfügungsgewalt über Nuklearwaffen haben. Menschen wie
Naumann, die den Einsatz solcher propagieren und tatsächlich in
Erwägung ziehen, sind nicht mehr bei Sinnen und gehören unter
Vormundschaft gestellt.
Quote28. März 2008 8:39
GG = Klopapier
zipfer (mehr als 1000 Beiträge seit 06.10.01)
Vergiß das GG, das ist nur Staffage.
Im entscheidenden Augenblick findest du keinen Richter, der es
durchsetzt.
WArum sollte er auch? Beide, der Minister und der Richter, sind
Repräsentanten des selben Staates. Merke: Eine Krähe hackt einer
anderen kein Auge aus.
Die Zeiten, als Richter noch Hüter des Rechtsstaates waren, sind
vorbei. War eine kurze Phase der Fehlentwicklung (Rechtsstaat,
Sozialstaat, Demokratie) und wird jetzt korrigiert, Richtung
historischer Normalzustand (Diktatur, Elitenherrschaft, Armut).
Quote28. März 2008 2:50
Aber wie denn sonst ?
Mario Schmid, Mario Schmid (786 Beiträge seit 21.10.01)
Ohne Kernwaffeneinsatz gegen die Chinesen bleibt nur der
konventionelle Krieg, was darauf hinausläuft, daß im kommenden
Endkampf um die Rohstoffe auch deine Freunde,Verwandten und Kinder im
Kugelhagel unserer Feinde mitverbluten müssten.
Kann man das wollen?
Quote28. März 2008 8:41
Kugelhagel unserer Feinde
zipfer (mehr als 1000 Beiträge seit 06.10.01)
> Ohne Kernwaffeneinsatz gegen die Chinesen bleibt nur der
> konventionelle Krieg, was darauf hinausläuft, daß im kommenden
> Endkampf um die Rohstoffe auch deine Freunde,Verwandten und Kinder im
> Kugelhagel unserer Feinde mitverbluten müssten.
Unsere Feinde sind genau die, die uns in einen "Endkampf"
hineinhetzen.
Und niemand sonst.
Quote28. März 2008 7:45
Anmerkung
jozi59 (mehr als 1000 Beiträge seit 16.01.04)
mastodon schrieb am 28. März 2008 2:37
> mMn könnte man strafmildernd für Naumann gelten lassen, dass er
> unzurechnungsfähig ist. Generäle a.D. haben nun mal berufsbedingt
> gehörig einen an der Waffel. Schön dass sie als mMn geisteskranke
> Rentner keine Verfügungsgewalt über Nuklearwaffen haben. Menschen wie
> Naumann, die den Einsatz solcher propagieren und tatsächlich in
> Erwägung ziehen, sind nicht mehr bei Sinnen und gehören unter
> Vormundschaft gestellt.
Naja, nach meiner Erfahrung beginnt die völlige
Unzurechnungsfähigheit in der Regel mit dem ersten silbernen Pickel
der Schulterakne. Dazu muss man nicht erst den Status a.D. erlangen.
Das alles passt doch prächtig ins Bild:
"Es lebe das heilige Deutschland!"
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27588/1.html
Quote28. März 2008 1:36
"We have to preserve the right to bomb niggers".....
checksum (838 Beiträge seit 14.07.04)
..... sagte mal ein Engländer vor etwa 80(?) Jahren.
Dieses "Strategiepapier" tönt irgendwie ähnlich.....
checksum
QuoteLeser-Feedback zum Beitrag
28. März 2008 1:33
Und WIR fragen unsere Großeltern, warum sie damals nichts gemacht haben.
SpikeTSS (mehr als 1000 Beiträge seit 26.05.06)
Jeder kann heute sehen, dass die Möglichkeiten des Einzelnen, den
sich stetig ausbreitenden Faschismus zu stoppen sehr begrenzt sind.
Insbesondere US-Amerikaner erleben dies gerade am eigenen Leib.
-.-
Quote[...] Wie sähe eine Welt mit 25 oder 30 Nuklearmächten aus? Fragesteller Henry Kissinger mag sich das lieber nicht ausmalen und rief daher vor einigen Tagen im Wall Street Journal zusammen mit den elder statesmen George Shultz, William Perry und Sam Nunn dazu auf, eine Welt frei von Atomraketen zu schaffen. Eine ganz andere Antwort geben nun fünf ehemalige Stabschefs der Nato in einer 150-seitigen Studie ,,Towards a Grand Strategy for an Uncertain World": Sie halten den präventiven Atomwaffeneinsatz für möglich, ja nötig in einer Welt der asymmetrischen Bedrohungen.
Nun täte man General Klaus Naumann, US-General John Shalikashvili, dem britischen Feldmarschall Lord Peter Inge, dem französischen Admiral Jacques Lanxade und dem niederländischen General Henk van den Breemen durchaus Unrecht, wenn man aus ihrer Schrift allein diese Botschaft herausfiltern würde. Es geht ihnen tatsächlich um eine ,,Grand Strategy" für den Westen und nicht allein um eine neue Nukleardoktrin der Abschreckung. Und wo sie die sechs großen Herausforderungen aufzählen, wird ihnen kaum jemand widersprechen: Die demografische Entwicklung – die Menschen im Westen werden weniger und älter, die übrige Welt wird allenthalben jünger und menschenreicher – fordert das strategische Denken heutzutage ebenso sehr heraus wie der Klimawandel, die Energie- und Ressourcenunsicherheit, die Schwäche des Nationalstaates oder die sichtbare ,,dunkle Seite der Globalisierung" in Gestalt von organisierten Verbrechern und internationalen Terroristen. Und auch der ,,Aufstieg des Irrationalen", der sich nicht nur im fundamentalistischen, wissenschaftsfeindlichen Denken und Handeln ausdrückt, steht richtigerweise auf der Liste der fünf Autoren.
[...] Im Direktorium dieser Strategiestudie käme wie in den Tagen des Kalten Krieges den Vereinigten Staaten die Hauptrolle im Bündnis zu. Das wäre aus Sicht der Autoren vermutlich der Preis für eine Einbindung dieser Supermacht ohne Fortüne. Sie begründen den Sinn solcher Zusammenarbeit nicht nur mit der Schwächung des Nationalstaates. Sondern sie sehen auch immer schwächer werdende ,,Weltinstitutionen", angefangen von den Vereinten Nationen bis zur Nato... und zur Europäischen Union.
[...]
QuoteEinstein-Fan, 30.01.2008 um 23:38
Auf Huntingtons Spuren
[...] "Im Kampf der Kulturen werden Europa und Amerika vereint marschieren müssen oder sie werden getrennt geschlagen". (Huntington, Kampf der Kulturen, letzte Seite).
Die Weltordnungsstrukturen (UNO usw.) wurden schwach gehalten: Während die Kriege in Afghanistan/Irak seit 2001 ca. 100 Milliarden Dollar pro Jahr kosteten
- also genau das Geld, das erforderlich gewesen wäre, um die versprochenen Millenniums-Ziele auch wirklich durchzusetzen und somit eine ganz andere Form von "Sicherheit" zu "produzieren" als die militärische Sicherheit - werden die UNO-Institutionen finanziell ausgetrocknet.
Das Gegenteil ist also erforderlich: Eine UNO-Reform wie sie Kofi Annan mit "In larger freedom" 2005 gefordert hat und ein multilaterales Weltordnungssystem auf einer weltethischen Basis zur Lösung der angesprochenen Weltkonflikte... und nicht wieder in den ausgelatschten Spuren weiterlatschen .
Aus: "Nukleare Schrecken" Von Joachim Fritz-Vannahme (ZEIT online 30.1.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2008/05/zukunft-der-nato?page=1 (http://www.zeit.de/online/2008/05/zukunft-der-nato?page=1)
-.-
Quote[...] There are six principal challenges that the authors of this report identify as the prime challenges facing the global community today.
* The first is demography. Population growth and change across the globe will swiftly change the world we knew. The challenge this poses for welfare, good governance and energy security (among other things) is vast.
* Then there is climate change. This greatly threatens physical certainty, and is leading to a whole new type of politics – one predicated, perhaps more than ever, on our collective future.
* Energy security continues to absorb us. The supply and demand of individual nations and the weakening of the international market infrastructure for energy distribution make the situation more precarious than ever.
* There is also the more philosophic problem of the rise of the irrational – the discounting of the rational. Though seemingly abstract, this problem is demonstrated in deeply practical ways. There are soft examples, such as the cult of celebrity, which demonstrate the decline of reason. And then there are the harder examples, such as the decline of respect for logical argument and evidence, a drift away from science in a civilisation that is deeply technological. The ultimate example is the rise of religious fundamentalism, which, as political fanaticism, presents itself as the only source of certainty.
* Another challenge is the weakening of the nation state. This coincides with the weakening of world institutions, including the United Nations and regional organisations such as the European Union, NATO and others.
* Finally, there is what one might refer to as – despite all its benefits – the dark side of globalisation. Interconnectedness has its drawbacks. These include internationalised terrorism, organised crime and the proliferation of weapons of mass destruction, but also asymmetric threats from proxy actors or the abuse of financial and energy leverage. Migration continues to provide challenges across the world. And dramatic diseases such as HIV/AIDS and SARS have the potential to spread around the world faster than ever before. Taken together, globalised threats are wide in scale and unprecedented in complexity.
But identifying these problems is only the start. We must attempt to understand what might be next.
[...]
[...] But as the world is interconnected through almost instantaneous communication, each and every event is immediately flashed up on the TV screens at home, sometimes faster than the chain of command is able to react. In addition, quite often it is the enemy that triggers the information, with the intention of weakening the alliance's cohesion and national support for ongoing operations. To overcome this disquieting state of public relations affairs, NATO must urgently develop an information strategy that will get it and its nations back into the driving seat; otherwise it runs the risk of losing on the home front, even as its forces win at the tactical or operational level.
Therefore NATO must develop an information strategy that can serve three objectives simultaneously:
* It must influence the world's perception that NATO is a force for good.
* Second, it must be on the screens before the opponent starts spreading the news, i.e. NATO has to win and maintain information dominance in public relations.
* Third, it must help to win the hearts and minds both of its own nations (for NATO's just course), and of the people in the theatre of operations.
These proposals in our agenda for immediate change are steps that need to be taken while NATO is engaged in operations such as those in Afghanistan. They are steps to repair an engine while it is running in high gear, but they are not in themselves sufficient to get NATO ready for the challenges ahead. We therefore propose two additional sets of steps in our agenda for the change of NATO: medium-term steps and long-term steps.
[...]
From: "Towards a Grand Strategy for an Uncertain World - Renewing Transatlantic Partnership" (16-Jan-2008)
Written by General (ret.) Dr. Klaus Naumann, Former Chief of the Defence Staff Germany, Former Chairman Military Committee NATO, General (ret.) John Shalikashvili, Former Chairman of the Joint Chiefs of Staff of the United States of America, Former NATO Supreme Allied Commander in Europe, Field Marshal The Lord Inge, Former Chief of the Defence Staff United Kingdom, Admiral (ret.) Jacques Lanxade, Former Chief of the Defence Staff France, Former Ambassador, and General (ret.) Henk van den Breemen, Former Chief of the Defence Staff the Netherlands
Quelle: http://www.worldsecuritynetwork.com/showArticle3.cfm?article_id=15390&topicID=31 (http://www.worldsecuritynetwork.com/showArticle3.cfm?article_id=15390&topicID=31)
-.-
Quote[..·] BRÜSSEL. Die Sicherheit der Energieversorgung sei eine "ökonomische, diplomatische und technische Aufgabe", heißt es in einer Resolution, die das Europaparlament am Donnerstag in Brüssel annahm. Militärische Mittel kämen nicht in Frage, sagte der zuständige Berichterstatter Helmut Kuhne (SPD). Die Energieaußenpolitik dürfe sich auch nicht gegen Russland richten, fügte er hinzu. EU-Chefdiplomat Javier Solana habe Zustimmung signalisiert.
Solana bereitet derzeit eine neue Fassung der 2003 erlassenen EU-Sicherheitsstrategie vor. Darin spielte Energie noch keine große Rolle. Auch der Atomstreit mit Iran und die energiepolitischen Spannungen mit Russland waren vor fünf Jahren noch kein Thema. Die Neufassung der Strategie soll Ende 2008 vorliegen und sowohl auf die Energiepolitik als auch auf Russland eingehen. Das Prinzip der friedlichen Konfliktlösung und die Absage an Präventivkriege sollten weiter gelten, heißt es in Solanas Umfeld. Auch an der Bedrohungsanalyse habe sich nichts geändert.
Kuhne warnte davor, die neue EU-Doktrin an die Strategie der USA zu binden. "Niemand weiß, wer der nächste US-Präsident sein wird, geschweige wie die neue amerikanische Sicherheitsstrategie aussehen wird", sagte er. Unter diesen Umständen eine Bindung zu fordern, sei "schlicht abenteuerlich".
Der Entscheidung war eine ungewöhnlich heftige Debatte im Europaparlament vorausgegangen. Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses, Jacek Saryusz-Wolski, hatte sich für eine härtere Gangart gegenüber Russland ausgesprochen. Außerdem setzte sich der polnische Politiker für eine engere Zusammenarbeit mit den USA und einen Energie-Beauftragten der EU ein. Das letzte Wort haben die 27 Staats- und Regierungschefs. Sie wollen die neue EU-Strategie bei ihrem Gipfeltreffen im Dezember beschließen.
Aus: "EU schließt Krieg um Energie aus" Von Eric Bonse (HANDELSBLATT, Donnerstag, 5. Juni 2008)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/News/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1439748/default.aspx/eu-schliesst-krieg-um-energie-aus.html (http://www.handelsblatt.com/News/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1439748/default.aspx/eu-schliesst-krieg-um-energie-aus.html)
Quote[...] Ein neuerlicher Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen auf Südisrael droht die Bemühungen um eine Waffenruhe zunichte zumachen. Die palästinensische Gruppe Islamischer Dschihad feuerte in der Nacht zum Donnerstag mehr als ein Dutzend Raketen über die Grenze. Sie bezeichnete dies als Vergeltung für die Tötung von vier ihrer Mitglieder im Westjordanland am Vortag. Bei dem israelischen Angriff in Bethlehem wurde auch der dortige Dschihad-Anführer Mohammed Schehadeh getötet.
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas sprach am Donnerstag von einem «hässlichen Verbrechen». Für die Folgen sei Israel verantwortlich. Auf der Trauerfeier in Bethlehem waren die Leichen der vier Dschihad-Mitglieder in Fahnen der schiitisch-libanesischen Hisbollah-Miliz gehüllt, Trauende riefen: «Die Hisbollah kommt!» Beobachter sahen darin eine weitere Stärkung des Einflusses der von Iran und Syrien unterstützten Hisbollah bei Palästinensern.
Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak bekräftigte den Anspruch, «Mörder mit jüdischem Blut an ihren Händen» zu töten. Regierungssprecher Mark Regev machte die im Gazastreifen herrschende Hamas-Organisation für den Beschuss mitverantwortlich. «Niemand kann im Gazastreifen ohne Unterstützung der Hamas Raketen abfeuern», sagte er.
Die deutlichsten Worte kamen vom früheren stellvertretenden Verteidigungsminister Ephraim Sneh: «Israel wird nicht neben diesem iranischen Gebilde drei Kilometer von Sderot und zehn Kilometer von Aschkelon existieren», sagte er über den Gazastreifen im Militärrundfunk. «Es kann keine Lösung ohne eine diplomatische Lösung geben, und es kann keine Lösung ohne militärische Vernichtung der Hamas geben.» Bei dem nächtlichen Beschuss wurde nach israelischen Angaben niemand verletzt. Zwei der Geschosse trafen in der Stadt Sderot eine Lagerhalle und ein Fußballfeld. (AP)
Aus: "Gewalt im Nahen Osten: Raketeneinschläge gefährden Waffenruhe" (13. Mrz 2008)
Quelle: http://www.netzeitung.de/politik/ausland/934438.html (http://www.netzeitung.de/politik/ausland/934438.html)
-.-
Quote[...] Muhammad interessiert nicht, ob der Abfall ihm schadet. Mit seinen dreckigen, kleinen Fingern durchwühlt der 14-Jährige einen Berg aus Essensresten, Papier, vergammelten Sachen. Ohne Handschuhe. Das Überleben zählt, das nächste Stück Metall, das Geld bringt, das nächste Essen. «Klar hätten wir gerne eine normale, saubere Arbeit», sagt Ali, der am Rand der Halde steht. «Aber uns wurde schon so viel gesagt, und nichts ist passiert.» Auch für ihn zählt allein die blanke Existenz, mehr kann und will der 20-Jährige sich gar nicht für seine Zukunft vorstellen. «Ich möchte einfach irgendeine Arbeit für 50 Schekel (umgerechnet etwa 10 Euro) am Tag, mit der ich überleben kann. Das reicht schon.» (Indra Kley, dpa)
Aus: "Überleben im Dreck: Wie eine Müllhalde Palästinenser ernährt" nz (28. Mrz 2008)
Quelle: http://www.netzeitung.de/politik/ausland/951737.html (http://www.netzeitung.de/politik/ausland/951737.html)
Quote[...] Das Schweigen über die Verbrechen meines Großvaters hatte ich also unbewusst selbst fortgesetzt, ohne es zu merken war ich eine Komplizin beim Vertuschen gewesen. Was genau mein Großvater in der Slowakei gemacht hatte, das wollte ich früher nicht wissen, denn das Schlimmste zu denken war in meiner Familie ein Tabu. Ich war erschüttert, zu erkennen, wie befangen ich gewesen war - aus Liebe zu meiner Großmutter und meiner Mutter, aus falsch verstandener Loyalität zu meinen Verwandten.
Der Eklat um Oettinger/Filbinger hat gezeigt, dass wir kein Einzelfall sind.
[...] das Verschwiegene, das Verdrängte, arbeitet über Generationen hinweg weiter - in der Gesellschaft, in den Familien und in uns selbst, auch wenn es immer wieder neue Formen und Symptome annimmt, die mit den Verbrechen, den Methoden und ideologischen Vorstellungen des Nazi-Systems nicht mehr unmittelbar in Verbindung zu bringen sind.
Aus: "NS-Täter: Mein Großvater, der Verbrecher" Von Alexandra Senfft (Veröffentlicht: 17.12.2007)
Quelle: http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/1025/mein_grossvater_der_verbrecher.html (http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/1025/mein_grossvater_der_verbrecher.html)
-.-
Quote[...] Es war Juni oder Juli 1945. Mein Vater erreichte nach dreiwöchigem Fußmarsch seine Heimatstadt Pinneberg in Schleswig Holstein. Seine armselige grau-braune Kleidung flatterte um den abgemagerten Körper. Schwarze Bartstoppeln verwucherten ein graues Gesicht, in dem nur noch ein blaues Auge blitzte, das andere verdeckte eine abenteuerliche, schwarze Augenbinde. Ein drittel Soldat, ein drittel Mann und ein drittel Kind marschierten durch die holsteinische Kleinstadt, hinaus in westliche Richtung.
Da, wo die Mühlenstraße die Stadt verlassen hatte und nun bald in den weitläufigen Pinneberger Baumschulgebieten endete, bog er gegenüber vom Kolonialwarenladen Feind, wo es Sauerkraut und Gurken aus dem Fass gab, links in die Jansenallee. Seine Sehnsucht nach zu Hause war groß, aber sein Tempo behielt er bei, auch wenige Meter vor dem Ziel. So wie er es die ganze Strecke vom amerikanischen Kriegsgefangenenlager auf den Rheinwiesen bei Koblenz bis Pinneberg in Schleswig-Holstein beibehalten hat. Unterbrochen von Übernachtungen auf Bauernhöfen und in Stallungen. Rhythmus gibt Struktur, und Struktur braucht der, der überleben will.
[...] Meinem Vater in das Herz zu schauen fiel mir leichter als seinen Gedanken nachzuspüren. Das Herz meines Vaters war weich wie Wasser, aber seine Gedanken und seine Kargheit im Wort waren eine Festung. Auch im Stadium des beschwingten Betrunkenseins war nichts Großartiges, Heroisches oder Verklärendes von ihm zu hören. Nur Bruchstückhaftes und Entsetzen. Bahnte sich Spannendes in seinen Erzählungen an, verließ mein Vater jedes Sendungsbewusstsein, und die Geschichte endete mit: "Das kann man nicht erzählen!" Es endete mit einem Kopfschütteln und einer Abwehr der Bilder, die sich aus seiner Erinnerung ins Bewusstsein schoben.
[...] Die Fähigkeit zur Selbstreflexion war zu undeutsch. Wer sich und sein Vorgehen, sein Erlebtes reflektierte, hatte gefälligst zur Waffe zu greifen und sich durch den Kopf zu schießen.
[...] Es ist ein Versäumnis, dass die tiefgreifenden gesellschaftspolitischen Auswirkungen, die die Erziehung der Kriegsväter hinterlassen hat, kaum Gegenstand wissenschaftlicher Erkundungen geworden sind. Das gleiche Versäumnis gilt für die Erforschung traumatisierter Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Eine Erklärung mag in der Sprachlosigkeit dieser Männer begründet sein, eine andere in der Unfähigkeit, das eigene Handeln als Auswirkung der Kriegserlebnisse zu erkennen.
Die Deformierung meines Vaters im Rahmen meiner Möglichkeiten auszuloten war für mich Aufgabe und Hilfe, das Leben meines Vaters und das eigene Leben besser zu verstehen. Zwischen uns gab es, bei allen Schwierigkeiten, eine sehr enge Bindung, die sich aber erst ein paar Jahre vor seinem Tode entspannte. Es kostete Zeit, Energie und es war ein oft bitterer Prozess. [...] Ich habe meinen Vater als einen Menschen wahrgenommen, der trotz aller Widrigkeiten seines Lebens versuchte, sich und seiner Familie ein gesichertes und friedvolles Zuhause zu bieten. Im Rahmen seiner Möglichkeiten ist es ihm gelungen. Auch in seiner schwächsten Stunde wollte mein Vater allein sein. So wie immer. Am 1. Juli 2002 war der Krieg für meinen Vater beendet.
Aus: "Trauma Zweiter Weltkrieg: Als den Vätern die Seele erfror" Von Bernd Hohlens (29.3.2008)
Quelle: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/560/kriegsende_2002.html (http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/560/kriegsende_2002.html)
Quote[...] Die NATO (North Atlantic Treaty Organization) will künftig selbst dafür sorgen, dass das Militärbündnis des Westens ins rechte Fernsehlicht gerückt wird. Am Rande des NATO-Gipfels in Bukarest eröffnete NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer am heutigen Mittwoch den Internet-Fernsehkanal www.natochannel.tv. Ein aktueller Schwerpunkt des Webprogramms ist der Krieg in Afghanistan. Unter der Führung der USA war unmittelbar nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 das in Afghanistan herrschende Taliban-Regime angegriffen und vertrieben worden. Derzeit sind in dem zentralasiatischen Staat rund 47.000 ausländische Soldaten stationiert.
Von der öffentlich zugänglichen NATO-TV-Website sollen Fernsehstationen Videomaterial auch in hoher Qualität zur Weiterverbreitung herunterladen können. Die NATO setzt dafür allein in Afghanistan fünf eigene Fernsehteams ein. Auch Archivmaterial und die Aufzeichnungen wichtiger Pressekonferenzen sind auf der Internetseite zu finden. Finanziert wird das Projekt größtenteils von Dänemark. Der dänische Regierungschef Anders Fogh Rasmussen bestritt, dass es sich um ein Propagandainstrument handele: "Voraussetzung für die Wirksamkeit des Angebots ist, dass es sich um korrekte Nachrichten handelt." de Hoop Scheffer meinte, die NATO habe bisher "in der Steinzeit gelebt", was das Fernsehen angehe.
(pmz/c't)
Quote2. April 2008 17:40
You must install ActiveX plugin [...] in a Firefox browser.
Mad55 (876 Beiträge seit 19.05.04)
>You must install an ActiveX plugin in order to use the functionality
>of Natochannel.tv in a Firefox browser. Please read the instructions
>under the Help function.
Und das war der Punkt, wo ich aus dem Lachen nimmer rauskam. ActiveX,
ist klar.
Quote2. April 2008 17:47
Re: You must install ActiveX plugin [...] in a Firefox browser.
Jabatan (390 Beiträge seit 27.04.00)
Mad55 schrieb am 2. April 2008 17:40
[...] Always look on the bright side of war...
Jabatan
Quote2. April 2008 18:13
Re: You must install ActiveX plugin [...] in a Firefox browser.
*BooM* (68 Beiträge seit 10.10.06)
Nette Site, bei Opera kommt nur
http://www.natochannel.tv/includes/browserFailure.aspx
Die Site ist bestimmt mit Frontpage erstellt worden ;-)
Quote2. April 2008 18:18
nix Frontpage
DieSeeleBrennt, DieSeeleBrennt@gmail.com (18 Beiträge seit 30.01.08)
nein, wenn sie mit Frontpage erstellt worden wäre könnte man mit
Firefox was sehen, zum IE7 ist Frontpage nämlich inkompatibel ;)
Quote2. April 2008 18:24
Re: nix Frontpage
*BooM* (69 Beiträge seit 10.10.06)
ach Frontpage passt gut zu ner Seite der Militärs .. klingelts? ;-)
Quote2. April 2008 17:47
"Do You Want to Know More?"
olf_ (3 Beiträge seit 11.07.02)
...warum faellt mir eigentlich gerade Starship Troopers ein?
Quote2. April 2008 18:46
Reicht N24 nicht mehr?
blckguard (mehr als 1000 Beiträge seit 16.04.03)
Die bringen doch dauernd Dokus über unserer tollen Militärs des
Westens.
Quote2. April 2008 20:10
,,In der Steinzeit"
Sissy Fuß (112 Beiträge seit 12.12.07)
lebt die NATO auch weiterhin, selbst wenn sie nun einen eigenen total
objektiven und völlig propagandafreien Fernsehkanal hat.
[...] Aber ich will nicht nur negativ sein. Ich habe auch einen Tip für die
Fernsehfritzen von der NATO: Stellt doch bitte Jamie Shea als
Chefmoderator ein! Das unnachahmliche strahlende Lächeln, mit dem
dieser Goldjunge jeden ,,Kollateralschaden" in einen Triumph der
Freiheit umgedeutet hat, fehlt mir seit dem Kosovo-Krieg. Jetzt muß
ich immer erst in die Apotheke rennen, wenn ich ein Brechmittel
brauche. Vom NATO-Fernsehen erwarte ich, daß es mir diesen Gang
erspart!
Quote3. April 2008 7:43
Starship Troopers TV
unregistered user (180 Beiträge seit 13.04.04)
Paul Verhoeven hat mit der Inszenierung der TV-Sendungen in 'Starship
Troopers' schon mal gedeutet wie so etwas aussehen kann.
Dass aus der Filmsatire so schnell Realsatire wird hätte ich nicht
gedacht.
Aus: "NATO startet eigenes Internet-TV" (02.04.2008)
http://www.heise.de/newsticker/NATO-startet-eigenes-Internet-TV--/meldung/105923 (http://www.heise.de/newsticker/NATO-startet-eigenes-Internet-TV--/meldung/105923)
-.-
Quote[...] Es muss einen nicht überraschen, dass das Programm, das die Nordatlantische Verteidigungsgemeinschaft unter Natochannel.tv ins Netz gestellt hat, mehr Propaganda ist als Information. Die Plumpheit, mit der das Ganze aufgezogen ist, dagegen schon.
Natochannel.tv sei "genau, verlässlich und praktisch" preist ein Sprecher das eigene Produkt in einem Trailer an, der beim Öffnen der Seite startet. "Von wo auch immer die Nato operiert, wird Natochannel.tv Ihnen die Storys bringen", droht im gleichen Trailer eine Reporterin. Man werde Dinge berichten, "die sie sonst nicht zu sehen bekommen würden", und zwar "nicht nur von der Front".
Von der Front wird bislang in der Tat fast gar nicht berichtet - außer von der Propagandafront natürlich. Und von dort gibt es natürlich vor allem gute Nachrichten. Von lästigen, pseudo-arabisch klingenden Soundloops unterlegt erklären Nato-Soldaten, wie sie dem afghanischen Militär beim Aufbau einer eigenen Luftwaffe helfen. Ein vor lauter Hoffnung atemloser Reporter berichtet über Bauern in der Gegend von Masar-i-Sharif, die anlässlich des persischen Neujahrsfestes Bäumchen pflanzen "um dem Land nach dem Krieg das Grün zurückzugeben".
Ein weiterer Frontbericht preist die Verdienste der Nato um Bildungschancen für Frauen und Mädchen in dem Land: "Wie finden sie die Italiener?", fragt der Reporter einen grauhaarigen Vertreter der einheimischen Bevölkerung. "Wir sind sehr glücklich, weil sie uns eine Schule gebaut haben. Wir respektieren sie, und sie respektieren uns und unsere Kultur."
[...] sich im eigenen Angebot auf so plumpe Weise selbst zu loben, beschwört im Zweifel eher Argwohn als Zustimmung herauf. Informationen über die zivile Entwicklung in dem Land sind interessant - aber irgendwie ist die Nato nicht die erste Quelle, an die man dabei denkt.
[...] Man kann der Nato zugutehalten, dass sie nicht einmal versucht, die mal dreisten, mal unsäglich drögen, immer viel zu langen Vorträge hochrangiger Vertreter als journalistische Formate zu tarnen. Insofern haben die "Interviews" den geschnittenen Filmbeiträgen mit Originalaufnahmen zumindest eine gewisse Offenheit voraus. Die Frage ist, ob es auf diesem Planeten irgendjemanden gibt, der sich all das auf so mühselige Weise ansehen möchte. Pressemitteilungen lesen ist aufregender.
Zum schlechten Gesamtbild trägt bei, dass der Ton der Filmbeiträge oft so leise ist, dass man ihn auch bei voll aufgedrehter Lautstärke nur schwer versteht, und dass zahlreiche Beiträge mit wechselnder, entweder irgendwie moderner oder irgendwie moralstärkender Musik unterlegt sind. Dazu kommen technische Mängel: Das Angebot funktioniert in keinem Browser außer dem Internet-Explorer ohne Probleme, gelegentlich fällt das Bild im Videofensterchen aus, oder es läuft der Ton eines zuvor angeklickten Films weiter, während man bereits einen neuen aufgerufen hat.
Im Endeffekt wird Natochannel.tv, nicht zuletzt aufgrund der dort veröffentlichten Mitschnitte von Pressekonferenzen und Fragestunden, vor allem Journalisten als gelegentliche Ressource dienen. Profis werden vermutlich ohnehin die einzigen sein, die die Geduld aufbringen, sich mit dem Angebot ernsthaft auseinanderzusetzen - weil sie müssen.
[...]
QuoteSerenifly, 03.04.2008
Natürlich sind die Meldungen da tendenziös. Das gleiche kann man aber ausnahmslose über die Berichterstattung der deutschen Medien zu Afghanistan sagen. Die kann man durchweg in die Tonne schmeißen, da sie mit der Realität nicht viel zu tun hat. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
[...]
QuoteDennis K., 03.04.2008
Tja..
Das kommt davon wenn Marketingfuzzies unter der Knute ihrer Vorgesetzten versuchen "Presse" zu spielen. Kann ja nur schiefgehen.
QuotePancho Villa, 03.04.2008
Fragt sich, was hier "plump" ist...
Quote
Zitat von sysop Beitrag anzeigen
Die Nato hat jetzt eine eigene Web-TV-Plattform. Auf Natochannel.tv gibt es knallharte Propagandaberichte, wachsweiche Pseudointerviews mit Funktionären und Medienkritik von einem Nato-Sprecher. Wozu das Angebot tatsächlich gut sein soll, bleibt rätselhaft.
Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich - ausgerechnet deutsche "Leitmedien" kämpfen jetzt in vorderster Front gegen den "Tendenzjournalismus".
Das ist ein Witz, allerdings einer mit bitterem Nachgeschmack...
Einerlei: Was von der NATO kommt, muß anrüchige Propaganda sein (sonst gerät das Weltbild des deutschen Durchschnittsredakteurs aus den Fugen), oder unprofessionell (neutrale und ausgewogene Beiträge im Internet können deutsche Medien einfach besser, gell? Wer erinnert sich z.B. noch an die denkwürdige Darbietung des ZEIT Feuilleton-Chefs auf der hauseigenen Internet-Plattform?), oder eben "dröge" (weil zu lang und ausführlich - klar: Bei einem Thema wie dem Afghanistan-Krieg kommt es in erster Linie aufs Infotainment an, richtig?).
Liebe SPON Redaktion: Glaubwürdiger und seriöser wirkt Ihr mit solchen Ausritten nicht.
Mahlzeit.
Quoteparisexpat, 03.04.2008
Offenheit der NATO
Was das "zittrige Stimmchen" und die angeblich unkritischen Fragen angeht, steht zu vermuten, dass es sich hier bei der Interviewerin um eine Praktikantin handelt, d.h. also idR um eine Studentin, die bei der NATO eine stage absolviert und eines Tages vielleicht für Spiegel, BBC oder LeMonde arbeiten wird. (Das Praktikumsprogramm der NATO ist vorzüglich; der Umgang mit den Praktikanten vorbildlich.)
BIetet denn der Spiegel seinen Praktikanten eine ähnliche Plattform? Darf der Hospitant den Chefredakteur für's Internet befragen? Wie kritisch dürften die Fragen an den Herausgeber des Focus sein? Kritik an der BILD in Bild-TV? Oder der BZ?
Wie sieht es mit der Offenheit der privaten Medien aus?
Wer im Glashaus sitzt....
Aus: "PR-PLATTFORM: Nato TV nervt mit plumper Propaganda" Von Christian Stöcker (02. April 2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,545008,00.html (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,545008,00.html)
Quote[...] Während Bush die US-geführte Invasion als richtig und notwendig verteidigt hat, demonstrierten Tausende seiner Landsleute gegen den Krieg – unter ihnen auch hunderte Veteranen, die im Irak und in Afghanistan gekämpft haben. Vor wenigen Tagen wandte sich eine Gruppe von ihnen – unter dem Namen «Wintersoldaten» – an die Öffentlichkeit, um über diesen schmutzigen Krieg zu berichten: über das Vorgehen der Armee, irrwitzige Befehle und grauenvolle Erlebnisse, die sie bis heute nicht mehr loslassen. Unterstützt wird die Gruppe von den «Veteranen gegen den Irakkrieg» (IVAW). Einige Aussagen wurden von IVAW aufgezeichnet und ins Internet gestellt.
«Wenn wir uns einer Stadt näherten, in der bereits viele von uns gefallen waren, dann galt praktisch: Feuer frei. Wir wurden angehalten, auf alles zu schießen, was sich bewegt», berichtet der ehemalige Irak-Soldat Jason Washburn. «Und wir führten die Befehle aus. Wir feuerten auf eine Frau, die mit einer großen Tasche auf uns zukam. Als sich der Staub gelegt hatte, sahen wir auf dem Boden verstreute Lebensmittel. Sie wollte uns etwas zu Essen bringen, dafür schossen wir sie nieder», erzählt der sichtlich erschütterte Mann.
Washburn war in der Zeit von 2003 bis 2006 drei Mal im Irak, unter anderem in den Provinzen Najaf und Anbar, die zu den gefährlichsten Regionen des Landes zählen. Ein Soldat aus seiner Einheit soll für das Massaker an 24 irakischen Zivilisten in Haditha im November 2005 verantwortlich sein.
«Wenn Zivilisten anfangs versehentlich erschossen wurden, sollten Schaufeln oder Waffen auf den toten Körper gelegt werden, um behaupten zu können, es handle sich um Aufständische», berichtet Washburn weiter. «Bei meinem dritten Einsatz lautete der Befehl: Wir schießen auf Zivilisten, wenn sie Schaufeln und große Taschen bei sich tragen. Also führten wir Schaufeln und große Taschen gleich im Fahrzeug mit uns.»
Washburn spricht auch über die langsame Entfremdung von sich selbst. Oft beginne die erst, wenn man aus dem Einsatz heimkehrt. «Du denkst darüber nach, was du dort getan hast. Dann stellst du fest: Das bist nicht du. Das ist nicht, wie du bist. Und du fragst dich, wer du geworden bist.»
Ein anderer früherer Soldat, John Michael Turner, wirft seine Medaillen, mit denen er für seine Verdienste im Irakkrieg ausgezeichnet wurde, auf den Boden. «Am 18. April 2006 beging ich den ersten offiziellen Mord», erzählt Turner den Anwesenden bei der Veranstaltung in Washington. «Der Mann war unschuldig. Als er zu seinem Haus ging, tötete ich ihn - vor den Augen seines Vaters und seines Freundes. Beim ersten Schuss schrie er auf und sah mich an. Ich sagte zu meinem Freund: 'Das kann ich nicht zulassen' und schoss ein zweites Mal. Danach wurde ich beglückwünscht.»
Auch Steve Mortillo diente im Irak und sagt, was er heute vom Irakkrieg hält: Es sei falsch zu glauben, wir könnten dort Familien zusammenfügen, die wir vorher zerstört haben. «Die Vorstellung, wir könnten dort hingehen, so viel Zerstörung anrichten und das alles wieder in Ordnung bringen. Ich meine, wie kann man es wieder gut machen, wenn dein Bruder gerade gestorben ist, wie kann man den Verlust eines Kindes wieder gut machen, wie kann man einem Kind seine Mutter zurückgeben?», fragt Mortillo in einem der IVAW-Filme.
Mortillo, Washburn und Turner schildern ihre Geschichten in einer Mischung aus soldatischer Disziplin, Verbitterung und Fassungslosigkeit ...
Aus: "Gräueltaten im Irakkrieg: US-Veteranen enthüllen schockierende Details" (20. Mrz 2008 15:34)
Quelle: http://www.netzeitung.de/politik/ausland/943057.html (http://www.netzeitung.de/politik/ausland/943057.html)
Quote[...] Vorbereitung eines Angriffskrieges. Jeder Schüler kennt diesen Anklagepunkt des Nürnberger Kriegsverbrechertribunals. Jeder Fernsehzuschauer weiß, dass der Krieg gegen den Irak ein Angriffskrieg war. Dennoch gibt es kein Tribunal, keine Angeklagten, kein Verfahren.
Die Würde des Menschen ist unantastbar, weiß jeder. Dennoch ist es schon in der Berichterstattung ein Unterschied, ob ein Deutscher, ein Europäer, ein Amerikaner ums Leben kommt oder ein Araber - im letzten Fall erfahren wir nicht mal den Namen des Opfers. Schließlich ist der Mehrheit längst klar, was von den Argumenten für den Irakkrieg zu halten ist, der erschütternde Film ,,Leading to War", kostenlos einsehbar auf der gleichnamigen Website, kommt daher völlig ohne Kommentar aus. Der Krieg tobt ohne Berechtigung, aber nicht weniger heftig.
[...] Doch außer islamhassenden Internetbewohnern mit zu viel Tagesfreizeit, die sich auf der Website ,,Politically Incorrect" austoben, dürfte es jedem vernunftbegabten Leser schwerfallen, Jürgen Todenhöfers Appell an unsere eigenen westlichen Werte zu ignorieren. Todenhöfers Buch ,,Warum tötest du, Zaid?" enthält drei Teile: Es erzählt die Geschichte einer klandestinen Reise Todenhöfers nach Ramadi; und die Geschichte von Zaid, der vom Studenten zum Kämpfer wurde, als er den Tod seiner Brüder mitansehen musste. Im Bildteil werden teils aktuelle, teils historische Fotos von der Grausamkeit westlicher Herrschaft in muslimischen Ländern präsentiert; schließlich formuliert Todenhöfer zehn Thesen zur Überwindung des muslimisch-christlichen Gegensatzes. Alles zusammen legt einen sehr unmodernen Schluss nahe: Wir, der Westen, wir sind nicht die Guten, waren es vielleicht nie.
Für solche Schlechtelaunebotschaften ist niemand mehr zuständig. Was mag ein Plakatwandleser als geistiges Umfeld des Autors vermuten? Klingt nach der Linken, nach Bernt Engelmann, dem mittleren Wolf Biermann oder Gerhard Zwerenz. Falsche Antwort.
In einer früheren Zeit stand Jürgen Todenhöfer in der anderen Ecke. Darum quittiert er die Aussage, man habe im Zeitungsarchiv spannende alte Artikel über ihn entdeckt, mit einem süßsauren ,,Archiv? Das ist aber gemein." Es ist nur zur Hälfte ein Witz. In seinen Jahren als entwicklungs- und rüstungskontrollpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre hat sich Todenhöfer einen Namen als Hardliner am rechten Rand gemacht. Er galt als Strauß-Mann in Bonn, er fand harsche Worte gegen die südafrikanische Befreiungsbewegung ANC und besuchte den chilenischen Diktator Augusto Pinochet. Auch im Inneren hat er sich mit allen angelegt, die heute zu den Lieblingen der Nation zählen, mit Willy Brandt, Hans-Dietrich Genscher, Helmut Schmidt und Helmut Kohl.
Zur Zeit der sowjetischen Besatzung Afghanistans reiste er zweimal ins Land, trat in afghanischer Tracht auf und hielt im Bundestag die Spielzeugbomben hoch, mit denen die Rote Armee die Moral der Bevölkerung zu untergraben suchte. In einer Zeit, in der sich die Deutschen nach Entspannung sehnten, waren solche Auftritte höchstens noch bei den Fans des ZDF-Magazins von Gerhard Löwenthal beliebt; gestandene Ost-West-Politiker reagierten mit spottenden James-Bond-Vergleichen und veralberten seine Slogans: ,,der Geschmack von Freiheit und Abenteuer!". Ende der siebziger Jahre findet sich, natürlich anonym, folgende Einschätzung eines Fraktionskollegen in der Zeitung: ,,Der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank." Irgendwann musste er die Konsequenzen aus dem Dauerclinch mit Helmut Kohl ziehen und die Politik aufgeben.
Heute ist Jürgen Todenhöfer stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Medienhauses Burda. Er trägt lange weiße Haare, ein offenes Hemd und eine ovale Brille, ein sehr gepflegter ewiger Student. Es fällt schwer, diesen Mann mit der milden Stimme mit den Fotos von früher in Einklang zu bringen, auf denen er die wirren, dunklen Haare mit langen Koteletten trägt und mit einem etwas zu intensiven Blick ins Objektiv schaut. Er sagt, dass es stimme, das mit den fehlenden Tassen, damals. ,,Ich bin unfähig, mich in wesentlichen Fragen, also bei der Beteiligung an einem Krieg oder der Wiedervereinigung, der Mehrheitsmeinung anzuschließen. Damit kommt man in einer Partei nicht weit. Wenn Sie heute Helmut Kohl fragen, ob ich je Politiker gewesen bin, dann kriegt der einen Lachkrampf."
Der Bescheidenheitsgestus fällt Todenhöfer umso leichter, als die Weltgeschichte ihm in der wichtigsten Frage entgegenkam. Todenhöfer gehörte, so Peter Glotz in seinen Memoiren, ,,zur halben Handvoll Abgeordneter in Bonn, die auch in den achtziger Jahren noch an die deutsche Wiedervereinigung glaubten". Auch dann noch, als Kohl den Erich Honecker auf dem roten Teppich empfing und Strauß mit Milliardenkrediten die DDR-Wirtschaft flottmachte. Wenn man als Irrer angesehen wurde, weil man im Bundestag von einer deutsch-russischen Aussöhnung träumte, zu einer Zeit, da in Moskau noch die Kommunisten herrschten (während heute ehemalige Bundeskanzler bei russischen Firmen ihre Brötchen verdienen), scheut man den Vorwurf der Phantasterei nicht mehr.
Er hat, was viele besonders beunruhigt, für das neueste Projekt ein kleines Vermögen ausgegeben. Plakat-, Zeitungs- und Kinowerbung, auch der dreisprachige Internetauftritt: alles privat bezahlt. So viel war es dann gar nicht, sagt er, ungefähr die Größenordnung eines Sportwagens. Er hat es einfach nicht mehr ausgehalten, die Lügen, die falsche Rollenverteilung, dass sich der Westen immer noch als das Opfer sieht und die Muslime als die intrinsisch Aggressiven darstellt, wo es sich doch exakt umgekehrt verhält. In seinem Beruf ist Todenhöfer ein Mann der Zahlen: ,,Bin Ladin hat 5000 Menschen getötet, Bush mehrere hunderttausend."
Er hat es sich nicht leichtgemacht. Seine Kenntnis der Verhältnisse im Irak hat er nicht allein aus der Zeitungslektüre. Er hat über den ehemaligen Leiter des ,,Oil for Food"-Programms, Hans Graf von Sponeck, Kontakt zu irakischen Widerstandsgruppen aufgenommen. Er hat mit dem Roten Halbmond gesprochen und mit den Autoren der Lancet-Studie über die zivilen Opfer des Krieges. Er hat in Jordanien und Syrien mit Flüchtlingen gesprochen und war schließlich im vergangenen Jahr fünf Tage in Ramadi, als Arzt getarnt, eine lebensgefährliche Reise.
Dort traf Todenhöfer den Protagonisten des Buches: ,,Sie müssen ihn sich als einen jungen James Dean vorstellen, einen wütenden jungen Mann, der nicht eben drauf brennt, Fremden seine Geschichte zu erzählen." Er musste die Daten und Umstände ein wenig verfremden: Einer, der auf amerikanische Soldaten schießt, kriegt im Irak keine Lebensversicherung mehr. Besonderen Stolz entwickeln die Familie und die Freunde Zaids aus dem Umstand, dass er eine Bombe nicht gezündet hat, weil sich ein alter Mann in der Nähe des geplanten Anschlagsorts niedergelassen hatte. ,,Das", resümiert Todenhöfer, ,,ist für mich der entscheidende Punkt: Ablehnung von Gewalt gegen Zivilisten und die Bereitschaft zu Verhandlungen. Im irakischen Widerstand ist beides vorhanden."
Die Erfahrung, amerikanischen Bomben und Panzern ausgeliefert zu sein, kennt er, Jahrgang 1940, aus seiner Kindheit. Er entkam manchmal seiner Mutter und sammelte Granatsplitter auf, am besten solche, die noch warm waren. Die französische Besatzung erlebte die Familie als hart und bisweilen grausam. Und doch nahm Todenhöfer an den Versöhnungsoffensiven nach Westen teil. ,,Meine Vorurteile gegen die Franzosen dauerten exakt so lange, bis ich zu einem Schüleraustausch eingeladen wurde." Er heiratete eine Französin, ist Ehrenoberst der amerikanischen Armee und sogar Ehrengirlscout, die personifizierte Westbindung. Ihm Antiamerikanismus nachweisen zu wollen wäre sinnlos. Er hat die Telefonnummern einflussreicher Republikaner. Vor dem Irakkrieg hat er sie angerufen. ,,Sicher war es größenwahnsinnig und aussichtslos. Aber was wäre die Alternative gewesen? Nichts zu tun?" Er unterstützt auch eine israelisch-palästinensische Begegnungsstätte, damit sich beide Seiten einfach mal kennenlernen. ,,Diese Teenager schütteln nur den Kopf über die offizielle Politik. Versöhnung ist möglich. Sie wird kommen." Er empfiehlt eine Art KSZE für den Nahen Osten.
Gerade, als es staatstragend wird, hellt sich Todenhöfers Gesicht auf. ,,Wissen Sie, hier in Bayern haben wir einen Brauch: Alle vierzehn Tage erheben sich samstags fast sechzigtausend Menschen aller Religionen und verneigen sich vor einem Muslim." Kurzfristig erwägt man die Möglichkeit, dass der Mann doch viel verrückter ist, als man mit bloßem Auge erkennt. ,,Wie?" ,,Na vor Franck Ribéry", einem berühmten Fußballer.
Im Sommer 1979 erschien im ,,Spiegel" ein Porträt über Todenhöfer, der Autor war Jürgen Leinemann. Es war eine Vernichtung. Die Überschrift war ein Zitat aus einem alten Kindergedicht von Friedrich Güll: ,,Das Büblein stampfet und hacket." Und zwar, wie töricht, auf einer Eisfläche. Im Gedicht wird es dann ungemütlich - der Bub bricht ein und wird vom Vater versohlt. Leinemann nannte ihn den ,,Selbstentwickler". Es war gemein und doch treffender, als der Autor wissen konnte: Todenhöfer hat sich entwickelt, brechende Eisdecken beziehungsweise die fallende Mauer und ein Reinfall samt strafendem politischem Übervater spielten dabei eine große Rolle. Kein Schaden: Unser verpenntes Land verträgt noch mehr solcher Irrer.
QuoteFAZ ist unfähig zur Selbstkritik
A. Malliki (a.malliki), 25. März 2008
Wenn es darum geht, die Deutsche politische Richtung ins Fadenkreuz zu nehmen, glänzt die FAZ mit journalistischer Überkorrektheit. Hier wird aus allen möglichen Ecken Hintergrund angehäuft, damit ja keiner auf die Idee kommt, dass Todenhöfer in seiner Grundaussage absolut Recht hat.
Am Beispiel China wir offensichtlich wie gespalten unsere Weltanschauung in den Medien geworden ist. China gilt als Besatzer Tibets und wird an den Pranger gestellt und der Menschenrechtsverletzung öffentlich angeklagt. Es wird mit Boykott gedroht.
Im Irak sieht die Situation anders aus: Amerika hat sich in diesen Angriffskrieg gelogen und muß heute ganz offiziell als Besatzer angesehen werden. Die dortigen Unruhen werden uns aber Terrorismus verkauft und die Tötung der Irakischen Bevölkerung als Verteidigung zu deren Freiheit. Wir argumentieren wie die Chinesen, wenn es um Tibet geht.
Afghanistan wurde mit der Begründung überfallen, dass Bin Laden sich in dessen Bergen verstecke. Nach ihm wird schon lange nicht mehr gesucht, aber der Besatzer NATO ist geblieben und jede Gegenwehr der Bevölkerung ist Terrorismus.
Es gilt als korrekt, wenn Araber erschossen und von Bomben zerfetzt werden - alles andere ist Verschwörungstheorie.
QuoteTreffende Analyse: Entmachtung Saddams war richtig
Hans Mast (hans781), 24. März 2008
Es scheint noch Leute zu geben die sich nicht von den liberalen Mainstream-Medien den Kopf vernebeln lassen. Respekt Herr Todenhöfer !
Es ist klar, dass es richtig war Saddam zu entmachten. Ob er nun etwas mehr oder weniger Kontakt hatte mit Al-Qaida ist letztlich genauso unwichtig, wie ob er tatsächlich Massenvernichtungswaffen hatte oder nicht. Der Mann war eine Gefahr für die Region und die Welt ist besser dran ohne ihn.
Und wenn der Herr A..jad aus dem Nachbarland 1 und 1 zusammenzählen kann hält er sich nun er im Zaum mit der Verwirklichung von Drohungen gegenüber Israel.
Solche Leute wie Saddam, A..jad oder die Taleban sprechen leider nur die Sprache der Gewalt und verstehn es daher auch nur wenn man mit Ihnen robust umgeht.
Deutsche Entwicklunghilfe-Scheckbuch-Politik hilft hier nicht weiter sondern fördert nur solche Gestalten.
Insofern verdient die Entscheidung der USA zum Einmarsch Respekt und wird von nachfolgenden Generationen noch als richtig wahrgenommen werden.
QuoteZufall?
Rainer Müller (gulliver2005), 24. März 2008
Nur komisch, dass Herr Todenhöfer immer dann seiner Empörung Luft macht, wenn er gerade wieder ein neues Buch veröffentlicht. Das Manöver ist so durchsichtig...
QuoteMärchenstunde in der FAZ
Harry LeRoy (Cimon), 24. März 2008
George Orwell hat es in seinem Roman 1984 gefallen ein System zu erschaffen, in dem die Felder mit der Hand bestellt und die Kulturgüter maschinell erzeugt werden; würde dies auf den heutigen Staat zutreffen so wäre wohl (mal wieder?) ein Erzeugnis falsch zugestellt worden. Denn einen solchen Artikel würde man zweifelsohne in der TAZ erwarten, ob wohl deren Leser gelegentlich wertkonservative Huldigungen an den Papst ertragen müssen?
Eine merkwürdige Figur ist dieser Mensch auf jeden Fall, geläutert und versöhnend und in einem Maße unangreifbar, dass es nicht mit rechten Dingen zu gehen kann. Seine Thesen zu kommentieren wäre müßig, da man ebensogut an jedem Stammtisch eine Debatte über die amerikanische Politik führen könnte und denselben Unfug zu hören bekäme.
Es verwundert aber, dass jemand der angeblich Mitglied der CDU gewesen ist derartigen Unfug über das alte Ringen zwischen Abendland und Morgenland verbreitet, da hier der Aggressor unzweifelhaft feststeht. Selbst den Kreuzzügen gingen 400 Jahre "heiliger" Krieg der Mohammedaner gegen die Christenheit voraus. Es fragt sich also was solche Konservativen zu bewahren gedenken, wenn ihnen selbst die eigene Geschichte völlig fremd ist.
QuoteWie nett
Thomas Wenzel (Coloneltw), 25. März 2008 08:40
interessant wie sehr sich die Leute über einen Mann aufregen können aber die Inhalte nicht verstehen.
Wenn wir hier Mathe spielen dann bitte richtig. Saddam war ein Massenmörder der 1 Mio Kurden mit Giftgas umgebracht hat. Gut Bush Senior hat ihm das Gas verkauft und sein Sohn hat die Belege dafür und wollte die Überreste suchen.
Wenn man einem Mörder eine Waffe in die Hand drückt ist man an dem Mord, der dann passiert mitschuldig. Vielleicht hat unser Junior aus texas nicht selbst 1/4 der irakischen Bev. getötet aber er hat dazu beigetragen. Sein Vater ist 1990 nicht ohne Grund an den Grenzen des Iraks stehen geblieben. Denn Ihm war klar der Einmarsch würde mehr Blutvergießen und Bürgerkrieg fördern als es das Wert ist.
Meine Frage ist: Wie können solche Systeme wie Irak, Nordkorea etc entstehen? Wer finanziert sie? Wer liefert die Waffen? Diese Antworten geben Aufschluss auf die wahren Hintermänner. Diese müssen wir los werden dann erledigen sich diese Systeme von selbst. Aber im eigenen Hinterhof wühlt man ungern. Und ja auch Kohl hat Waffen geliefert - wir sind also nicht ganz unschuldig. Um andere zu ändern müssen wir bei uns anfangen.
Aus: "Einzelkämpfer Jürgen Todenhöfer: Sind wir die Terroristen?" Von Nils Minkmar (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.03.2008, Nr. 12 / Seite 29 / 24. März 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E35ECD5A5115840A5A90917908D1FE67E~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E35ECD5A5115840A5A90917908D1FE67E~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
-.-
Quote[...] Im Fernsehen sieht man den wahren Krieg nicht. Das Pentagon nutzt sein Informationsmonopol konsequent aus. Es gibt im ganzen Land pro Tag ungefähr 100 militärische Operationen der amerikanischen Streitkräfte: Schießereien, Razzien, Bombardierungen. Die zeigt das Pentagon nicht, weil es dann die zahllosen von den Besatzungsstreitkräften zerstörten Wohnhäuser, die vielen getöteten Zivilisten zeigen müsste.
Es gibt pro Tag außerdem etwa 100 Aktionen des bewaffneten Widerstandes, eines nach Völkerrecht legitimen Widerstandes, der - anders als Al Kaida - nicht gegen die Zivilbevölkerung kämpft, sondern gegen die Besatzer und ihre Einrichtungen. Über 100 000 Iraker befinden sich in diesem aktiven Widerstand, sie kämpfen für die Freiheit ihres Landes, unterstützt von der Mehrheit der Bevölkerung. Davon berichtet das Pentagon auch nicht.
Was wir sehen, sind die zwei bis drei Selbstmordanschläge, die die Terrororganisation Al Kaida jeden Tag verübt. Al Kaida nimmt den Tod von Zivilisten billigend in Kauf, strebt ihn sogar an. Ihre Untaten werden gezeigt, damit das Pentagon in den USA behaupten kann, es führe im Irak einen Krieg gegen Al Kaida. Aber das ist Unsinn.
[...] Alle Iraker, die ich getroffen habe, lehnten Gewalt gegen Zivilisten gleich welcher Nation ab. "Wir wollen mit Al Kaida nichts zu tun haben", sagten mir die Menschen in Ramadi, das man als einstige Hauptstadt von Al Kaida bezeichnen könnte, weil das Terrornetzwerk dort sein Kalifat ausgerufen hatte.
Die Menschen sagten aber auch, dass sie die Nase voll haben von den amerikanischen Besatzern, die angeblich wegen dieser marginalisierten Terrorgruppe ein Volk unterjochen und genau wie diese auf Zivilisten keinerlei Rücksicht nehmen. Die Berichte von ehemaligen US-Soldaten, von verwundeten und traumatisierten GIs, die die Brutalität der Besatzung schildern, sind erschütternd.
1,2 Millionen Iraker sind seit Kriegsbeginn getötet, eine Million ist zum Teil schwer verwundet worden. In Bagdad hat fast jeder zweite Haushalt ein Mitglied verloren. Das sind Zahlen des unabhängigen britischen Forschungsinstituts ORB.
Ein Opfer von vielen war Karim, ein 19-jähriger Junge aus Ramadi. Er hatte nie mit dem Krieg etwas zu tun haben wollen, genauso wenig wie seine beiden älteren Brüder. Sie träumten von einer guten Ausbildung, einer eigenen Familie, einem Haus und einem Auto. Junge Iraker wie sie tragen westliche Kleidung, hören westliche Musik, sie sind wie die meisten ihrer Landsleute der westlichen Lebensart gegenüber sehr aufgeschlossen.
[...] Karim wurde direkt vor dem Haus eines Verwandten von US-Soldaten erschossen. Seine Familie musste die ganze Nacht lang durch ein Fenster zusehen, wie die Blutlache um ihn immer größer und dunkler wurde.
Zaid, Karims ältester Bruder, wollte ihm zu Hilfe eilen. Aber seine Familie hielt ihn verzweifelt zurück, aus Angst, auch er könnte umgebracht werden. Wenige Monate zuvor war schon Zaids zweitjüngster Bruder von US-Soldaten erschossen worden. Ich habe mich mit Zaid lange darüber unterhalten, warum er nun zur Waffe gegriffen und sich nach Karims Tod einer der vielen Widerstandsgruppen angeschlossen hat. Er hat mich nur verzweifelt angeschaut und gefragt, was ich getan hätte, wenn zwei meiner Brüder erschossen worden wären.
Der irakische Widerstand ist so heterogen wie die Gesellschaft. Es gibt sunnitische und schiitische Gruppen, auch Christen, Marxisten und Sozialisten, Liberale und Baathisten, teilweise frühere Anhänger der Einheitspartei Saddam Husseins. Tagsüber sind sie Bäcker, Lehrer, Studenten, am Tag arbeiten sie gezwungenermaßen mit den Besatzern zusammen. In der Nacht aber kämpfen sie gegen die Besatzer, gegen ihre Waffen und gegen ihren Hochmut.
In jüngster Zeit betont die US-Administration, dass sich die Lage im Jahr 2007 verbessert habe, dass die Entwicklung sogar "besonders zufriedenstellend" sei. Es ist richtig, dass der Widerstand immer mal Feuerpausen einlegt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass dieser Angriffskrieg noch immer von unglaublicher Brutalität ist.
Vor zwei Jahren wurden pro Tag durchschnittlich 600 Iraker getötet, heute sind es nach Schätzungen von Experten immer noch 200 Iraker, die meisten von ihnen Zivilisten. Das sind 6000 pro Monat, zweimal mehr als am 11. September 2001 im World Trade Center starben. Wie kann man das "zufriedenstellend" finden? Diese Missachtung des Lebens der Iraker verschlägt mir die Sprache.
Im Jahr 2007 sind im Übrigen mehr US-Soldaten im Irak gefallen als in all den Jahren zuvor, offiziell haben über 4000 Besatzungssoldaten ihr Leben im Irak gelassen. Die tatsächliche Zahl liegt jedoch viel höher, weil die Gefallenen der Privatarmeen wie Blackwater statistisch nicht erfasst werden. Auch wie man das zufriedenstellend nennen kann, ist mir schleierhaft. Aber wahrscheinlich werden wir bis zu den Präsidentschaftswahlen im November nur noch "Erfolgsmeldungen" aus dem Irak hören.
Ich finde das unendlich traurig.
Aus: "Das gestrafte Volk: "Bewaffneter Widerstand ist legitim"" Von Jürgen Todenhöfer (12. April 2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/reportage/?sid=b826e06a6f1a8305c4b0a66999e9add1&em_cnt=1306493 (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/reportage/?sid=b826e06a6f1a8305c4b0a66999e9add1&em_cnt=1306493)
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Quote[...] Jürgen Gerhard Todenhöfer (* 12. November 1940 in Offenburg) ist Politiker, Autor und Manager.
Er machte 1959 Abitur und studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten München, Paris, Bonn und Freiburg im Breisgau. In Freiburg promovierte er 1969 und war dort später als wissenschaftlicher Assistent tätig. 1972 wurde er Richter am Landgericht Kaiserslautern. 1970 trat Todenhöfer in die CDU ein. 1972 bis 1990 war er Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1980 an als direktgewählter Vertreter des Wahlkreises Tübingen-Hechingen. Im Bundestag trat er als entwicklungspolitischer Sprecher und als abrüstungspolitischer Sprecher seiner Fraktion hervor. Hierbei vertrat er oft konservative Positionen, was ihm bei Herbert Wehner den Beinamen ,,Hodentöter" einbrachte. 1980 bereiste er erstmals inoffiziell unter Gefahren das sowjetisch besetzte Afghanistan und machte so auf die Leiden der afghanischen Flüchtlinge aufmerksam. Nach dem Ende seiner Abgeordnetenzeit zog er sich aus der Politik zurück.
Bereits 1987 trat er in den Burda-Verlag ein und ist bis heute stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes von Hubert Burda Media mit Zuständigkeit für den Bereich Verlage, Finanzen und Verwaltung. Mit Hubert Burda verbindet ihn eine Jugendfreundschaft. Todenhöfer ist ein entschiedener Kritiker der US-amerikanischen Feldzüge gegen Afghanistan 2001 und gegen den Irak 2003.
Aus: "Jürgen Todenhöfer" (7. April 2008 )
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Todenh%C3%B6fer (http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Todenh%C3%B6fer)
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Quote[...] Über die Zahlen der getöteten Menschen in beiden Ländern gibt es unterschiedliche Schätzungen. Vor allem im Irak soll die Zahl der Zivilisten – also der ,,Kollateralschäden" in die Nähe der Million kommen. Genau nachprüfen kann man das nicht, aber es gibt genügend seriöse Quellen, die von den Zuständen in beiden Ländern berichten. Beide Einsätze sind in jedem Falle verheerend. Die Regierung weiß auch, daß sie in diesem Punkt gegen die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung regiert. Doch das schert sie nicht – das ist ,,politische Führung"! Argumente helfen da wenig. Nur wenn der politische Druck so stark wird, daß niemand – es sei denn um den Preis der Regierungsfähigkeit – diesen Protest politisch überlebt, können sich Erfolge einstellen. Das muß jetzt bis zur nächsten Wahl 2009 deutlich rüberkommen.
Man weiß manchmal gar nicht, was das Schlimmste an den Kriegseinsätzen allgemein und den bundesdeutschen im besonderen ist. Da ist das zunächst das Schicksal der Menschen in den betroffenen Ländern. Hier gehen die Verluste in so hohe Bereiche, daß es keine politischen Ziele gibt, die das rechtfertigen könnten. Doch auch die vorgeblichen Ziele sind unerreichbar: weder zeichnet sich ein ,,nation building" in beiden Ländern ab, noch eine Demokratisierung, noch irgendeine Frauenemanzipation, jenes schöne Leckerli, das die Grünen so gerne für ihren Werteimperialismus instrumentalisieren. Selbst realistische Konservative teilen diese Einschätzung mittlerweile, von Peter Scholl-Latour über Jürgen Todenhöfer, Peter Gauweiler bis zum ,,Tagesspiegel"-Kommentator Alexander Gauland. Es geht ja auch um ganz anderes. Nicht die Verbreitung ,,westlicher Werte" ist das Ziel, sondern die Absteckung von claims für die weitere Unterwerfung fremder Völker und Staaten, die über ,,unser Öl, unser Gas" usw. verfügen. Kurz: es geht um Geopolitik. Eigentlich kein großer Unterschied zum 19. Jahrhundert, nur daß das Christentum jetzt einen geringeren Stellenwert hat.
In der Afghanistan-Frage eiert die Bundesregierung herum. Man will den Anforderungen der US-Regierung und deren Verbündeter nicht recht folgen. Aus drei Gründen: erstens weil der innenpolitische Widerstand jetzt schon zu groß ist und gefährlich anschwellen kann; zweitens weil man nicht weiß, wohin der Abenteurer George W. Bush (und seine Nachfolger) ihre Interventionspolitik noch treiben, drittens weil man die Ausweitung kriegerischer Handlungen in das eigene Staatsgebiet realistisch erwarten muß. Käme es dazu, wäre – trotz aller eilfertigen Propaganda, zu der unsere ,,freie Presse" jederzeit bereit ist – die Reaktion der Menschen unkalkulierbar. Doch das alles hilft nicht viel weiter. Die USA werden nicht locker lassen. Sie werden von den Deutschen (und anderen) mehr fordern: Mehr Geld, mehr Soldaten, mehr Kampfeinsätze, mehr Interventionen. Auch das absehbare Ende der Regierung Bush wird keine Entlastung bringen. Das haben McCain, Clinton und Obama bereits klar gemacht. Doch man muß auch ehrlich sein: die US-Regierungen können gar nicht anders. Die US-Wirtschaft geht tief in die Krise, die Kosten der Kriege sind ruinös, die Isolation nimmt weiter zu. Wollen die neuen US-Regierungen nicht dem Niedergang ihres Systems tatenlos zusehen, müssen sie so ungefähr die Politik betreiben, die sie derzeit betreiben. Nicht Politiker wie Bush ruinieren das Land, sondern das ruinierte Land bringt reihenweise politische Irrläufer hervor. Und nur in diesem Sinne hat Peter Struck recht, wenn er ,,deutsche Interessen am Hindukusch" verteidigt. Nur: es sind nicht die Interessen des Volkes, es sind die Interessen des großen Kapitals. Nur wer beides als identisch ansieht, kann ihm recht geben.
Was jetzt not tut, diesen ganzen Wahnsinn zu beenden. Wenn dies das Ende des Bündnisses mit den USA bedeutet, ist das – so schade es für viele demokratische US-Amerikaner sein mag – in Kauf zu nehmen. Schwierig wird dann allerdings die Vermittlung. Aber s kann und muß anders werden. Deshalb hilft derzeit nur eines: den Interventen klar zu sagen, daß man weder einer Ausdehnung der Militäreinsätze zustimmt, sondern diese weiter zurückfährt – das heißt beendet. Mögen die Grünen ruhig der verpaßten Chance zum Aufbau einer Zivilgesellschaft in Afghanistan nachtrauern. Das ist ihre Sache – ernst nehmen muß man sie eh nicht mehr.
Aus: "Kommentar: Es gibt keine ,,deutschen Interessen" am Hindukusch" Von Charly Kneffel (Veröffentlicht: 26. März 2008)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=26032008ArtikelKommentarKneffel1 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=26032008ArtikelKommentarKneffel1)
Quote[...] In Ländern wie Peru finden diese Firmen billige Arbeitskräfte. »Ein US-Amerikaner bekommt von einer Sicherheitsfirma bis zu 14.000 Dollar im Monat, ein Peruaner gerade mal 1.000 Dollar«, sagt Söldnerexperte del Prado. Für einen Peruaner ist das dennoch ein fürstliches Gehalt, für das viele ihr Leben zu riskieren bereit sind. Schließlich verdient ein Wachmann oder Personenschützer in Lima gerade einmal 50 bis 100 Dollar im Monat.
[...] Auch wenn in Ländern wie Peru oder Chile die Parlamente an Gesetzen arbeiten, um die Anwerbung ihrer Landsleute zu verhindern – die private Militärindustrie kann weitgehend noch schalten und walten, wie sie will. »Wir wissen noch viel zu wenig über dieses Phänomen«, räumt del Prado ein. Niemand wisse, wie viele Firmen in Lateinamerika oder woanders Personal rekrutierten. Sicher sei jedoch, dass die Entwicklung höchst problematisch sei. »Wir privatisieren den Krieg und unterhöhlen damit das Gewaltmonopol der Staaten«, sagt er. »Wenn es zu Verstößen gegen Menschenrechte kommt, wenn Verbrechen begangen werden, wie im Irak und in Afghanistan geschehen, zeigt sich: Die privaten Soldaten unterstehen keiner Kontrolle.«
Der Boom der privaten Militärindustrie wurde vor allem von der Bush-Regierung ausgelöst, die viele Aufgaben insbesondere in der Logistik der Militärmaschinerie outgesourct hat. Del Prado hofft, dass dieser Trend mit einer neuen Regierung aufgehalten wird. Doch damit ist kaum zu rechnen. Denn viele Staaten scheuen sich davor, Soldaten in brenzlige Konfliktregionen zu entsenden, wie gerade in der Debatte über den Einsatz der Bundeswehr zu sehen. Die private Militärindustrie wittert entsprechend ihre Chance.
[...] Selbst in den UN gibt es Stimmen, die den Einsatz solcher Firmen zum Schutz der eigenen Mitarbeiter nicht mehr kategorisch ablehnen. Es ist sogar davon auszugehen, dass sie diese Dienstleistungen bereits in Anspruch nehmen. »Die UN nutzen doch schon längst den Service von privaten Sicherheitsfirmen, auch wenn sie das nicht öffentlich machen«, sagt Doug Brooks. »Sie können Blauhelme ja nicht für alles nutzen, vor allem wenn sie alle sechs Monate rotieren sollen.« Auch die UN-Arbeitsgruppe fand dafür Indizien. »Die privaten Militärfirmen üben einen enormen Druck auf die UN aus, ihre eigenen Sicherheitsdienste zu privatisieren«, weiß del Prado. Bei seinen Recherchen entdeckte er, dass in den internen UN-Datenbanken auch die Firma Greystone als Auftragnehmer geführt wurde. Greystone ist ein Partnerunternehmen von Blackwater. ...
Aus: "Billigjob: Kanonenfutter" Von Steffen Leidel (DIE ZEIT, 10.04.2008 Nr. 16)
Quelle: http://www.zeit.de/2008/16/Soeldnerfirmen (http://www.zeit.de/2008/16/Soeldnerfirmen)
Quote[...] Die Kolonialzeit als Vorstufe der Globalisierung war verbunden mit der Ausrottung ganzer Stämme und Völkergruppen besonders in Afrika und in Amerika. Triebkraft dafür war die Gier der Europäer nach Land und Bodenschätzen, oft flankiert von Missionierungswahn. Nicht zuletzt den Völkermord der Nazis an den europäischen Juden, an zahlreichen Minderheiten und an Millionen von Osteuropäern ordnet Welzer solchen Rassen- und Religionsverbrechen zu. Aus der historischen Analyse leitet er Szenarien für die Zukunft ab: Potenzielle Genozide des 21. Jahrhunderts folgen demnach keiner Ideologie oder Religion - sie spiegeln schlicht das Recht der Stärkeren im Kampf um Lebensraum und Ressourcen wider. "Es besteht aller historischer Erfahrung nach eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass man Menschen, die den Status von Überflüssigen bekommen und die die Wohlstands- und Sicherheitsbedürfnisse der Etablierten zu bedrohen scheinen, in großer Zahl zu Tode kommen lässt."
Für realistisch hält Welzer das auch deshalb, weil der Klimawandel und die damit einhergehende Radikalisierung der privilegierten Staaten nicht plötzlich eintreten, sondern sich über Jahrzehnte entwickeln - Mord und Unterdrückung werden zur Routine.
Befördert wird eine solche Entwicklung dadurch, dass die reichen Staaten ihre Abfangmechanismen immer weiter vorlagern. Internierungslager für Europaflüchtlinge in Nordafrika weisen bereits in diese Richtung.
Aus: "Wirtschaftsbücher: Aufgeheizt bis zum Exzess" von Olaf Preuss
Der Klimawandel könnte die Welt in neue Barbarei stürzen, mahnt Harald Welzer (FTD.de, 10.04.2008)
Klimakriege - Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird - Harald Welzer | S. Fischer Verlag | 300 Seiten | 18,90 Euro | ISBN 978-3100894335
Quelle: http://www.ftd.de/karriere_management/rezensionen/341571.html (http://www.ftd.de/karriere_management/rezensionen/341571.html)
Quote[...] The Human Terrain System (HTS) is a program under the auspices of the US Military in Iraq and Afghanistan. It utilizes experts in anthropology, language and intelligence to understand how societies make decisions and how attitudes are shaped by their environment in order to assist the US Military in understanding the local population and foresee how it may react to certain strategies. However the program is controversial amongst professional anthropologists, many of whom perceive it as an attempt to "weaponize" anthropology. [1] The American Anthropological Association has published a statement opposing the Human Terrain System Project. [2] In the field, groups of five comprised of two civilian anthropologists and three military personnel are known as Human Terrain Teams or HTTs.[3]
[...]
Source: http://en.wikipedia.org/wiki/Human_terrain_system (http://en.wikipedia.org/wiki/Human_terrain_system) (4 April 2008)
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Quote[...] Seit Jahren experimentiert nun das Pentagon vor allem im Irak um ein erfolgreiches Konzept, neben militärischen Operationen auch zum Nation-Buildung durch Stabilitätssichernde Maßnahmen beizutragen. Schon vor zwei Jahren wurde von Militärstrategen der Begriff "Human Terrain" in Analogie zum "Urban Terrain" oder zum "Physical Terrain" aufgenommen, um neue Konzepte zu entwickeln. Gemeint ist damit, dass zumindest in asymmetrischen Konflikten auch die kulturellen und ethnologischen Bedingungen des Landes gekannt und berücksichtigt werden müssen, in dem das Militär agiert.
Das kam natürlich als Thema deswegen auf, weil das Pentagon dies weder in Afghanistan noch im Irak in strategische und taktische Erwähnungen einbezogen hatte, sondern mehr oder weniger blind in eine fremde Kultur und eine unbekannte Gesellschaft mit komplizierten Strukturen (Sippen, Stämme, Religionen, Ethnien) einmarschiert ist. Jetzt setzt man, zumindest in Teilen des Militärs, auf eine andere Strategie als früher, nämlich auf "Stabilitätsoperationen und Wiederaufbau. Und so will man gewinnen: "not by fire and maneuver, but by winning hearts and minds".
Wie üblich wurde das Konzept "Human Terrain System" mit der entsprechenden Abkürzung (HTS) geprägt. Es bedeutet, dass Einheiten von einem fünfköpfigen Team aus "erfahrenen" Soldaten und "eingebetteten" Wissenschaftlern begleitet und beraten werden, die ethnologische, soziologische, kulturelle und politische Informationen über die Menschen in den Gebieten, in denen die Soldaten operieren, im "militärischen Entscheidungsprozess" beisteuern.
Ein Team besteht aus einem "leader" (aus dem Militär), einem "cultural analyst" (Zivilist, MA/PhD in Anthropologe oder Soziologe , einem "regional studies analyst" (Zivilist, MA/PhD, Sprachen- und Ortskenntnis), einem "human terrain research manager" (aus dem Militär, taktische Aufklärung), and einem "human terrain analyst" (ebenfalls aus dem Militär). Begonnen wurde mit jeweils einer Gruppe in Afghanistan und im Irak Ende 2006
Zu den Teams vor Ort kommen Wissenschaftlerteams im Hintergrund, andere "Expertennetzwerke" für bestimmte Themen, Techniken, eine Datenbank und Programme (MAP-HT ), um Daten – in aller Regel nicht geheim und Open Source - zu sammeln, zu integrieren und zu präsentieren, und Bereitstellung von Informationen und Werkzeugen. Die MAP-HT soll es Kommandeuren ermöglichen, kulturelle Informationen im "Kontext räumlichen und sozialer Netzwerke" zu "visualisieren", um sie besser zu verstehen, aber auch, um Soldaten für ihre Kampfeinsätze vorzubereiten und Einheiten, die neu in ein Gebiet kommen, mit wichtigen Informationen über ihr Einsatzgebiet zu versorgen, so dass sie nicht von Null anfangen müssen, wie das am Anfang oft der Fall war.
Aus: ""Anthropologisierung des Militärs"" Florian Rötzer (TP, 21.04.2008)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27769/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27769/1.html)
Quote[...] Die Operative Information ist ein Begriff aus dem Sprachgebrauch der Deutschen Bundeswehr. Er umfasst alle Methoden und Maßnahmen zur Beeinflussung des Verhaltens und der Einstellungen von gegnerischen Streitkräften sowie fremder Zivilbevölkerungen im Rahmen militärischer Operationen. Ziel der Operativen Information ist es, das Agieren der eigenen Streitkräfte zu erleichtern. Zur Planung und Umsetzung nutzt sie Erkenntnisse der Kommunikationswissenschaft, der Werbung und der Public Relations. Verwendet werden Medien aller Art (Hörfunk, Fernsehen, Lautsprecheraufrufe, Handzettel, Plakate, Zeitungen, Give-aways, E-Mails, SMS, Gesprächsmedien usw.).
[...] Operative Information ist der heute von der Bundeswehr verwandte Begriff für die Psychologische Kriegführung. Letzterer wird wie der zwischenzeitlich genutzte Name Psychologische Verteidigung nicht mehr benutzt. Der Grund dafür ist, das sich heute der Einsatz von Militärmacht nicht nur auf Ebenen des unmittelbaren kriegerischen Konfliktes bewegt, sondern häufig auch zur Befriedung oder Stabilisierung in Spannungs- oder Konfliktgebieten dient (z. B. UN-Friedens- und Friedenserzwingungsmissionen). Außerdem erhebt die Bundeswehr für sich den Anspruch, keine unwahren Informationen zu verbreiten. Sie versucht jedoch trotzdem durch selektive Information Meinungen zu beeinflussen. Im NATO-Sprachgebrauch hat sich der Begriff Psychological Operations (PSYOPS) durchgesetzt. Dies ist ein Parallelverfahren zu MEDIAOPS (Media Operations), worunter im zivilen Sprachgebrauch Public Relations/Medienarbeit zu verstehen ist. PSYOPS und MEDIAOPS sind in einigen Einsatzgebieten Teilgebiete von INFOOPS (Information Operations). Hierbei handelt es sich um ein übergreifendes Konzept, welches in den sogenannten Informationsraum wirken soll, und alle Fähigkeiten, die darin zur Wirkung kommen, koordiniert.
[...]
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Operative_Information (http://de.wikipedia.org/wiki/Operative_Information) (18. April 2008)
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Quote[...] Kaum ein militärisches Ereignis gab es, das sie nicht kommentierten. Beinahe täglich analysierten sie für amerikanische Fernsehsender die Lage im Irak, die Zustände in Guantánamo oder den Fortschritt der Regierung Bush beim «Krieg gegen den Terror». Am Sonntag aber enthüllte die «New York Times», dass pensionierte Offiziere, die bei den TV-Sendern als Militärexperten wirkten, im Zuge einer gross angelegten Public-Relations-Kampagne zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung vom Pentagon ferngesteuert wurden. Zeitweilig bis zu 75 Generäle und Obristen waren Teil einer ausgeklügelten psychologischen Kriegsführung, die den Kurs der Regierung Bush unterstützen sollte.
Kern der Recherche der «New York Times» bildeten Tausende von internen Pentagon-Unterlagen, auf deren Herausgabe die Zeitung erfolgreich geklagt hatte. Weil die Militärexperten auf allen amerikanischen Kanälen, darunter auch bei CNN, die Vorgaben des US-Verteidigungsministeriums nachplapperten, erhielten sie Zugang zu höchsten Dienststellen. Diese Kontakte versetzten die Experten wiederum in die Lage, zu lukrativen Bedingungen bei Firmen anzuheuern, die sich Geschäfte mit dem Pentagon erhofften.
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Gesteuert wurden die Militäranalysten von einer gesonderten Pentagon-Abteilung, die sie regelmässig zu Präsentationen und Beratungen mit dem damaligen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld einlud.
Fernsehsender wie CBS, ABC oder Fox wussten nichts von den Bemühungen des Pentagons, die Berichterstattung durch die Militärexperten zu beeinflussen. Begonnen hatte der PR-Feldzug bereits vor Beginn des Kriegs im Irak, als die Militärexperten die offizielle Linie der Regierung Bush bezüglich Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen vertraten. Es habe sich dabei um eine «zusammenhängende, aktive Politik» gehandelt, beschrieb der frühere Oberst Ken Allard, der für den Sender NBC arbeitete, die Kampagne des Pentagons, die wiederum laut der «New York Times» vom Weissen Haus genauestens beobachtet wurde. «An manchen Tagen», so ein Pentagon-Insider gegenüber der Zeitung, «konnten wir jeden einzelnen Sender anklicken, und alle unsere Leute übermittelten unsere Sichtweise.»
Nachdem im Sommer 2003 ein Guerilla-Krieg ausgebrochen war, flog das Pentagon die Militär-experten in den Irak und schönte bei Vorträgen die Situation. Nach ihrer Rückkehr erklärten die Experten bei ihren TV-Auftritten, es handle sich bei der Gewalt nur um einzelne Zwischenfälle. Er habe im Irak «sofort gesehen, dass sich die Dinge schlecht entwickelten», gestand der pensionierte General Paul Vallely, der für den TV-Sender Fox arbeitete, in einem Interview mit der «New York Times» ein.
2003 aber hatte Vallely im Fernsehen erklärt, der Fortschritt im Irak sei «unglaublich» und der Aufstand befände sich in den letzten Zügen. Als 2005 die internationale Kritik an den Zuständen im Straflager Guantánamo lauter wurde, reiste eine Gruppe von Militärexperten auf Einladung des Pentagons in das Lager. Diese versicherten nach der Rückkehr in ihren jeweiligen TV-Sendungen, das Lager werde professionell geleitet.
Aus: "Das Pentagon beschäftigte eine PR-Truppe fürs US-Fernsehen" Das US-Verteidigungsministerium probte die psychologische Kriegsführung im eigenen Land: Fern- gesteuerte Militärexperten bearbeiteten die Öffentlichkeit - Von Martin Kilian (20. April 2008)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/863042.html (http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/863042.html)
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[Rückblende]
Quote[...] Hardlinern der US-Administration ist die Pressefreiheit im Irak ein Dorn im Auge. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sieht den Kampf gegen den Terrorismus nicht nur am Boden, sondern auch in den neuen Medien in Form eines unkontrollierten Informationskrieges im Nahen Osten:
QuoteUnsere Feinde haben es geschickt verstanden, ihren Krieg in den heutigen Medien auszutragen - aber in den meisten Fällen haben wir das nicht verstanden. Bedenken Sie, dass die gewalttätigen Extremisten Komitees für Medienbeziehungen etabliert haben, die sich treffen und reden, nicht mit Waffen sondern mit Worten. Sie haben bewiesen, dass sie sehr erfolgreich darin sind, weltweit Meinungsführer zu beeinflussen. Sie planen und sorgen für Schlagzeilen, indem sie alle nur erdenklichen Formen der Kommunikation nutzen, um den gemeinschaftlichen Willen freier Menschen zu brechen und zu manipulieren.
[...]
Aus: "Herzen und Köpfe gewinnen - Informationsstrategien der USA im Irak" Von Dorothée Berendes
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/499011/ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/499011/)
Quote[...] Dass Stasi oder SED ernsthaft die Wirkung ihrer oft entsetzlich banalen und durchsichtigen Politpropaganda untersucht hätten, ist nicht bekannt.
Im Gegenteil: Bis in die heute zugänglichen, einst hochgeheimen Akten höherer MfS- und Grenztruppenränge hinein dominiert derselbe Tonfall. Wer die Filme der als historische Quelle kaum zu überschätzenden Auswahl ansieht, kann nur verwundert den Kopf schütteln über die Primitivität vor allem der im engeren Sinne hochpolitischen Produktionen des Armeefilmstudios.
[...] Zu wünschen wäre allerdings, dass die Bundeswehr baldmöglichst eine ähnlich breite Auswahl ihrer Lehrfilme aus der Zeit der Blockkonfrontation veröffentlicht.
Aus: "DVD: Ach, wie ehrenvoll war die Nationale Volksarmee" Von Sven Felix Kellerhoff (5. Mai 2008)
Quelle: http://www.welt.de/kultur/article1965796/Ach_wie_ehrenvoll_war_die_Nationale_Volksarmee.html (http://www.welt.de/kultur/article1965796/Ach_wie_ehrenvoll_war_die_Nationale_Volksarmee.html)
Quote[...] Karlsruhe hat am Mittwoch entschieden, dass die rot-grüne Bundesregierung gegen das Grundgesetz verstieß, weil sie einen Einsatz der Awacs-Aufklärungsflugzeuge nicht vom Bundestag genehmigen ließ. Damals ging es um die deutsche Beteiligung am Irakkrieg. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte 2003 ausgeschlossen, dass sich die Bundeswehr am US-geführten Einmarsch in den Irak beteiligt. Zugleich hatte Schröder aber der Nato die Erfüllung von Bündnispflichten zugesagt. So wurden vor Kriegsbeginn vier Awacs-Flugzeuge zur Luftaufklärung im Nato-Land Türkei stationiert, weil sich das Land vor Vergeltungsschlägen Saddam Husseins fürchtete. Beteiligt waren 38 deutsche Soldaten und 9 Zivilangestellte.
Die offizielle Begründung Schröders, den Bundestag nicht um ein Awacs-Votum zu bitten, war damals diese: Es handele sich bei den Flügen über der Türkei nicht um einen "bewaffneten" Einsatz, es gehe nur um "Bündnisroutine". Tatsächlich hatte der Kanzler wohl vor allem Angst vor Gegenstimmen aus seinem eigenen rot-grünen Lager.
Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts stellte gestern aber unmissverständlich klar: Der Einsatz hätte ein Bundestagsmandat benötigt. Das Vorgehen von Rot-Grün war verfassungswidrig. Die Richter hielten es geradezu für abwegig, das Parlament erst nach einem Angriff des Irak auf die Türkei einzuschalten - wie die inzwischen rot-schwarze Bundesregierung bei der Verhandlung im Februar argumentiert hatte.
Künftig gilt: Der Bundestag muss einem Armeeeinsatz im Ausland schon dann zustimmen, wenn es "greifbare tatsächliche Anhaltspunkte für eine drohende Verstrickung in bewaffnete Auseinandersetzungen" gibt. Außerdem muss eine "besondere Nähe" zur Anwendung von Waffengewalt bestehen. Diese Bedingungen waren bei dem Awacs-Einsatz nach Ansicht der Richter eindeutig erfüllt.
Wichtig für die Sicherheitspläne der Union ist, dass die Richter eine Arbeitsteilung zwischen Regierung und Parlament skizzierten. Die Regierung sei für die Gestaltung der deutschen Nato-Politik zuständig. Über die Teilnahme an konkreten Militäreinsätzen entscheide dann aber der Bundestag. Der scheidende Vizepräsident des Gerichts, Winfried Hassemer, betonte, der Bundestag sei bereits "im Zweifel" zu beteiligen. Das gelte auch bei Operationen im Nato-Bündnis. Hier sei der Parlamentsvorbehalt ein "Korrektiv" für die naturgemäß geringe parlamentarische Kontrolle bei der Weiterentwicklung des Bündnisses. Klarer kann man den Plänen der Union keine Abfuhr erteilen. Diese fordert, dass bei der Bundeswehr-Beteiligung im Rahmen von schnellen Nato-Eingreiftruppen nicht auf die Zustimmung des Parlaments gewartet werden muss.
Für die Frage, ob ein Bundestagsmandat erforderlich ist oder nicht, räumte Karlsruhe der Bundesregierung keinerlei "Einschätzungsspielraum" ein. Dies sei vielmehr "gerichtlich voll überprüfbar". So haben die Richter den Bundestag und auch sich selbst gestärkt. Die Entscheidung, die der konservative Richter Udo Di Fabio vorbereitet hatte, fiel einstimmig.
Aus: "Verfassungsgericht rügt Parlament: Wer über Krieg entscheidet" (07.05.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/bundesregierung-ueberging-abgeordnete/?src=AR&cHash=eaaf62959d (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/bundesregierung-ueberging-abgeordnete/?src=AR&cHash=eaaf62959d)
Quote[...] Ein typisches tragbares Computersystem für Soldaten besteht aus einem Display am Helm und einer Hardware, die die Soldaten um ihren Bauch tragen. RallyPoint hat seinen Handschuh nun so entwickelt, dass Soldaten auch andere Objekte greifen können, etwa Waffen oder ein Lenkrad – und gleichzeitig dennoch elektronische Systeme bedienen können. Der Handschuh besitzt dazu vier eigens entwickelte Knopfsensoren, die in die Fingerstücke eingenäht sind. Sensoren in den Spitzen von Mittel- und Ringfinger aktivieren den Funkkontakt mit der Basis oder anderen Soldaten, jeder Finger schaltet einen anderen Kanal. Ein weiterer Sensor im unteren Bereich des Zeigefingers schaltet zwischen mehreren Grundmodi um – von der Kartenansicht zum Mausmodus beispielsweise. In der Kartenansicht wird der vierte Sensor, der sich am kleinen Finger befindet, zum Zoomen in der Karte verwendet, im Mausmodus dient er als Auslöseknopf. Außerdem kann das System Handzeichen erkennen und sie dann auf den Bildschirm anderer Soldaten senden.
...
(bsc/Technology Review)
Quote8. Mai 2008 10:57
Wow geil, ...
DistPP (92 Beiträge seit 12.12.07)
... gleichzeitig Monster in Doom 3 und unschuldige Zivilisten im Irak
abknallen. Ein Traum wird wahr!
Quote8. Mai 2008 11:07
Also das hast du falsch verstanden
marchy (mehr als 1000 Beiträge seit 29.04.02)
DistPP schrieb am 8. Mai 2008 10:57
> ... gleichzeitig Monster in Doom 3 und unschuldige Zivilisten im Irak
> abknallen. Ein Traum wird wahr!
Diese High Tech Ausrüstung funktioniert nicht nur im Irak.
cu
marchy
Quote8. Mai 2008 11:29
"Waffe 2.0 verursachte eine allgemeine Schußverletzung"
The Independent (mehr als 1000 Beiträge seit 26.07.00)
Aus: "Rechnerbedienung an der Waffe" (08.05.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Rechnerbedienung-an-der-Waffe--/meldung/107606 (http://www.heise.de/newsticker/Rechnerbedienung-an-der-Waffe--/meldung/107606)
Quote[...] Innere Führung: Melissengeist?
30. Januar 2008
"Innere Führung" (IF) wird von den deutschen Streitkräften als Markenzeichen und Exportschlager verstanden. Sie beschreibt die "Führungskultur", die unter Soldatens herrschen sollte.
Verteidigungsminister Jung hat bereits 11 Tage vor Inkraftsetzung der geänderten ZdV 10/1 (Zentrale Dienstvorschrift) unter Zurhilfenahme des ehemaligen "Klosterfrau Melissengeist"-Werbespruches (Danke, Sascha) betont, dass die IF "noch nie so wertvoll wie heute" sei:
http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/ministerium/der_minister?yw_contentURL=/C1256F1200608B1B/W27AWGBB605INFODE/content.jsp
Der seit dem 28. Januar 2008 gültige Erlass ist absolut lesenswert und kann sicherlich manchen zivilen Führungskulturen notwendige Anregungen geben. Wenn am Ende (in ganz überwiegender Mehrzahl) der deutsche Soldat so ist, wie in Ziff. 507 (S. 18) beschrieben, darf man glücklich sein:
* "Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind überzeugt von den Werten und Normen des Grundgesetzes. In diesem Sinne sind sie
- tapfer,
- treu und gewissenhaft,
- kameradschaftlich und fürsorglich,
- diszipliniert,
- fachlich befähigt und lernwillig,
- wahrhaftig gegenüber sich und anderen,
- gerecht, tolerant und aufgeschlossen gegenüber anderen Kulturen und
- moralisch urteilsfähig."
[...]
Aus: "Innere Führung: Melissengeist?" (geopowers.com, 30. Januar 2008)
Quelle: http://www.geopowers.com/Machte/Deutschland/doc_ger/doc_ger.html#BVerfGAWACS (http://www.geopowers.com/Machte/Deutschland/doc_ger/doc_ger.html#BVerfGAWACS)
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Quote[...] Gerade eben haben wir nach einer breiten Diskussion im Verteidigungsausschuss und mit dem Beirat für Innere Führung diese zentrale Dienstvorschrift nach 1972 und 1993 ein weiteres Mal an die Erfordernisse von heute angepasst. Das Ergebnis wird demnächst der Truppe übergeben.
Vier Bereiche sind dabei zentral:
· Festigung des politischen und moralischen Urteilsvermögens durch ein ethisches Regelwerk;
· Stärkung des Führungsverhaltens der Vorgesetzten;
· Bedeutung von Traditionspflege und historischer Bildung als Grundlage für Innere Führung;
· Orientierung des Dienstes in der Bundeswehr an die Vereinbarkeit von Familie und Dienst.
Die Innere Führung bleibt der innere Kompass für unsere Soldatinnen und Soldaten, das Markenzeichen der Bundeswehr und leitendes Prinzip unserer Streitkräfte.
[...]
Aus: "Innere Führung: noch nie war sie so wertvoll wie heute" (Berlin, Stand vom: 17.01.2008)
Namensartikel von Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung zur Neufassung der ZDv 10/1 Innere Führung
Quelle: http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/ministerium/der_minister?yw_contentURL=/C1256F1200608B1B/W27AWGBB605INFODE/content.jsp (http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/ministerium/der_minister?yw_contentURL=/C1256F1200608B1B/W27AWGBB605INFODE/content.jsp)
Quote[...] Josef S. führte im Sommer 1944 die erste Kompanie des Gebirgs-Pionier-Bataillons 818, das in Mittelitalien den deutschen Rückzug sichern sollte. Am 26. Januar 1944 wurde in Falzano, einem kleinen Weiler unweit der Kleinstadt Cortona in der Toskana, eine deutsche Streife von Partisanen aus dem Hinterhalt angegriffen. Zwei Soldaten wurden dabei getötet.
Als Vergeltung erschossen ausgeschickte Suchtrupps zunächst drei Männer und eine 74-jährige Frau, die ihnen zufällig über den Weg liefen. Am 27. Juni trieben die Deutschen zwölf Männer auf dem Dorfplatz zusammen und stellten sie an eine Wand. Ein deutsch sprechenden Mann durfte gehen, die anderen elf wurden in das Haus von Ferdinando Cannicci gesperrt.
Die "Casa Cannicci" wurde dann mit Dynamit in die Luft gejagt. Anschließend feuerten die Soldaten mit Maschinengewehren in die Trümmer. Gino M., damals 15 Jahre alt, überlebte als einziger das Massaker. Er ging später zu den Carabinieri und zählt heute zu den wenigen noch lebenden Augenzeugen des Verbrechens.
Die Staatsanwaltschaft München I macht Josef S. als Kompanieführer für das Massaker verantwortlich, gemeinsam mit dem Bataillonskommandeur Major Herbert St., der allerdings nicht verhandlungsfähig ist. Die Anklage lautet auf 14-fachen Mord. Josef S. war schon im September 2006 von einem italienischen Militärtribunal in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Als deutscher Staatsbürger wird er aber nicht ausgeliefert. Im Wege der Rechtshilfe wurde er jedoch damals von deutschen Ermittlern vernommen. In dem mehr als 100 Seiten starken Urteil der Militärrichter von La Spezia ist seine Aussage dokumentiert. Danach hatte sich Josef S. 1937 freiwillig zu den Gebirgsjägern in Mittenwald gemeldet und war dann schnell zum Unteroffizier und Offizier aufgestiegen.
[...] Nach der Teilnahme am Polen- und Russlandfeldzug war er in Italien vorübergehend Ordonanzoffizier des hitlertreuen Generalfeldmarschalls Albert Kesselring, der ab 1943 in Italien mit zahlreichen Befehlen die Brutalisierung des Krieges auch gegen die Zivilbevölkerung anheizte.
So versprach er jedem Soldaten Straffreiheit bei Exzesstaten und forderte getreu Hitlers "Bandenbekämpfungsbefehls" ausdrücklich die Erschießung von "allen männlichen Einwohnern" eines Ortes, der Partisanen unterstützt oder von dem aus Attacken gegen deutsche Soldaten geführt werden. Der Befehl Kesselrings datiert vom 20. Juni 1944, auffallend ist der zeitliche Zusammenhang zum Massaker in Falzano.
Josef S. bestreitet die Vorwürfe der Anklage bis heute. Nach Kriegsende zog er nach Ottobrunn, wo er als honoriger Bürger galt. 20 Jahre saß er für die CSU im Gemeinderat, war Ehrenkommandant der Feuerwehr und bekam 2005 wegen besonderer Verdienste die "Bürgermedaille" überreicht.
Der Kontakt zu seinen "alten Kameraden" riss nie ab. Man traf sich regelmäßig in einer Gaststätte in Thalkirchen und mitunter auch auf der größten deutschen Veteranenfeier, die seit mehr als 50 Jahren jeweils zu Pfingsten in Mittenwald stattfindet. 2007 wurde Josef S. dort gesehen, nur wenige Monate später ließ er sich offenbar vorsorglich für einen möglichen Strafprozess ein Attest ausstellen.
Dieses legten seine Verteidiger bei Anklageerhebung auch vor, doch die Richter der zuständigen 1. Strafkammer wollten sich selbst ein Bild von S.' Gesundheitszustand machen. Nach Informationen der SZ wurde Josef S. für einige Tage in einer Klinik aufgenommen. Das jetzt vorliegende Gutachten bescheinigt ihm fast uneingeschränkte Verhandlungsfähigkeit. Es ist aber damit zu rechnen, dass mit Rücksicht auf sein hohes Alter mit Pausen und eventuell nur einige Stunden am Tag verhandelt wird.
Mit dem Verfahren gegen Josef S. wird erstmals einem Mitglied der Gebirgstruppe in München der Prozess gemacht. Die Kriegsverbrechen deutscher Soldaten an Italienern nach deren Austritt aus der Hitler-Koalition im September 1943 waren bis Anfang der 90er Jahre noch weitgehend unerforscht, insbesondere die Verbrechen der Gebirgsjäger, die vor allem in Südosteuropa eine Blutspur hinterließen (siehe die soeben erschienene Studie von Hermann Frank Meyer, "Blutiges Edelweiß").
Nach Erkenntnissen des Kölner Historikers Carlo Gentile liegt die Beteiligung der Gebirgstruppe an Kriegsverbrechen in Italien im "Wehrmachtsdurchschnitt". Rund 10000 italienische Zivilisten wurden von 1943 bis 1945 Opfer der deutschen Besatzung. Ein Drittel davon ermordeten allein die SS-Divisionen
"Herman Göring" und "Reichsführer SS". Strafrechtlich wurden diese Verbrechen so gut wie nie geahndet. Erst in jüngster Zeit wurden die Ermittlungen intensiviert, es kam zu einigen wenigen Anklagen. Hauptproblem der Ermittler ist dabei der Nachweis des Mordes.
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26.05.2008 09:45:58
Schwarz-Weiß: Skandal!
Es ist ein Skandal, dass diese Typen so lange unbehelligt ihr Leben leben konnten! 60 Jahre nach dem Krieg einen Prozess zu beginnen, wo die Fakten seit eben dieser Zeit bekannt waren (Zeugen) ist absolut skandalös! Das scheint mir mit Blick auf ähnliche Fälle Methode zu haben. Kein gutes Bild der deutschen Justiz.
Aus: "Kriegsverbrecher-Prozess - Das Blutbad in der Casa Cannicci" Von Alexander Krug (24.05.2008)
Josef S. soll 1944 ein Massaker in Italien befohlen haben - ein Gutachter hält ihn für verhandlungsfähig.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/820/176289/ (http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/820/176289/)
Quote[...] Gebirgsjäger sind die infanteristisch kämpfenden Soldaten der Gebirgstruppe. Gebirgsjäger sind speziell für den Kampf in schwierigem Gelände (u.a. Gebirge) und unter ungünstigen klimatischen Bedingungen ausgebildete und ausgerüstete Soldaten. Gebirgsjäger bilden im deutschen Heer zusammen mit der Jägertruppe und den Fallschirmjägern die Truppengattung Infanterie.
[...] Gebirgsjäger der Wehrmacht waren an Kriegsverbrechen beteiligt, so die 1. Gebirgs-Division an der Erschießung von 5200 italienischen Kriegsgefangenen der Division ,,Acqui" auf Kefalonia und Korfu. Etwa 5.200 italienische Soldaten und fast alle Offiziere, die sich den deutschen Truppen ergeben hatten, wurden nach ihrer Gefangennahme, den Befehlen des Oberkommandos der Wehrmacht folgend und allen Bestimmungen des Kriegsvölkerrechts widersprechend, getötet. Dies war eines der schwersten Kriegsverbrechen mit direkter Beteiligung von Wehrmachtseinheiten. Darüber hinaus unterstützten Gebirgsjäger die Geheime Feldpolizei bei der Deportation der jüdischen Bevölkerung in Griechenland.[1] Als die Division im Frühjahr 1943 nach Montenegro verlegt wurde, hatte sie im bisherigen Kriegsverlauf bereits über 19.000 Mann verloren. Anfang Juli 1943 wurde die 1. Gebirgs-Division nach Westgriechenland in den Epirus verlegt. Die militärischen Erfolge der ELAS hatten eine Verstärkung der deutschen Besatzungstruppen notwendig gemacht, und als Antwort darauf sollte der Terror intensiviert werden. Auch für sie galt Hitlers Befehl vom 16. Dezember 1942:
[...] Wenn dieser Kampf gegen die Banden sowohl im Osten wie auf dem Balkan nicht mit den allerbrutalsten Mitteln geführt wird, so reichen in absehbarer Zeit die verfügbaren Kräfte nicht mehr aus, um dieser Pest Herr zu werden. Die Truppe ist daher berechtigt und verpflichtet, in diesem Kampf ohne Einschränkungen auch gegen Frauen und Kinder jedes Mittel anzuwenden, wenn es nur zum Erfolg führt... [Quelle: Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz – Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941–1945), Hüthig Verlagsgemeinschaft, Band 6, ISBN 3-8226-1892-6, S. 71 ff., S. 219.]
Allein in den drei Monaten zwischen Anfang Juli und Anfang Oktober 1943 zerstörte man etwa 207 Ortschaften mit 4.500 Häusern und tötete über 2.000 Griechen und Albaner, darunter Frauen, Alte und Kinder. Ein Indiz dafür, dass es höchst selten zu Gefechten mit Partisanen kam, ist die Tatsache, dass ,,nur" 23 Gebirgsjäger in diesem Zeitraum gefallen sind.
Künstlerische Berühmtheit erlangte Major der Gebirgstruppe Albert Hohenester mit seinen zahlreichen Bildbänden und Gemälden aus dem Alltag dieser Truppe.
[...]
Aus: "Gebirgsjäger"
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gebirgsj%C3%A4ger (http://de.wikipedia.org/wiki/Gebirgsj%C3%A4ger) (16. Mai 2008)
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Quote[...] Hermann Frank Meyer (* 1940 in Hannover) ist Unternehmer und Publizist.
Seit 1966 ist Meyer als Unternehmer in Brüssel tätig. Mit Beginn der neunziger Jahre – angeregt durch das Schicksal des Vaters, der 1943 als Oberleutnant der Wehrmacht von griechischen Partisanen getötet wurde - beschäftigte er sich mit der Geschichte der deutschen Gebirgsjäger und der deutschen Besatzungszeit in Griechenland 1941 bis 1945.
Meyer veröffentlichte u. a. Bücher über den griechischen Freiheitskampf, das Massaker von Komeno und die Kriegsverbrechen der 117. Jäger-Division in Serbien und Griechenland. 2002 wurde er Ehrenbürger der Gemeinde Kommeno, Griechenland. 2005 wurde ihm auf Betreiben von Bundespräsident Johannes Rau das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Literatur:
* Hermann Frank Meyer, Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg, Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-447-1
* Von Wien nach Kalavryta: die blutige Spur der 117. Jäger-Division durch Serbien und Griechenland, Mannheim 2002, ISBN 3-933925-22-3
* Kommeno: erzählende Rekonstruktion eines Wehrmachtsverbrechens in Griechenland , Köln 1999, ISBN 3-929889-34-X
* Vermißt in Griechenland. Schicksale im griechische Freiheitskampf 1941-1944, Berlin 1992
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Quote[...] Das Edelweiß – getragen an Mütze und Ärmel – war das Divisionsabzeichen der 1. Gebirgs-Divison der Wehrmacht, einer Elitetruppe, die elf Jahre nach Kriegsende in der Bundeswehr unter der gleichen Bezeichnung und von ehemaligen Führungskräften der Wehrmacht wieder aufgestellt wurde. Für sie wie auch für den in der Nachkriegszeit gegründeten ,,Kameradenkreis der Gebirgstruppe" gilt das Edelweiß bis zum heutigen Tag als Symbol ,,besten deutschen Soldatentums im Frieden und im Krieg". In einer solchen Traditionspflege werden die im Zweiten Weltkrieg von der 1. Gebirgs-Division verübten Kriegsverbrechen allerdings verschwiegen. Wie es zu diesen kam, wer die verbrecherischen Befehle erlassen, wer sie befolgt hat, wie unmenschlich vorgegangen wurde und auf welch hanebüchene Art und Weise alle, ja, alle Ermittlungsverfahren in der Nachkriegszeit niedergeschlagen und die Täter somit nie zur Verantwortung gezogen wurden – das sind die Fragen, die ich mir gestellt habe und auf die ich in diesem Buch eine Antwort zu geben versuche.
In den nunmehr bald 20 Jahre dauernden Nachforschungen habe ich alle relevanten Wehrmachtsdokumente gesichtet, die gesamte, teilweise kriegsverherrlichende Erinne-rungsliteratur ehemaliger Gebirgsjäger durchforstet sowie deren private Tagebücher und die von Historikern und Fachleuten in der Nachkriegszeit in Deutschland, Italien, Griechenland und im Vereinigten Königreich veröffentlichten militärgeschichtlichen Abhandlungen über die 1. Gebirgs-Division ausgewertet. Berücksichtigt habe ich auch sämtliche Gerichtsakten der Ermittlungsverfahren, die gegen Angehörige der 1. Gebirgs-Division in Deutschland, Griechenland und Italien eingeleitet wurden, sowie des ,,Südostgeneralprozesses", der 1947 vor dem amerikanischen Kriegsgericht in Nürnberg stattgefunden hat. Die Recherchen führten mich in zehn Ländern in über zwei Dutzend Archive. Sowohl in Griechenland als auch in Albanien habe ich unter teils abenteuerlichen Bedingungen über 200 Dörfer aufgesucht, um Zeitzeugen zu befragen und vor Ort zu forschen. Oft war ich dort der erste Deutsche nach dem Zweiten Weltkrieg. Obwohl seitdem über sechs Jahrzehnte vergangen sind, sind die Greueltaten in diesen Ortschaften unvergessen.
Entstanden ist eine umfassende Darstellung der Geschichte der 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg – von ihren allerersten Anfängen bis zu ihrem »Nachleben« in der Bundeswehr.
[...] Von Beginn des Zweiten Weltkriegs an waren die Gebirgsjäger in vorderster Front eingesetzt, in den Feldzügen gegen Polen, Frankreich, Jugoslawien und im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion (Kapitel I). Nach dem überaus verlustreichen Vorstoß in den Kaukasus verlegte man die Division zur sogenannten Auffrischung auf den Balkan, wo sie zum ersten Mal in Montenegro gegen Partisanen zum Einsatz kam (II). Weil die Achsenmächte eine alliierte Invasion im südosteuropäischen Raum befürchteten, schloß sich die Verlegung nach Griechenland und Südalbanien an. Die nur sporadischen Aktionen griechischer und albanischer Partisanen wurden mit der systematischen Zerstörung der Dörfer entlang den Vormarschstraßen und der Tötung ihrer Einwohner beantwortet (III). Lanz war unterdessen zum Befehlshaber einer Armee-Abteilung im Raum Charkow ernannt worden, wo er vermeintlich »Führer-Befehle« nicht befolgt und sich als Widerständler geriert hat (IV). Nach nur wenigen Wochen wurde er abgelöst und im Juli 1943 mit der Bildung des XXII. Gebirgs-Armee-Korps in Griechenland beauftragt, dem die 1. Gebirgs-Division und die 104. Jäger-Division untergeordnet wurden (V). In dieser Funktion war Lanz nach der italienischen Kapitulation im September 1943 für die Entwaffnung der italienischen Divisionen in Westgriechenland und Südalbanien verantwortlich, in deren Verlauf Tausende gefangen-genomme italienische Soldaten und Offiziere ermordet wurden. Dieses – nimmt man die Anzahl der Opfer zum Maßstab – wohl das größte von der Wehrmacht verübte Massaker ist eines der Zentralthemen des Buches (VI). Als der populäre Regimentskommandeur Josef Salminger bei einem Partisanenanschlag getötet wurde, befahl Lanz ,,zur Sühne" weitere Massaker an Zivilisten, das Niederbrennen und Plündern ganzer Ortschaften. Unter dem Druck der Besatzungstruppe fand sich der Kommandeur der rechtsgerichteten griechischen Widerstandsbewegung EDES, Napoleon Zervas, zu einem ,,Stillhalteabkommen" mit den Deutschen bereit. Über diese immer noch kontrovers diskutierte Frage der Kollaboration, die mitentscheidend für den Ausbruch des sich bis 1949 hinziehenden griechischen Bürgerkrieges war, werden eine Fülle bisher unveröffentlichter Dokumente vorgelegt (VII). Während die 1. Gebirgs-Division nach erfolgreicher »Befriedung« im November 1943 abgezogen und bis zum Kriegsende als schnelle Eingreiftruppe überall in Südosteuropa eingesetzt wurde, verblieb das XXII. Gebirgs-Armee-Korps zunächst in Griechenland und beteiligte sich an Geiselerschießungen und an der Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Westgriechenland (VIII). Den Abschluß des Buches bildet das Kapitel über die Nachkriegskarrieren der ehemaligen Offiziere der Division und des Korps in der 1. Gebirgs-Division der Bundeswehr sowie über die Aktivitäten des ,,Kameradenkreises der Gebirgstruppe" (IX).
Aus: "Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im 2. Weltkrieg" (H.F. Meyer, 2007)
Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg (2007)
Quelle: http://www.hfmeyer.com/german/veroeffentlichungen/edelweiss/index.html (http://www.hfmeyer.com/german/veroeffentlichungen/edelweiss/index.html)
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Quote[...] Noch jahrzehntelang galt das Edelweiß als Symbol "besten deutschen Soldatentums im Frieden und im Krieg". In solcher Traditionspflege kamen die von der 1. Gebirgs-Division während des Zweiten Weltkrieges verübten Kriegsverbrechen nicht vor, etwa die Ermordung Tausender jugoslawischer, griechischer und albanischer Zivilisten als Racheaktion nach Partisanenangriffen oder das Massaker an über 2000 italienischen Kriegsgefangenen auf Kefalonia. Nach 15 Jahren intensiver Recherche in Archiven und bei Zeitzeugen legt Hermann Frank Meyer erstmalig eine ungeschminkte Gesamtgeschichte der "Edelweiß"-Gebirgsjäger vor: von den ersten Einsätzen im Polen- und im Frankreichfeldzug über den Vorstoß in den Kaukasus, die Verbrechen in Südosteuropa bis hin zu den Nachkriegskarrieren von Gebirgsjägern in der Bundeswehr.
Über den Autor:
Jahrgang 1940, geb. in Hannover; lebt seit 1966 als erfolgreicher Unternehmer in Brüssel; seit Anfang der neunziger Jahre angeregt durch das Schicksal des Vaters, der 1943 als Oberleutnant der Wehrmacht von griechischen Partisanen getötet wurde intensive Beschäftigung mit der Geschichte der deutschen Gebirgsjäger. Veröffentlichungen u. a. über den griechischen Freiheitskampf, das Massaker von Kommeno und die Kriegsverbrechen der 117. Jäger-Division in Serbien und Griechenland.
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Quote[...] Rezensionen von Jakob Knab (Kaufbeuren, 3. Februar 2008):
[...] Mit seiner detaillierten, akribischen sowie umfassenden Darstellung der Geschichte der 1. Gebirgs-Division legt Meyer sein »opus magnum«, ja sein Lebenswerk vor. Denn zwanzig Jahre lang sichtete und studierte er Akten und Dokumente, er las die nostalgische, teils den Krieg verherrlichende Erinnerungsliteratur ehemaliger Gebirgsjäger. Seine Forschungsreisen führten ihn in über zehn Länder. Er suchte über 200 Dörfer in Albanien und Griechenland auf, um Zeitzeugen zu befragen. [...]
[...] Hermann Frank Meyer nennt [...] die Täter beim Namen. Er führt auch die Offiziere auf, die nach dem Krieg in der Bundeswehr Karriere machten. So Karl Wilhelm Thilo, der in Griechenland und Montenegro die Erschießung mutmaßlicher Partisanen verfügt hatte. Am Ende seiner Bundeswehrlaufbahn befehligte er als Dreisternegeneral das II. Korps in Ulm. Kein Wunder, dass ausgerechnet Thilo eine grundsätzliche Stellungnahme zum Traditionsverständnis der Bundeswehr formulierte: Es sei »Ehrabschneiderei«, daß die außergewöhnlichen Leistungen der Gebirgsjäger nicht anerkannt würden. Auch die »außergewöhnlichen Leistungen« von Josef Salminger (1903 bis 1943) finden nur noch materielle Anerkennung: Hermann Salminger, Bürgermeister von Mittenwald, und sein Bruder Helmuth, ließen die Orden, Briefe und das Fotoalbum des Vaters im Jahre 2006 versteigern und erzielten dafür 35000 Euro. Zum historischen Kontext: Nachdem Oberstleutnant Salminger am 1. Oktober 1943 von griechischen Partisanen getötet worden war, diktierte General Lanz diesen Tagesbefehl: »Ich erwarte, dass die 1. Gebirgs-Division diesen ruchlosen Banditenmord an einem unserer besten Kommandeure in einer schonungslosen Vergeltungsaktion in 20 km der Mordstelle rächen wird.«
Selbst einem akribischen Perfektionisten wie Meyer unterlaufen Flüchtigkeitsfehler. So wird Minister Georg Leber umgetauft zum (Widerstandskämpfer) Julius Leber; Generalleutnant Thilo wird degradiert zum Generalmajor; Josef Remold machte nicht nur Karriere bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei, bis 1962 war er sogar deren erster Präsident.
Es gibt freilich nur einen einzigen echten Mangel an dem Werk »Blutiges Edelweiß« zu beklagen: Es erscheint zwanzig Jahre zu spät. Wäre dieses Opus magnum bereits Ende der 80er Jahre erschienen, dann wäre schon damals das Ende der Traditionslüge und der falschen Glorie bei den »Kameraden unter'm Edelweiß« eingeläutet worden.
Quote[...]Von E. Angene, 4. Mai 2008
Erschütternde Dokumentation,
der Autor hat minutiös die Aktivitäten der 1.Gebirgsdivision recherchiert und dokumentiert. Die Berichte der Zeitzeugen und Opfer sind erschütternd und lassen für den Aussenstehenden den Wahnsinn des Krieges erahnen. [...]
Leider wurde und wird von den damals Verantwortlichen und den heutigen Militärs der Bundeswehr, sowie Politikern die Vergangenheit dieser Truppe verklärt und somit die Opfer verhöhnt. Von Verantwortungsgefühl, Aufarbeitung und Wiedergutmachung für die begangenen Verbrechen keine Spur. In Summe ein spannendes und wichtiges Dokument, um die jüngere Geschichte der Deutschen zu verstehen!
Aus: "Blutiges-Edelweiß" (Stand: 26.05.2008)
Quelle: http://www.amazon.de/Blutiges-Edelwei%C3%9F-Gebirgs-Division-Zweiten-Weltkrieg/dp/3861534479/ref=sr_11_1?ie=UTF8&qid=1211791791&sr=11-1 (http://www.amazon.de/Blutiges-Edelwei%C3%9F-Gebirgs-Division-Zweiten-Weltkrieg/dp/3861534479/ref=sr_11_1?ie=UTF8&qid=1211791791&sr=11-1)
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Quote[...] Der parlamentarische Untersuchungsausschuss über das Innenministerium agiert maßlos – und hat schon im ersten Monat erstaunlich viel enthüllt. Eine erste Bilanz.
Der ,,Rüstungsvermittler" Alexander Graf Mensdorff-Pouilly zum Beispiel. Kabinettsmitarbeiter der Innenminister Strasser und Prokop lud er zur Jagd. Nicht nur im Burgenland, so enthüllte die Presse, sogar im schottischen Luxusschloss Dalnagar, ließ er die Sauen raus.
Oder Jörg Haiders Ex-Werber, die Eurofighter-Lobbyisten Gernot und Erika Rumpold. ,,Irrtümlich" erhielten sie vier Millionen Euro von einer ,,Offshore Gesellschaft". Die Erste Bank meldete die Transaktion dem Bundeskriminalamt – Verdacht der Geldwäscherei. Ein Russe habe versehentlich Geld aufs Konto überwiesen, rechtfertigen die Rumpolds sich.
[...]
Aus: "Jäger von gestern" Von Florian Klenk - Florian Klenks Erkundungen (20. Mai 08 14:57)
(Tags: Herwig Haidinger, Innenministerium, Justiz, Korruption, Polizei, Regierung, Roland Horngacher)
Quelle: http://www.florianklenk.com/2008/05/jager_von_gestern.php (http://www.florianklenk.com/2008/05/jager_von_gestern.php)
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Quote[...] Aber auch Ex-Politiker sind gerne phantasievoll. Zum Beispiel bei Ausreden. So wartete der grüne Berufsaufdecker Peter Pilz letzte Woche mit einigen brisanten E-Mails auf, die eine Einladung zu einem Jagdwochenende im Schloss des Waffen-Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly an das Kabinett Ernst Strasser, zu dieser Zeit Innenminister, dokumentieren.
Strassers entrüstete Replik auf die Vorwürfe war an Eindeutigkeit nicht zu überbieten: Er habe als ehemaliger Zivildiener noch nie eine Waffe ,,in der Hand" gehabt. Da wir vom Ventil uns dem Grundsatz ,,in dubio pro reo" verschrieben haben, stellen wir uns dieses Wochenende einfach so vor:
Samstag: Ankunft im Schloss, Begrüßungsumtrunk. Es wird nicht über Waffen gesprochen, danach nicht über Politik. Im Anschluss besichtigt man die Wildbestände des Gastgebers und streichelt sie.
Sonntag: Frühstück mit hitziger Diskussion über das Wetter. Mensdorff-Pouilly lässt Angebote für Kurzstrecken-Raketen herumreichen, um zu demonstrieren ,,wie schirch so Waffen sind". Anschließend pazifistische Schnitzeljagd und Abfahrt.
Aus: "Superhelden ohne Waffen" Elias Natmessnig und David Sperlich (13. Mai 2008)
Quelle: http://www.chilli.cc/index.php?noframes=1&id=82-1-165&from= (http://www.chilli.cc/index.php?noframes=1&id=82-1-165&from=)
Quote[...] Der Koreakrieg war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Truppen der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) zusammen mit der Volksrepublik China auf der einen Seite und der Republik Korea (Südkorea) zusammen mit UNO-Truppen (vor allem der USA) auf der anderen Seite. Er wurde am 25. Juni 1950 begonnen, und beide Parteien eroberten wechselseitig beinahe die gesamte koreanische Halbinsel. Letzten Endes führte er wieder zu der Ausgangsposition zurück, zementierte aber die Teilung Koreas, zerstörte fast die gesamte Industrie des Landes und forderte große Verluste in der Zivilbevölkerung.
Er endete am 27. Juli 1953 mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandabkommens. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht abgeschlossen, die beiden koreanischen Staaten befinden sich offiziell also auch heute noch immer im Krieg. Am 4. Oktober 2007 beschlossen der südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-il, den Friedensprozess einzuleiten.[3] Spätestens mit dem Eingreifen der USA und Chinas bekam der Krieg die Rolle eines Stellvertreterkrieges, und er zeigte auch die endgültige Spaltung der ehemaligen Alliierten des Zweiten Weltkriegs in die kommunistischen Staaten China und Sowjetunion auf der einen Seite sowie die kapitalistischen Staaten unter Führung der USA. Er beschleunigte auch die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland, welche sich damals mit Südkorea besonders identifizierte.
In Südkorea wird der Krieg üblicherweise schlicht ,,6·25" genannt, was sich auf das Datum des Ausbruchs bezieht.
[...] Der Krieg forderte unter der Zivilbevölkerung nach Schätzungen fast 3 Millionen Menschenleben. Circa 40.000 UN-Soldaten (davon 36.000 Amerikaner), 600.000 koreanische und 673.800 chinesische Soldaten starben bei Kampfhandlungen. 450.000 Tonnen an Bomben wurden vor allem von der US Air Force abgeworfen, darunter allein zwischen Juni und Ende Oktober 1950 insgesamt 3.281.270 Liter Napalm. Dies ist ein Vielfaches der im Vietnamkrieg eingesetzten Menge und war wesentlich verheerender, da in Nordkorea mehr Ballungszentren mit größerer Bevölkerungsdichte und mehr Industrie als später in Vietnam existierten. Dem Historiker Conrad Crane zufolge waren zu Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen neben den großen Infrastrukturanlagen wie Stauseen 18 der 22 größten nordkoreanischen Städte wenigstens zur Hälfte dem Erdboden gleich gemacht worden. General William Dean, der seit dem Juli 1950, nach der Schlacht von Daejeon, nordkoreanischer Kriegsgefangener gewesen war, erinnerte sich an die meisten nordkoreanischen Städte und Dörfer später als ,,Ruinen oder verschneite, leere Flächen"; fast jeder, der ihm begegnet sei, habe Angehörige im Bombenkrieg verloren.
Die zahlreichen Toten fielen nicht immer regulären Kriegshandlungen zum Opfer: Von beiden Seiten wurden in verschiedenen Fällen Kriegsverbrechen begangen. Die nordkoreanischen Streitkräfte, ihre chinesischen Verbündeten und verschiedene paramilitärische kommunistische Gruppen, die im gesamten Land operierten, schreckten vor Morden an Flüchtlingen oder Regimekritikern und -gegnern nicht zurück und praktizierten vielerorts eine Politik der verbrannten Erde. Die Südkoreaner hingegen führten einen rücksichtslosen Kampf gegen alles, was in irgendeiner Form mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht werden konnte. So gibt es viele dokumentierte Berichte über Hinrichtungen von Mitgliedern oder ehemaligen Mitgliedern der kommunistischen Partei oder dieser nahestehenden Gruppierungen. Dabei waren viele Menschen nur aus der Not heraus den Kommunisten beigetreten – diese verteilten, um Unterstützer zu werben, Nahrungsmittel an alle neuen Mitglieder und Aktivisten, so dass gerade in den weitgehend zerstörten Gebieten und bei den häufig wechselnden ,,Besatzern" die Sicherung des Überlebens einer Familie von der Mitgliedschaft in derartigen Gruppierungen abhing.
[...]
Aus: "Koreakrieg" (23. Mai 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Korea-Krieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Korea-Krieg)
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Quote[...] In der Presse der westlichen Welt herrschte damals strenges Stillschweigen über diese Handlungen. Lediglich der britische Journalist Alan Winnington schrieb in der Zeitung Daily Worker über die Spuren der Massaker: "Wächserne Hände und Füße ragen aus dem Boden..." Der Botschafter der USA in London fühlte sich veranlasst, den Bericht in jener kleinen Zeitung als "bösartige Fälschung" zu dementieren. Der britische Journalist James Cameron konnte eine Reportage über die Hinrichtungen in der Londoner Picture Post unterbringen. In letzter Sekunde entfernte der verantwortliche Redakteur jedoch den anstößigen Text.
Aus: "Korea-Krieg: Wahrheit und Versöhnung?" - Hunderttausende unschuldiger Zivilisten wurden im Korea-Krieg 1950 vorsorglich exekutiert, weil man sie für die Fünfte Kolonne der Kommunisten hielt - Von Hermann Ploppa (TP, 02.06.2008)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28014/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28014/1.html)
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"Fear, secrecy kept 1950 Korea mass killings hidden"
By CHARLES J. HANLEY – May 18, 2008
SEOUL, South Korea (AP) — One journalist's bid to report mass murder in South Korea in 1950 was blocked by his British publisher. Another correspondent was denounced as a possibly treasonous fabricator when he did report it. In South Korea, down the generations, fear silenced those who knew. ...
=> http://ap.google.com/article/ALeqM5heCPmDNDeqKqPa718_CI9QvrAr8QD90O6ERO1 (http://ap.google.com/article/ALeqM5heCPmDNDeqKqPa718_CI9QvrAr8QD90O6ERO1)
Quote[...] ngo/ddp] Die Rüstungsausgaben sind im vergangenen Jahr weltweit erneut gestiegen. Insgesamt beliefen sich die Ausgaben 2007 für Rüstungsprojekte auf rund 1,34 Billionen Dollar, teilte das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI am Montag (9. Juni) mit. Dies sei gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von sechs Prozent. Auf der Rangliste der Staaten mit den höchsten Rüstungsausgaben liegt Deutschland den Angaben nach mit 36,9 Milliarden Dollar auf Platz sechs. Die USA führen die Liste mit 547 Milliarden Dollar - fast die Hälfte aller Ausgaben - an.
[...]
Aus: ""Globale Intervention" - 1,34 Billionen Dollar für Rüstung" (ngo-online.de, 09. Juni 2008)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18127 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18127)
Quote[...] [Thomas Assheuer]: Herr Gosepath, im vergangenen Jahr wurden 858 Milliarden Euro für Waffen ausgegeben. Doch schon 20 Milliarden Euro würden reichen, um den Hunger in der Welt zu besiegen. Bei solchen Zahlen müssten Sie jeden Glauben an eine irdische Gerechtigkeit verlieren. [...] Täglich sterben 30000 Kinder, 860 Millionen Menschen sind unterernährt.
...
Aus: "»Auch wir sind schuldig«" (DIE ZEIT, 12.06.2008 Nr. 25)
Quelle: http://www.zeit.de/2008/25/Interview-Gosepath?page=1 (http://www.zeit.de/2008/25/Interview-Gosepath?page=1)
Quote[...] Die Anhebung der Mandatsobergrenze und Verlängerung des ISAF-Mandats der Bundeswehr durch den Bundestag steht planmäßig für Oktober an. Dabei soll der Einsatz von 12 auf 15 Monate verlängert werden, um nicht mit der Bundestagswahl 2009 zu kollidieren.
Aus: "1000 deutsche Soldaten mehr für Afghanistan" (24.06.2008)
Quelle: http://www.dradio.de/aktuell/805818/ (http://www.dradio.de/aktuell/805818/)
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Quote[...] Sowohl die NATO als auch die USA beklagen seit langem die zögerliche Bereitschaft der Mitgliedsstaaten, ausreichend Soldaten für den Einsatz zur Verfügung zu stellen.
Aus: "Deutschland will Afghanistan-Truppe aufstocken" (24.06.2008)
Quelle: http://www.orf.at/?href=http%3A%2F%2Fwww.orf.at%2Fticker%2F293803.html (http://www.orf.at/?href=http%3A%2F%2Fwww.orf.at%2Fticker%2F293803.html)
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Quote[...] Jung betonte, mit der Mandatserweiterung werde für die notwendige Flexibilität im deutschen Einsatz gesorgt. Zugleich kündigte er an, dass das Anti-Terror-Mandat "Operation Enduring Freedom" von derzeit 1400 auf 800 Soldaten abgesenkt werde. Nicht verringert werden soll allerdings die Anzahl von 100 KSK-Soldaten, die in Afghanistan zum Schutz auch der deutschen Isaf-Soldaten zum Einsatz kommen. In dem neuen Mandat, das im Herbst vom Kabinett beschlossen werden soll, wird es laut Jung zudem eine "Klarstellung" zum Einsatz von 40 Fernmeldern im Süden Afghanistans geben.
Mit der Aufstockung des Kontingents soll die Bundeswehr größeren personellen Spielraum bekommen. Die Bundeswehr ist in insgesamt acht verschiedenen Stützpunkten eingesetzt. Ab 1. Juli stellt Deutschland die schnelle Eingreiftruppe zum Schutz der Afghanistan-Schutztruppe ISAF, die zuvor von Norwegen gestellt worden war.
[...]
QuoteAutor: Lahmarr / Datum: 24.06.08 11:28
Also wenn die ganze Regierungsbaggage da mitmacht, bin ich spontan für den Einsatz! (Auch wenn es dagegen bestimmt irgendeine Konvention gibt - wegen unnötiger psychologischer Brutalität oder so.)
QuoteAutor: van Neel / Datum: 24.06.08 10:11
kostet ja nichts ***ggg***
Seltsam, für so einen Mist ist immer ganz schnell und ohne lange Diskussion genug Geld da!
[...]
QuoteAutor: Lahmarr / Datum: 24.06.08 08:11
...da fühle ich mich doch gleich sicherer, wenn ich dort vor Ort verteidigt werde...
QuoteAutor: HoBre / Datum: 24.06.08 08:39
Mehr deutsche Soldaten ....
Sind die ersten denn schon aufgebraucht ???
Aus: "1000 Soldaten - Mehr deutsche Soldaten nach Afghanistan" (24.06.2008)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/comments/index/aktuelles/politik/deutschland/582355 (http://www.rp-online.de/public/comments/index/aktuelles/politik/deutschland/582355)
-.-
Quote[..] Grundlage für den Vorschlag des Ministers ist der sogenannte militärische Ratschlag des Generalinspekteurs Wolfgang Schneiderhan. Er legte dem Minister dar, wie viele Soldaten die Bundeswehr in dem Krisenland brauche, um ihre Aufgaben zu erfüllen und die Sicherheit der eigenen Truppe zu gewährleisten. Jung hatte die Verteidigungs- Obleute der Bundestagsfraktionen am Morgen informiert.
QuoteGerhard Stenkamp, 24.06.2008 um 11:14
Eine Regierung, die das Grundgesetz missachtet, steht nicht auf gesunden Fuessen!
Dass die SPD da mitmacht, ist mir schleierhaft! Dementsprechend wird sie ja auch zurecht abgestraft!
Es ist nicht zu fassen! Vietnam, schon vergessen?
Wir tun nur Gutes!
Mit hochgezuechtetestem Militaer gegen Bauernstaemme!
Na Bravo!
Man darf das Grundgesetz nicht einfach uebertreten, der Schuss, der wird letztlich nach hinten losgehen!
Gerhard Stenkamp
Aus: "Jung will mehr Soldaten entsenden" (© ZEIT online, dpa 24.6.2008 - 08:42 Uhr)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2008/26/afghanistan-jung (http://www.zeit.de/online/2008/26/afghanistan-jung)
-.-
Quote[...] Aus der Bundeswehr verlautete, eine vom Bundestag festgelegte neue Obergrenze solle nicht gleich wieder ausgeschöpft werden. Die Streitkräfte sollten vielmehr in die Lage versetzt werden, mit einigen hundert Reservekräften flexibel auf neue Gefahrensituationen reagieren zu können. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Thomas Raabe, hatte zuvor über den langen Entscheidungsprozess im Ministerium für die Aufstockung gesagt, Schneiderhan müsse darlegen, wie viele Soldaten die Bundeswehr in dem Krisenland brauche, um ihre Aufgaben zu erfüllen und die Sicherheit der eigenen Truppe zu gewährleisten. "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit", betonte Raabe.
SPD-Fraktionschef und Ex-Verteidigungsminister Peter Struck hatte Schneiderhan schon früh Unterstützung der Sozialdemokraten zugesichert. Auch in der Union besteht Einigkeit darüber, dass die Bundeswehr in Afghanistan mehr Handlungsspielraum haben müsse. An diesem Mittwoch will die Bundesregierung die Obleute der Bundestagsfraktionen informieren.
Wegen der Bundestagswahl im Herbst 2009 soll das Mandat diesmal um 14 statt wie bisher üblich um 12 Monate verlängert werden, damit die Abstimmung über den gefährlichsten und größten Einsatz der Bundeswehr im nächsten Jahr nicht mitten in die Konstituierung des neuen Parlaments fällt.
Aus: "Einsatz in Afghanistan - 1000 zusätzliche Soldaten" (Dienstag, 24. Juni 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/Einsatz_in_Afghanistan_1000_zusaetzliche_Soldaten/240620081408/984062.html (http://www.n-tv.de/Einsatz_in_Afghanistan_1000_zusaetzliche_Soldaten/240620081408/984062.html)
-.-
Quote[...]
Quote
Tomas meint:
24.06.2008, 11:29 Uhr
Seien wir doch mal ehrlich. Unsere Rüstungsindustrie braucht ein Kriegsgebiet, um die Waffen mal auszuprobieren. Und unsere Politik braucht einen Krieg, um von innenpolitischen Problemen abzulenken. Unsere Krankenversicherungen brauchen einen Krieg, um nicht die langfristigen Kosten tragen zu müssen von diesen rauchenden und saufenden Soldaten, und die Medien brauchen den Krieg, um bessere Auflagen zu erzielen. Die Soldaten brauchen den Krieg, um sich mit der Auslandszulage nachher einen Mercedes kaufen zu können. Die Rechte braucht den Krieg, um zeigen zu können wie stark Deutschland ist. Die Linke braucht den Krieg, um endlich mal ein Thema zu haben, womit sie sich abheben kann. Jeder braucht diesen Krieg. Und alles ist eine ganz grosse Verschwörung
[...]
Quote
BETRACHTER meint:
24.06.2008, 11:04 Uhr
Um das Land zu erobern und als Teil des Britischen Imperiums in Indien einzugliedern, kämpfte 1839–1842 eine große anglo-indische Armee im ersten anglo-afghanischen Krieg gegen einen relativ schlecht ausgerüsteten afghanischen Widerstand. Die Briten konnten zwar das Land besetzen, jedoch nicht ihre Ziele durchsetzen. 1842 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, bei dem die Briten sich bereit erklärten, ihre Truppen zurückzuziehen. Jedoch wurden die sich zurückziehenden Briten kurz darauf am Khyber-Pass angegriffen und alle 15.000 britischen Soldaten und deren Familienmitglieder getötet. Dieser militärische Verlust in Afghanistan frustrierte die britische Kolonialregierung und erschwerte ihre Bestrebungen, wie zum Beispiel die Kontrolle der Handelswege in Zentralasien und den von dort versuchten Angriff auf die chinesische Qing-Dynastie. Die Katastrophe in Afghanistan erregte auch viele Inder, denn die britische Armee bestand zu einem großen Teil aus Indern. Angetrieben durch den Frust der vorangegangenen Demütigung, erklärte 1878 die britische Regierung erneut den Krieg gegen Afghanistan. Trotz kleiner militärischer Erfolge der Afghanen, wie bei der Schlacht von Maiwand 1880, wurde der Widerstand durch die Briten niedergeschlagen, die Hauptstadt Kabul aus Rache niedergebrannt und eine Marionette als König installiert. Gleichzeitig übernahmen die Briten für die folgenden 40 Jahre die afghanische Außenpolitik.
Quote
BETRACHTER meint:
24.06.2008, 11:08 Uhr
Der dritte Anglo-Afghanische-Krieg im Mai 1919 ein letzter Versuch Afghanistans, sich vom britischen Joch zu befreien führte schließlich durch geschicktes Verhandeln der afghanischen Diplomaten unte Amanullah Khan zum Vertrag von Rawalpindi und am 8. August 1919 zur Anerkennung Afghanistans als souveränen und unabhängigen Staat durch Großbritannien. Somit hatte Afghanistan nach mehr als 60 Jahren britischer Vorherrschaft seine volle Unabhängigkeit erlangt.
Seit 1933 bestand mit Mohammed Sahir Schah (Baraksai) an der Spitze ein konstitutionelles Königreich; es musste 1973 einer Republik weichen, in der 1978 die Kommunisten die Macht übernahmen, sich aber nur mit sowjetischer Hilfe an der Macht behaupten konnten. Mit Einmarsch von Sowjettruppen im Dezember 1979 entwickelte sich der Bürgerkrieg zu einem zehnjährigen Stellvertreterkrieg (siehe Afghanischer Bürgerkrieg und sowjetische Invasion) zwischen sowjetischer Besatzungsmacht und den von den USA, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützten islamischen Guerillas (Mudschaheddin). Dieser endete schließlich mit der Niederlage der sowjetischen Truppen, die 1989 aus Afghanistan abzogen. Die sowjetisch gestützte Regierung unter Präsident Nadschibullah konnte sich noch bis zur Einnahme Kabuls 1992 durch die Mudschaheddin halten. Die verschiedenen Mudschaheddin-Gruppierungen begannen sofort danach, sich gegenseitig zu bekämpfen. Es entbrannte ein weiterer Bürgerkrieg, der bis etwa 1995 dauerte.
Quote
BETRACHTER meint:
24.06.2008, 11:10 Uhr
1995 begannen von Pakistan aus die radikal-islamistischen Taliban, das Land zu erobern.
Sie nahmen bis 1995 die Städte Kandahar und Dschalalabad ein, eroberten im September
1996 die Hauptstadt Kabul, bis 2001 ca. 90 Prozent des Landes und riefen das Islamische
Emirat Afghanistan aus. Die einzig verbleibende Opposition, die Vereinigte Islamische
Front zur Rettung Afghanistans, auch bekannt als Nordallianz, konnte sich lediglich noch
in einem kleinen Landstrich im Nordosten des Landes halten. So wurden Musik, Sport,
Bilder und Fernsehen verboten, fast sämtliche Schulen und Universitäten geschlossen,
Männer gezwungen, Bärte zu tragen, und Frauen durften nur mit männlicher Begleitung und
in eine Ganzkörperverschleierung (Burqa) gehüllt das Haus verlassen. Zudem waren Frauen
und Mädchen Schulbesuch und Berufstätigkeit untersagt
Quote
BETRACHTER meint:
24.06.2008, 11:20 Uhr
"Wer bestimmen kann, wie die Pipeline-Karte aussieht, wird die Zukunft eines riesigen Teils der Welt bestimmen."
(Frederick Starr, Leiter des Kaukasus-Instituts an der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität in Baltimore)
Im Schweizerischen "Tages-Anzeiger" erschien am 19. April 2002 ein Hintergrundbericht über den Wettlauf zwischen Russland und den USA um das Öl am Kaspischen Meer. Der Autor, Hans Brandt, rekapituliert eine ganze Reihe von bekannten und weniger bekannten Indizien für die These, dass es den beteiligten Mächten im Kaukasus und in Zentralasien nur um das eine geht: um die Kontrolle über die Erdöl- und Erdgas-Ressourcen der Region.
Auch der Präsident der afghanischen Interimsregierung, Hamid Karzai, ist tief in dieses Spiel um die Quellen des Reichtums verwickelt. Bei seinem ersten Staatsbesuch in Pakistan ging es um nichts anderes: Mit dem pakistanischen Militärmachthaber und Präsident General Pervez Musharraf kam er überein, eine 1.200 Kilometer lange Gasleitung zu bauen, ein Vorhaben, das Karzai schon seit langem am Herzen lag. Schließlich war er jahrelang Berater der US-amerikanischen Erdölfirma Unocal (Union Oil of California), die diese Leitung bauen wollte. Es sollte ein Milliardenprojekt werden.
Quote
Markus meint:
24.06.2008, 11:02 Uhr
Wöhren in Deutschland die Kinderarmut und Lebenshaltungskosten rapide ansteigen, Spielt die Grosse Koalition Krieg, und schickt den allgemein belächelten Saufverein in tarngrün hin. Super Fru Merkel ist das eine neue Variante der sozialistichen Brüderhilfe?
Quote
Sunny meint:
24.06.2008, 08:34 Uhr
Der "Schwachsinn" der Politik kennt keine Grenzen und der Bürger soll es bezahlen. Was wollen wir in Afganistan? Wir haben genug Probleme in Deutschland zu lösen. Wann stoppen wir endlich diese politschen Geisterbahnfahrer????
Quote
Pendler meint:
24.06.2008, 08:38 Uhr
Ja , ja, wir habens ja.
Die Politiker schreien, daß Deutschland so hoch verschuldet sei, da müsse man unbeding was tun.
Auf der anderen Seite werfen sie (UNSER) Geld mit vollen Händen weltweit zum Fenster raus.
Werden wir von Wahnsinnigen regiert?
Quote
Herr Reese meint:
24.06.2008, 08:43 Uhr
Richtig so. Unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt. Und zwar mit Soldaten. Je mehr Soldaten, desto mehr Freiheit.
Quote
Frank-Walter Steinmeier meint:
24.06.2008, 08:52 Uhr
Der deutsche Heroinhandel wird am Hindukusch verteidigt! Und das ist auch gut so! Wo kämen wir denn da hin wenn die Taliban einfach so die Opiumproduktion zerstören würden!
Es lebe der freie Drogenhandel!! Es lebe das Militär! Es lebe Deutschland!
Hurra! Hurra! Hurra!
Quote
Eine Mutter meint:
24.06.2008, 09:04 Uhr
Sollen die Politiker doch endlich ihre Kinder für diesen Schwachsinn opfern.
Quote
DieGuillotine meint:
24.06.2008, 09:09 Uhr
Dieser Krieg wird in 10 20 jahren als Opiumkrieg und Neokolonialismus in die Geschichte eingehen.
Eine Schande, ein Skandal, dass sich Detuschland wieder an solchen Machenschaften beteiligt. Aus der Geschichte nichts gelernt.
QuoteJana Becker meint:
24.06.2008, 09:35 Uhr
Haben wir nicht eine Demokratie?
Wie geht das zusammen, dass wir Soldaten gegen den Willen der Bevölkerung und ohne Not in fremde Länder schicken?
[...]
Quote
Herr Holle meint:
24.06.2008, 09:56 Uhr
Rechnet man die inoffiziellen Truppen in der Region dazu, etwa die Abteilungen der KSK etc., die nicht dem offiziellen Kontingent zugeschlagen werden, dann ist die Truppenstaerke schon laengst ueber 5000 Soldaten angelangt in der Region.
Quote
BETRACHTER meint:
24.06.2008, 09:59 Uhr
[...] So, so - wenn wir jetzt die Truppen abziehen dann haben wir in 2jahren den Terror in unseren Straßen?
Sie glauben wohl Alles was ihnen erzählt wird, was? Die Märchenstunde unserer Politiker, um den Menschen die imensen Kosten und die Verluste an Menschenleben anzudienen.
Wie kann man nur so naiv sein! Bauen Terroristen nur Bomben in Afghanistan? Oder bauen sie vielmehr Bomben w e g e n Afghanistan? Erst mal hinsetzen und nachdenken!
QuoteHarald_T meint:
24.06.2008, 10:20 Uhr
[...] Menschenrechte sind längst zu Mastrubation-Vorlage für Gut-Menschen der linken Schickeria verkommen.
[...]
QuoteArgus meint:
24.06.2008, 10:23 Uhr
Herr Holle meint:
24.06.2008, 09:56 Uhr
"Rechnet man die inoffiziellen Truppen in der Region dazu, etwa die Abteilungen der KSK etc., die nicht dem offiziellen Kontingent zugeschlagen werden, dann ist die Truppenstaerke schon laengst ueber 5000 Soldaten angelangt in der Region."
Das KSK besteht aus gerade mal 1100 Mitgliedern, die sich zu einem guten Teil aus logistischem, medizinischem und technischem Personal besteht. Die Sollstärke von 400 Kommandosoldaten wurde nie erreicht, man kann also davon ausgehen das nie mehr als 100 Elitesoldaten in Afghanistan im Einsatz sind. Ist wohl nix mit "5000 Millionen inoffizielle Kräft in Afghanistan!!!".
Außerdem können auch diese Soldaten dort nichts ausrichten, solange sie unter deutschem Kommando stehen. Wie kürzlich bekannt wurde, ging uns ein Top-Taliban durch die Lappen, weil das KSK ihn nicht erschießen durfte - nicht mal einen Schuss ins Bein, für den in Deutschland kein Polizist bestraft würde war erlaubt!
QuoteGerda meint:
24.06.2008, 10:26 Uhr
@Tom
"Truppen abzuziehen ist ein noch grösserer Fehler"
[...]
Soldaten sind zum Töten da.
Wir sind Besatzer.
Wir wollen unseren Willen mit der Waffe, mit Mord und Totschlag, durchsetzen.
[...]
Quote
Tom meint:
24.06.2008, 10:45 Uhr
@Betrachter. Ich kann Ihnen bei fast Allem, was Sie angesprochen haben, zustimmen. Ich bin auch gegen Streubomben. Ich bin auch froh darüber, dass Deutschland sich am Streubombenverbot beteiligt. Ich bedaure auch, dass die Amerikaner darum nicht zu scheren scheinen. Aber wir müssen weiter denken als über unser Bedauern hinweg. Wir müssen Fragen beantworten wie: was passiert, wenn wir jetzt abziehen? Wie können wir unsere Wirkung effektiver machen? Wie können wir unseren Beitrag niedrig halten und damit unsere eigenen Leute schützen? Ich würde mir wünschen, Europa hätte mehr Macht und Einfluss auf die Amerikaner, um bessere Bedingungen heraus zu handeln und den Afghanistan-Konflikt mehr nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Nur leider sprechen die Europäer nicht mit einer Stimme, sondern die europäischen Staatsoberhäupter sehen sich fast schon im Wettbewerb unter einander, einzeln mit den Amerikanern zu verhandeln. Europa hat leider absolut nicht begriffen, zu was es im Stande sein könnte.
Quote
BETRACHTER meint:
24.06.2008, 10:27 Uhr
@TOM
Diese Argumentation kenne ich nur zu gut - Menschenrechte! Tatsache ist aber, dass durch die ständigen Kriegsabläufe im letzten Winter eine Hungersnot in Afghanistan herrschte. Wo beginnen wir eigentlich über Menschenrechte nachzudenken? Ist es bei Hunger nicht auch schon verletzt? Kürzlich gab es eine internat. Konferenz über Streubomben, die hauptsächlich gegen Bodentruppen, also in einem Krieg wie in Afghan. zum Einsatz kommen. Sprengsätze als Blindgänger bleiben zu tausenden liegen und verstümmeln so spielende Kinder vor Ort! Sie sind den alten lügen der Politiker aufgesessen, wenn sie glauben, bloss weil dort Soldaten mit gewehren und schickem Aufkleber auf dem Arm stationiert sind, würde es den Menschen besser gehen. Die Frauen dort belastet zur zeit Anderes: wie sie ihre Kinder am leben halten und gleichzeitig etwas zu Essen bekommen. Die kämpfenden Truppen vor Ort geraten regelmässig an neue Kämpfer , die aus Pakistan einfliessen, weil in der islamischen welt der Kampf in Afghanistan zur Vertreibung der westl. Besatzer eine heilige Pflicht ist. Wie glauben sie, werden diese menschen überzeugt, dass wir doch nur helfen wollen, wenn gleichzeitig tausende ihrer Söhne von modernen waffen getötet werden? Zur zeit läuft eine solche Offensive gegn die Taliban! Taliban bedeutet für Amerikaner jeder einheimisch Aussehende mit Turban und Gewehr - der wird sofort erschossen. Ich denke sie lassen sich zuviel von den etablierten Parteien erzählen!
QuoteArgus meint:
24.06.2008, 10:40 Uhr
Meinetwegen können wir auch die gesamte Bundeswehr schicken – ändern wird sich nichts solange unsere Truppe weiterhin dermaßen gegängelt wird:
- Innerhalb der deutschen Lager gilt die STVO: Das heißt Radarfallen, Geschwindigkeitsbegrenzungen und das Verbot von möglicherweise lebensrettenden Fahrzeugmodifikationen
- Der Müll wird fein säuberlich getrennt – und hinter den Lagertoren wieder zusammengekippt
Außerdem besteht unsere 3500 Soldaten – und die 1000 zusätzlichen – nur zu einem geringen Teil aus Kampftruppen, die durch ihre Patrouillentätigkeit eine stark erhöhte Einsatzbelastung hat, während der Großteil sich aus Unterstützungskräften, also Köchen, Mechanikern, Sanitätern und – wie käme ein Deutscher nur ohne sie aus – Verwaltungsfuzzies. Außerdem dürfen unsere Soldaten nur zur Selbstverteidigung schießen, selbst wenn die Taliban drei Meter entfernt grinsend vorbeilaufen. Für einen Polizisten in Düsseldorf mag das in Ordnung gehen, aber für einen Soldaten in Mazar-i-Sharif?
Da fragt man sich was unseren Politikern wichtig ist.
Die Sicherheit der Truppe und der Erfolg ihrer Mission sicherlich nicht......
QuoteAnti Gehirnwäsche meint:
24.06.2008, 10:50 Uhr
Jaja, Menschenrechte, Freiheit, Krieg gegen den Terror, Osama Bin Laden...
BULLSHIT
In Afghanistan hat sich der Opiumanbau unter der Natobesatzung VERDOPPELT und im Vergleich zur Opiumproduktion unter den Taliban VERZWANZIGFACHT.
OPIUM = HEROIN = PROFITABELSTE DROGE DER WELT
[...]
Quote
Helmut T. meint:
24.06.2008, 12:05 Uhr
Josef Stutz, Ihr Schweizer habt mit eurer Neutralität immer richtig gelegen. Bravo. Ihr hattet keine Meinung während des Kalten Krieges und auch nicht im 2. Weltkrieg. War auch schwierig, sich für die richtige Seite zu entscheiden. Aber wenigstens baut ihr ja auch Rüstungsgüter. Wie läuft denn das Geschäft?
QuoteDemokratie-Verteidiger meint:
24.06.2008, 12:03 Uhr
Lieber "feldwebel Maier",
ich fasse Ihren Text als einen durchaus zulässigen Scherz auf. Aber so einfach ist es nicht. Ich kenne viele, die dort waren und noch sind. Deren Berichte sind durchaus bedenkenswert, aber geben auch Stoff zum vertieften Nachdenken.
Lieber "Klaus Diller",
in der Demokratie herrscht Meinungsfreiheit. Auch für sehr extreme Einstellungen und Ansichten. Ob der damalige Spruch von Struck richtig war oder nicht: Wir haben Sicherheits-interessen als Welthandelsnation Nr. 1. Wir können nicht sagen: "Ihr lieben Holländer, Polen, Dänen, macht mal und uns selbst zurückhalten. Unser Volk hat für einen Mega-Verbrecher namens Hitler 3,6 Mio. Soldaten für den Feldzug Barbarossa mobilisiert. Für eine Verbrecher-Regierung. Für eine verbrecherische Sache, gegen alle Vernunft. Heute sind wir auf der richtigen Seite der Geschichte. Mit 3.800 oder später 5.000 Soldaten in Afghanistan sind wir nicht überfordert. Nun mein entscheidendes Wort:
Soldaten sind
k e i n e
Mörder!
Sie leisten einen höchst ehrenwerten Dienst an Volk und Staat. Sie stehen dort für uns alle ( oder die übergroße Mehrheit). Wer im Uniformrock der Streitkräft seines Landes dient, ist für mich ein Mann / Frau der Ehre! Man möge auch bedenken: Man hat immer eine Armee im Land. Die eigene oder eine fremde. Ich ziehe die eigene vor! Und ich weiss auch, dass Frieden und Freiheit auch Opfer verlangen. Leider auch Menschen-leben.
Freiheit geniessen, aber nichts dafür tun, geht m. E. nicht!!
QuoteD meint:
24.06.2008, 12:52 Uhr
Interessante Diskussion hier, nur bitte beachten:...
...Nicht beleidigend werden, auch wenn manche meinen, dass manche komplett unrecht haben.
...Die Presse lügt und Gehirwäsche wird schon seit Jahren erfolgreich angewandt.
..Die Geschichte schreiben die Sieger. Also ist die auch nicht zwangsweise richtig.
Achso und zum Nachdenken:
Die pakistanische Regierung hat laut Berichten des US-Fernsehsenders ABC die Übergabe von sechs, so wörtlich, "CIA-Spionen" der Miliz "Jundullah" an den Iran angekündigt, die letzte Woche in Pakistan (wo jetzt schon ein geheimer Krieg stattfindet) festgenommen worden waren.
Die Gruppe, die mit dem angeblich "islamistischen" Schreckens-Fantom namens "Al Kaida" in Verbindung gebracht wird, führt laut ABC seit 2005 im Auftrag der Bush-Regierung mit asymmetrischen militärischen Aktionen ("Terrorismus") im Dreiländereck von Pakistan, Iran und Afghanistan aus der südlichen pakistanischen Provinz Balutschistan (Baluchistan) einen "geheimen Krieg" gegen den Iran.
Aus Kommentaren zu "Bundeswehr: Jung will Afghanistan-Truppe aufstocken" (24. Juni 2008, 08:12 Uhr)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article2139290/Jung_will_Afghanistan-Truppe_aufstocken.html?page=1#article_readcomments (http://www.welt.de/politik/article2139290/Jung_will_Afghanistan-Truppe_aufstocken.html?page=1#article_readcomments)
-.-
Quote[...]
Quote
24.06.2008 13:02:23
gettop: Enduring Freedom - welch ein Heilsversprechen ................
und alle die mit Panzer und Maschinengewehr nach Afganistan marschieren, können dieses Heilsversprechen, schon auf Erden, wahr werden lassen -
Schalgwort kommt aus der Bibel - und heisst auf deutsch etwa immerwährendes Frohlocken - bei den 68ger - forever stoned - ja, wenn die westlichen Kirchen ihr enduring freedom - Augenblick, wenn Petrus einem die Himmelspforte öffnet - nicht mehr massenhaft verkaufen können, dann müssen zigtausendfach richtige Männer mit richtigen Waffen her
und wenn wir dann wohl täglich von den Getöteten Meldung erhalten, wissen wir, das Heil - enduring freedom - ist uns näher gekommen
Quote24.06.2008 13:13:36
Marcello50: Die nächsten tausend oder zehntausend Soldaten nützen nichts
[...] Schweiz und Lichtenstein profitieren mehr davon als das Volk Afghanistans.
Quote24.06.2008 11:45:24
Morcar:
Gut so! Afgahnistan muß gehalten werden! Weiter so ich wähle keinen der aus Afgahnistan abziehen will. EIn abzug heist Millionen Menschen einem sofortigen Genozid auszusetzen und vorallem riesige Flüchtlingsströhme nach Europa.
Quote
24.06.2008 11:18:12
paparazzoberlin.de: notnagel
war selbst in zwei auslandseinsätzen. unser motto damals: besser als hartz 4.
Quote
24.06.2008 11:08:42
Madoc: @Sachsen-Paule
Meinen Beitrag meine ich trotz Ironie durchaus ernst:
"Die Bedeutung Afghanistans in Energiefragen liegt in seiner geografischen Position als potenzielle Transitroute für Exporte von Öl und Erdgas aus Zentralasien zum Arabischen Meer." (US-Energieministerium Anfang September 2001)
Wenn Sie sich tatsächlich über die Hintergründe informieren wollen empfehle ich Ihnen folgenden Link: http://www.oelspuren.net
Quote
24.06.2008 11:03:39
ucr: @Wichtolosaurus
"wann hat die Union behauptet, es gäbe MVW im Irak?!?! "
Unter anderem am 08.02.2003 auf der Münchner Sicherheitskonferenz:
Angela Merkel am 8.2.2003 auf der Münchner Sicherheitskonferenz:
,,Auch die Bedrohung durch die Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein ist real, nicht fiktiv. Die aus dieser Bedrohung entstehende Gefahr kann uns alle treffen. Wenn am Ende aber die friedliche Entwaffnung fehlschlagen und als letztes Mittel nur die angedrohten Zwangsmaßnahmen verbleiben sollten, dann befürworten wir um der internationalen Sicherheit und der Autorität der UN-Charta willen auch ein militärisches Vorgehen. Deutschland sollte sich in diesem Fall nach seinem Vermögen und in europäischer und transatlantischer Abstimmung beteiligen."
Noch Fragen ?
ucr
Quote
24.06.2008 11:02:03
paparazzoberlin.de: ISAF
= International Surf And Fun - connection
Quote
24.06.2008 10:55:55
rokna: Es entwickelt sich eine Eigendynamik....
Wenn es stimmt, dass "Deutschland am Hindukusch verteidigt" wird, warum verlegen wir nicht die ganze Bundeswehr dort hin und bringen den Herrn Verteidigungsminister Jung in einem der kuscheligen Camps unter?
Aber satirischen Spass beiseite: Was von den Gegnern des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr von Anfang an befürchtet wurde, tritt jetzt vermehrt ein: Es entwickelt sich eine Eigendynamik, die uns dort immer mehr in Kampfeshandlungen verstrickt und der Druck der Bündnispartner, mehr Soldaten an die prekären Fronten (in den Tod) zuschicken, wird immer größer.
Was uns jetzt fehlt, ist ein/e starke(r) Kanzler/in, der/die den Expansionsplänen der USA und der NATo entschieden entgegentritt. Von Merkel, Jung und Co. ist das nicht zu erwarten - und auch nicht von Steinmeier....
Quote
24.06.2008 10:48:41
Rajabi: so langsam aber sicher......
geht Deutschland dahin, wo viele es nicht wollen...
wie war das, vor kurzem noch....
BW wird sich nie in einem Kriegseinsatz beteiligen...
BW übernimmt nur Humanitäre Einsätze...
alles schein nur Geschichte zu sein...
..und nun steht eigentlich die Frage, wann wird BW endlich ein richtiges Krieg führen...
Quote
24.06.2008 10:07:59
Wichtolosaurus:
@wellama: (sorry falls der Nick nicht ganz korrekt ist)
wann hat die Union behauptet, es gäbe MVW im Irak?!?! Immer diese Märchengeschichten ... ohne Schröder würden jetzt Wehrpflichtige im Irak sein blablabla
Fakt ist, Schröder hat alles getan, um Saddam keinen Druck zu machen. Aber das ist eine andere Geschichte und Schnee von vor 5 Jahren.
----
Und was beschweren sich hier eigentlich Außenstehende über den Einsatz? Werden Deutsche gezwungen dorthin zu gehen? Soll sich Deutschland als Polit- und Wirtschaftsmacht aus allem raushalten und das Land sich selbst überlassen?
Nur gut, dass vor über 60 Jahren andere Völker nicht so dachten ...
Quote
24.06.2008 10:22:15
n4g4: nur mal so am Rande...
zum Theme Union und MVW... http://www.zeit.de/politik/merkel_erklaerung (http://www.zeit.de/politik/merkel_erklaerung)
Wer hat was nicht behauptet?
Quote
24.06.2008 10:19:57
nicknoris: 1000 zusätzliche Soldaten in Afghanistan
bedeutet 100 Soldaten für den Kampfeinsatz. Angesichts der Größe des Landes ein Nichts. Die Taliban schlottern schon heute.
Und 900 Soldaten für Logistik und Innendienst, ich gönn ihnen die Prämien.
Quote
24.06.2008 10:15:43
Wichtolosaurus: zum Glück ....
@McKiri
.... entscheidet nicht immer das Volk. Was bei manchem vielleicht gut wäre (Europaverfassung z.B.) wäre bei allen Steuer- oder Militärsachfragen ein Wahnwitz.
Quote
24.06.2008 10:05:50
McKiri:
Das wäre doch eine gute Gelegenheit, alle Einsatzorte deutscher Truppen - und unter welchem Mandat /Vorwand - auf der Welt aufzuzeigen.
In diesem Artikel werden zwei genannt:
ISAF - Afghanistan
OEF - Kap Horn
Was ist mit dem Kongo, Bosnien, Küste des Libanon? Gibt es da noch mehr?
Wieviele Leute sind da, unter welchem Befehl und vor allem was kostet das?
In dem Artikel heißt es; "Deutschland stellt vom 1. Juli an ... und will sich stärker in der Ausbildung afghanischer Soldaten engagieren."
Und was heißt hier "Deutschland"? Mich (Du bist Deutschland!) hat niemand gefragt, also sollte das Wort Deutschland durch "nicht dem Willen der Wähler verbundene Politiker" ersetzt werden, denn für diese Einsätze gibt es keine Mehrheit in Deutschland. Ja vielleicht im Bundestag, aber der hat sich schon lange davon verabschiedet die Interessen der Bevölkerung zu vertreten.
Ich sehe mich weder als Teil irgendwelcher Friedenstruppen, noch als Teil der oppositionellen Linken, sondern ich sehe mich als mündigen Bürger, dem die Politiker bis heute kein plausiblen Konzepte für alle die Einsätze vorgestellt haben. da sind Zocker am Werk, die nicht mehr vorzuweisen haben, als die vage Hoffnung, daß die Einsätze irgendwann mal erfolgreich sein werden. Heute heißt der Spieler F. Jung und vielleicht haben wir in einem Jahr einen anderen der ein bißchen zündeln darf. Die Verantwortung trägt nicht der Verteidigungsminister sondern der Bürger, der die Zeche zahlen darf.
Nur der Fahne "Terrorismusabwehr" nachzulaufen dazu bin ich nicht blöde genug. Bei all diesen Einsätzen gehört die Frage gestellt, wer die augenblickliche Situation verursacht hat. In Afghanistan hat der Amerikaner während der russischen Besatzung die Taliban umfassend unterstützt, so wie ja auch Saddam Hussein ehemals Partner der USA waren. Die Probleme im Kongo beruhen auf dem Verhalten der Belgier. usw usw. Warum soll Deutschland die Suppe auslöffeln, die uns andere eingebrockt haben? Dem hündischen Verhalten der Bundesregierung ist ein Riegel vorzuschieben.
Quote
24.06.2008 09:49:42
conny888: Was zum Teufel machen wir dort??
Weiß das eigentlich noch jemand? Versuchen Sie mal, da ganz spontan darauf zu antworten - wie ist der Afghanistan-Einsatz im Hinblick auf den eigentlichen grundgesetzlichen Auftrag der Bw seinerzeit begründet worden? Na? Keine Idee? Dürfte wohl fast allen so gehen, Politiker eingeschlossen. Merke: der Hindukusch gehört zum Kerngebiet deutscher Interessen.
Quote
24.06.2008 09:44:36
rellama:
Was soll das Wortgeplänkel "Enduring Freedom"? Es müsste heissen, enduring folly, enduring war, enduring idiocy
Quote
24.06.2008 09:44:17
Eichholz1: @ Sachsen-Paule
Missionierung mit Panzern , Kampfhubschraubern und tausenden Toten?
Quote
24.06.2008 09:33:35
Sachsen-Paule:
@eichholz1: Richtig, man kann Völker nicht zum "richtigen" Weg hinprügeln - aber man kann humanitäre Hilfe leisten und versuchen die soziale Struktur innerhalb eines Volkes zu stärken indem man Bildung vermittelt.
Natürlich ist die Balance zwischen Wiederaufbau und Militäreinsatz nicht richtig, aber was habe ich von einer Mädchenschule (die es unter den Taliban z.B. nicht gab) die aufgrund mangelden Schutzes von reaktionären Kräften sofort wieder zerstört wird?!
Quote
24.06.2008 09:31:18
HansJoachim44:
Ich weiß nicht mehr wer es mal sagte, aber "als wir das Ziel aus den Augen verloren hatten verdoppelten wir unsere Anstrengungen" kommt mir immer in den Sinn, wenn ich von derlei Ideen lese. Wir wissen nicht was wir wirklich dort sollen, von diesen blöden Geschichten über Mädchenschulen mal abgesehen, aber dafür wissen wir, daß größere Anstrengungen notwendig sind.
Quote
24.06.2008 09:29:15
Eichholz1: An Bush's Wesen soll die Welt genesen?
Die Afghanische Bevölkerung kann und wird sich gesellschaftlich an ihren Nachbarvölkern orientieren, um ihren Weg, ihre Orientierung, zu finden.
Man kann fremde Völker nicht auf den vermeintlich richtigen Weg hinprügeln, dies ist ein wahnwitziger Angriff auf die menschliche Würde.
Quote
24.06.2008 09:27:59
WM2000: Es ist 3 Minuten 51 Sekunden vor 12!
Meinen Herr Jung und die Regierenden, dass mit mehr Soldaten die man nach Afghanistan schickt, dieser Einsatz legitimer wird? Nein, der Einsatz ist und bleibt ein Verstoß gegen das Grundgesetz
Quote
24.06.2008 09:21:37
Sachsen-Paule:
Nachtrag: Immer dieses "der Staat wirft Geld für Fremde raus" geheule - sagen Sie mal, sind Sie faschist oder einfach nur fremdenfeindlich?!
Quote
24.06.2008 09:19:47
Sachsen-Paule:
Hier wird gezetert und geschrien, Verstöße gegen das Grundgesetz herraufbeschworen wo nichts ist - man ist dagegen weils einfacher ist als sich mit der Materie auseinanderzusetzen...
Der Einsatz in Afghanistan steht absolut im Einklang mit dem deutschen Selbstverständnis als Mittelsmacht die Frieden und Sicherheit zu garantieren Versucht, genau so wenig handelt es sich um Krieg wenn wir 4500 Soldaten nach Afghanistan schicken die dort Polizeiarbeit, Verwaltung und Sicherungsmaßnahmen übernehmen. Natürlich gehören auch Kampfeinsätze dazu wenn man ein Land von reaktionären Kräften befreien will, aber Ihnen scheint es ja lieber zu sein wenn wir uns hier in Deutschland einigeln und zuschaun wie "die" sich gegenseitig abschlachten wie es in Dafur der Fall ist. Ach nee - da sind es ja die selben die hier den bösen "Angriffkrieg" verurteilen die schreien, dass da jemand was gegen unternehmen muss... anscheinend aber nicht wir.
Merken Sie was?! Jede Medallie hat zwei Seiten - man kann ein Menschenverachtendes Regime nicht beseitigen, ohne dass es dabei auch zum Waffeneinsatz kommt, man kann die Truppen nicht einfach wieder abziehen, ohne dass das Land wieder ins Chaos zurückfällt. Wer sich die Verantwortung für ein fremdes Land aufbürdet muss auch dafür bluten - aber soweit sozial können Sie ja offensichtlich nicht denken...
Quote
24.06.2008 09:18:56
Eichholz1: Rebellion der Bundeswehr?
Für darbende Kinder und Jugendliche hat dieser Staat kein Geld..
Für den Raub der Grund- und Menschenrechte anderer Völker ist jedoch Geld vorhanden.
Was ist jedoch, wenn die Ernährer des Volkes, die Werktätigen, ihren in der Bundeswehr tätigen Söhnen den Auftrag geben, Kriegsminister Jung seiner Ämter zu entheben?
Quote24.06.2008 08:48:09
rellama:
1914 hat uns wieder eingeholt, Eine ungeheure Kriegseuphorie, Und immer werden die Gründe gefunden, Beliebige, Das Volk zahlt und blutet, Die Presse feiert mit ...
Quote
24.06.2008 08:47:25
Pressefisch: Wer regiert uns?
Viele haben das aus grausamer Geschichte gelernte "Nie wieder!!!" nicht vergessen. Die große Mehrheit unseres Volkes ist konsequent gegen die Auslands-Militäreinsätze der Bundeswehr. Und jetzt geht es sogar entgegen allen früheren Beteuerungen der Verantwortlichen um Kampftruppen. (Im Kosovo sollten wir 2001 ja auch nur für 6 Wochen helfen, die Waffen einzusammeln!) Wer regiert uns wirklich, wenn in so gravierenden Fragen der venünftige Volkswillen duch seine Vertreter einfach ignoriert werden kann?
Nun wundern sich die verantwortlichen Parteien über die immer weniger werdende Zustimmung bei Wahlen auf allen Ebenen. Was passiert wohl, wenn die keine Mehrheit mehr zusammengekratzt kriegen. Man kann Angst bekommen!
Quote24.06.2008 08:45:07
rellama:
Adenauer ist tot, Es lebe Merkel, Was kümmert uns das Geschwätz von gestern
...
Aus Kommentaren zu: "Bundeswehreinsatz: 4500 Soldaten nach Afghanistan" (24.06.2008 )
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/668/182104/?page=4#readcomment (http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/668/182104/?page=4#readcomment)
Quote[...] Masar-i-Scharif - Die Bundeswehr stellt ab heute die Schnelle Eingreiftruppe für den Norden Afghanistans. Rund 200 Soldaten der Augustdorfer Panzerbrigade 21 haben eine norwegische Einheit abgelöst. Ihre Aufgabe wird es sein, die Isaf-Schutztruppe abzusichern.
Kommandeur der Soldaten ist Oberstleutnant Gunnar Brügner. Und der ist wenige Stunden vor Beginn seines großen Einsatzes bester Dinge. "Das passt genau", sagte der 40-Jährige gestern in Masar-i-Scharif, wo die Bundeswehr ihren größten Standort in Afghanistan hat.
[...] Die Einheit sei sehr gut gemischt. "Jung und alt, Männer mit langer Erfahrung und Kräfte mit Drang nach vorn. Ich blicke gelassen auf die nächsten Wochen."
[...]
Aus: "Deutsche Kampftruppe übernimmt Kommando in Afghanistan" (1. Juli 2008)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2008/07/01/900981.html (http://www.abendblatt.de/daten/2008/07/01/900981.html)
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Quote[...] Bei der Isaf gab es keine Opfer, 13 Taliban wurden getötet. Dammjacob glaubt, dass das Ergebnis einer kritischen Auseinandersetzung in der deutschgen Öffentlichkeit durchaus "größere Zustimmung" für den Einsatz sein könnte. Zudem sieht er nicht, dass sich die Sicherheitslage im Norden verschlechtert habe. [...] Wie lange die Deutschen die QRF führen werden "das kann ihnen keiner sagen. Genauso wie die Antwort auf die Frage, wie lange die Bundeswehr noch in Afghanistan bleiben muss", sagt Dammjacob. Nach den Worten des norwegischen Brügner-Vorgängers, Kjell Inge Baekken, wird es "vielleicht noch zehn, 15 Jahre" dauern.
[...]
Aus: "Elitetruppe - Bundeswehr stellt Eingreiftruppe in Afghanistan" (Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 01.07.2008)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/div/Eingreiftruppe;art771,2562739 (http://www.tagesspiegel.de/politik/div/Eingreiftruppe;art771,2562739)
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Quote[...] Die Bundeswehr übernimmt die Quick Reaction Force (QRF) in Masar-i-Scharif. Bislang erledigte Norwegen diese Aufgabe, jetzt wollen sich die Skandinavier mehr um den Aufbau Afghanistans kümmern und dafür ihre Wiederaufbauteams (PRT) verstärken. Die Kommandoübergabe leitet der deutsche Isaf-Kommandeur Dieter Dammjacob.
Er sagte dem Berliner Tagesspiegel, die QRF-Soldaten hätten im Prinzip keinen anderen Auftrag als die anderen. Auf die Frage, ob die ganze deutsche Isaf-Truppe einen Kampfauftrag habe, antwortete der General: "Teil unseres Auftrags ist es, kampfbereit zu sein."
[...] Die Bundeswehr ist seit mehr als sechs Jahren in Afghanistan im Einsatz. Die 3500 deutschen Soldaten in Afghanistan sind Teil der Internationalen Schutztruppe Isaf. In der vergangenen Woche hatte die Bundesregierung angekündigt, die Erhöhung der Mandatsobergrenze von 3500 auf 4500 im Herbst im Bundestag beantragen zu wollen. Allerdings ist die Bundeswehr derzeit schon mit mehr Soldaten in Afghanistan vertreten, als das Mandat des Bundestags vorsieht.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Berlin waren am Montag 3620 Kräfte im Land, also 120 Soldaten mehr als das Mandat erlaubt. Grund dafür ist ein Kontingentwechsel, für dessen Dauer von einigen Tagen oder Wochen die Obergrenze überschritten werden darf.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erwartet für die Ausweitung des Mandats eine breite Mehrheit der Abgeordneten. Er sei hoffnungsvoll, dass "die vier Fraktionen" die Ausweitung des Einsatzes unterstützen, heißt es in einem Interview mit Jung auf der Homepage des Ministeriums. Bis auf die Linke hat keine der anderen vier Fraktionen ein Nein angekündigt.
Quote30.06.2008 16:54:17
Morcar: Irgendwer muß es machen....
[...] Ja ich weis Ihr wollt keinen Krieg und auch keine Toten. Aber abziehen heist noch mehr tote und die gehen dann auf jedenfall auf unsere Kappe nicht auf die der USA. Wir müssen das durchziehen!
Quote30.06.2008 17:19:06
Oluja:
[...] Durchziehen?, die Afghanen werden niemals eine dauerhafte Besatzung oder Bevormundung per installierte Mariontten dulden, das musste Alexander der Grosse, die Inder, die Briten und die Sovjets feststellen und so und nict anders wird es auch der ISAF ergehen, denn die Afghanen wollen weder Demokratie nach unserem Verständnis und noch viel weniger fremde Besatzer im Lande welche die unbeliebte und unfähige Marionette KArsai stützen, der trotz Milliardenspenden NICHTS vorangebracht hat und dessen MAcht nicht weiter reicht als man vom KAbuler Regierungssitz blicken kann, wnen überhaupt.
Quote
30.06.2008 17:31:53
laVictoria: Wenn "wir" in den Krieg ziehen dann nennen "wir" unsere Soldaten: Aufbauhelfer, Ausbilder, Krisenreaktionskräfte. Und wenn "wir" töten, dann verhindern "wir" dadurch nur Anschläge, oder beruhigen kritische Situationen. Nur die Opfer, die bleiben Tot. Entschuldigung: Sie sind natürlich "gefallen".
Quote30.06.2008 17:18:09
RoterBaron11: Wir werden sehen.........
[...] Ich war noch einer derjenigen, die gegen den Vietnam-Krieg auf die Straße gegangen sind und ich kann und will die Lethargie der jetztigen Jugend einfach nicht begreifen.
Was muß denn alles noch passieren, bis die endlich wach werden?
Quote30.06.2008 18:22:35
ichwillauchmalwassagen: morcar
"Haben Sie eine representative Umfrage gemacht? "
"Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) haben jetzt eine Umfrage zum geplanten "Tornado"-Einsatz in Afghanistan beim Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegeben. Die Fragestellung wurde von der Organisation transparent gemacht, das Ergebnis ist erdrückend: Etwas mehr als drei Viertel der Bundesbürger (77 Prozent) sind dagegen, dass die Bundesregierung der Bitte der NATO um Entsendung von Tornados zur militärischen Aufklärung in den stärker umkämpften Süden Afghanistans nachkommt. Nur rund ein Fünftel spricht sich dafür aus. Eine Emnid-Umfrage im Auftrag des Nachrichtensenders N24 kommt zu einem ganz ähnlichen Ergebnis. Demnach sind 78 Prozent der Bevölkerung gegen den Tornado-Einsatz."
"Die Gegner sind meist jung, idealistisch und naiv. " Darf ich dann daraus schliessen, dass sie als Beführworter alt, materialistisch und das Gegenteil von naiv sind (können sie vielleicht selbst ableiten) ! :-)
[...]
Aus: "Afghanistan - Bundeswehr beginnt gefährlichen Einsatz" (30.06.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/916/183345/ (http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/916/183345/)
Quote[...] Washington - Auf diese Weise soll das Risiko verspäteter Explosionen mit Verlusten in der Zivilbevölkerung verringert werden. Die Anordnung wird für die Zeit nach 2018 verbindlich. Bereits ab Juni nächsten Jahres will das Pentagon seine Bestände an Streubomben reduzieren, die die neuen Anforderungen noch nicht erfüllen. Bei bisherigen Streubomben kommt es üblicherweise bei 10 bis 40 Prozent der als "Bomblets" bezeichneten Sprengsätze nicht zur Explosion.
Der demokratische Senator Patrick Leahy kritisierte die Anordnung des Pentagons als unzureichend. Es sei nicht zu verstehen, warum die Auflagen für die Herstellung von Streumunition erst ab 2018 verbindlich sein sollten.
[...] Nach Unterlagen des Kongresses haben die USA allein in Afghanistan von 2001 bis 2002 mehr als 1200 Streubomben abgeworfen. Diese enthielten rund 250.000 einzelne Sprengsätze. Streumunition wurde auch im Irak und im Kosovo-Krieg eingesetzt. Die Explosionswirkung erfasst etwa eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes. Nicht explodierte Sprengsätze stellen danach eine tödliche Gefahr dar.
Opfer sind häufig Kinder, die von Form und Farbe der Sprengsätze angelockt werden und sie versehentlich auslösen.
asc/AP
Aus: "STREUBOMBEN - Pentagon ordnet höhere Detonationsrate an" (08.07.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,564464,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,564464,00.html)
Quote[...] Die Verfasser gehen dabei zunächst von der Grundthese aus, dass die (Welt-)Öffentlichkeit im Falle des IrakKrieges (trotz Ablehnung durch große Mehrheiten in nahezu allen Staaten) nicht in der Lage war, die Vereinigten Staaten von ihrem Vorhaben abzubringen, umgekehrt jedoch die Regierung in Washington es verstand, die öffentliche Meinung im eigenen Lande erfolgreich auf den Krieg hinzusteuern. Untersucht werden Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen diese Prozesse ablaufen, sowie die strategischen und taktischen Maßnahmen der Regierung, mit denen diese versuchte, als Gegner identifizierte fremde Länder vor der eigenen Öffentlichkeit negativ darzustellen. Der Reiz dieser Studie liegt daher sicherlich darin, dass sie nicht allein die hinlänglich bekannten inneramerikanischen Informationskampagnen und Medienmanipulationen einmal mehr aufrollt, sondern dass sie am Beispiel Deutschlands auch zeigt, wie es der Administration gelang, solche Staaten für die eigenen Zwecke zu dämonisieren und damit zusätzliche Unterstützung in der Gesellschaft für ihr Handeln zu generieren. Fragwürdig ist dabei allerdings die These, dass es der deutschen "öffentlichen Diplomatie" nicht gelungen sei, "ihre Argumente gegen den Irak-Krieg in den Medien in einem Maße präsent zu machen, das nötig gewesen wäre, um Opposition in der amerikanischen Öffentlichkeit zu erzeugen". Eine solche These impliziert nämlich, dass diese insgesamt zu zaghaft vorgetragen worden seien.
[...]
Aus: "Den Krieg aggressiv verkaufen" STEFAN FRÖHLICH (24. Juni 2008)
Buchtitel: Die amerikanische Regierung gegen die Weltöffentlichkeit? - Theoretische und empirische Analysen der Public Diplomacy zum Irakkrieg
Buchautor: Jäger, Thomas
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.06.2008, Nr. 145 / Seite 8
Quelle: http://www.faz.net/s/RubA330E54C3C12410780B68403A11F948B/Doc~E00A306A8C20D46BD82F5CD21263C6BF9~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubA330E54C3C12410780B68403A11F948B/Doc~E00A306A8C20D46BD82F5CD21263C6BF9~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] Nun der Krieg. Viertausend Amerikaner, die heute noch leben könnten, tun das nicht mehr, und da spielt, man kann Bugliosi hier nicht widersprechen, Bush doch eine gewisse Rolle. Natürlich kann, dies schickt er voraus, ein Oberbefehlshaber, der Soldaten in den Kampf schickt, nicht für deren Tod belangt werden. Aber das gilt nur dann, wenn der Einsatz rechtlich begründet war. Oder müsste auch der Präsident straffrei ausgehen, fragt Bugliosi, der etwa zur eigenen Bereicherung Kriege führt? Die rechtliche Beurteilung des Irakkrieges entscheidet sich an einem Punkt: Aus welchem Grund hat Bush den Krieg begonnen?
Der Präsident könnte, schreibt der Autor, sich eigentlich nur auf präemptive Landesverteidigung berufen: Ich musste den Irak angreifen, weil der Irak sonst uns angegriffen hätte. Dass dies nicht den Tatsachen entsprach, wissen wir heute. Leider gibt es viele Hinweise dafür, dass Bush es auch damals hätte wissen können. Ist dieser Mangel an Interesse für die vom Irak tatsächlich ausgehende Bedrohung, diese Nachlässigkeit bei der Prüfung von Fakten, die der eigenen vorgefassten Meinung widersprechen, bevor man einen Krieg befiehlt, schon strafrechtlich relevante Fahrlässigkeit? Bugliosi ist davon überzeugt.
Hätte Bush den Irak aus anderen Motiven angegriffen, also um das Terrorregime von Saddam zu beenden oder um die Iraker zu befreien und eine Musterdemokratie im Nahen Osten zu errichten, dann hätte er, so Bugliosi, die Pflicht gehabt, dieses Motiv klar zu benennen und dem amerikanischen Volk zur Prüfung vorzulegen. Das hat er aber nicht, weil er, wie Paul Wolfowitz später zugegeben hat, nicht davon ausging, dass die Amerikaner einem Krieg aus solchen Motiven zustimmen würden. Bugliosi macht daraus: Die Soldaten wurden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in den Tod geschickt.
[...] Scott McClellan ist im Gegensatz zu Bugliosi kein Demokrat, er ist im Milieu der texanischen Republikaner groß geworden und hat nie woanders gearbeitet als im dortigen Politikbetrieb. Schon als junger Mann kam er an die Seite von Bush, dem er blind folgte. Es war eine jahrzehntelange freundschaftliche Beziehung. McClellan vertraute Bush, stieg mit ihm auf und wurde schließlich Sprecher des Weißen Hauses. Als er irgendwann, nach dem Katrina-Desaster und der Valerie-Plame-Affäre, im Zuge einer größeren Personalrochade ausgetauscht wurde, sagte Bush, McClellan repräsentiere ,,das Beste seiner Familie, unseres Staates und unseres Landes".
Zuvor hatte er einige Tränen vergossen. Obwohl McClellan ein Freund Bushs ist, bestätigt er in seinem Buch leider jedes Klischee und jedes Vorurteil gegen den Präsidenten, ja er zeigt, dass alles noch viel schlimmer ist: die Ruchlosigkeit des Vorgehens gegen politische Gegner und die krasse intellektuelle Faulheit. Interessanterweise landet McClellan, der das Buch sicher durch Anwälte prüfen lassen musste, bald an jenem Punkt, auf den sich auch Bugliosi konzentriert: Hat Bush die falschen Kriegsgründe vorsätzlich oder fahrlässig vorgetragen?
Auch für den texanischen Republikaner sind die Fakten klar: Bush hatte zu Beginn des Krieges genügend Informationen, um zu beurteilen, dass der Irak keine Gefahr für die Vereinigten Staaten darstellte und in naher Zukunft nicht darstellen würde. Er hat aber, weil er den Krieg wollte, alle Tricks genutzt, um diesen Eindruck zu erwecken. McClellan liefert dann eilig, um Bush nicht explizit zu inkriminieren, eine Art Unzurechnungsverteidigung: Bush gehöre zu den Leuten, die sich selbst davon überzeugen können, ihre Meinung - McClellan sagt Instinkt - für die Wahrheit zu halten. McClellan und Bugliosi stimmen darin überein zu sagen, Bush habe gelogen, um den Krieg zu begründen. Bugliosi sieht darin ein strafrechtlich relevantes Vergehen, McClellan eine Art Pathologie: Der hat es eben selber geglaubt, was er da erzählt.
Dass jeder einzelne von Tausenden amerikanischer Staatsanwälte diese feine Linie einleuchtend findet, und zwar auch noch in einigen Jahren und Jahrzehnten, während neue Dokumente und Zeugenaussagen auftauchen, darauf gründet sich George W. Bushs einzige Hoffnung auf ruhigen Schlaf.
QuoteBush und FAZ
Dieter Hoffmann (Ogottogott), 15. Juni 2008
Interessant, so etwas in der FASZ zu lesen, wenn auch im Feuilleton. Vor ein paar Jahren hätte die FAZ all das, was hier zu lesen ist, als "antiamerikanisch" verunglimpft. Mit den Lügen dieser US-Regierung, die schon vor Beginn des Irak-Krieges erkennbar waren, müssen die USA fertigwerden. So wie eigentlich die FAZ damit, daß sie damals das alles gedeckt hat. Es wäre erstaunlich, wenn wir Bush wegen seines Krieges noch einmal vor Gericht sehen würden. Zweifellos wäre es ein großer Schritt für die USA, wenn der dann einstige Präsident sich wegen seines Tuns verantworten müßte.
QuoteIntermezzo?
Reinhard Foertsch (grateful), 15. Juni 2008
Der Artikel von Herrn Minkmar ist, anders als mit dem von Herrn Mast in Anschlag gebrachten oberflächlichen Business-as-usual-Zynismus erkennbar wird, sehr treffend. Unabhängig davon, daß mit dem Ende der Ära Busch auch ein Niedergang des Systems Bush verbunden ist und sich daraus die von Herrn Mast zu recht bemerkten konjunkturellen Trittbrettfahrerphänomene ergeben: das ist es nicht allein. Vielmehr erwacht auch in den USA das (oftmals in postkolonialer Arroganz als »westlich« bezeichnete) politisch-rechtliche Wertesystem aus seinem Koma. Doch mit der Feststellung »ich bin noch da« wird es nicht getan sein. Als zweite Frage ist die nach der Schwere und Dauerhaftigkeit der davongetragenen Verletzungen unaufschiebbar: »was ist mit mir«. Würde hier Realismus Platz greifen, so wären Verletzungen einzugestehen, die schwindelerregend sind. Sie lassen sich nicht durch ein paar Erklärungen weniger ignoranter und weniger krimineller Politiker heilen sondern betreffen die Frage, ob man je wieder aus eigener Kraft wird aufrecht gehen können: aus welcher Substanz will man schöpfen, nachdem alle Quellen verseucht wurden? Die Kräfte aus dem Hintergrund kann man nicht so leicht abwählen wie einen Präsidenten.
QuoteDer wahre Terrorist!
Sven Kaulbars (faz-kaule), 15. Juni 2008
Er gehört ins Gefängnis. Tun alle so, als ob sie nicht wußten, was er treibt? Auch die deutschen Soldaten, die gern für billiges Öl sterben, sollten vor Gericht gestellt werden. Genau wie die Soldaten, die damals an der Deutsch-Deutschen Grenze Flüchtlinge erschossen haben. Ich hoffe er bekommt eine gerechte Strafe. 4.000 tote Amerikaner... was ist mit den restlichen Nichtamerikanern? Wem nützt der Terror, wer hat einen Nutzen aus den Kriegen? Schaut nicht weg!!!
QuoteLaecherlich
Dominique Ufer (sockae), 15. Juni 2008
Unabhaengig davon, dass Bush unter Umstaenden die wahren Gruende fuer seine Invasion des Irak Krieges angegeben haben mag, waere es schlicht und ergreifend laecherlich, diese desshabl rechtlich zu belangen. Dutzende von Staatsoberhaeuptern weltweit entscheiden Tag fuer Tag wissentlich Dinge, die zu negativen Folgen fuer Menschen fuehlen und dies in aller Regel ohne vorher eine Volksabstimmung einzuberufen. Der Fall George Bush mag ein besonders grosser sein, jedoch entspricht es nicht der beschrienen Auffassung von "westlichem" Recht, nur die Vergehen zu bestrafen, die besonders populaer oder extrem sind. Alles in Allem kann ich mich vorigen Meinungen anschliessen, dass dieser Kommentar nicht viel mehr als ein Ritt auf der beliebten Anti-Bush-Welle ist. Wie sehr ich dieser auch zustimmen mag, gebuehrt es einer grossen Zeitschrift dennoch nicht, Objektivitaet und Logik fuer diese fahren zu lassen. Dominique Ufer
QuoteHoffentlich scheitert der Anwalt
Franz Müller (Franzy), 15. Juni 2008
Da befindet sich eine Nation in lebensbedrohlicher Gefahr, der Präsident entscheidet im Einklang mit sämtlichen Parteien des Landes, sich zur Wehr zu setzen, und jetzt soll er deswegen angeklagt werden. So geht das nicht, Leute. Wo kämen wir da hin, kein Mensch würde sich mehr für Regierungsverantwortung entscheiden. Bush hat nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Und nur weil eine kleine Untersuchungskommission keine chemischen und nuklearen Waffen im Irak gefunden hat, heißt das noch lange nicht, dass es sie nicht doch gibt. Bagdad ist eine Riesenstadt und das Geschick der Islamisten, andere hinters Licht zu führen groß. Da werden Raketen und Giftfässer in Leiterwagen und Küchen deponiert. Für die überhaupt kein Problem. Ich bin persönlich übrzeugt, dass es noch Entdeckungen geben wird. George W. Bush ist zu schützen!
QuoteMal wieder Bush-Bashing...
Alexander Pilic (colbebar), 16. Juni 2008
Die Guantanamohaeftlinge koennen nun zum Unwillen Bushs zivile US-Gerichte anrufen, um die Gruende fuer ihre individuelle Gefangennahme ueberpruefen zu lassen. Fein. Doch woher leitet man daraus ab, das Bush ploetzlich vor dem Strafgericht stehen koennte? Voelliger Nonsens! Kennedy/Johnson wurden nicht fuer Vietnam angeklagt. Genausowenig Clinton wegen Unterlassung fuer seine Unfaehigkeit, dem Problem Saddam Hussein Herr zu werden. Fuer alle die es schon vergessen haben: Der Irakkrieg war voelkerrechtlich gerechtfertigt unter Kapitel 7 der UN-Charta. Und so wie Vietnam notwendig war, um den Invasionsbestrebungen der Sowjetunion den Wind aus den Segeln zu nehmen, so war der Irakkrieg notwendig, um den despotischen Regimen der Region klarzumachen, dass es Ihnen schlecht bekommen wird wenn sie auf Dauer ihren Menschen die Grundrechte verwehren und Terroristen unterstuetzen. Ein Dank an die Herren Bush, Blair, Berlusconi und Aznar fuer deren Mut, unbequeme Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen! Wer sich mehr allglatte Politiker a la Obama, Clinton und Schroeder wuenscht und meint ohne eigene Prinzipienfestigkeit gegen religoesen oder postkommunistischen Totalitarismus bestehen zu koennen, der irrt sich gewaltig!
QuoteNicht nur er
Edeltrudis Kaulmann-Trosien (kindly), 16. Juni 2008
Wenn der amerikanische Präsident für die im Irak-Krieg gefallenen 4000 US-Soldaten verantwortlich gemacht werden können sollte, dann bitte auch die dahinter stehende Öl- und Rüstungslobby. Rüstungslobby vor allen Dingen deshalb, weil die mit Uran angereicherten Geschosse die eigenen Leute ohne Vorsichtsmaßnahmen verseucht und das Genpotenzial eines ganzen Volkes (der Iraker) zerstört hat. Gegen solche Verbrechen erscheint ein Lügenkonstrukt als Einmarschbegründung doch relativ harmlos und zeigt mal wieder die Blindheit für die verdeckten und eigentlichen kriminellen Handlungen wider den Menschen.
Quote"so wie Vietnam notwendig war..."
Hans-Ulrich Bruhn (HUlrich), 16. Juni 2008
Der Vietnamkrieg war also "notwenig" ? Wie etwas rückblickend als "notwendig" verteidigen, wenn man wie in diesem Falle die USA dabei doch auf ganzer Linie gescheitert ist (mehr als eine Million Tote scheinen auch nicht ins Gewicht zu fallen) ? "Um den Invasionsbestrebungen der Sowjetunion den Wind aus den Segeln zu nehmen" ? Nordvietnam wurde von der Volksrepublik China unterstützt, die zu der damaligen Zeit ein alles andere als spannungsfreies Verhältnis zur Sowjetunion hatte, aber das sind ja nur Details... Interessant auch, daß jemand das Völkerrecht zur Begründung des Irakkriegs meint bemühen zu dürfen, während er den Vietnamkrieg allein duch "Notwendigkeit" -und eben nicht durchs Völkerrecht- legitimiert sieht. 1946 erkannte Frankreich Vietnam als unabhängig an, rief dann jedoch die "selbstständige Republik Cochinchina" im Süden aus. Nach militärischer Niederlage und Abzug Frankreichs ´54 werden allgemeine Wahlen für das ganze Land vereinbart, die jedoch auf Betreiben der USA von Saigon sabotiert werden, Bürgerkrieg in Südvietnam, Amerika entsendet Militärberater. Tonkin-Zwischenfall, ein tatsächlich nie erfolgter Angriff auf ein US Kriegsschiff dient als Vorwand, selber aktiv in den Krieg einzugreifen. "Notwendig" ?
QuoteLesermeinungen zu diesem FAZ Artikel zeigen einmal mehr,
Hans-Joerg Danner (HJDZA), 16. Juni 2008
wie sehr einige meiner Landsleute leider mit Vorurteilen und (Bildungs)Informationsluecken befrachtet sind (exakt, wie ganz offensichtlich auch Mr. George W. Bush und eine knappe Mehrheit, die ihn zum Praesidenten gemacht hat und fortan mit ihm leben muss, genauso, wie im uebrigen auch die andere Haelfte der leidgeprueften US-Amerikaner), die sich hier wortgewaltig und wichtig, aber unter voelliger Verkennung von Fakten und Tatsachen nicht nur zu diesem Artikel zu Wort melden. Ich freue mich daher immer wieder ueber Beitraege wie die des Herrn H-J Bruhn, die erkennen lassen, dass es offenbar auch noch Mitleser gibt, die aufgrund ihrer guten Geschichtskenntnisse immer noch zu differenzierteren Ansichten kommen koennen und dazu bereit sind, sich hier zu aeussern und sich nicht durch die verbalen Eskapaden einiger anderer Freunde des Zeitungslesens ins Bockshorn jagen lassen. Das laesst doch noch hoffen - und vielen Dank dafuer, Herr Bruhn.
Aus: "Bin ich schuld?" Von Nils Minkmar (08. Juli 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~EEF1FEC1FF16C4426AABA5036732ECEC6~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~EEF1FEC1FF16C4426AABA5036732ECEC6~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Quote[...] Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich seit Jahresbeginn zunehmend verschlechtert. 124 ausländische Soldaten und rund 700 Zivilisten kamen seitdem ums Leben. Die USA erwägen deshalb laut einem Pressebericht, ihre Truppen in dem Land zu verstärken und dafür Streitkräfte aus dem Irak abzuziehen.
...
Aus: "KÄMPFE IN AFGHANISTAN - Schwerste US-Verluste seit drei Jahren" (14.07.2008, flo/cjp/dpa/AP/AFP)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,565630,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,565630,00.html)
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Quote[...] Dschalalabad - "Wir haben herausgefunden, dass 47 Zivilisten, mehrheitlich Frauen und Kinder, bei dem Luftangriff getötet und dass neun weitere Menschen verletzt wurden", sagte der Kommissionsleiter Burhanullah Schinwari. Es habe keinerlei Verbindung zwischen den radikalislamischen Taliban oder dem Terrornetzwerk al-Qaida und den Opfern gegeben. Die US-geführten internationalen Streitkräfte hatten bestritten, bei dem Luftangriff Zivilisten getötet zu haben. Sie sprachen von Opfern unter den Aufständischen.
[...] Derzeit sind rund 70.000 ausländische Soldaten in Afghanistan stationiert. Seit Anfang 2008 kamen bereits rund 700 Zivilisten ums Leben.
fat/AFP
Aus: "AFGHANISTAN - Dutzende tote Zivilisten bei US-Luftangriff" (11.07.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,565238,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,565238,00.html)
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Quote[...]
UMFRAGE: Soll die Bundeswehr im Ausland gegen den Terror kämpfen?
* Ja, Deutschland darf sich dieser Pflicht gegenüber den Nato-Partnern nicht entziehen.
* Ja, denn der Terror bedroht schließlich auch Deutschland.
* Nein, die Bundeswehr ist technisch mit solchen Einsätzen überfordert.
* Nein, der Terror kann am ehesten durch zivile Aufbauhilfe in Afghanistan bekämpft werden.
* Weiß nicht, habe mir noch keine Meinung gebildet.
41% Ja, Deutschland darf sich dieser Pflicht gegenüber den Nato-Partnern nicht entziehen.
14% Ja, denn der Terror bedroht schließlich auch Deutschland.
12% Nein, die Bundeswehr ist technisch mit solchen Einsätzen überfordert.
32% Nein, der Terror kann am ehesten durch zivile Aufbauhilfe in Afghanistan bekämpft werden.
1% Weiß nicht, habe mir noch keine Meinung gebildet.
Aktuell: 1452 Stimmen
[...]
Quote
Dike meint:
14.07.2008, 08:31 Uhr
Bei der Umfrage fehlt der Punk "der Krieg ist Völkerrechtswiedrig"
so würde das Ergebnis en völlig anderes sein
Quoteehre, ruhm, stolz für die bundeswehr meint:
14.07.2008, 10:03 Uhr
bisher war die bundeswehr noch ohne ehre, stolz und ruhm in afganistan...
deutschland braucht wieder militärischen stolz...
die bundeswehr sollte in ganz afganistan mit eurofighter und panzern gegen taliban kämpfen...
wie in einem richtigen krieg !!
[...]
Quote
sdsds meint:
14.07.2008, 09:42 Uhr
Auf Irakischen Newssites steht das 100 Taliban die US Soldaten getötet habe nachdem die GIs ein ganzes Dorf verschleppt und vergewaltigt hatten. Ist schon echt krass. Ich denke wir bekommen hier nur 2% von dem Geschehen mit von diesen 2% ist 1% Lügen,aufbereitet von US Medien.
Quote
LOL meint:
14.07.2008, 09:16 Uhr
@Ehre, Stolz und Ruhm braucht die bundeswehr ....
Jetzt wird es aber Zeit zum Arzt zu gehen......
Quote
Denken ist Glückssache meint:
14.07.2008, 09:06 Uhr
@ zarathustra
Du sagst "Ohne Einmischung wären noch 2 Millionen Iraker und Afghanen am Leben"
Das bezweifle ich.
Ich denke das die Diktatoren die du so gerne in Amt und Würden sehen würdest bis heute bereits wesentlich mehr als 2 mio ihrer Landsleute ausgerottet hätten.
Wer sich heute hinter die Taliban oder Sadam stellt hätte sich wohl auch damals hinter Hitler gestellt.
Die Geschichte zeigt immer wieder das Einmischung manchmal zwingend erforderlich ist.
Quotejk meint:
14.07.2008, 09:05 Uhr
Das Heroin muss fliessen!!!! (The spice must flow! - DUNE ... )
...
Quote
Lutz meint:
14.07.2008, 08:53 Uhr
Dieses Land ist mit aktuellen Strategien nicht zu retten und war es auch nie.
Eine Chance bestünde nur dann, wenn Pakistan endlich seine Grenzregion kontrolliert und der Iran sein Staatsgebiet nicht länger als Drogen-Transit-Strecke anbietet. Hierüber finanzieren sich die Taliban. Alternativ müssten die Drogenfelder auch von den Truppen niedergebrannt werden dürfen.
Dies würde jedoch zum Verlust des halbseidenen Rückhalts der Gebietsfürsten führen und Kabul die Möglichkeit eröffenen, in den entsprechenden Regionen wieder an Einfluss zu gewinnen.
Wenn man schon unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit agiert, kann man gleich auch den Sudan,Simbabwe Somalia und andere Regionen bekehren und
besetzen.
Die Doppelmoral stinkt zum Himmel und das deutsche Truppen an den von den USA inszenierten Schmierentheater
beteiligen zeigt im Grunde den ärmlichen Stand Deutschlands innerhalb der Weltgemeinschaft.
QuoteOsama Nieren suchen ein CIA Krankenhaus meint:
14.07.2008, 08:39 Uhr
Bert
In Afghanistan geht es nur um den strategischen Wert des Landes zu den Öl- und Gasfeldern der Ex-UDSSR Staaten.
Diese können ihr ÖL/Gas nicht mehr über die alten Routen in Russland absetzen.
Es braucht für die zukunft Transportwege um das Öl/Gas zu transportieren und verarbeiten zu können.
Nicht wer die Bodenschätze hat macht das Große Geschäf sondern der der die Transportwege und die Verarbeitung sowie das Wissen hat verdient das große Geld.
Aber es geht nicht nur um die Einkreisung Russlands und Chinas sondern gleichzeitig grenzt das Land auch noch an den Iran den man zusätzlich vom Irak aus eingekreist hat.
Es geht also um strategische Positionen im Sinne von Militärbasen und gleichzeitig um strategische Positionen zu den wichtigen Ressourcen der Welt (Öl, Gas u.s.w.) in Asien und Afrika..
Ach so.
Al Qada gibt es nicht und der CIA Agent Bin Laden (bekanntlich waer er als Mudschahedin in Diensten der CIA tätig ist wahrscheinlich schon seit Jahren tot.
Bekannt ist schließlich das er schwer Nieren krank ist.
Wie soll Jemand damit über all die Jahre auf der Flucht und fern von Krankenhäuser im rauhen Klima von Af/Pakistan überleben?
Die letzten bewegten Bilder sind immer die gleichen und mindestens 10 Jahre alt - und diese merkwürdig amateurhaften Videos die immer zur Unterstützung der US Politik auftauchen kriegt Jeder hin.
Mit der der arabischen Verkleidung kann man aus jedem Zweiten einen Osama schminken.
Quote
zarathustra meint:
14.07.2008, 08:08 Uhr
Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Wer ständig feige aus dem Hinterhalt Hochzeitsgesellschaften bombardiert, hätte noch ganz andere Antworten verdient.
Im übrigen haben weder die Amis noch wir dort was zu suchen. Die Taliban sind ein einheimisches Problem, genau wie Hussein es war.
Ohne Einmischung wären noch 2 Millionen Iraker und Afghanen am Leben.
Diktaturen gibt es überall.
Quote
Blackwater meint:
14.07.2008, 08:14 Uhr
Zieh Kopftuch an Zarathustra ; Du Ziegenkopf , Mäh
Quote
Edgar Lefgrün meint:
14.07.2008, 07:05 Uhr
Und wo ist nun die schwere Offensive?
Aus Kommentaren zu: "Afghanistan - Großoffensive der Taliban tötet neun US-Soldaten" (14. Juli 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article2210823/Schwere_Taliban-Offensive_toetet_neun_US-Soldaten.html (http://www.welt.de/politik/article2210823/Schwere_Taliban-Offensive_toetet_neun_US-Soldaten.html)
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Quote[...] Die Isaf ging davon aus, dass die Aufständischen bei den mehrstündigen Kämpfen schwere Verluste erlitten hätten. Die Rebellen hätten am Sonntagmorgen einen Außenposten der Truppen mit Panzerfäusten, Maschinengewehren und Mörsern angegriffen, teilte die Schutztruppe mit.
In der zentralafghanischen Provinz Urusgan riss ein Selbstmordattentäter mindestens 24 Menschen mit in den Tod. Wie der Polizeichef der Provinz mitteilte, zündete der Attentäter seinen Sprengsatz auf einem belebten Markt im Bezirk Deh Rawud. Die meisten der Opfer seien Geschäftsinhaber und Kinder, die auf dem Markt gearbeitet hätten. Auch vier Polizisten seien ums Leben gekommen. Den Angaben zufolge wurden mindestens 40 weitere Menschen verletzt.
DPA
Quotealle9ne (14.7.2008, 9:32 Uhr)
Das waren doch nur "Soldaten" und ...
keine Söhne von Bush,Brown,
Berlusconi,Merkel und Co. Dann wäre der Irrsinn schon lange zu Ende.
Aus: "Afghanistan - Taliban töten neun US-Soldaten" (14. Juli 2008)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/:Afghanistan-Taliban-US-Soldaten/626998.html (http://www.stern.de/politik/ausland/:Afghanistan-Taliban-US-Soldaten/626998.html)
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Quote[...] Die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung in Afghanistan ist im Zusammenhang mit der Aktivierung der Kampfhandlungen in den vergangenen Monaten drastisch angestiegen. Die Situation im humanitären Bereich und auf dem Gebiet der Sicherheit verschlechtert sich weiter. Das sagte der stellvertretende UN-Generalsekretär für humanitäre Fragen, John Holmes, am Mittwoch in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu Afghanistan.
"Der Konflikt übt einen wachsenden Druck auf die Zivilbevölkerung aus. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres verzeichnete die UN-Mission für die Unterstützung Afghanistans 698 tote Zivilisten, wobei im Vergleichszeitraum des Vorjahres 430 Menschen ums Leben gekommen waren.
Seit dem Zeitpunkt der Intensivierung der Kampfhandlungen ist die Gesamtzahl der Opfer des Konfliktes (einschließlich an den Kampfhandlungen Beteiligter) gewachsen. Die jüngsten Meldungen über die Opfer unter der Zivilbevölkerung nach den Luft- und Raketenangriffen vom Ende der vergangenen Woche verstärken diese Besorgnis nur", sagte Holmes.
Am vergangenen Sonntag hatte die Luftwaffe der Nato versehentlich einen Brautzug in der afghanischen Provinz Nangarhar angegriffen. Am Samstag kamen bei einem Luftangriff der Nato drei Zivilisten in der Provinz Ghazni ums Leben. Am Donnerstag wurden bei einem weiteren Luftangriff in der Provinz Bamiyan 22 Zivilisten getötet und weitere acht verletzt.
Holmes betonte, dass im vergangenen Jahr bei Kampfhandlungen 75 Kinder gestorben, 111 verletzt und 228 Schulen beschädigt worden seien. Seit Beginn des Jahres seien bereits 83 Schulen angegriffen worden, so Holmes.
Ernsthafte Probleme hätten auch die am Hindukusch arbeitenden Hilfsorganisationen. Dem UN-Koordinator zufolge wurden im Mai dieses Jahres die meisten Angriffe auf Büros und Mitarbeiter solcher internationaler Organisationen seit dem Sturz der talibanischen Regierung im Jahr 2001 registriert.
Sieben Mitarbeiter wurden dabei getötet und 88 entführt, sagte Holmes. Die humanitäre Situation verschlechtert sich ihm zufolge aufgrund des Anstiegs der Lebensmittelpreise. Zusätzliche Probleme würde der Strom der zurückkehrenden Flüchtlinge mit sich bringen.
Laut einer Einschätzung der Uno sind seit 2002 etwa 4,8 Millionen Flüchtlinge (was ein Sechstel der Landesbevölkerung ausmacht) nach Afghanistan zurückgekehrt. Wie es heißt, sind allein seit Jahresbeginn 140 000 Menschen in ihre Heimat zurückgekehrt.
Aus: "Politik: Afghanistan: Kampfhandlungen fordern immer mehr Opfer" (RIA Nowosti, de.rian.ru, 10. Juli 2008)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=10072008ArtikelPolitikRIA1 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=10072008ArtikelPolitikRIA1)
Quote[...] Woodrow Wilson im Jahre 1919 (laut einer von Hamilton Foley aus Vortragsmanuskripten und anderen Dokumenten zusammengestellten Wilson-Autobiographie[56]): ,,Gibt es irgendeinen Menschen, der nicht wüsste, dass die Saat für Krieg in der modernen Welt industrielle und kommerzielle Rivalität ist? Der wirkliche Grund, weshalb der Krieg, den wir gerade beendet haben, stattfand, war, dass Deutschland befürchtete, von seinen Wettbewerbern im Handel überflügelt zu werden, und der Grund dafür, weshalb einige Länder gegen Deutschland in den Krieg zogen, war, dass sie befürchteten, Deutschland würde sie kommerziell übertrumpfen. Dieser Krieg war von seinen Anfangsgründen her ein kommerzieller und industrieller Krieg. Es war kein politischer Krieg. Die Saat des Neids, die Saat des tiefsitzenden Hasses war heiße, erfolgreiche kommerzielle und industrielle Rivalität. Die Rivalitäten dieses Krieges haben sich nicht abgekühlt."
...
[...]
[...] Der Erste Weltkrieg forderte fast zehn Millionen Todesopfer und etwa 20 Millionen Verwundete unter den Soldaten. Die Anzahl der zivilen Opfer werden auf weitere 10 Millionen geschätzt. Im Deutschen Reich leisteten im Kriegsverlauf 13,25 Millionen Mann Militärdienst, davon starben 2,0 Millionen.[42] Das Russische Reich hatte etwa 12 Millionen Männer zum Kriegsdienst herangezogen, von denen 1,85 Millionen ums Leben kamen. Von den knapp 8,1 Millionen eingezogenen Franzosen überlebten 1,3 Millionen den Krieg nicht. Das Britische Empire hatte insgesamt etwa 7 Millionen Soldaten eingesetzt, von denen 850.000 nicht aus dem Krieg zurückkehrten. Österreich-Ungarn musste bei 7,8 Millionen Soldaten etwa 1,5 Millionen Todesopfer hinnehmen, auf italienischer Seite waren es bei 5 Million Soldaten fast etwa 700.000. Die anteilsmäßig größten Verluste erlitten Montenegro und Serbien: Von 700.000 serbischen Soldaten starben etwa 130.000.[43] Insgesamt verlor Serbien kriegsbedingt rund 540.000 Menschen, etwa 11 % und Montenegro sogar 16 % seiner Bevölkerung.[44]
Unter den Verwundeten befanden sich zahlreiche mitunter bis zur Unkenntlichkeit entstellte Invaliden. Unzählige ehemalige Weltkriegssoldaten starben nach dem Ende der Feindseligkeiten noch an den Folgen von Kriegsverletzungen und mitgebrachten Krankheiten in relativ niedrigem Lebensalter. Zu den Verwundeten müssen auch zahlreiche Kriegsverweigerer hinzugezählt werden, die psychisch unfähig zum Militärdienst waren oder wurden – und zur ,,Aufrechterhaltung der Moral der Truppe" entweder zu Gefängnisstrafen verurteilt oder in entsprechenden Anstalten psychiatrisiert wurden. Zu den militärischen kamen die zivilen Opfer: Die Blockade gegen das Deutsche Reich und Österreich führte 1917–1919 zu rund einer Million Hungertoten, der größte Teil davon in Deutschland.
[...] Der Erste Weltkrieg war der erste vollständig industrialisierte Krieg, in dem man versuchte, alle verfügbaren personellen und materiellen Reserven aufzubieten. Die Ursprünge des von den Nationalsozialisten propagierten ,,Totalen Krieges" finden sich vor Verdun und an der Somme. Hatte das Zeitalter der Millionenheere bereits während der Französischen Revolution mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht begonnen, erreichte es während des Ersten Weltkrieges eine neue Dimension. Das Deutsche Reich hatte während des Krieges durchschnittlich knapp sieben Millionen Männer unter Waffen, die ausgerüstet werden mussten. Die Kriegswirtschaft erreichte aufgrund der gewaltigen Material- und Blutschlachten im Ersten Weltkrieg zuvor ungekannte Ausmaße. An manchen Tagen des Krieges wurde mehr Munition verschossen als während des gesamten Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71. Die völlige Industrialisierung der Kriegsführung zeigte sich auch in der tausendfachen Produktion von Geschützen, Maschinengewehren, Panzern und Kampfflugzeugen, die es zuvor nicht gegeben hatte. Ohne Rücksicht auf zivile Belange wurden alle Ressourcen an die Front umgeleitet. Die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland bis 1923 (Hungersnöte, Inflation, Hyperinflation) waren zum erheblichen Teil Spätfolgen dieser Kriegspolitik.
[...] Der Erste Weltkrieg mit seinen Materialschlachten führte einen starken Mentalitätswechsel herbei. So war vor dem Ersten Weltkrieg die allgemeine Vorstellung vom Krieg noch von offenen Feldschlachten geprägt, in denen der Soldat verwegen, ritterlich und heldenmütig dem Feind die Stirn bieten sollte. Dieses Bild konnte den Erfordernissen und Erfahrungen des Stellungskrieges nicht standhalten. So verschob sich während und nach dem Krieg das Idealbild des Soldaten hin zur vollständigen Abhärtung, Emotionslosigkeit und grenzenlosen Belastbarkeit. Auch die Ausbildung der Soldaten wurde von vielen Armeen der Kriegsteilnehmer dahingehend abgewandelt. Zum Bild gehörten jedoch auch die verkrüppelten Kriegsteilnehmer, die mit vorher unbekannten (Gesichts-)Entstellungen und Amputationen in ein Zivilleben entlassen wurden, das noch keine moderne Prothetik, berufliche und medizinische Rehabilitation kannte.
[...] Der Erste Weltkrieg war – wie es der US-amerikanische Diplomat und Historiker George F. Kennan ausdrückte – die ,,Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts". Er war vor allem ein Ereignis, das sich fatal auf die weitere Geschichte Europas auswirkte: Oktoberrevolution, Stalinismus, Faschismus, Nationalsozialismus und schließlich der Zweite Weltkrieg sind ohne die Erschütterungen des Ersten Weltkrieges nicht denkbar.
[...] Der Erste Weltkrieg war der zweite Krieg, in dem Giftgas eingesetzt wurde.[47] Der Krieg an der Westfront hatte sich schnell zum Stellungskrieg entwickelt. Geländegewinne waren kaum möglich, da beide Seiten sich in ihren Schützengräben eingegraben hatten. Aus militärstrategischer Sicht erforderte diese Situation den Einsatz einer Flächenwaffe, mit der man dem Feind von oben zusetzen konnte. Die klassische Waffe dafür war die Artillerie. Besonders für die Deutschen ergab sich jedoch das Problem, dass die Sprengstoffproduktion nicht mit dem Bedarf der Militärs Schritt halten konnte. Es mangelte an Rohstoffen, vor allem an Nitrat, welches damals aus Chile über den Atlantik, und damit durch vom Feind kontrolliertes Gebiet, importiert werden musste. Erst später konnte mit dem Haber-Bosch-Verfahren Ammoniak synthetisiert und dadurch der Nitratmangel gelindert werden.
In dieser Situation entstand der Plan, statt Sprenggranaten giftige Chemikalien zu verschießen. Der Einsatz von Gift galt zuvor als unmilitärisch und war laut Haager Landkriegsordnung verboten. Die Entwickler neuer Kriegswaffen stellten ethische Bedenken zurück und fingen an, nach geeigneten Stoffen zu suchen. Bis Kriegsende hatte man 3000 verschiedene Substanzen auf ihre Brauchbarkeit als Waffe geprüft.
[...] Die ersten, die dann chemische Waffen im weitesten Sinne einsetzten, waren die Franzosen. Die Pariser Polizei hatte vor dem Krieg Tränengas-Munition entwickelt, die bis dahin ungenutzt lagerte. Diese Munition holte man jetzt hervor und probierte sie an der Front aus. Die Patronen waren mit 19 ml Bromessigsäureethylester (ein recht schwaches Tränengas) gefüllt. Sehr bald stellte sich heraus, dass das zu wenig war. Die Munition war für den Einsatz in geschlossenen Räumen entwickelt worden, unter freiem Himmel verdünnte sich der Stoff so sehr, dass dadurch niemand kampfunfähig zu machen war.
Auch die Deutschen starteten ihre ersten Versuche. Zunächst wurden ebenfalls nicht-tödliche Chemiewaffen eingesetzt. Am 27. Oktober 1914 verschossen die Deutschen bei Neuve-Chapelle zum ersten Mal Granaten, die mit Dianisidinchlorsulfonat gefüllt waren, einem feinkristallinen Pulver, das die Schleimhäute von Augen und Nase reizte. Der Erfolg blieb auch hier aus, da sich die verwendeten Stoffe beim Abschuss durch die entstehende Hitze zersetzten.
Dieses ,,Problem" hatte man den ganzen Krieg durch: Die Chemikalie musste ausreichend giftig sein, aber auch genügend hitzebeständig. Während der Experimente mit Kampfgasen kam man schon früh auf Xylylbromid, das recht giftig und hitzefest war, trotzdem versagte es beim ersten Einsatz an der Ostfront: Es war Januar 1915 und man hatte nicht bedacht, dass Xylylbromid bei tiefen Temperaturen kaum in den gasförmigen Zustand übergeht. Auch hier war also die Konzentration zu gering, um dem Feind ernsthaft zu schaden.
Da man mit durch die Artillerie verschossenem Giftgas augenscheinlich Probleme hatte, erfand man etwas Neues: Man nahm nun Chlorgas, das sehr billig zu erhalten war, da es ein Abfallprodukt der chemischen Industrie war. Um den Stoff zum Feind zu bringen, entwickelte Fritz Haber das Habersche Blasverfahren, mit dem das Chlorgas (schwerer als Luft und daher in Bodennähe konzentriert) nicht verschossen, sondern aus Behältern bei entsprechender Windrichtung in die französischen Schützengräben geblasen wurde.
[...]
Bruchstücke aus: "Erster Weltkrieg" (14. Juli 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg)
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Quote[...] Auf rund sieben Kilometern Frontlänge ließ sie nördlich von Ypern in vorderster Stellung tausende von Stahlflaschen mit dem tödlichen Gas eingraben. Am 22. April um 18 Uhr, als der Wind aus der richtigen Richtung wehte, öffneten die Deutschen die Hähne und ließen 150 Tonnen Giftgas entweichen. Was nun folgt, hat ein britischer Militärgeistlicher so beschrieben: "Da sahen wir plötzlich etwas, was unsere Herzen aufhören ließ zu schlagen. 'Die Franzosen fliehen', riefen wir aus. Eine graugrüne Wolke war auf sie zugekommen und hatte alles, was sie berührte, zerstört und den ganzen Pflanzenwuchs vernichtet. Dann taumelten die französischen Soldaten in unsere Mitte. Sie waren blind, sie husteten, sie keuchten, ihre Gesichter waren tiefrot, vor Todesangst waren sie sprachlos, und hinter ihnen, in den gasgefüllten Gräben stellten wir fest, dass sie Hunderte von toten und sterbenden Kameraden zurückgelassen hatten."
Rund 1200 Soldaten starben, 3000 kamen schwer verätzt mit dem Leben davon. Die Geburtsstunde der modernen Massenvernichtungswaffen hatte geschlagen - ihren Vorteil konnten die Deutschen jedoch nicht nutzen. Selbst überrascht vom verheerenden Erfolg ihres Giftgaseinsatzes, waren die Soldaten nicht in der Lage, einen strategischen Durchbruch zu erzielen, außer kleinen Geländegewinnen und einer Frontbegradigung hatten sie nichts erreicht.
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QuotePatrick Graf 22. Apr 2008, 19:55
"Giftgas" wurde nicht als erstes von den Deutschen eingesetzt, sondern von den Franzosen. Diese setzten Tränengas ein, worauf sich auch die Deutschen mit einem ähnlichen Gas versuchten.
Das erste Tödliche Giftgas haben allerdings die Deutschen Truppen bei Ypern eingesetzt.
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Aus: "Gaseinsatz im Ersten Weltkrieg (1915)" Von Katja Iken (Redaktion einestages, Veröffentlicht: 22.4.2008)
Quelle: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1842/_die_feinde_vergiften_wie_die_ratten.html (http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1842/_die_feinde_vergiften_wie_die_ratten.html)
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Quote[...] Fritz Haber (* 9. Dezember 1868 in Breslau; † 29. Januar 1934 in Basel) war ein deutscher Chemiker und Pionier der chemischen Kriegsführung. Haber erhielt 1918 den Nobelpreis für Chemie ,,für die Synthese von Ammoniak aus dessen Elementen".
[...] Seine Versuche mit Phosgen und Chlorgas (ein Nebenprodukt aus der Farbproduktion der chemischen Industrie), die schon wenige Wochen nach Kriegsbeginn begannen, gegen den Willen seiner ersten Frau Clara Immerwahr (Heirat 1901), die promovierte Chemikerin war, machten ihn zum Vater der Giftgaswaffen, die im Ersten Weltkrieg von Deutschland eingesetzt wurden. Nicht einmal der Selbstmord seiner Frau mit seiner Dienstwaffe, wenige Tage nach dem ersten deutschen Einsatz am 22. April 1915 in Ypern, hielt Haber davon ab, den Giftgaseinsatz an der Front weiterhin zu organisieren. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er aufgrund des Verstoßes gegen die Haager Landkriegsordnung von den Alliierten zeitweilig als Kriegsverbrecher gesucht und floh vorübergehend in die Schweiz. In seinen Lebenserinnerungen berichtete Otto Hahn über ein Gespräch mit Haber: ,,Auf meinen Einwand, daß diese Art der Kriegführung gegen die Haager Konvention verstoße, meinte er, die Franzosen hätten – wenn auch in unzureichender Form, nämlich mit gasgefüllter Gewehrmunition – den Anfang hierzu gemacht. Auch seien unzählige Menschenleben zu retten, wenn der Krieg auf diese Weise schneller beendet werden könne".[3]. Ab 1919 versuchte er sechs Jahre lang vergeblich, aus dem Meer Gold zu gewinnen, um die deutschen Reparationen zu bezahlen.
Im April 1917 hatte Haber die Leitung eines Technischen Ausschusses für Schädlingsbekämpfung übernommen, der sich mit der Entwesung von Unterkünften (Wanzen und Kleiderläuse) und Silos (Mehlmotten) befassen sollte. Dies geschah mit Blausäuregas, das im so genannten Bottichverfahren hergestellt wurde, indem Cyannatrium bzw. Cyankalium im offenen Holzbottich mit verdünnter Schwefelsäure versetzt wurde.[4] Im März 1919 wurde die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch) gegründet, deren Leitung zunächst Haber, ab 1920 Walter Heerdt innehatte. Ferdinand Flury, der wie Heerdt und Bruno Tesch früherer Mitarbeiter Habers war, entwickelte Zyklon A und erhielt 1920 das Patent dafür. Zyklon A bestand aus Blausäuregas und dem stark riechenden beigefügten Warnstoff Bromessigsäuremethylester, das in Druckflaschen mit Zerstäuberdüse geliefert wurde. Zyklon A konnte jedoch das Bottichverfahren nicht verdrängen und galt als unwirtschaftlich.[5] Der entscheidende Fortschritt zu einem sicheren Verfahren, bei dem Blausäure mit Warnstoff an ein poröses Trägermaterial gebunden ist, nicht unter Druck steht und nach dem Öffnen der Blechdose langsam ausgast, gelang Walter Heerdt, dem 1926 das Patent für Zyklon B rückwirkend zum 20. Juni 1922 erteilt wurde.[6]
Fritz Haber war seit Gründung der I.G. Farben 1925 in deren Aufsichtsrat. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an den Kaiser-Wilhelm-Instituten den Arierparagraphen durchsetzten und die jüdischen Mitarbeiter entließen, was auch er nicht verhindern konnte, ließ sich Haber resignierend in den Ruhestand versetzen. Er emigrierte nach Cambridge, wohin er noch einen Ruf an die Universität erhalten hatte und starb kurz danach 1934 auf der Durchreise in Basel.
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Aus: "Fritz Haber" (6. Juli 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Haber (http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Haber)
Quote[...] Zurzeit kurbelt der Irak sein Ölgeschäft wieder an. In diesem Sektor sieht der DIHK ebenfalls Chancen für deutsche Unternehmen. "Bei der Fördertechnologie sind auch deutsche Anbieter gefragt", sagte Nitschke. Das Öl könne zur Grundlage für den wirtschaftlichen Neuanfang im Irak werden. Starke Nachfrage, von der deutsche Unternehmen profitieren könnten, gebe es aber auch im Baubereich, insbesondere bei der Wiederherstellung der Infrastruktur.
[...]
Aus: "AUSSENHANDEL - Deutsche Firmen hoffen auf dicke Geschäfte im Irak" (22.07.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,567206,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,567206,00.html)
Quote[...] Als Jugoslawienkriege (oft auch Jugoslawienkrise oder Balkankonflikt genannt) wird eine Serie von Kriegen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien gegen Ende des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Fünf der sechs ehemaligen Teilrepubliken waren von den Jugoslawienkriegen betroffen.
Im einzelnen handelte es sich um die folgenden Kriege:
* 10-Tage-Krieg in Slowenien (1991)
* Kroatienkrieg (1991–1995)
* Bosnienkrieg (1992–1995)
* Kosovokrieg (24. März 1999 bis 10. Juni 1999)
Nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der sozialistischen Ära in Europa forderten vor allem Slowenien und Kroatien unter Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker den Umbau Jugoslawiens zu einer Konföderation und eine Umorientierung hin zur parlamentarischen Demokratie und Marktwirtschaft. Montenegro und Serbien setzten sich hingegen weiterhin für den Fortbestand des sozialistischen jugoslawischen Gesamtstaates ein.
Nach den ersten freien Wahlen erklärten zunächst Slowenien und Kroatien am 25. Juni 1991 ihre Unabhängigkeit, gefolgt von Bosnien und Herzegowina und Mazedonien.
Im Laufe der Konflikte versuchte die Jugoslawische Volksarmee (JNA), unter der Führung von Veljko Kadijević und Blagoje Adžić, die Unabhängigkeitsbestrebungen in Slowenien (10-Tage-Krieg) und Kroatien militärisch niederzuwerfen. 1992 weitete sich der Krieg auch auf Bosnien und Herzegowina aus.
[...] Die Jugoslawienkriege wurden unter anderem durch die schweren ökonomischen Probleme verursacht, denen sich Jugoslawien in den 1980er Jahren ausgesetzt sah, verbunden mit einer nationalistischen Politik und Propaganda, die vor allem von der damaligen serbischen und kroatischen Macht-Elite, aber auch von Politikern anderer Teilrepubliken ausging. Offiziellen Verlautbarungen zur Folge lag eine wesentliche Ursache des Streits zwischen den Republiken in der Verteilung der finanziellen Mittel zwischen den Teilrepubliken (ähnlich dem deutschen Länderfinanzausgleich). Angesichts der aufgrund der Hyperinflation immer geringeren zur Verfügung stehenden Mittel beanspruchten Kroatien und Slowenien als die wohlhabenderen Teilrepubliken größere Teile der bei ihnen erwirtschafteten Mittel für sich, während die ärmeren Länder Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Montenegro sowie Serbien mit seinen beiden autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina einen höheren Anteil als Ausgleich für die schlechte Wirtschaftslage für sich verlangten. Dieser Konflikt konnte, auch aufgrund eines nicht klar etablierten Regierungssystems nach Titos Tod 1980, nicht politisch gelöst werden.
In dieser bereits aufgeheizten Atmosphäre veröffentlichte 1986 die Serbische Akademie der Wissenschaften und Künste das Sanu-Memorandum, in dem das politische System Jugoslawiens angegriffen wird und von einer systematischen Benachteiligung des serbischen Volkes die Rede ist. Es sprach von einem ,,Genozid" an den Serben im Kosovo. Dieses Memorandum war eine der Initialzündungen für einen immer stärker aufkommenden Nationalismus innerhalb der albanischen und serbischen Volksgruppe, aber auch der anderen jugoslawischen Völkern. Besonders durch die Politik von Slobodan Milošević, der seit 1984 Leiter der Belgrader Regionalgruppe und seit September 1987 Parteisekretär des Bundes der Kommunisten Serbiens war, wurden diese nationalistischen Spannungen verschärft. Einen weiteren Auftrieb erhielten diese, als 1989 unter Milošević mit dem Ziel seiner Machterweiterung initiierte Änderung der serbischen Verfassung die seit 1974 bestehende Autonomie des Kosovo und der Vojvodina abgeschafft wurde. Dies geschah im Rahmen der so genannten Antibürokratischen Revolution. Die politische Führung der Regionen wurde durch Gefolgsleute von Milošević ersetzt. Zusätzlich angeheizt wurde das politische Klima auch durch nationalistische, antiserbische und antisemitische Äußerungen des späteren kroatischen Staatspräsidenten Franjo Tuđman, der etwa mehrfach betonte, dass er stolz bzw. glücklich sei, ,,weder mit einer Jüdin noch einer Serbin" verheiratet zu sein.
[...]
Bruchstücke aus: "Jugoslawienkriege" (23. Juli 2008)
http://de.wikipedia.org/wiki/Jugoslawienkriege (http://de.wikipedia.org/wiki/Jugoslawienkriege)
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Quote[...] Der Auflösung Jugoslawiens 1990/1991 gingen langfristige innenpolitische und sozial-ökonomische Desintegrationsprozesse voraus. Sie waren in der Staatskonstruktion strukturell angelegt und gewannen in Folge der weltpolitischen Veränderungen der 1980er Jahre an Schärfe und Dynamik. Eine Konfliktquelle war das spannungsreiche Verhältnis zwischen Nationalismus und Föderalismus; dazu kamen die im europäischen Kontext beispiellose ethnische Vielfalt, divergierende historisch-politische Traditionen und gravierende sozial-ökonomische Unterschiede zwischen den Teilrepubliken. Damit waren Verteilungskonflikte und nationalistische Unterströmungen programmiert, die unter Titos Führung und in einem ausgefeilten Modell ethnischer Repräsentation und Machtteilung noch mühsam kontrolliert werden konnten. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa stürzten tragende Säulen des jugoslawischen Staatsverständnisses ein; das bis dahin international angesehene jugoslawische Modell des "Dritten Weges" zwischen den Blöcken wurde obsolet. Eine schwere Wirtschaftskrise hatte Jugoslawien seit Anfang der 1980er Jahre belastet. Der Ruf nach tief greifenden Reformen des politischen Systems wurde besonders in Slowenien und Kroatien immer lauter. Über den Streit um Reformen wurde die jugoslawische Regierung Ende des Jahrzehnts handlungsunfähig; immer mehr Macht wurde auf die Republiksebene verlagert. Die Antibürokratische Revolution im Jahr 1989 beschleunigte den Zerfallsprozess Jugoslawiens und Anfang 1990 zerfiel der Bund der Kommunisten Jugoslawiens, die jugoslawische Einheitspartei. In Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina wurden Mehrparteien-Wahlen ausgeschrieben.
Dabei etablierten sich neue politische Parteien, die sich als Interessenvertretung meist einer einzigen ethnischen Gruppe verstanden. Die Konkurrenz um die politische Macht wurde so in ethno-politische Rivalität transformiert. Am 25. Juni 1991 erklärten sich nach vorangegangenen Volksentscheiden Slowenien und Kroatien für unabhängig. Unmittelbar danach brachen erste bewaffnete Konflikte zwischen der dortigen Territorialverteidigung und der jugoslawischen Volksarmee aus, die 1991 als einzige bundesstaatliche Institution erhalten blieb. Nach und nach erfasste der Krieg weitere Teilrepubliken.
[...] Unter dem Begriff Bosnienkrieg wird der Krieg in Bosnien und Herzegowina 1992 bis 1995 verstanden. Infolge des Auseinanderbrechens der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien sowie der damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen besonders in Kroatien wuchsen in den Jahren 1990 und 1991 auch die Spannungen zwischen den Ethnien in Bosnien und Herzegowina. Während große Teile der serbischen Bevölkerung für einen Verbleib in der Föderation und einen engen Verbund mit Serbien plädierten, gab es insbesondere bei den Bosniaken den Wunsch, einen eigenen unabhängigen Staat zu bilden, unter anderem weil sie eine Übermacht Serbiens im sich abzeichnenden Rest-Jugoslawien befürchteten. Kroaten aus der westlichen Herzegowina wollten sich stärker an Kroatien anlehnen beziehungsweise sich dem neuen kroatischen Staat anschließen. Die Spannungen eskalierten nach der Anfang März 1992 verkündeten Unabhängigkeit der Republik Bosnien und Herzegowina (RBiH) und der Ausrufung einer bosnisch-serbischen Republik.
Die Kriegsparteien begannen mit so genannten ethnischen Säuberungen, die in bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen allen drei großen Volksgruppen mündeten, die von den jeweiligen nationalistischen Gruppierungen angeheizt wurden.
[...] Der Bosnien-Krieg forderte laut des bosnischen Research and Documentation Centers 97.207 Tote [...] Diese Zahl könnte sich im Zuge der fortschreitenden Untersuchungen noch um etwa 10.000 erhöhen. 60 Prozent der Opfer waren den Angaben zufolge Soldaten, 40 Prozent Zivilpersonen. 65 Prozent der getöteten Soldaten und 83 Prozent der Zivilisten waren Bosniaken (bosnische Muslime). Bei den bosnischen Serben beträgt dieses Verhältnis etwa 25 zu zehn Prozent, bei den Kroaten etwa acht zu fünf Prozent.
Ewa Tabeu von der demographischen Abteilung beim Haager Kriegsverbrechertribunal betonte, dass es sich hierbei um Minimal-Annahmen handele. Sie basierten jedoch auf gut fundierten Daten.
Etwa 2,2 Millionen Menschen flohen oder wurden vertrieben [19], sowohl innerhalb des Landes als auch ins Ausland. Von den Flüchtlingen und Vertriebenen ist bis heute nur ein Teil zurückgekehrt.
[...] Heftige internationale Kritik gab es nach dem Massaker von Srebrenica im Juli 1995. Die Vereinten Nationen hatten es nicht geschafft die Zivilbevölkerung durch die UNPROFOR-Mission zu schützen. Am 11. Juli 1995 wurde Srebrenica von serbischen Truppen unter dem Kommando von General Ratko Mladić eingenommen. Die sogenannten UN-Schutztruppen leisteten keinen Widerstand. Auf die Stürmung der Stadt folgte das schwerste Massaker des Bosnienkrieges, bei dem vermutet wird, dass bis zu 8000 Bosniaken ermordet worden sind. [20]
Im November 2007 hat ein niederländisches Gericht die Immunität der Vereinten Nationen infrage gestellt und einem Prozess gegen die Weltorganisation zugestimmt. Die Klage wurde im Juni von einer Vereinigung der Hinterbliebenen von Opfern des Massakers von Srebrenica eingereicht. Sie werfen der Weltorganisation vor, im Sommer 1995 nicht das von bosnisch-serbischen Truppen in der bosniakischen Enklave angerichtete Massaker verhindert zu haben. Die Klage bezieht sich auch auf die Niederlande. Ihre UNO-Soldaten hatten die Bosniaken-Enklave, die den Status einer UNO-Schutzzone hatte, nämlich ohne Widerstand den bosnisch-serbischen Truppen überlassen. Diese ermordeten nach der Eroberung der ostbosnischen Kleinstadt rund 8.000 bosniakische Einwohner.
Die Entscheidung des niederländischen Gerichtes stellt einen Präzedenzfall dar. Dies werde das erste Mal sein, dass ein Prozess gegen die Weltorganisation geführt werde. Die Vereinigung "Mütter von Srebrenica" wird vor dem Haager Kreisgericht von einem internationalen Anwälteteam vertreten.
Der Internationale Gerichtshof (IGH) hatte im Februar 2007 in seiner Entscheidung über die Schadenersatzklage Bosniens gegen Serbien das Massaker von Srebrenica als Genozid eingestuft. [21]
[...]
,,Ethnische Säuberungen":
Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen, Tadeusz Mazowiecki, ging davon aus, dass serbische Truppen 80% aller Kriegsverbrechen in Bosnien-Herzegowina begangen haben. Der CIA behauptete in einem geheimen, von der New York Times dennoch veröffentlichten Bericht, die serbische Seite hätte 90% der Morde begangen. Es gibt keine gesicherten Statistiken über die Zahl der zivilen Opfer. In der Regel wird in internationalen Medien die Zahl 200.000 genannt.
Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen, Tadeusz Mazowiecki, ging davon aus, dass serbische Truppen 80% aller Kriegsverbrechen in Bosnien-Herzegowina begangen haben. Der CIA behauptete in einem geheimen, von der New York Times dennoch veröffentlichten Bericht, die serbische Seite hätte 90% der Morde begangen. Es gibt keine gesicherten Statistiken über die Zahl der zivilen Opfer. In der Regel wird in internationalen Medien die Zahl 200.000 genannt. [22]
So genannte Ethnische Säuberungen waren während dieses Krieges vor allem auf dem Gebiet der Republika Srpska besonders ausgeprägt. Gewaltsame Vertreibungen und Morde an der jeweils anderen Volksgruppe sowie die Plünderung und Zerstörungen an deren Eigentums sowie die Zerstörung in erster Linie von Moscheen (insgesamt 917 Objekte der islamischen Religionsgemeinschaft), Kirchen (insgesamt 311 Objekte der katholischen Kirche, 34 Objekte der orthodoxen Kirche sowie 7 Objekte der Jüdischen Gemeinschaft) [23], Friedhöfen und historischen Kulturgütern waren ein besonders auffälliges Phänomen dieses Krieges.
Etwa die Hälfte der Bevölkerung des Staates wurde gezwungen ihre bisherigen Wohnorte zu verlassen. Noch immer leben sehr viele Bewohner in Drittstaaten.
Die größte dieser ethnischen Säuberungen an einem Ort fand in Srebrenica statt. Das Massaker von Srebrenica war ein Kriegsverbrechen während des Bosnienkriegs, das durch UN-Gerichte als Völkermord klassifiziert worden ist.[24]
[...] Vor allem zum Wesen der bosnisch-serbischen Kriegsführung gehörten systematische Massenvergewaltigungen, denen bis 1995 Tausende überwiegend bosniakische Frauen zum Opfer fielen. Eines der EU finanzierten Forschungsprojekte – durchgeführt von dem Verein ,,Frau als Kriegsopfer", ergab eine Zahl von über 20.000 Vergewaltigungsfällen.[26]. Verschiedene Quellen sprechen auch von bis zu 50.000 Fällen, wobei eine genaue Angabe nicht getroffen werden kann, aufgrund der häufigen Scham der Opfer.[27] Die Vergewaltigungen bezweckten die psychische Zerstörung der bosnischen Frauen und Männer und ihrer Familien.[28] Sie waren ein Teil des Völkermords an Bosniaker/-innen, der ethnischen Säuberung sowie die Kriegstaktik um Gebiet zu erobern. In den Anklageschriften des ICTY und Berichten Überlebender werden vor allem das Lager in Višegradska banja und die Lager von Prijedor und Omarska als Tatorte erwähnt.[29] [30]
[...] Ende 1995 übernahm die NATO (IFOR) die Kontrolle in Bosnien-Herzegowina. Die Truppenstärke lag bei ca. 60.000.
Nach dem Bosnienkrieg war Bosnien und Herzegowina wirtschaftlich am Boden. 1996 lag die Arbeitslosenquote über 70% , über 50% der Gebäude sind zerstört worden, darunter zahlreiche Moscheen, Kirchen und Kulturdenkmäler.
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Aus: "Bosnienkrieg" (23. Juli 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bosnienkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Bosnienkrieg)
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Quote[...] Die Militäroperation ,,Sturm" (kroat. Operacija Oluja) war eine militärische Großoffensive, bei der die Kroatische Armee und Polizeieinheiten innerhalb von 84 Stunden die seit dem Jahr 1991 von der Jugoslawischen Volksarmee und serbischen Freischärlern kontrollierte und international nicht anerkannte Republik Serbische Krajina, die ein Drittel Kroatiens ausmachte, wieder unter die Kontrolle der kroatischen Ordnungskräfte brachte und den Kroatien-Krieg beendete, bei der es aber zu Kriegsverbrechen und ethnischen Säuberungen gegen die Serben kam.
Die Offensive begann am 4. und endete am 7. August 1995 und stellte die territoriale Einheit der international anerkannten Republik Kroatien her.
[...] Während der Operationen Oluja und Maestral kam es zu Rache- und Vergeltungsaktionen, sowie völkerrechtswidrigen Übergriffen an der serbischen Zivilbevölkerung und den geschlagenen serbischen Truppenteilen. Das Tribunal in Den Haag spricht von Plünderungen, Brandschatzungen, Zerstörungen, unmenschlicher Behandlung,Demütigung und ethnischer Säuberung.
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Aus: "Militäroperation Oluja" (23. Juli 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4roperation_Oluja (http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4roperation_Oluja)
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Quote[...] Slobodan Milošević [...] war ein jugoslawisch-serbischer Politiker und Präsident Serbiens von 1989 bis 1997 sowie Präsident der Bundesrepublik Jugoslawien von 1997 bis 5. Oktober 2000. Zudem war Milošević Vorsitzender der serbischen Sektion des BDKJ von 1989 bis 1990 und der SPS, die er 1990 als Nachfolgepartei gründete.
Er war der erste Präsident eines Staates, der noch während seiner Amtsausübung von einem Kriegsverbrechertribunal wegen Völkermordes angeklagt wurde. Er verstarb während des vierjährigen (2002 – März 2006) Prozesses in Den Haag, so dass kein Urteil verkündet wurde.
[...] Die Verhandlung vor dem Tribunal begann im Jahr 2002. Milošević wurde erlaubt, sich selbst zu verteidigen, da er das Gericht nicht als legitim anerkannte. Die Gerichtsverhandlung wurde häufig unterbrochen, weil er das Gericht zeitweilig als geeigneten Ort für politische (Verteidigungs)Reden betrachtete. In dem aufwendigen Gerichtsverfahren wurden über 400 Zeugen vernommen, 200 Videos und eine enorme Menge an Akten und Dokumenten gesichtet. In Serbien wie auch in den übrigen Republiken des früheren Jugoslawiens wurde die Verhandlung zunächst mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Dabei gab es innerhalb der serbischen Bevölkerung zwischen den Befürwortern und Gegnern seiner Politik deutlich divergierende Bewertungen. Auf Grund der sich über Jahre hinziehenden und sich in juristischen Details verlierenden Verhandlung erlahmte das Interesse aber zusehends.
Milošević machte während des Prozesses in seiner Verteidigung ,,Deutschland, den Vatikan, die Vereinigten Staaten und die Europäische Union" für den Krieg und Kriegsverbrechen verantwortlich. Seine Anklage vor dem für ihn gegründeten Gerichtshof bezeichnete er als ,,skrupellose Lüge und Verdrehung der Geschichte". Das Verfahren gegen ihn habe nur den einen Zweck, ,,diejenigen zu schützen, die in Wahrheit verantwortlich sind" und die ,,falschen Schlußfolgerungen zu ziehen". Den Nato-Einsatz bezeichnete er als ,,Nato-Aggression".[2]
[...] Redakteure der WDR-Sendung Monitor sprachen 1999 in einer Dokumentation von ,,Bewusste[n] Fälschungen" im Zusammenhang mit der Berichterstattung in Deutschland über den Kosovokrieg. [3]. Dieser Bericht wurde wegen seiner Recherchemethoden wiederum von der FAZ [4] und vom Magazin Der Spiegel [5] wegen "unsauberer" Befragungen von Zeugen und selektiver Wiedergabe ihrer Äußerungen kritisiert. Rupert Neudeck und Norbert Blüm erhoben gleichfalls schwere Vorwürfe gegen den WDR. [6]
Die Journalisten Oliver Tolmein, Hermann L. Gremliza, Christian Y. Schmidt, Georg Fülberth, Germinal Civikov und Stefan Frank sowie auch Jürgen Elsässer haben unter anderem in der Zeitschrift konkret ab 2000 fortlaufend über den Kosovokrieg und den Prozess gegen Milošević berichtet. Diese waren wie Monitor der Ansicht, dass oft veröffentlichte angebliche Beweise für eine Schuld Miloševićs an vermeintlichen Kriegsverbrechen durch westliche Medien gefälscht worden seien[7], wozu sowohl auf dahingehende medienrechtliche Gerichtsverfahren in Großbritannien[7][8], wie auf fortgesetzte Misserfolge der Anklage im Prozess gegen Milošević hingewiesen wurde (u. a. [9][10][11][12]). Weiterhin sei laut dieser Quellen im Den Haager Verfahren gegen fundamentale Rechtsgrundsätze verstoßen worden. So sei u. a. die Anklage an sich wie auch die zu einzelnen Gesichtspunkten erfolgten Argumentationen der Ankläger zu großen Teilen auf nachgewiesenen Meineiden durch Zeugen der Anklage aufgebaut gewesen, diese Meineide allerdings nicht verfolgt worden[9][10][12]. Es seien auch etwa 1000 entlastende Beweismittel von UN-Diplomaten zur Verfügung gestellt worden, die aber vom Gericht mit Verweis auf die Diplomatentätigkeit dieser Zeugen nicht in das Verfahren aufgenommen worden waren.[9] Bereits im September 2002 sei laut konkret die Beweisaufnahme der Anklage gegen Milošević erfolglos beendet worden.[12]
Auch sogenannte Freunde des Gerichts stellten bereits am 3. März 2004 einen Antrag auf Freispruch von der Anklage des Völkermords in Bosnien und Herzegowina, da dieser von den Anklägern im damals bereits zwei Jahre laufenden Verfahren nicht ausreichend bewiesen worden sei. Dieser Antrag wurde am 16. Juni desselben Jahres vom vorsitzenden Richter Bonomy abgewiesen, nur 9 Tage, nachdem er den Vorsitz als Nachfolger des aus Gesundheitsgründen zurückgetretenen Richters Richard May übernommen hatte. Über diese Entscheidung zeigte sich Germinal Civikov verwundert[13], da nach seiner Meinung eine Einarbeitung in die damals 35.000 Seiten Gerichtsprotokolle und über 600.000 Seiten an Beweismitteln nötig wäre, um auf der Höhe des Prozesses zu sein und über einen Freispruch in einer Teilanklage entscheiden zu können.
[...] Milošević litt unter der Zuckerkrankheit, Bluthochdruck und Herzproblemen. Das Gerichtsverfahren wurde deshalb vielfach unterbrochen und zog sich auch aus diesem Grund in die Länge. Sein Zustand hatte sich Anfang 2006 innerhalb kurzer Zeit dramatisch verschlechtert. Eine Behandlung des Angeklagten in Russland lehnten die Haager Richter Ende Februar des Jahres ab, da auch in den Niederlanden entsprechende medizinische Möglichkeiten bestünden.
Er wurde am Morgen des 11. März 2006 tot in seiner Zelle im Gefängnis des UN-Kriegsverbrechertribunals im Haager Stadtteil Scheveningen aufgefunden. Eine erste Obduktion der Leiche durch vom Gericht bestellte Gutachter ergab, dass er an einem Herzinfarkt verstarb.
Die Untersuchung einer vor seinem Tod vorgenommenen Blutprobe ergab am 12. Januar 2006 Anhaltspunkte für die Einnahme des Antibiotikums Rifampicin – ein Medikament das typischerweise zusammen mit mehreren anderen Medikamenten gegen Lepra und Tuberkulose eingesetzt wird. Dieses kann die Wirkung von Medikamenten (darunter auch herzwirksame Mittel) durch Enzyminduktion aufheben oder abschwächen.
Es gab Verschwörungstheorien, dass er selbst dieses Mittel nahm, um eine Behandlung in Moskau zu erzwingen. Eine Laboruntersuchung niederländischer Gerichtsmediziner nach der Obduktion der Leiche ergab keine Anzeichen für eine Vergiftung. Es wurden Spuren der von seinen behandelnden Ärzten verschriebenen Medikamente festgestellt, jedoch nicht in giftiger Konzentration. Rifampicinspuren konnten nicht ermittelt werden. Das Antibiotikum war bei einer früheren Untersuchung im Blut von Milošević entdeckt worden, dieses wird jedoch schnell im Körper abgebaut. Somit können weiterhin weder natürlicher Tod oder Fremdtötung, die ohne Vergiftung jedoch unwahrscheinlicher ist, ausgeschlossen werden.
Jedoch könne nach einer Erklärung des Groninger Toxikologen Donald Uges, der die frühere Blutprobe untersuchte, ein Absetzen von Rifampicin bei gleichzeitiger Gabe blutdrucksenkender Medikamente einen tödlichen Herzinfarkt auslösen. Uges hatte in diesem Zusammenhang den Verdacht geäußert, dass Milošević Medikamente zur Behandlung von Tuberkulose und Lepra in der Absicht eingenommen haben könnte, um die Wirkung der ihm zur Behandlung seines Bluthochdrucks und seiner Herzschwäche gegebenen Mittel herabzusetzen.
Milošević wurde eine Woche nach seinem Tod in seinem Heimatort Požarevac auf dem Anwesen seiner Familie beigesetzt. Das Begräbnis wurde vor 20.000 Trauergästen [...] vollzogen [...].
[...] Die Schriftsteller Harold Pinter und Peter Handke sowie der Journalist Jürgen Elsässer haben trotz der Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen und Völkermordes in mehreren Büchern und Aufsätzen eine differenziertere Betrachtung des Wirkens Miloševićs angemahnt. Handke hielt eine Rede auf Miloševićs Beerdigung. Diese war auch die Ursache für die breite Diskussion um die vorgesehene Vergabe des Heinrich-Heine-Preises 2006 an Peter Handke, auf den dieser schlussendlich verzichtete.
Aus: "Slobodan Milošević" (22. Juli 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Slobodan_Milo%C5%A1evi%C4%87 (http://de.wikipedia.org/wiki/Slobodan_Milo%C5%A1evi%C4%87)
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Quote[...] Das Massaker von Srebrenica war ein Kriegsverbrechen während des Bosnienkriegs, das durch UN-Gerichte als Völkermord klassifiziert worden ist.[1]
In der Gegend von Srebrenica wurden im Juli 1995 bis zu 8000 Bosniaken – vor allem Männer und Jungen zwischen 12 und 77 Jahren – getötet. Verübt wurde das Massaker unter der Führung von Ratko Mladić von der Armee der Republika Srpska (Vojska Republike Srpske, VRS), der Polizei und serbischen Paramilitärs. Es zog sich über mehrere Tage hin und verteilte sich auf eine Vielzahl von Tatorten in der Nähe von Srebrenica. Die Täter vergruben tausende Leichen in Massengräbern. Mehrfache Umbettungen in den darauf folgenden Wochen sollten die Taten verschleiern.
Die Ereignisse vom Juli 1995 gelten als das schlimmste Massaker in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Bereits abgeschlossene Prozesse vor internationalen Gerichten haben gezeigt, dass die Verbrechen nicht spontan erfolgten, sondern systematisch geplant und durchgeführt wurden. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (UN-Kriegsverbrechertribunal) in Den Haag bezeichnete das Massaker in den Urteilen gegen Radislav Krstić[2][3][4] sowie gegen Vidoje Blagojević und Dragan Jokić[5][6][7] als Völkermord. Ende Februar 2007 bewertete der Internationale Gerichtshof das Massaker ebenfalls als Genozid.[8]
[...] Die bosnisch-serbische Armee und die Paramilitärs marschierten im Juli 1995 aus südlicher Richtung in die Schutzzone ein. Am 9. Juli waren sie nur noch einen Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. Widerstand von bosniakischen Truppen oder UNPROFOR-Einheiten blieb fast völlig aus. Das ermunterte Karadžić, den bosnisch-serbischen Verbänden die Erlaubnis zur Einnahme der Stadt zu erteilen.
In Anbetracht dieser Eskalation forderte der Kommandant der Blauhelme, Thomas Karremans, mehrfach NATO-Luftunterstützung an. Umfassende Luftunterstützung blieb jedoch aus. Zwei Flugzeuge der NATO bombardierten einen Panzer der bosnischen Serben und setzten diesen außer Gefecht. Sofort darauf drohten die bosnischen Serben, bei Fortsetzung von NATO-Luftangriffen würden sie die UNPROFOR-Soldaten, die sie bereits als Geiseln interniert hatten, ermorden. Ferner würden sie die zusammengedrängten Flüchtlingsmassen gezielt unter Beschuss nehmen. Daraufhin wurden alle Bemühungen eingestellt, die eindringenden bosnisch-serbischen Truppen durch Luftangriffe zu stoppen.
[...] Die bosniakischen Männer, die in Potočari von den Frauen, Kindern und Älteren getrennt worden waren, wurden nach Bratunac transportiert. Später kamen zu dieser Gruppe auch Männer, die mit der Kolonne den kollektiven Fluchtversuch durch die Wälder unternommen hatten, von den bosnischen Serben jedoch gefangen genommen worden waren. Bei der Internierung in Bratunac gab es keine Versuche, diese beiden Personengruppen voneinander getrennt zu halten.
Die bosnisch-serbischen Sicherheitskräfte nutzten für die Internierung verschiedene Gebäude, zum Beispiel ein verlassenes Warenhaus und eine alte Schule, aber auch die Busse und Lastwagen, mit denen sie die Gefangenen nach Bratunac beförderten. In der Nacht wurden einzelne Gefangene herausgerufen. Zeugen hörten Schmerzensschreie und Gewehrfeuer. Nach einem Zwischenaufenthalt in Bratunac von ein bis drei Tagen wurden die Bosniaken an andere Orte verbracht, sobald die Busse zur Verfügung standen, mit denen zuvor die Frauen, Kinder und Alten in Richtung des bosniakisch kontrollierten Gebiets gefahren worden waren.
Fast alle bosniakischen Gefangenen wurden getötet. Manche wurden einzeln ermordet, andere in kleinen Gruppen bei ihrer Gefangennahme, und wieder andere wurden an den Orten ihrer Internierung umgebracht. Die meisten wurden allerdings in sorgfältig geplanten und durchgeführten Massenexekutionen getötet, die am 13. Juli in der Region nördlich von Srebrenica begannen. Gefangene, die am 13. Juli nicht getötet wurden, wurden an Exekutionsstätten nördlich von Bratunac transportiert. Die umfangreichen Massenexekutionen im Norden fanden zwischen dem 14. und 17. Juli statt.
Die meisten Massenexekutionen folgten einem einheitlichen Muster. Zunächst wurden die Opfer in leerstehenden Schulgebäuden oder Lagerhäusern interniert. Dort wurden ihnen Nahrung und Getränke verweigert. Nach einigen Stunden fuhren Busse oder Lastwagen vor und beförderten die Gefangenen an einen zur Exekution bestimmten, üblicherweise abgelegenen Platz. In einigen Fällen wurden zusätzlich Maßnahmen ergriffen, um mögliche Widerstände zu minimieren. Dazu gehörten das Verbinden der Augen und das Fesseln der Handgelenke hinter dem Rücken. Als die Busse oder Lastwagen an den Exekutionsstätten ankamen, mussten die Gefangenen sich aufreihen und wurden erschossen. Diejenigen, die die Salven überlebten, wurden mit weiteren Schüssen getötet. Schweres Erdräumgerät zum Vergraben der Leichen fuhr sofort im Anschluss an die Exekutionen auf, manchmal sogar schon während der Erschießungen. Die Massengräber wurden entweder direkt dort ausgehoben, wo die Erschossenen lagen, oder aber in unmittelbarer Nähe.
[....] Bis 2001 identifizierten forensische Experten insgesamt 21 Massengräber, in denen sich nachweislich Opfer des Massakers von Srebrenica befanden. 14 von diesen Massengräbern sind so genannte primäre Massengräber, in denen die Getöteten direkt nach der Exekution vergraben wurden. Von diesen 14 wurden acht später zerstört. Die Leichen wurden dabei entfernt und an anderer Stelle erneut vergraben. Oft lagen diese so genannten sekundären Massengräber – bis 2001 wurden sieben entdeckt – in weiter entfernten Gegenden. Die Umbettungen erfolgten, weil die bosnisch-serbischen Täter die Massenmorde vertuschen wollten. Im Urteil gegen Krstić werden 18 weitere Massengräber erwähnt, die mit dem Massaker in Verbindung stehen, bis zum Ende des Prozesses gegen Krstić jedoch noch nicht untersucht werden konnten.
Die Überreste von zirka 8000 Opfern wurden seit Ende des Bosnienkrieges exhumiert. Etwa 3000 Leichen konnten bislang namentlich zugeordnet werden.[16]
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Debatte zur Rolle der Blauhelm-Soldaten:
Vor allem wird in den Niederlanden eine bis heute nicht abgeschlossene Diskussion darüber geführt, ob die UN-Soldaten vor Ort Handlungsalternativen gehabt haben. Diese Debatte stützt sich inzwischen auf die Erkenntnisse einer Reihe größerer Untersuchungen, die zum Fall der Schutzzone und zum Verhalten von Dutchbat entstanden sind.
Die Einschätzungen sind sehr unterschiedlich. Kritiker werfen den niederländischen Blauhelmen vor, sie hätten Teile des Massakers mitbekommen und durch Nicht-Einschreiten geduldet. In diesem Zusammenhang wird auch von Beihilfe zu einem Kriegsverbrechen gesprochen. Diese Kritiker konstatieren ein Versagen des niederländischen Bataillons, dem sich gezielte Vertuschungsversuche niederländischer Militärs und Politiker anschlossen.[28]
Andere Stellungnahmen betonen dagegen, dass die Soldaten vor Ort kaum Kenntnis von den Gräueln gehabt haben, weil sie an entsprechenden Beobachtungen von den Einheiten der bosnischen Serben systematisch gehindert wurden. Außerdem seien sie im Stich gelassen worden, obwohl sie mehrfach eindringlich Luftunterstützung zum Schutz der Enklave und zu ihrer eigenen Sicherheit angefordert hatten. Dutchbat sei ferner durch die niederländische und internationale Politik mit dem Schutz der Bosniaken betraut worden, ohne dass ihnen dazu jemals adäquate Mittel zur Verfügung gestanden hätten. Die Aufgabe sei eine ,,mission impossible" gewesen.[29]
Handlungen, Unterlassungen und Schlussfolgerungen sind mittlerweile in symbolträchtigen Bildern verdichtet. Dazu gehört das bekannte Foto, das Ratko Mladić und Thomas Karremans am Abend des 12. Juli 1995 bei einem gemeinsamen Trinkspruch festhält. Dazu zählen die Videoaufnahmen von feiernden und tanzenden Dutchbat-Soldaten in Zagreb, unmittelbar nach ihrem Abzug aus Srebrenica. Auch der Rücktritt der niederländischen Regierung unter Wim Kok am 16. April 2002, wenige Tage nach Veröffentlichung der umfangreichen Srebrenica-Studie des Niederländischen Instituts für Kriegsdokumentation (NIOD), wurde als Symbol interpretiert, sieben Jahre nach den Ereignissen politische Verantwortung zu übernehmen.
Begleitet von Protesten von Srebrenica-Überlebenden ehrte am 4. Dezember 2006 die niederländische Regierung demonstrativ ungefähr 500 Soldaten. Sie hätten seinerzeit einen ,,außerordentlich schwierigen Auftrag" gehabt, so der niederländische Verteidigungsminister Henk Kamp. Nach 1995 seien sie jahrelang falschen Anschuldigungen ausgesetzt gewesen, jedoch mittlerweile durch offizielle Untersuchungen entlastet. Bosnien und Herzegowina protestierte auf diplomatischer Ebene gegen diese Ehrung. Angehörige von Massaker-Opfern und Überlebende aus Srebrenica sprachen bei Protestkundgebungen von einem ,,Genozid-Orden". An der Demonstration in Sarajevo gegen die Auszeichnung der Soldaten beteiligte sich die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und forderte in einem offenen Brief an Kamp und Ministerpräsident Jan Peter Balkenende eine Entschuldigung bei den Überlebenden von Srebrenica.[30][31][32]
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Verfahren vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal:
Eine Reihe von Personen ist vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal wegen des Massakers von Srebrenica angeklagt worden. Die Prozesse gegen Dražen Erdemović, Radislav Krstić und Dragan Obrenović sind abgeschlossen. Die Angeklagten wurden verurteilt. Das Verfahren gegen Vidoje Blagojević und Dragan Jokić befindet sich in der Berufungsinstanz, genauso wie das Verfahren gegen Momir Nikolić. Gegen neun weitere hohe bosnisch-serbische Militärs und Polizeiangehörige stehen die Verfahren am Anfang. Einer der bekanntesten Angeklagten, Mladić, ist immer noch flüchtig.[33] Zdravko Tolimir wurde am 31. Mai 2007 festgenommen.[34] Karadžić wurde nach jahrelanger Flucht am 18. Juli 2008 gefasst [35]. In den Urteilen gegen Krstić sowie gegen Blagojević und Jokić wird das Geschehen als Völkermord klassifiziert.
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Ermittlungen zur Beteiligung griechischer Söldner:
2005 begannen in Griechenland staatsanwaltschaftliche Untersuchungen zur Frage, welche griechischen Söldner am Einmarsch der bosnisch-serbischen Truppen in Srebrenica teilnahmen und ob sie an den Massakern beteiligt waren. Es besteht der Verdacht, dass sie Teil des Drina-Korps gewesen sind. Greifbare Ergebnisse dazu liegen bislang jedoch nicht vor.[40]
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Zweifel, Relativierung und Bestreiten des Massakers
Lange Zeit wurde in vielen serbischen Medien das Massaker von Srebrenica geleugnet. Auch in westlichen Print- oder Onlinepublikationen wurde gelegentlich die Behauptung aufgestellt, die Ereignisse hätten nicht stattgefunden oder seien in den Medien grob falsch und verzerrt dargestellt worden.
Im deutschsprachigen Raum relativiert in der Tageszeitung Junge Welt vor allem Jürgen Elsässer das Massaker, unter anderem durch Berufung auf serbische Kriegsopfer.[41] Die Klassifizierung des Geschehens als Völkermord nennt Elsässer eine ,,Lüge"[42] und einen ,,Mythos".[43] George Pumphrey leugnet in der Zeitschrift konkret das Geschehen.[44] In der Wochenzeitung Junge Freiheit zweifelt Nikola Živković die Zahl der Todesopfer an.[45] Auch im englischsprachigen Raum werden die Geschehnisse gelegentlich sowohl von einigen Publizisten der Linken[46] als auch von Autoren aus dem konservativen Lager relativiert[47].
Der Begriff Völkermord zur Bezeichnung des Geschehens wird abgelehnt, denn nur männliche Personen seien dem Massaker zum Opfer gefallen, keinesfalls alle bosniakischen Flüchtlinge. Im Gerichtsurteil gegen Radislav Krstić wird allerdings betont, dass die systematischen Morde an der männlichen Bevölkerung einen katastrophalen Einfluss auf die stark patriarchalisch strukturierten Familien der Bosniaken Srebrenicas hatten und damit diese ethnische Gruppe zerstörten.[48]
Häufig wird die Gesamtzahl der ermordeten Bosniaken relativiert. Statt von 7000 bis 8000 Opfern sei von einer deutlich niedrigeren Zahl auszugehen. Gestützt wird dies unter anderem mit der Behauptung, 1996 seien in Wählerverzeichnissen zu Wahlen in Bosnien-Herzegowina 3000 Vermisste und angeblich Tote wieder aufgetaucht.[49] Im Gerichtsverfahren gegen Radislav Krstić wurde festgestellt, dass diese Behauptung, die im Jahr 1997 bereits von Radovan Karadžić gebraucht wurde[50], nicht den Tatsachen entspricht.[51] Die Zweifler betonen, die hohen offiziellen Opferzahlen hätten den Zweck, die serbische Seite zu dämonisieren und von Verbrechen gegen Serben abzulenken, in der Region Srebrenica selbst oder zu anderen Gelegenheiten, wie etwa während der ,,Operation Sturm".
Einige der zweifelnden Autoren streiten vereinzelte Massaker nicht ab, betonen jedoch, dass diese nicht gezielt und systematisch vorgenommen worden seien. Die Taten seien allein ,,von marodierenden serbischen Einheiten zu verantworten. Viele der Soldaten kamen aus der Region um Srebrenica und wollten den Tod von Angehörigen rächen, die zuvor bei moslemischen Überfällen getötet worden waren."[52] Die Beweise für die systematische Planung und Durchführung der Verbrechen sind jedoch in den Prozessen vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal aktenkundig.
Zweifel an der etablierten Darstellung der Ereignisse werden auch vorgebracht, weil seit Juli 1995 Tausende von Leichen nicht gefunden bzw. exhumiert wurden. Von den Exhumierten wiederum sind bislang viele nicht identifiziert. Entgegen gehalten werden muss solchen Zweifeln die bewusste Vertuschung der Tat durch mehrfache Umbettungen von Leichen. Die forensischen Untersuchungen sind dadurch komplex und zeitraubend.[53]
In vielen Fällen gehen Zweifel, Relativierung und Bestreiten des Massakers von Srebrenica mit Annahmen über eine groß angelegte politische und mediale Kampagne gegen Serben einher.
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Aus: "Massaker von Srebrenica" (22. Juli 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica (http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica)
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Quote[...] 1960 ging er als 15-Jähriger mit Eltern und Geschwistern nach Sarajevo, machte dort das Abitur und begann, Medizin zu studieren. Das Studium schloss er 1971 als Doktor der Medizin ab. Danach begann er als Psychiater zu arbeiten, zunächst im Krankenhaus von Sarajevo. 1974/75 verbrachte er nach Weiterbildungsaufenthalten in Zagreb und Belgrad auch ein Postgraduate-Studienjahr an der Columbia University, New York. Nach seiner Rückkehr gründete er eine eigene Praxis in Pale, 20 km östlich von Sarajevo, und spezialisierte sich auf Gruppentherapie und Gruppenanalyse in seinem Fachgebiet Neurosen und Depressionen.
[...] Am 21. Juli 2008 verkündete das serbische Präsidialamt die Festnahme Karadzics in Serbien.[5] Nach Angaben serbischer Ermittler habe er vor seiner Festnahme unter falscher Identität und mit stark verändertem äußeren Erscheinungsbild als ,,Dragan Dabić" unbehelligt in Belgrad gelebt und in einer Arztpraxis als ,,Alternativmediziner" gearbeitet. Des Weiteren habe er sich kurz vor der Festnahme auf seinen bevorstehenden Urlaub in der kroatischen Stadt Split vorbereitet. [6]
Aus: "Radovan Karadžić" (23. Juli 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Radovan_Karad%C5%BEi%C4%87 (http://de.wikipedia.org/wiki/Radovan_Karad%C5%BEi%C4%87)
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Chronologie: Zwölf Jahre auf der Flucht
Hamburg (dpa) - Radovan Karadzic war bis zu seiner Verhaftung am Montagabend einer der meistgesuchten Männer der Welt. Die Jagd auf den mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrecher dauerte zwölf Jahre:
- JULI 1995: Das UN-Jugoslawien-Tribunal in Den Haag erhebt Anklage wegen Völkermords und verschickt internationale Haftbefehle.
- JULI 1996: Unter internationalem Druck gibt Karadzic das Präsidentenamt der bosnischen Serbenrepublik ab und taucht unter.
- 2000 bis 2005: Immer wieder gibt es Hinweise auf seinen Aufenthaltsort - von Sarajevo bis Montenegro.
- NOVEMBER 2001: Der Druck auf die jugoslawischen Behörden wird verstärkt. Belgrad wisse, wo Karadzic sich aufhalte, sagt Chefanklägerin Carla del Ponte.
- FEBRUAR 2002: Erster öffentlich bekannter Festnahmeversuch. Die Aktion der NATO-Schutztruppe SFOR im ostbosnischen Ort Celebici schlägt fehl. Auch weitere Razzien der SFOR sind erfolglos - so in Pale (Juni) und einer Kaserne bei Foca (August).
- JANUAR 2004: Vergebliche Durchsuchung von Wohnungen seiner Familie. Im März/April werden im Rahmen einer Großfahndung ganze Ortschaften in Ost-Bosnien abgeriegelt, auch Kirchen durchsucht.
- FEBRUAR 2006: Del Ponte klagt in Belgrad über mangelnde Kooperationsbereitschaft. Verhandlungen über ein EU- Assoziierungsabkommen mit Serbien müssten eingefroren werden.
- JULI 2008: Karadzic wird bei Belgrad festgenommen. Der Mediziner hatte unter falschem Namen in einer privaten Arztpraxis gearbeitet.
Aus: "Chronologie: Zwölf Jahre auf der Flucht" (sueddeutsche.de, 22.07.2008)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/70411 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/70411)
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Quote[...] Die Verhaftung von Karadzic ist um so erstaunlicher, weil an der Spitze des serbischen Innenministeriums jetzt Ivica Dacic steht. Dacic ist Vorsitzender der Sozialisten (SPS) des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic, die Karadzic als Nationalhelden und glühenden Verfechter der großserbischen Sache verehren. Daher beeilte sich die Polizei auch zu versichern, sie sei an der Verhaftung von Karadzic nicht beteiligt gewesen.
Dann kommt dafür nur noch der Geheimdienst in Frage. An dessen Spitze war erst in der vergangenen Woche ein Vertreter der pro-europäischen Parteien im Land gekommen. Der Geheimdienst war in der der Zeit des fast unumschränkt herrschenden Milosevic der Dreh- und Angelpunkt für die Organisierte Kriminalität und für politische Attentate und Morde. Das ist inzwischen gerichtlich festgestellt worden. Die früheren Milosevic-Gegner hoffen jetzt, dass Dutzende bis heute vertuschte Verbrechen im Namen des Staates jetzt doch noch aufgeklärt werden.
Aus: "Karadzic-Verhaftung: Wer sorgte für den Paukenschlag?" (sueddeutsche.de, 22.07.2008)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/70190 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/70190)
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Quote[...] Belgrad (dpa) - Der am Montag verhaftete mutmaßliche Kriegsverbrecher Radovan Karadzic ist jahrelang vom serbischen Geheimdienst gedeckt worden. «Der Geheimdienst hat ihn geschützt, der Geheimdienst hat ihn jetzt übergeben». Das sagte Innenminister Ivica Dacic nach übereinstimmenden Berichten der Zeitungen in Belgrad. Der frühere politische Führer der bosnischen Serben war zwölf Jahre untergetaucht. Er hatte zuletzt als Arzt in einer Privatpraxis in Belgrad gearbeitet.
Aus: "Serbischer Geheimdienst deckte Karadzic" (sueddeutsche.de, 23.07.2008)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/70595 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/70595)
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Quote[...] Belgrad/Sarajevo/Brüssel -
Die Polizei in Belgrad hat gestern Abend eine Demonstration von rund 100 serbischen Ultranationalisten aufgelöst, die gegen die Festnahme des früheren bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic protestierten. Wie Augenzeugen berichteten, schrien die Demonstranten im Zentrum der serbischen Hauptstadt "Verrat" sowie die Namen von Karadzic und seinem einstigen Armeeführer Ratko Mladic. Die meisten Demonstranten waren den Angaben zufolge Mitglieder der rechtsextremen Gruppe "Obras". Sie warfen Steine und Feuerwerkskörper auf die Polizisten. Laut Medienberichten wurde niemand verletzt.
[...] In Karadzics Geburtsort Petnica in Montenegro waren die Menschen dagegen schweigsam. "Wir wissen alle, dass Radovan festgenommen wurde", sagte einer, der selbst für diese spärlichen Auskunft nicht mit Namen genannt werden möchte. "Niemand redet darüber." Es sei schmerzlich, sogar gefährlich. In Petnica am Treskavica-Berg in Montenegro, nahe der bosnischen Grenze, leben noch heute viele Karadzics. Vucko Karadzic beispielsweise ist im Besitz eines Stammbaums, auf dem Radovan verzeichnet ist. Den Stammbaum zeigt Vucko Karadzic wohl vor, reden wollte er aber nicht so gerne, weil Journalisten nach seinen Erfahrungen zu häufig die Geschichten verdrehten.
Aber dann hatte Vucko Karadzic doch düstere Ahnungen: "Gott bestraft uns. Gott wird uns vernichten, wir werden untergehen." Vuckos Frau Dusa erging sich in Flüchen über die Serben im Allgemeinen. "Die Serben waren immer schon Verräter", schimpfte sie. "Am besten hätte er sich umgebracht", meinte sie über Radovan. "Aber das konnte er nicht."
Freude dagegen in Sarajevo: Mit Autokorsos und Hupkonzerten haben bosnische Muslime dort die Karadzic-Festnahme gefeiert. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von der Festsetzung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers. Viele Bewohner zogen jubelnd durch die Straßen der bosnischen Hauptstadt.
Die EU hat die Festnahme ebenfalls begrüßt. Es handele sich um einen wichtigen Schritt für eine dauerhafte Versöhnung in der Region. Die Festnahme zeige die Entschlossenheit der neuen serbischen Regierung, vollständig mit dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zusammenzuarbeiten, erklärte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Brüssel.
[...] In Moskau rief die Verhaftung ein geteiltes Echo hervor. "Die serbische Führung soll selber über Karadzics Schicksal entscheiden, auch über seine Auslieferung an das Uno-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag", hieß es aus dem Außenministerium in Moskau. Dagegen kritisierte der stellvertretende Duma-Vorsitzende, der Ultranationalist Wladimir Schirinowski, das Vorgehen der serbischen Behörden. Karadzic sei "ein Symbol des Befreiungskampfes der Serben in den letzten 20 Jahren".
HA/fis
Aus: "Jubel in Sarajevo, Protest in Belgrad" (Mittwoch, 23. Juli 2008)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2008/07/23/910649.html (http://www.abendblatt.de/daten/2008/07/23/910649.html)
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Quote[...] (sda/dpa/afp/Reuters) Auch bei seinem zweiten Auftritt vor Gericht hat es Karadzic deshalb abgelehnt, zu der gegen ihn erhobenen Anklage wegen Völkermords Stellung zu nehmen. Der Vorsitzende Richter Iain Bonomy gab deshalb bekannt, der Angeklagte erkläre sich damit gemäss Verfahrensweg für nicht schuldig.
Ein Schuldbekenntnis hätte weitere Verhandlungen hinfällig gemacht. Jetzt muss die Staatsanwaltschaft ihre Vorwürfe gegen Karadzic lückenlos beweisen. Anklagevertreter Alan Tiger kündigte an, frühestens Ende des Monats eine überarbeitete Anklage vorzulegen, und handelte sich deshalb deutliche Kritik von Richter Bonomy ein.
Chefankläger Serge Brammertz hatte diese Überarbeitung schon vor vier Wochen angekündigt. Die letzte Anklageschrift ist acht Jahre alt. Der Vorsitzende zeigte wenig Verständnis dafür, dass die Anklagevertreter in diesem seit langem vorbereiteten Verfahren jetzt so viel Zeit benötigten.
Bereits bei seinem ersten Erscheinen vor dem Tribunal vor vier Wochen hatte Karadzic die Aussage verweigert und eine ihm zustehende Bedenkzeit von 30 Tagen beansprucht.
Karadzic trat am Freitag alleine im Gerichtssal auf und bekräftigte, dass er von seinem Recht auf einen Anwalt keinen Gebrauch machen werde. «Ich werde mich selbst verteidigen», sagte der er. Ein Team von Rechtsberatern werde ihn jedoch bei seiner Verteidigung unterstützen.
Der Vorsitzende gab Karadzic diesmal keine Gelegenheit, seine Behauptung zu wiederholen, die USA hätten ihm 1995 versprochen, er werde nicht vor Gericht gestellt, wenn er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehe.
Mit diesem Argument bestreitet Karadzic die Legitimität des Gerichts. Darüber soll nach einer Anordnung des Vorsitzenden erst bei einer weiteren Sitzung am 17. September beraten werden.
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Aus: "Karadzic verweigert Stellungnahme zur Anklage - Früherer bosnischer Serben-Führer ficht Zuständigkeit des Uno-Tribunals an" (29. August 2008)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/karadzic_verweigert_stellungnahme_zur_anklage__1.819036.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/karadzic_verweigert_stellungnahme_zur_anklage__1.819036.html)
Quote[...] Die Kriegsberichterstattung der Medien erregt die Gemüter immer wieder, und zwar aus gegensätzlichen Gründen: Entweder, weil sie allzu devot und patriotisch ausfällt und zur PR der eigenen Kriegsmaschinerie, ja zur eigentlichen ,,Hate speech" wird. Oder, weil sie als Verrat empfunden wird, da sie die Kriegsführung des eigenen Landes anprangert. ,,Verrat" prägte die Berichterstattung aus Vietnam Ende der sechziger/Anfang der siebziger Jahre in den Augen der US-Regierung. ,,PR" war der Vorwurf an die Pool-Medien im Golfkrieg 1991 und an die ,,embedded journalists" im Irakkrieg 2003 aus der Sicht des Publikums und der Medienethiker. ,,Hasspropaganda" kennzeichnete die regimetreuen jugoslawischen Medien in den neunziger Jahren. Was sind die Möglichkeiten und Grenzen der Kriegsberichterstattung? Auf was für Quellen können sich Medienschaffende verlassen? Wie nahe, wie fern sollen sie dem Kampfgeschehen sein? Wie patriotisch dürfen, müssen Medien sein? Führen Kriege zur Kriegssprache in den Medien? Es lohnt sich, historisch vor allem auf den Vietnamkrieg zurückzublicken, um dann schwergewichtig die Kriege auf dem Balkan und am Persischen Golf ins Auge zu fassen. Dabei stellen sich historische, kommunikations- und medienwissenschaftliche, psychologische und germanstisch-linguistische Fragen.
[...] Literatur
Die Literatur zum Themenkomplex ,,Medien und Krieg" gliedert sich in historische, medientheoretische und medienempirische wissenschaftliche Literatur sowie Augenzeugenberichte von Reporterinnen und Reportern. So haben beispielsweise Irena Brezna und Ana Politkovskaja ihre Erfahrungen in Tschetschenien, Robert Wiener und Ulrich Tilgner jene in Irak dokumentiert, Roy Gutman hat aus Jugoslawien berichtet, während Ryszard Kapuscinsky und Livia Klingl verschiedene Schauplätze referieren. Eine Auswahl:
Beham, Mira (1996): Kriegstrommeln. Medien, Krieg und Politik. München: dtv.
Brezna, Irena (1997): Die Wölfinnen von Sernowodsk. Reportagen aus Tschetschenien. Stuttgart: Quell Verlag.
Büttner, Christian (Hrsg., 2004): Der Krieg in den Medien. Frankfurt am Main: Campus Verlag.
Capurro, Rafael (Hrsg., 2004): Kreig und Medien. Verantwortung zwischen apokalyptischen Bildern und paradiesischen Quoten? Stuttgart: Franz Steiner.
Goff, Peter (Hrsg., 1999) : The Kosovo News and Propaganda War. Vienna: International Press Institute.
Gutman, Roy (1994): Augenzeugen des Völkermords. Reportagen aus Bosnien. Göttingen: Steidl Verlag.
Imhof, Kurt/ Schulz, Peter (Hrsg., 1995): Medien und Krieg – Krieg in den Medien. Zürich: Seismo-Verlag.
Kapuscinski, Ryszard (2002): Die Erde ist ein gewalttätiges Paradies. Reportagen, Essays, Interviews aus vierzig Jahren (= Serie Piper 3644). München: Piper Verlag.
Klingl, Livia (2002): Menschen zwischen den Fronten. Begegnungen einer Kriegsberichterstatterin. St. Pölten: NP Buchverlag.
Krempl, Stefan (Hrsg., 2003): Krieg und Internet: Ausweg aus der Propaganda? Hannover: Heinz Heise.
Liedtke, Anja (1994): Zur Sprache der Berichterstattung in den Kriegen am Golf und in Jugoslawien. Frankfurt am Main/Bern: Peter Lang.
Löffelholz, Martin (Hrsg., 1993): Krieg als Medienereignis. Grundlagen und Perspektiven der Krisenkommunikation. Opladen: Westdeutscher Verlag.
MacArthur, John (1993): Die Schlacht der Lügen. München: dtv.
Palm, Goedart/ Roetzer, Florian (2002, Hrsg.): Medien, Terror, Krieg. Zum Kriegsparadigma des 21. Jahrhunderts. Hannover: Heinz Heise.
Politkovskaja, Ana (2001): A dirty war. A Russian reporter in Chechnya. London: Harvill.
Reljic, Dusan (1998): Killing Screens. Medien in Zeiten von Konflikten. Düsseldorf: Droste Verlag.
Russel, William Howard (2000): Meine sieben Kriege. Die ersten Reportagen von den Schlachtfeldern des neunzehnten Jahrhunderts. Frankfurt am Main: Eichborn Verlag.
Seesslen, Georg /Metz, Markus (2002): Krieg der Bilder – Bilder des Krieges. Abhandlung über die Katastrophe und die mediale Wirklichkeit. .... Bittermann.
Skopljanac Brunner, Nena/ Gredelj Stjepan/ Hodzic, Alija, Kristofic, Branimir (Hrsg., 2000): Media & War. Zagreb/Belgrade: Centre for transitionand civil society research/Agency Argument.
Solomon, Norman/ Erlich, Reese (2003): Angriffsziel Irak. Wie die Medien uns den Krieg verkaufen. ...: Goldmann.
Steinman, Ron (2002): Inside television's first war: a Saigon journal. Columbia MO: University of Missouri Press.
Tilgner, Ulrich (2003): Der inszenierte Krieg. Berlin: ....
Wiener, Robert (1991): Live aus Bagdad. München:...
Wolton, Diminique (1991): War Game. L'information et la guerre. Paris : Flammarion.
Zöllner, Oliver (2001): ,,Sagt die Wahrheit: Die bringen uns um!" Zur Rolle der Medien in Krisen und Kriegen. Berlin: Vistas.
Aus: "Aspekte der Kriegsberichtserstattung - Arbeitsgruppe Wintersemester 2004/2005" Prof. Dr. Rudolf Groner, Prof. Dr. R. Blum, Prof. Dr. Dr. E. Hess-Lüttich " (Homepage des Lehrstuhls für Wahrnehmung und Kognition der Universität Bern)
Quelle: http://visor.unibe.ch/ws05/krieg/index.htm (http://visor.unibe.ch/ws05/krieg/index.htm)
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Quote[...] Eine zentrale ethische Grenze der Kriegsberichterstattung wird den Journalisten dadurch auferlegt, dass sie dem Publikum die Wahrheit von Kriegssituationen und Ereignissen zu vermitteln haben. Denn die Kriegsberichterstatter sind in ihrer Arbeit an eine journalistische Ethik gebunden, die sie verpflichtet, objektiv und wahrheitsgetreu zu berichten (Büttner & Kladzinski, 2004). Im Kriegsfall, also in einer Situation in der jegliche ethischen Grenzen der Menschheit überschritten werden, scheinen die ethischen Anforderungen allerdings nur schwer erfüllbar zu sein. Ich wage sogar zu behaupten, dass eine ethisch korrekte Kriegsberichterstattung nicht möglich ist.
Betrachtet man beispielsweise die Kriegsbilder in den Printmedien oder auch in den Fernsehnachrichten, so wird dem Publikum lediglich eine kleine Auswahl von Bildern vorgelegt. Diese sollte laut der journalistischen Ethik möglichst die Wahrheit des Krieges repräsentieren. Es ist jedoch zu bedenken, dass die Bildselektion auf drei Ebenen erfolgt: zunächst beim Fotografen selbst, dann in der Agentur und schliesslich in der Redaktion (Schwarz, 2003). In der Endauswahl zur Publikation hat sich der Redaktor dann noch die Frage zu stellen ob die Bilder einmalig sind, ein Dokument der Vorgänge oder eine passende Ergänzung des Tagesberichtes darstellen. Zudem scheinen die Redaktoren schliesslich auch die ethische Frage, ob die Menschenwürde des Abgebildeten gewahrt wird (vgl. Schwarz, 2003) zu berücksichtigen. So berichtet auch die Redaktion von 20min., dass sie keine Bilder bringen wollen, die für die Betroffenen entwürdigend wirken können. Dies stellt klar eine ethische Grenze dar. Doch wer bestimmt ab wann ein Bild eine Person entwürdigt? Es scheint als sei diese Grenze jedoch subjektiv definiert.
Den Redaktionen stellt sich also in Kriegszeiten täglich dieselbe Frage: Zeigen oder verschweigen? Bei der Bemühung ein möglichst wahrheitsgetreues Abbild eines Krieges zu präsentieren, werden die Medienschaffenden mit ethischen Grenzen konfrontiert. Denn
möchte man den Krieg mit all seinen schrecklichen Ereignissen zeigen, stellt sich die Frage wie viel Gewalt und Gräueltaten man dem Publikum zumuten kann. 20min. beispielsweise berichtet, dass sie es gänzlich vermeiden Leichenteile zu zeigen. Es ist anzunehmen oder zu hoffen, dass sich Redaktionen überlegen, welche Emotionen solche Bilder bei den Zuschauern auslösen und welche Folgen sie mit sich ziehen. So wird beispielsweise in einer Deutschen Ärzte Zeitung von Grübler (2003) geschrieben, dass Fernsehbilder vom Krieg im Irak bei älteren Deutschen schlimme Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg wecken und dabei alte Wunden wieder aufbrechen und ein Gefühl der Ohnmacht und Angst erzeugen. Zudem scheinen Menschen die im Krieg Grausames erlebt haben oder in der Kindheit erhebliche Gewalt erfahren haben, den medialen Dauerbeschuss mit Kriegsbildern nur schwer verarbeiten zu können.
Wollte man nun die genannten Emotionen und Effekte durch ,,verschweigen" grausamer Bilder verhindern, würde das ethische Postulat nach einer wahrheitsgetreuen Berichterstattung unterlassen werden. So berichtet Schwarz (2003): ,,Wir können doch die Augen vor dem Grauen des Krieges im Irak nicht verschliessen. Krieg ist nicht schön, nie...!". Eine ähnliche Haltung scheint auch die Redaktion von 20min. einzunehmen. So berichtet sie, dass Krieg eben Krieg sei und dieser sei schlecht und böse, daher gäbe es nur unangenehme Bilder. Die Zurückhaltung von Gräuelbildern führt demnach zu einer Verschönerung und Verharmlosung des Krieges wie dies im ersten Golfkrieg 1991 der Fall war. So vermittelte CNN das Bild eines sauberen und präzisen Krieges. Damals bekam man vom Krieg nicht mehr zu sehen als Luftaufnahmen bombardierter Ziele, auf denen von weit weg ein wenig Rauch zu sehen war (Karim El-Gawhary, 2003).
[...] Für die so genannten ,,Embedded Journalists" scheint ein zusätzlicher Gewinn darin zu liegen, dass sich der Recherchenaufwand und die Gefahr für Leib und Seele reduzieren lassen. Denn Militärs ermöglichen ihnen den Zugang zu Informationen und gewähren ihnen Schutz. Durch die damit verbundene Kontrolle des Militärs stellt sich jedoch erneut die Frage nach der Objektivität und Wahrheit dieser Form der Berichterstattung. So dürfen die ,,eingebetteten" Journalisten beispielsweise nicht sagen, wo sie gerade sind und Bilder von Opfern insbesondere amerikanischer Opfer dürfen sie ebenfalls nicht zeigen. Zudem scheint ganz allgemein zu gelten: Je näher man am Geschehen ist, desto weniger weiss man (Glotz, 2003). Laut Glotz (2003) belegen dies die Fernsehkanäle Abend für Abend, wenn die zumeist von CNN stammenden Bilder farbenprächtige Rauchsäulen zeigen. Der kundige Kommentar aus Bagdad dazu lautet in der Regel kaum anders als: ,,Jetzt kracht es wieder fürchterlich" (Glotzt, 2003, S.16). Ob die ,,eingebetteten" Journalisten ihre geistige Unabhängigkeit bewahren können wird stark bezweifelt. Denn schliesslich teilen sie mit den Soldaten Kriegsalltag und Not.
Es gibt jedoch auch Journalisten die sich von der ,,Embedded-Truppe" verabschieden, um unabhängig zu berichten. Diese setzten sich die Wahrheit zum Ziel und versuchen gegen die Lügen zu arbeiten. Laut Höhne und Russ-Mohl (2004) gelangt jedoch solche Berichterstattung von den so genannten ,,unilateralen" Journalisten oft nicht an die breitere Öffentlichkeit.
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Aus: "Wo liegen die ethischen Grenzen der Kriegsberichterstattung?" Essay in Medienpsychologie
am Institut für Psychologie der Universität Bern im Rahmen des Interdisziplinären Kolloquiums "Aspekte der Kriegsberichterstattung" Von Alexandra Völlmin (2005)
Quelle: http://visor.unibe.ch/ws05/krieg/docs/Essay%20Ethische%20Grenzen%20der%20Kriegsberichterstattung.pdf (http://visor.unibe.ch/ws05/krieg/docs/Essay%20Ethische%20Grenzen%20der%20Kriegsberichterstattung.pdf)
Quote[...] Als Völkermord in Ruanda werden umfangreiche Gewalttaten in Ruanda bezeichnet, die am 6. April 1994 begannen und bis Mitte Juli 1994 andauerten. Sie kosteten zirka 800.000 bis 1.000.000 Menschen das Leben, die niedrigsten Schätzungen gehen von mindestens 500.000 Toten aus. In annähernd 100 Tagen töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit etwa 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit sowie moderate Hutu, die sich am Völkermord nicht beteiligten oder sich aktiv dagegen einsetzten.[1] Die Täter kamen aus den Reihen der Ruandischen Armee, der Präsidentengarde, der Nationalpolizei (Gendarmerie) und der Verwaltung. Zudem spielten die Milizen der Interahamwe und der Impuzamugambi eine besonders aktive Rolle. Auch weite Teile der Hutu-Zivilbevölkerung beteiligten sich am Völkermord. Der Genozid ereignete sich im Kontext eines langjährigen Konflikts zwischen der damaligen ruandischen Regierung und der Rebellenbewegung Ruandische Patriotische Front (RPF).
[...] In den ersten Tagen des Völkermords waren Einzelerschießungen prominenter Tutsi und bekannter Hutu-Oppositioneller an der Tagesordnung.[51] Eine weitere Form der Tötung kam in den ersten Wochen des Genozids zum Einsatz – große Ansammlungen von Tutsi wurden massakriert.[52] Die Täter setzen außerdem im ganzen Land Straßenblockaden ein, um Ruander auf der Flucht kontrollieren zu können. An diesen Barrikaden wurden Tutsi und Personen, die verdächtigt wurden, Tutsi zu sein beziehungsweise ihnen zu helfen, ermordet.[53] Patrouillen und Menschenjagden ergänzten diese Strategie der Suche nach und Vernichtung von Opfern.[54] Vielfach gingen den Tötungsakten andere Formen der Gewalt voraus, wie Plünderungen, sexuelle Demütigungen, Vergewaltigungen, Verstümmelungen oder Folterpraktiken.[55] Die Täter warfen die Leichen in Flüsse oder Seen, beseitigten sie in Massengräbern, stapelten sie am Straßenrand oder ließen sie am Tatort liegen.[56] Einige Täter trennten die Körperteile ihrer Opfer nach und nach ab, um ihnen lang anhaltenden und großen Schmerz zuzufügen. Eine verbreitete Foltermethode gegen Tutsi war das Abhacken von Händen und Füßen. Dahinter stand nicht allein die Absicht, Fluchtversuche zu erschweren, sondern auch der Gedanke des ,,Zurechtstutzens" groß gewachsener Menschen. Teilweise wurden Opfer aufgefordert, ihre eigenen Ehepartner oder Kinder umzubringen. Kinder wurden vor den Augen ihrer Eltern erschlagen. Blutsverwandte wurden von Tätern zum Inzest untereinander gezwungen; Menschen wurden gepfählt oder zum Kannibalismus genötigt. Oft mussten sich die Opfer vor ihrer eigenen Tötung nackt ausziehen. Dies sollte sie demütigen, außerdem war die Kleidung für die Mörder so weiter verwendbar. In vielen Fällen wurden auch Beisetzungen bereits getöteter Tutsi verhindert. Abgesehen davon, dass dies den ruandischen Brauch eines würdevollen Umgangs mit Toten verletzte, wurden die Leichen auf diese Weise Tieren zum Fraß angeboten.[57] Hiebwaffen waren die wichtigsten Tatwaffen während des Völkermordes. Nach der offiziellen Statistik der ruandischen Regierung über den Völkermord von 1994 sind 37,9 Prozent der Opfer mit Macheten getötet worden. 16,8 Prozent wurden mit Keulen erschlagen.[58] Für die Provinz Kibuye wurde ein noch höherer Prozentsatz von Tötungen mit solchen Waffen nachgewiesen. In diesem Landesteil starben 52,8 Prozent der Genozidopfer durch Macheten, weitere 16,8 Prozent wurden mit Knüppeln ermordet.[59]
[...] Schätzungen zur genauen Zahl der auch Génocidaires genannten Täter weichen erheblich voneinander ab. Einzelne Studien gehen von einigen Zehntausend Tätern aus, andere Autoren sprechen von drei Millionen. Vielfach basieren diese Angaben auf Spekulationen.[60] Eine 2006 veröffentlichte empirische Studie schätzt die Zahl der Täter, die einen oder mehrere Morde begingen, auf 175.000 bis 210.000. Das entspricht einem Anteil von etwa sieben bis acht Prozent der damaligen erwachsenen Hutu beziehungsweise 14 bis 17 Prozent der männlichen erwachsenen Hutu.[61] Im Jahr 2000 waren in Ruanda 110.000 Personen inhaftiert, denen Völkermorddelikte vorgeworfen werden, 1997 hatte diese Zahl den Spitzenwert von 140.000 Personen erreicht. 2006 wurden etwa 80.000 Inhaftierte gezählt.[62] Die Täter waren mit überwältigender Mehrheit Männer. Der Anteil der Frauen lag bei etwa drei Prozent.[63]
Die Täter kamen aus allen Teilen der Bevölkerung. An der Spitze standen Personen mit Macht und Einfluss im Militär, in der Politik sowie in der Verwaltung. Das traf auf die nationale und auf die lokale Ebene zu. Von ihrer Anzahl her waren diese Eliten wenig bedeutend. Das Gros der Génocidaires setzte sich aus gewöhnlichen ruandischen Männern zusammen.[64] Sie unterschieden sich hinsichtlich ihrer Bildung, ihres Berufs, ihres Alters und der Anzahl ihrer Kinder nicht vom Bevölkerungsdurchschnitt.[65] Täteranalysen deuten an, dass die gewaltsamsten unter ihnen junge, unterdurchschnittlich gebildete Männer waren mit wenigen oder keinen Kindern. Zugleich zeigen sie, dass die lokalen Initiatoren von Völkermordaktionen zur lokalen Elite gehörten. Diese Personengruppe war sehr gut in das lokale Gemeinwesen integriert und besaß eine überdurchschnittliche Bildung.[66]
Unterschiedliche Motive trieben die Génocidaires an. Der nach Aussagen der Täter wichtigste Beweggrund für die Beteiligung einzelner Hutu am Völkermord war Furcht. Viele Täter geben an, dass sie soziale, materielle oder physische Repressalien fürchteten, falls sie sich nicht an Mordtaten beteiligen würden. Des Weiteren spielte die Angst vor Gewalttaten der Tutsi eine Rolle. Die Tutsi wurden als Komplizen der RPF-Rebellen betrachtet. Im Bürgerkrieg mit der Rebellenarmee habe es gegolten, den ,,Feind" anzugreifen und zu töten, um nicht selbst getötet zu werden. Zugleich seien die eigenen Gewalttaten als Rache für die Ermordung Habyarimanas zu verstehen gewesen – die RPF beziehungsweise die Tutsi insgesamt galten als die Attentäter des Präsidenten. Wichtig war ferner, dass diese Gewalt von den Behörden eingefordert und gutgeheißen wurde. Töten galt als Pflichterfüllung. Andere Motive sind ebenfalls erkennbar, sie hatten jedoch eine geringere Bedeutung für die konkrete Bereitschaft des Einzelnen, am Völkermord teilzunehmen. Zu diesen nachrangigen Motiven gehören beispielsweise tief verwurzelte Abneigungen gegenüber den Tutsi bis hin zu offen rassistischen Antrieben. Eine Reihe von Tätern erhoffte sich ferner materielle Vorteile durch Plünderungen.[67]
[...] Die Zahl der Frauen und Mädchen, die während des Völkermords in Ruanda vergewaltigt wurden, ist hoch, wenngleich ihre genaue Höhe nicht bekannt ist. Nach Angaben von UNICEF wird allein die Zahl der vergewaltigten Mädchen und Frauen auf 250.000 bis 500.000 geschätzt.[116] Die betroffenen Frauen leiden häufig unter sozialer Ächtung, denn auch in Ruanda gelten solche Taten zugleich als persönliche Schande der Opfer. Viele vergewaltigte Frauen sind durch die sexuellen Gewalttaten Mütter geworden – Schätzungen gehen von 2000 bis 5000 Fällen aus. Ein hoher Prozentsatz der Vergewaltigten ist HIV-positiv.[117] Die Behandlung von vergewaltigten Frauen, die an AIDS erkrankt sind, scheitert oft an den Kosten für die entsprechenden Medikamente. Personen, die auf Grund des Völkermords interniert sind, werden dagegen behandelt, weil entsprechende Ressourcen bereitgestellt werden.[118]
[...] Eine Besonderheit des Genozids in Ruanda ist eine große Anzahl jugendlicher Täter. Häufig waren sie über ihre eigenen Taten traumatisiert. Zirka 5000 Jugendliche wurden inhaftiert. Die zum Zeitpunkt der Ereignisse unter Vierzehnjährigen wurden bis 2001 freigelassen.[123] Die fehlende Ausbildung, die Jahre der Haft während der Jugendzeit und der Verlust der Vorbildfunktion der Elterngeneration führen in dieser Gruppe zu einer ausgeprägten Perspektiv- und Orientierungslosigkeit. Eine Rückführung dieser Kinder in ihre Familien ist oft problematisch. Vielfach werden sie aus ökonomischen Gründen oder aus Angst vor Repressionen abgewiesen.[124]
[...]
Deutungen und Debatten:
Die Ereignisse in Ruanda zwischen April und Juli 1994 wurden von Politik und Publizistik zunächst fast durchweg als ,,Stammesfehde" bezeichnet. Uralter Hass sei mit einer Plötzlichkeit und Heftigkeit ausgebrochen, die die Betrachter kopfschüttelnd zurückließen.[147]
Relativ rasch deuteten Menschenrechtler und Wissenschaftler das Geschehen ganz anders. Die Gewalt sei modern, systematisch und beabsichtigt gewesen. Ein bestimmter Kreis extremistischer Hutu-Politiker habe sie geplant und sie gezielt gegen eine rassisch definierte Minderheit gelenkt. Für die Freisetzung der Gewalt habe dieser Kreis moderne, in der Kolonialzeit manipulierte ethnische Kategorien genutzt sowie eine moderne Ideologie des ethnischen Nationalismus. Auch hätten diese Politiker gezielt die staatlichen Strukturen Ruandas zur Umsetzung ihrer Politik benutzt. Das Land habe keinen Rückfall in Tribalismus erlebt, sondern einen modernen Völkermord.[148]
Es gibt in der Literatur über den Völkermord in Ruanda keinen Konsens, was die Ursachen der Gewalt angeht. Es lassen sich drei große Erklärungsmuster unterscheiden.[149] Das erste betrachtet den Völkermord als eine Maßnahme, zu dem eine in ihrer politischen Macht existenziell herausgeforderte Gruppe – das ,,kleine Haus" akazu) – griff, um den drohenden Machtverlust abzuwenden. Der Völkermord erscheint damit als Manipulation einer Elite.[150] Ein zweiter Erklärungsansatz bezieht sich auf die natürlichen Ressourcen Ruandas, die sich vor dem Völkermord immer rascher und dramatischer verknappten. Landknappheit, weitgehend fehlende Existenzgrundlagen außerhalb der Landwirtschaft, zugleich hohe Geburtenraten und letztlich eine ,,Überbevölkerung" seien die entscheidenden Antriebskräfte der Völkermord-Gewalt gewesen.[151] Ein drittes Erklärungsmuster rückt Annahmen über kulturelle Eigenheiten Ruandas und angeblich charakteristische sozialpsychologische Eigenschaften seiner Bewohner in den Mittelpunkt. Ruander seien es gewohnt gewesen, Befehlen fraglos zu folgen. Ein regelrechter Hang zum Gehorsam sei weit verbreitet. Dieser charakteristische Zug habe die Einbindung von Hunderttausenden als Täter möglich gemacht.[152]
Viele Studien befassen sich mit der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft für den Völkermord. Ein Großteil der Autoren kritisiert das Agieren der wesentlichen internationalen Akteure scharf. Der frühe Rückzug der UNAMIR und die wochenlange Inaktivität der entscheidenden internationalen Akteure hätten eine Mitverantwortung der Weltgemeinschaft für den Völkermord zur Folge. Möglichkeiten einer raschen Beendigung seien nicht genutzt worden, obwohl das Ausmaß der Gewalt frühzeitig bekannt gewesen sei.[153]
Der Politikwissenschaftler Alan J. Kuperman stellte zentrale Annahmen dieser Kritik an der Weltgemeinschaft in Frage. Er betont, frühzeitig habe es keine eindeutigen Beweise für einen Völkermord in Ruanda gegeben. Die Gewalttaten seien lange als Bürgerkriegserscheinungen interpretiert worden. Zudem hätte eine erfolgversprechende Intervention einige Wochen an logistischem Vorlauf benötigt. In dieser Zeit seien mindestens die Hälfte der Opfer bereits getötet worden. Die amerikanische Historikerin Alison Des Forges widersprach Kuperman entschieden.[154]
[...]
Aus: "Völkermord in Ruanda" (26. Juli 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda (http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda)
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Quote[...] Französische Soldaten waren direkt am Völkermord in Ruanda beteiligt, bei dem zwischen April und Juli 1994 über 800.000 Menschen getötet wurden. Dies geht aus einem Bericht über "die Verwicklung des französischen Staates in den Völkermord in Ruanda 1994" hervor, den eine unabhängige Untersuchungskommission am Dienstag nachmittag in Ruandas Hauptstadt Kigali vorlegte.
Der Bericht, der bereits im November 2007 fertiggestellt worden war, soll nun als Grundlage für mögliche juristische Schritte gegen Frankreich dienen, sagte die ruandische Regierung. 33 Politiker und Militärs aus Frankreich werden namentlich als Verantwortliche genannt.
[...] Ende Juni schließlich, als das Völkermordregime vor der militärischen Niederlage gegen die RPF stand, besetzten französische Truppen den Westen Ruandas, offiziell um dem Morden ein Ende zu setzen, tatsächlich aber um zu versuchen, die Eroberung ganz Ruandas durch die RPF zu verhindern. In beispielloser Detailliertheit führt der Untersuchungsbericht aus, wie die Soldaten der französischen Eingreiftruppe "Turquoise" mit den Hutu-Mordmilizen zusammenarbeiteten, statt sie zu entwaffnen. Sie gingen mit ihnen gemeinsam auf Patrouille, sie lieferten ihnen gefangene Tutsi aus, sie ließen sich von den Milizen mit Tutsi-Mädchen beliefern, die sie dann vergewaltigten.
In einzelnen Fällen sollen französische Soldaten selbst Morde an verfolgten Tutsi begangen oder Leichen auf ihren Wagen transportiert haben. Am Kivu-See, der die Grenze zu Zaire bildet, erklärten sie den Milizen, wie man Leichen so ins Wasser wirft, dass sie nicht sichtbar an der Oberfläche treiben. In der Südprovinz Gikongoro verhafteten französische Soldaten überlebende Tutsi und warfen sie gefesselt aus Hubschraubern im Tiefflug über dem geschützten Nyungwe-Regenwald ab.
Die Untersuchungskommission, geleitet von Ruandas früherem Generalstaatsanwalt Jean de Dieu Mucyo, hatte im April 2006 ihre Arbeit aufgenommen und insgesamt anderthalb Jahre lang Zeugen befragt und Dokumente gesichtet. Insgesamt 698 Zeugen wurden von der Kommission vernommen.
Der Bericht wurde bereits am 15. November 2007 der ruandischen Regierung übergeben, aber diese hielt ihn bisher zurück, um die gespannten Beziehungen zu Frankreich nicht noch weiter zu belasten. In Ruanda regiert seit Sommer 1994 die einstige Tutsi-Rebellenbewegung RPF, deren Führer Paul Kagame seit 2000 Präsident des Landes ist.
Aus: "Beteiligung am Völkermord in Ruanda - Frankreichs Schande" VON DOMINIC JOHNSON (06.08.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/frankreichs-schande/ (http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/frankreichs-schande/)
Quote[...] Georgisch-ossetischer Krieg nach Ende der Sowjetunion: Am 10. November 1989 beschloss der Oberste Sowjet des Bezirks die Gründung einer Südossetischen Autonomen Sowjetrepublik, die von der Sowjetunion wieder abgeschafft wurde. Es kam zum ersten Südossetien-Konflikt, der bis Januar 1990 dauerte. Georgische Nationalisten belagerten Zchinwali. Truppen des sowjetischen Innenministeriums versuchten, die verfeindeten Seiten zu trennen.
Am 20. September 1990 erklärte sich Südossetien als Demokratische Sowjetrepublik erneut unabhängig. Georgische Milizen marschierten in das Gebiet ein. In Zchinwali wurden Häuser von Georgiern angezündet. Russland entsandte Truppen, die auf Seiten der Südosseten eingriffen. Die Kämpfe forderten etwa 2000 Tote auf Seiten der Osseten. Circa 100.000 Osseten flohen aus Georgien und Südossetien nach Russland, 20.000 Georgier flohen nach Georgien, zumeist nach Tiflis. Im Dezember 1990 wurde der Ausnahmezustand über Südossetien verhängt. Am 1. September 1991 benannte sich das Gebiet in Republik Südossetien um. Am 6. September 1991 brach Georgien unter Präsident Swiad Gamsachurdia die offiziellen Beziehungen zur Sowjetunion ab. Am 25. November 1991 hob der georgische Oberste Sowjet den Ausnahmezustand über Südossetien wieder auf und drei Tage später erklärte sich Südossetien erneut für unabhängig. Snaur Gassijew wurde vom südossetischen Obersten Sowjet zum Parlaments- und Ministerpräsidenten gewählt. Regierungschef wurde Oleg Tesejew. Südossetien umfasste 1991 rund 125.000 Einwohner, davon 66 Prozent Osseten und 29 Prozent Georgier. In einem Referendum über das Autonome Gebiet Südossetien sprachen sich am 19. Januar 1992 über 90 Prozent der Teilnehmer für die Unabhängigkeit von Georgien und den Anschluss an das zu Russland gehörende Nordossetien aus. Am 25. April 1992 wurden die ehemaligen Sondertruppen des sowjetischen Innenministeriums abgezogen, was zu heftigen Kämpfen zwischen südossetischen und georgischen Einheiten führte.[1]
Einsatz einer Friedenstruppe 1992:
Am 24. Juni 1992 unterzeichneten der russische Präsident Boris Jelzin und Georgiens Präsident Eduard Schewardnadse in Dagomys ein Waffenstillstandsabkommen und die Aufstellung einer 1500 Soldaten umfassende Friedenstruppe, die aus Russen, Osseten und Georgiern besteht. Sie wird von einer gemischten Kontrollkommission, in der Georgien, Russland, Süd- und Nordossetien vertreten sind, beaufsichtigt. Georgien zog daraufhin seine Truppen aus Südossetien ab.
Am 15. Mai 1993 unterzeichneten der russische und georgische Verteidigungsminister Gratschow und Karkaraschwili ein Abkommen über den vollständigen Abzug der russischen Truppen aus Georgien bis Ende 1995. Allerdings sicherten russische Truppen auf Bitten der georgischen Regierung unter Schewardnadse wichtige Bahn- und Hafenanlagen gegen Aufständische des ehemaligen Präsidenten Gamsachurdia in Westgeorgien und erhielten in einer Vereinbarung vom 3. Februar 1994 die Erlaubnis zur Errichtung von drei Militärstützpunkten in Georgien mit rund 20.000 Soldaten, die auch nach dem auslaufenden Abkommen stationiert bleiben konnten.
Am 27. August 1996 unterschrieben Georgiens Präsident Schewardnadse und der Präsident Südossetiens eine Vereinbarung über den künftigen Status des Gebiets.
Drei-Stufen-Plan Saakaschwilis 2004
Die Regierung in Tiflis beabsichtigt, Südossetien nach dem Modell des Machtwechsels in Adscharien wieder in Georgien einzugliedern. Präsident Micheil Saakaschwili hat am 22. September 2004 vor der UN-Generalversammlung einen Drei-Stufen-Plan zur Beilegung der Konflikte in Südossetien und Abchasien und Rückführung der Gebiete unter georgische Herrschaft vorgelegt. Die Regierungen von Südossetien und Abchasien haben den georgischen Plan zurückgewiesen. Eine Rückkehr nach Georgien werde es nicht geben.
Im Mai 2004 errichtete Georgiens Regierung zehn Kilometer von Zchinwali entfernt an der von Russland kommenden Transkaukasischen Fernstraße einen Polizeikontrollpunkt und verlegte Spezialeinheiten und Truppen des Innenministeriums an den Kontrollpunkt, um das Gebiet zu isolieren. Südossetiens Regierung reagierte mit der Verhaftung von 50 georgischen Soldaten, die später wieder freigelassen wurden. Immer wieder kam es zu Schusswechseln zwischen georgischen und südossetischen Verbänden.
Schüsse trotz Waffenstillstand:
Am 11. Juli 2004 verständigten sich Georgien und Südossetien auf einen Waffenstillstand, unterzeichneten vier Tage später in Moskau ein Protokoll, das eine Entmilitarisierung Südossetiens vorsah. Georgien sollte außer 500 Friedenssoldaten alle Einheiten abziehen, Südossetien abchasische und russische Truppen aus dem Land weisen. Am 5. November 2004 wurde die Entmilitarisierung vertraglich vereinbart.
Zu einem Ende der gewalttätigen Auseinandersetzungen kam es aber nicht. Am 20. September 2005 wurde die südossetische Hauptstadt Zchinwali von der georgischen Armee mit Mörsern beschossen. Georgiens Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse drohte parallel, das im Juni 1992 geschlossene Waffenstillstandsabkommen von Dagomys zu kündigen, wenn die russischen Friedenstruppen in Südossetien ihre Unterstützung der nach Unabhängigkeit strebenden Regierung nicht bis zum 15. Juni 2006 aufgäben. Die USA bedrängten Russland, die südossetische Regierung nicht länger zu unterstützen, verdeutlichten der georgischen Regierung jedoch zugleich, dass sie eine Gewalteskalation nicht mittragen würden.
Referendum im November 2006
Am 12. November 2006 wurden in Südossetien Präsidentschaftswahlen und ein Referendum über die Unabhängigkeit von Georgien durchgeführt. Vorbild war die Volksabstimmung in Montenegro am 21. Mai 2006. Nach Angaben der Zentralen Wahlkommission nahmen 52.000 Südosseten am Referendum teil, wobei die georgischen Einwohner gehindert wurden, am Referendum teilzunehmen.
99 Prozent sprachen sich für die Unabhängigkeit aus, 96 Prozent stimmten für die Wiederwahl Präsident Kokoitys.
Internationale Reaktionen zum Referendum
Die EU,[2] der Europarat,[3] die OSZE,[4] die USA[5] und die NATO[6] verurteilten das Referendum, weil es die Spannungen in der Region steigere, statt sie zu verringern.
Lediglich Abchasien sowie die russischen Republiken Nordossetien-Alanien und Karatschai-Tscherkessien haben das Referendum vorbehaltlos unterstützt.[7] Russland bezeichnete das Referendum als ,,Ausdruck freien Willens", das ,,berücksichtigt" werden müsse.[8] Zwar betonten russische Politiker, Südossetien werde auch nach der Abstimmung nicht anerkannt oder aufgenommen,[9] allerdings hieß es gleichzeitig, dass die russische Position diesbezüglich von der Entwicklung der Situation im Kosovo abhängen wird. Falls die Weltgemeinschaft irgendwann die volle Unabhängigkeit des Kosovos akzeptiere, müssten auch die gleichen Maßstäbe für die nach Unabhängigkeit strebenden georgischen Regionen angelegt werden: ,,Man kann nicht die eine Regel in Bezug auf Kosovo und eine andere in Bezug auf Abchasien und Südossetien anwenden".
Die Vereinigten Staaten ,,unterstützen die territoriale Integrität Georgiens und die friedliche Beilegung des separatistischen Konflikts in Südossetien".[10]
Alternatives Referendum im georgischen Teil
Als Reaktion auf das Referendum wurden in den von Tiflis kontrollierten Teilen Südossetiens ein alternatives Referendum und Präsidentschaftswahlen abgehalten. Dabei ging es um die Frage, ob Südossetien mit Georgien in einer Föderation wiedervereint werden solle.[11] Nach Angaben der dortigen Wahlkommission nahmen 42.000 Südosseten an den Wahlen teil.[12]
Über 94 Prozent der dort lebenden Einwohner stimmten für eine Wiedervereinigung mit Georgien, ebenfalls über 94 Prozent für den früheren südossetischen Premierminister Dimitri Sanakojew als Präsidenten. Er beabsichtigt, eine alternative Regierung Südossetiens zu benennen und seinen Regierungssitz in der Gemeinde Kurta, nordöstlich von Zchinwali zu nehmen.[13]
Russland bedauerte das alternative Referendum.[14] Die Regierung in Zchinwali bezeichnete Sanakojew als ,,Verräter", der ausgewiesen werden müsse.[15]
Eskalation im Sommer 2008:
Anfang August begannen georgische Truppen mit der Besetzung von Südossetien und setzten dabei schwere Waffen ein. Als Reaktion auf den Angriff auf die Hauptstadt Zchinwali griff die russische Armee in den Konflikt ein, worauf Georgien am 8. August die Generalmobilmachung anordnete. Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin drohte Georgien mit Vergeltung für die Angriffe.[16] Russische Boden- und Luftlandetruppen (zuerst 150 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge der 58. Russischen Armee, im Laufe der Kampfhandlungen wurden jedoch noch die 76. Luftlandedivision aus Pskow, die 98. Luftlandedivision aus Iwanowno und die 45. Spezialeinheit aus Moskau hinzugezogen) rückten mit schwerem Gerät in Südossetien ein. Die georgischen Truppen zogen sich daraufhin wieder aus der teilweise besetzten Hauptstadt zurück.[17] Die georgische Luftwaffe gab bekannt, über Südossetien fünf Kampfflugzeuge der russischen Luftwaffe abgeschossen zu haben, die russische Seite hat den Verlust von zwei Kampfmaschinen vom Typ Su-25 und Tu-22M bestätigt.[18] Russlands Präsident Dmitri Medwedew drohte ebenfalls mit Vergeltung, nachdem russische Medien den Tod russischer Soldaten meldeten.[19] Bis zum 10. August zogen sich die georgischen Truppen wieder aus Zchinwali zurück.
...
Aus: "Südossetien" (11. August 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdossetien#Erneuter_georgisch-ossetischer_Krieg_mit_Intervention_Russlands_2008 (http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdossetien#Erneuter_georgisch-ossetischer_Krieg_mit_Intervention_Russlands_2008)
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Quote[...] 1940 wurde Zchinwali an das georgische Eisenbahnnetz angeschlossen. Es ist ein regionales Industriezentrum mit Sägewerken, Lebensmittel-, Textil- und Chemiefabriken.
Vor der Stadt, im Dorf Ergneti, lag ein großer Schwarzmarkt für geschmuggelte Güter aus Russland, der vor allem von Händlern aus dem nördlichen Georgien aufgesucht wurde. Er wurde im Sommer 2004 von den georgischen Behörden geschlossen.
Bis 1900 wurde Zchinwali mehrheitlich von Georgiern und Armeniern bewohnt. Nachdem es zum Verwaltungszentrum Südossetiens wurde, zogen immer mehr Osseten zu. 1989 waren 74 % der Einwohner Osseten, 16 % Georgier und 9 % gehörten anderen Volksgruppen an.
[...] Am 8. August 2008 griff die georgische Armee Zchinwali an und besetzte Teile der Stadt.[2] Daraufhin griffen russische Verbände ein, so dass es in der Stadt zu Kämpfen zwischen georgischen, russischen und ossetischen Soldaten kam. Innerhalb von zwei Tagen wurden laut ossetischen Behörden über 1.400 Menschen getötet.[3] Am 10. August zogen sich die georgischen Truppen wieder aus der Stadt zurück. Die Stadt wurde nach ossetischen Berichten bei den Kämpfen weitgehend zerstört.[4]
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Aus: "Zchinwali" (11. August 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zchinwali (http://de.wikipedia.org/wiki/Zchinwali)
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Quote[...] Ein russischer Sprecher bestätigte zumindest, dass sich Georgien aus Zchinwali, der Hauptstadt Südossetiens, zurückgezogen habe. Russische Einheiten übernahmen die Kontrolle in der Stadt, die offenbar weitgehend zerstört ist. Die Zustände für die Zivilbevölkerung seien katastrophal. Auf den Straßen lägen Leichen, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten Mitteilung. Die Behörden kündigten an, die Stadt im Tagesverlauf zu evakuieren.
Aus: "Kaukasus-Krieg: Georgien verkündet einseitige Waffenruhe" (ZEIT online, Tagesspiegel | 10.08.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2008/08/10/2590182.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2008/08/10/2590182.xml)
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Quote[...] General Jones, damals Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte in Europa, hob im Jahr 2005 die Bedeutung der Region für die USA hervor: «Der Kaukasus wird für uns immer wichtiger. Sein Luftkorridor ist die Lebensader zwischen den Streitkräften in Afghanistan und unseren Nachschubbasen in Europa. Kaspisches Erdöl, das durch den Kaukasus fliesst, kann bis zu einem Viertel des zusätzlichen Bedarfs an Öl decken.» Im benachbarten Zentralasien schlugen hingegen die amerikanischen Versuche, dauerhaft Militärstützpunkte zu errichten, weitgehend fehl. Militär und Energie sind gute Gründe für das Interesse an Georgien. Es ist als Transportroute für kaspisches Öl und Gas unerlässlich, solange man nicht auf Pipelines über russisches oder iranisches Gebiet zurückgreifen will.
Die erste Erdölleitung, die Russland umging, wurde in den neunziger Jahren von Baku zum georgischen Terminal Supsa am Schwarzen Meer gebaut. Bald folgte eine leistungsstärkere Ölpipeline, die von Aserbeidschan über Georgien in den türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan verläuft – sowie eine Gasleitung, die einmal als Zubringer für das Nabucco-Projekt der EU fungieren soll. Russland unternimmt im Gegenzug alles, um den Kaukasus unter Kontrolle zu halten. Moskau trifft seit langem Vorbereitungen für den Tag, an dem die Spannungen um die abtrünnigen georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien eskalieren würden. So stattete man Südosseten und Abchasier mit russischen Pässen aus, um sich im Konfliktfall auf den Schutz der eigenen Staatsbürger berufen zu können. Damit rechtfertigte nun der Kreml, dass seine Truppen – ohne Uno-Mandat oder auch nur den Versuch, dieses zu erlangen – die Grenze zu Georgien überschritten und in die Kämpfe eingriffen. Wie dünn der Vorwand ist, zeigt der Umstand, dass die russische Luftwaffe Ziele im georgischen Kernland bombardierte: Gori, den Geburtsort Stalins, sowie den Schwarzmeerhafen Poti, in dessen Nähe sich der Erdöl-Terminal Supsa befindet. Letzteres war eine Warnung, dass sich auch die Alternativrouten für den Energieexport in den Westen nicht dem Zugriff Russlands entziehen können.
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Aus: "Georgien im Schnittpunkt der Geopolitik" - Erdöl, Macht und Militär im südlichen Kaukasus
Georgien im Schnittpunkt der Geopolitik (11. August 2008, Neue Zürcher Zeitung)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/georgien_im_schnittpunkt_der_geopolitik_1.803670.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/georgien_im_schnittpunkt_der_geopolitik_1.803670.html)
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Quote[...] Es herrscht wieder Krieg in Europa. Diesmal an seinen Grenzen zu Asien, wo gegensätzliche geostrategische Interessen schon seit der Antike aufeinander prallen. Heuer stehen sich Russland und die USA gegenüber. Moskau betrachtet die Region seit dem Zerfall der UdSSR als Teil des "nahen Auslands"; in Washington erklärte der damalige Präsident Bill Clinton das knapp 400.000 Quadratkilometer große Gebiet schon in den neunziger Jahren zum Bestandteil der "strategischen Einflusssphäre" seines Landes.
Weder geht es Russland um die Freiheit und Unabhängigkeit Südossetiens noch den Vereinigten Staaten um die territoriale Integrität Georgiens. Vom aserbaidschanischen Baku verläuft eine der wichtigsten Pipelines der Region quer durch den Kaukasus über das tschetschenische Grosny in den russischen Schwarzmeerhafen Tuapse, die Südkaukasus-Erdgasleitung führt von Baku über das georgische Tiflis ins türkische Erzurum.
Durch die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline fließt aserbaidschanisches und kasachisches Erdöl nach Ceyhan in der Türkei. Im vergangenen Jahr begannen Russland, Griechenland und Bulgarien mit dem Bau einer Erdölleitung, die den bulgarischen Schwarzmeerport Burgas mit dem griechischen Ägäishafen Alexandroupolis verbindet. Mit Tankern transportiertes russisches Erdöl soll von dort aus in Europa verteilt werden. Die USA versuchten das Vorhaben noch am Vorabend der Vertragsunterzeichnung durch die Präsidenten der drei beteiligten Staaten im März 2007 durch Druck auf den hellenischen NATO-Partner zu verhindern. Es zeugt von bemerkenswerter Offenheit, wenn Georgiens Präsident Michail Saakaschwili auf CNN erklärt, es ginge "nicht mehr nur um Georgien, sondern um Amerika und seine Werte".
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Aus: "Zwischenruf - Ratio oder Gewalt?" Von Manfred Bleskin (Samstag, 9. August 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/Zwischenruf_Ratio_oder_Gewalt/090820080916/1006443.html (http://www.n-tv.de/Zwischenruf_Ratio_oder_Gewalt/090820080916/1006443.html)
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Quote[...] Trotz der vereinbarten Feuerpause im Südkaukasus tobt auch der Medienkrieg weiter. Russische und georgische Staatsmedien überschlagen sich mit Meldungen über Plünderungen, Brandschatzungen, hunderte, wenn nicht tausende Tote. Die Rede ist von Russen, die wahllos Städte bombardieren, und Georgiern, die Völkermord verüben. Die Medien in Moskau und Tiflis führen beim Blutvergießen im Südkaukasus ihren eigenen Informationskrieg, der aus Sicht von Experten nicht weniger über Sieg oder Niederlage entscheidet als die Waffengewalt. Aber die Wahrheit starb auch in diesem Krieg zuerst. Mindestens vier Journalisten verloren im Kampf um Nachrichten aus erster Hand ihr Leben.
Die Großmacht Russland hat neben einer gewaltigen Armee und Geheimdiensten auch eine riesige PR- und staatliche Medienmaschinerie in Gang gesetzt. Auch die Regierung in Tiflis hat ihre Staatsmedien – vor allem das Fernsehen – voll im Griff. So wird die Wahrnehmung in den Wohnzimmern der Welt gesteuert. Die Informationslage in diesem Konflikt ist schwierig. In Tiflis hat die Führung russische Fernsehsender abgeschaltet, Internetseiten sind dauerhaft blockiert oder Gegenstand von Hacker-Angriffen, wie etwa das Nachrichtenportal Civil Georgia bestätigt.
"Im Vergleich zu den Russen sind die georgischen Mittel so begrenzt. Wir denken, dass es wichtig ist, dass die georgische Seite auch zu Wort kommt", sagt Christina Roosen von der Kommunikationsagentur Aspectconsulting in Brüssel. Die Firma organisiert für den georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili und die Regierung in Tiflis Kontakte zu Journalisten.
So flehte Saakaschwili am Mittwoch erneut bei einer Telefonkonferenz: "Bitte, bitte, sagt der Welt die Wahrheit!" Er warnte im Gespräch mit westlichen Reportern vor einem groß angelegten Eroberungskrieg Russlands. Saakaschwili schilderte sogar, dass seine holländische Frau Sandra bei gefangenen russischen Piloten im Krankenhaus von Tiflis Besuche abgestattet habe. Dann warf er russischen Soldaten "eine barbarische Okkupation" vor.
Saakaschwili behauptete, Moskau und nicht Tiflis habe die südossetische Hauptstadt Zchinwali zerbombt. "Das massive Einwirken auf die Medien bis hin zu Desinformation und Zensur sind nicht einfach Begleiterscheinungen des Krieges - sie sind zentrale Faktoren im Kalkül der kämpfenden Parteien", heißt es in einer Analyse der deutsche Bundeszentrale für politische Bildung.
Aus der umkämpften südossetischen Region waren zuvor Vorwürfe von Politikern laut geworden, die Georgier würden heimlich Opfer der Gegenseite in Massengräbern verscharren, um Beweise zu vernichten. Bei der Schilderung der Gräueltaten – Leichenberge in den Straßen, Verwesungsgeruch überall – gab es keine Grenzen. Das russische Staatsfernsehen zeigte "das von den Georgiern zerstörte Zchinwali", das georgische Staatsfernsehen die Anwesenheit von EU-Politikern in Tiflis als Zeichen der internationalen Solidarität mit Georgien.
Auch Russland versuchte sich mit Beistand etwa des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy zu schmücken. Der Gast aus Paris hatte ganz im Sinne des Kremls Russland das Recht auf Verteidigung seiner Bürger im Ausland – in diesem Fall in Südossetien – zuerkannt. In dem Medienkrieg sind solche Bewertungen wichtige Munition. Das russische Staatsfernsehen zeigte den ganzen Tag Bilder von Flüchtlingen, Frauen mit Kindern. Kremlchef Dmitri Medwedew, Regierungschef Wladimir Putin und der Generaloberst Anatoli Nogowizyn präsentierten sich im Dauereinsatz wie aus dem Ei gepellt ihren Zuschauern. Die wichtigste Botschaft: Wir beschützen unsere Landsleute!
Für Informationen aus erster Hand riskierten auch am Mittwoch wieder viele Journalisten ihr Leben. "Aber zum Schluss können die Korrespondenten auch nicht sagen, ob es 100 oder 1000 Tote gegeben hat", sagt Miodrag Soric, Chefredakteur von Deutsche Welle Radio und Leiter der Osteuropa-Programme. Wie andere Medien auch hat der deutsche Sender Reporter auf beiden Seiten. Das Interesse aus der Region an deutschen Positionen zum Konflikt sei groß, weil Deutschland als "ehrlicher Makler" wahrgenommen werde. (Ulf Mauder, dpa) / (pmz/c't)
Quote13. August 2008 20:17
Wahrheit ist überstrapaziert
OilJunkie.XL (17 Beiträge seit 24.07.08)
Es gibt nichts wahres. Nur Macht.
Wer die hat, bestimmt die Wahrheit.
Quote13. August 2008 22:30
Im Krieg sei die Wahrheit so kostbar,
Stephan_Bs (mehr als 1000 Beiträge seit 10.06.05)
dass sie mit einer Leibgarde von Lügen umgeben werden müsse.
Angelehnt an diese Feststellung Churchills sollte man weder den
russischen Vorwürfen wegen ethnischen Säuberungen noch den
georgischen Angaben über russische Kriegsziele viel glauben schenken.
Weder wollte Georgien einfach nur ihr Territorium zurückgewinnen,
noch war Russland schneller Retter in der Not.
Jeder der ein wenig mit großen Organisationen zu tun hatte, oder
selber eine Armeezeit abgesessen hat, kann sich wohl gut vorstellen,
das ganze Panzerarmeen und Seeblockaden nicht mal eben so in wenigen
Stunden gefechtsbereit sind. Das war von beiden Seiten lange
vorbereitet, und konkret am Tage des Ausbruchs war von der
Erbsensuppe über Treibstoff bis zur Raketenmunition alles bereit,
verpackt und auf den richtigen LKW verladen.
Mir braucht niemand erzählen, da wäre spontan auf irgendwas reagiert
worden, von keiner Seite.
Für jeden Krieg gibt es Ursachen, Gründe und schlussendlich einen
Anlass, der die aktiven Feindseligkeiten startet.
Der georgische Angriff war nur der letzte Anlass des Krieges. Und aus
der Geschichte vom Sender Gleiwitz bis zu unauffindbaren irakischen
Massenvernichtungswaffen wissen wir: Anlässe sind nie der Grund für
einen Krieg und noch seltener wahrheitsgemäß erzählt.
Ziviles Leid, das durch den vorbereiteten Krieg ja erst entsteht, als
Begründung zu nehmen den Krieg zu führen, finde ich nur noch
widerlich.
Dann wird auch noch abgewogen wer wohl beschissener dran ist: Die
durch die erste Welle vertriebenen Osseten oder doch die in Ossetien
lebenden Georgier bei der russischen Besatzung oder vielleicht doch
die Ausgebombten?
WIDERLICHE Rechtfertigungsversuche.
Ich glaube weder dem russischen Zarenduo, noch dem georgischen
Populisten auch nur ein einziges Wort.
Vielleicht erfahren wir in 20 Jahren von einem Geschichtsforscher die
genaueren Abläufe, wenn ehemalige Soldaten und Zeugen ohne Druck
Aussagen können.
Quote14. August 2008 08:11
Re: Im Krieg sei die Wahrheit so kostbar,
Werner (mehr als 1000 Beiträge seit 07.01.00)
Stephan_Bs schrieb am 13. August 2008 22:30
[...]
> Ich glaube weder dem russischen Zarenduo, noch dem georgischen
> Populisten auch nur ein einziges Wort.
Zumindest eines muß man den Russen zugestehen, keine
Flächenbombardments, keine zerstörten Kraftwerke, wenige zivile Opfer
> Vielleicht erfahren wir in 20 Jahren von einem Geschichtsforscher die
> genaueren Abläufe, wenn ehemalige Soldaten und Zeugen ohne Druck
> Aussagen können.
Wir wisse bis heute nur, dass Kennedy tot ist, warum er starb ist
unklar
Quote13. August 2008 23:25
ARD-Reportage: Es begann alles mit einer Lüge.
G-Punkt (mehr als 1000 Beiträge seit 06.01.00)
Es geht um die Bombardierung Serbiens durch die NATO.
Ex-Verteidigungsminister Rugolf Scharping in 4-5 Lügen ertappt. Der
Ex-Nato Sprecher Jamie Shea meint noch lachend, dass die deutschen
Politiker (Schröder, Fischer, Scharping) ihre Rolle hervorragend
gespielt haben!
Wird es irgend wann auch eine solche Reportage über Georgien geben?
http://www.youtube.com/watch?v=HBHefedY4fw&feature=related (http://www.youtube.com/watch?v=HBHefedY4fw&feature=related)
G-Punkt
Quote14. August 2008 01:02
8 minuten und 20 sekunden.
leser23 (28 Beiträge seit 04.12.07)
Habe heute mal die Zeit in den Nachrichten gemessen wie lange über
die bösen Russen gesprochen wurde und wie lange sendezeit blib um den
Massenmord der Georgier zu kritisieren.
8 minuten - böse Russen
20 sekunden - war ja nicht so klug was die Georgier da gemacht haben.
Das sagt alles.
Quote14. August 2008 08:43
Re: Wer sind denn nun die Guten und wer die Bösen?
fremsley (mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.00)
Das ist gar nicht so einfach zu entscheiden.
Ein im eigenen Lande nicht besonders beliebter
Bonsai-Despot laesst seine Truppen in einen
abtruennigen Teil des Staatsgebietes
einmarschieren. Erstens, um die Russen aergern
und zweitens, um auf einer nationalistischen
Laola-Welle aus dem Sympathie-Keller zu reiten.
Nicht sehr nett, in Anbetracht der Toten und
Verletzten, aber voelkerrechtlich voellig
legitim.
Der grosse Nachbar Russland tappt voellig
besinnungslos in die aufgestellte Falle und
marschiert ebenfalls ein, um die georgischen
Truppen wieder ueber die Demarkationslinie zu
jagen, die sich aber schon rechtzeitig aus dem
Staub gemacht haben, weil sie der russischen
Armee militaerisch absolut nichts
entgegenzusetzen haben. Voelkerrechtlich nennt
man das einen Angriffskrieg auf einen souveraenen
Staat.
Der Westen jubieliert: Boeses, boeses Russland
und selbst die Ukraine kann einmal gefahrlos
dem ungeliebten Nachbarn die Muckis zeigen,
indem sie damit droht, die russische
Schwarzmeerflotte in Sewastopol zu internieren.
Nicht sehr realistisch angesichts der Tatsache,
dass die Bevoelkerung dieser Stadt zu ca. 10%
aus Angehoerigen eben dieser Flotte besteht.
Aber: voelkerechtlich voellig okay, denn genau
das machen neutrale Staaten im Kriegsfall.
Fazit: ein geschickt eingeleiteter Propaganda-
Coup auf Kosten der Bevoelkerung Sueossetiens.
Aber deren Schicksal interessiert sowieso
niemand, weder im Westen noch in Russland.
MfG
Aus: "Kampf um Wahrheit - Zwischen Moskau und Tiflis tobt der Medienkrieg" (13.08.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Kampf-um-Wahrheit-Zwischen-Moskau-und-Tiflis-tobt-der-Medienkrieg--/meldung/114238 (http://www.heise.de/newsticker/Kampf-um-Wahrheit-Zwischen-Moskau-und-Tiflis-tobt-der-Medienkrieg--/meldung/114238)
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Quote[...] Georgien hat seit dem Regierungsantritt des amtierenden Präsidenten Saakaschwili sein Verteidigungsbudget mehr als versiebenfacht. Die georgischen Streitkräfte wurden von amerikanischen und israelischen Militärberatern in moderner Kriegsführung geschult. Militärisch hatte das kleine Georgien der Großmacht Russland trotzdem nicht viel entgegenzusetzen. In einem militärischen Teilbereich konnte Georgien allerdings glänzen und den Gegner auf allen Feldern in die Schranken verweisen. Die ,,Psychologische Kriegsführung" ist ein militärisches Fachgebiet, das sich mit der Beeinflussung und Manipulation gegnerischer Streitkräfte und der Öffentlichkeit gegnerischer, neutraler und befreundeter Staaten befasst. Sie ist damit die militärische Schwester der ,,Public Relations" und wird in einer weltweiten Mediengesellschaft immer wichtiger.
Wenn in einem Wald ein Baum umfällt und niemand ist da der es hört, hat es dann ein Geräusch dabei gegeben? Gibt es eine Wahrheit, wenn niemand sie kennt? In den westlichen Demokratien ist der Krieg nicht sonderlich beliebt. Der Wähler mag keine Politiker, die große Teile seiner Steuergelder für Militär und Kriege ausgeben und er versteht von sich aus nicht, warum einige Länder der Achse des Bösen angehören sollen. Um den Wähler von der Notwendigkeit dieser Ausgaben und der Richtigkeit einer ausgrenzenden und feindlichen Außenpolitik zu überzeugen, muss ihm glaubhaft gemacht werden, dass dies auch in seinem Interesse sind. Ein Bedrohungsszenario eignet sich dafür recht gut, wie auch die gefühlte Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus in Deutschland belegt. Menschliches Mitleid ist ein weiterer Punkt. Wenn ein großes Land ein kleines überfällt und dabei mordet, brandschatzt und plündert, so wird dies beim Betrachter als Ungerechtigkeit aufgefasst, die korrigiert werden muss. Problematisch wird es allerdings, wenn die Nation, der die Solidarität der Regierenden gehört, sich nicht so benimmt, dass ein teures und riskantes Engagement für diese Nation dem Wähler zu vermitteln wäre. Zur Lösung dieses Problems gibt es die "Psychologische Kriegsführung" und spezielle PR-Agenturen, die sich auf dieses Fachgebiet spezialisiert haben.
Weltweit werden im Marketingbereich jährlich über 1.000 Mrd. US$ ausgegeben. Wissenschaftlich perfektionierte Methoden sorgen dafür, dass der Großstädter den Wunsch hat, sich einen teuren und umweltfeindlichen Geländewagen zu kaufen und im Supermarkt gerne zum Markenprodukt greift, das wesentlich teurer als das No-Name Produkt ist. Marketing zielt tiefenpsychologisch auf das Unbewusste und hebelt rationale Prozesse aus. ,,Psychologische Kriegsführung" nutzt diese Mechanismen, um den Bürger in einem militärischen Konflikt auf die ,,richtige" Seite zu bringen. Die Grenzen zwischen klassischer PR und ,,Psychologischer Kriegsführung" sind fließend. Die ,,Brutkastenlüge" wurde von der PR-Agentur Hill & Knowlton konzipiert und hatte bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Unterstützung der US-Politik im Vorfeld der Zweiten Golfkrieges. Georgien wird in den Bereichen Medien- und Politikkommunikation von der PR-Agentur Aspect Consulting beraten. Deren Gründer und Senior-Partner James Hunt war zuletzt in der Geschäftsführung von Hill & Knowlton. Er arbeite während der Brent-Spar Krise für Shell, polierte das Image von McDonalds während der BSE-Krise auf und wischte die Bedenken der Gegner genetisch manipulierter Saatgüter vom Tisch. Der Georgien-Krieg ist allerdings sein Meisterstück und seine Arbeit kann getrost als meisterlich gewertet werden.
Vom ersten Moment an hatte Georgien die Lufthoheit im Krieg um die Wahrheit in den Köpfen inne. Die Krisen-PR war dabei generalstabsmäßig geplant. Am Morgen der 8. August, als die georgische Armee ihre Großoffensive startete, veranstaltete der georgische Premier Lado Gurgenidze ein gut organisiertes ,,Investoren-Treffen" mit den fünfzig einflussreichsten Bankern der Wall-Street und impfte diese auf die georgische Version, das kleine Land würde von großen Nachbarn Russland brutal überfallen, obgleich zu diesem Zeitpunkt offensichtlich war, dass der Aggressor Georgien heißt. Die georgische Version wurde bereits am ersten Kriegstag nahezu Wort für Wort von den großen US-Sendern übernommen. Der smarte Präsident Saakaschwili, der an der Georgetown University in Rechtswissenschaften promovierte, suchte von Anfang an die Medienöffentlichkeit und stand CNN und BBC stets für Interviews zur Verfügung. Dort saß er dann an seinem Schreibtisch vor den Flaggen Georgiens und der EU und parlierte im fließenden Englisch. Georgien ist freilich kein Mitglied der EU aber die Botschaft war klar – wir gehören zu euch, wenn wir ,,angegriffen" werden, werdet auch ihr angegriffen.
Den Korrespondenten der westlichen Medien, die zu Beginn des Krieges in Tiflis einfielen, wurden von der PR-Agentur Aspect Consulting mit gut ausgearbeiteten Informationen und regelmäßigen E-Mail Newslettern versorgt, die die georgische Sicht der Dinge als Fakten darstellten. Die TIMES berichtet von alleine 20 Presseinformationen, die am Sonntag per Mail herausgingen, um zu belegen, dass Russland eine Invasion gestartet hätte. Einige Meldungen ließen sich schlicht nicht überprüfen, andere hätten sich zwar überprüfen lassen, was von den Medien aber aus Bequemlichkeit meist unterlassen wurde. Wieder andere Meldungen waren schlichtweg grotesk – so wurde etwa gemeldet, dass russische Jets Tiflis intensiv bombardieren würden und russische Truppen Gori eingenommen hätten. Westliche Korrespondenten in Tiflis und Gori konnten zumindest diese Meldungen schnell widerlegen.
Die russische Pressearbeit war traditionell katastrophal. Den westlichen Journalisten standen entweder keine Ansprechpartner zur Verfügung oder diese blockten alle Anfragen ab – dies ist in Russland allerdings vollkommen normal. Was überblieb, waren Agenturmeldungen von RIA-Novosti und Interfax, die bereits im Tonfall nicht eben nach neutralen Informationen klangen und nicht durch Stellen in der Politik oder dem Militär bestätigt wurden. Russland verfolgte auch im Georgien-Krieg seine Politik, westlichen Journalisten keinen Zugang zur Konfliktzone zu gestatten. Georgien karrte die Journalisten in ,,genehme" Konfliktzonen und sorgte so dafür, dass Bilder der bombardierten Wohngebäude in Gori um die Welt gingen, während Agenturphotographen und westliche Kamerateams in Südossetien keine Bilder machen konnten. Dass dadurch der Eindruck entstand, Russland würde einen Krieg gegen die georgische Zivilbevölkerung führen, ist kaum zu vermeiden. Die Macht der Bilder war den georgischen Spin-Doctors bekannt, Russland versagte auf diesem Gebiet kläglich. Man war in Russland vor allem auf die Rezeption im eigenen Lande konzentriert und schenkte der öffentlichen Meinung des Westens kaum Beachtung.
Die russische Arroganz hat dazu geführt, dass die georgische Version der Geschehnisse sich in den Köpfen der westlichen Medienkonsumenten festgesetzt hat. Kommentatoren sind auf diesen Zug aufgesprungen und passten ihrerseits die mediale Gemengelage in ihr Weltbild ein. Unabhängige Experten, wie Segbers, Rahr oder Krone-Schmalz kamen in den deutschen Medien freilich auch zu Wort, aber bereits die Überschriften wiesen den Weg, wohin die Berichterstattung geht. "Russlands Gas riecht nun nach georgischem Blut" ließ SPON seine Leser durch den Mund David Darchiaschwilis wissen. Darchiaschwili ist – wie die Hälfte der neuen georgischen Elite – ein Zögling von amerikanischen Think-Tanks, wie George Soros Open Society. Ein PR-Profi, der weiß, wie man westliche Medien in ihrem Wunsch nach ,,peppigen Schlagzeilen" bedient.
Deutsche und britische Medien sind jedoch im Vergleich zur US-Konkurrenz geradezu sachlich. In den US-Medien gibt es kaum einen Zweifel an der georgischen Sichtweise und selbst liberale Kommentatoren schlagen kräftig auf die georgische PR-Trommel. Saakaschwili ist auf CNN Dauergast, wenn er vom ,,George-Bush Boulvard" in Tiflis spricht, sagt er schon mal, dieser sei nach ,,unserem"(sic!) Präsidenten benannt. Die konfrontative bis bellizistische Linie der US-Mainstreammedien überrascht wenig, das offensichtliche Desinteresse der alternativen US-Medien schon eher. Auf den unabhängigen liberalen Internetplattformen, wie Mother-Jones, Foreign-Policy in Focus, Commons Dreams, Counterpunch oder The American Prospect wird das Thema entweder ignoriert oder herzergreifend naiv angefasst – es ginge nur um Öl (das Standardargument ,,progressiver" Amerikaner) und das ganze solle man so und so nicht überbewerten. Zu den offensichtlichen Medienmanipulationen und Verdrehungen kein Wort.
Vergleicht man die Naivität, mit der viele deutsche Medien der ,,Psychologischen Kriegsführung" Georgiens auf den Leim gingen oder in einigen Fällen sicher auch gehen wollten, so ist die Zurückhaltung seitens der Politik bemerkenswert. Springen sonst Hinterbänkler auf jedes Schwein, das durchs mediale Dorf getrieben wird, verhielt sich die deutsche Politik während des Georgien-Krieges erfreulich verantwortungsvoll. Die Medien sollten sich abseits jeglicher Quoten und Klickzahlen jedoch einmal selbstkritisch mit ihrer Berichterstattung auseinandersetzen. Der Michel will bei komplexen Fragen an die Hand genommen werden. Er will sich keine eigene Meinung bilden, sondern eine Interpretation der Ereignisse von verantwortungsvollen Journalisten mundgerecht serviert bekommen. Die Medien nehmen dabei eine sehr wichtige Aufgabe wahr. Ob sie sich dieser Verantwortung bewusst sind?
Es wäre falsch, anzunehmen, dass die Politik sich von der Berichterstattung der Medien nicht beeinflussen ließe. Politiker wollen gewählt werden und es ist dabei taktisch unklug, sich gegen die öffentliche Meinung zu stellen. Dies ist ja auch das Ziel ,,Psychologischer Kriegsführung". Auf dem Schlachtfeld der US-Medien hat die georgische Kriegsführung einen Kantersieg eingefahren. Die Folge wird eine zunehmend antirussische Politik sein, wie sie vor allem von den NeoCons schon lange Zeit gefordert wird. War eine solche Konfrontationspolitik bislang nur in einem kleineren politischen Spektrum auf der Agenda, so darf sie heute als ,,common sense" gelten. Die Folgen werden wir alle zu tragen haben und das stimmt wenig optimistisch.
Jens Berger
Zum Thema:
Yasha Levine - The CNN Effect: Georgia Schools Russia in Information Warfare
Tony Halpin und Roger Boyes - Georgia loses the fight with Russia, but manages to win the PR war
Mark Tran - Mikhail Saakashvili: the media's man in Tibilisi
Andrei Fedyashin - Saakashvili as a propaganda phenomenon
Andreas Fecke - Kaukasuskrieg und internationaler Propagandakrieg
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Quote[...]
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· Avantgarde am 15. August 2008 um 19:08 - Permalink
Was würde eigentlich passieren, wenn morgen die serbische Armee in Pristina einmarschiert, amerikanische KFOR-Soldaten und haufenweise Zivilisten tötet, rumbombardiert?
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· Spiegelfechter am 15. August 2008 um 19:09 - Permalink
@Avantgarde
Das ist doch was GANZ anderes!!! WIR sind doch die GUTEN!!! *fg*
[...]
Avantgarde am 15. August 2008 um 19:34 - Permalink
Ohne hier die Russen zu sehr als "unschuldig" zu betrachten (das sind sie nicht), stellen sich mir jede Menge Fragen:
1) Warum wurde Georgien plötzlich dermaßen extrem aufgerüstet?
2) Warum wussten die Amerikaner angeblich nichts vorher?
3) Warum marschiert Georgien ausgerechnet zu einem strategisch so "günstigem" Datum ein?
4) Warum tut die georgische Armee nicht das Naheliegende und sprengt den Tunnel, durch den die russischen Panzer kommen würden?
5) Warum glaubt Georgien, es könne russische Soldaten töten, ohne dass Russland eingreift?
6) Was verspricht sich Georgien vom Einmarsch in ein wirtschaftlich völlig uninteressante Gebiet, das mit Sicherheit auch "besetzt" nicht wieder georgisch werden will?
7) Warum marschiert man nicht gleichzeitig in Abchasien ein, wo doch absehbar ist, dass es dort sofort ebenfalls krachen wird und man die zweite Front bekommen wird?
8) Warum erfährt man fast nichts von der Resolution des Sicherheitsrats, die Russland schon am 8.8., VOR dem russischen Einmarsch gefordert hat?
9) Wieso "traut" sich die Ukraine, die Rückkehr der russischen Schwarzmeerflotte auf die Krim zu blockieren? (Wie denn?)
10) Warum unterschreibt Polen, dass sich bei der Raketenabwehr bisher so zierte, jetzt plötzlich den Vertrag?
Kardinalfrage: Ist Saakashvili nur ein durchgeknallter größenwahnsinniger Nationalist, oder ein Neocon-Maulwurf, den man rechtzeitig ausgeflogen hätte, um einen sehr reichen Ruhestand zu verleben?
[...]
Sulukol am 17. August 2008 um 12:35 - Permalink
Schaue gerade "Internationale Frühschoppen" auf "Phoenix". Ziemlich peinlich.
Quelle: http://www.spiegelfechter.com/wordpress/388/psychologische-kriegsfuhrung (http://www.spiegelfechter.com/wordpress/388/psychologische-kriegsfuhrung) (15. August 2008 von Spiegelfechter)
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Quote[...] Seit Beginn der Kämpfe vier Journalisten getötet, vier vorübergehend verhaftet
Der niederländische Kameramann Stan Storemans (,,RTL 4") wurde gestern Abend bei einem russischen Bombenangriff auf die georgische Stadt Gori getötet, sein Kollege und Moskaukorrespondent des Senders, Jeroen Akkermans, erlitt Verletzungen. Ebenfalls gestern starben ein georgischer Reporter der russischen Ausgabe von ,,Newsweek" und sein Fahrer, als eine Granate ihr Fahrzeug im Zentrum von Gori traf.
Bereits am 10. August wurden die georgischen Journalisten Grigol Chikhladze, Chef von ,,Alania TV", und Alexander Klimchuk, Chef der Nachrichtenagentur ,,Caucasus Press Images" sowie Korrespondent der ,,Agenur Itar-Tas", von ossetischen Unabhängigkeitskämpfern erschossen, als sie eine Straßensperre umfahren wollten.
,,Vier Journalisten und ein Fahrer kamen seit Beginn der Kampfhandlungen in Südossetien schon ums Leben. Mindestens vier weitere Journalisten wurden verletzt", sagte Reporter ohne Grenzen (ROG). ,,Diese Zahlen sind erschreckend. Alle an den Kämpfen beteiligten Parteien müssen sicherstellen, dass ihre Truppen die Arbeit der Medien respektieren und Journalisten nicht zur Zielscheibe machen."
Die russische Armee hatte zudem vier türkische Reporter in Südossetien für mehrere Stunden festgehalten und befragt. Inzwischen sind Hilmi Hacaoglu vom türkischen Sender,,NTV" und sein Kameramann Cumhur Catkaya wieder frei, ebenso wie Levent Oztürk vom türkischen Sender ,,Kanaltürk" und dessen Kameramann Giray Ervin.
Reporter ohne Grenzen hatte die umgehende Freilassung der vier Journalisten gefordert und erneut darauf hingewiesen, dass Kriegsberichterstatter als Zivilisten gelten und als solche international geschützt sind. ,,Sie dürfen nicht wegen ihrer Arbeit angegriffen oder festgenommen werden", so ROG.
Auis: "Georgien/Südossetien: Seit Beginn der Kämpfe vier Journalisten getötet, vier vorübergehend verhaftet" (12.08.08)
Quelle: http://www.reporter-ohne-grenzen.de/presse/pressemitteilungen/news-nachrichten-single/article/1/seit-beginn-der-kaempfe-vier-journalisten-getoetet-vier-voruebergehend-verhaftet.html (http://www.reporter-ohne-grenzen.de/presse/pressemitteilungen/news-nachrichten-single/article/1/seit-beginn-der-kaempfe-vier-journalisten-getoetet-vier-voruebergehend-verhaftet.html)
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Quote[...] In der Lobby des Fünfsterne-Hotels Marriott in Tiflis sitzt Patrick Worms mit seinen Mitarbeitern in tiefen Sesseln. Was die georgische Regierung der Welt mitteilen will, das tut sie über Worms Brüsseler PR-Beratungsfirma "aspect consulting". Neben ihm liegen frischgedruckte Aufkleber mit der Aufschrift "Stop Russia" oder "Georgien. Vier Jahrhunderte Widerstand" sowie DVDs mit Fotos und Filmen russischer Angriffe - völlig unkommentiert, ohne Angaben von Ort und Datum. Aus der Hotellobby am Rustaweli-Prospekt werden fast pausenlos E-mails an die Journalisten. verschickt. "Vor vier Jahren habe ich mit zwei anderen die Firma gegründet", sagt Patrick Worms. "Jetzt sind wir über zwanzig Mitarbeiter, zwölf davon sind dauerhaft mit Georgien beschäftigt." Zur Zeit noch "ohne Vertrag, ohne Geld". Georgien ist ein ungewöhnlicher Kunde.
Gerade hat Worms Firma das Hauptproblem der georgischen Öffentlichkeitsarbeit angepackt - die Frage, warum denn Georgien in Südossetien einmarschiert ist und sich so dem übermächtigen Nachbarn auslieferte. Das soll Premierminister Labo Gurgenidze der Presse erklären - wie neuerdings üblich in einer Telefonkonferenz, zu der man sich über eine Nummer in den Vereinigten Staaten einwählt. Auf dem Umweg über die USA ist für die Reporter in Tiflis leider nur schwer zu verstehen, was Gurgenidze - der wahrscheinlich nur wenige Kilometer entfernt in seinem Büro sitzt - zu den Schießereien der Südosseten zu sagen hat. Die Arbeit der Medien ist ortlos geworden, ortlos wie die Bilder auf Patrick Worms DVD. Digitale "Fact Sheets" mit Angaben zu ethnischen Säuberungen der Osseten samt Handynummern der Opfer gehen in alle Welt und erzählen von Dörfern, deren Namen die Journalisten das erste Mal hören.
...
[...] Mehr als hunderttausend Menschen sind durch den Krieg um Südossetien zu Flüchtlingen geworden. Das schätzt Christoph Bierwirth, der für das Flüchtlingshilfswerk UNHCR arbeitet. Zunächst floh ein Teil der südossetischen Bevölkerung nach Norden, nach Russland - bis zu 30 000 Menschen. Dann sind wohl 15 000 Georgier aus Südossetien nach Süden geflohen, praktisch alle Georgier, die dort lebten. Hinzu kämen Flüchtlinge aus der Stadt Gori, aus den Dörfern an der Grenze zu Südossetien, aus dem Khodori-Tal und aus der Stadt Zugdidi an der Grenze zu Abchasien. Wie viele Flüchtlinge noch in Südossetien selbst herum irren, weiß das UNHCR nicht - es ist dort nicht vertreten. Die Versorgung der Menschen ist schwierig, solange immer noch Straßen gesperrt sind.
...
Aus: "Zwischen den Fronten" - Versprengte Truppen, erschöpfte Flüchtlinge und Journalisten auf der Suche nach der Wahrheit - unterwegs in Georgien, einem Land ohne Gewissheiten - Von Christian Esch
Christian Esch (Archiv » 2008 » 16. August » Seite 3)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0816/seite3/0003/index.html (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0816/seite3/0003/index.html)
Quote[...] Die Gewalt in Afghanistan hat in diesem Jahr dramatisch zugenommen. Nach einer Zählung der AP kamen seit Jahresbeginn mehr als 3400 Menschen bei Anschlägen und Kämpfen ums Leben.
Aus: "Sarkozy in Afghanistan - "Es geht um einen Teil der Freiheit"" (20.08.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/999/306956/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/999/306956/text/)
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Quote[...] Peter Strutynskii: [...] Die großen Mächte versuchen, die ökonomische, politische und militärische Macht der USA zu begrenzen, indem sie sich selbst als Global Players ins Gedächtnis bringen. Denken Sie an China, an Russland, aber auch an Indien oder an Lateinamerika, in dem sich erstaunliche Ablösungsprozesse von den USA abspielen. Neuvermessung bedeutet, dass große Mächte versuchen, ihre Interessen und geostrategischen Positionen in der Welt zu verbessern, weil sie in Zukunft eher als ökonomische und politische Konkurrenten dastehen.
Hat das auch mit den knapper werden fossilen Energieressourcen zu tun?
Peter Strutynski: Ja. Um die hat ein globaler Wettlauf begonnen. Daraus ergeben sich natürlich auch jede Menge Spannungen und Konflikte. Und es hängt mit der gegenwärtigen Kriegspolitik vor allem der Vereinigten Staaten zusammen. Der so genannte Anti-Terror-Krieg hält im Grunde genommen dafür her, geostrategische und Rohstoff-Interessen überall in der Welt zu vertreten. Das ist ein ganz großes Problem.
Beispiel Afghanistan: Sie fordern einen Rückzug der Truppen, wie sollen Ihrer Meinung nach die Aufbauprojekte im Land ohne militärische Unterstützung weiter aufrecht erhalten werden?
Strutynski: Die meisten humanitären Organsiationen, die dort arbeiten, sagen immer wieder, dass sich das Militär fern halten soll, weil sie sonst ihre Arbeit nicht machen können. Deswegen kann es für Afghanistan nur eine Chance geben, wenn die fremde Besatzung abzieht, die von 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung kritisiert wird, dass muss man ja auch mal sehen.
Ist das nicht etwas naiv gedacht?
Peter Strutynski: Nicht von heute auf morgen, das wäre wirklich blauäugig. Aber wer so weitermacht wie bisher, der sieht ja, dass es sechs Jahre nach Beginn des Krieges nichts gebracht hat. Im Gegenteil.
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Aus: ""Ein globaler Wettlauf um Energieressourcen"" (Hessisch-Niedersächsische Allgemeine, 1. Dezember 2007)
Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/rat/2007/presse2.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/rat/2007/presse2.html)
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Quote[...] "Die beste Weise, Euren Kameraden die Treue zu halten, ist es, weiter zu machen, den Kopf zu heben, professionell zu handeln", sagte Sarkozy vor französischen Soldaten der NATO-Schutztruppe ISAF im Stützpunkt Warehouse in einem Vorort von Kabul. Der Afghanistan-Einsatz sei "unerlässlich" im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. "Warum sind wir hier? Weil es hier um einen Teil der Freiheit in der Welt geht", sagte Sarkozy.
Aus: "Zehn Soldaten gefallen - Sarkozy in Afghanistan" (Mittwoch, 20. August 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/Zehn_Soldaten_gefallen_Sarkozy_in_Afghanistan/200820083909/1011144.html (http://www.n-tv.de/Zehn_Soldaten_gefallen_Sarkozy_in_Afghanistan/200820083909/1011144.html)
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Quote[...] Sarkozys Regierungspartei UMP verteidigte den Einsatz. Generalsekretär Patrick Devedjian warnte davor, den Tod der Soldaten "zu nutzen, um Parteipolemik zu entfachen". Er erklärte: "Wir würden damit in die Falle stürzen, die uns die Taliban stellen, deren spektakuläre Aktionen der jüngsten Zeit unsere Festigkeit erschüttern sollen." Man schulde den Toten die Fortsetzung des Kampfes. Die UMP-Führung erklärte, der Kampf sei nötig, um Afghanistan der Finsternis zu entreißen und "die terroristische Bedrohung auszuradieren".
Aus: "ANSCHLAG IN AFGHANISTAN - Frankreichs Opposition treibt Sarkozy in die Enge" (19.08.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,573122,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,573122,00.html)
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Quote[...] Eine Patrouille habe in der Provinz Helmand bewaffnete Aufständische auf einem Hausdach entdeckt und drei Raketen auf das Gebäude abgeschossen. In dem Haus seien die Zivilisten gewesen. «Die ISAF bedauert diese Tragödie zutiefst, wenn Frauen und Kinder getötet und verletzt werden», hiess es in einer Mitteilung.
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Aus: "Britische Soldaten töten in Afghanistan irrtümlich vier Zivilisten" (Quelle: sda / Montag, 18. August 2008)
Quelle: http://www.nachrichten.ch/detail/317270.htm (http://www.nachrichten.ch/detail/317270.htm)
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Quote[...] Kabul (Afghanistan), 09.09.2008 – Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat gestern einen Bericht veröffentlicht, wonach sich die Zahl der zivilen Opfer, die bei Luftangriffen der US- und NATO-Truppen in Afghanistan ums Leben gekommen sind, zwischen 2006 und 2007 beinahe verdreifacht hat. Für dieses Jahr wird eine noch höhere Zahl erwartet. Die Vorwürfe vom HRW richten sich nicht nur gegen die US- und NATO Truppen im Land, sondern auch gegen die Taliban und deren Einsatz von menschlichen Schutzschildern.
Einer HRW-Pressemitteilung ist zu entnehmen, dass die Menschenrechtsorganisation die Präsenz der Soldaten in Afghanistan nicht prinzipiell ablehnt. Sie stellt aber fest, dass die steigende Zahl an zivilen Opfern die Versuche, die Zustimmung der Bevölkerung für die multinationalen Truppen und deren Bemühungen um Sicherheit zu gewinnen, untergrabe. Laut dem HRW-Bericht hat sich nach einer Strategieänderung im Sommer 2007 die Zahl der zivilen Opfer verringert. Zuvor war das Thema unter anderem in Folge eines Luftangriffs auf eine Hochzeitsfeier am 6. Juli 2007 in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt worden.
Die meisten zivilen Opfer gibt es laut HRW-Bericht nicht in Folge von geplanten Luftangriffen, sondern, wenn es zur Unterstützung der Bodentruppen in Notfallsituationen zu ungeplanten Angriffen aus der Luft komme. 2006 starben im Afghanistan-Krieg, so HRW, 929 Zivilisten; 2007 waren es mindestens 1.633. In einem Interview mit ,,Democracy Now" erklärt die Afghanistan-Korrespondentin von Associated Press, Kathy Gannon, diesen Sachverhalt wie folgt: Die internationalen Truppen müssten sich oft dafür entscheiden, die Leben ihrer eigenen Soldaten mit Luftangriffen auf Kosten der Zivilbevölkerung zu schützen. Auch der afghanische Präsident Hamid Karzai habe gesagt, das Ausmaß der Luftschläge müsse verkleinert werden oder es dürfe nur noch strategisch geplante Luftangriffe geben.
Im Zusammenhang mit den zivilen Opfern übt HRW deutliche Kritik an der US-Regierung. Anstatt die Vorfälle gründlich zu untersuchen, streite sie die Verantwortung zumeist sofort ab und mache ausschließlich die Taliban für die toten Zivilisten verantwortlich. Wenn es zu Untersuchungen komme, seien diese unilateral und intransparent.
Aus: "Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan gestiegen" (Veröffentlicht: 10:21, 9. Sep. 2008 (CEST))
Quelle: http://de.wikinews.org/wiki/Zahl_der_zivilen_Opfer_in_Afghanistan_gestiegen (http://de.wikinews.org/wiki/Zahl_der_zivilen_Opfer_in_Afghanistan_gestiegen)
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Quote[...] Insgesamt seien 330 Zivilisten im vergangenen Monat getötet worden, teilte UN-Menschenrechtskommissarin Navanethem Pillay am Dienstag mit. Zu den Opfern zählte sie auch die über 90 Opfer eines Luftangriffs der internationalen Truppen im Bezirk Schindand.
Seit Beginn des Jahres wurden laut UNO insgesamt 1445 Zivilisten in Afghanistan Opfer von Gewalt. Dies seien 39 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Für mehr als die Hälfte der Opfer machte Pillay Aufständische verantwortlich.
Blutig war 2008 auch für die afghanischen Sicherheitskräfte. Rund 720 Polizisten kamen nach Angaben des afghanischen Innenministeriums in den vergangenen sechs Monaten gewaltsam ums Leben. Die Mehrzahl sei Angriffen der Taliban zum Opfer gefallen. ,,Die Angriffe der Terroristen nehmen zu", warnte ein Ministeriumssprecher in Kabul. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 1119 Polizisten getötet.
...
Aus: "Afghanistan - Monat August fordert die meisten Todesopfer bei Zivilisten seit 2001" (16.09.08) AFP
Quelle: http://www.focus.de/panorama/welt/afghanistan-monat-august-fordert-die-meisten-todesopfer-bei-zivilisten-seit-2001_aid_333799.html (http://www.focus.de/panorama/welt/afghanistan-monat-august-fordert-die-meisten-todesopfer-bei-zivilisten-seit-2001_aid_333799.html)
Quote[...] Die große Illusion ist ein französischer Spielfilm von Jean Renoir aus dem Jahr 1937. Er gilt als eines der großen Meisterwerke der Filmgeschichte.
[...] Erster Weltkrieg: Die französischen Offiziere de Boeldieu (Pierre Fresnay) und Maréchal (Jean Gabin) werden von der deutschen Luftwaffe unter Major von Rauffenstein (Erich von Stroheim) abgeschossen und geraten in Kriegsgefangenschaft. Im ersten Gefangenenlager beteiligen sie sich am heimlichen Bau eines unterirdischen Tunnels. Dabei lernen sie Rosenthal (Marcel Dalio) kennen, der die Gruppe mit köstlichen Konserven versorgt, die seine wohlhabenden Verwandten ihm schicken. Sie üben eine Farce im Boulevardstil ein; als während der Aufführung die Nachricht eintrifft, Fort Douaumont sei zurückerobert, stimmt Maréchal die Marseillaise an und wird dafür in Einzelhaft gesteckt, wo er fast durchdreht. Boeldieu, Maréchal und Rosenthal werden verlegt, bevor sie den Tunnel nutzen können. Nach etlichen weiteren Lagern und Fluchtversuchen werden sie und weitere Gefangene in eine als ausbruchssicher geltende süddeutsche Festung verbracht. Rauffenstein, der inzwischen selbst abgeschossen und schwer verwundet wurde, hat nun das Amt des Kommandanten des Gefängnisses inne - eine demütigende Aufgabe für den alten Kämpfer. Zwischen Boeldieu und Rauffenstein entwickelt sich eine ritterliche Freundschaft. In ausgedehnten Gesprächen beklagt Rauffenstein das Ende der alten, von ihm als glanzvoll verklärten Zeiten, während Boeldieu sich auf die neue Zeit umzustellen versucht.
[...] Weder die deutsche noch die französische Zensur konnte mit Renoirs Meisterwerk etwas anfangen: In Frankreich wurde er wegen Deutsch-Freundlichkeit, in Deutschland wegen Deutsch-Feindlichkeit zensiert.
Aus: "Die große Illusion" (25. Juni 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_gro%C3%9Fe_Illusion (http://de.wikipedia.org/wiki/Die_gro%C3%9Fe_Illusion)
QuoteDer Neutrale Standpunkt dient dazu, Themen sachlich darzustellen und den persönlichen Standpunkt des Autors zum Thema in den Hintergrund treten zu lassen. Er umfasst somit die drei Kriterien Ausgewogenheit der Standpunkte (vor allem bei kontroversen Themen), Objektivität der Darstellung und kritische Quellenauswertung zu Aussagen.
[...] Die Wahl der Worte ist wichtig. Bereits ein einzelnes Wort in einem Satz kann die Sachlichkeit zerstören ...
Aus: "Neutraler Standpunkt" (23. Juli 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:NPOV (http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:NPOV)
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Akzente der Kriegsrethorik - hier "
Untersuchung des Vorfalls"
Quote[...] Unter den Toten sollen sich 60 Kinder, sowie jeweils 15 erwachsene Frauen und Männer befunden haben. Die US-Armee sprach zunächst von einem rein militärischen Vorgehen gegen die Taliban, räumte später fünf tote Zivilisten ein.
Ein UN-Vertreter in Afghanistan, Kai Eide, berief sich bei seinen Angaben auf die Berichte von Augenzeugen. Dem zu Folge seien bis zu acht Häuser völlig zerstört worden. Unabhängige Beobachter konnten bislang nicht zur Ort des Geschehens durchdringen.
Die Kabuler Karsai-Behörden bezeichneten das Vorgehen als nicht akzeptabel. Sie fordern von den USA eine Neufassung der Verträge, auf deren Grundlage die ausländischen Truppen im Land operieren. Die USA kündigten eine eigene Untersuchung des Vorfalls an.
Aus: "Politik: Afghanistan: US-Luftwaffe tötet 60 Kinder - Massaker sollte offenbar verschwiegen werden" (Berliner Umschau, Veröffentlicht: 27. August 2008)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=27082008ArtikelPolitik1 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=27082008ArtikelPolitik1)
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Dort "
feige Anschläge":
Quote[...] Der Terroristen in Afghanistan arbeiten mit «perfiden Methoden» , ist Verteidigungsminister Jung überzeugt. Die deutschen Soldaten würden der Gewalt aber trotz des jüngsten Anschlags nicht weichen.
[...] Verteidigungsminister Franz Josef Jung hat den jüngsten Selbstmordanschlag auf deutsche Soldaten in Afghanistan scharf verurteilt. «Dieser feige Anschlag zeigt erneut, mit welch perfiden Methoden die Terroristen in Afghanistan arbeiten», sagte Jung der «Bild am Sonntag». «Dieser Gewalt werden wir nicht weichen.»
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Aus: "Jung verurteilt «
feigen Anschlag» in Afghanistan" (06. Okt 2007 11:35, ergänzt 07. Okt 2007 12:27)
Quelle: http://www.netzeitung.de/deutschland/769330.html (http://www.netzeitung.de/deutschland/769330.html)
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Quote[...] Jung sprach von einem feigen, hinterhältigen Anschlag.
[...] Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich erschüttert über den Anschlag gezeigt: "Wir verurteilen den feigen Anschlag aufs Schärfste", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch im brandenburgischen Wiesenburg.
Aus: "Afghanistan - Bundeswehrsoldat stirbt bei Anschlag"
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/:Anschlag-Afghanistan-Bundeswehrsoldat/636266.html (http://www.stern.de/politik/ausland/:Anschlag-Afghanistan-Bundeswehrsoldat/636266.html)
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Quote[...] Nach BILD.de-Information soll der feige Anschlag zu den schweren Verletzungen geführt haben, weil die Tür des Bundeswehrfahrzeugs nicht ordnungsgemäß verriegelt war und einer der beiden Soldaten nicht angeschnallt war.
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Aus: "Der
feige Taliban-Anschlag in Afghanistan Deutsche Soldaten im Koma" Von Britta Frischemeyer (2008/03/28)
Quelle: http://www.bild.de/BILD/news/politik/2008/03/28/verletzte-soldaten-/sind-im-koma.html (http://www.bild.de/BILD/news/politik/2008/03/28/verletzte-soldaten-/sind-im-koma.html)
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Quote[...] Die Gewissheit trifft uns ins Herz. Der Tod der deutschen Geisel in Afghanistan – es war ein feiger Mord.
Aus: "Obduktion enthüllt - Deutsche Afghanistan-Geisel
feige ermordet" (2007/08/02/)
Quelle: http://www.bild.de/BTO/news/2007/08/02/geisel-obduktion/afganistan-mord.html (http://www.bild.de/BTO/news/2007/08/02/geisel-obduktion/afganistan-mord.html)
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Quote[...] Die Bundesregierung verurteilte den ,,feigen Anschlag"
[...] Der Hauptfeldwebel, der die Patrouille angeführt habe, sei sofort tot gewesen. Jung verurteilte den ,,feigen, hinterhältigen Anschlag" und sprach den Angehörigen sein Beileid aus.
Aus: "Attentat auf Bundeswehr - Berlin hält an Afghanistan-Einsatz fest" (27.08.08)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/attentat-auf-bundeswehr-berlin-haelt-an-afghanistan-einsatz-fest_aid_328003.html (http://www.focus.de/politik/ausland/attentat-auf-bundeswehr-berlin-haelt-an-afghanistan-einsatz-fest_aid_328003.html)
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Quote[...] FDP-Chef Guido Westerwelle gab sich ebenso erschüttert - und unbeirrt. "Wir trauern mit den Angehörigen", sagte er SPIEGEL ONLINE. Der "barbarische, feige Mord" dürfe aber keine Auswirkungen auf den deutschen Kurs in Afghanistan haben. "Wer jetzt zurückweicht, verhilft diesen feigen Mördern zum Sieg der Unmenschlichkeit", sagte Westerwelle.
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Aus: "ANSCHLAG IN AFGHANISTAN - Bestürzung in allen Parteien" Von Florian Gathmann (15.08.2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,500070,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,500070,00.html)
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Quote[...] Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erschüttert. "Wir verurteilen den feigen Anschlag aufs Schärfste", sagte der SPD-Politiker im brandenburgischen Wiesenburg.
Aus: "Kundus - Jung verurteilt "
feigen Anschlag"" (27.08.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1584617_Jung-verurteilt-feigen-Anschlag.html (http://www.fr-online.de/top_news/1584617_Jung-verurteilt-feigen-Anschlag.html)
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Quote[...] Von einem "feigen, hinterhältigen" Anschlag sprach wenige Stunden später Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), als er in Berlin die Nachricht über den 28. deutschen Soldaten bestätigte, der seit 2002 im Afghanistan-Einsatz das Leben verlor.
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Aus: " "Feiger, hinterhältiger Anschlag" " Von Ansgar Graw (28. August 2008, 02:32 Uhr )
Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article2361812/Feiger-hinterhaeltiger-Anschlag.html (http://www.welt.de/welt_print/article2361812/Feiger-hinterhaeltiger-Anschlag.html)
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Quote[...] Der Attentäter sprengte sich zum Dienstbeginn der Diplomaten am Montagmorgen (7.7.) vor der indischen Botschaft in der Kabuler Innenstadt in einem Wagen die Luft. Aus dem afghanischen Innenministerium hieß es, dabei seien mindestens 44 Menschen getötet und über 140 weitere verletzt worden. Das Gesundheitsministerium teilte mit, unter den zahlreichen getöteten Zivilisten seien Kinder und Frauen.
[...] Die Vereinten Nationen nannten den Anschlag "feige und abscheulich". Der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Kai Eide, teilte mit: "In keiner Kultur, keinem Land und keiner Religion gibt es eine Entschuldigung oder eine Rechtfertigung für solche Taten."
Aus: "Entsetzen und Schuldzuweisungen nach Blutbad in Kabul " (Afghanistan | 07.07.2008)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3466776,00.html (http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3466776,00.html)
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Quote[...] Die Vereinten Nationen haben den Tod von 90 Zivilisten bei einem US-Luftangriff in der westafghanischen Provinz Herat bestätigt.
[...] Erst Mitte Juli waren bei einem US-Luftangriff auf eine Hochzeitsgesellschaft in der ostafghanischen Provinz Nangarhar 47 Zivilisten getötet worden. Insgesamt wurden nach Angaben von Hilfsorganisationen bei Kämpfen und Anschlägen in diesem Jahr mehr als 3000 Menschen getötet, darunter etwa 1000 Zivilisten. (sba/dpa)
Aus: "Bestätigung der Uno: 90 zivile Opfer bei US-Luftangriff in Afghanistan" (ZEIT online, Tagesspiegel | 26.08.2008 14:10)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2008/08/26/2601297.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2008/08/26/2601297.xml)
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Quote[...] Frankreich verurteilt das feige Attentat auf die kanadische Wiederaufbautruppe in Kandahar, bei dem drei Personen ums Leben kamen.
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Aus: "Verurteilung des Attentats auf eine kanadische Wiederaufbautruppe" (18. Januar 2006)
Quelle: http://www.diplomatie.gouv.fr/de/landerinformationen_1/afghanistan_118/frankreich-und-afghanistan_829/verurteilung-attentats-auf-eine-kanadische-wiederaufbautruppe-18.1.2006_1317.html (http://www.diplomatie.gouv.fr/de/landerinformationen_1/afghanistan_118/frankreich-und-afghanistan_829/verurteilung-attentats-auf-eine-kanadische-wiederaufbautruppe-18.1.2006_1317.html)
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Quote[...] Das Außen- und das Verteidigungsministerium wurden angewiesen, auf ein Ende von ,,Luftangriffen auf zivile Ziele" hinzuwirken. Jüngster Anlass der ungewöhnlich schroff formulierten Erklärung war ein US-Luftangriff am Donnerstag vergangener Woche in der Provinz Herat, bei dem nach Angaben des afghanischen Innenministerium 76 Bewohner der Ortschaft Asisabad getötet wurden. Nach US-Militärangaben richtete sich der Angriff gegen ein Treffen von Taliban-Kämpfern. Nach US-Angaben wurden mindestens 30 Rebellen getötet.
Aus: "Afghanistan - Karsai lässt ausländische Truppenpräsenz überprüfen" (26.08.08)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan-karsai-laesst-auslaendische-truppenpraesenz-ueberpruefen_aid_327612.html (http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan-karsai-laesst-auslaendische-truppenpraesenz-ueberpruefen_aid_327612.html)
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Quote[...] Kabul. Der Tod von bis zu 90 Zivilisten bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition hat in Afghanistan wütende Proteste ausgelöst. Präsident Hamid Karsai verurteilte das Vorgehen der ausländischen Truppen.
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Aus: "Westafghanistan - Empörung über zivile Opfer" (24.08.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1582502_Empoerung-ueber-zivile-Opfer.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1582502_Empoerung-ueber-zivile-Opfer.html)
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Quote[...] Berlin/Masar-i-Scharif - Es war gegen 22 Uhr, als Rahman Gul am Donnerstagabend unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. "Ich hörte viele Schüsse, fast eine ganze Minute lang, ganz nah an meinem Haus", berichtete der Einwohner von Khanabad im Südosten des nordafghanischen Kunduz SPIEGEL ONLINE heute per Telefon. Von seinem Dach aus habe er wenig später sehr viele afghanische und deutsche Soldaten auf der Straße gesehen, die um einen Minibus herumgestanden hätten. "Auf der Straße lagen Tote und Verletzte", so der Augenzeuge.
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Aus: "Todesschüsse nach der Hochzeit - Von Matthias Gebauer und Shoib Najafizada" (29.08.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,575260,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,575260,00.html)
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Quote[...] Die Financial Times Deutschland berichtet, ausschließlich deutsche Soldaten hätten am Donnerstagabend an der Straßensperre auf das betroffene Fahrzeug geschossen. Es gebe jedoch Regeln, nach denen lediglich die afghanischen Polizeikräfte Fahrzeuge kontrollieren und eventuell das Feuer eröffnen dürften, berichtet die Zeitung weiter.
Die Einsatzregeln der Bundeswehr verböten den Soldaten selbst in Notsituationen, nach dem Abbruch eines Angriffs auf Flüchtende zu schießen, schrieb das Blatt weiter. Außerdem sollen flüchtende Fahrzeuge mit Schüssen auf die Reifen oder in den Kofferraum gestoppt werden, weil sie keine unmittelbare Bedrohung mehr darstellen. Die Schüsse an der Straßensperre bei Kundus am Donnerstagabend seien jedoch durch die Fenster des Autos gegangen.
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Aus: "Tödlicher Zwischenfall in Afghanistan - Missachtung der Regeln?" (01.09.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/493/308438/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/493/308438/text/)
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Quote[...] ,,Spiegel online" berichtete, das erste Auto habe kurz vor dem Kontrollpunkt umgedreht, das zweite sei dem ersten dann im letzten Moment gefolgt. Die Sicherheitskräfte hätten das Feuer eröffnet und ,,von hinten auf das wegfahrende zweite Fahrzeug geschossen". Die Bundeswehr äußerte sich zunächst nicht näher.
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Quote
29.08.2008, 18:08 Uhr
DAVE meint:
tja, selbst schuld. traurig genug, dass die soldaten ständig mit hinterhältigen angriffen rechnen müssen und deshalb schon unter paranoia leiden. da passiert sowas halt.
Quote29.08.2008
18:11 Uhr
Unverständnis meint:
Das kommt davon, wenn Terroristen solch perfide Taktiken anwenden. Vielleicht sollten die "Zivilisten" mal ihren Nachbarn erklären, das sie kämpfen sollen wie Männer und sich nicht hinter Zivilisten verstecken.
Quote29.08.2008
18:12 Uhr
Ali Baba meint:
Leute, vergeßt net: dort am Hindikusch wird nichts geringeres als die Sicherheit Deutschlands verteidigt. Kolateralschäden sind leider nicht zu meiden.
Quote
29.08.2008
18:18 Uhr
m16 meint:
Angriffskrieg - Zivilisten töten - passt scho
seid nett zu uns oder wir bringen die Demokratie auch in euer Land
Quote29.08.2008
18:20 Uhr
frank g. meint:
was soll die aufregeung? wer in einem kriegsgebiet den checkpoint ignoriert und weiterfährt ist ein selbstmörder. die frau hat den tod der kinder zu verantworten. die soldaten haben richtig gehandelt, zumal sie stunden zuvor schon angegriffen wurden.
so, und nun berichtet weiter von bergsteigern, die sich selbst umbringen...
Quote29.08.2008
18:28 Uhr
Sabine meint:
Der Druck auf die Deutschen ISAF Soldetn ist gewaltig. Es muss immer mit Anschlägen gerechnet werden. Da kann vorsichtiges Handeln über das Ziel hinausschießen.
Wenn in Afganisthan an einem Checkpoint zum Halten aufgefordert wird durch eindeutige Zeichen, dann muss jedem bewußt sein, dass SOFORT angehalten werden muss, um Schußwaffeneinsatz zu verhindert. Insbesondere nachdem vermehrt Anschläge auftreten.
In Afganisthan besteht diese Regel (sofortiges Anhalten an Checkpoint) schon seit Jahrzehnten.
Das ist menschlich verständlich!
Mein Mitgefühl den Opfern und den verantwortlichen Soldaten.
Quote29.08.2008
18:36 Uhr
chandler8 meint:
Jedem in Afghanistan (egal ob Zivilist oder Militär etc.) dürfte nun wirklich klar sein, dass man an einem Checkpoint beschossen wird, wenn man sich nicht von diesem beeindrucken lässt und weiterfährt. Auf was sollen die Soldaten warten? Bis sie wissen ob das Fahrzeug neben ihnen explodieren wird?? Leider schicken diese angeblichen Zivilisten Frauen und Kinder um Ihre Ziele durchzusetzen.
Feige, aber wahr! Echt traurig diese ewigen Debatten wenn sich Polizisten oder Soldaten verteidigen.
Quote29.08.2008
18:41 Uhr
Christopher meint:
[...] Die Zeit,als die deutschen Soldaten zu unorsichtig waren, ist vorbei. Und dass ist auch Gut so.
Es ist schön und Gut diesen Land und diesen Leuten zu helfen, aber man sollte deshalb dennoch auf sein, und das Leben seiner Kameraden zuerst achten.
Quote
29.08.2008
18:47 Uhr
Kerry meint:
Wie wäre es, wenn afgahnische Widerstands- und Freiheitskämpfer Afghanistan am Rhein verteidigen, Straßensperren errichten und auf Frauen und Kinder schießen, mit dem Hinweis, sie hätten sich nicht korrekt verhalten? Die westliche Wertegesellschaft, das freiheitlich-demokratische System ist zu einem perversen, menschenverachtenden totalitären Angriffs-, Eroberungs- und Unterwerfungssystem verkommen. Dieses mörderische System ist am Ende. Viele wissen es nur noch nicht. Besonders die, die Angriffskrieg, Folter, Mord, Totschlag und Mord an Frauen und Kindern verteidigen. Sie sind um keinen Deut besser als die Nazis, die andere Länder besetzt hielten.
Quote29.08.2008
18:47 Uhr
Struck meint:
Auch Frauen und Kinder müssen sterben, wenn sie die Freiheit Deutschlands am Hindukusch bedrohen! Keine Gnade! Deutschland muss um jeden Preis verteidigt werden!
Quote29.08.2008
18:50 Uhr
Franz Müller meint:
Was unterscheidet unsere soldaten dann noch von den der Amis ?????
Quote29.08.2008
18:55 Uhr
Magda aus Frechen meint:
@ Franz Müller
Was unterscheidet unsere Politiker von Bush, Cheney, Wolfowitz, Perle, Rumsfeld?
Quote
29.08.2008
19:00 Uhr
Rita meint:
@ Magda aus Frechen
Was unterscheidet viele unserer deutschen Bürger von den US-Amerikanern, die Guantanamo und den Mord an Verwundeten und Gefangenen verteidigen?
Die verlogene und völkerrechtswidrige Angriffskriege verteidigen?
Quote29.08.2008
19:03 Uhr
G.F.H. meint:
Was ist der Unterschied zwischen Fox News und dem deutschen Fernsehen, z.B. dem ZDF?
Quote29.08.2008
19:06 Uhr
LOTHAR UNFRIED meint:
Es koennte einem das grosse Kotzen kommen.Wer in einem mitten im Krieg befindlichen Land nicht an einem Kontrollpunkt anhaelt, muss doch total bescheuert sein.Und dieses Gejaule, dass es eine " Frau mit Kindern" war.Wir hatten doch schon weltweit Berichte ueber total verbloedete Muetter, die STOLZ darauf waren, dass ihre Kinder sich in die Luft sprengten als sogenannte Maertyrer.Haetten die Bundeswehrsoldaten nicht geschossen und es ware ein Selbstmordkommando gewesen, dann wuerden die gleichen geistig hochstehenden Heuchler hier im Forum sich totlachen ueber unsere "Operettensoldaten". Langsaml bin ich mir sicher, dass der Anteil der total geistig Unterbelichteten in der BRD einsame Rekordhoehen erreicht.
Quote29.08.2008
19:13 Uhr
Bw-Soldat meint:
Ich frage mich kritisch, warum die Meldung über dieses Unglück in quasi allen deutschen Nachrichten blitzschnell weit nach hinten wandert? Hier wird doch bewusst eine öffentliche Debatte vermieden!
Die Jungs, die mit dem Wissen, unschuldige Kinder getötet zu haben, nun leben müssen, tun mir leid... Und die, die diesen Fehler für unsere Raison gegenüber den USA noch machen werden...
Europa sollte seine Macht für eine gute Sache einsetzen, statt hinter der Außenpolitik eines degenerierten amerikanischen Präsidenten die Straße zu kehren...
Quote29.08.2008
19:18 Uhr
systemkrieger meint:
Deutschland wird in Deutschland verteidigt, hoechstens noch in Europa, aber NIEMALS am Hindukusch what the fuck ever das ueberhaupt ist.
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Quote29.08.2008
19:35 Uhr
ohman meint:
Ich denke von den meisten Schreibern hier war bis jetzt keiner in einer lebensbedrohlichen Situation in der man nur wenige Sekunden hat eine Entscheidung zu treffen und das unter Umständen die nicht mal ein Soldat der noch nie in diesem Land war richtig beurteilen bzw. bewerten kann. Ich will jetzt garnicht darauf eingehen ob der Einsatz richtig oder falsch ist sondern nur mal zu bedenken geben das es im nachhinein immer sehr einfach ist Dinge zu beurteilen und zu sagen so oder so hätten Sie handeln sollen. Das ist wie nach einem Flugzeugabsturz wo die Piloten wenige Augenblicke hatten und das Team aus vielen Ermittlern Tage und Monate um alles auszuwerten. Ich denke bevor ein deutscher Soldat schießt muß schon ein driftiger Grund vorliegen, denn jeder deutsche Soldat weiß das er nach deutschem Recht bewertet und gegebenfalls bestraft wird. Der Staatsanwalt wird schon ermitteln und einiges vergessen die Leute hier auch immer gern noch sind Wir eine Wehrpflichtarmee und diese spiegelt zu einem großen Teil den Bevölkerungsschnitt wieder und besteht nicht aus Soldaten die nix mit dem Rest der Bevölkerung zu tun haben. Der geringste Teil der Truppe besteht aus Berufssoldaten.
Quote29.08.2008
20:48 Uhr
Tim Bayer meint:
Wir befreien die Afghanen?
Offensichtlich von der Last des Lebens!
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Quote[...] Unsere Soldaten sind keine Mörder! Was geschehen ist, ist schrecklich, aber in einem Krieg leider immer möglich.
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Aus: "Unsere Soldaten sind keine Mörder" Georg Gafron (2008/08/30/)
Quelle: http://www.bild.de/BILD/news/standards/kommentar/2008/08/30/kommentar.html (http://www.bild.de/BILD/news/standards/kommentar/2008/08/30/kommentar.html)
Quote[...] Das gestern aus Nürnberg bestätigte Sinken der Arbeitslosigkeit wird im Verteidigungsministerium nur bedingt für Freude gesorgt haben. Denn es gilt die Faustregel: in Zeiten einer starken Konjunktur schrumpft die Zahl geeigneter Bewerber für eine Laufbahn in den Mannschaften wie bei den Offizieren der Bundeswehr. Die zivile Wirtschaft zahlt meist besser und hält attraktivere Rahmenbedingungen bereits. Wenn zudem die Zahl junger Menschen in einer überalterten Gesellschaft schrumpft, wird die Not noch größer.
[...] Darum werden bei der Bundeswehr Jugendliche umworben mit dem Versprechen, dass sie eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker oder Elektroniker erhalten und danach als Zeitsoldat übernommen werden. Das Einstiegsgehalt liegt bei gut 1100 Euro netto. Viel im Vergleich zu Hartz IV - aber weniger als das, was manche Autowerkstatt zahlt.
[...] Noch ist die Personalsituation bei der Bundeswehr also entspannt. Dass insbesondere wegen der zunehmenden Gefährlichkeit des Afghanistan-Einsatz die Bewerberzahl für die Laufbahnen der Unteroffiziere und Mannschaften im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent gesunken sei, wie Ulrich Kirsch, Vizechef des Bundeswehrverbands, behauptet, wird im Verteidigungsministerium energisch bestritten. Die Zahl der Bewerber für die Offizierslaufbahn sei zwar im ersten Halbjahr 2008 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16 Prozent und bei den Unteroffizieren und Mannschaften um elf Prozent gesunken. Das bewege sich aber im üblichen Schwankungsbereich. Bis Jahresende werde wieder annähernd das Vorjahresniveau erreicht. Auch Meldungen, gerade wegen Afghanistan verließen rund zehn Prozent aller Offiziersanwärter die Bundeswehr inzwischen bereits vor dem eigentlichen Beginn ihrer Karriere, werden zurück gewiesen. Denn eine Quote von zehn Prozent, die entweder von sich aus einen Rückzieher machen oder von der Bundeswehr nach der Ausbildung als ungeeignet abgelehnt werden, sei im Vergleich der vergangenen Jahre völlig durchschnittlich.
Doch die Einbrüche an der Bewerberfront werden kommen. Wie kann die Bundeswehr als Arbeitgeber an Attraktivität gewinnen, auch für junge Väter und Mütter? Er habe, sagte Generalinspekteur Schneiderhan unlängst seinen Kommandeuren, das richtige Konzept - aber leider nicht das Geld.
Aus: " Bundeswehr schreckt junge Männer ab" Von Ansgar Graw (29. August 2008)
Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article2367070/Bundeswehr-schreckt-junge-Maenner-ab.html (http://www.welt.de/welt_print/article2367070/Bundeswehr-schreckt-junge-Maenner-ab.html)
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Quote[...] Medienberichten zufolge laufen der Bundeswehr wegen des gefährlichen Einsatzes in Afghanistan immer mehr Bewerber und Führungskräfte davon. Das Verteidigungsministerium wollte einen Rückgang von bis zu 60 Prozent bei den Freiwilligen nicht bestätigen. Auch der Bundeswehr-Verband fürchtet, die Zahl der Bewerber werde weiter abnehmen. Die Geburtenrückgänge wirkten sich ebenso aus wie die verstärkte Nachfrage aus der freien Wirtschaft. Es sei dringend nötig, bessere Bedingungen zu schaffen. "Mitbewerber um qualifizierte junge Leute wie etwa die Polizei bieten weitaus attraktivere Einstiegsgehälter", erläutert Stolze. Daran ändere auch der Zuschlag von 92 Euro pro Tag für die viermonatigen Auslandseinsätze nichts. Der Wehrbeauftragte Robbe sagte, zwei Drittel der Soldaten gehörten zu den unteren Einkommensgruppen. Dies müsse sich ändern.
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Aus: "Freiwillige vor? Das war einmal!" Von Christina Jäger (29. August 2008)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2008/08/29/928694.html (http://www.abendblatt.de/daten/2008/08/29/928694.html)
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Quote[...] Die ,,Rheinische Post" berichtete zudem, rund zehn Prozent der Offiziersanwärter quittierten ihren Dienst, ehe ihre Karriere beginne; oftmals werde zur Begründung das Stichwort ,,Afghanistan" genannt.
[...] Die Grünen forderten einen ,,Kurswechsel", vor allem angesichts der zivilen Opfer von Luftangriffen. Es bestehe unter den Verbündeten ein ,,strategischer Dissens", den nicht die Militärs am Hindukusch lösen könnten, ,,sondern nur die Politik," sagten die Grünen-Politiker Kerstin Müller und Winfried Nachtwei.
Die ,,Special Forces" der amerikanisch geführten Antiterroroperation ,,Operation Enduring Freedom" agierten mit ihren ,,black operations" ganz außerhalb des Unterstützungs- und Stabilisierungsrahmens von Isaf: ,,Wo an erster Stelle steht, gegnerische Kräfte militärisch zu jagen und zu ,besiegen', sind vermehrte Einsätze zur Luftnahunterstützung und immer mehr Zivilopfer die logische Konsequenz."
QuoteRudolf Ortwein (rudi.rotwein), 29. August 2008
Die Rekruten begreifen,
daß sich Deutschland in einem Krieg befindet. Und in einem Krieg wird scharf geschossen und es gibt Tote und lebenslang Verstümmelte. Wofür ? Weil Deutschland am Hindukusch verteidigt wird, weil deutsche Politiker gegenüber unseren "Freunden" nicht "Nein" sagen können oder weil "Deutschland" wieder wer sein will in der Welt ? Dafür wollen immer weniger junge Menschen sterben, und zu Recht.
QuoteStefan Klein (St.Klein), 29. August 2008 10:11
Sterben - wofür?
Ich kann jeden verstehen, der sich dem Wehrdienst verweigert oder seinen Dienst quittiert. Man kämpft und stirbt nicht für irgendwelche Werte oder dergleichen. Man ist schlicht ein Spielball der Politik, in der bekanntlich Werte eine untergeordnete Rolle spielen. Aber das ist - denke ich - jedem SAZ oder Berufssoldaten klar. Die wenigsten werden derartig verblendete Idealisten sein. Für einige ist es schlicht eine der letzten Möglichkeiten einem Leben in Hartz 4 zu entgehen, auch das sollte man nicht vegessen und da locken die 92 € Risikozulage schon. Brauchen wir - wie unten angedeutet - eine Fremdenlegion? Nein, dass brauchen wir nicht. Nur ein bisschen mehr Propaganda, denn ohne die, wäre es 1914 auch zu keinem Ansturm von Freiwilligen gekommen. Wie wäre es also mit schönen Actionsvideos, mit viel Bumbum, heroischen Einzelkämpfern, Panzerverbänden, die durch die Prärie breschen u.v.m. anstatt diesen schnöden Videos von der Bundeswehr, in denen nicht einmal was explodiert... Man braucht sich doch nur mal die Videos von den US Streitkräften anzuschaun. Je mehr Menschenmaterial benötigt wird, desto mehr ähneln die Kurzfilme Hollywoodstreifen à la Rambo I bis IV. Und das tolle: Es funktioniert...
QuoteNicht Sowichtig (Dr.Dr), 29. August 2008
Der wahre Grund ...
... warum die BRD und all die Anderen in der Geröll- u. Heroinwüste sind, ist die Planung, dass nach einer Befriedung ein weiteres Transitland (neben Georgien) für Öl und Gas aus der Region zu haben. Der Endpunkthafen in Pakistan steht schon lange bereit, nur haben es die Fundmentalisten den Amis bisher schwerer gemacht als vielleicht geplant ;-). Warum soll sich ein Deutscher dafür seine Birne hinhalten? Um die Ehre eines Ehrenspaliers etwa? Darüberhinaus sollte es entweder eine Volksabstimmung (Stichwort: wie mündig ist der dt. Bürger?) oder jeder im Parlament zustimmende Abgeordnete muss seinen erstgeborenen Sohn für die Front opfern (und damit wäre der Krieg in Afghanistan schnell für uns beendet).
Aus: "Weniger Bewerber - ,,Dramatische Dimensionen" bei der Bundeswehr" Von Stephan Löwenstein, Berlin (29. August 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E42D6235674364346AF1BE578E159AC7B~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E42D6235674364346AF1BE578E159AC7B~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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http://www.rp-online.de/public/article/politik/deutschland/607862/Angst-vor-Afghanistan.html (http://www.rp-online.de/public/article/politik/deutschland/607862/Angst-vor-Afghanistan.html)
Quote[...] Walther Rudolf Moritz von Unruh (* 30. Dezember 1877 auf Gut Klein Tillendorf, Landkreis Fraustadt, Provinz Posen; † 16. September 1956 in Bad Berneck im Fichtelgebirge, Landkreis Bayreuth) war ein deutscher General der Infanterie.
[...] Am 22. November 1942, zufällig dem Tag der Einschließung der 6. Armee bei Stalingrad, wurde Unruh dann zum ,,Sonderbeauftragten für die Überprüfung des zweckmäßigen Kriegseinsatzes" nicht nur in der Wehrmacht, sondern ebenso in Partei und Staatsverwaltung ernannt. In der Folgezeit bemühte sich Unruh mit bescheidenem Erfolg, Personal für die Fronttruppen freizusetzen, wobei er sich endlose Auseinandersetzungen mit den jeweiligen Behörden um beinahe jeden einzelnen Mann lieferte. Dieser Aktivität verdankte er den Spitznamen ,,General Heldenklau".
...
Aus: "Walther von Unruh" (15. Juli 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Walther_von_Unruh (http://de.wikipedia.org/wiki/Walther_von_Unruh)
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Quote[...] "Bei Kriegsausbruch war er dreiundzwanzig gewesen, ein Alter, in dem kein Mann der Wehrmacht entkam, es sei denn, er hatte seine Unentbehrlichkeit an der Heimatfront geltend machen können, als Ingenieur und Feinmechaniker beispielsweise, der nicht nur Waagen, sondern auch Verschlussfedern oder Auszieher für Pistolen produzieren konnte" (S. 26).
Christine Lehmann: Allmachtsdackel. (Ariadne Krimi 1169) Hamburg: Argument 2007.
Wie gesagt: der Satz ist objektiv falsch. Juden und Sinti, Regimegegner, Asoziale; Berufsverbrecher, Homosexuelle galten als 'wehrunwürdig' und 'entkamen' der Wehrmacht um den Preis der Vernichtung. Das ist die Kehrseite der 'Unentbehrlichkeit an der Heimatfront', die auch vom 'Heldenklau' nicht erreicht werden konnte.
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Aus: "Schlüsselsätze" Von JL | 26. August 2008 (Abgelegt unter Karteikarte, Kriminalliteratur)
Quelle: http://web23.cletus.kundenserver42.de/ (http://web23.cletus.kundenserver42.de/)
Quote[...] Groebel: Es gab nach dem letzten Golfkrieg einige interessante Studien in den USA. Sie besagten in etwa, dass die Leute keine Ahnung hatten, wo Bagdad liegt, aber genau wussten, wie eine Cruise Missile funktioniert. Die Bilder eines Krieges sind viel wichtiger geworden als Hintergrundinformationen ohne Bilder. Im Vordergrund steht nicht mehr, warum ein Ereignis stattgefunden, sondern welchen Effekt es ausgelöst hat. Man muss sich deshalb gar nicht mehr die Mühe machen, raffinierte Desinformations-Szenarien zu generieren.
SPIEGEL ONLINE: Wollen Sie damit sagen, dass Regierungen die Öffentlichkeit nicht nur desinformieren, sondern das auch ungestraft offen zugeben können?
Groebel: Ja, das ist ein Paradoxon der Medienlandschaft. Manche Regierungen zeigen mittlerweile eine aufreizende Lässigkeit im Umgang mit den Argumenten. Man ist sorglos geworden, weil eine kritische Öffentlichkeit gar nicht mehr unterstellt wird. Man hält nur noch den Schein aufrecht und sagt sich: Wen kümmert es, wenn sich eine Information als falsch herausstellt? Am nächsten Tag wird ohnehin eine neue Sau durchs Dorf getrieben.
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Aus: "INTERVIEW MIT MEDIENPSYCHOLOGE GROEBEL - "Die Entscheidung für einen Krieg ist bereits gefallen"" Das Gespräch führte Markus Becker (24.02.2003)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,236994,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,236994,00.html)
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Quote[...] Krisen gehören zum festen Repertoire der Medienproduktionen und zur Mediennahrung unseres Alltagslebens. Der Medienphilosoph Norbert Bolz betont daher zu Recht: »Mit dem Wort ›Krise‹ simplifiziert und politisiert man hohe Komplexität. Das heißt im Klartext: Die Krise ist nicht Ausnahmezustand, sondern Normalform unserer modernen Existenz.« Das widerspricht zwar der Definition des Begriffs, aber nicht der Logik der Medien. Krisen werden in den Medien v.a. durch drei Strategien in Szene gesetzt: durch (1) Sensationalisierung und (2) Skandalisierung der Wirklichkeit, die zumeist mit einer drastischen (3) Angstrhetorik thematisiert werden. Es sind gerade die Medien, die bestimmte Ängste schüren und versuchen, Kollektiv-Ängste zu generieren und zu synchronisieren, wie etwa die Angst vor Terrorismus oder vor Krankheiten. Die große Kulturleistung der Medien besteht unter anderem darin, Angstbereitschaft, Kontingenzbewusstsein und Irritabilität der Gesellschaft zu trainieren.
Medien versorgen uns aber nicht nur mit Informationen, die irritieren, erregen und v.a. ängstigen, sondern auch mit speziellen Ordnungs- und Sicherheitsschemata, die stabilisieren, orientieren und beruhigen: Der strukturelle Negativismus der Massenmedien wird durch Moralisierung kompensiert. Und Moralisierung heißt konkret: Das Medien, zum Beispiel das Fernsehen, nennen Namen und zeigen Bilder als Antwort auf die Frage, warum schief läuft, was schief läuft. Ebenso muss es Personen ins Bild setzen, die dies kritisieren oder sich gegen diese Missstände engagieren. Die eigentliche Botschaft der medialen Krisenrhetorik lautet letztlich: Die Rhetorik bleibt konstant, die Ereignisse können (und müssen) wechseln. (vgl. Kleiner 2006: 344-361).
Die mediale Auseinandersetzung mit Themen wie Kriege, humanitäre Katastrophen oder ökologische Krisen liefert, vor diesem Hintergrund, nur selten eine medienkompetente Informationsvermittlung und Analyse (welt)gesellschaftlicher Krisen.
Themen:
* Krieg
* Terrorismus
* Bevölkerungsdiskurs
* Klimawandel
* Church of Fear
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Aus: "180.856 - Medien der Angst. Medienkompetenz als Mangelerscheinung" (Aktualisiert am : 04.09.2007)
Quelle: http://www.uni-klu.ac.at/uniklu/studien/lvkarte.jsp?sprache_nr=35&rlvkey=57068 (http://www.uni-klu.ac.at/uniklu/studien/lvkarte.jsp?sprache_nr=35&rlvkey=57068)
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Quote[...] Das Leiden und Sterben von Menschen am Bildschirm in "Echtzeit" ohne emotionale Anspannung mitzuerleben, würde völlig neue Verarbeitungs- und Distanzierungsmechanismen voraussetzen. Dazu reichte der alltägliche "Informationszynismus", von dem Sloterdijk angesichts des ungewichteten Nebeneinanders von Glanz und Elend spricht, noch nicht aus:
"Ohne ein jahrelanges Abstumpfungs- und Elastizitätstraining kann kein menschliches Bewusstsein mit dem zurechtkommen, was ihm beim Durchblättern einer einzigen umfangreicheren Illustrierten zugemutet wird; ohne intensive Übung verträgt keiner, will er nicht geistige Desintegrationserscheinungen riskieren, dieses pausenlose Flimmern von Wichtigem und Unwichtigem, das Auf und Ab von Meldungen, die jetzt eine Höchstaufmerksamkeit verlangen und im nächsten Augenblick total desaktualisiert sind." 18 (Peter Sioterdijk, Kritik der zynischen Vernunft, Bd. 2, Frankfurt/M. 1983, S. 563)
[...] Die Kehrseite des TV-Voyeurismus "Wenn sogar demokratisch legitimierte Regierungen solche Methoden der Medienlenkung für unvermeidlich hatten, um einen Krieg führen zu können, dann können Fernsehjournalisten, die sich dennoch ihre Informationsfreiheit nehmen, offenbar Blutvergießen verhindern. Ein Lehrstück dafür war der Putsch der orthodoxen Funktionäre in der Sowjetunion im August. Er ist auch an der Befürchtung der alten Män-ner der Junta und der jungen Männer in den Panzern gescheitert, dass bei einem Sturmangriff auf das russische Parlament Live-Bilder dieses Gemetzels um die Weit gehen würden, was einen hoffnungslosen Legitimitätsverlust bedeutet hätte." 22 (Horst Pöttker, Die Kehrseite des TV-Voyeurismus, in: medium H. 3/1991, S. 5)
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Aus: "Was passiert im Zeitalter der Echtzeitberichterstattung mit Informationen und mit uns?" Wolf-Rüdiger Wagner (1994)
Quelle: http://www.nibis.de/nli1/chaplin/portal/Texte/Wagner%20-%20Was%20passiert%20im%20Zeitalter%20der%20Echtzeitberichterstat.pdf (http://www.nibis.de/nli1/chaplin/portal/Texte/Wagner%20-%20Was%20passiert%20im%20Zeitalter%20der%20Echtzeitberichterstat.pdf)
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Quote[...] Ein Journalismus, der friedensstiftend statt konfliktanheizend wirkt - wie könnte der [ ] aussehen? Annabel McGoldrick vom britischen Conflict & Peace Forum versuchte sich an einer Definition. "Friedensjournalismus", so definiert sie, "ist die Berichterstattung aus einer Perspektive, die gewaltlose Lösungen als möglich ansieht". Ein Journalismus, der eine Sprache verwendet, "die Verständnis für die Leiden beider Konfliktparteien weckt, die Menschen beschreibt, wie sie sich selbst sehen". Der zugleich einen Beitrag zum Verständnis für die sozialen und politischen Ursachen von Gewalt und Konflikten leistet.
Der westliche Journalismus versagt aber häufig gerade dort, wo ihm aufgrund der spezifischen Nachrichtenlage eine besonders hohe Verantwortung zukommt. Denn: "In Gesellschaften, in denen kein offener Dialog möglich ist, definieren die Journalisten den Charakter sozialer Konflikte", sagte Hannes Siebert vom Peace Media Centre in Kapstadt. Viel zu oft begnügen sich Journalisten bei der Krisenberichterstattung aus Unkenntnis, Bequemlichkeit oder gar politischem Kalkül mit der Reproduktion von ethnischen oder religiösen Klischees: Da werden komplexe soziale Prozesse auf "Stammeskämpfe" in Ruanda oder "Religionskriege" in Nordirland reduziert. Da wird auch die häufig vorhandene "Mittäterschaft der reichen Nationen" bei vielen Konflikten in der "Dritten" Welt ignoriert oder schamhaft verschwiegen.
...
Aus: "Medien im Konflikt" (2000, Quelle: http://www.igmedien.de)
Quelle: http://www.skvkoeln.de/_pd/dellbrueckerforum/archiv/2003/irak/weitereinfos/medien_im_konflikt.htm (http://www.skvkoeln.de/_pd/dellbrueckerforum/archiv/2003/irak/weitereinfos/medien_im_konflikt.htm)
// http://www.igmedien.de/publikationen/m/2000/07/10.html
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Quote[...] Mit dem Tod der Zivilisten "wird die politische Legitimation des Einsatzes geringer", sagt Oberstleutnant Jürgen Rose vom kritischen Soldatenverband Darmstädter Signal, der den Afghanistan-Einsatz ablehnt. Rose ist aber auch überzeugt, dass sich am Kurs der Bundesregierung nichts ändern wird: "Wer Soldaten in solche Szenarien schickt, hat solche Fälle einkalkuliert."
...
Aus: "Drei tote Afghanen und die Folgen - Unsicherheit in jeder Hinsicht" (Sonntag, 31. August 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/1016840.html (http://www.n-tv.de/1016840.html)
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Quote[...] Medienzensur, Repressionen gegenüber kritischen JournalistInnen und der
Zusammenhang von Quoten, Auflagen und Kriegen sind keine neuen Phänomene.
Der Bereich der Medien - die auch als "vierte Gewalt" bezeichnet werden -
durchlebte jedoch in der letzten Dekade vielerorts rasante technische und
politische Entwicklungen, die die Berichterstattung um Krieg und Frieden
veränderten. Diese Veränderungen sind an den Ausprägungen der Kriege von
Vietnam - der erste in die Wohnzimmer getragene Krieg - über den Golfkrieg
1991 ("Krieg als Videospiel"), den Kosovo-Krieg 1999 bis zum "permanenten
Krieg gegen den Terror", der in der Folge des 11.9.2001 zum
Afghanistan-Krieg 2001 und dem noch andauernden Irak-Krieg geführt hat, zu
beobachten. Die "embedded journalists" im Irak stellen einen vorläufigen
Höhepunkt der medialen Präsentation von Kriegen durch die Kriegsstrategen
dar und sind eine veränderte Art von Zensur. Nicht selten wird von
einem nur auf wenig Widerstand stoßenden "hijacking" der großen Medienstationen
durch die US-Administration gesprochen. Das Bombardement eines Büros des
arabischen Senders Al Jazeera im Zuge des Irak-Krieges ist nur ein
Beispiel für den "Umgang" der politischen und militärischen Eliten mit den Medien.
Die Entwicklung vor dem Irak-Krieg 2003, nämlich die Übernahme der
Behauptung der Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak und der
irakischen Verbindungen zu Al Kaida durch vielbeachtete Medien, lassen
folgende Gedanken von Karl Kraus wieder aufflammen: "Wie wird die Welt
regiert und in den Krieg geführt? Diplomaten belügen Journalisten und
glauben es, wenn sie's lesen."
Patriotismus ist nicht selten ein Mittel zur Disziplinierung und Schaffung
parteiischer und eskalierend wirkender Berichterstattung, die zumeist nur
die Kategorien Gut' oder Böse' kennt. Ayman al-Sawahiri,
Stellvertreter von Osama Bin Laden, meinte: "Mehr als die Hälfte dieses Kampfes findet
auf dem Schlachtfeld der Medien statt, denn wir befinden uns in einer
Medienschlacht, einem Wettrennen um Herz und Denken der Muslime."
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sieht die Wahrheit auf "unserer
Seite" und meint, dass der Kampf auf dem Feld der weltweit öffentlichen
Meinung gewonnen oder verloren wird.
Angesichts der von Militärs im Krieg aufbereiteten Medienberichte für die
oft tausende Kilometer entfernten Redaktionen und Presseagenturen stehen
seriös und hintergründig recherchierende ReporterInnen vor schwierigen
Herausforderungen. Die Beschleunigung der Kommunikationsmöglichkeiten zum
Echtzeitkrieg im TV und im Internet lässt journalistisches Nachfragen kaum
mehr zu. Die Militärs und Public-Relations-Firmen sind zentrale
Akteure bei der Lenkung und Kontrolle von Nachrichten geworden. Ein Kriegsausbruch zum
Hauptabendprogramm ist eine dramatische Realität, die die Kassen für
Werbeeinnahmen klingen lässt.
Interessant erscheinen nicht nur die veränderten Rahmenbedingungen für
kritischen Journalismus, sondern auch die Perspektive auf jene Konflikte,
die abseits der Weltöffentlichkeit in der südlichen Hemisphäre des Globus
toben. Von dieser selektiven Wahrnehmung ist die Mehrzahl der aktuellen
Kriege betroffen.
Differenzierungen und neue Ansätze sind erforderlich.
...
Aus: "Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) veranstaltet vom Sonntag, 9. Juli bis Freitag, 14. Juli 2006 die 23. Internationale Sommerakademie auf Burg Schlaining (Burgenland) zum Thema Gute Medien - Böser Krieg? - Medien am schmalen Grat zwischen Cheerleadern des Militärs und Friedensjournalismus"
Quelle: http://lists.indymedia.org/pipermail/imc-germany/2006-May/0513-rb.html (http://lists.indymedia.org/pipermail/imc-germany/2006-May/0513-rb.html)
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Quote[...] Osnabrück - Lautstarke Kritik vom Bundeswehrverband: Die Bundesregierung verschleiert nach Ansicht von Verbandschef Bernhard Gertz mit "gestelzten Wendungen" die Wahrheit über den Einsatz in Afghanistan. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Gertz: "Wir befinden uns in einem Krieg gegen einen zu allem entschlossenen, fanatischen Gegner."
Der bei Kunduz getötete 29-Jährige Soldat aus Zweibrücken sei nicht ums Leben gekommen, wie bei seiner Beisetzung erklärt worden sei. "Richtig ist: Dieser Hauptfeldwebel ist für die Bundesrepublik Deutschland gefallen", sagte Gertz. Die Bundesregierung sei gut beraten, dies in aller Klarheit zu sagen. Denn mit der Sprache fange es an: "Da wird schon verschleiert, da wird die Wahrheit verschwiegen", kritisierte Gertz. Man müsse sich dann nicht wundern, "dass unsere Gesellschaft nicht versteht, was wir in Afghanistan wollen".
Der Verbandschef sagte, deutsche Soldaten hätten sich in Afghanistan "bislang nicht die Hände schmutzig gemacht". Wer damit rechnen müsse, bei jeder Patrouille von Attentätern oder Sprengsätzen bedroht zu sein, agiere in Krisensituationen gelegentlich sehr schnell, bemerkte er zu dem Vorfall an einem Kontrollpunkt, wo deutsche Soldaten eine afghanische Frau und zwei Kinder getötet haben sollen. "Dass wir auch im Norden Afghanistans eine signifikante Häufung von Anschlägen auf unsere Soldaten haben, nagt am Nervenkostüm der Männer. Das wird niemanden wirklich überraschen", sagte Gertz.
Den Vorstoß der Grünen für einen "Strategiewechsel" am Hindukusch begrüßte der Verbandschef. Die Grünen hätten Recht, wenn sie von der Staatengemeinschaft die Konzentration auf den Wiederaufbau verlangten, sagte Gertz.
ffr/AP/ddp/AFP/dpa
Aus: "AFGHANISTAN-EINSATZ - Bundeswehrverband wirft Regierung Verschleierung vor" (03.09.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,575944,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,575944,00.html)
Quote[...] Peschawar - Aus Protest gegen einen US-Bodenangriff auf seinem Gebiet hat Pakistan eine der Hauptversorgungsrouten für die Nato-Truppen in Afghanistan geschlossen. Verteidigungsminister Chaudhry Ahmed Mukhtar sagte am Samstag im Fernsehen, die Regierung mache damit deutlich, wie ernst sie den Vorfall nehme. Die Grenztruppen seien angewiesen worden, die Öllieferungen an die Nato-Truppen am Grenzübergang Torkham nahe Peschawars aufzuhalten, sagte ein hochrangiger Behördenvertreter vor Ort. An dem zweiten wichtigen Grenzübergang für die Truppenversorgung, Chaman, konnten die Lieferungen dagegen ungehindert passieren. Von dort werden vor allem die internationalen Truppen im umkämpften Süden Afghanistans versorgt.
Bei dem Angriff waren 20 Menschen getötet worden, darunter auch Frauen und Kinder. Die pakistanische Regierung hatte empört darauf reagiert.
...
Aus: "Islamabad blockiert Sprit für Afghanistan-Truppe - Protest gegen US-Angriff" (06. September 2008)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1220457519124 (http://derstandard.at/?url=/?id=1220457519124)
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Quote[...] Washington - Oberst Eddie Stephens vom US-Heer rief alle Offiziere auf, ihre Anstrengungen zur Verhinderung von Selbstmorden zu verdoppeln. Bis Ende August gab es demnach mindestens 62 Selbstmorde unter den Aktiven und Reservisten, die einberufen wurden. Weitere 31 Todesfälle sind möglicherweise auch Selbstmorde, werden aber noch geprüft.
Sollten alle Fälle bestätigt werden, könnte der bisherige Rekordstand von 115 Selbstmorden unter US-Soldaten aus dem vergangenen Jahr noch überschritten werden. Brigadegeneral Rhonda L. Cornum erklärte, Beziehungsprobleme, rechtliche und finanzielle Schwierigkeiten, die häufigeren und längeren Einsätzen in den Kriegen in Afghanistan und im Irak seien weiter die häufigsten Ursachen für Selbstmorde.
Zur Verbesserung der Vorbeugung hat das US-Heer schon die Zahl der Psychologen und Pfarrer erhöht.
[...] Die Selbstmordrate in der Gesamtbevölkerung lag 2005 bei 8,9 von 100.000 Menschen, bei ehemaligen Armeeangehörigen aber bei 18,7 bis 20,8. Unter jungen Menschen zwischen 20 und 24 Jahren lag die Rate sogar bei 22,9 bis 31,9 - und damit viermal so hoch wie bei Altersgenossen, die nicht in der Armee dienten.
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Aus: "KRIEGSEINSÄTZE - Selbstmordrate von US-Soldaten nähert sich Rekordniveau" (05.09.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,576425,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,576425,00.html)
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QuoteBerlin - [...] "Schritt zur Abrüstung - wieder einer weniger", heißt es auf einem im Internet veröffentlichten Plakat der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK). Darauf sind drei Soldaten abgebildet, die den Sarg mit der Leiche eines Kameraden tragen. "Wir begrüßen diese konkrete Maßnahme, den Umfang der Bundeswehr nach und nach zu reduzieren", heißt es weiter.
[...] Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) kritisierte die Aktion als "Schlag ins Gesicht unserer Soldaten, die ihr Leben für die Freiheit Deutschlands einsetzen". Das Plakat sei "geschmacklos und verantwortungslos", sagte er der "Bild"-Zeitung.
Empört reagierte auch der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe (SPD): "Das ist eine menschenverachtende Geschmacklosigkeit, die nicht mehr zu überbieten ist." Für CDU-Vize Roland Koch zeigt das Plakat "ein Ausmaß an Unmenschlichkeit, ja Menschenverachtung, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte". Nach Ansicht des CSU-Wehrexperten Christian Schmidt ist das Plakat "geschmacklos und peinlich" und zeigt, "dass Ideologie offensichtlich in Verwirrung führen kann".
Nach Angaben der DFG-VK wurde das Plakat von einem "Büro für antimilitaristische Maßnahmen" (bamm) entworfen und ist bereits seit fünf Jahren abrufbar.
Aus: "Empörung über Plakat mit toten Bundeswehrsoldaten" (04.09.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,576279,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,576279,00.html)
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Quote[...] René Schulz, einer der Sprecher des DFG-VK Berlin, verteidigt das Plakat. Der Eindruck, er freue sich darüber, wenn Soldaten sterben, sei falsch. Das Plakat sei vielmehr als "Satire" zu verstehen, um die Doppelmoral der Bundeswehr zu verdeutlichen, erst Soldaten in den Krieg zu schicken und sie dann als Helden zu verehren, sagte er zu sueddeutsche.de.
In einer von Schulz verantworteten Pressemitteilung im Namen des DFG-VK Berlin-Brandenburg geht er allerdings weiter: "Wer sich als Soldatin oder Soldat dazu bereitfindet, in den Krieg zu ziehen und Menschen umzubringen, soll sich nicht darüber beschweren, dass wir ihr/ihm keine Ehre erweisen." Ehrlos seien vielmehr Politiker, "die Krieg befehlen, aber auch Soldaten, die ihn ohne Not führen".
Viel mehr Sorgen macht Schulz sich offenbar, dass sein Verband mit dem Plakat jetzt ins Visier der rechtsextremen Szene geraten sei. In den einschlägigen Foren sind Kommentare wie diese zu lesen: "Für jeden, der einen solchen Linken aus dem Leben bombt, bin ich dankbar"; "Wenn mir das einer von denen in der U-Bahn sagt, dann wird man ihn aus der U-Bahn raustragen müssen"; "Dem Verfasser wünsche ich vom ganzen Herzen, zum Mordopfer zu werden und dass er keinen findet, der ihn schützen mag."
...
Quote04.09.2008 14:41:02, Elynitthria:
Alsooo: das ist dann die klassische Titanic-Bosheit, Typus: "Herr Engholm, die Badewanne ist eingelassen".
...
Quote
04.09.2008 14:37:06
Dieter_Wondrazil: Natürlich ist das geschmacklos!
gar keine Frage!
Vieleicht sogar so geschmacklos, wie die Äusserung Jungs zum Thema Abschuss von Zivilflugzeugen oder seine Erklärung des Verteidigungsfalls?
Oder so geschmacklos wie die Doppelmoral vieler unserer Volksvertreter, insbesondere der Schützer unserer Verfassung und deren Ausführungsorgane?
DW
Quote04.09.2008 14:52:26
Eiermeier: Also ich finde es eher geschmacklos wenn man
Soldaten in einen völkerrechtswidrigen Krieg schickt
Soldaten sind mißbrauchte Mörder
Quote04.09.2008 15:01:39
hannibal-karthago: ISAF - Ich Schiese Auf Frauen
Es ist erstaunlich,welche grossen Emotionen deutsche Soldaten bei Deutschen herbeiführen können, während man gleichtzeitig brutalstmöglich zu den Frauen und Kindern schweigt, die diese Soldaten tötet. ... Würde die gleichen Leute diese Kraft dafür verwenden, das Leben von wehrlsoen Afghanen zu erhlaten., wäre mehr gewonnen. So aber verlieren sie den Krieg und verheizen die Soldaten und heucheln Empörung über Satire. ... In China war es das gleiche: Wenn ein deutscher "Exiltibeter" der noch nie Tibet war rechtswidrig demonstriert, dann wird lauthals wochenlang nach Menschenrechten in China gerufen. Aber wenn nach sieben Jahren die brutalen Polizisten aus Genua, die die Demonstranten gemetztelt haben, für schuldig befunden werden der schweren Körperverletzung, aber wegen der Genralamnesie im "demokratischen" Italien wahrscheinlöich nicht bestraft werden, dann juckt das keinen. Wäre ja auch zu anstrengend. Empörung heucheln über Sachen, die ganz weit weg sind, ist ja auch viel einfacher. ...
Quote
04.09.2008 14:52:54
Lars74: ???
Zitat: "... ein Schlag ins Gesicht unserer Soldaten, die ihr Leben für die Freiheit Deutschlands einsetzen"
Ne klar, für die Freiheit! ...
Quote04.09.2008 15:08:58
mona_7:
Die Empörung der amtlichen Neusprechanwender, die das Wort Krieg vermeiden, stattdessen von humanitären Einsätzen schwafeln und von Kollateralschäden reden, wenn Hochzeitsgesellschaften zerbombt werden, deren Freiheit angeblich am Hindukusch verteidigt wird, während sich in Wirklichkeit die amerikanische Administration Bush im Feldzug für das Business bereichert, wirkt wieder einmal besonders überzeugend...
Quote
04.09.2008 15:08:39
Python11: Herr Robbe...
beobachtet, menschenverachtende Geschmacklosigkeiten, die kaum zu überbieten seien. Herr Robbe, überbieten kann man das jedoch ohne Probleme. Andere Menschen zu töten, das ist wirklich menschenverachtend, ebenso die Befehle dazu zu erteilen... wer Leute in den Krieg schickt, braucht sich über Tote nicht zu wundern und auch nicht darüber dass ihm das Menschenverachtende seines Tuns in drastischer Form vor Augen geführt wird.
Gut finde ich das Plakat trotzdem nicht. Aber wieder einmal verwechseln unsere Parlamentarier und Regierenden Ursache und Wirkung. Darin haben sie Übung, man schaue nur wie sich die Regierung zum Kaukasus-Konflikt äußert.
Quote04.09.2008 15:08:24
filus: "Geschmacklos" mag das Plakat sein ,...
... r u c h l o s ist die Heuchelei und Verlogenheit , die den Kriegseinsatz als Kampf für unsere Freiheit und Sicherheit rechtfertigt !
Quote04.09.2008 15:22:40
pasquino: Bundeswehr bewahrt afghanische Kinder vor dem Hungertod
Zugegeben, das Plakat und die Texte sind auch bei satirischer Lesart nicht besonders originell.
Mein Vorschlag Foto:100 Kindersärge mit afghanischen Fahnen. Text: Bundeswehr bewahrt afghanische Kinder vor dem Hungertod.
Quote
04.09.2008 15:15:59
Tortilein: @ willy13:
Mag sein, daß es solche Plakate in keinem anderen Land der Welt gibt. Was mich aber mit Stolz auf Deutschland erfüllt ist, daß es hier Menschen gibt, die unverblümt sagen, was sie denken und kritisch gegenüber denen sind, von denen sie regiert werden. Dieser Mut kann anderswo tödlich sein.
Quote
04.09.2008 15:24:11
Heinrich2006: Geschmacklos?
Natürlich ist das Plakat geschmacklos, aber im Vergleich was uns die verantwortungslosen Politiker im Parlament und auf der Hardthöhe - Jung - zum Einsatz in Afghanistan bieten: harmlos!
Die befehlen unsere Bundeswehr-Jungs in die Hölle AFG und stellen sich weder vor noch hinter sie, wenn es ans Sterben geht.
Für "wen" und "was" soll das Leben dieser armen, verarschten Jungen und Mädels hingegeben werden??
Für die Feigheit unser Verantwortlichen!
...
[...]
Quote
04.09.2008 15:35:10, Sachsen-Paule:
@Heinrich2006:
Wie viele Bundeswehrsoldaten kennen Sie denn die in der Hölle AFG waren?! Also meine drei Freunde die "unten" waren konnten sich nicht besonderns beschweren und würden es immer wieder machen. Wie wär es wenn Sie erwachsenen Menschen die eigene Entscheidung überlassen, auch wenn diese mit Ihrer Meinung kollidiert... jeder Soldat der in eine Krisenregion geht tut dies freiwillig und ist sich dem risiko bewusst.
Die Soldaten die in Afghanistan arbeiten sind dort um die Zivilbevölkerung und den aufkeimenden afghanischen Staat vor dem Chaos zu schützen. Wir können uns natürlich auch zurückziehen, wegschauen und uns die Decke über den Kopf ziehen wenn das Schlachten da unten wieder losgeht!
Ich find es immer wieder erschreckend wie schnell die Gegner des deutschen Afghanistaneinsatzes die Gräuel der Taliban vergessen/verdrängen können nur um ihr anliegen zu untermauern...
Quote
04.09.2008 15:43:03
willy13: naja tortilein
"daß es hier Menschen gibt, die unverblümt sagen, was sie denken und kritisch ... sind"
......
Unverblümtheit dieser Art hätten Sie 1:1 auch in der DDR ungestört an den Tag legen können. Das rührt ja nicht an gängige Tabus. Hat also auch nichts mit Zivilcourage im Sinne des Wortes zu tun.
Ein Plakat solcher Machart in Schutz zu nehmen, ist für mich nicht entschuldbar. Vermutlich kann das nur derjenige tun, der nie gedient hat. Für den Soldaten so ne Art unpersönliche Roboter sind. In Afghanistan fallen Menschen, die Söhne, Täter, Brüder, Freunde sind. Sich darüber zu freuen und höhnische Plakate zu publizieren, zeigt die Heuchelei dieser "Friedensgesellschaft".
Dass unsere Soldaten nichts in Afghanistan verloren haben, sehe ich genauso. Ist aber kein Grund, sich auf diese Art zu äußern.
Quote
04.09.2008 15:40:59
scopex: Die Wirkung dieses Plakats
änderte sich mit den Umständen. Als es erdacht und gemacht wurde, war es Satire und Vorausschau. Nun, nach dem Tod eines Bundeswehrsoldaten, ist es Realität und es tut weh.
Das Jung und Robbe das zum Anlass nehmen sich über das Plakat zu erregen wundert nicht. Sie müsten sich ja sonst Asche auf`s Haupt streuen, weil sie es waren, die mit ihren Entscheidungen maßgeblich zum Tod des Soldaten beigetragen haben.
Quote
04.09.2008 15:46:21
Tortilein: @ Sachsen-Paule:
"Wie wär es wenn Sie erwachsenen Menschen die eigene Entscheidung überlassen, auch wenn diese mit Ihrer Meinung kollidiert... jeder Soldat der in eine Krisenregion geht tut dies freiwillig und ist sich dem risiko bewusst."
Lieber Sachsen-Paule, die Bundeswehr ist kein Spielzeug, das eigenen Regeln unterliegt und tun und lassen kann, was es will. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee, die nur eingesetzt werden darf, wenn das Parlament dem Einsatz zugestimmt hat. Das Parlament hat dem Afghanistan-Einsatz zwar zugestimmt, aber gegen den Willen einer beachtlichen Mehrheit der Bevölkerung. Das sagt uns, daß das Parlament das Volk in keinster Weise repräsentiert und daß das obige Plakat dies vermutlich mehr tut als unser demokratisch gewähltes Repräsentationsorgan.
Quote
04.09.2008 15:54:53
Tortilein: @ willy13:
Wenn die beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts ein Gutes hatten, dann, daß die Politik uns heute im Jahre 2008 nicht mehr Hönig um den Bart schmieren kann, da es das blinde Vertrauen in die Regierung hier nicht gibt.
Es gibt in Deutschland weder einen Zwang zum Wehrdienst noch einen Zwang zum Kriegseinsatz. Die Entscheidung, nach Afghnistan zu gehen, steht jedem offen.
Und Sie haben recht, ich habe nie "gedient". Ich zog den zivilen Dienst am Menschen vor.
Quote
04.09.2008 15:54:31
Sachsen-Paule:
Ach Tortilein, es kommt immer darauf an welche Frage man stellt:
Wenn ich frage ob Deutschland sich weltweit gegen Völkermord, Unterdrückung und Gewalt einsetzen soll, dann sagen 90% ja, die andern 10% sind rassisten, blöd oder sehr wahrscheinlich beides weil das eine das andere ja bekanntlich bedingt.
Frage ich nun aber ganz losgelöst vom Hintergrund ob deutsche Soldaten irgendwo am A.d.W. ihr Leben riskieren sollen, dann sagen 90% ganz sicher nein.
Es geht aber leider nicht das eine oder das andere, oder glauben Sie irgendein Warlord in Afghanistan kümmert sich um eine offizielle Protestnote des deutschen Parlaments? Komischerweise erhält der Einsatz der deutschen Polizei in Afghanistan ganz großen Zuspruch obwohl diese Jungs und Mädels im endeffekt viel mehr im Kontakt mit der Bevölkerung sind und dadurch bedingt viel gefährdeter ist. Polizei klingt halt nur mehr nach Hilfe als Bundeswehr...
Quote
04.09.2008 15:53:13
Eiermeier: @Sachsen-Paule: Afghanistan ist ein souveräner Staat ...
... und da hat man nicht einzumarschieren um seine Ansicht was gut oder schlecht ist zu verbreiten.
Quote
04.09.2008 15:57:29
lgrobe: Der Kontext ist das Problem
Das Pakat an sich ist sicher nicht das Problem. Schliesslich schicken nicht die Macher des Plakates Soldaten zum Sterben in den Krieg, und so gesehen ist die Botschaft eigentlich eindeutig und drückt die Ansicht aus, das Militaer verheize Menschen. Darüber kann man disktutieren, aber der Titel "Hohn-Plakat" waere meiner Meinung nicht angemessen.
Das Problem ist der zeitliche Kontext. Das Plakat auf den Tod eines Individuums anzuwenden (was vielleicht gar nicht so gedacht ist) ist schwer nachvollziehbar. Es verkehrt die Botschaft des Plakates - nicht mehr das System Militaer, das das Individuum verheizt, steht so im Mittelpunkt, sondern der Tod eines Individuums wird scheinbar begrüsst. Dieses ist eine Umkehrung der ursprünglichen Aussage - nicht mehr die Unterordnung von Menschen im Militaer, als abstrakte Verlustzahl kalkuliert, wird angeprangert - vielmehr erscheint die Aussage des Plakates, als zaehle für den Verfasser das Individuum nicht mehr.
Wer politisch arbeitet sollte wissen, dass die Wirkung von Veröffentlichungen nicht nur vom Inhalt, sondern vor allem auch vom Kontext abhaengt. Hier ist der Vorwurf zu machen, dass man dem Urheber des ursprünglichen Plakates wohl unrecht tut, indem man seine Aussage durch den zeitlichen Bezug verkehrt, und politische Instinktlosigkeit zeigt, die mit den Gefühlen der Angehörigen wenig feinfühlig umgeht. Die Motivation der Friedensbewegung muss aber der Respekt vor dem Menschen, dem Individuum sein, darauf beruht die Ablehnung militaerischer Gewalt, die den Menschen auf Ziel, Werkzeug oder kalkulierbare Verfügungsmasse reduziert. Im Tagesgeschaeft der Auseinandersetzung sollte dies nicht untergehen, ansonsten muss man sich fragen, inwieweit man sich dem kritisierten militaerischen System schon angepasst hat...
Quote
04.09.2008 15:57:16
Eichholz1: Wahnsinnige damals und heute?
Ein damals Wahnsinniger hat Soldaten bis nach Stalingrad geschickt.
Heutige Wahnsinnige schicken sie noch weiter.
Die Damaligen haben sich anschließend das Leben genommen!
Wann findet die Bundeswehr soviel Selbstachtung, dass sie sich gegenüber den aktuell Wahnsinnigen wehrt?
Quote
04.09.2008 15:56:57
Eiermeier: @Sachsen-Paule: Der Deutsche bekommt laut diesen
Medien grossen Zuspruch
[Kampf um die Pressefreiheit in Afghanistan
"Alle wollen nur gute Nachrichten über sich"
Immer wieder drohen Regierung, Geheimdienst und andere Mächtige in Afghanistan kritischen Journalisten, wie jüngst dem Moderator eines investigativen TV-Magazins in Kabul. Der Fall zeigt: Die Regierung Karsai scheint Pressefreiheit nur zuzulassen, wenn sie selbst nicht zu hart kritisiert wird. - Von Christoph Heinzle, ARD-Hörfunkstudio Neu Delhi]
www.tagesschau.de/ausland/afghanistan472.html (http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan472.html)
von den Afghanen bekommen sie dagegen immer mehr Bomben.
Quote
04.09.2008 15:55:02
JPduMosch:
"für die Freiheit Deutschlands"
deswegen esse ich auch nur holländische tomaten. für die freiheit hollands!
macht alle mit! lol.
Quote
04.09.2008 16:14:17
Axolotl79:
Um es vorweg zu nehmen. ich wmoechte mit keinem der Soldaten tauschen, fuer kein geld der WELT. Und dieses plakat ist defintiv unter der Guertellinie, ABER: Wer schickt unsere leute denn in den Krieg nach Afghanistan, das ist doch primaer und Herr-ich-schiesse-jedes-Flugzeug-ab-Jung.
Es sei "ein Schlag ins Gesicht unserer Soldaten, die ihr Leben für die Freiheit Deutschlands einsetzen"
Fuer die Freiheit Deutschlands??? Werden wir etwa bedroht??? Wenn diese Kasper in Berlin nicht endlich aufhoeren wuerden diesem Oelgeilen Ami hinterherzurennen und in jede Koerperoeffnung zu kriechen, wirds bald vonnoeten sein.
"menschenverachtende Geschmacklosigkeit, die nicht mehr zu überbieten ist".
Wer ist denn hier menschenverachtend? Wer deckt mit dem mandat den amerikanischen Angriffskrieg gegen Afghanistan und gegen den Irak?
Quote
04.09.2008 16:07:06
Peter Goge: Naja
Viele Soldaten glauben wahrscheinlich wirklich, dass sie für unsere Freiheit kämpfen. Kosovo und Afghanistan haben mit unserer Freiheit aber nicht sehr viel zu tun.
Satire polarisiert immer, dafür ist sie da. Wenn jemand anfängt den Eltern, solche Plakate nach Hause zu schicken, dann mach ich mit beim Kopfschütteln. Man könnte jeden Kabarettitsten mit Leuten konfrontieren, vor denen Ihm seine Witze peinlich wären.
Quote
04.09.2008 16:30:29
Fanter: Plakat
Das Plakat ist geschmacklos, einfältig und natürlich ehrverletzend.
Zu Afghanistan: Das Parlament hat den Einsatz beschlossen. Somit ist er legitim.
Mit Pseudo-Pazifimus werden die Probleme der Welt nicht gelöst werden.
Quote
04.09.2008 16:48:40
pasquino:
josky01: ,,Würde man ein "satirisches" Plakat über die Pazifisten machen, die sich über den Tod eines Soldaten freuen - da wäre das Geschrei aber groß."
Warum? Auf beiden Seiten gibts Humorlose und satirische Nichtversteher und bei weitem nich alle, die gegen diesen Krieg sind, würden sich als Pazifisten bezèichnen.
Pazifist bittet auf Kien und händeringend vor einem Soldaten: ,,Erschieß mich"
Soldat: ,,Das könnte dir so passen"
Quote
04.09.2008 16:51:05
Kilchberger: Satire
Die Satiriker sind doch in Wirklichkeit selbst die beste Satire. Nennen sich Pazifisten, haben aber vollstes Verständnis für die russische Besetzung von georgischem Kerngebiet. Zu den aktuellen "ethnischen Säuberungen" unter russischer Regie in Abchasien und Süd-Ossetien schweigen sie. Und zu Saddams Völkermorden, Nordkorea etc. hat man auch noch nichts von ihnen gehört. Erst wenn Amerika oder die NATO eingreifen, inszenieren sie "spontane Massenproteste". Echt komisch, diese Leute.
Quote
04.09.2008 16:58:17
A.Hauss: Leute
die sich über ein drastisches Plakat echauffieren, zur Realität des Totmachens jedoch schweigen, sind unglaubwürdiges Ideologenpack.
AC130 Gunship -- Afghanistan
AC130 night attack on Taliban outposts.
video.google.com/videoplay?docid=4639921789181083769 (http://video.google.com/videoplay?docid=4639921789181083769)
Hinweis an den Mod: es sind weder Blut noch Gedärme o.ä. zu sehen. Es ist einfach nur die reine Kriegspornografie. Unsere Tornados tragen zur "Aufklärung" dieser "Ziele" bei.
Auch meine Trauer beim Tod von Mördern ist begrenzt. Die Berufs-Missversteher werden darau gewiss wieder Freude herauslesen oder gar "Aufruf zu " oder dgl.
Das größte Verbrechen ist der bruch des Vlkerrechts - vor 62 Jahren wurde dafür noch ein deutscher Außenminister hingerichtet. Das it etwas aus der Mode gekommen.
Quote
04.09.2008 17:36:43
Tadeusz Kantor:
noch so ein Gedanke zum Satz von Herrn Jung '... ihr Leben für die Freiheit Deutschlands einsetzen.'
'Online-Durchsuchung'
'Speicherung von biometrische Daten'
'Elektronischer Fingerabdruck'
'Einschränkung der Versammlungsfreiheit'
'Videoüberwachung'
usw.
Unsere eigenen Politiker bedrohen die 'Freiheit Deutschlands'
Quote
04.09.2008 18:25:50
heiner24:
"Die Empörung schlägt hohe Wellen. "
Was ich wirklich empörend finde, ist , dassdie Empörung über den Tod von 60 Kindern und ihren Müttern noch nicht mal ansatzweise die gleiche Empörung ausgelöst hat wie dieses lausige Plakat!
Quote
04.09.2008 18:58:31
hannibal-karthago: Lob für Denkler
Man muss den Herrn Denkler wirklich Loben, dass er mit diesem satrischen Kommentar das Plakat breiten Kreisen der Bevölkerung nahe gebracht hat.
Quote
05.09.2008 09:21:20
nicknoris: Schein und Wirklichkeit im Krieg
Der Schein ist Ehre, Tapferkeit, Kameradschaft, Ritterlichkeit gegenüber dem Geschlagenen
Die Wirklichkeit ist Grausamkeit, Rohheit, Erbarmungslosigkeit besonders gegen die Schwachen, die Altern, die Frauen, die Kinder. Seit Weltkrieg 2 sind die Zivilopfer, die sog. Kolateralschäden weit in der Mehrzahl und die großen Verlierer.
Im Krieg geht es nicht mehr um böse und gut, sondern das Undenkbare, das Unfassbare zu tun.
Quote
05.09.2008 11:07:26
s.eichendorff: 5 Jahre altes Plakat
Warum kocht man dieses alte Plakat jetzt auf? Wem nützt es, wenn die Kriegsgegner als menschenverachtende Leute "ertappt" werden? Ich glaube, im Oktober soll über den weiteren Einsatz in Afghanistan entschieden werden.
Quote
05.09.2008 17:24:26
gerhardt_124: Ich finde das Plakat so in Ordnung.
Um eine konstruktive, ja überhauot, Diskussion über diesen Einsatz anzufangen, bedarf es offensichtlich solcher Mittel. 80% der Bevölkerung sind gegen diesen Einsatz, zumal sich die Voraussetzung für diesen Einsatz auch grundlegend geändert haben.
Die USA sind nicht mehr das Land, welches rechtsstaatliche Prinzipien als grundsätzlich erkennt. Die Rechtsstaatlichkeit steht in den USA täglich zur freien Disposition.
Auch aus diesem Grunde sehe ich für mich, und viele andere, die Bündnistreue als nicht mehr bindend an.
Unsere Politiker verweigern uns, dem Volk, den Gehorsam um lustig ihrem Vasallentum zu frönen.
Wenn Herrn Jung und anderen nicht anderes einfällt als die Geschmacklosigkeit des Plakates zu reklamieren, sollte er sich aber fragen lassen, wie können wir aber denn anders an die Entscheidungsträger in Berlin herankommen?
Aus: "Hohn-Plakat zum Tod von Soldaten - "Auf dem richtigen Weg"" Von T. Denkler (04.09.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/965/308907/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/965/308907/text/)
-.-
Quote[...]
Quote04.09.2008
21:03 Uhr
glodhähnchen meint:
Dieses Plakat atmet die Luft von Nazihumor.
Friedensaktivist ist heute ein Schimpfwort, diese Leute verkörpern weder Werte noch Mut, noch einen Lösungsansatz. Sie sind mit ihrem Defätismus der Steigbügelhalter von Terrorismus und fundamentalistischen Ideologien.
Quote05.09.2008
07:50 Uhr
THOR meint:
Ich war 4 Jahre Zeitsoldat und bin Offizier d.R.
Habe seinerzeit auf mein Land, mein Volk geschworen es (im Kriegsfall) tapfer zu verteidigen. Diesem Eid fühle ich mich nach wie vor verpflichtet, wenn gleich mir dabei unsere jetzigen Volksvertreter eher einen Würdereiz auslösen.
Wenn es denn zu unabwendbaren Krieg o. ähnlichem kommen sollte, dann ist es sicher besser diesen Krieg in fremden, also angreifenden Lande zu führen als bei uns.
Aber Afghanistan und viele andere Lände in denen ,,unsere Jungs" stationiert sind, bedrohen uns in keiner Weise – da können mir unsere Politiker vorlügen was sie wollen.
ES geht dort ausschließlich um US-Interessen ! Und sonst gar nichts !
PS. Mittlerweile haben ca. 86% unserer männlichen Bundestagsabgeordneten NICHT ,,gedient" UND fanden auch keine Gelegenheit zum Ersatzdienst!
Und diese Bande schickt unsere Soldaten fein ins Ausland !!!
Schimpf und Schande !!!!!
Quote04.09.2008
22:11 Uhr
Karl G. meint:
Die ganz offensichtlich linksradikalen und aus der Anarchoszene-die noch nie was zum Bruttosozialprodukt der BR beitrug, nur Sozialhilfe usw.kassierte - stammende Verhöhnung eines Toten reizt dann doch zu einigen Fragen:Die Kubaner in der Schweinebucht inkl.des "maximo leader" waren doch auch bewaffnet, Soldaten, "mordeten" also auch sie,wie es jeder Soldat im Falle eines Falles tun MUß, fallen die auch unter die Kategorie "Wieder einer weniger" als Gefallene ? Und die russischen Soldaten in Afghanistan ab 1981, 2008 in Georgien ? Und die kommunistischen Soldaten der Nord-Koreaner , der Chinesen, der Vietnamesen ? Und im geg.Fall Soldaten aus Venzuela, aus Nicaragua, aus Bolivien ? Wie hirnverbrannt müssen diese Typen wohl sein, wenn sie auch da noch die Unterschiede machen wie die "LInke" z.B. bei den "Freiheitskämpfern" von den terroristischen Banden d.FARC, PKK, ETA . Und die kubanischen Soldaten in Angola und Mozambique, wie stand´s um die ? Man sieht wie verlogen und unredlich das Ganze doch ist, selbst bei Toten machen diese Narren hochwahrscheinlich wieder Unterschiede zwischen guten und bösen Soldaten !
Kapieren die eigentlich nicht, wie die den Ultrarechten wie einst die Kommunisten in der Weimarer Zeit vor 1933 in die Hände spielen, daß die Deutschen zwar aus Erfahrung z.Zt.noch hoh immun sind gegen die, aber die Linksradikalen ein brisantes Spiel wagen mit solchen Unverschämtheiten ?!Bin sehr gespannt auf Kommentare der "Linke", primär von Gysi u.Lafo !
Quote04.09.2008
20:19 Uhr
Timmeh meint:
Dieser Umgangston und gernell dieses Niveau mit anderen Menschen zu kommunizieren ist mir ehrlich gesagt zu "doof" liebe Vorrednerin.
Auch bei Meinungsverschiedenheit kann man den Ton wohl wahren.
Ja, ich war zum Hilfestellung des Aufbaus eines freien Staates dort (heißt soviel wie: Schulen, Krankenhäuser, generell soziale Einrichtungen etc. bauten und bauen wir auch immer noch dort auf). Für mich ist es Hilfe. Doch.
Wieso in dieses Land.
Weil dieses Land eine terroristische Bedrohung für die westliche Welt war.
Es war eines der Länder, die als Rückzugsgebiet der extremistischen Moslime herhalten müssen.
Herhalten müssen, da der Großteil der Bevölkerung dieses nat. nicht unterstützt, aber bei Protest ist schlicht "der Kopf ab".
Diese Bedrohung und diesen Rückzugsraum galt es bzw gilt es zu nehmen und zu sichern und gleichermaßen den Leuten dort Freiheit zu bringen.
Dafür hab ich mein Leben eingesetzt und ihc bin über nichts stolzer als über das was ich dort getan habe.
Denn ich habe es nunmal hautnah miterlebt wie dankbar mir diese Menschen entgegenkamen.
Dieses Lächeln der kleinen Kinder war es mir wert.
Das können Sie vll. nicht verstehen, aber ich tue es und bin daher überzeugt davon das Richtige gemacht zu haben.
Es ist und bleibt ein Kriegsschauplatz und dort sterben nunmal Menschen.
Klar ist jeder Tote einer zu viel, aber eben unvermeidbar um das Ziel der Freiheit zu verwirklichen.
MfG
Quote04.09.2008
20:45 Uhr
eloxx meint:
Eigentlich haben die Zeiten sich nicht geändert. Wenn man aus den Feldpostbriefen von 39-45 liest, mit welchem Nationalstolz und welcher Überzeugung deutsch Soldaten dahin gegangen sind, wo es die Führungsriege wollte. Und heute? Man brauch nur die richtige Propaganda. Die Überzeugung, dass Richtige zu tun. Heute sieht man die beteiligung am Krieg in Afghanistan als richtig an. Damals sah man die Führung eines Krieges um den Lebensraum im Osten als richtig an. Es war falsch! Damals wie auch heute. Es wird die Zukunft zeigen. Sicher werden sich die Verantwortlichen nicht in den Freitod stürzen. Soviel Demokratie haben wir schon.
Quote04.09.2008
19:41 Uhr
BW-Stuffz meint:
@ Tranta
Soso, Soldaten sind Mörder - nun bezogen auf die
BW würde ich sagen, es gibt sehr, seeeehr viel mir
Mörder unter den Zivilisten , wie wir jeden Tag in
den Medien sehen: Zivilistinnen, die ihre Kinder
verhungern lassen, Zivilisten die Kinder töten,
Zivilisten die tagtäglich Morde begehen.
Nun, vielleicht sollten sie das mal mit berücksichtigen.
Soviel Mörder unter den Zivilisten, das erreicht die BW
in einer Ewigkeit nicht.
Von daher sehe ich mich und meine Kameraden
in einem sehr guten Licht.
ZIVILSTEN SIND MÖRDER
Quote04.09.2008
19:20 Uhr
Tranta meint:
Ich finde es gut, Soldaten sind keine Friedensengel, sie sind zum töten anderer Menschen ausgebildet worden inkl. Kadavergehorsam.
Wären es keine potentiellen Mörder und hätten bei der BW was Anständiges gelernt würden sie mit Maurerkellen rumrennen um Häuser zu bauen, mit Spaten bewaffnet sein um Be- und Entwässerungen anzulegen, mit dem Pflug Erde fruchtbar bzw. nutzbar machen.
Aber nein, Soldaten gehen um zu töten oder zu besetzen, Häuser zu zerstören, Felder mit Waffen unbrauchbar zu machen, Infrastrukturen zu vernichten, Menschen zu töten, Regierungen zu stürzen usw.
Deutschland wurde auch nie befreit sondern besiegt, jede andere Behauptung ist Ideologie pur. Dresden wurden auch nicht befreit sondern die Dresdner Zivilbevölkerung via angeordnetem Massenmord demoralisiert.
Deutsche Soldaten sind und waren nie Befreier sondern Werkzeuge der jeweiligen Regierungen um gewisse Ziele mit Gewalt umzusetzen .. wenn dazu auch tote Zivilisten gehören ist das auch für unsere Regierung völlig in Ordnung. Genauso gehören auch tote Soldaten dazu egal welche Anteilnahme geheuchelt wird.
Ein toter Soldat ist tatsächlich Abrüstung da ansonsten nirgends Abrüstung stattfindet, im Gegenteil immer mehr Waffen produziert werden und im Umlauf sind, immer mehr Menschen sterben .. vorallem Zivilisten die nicht bewaffnet sind und nicht hinter 5cm Stahl sitzen wie letztens gerade geschehen.
Unsere Scheisshauspatrioten kann ich hier übrigens garnicht ab, die hatten wir schon mal.
Quote04.09.2008
19:31 Uhr
AB meint:
Mir stehen die Tränen im Gesicht. Ich bin selbst Soldat, war in Afghanistan und das wieder einer meiner Kameraden dort sein Leben lassen muss macht mich traurig. Aber das man sich noch sowas gefallen lassen muss versteh ich nicht. Steht hinter uns, verdammt nochmal. Wir schützen eure Rechte, die Ihr in vollem Maße geniessen dürft.
Quote04.09.2008
19:15 Uhr
BW-Stuffz meint:
Ich schlage vor, bei den nächsten Naturkatastrophen
(Überschwemmungen, Schneekatastrophen etc.) bleiben
wir Soldaten in den Kasernen. Sollen doch die Deiche
brechen, wie seinerzeit an der Oder, wo wir dummen
Soldaten für das undankbare Pack Tag und nacht Sand-
säcke gestapelt haben. Tut mir richtig leid heute.
Nächstes mal sollen die absaufen oder im Schnee
ersticken. Wenns um eigene Eingemachte geht, sind
wir Soldaten gut, anschliessend ist das linke Pack wieder
zur Stelle, um seinen geistigen Müll zu verbeiten.
Also: nächstes mal macht euren Dreck selbst.
Quote04.09.2008
19:16 Uhr
Hindupfusch meint:
,,Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte der "Bild"-Zeitung: " Es ist ein Schlag ins Gesicht unserer Soldaten, die ihr Leben für die Freiheit Deutschlands einsetzen."
FALSCH Herr Jung, die Bundeswehr ist nur eine Hiwi-Truppe der Amis, für deren geopolitischen Ziele !!
Freiheit für Deutschland in Afghanistan, so einen Blödsinn hat noch nicht mal der Erfinder der Propaganda, Dr. Joseph G... erzählt !!
Quote04.09.2008
18:55 Uhr
Kolonisator meint:
Ich zitiere von der HP dieser tollen Gruppe:
"Der Vorwurf an uns, Menschenverachtung zu demonstrieren, geht ins Leere:
Menschenverachtend ist die deutsche Militärdoktrin (niedergelegt im Weißbuch), die es zum Normalfall erklärt, dass die Bundeswehr überall in der Welt Krieg führt.
Menschenverachtend sind diejenigen, die Soldaten in alle Welt schicken, um aus
wirtschaftlichen Interessen den Zugang zu Ressourcen und Rohstoffwegen freizuschießen. Menschenverachtend sind nicht Plakate, sondern der Krieg!"
Ich freue mich schon jetzt auf die ersten Gold- und Öllieferungen aus unseren neuen Überseekolonien.
Wer hinter dem Bundeswehreinsatz diesen Zweck sieht hat jeden Hang zur Realität verloren.
Quote04.09.2008
18:14 Uhr
willi meint:
Greift die Regierung an, die diese Toten zuverantworten hat, aber lasst die Soldaten zufrieden, diese tun nur ihre Pflicht. Liebe Kriegsgegner ich respektiere eure Meinung. Deshalb schlage ich vor meldet euch freiwillig und helft den Menschen in Afghanistan, natürlich vor Ort, vielleicht schenken sie euch vor lauter Dankbarkeit kiloweise Opium.
Quote04.09.2008
18:23 Uhr
Citoyen meint:
Ja, Hauptsache, wir wir Deutschen waschen unsere Hände in Unschuld! Was den Menschen in Afghanistan unter den Taliban widerfahren ist, zählt wohl als folkloristisches Problemchen. Was sind schon dreitausend ermordete Angehörige des Volks der Hazara 1998? Die Hilfsorganisationen Rotes Kreuz und Welthungerhilfe standen hilflos daneben. Aber Menschenrechte scheinen für manche Wohlstandsdeutsche etwas zu sein, was nur ihnen zusteht!
Sicher muss man in Afghanistan noch einiges anders machen und der Weg ist noch lang, aber immerhin passiert überhaupt etwas.
Quote04.09.2008
17:39 Uhr
Ein Bürger meint:
ich muss wirklich sagen das ich das Plakat asozial und Menschenverachtend finde.
Nichts desto trotz finde ich das wir ins Afghanistan nix verloren haben .
Quote04.09.2008
17:26 Uhr
Partyzan meint:
Das Plaket finde ich schlimm. Da ist kein Respekt mehr vorm Menschen.
Bin aber auch der Meinung das wir am Hindukush nix zu suchen haben. ebenso sollte man auch nicht ins Kosovo und erst recht nicht Lebensmittel in andre Länder schicken.
Selektion halt
Quote04.09.2008
17:26 Uhr
W.Mueller meint:
meier meint:
afghanistan ist nicht besetzt.
die taliban sind keine freiheitskämpfer.
--
...und die Erde ist eine Scheibe...
...und der Mann im Mond, Dein Nachbar...
Quote04.09.2008
17:31 Uhr
42 meint:
tja Friedensaktivisten haben meinem Kenntnisstand nach noch weniger Menschen auf dem Gewissen als Soldaten. Ich frag mich wieso dieses Plakat "pervers" sein soll?!. Krieg ist die perversion der Menschlichkeit. Wieo stört sich niemand daran?
Nette Umfrage ~70% der Abstimmer sind also für einen Abzug? Danke, dann gibt man die Hoffnung doch nicht so schnell auf, dass Krieg als Mittel der Politik vielleicht doch irgendwann geächtet und beendet wird.
Quote04.09.2008
17:38 Uhr
Matthias meint:
Es geht euch allen noch viel zu gut! darum meinen hier auch einige wir bräuchten keine armee und auch sonst keine staatsgewalt. ihr wisst doch überhaupt nicht wie es in der welt aussieht! aber klar, ihr lebt ja auch in einer gesellschaft welche die realität regelmäßig ausblended.
Quote04.09.2008
16:58 Uhr
Nadja Trautmann meint:
Deutschland wird in Deutschland verteidigt.
Für alle Anderen gilt, was das Plakat wiedergibt!
Quote04.09.2008
17:01 Uhr
Gert Höhne meint:
Eines bleibt festzuhalten, ich kann mich eher bamm.de anschließen, wie den Kriegstreibern in Deutschland.
Der Krieg ist überflüssig.
Das Plakat trifft da meine Meinung.
Quote04.09.2008
17:23 Uhr
armes d meint:
Na klar, das Plakat schwirrt seit 2003 umher und keiner will bislang was gewußt haben, die Politiker sind berufsbetroffen, ahnungslos und empört, aber nutzen das Ganze nur als Seitenhiebmöglichkeit für den polit. Gegner, aber keiner verklagt diesen linksextremen Sauhaufen. Nicht mal der Dienstherr Bundeswehr!
Wirklich eine Schande, was sich die Linken hier alles erlauben dürfen und Deutschland tut nichts und sagt nichts!
Quote04.09.2008
16:41 Uhr
ich meint:
Gott sei dank!!! Nach 5 Jahren im Internet hat sich endlich jemand von der Presse erbarmt, dieses Thema zu veröffentlichen! 5 Jahre! Da gabs noch gar keinen deutsch-afghanischen Krieg! Da gabs noch keine Linkspartei!
Jetzt können sich endlich wieder Politiker und ihre Stammtischkollegen über etwas aufregen und von ihrer eigenen Unzulänglichkeit ablenken.
Quote04.09.2008
16:23 Uhr
Karl G. meint:
So wie es ausschaut, waren da linksradikale, auch anarchistische Verhöhner am Werke, die zwar gerne die "Internationale" mit dem "Kampf für´s Menschenrecht"
singen und sich als Friedensapostel geben, aber nur dann gegen Militarismus usw.sind, wenn´s um den Westen, um konservativ gestaltete Gemeinschaften geht, denen sie ja ihre Duldung verdanken, die sie dann weidlich ausnutzen, um selbst
einen Toten in den Schmutz zu ziehen. Das sind aber jene Typen, die - hätten sie politische Macht - wie z.B.Stalin, Hitler oder Pinochet wütenund auf Deibel komm raus aufrüsten würden gegen ihre Gegner. Da hätten weder Hummanismus noch Frieden eine Chance. Wem verdanken diese Typen denn ihre"Freiheit", solch widerwärtige Gedanken leider zu publizieren ? Doch einer demokratisch-pluralistischen Geselllschaft, die u.a.Toleranz als Grundrecht verbürgt, auch für ihre Gegner und dessen Abschaum.
Man darf gespannt sein auf die Reaktion z.B.der SED-PDS-Nachfolger der "Linke", der JUSOS unter Frau Drohsel, der Grünen unter der Doppelspitze Bütikofer/Roth. Vielleicht ist es aber auch müßig , auf d e r e n ablehnende Stellungnahme zu warten.Viele von diesen Gruppierungen wollen ja "eine ganz andere Republik".
Quote04.09.2008
16:18 Uhr
Toni Kalus meint:
Ich finde das Plakat weist in die richtige Richtung:
Den weg zum Erwachsenwerden...
Kommentare zu: "Afghanistan - Kriegsgegner verhöhnen Bundeswehr-Tote im Netz" (4. September 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article2396205/Kriegsgegner-verhoehnen-Bundeswehr-Tote-im-Netz.html;jsessionid=FFAF1E5BAF79DC0E92145939CB48E7AE?page=0#article_readcomments (http://www.welt.de/politik/article2396205/Kriegsgegner-verhoehnen-Bundeswehr-Tote-im-Netz.html;jsessionid=FFAF1E5BAF79DC0E92145939CB48E7AE?page=0#article_readcomments)
-.-
tbc.
Quote[...]
Quoteeasystreets
Zitat von Rechi Quote
Kriege laufen ben nicht mehr wie vor Jahrzehnten, in dem ein Panzerbataillon an der Grenze steht oder so. Nehmen Sie mal die Realität zur Kenntnis
Doch, Kriege laufen immer noch so ab. Auch wenn ich Ihren Kommentar grundsätzlich mochte, stört mich, dass Sie der gesetzten Logik vom asymetrsichen Krieg folgen. Als solcher wird er bezeichnet, nachdem diese Begriffserfindung, einmal gesetzt, nicht mehr aufgehoben wurde. Der Begriff ist mundgerecht, aber er verschleiert. Die Bundeswehr führt keinen Krieg, auch keinen asymetrischen. So gesehen hätte die Wehrmacht in Rußland oder Frankreich auch einen asymetrischen Krieg geführt, den gegen Partisanen, Widerständler und Untergrundkämpfer. Die Art des bewaffneten Kampfes gab es schon vor 2001.
Als Krieg wird die Auseinandersetzung bezeichnet, weil Terroristenzellen weiche Ziele in anderen Ländern ausmachen. Will man die Terroristen dingfest machen, muß das dingfestmachende Land in ein anderes Land einmarschieren, wenn das betreffende Land keine eigene Staatsordnung besitzt, die es ermöglichte, sie selbst zu fassen. Und es keine militärische Macht besitzt, ein Einmarschieren zu verhindern, oder das Regime offiziell Unterschlupf gewährt. So gesehen ist auch die CIA eine terroristische Zelle, nur unter anderen Vorzeichen, und wenn sie sich anschickt, Staatschefs zu ermorden oder Regime zu kippen. Wir sprechen insgemsamt von Ländern, die zu den schwächsten der schwachen, den ärmsten der armen gehören. Krieg? Es ist genau gesagt ein Krieg gegen die Armut, der geführt wird, nicht einer gegen checkpointpassierende Hochzeitsgesellschaften.
Vor der Begriffskombination "asymetric" und "preemptive" ist im Übrigen der Einzelne in keinem Land mehr sicher. Die CIA kann auch Sie oder mich verschleppen, wenn sie meint, Indizien gegen Sie oder mich in der Hand zu haben. Ab nach Guantanamo, und niemand weiß, was aus ihm oder ihr geworden ist. So gesehen ist es ja auch schon passiert, das Wildern Einzelner außerhalb der Rechtsbarkeit der Parlamente. IP-Adressenverfolgung, Identitätsermittlung und die Handschelle schnappt zu am nächsten Flughafen. Theoretisch machbar. Ein Gefühl, als würde eine neue Diktatur am Horizont erwachsen. Kafkaesk. Angeklagter ohne Anklage.
QuoteDietrich Müller
Für wen sterben deutsche Soldaten?
Der Streit darüber, wie man das nennt, zwischen Minister und Offizieren, ist absurd. "Umgekommen im Kampf gegen die Taliban" oder "Gefallen für Deutschland"? Für mich ist kein deutscher Soldat gefallen. Man kann nur sagen "Gefallen für die EU / UNO"! In diesem Falle sind unsere Soldaten Abgesandte im Auftrag dieser Gremien, ich will nicht sagen "Söldner". Oder?
Quotesuum.cuique, 04.09.2008
Die deutsche Oeffentlichkeit ist mit der Realitaet in Afghanistan ueberfordert.
...
SPIEGEL ONLINE Forum > Diskussion > Politik (2008)
Seite neu laden Ist die Bundeswehr mit dem Einsatz in Afghanistan überfordert?
Quelle: http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=4988 (http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=4988)
Quote[...] ARROYO GRANDE, Calif. (MarketWatch) -- Yes, America's economy is a war economy. Not a "manufacturing" economy. Not an "agricultural" economy. Nor a "service" economy. Not even a "consumer" economy.
Seriously, I looked into your eyes, America, saw deep into your soul. So let's get honest and officially call it "America's Outrageous War Economy." Admit it: we secretly love our war economy. And that's the answer to Jim Grant's thought-provoking question last month in the Wall Street Journal -- "Why No Outrage?"
[...]
*
Why else are Americans so eager and willing to surrender 54% of their tax dollars to a war machine, which consumes 47% of the world's total military budgets?
*
Why are there more civilian mercenaries working for no-bid private war contractors than the total number of enlisted military in Iraq (180,000 to 160,000), at an added cost to taxpayers in excess of $200 billion and climbing daily?
*
Why do we shake our collective heads "yes" when our commander-in-chief proudly tells us he is a "war president;" and his party's presidential candidate chants "bomb, bomb, bomb Iran," as if "war" is a celebrity hit song?
*
Why do our spineless Democrats let an incompetent, blundering executive branch hide hundreds of billions of war costs in sneaky "supplemental appropriations" that are more crooked than Enron's off-balance-sheet deals?
*
Why have Washington's 537 elected leaders turned the governance of the American economy over to 42,000 greedy self-interest lobbyists?
*
And why earlier this year did our "support-our-troops" "war president" resist a new GI Bill because, as he said, his military might quit and go to college rather than re-enlist in his war; now we continue paying the Pentagon's warriors huge $100,000-plus bonuses to re-up so they can keep expanding "America's Outrageous War Economy?" Why? Because we secretly love war!
We've lost our moral compass: The contrast between today's leaders and the 56 signers of the Declaration of Independence in 1776 shocks our conscience. Today war greed trumps morals. During the Revolutionary War our leaders risked their lives and fortunes; many lost both.
Today it's the opposite: Too often our leaders' main goal is not public service but a ticket to building a personal fortune in the new "America's Outrageous War Economy," often by simply becoming a high-priced lobbyist.
Ultimately, the price of our greed may be the fulfillment of Kevin Phillips' warning in "Wealth and Democracy:" "Most great nations, at the peak of their economic power, become arrogant and wage great world wars at great cost, wasting vast resources, taking on huge debt, and ultimately burning themselves out."
[...] But wait, you ask: Isn't our $1.4 trillion war budget essential for "national defense" and "homeland security?" Don't we have to protect ourselves?
Sorry folks, but our leaders have degraded those honored principles to advertising slogans. They're little more than flag-waving excuses used by neocon war hawks to disguise the buildup of private fortunes in "America's Outrageous War Economy."
America may be a ticking time bomb, but we are threatened more by enemies within than external terrorists, by ideological fanatics on the left and the right. Most of all, we are under attack by our elected leaders who are motivated more by pure greed than ideology. They terrorize us, brainwashing us into passively letting them steal our money to finance "America's Outrageous War Economy," the ultimate "black hole" of corruption and trickle-up economics.
You think I'm kidding? I'm maybe too harsh? Sorry but others are far more brutal. Listen to the ideologies and realities eating at America's soul.
How powerful is the Pentagon's war machine? Trillions in dollars. But worse yet: Their mindset is now locked deep in our DNA, in our collective conscience, in America's soul. Our love of war is enshrined in the writings of neocon war hawks like Norman Podoretz, who warns the Iraq War was the launching of "World War IV: The Long Struggle Against Islamofascism," a reminder that we could be occupying Iraq for a hundred years. His WW IV also reminded us of the coming apocalyptic end-of-days "war of civilizations" predicted by religious leaders in both Christian and Islamic worlds two years ago.
[...]
// [There are 1011 comments (!)]
QuoteObstinat
23 days ago / +12 Votes (15 Up / 3 Dn)
When I studied history in school it was basically a chronological list of different European wars. I thought I was studying "the wars of Europe" but I soon realized that that wouldn't have been possible; there have just been too many armed conflicts in Europe to cover in school. Therefore European history teachers have to select a sample of the yummiest conflicts!
I remember when we covered the 30 years' War (1618-1648) and I found out that Swedish troops had been as far south as Prague. I bet they had some real important "things to do and people to slaughter" down there.
I guess it took until WW1 and WW2 for Europeans to really understand what all these war ultimately would lead to if there were to continue; total destruction of the European continent. It wasn't until then that politicians really started working on the problem and the seed to the EU was sown. The EU has a lot of problems but at least it has kept France and Germany from waging wars with each other the way they have normally done every now and then in the past.
Maybe that's what's necessary to make the masses from all levels of society understand how negative a modern war can be; a fifty million death toll (WW2 military and civilian casualties), many of them on the European continent + an infrastructure in ruins.
The US hasn't had this horrible total war experience on its own soil in modern times. That's a blessing in a way, but also a problem I guess. Because until that has happened war will only be an abstraction to most Americans.
Quoteflatworld, 23 days ago
Who wouldn't love war as long as it was on someone elses soil. Would things change if the US was hit with 'shock and awe.'
Quotemaggiemae656 23 days ago
There are answers, but our greatest enemy may perhaps be fear. We're apparently afraid to buck the system for fear of retribution or punishment by our own authorities, we're afraid of the possibility we may need to sacrifice the "things" we have if we stand up against our machine.
The reality is that a war has waged and won against the citizens of our country, and the agressors were those we thought were on our side.
This is a good article, and I wonder how many people are really voluntarily going along with this war economy which has gone totally berserk? I would guess not that many.
QuoteNoTimeToLose 23 days ago
... Sometimes the questions are as important as the answers.
From: "'America's Outrageous War Economy!'" - Pentagon can't find $2.3 trillion, wasting trillions on 'national defense' By PAUL B. FARRELL (Last update: 7:27 p.m. EDT Aug. 18, 2008)
Quelle: http://www.marketwatch.com/news/story/why-we-love-americas-outrageous/story.aspx?guid=0D31C880-32CD-4BA1-8133-329EA57CB069 (http://www.marketwatch.com/news/story/why-we-love-americas-outrageous/story.aspx?guid=0D31C880-32CD-4BA1-8133-329EA57CB069)
Quote[...] Die italienischen Ermittlungen führten letztlich auch in Deutschland dazu, dass Staatsanwalt Hans-Joachim Lutz Anfang dieses Jahres Anklage wegen 14-fachen Mordes erhob.
Quote15.09.2008 18:00:58
Lobby-Boy: Wann sind die anderen Prozesse ?
Es müssen doch auch die amerikanischen, russischen u.a. Kriegsverbrecher verurteilt werden ! Oder verurteilt die keiner ? Oder gibst die nicht ? Seltsam.... ! Verlogene Welt !
Quote
15.09.2008 18:03:23
RoterBaron11: Es ist doch einfach nur noch lächerlich
mit enormem Kostenaufwand einem 90-jährigen einen Prozess zu machen, den man schon 50 Jahre früher, und dann wirksam, hätte lebenslänglich verurteilen können.
So ist dieser Fall nur ein weiterer Beleg dafür, wie nach dem Krieg Verbrecher unterschlüpfen konnten und teilweise in bedeutenden Positionen, von Globke angefangen bis hinauf zu Filbinger und Kiesinger, in bedeutenden Positionen weiter "wirken" konnten.
Das hier ist doch nur eine rechtsstaatliche Farce. Als der Rechtsstaat gefordert war, hat er versagt, dank der Seilschaften in der Nachkriegsrepublik um Adenauer herum.
Quote
15.09.2008 18:27:33
kvwupp: Prozess
Nun, dass dieser Prozess nicht eher geführt wurde oder werden konnte, hatte seine Gründe, man kann das nachlesen:
1. Ingo Müller: Furchtbare Juristen, Die unbewältigte Vergangenheit unserer Justiz, München 1989
2. Jörg Friedrich: Die kalte Amnestie, NS-Täter in der Bundesrepublik, Frankfurt/Main,
1984
Im übrigen gilt: Es ist für die Hinterbliebenen wichtig, dass einen Täter auch nach 40 - 50 Jahren der Prozess gemacht wird.
Aber ganz abgesehen davon: Wir waren und sind es uns selber schuldig die NS-Vergangenheit juristisch, gesellschaftlich und moralisch aufzuarbeiten, so gut dass überhaupt möglich ist.
Der Verweis auf anderes Unrecht schmälert dieses Unrecht nicht. Ein Mord wird dadurch nicht besser, dass ein anderer Mensch ebenfalls gemordet hat. Meiner subjektiven Erfahrung nach sind diejenigen, die um Milde bei NS-Tätern bitten, oft diejenigen, die am lautesten nach drakonischen Strafen für andere Täter rufen.
Quote
16.09.2008 08:25:32
Stratto: Gerechtigkeit, Discounter-Moralisten und Bigotterie...
Die Vorverurteilungen einiger moralischer Überflieger sind ebenso anmaßend wie absurd. Nirgendwo läßt sich bekanntlich auch ohne irgendwelche Sachkenntnis billiger moralisieren als in diesem Kontext.
Zum Fall selber muß man wissen, daß die Italienische Verurteilung sich einzig auf die Truppenzugehörigkeit des Angeklagten bezieht. Iirgendwelche persönliche Tatensind ihm Italien nachgewiesen worden odermußten nachgewiesen werden.Es reichte, daß er der Einheit angehörte, von der die Verbrechen begangen worden sein sollen.
Das Andere betrifft das Verhältnis der italienischen Justiz zur Komplex Vergangenheitsaufarbeitung generell. Bis heute hat die italienische Justiz alle Verfahren zu Verbrechen der italienischen Armee in Europa wie in Afrika niedergeschlagen, verschleppt oder einfach nicht angenommen. Das betrifft insbesondere die Un-Taten der 2. ital. Armee auf dem Balkan, die dort schlimmer agierte als die SS, und die Vorkommnisse in den über 40 italienischen KZ's. Man geht insgesamt von bis zu 250.000 Opfern aus, die der italienischen Besatzung zum Opfer fielen.
Niemand und das ist eben keine Metapher wurde bis heute dafür verurteilt, alle Verantwortlichen wurden von der italienischen Justiz gedeckt, die Ansprüche der Opfer alle und sämtlich zurückgewiesen.
Genau das steht auch in direktem Zusammenhang mit der sehr späten Verhandlung des vorliegenden Falles im Greisenalter des Angeklagten, da die Vorkommnisse schon seit Jahren bekannt sind. Grund für diese Zurückhaltung war stets, daß Italien fürchtete, wenn deutsche Kriegverbrechen in Italien angeklagt würden, auch italienische Kriegsverbrechen auf die Agenda in anderen Staatenkämen. Das wollte man unter allen Umständen verhindern.
Da man aber nun davon ausgeht, daß eine unverrückbare und beruhigende Fixierung auf deutsche Verbrechen vorgenommen wird, so fühlen sich die politisch Verantwortlichen nun nach Jahrzehnten im Schutzraum des 'moralischen' Mainstreams sehr sicher, daß die italienischen aus dem Fokus bleiben und den Mythos von der italienischen Unschuld weiter kultivieren lassen. Hier wurde eben genau diese bisher untätige Justiz aktiv, ohne sich auch nur die Mühe des Nachweises einer persönlichen Schuld des Angeklagten zu machen.
Auf diese Weise wird durch solche Anklagen weniger ein System der vorgeblichen Gerechtigkeit als der politisch sanktionierten und medial implantierten Bigotterie installiert, nicht mehr und nicht weniger.
Quote
16.09.2008 08:35:01
Monikamm207: Keine Rücksichtnahme!
Bei dem bereits rechtskräftig verurteilten Mörder S. (2006 in La Spezia zu lebenslanger Haft), dessen vollen Namen sogar das Bayer. Fernsehen in seinen Nachrichten ausspricht, könnte auch die SZ dazu übergehen, den Namen auszuschreiben und sein Gesicht unverpixelt zu zeigen. Die Rücksichtnahme ist in diesem Fall absolut unangebracht.
Aus: "Kriegsverbrecher-Prozess - "Übernehmen Sie endlich Verantwortung"" (15.09.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/312/310242/text/ (http://www.sueddeutsche.de/muenchen/312/310242/text/)
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Quote[...] Falzano gibt es nicht mehr. Nur zwei verrottete Ortsschilder an der schmalen Landstraße, die kurvenreich durch das Val di Chiena führt, erinnern noch an das toskanische Dörfchen, das am 27. Juni 1944 von deutschen Soldaten dem Erdboden gleichgemacht wurde. Immerhin hält der Bus noch hier, der vom nahen Cortona aus, der mittelalterlichen Stadtfestung, durch das Tal fährt.
Von der Bushaltestelle Falzano sind es nur ein paar Schritte bis zu einem kleinen Gedenkhain am Straßenrand. Zwischen zwei Lindenbäumen sind alte Feldsteine übereinander geschichtet. Die Steine stammen aus der Ruine der Casa Canicci, dem Haus, das deutsche Gebirgsjäger 1944 in die Luft sprengten, nachdem sie elf Dorfbewohner dort eingepfercht hatten. Die Namen der "vittime della barbarie tedesca", der Opfer der deutschen Barbarei, stehen auf einer Tafel, die in die Steine eingelassen ist. Gegenüber, zwischen Zypressen, erinnert ein schlichtes Steinkreuz an die Toten von Falzano.
Josef Scheungraber kennt den Gedenkhain von Falzano nicht. Der heute 90-jährige Mann aus Ottobrunn bei München ist nie mehr zurückgekehrt zu den Überresten des Dörfchens, an dessen Vernichtung er 1944 als Kompaniechef des Gebirgs-Pionier-Bataillons 818 beteiligt gewesen sein soll.
Mehr als sechs Jahrzehnte danach aber holt ihn die Geschichte nun wieder ein. Ab Montag muss sich Scheungraber vor dem Münchner Oberlandesgericht verantworten. Grausamer Mord aus niedrigen Beweggründen wird ihm zur Last gelegt. Es könnte der letzte Prozess sein, der in Deutschland gegen einen mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher geführt wird.
Dabei ist Scheungraber bereits verurteilt worden wegen des Massakers von Falzano. Im September 2006 verhängte ein Militärgericht im italienischen La Spezia eine lebenslängliche Haftstrafe gegen ihn. Das Verfahren fand in Abwesenheit des Angeklagten statt.
Doch das Militärurteil wird in Deutschland nicht anerkannt. Allerdings kann sich die Münchner Staatsanwaltschaft auf die Akten des italienischen Verfahrens stützen. Sie sind auch die Grundlage der Anklageschrift gegen Josef Scheungraber. Auf gerade mal sieben Seiten wird darin geschildert, was am 27. Juni 1944 in Falzano geschah. Und was der "barbarie tedesca" voranging.
Laut Anklage hatten Soldaten aus Scheungrabers Einheit am 26. Juni 1944 damit begonnen, eine von Partisanen gesprengte Brücke bei Falzano zu reparieren. Als sich drei von ihnen in das Café des Ortes begaben, gerieten sie in den Hinterhalt einer Partisanengruppe. Zwei Deutsche wurden dabei getötet, der dritte kam mit leichten Verletzungen davon.
Kompaniechef Scheungraber und sein Bataillonskommandeur Herbert Stommel hätten daraufhin laut Anklageschrift einen "Gegenschlag zur Vergeltung des Partisanenüberfalls" geplant. Angehörige der Einheit nahmen elf Männer fest, durchweg Bauern aus der Umgebung von Falzano. Die Gefangenen, zwischen 15 und 74 Jahre alt, mussten sich vor dem steinernen Bauernhaus Casa Canicci aufstellen.
In Todesangst, wie es in der Anklage heißt, hätten die Männer mit ansehen müssen, wie umliegende Gebäude von den Deutschen gesprengt wurden. Auch an den Hausecken und im Obergeschoss der Casa Canicci wurden Sprengsätze und Kanister mit Benzin angebracht. Dann trieb man die Gefangenen in das Haus und verriegelte die Tür mit Eisendraht. Wenig später sprengten Scheungrabers Soldaten das Gebäude in die Luft. Als nach der Explosion noch Schreie zu hören waren, schossen die Soldaten mit Maschinengewehren in die Trümmer. Bis Ruhe war.
Nur der 15-jährige Gino Massetti überlebte schwer verletzt das Massaker. Ein quer stürzender Balken und der Körper eines anderen Opfers, der auf ihm lag, retteten ihm das Leben.
Bevor 2006 erste Berichte über Scheungrabers angebliche Verwicklung in das Massaker von Falzano erschienen, hatte kaum jemand in Ottobrunn etwas über seine Vergangenheit bei den Gebirgsjägern gewusst. Josef Scheungraber gehört zu denen, die sie hier im Ort ehrenwerte Bürger nennen. Fast zwei Jahrzehnte saß er als parteiloser, aber CSU-naher Abgeordneter im Gemeinderat. Bekannt ist Scheungraber in Ottobrunn aber vor allem als erfolgreicher Geschäftsmann. Er hat eine Schreinerei aufgebaut und ein Möbelgeschäft, das jetzt sein Sohn führt. Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist der alte Mann auch, und ein großzügiger Gönner. Wenn etwa soziale Projekte für Bedürftige in Ottobrunn finanziell unterstützt werden müssen, ist Josef Scheungraber meist dabei.
Am 1. April 2005, anlässlich der 50-Jahr-Feier von Ottobrunn, erhielt er die Bürgermedaille des Ortes. Eine besondere Auszeichnung, die Zahl ihrer Träger kann man an einer Hand abzählen. "Hätten wir damals allerdings schon gewusst, was Herrn Scheungraber vorgeworfen wird, hätten wir sicher abgewartet", sagt Erika Aulenbach. Sie ist Gemeinderätin und Vorsitzende der Freien Wähler in Ottobrunn. "Nun hängt es vom Urteil ab, ob wir ihm die Medaille wieder aberkennen", fügt sie hinzu. Erika Aulenbach ist eine der wenigen, die sich überhaupt zum Fall Scheungraber äußern wollen. Die meisten Einwohner des Ortes winken ab, wenn man sie anspricht. "Das war Krieg damals", sagen einige. Und dass man doch endlich vergessen und die Alten in Ruhe sterben lassen soll.
Ähnlich argumentiert auch Josef Scheungraber. So heißt es jedenfalls, denn der 90-Jährige ist für ein Gespräch nicht erreichbar. Ans Telefon geht er nicht, in sein Haus lässt er keine Fremden hinein. Es ist, als wäre er untergetaucht. Auch im Ort zeigt sich Scheungraber kaum noch. Die wenigen Ottobrunner, die ihn getroffen haben, sagen, er sei wütend wegen der Anklage, enttäuscht, aber auch aggressiv. Keine Ahnung hätten die Ermittler, soll er geschimpft haben, und dass ja schließlich Krieg gewesen sei und die Partisanen auch einen schmutzigen Kampf gegen die Deutschen geführt hätten.
[...] Bei der Münchner Staatsanwaltschaft hat Josef Scheungraber ausgesagt, er könne sich an den "Vorfall" in Falzano nicht erinnern. Zwar habe man damals nach dem Partisanenüberfall Verdächtige festgenommen. Die Männer seien aber an die Feldgendarmerie übergeben worden, behauptet er. Sollten Soldaten seiner Einheit in Falzano operiert haben, dann war er aber selbstverständlich dabei. "Ich wäre bei meiner Kompanie gewesen und nicht im Kino", soll Scheungraber den Staatsanwälten gesagt haben.
Das klingt schneidig, ganz nach deutschem Offizier. Und so schätzten auch die Militärrichter in La Spezia Scheungraber ein. In ihrem Urteil schrieben sie, aus den von Ermittlern eingesehenen Wehrmachtsakten "ergeben sich klare Anzeichen dafür, dass der Angeklagte sich überzeugt und absolut der Kriegsführung der Nazis widmete". Als solche Anzeichen werteten sie etwa, dass Scheungraber nach einer schweren Verletzung 1943 im Kaukasus das Angebot ablehnte, sich an die Heimatfront nach Mittenwald versetzen zu lassen. Nach seiner Genesung stellte er stattdessen den Antrag, an die Front nach Italien versetzt zu werden.
Dort verschlug es Scheungraber mit seiner Einheit im Juni 1944 nach Falzano. Zu Gino Massetti und den anderen Männern, die von deutschen Soldaten in die Casa Canicci gesperrt wurden zum Sterben.
Ob Scheungraber wirklich dabei war an jenem 27. Juni 1944, wird das Gericht zu klären haben. Der einzige Überlebende von damals, Gino Massetti, der seinen Peinigern vor vierundsechzig Jahren ins Gesicht sah, wird dabei aber wohl nicht helfen. Sein Sohn glaubt jedenfalls, dass sein Vater nicht nach München kommen wird, als Zeuge. "Ihm ist etwas anderes wichtiger als die Bestrafung der Täter", sagt der Sohn. "Er will die furchtbaren Momente von damals endlich vergessen."
Aus: "Der Vorfall von Falzano" Von Andreas Förster (Textarchiv » 2008 » 12. September » Seite 3)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0912/seite3/0001/index.html (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0912/seite3/0001/index.html)
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Quote[...] An diesem Montag beginnt in München der Prozess gegen den 90-jährigen Josef S., der im Juni 1944 seiner Gebirgs-Pionier-Kompanie in Falzano den Massenmord an italienischen Zivilisten befohlen haben soll. Falzano gibt es nicht mehr, S.blieb Jahrzehnte unbehelligt.
[...] Er wird belegen, wie auch immer das Urteil am Ende lautet, dass diese Gesellschaft nicht nur vom Tyrannen und seinen Henkern beherrscht wurde, sondern von Millionen Menschen, die sich von ihnen in die Pflicht nehmen ließen. Es war ja "die Pflicht", auf die sich so viele Täter nach dem Krieg stets beriefen.
Vielleicht ist diese Erkenntnis, bei allen Mängeln, das größte Verdienst der deutschen Prozesse gegen NS-Täter: Es gibt keine Pflicht, das Böse zu tun.
Aus: "Kriegsverbrecher-Prozess - Der alte Mann und der Tod"
Eine Ära geht zu Ende: In München beginnt einer der letzten großen NS-Prozesse. Mehr als 10.000 Urteile sind gefallen, doch das Bild, zu dem sich die Verfahren fügen, wirkt kläglich.
Ein Kommentar von Joachim Käppner
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/168/310099/text/ (http://www.sueddeutsche.de/muenchen/168/310099/text/)
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Quote[...] Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung ist einer der Anwälte Scheungrabers ein bekannter Nazi-Verteidiger. Klaus Goebel aus München habe bereits Holocaust-Leugner wie David Irving und SS-Mörder wie den Aufseher Anton Malloth aus dem KZ Theresienstadt vertreten und soll der »Stillen Hilfe« angehören, einem Nazi-Hilfsverein, dessen Aushängeschild die Tochter von SS-Führer Heinrich Himmler ist.
In Bedrängnis kommt mit Scheungraber auch der »Kameradenkreis der Gebirgstruppe«, der sich emsig um die Reinwaschung der Wehrmacht bemüht und dabei von CSU und Bundeswehr unterstützt wird. Scheungrabers Mitgliedschaft soll derzeit »ausgesetzt« sein.
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Aus: "Gebirgsjäger vor Gericht - Mordprozeß gegen Bundeswehr- und CSU-Protegé in München" Von Frank Brendle (15.09.2008 / Inland / Seite 5)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2008/09-15/050.php (http://www.jungewelt.de/2008/09-15/050.php)
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Quote[...] Wenn Gino M. auf seine Jugend angesprochen wird, sagt er: ,,Es war ein Wunder, dass ich überlebt habe."
[...] Eigentlich sollte Gino M. seit 64 Jahren tot sein. Gino M. lebt in Cortona, einem kleinen Ort eineinhalb Stunden südöstlich von Florenz, kurz vor dem Trasimenischen See. Das Städtchen hat eine malerische Altstadt und könnte noch viel mehr Touristen anziehen, gäbe es nicht in Italien viel zu viele Orte, die genauso schön sind.
In Italien wird der Name ,,Cortona" jedoch auch mit einem Massaker verbunden, das deutsche Gebirgsjäger am 27.Juni 1944 auf dem Gebiet der Gemeinde, im kleinen Weiler Falzano, verübten, nachdem Partisanen zwei deutsche Soldaten getötet hatten. Vier Menschen wurden damals erschossen, elf in ein Haus gesperrt und in die Luft gesprengt.
Auch Gino M. war in diesem Haus. Einer der mutmaßlichen Verantwortlichen für das Massaker, der 90-jährige Josef S. aus Ottobrunn bei München, steht ab kommendem Montag in München vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Leutnant vor, den Vergeltungsschlag befohlen zu haben. Er streitet die Tat ab.
Der Tag, an dem Gino M. sterben sollte – laut Anklage auf Befehl von Josef S. –, war der 27. Juni 1944. Wahrscheinlich war es heiß wie an diesem Spätsommertag im Jahr 2008. Der Bauernbub beobachtete aus dem Wald heraus die deutschen Soldaten, die seit dem Vortag seine unmittelbare Heimat durchkämmten. ,,Dann entdeckten sie mich. Einige von ihnen verfolgten mich sofort, sie fingen an, auf mich zu schießen", sagt Gino M. ,,Ich warf mich auf den Boden und wollte mich verstecken, doch die Soldaten fanden mich und schleppten mich weg."
Zusammen mit elf anderen Männern führten sie ihn zu einem Bauernhof. Gino M. musste sich an der Außenmauer aufstellen und darauf warten, dass er erschossen wird.
Der Bauernhof steht noch heute an einem sonnigen Hang inmitten der Einsamkeit von Falzano, denn die meisten Höfe, die hier lagen, sind mittlerweile verlassen. Heute ist Sauro Cerotti der Chef des Bauernhofes, doch er pflügt, erntet oder melkt nicht mehr, er vermietet die schicken Ferienwohnungen, die er in das Haus eingebaut hat. Holländer und Engländer kämen viele, sagt er, Deutsche weniger.
[...] Es sind die Trümmer der ,,Casa Canicci", des ehemaligen Schulhauses von Falzano. ,,Als wir dachten, wir werden erschossen, hielt ein Motorrad mit Beiwagen am Bauernhof", erzählt Gino M. in seinem Wohnzimmer. ,,Wir hörten Befehle in einer fremden Sprache, und wir mussten den Hügel hinunterlaufen." Rundherum hörte man bereits Explosionen von Häusern, die in die Luft gesprengt wurden. Die Männer mussten in das Haus gehen. ,,Ich war der drittletzte, der hineinging." Er suchte sich eine Ecke des Raumes, oben bauten die Soldaten Sprengstoff auf und rannten hastig über die Treppe ins Freie. ,,Doch die erste Sprengladung klappte nicht", sagt Gino M., ,,sie fluchten und fingen von vorne an." Wieder hörte Gino M. die Soldaten eilig die Treppe hinunterlaufen, dann explodierte das Haus mit einem Knall. Danach war Ruhe. Und Rauch.
Die rohe Gewalt, die die Soldaten an diesem Tag in den Wäldern der Toskana anwendeten, hatten einige von ihnen womöglich bereits an der Ostfront gelernt: Denn seit Dezember 1942 galt etwa in Russland der ,,Bandenbekämpfungsbefehl", der die Tötung unbeteiligter Männer, Frauen und Kinder legitimierte, und zahlreiche Soldaten, darunter auch Josef S., wurden nach dem Einsatz in Russland nach Italien geschickt. Auch hier galt dann der Bandenbekämpfungsbefehl, ungefähr ab der Zeit des Massakers in der ,,Casa Canicci" – die Verrohung des Krieges im Osten setzte sich im Süden fort. Insgesamt wurden bis zu 10.000 italienische Zivilisten von 1943 bis 1945 Opfer der deutschen Besatzung.
Gino M. überlebte unter den Trümmern, weil sich ein Dachbalken quer über ihn gelegt hatte. Stunden später hörte eine Frau, die ihren Hund suchte, die Rufe des Jungen. Er wurde befreit. Als Monate später die Amerikaner in Cortona eintrafen, lag Gino M. noch im Krankenhaus.
[...] Die Rekonstruktion der Ereignisse von 1944 ist schon schwierig, die Frage, ob Josef S. unmittelbar an den Morden beteiligt war und ob er sie angeordnet hat, ist noch schwieriger zu beantworten. Ein italienisches Militärgericht hatte im September 2006 daran keinen Zweifel und verurteilte ihn – genau wie einen anderen deutschen Offizier – in Abwesenheit zu lebenslanger Haft. ,,Da die beiden getöteten deutschen Soldaten zur Einheit von S. gehörten, muss es in seine Verantwortlichkeit gefallen sein, die Aktion zu planen, die Vorgehensweise zu beschließen und die Soldaten zur Ausführung der Maßnahmen auszuwählen", heißt es in dem 105 Seiten starken Urteil. ,,Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass S. an den Orten und in den Tagen der Ereignisse anwesend war."
Gegenüber deutschen Behörden, die Josef S. im Zuge des Prozesses an seinem Wohnort vernahmen, leugnete S. zunächst seine Anwesenheit in den fraglichen Tagen. Aus den Gerichtsakten geht außerdem hervor, dass S. geltend machte, ein gläubiger Katholik zu sein und auf dem Rückzug sogar in Assisi beten wollte. Das Gericht hielt dies für ,,taktische Ausflüchte". ,,Aus den Akten ergibt sich, dass sich S. der nazistischen Kriegsführung überzeugt und absolut hingab." Das Urteil zur ,,pena dell' ergastolo", ,,lebenslange Haft" steht auf Seite 104.
[...] Alles, was er an Papieren zu dem Massaker von Falzano aufbewahrt hat, sammelt Gino M. in einer braunen, etwas ausgeblichenen Mappe, ,,Documenti di Falzano" steht darauf, ein braunes Gummiband hält die Mappe an der Seite zusammen. Sauber abgeheftet erscheint die Vergangenheit darin. Obenauf liegt ein kleines Madonnenbildchen. Ginos Frau sagt, dass sie es war, die damals ihre schützende Hand über Gino gehalten habe.
[...]
Quote11.09.2008
12:12 Uhr
Däne meint:
Wer sich als Mörder in Naziuniform unterwegs war gehört bestraft, es ist leider 64 Jahre zu spät - so jemanden gehört eingesperrt für immer - Leider sind die meisten auf freien Fuss geblieben und die heutige möchtegerne Herrenmenschen sind traurig das die zu spät geboren wurde um selber mitzumachen - die gehören dafür auch hinter Gitter.
Quote11.09.2008
08:41 Uhr
Peter Steinar meint:
Wir wollen an dieser Stelle an die 10.000 unschuldigen Opfer der Wilhelm Gustloff erinnern!
Quote11.09.2008
13:08 Uhr
Mir Langts meint:
Wieviele der sogenannten Befreier wurden denn wegn Morden an deutschen Zivilisten und Krriegsgefangenen vor Gericht gestellt und verurteilt ? 0000000
Nach dem Krieg (45 bis 49) verloren noch über 1 Mio deutsche Zivilisten und 2 Mio Kriegsgefangene ihr Leben durch Massaker, Erdchiessung und Verhungern in Gefangenenlagern und durch die Vertreibung. Wann wird da endlich mal nach den Schuldigen gesucht ???
Quote11.09.2008
10:48 Uhr
Andreas Neunzerling meint:
Es ist erschreckend, wie in den unmittelbar auf den Artikel folgenden Kommentaren in einem Atemzug die deutschen Verbrechen relativiert werden. Deutschland hat den den Krieg begonnen und es gab unzählige, die freiwillig zu den barbarischsten Verbrechen bereit waren. Eine ganz Generation wurde so zu Mördern und deren Helfershelfern. Wer den Tatsachen nicht ins Auge sehen kann und die Verbrechen relativiert, hat in meinen Augen im deutschen Volk von heute nichts verloren.
Quote12.09.2008
19:40 Uhr
Kaeptn meint:
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Das einzige was wir aus der Geschichte zweier Weltkriege lernen können ist, dass, wenn die Bestie Krieg erst einmal losgelassen ist, sie eine eigene Dynamik entwickelt und in kürzester Zeit nicht mehr kontrollierbar ist. Je stärker der Widerstand, je stärker die Aggression. Das sollten sich die Kriegsfürsten unserer modernen Zeiten hinter die Ohren schreiben.
Quote13.09.2008
00:34 Uhr
Flo_HH meint:
Das erinnert mich (selbst Hamburger) an einen Fall, den wir hier mal hatten. Freidrich Engel. Friedrich Engel, Jahrgang 1913, promovierter Philologe, war 2002 vom Hamburger Landgericht zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden, wegen mehrfachen Mordes. Dann gab es aber vom Bundesgerichtshof ein Urteil, das das aufhob, die Hamburger Richter hätten das Mordmerkmal der besonderen Grausamkeit nicht ausreichend belegt. Der "Todes-Engel von Genua" ist inzwischen gestorben.
Aus: "Massaker - Ein Ex-Wehrmachtsleutnant steht vor Gericht" Von Martin Zöller (11. September 2008)
Quelle: http://www.welt.de/vermischtes/article2424695/Ein-Ex-Wehrmachtsleutnant-steht-vor-Gericht.html (http://www.welt.de/vermischtes/article2424695/Ein-Ex-Wehrmachtsleutnant-steht-vor-Gericht.html)
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Quote[...] Kaum Aussichten auf einen Prozessbeginn machen sich die deutschen Justizbehörden im Fall des ehemaligen SS-Manns Heinrich B. vor dem Aachener Landgericht. Gegen den 86-Jährigen wurde Anklage wegen Mordes an drei Zivilisten 1944 in den Niederlanden erhoben, als Mitglied des SS-Kommandos "Silbertanne". Er stand lange auf der Liste der zehn meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums. Es sei noch nicht einmal ein Gutachter bestellt, dessen Stellungnahme dann auch erst einmal abzuwarten sei, bestätigte der Richter am Landgericht in Aachen, Georg Winkel, der Deutschen Welle. Eine Eröffnung in den kommenden Monaten bleibe "höchst unwahrscheinlich".
Aus: "Anklage wegen Nazi-Massakers in der Toskana " S. Scheithauer (15.09.2008)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3643842,00.html (http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3643842,00.html)
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Quote[...] [ngo/ddp] Ruhig und scheinbar ungerührt ließ der 90-jährige Josef S. das minutenlange Blitzlichtgewitter über sich ergehen, als am Montag (15. September) unter großem öffentlichem Interesse in München der Prozess gegen den ehemaligen Offizier der Deutschen Wehrmacht begann. Ihm wird vorgeworfen, im Juni 1944 einen Rachemord an 14 Italienern nach einem Partisanen-Überfall auf drei deutsche Soldaten mitorganisiert zu haben. Persönlich wollte der ehemalige Kompanieführer zum Prozessauftakt keine Stellung zu den Beschuldigungen nehmen. Dies überließ er seinen beiden Anwälten, Christian Stünkel und Rainer Thesen.
Stünkel verlas eine Erklärung seines Mandaten, in der dieser bestreitet, Kenntnisse von den Vorfällen im italienischen Falzano di Cortona gehabt zu haben. Thesen stellte den Antrag, ein historisch-militärisches Gutachten erstellen zu lassen, um zu beweisen, dass es sich bei der Partisanenverfolgung nach den Regeln der Wehrmacht um eine "von höherer Stelle geplante Aktion" gehandelt haben müsse. Die Kammer zog sich daraufhin zur Beratung zurück und will am 29. September weiterverhandeln.
[...] Der Anklage zufolge sollen deutsche Soldaten auf der Suche nach Partisanen zunächst vier Menschen erschossen haben. Außerdem sollen sie elf weitere Italiener in ein Bauernhaus getrieben, dieses verriegelt und mit Dynamit in die Luft gesprengt haben, wie die Staatsanwälte Hans-Joachim Lutz und Thomas Steinhaus-Koch darlegten. Anschließend sollen Soldaten mit zwei Maschinengewehren in die Ruine geschossen haben. Nur ein 15-jähriger Jugendlicher soll überlebt haben.
Verteidiger Stünkel beschwerte sich in seiner Erklärung, dass Josef S. überhaupt für prozesstauglich befunden wurde und er den "Strapazen" eines solchen Verfahrens ausgesetzt werde. Sein Mandant leide an einer Hörschwäche. Als der Vorsitzende Richter Manfred Götzl den Angeklagten zur Angabe seiner Personalien aufforderte, wiederholten seine Verteidiger die Fragen für ihn. Erst als dem 90-Jährigen ein Kopfhörer gereicht wurde, hörte er nach eigener Aussage "gut". Er verfolgte die Verhandlung fast durchgängig mit geschlossenen Augen und beantwortete die Fragen des Vorsitzenden, ob er sich den Ausführungen seines Verteidigers anschließe, immer nur mit einem kurzen "ja".
In seinem Vortrag beteuerte Stünkel, der Angeklagte sei zur Zeit der Vorfälle mit der Reparatur einer Brücke beschäftigt gewesen, um den Rückzug der deutschen Truppen nach Norditalien zu ermöglichen. Die Staatsanwaltschaft lege in ihrer Anklage weder die Aussagen von "Ohr- und Augenzeugen" noch "Urkunden über Befehle" vor, kritisierte der Anwalt.
Als Stünkel in seiner Erklärung bemerkte, dass eine solche Tat "mit Sicherheit" durch die Gerichtsbarkeit der Deutschen Wehrmacht verfolgt worden wäre und Josef S. sich dann auch an einer Aufklärung beteiligt hätte, reagierten viele der anwesenden Zuhörer mit höhnischem Gelächter.
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Aus: "Rachemord der deutschen Armee - Ex-Wehrmachtsoffizier bestreitet Beteiligung an 14-fachem Rachemord im Jahr 1944" (15. September 2008)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18595 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18595)
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Quote[...] Josef S. bestritt stets die Vorwürfe - nun ist der frühere Wehrmacht-Kompaniechef in München zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Er war 1944 für die Ermordung von zehn Italienern in der Toskana mitverantwortlich, so das Gericht.
[...] Josef S. soll demnach Ende Juni 1944 als Kompanieführer im Gebirgspionierbataillon 818 im italienischen Falzano di Cortona, zwischen Arezzo und Perugia gelegen, den Befehl zu zwei Vergeltungsanschlägen für einen Partisanenangriff gegeben haben. Als Leutnant soll er seine Männer beauftragt haben, "die Gegend
systematisch zu durchsuchen und mehrere angetroffene, vorwiegend männliche Personen festzunehmen", sagte Staatsanwalt Hans-Joachim Lutz. Wer sich der Festnahme entzog, sollte auf der Stelle erschossen, die Festgenommenen an einen zentralen Ort gebracht und dort getötet werden.
Wie Josef S. mussten sich mehrere NS-Kriegsverbrecher erst Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg vor Gericht verantworten. Einige tauchten unter falschem Namen unter oder führten in anderen Ländern ein bürgerliches Leben wie der mutmaßliche SS-Wachmann John Demjanjuk. Andere lebten jahrelang unbehelligt in Deutschland, zum Teil nachdem sie bereits in anderen Ländern in Abwesenheit verurteilt wurden.
jjc/AFP/dpa/ddp
Aus: "90-jähriger NS-Kriegsverbrecher muss lebenslang in Haft" (11.08.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,641691,00.html (http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,641691,00.html)
Quote[...] [ngo/ddp] Die Rüstungsindustrie darf sich freuen. Die Bundeswehr soll 2009 rund 31,1 Milliarden Euro ausgeben können und damit 5,6 Prozent mehr als in diesem Jahr. Das sieht der Entwurf der Bundesregierung zum Wehretat für das nächste Jahr vor, der am Mittwoch (17. September) erstmals im Bundestag beraten wurde. Der Wehretat ist der drittgrößte Einzelplan im Bundeshaushalt und der zweitgrößte Etat eines Ministeriums. Erst im vergangenen Jahr war der Haushalt des Verteidigungsministeriums um gut eine Milliarde Euro angehoben worden. Ressortchef Franz Josef Jung (CDU) wies Kritik an der neuerlichen Steigerung um diesmal rund 1,6 Milliarden Euro zurück. Weitere Aufgaben für die Bundeswehr im Interesse der Sicherheit Deutschlands erforderten weitere finanzielle Mittel, sagte er. Die internationalen Verpflichtungen seien nicht geringer geworden, argumentierte der Minister mit Blick auf die laufenden Auslandseinsätze. Derzeit beteiligt sich Deutschland mit gut 6000 Soldaten an internationalen "Missionen" unter UN- oder NATO-Flagge.
[...] Union und SPD stellten sich [ ] einmütig hinter den Etatansatz. Nach den Worten des SPD-Abgeordneten Johannes Kahrs muss mehr in Personal und Ausrüstung sowie in die Modernisierung der Kasernen investiert werden. Für die Union betonte der CDU-Abgeordnete Bernhard Kaster, der Schutz der inneren und äußeren Sicherheit sei eine Grundvoraussetzung für eine demokratische und freiheitliche Gesellschaft.
Im Wehretat 2009 sind neben den internationalen Einsätzen der Bundeswehr auch die Modernisierung der Flugbereitschaft sowie die Wehrsolderhöhung und das Sanierungsprogramm für westdeutsche Kasernen berücksichtigt.
Aus: ""Einsatzfähigkeit der Bundeswehr" - Wehretat soll auf 31 Milliarden Euro steigen" (17. September 2008)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18618 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18618)
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Quote[...] Mit 88:8 Stimmen wurde der Verteidigungsetat in Höhe von 612,5 Milliarden Dollar für das Haushaltsjahr 2009 gebilligt. Darin enthalten sind 70 Milliarden Dollar für die Einsätze im Irak und in Afghanistan. Mit dem Etat geht der Senat noch über die Anforderungen vom Präsident George W. Bush hinaus, der 611,1 Milliarden Dollar beantragt hatte.
Der Haushalt muss nun noch mit der Version des Repräsentantenhauses abgestimmt werden, die dort im Mai verabschiedet worden war. Auch sie sieht ein Volumen von 612,5 Milliarden Dollar vor. Unterschiede gibt es jedoch bei der geplanten Verteilung der Gelder.
Aus: "ABSTIMMUNG - US-Senat billigt Milliarden-Etat für Kriegseinsätze" (18.09.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,578880,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,578880,00.html)
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Quote[...] Einigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrats warf d'Escoto [Der frühere nicaraguanische Aussenminister Miguel d'Escoto] eine «Sucht nach Krieg» vor. Die Welt sei heute in einem «beklagenswerten, unentschuldbaren und schändlichen Zustand», sagte der 75-Jährige. Während «Billionen Dollar für Aggressionskriege ausgegeben» würden, lebe «mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Hunger und Armut».
Aus: "Der Neue übt beissende Kritik am Westen" (17.09.08)
Quelle: http://www.20min.ch/news/ausland/story/23468238 (http://www.20min.ch/news/ausland/story/23468238)
Quote[...] Was die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik am Freitagabend als leichtes lokales Erdbeben in Wien-Liesing ohne messbaren Magnitudenwert eingeschätzt hat, war offenbar die Explosion einer Fliegerbombe in einer Gärtnerei.
[...] Die Explosion dürfte nach ersten Vermutungen von einem Säurezünder ausgelöst worden sein. "Dieser hat sich aktiviert", sagte Klug.
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Aus: vienna.at > Wien - 23. Bezirk: ""Erdbeben" entpuppte sich als Fliegerbombe" (20.09.2008)
Quelle: http://1230.vienna.at/news/om:vienna:bezirk:1230/artikel/erdbeben-entpuppte-sich-als-fliegerbombe/cn/apa-114450502 (http://1230.vienna.at/news/om:vienna:bezirk:1230/artikel/erdbeben-entpuppte-sich-als-fliegerbombe/cn/apa-114450502)
Quote[...] Bei einem Bombenanschlag auf einen Konvoi der Bundeswehr im Norden Afghanistans sind die deutschen Soldaten mit dem Schrecken davongekommen. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr bestätigte am Dienstagmorgen in Potsdam entsprechende Berichte der afghanischen Behörden.
Demnach war ein Selbstmordattentäter in einem Auto gegen sieben Uhr Ortszeit auf die fünf Fahrzeuge der Patrouille zugefahren. Die Soldaten befanden sich auf dem Weg ins Zentrum der Stadt Kundus. Der Attentäter sprengte sein Fahrzeug ,,auf Höhe der Patrouille" in die Luft und soll dabei ums Leben gekommen sein. In dem Konvoi sei niemand verletzt worden, sagte der Sprecher.
[...] Trotz einer Aufstockung der internationalen Truppen ist die Gewalt in Afghanistan in diesem Jahr auf das höchste Niveau seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001 gestiegen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in den ersten acht Monaten dieses Jahres in dem Land fast 1500 Zivilisten ums Leben gekommen, 39 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für 800 Todesfälle unter Zivilisten wurden die Taliban und andere Extremisten verantwortlich gemacht, mehr als 570 wurden den UN zufolge von der afghanischen Armee und ihren ausländischen Verbündeten getötet.
Aus: "Afghanistan: Bundeswehr-Konvoi entgeht Anschlag" (23. September 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub8ABC7442D5A84B929018132D629E21A7/Doc~EB51688550A8B42428962A8FAFB4A93D9~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub8ABC7442D5A84B929018132D629E21A7/Doc~EB51688550A8B42428962A8FAFB4A93D9~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] Der Fraktionschef der Linken bezeichnete im hessischen Landtag die CDU für ihre Haltung zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr als "schießwütig". Politiker, die solche Einsätze unterstützten, seien "Schreibtischtäter". [...] SPD-Abgeordnete Dagmar Metzger sagte, "man hält ja immer die Luft an, wenn van Ooyen in die Bütt tritt". Die Linke habe mit diesem Auftritt erneut ihre Regierungsunfähigkeit bewiesen.
[...] Politiker von CDU und FDP stuften die Entschuldigung des Linken-Fraktionschefs als wenig glaubwürdig ein. Er sei überzeugt, "dass das kein Ausrutscher war", sondern van Ooyens Überzeugung, sagte Landtagspräsident Norbert Kartmann (CDU). Der Linke-Politiker habe gesagt, "was er denkt". Van Ooyen habe mit seinen Äußerungen "eine Grenze überschritten". Van Ooyen wurde ein Ordnungsruf erteilt, die unterste Stufe aller Konsequenzen. "Das ist die Gelbe Karte für ihn", sagte Kartmann.
[...] CDU-Fraktionschef Christean Wagner sprach von "entlarvenden Beleidigungen, die System haben". Die Entschuldigung des Linke-Politikers sei "in höchstem Maße unglaubwürdig". Die Beleidigungen van Ooyens seien kein einmaliger Ausrutscher. Schon mehrfach habe er sich ähnlich geäußert. Dies zeige, wes Geistes Kind der Linksfraktionschef sei, sagte Wagner. "Van Ooyen entlarvt beständig seine verfassungsfeindliche, linksextremistische Gesinnung", sagte der CDU-Politiker. Van Ooyen stehe damit nicht nur "abseits der parlamentarischen Gepflogenheiten", sondern lasse "jeden respektvollen menschlichen Umgang" vermissen.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Florian Rentsch, sagte, van Ooyens Äußerungen seien "in keiner Weise hinnehmbar". Die Linke habe sich in der Landtagssitzung "wieder einmal völlig ins Abseits gestellt", betonte Rentsch.
Linke-Sprecher Thomas Klein sagte, die Fraktion habe van Ooyen geraten, seine Aussagen zurückzunehmen, weil sie missverständlich gewesen seien. Ein Mitarbeiter der Linksfraktion sagte am Rande der Plenarsitzung, der Begriff "schießwütig" sei äußerst unglücklich gewählt gewesen. "So, wie Willi es formuliert hat, ist das nicht gut gewesen", sagte er.
Aus: "EKLAT IN HESSEN: Links-Fraktionschef nennt CDU "schießwütig"" (als/ddp/dpa, 24.09.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,580285,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,580285,00.html)
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Quote[...] SZ: Warum müssen junge deutsche Soldaten ihr Leben lassen in einem Land, in dem der Aufbau so massiv sabotiert wird von al-Qaida, Taliban, Warlords und Drogenbaronen?
Franz Josef Jung: Der Einsatz in Afghanistan hat etwas zu tun mit der Sicherheit hier. Afghanistan war der Ausgangspunkt für die Anschläge vom 11.September 2001. Es ist in unserem Interesse, wenn wir die Risiken dort beseitigen, wo sie entstehen. Wenn Afghanistan wieder ein Ausbildungscamp für Terroristen wird, steigt die Gefahr für Deutschland.
SZ: Laut UN war die Sicherheitslage noch nie so schlecht wie jetzt. 570 zivile Opfer in diesem Jahr durch die afghanische Armee und ihre Verbündeten.
Jung: Natürlich müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um zivile Opfer zu vermeiden und das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Man muss aber auch sehen, dass die Taliban es darauf anlegen, dass es zu zivilen Opfern kommt, um die Diskussion hierzulande zu beeinflussen.
SZ: Es gibt den Eindruck einer Eskalation nicht zuletzt deshalb, weil Zivilisten nun auch von deutschen Soldaten getötet worden sind.
Jung: Unser Problem ist, dass die Wahrnehmung in Deutschland bestimmt wird durch Anschläge und eine kritischer werdende Sicherheitslage. Aber es wird oft nicht gesehen, was durch unseren Einsatz an positiver Entwicklung vorangegangen ist. Wir haben erhebliche Fortschritte in der Bildungs- und der Gesundheitspolitik erzielt. Fünf Millionen Flüchtlinge sind nach Afghanistan zurückgekehrt. Wir kommen beim Aufbau der Infrastruktur voran. Es gibt Erfolge, aber nicht in dem Maß, wie wir uns das gewünscht haben. Das ist sofort zugegeben.
SZ: Sie haben angekündigt, die Afghanen auch bei der Drogenbekämpfung stärker unterstützen zu wollen. Wie soll das konkret aussehen?
Jung: Die Nato diskutiert zurzeit, inwiefern sich die Schutztruppe Isaf stärker engagiert, weil doch immer deutlicher wird, dass die Drogenszene terroristische Aktivitäten finanziert. Der Kampf gegen die Drogen sollte ein afghanisches Gesicht behalten, aber wir können die afghanischen Kräfte unterstützen.
SZ: Wenn demnächst die afghanische Armee Mohnfelder abbrennt, werden deutsche Soldaten das also absichern?
Jung: Wir denken nicht, dass das Abbrennen von Mohnfeldern uns weiterführt, sondern dass wir den Menschen eine Alternative anbieten müssen. Aber wenn es konkret gegen Drogenlabore oder Handelswege geht, dann müssen die afghanischen Kräfte die Unterstützung von Isaf haben.
SZ: Man hat mitunter das Gefühl, dass die einstmals hohe Motivation der deutschen Soldaten schwindet aus Sorge, dass so richtig nichts vorangeht.
Jung: Ich habe nicht den Eindruck, dass die Motivation abnimmt. Ich habe mit den Soldaten in Kundus gesprochen. Die sind rausgefahren und wussten, da sind drei Selbstmordattentäter unterwegs, da sind Sprengfallen versteckt. Ich bewundere die Art und Weise, in der sie ihren Auftrag erfüllen. Und wenn ich Soldaten frage, ob sie schon im Auslandseinsatz waren, dann ist die häufigste Antwort: Leider noch nicht, Herr Minister.
SZ: Es gibt immer wieder Klagen über Ausrüstungsmängel. Im Fall des Hauptfeldwebels, der in Kundus getötet wurde, heißt es, er sei in einem nicht ausreichend geschützten Militärfahrzeug Wolf unterwegs gewesen.
Jung: Diese Klagen haben mit der Realität nichts zu tun. Wir haben mittlerweile 700 geschützte Fahrzeuge in Afghanistan, mehr als alle anderen Nationen. Ich habe angeordnet, es wird nur noch in geschützten Fahrzeugen auf Patrouillen gefahren, und das geschieht auch. Aber welches Fahrzeug genommen wird, das muss schon der Patrouillenführer entscheiden. Die Fahrzeuge müssen da sein, und sie sind da.
SZ: Sie sagen, die Zunahme der Anschläge hat auch das taktische Ziel, die jetzt wieder anstehende Debatte über die Verlängerung der Bundeswehr-Mandate für Afghanistan zu beeinflussen. Könnte man dann die Mandate nicht länger laufen lassen? Im Endeffekt heißt das doch, dass Soldaten, die aufgrund solch taktisch motivierter Anschläge ums Leben kommen, Opfer der Gesetzeslage sind?
Jung: Als Verteidigungsminister sage ich, dort, wo wir wissen, dass ein Einsatz länger dauert, sollten wir auch über eine längere Perspektive sprechen. Aber hier habe ich das Parlament zu respektieren, und das will regelmäßig nur für ein Jahr verlängern. Hier ist das Parlament Herr des Verfahrens.
SZ: Also trägt das Parlament eine gewisse Verantwortung für die zunehmende Zahl von Anschlägen?
Jung: Das ist abwegig. Worum es mir geht: Wenn ein Soldat bei einem Anschlag ums Leben kommt, beginnt sofort eine Diskussion, raus aus Afghanistan. Und damit spielt man den Attentätern in die Hände.
SZ: Demnächst will die Nato - mit deutscher Beteiligung - Awacs-Aufklärungsflugzeuge nach Afghanistan schicken. Bedeutet das nicht eine weitere Eskalationsstufe? Schließlich koordinieren die Awacs-Besatzungen auch den Einsatz von Kampfflugzeugen.
Jung: Es geht beim Awacs-Einsatz um Flugsicherung und nicht um Feuerleitung. Da haben wir doch auch ein Eigeninteresse. Mehr als 40 Prozent des Nato-Lufttransports in Afghanistan übernimmt die Bundeswehr. Wir haben eine Zunahme im militärischen und im zivilen Flugverkehr. Der Luftraum muss sicherer werden. Diese Diskussion hat eine Schlagseite, die mit der Realität nicht übereinstimmt.
[...] SZ: Hängt der Job des Verteidigungsministers daran, dass bei den Auslandseinsätzen möglichst wenig Soldaten ums Leben kommen? Wenn etwa wie bei den Franzosen zehn Soldaten auf einmal getötet würden, müssten Sie dann Ihren Hut nehmen?
Jung: Die Frage würde sich so nicht stellen. Aber wenn man sich Vorwürfe machen müsste, dass man nicht das jeweils bestmöglich Erreichbare für den Schutz der Soldaten getan hätte, dann ergäbe sich sicher eine kritische Situation.
[...]
Quote
25.09.2008 08:31:19
pasquino: Jawoll, Jawoll, Jawoll
Jung:,,Es ist in unserem Interesse, wenn wir die Risiken dort beseitigen, wo sie entstehen."
,, Und wenn ich Soldaten frage, ob sie schon im Auslandseinsatz waren, dann ist die häufigste Antwort: Leider noch nicht, Herr Minister."
Jawoll, Herr Minister, Obergefreiter Dümpelmann meldet sich gehorsam zum Auslandseinsatz an der Wall-Street, um Risiko zu beseitigen.
Quote25.09.2008 08:25:29
peer.armutat: Man mache sich
einmal klar, dass der Afghanistaneinsatz mittlerweile länger dauert, als der ganze 2. Weltkrieg. Ich frag mich, was zum Geier haben wir am Hindukusch verloren?
Quote24.09.2008 18:59:16
hannibal-karthago: Afghanistan war der Ausgangspunkt für die Anschläge vom 11.September 2001
Das ist immer noch nicht bewiesen, wird aber immer wieder gerne behauptet. Bewiesen ist nur, das ein gewisser Herr Ata, saudischer Staatsbürger, in Hamburg Deutschland gelebt hat. Er soll beim WTC dabei gewesen sein. Sein Ausweis ist aus dem brennenden Turm auf die Strasse gefallen, einem FBI-Mitarbeiter direkt vor die Füsse, so dass man mit dem Genmaterial vom Ausweis sofort die Identität des Herrn Ata beweisen konnte.
Aber obwohl der Terror von hamburg aus seienn Weg nach New York gefunden hat, kommt niemand zu uns Deutschen und wirft uns wegen des Saudis Bomben auf den Kopf, schlachtet Hochzeitsgesellschaften ab, schiesst unbewaffneten Frauen und Kindern, die vor deutschen Besatzungssoldaten in der Dunkelheit fleihen, in den Rücken, so wie es unsere Budneswehrsoldaten mit Afghanen treiben.
Dieser Krieg ist nutzlos. Seit sieben Jahren töten wir sinnlos Afghnaen ohne zu gewinnen. Wir steigern durch unsere militärischen Verwüstungen in Afghanistan das Terrorrisiko in Deutschland, dass die Anghehörigen von den von uns getöteten Zivilisten an unseren Frauen un Kindern Rache nehmen, so wie wir deren Frauen und Kinder abschlachten.
Dieses unseres Töten muss ein Ende haben. Die Bundesweh muss raus aus Afghanistan, das das Land eine Chance auf Frieden bekommt so wie die Vietnamesen nach Abzug der Amerikaner. Wenn wir nicht freiwillig gehen, werden wir schmachvoll verhjagt werden. Ich würde es hier auch nicht dulden, dass eine fremde Macht hier bei uns wegen Ausländern, die mal bei uns waren, hier unsere Frauen und Kinder abschlachtet.
Jung macht Terorattentate bei uns wahrscheinlicher. Das muss ein Ende haben.
Quote24.09.2008 18:48:51
GromII:
"Der Einsatz in Afghanistan hat etwas zu tun mit der Sicherheit hier."
LOL, seit Jahrtausenden hat die Afghanen nichts anderes interessiert als Afghanistan, bis heute. Nebenbei, eine schamlose Lüge
"Afghanistan war der Ausgangspunkt für die Anschläge vom 11.September 2001."
Eine noch dreistere und schamlose Lüge, die bis heute zigfach wiederlegt wurde, denn die Angriffe wurden weder aus Afghanistan heraus befehligt noch stammt auch nur einer der vermeintlichen terrorpiloten aus afghanistan.
[...] "Wenn Afghanistan wieder ein Ausbildungscamp für Terroristen wird, steigt die Gefahr für Deutschland."
Ach so, komisch, Terrorcamps gab es dort seit vielen Jahren und keine Sau interessierte Deutschland, das könnte sich in Zukunft aber wirklich ändern, warum?, wegen der Vasallenscahft mit den USA und bald 4500 deutschen Besatzungssoldaten in Afghnaistan in einem völkerrechtlich sehr zweifelhaftem Krieg und UN-MAndat.
"Man muss aber auch sehen, dass die Taliban es darauf anlegen, dass es zu zivilen Opfern kommt"
Ach so?, sind das dann alles TAlibandrohnen und Bomber gewesen die ganze FAmilien und Hochzeitsgesellschaften auslöschten?, beschiessen die Taliban mit Raketen und schwerer Artillerie ganze Dörfer?.
"Aber es wird oft nicht gesehen, was durch unseren Einsatz an positiver Entwicklung vorangegangen ist."
+1.100% Opiumernte seit 2001, 100.000 tote und ca. 500.000 verwundete Afghanen und eine auf der Stelle tretende "Aufbauhilfe". NA wenn das keine Erfolge sind dafür das der ISAF und US Einsatz 1,5 Mrd. kostet, im Monat!.
"Der Kampf gegen die Drogen sollte ein afghanisches Gesicht behalten, aber wir können die afghanischen Kräfte unterstützen"
LOL, lügen und Märchen denn seit 7 JAhren hat man NICHTS gegen die drogenproduktion getan, einen Teufel werden sie tun, wie bisher, denn dann würde man sich mit den Warlords und Drogenbaronen samt deren tausende MAnn starken Privatarmeen auch noch anlegen was den Afghanistankrieg zum völligen Fiasko für USA und ISAF führen würde.
FAzit: Dieses interview ist peinlich, verlogen, wiederlegt, lächerlich, eine armselige Propagandaschow und Durchhaltepropaganda für die immer weniger werdenden Endsieggläubigen in Deutschland und Europa.
Herr Jung, sie sollten sich was schämen, pfui Teufel is mir schlecht!
Quote24.09.2008 18:35:32
laVictoria: Kriegsminister
Jung warnt davor, die Bundeswehr wegen der Anschläge auf deutsche Soldaten aus Afghanistan abzuziehen.
Ja haben wir denn neuerdings ein Mitspracherecht?
Na also, dann kann er sich die gesalbten Worte sparen.
Aus: "Bundeswehr in Afghanistan - "Attentätern nicht in die Hände spielen"" (24.09.2008)
Interview: Nico Fried, Peter Blechschmidt
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/633/311554/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/633/311554/text/)
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Quote[...] [ngo/ddp] In der SPD-Bundestagsfraktion wächst offenbar der Widerstand gegen eine Aufstockung des Bundeswehr-Kontingents in Afghanistan um 1000 auf 4500 Soldaten. Der Bundestag stimmt im Oktober über die Verlängerung des Afghanistan-Mandats ab. "Es gibt eine deutliche Zahl von Skeptikern in der Fraktion. Bei den pazifistisch eingestellten Abgeordneten wird es schwer sein, sie von mehr Soldaten für Afghanistan zu überzeugen", sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Gert Weisskirchen, der Tageszeitung "Die Welt". Laut dem SPD-Verteidigungsexperten Hans-Peter Bartels haben viele Abgeordnete seiner Fraktion auch genug vom US-geführten Anti-Terror-Kampf "Enduring Freedom" (OEF) in Afghanistan.
Im November wird im Bundestag über eine Verlängerung des Einsatzes des deutschen Kommandos Spezialkräfte (KSK) an der Operation mit bis zu 100 Soldaten abgestimmt.
"In der SPD-Fraktion gibt es die breite Erwartung, die 100 KSK-Spezialkräfte aus dem OEF-Mandat herauszunehmen", sagte Bartels der "Welt". Zuletzt seien die KSK-Kräfte von der amerikanischen OEF-Leitung angeblich gar nicht mehr angefordert worden. "Die Teilnahme an einer virtuellen Operation macht deshalb keinen Sinn", betonte Bartels.
Aus: ""Skeptiker": Widerstand in SPD-Fraktion gegen Truppenverstärkung für Afghanistan" (23.09.2008)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18646 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18646)
Quote[...] Mullah Omar hat [der] USA für einen Afghanistan-Abzug "ehrenvolle Bedingungen" angeboten. SPD-Fraktionschef Struck forderte indes Kanzlerin Merkel auf, klar zu sagen, dass "unsere Soldaten in einem Kampfeinsatz sind".
"Überdenken Sie Ihre falsche Entscheidung für eine falsche Besetzung und bemühen Sie sich um einen sicheren Abzug ihrer Streitkräfte", hieß es in der Botschaft, die auf einer Internetseite der Extremisten veröffentlicht wurde und nach Taliban-Angaben von dem Anführer Mullah Omar stammt. "Wenn Sie das Land verlassen, können wir eine vernünftige Gelegenheit dafür arrangieren." Sollte die Besetzung aber fortgesetzt werden, "werden Sie wie die ehemalige Sowjetunion in allen Teilen der Welt geschlagen werden". Mullah Omar veröffentlicht selten Mitteilungen.
Die Sowjetunion ist 1979 in Afghanistan einmarschiert, um eine marxistische Regierung durchzusetzen. Sie zog nach einem langjährigen Guerilla-Krieg gegen die afghanischen Mudschahedin-Kämpfer zum Jahreswechsel 1988/89 wieder ab. Auch El-Kaida-Chef Osama bin Laden hat dem Westen wiederholt ein Ende von Anschlägen angeboten, wenn die Staaten ihren angeblichen "Krieg gegen die Muslime" stoppten. Die westlichen Regierungen haben dies immer zurückgewiesen.
Eine Woche vor der Sondersitzung des Bundestags zum deutschen Afghanistan-Mandat hat SPD-Fraktionschef Peter Struck Kanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert, auch die bitteren Wahrheiten des Bundeswehreinsatzes klar zu benennen. "Was ich von der Kanzlerin vermisse ist, dass sie deutlich sagt, worum es geht: Dass unsere Soldaten dort in einem Kampfeinsatz sind, dass sie dabei sterben können und auch töten, und dass es noch ein langandauerndes Vorhaben ist", sagte Struck am Montagabend in Berlin bei einer Buchvorstellung zu den Risiken des Einsatzes.
Es sei fraglich, ob der Bundestag "permanent gegen den erklärten Willen der Bevölkerung" die Beteiligung an der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF verlängern könne. "Ich erwarte, dass Frau Merkel sich ein bisschen mehr engagiert öffentlich." Struck sagte, er rechne bei der Entscheidung des Bundestags über das ISAF-Mandat Mitte Oktober mit Gegenstimmen aus allen Fraktionen, wenn zugleich eine Entsendung deutscher Soldaten an Bord von AWACS-Aufklärungsmaschinen beschlossen werden sollte. "Das bereitet mir Sorge. Das wird eine schwierige Debatte", sagte Struck.
Der langjährige deutsche Botschafter in Afghanistan, Hans-Ulrich Seidt, sagte, der internationale Einsatz werde noch 12 bis 15 Jahren dauern. Er wies der Entwicklung in Afghanistan eine wesentlich größere internationale Bedeutung zu als der Konfliktlösung im Irak.
Aus: "Taliban-Chef bietet NATO "ehrenvollen Rückzug" an" (30.09.2008)
Quelle: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/8/0,3672,7383656,00.html (http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/8/0,3672,7383656,00.html)
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Quote[...] Berlin (Reuters) - Ex-Verteidigungsminister Peter Struck verlangt von Bundeskanzlerin Angela Merkel klare Worte und mehr öffentliches Engagement für den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr.
"Was ich von der Kanzlerin vermisse, ist, dass sie wirklich klarmacht, worum es geht", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende am Montagabend in Berlin. Dazu gehöre auch, das Engagement am Hindukusch als Kampfeinsatz zu benennen, was die Bundesregierung bisher stets vermieden hat. "Es geht darum, dass die Soldaten in einem Kampfeinsatz sind, dass sie dabei sterben können, dass sie in die Lage kommen können, andere Menschen töten zu müssen, dass es ein noch lange andauerndes Vorhaben ist", sagte Struck.
Er erwarte von der Kanzlerin, dass sie sich öffentlich mehr für den Einsatz engagiere, sagte der SPD-Politiker. Auch die Bundestagsabgeordneten müssten sich im Umgang mit den Wählern zu dem Engagement bekennen. "Da muss man stehen. Da soll sich keiner rausschleichen aus der Verantwortung", forderte Struck. Der Bundestag entscheidet Mitte Oktober über die Verlängerung des Einsatzes und eine Aufstockung des Mandats um 1000 auf bis zu 4500 Soldaten.
Das deutsche Engagement bei der Ausbildung der afghanischen Polizei kritisierte Struck als beschämend gering. Nach wie vor gebe es Länder wie Bayern, die noch keinen Polizisten an den Hindukusch entsandt hätten. Die Pläne des früheren Innenministers Otto Schily zum Aufbau einer Bundespolizei-Einheit mit 200 Beamten für Auslandseinsätze seien gescheitert, weil sich zu wenige Polizisten dafür gemeldet hätten. Der Staat könne aber keinen Polizisten gegen seinen Willen ins Ausland schicken. Nachdem der Polizeiaufbau unter deutscher Führung jahrelang nur schleppend vorangekommen war, hatte schließlich die EU diese Aufgabe übernommen.
Der frühere deutsche Botschafter in Afghanistan, Hans-Ulrich Seidt, geht davon aus, dass sich die internationale Gemeinschaft noch mindestens zwölf bis 15 Jahre in Afghanistan engagieren muss. Mit Blick auf den zunehmenden Rückfall des Landes in die Gewalt dränge jedoch die Zeit. Nach seiner Einschätzung habe der Westen noch ein Zeitfenster bis zum Frühjahr 2009, um eine gemeinsame Strategie für Afghanistan zu finden, sagte Seidt. Zugleich warnte er davor, Afghanistan über den Irak-Konflikt zu vernachlässigen. Die strategische Bedeutung des Landes am Hindukusch sei schon immer wesentlich größer gewesen als die des Irak. Die Entwicklungen in Afghanistan hätten stets unmittelbare Konsequenzen für die jeweilige Weltmacht gehabt, gleich, ob es sich dabei um Großbritannien oder die Sowjetunion gehandelt habe.
Die Regierung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai bezeichnete Struck als "absolute Enttäuschung". Er betreibe eine "fürchterlich schlechte Politik", und die Menschen glaubten ihm nicht mehr, sagte der SPD-Politiker. Dies bereite auch Probleme für das internationale Engagement am Hindukusch.
Aus: "Struck fordert von Merkel klare Worte zu Afghanistan-Einsatz" (30. September 2008)
Quelle: http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEBEE48T0AD20080930 (http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEBEE48T0AD20080930)
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Quote[...] «Wir werden diesen Krieg nicht gewinnen», zitierte die Zeitung «The Sunday Times» Brigadegeneral Mark Carleton-Smith. Es gehe nun darum, den Aufstand auf ein «handhabbares Mass» zurückzudrängen, damit er keine strategische Bedrohung darstelle und von den afghanischen Streitkräften bewältigt werden könne.
Die Taliban müssten möglicherweise in eine langfristige Lösung einbezogen werden, wurde Carleton-Smith zitiert. «Wenn die Taliban bereit wären, auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen und über eine politische Einigung zu sprechen, dann ist das genau die Art Fortschritt, die Aufstände wie diesen beendet.» Britische Regierungsvertreter haben in der Vergangenheit Interesse daran gezeigt, die Taliban dazu zu bewegen, die Waffen niederzulegen und sich an der Regierung zu beteiligen.
Regierung in Kabul ist auch skeptisch
Auch die afghanische Regierung räumte ein, dass militärisches Durchgreifen allein zu kurz greife. «Für eine umfassende Lösung müssen wir an verschiedenen Fronten arbeiten - politisch, wirtschaftlich und militärisch», erklärte Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak vor Journalisten. Dies sei auch die Haltung von Präsident Hamid Karsai. Die Lebensbedingungen müssten verbessert, Arbeitsplätze geschaffen und politisch ein Kompromiss gefunden werden.
(vin/ap)
Aus: "«Wir werden diesen Krieg nicht gewinnen»" (05.10.2008)
Nach Ansicht eines britischen Generals ist ein entscheidender militärischer Sieg über die Aufständischen in Afghanistan nicht mehr möglich.
Quelle: http://www.bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Wir-werden-diesen-Krieg-nicht-gewinnen/story/30283137 (http://www.bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Wir-werden-diesen-Krieg-nicht-gewinnen/story/30283137)
Quote[...] Peter Ramsauer, Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, fordert eine Ausstiegsstrategie für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) solle ,,in absehbarer Zeit" klare Perspektiven für eine Beendigung der Militäraktion vorlegen, sagte Ramsauer der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Nur dann sei die einjährige Verlängerung des Afghanistan-Mandats vor der deutschen Öffentlichkeit zu rechtfertigen und finde ,,einigermaßen die Unterstützung" der Bundesbürger, erklärte der CSU-Politiker. Am Dienstag hält der Bundestag eine Sondersitzung zum deutschen Afghanistan-Mandat ab.
Neben der Verlängerung des Einsatzes soll entschieden werden, ob 1000 weitere Bundeswehr-Soldaten nach Afghanistan geschickt werden sollen. Wenn der Bundestag dafür stimmt, wären insgesamt 4500 deutsche Soldaten dort im Einsatz.
[...] Der frühere deutsche Botschafter in Afghanistan, Hans-Ulrich Seidt, hatte Anfang der Woche erklärt, er gehe davon aus, dass sich die internationale Gemeinschaft noch mindestens zwölf bis 15 Jahre in Afghanistan engagieren müsse. Mit Blick auf den zunehmenden Rückfall des Landes in die Gewalt dränge jedoch die Zeit. Nach seiner Einschätzung habe der Westen noch ein Zeitfenster bis zum Frühjahr 2009, um eine gemeinsame Strategie für Afghanistan zu finden.
Ramsauer betonte, Auslandseinsätze der Bundeswehr seien nie beliebt. ,,Es wird umso kürzer werden, je mehr wir uns klar machen, dass die Probleme in Afghanistan niemals allein militärisch zu lösen sind", sagte Ramsauer. Er forderte verstärkte Aufklärung der Bürger über die geleistete Hilfe beim Aufbau von Justiz, Polizei und Schulen und warnte davor, "sich in einen Kriegseinsatz hineinreden zu lassen".
Ramsauer kritisierte die Forderung des früheren Generalinspekteurs der Bundeswehr, Klaus Naumann, nach Militärschlägen gegen den afghanischen Drogenanbau. Kleine Bauern seien zum Drogenanbau regelrecht gezwungen, um ihren Familien eine karge Existenz zu sichern. ,,Das lässt sich nicht hinausbomben aus den afghanischen Provinzen", sagte Ramsauer. Den Bauern müssten alternative Produkte zum Anbau angeboten werden.
Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe (SPD), erwartet indes mehr als ,,nur freundliches Desinteresse" für die Bundeswehrsoldaten im Afghanistaneinsatz. Die Bundesbürger müssten die Truppe am Hindukusch stärker moralisch unterstützen, sagte er. In Bezug auf die Beratungen zur Verlängerung des Mandats zum Wiederaufbau Afghanistans (ISAF) und des Anti-Terror-Mandats OEF sagte Robbe: "Aus vielen Gesprächen mit Soldatinnen und Soldaten weiß ich, dass sie sich eine eindeutige und breite Mehrheit für die beiden Mandate wünschen."
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Quote04.10.2008
12:16 Uhr
CosmicCobold meint:
Zwar ist es nur Wahltaktik der CSU um von dem Debakel abzulenken, aber Deutschland hat in Afghanistan nichts verloren. Wir verteidigen dort nicht die Interessen Deutschlands sondern der USA, die die NATO missbrauchen um ihre machtpolitischen Ziele durchzusetzen. Unsere Regierung handelt gegen den Willen der Mehrheit unseres Volkes. Das eigentliche Übel liegt in Pakistan, einem Land das nach außen mit der USA zusammenarbeitet nach innen jedoch Terrorismus fördert und die Lage in Afganistan destabilisert. Warum gibt es keine Sanktionen - oh habe ich ganz vergessen, die haben ja Atombomben. Pakistan wurde lange Zeit von den USA gefördert, genauso wie Iraq, Iran und neuerdings ist Indien wieder der präferierte Partner für Atomtechnik. Alle Probleme mit den aktuellen Krisenregionen haben sich die USA in 40 Jahren verfehlter Politik selbst eingebrockt. Wer immer noch glaubt es geht um Demokratie, der hat einfach nichts begriffen. Oder warum werden Länder wie Saudi Arabien nicht demokratisiert, aus denen die meisten 911 Terroristen kamen?
Aus: " Bundeswehr-Einsatz: CSU-Politiker für schnellen Abzug aus Afghanistan" (4. Oktober 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article2528753/CSU-Politiker-fuer-schnellen-Abzug-aus-Afghanistan.html (http://www.welt.de/politik/article2528753/CSU-Politiker-fuer-schnellen-Abzug-aus-Afghanistan.html)
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Quote[...] Amerikanische Militärs zeigen sich mit der zu erwartenden Bundestagsentscheidung für die Erhöhung der Truppenzahl der Bundeswehr am Hindukusch auf 4500 Mann nicht zufrieden. Das sei in Anbetracht der immer gefährlicheren Lage in Afghanistan zu wenig, war aus Offizierskreisen am Wochenende in Washington zu vernehmen. Die Offiziere wiesen darauf hin, dass nach den US-Präsidentschaftswahlen am 4. November "wesentlich höhere Truppenanforderungen auf die NATO-Verbündeten, also auch auf Deutschland, zukommen werden". Die Bundeswehr werde in Zukunft mindestens 9000 Soldaten stellen müssen.
In einer Sondersitzung will der Bundestag am Dienstag bei der ersten Lesung über die achte Mandatsverlängerung für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan debattieren. Zu dem bisherigen deutschen Kontingent in Höhe von 3500 Mann sollen 1000 für den ISAF-Beitrag hinzukommen. In einem gemeinsamen Schreiben werben Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier eindringlich um Zustimmung des Parlaments.
[...] Unterdessen will Steinmeier (SPD) das Afghanistan-Mandat für das Bundeswehr-Elite-Kommando Spezialkräfte (KSK) streichen. Damit würde die deutsche Beteiligung an der US-geführten Operation "Enduring Freedom" (OEF) beendet. Die bis zu hundert Elitesoldaten, die seit 2001 dafür bereit gestellt wurden, seien in den vergangenen drei Jahren "kein einziges Mal" eingesetzt worden, sagte Steinmeier dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". "Deshalb sollte bei der im November anstehenden Verlängerung des OEF-Mandats das KSK-Element herausgenommen werden."
Steinmeier begründete seinen Vorstoß mit der Ausweitung der Beteiligung an der Stabilisierungstruppe Isaf. Dieser sei für Berlin der "eindeutige Schwerpunkt". Am Dienstag dieser Woche debattiert der Bundestag in einer Sondersitzung über die Aufstockung dieses Kontingents um 1000 auf 4500 Mann. Es könne "kein ständiges Draufsatteln ohne kritische Bestandsaufnahme bestehender Verpflichtungen" geben, sagte Steinmeier. "In diesem Sinne" habe er bereits mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsminister Franz Josef Jung gesprochen. Bisher haben sich die Unionspolitiker jedoch in der Frage nicht festgelegt. (jg/dpa/ddp)
Aus: "Afghanistan: USA wollen mehr deutsche Soldaten" (ZEIT online, Tagesspiegel | 04.10.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2008/10/04/2628515.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2008/10/04/2628515.xml)
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Quote[...] Vorweg bleibt festzustellen, dass ich bestimmt kein Freund der Taliban, irgendwelcher islamistischer Terrorverbände, Splittergruppierungen und terroristische Kampfverbände bin oder der Personenkreise, die ihnen Unterstützung und Unterschlupf gewähren. Aber ich bin ein Feind des sogenannten "Global War on Terror" (GWOT), der schmutzig und mit bewußter Inkaufnahme von begleitenden Massakrierungen (um mal die beschönigenden Begriffe der "weichen Ziele" und "Kollateralschäden" gerade zu rücken) mit Hilfe der Killer-Drohnen als Mord-Werkzeuge geführt wird.
Ich sage "bewußt", weil ich der Überzeugung bin, dass es (wie z. B. auch damals in Vietnam gegen den Vietkong) zur Taktik und Strategie der Streitkräfte der USA und der mit ihnen verbündeten Staaten gehört, auf die isolierte Ausschaltung von gegnerischen Kämpfern und Kampfverbänden in den Stammesgebieten, die tatsächlich als Mitglieder oder Kämpfer identifiziert wurden, zu verzichten – ob nun mit speziell für den Einsatz mit Drohnen konzipierter Raketen, die immer präziser und mit dosiertem Explosivradius zuschlagen können, mit eigenen kleinen Kampfverbänden, Spezialkräften wie den Special Forces oder mit Einsätzen von Kampfverbänden der pakistanischen Armee.
Stattdessen werden mit den Kämpfern, um die es eigentlich geht, alle Stammesgebiete, alle dortigen Dörfer, alle darin lebenden Männer, Frauen und Kinder analog zur "Sippenhaft" zu Mitterroristen deklariert, die zum Abschuss freigegeben sind, sobald sich dort – von den US-Streitkräften und Auslandsgeheimdiensten vermutet – Kämpfer aufhalten oder sobald von den gleichen Kräften unterstellt wird, sie gewähren Unterstützung und Unterschlupf. Aber es ist nicht nur das. Man tötet dort Kinder und Jugendliche, weil man so ihre "Radikalisierung" und mögliche Rekrutierung präventiv und tödlich verhindern will. Hat man schon die an Spielzeuge oder Nahrungspakete erinnernden Streu-Bomben vergessen, die vor allem von Kindern und Jugendlichen in Afgahnistan, im Irak und im Libanon aufgelesen werden (sollen)? Ich denke ja, denn das Vergessen ist so schnell wie die Nachrichtenflut. Man erhofft sich dort auch, durch die Bombardierung mit Raketen, die von den Drohnen in und auf die Häuser der Dörfler abgeschossen werden und dort Leichenteile in die Gegend verstreuen, Demoralisierungseffekte und den Entzug der Unterstützung sympathisierender und vielleicht auch islamistisch eingestellter Dorfbewohner.
Und dafür geht man im militärischen Denken ohne Skrupel gerne und buchstäblich über Leichen. Was diese Denkweisen wie auch die kühlen Expertisen der sogenannten "Terrorexperten" aber immer wieder ausblenden, sind die psychologischen Späteffekte und die "Nachradiskaliserung", die deratiges militärisches Vorgehen bewirkt, wenn sich in den Regionen und darüber hinaus herumspricht, wie "die Amerikaner" mit dem Sohn, der Ehefrau, dem Dorfvorsteher, der Tante oder dem Onkel verfahren sind. Mache ich mich in Gedanken zwei bis drei Jahrzehnte jünger und versuche mir vorzustellen, in einem dieser Dörfer aufgewachsen zu sein, wo eines Tages von einer Drohne abgefeuerte Raketen statt "chirurgisch" und "präzise" meine gesamte Familie auslöschen, dann würde ich wohl nicht auf den nächsten Merkzettel vom Himmel warten, sondern mich umschauen, wie ich improvisierte Bomben für die nächste Patrouille der Feinde zusammenbaue, wo ich die nächste AK-47 oder die nächste RPG in die Hände bekommen kann. So schrecklich, aber so banal ist das.
Vielleicht ist es den militärischen Verbänden vor Ort als ausführenden Befehlsempfängern auch einfach scheißegal, denn wenn die dann wirklich radikalisierten Kämpfer der nächsten Generation vor der Tür stehen, kann man ja wieder zur Bewältigung des "neuen Problems" und zur "Rückgewinnung" der Sympathien der einheimischen Bevölkerung zivile Aufbau- und Hilfprojekte hinterherschalten und durch Experten der psychologischen Kriegsführung um Verständnis und Mitwirkung heischende Aufklärungszettel tonnenweise vom Himmel herunteregnen lassen. Was wie in den ganzen Kriegsgebieten ins Leere lief und immer ins Leere laufen wird. Der Tod ist nicht so leicht mit ein paar Almosen und pschologischen Spielchen vergessen zu machen, wie man sich das wünscht.
Als "Gewinne" werden sich an der "Heimatfront" die Militärstrategen, militärischen Forschungseinrichtungen, Rüstungskonzerne und Hersteller von Killer-Drohnen und Drohnen-Rüstung die Erfahrungen mit Schwächen und Stärken, die Messungen der Kill-Effekte und die Vermerkung der Optimierungspotentiale gutschreiben, die man durch die Vernichtungseinsätze der ferngelenkten Roboter-Drohnen einheimsen kann. Der Irak, Afghanistan und die pakistanischen Stammesgebeite bieten geeignetes menschliches "Testmaterial" zum Killen und passende Testumgebungen im Überfluß. Was sangen noch die US-Panzerfahrer am liebsten bei ihrem Weg nach Bagdhad? "Burn, Motherfucker, burn". Zugleich bieten die alltäglich aufs Neue in den Medien und der Presse aufbereiteten Bedrohungskulissen und Terrorgefahren den praktischen Schleier, hinter dem es sich gut massakrieren lässt. Wie man diesen Schleier am effektivsten für die aktuellen Zwecke und Strategien nutzen kann, ist ein weiterer Zugewinn.
Sind eigentlich alle Leute wirklich so strunzdumm, die ich fast täglich als "Terrorexperten", Journalisten, Politiker über den Krieg gegen die Terroristen und Islamisten in den terroristischen Rückzugsgebieten der Stammesverbände schwätzen höre? Ich muss das annehmen, denn außer raren Ausnahmen und ein paar kritischen Meinungen, die man ins Feuilleton oder in die Kommentarspalten abschiebt, lese und höre ich von dem oben Gesagten im Fernsehen, im Radio und in den deutschen Zeitungen nichts, absolut nichts.
Als ein Beispiel greife ich dazu den heutigen Copy & Paste Artikel der Sueddeutschen Pakistan und Afghanistan - Mindestens 40 Tote bei Kämpfen heraus [ http://www.sueddeutsche.de/politik/853/312765/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/853/312765/text/) ], der mal wieder so geschrieben ist, als hätte ein "eingebetteter Journalist" der amerkanischen Heeresführung und den CIA-Kräften in Afghanistan versprochen, auch alles genauso artig wiederzugeben, wie es an ihn herangetragen wurde. Zwei Zitate:
QuoteBei Kämpfen in Afghanistan sowie bei einem US-Luftangriff im benachbarten Pakistan sind mindestens 40 Menschen getötet worden.
Die meisten Opfer waren nach offiziellen Angaben vom Samstag entweder Taliban oder Angehörige des Terrornetzwerks al Quaida. Nach Darstellung der Militärs in Kabul und in Islamabad waren in Afghanistan 16 Taliban getötet worden, unter ihnen zwei Feldkommandeure. In Pakistan starben mindestens 24 Menschen (...)
Schon am Freitag waren von einer unbemannten US-Drohne Raketen auf das Dorf Mohammed Khel in der Provinz Nord-Waziristan in Pakistan abgeschossen worden. Die Raketen trafen ein Gebäude, in dem sich bewaffnete Islamisten und Angehörige des Terrornetzwerks al Quaida versammelt hatten. Dabei starben nach neuesten Angaben des pakistanischen Militärs mindestens 20 Menschen. Nach Darstellung örtlicher Sicherheitskräfte vom Vortag waren unter den Opfern auch zwei Frauen und ein Kind.
So bildet man die Meinung der deutschen Öffentlichkeit und berichtet über den "GWOT" in deutschen Medien und Zeitungen, als würde man permanent im Leitstand des US-Militärs hocken und zwar seit langem und leider fast durch die Bank.
Als ein Gegenbeispiel (leider in Englisch), der heutige Artikel 'Arabs' among 20 killed by US strike in Pakistan der Times of India [http://timesofindia.indiatimes.com/World/Pakistan/Arabs_among_20_killed_by_US_strike_in_Pakistan/rssarticleshow/3560049.cms (http://timesofindia.indiatimes.com/World/Pakistan/Arabs_among_20_killed_by_US_strike_in_Pakistan/rssarticleshow/3560049.cms)],den ich hier einfach vollständig wiedergeben muss.
Quote4 Oct 2008 - MIRANSHAH (Pakistan): Pakistani villagers collected the corpses and body parts on Saturday of at least 20 people, including several suspected Arab militants as well as three children, killed by a U.S. missile strike overnight.
A pilotless drone aircraft launched the attack late on Friday, targetting a tribesman's house in Mohammad Khel, intelligence officials said. The village, 30 km (20 miles) west of Miranshah in North Waziristan, is a known sanctuary of al Qaeda and Taliban militants close to the Afghan border. Villagers combed the wreckage at daybreak, looking for survivors and bodies to be buried.
"We found body parts scattered all over the place in the ruins, someone's hand, someone's leg," Bakht Ali, one of the villagers, told Reuters. An intelligence official based in the region said a woman and three children were among those killed. "We now have a figure of 20 dead. That includes eight residents of the house, five other locals and seven foreigners," the official said, speaking on condition of anonymity because of the sensitivity of the subject.
The foreigners appeared to be Arabs, although their nationalities were unknown, he said. There were no indications that any of those killed were regarded by U.S. counterterrorism agencies as top tier al Qaeda targets, sources said. The News newspaper reported that the strike was carried out based on information that the foreigners had been invited to a feast by pro-Taliban tribesmen following the end of the Muslim fasting month of Ramadan.
An army spokesman said there had been an explosion in the area, but was unable to confirm the cause.
Faced with an intensifying Taliban insurgency in Afghanistan, U.S. forces in the past month have carried out eight missile strikes by pilotless drones and a commando raid on the Pakistani side of the border. Tribesmen in Mir Ali, a town 25 km east of Miranshah, fired at a U.S. drone on Saturday before it turned away.
A U.S. missile attack on Mir Ali killed five people, including foreign militants, on Wednesday. The airstrikes, and the first ever use of ground troops, have strained relations between the allies. The Pakistani government has protested that the attacks violated territorial sovereignty and undermined its own long term efforts to crush militancy in a country where anti-American sentiment runs high.
The Pakistan army is currently fighting fierce battles against militants in Bajaur, at the north east extreme of the tribal belt, and Swat, an alpine valley in a more settled region close to the tribal lands. More than 1,000 militants have been killed in the fighting in Bajaur and Swat since August. Yet, Pakistani assertions that it is doing its utmost to contain militants have done little to appease U.S. concerns.
Earlier on Friday, Pakistani intelligence officials reported another U.S. airstrike on the North Waziristan village of Datta Khel, but a military spokesman said it was on the Afghan side of the border and no intrusion took place into Pakistani territory. U.S. commanders have spoken of respect for Pakistan's sovereignty but have suggested they will not stop cross-border strikes on militants.
Ich habe es wirklich satt, in Deutschland fast nur diese gequirlte Kriegs- und GWOT-Hofberichterstattung aus Zeitungen und den aufgeblasenen Mündern der sogenannten "Terrorexperten" hervorbrechen zu sehen. Das hat mir nach dem 11. September 2001, während und nach der Inavsion des Iraks mehr als genug gereicht. Wird zwar wahrscheinlich keiner der Gedissten lesen und als bedenkenswert für würdig befinden, aber ist mir auch egal.
Aus: "Zum Global War on Terror und dem roboterisierten Tod in Stammesgebieten" (Samstag, 4. Oktober 2008)
Geschrieben von Kai Raven in CCTV / Video, Drohnen, Geheimdienst / Polizei, Gesellschaft, Medien / Kultur, Ökonomie, Owl, Politik, Rüstung, Terror, Überwachung um 22:48
Quelle: http://blog.kairaven.de/archives/1658-Zum-Global-War-on-Terror-und-dem-roboterisierten-Tod-in-Stammesgebieten.html (http://blog.kairaven.de/archives/1658-Zum-Global-War-on-Terror-und-dem-roboterisierten-Tod-in-Stammesgebieten.html)
Quote[...] Es scheint wie eine unendliche Geschichte: Wieder einmal hat die kurdische Guerillaorganisation PKK einen türkischen Militärposten im Grenzgebiet zum Nordirak angegriffen, wieder einmal hat die Luftwaffe daraufhin vermutete PKK-Stellungen im Nordirak bombardiert. Dieser Abnutzungskrieg kann noch jahrelang weitergehen. Trotz etlicher getöteter Kurden wird es der Armee kaum gelingen, die Guerilla militärisch zu besiegen. Dafür sind viel zu viele kurdische Jugendliche dazu bereit, die Lücken wieder aufzufüllen. Und auch die PKK wird durch Überfälle und Attentate ihrem Ziel eines eigenen Staates nicht näherkommen.
Doch die scheinbar endlose bewaffnete Auseinandersetzung hat tatsächlich viel weitreichendere Konsequenzen als nur den Verlust an Menschenleben. Der Dauerkonflikt zerstört die türkische Gesellschaft. Seit Mitte der 80er-Jahre ist die ,,Terrorbekämpfung" der Hauptgrund für Folter in den Gefängnissen, die Einschränkung demokratischer Rechte und die anhaltend starke Stellung des Militärs.
Seit einiger Zeit kommt aber ein weiterer Faktor hinzu. Wurde jahrelang akzeptiert, dass der Kampf gegen die PKK ein Kampf gegen Terroristen sei, mit dem der Kurde von nebenan nicht viel zu tun hat, so mehren sich allmählich die Indizien dafür, dass nach bald 25 Jahren ,,Antiterrorkampf" der Konflikt immer mehr zu einer ethnischen Auseinandersetzung wird. Der Hass auf beiden Seiten wächst, aus kleineren Zwischenfällen werden bereits tumultartige Auseinandersetzungen.
Diese Entwicklung kann nicht militärisch, sondern nur politisch gestoppt werden. Die Regierung von Premier Reccep Tayyip Erdogan hat eine breite Mehrheit im Parlament und genießt selbst bei vielen Kurden noch Respekt. Seit Jahren wird über weitreichende Reformen geredet, sogar der Generalstabschef beteuert mittlerweile öffentlich, man müsse der kurdischen Jugend mehr bieten, wenn man verhindern will, dass sie auf die Berge geht. Wenn dem Reden jetzt nicht Taten folgen, wird aus der unendlichen Geschichte eine echte Katastrophe für die Türkei.
Aus: "PKK-Angriff in der Türkei: Die bedrohte Gesellschaft" (05. Oktober 2008)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1220460008541 (http://derstandard.at/?url=/?id=1220460008541)
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Quote[...] Die in der Türkei verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat eigenen Angaben zufolge nach ihrem Angriff auf einen türkischen Militärposten die Leichen von zwei Soldaten mitgenommen. Bei dem Angriff auf den Posten im Gebiet von Shamzinyan im Südosten des Landes nahe der Grenze zum Irak seien am Freitag insgesamt 62 Soldaten getötet worden, hieß es in einer am Montag in der nordirakischen Stadt Suleimanijah verbreiteten Erklärung der PKK. Außerdem hätten etwa 200 kurdische Rebellen einen weiteren Armeeposten in Bizli angegriffen. Bei anschließenden Gefechten schossen die PKK-Kämpfer demnach einen türkischen Armeehubschrauber ab und erbeuteten zahlreiche Waffen. Diese hätten nicht mitgenommen werden können und seien deshalb zerstört worden.
Die türkische Armee hatte nach dem Angriff vom Freitag erklärt, mindestens 15 Soldaten seien getötet worden, zwei weitere würden vermisst. Außerdem seien 23 ,,PKK-Terroristen" getötet worden. Der PKK zufolge wurden neun ihrer Kämpfer getötet.
Aus: "PKK nimmt nach Angriff auf Militärposten zwei Soldatenleichen mit" (06.10.08)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/tuerkei-pkk-nimmt-nach-angriff-auf-militaerposten-zwei-soldatenleichen-mit_aid_338481.html (http://www.focus.de/politik/ausland/tuerkei-pkk-nimmt-nach-angriff-auf-militaerposten-zwei-soldatenleichen-mit_aid_338481.html)
Quote[...]Wegen Waffenhandels mit dem ölreichen Angola müssen sich mehrere französische Ex-Politiker und Geschäftsleute vor einen Pariser Gericht verantworten.
Zu den 42 Angeklagten zählen der ehemalige Innenminister Charles Pasqua, der Milliardär Pierre Falcone und Jean-Christophe Mitterrand, Sohn des ehemaligen Präsidenten François Mitterrand.
Der Prozess ist auf fünf Monate angesetzt und verspricht, kompliziert zu werden. Den Angeklagten wird die Beteiligung an einem illegalen Waffenhandel im Umfang von 790 Millionen Dollar mit Angola während des Bürgerkriegs in den 1990er Jahren vorgeworfen.
Die Schweiz hat Frankreich in dem Fall Rechtshilfe zugesagt. Millionen Dollar waren auf Schweizer Konten verschoben worden, darunter 3,1 Millionen im Auftrag von Falcone und Mitterand.
Die französische Regierung verwies kürzlich darauf, dass der Waffenhandel mit Angola kein Fall für französische Gerichte sei, weil die Waffen nicht über Frankreich transportiert worden seien.
Seit einer Angolareise des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy im vergangenen Jahr haben sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern verbessert. Angola verfügt über bedeutende Ölvorkommen vor der Küste sowie Uran, das für den Betrieb von Atomkraftwerken benötigt wird.
Aus: "Waffenhandel: Prozess gegen 42 Ex-Politiker" (bru/sda) (06.10.2008)
Quelle: http://www.bazonline.ch/ausland/Waffenhandel-Prozess-gegen-42-ExPolitiker/story/13275951 (http://www.bazonline.ch/ausland/Waffenhandel-Prozess-gegen-42-ExPolitiker/story/13275951)
Quote[...] Die US-Streitkräfte haben den Tod von mindestens 33 afghanischen Zivilisten bei einem Luftangriff vor gut sechs Wochen eingeräumt. Die Armeeführung veröffentlichte in Washington die Ergebnisse einer Untersuchung, nach der bei dem Angriff auf den Ort Asisabad in der westafghanischen Provinz Herat am 22. August außerdem etwa 22 Rebellen ums Leben kamen.
Die Koalitionstruppen hätten aber nicht gegen Kriegsrecht verstoßen, sagte Brigadegeneral Michael Callan. Die afghanischen Behörden und die UNO hatten die Zahl der getöteten Zivilisten mit 90 angegeben, die US-Armee sprach zunächst von "fünf bis sieben" zivilen Opfern.
Die Ermittler konnten mit Hilfe von Videoaufnahmen von der Beerdigung am Tag nach dem Angriff unter den getöteten Zivilisten acht Männer, drei Frauen und zwölf Kinder identifizieren. Callan, der die Untersuchung geleitetet hatte, sagte, die US-geführten Koalitionstruppen hätten "auf der Grundlage glaubhafter Geheimdienstinformationen, in Selbstverteidigung und im Einklang mit dem Kriegsrecht" gehandelt. Die US-Armee hatte Anfang September eine erneute Untersuchung des Vorfalls angeordnet, nachdem die Videos als neues Beweismittel aufgetaucht waren.
Der Leiter des Zentralkommandos des US-Militärs, Generalleutnant Martin Dempsey, zeigte sich in einer Erklärung "zutiefst betrübt" über die zivilen Opfer. "Wir geben uns sehr viel Mühe, in allen unseren Einsätzen Verluste bei der Zivilbevölkerung zu vermeiden", sagte Dempsey. Allerdings würden die Aufständischen systematisch unschuldige Menschen als Schutzschilde missbrauchen.
Die Berichte über den Tod der Zivilisten hatten in Afghanistan für Empörung gesorgt. Präsident Hamid Karsai war nach Asisabad gefahren und hatte die Hinterbliebenen besucht. Im September nahm die afghanische Polizei drei Männer fest, die die internationalen Truppen mit Fehlinformationen irregeleitet und so den Luftangriff provoziert haben sollen.
Aus: "US-Untersuchung: 33 tote Zivilisten" (9. Oktober 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/USUntersuchung_33_tote_Zivilisten/091020085907/1035207.html (http://www.n-tv.de/USUntersuchung_33_tote_Zivilisten/091020085907/1035207.html)
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Quote[...] Afghanischen Angaben sowie einem Uno-Report zufolge waren bei dem Vorfall 90 Zivilisten ums Leben gekommen, darunter 60 Kinder. Das amerikanische Militär hatte bisher von 7 Zivilisten sowie 30 bis 35 getöteten Rebellen gesprochen.
Aus: "Mehr tote Zivilisten bei Angriff in Afghanistan" NZZ Online (9. Oktober 2008)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur_und_kunst/mehr_tote_zivilisten_bei_angriff_in_afghanistan__1.1068966.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur_und_kunst/mehr_tote_zivilisten_bei_angriff_in_afghanistan__1.1068966.html)
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Quote[...] Die US-Streitkräfte haben den Tod von mindestens 33 afghanischen Zivilisten bei einem Luftangriff vor gut sechs Wochen eingeräumt. [...] Die afghanischen Behörden und die UNO hatten die Zahl der getöteten Zivilisten mit 90 angegeben, die US-Armee sprach zunächst von ,,fünf bis sieben" zivilen Opfern.
Quote09.10.2008
10:04 Uhr
Gerd meint:
Es ist ein dreckiger Krieg den die US geführte NATO da führt und es ist empörend und beschämend, dass sich die deutschen Politiker von CDU/SPD/FDP/Grüne, auch noch so begeistert daran beteiligen und das Gemetzel noch mindestens 14 Monate weiter führen wollen, wie es die Regierung gestern noch beschlossen hat.
Für jeden in Afghanistan ermordeten Zivilisten sollten die verantwortlichen Politiker vor ein Kriegsverbrechertribunal gestellt werden. Die Deutschen, der Tradition wegen, in Nürnberg!
Quote09.10.2008
10:31 Uhr
Gleiches Recht für alle meint:
Wie wäre es mal, wenn US-Amerikaner vor Gericht gestellt würden? Die haben sich Immunität für ihre Soldaten gegenüber dem Gericht in Den Haag gegönnt.
Was bei anderen Nationen als Kriegsverbrechen bezeichnet wird, gilt für die Amerikaner natürlich nicht. In Deutschland werden fast hundertjährige Opas wegen Kriegsverbrechen von anno Tobak verfolgt, während aktuelle Kriegsverbrechen anderer Nationen nicht belangt werden oder intern vermauschelt werden.
Soll das Gerechtigkeit sein?
Quote09.10.2008
10:33 Uhr
Phil meint:
"Die Aufständischen hätten die Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht."
Ja nee, ist klar. Hätten sie es nicht getan, gäbe es im gesamten Krieg keine zivilen Opfer. Es ist statistisch und logisch nicht möglich, daß in einem Krieg keine Fehler gemacht werden. Es wird in jedem Krieg zivile Opfer geben und es gab sie auch in jedem Krieg!
Also wenn man sich schon dafür entscheidet in einen Krieg zu ziehen, obwohl man weis, daß Zivilisten sterben werden, sollte man zumindest Eier haben seine Fehler einzugestehen und nicht sich dumm herauszureden!
Quote09.10.2008
10:57 Uhr
narf meint:
Die Zahlen passen nicht zusammen.
8+3+12=23 und nicht 33. Wieviele Opfer gab es denn nun wirklich und was ist das bitte für eine Methode, die Zahl der unschuldigen Opfer anhand der ausgehobenen Gräber zuermitteln?
Luftangriff als Selbstverteidigung klingt auch reichlich seltsam.
Ab welchen Verhältnis von getöteten Zivilisten zu Antagonisten spricht man bei den US Truppen denn noch von einem Erfolg?
2:1, 3:1 oder noch mehr?
Quote09.10.2008
12:46 Uhr
Nik meint:
"Don Altobello meint:
@ Nik
Diesen von Ihnen so genannten "Tötungsmaschinen" gehen die Ereignisse in den Einsatzgebieten so nahe, dass viele von ihnen nach der Rückkehr von Depressionen geplagt werden und einige sich sogar das Leben nehmen. Ich wusste nicht, dass Maschinen depressiv sein und Skrupel haben können."
Keiner zweifelt daran das viele von den Soldaten Schuldgefühle haben. Aber das ändert nichts. Diese mit neuerste Technologie und Waffen ausgerüstete Armeeangehörige töten unschuldige Menschen. Meistens nur mit einem Knopfdruck indem sie Bomben oder Raketen abfeuern.Ob sie dabei "nur" Befehle ausführen oder nicht ändert am nichts am Resultat!
Aus: " Luftangriff: USA geben Tod von 33 Zivilisten in Afghanistan zu" (9. Oktober 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article2550992/USA-geben-Tod-von-33-Zivilisten-in-Afghanistan-zu.html?page=3#article_readcomments (http://www.welt.de/politik/article2550992/USA-geben-Tod-von-33-Zivilisten-in-Afghanistan-zu.html?page=3#article_readcomments)
Quote[...] Jürgen Rose (* 18. Juli 1958 in Worms) ist Diplom-Pädagoge, Oberstleutnant der Bundeswehr und Publizist. Er lebt in München und ist seit 1982 verheiratet. Öffentliche Aufmerksamkeit erregte Anfang 2007 sein Ersuchen, aus Gewissensgründen von seinen dienstlichen Aufgaben hinsichtlich des Einsatzes von Tornados in Afghanistan entbunden zu werden.
[...] Nach seiner militärischen Ausbildung, unter anderem in Fort Bliss in Texas/U.S.A., war Rose von 1988 bis 1991 Mitarbeiter an der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation in Waldbröl im Forschungsbereich Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Während dieser Zeit war er Ausbildungsleiter für die interaktive Simulation Politik und Internationale Sicherheit (POL&IS). Von 1991 bis 1995 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Internationale Politik, Sicherheitspolitik, Wehrrecht und Völkerrecht an der Universität der Bundeswehr München. Danach war er von 1995 bis 1998 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am George C. Marshall European Center for Security Studies in Garmisch-Partenkirchen und External Fellow am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. Seit Januar 2003 ist er Angehöriger des Wehrbereichskommandos IV in München. Am 15. März 2007 verweigerte Rose aus Gewissensgründen seine Mitarbeit an allen Unterstützungsleistungen, die den beabsichtigten Einsatz von Tornado-Jets zur Kampfunterstützung in Afghanistan betreffen und bat um Versetzung. Rose ist seitdem für die Sauberkeit in den Liegenschaften der Bundeswehr verantwortlich.
Rose ist seit November 2006 Mitglied im Vorstand des Arbeitskreises Darmstädter Signal.
[...] Oberstleutnant Jürgen Rose erklärte am 15. März 2007 gegenüber seinem Vorgesetzten, dass der Tornado-Einsatz in Afghanistan nicht mit seinem Gewissen zu vereinbaren ist. Auszug des Briefes: ,,Im Hinblick auf die von der Bundesregierung getroffene Entscheidung, Waffensysteme TORNADO der Bundesluftwaffe zum Einsatz nach Afghanistan zu entsenden (Antrag der Bundesregierung vom 8. Februar 2007 – BT-Drs. 16/4298), den daraufhin am 9. März 2007 erfolgten Zustimmungsbeschluss des Deutschen Bundestages sowie die mittlerweile ergangene Befehlsgebung des Streitkräfteunterstützungskommandos zur Umsetzung dieser Entscheidung erkläre ich hiermit, dass ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, den Einsatz von TORNADO-Waffensystemen in Afghanistan in irgendeiner Form zu unterstützen, da meiner Auffassung nach nicht auszuschließen ist, dass ich hierdurch kraft aktiven eigenen Handelns zu einem Bundeswehreinsatz beitrage, gegen den gravierende verfassungsrechtliche, völkerrechtliche, strafrechtliche sowie völkerstrafrechtliche Bedenken bestehen. Zugleich beantrage ich hiermit, auch von allen weiteren Aufträgen, die im Zusammenhang mit der ,,Operation Enduring Freedom" im allgemeinen und mit der Entsendung der Waffensysteme TORNADO nach Afghanistan im besonderen stehen, entbunden zu werden." [3]
Ein Offizier der Bundeswehr-Elitetruppe KSK bezeichnete den kritischen Offizier Rose wegen der Ablehnung unter anderem als ,,Feind im Inneren" und drohte ihm mit den Worten: ,,Sie werden beobachtet, nein nicht von impotenten instrumentalisierten Diensten, sondern von Offizieren einer neuen Generation, die handeln werden, wenn es die Zeit erforderlich macht." Für die Drohung vom Juli 2007 an die E-Mail-Adresse von Rose wurde gegen den Hauptmann des Kommandos Spezialkräfte in Calw (Baden-Württemberg) eine einfache Disziplinarmaßnahme erlassen, der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe sah die Strafe jedoch als unangemessen gering an.[4]
[...]
1. ↑ AFGHANISTAN Erster deutscher Soldat verweigert erfolgreich Tornado-Einsatz, Der Spiegel, 16. März 2007
2. ↑ DER SPIEGEL 25/2008 vom 16.06.2008, Seite 22 BUNDESWEHR Disziplinarbuße für KSK-Kritiker
3. ↑ zitiert aus Freitag 12, 23. März 2007
4. ↑ SZ-Artikel "Mobbing in der Bundeswehr" 26. März 2008
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Rose_(Publizist) (http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Rose_(Publizist)) (7. Oktober 2008)
-.-
Quote[...] tagesspiegel.de - Simone Bartsch: Bundeskabinett und Regierung sind sich einig: Der Isaf-Einsatz soll verlängert, das Kontingent aufgestockt werden. Eine (politisch) kluge Entscheidung?
Jürgen Rose: Das ist doch nur ein Taschenspielertrick im Hinblick auf die nächsten Bundestagswahl: Indem das Mandat jetzt um 14 Monate verlängert wird, soll das in der Öffentlichkeit umstrittene Thema Afghanistan-Einsatz aus dem Wahlkampf raus gehalten werden...
Simone Bartsch: ...was für die Politiker welchen Vorteil hätte?
Jürgen Rose: Die Mehrheit der Deutschen steht dem Einsatz in Afghanistan kritisch gegenüber. Und deshalb wird jetzt schnell entschieden: Zweidrittel des Parlaments votieren anders, als es Dreiviertel der Bevölkerung tun würde. Das bringt meiner Ansicht nach zum Ausdruck, was die politische Klasse von Demokratie in diesem Lande hält: Nämlich gar nichts.
Warum ist der Isaf-Einsatz der Bundeswehr ein so ungeliebtes Kind?
Jürgen Rose: Wir befinden uns im Jahr acht der Besetzung Afghanistans und wir sehen, dass sich die Lage nicht verbessert hat sondern sich vielmehr verschlechtert: Sprengstoffanschläge und Selbstmordattentate nehmen immer weiter zu, Korruption und Drogenanbau grassieren, die Spitzen der afghanischen Politik sind in all das verwickelt. Es ist bisher nicht gelungen, die Aufbau- und Entwicklungsarbeit zu leisten, wie es eigentlich mit Hilfe der ausländischen Truppen angedacht war.
Und daran ist das Militär Schuld?
Jürgen Rose: In der deutschen Politik tut man so, als sei alles in bester Ordnung und die Mission im Grunde sehr erfolgreich. Deshalb könne man weiter so verfahren wie bisher, den Einsatz verlängern, die Anzahl der Soldaten aufstocken... Es ist aber nichts in Ordnung. Der Name Isaf, International Security Assistance Force, sagt ja bereits, was der Einsatz eigentlich leisten soll: Unter dem Schutz des ausländischen Militärs soll Aufbauarbeit stattfinden – was aber nicht passiert. Im Grunde genommen ist es so, dass das ausländische Militär eher Teil des Problems ist als Teil der Lösung. Denn weite Teile der afghanischen Bevölkerung wollen das Militär lieber heute als morgen aus dem Land haben.
Aber das Militär ist doch auch an zivilen Aufbauprojekten beteiligt...
Jürgen Rose: Ja, es gibt eine sozusagen deutsche Erfindung, die CIMIC (Civil Military Cooperation). Das ist eine Erfindung des Militärs, die es ermöglicht, Entwicklungsarbeit mit zu übernehmen. An sich eine gute Idee. Dieser Einsatz führt aber dazu, dass die Afghanen die Aufbau- und Entwicklungsarbeit auch als etwas wahrnehmen, was ihnen von außen mit vorgehaltener Waffe aufgezwungen wird.
Warum funktioniert das militärische Engagement Ihrer Ansicht nach in Afghanistan nicht?
Jürgen Rose: Es gibt einfach zwei verschiedene Strategien, die sich nicht vertragen. Die Amerikaner zum einen sind nicht etwa in Afghanistan, um Aufbauarbeit zu betreiben. Sie sind dort aus geostrategischen und geoökonomischen Gründen: Es geht um die Einkreisung Irans, die Beeinflussung der zentralasiatischen Republiken, die Eindämmung Russland und Chinas, die Kontrolle Pakistans. die Amerikaner brauchen also den Krieg, um die Legitimation für die Stationierung ihrer Truppen zu haben. Amerika ist der Hauptakteur in Afghanistan, der alles andere als Frieden will. Amerika betreibt dort Krieg und Terrormanagement. Zum anderen gibt es den restlichen Westen in Afghanistan. In Berlin und anderswo haben wir Regierungen, die wirklich meinen, wir sind in am Hindukusch, um Aufbau und Entwicklung zu betreiben – und wir seien eben nicht nur eine kleine Vasallentruppe an der Seite der US-Imperialisten - der Begriff stammt übrigens von Helmut Schmidt. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Vorstellung des Aufbaueinsatzes eine Illusion ist oder eine bewusste Vorspiegelung falscher Tatsachen seitens der Regierungen. Fest steht zumindest: Diese beiden Strategien sind prinzipiell miteinander unvereinbar.
Warum wird es auch für die an sich beliebten Deutschen immer gefährlicher?
Jürgen Rose: Weil die Bundeswehr mittlerweile als integraler Bestandteil einer als zunehmend illegitim betrachteten Besatzungsmacht wahrgenommen wird. Diese Wahrnehmung hat sich verstärkt seit dem deutschen Strategiewechsel im vergangenen Jahr: Die Bundeswehr stellte beispielsweise Tornados bereit, was den Deutschen schon den Spitznamen ,,die Wachhunde der Amerikaner", eingebracht hat. Dann kam die deutsche Fallschirmjäger-Kompanie in Kunduz oder jetzt im Juli die Quick Reaction Force - eine eindeutige Kampftruppe. Es gibt somit eine schleichende Ausweitung des Mandats, wir sinken immer weiter in den Sumpf des Krieges.
Die logische Konsequenz, um diesem Kriegssumpf zu entgehen, heißt folglich Abzug?
Jürgen Rose: Wir sind nun in einem Dilemma, in das wir uns selber hineingebracht haben: Man kann nicht mehr einfach so abziehen, schon gar nicht überstürzt. Es muss eine Deeskalationsstrategie gefunden werden um einen langsamen Abzug zu ermöglichen. Es gibt da verschiedene Vorschläge, zum Beispiel einen Phasenplan, der einen langsamen Rückzug der Truppen vorsieht und gleichzeitig demokratische Strukturen schafft. Beispielsweise wäre so etwas wie Kommunalwahlen denkbar, um auch die ,,kleinen" Menschen am Prozess zu beteiligen.
Aber mal im Ernst: In einem noch fast mittelalterlich anmutenden Land wie Afghanistan, in dem über 70 Prozent der Bevölkerung Analphabeten sind, kann man doch nicht einfach ,,Kommunalwahlen" durchführen.
Jürgen Rose: Man muss es zumindest probieren und kommunizieren. Außerdem müssen solche Schritte natürlich mit Zustimmung der örtlichen Autoritäten abgesprochen sein. Man kann dort natürlich keine Westminster-Demokratie einbringen. Es müssen die traditionellen Entscheidungsstrukturen der Afghanen berücksichtigt werden. Aber mit Wahlen kann man das Volk beteiligen. Es hat bislang noch keine Wahl gegeben, die diese Bezeichnung verdient hätte. Bislang wurde ja nur dieses Pseudo-Parlament gewählt, auf oberster Ebene. Die ganzen Provinzgouverneure werden eingesetzt, das sind die Satrapen, die Karsai im Auftrag der Amerikaner platziert.
Wenn sie eine neue Strategie für Afghanistan bestimmen dürften: Wie würde sie aussehen?
Jürgen Rose: Erst einmal: Für jeden Euro, der für den Militäreinsatz aufgewendet wird, wird ein Euro für den zivilen Aufbau verwendet. Wir geben mittlerweile 550 Millionen Euro für den Einsatz aus – das hieße dann, wir geben genau so viel für den zivilen Aufbau aus. Und wenn das Geld nicht da ist, dann muss man auch den militärischen Aufbau reduzieren, bis die Balance da ist. Damit hätte man eine Art Regelmechanismus geschaffen. Außerdem müsste man die Entwicklungshilfe besser organisieren. Bislang fließt das Geld, wenn es denn mal fließt, zu über 90 Prozent an die westlichen Strukturen dort, bei den Afghanen kommt fast nichts an. Unsere Westler fahren in dicken klimatisierten Geländewagen rum, wohnen in tollen Wohnungen. So etwas geht natürlich nicht.
Und militärisch?
Jürgen Rose: Probleme in Afghanistan haben vor allem die amerikanischen und die britischen Truppen. Eine Forderung könnte also lauten: Amerikaner und Briten raus aus Afghanistan. Dafür kommen neutralere Truppen und islamische Truppen rein, die unter das Dach der Uno gestellt werden könnten - und zwar nur auf Einladung der Afghanen. Die Afghanen sind ja nicht alle per se gegen ausländische Truppen. Es gibt viele, die auch sagen, bei uns hat sich die Situation verbessert. Aber es kommt eben immer darauf an, wie sich diese Truppen verhalten. Man müsste also aus einer Kriegs- und Kampfmission, in der man versucht, Demokratie mit vorgehaltener Waffe zu erzwingen, eine friedliche Blauhelm-Mission machen.
Hoffen Sie, dass das Parlament tatsächlich bald eine neue Strategie in Ihrem Sinne entwickeln wird?
Jürgen Rose: Auf Vernunft setzte ich da überhaupt nicht. Deutschland hat ein spezifisches Problem und das heißt Nato. Die Bundesregierung wird aufgrund der deutschen Geschichte nicht seine Truppen im Alleingang abziehen. Denn wenn die Bundesregierung da ausschert, hieße das: An euch Deutschen ist nicht nur das Projekt Afghanistan gescheitert sondern auch noch die Nato zerbrochen. Im Moment sehe ich eher das Gegenteil: Treue. Wir marschieren mit den Amerikanern in den Untergang! So sieht das momentan aus.
[...]
Aus: "Afghanistan-Einsatz: Deutsche sind "Wachhunde der Amerikaner"" (7.10.2008)
Interview von Simone Bartsch
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/international/afghanistan/;art15872,2630717 (http://www.tagesspiegel.de/politik/international/afghanistan/;art15872,2630717)
Quote[...] In leuchtendem Gold erscheint der Umriss Afghanistans auf der ersten Seite der von der Nato in Auftrag gegebenen Umfrage. Mehr als 5600 Interviews wurden für das Papier geführt, das in diesen Tagen auf den Schreibtischen der führenden Nato-Offiziere im Hauptquartier der Internationalen Schutztruppe Isaf in Kabul und Brüssel liegt.
Die Ergebnisse der internen Studie, die Ende August dem obersten Nato-Kommandeur in Afghanistan, US-General David McKiernan, vorgestellt wurde, stellt der Arbeit der internationalen Truppen ein frustrierendes Zeugnis aus. Deutlich wie selten attestierten die befragten Afghanen, dass die Schutztruppe Isaf es bisher nicht vermocht hat, ihnen das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
Die 87-seitige Studie belegt erstmals den Abwärtstrend in Afghanistan und verfolgt ihn über drei Jahre. Die Mission am Hindukusch hat demnach ihr erklärtes Ziel nicht erreicht: Die Afghanen fühlen sich in ihrem eigenen Land nicht sicherer - im Gegenteil. Und das alles Truppenverstärkungen und Ausweitungen des Nato-Einsatzes zum Trotz. [(!)]
Die aufwendige Studie der Nato sollte eigentlich Wege aufzeigen, wie das Verteidigungsbündnis die eigene Medienarbeit verbessern kann. Doch die ersten 39 Seiten des Papiers beschäftigen sich ausschließlich mit dem Sicherheitsgefühl der Afghanen. Das Ergebnis: "Die Prozentzahl der Befragten, welche die Sicherheitslage als gut bezeichnen, nimmt ab, während eine schlechte Wahrnehmung sich immer weiter verbreitet".
Die Zahlen lassen wenig Raum für Interpretationen: So bezeichneten im August 2005 noch 92 Prozent der Bevölkerung die Sicherheitslage als "gut", nur 6 Prozent schätzten sie als "schlecht" ein. Drei Jahre später hat sich das Blatt gewendet. Nur noch 45 Prozent der Bevölkerung sahen die Lage im August 2008 als "gut", 42 Prozent sehen sie als "nicht gut oder schlecht", 12 Prozent gar eindeutig als "schlecht".
Die Ergebnisse kommen zu einer Zeit, da die Experten in Washington eine neue Afghanistan-Strategie vorbereiten. Eine Geheimdienstanalyse legt nahe, dass der Wiederaufbau in Afghanistan in Gefahr ist. Die Ursachen sind vielfältig: der zunehmende Einfluss der radikal-islamischen Taliban, die alltägliche Korruption und eine schwache Regierung. Afghanistan drohe gar erneut zu einem Zufluchtsort für Terroristen zu werden. Schon jetzt ist klar, dass die USA diesem Trend mit Zehntausenden zusätzlichen Soldaten begegnen wollen.
[...] Auch die Bundesregierung will mehr Soldaten an den Hindukusch schicken. Schon am kommenden Freitag soll der Bundestag das neue Mandat für die Bundeswehr, die im Norden Afghanistans operiert, beschließen. Wenn dies geschieht, würde die Bundeswehr zusätzlich zu den bisher 3500 Soldaten ab Herbst tausend weitere Einsatzkräfte entsenden. Hauptgrund für die Aufstockung ist die angespannte Sicherheitslage.
Die Arbeit der Bundeswehr kommt ebenfalls schlecht weg. Nüchtern stellen die Autoren fest, dass sich "Unsicherheit" zwischen 2006 und 2007 vom Süden des Landes in den Osten, Westen und "schließlich auch in den Norden" ausgebreitet habe. Fühlten sich in der Provinz Kunduz, in der ein Großteil der Bundeswehr stationiert ist, noch 10 von 10 Befragten sicher, waren es im August 2008 nur noch 7 von 10.
...
Quote
QuoteZitat von Ohli Beitrag anzeigen
Ich könnte jetzt stundenlang die "zivile Strategie für Frieden, Sicherheit und Entwicklung in Afghanistan" abtippen, aber höchstwahrscheinlich würde mir dafür kein Platz im Forum eingeräumt werden.
Ich könnte auch darüber berichten, wie eindrucksvoll der "US-Afghanistan Veteran" James Gilligan einen versehentlichen Angriff auf ein an Kampfhandlungen unbeteiligtes Dorf schilderte, dass in Grund und Boden gebombt wurde und bei dem unter anderem auch Frauen und Kinder starben.
Ich könnte auch darüber schreiben, dass dort so gut wie keine Medienvertreter anwesend waren (warum wohl?).
Ausser 60% bis 70% der Bundesbürger und den Afghanen, die wahrscheinlich nicht mal wissen das diese Site existiert, ist offensichtlich niemand an einer friedlichen Lösung interessiert.
Minderheiten verschleudern und raffen Milliarden von Euro, Minderheiten führen Kriege. Der Tag wird kommen, an dem sie von der Mehrheit die Quittung bekommen.
Der Einsatz ist nicht nur sinnlos und gefährlich, er kostet auch den deutschen Steuerzahler mittlerweile mehr als 3 Milliarden Euro.
Sehr guter Beitrag, der genau das trifft wie es um dieses Thema in Deutschland und in den Medien bestellt ist.
(werner thurner, 14.10.2008)
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=2854428#post2854428 (http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=2854428#post2854428)
Aus: "AFGHANISTAN-STUDIE: Schlechte Noten für die Nato" Aus Khost berichtet Matthias Gebauer (14.10.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,583865,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,583865,00.html)
Quote[...] Es war ein bezeichnender Augenblick. Auch: ein peinlicher Moment. Pressekonferenz während des jüngsten Afghanistanbesuchs des Bundesverteidigungsministers. Frage eines Journalisten: »Sind wir hier im Krieg?« Franz-Josef Jung, emphatisch: »Wir befinden uns nicht im Krieg!« Der neben ihm stehende Isaf-Kommandeur, der amerikanische Viersternegeneral David McKiernan, der viele Jahre in Deutschland gedient hat und mit einer Deutschen verheiratet ist, fixiert den Fragesteller. Ungerührt, militärisch knapp formuliert er seine gegenteilige Ansicht: »Of course, we are at war.«
Der Amerikaner hat recht: Wir befinden uns im Krieg am Hindukusch. Die 3500 deutschen Soldaten, die im Norden Afghanistans Dienst tun, sehen es genauso. Sie sind nicht nur bewaffnete Entwicklungshelfer, sie stehen im Kampf, werden beschossen, werden auch »angesprengt«, wie es im Bundeswehrjargon heißt, und haben bittere Verluste, 26 Tote und ein Lazarett voll Verwundeter. Wenn sie tagsüber Patrouillen fahren, um Präsenz zu zeigen oder auch Stärke zu demonstrieren, oder wenn sie im Nachteinsatz durchs Gelände robben, kommt keiner auf den Gedanken, es wäre nicht Ernst.
Wer da weiterhin behauptet, wir stünden in Afghanistan nicht im Krieg, macht sich der Wirklichkeitsverdrängung schuldig.
QuoteKommentar Nr. 1
Leonas3 »
19.10.2008
Unglaublich ...
"Anders als die Amerikaner im Süden, schießt die Bundeswehr nicht blindlings drauflos."
Ist die ZEIT jetzt mit der "Jungen Welt" fusioniert?
QuoteHansMeier555 »
19.10.2008
... öfter mal Zeitung lesen
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 1
dann hätten Sie keine Zweifel, daß die Amis WIRKLICH blindlings drauflos schießen.
Das steht übrigens nicht nur in der "Jungen Welt" sondern geht sinngemäß aus der seriösen Berichterstattung fast aller Tageszeitungen hervor, und zwar auch der US-Presse.
Nur daß die meisten Kommentatoren keine solch drastischen Formulierungen wählen.
QuoteKommentar Nr. 3
Leonas3 »
19.10.2008
Geklärt.
Ich habe jetzt klären können, warum der Artikel so ist, wie er ist.
Kurze Recherche über den Autor klärt woher sein Feindbild kommt ...
Wikipedia:
"Theo Sommer (* 10. Juni 1930 in Konstanz) ist ein deutscher Journalist.
Sommer wurde als Sohn Berliner Eltern in Konstanz am Bodensee geboren. Nach seiner Zeit als Schüler der Adolf-Hitler-Schule auf der Ordensburg Sonthofen (August 1942 bis Mai 1945) legte Theo Sommer 1949 in Schwäbisch Gmünd die Abiturprüfung ab."
Vielleicht hat er den Amerikanern bis heute nicht verziehen ;)
QuoteHMRothe »
19.10.2008
Wer behauptet, Deutschland wolle diesen Krieg,
ignoriert den mehrheitlichen Willen der Bevoelkerung. Wer Soldaten in ein Land schickt zum Schutz von Aufbauprojekten und dann ploetzlich erklaert, man solle sich doch bitte nichts vormachen, natuerlich sei das ein Krieg, was denn sonst, der betruegt die Soldaten und das Parlament.
...
Quoteecnerwal »
19.10.2008
Propaganda...
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 3
...propagierendes Aufklärungsgehabe ist, wenn man aus einer Informationsquelle die Informationen verwendet, die der eigenen Argumentation als nützlich erscheinen, den Rest allerdings stillschweigen fallend lässt.
So gibt es bei Ihrem Wikipedia.de - Auszug zum Autor direkt angegliderten Abschnitt:
"Anschließend studierte er Geschichte und politische Wissenschaften, an der Åsa Folkhögskola, Schweden, an der Universität Tübingen, am Manchester College in Indiana, USA, und an der University of Chicago. Sommer promovierte bei Hans Rothfels in Tübingen zum Dr. phil. mit einer Arbeit über Deutschland und Japan zwischen den Mächten, 1935–1940. Anschließend, im Sommer 1960, nahm er an Henry Kissingers Internationalem Seminar an der Harvard-Universität teil."
Tja, dass der Mann seine höchsten akademischen Würden und Erfahrungen in den Staaten sammeln konnte passt dann doch nicht so recht in diese seltsame Argumentation Ihrerseits.
Quotevolker steinkuhle »
20.10.2008
"Spannende Tage am Hindukusch"...
...oder ein sog. Erlebnisbericht wie er früher mal den Schulen üblich war..."Mein schönstes Erlebnis"...?
Es folgen die Schilderungen der tapferen Kameraden, die Beschreibung ihrer Kameradschaft...zusammengeschweisst durch das gemeinsame Erleben der täglichen Gefahren.
Das Anlegen der schusssicheren Weste, das Mitfahren im Panzer...den afghanischen Staub auf den Zähnen...der Autor zeigt Mut und damit auch Empathie für den schweren Job, den unsere Soldaten dort zu erledigen haben. Beinahe schwelgerisch muten die Beschreibungen der gehabten gefährlichen Erlebnisse an.
Keinesfalls will ich den Einsatz der Bundeswehr dort klein reden oder gar lächerlich machen. Der Job ist anstrengend und gefährlich.
Nur: Was wollen wir (die Bundesrepublik) dort ?
Für wen und was riskieren unsere Soldaten dort ihr Leben bzw. ihre Gesundheit?
Dazu konnte ich in dem Artikel nichts finden.
Die Bundeswehr, gedacht als Verteidigungsarmee für die Verteidigung Deutschlands im Falle eines Angriffs von aussen, hat dort nichts zu suchen.
Der Afghanistan-Konflikt ist letztlich nichts anderes als ein klassischer Kolonialkrieg zur Unterdrückung des legitimen Widerstandes der einheimischen Bevölkerung gegenüber einer Besatzungsmacht.
Nach allem was man weiss, sind die USA dort engagiert, um langfristig die Errichtung einer strategisch wichtigen Pipeline der betreffenden US-Unternehmen sicherzustellen.
Deutschland wird am Hindukusch verteidigt?
Dann wüsste unsereiner doch gerne mal, wo und wann welche Afghanen die deutschen Lande angegriffen haben.
Quote"Die Fallschirmjäger...
...drei Züge in Kundus – sind prächtige Burschen, ob Hauptfeldwebel, Hauptmann oder Gefreite. Die blutigen Vorfälle der jüngsten Zeit haben sie gebeutelt, aber auch zusammengeschweißt. Befehl? Auftrag? Das Ziel, Afghanistan zu stabilisieren? Gewiss. Aber was sie Tag für Tag aufrechterhält, ist nicht die große Strategie, das hehre politische Ziel. Es ist der Zusammenhalt der Kameraden."
Sorry, aber das letzte Mal, als ich so einen schwülstigen Schmus gelesen habe, da war ich in der Bibliothek und hatte einen Band gebundener Zeitungen von Mitte 1942 vor mir ("Festung Sewastopol gefallen!"). Kann es sein, daß Herr Sommer es nie verwunden hat, aufgrund seines Geburtsjahres nicht mehr fürs Vaterland in den Kampf ziehen zu dürfen? In diesem Falle empfehle ich "Landser"-Lektüre zur passiven Triebabfuhr.
...
Aus: "Afghanistan: Pflicht, Mut und sehr viel Frust" Von Theo Sommer
(DIE ZEIT, 16.10.2008 Nr. 43)
Quelle: http://www.zeit.de/2008/43/Bundeswehr-in-Afghanistan (http://www.zeit.de/2008/43/Bundeswehr-in-Afghanistan)
-.-
Quote[...] Die Abgeordneten des deutschen Bundestages haben beschlossen, das Afghanistanmandat um 14 Monate bis zum Dezember 2009 zu verlängern. Sie wollen das Thema damit aus dem Bundestagswahlkampf des nächsten Jahres heraushalten. So verständlich diese Entscheidung sein mag, so falsch ist sie. Wenn nämlich die deutsche Afghanistanpolitik an etwas krankt, dann ist es genau das: Mangel an öffentlicher Diskussion.
Es ist nie ernsthaft versucht worden zu erklären, warum und wozu deutsche Bundeswehrsoldaten dort ihr Leben riskieren. Obwohl der Einsatz in Afghanistan die größte außenpolitischen Missionen in der Geschichte der Bundesrepublik ist, ist er die längste Zeit auf Beamtenebene behandelt worden. Die Bundeskanzlerin drückte sich geradezu vor dem Thema. Man musste sie regelrecht drängen, bevor sie den Truppen am Hindukusch endlich einmal einen Besuch abstattete.
Außenminister Steinmeier war zwar etwas rühriger, doch mehr als Floskeln von ,,Wiederaufbau" und ,,Stabilisierung" kamen ihm auch nicht über die Lippen. Angesichts der zunehmenden Gewalt und der sich insgesamt verschlechternden Lage in Afghanistan klingen diese Worte inzwischen wie verzweifelte Durchhalteparolen. In Regierung und Parlament herrscht absolute Ratlosigkeit – das ist der Eindruck den man gewinnt.
Ja nicht darüber reden! Und wenn, dann nicht mehr als gerade nötig! Das ist die Strategie der Regierung, die in Wahrheit keine ist. Denn Afghanistan wird die Deutschen wieder einholen, Wahlkampf hin oder her. Spätestens dann, wenn erneut deutsche Soldaten ihr Leben verlieren, wird die Debatte in aller Heftigkeit wieder aufflammen. Man kann sich gut vorstellen, wie sie verlaufen wird. Nämlich hysterisch.
[...] Welche Vorstellung haben die Abgeordneten denn von Wahlkämpfen, wenn sie glauben, dass man dort über heikle Themen besser nicht reden sollte? Was sagt das über das Demokratieverständnis des Bundestages aus? Dieselben Politiker klagen dann über Politikverdrossenheit der Bürger. Sie stimmen das falsche Lied von der entpolitisierten Gesellschaft an, während sie gleichzeitig eines der zentralen Themen für Deutschland aus der öffentlichen Diskussion nehmen. ...
QuoteHansMeier555 »
18.10.2008
DANKE, Herr Ladurner! Aber was ist mit den Medien?
... aber das alles gilt natürlich nicht nur für die Abgeordneten, sondern auch für die Journalisten.
Nach meinem Eindruck folgte die Berichterstattung zum Afghanistan-Einsatz all die Jahre genau der politischen Haltung, wie Sie sie hier so schön beschreiben: Bloß keine Grundsatzdebatte!
Besonders eindrucksvoll konnten wir das diesen August und September erleben: Die ganze Welt erbebte vor gerechtem Zorn, weil die Russen in Georgien ein paar Munitionslager zerstört haben ("beispiellose Verletzung der Souveränität!).
Daß im gleichen Augenblick NATO-Truppen in Afghanistan und Pakistan jede Woche Dutzende von Zivilisten ermordeten, wurde nur so ganz am Rande zur Kenntnis genommen...
QuoteDaniel080778 »
19.10.2008
Kommentar Nr. 6
erbärmlich
Es ist so traurig diese Kommentare zu lesen. Diese Ignoranz ist erschütternd. Es ist doch auch immer eure Sorte Mensch, die laut aufschreit, wenn ein paar Taliban Kämpfer ein Bauerndorf niederbrennen, weil die ihre kleinen Mädchen zur Schule schicken wollten. Aber statt mal richtige Konsequenzen aus eurer Empörung zu ziehen, schaut ihr immer nur weg. Und dann der Verweis auf Völkerrecht. Das ist so widerlich, dass es nur noch zensurwürdige Begriffe zum Beschreiben eures Verhaltens geben kann.
Wieso haben die Bauern nach EURER Definition des Völkerrechts, kein Recht darauf beschützt zu werden? Das ist für euch nur Hintergrundrauschen, wenn zig Afghanen draufgehen, oder? Aber gross Rumschreihen wegen dem Völkerrecht?
Eine offene Debatte tot dringend Not. Gerade wegen Leuten wie euch. Denn in dieser Debatte müssen vor allem die Konsequenzen eine Abzuges diskutiert werden. Und wenn euch der Tod von hunderten Bauern und das Leiden eines ganzen Volkes egal ist, wie es ja scheint, dann sollte auch die Empörung über islamistischen Terror gegen die Bevölkerung sofort aufhören.
Ihr angeblichen Völkerrechtler müsstet dann nämlich endlich mal Farbe bekennen.
Quotevalue4free »
20.10.2008
Ich versuche es mal mit zensurunwürdigen Begriffen
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 6
Leuten wie Dir muss man es scheinbar öfter sagen: Es geht NICHT um Menschenrechte jegllicher Art. Wenn es dem Westen darum ginge, hätte er nicht über viele Jahre hinweg besagte Kämpfer, die Lehrer aufschlitzten, weil sie Mädchen unterrichteten, MIT VIEL GELD UND WAFFEN UNTERSTÜTZT. Nachzulesen u.a. bei Robert Fisk ("The Great War For Civilisation"). Wenn es den Deutschen darum ginge, würden sie nicht die Amis unwidersprochen jede Woche mindestens ein Dorf inklusive Frauen und Kinder kaputtbomben lassen. Was glaubst Du, werden die Angehörigen dieser Menschen von unserem "Krieg für die Menschenrechte" halten?
Wenn es dem Westen um Menschenrechte ginge, würde er nicht in Somalia äthiopische Mörderbanden mit viel Geld und Logistik unterstützen. Ja, in Somalia ist auch Terrorkrieg. Da sieht die Menschenrechtsbilanz für den Westen so schlecht aus, dass nicht eine Zeile darüber in den großen Zeitungen geschrieben wird. Vielleicht wird aber auch nur nicht darüber geschrieben, weil es in Afrika liegt.
Dein Kommentar zeugt entweder von großer Unwissenheit oder von bodemlosen Zynismus.
Aus: "Afghanistan-Einsatz - Jetzt redet endlich darüber!" von Ulrich Ladurner (ZEIT ONLINE 18.10.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2008/43/afghanistan-kommentar (http://www.zeit.de/online/2008/43/afghanistan-kommentar)
-.-
Quote[...] Möchten Sie wissen, wie viele Taliban es gibt? Einer UN-Schätzung aus dem Jahre 2007 zufolge sind es rund 3000 aktiv kämpfende und weitere 7000 Gelegenheitskrieger. Nicht wirklich viele. Trotzdem herrscht die Meinung vor, dass die Taliban das mächtigste Militärbündnis der Welt, die Nato, besiegen, Kabul erobern und eine Bedrohung für die Welt werden könnten. 10.000 Kämpfer, die weder über Panzer noch Artillerie, noch Flugzeuge verfügen. Nun ja, sagen die Analysten, das sei nun einmal das Wesen der asymmetrischen Kriegsführung, dass ein weit unterlegener Feind einem unvergleichlich Überlegenen eine krachende Niederlage zufügen kann. Möglich ist das nur, wenn der Überlegene in der einheimischen Bevölkerung kein Vertrauen genießt und es ihm nicht gelingt, den eigenen Leuten die Mission zu vermitteln.
Beginnen wir mit den Zahlen. Seit 2001 haben die USA 127 Milliarden Dollar für den Krieg in Afghanistan ausgegeben. Zurzeit pumpt das Pentagon fast 100 Millionen Dollar täglich nach Afghanistan. Im Vergleich dazu haben alle Geberländer zusammen seit 2001 für Wiederaufbauhilfe nur sieben Millionen Dollar pro Tag. Noch schlechter sieht die Bilanz aus, wenn man sie mit Hilfsleistungen in einer Region der Welt vergleicht, in der der Westen ebenfalls militärisch interveniert hat: in Bosnien. Dort hat der Westen in den ersten beiden Jahren nach seinem Eingreifen 679 Dollar pro Kopf ausgegeben, in Afghanistan gab es im selben Zeitraum gerade mal 57 Dollar pro Kopf. Nun entspricht ein Dollar in Afghanistan nicht einem Dollar in Bosnien – doch werden die Einsätze in beiden Ländern ganz unterschiedlich begründet.
Die Intervention in Bosnien legitimierte die Nato mit dem Argument, man müsse dort Menschenrechtsverletzungen unterbinden. Srebrenica war das Stichwort. In Afghanistan aber ging es um etwas ganz anderes. Hier stand und steht angeblich die Existenz des Westens auf dem Spiel. »Deutschlands Freiheit wird auch am Hindukusch verteidigt!« – dieser Satz, den der damalige deutsche Verteidigungsminister Peter Struck den Soldaten mit auf den Weg gab, muss bis heute als legitimatorische Grundlage für den Afghanistaneinsatz herhalten. Was er sagen will, ist: Wenn der Westen in Afghanistan jetzt nicht mit Truppen präsent ist, wenn dieses Land auf Dauer nicht stabilisiert wird, macht sich dort wieder al-Qaida breit, und das wird zu verheerenden Anschlägen in westlichen Ländern führen. Einmal angenommen, dass dieser tödliche Automatismus sich wirklich entfalten könnte, warum sind die eingesetzten Mittel des Westens dann so gering? Wenn die Bedrohung so tödlich ist, warum hat die Bundesregierung das Thema über Jahre praktisch verschwiegen?
Es gibt darauf nur drei mögliche Antworten: Der Westen handelt fahrlässig; er kann es nicht besser; die Rede von einer existenziellen Bedrohung ist nicht so ernst gemeint. Wie auch immer die Antwort ausfallen wird, Afghanistan ist für das heimische Publikum auch nach sieben Jahren abstrakt geblieben. Selbst die Bundeswehrsoldaten vor Ort plagt das Gefühl, alleingelassen zu sein. Winfried Nachtwei von den Grünen hat kürzlich das Land bereist und berichtet von Klagen der Soldaten. Niemand könne ihnen überzeugend den Sinn des Einsatzes erklären. Jeder Verlust, den die Soldaten erleiden, potenziert sich dadurch und untergräbt die Moral. Wenn der Sinn einer Mission erst verloren ist, lässt er sich nicht einfach wieder herstellen.
[...] Was ist das überhaupt, ein Sieg in Afghanistan? Alles Fragen, ohne Antworten. Trotzdem stürzte man sich in den Kampf.
Nach dem Ende des Taliban-Regimes richtete die rot-grüne Bundesregierung die Petersberger Konferenz aus. Dort wurden alle jene Ziele formuliert, die man formulieren muss, wenn Demokratien in fremden Ländern intervenieren. Afghanistan sollte eine Verfassung bekommen, danach sollten freie Präsidentschafts- und Parlamentswahlen abgehalten werden. Die Menschenrechte sollten geschützt werden, wobei die Burka als Symbol für die Unterdrückung der Frau im Zentrum stand. Die Petersberger Konferenz war von der Einsicht geleitet, dass nur ein Afghanistan, das seine Bürger einigermaßen an der Macht beteiligte, ein stabiles Afghanistan sein könnte. Wer sich kurz nach dem Sturz der Taliban im Lande aufhielt, kann sich noch gut an die Hoffnung erinnern, die damals unter den Afghanen aufkeimte. Tatsächlich beteiligten sie sich am Aufbau des neuen Landes. Sie gaben sich eine Verfassung (2003), sie wählten unter schwierigsten Bedingungen einen Präsidenten (2004) und ein Parlament (2004). Es entstanden die Säulen eines demokratischen Gebäudes – und sie stehen bis heute. Doch wer zog in dieses Gebäude ein?
[...] Es wäre sehr falsch zu sagen, dass der Einsatz des Westens nichts gebracht hätte. Viel Gutes ist erreicht worden. Sechs Millionen Kinder, 50Prozent der Schulpflichtigen, gehen regelmäßig zur Schule, davon sind ein Drittel Mädchen. Das ist eine Verfünffachung im Vergleich zu 2001. Heute haben 85Prozent der Bevölkerung Zugang zu Basisgesundheitsdiensten. Die Kindersterblichkeit ging um 25Prozent zurück. Eine, wenn auch kleine, demokratisch orientierte afghanische Elite bildet sich heraus. Viele Erfolge also, aber insgesamt kein großer, nachhaltiger Erfolg – dafür sind die Voraussetzungen nicht mehr gegeben.
[...] Was also tun? Es ist Zeit, den Rückzug zu planen. Das bedeutet nicht: Schnell die Tür zu und weg. Es bedeutet nicht, dass man Afghanistan sich selbst überlassen sollte. Es bedeutet, dass man nicht noch mehr Soldaten nach Afghanistan schicken sollte, sondern ihren Abzug vorbereitet. Der militärische Einsatz muss ein stufenweises Ende finden. Bevor die Soldaten abziehen, sollte alle Kraft auf den Aufbau einer schlagkräftige afghanischen Armee und einer effizienten Polizei gerichtet werden. Die Mittel für humanitäre Hilfe sollten nicht gekürzt werden, und die Helfer sollten bleiben, sofern es die Sicherheit zulässt. Die Sicherheitslage wird sich aber nur verbessern, wenn man von einigen Illusionen Abschied nimmt. Gegen den Willen der Nachbarländer ist Afghanistan nicht zu befrieden. Sie müssen daher mit einbezogen werden. Die Präsenz der Nato schafft in der jetzigen Lage nicht Sicherheit, sondern mehr Unsicherheit. Es geht in Afghanistan für den Westen nicht um »alles oder nichts«. Die Nato kann aus Afghanistan abziehen, ohne daran zugrunde zu gehen. Und schließlich: Den Taliban geht es nicht darum, morgen einen zweiten 11. September zu veranstalten, es geht ihnen darum, die Ausländer aus Afghanistan zu verjagen. Taliban ist nicht gleich al-Qaida. Darum soll die afghanische Regierung mit den Taliban verhandeln – was im Übrigen gerade geschieht. Gebraucht wird eine afghanische Lösung für Afghanistan.
[...]
Quotecolca »
16.10.2008
ein paar Fragen
2001 fiel die Produktion von afghanischem Opium auf Null, nachdem die Taliban den Mohnanbau ein Jahr zuvor unter Strafe gestellt hatten. Das war ein harter Schlag für die internationale Drogenmafia, kam doch in den 90er Jahren ca.70% des weltweit produzierten Opiums aus Afghanistan - http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,188764,00.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,188764,00.html)
Ab 2002 wurde dann wieder fleißig produziert - die Opiumproduktion bildet das Rückgrat der afghanischen Wirtschaft.
Was macht man aus Opium? Richtig, Heroin.
In welchem Land bildet der Heroinhandel das Rückgrat der Wirtschaft, von wo aus werden die Märkte in Westeuropa und USA vorrangig versorgt?
Die richtige Antwort ist - Kosovo. Was haben Afghanistan und Kosovo gemeinsam? Beides sind NATO-Protektorate.
Natürlich besteht ABSOLUT KEIN Zusammenhang zwischen der Hunderte Milliarden schweren Drogenwirtschaft und den NATO-Einsätzen. Natürlich wird die internationale Drogenmafia ihre exorbitanten Gewinne nicht als Hebel zur politischen Willensbildung gebrauchen, so wie das andere erfolgreiche Wirtschaftsverbände machen.
Natürlich zieht die NATO nur für Frieden, Demokratie und Freiheit in den Krieg.
Ansonsten aber kein schlechter Artikel von Herrn Ladurner.
Quotecolca »
16.10.2008
was ist nachhaltig?
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 3
Zitat:
"Aber wer ist schuld?
Es sind die Bürger des verweichlichten Westens, die nicht bereit sind ausreichend Geld und Truppen zu opfern, damit diese Länder nachhaltig befriedet werden können."
Verstehe, diese zivilen Weicheier stehen auf der Bremse und verhindern, dass am Hindukusch ordentlich Tabula rasa gemacht werden kann.
Geld wird eigentlich schon ganz ordentlich geopfert, wie ja auch im Artkikel von Herrn Ladurner nachzulesen ist. Der deutsche Steuerzahler ist bislang mit rund 3 Milliarden Euro Kriegskosten dabei. Für die nächsten 14 Monaten sind dann nochmal knapp 700 Mllionen fällig.
Natürlich sind solche Summen für unsere Investmentprofis in der Finanzwirtschaft nur Peanuts, die verbrennen ganz andere Beträge in kürzerer Zeit. Für alle anderen aber sind 3,7 Milliarden Euro kein Pappenstiel, dafür darf man schon ein paar Fortschritte erwarten.
Was das ausreichende Opfern von Truppen angeht, so müssten Sie mal eine Größenordnung angeben, was Ihnen da so vorschwebt.
Die letzten Besatzer Afghanistans hatten von 1979 bis 1989 dauerhaft knapp 100 000 Mann im Land stationiert. In den 10 Jahren hat die Sowjetarmee dort etwa 15 000 Soldaten verloren, ohne einer nachhaltigen Befriedung auch nur nahe gekommen zu sein. Ganz zu schweigen von den Opfern auf afghanischer Seite.
Also - wie viele Tote soll der verweichlichte Westen denn einkalkulieren und in Kauf nehmen?
Quotepalistine66 »
16.10.2008
Gut dass es Aljazeera gibt
um leider diese Art Journalismus bezüglich Afghanistan und anders wo aufzudecken. Es tut mir nicht nur Leid für das afghanische Volk und die durch die NATO mehr als 3000 Zivilisten (für Jeden Kopf nur $100 Entschädigung), sondern auch für die Völker der NATO.
Frage an den Schreiber: Enthält die neue britische Strategie die Anerkennung der Taliban als eine politische Partei?
Noch eine Frage!
Bis wohin stecken sich die Fäden des Drogen-Handels? Ist das nicht zufällig Karasei der achso so vom Außen demokratisch Gewählter? Wie USA Zeitungen berichten?
Quoteopina »
16.10.2008
Religiöses Irresein vs. Menschenwürde
Da wo die Religion über Ländergrenzen hinweg zur Beschwörung, Gängelung und Knechtung der Massen missbraucht wird, hilft kein Nato-Einsatz und keine demokratische Fassade.
Schade um jedes zusätzliche zivile Opfer, um jedes Soldatenleben. Die Machthaber, die religiösen Drahtzieher, wird es nie treffen, sie bleiben unversehrt auf der diplomatischen Bühne,
Ihresgleichen führt ein luxuriöses Leben im Stile westlicher Freiheit.
Sobald die beiden Lager der Afghanen die Geschicke ihres Landes wieder unter sich aushandeln, werden nur die Taliban wissen, was sie wollen und was sie müssen.
Dennoch - die Menschen in Afghanistan haben durch den militärisch gestützten zivilen Einsatz westlicher Hilfsorganisationen, auf deren Erfolge der Artikelschreiber verweist, erlebt wie Freiheit und Gerechtigkeit schmecken... Sie werden in Zukunft massiv selbst für ihre Rechte kämpfen müssen. Entscheidend aber ist die innere Befreiung ...
Quoteregionalwissenschaftler-china
16.10.2008
Ergänzung
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 2
Vor etwa 2 Jahren gab es einige wenige Berichte über eine afghanische Provinz (Name fällt mir leider nicht mehr ein), welche unter Kontrolle der afghanischen Regierung stand unter wenige Probleme mit Taliban und Drogenanbau hatte. Dann Übernahmen die Briten die Kontrolle und der Drogenanbau explodierte, begleitet von einem massiven Wachstum des Talibanproblems. Wenn man sich dann anschaut wie wichtig die Drogengeldwäsche für britische Offshorezentren von den Kanalinsel bis zu den Bahamas sind, gleichzeitig bedenkt das Großbritannien schon immer Drogen als Waffe gegen andere Nationen einsetze (Stichworte: Opiumkrieg gegen China, heute leidet vor allem Russland unter dem afghanischen Heroin) wundert eines dies nicht. Aber jeder politisch-korrekte Journalist oder Politiker würde jetzt von wüsten Verschwörungstheorien sprechen und darauf hinweisen, dass Großbritannien zur westlichen Wertegemeinschaft gehört, und selbstverständlich niemals gegen diese Werte bzw. gegen das Völkerrecht verstoßen würde.
Quotemexi42 »
16.10.2008
Wieviele Tote, Kriegskrüppel und psychische Wracks ...
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 5
... wollen wir in Kauf nehmen?
Die Sargproduktion steigt.
"Wir werden diesen Krieg nicht gewinnen", meint der britische Bri-
gadegeneral Carleton.
Merkel und Co. haben es leider versäumt, das Buch "Die Torheit der
Regierenden", von Barbara Tuchman zu lesen. Dort sind derartige
Fehlleistungen und deren Folgen beschrieben.
Quoteföhnix »
16.10.2008
"Terrorismus"
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 13
Nu is ja "Terrorismus" nicht unbedingt dadurch definiert, dass hinter allen möglichen Abscheulichkeiten kein verfasstes Staatswesen steht. Diese vierschrötigen Dickhintern aus Gottes eigenem Lande nennen ihr eigenes Tun ja selber auch noch "shock an awe". Wie könnte man "Terror" schöner umschreiben. Und wenn man halt systematisch versucht, sich durch grenzenlose Brutalität Respekt zu verschaffen, dann heißt die Methode nun mal Terror-ismus.
...
Aus: "Afghanistan- Einsatz - Nato sollte Truppen abziehen" Von Ulrich Ladurner (DIE ZEIT, 09.10.2008 Nr. 42)
Quelle: http://www.zeit.de/2008/42/Afghanistan (http://www.zeit.de/2008/42/Afghanistan)
Quote[...] Der Westen hat seine Möglichkeiten sowohl im Militärischen als auch beim Aufbau einer halbwegs demokratischen, stabilen Ordnung überschätzt. Selbst die vielgelobte zivile Aufbauarbeit ist immer weniger möglich, weil sich Helfer in viele Teile des Landes nicht mehr hineinwagen. Zudem quälen Zweifel, ob der westliche Einsatz Teil der Lösung ist oder Teil des Problems.
Man werde in Afghanistan viel von den Russen lernen können, hatte die damalige Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice in einem Anflug unfreiwilliger Weitsicht gesagt, als der Westen sich anschickte, die Taliban zu stürzen. Sieben Jahre später scheint er nicht mehr weit von der Lektion entfernt, die die Sowjetunion bitter lernen musste. Schon haben Niederländer und Kanadier ihren Rückzug angekündigt, insgesamt aber fehlt es an einer Perspektive, wann und wie der Einsatz zu beenden wäre. Zugleich wird die Angst vor einem Gesichtsverlust der Nato zu einem immer gewichtigeren Argument für die Verlängerung des Einsatzes.
...
Aus: "Verlängerung der Ratlosigkeit" Von Christiane Hoffmann (19. Oktober 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F96E964EF8CE790E1/Doc~EEAB13F6631E946E6BD5A1C66B20B53A0~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F96E964EF8CE790E1/Doc~EEAB13F6631E946E6BD5A1C66B20B53A0~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Quote[...] Verteidigungsminister Franz Josef Jung begründete denn auch die Verstärkung der Truppe in Afghanistan mit Hinweis auf die Verschärfung der Sicherheitslage, die immer ,,kritischer" werde.
...
Aus: "Deutscher Bundestag verlängert Afghanistanmandat um weitere 14 Monate" (17.10.2008)
Quelle: http://de.wikinews.org/wiki/Deutscher_Bundestag_verl%C3%A4ngert_Afghanistanmandat_um_weitere_14_Monate (http://de.wikinews.org/wiki/Deutscher_Bundestag_verl%C3%A4ngert_Afghanistanmandat_um_weitere_14_Monate)
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Quote[...] Die Zahl der in Afghanistan seit Beginn des Einsatzes getöteten deutschen Isaf-Soldaten stieg mit den jüngsten Opfern auf 30. Gouverneur Omar sagte, zu dem Anschlag sei es im Distrikt Char Dara nahe Kundus-Stadt gekommen. Neben dem Konvoi der Bundeswehr habe sich ein Attentäter auf einem Fahrrad in die Luft gesprengt.
[...] Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid teilte am Montag auf der Homepage der Aufständischen wenige Stunden nach dem Anschlag mit, ein Selbstmordattentäter namens Islamuddin habe sich in die Luft gesprengt. Zu dem Anschlag sei es gekommen, als die "Invasionstruppen" Häuser im Dorf Hadschi Amanullah nahe Kundus durchsucht hätten. Nach Taliban-Angaben, die bei Opferzahlen unzuverlässig und völlig übertrieben sind, starben zwölf deutsche Soldaten.
Aus: "Afghanistan: Zwei deutsche Soldaten bei Anschlag getötet" (ZEIT online, Tagesspiegel, 20.10.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2008/10/20/2640736.xml (http://www.zeit.de/news/artikel/2008/10/20/2640736.xml)
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Quote[...] Kundus/Berlin - Der Tod kam in Gestalt eines harmlos erscheinenden Radfahrers um die Mittagszeit - die deutschen Soldaten hatten keine Chance. Wenige Tage nach der Mandatsverlängerung für die Bundeswehr sind bei einem Selbstmordanschlag der radikalislamischen Taliban-Miliz nahe der nordafghanischen Stadt Kundus zwei deutsche Soldaten getötet worden. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.
[...] Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) brach seinen Urlaub sofort ab und reiste nach Berlin zurück. Er sprach am Abend von einem "feigen, hinterhältigen" Anschlag, der von der "brutalen, menschenverachtenden" Einstellung der Taliban zeuge. Seine Anteilnahme und sein Mitgefühl gehörten den Hinterbliebenen.
Aus: "Afghanistan: Selbstmord-Anschlag - Bomber kam mit Fahrrad: Zwei deutsche Soldaten tot - Auch fünf Kinder sterben" (21. Oktober 2008)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2008/10/21/956220.html (http://www.abendblatt.de/daten/2008/10/21/956220.html)
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Quote[...] Jung, der seinen Urlaub abgebrochen hatte, äußerte "große Betroffenheit" und sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Er verurteilte den Anschlag als hinterhältig und feige.
...
Aus: " Anschlag auf Bundeswehr: Verteidigungsminister beschwört Durchhaltewillen" (20. Oktober 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article2602636/Verteidigungsminister-beschwoert-Durchhaltewillen.html (http://www.welt.de/politik/article2602636/Verteidigungsminister-beschwoert-Durchhaltewillen.html)
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Quote[...] Franz Josef Jung, der seinen Urlaub unterbrochen hatte und nach Berlin zurückgekehrt war, äußerte große Betroffenheit über den "feigen und hinterhältigen" Selbstmordanschlag nahe Kundus.
[...] Auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Eckart von Klaeden, wertete den Anschlag als Beleg für die "Brutalität und Hinterhältigkeit" der Taliban. Weil diese nicht einmal auf einheimische Muslime Rücksicht nähmen, werde "die Anwesenheit der Bundeswehr in Afghanistan von den Afghanen selbst mit großer Mehrheit gewünscht", sagte von Klaeden dem Hamburger Abendblatt. Ein sofortiger Rückzug der Bundeswehr würde Afghanistan seiner Ansicht nach "in die Terrorherrschaft der Taliban zurückwerfen".
Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana verurteilte den Terrorakt scharf. "Solche hinterhältigen Angriffe dienen nur dem Ziel, Stabilisierung und Wiederaufbau in Afghanistan zu untergraben", sagte Solana der Zeitung.
Mit Blick auf den Anschlag warnte der verteidigungspolitische Sprecher der Grünen, Winfried Nachtwei, vor einer Grundsatzdebatte über den Einsatz. "Es ist völlig falsch und unangebracht, bei jedem dieser schrecklichen Anschläge grundsätzlich wieder die Sinnfrage zu stellen", sagte er laut Frankfurter Rundschauund fügte hinzu: "Wir haben gerade intensiv darüber diskutiert, das Bundeswehrmandat zu verlängern."
Ähnlich äußerte sich der stellvertretende Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, Walter Kolbow. Der Bundestag habe vor zwei Wochen "einem weiteren Einsatz in Afghanistan zugestimmt. Es muss dabei bleiben, denn er dient auch der eigenen Sicherheit unserer Soldaten und der Zukunft des Landes", wird Kolbow zitiert.
Quote21.10.2008 09:08:42, Phaeno:
Heldenmut
So starke Worte von "feig" und "hinterhältig" würde ich mir mal wünschen, wenn die heldenhaften Verteidiger der westlichen Werte wieder mal eine Hochzeitsgesellschaft ausgelöscht oder flüchtende Frauen und Kinder erschossen haben.
Quote
21.10.2008 10:51:58
filus: Jaja , sie haben gerade im Bundestag breit darüber diskutiert , unsere ...
... Kriegsherren und Damen .
[...]
Doch , verehrte Volksvertreter , nehmt doch mal die rosa ISAF-Brille für einen Tag ab und vergleicht mal akribisch genau die ISAF-Ergebnisse von 7 Jahren mit der ISAF-Ideologie . Wenn euch dann nicht auffällt , dass euer tatsächliches Handeln nicht mit der hehren Theorie zusammenpasst , dann ist euch (und uns ...) nicht mehr zu helfen !
Aus: "Nach Anschlag der Taliban: Özdemir: Merkel ist "merkwürdig leise"" (21.10.2008 )
Gerade hat der Bundestag der Verlängerung des Bundeswehreinsatzes am Hindukusch zugestimmt - nach dem Tod zweier Soldaten steht nun eine neue Diskussion bevor.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/936/314832/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/936/314832/text/)
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Quote[...] Den Angaben zu Folge erfolgte der Angriff durch Taliban-Kräfte, wobei in Stellungnahmen der Besatzungstruppen wie auch ausländischer Medien auch andere Widerstandsgruppen häufig unter der Bezeichnung Taliban subsumiert werden.
...
Aus: "Eilmeldung: Zwei deutsche Soldaten in Afghanistan gefallen" (20. Oktober 2008)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=21102008ArtikelEilmeldung1 (http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=21102008ArtikelEilmeldung1)
Quote[...] Kirsch hatte der "Passauer Neuen Presse" gesagt: "Die Bundesregierung trägt eine Mitverantwortung. Die heutige Situation hätte durch mehr ziviles Engagement verhindert werden können."
Die Äußerungen von Kirsch seien im Kabinett auf "gänzliches Unverständnis" gestoßen, sagte Steg.
Aus: "Bundeswehrverband gibt Berlin Mitschuld am Tod der Soldaten" (AFP, 22.10.2008)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/2/20081022/tts-d-bundeswehr-afghanistan-anschlaege-c1b2fc3.html (http://de.news.yahoo.com/2/20081022/tts-d-bundeswehr-afghanistan-anschlaege-c1b2fc3.html)
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Quote[...] Bilanz eines Tages Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Getötet: fünf afghanische Kinder und zwei Bundeswehrsoldaten. Verletzt: ein afghanisches Kind und zwei Soldaten. Der ISAF-Sprecher Brigadegeneral Richard Blanchette kommentierte den Anschlag: ,,Taten wie diese, die nichts bieten außer Gewalt und Tod, werden uns von unserem Engagement zur Schaffung eines besseren Afghanistan nicht abbringen."
Wie sieht dieses ,,bessere Afghanistan" nach Vorstellungen der Alliierten aber aus?
Quote,,Es gibt keine Entschuldigung für das durch unsere westlichen Militärs erzeugte Leid unter den unbeteiligten und unschuldigen Menschen. ... Ich gerate zunehmend in Widerspruch zu dem, wie die eigenen westlichen Truppen in Afghanistan agieren. ...Westliche Jagdbomber und Kampfhubschrauber verbreiten Angst und Schrecken unter den Menschen. ... Ich stelle dabei zunehmend fest, dass die militärische Lage unzulässig geschönt dargestellt wird. Auch deutsche Generäle beschönigen oder verschweigen eigene Probleme. ... Das Militär droht sich zu verselbstständigen und von den politischen und völkerrechtlichen Vorgaben zu lösen." [1]
Diese dringende Warnung eines Bundeswehr-Offiziers ist kein Statement zu dem aktuellen Fall, bei dem gestern im Norden Afghanistans erneut Bundeswehrsoldaten und Zivilisten starben, sondern es sind Auszüge eines Briefes an Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier vom Mai 2007. Warnungen, die die Bundesregierung nicht nur ignorierte, sondern vor der Öffentlichkeit verschweigt.
Gerade vor fünf Tagen hatte das Parlament mit dem Verweis auf den 11. September 2001 und dessen Hintermänner am Hindukusch einer Verlängerung und Ausweitung der deutschen Kriegsbeteiligung zugestimmt. [2] Die Antwort aus Kundus kam prompt. Und von den ,,Ja-Sagern" aus den Reihen der Parteien kommen nun Betroffenheit und Beileidsbekundungen - prompt.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung musste seinen Urlaub unterbrechen, um gestern schleunigst der Presse zu erklären, dass ,,es darum geht, den Terror in Afghanistan zurückzudrängen, bevor der Terror nach Deutschland kommt". [3]
Eine Ausdehnung der Talibanangriffe nach Deutschland wäre unter den gegebenen Umständen allerdings schlecht möglich, der Täter benutzte ein Fahrrad. Insgesamt weisen Anschläge, die den ,,militant-islamistischen" Taliban zugeschrieben werden, kaum darauf hin, dass damit Deutschland militärisch bedroht werden könnte.
Wie bei diesen Fällen üblich, zitieren die Nachrichtenagenturen ein Bekennerschreiben des derzeitigen Taliban-Sprechers Sabiullah Mudschahid (internationale Schreibweise: Zabiullah Mujaheed). Danach teilte er im Anschluss an den Anschlag am Montag auf der ,,Homepage der Aufständischen" 4 nach wenigen Stunden mit, ein Selbstmordattentäter namens Islamuddin habe sich in die Luft gesprengt. Die Domain der Webseite wird allerdings nie genannt, sodass eine Überprüfung nicht möglich ist. Die ursprüngliche offizielle Seite der Taliban ,,http://hus.p arkingspa.com" wurde bereits 2001 vom Netz genommen. Später ins Netz gestellte Seiten, meist unter Namen wie ,,Voice of Jihad" und ähnlich kämpferisch klingenden Namen wurden ebenfalls aus den USA gehostet, dann aber immer wieder vom Netz genommen. [5]
Trotzdem finden sich unter amerikanischen ,,Dot Com"-Adressen immer noch Anleitungen zum Bombenbau ,,The preparatory manual of explosives". Sie können genauso wie Aufrufe zum Dschihad weiterhin ohne Einschränkung von US-amerikanischen Anbietern publiziert werden. (http://theunjust media.com/) Diese Seite berichtet auch regelmäßig über Taliban-Angriffe und gilt als deren ,,Zentralorgan". Über welche weitere ,,Homepage" die Taliban die aktuellen Meldungen kommuniziert haben sollen, bleibt in den Medienmeldungen im Dunkeln.
Die ,,Deutsche Presseagentur" nennt als Quelle der ersten Informationen zu dem Anschlag die Website des ,,Islamischen Emirats Afghanistan", die aber gibt es so nicht im Netz. Gestern verkündeten die Taliban laut dpa dort, zwölf Soldaten der ,,Invasionsarmee" getötet zu haben. Und weiter hieß es, Deutsche Soldaten hätten nach dem Anschlag das Feuer eröffnet und dabei die Kinder getötet.
Der Gouverneur der Provinz Kundus, Engineer Mohammad Omar, will sogar wissen, ,,man habe vor dem Anschlag Erkenntnisse über fünf aus Pakistan eingesickerte Selbstmordattentäter gehabt". [6]
Der gestrige Hergang jedoch scheint unbestritten: Bundeswehreinheiten wollten in einem Dorf nahe Kundus vermeintliche Waffenlager ausheben. Insgesamt waren 160 deutsche Soldaten mit sieben Fahrzeugen, 30 afghanische Soldaten und 20 afghanische Polizisten an dem Großeinsatz beteiligt. [7]
Zu den Opfern des Anschlags gehören vor allem Kinder. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein solches Truppenaufgebot von arglosen Kindern umringt wird, ob mit oder ohne Geschenke wie Schokolade und Kaugummi. Unüblich ist vielmehr, dass ein Attentäter inmitten einer spielenden Kinderschar seine Bombe zündet.
Eine weitere Eskalation der Auseinandersetzung zwischen Taliban und ISAF scheint jedoch vorgezeichnet. Nur wenige Tage vor dem gestrigen Anschlag war es im Süden Afghanistans zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Taliban und afghanischen Sicherheitskräften gekommen. Nach Aussagen ISAF attackierten die Taliban am 12. Oktober eine Polizeistation in Lashkargah, Hauptstadt der Provinz Helmand. 8 Die ISAF setzte daraufhin Flugzeuge ein, insgesamt sollen dabei mehr als 100 Taliban-Kämpfer getötet worden sein. Weitere 40 Aufständische sollen bei einer gemeinsamen mehrtägigen Militäroperation von afghanischen Truppen und ISAF-Soldaten in Helmand ums Leben gekommen sein.
Eine Ausweitung der militärischen Operationen durch NATO-Truppen, wie es vor allem auch der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Obama plant, trägt kaum zur Befriedung der Region bei. Der ,,Terror", gegen den die Alliierten vorgeben ankämpfen zu müssen, wird durch Angriffe auf die Zivilbevölkerung systematisch geschürt. Selbst von Seiten der Grünen, von denen immerhin 15 Abgeordnete für die Verlängerung des deutschen Einsatzes im Bundestag gestimmt hatten, kommen nach den neuerlichen Todesopfern bei der Bundeswehr nachdenkliche Äußerungen: ,,Es muss klar sein, dass wir in Afghanistan nicht auf ewig bleiben können", sagte deren designierter Vorsitzender Cem Özdemir. [9]
1 http://blog.hintergrund.de/2008/10/12/krieg-kann-so-schon-sein/ und http://www.wdr.de/
tv/monitor/beitrag.phtml?bid=885&sid=164
2 http://www.hintergrund.de/content/view/283/63/
3 http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan-deutsche-soldaten-bei-
selbstmordanschlag-nahe-kundus-getoetet_aid_342212.html
4 dpa-Meldung: 20.10.2008
5 http://mypetjawa.mu.nu/archives/190823.php
6 http://www.handelsblatt.com/politik/international/zwei-bundeswehrsoldaten-
in-afghanistan-getoetet;2068023;2
7 Wie 4
8 http://www.handelsblatt.com/politik/international/mehr-als-100-taliban-kaempfer-getoetet;2060968
9 Web.de zitiert afp - http://magazine.web.de/de/themen/nachrichten/ausland/6842222-Kritik-an-Afghanistan-Einsatz,f=tt2.html
Aus: "Erneuter Anschlag in Afghanistan - Täter und Opfer " (21. Oktober 2008)
Quelle: http://www.hintergrund.de/content/view/285/63/ (http://www.hintergrund.de/content/view/285/63/)
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Quote[...] Wir müssen endlich unsere Gleichgültigkeit, wenn nicht Gefühlskälte gegenüber den Soldatinnen und Soldaten überwinden, die im Auftrag unserer frei gewählten Volksvertretung in einer gefährlichen Region tapfer und gewissenhaft ihren Dienst tun. Überfällig sind sichtbare Zeichen aus allen Teilen der Gesellschaft, dass wir ihnen für ihre Leistung und ihren Mut dankbar sind. Ob wir den Auftrag, den sie erfüllen, für richtig, falsch oder veränderungsbedürftig halten – er ist aller Ehren wert und hat absolut nichts mit imperialistischem, militaristischem Abenteurertum zu tun.
Dem Schmerz und Leid, von dem zurückkehrende Soldatinnen und Soldaten berichten, dürfen sich gerade jene nicht verschließen, die den Kampfeinsatz am Hindukusch weiterhin für richtig und notwendig halten. Denn wer ihn ausdrücklich befürwortet, sollte sich stets bewusst bleiben, dass er für alles, was dort geschieht, Mitverantwortung trägt.
[...]
Quote22.10.2008
20:44 Uhr
ottox meint:
Was für ein bombastischer Unsinn. "Internationale Verpflichtungen", "mörderische Attacken", "erfolgreiche Aufbauarbeit" - ich kann diese verlogene Propaganda nicht mehr hören. Es gehört schon viel Unverfrorenheit dazu, von einem "Auftrag unserer frei gewählten Volksvertretung" zu reden. Dass praktisch alle Parteien für den Afghanistaneinsatz sind, bedeutet nicht, dass wir wie ein Mann hinter dieser Entscheidung stehen müssen, sondern verdeutlicht wieder einmal, dass unsere "Demokratie" keine mehr ist. Alle 4 Jahre ein Kreuz bei einem der gekauften Marionetten machen zu dürfen ist keine Demokratie.
Quote23.10.2008
02:59 Uhr
Karl Rammsauer meint:
Eigentlich macht die Ueberschrift keinen Sinn. Gerade dass wir angesichts von 2 weiteren toten Soldaten nun diskutieren zeigt doch dass "Deutschland Gefuhel fuer seine Soldaten zeigt".
Dass man 1000 weitere Soldaten runter geschickt hat ist an sich ja keine Richtungsentscheidung zum grundsaetzlich schon vorher umstrittenen Einsatz.
Die Bevoelkerung ist klar dagegen, nur die Volksvertreter (Vertreter scheint hier in dem Fall von Versicherungs-Vertreter [verkauft Versicherungen] abzustammen) stimmen trotzdem dafuer. Man ist zwar nur der Fraktionsfuehrung aeh dem eigenen Gewissen (und der Sorge um den eigenen Listenplatz) verpflichtet, aber trotzdem zeigt dieses Beispiel wieviel Demokratie in unserer Parteienlandschaft in der Praxis wirklich wert ist.
Quote23.10.2008
03:19 Uhr
CK meint:
Ich bin entsetzt! Es sind gerade zwei junge Menschen ums Leben gekommen und anstatt sein Mitgefühl auszudrücken werden wie gewohnt abgestandene, weltfremde Pazifisten - Parolen losposaunt. Das beantwortet zumindest die Frage nach der Moral dieser Kommentatoren.
Mein Mitgefühl gilt den getöteten Soldaten und Ihren Angehörigen !!!
Quote23.10.2008
12:55 Uhr
Soviel dazu wer bei uns das sagen hat meint:
Die folgenden Punkte der EU-Verfassung freuen zwar vielleicht die Generäle, aber...?
Verpflichtung zur Aufrüstung für alle EU- Mitglieder: ,,Die Mitgliedstaaten verpflichten sich, ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise zu verbessern"
(Artikel I-40)
Ermöglichung des Einsatzes von EU-Streitkräften im Inneren, wenn ,,Interessen und Werte der Union gefährdet sind" (Art. I-40)
Einrichtung eines ,,Europäischen Amtes für Rüstung, Forschung und militärische Fähigkeiten", um die Rüstungsindustrie zu stärken
Ermächtigung zu weltweiten Militärinterventionen (,,Kampfeinsätze im Rahmen der Krisenbewältigung") ohne räumliche Einschränkung, ohne Bindung an ein UN-Mandat
Militärische Beistandsverpflichtung im Kampf gegen den ,,Terrorismus", Freibrief zur Aufstandsbekämpfung in ,,Drittstaaten" unter dem Deckmantel der ,,Terrorbekämpfung"
Einrichtung eines militärischen Kerneuropas: Länder mit ,,anspruchsvollen Kriterien in Bezug auf die militärischen Fähigkeiten" (Art. I-40)
Quote23.10.2008
12:52 Uhr
Geiti Nixan meint:
Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt diesen Krieg ab.
Dieser Krieg wird nur deshalb geführt, weil die Politiker mit den Großen spielen wollen.
@Welt
Sie schreiben:
"...die im Auftrag unserer frei gewählten Volksvertretung ..." das ist wohl richtig
aber nicht im Auftrag des Volkes wird dieser Krieg geführt.
Wenn die Bevölkerung diesen Einsatz vehement ablehnt, wo soll da das (Mit)Gefühl herkommen?
Quote23.10.2008
11:22 Uhr
Marcel Schaper meint:
"Überfällig sind sichtbare Zeichen aus allen Teilen der Gesellschaft, dass wir ihnen für ihre Leistung und ihren Mut dankbar sind. Ob wir den Auftrag, den sie erfüllen, für richtig, falsch oder veränderungsbedürftig halten – er ist aller Ehren wert..."
Genau, ich soll jemandem Dankbar sein, der direkt oder indirekt Zivilisten tötet, man ist das ehrhaft!
Mir tun unsere Soldaten einfach nur leid, da sie unsere angebliche Freiheit in A. verteidigen müssen, obwohl die meisten von uns Deutschen das nicht wollen, abgesehen davon, daß das ganze Völkerrechtlich eh sehr bedenklich ist.
[...] Soweit kommt es noch, daß mir eine Zeitung oder ein Politiker sagt, was ich für ehrbar und gerechtfertigt halten soll. Gott sei Dank sind die Gedanken frei
Quote23.10.2008
11:16 Uhr
cosy4U meint:
Die Aufstockung um 1000 Soldaten, wie unlängst im Parlament abgesegnet, ist nur deswegen scheinbar unbemerkt geblieben, weil allgemeine Resignation bei diesem Thema herrscht. Der Bürger empfindet zu Recht, dass zwar eine riesige Mehrheit gegen die Einsätze ist, dass die Verantwortlichen aber trotzdem machen was sie wollen. Es ist schon zynisch bei dieser Meinungslage, wie lässig die Mandatsverlängerung im BT durchgewinkt wurde.
Quote23.10.2008
09:57 Uhr
SU meint:
Die Deutschen reagieren nur, wenn einer unserer Kameraden stirbt.
Aber die Politik ist auch dran schuld. Die Deutschen selbst sollten sich mehr mit dem Thema beschäftigen, so wie die Angehörigen derer die im Ausland dienen.
Es ist allgemein arm wie das Bild der Soldaten der BRD eigentlich bei 0 liegt.
Schämt euch alle...
Ein Soldat der stolz drauf ist Soldat zu sein.
Quote23.10.2008
11:12 Uhr
GS meint:
Unsere Politiker verlangen, daß deutsche Soldaten als Söldner der USA ihr Leben und ihre Gesundheit riskieren. Es geht hier nicht um deutsche Interessen. Daß Deutschland am Hindukusch verteidigt würde, ist nichts weiter als eine Propagandalüge. Es geht auch nicht um die Menschen in Afghanistan. Es geht alleine um die Weltmachtinteressen der USA. Es geht um die strategisch günstige Lage Afghanistans für eine Einkreisungspolitik gegenüber Rußland und China. Und es geht um die Bodenschätze in der Region, so wie im Irak auch.
Unser Staat läßt es gleichzeitig zu, daß deutsche Soldaten in Deutschland als ,,potentielle Mörder" diffamiert werden dürfen!
Die Väter und Großväter dieser Soldaten haben in zwei Weltkriegen Leben und Gesundheit für ihr Volk gegeben. Welchen Dank bekommen sie heute dafür? Mit Steuergeldern gefördert darf eine sogenannte ,,Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht" durch das Land reisen und die Soldaten der Wehrmacht pauschal als Verbrecher diffamieren!
Welche Gewißheit haben die Soldaten der Bundeswehr, die heute als Söldner für andere Mächte in alle Welt geschickt werden, daß Ihnen nicht in Kürze das gleiche Schicksal widerfährt?
Quote23.10.2008
07:25 Uhr
Rob meint:
Der Autor sollte sich am eigenen Kopf fassen, schließlich sorgt er mit seine staatsgläubige Berichterstattung für Desinformation der Leser. Die deutsche Presse ist schon lange keine freie Presse mehr.
Als ehemaliger DDR Bürger hat man auch gelernt zwischen den Zeilen zu lesen und vor allem habe ich gelernt Widersprüche in den Stellungnahmen zu erkennen, welche meist auf absichtliche Manipulation hinweisen. Jornalisten ihr seid hauptsächlich für dieses Dilemma verantwortlich.
(Das beste Beispiel ist die Finanzkrise: Heute schreibt ihr alles schön und einen Tag später genau das Gegenteil. Mehr Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema. Aber in der Schlagzeilen-Hascherei bleibt dafür keine Zeit.)
Mein Mitgefühl den Hinterbliebenen.
Quote23.10.2008
06:59 Uhr
Reservist meint:
In der heutigen Bundesrepublik Deutschland, wo in unserer Zeit linke Meinungsmacher vorleben was man zu denken hat und jeden, der das von ihnen vermittelte Bild hinterfragt niederschreien ist es nicht politisch korrekt um tote Bundeswehrsoldaten zu trauern.
Ich trauere still um meine toten Kameraden.
Quote23.10.2008
06:42 Uhr
Zivi meint:
Wir haben den Krieg nicht gewollt, was sollen wir also da???
Und wer zum Militär geht, muss damit rechnen, dass er töten muss oder getötet wird und zwar völlig sinnlos.
Quote23.10.2008
06:37 Uhr
Harry meint:
Das man auf solch eine Unnatürliche Weise aus
dem Leben gerissen wird, in solch einem jungen Alter
ist sehr tragisch.
Aber wie viele junge und alte Bauhandwerke sterben jährlich
bei ihrem Einsatz auf nicht genug abgesicherten Baustellen:
Stromschlag, abstürzte usw.
Ich glaube die BG Bau hat hier viel mehr zu beklagen als
die Bundeswehr.
Welcher Job nun der sicherere ist, sei dahingestellt.
Ich glaube ich habe in meinen 30 Jahren als Fliesenlegermeister,
mehr Kollegen sterben gesehen, als ein vergleichbarer Offizier
der Bundeswehr.
Wobei dieser wahrscheinlich nach solch einer langen
Zeit schon im Ruhestand sein wird.
Hat jemand hier in diesem Forum, schon einmal
einen Bericht in den Nachrichten
gesehen, bei dem der Tod von Karl.L beklagt wurde,
als dieser beim erwerbt des Bruttosozialproduktes
auf tragische weise ums Leben kam ?
Quote23.10.2008
02:06 Uhr
ehem. Wehrdienstleistender meint:
Wer Wehrdienstleistende schikaniert, vor ihnen einen vom harten Krieg erzählt, der kann auch mal seinen Arsch hinhalten. Wenn er fällt - ok dafür hat er ja sein Geld bekommen.
Ich hab während meiner Wehrdienstzeit Längerdienende kennengelernt, von denen die Mehrzahl mit Recht als "Zivilversager" bezeichnet wurden. Diesen Pennern muss klar werden, dass es die schlichte Ehre und Uniform nicht für Geländespiele sondern für echtes Risiko gibt. Deshalb ist jeder Längerdienende im Inland einer zuviel.
Quote23.10.2008
04:45 Uhr
ak95630 meint:
Der Tod der Soldaten läßt die Bürger keineswegs kalt, es wird nur von den Medien auf kleinster Flamme berichtet, um die Politik nicht noch weiter in Verlegenheit zu bringen.
Quote23.10.2008
00:46 Uhr
Ward meint:
Der Dienst und die Leistungen der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr die in Afghanistan im Einsatz stehen, werden sowohl in den Medien als auch in der Bevölkerung generell mit hohem Lob bedacht und erfahren große Anerkennung. Hier irrt der Kommentar von Herzinger.
Sehr distanziert und auch unabhängig von jeweiliger persönlicher und politscher Ausprägung wird dagegen die Frage nach dem Sinn und dem Erfolg dieses Einsatzes diskutiert. Es ist eine schlichte Tatsache, dass sich die Gesamtsituation für die afghanischen Bevölkerung nicht in dem Maße zum Positiven gewandelt hat, wie sie angestrebt ist. Es sind wohl, aber nur punktuell, große Erfolge in der zivilen Infrastruktur zu verzeichen.
Die Gesamtbilanz allerdings stagniert und zeigt negative Vorzeichen. Die Ursachen sind mannigfaltig. Offene und unverhüllte Korruption der Amtsträger auf allen Ebenen, Duldung / Begünstigung von Drogenanbau und Drogenhandel und archaische Abhängigkeitstrukturen in Stämmen/Clans und die unkontollierte Macht der Warlords sind unverändert.
Das hohe Ziel, in Afghanistan demokratische Strukturen nach westlicher Lesart dauerhat zu etablieren, ist wenig realistisch. Die nun im siebten Jahr tätigen zivilen und militärischen Organisationen zeichnen dazu ein düsteres Bild. Ein Paradigmenwechsel ist längst überfällig.
Gerade der jüngste Anschlag zeigt mit erschreckender Deutlichkeit, daß eine Befriedung noch weiter entfernt ist als je zuvor.
Quote22.10.2008
23:53 Uhr
Klaus meint:
In Afghanistan ist das Englische Empire gescheitert und die damalige Supermacht UdSSR! Selbst die im Erdöleroberungskrieg im Irak kampferprobten US-Sturmtruppen sitzen dort in der Falle.
Wieso sollen ausgerechnet diese Witztruppen der Bundeswehr hier siegen?
Quote22.10.2008
23:55 Uhr
Realist meint:
Ist doch klar, dass die deutschen Dummis keine Ahnung davon haben, dass ihre Sicherheit etwas mit dem Einsatz von Soldaten zu tun hat. Schließlich haben die Amis über 50 Jahre unsere Sicherheit garantiert, und wir haben immer nur Goulasch-Kanonen-einsatz der Bundeswehr gepflegt.
Jetzt, wo es ernst wird, nix wie weg und die Decke über den Kopf ziehen.
Der Deutsche Otto Normalverbraucher ist eben Ignorant und Privatier. Null Ahnung von Weltpolitik.
Quote23.10.2008
00:00 Uhr
mainstream-hasser meint:
Wir zeigen kein Gefühl für unsere Soldaten???
Wenn dieser groteske Einsatz nicht bald beendet wird,
ZEIGEN WIR KEIN GEFÜHL MEHR FÜR UNSERE POLITIKER !!!
PS: Ich bin -ohne jeden Zweifel- ein Konservativer. Aber ich werde Lafontaine
wählen, weil er als einziger offen gegen diesen Einsatz ist!
Quote22.10.2008
23:43 Uhr
Harald meint:
Bundeswehragressoren raus aus Talibalien! Gebt die 5 Millionen, die der Kriegseinsatz täglich kostet lieber Bedürftigen in Deutschland. Finanziert endlich die tollen Anzüge und die Kaviarhäppchen der (Kriegsgeilen)-Grünen durch einen Sonderfond!
Quote22.10.2008
23:49 Uhr
Osama meint:
Was würde passieren wenn die Bundeswehr ihren Kriegseinsatz beendet. Nach dem Abzug der NATO-Hilfstruppen würden die Taliban wieder an die Macht kommen. Die würden mit religiösen Eifer den Opiumanbau bekämpfen. Dadurch würde der Staßenverkaufspreis von Heroin auf deutschen Straßen wieder steigen. Das ist anscheinend durch die NATO-Führung nicht gewollt.
Quote22.10.2008
23:35 Uhr
Bernd meint:
In meinem persönlichen Umfeld sind so ca. 80-90% gegen diesen Kriegseinsatz der Bundeswehr. Ich denke, dass wenn man eine Umfrage unter der Bevölkerung machen ähnlich aussieht. Jetzt meine Frage:
Ist das Demokratie, wenn man Politik gegen die absolute Mehrheit der eigenen Bevölkerung macht?
Quote22.10.2008
23:28 Uhr
Peter Maier meint:
Ich habe mir gerade vorgestellt wenn die Grünen schon im Jahre1968 über Kriegseinsätze der Bundeswehr abstimmen hätten dürfen.
[...] Die korrupten Grünen verkaufen ihre Großmutter für Kaviar-Häppchen und NATO-Sekt-Empfänge!
Quote22.10.2008
23:23 Uhr
Paul meint:
Halten wir mal fest: Die Besetzung eines fremden Landes ohne Kriegserklärung ist ein Kriegsverbrechen! Die Bundeswehr ist Aggressor und Besatzer! Die Afghanen haben ein in der UNO-Charta verbürgtes Recht auf Widerstand gegen die Beatzung zu kämpfen! Die Bundeswehr hat am Hindukusch absolut nichts verloren. Das Töten von Frauen und Kinder ist auch ein Kriegsverbrechen.
Auch spielt es keine Rolle, ob man den Afghanen die Demokratie oder den IKEA-Katalog bringen will. Selbst wenn man vorgaukelt mit heroischen Absichten ein Land zu besetzen und zu erobern, dann kann ich nur abraten diese Form von Demokratie an den Hindukusch zu bringen. Bei uns in Deutschland sind 90% der Bevölkerung gegen den Bundeswehr-Kriegs-Einsatz in Afghanistan. Die NATO scheißt doch auf Demokratie in Deutschland und möchten so eine verlogene Demokratie in ein mittelalterliches Stammesgebiet bringen.
Kein Wunder wollen die Afghanen die Besatzer rausbomben!
Quote22.10.2008
23:06 Uhr
Westminster meint:
Jeder sucht sich seine Berufung selbst aus und muss sich seiner Konsequenzen bewusst sein, wenn man sich für den Beruf Soldat entscheidet.
Niemand wird zu einem solchen Risiko gezwungen.
Quote22.10.2008
22:55 Uhr
Boubule Zuzick meint:
Nein, nein nein und nochmals NEIN!!! Das ist eine Lüge dass die meisten die Aufstockung von 1000 Soldaten kalt gelassen hat!
- Nicht zuletzt fordern permanent mindestens 65% der Bevölkerung den sofortigen Rückzug unserer Truppen aus Afghanistan!!
So nicht Leute!! So nicht!!
Quote22.10.2008
22:52 Uhr
egal meint:
Wer glaubt aus Afgahanistan ein Land nach westlichem Muster machen zu können , de muß so viel gedult mitbrigen als würde er die Entstehungsgeschichte der Menschheit neu schreiben wollen.
Die kulturelle Geschichte eines Landes kann nicht ausgelöscht und einfach umgeschrieben werden!
Und helfen einpaar eilig gedruckte Handzettel über die kulturellen Hintergründe die den Soldaten mit der Knarre in die Hand gedrückt werden nicht.
Dummer Sprüche hat das deutsche Volk von ihren Politikern zu genüge gehört !
Quote22.10.2008
22:50 Uhr
storm meint:
Dieser Artikel ist ja wohl eine Frechheit aber passend zur Springerschen Propagandapresse. Nur mal zur Info, das deutsche Volk ist bisher in allen Befragungen gegen diesen Einsatz. Wir haben da unten nix zu suchen. Die CIA kann ihre Drogen alleine bewachen. [...] Wir haben keine Kohle für Bildung, Kinder oder weltweit Hungernde. Aber für Kriege und die Hochfinanz, da ist genug da. Und komm mir nun ja keiner....JA KEINER...MIT ANGEBLICHER TERRORISMUSBEKÄMPFUNG!!!!
Es ist gut, dass sich auch immer mehr Wiederstand in der Bundeswehr bemerkbar macht. Die Schwätzer in Berlin sollen, wenn sie denn wollen, ihre Kinder hinschicken bzw selber gehen. .........und nein, ich bin weder links noch rechts!!! Ich bin halt nur richtig gut informiert, und gacker halt nicht ins selbe Horn wie Springer.
Quote22.10.2008
22:34 Uhr
Soldaten haben unsere Solidarität verdient, ihr Einsatz nicht meint:
1. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges, und den Verbrechen, die in deutschem Namen begangen wurden, gilt es als schick, dem Staat und seinen Vertretern gegenüber bestenfalls gleichgültig distanziert zu sein. Wir haben gelernt, dass es besser ist, wenn jeder sich seinen persönlichen Egoismen widmet oder bestenfalls seinem Verein, seiner Gewerkschaft. So ist der deutsche Verbändestaat gewachsen. Also warum Mitgefühl für Soldaten zeigen, wenn man nicht selbst zu dem Verein gehört? Als Nachgeborene des Dritten Reiches und als Nachfahren von 68 zucken wir mit den Achseln, wenn Soldaten pauschal als Mörder bezeichnet werden.
2. Natürlich haben die Soldaten für Ihren Mut unsere Anerkennung verdient, unabhängig davon, wie wir über die politische Motiviertheit ihres Einsatzes denken. Dabei geht es sicher nicht um die Verteidigung Deutschlands am Hindukush. Noch nie wurde Deutschland von afganischen Staatsbürgern bedroht. Im Gegenteil, unsere Beteiligung an dem Krieg macht uns zur Bedrohung für diejenigen, die ein freies, nicht besetztes Afganistan wollen. Wir sollten diese Menschen nicht pauschal als Terroristen verunglimpfen. Taliban, die ihr Land verteidigen sind genausowenig Mörder, wie Bundeswehrsoldaten, die in ihr Land eindringen, um es zu stabilisieren.
Der Grund für den Einsatz der BW ist, dass er diplomatische Verhandlungsmasse auf d. internationalen Bühne ist. DAs ist abstrakt aber durchaus im deutschen Interesse. Nur schade, wenn Soldaten für ein politisches Kalkül sterben.
Quote22.10.2008
22:30 Uhr
Schweizerlein meint:
Gäbe es eine Volksabstimmung, dann wäre der wahnwitzige Afghanistan-Einsatz blitzschnell beendet. Deshalb verhindert die herrschende Elite Volksabstimmungen.
Quote22.10.2008
22:25 Uhr
Harry Calahan meint:
Es ist eine Schande, wie Deutschland seine Soldaten behandelt. Nur in einem Land ohne Werte, in dem der Relativismus blüht, kann so etwas passieren. Unsere nationale Sicherheit ist von innen und aussen bedroht. Wer das anspricht und adressiert, wird in die Nähe der STASI gerückt und diffamiert. Die Rechnung kommt später.
Quote22.10.2008
22:28 Uhr
Toni(Frieden ist ein hohes Hut,das man erhalten muß) meint:
Krieg hat noch keinem genützt,sondern nur der Allgemeinhéit und der Gesundheit geschadet.Sieht man auch noch die Unkosten und die Armut und das leid der zerstörung-kann man als normaler Mensch nur sagen-Wahnsinn........
Quote22.10.2008
22:02 Uhr
Ger Kuhnen meint:
Warum soll ich Mitleid haben?
Das zahlen wir doch alles. Auch die Witwen und Waisenrente.
Auch die Frühverrentungen und Hospitalbehandlungen.
Ich habe niemanden dort hin geschickt.
Quote22.10.2008
22:03 Uhr
Ezer Goi meint:
Das jahrzehntelange Geschrei im Sinne von "Schwerter zu Pflugscharen", "Soldaten sind Mörder", "Schafft die Bundeswehr wehr ab", "Raus aus der NATO" etc. hat sich offensichtlich in den dumpfen Hirnen einiger Deutscher für immer und unausrottbar eingenistet. Das Ergebnis kann dann heute bestaunt werden. Leider ist den wenigsten Mitmenschen klar, daß deutsche Soldaten von deutschen, von uns (!) gewählten Politikern in den Krieg geschickt werden (Politiker, die übrigens bei Zeiten gern den Wehrdienst verweigert haben, sich nun aber nun als GröFaZe darstellen). Wenn dann doch Paolo Pinkel über seine VIP-Erfahrungen in Afghanistan im "öffentlich-rechtlichen Fernsehen" schwadronieren darf, schließt sich der Kreis des Wahnsinns.
Quote22.10.2008
22:05 Uhr
zec meint:
Die Soldaten in Afghanistan sind einfach nur arme Schweine, die irgend ein Arsch dort hingeschickt hat. Ich bin mir sicher, dass jeder Soldat sofort den Heimweg antreten würde, wenn es ihm freigestellt wäre. Aber warum sollen wir Gefühl für die Soldaten zeigen? Die sind ja nicht im Krieg. Wenn sie natürlich im Krieg wären, hätten sie selbstverständlich meine volle Unterstützung. So sind die Soldaten in einem Land, die die Meisten noch nicht einmal auf der Karte finden und machen, ja was eigentlich? Ach, da fällt es mir wieder ein, die bringen ihnen die Segnungen der Demokratie. Aber dieses völlig verblödete Volk ist ja mehr als undankbar. Anstatt uns zu preisen, schicken die Bomben auf Fahrrädern. Ihr müsst wissen, da gibt es nicht so viele Autos. Abgesehen davon, braucht man die für die wichtigen Sachen im Leben, so was wie Autokorso. Erst wenn wir das Volk unterjocht und sie zu unseren Sklaven gemacht haben, können wir mit stolzgeschwellter Brust wieder heimkehren. Dann können wir endlich sagen: Mission Accomplished
Quote22.10.2008
21:45 Uhr
Ugur Canbaz meint:
Kriegspropaganda von selbstherrlichen Christenbesatzern wie zu schlimmsten Zeiten unserer deutschen Geschichte. Pfui. Es bleibt diesen Kriegstreibern nur zu wünschen, einmal selbst unter einer Besatzung leben zu müssen, die Schnitzelbuden genauso in Grund und Boden bombadiert wie Kindertagesstätten und Hochzeitsfeierlichkeiten.
Quote22.10.2008
21:39 Uhr
Zivilist meint:
Mein Mitgefühl gilt der jeweiligen Zivilbevölkerung
Quote22.10.2008
21:40 Uhr
Meckerfuchs meint:
Ja, ich bin einer von denen, die nach Rückzug schreien. Aber nicht erst seit dem neuerlichen Anschlag mit den schrecklichen Folgen für die beiden Soldaten und deren Angehörige, sondern von Anfang an. Ich bin kein Jurist, kann aber weder im Grundgesetz noch in den NATO-Vereinbarungen erkennen, dass dieser Einsatz auch nur annähernd legitimiert ist. Also gilt für mich: Schluß mit diesem Wahnsinn!
Ausserdem halte ich es für arrogant zu glauben, dass diese Menschen sich die Demokratie wünschen, die wir versuchen, ihnen anzuerziehen.
Quote22.10.2008
21:29 Uhr
Wolfram Held meint:
Als ich 1943-45 Soldat in Hitlers Luftwaffe war, da hatte ich noch geglaubt zu wissen, wofür ich unter Umständen sterben müßte. Für mein "Vaterland", Heute weiß ich, daß "Vaterland" ein politischer Popanz ist, mit dem man Leute zu Unfug verleiten kann. - Heimat ist etwas ganz anderes - Unsere Soldaten heute sterben weder für ein Vaterland noch für eine bedrohte Heimat, sondern für die Wirtschaftsinteressen US-amerikanischer Finanzbosse, der gleichen Leute, die das heutige Finanzdebakel verusacht haben. Wissentlich, vorsätzlich. Mein Mitgefühl gilt den Familienangehörigen der Getöteten. Wer jedoch etwas gelassen in die Gegend schaut und sich mit der Mentalität anderer Menschen befaßt, der sieht, daß der "amrican way of life", auch genannt Demokratie, nicht jedermans Sache ist. Die Probleme am Hindukusch, die die westliche Welt über zwei Jahrhunderte geschaffen hat. - Ostindische Gesellschaft, Opiumkrieg etc. - werden weder durch westliche Gewalt noch durch "Demokartisierungsversuche" westlicher "Kulturen" beseitigt, sondern nur durch die Menschen dort, ganz allein. Über humanitäre kann man mti den Menschen dort sprechen und mit ihnen auch leisten. Aber wir sind nicht befugt, unsere zweifelhafte Lebensführung anderen als die allein seelig machende Lebensform überzustülpen. Deutsche Soldaten habe in Afghanistan nichts zu suchen. unter welchem Vorwand auch immer.
Quote22.10.2008
21:31 Uhr
mjgh meint:
Wer meint, dass deutsche Soldaten in Afghanistan kämpfen und sterben sollen, der möge seine Söhne und Töchten dorthin zum Sterben schicken. Meine sind mir für dieses völlig sinnfreie Unterfangen zu schade.
Quote22.10.2008
21:12 Uhr
Gefühlloser meint:
Jeder Soldat der in Afganistan stirbt ist ein Soldat zuviel. Holt die Jungs nach Hause. Mit "Weiter so " wie es im Artikel bejubelt wird, werden noch mehr sterben. In Afganistan gibt es NICHTS zu Verteidigen. Die Regierung ist Schuldig für den Tod der Soldaten. Und der Artikelschreiber trägt mitschuld. WIE LANGE SOLLEN NOCH DEUTSCHE SOLDATEN, für blühende Mohnfelder und für die Scharia (Islamisches Recht) sterben?? Wie lange und wie viele ihr Kampfbefürworter?
Quote22.10.2008
21:09 Uhr
Kinderfasching meint:
"Das ist nicht nur eine Frage von geopolitischer Zweckmäßigkeit. Sie rührt vielmehr tief am ideellen und ethischen Selbstverständnis unserer demokratischen Gesellschaft."
Das stimmt so nicht. Es rühr vielmehr an dem Selbstverständnis der Deutschen, sich gegenüber allem und jedem als DER Oberlehrer auf zuspielen, im wohligen Wissen, dass die Kohle immer jemand anders aus dem Feuer holen wird - natürlich unter unseren selbstgefälligen Kritik. Die Deutschen sind halt Schwätzer.
Quote22.10.2008
20:56 Uhr
Hfw Martin Zunge meint:
Der Autor verschweigt, dass es eben die Medien sind, denen er selber angehört, die eine Debatte darüber unterlassen und somit den Fokus auf andere Dinge lenken. Auch tut die Bundesregierung alles, um den Einsatz in Afghanistan aus dem Wahlkampf im nächsten Jahr rauszuhalten, wohl wissend, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung gegen diesen Krieg ausspricht.
Auch das man sich nichtmal auf ein Abzugsdatum festlegt, wie es andere Staaten bereits zu Beginn des Einsatzes machten, zeigt wie sehr sich die deutsche Politik mit dem Thema wirklich befasst. Es gibt weder eine Exitstrategie, noch einen Ziel an dessen Ende irgendeine Form von Erfolg stehen würe, denn bisher hat niemand ein konkretes Ziel dieses Einsatzes formuliert. [...]
Aus: "Kommentar: Deutschland zeigt kein Gefühl für seine Soldaten"
Von Richard Herzinger 22. Oktober 2008, 20:14 Uhr
Quelle: http://www.welt.de/politik/article2612080/Deutschland-zeigt-kein-Gefuehl-fuer-seine-Soldaten.html?page=20#article_readcomments (http://www.welt.de/politik/article2612080/Deutschland-zeigt-kein-Gefuehl-fuer-seine-Soldaten.html?page=20#article_readcomments)
Quote[...] Hamburg/Wien. Führende Vertreter der US-Neokonservativen haben Fehler im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg eingeräumt. So sagte etwa der frühere Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit", die USA hätten "keine Ahnung von dem Binnenkrieg, den das Regime anzetteln würde", gehabt: "Wir kannten den Feind nicht".
Ein anderer führender Vertreter der Neokonservativen, Richard Perle, hätte "nie geglaubt, dass wir das so böse verpatzen würden." Als Berater von US-Präsident George W. Bush hatten Perle und Wolfowitz den Angriff auf den Irak 2003 maßgeblich unterstützt. Eine Verantwortung für den Krieg wies Wolfowitz aber von sich. Er sei "nicht der Drahtzieher" gewesen, die Entscheidungen hätte der damalige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld getroffen. Ratschläge der Neokonservativen seien ungehört geblieben, so Wolfowitz.
Auch der hohe Pentagon-Beamte Douglas Feith sieht den Krieg nach über fünf Jahren Dauer kritisch. "Wir haben einen schrecklichen Preis bezahlt, aber nicht wegen des Krieges als solchen, sondern weil er so schlecht gelaufen ist. Und heute glaubt weder Nordkorea noch der Iran, dass unsere Diplomatie von glaubwürdigen Drohungen flankiert wird."
Vor kurzem hatte der frühere republikanische Außenminister Colin Powell überrascht, als er offen für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama eintrat. Beobachter interpretieren dies als Revanche an Bush: Powell war im Februar 2003 unter Hinweis auf angebliche irakische Massenvernichtungswaffen vor dem UNO-Sicherheitsrat für den Krieg im Irak eingetreten. Heute nennt Powell diesen Moment einen "Schandfleck" in seinem politischen Leben.
Aus: ""Kannten den Feind nicht": Neocons räumen Fehler ein" (wienerzeitung.at, Mittwoch, 22. Oktober 2008)
Quelle: http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3856&Alias=wzo&cob=378545 (http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3856&Alias=wzo&cob=378545)
Quote[...] Syrien (amtlich Arabische Republik Syrien,[...]) ist ein Staat in Vorderasien und Teil des Maschrek. Syrien grenzt im Süden an Israel und Jordanien, im Westen an den Libanon und das Mittelmeer, im Norden an die Türkei und im Osten an den Irak. Die politisch geteilte Insel Zypern mit der zur EU gehörenden Republik Zypern und der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern befindet sich ebenfalls nicht weit von der syrischen Küste entfernt. Mit rund 185.000 Quadratkilometern ist Syrien ungefähr halb so groß wie Deutschland.
[...] In Folge des Sechstagekrieges im Jahr 1967 besetzte Israel die Golanhöhen, von wo immer wieder syrischer Beschuss erfolgt war. Seit damals herrscht zwischen den beiden Ländern lediglich ein Waffenstillstand, Syrien erkennt den israelischen Staat nicht an (zum Beispiel ist in seinen Atlanten nur von ,,Palästina" die Rede). Der Abschluss eines Friedensvertrages, der eine völkerrechtliche Anerkennung beinhalten könnte, ist für die syrische Seite eng an die Rückgabe der Golanhöhen geknüpft, die wiederum für Israel von immenser strategischer Wichtigkeit sind.
Andererseits beschuldigt Israel die syrische Regierung, Terroristen Unterschlupf zu gewähren. Im Oktober 2003 flog die israelische Luftwaffe einen Angriff gegen ein vermutetes Terroristenausbildungslager südlich von Damaskus, der von vielen Staaten verurteilt wurde.
[...] Die syrische Wirtschaft ist stark vom Export von Erdöl abhängig. Sie machen 70 % der Exporterlöse aus und aus ihnen speist sich die Hälfte des Budgets (Syrian Petroleum Company).
[...]
Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Syrien (http://de.wikipedia.org/wiki/Syrien) (25. Oktober 2008)
-.-
Quote[...] Die US-Streitkräfte sollen mehrere Zivilisten in Syrien getötet haben. Dies wäre der erste Angriff von US-Soldaten aus dem Irak auf syrischem Boden. Damaskus bestellte die Botschafter ein. Syrien protestierte gegen den mutmaßlichen US-Luftangriff, bei dem nach syrischen Angaben acht Zivilisten starben. Vier US-Hubschrauber hätten ein Gehöft im syrischen Bu Kamal in der Nähe zur irakischen Grenze angegriffen, berichtete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana. Alle Toten seien Syrer. Unter ihnen sei ein Mann und seine vier Kinder sowie ein Ehepaar. Das Staatsfernsehen meldete, US-Soldaten hätten ein Haus gestürmt. Der Vorfall ereignete sich in der Nähe des wichtigsten Grenzübergangs zwischen Syrien und dem Irak.
[...] Ein Sprecher des US-Militärs im West-Irak sagte, seine Einheiten hätten mit dem Vorfall nichts zu tun. Das US-Präsidialamt in Washington und der Geheimdienst CIA lehnten eine Stellungnahme ab. Vom US-Verteidigungsministerium war zunächst keine Reaktion zu erhalten. Der Bürgermeister der irakischen Grenzstadt Kaim und ein irakischer Sicherheitsexperte in Bagdad bestätigten dagegen den Angriff.
Die amerikanischen Soldaten sollen bei der Kommandoaktion überdies 14 Menschen verletzt haben. Das berichtete der private syrische TV-Sender El Dunia. Am Sonntag um 17.45 Uhr seien über dem Dorf El Sukkarija, rund acht Kilometer von der irakischen Grenze entfernt, vier US-Militärhubschrauber gesichtet worden, berichteten Augenzeugen. Zwei Hubschrauber seien gelandet. Acht Soldaten seien ausgestiegen und hätten die Männer erschossen, bei denen es sich angeblich um Bauarbeiter gehandelt haben soll, sagten Anwohner aus der Region Bu Kamal.
Die ,,Los Angeles Times" berichtete auf ihrer Internetseite, mehrere Vertreter des US-Militärs in Washington hätten nicht dementiert, dass die Aktion stattgefunden habe. Auch wenn sie den Angriff nicht hätten bestätigen wollen, hätten sie eine Sprache benutzt, die typischerweise nach Einsätzen geheimer Spezialkommandos verwendet werde.
Nach Sana-Angaben hat die US-Einheit ein im Bau befindliches ziviles Gebäude attackiert. Bei den Opfern handele es sich um Bauarbeiter und die Ehefrau eines Wächters. Nach dem Angriff seien die Hubschrauber von der Provinz Deir al Zor in Richtung Irak geflogen.
Sollten sich die Augenzeugenberichte über die Attacke bestätigen, so wäre dies der erste Angriff von US-Soldaten aus dem Irak auf syrischem Boden. Die US-Regierung wirft der syrischen Führung unter Präsident Baschar el Assad seit Jahren vor, sie erlaube Terroristen, über ihre Grenze in den Irak einzudringen. Nach Angaben der irakischen Regierung bemüht sich Syrien jedoch seit einigen Monaten, den Zustrom von Extremisten in das Nachbarland zu unterbinden.
flf/Reuters/dpa
Quote
John (27.10.2008 08:29)
Ein feiger, abscheulicher Terroranschlag
heißt es, wenn die Täter keine Uniform tragen. So aber ist es eine Operation für Demokratie, Frieden und Freiheit.
Quotemaruca (27.10.2008 10:20)
Syrien
Laut eigenen Angaben bemüht sich die syrische Regierung seit einigen Monaten darum, den Zustrom von Extremisten in das Nachbarland zu unterbinden. Und in den vielen Monaten davor? Die Terroristen hatten da völlig freie Hand? So etwas muss im Interesse der freien Welt gestoppft werden. Und für nichts anderes halten die USA den Kopf hin.
Quotesteuerzahler60 | (27.10.2008 10:08)
keine Überraschung
Es ist schon erschreckend, wie sich die USA unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung entgegen jeglichen Völkerrechts verhalten. Aber noch viel erschreckender ist die Tatsache, dass es in der westlichen Welt Politiker gibt, die diesen Kurs uneingeschränkt befürworten, und Deutschland mittendrin. Sollte sich der Vorfall bestätigen, dann haben die Verantwortlichen trotzdem ein ruhiges Leben. Immerhin hat Bush ein Gesetz erlassen, welches Kriegsverbrechen von US-Soldaten ausdrücklich von Bestrafung ausnimmt. Und - das Gesetz ist immer noch in Kraft. Der internationale Protest wird an Bush und seiner Clique abperlen wie Wasser auf einem Lotosblatt.
Aus: "Damaskus - Syrische Regierung empört über US-Luftangriff" (27.10.08)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/damaskus-syrische-regierung-empoert-ueber-us-luftangriff_aid_343649.html (http://www.focus.de/politik/ausland/damaskus-syrische-regierung-empoert-ueber-us-luftangriff_aid_343649.html)
-.-
Quote[...] Ein Sprecher des US-Militärs im West-Irak sagte, seine Einheiten hätten mit dem Vorfall nichts zu tun. Das US-Präsidialamt in Washington und der Geheimdienst CIA lehnten eine Stellungnahme ab. Vom US-Verteidigungsministerium war zunächst keine Reaktion zu erhalten.
Quote
27.10.2008 08:36:53
Madoc: Das war James Bond
und sein Freund Felix von der CIA, wetten!? Das wissen wir doch aus dem Fernsehen. Manchmal schreibt auch eine Zeitung über ähnliche Geschichten. Wir wollen die Geschichten über Terror-Camps von finsteren Arabern auch hören, wir Zahlen schließlich für unsere Verblödung.
Quote
27.10.2008 08:46:33
xenia20:
Die Amerikaner haben die Denke von Herodes (ich mach jetzt Vergleiche wie dieser Sinn) verinnerlicht, Die denken, was wir jetzt umbringen und ermorden, kann uns in 20 Jahren nicht mehr gefährlich werden, Insofern, so die amerikanische Denke, sind irgendwie sowieso nur Terroristen gestorben, Im erweiterten Sinn,
Quote
27.10.2008 09:25:25
aoe:
"Der Übergang Kaim gilt als zentraler Knotenpunkt für Rebellen und den Transport von Waffen und Geld für den Aufstand radikaler Sunniten."
Wenn man das alles so superschlau weiss, wieso unterbindet man es dann nicht am Übergang auf irakischem Territorium durch Kontrollen, anstatt 8 unschuldige Menschen darunter vier Kinder mittels angewandter zivilisierter christlicher Nächstenliebe vom irdischen Mühsal zu "befreien".
Sind das vielleicht die ersten Versuche mittels Angriff auf Syrien Vorwände für einen Irankrieg zu basteln?
Quote
27.10.2008 09:46:25
vivianna:
"Die US-Regierung wirft der syrischen Führung unter Präsident Baschar el-Assad seit Jahren vor, sie erlaube Terroristen, über ihre Grenze in den Irak einzudringen."
Dann muss Irak besser seine Grenze Schützen, einfach so ist es. Dafür ist eine Grenze auch da. Aber wenn man selbst die einfach so ignoriert und Menschen mit Kinder so problemlos tötet, wieso verlangt man das Gegenteil von den anderen. Zweizungerpolitik.
Quote
27.10.2008 10:19:11
KvJ: US-Luftangriff
Die Bundesregierung wird sich hierzu sicher nicht äußern. Der Angriff ging ja von US-Streitkräften aus, nicht von Georgiern oder Russen. Da nimmt sie keine Stellung. Ich empfehle unseren Abgeordneten trotzdem , die Frage zu stellen, wie die Bundesregierung diesen Angriff bewertet. Sie werden dann vermutlich hören, dass der Bundesregierung darüber keine Informationen vorlägen und sie daher auch keine Stellungnahme abzugeben imstande sei.
Quote
27.10.2008 10:17:46
illitsch:
Wieder mal eine Aktion unserer amerikanischen Freunde. Die Russen dürfen das natürlich nicht , wie in Georgien. Da ist Frau Merkel und große Teile der zu Neokons mutierten SPD gleich auf der Palme. Aber die Amis dürfen das, sind schließlich die Guten, die moralischen Vorreiter der christlich westlichen Zivilisation. Wenn das die Guten sind, wie sehen dann nur die schlechten aus?
Quote
27.10.2008 10:31:31
Crass Spektakel: Interessant
Interessant ist daß Syrien natürlich nicht erwähnt daß die US-Regierung ziemlich präzise kundgetan hat wen sie da erledigt hat, nämlich den Chef der syrischen Al-Kaida Abu Ghadiya:
http://www.longwarjournal.org/archives/2008/10/syrian_strike_aimed.php
Auch sehr interessant ist die trockene Feststellung von Michael Yon zu dem Thema: "Wer keine Waffe trägt und nicht als Spotter arbeitet wird in so einem Einsatz auch nicht bekämpft, das wäre ineffizient."
""The Iraqi security forces and the Iraqi intelligence forces feel that al Qaeda operatives and others operate, live pretty openly on the Syrian side," Kelly said. "And periodically we know that they try to come across.""
Es ist kein Geheimnis daß der irakische Geheimdienst inzwischen aktiv in Syrien gegen Al-Kaida vorgeht - was dank kultureller und körperlicher Ähnlichkeit sehr einfach ist.
"At the height of the Iraqi insurgency, an estimated 100 to 150 foreign fighters poured into Iraq from Syria each month. "
Die Bekämpfung auf syrischem Boden ist von Vorteil weil die Einreisenden dann nicht mit Sprengstoffgürteln in Linienbussen anreisen und sich bei Entdeckungsgefahr samt Bus in die Luft jagen.
Die Nähe Syriens zu den nationalistischen Aufständischen ist einfach erklärbar, in Syrien herrscht die gleiche Baath-Partei wie bis 2003 im Irak. Das stillschweigende Akzeptieren von religiösen Eiferern kommt wohl daher daß die syrische Regierung unter Al-Assad bei weitem nicht so stark ist wie sie gerne tut und sich daher ein zweites Standbein sucht - auch Saddam war am Ende ein bemühter Scheinheiliger. Baath ist sich selbst immer ähnlicher.
Quote
27.10.2008 10:56:29
Crass Spektakel: @kaak
wie es überall auf der Welt Rüstungskonzerne
Ihre Kritik ist durchaus gerechtfertigt, allerdings müssen sie auch erwähnen daß 90% aller Waffen in der Region aus Rußland kommen, gerade Syrien und Iran sind als panarabische sozialistische Staaten geradezu mit russischen Panzern, Raketen und Flugzeugen überschüttet worden.
Nur der Iran hat weniger russische Waffen: Die sind nämlich zur Hälfte noch aus Schahzeiten und damit amerikanischer Herkunft.
Quote
27.10.2008 10:56:06
aoe: crass .... daneben
"Interessant ist daß Syrien natürlich nicht erwähnt daß die US-Regierung ziemlich präzise kundgetan hat wen sie da erledigt hat, nämlich den Chef der syrischen Al-Kaida Abu Ghadiya:"
Tja, Pech, erwischt hat man aber leider 8 Mitglieder einer einzigen Familie, darunter 4 Kinder. Wen man nicht erwischt hat, ist der Phantom Führer der sog. "mölicherweise auch Phantom-) Al-Kaida.
Die USA erwischen ihren eigenen Bekundungen nach ja immer nur "hochrangige Irgendwas-Mitglieder", die sich bei genauerer Betrachtung dann regelmässig als unschuldige Zivilisten entpuppen
Quote
27.10.2008 11:07:08
herrschmilz: @crass spektakel:Sie schreiben da ja sehr bemüht...
...über die Waffenherkunft:
"...Ihnen ist aber schon klar daß in der Region fast alle Waffen sowjetischer und russischer Herkunft sind?..."
Völlig uninteressant, aber schön dass Sie's geposted haben.
Es geht bei der Betrachtung von Völkerrechtsproblemen im Rahmen der Amerikanischen Angriffskriege und Grenzscharmützel nicht um die Herkunft der Waffen, sondern um deren Verwendung.
Die Einteilung in gute Amerikanische oder EU-Waffen und schlechte Russische oder solche aus dem Gaza, dem Iran oder woher auch immer ist Teil des Problems, mein Lieber.
Ein Mord wird auch durch legalitäres Gewäsch nicht zur Hinrichtung, und Kriegswaffen sind nicht besser, wenn sie von Menschen unserer Hautfarbe oder Glaubensrichtung eingesetzt werden.
Mann oh Mann, immer wieder dies Adam-und-Eva-Problem
Quote
27.10.2008 11:00:21
aoe: Crasss ... daneben, schon wieder!!
90% der Waffen in der Region??????? Haben sie diese Zahl grade selbst gestrickt?
Was ist mit Israel, Jordanien, Saudi-Arabien, Kuweit, Emirate etc.?
[...]
Aus: "Tote in Syrien: Damaskus protestiert gegen US-Luftangriff" (27.10.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/658/315548/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/658/315548/text/)
-.-
Quote[...] Ein Sprecher des US-Militärs im West-Irak sagte, seine Einheiten hätten mit dem Vorfall nichts zu tun. Das US-Präsidialamt in Washington und der Geheimdienst CIA lehnten eine Stellungnahme ab. Vom US-Verteidigungsministerium war zunächst keine Reaktion zu erhalten. Dagegen berichtete die Los Angeles Times auf ihrer Internetseite, mehrere Vertreter des US-Militärs in Washington hätten nicht dementiert, dass die Aktion stattgefunden habe. Auch wenn sie den Angriff nicht hätten bestätigen wollen, hätten sie eine Sprache benutzt, die typischerweise nach Einsätzen geheimer Spezialkommandos verwendet werde.
Aus: "Irakkrieg: Neun Tote bei US-Militäreinsatz in Syrien" (ZEIT ONLINE, dpa, Reuters 27.10.2008)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2008/44/us-militaer-syrien (http://www.zeit.de/online/2008/44/us-militaer-syrien)
Quote[...] Ein Psychotrauma ist eine seelische Wunde, die auf einzelne oder mehrere Ereignisse zurückgeht, bei denen im Zustand von extremer Angst und Hilflosigkeit die Verarbeitungsmöglichkeiten des Individuums überfordert waren.
...
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Psychotraumatologie (http://de.wikipedia.org/wiki/Psychotraumatologie) (29. Oktober 2008)
-.-
Quote[...] 14 Millionen Menschen, die zwischen 1930 und 1945 geboren wurden, leben in Deutschland. Jeder Dritte von ihnen leidet noch immer unter den Belastungen, die er während des Krieges und in den ersten Jahren danach ertragen musste. Angst, Schlaflosigkeit, Panikattacken und Hoffnungslosigkeit sind die Spätfolgen. Nach Schätzungen kämpft jeder 20. der über 63-jährigen Deutschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Fällt die stützende Routine des Arbeitslebens weg, wird die freie Zeit mit Gedanken über das eigene Leben gefüllt. "Wie angebohrt" kommen dann die Erinnerungen zurück, sagt Heuft, der heute als Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster die Behandlung traumatisierter Menschen erforscht.
[...] "Es ist in der Funktionsweise des Gehirns angelegt und eine Folge des Alterns, dass die Erinnerungen zurückkehren", sagt der Neurowissenschaftler Hans-Joachim Markowitsch von der Universität Bielefeld. Wichtige Aufgaben des Gehirns sind nicht nur, Informationen zu sammeln und zu speichern – sondern auch, sie zu filtern. Ständig bewertet das Gehirn die Sinneseindrücke, die auf den Menschen niederprasseln, ob sie notwendig und wichtig genug sind, um gespeichert zu werden. Alles Überflüssige oder Informationen, die das Überleben erschweren statt zu erleichtern, werden ins Unterbewusstsein abgeschoben und damit unterdrückt. "Es ist durchaus gesund, Dinge zu vergessen", sagt Markowitsch. Sonst werde das Gehirn überlastet – wie das des Russen Solomon Schereschewski Anfang des 20. Jahrhunderts. Schereschewski konnte nichts vergessen, sein Gehirn trennte Wichtiges nicht von Belanglosem. Schließlich zog er als Gedächtniskünstler über Jahrmärkte, bevor er dem Wahnsinn verfiel.
"In einem normal funktionierenden Gehirn werden die meisten Informationen allerdings nicht ganz gelöscht, sondern sind nur nicht mehr erreichbar," erklärt Markowitsch. "Vergessen bedeutet eigentlich Überlagerung oder Unterdrückung." Was bleibt, sind die Gefühle, die Menschen mit einem bestimmten Erlebnis verknüpfen. Das hektische Gedränge im Kaufhaus, der Geruch von Schweiß dicht zusammenstehender Menschen – diese Eindrücke genügen bei vielen ehemaligen Kriegskindern, um den Schutzwall des Vergessens zusammenbrechen zu lassen. Neuroforscher sprechen von "assoziativen Brücken", über die Erinnerungen den Weg zurück ins Bewusstsein nehmen. Bilder von Krieg und Zerstörung haben sich wie eine Spur durchs Gedächtnis gebahnt, auf der die bislang erfolgreich verdrängten Erinnerungen wieder hervorkriechen.
Im Alter, wenn täglich Tausende Nervenzellen im Gehirn sterben, beginnen auch die gesunden Hemmprozesse nicht mehr richtig zu funktionieren, erklärt Markowitsch. Das Gehirn verliert sozusagen seine neuronale Sicherung, es kann die bislang verdrängten Erlebnisse nicht länger unter Kontrolle halten. Und plötzlich sind sie wieder da, nachts im Traum oder beim Fernsehgucken, die Panikgefühle und das Herzrasen, wie früher, im Bunker. Dass die schrecklichen Erinnerungen irgendwann zurückkehren, hat jedoch auch sein Gutes. Zwangsläufig setzen sich ältere Menschen wie Gertrud Ennulat intensiv mit ihrer Vergangenheit auseinander – und nutzen das oft dazu, "sich mit Kindern, Verwandten und dem eigenen Leben auszusöhnen", sagt die Psychiaterin Helga Spranger, selbst Jahrgang 1934 und Gründerin des Vereins "kriegskind.de".
"Aus der Lebensspannen-Psychologie wissen wir, dass die letzte Entwicklungsaufgabe darin besteht, das gelebte und ungelebte Leben zu einem Ganzen zu integrieren, mit dem man leben und dann auch sterben kann", bestätigt die Psychologin Ursula Staudinger von der Jacobs-Universität in Bremen.
Die Kindheit ist dem Lernen gewidmet, die nächste Phase der Fortpflanzung. Nur für das Alter hat die Evolution keine Aufgabe vorgesehen – außer den Jüngeren Platz zu machen. Viele spüren dann das "Last-Chance-Syndrom": Die letzte Gelegenheit naht, sich etwas von der Seele zu reden oder zu schreiben. Die Historikerin Barbara Stambolis von der Universität Paderborn hat in ihren Interviews mit Zeitzeugen ein "wachsendes Erzählbedürfnis" festgestellt.
[...] In den ersten Nachkriegsjahren hatten die Menschen andere Sorgen, als sich um verletzte Seelen zu kümmern. Wer überlebt hatte, den konnte es schließlich nicht wirklich schlimm erwischt haben. Dabei fingen die Verletzungen in vielen Fällen bereits vor der Geburt an, wenn der Stress der Mutter über Hormone schon die Entwicklung des Ungeborenen behinderte. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Kinder später ein erhöhtes Risiko für psychosomatische Störungen haben, wenn während der Schwangerschaft nahe Angehörige der werdenden Mutter sterben. Schließlich berichten Psychiater von erwachsenen Patienten, die regelmäßig zwischen zwei und drei Uhr nachts nicht schlafen können – um diese Zeit waren die Mütter während der Schwangerschaft immer in den Luftschutzkeller gegangen.
Nach der Geburt gingen die Belastungen weiter. Ein Kind, das noch nicht sprechen kann, hat keine Chance, die Eindrücke einer Bombenexplosion zu verarbeiten. Es spürt die Furcht der Mutter vor den feindlichen Soldaten, muss vielleicht mit ansehen, wie sie sich in stinkende Lumpen hüllt, um nicht vergewaltigt zu werden. Es war eine harte Generation, die in Luftschutzkellern und zwischen Ruinen heranwuchs. Wer im Bunker nicht weinte, wurde gelobt. Wer auf die Toilette musste, mit dem wurde geschimpft. Ein Viertel dieser Kinder wuchs ohne Vater auf, weil der gefallen oder in Kriegsgefangenschaft war.
[...] Als die französische Armee im Krieg in ihr Heimatdorf einmarschierte, stand sie in ihrer Erinnerung mit Mutter und Schwester auf der Straße. Die drei beobachteten, wie die Soldaten Hühner schlachteten, noch Jahre später sieht Ennulat das Blut auf den weißen Federn.
Dann entschließt sie sich, ein Buch über ihre Kindheit zu schreiben – und es wird ihre persönliche Schreibtherapie. Als sie für die Recherche Nachbarn und Bekannte fragt, die den Einmarsch ebenfalls erlebt haben, erfährt sie, dass damals noch viel mehr geschehen ist – und erinnert sich plötzlich auch wieder: an die Soldaten, die in den Keller stürmten, in dem sich Frauen und Kinder versteckten. "Kleider werden zerrissen, Frauen an die Wand gedrängt, auf den Boden geworfen. Der Lauf ihrer Gewehre richtet sich auf die Menschen, ab und zu löst sich ein Schuss", schreibt Ennulat. Die weißen Hühner waren nur eine Ersatzerinnerung, von ihrer kindlichen Phantasie hervorgehoben, um das wirklich Böse zu überdecken.
Gertrud Ennulat hat gelernt, die eigene Vergangenheit zu akzeptieren: "Endlich durfte das Kind, das ich im Krieg gewesen bin, in meine Biografie integriert werden." Beim Schreiben des Buchs ist der 66-Jährigen, "als ob das Mädchen von damals mit am Schreibtisch sitzt."
Aus: "TRAUMATISCHE ERLEBNISSE - Die Kinder des Krieges erinnern sich" Von Hanno Charisius (01.11.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,585965,00.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,585965,00.html)
Quote[...] 100.000 Menschen verloren im Krieg der Tausend Tage ihr Leben. [...] Dieser Bürgerkrieg bildet einen Teil des historischen Hintergrundes, vor dem der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez sein Epos ,,Hundert Jahre Einsamkeit" entfaltet.
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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_der_Tausend_Tage (http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_der_Tausend_Tage) (5. Mai 2008)
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Quote[...] Plan Colombia ist ein Programm der kolumbianischen Regierung, das die Armee legitimiert, für polizeiliche Zwecke aktiv zu werden. Offiziell ausgerichtet ist der Plan auf den so genannten "Krieg gegen Drogen".
Der Plan wurde im September 1999 vom Präsidenten Kolumbiens, Andrés Pastrana, in englischer Sprache veröffentlicht, als "Plan für den Frieden, den Wohlstand und die Erneuerung des Staates".
[...] Neben der Militarisierung der Gesellschaft sind in Kolumbien unter anderem Umweltschäden und Gesundheitsschäden durch das Besprühen von vermeintlichen Koka-Pflanzungen mit Giften Folgen des Programms. Vorwiegend werden Kokaplantagen in Besitz der Guerillaorganisation FARC besprüht.[1] Die Korruption im kolumbianischen Heer verhindert, dass diese Aktionen effizient durchgeführt werden. Oft werden als ,,Gefälligkeiten" die falschen Gebiete besprüht. Dabei wurden in Kolumbien, neben dem von vielen Wissenschaftlern als biologische Waffe klassifizierten Pilz Fusarium Oxysparum, die Gifte Paraquat, Triclopyr, Imazapyr, Hexazinona, Tebuthiuron und Glyphosat, ein unter dem Markennamen Roundup bekanntes Totalherbizid von Monsanto, eingesetzt. Gemäß Adolfo Maldonado von der Umweltschutzorganisation Acción Ecológica in Quito gibt es Untersuchungen der Universität von Missouri, die belegen können, dass mit je zwei Hektar Drogenanpflanzungen, die vernichtet werden, auch ein Hektar Wald und andere Nutzpflanzen vernichtet werden.[2] Von den Umwelt- und Gesundheitsschäden sind vor allem die Unterschichten auf dem Land betroffen. Für andere Schichten der kolumbianischen Gesellschaft folgte aus dem plan colombia ein wirtschaftlicher Aufschwung, da versprochene finanzielle Unterstützungen gezahlt wurden, das außenpolitische Image sich verbesserte und die Zahl der ausländischen Direktinvestitionen stieg.
Im Jahr 2007 nahm der Koka-Anbau in Kolumbien gegenüber dem Vorjahr um 27 % zu. Die Produktionsmenge an Kokain blieb jedoch stabil. Sollten die Kolumbianer das Problem FARC weiter zurückdrängen können, rechnet man auch mit einer besseren Kontrolle des Koka-Anbaus in Kolumbien.[3]
[...]
Literatur:
* R. Lessmann, Drogenökonomie und internationale Politik, Die Auswirkungen der Antidrogenpolitik der USA auf Bolivien und Kolumbien. Vervuert Verlag, Frankfurt 1996.
* Werner Altmann, Kolumbien heute. Vervuert Verlag, Frankfurt 1997.
* KLOCKE, D. J. (2003): Uribes ,,plan colombia" – Kolumbiens Rettung oder Kolumbiens Untergang? Düsseldorfer Institut für Außen- und Sicherheitspolitik. http://www2.dias-online.org/Dokumente/direktorien/pi_law/031129_03.pdf (download 10.04.06)
* MEYER, H. (2004): Kolumbien nach 2 Jahre Präsidentschaft von Alvaro Uribe Vélez. Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. http://www.kas.de/publikationen/2004/5198_dokument.html (download 09.04.06)
* SCHMALZ, S. (O.J.): Der kolumbianische Sonderweg. Zur Anatomie des Bürgerkriegs. In: AG Friedensforschung an der Uni Kassel, Veranstalter des Friedenspolitschen Ratschlags. http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Kolumbien/schmalz.html (download 12.04.06)
* Raul Zelik: Der Plan Colombia. in: Prokla - Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaften
* Raul Zelik/Dario N. Azzellini: Kolumbien-Große Geschäfte, staatlicher Terror und Aufstandsbewegung. ISBN 3-929-008-48-3
* Dario Azzellini und Boris Kanzleitner (Hrsg.): Das Unternehmen Krieg. (2003) ISBN 3935936176
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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Plan_Colombia (http://de.wikipedia.org/wiki/Plan_Colombia) (22. Juni 2008)
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Quote[...] In Kolumbien findet seit über vierzig Jahren ein bewaffneter Konflikt statt, dessen Beginn üblicherweise auf das Jahr 1964 datiert wird und der von der weltweiten Medienlandschaft wenig beachtet wird.
Beteiligte Parteien:
* Die kolumbianische Polizei und das Militär,
* die Autodefensas Unidas de Colombia (AUC), eine paramilitärische Gruppierung, und
* die Guerillagruppen Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo (FARC-EP) und Ejército de Liberación Nacional (ELN)
Die Drogenmafia ist keine eigenständige Partei in diesem Konflikt, ist aber mit einer oder mehreren dieser Parteien verbündet, bzw. hat sie ganz oder teilweise zersetzt, da die Aktivitäten der Guerilleros und der Paramilitärs seit Anfang der 1980er Jahre verstärkt durch den Anbau und den Verkauf von Drogen, insbesondere Kokain, finanziert werden.
Seit der Unabhängigkeit gab es mehrere Bürgerkriege, die, neben Konflikten um die Landfrage, aus den traditionellen Rivalitäten zwischen liberaler und konservativer Partei resultierten. Wichtige Daten im Konflikt sind:
* 1899–1902 Krieg der Tausend Tage, gewaltsame Aneignung von Kleinbauernland durch Großgrundbesitzer im Zuge des Kaffeebooms mit geschätzten 100.000 Opfern in den Mittleren Anden
* 1928 Arbeitskampf auf den Bananenplantagen der United Fruit Company, Massaker von Ciéngaga/Santa Marta
* 1948–1952 Bürgerkrieg zwischen Konservativen und Liberalen, ausgelöst durch die Ermordung des liberalen Präsidentschaftskandidaten Jorge Eliécer Gaitán und seine angekündigte Agrarreform und den darauf folgenden blutigen Unruhen in der Hauptstadt (auch als Bogotazo bekannt). Die Gewalt setzte sich in den folgenden Jahren in ländlicheren Gebieten fort und ist heute als La Violencia bekannt.
* 1960–1970 Smaragdkrieg (Guerra de las Esmeraldas) in der Region Boyacá, welcher zur Bildung des Cartel de Esmeralderos führte
* seit 1983 Schmutziger Krieg, Drogenkrieg und Gründung von paramilitärischen Einheiten, welche die Beseitigung oppositioneller Gruppen verfolgen
[...] Die linksgerichteten Guerillagruppen kämpfen gegen das kolumbianische Militär. Die rechtsgerichteten Paramilitärs stehen im Konflikt mit den Guerillagruppen. Beide Parteien verüben jedoch auch Anschläge auf die Zivilbevölkerung.
Es wird davon ausgegangen, dass etwa 20.000 Menschen auf Seiten der Guerilleros und circa 3.000 bis 5.000 Menschen auf Seiten der Paramilitärs kämpfen. Die Guerillagruppen sind in Kolumbien stark vertreten und kontrollieren Teile des Landes. Nach eigenen Aussagen handelte es sich dabei Anfang des Jahrzehnts um die Hälfte des Territoriums, mittlerweile ist ihre territoriale Kontrolle aber deutlich gesunken. Insbesondere in den Grenzgebieten zu Ecuador, Venezuela und Panama sind die Guerilleros stark vertreten; in diesen Gegenden wird auch besonders viel Koka angebaut. Die kolumbianische Regierung behauptet, dass die Guerilla durch Venezuela und Ecuador geduldet, bzw. unterstützt wird, was die jeweiligen Regierungen jedoch zurückweisen.
Die Paramilitärs, die genau wie die Guerilleros ohne Rücksicht auf die Menschenrechte kämpfen, werden von Teilen des kolumbianischen Militärs geduldet, wenn nicht sogar unterstützt. Da die Betroffenen kein Interesse hatten, diese Verbindungen offenzulegen, gibt es hier viele Mutmaßungen.
Der Paramilitarismus hat das Parlament, die Polizei und die Streitkräfte unterwandert. Paramilitärs behaupten, sie hätten 35 % der Parlamentarier gekauft. Neun Parlamentarier müssen sich wegen ihrer Verbindungen zu Paramilitärs vor Gericht verantworten. Die Anschuldigungen lauten auf Konspiration, Erpressung, Entführung in besonders schweren Fällen und Geldwäsche. Weitere 32 Politiker sollen eine Übereinkunft mit Paramilitärs getroffen haben.[2]
Die USA unterstützen die kolumbianische Regierung mit Waffenlieferungen, Hubschraubern, Piloten und Ausbildern. Dies geschieht mit dem offiziellen Ziel, den Drogenanbau und die Drogenkriminalität zu bekämpfen. Insbesondere die Guerillagruppen, die sich selbst als linksgerichtet bezeichnen, werden von den USA als Narcoterroristas (,,Drogenterroristen") bezeichnet, um den kriminellen Charakter der Organisationen in den Vordergrund zu stellen. Eine zentrale Rolle im bewaffneten Konflikt in Kolumbien spielt der sog. Plan Colombia der kolumbianischen Regierung aus dem Jahre 1999, der es der Armee ermöglicht, im Inneren in polizeilichen Aufgabenbereichen aktiv zu werden. Die USA unterstützen den Plan Colombia mit mehreren Milliarden Dollar Militärhilfe finanziell, personell und mit Rüstungslieferungen. Ein Teil der personellen Unterstützung wird durch private Sicherheits- und Militärfirmen geleistet. [...]
Massaker:
* Ciénaga Massaker: Massaker an Bananenarbeitern von 1928 («Matanza de las Bananeras») am 6. Dezember 1928 in Ciénaga bei Santa Marta. Ausgelöst durch einen Streik der Bananenarbeiter gegen die United Fruit Company ließ General Cortés Vargas nach der Sonntagsmesse auf die streikenden Bananenarbeiter mit Maschinengewehren feuern. Die Opferzahlen sind strittig: 47 bis 2.000 Opfer.
Garcia Marquéz verarbeitete den Stoff literarisch in seinem Werk "Hundert Jahre Einsamkeit".
* Urabá Massaker: 1988 wurden bei Streiks 20 Bananenarbeiter von Paramilitärs ermordet.
* Segovia Massaker: 1988 tötete das Bataillon Bomboná der XIV. Brigade in einem Park von Segovia/Antioquia 43 Menschen mit Maschinenpistolen und Handgranaten.
* Trujillo Chainsaw Massaker: In den Jahren 1988-91 wurden 107 bis 300 Personen in Trujillo/Valle del Cauca durch Mitglieder des Cali-Kartells und der AUC getötet und mit Motorsägen verstümmelt.[3]
* Villatina Massaker: 1992 wurden in Medellin aus Rache an mehreren Polizistenmorden durch Jugendgangs 8 Kinder und 1 Erwachsener durch die Polizei hingerichtet.
* Riofrio Massaker: 1993 wurden 13 Menschen durch Heer und Paramilitärs ermordet.
* La Gabarra Massaker: 1996 töteten AUC und FARC 43 Personen.
* El Aro Massaker: 1997 wurden bei Itanguo/Antioquia 15 FARC-Anhänger und ihre Familien von rechtsgerichteten Paramilitärs ermordet.
* Mapiripán Massaker: 1997 infiltrierten die AUC im Departamento Meta in vom Heer eroberte Zonen und töteten die Dorfbewohner von Mapiripán mit Macheten und Motorsägen. Die Opferzahlen sind unbekannt, da die Leichen in einen Fluss geworfen wurden.
* Villanueva Massaker 1998: 11 Tote durch AUC-Säuberungen.
* Santo Domingo Massaker: 1998 tötete das Heer 17 Dorfbewohner.
* Playón de Orozco Massaker: 1999 wurden 27 Menschen ermordet.
* Macayepo Massaker: 2000 kostete eine AUC-Liquidierungswelle 100 Menschen das Leben.
* El Salado Massaker: Im Jahr 2000 wurden 40 Kleinbauern von Paramilitärs ermordet.
* Chengue Massaker: 2001 starben 27 Menschen bei einer Säuberungsaktion.
* Alto Naya Massaker: 2001 wurden 120 Menschen aus der Landbevölkerung bei Alto Naya ermordet.
* Bojayá Massaker: 2002 tötete die AUC in der Provinz Chocó 119 Menschen.
* Bahia Portete Massaker: 2004 ermordete die AUC 12, vielleicht sogar 30 Bauern.
* Villa Lucía/Apartado Massaker: 2002 hielt eine Todesschwadron im Departement Apartado einen Bus von Bananenarbeitern an und massakrierte 22 von ihnen. Ungeklärt ist, ob das Massaker von Chiquita Brands in Auftrag gegeben wurde.
* Tibú Massaker: 2004 massakrierten die FARC bei Catatumbo in Guajira Wayuu-Indios in verschiedenen Dörfern.
* Candelaria Massaker: 2004 wurden bei Candelaria im Valle del Cauca 11 Personen im Drogenkrieg von Paramilitärs ermordet.
* Putumayo Massaker: 2004 starben viele Menschen in einer Reihe von Massakern in der stark umkämpften Putumayo Region.
* San José de Apartadó Massaker 2005: Im Februar 2005 wurden 8 Menschen, darunter der Leiter der Friedensgemeinde San José de Apartadó, sowie 5 Kinder brutal ermordet und zerstückelt. Im November 2007 wurde ein ranghoher Offizier dafür verurteilt.
Im kolumbianischen Konflikt sind seit 1964 etwa 200.000 Menschen umgekommen. Außerdem werden insbesondere zur Finanzierung des Konfliktes, aber teilweise auch zur Destabilisierung des politischen Systems bis zu 3.000 Personen jährlich von den bewaffneten illegalen Gruppierungen entführt und teilweise auch getötet.
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Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Bewaffneter_Konflikt_in_Kolumbien (http://de.wikipedia.org/wiki/Bewaffneter_Konflikt_in_Kolumbien) (3. November 2008)
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Quote[...] Friederike Müller: Am 1. Oktober bin ich nach Cali gefahren. Ich hatte vor, dort zwei Wochen zu bleiben, um zwei Organisationen unseres Netzwerks zu begleiten. In der Region herrscht ein erbitterter Arbeitskampf der Zuckerplantagenarbeiter, die vom Netz unterstützt werden. Am Tag meiner Ankunft gab es einen Demonstrationszug der Zuckerarbeiter und ihrer Unterstützer und Unterstützerinnen. Ich habe Fotos gemacht und den Demonstrationszug die ganze Zeit beobachtet. Nach den Kundgebungen im Zentrum Calis hatten wir uns schon von der Demonstration entfernt, als ich von drei Männern in Zivil, die sich als Beamte der kolumbianischen Geheimpolizei DAS zu erkennen gaben, aufgefordert wurde mitzukommen. Gegen 17 Uhr kamen wir in der Einrichtung des DAS an, wo man mir gegen 20.30 Uhr eröffnete, dass ich die Nacht über bleiben müsse, ohne die Möglichkeit, einen Anwalt zu kontaktieren. Erst um 10.30 Uhr am nächsten Morgen hat mir mein Anwalt dann gesagt, dass der DAS dabei sei, meine Ausweisung vorzubereiten. Ich war schockiert, habe auch angefangen zu weinen, weil mir das einfach als eine wahnsinnig heftige Maßnahme erschien. Dann ging alles ganz schnell: Ich wurde von Beamten im Flugzeug nach Bogotá gebracht, dort traf ich noch Kollegen und Kolleginnen vom Netzwerk, die schnell meine Sachen zusammengepackt hatten, und dann saß ich schon im Flugzeug nach Peru.
Sie sehen einen Zusammenhang zwischen Ihrer Ausweisung und dem Streik der Zuckerarbeiter?
Meine Ausweisung hat in jedem Fall mit dem Streik zu tun. Denn eine Woche später wurden zwei Franzosen ausgewiesen, die einen Dokumentarfilm über die Situation der Zuckerarbeiter drehen wollten. Für die kolumbianische Regierung scheint der Zucker-Konflikt unheimlich kritisch zu sein, sie wollen da offenbar auf keinen Fall internationale Beobachter haben, die Informationen ins Ausland verbreiten.
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Aus: "Unerwünschte, weil unbequeme Zeugen: Zuckerrohrarbeiter streiken für Grundrechte" Von Markus Plate (29. Oktober 2008 )
Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Kolumbien/ausweisung.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Kolumbien/ausweisung.html)
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Quote[...] Die FARC entstanden im Kontext der seit 1948 andauernden gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der linken und der konservativen Partei Kolumbiens (La Violencia). Im Laufe dieser Auseinandersetzungen wurden 1949 die sogenannten unabhängigen Republiken (repúblicas independientes) von der Kommunistischen Partei Kolumbiens sowie linken und radikalen Bauern in Teilen des Landes gegründet. 1964 eroberte das kolumbianische Militär die República de Marquetalia. Die überlebenden Bewohner um Manuel Marulanda und Jacobo Arenas hielten am 20. Juli des selben Jahres in Marquetalia eine Konferenz ab, auf der sie die Guerillaorganisation Bloque Sur gründeten. 1966 ging der Bloque Sur in den FARC auf, die am 5. Mai offiziell als militärischer Arm der Kommunistischen Partei Kolumbiens gegründet wurden. Sie verstanden sich als bäuerliche Selbstverteidigungsgruppe gegen die von Großgrundbesitzern und Militär ausgehende Gewalt und hatten sich eine ,,revolutionäre Landreform" zum Ziel gesetzt. Bis heute bezeichnen die FARC sich selbst als marxistisch-leninistisch und bolivarisch.[7]
Seit 1996 betreiben die FARC den Untergrundradiosender Cadena Radial Bolivariana, Voz de la Resistencia auf UKW und auf Kurzwelle.[8]
[...]
1993 stellten die FARC im Rahmen der Plattform für eine Regierung des Wiederaufbaus und der nationalen Aussöhnung einen Zehnpunkte-Plan auf, der als Gesprächsgrundlage mit der Regierung dienen sollte und folgende Forderungen beinhaltete:
1. die Lösung des Konflikts mit politischen Mitteln;
2. die Armee darf keine innenpolitischen Funktionen wahrnehmen;
3. Durchsetzung der Gewaltenteilung zwischen Justiz und Politik, Pressefreiheit und demokratische Mitbestimmungsmöglichkeiten auf allen Ebenen;
4. Stärkung des internen Konsums, Schutz der einheimischen Industrien vor ausländischer Konkurrenz sowie staatliche Kontrolle über den Energiesektor;
5. Verwendung von 50 % des Staatshaushaltes für Sozialausgaben und 10 % für die Förderung der Wissenschaften;
6. Einführung eines progressiven Steuersystems;
7. Entwicklungsprogramme für ländliche Regionen;
8. Revision der Energiepolitik und Neuverhandlung der Verträge zur Ausbeutung der Bodenschätze mit den multinationalen Unternehmen;
9. Aufbau souveräner, auf dem Recht auf Selbstbestimmung basierender Beziehungen zu allen Ländern der Welt;
10. nicht-militärische Lösung des Drogenproblems.
[...]
Entwicklungen 2004 bis 2007:
* Am 13. Juli 2004 verurteilte der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte aus Anlass eines Massakers die anhaltende Gewalt der FARC und die Vertreibungen, die dadurch entstehen. Er wies darauf hin, dass die FARC damit Artikel 17 des Zweiten Zusatzprotokolls der Genfer Konventionen verletzen.
* Im Februar 2005 begannen die FARC mit militärischen Offensiven im Südwesten Kolumbiens, bei denen es etwa 40 Tote und Verletzte auf Seiten des kolumbianischen Militärs gab. Viele Beobachter werteten dies als ein Indiz für die Wiedererstarkung der FARC und das Ende ihrer strategischen Rückzugsphase. Sie vermuteten, dass die FARC mit dieser offensiven Taktik die Wiederwahl des derzeitigen Präsidenten Uribe im Jahr 2006 verhindern wollten.
* Am 20. Februar 2005 meldete die Zeitung El Tiempo, dass der Sprecher des Oberkommandos der FARC, Raúl Reyes, in einem Rundfunkinterview erklärt habe, die Zeit der Zurückhaltung und der militärischen Regeneration der FARC sei vorbei und man strebe nach wie vor die Machtübernahme im Land an, wie das auch die Angriffe auf militärische Ziele in jüngster Zeit gezeigt hätten. Anfang Oktober 2005 blockierten die FARC den Verkehr in der Provinz Arauca, dem Haupterdöllieferanten Kolumbiens. In der Provinz Putumayo nahe der Grenze zu Ecuador verursachten die FARC in der selben Woche einen Stromausfall durch einen Bombenanschlag auf einen Hochspannungsmast.
* Am 5. April 2006 wurde der Deutsche Lothar Hintze nach fünf Jahren Geiselhaft in Kolumbien freigelassen.
* Am 31. Juli 2006 wurden in Tibú 15 Soldaten in einen Hinterhalt gelockt, indem ein anonymer Anrufer auf eine Autobombe hinwies. Die Soldaten wurden durch Sprengsätze und einen darauf folgenden Schusswechsel getötet. Am selben Tag explodierte ein Mazda 626 in Bogotá und riss einen 50 Jahre alten Mann in den Tod. Weitere 21 Verletzte wurden bekannt, unter anderen Kinder aus einer nahe liegenden Kindertagesstätte. Das verfehlte Ziel war ein Truppentransport mit 45 Soldaten.[11] Seit dem 9. September 2006 läuft ein Verfahren gegen zwei Elite-Offiziere des kolumbianischen Militärs wegen deren Beteiligung an den Anschlägen in Bogotá. In einem Video erschienen diese mit Mitgliedern der FARC. [12]
* 17 Polizisten und zwei Zivilisten wurden in mehreren Hinterhalten am 1. November 2006 von den 5., 18. und 58. Brigaden der FARC in Tierradentro, Córdoba getötet. Es wird geschätzt, dass sich an den Angriffen 450 Mitglieder der FARC beteiligten. Dies war die stärkste Niederlage der Regierung in der zweiten Amtszeit von Uribe, da diese Anschläge mitten im ehemaligen Gebiet der aufgelösten Paramilitärs (AUC) stattfanden. Die Guerilleros hatten die Polizeistation mit Gaszylindern und Sturmgewehren beschossen und die 50 Polizisten, die als Verstärkung kamen, in einen Hinterhalt gelockt. 17 Polizisten wurden dabei getötet. Dies war der zweite Vorfall in dieser Gegend. Im Jahr 2000 starben 36 Soldaten, als sie aus ihren Hubschraubern ausstiegen.[13]
* Am 6. Dezember 2006 erklärten die FARC der ELN (Ejército de Liberación Nacional) den Krieg, nachdem die ELN mit der Regierung über einen Friedensschluss verhandelte und damit nach Aussagen der FARC gemeinsame revolutionäre Ziele verriet. Hinter dem Konflikt wird ebenfalls eine Auseinandersetzung um ölreiche Gebiete, sowie Gebiete zum Drogenanbau und Handel angenommen. Die FARC starteten eine systematische militärische Kampagne in der über 500 Guerilleros ums Leben kamen. Tausende Einwohner flohen vor dem Konflikt.[14]
Entwicklungen 2008:
* Am 10. Januar 2008 wurden Clara Rojas, die im Februar 2002 gemeinsam mit Íngrid Betancourt entführt worden war, und die am 10. September 2001 entführte damalige Kongressabgeordnete Consuelo González nach Vermittlungen durch den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez, von den FARC freigelassen.[15] Die FARC weigerten sich jedoch weiterhin, die zu diesem Zeitpunkt als schwerkrank geltende Íngrid Betancourt freizulassen. Sie wurde am 2. Juli 2008 bei einer Militäroperation befreit.
* Am 4. Februar 2008 kam es in Kolumbien zu landesweiten Protesten gegen die FARC. In Bogotá beteiligten sich nach Polizeiangaben mehr als 1 Million Menschen an der Protestaktion. Auch in anderen Städten in Kolumbien und im Ausland fanden Demonstrationen und Kundgebungen statt. In Madrid beteiligten sich mehr als 10.000 Menschen an der Veranstaltung. Die kolumbianische Regierung hatte zur Teilnahme an der mit Unterstützung der Behörden organisierten Aktion aufgerufen. Im Ausland waren die Demonstrationen von den kolumbianischen Botschaften organisiert worden.[16]
* Am 27. Februar 2008 ließen die FARC, nach Vermittlungen durch den venezolanischen Staatspräsidenten Hugo Chávez und die oppositionelle kolumbianische Senatorin Piedad Cordoba, vier frühere kolumbianische Abgeordnete (Gloria Polanco, Luis Eladio Pérez, Orlando Beltrán und Jorge Eduardo Géchem), die sie mehr als sechs Jahre als Geiseln festgehalten hatten, ohne Gegenleistung frei. Die FARC begründeten diesen Schritt mit dem schlechten Gesundheitszustand der Entführten und wollten die Freilassung als eine positive Geste gegenüber den Vermittlern verstanden wissen, nachdem diesen der kolumbianische Präsident das Mandat zur Vermittlung entzogen hatte.[17] In einer Presseerklärung riefen die Freigelassenen zu einem Austausch der restlichen Geiseln mit inhaftierten Mitgliedern der FARC und einer nicht militärischen Lösung des Konflikts auf. Die FARC erklärten, keine weiteren Gefangenen ohne Gegenleistungen freizulassen,[18] reagierten aber auch nicht auf das Ende März 2008 formulierte, durch die Regierungen Spaniens, Perus und Frankfreichs unterstützte Angebot der kolumbianischen Regierung, Íngrid Betancourt und andere Geiseln gegen inhaftierte FARC Mitglieder einzutauschen.[19]
* Am 1. März 2008 wurden bei einem Einsatz kolumbianischer Truppen auf ecuadorianischem Hoheitsgebiet der Sprecher des Oberkommandos der FARC, Raúl Reyes, sowie 23 weitere Menschen getötet; dies führte zu einer diplomatischen Krise zwischen Kolumbien einerseits und Venezuela und Ecuador andererseits.
Siehe dazu: Regionalisierung des Konflikts
* Wenige Tage später wurde bekannt, dass ein zweites Führungsmitglied der FARC, José Juvenal Velandia, bekannt unter dem Namen Ivan Rios durch einen seiner Mitkämpfer umgebracht worden war, um das von den Behörden ausgesetzte Kopfgeld zu erhalten.
* Am 26. März 2008 starb der Gründer und bis dato Chef der FARC, bekannt unter seinen Kampfnamen Manuel Marulanda oder Tirofijo, im Alter von 78 Jahren, nach Angaben der FARC an den Folgen eines Herzinfarktes. Sein Nachfolger wurde Alfonso Cano.[20]
* Am 18. Mai 2008 stellte sich die hochrangige Guerillera Elda Neyis Mosquera, auch bekannt als Nelly Avila Moreno bzw. unter ihrem Kampfnamen Karina, den kolumbianischen Streitkräften. Sie führte die Frente 47 und wird unter anderem der Ermordung des Vaters von Präsident Álvaro Uribe beschuldigt.[21] Auch ihr Sicherheitschef soll sich laut Angaben von Verteidigungsminister Juan Manuel Santos gestellt haben. Präsident Álvaro Uribe habe für ihre Sicherheit garantiert. Die Aufgabe Karinas gilt als ein Indiz dafür, dass sich Teile der FARC-Führung nach dem Bombardement auf das FARC-Camp am 1. März, bei dem der Vize Raúl Reyes getötet wurde, und dem fast gleichzeitigen Verrat an Ivan Rios in Auflösung zu befinden scheinen.[22]
* Am 2. Juli 2008 befreite kolumbianisches Militär Íngrid Betancourt, drei US-Bürger und elf kolumbianische Militärs aus den Händen der FARC.[23] Die Befreiungsaktion fand ca. 72 Kilometer von der Ortschaft San José del Guaviare im Südosten Kolumbiens statt. Zwei FARC-Rebellen wurden dabei festgenommen. Die im Jahre 2003 entführten US-Bürger arbeiteten zum Zeitpunkt ihrer Entführung für eine vom US Verteidigungsministerium beauftragte Firma und waren von den FARC der Spionage für die CIA beschuldigt worden.[24]
* Dokumente, die sich auf Computern und Datenträgern befanden, die nach der Bombardierung des Lagers von Raul Reyes sichergestellt worden waren, von denen aber nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie danach verändert wurden[25], dienten laut den kolumbianischen Behörden als Grundlage, ein Netz von Mittelsmännern und Geldgebern in Europa aufzudecken; so wurde am 26. Juli mit Hilfe der spanischen Polizei Maria Remedios Garcia Albert bei Madrid festgenommen, der vorgeworfen wird, die Unterstützung der FARC in Europa zu koordinieren. Aus den Dokumenten gehe weiterhin hervor, dass die FARC mit ihrem Netzwerk in Europa darauf zielten, von der Liste terroristischer Organisationen gestrichen zu werden[26], als kriegsführende Partei anerkannt zu werden, die Legitimität der kolumbianischen Regierung in Frage zu stellen, die Regierung Uribe zu zwingen, die Verhandlungsbedingungen der FARC zu akzeptieren und Organisationen ideologisch zu infiltrieren, um sie als Propagandaplattform nutzen zu können.[27]
* Nachdem die kolumbianischen Streitkräfte ein FARC-Lager im kolumbianischen Department Guaviare bombardierten, fanden sie nach eigenen Angaben in dem fluchtartig verlassenen Lager des Kommandanten der Frente 43, Gener García Molina (alias Jhon 40), eine Million US-Dollar. Außerdem sollen drei Laptops und zwölf USB-Sticks sichergestellt worden sein.[28]
Aus: "FARC" (30. Oktober 2008)
Kategorien: Kolumbianische Organisation | Paramilitärische Organisation | Untergrundorganisation
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/FARC (http://de.wikipedia.org/wiki/FARC)
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Quote[...] Im Skandal um illegale Hinrichtungen in Kolumbien hat Armeechef Mario Montoya seinen Rücktritt erklärt. Er werde künftig General im Ruhestand sein, teilte Montoya am Dienstag in Bogotá in einer Erklärung mit. In der vergangenen Woche hatte die kolumbianische Regierung 27 teils ranghohe Militärs wegen Mordverdachts entlassen, darunter drei Generäle. Den Entlassenen wird vorgeworfen, junge Menschen aus Armenvierteln entführt und getötet zu haben. Die Leichen der Verschleppten sollen sie anschließend als im Kampf getötete Rebellen der linksgerichteten FARC-Guerilla präsentiert haben, um so die Bilanz ihrer Einheiten im Kampf gegen die Rebellen aufzubessern.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International verübten die kolumbianischen Sicherheitskräfte im vergangenen Jahr 330 illegale Hinrichtungen. Montoya war seit Februar 2006 im Amt. Im Kampf gegen die FARC-Rebellen hatte er einige Erfolge erzielt und leitete im vergangenen Juli die Befreiung der franko-kolumbianischen FARC-Geisel Ingrid Betancourt.
Aus: "Kolumbien: Armeechef tritt wegen illegalen Hinrichtungen zurück" AFP (04.11.08)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/kolumbien-armeechef-tritt-wegen-illegalen-hinrichtungen-zurueck_aid_346144.html (http://www.focus.de/politik/ausland/kolumbien-armeechef-tritt-wegen-illegalen-hinrichtungen-zurueck_aid_346144.html)
Quote[...] Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben gegen mehr als 90 Soldaten. Die Regierung hat erklärt, sie lehne die Vorgehensweise der Streitkräfte ab. Präsident Alvaro Uribe entließ in der vergangenen Woche 20 Offiziere, darunter drei Generäle, die solche Morde nicht verhindert oder nicht ermittelt haben sollen.
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Aus: "Chef der kolumbianischen Streitkräfte zurückgetreten" (04.11.2008)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/1/20081104/tpl-chef-der-kolumbianischen-streitkrfte-cfb2994.html (http://de.news.yahoo.com/1/20081104/tpl-chef-der-kolumbianischen-streitkrfte-cfb2994.html)
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Quote[...] Montoya wurde vorgeworfen, solche Offiziere befördert zu haben, deren Einheiten die meisten linksgerichteten Rebellen töteten. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen führte diese Methode dazu, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche Zivilpersonen umgebracht und als Rebellen ausgegeben wurden.
Mindestens 1122 Fälle
Bei dem schwerwiegendsten Fall von Menschenrechtsverbrechen durch die Streitkräfte seit Jahren sollen nach Erkenntnissen der Justiz 23 junge Männer Anfang des Jahres von illegalen Banden in der Hauptstadt Bogota entführt und kurz darauf als im Kampf mit dem Militär im Norden des Landes getötete Mitglieder illegaler bewaffneter Banden präsentiert worden sein.
Während der vergangenen fünf Jahre soll es insgesamt mindestens 1122 solcher Todesfälle gegeben haben. Die Opposition fordert den Rücktritt von Verteidigungsminister Juan Manuel Santos. Menschenrechtsorganisationen und Vertreter der Kirchen haben schon seit langem immer wieder darauf hingewiesen, dass das Militär bisweilen wahllos Zivilisten aus armen Bevölkerungsschichten aus ihren Häusern zerrte, erschoss und später als im Kampf getötete Gegner präsentierte.
Auch die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, hatte bei einem Besuch Besorgnis über die Morde geäußert. Die Behörden müssten dringend Maßnahmen zur Verhinderung solcher Verbrechen ergreifen und die Täter bestrafen, forderte sie. Kolumbien leidet seit mehr als vier Jahrzehnten unter einem bürgerkriegsähnlichen Konflikt, an dem Militär und die Polizei sowie illegale rechte Paramilitärs und linke Rebellen beteiligt sind.
Der heute 59-jährige General Montoya hatte im April 2006 das Kommando über die Streitkräfte übernommen. Seitdem erzielten die Truppen wichtige Siege gegen die linksgerichteten Rebellen der FARC. Montoya gilt auch als Architekt der gewaltlosen Befreiung von Ingrid Betancourt Anfang Juli.
Quoteder Rabe, 04.11.2008 21:30
was steckt dahinter, wenn ein ganzes system des staatlichen terrorismus plötzlich einen ihrer täter opfert?
das deutet auf innere kämpfe in uribes gefolgschaft hin.
Aus: "Oberster Militärchef quittiert den Dienst" (APA/dpa/AP/Reuters, 04. November 2008)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1225359045095 (http://derstandard.at/?url=/?id=1225359045095)
Quote[...] Der Kongokrieg war ein Krieg, der von 1996 bis 2008 auf dem Territorium der Demokratischen Republik Kongo ausgetragen wurde. Vom Kongokrieg sind die Kongo-Wirren mit dem anschließenden Sezessionskrieg und dem Bürgerkrieg nach der Unabhängigkeit des Landes zwischen 1960 und 1965 zu unterscheiden.
Der Kongokrieg wird oft in den ersten Kongokrieg von 1996 bis 1997 und den zweiten Kongokrieg seit 1998 eingeteilt, der manchmal auch Afrikanischer Weltkrieg[1] genannt wird, obwohl man beide Kriege auch als zwei Phasen eines einzigen Konflikts betrachten kann. Der Konflikt wurde zwar im Jahre 2003 für beendet erklärt, ethnische Konflikte ließen aber immer wieder neue Kämpfe aufflammen, an deren Begrenzung wenig internationales Interesse bestand.
Während der Friedensverhandlungen gab das International Rescue Committee bekannt, dass einer Untersuchung zufolge der Kongokrieg seit Ausbruch bereits 5,4 Mio. Todesopfer forderte – mehr als jeder andere Konflikt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.[2]
[...] Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden durch die Kämpfe im Herbst 2008 mehr als 200.000 Menschen in der Krisenregion vertrieben.[6]
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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kongokrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Kongokrieg) (2. November 2008)
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Quote[...] In den Flüchtlingslagern um Goma traten erste Fälle von Cholera auf. Wie die Hilforganisation Ärzte ohne Grenzen mitteilte, wurden in den vier Lagern in der vergangenen Woche 69 Fälle der ansteckenden Krankheit registriert. Auch UNICEF warnte vor Krankheiten wie Cholera, Masern und Malaria. Viele Kinder seien nach Regenfällen zudem erkältet. Ferner leiden den Angaben zufolge tausende Flüchtlingskinder Hunger und haben seit dem Beginn der Kämpfe vor einigen Wochen kaum Zugang zu sauberem Wasser oder medizinischer Hilfe.
Um die Not der Kinder zu lindern, kündigte das UN-Kinderhilfswerk weitere Hilfslieferungen für acht Millionen Dollar (6,3 Millionen Euro) an. In Goma seien bereits zusätzliche Wasserkanister, aufblasbare Wassertanks, Tabletten zur Wasseraufbereitung und Plastikplanen eingetroffen. Weitere Hilfsgüter sollen im Laufe der Woche in die Provinz Nord-Kivu geflogen werden.
Das ruandische Außenministerium erklärte, die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft beruhten auf einem "Missverständnis". Der Konflikt sei eine innere Angelegenheit des Kongo, die Ruanda nicht betreffe.
Aus: "UNICEF beklagt Einsatz von Kindersoldaten im Osten des Kongo" (04.11.2008)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/2/20081104/tpl-unicef-beklagt-einsatz-von-kindersol-4cea870_1.html (http://de.news.yahoo.com/2/20081104/tpl-unicef-beklagt-einsatz-von-kindersol-4cea870_1.html)
Quote[...] 05. November 2008 Bei einem amerikanischen Luftangriff während eines Gefechts mit Kämpfern der islamistischen Taliban in Afghanistan sind nach Angaben eines Augenzeugen 23 Kinder und zehn Frauen getötet worden. Insgesamt seien 37 Menschen ums Leben gekommen, als die Truppen eine Hochzeitsgesellschaft in der Provinz Kandahar angegriffen hätten, sagte Abdul Dschalil. Das amerikanische Militär erklärte, der Vorfall werde untersucht. Sollten ,,unschuldige Menschen getötet worden sein, dann entschuldigen wir uns".
[...] Der Augenzeuge Dschalil erklärte, er habe eine Hochzeitsfeier für seine Nichte veranstaltet, als Taliban-Kämpfer in der Nähe seines Hauses Deckung gesucht hätten. Als amerikanische Kampfflugzeuge später die Hochzeitsgesellschaft angegriffen hätten, seien 37 Menschen ums Leben gekommen.
Ein anderer Augenzeuge berichtete, Taliban-Kämpfer hätten einen Konvoi der amerikanischen Streitkräfte nahe der Ortschaft Rosi Khan beschossen. Später habe es dort am Montag einen Luftangriff auf die Hochzeitsgesellschaft gegeben. Ein weiterer Augenzeuge zählte nach eigenen Angaben rund 50 Leichen, darunter zwei seiner Söhne im Alter von vier und elf Jahren. Viele Opfer seien noch immer unter Trümmern verschüttet.
Vor drei Monaten erklärte die Regierung in Kabul, bei einem Einsatz amerikanischer Truppen im Westen des Landes seien rund 90 Zivilpersonen getötet worden. In amerikanischen Angaben war von 33 Todesopfern die Rede.
Bei Kämpfen in der südafghanischen Provinz Helmand ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums in London am Dienstag wieder ein britischer Soldat getötet worden. Er sei an einem Einsatz gegen die Taliban in der Nähe der Stadt Musa Kala beteiligt gewesen. Damit sind seit Beginn des Einsatz in Afghanistan 2001 insgesamt 122 britische Soldaten dort getötet worden.
Quote05. November 2008, Andreas Kirsch (A.Kirsch)
Sollten
,,Sollten unschuldige Menschen getötet worden sein, dann entschuldigen wir uns" Sehr schön. Dieser Schwachsinnssatz ist mir dermaßen aufgestoßen, dass ich das nicht unkommentiert stehen lassen konnte.
Aus: "Afghanistan: Amerikanische Armee soll abermals Zivilisten getötet haben" (Text: FAZ.NET, 05. November 2008)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~ED76C7628F25C49C889FFD3E8B21E3FCE~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~ED76C7628F25C49C889FFD3E8B21E3FCE~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] Kabul (AFP) — Bei einem Luftangriff der US-geführten Truppen in Afghanistan sind nach Angaben von Präsident Hamid Karsai rund 40 Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern des Angriffs am Montag in der südlichen Unruheprovinz Kandahar seien Frauen und Kinder gewesen, erklärte Karsai in Kabul. Der Präsident verurteilte den Angriff im Bezirk Scha Wali Kot, der nach Angaben von Augenzeugen eine Hochzeitsgesellschaft in einem Dorf traf. Die US-Truppen erklärten, es habe einen "Vorfall" gegeben, bei dem womöglich Menschen starben, und kündigten eine Untersuchung an.
Bewohner des 80 Kilometer nördlich von Kandahar gelegenen Dorfes Woscha Bachta sagten, bei dem Angriff seien 36 Menschen einer Hochzeitsgesellschaft getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Das Dorf sei stundenlang von den ausländischen Truppen beschossen worden. "Die Sicherung des Lebens und des Eigentums der Menschen in Afghanistan ist eine der wichtigsten Verantwortlichkeiten der afghanischen Regierung", erklärte Karsai. "Noch einmal erinnern wir die Koalitionstruppen daran, dass alles Mögliche getan werden muss, um zivile Opfer zu vermeiden."
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Aus: "Offenbar 40 tote Zivilisten bei Luftangriff in Afghanistan" (05.11.2008)
Quelle: http://afp.google.com/article/ALeqM5ii2ClAvb5Ggn7yM1ENNq5kOHy-nw (http://afp.google.com/article/ALeqM5ii2ClAvb5Ggn7yM1ENNq5kOHy-nw)
Quote[...] Heinrich Müller (,,Gestapo-Müller"; * 28. April 1900 in München, seit 1. Mai 1945 für tot erklärt)[1] war Chef des Amtes IV (Geheime Staatspolizei) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) während der Zeit des Nationalsozialismus.
[...] Als Leiter der Gestapo war Müller an nahezu allen Verbrechen führend beteiligt, die im Reichssicherheitshauptamt geplant, vorbereitet und organisiert wurden.
Ab Anfang September 1939 gab er Anweisungen zur ,,Sonderbehandlung" (Ermordung) politischer Gegner. So übermittelte er beispielsweise am 5. April 1945 dem Kommandanten des KZ Dachau den von Hitler erteilten Mordbefehl am Widerstandskämpfer Georg Elser.
Ihm unterstand auch das von Adolf Eichmann geleitete ,,Judenreferat" IV B 4. An der Planung und Ausführung des Völkermords an den Juden in der Sowjetunion war er bis ins Detail beteiligt.
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Aus: "Heinrich Müller (Gestapo)" (3. Oktober 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_M%C3%BCller_(Gestapo) (http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_M%C3%BCller_(Gestapo))
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Quote[...] Als Endphaseverbrechen oder Verbrechen der Endphase werden nationalsozialistische Verbrechen bezeichnet, die in den letzten Wochen und Monaten des Zweiten Weltkrieges begangen wurden.
[...] ,,Wir werden nicht den gleichen Fehler machen, der 1918 begangen wurde; wir werden unsere innerdeutschen Feinde nicht am Leben lassen." (Gestapo-Chef Heinrich Müller)
[...]
Beispiele:
Aachen
25. März 1945: Franz Oppenhoff, nach der Einnahme Aachens durch die US-Armee von den Amerikanern als Oberbürgermeister eingesetzt, wird vor seinem Haus von einem nationalsozialistischen Kommando des Werwolf ermordet.
Aschendorfer Moor, Emslandlager
12. bis 19. April 1945: Im Aschendorfer Moor werden etwa 350 Häftlinge aus den Emslandlagern erschossen.
Berlin
* Prinz-Albrecht-Straße und Invalidenstraße, 23. April 1945: 16 Häftlinge des Zellengefängnis Lehrter Straße, meist Angehörige des Kreises vom 20. Juli 1944, werden in der Invalidenstraße umgebracht, darunter Albrecht Haushofer.
* 28. April 1945: 35 Häftlinge aus dem Gefängnis der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße werden in einer Ruine an der Puttkamerstraße von der SS ermordet.
Bremen
Frühjahr 1945: 15 Deportierte aus dem Dorf Meensel-Kiezegem/Belgien kommen im KZ Neuengamme/Nebenlager Bremen-Blumenthal ums Leben. Am 1. August und 11. August 1944 wird das Dorf von SS und belgischen Faschisten überfallen, viele Dorfbewohner werden deportiert, darunter 22 nach Blumenthal zur Zwangsarbeit im Stahlwerk. 61 Einwohner werden ins KZ Neuengamme deportiert. Auf der AG Weser sterben 15 von ihnen. In Bremen gibt es schon im März 1944 Evakuierungslisten der SS, nach denen alle Zwangsarbeiter (nicht nur der KZ-Außenlager) in größere Sammelpunkte getrieben werden sollten, um von dort beim Anrücken der Alliierten in Marsch gesetzt zu werden. Kein Gefangener sollte lebend in die Hände der Alliierten fallen. Im ersten Quartal 1945 sind einem Arztbericht vom März 1945 zufolge in den sieben Bremer Neuengamme-Außenkommandos 515 KZ-Häftlinge ums Leben gekommen, verhungert, an Entkräftung verstorben, erfroren, erschlagen, 249 alleine im Kommando Schützenhof namentlich belegt, 55 im Kommando Blumenthal, 203 im Kommando Farge, 68 Tote im Lager Rießpott/Osterort. Bei einem Transport von 100 KZ-Häftlingen am 11. Januar 1945 aus diesem Außenlager kommen drei Häftlinge lebend in Neuengamme an. Der Todesmarsch von 2.500 bis 3.000 Häftlingen beginnt am 9. April 1945 in Farge und führt über Neuengamme an die Lübecker Bucht, wo die Überlebenden zusammen mit anderen Opfern der Evakuierungsmärsche auf die ,,Cap Arcona", ,,Thielbek" und ,,Athen" verladen werden. (Die Schiffe wurden durch britische Bomben versenkt, die Insassen kamen zumeist ums Leben). Ein Teil der Transportunfähigen wurde im Kriegsgefangenenlager Sandbostel mit Flecktyphus und Ruhr zurückgelassen. Alleine in Brillit (Kreis Rotenburg) wurden über 300 Tote begraben.
Brettheim und Reubach
Drei Bürger des Dorfes Brettheim bei Rot am See werden von SS und Wehrmacht unmittelbar vor Kriegsende erhängt. Sie hatten HJ-Mitgliedern, die weiterkämpfen wollten, die Waffen abgenommen.
,,Celler Hasenjagd"
8. April 1945: Während der Bombardierung des Celler Güterbahnhofs befand sich dort auch ein Häftlingstransport. Die flüchtenden Überlebenden wurden verfolgt und von SS-Leuten erschossen. Zusätzlich beteiligten sich Polizei sowie Zivilpersonen an diesem Massaker. Augenzeugen verglichen den Anblick der flüchtenden Häftlinge mit einer Hasenjagd.
Chemnitz
27. März 1945: Chemnitzer Gestapoleute erschießen im Wald bei Neukirchen sieben aus der Haft geflohene Antifaschisten.
Dortmund
* 9. Februar 1945: Eine Verhaftungswelle beginnt; vom 7. März 1945 bis zum 12. April 1945 finden Exekutionen im Rombergpark und in der Bittermark statt.
* 16. März 1945: Das Arbeitserziehungslager auf dem Gelände des Dortmund-Hörder Hüttenvereins wird aufgelöst. Die Gefangenen werden nach Bergen-Belsen gebracht, einige werden in der Bittermark erschossen.[3]
* 12. April 1945: Letzte Exekution in Dortmund am Eisenbahngelände beim ev. Friedhof Hörde. Bis Kriegsende sterben tausende Kriegsgefangene im Stalag VI D, Westfalenhalle. Sie wurden schutzlos den Bombardements ausgesetzt. An diese Verbrechen erinnert das Mahnmal Bittermark.
Düsseldorf
16. April 1945: Versuch einiger Düsseldorfer Bürger, darunter der stellvertretende Polizeipräsident Franz Jürgens, die lokalen nationalsozialistischen Autoritäten festzusetzen, um Düsseldorf kampflos den amerikanischen Truppen zu übergeben. Fünf Bürger werden nach Urteil eines Standgerichts und auf Befehl des Gauleiters Friedrich Karl Florian erschossen. Das Urteil des Standgerichts wurde später vom Bundesgerichtshof bestätigt und erst 1999 in Folge des Gesetzes "zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile" aufgehoben. Siehe auch Hauptartikel Aktion Rheinland.
Essen
* 21. Februar 1945: Die Jüdinnen Klara Adolph und Julie Risse aus Essen werden verhaftet und später in Dortmund umgebracht.
* Montagsloch, 12. März 1945: 35 russische Zwangsarbeiter und möglicherweise noch weitere Personen werden von der Essener Gestapo ermordet und vergraben.
Frankfurt am Main
* 24. März 1945 Todesmarsch von etwa 400 KZ Häftlingen des KZ Frankfurt/Adlerwerke, ein Aussenlager des KZ Natzweiler, nach Buchenwald. Der Zug ging über Hanau, Gelnhausen, Schlüchtern, Neuhof, Eichenzell, Fulda nach Hünfeld. Mit dem Zug wurden sie von Hünfeld nach Buchenwald transportiert. Am 30. März 1945 trafen dort 280 Häftlinge ein. Nach einem weiteren Marsch nach Dachau kamen dort noch nicht einmal 40 Häftlinge aus den Adlerwerken lebend an und wurden später befreit.
* 26. März 1945: 82 Frauen aus dem Gefängnis Frankfurt am Main werden nach Hirzenhain transportiert und dort von der SS erschossen.
Hagen
* 12. April 1945: Die Gestapo erschießt in der Donnerkuhle bei Hagen zwölf Gefangene aus Hagener Gefängnissen, es waren acht deutsche und vier sowjetische Gefangene. Unter den deutschen Häftlingen befanden sich zwei ,,fahnenflüchtige" Wehrmachtsangehörige, ferner Bürger aus Altena, Düsseldorf, Wermelskirchen und Wuppertal.[4]
Hagen-Rummenohl
Sterbeckerhammer, 5. April 1945: 118 Zwangsarbeiter des Stalag VI A in Hemer aus Montenegro/Jugoslawien werden auf Befehl des Gauleiters Albert Hoffmann "abgeführt". Ziel (so die Akten im Lüdenscheider Stadtarchiv) "unbekannt". Später gehören 107 Jugoslawen, die erst kurz zuvor angekommen waren, zu den Mitte April 1945 von den US-Truppen befreiten rund 23.000 Kriegsgefangenen. Wenn es sich um die Häftlinge von Sterbeckerhammer handelte, so ist von mindestens elf auf Befehl Hoffmanns Ermordeten auszugehen. Die von einem Journalisten und damaligen VVN-Funktionär im Stadtarchiv recherchierten Quellen werden hinsichtlich ihrer Ansprache als Endphasenverbrechen von Fachhistorikern angezweifelt.
Hamburg
* Bullenhuser Damm, Neuengamme: Am 20. April 1945 töten SS-Männer in der Schule Bullenhuser Damm 20 jüdische Kinder, die von NS-Ärzten zu grausamen Tuberkulose-Versuchen missbraucht worden waren.
* 21. und 23. April 1945: 13 Frauen und 58 Männer werden aus dem Zuchthaus Fuhlsbüttel ins KZ Neuengamme gebracht und von der SS ermordet.
* 21. bzw. 23. April 1945: Zwei Angehörige des Hamburger Zweigs der Widerstandsgruppe "Weiße Rose", Margarethe Mrosek und Dr. Curt Ledien, werden im KZ Neuengamme auf Befehl der Gestapo ermordet.
Hannover
6. April 1945: Angehörige der Gestapo-Dienststelle in Ahlem treiben vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter auf den Seelhorster Friedhof in Hannover und töten 154 Menschen. Am 2. Mai werden ,,belastete Nazis" von der US-Armee gezwungen, das Massengrab auszuheben: 526 Leichen werden entdeckt. 386 werden in einem Trauerzug zum Maschsee gefahren und am Nordufer bestattet.
Hemer
* 10./11. April 1945: Acht Gefangene werden in Hemer von der Dortmunder Gestapo, die sich nach Hemer abgesetzt hatte, erschossen.
Herne
Ende März 1945: Verbringung von Gefangenen nach Dortmund. Dort vermutlich Exekution im Rombergpark
Herten
29. März 1945: Acht russische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene werden im Hertener Wald von der SS erschossen und in Bombentrichter verscharrt. Gauleiter Albert Hoffmann soll dafür verantwortlich sein.
Hessentaler Todesmarsch
5. April 1945: Evakuierungsmarsch (Hessentaler Todesmarsch) von Häftlingen der Konzentrationslager Hessental und Kochendorf.
Hirzenhain
23. März 1945: 49 Frauen aus dem Arbeitserziehungslager Frankfurt-Heddernheim zur Außenstelle nach Hirzenhain transportiert. Während des Transports flohen 5 Frauen. Die verbliebenen 44 wurden mit 37 weiteren Frauen und 6 Häftlingen aus dem Lager am 26. März 1945 durch die SS erschossen.
Isenschnibbe bei Gardelegen
April 1945: Massaker in einer Scheune bei Isenschnibbe bei Gardelegen. 1017 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, darunter 63 jüdische Häftlinge, werden dabei ermordet. 24 Stunden vor der Befreiung durch die US Army wurden die Häftlinge am Ende eines Todesmarsches in eine steinere Scheune eingepfercht und diese anschließend in Brand gesteckt. Bei einem ersten Versuch konnten die Gefangen das Feuer austreten, doch beim zweiten Versuch wurde mit Maschinengewehren auf alles geschossen, was sich bewegte. Zusätzlich warf man Handgranaten in die Scheune.
Iserlohn
Mitte Februar 1945: Verhaftungen französischer Zwangsarbeiter in Iserlohn, Exekution im Rombergpark/Bittermark.
Kassel
Karfreitag 1945: Es werden 12 Gefangene des Zuchthauses Kassel-Wehlheiden (unter ihnen ein Wehrmachtsdeserteur) von der Gestapo liquidiert. Am Tag zuvor ermorden Gestapo und Polizei italienische Zwangsarbeiter, die am Bahnhof Wilhelmshöhe aus einem bombardierten Güterzug Lebensmittel erbeutet hatten.
Köln
* 25. Oktober 1944: Elf ausländische Zwangsarbeiter werden in Köln-Ehrenfeld gehängt.
* 10. November 1944: Öffentliche Hinrichtung von 13 Antifaschisten in Köln-Ehrenfeld, darunter der 16-jährige Bartholomäus Schink von den Edelweißpiraten.
* 24. und 27. November 1944: Massenverhaftung der Kölner Gruppe des "Nationalkomitees Freies Deutschland". Die führenden Köpfe der Gruppe, Engelbert Brinker, Otto Richter und Wilhelm Tollmann, werden bei der Festnahme ermordet.
* 10. Dezember 1944: Acht Widerstandskämpfer werden in Köln nach einem Feuergefecht mit der Gestapo in ihrem Unterschlupf in die Luft gesprengt.
* 18. Januar 1945: Hinrichtung der deutsch-französischen Widerstandsgruppe um Martha Heublein aus Köln nach einem Volksgerichtsurteil in Siegburg.
* 30. Januar 1945: An diesem Tag berichtet die Gestapo aus Köln, sie habe 500 Personen, darunter 220 Deutsche, verhaftet. Von Januar bis März 1945 wurden in Köln 1 800 in- und ausländische Widerstandskämpfer ermordet.
Koselitz
17. April 1945: Ungefähr 180 transportunfähige Zwangsarbeiter aus dem KZ Flossenbürg, welche im Aussenlager Gröditz eingesetzt waren, wurden in einem Steinbruch nahe der sächsischen Gemeinde Koselitz zusammengeschossen und verscharrt.
Leipzig
12. April 1945: 53 deutsche und ausländische Häftlinge aus zwei Leipziger Gefängnissen werden am Stadtrand ermordet. 13. April 1945: 32 deutsche, französische, österreichische und tschechoslowakische Polizeihäftlinge werden in einer Leipziger Wehrmachts-Kaserne ermordet.
Lippstadt
17. Dezember 1944: Verhaftungen in Lippstadt; drei Tage später Verbringung der Gefangenen nach Herne, von dort Ende März 1945 nach Dortmund zur Exekution im Rombergpark/Bittermark.
Lüdenscheid
* 4. Februar 1945: Exekution von mindestens 14 sowjetischen Gestapo-Häftlingen im Arbeitserziehungslager Hunswinkel bei Lüdenscheid. Die Lüdenscheider Bürger Paul Anton Weber und Alex Usseler werden nach Dortmund gebracht und dort im März/April 1945 ermordet.
* 9. April 1945: Exekution von drei deutschen Soldaten, denen Fahnenflucht vorgeworfen wurde (Alex Kamp, Fritz Gass, Heini Wiegmann) in Lüdenscheid. Ihre Leichen werden zur "Abschreckung" öffentlich zur Schau gestellt. Noch eine halbe Stunde vor Einmarsch der US-Truppen tötete ein Zahlmeister der Wehrmacht den als Gegner des NS-Regimes bekannten Friseur Hermann Massalsky, weil er Soldaten zur Desertion aufgefordert hatte.
Lüneburg
In den Tagen vom 7. bis 11. April 1945 kamen 256 KZ-Häftlinge in Lüneburg ums Leben. Sie kamen aus einem Lager in Wilhelmshaven und waren auf dem Weg nach Neuengamme. Die Häftlinge waren größtenteils antifaschistische Widerstandskämpfer der französischen Résistance.
Ein Teil der Häftlinge starb am 7. April 1945 bei einem Bombenangriff auf den Lüneburger Bahnhof zusammengepfercht in Viehwaggons oder wurden in den Tagen danach durch Marinesoldaten und einen SS-Mann erschossen. Allein am 11. April 1945 fielen 60 bis 80 Männer einer Hinrichtung zum Opfer. Geflohene Häftlinge wurden von Polizei und einigen Lüneburger Bürgern gejagt und wieder gefasst und so einige Tage vor Kriegsende noch ermordet. Die Toten wurden später in einem Waldstück bestattet, wo das Mahnmal im Tiergarten die Toten ehrt und die Geschichte dieses Verbrechens wachhält.
Lünen
November 1944: Verhaftungen in Lünen, Betroffene werden später in Dortmund getötet.
Meinerzhagen
29. März 1945 (Gründonnerstag): Verhaftungen in Meinerzhagen; die Opfer werden später in Dortmund ermordet: Vier unbekannte Russinnen und Ernst Hollweg, Jakob Junglas, Friedrich-Wilhelm Kessler sowie Fritz Müller, Arbeiter beim Wehrwirtschaftsführer Hans Joachim Fuchs (Fa. Otto Fuchs), der auch für ihre Verhaftung gesorgt hatte.
Meschede
22. März 1945 : 80 Ausländer, vor allem sowjetische Zwangsarbeiter, werden aus dem Lager Suttrop und aus der Sauerlandhalle in Warstein abgeholt und auf einer Wiese zwischen Eversberg und Meschede erschossen (siehe Warstein). In Fulmecke (nahe Waldstraße) werden die Ermordeten zwei Jahre später bestattet, nachdem sie auf der Kuhweide gefunden wurden.
Mörfelden
21. März 1945: Wenige Kilometer südlich von Mörfelden werden am Rhein die sechs Arbeiter Georg Eberhardt, Cerry Eller, Johann Eller, Nikolaus Lerch, Jakob Schuch (alle Nierstein) und Rudolf Gruber (Oppenheim) ermordet, weil sie beabsichtigt hätten, Unruhe zu stiften. Vor der Hinrichtung wurden die Opfer grausam misshandelt. Der Arzt Dr. Zimmermann schreibt nach der Obduktion von körperlichen Misshandlungen und "die linke Hand des Schuch bei Faustschluß festverkrampft". Als letztes Zeichen des Widerstandes hatte Jakob Schuch noch einmal die linke Faust erhoben.
,,Mühlviertler Hasenjagd"
1./2. Februar 1945: Ungefähr 500 Häftlinge unternehmen einen Fluchtversuch aus dem Todesblock 20 des KZs Mauthausen. Nur 150 von ihnen gelang vorerst die Flucht. Alle, die nicht in die Wälder entkommen konnten, und 75 im Block zurückgebliebene Kranke wurden in derselben Nacht noch exekutiert. Der Großteil der Flüchtigen wurde aufgegriffen und meistens an Ort und Stelle erschossen oder erschlagen. Nur 11 Flüchtende überlebten.[5]
München
29. April 1945: Im Perlacher Forst werden ca. 150 Gestapohäftlinge von ihren Bewachern ermordet.
Neuss
Anfang Mai 1945: Der Neusser Bürger Heinrich Glassmacher, Maat auf dem Minensucher "M 612", wird mit zehn weiteren jungen Matrosen in Soderborg/Dänemark auf Anweisung der Marineleitung erschossen. Unter Führung von Glassmacher hatten die Matrosen das Auslaufen des Schiffes verhindert, um den Kampf nicht weiter fortzusetzen.
Ohrdruf
30. Januar 1945: Eintausend Zwangsarbeiter werden nach Bergen-Belsen transportiert, unzählige sterben. Sie hatten als Sklavenarbeiter im Außenkommando Ohrdruf S III vom KZ Buchenwald seit November 1944 ein unterirdisches Hauptquartier für Adolf Hitler gebaut.
Penzberg
Ende April 1945: Angesichts der bevorstehenden Verwüstung der oberbayerischen Bergwerksstadt Penzberg haben Antifaschisten (im Zusammenhang mit der "Freiheitsaktion Bayern") gewaltsam die Verwaltung übernommen, um die Stadt kampflos zu übergeben. Wehrmacht, SS und "Werwölfe" gehen gegen die Antifaschisten vor und ermorden 16 Bürger. Das Verbrechen wurde als Penzberger Mordnacht bekannt.
Plettenberg
Anfang März 1945: Zwei Arbeiter aus Plettenberg werden verhaftet, nach Dortmund gebracht und dort exekutiert.
Poppenhausen
Im Außenlager des Arbeitserziehungslagers Römhild werden kurz vor Kriegsende 70 marschunfähige Häftlinge in eine Sandhöhle gesperrt und getötet, indem der Höhleneingang gesprengt wird.
Ratingen
6. April 1945: Mindestens zwölf Personen werden im Kalkumer Wald bei Ratingen von drei Düsseldorfer Gestapobeamten erschossen. Es waren sechs Deutsche, drei Sowjetbürger und drei Niederländer. Kriminalkommissar Harnischfeger war der Exekutionsleiter. Harnischfeger wurde zum Tode verurteilt, auf lebenslänglich begnadigt und bald entlassen; später wurde er leitender Kriminalkommissar in einer deutschen Großstadt. (siehe "Menschen wie wir" - Mahnmal für die im Kalkumer Wald ermordeten Zwangsarbeiter, hg. vom Stadtarchiv Ratingen 2000).
Rechnitz
24./25. März 1945: Beim Massaker von Rechnitz im österreichischen Burgenland werden ungefähr 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter in der Nähe des sogenannten Kreuzstadls ermordet.
Sandbostel
In den letzten Kriegswochen bis April 1945: 3 000 Insassen des KZ Neuengamme werden in das Strafgefangenen- und KZ-Auffanglager Sandbostel, nördlich von Bremen, gebracht und kommen dort ums Leben.
Schwetig
31. Januar 1945: Die Häftlinge des Gestapo-Arbeitserziehungslagers ,,Oderblick" werden mit dem Ziel KZ Sachsenhausen deportiert und auf Transport, d. h. Todesmarsch geschickt. Ca. 70 kranke Häftlinge werden in die Krankenbaracke eingeschlossen und verbrannt. Danach werden auch alle anderen Baracken niedergebrannt.
Siegen-Wittgenstein
* November 1944: eine unbestimmte Zahl von Zwangsarbeitskräften, von denen nur eine - Nadja Potemkina - dem Namen nach bekannt ist, wird in Siegen an der Mauer des Kaisergarten-Bunkers erschossen.
* Am 3. April 1945 wird in Klafeld Ignatz Bruck wegen Hissens einer weißen Fahne von Volkssturmangehörigen festgenommen, mißhandelt und öffentlich erschossen, nachdem die Täter zunächst erfolglos versuchten, ihn zu erhängen.
* Im April 1945 werden in Eiserfeld drei Zwangsarbeiter, die angeblich versuchten, zu den herannahenden US-Truppen überzulaufen, durch Genickschuß hingerichtet. Weitere Tötungen von Zwangsarbeitskräften in der Endphase sind überliefert aus Aue, dem Raum Berleburg, aus Erndtebrück, Feudingen, Netphen, Niederschelden, Siegen, Steinbach, Weidenau, Womelsdorf. Täter waren Angehörige der Gestapo, der SS und der Wehrmacht.[6]
Sonnenburg
31. Januar 1945: Es werden über 810 Häftlinge des Zuchthauses Sonnenburg ermordet.
Stein an der Donau, Krems an der Donau und Hadersdorf am Kamp [Bearbeiten]
6. April und 7. April 1945: Der Leiter der Strafanstalt Stein an der Donau verfügt die Freilassung der Gefangenen; SS und Volkssturm erschießen unter dem Vorwand, eine Revolte niederzuschlagen, über 380 Menschen. Am Tag darauf werden 60 Entlassene, die dem Massaker entkommen waren, an der Kampbrücke in Hadersdorf von der SS gestellt und anschließend ermordet.[7]
Stukenbrock
31. März 1945 (Ostermontag): Das Stalag 326 Stukenbrock wird von den Deutschen geräumt. Vorher werden Teile der Lagerbelegschaft nach Osten verlegt.
Treuenbrietzen (Massaker von Treuenbrietzen)
23. April 1945: 131 italienische Militärinternierte, die als Zwangsarbeiter in einer Munitionsanstalt in Treuenbrietzen arbeiten mussten, werden in einem nahegelegenen Waldstück von Wehrmachtsangehörigen getrieben, wo sie bis auf 4 Überlebende erschossen werden. Die Rote Armee hat am 21. April 1945 Treuenbrietzen befreit und liegt nur wenige 100 m entfernt vom Ort des Massakers.
Warstein, Langenbachtal, Eversberg
20.-22. März 1945: 57 ausländische Zwangsarbeiter aus dem Lager Suttroper Schule in Warstein werden auf Befehl des SS-Generals Hans Kammler am 20. März erschossen. Am nächsten Tag werden 71 Arbeiter aus dem Lager Sauerlandhalle geholt und erschossen. Am 22. März werden 80 Ausländer aus dem selben Lager abgeholt und bei Eversberg ermordet. Anschließend wird die Sauerlandhalle von der SS angezündet. Französischen Arbeitern gelingt es, tausende eingeschlossene Russen aus der Halle zu befreien. Kammler hatte nach einer Reise nach Berlin verkündet: "Das Fremdarbeiterproblem wird für die deutsche Bevölkerung existenzbedrohend. Wir müssen jetzt Vergeltung üben. Wir müssen die Zahl der Fremdarbeiter dezimieren."
Wedel
Frühjahr 1945: Zehn Männer aus dem niederländischen Putten kommen im Außenlager Wedel des KZ Neuengamme ums Leben. Am 2. Oktober 1944 hatten SS und Wehrmacht in Putten eine "Vergeltungsaktion" durchgeführt: 661 Männer wurden aus dem zuvor zerstörten Dorf bei Amersfoort entführt, nur 49 überlebten die Deportation, alle anderen wurden in Deutschland ermordet, darunter viele im KZ Neuengamme.
Weimar
5. April 1945: Gestapobeamte bringen 149 Insassen des Polizeigefängnisses in Weimar um.
Wenzelnbergschlucht bei Solingen
13. April 1945: 71 Gefangene werden in der Wenzelnbergschlucht bei Solingen von Gestapo umgebracht.
Wuppertal
Ende Februar/Anfang März 1945: Auf dem Burggrafenberg im Staatsforst Burgholz auf einer Lichtung nahe dem Schießstand der Wuppertaler Polizei werden unter Beihilfe der Wuppertaler Kriminalpolizei sechs Frauen und 24 Männer von der Gestapo erschossen. Es handelte sich um Zwangsarbeiter aus der UdSSR. Die Namen der Erschossenen blieben unbekannt, mit Ausnahme des Namens Helena Matrosova, einer ukrainischen Lehrerin.
[...]
Literatur
* Gerhard Paul: ,,Diese Erschießungen haben mich innerlich gar nicht mehr berührt". Die Kriegsendphasenverbrechen der Gestapo 1944/45. In: Gerhard Paul, Klaus-Michael Mallmann (Hg.): Die Gestapo im Zweiten Weltkrieg. ,,Heimatfront" und besetztes Europa. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2000. ISBN 3-89678-188-X.
* Sven Keller: Verbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges - Überlegungen zu Abgrenzung, Methodik und Quellenkritik. In: Cord Arendes, Edgar Wolfrum, Jörg Zedler (Hg.): Terror nach Innen. Verbrechen am Ende des Zweiten Weltkrieges. (Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 6) Göttingen 2006.
* Edgar Wolfrum: Widerstand in den letzten Kriegsmonaten und Endphasenverbrechen. In: Peter Steinbach, Johannes Tuchel (Hg.): Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur 1933-1945. Lukas, Berlin 2004, ISBN 3-936872-37-6.
Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Endphaseverbrechen (http://de.wikipedia.org/wiki/Endphaseverbrechen) (14. Oktober 2008)
...
Quote[...] Distomo (griechisch Δίστομο (n. sg.)) ist ein griechische Ortschaft am Fuße des Parnassos-Gebirge. In der Nähe des Ortes befindet sich das Kloster Hosios Loukas aus byzantinischer Zeit.
Distomo war im Zweiten Weltkrieg Schauplatz einer der grausamsten Vergeltungsmaßnahmen der deutschen Wehrmacht.
Am 10. Juni 1944 erschossen Angehörige eines Regimentes der 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division im Zuge einer an den Einwohnern der griechischen Ortschaft Distomo verübten ,,Vergeltungsaktion" 228 der - an Partisanenkämpfen unbeteiligten - ca. 1.800 Dorfbewohner. Unter den Opfern befanden sich vor allem alte Menschen, Frauen, 34 Kinder im Alter von einem bis zehn Jahren und vier Säuglinge im Alter von zwei bis sechs Monaten. Das Dorf wurde niedergebrannt. Derselbe SS-Verband hatte beim Blutbad von Klissoura am 5. April 1944 zusammen mit bulgarischer Miliz 215 Männer, Frauen und Kinder niedergeschossen, um Partisanenanschläge auf zwei deutsche Soldaten zu rächen[1].
Anlass zu dem Blutbad war die Erschießung von drei deutschen Soldaten durch Partisanen. Die deutsche Einheit war bei der Rückkehr von einer erfolglosen Jagd auf Widerständler in einem Nachbardorf in einen Hinterhalt geraten.
Im offiziellen Gefechtsbericht der 2. Kompanie des SS-Polizeigrenadier-Regiments der 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division vom 10. Juni 1944 heißt es außerdem, dass aus dem Ort mit Granatwerfern, Maschinengewehren und Gewehren auf die deutschen Soldaten geschossen worden sei. ,,Ich habe daraufhin", fährt der Bericht des Kompaniechefs Fritz Lautenbach fort, die ,,Feuereröffnung und den Angriff mit allen zur Verfügung stehenden Waffen auf Distomon befohlen. Nachdem das Dorf gesäubert war, wurden insgesamt 250 bis 300 tote Bandenangehörige und Bandenverdächtige gezählt." Die historische Forschung kommt hingegen zu einem anderen Ergebnis, so hat auch das Bonner Landgericht in seinem Urteil vom 23. Juni 1997 festgestellt: ,,Im Laufe des Vormittags des 10. 6. 1944 erreichten die Truppen von Lewadia aus kommend Distomo, hielten sich dort mehrere Stunden auf und verhörten den Bürgermeister und den Popen bezüglich des Aufenthalts bzw. Durchzugs von Partisanen. Am Tag zuvor waren etwa dreißig Partisanen aus Desfina eingetroffen und nach Stiri weitergezogen. Auf Grund dessen zog eine motorisierte Kolonne in Richtung Stiri aus. Die Kolonne wurde kurz vor Stiri angegriffen und zog sich unter Verlusten zurück. Nach der Rückkunft in Distomo wurden zunächst zwölf Gefangene und anschließend die gesamte im Ort verbliebene Bevölkerung ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht umgebracht, die Häuser wurden systematisch durchsucht und anschließend niedergebrannt. Insgesamt wurden etwa 218 Menschen ermordet."
Bei der Aktion kam es nach Augenzeugenberichten zu sadistischen Exzessen: ,,Männer wie Kinder wurden wahllos erschossen, Frauen vergewaltigt und niedergemetzelt, vielen schnitten die Soldaten die Brüste ab. Schwangere Frauen wurden aufgeschlitzt, manche Opfer mit dem Bajonett gemeuchelt. Anderen wurden die Köpfe abgetrennt oder die Augen ausgestochen."[2]
Vor griechischen Gerichten:
Auf die Klage von Kindern der Opfer von Distomo wurde die Bundesrepublik Deutschland in einem erstinstanzlichen Versäumnisurteil des Landgerichts Livadia im Oktober 1997 zur Zahlung von 37,5 Millionen Euro verurteilt. Ein Revisionsantrag der Bundesrepublik Deutschland wurde im Januar 2000 vom Areopag, dem höchsten griechischen Gericht, zurückgewiesen. Die Zwangsvollstreckung, die in Vermögen der Bundesrepublik Deutschland betrieben wurde, welches in Griechenland gelegen war (u.a. Pfändung des Goethe-Instituts in Athen), konnte im letzten Moment durch gegen die Vollstreckung eingelegte Rechtsbehelfe abgewendet werden. Die griechische Regierung weigerte sich, die nach griechischem Recht notwendige Einwilligung in die Zwangsvollstreckung zu erteilen. Der dagegen von den Klägern beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) eingelegte Antrag wurde abgewiesen (Beschluss vom 12. Dezember 2002, 59021/00 - Kalogeropulou u.a. ./. Griechenland und Deutschland).
Vor deutschen Gerichten:
Gegen den Kompaniechef und dessen Vertreter wurde unmittelbar nach dem Massaker ein strafrechtliches Kriegsgerichtsverfahren wegen Missachtung der Weisung des Oberbefehlshabers Süd-Ost eingeleitet, nach der nur höhere Truppenführer im Einvernehmen mit den zuständigen Feldkommandanturen Vergeltungsmaßnahmen befehlen durften. Der Kompaniechef und sein Vertreter starben allerdings wenige Monate später an der Front; die Ermittlungen wurden daraufhin eingestellt.
Die von den Klägern in Deutschland betriebene zivilrechtliche Klage blieb vor dem LG Bonn, OLG Köln und schließlich vor dem (BGH Urteil vom 26. Juni 2003, AZ: III ZR 245/98) sowie vor dem Bundesverfassungsgericht (Nichtannahmebeschluss vom 15. Februar 2006, AZ: 2 BvR 1476/03) erfolglos.
Vor Zivilgerichten in Italien:
Das oberste italienische Zivilgericht, der römische Kassationsgerichtshof, entschied 2008, dass Überlebende des Massakers von Distomo in Italien Entschädigungsansprüche gegen Vermögenswerte des deutschen Staates in Italien durchsetzen können. Der Anwalt der Kläger erwirkte die Eintragung einer Hypothek auf das deutsche Kulturinstitut Villa Vigoni, der nun die Zwangsversteigerung droht.[3]
Einzelnachweise:
1. ↑ Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd.5/2: Organisation und Mobilisierung des deutschen Machtbereiches, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-06499-7, S.162
2. ↑ Der Spiegel 1998/Nr. 1, S. 43: "Blutbad im Bergstädtchen"
3. ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Juni 2008, S.5
Literatur:
* Boysen, Kriegsverbrechen im Diskurs nationaler Gerichte, AVR (Archiv des Völkerrechts) 44 (2006), 363 ff.
* Fleischer, Hagen: "Endlösung" der Kriegsverbrecherfrage - Die verhinderte Ahndung deutscher Kriegsverbrechen in Griechenland. in: Frei, Norbert (Hg.): Transnationale Vergangenheitspolitik - Der Umgang mit deutschen Kriegsverbrechen in Europa nach dem zweiten Weltkrieg. S. 474 - 535. Göttingen 2006 ISBN 3-89244-940-6
* Verlegerkomitee (Hg.): Schwarzbuch der Besatzung (gr. / dt.) Athen o.J.
Aus: "Distomo" (7. September 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Distomo (http://de.wikipedia.org/wiki/Distomo)
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Quote[...] Nach dem Urteil des höchsten griechischen Gerichts zum SS-Massaker von Distomo und zur Entschädigungspflicht der Bundesrepublik stehen jetzt die ersten Pfändungen an.
"Liebe Kameraden! Jeder von Euch sollte in dieser Stunde an einen denken, mit dem er während des Krieges Schulter an Schulter marschiert ist, und der ihm ein Freund und Kamerad war."
Vergangene Woche im österreichischen Gröbming. Ehemalige Angehörige der 4. SS-Polizei-Division ehren ihre gefallenen Kameraden.
Seit 25 Jahren treffen sie sich regelmäßig an gleicher Stelle - mit wohlwollender
Unterstützung durch die Landsmannschaft und das örtliche Bürgermeisteramt.
Dabei hat gerade diese Division eine Blutspur hinterlassen, die bis heute international für Empörung sorgt. Kriegsverbrechen grausamster Art - von Russland bis nach Griechenland.
Distomo, 10. Juni 1944. Angehörige der 4. SS-Polizei-Division brennen das Dorf bis auf die Grundmauern nieder. Rache für einen Partisanenüberfall, 5 Kilometer außerhalb des Dorfes. Mehr als 200 Griechen werden erschossen, erschlagen, abgeschlachtet - unschuldige Opfer, die nichts mit dem Zwischenfall zu tun hatten.
Das Massaker der SS wird für die Überlebenden zum Trauma. Selbst das Heereskommando der Wehrmacht spricht spricht kurz darauf von einem Verstoß gegen das Kriegsrecht, wie dieses Dokument vom Juli ´44 belegt.
56 Jahre danach wollen die Kameraden von einst von alldem nichts mehr wissen.
SS-Mann
"Wenn wirklich ein Schuldgefühl vorhanden gewesen sein könnte, kurz nach der Sache. Oder wenn man noch daran irgendwie Erinnerungen hat, dann wird das nach so langer Zeit wird das abgebaut. Das verblaßt und verschwindet."
SS-Mann
"Im Grunde genommen sind diese angeblichen Massaker auch Notwehr, nicht."
Notwehr ? Hier in Distomo erinnert man sich bis heute ganz anders. 218 ausgelöschte Leben, selbst Babys wurde der Bauch aufgeschlitzt.
Pagoula Skouta
Überlebende des Massakers von Distomo
"Ich habe fast alle verloren. Meine Eltern, meine Brüder, meine Schwestern. Alle am selben Tag. So ein Verlust. Für´s ganze Leben. Auch meine Cousins und Cousinen. Ja."
Über 50 Jahre hoffte man in Distomo vergeblich auf eine Entschädigung für das grausame Massaker. Doch Deutschland stellte sich sturr. 1995 entschlossen sich deshalb 269 Betroffene zu einer Sammelklage.
Einer, der diese Klage maßgeblich auf den Weg brachte, ist Professor Sfountouris - aufgewachsen in einem Schweizer Waisenhaus. Auch er verlor bei dem Massaker seine Eltern. Lange hat er auf eine Geste der Versöhnung gehofft, heute ist er verbittert.
Agyris Sfontouris
Überlebender des Massakers von Distomo
"Die Art und Weise, wie Deutschland mit der Geschichte umgegangen ist, auch konkret in unserem Fall, ist entwürdigend. Alle Möglichkeiten, das Gespräch zu suchen, sind gescheitert. Es blieb uns wirklich nichts anderes übrig, als über den gerichtlichen Weg dieses Thema mit Deutschland zu diskutieren."
Anfang Mai entschied der Oberste Gerichtshof in Athen in letzter Instanz: Die Bundesrepublik muß den Überlebenden von Distomo Schadensersatz zahlen. Umgerechnet 56 Millionen Mark plus Zinsen.
Doch die Regierung in Berlin weigert sich noch immer, das Urteil zu erfüllen.
Heinz Düx
Sachverständiger für NS-Entschädigungsfragen
"Die Tendenz der Bundesrepublik ging immer dahin, Entschädigungsforderungen möglichst von sich wegzuschieben, zu verzögern, oder: Wenn sich eine Möglichkeit nach dem Gesetzestext ergab, nicht zahlen zu müssen. Und das zieht sich über die gesamten 55 Jahre, die seit der totalen Kapitulation bisher verstrichen sind."
Hier in Athen aber ist man nicht mehr bereit, die deutsche Haltung in diesem Punkt zu tolerieren. Rechtsanwalt Joannis Stamoulis, der für die Kläger von Distomo 56 Millionen Mark plus Zinsen erstritten hat, will nun zwangsvollstrecken. Deutsche Liegenschaften in Griechenland sollen schnellstmöglich unter den Hammer.
Joannis Stamoulis
Anwalt der Kläger von Distomo
"Ich habe zunächst vier Objekte im Auge, nämlich das Deutsche Ärchälogische Insitut, das Goethe-Institut und die deutschen Schulen in Athen und Thessaloniki. Und ich denke, dass die öffentliche Zwangsversteigerung dieser Immobilien zwischen 40 und 50 Millionen Mark erbringen wird."
Beim Goethe-Institut im Zentrum von Athen nimmt man die Ankündigungen des Anwalts ernst. Letzte Woche herrscht noch keine Panikstimmung, aber die Leitung des Hauses hat sich bereits über den Tag X Gedanken gemacht.
Abed Naumann
Goethe-Institut Athen
"Sollte es tatsächlich zu einer Zwangsversteigerung kommen, dann werden wir uns sofort mit unserer Zentrale oder mit der Botschaft in Verbindung setzen. Denn wir wollen ja unsere Kulturarbeit fortsetzen. Welche Lösung sich dann anbietet, das wird sich dann herausstellen. Aber ich glaube nicht und hoffe auch nicht, dass wir zu dieser Situation kommen, wo uns die Polizei dann raussetzt."
Aus: "Distomo" (Zuletzt aktualisiert: 14. Juni 2002, 18:12 Uhr)
Quelle: http://www.mdr.de/fakt/140912.html (http://www.mdr.de/fakt/140912.html)
Quote[...] Das US-Verteidigungsministerium sorgt sich um die Unterhaltung der Soldaten. Nachdem es immer wieder Probleme mit Soldaten gegeben hatte, die auf Social-Networking-Websites Bilder oder Informationen veröffentlichten, wurde nun das Videoportal TroopTube.tv eröffnet, das vom Pentagon kontrolliert wird. Voriges Jahr hatte das Pentagon begonnen, den Zugriff auf Videoportale wie YouTube zu blockieren, allerdings nutzte das Militär die Videoportale, um selbst Videos zu verbreiten, beispielsweise von der Multinationalen Truppe im Irak.
TroopTube.tv, das von der Pentagon-Abteilung Military OneSource betrieben wird, soll es den fernab ihrer Heimat stationierten Soldaten ermöglichen, mit Freunden und der Familie auch über Videobotschaften zu kommunizieren, ohne dass die Sicherheit beeinträchtigt wird oder geheime Informationen durchsickern. Zwar können alle Internetnutzer darauf zugreifen und sich die Videos ansehen, aber diese werden erst einmal kontrolliert. Noch befinden sich in dem Portal wenige Videos. Ein Film zeigt General David Petraeus, der zu den Soldaten spricht, andere Videos berichten über Veranstaltungen oder übermitteln Grüße an Angehörige. (fr/Telepolis)
Quote13. November 2008 12:48
YouKill.com wäre doch ein viel besserer Name
Skirsekarks (mehr als 1000 Beiträge seit 31.07.00)
Oder YouServe.com?
Quote13. November 2008 13:17
Re: YouKill.com wäre doch ein viel besserer Name (Editiert vom Verfasser am 13.11.08 um 13:26)
Onkel Bräsig (mehr als 1000 Beiträge seit 12.07.07)
YoullDie.gov
Oder noch besser: YoullDieFor.gov
Quote13. November 2008 12:08
N24 Dokus rund um die Uhr...na super...
Clit_Commander (mehr als 1000 Beiträge seit 26.12.04)
Ich betrachte N24 mit ihren billig eingekauften Hurra-Waffen-Dokus
als einen frühen Ableger dieser trooptube Sache...Wo anders kann man
sich mindestens 6 Stunden am Tag US Waffensysteme zeigen lassen??
Quote13. November 2008 13:27
Hiram Johnson: "the first casualty when war comes, is truth"
ylai (mehr als 1000 Beiträge seit 11.05.01)
... muss ich unweigerlich an den Spruch des ehemaligen
(republikanischen) Gouvaneur und Senator aus Kalifornien denken, wenn
ich diese Meldung lese.
Aus: "Pentagon startet Videoportal für Soldaten" (13.11.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Pentagon-startet-Videoportal-fuer-Soldaten--/meldung/118832 (http://www.heise.de/newsticker/Pentagon-startet-Videoportal-fuer-Soldaten--/meldung/118832)
Quote[...] Berlin (dpa) - Soldaten im Auslandseinsatz werden künftig besser bezahlt. Das entschied der Bundestag. Die Aufstockung ist Teil der Reform des Dienstrechts.
...
Aus: "Newsticker: Soldaten im Auslandseinsatz werden besser bezahlt" (12.11.2008 )
Quelle: http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa&id=19530620 (http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa&id=19530620)
Quote[...] Petra Karin Kelly (* 23. November 1947 in Günzburg; † 1. Oktober 1992 in Bonn) war eine deutsche Politikerin, Friedensaktivistin und Gründungsmitglied der Partei Die Grünen.
Petra Karin Lehmann wurde als Tochter deutscher Eltern in Günzburg an der Donau geboren. Der Vater verließ die Familie, als sie sieben Jahre alt war. Die Mutter arbeitete ganztags, so dass die Tochter von der Großmutter aufgezogen wurde. Nach der Heirat der Mutter mit dem amerikanischen Offizier John E. Kelly änderte sich der Familienname in Kelly. Die Familie zog 1960 in die USA um. Von 1966 bis 1970 studierte sie Politische Wissenschaften und Weltpolitik in Washington D.C. und war dort auch hochschulpolitisch aktiv.
[...] Unter nicht völlig geklärten Umständen wurde Kelly von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian im Schlaf mit dessen Pistole getötet. Dieser erschoss sich anschließend selbst. Der genaue Todeszeitpunkt Kellys konnte auf Grund des späten Auffindens der Leichen erst am 19. Oktober 1992 nicht mit Sicherheit festgestellt werden, als Todeszeitpunkt angenommen wird die Nacht zum 1. Oktober 1992.
[...] In Barcelona befindet sich im Park ,,Viver dels Tres Pins" auf dem Montjuic ein kleiner Garten, der 1993 Petra Kelly gewidmet wurde. In ihm befindet sich auch eine Skulptur der Künstlerin Olga Ricart. Die Skulptur ist recht klein und zeigt einen jungen Frauenkörper, der sich an eine ovale Form schmiegt. Die Haare verdecken das Gesicht. Die Skulptur trägt die folgende katalanische Inschrift:
«No hi ha un Camí vers la Pau / La Pau és l'únic Camí / Petra Kelly / Dia de la Terra 1993»
,,Es gibt keinen Weg zum Frieden / Der Friede ist der einzige Weg / Petra Kelly / Gebaut 1993"
[...]
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Petra_Kelly (http://de.wikipedia.org/wiki/Petra_Kelly) (24. Oktober 2008)
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Quote[...] Gert Bastian (* 26. März 1923 in München; † 1. Oktober 1992 in Bonn) war ein deutscher General und Politiker (Die Grünen).
[...] Bastian war während des Zweiten Weltkriegs Offizier und an der Ostfront im Einsatz. In der Nachkriegszeit folgte ein kurzes Intermezzo in der Privatwirtschaft. Danach war er von 1956 bis 1980 Soldat der Bundeswehr, zuletzt als Divisionskommandeur im Dienstgrad eines Generalmajors.
Bastian war Gegner der geplanten Stationierung von Mittelstreckenraketen mit nuklearem Sprengkopf in Europa (NATO-Doppelbeschluss) und schloss sich der Friedensbewegung an, die er an führender Stelle mitorganisierte. Dabei lernte er Petra Kelly kennen, die seine Lebensgefährtin wurde. Zunächst war Bastian auch Mitglied im Rotary-Club Würzburg, verließ diesen jedoch nach zunehmender Kritik an seinem Engagement für die Friedensbewegung. Anwürfe unterstellen Bastian immer wieder die Mitgliedschaft bei den Freimaurern, was jedoch von späteren Chronisten bestritten wird.
1980 initiierte er zusammen mit Josef Weber den ,,Krefelder Appell" gegen die Stationierung neuer Atomraketen in Europa. Seine Gegner warfen ihm vor, dass sein Auftreten gegen atomare Mittelstreckenraketen der NATO nicht glaubwürdig sei. Es stehe in eklatantem Widerspruch zu seinem Verhalten als Kommandeur der 12. Panzerdivision in Veitshöchheim, wo er sogar kurz vor seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr noch Manöver leitete, bei denen der Einsatz von Atomwaffen geübt wurde. Andere Vorwürfe gingen dahin, das plötzliche Auftreten des ehrgeizigen Bastian als Atomwaffengegner sei auf mangelnde weitere Karriereperspektiven in der Bundeswehr und seine bevorstehende Pensionierung wegen Erreichen der Altersgrenze zurückzuführen.
1981 gründete er mit anderen ehemaligen Generalen die Gruppe ,,Generale für den Frieden", der später vorgeworfen wurde, sie sei vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR mit angeregt und mitfinanziert worden. Der Verdacht, Bastian selbst habe ebenfalls für das MfS gearbeitet, wurde durch das Auffinden von Unterlagen, die einigen Interpretationsspielraum zulassen, immer wieder diskutiert.
Bastian war vom 29. März 1983 bis 18. Februar 1987 für eine Wahlperiode Mitglied des Deutschen Bundestages. Er wurde über die Landesliste Bayern der Grünen gewählt. Zwischen dem 10. Februar 1984 und dem 18. März 1986 war er fraktionsloser Abgeordneter – sein zeitweises Ausscheiden aus der Fraktion der Grünen beruhte darauf, dass er sich dem damals in dieser Partei geltendem Rotationsprinzip widersetzte und sein Abgeordnetenmandat nicht, wie von der Partei gefordert, nach der Hälfte der Legislaturperiode zur Verfügung stellte.
In den achtziger Jahren wurde er zusammen mit Petra Kelly sowie den ,,Generalen für den Frieden" von der DDR und deren Medien hofiert.
Gert Bastian wurde am 19. Oktober 1992 mit seiner Lebensgefährtin Petra Kelly in der gemeinsamen Wohnung in Bonn-Tannenbusch tot aufgefunden. Nach dem Polizeibericht hatte Bastian seine Lebensgefährtin im Schlaf mit einer Pistole vom Typ Derringer erschossen und sich anschließend selbst getötet.
[...]
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gert_Bastian (http://de.wikipedia.org/wiki/Gert_Bastian) (19. Oktober 2008)
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Quote[...] Mit dem Ende der Blockkonfrontation und dem Aufflammen neuer Kriege und Bürgerkriege, ethnischer Säuberungen und Massaker gegen die Zivilbevölkerung habe sich die Mehrheit der Partei zu einer Neubewertung des Militärs durchgerungen, heisst es in dem Beschluss.
«Unter bestimmten Rahmenbedingungen kann Militär einen notwendigen Beitrag zur Gewalteindämmung, Gewaltverhütung und Friedenskonsolidierung leisten», wird festgehalten. Derartige Einsätze könnten aber bestenfalls Friedensprozesse unterstützen. Zivile Konfliktbearbeitung bleibe Leitidee grüner Friedenspolitik. Die Nato müsse ihre Aufgaben neu ausrichten und dürfe sich nicht als Konkurrenzorganisation zu den Vereinten Nationen verstehen.
Die deutsche Bundeswehr soll nach Meinung der Grünen moderner und kleiner werden; angestrebt wird eine Freiwilligenarmee von etwa 200'000 Soldaten. Die Abrüstungspolitik solle wieder aufgenommen werden. Dazu gehöre auch ein Abzug der in Deutschland und Europa gelagerten US-Atomwaffen.
Afghanistan als Prüfstein
In der Diskussion äusserten sich nur wenige Redner kritisch zu dem Antrag, der auf die Arbeit einer friedenspolitischen Kommission zurückgeht. Roland Vogt, Mitbegründer der Grünen, monierte, die aus der Friedensbewegung hervorgegangene Partei bewege sich damit in die falsche Richtung. Werner Köhler aus Schleswig-Holstein kritisierte die unklare Linie der Bundestagsfraktion zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Dort sei ein geordneter Rückzugsplan nötig, statt immer wieder das Bundeswehrmandat zu verlängern.
Die Parteichefin Claudia Roth hielt dem entgegen, die Grünen blieben die Partei der Gewaltfreiheit, könnten aber nicht die Augen davor verschliessen, dass es Gewalt auf der Welt gebe. Der verteidigungspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Winfried Nachtwei, versicherte, es bleibe beim Primat der zivilen Politik zur Lösung von Konflikten.
Aus: "Deutsche Grüne revidieren ihre Militärpolitik - Bundeswehreinsätze zur Gewalteindämmung gutgeheissen" (16. November 2008)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/deutsche_gruene__1.1270926.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/deutsche_gruene__1.1270926.html)
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Quote[...] Auch die Grünen halten es im Zweifelsfall mit der Macht, der man zur Not auch die eigene Glaubwürdigkeit opfert. Müßig, ihnen das vorzuwerfen. Denn sie glauben, sich von all den anderen Machtpolitikern noch immer zu unterscheiden durch ihre moralische Überlegenheit, die sie in jeder Krise penetrant zur Schau stellen. Und in der Tat hat sich die Partei nie auf jene Legitimität beschränkt, die sich von Wählerstimmen herleitet. Ihren Auftrag bezog sie höheren Orts: von der Natur. Von den Frauen. Vom Friedensgebot. Von der Gattung - also von allen Instanzen, die einem Parteienstreit enthoben sind. Wer will sich schon an der Natur versündigen? Gegen die Frauen sein? Den Frieden stören? Oder gar außerhalb der Gattung stehen? Eben.
[...] es fällt selbst der großstädtischen Latte-Macchiato-Fraktion unter ihren Wählern langsam auf, dass den Grünen zu allen relevanten Fragen, die die Republik beschäftigen, nichts mehr einfällt außer frommen Sprüchen.
...
Aus: "Abschied von den Grünen" Von Cora Stephan (27.2.2005)
Quelle: http://www.dradio.de/dlr/sendungen/signale/351453/ (http://www.dradio.de/dlr/sendungen/signale/351453/)
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Quote[...] Jon (16.11.2008 13:17)
Gewaltfrei durch Gewalt - Das klappt nicht. Alle Bösen totschlagen - diese Lösung wird ein Traum von Simpeln bleiben. Das sehen die Grünen schon im Grunde auch so, aber "im Notfall" dann eben doch Gewalt.
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Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland/gruene-bundesparteitag-gruene-bekennen-sich-zu-militaereinsatz_aid_348953.html (http://www.focus.de/politik/deutschland/gruene-bundesparteitag-gruene-bekennen-sich-zu-militaereinsatz_aid_348953.html)
Quote[...] Die Leute glauben, Journalist sei ein Traumberuf, aber das stimmt nicht - diese Arbeit kann einen das Leben kosten", sagt Bernhard Shaw. Der versierte Kriegsberichterstatter weiß, wovon er spricht. Für "ABC News" war er 1979 in Nicaragua, als die Sandinisten gegen das brutale Regime des Diktators Somoza kämpften. Da er das Land für ein paar Tage verlassen musste, sprang sein Kollege Bill Stewart für ihn ein und bezahlte seinen Einsatz mit dem Leben: An einem Kontrollposten wird er von der Armee angehalten, gezwungen sich auf den Boden zu legen und anschließend kaltblütig erschossen. Der feige Mord ist der Anfang vom Ende des Diktators, der zunächst den Sandinisten die Tat in die Schuhe schieben will. Die Bilder zeigen wie es wirklich war: Aufgenommen hatte sie der ABC-Kameramann Jack Clarke, der hilflos mit ansehen musste, wie sein Kollege brutal ermordet wurde.
Nicht immer haben Bilder und Reportagen von den Grausamkeiten des Krieges eine derartige Wirkung gehabt. Und nicht immer waren und sind es nur hehre Ziele, die Journalisten in Krisen-Regionen treibt, um "den Leuten erzählen, was in der Welt vor sich geht", wie Kate Adie von "BBC News" für sich in Anspruch nimmt. "Ich wollte das Geld und die persönliche Bestätigung", räumt Bernhard Shaw die Motive für seinen Einsatz in Nicaragua rückblickend ein, der nicht sein letzter gefährlicher sein sollte. 1992 war er im ersten Golfkrieg im Irak und berichtete exklusiv für CNN aus einem Hotel in Bagdad. Dennoch sind auch Shaws Erinnerungen an diese Nacht, als "chirurgische Eingriffe" auch die Lebensadern der irakischen Hauptstadt zerstörten, aus seiner Sicht traumatisch: "Bagdad war die Hölle", sagt er heute.
[...] Auch wenn die deutsche Erstausstrahlung recht spät erfolgt - [...] hat der Vierteiler nichts von seiner Aktualität eingebüßt. So dokumentieren die drastischen Berichte und Bilder des Afrika-Korrespondenten Sorious Samura vom Wüten von bewaffneten Banden, Söldnern und skrupellosen Regierungstruppen, bei dem die Erste Welt oft wegschaut, wie eine Zustandsbeschreibung des derzeitigen Krieges im Kongo.
Blair verweist darauf, dass sich die Bedingungen der Kriegsberichterstatter dramatisch verschlechtert haben. So starben allein im letzten Jahrzehnt fast 300 Journalisten in Kriegsgebieten, 200 wurden gezielt ermordet. "In vielen Teilen der Welt mag man uns nicht mehr, der Nimbus der Journalisten ist verpufft", sagt CNN-Reporter Chris Cramer. Schade nur, dass Phoenix die vier Teile erst spätabends ausstrahlt.
...
Aus: "Ein tödlicher Job - Phoenix zeigt die preisgekrönte Reihe "Reporter im Krieg"" Rainer Braun (Archiv » 2008 » 18. November » Media)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/1118/media/0030/index.html (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/1118/media/0030/index.html)
Quote[...] Die Nato Schutztruppe, die Uno und die afghanische Regierung wollen mit einer neuen Strategie verhindern, dass weitere Bezirke des Landes in die Hände der Taliban fallen: Sie wollen die Loyalität von Stammesführern erkaufen.
Herzstück des neuen Ansatzes ist der Versuch, lokale Stammesführer durch Geldzahlungen dazu zu bewegen, sich gegen die Islamisten zu wenden und deren Erstarken in ihrem Gebiet zu verhindern.
Die neue Strategie ist vor allem für die US-Kommandeure ein Kurswechsel. Sie hatten sich noch vor einigen Monaten dagegen gesperrt, die traditionellen lokalen Machtstrukturen in Afghanistan zu nutzen, um die ausufernde Gewalt im Land einzudämmen. Nun sind die USA offenbar bereit, in Afghanistan eine Strategie zu versuchen, die bereits im Irak mit großem Erfolg umgesetzt worden ist. Dort wurden in den sunnitischen Gebieten - den Hochburgen des Widerstands - lokale Stammesführer dafür bezahlt, Milizen aufzustellen, die an der Seite der US-Truppen gegen Al-Kaida-Terroristen und Guerillagruppen vorgingen.
Eines der großen Probleme in Afghanistan ist, dass die Zentralregierung in Kabul in vielen ländlichen Gebieten praktisch keine Macht hat. Ziel ist nun, die dort herrschenden Lokalfürsten auf die Seite der Isaf zu ziehen. Bei einem von der afghanischen Regierung betriebenen Pilotprojekt für die Provinz Wardak im Süden Kabuls werden dabei den Stammesführern monatlich 200 $ bezahlt. Einzige Anforderung an sie ist, dass sie lokale Stammesräte bilden und Informationen über die Taliban an die Isaf und nach Kabul weitergeben. Im Gegenzug verpflichtet sich die Regierung, Korruption zu bekämpfen.
Allerdings ist die neue Strategie nicht unumstritten. So gibt es die Sorge, dass es bei der Auswahl der Stammesführer, die Geld bekommen sollen, zu Missbrauch kommen könnte. Kritiker des Plans bezweifeln, dass die Sicherheit in Wardak sich durch das Pilotprojekt verbessert hat. Zudem befürchten sie, die Zentralregierung in Kabul könnte die Zahlungen nutzen, um die Unterstützung lokaler Führer für die Wiederwahl von Präsident Hamid Karsai zu erkaufen.
Der Nato-Oberbefehlshaber Bantz Craddock sagte am Montag, die Isaf müsse um vier weitere Kampfbrigaden - rund 20.000 Mann - aufgestockt werden, um der Taliban Herr werden zu können. Die USA werden im Januar eine weitere Brigade nach Afghanistan schicken.
Aus: "Neue Nato-Strategie: Geldzahlungen sollen Afghanistan Frieden bringen" (26.11.2008)
von Jon Boone (Kabul) und Hubert Wetzel (Berlin)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:Neue-Nato-Strategie-Geldzahlungen-sollen-Afghanistan-Frieden-bringen/443164.html (http://www.ftd.de/politik/international/:Neue-Nato-Strategie-Geldzahlungen-sollen-Afghanistan-Frieden-bringen/443164.html)
Quote[...]
Quote[...] Nach einer deutlichen Zunahme der Kämpfe mit radikalislamischen Taliban fordern die NATO-Militärs eine Verstärkung der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF um etwa 20.000 Mann. Dies entspreche vier Brigaden, die von den Befehlshabern der ISAF angefordert wurden, sagte der NATO-Oberkommandeur, US-General Bantz J. Craddock, in Mons (Belgien).
Bisher habe lediglich die US-Regierung eine zusätzliche Brigade ab Januar versprochen. Die restlichen rund 15.000 Mann müssten noch gefunden werden. Craddock: "Wir haben noch einige Lücken in der Planung."
Vor allem im Süden und im Osten Afghanistans seien die Taliban deutlich aktiver geworden. Dort sei die Sicherheitslage schlechter als im Vorjahr. "Der Aufstand ist auf die gleichen Regionen wie bisher beschränkt, aber er ist schwieriger und härter geworden", sagte Craddock. "Der Aufstand ist wirklich giftiger und spielt sich mit schnellerem Tempo ab als vor einem Jahr. Wir haben jeden Tag, jede Woche und jeden Monat mehr Auseinandersetzungen."
Die Zahl der Zusammenstöße zwischen Soldaten der ISAF und der afghanischen Streitkräfte sei um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Genauere Zahlenangaben machte er nicht. "Wo der Aufstand im Süden und Osten Fuß gefasst hat, ist er aggressiver als im Vorjahr. Und 2007 hatte das auch schon zugenommen."
[...] Die Bundeswehr nimmt mit rund 3500 Soldaten an dem ISAF-Einsatz teil und kann nach dem aktualisierten Bundestagsmandat maximal 4500 Soldaten nach Afghanistan entsenden.
Craddock begrüßte, dass der künftige US-Präsident Barack Obama eine Verstärkung der US-Streitkräfte in Afghanistan in Aussicht gestellt habe. "Ich hoffe, dass dies dazu führt, dass wir auch aus anderen Staaten zusätzliche Beiträge bekommen."
...
Quote
24.11.2008 18:07:22
mona_7:
Der Krieg wird forciert, die Weltwirtschaftkrise taumelt der Lösung der Eliten entgegen
Quote
25.11.2008 11:24:23
Heinrich2006: Weitere NATOTRUPPEN?
Warum?
Unser BMV Hr. Jung erklärte im Nov. eineindeutig:" In Afghanistan gibt es keinen Krieg!"
Im Augenblick sind 70.000 NATO-Soldaten davon 50% Amis in AFG.- dann wären es 90.000 Soldaten. Die Rote Armee hatte ca. 100.000-120.000 ständig in AFG und nach 9 Jahren unverrichteter Dinge bez. auf ihre Ziele abgezogen.
Wieviel Tote will man noch durch diese Politik erzeugen, obwohl doch gar kein Krieg herrscht?
Quote
25.11.2008 08:32:09
Jan45:
,,Wer aus der Geschichte nichts lernt..."
Entsprechende Geschichtskenntnisse/Bezug auf die Geschichte erwarte ich auch bei anderen kommentierten Zeitungsberichten/Fällen. Diese vermisse ich meistens.
,,...dem unaufhörlichem Zivilistenmorden dort beteilgen..."
Tausendfachen Zivilistenmord gibt es weltweit, in Tschetschenien, Tibet, Myanmar, Kongo, Darfur, etc. wo ich bei entsprechenden Zeitungsberichten auf Kommentare warte und kaum welche finde.
Da frage ich mich immer, woher ein so großes Interesse an dem Leid der Zivilisten in Afghanistan kommt, aber nicht in den anderen o.g. Ländern?
Bei einem Abzug wird es erst recht Zivilistenmord geben, das wird aber dann niemanden interessieren.
Quote
25.11.2008 10:58:19
aoe:
"Die Taliban versuchten mit allen Mitteln, die Aufbauerfolge des neuen afghanischen Staates zu zerstören. "Sie verstehen, dass sie umso weniger Einfluss in diesen Gegenden haben, je erfolgreicher wir sind."
Haben diese hinterwäldlerischen Bergbewohner doch glatt aus der amerikanischen Geschichte gelernt und die US-Operationen in Nicaragua 1:1 übernommen, wo die USA durch die verbrecherischen Contras alle von den Sandinisten gebauten Strassen, Schulen und Krankenstationen zerstören liessen. Damals fand Amerika das eine ganz tolle Idee und natürlich völlig legitim!
Ach, verfügte doch der Westen über die gleiche Lernbereitschaft, dann hätte er nach dem Studium der Sowjet-Invasion in AFG gleich die Finger von dieser wahnsinnigen Aktion gelassen.
Quote
25.11.2008 10:41:54
KvJ: "Krieg ohne Konzept"
Unter dieser Überschrift steht in der heutigen SZ ein Kommentar zum mit noch mehr NATO-Truppen auszuweitenden Krieg in Afghanistan. Der Kommentar zeigt die Konzeptionslosigkeit dieses aus meiner Sicht darüber hinaus sinnlosen, moralisch und politisch unverantwortlichen Krieges in Afghanistan. Er enthält die Passage "Vietnam lässt grüßen" und endet mit dem bemerkenswerten Satz: "Es ist Zeit, den Einsatz der NATO am Hindukusch radikal zu überdenken."
Nach jahrelanger unterstützender Tendenz einer Sinnhaftigkeit der Kriegführung der NATO in Afghanistan in der SZ war ich doch einigermaßen erstaunt (und erfreut) , relativ klare Worte zu finden, die einen Politikwechsel befürworten. Diese Tendenz sollte die SZ verstärken und somit ihrer Rolle als verantwortungsvolles Medium wieder gerechter werden. Es ist umso bedauerlicher, dass dieser Kommentar hier im Forum nicht zur Diskussion gestellt wird. Vielleicht kann die SZ das ja nachholen. Ich würde es sehr begrüßen.
Quote
25.11.2008 14:06:30
GromII:
"Wenn wir gehen sterben viele Menschen und es blebt keine Hoffnung zurück"
Ein Ammenmärchen der Besatzer, denn wenn wir abziehen entschiden die Afghanen selbst ob sie die Taliban zurück an die MAcht lassen oder nicht, sonst garnichts und hätte die CIA und USA nicht massiv die Taliban aufgerüstet 1994-1998, dann wären diese NIEMALS an die MAcht gekommen in Afghanistan.
Quote
25.11.2008 14:01:36
GromII:
"Die Sowjets hatten in 5 Jahren (wir sind schon länger da) 75000 tote zu beklagen."
LOL, was für ein Blödsinn, wie wäre es mit Fakten?:
Verluste Sovjettruppen 1980-1990 in Afghanistan:
Tote rd. 15.000
Verwundete rd. 50.000
Gefangene rd. 450
und die Russen waren rd. 10 Jahre in Afghanistan, nicht 5 und wir nicht 5 , sondern bald 8 Jahre
"Im vergleichdazu herscht da wirklich kein Krieg."
Liegt vieleicht daran dass aktuell (noch) keine 100.000 Freiwillige Kämpfer aus Pakistan, Saudi Arabien uva. in Afghanistan sind, (noch) die große Mehrheit aller Afghanen die Besatzer (bisher) nicht bekämpft und der afghanische Wiederstand keine 2 Mrd. US$ Waffenhilfe pro Jahr bekommt aus den USA und dem "Westen", wie 1980-1990.
Quote
25.11.2008 14:04:27
GromII:
@Morcar, tun sie was für ihre Afghanistanbildung und posten Sie bitte erst nach dem Studium dieser Analyse:
http://www.isb-bln.de/data/jahrbuch_06/CD-PDF/CD1/plekhanova_Afghanistan.pdf (http://www.isb-bln.de/data/jahrbuch_06/CD-PDF/CD1/plekhanova_Afghanistan.pdf)
Das erspart uns allen hier viel unsinnige Zahlen und Daten.
Aus: "Schutztruppe soll verstärkt werden - 20.000 Mann nach Afghanistan" (24.11.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/279/449010/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/279/449010/text/)
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Quote01.12.2008 08:37:52
Eiermeier: Also wenn das keine Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die ...
... Menschlichkeit waren was da abgezogen wurde
Guantanamo, Irak, Afghanistan
dann weiss ich auch nicht mehr
Kommentar zu: "US-Präsident Bush - Mordanklage problematisch"
Gehört George W. Bush vor Gericht? Ein ehemaliger US-Staatsanwalt plädiert dafür. So einfach ist das nicht.
Eine Außenansicht von Kai Ambos (30.11.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/973/449699/text/?page=5#readcomment (http://www.sueddeutsche.de/politik/973/449699/text/?page=5#readcomment)
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Quote[...] Ein Selbstmordattentäter hat am Montag im Süden Afghanistans zehn Menschen mit in den Tod gerissen. Unter den Opfern seien acht Zivilisten und zwei Polizisten, sagte der Polizeichef der Provinz Helmand der Nachrichtenagentur Reuters. Der Anschlag habe einem Polizeikonvoi in der Stadt Musa Kala gegolten. Weitere 25 Menschen seien verletzt worden.
Helmand gilt als Hochburg der radikal-islamischen Taliban. Trotz verstärkter internationaler Militärpräsenz hat die Gewalt in Afghanistan in diesem Jahr ein Niveau erreicht wie seit dem Sturz der Taliban 2001 nicht.
Aus: "Afghanistan - Zehn Tote bei Selbstmordattentat" (01.12.08)
Quelle: http://www.focus.de/panorama/welt/afghanistan-zehn-tote-bei-selbstmordattentat_aid_352421.html (http://www.focus.de/panorama/welt/afghanistan-zehn-tote-bei-selbstmordattentat_aid_352421.html)
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Quote[...] Kabul Zivile Opfer bei Militäroperationen in Afghanistan sorgen zunehmend für Unmut in der Bevölkerung. Präsident Hamid Karzai hat die internationalen Truppen im Land bereits mehrfach aufgefordert, Militäraktionen zu meiden, die zum Tod von Zivilisten führen könnten. Insgesamt starben seit Jahresbeginn in Afghanistan bei Kämpfen und Anschlägen mehr als 4000 Menschen, die meisten davon Aufständische.
Bei Kämpfen zwischen Taliban und Regierungssoldaten im Westen Afghanistans sind nach offiziellen Angaben vom Freitag etwa 30 Aufständische und bis zu 13 Regierungssoldaten ums Leben gekommen. Hunderte Talibankämpfer hatten den Konvoi am Donnerstag in der Provinz Badghis angegriffen. Bei den anschließenden stundenlangen Kämpfen seien sieben Soldaten getötet worden, sagte der regionale Kommandant der Armee. Der Gouverneur der Provinz sprach hingegen von 13 getöteten Soldaten. Die Extremisten sollen bis zu 16 Soldaten verschleppt haben.
In Kabul wurde am Freitag ein afghanischer Jugendlicher getötet, vier weitere Zivilisten wurden verletzt, als britische Soldaten das Feuer auf ein afghanisches Fahrzeug eröffneten, das sich ihrem Kontrollpunkt näherte. Der Kabuler Polizeichef General Mohammad Ayoub Salangi sprach von einem "Missverständnis". Im Anschluss gingen hunderte wütende Einwohner in einem Protestmarsch auf die Straße. (APA/dpa)
Aus: "Zivile Opfer bei Militäroperationen sorgen zunehmend für Unmut" (28. November 2008)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1227287417996 (http://derstandard.at/?url=/?id=1227287417996)
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Quote[...] Je stärker sich die Bundeswehr am Krieg in Afghanistan beteiligt, desto rigoroser werden Antimilitaristen in Deutschland verfolgt. Die Kriminalisierung von Kriegsgegnern nimmt mittlerweile absurde Ausmaße an. Vor dem Amtsgericht Berlin wird am heutigen Montag selbst das Anbringen von Aufklebern geahndet. Verhandelt wird gegen die Berliner Doris G. und Björn A. Die beiden waren an einem sonnigen Sonntag im April dieses Jahres im Stadtteil Charlottenburg auf dem Weg zu einer Eisdiele, als sie von mehreren Polizeibeamten an die Hauswand gestellt, in Handschellen gelegt und für Festgenommen erklärt wurden. Das Duo soll Aufkleber mit dem Bild eines brennenden Bundeswehrjeeps und dem Slogan »Why not? – Warum nicht?« an mehreren Laternenmasten verklebt haben, lautet der schwere Vorwurf der Berliner Sicherheitsbehörden. Ein »engagierter Mitbürger« will Doris G. und Björn A. beim Kleben beobachtet und die Polizei alarmiert haben.
Laut Polizei erfolgte die Festnahme aufgrund des Verdachts, zu einer Straftat aufgefordert und gegen das Pressegesetz verstoßen zu haben. Aus dem Umstand, daß sich Doris G. bei der Festnahme nicht ausweisen konnte, hat die Polizei eine Verweigerung der Namensnennung gemacht (obwohl nach Angabe der Betroffenen nie nach dem Namen gefragt wurde) und ein Bußgeld in Höhe von 170 Euro verfügt. Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Berlin Anklage wegen »Belohnung und Billigung von Straftaten« und »Verstoß gegen das Pressegesetz« (auf den antimilitaristischen Hinweisen war kein Verantwortlicher im Sinne des Presserechts vermerkt). Laut Staatsanwaltschaft sollen die beiden mit den Aufklebern im Kalenderjahr 2007 erfolgte Brandanschläge auf Bundeswehrfahrzeuge, die der linken Szene zuzuordnen seien, gutheißen.
Während sich mutmaßliche Kriegsgegner in Berlin vor Gericht verantworten müssen, wird das Einsatzgebiet der Bundeswehr in Afghanistan durch die Hintertür ausgeweitet. Laut Spiegel soll es »größer und gefährlicher« werden. Grund sei eine Gebietsreform, die der NATO-gestützte Präsident Hamid Karsai verfügt habe, meldet das Hamburger Magazin in seiner aktuellen Ausgabe. So solle der Bezirk Ghormach, der als eine »Hochburg« der Taliban gelte und nur sporadisch von italienischen Truppen kontrolliert werde, der Nachbarprovinz Faryab zugeschlagen werden. Für die sei laut NATO-Operationsplan das von der Bundeswehr geführte Regionalkommando Nord zuständig. Das Verteidigungsministerium erklärte, »vor einer Ausweitung der Einsatzräume« den Bundestag »befassen« zu wollen – die derzeit gültige Rechtslage sieht auch eine Zustimmung des Parlaments vor.
In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wies Bundeskanzlerin Angela Merkel die Forderung nach einem Ausstiegsszenario für die Bundeswehr zurück. Eine Debatte über ein Abzugsdatum würde »den Kräften, die Afghanistan destabilisieren wollen, geradezu in die Hände spielen«. Sie wolle im Wahlkampf für diesen Bundeswehreinsatz werben, sagte die CDU-Vorsitzende weiter. »Ich werde offensiv begründen, warum deutsche Soldaten in Afghanistan ihren Dienst tun, wann immer ich gefragt werde.«
In der afghanischen Hauptstadt Kabul kam am Sonntag das Fahrzeug des deutschen Militärattachés zu Schaden. Nach Angaben der dortigen Polizei sprengte sich ein Attentäter, der zu Fuß unterwegs war, neben dem Geländewagen der BRD-Botschaft in die Luft. Dabei wurden zwei afghanische Zivilisten getötet, drei weitere wurden verletzt. Bei Kämpfen starben nach US-Angaben am Freitag und am Wochenende 44 Aufständische. Angaben über eigene Verluste machten die Besatzer nicht.
Aus: "Kriegsgegner vor Gericht" Von Rüdiger Göbel (01.12.2008)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2008/12-01/010.php (http://www.jungewelt.de/2008/12-01/010.php)
Quote[...] In case you haven't been paying attention, the US has been awfully busy slaughtering innocent civilians with routine aerial attacks meant for the Taliban in Pakistan's autonomous tribal belt, thanks to the drone. Citing figures compiled by Pakistan's interior ministry this media source reports that 301 civilians have been killed so far in 2008 while more than 240 others have been wounded.
"The News daily said most of those killed in 32 recorded incidents of missile strikes, drone attacks and one ground raid by the US forces were civilians.
According to the report, only eight US strikes hit the targets, killing 36 Al Qaeda and Taliban militants, while the remaining 24 strikes killed 301 civilians and 18 Pakistani security personnel.
Most of the attacks were said to go wrong because of the faulty intelligence provided by US local spies in the tribal belt, a known sanctuary of Taliban and Al Qaeda fighters launching cross-border attacks on US-led international forces in Afghanistan."
US strikes in Pakistan kill 301 civilians in 10 months
October 28th, 2008 - 4:47 pm ICT by IANS -
=> http://www.thaindian.com/newsportal/south-asia/us-strikes-in-pakistan-kill-301-civilians-in-10-months_100112417.html (http://www.thaindian.com/newsportal/south-asia/us-strikes-in-pakistan-kill-301-civilians-in-10-months_100112417.html)
Despite Pakistan's earlier plea to have the killer drones called off [http://blog.wired.com/defense/2008/10/pakistan-to-us.html (http://blog.wired.com/defense/2008/10/pakistan-to-us.html)], in what's been dubbed "the world's first mechanical proxy war," the killing continues. And for the time Pakistan appears to have acquiesced, but is still mulling its options.
To make their own case, the BBC was granted a little peak inside a secret US air base "somewhere in the Middle East" that serves as the killer drone headquarters, to try and illustrate the level of effort that goes into preventing civilian deaths.
Whether those numbers are accurate or not, no matter how you cut it, any civilian death is unacceptable in my view. According to the BBC, the numbers have tripled over the last three years – and for this there can be no justification. This is state of the art precision bombing?
The video is also on You Tube, but with embedding disabled.
=> http://www.youtube.com/watch?v=gOU7sCAozts (http://www.youtube.com/watch?v=gOU7sCAozts)
From: "The Killer Drone's Afghani Hive"
posted by Bryan Finoki (Saturday, November 29, 2008, subtopia.blogspot.com)
Source: http://subtopia.blogspot.com/2008/11/killer-drones-afghani-hive.html (http://subtopia.blogspot.com/2008/11/killer-drones-afghani-hive.html)
Quote[...] Kopenhagen. Als der serbische Minenräumer Branislaw Kepetanovic auf dem Flughafen von Belgrad Munition beseitigen wollte, explodierte ein Blindgänger, der ihm Arme und Beine abriss und sein Seh- und Hörvermögen schwer beschädigte. Der Sprengkörper einer Streubombe war mit jahrelanger Verspätung doch noch explodiert. Kepetanovic hat sich seither unermüdlich für ein Verbot dieser Waffen eingesetzt, die bisher weltweit schätzungsweise 100 000 Menschen getötet oder schwer verletzt haben. "Streubomben sind die grausamsten Waffen, die es gibt", sagt der Aktivist.
Am Mittwoch und Donnerstag ist er in Oslo Ehrengast. Dann wollen dort mehr als 100 Staaten den Vertrag zur Ächtung der Streumunition unterzeichnen. Darauf hatten sie sich im Mai in Dublin verständigt. Für die Bundesregierung soll dies Außenminister Frank-Walter Steinmeier tun. Da der Bann auf eine norwegische Initiative zurückgeht, soll der "Oslo-Prozess" dort mit der Unterschriftenzeremonie besiegelt werden. "Es ist einer der wenigen Fälle, dass eine ganze Waffengattung verboten wird", sagt Thomas Nash, Sprecher der Koalition gegen die Streumunition (CMC).
Die sogenannten Clusterbomben sind mit teilweise Hunderten Sprengkörpern gefüllte Behälter, die aus Flugzeugen abgeworfen oder mit Raketen abgeschossen werden. Die einzelnen Bomben verstreuen sie über eine große Fläche. Eine hohe Fehlerquelle und viele Blindgänger sind Kennzeichen der Waffen, deren Reste wie die vor neun Jahren verbotenen Landminen wirken: sie bleiben im Terrain liegen und explodieren bei Berührung. Ihre Opfer sind nach Angaben der Hilfsorganisation Handicap International zu 98 Prozent Zivilisten.
In Laos leidet die Bevölkerung immer noch unter den im Vietnamkrieg dort abgeworfenen 260 Millionen Bomben, von Afghanistan bis in die Westsahara, von Tschetschenien bis Bosnien reicht die Liste der Länder, die von Streumunition verseucht sind.
In dem Abkommen verpflichten sich die Teilnehmer, Streumunition nicht einzusetzen oder zu produzieren und die oft sehr hohen Bestände zu vernichten. Allein die deutsche Bundeswehr verfügt über 25 bis 30 Millionen dieser Sprengkörper. Spanien will als Vorreiter bereits Mitte 2009 alle seine Streubomben vernichtet haben. Das Verbot tritt in Kraft, sobald es 30 Länder ratifiziert haben. Doch die größten Rüstungsländer bleiben dem Abkommen fern. Nur rund ein Drittel der weltweiten Bestände sind von dem Verbot umfasst. Unter anderem die USA, Russland, China, Israel, Pakistan und Indien unterstützen das Verbot nicht. Auch die EU-Staaten Finnland, Griechenland, Polen, Rumänien, Lettland und Zypern wollen auf die Waffen nicht verzichten. Dennoch ist CMC zuversichtlich. "Die Stigmatisierung der Streumunition wirkt schon", sagt Nash und verweist darauf, dass die Nato in Afghanistan auf deren Einsatz verzichtete und dass Russland Vorwürfe, diese Waffen im Kaukasus-Krieg eingesetzt zu haben, augenblicklich zurückwies. In den USA habe der kommende Präsident Barack Obama in einer Senatsabstimmung für eine Begrenzung der Clusterbomben gestimmt, sagt die CMC-Vizevorsitzende Grethe Ostern: "Daher ist es nicht nur eine theoretische Chance, dass wir auch die USA an Bord bekommen."
Eine Schwachstelle des Abkommens haben Aktivisten bereits ausgemacht: Länder mit Verboten können Militäraktionen weiterhin mit Partnern abhalten, die Streubomben einsetzen. Die Kritiker stehen auch der in dem Vertrag erlaubten Entwicklung und Neubeschaffung alternativer Munition skeptisch gegenüber. Die neuen Streubomben sollen weniger Sprengsätzen enthalten und sich beim Verfehlen des Ziels selbst zerstören. "Aber auch sie kann Blindgänger erzeugen", heißt es.
Aus: "Ächtungsabkommen: 100 Staaten wollen Streumunition verbieten" VON HANNES GAMILLSCHEG (02.12.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1639569_100-Staaten-wollen-Streumunition-verbieten.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1639569_100-Staaten-wollen-Streumunition-verbieten.html)
Quote[...] Sie haben mehrfach über den latenten Rassismus im Westen geschrieben. Wie sieht der aus?
[Jürgen Todenhöfer:] Es gibt im Westen einen versteckten, nicht zugegebenen Überlegenheitskomplex. Viele Westler denken im Inneren, das Leben eines Europäers sei mehr wert, als das Leben eines Muslims. Das ist nicht nur unmoralisch, sondern auch töricht. Der Kampf gegen den Terrorismus wird nicht militärisch, sondern in den Herzen der 1,4 Milliarden Muslime der Welt gewonnen.
Sie behaupten, die westliche Politik gegenüber der muslimischen Welt leide unter einer erschreckenden Ignoranz einfachster Fakten. Die wären?
Es gibt 45 muslimische Länder. Keines von ihnen hat in den letzten 200 Jahren ein westliches Land überfallen. Immer waren wir es, die militärisch angegriffen haben. An den blutigen Kreuzzügen, der Kolonisierung, dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, den furchtbaren Massenvernichtungen unter den chinesischen und den sowjetischen Kommunisten, am Holocaust - an all diesen Verbrechen waren die Muslime nicht beteiligt. Wenn ich lese, dass in Deutschland trotzdem 83 Prozent der Menschen die Muslime für Fanatiker halten, wird doch deutlich, wie wenig wir über die muslimische Welt wissen. Die Fanatiker sitzen im Westen. Nirgendwo bin ich so viel Nächstenliebe und Gastfreundschaft begegnet wie in der muslimischen Welt.
Was treibt den Exrichter, Ex-CDU-Bundestagsabgeordneten und Exmedienmanager Todenhöfer dazu an, in Krisengebiete zu reisen?
Die Suche nach der Wahrheit, die Suche nach Gerechtigkeit und das Gefühl, dass sich Privilegierte für die Rechte der weniger Privilegierten einsetzen müssen. Ich habe in Afghanistan und im Irak zu viel Elend gesehen, um schweigen zu können.
Also vom konservativen Haudrauf zum leidenschaftlichen Weltverbesserer?
Es wäre ja schade, wenn ich mich nicht weiterentwickelt hätte.
Bei ihnen ist die Fallhöhe aber besonders hoch. Immerhin wurden sie von den Grünen wegen Anstachelung zum Angriffskrieg angezeigt, Sie waren eine Provokation für die Linke.
Auch Grüne und Linke haben schon Unsinn erzählt und hoffentlich dazugelernt. Ich habe mich schon in den 70er- und 80er-Jahren für Menschenrechte eingesetzt, habe Geld für Flüchtlinge gesammelt, schwer verletzte Kinder nach Deutschland gebracht. Vielleicht hat es sich die Linke beim Aufbau ihrer Feindbilder manchmal etwas zu leicht gemacht. Natürlich habe ich auch Fehler gemacht. Mensch sein, heißt Fehler machen und daraus lernen - und manchmal auch Brüche zulassen.
Das klingt nach einer Mission.
Was ich mache, ist nichts Besonderes. Goethe nennt diese Brüche übrigens Metamorphose und nicht Mission.
[...]
Fehlt es an mehr Bürgerjournalisten und Selbstentwicklungshelfern à la Todenhöfer?
Ich halte mich nicht für ein Vorbild. Dafür habe ich zu viele Fehler. Eines meiner Hobbys ist Astronomie. Wenn ich durch mein Teleskop ins All schaue, wird mir jedes Mal bewusst, dass ich nichts bin. Was ich tue, sind kleine Selbstverständlichkeiten. Sie werden die Welt nicht verändern. Aber vielleicht kann ich einigen Menschen helfen, denen es schlecht geht. Dann hat es sich gelohnt.
Sie möchten in zwei Jahren eine Reise ins All antreten. Wie erklären Sie einem irakischen Flüchtlingskind solch kostspieligen, vielleicht sogar überflüssigen Luxus?
Das kann ich nicht. Es würde mich für verrückt halten und hätte damit wahrscheinlich recht. Aber schon als Junge wollte ich irgendwann einmal in den Weltraum, diesen Wunsch erfülle ich mir wahrscheinlich in zwei Jahren. Warum nicht? Ich muss mich nicht für meinen Wohlstand rechtfertigen, weil ich dafür 45 Jahre hart gearbeitet habe und das meiste davon abgebe. Rechtfertigen müssen sich die Schreibtisch- und Sofastrategen, die zur Auslastung ihrer Rüstungsindustrie ständig neue Bösewichte erfinden und andere Länder überfallen, die Politiker, die unsere Soldaten in einen asiatischen Krieg schicken mit der absurden Behauptung, dadurch könne man im Westen sitzende internationale Terroristen ausschalten. Und rechtfertigen müssen sich auch die jungen Leute und die verschlafene Friedensbewegung, die nicht mehr oder nur selten auf die Straße geht.
Aus: "Interview Jürgen Todenhöfer: "Wir behandeln Muslime wie Halbaffen"" INTERVIEW: CIGDEM AKYOL (08.12.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/wir-behandeln-muslime-wie-halbaffen/ (http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/wir-behandeln-muslime-wie-halbaffen/)
Quote[...] Weil YouTube verlottert ist und ein Sicherheitsrisiko darstellt, hat das US-Militär seinen Soldaten schon im Mai 2007 den Zugang zu dem Video-Portal gesperrt. Jetzt hat das Pentagon eine eigene Plattform: Trooptube. Und da geht's ordentlich zu. Jawoll!
Auf TroopTube können Armee-Mitglieder und deren Freunde und Verwandte persönliche Botschaften hochladen. Allzu persönlich sollten die Videos aber nicht sein. Fäkalsprache, schlüpfrige Bemerkungen und ähnlicher Schweinkram sind strengstens untersagt. Selbstverständlich ist auch Online-Landesverrat auf TroopTube nicht zulässig. Damit diese einfachen Benimmregeln eingehalten werden und auch aus Versehen kein Landesverrat begangen wird, prüfen Regierungsangestellte die Filme bevor sie ins Netz gestellt werden.
Da müssen sich die Internet-Taliban jetzt aber anschnallen. Gegen so viel digitale Zucht und Ordnung hat dieser Sauhaufen doch keine Chance!
Aus: "Hurra, hurra, hurra!TroopTube ist da" Von Klaus Wedekind (Donnerstag, 13. November 2008)
Quelle: http://www.n-tv.de/1053020.html (http://www.n-tv.de/1053020.html)
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Quote[...] Die offizielle Begründung war die Bandbreite. Wenn US-Soldaten im Irak und in Afghanistan in ihrer Freizeit ständig auf Seiten wie Youtube und Myspace surften, verringere das die Geschwindigkeit im gesamten Army-Netz. Deshalb sperrte das Pentagon die Seiten der Videoplattform und des Sozialnetzwerks im Mai 2007. Nun gab das amerikanische Verteidigungsministerium zu: Man wollte auch verhindern, dass Soldaten Bilder und Videos von ihren Einsätzen ins Internet stellen. Wenn ein Clip das Innere einer Militärbasis zeige, könne das Terroristen nützen und die Armee gefährden. Das Eingeständnis erfolgte, als das Pentagon seinen Youtube-Ersatz vorstellte. Die Seite heißt Trooptube, ihr Inhalt wird vom US-Verteidigungsministerium streng kontrolliert - und sie braucht laut der Betreiber-Firma Delve Networks weniger Bandbreite als Youtube.
Die Trooptube-Videos sind äußerst harmlos. Frauen von Soldaten winken ihren Männern zu und wünschen alles Gute im Auslandseinsatz. Ein General gratuliert der Truppe. Ein Sergeant gratuliert der Truppe. Andere Soldaten gratulieren der Truppe.
[...] Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan etwa hätten an Internet-Rechnern, die vom Dienstsystem abgekoppelt sind, "fast freien Zugriff" aufs Netz, sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Auf Youtube finden sie nicht nur etliche Erinnerungsclips von der Isaf-Mission in Afghanistan, sondern auch zahlreiche Nachrufe auf Deutsche, die dort gefallen sind. "Möge Euer Opfer nicht umsonst gewesen sein und endlich mehr Menschen in der deutschen Gesellschaft und Politik Euer Opfer zu würdigen wissen", heißt es in den Kommentaren.
[...] Seiten wie Youtube, Myspace oder StudiVZ, wo die Soldaten ihre Afghanistan-Eindrücke verbreiten, würden laut Verteidigungsministerium nicht systematisch kontrolliert. Allerdings sei ermittelt worden, als der Verdacht bestand, jemand habe Bilder einer Überwachungskamera ins Netz gestellt. Künftig will die Bundeswehr aber ihr eigenes Angebot verstärken. Auf der Homepage, wo jetzt schon über den Isaf-Einsatz und die Anschläge informiert wird, soll eine neue Rubrik entstehen: "Das Einsatzvideo der Woche". Darin könnte gezeigt werden, wie die deutsche Truppe die afghanische Zivilbevölkerung unterstützt. Klingt ein bisschen nach Trooptube.
Aus: ""Trooptube": Clips vom Hindukusch" VON JOHANNES GERNERT (07.12.2008)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1641475_Clips-vom-Hindukusch.html (http://www.fr-online.de/top_news/1641475_Clips-vom-Hindukusch.html)
Quote[...] Der Libanonkrieg oder Libanon-Feldzug war der 5. israelisch-arabische Krieg.
...
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Libanonkrieg_1982 (http://de.wikipedia.org/wiki/Libanonkrieg_1982) (21. November 2008)
-.-
Quote[...] Sie zogen blutjung in den Krieg: Ari Folmans "Waltz with Bashir" erzählt vom Trauma einer Generation Israelis. Die erste animierte Doku-Fiction ist ein Schockbildertrip von hypnotischer Intensität, in dem sich Wirklichkeitsfetzen mit Träumen und Albträumen mischen.
[...] ,,Waltz with Bashir" ist eine Kriegsgeisterstunde. Ein Schockbildertrip, surreal, hyperreal. War-Clubbing: entfesselte Angst, MP-Salven gegen die Panik, die Stille des Todes, die Brachialgewalt eines Panzers, das obszöne Soldatenstrandleben mit Patschuli und Flaschenschießen. Die sterbenden Pferde im Beiruter Hippodrom werden zum Inbild menschlichen Leids, während die zerborstenen Flugzeuge am Airport wie Tierkadaver verwesen. Und immer wieder die Angst: unkontrollierbare, wahnsinnige Todesangst. Unter ihrem Albdruck explodiert die Gewalt, implodiert die Fantasie. Max Richters Soundtrack mit Bach und Beat, Punk und Chopin und psychedelischen Loops sorgt für nachhaltiges Seelenbeben.
Seinen Titel verdankt der Film einer Episode an einer Beiruter Kreuzung, deren Hochhauswände das Konterfei des von Palästinensern ermordeten LibanonPräsidenten Bashir Gemayel ziert – die Massaker waren von Rachegelüsten genährt. Auf dieser Kreuzung, mitten in der Hölle des Krieges, tanzt Aris Kamerad Frenkel einen von Snipern rhythmisierten Walzer mit seinem Gewehr.
[...] Wirklichkeitsfetzen, Erinnerungsskizzen, Verdrängtes. Erfundene, halluzinierte Reminiszenz – all das schiebt sich ineinander, Traum und Albtraum verschmelzen. Am Ende sieht man reale Aufnahmen von weinenden, schreienden Frauen aus einem der Lager. Überlebende. Es ist nicht mal eine Minute. Die Minute, die Ari Folmans System nicht gespeichert hatte. Danach ist man froh, dass vorher alles Trickfilm war, halbwegs erträglich anzusehen.
Ari und seine Freunde, die blutjung in den Krieg zogen, ahnungslos, überfordert – sie leiden unter Opfer- wie unter Tätergefühlen. Sie sind unschuldig schuldig, ein vertrackter Komplex. Folman hat diesen Film gedreht, als Therapie. Er hat keine Palästinenser massakriert, er hat ,,nur" wild um sich geschossen, um zu überleben – dabei wurden ganze Familien getötet. Er war nicht in den Flüchtlingslagern, aber die Israelis haben die Leuchtraketen abgeschossen, damit die Mörder Licht hatten zum Morden. Deshalb ist der Himmel so gelb.
Darin steckt das Teuflische jedes Krieges, in Israel, im Libanon, in Vietnam, in Irak. Soldaten töten, um im Meer ihrer Angst nicht zu ertrinken. Nicht jeder, der zurückkehrt, kann einen Film drehen, um sich seinem Trauma zu stellen.
Aus: "Libanonkrieg 1982: Die Gezeichneten" Von Christiane Peitz (5.11.2008)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/kultur/Libanonkrieg;art772,2653560 (http://www.tagesspiegel.de/kultur/Libanonkrieg;art772,2653560)
Quote[...] Guten Tag, Herr Erös. [Reinhard Erös, Oberst a.D. und Initiator von Hilfsprojekten in Afghanistan]
Erös: Grüß Gott, Herr Liminski.
Liminski: Herr Erös, Bush spricht von Fortschritten in Afghanistan. Die Frage ist, für wen? Wer verzeichnet Ihrer Meinung und Beobachtung nach Fortschritte, die westliche Allianz oder die Taliban?
Erös: Fangen wir mal mit dem Thema Sicherheit an. Wir haben in diesem Jahr 2008 eine Situation, dass etwa 70 Prozent des Territoriums von Afghanistan von den Taliban beeinflusst beziehungsweise beherrscht sind. Im Jahr 2007 waren das 50 Prozent und im Jahr 2006 waren es 30 Prozent. Wir hatten vor drei Wochen die Situation, dass der 1000. westliche Soldat in Afghanistan ums Leben kam. Jetzt nach drei Wochen sind wir bereits bei 1030. Wir haben in diesem Jahr etwa 1600 afghanische Zivilisten, die getötet wurden. Das sind 40 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, davon übrigens die Hälfte durch westliche Bomben. Also wenn man das alles als Fortschritt bezeichnen mag, dann überlasse ich das mal George Bush, wie er das dann interpretiert. Ich sehe hier in Afghanistan, was den Bereich Sicherheit angeht, nicht nur keinen Fortschritt, sondern dramatische Rückschritte.
Das jetzt zu verleugnen, indem man noch mehr Soldaten schickt - das ist ja die Lösung, die jetzt auch Obama ja vorschlägt, auch dies scheint mir nicht einleuchtend, denn die Taliban-Kommandeure, mit denen man ab und zu mal ins Gespräch kommt, die freuen sich regelrecht darauf, so nach dem Motto "viel Feind, viel Ehr". Also schickt uns noch mehr Soldaten, dann haben wir noch mehr richtige Ziele, dann wird es noch mehr Tote geben.
Liminski: Herr Erös, die Leitung ist nicht besonders gut. Deswegen die kurze Frage noch. Was muss denn getan werden, um die Taliban einzudämmen?
Erös: Wir werden die Taliban nie eindämmen können. Das sehen inzwischen auch fast alle westlichen Kommandeure, die hier in Afghanistan tätig sind. Selbst der General, der bis vor wenigen Monaten hier Kommandeur der ISAF und zuvor der Operation Enduring Freedom war, hat auf die Frage, wie viele Soldaten bräuchten sie denn, um die Taliban halbwegs in den Griff zu kriegen, gesagt, ich bräuchte 500.000. Vor drei Monaten hat der Kommandeur der britischen Truppen im Süden Afghanistans auf die gleiche Frage gesagt, wir werden die Taliban nie besiegen können. Wir müssen mit den Taliban in Verhandlungen eintreten. Das ist die Position der meisten Hilfsorganisationen, die im Taliban-Gebiet arbeiten. Wir zum Beispiel sprechen jede Aktion von uns mit den Taliban ab. Nur so funktioniert das. Die Taliban haben inzwischen eine Machtposition im Land erreicht, wie sie sie noch nie zuvor hatten.
Liminski: Zuspitzung in Afghanistan. Das war Reinhard Erös, Oberst a.D. und Chef eines kleinen Hilfswerks am Hindukusch. Besten Dank für das Gespräch, Herr Erös.
Erös: Alles Gute nach Deutschland, Herr Liminski.
Liminski: Ja, alles Gute. Danke! - Gut war die Leitung allerdings nicht, aber wir haben Herrn Erös nur per Handy auf dem Feld irgendwo in Afghanistan erwischen können. Für die Mängel bitten wir um Nachsicht.
Aus: ""Wir werden die Taliban nie eindämmen können"" (15.12.2008)
Reinhard Erös im Gespräch mit Jürgen Liminski
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/891378/ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/891378/)
Quote[...] Eine polnische Einheit der Nato-Schutztruppe Isaf hat nach Ansicht der Militärstaatsanwaltschaft in Posen (Poznan) ohne militärischen Grund ein Dorf im Osten Afghanistans mit Mörsergranaten und Maschinengewehren beschossen und dabei sechs Bewohner getötet, unter ihnen Kinder und eine schwangere Frau.
Militärstaatsanwalt Karol Frankowski sagte, es gebe Beweise, dass der Angriff der Soldaten auf das Dorf Nangar Khel in der Nähe des polnischen Stützpunkts Waza Khwa ,,nicht mit irgend einem gleichzeitigen, unmittelbaren, realen Akt der Aggression von Seiten der örtlichen Bevölkerung verbunden war".
Der polnische Verteidigungsminister Szczyglo deutete an, dass hier mehr vorliegen könnte als ein bloßer ,,Fehler" der Soldaten. ,,Ich habe früher gesagt, ich wünschte, das sei ein Versehen gewesen", sagte er der Zeitung ,,Dziennik". ,,Leider war es kein Versehen." Das gehe aus den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft hervor. Sieben Angehörige des 18. Fallschirmjägerbataillons Bielsko-Biala sind festgenommen worden. Nach Berichten polnischer Zeitungen droht ihnen lebenslange Haft.
Der Angriff auf Nangar Khel am 16. August dieses Jahres war bisher von den Soldaten als Reaktion auf einen Angriff aufständischer Taliban beschrieben worden. Nach Auskunft des früheren stellvertretenden polnischen Oberbefehlshabers in Afghanistan, Major Tomasz Biedziak, hatten die beteiligten Soldaten berichtet, sie seien angegriffen worden und hätten daraufhin das Feuer eröffnet. Staatsanwalt Frankowski nennt diesen Hergang jedoch eine von den Soldaten ,,vorbereitete, offizielle Version, die nicht auf der Wahrheit beruht" und zum eigenen Schutz erfunden worden sei.
Mehrere Zeitungen veröffentlichten am Mittwoch unter Berufung auf verdeckte Quellen den Hergang, den die Staatsanwaltschaft für wahrscheinlich hält. Danach sollen am 16. August zunächst eine amerikanische und dann eine polnische Patrouille in der Nähe von Nangar Khel auf Minen gefahren seien. Offenbar kam es dabei zu einem Feuerwechsel mit Aufständischen. Die Schüsse auf das Dorf ereigneten sich anscheinend jedoch erst Stunden später, als eine zweite polnische Einheit eintraf – eben jene Soldaten, die jetzt festgenommen wurden.
Sie sollen auf Befehl ihres an Ort und Stelle anwesenden Vorgesetzten das Feuer auf die afghanische Ortschaft Nangar Khel eröffnet haben, obwohl zu diesem Zeitpunkt überhaupt kein Gefecht im Gange gewesen sei. Zwei Tage vorher war zum ersten Mal ein polnischer Soldat in Afghanistan durch eine Sprengfalle getötet worden.
Die Staatsanwaltschaft teilte zunächst nicht mit, auf welche Beweise sie ihre Vorwürfe stützt. In der Presse hieß es allerdings, es seien Videos sichergestellt worden, die möglicherweise einer der sieben beteiligten Soldaten mit seinem Mobiltelefon aufgenommen habe. Der Anwalt eines der beschuldigten Soldaten sagte, sein Mandant wäre in Afghanistan ,,lieber gestorben", als jetzt öffentlich als ,,Kriegsverbrecher" dargestellt zu werden. Dann hätte er als Held gegolten und seine Frau hätte eine Rente bekommen.
In der polnischen Öffentlichkeit wurden die Vorwürfe mit Bestürzung aufgenommen. Die Zeitung ,,Gazeta Wyborcza" schrieb, wenn die Variante der Staatsanwaltschaft stimme, käme das Verbrechen der sieben Soldaten jenen ,,Befriedungsaktionen" des Zweiten Weltkriegs gleich, als deutsche Einheiten in Polen ganze Dörfer dem Erdboden gleichmachten und die Bewohner dieser Dörfer ermordeten.
Der frühere polnische Außenminister Bartoszewski, der engste außenpolitische Berater des designierten Ministerpräsidenten Tusk, sagte, wenn die Vorwürfe stimmten, müsse er sich für die Beschuldigten ,,schämen". Verteidigungsminister Szczyglo, der zusammen mit dem gesamten Kabinett Kaczynski nach der verlorenen Wahl vom 21. Oktober voraussichtlich an diesem Freitag aus dem Amt scheidet, sagte, der Vorfall könne für die polnische Armee dann zum ,,Erfolg" werden, wenn er vollständig aufgeklärt und nicht unter den Teppich gekehrt werde.
Gegenwärtig tun ungefähr 1200 polnische Soldaten im Rahmen der Nato-Operation Isaf in Afghanistan Dienst. Umfragen zufolge ist die Mission im Lande ebenso unpopulär wie der Einsatz der polnischen Armee im Irak, an dem gegenwärtig noch 900 Soldaten teilnehmen. Der designierte Ministerpräsident Tusk hat schon angekündigt, dass er zumindest den Einsatz im Irak in der gegenwärtigen Form im kommenden Jahr beenden werde. Mit Blick auf Afghanistan will seine Partei allerdings die in der Nato eingegangenen Verpflichtungen weiter.
Quote16. November 2007 18:48,
Schon wieder ein mutmassliches Kriegsverbrechen der Besatzer Afghanistans
Leon Feltrinelli (Feltronelli)
Afghanistan ist besetzt von fremden
Armeen.
Die Bevölkerung wehrt sich und versucht, Ihre
Freiheit wieder zu erlangen. Dabei muß man beachten, daß
die "Freiheit" eines Afghanen nicht gleichzusetzen ist mit
dem, was hier in Europa so unter dem Beriff "Freiheit"
verstanden wird.
Quote15. November 2007 21:24,
Es ist doch nur die 'Spitze eines Eisberges'
Albert Beerenbaum (Beerenbaum)
In diesem riesengroßen Land wird sicherlich nur ein kleiner Teil der tagtäglichen Gewaltakte der Besatzer gegenüber der afghanischen Bevölkerung bekannt gemacht bzw. öffentlich.
Es ist einer der wesentlichen Gründe für den starken widerstand der Bevölkerung gegen die Besatzung des Landes durch fremde truppen eines fremden Kulturkreises.
Aus: "Angriff auf afghanisches Dorf - ,,Soldaten töteten ohne Grund"" Von Konrad Schuller, Warschau (15. November 2007)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E44F96FD0D8414365B5DCB48CCF52D1D2~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E44F96FD0D8414365B5DCB48CCF52D1D2~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Quote[...] Die Zahl der kriegerischen Auseinandersetzungen ist in diesem Jahr höher als im Vorjahr. Das teilt das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) mit. Die Wissenschaftler beobachten eine besorgniserregende Verhärtung in vielen Konflikten.
Unter den insgesamt 345 beobachteten Konflikten zählen die Politikwissenschaftler 39 hochgewaltsame Auseinandersetzungen, darunter neun Kriege. Hinzu kommen 95 gewaltsame Krisen, Konflikte also, in denen sporadisch Gewalt eingesetzt wird.
Im Vorjahr hatte die Zahl der hochgewaltsamen Konflikte mit 32, darunter sechs Kriegen, deutlich niedriger gelegen.
Von den neun Kriegen werden je drei im Vorderen und Mittleren Orient sowie in Afrika geführt, zwei in Asien und einer in Europa: die Auseinandersetzung zwischen Russland und Georgien. Vier der Kriege werden schon seit 2006 mit extremem Gewalteinsatz geführt. Dazu gehören die Kriege in Darfur (Sudan), Somalia, Sri Lanka und die Auseinandersetzung zwischen afghanischen Taliban und der afghanischen Regierung.
Besonders der Krieg in Darfur, der schon seit fünf Jahren andauert, wird mit grosser Grausamkeit gegenüber der Zivilbevölkerung geführt. Fast die Hälfte der schweren Krisen dauert bereits seit dem Vorjahr oder noch länger auf hohem Gewaltniveau an. Das wertet das Heidelberger Institut als besorgniserregende Verhärtung in vielen gewaltsamen Konflikten.
In Afrika steigt die Zahl der kriegerischen Auseinandersetzungen von neun im Vorjahr auf zwölf, darunter drei Kriege. Vom Tschad über den Sudan, Äthiopien, Somalia, Kenia und in den Kongo erstreckt sich ein zusammenhängendes Krisengebiet, in dem sich verschiedene kriegerische Auseinandersetzungen wechselseitig verstärken.
Weitere Brennpunkte der Gewalt sind Afghanistan und der Irak, in dessen Norden sich auch der Krieg zwischen der Türkei und der kurdischen PKK abspielt.
Anlass zur Sorgen gibt auch die Region Kaschmir, wo Separatisten massive Gewalt gegen die indische Regierung einsetzen.
Diese Region ist zwischen den beiden Atommächten Pakistan und Indien umstritten. Massive Truppenaufgebote stehen sich hier gegenüber.
Die deutlichste Eskalation ist in Europa zu verzeichnen, wo im letzten Jahr kein einziger hochgewaltsamer Konflikt ausgetragen wurde. In diesem Jahr sind es vier.
Aus: "Die Zahl der Kriege nimmt zu" (15. Dezember 2008/tl.)
Quelle: http://www.factum-magazin.ch/wFactum_de/aktuell/2008_12_15_Mehr_Kriege.php (http://www.factum-magazin.ch/wFactum_de/aktuell/2008_12_15_Mehr_Kriege.php)
Quote[..] Wie alle Polizeivertreter betonte Eupol-Vize Horst, dass Beamte dringend motiviert werden müssten, sich für einen Afghanistan-Einsatz zu melden - durch Geld und Anerkennung. Es schade dem Ansehen der Mission enorm, wenn die zugesagte Eupol-Personalverdoppelung auf 400 Mann nicht bald klappe. Der neue afghanische Innenminister Atmar habe "eine klare Erwartungshaltung geäußert".
Koenigs warb dafür, die Grenze zwischen Polizei und Militär in Afghanistan nicht so streng zu ziehen wie hierzulande. Das Problem sei meist nicht, ob Militär oder Polizei einen Checkpoint betrieben, erklärte er, "das Problem dort ist vielmehr die Abwesenheit jeder staatlichen Gewalt."
Aus: "Polizeieinsatz am Hindukusch - Afghanistan wird innere Angelegenheit" (16.12.2008)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/afghanistan-wird-innere-angelegenheit/ (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/afghanistan-wird-innere-angelegenheit/)
-.-
Quote[...] Der Afghanistankrieg ist Barack Obamas Krieg. Er hat ihn sich zu eigen gemacht. Es ist – wie er sagt – im Gegensatz zum Irak der richtige Krieg. Obama will sich darauf konzentrieren, während der Einsatz im Irak »auslaufen« soll.
[...] In diesem Jahr sind 4500 Menschen der politischen Gewalt zum Opfer gefallen. Das ist die höchste Zahl seit dem Beginn der Intervention 2001. Es gab 2008 im Monatsdurchschnitt 573 gewaltsame Zwischenfälle, 2003 waren es noch 44 gewesen. Obamas These vom richtigen Krieg bekommt einen düsteren Klang, wenn man die Zahlen der gefallenen Soldaten betrachtet: Seit Mai 2008 sterben in Afghanistan Monat für Monat mehr Soldaten als im Irak. Insgesamt waren es in diesem Jahr 250. Afghanistan ist das primäre Schlachtfeld der internationalen Dschihadisten. Sie strömen nach Angaben westlicher Geheimdienste aus Kaschmir, aus dem Irak, aus Zentralasien und wohl auch aus Europa herbei, um dem Westen ein Grab zu schaufeln.
Im Herbst stellten die 16 amerikanischen Geheimdienste in ihrem jährlichen National Intelligence Estimate fest, dass Afghanistan sich in einer »Abwärtsspirale« befinde. Die Regierung des Präsidenten Karsai sei von »offener Korruption« gekennzeichnet. Karsai ist es in sieben Jahren nicht gelungen, sich als Präsident zu etablieren, dessen Autorität über die Mauern seines Palastes hinausreicht. »Bürgermeister von Kabul« wird er spöttisch genannt. Wenn er Kabul beherrschte, man könnte ihm schon gratulieren. 4 bis 4,5 Millionen Menschen leben heute in dieser Stadt, 2001 waren es noch rund 800000.
[...] Es gibt noch eine zweite schleichende fundamentale Änderung in der amerikanischen Afghanistanpolitik: Die Taliban werden nicht mehr nur als Gegner, sondern als unvermeidlicher Partner gesehen. Ohne sie ist kein Frieden möglich. Die Amerikaner vertreten zwar offiziell die harte Linie, doch als Präsident Karsai dem Talibanführer Mullah Omar kürzlich persönlich ein Verhandlungsangebot machte, gab es keinen Einspruch aus Washington. Mullah Omar, das muss man sich vor Augen halten, war 2001 nach Osama bin Laden die Nummer zwei auf der Terrorliste der USA. Karsais Angebot ist auch deshalb ein Tabubruch, weil Mullah Omar gewiss nicht zu den »gemäßigten Taliban« gehört. Geändert hat sich weniger er als die Perspektive der anderen. Er wird jetzt nicht mehr als internationaler Terrorist betrachtet, sondern als Paschtunenführer, der sich gegen die Besetzung des Landes wehrt. Er hat an politischer Legitimität gewonnen, obwohl er sich in seiner Radikalität kaum geändert hat.
[...] nicht nur bei den Deutschen, sondern auch unter anderen Partnern macht sich Afghanistanmüdigkeit breit. Keiner sagt es offen, aber kaum jemand in den europäischen Hauptstädten glaubt, dass Afghanistan ein gutes Ende finden wird. Das liegt auch daran, dass keiner beschreiben kann, wie ein Sieg in Afghanistan denn aussähe. Man könnte das die afghanische Krankheit nennen, einen durch vermeintliche historische Erfahrung (»Die Afghanen haben sich noch nie beherrschen lassen«) aufgeladenen Fatalismus.
QuoteChali »
16.12.2008 um 09:22
1. Bravo!
Das liegt auch daran, dass keiner beschreiben kann, wie ein Sieg in Afghanistan denn aussähe.
Und dies ist das typische Kennzeichen dafür, dass Dilettanten Krieg spielen.
Hauptsache, nicht sie und ihre Kinder, sondern andere müssen den Kopf hinhalten - oder, in Zeiten des Minenkrieges, die Beine.
Quoteetpuisquoi »
16.12.2008 um 11:14
5. Und was hätten "die
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 1
Und was hätten "die Dilettanten" nach den Anschlägen vom 11. September Ihrer Meinung nach tun sollen? Einfach nichts? Oder ein Embargo gegen Afghanistan verhängen? Manchmal macht man es sich hier in Europa wirklich sehr einfach ... Blinder Interventionismus ist natürlich falsch, aber die USA mussten auf die Aggression eine militärische Antwort geben (und im Unterschied zum Irak war Afghanistan schon das richtige Ziel), hier aber predigen aussenpolitische Kastraten von der hohen moralischen Warte herab Enthaltsamkeit -- nun denn, vielleicht war es in Afghanistan unter den Taliban ja ganz nett? -- seltsamerweise kritisieren oft dieselben Protagonisten die chinesische Menschenrechtssituation.
QuoteChali »
16.12.2008 um 12:28
6. Logik ist jetzt aber nicht gerade eine Ihrer starken Seiten?
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 5
Sie hätten selbstverständlich festlegen sollen, wann der Krieg als gewonnen bezeichnet werden soll.
Quotestefanincello »
16.12.2008 um 13:41
8. Und sicher sind...
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 5
...auch die vielen tausend toten in Afghanistan hochzufrieden, dass die USA sofort um sich geschlagen haben, nicht indem gefahndet sondern indem bombardiert wurde, unter Akzeptanz von sogenannten "Kolateralschäden". Das war sicher gerechtfertigt wegen der 3000 Toten in New York, das berechtigt natürlich, einfach mal viele andere umzubringen, auch wenn sie eigentlich gar nichts mit den Attentaten zu tun haben sondern nur das Unglück haben, in der Nähe des Aufenthaltsortes der Terroristen zu wohnen (Kinder inbegriffen).
Ein Feuerwehrmann hatte damals am Ground Zero gesagt: "Jetzt hoffe ich nur, dass nicht irgendwoanders auch so viel Unheil angerichtet wird als Reaktion auf dieses hier, denn das hilft keinem". Der Feuerwehrmann hatte recht. Bush hat alle Feuerwehrmänner zu Helden ernannt und dann das Gegenteil dessen gemacht, was sich diese wünschten. Bei so viel Ignoranz fehlen mir wirklich die Worte und ich kann nicht nachvollziehen, wie sie so etwas gutheissen wollen.
QuoteDaaje »
16.12.2008 um 14:41
9. Veränderungen
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 5
Die Taliban sind kein nettes Häufchen, da haben Sie ohne den geringsten Zweifel recht. Und richtig ist es auch darauf hinzuwirken, dass dieses überhaupt nicht nette und überhaupt nicht kleine Häufchen möglichst wenig Einfluss hat - Auf Afghanistan im Besonderen und die Welt im Allgemeinen.
Die Standartreaktion auf einen Terroranschlag ist aber mit nichten militärische Vergeltung. Es ist nicht notwendig, ein _Land_ anzugreifen, wenn man eine _Terrorvereinigung_ unschädlich machen möchte. Es ist nicht nur nicht notwendig - es kann sogar kontraproduktiv sein, und den Hass gegen den Angreifer schüren.
Aber nehmen wir einmal an, dass in diesem Falle eine militärische Antwort notwendig war. Da hatten wir also 19 islamische Fundamentalisten, die offenbar übelstes im Sinn hatten. Sie kamen aus Saudi-Arabien, griffen die USA an, und die USA schlägt in Afghanistan zu. Da macht es bei mir zumindest "Ups!?" im Hirn. Die USA pflegen gute Kontakte nach Saudi-Arbien. Wenn von dort die Terroristen kommen, könnte man mit diesen Kontakten vieles erreichen. Man könnte sich auf gemeinsame Polizei/Militär-Aktionen gegen Terroristen in Saudi-Arabien verständigen und sicherlich viel Gefahr im Keim ersticken. Was wollten wir denn in Afghanistan? Richtig: Osama Bin Laden finden, die Taliban entmachten und die Schlafmohnproduktion zumindest reduzieren.
Und nun der Knüller: Die Taliban sind nach dem Krieg fast so mächtig, wie vor dem Krieg, Osama Bin Laden ist immer noch nicht gefasst, und die Schlafmohnproduktion ist seit dem Krieg drastisch gewachsen. Was stimmt den da nicht? Wenn das nicht Diletantismus ist, wie erklären Sie es denn dann? Absicht?!
Quotezefanja »
16.12.2008 um 15:12
14. Schlafmohn
Ich wäre dafür die Schlafmohnproduktion zu einem fairen Preis den Leuten abzukaufen.
Dann bräuchte man hierzulande nicht auf die teuren synthetischen Opiate zurückgreifen; ebenfalls wäre gewährleistet, dass die hiesige alternde Gesellschaft schmerzfrei wäre.
Und in Afghanistan kann dann der Kapitalismus Einzug halten.
Gute Idee?
QuoteChali »
16.12.2008 um 15:22
15. Gute Idee?
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 14
Wohl eher nicht!
Da würden Sie ja unsere wichtigsten Verbündeten, die jeweils zuständigen warlords, von ihren Einkommensquellen abschneiden!
Quoteetpuisquoi »
16.12.2008 um 15:06
13. Was das wie einer
Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 8
Was das wie einer militärischen Operation in Afghanistan angeht kann man natürlich unterschiedlicher Auffassung sein, ich persönlich bin durchaus der Ansicht, dass die USA wahrscheinlich etwas zu leichtfertig Kolateralschäden inkauf nimmt. Es wäre vermutlich ohnehin sinnvoller gewesen, zu versuchen, Osama bin Laden und den harten Kern von Al Quaida in einer Geheimdienstoperation zu eliminieren, aber dass hätten die USA damals und auch heute vermutlich nicht vermocht (nun haben sie es so natürlich auch nicht geschafft ;).
Aber wenn wir schon von Kolateralschäden sprechen, sollte man auch über die Kolateralschäden sprechen, welche es beudeutet hätte, die Taliban weiter über Afghanistan herrschen zu lassen; insbesondere auch in Hinblick auf die Zukunft des Landes. Nun ist das Gegenteil von gut bekanntlich gut gemeint, und ob die amerikanische Regierung an sich so gutmeinend ist wird der eine oder andere ebenfalls bezweifeln, Tatsache ist, dass der Afghanistan-Krieg zu einem Fiasko geworden ist, was nicht zuletzt der primitiven afghanischen Stammeskultur geschuldet ist, welche jede Staatlichkeit unterminiert und das Land sowohl unregierbar macht, als ihm auch jede Entwicklungschance nimmt. Die USA haben natürlich alles Wohlwollen in Afghanistan verspielt, aber da war nicht viel Wohlwollen zu verspielen, zu viele profitieren davon, dass die Mehrheit der Afghanen in Armut und ohne jede Zukunft leben, und die Taliban brennen darauf, das ganze Land wieder unter ihre Knute zu bekommen. So sieht es aus. Der Feind meines Feindes ist mein Freund ?! - aber bevor ich mich auf die Seite der Taliban stelle, unterstütze ich doch lieber die USA! Die USA haben wenigstens etwas getan um zu versuchen, die Dinge in Afghanistan zu ändern, auch wenn sie glücklos waren und sich vielleicht etwas ungeschickt angestellt haben, aber dann: man bedenke auch die militärischen Möglichkeiten der USA -- sie sind beschränkt (insbesondere personell)!
Quotesam84 »
16.12.2008 um 16:15
18. -- Dies ist eine Antwort auf Kommentar Nr. 13
etpuisquoi schreibt:
"Die USA haben wenigstens etwas getan um zu versuchen, die Dinge in Afghanistan zu ändern..."
soso, die USA als Freund und Helfer Afghanistans, verstehe ich Sie richtig?
In Wirklichkeit haben die USA das gesamte afghanische Volk nach dem Abmarsch der Sowjetunion 1988/89 wortwörtlich im Stich gelassen, da die Mission (Sieg über die 40. Armee) erfolgreich beendet und der ideologische Feind in einem Stellvertreterkrieg besiegt wurde. Kurze Zeit nach dem Abzug der letzten sowjetischen Truppenkontingente ist ein verheerender und blutiger Bürgerkrieg (zuerst zwischen Nadschibullah und den Mudjaheddin und danach zunehemend zwischen Mudjaheddin-Gruppen) ausgebrochen, der das Elend in Afghanistan um ein Vielfaches verschlimmerte. Die USA schien dies jedoch nicht zu kümmern....
Wenn die USA wirklich an einem friedvollen Afghanistan interessiert gewesen wären, hätten sie nach dem Abzug der Sowjets, bzw. spätestens nach dem Sturz von Nadschibullahs kommunistischen Regime, versucht, ein stabiles Afghanistan aufzubauen. Und um Ihnen den Grund für den Einmarsch der Alliierten in Afghanistan noch einmal zu erläutern: Die USA waren nicht daran interessiert, das Taliban-Regime zu stürzen! Sie forderten lediglich die "Auslieferung" von Osama bin Laden und drohten den Taliban mit einem militärischen Einmarsch, wenn sie Osama nicht ausliefern würden. Ich denke, jedes kleine Kind erkennt nun die logische Schlussfolgerung, dass der Krieg gegen die Taliban und die Demokratisierung Afghanistans lediglich ein Teil der Propaganda-Maschinerie der USA waren, um für längere Zeit in Afghanistan verbleiben zu können.
Wissen Sie was die USA für Afghanistan wirklich getan haben? Durch die Unterstützung der Nord-Allianz, deren Verbrechen im Übrigen mit denjenigen der Taliban vergleicht werden können, sahen sich die Alliierten gezwungen, ranghohe Mitglieder der Nord-Allianz in die Übergangsregierung Afghanistans zu integrieren: Bsp.:
1. Auf diese Weise wurde der ethnische Usbeke Abdul Raschid Dostum 2001 zum stellvertretenden Verteidigungsminister von Afghanistan ernannt. Der Professor und Afghanistanexperte Albert Stahel vergleicht Dostums Kriesgverbrechen mit denjenigen von Milosevic. Ich zitiere Albert Stahel: "Würde es einen internationalen Gerichtshof geben... müsste er (Dostum) als ein Kriegsverbrecher angeklagt werden, dessen Taten im Minimum jenen von Milosevic entsprechen dürften. (Stahel Albert A. (Hrsg.): Afghanistan – ein Land am Scheideweg. Zürich 2002.)
2. Auf diese Weise wurde der ethnische Tadschicke Muhammad Qazim Fahim von 22.12.01 – 23.12.04 Verteidigungsminister von Afghanistan. Ich zitiere hier erneut Albert Stahel: "Albert Stahel (2002): ,,Fahim war unter Najibullah (Staatspräsident der kommunistischen Regierung Afghanistans:1986 – 1992)... der oberste Folterknecht. An seinen Händen klebt Blut. Auch er müsste mindestens für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden."Stahel Albert A. (Hrsg.): Afghanistan – ein Land am Scheideweg. Zürich 2002.)
Die USA haben tatsächlich etwas für Afghanistan getan und zwar haben Sie Kriegsverbrecher in die afghanische Regierung integriert. Dass ein solches Verhalten zu einer weitreichenden Antipathie in der afghanischen Bevölkerung führt und schliesslich auch zu einer Sympathie für die Taliban, dass muss ich Ihnen nicht erklären oder?
Ich bitte Sie, werfen Sie einen Blick in die Geschichtsbücher! Ihr Kommentar erweckt in mir den Eindruck, dass Sie sich ihre Meinung lediglich anhand von Zeitungsartikeln bilden. Ich möchte Sie nicht persönlich angreifen oder beleidigen, aber bei solch komplexen Themen reichen sporadische Blicke in Zeitungen nicht aus, um sich eine objektive und historisch gefestigte Meinung zu bilden.
QuoteWalid »
17.12.2008 um 11:36
21. Ich bin über einige Kommentatoren erstaunt,
weil sie auf der einen Seite sich weltgewandt geben und auf der andern Seite die Dauerbombardierung Afghanistan mit der unrecht Regierung der Taliban rechtfertigen. Ich dachte die Armeen der Alliierten sind nach Afghanistan gekommen um den ,,primitiven Afghanen", wie einige Kommentatoren sich ausgedruckt haben, die Zivilisation beizubringen? Ich habe das aber bis heute in Afghanistan leider nicht gesehen! Anstatt dessen morden sie genau so bestialisch, wie die Taliban – sie binden die angebliche getöten Taliban an den Händen oder Füßen und ziehen sie sie hinter sich her. Ist das die Zivilisation oder die Demokratie, die die Alliierten den Afghanen beibringen wollten?
Erst vorgestern wurde ein Busfahrer in Kabul von den Alliierten erschossen, weil er in dem Verkehrschaos die Straße für die ,,Helden" der Alliierten nicht schnell genug freimachen konnte? Man kann manchmal den Eindruck nicht loswerden, als wollten die Alliierten immer noch eine Rache an das gesamte afghanische Volk für die ca. 3.000 am 11.09 getöteten Amerikaner nehmen wollten. Die Frag ist nun, wer ist primitiv und wer ist zivilisiert?
Wer in Afghanistan war und das Vorgehen der Alliierten gegen das afghanische Volk gesehen hat, kann sicherlich die Afghanen verstehen. Die Alliierten haben keinen Respekt vor den Gesetzen des Landes, sie dringen in Dörfern ohne Vorsprache mit den afghanischen Behörden ein, und terrorisieren die Bevölkerung. Auf der andern Seite holen sie Juristen aus der ganzen Welt nach Afghanistan und dringt die afghanische Regierung dazu, ,,demokratische Gesetze" zu erlassen und sie zu befolgen. Das da auch Rachgefühle bei den einfachen Afghanen gegen diese Gehabe der Alliierten entstehen, kann ich mir nicht verdenken.
Aus: "Afghanistan - Eine Falle für Obama" Von Ulrich Ladurner (DIE ZEIT, Ausgabe 51, 2008)
Quelle: http://www.zeit.de/2008/51/Afghanistan?page=1 (http://www.zeit.de/2008/51/Afghanistan?page=1)
Quote[...] Der Gazastreifen (arabisch قطاع غزّة, DMG Qitāʿ Ġazza, hebräisch רצועת עזה ,,Retzuat Asa", auch Gasastreifen) ist ein Küstengebiet am östlichen Mittelmeer zwischen Israel und Ägypten mit Gaza-Stadt als Zentrum.
Er gehört, wie das Westjordanland, zu den Palästinensischen Autonomiegebieten und steht im Inneren formal unter Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde.
[...] 2008: Als Reaktion auf die anhaltenden Raketenangriffe auf die israelische Stadt Sderot mit Qassam-Raketen durch die Hamas aus dem nördlichen Gazastreifen hat Israel zunächst am 18. Januar 2008 die Grenzübergänge zum Gazastreifen gesperrt und die Treibstofflieferungen eingestellt. Nachdem das einzige Ölkraftwerk bei Gaza-Stadt seine Stromproduktion am Sonntag, dem 20. Januar 2008, einstellen musste, kam es zunächst zu einem großen Stromausfall im Gazastreifen. Israel und die Hamas-Regierung unter Ismail Haniyya machten sich gegenseitig für den Stromausfall verantwortlich.[5] Die israelische Regierung kündigte kurz darauf eine Öffnung der Grenzen und Wiederaufnahme der Hilfslieferungen in den Gazastreifen an. Auch die Stromlieferungen, die 70 Prozent des Strombedarfes ausmachen, sollten wieder aufgenommen werden.[6]
[...] Nach Monaten blutiger Gewalt und zäher indirekter Verhandlungen trat in den Morgenstunden des 19. Juni 2008 eine von Ägypten ausgehandelte sechsmonatige Waffenruhe in Kraft. Die Hamas verpflichtete sich, ihre Raketenangriffe auf israelische Gebiete zu beenden; im Gegenzug will Israel seine Blockade über den Gazastreifen schrittweise lockern. Damit war es zum ersten Mal seit langer Zeit wieder möglich, die 1,4 Millionen im Gazastreifen lebenden Palästinenser unbeschränkt mit Nahrungsmitteln, Baustoffen, Treibstoff und Konsumgütern zu versorgen.[11]
Im Juli 2008 erschütterten jedoch wieder mehrere Bombenanschlägen und Selbstmordattentate den Gazastreifen. Die Hamas machte dafür die mit ihr rivalisierende Palästinensergruppe Fatah verantwortlich. Bei Razzien wurden über 100 Mitglieder der Fatah festgenommen[12]. Auch die Raketen- und Mörserangriffe auf israelische Siedlungen wurden fortgeführt und von der Hamas nicht unterbunden. Während der verabredeten Waffenruhe wurden insgesamt mindestens 239 Raketen- und 185 Granatenangriffe gezählt, alleine am 17. Dezember erfolgten 24 Angriffe[13]. Abwehrmaßnahmen der IDF gegen Raketenschützen werden von der Hamas als Verletzung der vereinbarten Waffenruhe und Provokation bezeichnet.
Seit einigen Jahren kommt es im Gazastreifen auch wiederholt zu Bombenanschlägen islamischer Extremisten auf die Einrichtungen der christlichen Minderheit unter den Palästinensern; dabei wurden u. a. eine Bibliothek sowie Geschäfte und Internetcafés zerstört.[14][15]
Am 27. Dezember 2008 beschossen israelische F-16-Bomber in einer Reihe von Luftangriffen Schlüsselpositionen im Gazastreifen. Medizinisches Personal und Hamas-Vertreter meldeten, dass mindestens 140 Menschen bei den Angriffen gestorben seien, als Raketen Sicherheitsbereiche und militärische Bereiche in Gaza trafen. Die Angriffe fanden nach dem wiederholten Beschuss von israelischem Gebiet durch Qassam-Raketen statt. Israel hatte ursprünglich ein Ultimatum von 48 Stunden gestellt, um die Angriffe von Gaza nach Israel einzustellen und drohte mit militärischen Angriffen, schlug dann aber etwa 24 Stunden früher los.[16]
[...]
# ↑ tagesschau.de: Blackout im Gaza-Streifen – Inszenierung oder humanitäre Krise?, 21. Januar 2008
# ↑ tagesschau.de: Israel öffnet vorübergehend die Grenzen, 21. Januar 2008
# ↑ tagesschau.de: Grenzöffnung zwischen Ägypten und Gaza – Rafah wird zum Marktplatz, Januar 2008
# ↑ tagesschau.de: tagesschau – Israel will Gaza an Ägypten abschieben, 24. Januar 2008
# ↑ tagesschau.de: Ägypten baut Mauer an der Grenze zum Gaza-Streifen, 6. März 2008
# ↑ Die englischsprachigen Nachrichtenagenturen sprachen auch vom Aufruf gegen die ,,closure" (Abschottung/Abriegelung) des Gazastreifens.
# ↑ Die Zeit: Nahost: Waffenruhe zwischen Israel und Hamas, 19. Juni 2008
# ↑ tagesschau.de: Hamas startet Razzia gegen Fatah-Mitglieder, 26. Juli 2008
# ↑ N-TV: ,,Israel und Hamas - Waffenstillstand absurd", 18. Dezember 2008
# ↑ BBC News: Militants bomb Gaza YMCA library, 15. Februar 2008
# ↑ Haaretz: Bombs hit Christian bookstore, two Internet cafes in Gaza City, 15. April 2007
# ↑ http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,598455,00.html Israel bombardiert Hamas-Stellungen im Gaza-Streifen
...
Aus: "Gazastreifen" (31. Dezember 2008 um 11:40)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gazastreifen#2008 (http://de.wikipedia.org/wiki/Gazastreifen#2008)
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Quote[...] Bei den schweren Luftangriffen sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza bislang mindestens 390 Menschen, darunter auch Frauen und Kinder ums Leben gekommen. Mehr als 1800 weitere Palästinenser seien verletzt worden.
Im Gegenzug feuerten militante Palästinenser am Mittwoch mehr als 20 Raketen auf Israel ab. Insgesamt vier Raketen schlugen in der südisraelischen Stadt Beerschewa ein. Die rund 40 Kilometer vom Gazastreifen entfernte Stadt ist das am weitesten entfernte Ziel, dass die Hamas bislang mit ihren Grad-Raketen angegriffen hat.
In Beerschewa leben nach Angaben von Polizeisprecher Micky Rosenfeld rund 190.000 Menschen. Zuvor waren erstmals auch Raketen in Aschdod eingeschlagen. Die Hafenstadt mit ihren mehr als 200.000 Einwohnern liegt rund 30 Kilometer nördlich vom Gazastreifen. Nach Angaben von Rosenfeld sind inzwischen eine Million Israelis durch den Raketenbeschuss militanter Palästinenser gefährdet.
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Aus: "Luftangriffe auf Gaza gehen weiter: Immer mehr Tote, immer mehr Raketen" (nz, 31. Dez. 2008)
Quelle: http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1243097.html (http://www.netzeitung.de/politik/ausland/1243097.html)
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Quote[...] 27. Dezember 2008
Die Luftangriffe begannen am 27. Dezember 2008 um 11:30 Uhr Ortszeit (9:30 Uhr UTC) durch die IAF.[13] An der Militäraktion nahmen laut Angaben des israelischen Militärs rund 60 Kampfflugzeuge und Hubschrauber teil, die über 100 Tonnen Bomben abwarfen.[14] Die Angriffe richteten sich vor allem gegen Waffenlager, Ausbildungslager und Werkstätten für den Raketenbau.[4] Die Angriffe forderten nach palästinensischen Angaben bislang über 300 Tote und mehr als 1000 Verletzte.[15]
Aufgrund der anhaltenden Luftangriffe haben hunderte Palästinenser den Grenzzaun zu Ägypten durchbrochen. Daraufhin haben über 300 ägyptische Grenzsicherheitskräfte auf die Flüchtlinge geschossen, um sie in den Gazastreifen zurück zu drängen.[15]
Ministerpräsident Ehud Olmert stimmte die israelische Bevölkerung auf längere Kämpfe ein und forderte Geduld, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen.[16]
28. Dezember 2008
Am 28. Dezember setzte die israelische Luftwaffe ihre Angriffe fort. Dabei zerstörte sie auch nach eigenen Angaben 40 Schmugglertunnel welche den Gazastreifen mit Ägypten verbanden.[17] Die Angriffe am Sonntag Morgen richteten sich vor allem gegen die Sendezentrale von Al Aksa TV. Das Studiogebäude wurde dabei zerstört. Der Sendebetrieb wurde aber über eine mobile Sendeeinheit aufrecht erhalten.[4]
Weiterhin zog die isrealische Armee Bodentruppen entlang der Grenze zum Gazastreifen zusammen. 6.500 Reservisten wurden einberufen um bei einem möglichen Bodenangriff zur Verfügung zu stehen. Aus dem Gazastreifen wurden auch am 28. Dezember Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgeschossen.[18] Der Führer der Hamas Chalid Maschal rief zu einer Intifada auf und drohte mit Selbstmordanschlägen.[19]
29. Dezember 2008
Beim Bombardement der Islamischen Universität in Gaza-Stadt am 29. Dezember sind wohlmöglich Ziad Abu-Tir[20], ein amtsältestes Mitglied und hochrangige Kommandant des ,,Islamischen Heiligen Krieges", der militärische Flügel des Islamischen Dschihads, und drei weitere Mitglieder der Gruppe getötet worden[21]. Die Luftwaffe hatte die Angriffe vom 28. und 29. Dezember mit einer angeblichen Bombenwerkstatt in der Universität begründet.[22] Bei dem Angriff hat es nach Angaben ausländischer Nachrichtenagenturen bis zu 51 zivile Opfer gegeben.
30. Dezember 2008
Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak erklärte in einer Fernsehansprache, dass er an seiner Entscheidung festhalten werde, den Grenzübergang zwischen Ägypten und dem Gazastreifen trotz der massiven israelischen Luftangriffe nicht zu öffnen.[23] Bei einer Grenzöffnung befürchtet er, dass Israel den Gazastreifen vom Westjordanland versuchen könnte ,,abzutrennen".[24] Der israelische Vize-Verteidigungsminister Matan Vilnai erklärte, dass Israel zu ,,langen Wochen des Kampfes" bereit sei.[23] Israels Regierungschef Ehud Olmert lehnte auch eine offenbar von Frankreich vorgeschlagene 48-stündige Waffenruhe in dem Palästinensergebiet ab.[23]
[...]
Reaktionen
[...] Einzelne Staaten
* Präsident Nicolas Sarkozy warf Israel unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt vor und forderte die sofortige Beendigung der Bombardierung. Er verurteilte auch die Angriffe radikaler Palästinenser auf Israel.[28][29]
* Ein Sprecher des Staats Vatikanstadt verurteilte die Luftangriffe, er befürchte, dass die Angriffe noch mehr Hass produzieren würden.[28]
* In einer Stellungnahme der Regierung Jordaniens fordert selbige Israel zur Beendigung der Militäroperationen sowie der kollektiven Bestrafung palästinensischer Zivilisten auf.[29]
* Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte das Vorgehen der Hamas. Er habe kein Verständnis für die einseitige Aufkündigung der Waffenruhe mit Israel.[29]
* Der türkische Ministerpräsident Erdoğan kritisierte die israelischen Luftangriffe als ,,Verbrechen gegen die Menschlichkeit"[30].
* Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sah in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert die Schuld für die Eskalation des Nahostkonflikts allein bei der Hamas. Sie bezeichnete die Operation als legitimes Recht Israels. [31]
* Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg sprach von dem Recht Israels "sich gegen Angriffe auf Ortschaften, in denen die eigene Zivilbevölkerung lebt, zur Wehr zu setzen" und fügte hinzu, dass "die Hamas [...] sich mit ihren Angriffen auf israelische Ortschaften selbst aus dem politischen Dialog verabschiedet [hätte]". [32]
* Syrien zog sich aus den indirekten Friedensverhandlungen mit Israel zurück. Die Türkei vermittelte zwischen beiden Parteien. [33]
[...]
1. ↑ Der Standard: "Werden tun, was wir tun müssen" 27. Dezember 2008
2. ↑ Die Zeit:Neue Runde blutiger Gewalt 27. Dezember 2008
3. ↑ Israel National News.
4. ↑ a b c Tagesschau (ARD): Auf Gewalt folgt mehr Gewalt
5. ↑ Rocket attacks plague Israeli towns BBC News
6. ↑ [1] "tagesschau.de
7. ↑ Israelische Streitkräfte: The IDF Strikes at Hamas Terror Infrastructure in the Gaza Strip 27. Dezember 2008
8. ↑ For Hanukah, Autor, Chaim Nachman Bialik, mp3.co.il (Link zu englischen Übersetzung [2])
9. ↑ Operation 'Cast Lead' Begins; One Israeli and 205 Arabs are Dead, Arutz Sheva, 27. Dezember 2008
10. ↑ a b Inge Günther: Operation Gegossenes Blei. In: Frankfurter Rundschau online vom 28. DEzember 2008
11. ↑ Israel bombardiert Hamas-Stellungen im Gaza-Streifen. In: SPIEGEL online vom 27. Dezember 2008
12. ↑ Ulrich W. Sahm: "Gegossenes Blei" auf Gaza. In: haGalil vom 27. Dezember 2008
13. ↑ http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/7800985.stm
14. ↑ http://www.sonntagszeitung.ch/nachrichten/artikel-detailseiten/?newsid=58455
15. ↑ a b Palästinenser durchbrechen Grenze. In: FOCUS Online vom 28. Dezember 2008
16. ↑ Gewalt in Gaza löst weltweit Bestürzung aus. In: SPIEGEl Online vom 27. Dezember 2008
17. ↑ Israel beschießt Schmugglertunnel an Gaza-Grenze. In: Hamburger Abendblatt vom 28. Dezember 2008
18. ↑ tagesschau.de, Zweiter Tag der Offensive im Gazastreifen - Israel setzt Luftangriffe fort, 28. Dez. 2008
19. ↑ tagesschau.de, Reaktionen auf israelische Luftangriffe - Hamas-Chef ruft zur dritten Intifada auf, 27. Dez. 2008
20. ↑ Senior Jihad man, 14 others die in IDF strikes. In: Ynet vom 29. Dezember 2008
21. ↑ Merkel verteidigt Israels Gaza-Offensive. In: SPIEGEL Online vom 29. Dezember 2008
22. ↑ Al-Dschasira, Gaza braces for all-out war, 29. Dez. 2008, (Webcite)
23. ↑ a b c Israel stellt sich auf wochenlange Kämpfe ein. In: Hamburger Abendblatt vom 28. Dezember 2008
24. ↑ tagesschau.de, Eskalation im Gazastreifen - Ägypten zwischen allen Stühlen, 30. Dez. 2008, ([http://www.webcitation.org/5dSpfEQi8 Webcite)
25. ↑ a b Tagesschau (ARD): Hamas-Chef ruft zur dritten Intifada auf
26. ↑ AFP 29.12.2008
27. ↑ http://www.foxnews.com/story/0,2933,473167,00.html
28. ↑ a b c Die Zeit: Der blutigster Tag seit dem Sechstagekrieg 27. Dezember 2008
29. ↑ a b c Tagesschau (ARD): Arabische Welt empört über blutige Angriffe 27. Dezember 2008
30. ↑ http://www.focus.de/politik/ausland/nahost/friedens-nobelpreistraeger-alle-anzeichen-von-kriegsverbrechen_aid_358423.html
31. ↑ http://www.welt.de/politik/article2946928/Merkel-macht-Hamas-fuer-Eskalation-verantwortlich.html
32. ↑ http://www.hagalil.com/01/de/Europa.php?itemid=3162
33. ↑ http://derstandard.at/?url=/?id=1229975165514
Aus: "Operation Gegossenes Blei" (31. Dezember 2008 um 18:35)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Gegossenes_Blei (http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Gegossenes_Blei)
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http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Nahostkonflikt (http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Nahostkonflikt)
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Quote[...] Jerusalem. Leben im Ausnahmezustand - das gilt derzeit für eine Million Israelis im Negev, die im Radius der Hamas-Raketen wohnen. Deren Reichweite beträgt mittlerweile fast fünfzig Kilometer. Selbst Beer Scheva, die Hauptstadt des Negev, ist nicht mehr sicher. Die Schulen sind geschlossen, Familien mit Kindern, aber auch Studenten der Ben-Gurion-Universität, haben sich in den sicheren Norden aufgemacht. Wer bleibt, versucht, die meiste Zeit in der Nähe von Bunkern oder zimmergroßen Würfeln aus verstärktem Beton zu verbringen. Die "Pikud HaOref" genannten Objekte hat der Zivilschutz an zentralen Stellen im Süden aufgestellt. Bei Alarm sollte jeder die Schutzräume in 40 bis 60 Sekunden aufsuchen können.
In Gaza indes gibt es weder Fluchtwege noch Schutzräume. Israel lässt zwar Bewohner per Telefonstimme vom Band vorwarnen, das Haus binnen Minuten zu verlassen, bevor die Luftwaffe es ins Visier nimmt. Aber das nützt wenigen, denn Strom und Telefonnetz funktionieren nur sporadisch. Außerdem, wo sollen die Menschen hin? 1,5 Millionen Palästinenser in Gaza sind mit dem nackten Überleben beschäftigt.
"Es gibt keinen normalen Alltag mehr", sagt Mohammed D., Familienvater mit sieben Kindern am Telefon in Gaza-City. "Die Straßen sind ausgestorben, nur wo ein Bäcker arbeitet, ist noch Leben auf der Straße." Lange Warteschlangen bilden sich dort, ungeachtet der Gefahr neuen israelischen Bombardements. Es heißt, das Mehl sei knapp. Laut D. kann es "zwei bis drei Stunden dauern", bis man an der Reihe ist. Aber man nimmt das Risiko in Kauf, die Brotfladen sind das Hauptnahrungsmittel, das man mit Glück noch bekommt. Die Alternative heißt Hunger. Unüberhörbar sind in den Berichten aus Gaza Verzweiflung und Fatalismus. Es könne einen ja überall treffen, daheim genauso. Auch die Kinder spürten das, sagt D.. Sein achtjähriger Sohn klammere sich seit der israelischen Offensive "rund um die Uhr an den Rock seiner Mutter".
Angst und Panik haben auch die Israelis im Negev in den letzten Tagen in nicht gekannter Weise erlebt. Vier Tote gab es seit Kriegsbeginn bei den Angriffen aus Gaza, dazu dutzende Verletzte und noch mehr Schockopfer. Bewohner aus Beer Scheva berichten, jetzt, da die Grad-Raketen der Hamas auch sie treffen könnten, begriffen sie erst, was das Ausmaß der Bedrohung für das persönliche Leben bedeutet. Diese Angst, fahre einem in die Knochen wenn der Alarm losgeht. In Sderot, eine halbe Autostunde entfernt, kennt man das seit sieben Jahren.
Die Tragödie in Gaza ist von anderer Dimension - nicht nur, weil die Zahl der Toten in sechs Tagen die Marke 400 überschritten hat und mehr als 1600 Verletzte gezählt werden. Achmed Abu Tawahina ist Direktor des Gaza Community Mental Health Programme, eine international renommierte Einrichtung, die mit der Hamas nichts zu tun hat. Auch ihre Zentrale wurde bei einer Explosion schwer beschädigt. Tawahina sagt, der israelische Angriff galt eigentlich einer "mit drei Mann besetzten Verkehrskontrollstelle vorne an der Straße". Mit einem bitteren Vergleich veranschaulicht er die Stimmung in Gaza. Experimente hätten gezeigt, wenn Ratten im Käfig angegriffen würden, blieben sie wie paralysiert in der Mitte stehen. "Genauso", sagt Tawahina, "ist die Lage in Gaza".
Aus: "Nahost: Leben im Ausnahmezustand" VON INGE GÜNTHER (01.01.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1653238_Leben-im-Ausnahmezustand.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1653238_Leben-im-Ausnahmezustand.html)
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Quote[...] Nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde wurden seit Beginn der Militäroffensive am 27. Dezember 527 Palästinenser getötet. Mehr als 2500 seien verletzt worden. Damit ist es die bisher blutigste israelische Militäroffensive in den Palästinensergebieten.
Einen Tag nach dem Einmarsch Israels in den Gazastreifen kam nach Armeeangaben ein Soldat um, 31 wurden verletzt. Der israelische Rundfunk meldete am Montag, am Vortag sei die Entführung eines Soldaten durch Hamas-Kämpfer vereitelt worden. Vier Israelis wurden seit Beginn der Militäroperation durch Raketenbeschuss militanter Palästinenser getötet. (dpa)
Aus: "Heftige Bodenkämpfe - Familien getötet - darunter 13 Kinder" (Erstellt 04.01.09, 23:18h, aktualisiert 05.01.09)
Quelle: http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1230911612307.shtml (http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1230911612307.shtml)
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Quote[...] Tel Aviv. So unmittelbar ist Israels Fernsehpublikum bislang noch nie mit dem Leid der palästinensischen Zivilisten konfrontiert worden. Als der Moderator des privaten Channel 10 am Freitagabend, ähnlich wie schon in den Tagen zuvor, den palästinensischen Gynäkologen Issaldin Abu al-Aisch anrief, war dieser in panischer Verzweiflung.
"Meine Mädchen, oh Gott, sie haben meine Mädchen getötet", schrie er gepeinigt in sein Mobiltelefon, mitten in der Live-Schaltung zur besten Sendezeit. "Warum, warum nur?" wiederholte er immer wieder.
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Doktor Al-Aisch praktiziert sowohl im Krankenhaus von Gaza als auch in der Tel-Haschomer-Klinik nahe dem israelischen Tel Aviv. Er spricht fließend Hebräisch. Channel 10 schätzt ihn als Interviewpartner, weil er als zugeschalteter Gast der Abendnachrichten stets in sachlicher Weise über das Kriegsgeschehen zu berichten vermochte, wie er es in seinem Dorf Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen beobachtete.
Doch als ihn der Channel-10-Moderator Schlomi Eldar am Freitag anrief, war das Haus des palästinensischen Arztes gerade von einer israelischen Granate getroffen worden. Drei seiner Töchter starben bei dem Angriff, zwei weitere seiner acht Kinder waren wie er selbst verletzt. Auch ein Bruder und zwei Neffen kamen ums Leben. Verzweifelt versuchte Al-Aisch, seine blutenden Kinder über den nahen, aber geschlossenen Grenzübergang Erez nach Israel zu bringen.
Moderator Eldar begriff sofort die Situation. "Ich hoffe, dass jeder, der uns hören kann, das Militär, das Rote Kreuz, diesen Menschen hilft", rief er emotional in der laufenden Sendung.
Dank der Intervention des Senders konnte der Arzt schließlich mit den verletzten Kindern den Grenzübergang passieren. Eldar rief auch einen Sprecher des israelischen Militärs an, um herauszufinden, warum das Haus des Arztes beschossen worden war. Militante hätten von dort Raketen abgefeuert, lautete die Antwort. Al-Aisch, der immer noch zugeschaltet war, war fassungslos. "Diese kleinen Mädchen feuerten Lachen und Liebe und Frieden ab, sonst gar nichts", sagte er.
Aus: "Krieg in Gaza: Panische Verzweiflung in Israels TV" (16.01.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1661025_Panische-Verzweiflung-in-Israels-TV.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1661025_Panische-Verzweiflung-in-Israels-TV.html)
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i cannot even find the heart to argue about this one. my heart goes out to this man and all of those (israeli AND palestinian) caught up in this terrible mess. djshiva (17.01.2009)
Israeli TV airs Gaza doctor's pleas after children killed - ENGLISH SUBTITLES
Textkommentare (1.297) [18.01.2009]
http://de.youtube.com/watch?v=OLUJ4fF2HN4 (http://de.youtube.com/watch?v=OLUJ4fF2HN4)
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Quote[...] Dschebalija – Zwei Dutzend Kinder sitzen inmitten von Trümmerhaufen, die einmal ihr Zuhause waren, auf einem Flecken Gras und malen mit Buntstiften: Feuer speiende Panzer, Kämpfer mit Gewehren, Tote. Es sind ihre Erlebnisse während der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen. ,,Wir dachten, wir sterben gleich", schildert der elfjährige Scharif Abed Rabbo die Flucht seiner Familie. ,,Und ich bin traurig, dass ich mein Zuhause verloren habe."
Psychologen sagen, die dreiwöchige Offensive habe ein schwereres Trauma verursacht als frühere Auseinandersetzungen in Gaza, weil die Zivilbevölkerung nirgendwo in Sicherheit war. Eine Studie bei hunderten Kindern zeige, dass Alpträume, Bettnässen, Klammern und andere Zeichen traumatischer Belastung zugenommen hätten, berichtet der Psychologe Fadel Abu Hein. Er leitet ein Gesundheitszentrum in Gaza. Seine Mitarbeiter fahren über Land, verteilen Papier und Stifte an Kinder und helfen ihnen, dem Schrecken Ausdruck zu verleihen.
Die fünfjährige Sadscha Abed Rabbo, im Schlafanzug und mit Rattenschwänzen, beginnt zu weinen und mag nicht drüber reden. Ihr Großvater Mohammed erklärt den Helfern, die Familie habe drei Tage unter Beschuss ausgeharrt, bevor sie fliehen konnte, und Sadscha habe die Leichen ihrer 13 und 14 Jahre alten Cousins gesehen.
Abgesehen von der unmittelbaren Wirkung fürchten Berater und Helfer, dass die Kinder von Gaza anfälliger geworden sind für Extremismus. ,,Israel hat jetzt in dieser Generation Hass geweckt. Das heißt, es wird in Zukunft schwieriger, diese Kinder zu überzeugen, mit ihnen gemeinsam Frieden aufzubauen." Auch John Ging, Leiter der UN-Hilfsdienste in Gaza, macht sich Sorgen: ,,Wir verlieren die nächste Generation."
Kinder und Jugendliche waren während der Kämpfe besonders gefährdet. Nach Zählung des Palästinensischen Zentrums für Menschenrechte waren 280 Kinder unter den 1.285 Toten, und ein Viertel der rund 4.000 Verletzten war minderjährig. Zu Tausenden suchten sie in UN-Schulen Schutz – oft vergebens. ...
Aus: " Sprachloser Schmerz und neuer Hass - Der Krieg in Gaza hinterlässt auch seelische Narben" Karin Laub (AP, 2009/01/26)
Quelle: http://www.epochtimes.de/articles/2009/01/26/398682.html (http://www.epochtimes.de/articles/2009/01/26/398682.html)
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Quote[...] Gaza/Tel Aviv - Während der dreiwöchigen israelischen Militäroffensive im Gazastreifen sind nach Angaben der palästinensischen Menschenrechtsorganisation PCHR insgesamt 1434 Palästinenser getötet und weitere 5303 verletzt worden.
Unter den Todesopfern seien 960 Zivilisten, teilte die Organisation in Gaza mit. Danach kamen unter anderem 288 Kinder und Jugendliche sowie 121 Frauen ums Leben. Wie die Organisation weiter mitteilte, gehören zu den Todesopfern auch 235 Mitglieder von militanten Palästinenserorganisationen sowie 239 Angehörige der Polizei. Die radikal-islamische Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, sowie andere Palästinensergruppen sollen rund 20 000 bewaffnete Kämpfer haben.
PCHR warf Israel eine Verletzung des humanitären Völkerrechts sowie die rücksichtslose und überzogene Anwendung von Gewalt vor. Die israelische Armee wies die Vorwürfe zurück und erklärte, die Zahl der Toten sei falsch.
Darüber hinaus habe die radikal-islamische Hamas palästinensische Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzt. Die Operation habe den Bestimmungen des internationalen humanitären Völkerrechts entsprochen. Die Soldaten hätten alles unternommen, um die Zahl der Todesopfer so gering wie möglich zu halten. Israel hatte vom 27. Dezember bis 18. Januar Hunderte Ziele im Gazastreifen vom Land, aus der Luft und von See aus angegriffen. Damit sollte der Raketenbeschuss durch militante Palästinenser soweit wie möglich reduziert werden.
Aus: "Gaza-Streifen: 288 Kinder starben nach Militäroffensive" (Freitag, 13. März 2009, bert / Quelle: sda)
Quelle: http://www.nachrichten.ch/detail/377265.htm (http://www.nachrichten.ch/detail/377265.htm)
Quote[...] Die Nachricht klang eigentlich harmlos. Die spanische Armee kann sich vor Bewerbern kaum mehr retten. Auf 20.000 Stellen kommen mehr als 80.000 Bewerber. Einen so hohen Andrang gab es seit der Abschaffung der Wehrpflicht in Spanien vor sieben Jahren nicht mehr, meldeten die Zeitungen vor kurzem. Doch dahinter verbirgt sich eine bittere Realität. Die Rezession hat auf der Iberischen Halbinsel in den vergangenen Monaten gnadenlos gewütet, und Neueinstellungen gibt es praktisch nicht mehr. Das bekommen vor allem die jungen Leute zu spüren. Mehr als eine Million Menschen unter 30 Jahren sind mittlerweile arbeitslos.
...
Quote25.01.2009,
18:25 Uhr
Franco sagt:
Die Soldaten wird Spanien auch bald brauchen, weniger fuer Afghanistan oder sonstwo, sondern fuer seine innere Sicherheit zu sorgen.
Aus: " Wirtschaftskrise: Lieber zur spanischen Armee als ohne Job"
Von Ute Müller (25. Januar 2009)
Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article3088679/Lieber-zur-spanischen-Armee-als-ohne-Job.html (http://www.welt.de/wirtschaft/article3088679/Lieber-zur-spanischen-Armee-als-ohne-Job.html)
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Quote[...] Erstmals seit fast fünf Jahren seien im abgelaufenen Rechnungsjahr die Rekrutierungsziele sowohl für die aktive Truppe als auch für Reservisten erfüllt und überboten worden. Die »New York Times«, die dazu eine Analyse vorlegte, kommentierte den Sachverhalt so: »In dem Maße, in dem Jobs überall im Land verloren gehen, treten mehr und mehr Amerikaner – angelockt von der regelmäßigen Lohntüte, Ausbildungschancen und anderen Boni – in die Streitkräfte ein.« Der Trend scheine sich weiter zu beschleunigen. In den Monaten Oktober bis Dezember 2008 (die Finanzkrise hatte am 15. September die Schlagzeilen erreicht) überbot insbesondere die Armee stetig ihre Rekrutierungsziele. Von den vier Teilstreitkräften war es in den Jahren davor namentlich der US Army schwer gefallen, genügend Nachwuchs, genauer gesagt Kanonenfutter, zu finden. Die Armee wies besonders lange Stationierungszeiten im Ausland und besonders hohe Opferzahlen im Irak-Krieg auf.
[...] Die Nationalgarde, die in der Regel etwas ältere Semester anlockt, berichtet nach Angaben des Verteidigungsministeriums gleichfalls von gestiegenem Zulauf und wachsender Nachfrage. »Wenn die Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt und die Arbeitsmarktchancen im zivilen Sektor sinken«, betont Pentagon-Direktor Curtis Gilroy, »wird die Rekrutierung von Soldaten wesentlich einfacher.« Er fügte an, dass auch der teilweise Rückgang der militärischen Gewalt in Irak zur größeren Attraktivität der Streitkräfte beigetragen habe. Aber die Hauptursache liege in der ökonomischen Situation in den USA. Diese Entwicklung weist gewisse Ähnlichkeiten mit der innerdeutschen Lage auf. So hieß es verschiedentlich in Medienberichten, dass der zahlenmäßige Anteil ostdeutscher Bundeswehrangehöriger, die Dienst in Afghanistan tun, deutlich über dem statistischen Anteil an der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung liege.
[...] Mit der Wirtschaftskrise nehme der Zulauf zu den Streitkräften sprunghaft zu. Der Rekrutierungsbeamte für die US Army in Bridgeport (Connecticut), Phillip Lee, erklärte gegenüber Medien, verstärkt kämen Bewerber und sagten, im zivilen Sektor gebe es keine Arbeitsplätze und keine neuen Einstellungen. Besonders beeindruckt zeigte sich Lee von der großen Zahl arbeitsloser Bauarbeiter und älterer Rekrutenanwärter, Menschen in den 30ern und noch älter, die sein Büro aufsuchten. Die Obergrenze für den Eintritt in die Armee liegt in den USA gegenwärtig bei 42 Jahren. Sie war 2006 von damals 35 Jahren auf dieses Limit angehoben worden, um die Rekrutierungsnetze weiter auswerfen zu können. »Heute kommen mitunter Bewerber zu uns, die noch älter als 42 sind. Bei ihnen handelt es sich um Menschen mit wachsenden Problemen, einen sicheren oder gut bezahlten zivilen Job zu finden.«
Aus: "USA-Militär profitiert von der Krise - Überdurchschnittliche Rekrutierungszahlen"
Von Reiner Oschmann (19.02.2009)
Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/144147.usa-militaer-profitiert-von-der-krise.html (http://www.neues-deutschland.de/artikel/144147.usa-militaer-profitiert-von-der-krise.html)
Quote[...] Bus-Chauffeure in Guatemala leben gefährlich. Bewaffnete Banden halten Busse an und verlangen Weggeld. Wer nicht zahlen will oder kann, wird kaltblütig erschossen, sogar in der Hauptstadt Guatemala City. Im Vorjahr waren es 165 Busfahrer, die ermordet wurden. Die Bevölkerung lebt in Angst und Schrecken, insgesamt wurden 2008 über 6.000 Morde verübt, was sogar die Todesrate vom Bürgerkrieg übersteigt (1982/83 ausgenommen). Die Aufklärungsrate beträgt jämmerliche zwei Prozent.
Die Bürgerkriegsgräuel wurden noch kaum aufgearbeitet, verantwortliche Politiker und Militärs sind noch immer im Amt. Zeugen von Kriegsverbrechen werden massiv eingeschüchtert ...
[...] Die jüngste Geschichte Guatemalas ist vom 36-jährigen Buergerkrieg (1960-1996) geprägt, dessen Auswirkungen auch heute noch zu spüren sind. Die Indígenas, die auch heute noch neben den Ladinos, Weißen und Schwarzen, die stärkste Bevölkerungsgruppe stellen, kamen zwischen den Fronten des Militärs und der Guerilla. Tatsächliche oder vermeintliche Unterstützung der Widerstandskämpfer diente dem Militär als Vorwand, um Dörfer dem Erdboden gleichzumachen und dessen Einwohner zu massakrieren. Am Ende des Bürgerkriegs waren geschätzte 200.000 Opfer zu beklagen, der überwiegende Teil davon Zivilisten.
[...] Mittlerweile gibt es für Opfer und Hinterbliebene zwar manchmal geringfügige materielle Entschädigung, aber der viel wichtigeren Forderung nach Gerechtigkeit wurde nicht Genüge getan. Die Hauptverantwortlichen für die Verbrechen sind immer noch nicht vor Gericht gebracht und verurteilt worden. Militärs und die damalige Staatsspitze gehen zum Teil weiterhin unbehelligt ihrer Tätigkeit nach.
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Aus: "Guatemala: Mehr Morde als im Bürgerkrieg: Die Aufklärungsrate bei Gewaltverbrechen beträgt zwei Prozent, Selbstjustiz steht an der Tagesordnung" (25.01.2009)
Quelle: http://www.kurier.at/nachrichten/286909.php (http://www.kurier.at/nachrichten/286909.php)
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QuoteDie wechselhafte Geschichte Guatemalas erstreckt sich von 300 n. Chr., dem Beginn der Maya-Kultur, bis in die heutige Zeit.
[...] Guatemala wurde meist von Diktatoren aller politischen Richtungen (so genannten Caudillos) regiert, die ihre jeweilige Macht durch die Unterstützung des Militärs erhielten. Es waren dies:
* 1844-1848 sowie von 1851-1865: Rafael Carrera. Der klerikal-konservative und aus einfachsten Verhältnissen stammende Carrera wurde 1844 mit 30 Jahren zum Präsidenten gewählt; auf Grund seiner Erfolge im Kampf mit der Konföderationsregierung war er sehr populär. 1845 schlug er einen Restaurationsversuch von Konföderierten nieder. 1851 besiegte er erneut konföderierte Truppen, die von El Salvador und Honduras aus operierten, bei La Arada. 1854 wurde er Präsident auf Lebenszeit. Er schloss 1859 den Vertrag zur Festlegung der Grenze mit Belize. 1863 erlitt Guatemala in einem Krieg mit dem Nachbarn Honduras eine demütigende Niederlage bei Coatepeque und verbündete sich in der Folge mit Costa Rica, während Honduras eine Allianz mit Nicaragua und El Salvador einging. Bei einem erneuten Feldzug gelang Carrera ein Sieg gegen seine Gegner, bei dem den Guatemalteken die Einnahme San Salvadors gelang, so dass die Vorherrschaft Guatemalas in Mittelamerika anerkannt wurde. Carrera bestimmte die guatemaltekische Politik bis zum Jahre 1865, als er das Präsidentenamt abgab. Gewählt wurde der von ihm bevorzugte Kandidat, General Vincente Cerna.
* 1871-1885 Justo Rufino Barrios. Er führte 1871 gegen Cerna eine "liberale Revolution" durch. Zunächst wurde sein Mitstreiter Garcia Granados Präsident, der aber im Juni 1873 gestürzt wurde, so dass Barrios zum neuen Präsidenten erklärt wurde. Barrios organisierte die Modernisierung des Landes und sorgte u.a. für Presse- und Religionsfreiheit, Kirchenbesitz wurde verstaatlicht. Guatemala erhielt erste Eisenbahnlinien und ein Trelegraphennetz sowie eine landesweite Schulversorgung. 1879 erhielt Guatemala zudem erstmals eine eigene Verfassung, nachdem die konservativen Vorgänger diktatorisch auf dem Verordnungswege regiert hatten. Barrios verbesserte den Handel und ließ neue Feldfrüchte anbauen. Während seiner Regierungszeit wurde der Kaffee zum wichtigen Anbauprodukt. Die indigene Bevölkerung verpflichtete er zu Arbeitseinsätzen. Barrios hatte Bestrebungen, Zentralamerika wieder zu vereinen und führte das Land in einen erfolglosen Krieg gegen El Salvador. Er starb 1885 auf dem Schlachtfeld von Chalchuapa. Auf die kurze Übergangsregierung von Alejandro Sinibaldi (er amtierte zwei Wochen) folgte Manuel Barillas.
* 1886-1892 Manuel Lisandro Barillas Bercián; Er wurde 1886 offiziell für 6 Jahre zum Staatspräsidenten gewählt und setzte die von Barrios eingeleiteten Reformen fort.
* 1892-1898 Jose Maria Reina Barrios: Der Liberale Reina Barrios (genannt Reinita) hatte mit wachsendem Widerstand von Seiten des Großgrundbesitzes zu kämpfen, sorgte im Übrigen für eine Neugestaltung der Hauptstadt nach Pariser Vorbild. Die Umsetzung dieser Pläne verschlang allerdings hohe Summen und sorgte für eine Inflation, so dass er bald sehr unpopulär wurde. Reina Barrios fiel 1898 einem Attentat zum Opfer.
[...] Auch das 20. Jahrhundert war politisch geprägt durch Diktatoren und zum Teil erfolgreichen Putschversuchen. Bemerkenswert ist die dreijährige Regierungszeit von 1951 bis 1954 unter Jacobo Arbenz Guzmán, die dieses Mal nahezu offensichtlich durch Intervention der USA abgelöst wurde, um keinen Dominostein in ihrem Hinterland fallen zu sehen.
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Von Cabrera bis Guzman:
* 1898-1920 Manuel Estrada Cabrera holte US-Investoren ins Land, enteignete 1917 deutsches Vermögen. Seine Herrschaft galt als nahezu diktatorisch, so dass sich auch gegen ihn Widerstand erhob. Eine Revolte im Jahr 1906, die durch Nachbarstaaten unterstützt wurde, konnte er aber niederwerfen, zumal er sich mit dem mexikanischen Diktator Porfirio Diaz verbündete. In seiner Amtszeit etablierte sich 1901 die US-amerikanische United Fruit Company zur einflussreichsten Kraft im Staat.
* 1920-1930 Carlos Herrera y Luna (1920-1922), José María Orellana Pinto (1922-1926) und Lázaro Chacón González waren in den Zwanziger Jahren nacheinander Staatspräsidenten von Guatemala. Sie setzten die US-freundliche Politik Estrada Cabreras fort. Zugleich wurde die panamerikanische Zusammenarbeit intensiviert (1928: Kongress von Havanna).
* 1930 Putsch; Die Nachfolge von Chacón war umstritten; zunächst amtierte Bautillo Palma, der aber im November bereits nach wenigen Tagen von General Manuel Maria Orellana gestürzt wurde. Seine Machtergreifung wurde allerdings von den USA nicht anerkannt, so dass auch er nach kurzer Zeit zurücktreten musste. Es folgte die, ebenfalls kurze, Amtszeit von José Maria Reina Andrade. Erst die Wahl von Jorge Ubico und dessen Amtseinführung im Februar 1931 sorgte wieder für eine kontinuierliche Staatsführung.
* 1931–1944: General Jorge Ubico Castañeda: Als Exponent der liberal-progressiven Partei gewählt, entwickelte sich seine Regierung bald zu einer Diktatur, in der Intellektuelle, Journalisten und Schriftsteller, die seine Regierungsweise kritisierten, verfolgt wurden. Als die populäre Künstlerin Maria Chinchilla dem staatlichen Terror 1944 zum Opfer fiel und auch der Politiker Juan José Arevalo inhaftiert wurde, kam es zu einem Generalstreik und einem von der Armee geführten Umsturz, Ubico musste in die USA flüchten. Es folgte eine Militärjunta aus drei Generälen (Federico Ponce Valdez, Eduardo Villagrán Ariza und Buenaventura Pineda), von denen Ponce Valdez das Amt des Staatsoberhaupts erlangte. Auf ihn folgte Jacobo Arbenz Guzman.
* 1944-1945 Jacobo Arbenz Guzman: Seine erste Amtszeit betrug nur wenige Monate. In dieser Zeit wurden allerdings mit einer neuen Verfassung die Weichen für eine liberalere Staatsorganisation gestellt.
* 1945-1951 Juan José Arévalo Bermejo: Er kehrte nach der politischen Wende in seiner Heimat aus dem Exil zurück und setzte sich als Präsident für soziale Reformen ein. Sein Programm des "geistigen Sozialismus" (auch Arévalismo) wurde besonders von der USA mit Argwohn begleitet, tatsächlich hielten sich aber die konkreten wirtschaftlichen Änderungen in Grenzen. Immerhin sorgte die freie Meinungsäußerung der Linken nach den Jahren der Diktatur für ein offeneres politisches Klima in Guatemala. Ein Sozialversicherungssystem wurde eingeführt, ebenso eine moderne Arbeitsgesetzgebung, die Banken wurden unter Staatsaufsicht gestellt, den Gemeinden Selbstverwaltungsrechte zugestanden, die Alphabetisierung gefördert.
* 1951-1954 Jacobo Arbenz Guzmán: Er setzte in seiner Amtszeit die Reformen von Arévalo fort. Der Arbeitsbeschaffung und der Verbesserung der Infrastruktur dienten der Bau der ersten Autobahn und eines großen Wasserkraftwerks. Außerdem setzte er eine Agrarreform durch, die den Kleinbauern zugute kam, wobei die Legalisierung der linken guatemaltekischen Arbeiterpartei die Durchsetzung der Interessen von Bauern und Arbeitern beförderte. Die USA reagierten auf diese Entwicklung mit zunehmender Sorge um ihren Einfluss im Land, zumal Arbenz Guzman entschlossen war, auch die United Fruit zu verstaatlichen. United Fruits war zu dieser Zeit der größte private Landbesitzer in Guatemala. Das 1952 zustandegekommene Landreformgesetz gab der Regierung die Möglichkeit, Brachland unter bestimmten eng gefassten Bedingungen gegen Zahlung einer Entschädigung an Kleinbauern zu übertragen. United Fruit war mit einer Brachquote von 85 Prozent einer der Hauptbetroffenen des neuen Gesetzes. Als die Regierung eine Entschädigung von drei Dollar pro Acre anbot, dem Wert wie er von United Fruit in der Steuerklärung angegeben worden war, machte das Unternehmen geltend, dass das Land tatsächlich 75 Dollar pro Acre wert sei. Über ausgezeichnete Kontakte zur damaligen US-Regierung verfügend (der Bruder des United-Fruit-Präsidenten war im US-Außenministerium für Lateinamerika zuständig, der Außenminister selbst hatte für United Fruit gearbeitet und dessen Bruder war sowohl Direktor der CIA als auch im Vorstand des Unternehmens)[1] startete United Fruits in den USA eine Public-Relations-Kampagne gegen Arbenz: Es sollte der Eindruck erweckt werden, das Guatemala Gefahr lief, ein Satellitenstaat unter sowjetischer Führung zu werden. Die US-Politiker und United Fruits entschlossen sich daher, konservative Kräfte zu unterstützen, die sich den Sturz Arbenz Guzmans zum Ziel gesetzt hatten: Die so genannte Operation PBSUCCESS wurde von der CIA unterstützt, mit deren Hilfe eine kleine ,,Befreiungsarmee" unter Colonel Carlos Castillo Armas von Honduras aus in Guatemala einfiel und die Regierung stürzte. Dem Coup waren Bombardierungen durch US-Piloten auf Guatemala City vorausgegangen.
Es folgten eine Reihe von Militärregimen, unter deren Herrschaft 150.000-250.000 Guatemalteken ums Leben kamen ...
* 1954-1957 Carlos Castillo Armas: Er verkündete eine neue Verfassung, die die Reformen rückgängig machte und seine eigene autoritäre Regierung legitimieren sollte. Die linke Opposition wurde verfolgt wie bereits in den Dreißiger Jahren. Castillo kam bei einem Attentat ums Leben.
* 1957 Luís Arturo González López: Er regierte nur wenige Monate, da er im Oktober 1957 starb.
* 1957-1958 Guillermo Flores Avendaño: Zunächst folgte nach dem Tod von Luis Arturo González López eine mehrköpfige Militärjunta innerhalb der sich Flores Avendaño schnell durchsetzen konnte. Tatsächlich war er aber nur ein Übergangspräsident bis zur Abhaltung von Wahlen 1958, deren Ergebnis einer massiven Beeinflussung durch das rechte Lager unterlag.
* 1958-1963 Miguel Ydigoras Fuente: Als Verbündeter der USA unterstützte er den (fehlgeschlagenen) Invasionsversuch von Exilkubanern in der Schweinebucht. Seit 1962 führte die Linksopposition in Guatemala vermehrt Guerillaoperationen durch.
* 1963-1966 Enrique Peralta Azurdia: Guatemala erhielt 1965 eine neue Verfassung, die das autoritäre Regierungssystem etwas liberalisierte. Gewerkschaften wurden zugelassen, ein neues Bürgerliches Gesetzbuch verabschiedet und eine Reihe weiterer vorsichtiger Liberalisierungsmaßnahmen in die Wege geleitet.
* 1966-1970 Julio César Méndez Montenegro: Offiziell "dritter Regierungschef der Revolution" setzte sich der frühere Hochschulprofesoor besonders für Bildungsreformen ein. Sein Ziel war eine "integrale und funktionale Demokratie", in der allerdings weiter die Konservativen und das Militär die letzte Entscheidungsgewalt besaßen.
* 1970-1974 Carlos Manuel Arana Osorio: Der General war ein Vertreter der rechtskonservativen NLM. Er verhängte angesichts verstärkter Guerillakämpfe den Ausnahmezustand über das Land und verstärkte die Verfolgung Oppositioneller.
* 1974-1978 Kiell Eugenio Laugerud García: Der General erneuerte die Ansprüche Guatemalas auf Belize, das bis 1982 noch britische Kolonie war. 1976 wurde Guatemala von einem schweren Erdbeben erschüttert.
* 1978-1982 Fernando Romeo Lucas Garcia: Er setzte sich für vorsichtige Reformen des autoritären Regimes ein, wurde aber schließlich durch einen von der CIA unterstützten Putsch des Generals Rios Montt gestürzt.
* 1982-1983 Efrain Ríos Montt: Rios Montt wurde im Land meist einfach nur "der General" genannt. Er setzte die Verfassung außer Kraft und löste das Parlament auf. Den Ausschreitungen während der Herrschaft dieses leidenschaftlichen Antikommunisten fielen allein zwischen März und Juli 1982 über 10.000 Einwohner, darunter zahlreiche Indios, zum Opfer. Der Präsident bestritt später, von den zahlreichen Massakern gewusst zu haben. Zugleich versuchte er große Teile der Bevölkerung durch Arbeitsbeschaffungsprojekte und die kostengünstige Verteilung von Düngern für sich zu gewinnen. Er konvertierte vom Katholizismus zur baptistischen Konfession, was ihn zwar teilweise von den Katholiken des eigenen Landes entfremdete, ihm aber in den USA zusätzliche Sympathien einbrachte. Gegen den Widerstand des US-Kongresses ließ die Reagan-Regierung ihm militärische Hilfslieferungen zukommen. Rios Montt wurde schließlich durch einen unblutigen Putsch gestürzt. Es war der vierte während seiner Amtszeit und brachte Oscar Humberto Mejia Vixtores an die Macht.
* 1983-1986 Oscar Humberto Mejia Vixtores: Auch unter Rios Montts Nachfolger, einem General und früheren Verteidigungsminister, ging die gewaltsame Verfolgung der Opposition und der Guerrilleros weiter. Sein Staatsstreich wandte sich lediglich gegen den Evangelikalismus seines Vorgängers, der seinen Kampf gegen die Linken als heiligen Krieg gerechtfertigt hatte. Mejia betonte dagegen die konservativ-nationalen Traditionen Guatemalas und setzte sich auch für ältere Militärs ein, die sein Vorgänger durch eine jüngere Generation ersetzt hatte.
* 1986-1991 Marco Vinicio Cerezo Arévalo: Cerezo stammte aus einer liberalen Familie und war ein Vertreter der Christdemokraten. Als gewählter Präsident, der erste Zivilist in diesem Amt seit 1966, setzte er sich erstmals für einen Dialog mit den linken Rebellen ein und berief einen nationalen Rat der Versöhnung. Da aber zugleich die Entführungen und Ermordungen weitergingen, scheiterten die Verhandlungen. Zudem führten massive Preiserhöhungen zu Generalstreiks, während die Regierung außerdem zwei Putschversuche durch Militärs abwehren musste. Cerezo garantierte, dass die Präsidentenwahl seines Nachfolgers frei und fair erfolgen sollte, so dass der Machtwechsel von 1991 der erste demokratisch legitimierte seit Jahrzehnten war.
* 1991-1993 Jorge Serrano Elías: Er trat als Kandidat der Demokratischen Partei der Nationalen Zusammenarbeit auf und gewann die Präsidentenwahl mit 68% obwohl seine Partei im Parlament nur über 18 der 116 Sitze verfügte. Er anerkannte die Unabhängigkeit Belizes und stellte das Militär unter zivile Kontrolle. Außerdem gelang es ihm mit einer liberalen Wirtschaftspolitik, Inflation und Arbeitslosigkeit einzudämmen. Im Jahre 1993 zeigten sich allerdings auch wieder autoritäre Züge seiner Regierung, als er das Parlament und den Obersten Gerichtshof auflösen ließ mit der Begründung, damit gegen Korruption vorgehen zu wollen. Allerdings stieß dieser Verfassungsbruch auf heftigen Widerstand der Opposition und musste bald zurückgenommen werden. Die politische Reaktion war jedoch so massiv, dass sich Serrano gezwungen sah, zurückzutreten und ins Exil zu gehen. Für einige Tage amtierte Gustavo Adolfo Espina Salguero, Serranos Vizepräsident, als Übergangspräsident, der dann aber die Macht an Ramiro de León Carpio abgeben musste.
* 1993-1996 Ramiro de León Carpio: Er erneuerte die Friedensgespräche mit den Rebellen der URNG, diesmal allerdings unter internationaler Beteiligung (UNO, OAS). Zugleich sicherte er die Entwaffnung der rechten Milizen der PAC, die für mehrere Massaker verantwortlich gemacht wurden, zu. Die Ermordung des Obersten Richters des Landes sowie ein weiteres Massaker bedrohten zwar den Friedensprozess, dennoch konnten 1994 freie Parlamentswahlen abgehalten werden, die erstmals von den Präsidentenwahlen getrennt abgehalten wurden.
* 1996-2000 Alvaro Enrique Arzú Irigoyen: Der Kandidat der konservativen PAN gewann die Parlamentswahl knapp mit 51 %. Ihm gelang es, ein Friedensabkommen mit den linken Rebellen zu unterzeichnen, wie er es im Wahlkampf angekündigt hatte. Damit kam 1996 ein langwieriger Verhandlungsprozess zu einem Abschluss, der mit der Osloer Vereinbarung von 1990 begonnen hatte. Die URNG der Guerrilleros wurde als politische Partei zugelassen.
* 2000-2004 Alfonso Antonio Portillo Cabrera: Er gewann die Präsidentschaftswahlen als Kandidat der Republikanischen Front Guatemalas mit 68 %. Er hatte sich den Kampf gegen die Korruption und gegen soziale Ungerechtigkeiten im Land ausgesprochen, konnte aber in seiner Amtszeit den massiven Problemen des Landes kaum wirksam begegnen. Die Korruption nahm eher noch zu und die Opposition deckte schwarze Konten führender Politiker der Partei Portillos im Ausland auf, wobei es um Summen von mehreren hundert Mio. Dollar ging.
* 2004-2008 Óscar Berger Perdomo: Er gewann die Präsidentschaftswahlen mit 54 %, im ersten Wahlgang war auch der frühere Diktator Rios Montt angetreten. Er war früher Bürgermeister der Hauptstadt und vertritt die konservative Nationale Allianz. Die Situation der Menschenrechte hat sich seit seinem Amtsantritt weiter verschlechtert. Die Anzahl der Landkonflikte hat sich erhöht und wurden teilweise mit Gewalt (mehrere Tote, z.B. auf der Finca Nueva Linda) "gelöst".
o Ende 2004 lief die Mission der Vereinten Nationen in Guatemala zur Überwachung der Friedensverträge aus.
o 2005, Oktober: Guatemala wurde von Ausläufern des Hurrikans Stan schwer getroffen. Sintflutartige Regenfälle verursachten Schlammlawinen, Erdrutsche und Überschwemmungen. Ganze Dörfer wurden verschüttet, die Infrastruktur schwer beschädigt. Mehr als 1.000 Menschen verloren ihr Leben. Die Kaffee-Ernte wurde stark beeinträchtigt, die Wirtschaft erlitt großen Schaden.
o Óscar Berger Perdomo verzichtete auf eine zweite Kandidatur bei den Wahlen 2007.
* seit 2008 Álvaro Colom Caballeros: Er kandidierte für die Partei UNE bei der Präsidentschaftswahl am 9. September 2007 zur Nachfolge von Óscar Berger Perdomo. Er erhielt die zweitmeisten Stimmen (28,23 %) im ersten Wahlgang und stellte sich am 4. November Otto Pérez Molina in einer Stichwahl.[2] Die Präsidentenwahlen in Guatemala konnte Álvaro Colom mit fast 53 Prozent der Stimmen in der Stichwahl gewinnen. Er ist der erste sozialdemokratische Präsident Guatemalas.[3]
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Aus: "Geschichte Guatemalas" (29. Januar 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Guatemalas (http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Guatemalas)
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Quote[...] Der Guatemaltekische Bürgerkrieg wurde von 1960 bis 1996 zwischen vier linken Guerillaorganisationen (Zusammenschluss als Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca - URNG) und der guatemaltekischen Regierung ausgetragen. Ihm fielen 150.000 bis 250.000 Menschen zum Opfer, unter ihnen überwiegend einfache indigene Einwohner, die bei Massakern der Armee oder rechter paramilitärischer Truppen umkamen. Der Krieg wurde offiziell mit der Unterzeichnung der Friedensverträge, durch die URNG und das guatemaltikische Militär, beendet.
[...] Folgende vier Guerillero-Gruppierungen waren Hauptwidersacher der Regierung während des Bürgerkrieges:
* Ejército Guerrillero de los Pobres (Guerilla-Armee der Armen, EGP)
* Organización Revolucionaria del Pueblo en Armas (Revolutionäre Organisation des bewaffneten Volkes, ORPA)
* Fuerzas Armadas Rebeldes (Streitkräfte bewaffneter Rebellen, FAR)
* Partido Guatemalteco del Trabajo (Guatemaltekische Arbeiterpartei, PGT)
Die vier Gruppierungen betrieben Wirtschaftssabotage und griffen Regierungsinstitutionen sowie Sicherheitspersonal der Regierung an. Sie schlossen sich 1982 zur Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca (Nationale guatemaltikische revolutionäre Vereinigung, URNG), zusammen.
Die Handlungen der Guerilleros lieferten der Regierung einen Vorwand für Massaker an der indigenen Bevölkerung, die das Land traumatisierten. Zur gleichen Zeit folterten rechtsgerichtete Selbstjustizgruppen, darunter die anti-kommunistische Geheimarmee (ESA) und die Weiße Hand, Bürger, die sie verdächtigten, in linksgerichtete Aktivitäten verwickelt zu sein.
Die treibende Kraft bei der Verteidigung unschuldiger Bürger war der berühmte guatemaltekische General Juan Garcia Fabian. Wurde während dieser Zeit die Frage gestellt: ,,wer ist besser als Quan?", so lautete die Antwort beim Volk stets: ,,Solo dios" - ,,nur Gott".
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Aus: "Guatemaltekischer Bürgerkrieg" (22. Oktober 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Guatemaltekischer_B%C3%BCrgerkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Guatemaltekischer_B%C3%BCrgerkrieg)
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Quote[...] Guatemala-Stadt - Die guatemaltekische Regierung hat insgesamt 3.350 Klagen wegen Menschenrechtsverletzungen zu Zeiten des blutigen Bürgerkriegs von 1960 bis 1996 eingereicht. Die Klagen richten sich gegen frühere Soldaten, Milizionäre und andere Verdächtige, wie der Direktor des Nationalen Entschädigungsprogramms, Cesar Davila, am Freitag mitteilte. Sie alle würden beschuldigt, die Menschenrechte von mehr als 5.000 Zivilpersonen mit Füßen getreten zu haben.
Die Vorwürfe reichen laut Davila von Vergewaltigung bis zu Massakern. Viele Opfer seien auch spurlos verschwunden. Die Einreichung der Klagen fiel auf den 29. Jahrestag eines Polizeieinsatzes am 30. Jänner 1980, bei dem in der spanischen Botschaft in der Hauptstadt La Nueva Guatemala de la Asuncion 37 Menschen getötet wurden, darunter Bauern vom Volk der Maya. Den Streitkräften und der Polizei in Guatemala wird vorgeworfen, während des langen Bürgerkriegs insgesamt fast 200.000 Menschen umgebracht zu haben.
Eine Wahrheitskommission der Vereinten Nationen kam 1999 zu dem Beschluss, dass 90 Prozent aller Menschenrechtsverletzungen jener Zeit auf das Konto von Soldaten und Milizionären gingen. Das Nationale Entschädigungsprogramm befasst sich derzeit mit mehr als 98.000 einschlägigen Beschwerden. Dem Programm stehen umgerechnet gut 30 Millionen Euro für die Hinterbliebenen der Opfer zur Verfügung. (APA/AP)
Aus: "3.350 Klagen wegen Menschenrechtsverletzungen: Verbrechen während des Bürgerkriegs von 1960 bis 1996 - Vorwürfe überwiegend gegen Soldaten und Milizionäre" (31. Jänner 2009)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=1233309306105 (http://derstandard.at/?url=/?id=1233309306105)
Quote[...] deutsche Soldaten mit Kriegstraumatisierung. Ihre Zahl wächst rasant. Während im Jahr 2007 149 deutsche Soldaten aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) in den Krankenhäusern der Bundeswehr behandelt wurden, stieg die Zahl der Fälle im vergangen Jahr auf 245 - eine sprunghafte Zunahme von rund 61 Prozent.
[...] Am häufigsten erkranken Soldaten in Afghanistan. Unter ihnen stieg die Zahl der registrierten Traumapatienten von 55 im Jahr 2006 auf 226 in 2008. Insgesamt registrierte die Bundeswehr in den vergangenen drei Jahren 477 Soldaten, die an PTBS litten.
[...] Dies entspricht nach Angaben des Verteidigungsministeriums 0,77 Prozent der insgesamt eingesetzten 62.000 Soldaten. Bei den Streitkräften der USA oder skandinavischer Länder beträgt dieser Wert vier bis fünf Prozent. Derzeit sind rund 7000 deutsche Soldaten im Ausland stationiert, davon 3500 in Afghanistan.
[...] Experten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus, weil viele Betroffene versuchen, allein mit ihren Problemen fertigzuwerden. Ein Vertreter des Bundeswehrverbandes äußerte in der "Süddeutschen Zeitung" die Vermutung, dass die tatsächliche Zahl der Traumakranken noch höher liegen könnte. Statt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, versuchten viele Soldaten, allein mit ihrem Trauma zurecht zu kommen. Sie wollten vor den Kameraden nicht als "Weichei" gelten, sagte der Verbandsvorsitzende, Oberleutnant Ulrich Kirsch.
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Aus: "AFGHANISTAN-EINSATZ: Zahl deutscher Soldaten mit Trauma steigt dramatisch" (03.02.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,605186,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,605186,00.html)
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Quote[...] Behörden vor Ort berichteten, bis zu 20.000 Menschen seien vor den Kämpfen aus dem Swat-Tal in Behelfsunterkünfte geflohen. Ein Flüchtling berichtete, schon das Vorgehen der Taliban sei brutal, die Sicherheitskräfte gingen aber auch übertrieben hart in von Zivilisten bewohnten Gebieten vor. "Für uns ist die Situation hoffnungslos", sagte er.
amz/AP/AFP
Aus: "PAKISTAN: Militante zerstören Nachschubroute für Nato-Truppen" (03.02.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,605151,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,605151,00.html)
Quote[...] Der Flughafen Leipzig/Halle ist ein wichtiges Drehkreuz - nicht nur für den Luftfrachtkonzern DHL, sondern auch für US-Truppen. Sie machen hier Zwischenstation auf dem Weg in ihre Einsatzgebiete im Irak und in Afghanistan. 450.000 US-Soldaten sind nach FAKT-Recherchen im vergangenen Jahr über Leipzig/Halle in den Nahen Osten gebracht worden. Die sächsische Staatsregierung hat die militärische Nutzung bereits im Juli 2008 eingeräumt. Vom Bundesverteidigungsministerium gibt es aber bis heute keine Bestätigung. Minister Franz Josef Jung verweigert eine Stellungnahme, seine Mitarbeiter schrieben auf die Anfrage von Flughafen-Anwohnerin Inge Noack aber, der Flughafen werde nicht militärisch genutzt.
Für die Anwohner des Flughafens wie Inge Noack ist diese Antwort alles andere als befriedigend. Sehen sie doch immer wieder US-Soldaten, die in ihren Militäruniformen über das Flughafengelände laufen. Doch die Maschinen, mit denen die US-Amerikaner ankommen und wieder starten, sind keine Militärmaschinen. Vielmehr handelt es sich um Flugzeuge der zivilen Gesellschaft World Airways, die nur vom US-Verteidigungsministerium gechartert wurden. Offiziell sind das zivile Flüge. Für Heinz Dieter Jopp, einen der Chefstrategen der Bundeswehr, besteht an der militärischen Nutzung des Flughafens dennoch keinerlei Zweifel.
Quote"Logistisch gesehen ist Leipzig zurzeit für die Amerikener der zentrale Umschlagpunkt, wenn es um den Transport amerikanischer Truppen aus den USA in die Einsatzräume und zurück geht. Weil sie in Leipzig/Halle einen Flugplatz gefunden haben, den sie 24 Stunden anfliegen können."
Heinz Dieter Jopp, Chefstratege bei der Bundeswehr
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Aus: "FAKT vom 02.02.2009 - Flughafen Leipzig/Halle ist Drehkreuz für US-Militär" (03. Februar 2009)
Quelle: http://www.mdr.de/fakt/6100021.html (http://www.mdr.de/fakt/6100021.html)
Quote[...] The Sun newspaper named the suspect as Lt Col Owen McNally, 48.
It reported that he was accused of passing civilian casualty figures to a female human rights campaigner.
An MoD statement said: "We can confirm that a British army officer has been arrested in Afghanistan on suspicion of breaching the Official Secrets Act."
The statement added that he would be returned to the UK for questioning, and his case had been referred to the Metropolitan Police.
According to the newspaper, Col McNally had access to the data while working for Nato's International Security Assistance Force, which runs military operations in Afghanistan.
In 2008, campaign group Human Rights Watch said civilian deaths in Afghanistan from US and Nato air strikes had almost tripled to at least 1,633 between 2006 and 2007. It said it used "the most conservative figures available".
If charged, the officer will face trial at the Old Bailey in London and face a maximum sentence of 14 years if convicted.
Col McNally joined the Army in 1977 as a private, was commissioned as an officer in 1995 and is said to be one of the service's most high-ranking former non-commissioned officers.
Aus: "Army officer arrested over 'leak'" (BBC, 4 February 2009)
Quelle: http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/7870075.stm (http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/7870075.stm)
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Quote[...] Die Zahl der Kriegstoten in Afghanistan gilt offensichtlich als geheime Verschlußsache. Wie die britische Zeitung The Sun am Mittwoch berichtete, wurde am Hindukusch ein Offizier Ihrer Majestät wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen das Dienstgeheimnis festgenommen. Das »Verbrechen« des Briten Owen McNally: Er soll vertrauliche Informationen über die Zahl der von NATO-Truppen getöteten Zivilisten in Afghanistan weitergegeben haben – nicht an die Taliban, sondern an eine befreundete Mitarbeiterin einer Menschenrechtsorganisation. Der Mann wurde inzwischen nach Großbritannien ausgeflogen und wird dort von Scottland Yard verhört. Bei einer Verurteilung drohen dem 48jährigen bis zu 14 Jahre Haft.
Laut Sun hatte McNally Zugang zu detaillierten Informationen über die Zahl der getöteten Zivilisten. Das Boulevardblatt sprach von »mehr als 1000 unschuldigen Afghanen« jährlich seit 2001, die bei den Kämpfen zwischen Taliban und den US-geführten Truppen gestorben seien. Menschenrechtsaktivisten gingen von noch höheren Zahlen aus. Die Vermutung, daß ein britischer Offizier verantwortlich sei für ein »Leck« in ihrem Hauptquartier, mache die »Yankees« verrückt, schrieb das Blatt weiter. US-Generäle in der afghanischen Hauptstadt Kabul »kochen« vor Wut – wohlgemerkt, nicht ob der Toten, sondern wegen des »Verrats«.
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Aus: "Tote sind Verschlußsache" Von Rüdiger Göbel (05.02.2009)
Quelle: http://www.jungewelt.de/2009/02-05/063.php (http://www.jungewelt.de/2009/02-05/063.php)
Quote[...] Nur noch eine Minderheit von 40 Prozent meint, dass sich ihr Land in die richtige Richtung bewegt. Vor gut drei Jahren waren es mit 77 Prozent noch fast doppelt so viele.
Die Sender WDR/ARD, ABC und BBC lassen die Stimmung in Afghanistan regelmäßig vom «Afghan Institute for Social and Public Opinion Research untersuchen Für die jüngste Studie wurden 1534 Afghanen in allen 34 Provinzen befragt.
Aus: "ddp: Wachsende Ablehnung der Afghanen gegen ausländische Truppen" (Montag 9. Februar 2009)
Quelle: http://de.biz.yahoo.com/09022009/336/wachsende-ablehnung-afghanen-auslaen-0.html (http://de.biz.yahoo.com/09022009/336/wachsende-ablehnung-afghanen-auslaen-0.html)
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Quote[...] [ngo/ddp] Die von den USA angeführten ausländischen Besatzungstruppen stoßen in Afghanistan einer aktuellen Umfrage zufolge auf wachsende Ablehnung und Hass. Die internationalen Truppen werden immer weniger als Verbündete im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind und immer stärker als Teil der Misere wahrgenommen. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag der Fernsehsender WDR/ARD, ABC und BBC, die am Montag in Köln veröffentlicht wurde. Demnach drängt erstmals eine knappe Mehrheit der Afghanen (51 Prozent) auf einen schnellen Abzug der USA und der NATO. In manchen Provinzen hält mehr als die Hälfte der Bevölkerung Anschläge auf US- und NATO-Soldaten für gerechtfertigt. Auch Deutschlands Ansehen ist von 70 auf 61 Prozent zurückgegangen und liegt nur noch knapp über dem des Iran. Am deutlichsten ist der Sympathie-Einbruch der USA: von in der islamischen Welt beispiellosen 83 Prozent im November 2005 auf nur noch 47 Prozent.
Gut sieben Jahre nach dem gewaltsamen Sturz der Taliban durch die US-Truppen hat die Mehrheit der Afghanen die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft vorerst offenbar aufgegeben. Nur noch eine Minderheit von 40 Prozent meint, dass sich ihr Land in die richtige Richtung bewegt. Vor gut drei Jahren waren es mit 77 Prozent noch fast doppelt so viele.
Die Sender WDR/ARD, ABC und BBC lassen die Stimmung in Afghanistan regelmäßig vom "Afghan Institute for Social and Public Opinion Research" untersuchen. Für die jüngste Studie wurden 1534 Afghanen in allen 34 Provinzen befragt.
Nach sieben Jahren Krieg stellen die Afghanen besonders den US- und NATO-Truppen ein vernichtendes Zeugnis aus: Nur noch jeder Dritte bescheinigt ihnen eine positive Leistung - vor drei Jahren waren es noch mehr als doppelt so viele.
Noch drastischer fällt das Bild in den Kriegsprovinzen aus: Im Südwesten fällt nur noch jeder Fünfte ein positives Urteil über die US- und NATO-Truppen. Der Trend jedenfalls ist eindeutig: Der Westen hat den Kampf um die Herzen und Köpfe der Afghanen verloren.
Nur ein Drittel der Bevölkerung glaubt noch an den Sieg über die Taliban. Inzwischen befürworten zwei von drei Afghanen Verhandlungen mit den Taliban und deren Beteiligung an der politischen Macht.
Ohne die Hoffnung auf einen militärischen Erfolg über die Taliban sehen sich die Afghanen zunehmend als Opfer zwischen den Fronten. In Kriegsprovinzen wie Helmand oder Kandahar berichtet inzwischen nahezu jeder der Befragten auch über zivile Opfer von US-Angriffen in der Umgebung. So einig sich die Afghanen in der Ablehnung von Luftangriffen sind, so unterschiedlich beurteilen sie die Schuld an den zivilen Opfern: 41 Prozent sehen die Verantwortung ausschließlich bei den ausländischen Militärs, 28 Prozent sehen die Schuld bei den "Kämpfern", die unter den Zivilisten Schutz suchen, und ebenso viele sehen beide Seiten gleichermaßen in der Schuld.
In jedem Fall aber werden die ausländischen Truppen immer weniger als Verbündete im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind und immer stärker als Teil der Misere wahrgenommen. Entsprechend drängt erstmals eine knappe Mehrheit der Afghanen auf einen schnellen Abzug von USA und NATO - im Südwesten sind es 71 Prozent. Dort will nur noch jeder Vierte die Truppen solange im Lande halten, bis die Sicherheit wiederhergestellt ist. Entsprechend findet sich in Kriegsprovinzen wie Kandahar und Helmand kaum jemand, der eine Aufstockung der Truppen befürwortet. Eine explosive Stimmung: Denn die Verdoppelung der US-Truppen um weitere 30.000 Soldaten ist derzeit das einzig konkrete Element der neuen Strategie von US-Präsident Obama.
Die Ablehnung gegenüber den US- und NATO-Truppen ist schon jetzt so stark, dass in manchen Provinzen inzwischen mehr als die Hälfte der Bevölkerung Anschläge auf US- und NATO-Soldaten für gerechtfertigt hält, landesweit ist es jeder Vierte.
Aus: "Jeder Vierte hält Anschläge auf NATO für gerechtfertigt - In Afghanistan wächst der Hass auf die westlichen Besatzungstruppen" (09. Februar 2009)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=19268 (http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=19268)
Quote[...] Seit 1992 haben die Auslandseinsätze der Bundeswehr mehr als elf Milliarden Euro gekostet.
Diese Summe bestätigte das Verteidigungsministerium am Freitag in Berlin.
Allein im laufenden Jahr entstünden Kosten von rund 580 Millionen Euro für die derzeit acht durch Bundestagsmandate gedeckten Auslandseinsätze, unter anderem in Afghanistan, im Kosovo und im Sudan.
Die Zahlen sind in einer Mitteilung der Bundesregierung an den Haushaltsausschuss des Parlaments aufgeführt, wie die ,,Bild"-Zeitung berichtete.
Aus: "Bundeswehr: Elf Milliarden Euro für Auslandseinsätze" (16.01.09)
Quelle: http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/bundeswehr-elf-milliarden-euro-fuer-auslandseinsaetze-_aid_362674.html (http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/bundeswehr-elf-milliarden-euro-fuer-auslandseinsaetze-_aid_362674.html)
Quote[...] Allein in den Wochen zwischen Weihnachten und Ende Januar hat seine hauptsächlich aus entführten Kindern bestehende Miliz Lord's Resistance Army an die 1000 Zivilisten im Kongo getötet.
Sie verbrannte die Menschen bei lebendigem Leibe, zerhackte ihnen mit Äxten die Köpfe oder schlug ihnen mit Macheten Arme, Beine, Ohren, Nasen oder Lippen ab.
Mehr als 100.000 Menschen kamen so schon zu Tode, mehr als eine Million wurden vertrieben, und auch wenn Kony mit einem internationalen Haftbefehl aus Den Haag gesucht wird, niemand konnte ihn bisher fassen. Die ugandische Armee besaß bis Anfang 2000 nicht einmal ein Foto des Kriegsverbrechers.
Es gibt in Afrika, dem Kontinent ungezählter Milizen, wohl kaum eine bizarrere Figur als Kony. Man kann ihn ohne Übertreibung als wahnsinnig bezeichnen, denn er behauptet von sich, im Auftrag Gottes zu handeln, übersinnliche Kräfte zu besitzen und eine Regierung der Zehn Gebote in Uganda einführen zu wollen.
Mehrere zehntausend Jungen und Mädchen hat seine Widerstandsarmee des Herrn schon entführt und sie zu Kindersoldaten und Sexsklaven gemacht. Und wenn man Kinder und Jugendliche trifft, die mit Kony kämpfen mussten und schließlich fliehen konnten, dann kann man erahnen, welch grausames Regiment er führt.
In der nordugandischen Stadt Gulu haben sich zahlreiche Hilfsorganisationen niedergelassen, die die ehemaligen Kindersoldaten betreuen. Und diese erzählen alle von den mörderischen Raubzügen, zu denen sie gezwungen wurden, von Männern und Frauen, die von 20, 30 Kindern zu Tode getrampelt werden mussten, von Jungen, die erschossen wurden, weil sie die Beute ins Wasser fallen ließen, oder von den Zwangshochzeiten, die nichts anderes bedeuteten, als dass Mädchen im Alter von sieben, acht oder neun Jahren von den wenigen erwachsenen Anführern vergewaltigt wurden.
Diese Kriegsverbrechen erreichen aber nur selten die internationalen Nachrichten. Selbst über besonders grausame Morde wird meist nur in ostafrikanischen Zeitungen berichtet. Zum Beispiel, als 45 entführte Kinder von Konys Milizionären aneinandergekettet und in den Fluss Moroto geworfen wurden, um die Wassertiefe zu testen. Sie alle ertranken.
Für regionales Entsetzen sorgte auch der Überfall auf ein Dorf, bei dem den Opfern Hände und Köpfe abgehackt und diese Körperteile anschließend gekocht wurden. Die Überlebenden mussten dann davon essen und trinken.
[...] Wo sich die sektenartige Miliz nun aufhält, ist wieder einmal unklar. Zum einen ist das Dreiländereck Kongo, Sudan und Zentralafrikanische Republik eine der wohl unzugänglichsten Regionen der Welt, so dass auch Hilfsorganisationen flüchtende Zivilisten nicht mehr erreichen.
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Aus: "Die Untaten der Lord's Resistance Army: Hände und Köpfe abgehackt" Von Michael Bitala (25.02.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/967/459607/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/967/459607/text/)
Quote[...] Die Diehl BGT Defence GmbH & Co. KG ist ein deutsches Unternehmen der Rüstungsindustrie mit Sitz in Überlingen am Bodensee in Baden-Württemberg.
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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Diehl_BGT_Defence (http://de.wikipedia.org/wiki/Diehl_BGT_Defence)
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Quote[...] Weltweit führen nach Angaben von landminen.de [2] von Diehl hergestellte Minen zu schwersten Verletzungen in Kriegen und Bürgerkriegen auch bei Unbeteiligten. Der von Diehl verkaufte Bomblet-Sprengkopf verstreut 644 Einzelbomben.[3]
[...]
[2] # ↑ landminen.de
http://landmine.de/de.titel/de.search/index.html
[3] # ↑ Report Main: "Mörderische Waffen" - Bundeswehr soll auf Streubomben verzichten
http://landmine.de/de.cluster.report/index.html
[...]
* Gregor Schöllgen: Diehl - Ein Familienunternehmen in Deutschland. 1902 - 2002, Berlin: Propyläen, 2002, 336 S., ISBN 3-549-07170-1
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Quote[...] MÜNCHEN - Wer wird gewinnen: Das Recht auf Informations, Meinungs- und Pressefreiheit oder die Image- und Geschäftsinteressen eines deutschen Rüstungskonzerns? Darüber entscheidet das Landgericht München I am Montag in einer öffentlichen Verhandlung - ein Prozess zwischen David und Goliath: Der milliardenschwere Nürnberger Rüstungskonzern Diehl will unter Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250 000 Euro einem Regensburger Journalisten den Mund verbieten lassen. "Unter anderem produziert man Streumunition" hatte Stefan Aigner (35) in seiner Kolumne des kleinen Online-Magazins "regensburg-digital.de" über die Traditionsfirma Diehl geschrieben. Und genau diese Aussage soll er nie wieder verbreiten dürfen. Aber warum?
Tatsache ist, dass der Rüstungskonzern, der bereits im Nationalsozialismus als "Kriegsmusterbetrieb" durch die Ausbeutung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen bei der Produktion von tödlichen Waffen hohe Profite erzielte, über Jahrzehnte an der Produktion von Streumunition gut verdient hat. Seit sich jedoch rund 100 Staaten im vergangenen Jahr bei einer Konferenz in Dublin darauf verständigt haben, die für Zivilisten besonders gefährliche und tödliche Streumunition international zu ächten und die weitere Produktion und Anwendung zu verbieten, ist der Nürnberger Rüstungskonzern mit politischer Hilfe von ganz oben um Image und Geschäft besorgt. Und so wurden auf Druck der Bundesregierung neue Waffensysteme, die Experten als so genannte "intelligente Streumunition" bezeichnen, in letzter Minute von der Verbotsliste gestrichen. Deutschland hatte damit gedroht, seine Unterschrift unter die Konvention andernfalls zu verweigern.
Diese "alternative Streumunition" der "Gesellschaft für intelligente Wirksysteme" (GIWS) sei für das Kooperationsunternehmen der Rüstungsfirmen Diehl und Rheinmetall ein Milliardengeschäft, sagt Thomas Küchenmeister. Der Leiter des "Aktionsbündnisses Landmine.de", das 17 internationale Nichtregierungsorganisationen umfasst, zweifelt an der "Intelligenz" dieser vom Verteidigungsministerium gerne als "Punkt-Ziel-Munition" bezeichneten "alternativen Streumunition". Denn ihre angebliche "Ungefährlichkeit" für Zivilisten sei unter Militärfachleuten sehr stark umstritten und bis heute nicht nachgewiesen, kritisiert Küchenmeister.
Aigners Anwältin bezeichnet das Vorgehen der Firma Diehl "als eklatanten Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit." Britta Schön zur AZ: "Selbst im Bundestag wird darüber diskutiert, was alles unter dem Begriff Streumunition zu verstehen ist, etwa auch die neuen Diehl-Produkte." Der Rüstungskonzern wollte sich gegenüber der AZ "zum laufenden Verfahren" nicht äußern.
"Die Frage ist, wer in Zukunft die Begriffshoheit über umstrittene Waffen hat und ob der Rüstungsproduzent allen Journalisten vorschreiben kann, nur noch solche Bezeichnungen zu verwenden, die ihren Imageinteressen entsprechen", sagt Aigner: "Darf ich in Zukunft eine Bombe noch eine Bombe nennen? Oder muss ich sie vielleicht als intelligentes Wirksystem bezeichnen?"
Für das kleine mutige Online-Magazins "regensburg-digital.de" steht durch den Angriff des Rüstungskonzerns Diehl die Existenz auf dem Spiel: "Ich habe nur eine Meinung geäußert, die bereits viele vertreten haben", wundert sich Aigner. "Es liegt daher der Verdacht nahe, dass die Firma Diehl in einem Verfahren gegen einen vermeintlich schwachen Gegner eine gerichtliche Entscheidung durchsetzen will, mit der sie in Zukunft auch gegen andere Medien und Kritiker vorgehen kann."
Auch Küchenmeister vermutet: "Wahrscheinlich will man ein Exempel statuieren und Kritiker abschrecken. Es geht um viel Geld, um Image und um zukünftige Rüstungsmärkte." Für Anwältin Schön ist die Argumentation der Firma Diehl noch aus einem ganz anderen Grund völlig absurd: "Österreich hat zum Beispiel auch die so genannten intelligenten bzw. alternativen Waffen als Streumunition definiert und verboten." In Zukunft könnte es also in der EU zwei Sprachregelungen für Journalisten geben - mit gravierenden Folgen für die Pressefreiheit: Wer in Österreich, staatlich abgesegnet, von der "Streumunition" der Firma Diehl sprechen und schreiben darf, könnte laut Anwältin Schön, in Deutschland schon bald mit der Vernichtung seiner beruflichen Existenz büßen.
Aus: ""Es geht um viel Geld und zukünftige Rüstungsmärkte"" Michael Backmund (01. Mär 2009)
Quelle: http://www.abendzeitung.de/muenchen/90019 (http://www.abendzeitung.de/muenchen/90019)
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Quote[...] "Peacemaker" hieß der erste, erstmals im Jahr 1873 hergestellte sechsschüssige Trommelrevolver des US-Waffenfabrikanten Colt, mit dem seither zehntausende Menschen getötet und verwundet wurden. "Friedensstifter" oder auch "Friedenshüter" (Peacekeeper) nannte US-Präsident Ronald Reagan die in den Achtzigerjahren entwickelte MX-Rakete - eine Rakete, die mit zehn atomaren Sprengköpfen ausgestattet war, von denen jeder einzelne die Zerstörungskraft der Hiroschima-Bombe um ein Vielfaches übertraf. Doch Colt und Reagan verzichteten wohlweislich darauf, ihre schönfärberischen Bezeichnungen für (Massen-)Mordinstrumente zur offiziellen Sprachregelung zu erheben oder gar andere Namen gerichtlich untersagen zu lassen.
[...] Schon seit Jahrzehnten verdient Diehl viel Geld mit dem Verkauf von Streubomben und Streumunition - neben Antipersonenminen die heimtückischsten und vor allem für Zivilisten gefährlichsten Mord- und Verstümmelungsinstrumente, die die Rüstungstechnologie hervorgebracht hat. Derzeit stellt Diehl in Kooperation mit dem Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall Streumunition mit der Typenbezeichnung "Smart 155" her. Sie kann mit Artilleriegranaten verschossen werden, etwa mit der vom Essener Rüstungsunternehmen Krupp produzierten Panzerhaubitze 2000. Offiziell fungiert als Hersteller von "Smart 155" ein von Diehl und Rheinmetall gegründetes Gemeinschaftsunternehmen namens Gesellschaft für intelligente Wirksysteme.
In einem Kommentar anlässlich der Verleihung des Bayerischen Verdienstordens an Werner Diehl hatte Aigner am 25. Juli 2008 im Onlinemagazin regensburg-digital.de geschrieben: "Heute ist das Unternehmen Diehl einer der erfolgreichsten deutschen Waffenproduzenten. Nach eigenen Angaben stammt rund ein Drittel des Umsatzes von 2,3 Milliarden Euro aus der Rüstungsproduktion. Unter anderem produziert man Streumunition." Diesen letzten Satz musste Aigner, der Herausgeber von regensburg-digital.de ist, bereits wenige Tage später aus seinem Kommentar entfernen. Die Firma Diehl hatte eine einstweilige Verfügung mit einem Streitwert von 50.000 Euro gegen Aigner erwirkt und ihn zur Zahlung ihrer Anwaltskosten aufgefordert.
Mit der im Oktober eingereichten Klage will Diehl den Journalisten zu einer endgültigen Unterlassungserklärung zwingen. Im Fall einer Zuwiderhandlung soll Aigner ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro zahlen, fordern Diehls Anwälte in ihrer Klageschrift. Das Rüstungsunternehmen beruft sich in seiner Klage auf das Oslo-Abkommen zum Verbot von Streubomben und -munition, das im Dezember 2008 von fast hundert Staaten unterzeichnet wurde.
Dieser Vertrag enthält Ausnahmen für solche Typen von Streumunition, die angeblich keine Gefahr für Zivilisten darstellen, weil sie die folgenden technischen Spezifikationen erfüllen: Jede Munition enthält weniger als zehn eigenständig explodierende Submunitionen, die jede mindestens vier Kilo wiegen; jede explosive Submunition enthält Mechanismen zur selbstständigen Zielerkennung sowie zur Selbstzerstörung und Selbstdeaktivierung für den Fall, dass sie ihr anvisiertes Ziel verfehlt oder liegen bleibt, ohne zu explodieren.
Diese Einschränkungen treffen exakt auf Diehls Streumunition "Smart 155" zu - zumindest laut der Produktbeschreibung des Unternehmens. Kein Wunder, war es doch die Bundesregierung, die diese und weitere Ausnahmen auf Wunsch von Diehl und Rheinmetall bei den Verhandlungen zum Oslo-Vertrag durchgesetzt hat, u. a. mit der Drohung, andernfalls aus den Verhandlungen auszusteigen. Aktiv beteiligt an der Verwässerung des Oslo-Vertrages war auch die französische Regierung, die damit die Streumunition vom Typ "Bonus" vor einem Verbot bewahrte.
Den Haupteinwand gegen Diehls Klage formuliert der renommierte britische Experte für Streumunition, Rae McGrath, der von den Gerichten seines Heimatlandes häufig als Gutachter geladen wird. In einer für das Münchener Verfahren angefertigten Expertise schreibt er: Es gibt bislang keinerlei Beweis dafür, dass die "Smart 155" die im Oslo-Vertrag verlangten technischen Spezifikationen erfüllt. Es gibt nur die entsprechende Behauptung der Firma Diehl, die von der Bundeswehr und der Bundesregierung ungeprüft übernommen wurden. Bisher wurde die "Smart 155" nur von Diehl selber getestet, zum Teil in Kooperation mit der Bundeswehr und unter Idealbedingungen. Unabhängige Tests oder Einsätze, zumal unter realistischen Kriegsbedingungen, gab es bis heute nicht. Daher könne "Smart 155", so folgert McGrath, durchaus als Streumunition bezeichnet werden.
Wenn die Behauptung Diehls, die "Smart 155" sei eine "Punktzielmunition" und falle daher nicht in die Kategorie "Streumunition", zutreffen würde, hätte sich die Bundesregierung auch nicht auf Wunsch der Rüstungskonzerne bei Verhandlungen über ein Verbot von Streumunition um Ausnahmen für "Smart 155" bemühen müssen. McGrath verweist zudem auf Verhandlungsdokumente, die Deutschland und andere Staaten noch im November 2008 bei den parallel zu den Oslo-Verhandlungen laufenden Beratungen der Genfer UNO-Abrüstungskonferenz in Sachen Streumunition eingebracht hatte. In diesen Dokumenten werden unter der Überschrift "Ausnahmen für weiterhin erlaubte Streumunitions-Typen" exakt die technischen Spezifikationen vorgeschlagen,die inzwischen im Oslo-Vertrag vereinbart wurden.
Diehls Klage steht aber auch das Völkerrecht entgegen. Die im Oslo-Abkommen vereinbarten Spezifikationen für künftig verbotene und weiterhin erlaubte Typen von Streumunition gelten ausdrücklich nur "zum Zwecke dieses Vertrages" ("for the purpose of his convention"). Keineswegs wurde damit eine rechtlich und weltweit verbindliche Definition von Streumunition festgeschrieben. Österreich hat denn auch über die Ratifizierung des Oslo-Vertrages hinaus per Gesetz die "Smart 155" und alle anderen Typen von Streubomben/-munition, die möglicherweise die Ausnahmebestimmungen des Oslo-Vertrages erfüllen könnten, verboten.
Sollte das Münchener Landgericht trotz all dieser Einwände der Klage Diehls gegen den Journalisten Aigner stattgeben, will das Unternehmen nicht nur die taz, Spiegel, Deutschlandradio und andere Medien verklagen, die die "Smart 155" weiterhin als Streumunition bezeichnen, sondern auch die österreichische Regierung.
Aus: "Rüstungsfirma Diehl: Waffen bauen, Sprache säubern" VON ANDREAS ZUMACH (02.03.2009)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/waffen-bauen-sprache-saeubern/ (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/waffen-bauen-sprache-saeubern/)
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■Robert Entman
ist Professor für Medien- und Politikwissenschaft an der George Washington University. Derzeit schreibt er an einem Buch über ,,Media Bias Scandals". Soeben sprach er beim Symposium ,,Krieg und der öffentliche Raum", veranstaltet von der Akademie der Wissenschaften und der Uni Klagenfurt, in Wien.
Entman sieht ein Kontinuum der US-Kriege von Vietnam über Irak bis Afghanistan: ,,Es gibt keine klare Strategie, die Kriegskosten werden unterschätzt, es kommt zur Eskalation, man braucht noch mehr Soldaten." Die Verhaltensmuster seien stets gleich. ,,Es ist wie ein Syndrom. In der Öffentlichkeit gibt es vor Kriegsbeginn keine breite Debatte. Die Medien neigen zur Simplifizierung. Sie tendieren eher zum Krieg als zur Diplomatie."
Entman führt dies auf die Macht der Militärs zurück. So hätten diese, nachdem sie im Irak keine Massenvernichtungswaffen aufstöbern konnten, den Terroristen Mussab al-Sarkawi zum Popanz aufgebaut. Kritik fand allenfalls in linksliberalen Foren wie den Zeitschriften ,,New Republic" oder ,,Nation" statt. Erst als die Fehleinschätzung offensichtlich war, entschuldigten sich einige Zeitungen – voran die ,,New York Times" – für ihr Versagen als Kontrollinstanz bei ihren Lesern. Entman stößt sich freilich daran, dass derlei Kritik meist auf der Meinungsseite steht und nicht auf der Seite eins. ,,Und die Politiker kümmern sich nicht sehr um die New York Times. Es zählen vielmehr die ABC-Nachrichten und die Lokalzeitungen."
Die Bedingungen für Kriegsreporter haben sich krass geändert: In Vietnam hatten sie noch fast ungehindert Zugang zum Kriegsgeschehen, spätestens seit dem ersten Golfkrieg 1991 werden sie strikt kontrolliert. Für Entman spielt sich die wichtigste Story aber ohnehin oft nicht im Kriegsgebiet ab, sondern hinter den Kulissen in Washington. Dass die Journalisten den Vietnam-Krieg entschieden hätten, hält er übrigens für einen Mythos: Die Medien seien schlicht umgeschwenkt, weil die Fakten eine klare Sprache gesprochen hätten. Die öffentlichen Zweifel des CBS-Moderators Walter Cronkite veranlassten dann Präsident Lyndon B. Johnson zu seinem Satz: ,,Wenn ich Walter Cronkite verliere, verliere ich das ganze Land." Jon Stewart hätte seine Freude daran gehabt.
Aus: "Medienwissenschaft: ,,Die Cheerleader des Kriegs"" Von THOMAS VIEREGGE, WASHINGTON (Die Presse, 06.03.2009))
Quelle: http://diepresse.com/home/kultur/medien/458659/index.do?_vl_backlink=/home/kultur/index.do (http://diepresse.com/home/kultur/medien/458659/index.do?_vl_backlink=/home/kultur/index.do)
Quote[...] Ticken Massenmörder anders, oder was ist mit ihnen los? Die Frage diskutiert Welzer in seinem Buch auf hohem Reflexionsniveau und beglückt den Leser mit der These, dass die Taten aufgrund von Verschiebungen in den sozialen Gefügen (sei es auf individueller, sei es auf gesellschaftlicher Ebene) nicht als unmenschliche Taten empfunden werden. Ausgehend von den Thesen zu Wir- und Sie-Gruppen wird der bekannten These der Unfähgikeit zu Trauern widersprochen. Auch vermag Welzer mit einigen Mythen der Sozialpsychologie aufzuräumen und kannzeigen, dass Gewalt sozial und historische spezifisch ist. Die These erweist er zum einen an den Taten der Judenvernichtung, zum anderen aber an kurzen Fallbeispielen aus Vietnam, Ruanda und Jugoslawien. Dem Leser werden die blutigen Details nicht erspart und das ist auch gut so.
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Von Marcus Held "Yerushalmi" (Berlin), 30. Januar 2007
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Quote[...] Homo homini lupus- der grausame Wolf für den anderen, hier wird er vorgeführt. Er hat keine Scham, weil das Gewissen durch die Umstände verändert wurde. Das Umfeld sagt " Ungeziefer" und der Handelnde vernichtet Menschen wie "Ungeziefer". Zimbardo ist augrund seines Experiments über das Grausamkeitspotential von Menschen ebenso wenig optimistisch und Reemtsma sagte in einem Inteview zur Wehrmachtsausstellung: wo Empathie fehlt, ist alles möglich.'Dies führt uns quälend ausführlich Welzer vor Augen, lässt uns angesichts des Umfangs und der Geschwindigkeit des moralischen Verfalls ratlos zurück, ist selbst erschreckt und ein wenig ratlos.
Schon Hannah Arendt schrieb von der Banalität des Bösen, seit Welzer können wir keinen Zweifel mehr haben: das sind wir selbst.
Von Dr. Alberts "hansalberts" (Bremen), 25. Oktober 2006
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QuoteMassenmord fängt mit Ausgrenzung an, dem Dazu- und Nichtdazugehören. ...
Von der Toni, 2. September 2008
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Quote[...] Die vernommenen SS-Schützen gaben später allesamt zu Protokoll, unter starken Belastungen stets anständig geblieben zu sein. Wie können gebildete Menschen und Familienväter so etwas behaupten, nachdem sie Frauen und Kinder zu Hunderten erschossen haben? Welzer nennt Gründe:
Ausgrenzung der Anderen, Gruppenzwang, Verfolgungswahn, fehlende moralische Referenzen im Krieg, soldatisches Pflichtbewusstsein, Karriere, Drohungen, ungestrafte Freiheit, Entfremdung vom Opfer.
All das führt schritt für Schritt nicht etwa zur Brutalisierung der Menschen, sondern dazu, dass Brutalität überhaupt nicht mehr wahrgenommen wird. Es war Arbeit, eine Aufgabe, die sonst andere hätten müssen. Die perfide Nazi-Moral eines Heinrich Himmlers.
Welzer zeigt zudem Parallelen und Differenzen zu Massenmorden auf dem Balkan in den 90ern, Vietnam und Ruanda
Von Andreas Schuster, 12. Mai 2008 (Hannover))
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Quote[...] Dieses Buch handelt von ganz gewöhnlichen Massenmördern, dabei hinterfragt der Sozialpsychologe Harald Welzer, wie ganz normale Mitbürger, herzensgute Familienväter, zum Beispiel als Soldaten im Dritten Reich oder Täter aus dem Holocaust, massenhaft Menschen töten konnten? Er wirft ferner die Frage auf, wie solche Massenmörder sich dann wieder vorbildlich in die Bundesrepublik integrieren konnten?
Ganz wichtig für ihn ist, dass er sagt, die Voraussetzung dafür, das man so mit anderen Menschen umgehe, ist, das man erst einmal lernt, dass die anderen Menschen keine ,,Menschen" sind.
Bis man dann zum Töten bereit ist, dauert es gewöhnlich ein bisschen. Die Bereitschaft muss erzeugt werden. So wurden im Dritten Reich die Juden zunächst durch vielerlei Auflagen aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Man suggerierte den Menschen, dass sind Volksschädlinge, das sind nicht Menschen wie Du und Ich. Und in Zeiten des Krieges, war es innerhalb weniger Wochen erreicht, dass die ,,Massenmörder" ihre Arbeit ohne Skrupel ausführten, eigentlich so wie jede andere Arbeit zu der Sie aufgefordert wurden. Zu erst werden Männer getötet, später auch Frauen und Kinder. Welche Moral ist bei solchen Massenmördern letztlich noch vorhanden? Innerhalb ihrer Aufgabe kommt es doch dann tatsächlich aus Rechtfertigungsgründen zu perversen Unterscheidungen, in der Tötungsrangfolge. Die ,,Guten" töten erst die Kinder, weil es unmenschlich wäre, zuerst die Mutter oder den Vater zu erschießen und das Kind so größeren Qualen auszusetzen.
Der Autor spricht schließlich in seiner sozialpsychologischen Studie von der ,,Rollendistanz", der diese Massenmörder nach dem Krieg dazu befähigt, zu sagen, ich musste es tun, aus Kameradschaft, aus Staatsräson, aus Befehlsbefolgung usw. und trotz allem bin ich doch bei der Festlegung der Tötungsfolge ein guter Mensch geblieben.
Wie aus ganz normalen Männern Massenmörder werden konnten
Von Carl-heinrich Bock (4. November 2005)
Amazon.de: Kundenrezensionen:
Täter - Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden
von Harald Welzer (Autor)
Quelle: http://www.amazon.de/product-reviews/3596167329/ref=dp_top_cm_cr_acr_txt?ie=UTF8&showViewpoints=1 (http://www.amazon.de/product-reviews/3596167329/ref=dp_top_cm_cr_acr_txt?ie=UTF8&showViewpoints=1)
Quote[...] In Washington zogen die Friedensaktivisten vom Lincoln-Denkmal zum Verteidigungsministerium. Sie forderten Präsident Barack Obama zum umgehenden Abzug der US-Truppen aus dem Irak auf. Auf Transparenten stand «Wir brauchen Arbeitsplätze und Schulen, keinen Krieg» oder «Stoppt den Krieg». Vor Büros von Rüstungsunternehmen wie KBR oder Lockheed Martin wurden Pappsärge abgestellt.
In San Francisco kam es bei Protesten auch zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Mehrere Menschen wurden festgenommen. In Hollywood waren unter den mehreren hundert Demonstranten auch die Friedensaktivistin Cindy Sheehan, deren Sohn im Irak getötet wurde, der Oscar-prämierte Drehbuchautor Paul Haggis und Ron Kovic, ein gelähmter Veteran des Vietnamkriegs, dessen Schicksal in dem Film «Geboren am 4. Juli» verfilmt wurde.
Obama will bis August nächsten Jahres alle US-Kampftruppen aus dem Irak abziehen. Danach sollen noch 35'000 bis 50'000 Soldaten zurückbleiben, um die Ausbildung der irakischen Sicherheitskräfte zu unterstützen.
Seit der Invasion am 20. März 2003 kamen im Irak mindestens 4259 US-Soldaten ums Leben, mehr als 31'000 wurden verwundet. Mindestens 307 Soldaten mit den USA alliierter Staaten wurden getötet, allein während der Invasion gab es mehr als 91'000 Tote in der irakischen Zivilbevölkerung. Tausende weitere Menschen wurden danach bei Gewalttaten und Selbstmordanschlägen getötet, die den Irak zeitweise an Rand des Bürgerkriegs brachten.
Aus: "Tausende Amerikaner demonstrieren gegen Irak-Krieg" (22.03.2009)
Quelle: http://bazonline.ch/ausland/amerika/Tausende-Amerikaner-demonstrieren-fuer-Ende-des-IrakKriegs/story/14882810 (http://bazonline.ch/ausland/amerika/Tausende-Amerikaner-demonstrieren-fuer-Ende-des-IrakKriegs/story/14882810)
Quote[...] Werte, Moral, die Teilung in Gut und Böse - plötzlich begab sich die internationale Politik auf die schiefe Ebene. Wer sollte anklagen, wer sollte richten? Wo genau ist kodifiziert, wann die Unterdrückung einer Minderheit im Inneren eines Staates in Völkermord umschlägt, in ethnische Säuberung?
Warum im Kosovo einmarschieren, aber nicht im Sudan? Darf die Landnahme israelischer Siedler im Westjordanland mit der russischen Landnahme in Südossetien verglichen werden? Überhaupt: der Vergleich. Wenn man das Recht auf Selbstbestimmung der Kosovo-Albaner akzeptiert, muss man dann nicht auch das Selbstbestimmungsrecht der Tibeter und der Tschetschenen respektieren?
Das Völkerrecht hat seit zehn Jahren keine Antwort geliefert. Die Vereinten Nationen haben die "Pflicht zum Schutz" entdeckt - ein Knüppelchen gegen all jene Regierungen, die in ihrer Arbeit versagen und gegen elementare Grundsätze der Moral verstoßen. Die USA haben danach das Recht auf Intervention missbraucht, im Irak einen Kriegsgrund erfunden und sich selbst mit missionarischen Demokratisierungs-Ideen diskreditiert.
Der moralische Überschwang ist heute verpufft. Geblieben ist die Erkenntnis, dass gegen das Unrecht auf der Welt nicht immer ein völkerrechtliches Kraut gewachsen ist, und dass die UN in der Regel zu schwach sind, die Legitimation für eine Intervention zu liefern. Am Ende bleiben in einer Demokratie der Zwang zur Rechtfertigung vor den eigenen Wählern, Realismus und ehrliche Empörung, wenn das Unrecht unerträglich wird.
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24.03.2009 09:46:26
zack34: @ SZ-Redaktion
Sehr geehrte Damen und Herren,
in Ihrem Beitrag "Wir führen keinen Krieg" haben Sie bei der Bildunterschrift:
http://www.sueddeutsche.de/politik/60/462674/bilder/?img=5.0
Herrn Vladimir Stambuk als "den Führern der Kosovo-Albaner (Vladimir Stambuk, links). " bezeichnet.
Stutzig wurde ich allein aufgrund des Namens des Erwähnten, der keinesfalls einem Kosovo-Albaner, sondern nur einem slavischen Bürger gehören kann.
Somit ist noch einmal deutlich geworden, wie wenig Sie über dieses Thema wirklich wissen, obwohl Sie schon soviel darüber geschrieben und "aufgeklärt" haben, genau wie SPIEGEL, ZEIT u.Co. auch...
Zu Ihrer Info:
http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Rambouillet (http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Rambouillet)
Dem Durchschnittsbürger, viell. sogar vor allem dem Durchschnittsakademiker, der sich kaum mit Balkan näher beschäftigt, geschweige denn die Länder bereist hat... und somit Ihre "Information" kaum bewerten kann, bleibt nichts anderes übrig, als sie als bare Münze zu nehmen. Genau DAS ist das Grundproblem der gesamten Kosovo-Berichterstattung. Sie war anmaßend, schlecht und ist schlecht geblieben.
zack
Quote
24.03.2009 09:55:11
Toni64: :-)
Die Serben von damals sind die Israelis von heute. Das Pech der Serben war, daß sie nicht USA-gesinnt waren, dann wären die Kosovaren nämlich die Palestinänser Jugoslawiens gewesen, alles Terroristen....
Wo ist unsere Wertegemeinschaft, wo Israel mit Bulldozern die Häuser von Arabern in Ostjerusalem niederwalzt, aber illegal errichtete Siedlungen in den besetzten Gebieten nachträglich legalisiert ?
Hallo liebe EU, NATO, intern. Gerichtshof etc... aufwachen... guggst du da !!!!
Zur Klarstellung, Milosevic ist ein Kriegverbrecher keine Frage !
Quote
24.03.2009 10:12:39
medea_4: Was nun?
Die westfälische Friedesordnung mag vielleicht seine Berechtigung haben, d. h. keine Einmischung in die Sachen anderer Länder. Anderseits wirft man dem Menschen oft vor einfach wegzuschauen.
Und was nun?
Einmischen oder wegschauen?
Ich glaube weder das eine, noch das andere ist richtig. Wir werden immer das falsche anstreben.
Ich wünschte mir jedoch,wir würden uns öfters einmischen, gerade wenn Menschenrechte grundsätzlich verletzt werden z. B. Menschen einfach aufgrund irgendwelcher "nicht akzeptablen Merkmalen" regelrecht abgeschlachtet oder vertrieben werden.
Oder würden Sie Ihren Nachbarn gerne abknalen, nur weil Ihnen seine Nase oder Haarfarbe nicht paßt?
Quote
24.03.2009 10:13:45
zack34:
"Dieser Krieg vor zehn Jahren beendete nämlich nicht nur Denkmuster des Kalten Krieges, sondern - historisch von erheblich größerer Wucht - die westfälische Friedensordnung. "
Herr Kornelius interprätiert da unglaublich viel hinein. Der Kalte Krieg ist immer noch sehr wohl in den Köpfen, das haben wir in letztem Sommer wunderbar beobachten dürfen.
Und die semantische Positionierung des "Westens" in den Beiträgen widerspricht dem keineswegs, ganz im Gegenteil.
Der Autor stellt zutreffend fest:
"Angesichts von Vertreibung, Terror und Mord wurde eine "Pflicht zur Intervention" festgestellt, ein moralischer Zwang - nie stärker artikuliert als in dem Diktum der damals rot-grünen Bundesregierung, wonach es ein "zweites Auschwitz" zu verhindern gelte."
... akzeptiert jedoch diese Grundlage schlicht als in der Form sinngemäß gegeben. Die OSZE hat damals (Anfang 1999) den ordnungsgemäßen Ablauf des verabredeten Rückzugs der JVA und ebenso die zunehmenden Provokationen der UCK WÄHRENDDESSEN festgestellt. Diese hat übrigens jahrelang davor (siehe Liste/Berichte des US-Senats zum Thema Terrororganisationen weltweit) Attentate auf die Vertreter der Staates ausgeübt und Boykot der serbischen Sprache (als einer der zwei, offiziellen Provinzsprachen) und der Lehrprogramme an den Schulen mitorganisiert, hinzu auch die albanischstämmige Bevölkerung unter Druck gesetzt und sie sogar mit Gewalt zur Mitarbeit gezwungen. Die OSZE hat ebenso VOR der NATO-Intervention ausdrücklich keine humanitäre Katastrophe und nur einen Kampf eines Staates gegen eine extrem agressiv agierenden Terrororganisation feststellen können. (was nicht heissen soll, es gab keine Leidenden und auch keine Verbechen)
Die Worte des dam. Aussenministers waren reine Auftragsarbeit: wie auch Mr. Shea bestätigte, war es für die NATO unbedingt wichtig, die Öffentllichkeit der Bundesrepublik medial bei der Stange zu halten. Denn hätte sie dem Druck der kritischen Öffentlichkeit nachgegeben, hätte die ganze "Aktion" (die schlussendlich allein der neuen Selbstermächtigung und diesbezüglichen -legitimierung der NATO diente) auch in anderen Mitgliedsstaaten an innerer Unterstützung verloren...
zack
ps.
Herr Kornelius erwähnt mit keinem Wort tausende zivile Opfer dieses "Krieges der zivilisierten westlichen Welt gegen die Barbarei"
Quote24.03.2009 10:42:18
babalaber: Wir vergessen es nicht! (Teil1)
Am 24. März 1999 begannen die NATO-Staaten einen erbarmungslosen Bombenkrieg gegen Serbien und Montenegro, ohne UN-Mandat. Die stärkste Militärallianz aller Zeiten bombte und zerstörte gezielt 78 Tage und Nächte ein kleines europäisches Land und UN-Gründungsmitglied, mit folgender Bilanz:
1200 MODERNSTE KRIEGSFLUGZEUGE ZERBOMBTEN
53 Krankenhäuser, 300 Schulen, 7643 Familienhäuser, 50 Kirchen und Klöster, zahlreiche Altersheime und Kindergärten, erhebliche Teile der wirtschaftlichen Infrastruktur
Die über 500 getöteten Zivilisten, darunter 88 Kinder wurden zynisch zum ,,KOLLATERALSCHADEN" erklärt und der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärte genauso zynisch, dieser Angriff sei dazu geeignet, ,,DEUTSCHE SCHULD AUS DEM 2. WELTKRIEG AUF DEM BALKAN ZU TILGEN", obwohl deutsche Soldaten auch 1941-1945 die Serben in ihrem eigenen Land Angegriffen und gemordet haben.
Wie auch im Falle des Irak-Krieges wurden Nato-Kriegsverbrechen durch Medienlügen und Manipulationen gerechtfertigt und verharmlost. Der Nato-Angriffskrieg hatte eindeutig einen Völkerrechtswidrigen, ja Terroristischen Charakter: Es wurden Verträge über die Kriegsführung verletzt, Streubomben und mit Uran angereischerte Bomben und Raketen eingesetzt, chemische Fabriken und Raffinerien gezielt bombardiert, die Umwelt vergiftet. Die Tatsache, dass in den bombardierten Gebieten Krebserkrankungen seitdem um 40% zugenommen haben und unverhältnismäßig viele Missgebildete Babys geboren werden, spricht eine deutliche Sprache. Der Krieg, der angeblich humanitäre Katastrophe verhindern sollte, verursachte selbst wahre Katastrophen.
Nach dem Bombenkrieg verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 1244, welche die Souveränität und territoriale Unversehrtheit Serbiens garantiert. Das Kosovo und Metohija wurde zum Protektorat, in welchem vor den Augen der Schutztruppen im systematischen Terror gegen Serben:
über 1.300 Menschen ermordet, 1500 verschleppt, tausende verletzt, 145 Kirchen, Klöster und christliche Denkmäler zerstört wurden.
....
Quote
24.03.2009 10:24:59
Schnarzan: Die Serben hatten jedes Recht
sich gegen die UCK zu wehren!
Die Nato hatte kein Recht sich dort einzumischen!
Es begann mit einer Lüge! Googeln
Auch wenn die Red. diese Wahrheit nicht duldet, wird ihre Sicht der Dinge nicht wahrer.
Quote
24.03.2009 11:08:38
retmarut: ganz gute fragen
stellt herr kornelius in dem artikel. antworten gibt er nicht. das macht aber folgender artikel. http://www.freitag.de/positionen/0911-kosovo-nato-jahrestag
der kosovo-krieg war der paradigmenwechsel: die nato ist vom verteidigungs- zum angriffsbündniss mutiert.
und die grünen hatten damit ihre mutation abgeschlossen. von der aus-der-nato-austreten-partei zur mit-der-nato-völkerrecht-brechen-partei.
vierfacher rechtsbruch:
- grundgesetzwidriger angriffskrieg
- verstoss gegen kap. I,art. 2 der un-charta (gebot zum gewaltverzicht)
- ignorieren des nato-vertrags von 1949 (völkerrecht ist bei internat. konflikten einzuhalten)
- nicht-einhaltung des 2+4-vertrags, in dem (art. 2) beide dt. staaten versprechen, "dass das vereinte deutschland keine seiner waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in übereinstimmung mit der verfassung und der charta der vereinten nationen."
was hatte ich mich über den regierungswechsel gefreut nach 16 jahren kohl, aber seit damals hat rot-grün bei mir verk..kt...
Quote
24.03.2009 11:39:18
knez: Konstruierter Konflikt
Die NATO Staaten haben die Kosovo-Abanischen Terroristen bewaffnet und moralisch unterstüzt. Erst diese Unterstützung hat den Konflikt intensiviert. Es ist wiedermal ein glasklarer Fall wo der Westen einen inneren Konflikt ausnutzt um sich einer unliebsamen Regierung zu entledigen. Die Opfer in diesem Fall waren Albaner und Serben.
Die Albanischen Terroristen wurden beim ermorden serbischer Polizisten und Zivilisten vom Westen unterstützt (logistisch, waffen, geld, aufklärung, politisch). Die Reaktion der serbischen Staatsgewalt diente sodann als Vorwand um eine neue Zeit einzuläuten.
Die neue Zeit ist geprägt von Willkür und Missachtung des Völkerrechts. Irak ist das beste Beispiel dafür.
Ich fasse Zusammen. Der Westen hat diesen Konflikt bewusst geschürt um einen Vorwand für eine militärische Intervention zu bekommen. Es wäre auch anders gegangen!
Serben und Albaner könnten jetzt im Kosovo friedlich miteinander leben, hätte der Westen den Albanern klar gemacht das sie ein großzügige Autonomie akzeptieren müssen! (Im Ramboulliet akzeptierten die Serben eine Autonomie aber nicht die NATO Besetzung ganz Serbiens)Es wäre keine Liebesbeziehung geworden, aber 10000 Serben und Albaner wären jetzt am Leben. Dies wäre die wirkliche humanitäre Intervention gewesen!
Quote
24.03.2009 13:56:37
A.Hauss: "... weiterhin"
"In einer Tagesmeldung des Amtes für Nachrichtenwesen der Bundeswehr vom 22. März heißt es: "Tendenzen zu ethnischen Säuberungen sind weiterhin nicht zu erkennen." Es heißt "weiterhin". Das heißt, auch vorher waren keine ethnischen Säuberungen zu erkennen"
Quelle:
http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2003/08/23/a0085
Das war die FAKTENlage. Die juristische Lage machte der Justizminister 1998 deutlich, als er dem "Vorratsbeschluss" im Kabinett nicht zustimmte und schriftlich Protest einlegte. Auch ein gewisser Ministerpräsident Niedersachsens sagte im August 1998, ein krieg sei völkerrechtswidrig und mit der SPD nicht zu machen - er wollte gerne Bunzkanzler werden.
AUCH WEITERHIN werden diese Fakten beschwiegen bzw. das Gegenteil gelogen. Das ist nicht unwissenheit, sondern Methode. Auch bei der SZ.
Aus: "Kosovo-Krieg: Zehn Jahre danach" (24.03.2009)
Ein Kommentar von Stefan Kornelius
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/116/462730/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/116/462730/text/)
Quote[...] "Kriegsverbrechen - so ein Quatsch!"
30. März 2009, 13:02 Uhr
,,Das schlimme ist, dass diese Berichte, so grausam sie sind, nur einen kleinen Ausschnitt von dem zeigen, was wirklich im Gaza-Krieg geschehen ist oder generell in der Armee passiert. Ich bin ehemaliger Soldat, war sogar Befehlshaber und weiß, wofür wir trainiert werden in der Armee. Wir lernen, dass Menschen bloß Zielobjekte sind, keiner bringt uns bei, dass wir uns human gegenüber Palästinensern verhalten sollten.
Direkt nach meinem Militärdienst habe ich angefangen für ,,Breaking the Silence" zu arbeiten, eine Organisation, zu der Soldaten kommen, um anonym Aussagen darüber zu machen, was für Gewaltakte sie an Palästinensern während ihres Dienstes verübt haben - oder verüben sollten. Gerade jetzt, nach Gaza, kommen ständig neue Soldaten zu uns, die berichten, dass sie Teil von Kriegsverbrechen wurden - auch auf Befehl. Ich habe schon so vieles gehört oder selber erlebt und glaube alles, was ich gerade an Berichten von Soldaten lese.
Den Krieg in Gaza hätte es niemals geben dürfen, doch wie er abgelaufen ist, macht alles nur noch schrecklicher: wie sollen die Menschen in Gaza denn auf so was antworten? Das einzige Mittel ist doch nur Gegengewalt! Mit Krieg stoppt man keine Raketen aus Gaza, mit Kriegsverbrechen lädt man nur noch mehr Hass auf Israel - warum verdammt will das keiner verstehen? Es ist alles eine Glaubensfrage: wer schon vorher gegen den Krieg war, der wird durch die Berichte über Verbrechen in Gaza in seiner Meinung bestätigt - doch wer für die Offensive war, der wird nun plötzlich kein Kriegsgegner."
Ilan, 27, Ex-Soldat und nun bei der Organisation ,,Breaking the Silence"
,,Was heißt denn überhaupt Kriegsverbrechen? Wie kann man im Krieg Verbrechen begehen, Krieg ist Krieg und der ist niemals schön! Jetzt sprechen alle darüber, dass Israel in so einem Krieg Dinge getan hat, die man nicht tun darf, man sagt, das seien Kriegsverbrechen - so ein Quatsch!
Ich glaube an unsere Soldaten und an unsere Armee, wir sind ehrenwert im Gegenteil zu den Arabern, die sich doch sogar gegenseitig abschlachten. Wir töten Menschen nicht ohne Grund, wir agieren präzise - ich glaube nicht daran, dass viele Unschuldige in Gaza gestorben sind.
Natürlich, dass mit den Kindern ist schrecklich, aber was blieb Israel anderes übrig, als sich zu verteidigen? Wenn die Hamas Kinder und ganze Familien als Schutzschilde verwendet, ist es klar, dass die bei Angriffen sterben. Das ist nicht die Schuld Israels, sondern der Hamas. Diese ganzen Berichte von Gräueltaten, ich glaube da nicht dran - die Medien bauschen alles auf, weil sie meinen, die Leute wollen das gerade lesen.
Momentan ist es offenbar Trend, auf Israel herumzuhacken. Ich kann es kaum mehr ertragen, dass immer unsere Armee als Übeltäter dargestellt wird - und keiner mehr davon spricht, dass wir uns vor dem Terror der Hamas irgendwie schützen müssen."
Shahar, 52, Gemüsehändler
,,Natürlich bin ich schockiert! Es ist schrecklich, all diese Dinge über die Armee in Gaza zu hören, das macht schon ziemlich nachdenklich. Wenn das alles stimmen sollte, dann schäme ich mich beinahe, so lange für das Militär gearbeitet zu haben.
In der Tat kann ich mir schon vorstellen, dass im Krieg Unschuldige sterben und manchmal auch falsch gehandelt wird, Soldaten sind schließlich auch nur Menschen und Menschen machen Fehler. Bestimmt gab es Vorfälle, wo Palästinenser ohne Grund getötet oder erniedrigend behandelt wurden, auf jeden Fall sollte man diesen Hinweisen nachgehen und Soldaten dafür nötigenfalls zur Rechenschaft ziehen.
Allerdings muss man wirklich aufpassen, dass Israel nun nicht als der große Kriegsverbrecher dargestellt wird. Vor allem im Ausland scheinen sich alle auf die Horrorberichte zu stürzen: Schau, wie grausam die Juden sind! Das ist nicht wahr, ich weiß, dass wir gut ausgebildet werden in der Armee, wird werden nicht dafür trainiert, Menschen unnütz zu schaden, sondern wie wir unser Land sichern können.
Soldaten sind keine Kampfmaschinen und gerade in Gaza ist ein sehr sauberer Krieg geführt worden - sofern es ging. Aber Gaza ist nun mal sehr dicht besiedelt, zudem versteckt die Hamas all ihre Waffen mal in Wohngebieten, da kommt es bei einem Militäreinsatz zu zivilen Opfern. Doch ich kann nicht wirklich glauben, dass bewusst Zivilisten getötet wurden, dass bewusst Kinder und Frauen erschossen, dass Menschen aus ihren Häusern gejagt wurden und die Soldaten deren Eigentum zerstört haben. In Einzelfällen kann es das gegeben haben, aber nicht in der Masse.
So geht es auch allen meinen Freunden: wir sind nachdenklich geworden - doch die Berichte ändern nichts daran, dass der Krieg in Gaza notwendig war. Man muss sich bewusst machen, dass sich einige Soldaten mit diesen Aussagen vielleicht nur bei ihren Befehlshabern rächen wollen - und einige ihrer Erzählungen sind auch schon widerlegt worden."
Josie, 26, ehemaliger Mitbewohner und Ex-Soldat
,,Ich habe alles gelesen und gesehen, was die Soldaten über Gaza erzählen. Ich glaube ihnen, warum sollten sie lügen, dazu gibt es keinen Grund und das Risiko, dass ihre Lügen entlarvt werden, wäre viel zu groß. Ich bin erschrocken über die Details der Berichte - aber ehrlich gesagt bin ich nicht wirklich erstaunt darüber. Man weiß, dass unsere Armee nicht wirklich sauber Krieg führt, allein aus dem ersten Libanonkrieg kennt man das doch, auch aus dem zweiten.
Ständig einen Krieg nach dem nächsten und zudem mit jungen Soldaten, die gerade erst aus der Schule raus sind - das kann nicht gut gehen. All diese Kriegsverbrechen passieren, weil die Leute nicht genug ausgebildet sind, und weil viele von ihnen Araber einfach für minderwertig halten - so ist nun mal leider die Realität. Einen toten Palästinenser mehr oder weniger, das schert die einfach nicht."
Dina, 34, Surferin und Schmuckdesignerin
Aus: ""Kriegsverbrechen - so ein Quatsch!""
Veröffentlicht 30. März 2009, 13:02 von Svenja Kleinschmidt
Abgelegt unter: Israel, Gaza-Krieg, Kriegsverbrechen, Soldaten
Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/israelblog/archive/2009/03/30/kriegsverbrechen-so-ein-quatsch.aspx (http://faz-community.faz.net/blogs/israelblog/archive/2009/03/30/kriegsverbrechen-so-ein-quatsch.aspx)
Quote[...] Auch die Justiz setzt in Ruanda auf Versöhnung statt auf Bestrafung. Den Grund dafür erklärt Martin Ngoga, Generalstaatsanwalt. In seinem Büro stapeln sich Akten, vergilbt und verstaubt - aber nicht verjährt. Es sind Akten des Völkermordes. Im Frühjahr 1994 wurden in hundert Tagen fast eine Million Menschen, mehrheitlich Tutsi, regelrecht abgeschlachtet. Ngogas Rechnung nach gibt es mehr Täter als Opfer. Meist habe eine Gruppe von Tätern gemeinsam ein Opfer ermordet, erklärt er: "Es sind so viele, wir können sie gar nicht alle zu Lebzeiten verurteilen." Über den Daumen gepeilt: mehr als eine Million.
Ein Genozid solchen Ausmaßes bringt jedes Justizsystem an seine Kapazitätsgrenzen. Doch Ruanda musste nach 1994 die Justiz von Null aufbauen: Nur zwölf Richter hatten den Völkermord überlebt. Sie konnten in den Jahren nach dem Genozid 6000 Verfahren durchführen. Währenddessen saßen über 200.000 mutmaßliche Mörder in den Gefängniszellen. Ein Großteil der Täter lief noch immer frei herum.
Ngoga und seine Kollegen haben dafür eine pragmatische Lösung gefunden: die Gacaca-Dorfgerichte. "Gacaca" bedeutet "das grasige Feld". Gacacas dienten traditionell als Schiedsgerichte: Die Gemeinde kam auf einer Wiese zusammen, die Dorfältesten schlichteten einfache Nachbarschaftsstreitigkeiten.
Heute wird vor den Gacacas der Genozid aufgearbeitet. Ein paar Mal pro Woche kommen rund 12.000 Gacaca-Gerichte zusammen - es ist die größte juristische Aufarbeitung von Verbrechen, die die Welt je gesehen hat. Dabei geht es nicht um Bestrafung. Ein Geständnis zu erlangen, die Gebeine der Opfer zu finden - das ist das Ziel von Gacaca. Und es geht darum, dass die Täter die Gemeinde um Vergebung bitten. Dann, und nur dann, kommen sie frei.
Sedangiye spricht heute offen über seine Tat: Der Bürgermeister habe ihm befohlen, die Tutsis umzubringen, er habe ihm die Machete in die Hand gedrückt - frisch geschärft. Dafür durfte der Bauernjunge das Haus und die Rinderherde der Tutsi übernehmen. "Das war ein guter Grund, es zu tun", sagt er. Manchmal ist die schreckliche Wahrheit ganz einfach.
Der Genozid an den Tutsi war ein lang geplanter und von den Hutu-Extremisten in der damaligen Regierung befohlener Völkermord. Mittels Hasstiraden im Radio wurden die Tutsis entmenschlicht, als "Schlangen" oder "Kakerlaken" beschimpft - Ungeziefer, das es auszurotten galt. Mit Macheten wurden sie dann von Männern wie Sedangiye in Stücke gehackt.
[...] Ngoga zeigt eine Liste: Darauf stehen mehr als 300 Namen - die Hintermänner des Genozids, die sich in anderen afrikanischen Ländern oder in Europa verstecken. Manche sogar in Deutschland.
...
Aus: "GENOZID IN RUANDA - Mein Nachbar, ein Massenmörder"
Aus Kigali berichtet Simone Schlindwein (06.04.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,617313,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,617313,00.html)
Quote[...]
QuoteChronologie des Konflikts:
1948 erlangte Sri Lanka (vormals Ceylon) die Unabhängigkeit von Großbritannien. Die Bevölkerungszahl des Landes beträgt 21 Millionen. Von diesen sind circa 3,2 Millionen hinduistisch-tamilischer Abstammung.
Tamilisch ist eine der Hauptsprachen des hinduistischen Dravidian-Dialektes, der in Indien von mehr als 200 Millionen Menschen gesprochen wird.
Die ceylonesischen Tamilen sind ein ethnischer Teil der Bevölkerung Sri Lankas. Sie stellen circa die Hälfte der tamilischen Bevölkerung dort. Sie leben hauptsächlich im Norden der Insel Sri Lanka. Sie sind relativ gut ausgebildet. Viele von ihnen haben professionelle oder geistliche Ämter inne.
Die so genannten indischen Tamilen hingegen wurden von den Briten im 19. und 20. Jahrhundert von Indien nach Ceylon gebracht, um in den Teeplantagen zu arbeiten.
Die Angehörigen beider tamilischen Gruppen sind meist Hindus. Allerdings gehören die ceylonesischen Tamilen und die indischen Tamilen unterschiedlichen Kastensystemen an und haben wenig miteinander zu tun.
In den 70er Jahren kam es zu wachsenden Spannungen zwischen den hinduistisch-ceylonesischen Tamilen und wechselnden (singalesisch-buddhistisch) Mehrheitsregierungen Sri Lankas. Daraus erwuchs ein Guerillakrieg gegen die Zentralregierung. Militante Tamilen forderten einen eigenständigen Staat im Nordosten Sri Lankas.
Im Konflikt der Tamil Tigers, LTTE, mit der Regierung starben, Schätzungen zufolge, 70.000 Menschen; Tausende wurden vertrieben.
Die Gewalttätigkeiten nahmen 2005 wieder zu, nachdem Präsident Mahinda Rajapaksa in seinem Wahlkampf eine Autonomie der Tamilen im Norden und Osten ausgeschlossen hatte. Er gab zudem das Versprechen ab, den Friedensprozess zu überdenken.
Sowohl das Militär als auch die Tigers werden regelmäßig schwerer Menschenrechtsverstöße beschuldigt - u.a. von Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch.
Annie Kelly
[...] 5. April 2009. Es war im vergangenen Jahr, in einem Dorf im Osten Sri Lankas. Selvi Ratnarajah öffnete ihre Haustür. Drei maskierte Männer standen davor und zielten mit ihren Gewehren auf ihr Gesicht. Sie schoben sie nach Innen und schrien, sie solle die Lichter auslöschen. Als sie sich weigerte, riefen sie nach ihrem Ehemann Ravanana. Sie zogen ihn auf die Straße und zwangen ihn mit vorgehaltenem Gewehr auf den Rücksitz eines Motorrades.
"Ich lief aus dem Haus und rannte, rannte durch den Busch", sagte sie, während sie die zerfleddderte Ausweis-Karte ihres Mannes herausfingerte. "Ich konnte die Lichter des Motorrades vorne sehen und sah, wie sie bei einer Brücke anhielten. Dann hörte ich Schüsse. Ich lief in Richtung des Lärms und konnte jemanden atmen hören. Es war dunkel, und es gab kein Licht. Ich rief nach ihm. Als ich meinen Ehemann fand, hatten sie ihm in den Mund geschossen. Er versuchte, zu mir zu sprechen. Ich versuchte, erneut zu schreien, aber ich brachte keinen Laut hervor. Dann starb er".
Ratnarajah sagte, sie habe keine Ahnung, wer ihren Mann mitgenommen hatte, oder warum sie es taten. "Als sie zum Haus kamen, sagten sie nur, er würde zu einer Befragung mitgenommen, aber niemand hat mir je gesagt, warum er mitgenommen wurde", sagte sie.
"Überall sind Männer mit Waffen. Wir wissen nicht, wer sie sind und was aus den Kämpfen wird. Ich weiß nicht, wem ich vertrauen soll. Ich sah, wie sie ihn aus dem Haus holten, aber niemand will mir zuhören. Mein Ehemann wurde nie irgendeiner Sache wegen beschuldigt".
In diesem Frühjahr führt das Militär von Sri Lanka eine Offensive durch, mit der sie die Tamil Tigers (LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam) eliminieren und deren blutigen, sechsundzwanzigjährigen Kampf um eine unabhängige Heimat beenden will. In den Regionen, in denen die Tamilen in der Mehrzahl sind, wird die Zivilbevölkerung terrorisiert und vertrieben und rechnet mit dem Schlimmsten.
Laut der Armee von Sri Lanka kämpfen die Tamilen ihren letzten Kampf - auf einem schmalen Streifen im Nordosten des Landes. Aber es ist unwahrscheinlich, dass eine Niederlage der Rebellen - als Kampftruppe - zu einer neuen Ruheperiode führen wird. Stattdessen sprechen Menschenrechtsorganisationen von einer Katastrophe "epidemischen Ausmaßes", die sich im Norden und Osten Sri Lankas entfalte. Bis zu 190.000 Zivilisten sitzen in der Region Vanni noch immer zwischen den letzten Tamil Tigers und den vorrückenden Regierungstruppen in der Falle.
Während die Rebellensoldaten wieder in der Zivilbevölkerung aufgehen und die Zahl der durch die Kämpfe Vertriebenen wächst, gibt es unzählige Berichte, die von Einschüchterungsversuchen und Brutalität erzählen. Manche Menschen verschwinden einfach.
Journalisten ist es verboten, sich in der Kriegszone zu bewegen. Sie bekommen auch keinen freien Zugang zu den "befreiten Regionen". Dennoch gelang es The Observer in Zusammenarbeit mit Journalisten vor Ort, Aussagen von Frauen wie Selvi aufzunehmen, in diese sie von verschwundenen oder gewaltsam verschleppten Ehemännern, Brüdern oder Söhnen berichten.
Bhavani Varnakulasingham ist 26 Jahre alt und hat zwei Kinder. Sie weint, als sie das Foto ihres Ehemannes hochhält und von dem Tag seines Verschwindens erzählt. Er war auf dem Nachhauseweg von der Arbeit. Er arbeitete als Fahrer für eine internationale Hilfsorganisation. "Er ging (in die Hauptstadt) nach Colombo. Er rief an, um zu sagen, dass er auf dem Weg nach Hause sei; als er nicht ankam, begann ich, auf seinem Mobiltelefon anzurufen", sagte sie. "Ich versuchte es tagelang. Einmal antwortete jemand. Ich schrie und bat sie, ihn freizulassen, aber sie legten auf. Da wusste ich sicher, dass sie ihn hatten".
Sie hat keine Ahnung, warum ihr Mann entführt wurde oder wer die Täter sind. Trotz wiederholter Anfragen bei der Polizei und bei Regierungsoffiziellen hat sie bislang keinerlei Informationen erhalten, was mit ihm geschehen ist.
In einem Dorf nahe Batticaloa, an der Ostküste, berichtete Amirtha Sinnathamby von unbekannten Bewaffneten, die 2006 ihren älteren Bruder erschossen. Ein weiterer Bruder starb, als er ins Kreuzfeuer von Rebellen und Regierungssoldaten geriet, und im vergangenen November verschwand ihr Mann, nachdem er nach Colombo gereist war, um eine Arbeitserlaubnis zu beantragen.
"Leute aus Colombo haben mich angerufen und sagten, man habe ihn mitgenommen", sagte sie. "Ich ging zur Polizeistation und legte eine Beschwerde ein, (ich) bin zu tamilischen Politikern, zum Roten Kreuz und zur Menschenrechtskommission gegangen, aber keiner konnte mir helfen. Keiner konnte mir sagen, wer ihn entführt hat oder warum er entführt wurde. Nun habe ich gar nichts mehr; ich habe mein ganzes Geld genommen, um nach Colombo zu reisen und mich bei der Polizei zu beschweren. Aber ich weiß nicht, ob er tot ist oder noch lebt. Ich lebe weiter mit den Tränen".
Die Welle von Entführungen und willkürlichen Festnahmen veranlasste eine Reihe von Menschenrechtsorganisationen, Alarm zu schlagen. Chris Chapman ist der Konfliktpräventionsoffizier von Minority Rights International. Er sagt: "Wir sind extrem besorgt über die Situation, mit der sich die Minderheiten in Sri Lankas Konfliktregionen konfrontiert sehen. Abgesehen von der humanitären Katastrophe in der Kampfzone, gibt es Hinweise auf eine steigende Zahl von Menschenrechtsverstößen."
"Man berichtet uns von willkürlichen Verhaftungen, Entführungen und Fällen von Verschwundenen. Betroffen sind Tamilen, die vor den Kämpfen fliehen. Auch in anderen Landesteilen kommt es zu solchen Verstößen. Was immer der militärische Ausgang sein mag, bei uns gibt es keine Belege, dass dieses Muster der Menschenrechtsverstöße dann aufhören wird", so Chapman.
...
Aus: "Der Bürgerkrieg auf Sri Lanka: Traumatisierte Tamilen leben in Furcht vor neuer Offensive"
(Von Annie Kelly, 09.04.2009 - The Guardian / ZNet)
Quelle: http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/005694.html (http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/005694.html)
Quote[...] QuoteStockholm International Peace Research Institute (SIPRI): Anlässlich einer 150-jährigen Friedensperiode in Schweden wurde 1966 die Forschungseinrichtung SIPRI gegründet. Diese widmet sich seitdem der Friedens- und Konfliktforschung mit den Schwerpunkten Abrüstung und Rüstungskontrolle. Einen Großteil der Finanzierung übernimmt der schwedische Staat. Seit 1969 veröffentlicht SIPRI mit seinem international besetzten Mitarbeiterstab Forschungsberichte.
Die deutschen Rüstungsexporte sind nach Berechnungen des unabhängigen schwedischen Friedensforschungsinstitutes SIPRI in den vergangenen fünf Jahren um 70 Prozent gestiegen. Deutschland baute seinen Weltmarktanteil am Waffenhandel im letzten Fünfjahres-Zeitraum demnach von sieben auf zehn Prozent aus. Mehr konventionelle Rüstungsgüter führten nur die USA mit einem Anteil von 31 Prozent und Russland mit 25 Prozent aus, teilte das "Stockholm International Peace Research Institute" mit.
Insbesondere die deutschen Ausfuhren an europäische Abnehmer stiegen rasant an: Im Vergleich zum Fünfjahres-Zeitraum von 1998 bis 2003 nahmen sie um 123 Prozent zu. Rund 13 Prozent der Exporte machten dabei Geschäfte mit Griechenland aus, das Leopard-2-Kampfpanzer und U-Boote des Typs 214 erhielt. Die selben Produkte wurden auch an den NATO-Partner Türkei geliefert. Zusammen importierten beide Staaten fast ein Drittel der deutschen Rüstungsausfuhren.
Hinter dem deutlichen Anstieg der deutschen Exporte vermutet SIPRI-Experte Mark Bromley allerdings keine "spezielle Strategie". Vielmehr seien moderne konventionelle U-Boote derzeit besonders gefragt. Da gehöre Deutschland zu den wenigen Lieferstaaten. Auch Portugal und Südkorea haben bereits mehrerer U-Boote bestellt.
Den Gesamtwert der deutschen Rüstungsexporte in den letzten fünf Jahren bezifferte SIPRI auf 8,7 Milliarden Euro. Dieser Wert übersteigt die offiziellen Angaben der Bundesregierung, da das schwedische Institut auch den Handel mit gebrauchter Ausrüstung sowie andere Formen der Militärhilfe mit einrechnet.
Aus: "Deutschland steigert Waffenverkäufe um 70 Prozent" (27.04.2009)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/sipribericht100.html (http://www.tagesschau.de/ausland/sipribericht100.html)
Quote[...] NATO-Soldaten haben im Westen Afghanistans ein zwölfjähriges Mädchen getötet und zwei weitere Zivilisten durch Schüsse verletzt. Wie ein Sprecher der in Herat stationierten italienischen Truppen sagte, schossen die Soldaten auf ein Auto, das sich ihrem Konvoi näherte. Das Fahrzeug habe trotz Aufforderung und Warnschüssen nicht angehalten, die Soldaten hätten daher einen Anschlag befürchtet und das Feuer eröffnet. Wie ein Polizeisprecher sagte, waren das Mädchen und seine Familie auf dem Weg zu einer Hochzeitsfeier, als ihnen die Soldaten entgegenkamen.
Der Onkel des Mädchens, der den Wagen gefahren hatte, sagte, seine Nichte sei von den Kugeln im Gesicht getroffen worden. Ihre Mutter habe Verletzungen an der Brust erlitten, er selbst sei durch Glassplitter im Gesicht verletzt worden. Er gab an, die Soldaten wegen Regens und schlechter Sicht nicht sofort gesehen zu haben.
Aus: "NATO-Soldaten töten zwölfjähriges Mädchen in Afghanistan" (03.04.2009)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/2/20090503/tpl-nato-soldaten-toeten-zwoelfjaehriges-817cea0.html (http://de.news.yahoo.com/2/20090503/tpl-nato-soldaten-toeten-zwoelfjaehriges-817cea0.html)
Quote[...] Bei einem US-Luftangriff in Afghanistan sind offenbar über 100 Zivilisten getötet worden, darunter Frauen und Kinder. Der Angriff habe sich im Westen des Landes ereignet, sagte eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).
"Nach Berichten, die wir heute im Parlament von örtlichen Anwohnern und Provinzbeamten bekommen haben, wurden mehr als 100 Dorfbewohner getötet, darunter Frauen und Kinder", sagte der Parlamentarier Mohammad Musa Nasrat. Sein Kollege Obaidullah Hilali sagte, die Zahl der bislang mehr als 100 zivilen Opfer könne ansteigen, weil weiterhin Menschen unter den Trümmern bombardierter Häuser lägen.
"Unser Team ist in die Dörfer gegangen und hat Dutzende Leichen gesehen, darunter Frauen und Kinder", sagte IKRK-Sprecherin Jessica Barry in Kabul. Unter den Opfern seien ein Helfer des Roten Halbmonds, des IKRK-Partners in Afghanistan, und 13 seiner Familienangehörigen.
[...] Farahs Gouverneur Ruh-ul-Amin hatte am Dienstag gesagt, bei den Luftangriffen und Gefechten seien am Montag in dem Dorf Girani im Distrikt Bala Boluk 25 Taliban-Kämpfer getötet worden. Außerdem seien eine große Zahl Zivilisten ums Leben gekommen. Der Gouverneur hatte den Taliban vorgeworfen, sich vor den Luftangriffen in Wohnhäusern mit Zivilisten verschanzt zu haben. Die US-Armee teilte am Dienstagabend mit, man untersuche Berichte über zivile Opfer bei einer andauernden Operation in Farah. "Wir nehmen die Sicherheit afghanischer Zivilisten sehr ernst."
Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen im vergangenen Jahr mehr als 2100 Zivilisten in Afghanistan gewaltsam ums Leben, 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Für 55 Prozent der zivilen Opfer machten die UNO Aufständische verantwortlich, für 39 Prozent die ausländischen und afghanischen Truppen, sechs Prozent konnten nicht zugeordnet werden. Den UNO-Angaben zufolge starben die meisten der von den Aufständischen getöteten Zivilisten bei Selbstmord- oder Bombenanschlägen oder bei gezielten Attentaten. Die meisten der von den Truppen getöteten Unbeteiligten kamen demnach bei Luftangriffen ums Leben.
Aus: "Afghanistan: Offenbar über 100 tote Zivilisten bei US-Angriff" (06.05.2009)
Quelle: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/0/0,3672,7573728,00.html (http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/0/0,3672,7573728,00.html)
Quote[...] Colombo (dpa) - Bei einem schweren Angriff von Regierungstruppen im Nordosten Sri Lankas sind nach Angaben der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hunderte Zivilisten ums Leben gekommen.
Der LTTE-nahe Internetdienst Tamilnet berichtete am Sonntag, die Armee habe in der Nacht ein von der Regierung als «sichere Zone» ausgewiesenes Gebiet mit Artillerie beschossen. Die Regierung bezeichnete die Anschuldigungen als «Rebellen-Propaganda».
[...] Der Arzt Veerachchami Shanmugaraja, der im Rebellengebiet an der Nordostküste arbeitet, sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa am Telefon, nach dem nächtlichen Beschuss seien 257 Leichen geborgen worden. Es habe mehr als 800 Verletzte gegeben, die nur notdürftig behandelt werden könnten. Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen von bis zu 378 Toten und 1122 Verletzten. Armeesprecher Udaya Nanayakarra wies die Vorwürfe scharf zurück und erklärte, Sicherheitskräfte hätten am Sonntag mehr als 700 Zivilisten aus der Gewalt der LTTE befreit.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden bei neuen Gefechten zudem zahlreiche LTTE-Kämpfer getötet. Auch Waffen und Schnellboote seien sichergestellt worden, hieß es. Gleichzeitig warf das Verteidigungsministerium den Rebellen vor, Minenwerfer in der «sicheren Zone» positioniert und Zivilisten beschossen zu haben.
Eine unabhängige Bestätigung für die Berichte von LTTE und Militär gab es nicht, da die Regierung Journalisten und internationalen Beobachtern den Zugang in das noch von den Rebellen gehaltene Gebiet verweigert.
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Aus: "Angeblich hunderte Tote nach Angriff auf Sri Lanka" (10.05.2009)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/640454 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/640454)
Quote[...] Die US-Streitkräfte haben ihre jüngsten Luftangriffe auf Ziele in Afghanistan trotz der zivilen Todesopfer verteidigt. Man könne nicht kämpfen, wenn eine Hand hinter dem Rücken festgebunden sei, sagte der Sicherheitsberater der US-Regierung, Jones, einem amerikanischen Fernsehsender. Gleichwohl werde die Kritik der afghanischen Behörden aber sehr ernst genommen. - Hintergrund ist der Einsatz der US-Luftwaffe in der Provinz Farah. Dabei waren in der vergangenen Woche nach unbestätigten Berichten mehr als 100 Zivilisten ums Leben gekommen. Der afghanische Präsident Karsai kritisierte das Vorgehen der amerikanischen Truppen. Der Krieg gegen den Terror könne nicht gewonnen werden, indem man Dörfer unter Beschuss nehme, sagte er im ARD-Fernsehen.
Aus: "US-Militär rechtfertigt Luftangriffe in Afghanistan" (11. Mai 2009 )
Quelle: http://www.dradio.de/nachrichten/200905110900/2 (http://www.dradio.de/nachrichten/200905110900/2)
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Quote[...] Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich nach Einschätzung des SPD-Verteidigungsexperten Arnold zugespitzt. In der Region Kundus würden die Bundeswehr-Soldaten in "organisierte militärische Gefechte" verwickelt, sagte Arnold im Deutschlandradio Kultur. Das sei eine neue Situation. Zudem räumte er ein, dass es bei der Polizeiausbildung in Afghanistan Versäumnisse gebe. Daher begrüße er die Zusage der Bundesregierung, ihr Engagement in diesem Bereich zu verstärken, betonte Arnold.
Aus: "Arnold (SPD): Erstmals "organisierte militärische Gefechte" in Region Kundus" (11. Mai 2009)
Quelle: http://www.dradio.de/nachrichten/200905110900/1 (http://www.dradio.de/nachrichten/200905110900/1)
Quote[...] Im Norden Afghanistans wird die Bundeswehr immer stärker in die kriegerischen Auseinandersetzungen hineingezogen. Nahe Kundus lieferten sich deutsche Soldaten gemeinsam mit afghanischen Sicherheitskräften ein Feuergefecht mit Aufständischen. Auch im Süden riss die Gewalt nicht ab. Alleine am Freitag starben vier britische Soldaten. Im pakistanischen Swat-Tal eskalieren die Kämpfe. Mehr als 140 Taliban sind dort nach Armee-Angaben getötet worden.
[...] Die Behörden im Westen Afghanistans haben unterdessen eine Liste mit den Namen von 147 Dorfbewohnern veröffentlicht, die zu Beginn der Woche bei US-Luftangriffen getötet worden seien. Eine US-Militärsprecherin nannte die Zahl "extrem übertrieben". Die vielen Opfer unter der Zivilbevölkerung sind zu einer enormen Belastung für das Verhältnis der Afghanen zu den ausländischen Truppen geworden. Die US-Armee wirft den Taliban vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
In Pakistan hat das Militär seine Offensive gegen die Taliban im Norden des Landes verschärft. Premier Yousuf Raza Gilani sagte, die Armee werde die Aufständischen "ausmerzen". Leidtragende der Kämpfe sind aber auch hier vor allem Zivilisten. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR teilte mit, etwa 200.000 Flüchtlinge aus dem Swat-Tal hätten sichere Gebiete erreicht, 300.000 weitere seien unterwegs oder bereiteten ihre Flucht vor. In den letzten Monaten seien damit eine Million Menschen durch die Gewalt vertrieben worden.
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Aus: "Extremisten verwickeln Bundeswehr in Kämpfe" (08.05.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/369/467939/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/369/467939/text/)
Quote[...] Unbotmäßigkeit
Relationen zu anderen Wörtern:
* Synonyme: Aufsässigkeit, Bockigkeit, Dickköpfigkeit, Dickschädeligkeit, Eigensinn, Eigensinnigkeit, Halsstarrigkeit, Rechthaberei, Starrsinn, Trotz, Ungehorsam, Unnachgiebigkeit, Widersetzlichkeit, Widerspenstigkeit
* vergleiche: Insubordination
* ist Synonym von: Halsstarrigkeit, Ungehorsam
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Quelle: http://dede.mydict.com/Unbotm%C3%A4%C3%9Figkeit.html (http://dede.mydict.com/Unbotm%C3%A4%C3%9Figkeit.html) (Stand 2009)
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Quote[...] Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Seite 15.992
1 Artikel - Unbotmäßigkeit
Unbotmäßigkeit => Widersetzlichkeit.
Widersetzlichkeit
(Widersetzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Unbotmäßigkeit), derjenige Widerstand, welcher der Obrigkeit bei einer Amtshandlung durch Gewalt oder Bedrohung mit solcher geleistet wird. Das deutsche Strafgesetzbuch bedroht denjenigen, welcher einem Beamten, der zur Vollstreckung von Gesetzen, Befehlen und Anordnungen der Verwaltungsbehörden oder von Urteilen und Verfügungen der Gerichte berufen ist, in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes durch Gewalt oder durch Bedrohung mit Gewalt Widerstand leistet oder einen solchen Beamten während der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes thätlich angreift, mit Gefängnis von 14 Tagen bis zu 2 Jahren.
Wer es unternimmt, durch Gewalt oder Drohung eine Behörde oder einen Beamten zur Vornahme oder Unterlassung einer Amtshandlung zu nötigen, wird mit Gefängnis von 3 bis 5 Jahren bestraft. Wird die That von mehreren verübt, so kommen die Strafbestimmungen über Auflauf (s. d.) und Aufruhr (s. d.) in Anwendung. Wer ferner öffentlich vor einer Menschenmenge oder durch Verbreitung oder öffentlichen Anschlag oder öffentliche Ausstellung von Schriften oder andern Darstellungen zum Ungehorsam gegen Gesetze oder rechtsgültige Verordnungen oder gegen die von der Obrigkeit innerhalb ihrer Zuständigkeit getroffenen Anordnungen auffordert, wird mit Geldstrafe bis zu 600 Mk. oder mit Gefängnis bis zu 2 Jahren bestraft.
Gleiche Gefängnisstrafe trifft denjenigen, welcher eine Person des Soldatenstandes auffordert oder anreizt, dem Befehl des Obern nicht Gehorsam zu leisten. Besondere Strafvorschriften bestehen endlich in Ansehung der Widersetzlichkeit gegen Forst- oder Jagdbeamte, Waldeigentümer, Forst- und Jagdberechtigte oder deren Aufseher, Steuer- und Zollbeamte, ferner für die Befreiung von Gefangenen und für Meuterei (s. d.) der Gefangenen.
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Aus: "Unbotmäßigkeit | Lexikon '88" (28 Jan 2008)
Quelle: http://www.peter-hug.ch/lexikon/Unbotm%C3%A4%C3%9Figkeit (http://www.peter-hug.ch/lexikon/Unbotm%C3%A4%C3%9Figkeit)
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Quote[...] Im Mai 1944 versuchten die Obergefreiten Friedrich Rath und Friedrich Winking, drei jüdische Familien in einem Wehrmachts-Lkw von Ungarn nach Rumänien zu schmuggeln. Doch die Aktion ging schief. Rath und Winking wurden denunziert, als Kriegsverräter verurteilt und erschossen. Kriegsverrat war ihr Verhalten in den Augen der NS-Militärrichter, weil jeder geflohene Jude einen "willkommenen Zuwachs der feindlichen Macht" bilde, wie es in dem Urteil hieß.
Auch der Stabsarzt der Reserve, Adalbert von Springer, ein österreichischer Sozialdemokrat, wurde als Kriegsverräter verurteilt und hingerichtet. Sein Vergehen: Er hatte pazifistische Flugschriften verfasst. Dem 24-jährigen Josef Baumann wurde zum Verhängnis, dass er die Gründung eines illegale Soldatenrates in seiner Truppe nicht zur Anzeige brachte. Auch er starb unter dem Fallbeil.
"Die Urteile, die wegen Kriegsverrats gefällt wurden, sind ganz heterogen", sagt der Historiker Wolfram Wette, der diese Fälle recherchiert hat. Alle möglichen Unbotmäßigkeiten seien darunter gefasst worden. Laut der NS-Fassung des Paragrafen 57 im Militärstrafgesetz wurde zum Tode verurteilt, wer als Soldat dem Land Schaden zufügte oder dem Feind einen Vorteil verschaffte. Das ließ den Richtern viel Spielraum.
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Aus: "NS-Militärurteile - Späte Ehre für die "Kriegsverräter"" Von Katharina Schuler (13.5.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/20/kriegsverraeter?page=1 (http://www.zeit.de/online/2009/20/kriegsverraeter?page=1)
Quote[...] Die Hilfsorganisation Muslim Aid äusserte sich besorgt. Die Krise drohe «die grösste menschengemachte humanitäre Katastrophe» in Pakistans Geschichte zu werden.
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Aus: "Hunderttausende in Pakistan auf der Flucht" (10.05.2009)
Quelle: http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Hunderttausende-in-Pakistan-auf-der-Flucht/story/18917029 (http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Hunderttausende-in-Pakistan-auf-der-Flucht/story/18917029)
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Quote[...] Nach Regierungsangaben haben sich bislang etwa 750 000 Zivilisten vor der Gewalt in Sicherheit gebracht. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR teilte mit, es habe bereits eine halbe Million Menschen offiziell als Flüchtlinge registriert.
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Aus: "Pakistans Armee verliert Kontrolle über Nordwesten" (13.05.2009)
Quelle: http://www.stern.de/news/pakistans-armee-verliert-kontrolle-ueber-nordwesten-21212322.html (http://www.stern.de/news/pakistans-armee-verliert-kontrolle-ueber-nordwesten-21212322.html)
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Quote[...] Mehr als 300 Talibankämpfer sollen seit Beginn der Kämpfe getötet worden sein. Auf die Zivilisten wurde dabei nicht immer achtgegeben. Flüchtlinge berichten von Dutzenden von Dorfbewohnern, die im Artillieriefeuer und bei Bombardements durch Kampfhubschrauber getötet worden sind.
Selbst ein Kamerateam des arabischen Nachrichtensenders ,,Al Dschazira" wurde am vergangenen Mittwoch beschossen; drei Journalisten seien dabei verletzt worden, berichtet ein pakistanischer Kollege, der zu der Zeit im Kampfgebiet war. Mindestens so rücksichtslos gehen die Taliban vor. Nach Angaben der Armee nehmen sie Zivilisten als menschliche Schutzschilde und verschanzen sich in deren Wohnhäusern.
Um den Zivilisten die Flucht zu erleichtern, hob die Armee am Sonntag die Ausgangssperre für einige Stunden auf. In Autos, auf Lastwagen und zu Fuß verließen die Anwohner ihre Häuser und versuchten zunächst, in die nächstgelegenen Flüchtlingslager zu gelangen, die von internationalen Hilfsorganisationen und pakistanischen Wohltätigkeitsverbänden am Rand des Bürgerkriegsgebiets eilig errichtet worden waren. Wegen des Andrangs kam es in einigen Lagern zu Plünderungen. Allein im Distrikt Mardan zählten die Behörden am Sonntag 300.000 Flüchtlinge.
Schon am Samstag hatte die Regierung der pakistanischen Nordwestgrenzprovinz die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. ,,Die Situation in den Lagern ist äußerst besorgniserregend, weil das Wetter heiß ist und die Menschen viele Schwierigkeiten zu meistern haben", sagte Informationsminister Mian Iftikhar Hussain. Die Emotionen in den Lagern seien ,,kaum zu kontrollieren".
[...] die Zeitungen des Landes vermitteln ein neues Stimmungsbild. Der Beifall für das militärische Vorgehen wirkt nahezu ungeteilt. Endlich sei das ,,Gequatsche" vorbei, schwärmte die ,,Daily Times" am Wochenende, und in der Zeitung ,,The News" war unter der Überschrift ,,Am Ende hat es die Armee kapiert" zu lesen: ,,Alle Taliban sind durchgeknallte Bestien."
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Aus: "Pakistan bekämpft Taliban - ,,Warum erst jetzt?"" Von Jochen Buchsteiner, Islamabad (11. Mai 2009)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E6B421E016AC94198AC7CAFFF3B276C51~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E6B421E016AC94198AC7CAFFF3B276C51~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Quote[...] Berlin - Das Ermittlungsverfahren gegen den Soldaten, der im August 2008 an einer Straßensperre bei Kunduz in Nordafghanistan eine Frau und zwei Kinder getötet hat, ist eingestellt worden. Das erfuhr SPIEGEL ONLINE vom Verteidiger des Mannes, dem Berliner Rechtsanwalt Klaus Lübke.
Offenbar kamen die Ermittler zu dem Ergebnis, dass der Oberfeldwebel des Feldjägerbataillons 350 von einem Angriff auf sich und seine Kameraden hatte ausgehen müssen. Deshalb soll er für den tödlichen Zwischenfall nicht bestraft werden.
Am 28. August 2008 hatte der Soldat an einem Checkpoint in der Nähe von Kundus ein Auto unter Feuer genommen, dessen Fahrer Aufforderungen zum Anhalten ignorierte. Die Frau und die zwei Kinder starben im Kugelhagel in dem Wagen. Ihr Tod löste damals eine Debatte über die Rolle der Bundeswehr im Afghanistan-Krieg und den Umgang mit Zivilisten aus.
Die Stimmung in jener Nacht soll angespannt gewesen sein. Einen Tag zuvor war ein Hauptfeldwebel auf Patrouille mit einer Sprengfalle getötet worden, weitere Anschläge waren angekündigt.
Für Verteidiger Lübke ist die Einstellung der Ermittlungen ein positives Signal. Eine Prozesseröffnung hätte fatale Folgen für alle Soldaten in Afghanistan gehabt, sagt er SPIEGEL ONLINE: "Dann hätte Minister Jung alle Soldaten sofort nach Hause holen müssen. Das Risiko, dass ein durch das Verfahren verunsicherter Soldat auch nur einen Sekunde zu lange zögert, um sich zu verteidigen, wäre kaum zu verantworten gewesen."
[...] Die FDP fordert eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft, um solche Verfahren künftig abzukürzen. In Deutschland ist derzeit die Staatsanwaltschaft jenes Ortes zuständig, in dem der Beschuldigte stationiert ist.
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Aus: "Deutscher Soldat wird für tödliche Schüsse auf Zivilisten nicht bestraft" Von Ulrike Demmer (19.05.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,625646,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,625646,00.html)
Quote[...] 86 Senatoren stimmten am Donnerstagabend (Ortszeit) für die Vorlage, drei dagegen. Das Repräsentantenhaus hatte in der vergangenen Woche 97 Milliarden Dollar (71 Mrd. Euro) bewilligt. Die unterschiedlichen Vorlagen müssen jetzt in einen Vermittlungsausschuss.
Aus dem vom Senat verabschiedeten Ausgabengesetz waren bereits am Mittwoch 80 Millionen Dollar (59 Millionen Euro) gestrichen worden, die Präsident Barack Obama für die im Januar 2010 geplante Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo beantragt hatte. Senatoren beider Parteien hatten ihm dabei die Gefolgschaft verweigert. Sie sind besorgt darüber, dass viele der 240 Häftlinge in die USA verlegt werden könnten.
Obama verteidigte die Pläne für die Schließung des umstrittenen Lagers am Donnerstag gegen den wachsenden Widerstand im Kongress. Er betonte in einer Grundsatzrede in Washington aber zugleich, er werde «keine Personen auf freien Fuß setzen, die das amerikanische Volk in Gefahr bringen».
Die Regierung werde dazu gemeinsam mit dem Parlament einen «legitimen rechtlichen Rahmen» erarbeiten. «Nach unserer Verfassung sollten längere Inhaftierungen nicht die Entscheidung eines Einzelnen sein», sagte Obama im Nationalarchiv. Menschenrechtsgruppen lehnen eine solche Haft ohne Anklage und Verfahren strikt ab.
Der ehemalige Vizepräsident Dick Cheney kritisierte Obama. Dieser habe die Schließung des Gefangenlagers auf Kuba «unüberlegt und ohne Plan» beschlossen. Damit habe er «zwar Beifall in Europa geerntet». Tatsächlich sei es aber schwierig, eine Alternative zu schaffen.
Dagegen betonte Obama: «Statt unsere Sicherheit zu vergrößern, hat das Gefängnis in Guantánamo die nationale Sicherheit Amerikas geschwächt.» Guantánamo sei «zum Symbol geworden, das El Kaida geholfen hat, Terroristen für ihre Sache anzuwerben». US-Präsident George W. Bush hatte das Lager als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 eingerichtet, bei denen tausende Menschen ums Leben kamen.
Obama kündigte an, einen Teil der gegenwärtig rund 240 Guantánamo-Häftlinge in Hochsicherheitsgefängnisse in die USA zu verlegen. Wenn möglich sollen die Terrorverdächtigen vor US-Bundesgerichten angeklagt werden. Obama reagierte damit auf wachsenden Widerstand wegen seines Versprechens, das Lager zu schließen.
Aus: "US-Senat bewilligt Milliarden für Kriegseinsätze" (dpa, 22.05.2009)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:US-Senat-bewilligt-Milliarden-f%FCr-Kriegseins%E4tze/517063.html (http://www.ftd.de/politik/international/:US-Senat-bewilligt-Milliarden-f%FCr-Kriegseins%E4tze/517063.html)
Quote[...] Assadabad (Reuters) - In Afghanistan sind bei einer Explosion in der Nähe eines US-Militärkonvois mindestens ein Kind getötet und 49 Zivilisten verletzt worden.
Augenzeugen berichteten, ein US-Soldat habe am Dienstag in der Provinzhauptstadt Assadabad eine Granate in eine Menschenmenge geworfen. Die afghanische Polizei und das US-Militär untersuchten, ob die Explosion tatsächlich von einem US-Soldaten ausgelöst wurde oder ob es sich um einen Anschlag handelte.
Mehrere Verletzte und andere Augenzeugen berichteten Reuters, ein US-Soldat habe eine Granate geworfen, nachdem der Militärkonvoi nach einer Reifenpanne zum Stehen gekommen war. "Ich war auf dem Weg zur Schule", sagte ein zwölfjähriger Junge, der mit Verletzungen am Bein im Krankenhaus lag. "Ihr Reifen ist geplatzt, und dann hat ein Soldat eine Handgranate vom Konvoi aus geschleudert." Auch ein Ladenbesitzer berichtete, ein amerikanischer Soldat habe eine Granate geworfen.
Ein Arzt des Krankenhauses in Assadabad sagte, die meisten Verletzten seien Kinder.
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Aus: "Afghanen: US-Soldat wirft Granate in Menge - Ein Kind getötet" (Dienstag, 9. Juni 2009)
Quelle: http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE55807B20090609 (http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE55807B20090609)
Quote[...] Dem ehemaligen Premierminister Blair wird vorgeworfen, mit dem Einmarsch gegen das Völkerrecht verstoßen zu haben. Die Regierung hatte im "Irak-Dossier" behauptet, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitze und damit die Welt bedrohe. Der Biowaffenexperte David Kelly hatte Blair beraten, ihm aber in einem BBC-Bericht vorgeworfen, Geheimdienstberichte über die Waffen aufzubauschen. Kelly starb unter mysteriösen Umständen im Juli 2003. ...
Aus: "Premier Brown beruft Kommission - Briten lassen Einmarsch im Irak untersuchen" (15.06.2009)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/irak406.html (http://www.tagesschau.de/ausland/irak406.html)
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Quote[...] Die Opposition und mehrere Labour-Abgeordnete hatten mehrfach eine unabhängige Untersuchung über die Umstände des umstrittenen Einmarsches in den Irak gefordert.
Brown hatte dem zwar generell zugestimmt, jedoch stets darauf verwiesen, dass eine Untersuchung erst stattfinden würde, wenn sich die britischen Soldaten aus dem Irak zurückgezogen hätten. Fast alle der noch verbliebenen 3700 Briten sollen bis Ende Juli abgezogen sein.
Der Irak-Krieg gilt als eines der dunkelsten Kapitel der Regierungszeit von Browns Vorgänger Tony Blair. Die Briten waren an der Seite der USA im März 2003 in den Irak einmarschiert. Als Grund wurden Massenvernichtungswaffen angeführt, die der Irak angeblich besass. Diese wurden jedoch nie gefunden. (sam/ap)
Erstellt: 15.06.2009, 15:02 Uhr
Aus: "Brown gibt nach: Irak-Feldzug wird untersucht" (15.06.2009)
Quelle: http://bazonline.ch/ausland/europa/Brown-gibt-nach-IrakFeldzug-wird-untersucht/story/17134567 (http://bazonline.ch/ausland/europa/Brown-gibt-nach-IrakFeldzug-wird-untersucht/story/17134567)
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Quote[...] Brown hat beschlossen, die Untersuchung im Geheimen abzuhalten. Darüber hinaus darf die Kommission keine Schuld zuweisen. Das will sie vermutlich auch gar nicht. Ihre Mitglieder sind vom Premierminister handverlesen.
Den Vorsitz hat John Chilcott, ein pensionierter Regierungsbeamter, der enge Verbindungen zu den Geheimdiensten hat. Er gehörte bereits der Untersuchungskommission über die "verschwundenen" irakischen Massenvernichtungswaffen an, die der Regierung einen Persilschein ausstellte.
Die anderen Mitglieder sind der Militärhistoriker Lawrence Freedman, der für Browns Vorgänger Tony Blair 1999 eine Rede schrieb, in der er militärische Interventionen rechtfertigte; der Historiker Martin Gilbert, der George Bush und Tony Blair gerne mit Roosevelt und Churchill vergleicht; der frühere britische Botschafter in Russland, Roderick Lyne, der als Berater von British Petroleum gearbeitet hat, einer Firma, die erhebliche Geschäftsinteressen im Irak hat; und schließlich als Jüngste die 60-jährige Baronin Usha Prashar aus dem Oberhaus.
Die Kommission soll sich mit dem Zeitraum von den Terroranschlägen in den USA im September 2001 bis zum Wiederaufbau des Irak beschäftigen. Vorsichtshalber nimmt sie ihre Arbeit erst nach dem Rückzug aller britischen Soldaten am 31. Juli auf, sodass der Bericht nicht vor Juli nächsten Jahres vorliegen wird - also nach den britischen Parlamentswahlen.
Brown sagte, der Spielraum der Kommission sei beispiellos. "Ich betone, dass die Untersuchung völlig unabhängig von der Regierung sein wird", sagte er. "Die Kommission wird Zugang zu sämtlichen Informationen haben, einschließlich des geheimen Materials." Veröffentlichen darf sie es freilich nicht, wenn es "die nationale Sicherheit gefährdet". Hauptziel sei es, aus den Fehlern Lehren zu ziehen. Blair hat seine Kooperation zugesagt, aber George Bush und sein Kabinett werden sich wohl kaum vor die Kommission zitieren lassen.
[...] Brown, der nach dem katastrophalen Ergebnis bei der Europawahl nur knapp seinem Sturz entgangen ist, will mit der Untersuchung vor allem das Vertrauen derjenigen Labour-Hinterbänkler zurückgewinnen, die von Anfang an gegen den Irakkrieg waren. Doch auch von denen kam heftige Kritik, weil Brown das Versprechen einer "neuen Ära der demokratischen Erneuerung", das er vor einer Woche gegeben hatte, nun gebrochen habe. Und die Angehörigen der im Krieg umgekommenen Soldaten sind ebenfalls unzufrieden. Rose Gentle, deren Sohn Gordon im Jahr 2004 getötet wurde, sprach für viele von ihnen: "Was für einen Sinn hat eine Untersuchung hinter verschlossenen Türen? Wir wollen keine weiteren Lügen."
Aus: "Britische Irakkrieg-Untersuchung - Aufklärung bleibt geheim" (16.06.2009)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/aufklaerung-bleibt-geheim/ (http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/aufklaerung-bleibt-geheim/)
Quote[...] Reinhold Robbe sitzt in der ersten Reihe eines Bundeswehr-Airbus, hoch über dem Kaukasus, und wirkt mitgenommen. Eine Woche lang ist der Wehrbeauftragte des Bundestags durch Afghanistan gereist - und hat erlebt, worüber zu Hause in Deutschland kaum gesprochen wird. "Es gibt jetzt massiv Tote auf der anderen Seite", sagt der Sozialdemokrat. "Unsere Leute bekommen mit, dass sie getötet haben."
In Kundus, dem gefährlichsten Einsatzort der Deutschen, hat Robbe Bundeswehrsoldaten getroffen, die wenige Stunden vorher noch im Kampf standen. "Dramatisch" seien ihre Berichte gewesen, über Leben und Tod, über Hinterhalte, über Schusswechsel, über Sprengladungen. Ein Soldat habe im Sprechfunk über einen schwer verletzten Kameraden gesagt: "Ich glaube, er schafft es nicht." Robbe, 54 Jahre, ein ehemaliger Zivildienstleistender, blickt ins Leere. Er war schon oft in Afghanistan, nun schüttelt er den Kopf. "Das ist eine neue Qualität, die ich so noch nicht erlebt habe."
Immer wieder rutscht dem Wehrbeauftragten das Wort "Krieg" heraus. "Kriegerische Auseinandersetzung", verbessert er sich dann sofort, denn in Berlin will man nichts wissen von einem Krieg am Hindukusch. Man spricht in der deutschen Hauptstadt noch immer von einer "Stabilisierungsmission", an der sich Deutschland mit 3800 Soldaten beteilige.
Dabei hat sich die Lage in Afghanistan dramatisch verändert. Mit 400 Angriffen in der ersten Juniwoche verzeichnet die Statistik der Internationalen Schutztruppe (Isaf) einen neuen Höchststand. "Wir haben einige harte Monate vor uns", sagte vergangene Woche der US-Oberbefehlshaber David Petraeus. Und Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer prophezeit "mehr Opfer auf allen Seiten".
Als die Bundeswehr vor sechs Jahren ihr erstes Wiederaufbaucamp in Afghanistan bezog, sprachen viele in der Heimat spöttisch von "Bad Kundus". Im Norden des Landes herrschte damals Ruhe, der Krieg war weit weg. Inzwischen setzen jedoch auch deutsche Soldaten vermehrt schwere Waffen ein, der Schützenpanzer Marder wurde bereits ins Land gebracht. In der ersten Juniwoche lieferten sich Bundeswehrtruppen heftige, stundenlange Kämpfe, die schwersten bis dahin. Und am Montag kam erstmals die US-Luftwaffe zu Hilfe. Im Tiefflug donnerten die Bomber über Kundus. ...
[...] Seit dem Tag, als die Quick Reaction Force - die besonders ausgebildeten 230 Mann der schnellen Eingreiftruppe - vom deutschen Hauptstützpunkt in Masar-i-Scharif nach Kundus verlegt wurde, änderten die Aufständischen ihre Strategie. Seitdem ist es noch schlimmer. Die Gegner legen Bomben und Hinterhalte. Bei jeder Patrouille fährt nun noch mehr Angst mit als früher. "Für die Freiheit!", scherzen einige Soldaten, wenn sie sich mit Schutzwesten und bewaffnet mit allem, was sie zum Schießen haben, in ihre gepanzerten Ungetüme setzen, um durch das Mittelalter in den Dörfern ringsherum zu fahren.
Die meisten Soldaten sind einfach still, wenn es losgeht, versunken in Gedanken. Sie alle kennen das Geräusch, wenn die improvisierten Sprengsätze explodieren, die mal in Plastikeimern, mal auf Schubkarren, mal in Autos oder auch einfach neben der Straße versteckt werden. Dauernd und überall kann es knallen. Immer wieder stellen sich die Soldaten dieselben Fragen: Warum parkt das Auto da? Was ist das für ein Behälter dort? Warum betet der Mann am Straßenrand? In einem asymmetrischen Krieg lauert die Gefahr überall.
Kaum ist ein Sprengsatz detoniert, schießen die "Feinde", wie sie von den deutschen Soldaten ganz selbstverständlich genannt werden, mit Panzerfäusten und Gewehren. Die Deutschen sprechen respektvoll von "militärischer Planung". Stundenlange Gefechte mit zweistelligen Opferzahlen sind keine Ausnahme mehr in Kundus.
Das registriert man auch in Berlin. "Deutsche Soldaten töten ihre Feinde." Diesen Satz wagt das Verteidigungsministerium neuerdings, auch wenn die Beamten oft die Zahl der Opfer in den Gefechten untertreiben. Verteidigungsminister Franz Josef Jung spricht inzwischen sogar von "Gefallenen". Ein wichtiges Zeichen für die Soldaten, denn sie glauben, dass kaum jemand zu Hause eine Vorstellung davon hat, was sie erleben. Dass Krieg ist, Angst und Tod.
Von ihren Gefühlen wollen die meisten jedoch nicht sprechen.
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[...] Spurlos gehen die Erlebnisse nicht an den jungen Soldaten vorüber, die meisten sind Anfang 20. Über dem Lager liegt eine ernste Stimmung, wie ein Schleier. "Ich hatte das Gefühl, dass einige über Nacht das Lachen verloren haben", sagt der Wehrbeauftragte Robbe. Einige der Soldaten sind so verstört, dass sie nach Deutschland ausgeflogen wurden. Zermürbt von der ständigen Gefahr durch unberechenbare Gegner - und von der eigenen Rolle in diesem Krieg. Einem Krieg, in dem sie selbst Täter geworden sind und in ihrem Zielfernrohr gesehen haben, wie Menschen durch ihre Schüsse zerfetzt zusammenbrachen.
[...] In Berlin erkennt man erst langsam den Ernst der Lage. Doch immerhin hat das Verteidigungsministerium bereits Tapferkeitsmedaillen prägen lassen. Die ersten sollen in Kürze verliehen werden. Erstmals seit 1945.
Aus: "Dossier: Die Bundeswehr muss töten"
von Joachim Zepelin (Kundus) (Aus der FTD vom 18.06.2009)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Agenda-Die-Bundeswehr-muss-t%F6ten/528396.html (http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Agenda-Die-Bundeswehr-muss-t%F6ten/528396.html)
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Quote[...] BERLIN. Die SPD forderte zudem die Stationierung und den Einsatz von Kampfhubschraubern auch im Norden des Landes, für den Deutschland die Verantwortung übernommen hat. Hintergrund ist die massiv verschlechterte Sicherheitslage.
[...] Um die Internationale Schutztruppe in Afghanistan (Isaf) zu stärken, plant die Bundesregierung zudem eine weitere Ausweitung der Afghanistan-Mission. Das Kabinett beschloss am Mittwoch den Einsatz von bis zu 300 weiteren Bundeswehrsoldaten beim Einsatz der Awacs-Aufklärungsflugzeuge der Nato. Der Bundestag soll darüber am 3. Juli in abschließender Lesung entscheiden. Die vier Radarflugzeuge können im Gegensatz zu den bereits in Afghanistan eingesetzten deutschen Tornado-Aufklärungsflugzeugen digitale Bilder in Echtzeit übertragen - und damit theoretisch auch Kampfeinsätze dirigieren.
Der Haushaltsausschuss des Bundestags gab am Mittwoch wie erwartet grünes Licht für eine Reihe von Rüstungsaufträgen. So wurden etwa 2,87 Mrd. Euro für den Kauf von 31 weiteren "Eurofighter"-Flugzeugen bewilligt und gut drei Mrd. Euro für den Einstieg in die Serienproduktion des Schützenpanzers "Puma". Außerdem billigten die Haushälter die Anschaffung des "Puma", der den "Marder" ablösen soll.
Aus: "Rüstung - Schwere Waffen für Bundeswehr in Afghanistan" von Andreas Rinke (18.06.2009)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/schwere-waffen-fuer-bundeswehr-in-afghanistan;2370469 (http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/schwere-waffen-fuer-bundeswehr-in-afghanistan;2370469)
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Quote[...] Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan hat in seltener Offenheit den inneren Zustand der Bundeswehr kritisiert. Bei einer Veranstaltung des Bundeswehrverbandes sagte der Vier-Sterne-General am Dienstag in Berlin, viele Soldaten "jammern auf hohem Niveau". [...] Schon am Vorabend hatte er beim Empfang des Wehrbeauftragten des Bundestags, Reinhold Robbe, vor mehreren hundert Gästen über die Anspruchshaltung vieler Soldaten an den Bund geklagt. Sie erwarteten für ihren Dienst an dem Land ein "Rundum-Wohlfühlangebot mit Erfolgserlebnis". So sei die Bereitstellung ungeeigneter Schlafsäcke im Kongo-Einsatz womöglich von medialem Interesse, sollte aber "keine parlamentarische Betroffenheit auslösen". Einem Berufssoldaten, der sich über den dritten Auslandseinsatz beklage, solle man deutlich sagen, dass es keine Abhilfe geben werde - denn das sei sein Beruf.
[...] Verbandschef Ulrich Kirsch sagte, die Bundestagsabgeordneten müssten sich als Auftraggeber für die Auslandseinsätze der Bundeswehr intensiver über die Lage der Soldaten informieren und die Missionen den Deutschen besser vermitteln. Zwei Wehrpflichtige beklagten, die Regierung könne den Sinn des Afghanistan-Einsatzes nicht vermitteln. Es sei "erbärmlich", dass sie Soldaten nur mit Geld dafür motivieren könne.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte: "Wir müssen die Risiken an den Quellen beseitigen, bevor sie in größeren Dimensionen Deutschland erreichen." Er bestätigte, dass die Soldaten in Afghanistan zunehmend mit Hinterhalten von Aufständischen zu kämpfen haben. Ebenso müssten sie sich Feuergefechten stellen.
Robbe berichtete, noch nie habe er die Situation in dem Einsatz am Hindukusch "so schlimm erlebt" wie jüngst bei seinem Besuch der Soldaten im nordafghanischen Kundus. Die Soldaten hätten ihm gesagt: "Wir bauen hier im Moment keine Brücken und bohren keine Brunnen. Herr Wehrbeauftragter, wir befinden uns hier im Krieg."
(sueddeutsche.de/dpa/ehr/woja)
Quote
16.06.2009 19:00:25
filus: "...Franz Josef Jung (CDU) sagte: "Wir müssen die Risiken an den Quellen beseitigen, bevor sie in größeren Dimensionen Deutschland erreichen."
Jetzt fehlt dazu nur noch die Behauptung , in DE habe es nach 9/11 deshalb keine Terroranschläge gegeben , weil uns die Bundeswehr davor "am Hindukusch" geschützt habe ...
Quote17.06.2009 08:23:24, KvJ:
[...] Erbärmlich ist nicht die Haltung der Soldaten, erbärmlich ist die Haltung der Regierung, die nicht willens und fähig ist, den Soldaten den Sinn ihres Einsatzes zu erklären. Das ist verständlich, denn es gibt keinen Sinn für diesen Kreig, der politisch, moralisch und militärisch nicht zu verantworten ist. Jahrelang hat die Regierung die Öffentlichkeit und die Soldaten getäuscht und das Wort "Krieg" vermieden. Warum wohl? Aus dem Grunde, weil sie genau weiß, dass die Mehrheit der Deutschen diesen Krieg, in dem wir nichts verloren haben, konsequent ablehnt. Erbärmlich.
Quote17.06.2009 12:19:00
bgresser: Vorsicht, Herr General
Solche Töne kennen wir doch. Woher wohl? Denken sie ein paar Jahrzehnte zurück, und Sie werden fündig. Wenn Soldaten sich Gedanken machen und nicht mehr so brav losmarschieren, weil ihnen der Sinn ihres Einsatz nicht einleuchten will, kann das ein Zeichen von Zivilisation sein ....
Aus: "Bundeswehr: "Soldaten jammern auf hohem Niveau"" (16.06.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/774/472300/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/774/472300/text/)
Quote[...] Die Vorgeschichte des Irakkriegs wird im britischen Parlament für rote Köpfe sorgen.
[...] Unter anderem wird sich die Londoner Untersuchung mit einem brisanten Memorandum befassen, das beim Besuch Blairs im Weissen Haus am 31. Januar 2003 entstand – knapp zwei Monate vor Beginn des Kriegs also.
Das 2006 erstmals in Grossbritannien publizierte Memorandum basiert auf den Notizen von Blairs aussenpolitischem Berater David Manning, der den Gesprächen zwischen Bush und Blair an jenem Januartag beiwohnte. Ein öffentliche Prüfung dieses Memorandums dürfte in Washington neuerliche Forderungen nach einer umfassenden Aufarbeitung der Vorgeschichte des Einmarschs im Irak auslösen.
Das Memorandum, dessen Authentizität weder in London noch in Washington bestritten wurde, belegt unter anderem, dass die Entscheidung zum Krieg im Januar 2003 bereits gefallen war, obwohl Bush wie Blair beteuerten, man werde der Diplomatie bei den Vereinten Nationen eine letzte Chance geben.
Da die Uno-Inspekteure zu diesem Zeitpunkt noch immer keine Spur der vermeintlichen irakischen Massenvernichtungswaffen gefunden hatten, schlug Bush bei der Begegnung mit Blair vor, Saddam Hussein zu provozieren und dadurch einen Vorwand für eine Intervention zu erhalten.
Bush wollte den Aufzeichnungen Mannings zu Folge ein amerikanisches U2-Aufklärungsflugzeug in den Farben der Uno in den irakischen Luftraum entsenden. Falls Saddam das Flugzeug angreife, verletze er Uno-Resolutionen und liefere den Anlass zum Krieg, so Bush.
Auf Blairs Verlangen nach einer zweiten Uno-Resolution, die einen Einmarsch legitimieren sollte, antwortete Bush laut dem Memorandum, die Vereinigten Staaten würden «ihr gesamtes Gewicht für eine zweite Resolution verwenden» und widerstrebenden Nationen notfalls «drohen».
Tatsächlich ordnete das Weisse Haus noch am selben Tag die elektronischen Spione der «National Security Agency» in Fort Meade nahe Washington an, die Telefone und Emails von Uno-Delegationen auszuspähen, die sich im Sicherheitsrat einem Krieg widersetzten.
Ein anderer Plan, der in Mannings Memorandum indes nicht erwähnt wird, sah vor, irakische Oppositionelle aus ihrem Exil mit Helikoptern in den Süden des Irak zu fliegen, wo sie auf einem Militärstützpunkt nahe der Grenze zu Saudiarabien einen Aufstand gegen Saddam ausrufen sollten. Ein irakischer Gegenangriff, so die Schlussfolgerung des Weissen Hauses, brächte den Diktator automatisch mit Uno-Resolutionen in Konflikt und lieferte mithin einen Kriegsgrund. (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
Aus: "Kriegstreiber Bush und Blair auf der Anklagebank"
Von Martin Kilian, Washington (23.06.2009)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Kriegstreiber-Bush-und-Blair-auf-der-Anklagebank/story/31018427 (http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Kriegstreiber-Bush-und-Blair-auf-der-Anklagebank/story/31018427)
Quote[...] Der Krieg gegen die Sowjets ab 1979 und der Bürgerkrieg ab 1992 forderten zwei Millionen Tote; wie viele Menschen seit Beginn des Einsatzes von USA und Nato seit 2001 gefallen sind, weiß niemand, es können Zehntausende sein.
[...] Fast unbemerkt von weiten Teilen der deutschen Bevölkerung hat die Bundeswehr ihren Einsatz erheblich intensiviert. Die von den Deutschen gestellte "Schnelle Eingreiftruppe" kann nun neben neuen gepanzerten Transportern der Typen "Dingo" und "Fuchs" auch vier schwere Schützenpanzer "Marder" einsetzen. Indessen werden die Forderungen nach Einsatz schwerer Artillerie und auch des Kampfhubschraubers "Tiger" immer lauter. Die FDP-Verteidigungsexpertin Elke Hoff forderte gar, den neuen Kampfjet "Eurofighter" an den Hindukusch zu schicken. Gerade erst wurde bei der Nato beschlossen, Awacs-Aufklärungsmaschinen zu entsenden, die auch den Einsatz von Bombern und Bodenkampfflugzeugen leiten könnten. 300 weitere Bundeswehrsoldaten sind dabei.
Es ist eine stille Eskalation, die sich da vollzieht, und die erheblichen politischen Zündstoff in sich birgt. Wie wird die deutsche Bevölkerung, die ohnehin mit deutlicher Mehrheit gegen das militärische Engagement in Afghanistan eingestellt ist, auf den zunehmenden Blutzoll reagieren? Die Politik möchte ein Vierteljahr vor der Bundestagswahl den Begriff "Krieg" nach Leibeskräften vermeiden. Eine Partei, die deutsche Väter, Ehemänner und Söhne in einen veritablen Kriegseinsatz schicken will, könnte im Wahlkampf böse auf Grund laufen. Zudem hat das "K-Wort" in Deutschland eine Konnotation, die sich natürlich vor allem am Zweiten Weltkrieg orientiert ...
Aus: "Afghanistan: Der unerklärte Krieg" Von Thomas Frankenfeld und Florian Kain (24. Juni 2009)
Quelle: http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1067850/Der-unerklaerte-Krieg.html (http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1067850/Der-unerklaerte-Krieg.html)
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Quote[...] Bei Kämpfen mit Rebellen nahe der nordafghanischen Stadt Kundus waren am Dienstag drei deutsche Soldaten getötet worden. Nach Angaben der Bundeswehr wurden sie auf einer Patrouillenfahrt angegriffen. Die Soldaten seien bei einem Ausweichmanöver mit ihrem "Fuchs"-Panzer in einen Wassergraben gestürzt und ertrunken. Die Zahl der in Afghanistan getöteten Bundeswehr-Soldaten stieg damit auf 35. Bei den drei gefallenen Soldaten handelt es sich um Männer im Alter zwischen 21 und 23 Jahren aus den Standorten Bad Salzungen in Thüringen und Zweibrücken (Rheinland-Pfalz).
...
Aus: "Afghanistan-Einsatz - Jung kündigt härtere Gangart an" (24.06.2009)
Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/6466003.html (http://www.mdr.de/nachrichten/6466003.html)
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Quote[...] Mit dem jüngsten Vorfall sind beim Einsatz am Hindukusch bislang insgesamt 35 deutsche Soldaten bei Anschlägen, Gefechten, Unfällen und Unglücken ums Leben gekommen.
Aus: "Drei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan gefallen" (24. Juni 2009)
Quelle: http://www.welt.de/die-welt/article3985853/Drei-Bundeswehrsoldaten-in-Afghanistan-gefallen.html (http://www.welt.de/die-welt/article3985853/Drei-Bundeswehrsoldaten-in-Afghanistan-gefallen.html)
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Quote[...] Jung stellte zugleich klar, dass sich die Bundeswehr in Afghanistan nach seiner Auffassung nicht in einem Krieg befinde. "Wir sind dort keine Besatzer, sondern wir sind da, um die Sicherheit auch der Bundesrepublik Deutschland zu festigen und zu wahren, indem wir dort dem Terrorismus entgegentreten."
...
Aus: "Jung kündigt härtere Gangart in Afghanistan an" (24.06.2009)
Quelle: http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5jGmRHeL-P0u2PE-6qKavIDnoFQGQ (http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5jGmRHeL-P0u2PE-6qKavIDnoFQGQ)
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Quote[...] Drei Tote, wieder. Ein Gefecht, wieder. In Afghanistan herrscht Krieg. Das ist für andere Nationen nicht neu.
[...] Tatsächlich stellt die neue, die offene Kriegführung der Taliban die Bundeswehr und ihre politischen Auftraggeber vor die Grundsatzfrage: Sind wir bereit, unsere Sicherheit am Hindukusch mit aller Konsequenz zu verteidigen?
QuoteChali »
24.06.2009 um 10:46
Die Grundsatzfrage ist doch wohl eher, ...
wer "wir" und wer "unsere" ist? Und welche "Sicherheit"? Sind wir bereit, unsere Sicherheit am Hindukusch mit aller Konsequenz zu verteidigen?
QuoteAkanda »
24.06.2009 um 11:25
Die Absurdität des Krieges
... ich finde es schlicht weg absurd, dass man einem jungen Menschen sagt:
hier, ich geb Dir eine Ausbildung, füttere Dich, zahl Dir ein Gehalt — und wenn ich Dir sage, dass Du sterben musst, dann gest Du und stirbst für mich... .
Die Absurdität wird dann fortgesetzt, wenn ,,man" sich dann in aller Öffentlichkeit wundert, dass in diesem Krieg tatsächlich diese eben erwähnten jungen Menschen ermordet werden.
Und das, obwohl die Technologie existiert, mit der Kriege ein für alle Mal verhindern werden können — In unserer zivilisierten Welt muss es keinen Krieg geben; Kriege können ganz einfach, ohne die Aufwendung riesiger Mittel, von heute auf morgen gestoppt werden!
QuoteBerliner »
24.06.2009 um 11:51
Kriegsminister Jung: ,,Wer uns angreift, wird auch bekämpft"
,,Wer uns angreift, der wird auch bekämpft, und die Bundeswehr hat dafür die notwendigen Antworten", sagte Jung im ARD-Morgenmagazin.
Der Mann tut so, als lebten "wir" am Hindukusch.
»Das Völkerrecht verbietet die militärische Intervention in einem souveränen Staat, wie stark oder schwach er innerlich auch sein mag.«
Interview mit Altkanzler Helmut Schmidt im SPIEGEL (44/2007)
Aus: "Bundeswehr in Afghanistan - Schmerzhafter Abschied vom Helfer-Image" Von Robert Birnbaum (24.6.2009)
Quelle: http://kommentare.zeit.de/article/2009/06/24/mit-aller-konsequenz (http://kommentare.zeit.de/article/2009/06/24/mit-aller-konsequenz)
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Quote[...] Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zeigte sich tief betroffen über den Tod der Bundeswehrsoldaten. Er verurteile den ,,feigen Angriff", der zu ihrem Tod geführt habe, ,,auf das Schärfste", erklärte Steinmeier.
QuoteEmil_Erpel | 1971 Kommentare (23.06.2009 19:02)
feigen Angriff
Steinmeier macht sich lächerlich, wenn er von einem "feigen Angriff" spricht. In Afghanistan herrscht Krieg und das die Taliban sich gegen die Besatzer zur Wehr setzen ist normal.
Quote
RF (23.06.2009 18:42)
Panzergrenadierbataillon 391 aus BaSa
Genau in diesem Bataillon kämpft im Moment ein sehr guter Freund von mir in Kundus. Die Unsicherheit nicht zu wissen wie es ihm geht und ob er an diesem Unfall beteiligt war ist furchtbar. Man liest so einen Artikel..... und zuckt zusammen! Ich hoffe er ist wohlauf! Allen Hinterbliebenen der getöteten Soldaten spreche ich mein größtes Beileid aus!
QuoteJochen (23.06.2009 18:36)
Darf man in D darauf hinweisen?
Fakt ist: Es ist noch nie in der Geschichte ein Verteidigungsminister im Kampf gefallen. In keinem Land, in keiner Armee. Noch nie! Darüber sollte man einmal eine Minute nachdenken!
Quote
Gilhorn | 64 Kommentare (23.06.2009 18:29)
Es ist Krieg am Hindukusch
Es gibt im Krieg keine "feigen Anschläge", alles sind Kriegshandlungen. ...
Quote
Pottwal | 4163 Kommentare (23.06.2009 18:43)
Nieder mit den Taliban!
Dieses Verbrechen darf nicht unbeantwortet bleiben! Die Taliban sind Fanatiker und mit solchen Menschen kann man nicht vernünftig reden. Die Bundeswehr solllte mehr schwere Waffen zur Verfügung gestellt bekommen, denn der Krieg gegen die radikalislamischen Kräfte kann nicht mit Worten geführt werden. Der humanitäre Wiederaufbau in Afghanistan schreitet voran und muss weiter forciert werden, aber er wäre ohne das militärische Engagement der westlichen Allianz undenkbar. Mein Beileid gilt den Gefallenen und ihren Angehörigen. Es lebe die Freiheit!
QuoteMaxx (23.06.2009 19:07)
nichts hinzuzufügen
Ihren Worten ist nichts hinzuzufügen. Der Einsatz ist richtig und unumgänglich, einzig die Mittel könnten umfangreicher sein.
QuotederVeganer | 204 Kommentare (23.06.2009 21:38)
Ihre Forderungen...
Ich habe schon mehrere Kommentare von Ihnen gelesen, in denen Sie immer wieder fordern mit aller Härte und Waffengewalt vorzugehen. Ein Fanatiker ist ein Mensch, der von seinen Überzeugungen besessen ist ohne andere Meinungen zu akzeptieren. Sie fordern von Menschen (Soldaten) andere Menschen zu töten. Man sollte aber nur das fordern, was man selber auch bereit zu "erledigen". Das Töten von Menschen ist niemals der Weisheit letzter Schluss und stellt keine Alternative dar. Wenn ich fordere, dass ein Mensch einen anderen Menschen tötet, weil er m.E. nach ein Fanatiker ist, dann erhebe ich mich über andere, da ich über Leben und Tod entscheide. Fanatismus? Niemandem steht es zu solche Forderungen zu stellen. In der BRD ist es verboten Menschen zu töten, aber in anderen Ländern i.O.?
QuoteStephan59 | 4368 Kommentare (23.06.2009 18:16)
Abziehen
Dieser Krieg ist nicht zu gewinnen. Holt unsere Leute endlich aus diesem unbefriedbaren Pulverfass heraus. Das ist nicht unser Krieg und nicht wert dass unsere jungen Menschen dort sterben. Ich bin nur noch entsetzt.
Aus: "Kundus - Taliban bekennen sich zu Anschlag" hal/dpa/Reuters/AFP/ddp (23.06.09)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/kundus-taliban-bekennen-sich-zu-anschlag_aid_410642.html (http://www.focus.de/politik/ausland/kundus-taliban-bekennen-sich-zu-anschlag_aid_410642.html)
-.-
Quote[...]
Quotekeox »
24.06.2009 um 00:36
Mir träumte just,
Regierung und Parlament tagten regelhaft im je heftigsten Krisengebiet in das sie die Soldaten schickten.
bin wieder wach
Quoteg.stark »
24.06.2009 um 09:47
Fragen Sie die Menschen vor Ort!
Ich habe neulich ein sehr interessantes Porträt gelesen über Karla Schefter, eine Krankenschwester, die seit 20 Jahren in Afghanistan arbeitet (http://das-portraet.de/?p=95). Sie ist also eine, die sich dort auskennt, die die Lage vermutlich wesentlich besser einschätzen kann, als so mancher, der nur mal eben kurz nach Kundus fährt und gleich wieder verschwindet, aus Sicherheitsgründen.
Wurde sie je von deutschen Politikern gefragt, wie sie die Lage im Land beurteilt?
Karla Schefter sagt in diesem Porträt, dass ein Abzug des Militärs der Anfang vom Ende sei. Und dass man die humanitäre Hilfe zusätzlich erheblich ausweiten müsse.
Für mich klingt das sehr logisch. Und warum sollte Deutschland als Teil der Völkergemeinschaft sich nun ausklinken? Der Tod von 35 Soldaten ist entsetzlich und sehr bedauerlich. Doch er zeigt, dass es höchste Zeit ist, dass die Politiker endlich umdenken müssen!
Und bevor sie übereilte Entscheidungen treffen, sollten sie sich mit Menschen auseinandersetzen, die die Lage vor Ort seit Jahrzehnten kennen. Weil sie selbst dort leben und arbeiten.
QuoteSozialliberakl »
24.06.2009 um 12:49
Das sehen Andere, die dort waren oder dort sind nicht so
Ja, gerade die deutschen Soldaten genossen große Sympathien im Raum Kundus, bis auch sie die sogenannten Koleteralschäden verursachten.
Es gibt Hilfsorganisationen, die ihre Arbeit wegen der Anwesenheit der Bundeswehr einstellten. Ich erinnere noch einmal an den Bericht eines WDR TV-Teams. An einer Straßensperre der Bundeswehr in der Nähe von Kundus gerieten zwei PKW Fahrer in Panik. Sie kamen von einer Hochzeitsfeier. Das erste Fahrzeug wendete, das zweite ebenfalls. Die Soldaten schossen. Im zweiten Fahrzeug starben vier Erwachsene, zwei Kinder überlebten. Nach langen Verhandlungen mit einem "Vermittler" durfte das TV Team das Dorf besuchen. Sie wurden freundlich empfangenn und bewirtet, man zeigte ihnen die Kinder. Ja, man habe gehört, dass in Kabul einige Tausend Dollar Schadensersatz eingegangen wäre, sagte der Dorfälteste, aber das wäre kein Ersatz für das Leid, was dem Dorf widerfahren wäre. Man hätte den deutschen Kommandanten erwartet und nicht ein Fernsehteam. Aber man wisse zu schätzen, dass das Team unbewaffnet gekommen wäre. Für dieses Dorf und alle anderen in der Gegend sind seitdem Deutsche keine Freunde, sondern Feinde wie die anderen Soldaten aus dem Westen.
Diese Episode macht deutlich, dass wir ihre Kultur, ihre "Stammesdemokratie" nicht verstehen oder nicht verstehen wollen.
Durch bewaffnete Einsätze öffnen wir die Türen für die Taliban und Al Quaida, die übrigens hauptsächlich in Pakistan sitzen, aber da wollen wir doch hoffentlich nicht auch noch unsere Freiheit wie am Hindukusch verteidigen. Und was ist denn von einer Polizeischulung zu halten, bei denen die afghanischen Polizisten von uns als korrupt bezeichnet werden, nur weil sie zusätzlich zu den umgerechnet 130 Euro im Monat nach "Landessitte" einen kleinen Obulus erwarten, so wie bei uns die Bedienung in einem Lokal ? Hören wir doch auf, den Afghanen unsere Vorstellungen von Demokratie aufzuzwingen und das auch noch mit Waffen.
Aus: "Afghanistan: Zorn, Strategiewandel, Abzugsforderung" (ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, misch 24.6.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/26/afghanistan-soldaten-reaktionen (http://www.zeit.de/online/2009/26/afghanistan-soldaten-reaktionen)
QuotePeter Struck (* 24. Januar 1943 in Göttingen) ist ein deutscher Politiker. Seit 1964 ist Struck Mitglied der SPD. Er war von 2002 bis 2005 Bundesminister der Verteidigung sowie von 1998 bis 2002 und erneut seit 2005 Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Bundestag.
[...] Seit 1980 ist Struck Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1990 bis 1998 Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion. Bereits von 1998 bis Juli 2002 war er Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion; dieses Amt bekleidet er wieder seit dem 21. November 2005. Er wurde mit 94 % der Stimmen gewählt. Peter Struck erhielt bei der Bundestagswahl 2005 46,7 % der Stimmen und ist damit direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Celle – Uelzen. Struck ist Mitglied des Koalitionsausschusses und des Gemeinsamen Ausschusses (Notfallparlament im Verteidigungsfall). In der Kommission zur Föderalismusreform II ist er Vorsitzender für den Bundestag, ein gleichberechtigter Vorsitzender vertritt den Bundesrat. Qua Amt ist er als SPD-Bundestags-Fraktionsvorsitzender Quasi-Mitglied im Bundesvorstand der SPD, bei dessen Wahl er deshalb 2007 auf eine Kandidatur verzichtete. Bereits zu seiner Zeit als Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion war Peter Struck sehr oft Mitglied des Vermittlungsausschusses, später auch dessen Vorsitzender. Des Weiteren war er Mitglied im Haushaltsausschuss des Bundestags.
Er prägte den Ausdruck ,,Strucksches Gesetz", dafür, dass kein Gesetz den Bundestag so verlasse, wie es hineinkommt.[1] Am 28. April 2008 kündigte Struck an, nicht mehr für den Deutschen Bundestag zu kandidieren.[2]
[...] Seit dem 19. Juli 2002 gehörte er als Bundesminister der Verteidigung der Bundesregierung an. Unter seiner Führung bekam die Bundeswehr im Mai 2003 neue Verteidigungspolitische Richtlinien (VPR). Die Kernaussage dieser Richtlinien hatte Struck bereits am 4. Dezember 2002 am Beispiel des Afghanistan-Einsatzes erläutert: ,,Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt."
Im Juli 2004 erlitt Struck einen Schlaganfall, der zu einer mehrwöchigen Arbeitsunterbrechung führte. Im selben Jahr wurden – unter seiner Verantwortung für Ministerium und Bundeswehr – in großem Umfang brisante Daten etwa zu Auslandseinsätzen aus der Zeit der SPD-Regierung (1999–2003) gelöscht. Aus Kanzleramtskreisen wurde explizit darauf hingewiesen, dass es sich um ein Versehen gehandelt habe.
...
1. ↑ Das ABC der Politik - Verstehen Sie Ihre Regierung noch vom 11. Oktober 2007 bei zeit.de
2. ↑ faz.net: Struck zieht sich aus der Bundespolitik zurück, 28. April 2008
Aus: "Peter Struck" (30. Mai 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Struck (http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Struck)
Quote[...] außer islamhassenden Internetbewohnern mit zu viel Tagesfreizeit, die sich auf der Website ,,Politically Incorrect" austoben, dürfte es jedem vernunftbegabten Leser schwerfallen, Jürgen Todenhöfers Appell an unsere eigenen westlichen Werte zu ignorieren. Todenhöfers Buch ,,Warum tötest du, Zaid?" enthält drei Teile: Es erzählt die Geschichte einer klandestinen Reise Todenhöfers nach Ramadi; und die Geschichte von Zaid, der vom Studenten zum Kämpfer wurde, als er den Tod seiner Brüder mitansehen musste. Im Bildteil werden teils aktuelle, teils historische Fotos von der Grausamkeit westlicher Herrschaft in muslimischen Ländern präsentiert; schließlich formuliert Todenhöfer zehn Thesen zur Überwindung des muslimisch-christlichen Gegensatzes. Alles zusammen legt einen sehr unmodernen Schluss nahe: Wir, der Westen, wir sind nicht die Guten, waren es vielleicht nie.
Für solche Schlechtelaunebotschaften ist niemand mehr zuständig. Was mag ein Plakatwandleser als geistiges Umfeld des Autors vermuten? Klingt nach der Linken, nach Bernt Engelmann, dem mittleren Wolf Biermann oder Gerhard Zwerenz. Falsche Antwort.
[...] Die Erfahrung, amerikanischen Bomben und Panzern ausgeliefert zu sein, kennt er, Jahrgang 1940, aus seiner Kindheit. Er entkam manchmal seiner Mutter und sammelte Granatsplitter auf, am besten solche, die noch warm waren. Die französische Besatzung erlebte die Familie als hart und bisweilen grausam. Und doch nahm Todenhöfer an den Versöhnungsoffensiven nach Westen teil. ,,Meine Vorurteile gegen die Franzosen dauerten exakt so lange, bis ich zu einem Schüleraustausch eingeladen wurde." Er heiratete eine Französin, ist Ehrenoberst der amerikanischen Armee und sogar Ehrengirlscout, die personifizierte Westbindung. Ihm Antiamerikanismus nachweisen zu wollen wäre sinnlos. Er hat die Telefonnummern einflussreicher Republikaner. Vor dem Irakkrieg hat er sie angerufen. ,,Sicher war es größenwahnsinnig und aussichtslos. Aber was wäre die Alternative gewesen? Nichts zu tun?" Er unterstützt auch eine israelisch-palästinensische Begegnungsstätte, damit sich beide Seiten einfach mal kennenlernen. ,,Diese Teenager schütteln nur den Kopf über die offizielle Politik. Versöhnung ist möglich. Sie wird kommen." Er empfiehlt eine Art KSZE für den Nahen Osten.
Gerade, als es staatstragend wird, hellt sich Todenhöfers Gesicht auf. ,,Wissen Sie, hier in Bayern haben wir einen Brauch: Alle vierzehn Tage erheben sich samstags fast sechzigtausend Menschen aller Religionen und verneigen sich vor einem Muslim." Kurzfristig erwägt man die Möglichkeit, dass der Mann doch viel verrückter ist, als man mit bloßem Auge erkennt. ,,Wie?" ,,Na vor Franck Ribéry", einem berühmten Fußballer.
Im Sommer 1979 erschien im ,,Spiegel" ein Porträt über Todenhöfer, der Autor war Jürgen Leinemann. Es war eine Vernichtung. Die Überschrift war ein Zitat aus einem alten Kindergedicht von Friedrich Güll: ,,Das Büblein stampfet und hacket." Und zwar, wie töricht, auf einer Eisfläche. Im Gedicht wird es dann ungemütlich - der Bub bricht ein und wird vom Vater versohlt. Leinemann nannte ihn den ,,Selbstentwickler". Es war gemein und doch treffender, als der Autor wissen konnte: Todenhöfer hat sich entwickelt, brechende Eisdecken beziehungsweise die fallende Mauer und ein Reinfall samt strafendem politischem Übervater spielten dabei eine große Rolle. Kein Schaden: Unser verpenntes Land verträgt noch mehr solcher Irrer.
...
QuoteIch mag Autodidakten
Matthias Stockklauser (ams101)
Da ich mich in vielerlei Hinsicht auch als solcher sehen würde, kann ich diese Wandlung vom Saulus zum Paulus gut nachvollziehen. Meine erste längere Russlandreise 1973 und die nachfolgenden völlig unverständlichen Reaktionen meiner "Parteikollegen" auf meine Aussagen hin, haben letztlich dazu geführt, dass ich meine Partei verlassen habe. Es dauert zwar manchmal sehr lang, bis die Realität in den Gedanken ihren Niederschlag findet, aber wenn man sich ihr stellt, sind die Chancen deutlich besser, diese mit Wille und Vorstellung in Einklang zu bringen. [...] Für eine ehrliche Begegnung reichen die oftmals schulmeisterlichen Auslandsberichte in den Medien jedenfalls nicht aus.
Aus: "Einzelkämpfer Jürgen Todenhöfer - Sind wir die Terroristen?" (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.03.2008, Nr. 12 / Seite 29)
Von Nils Minkmar
Quelle: http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E35ECD5A5115840A5A90917908D1FE67E~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E35ECD5A5115840A5A90917908D1FE67E~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] SPIEGEL: Herr Struck, ist Deutschland nach sieben Jahren Bundeswehreinsatz am Hindukusch sicherer geworden?
Struck: Natürlich, unter der Herrschaft der Taliban war die Bedrohung durch den Terrorismus aus Afghanistan für uns in Europa und in Deutschland viel größer. Wir werden unsere Sicherheit am Hindukusch weiter verteidigen müssen. Dieser Satz gilt so lange, bis von Afghanistan keine Terrorgefahr mehr ausgeht.
SPIEGEL: Fühlen Sie sich auch sicherer, Herr Todenhöfer?
Todenhöfer: Im Gegenteil, dieser Nato-Einsatz gefährdet Deutschland. Die Bilder der amerikanischen Bombenangriffe, der getöteten Zivilisten, der zerstörten Dörfer flimmern weltweit in Millionen muslimischen Haushalten über den Bildschirm. Es ist doch klar, dass es junge Menschen gibt, die sich das nicht gefallen lassen, die sich wehren wollen. Auch in unserem Land. Innenminister Schäuble jagt in Deutschland Terroristen, die sein Kollege Jung in Afghanistan heranzüchtet. Der Afghanistankrieg ist ein Terrorzuchtprogramm.
SPIEGEL: Das klingt, als sei die Entsendung deutscher Soldaten an den Hindukusch naiv und verantwortungslos zugleich?
Todenhöfer: Auch Politiker dürfen Fehler machen. Aber sie müssen den Mut haben, sie zu korrigieren. Die SPD war immer so stolz darauf, Friedenspartei zu sein. Deshalb verlange ich von Politikern wie Peter Struck, dass sie den Mut zur Korrektur haben. Ich kenne mehrere führende deutsche Politiker, die diesen Krieg für Bullshit halten, sich aber nicht trauen, es offen zu sagen.
Struck: Helmut Schmidt hat vor einigen Wochen bei uns in der Fraktion genau das gesagt: Wir müssen raus aus Afghanistan. Das ist doch unstrittig. Aber es wird dauern. Viel hängt von den Plänen der neuen amerikanischen Regierung ab.
Todenhöfer: Fordern Sie die amerikanische Regierung in einem Entschließungsantrag des Bundestages dazu auf, die Bombardierung von Dörfern einzustellen! Wer gegen den Selbstmordterrorismus von al-Qaida protestiert, muss auch gegen den Bombenterror der USA protestieren.
Struck: Zivile Opfer sind schrecklich und nicht hinzunehmen. Wir reden darüber mit den Amerikanern seit langem. Meines Wissens haben sie ihre Einsatzpläne inzwischen auch geändert. Aber unser Einfluss auf die Amerikaner ist natürlich begrenzt.
Todenhöfer: Wir sind doch kein Vasall, sondern ein selbständiges Land.
SPIEGEL: Herr Todenhöfer, haben wir Sie da richtig verstanden? Sie stellen al-Qaida und die amerikanische Regierung auf eine Stufe?
Todenhöfer: Für ein muslimisches Kind macht es keinen Unterschied, ob es von einem Qaida-Selbstmordattentäter oder von einer amerikanischen Bombe zerfetzt wird. Die Bush-Regierung hat viel mehr muslimische Zivilisten getötet als al-Qaida westliche Zivilisten. Wir müssen aufhören, mit zweierlei Maß zu messen.
SPIEGEL: Obama plant derzeit nicht, Afghanistan zu verlassen. Im Gegenteil, er will sogar noch mehr Soldaten entsenden.
Todenhöfer: Das ist ein Fehler. Die Afghanen wollen nicht mehr amerikanische Truppen, sondern weniger. Der afghanische Präsident Karzai hat mir gesagt, dass er auf mehr deutsche Kampfeinsätze und zusätzliche amerikanische Soldaten sehr gut verzichten kann.
SPIEGEL: Die Luftangriffe, die Sie so kritisieren, sind doch gerade deshalb nötig, weil zu wenige Soldaten am Boden im Einsatz sind. Die 30.000 zusätzlichen GIs werden also möglicherweise viele Bombardements überflüssig machen.
Todenhöfer: Die Nato-Truppen am Boden rufen sofort Luftunterstützung herbei, wenn in ihrer Nähe auch nur ein Schuss fällt. Dann wird gebombt. Die westlichen Truppen nehmen lieber zivile Opfer in Kauf als zu kämpfen. Allein im vergangenen Jahr sind fünf Hochzeiten in die Luft gesprengt worden.
Struck: Die Bombardements, denen unschuldige Menschen zum Opfer fallen, sind schlimm. Dabei ist Jim Jones, der Sicherheitsberater des US-Präsidenten, eigentlich ein abwägender, vernünftiger Mann. Es sind die Soldaten und die Befehlshaber vor Ort, die auch aus Angst um das eigene Leben dazu neigen, draufzuhauen - egal, was passiert.
SPIEGEL: Machen sich die Deutschen mitschuldig?
Todenhöfer: Natürlich sind wir mitverantwortlich. Die Erkenntnisse deutscher Aufklärungsflüge stehen nicht nur der Isaf, sondern auch der Operation Enduring Freedom zur Verfügung, und die nutzt sie für Bombenangriffe.
Struck: Ich sehe keine deutsche Mitverantwortung. Und die afghanische Bevölkerung im Übrigen auch nicht. In unserem Zuständigkeitsbereich bomben wir nicht.
SPIEGEL: Aber die Bundeswehr hat erst in der letzten Woche, als in der Nähe von Kunduz drei deutsche Soldaten getötet wurden, bei den Amerikanern Luftunterstützung angefordert.
Struck: Natürlich kann es Situationen geben, in denen Luftunterstützung notwendig ist, um das Leben deutscher Soldaten zu retten. Aber es kommt darauf an, zivile Opfer zu vermeiden. Nach meiner Erkenntnis hat es bei dem Einsatz keine gegeben.
SPIEGEL: Die Bundeswehr-Operation wird immer mehr zum reinen Kampfeinsatz, bei der bisher 35 deutsche Soldaten starben. Ist die deutsche Strategie des militärisch abgesicherten Wiederaufbaus gescheitert?
Struck: Eindeutig nein! Die Kampfhandlungen im engen Umfeld von Kunduz haben zugenommen. Im Rest der großen Nordregion ist es überwiegend ruhig. Aber natürlich bereitet uns die Situation in Kunduz Sorgen.
SPIEGEL: Es ist doch längst zu gefährlich geworden, Brunnen zu bauen und Mädchenschulen zu gründen.
Struck: So pauschal stimmt diese Aussage nicht. An vielen Orten geht der Aufbau voran, zugegeben zu langsam. Die internationale Gemeinschaft müsste mehr dafür tun. Aber dass es im Norden bisher ruhiger war, hat schließlich etwas mit unserer Art und Weise zu tun, wie wir den Afghanen dort begegnen. Uns war der zivile Aufbau immer wichtig, und er bleibt wichtig.
Todenhöfer: Da wird aber viel zu wenig getan.
SPIEGEL: Tatsächlich wurden in den vergangenen Jahren von der internationalen Gemeinschaft pro Tag nur sieben Millionen US-Dollar für den Wiederaufbau ausgegeben. Dagegen kostet allein der Einsatz des US-Militärs täglich 100 Millionen. So wichtig scheint der zivile Aufbau nicht zu sein.
Struck: Militär kostet Geld, da hilft nun alles nichts. Dass die Relation zwischen Wiederaufbauhilfe und militärischen Ausgaben nicht stimmt, ist allerdings wahr. Aber es ist halt keiner davon ausgegangen, dass wir so lange dort bleiben. Wir dachten, wir gehen kurz rein, stabilisieren das Land und können dann wieder gehen. Eine Fehleinschätzung.
SPIEGEL: War es ein Fehler, überhaupt hineinzugehen?
Struck: Nein, das war kein Fehler. Nach 9/11 mussten die Amerikaner reagieren. Erinnern Sie sich: Die Taliban hatten sich geweigert, Osama Bin Laden auszuliefern und Dutzende von Terrorcamps dichtzumachen.
Todenhöfer: Natürlich mussten die Amerikaner auf diesen Anschlag reagieren. Aber mussten sie deswegen Kabul bombardieren? Es ist doch absurd, ein Land zu bombardieren, um eine Handvoll Terroristen zu bekämpfen, die nicht einmal Afghanen waren. Die USA hätten Spezialkommandos einsetzen sollen, um Osama Bin Laden auszuschalten. Stattdessen haben sie ihn wie in einem Slapstick aus Tora Bora entkommen lassen. Und Mullah Omar ist ihnen auf einem Motorrad davongefahren.
SPIEGEL: Was muss in Afghanistan passieren, damit sich die Nato zurückziehen kann?
Struck: Alle Beteiligten sind sich darüber einig, dass wir uns bei der Ausbildung der afghanischen Armee und der afghanischen Polizei mehr engagieren müssen. Leider lief das in der Vergangenheit nur sehr schleppend. Heute leistet die Bundeswehr da entscheidend mehr.
Todenhöfer: Die Afghanen sind geborene Krieger. Sie sind jahrtausendelang überfallen worden. Jeder 14-jährige Junge kann dort mit einer Waffe umgehen. Die brauchen keine lange Ausbildung, die brauchen Geld. Warum sollte ein arbeitsloser junger Afghane zur Nationalarmee gehen, wo er für weniger als 100 US-Dollar im Monat dienen muss, wenn er bei den Taliban 400 bis 600 Dollar bekommt? Wir müssen die afghanische Nationalarmee besser bezahlen. Nur Afghanen können Afghanen besiegen.
[...]
SPIEGEL: Sie wollen mit Taliban sprechen, Herr Struck?
Struck: Ja, dieser Ansatz ist richtig. Ich habe in Kunduz schon mit Taliban gesprochen. Wir müssen alle einbeziehen - jedenfalls die gemäßigten Taliban. Jemanden wie Mullah Omar würde ich ausschließen. Ich habe mir seinen Lebenslauf angesehen. Das ist ein Massenmörder.
Todenhöfer: Dann müssten ja auch die Afghanen, deren Angehörige im amerikanischen Bombenhagel umgekommen sind, Gespräche mit den Amerikanern ablehnen. Wenn Sie radikale Taliban von Verhandlungen ausschließen, ist das so, als hätten die Amerikaner in den Friedensverhandlungen mit Vietnam gesagt: Wir reden nur mit den gemäßigten Vietcong. Das ist doch lächerlich. Wir brauchen eine Versöhnungs-Loya-Jirga, eine Stammesversammlung, an der alle Aufständischen teilnehmen.
SPIEGEL: Würden Sie auch mit al-Qaida verhandeln?
Todenhöfer: Al-Qaida spielt in Afghanistan keine Rolle mehr. Das sagt selbst der amerikanische Oberbefehlshaber, General Petraeus. Wer behauptet, dass wir bei einem Abzug das Land al-Qaida überlassen, erzählt Märchen. Verbrecher kehren selten in die Verstecke zurück, aus denen sie gerade vertrieben worden sind.
SPIEGEL: Wenn wir keine Terroristen mehr jagen, was suchen wir dann noch in Afghanistan?
Todenhöfer: Wir kämpfen in Afghanistan gegen einen nationalen, antiwestlichen Aufstand. Afghanistan ist geostrategisch interessant, weil man von dort Russland, Indien, Pakistan und auch China kontrollieren kann. Auch rohstoffpolitisch ist das Land ein fabelhafter Standort. Schließlich wollen die Amerikaner eine Erdgaspipeline durch Afghanistan bauen.
SPIEGEL: Sie glauben doch nicht wirklich, dass deutsche Soldaten für wirtschaftliche Interessen sterben?
Todenhöfer: Ich glaube, dass unsere Soldaten in Afghanistan aus falsch verstandener Solidarität zu den USA sterben. Und dass unsere Politiker das ganz genau wissen.
Struck: Unsere Soldaten stehen nicht aus wirtschaftlichen Gründen am Hindukusch. Wir wollen verhindern, dass dieses Land ein "failed state" wird, ein gescheiterter Staat, von dem wieder Terrorgefahr für den Westen ausgeht. Deshalb werde ich mich, solange ich noch im Bundestag bin, dafür einsetzen, das Mandat fortzusetzen. Ich bin allerdings ziemlich enttäuscht von Präsident Karzai. Es ist ihm nicht gelungen, die Korruption wirksam zu bekämpfen.
Todenhöfer: Die internationalen Hilfsorganisationen sind doch viel korrupter. Westliche Firmen arbeiten dort mit Renditen von 400, 600 und manchmal 1000 Prozent. Über die afghanische Regierung läuft nur ein Bruchteil der Gelder, der Rest versickert privat. In Kabul hat eine westliche Firma zehn Millionen US-Dollar in Rechnung gestellt - für einen 1,5 Kilometer langen Metallzaun um den Zarnigar-Park. Karzai hat das überprüfen lassen. Das Ergebnis zeigte, dass dieser Zaun allenfalls 70.000 Dollar wert war. Das stärkt nicht gerade das Vertrauen der Afghanen in westliche Entwicklungshilfe.
SPIEGEL: Auch in der deutschen Bevölkerung schwindet mit jedem neuen Gefallenen die Akzeptanz für den Einsatz.
Struck: Das stimmt. Die Soldaten leiden sehr darunter, dass ihr Einsatz von der Bevölkerung nicht anerkannt wird. Afghanistan ist weit entfernt, und die Gefahren, die von dort ausgehen, sind nicht in die Köpfe eingedrungen.
SPIEGEL: Ist es nicht Ihre Aufgabe als Politiker, der Bevölkerung diesen Einsatz zu erklären?
Struck: Dafür ist die Bundeskanzlerin verantwortlich. Frau Merkel muss klarstellen, dass die Soldaten in Afghanistan jeden Tag ihr Leben riskieren, weil wir sie dorthin geschickt haben.
SPIEGEL: Den Deutschen wird der Einsatz bis heute als Friedensmission verkauft, von Krieg will keiner sprechen. Die Bundeswehr gewissermaßen als Technisches Hilfswerk im Tarnanzug.
Struck: Ich habe mich daran nicht beteiligt. Das war falsch. Es ist eine Verharmlosung der tatsächlichen Situation gewesen.
SPIEGEL: Ist es denn nun ein Krieg?
Struck: Im herkömmlichen Sinn ist es kein Krieg, der wird nur zwischen Staaten geführt. In Afghanistan kämpfen die Taliban gegen das afghanische Volk und versuchen, uns ihren Krieg aufzuzwingen.
Todenhöfer: Einer der Hauptgründe für die Fehleinschätzungen des Westens ist die Unkenntnis der muslimischen Welt. Deshalb bin ich für systematischen Schüler- und Studentenaustausch zwischen westlichen und muslimischen Ländern. Außerdem sollte jeder Abgeordnete, der für den Krieg stimmt, vier Wochen mit an die Front. Die sollten einmal in einem Schützenpanzer die Gefahr spüren, die sie unseren Soldaten und den Afghanen zumuten. Die Zahl der Kriege würde dramatisch sinken.
Struck: Kein Abgeordneter stimmt dem Mandat leichtfertig zu. Die Gefahren, denen die deutschen Soldatinnen und Soldaten ausgesetzt sind, sind jedem bewusst. Trotzdem bin ich sehr dafür, dass möglichst viele Parlamentarier nach Afghanistan fahren. Ich fordere meine Fraktion immer dazu auf. Viele nutzen das auch.
SPIEGEL: Wann ist das Ziel des Einsatzes erreicht? Wann war der Einsatz erfolgreich?
Todenhöfer: Wenn die afghanischen Sicherheitskräfte so stark sind, dass sie mit den Taliban und den Drogenbaronen selbst fertig werden und die Afghanen ihr Land so aufbauen, so gestalten können, wie sie es selbst wollen.
Struck: Ich glaube, dass wir unsere Erwartungen deutlich herunterschrauben müssen. Ich sehe aber keinen Grund, jetzt aufzugeben und zu sagen: Es tut mir leid, die über 30 deutschen Soldaten sind leider umsonst gestorben, wir gehen raus.
SPIEGEL: Wann werden die Deutschen denn abziehen?
Struck: Ich befürchte, das kann noch zehn Jahre dauern.
Todenhöfer: Wenn es so lange dauert, bleibt es nicht bei 35 toten deutschen Soldaten, dann werden es Hunderte sein. Und wir werden unseren Kredit in der muslimischen Welt total verspielen. Unsere Politiker müssen den Deutschen vor der Bundestagswahl eine ehrliche Exitstrategie vorlegen. Damit wir in spätestens zwei, drei Jahren aus diesem Schlamassel herauskommen.
SPIEGEL: Herr Struck, Herr Todenhöfer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Das Gespräch führten die Redakteure Ulrike Demmer und Konstantin von Hammerstein
Aus: "SPIEGEL-STREITGESPRÄCH: "Abgeordnete an die Front"" (29.06.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,633213,00.html (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,633213,00.html)
Quote[...] Zurzeit sind im Irak noch 140 000 amerikanische Soldaten stationiert. Ab 2010 sollen es noch 50 000 sein, die bis Ende 2011 ebenfalls abgezogen werden. Das bedeutet: Die US-Soldaten werden durch private Sicherheitskräfte ersetzt, die Ölförderanlagen, Flugplätze und Geschäftsmänner bewachen.
Der Irak-Krieg ist der meistprivatisierte Krieg in der jüngeren Geschichte. Seit der Invasion 2003 hat das US-Verteidigungsministerium Verträge im Gesamtwert von geschätzten 100 Milliarden Dollar an private Firmen vergeben. Sie erbringen nicht nur Dienstleistungen wie Waschen und Kochen, sondern stellen auch Wachmänner und Personenschützer. Bereits jetzt gibt es im Irak mehr private Sicherheitskräfte als US-Soldaten. Jeder fünfte Dollar, den die US-Regierung im Irak ausgibt, wandert in die Taschen von Privatfirmen, so die Budgetbehörde des Kongresses.
Die privaten Dienstleister suchen weltweit nach den billigsten Arbeitskräften. So sind von den 50 000 registrierten Wachleuten nur 5000 Amerikaner, 15 000 sind Iraker, und 30 000 kommen aus Ländern wie Chile oder Uganda. Die Rechnung ist einfach: Ugander werden mit 400 Dollar pro Monat abgespeist. Ein Amerikaner oder Europäer verlangt für denselben Job das 20-Fache.
Doch auch so hat der Job Onyango zu einem der reichsten Männer in seinem Dorf gemacht. Er hat zwei Häuser gebaut und eine Bar eröffnet, im Garten grasen 30 Rinder. «Noch 20 mehr, und ich habe den Brautpreis zusammen», sagt er. Wenn er aus dem Irak zurückkommt, will er endlich heiraten. Männer wie Onyango haben es in Uganda schwer, Arbeit zu finden. «30 bis 50 Prozent aller jungen Männer sind arbeitslos», sagt Arbeitsminister Mwesigwa Rukutana. Der Mann mit dem dicken Bauch sitzt in einem schäbigen Regierungsgebäude. Plastikblumen statt ein Computer schmücken seinen leeren Schreibtisch.
Rukutana sieht sich vor einem fast unlösbaren Problem: Nach über 20 Jahren Bürgerkrieg, in dem sowohl das Militär als auch die Rebellenmiliz zum Grossteil aus Minderjährigen bestand, sind die Mehrheit der Arbeitslosen kampferprobte junge Männer. Die meisten haben keinen Schulabschluss. Dafür sprechen sie fliessend Englisch - eine Erbe aus britischer Kolonialzeit. Sie sind die perfekten Billigsöldner für den privatisierten Krieg im Irak.
Das hat auch Rukutana erkannt. Im Jahr 2005 wurde ein Gesetz über die Auslagerung von Arbeitskräften erlassen. Seitdem hat er die Oberaufsicht über die Verträge zwischen den Sicherheitsfirmen und den Ugandern. Stolz kramt er eine Statistik hervor: Über 12 000 ugandische Sicherheitsmänner arbeiten im Irak. Insgesamt bringen sie 90 Millionen Dollar pro Jahr mit nach Hause. Das macht sieben Prozent des Bruttosozialprodukts. Selbst der wichtigste Exportrohstoff, Kaffee, erwirtschaftet nur 70 Millionen Dollar im Jahr. Rukutana lehnt sich in seinem Ledersessel zurück und schmunzelt: «Die Jungs sind unser lukrativstes Exportprodukt.»
Doch Rukutana hat mit sich handeln lassen. Vor einem Jahr betrug das Mindestgehalt noch 1200 Dollar. Es wurde erst auf 900, dann auf 600 und jetzt auf 400 Dollar gesenkt. Warum? Schuld sei der Wettbewerb mit anderen afrikanischen Ländern, sagt Rukutana. Kenya biete seine Männer ebenfalls für 400 Dollar an. «Ich hatte die Wahl: Entweder werden 12 000 Jungs arbeitslos, oder sie haben einen gut bezahlten Job», sagt er.
Von dem Geschäft mit dem Sicherheitsrisiko im Irak profitieren auch andere. Bis sie ihren ersten Lohn verdienen, müssen Leute wie Onyango fast 1000 Dollar investieren: für den Aidstest, den Reisepass und das Training. Meist legt der Familienclan zusammen, um einen Sohn zum Bewerbungsgespräch zu schicken.
In Uganda bilden 16 Sicherheitsfirmen die Männer aus und vermitteln sie dann an Firmen im Irak. Moses Matsiko, 29, war einer der ersten Ugander im Irak. Jetzt besitzt er sein eigenes Unternehmen, Watertight. Derzeit verhandelt er mit seinem britischen Vertragspartner Sabre über längere Arbeitszeiten der 1200 Rekruten, die Watertight in den Irak geschickt hat. Sabre fordert: Sie sollen zwölf statt acht Stunden Schicht schieben - zum selben Lohn. Matsiko hat fast keine Chance. Er befürchtet, dass die neue US-Regierung den Geldhahn weiter zudreht. Dann wären die Ugander die grössten Verlierer.
Dann muss sich auch Matsiko in billigeren Ländern umsehen. In Nepal liessen sich Männer für 100 Dollar anheuern, heisst es. Oder er muss an der Ausbildung seiner Rekruten sparen. Wenn seine Jungs bei den Schiessübungen nur noch 50 statt 100 Kugeln verballern, lässt sich die Gewinnmarge halten.
Matsiko hat bereits nach Afghanistan expandiert. Seit April bewachen 300 Ugander das US-Militärcamp in der Provinz Kandahar. Wie einst Matsiko sollen seine Wachleute auch ausserhalb der Basis eingesetzt werden. Das ist jedoch um ein Vielfaches gefährlicher, als Wache zu schieben. Immerhin hat Matsiko mehr Lohn aushandeln können: Sie erhalten 800 Dollar pro Monat. Geld, das sie dann wie Onyango hoffentlich in Uganda investieren.
QuoteYves Mundorff
09:32 Uhr
Im Grunde ist das eine gute Sache. Dadurch werden die ehem. Kindersoldaten, die notabene ein Risiko für die interne Sicherheit eines Landes darstellen, sinnvoll eingesetzt. ...
QuoteRolf Schumacher
08:50 Uhr
Die Reisläufer sind ein stehender Begriff für CH-Söldner. Seit dem Mitelalter resp. Spätmittelalter wurden helvetische Söldner sehr gerne für diverse Heere verpflichtet. Die Fürsten Könige und Päpste berechneten ihre Siegeschancen anhand der kämpfenden Schweizersöldner. Noch im Krimkrieg 1833 kämpften mehrere Tausend in der british swiss army. ...
Aus: "Für eine Handvoll Dollar riskieren sie im Irak ihr Leben" (30.06.2009)
Von Simone Schlindwein, Kampala (Tages-Anzeiger)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Fuer-eine-Handvoll-Dollar-riskieren-sie-im-Irak-ihr-Leben/story/25929479 (http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Fuer-eine-Handvoll-Dollar-riskieren-sie-im-Irak-ihr-Leben/story/25929479)
Quote[...] BERLIN - Vier Männer sind am Montag die ersten Soldaten in der über 50-jährigen Geschichte der Bundeswehr, die einen Orden für ihre außergewöhnliche Tapferkeit erhalten. Sie kümmerten sich im Oktober 2008 nach einem Selbstmordanschlag nahe Kundus in Nordafghanistan selbstlos um ihre Kameraden. Zwei Soldaten, 22 und 25 Jahre alt, überlebten das Attentat nicht. Sie starben, als sich ein Mann auf einem Fahrrad neben ihrem gepanzerten Lastwagen in die Luft sprengte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) persönlich wird den vier Männern an diesem Montag in Berlin für ihren Mut das neue Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit verleihen. Bisher gab es vier Stufen des Ehrenzeichens der Bundeswehr: Die Ehrenmedaille, das Ehrenkreuz in Bronze, in Silber und in Gold. Diese Orden werden in der Regel nach Zeit vergeben – angefangen von 30 Tagen Auslandseinsatz bis zu 20 Dienstjahren.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hatte die neue Medaille angeregt, um Soldaten für einen Einsatz «weit über das normale Maß der Tapferkeit hinaus» zu ehren. Er will die besondere Einzelleistung würdigen – unabhängig davon, ob ein Soldat dem Staat zwei oder 20 Jahre dient.
[...] Laut Historikern ist Deutschland nach der Wiedervereinigung ein normaler Staat im internationalen Staatenbündnis. Zu dieser Normalität gehöre auch, eigene Soldaten so auszuzeichnen wie es die Bündnispartner in ihren Armeen machten. Jung, Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt, argumentiert, die deutschen Soldaten riskierten in den Auslandseinsätzen Leib und Leben. Deshalb sei es richtig, ihre besonderen Leistungen zu würdigen.
Der sich verschärfende Kampf in Afghanistan ist nun Anlass für die erste Auszeichnung. Aber auch die Verleihung dieser Medaille dürfte zur Normalität werden. Denn gerade der Afghanistan-Einsatz wird noch Jahre dauern.
Aus: "Vier Bundeswehrsoldaten erhalten Orden für Tapferkeit" Kristina Dunz (dpa) (5.7.2009)
Quelle: http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=1046288&kat=3 (http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=1046288&kat=3)
Quote[...] Die USA versuchten im Vietnamkrieg, durch den Body Count ihre eigenen Fortschritte zu bemessen, Verfechter war der damalige US-Verteidigungsminister Robert McNamara: Je mehr gegnerische Leichen gezählt wurden, desto erfolgreicher schienen die amerikanischen Truppen zu sein. Andere "Kennzahlen" für militärischen Erfolg, wie z.B. die Eroberung von so-und-soviel Quadratkilometer Land oder abgeschossenen Flugzeugen sind nur im konventionellen Krieg gegen Armeen sinnvoll, nicht aber gegen personell und technologisch unterlegene Aufständische und Guerilleros. Die Gegner wurden dabei in drei Kategorien eingeteilt:
* A: nordvietnamesische Soldaten und Kämpfer der FNL
* B: ,,Schlafende" also inaktive FNL-Kader
* C: Personen, die ,,in irgendeiner Weise" mit der FNL zusammenarbeiteten.
Von der außerordentlich unscharfen Definition der Gruppe C war auch die Zivilbevölkerung in den Free Fire Zones betroffen. ,,Wenn man nach der Body-Count-Mentalität handelte und die Quoten erfüllen wollte, dann war das nur durch die Gruppe C zu schaffen - und das war einwandfrei Völkermord", sagte nach dem Vietnamkrieg der CIA-Agent K. Barton Osborn, der für dieses Programm mitverantwortlich gewesen war.
Die Ergebnisse des Body Count wurden allabendlich über den Rundfunk verbreitet und sollten der psychologischen Kriegführung dienen. Nach Angaben von Conrad C. Crane, Direktor des militärhistorischen Instituts des US Army War College, habe man in Vietnam eine Zermürbungsstrategie verfolgt, so dass body counts zum Maßstab der Leistungsfähigkeit militärischer Einheiten wurden.[1] Aus Karrieresucht seien die Zahlen öfters verfälscht worden und sollen groteskerweise schließlich sogar die angenommene Gesamtzahl der vietnamesischen Gegner übertroffen haben.
Ein Beispiel für die Unzuverlässigkeit der "ermittelten" Zahlen nennt William Calley in seinem Buch Ich war gerne in Vietnam. Nach einem erfolglosen Gefecht wurde er per Funk nach der Anzahl der getöteten Gegner gefragt, worauf er verlegensheithalber "six to nine" (sechs bis neun) antwortet. Auf die Gegenfrage "....sixtynine?" (neunundsechzig?) bestätigt er. Damit stieg der Body Count um 69 getötete Gegner, während Calley angibt, in Wirklichkeit überhaupt keinen toten Feind gesehen zu haben.
Strategiewechsel:
Nach den Erfahrungen aus Vietnam vermieden US-Kommandeure in späteren Konflikten Angaben über getötete Gegner - bis in die Frühphase des Irakkrieges hinein. Mittlerweile hat das US-Militär trotz möglicher "bad publicity" bei hohen zivilen Opferzahlen diese Strategie wieder aufgenommen, um seine Erfolge bei Operationen gegen Aufständische im Irak aufzeigen zu können.
Zitate:
* "We don't do body counts" - General Tommy Franks, Oberkommandierender des US Central Command (CENTCOM) während des Afghanistankrieges[2]
* "We don't do body counts on other people" - US-Verteidigungsminister Donald H. Rumsfeld im November 2003 bei "Fox News Sunday" auf die Frage, ob die Zahl getöteter Feinde im Irakkrieg US-amerikanische Verluste übersteige[1]
...
1. ↑ a b Enemy Body Counts Revived Washington Post, 24. Oktober 2005, engl.
2. ↑ Casualties in the Iraq war CBC, 31. August 2006, engl.
Aus: "Body Count (Krieg)" (25. März 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Body_Count_(Krieg) (http://de.wikipedia.org/wiki/Body_Count_(Krieg))
-.-
Quote[...] Die Regierung der USA ließ ihre Bürger für den Großteil des Krieges im Unklaren über die wirkliche Lage in Vietnam und über die Dimension der Bombardierungen. Da sie sich aber moralisch im Recht fühlte, war es den westlichen Berichterstattern erlaubt, die Infrastruktur des Militärs zu nutzen und sich nahezu frei im Kriegsgebiet zu bewegen. Im Fernsehen wurden tagtäglich Bilder von den Kampfhandlungen gezeigt; eine ebenso ausführliche Darstellung fand in den Printmedien statt.
Dies führte dazu, dass die Brutalität dieses Krieges offen zu Tage trat. Die Luftangriffe auf Nordvietnam, die als zynisch und sinnlos empfundenen Body Counts und der Einsatz von Napalm lösten in der ganzen Welt Empörung aus. Die USA schienen eher einen Krieg gegen das vietnamesische Volk zu führen, als es vor dem Kommunismus zu ,,beschützen".
[...] Als Reaktion darauf entwickelte sich in der westlichen Welt eine breite Protestbewegung. Sie verband sich mit den neuen kulturellen Ausdrucksformen, die in den 1960er Jahren populär wurden. Studenten organisierten den Zivilen Ungehorsam und propagierten eine emanzipatorische Veränderung der als autoritär angesehenen Gesellschaftsstrukturen. In ihren Augen hatten sich die Eliten völlig diskreditiert. In den USA, wo Akademiker bis zur Abschaffung der Wehrpflicht 1973 grundsätzlich von Rekrutierungen verschont blieben, fiel diese Umwälzung, die vor allem die weiße Mittelschicht betraf, mit dem Aufkommen der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung zusammen. Die traditionelle Ordnung schien in Frage gestellt und die Haltung zum Krieg spaltete die Gesellschaft. In Europa formierte sich eine Neue Linke. In der Bundesrepublik Deutschland war das positive Bild der USA vor allem in der sog. Außerparlamentarischen Opposition beschädigt. Der sogenannte Vietnamkongress des SDS im Februar 1968 in West-Berlin trug maßgeblich zum Aufschwung der Deutschen Studentenbewegung bei.
In den Vereinigten Staaten und in Europa kam es zu zahlreichen Demonstrationen und symbolischen Aktionen. In den USA wurden Einberufungsbefehle oder die in Vietnam erhaltenen Auszeichnungen öffentlich verbrannt. Die Regierung Johnson reagierte mit der illegalen Überwachung von Friedensaktivisten durch FBI und CIA (Operation CHAOS). Im April 1965 demonstrierten in Washington (D.C.) 25.000 Menschen, im April 1967 400.000 Menschen in New York City. Am 22. Oktober 1967 fand schließlich der ,,Marsch auf Washington" statt, an dem 100.000 Demonstranten teilnahmen. Vor dem Kapitol drückte Dr. Martin Luther King, Symbolfigur der Bürgerrechtsbewegung und prinzipieller Gegner des Krieges, seine Hoffnung auf eine von Rassismus und Gewalt befreite Gesellschaft aus. Um die 50.000 Kriegsdienstverweigerer flohen nach Kanada. Allerdings bildete sich zwischen den Bürgern der Unterschicht, die das Gros der Bodentruppen stellten, und den Aktivisten, die von den Gefechten zumeist nur über Medienberichte erfuhren, eine Distanz, die den ganzen Krieg über bestehen blieb. Außerdem war die Antikriegsbewegung gespalten zwischen jenen Aktivisten, die lediglich den Abzug der Bodentruppen forderten und denen, die den Krieg als ein Verbrechen gegen das vietnamesische Volk interpretierten. Unter den Amerikanern mit einem höheren Schulabschluss und einem höheren Einkommen war die Ablehnung der Militäreinsätze stärker verbreitet als unter Bürgern mit niedrigerem Bildungsgrad und weniger Einkommen [23].
Die Moral innerhalb der US-Armee wurde mit zunehmender Dauer des Krieges immer schlechter. Viele Soldaten sahen keinen Sinn darin, in Vietnam ihr Leben zu riskieren, zumal die Beziehungen zu den Vietnamesen schweren Spannungen unterlagen und ein Sieg in immer weitere Ferne rückte. Es kam auch zu Formen des Widerstands und zu Befehlsverweigerungen. Antikriegs-Zeitschriften wurden von Soldaten hergestellt und heimlich in den Camps verteilt. Vorgesetzte wurden angegriffen und auch erschossen. Der Unmut gegen den Krieg ging so weit, dass die Regierung Militärtruppen bei einer Antikriegsdemonstration gar nicht mehr einzusetzen wagte, da sie nicht sicher sein konnte, ob die Soldaten sich nicht den Demonstranten anschließen würden.
Als während der Tet-Offensive Anfang 1968 die Zuschauer die vorübergehende Konfusion der US-Verbände, das gewalttätige Chaos in Saigon und Hué und die Gnadenlosigkeit der Konfrontation live im Fernsehen miterleben konnten, kippte die Stimmung, nicht zuletzt in den Medien selbst. Viele von denen, die den Krieg anfänglich unterstützt hatten, fühlten sich von den Politikern in die Irre geführt. Die überwältigende Mehrheit der US-Amerikaner wollte nun zumindest die eigenen Soldaten möglichst schnell aus Vietnam abziehen, auch wenn eine fortgesetzte Bombardierung mehrheitlich nach wie vor gutgeheißen wurde.
Präsident Johnson, der von der militärischen Lage und den innenpolitischen Auseinandersetzungen zermürbt war, verkündete schließlich am 31. März 1968 seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur.
Der Vietnamkrieg wurde auf äußerst menschenverachtende, grausame und auch extrem umweltschädigende Weise geführt. So setzten die USA das von Monsanto hergestellte Herbizid Agent Orange ein, welches als Entlaubungsmittel den Guerillas die Deckung im Dschungel nehmen sollte. Agent Orange war mit Dioxinen verunreinigt, die krebserregend wirken und das Erbgut schädigen. Selbst Jahrzehnte später werden dadurch in Vietnam missgebildete Kinder geboren. Weiterhin wurde auch das Gift Dimethylarsinsäure (Agent Blue) eingesetzt, um die Reisernten zu vernichten.
Der Sozialistischen Republik Vietnam wurden hierfür weder Reparationen gezahlt, noch wurden von Seiten der USA anderweitige Wiedergutmachungen geleistet. Stattdessen musste Hanoi 1993 die Schulden des geschlagenen Saigoner Regimes auf sich nehmen, um die Gewährung neuer Kredite und die Aufhebung des US-Embargos zu erreichen.
Erst im Jahre 2007 erklärten sich die USA bereit, die Beseitigung von Dioxinrückständen finanziell zu unterstützen, schlossen aber Entschädigungszahlungen weiterhin aus [24].
[...]
Dokumentarfilme (chronologisch geordnet)
* Loin du Vietnam, Regie: Joris Ivens, William Klein, Claude Lelouch, Agnès Varda, Jean-Luc Godard, Chris Marker, Alain Resnais, Frankreich 1967
* In the Year of the Pig, Regie: Emile de Antonio, USA 1969 – Film über die Ursachen des Krieges
* Winter Soldier, Regie: Winterfilm collective, USA 1972 – ehemalige Soldaten berichten über ihre Kriegserlebnisse
* Hearts and Minds (1974), Regie: Peter Davis
* Dear America: Letters Home from Vietnam (Briefe aus Vietnam), Regie: Bill Couturié, USA 1987
* Battlefield Vietnam (12 Teile zu 58 Minuten), Regie: Dave Flitton, USA/CAN/GB 1999 – Ausführliche Dokumentationsserie, die v. a. die taktischen, strategischen und politischen Belange behandelt
* Apokalypse Vietnam, Fernsehserie, Regie: Sebastian Dehnhardt, Jürgen Eike, Wolfgang Wegner, Deutschland 2000
* The Fog of War: Eleven Lessons from the Life of Robert S. McNamara, Regie: Errol Morris, USA 2004, (Dokumentation über Robert McNamara)
Literatur
* Paul Elliott: Vietnam – Conflict & Controversy. 1998, ISBN 1-85409-320-7
* Oriana Fallaci: Wir, Engel und Bestien. Ein Bericht. Econ-Verlag, Düsseldorf/Wien 1970, ISBN 3-430-12603-7; zuletzt Wir, Engel und Bestien. Ein Bericht aus dem Vietnamkrieg. dtv, München 1988, ISBN 3-423-10259-4
* Gilles Férier: Les trois guerres d'Indochine. Presses Universitaires de Lyon, 1994, ISBN 2-7297-0483-3
* Philippe Franchini: Les guerres d'Indochine. Pygmalion, Paris 1997, ISBN 2-85704-267-1
* Marc Frey: Geschichte des Vietnamkriegs. Die Tragödie in Asien und das Ende des amerikanischen Traums. Beck, München 1998, ISBN 3-406-42078-8; 7. durchges. Aufl., 2004, ISBN 3-406-45978-1
* Michael Herr: An die Hölle verraten = Dispatches. Rogner und Bernhard, München 1979, ISBN 3-8077-0101-X
* Seymour Hersh: My Lai 4: A Report on the Massacre and its Aftermath. 1970, ISBN 0-394-43737-3
* Peter Jaeggi: Als mein Kind geboren wurde, war ich sehr traurig. Spätfolgen des Chemiewaffen-Einsatzes im Vietnamkrieg. Lenos-Verlag, Basel 2000, ISBN 3-85787-298-5 (Katalog zur gleichnamigen Fotografieausstellung)
* Gabriel Kolko: Anatomy of a War. Vietnam, the United States and the Modern Historical Experience. 2001 (urspr. 1987) ISBN 1-84212-286-X
* Gabriel Kolko: Vietnam: Anatomy of a Peace. 1997, ISBN 0-415-15990-3
* Guenter Lewy: America in Vietnam. Oxford University Press 1978, ISBN 0-19-502732-9
* Robert S. McNamara und Brian VanDeMark: Vietnam. Das Trauma einer Weltmacht. Spiegel-Buchverlag, Hamburg 1995, ISBN 3-455-11139-4
* Lt. Gen. Harold G. Moore & Joseph L. Galloway: We Were Soldiers Once...And Young. 2002, ISBN 0-06-050698-9
* Jonathan Neale: Der amerikanische Krieg. Vietnam 1960-1975. Atlantik-Verlag, Bremen 2004, ISBN 3-926529-17-2
* Tim Page: Ein anderes Vietnam. Bilder des Krieges von der anderen Seite. National Geographic. Hamburg 2002, ISBN 3-934385-65-6 (Buch mit Fotos und Berichten nordvietnamesischer Fotografen, die den Krieg dokumentierten)
* Jacques Portes: Les Américains et la guerre du Vietnam. Editions Complexe, Paris, 1999, ISBN 2-87027-471-8
* Peter Scholl-Latour: Der Tod im Reisfeld. Dreißig Jahre Krieg in Indochina. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1980, ISBN 3-421-01927-4; zuletzt dtv, München 2000, ISBN 3-423-36173-5
* Neil Sheehan: Die große Lüge. John Paul Vann und Amerika in Vietnam. Europaverlag, Wien/Zürich 1992, ISBN 3-203-51149-5
* Rolf Steininger: Der Vietnamkrieg. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2004, ISBN 3-596-16129-0
* William Appleman Williams: America in Vietnam: A Documentary History. 1989, ISBN 0-385-19752-7
* Bernd Greiner: Krieg ohne Fronten. Die USA in Vietnam. Verlag Hamburger Edition 2007, ISBN 978-3-936096-80-4 (Erstmalige Auswertung der umfangreichen Sammlungen staatlicher Untersuchungen und öffentlicher Reaktionen, wie die Ende Januar 1971 abgehaltene «Winter-Soldier»-Anhörung von Kriegsveteranen aus dem Vietnam-Krieg.)
[...]
Einzelnachweise
1. ↑ Meyers Lexikon Online 2.0: Vietnamkrieg
2. ↑ Rolf Steininger: Der Vietnamkrieg, Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004, S. 17
3. ↑ [...] It was a stay that began in June 1956 when the original 16 members of the 14th Special Forces Operational Detachment entered Vietnam to train a cadre of indigenous Vietnamese Special Forces teams. In that same year, on October 21, the first American soldier died in Vietnam - Captain Harry G. Cramer Jr. of the 14th SFOD [...] bei specialoperations.com (eingesehen am 22. Juni 2008)
4. ↑ Zitiert aus den Pentagon Papers in Howard Zinn: Eine Geschichte des amerikanischen Volkes, Berlin 2007, S. 402
5. ↑ Martin Walker: The Cold War, London 1994, S. 78
6. ↑ Marc Frey: Geschichte des Vietnamkrieges, 4. Auflage, München 1999, S. 26-36
7. ↑ Gabriel Kolko: Anatomy of a War, S. 68-71; Jean-Louis Margolin: Vietnam: Die Sackgasse des Kriegskommunismus, in Stéphane Courtois et al.: Das Schwarzbuch des Kommunismus, 4. Auflage, München, 1998 S. 630-641
8. ↑ Jean-Louis Margolin: Vietnam: Die Sackgasse des Kriegskommunismus, in Stéphane Courtois et al.: Das Schwarzbuch des Kommunismus, 4. Auflage, München, 1998 S. 630-641
9. ↑ Gabriel Kolko: Anatomy of a War, S. 68-71
10. ↑ Jean-Louis Margolin: Vietnam : Die Sackgasse des Kriegskommunismus, in Stéphane Courtois et al.: Das Schwarzbuch des Kommunismus, 4. Auflage, München, 1998 S. 630-641
11. ↑ Howard Zinn: Eine Geschichte des amerikanischen Volkes, Berlin 2007, S. 463
12. ↑ Marc Frey: Geschichte des Vietnamkriegs, S. 92, 97/98
13. ↑ National Security Action Memorandum No. 263
14. ↑ Walker,195
15. ↑ Gabriel Kolko: Anatomy of a war. S. 190
16. ↑ Gabriel Kolko: Anatomy of a war. S. 180
17. ↑ Quellen zum Phoenix-Programm
18. ↑ Alfred W. McCoy: Die CIA und das Heroin. Verlag Zweitausendeins, S. 283-363
19. ↑ James Bamford: NSA. S. 411-420
20. ↑ Michael Herr, Dispatches, London 1978, S. 63
21. ↑ [...] mistakenly landed at a site enclosed by a fence that presented an appearance not unlike the Son Tay compound. it was approximately 200 meters south of the objective area. [...] bei earthlink.net (eingesehen am 31. Mai 2008)
22. ↑ Entebbe auf amerikanisch (Spiegel 31, 1976) bei spiegel.de (eingesehen am 31. Mai 2008)
23. ↑ Zinn, S.481
24. ↑ die tageszeitung: Vietnam: Kleiner Schritt der USA, 10. Februar 2007
25. ↑ Jean-Louis Margolin : Vietnam : Die Sackgasse des Kriegskommunismus, in Stéphane Courtois et al. : Das Schwarzbuch des Kommunismus, 4. Auflage, München, 1998 S. 630-641
26. ↑ National Archives: Statistical information about casualties of the Vietnam War vom Dezember 1998, zuletzt aktualisiert im Februar 2007. Zugriff am 16. März 2008.
27. ↑ Mark Frey, Geschichte des Vietnamkriegs, S. 200–201, Beck'sche Reihe, ISBN 3-406-42078-8
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Aus: "Vietnamkrieg" (2. Juli 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg)
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Quote[...] Robert Strange McNamara (* 9. Juni 1916 in San Francisco, Kalifornien; † 6. Juli 2009 in Washington D. C.[1]) war ein US-amerikanischer Geschäftsmann und Politiker. Robert McNamara wurde 1960 der erste Präsident der Ford Motor Company, der nicht aus der Familie Ford stammte. Er war Verteidigungsminister der USA von 1961 bis 1968 und Präsident der Weltbank von 1968 bis 1981.
[...] Zu den zentralen politischen Aufgabengebieten in seiner Zeit als Minister gehörte der Vietnamkrieg, der auch zu seinem Ausscheiden aus dem Amt führen sollte. Unter McNamara wurden die Truppen in Vietnam aufgestockt und die Bombardierungen immer weiter verstärkt. Dies führte, unterstützt von den führenden US-Offizieren, schließlich zu einer Stationierung von 485.000 Soldaten bis Ende 1967 und 535.000 bis Juni 1968 unter dem Befehl von General William Westmoreland.
Mit der Eskalation der Truppenerhöhung und der Intensität der Kämpfe stiegen auch die Verluste. Entgegen der Ansicht vieler US-Offiziere setzte McNamara dabei als wesentliche Strategie der Kriegsführung auf die Statistik: Davon ausgehend, dass die Zahl der Vietkong-Kämpfer begrenzt sei, setzt er auf einen Abnutzungskrieg, an dessen Ende die Gegenseite besiegt sei. Der Erfolg dieser Strategie wurde dann an der Zahl getöteter Gegner gemessen, dem Body Count.
Im November 1967 empfahl McNamara überraschend, die Truppenstärke einzufrieren, die Bombardierung Nordvietnams einzustellen und den Bodenkampf Südvietnam zu überlassen - was Präsident Johnson sofort zurückwies. McNamara erklärte, die von ihm jahrelang verfolgte Politik sei falsch und seine Strategie für den Krieg gescheitert. Nachdem er vorher entschlossen für den Krieg eingetreten war, war seine Position nun diskreditiert und er verlor jedwede Unterstützung, auch von Präsident Johnson. Am 29. November erklärte er schließlich seinen Rücktritt, verbunden mit der Ankündigung seines neuen Postens bei der Weltbank. Nach Donald Rumsfeld ist McNamara damit der US-Verteidigungsminister mit der längsten Amtszeit und der Verteidigungsminister mit der längsten Amtszeit an einem Stück.
Viele Jahre später bekannte McNamara, der sich in seiner Zeit bei FORD für die Einführung des Sicherheitsgurtes einsetzte: "Wäre ich doch bloß nicht Kennedys Ruf in die Politik gefolgt und damit verantwortlich geworden für unzählige Tote in Vietnam" [2]
[...] In seinem Buch Vietnam - Das Trauma einer Weltmacht, in welchem er die US-amerikanische Politik während des Vietnam-Kriegs reflektiert, gesteht er u. a. ein:
,,Wir haben uns schrecklich geirrt ... Amerikanische Sprühaktionen haben zu keiner Zeit zu irgendeiner tatsächlichen und dauerhaften Sicherheit Südvietnams geführt ..."
Die damalige gefühlte ,,nordvietnamesische Gefahr" sei während dem Kalten Krieg vollkommen überbewertet worden [2]
Der Vietnamkrieg, so urteilt er im Rückblick, war ,,...ein furchtbarer Irrtum" [2]
Über den brisanten, aber letztendlich glücklichen Ausgang der Kuba-Krise: ,,Es war Glück, es war nichts als der reine Zufall" [2]
- Original: Robert S. McNamara, with Brian VanDeMark: In Retrospect. The Tragedy and Lessons of Vietnam, Random House, Inc., New York 1995
- Deutsch: Robert S. McNamara, Vietnam - Das Trauma einer Weltmacht, 508 Seiten, Goldmann Verlag, ISBN-10: 3442129567, 1997
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Aus: "Robert McNamara" (7. Juli 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_McNamara (http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_McNamara)
http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Strange_McNamara (http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Strange_McNamara)
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Quote[...] Auf seine alten Tage machte sich auch bei McNamara die Skepsis breit über das, was er als Jüngerer getan hatte. Es dauerte immerhin bis 1995 als er in seinen Memoiren über Vietnam zugab: "Wir lagen falsch, schrecklich falsch."
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Aus: "Ehemaliger US-Verteidigungsminster - Robert McNamara tot" Von K. Kister (06.07.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/101/479590/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/101/479590/text/)
Quote[...] «Bund»: War es eigentlich schwierig, Soldaten zu finden, die bereit waren, über ihre Erfahrungen zu sprechen?
Mikhael Manekin: Es war nicht unmöglich – aber die meisten wollen nicht reden, unabhängig von ihrer politischen Einstellung. Seit Beginn unserer Tätigkeiten vor fünf Jahren haben wir aber mit ungefähr 600 Soldaten sprechen können, die in den besetzten Gebieten im Einsatz waren. Es gibt also einige, die sehr wohl reden wollen – oft haben wir gar nicht die Kapazitäten, alle Gesprächswilligen zu treffen, wir haben nur acht ständige Mitarbeiter.
Was motiviert die Soldaten, ihr Schweigen zu brechen?
Mikhael Manekin: Viele treibt die Sorge um Israel, tief verwurzelter Patriotismus, die Liebe zum Land an. Gerade beim Gaza-Krieg fragten sich viele, was das noch zu tun hatte mit ihren Vorstellungen von der Armee und ihren Aufgaben.
Drohen den Soldaten denn keine Sanktionen, wenn sie mit «Breaking the Silence» sprechen?
Mikhael Manekin: Nein, wir führen alle Gespräche anonym. Alles, was wir publizieren, hat die Militärzensur passiert und wurde gutgeheissen. Die Aussagen der Soldaten gefährden ja nicht die Staatssicherheit.
[...] Bereits kurz nach dem Krieg gab es Berichte über massives Fehlverhalten von Soldaten in Gaza. Die Armee sagte sogleich, es handle sich um Verfehlungen Einzelner.
Mikhael Manekin: Unser neuster Bericht zeigt deutlich, dass das Problem auf politischer Ebene liegt, und nicht bei einzelnen Soldaten im Feld. Nicht die Soldaten legen die Verhaltensregeln fest, die etwa besagen, dass es in Ordnung ist, palästinensisches Eigentum zu zerstören.
Das alleine erklärt aber noch nicht, warum israelische Soldaten teils exzessive Gewalt anwenden oder mutwillig palästinensisches Eigentum zerstören.
Mikhael Manekin: Es sind verschiedene Faktoren, die sie antreiben. Da ist zunächst einmal die Angst vor Angriffen. Viele der Soldaten sind erst 19 Jahre alt, die Angst macht sie aggressiv. Und die Langeweile führt viele dazu, problematische Dinge zu tun. Das grundlegende Problem aber ist ein systematisches: Ein Besatzer steht den Besetzten gegenüber. Allein schon dadurch entsteht ein ungesundes Machtgefälle.
[...] Indem Sie Missstände in der Armee anprangern, brechen Sie ein Tabu. Wie wird Ihre Arbeit in der israelischen Öffentlichkeit aufgenommen?
Mikhael Manekin: Die israelische Gesellschaft ist sehr divers – viele sind unserer Arbeit gegenüber sehr positiv eingestellt, gerade auch Soldaten. Andere finden sie weniger gut und mögen uns sogar als Verräter bezeichnen. Wir sind aber nicht gegen die Armee und nicht gegen den Staat. Die grösste Bedrohung für Israel sind heute nicht die militärischen Herausforderungen, sondern die ins Wanken geratene eigene moralische Integrität. Deshalb müssen wir offen darüber reden, was unsere Soldaten in den besetzten Gebieten tun – und welche Politik dahinter steckt.
In Gaza waren zehntausend Soldaten im Einsatz – nur knapp. 30 Armeeangehörige kommen in Ihrem Bericht zu Wort.
Mikhael Manekin: Das ist eine verschwindend kleine Minderheit – und trotzdem ist das, was sie sagen, wichtig. Sie sprechen über die Politik hinter ihren Handlungen, über die übergeordnete Befehlsebene. Ich bin sicher, wir werden in den nächsten Monaten noch viele weitere Zeugenaussagen aufnehmen.
Was möchten Sie mit der Publikation dieses Berichts erreichen?
Mikhael Manekin: Natürlich wollten die Israelis in und nach dem Gaza-Krieg am liebsten hören, was unsere Militärsprecher zu sagen hatten – das hatte allerdings nicht immer viel mit der Realität zu tun. Mit unserer Publikation wollen wir diese Wissenslücke auf israelischer Seite schliessen helfen.
Letztlich geht es «Breaking the Silence» aber darum, Israel demokratischer, transparenter und auch moralischer zu machen. Weil wir uns um unser Land sorgen.
Aus: "Das Problem liegt auf politischer Ebene" (derbund.ch, 15.07.2009)
Quelle: http://www.derbund.ch/zeitungen/thema/Das-Problem-liegt-auf-politischer-Ebene/story/31471523 (http://www.derbund.ch/zeitungen/thema/Das-Problem-liegt-auf-politischer-Ebene/story/31471523)
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Quote[...] Die meisten Israelis wollen vom Gaza-Krieg nichts mehr hören. Sie halten ihn für eine harte, aber notwendige Antwort auf die Raketen-Angriffe der Hamas. Als sechs Wochen nach Kriegsende Aussagen von Soldaten publik wurden, die an einer Militärakademie brutale Übergriffe der Armee geschildert hatten, löste das zwar einen Nachschock aus. Aber alsbald kam die Armee in einem internen Untersuchungsbericht zum Schluss, man habe sich nichts vorzuwerfen.
Eine «sehr kleine Anzahl» unschöner Vorfälle möge es gegeben haben während jener 22 Wintertage. Insgesamt jedoch hätten die Streitkräfte «im Einklang mit internationalem Recht» operiert. Kein Grund, weiter nachzubohren.
«Breaking the Silence», eine Organisation israelischer Reservisten, ist da anderer Meinung. Heute Mittwoch gehen sie mit ihrer Dokumentation von 54 Zeugenprotokollen an die Öffentlichkeit, basierend auf den Aussagen von dreissig Soldaten und Offizieren, die im Gaza-Krieg im Einsatz waren. «Breaking the Silence» hat ihnen garantiert, Namen sowie genaue Angaben zu Ort und Zeit nicht zu nennen. Ernste Vorfälle habe man aber nur aufgenommen, «wenn es mindestens zwei Augenzeugen dafür gab», versichert Gründungsmitglied Yehuda Shaul.
[...] Auf die Frage, was in seiner Erinnerung an Gaza bleibe, erwidert ein Soldat: «Wie Leute fähig sind, andere sterben oder leiden zu sehen. Wie furchtbar leicht es ist, gleichgültig zu werden.»
Aus: "Das Schweigen gebrochen" (derbund.ch, 15.07.2009)
Quelle: http://www.derbund.ch/zeitungen/thema/Das-Schweigen-gebrochen/story/29371983 (http://www.derbund.ch/zeitungen/thema/Das-Schweigen-gebrochen/story/29371983)
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Quote[...] Über Monate interviewte die israelische Menschenrechtsorganisation "Breaking the Silence" Veteranen des Gaza-Kriegs vom Januar dieses Jahres. Die 54 Zeugenaussagen ergeben ein völlig anderes Bild, als die israelische Armeeführung von dem Feldzug gegen die islamistische Hamas bisher gezeichnet hat. Demnach bleuten die Kommandeure ihren Soldaten ein, keine Rücksicht auf die palästinensische Zivilbevölkerung zu nehmen, um das Leben der eigenen Soldaten nicht zu riskieren.
Durch die übereinstimmenden Aussagen von Reservisten und Wehrpflichtigen, Soldaten und Offizieren, erhärtet sich damit zum ersten Mal der Verdacht, dass die israelische Armee vielfach eine der Grundregeln des Kriegsvölkerrechts missachtete: die Unterscheidung zwischen Kämpfern und Unbeteiligten. Rund 1400 Palästinenser kamen in dem dreiwöchigen Krieg ums Leben, davon ein Großteil Zivilisten.
Die hohe Zahl ist nach der Lektüre des Berichts von "Breaking the Silence" nicht mehr nur durch die zynische Kriegsführung der Hamas zu erklären. Die Islamisten hatten sich dichtbesiedelte Gebiete als Aufmarschgebiet ausgesucht und damit die Unterscheidung zwischen ihren Kämpfern und der Zivilbevölkerung erschwert. Viele Verwundete und Tote sind offenbar eine Folge jener Lehre, die Israel aus dem zweiten Libanon-Krieg im Sommer 2006 zog: kein Zögern, keine Skrupel.
Charakteristisch ist, wie ähnlich die Soldaten die Briefings ihrer Vorgesetzten am Vorabend des Krieges beschreiben. "Bevor wir zum ersten Mal reingingen", erzählt ein Veteran, "ließ uns der Bataillonskommandeur am Freitagabend in Formation stehen und sagte: 'Wir können sie nicht mit unserem Timing überraschen. Sie wissen, wann. Wir können sie nicht mit unserer Position überraschen, sie wissen genau, wo wir reinkommen. Was wir haben, ist Feuerkraft.'"
"Und tatsächlich", erzählt der Soldat weiter, "mit dieser Feuerkraft, mit der Luftwaffe, Artillerie, Panzern und der Vielzahl von Infanterie, die dort reinging, war das Bewusstsein jedes Soldaten simpel: einen lockeren Finger am Abzug. Siehst du etwas und bist dir nicht sicher, schießt du."
Die israelische Armee warnte die Zivilbevölkerung des Zielgebiets über Flugblätter und Telefonanrufe. Wer die Flucht nicht rechtzeitig schaffte, weil er zu krank oder zu alt war, musste um sein Leben fürchten: "Wenn jenseits dieser Linie Menschen entdeckt wurden, gehörten sie nicht dorthin. Wenn wir irgendetwas entdeckten, das nicht da hingehörte, haben wir geschossen. Von Unschuldigen war nicht speziell die Rede."
"Die Feuerkraft war irrsinnig", erinnert sich ein anderer Gaza-Veteran. "Wir gingen rein, und die Explosionen waren einfach verrückt. Du siehst ein Haus, ein Fenster: Schieß auf das Fenster. Du siehst keinen Terroristen dort? Feuer auf das Fenster. Es war ein richtiger Häuserkampf. Beim Häuserkampf ist jeder dein Feind. Es gibt keine Unschuldigen."
Beim Betreten von Wohnhäusern hätten sie grundsätzlich geschossen, berichten mehrere Soldaten, "nasser Zugang" heißt das im Armeejargon (im Gegensatz zum "trockenen Zugang" ohne Feuerkraft). "Alle Zugänge waren 'nass'", sagt ein Soldat. "Es gab keine 'trockenen' Zugänge mehr. Raketen, Panzerfeuer, Maschinengewehrfeuer in das Haus hinein, Granaten. Schießen, wenn wir einen Raum betreten. Die Idee war, dass keiner auf uns schießen konnte, wenn wir ein Haus betreten." Ein anderer Soldat berichtet, wie sie auf diese Art einen älteren Mann erschossen, der zusammen mit seiner Familie unter einer Treppe Schutz gesucht hatte.
Manchmal wurden, wenn man den Berichten glaubt, Grundregeln zum Schutz von Zivilisten sogar vorsätzlich missachtet. Eines Nachts, berichtet ein Soldat, der mit seiner Kompanie von einem Haus aus eine Straße überwachte, sei eine Person mit einer Taschenlampe auf sie zugekommen. Die Soldaten erbaten vom Kompanieführer die Erlaubnis, einen Warnschuss abzugeben. Stattdessen schickte der Kommandeur Scharfschützen auf das Dach. Als der Mann rund 80 Meter entfernt war, erbaten die Soldaten erneut grünes Licht für einen Warnschuss, doch der befehlshabende Offizier verweigerte das. Als der Mann 25 Meter entfernt war, eröffneten die Scharfschützen das Feuer. Gefragt, warum er Warnschüsse verweigert habe, antwortet der Kommandeur: "Es ist Nacht, und das ist ein Terrorist." Am nächsten Tag untersuchten Hunde den Toten auf Sprengstoff - Fehlanzeige. Es war nur ein alter Mann mit Bart und Taschenlampe.
Einige Veteranen bestätigen ferner, dass die Armee Anwohner als Vorhut in Häuser schickte, in denen sich Hamas-Kämpfer verschanzt hatten. Diese als "Nachbar-Prozedere" bekanntgewordene Methode ist in Israel ausdrücklich verboten. Ein Soldat erzählt, dass seine Einheit einem Palästinenser den Gewehrlauf auf die Schulter gelegt und ihn dann vor sich her in ein verdächtiges Haus geschoben habe. Sollte das stimmen, hätte nicht nur die Hamas Zivilisten als "menschliche Schutzschilde" missbraucht.
Wer die Berichte liest, kann sich auch die Bilder der Zerstörung erklären. Nicht nur Häuser, aus denen die Hamas schoss, wurden dem Erdboden gleichgemacht, sondern auch solche, die allgemein verdächtig erschienen. Entweder bombardierte sie die Luftwaffe, oder die Panzertruppe ging mit schwerem Gerät gegen sie vor. "Normalerweise machst du Hauszerstörungen nicht so häufig", erzählt der Fahrer eines D-9, eines mächtigen gepanzerten Bulldozers von der Höhe eines zweistöckigen Hauses. "Wir haben viele zerstört. Wenn ich mich an die Rede des Bataillonskommandeurs am Ende richtig erinnere, sagte er: 'Wir haben 900 Häuser zerstört'."
Auch vom Einsatz international umstrittener Waffen berichten die Zeugen. Mehrere Veteranen bestätigen den Einsatz weißen Phosphors, der wie ein Regen auf die Erde fällt und bei Menschen schwerste Verbrennungen verursacht. Ein Soldat beschreibt, wie ein Gebiet von 200 bis 300 Quadratkilometern übersät war mit den scherbenähnlichen, schmutzig-braunen Überresten des weißen Phosphors. "Bis zu diesem Moment dachte ich, der humansten Armee dieser Welt anzugehören. Im Training lernst du, dass weißer Phosphor nicht gebraucht wird. Dir wird beigebracht, dass es unmenschlich ist."
Bereits im Februar waren ähnliche Berichte von Gaza-Veteranen durch den Militärexperten der Tageszeitung "Haaretz", Amos Harel, an die Öffentlichkeit gelangt. Der Militärstaatsanwalt nahm daraufhin strafrechtliche Ermittlungen auf, stellte sie jedoch nach wenigen Tagen wieder ein. Es sieht so aus, als bekomme der oberste Strafverfolger der Armee jetzt neue Arbeit. Der Tel Aviver Menschenrechtsanwalt Michael Sfard spricht von Kriegsverbrechen.
Aus: "Gaza-Veteranen werfen Israel brutale Kriegsführung vor"
Von Christoph Schult, Jerusalem (15.07.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,635769,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,635769,00.html)
Quote[...] Der Auftritt in einem Möbelhaus vor den Toren Münchens Anfang Juli ließe sich vielleicht noch als Freundschaftsspiel in der künstlerischen Sommerpause deklarieren – neben ihr auf der Bühne standen Show-Veteranen wie Marianne & Michael, Willy Astor und Otto Waalkes. Doch die neueste Kampagne der Ex von Marc Terenzi hätte wohl nicht mal Rex Gildo in seinen schlechtesten Tagen mitgemacht. Im Oktober erscheint eine neue Single von Sarah Connor, die exklusiv den Käuferinnen einer bestimmten Damenbinde im Internet zum Download angeboten wird.
Wie der Mediendienst ,,Kress" berichtet, wurde Connor laut Herstellerangaben ausgewählt, weil sie für eine Generation Frauen stehe, ,,die ihre Unabhängigkeit genießen und sich nicht von äußeren Zwängen einschränken lassen". Damit verkörpere sie die Werte, für die die beworbene Binde stehe. Über Text und Weise der musikalischen Ode an Ersatzflüssigkeit und Komfortflügel drang bislang nichts an die Öffentlichkeit. Ob sie den neuen Song im Rahmen der geplanten Truppenbetreuung zu Gehör bringen wird, bleibt ebenfalls ungewiss.
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Aus: "Sarah Connor - Die Hymne zur Monatsblutung" Von Andreas Laux (21.07.09)
Quelle: http://www.focus.de/panorama/boulevard/sarah-connor-die-hymne-zur-monatsblutung_aid_418636.html (http://www.focus.de/panorama/boulevard/sarah-connor-die-hymne-zur-monatsblutung_aid_418636.html)
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Quote[...] Sarah Connor (* 13. Juni 1980 in Delmenhorst; bürgerlich Sarah Terenzi, geb. Lewe) ist eine deutsche Pop- und Soulsängerin, die in englischer Sprache singt. Mit über 5 Mio. verkauften Platten weltweit gehört sie derzeit zu den erfolgreichsten deutschen Sängerinnen.[1]
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[1] ↑ Sarah Connor Biografie auf sarah-connor.com (Abruf: 22. Mai 2009)
http://de.wikipedia.org/wiki/Sarah_Connor (http://de.wikipedia.org/wiki/Sarah_Connor)
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Quote[...] Nun hat die 29-Jährige offenbar genug von unscharfen Schnappschüssen, die sie räkelnderweise mit Diego, inzwischen Kicker bei Juventus Turin, auf einer Yacht vor Ibiza in der Sonne zeigen. Sarah Connor wagt den Sprung nach vorne und landet direkt an der Front - beim Besuch der Bundeswehrtruppen in Afghanistan.
Das Ablenkungsmanöver hat voll eingeschlagen. Die Bild-Zeitung feiert sie schon jetzt fast wie eine Märtyrerin: "Sarah Connor begibt sich für deutsche Soldaten in Gefahr", steht dort. Schließlich sei Afghanistan "ein raues Land, in dem Krieg herrscht ... doch sie hat keine Angst."
Und auch bei der Bundeswehr freut man sich, dass die aufopferungsvolle Blondine für Ablenkung sorgt: "Die Idee kam von Sarah Connor selbst", sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. "Und wir waren natürlich freudig überrascht über so viel Eigeninitiative. Dass eine internationale Sängerin von diesem Format die Soldaten besuchen will, zeugt von Wertschätzung."
Im Frühherbst dieses Jahres soll Connors heldenhafte Reise nach Afghanistan beginnen. Vom militärischen Teil des Flughafens Köln-Wahn aus startet die Sängerin in einem Airbus der Luftwaffe in Richtung Usbekistan. Nach einer Übernachtung soll sie in der nordafghanischen Stadt Masar-e Sharif eintreffen - zum Konzert vor 2200 deutschen Soldatinnen und Soldaten, die dort stationiert sind.
Bislang waren nur männliche deutsche Prominente - Peter Maffay, Ralph Möller, Wigald Boning - dem großen amerikanischen Vorbild Marylin Monroe gefolgt und hatten sich in Sachen Truppenbetreuung engagiert. Allein deshalb dürfte sich zumindest der Großteil der männlichen Einsatzkräfte schon jetzt auf den Besuch der prominenten Delmenhorsterin freuen.
Bei derlei Aufmerksamkeit im Vorfeld spielt es da schon gar keine Rolle mehr, ob die Sängerin bei ihrem Auftritt wieder so viel Haut zeigen wird, wie bei ihrem denkwürdigen Auftritt bei "Wetten, dass..?" vor sieben Jahren, oder ob sie im Army-Look erscheint. Nur die deutsche Nationalhymne sollte Sarah Connor vorher besser nochmal üben. Bei einem Eröffnungsspiel in der Münchner Allianz-Arena 2005 patzte sie als Vorsängerin.
Statt "Sarah in Love" heißt es bald also "Sarah in War". Zur Freude der Sängerin, der Soldaten und der Bundeswehr. Schlachtplan aufgegangen, Mission erfolgreich.
Quote
15.07.2009 14:43:12
bundesboy: Sarah darf doch alles, was Marilyn damals auch machte
Tja langsam soll sich der Bundesbürger wohl dran gewöhnen, dass deutsche Truppen ewig im Ausland bleiben und dort mal Aufmunterung brauchen. Mal sehen, welcher deutsche Popstar den ersten Marschflugkörper abfeuern darf.
Quote
15.07.2009 15:28:24
steini666: Tapferkeitsmedaille
Wenn die Soldaten das abscheuliche Gegröle überstehen, haben sie sich aber eine Tapferkeitsmedaille verdient!
Quote
15.07.2009 14:44:29
tappy:
"Dass eine internationale Sängerin von diesem Format die Soldaten besuchen will, zeugt von Wertschätzung."
Dem ist vollumfänglich zuzustimmen. Die Marylin aus Delmenhorst möchte offensichtlich, daß ihr eigener Wert endlich wieder höher geschätzt wird
Aus: "Sarah in War" Von Ulrike Bretz (15.07.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/leben/167/480645/text/ (http://www.sueddeutsche.de/leben/167/480645/text/)
QuoteBerlin (RPO) [...] Wie das Verteidigungsministerium am Sonntag in Berlin mitteilte, fuhr ein mit sechs Personen besetzter Wagen "mit hoher Geschwindigkeit" auf eine Stellung deutscher Infanteriekräfte zu. Auch nach Abgabe von Warnschüssen habe der Fahrer seine Fahrt in Richtung der Soldaten fortgesetzt. Die Bundeswehrsoldaten hätten daher "gezielt auf das Fahrzeug schießen" müssen, um es zum Stehen zu bringen, heißt es in der Erklärung.
Dabei wurde nach Angaben des Ministeriums ein Jugendlicher getötet und drei weitere Insassen des Wagens schwer verletzt. Ein Verletzter sei auf dem Weg in das Rettungszentrum des Regionale Wiederaufbauteam (PRT) in Kundus verstorben. "Nach derzeit vorliegenden Informationen mussten die Soldaten von einem Angriff ausgehen, so dass der Schusswaffengebrauch auf der Grundlage bestehender Einsatzregeln rechtmäßig erfolgte", erklärte das Verteidigungsministerium.
Am Sonntagmorgen wurden den Angaben zufolge Soldaten der Bundeswehr bei einem gemeinsamen Einsatz mit afghanischen Sicherheitskräften mehrfach in Feuergefechte verwickelt. Dabei wurden laut Verteidigungsministerium keine deutschen Soldaten verletzt. Ein Bundeswehrfahrzeug vom Typ Dingo sei jedoch beschädigt worden.
QuoteLahmarr | 19.07.09 23:48 (1/4)
Wie sieht eigentlich die Quote
der BW zwischen ermordeten Zivilisten zu besiegten Feindkräften aus? Mir reicht auch die offizielle, ohne jeden Zweifel stark geschönte Zahl? Oder eine grobe Abschätzung?
Aus: "Afghanistan - Bundeswehrsoldaten töten zwei Zivilisten" (19.07.2009)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/panorama/ausland/734131/Bundeswehrsoldaten-toeten-zwei-Zivilisten.html (http://www.rp-online.de/public/article/panorama/ausland/734131/Bundeswehrsoldaten-toeten-zwei-Zivilisten.html)
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Quote[...] Beim Dorf Koshtay, im heiss umkämpften Süden Afghanistans, kam der US-Konvoi zum Stillstand. Selbst gebastelte Sprengsätze hatten zwei Fahrzeuge schwer beschädigt; weitere Minen blockierten die Strasse. Die Truppe aus 30 Marines steckte fest – wie auf dem Präsentierteller. Doch die Taliban liessen sich Zeit – einen Tag, zwei Tage. Die Amerikaner warteten immer noch auf Verstärkung, als es am dritten Tag plötzlich knallte. Eine Bombe – das Fanal zum Angriff. Granaten und Panzerfäuste prasselten auf den Konvoi nieder, Maschinengewehre ratterten. Die Rebellen hatten sich unbemerkt bis auf 150 Meter herangeschlichen und feuerten aus der Deckung einer dicken Lehmmauer. Die Marines antworteten mit Boden-Boden-Raketen, Granaten und Gewehrsalven. Eine ganze Stunde dauerte das Gefecht. Dann verschwanden die Angreifer so schnell, wie sie gekommen waren.
Der Vorfall illustriert exemplarisch, wie die Kräfte in Afghanistan verteilt sind: Die internationalen Truppen haben die höhere Feuerkraft, sie haben gepanzerte Fahrzeuge und können notfalls Kampfhelikopter anfordern. Aber den Rhythmus des Kriegs bestimmen die Taliban. Und die Gotteskrieger sind daran, ihr blutiges Handwerk zu perfektionieren – mit tödlichen Folgen. Allein seit Anfang Juli sind 51 Ausländer gefallen. Das sind mehr als je zuvor innerhalb eines Kalendermonats, und der Juli dauert noch fast zwei Wochen.
«Die Taliban sind viel besser aufgestellt als noch vor einem Jahr – taktisch, logistisch, was die Disziplin der Truppe betrifft», sagt ein westlicher Geheimdienstler in Kabul. Längst vorbei die Zeiten, als die Aufständischen einfach mit einer Kalaschnikow auf vorbeifahrende Truppen schossen. Inzwischen organisieren sie komplexe Hinterhalte. Strategisch geschickt arbeiten Bombenleger und mobile Kampftruppen zusammen, sie nutzen das bergige Gelände und tauchen nach getanem Werk in der Bevölkerung unter. Die Taliban haben auch gelernt, dass wildes Ballern wenig effizient ist. Sie zielen neuerdings koordiniert auf die Kommunikationstechnik des Gegners, damit dieser keine Verstärkung anfordern kann.
Jüngst sind den Gotteskriegern einige spektakuläre Operationen gelungen: Im Südosten des Landes entführten sie einen US-Soldaten, den sie nun als Geisel halten (siehe Kasten). In der besonders umkämpften Provinz Helmand schossen die Radikalen gar einen Helikopter ab – etwas, was ihnen bisher kaum glückte. Die Maschine des Typs Mi-26 gehörte einer osteuropäischen Chartergesellschaft und transportierte zivile Helfer. Sechs Ukrainer kamen beim Vorfall ums Leben.
Die Hauptwaffe der Gotteskrieger bleiben aber selbst gebastelte Sprengsätze, sogenannte IEDs (Improvised Explosive Devices). Die Bomben werden meist unter dem Strassenbelag versteckt und später per Fernbedienung gezündet. Besonders beliebtes Ziel ist die Autobahn von Kabul nach Kandahar. Gebaut als US-Vorzeigeprojekt, ist sie heute ein Symbol für den anhaltenden Krieg: Ausgebrannte Autowracks säumen die Strecke, alle paar Kilometer klafft ein Krater im Asphalt.
In letzter Zeit werden die IED-Attacken nicht nur häufiger, sondern auch heftiger. Enthielten die Selfmade-Bomben einst im Schnitt zehn Kilo Sprengstoff, kommen heute oft mehrere Hundert Kilo zum Einsatz. So gross sind die IEDs schon, dass sie «selbst einen gepanzerten Humvee in Stücke reissen», wie es ein Offizier sagt.
Die US-Armee versucht, ihre Soldaten mit noch besser gepanzerten Fahrzeugen zu schützen, sogenannten MRAPs (Mine Resistant Ambush Protected Vehicles). Die massiven Gefährte haben einen V-förmigen Unterboden und halten deswegen einer Explosion besser stand. Sie sind aber oft zu schwer für den Einsatz auf Afghanistans Strassen. Und: Ist die Bombe gross genug, knackt sie auch ein MRAP.
Es gibt deswegen Bemühungen, die Bomben zu neutralisieren, bevor sie explodieren: Störsender etwa können verhindern, dass Sprengsätze per Funksignal gezündet werden, spezielle Radargeräte spüren selbst vergrabene Bomben auf. Zudem überwachen Drohnen und Aufklärungsballons die gefährdetsten Strecken. Doch einen Übeltäter zu identifizieren, ist nicht einfach. «Im ländlichen Afghanistan hat jeder zweite Mann eine Schaufel auf der Schulter», sagt ein US-Kommandant.
Laut einem Bericht des «Guardian» ist das Erstarken der Taliban kaum ein Zufall. Deren Führung hat den Winter dazu gebraucht, um die eigenen Truppen zu straffen. Unfähige Frontkommandanten seien ersetzt worden, fürs Fussvolk gab es ideologische und militärische Schulungen.
...
Quote
Charles Zehner
07:37 Uhr
Egal was die Taliban antreibt oder welche Gesinnung sie haben. Sie wohnen in Afghanistan und die ausländischen Truppen sind für sie Eindringlinge. Fragen wir uns einmal, was wir als Schweizer tun würden, wenn "Befreiungs"-Truppen in unser Land kämen. Würden wir einfach zuschauen? Oder würden wir uns auch guerilliamässig verteidigen wollen? Jede/r, der die Schweiz liebt, möge selbst entscheiden.
Aus: "Taliban perfektionieren den Guerillakrieg" Von David Nauer, Moskau. (07/2009)
Quelle: http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Taliban-perfektionieren-den-Guerillakrieg/story/15870869 (http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Taliban-perfektionieren-den-Guerillakrieg/story/15870869)
Quote[...] Man kämpfe gegen "gegnerische Gruppen", sagte der Sprecher des Einsatzführungskommandos. Ein Sprecher des Verteidigungsministers in Berlin präzisierte: "Es trifft nicht hunderprozentig zu, dass es nur gegen die Taliban geht, sondern auch gegen Aufständische." Die Rede war von "Stammesmitgliedern, Kriminellen und Terroristen".
...
Quote22.07.2009 12:01:31
ZappBrannigan: *
"Killerspielverbot für Politiker", sagte der Sprecher.
Aus: "Bundeswehr greift "Kriminelle und Terroristen" an" Von Katja Schirmer und Oliver Das Gupta (22.07.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/3/481474/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/3/481474/text/)
Quote[...] [Konstantin Wecker]: Die Bundeswehr betont ja auf ihrer Webseite sehr stolz, dass die heutigen Soldaten nicht wie früher einem Kaiser oder dem Führer dienen und das mit ihrem Gelöbnis versprechen, sondern der ganzen Nation, dem Staat. Es wird also dem Staat gelobt. Der Staat bin in einer gewissen Weise auch ich. Ich fühle mich als Teil dieses Staates: Also in meinem Namen und interessanter Weise - wenn man den Umfragen glauben kann - auch im Namen von rund 70 Prozent der Bevölkerung führt die Bundeswehr diesen Krieg in Afghanistan nicht. Ich frage mich, was wir für Volksvertreter haben, die bis heute einfach stur weiter behaupten, dieser Krieg müsse gegen unseren Willen geführt werden.
[Michael Backmund]: Was hat Sie zum überzeugten Antimilitaristen gemacht?
Dazu muss ich von einer persönlichen Erfahrung erzählen: Mein Vater hat es geschafft beim Hitler nicht zum Militär zu gehen. Es stand spitz auf Knopf, ob er umgebracht wird oder nicht. Aber er hat sich einfach verweigert. Er ist drei oder viermal aus der Kaserne ausgebrochen und hat gesagt: Er hat Heimweh, er kann es nicht und er kann nicht zum Militär gehen; er kann diese Uniform nicht anziehen. Das war einfach eine emotionale Abwehr gegen das Soldatentum.
Das hat sie geprägt?
Ja, ich bin in einem Elternhaus groß geworden – und das war in meiner Generation ja ein großes Glück –, wo beide Eltern eindeutig keine Nazis und wirkliche Militärgegner waren. Aus dieser Geschichte heraus ist es auch so verständlich, dass mir alles Militärische suspekt ist.
Und es hat sie früh rebellieren lassen...
Ich bin noch aufgewachsen mit dem Vermächtnis der Überlebenden der Konzentrationslager ,,Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!" Mittlerweile fällt mir auf, dass die meisten Politiker zwar gerne das ,,Nie wieder" moralisch in den Mund nehmen und manche vielleicht sogar noch ,,Nie wieder Faschismus" sagen, aber das ,,Nie wieder Krieg!" lassen sie längst unter den Tisch fallen.
Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Nur ein Beispiel: Erst vor zwei Wochen hat der Bundestag beschlossen, dass 405 Schützenpanzer des Typs Puma im Gesamtwert von 3,1 Milliarden Euro bei den beiden Rüstungskonzernen Rheinmetall und Krauss-Maffei eingekauft werden. Hier werden Geschäfte gemacht mit Tod. Hier werden Geschäfte gemacht mit Mord. Und es werden Geschäfte gemacht mit etwas, mit dem man nie mehr Geschäfte machen dürfte.
[...] Welche Gefahren sehen Sie für die Zukunft?
Ich befürchte zum Beispiel, dass die Bundeswehr zunehmend auch im Inneren eingesetzt wird. In Heiligendamm ist das bereits gegen Demonstranten passiert. Längst gibt es Manöver-Übungen, wo Soldaten den Einsatz gegen streikende Arbeiter und Demonstranten trainieren. Diese Tendenz ist eine Gefahr für die Demokratie in ganz Europa und wird leider bis heute in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Es ist ein Skandal, wie mittlerweile bereits im Vorfeld von Protesten unser Grundrecht auf Demonstration polizeistaatlich beschnitten wird
Machen Lieder und Poesie die Welt friedlicher? Natürlich. In einem bin ich mir ganz sicher: Waffen schaffen keinen Frieden. Die Ideologen des Neoliberalismus und ihre Militärs versuchen uns einzureden, wenn wir uns politisch engagieren, seien wir nichts als unverbesserliche naive Gutmenschen. Aber was wäre die Alternative? Ein Schlechtmensch? Gesellschaftliche Veränderung fängt immer mit den Außenseitern an, die spüren was notwendig ist. Wer in dieser Zeit nicht seine Stimme erhebt gegen den Wahn, die Erde gezielt durch Profitdenken und Bomben zu vernichten, hat es nicht verdient, eine öffentliche Stimme zu haben. Denn ,,Jubel über militärische Schauspiele ist eine Reklame für den nächsten Krieg", wie Kurt Tucholsky treffend formuliert hat.
Was wäre ihr Traum für den 30. Juli? Mir wäre es viel lieber, es würden sich statt der Soldaten zehntausend Menschen am 30. Juli auf den Marienplatz stellen: Nicht uniformiert, sondern in bunten, zivilen Kleidern und sie würden sagen: ,,Wir geloben, alles dafür zu tun, dass nie wieder Kriege geführt werden, dass nie wieder von Armeen Menschen getötet werden und dass nie wieder Soldaten zu Mördern werden müssen und dass nicht mehr täglich 80 000 Kinder an Hunger sterben." Das wären die Gelöbnisse, die ich gerne unterstützen würde auf dem Marienplatz, dem Odeonsplatz und wo auch immer.
Herr Wecker, vielen Dank für dieses Gespräch.
Aus: "Konstantin Wecker: ,,Mir ist alles Militärische suspekt"" (26. Jul 2009)
Quelle: http://www.abendzeitung.de/muenchen/121536 (http://www.abendzeitung.de/muenchen/121536)
Quote[...] Peshawar - Bei einem US-Raketenangriff in der Grenzregion zu Afghanistan ist nach Angaben mehrerer Quellen die Ehefrau von Pakistans Talibanführer Baitullah Mehsud ums Leben gekommen. Geheimdienstmitarbeiter bestätigten Nachrichtenagenturen den Tod der Frau des Extremistenführers.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert Familienangehörige, die erklärten, dass Mehsuds Ehefrau getötet wurde. Ein Verwandter Mehsuds sagte demnach am Mittwoch weiter, bei dem Angriff in der Region Süd-Waziristan an der afghanischen Grenze seien zwei weitere Menschen gestorben. Eine von der US-Drohne abgefeuerte Rakete sei im Haus des Schwiegervaters von Mehsud eingeschlagen. Dabei seien außerdem vier Kinder verletzt worden.
Ob Baitullah Mehsud selbst sich zur Zeit des Angriffs in dem Haus seines Schwiegervaters aufhielt, sei bislang unklar.
...
anr/Reuters/AP
Aus: "US-Drohne tötet Ehefrau von Pakistans Talibanchef" (05.08.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,640510,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,640510,00.html)
-.-
Quote[...] Waren die ersten Drohnenangriffe auf Menschen, die mit deren Bordwaffen von Tausenden von Kilometern entfernt vor ihren Bildschirmen sitzenden und mit Joysticks spielenden "Piloten" getötet wurden, noch Aufmerksamkeit, so werden durch den ersten ferngesteuerten Krieg, den die USA gegen Extremisten im pakistanischen Grenzland zu Afghanistan gestartet hat und weiter betreibt, die Berichte über die Einsätze spärlicher, was auf den Gewohnheitseffekt hinweist.
Einen Übergang stellen bewaffnete und ferngesteuerte Roboter auch insofern dar, weil ihr Einsatz kein klassischer Kampfeinsatz mehr ist, aber auch nicht dem Bombardement mit Raketen gleicht. Mit den Kameras und Waffen auf den Drohnen versuchen die "Piloten", mutmaßliche Gegner gezielt zu töten. Es handelt sich um einen Angriff, der dem von Scharfschützen gleicht. Diese aber befinden sich noch in der Nähe des Kampfgeschehens, die Bediener der Roboter können aber völlig in Sicherheit sein, zumindest so lange der Gegner nicht ebenso hoch gerüstet ist und mit ähnlichen Waffen über große Entfernungen zurückschlagen kann. Überdies gleicht das Bedienen der Roboter und Waffen einem Computerspiel, wodurch sich die Grenzen zwischen Realität und Virtualität vermischen.
[...]
QuoteThe next thing that's coming, and this is what really scares me, are armed autonomous robots. The robot will do the killing itself. This will make decision making faster and allow one person to control many robots. A single soldier could initiate a large scale attack from the air and the ground. It could happen now; the technology's there.
Noel Sharkey
...
Quote4. August 2009 00:44
Keine science fiction ?
TheCOP (580 Beiträge seit 28.11.03)
Ich denke, da sind dem Autor ein wenig die Gäule durchgegangen. Es
ist ein gewaltiger Schritt von der ferngesteuerten Drohnen hin zu
einen autonomen Kampfroboter der Soldaten ersetzt. Alleine die
Rechenleistung die man benötigt um in großteils unbekannten Gebiet zu
navigieren und evtl Ziele zu erkennen ist sehr groß. Ein Kampfroboter
kann es sich nicht leisten geradeaus zu gehen bis er mit den Tastern
an ein Hindernis stößt, es dann erstmal rechts zu versuchen und wenn
das nicht klappt eben links rum zu gehen. Rechensyteme haben kaum die
Kapazität einer Fliege, von komplexen Handlungsabläufen wie ein
Mensch sie "errechnen" kann sind wir noch Lichtjahre entfernt.
Was ich mir als nächsten Schritt vorstellen kann wären z.B.
ferngesteuerte Bodenfahrzeuge (Panzer) oder der vermehrte Einsatz
stationärer Roboter, z.B. als Kontrollposten im Irak. Da wundert es
mich eher dass es die noch nicht gibt. Aber autonome Bodeneinsätze in
einer anderen Situation als "schieß auf alles was keine Freundkennung
sendet und sich bewegt" ? Eher unwahrscheinlich für... ich denke mal
20-30 Jahre.
Als absolute science fiction kann ich nur Ethikprogramme in diesen
Maschinen sehen. Mag man einem Computer noch zutrauen, einen
feindlichen Panzer von einem Auto zu unterscheiden, vermutlich kann
man ihm auch beibringen "Mensch mit Eisenteil das nach Pulver riecht
--> abknallen. Mensch ohne Eisenteil --> erstmal nicht abknallen" so
halte ich Roboter die ihren Vorgesetzten den Gehorsam verweigern weil
die einen Schießbefehl geben und der Computer erkennt "Oh, das ist
jetzt aber irgendwie nicht ganz richtig!" für reine Utopie. Vergessen
wir eines nicht: Dazu sind selbst der größte der menschlichen
Soldaten nicht in der Lage...
Quote4. August 2009 09:35
Angst vorm Fortschritt?
grey goo (mehr als 1000 Beiträge seit 11.02.04)
> Noch sind die Kampfroboter nicht im Einsatz, die autonom, ohne Steuerung
> durch den Menschen, ihre Waffen auf Menschen richten und sie töten
Doch, nicht mobile Selbstschussanlagen die auf alles schießen, was
größer wie ein Feldhase ist gibts schon lange und werden auch zur
Sicherung von militärischen Einrichtungen auf der ganzen Welt
eingesetzt (computergesteuerte Minengürtel gibts auch noch).
> mit Joysticks spielenden "Piloten"
> die Bediener der Roboter können aber völlig in Sicherheit sein
> gleicht das Bedienen der Roboter und Waffen einem Computerspiel, wodurch sich > die Grenzen zwischen Realität und Virtualität vermischen
Ohje da hat jemand Angst vorm Fortschritt. Die neue Technik läßt sich
mit erhobenem Finger nicht aufhalten.
Die USA verbitten sich übrigens den Vergleich mit Computerspielen und
behaupten ebenfalls das die Schwelle tödliche Gewalt anzuwenden nicht
abgesenkt wird. Entsprechend ist die Ausbildung an den Drohnen
ausgerichtet. Konnte man schon vor Jahren in einer Doku sehen.
Und das internationale Waffenabkommen immer erst lange im Nachhinein,
nach der ersten Anwendung, diskutiert werden ist ja nichts Neues.
Quote4. August 2009 11:09
Ich find die gut
hggs.bsn (116 Beiträge seit 09.04.08)
Was gibt es besseres für unsere westlichen Demokratien als, anstatt
Menschen in den Krieg zu schicken und somit Wählerstimmen zu
verlieren, ein paar Blechkameraden zu opfern wenn mal wieder
irgendein Land in den Dreck getreten werden muß?
...
Quote4. August 2009 09:36
aber bitte die asimovschen robotergesetze ins bios der kerle
tenim (189 Beiträge seit 31.10.08)
1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen wissentlich verletzen
oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen
wissentlich Schaden zugefügt wird.
2. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen
gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins
kollidieren.
3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz
nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.
ich hielte das für wichtig, auch wenn es sowiso nicht passiert.
...
Aus: "Die autonomen Kampfroboter kommen" Florian Rötzer (TP, 04.08.2009)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30856/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30856/1.html)
Quote[...] Die Nachrichtenagentur AP beruft sich in ihrer Meldung auf den Dorfbewohner Abdur Rahmin aus Kowuk, 20 Kilometer nördlich der Stadt Kandahar. Ausserdem sei bei dem Angriff sein Neffe ums Leben gekommen. Die Militärführung der USA und der NATO in Afghanistan teilten mit, der Bericht werde geprüft. Eine Beteiligung der eigenen Streitkräfte könne zunächst nicht bestätigt werden, hiess es.
Rahim sagte, er habe am frühen Mittwochmorgen gegen 1.30 Uhr Ortszeit zwei Hubschrauber über seinem Haus gehört. Dann seien zwei Raketen abgeschossen worden, die das Gebäude getroffen hätten. Ein weiterer Sohn und sein Bruder seien verletzt worden. Aufgebrachte Dorfbewohner brachten die Toten vor das Gästehaus des Gouverneurs der Provinz Kandahar und riefen in Sprechchören: «Tod für Amerika! Tod den Ungläubigen!»
Angriffe mit zivilen Opfern haben bereits in der Vergangenheit die Ressentiments in der afghanischen Bevölkerung gegenüber den ausländischen Streitkräften verstärkt. Präsident Hamid Karsai hat wiederholt dazu aufgerufen, die Angriffe auf Dörfer einzustellen.
Bei einem Bombenanschlag im Osten von Afghanistan wurden am Mittwoch zwei Stammesälteste und vier bewaffnete Wachleute getötet, wie ein Regierungssprecher in der Provinz Nangarhar mitteilte. Die an einer Strasse versteckte Bombe explodierte im Bezirk Patschir Agha. Die sechs Männer waren auf dem Weg zu einer Beratung über die Sicherheit auf den Strassen.
...
Aus: "Unbestätigt - Vier Tote bei Luftangriff in Afghanistan" (05.08.09)
Quelle: http://www.20min.ch/news/ausland/story/17128330 (http://www.20min.ch/news/ausland/story/17128330)
Quote[...] Und auch die umstrittenste Frage im Bündnis, wie lange denn dieser Kampf, den man in Deutschland noch immer nicht Krieg nennen will, für die Nato-Staaten noch dauern solle, beantwortete Rasmussen deutlich. "Wir werden so lange bleiben, bis der Job erledigt ist", kündigte er an.
...
Aus: "Neuer Chef stimmt Nato auf Open-End-Mission ein" Aus Kabul berichtet Matthias Gebauer (06.08.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,640744,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,640744,00.html)
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Quote[...] Ein Sprecher der Nato-geführten Schutztruppe Isaf in Kabul bestätigte einen "Zwischenfall" in der Region.
...
Aus: "Zehn Zivilisten sterben bei Kämpfen und Anschlägen" (05.08.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,640578,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,640578,00.html)
Quote[...] Das Attentat von Sarajevo vom 28. Juni 1914 löste eine Kette von Drohungen, Missverständnissen, Fehleinschätzungen und Überreaktionen aus. Die Hintergründe der Ermordung Franz Ferdinands und seiner Frau Sophie sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Zwar wurden die Attentäter rasch gefasst: Sie waren Mitglieder der panslawischen Jugendbewegung Mlada Bosna. Man vermutete Auftraggeber des Doppelmords in Belgrad, die aber nicht ermittelt werden konnten.
In Österreich-Ungarn ging man davon aus, die konspirative serbische Offiziersorganisation Schwarze Hand habe das Attentat initiiert und der serbische Ministerpräsident Nikola Pašić habe deren Aktivitäten gedeckt. Dahinter standen Autonomiebestrebungen der serbischen Minderheit im österreichischen Vielvölkerstaat, denen Russland positiv gegenüberstand. Dies wurde ideologisch mit einer Solidarität aller Slawen (Panslawismus) begründet, hatte aber ebenso mit geostrategischen Interessen Russlands zu tun, etwa an der Ausdehnung seiner Macht bis an die zum Osmanischen Reich gehörenden Dardanellen, oder auch an einer Zerschlagung Österreich-Ungarns.
Die Schüsse von Sarajevo führten nicht automatisch zum Krieg, dies war zunächst eine unwahrscheinliche Option. An eine Mitschuld der serbischen Regierung glaubte man zunächst selbst am Wiener Hof nicht. Der österreichisch-ungarische Sektionsrat Friedrich Wiesner leitete die Ermittlungen und schrieb in seinem Bericht vom 13. Juli 1914 an das k.u.k. Außenministerium:
,,Mitwissenschaft serbischer Regierung an der Leitung des Attentats oder dessen Vorbereitung und Beistellung der Waffen durch nichts erwiesen oder auch nur zu vermuten. Es bestehen vielmehr Anhaltspunkte, dies als ausgeschlossen anzusehen. Durch Aussagen Beschuldigter kaum anfechtbar festgestellt, daß Attentat in Belgrad beschlossen und unter Mitwirkung serbischen Staatsbeamten Ciganović' und Major Tankošic' vorbereitet, von welchen beiden Bomben, Brownings, Munition und Zyankali beigestellt.[1]"
Dem steht jedoch gegenüber, dass Wiesner nach dem Krieg die These von einer Mitwisserschaft der serbischen Regierung vertrat.[2]
[...] Die deutsche Entscheidungsfindung in der Julikrise war sowohl von innen- als auch von außenpolitischen Kriegszielen geprägt. Dem sich enger schließenden Ring der ,,Einkreisung" – durch den Erbfeind von außen und die ,,Reichsfeinde" von innen – galt es durch eine befreiende Tat entgegenzutreten [...].[39] Im Zentrum des deutschen Strebens nach Krieg stand die Angst vor der steigenden Macht Russlands. Obwohl in Wirklichkeit auch die Stärke Deutschlands immer mehr zunahm, hielten der ,,fatalistische" Bethmann Hollweg, der ,,selbstzweifelnde" Moltke und der ,,labile" Wilhelm, mit seinen Ängsten vor Sozialismus, ,,Gelber Gefahr" und ,,Slawischer Flut", die Zeit für die ,,letzte Abrechnung" gekommen.[40]
Eine echte Diskussion über die Notwendigkeit oder Zwecklosigkeit des Krieges fand in Deutschland nicht statt:
,,Am bestürzendsten hatte sich dies in der obersten Staatsphäre selbst, nämlich in der entscheidenden Sitzung des preußischen Staatsministeriums Ende Juli, gezeigt, wo nicht einmal die Minister mehr als einige Zwischenfragen zweitrangiger Art zu den Ausführungen des leitenden Staatsmannes zu stellen wagten, die den Existenzkampf in Sicht brachten. Demgegenüber waren im Wiener Ministerrat die großen Grundsatzfragen der Monarchie in jenen Tagen doch immerhin mit ganz anderer Schärfe und Eindringlichkeit erörtert worden. In Preußen-Deutschland aber wirkten auch die höchsten Staatsbeamten noch immer als bloße Befehlsempfänger.[41]"
[...]
Einzelnachweise:
1. ↑ Telegramm Wiesners vom 13. Juli 1914 bei World War I Document Archive
2. ↑ Friedrich Wiesner: Die Mordtat von Sarajewo und das Ultimatum, Reichspost (28. Juni 1924), S. 2f.
3. ↑ a b c d Sebastian Haffner: Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg. Verlag Lübbe, Bergisch Gladbach 1981, ISBN 3-7857-0294-9, S. 26.
4. ↑ Österreichisch-ungarisches Rotbuch. Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914. Volksausgabe. Manzsche k.u.k. Hof-Verlags- und Universitäts-Buchhandlung, Wien 1915, Dok. 19, S. 32–48.
5. ↑ William Jannen, Jr: The Austro-Hungarian Decision For War in July 1914. In: Samuel R. Williamson, Jr, Peter Pastor (Hrsg.): Essays On World War I: Origins and Prisoners of War. New York 1983, S. 55-81, hier: S. 72; und József Galántai: István Tisza und der Erste Weltkrieg. In: Österreich in Geschichte und Literatur. 8 (1964), S. 465-477, hier: S. 477.
6. ↑ Samuel R. Williamson, Jr.: Vienna and July 1914: The Origins of the Great War Once More. In: Samuel R. Williamson, Jr., Peter Pastor (Hrsg.): Essays On World War I: Origins and Prisoners of War. New York 1983, ISBN 0-8803-3015-5, S. 9–36, hier: S. 27–29.
7. ↑ Imanuel Geiss (Hrsg.): Julikrise und Kriegsausbruch. Eine Dokumentensammlung. Hannover 1963, Band 1: S. 63 f. (Nr.9); und Ludwig Bittner, Hans Uebersberger (Hrsg.): Österreich-Ungarns Außenpolitik von der bosnischen Krise 1908 bis zum Kriegsausbruch 1914. Diplomatische Aktenstücke des österreichisch-ungarischen Ministeriums des Äußeren. Wien/Leipzig 1930, Band 8: S. 250 ff. (Nr.9984).
8. ↑ Friedrich Kießling: Gegen den ,,großen" Krieg? Entspannung in den internationalen Beziehungen 1911–1914. Verlag Oldenbourg, München 2002, ISBN 3-486-56635-0, S. 259f.
9. ↑ Imanuel Geiss (Hrsg.): Julikrise und Kriegsausbruch. Eine Dokumentensammlung. Hannover 1963, Band 1: Nr. 115; und József Galántai: Hungary in the First World War. Budapest 1989, ISBN 963-05-4878-X, S. 34.
10. ↑ Telegramm des Kaiserlichen Kanzlers von Bethmann-Hollweg an den Deutschen Botschafter in Wien Tschirschky vom 6. Juli 1914.
11. ↑ Schriftverkehr deutscher Botschaften Juni-Juli 1914 mit Anmerkungen Kaiser Wilhelms II.
12. ↑ Imanuel Geiss (Hrsg.): Julikrise und Kriegsausbruch. Eine Dokumentensammlung. Hannover 1963, Band 1: Nr. 50; und Ludwig Bittner, Hans Uebersberger (Hrsg.): Österreich-Ungarns Außenpolitik von der bosnischen Krise 1908 bis zum Kriegsausbruch 1914. Diplomatische Aktenstücke des österreichisch-ungarischen Ministeriums des Äußeren. Wien/Leipzig 1930, Band 8: S. 370f. (Nr.10145).
13. ↑ Walter Goldinger: Österreich-Ungarn in der Julikrise 1914. In: Institut für Österreichkunde (Hrsg.): Österreich am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Graz/Wien 1964, S. 48-62, hier S. 58.
14. ↑ Imanuel Geiss (Hrsg.): Julikrise und Kriegsausbruch. Eine Dokumentensammlung. Hannover 1963/64. Band 1: S. 345ff. und 408 und 448f.
15. ↑ Ludwig Bittner, Hans Uebersberger (Hrsg.): Österreich-Ungarns Außenpolitik von der bosnischen Krise 1908 bis zum Kriegsausbruch 1914. Diplomatische Aktenstücke des österreichisch-ungarischen Ministeriums des Äußeren. Wien/Leipzig 1930, Band 8: 721 (Nr. 10685).
16. ↑ Österreichisch-ungarisches Rotbuch. Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914. Volksausgabe. Manzsche k.u.k. Hof-Verlags- und Universitäts-Buchhandlung, Wien 1915, Dok. 7, S. 15-20.
17. ↑ Telegramm Graf Berchtolds an Freiherrn von Giesl in Belgrad vom 23. Juli 1914.
18. ↑ Benachrichtigendes Memorandum des russischen Ministerrats an Serbien vom 11./24. Juli 1914.
19. ↑ Feldmarschall Conrad: Aus meiner Dienstzeit 1906-1918. Band 4: 24. Juni 1914 bis 30. September 1914. Die politischen und militärischen Vorgänge vom Fürstenmord in Sarajevo bis zum Abschluß der ersten und bis zum Beginn der zweiten Offensive gegen Serbien und Rußland. Wien/Berlin/Leipzig/München 1923/1925, S. 150f.
20. ↑ Manfried Rauchensteiner: Der Tod des Doppeladlers: Österreich-Ungarn und der Erste Weltkrieg. Verlag Styria, Graz/Wien/Köln 1997, ISBN 3-222-12116-8, S. 78.
21. ↑ Österreichisch-ungarisches Rotbuch. Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914. Volksausgabe. Manzsche k.u.k. Hof-Verlags- und Universitäts-Buchhandlung, Wien 1915, Dok. 27, S. 98.
22. ↑ Vladimir Ćorović: Odnosi između Srbije i Austro-Ugarske u XX veku. Biblioteka grada Beograda, Belgrad 1992, ISBN 86-7191-015-6, S. 728.
23. ↑ Vladimir Ćorović: Odnosi između Srbije i Austro-Ugarske u XX veku. Biblioteka grada Beograda, Belgrad 1992, ISBN 86-7191-015-6, S. 729
24. ↑ Vladimir Ćorović: Odnosi između Srbije i Austro-Ugarske u XX veku. Biblioteka grada Beograda, Belgrad 1992, ISBN 86-7191-015-6, S. 758
25. ↑ Manfried Rauchensteiner: Der Tod des Doppeladlers: Österreich-Ungarn und der Erste Weltkrieg. Verlag Styria, Graz/Wien/Köln 1997, ISBN 3-222-12116-8, S. 79.
26. ↑ Manfried Rauchensteiner: Der Tod des Doppeladlers: Österreich-Ungarn und der Erste Weltkrieg. Verlag Styria, Graz/Wien/Köln 1997, ISBN 3-222-12116-8, S. 75.
27. ↑ Schreiben des Grafen Berchtold an den Grafen Tisza vom 8. Juli 1914.
28. ↑ Protokoll der Sitzung des Ministerrats für gemeinsame Angelegenheiten vom 19. Juli 1914.
29. ↑ Manfried Rauchensteiner: Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der Erste Weltkrieg. Styria Verlag, Graz/Wien/Köln 1997, ISBN 3-222-12116-8, S. 79.
30. ↑ John C. G. Röhl: Vorsätzlicher Krieg? Die Ziele der deutschen Politik im Juli 1914. In: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Erste Weltkrieg. Wirkung – Wahrnehmung – Analyse. Verlag Seehamer, Weyarn 1997, ISBN 3-932131-37-1., S. 193-215., hier: S. 193.
31. ↑ Gerhard Ritter: Staatskunst und Kriegshandwerk. Das Problem des ,,Militarismus" in Deutschland. Band 3: Die Tragödie der Staatskunst. Bethmann Hollweg als Kriegskanzler (1914–1917). München 1964, ISBN 3-486-47041-8, S. 19.
32. ↑ James Joll: The 1914 Debate Continues. Fritz Fischer and his Critics. In: H.W. Koch (Hrsg): The Origins of the First World War. Great Power Rivalry and German War Aims. London 1985, S. 30-45, hier: S. 40; und Karl Dietrich Erdmann: War Guilt 1914 Reconsidered. A Balance of New Research. In: ebenda, S. 343-370, hier: S. 347.
33. ↑ Andreas Hillgruber: Die gescheiterte Großmacht. Eine Skizze des Deutschen Reiches 1871-1945. Düsseldorf 1980, S. 49; und Andreas Hillgruber: Deutschlands Rolle in der Vorgeschichte der beiden Weltkriege. Göttingen 1979, ISBN 3-525-33440-0, S. 53.
34. ↑ James Joll: The 1914 Debate Continues: Fritz Fischer and his Critics. In: H.W. Koch (Hrsg): The Origins of the First World War. Great Power Rivalry and German War Aims. London 1985, S. 30-45, hier: S. 41.
35. ↑ Andreas Hillgruber: Die gescheiterte Großmacht. Eine Skizze des Deutschen Reiches 1871-1945. Düsseldorf 1980, S. 47; und Imanuel Geiss: The Outbreak of the First World War and German War Aims. In: The Journal of Contemporary History. 1, No 3 (1966), S. 75-91, hier: S. 81.
36. ↑ Kurt Riezler: Tagebücher, Aufsätze, Dokumente. Karl Dietrich Erdmann (Hrsg.), Göttingen 1972, S. 368; und Fritz Stern: Bethmann Hollweg und der Krieg: Die Grenzen der Verantwortung. Tübingen 1968. S. 30.
37. ↑ Andreas Hillgruber: Deutschlands Rolle in der Vorgeschichte der beiden Weltkriege. Göttingen 1979, ISBN 3-525-33440-0, S. 57.
38. ↑ Egmont Zechlin: Probleme des Kriegskalküls und der Kriegsbeendigung im Ersten Weltkrieg. In: Egmont Zechlin: Krieg und Kriegsrisiko. Zur deutschen Politik im Ersten Weltkrieg'. Aufsätze. Düsseldorf 1979, S. 32-50, hier: S. 39f.
39. ↑ Gunther Mai: Das Ende des Kaiserreichs. Politik und Kriegsführung im Ersten Weltkrieg. dtv, München 1997, ISBN 3-423-04510-8, S. 31.
40. ↑ William Jannen, Jr: The Austro-Hungarian Decision For War in July 1914. In: Samuel R. Williamson, Jr, Peter Pastor (Hrsg.): Essays On World War I: Origins and Prisoners of War. New York 1983, S. 55-81, hier: S. 73.
41. ↑ Eberhard von Vietsch: Bethmann Hollweg. Staatsmann zwischen Macht und Ethos. Boppard am Rhein 1969, S. 211.
42. ↑ Michael Fröhlich: Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880–1914. DTV, München 1994, ISBN 3-423-04509-4, S. 133f. Und Gustav Schmidt: Der europäische Imperialismus. Verlag Oldenbourg, München 1989, ISBN 3-486-52402-X, S. 109.
43. ↑ Raymond Poidevin, Jacques Bariéty: Frankreich und Deutschland. Die Geschichte ihrer Beziehungen 1815–1975. Verlag C.H. Beck, München 1982, ISBN 3-406-04124-8, S. 286f.
44. ↑ Michael Fröhlich: Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik. 1880–1914. DTV, München 1994, ISBN 3-423-04509-4, S. 134.
45. ↑ Volker Berghahn: Sarajewo, 28. Juni 1914. Der Untergang des alten Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997. ISBN 3-423-30601-7, S. 105.
46. ↑ Horst Günther Linke: Rußlands Weg in den Ersten Weltkrieg und seine Kriegsziele 1914–1917. In: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Erste Weltkrieg. Wirkung, Wahrnehmung, Analyse. Seehamer Verlag, Weyarn 1997, ISBN 3-932131-37-1, S. 54-94, hier: S. 64.
47. ↑ Imanuel Geiss (Hrsg.): Julikrise und Kriegsausbruch. Eine Dokumentensammlung. Hannover 1964, Band 2: S. 718f. Und Walter Goldinger: Österreich-Ungarn in der Julikrise 1914. In: Institut für Österreichkunde (Hrsg.): Österreich am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Graz/Wien 1964, S. 48-62, hier S. 58.
48. ↑ Robert K. Massie: Die Schalen des Zorns. Großbritannien, Deutschland und das Heraufziehen des ersten Weltkriegs. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-13497-8, S. 756f.
49. ↑ Robert K. Massie: Die Schalen des Zorns. Großbritannien, Deutschland und das Heraufziehen des ersten Weltkriegs. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-13497-8, S. 756ff.
50. ↑ Hugo Hantsch: Leopold Graf Berchtold. Grandseigneur und Staatsmann. Verlag Styria, Graz/Wien/Köln 1963. Band 1: S. 567.
51. ↑ Leo Valiani: Verhandlungen zwischen Italien und Österreich-Ungarn 1914–1915. In: Wolfgang Schieder (Hrsg.): Erster Weltkrieg. Ursachen, Entstehung und Kriegsziele. Köln/Berlin 1969, S. 317-346, hier: S. 318f.
52. ↑ Imanuel Geiss: The Outbreak of the First World War and German War Aims. In: The Journal of Contemporary History. 1, No 3 (1966), S. 75-91, hier: S. 81.
53. ↑ Imanuel Geiss (Hrsg.): Julikrise und Kriegsausbruch. Eine Dokumentensammlung. Hannover 1963, Band 2: S. 378 (Nr.789); und Ludwig Bittner, Hans Uebersberger (Hrsg.): Österreich-Ungarns Außenpolitik von der bosnischen Krise 1908 bis zum Kriegsausbruch 1914. Diplomatische Aktenstücke des österreichisch-ungarischen Ministeriums des Äußeren. Wien/Leipzig 1930, Band 8: S. 910 (Nr.11026).
54. ↑ Österreichisch-ungarisches Rotbuch. Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914. Volksausgabe. Manzsche k.u.k. Hof-Verlags- und Universitäts-Buchhandlung, Wien 1915, Dok. 37, S. 117.
55. ↑ Volker Ullrich: Die nervöse Großmacht. Aufstieg und Untergang des deutschen Kaiserreichs 1871–1918. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-596-11694-5, S. 251f.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Julikrise (http://de.wikipedia.org/wiki/Julikrise) (27. August 2009)
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Quote[...] 1914 in der Julikrise spielte Wilhelm II. eine ambivalente Rolle. Er versuchte einerseits, den Frieden zu retten – durch einen fieberhaften Briefwechsel mit dem russischen Kaiser (Lieber Nicky! – Lieber Willy!) – der bei der nunmehr objektiven Kriegsentschlossenheit sämtlicher Kontinental-Großmächte gar nichts bewirkte, andererseits drängte er zum Losschlagen. Faktisch steigerte der Kaiser letztlich die Kriegsgefahr: Denn er ermächtigte Bethmann Hollweg nach dem Attentat von Sarajewo am 28. Juni 1914, Österreich-Ungarn eine Blankovollmacht für dessen aggressive Politik gegen Serbien zu erteilen.
Obwohl die Stärke Deutschlands immer mehr zugenommen hatte, hielt Wilhelm, mit seinen Ängsten vor ,,Sozialismus", ,,Gelber Gefahr", ,,Slawischer Flut" und seiner Idee vom ,,unvermeidlichen Gegensatz von Slawen und Germanen", die Zeit für die letzte Abrechnung gekommen. Dabei unterschätzte er den serbienfreundlichen Panslawismus, mit dem seit 1905 die russische Politik die Unruhen im eigenen Reich zu bändigen fest entschlossen war.[9] Der deutsche Botschafter in Wien Heinrich von Tschirschky drängte auf Wilhelms Anweisung zu einer Aktion gegen Serbien: er solle mit allem Nachdruck erklären, daß man in Berlin eine Aktion gegen Serbien erwarte und daß es in Deutschland nicht verstanden würde, wenn wir die gegebene Gelegenheit vorübergehen ließen, ohne einen Schlag zu führen.[10]
Faktisch wurde nach der österreichisch-ungarischen Kriegserklärung an Serbien die Außenpolitik von Kaiser und Kanzler dem deutschen Generalstab überlassen: Die entschlossene Mobilmachung im Russischen Reich erlaubte es nach dem Urteil der Generalität dem Deutschen Reich nicht, mit der Kriegserklärung an Russland und Frankreich länger zu warten, da sonst der deutsche Schlieffen-Plan, bei einem Zweifrontenkrieg erst schnell Frankreich, dann Russland zu schlagen, undurchführbar zu werden drohte.
Wilhelm mischte sich in der Folge nicht in militärische Zielsetzungen ein, überließ diese aber nicht verfassungsgemäß dem Reichskabinett, sondern der Obersten Heeresleitung (OHL).
[...] Am 13. Mai 1917 präsentierte Wilhelm II. seinem Staatssekretär für Äußeres ein Kriegszielprogramm, das die Bestrafung aller Gegner, sogar der USA (in Form von Reparationen) vorsah. Neben ausgedehnter kolonialer Expansion – Malta, Zypern, Ägypten, Mesopotamien an die Türkei, Madeira, Kapverden, den Azoren und der Kongo an Deutschland – erwartete er die Anbindung der autonomen Länder Polen, Kurland, Litauen, Ukraine, Livland und Estland an sein Reich. Außerdem forderte er unrealistische Kriegsentschädigungen von allen Kriegsgegnern. Allerdings stand Wilhelm II. gerade in dieser Zeit eher im Hintergrund, er hatte selten ein entscheidendes Wort mitzureden, so dass sein Programm in Kreuznach nicht sehr ernstgenommen wurde und nur, was den kolonialen Bereich betraf, in der politischen Planung berücksichtigt wurde.[12]
In Rahmen einer Balkanreise begeisterte sich der Kaiser über die reichen Gebiete Rumäniens, das eroberte Land hatte ihm außerordentlich gefallen, bei guter Verwaltung würde das Land zu einer Quelle größten Reichtums werden.[13]
1918 autorisierte er den Plan, Russland nach Abtretung Polens, des Baltikums und des Kaukasus in vier unabhängige Zarentümer, die Ukraine, den Südostbund, als antibolschewistisches Gebiet zwischen der Ukraine und dem Kaspischen Meer sowie in Zentralrussland und Sibirien zu teilen. Diese Form der Beherrschung ergäbe eine Brücke nach Zentralasien zur Bedrohung der britischen Stellung in Indien. Der Plan eines Südostbundes stand dabei in Konkurrenz zu osmanischen Absichten.[14] Kanzler Hertling, der Livland und Estland in gewisser Ferne als freundschaftlich uns angeschlossene Staaten bezeichnete, wurde von Wilhelm zurückgewiesen: Unsinn! Das Baltikum ist eins, und ich werde sein Herr und dulde keinen Widerspruch, Ich habe es erobert und kein Jurist kann es mir nehmen! [15]
[...] Sturz und Abdankung
Durch den Hungerwinter 1917/18 und das völlige Desaster der Kriegsführung, spätestens nach der gescheiterten Frühjahrsoffensive im Westen 1918, war Wilhelm II. bei vielen im Reich unhaltbar geworden. Dazu kam die Tatsache, dass die USA sich einerseits weigerten, Friedensverhandlungen vor der Abdankung des Deutschen Kaisers zu beginnen, sie andererseits aber unter den kommenden Siegermächten infolge des 14-Punkte-Programms Woodrow Wilsons als die bei Weitem gemäßigtste gelten konnten. Am 9. November 1918 wagte Reichskanzler Prinz Max von Baden (1867–1929) es und gab eigenmächtig – ohne Wilhelms II. Einwilligung – dessen Abdankung bekannt.
Am 10. November 1918 flüchtete der Kaiser aus seinem Hauptquartier in Spa in die Niederlande und erbat (und erhielt) dort Asyl. Besonders enttäuscht war er von Hindenburg, der ihn fallen gelassen hatte. Er dankte offiziell am 28. November 1918 ab, 19 Tage nach Ausrufung der Republik, ausgesprochenermaßen in der Hoffnung, die Situation im Reich (siehe Novemberrevolution) zu stabilisieren. Er gab jedoch nie den Wunsch auf, wieder auf den Thron zurückzukehren.
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Aus: "Wilhelm II. (Deutsches Reich)" (30. August 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_II._%28Deutsches_Reich%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_II._%28Deutsches_Reich%29)
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Quote[...] ,,Vaterlandslose Gesellen" war im ausgehenden 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert unter Wilhelm II. ein Schimpfwort für die deutschen Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten. Die Metapher wurde zeitweilig auch für andere Gruppen benutzt. Der Hintergrund des Wortes liegt darin, dass die marxistische Linke den Interessengegensatz der sozialen Klassen (Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit) als den grundlegenden und vor allem internationalen zu erkennen glaubte.
[...] Zur Zeit der Sozialistengesetze unter Wilhelm II. und Bismarck wurden die deutschen Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten als ,,Vaterlandslose Gesellen" bezeichnet. Der Ausdruck wurde bis ins 20. Jahrhundert verwendet. Schon in dieser Zeit wurden auch andere Gruppen als vaterlandslose Gesellen geschmäht. So nannte Anfang des 20. Jahrhunderts eine deutsche, jüdische Gemeinde in Emden eine Ortsgruppe der Zionistischen Vereinigung in Gemeindeversammlungen ,,vaterlandslose Gesellen" (siehe Geschichte der Juden in Ostfriesland).
Im April 2004 wurde der Ausdruck vom SPD-Politiker Wolfgang Thierse als Schimpfwort für deutsche Unternehmen benutzt, die Arbeitsstellen ins Ausland verlagern. Seitdem hat sich der Ausdruck in diesem Zusammenhang auch in der Öffentlichkeit etabliert.
[...] Ludwig Thoma benutzte 1913 den Ausdruck ,,Vaterlandslose Gesellen" als Titel für ein Gedicht in seiner Sammlung ,,Peter Schlemihl". Darin kritisiert er den Unterschied zwischen Arm und Reich und kehrt das Bild der ,,Vaterlandslosen Gesellen" um, indem er den Reichen vorwirft, für sie habe das Vaterland nur materielle Bedeutung. 1930 veröffentlichte Adam Scharrer einen gleichnamigen Roman, dessen Untertitel Das erste Kriegsbuch eines Arbeiters lautete. Darin geht es vor allem um die proletarische "Heimatfront", das Buch endet allerdings mit einer Revolution der Arbeiterklasse. Da der Roman als kommunistisch angesehen wurde, verschwand er - anders als in der DDR - im bundesrepublikanischen Nachkriegsdeutschland aus dem Kanon der Kriegsliteratur. Andere Autoren interpretieren den Text indes als Protestliteratur.[1]
In den folgenden Jahrzehnten wurde der Ausdruck ,,Vaterlandslose Gesellen" zum Symbol für die Unerwünschtheit von Sozialdemokraten und der Arbeiterbewegung in der Bismarckzeit und darüber hinaus. Vereinzelt wird die Bezeichnung auch heute noch von Politikern verwendet, überwiegend aus den Lagern der CDU/CSU, NPD und DVU, um politische Gegner, wie SPD, Die Linke oder die Grünen abzuurteilen.
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Einzelnachweise:
1. ↑ Abstract auf ingentaconnect.com von Ulrich Dittmann. Das erste Kriegsbuch eines Arbeiters Adam Scharrer: Vaterlandslose Gesellen (1930). In: Thomas F. Schneider und Hans Wagner (Hg.), Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, Von Richthofen bis Remarque: Deutschsprachige Prosa zum I. Weltkrieg. S. 375-386.
2. ↑ nz (12. April 2004). Thierse hält Unternehmer für «vaterlandslos». Netzzeitung (abgerufen 5. Mai 2007)
3. ↑ z. B. (23. März 2004). "Vaterlandslos" und "unpatriotisch". Focus (abgerufen 6. Mai 2007). Spiegel online berichtete hingegen am 22. März 2004, Benneter hätte Braun sogar als vaterlandslosen Gesellen bezeichnet: Job-Verlagerungen ins Ausland: Benneter beschimpft Industrie-Boss als vaterlandslosen Gesellen. Spiegel online (Abstract abgerufen 6. Mai 2007)
4. ↑ (24. Juni 2006). Sommer attackiert Allianz-Spitze. "Vaterlandslose Gesellen" n-tv (abgerufen 5. Mai 2007)
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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Vaterlandslose_Gesellen (http://de.wikipedia.org/wiki/Vaterlandslose_Gesellen) (11. August 2009)
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Quote[...] Der Reichsleitung unter Reichskanzler Bethmann Hollweg gelang es, der Öffentlichkeit und der Sozialdemokratie vorzutäuschen, der eigentliche Aggressor sei das zaristische Russland. Der deutschen Sozialdemokratie galt der östliche Nachbar stets als Hort der Reaktion. Ein Ausgreifen der zaristischen Reaktion nach Westen galt es unbedingt zu verhindern. Dies war ein wesentlicher Grund für die Sozialdemokraten, am 4. August 1914 einem angeblichen Verteidigungskrieg und den von der Reichsleitung geforderten Kriegskrediten zuzustimmen. Ludwig Frank war die Schlüsselfigur dieser Zustimmung. Am 2. August 1914 schrieb er an Wilhelm Kolb:
Ich reise morgen nach Berlin ab. Am Dienstag tritt der Reichstag zusammen. Ich werde unter allen Umständen durchzusetzen suchen, daß die Fraktion für die Kriegskredite stimmt. Im Notfall die Süddeutschen allein![36]
Er sammelte in den ersten Augusttagen eine Reihe sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter um sich, die ähnlich dachten wie er. Sie waren gewillt, in jedem Fall zuzustimmen, selbst wenn die Mehrheit der SPD-Reichstagsfraktion sich enthalten oder dagegen gestimmt hätte. Frank hielt es für zwingend notwendig, die nationale Zuverlässigkeit der SPD zu beweisen. Als Gegenleistung für diese Loyalität dem Vaterland gegenüber hoffte er auf eine Demokratisierung des Reiches.[37]
Noch aus dem Reichstag meldete sich Ludwig Frank freiwillig zum Dienst an der Waffe. Auf diese Weise wollte er seinem politischen Votum persönlichen Einsatz hinzufügen. Als Reichstagsabgeordneter und Landsturmmann musste er nicht unmittelbar mit einer Einberufung rechnen. Frank, der sich noch wenige Wochen zuvor für Frieden und Verständigung eingesetzt hatte, fügte sich einerseits ein in den nationalen Taumel der Kriegsbegeisterung. In Briefen schrieb er, er freue sich auf den Krieg. Andererseits erblickte er auch strategische Chancen. Er glaubte fest an einen Sieg und an sich dann ergebende Umgestaltungsmöglichkeiten. Er hielt den Krieg für einen Hebel, um die politische Stagnation im Innern Deutschlands endlich zu überwinden. ,,Statt eines Generalstreiks führen wir für das preußische Wahlrecht einen Krieg."[38]
Auf Warnungen, er gefährde durch seinen freiwilligen Kriegseinsatz sein Leben, hörte er nicht. Am 13. August wurde Frank eingezogen. In einem Brief vom 23. August schrieb er:
(...) ich weiß nicht, ob auch die französischen Kugeln meine parlamentarische Immunität achten. Ich habe den sehnlichen Wunsch, den Krieg zu überleben und dann am Innenausbau des Reiches mitzuschaffen. Aber jetzt ist für mich der einzig mögliche Platz in der Linie in Reih und Glied.[39]
Die sozialdemokratische Zeitung in Mannheim berichtete von stürmischen Ovationen der Bevölkerung für Frank bei seinem Abschied am 31. August. Bereits am 3. September 1914 fiel der Vierzigjährige als Gefreiter des Grenadier-Regiments 110 bei Nossoncourt nahe Baccarat.[40] Frank blieb der einzige Reichstagsabgeordnete, der während des Ersten Weltkriegs an der Front starb.[41]
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Übergreifende Darstellungen:
* Karl Erich Born: Von der Reichsgründung bis zum Ersten Weltkrieg. Dt. Taschenbuch-Verl., München 1975, ISBN 3-423-04216-8 (=Handbuch der deutschen Geschichte. Band 16).
* Dieter Groh: Negative Integration und revolutionärer Attentismus. Die deutsche Sozialdemokratie am Vorabend des 1. Weltkrieges. Ullstein, Frankfurt am Main u.a. 1974, ISBN 3-548-03086-6.
* Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands. Regierungsmitglieder, Beamte und Parlamentarier in der monarchischen Zeit, 1848–1918. Mohr, Tübingen 1968, ISBN 3-16-829292-3 (=Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts. Nr. 19).
* Susanne Miller: Burgfrieden und Klassenkampf. Die deutsche Sozialdemokratie im 1. Weltkrieg. Hrsg. von der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Droste, Düsseldorf 1974, ISBN 3-7700-5079-7 (=Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 53).
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Einzelnachweise:
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31. ↑ Zur Reaktion der Parteilinken auf Franks Wilmersdorfer Initiative siehe Groh, Negative Integration und revolutionärer Attentismus, S. 477 f. Dort (S. 477) auch die Zitate Franks.
32. ↑ Über Franks Engagement in der preußischen Wahlrechtsfrage Watzinger, Ludwig Frank, S. 57–62. Zur Massenstreikdebatte ab Juni 1913 vgl. Groh, Negative Integration und revolutionärer Attentismus, S. 477–503.
33. ↑ Zur Berner Konferenz und Franks Initiative siehe Watzinger, Ludwig Frank, S. 63–66.
34. ↑ Zum Treffen von Basel und Franks Haltung hierzu siehe Watzinger, Ludwig Frank, S. 66–69.
35. ↑ Hannes Siegrist: Advokat, Bürger und Staat: Sozialgeschichte der Rechtsanwälte in Deutschland. Klostermann 1996, ISBN 3465026993, S. 639 [1]
36. ↑ Ludwig Frank an Wilhelm Kolb, 2. August 1914; zitiert nach Watzinger, Ludwig Frank, S. 164. Brief erstmals veröffentlicht bei Grünebaum, Ludwig Frank als Faksimile. Grünebaum datiert den Brief jedoch auf den 1. August 1914 (S. 37).
37. ↑ Zu Franks führender Rolle bei der Festlegung der SPD-Reichstagsfraktion auf Zustimmung zu den Kriegskrediten siehe Miller: Burgfrieden und Klassenkampf, S. 46–48.
38. ↑ Ludwig Frank an Gustav Mayer, 27. August 1914, zitiert nach: Ludwig Frank: Aufsätze, Reden und Briefe, ausgewählt und eingeleitet von Hedwig Wachenheim, S. 358.
39. ↑ Zitiert nach Rolf Vogel: Ein Stück von uns. Deutsche Juden in deutschen Armeen 1813–1976. Eine Dokumentation, Hase & Koehler, Mainz 1977, ISBN 3-7758-0920-1, S. 376.
40. ↑ Zu Frank in der Julikrise und in den Augusttagen des Jahres 1914 siehe Watzinger, Ludwig Frank, S. 70–75.
41. ↑ Erich Matthias: Frank, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 343.
42. ↑ Schmid, Tätiger Geist, S. 148.
43. ↑ Erinnerungen 1905–1933, Wunderlich, Tübingen 1963; Fischer 1965
44. ↑ Theodor Heuss: An und über Juden: Aus Schriften und Reden, 1906–1963, zusammengestellt u. hrsg. von Hans Lamm. Vorw. von Karl Marx Econ 1964, S. 15.
45. ↑ Rolf Vogel: Ein Stück von uns. Deutsche Juden in deutschen Armeen 1813–1976. Eine Dokumentation, Hase & Koehler, Mainz 1977, ISBN 3-7758-0920-1, S. 368–373.
46. ↑ Hinweise auf Formen des Gedenkens in Mannheim und anderen Orten auf einer Webseite des Stadtarchivs von Mannheim sowie bei Watzinger, Ludwig Frank, S. 89.
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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Frank (http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Frank) (3. September 2009)
Quote[...] KUNDUZ, Afghanistan — A NATO airstrike on Friday exploded two fuel tankers that had been hijacked by the Taliban, setting off competing claims about how many among the scores of dead were civilians and raising questions about whether the strike violated tightened rules on the use of aerial bombardment.
Afghan officials said that up to 90 people were killed by the strike near Kunduz, a northern city where the trucks got stuck after militants tried to drive them across a river late Thursday night.
The strike came at a time of intense debate over the Afghan war in both the United States and Europe and after a heavily disputed election that has left Afghanistan tense and, at least temporarily, without credible leaders.
Though there seemed little doubt some of the dead were militants, it was unclear how many of the dead were civilians, and with anger at the foreign forces high here, NATO ordered an immediate investigation.
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Aus: "NATO Strike Magnifies Divide on Afghan War"
By STEPHEN FARRELL and RICHARD A. OPPEL Jr.
Published: September 4, 2009
Quelle: http://www.nytimes.com/2009/09/05/world/asia/05afghan.html?_r=1 (http://www.nytimes.com/2009/09/05/world/asia/05afghan.html?_r=1)
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Quote[...] Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte unter Berufung auf das vor dem Angriff erstellte "operative Lagebild" zu Journalisten: "Sie können davon ausgehen, dass der Angriff angeordnet wurde, weil keine unbeteiligten Zivilpersonen durch den Angriff hätten zu Schaden kommen können." Und weiter: "Bei anwesenden Zivilisten hätte der Luftangriff nicht stattfinden dürfen." Der Schutz von Zivilisten habe für die Bundeswehr oberste Priorität.
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Aus: "Viele Tote bei Angriff im Bundeswehr-Auftrag" (05.09.2009)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4637593,00.html (http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4637593,00.html)
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Quote[...] Etwa 200 bis 250 Personen – das zumindest berichtet das afghanische Gesundheitsministerium – hielten sich in der Nähe auf, als ein US-Kampfjet die Lastzüge bombardierte. «Jeder in der Nähe der Tanklaster starb», sagte Daud. Präsident Hamid Karzai sprach von 90 Toten. Doch blieb unklar, wie viele von ihnen Taliban und wie viele Zivilisten waren.
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Aus: "«Zivile Opfer zählen nicht»" Von Christine Möllhoff, Delhi (Der Bund, 05.09.2009)
Quelle: http://www.derbund.ch/zeitungen/ausland/Zivile-Opfer-zaehlen-nicht/story/30420849 (http://www.derbund.ch/zeitungen/ausland/Zivile-Opfer-zaehlen-nicht/story/30420849)
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Quote[...] Im Krieg, so heißt es, stirbt die Wahrheit zuerst. Doch die Folgen des gestrigen Luftangriffs der Nato sind so verheerend, dass selbst die Militärs betroffen die Wahrheit einräumten: einen Angriff von Nato-Flugzeugen auf zwei Tanklaster in der Region Kundus im nördlichen Afghanistan. Ziel des Luftangriffs seien der hochrangige Taliban-Anführer Abdur Rahman und seine Kämpfer gewesen, teilte die Nato mit. Die Terroristen starben ebenfalls bei der Attacke. Und die Bundeswehr räumte nun ein, dass deutsche Soldaten den Angriff angefordert hatten.
Aus: "Afghanistan - Jeder tote Zivilist stärkt die Taliban" Von Hauke Friederichs (ZEIT ONLINE, 5.9.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/37/afghanistan-angriff-nato (http://www.zeit.de/online/2009/37/afghanistan-angriff-nato)
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Quote[...] Nato und Uno haben eine gründliche Untersuchung angekündigt. Die Nato-Schutztruppe Isaf und die afghanische Regierung richteten eine Kommission ein. Der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte das Bombardement scharf: Angriffe auf Zivilpersonen seien "inakzeptabel".
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Aus: "Afghanistan - Bundeswehr-Offizier befiehlt Bomber-Angriff: Bis zu 90 Tote" Von Thomas Frankenfeld (5. September 2009)
Quelle: http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1170681/Bundeswehr-Offizier-befiehlt-Bomber-Angriff-Bis-zu-90-Tote.html (http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1170681/Bundeswehr-Offizier-befiehlt-Bomber-Angriff-Bis-zu-90-Tote.html)
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Quote[...] Berlin (dpa) - Die Bundeswehr hat keine Hinweise auf getötete Zivilisten nach dem ISAF-Luftangriff auf Aufständische im nordafghanischen Kundus. Laut Verteidigungsministerium sind keine Unbeteiligten zu Schaden gekommen. Die Untersuchungen dauerten an, sagte ein Sprecher. Die Bundeswehr hatte den Luftangriff auf die zwei von Taliban entführten Tanklastzüge angefordert. Demnach hatte das deutsche Wiederaufbauteam PRT die Luftunterstützung erbeten. Die Bundeswehr geht von mehr als 50 getöteten Aufständischen aus.
Veröffentlicht am 04.09.2009 um 11:58 Uhr
Aus: "Ministerium hat keinen Hinweis auf tote Zivilisten in Kundus" (04.09.2009)
Quelle: http://www.focus.de/politik/schlagzeilen?day=20090904&did=1128750 (http://www.focus.de/politik/schlagzeilen?day=20090904&did=1128750)
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Quote[...] Kundus - Die nackte Wut herrscht in Kundus nach dem Luftangriff der westlichen Truppen auf zwei von den Taliban entführten Tanklastwagen. Die Bewohner der umliegenden Dörfer können ihren Zorn kaum bremsen. "Es ist eine Tragödie, und die Menschen sind sehr, sehr aufgebracht", sagt Mohammad Din.
Filmaufnahmen vom Vormittag zeigen Berge von verkohlten Leichen, die am Flussufer lagen. Nebenan ein Klotz aus verbogenem Metall, die Überreste eines Lasters, aus dem es immer noch qualmte. Es wird von zwischen 50 und 90 Toten gesprochen.
In der nahe gelegenen Provinzhauptstadt Kundus versammeln sich Dutzende verärgerte Dorfbewohner vor einem kleinen Krankenhaus. Zahlreiche Brandopfer liegen bandagiert und stöhnend auf dem Innenhof. Unweit des Krankenhaus steht ein Mann und betrachtet seinen schwer verbrannten Bruder, der regungslos unter einem weißem Laken auf der Ladefläche eines Wagens liegt. "Er ist so verbrannt und verletzt, dass er sich nicht bewegen kann", sagt Wasir Gul.
Einer der Dorfältesten sagt, die Wut auf die ausländischen Truppen mische sich mit Ärger über die Taliban, die sich zunehmend aus dem Süden kommend im Norden ausbreiten. "Die Taliban haben das Benzin für sich selbst gestohlen", sagt Haji Amanullah. "Sie konnten es nicht mehr gebrauchen, also ließen sie es stehen. Es ist nicht so, als wenn sie irgendeinem von uns helfen. Wir können uns nur die Sachen nehmen, die sie zurücklassen." (Reuters)
Aus: "Wut und Entsetzen nach Luftangriff in Kundus" (5.9.2009)
Quelle: http://tt.com/tt/home/story.csp?cid=13218134&sid=57&fid=21 (http://tt.com/tt/home/story.csp?cid=13218134&sid=57&fid=21)
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Quote[...] Bei einem NATO-Angriff auf einen von den afghanischen Taliban entführten Tanklaster sollen nach Polizeiangaben heute morgen rund 90 Menschen getötet worden sein. Fast die Hälfte davon seien Zivilisten. Die Opferzahlen gehen allerdings auseinander: Während die deutsche Bundeswehr von 56 getöteten Taliban-Kämpfern und keinen zivilen Opfern spricht, gibt ab der Gouverneur der Provinz, Mohammed Omar, die Zahl der Getöteten mit 90 an, darunter laut Polizei 40 Zivilisten. Auch die britische BBC berichtet, unter den Toten seien viele Zivilisten, weil Dorfbewohner versucht hätten, Treibstoff aus den Tanklastern zu stehlen.
Nach Angaben der Bundeswehr hatten aufständische Taliban in der Nacht in der Nähe von Kunduz an einem vorgetäuschten Checkpoint zwei beladene Tanklastzüge in ihre Gewalt gebracht. Einer der Fahrer sagte, die Taliban hätten zwei seiner Kollegen dabei geköpft.
Die Taliban hätten den Treibstoff in den Unruhedistrikt Khar Darah bringen und selbst nutzen wollen, teilte die Bundeswehr mit. Die Aufständischen seien dabei entdeckt und "erfolgreich bekämpft" worden. Zivilisten und deutsche Soldaten seien nicht verletzt worden, erklärte die Bundeswehr. Dem widersprechen Angaben der afghanischen Polizei eindeutig. Die NATO-geführten Afghanistan-Mission ISAF leitete Untersuchungen zu dem Vorfall ein. Ein Sprecher der Bundeswehr sagte in Berlin, die Tanklastzüge seien während der Kämpfe explodiert.
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Aus: "Enorme Opferzahl bei Angriff in Kunduz" (04.09.2009)
Quelle: http://kurier.at/nachrichten/1935748.php (http://kurier.at/nachrichten/1935748.php)
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Quote[...] Bei einem vom deutschen ISAF-Kommandeur angeforderten NATO-Luftangriff im nordafghanischen Einsatzgebiet der Bundeswehr sind in der Nacht von Donnerstag auf Freitag mehr als 50 Menschen getötet (1) und wahrscheinlich mehrere Hundert verletzt worden. Unter den Opfern befinden sich nach Agenturberichten neben Kämpfern der Taliban auch zahlreiche Zivilisten.
Was auf dem Internetportal der Bundeswehr als "Erfolgreicher Einsatz gegen Aufständische im Raum Kunduz" (2) gemeldet wurde, gewinnt nach und nach die Gestalt eines regelrechten Massakers.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte am Freitag allerdings nicht bestätigen, dass überhaupt Zivilisten Opfer der Kampfhandlungen gewesen seien.. "Unbeteiligte sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu Schaden gekommen", sagte er auf der Bundespressekonferenz in Berlin.
Die Taliban hätten in der Nacht zwei Tanklastzüge einer noch unbekannten zivilen Firma entführt. Sechs Kilometer südwestlich des deutschen Wiederaufbauteams in Kundus hätten sie den Fluss Kundus durchqueren wollen und sich auf einer Sandbank festgefahren. Daraufhin habe der deutsche Kommandeur den Luftangriff angefordert.
Über die Zahl der Opfer kursieren sehr unterschiedliche und zum Teil widersprüchliche Angaben in der Presse. Der Polizeichef von Kundus, Abdul Rasak Jakubi, sagte laut dpa, dass 56 Taliban-Kämpfer getötet worden seien.
Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid bestritt, dass überhaupt Taliban-Kämpfer ums Leben gekommen seien.
95 Tote und viele Verwundete waren am Morgen nach Angaben der afghanischen Nachrichtenagentur Pajhwok vom Gouverneur der Provinz Kunduz bereits offiziell bestätigt worden. (3)
Im selben Bericht wird der anonym bleibende Mitarbeiter eines afghanischen Sicherheitsdienstes zitiert, der von mehr als 200 Toten sprach. Ein Anwohner wiederum gab die Zahl von insgesamt 400 Toten und Verwundeten an.
Der Sprecher der Provinzregierung in Kunduz, Mahbuhullah Sajedi, sagte, unter den Opfern seien auch Zivilisten, darunter Kinder, die aus den in einem Fluss festgefahrenen Lastern Benzin abzapfen wollten, heißt es bei Spiegel-online. Ein Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums habe gesagt, "zwischen 200 und 250" Dorfbewohner hätten sich um die Laster geschart. Daher werde eine "große Zahl" von Zivilisten unter den Toten und Verletzten befürchtet. (4) Der Direktor des Kunduz Civil Hospital berichtete, dass zwölf Verwundete in sein Krankenhaus eingeliefert worden seien. Bei einem der Schwerverletzten soll es sich um einen zehnjährigen Jungen handeln, heißt es auf Focus-online (04.09.2009)
Nach Angaben der Bundeswehr stellt sich der Vorgang laut dpa wie folgt dar. Gegen 1.50 Uhr Ortszeit hätten aufständische Taliban ungefähr sieben Kilometer südwestlich des Provincial Reconstruction Teams (PRT) Kunduz an einem vorgetäuschten Checkpoint zwei beladene Tanklastzüge in ihre Gewalt gebracht. Sie hätten den Treibstoff in den Distrikt Char Darah bringen und selbst nutzen wollen. Die Aufständischen seien dabei entdeckt und gegen 2.30 Uhr Ortszeit erfolgreich bekämpft worden. Dabei seien keine Zivilisten zu Schaden gekommen, hatte die Bundeswehr am Freitagmorgen zunächst erklärt. Nach Informationen von Focus-online sind die Entführer von einer Drohne verfolgt worden, mit der Kamera des unbemannten Flugzeugs seien 67 Taliban-Kämpfer gezählt worden, habe es aus Bundeswehrkreisen in Kundus geheißen. Daraufhin sei ein US-Kampfjet angefordert worden.
Nach Informationen der BBC ist einer der Tanklastwagen beim Versuch der Überquerung des Flusses stecken geblieben. (5) Daraufhin hätten die Entführer den Treibstoff unter Bewohnern eines benachbarten Dorfes verteilt, zitiert die BBC einen Zeugen des Vorgangs. Als die Bombardierung begann, hätten sich zwischen 10 und 15 Taliban auf dem Dach des Tankfahrzeugs aufgehalten. Jeder, der sich im Bereich des Transportwagens aufhielt, sei getötet worden. Unter den Getöteten befänden sich auch der Taliban-Kommandeur Mullah Abdul Rahman und Kämpfer aus Tschetschenien, sagte Mohammad Omar BBC-Angaben zufolge.
Erstaunlich ist, dass der Sprecher des Verteidigungsministeriums selbst zwölf Stunden nach dem Luftangriff weder über etwaige zivile Opfer noch über den Tathergang genaue Angaben machen konnte. Nach den in Afghanistan geltenden "rules of engagement" hätte der NATO-Angriff nicht erfolgen dürfen, wenn absehbar Zivilisten in Mitleidenschaft hätten gezogen werden können. Auf die Nachfrage eines Journalisten, ob sich in den Lastkraftfahrzeugen zum Zeitpunkt des Angriffs noch die ursprünglichen Fahrer befanden, wusste der Sprecher des Ministeriums freilich nichts zu sagen. Im ersteren Fall hätte der Angriff nicht erfolgen dürfen.
Vom Bundesverteidigungsministerium wird das militärische Engagement Deutschlands weiterhin nicht als Krieg bezeichtet, auf eine dementsprechende Frage in der Bundespressekonferenz erklärte der Sprecher: "Es handelt sich um einen Stabilisierungseinsatz, zugegeben um einen recht robusten Stabilisierungseinsatz, der Kampfhandlungen miteinschließt."
Unterdessen scheinen die Leichen verschwunden zu sein. Die Bundeswehr führte eigene Ermittlungen am Ort des Bombardements durch, berichtet Focus-online (04.09.2009).Die Soldaten hätten zwei völlig ausgebrannte Tanklastzüge, aber keine Leichen vorgefunden, solle einer der Zugführer der Nachrichtenagentur AP in Kundus gesagt haben. Die afghanische Polizei habe die Leichen im Zuge ihrer Ermittlungen weggeschafft. (6)
Präsident Karzai habe eine Delegation entsandt, um den Vorfall zu untersuchen. Der stellvertretende UN-Gesandte für Afghanistan, Peter Galbraith, kündigte ebenfalls eine eingehende Untersuchung durch die Vereinten Nationen an. Es müsse geklärt werden, warum ein Luftangriff angeordnet worden sei, obwohl die Situation vor Ort unübersichtlich gewesen sei.
Quellen und Anmerkungen:
(1) Am frühen Morgen hatte die Bundeswehr gegenüber dpa noch von 56 Getöteten gesprochen. Später sprach ein Sprecher des Verteidigungsministerums auf der Bundespressekonferenz etwas ungenauer von mehr als 50.
(2) http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd443DnQHS YGZASH6kTCxoJRUfW99X4_83FT9AP2C3IhyR0dFRQCsXOUq/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFL zZfQ180QzU!?yw_contentURL=
(3) http://www.pajhwok.com/viewstory.asp?lng=eng&id=80976
Noch am gleichen Tag korrigierte der Gouverneur die Zahl nach unten und sprach von zwischen 50 und 60 Getöteten, meldete dpa.
(4) http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,646926,00.html
(5) http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/8237287.stm
(6) http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/afghanistan-90-tote-bei-NATO-luftangriff-auf-taliban-_aid_432 734.html
Aus: "Massaker unter Beteiligung der Bundeswehr? - Deutscher ISAF-Kommandeur bestellte Luftangriff in Afghanistan"
Von THOMAS WAGNER (4. September 2009)
Quelle: http://www.hintergrund.de/20090904485/globales/kriege/massaker-unter-beteiligung-der-bundeswehr.html (http://www.hintergrund.de/20090904485/globales/kriege/massaker-unter-beteiligung-der-bundeswehr.html)
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Quote[...] ,,Gerade im Raum Kundus herrscht eine besonders kritische Situation", sagte Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) den ,,Badischen Neuesten Nachrichten" vom Samstag. ,,Wenn sechs Kilometer von uns entfernt die Taliban zwei Tankzüge in die Hand bekommen, bedeutet dies eine große Gefahr für uns." Der Minister warnte vor neuen Anschlägen auf die Bundeswehr gerade vor der Bundestagswahl.
Von einem Krieg wollte Jung dennoch weiterhin nicht sprechen: ,,Das ist die völlig falsche Wortwahl, da Krieg Zerstörung bedeutet." Die Bundeswehr befinde sich in Afghanistan in einem Stabilisierungseinsatz, der nichts mit Krieg zu tun habe. Bei den Taliban habe man es jedoch mit einem brutalen und leider auch intelligenten Gegner zu tun. Dadurch seien die deutschen Soldaten besonders gefordert, wurde Jung weiter zitiert.
Zu einem möglichen Zeitpunkt für das Ende des Bundeswehreinsatzes am Hindukusch sagte Jung: ,,Ziel ist es, dass die Afghanen selbst in der Lage sind, für Sicherheit im eigenen Land zu sorgen."
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Aus: "Jung rechtfertigt Luftangriff" (04.09.2009)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan-jung-rechtfertigt-luftangriff_aid_432887.html (http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan-jung-rechtfertigt-luftangriff_aid_432887.html)
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Quote[...] Zur Zahl der Opfer gab es widersprüchliche Angaben. Der Bundeswehr zufolge wurden ausschließlich Aufständische getötet - vermutlich rund 50 Taliban-Kämpfer. Nach afghanischen Angaben kamen aber auch viele Zivilpersonen ums Leben. Der Gouverneur der betroffenen Gegend, Mohammed Omar, gab die Zahl der Opfer mit mindestens 72 an. Etwa 30 von ihnen seien als Aufständische identifiziert worden. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen schloss die Möglichkeit ziviler Opfer nicht aus und kündigte eine gründliche Untersuchung an. Ein zehnköpfiges Ermittlerteam der Nato sollte am Samstag den Ort des Luftangriffs in Augenschein nehmen und auch das Krankenhaus von Kundus besuchen, wo Verletzte behandelt wurden.
ler/AP/dpa
Aus: "Mehrere deutsche Soldaten bei Anschlag auf Konvoi verletzt" (05.09.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,647130,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,647130,00.html)
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Quote[...] Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) verteidigte den Einsatz. An der Darstellung seines Ministeriums, es seien keine Zivilisten ums Leben gekommen, kamen allerdings Zweifel auf. Zahlreichen Medienberichten zufolge ist diese Darstellung nicht aufrechtzuerhalten. Die Nato dränge die Bundeswehr dazu, ihre Informationspolitik diesbezüglich zu ändern.
[...] Um die Frage, wie viele Zivilisten beim einem gestrigen Luftangriff der Nato in Afghanistan gestorben sind, ist innerhalb des Militärbündnisses ein Streit entbrannt. Die Bundeswehr gibt an, dass bei der Attacke von Jets der Isaf-Truppen auf zwei Tanklastzüge in der Region Kundus neben Aufständischen keine Zivilisten ums Leben gekommen seien. Sie bewertet trotz zahlreicher gegenteiliger Angaben den Militärschlag als Erfolg. Doch nun dränge auch die Nato die Bundeswehr, von ihrer bisherigen Informationspolitik Abstand zu nehmen, berichten Kölnische Rundschau und Stuttgarter Nachrichten unter Berufung auf Nato-Kreise.
[...] Der Angehörige eines Opfers aus dem betroffenen Dorf Hadschi Amanullah sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa: "In der Gegend waren auch Taliban, aber mehr Opfer gibt es unter Zivilisten." Der Mann namens Nadschibullah berichtete, auch sein Cousin sei tot. Insgesamt seien "mehr als 150 Menschen getötet oder verletzt" worden.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte ebenfalls, dass möglicherweise Zivilisten ums Leben gekommen seien. Die Nato bestätigte, dass Luftangriffe geflogen wurden, Bodentruppen seien nicht beteiligt gewesen. Am Morgen hatte die Bundeswehr mitgeteilt, dass keine Zivilisten oder deutsche Soldaten verletzt worden seien.
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Aus: "Die Bundeswehr rechtfertigt sich" (09/2009)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2009-09/afghanistan-tanklastzuege-bundeswehr (http://www.zeit.de/politik/ausland/2009-09/afghanistan-tanklastzuege-bundeswehr)
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Quote[...] Mahbubullah Sajedi, Sprecher der Provinzregierung, sagte, dass unter den Opfern auch Kinder seien, die aus den in einer Fluss-Sandbank festgefahrenen Lastern Benzin abzapfen wollten. Nach Angaben eines Sprechers des afghanischen Gesundheitsministeriums hatten sich bis zu 250 Dorfbewohner um die Laster geschart. Taliban hatten die Fahrzeuge gekapert.
Der Angehörige eines Opfers aus dem betroffenen Dorf Hadschi Amanullah sagte der Nachrichtenagentur: "In der Gegend waren auch Taliban, aber mehr Opfer gibt es unter Zivilisten." Der Mann namens Nadschibullah berichtete, auch sein Cousin sei tot. Insgesamt seien "mehr als 150 Menschen getötet oder verletzt" worden. Die Bewohner seien aus ihren Häusern gekommen, als sie den Lärm der Tanklastwagen hörten, und nicht, um sich Benzin zu holen.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums ist mit dem von der Bundeswehr befohlenen Luftangriff ein Selbstmordattentat auf das deutsche Lager bei Kunduz verhindert worden. "Wir gehen davon aus, dass die entführten zivilen Tanklaster in Richtung des Bundeswehrlagers gebracht werden sollten, um durch ein Selbstmordattentat größtmöglichen Schaden anzurichten", sagte der Parlamentarische Verteidigungsstaatssekretär Thomas Kossendey (CDU) der "Nordwest-Zeitung". Deshalb sei die Bundeswehr so "intensiv vorgegangen" und habe Luftunterstützung der Nato angefordert.
Mit Blick auf Berichte über zivile Opfer und Kritik an der Verhältnismäßigkeit des Einsatzes nahm ein Sprecher des Verteidigungsministeriums den deutschen Kommandeur in Schutz, der den Luftangriff angefordert hatte. Es handele sich um einen ausgesprochen besonnenen Offizier. Der Schutz von Zivilisten habe für die Bundeswehr oberste Priorität. Den Journalisten im "warmen Sessel in Berlin" möge die kurze Zeit zwischen Kaperung und Lauftangriff ein Hinweis sein, ob "mitten in der Nacht größere Menschenmengen" zusammenkommen könnten.
Aus Nato-Kreisen hieß es dagegen laut "Kölnischer Rundschau" und "Stuttgarter Zeitung", diese Darstellung sei nicht aufrechtzuerhalten. Die Nato dränge die Bundeswehr zu einer anderen Informationspolitik. Es widerspreche allen Erfahrungen, dass sich 50 Aufständische um zwei liegengebliebene Tanklaster versammelten, heißt es in den Berichten unter Berufung auf andere Quellen.
Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hat das Vorgehen als notwendig gerechtfertigt und davon gesprochen, dass eine erhebliche Gefahr für deutsche Soldaten bestanden hätte. Die Taliban hätten mehrfach angedroht, vor den Bundestagswahlen Anschläge auf die Truppen verüben zu wollen, sagte Jung am Abend in der ARD-"Tagesschau". Im ZDF-"heute-journal" fügte er hinzu, es seien vor Ort verkohlte Waffen gefunden worden, "so dass die Indizien sehr klar für Taliban sprechen."
Finnlands Außenminister Alexander Stubb forderte nach dem Luftangriff ein besseres militärisches und ziviles Krisenmanagement. "Heute war ein sehr trauriger, ein tragischer Tag in Afghanistan", sagte Stubb am Freitag in Stockholm am Rande eines Treffens der EU-Außenminister.
Aus: "Bundeswehr wollte mit Luftangriff Selbstmordattentat verhindern" (04.09.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,647081,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,647081,00.html)
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Quote[...] Rückendeckung erhielt die Bundeswehr indirekt vom Provinzgouverneur Mohammed Omar, der ein gutes Verhältnis zu den Deutschen pflegt. Er vermied es, den Luftangriff zu kritisieren. Unter den Toten seien viele Taliban gewesen, darunter auch der regionale Taliban-Kommandant Abdur Rahman sowie vier ausländische Extremisten, behauptete Omar. "Abdur Rahman ist ein sehr gefährlicher Mann", sagte er.
Ähnlich äußerte sich der Sprecher der Provinzregierung, Mahbubullah Sayedi. Unter den Toten sei nur eine "kleine Anzahl" von Zivilisten gewesen, darunter einzelne Kindern, die freies Benzin einsammelten. Doch selbst diese eher wohlmeinenden Äußerungen stehen im Gegensatz zur Bundeswehr, die von keinen zivilen Opfern etwas wissen will.
Kundus galt über Jahre als relativ friedliche und sichere Provinz. Das hat sich in den vergangenen Monaten allerdings dramatisch verändert. Inzwischen ist die Bundeswehr fast täglich in Gefechte mit den deutlich erstarkten Taliban verwickelt.
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Aus: "Bombardement auf Bundeswehrbefehl - Viele Tote, viele Fragen" Von Christine Möllhoff und Steffen Hebestreit (04.09.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dossiers/spezial_afghanistan/aktuell/?em_cnt=1923657 (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dossiers/spezial_afghanistan/aktuell/?em_cnt=1923657)
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Quote[...] Die Bundeswehr sieht sich nach dem von ihr angeforderten Nato-Luftangriff in Afghanistan mit Dutzenden Toten scharfer Kritik aus den Reihen der Bündnispartner ausgesetzt. Der französische Außenminister Bernard Kouchner bezeichnete den Luftangriff als "großen Fehler". Der Oberbefehlshaber der US- und Nato-Truppen in Afghanistan, General Stanley McChrystal, bestätigte, dass bei dem Einsatz Zivilpersonen verletzt worden seien.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hingegen betonte erneut, dass keine unschuldigen Zivilisten getötet worden seien. Jung sagte der Bild am Sonntag: "Nach allen mir zurzeit vorliegenden Informationen sind bei dem durch ein US-Flugzeug durchgeführten Einsatz ausschließlich terroristische Taliban getötet worden."
Auf die Kritik reagierte der Bundesminister mit Unverständnis. Der Bild am Sonntag sagte Jung: "Überhaupt kein Verständnis habe ich für jene Stimmen, die ohne Kenntnis der Sachlage und der Hintergründe bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt Kritik an dem militärischen Vorgehen üben. Dies wird nicht den schwierigen Situationen gerecht, in denen unsere Soldaten im Einsatz für die Stabilität in Afghanistan und damit im Interesse unserer Sicherheit in Deutschland Leib und Leben riskieren."
Jung stellte sich hinter den Kommandeur in Kundus. "Durch sehr detaillierte Aufklärung über mehrere Stunden durch unsere Kräfte hatten wir klare Hinweise darauf, dass die Taliban beide Tanklastzüge circa sechs Kilometer von unserem Lager entfernt in ihre Gewalt gebracht haben, um einen Anschlag auf den Stützpunkt unserer Soldaten in Kunduz zu verüben. Wäre ihnen das gelungen, hätte es einen Anschlag mit entsetzlichen Folgen für unsere Soldaten gegeben.
Deshalb halte ich die Entscheidung des deutschen Kommandeurs vor Ort für richtig", sagte der Verteidigungsminister der BamS.
Nach dem tödlichen Luftangriff in der Nähe der afghanischen Stadt Kundus soll untersucht werden, inwieweit Kommunikationsprobleme zwischen Bundeswehrsoldaten und den US-Streitkräften eine Rolle gespielt haben. Die geplante Untersuchung der Militäraktion vom Freitag müsse auch der Frage möglicher Sprachbarrieren zwischen den deutschen Kommandeuren in Kundus und den amerikanischen Piloten der eingesetzten Flugzeuge nachgehen, sagte US-Konteradmiral Gregory Smith, der Sprecher von McChrystal.
Es sei noch nicht entschieden, welche Nation die Untersuchung leiten solle. Geplant sei auch die Mitwirkung afghanischer Behördenvertreter. Bei dem Luftangriff auf zwei von Aufständischen entführte Tanklastwagen kamen nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Kundus, Mohammed Omar, insgesamt 54 Menschen ums Leben. Davon seien 48 bewaffnet gewesen. Laut Omar wurden 15 Menschen verletzt, darunter zwei Taliban.
Nach der Militäraktion war die Bundeswehr international kritisiert worden. Die Europäische Union (EU) sprach am Samstag von einer "Tragödie". Der schwedische Außenminister Carl Bildt sagte für die EU-Ratspräsidentschaft zu dem Bombenangriff: "Wir gewinnen diesen Krieg nicht, indem wir töten." Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner sprach von einem "großen Fehler": "Wir müssen mit ihnen zusammenarbeiten statt sie zu bombardieren. Sie müssen die Sache genau untersuchen." Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn kritisierte: "Ich verstehe nicht, dass Bomben so einfach und so schnell abgeworfen werden können."
[...] Der FDP-Verteidigungsexperte Jürgen Koppelin verlangte eine ehrliche Debatte über den deutschen Afghanistan-Einsatz. Es handele sich um einen Krieg. Linken-Fraktionschef Gregor Gysi kritisierte die Informationspolitik: "Während in Afghanistan die toten und verletzten Zivilisten betrauert werden, versucht sich die Bundeswehrführung und das Verteidigungsministerium weiter im Verschleiern."
[...] Der oberste Nato-Kommandeur in Afghanistan, US-General Stanley McChrystal, bemühte sich derweil um Schadensbegrenzung. Er besuchte am Samstag den Ort des Angriffs auf die gekaperten Tanklaster nahe Kundus und sprach mit Dorfbewohnern. McChrystal erklärte dabei nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: "Für mich ist es klar, dass es einige zivile Opfer gab."
Vor seinem Besuch in dem Unruhedistrikt Char Darah, wohin die Taliban die gekaperten Tanklaster gebracht hatten, hatte sich Isaf-Kommandeur McChrystal über das afghanische Fernsehen an die Bevölkerung gewandt. Er versicherte dabei den Afghanen, dass die Nato alles unternehme, um die Bevölkerung bei Militäreinsätzen zu schonen.
[...] Zu der Zahl der Opfer des Nato-Angriffs gibt es nach wie vor unterschiedliche Angaben. Die Bundeswehr spricht von mehr als 50 getöteten Aufständischen. Der afghanische Präsident Hamid Karsai teilte mit, es seien "rund 90 Menschen getötet oder verletzt" worden.
Nach afghanischen Quellen gibt es aber auch zivile Opfer.
Stammesälteste des Dorfes Omarchel sprachen von bis zu 150 Zivilisten, die getötet worden seien. Ein Mitarbeiter der Deutschen Presse-Agentur dpa, der am Samstag zwei der Dörfer im Distrikt Char Darah besuchte, zählte dort 60 frische Gräber. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos warb um Verständnis, dass die Aufklärung Zeit brauche. "Das wird minutiös aufgearbeitet."
Die Taliban setzten derweil ihre Angriffe am Samstag fort: Bei einem Anschlag wurden fünf deutsche Soldaten und ein afghanischer Dolmetscher verletzt. Nach afghanischer Darstellung hatte sich ein Selbstmordattentäter mit seinem Auto in die Luft gesprengt. Schon am Freitag waren deutsche Soldaten, die die Umstände des Luftangriffs untersuchen sollten, unter Beschuss geraten.
Aus: "Verteidigungsminister Jung in der Defensive - Nach Luftangriff in Afghanistan" (06.09.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/199/486613/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/199/486613/text/)
Quote[...] Auf der einen Seite Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), der weiterhin auf der Richtigkeit der Attacke beharrt und bestreitet, es habe zivil Opfer gegeben. Auf der anderen Seite die internationale Gemeinschaft und Politiker von SPD, Grünen und Linken, die den Angriff und die anschließende Informationspolitik des Verteidigungsministers scharf kritisieren.
[...]
Was sagt die Nato?
Nach ersten Ergebnissen eines Nato-Untersuchungsteams seien bei dem Luftangriff etwa 125 Menschen getötet worden, davon mindestens zwei Dutzend Zivilisten. In einem Bericht der Washington Post, deren Reporter mit dem siebenköpfigen Nato-Untersuchungsteam unter US-General Stanley McChrystal am Ort des Geschehens war, werden der Bundeswehr und ihrem Kommandeur in Kundus, Oberst Georg Klein, schwere Verfehlungen vorgeworfen. Der Entscheidung, die am Donnerstagabend entführten Tanklaster in der Nacht zu Freitag zu bombardieren, habe neben der Luftaufklärung nur eine einzige Quelle – ein über Telefon verbundener Afghane – zugrunde gelegen. Am nächsten Tag dann habe Klein das Erkundungsteam davon abhalten wollen, sowohl den Ort des Bombardements als auch das Krankenhaus in Kundus zu besuchen, wo Verletzte des Vorfalls behandelt werden. Beides sei "zu gefährlich", habe er der Nato-Abordnung gesagt. Weiter heißt es, die Bundeswehrsoldaten seien nicht noch in der Nacht zum Ort des Bombenabwurfs im Kundus-Fluss geeilt, um mögliche Überlebende zu bergen. Stattdessen hätten sie nach Sonnenaufgang ein unbemanntes Flugzeug geschickt, um Fotos zu machen. Erst gegen Mittag seien die ersten deutschen Soldaten am Fluss eingetroffen.
Was sagt Jung?
Franz Josef Jung (CDU) bleibt bei seiner Version, es seien 58 Menschen gestorben, darunter keine Zivilisten. Ein Ministeriumssprecher wies die Darstellung von bis zu 125 Toten zurück. "Die Zahlen sind absolut nicht nachvollziehbar", sagte er. Seine Gespräche mit Nato- und Isaf-Sprechern in Afghanistan hätten "keine Evidenz für getötete Zivilisten ergeben", auch wenn es Verletzte gegeben habe.
Wer aber, wie der französische Außenminister Bernard Kouchner, "in einem Schreibtisch in Stockholm sitzend" das Vorgehen der Bundeswehr als "einen großen Fehler" kritisiere, urteile "bar jeder Kenntnis der Situation vor Ort". Das Geschehen sei in der Nacht zu Freitag längere Zeit beobachtet und "mehrere Aufklärungsmittel" dabei verwendet worden. Die von zwei F-15-Kampfjets ins deutsche Hauptquartier gelieferten Bilder hätten die auf einer Sandbank im Fluss steckengebliebenen Laster gezeigt, "Leute mit Waffen", "Sympathisanten, die geholt" und andere Menschen, die zurückgeschickt worden seien. Ein afghanischer Informant habe am Telefon versichert, dabei handele es sich ausschließlich um Aufständische.
Oberst Klein sagte dem Nato-Aufklärungsteam später, die Angaben der Luftaufklärung und der afghanischen Quelle hätten sich "zu 100 Prozent" gedeckt. Er habe die Gefahr gesehen, dass die Taliban die entführten Tanklaster als Sprengwaffe nutzen und Polizeistationen oder sogar das deutsche Feldlager damit angreifen könnten. Um 2.30 Uhr nachts habe er den Befehl zum Angriff gegeben, zwei Minuten später hätten die F-15-Piloten die 500-Pfund-Bomben abgeworfen.
Angesichts der Bedrohung, der "unermesslichen Gefahr" für das in unmittelbarer Nähe liegende deutsche Lager und mit den zur Verfügung stehenden Informationen sei das Vorgehen "richtig" gewesen, sagte der Ministeriumssprecher. Jetzt werde man "mit Nachdruck" die Untersuchung durch die Nato unterstützen und ihr Filme, Bänder und Informationen der eigenen Aufklärung zur Verfügung stellen.
Warum die internationale Kritik?
Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um eine Retourkutsche der anderen Nato-Partner halten könnte. Kritik am – zurückhaltenden, an zahlreiche Bedingungen und Vorbehalte geknüpften – deutschen Engagement in Afghanistan gibt es seit langem. Die Bundeswehr, so der Vorwurf, übernehme den ruhigen Norden – und fordere dann die Amerikaner im viel umkämpfteren Süden auf, sie sollten sich ein Beispiel an ihrem Vorgehen nehmen.
Das ist nicht gut angekommen. Und es hat innerhalb des Nato- Bündnisses zuweilen für Unmut gesorgt, wenn die Deutschen allzu laut Kritik etwa an US-Luftschlägen übten, denen afghanische Hochzeitsgesellschaften zum Opfer fielen.
Jetzt, so ein Gedanke, den allerdings kaum einer laut ausspricht, nutze man die Gelegenheit, den Deutschen vorzuhalten, dass sie möglicherweise auch einmal zivile Opfer zu verantworten haben.
Richtig ist in jedem Fall: Das Ganze kommt zur falschen Zeit. Gerade haben USA und Nato ihre taktischen Prioritäten geändert. Die neue Linie sieht vor, dass nicht die Zahl getöteter Aufständischer wichtig sei, sondern der Schutz von Zivilisten. (tsp)
[...]
[...] In Afghanistan beteuerten Dorfbewohner indes, sie seien von den Taliban teils unter Androhung von Waffengewalt gezwungen worden, ihnen bei der Befreiung der auf einer Sandbank im Kundus-Fluss festgefahrenen Tanklastzüge zu helfen. Sie hätten gerufen: "Bringt eure Traktoren und helft uns! Was hätten wir tun sollen?", sagte einer.
Die Taliban schworen Rache für den Angriff. Einer ihrer Kämpfer drohte am Rande einer Beerdigung im Dorf Jakubi bei Kundus mit Vergeltung. Dorfälteste berichteten, in Jakubi seien 50 Menschen beerdigt worden, 70 weitere in Nachbarorten.
Quote# 06.09.2009 um 19:57 Uhr
# – heinzschmidt
Endlich morden
deutsche Soldaten wieder. Es war eine lange Durststrecke...
[Anm.: Bitte verzichten Sie auf Zynismus. Danke. /Die Redaktion pt.]
Aus: "Jung zeigt sich unbeirrt" (7.9.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2009-09/afghanistan-angriff-jung (http://www.zeit.de/politik/ausland/2009-09/afghanistan-angriff-jung)
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Quote[...] In den Lagevorträgen habe der deutsche Kommandeur geschildert, dass zunächst ein B1-Bomber der US-Luftwaffe die entführten Tanklaster gesichtet habe, die auf einer Insel im Kundus-Fluss steckengeblieben waren. Da der Bomber zum Auftanken abdrehen musste, habe der deutsche Oberst weitere Kampfjets angefordert und eine ,,unmittelbar drohende Gefahr" als Grund für die Anforderung genannt. ,,Ich hatte das Gefühl, dass sie die Tanklaster für einen Angriff auf eine Polizeistation oder sogar das PRT nutzen, wenn wir sie damit davonkommen lassen", zitierte das Blatt den deutschen Offizier.
Von den Videokameras der F15-Jagdbomber seien Videobilder in das deutsche Lagezentrum übertragen worden, die allerdings nur die Lastwagen und Personen zeigten, aber keine Details erkennen ließen, berichtet die ,,Washington Post". Der Nachrichtenoffizier im Lagezentrum habe jedoch in der Zwischenzeit mit einem afghanischen Informanten telefoniert, der bestätigt hatte, dass sich an den Tanklastern ausschließlich Aufständische aufhielten. Die Beschreibung der Szene sei identisch mit dem Videobild der Kampfjets gewesen. ,,Die ganze Geschichte passte zu 100 Prozent", gab die Zeitung den Bundeswehr-Oberst wieder.
Verspätete Aufklärung
Der deutsche Kommandeur gab daraufhin um 2.30 Uhr in der Nacht den Befehl zum Angriff. Allerdings hatte der für Lufteinsätze zuständige Koordinator im deutschen Lagezentrum zuvor den Vorschlag des Piloten abgelehnt, eine 2000-Pfund-Bombe auf das Ziel abzuwerfen. Statt dessen sollten 500-Pfund-Bomben vom Typ GBU 38 mit deutlich geringerer Sprengkraft zum Einsatz kommen.
Entgegen den Bestimmungen für einen Luftangriff habe die Bundeswehr nach dem Bombenabwurf keine Soldaten an die Angrifsstelle geschickt. Erst in den frühen Morgenstunden hätten die Deutschen eine Drohne zur Luftaufklärung über den Ort der Bombardierung fliegen lassen. Die ersten deutschen Soldaten seien erst am Freitagmittag vor Ort gewesen. Bis dahin seien allerdings alle Leichen bereits weggeschafft worden.
...
Quote
translator (06.09.2009 22:42)
wir werden getäuscht
ich bin fest davon überzeugt, dass die Bundesregierung uns manipuliert und falsch steuert. Die Realität in Afghanistan wird verschwiegen, in internationalen Medien wurden zivile Opfer bestätigt, nur in D nicht, ich hoffe, dass die Fehlpolitik hier im Lande einige den Kopf kosten wird, hoffe das bald die Wahrheit ans Licht kommt
Quote
geckito | 5968 Kommentare (06.09.2009 21:40)
Bombenangriff
[...] Die Bundeswehr und damit Herr Jung müssen sich schon die Frage gefallen lassen, warum sie die Drohne erst nach dem Angriff losgeschickt haben?
Quote
Peter-Fulda | 53 Kommentare (06.09.2009 11:57)
Dank an unsere Soldaten und Polizisten im Ausland
Dank an alle unsere Soldaten und Polizisten die dort im Auslandseinsatz sind und für ein besseres und freieres Afghanistan arbeiten, für Frauenrechte eintreten, Polizisten ausbilden, Brücken und Mädchenschulen baue. Die leider oft wieder von den Taliban zerstört werden. Danke auch an unsere Truppen in all den anderen Missionsgebieten, wie Afrika, Balkan etc. Ich habe eine Hochachtung vor diesen Menschen die sich für frieden und Freiheit einsetzen.
QuoteKarl (06.09.2009 16:06)
Falsches Sendungsbewußtsein
Ich kann es nicht mehr hören, dass von einigen für den Einsatz Frauenrechte vorgeschoben werden. ...
Quote
Realist (06.09.2009 16:05)
Andere Frage
Es muß die Frage gestattet sein warum solche Vorfälle überhaupt so in der Presse breitgetreten werden. Damit sich die Gutmenschen in unserem Land daran abarbeiten können? Das ist verdammt nochmal ein Krieg und ein Krieg hat seine eigenen Gesetze. Soll etwa jeder einzelne gefragt werden ob er Taliban ist? Und wenn nicht soll er bitte zur Seite gehen, da in 30 Minuten eine Kampfhandlung folgt!?!
Quote
paulchen (06.09.2009 15:39)
Das Grundgesetz verbietet Kriegseinsätze
im Ausland. Unsere Parteien einschl. Herr Köhler biegen sich das Grundgesetz zurecht.
Quote
Moralin (06.09.2009 15:39)
Die Zerstörung...
einer von Feind erbeuteten kriegswichtigen Resource und dazu gehören 2 Tanklaster von Treibstoff ja schließlich, ist wohl die normalste aller Kriegshandlungen. Wenn jetzt der Staatsanwalt gegen den Kommandeur ermittelt sollte dieser die Konsequenzen ziehen und mit weißer Fahne die Fronten wechseln. Die Denkmäler für Deserteure gibts ja schließlich schon in unserem fürsorglichen Vaterland.
Quote
JL (06.09.2009 14:49)
Fragen über Fragen
Wie kann ein auf einer Sandbank stecken gebliebener Lastzug, der noch dazu über Stunden beobachtet worden ist, von einer Sekunde auf die andere zu einer akuten Bedrohung für die kilometerweit entfernte Bundeswehr werden? Werden Diebe jetzt mit Massenmord belangt?
Quote
Donnerbalken (06.09.2009 14:51)
Verurteile den feigen und hinterhältigen Terrorakt
Das pflegen doch deutsche Politiker selbst bei einem Knallfroschangriff auf deutsche Soldaten zu sagen. Ob ihnen nun für dieses Desaster auch was einfält? Vielleicht gleiche Wortwahl?
Quotebodychita | 167 Kommentare (06.09.2009 13:39)
und es ist Krieg!
Von friedensichernden oder friedensstiftenden Maßnahmen kann nun nicht mehr die Rede sein. Jetzt wird also ein Angriffskrieg geflogen und Zivilisten fallen dem auch zum Opfer. Die Bundeswehr kann sich nicht einfach auf eine Falschmeldung verlassen, ohne dann selber ins Kreuzfeuer zu geraten. In wessen Auftrag sind diese Soldaten mittlerweile tätig? Herr Jung wiegelt ab und gebraucht nichtmal den Begriff Krieg ...
Quoterolandgarros | 309 Kommentare (06.09.2009 13:33)
Realität anerkennen
Hier findet ein Krieg gegen fanatische Terroristen statt, die weltweit schon tausende von unschuldigen Menschen feige ermordet haben. Diesen leider notwendigen Krieg muss vorerst weitgehend die freie Welt auch zum eigenen Schutz führen, da Afghanistan allein hierzu noch nicht in der Lage ist. Diese Realität müssen wir anerkennen, unseren Soldaten das Bewusstsein geben, dass sie für eine gerechte, notwendige Sache kämpfen. Die Menschen, die bei jeder schlimmen Nachricht aus Afghanistan, das gesamte Engagement in Frage stellen, sollten dieses einmal überdenken. Um die Schrecken eines Krieges wissen alle.
Quote
Ernst (06.09.2009 13:06)
Unglaublich
wie kann ein Laster der zich Kilometer vom BW stützpunkt entfernt im Schlamm feststeckt (oder dort gehalten hat) eine unmittelbare Bedrohung sein? Wie 60 Taliban auf die Laster passen sollte man auch mal näher erörtern . Hört sich alles extrem Unglaubwürdig an ...
Quote
Lesney | 1714 Kommentare (06.09.2009 13:03)
Wo kommen wir eigentlich hin,
wenn den Kommandeuren vor Ort bei jeder Aktion die heimische Staatsanwaltschaft im fernen D im Genick sitzt? Da steht doch schon jeder Kompaniechef mit einem Bein im Knast. Folge: weitere Lähmung einer schlecht ausgerüsteten Truppe. Ich gehe fest davon aus, daß jeder Kommandeur vor Ort bestmöglich verantwortungsvoll handelt, da ist sicher kein Rambo dabei. Sollte irgendein Vorfall einer weiteren Überprüfung bedürfen, so ist dies Sache der Disziplinarvorgesetzten, mithin der Generalität. Und keinesfalls irgendeines Staatsanwaltes in Castrop-Rauxel.
Quote
hajoku | 2244 Kommentare (06.09.2009 12:32)
Woran erkennt man Aufständische ?
Solange unsere Soldaten gegen Personen kämpfen müssen, die äußerlich nicht von anderen Zivilpersonen zu unterscheiden sind wird es solche Missverständnisse geben. Alle die Jenigen, die unsere Soldaten dafür verantwortlich machen, sollten ihre bequemen Stuben verlassen und sich selber einmal - als Soldaten - in das afghanische Kriegsgebiet begeben. Den Soldaten Vorsatz zu unterstellen ist verachtend und unwürdig. Unsere Soldaten brauchen für ihren gefährlichen und schwierigen Job die volle Unterstützung aus der Heimat und keine nicht haltbaren Anschuldigungen. Die Politik, die unsere Soldaten in diese extrem schwierige Lage gebracht hat, sollte sich endlich dazu bekennen für diese unsere Soldaten auch einzustehen und sie zu schützen. Andernfalls sollte ein sofortiger Rückzug erfolgen.
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docscalari | 687 Kommentare (06.09.2009 12:20)
Falschinformation führte zu fatalem Bombenangriff
Den verheerenden Luftangriff auf zwei von Taliban entführte (?) Tanklaster nahe dem nordafghanischen Kundus am Freitagmorgen hat die Bundeswehr möglicherweise auf Basis von falschen Angaben eines örtlichen Informanten angeordnet. Bei dem Angriff sollen mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen sein, darunter zahlreiche Zivilisten. So wie damals bei Curveball, als man noch in Pullach hantierte, Herr Hannings? Damals starben infolge fast 1,27 Millionen Menschen im Irak. Das Heeresführungskommando in Potsdam sollte so langsam mal Konsequenzen ziehen, ob so ein Schleuderhaufen in einem Bündnisfall überhaupt geeignet erscheint. Die jüngere deutsche Geschichte ist geeignet, ab und an auf Wiederholungen geprüft zu werden. Der Hindukusch ist kein Territorium der BRD, oder was davon noch übrig ist.
Quotelurch | 703 Kommentare (06.09.2009 12:17)
Unseren Staatsanwälten sei gesagt,
daß sie sich vor Ort in der ersten Reihe bewegen müssen, wenn sie die Situation richtig erfassen wollen. Aus Potsdam, hinter dem warmen Ofen geht, das nicht!
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NewName | 55 Kommentare (06.09.2009 12:17)
Doppelte Moral
Wenn die Taliban Selbstmordanschläge auf ihre Besatzer verüben, dann werden diese Taten von H. Jung ganz schnell als feige und hinterhältig dargestellt. Wenn aber die Bundeswehr ohne genaue Kenntnis der Lage möglicherweise über hundert Menschen umbringen läßt, dann handelt es naturgemäß um Terrorbekämpfung, egal wie viele Zivilisten dabei umkommen. Ich frage mich, wer feige ist: der Selbstmordattentäter, der sein Leben opfert oder die Bundeswehr mit der NATO, die in der warmen Stube sitzend Luftschläge anordnen...
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t.h. (06.09.2009 12:16)
Komisch..
dass man in einer Nachtaufnahme "keine "Details" sieht! Und wenn? Welche? Das weltweit bekannte Talibanabzeichen etwa? Eine Unterscheidung wäre auch bei Tag nicht möglich gewesen. Insgesamt geht die tendenziöse Interpretation der Presse und der Politik einmal wieder völlig an den Realitäten am Boden (und der Luft) vorbei.
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Peter-Fulda | 53 Kommentare (06.09.2009 12:00)
Hochachtung
man sollte Hochachtung vor unseren Soldaten und Polizisten im Auslandseinsatz haben. Sie riskieren für Frieden und Freiheit in der Welt ihr eigenes Leben, egal ob in Kabul, Kundus, Afrika, Sudan, oder dem Balkan.
QuoteGunni (06.09.2009 11:47)
Tapfer, tapfer...
Der heimtückische Angriff der Taliban auf unsere Soldaten rechtfertigt den Abwurf der zwei Bomben, bei dem 120 Afghanen den Tod gefunden haben. Unsere Soldaten haben sich gewehrt, gemäß der Devise "Wer uns angreift, wird bekämpft."
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ErikG (06.09.2009 11:46)
Die Entscheidung war richtig
Der Befehl der Oberst war militärisch korrekt und darüber hinaus vollkommen richtig. Die geraubten Tanklastwagen waren ein militärisches Ziel. Man kann nicht vorher hingehen, sich von jedem den Ausweis zeigen lassen und um Erlaubnis fragen. So funktioniert Krieg nicht. Wir führen die falsche Diskussion. Die richtige Frage ist: Was machen wir dort überhaupt?
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Josef (06.09.2009 11:43)
Immer mehr Hass.
Ich verstehe nicht, wie man Bomben nur aufgrund von Informationen eines(!) Informanten abwerfen lassen kann. Mit solchen Aktionen wird man doch nur immer mehr Hass bei den Menschen in Afghanistan schüren.
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Baeren | 3040 Kommentare (06.09.2009 11:41)
Nie wieder Krieg,...
Krieg bringt immer Not und Elend. Sind diese Thesen eigentlich von der Politik in Deutschland ausreichend beachtet worden?
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Kriegsgegner (06.09.2009 11:21)
Die Verantwortung liegt
beim Wähler, wer eine Partei wählt und gewählt hatte, die für diesen Krieg ist, der gab den Politikern das Mandat dafür. Man kann nicht immer alle Verantwortung abwälzen wollen!
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Marc (06.09.2009 10:57)
Es ist Krieg
Wann realisieren Politiker und Bevölkerung, daß dort Krieg herrscht und dieser Krieg mit militärischen und zivilen Opfern verbunden ist. Dazu gehört auch der Präventivangriff der Airforce auf Befehl der Bundeswehr. Krieg ist die Hölle
Quotemborevi (06.09.2009 10:51)
Unser Krieg ...
... in Afghanistan erscheint mir inzwischen als ein ungerechter Angriffskrieg gegen die Bevölkerung. Dass dabei Kriegsverbrechen geschehen können liegt in der Natur der Sache. Die verantwortlichen sitzen in Berlin. Und wenn es nach Frau Merkel ginge, wären unsere Soldaten sogar im Irak.
Aus: "Afghanistan - Falschinformation führte zu Bombenangriff" (06.09.2009)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan-falschinformation-fuehrte-zu-bombenangriff_aid_433204.html (http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan-falschinformation-fuehrte-zu-bombenangriff_aid_433204.html)
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Quote[...] Nach Ansicht deutscher Militärs sei der Bericht der "Washington Post" eine "bodenlose Frechheit". Entgegen des üblichen Verfahrens hatte das siebenköpfige Nato-Untersuchungsteam von US-General McChrystal einem US-Journalisten erlaubt, die Ermittlungen zu verfolgen.
[....] Die "Washington Post" hatte am Wochenende berichtet, der deutsche Oberst, der den Nato-Luftangriff auf die zwei Tanklastwagen befahl, habe dies nur auf Basis einer Quelle getan. Dem Bericht zufolge schätzte ein Erkundungsteam der Nato die Zahl der Toten bei dem Angriff auf 125. Mindestens zwei Dutzend davon, vermutlich aber mehr, seien keine Aufständischen. Die Bundeswehr spricht von "mehr als 50" Toten und schließt zivile Opfer aus.
[...] Auch Isaf-Sprecher Eric Tremblay wies die Vorwürfe gegen den von der Bundeswehr angeforderten Luftangriff zurück. Nato-Experten würden den Vorfall derzeit noch untersuchen, es seien aber noch keine Ergebnisse übermittelt worden. Auch stehe die Zahl der Opfer noch nicht fest, so Tremblay.
Der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), warnte die Nato und die EU davor, sich in Afghanistan in interne Auseinandersetzungen treiben zu lassen. Angesichts kritischer Stimmen am Vorgehen der Bundeswehr sagte der SPD-Politiker der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", es sei verheerend, wenn die tragischen Vorfälle um die Bombardierung der Tanklastwagen das Bündnis belasten würden. Um dies zu verhindern, müsse Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Die Vorwürfe gegen die Bundeswehr, die jetzt im Raum stünden, dürfen nach den Worten Edathys nicht stehen bleiben. Um die Mission zu einem guten Abschluss zu bringen, brauche die Bundeswehr das Vertrauen der einheimischen Bevölkerung. Das bedeute, dass die afghanische Polizei und das afghanische Militär in die Lage versetzt werden müssten, selbst für Ordnung im Land zu sorgen.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) verteidigte den Angriff erneut."Ich kann nur sagen, dass wir hier sachgerecht aufklären", sagte Jung der Nachrichtenagentur Reuters. Er bedauere jeden Zivilisten, der verletzt worden oder gegebenenfalls auch ums Leben gekommen sei. Es habe klare Hinweise gegeben, dass die Taliban die beiden Tanklastzüge in ihre Gewalt gebracht hätten, um einen Anschlag auf den Bundeswehr-Stützpunkt in Kunduz zu verüben. Es seien "ausschließlich terroristische Taliban getötet worden".
[...] Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn verurteilte den Luftangriff öffentlich: "Es muss doch Regeln geben, wann Bombeneinsätze geflogen werden. Wir sind doch nicht in Afghanistan, um zu erobern, sondern um zu helfen und Demokratie aufzubauen", sagte Asselborn der "Welt". Er forderte, "bei Bombeneinsätzen muss Gewissheit bestehen, dass es keine zivilen Opfer gibt".
Der frühere Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) bezeichnete die Informationspolitik des Verteidigungsministeriums als ein "Desaster". "Der einzige Weg, um in der Nato, in Afghanistan und auch hier im deutschen Parlament wieder Vertrauen herzustellen, ist die Flucht in die Wahrheit", sagte der CDU-Politiker dem "Hamburger Abendblatt". Es müsse eine totale Offenlegung der Entscheidungsprozesse von deutscher Seite geben. Bisher bestehe eine erhebliche Differenz zwischen den Bildern von verletzten Kindern und Frauen in Kunduz und der Aussage des Verteidigungsministeriums, es seien nur Taliban getroffen worden.
...
amz/dpa/ddp/Reuters
Aus: "Bundeswehroffiziere werfen USA Weitergabe von Fehlinformationen vor" (07.09.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,647299,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,647299,00.html)
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Quote[...] Nach dem Besuch deutscher und amerikanischer Offiziere im Zentralkrankenhaus von Kundus gab es auch bei der Nato keine Zweifel mehr: Beim Luftangriff auf zwei von den Taliban gekaperte Tanklastzüge in der Nacht zu Freitag wurden nicht nur Aufständische getroffen. Die Gruppe um US-Konteradmiral Gregory Smith, Chef der Isaf-Öffentlichkeitsarbeit, sprach mit Verletzten, stellte ihnen Fragen und machte Notizen. Auch Schaifullah, ein Junge mit Bandagen an Arm und Bein, schilderte, was er erlebte. "Wie alle anderen wollte ich Benzin aus den Tanklastern holen, als die Bomben auf uns fielen", berichtete er.
...
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 06.09.2009)
Quote# 06.09.2009 um 10:00 Uhr
# – hardob
Das Dilemma
des gnzen Einsatzes ist, die Vermischung von zivilen und mitlitärischen Zielen. Ginge es hauptsächlich um den "zivilen" Aufbau Afganistans, dann wäre es nicht Aufgabe der Bundeswehr Terror- und/oder kriminelle Banden zu bekämpfen, es wäre Aufgabe einer Polizei, die zivile Ordnung durchzusetzen. Jetzt übernimmt das Militär diese Polizeiaufgaben, obwohl es dafür nicht eigentlich eingerichtet ist. Und reiht Fehler an Fehler, was letztendlich genau dazu führt, die Kräfte, die man niederhalten will, zu stärken.
Polizei und Militär sind nicht dasselbe. Weshalb auch der Plan der Union, Militär auch im Inneren einzusetzen,völlig in die Irre führt.
Quote# 06.09.2009 um 11:19 Uhr
# – Kanalbauer
C'est la guerre
Das ist der Krieg. So beklagenswert die zivilem Opfer auch in diesem Fall sind, praktisch wird so etwas immer wieder vorkommen. Wer den Krieg in Afghanistan für sinnvoll hält, muss dergleichen zwangsläufig als Teilmenge akzeptieren. Die Bundesregierung meint ja, wir sollen noch zehn weitere Jahre unsere Demokratie im Kunduz verteidigen. Da wird noch einiges passieren. Das meiste wird man ja eh nicht hören.
Aus: "Verteidigungspolitiker kritisieren Tanklaster-Angriff" (06.09.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2009-09/afghanistan-nato-kritik (http://www.zeit.de/politik/ausland/2009-09/afghanistan-nato-kritik)
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Quote[...] Hamburg - Die "Special Forces" der USA sind berüchtigt für die "Kollateralschäden", die sie bei ihren Einsätzen anrichten. Immer wieder sterben Zivilisten, wenn die amerikanischen Spezialisten im Einsatz sind. Ausgerechnet im deutschen Stützpunkt Masar-i-Scharif rückt nun aber nach SPIEGEL-Informationen deren "Task Force 373" mit etwa 300 Mann ein. Sie sollen im Rahmen der Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" gezielt Jagd auf Taliban und Terroristen machen.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erfuhr davon aber erst vergangene Woche - obwohl die Anfrage der USA schon Anfang August in Berlin eingegangen war und erste "Special Forces" bereits Quartier genommen haben. Jung sei verärgert über Staatssekretär Peter Wichert, hieß es in Berlin, weil eine Vorlage der Militärs in dessen Büro liegengeblieben sei.
[...]
Die radikalislamischen Taliban setzen inzwischen ihre Angriffe fort. Am Samstag verübten sie einen Anschlag auf einen Konvoi der Bundeswehr nahe der afghanischen Stadt Kunduz. Dabei gab es nach jüngsten Angaben fünf verletzte deutsche Soldaten. Es handele sich um leichte Verwundungen, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam. Die Soldaten seien inzwischen wieder im Camp des Regionalen Wiederaufbauteams in Kunduz. Neben den Soldaten wurde auch ein afghanischer Dolmetscher bei dem Anschlag drei Kilometer nordöstlich des Bundeswehr-Camps leicht verletzt.
Der Gouverneur der Provinz Kunduz, Mohammed Omar, sagte SPIEGEL ONLINE, seinen Informationen zufolge sei ein Auto explodiert, als eine Patrouille der Bundeswehr nahe dem Ort Baghie Milie daran vorbeifuhr. Die Taliban bekannten sich zu der Tat.
ler/AP/dpa
Aus: "US-Talibanjäger rücken in Bundeswehr-Sektor ein" (05.09.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,647192,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,647192,00.html)
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Quote[...]
Quote
Stephan59 | 5295 Kommentare (06.09.2009 08:19)
Krieg
Wir steuern mit unserem Einsatz in Afghanistan auf eine immer mehr unkontrollierbare Spiral der Gewalt zu. Solche Angriffe wie hier unterstreichen dieses eindeutig.
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viewer | 190 Kommentare (06.09.2009 08:13)
Reaktion der Grünen heuchlerisch
Erinnern wir uns: Es war die rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder, die deutsche Soldaten nach Afghanistan in den Krieg geschickt haben.Dass Herr Tritt-Ihn nun versucht, der "Merkel-Regierung"die Verantwortung für den schlimmen und bedauerlichen Zwischenfall anzulasten ist nur billige parteipolitische Polemik und heuchlerisch. Natürlich muss der Vorgang, soweit wie möglich, aufgeklärt werden, aber unsere Politiker sollten bitte schön nicht so tun, als solche Einsätze ohne Opfer, auch ohne unschuldige Opfer, durchzuführen seien. ...
Quotepitt28 | 45 Kommentare (06.09.2009 07:32)
Dieser feige Völkerrechtswidrige
Mordanschlag auf Kinder und Zivilisten ist das widerlichste was es gibt. Derjenige der dafür verantwortlich ist gehört in den Knast und das in Afghanistan.
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chaveZ (06.09.2009 01:16)
Angeblich verteidigen wir am Hindukusch
unsere Freiheit. Man stelle sich vor eine islamistische Terrorzelle bastelt im Sauerland Bomben und plant die Menschen mitten in Deutschland anzugreifen und ein deutscher Offizier gibt den Befehl die Wohnsiedlung zu bombardieren. Geht es eigentlich darum, daß wir den Menschen dort unsere Werte nahe bringen wollen oder, daß wir ihre - vom Krieg gezeichneten Regeln annehmen? ...
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Glissander | 131 Kommentare (06.09.2009 00:57)
Reserveoffizier
Als Reserveoffizier (KKpt.) bin ich ernsthaft am überlegen zu quittieren. Warum soll ich im Ernstfall (wo auch immer) meinen Kopf für solche Politiker hinhalten? Was da in Afghanistan passiert ist eines Staates peinlich. Da gelten Dienstvorschriften aus den 50ern aus anderen Voraussetzungen und hier wird die Mär von der THW-BW verbreitet. Kapiert es endlich! Dort unten ist Krieg!
Quotet.h. (05.09.2009 23:52)
Einen "sauberen" Krieg...
gibt es seit 1870/71 nicht mehr. Alles andere sind Träumereien. Erschreckend sind nicht die zivilen Opfer, sondern die Heuchelei und Vorverurteilungen der Politiker, die sich höchstens einmal schwer bewacht für wenige Stunden im Land aufhalten. Kommt zurück zur Realität. Entweder Rückendeckung für die Soldaten. Ansonsten geht als Politiker hin, bleibt dort und macht es besser! Oder schweigt!
QuoteEx- Mörder (05.09.2009 23:24)
Soldaten sind Mörder
Diejenigen in der Politik, die Soldaten seinerzeit durchs BVerfG als Mörder titulieren liessen, schickten die BW nach Afghanistan. Jetzt wird "gemordet", und das ist auch nicht ok- also was nun? Mir ist egal, wieviele afghanische Terroristen kollateral beschädigt werden, hauptsache unsere Soldaten kommen gesund zurück. Sie machen einen guten Job, trotz fehlender politischer Unterstützung.
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Andre (05.09.2009 23:09)
Zuviel Lügen...
Das Ganze war ein falsch eingeschätztes Abenteuer, bei dem keiner den Mumm hat sich kritisch zu äussern. Eine schlimme und tödliche Einbahnstraße und wir fahren diese bis zum großen Knall. Ein fataler politischer Irrgarten. Wir wollen nichts dazu lernen.
Quote
B-schmitt | 348 Kommentare (05.09.2009 22:52)
Deutsche Soldaten in Afghanistan
Die Länder, die sich am Afghanistankrieg beteiligen sollte die gleichen Mittel aufbringen, um ein Struktur in Administration, Handel und Industrie aufzubauen! Hunger und Not in der Bevölkerung sind das richtige Futter für Taliban und Islamisten. Da ändern auch unsere Soldaten uns unsere blauen Augen nichts dran!
Quotevaater | 1306 Kommentare (05.09.2009 22:22)
Zuviel Lügen, aber eine Wahrheit.
Das Volk ist der Souverän. Wenn mehr als 2/3 dieses Volkes gegen den Einsatz der Bundeswehr in Afganistan sind, dann müssen die Soldaten in ihrer eigenen Verantwortung dem Grundgesetz gegenüber nach Haus kommen. Ob es einer Regierung, die offensichtlich nicht mehr Herr ihrer Entscheidungen ist, nun passt oder nicht.
Quotecaiman | 30 Kommentare (05.09.2009 22:10)
es war eine einfache Rechtsgüterabwägung,
die der deutsche Offizier treffen musste! Eine Benzinbombe, bestehend aus 2 Tanklastwagen, hätte nicht nur gegen die Bundeswehr oder ihre Verbündeten eingesetzt werden können. Auch eine größere zahl von Zivilisten war akkut gefährdet (z.B. bei einem Anschlag in einer Stadt)! Die Taliban und ihre Helfer von der Al Quaida haben bereits oft genug bewiesen, dass sie gerne auch so genannte "weiche Ziele" ins Fadenkreuz nehmen! Die Flugzeuge am 11.09. waren auch nichts anderes als diese Tankwagen (eben fliegende Benzin- bzw. Kerosin-Bomben). Das dies vor allem von den linken Parteien wahlkampfmäßig ausgeschlachtet wird, war zu erwarten. Für die ist ja auch der Polizist, der einen finalen Rettungsschuss setzt, ein Mörder (unabhängig davon, wie viel Menschen dadurch gerettet werden)!
Quoteoxygen | 47 Kommentare (05.09.2009 19:47)
Es ist Krieg...
Wer an der vordersten Linie steht, denkt anders und handelt anders. Diejenigen aber, welche sich jetzt empören, sollen die wahren Verantwortlichen angreifen und nicht die Soldaten. Die Bündnispartner wissen auch nicht was sie wollen, einmal zu zaghaft und jetzt wieder so.
Quoteanglerhorsti | 155 Kommentare (05.09.2009 18:26)
Langsam sollten dem Bürger die Augen aufgehen.....
Minister Jung wird sich immer noch weigern zu sagen, dass sich Deutschland im Krieg befindet und deshalb dürfen bei den "Aufbauaktion der Bundeswehr" offiziel keine Zivilisten sterben. Welche Heuchelei. Hoffentlich reden die UNO/EU und Amerikaner Klartext. Der Krieg in Afgahnistan lässt Erinnerungen an Vietnahm aufkommen und gehört sofort beendet. Unzählige Menschenopfer und Milliarden Kosten begleiten diese Aktion. Letztendlich wofür? ...
QuoteHR (05.09.2009 18:06)
Blutbad
Das ist die einzige Überschrift, die dieser Vorfall verdient. Leider kommen die Opfer, geschweige denn ihre Angehörigen, nicht mehr zu Wort, nur die Täter.
Kommentare zu "Luftangriff - US-General bestätigt zivile Opfer" (05.09.2009)
http://www.focus.de/politik/ausland/luftangriff-us-general-bestaetigt-zivile-opfer_aid_433009.html (http://www.focus.de/politik/ausland/luftangriff-us-general-bestaetigt-zivile-opfer_aid_433009.html)
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Quote[...] Eine Untersuchung der Feldjäger, so berichtet die "Bild" am Donnerstag, dokumentiere detailliert, zu welchem Zeitpunkt Informationen über zivile Opfer vom deutschen Regionalkommando in Masar-i-Scharif ans Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam übermittelt wurden. Dieser Bericht wurde nach "Bild"-Informationen aber nicht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
Bereits am 4. September habe es demnach Hinweise darauf gegeben, dass auch Kinder bei dem Angriff verletzt worden seien. Auch belegten der Bericht und das Video schwere Versäumnisse bei der Aufklärung unmittelbar vor dem Bombenabwurf, heißt es weiter. Trotzdem erklärte Jung Tage später noch, bei dem Vorfall seien ausschließlich Taliban-Kämpfer getötet worden.
[...] Ein Nato-Bericht über den tödlichen Luftangriff hat bereits auf klare Fehler in der deutschen Operationsführung hingewiesen. Oberst Klein, Kommandeur des Wiederaufbau-Teams in Kunduz, habe sich nicht an das Standard-Einsatzverfahren gehalten. Er habe die Luftunterstützung mit der Begründung angefordert, seine Truppen hätten Feindberührung, obwohl sich keine Isaf-Soldaten in der Nähe der Tanker aufhielten. Er habe es auch abgelehnt, die Jagdbomber zunächst im Tiefflug über die Tanker fliegen zu lassen.
Der deutsche Kommandeur Klein soll befürchtet haben, dass die Taliban die Tanklaster als Bomben gegen die Bundeswehr nutzen könnten.
Am 15. Oktober gaben Vertreter der Bundesregierung dem Nato-Oberkommandierenden in Europa, Admiral James G. Stavridis, bei seinem Besuch in Berlin zu verstehen, dass eine deutliche Verurteilung Oberst Kleins durch die Nato in Deutschland zu juristischen Problemen führen könnte.
Der Nato-Bericht über den Vorfall wird streng geheim gehalten. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, hatte aber Stellung zum Untersuchungsergebnis genommen.
Die genaue Opferzahl bei dem tödlichen Angriff auf zwei Tanklastwagen in Afghanistan konnte bisher nicht genau ermittelt werden. Bei dem Angriff wurden laut unterschiedlicher Quellen 17 bis 142 Menschen getötet.
wit/AP
Aus: "Bundeswehr-Bericht bringt Jung in Erklärungsnot" (26.11.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,663522,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,663522,00.html)
Quote[...] Dschang. Das scheint die Antwort auf alles. Auf die unnatürlich verrenkten Arme und Beine, die starren Augen und Körper und das Blut in den Straßen. Dschang bedeutet Krieg. Dschang ist – von einem Achselzucken begleitet – die Antwort eines usbekischen Warlords auf die Frage, ob er nicht entsetzt sei über die Zahl der Toten.
[...] Seit 1998 war Dexter Filkins als Kriegsreporter zuerst für die Los Angeles Times, ab 2001 dann für die New York Times unterwegs, hauptsächlich in Afghanistan und im Irak. Kabul bis Kandahar, Bagdad bis Basrah – der Journalist hat den Kriegsalltag erlebt: In einem Moment schlürft er Tee, im nächsten bangt er aufgrund plötzlicher Explosionen um sein Leben. Er sieht junge Menschen sterben und alte Menschen verzweifeln. Und diese Momente hält er in insgesamt 561 Notizbüchern fest. Sie decken die Jahre 1998 bis 2006 ab.
Bisweilen fallen Filkins' Erlebnisse wie ein Mosaik absurder Zufälle zusammen: ,,Der kraftvolle Sound der australischen Heavy-Metal-Band AC/DC. Ich erkannte den Song sofort. Hells Bells, die Beschwörung satanischer Macht, war zu uns aufs Schlachtfeld gekommen. Satan get ya! In null Komma nichts war ein Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Allahu akbar! tönte es währenddessen aus den Lautsprechern der Moscheen."
Filkins schreibt keine Prosa, die sich ins Gedächtnis einbrennt. Sein Stil ist sehr schlicht, als würde der Autor um jeden Adjektiv und Nebensatz mit sich ringen müssen. Dennoch kommuniziert er die menschlichen Emotionen im Krieg und Chaos. In seinem Buch kann Filkins von dem berichten, was in den Artikeln für die New York Times zu kurz kam – den Bruchstücken individueller Schicksale. Sie hatten in der knappen Zeichenanzahl der Zeitungsbeiträge keinen Raum gefunden. So beispielsweise die neunjährige Fatima, deren Eltern durch Bomben umgekommen waren, und die nun bei Fremden in einem Fischrestaurant lebte.
Filkins war ihr beim Joggen am Ostufer des Tigris begegnet. Sie lief schweigend mit ihm, bisweilen einige Kilometer lang. Einmal nahm sie den Autor mit ins Fischrestaurant. Filkins beschreibt, was er dort sah: ,,Ein Mann trat heran, drehte Fatima zu sich und gab ihr einen langen, ekligen Kuss auf den Mund. Lachend ging er weg. Fatima sah mich mit tieftraurigen Augen an, und ich sagte, es sei Zeit zu gehen. Wir liefen noch ein Stück zusammen. Nach einer Weile blieb Fatima stehen. 'Bye-bye. Morgen wieder zusammen laufen o.k.?', sagte Fatima ehe sie davonging. Ich habe sie nie mehr wiedergesehen."
Filkins kurze und schlichte Wiedergabe des Erlebnisses weckt im Leser dieselben Fragen, die dem Autor vermutlich nie Ruhe lassen werden: Was ist mit Fatima passiert? Lebt sie? Wurde sie zur Ehe gezwungen? Damit bekommt der Leser ein Gefühl für die ewige Unsicherheit und Unberechenbarkeit des Alltags in Kriegszeiten. Politisch interessierten Lesern bietet Der ewige Krieg keine tiefgehenden Analysen, keine Kritik eines Zeugen, keinen sezierenden Bericht darüber, was alles falsch gelaufen ist in Irak und Afghanistan.
Und doch bekommen die Leser rasch auch einen Eindruck von der gesellschaftlichen und politischen Komplexität der beiden Krisenherde, beispielsweise die zutiefst geteilten Haltungen gegenüber den Amerikanern im Irak. Filkins beschreibt, wie sie an einer Straßenecke als Teufel und Dämonen beschimpft und an der anderen mit ,,ich liebe euch"-Rufen von Zivilisten empfangen werden.
Eine Annäherung an die Einheimischen gelingt bei alltäglichen Tätigkeiten wie gemeinsamem Essen und Teetrinken. Auch Filkins folgt zahlreichen Einladungen. Bei Sulaiman Abu Ibrahim zum Beispiel speist er und bekommt vom Gastgeber ein kurzes Video gezeigt. Filkins schreibt: ,,Ein westlich aussehender Mann kam ins Bild – die Stimme sagt, es sei ein Amerikaner. Er lag bäuchlings am Boden. Sein Gesicht wurde in Großaufnahme gezeigt. Eine Hand griff nach dem Kopf des Mannes und riss ihn hoch. Die zweite Hand hielt ein Messer und fing an, ihm die Kehle durchzuschneiden, säbelnd und sägend, bis endlich der Kopf vom Rumpf getrennt war. Die Hand hielt ihn hoch. Ibrahim war außer sich, er schaukelte vor und zurück und führte den Zeigefinger über die Kehle."
Gastgebern wie Ibrahim begegnet Filkins immer wieder, er schreibt jedoch nicht, wie er mit ihnen umgeht. Besonders hier wird Filkins Maxime deutlich: Beobachten, aufzeichnen, möglichst nicht teilnehmen. Doch im Krieg, so muss Filkins lernen, zerfallen Maximen wie diese bisweilen zu Staub. Beispielsweise als er und sein Fotograf Ash Schnappschüsse gefallener US-Soldaten machen wollen. Dafür bekommen sie eine Gruppe Marines als Begleitschutz. Auf dem Weg wird einer der Soldaten, Lance Corporal William Miller, getötet. Filkins konfrontiert sich mit der Frage, ob er Schuld trägt an dem Tod des jungen Mannes. Da bekommt er von einem Soldaten, der rund halb so alt ist wie er, gesagt: ,,Es ist Krieg und im Krieg passieren solche Dinge." Es ist Dschang.
Nach der Lektüre wird deutlich, dass der Untertitel des Buches Innenansichten aus dem ,,Kampf gegen den Terror dem Inhalt gerecht wird: Filkins sieht nicht nur, er fühlt und versucht dem Leser Dschang nahe zu bringen. Lesenswert ist das Buch nicht nur aufgrund der einzelnen Erlebnisse, sondern auch wegen des Fazits, das sich am Schluss aufdrängt: Im Krieg kann man keine Distanz zu den Ereignissen aufbauen, was den Menschen um dich passiert, passiert auch dir. Wer nicht das Achselzucken lernt, geht im Dschang zugrunde.
Hintergrund:
Der ewige Krieg. Innenansichten aus dem ,,Kampf gegen den Terror"
Dexter Filkins, S. Fischer Verlag, Frankfurt 2009
Aus: "Ist doch auch Dschang" (06.09.2009)
Buchkritik | 06.09.2009 12:00 | Anna Gielas
Quelle: http://www.freitag.de/kultur/0936-dexter-filkins (http://www.freitag.de/kultur/0936-dexter-filkins)
Quote[...]
Quote7. September 2009 18:29, LeisureSuitLenny
Falsches Wording
Krieg heisst Befreiungsmission wenn wir beteiligt sind. ;)
Kommentar zu: ""Wahrheitsmaschinen" formen das Bild des Krieges" (07.09.2009)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Falsches-Wording/forum-165388/msg-17329054/read/ (http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Falsches-Wording/forum-165388/msg-17329054/read/)
Quote[...] Der Krieg in Afghanistan dauert nun schon länger als der Zweite Weltkrieg; ein Ende ist nicht absehbar und die Zweifel über die Fortschritte bei der Demokratisierung und Stabilisierung des Landes nehmen nicht ab, sondern rapide zu - so wie auch die Zweifel daran zunehmen, dass Verteidigungsminister Jung seiner Aufgabe gewachsen ist.
Er muss austragen und aushalten, was sein Vorgänger Struck mit der Formel "Deutschland wird am Hindukusch verteidigt" eingebrockt hat.
Freuds Rat
Der Satz ist einer der törichtesten Sätze der deutschen Nachkriegsgeschichte; ihm wurde ein Rang beigemessen, als handele es sich um den Artikel 1 Grundgesetz.
Aussprechen heilt, sagt Sigmund Freud. Das gilt auch für den Wahlkampf.
Eine ehrliche Antwort auf die Frage, wie es in Afghanistan weitergeht, verlangt zunächst die ehrliche Beschreibung dessen, was passiert ist: Deutschland hat sich in einen Krieg hineingewurstelt und geglaubt, es könne sich da durch- und wieder herauswursteln - ohne Klarheit, ohne Wahrheit, ohne greifbare Vorstellungen über Auftrag, Ziel und Ende, ohne Grundsatz-Diskussion in Parlament und Öffentlichkeit.
Deutschland ist, ohne das ausdrücklich zu sagen, zur Kriegspartei unter US-Kommando geworden. Nun muss die Bundeswehr erleben, wie ihr die US-Freunde nach dem Fehler von Kundus Inhumanität vorwerfen.
Es ist die Rache an einer deutschen Unehrlichkeit, die von den Freunden als humanitärer Hochmut ausgelegt wird - und auf den sie nun, quasi als Experten, mit dem Vorwurf der Inhumanität reagieren.
...
Quote
07.09.2009 18:55:34
autist:
Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.
Quote
07.09.2009 19:05:52
bgresser: Endlich ein wichtiges Thema
So wie hier die Grundwerte unserer Gesellschaft in diesem immer noch nicht erklärten Krieg malträtiert werden, ist schon geschichtsträchtig, bevor es Geschichte geworden ist. Es zeigt sich, mit welcher Beliebigkeit politische Entscheidungen in diesem Lande gefällt werden und welche Rechtfertigungen den Menschen zugemutet werden. Wo sind die Anzeichen für die Größe, die so schwere Herausforderungen, wie sie sich derzeit auftürmen, vorausgesetzt werden muß?
Quote
07.09.2009 19:01:05
Coffeshop: Wie gehts eigentlich Joschka Fischer?
Wohlstandsbäuchlein gut in Schuss?
Quote
08.09.2009 08:44:33
wertschoepfer: Wer kämpft denn ,,feige und hinterhältig"?
Das sind die Lieblingsvokabeln der Minister Steinmeier und Jung, wenn sie etwas zu den Taliban sagen. Wen meinen die damit? Etwa die zerlumpten Gestalten, die mit Handfeuerwaffen gepanzerte Patrouillen der BW in die Flucht schlagen, Tanklaster der BW entführen und sich sogar zu Ehren Ihres Gottes, ihres Volkes und ihrer Traditionen als Märtyrer ihr Leben opfern? Oder meint er die Soldaten und Offiziere, die außerhalb der Sicht- und Schussweite ihrer Gegner diese als destinations auf ihren screens verfolgen und lasergenau bei Tag und Nacht aufs Korn nehmen und bei nem nächtlichen zielgenauen Bombenabwurf müssen die nicht mal aus dem Pyjama in die Uniform wechseln.
Quote
08.09.2009 08:58:51
Kostolanix: Afghanistan ?
Wer es noch immer nicht wissen sollte:
Die Bundeswehr in Afghanistan baut dort u.a. Brunnen.
Beim Selbschutz während des Brunnenbaus gibt es eben auch mal Verluste,
egal auf welcher Seite.
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08.09.2009 08:59:44
Olaf Nichte:
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08.09.2009 09:13:30
Guhvieh: @wertschoepfer
neenee, feige sind die, die sich zwischen Weibern und Kinder verstecken, um mit deren Tod ihr Ziel leichter erreichen zu können. Muslimische Terroristen handeln feige. Wußten Sie das nicht? Haben Sie ein Wahrnehmungsdefizit?
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08.09.2009 09:20:40
Rhinelander:
[...] Allerdings finde ich es doch sehr gewagt, EHRLICHKEIT in der Politik zu verlangen. In unserem Leben wohl nicht mehr.
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08.09.2009 10:26:09
AureliusCicero:
@Peter27:
Auch ich würde ja gerne in einer waffenlosen Welt leben. Aber da "wir" ja nicht einmal in einem Mehrfamilienhaus in Frieden leben können, wie soll das im Großen funktionieren?
Schon die Griechen sagten, man müsste zum Krieg rüsten, um in Frieden zu leben.
Geschichtliche Gegenfrage: Was wäre passiert, wenn die Alliierten nichts gegen den kranken Gefreiten aus Österreich getan hätten?
Im Übrigen stimme ich allerdings mit Ihnen überein, was die Ambitionen der Amerikaner anbelangt.
[...] Die BW als Verteidigungsarmee hat durchaus ihre Berechtigung. Aber nicht als kriegerische Weltchaostruppe.
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08.09.2009 10:27:08
filus: Mutig mutig , Herr Prantl ! Sieht ganz so aus , dass Sie die SZ-Linie mit kernigen ...
... Sprüchen überschreiten . Aber dann ... gehen Sie wieder in Deckung . Mit Schwurbelsätzen wie : "...eine Garantenpflicht da - denen gegenüber, die sich in Afghanistan auf Schutz und Hilfe durch die Soldaten verlassen haben. Zivile Aufbauhilfe bricht derzeit ohne militärischen Schutz sogleich zusammen."
Oder :" ...Bevölkerung und Bundeswehr haben Anspruch auf eine Alternative zur endlosen Kampfpräsenz."
Und was die Konkretisierung von Abzugsplänen in den Köpfen u n s e r e r Kriegsherren und Damen betrifft : ich verwette mein übersichtliches Vermögen , dass da nichts kommt , bevor nicht zuerst ernsthaft in Washington etwas entsprechendes verlautbart wird .
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08.09.2009 10:45:03
Hosca: Nicht vergessen: Wahlkampf ist Machtkampf ohne Anstand nach der Wahl
Afghanistan - eine unserer leichteren Übungen.
Der Betriebsausflug der Bundeswehr , nach Todesopfern auf beiden Seiten, soll jetzt umbenannt werden in "Gefechtsübung mit ein bißchen Schwund an Material und Menschenleben":
Bleibt zu hoffen, daß sich dieses PROJEKT zum Wahlkampfthema entwickelt.
[...] Wenn die Bundeskanzlerin dieses Thema zur Chefsache macht, ist damit zu rechnen, daß
wieder Worthülsen produziert werden wie bei "Klima und Umwelt". Mit einer Träne im Knopfloch.
WO BLEIBT DER VOLKSENTSCHEID, ob ein Volk in den Krieg ziehen will oder nicht ??
Quote08.09.2009 11:43:30
PKNEG: Informationsaufgaben der Presse
Warum hat der US-NATO-ISAF Commander überhaupt Journalisten zu seinem ersten fact finding Rundgang eingeladen und warum nur einen (von der Washington Post: offensichtliche Antwort: shoe shining für das politsche Washington)) und insbesondere warum war kein DEUTSCHER Journalist dabei, da es sich doch hauptsächlich um die Bundeswehr handelt?
Generell, die deutsche Presse berichtet seit Jahren viel zu wenig über den Krieg (verbotenes Wort in Berlin) in Afghanistan (und auch über eine evtl. Beteiligung von Deutschen im Iraq). Die Bevölkerung braucht darüber eindeutig mehr und regelmässige Informationen (auch über Aufgaben/Budget/Kosten, und zwar von der deutschen Presse, da Berlin die Bevölkerung offensichtlich uninformiert halten will. Da insbesondere auch nicht Klarheit über das Mandat der Bundeswehr besteht, (was hat sie zu machen) werden die deutschen Soldaten in der ausländischen Presse schon seit langen als nicht kampffähige Feiglinge bezeichnet.
Die USA betreibt parallel zur ISAF (Mandat der UN unter NATO-Befehlsgewalt, wo auch nicht NATO-Länder Soldaten beitragen) immer noch (gemeinsam mit Kanada, GB) die rein militärische nicht NATO-Operation "Enduring Freedom" (unter nicht NATO, sondern ausschliesslich US-Kommando), nach Schaffung der ISAF gedacht als Fortsetzung der Jagd auf Bin Laden.
In den letzten Tagen war in der ausländischen Presse zu lesen, dass 300 US Soldaten der "Enduring Freedom" Operation nun in das Camp der Bundeswehr in Kunduz verlagert werden sollen, d.h. Kunduz ist nicht mehr nur Ausgangspunkt für Sicherheits/Stabilisierungs/Wiederaufbau-Arbeiten (gemäss ISAF Mandat) sondern auch für rein militärische Operationen.
Aus: "Krieg und Wahlkampf - Afghanistan und die Deutschen" Ein Kommentar von Heribert Prantl
(SZ vom 8. September 2009/odg, 07.09.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/356/486768/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/356/486768/text/)
Quote[...] After a long struggle, on Tuesday, the German parliament revoked the convictions of the last group of victims, those condemned as "war traitors," more than 60 years after the end of World War II.
Ludwig Baumann joined Hitler's Wehrmacht when he was 19, but he became a pacifist and in June 1942, he deserted, along with his friend Kurt Oldenburg, while they were deployed in France.
"I didn't want to take part in Hitler's war," Ludwig Baumann told the BBC.
"I realised it was a criminal and genocidal war," he said.
Despite his fearlessness, Mr Baumann was caught by the Nazis and sentenced to death for desertion. He was tortured, taken to concentration camps, and was lucky to avoid being executed.
"We were sentenced to death in Bordeaux. We were tortured while they kept us because we refused to tell the Nazis the names of our friends who helped us - the French resistance fighters," said Mr Baumann.
"After 10 months we were taken to a concentration camp and then to Torgau, a huge Wehrmacht prison. Around 1,300 of our people were shot dead or died there - and then we were taken to the Eastern Front.
"Most of our men died, including my friend Kurt Oldenburg. I managed to survive," he added.
Fight for dignity
After the war, Baumann says he faced abuse from many Germans who accused him of cowardice. The 87-year-old's conviction for desertion was among those finally annulled by the German parliament in 2002. But those people convicted of what the Nazis described as "wartime treason" were excluded from this ruling.
"After the war we were always regarded as cowards and traitors. Our opponents in the Bundestag argued that we couldn't be rehabilitated because that would be unjust for all soldiers, and they claimed it would be bad for soldiers' morale in the army," said Mr Baumann.
"We felt so humiliated. Most deserters and other victims of Nazi military justice died without dignity. But we didn't give up and we continued fighting for our dignity," he said.
According to historians, around 30,000 people were sentenced to death for desertion or treason by Nazi military tribunals during World War II, and some 20,000 were executed.
Mr Baumann says the men who were described as "wartime traitors" were not traitors at all.
"They behaved humanely. Some hid Jews, others helped prisoners - they followed their moral conscience," he said.
It is a view backed by experts. "These men were not traitors, they were part of the German resistance movement against Hitler," said Johannes Tuchel, the Director of the German Resistance Memorial Centre in Berlin.
[...] But the issue of pardoning WWII soldiers has proved to be highly controversial in Germany. For years, many conservative politicians resisted calls for a general rehabilitation, arguing that they did not want to encourage soldiers to betray their comrades.
Ludwig Baumann founded the Association of Victims of Nazi Military Justice in 1990. Since then, he has been campaigning for an official pardon for the last soldiers who were executed during war for betraying the Nazi regime.
"For all of us, not just for me, the vote in the Bundestag is the culmination of a long struggle," he said.
"We never believed we could achieve this because we had so many opponents. But we got there in the end and I'm very pleased," he said.
The sprightly 87-year-old regrets that many of those that would have benefited from the ruling have not lived to see it passed.
"I'm on my own now, one of the few survivors. But the fight for dignity was worth it," he says.
Aus: "Nazi deserter hails long-awaited triumph" (8 September 2009)
By Tristana Moore - BBC News, Berlin
Quelle: http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/8244186.stm (http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/8244186.stm)
Quote[...] In einer in Kabul am Dienstag veröffentlichten Erklärung der Nato-Truppe Isaf heißt es, erste Untersuchungen ließen die Isaf davon ausgehen, ,,dass Aufständische, aber auch Zivilisten durch den Luftangriff getötet und verletzt wurden". Die Nato untersuche den Vorfall derzeit gründlich, um die genaue Zahl der zivilen Opfer feststellen zu können.
Mehrere Dutzend Menschen wurden bei dem von der Bundeswehr angeforderten Nato-Luftangriff auf zwei gestohlene Tanklastwagen in der Nähe des deutschen Stützpunktes in Kundus getötet. Umstritten ist, wie viele der Opfer radikalislamische Taliban und wie viele Zivilisten waren. Das Verteidigungsministerium in Berlin gab bisher die Zahl von 56 getöteten Taliban an, der Provinzgouverneur von Kundus, Mohammad Omar, sprach am Sonntag von 54 Todesopfern, unter ihnen sechs Zivilisten.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) räumte indirekt zivile Opfer ein. In der Debatte nach einer Regierungserklärung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Afghanistan-Politik sagte er: ,,Wenn es zivile Opfer gegeben hat, dann erfordert das unsere Teilnahme und unser Mitgefühl." Jung wandte sich wie die Kanzlerin und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) aber gegen Vorverurteilungen. Der deutsche Kommandeur in Kundus habe eindeutige Hinweise gehabt, dass es sich bei den Entführern der Tanklastwagen um Taliban und andere regierungsfeindliche Gruppen gehandelt habe. Dieser deutsche Oberst dürfe jetzt nicht alleine stehen gelassen werden.
Merkel sicherte eine ,,lückenlose Aufklärung" des Bombenangriffs zu. Zugleich wies sie die internationale Kritik am deutschen Einsatz in ungewöhnlich scharfer Form zurück. Sie stehe dafür, dass nichts beschönigt werde. Aber sie dulde auch keine Vorverurteilung. ,,Ich verbitte mir das im Inland wie im Ausland." Möglichen zivilen Opfern sprach sie das tiefe Bedauern der Bundesregierung aus. Jeder, der unschuldig ums Leben gekommen oder verletzt worden sei, ,,ist einer zuviel". An die Adresse der Afghanen sagte sie: ,,Wir fühlen mit ihnen und ihren Angehörigen."
hal/AFP/dpa
QuoteMeckerbock | 286 Kommentare (08.09.2009 21:23)
Der Nato
und vor allem den links-grünen Wahlkämpfern in Deutschland sind offenbar tote deutsche Nato-Soldaten lieber als eventuelle Zivilopfer, die sich mitten in der Nacht (der Luftangriff erfolgte um 01.30 Uhr) bei von den Terroristen erbeuteten Tanklastwagen herumtreiben.
QuoteStephan59 | 5315 Kommentare (08.09.2009 19:19)
Taliban
Hätten die Taliban solch einen Anschlag in der Bundesrepublik ausgeführt dann wäre es ein Terrorakt. Wir nennen das was hier in Afghanistan passiert ist sogenannte humanitäre Hilfe.
Quote
Karin Dreher (08.09.2009 14:08)
Alle Bestens!
Aus meiner Sicht geht die Bombardierung voll in Ordnung. Wer mitten in der Nacht zwei entführte, festgefahrende Tanklastzüge versucht wieder flott zu machen (durch erleichtern), um den Tätern die Flucht zu ermöglichen, ist keinesfalls eine unschuldige Privatperson. Hier war sicher jeder einzelne schuldig, der sich in der Nähe befunden hat. Alle anderen waren sicher in ihren Betten.
Kontext #
Quote
[ Manche Autisten scheinen die Außenwelt kaum wahrzunehmen und teilen sich ihrer Umwelt auf ihre ganz individuelle Art mit. ]
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus#Formen_von_Subklinischen_Autismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus#Formen_von_Subklinischen_Autismus)]
Quote
RR (08.09.2009 13:18)
Es geht hier nicht um den Oberst...
sondern um die Opfer. Jungs Aussage "Dieser deutsche Oberst dürfe jetzt nicht alleine stehen gelassen werden", liest sich beinahe wie Hohn. Mit der Bemerkung "er habe eindeutige Hinweise gehabt" konterkariert sich Jung durch das Geschehene. Offenbar ist man bei BW mehr um die eigene Karriere bemüht als um tote Zivilisten, die ja wohl kaum versammelt hinter dem Steuer eines Tankers gesessen haben.
Quote
Alexander0815 | 332 Kommentare (08.09.2009 13:15)
Krieg ist Krieg ...
... und da gibt es nun mal zivile Opfer. Warum regt man sich überhaupt darüber so auf? ...
Quote[ [ ?!] ]
Quotedesperado777 (08.09.2009 13:04)
50 Menschenleben für 2 Tanklastwagen? Pervers!
Was mich traurig macht, ist das keiner grundsätzlich hinterfragt, ob 2 Tanklastwagen 50 Menschenleben Wert sind. Angewendet auf unsere mitteleuropäische Gesellschaft bedeutet das, dass in Zukunft Autodiebe samt Familie erschossen werden? Der Diebstahl 2er Lastwagen als Rechtfertigung für die Tötung von 50 Menschen zu benutzen ist pervers. Ob es Terroristen oder Zivilisten waren ist zweitrangig.
Aus: "Luftangriff - Nato gibt zivile Opfer zu" (08.09.2009)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/luftangriff-nato-gibt-zivile-opfer-zu_aid_433718.html (http://www.focus.de/politik/ausland/luftangriff-nato-gibt-zivile-opfer-zu_aid_433718.html)
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Quote[...] Kabul — Bei dem umstrittenen NATO-Angriff in der Provinz nordafghanischen Provinz Kundus sind nach einem Bericht der afghanischen regierungsunabhängigen Organisation ARM 60 bis 70 Zivilisten getötet worden. Diese Einschätzung beruhe auf den Aussagen von 15 Bewohnern aus dem betroffenen Gebiet, heißt es in einem zweiseitigen Bericht der Organisation Afghanistan Rights Monitor (ARM) über den Angriff vom Freitag, von dem die Nachrichtenagentur AFP ein Exemplar erhielt.
Außerdem seien "mehr als ein Dutzend bewaffnete Männer" getötet worden, als die NATO zwei gestohlene Tanklastwagen bombardierte. Die meisten Opfer seien "Nicht-Kämpfende" gewesen, heißt es in dem Bericht. Einige seien so schwer verbrannt, dass "eine Identifizierung ausgeschlossen" sei. Es gebe "keinen überzeugenden Hinweis", dass die Zivilisten, die aus den Tankwagen Treibstoff abzapften, einen Angriff auf "afghanische und internationale militärische Ziele" geplant hätten.
Der Angriff war von einem Bundeswehr-Offizier angeordnet worden, die Bundesregierung hatte erklärt, dass ein Angriff mit Hilfe der gestohlenen Tanklastwagen zu befürchten gewesen sei. Nachdem die Taliban die Tankwagen entführt hatten, war einer von ihnen im Bett des Kundus-Flusses festgefahren. Im Moment des NATO-Angriffs waren laut ARM Dutzende Menschen damit beschäftigt, aus dem Lastwagen Benzin abzuzapfen.
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Aus: "Afghanische Organisation: 60 bis 70 Zivilisten getötet" (AFP, 09.09.2009)
Quelle: http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5gJp9RYe3GnA6cZr5cBuGPBvRYj6Q (http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5gJp9RYe3GnA6cZr5cBuGPBvRYj6Q)
Quote[...] Zum Fall Kleins sagte er, Befehlshaber müssten in Kriegs- und Gefechtssituationen ,,oft ins Ungewisse handeln". Deshalb müssten ,,Fehler letztlich entschuldbar sein".
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nb/AP/dpa
QuotePottwal | 5060 Kommentare (11.09.2009 23:28)
Die Bundeswehr hat unseren Respekt verdient!
Die Schuld an diesem Krieg tragen die radikalislamischen Kräfte und sonst niemand ...
Quotederganzalte | 3 Kommentare (11.09.2009 17:36)
nicht im Regen stehen lassen
lasst unsere Soldaten - und den befehlshabenden Offizier doch da draussen im Einsatz nicht im Regen stehen. Wo kommen wir denn hin, wenn im Kriegseinsatz unter hohem Druck gefallene Entscheidungen im Nachhinein bewertet werden ...
Quote
Focusleser1976 | 402 Kommentare (11.09.2009 17:10)
Solidarität dringend nötig
Dass unsere Bundeswehr in Afghanistan kämpft ist eine Entscheidung der Politik. Uns solange der Einsatz andauert verdienen diese Männer unsere bestmögliche Unterstützung ...
QuoteManni Gerstenschloss (11.09.2009 16:04)
Die Stunde der Heuchler
Da sind sie, die Wahlkämpfer und Friedensbewegten und weinen Krokodilstränen um angeblich zivile Opfer. Wenn die Taliban Frauen und Kinder quälen, schänden und ermorden, bleiben sie fein still ...
Quote
lrsthmp | 157 Kommentare (11.09.2009 15:55)
Richtig so
Wie soll ein Soldat denn einen Krieg kämpfen, wenn ihm schlimmer die Hände gebunden sind, als jedem Polizisten auf Deutschlands Straßen? Die Taliban nutzen doch diese Gelegenheiten für ihre Propaganda aus um der Welt zu zeigen, wie schwach wir uns selber machen. Der Tot von Zivilisten sollte vermieden werden, aber wenn es doch passiert, dann ist es ein ungewolltes Unglück und nicht Sache einer Staatsanwaltschaft tausende Kilometer weit weg. Wie kämpfen hier gegen einen Gegner, dem Menschenleben nichts bedeuten ...
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Aus: "Nato-Luftangriff - Bundeswehr stellt sich vor Oberst" (11.09.2009)
Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland/nato-luftangriff-bundeswehr-stellt-sich-vor-oberst_aid_434841.html (http://www.focus.de/politik/deutschland/nato-luftangriff-bundeswehr-stellt-sich-vor-oberst_aid_434841.html)
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Quote[...] Hamburg/Kabul. Noch ist der Bericht der Nato-Untersuchungskommission über die Tragödie von Kundus nicht abgeschlossen, da liegt der Report der vom afghanischen Präsidenten Hamid Karsai eingesetzten Kommission schon vor.
Und dieser Bericht entlastet die Bundeswehr, wie die ARD meldete. Zwar seien Zivilisten unter den Todesopfern des von der Bundeswehr angeforderten US-Luftangriffs auf zwei Tanklastzüge, die von den Taliban gekapert worden waren. Doch die Verantwortung für diese Opfer liege bei den Taliban. ...
[...] Der Deutsche Bundeswehrverband stellte sich demonstrativ hinter Oberst Klein. Verbandschef Ulrich Kirsch sagte in Berlin, man dürfe Klein und seine Soldaten "nicht im Regen stehen lassen". Kirsch äußerte die Vermutung, dass es sich bei der Kritik aus dem Ausland um "Retourkutschen" für frühere deutsche Kritik an Luftschlägen der Alliierten handle, bei denen zivile Opfer zu beklagen gewesen seien. Der Bundeswehrverband gewähre Klein "Rechtsschutz in voller Bandbreite", sagte Kirsch und forderte Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan zu einem "spürbaren Signal der Rückendeckung" auf.
Indessen ist die Zustimmung in der deutschen Bevölkerung zum Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan laut aktuellem ARD-Deutschland-Trend überraschend gestiegen. Trotz der Diskussion um das Bombardement bei Kundus stimmten 37 Prozent aller Beteiligten einem Verbleib der deutschen Soldaten in Afghanistan zu - zwölf Prozent mehr als im Juli. Die Anhänger der Grünen befürworteten den Einsatz der Bundeswehr mit 50 Prozent am stärksten, die der Linken mit 22 Prozent am wenigsten.
Vor dem Hintergrund der Bundestagswahl ist der Afghanistan-Einsatz jedoch nur für vier Prozent ein "entscheidendes Thema", für 58 Prozent der Befragten ist es hingegen "kein wichtiges Thema".
Aus: "Karsai-Bericht entlastet Bundeswehr-Kommandeur"
Von Thomas Frankenfeld und Kim Bastian Warmbrunn (12. September 2009)
Quelle: http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1180779/Karsai-Bericht-entlastet-Bundeswehr-Kommandeur.html (http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1180779/Karsai-Bericht-entlastet-Bundeswehr-Kommandeur.html)
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Quote[...]
...
Quote11.09.2009,
14:36 Uhr
Flari sagt:
Bundeswehr und Regierung haben die Erfolgsmeldung über die Massentötung international verbreitet und dabei die Sache falsch dargestellt.
Als Kritik aufkam, wollten sie auf einmal den Amis die Verantwortung zuweisen.
Dann verbaten sie sich jede weitere Kritik und wiesen darauf hin, das erstmal das Untersuchungsergebnis abgewartet werden soll.
Statt aber nun auch selber mal die Klappe zu halten und auch selber abzuwarten, kommen täglich neue kritische Berichte von deutschen Politikern und Militärs.
Nur keine neuen Fakten...
Sind die noch ganz dicht?
Wofür halten die sich?
Quote11.09.2009,
23:34 Uhr
Inglorious Basterds sagt:
Ich wünsche mir, dass die Amis die Deutschen eigenhändig aus Afghanistan rausschmeissen!
Quote
11.09.2009,
17:02 Uhr
Wir bringen den Frieden sagt:
Afghanistan ist quasi ein riesiges Bombodrom. Die NATO kann dort ihre neuesten Waffen auf Effektivität prüfen. Kollateralschäden im Hindukusch fallen nur selten auf. Und im Zweifelsfalle sind Tote immer radikalislamische Taliban. Das ideale Testgelände für unsere Jets und das Bodengerät. Und die Soldaten lernen ihren Job nun unter realen Bedingungen kennen.
...
Kommentare zu: " Luftangriff in Afghanistan - Deutscher Ex-General kritisiert Isaf-Kommandeur"
Von Dietrich Alexander (11. September 2009)
Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article4512756/Deutscher-Ex-General-kritisiert-Isaf-Kommandeur.html (http://www.welt.de/politik/deutschland/article4512756/Deutscher-Ex-General-kritisiert-Isaf-Kommandeur.html)
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Quote[...] Natürlich ist es wünschenswert für jeden Konflikt eine politische Lösung zu finden. Wünschenswert, aber unrealistisch. Und wenn sich die internationale Gemeinschaft gezwungen sieht, militärisch zu intervenieren, dann sollte Deutschland nicht außen vor bleiben. Dieses Land ist einer der größten Wirtschaftsnationen, es steht auf Platz 13 der bevölkerungsreichsten Länder der Welt, es ist ein Globalplayer, dem zum Glück Großmannssucht und Geltungsdrang in 60 Jahren Frieden und Wohlstand fremd geworden sind. Es ist zudem Nato- und EU-Mitglied und gern und angesehener Makler in der internationalen Politik.
Ein so wichtiger Teil der internationalen Gemeinschaft kann und sollte sich nicht drücken, wenn es Ernst wird. Und die hämischen Kommentare der Alliierten nach dem von einem deutschen Offizier angeordneten Luftangriff in Afghanistan zeigen: Nur wer mitkämpft, bekommt Respekt. Und wer Respekt genießt, darf mitreden. Und wer mitredet, darf mitbestimmen.
....
Aus: "Pro und Contra: Darf Deutschland Krieg führen? " Pro von Nils Kruse (11. September 2009)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/pro-und-contra-darf-deutschland-krieg-fuehren-1508508.html (http://www.stern.de/politik/ausland/pro-und-contra-darf-deutschland-krieg-fuehren-1508508.html)
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Quote[...] Kabul/Berlin (dpa) - 99 Tote, darunter 30 unschuldige Zivilisten - das ist nach Angaben aus der von Präsident Hamid Karsai eingesetzten Untersuchungskommission die Bilanz des von der Bundeswehr angeordneten Bombardements zweier Tanklastzüge im nordafghanischen Kundus.
Neun weitere Zivilisten seien bei dem Luftschlag am frühen Morgen des 4. September verletzt worden, sagte Kommissionsmitglied Mohammadullah Baktasch am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur dpa und der ARD in Kabul. Bei dem Angriff seien zudem 69 Taliban-Kämpfer getötet und elf verwundet worden. Das Bundesverteidigungsministerium hatte bisher erklärt, ihm seien keine zivilen Opfer des Bombardements bekannt.
Baktasch stellte sich trotz der getöteten Zivilisten vor die in die Kritik geratene Bundeswehr und sagte: «Definitiv sind die Verantwortlichen die Taliban.» In einer vergleichbaren Lage hätten «nicht nur die deutschen Truppen, sondern alle Regierungs- und internationalen Truppen so gehandelt», betonte er.
[...] Der Kommandeur des zivil-militärischen Wiederaufbauteams in Kundus, Oberst Georg Klein, der den Luftschlag angeordnet hatte, verteidigte sein Vorgehen. «In den mehr als fünf Monaten habe ich eine große Verantwortung getragen, die mir mehrfach schwierige Entscheidungen abgefordert hat», sagte Klein der «Bild am Sonntag». «Ich habe mir jede einzelne dieser Entscheidungen - auch bei angeforderten Luftunterstützungen - niemals leichtgemacht, um diese auch im Nachhinein vor meinen Soldatinnen und Soldaten, den afghanischen Menschen und meinem Gewissen verantworten zu können.»
[...] Nach Einschätzung von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) wird der internationale Militäreinsatz in Afghanistan noch mindestens fünf Jahre dauern. Jung lehnte es aber ab, einen festen Zeitpunkt für einen Abzug der Bundeswehr zu nennen. «Wir müssen uns ein klares Ziel setzen, das wir in einer vernünftigen Zeit erreichen können», sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Rüsselsheim. «Wir brauchen ausgebildete Soldaten und ausgebildete Polizisten, die dafür sorgen können, dass Afghanistan nicht wieder in die Hände der Taliban gerät oder Ausbildungszentrum für den internationalen Terrorismus wird.»
Jungs Amtsvorgänger Peter Struck (SPD) glaubt, die die schwere Belastung durch den Afghanistan-Einsatz wurde unterschätzt. «Als wir 2001 reingegangen sind nach Afghanistan, haben wir gedacht, wir könnten nach drei oder vier Jahren wieder rausgehen», sagte Struck der «Celleschen Zeitung» (Samstag).
Unterdessen sind bei Kämpfen und Anschlägen in Afghanistan erneut mehr als 90 Menschen ums Leben gekommen. Allein in der westafghanischen Provinz Farah starben nach Regierungsangaben etwa 60 Menschen bei einem mehrstündigen Feuergefecht. Kämpfer der radikal- islamischen Taliban hätten am Samstag einen von Truppen begleiteten Konvoi des UN-Welternährungsprogramms angegriffen und sieben afghanische sowie drei US-Soldaten getötet.
Ein Ergebnis der von massiven Fälschungsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl vom 20. August wurde am Wochenende erneut nicht bekannt. Auf Basis von gültigen Stimmen aus 92,8 Prozent der Wahllokale komme Amtsinhaber Hamid Karsai mit 54,3 Prozent weiterhin auf eine absolute Mehrheit. Sein wichtigster Herausforderer Abdullah Abdullah habe 28,1 Prozent gewonnen, teilte die Kommission mit. Karsai dürfte nach den bislang vorliegenden und hoch umstrittenen Zahlen der Sieg bereits im ersten Wahlgang nicht mehr zu nehmen sein.
...
Aus: "Bericht: 30 Zivilisten bei Kundus-Angriff getötet" (13.09.2009)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/26/20090913/tpl-bericht-30-zivilisten-bei-kundus-ang-4860fce.html (http://de.news.yahoo.com/26/20090913/tpl-bericht-30-zivilisten-bei-kundus-ang-4860fce.html)
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Quote[...] Unterstützung erhielt Klein in Bild am Sonntag von Abdul Wahid Omarkhel, dem Distrikt-Chef der Region Chardara, wo das Bombardement stattfand. "Der Luftangriff war eine erfolgreiche Operation, weil Aufständische getötet wurden, die eine Gefahr darstellten", wird er zitiert. "Die internationale Empörung darüber ist vollkommen unverständlich. Dass manche in Deutschland bereits einen Abzug der deutschen Truppen fordern, erfüllt uns mit Sorge, denn die Region Kundus braucht den Einsatz der Deutschen, auch für die wichtige Aufbauarbeit."
Klein, der den Luftschlag auf zwei von den Taliban entführte Tanklastzüge am Freitag vergangener Woche angeordnet hatte, zeigte indes Verständnis für die Untersuchungen des Vorfalls. "Ich halte es für unbedingt notwendig und richtig, dass solche Untersuchungen durchgeführt werden, wenn Menschen ums Leben gekommen sind", sagte der Oberst, der das zivil-militärische Wiederaufbauteam der Internationalen Schutztruppe ISAF in Kundus befehligt. "Jeder gefallene ISAF-Soldat und jeder getötete Zivilist ist einer zu viel." Am Sonntag wollte eine afghanische Kommission Präsident Hamid Karsai ihre Untersuchungsergebnisse vorlegen.
(dpa/AP/vw/bön)
Aus: "Oberst Klein verteidigt Luftangriff" (13.09.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/16/487422/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/16/487422/text/)
QuoteIn der Logik des Krieges liegt es, daß er über seine ursprünglichen Ziele eskalierend hinausschießt.
...
Die Logik des KriegesAutor: Rudolf Augstein
DER SPIEGEL 6/1991
DER SPIEGEL 6/1991 vom 04.02.1991, Seite 21b
Quelle: http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=13487368&top=SPIEGEL (http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=13487368&top=SPIEGEL)
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Quote[...] KABUL: Bei der Präsidentenwahl in Afghanistan sind nach Einschätzung europäischer Beobachter bis zu 1,5 Millionen Stimmen gefälscht worden. Unter anderem sei ein Drittel der für Amtsinhaber Hamid Karsai abgegebenen Stimmen verdächtig und müsse überprüft werden, sagte der Leiter der EU-Beobachtergruppe, Philippe Morillon. Auf Karsai entfielen 1,1 Millionen der Verdachtsfälle, bei seinem wichtigsten Herausforderer, Ex-Außenminister Abdullah Abdullah, seien es mehr als 300.000. - Sollten alle von den EU-Beobachtern beanstandeten Stimmen für ungültig befunden werden, würde Präsident Karsai nach den bisher vorliegenden Zahlen knapp unter die Schwelle von 50 Prozent fallen, so dass eine zweite Wahlrunde nötig wäre. - Trotz der Wahlfälschungsvorwürfe will die umstrittene afghanische Wahlkommission im Laufe des Tages das vorläufige Endergebnis der Wahl verkünden.
...
Aus: "EU-Beobachter: Wahlfälschung in Afghanistan " (16.09.2009)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/function/0,,12356_cid_4697534,00.html (http://www.dw-world.de/dw/function/0,,12356_cid_4697534,00.html)
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Quote[...] Solange man den Krieg für eine eher "neutrale" Sache hält und die Menschenrechtsverletzungen als etwas davon Getrenntes ansieht, ist es fast unvermeidlich, sich in genau dieser Weise in die Logik des Krieges einzufügen ...
...
Die Kriegspropaganda weiß dies schon lange, und sie macht spätestens seit dem I. Weltkrieg ausgiebigst Gebrauch davon. Und die Medien dienen dabei als Vermittler. Dazu bedarf es keiner Verschwörung zwischen Politik und Medien, ja nicht einmal einer Medienkontrolle (wenngleich diese in Kriegszeiten natürlich von allen kriegsführenden Parteien ausgeübt wird).
Journalisten sind für die Logik des Krieges ebenso anfällig wie jedermann. Und hinzu kommt, daß sie sich in ihrer Berichterstattung sehr stark an den Eliten orientieren - und das heißt im Falle des Krieges: an den Kriegstreibern im eigenen Lager.
...
Aus: "Wilhelm Kempf Menschenrechte im Kriege" (1999)
Quelle: http://kops.ub.uni-konstanz.de/volltexte/1999/196/pdf/196_1.pdf (http://kops.ub.uni-konstanz.de/volltexte/1999/196/pdf/196_1.pdf)
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Quote[...] Da sind diejenigen, die im Namen des Guten Krieg führen, diejenigen, die im Namen der Demokratie oder der Sicherheit töten, diejenigen, die im Bewusstsein einer ›global agierenden‹ Souveränität und gar im Namen ›globaler Verantwortung‹ die Souveränität anderer Länder verletzen. In den Vereinigten Staaten war in den letzten Jahren beispielsweise viel davon die Rede, dass die Demokratie in Länder ›gebracht‹ werden müsse, in denen sie scheinbar fehlt. Man redete auch viel davon, dass die Demokratie ›installiert‹ werden müsse. Angesichts solcher Äußerungen müssen wir uns aber fragen, was Demokratie bedeutet, wenn sie nicht mehr in der Entscheidung des Volks und dem Mehrheitsprinzip gründet.
Kann eine Macht einem Volk Demokratie ›bringen‹ oder Demokratie für ein Volk ›installieren‹, für das sie keine legale
Autorität ist? Wenn eine Machtform einem Volk auf gezwungen wird, das diese Machtform nicht gewählt hat,
dann ist dies per definitionem ein undemokratischer Vorgang.
Wenn nun die sich aufdrängende Macht selbst ›Demokratie‹ genannt wird, haben wir ein noch größeres Problem:
Kann ›Demokratie‹ der Name einer Form politischer Macht sein, die sich auf undemokratische Weise aufgedrängt hat?
Demokratische Prozesse sollten die Mittel, durch die politische Macht errungen werden kann, ebenso bestimmen wie
das Ergebnis dieses Prozesses. Daraus ergibt sich ein gewisses Paradox; denn die Demokratie geht damit das Risiko
ein, dass auch eine undemokratische Macht zur stärksten Partei gewählt werden kann (wie zum Beispiel die NSDAP
im Jahr 1933). Auf der anderen Seite widerspricht es aber ihren eigenen Prinzipien, wenn eine militärische Macht Demokratie ›installiert‹, indem sie sich über Wahlen oder andere Ausdrucksformen des Volkswillens hinwegsetzt oder
diese aufhebt. In beiden Fällen scheitert die Demokratie. Was haben diese kurzen Überlegungen zu den Gefahren der Demokratie mit unserem Nachdenken über globale Verantwortung in Zeiten des Krieges zu tun? Zunächst, so meine
ich, ist Vorsicht angesichts solcher Beschwörungen ›globaler Verantwortung‹ geboten, die davon ausgehen, dass ein
Land den eindeutigen Auftrag hat, anderen Ländern Demokratie zu ›bringen‹ oder diese dort zu ›installieren‹. Ich bin
sicher, dass es Fälle gibt, in denen Interventionen wichtig sind – etwa um einen Genozid abzuwenden. Aber es wäre
ein Fehler, eine derartige Intervention zur globalen Mission zu erheben, oder genauer: mit einer anmaßenden Politik,
die gewaltsam eine Regierungsform einsetzt, die im politischen und ökonomischen Interesse der für diese Einsetzung
verantwortlichen Militärmacht ist.
[...] [So] [...] möchte ich auf die Frage nach dem ›Wir‹ [...kommen] und erstens darüber nachdenken, was mit diesem ›Wir‹ in Zeiten des Krieges passiert. Wessen Leben werden als schützens- und als verteidigenswert betrachtet, und wessen nicht? Zweitens möchte ich fragen, wie wir dieses ›Wir‹ in einen globalen Zusammenhang stellen können, und zwar auf eine Weise, die sich der Politik des Zwangs entgegenstellt, die ich gerade beschrieben habe.
[...] Man kann sich der Frage, wer ›wir‹ in diesen Zeiten sind, nähern, indem man untersucht, welche Leben als lebenswert erachtet werden, um welche Leben wir trauern und um welche nicht. Krieg lässt sich als ein Geschehen verstehen, das Bevölkerungen aufteilt in einerseits diejenigen, um die getrauert werden kann, und andererseits diejenigen, um die nicht getrauert werden kann. ›Unbetrauerbar‹ in diesem, von der Logik des Krieges etablierten, Sinn sind Leben, die nicht betrauert werden, weil ihnen zuvor bereits ihre Existenz abgesprochen worden ist, weil sie nie als Leben zählten.
Eine solche Aufteilung des Globus entlang der Linien von betrauerbaren und unbetrauerbaren Leben ergibt sich
aus der Perspektive derer, die Krieg führen, um das Leben bestimmter Gemeinschaften gegen das von anderen zu verteidigen. Nach dem elften September sind wir in den Medien mit anschaulichen Bildern jener konfrontiert worden,
die bei den Anschlägen zu Tode kamen: mit ihren Namen, ihren Geschichten, ihren Familien. Im Prozess öffentlicher
Trauer sollten diese Bilder für eine Nation ikonisch werden.
Vor dem Hintergrund der nationalen Bedeutung öffentlicher Trauer ist natürlich auch klar, dass sich die Trauer um
Menschen, die nicht die amerikanische Staatsbürgerschaft hatten oder illegal arbeiteten, weit weniger öffentlich vollzog.
Die differenzierende Handhabung öffentlicher Trauer ist ein politisches Thema mit enormen Implikationen. Dies
war schon zu Zeiten von Antigone so, die sich entschloss, den Tod eines ihrer Brüder öffentlich zu betrauern, obwohl
dies gegen das königliche Gesetz verstieß.
...
Aus: "Judith Butler: Krieg und Affekt"
Herausgegeben und übersetzt von Judith Mohrmann, Juliane Rebentisch und Eva von Redecker (Zürich-Berlin 2009)
Quelle: http://www.diaphanes.de/pdfs/lp_butler.pdf (http://www.diaphanes.de/pdfs/lp_butler.pdf)
Judith Butler (* 24. Februar 1956 in Cleveland) ist eine US-amerikanische Professorin für Rhetorik und vergleichende Literaturwissenschaft an der European Graduate School und an der University of California, Berkeley. ... Butler beschäftigt sich mit der Frage nach dem Verhältnis von Subjekt, Körper und Macht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Judith_Butler (http://de.wikipedia.org/wiki/Judith_Butler)
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Quote[...] Die Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 261 sind empört. Die dritte Kompanie ist angetreten zur Aussprache mit Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan und drei mitgereisten Journalisten. Auf die Frage, was sie von der deutschen Debatte über den Luftangriff auf zwei Tanklastwagen halten, bei dem Dutzende Menschen ums Leben kamen, sprudelt es aus ihnen heraus: "Mir ist vollständig unverständlich, wie sich Politiker schon wenige Stunden nach dem Vorfall und ohne genaue Kenntnis der Fakten zu Wort melden können", sagt ein Zugführer.
[...] Seit dem 10. Juli ist die Fallschirmjägerkompanie wieder in Kundus. In dieser Zeit hatte sie 14-mal Feindkontakt, davon zwei schwere Gefechte, die über Stunden andauerten. Manche Soldaten sitzen mit verbundenen Armen und Händen am Besprechungstisch, als sie dem Generalinspekteur von ihren Erlebnissen erzählen. Am 5. September, am Tag nach dem umstrittenen Luftangriff auf jene Furt im Kundus-Fluss, kamen sie gerade von einem Einsatz in Talokan, östlich von Kundus. Neben der Straße fuhr ein Auto heran, und plötzlich explodierte es. Es war ein Selbstmordattentäter. "Ich sah einen roten Blitz unter dem Auto, die Tür pellte sich auf", erzählt ein Oberfeldwebel, der in dem am stärksten von der Detonation getroffenen Dingo saß. So ein Radpanzer wiegt mehr als acht Tonnen, und die Wucht der Explosion schleuderte ihn einmal aufs Dach und dann wieder auf die Räder, bevor er einen Abhang hinunterstürzte. Fünf Soldaten und ein Übersetzer wurden verletzt. Eine Soldatin erlitt so schwere Verbrennungen, dass sie nach Deutschland ausgeflogen werden musste. Diese Soldaten halten jeden Tag ihren Kopf für Deutschland hin. Deshalb finden sie es unbegreiflich, dass sich ihr Oberkommandierender Georg Klein nun auch noch vor Gericht verantworten muss. "Soldaten müssen in kürzester Zeit über Leben und Tod entscheiden - über ihr eigens Leben, das des Gegners und von Zivilisten", sagt der Chef der Fallschirmjägerkompanie. "Da brauchen die Männer dort draußen einen klaren Kopf." Sein Spieß Heiko W. pflichtet bei: "Man hat sonst ständig im Hinterkopf: Was passiert denn, wenn ich eine Fehlentscheidung treffe?" Solche Entscheidungen würden meist in Sekunden oder gar Millisekunden gefällt. Eben dieses Problem spricht Schneiderhan am Tag darauf in Kabul an, als er Stanley McChrystal trifft, den Oberbefehlshaber der Isaf: Schränkt dessen neue Einsatzregel, wenn sie rigoros gehandhabt wird, nicht den Handlungsspielraum der Soldaten zu stark ein? Eröffnen sich so den Taliban nicht gefährliche Aktionsräume?
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Aus: "Die gefährliche Realität von Kundus"
Von Clemens Wergin (16. September 2009)
Quelle: http://www.welt.de/die-welt/politik/article4545203/Die-gefaehrliche-Realitaet-von-Kundus.html (http://www.welt.de/die-welt/politik/article4545203/Die-gefaehrliche-Realitaet-von-Kundus.html)
Quote[...] Bei dem tödlichen Luftangriff auf zwei Tanklastwagen in Afghanistan hat der deutsche Isaf-Offizier Georg Klein nach einem Spiegel-Bericht offenbar schwere Fehler begangen.
So hab der Oberst es anscheinend abgelehnt, die Menschenansammlung bei den entführten Tanklastwagen vor einem unmittelbar bevorstehenden Luftschlag zu warnen, berichtet das Magazin.
"Show of Force"
Die Besatzung der amerikanischen F-15-Jagdbomber hatte den deutschen Oberst und seinen Fliegerleitoffizier in Kundus demnach gefragt, ob sie mit ihren Jets nicht zunächst im Tiefflug über die Tanker donnern sollten. Eine solche Demonstration der Stärke - "Show of Force" genannt - hätte möglicherweise Taliban-Kämpfern, aber auch Zivilisten eine Chance zur Flucht gegeben.
Klein habe dies abgelehnt, so das Magazin.
Auch die Frage der Piloten, ob eine akute Bedrohung vorliege und die eigenen Truppen Feindberührung hätten ("troops in contact"), habe der Oberst mehrfach durch seinen Fliegerleitoffizier bestätigen lassen - ein Umstand, der offenbar nicht den Tatsachen entsprach.
Kein Kommentar aus dem Verteidigungsministerium
Dem Bericht zufolge waren nach derzeitigem Kenntnisstand keine Truppen aus dem Feldlager in Kundus ausgerückt, um die Lage im etwa sechs Kilometer entfernten Flussbett zu erkunden, in dem sich die Tanker bereits Stunden vor dem Luftangriff festgefahren hatten.
Bei dem Luftangriff wurden laut einem afghanischen Untersuchungsbericht 99 Menschen getötet, darunter 30 Zivilisten.
Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr und das Bundesverteidigungsministerium wollten die Vorwürfe gegen Oberst Klein zunächst nicht kommentieren. "Wir warten, bis wir die offiziellen Berichte der Nato und der Isaf vorliegen haben", sagte ein Sprecher des Ministeriums zu sueddeutsche.de.
Ähnlich hatte sich zuvor bereits Deutschlands ranghöchster Soldat geäußert: Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan wandte sich gegen Spekulationen rund um den Luftangriff. "Wir sollten jetzt wirklich die Kraft aufbringen, den Untersuchungsbericht (der Nato) abzuwarten", sagte Schneiderhan in einem Interview, das bereits am Freitag auf der Bundeswehr-Homepage veröffentlicht wurde.
155 Punkte auf der Mängelliste
"Ich bin überzeugt, dass die Untersuchung professionell´stattfindet", sagte der Vier-Sterne-General. "Wir müssen uns aber auch darauf einstellen, dass dabei Einzelheiten festgestellt werden, die von uns weitere Antworten verlangen." Die Diskussionen in Deutschland über den Angriff verwirre die deutschen Soldaten im Einsatz teilweise. "Sie wünschen sich, dass wir ihnen moralische Unterstützung geben."
Bei seinem Besuch in Afghanistan habe er klargestellt, dass die Fakten aufgeklärt und die Vorgänge untersucht werden müssten. ,,Die Offenlegung der Wahrheit ist die beste Waffe gegen Gerüchte und Fehlinterpretationen", sagte Schneiderhan, der am frühen Mittwoch nach Deutschland zurückgekehrt war.
Insgesamt habe sich die Lage in Kundus spätestens seit Ende April verschlechtert. "Es droht keine Eskalation, aber es gibt im Augenblick jeden Tag Vorfälle", sagte er. Die deutschen Soldaten seien "sehr ernsthaft bei der Sache". Sie wüssten sehr wohl um das Risiko, aber sie hielten auch zusammen, auch Oberst Klein gegenüber, der den Angriff befohlen hatte. Zugleich sei die Belastung "immens": "Das Kontingent steht heftig unter Druck", sagte Schneiderhan.
Der scheidende Kommandeur der Bundeswehr im Norden Afghanistans, Brigadegeneral Jörg Vollmer, beklagte gravierende Mängel bei der Stärke und der Ausrüstung der dort stationierten Soldaten. So sei in der Region um die Stadt Kundus mindestens eine zusätzliche Infanteriekompanie notwendig, um dort die Sicherheitslage zu verbessern, zitierte der Focus aus einem Bericht Vollmers.
Auf seiner Mängelliste, die demnach insgesamt 155 Punkte umfasst, beklagt der Kommandeur zudem, dass "geschützte Fahrzeuge" fehlten. Darüber hinaus seien auch die Hubschrauber "nur bedingt zur wirksamen Operationsunterstützung geeignet".
(sueddeutsche.de/dpa/AFP/odg)
Aus: "Schwere Vorwürfe gegen Oberst Klein" (19.09.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/842/488241/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/842/488241/text/)
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Quote[...] Der Angriff, bei dem nach Recherchen der Nato auch bis zu 30 Zivilisten getötet wurden, sei ,,unter Vorspiegelung falscher Tatsachen" erfolgt, berichtet die ,,Financial Times Deutschland". Das Blatt schildert die Situation, die in der Nacht zum 4. September zu dem Angriff geführt hat, so: Als Klein die Unterstützung durch die US-Luftwaffe anforderte, soll er behauptet haben, die Bundeswehr stehe in direktem Feindkontakt. Auf die Rückfrage des Isaf-Kontrollzentrums in Kabul soll Klein geantwortet haben, man stünde in ,,Sichtkontakt".
Diese Behauptung sei jedoch falsch gewesen, heißt es nun. Weder seien Einheiten der afghanischen Schutztruppe noch
...
Quote18.09.2009,
19:45 Uhr
Gutmenschgefasel sagt:
[...] unsere Linken überschlagen sich nach wie vor in Schuldzuweisungen gegen die Bundeswehr und nerven mit ihrem pseudomoralischen Imponiergefasel!
Quote18.09.2009,
19:06 Uhr
Taddäus Holl sagt:
Ohje.
Hätten Briten oder Amerikaner im 2. Weltkrieg nach jedem Bombenangriff einen Untersuchungsausschuß eingesetzt und eine öffentliche Disskusion geführt, würde der Krieg bis heute noch andauern!
Warum sind Linke in allen Belangen eigentlich immer so naiv in ihrer Beurteilung?!
Quote18.09.2009,
14:07 Uhr
Verstehe nicht sagt:
Zweifel an der Rechtmäßigkeit?
Ja gehts denn noch?
Muss das Kräfteverhältnis im Krieg jetzt noch irgend einem Recht entsprechen, oder was?
So etwas gibt es doch gar nicht.
Und wenn ja, dann sind die Soldaten in Afghanistan umsonst vorort.
Krieg ist Krieg.
Ich [BW] werde angegriffen, also wehre ich mich[Luftangriff].
Endlich mal ein Erfolgserlebnis für die BW in Af.
Die Afghanen fanden es ok.
Karsai fand es gut.
Der Provinz-Gouvaneur fand es gut.
Warum wird da überhaupt noch diskutiert?
Lasst Oberst Klein und seine Soldaten doch einfach nur seine Arbeit machen und
mischt euch nicht ständig ein.
Quote18.09.2009,
13:29 Uhr
cerberus sagt:
Sie sind im Krieg und diskutieren über die Rechtmäßigkeit von Befehlen.
Das ist brd live.
Sie führen Angriffskriege und kriegen dann Gewissensbisse.
Aber gut so, immer weiter so, die Menschheit brauch was zu lachen.
Quote18.09.2009,
13:38 Uhr
Gregor sagt:
Der Oberst hat absolut richtig gehandelt.
Unschludige Zivilisten sind gegen Mitternacht in einem Kriegsgebiet nicht unterwegs und entführen und plündern Tanklastzüge.
Quote18.09.2009,
12:25 Uhr
pro bundeswehr sagt:
zu welchem ergebnis sesselpupser nach wochenlanger aktenwälzerei, endlosen abwägen von für und wider unter einbeziehung der veröffentlichten meinung kommen, ist vollkommen bedeutungslos.
der oberst musste vor ort, binnen minuten entscheiden, während man sich bei uns in stuhlkreisdiskussionen um begriffsdefinitionen einen runter holt.
er musste über leben und tod von deutschen soldaten entscheiden ohne ein 40-köpfiges team aus menschenrechtsanwäten, deeskalationsexperten, konfliktmanagern und sonstigen dauerschwafelbacken.
daß unsere schandpolitiker und der rückratlose teil der gesellschaft der kämpfenden truppe den dolch hinten rein rammen, wird langsam zur deutschen tradition.
Aus: "Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Luftangriffs" (18. September 2009)
Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article4562811/Zweifel-an-der-Rechtmaessigkeit-des-Luftangriffs.html (http://www.welt.de/politik/deutschland/article4562811/Zweifel-an-der-Rechtmaessigkeit-des-Luftangriffs.html)
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Quote[....]
QuoteWeiter Kritik an deutschem Bombenbefehl
Leser-Feedback zum Beitrag
19. September 2009 15:15
Das war von Anfang an pervers an der Diskussion
Joacher
In der hiesigen Medienlanschaft wurde intensiv diskutiert, ob es sich
nun um 50 Talibankämpfer oder um 50 Zivilisten handelte. Wozu ist das
wichtig? Die Bundeswehr bestätigt, daß ihr absolut klar war, daß sich
ca 50 Menschen an dem Tankzug aufhalten und daß diese bei dem Angriff
großteils sterben werden - warum sonst die Garantie eines
Informanten, es handle sich ausschliesslich um Taliban einholen?
Für mich lautet die Frage, wie um alles in der Welt kommt ein
deutscher Offizier dazu, den Befehl zum Rösten von 50 Menschen zu
geben? (Man verzeihe mir die Wortwahl, aber wenn man ca 250 kG
Sprengstoff auf Dutzende Kubikmeter Benzin wirft, dann dürfte das
einem Rösten entsprechen)
Das Ganze wird noch getoppt durch die Weigerung der Bundesregierung,
die Mission als Krieg zu bezeichnen.
Wenn ein Deutscher nach Afghanistan geht und dort Menschen tötet,
dann ist er juristisch ein Mörder, völlig egal, ob er von Beruf
Soldat ist oder die Reise von Y-Tours veranstaltet wurde. Erst durch
eine Kriegserklärung ändert sich die juristische Situation für einen
Soldaten.
Einen Krieg zu führen ohne den Krieg zu erklären ist in
internationalen Beziehungen eigentlich streng verpöhnt - aber
offenbar nur solange es opportun ist!
Kommentar zu: "Weiter Kritik an deutschem Bombenbefehl" (19.09.2009)
http://www.heise.de/tp/blogs/foren/S-Das-war-von-Anfang-an-pervers-an-der-Diskussion/forum-166063/msg-17388019/read/ (http://www.heise.de/tp/blogs/foren/S-Das-war-von-Anfang-an-pervers-an-der-Diskussion/forum-166063/msg-17388019/read/)
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Exkurs: Dolchstoßlegende
Quote[...] Die Dolchstoßlegende (auch: Dolchstoßlüge) war eine von führenden Vertretern der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) initiierte Verschwörungstheorie, die die Schuld an der militärischen Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg vor allem auf die Sozialdemokratie abwälzen sollte. Sie besagte, das deutsche Heer sei im Weltkrieg ,,im Felde unbesiegt" geblieben und habe erst durch oppositionelle ,,vaterlandslose" Zivilisten aus der Heimat einen ,,Dolchstoß von hinten" erhalten. Antisemiten verknüpften ,,innere" und ,,äußere Reichsfeinde" dabei zusätzlich mit der Chimäre vom ,,internationalen Judentum".
Diese Legende diente deutschnationalen, völkischen und anderen rechtsextremen Gruppen und Parteien zur Propaganda gegen die Novemberrevolution, die Auflagen des Versailler Vertrags, die Linksparteien, die ersten Regierungskoalitionen der Weimarer Republik und die Weimarer Verfassung. Sie gilt in der Zeitgeschichte als bewusst konstruierte Geschichtsfälschung und Rechtfertigungsideologie der militärischen und nationalkonservativen Eliten des Kaiserreichs, die dem Nationalsozialismus wesentliche Argumente lieferte und seinen Aufstieg entscheidend begünstigte.[1]
[...] Die Metapher vom ,,Dolchstoß von hinten" wurde erstmals in einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung vom 17. Dezember 1918 öffentlich gebraucht. Der Autor schrieb dem britischen General Sir Frederick Maurice das Zitat zu:[2]
,,Was die deutsche Armee betrifft, so kann die allgemeine Ansicht in das Wort zusammengefasst werden: Sie wurde von der Zivilbevölkerung von hinten erdolcht."
[...] Der Historiker Boris Barth fand die Herkunft des Begriffs in einer Aussage des Reichstagsabgeordneten Ernst Müller-Meiningen, der am 2. November 1918 bei einem Treffen im Münchner Löwenbräukeller die zur Revolution bereiten Zuhörer mit den Worten zum Durchhalten aufforderte:[3]
,,Solange die Front hält, haben wir in der Heimat die verdammte Pflicht, auszuhalten. Wir müssten uns vor unseren Kindern und Enkeln schämen, wenn wir der Front in den Rücken fielen und ihr den Dolchstoß versetzten."
Das Sprachbild verwies auch auf den Mord an Siegfried im Nibelungenlied. Hindenburg bestätigte diese Assoziation 1920 in seinem Buch Aus meinem Leben:[4]
,,Wie Siegfried unter dem hinterlistigen Speerwurf des grimmigen Hagen, so stürzte unsere ermattete Front; vergebens hatte sie versucht, aus dem versiegenden Quell der heimatlichen Kraft neues Leben zu trinken."
[...] Das Grundmuster der Legende bestand darin, die Kriegsniederlage vom militärischen in den zivilen Bereich abzuschieben und nicht Kriegsziele, Fehler der Kriegs- und Armeeführung, die Erschöpfung der Soldaten, die wirtschaftliche und militärische Überlegenheit der gegnerischen Staaten dafür verantwortlich zu machen, sondern bestimmte Personen oder Gruppen in der Heimat.
Die Suggestion vom ,,hinterhältigen" Angriff auf den ,,Rücken" des Heeres folgte der Logik des ersten historischen totalen Krieges, in dessen Verlauf alle ökonomischen Potentiale für den Krieg mobilisiert wurden. Sie drückte eine militaristische Perspektive aus: Die ,,Heimat" – das Hinterland – sollte die dem Feind zugewandte ,,Front" rückhaltlos unterstützen; nur mit diesem Zusammenhalt sei der Sieg erreichbar; dieser hinge allein vom Siegeswillen einer Nation ab; nur das Durchhalten angesichts einer ,,Welt von Feinden" gereiche ihr zur Ehre, alles andere sei Defaitismus und Sabotage.
[...] Die Aussage Hindenburgs am 18. November 1919 vor dem von der Weimarer Nationalversammlung eingesetzten und öffentlich tagenden ,,Untersuchungsausschuss für Schuldfragen" machte die Dolchstoßlegende publik. Er behauptete mit Bezug auf das Jahr 1918:[13]
,,In dieser Zeit setzte eine planmäßige Zersetzung von Flotte und Heer als Fortsetzung ähnlicher Erscheinungen im Frieden ein. Die braven Truppen, die sich von der revolutionären Zermürbung freihielten, hatten unter dem pflichtwidrigen Verhalten der revolutionären Kameraden schwer zu leiden; sie mussten die ganze Last des Kampfes tragen. Die Absichten der Führung konnten nicht mehr zur Ausführung gebracht werden. So mussten unsere Operationen misslingen, es musste zum Zusammenbruch kommen; die Revolution bildete nur den Schlussstein. Ein englischer General sagte mit Recht: 'Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden.' Den guten Kern des Heeres trifft keine Schuld. Wo die Schuld liegt, ist klar erwiesen."
Als Beleg dafür verwies Hindenburg zudem auf seinen ehemaligen Generalquartiermeister Erich Ludendorff. Dabei verschwieg er:
* dass die OHL-Generäle seit 1916 mit quasi diktatorischen Vollmachten herrschten [14]
* dass sie den Reichstag und die zivilen Kabinettsmitglieder bis Ende September 1918 mit geschönten Berichten über die wahre Lage bewusst getäuscht hatten [15]
* dass sie 1916 einem Verhandlungsangebot seitens des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg zugestimmt und die Reichsregierung am 29. September 1918 ultimativ aufgefordert hatten, Waffenstillstandsverhandlungen mit US-Präsident Wilson aufzunehmen, nachdem die Sommeroffensive von 1918 gescheitert war und Österreich-Ungarn um Waffenstillstand gebeten hatte
* dass der 1914 mit den Reichstagsparteien geschlossene Burgfrieden der Regierung vier Jahre lang ungehindert Pressezensur und Unterdrückung jeglicher Oppositionsbestrebungen ermöglicht hatte, so dass diese fast keinen politischen Einfluss auf die Kriegführung nehmen konnten
* dass die eigene Kriegführung den passiven und aktiven Widerstand sowie Desertionen im deutschen Heer enorm verstärkt hatten, so dass nicht Widerstand aus der ,,Heimat", sondern im Heer selbst dessen Kampffähigkeit weiter eingeschränkt hatte:[16] Der Historiker Wilhelm Deist urteilte:
,,Ein ,,verdeckter Militärstreik" lähmte immer größere Teile des Heeres. ,,Die Truppen greifen nicht mehr an, trotz Befehlen", meldete Oberst von Lenz Generalstabschef der 6. Armee, Mitte April. [...] Kriegsverweigerung war zur Massenbewegung geworden. Insgesamt entzog sich in den letzten Kriegsmonaten vermutlich eine Million Soldaten der Armee. [...] Es ist eine Legende, dass ein ,,Dolchstoß" in den Rücken des Heeres zum militärischen Zusammenbruch des Reichs führte. Die deutsche Armee blieb nicht, wie ihre Führung vorgaukelte, ,,im Felde unbesiegt" - am Ende war sie nicht viel mehr als ein Offizierskorps ohne Truppe."
Nach Hindenburgs Auftritt griffen die Medien und Parteien des konservativen Bürgertums die Metapher auf und verbreiteten sie. Der Berliner Theologe Ernst Troeltsch fasste die Funktion dieser Sicht im Dezember 1919 angesichts der bürgerkriegsartigen Kämpfe des zurückliegenden Jahres wie folgt zusammen:
,,Die große historische Legende, auf der die ganze Reaktion beruht, daß eine siegreiche Armee meuchlings und rücklings von den vaterlandslosen Gesellen der Heimat erdolcht sei, ist damit zum Dogma und zur Fahne der Unzufriedenen geworden."
[...]
Einzelbelege:
1. ↑ Hans-Jörg Koch: Dogma der Unzufriedenen. Die politische Wirkung der ,,Dolchstoßlegende" 1918, in: Der 9. November in der deutschen Geschichte. 1918-1923-1938-1989, Freiburg 1998
2. ↑ Lars-Broder Keil, Sven F. Kellerhoff: Deutsche Legenden. Vom 'Dolchstoß' und anderen Mythen der Geschichte, 2002, S. 36 (Buchauszug online)
3. ↑ zitiert nach Patrick Krassnitzer, Rezension von Boris Barth: Dolchstoßlegenden und politische Desintegration (HSozkult 14. Mai 2004)
4. ↑ Ulrich Krietenbrink: Mythenbildung durch den verlorenen Weltkrieg, in: Mythen und Symbole in der nationalsozialistischen Weltanschauung
5. ↑ Paul von Hindenburg: Aus meinem Leben, Leipzig 1920, S. 398
6. ↑ zitiert nach Wolfram Wessels: 1917: Hinter der Front. Vierte Folge der Reihe Der Erste Weltkrieg, Südwestrundfunk 2, gesendet 7. Mai 2004
7. ↑ Anne Lipp: Heimatwahrnehmung und soldatisches ,,Kriegserlebnis"
8. ↑ Otto Langels: Vor 85 Jahren formulierte Hindenburg die Dolchstoßlegende (Deutschlandradio 18. November 2004
9. ↑ Reinhard Sturm: Vom Kaiserreich zur Republik 1918/19 (Bundeszentrale für politische Bildung)
10. ↑ zitiert nach Hans-Jörg Koch, a.a.O.
11. ↑ zitiert nach: Der Spiegel, 17. Februar 2007, S. 56
12. ↑ Sapan Andreas: Brennende Südfront. Österreich-Ungarns Kampf im Ersten Weltkrieg. (Tagebuchaufzeichnungen von Arz)
13. ↑ Michaelis/Schraepler, Ursachen und Folgen, Band 4, S. 8, zitiert in: Der Hitler-Ludendorff-Putsch – 9. November 1923 (Kamp-Verlag, Reihe ,,Volk und Wissen", pdf)
14. ↑ Bruno Thoß: Der erste Weltkrieg als Ereignis und Erlebnis. Paradigmenwechsel in der westdeutschen Weltkriegsforschung seit der Fischer-Kontroverse; in Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Erste Weltkrieg, Piper, München, 1994, ISBN 3-492-11927-1, S. 1023
15. ↑ Berthold Wiegand: Der Erste Weltkrieg und der ihm folgende Friede. Cornelsen, Berlin, 1993, ISBN 3-454-59650-5, S. 81f
16. ↑ zitiert nach Stefan Storz: Krieg gegen den Krieg; in: Der Ersten Weltkrieg, Stephan Burgdorff und Klaus Wiegrefe, Deutsche Verlags-Anstalt, München, 2004, ISBN 3-421-05778-8, S. 77f
17. ↑ Der Sieg war zum Greifen nah: Broschüre zur Verbreitung der Dolchstoßlegende
18. ↑ zitiert nach Michael Schröders, Nachrichten für Historiker
19. ↑ Adolf Hitler: Zum Parteitag 1923, Aufsatz im Völkischen Beobachter vom 27. Januar 1923, in: Sämtliche Aufzeichnungen, S. 801. Zitiert nach: Ulrich Krietenbrink: Mythen und Symbole in der nationalsozialistischen Weltanschauung
Seite ,,Dolchstoßlegende". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 31. August 2009, 13:40 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dolchsto%C3%9Flegende&oldid=63972026 (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dolchsto%C3%9Flegende&oldid=63972026) (Abgerufen: 19. September 2009, 14:52 UTC)
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Quote[...] Berlin - Der Nato-Bericht über den tödlichen Luftangriff auf zwei Tanklaster in Kunduz weist SPIEGEL-Informationen zufolge auf klare Fehler in der deutschen Operationsführung hin. Oberst Klein, Kommandeur des Wiederaufbauteams in Kunduz, habe sich nicht an das Standard-Einsatzverfahren, die sogenannten Standing Operation Procedures (SOP), gehalten.
[...] Der Nato-Bericht über den Vorfall wird streng geheim gehalten. Am Donnerstag hatte der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, aber Stellung zum Untersuchungsergebnis genommen. Die genaue Opferzahl bei dem tödlichen Angriff auf zwei Tanklastwagen in Afghanistan kann demnach nicht mehr genau ermittelt werden. Bei dem Angriff seien laut verschiedener Quellen 17 bis 142 Menschen getötet worden.
[...] In dem Bericht hieße es zudem, dass es 30 bis 40 getötete und verletzte Zivilisten gegeben haben könnte. "Das bestätigt nicht, dass durch den Luftschlag unbeteiligte Personen getötet wurden", sagte jedoch Schneiderhan. Die Bundeswehr sehe sich durch den Nato-Untersuchungsbericht jetzt entlastet.
...
Aus: "Nato-Bericht bescheinigt deutschem Oberst Fehlverhalten" (31.10.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,658450,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,658450,00.html)
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Quote[...] 29. Oktober: Als einer seiner ersten Amtshandlungen muss sich der neue Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mit dem Bericht beschäftigen. In einer Pressekonferenz sagt Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan, laut NATO habe es bei dem Luftschlag zwischen 17 und 142 Tote gegeben. Er habe nach dem Bericht keinen Grund daran zu zweifeln, dass Oberst Klein und die deutschen Soldaten militärisch angemessen gehandelt hätten. Er betont, es gebe weiterhin keine Bestätigung, dass durch den Luftschlag unbeteiligte Personen getötet worden seien.
erschienen am 29.10.2009 um 18:27 Uhr
Aus: "Chronologie: Der Luftangriff bei Kundus" (29.10.2009)
Quelle: http://newsticker.welt.de/?module=dpa&id=22836992 (http://newsticker.welt.de/?module=dpa&id=22836992)
Quote...
Quote29.10.2009,
14:27 Uhr
Gutmensch II. sagt:
Interssanter Untersuchungsbericht mit hoher Aussagekraft, wenn man "zwischen 17 und 142 Toten" ausgeht.
Quote29.10.2009,
19:12 Uhr
Bürger sagt:
Sehen wir es doch ganz nüchtern. [...] So grausam das auch für die unwissenden Zivilisten sein mag, es wird sich kaum für eine staatsanwaltschaftliche Ermittlung lohnen.
Quote29.10.2009,
18:32 Uhr
Dr.Jeckyl sagt:
Ich meine:
Ausländer ´raus...aus Afghanistan!
Quote29.10.2009,
17:29 Uhr
Claudi sagt:
Recon sagt:
Um es noch noch einmal deutlich zu sagen: Diese Zivilisten durften sich zu dieser Zeit eigentlich gar nicht an diesem Ort aufhalten.
Genau! Darum ist das auch vollkommen Ok wenn man die einfach alle tötet.
In dtl. sollten jugendliche die Ausgehen obwohl es die Eltern verbieten gleich 2 Jahre weg in den Knast! Und da hätten die noch Glück! In Afghanistan werden sie ja gesprengt!
Quote29.10.2009,
17:14 Uhr
Bürger sagt:
Bei der Beurteilung von Sachverhalten hilft es oft, sich mit den Fakten zu befassen. Davon sind jedoch viele Kommentatoren hier weit entfernt.
Es kann sich jeder darauf verlassen, dass Oberst Klein alle verfügbaren Fakten sorgfältig abgewogen hat – Bw-Soldaten sind keine hirnlosen Rambos. Aber bei Entscheidungen ist ein militärischer Führer einsam. Er hat Tatsachenentscheidungen im Augenblick zu treffen – zögern kann den Tod seiner Männer bedeuten. Wenn auch in der Schwere nicht vergleichbar, ist aber die Lage ähnlich wie bei Schiedsrichtern, bei denen später, nach all den Videoanalysen, es auch alle besser wissen.
Allerdings sollte man auch wissen und berücksichtigen, dass schon 1999 im Kosovo Paramilitärs aber auch die reguläre serbische Armee nach erkannter Aufklärung gern und oft Zivilisten in die Zielpunkte gezwungen oder geführt haben, um Aktionen der NATO durch unschuldige, zivile Opfer in der westlichen Öffentlichkeit zu diskreditieren. Dies ist heute eine beliebte Methode vor allem bei Terroristen.
Ich trauere um die zivilen und die militärischen Opfer. Aber ich hoffe durch den Einsatz der Weltgemeinschaft nach 25 Jahren Krieg und Gewalt auf eine bessere und glücklichere Zukunft für die Kinder von Afghanistan.
Quote29.10.2009,
17:00 Uhr
Sorbin sagt:
Ich bin gläubige Katholikin und bin zu Tode wenn hier Menschen sagen tote Kinder und Frauen sind angemesen
Ich muß fragen -sind 60 Milionen .Tote im 2. Weltkrieg angemessen
- waren die Atombobenabwürfe angemssen
- sind bisher 1,3 Toten im Irakkrieg angemesen
- sind die 1000 behinderten Kinder die jährlich Vietnam geboren werden - Ursach das gestreute Gift angemsesen..
Beispiele ohne Ende wo bleiben da die "christlichen Werte".
Und dann verstehe ich die Welt nicht mehr wenn es stimmt das die Taliban unsere Freunde waren als sie gegen die Russen kämpften -stimmt das?
Quote29.10.2009,
17:03 Uhr
Claudi sagt:
Die Nato muss unbedingt noch 100000 Soldaten runterschicken und bei denen für die nächsten 10-20 Jahre eine feste Demokratie aufbauen!
Quote29.10.2009,
17:08 Uhr
knackebusch sagt:
Der Einsatrz war richtig und absolut gerechtfertigt. ...
Quote29.10.2009,
16:02 Uhr
MIFF sagt:
Es ist zur Zeit etwas ausser Mode gekommen, sich an Verfassung (Grundgesetz), Datenschutzgesetz, Steuerrecht, Hoheitsrecht, Völkerrecht usw. zu halten.
Einige Regierungen legen diese in einer Großzügigkeit aus, welche eine Drehung um 180 Grad beinhaltet!
Für diejenigen, die meinen, dass es um ein paar Zivilopfer nicht ankommt, hier ein Auszug aus dem Kriegsvölkerrecht aus Wikipedia:
"Kriegsvölkerrecht:
Kriegshandlungen sind nur zulässig in den Grenzen der völkerrechtlichen Vereinbarungen...insbesondere...über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten.
Insbesondere ist ein Angriff auf diese geschützten Personenkreise unzulässig und stellt ein Kriegsverbrechen dar."
So unverständlich ist dieser Satz doch nicht!
Quote29.10.2009,
16:28 Uhr
German Patriot sagt:
Amerikadeutscher sagt:
"Also wenn ich mir hier so ein paar kommentare ansehe dann verstehe ich schnell das das deutsche volk keine gute beziehung zu deutschen armee hat. Wieso ist das so?
In USA ist das militär sehr wichtig für die menschen und sie mögen es wenn man in der armee ist."
Oh wir haben schon eine gute Beziehung zu unserer Armee / Bundeswehr, immerhin sind es unsere Jungs.
Wir können nur sehr schlecht damit umgehen, wenn wir sinnlos verheizt werden oder uns Fehler unterlaufen, das ist alles.
Warum das Militär für die friedlichen USA so unheimlich wichtig ist und warum jeder so scharf darauf ist dabei zu sein.....................
Meine gute Erziehung verbietet mir jetzt weiter zu schreiben.
...
Kommentare zu: " Umstrittener Luftangriff - Bundeswehr bleibt Antworten schuldig" (29. Oktober 2009)
Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article5017699/Bundeswehr-bleibt-Antworten-schuldig.html?page=6#article_readcomments (http://www.welt.de/politik/deutschland/article5017699/Bundeswehr-bleibt-Antworten-schuldig.html?page=6#article_readcomments)
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Quote[...] Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, hatte am Donnerstag betont, er habe nach dem vorliegenden Ergebnis keinen Grund daran zu zweifeln, dass Oberst Klein und die deutschen Soldaten militärisch angemessen gehandelt hätten.
...
Aus: " NATO-Bericht zum Luftangriff - Oberst Klein unter Beschuss" (31. Oktober 2009)
Quelle: http://www.n-tv.de/politik/meldungen/Oberst-Klein-unter-Beschuss-article571377.html (http://www.n-tv.de/politik/meldungen/Oberst-Klein-unter-Beschuss-article571377.html)
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Quote[...] Die Tatsache, dass der Bericht nicht veröffentlicht wird, nährt den Verdacht, dass der deutsche Oberst nicht eindeutig schuldlos sein könnte. Ebenso spiegelt der Fall die juristischen Schwierigkeiten wieder, wenn ausländische Schutztruppen in Krisengebieten zum Einsatz kommen. Derzeit wird dem Vorfall in Afghanistan das deutsche Rechtssystem zugrunde gelegt. Würde aber anerkannt werden, dass es sich um einen nicht internationalen Konflikt handelt, würde das internationale Kriegsvölkerrecht angewandt.
...
Aus: "Offene Fragen trotz Entlastung - Geheimer Nato-Bericht über umstrittenen Luftangriff bei Kunduz"
(30. Oktober 2009, 13:22, NZZ Online)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/luftangriff_kunduz_1.3947420.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/luftangriff_kunduz_1.3947420.html)
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Quote[...] Der neue Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte am Donnerstag, ein Vorfall wie dieser müsse unter allen Umständen künftig verhindert werden. Die Auswertung des Berichts werde zeigen, ob Konsequenzen nötig seien. «Sollte es zivile Opfer gegeben haben - und es hat möglicherweise zivile Opfer gegeben - bedauere ich das sehr», betonte er.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, teilte in Berlin mit, nach unterschiedlichen Quellen seien bei dem von Oberst Georg Klein am 4. September angeordneten Luftschlag zwischen 17 und 142 Menschen getötet und verletzt worden - darunter 30 bis 40 Zivilisten.
[...] Der NATO-Bericht war am Mittwochabend per Flugzeug von Afghanistan nach Deutschland gebracht worden. Er traf ein, als Franz Josef Jung (CDU) aus dem Amt des Verteidigungsministers verabschiedet wurde.
Aus: "Konflikte - Afghanistan-Angriff: Bundeswehr sieht sich entlastet" (9.10.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/newsticker/2009/10/29/HAUPTSTORY-NATO-DO22840140xml (http://www.zeit.de/newsticker/2009/10/29/HAUPTSTORY-NATO-DO22840140xml)
Quote[...] US-Präsident Barack Obama schickt nach einem Zeitungsbericht deutlich mehr zusätzliche Truppen nach Afghanistan als bislang bekannt. Wie die Washington Post auf ihrer Internetseite berichtet, autorisierte Obama neben der im März angekündigten Aufstockung um 21.000 Soldaten die Entsendung von weiteren 13.000 Mann.
Die zusätzlichen Truppen seien vor allem unterstützende Einheiten wie Sanitäter, Ingenieure und Militärpolizisten, schreibt die Washington Post unter Berufung auf Verteidigungskreise.
[...] Die Meldung über eine weitere Aufstockung der US-Streitkräfte kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem Obama offiziell noch an einer neuen Strategie für Afghanistan arbeitet. Der US-Oberbefehlshaber am Hindukusch, General Stanley McChrystal, forderte kürzlich die Entsendung von bis zu 40.000 zusätzlichen Soldaten.
Doch gleichzeitig schwindet in der Heimat die Basis der Kriegsbefürworter zusehends. Derzeit sind laut Washington Post rund 65.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert.
[...] Wie unterdessen bekannt wurde, können die Taliban nach Angaben aus dem US-Finanzministerium auf weitaus mehr finanzielle Mittel als das Terrornetzwerk al-Qaida zurückgreifen.
Sie verfügten über eine breite Palette krimineller Aktivitäten, um Anschläge auf ausländische Truppen in Afghanistan finanzieren zu können, sagte der für Terrorfinanzierung zuständige Abteilungsleiter David Cohen in Washington.
So werde Geld von Bauern und Drogenhändlern erpresst, außerdem forderten die Taliban Schutzgelder von Geschäftsleuten. Ein Teil des Geldes gelange auch über Afghanistan hinaus ins weltweite Finanzsystem.
Quote
13.10.2009 16:36:12
KvJ: Rückzug - die einzig vernünftige Alternative
Wer nicht blind, taub oder gar dumm ist, wird einräumen, dass vielen Interessieten an einer Fortsetzung dieses politisch,wie moralisch verwerflichen und militärisch sinnlosen Krieges gelegen ist. Wer wieviel und durch welchen Einfluss an diesem Krieg seit Jahren verdient, wer die vielen Waffen und anderen Rüstungs- und Versorgungsgüter liefert, darüber erfahren wir wenig oder nichts, aber es geschieht, ist evident und logisch. Niemand sollte sich der naiven Vorstellung hingeben, dass dieser Krieg am Hindukusch wirklich ein Verteidigungskrieg ist oder gar ein Krieg zur Verteidigung der Menschenrechte. Das ist leider nur eine beabsichtigte Propaganda im Interesse derer, die an der Führung und Fortsetzung des Krieges interessiert sind. Ihnen geht es ausschließlich um Macht- und Interessenpoltik - leider.
Quote
13.10.2009 13:05:03
Heinrich2006: Einstellungswandel bei den GIs
Im 9. Kriegsjahr in Afghanistan hat sich die Stimmung der meisten GIs dort dahingehend verändert, dass es in Afghanistan nicht mehr vorrangig ums "Helfen" geht, sondern ums "Überleben" und gesund schnell nach Hause zu kommen !!
Ihnen ist mittlerweile bewußt, dass ihnen nur purer Hass der Bevölkerung entgegen schlägt.
Quote
13.10.2009 16:35:21
aoe: svensk
"Man kann sich nicht ins Herzen der Mensche bomben!!! "
Da haben natürlich recht! Aber das war ja auch nie das Ziel. Weder in AFGH, noch im Irak. Das Ziel ist die Besetzung strategisch wichtiger Länder um den Würgegriff auf die Hauptölreserven dieses Planeten festigen zu können, in einer Zeit in der China und Indien täglich mehr von diesem Zeug brauchen.
Um die US-Truppenpräsenz die dafür nötig ist, zu rechtfertigen, schafft man schnell ein paar hausgemachte "Terroranschläge" und Krisenherde, die sich auch noch positiv auf die US-Waffenverkäufe und die Söldnerbranche auswirken und schon läuft alles nach Plan.
Quote
13.10.2009 14:58:45
Hanns0815:
Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB.
Quote
13.10.2009 14:42:09
Hanns0815:
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Quote13.10.2009 13:14:37
adel-ar: Der Friedens-Nobelpreisträger zieht ohne demokratische Kontrolle mit mehr Truppen in den Krieg.
Vielleicht töten die Truppen des Friedensnobelpreisträgers diesmal viele Feinde und dabei töten nur wenige hundert Unschuldige. Und hoffentlich besiegt sie, die Friedensnobel-Armee, den Gegner. Noch nie wurden Menschen so human erschossen und von Bomben zerfetzt.
...
Quote
13.10.2009 13:26:09
tappy: Na, hoffentlich
kommt am Tag der Preisverleihung nicht grad 'ne Hochzeitsgesellschaft zu schaden. Das würde die Stimmung eintrüben.
Aus: "Truppenaufstockung ohne Tamtam" (13.10.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/393/490766/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/393/490766/text/)
Quote[...] Zwischen 1991 und 1994 war Goldstone Vorsitzender der Commission of Inquiry regarding Public Violence and Intimidation, der so genannten ,,Goldstone-Kommission". Goldstone war ebenfalls Vorsitzender der Standing Advisory Committee of Company Law. Vom 15. August 1994 bis September 1996 war er Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien und Ruanda. Zwischen August 1999 und Dezember 2001 war Goldstone Vorsitzender der internationalen, unabhängigen Untersuchungskommission im Kosovo.
Am 3. April 2009 wurde Richard Goldstone von der UN-Menschenrechtskommission beauftragt, mögliche Menschenrechtsverbrechen während der israelischen Militäroperation Gegossenes Blei im Gazastreifen aufzudecken.[1] Seinen Abschlussbericht dazu hat er im September 2009 veröffentlicht.[2]
Einzelnachweise:
1. ↑ APA: Richard Goldstone leitet UN-Untersuchung in Gaza. Der Standard, 3. April 2009. Abgerufen am 4. April 2009. (Deutsch)
2. ↑ Israel will einen Bericht der Vereinten Nationen über Kriegsverbrechen während seiner Militäroffensive im Gazastreifen vor acht Monaten eingehend studieren. "Ein UN- Untersuchungsteam unter Leitung von Richard Goldstone hatte zuvor seinen Abschlussbericht veröffentlicht. Darin wurden sowohl Israel als auch den militanten Palästinenserorganisationen Kriegsverbrechen vorgeworfen." Bei vienna.at vom 15. Sept. 2009
Aus: ,,Richard Goldstone" - 29. September 2009, 17:33 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Richard_Goldstone&oldid=65048906 (Abgerufen: 16. Oktober 2009, 15:17 UTC)
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Quote[...] Bei einem Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon bezeichnete Netanjahu den Report als "Hindernis für den Friedensprozess" und als "lächerlich".
[...] Die Vereinten Nationen gelten in Israel bestenfalls als voreingenommen gegenüber dem jüdischen Staat, bei vielen Konservativen jedoch als schlicht antisemitisch.
Der Goldstone-Bericht wirft Israel "unverhältnismäßige Gewalt" beim Vorgehen im Gaza-Streifen vor. "Absichtlich" seien humanitäre Einrichtungen von der Armee beschossen worden. Auch mit dem Einsatz von Phosphorgranaten habe Israel eindeutig gegen das Völkerrecht verstoßen.
Auch die palästinensische Seite wird der Kriegsverbrechen bezichtigt: Der Beschuss israelischer Zivilisten mit Raketen aus dem Gaza-Streifen stelle womöglich sogar ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar.
Mit einer Darmspiegelung hat der israelische Kolumnist Bradley Burston den Goldstone-Report verglichen. Er sei genauso unangenehm, befand er in Haaretz. Und den Befund wolle man gar nicht erst wissen; er könnte schlimm sein. Jetzt ist er bekannt.
Aus: "Schuldig im Sinne der Anklage" Von Julia Amalia Heyer (16.10.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/913/491282/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/913/491282/text/)
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Quote[...]
New York (AFP) - Vor der Debatte der UN-Vollversammlung über den Goldstone-Bericht zu Israels Offensive im Gazastreifen hat sich das US-Repräsentantenhaus hinter die israelische Regierung gestellt. Die US-Abgeordneten stimmten mit großer Mehrheit für eine Entschließung, die Präsident Barack Obama auffordert, einer "Unterstützung oder Erörterung" des UN-Berichts "unmissverständlich" eine Absage zu erteilen.
Für die scharf formulierte, allerdings rein symbolische Resolution gegen den Goldstone-Bericht stimmten 344 US-Parlamentarier, 36 waren dagegen. Der UN-Bericht sei "hoffnungslos unausgewogen und einer weiteren Beachtung oder Legitimität unwürdig", heißt es darin. Der demokratische Mehrheitsführer der Kongresskammer, Steny Hoyer, nannte den Bericht "ungerecht und ungenau". Der Demokrat Brian Baird, der gegen die Resolution gestimmt hatte, sagte hingegen: "Ich war im Gazastreifen und habe den gesamten Goldstone-Bericht gelesen. In ihm sind einige Sachen enthalten, die - auch wenn sie unangenehm sind - stimmen und nicht unter den Teppich gekehrt werden dürfen."
Der Verfasser des Berichts, der südafrikanische Jurist und frühere UN-Chefankläger Richard Goldstone, kritisierte in einem Brief an Hoyer, die Entschließung sei "durchsetzt mit ernsthaften sachlichen Ungenauigkeiten" und aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten.
Der Goldstone-Bericht wirft der israelischen Armee, aber auch bewaffneten Palästinensergruppen wie der Hamas Kriegsverbrechen und mögliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit während Israels Militäroffensive im Gazastreifen vor. Bei der dreiwöchigen Offensive über den Jahreswechsel waren mehr als 1400 Palästinenser getötet worden, unter ihnen viele Frauen und Kinder. Auf israelischer Seite kamen 13 Menschen ums Leben.
Die 192 Mitglieder der UN-Vollversammlung sollten am Mittwoch auch über einen von den arabischen Ländern eingebrachten Resolutionsentwurf beraten, der die zentralen Forderungen des Goldstone-Berichts unterstützt. So werden Israel und die Palästinenser aufgefordert, binnen drei Monaten "unabhängige, glaubwürdige und internationalen Standards entsprechende" Untersuchungen zu möglichen Menschenrechtsverletzungen während der Offensive einzuleiten.
Goldstone selbst empfiehlt in seinem Bericht, dass Israel und die Hamas sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag verantworten sollten, falls sie nicht binnen sechs Monaten glaubhafte Ermittlungen einleiten.
Israel forderte die Staatengemeinschaft zur Opposition gegen den Goldstone-Bericht und die arabische Resolution auf.
Aus: "US-Repräsentantenhaus fordert Boykott des Goldstone-Berichts" (04.11.2009, AFP)
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de/ta/ta.politik.volltext.php?zulieferer=afp&redaktion=afp&dateiname=Z769B4G544505.csv&kategorie=&catchline=%2Fjournal%2Fpolitik&other=&dbserver=1 (http://www.thueringer-allgemeine.de/ta/ta.politik.volltext.php?zulieferer=afp&redaktion=afp&dateiname=Z769B4G544505.csv&kategorie=&catchline=%2Fjournal%2Fpolitik&other=&dbserver=1)
Quote[...] Acht Jahre nach dem Beginn des Krieges sind derzeit 60.000 US-Soldaten in Afghanistan. Zudem sind weitere 35.000 Nato-Soldaten am Hindukusch stationiert. Rund 4000 von ihnen kommen aus Deutschland. Erst im Frühjahr hatte Obama zusätzliche Truppen ins Land geschickt, dennoch befinden sich die radikal-islamischen Taliban-Kämpfer auf dem Vormarsch.
...
Aus: "Isaf-Einsatz - Niederländisches Parlament verlangt Abzug aus Afghanistan" (7.10.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2009-10/afghanistan-niederlande-abzug (http://www.zeit.de/politik/ausland/2009-10/afghanistan-niederlande-abzug)
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Quote[...] «Es ist wichtig, dass wir uns Zeit nehmen, alles zu tun, was wir können, um dies richtig hinzubekommen», sagte Gates. Alle, die an dem Entscheidungsprozess beteiligt seien, sollten dem Präsidenten ihren Rat «offen, aber privat» erteilen.
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Aus: "US-Pläne für Afghanistan bleiben im Dunkeln" (Dienstag, 6. Oktober 2009)
Quelle: http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2009/10/06/international/us_plaene_fuer_afghanistan_bleiben_im_dunkeln (http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2009/10/06/international/us_plaene_fuer_afghanistan_bleiben_im_dunkeln)
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Quote[...] Mittlerweile überschreiten die Gesamtausgaben der USA für den Krieg in Afghanistan seit dem 11. September 2001 schon bald die Schwelle von 300 Milliarden Dollar. Der US-Senat stimmte erst am Dienstag einem neuen Ausgabengesetz für das Militär zu. Neben 498 Milliarden Dollar für das Verteidigungsministerium sind darin auch zusätzliche 128 Milliarden Dollar für die Militäroperationen im Irak und Afghanistan enthalten.
...
Aus: "Afghanistan ist eine teure und blutige Last" (08. Oktober 2009 )
Quelle: http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/aussenpolitik/art391,272769 (http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/aussenpolitik/art391,272769)
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Quote[...] Den Schätzungen zufolge liegen die seit 2001 bewilligten Gesamtausgaben für die Kriege im Irak und Afghanistan einschließlich der Vorlage vom Dienstag bei rund einer Billion Dollar. Das Ausgabengesetz muss noch mit einer Vorlage des Repräsentantenhauses abgestimmt werden, bevor es dann Präsident Barack Obama zur Unterschrift vorgelegt werden kann. In der Vorlage, dem der Senat mit 93 zu 7 Stimmen zustimmte, wird außerdem jegliche Verlegung von Insassen des umstrittenen Internierungslagers Guantanamo auf Kuba in die USA verboten. (APA/AP)
...
QuoteCrass Spektakel, 07.10.2009 16:39
0,25% des BNP
Also kostet der Afghanistankrieg sagenhafte 0,25% des amerikanischen BNP. Das dürfte der billigste Krieg der bekannten Geschichtsschreibung sein.
Zum Vergleich: WK2 45%, Vietnam 15%, Irakkrieg 0,75%.
QuoteStudent der Magie, 07.10.2009 13:38
Es ist ein Irrsinn
welche Summen für das Töten und Verletzen von Menschen, welche Summen für das Zerstören von ganzen Völkern und Kulturen ausgegeben werden.
Und Irrsinn, Wahnsinn, sind wohl gleichzeitig einer der Worte, die Krieg an sich sehr treffend bezeichnen, jedenfalls den Geisteszustand Krieg: Irsinn, Wahnsinn, Krank. So gesehen sind wohl auch alle, die so einen unmenschlichen Krieg befehligen irrsinnig, wahrsinnig und krank.
Wenn man sich überlegt, was man alles Gutes mit diesem Geld machen könnte, wie viele Menschen mit diesem Geld ein Sorgenfreies Leben führen könnten, müsste man sämtliche verantwortlichen Regierungen und daran verdienenden Hinterleute schnellstens aus ihren Ämtern und den Positionen, die sie haben jagen.
QuoteBitte Bitte, 07.10.2009 23:16
Umwegrentabilität
ist in unserem System ein Deckwort für private Bereicherung unter Ausschluß externer Kosten.
Laut Stiglitz sind die Kosten der beiden Kriege für die USA unter Einberechnung von externen Kosten, wie medizinische Versorgung invalider Veteranen etc. bei 3 Billionen Dollar.
Geld entsteht aber nicht durch Gelddrucken, Ausleihen oder sonstwas. Es entsteht durch der Hände Arbeit.
Auch Krieg ist Hände Arbeit, die man aber auch anders einsetzen könnte. So etwas nennt sich Opportunitätskosten.
Die Umwegrentabilität für die US-Wirtschaft schaut verheerend aus. Die Kriegskosten der USA übersteigen das Öl-Exportvolumen des Irak von 10 Jahren.
Die Kriegstreiber in den USA saugen ihr eigenes Land aus.
QuoteHans Laschnig, 07.10.2009 13:26
Die "Gott schütze Amerika" schreienden "Patrioten" der (privaten) Waffenindustrie/Hochfinanz/Kriegsgewinnler saugen in Wahrheit den Staat USA und ihre eigene Bevölkerung bis aufs letzte aus.
Sie sagen: "für die Sicherheit" - sind im Endeffekt aber selbst die grösste Gefahr für den Staat und ihr Volk. Aber das stört sie natürlich nicht, denn sobald der Staat ausgesaut ist und alle von ihnen abhängig sind, gehört ja sowieso alles ihnen, dann stehen sie über der Politik. Die Frage ist, wo stehen wir heute?
Aus: "Ausgabengesetz im Senat - Afghanistan-Krieg kostete 300 Milliarden Dollar" (07. Oktober 2009)
Quelle: http://derstandard.at/fs/1254310757929/Ausgabengesetz-im-Senat-Afghanistan-Krieg-kostete-300-Milliarden-Dollar (http://derstandard.at/fs/1254310757929/Ausgabengesetz-im-Senat-Afghanistan-Krieg-kostete-300-Milliarden-Dollar)
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Quote[...] Kabul. Zehn Tage vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Afghanistan sind bei einem Taliban-Angriff in der Hauptstadt Kabul mindestens sechs ausländische UN-Mitarbeiter getötet worden. Der Sprecher der UN-Mission in Afghanistan (UNAMA), Aleem Siddique, sagte, weitere UN-Mitarbeiter seien bei dem Sturm auf ein UN- Gästehaus verletzt worden. Angaben zur Nationalität der Opfer machte er zunächst nicht.
Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, der Angriff auf das Gästehaus sei der Auftakt der Kampagne der Aufständischen gegen die Stichwahl am 7. November gewesen. Nach Angaben der Polizei beschossen die Taliban zudem das einzige Fünf- Sterne Hotel des Landes, das Serena-Hotel in Kabul, mit Raketen.
Der Chefermittler der Kabuler Polizei, Abdul Ghafar Sayedsada, sagte, neben den sechs UN-Mitarbeitern seien bei den Gefechten an dem Gästehaus die drei Angreifer, zwei afghanische Sicherheitskräfte und ein Zivilist getötet worden. Zwei ausländische UN-Mitarbeiter seien verwundet worden. Sieben weitere Mitarbeiter der Vereinten Nationen seien von der Polizei gerettet worden.
Taliban-Sprecher Mudschahid sagte, die Opfer beimSturm auf das UN-Gästehaus hätten bei der Vorbereitung der Wahl am 7. November mitgeholfen. Die Aufständischen hätten alle Afghanen und Ausländer davor gewarnt, dass sie dadurch zum Ziel würden. Die Vereinten Nationen unterstützen die Wahlvorbereitungen maßgeblich.
Die Taliban bekannten sich auch zu dem Raketenangriff auf das Serena-Hotel, bei dem es nach Polizeiangaben keine Opfer gab. Sayedsada sagte, eine Rakete sei im Hotel eingeschlagen, eine weitere davor. Im Januar 2008 hatte ein Selbstmordkommando der Taliban das Luxushotel angegriffen und mehrere Menschen getötet. Die Sicherheitsmaßnahmen waren danach dramatisch verschärft worden. (dpa)
Aus: "Viele Tote in Kabul - Taliban ermorden gezielt UN-Mitarbeiter" (28.10.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/2044316_Viele-Tote-in-Kabul-Taliban-ermorden-gezielt-UN-Mitarbeiter.html (http://www.fr-online.de/top_news/2044316_Viele-Tote-in-Kabul-Taliban-ermorden-gezielt-UN-Mitarbeiter.html)
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Quote[...] Der Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai steht nach einem Zeitungsbericht seit acht Jahren auf der Gehaltsliste des CIA. Der US-Geheimdienst habe Ahmed Wali Karsai für eine Reihe von Diensten bezahlt, berichtete die "New York Times" am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf Mitarbeiter der US-Behörden.
Unter anderem habe Karsai Rekruten für eine paramilitärische Einheit der CIA geworben, die in der Umgebung seiner Heimatstadt Kandahar nach Extremisten fahndete. Zudem habe er dem Geheimdienst ein Gebäude vermietet, das früher dem Taliban-Führer Mullah Omar gehörte, und Kontakte zu den radikalislamischen Rebellen in der Region hergestellt.
Die Zusammenarbeit sei wegen Karsais angeblicher Kontakte zu illegalen Drogenhändlern in Afghanistan auch in der US-Regierung zunehmend umstritten, heißt es in dem Bericht. Mit der Unterstützung von "Gangstern" untergrabe Washington seine Strategie, die Bevölkerung Afghanistans zu unterstützen, sagte Generalmajor Michael Flynn, der wichtigste Offizier des US-Militärgeheimdienstes am Hindukusch, dem Blatt.
Karsai selbst wies die Vorwürfe gegenüber der Zeitung zurück: "Ich kenne niemanden von der CIA und habe nie Geld von irgendeiner Organisation bekommen." Der Geheimdienst wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Die Beziehungen der Regierung von US-Präsident Barack Obama zu Ahmed Walis Bruder Hamid Karsai stehen nach den Fälschungsfällen er ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Afghanistan nicht zum Besten. Der früher vom Westen protegierte Staatschef wird sich am 7. November in einer Stichwahl seinem Konkurrenten Abdullah Abdullah stellen. (afp)
Aus: "Zeitungsbericht - Karsai-Bruder arbeitet für die CIA" (28.10.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/2044410_Zeitungsbericht-Karsai-Bruder-arbeitet-fuer-die-CIA.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/2044410_Zeitungsbericht-Karsai-Bruder-arbeitet-fuer-die-CIA.html)
Quote[...] Rashid: ... man muss diese Leute mit militärischen Mitteln bekämpfen. Es bleibt gar nichts anderes übrig, schließlich haben die Taliban sich selbst für den gewaltsamen Weg entschieden. Krieg ist der einzig richtige Weg.
...
Aus: ""Krieg ist der einzig richtige Weg"" (02.11.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,658686,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,658686,00.html)
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Quote[...] Der Begriff Tina-Prinzip (auch TINA-Prinzip) stammt von dem französischen Soziologen Pierre Bourdieu und ist eine (leicht ironisch gemeinte) Bezeichnung für ein bestimmtes, simples Muster, mit dem manche Politiker in der Öffentlichkeit Entscheidungen begründen. Dabei ist Tina die Abkürzung für There is no alternative (,,Es gibt keine Alternative"), eine rhetorische Floskel, die zum Beispiel von der britischen Premierministerin Margaret Thatcher oft verwendet wurde.[1]
Die behauptete Alternativlosigkeit, so die gegensätzliche These, sei aber nicht real, sondern nur ein propagandistisches Mittel, um Kritik in der Öffentlichkeit von vornherein zu delegitimieren und eine Diskussion zu unterbinden. Dementsprechend hat die Globalisierungskritikerin Susan George dem TINA-Prinzip den Ausruf "TATA!" (There Are Thousands of Alternatives!) entgegengestellt – in Anlehnung an den Slogan "Eine andere Welt ist möglich."[2]
...
* Seitentitel: Tina-Prinzip
* Herausgeber: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
* Autor(en): Wikipedia-Autoren, siehe Versionsgeschichte
* Datum der letzten Bearbeitung: 17. Oktober 2009, 20:30 UTC
* Versions-ID der Seite: 65698691
* Permanentlink: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tina-Prinzip&oldid=65698691
* Datum des Abrufs: 3. November 2009, 09:14 UTC
Quote[...] Am Hindukusch eskaliert die Gewalt. Die Aufständischen gewinnen an Einfluss -- in Afghanistan, aber auch in Pakistan. Dabei hatte US-Präsident Obama doch vor sieben Monaten seine Afghanistan-Strategie verkündet, mit der die Region stabilisiert werden soll. Doch dieser kurz "AfPak" genannte Ansatz greift nicht.
[...] "Lessons in Disaster", heißt der Titel eines Sachbuches. Frei übersetzt: "Was man aus einer Katastrophe lernen kann." Dieses Buch wird mittlerweile dem Präsidenten und seinen Beratern als Lektüre empfohlen. Sein Autor, Gordon M. Goldstein, erklärt warum:
O-Ton Goldstein (overvoice)
"Die Parallelen zwischen Vietnam und Afghanistan sind wirklich verblüffend und wahrhaft besorgniserregend. [...] Sowohl in Vietnam wie in Afghanistan haben wir ein großes Nachbarland, das eine Aufstandsbewegung unterstützt und stärkt. In beiden Ländern sehen wir eine korrupte oder unfähige Stellvertreterregierung an der Macht. In beiden Fällen kämpfen wir keinen konventionellen Krieg. Wir kämpfen gegen eine Aufstandsbewegung, führen eine Form des militärischen Konflikts, die wir weit weniger gut beherrschen als alle anderen. Und in beiden Situationen sehen wir uns daheim und international schwindender öffentlicher Unterstützung für einen Konflikt gegenüber, für den offenbar kein identifizierbarer Endpunkt in Sicht ist. Wir stehen wirklich vor einem äußerst schwierigen Problem."
...
Aus: "Eskalation oder Ausstieg am Hindukusch? Obamas schwierige Entscheidung
Ein Beitrag aus der NDR-Reihe "Streitkräfte und Strategien""
(Aus: NDR-Sendereihe Streitkräfte und Strategien, 31. Oktober 2009; www.ndrinfo.de)
Uni Kassel, AG Friedensforschung, Peter Strutynski, Nora-Platiel-Str. 5, 34109 Kassel
Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/obama10.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/obama10.html)
Quote[...] Die Angst vor dem Terror ist allgegenwärtig: Es wimmelt von Kontrollen, Soldaten, die mit ihren vor den Mund gebundenen Tüchern eher wie wilde Milizen aussehen, kreuzen auf Jeeps durch die Straßen. Und über der Stadt schwebt einem gigantischen Goldfisch gleich ein Zeppelin am Himmel, der aus der Luft das Botschaftsviertel überwacht.
Nur von Wahlkampffieber spürt man nichts, selbst in Kabul sind kaum Plakate zu sehen. Tatsächlich glaubte zuletzt kaum noch jemand, dass am 7. November wirklich gewählt wird.
Nachdem Oppositionsführer Abdullah Abdullah seine Kandidatur zurückzogen hat, ist Amtsinhaber Karsai der einzige Kandidat. Eine solche Ein-Mann-Show würde die Wahl völlig zur Farce machen.
Hinter den Kulissen suchen die USA verzweifelt nach einem Ausweg aus dem seit über zwei Monaten währenden Schlamassel.
"Die Menschen haben diese Wahlen satt", sagt der Paschtune Mirwais, während er die Wespen verscheucht, die das Glas Fanta seiner kleinen Tochter umschwirren. Mirwais ist erst 26 Jahre alt, aber schon Witwer. Seine junge Frau starb, wahrscheinlich an Nierenleiden, und auch das sagt viel aus über den Zustand Afghanistans und über den Mangel an medizinischer Versorgung aus.
Die Afghanen seien sauer, dass die UN für dieses Wahltheater Millionen verpulvere, sagt Mirwais. Das Geld solle besser in den Aufbau fließen. "Niemand wollte eine zweite Runde. Nur die Ausländer".
Obgleich er den Paschtunen Karsai unterstützt, wollte Mirwais nicht wählen gehen. Zu gefährlich, meint er. Das hört man allenthalben. Die allermeisten Afghanen scheinen keinerlei Lust zu haben, erneut ihr Leben zu riskieren. "Warum soll ich wählen gehen", schnaubt auch der Kellner Ahmed. Der 25-jährige Hazara mit den hohen Wangenknochen klingt, als habe man ihn eine anstößige, oder zumindest saublöde Frage gestellt.
Das Restaurant im Herzen Kabuls wirkt wie ein Mikrokosmos des Landes - zwischen Kalaschnikow-Kultur, Islam und neuen Freiheiten. An der Wand hängen altertümliche Gewehre, während auf dem modernen Flachbildschirm tadschikische Popvideos laufen – mit Mädchen in Miniröcken und mit tiefen Ausschnitten.
Zwar hat die Zensurbehörde das nackte Frauenfleisch überblenden lassen, aber allein, dass die Videos gezeigt werden, wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen.
In den Taxis dudelt nun Musik, am Freitag fliegen über Kabul wieder die bunten Drachen am Himmel. All das war unter den Taliban verboten.
Die Wahlen haben fast alle enttäuscht: "Was ist aus meiner Stimme geworden", empört sich der Hazara Ahmed. Er glaubt, dass Karsais Leute seinem Kandidaten die Stimmen gestohlen haben.
Mirwais sieht das wie viele Paschtunen, die mit 45 Prozent die größte Volksgruppe stellen, völlig anders. Der Westen habe Karsai durch falsche Betrugsvorwürfe den verdienten Sieg im ersten Wahlgang geraubt, glaubt er. Er versteht die Aufregung im Westen nicht: "Ein bißchen Wahlbetrug gibt es doch überall."
Andere wollen von all dem nichts mehr wissen. "Why not?" - Warum nicht, antwortet der weißbärtige Gemüsehändler auf die Frage, ob er zur Wahl geht. Das bedeutet weder Ja noch Nein, sondern wohl mehr, dass ihn das nicht interessiert.
Der Sieger sind die Taliban. Sie haben mit Anschlägen nicht nur gezeigt, dass selbst Kabul nicht sicher ist. Sie verhöhnen den Endlos-Streit um die Wahlen als "Seifenoper". Fraglos hat das Debakel die junge Demokratie nicht gestärkt.
Die Sehnsucht nach dem starken Mann wächst. "Afghanistan braucht einen Hitler", sagt Mirwais, wobei man wissen muss, dass viele in Südasien, auch in Indien etwa, Hitler nicht als Massenmörder, sondern vor allem als starke Führungspersönlichkeit wahrnehmen.
Auch Ahmed meint: "Wir brauchen keine Demokratie. Wir brauchen einen Pinochet, einen Fidel Castro oder einen Atatürk." Selbst Demokratie-Befürworter sagen hinter vorgehaltener Hand ähnliches, formulieren es nur vornehmer: Notwendig sei ein von den UN eingesetzter Präsident, nicht ein gewählter", findet ein Bürgerrechtler, der nicht namentlich zitiert werden will. "Karsai und Abdullah müssen weg."
Die wahren Verlierer dieser Wahl sitzen nicht in Afghanistan, sondern in Washington und Europa. Der Westen hat den Einsatz am Hindukusch zuhause mit dem Kampf für die Demokratie gerechtfertigt.
Das verkannte, dass sich eine mittelalterliche Stammesgesellschaft nicht in wenigen Jahren ummodeln lässt. "Die Afghanen wollten dieses System nicht", sagt Wojahn. "Die haben ihre eigene Art, die Dinge zu regeln, die Loya Jirga etwa, die große Ratsversammlung." Nun hat das Wahlfiasko und der Wahlbetrug die Kritik am Afghanistan-Einsatz im Westen angeheizt statt zu besänftigen. Die Sinnfrage wird gestellt: Was macht der Westen in Afghanistan?
Und die Frage wird lauter: Ist Afghanistan überhaupt noch zu retten. Und wenn ja, wie? Das Land steckt in der Krise – politisch, militärisch und wirtschaftlich. Der Westen macht es sich zu bequem, wenn er alle Schuld Karsai und seiner korrupten Regierung anlastet. Auch die Internationale Gemeinschaft kann sich nicht auf die Schulter klopfen.
In zwei Jahre sind die Amerikaner und ihre Verbündeten genauso lange da wie die Russen waren, bevor sie 1989 gedemütigt abzogen Der Vergleich fällt nicht unbedingt zugunsten des Westens aus. "Die Russen haben viel für die Allgemeinheit getan", sagt Wojahn. Sie haben Straßen gebaut und Wohnblocks mit Zentralheizung. In Afghanistan, wo die Temperatur im Winter 30 Grad unter Null sinken kann, ist das Traum.
Heute blüht in Afghanistan vor allem eins, das Opiumgeschäft. Und das direkt unter der Nase der internationalen Truppen. Der Aufbau geht dagegen viel zu oft nur schleppend voran. Die Internationale Gemeinschaft scheint oft unkoodiniert nebeneinander herzuwursteln oder sich zu verzetteln.
Nur 20 Prozent der Finanzhilfen kämen tatsächlich bei den Afghanen an, 80 Prozent der Gelder flössen dagegen in die Geberländer zurück, weil diese die Aufträge eigenen Firmen oder Hilfsorganisationen zu schusterten, schätzen Experten.
Aus: "Flucht vor dem Chaos - "Afghanistan braucht einen Hitler"" Von Christine Möllhoff (02.11.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/2055295_Flucht-vor-dem-Chaos-Afghanistan-braucht-einen-Hitler.html (http://www.fr-online.de/top_news/2055295_Flucht-vor-dem-Chaos-Afghanistan-braucht-einen-Hitler.html)
Quote[...] Ausgangpunkt für ihre [http://www.conflictandhealth.com/content/pdf/1752-1505-3-9.pdf (http://www.conflictandhealth.com/content/pdf/1752-1505-3-9.pdf)] Studie, die in der Zeitschrift Conflict and Health erschienen ist, war eine Umfrage der Nachrichtenagentur AP im Jahr 2007 über die Wahrnehmung des Kriegs im Irak in den USA. Die Befragten konnten einigermaßen genau die Zahl der getöteten US-Soldaten angeben (Median: 2.974, tatsächlich 3.100), während sie die Zahl der getöteten irakischen Zivilisten weit unterschätzten (Median: 9.890). Studien gehen allerdings davon aus, dass es mindestens 100.000, möglicherweise sogar eine halbe Million oder mehr Opfer gegeben hat ([Irak-Krieg: Hunderttausend oder eine Million Todesopfer? Irak-Krieg: Hunderttausend oder eine Million Todesopfer?]).
Dieses Missverhältnis hat, so die Hypothese, mit der Berichterstattung zu tun. Das Ergebnis ist wenig überraschend. Die US-Zeitungen berichteten deutlich mehr von getöteten Koalitionssoldaten als von irakischen Zivilisten (7.151:4.445), auch wenn es zwischen den Zeitungen erhebliche Unterschiede gibt. In 3 Zeitungen aus dem Nahen Osten sowie im Guardian war die Berichterstattung genau umgekehrt (495:923).
Das Ergebnis sei zu erwarten gewesen, räumen die Wissenschaftler ein, weil die Zeitungen die Interessen ihrer Leser berücksichtigen, die oft jemanden kennen, der im Irak stationiert war oder dort verletzt oder getötet wurde. Aber durch die Entscheidung, welche Artikel veröffentlicht werden, wird auch die Wahrnehmung des Kriegs für die Bürger eines Landes und auch für die Soldaten erheblich beeinflusst, das aber laufe eigentlich dem Auftrag der Medien zuwider. Allerdings sind die Aussagen der Studie, worauf die Autoren auch hinweisen, nur begrenzt gültig, da sie sich nur auf eher regionale Zeitungen bzw. deren Online-Ausgaben, aber nicht auf Fernseh- oder Radionachrichten beziehen. Die überwiegende Mehrheit der US-Amerikaner bezieht ihre Nachrichten mehr und öfter aus dem Fernsehen.
Die Einseitigkeit der US-Zeitungen, die dazu führt, dass die Menschen in den USA die Zahl der getöteten irakischen Zivilisten weit unterschätzen, führt zu der Frage, so die Autoren, inwieweit sie einen bewaffneten Konflikt unterstützen oder seine Fortsetzung ermöglichen. Die Frage sei auch, ob die Medien noch ein Werkzeug für die zivile Begutachtung militärischer Aktionen sind oder bereits zu einem Komplizen im Krieg wurden. Das vom Pentagon entwickelte Konzept der "eingebetteten Journalisten", die teils auch keine Erlaubnis mehr erhielten, wenn sie nicht entsprechend berichteten, war sicherlich ein ebenso wichtiges Mittel zur Förderung der einseitigen Berichterstattung wie die lange betriebene Vermeidung [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18988/1.html], zivile Opfer zu zählen.
Quote8. November 2009 18:58
Ergebnis der freiwilligen Gleichschaltung der Medien.
observer3 (832 Beiträge seit 31.12.05)
Und das nicht nur in den USA, sondern auch bei uns.
Die wahre Zahl von möglicherweise bis zu einer Million Kriegstoten in
Afghanistan und im Irak stösst auch in unserer Bevölkerung auf
Ungläubigkeit.
Ich habe zuvor nie verstanden, wie es während des Aufstiegs der Nazis
in Deutschland innerhalb kurzer Zeit zu einer so weitgehenden
Gleichschaltung der Medien und der "öffentlichen Meinung" kommen
konnte.
Nach dem 11.09.2001 war dann auch für uns "Nachgeborene" eine
freiwillige Gleichschaltung der Medien zu beobachten.
Berichterstattung im Interesse der "Führung" unseres Landes und
unserer "Verbündeten". Gewaltige offizielle Lügen, wie bei den
9/11-Anschlägen und den angeblichen "Massenvernichtungswaffen" im
Irak, die dann zu Angriffskriegen gegen Afghanistan und den Irak
benutzt wurden, mit der Folge von bis zu einer Million toter Muslime,
bleiben weitgehend unhinterfragt.
Irak-Kriegs-Hetzer wie Josef Joffe, an dessen Feder desshalb das Blut
Hundertausender Unschuldiger klebt, geben bis heute in einer
"seriösen" Zeitung wie "die Zeit" den Ton an.
Es passiert erschrechend einfach und schnell. Ein Klima, in dem Jeder
auf der richtigen, der erfolgreichen Seite dabei sein will und wo
"kritische Geister" nicht mehr zu (geschriebenem) Wort kommen und
sogar um ihre berufliche Zukunft gebracht werden.
Einzig das Internet gibt Kritikern noch das Wort.
Aber damit wird ein viel zu kleiner Teil der Bevölkerung erreicht.
Die Mächtigen scheren sich längst nicht mehr um sowas wie Recht oder
Moral.
Für sie ist die Lüge zum Normalfall geworden. Ihre Kriege in
Afghanistan und im Irak sind "Friedensmissionen".
Sie haben erreicht, dass ihre "Srachregelungen" und Deutungen in den
Medien propagiert werden - neben allerlei dümmlicher Unterhaltung für
das Volk. ...
Quote8. November 2009 23:20
Das geschieht nicht freiwillig
antiimp (mehr als 1000 Beiträge seit 30.06.06)
"Operation Mockingbird war eine ausgedehnte - ebenso geheime wie
illegale - Geheimdienstoperation der CIA zur Steuerung,
Unterwanderung und Kontrolle einflussreicher Massenmedien in den USA
und im Ausland. Die Existenz der Operation ist 1976 im Zuge der
Untersuchungen des Church Committees eingestanden worden. Die
Operation Mockingbird gehört zu den 2007 freigegebenen sogenannten
"Familienjuwelen der CIA". "
http://www.mein-parteibuch.com/wiki/Operation_Mockingbird
Der BND und die deutschen Journalisten
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/2/2441/1.html
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/2/2442/1.html
observer3 schrieb am 8. November 2009 18:58
> Und das nicht nur in den USA, sondern auch bei uns.
> Die wahre Zahl von möglicherweise bis zu einer Million Kriegstoten in
> Afghanistan und im Irak stösst auch in unserer Bevölkerung auf
> Ungläubigkeit.
Dazu kommen mindestens 500.000 Tote durch Sanktionen und Uranmunition
in den 90ern.
"Lesley Stahl on U.S. sanctions against Iraq: We have heard that a
half million children have died. I mean, that's more children than
died in Hiroshima. And, you know, is the price worth it?
Secretary of State Madeleine Albright: I think this is a very hard
choice, but the price--we think the price is worth it.
--60 Minutes (5/12/96)"
http://www.fair.org/index.php?page=1084
Uranmunition
http://www.xs4all.nl/~stgvisie/VISIE/extremedeformities.html
> Ich habe zuvor nie verstanden, wie es während des Aufstiegs der Nazis
> in Deutschland innerhalb kurzer Zeit zu einer so weitgehenden
> Gleichschaltung der Medien und der "öffentlichen Meinung" kommen
> konnte.
>
> Nach dem 11.09.2001 war dann auch für uns "Nachgeborene" eine
> freiwillige Gleichschaltung der Medien zu beobachten.
Die konnte man schon vorher beobachten zum Beispiel beim Krieg gegen
Irak(Brutkastenlüge) und Jugoslawien(Racak, Hufeisenplan usw.).
> Wie können wir diese Fehlentwicklung rückgängig machen?
Die Lügen der Herrschenden müssen als solche entlarvt werden.
Quote8. November 2009 11:25
WDR-Radio spach gestern in den Nachrichten noch davon
Dissi_Dent (mehr als 1000 Beiträge seit 06.08.08)
dass es bei Kleins Bombardement "vermutlich" auch zivile Opfer gab.
Soviel zum Thema Komplizenschaft und Verhöhnung der Opfer.
...
Das Bombardement war am 4. September und der WDR stellt die von allen
Seiten (selbst von Guttenberg) bestätigten Opfer noch immer in Frage.
Quote8. November 2009 21:50
schon schlimm genug, das sie schätzen müssen
Awotank (mehr als 1000 Beiträge seit 20.07.03)
in Zeiten von Vernetzung.
Quote8. November 2009 16:45
Falsch
Anblau (59 Beiträge seit 02.07.09)
E-Ratio schrieb am 8. November 2009 13:01 [...]
> Manchmal ist tot eben nicht gleich tot.
Tot ist tot.
Aus: "US-Bürger unterschätzen die Zahl der getöten irakischen Zivilisten bei weitem"
Florian Rötzer (08.11.2009)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31458/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31458/1.html)
Quote[...] Personen mit starker territorial-emotionaler Prägung finde man meist beim Militär, wo sie ihr ,,Stammesgebiet verteidigten". Dort sei die anale Sprache besonders ausgeprägt.
[...] Bei Bio-Überlebensangst oder emotionaler Erregung setze das rationale Denken völlig aus. Statusverlust oder fremdes Eindringen ins eigene Territorium bedeute für den durchschnittlich domestizierten Primaten immer eine Bedrohung. Die Kirche mache sich das zunutze, indem sie ihren Anhängern erst mit Höllenstrafen Angst einjage und anschließend die himmlische Erlösung verspreche, um sie leichter zu beherrschen. Religiöse Systeme halten keiner rationalen Analyse stand, funktionieren aber trotzdem, sagt Wilson.
...
Aus: "GEISTIGE AUSSICHTEN – Die Philosophie der siebziger Jahre"
Birgit Sonnek - Stadtbibliothek Wolfsburg (Stand: Januar 2009)
Quelle: http://www.stadtbibliothek.wolfsburg.de/GeistundGehirn-Schluesseltexte/downloads/aussichten.pdf (http://www.stadtbibliothek.wolfsburg.de/GeistundGehirn-Schluesseltexte/downloads/aussichten.pdf)
Quote[...] Die Mohnkapsel war das Symbol für Morpheus, den Gott des Traumes, für Thanatos, den Gott des Todes, und für Nyx, die Göttin der Nacht; diese Symbolkraft der Mohnkapsel für den Traum, den Schlaf und den Tod hat einen vielfältigen Niederschlag in der bildenden Kunst gefunden. ...
Aus ,,Schlafmohn". Bearbeitungsstand: 2. November 2009, 21:04 UTC.
URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schlafmohn&oldid=66339138
(Abgerufen: 12. November 2009, 09:41 UTC)
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Quote[...] Der Aufwand für den Minister ist [ ] enorm: Selbst in den gepanzerten Fahrzeugen müssen alle Insassen Schusswesten tragen. Eine wahre Armee von Bodyguards sichert die Fahrzeugkolonne. Damit zu möglichen Attentätern nicht vorab Informationen durchsickern, wann und wie westliche Politiker nach Kabul kommen, sind solche Sicherheitsmaßnahmen bei Afghanistan-Besuchen mittlerweile üblich.
...
Aus: "Afghanistan-Reise: Guttenberg auf Antrittsbesuch in der Kampfzone"
Aus Kabul berichtet Matthias Gebauer (12.11.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,660720,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,660720,00.html)
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Quote[...] Bei seiner Ankunft machte Guttenberg deutlich, dass er das verstärkte Vorgehen von US-Elitetruppen gegen die radikal-islamischen Taliban im deutschen Einsatzgebiet im Norden des Landes grundsätzlich billigt. "Ich sehe das prinzipiell nicht negativ", sagte der Minister.
Die Aktionen der US-Truppen sorgten in der Unruheregion Kundus für mehr Sicherheit. Bisher sei die Abstimmung miteinander sehr gut. Es sei wichtig, dass dies auch in Zukunft so bleibe.
[...] Die Bundeswehr war [ ] von Seiten der USA in die Kritik geraten, als sie im gleichen Gebiet einen US-Luftangriff auf zwei von Taliban entführte Tanklaster angeordnete hatte. Bei der Bombardierung starben nach Angaben der afghanischen Regierung neben 69 Taliban auch 30 Zivilisten.
Guttenberg hatte sich hinter die deutschen Soldaten gestellt und den Angriff als militärisch angemessen verteidigt. Derzeit prüft die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe den Vorfall.
[...] Zu den Optionen, die im sogenannten Kriegsrat (war council) der US-Regierung erörtert wurden, gehört die Entsendung von 30.000 zusätzlichen Soldaten nach Afghanistan. Drei weitere Pläne sehen andere Zahlen vor, von einer relativ geringen Truppenverstärkung bis hin zur Entsendung von 40.000 Soldaten, wie es vom US-Kommandeur in Afghanistan, General Stanley McChrystal, befürwortet wird.
Obama wolle vor allem deutlich machen, dass der Einsatz in Afghanistan nicht endlos sein könne, verlautete aus Regierungskreisen. Zurzeit befinden sich 68.000 US-Soldaten in Afghanistan, so viel wie nie seit Beginn des Krieges im Herbst 2001.
[...] In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Spekulationen gegeben, die Bundesregierung könnte auf Druck der USA mehr Soldaten entsenden wollen - von einer Aufstockung der Truppe auf 7000 Kräfte war die Rede. Dies wurde dementiert. Guttenberg setzt auf eine baldige internationale Afghanistankonferenz, die klare Ziele und Zeitvorgaben beschließen solle. Ferner will er die neue Konzeption der USA abwarten. Der Minister betonte zugleich, Deutschland werde sich weiterhin stark engagieren.
Im Magazin Stern machte Guttenberg klar, dass die Frage eines Abzugs der Deutschen aus Afghanistan politisch immer bedeutender werde, sollten sich dort die Verhältnisse nicht verbessern. "Die Sankt-Nimmerleins-Haltung ist politisch nicht mehr tragbar. Das Wort 'Exit-(Ausstiegs)-Strategie' nehmen wir nicht mehr nur verschüchtert in den Mund, wie noch vor ein, zwei Jahren."
Aus: "Überraschungsbesuch in Afghanistan" (12.11.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/863/494203/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/863/494203/text/)
-.-
Quote[...] Sie [die Obama-Administration] hat die umfassende Lagebeurteilung des Militärbefehlshabers General McChrystal zur Grundlage ihrer Entscheidungen gemacht und zugleich berücksichtigt, dass der in Afghanistan gewählte Staatspräsident Hamid Karsai aufgrund der fragwürdigen Umstände seiner Wahl alles andere als eine Legitimierung für sein Amt erreicht hat. Allerdings kann Washington nun davon ausgehen, dass Pakistan mit erheblichen militärischen Anstrengungen gegen Aufständische und Terroristen vorgeht.
Man ist in Washington davon überzeugt, dass Präsident Karsai klare US-Vorgaben für seine Amtsführung bekommen muss, damit er gezwungen wird, effektiver zu regieren; die Ernennung von Ministern und Gouverneuren soll nur noch mit amerikanischer Zustimmung erfolgen - und nur dann, wenn die neuen Amtsträger Mohnanbau und Drogenhandel unterbinden und die Korruption auf allen Ebenen der Regierung ausschalten, damit nicht weiter 70 Prozent der internationalen Hilfsgelder in Kabul versickern.
[...] Großbritanniens Premierminister Gordon Brown hat vergangene Woche in London erklärt, er sei nicht gewillt, dem britischen Volk zuzumuten, dass britische Männer und Frauen für eine afghanisch Regierung sterben, die nicht gegen Korruption im eigenen Land vorgeht.
Die Bundesregierung wird auch erklären müssen, warum und wie lange deutsche Soldaten in Afghanistan sterben müssen. Umso wichtiger ist es, dass die Bundesregierung sagt, warum wir über 4000 Soldaten in Afghanistan einsetzen und wann dieser Einsatz unter welchen Bedingungen beendet werden kann.
...
Aus: "Gastbeitrag: Entscheidungsdruck aus Washington" Von Ulrich Weisser (11.11.2009)
Ulrich Weisser, geboren 1938, war als Leiter des Planungsstabes von 1992 bis 1998 der Chefstratege der Bundeswehr
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/doku_und_debatte/2074276_Gastbeitrag-Entscheidungsdruck-aus-Washington.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/doku_und_debatte/2074276_Gastbeitrag-Entscheidungsdruck-aus-Washington.html)
Quote[...] Seven out of 10 Britons back The Independent on Sunday's call for a phased withdrawal of troops from Afghanistan as a landmark report by Oxfam this week exposes the real human cost of the war.
The powerful dossier by the aid agency reveals how women and children in Afghanistan are bearing the brunt of the ongoing conflict, undermining the international community's claims that they are the very people being helped by the West's activities.
Its contents will add to mounting concerns among the public, and in some quarters of the military and the House of Commons, that the US and the UK are fighting an ill-conceived and ill-judged war that has left as many as 32,000 Afghans dead and 235,000 displaced.
In a ComRes poll for the IoS this weekend, an overwhelming proportion – 71 per cent – supported this newspaper's call for a phased withdrawal of British forces from Afghanistan within a year or so, while just 22 per cent disagreed.
Nearly half – 47 per cent – think that the threat of terrorism on UK soil is increased by British forces remaining in Afghanistan, while 44 per cent disagree. The position is at odds with the argument put by government ministers that the Afghan campaign was vital to preventing terrorism around the world – and in the UK.
Douglas Alexander, the Secretary of State for International Development, last night told the IoS that UK forces must remain in Afghanistan to prevent it becoming a "safe haven" for al-Qa'ida, and exporting terror to places including Britain.
[...] Oxfam does not advocate a withdrawal from Afghanistan, but its report, The Cost of War in Afghanistan, amounts to a forceful indictment of the mission. It is expected to reflect a catalogue of evidence that ordinary Afghans are paying a heavy price after eight years of war.
Researchers for Oxfam spoke to more than 700 Afghans in 14 provinces, who provided powerful testimonies.
Shamsullah, in Balkh province, said: "Families sell their daughters for money to save the other members of the family from starvation." Mirwais in Herat said: "Illiteracy, forced marriages and all other domestic violence are the consequences of the war on women."
And Noor Mohammad, from Nangarhar, said: "There are lots of differences between now and the past. But one thing that is the same is the bombing. Before it was the Russians, but now it is the Americans."
The wide-ranging evaluation of the lives of Afghans lists daily challenges, including the threat of lethal attacks from all sides, unemployment, poor education and healthcare, discrimination and violence against women.
It echoes other official research, collated by the IoS.
Various casualty counts suggest that between 12,000 and 32,000 civilians have been killed either directly or indirectly due to the fighting since 2001.
The United Nations has said the "surge" in fighting in recent months has also taken its toll on the non-military population. More than 2,000 had died as a result of the conflict in the first 10 months of this year – at a faster rate than any time since the initial invasion.
The number of botched Nato air strikes, killing civilians, is continuing to rise. Latest UN figures for the first half of this year alone report 40 rogue air strikes, which are believed to have killed 200 civilians. The figure compares with the 116 Afghan civilians killed in 13 aerial strikes in 2006, and 321 in 22 attacks the following year. In 2008, 552 were killed.
The total number of "internally displaced persons" is rising for the first time since 2001.
More than eight years after the war began, the country's literacy rate is still the fourth-lowest in the world, and almost half of all children between seven and 12 are not attending primary school.
The British government has spent at least £12bn on the war so far. Some 232 British troops have been killed since combat operations began.
...
From: "War in Afghanistan: Not in our name" (Sunday, 15 November 2009)
71% of Britons back IoS call for withdrawal of forces within a year
By Jane Merrick and Brian Brady in London and Kim Sengupta in Kabul
Source: http://www.independent.co.uk/news/uk/home-news/war-in-afghanistan-not-in-our-name-1820949.html (http://www.independent.co.uk/news/uk/home-news/war-in-afghanistan-not-in-our-name-1820949.html)
Quote[...] Koblenz. Im Ersten Weltkrieg nannte man sie ,,Kriegszitterer", Soldaten, die die Gräuel nicht verarbeiten konnten und unkontrolliert mit den Gliedmaßen zuckten. In den USA gingen Vietnam-Veteranen auf die Straße, weil sie im normalen Leben keinen Tritt fassten. Und aus dem Irak-Krieg kehrten Studien zufolge 17 Prozent aller Soldaten mit der Krankheit heim, die heute posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, genannt wird.
Bei der Bundeswehr war PTBS lange Zeit kein Thema. ,,Bis 1995 hat sie sich nicht mit den Prinzipien einer Einsatzarmee auseinandergesetzt", sagt Roger Braas, leitender Arzt der neurologischen und psychiatrischen Abteilung des Bundeswehrzentralkrankenhauses in Koblenz. Dann kam der Afghanistan-Einsatz, und mit ihm kamen Anschläge, Gefechte und Selbstmordattentate. Seither kehren immer mehr Soldaten mit einer kranken Seele zurück. 2008 waren es 226 registrierte Fälle, im ersten Halbjahr 2009 schon 163.
,,Ein Prozent der Soldaten im Auslandseinsatz leidet unter PTBS. Bei Afghanistan-Heimkehrern sind es zwei Prozent – und die Rate steigt", rechnet der Flottenarzt vor. Von den Soldaten, die in Feuergefechte verwickelt worden seien, erkrankten sogar bis zu 20 Prozent an PTBS. Studien zufolge liegt die Dunkelziffer indes vier Mal höher, denn viele Betroffene fürchten berufliche Nachteile. Psychische Stabilität gilt als wichtiges Kriterium für eine Bundeswehrkarriere.
...
Aus: "Wenn Soldaten mit kranker Seele heimkehren" (16. November 2009)
Quelle: http://www.wz-newsline.de/?redid=680429 (http://www.wz-newsline.de/?redid=680429)
Quote[...] KARLSRUHE/KIGALI - Zwei ruandische Milizenführer, die für den Tod von hunderten Zivilisten im Kongo verantwortlich sein sollen, sind am Dienstag in Karlsruhe und Stuttgart festgenommen worden. Wie die Bundesanwaltschaft mitteilte, wirft sie dem 46-jährigen Ignace Murwanashyaka und dem 48-jährigen Straton Musoni Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vor.
Laut Bundesanwaltschaft handelt es sich bei den Männern um die beiden Führungsfunktionäre der Milizenorganisation Demokratische Kräfte für die Befreiung Ruandas (FDLR). Die aus Angehörigen der Volksgruppe der Hutu bestehende Organisation ging aus Mitgliedern der ruandischen Armee und Milizen hervor, von denen einige beschuldigt werden, 1994 in Ruanda an der Ermordung von rund 800.000 Tutsis und gemäßigten Hutus beteiligt gewesen zu sein. Später war sie am Bürgerkrieg in den an Ruanda angrenzenden Landesteilen der Demokratischen Republik Kongo beteiligt.
Die Milizionäre sollen dort nach Angaben der Bundesanwaltschaft von Januar 2008 bis Juli 2009 mehrere hundert Zivilisten getötet, eine Vielzahl von Frauen vergewaltigt, etliche Dörfer geplündert und zahlreiche Kinder als Soldaten zwangsrekrutiert haben. Die Zivilbevölkerung sollte damit gezwungen werden, die FDLR-Kämpfer zu versorgen und ihnen Schutz vor feindlichen Milizen zu gewähren. Murwanashyaka, dem die Bundesanwaltschaft auch Rädelsführerschaft in einer Terrororganisation vorwirft, ist den Angaben zufolge seit 2001 Präsident der FDLR. Er soll damit zugleich der Oberkommandierende der FDLR-Truppen gewesen sein. Musoni ist demnach seit 2005 FDLR-Vizepräsident.
Der ruandische Justizminister Tharcisse Karugarama begrüßte die Festnahme der beiden Männer, die nach seinen Worten auch an "Völkermordaktionen in Ruanda 1994" beteiligt waren. Kigali wünsche zwar ihre Auslieferung nach Ruanda, aber auch wenn sie in Deutschland vor Gericht gestellt würden, sei die Hauptsache, dass Gerechtigkeit geschehe, fügte der Minister hinzu.
Enttäuscht äußerte sich Karugarama dagegen über den Freispruch von Protais Zigiranyirazo, den Schwager des 1994 ermordeten ruandischen Präsidenten Juvénal Habyarimana, und den katholischen Priester Hormisdas Nsengimana durch den Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda (ICTR) im tansanischen Arusha. Zigiranyirazo war gegen seine Verurteilung zu 20 Jahren Gefängnis in erster Instanz wegen Völkermords 1994 in Berufung gegangen. Auch Nsengimana, der sich ebenfalls wegen Völkermords verantworten musste, wurde mangels Beweisen freigesprochen. (afp)
Aus: "Kriegsverbrecher - Ruandische Milizionäre festgenommen" (17.11.09)
Quelle: http://www.ksta.de/html/artikel/1257858513246.shtml (http://www.ksta.de/html/artikel/1257858513246.shtml)
Quote[...] Die Konvention zum Verbot von Antipersonenminen trat am 1. März 1999 in Kraft und untersagt den Einsatz, die Herstellung, die Lagerung und den Handel von Landminen. Der Vertrag ist von mehr als 150 Staaten unterzeichnet worden. Die Vereinigten Staaten sind das einzige Nato-Mitglied, das dem Abkommen bisher nicht beigetreten ist. Auch Russland und China haben der Konvention bislang nicht zugestimmt.
[...] Nach Angaben des deutschen Aktionsbündnisses Landmine.de sind in mehr als 80 Ländern der Welt Menschen noch von Minen und Streumunition im Boden bedroht. Weltweit müssten rund 500.000 Minenopfer versorgt werden.
anr/AP/dpa/Reuters
Aus: "Obama verweigert US-Beitritt zur Konvention gegen Landminen" (25.11.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,663258,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,663258,00.html)
Quote[...] Dutzende Angehörige von Opfern des Luftangriffs auf zwei Tanklastzüge im afghanischen Kundus fordern von der Bundesregierung Entschädigungszahlungen. Der aus Afghanistan stammende Bremer Rechtsanwalt Karim Popal sagte dem Weser-Kurier, dass er mit drei Kollegen einen entsprechenden Brief an das Verteidigungsministerium geschickt habe.
Die vier Anwälte haben nach eigenen Angaben 78 Vollmachten von Hinterbliebenen des Luftschlags vom 4. September, bei dem laut Nato bis zu 142 Menschen getötet worden sind - darunter auch Zivilisten.
[...] Popal, der neben der deutschen auch die afghanische Staatsbürgerschaft besitzt und vor kurzem die Angehörigen besucht hat, hofft auf eine außergerichtliche Einigung mit der Regierung in Berlin. Scheitert dies, wollen die Anwälte auf Schadenersatz wegen fehlerhaftem und grob fahrlässigem Verhalten der Bundeswehr klagen.
Die Vorermittlungen zu dem von dem deutschen Oberst Georg Klein angeordneten Angriff hatte Anfang November die Bundesanwaltschaf übernommen. Sie muss sich nun mit den möglichen strafrechtlichen Folgen dieses Angriffs beschäftigen.
Aus: "Bundesregierung soll für Kundus-Opfer zahlen" (21.11.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/830/495160/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/830/495160/text/)
-.-
Quote[...] Derweil gab die Dresdner Generalstaatsanwaltschaft die Causa an die obersten Ermittler in der Bundesrepublik ab: die Bundesanwaltschaft.
Nach Ansicht der sächsischen Behörde muss nun der Generalbundesanwalt prüfen, ob der Angriff auf die Lastwagen im Sinne des Völkerstrafrechts zulässig gewesen sei. Die Dresdner Ermittler schließen in ihrer juristischen Erläuterung nicht aus, dass in Afghanistan derzeit ein bewaffneter Konflikt im Sinne des Völkerstrafgesetzbuches stattfindet.
Die Bundesanwaltschaft steht einer möglichen Übernahme von Ermittlungen wegen des Luftangriffs im afghanischen Kundus jedoch zurückhaltend gegenüber. Schon vor der Vorlage der Akten durch den Dresdner Generalstaatsanwalt seien Strafanzeigen in Karlsruhe eingegangen, heißt es in einer Mitteilung.
Bisher habe sich aber kein Anhaltspunkt für eine Übernahme der Ermittlungen ergeben: "Nach vorläufiger Bewertung der Erkenntnisse aus allgemein zugänglichen Quellen ergeben sich bisher keine tatsächlichen Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Straftat deutscher Soldaten nach dem Völkerstrafgesetzbuch." Allerdings werde die Auswertung der umfangreichen Unterlagen einige Zeit in Anspruch nehmen.
Die Bundeswehr hatte die Anordnung damit gerechtfertigt, dass die Taliban mit den Tanklastwagen einen Anschlag auf das deutsche Lager in Kundus verüben könnten.
Wenn dieser bewaffnete Konflikt tatsächlich so zu charakterisieren sei, würde dies - so die sächsische Anklagebehörde - nicht nur zur Anwendung des Völkerstrafgesetzbuches führen, sondern auch zu den Regeln des humanitären Völkerrechts. Dann könnten völkerrechtskonforme Militäreinsätze innerhalb des Mandats der Vereinten Nationen grundsätzlich gerechtfertigt sein.
Über den Zwischenfall liegt inzwischen ein als geheim eingestufter Untersuchungsbericht der Nato vor. Die Zahl der Opfer wird darin mit zwischen 17 und 142 angegeben. Diesen Bericht wollte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Mittag den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden erläutern.
Wie bekannt wurde, hat der deutsche Oberst mit seiner Anordnung nach Ansicht von Nato-Ermittlern gegen Befehle und Dienstanweisungen verstoßen. Dies gehe aus dem Untersuchungsbericht hervor, sagten hochrangige Nato-Offiziere am Donnerstag der dpa in Brüssel.
Vor allem hätte Klein nicht selbst die Bombardierung durch US-Kampfjets anordnen dürfen. Die Entscheidung zur Bombardierung hätte nur der Kommandeur der Afghanistan-Schutztruppe Isaf, US-General Stanley McChrystal, treffen dürfen. Die von McChrystal beauftragten Untersucher seien - so Nato-Militärangehörige - zu dem Ergebnis gekommen, "dass der Vorfall nicht hätte passieren können, wenn alle Befehle und Vorschriften eingehalten worden wären".
...
Quote06.11.2009 17:05:44
Teddiy: Massaker
Nennen wir die Sache doch als das, was es war: ein Massaker und Kriegsverbrechen.
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Nicht Karlsruhe ist zuständig (die werden das aus politischem Gehorsam den Staatsparteien gegenüber unterdrücken), sondern das Völkerrechtstribunal in Den Haag. Da wo Karadzic wegen Srebrenica vor Gericht steht.
Quote
06.11.2009 15:20:32
josky01: Warnschüsse hatte die BW schon genug gemacht
[...] Es schadet dem "Ansehen" der Bundeswehr nicht, wenn sie als ernsthafte Armee wahrgenommen wird. Die Bundeswehr ist nämlich keine Brunnenfirma mit Waffen, sondern eine Armee, die sich die Zeit mit Brunnen vertreibt. Das ganze hier ist eine Kriegsmission und kein THW Einsatz.
Quote06.11.2009 15:06:04
Heinrich2006: "Humanitäres Völkerrecht-Regeln"??
Seit wann halten sich USA, NATO, Israel, etc. überhaupt noch an Völkerrecht, geschweige "Regeln eines Humanitären"?? Das gibt es doch in praxi gar nicht mehr !!!
Soll das ein Scherz sein?
...
Quote
06.11.2009 14:54:58
pasquino: "Verfahrensfehler"
dts Nachrichtenagentur 06.11.2009 14:39 :
"Verteidigungsminister Guttenberg: Nato-Luftschlag war notwendig
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat nach eigener Aussage keine Zweifel daran, dass der umstrittene Nato-Luftschlag in Afghanistan militärisch notwendig war. Es habe jedoch auch "Verfahrensfehler" bei dem Angriff gegeben, die nicht verschwiegen werden dürften, sagte er auf einer Pressekonferenz in Berlin. Guttenberg betonte jedoch, dass es den Luftschlag auch ohne Verfahrensfehler hätte geben müsse. Der deutsche Bundeswehr-Oberst Klein hatte Anfang September einen Luftangriff auf zwei von Talibankämpfern entführte Tanklastzüge nahe Kundus angeordnet, bei dem auch Zivilisten getötet worden sein sollen."
Kaum im Amt nennt der Verteidigungsminister die Tötung von Zivilisten "Verfahrensfehler" und rechtfertigt sie sogar. Guttenberg hat menschlich, moralisch und politisch versagt.
Aus: "Piloten schlugen Drohgeste vor" (06.11.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/287/493632/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/287/493632/text/)
Quote[...] An diesem Donnerstag geht es wieder um den verheerenden Luftschlag auf zwei Tanklaster Anfang September in Afghanistan - mit Dutzenden Toten.
Der Vorwurf, den die "Bild"-Zeitung jetzt publik machte: Jungs Ministerium habe damals Informationen über zivile Opfer verheimlicht. "Bild" zufolge war schon frühzeitig klar, dass nicht ausschließlich radikal-islamische Taliban getroffen worden seien. Das belegten "geheime Berichte" der Bundeswehr. Schon am Abend jenes 4. September habe demnach das Einsatzführungskommando in Potsdam einen Bericht erhalten, wonach im Krankenhaus von Kunduz "sechs Patienten im Alter von zehn bis 20 Jahren" lägen. Also auch Kinder. Von zwei Teenager-Leichen sei ebenfalls die Rede gewesen. Jung dagegen sagte damals stets, er habe keine deutschen Erkenntnisse über zivile Opfer. Stattdessen berief er sich auf afghanische Angaben.
[...] Die Verschleierungs-Vorwürfe kommen ausgerechnet an dem Tag, an dem der Bundestag über die Verlängerung des Bundeswehr-Einsatzes am Hindukusch debattiert. Und der ist ohnehin umstritten, nicht nur in der Opposition. Auch in den Regierungsfraktionen von Schwarz-Gelb wächst die Skepsis am Engagement, weil die Lage in Afghanistan verfahren ist wie nie.
[...] Guttenberg hatte unmittelbar nach seinem Antritt als Verteidigungsminister die Vorgehensweise seines Vorgängers in der Kunduz-Sache verteidigt. Am Donnerstagmorgen zog er dann - für viele überraschend - rasche Konsequenzen. Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan und Staatssekretär Peter Wichert hätten die Verantwortung für die Vorgänge übernommen, teilte Guttenberg zu Beginn der Bundestagsdebatte mit - eine indirekte Bestätigung der Vorwürfe. Guttenberg will den Luftschlag, den er vor wenigen Wochen als angemessen bezeichnete, sogar neu bewerten. Er selbst habe am Mittwoch zum ersten Mal Berichte und Meldungen gesehen, die "in der letzten Legislaturperiode", also vor der Bundestagswahl, zurückgehalten worden seien.
Guttenberg will offenbar möglichst ungeschoren aus der Sache kommen. Für seinen Vorgänger wird das nach diesem Eingeständnis dafür umso schwerer.
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Aus: "Tanklaster-Affäre: Jung mit dem Rücken zur Wand"
Von Florian Gathmann und Veit Medick
Mitarbeit: Severin Weiland
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,663575,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,663575,00.html)
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Quote[...] Verteidigungsminister Franz Josef Jung geriet damals in die Kritik, weil er tagelang von einer erfolgreichen militärischen Operation sprach und sich vor den deutschen Oberst stellte.
[...] In der Bild am Sonntag vom 6. September wird Jung mit dem Satz zitiert: "Nach allen mir zurzeit vorliegenden Informationen sind bei dem durch ein US-Flugzeug durchgeführten Einsatz ausschließlich terroristische Taliban getötet worden." Hätte Jung die nun neu aufgetauchten Berichte zu diesem Zeitpunkt gekannt, hätte er sich einer Falschaussage schuldig gemacht.
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Aus: "Jung im Schatten der Vergangenheit"
Von Katharina Schuler (26.11.2009)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2009-11/jung-reaktionen (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2009-11/jung-reaktionen)
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Quote[...] +++ Bundeswehrverband kritisiert Informationspolitik von Jung +++
[14.54] Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, sieht durch die Kunduz-Affäre das Image der Bundeswehr beschädigt. Er befürchte, dass der Vorfall in der Öffentlichkeit mit der Bundeswehr gleichgesetzt werde, das sei "aber nicht in Ordnung", sagte Kirsch am Rande der Hauptversammlung des Verbandes in Berlin. Die Fehler seien innerhalb der Regierung passiert. Er hätte sich vom Verteidigungsministerium eine offensivere und transparentere Informationspolitik gewünscht. "Das hat nicht gut funktioniert."
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+++ Guttenberg entlässt Bundeswehr-Generalinspekteur +++
[09.32 Uhr] Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, tritt zurück. Das kündigt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg im Bundestag an. Schneiderhan habe selbst um seine Entlassung gebeten. Er zieht damit die Konsequenzen aus den Vorwürfen, das Verteidigungsministerium habe wichtige Informationen zu dem von einem deutschen Oberst angeforderten Luftangriff in Afghanistan zurückgehalten. Bei dem Luftangriff waren am 4. September zwei von Taliban entführte Tanklaster bombardiert worden. Nach einer Untersuchung der Nato wurden dabei bis zu 142 Menschen getötet oder verletzt, darunter 30 bis 40 Zivilisten. Auch Staatssekretär Peter Wichert verliert sein Amt.
Aus: "Bundeswehrverband kritisiert Jung" (26.11.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,663610,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,663610,00.html)
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Quote[...] Jetzt liegen Fakten auf dem Tisch. Und in kürzester Zeit bestätigt Jungs Nachfolger Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), dass diese in der vergangenen Legislaturperiode zurückgehalten wurden. Die Konsequenzen tragen nun zunächst einmal der ranghöchste Soldat der Bundeswehr, der langjährige Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan, sowie Verteidigungsstaatssekretär Peter Wichert, die ihre Ämter am Donnerstagmorgen aufgaben.
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Aus: "Jung muss zurücktreten" (26.11.2009 )
Sven Lemkemeyer über den Angriff auf einen Tanklaster in Afghanistan - und die politischen Folgen
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/auf-den-punkt/Afghanistan-Nato-Luftangriff-Franz-Josef-Jung;art15890,2960204 (http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/auf-den-punkt/Afghanistan-Nato-Luftangriff-Franz-Josef-Jung;art15890,2960204)
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Quote[...] Jung wies zurück, Informationen über zivile Opfer bei dem Luftangriff zurückgehalten zu haben. Er erklärte, dass er "von Anfang an und auch beispielsweise am 6. September klar gesagt habe, dass wir zivile Opfer nicht ausschließen können". Darüber hinaus kündigte Jung an, im Laufe des Tages zu den Vorgängen im Bundestag Stellung zu nehmen. Er wolle aber erst die Unterlagen prüfen.
[...] Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) nahm Jung [ ] in Schutz. "Ich gehe davon aus, dass er es nicht gewusst hat. Franz Josef Jung ist ein außerordentlich gewissenhafter Mensch. Er hätte nie und nimmer behauptet, es gebe keine zivilen Opfer, wenn er eine andere Information gehabt hätte."
QuoteHajo (26.11.2009, 13:58 Uhr)
Minister Jung
... Wann begreifen unsere Politiker endlich das wir nicht mehr im Mittelalter leben und sie es mit gebildeten und einigermaßen gut unterrichteten Menschen zu tun haben. Also Herr Jung zeigen Sie wenigstens hier etwas Anstand und nehmen Sie ihren Hut.
Aus: ""Entweder unehrlich oder unfähig"" (26. November 2009)
Quelle: http://www.stern.de/politik/deutschland/franz-josef-jung-in-erklaerungsnot-entweder-unehrlich-oder-unfaehig-1524726.html (http://www.stern.de/politik/deutschland/franz-josef-jung-in-erklaerungsnot-entweder-unehrlich-oder-unfaehig-1524726.html)
Quote...
Quote26.11. 15:27, Deister
Wirklich überzeugend fand ich die Aufarbeitung der nächtlichen Bombadierung von Anfang an nicht. Ich erinnere mich noch an eine Art Machtwort von Kanzlerin Merkel in den Tagen danach, sie "verbitte sich eine Vorverurteilung". Dies fand ich damals angemessen, jetzt im nachhinein ergibt sich aber zunehmend der Eindruck von Vertuschung und Verschleierung brisanter Tatsachen.
Es schien schon damals festzustehen, daß die beiden Tanklastwagen zur nächtlichen Einsatzzeit in einem Flußbett feststeckten. Unmittelbare Gefahr im Verzuge war deshalb schwer zu erkennen. Daß die einheimische Bevölkerung sich dabei Benzin-Vorräte in Kanistern aneignen würde, war eigentlich auch vorherzusehen.
Insofern bot die Bombadierung den Eindruck einer unüberlegten, überstürzten Aktion. Auch die Zusammenarbeit zwischen (amerikanischen) Einsatzflugzeugen und (deutschen) Befehlsgebern machte einen merkwürdigen Eindruck.
Eine einigermaßen vollständige Informationspolitik sollte in einer Demokratie zu erwarten sein: zuerst intern im zuständigen Verteidigungsministerium, später in der Öffentlichkeit. Beides scheint nicht erfolgt zu sein. ...
Kommentar zu: "Der ewige Weglächler Jung auf dem Weg ins Abseits" (26.11.2009)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/vertuschungsaffaere-der-ewige-weglaechler-jung-auf-dem-weg-ins-abseits;2490082;0 (http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/vertuschungsaffaere-der-ewige-weglaechler-jung-auf-dem-weg-ins-abseits;2490082;0)
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Quote[...] Hans-Christian Ströbele sagte WELT ONLINE: ,,Es ist völlig undenkbar, dass diese Berichte dem Minister nicht vorgelegt worden sind. Vielmehr scheint man im Ministerium gehofft zu haben, dass der wahre Sachverhalt nicht herauskommt. Und selbst wenn Jung nicht informiert worden wäre, zeigt dies, dass er nicht in der Lage ist, ein Ministerium zu führen." Im Übrigen solle man sich noch mal genau die Äußerungen von Nato-General Stanley McCrystal zu dem Luftangriff ansehen, die damals so vehement von der Bundesregierung zurückgewiesen worden seien.
...
Quote26.11.2009,
15:10 Uhr
Tom_Vander sagt:
Unfassbar - wenn unter der Führung von Jung ein luftangriff angeordnet wird, bei dem zivile Personen getötet wurden, dann muss er doch umgehend prüfen, was Sache ist. Stattdessen wird die Bundestagswahl abgewartet, der nächste Posten eingeheimst um jetzt dumm aus der Wäsche zu schauen. Ein richtiger Clown!
Quote26.11.2009,
16:01 Uhr
peter sagt:
Das ist Verrat an der Deutschen Armee! Wir sollten die Bundeswehr unterstützen anstatt ihr einen Dolch in den Rücken rammen.
Quote26.11.2009,
15:53 Uhr
Dr. Horst wolf sagt:
Seit mehr als 150 Jahren wisen wir - Der Krieg, einmal in Gang gekommen, unterliegt nicht mehr den Gesetzen der Diplomatie, sondern seinen eigenen!
Elementares Grundwissen zur Problematik -nicht nötig für die Parteipolitik und ihrer Vollstrecker - aber hier geht es um Leben oder Tod von Menschen !!
Ausnahmen bestätigen die Regel - das Parteibuch ist alles !
Auch in Sachsen. Bis Freitag zum Dienstschluss verantwortlich für Kühe, Schweine und den Rapsanbau . Ab Montag zu Dienstbeginn oberster Dienstherr von Professoren, Lehrern, Studenten und Schülern.
Dieserart Figuren sind verantwortlich am derzeitigen Zustand der Bananenrepublik.
Quote26.11.2009,
15:28 Uhr
bügelfertige trocknung sagt:
...wie stets: die probleme liegen tiefer als uns unsere "Nebelgranaten" weiszumachen wünschen
Quote26.11.2009,
15:09 Uhr
hey sagt:
Wen interessierts? Ausgesorgt hat er und diese Politikermarionetten sind in der Güteklasse eh beliebig austauschbar.
Quote26.11.2009,
14:52 Uhr
Carola_V sagt:
@ all
es geht darum, dass Herr Jung uns die ganze Zeit dieses Aghanistangeschichte als humanitären Einsatz verkauft hat, wo man Schulen baut und Frauenrechte stärkt.
In einem humanitäten Einsatz haben wir keine Befehle zu geben, dass man Tanklastezüge abballert.
Entweder hätte er Jung uns sagen müssen, wir befinden und im Krieg oder kriegsähnlichen Zustand, wo man dann wiederum die Kriegsgegner erhören müsste um zu erklären wieso wir das können, wir wir nicht einmal einen Friedenvertrag haben und nur eine reine Verteidigungsarmee sind.
Egal wie oder was das jetzt in Afghanistan ist, man sollte das Volk einfach nicht für dumm verkaufen.
Dieses Volk hat 70 Jahre für einen Krieg Verantwortung übernehmen müssen, wovon ich einfach mal behaupt das etliche diesen Krieg nicht wollten und wir sollen jetzt einen Krieg befürworten wo man nicht weiß für was und ob das von Erfolg gekrönt ist?
Wir Deutschen entsenden Soldaten, weil wir in einem Bündnis sind und legitimieren unbrauchbare Politiker dieses für uns zu entscheiden, weil sie unter merkwürdigen Umständen zu Koalitionen zusammenkommen, weil sie meinen Gemeinsamkeiten zu haben, sich aber später wie die Besenbinder um die Umsetzung streiten.
Also ich für meinen Teil habe dieses nicht legitimiert, denn das was Peter Scholl-Latour sagt und was ich gelesen habe in Bezug des 11/September überzeugte mich mehr.
Quote26.11.2009,
14:38 Uhr
Peter sagt:
Ich verstehe es immer noch nicht: Der Feind wurde erfolgreich bekämpft, dabei schwer getroffen. Das macht man im Krieg so. Nur bundesdeutsche Gutmenschen können sowas nicht als Erfolg bezeichnen.
Zivilisten? Oh ja, nimm einem 17-jährigen toten Taliban die AK 47 weg und auf einmal ist es ein "toter Zivilist", wegen dem hier ein Fass aufgemacht wird. Und auch wenn "echte" Zivilisten dabei waren (diesen Trennstrich kann man in AFG bedingt durch "Teilzeit-Taliban", menschliche Schutzschilde etc. nunmal nicht ziehen): Wer nachts an gekaperten NATO-Tanklastern herumschleicht ist entweder selbst schuld oder Terrorist.
Quote26.11.2009,
14:45 Uhr
Flari sagt:
Zitat:
"Folglich meldete das deutsche Regionalkommando am Abend des 4. September, dass Taliban-Kämpfer eine Moschee gestürmt hätten und "mehrere Dorfbewohner zwangen, mit Traktoren bei der Bergung des Benzins zu helfen."
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Eigenarteige Einstellung einiger Foristen hier, dass diese Zivilisten also selber Schuld sind, wenn sie aufgrund von deutschen Soldaten erteilten Befehlen verstümmelt und verbrannt werden.
Quote26.11.2009,
14:40 Uhr
Dissident sagt:
Alle Welt wusste von Anfang an, an dass zivile Opfer zu beklagen waren. Was soll die Scheinheiligkeit. Der Terrorangriff kam zur Unzeit, in Deutschland lag der Wahlkampf in den letzten Zügen. Natürlich hat Jung von Anfang an gewusst das auch Unschuldige getötet wurden, wahrscheinlich hat er es auch seiner Chefin gemeldet. Wer die Parole ausgegeben hat, die zivilen Opfer zu leugnen ist auch egal.
Es war nur eine Wahlkampflüge neben vielen anderen.
Mit dem Generalinspektor und einem Staatssekretär versucht nun die Merkelregierung durch Bauernopfer Luft abzulassen. Der Rücktritt von Jung als Arbeitslosenminister dürfte aber das Mindeste sein.
Auf diese deutsche Demokratie können wir stolz sein. Lügen gehören in verlogenen Gesellschaften zum Handwerkszeug der Politiker.
Quote26.11.2009,
14:23 Uhr
joschi sagt:
@Klaus mein Rechtsempfinden ist schon in Ordnung,auch wenn es vielleicht ihrem Empfinden wiederspricht.Die Luege von Herrn Jung finde ich nicht in Ordnung, die Militaerische Aktion allerdings schon.
Quote26.11.2009,
14:13 Uhr
Türkei ! sagt:
Die perfekten Deutschen .........
Menschenrechte usw..
wenn das die türkei gemacht hätte wie würde die schlagzeile dann lauten?
heute weiß ich das unser türkischen millitär viel weiter ist als die deutschen !
keine einschätzung von der lage in afghanistan ! peinlich
erst schieße dann fragen .....
Quote26.11.2009,
13:55 Uhr
XYZ sagt:
@Klaus
Unsere Soldaten sind nicht Täter sondern in diesem Fall eher Opfer einer Hetz-Kampagne, über die sich nun die Talibans amüsieren.
Egal wie man zu dem Einsatz in Afghanistan steht, den dort dienst-schiebenden Soldaten sollten wir in erster Linie Achtung und Dankbarkeit entgegenbringen, das sie diese schwierige Mission in Auftrag des deutschen Parlaments wahrnehmen und dafür ihre Gesundheit und Leben gefährden.
Linke Sesselfurtzer sind Tatstatur-Täter, die die Moral untergraben
Quote26.11.2009,
13:32 Uhr
mündiger Staatsbürger sagt:
Franz Josef Jung kämpft ums politische Überleben
Quizfrage:
Wann ist das letzte mal ein Minister zurückgetreten und hat einen Fehler seinerseits zugegeben?
Quote26.11.2009,
12:48 Uhr
mündiger Staatsbürger sagt:
Franz Josef Jung kämpft ums politische Überleben
... Man stelle sich einen Politiker mit Moral und Anstand vor..Was der wohl gemacht hätte?
Aus: "Franz Josef Jung kämpft ums politische Überleben" (26. November 2009)
Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article5334940/Franz-Josef-Jung-kaempft-ums-politische-Ueberleben.html (http://www.welt.de/politik/deutschland/article5334940/Franz-Josef-Jung-kaempft-ums-politische-Ueberleben.html)
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Quote[...] Verteidigungsministerium und Bundeswehr haben die Öffentlichkeit nach dem Luftangriff auf zwei Tanklaster in Afghanistan getäuscht. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bestätigte am Donnerstag, dass der Bundeswehr schon am Tag des Angriffs, dem 4.September, interne Berichte über zivile Opfer vorlagen.
Sein Vorgänger Franz Josef Jung (CDU) hatte damals jedoch bestritten, dass es zivile Opfer gegeben habe. Jung lehnte einen Rücktritt ab. Die Opposition plant, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen.
Durch die Affäre geraten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihre schwarz-gelbe Regierung nur Wochen nach dem Start in Schwierigkeiten. Einen Tag nach dem Luftangriff hatte Jung erklärt: "Nach allen mir zur Zeit vorliegenden Informationen sind bei dem durch ein US-Flugzeug durchgeführten Einsatz ausschließlich terroristische Taliban getötet worden."
Er habe Parlament und Öffentlichkeit stets korrekt informiert, sagte Jung am Abend im Bundestag. Dass es einen internen Bericht der Bundeswehr-Feldjäger gebe, wonach erste Meldungen über zivile Opfer schon am Abend des 4. September an das Einsatzführungskommando in Potsdam gegangen seien, habe er erst am 5. oder 6. Oktober erfahren.
Damals habe Schneiderhan ihn, Jung, um Erlaubnis gebeten, diesen Bericht der Nato-Untersuchungskommission zur Verfügung zu stellen. Dem habe er zugestimmt, jedoch ohne den Bericht gelesen zu haben.
Jung räumte ein, dass der Bericht der Feldjäger schon am 14. September über das Einsatzführungskommando an den Einsatzführungsstab im Verteidigungsministerium gelangt sei. Dieser Stab ist unmittelbar dem Generalinspekteur unterstellt.
Nach Darstellung der Bild-Zeitung geht aus dem Feldjäger-Bericht hervor, dass bereits am 4. September, dem Tag des Angriffes gegen zwei von Taliban gekaperte Tanklaster, Informationen über zivile Opfer an das Einsatzführungskommando in Potsdam übermittelt worden seien. Den Angriff hatte ein Bundeswehr-Oberst angefordert. In dem Bericht sei die Rede gewesen von "sechs Patienten im Alter von zehn bis zwanzig Jahren", die wegen des Luftschlags im Krankenhaus Kundus behandelt worden seien.
Zudem sei auf Nato-Informationen verwiesen worden, wonach Dorfbewohner gezwungen worden seien, mit Traktoren bei der Bergung der festgefahrenen Tanklaster zu helfen.
Guttenberg kündigte für diesen Freitag eine ausführliche Unterrichtung des Verteidigungsausschusses im Bundestag an.
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Aus: "Die Öffentlichkeit belogen" (26.11.2009)
Von Daniel Brössler und Peter Blechschmidt
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/politik/471/495794/text/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/politik/471/495794/text/)
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Quote[...] Wie man aus dem Desaster Afghanistan herauskommt, weiß keiner. Wie man Minister Jung loswird, wusste man gut.
[...] Der Zorn auf Jung hatte Ventil-Funktion. Die enttäuschte Hoffnung der Deutschen, bei einer guten Sache dabei zu sein, und die Frustration über die Verfahrenheit der Lage schaffen sich Luft. Die Rücktrittsforderungen waren daher auch eine Variation des Liedes von Matthias Claudius, das gerade 230 Jahre alt geworden ist: "'s ist Krieg!, 's ist Krieg - und ich begehre, nicht schuld daran zu sein." Die Schuld am Krieg und seinen Gräueln lässt sich vermeintlich gut auf Jung abwälzen.
[...·] Jung hat, wie sein Nachfolger Karl-Theodor zu Guttenberg auch, das kindermetzelnde Bombardement als "angemessen" verteidigt. Jung hat nicht zur Kenntnis genommen oder nicht zur Kenntnis nehmen wollen, was dieser Bewertung widerspricht
...
Quote
27.11.2009 19:00:16
tommy_shg: Was mich immer wieder wundert,
Buerger wie Herr Prantl, die doch gut informiert sind, obendrein Hintergruende und Fakten kennen, warum bleibt es bei diesen Artikeln die doch nur wie Spiegelfechtereien wirken, wie Scheinagriffe des Systems auf sich selbst wirken.
Die BRD in allen Facetten verliert an jedem Tag mehr Integrationskraft und das meine ich nicht in Bezug auf Auslaender.
Das ist doch alles nicht Deutschland, dass ist einfach unmoeglich!
Quote
27.11.2009 18:48:14
eulen|spiegel:
"Die enttäuschte Hoffnung der Deutschen, bei einer guten Sache dabei zu sein und die Frustration über die Verfahrenheit der Lage schafft sich Luft."
Sage und schreibe ein halbes Jahrhundert Hirnwäsche hat es benötigt damit der Deutsche wieder glaubt Krieg sei eine gute Sache.
Quote27.11.2009 18:42:48
münchner-kindl: Fehler im System Beamten-Kommunikation
Im Gegensatz zu deutschen Medien, waren die Bomben am Hindukusch in ausländischen Medien wesentlich detaillierter dargestellt worden.
Einige Kommentatoren hier im Forum der SZ hab oft genug darauf hingewiesen.
Und tatsächlich - die Wahrheit erfuhr niemand von Prantel & Co. ..
...
Aus: "'s ist Krieg" Ein Kommentar von Heribert Prantl (27.11.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/585/495907/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/585/495907/text/)
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Quote[...] Berlin - Das Verteidigungsministerium arbeitet weiter an der Auswertung der zunächst zurückgehaltenen Papiere mit Hinweisen auf zivile Opfer des verheerenden Luftangriffs bei Kunduz. Die Dokumente würden "gerade fieberhaft und mit großem Nachdruck" bewertet, sagte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Sonntagabend in der ARD. Er könne aus diesem Grund noch keine Neubewertung des von einem Bundeswehr-Oberst Anfang September angeordneten Luftschlages in Afghanistan abgeben. Klar sei, dass rund um den Luftangriff in Kunduz Fehler gemacht worden seien, sagte Guttenberg der "Bild"-Zeitung.
Der Minister erklärte, er habe aber "den Eindruck, dass das ein oder andere schon in einer sehr viel breiteren Weise gesehen werden muss". Und weiter: "Ich habe damit auch überhaupt kein Problem, weil wenn man sich korrigieren muss aufgrund neuer Tatsachen, die mir nicht vorlagen, dann wird dies gemacht." Es werde auch der Frage nachgegangen, ob Opfer vermeidbar gewesen wären. "Klar ist, dass vor Ort Fehler gemacht wurden, sowohl vor wie nach dem Luftschlag", sagte Guttenberg der Zeitung.
Diese Fehler habe er bereits am 6. November auf Basis eines Nato-Berichtes benannt. "Ob die jetzt vorliegenden Dokumente diese Fehler in einem anderen Licht erscheinen lassen, ist Gegenstand der momentanen Prüfung", sagte der Minister. Besonders untersucht werde die Frage, ob es zum Luftschlag gegen die Tanklastwagen Anfang September überhaupt kommen musste. "Gleichzeitig werden wir uns selbstkritisch fragen müssen, ob wir als internationale Gemeinschaft wirklich alles getan haben beziehungsweise tun, damit solche Fehler in Zukunft unterbleiben."
Guttenberg hatte das Vorgehen von Bundeswehr-Oberst Georg Klein Anfang November aus militärischer Sicht als angemessen bezeichnet.
[...] Eine weitere Komplikation könnte Guttenberg in Bedrängnis bringen: Das für Verteidigungspolitik zuständige Referat im Bundeskanzleramt hat nach einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" den umstrittenen Luftangriff schon vor der Bundestagswahl am 27. September als militärisch unangemessen eingestuft. Demnach seien die Experten zu der Einschätzung gekommen, dass der Befehl zum Luftangriff auf die Tanklastwagen bei Kunduz am 4. September militärisch nicht geboten war und es deshalb zu einem Gerichtsverfahren kommen werde, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise.
[...] Der für den Angriffsbefehl verantwortliche Bundeswehr-Oberst Klein selbst hat nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" Mitte November eine Kur angetreten, nachdem er Ende September aus Afghanistan zurückgekehrt war. Der Oberst, so heißt es im Verteidigungsministerium, empfinde seine aktuelle Situation als "extremen Horror". Ziel sei es jetzt, ihn vor der Öffentlichkeit, so gut es geht, abzuschirmen.
ffr/dpa/ddp/AFP
Aus: "Guttenberg gerät in Erklärungsnot" ( 30.11.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,664150,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,664150,00.html)
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Quote[...] Am Donnerstag korrigierte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) im Bundestag seine Bewertung der Luftschläge bei Kunduz. Anfang November hatte er die Attacke noch als "militärisch angemessen" gerechtfertigt. Nun die Volte: Das Bombardement sei "militärisch nicht angemessen" gewesen. Er begründete seine neue Einschätzung mit Dokumenten, die ihm bei seiner ersten Äußerung noch nicht vorgelegen hätten. Allerdings zweifele er nicht daran, dass der damals kommandierende Oberst Georg Klein im Interesse seiner Soldaten gehandelt habe, schränkte Guttenberg ein.
Wirklich überraschend ist diese Korrektur nicht, aber die Schnelligkeit des Ministers erstaunt. Seit Tagen hatte Guttenberg gemeinsam mit einer kleinen Task-Force im Ministerium alle verfügbaren Unterlagen noch einmal gelesen und ausgewertet. Schon Ende vergangener Woche war der Gruppe klar, dass Guttenberg eine grundlegende Neubewertung treffen musste.
[...] Grundsätzliche Ablehnung des Militäreinsatzes wird in den Regierungsfraktionen selten geäußert, meist nur hinter vorgehaltener Hand. Wer ausschert, der ist gleich derart exponiert, dass er möglicherweise auf dem Karriereabstellgleis landet. Einer der wenigen, die das Isaf-Mandat im schwarz-gelben Lager hinterfragen, ist Jürgen Koppelin. "Ich werde, wie bisher auch, dagegen stimmen", sagte der FDP-Fraktionsgeschäftsführer schon vor der Verlängerung des Mandats zu SPIEGEL ONLINE.
Koalitionsdisziplin hin oder her: Das Argument, man führe einen Kampf gegen den Terrorismus, sei "doppelzüngig". Würde man es ernst nehmen, "dann müssten wir eigentlich auch in Pakistan tätig werden", gab Koppelin zu bedenken - nicht der einzige Grund, warum der 64-Jährige mit Nein votierte. Ihn ärgert auch der Umgang mit der Truppe. Nicht gut ausgerüstet sei sie für die Mission, und die Betreuung für zurückkehrende Soldaten und die daheimgebliebenen Angehörigen sei "eine Katastrophe".
Koppelin ist kein Einzelfall. "Dieser Einsatz ist heikel und wir können ihn an unserer Basis immer schwieriger vermitteln", sagt ein Abgeordneter aus dem Unionslager. Tatsächlich liegen zwischen Bundestag und Wahlkreis wie so oft Welten. Die Zahl der Bürger, die den Afghanistan-Einsatz ablehnen, wächst. Im neuesten ARD-Deutschlandtrend sprachen sich gar 69 Prozent der Bundesbürger dafür aus, die Bundeswehr möglichst schnell aus Afghanistan abzuziehen.
Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Willy Wimmer kennt sich da aus. "Viele meiner früheren Unions-Kollegen kriegen auf ihren Versammlungen die Hucke voll, aber im Bundestag stimmen sie dann immer brav mit", sagt der 66-Jährige. Er war Ende der achtziger Jahre parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium. Auslandseinsätze der Bundeswehr hat der Rheinländer wiederholt scharf kritisiert - zusammen mit seinem CSU-Kollegen Peter Gauweiler.
Damit gehörten sie zu einer verschwindenden Minderheit in der Unionsfraktion. Während SPD und Grüne zu ihren Regierungszeiten oftmals selbstzerfleischende Debatten führten, herrschte bei der Union meist Friedhofsruhe. Wimmer und Gauweiler - der weiterhin dem Parlament angehört - galten vielen in der Fraktion ohnehin als Exoten. Paradiesvögel, die nicht ernst zu nehmen sind. Als im Juli über die Awacs-Einsätze in Afghanistan abgestimmt wurde, gab es in der Unionsfraktion vier Nein-Stimmen: Gauweiler und Wimmer gehörten wie immer dazu.
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Aus: "Parole Vorwärtsverteidigung" Von Sebastian Fischer, Matthias Gebauer und Severin Weiland (03.12.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,665037,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,665037,00.html)
Quote[...] Ignace Murwanashyaka (* 14. Mai 1963) ist der Anführer der Forces Démocratiques de la Libération du Rwanda (FDLR), einer Rebellengruppe der Volksgruppe der Hutu, die auf dem Staatsgebiet der Demokratischen Republik Kongo operiert. Die Gruppe ist für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in großer Anzahl bekannt und wurde vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen 2004 zur Entwaffnung und zum sofortigen Verlassen des Landes aufgefordert.
Murwanashyaka hat in Köln studiert und promoviert. Er lebt im politischem Asyl in Mannheim. Nachdem gegen ihn 2006 durch die Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen ,,Anfangsverdachts wegen Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Demokratischen Republik Kongo" eingeleitet wurde[1], wurde ihm zeitweise das Aufenthaltsrecht entzogen. Die Anklage wurde später aus Mangel an Beweisen fallen gelassen.[2]
Murwanashyaka wurde für Äußerungen, die gegen das Verbot der politischen Betätigung verstießen, das die Stadt Mannheim verfügt hatte, vom Landgericht Mannheim zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.[3] Er wird von Ruanda über Interpol gesucht.[4] Einem Auslieferungsantrag wegen der Beteiligung am Völkermord in Ruanda durch Ruanda wurde bisher nicht entsprochen.[5] In einem Interview mit der Redaktion des ARD Nachrichtenmagazins FAKT bestätigt Murwanashyaka selbst, dass er die Kontrolle über seine Miliz hat.[6] Laut eines Abteilungsleiters von Ruandas Generalstaatsanwaltschaft, Jean Bosco Mutangana, gäbe es in Ruanda genügend Zeugen, damit die deutsche Bundesanwaltschaft gegen Murwanashyaka ein Verfahren nach dem deutschen Völkerstrafgesetzbuch von 2002 eröffnen könnte. Die deutsche Botschaft in Kigali sei darüber informiert und habe entsprechende Dokumente von Zeugenaussagen erhalten.[7]
Am 17. November 2009 wurde Murwanashyaka in Mannheim wegen des dringenden Verdachts, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben, festgenommen[8].
1. ↑ Mannheimer Polizei nimmt Anführer von Hutu-Milizen fest
2. ↑ taz.de: Ruandas Miliz-Führer in Deutschland
3. ↑ Sieht so ein Kriegsherr aus?, DIE ZEIT, 30.07.2009
4. ↑ Suchanzeige
5. ↑ JURIST – Paper Chase: Suspected Rwanda war criminal arrested in Germany
6. ↑ ARD Magazin FAKT: Gesuchter kongolesischer Milizenchef in Deutschland, 03. November 2008
7. ↑ Simone Schlinfwein: Die Befehle kommen aus Deutschland. In: Die Tageszeitung, 10. Oktober 2009
8. ↑ Spiegel Online: Deutsche Polizei nimmt Hutu-Milizführer fest
,,Ignace Murwanashyaka".
Bearbeitungsstand: 22. November 2009, 16:32 UTC.
Abgerufen: 2. Dezember 2009, 09:50 UTC
URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ignace_Murwanashyaka&oldid=67129080
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Quote[...] Er spricht fließend Deutsch, er hat im Rheinland Wirtschaftswissenschaften studiert, über »Geldnachfrage in Südafrika« promoviert und in Deutschland eine Familie gegründet. Eigentlich wäre Ignace Murwanashyaka, geboren 1963 in Butare, Ruanda, wohnhaft in Mannheim, Baden-Württemberg, ein Musterbeispiel für gelungene Integration. Doch Deutschland ist für den 46-Jährigen weniger zweite Heimat als sicherer Stützpunkt für einen Krieg, dessen Schlachtfeld 4000 Kilometer entfernt liegt.
Murwanashyaka ist Präsident der Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas (FDLR). Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Truppe von geschätzt 6000 Hutu-Kämpfern. Was die FDLR unter der »Befreiung Ruandas« verstehen, haben einige ihrer Kommandanten, bis heute der harte Kern der Miliz, 1994 demonstriert, als sie dort den Völkermord an 800.000 Angehörigen der Tutsi-Minderheit mit organisierten.
Seither haben sich die FDLR im Nachbarland, im Osten des Kongo, verschanzt. Sie kontrollieren rohstoffreiche Gebiete und terrorisieren die Bevölkerung. Auf den jüngsten Versuch der Vereinten Nationen und der kongolesischen Regierung, die brutale Hutu-Miliz im Ostkongo gewaltsam zu entwaffnen, reagiert diese seit Monaten mit Rachefeldzügen gegen die Zivilbevölkerung. Augenzeugen berichten von Massakern, bei denen Menschen enthauptet, andere bei lebendigem Leib verbrannt oder zu Tode gehackt wurden. Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe mit Tausenden neuen Flüchtlingen. »Wir haben schon viele Verbrechen der FDLR dokumentiert«, sagt Anneke Van Woudenberg, Kongo-Expertin von Human Rights Watch: »Aber das sind Morde von gespenstischen Ausmaßen.«
Ignace Murwanashyaka führt seine Miliz aus dem Exil nicht nur, indem er öffentlich Propaganda betreibt und erfolgreich Spenden sammelt. Der Exilruander telefoniert regelmäßig mit Generälen vor Ort. UN-Experten präsentieren in ihrem jüngsten Bericht an den Sicherheitsrat die Aussage eines hochrangigen FDLR-Deserteurs, wonach Murwanashyaka seit Februar an der »Koordination der FDLR-Gegenangriffe« beteiligt war und »genaue Instruktionen« gab, »wie verloren gegangene Stellungen zurückzuerobern sind«.
Massaker im Kongo, die von einem Telefon in Mannheim aus gesteuert werden? Der Mann, den Interpol wegen Kriegsverbrechen sucht, dessen Auslieferung Ruanda verlangt, lebt in einem schmucklosen Mehrfamilienhaus nahe dem Hauptbahnhof. Sein Name steht ganz unten auf dem Klingelbrett. In den vergangenen Jahren finanzierte er sein Leben unter anderem mit Hartz IV. Wer in diesen Tagen in der afrikanischen Gemeinde von Mannheim nach dem Ruander fragt, erntet Schulterzucken – keiner kennt ihn oder will ihn kennen. Anfragen auf seiner Handy-Mailbox bleiben unbeantwortet. Über seinen Anwalt Steffen Gallas lässt er pauschal ausrichten, er weise alle Vorwürfe zurück.
So öffentlichkeitsscheu war er nicht immer. Erst vor einigen Monaten erklärte der Mann mit dem smarten Lächeln stolz im MDR-Magazin Fakt, die FDLR seien eine »straff organisierte Truppe, vom Präsidenten bis zu den unteren Ebenen«. Und er ließ an seiner Führungsrolle keine Zweifel: »Ich bin der Präsident. Ich weiß ganz genau, was da passiert.«
Der Milizenführer und Deutschland, diese Geschichte beginnt 1989, als Murwanashyaka mit einem Stipendium zum Studium an die Universität Bonn kommt. Sein Vater gehört zu jener Million Hutu, die nach dem Genozid an den Tutsi aus Ruanda vor der Rache der Tutsi-Rebellen unter dem heutigen Präsidenten Paul Kagame in den Kongo fliehen.
Seine Ethnie, sagt Murwanashyaka, sei das eigentliche Opfer des Konflikts.
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Quote* 03.08.2009 um 9:36 Uhr
* 1234fire
1. weit weg
Afrika, der verlorene Kontinent. Leider kratzt der Artikel an der Oberfläche, denn über die mächtigen Nationen (USA, China, FRankreich), die die Milizen immer wieder mit Geld und Waffen ausstatten, wird nichts gesagt. Diamanten, Öl, Coltan, Cobalt schüren die Gier, die reichen Kongo-Ostprovinzen unter eigene Kontrolle zu bekommen. Lesenswert Standardlektüre: "Afrikanische Totenklage" von Peter Scholl-Latour, für alle, die sich für das Thema interessieren.
Quote* 03.08.2009 um 10:36 Uhr
* Krisse
2. Der Artikel beschäftigt
Der Artikel beschäftigt sich nicht damit, wie die Konflikte in Teilen Afrikas von westlichen Nationen aufrechterhalten werden oder mögliche Bedürfnisse Deutschlands (im Speziellen) nach Rohstoffen aus der Kongo-Regieon, sondern um die Fehler und Versäumnisse der deutschen Justiz in Bezug auf einen Menschen, der sich als Anführer einer Organisation sieht und präsentiert, welche Menschenrechtsverletzungen begeht. Mit der zitierten Aussage "Ich bin der Präsident. Ich weiß genau was da passiert." Übernimmt er auch die Verantwortung für diese Taten.
Ich denke man sollte es gegeneinander aufrechnen, wenn ein Land sich auf diese und ein anderes auf jene Weise an einem Menschenrechtsverbrechen beteiligt, weil der Versuch der Relativierung durch das Aufrechnen der Schwere der Schuld niemandem hilft.
Hier sehen wir, wie ein in Deutschland lebender Verantwortlicher für einen Teil der Menschenrechtsverletzungen in Ruanda und den Verbrechen, die nun im Kongo begangen werden, durch die deutsche Justiz, vielleicht nicht gedeckt, aber zumindest in seinem Handeln nicht gehindert wird.
Das große Problem haben sie, 1234fire, in ihrer Überschrift gut zusammengefasst: Afrika ist zu weit weg von der Lebenswirklichkeit der Menschen der westlichen Industrienationen. Die Meldungen aus dem Kontinent vermögen zwar Unverständnis und Bedauern hervorzurufen, aber das Leid der Menschen dort kann sich keiner vorstellen.
Krisse
Quote* 03.08.2009 um 11:38 Uhr
* palistine66
6. Nur bis zum Jahr 2000
war allein der raus geschmuggelte Diamant aus einem der reichsten Länder der Welt, dem Kongo, durch westliche Konzerte schätzungsweise $60 Milliarden Wert. Möglich durch Bestechung der Warlords zum Waffenverkauf und Finanzierung von Bürgerkriegen und günstigem Chaos.
Warum sollte man irgendwas an diesen profitablen Zuständen ändern wollen?
Das Geschäft läuft doch sehr gut, und alle sind happy, jedenfalls diejenigen die zählen.
Quote* 03.08.2009 um 12:58 Uhr
* gw-hh
7. Wofür man Kriegsverbrecher braucht
Die Verfolgung von Kriegsverbrechern war noch nie eine Disziplin, in der Deutschland aufgefallen ist, insofern muss man sich über den vorliegenden Fall nicht wundern.
Wenn andere Kriegsverbrecher, gegen die Murwanashyaka eher eine kleine Nummer ist, hierzulande in Talkshows reihenweise hofiert werden: warum soll der Afrikaner hier dann nicht auch mit HartzIV versorgt werden?
Nehmen wir einmal Henry Kissinger, der Anfang der 70er-Jahre den massiven amerikanischen Bombenkrieg (seine Worte "using anything that flies on anything that moves") u.a. gegen das bis zu diesem Zeitpunkt friedliche Kambodscha veranlasste und damit mit vollkommen völkerrechtswidrig-kriegsverbrecherischen Aktivitäten eine 7-stellige Zahl von Opfern auf dem Kerbholz hat.
Er geniesst bei der deutschen Politik-(und Medien-)Elite den Ruf eines erfahren-souveränen Staatsmanns, dessen Rat und Einschätzung als beherzigenswert angesehen wird und dessen Auftritte mit immensen Honoraren vergütet werden.
Von ihm war bisher kein Wort der Entschuldigung oder des Bedauerns dafür zu hören, dass er Tod und Vernichtung über große Landstriche aussäte.
Seine Beliebtheit bei uns wurde von dem bekannten amerikanischen Schriftsteller Gore Vidal kommentiert mit den Worten "ihr Deutschen liebt die Kriegsverbrecher".
Dagegen ist Herr Murwanashyaka als kleiner Fisch zu betrachten, der sich dabei bestens ins bekannte Muster einfügt.
Was ist denn seine Funktion?
Er sorgt doch - wie etliche andere militärisch organisierte Banden - für die Rohstoffversorgung der europäischen Industrie aus dem Kongo, zum günstigen Preis. Mit den Einnahmen werden Waffen beschafft und das Spiel fortgesetzt, dass dort seit Jahrzehnten betrieben wird, u.a. für die Versorgung der Europäer mit Coltan.
So lässt sich auch erklären, das Bundesanwältin Monika Harms in dieser Sache untätig bleibt: man will ja nicht die Versorgungslage der deutschen Industrie beeinträchtigen.
Ist es nicht besser, einen Murwanashyaka in Mannheim sitzen zu haben, anstatt z.b. in Japan oder China, wo die Falschen von seinen Aktivitäten profitieren könnten?
Quote* 03.08.2009 um 14:48 Uhr
* Cesar E. Chavez
8. Erdkunde?
Natürlich nur Nebensache, aber Entfernung Deutschland-Kongo 4000km??Ist zu bezweifeln!!
Quote* 03.08.2009 um 16:06 Uhr
* masabuana
11. Kriegsverbrecher
scheinen es hier wirklich nicht sonderlich schwer zu haben... Zur Nebensache der Entfernung: laut diesem Großkreisrechner und der Daten für Berlin - Kongo kommt bei mir rund 5900 km raus
Quote#
* 03.08.2009 um 18:26 Uhr
* Mr. Floppy
12. ?
Ihr Kommentar leuchtet mir nicht so ganz ein. Wenn ihm was nachgewiesen werden könnte würde er ja auch eingesperrt und die Kontos beschlagnahmt werden. Das Problem ist, dass unsere Justiz ihm scheinbar nichts nachweisen kann. Entweder weil er unschuldig ist oder weil sie's nicht auf die Reihe kriegen.
Antwort auf "hier wäre definitiv aggresive justiz gefragt"
Aus: "Sieht so ein Kriegsherr aus? - Ein Milizenführer schürt das Morden im Kongo – von Mannheim aus"
# Von Andrea Böhm | Christian Denso
# Datum 3.8.2009 - 07:46 Uhr
# Quelle DIE ZEIT, 30.07.2009 Nr. 32
Quelle: http://www.zeit.de/2009/32/Milizenfuehrer-Mannheim (http://www.zeit.de/2009/32/Milizenfuehrer-Mannheim)
Quote[...] Washington - "Innerhalb weniger Minuten wurde die Welt zur Hölle; Menschen fielen, und überall spritzte Blut", erinnert sich Chung Goo Ho, 69, an das Massaker, das er als Kind erlebte. Es begann am 26. Juli 1950 in der Nähe des südkoreanischen Dorfs No Gun Ri und sollte drei Tage dauern. "Ich höre immer noch die letzten Schreie meiner Mutter", sagt Chung Goo Ho, "und ich weiß bis heute nicht, weshalb amerikanische Soldaten Hunderte von Zivilisten töten mussten."
Auch Chung Choon Ja, 68, damals ein zwölfjähriges Mädchen, überlebte das Blutbad. "Die amerikanischen Soldaten spielten mit unserem Leben wie kleine Jungen mit Fliegen." Inzwischen hat die US-Armee ihre lange geleugnete Verantwortung für das blutige Ereignis aus den ersten Wochen des Koreakriegs zugegeben. Wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit im Januar 2001 brachte US-Präsident Bill Clinton sein Bedauern über den Tod unbewaffneter Zivilisten bei No Gun Ri zum Ausdruck. Nur förmlich entschuldigen mochte er sich nicht, denn nach Auffassung der US-Armee hatten die GIs die koreanischen Zivilisten nicht vorsätzlich getötet. Dies wäre ein Verstoß gegen das Kriegsrecht gewesen, also ein Kriegsverbrechen.
Doch die offizielle US-Darstellung, die wegen entgegenstehender Zeugenaussagen und zeitgenössischer Quellen schon vor fünf Jahren nur wenig glaubwürdig klang, wird jetzt durch ein neu aufgefundenes Dokument endgültig erschüttert - durch einen Brief des damaligen US-Botschafters in Südkorea, John J. Muccio, vom 26. Juli 1950. Darin unterrichtete er das Außenministerium in Washington über eine "notwendige" Entscheidung der 8. US-Armee in Korea, die in den USA zu negativen Reaktionen führen könnte: Unter bestimmten Voraussetzungen sollten GIs auf Zivilisten schießen.
Das Drama begann am 25. Juni 1950, als die nordkoreanische Volksarmee den 38. Breitengrad überschritt und innerhalb weniger Tage die südkoreanische Hauptstadt Seoul einnahm. Mit Billigung der Vereinten Nationen entsandte US-Präsident Harry S. Truman rasch ein amerikanisches Hilfskontingent. Es bestand aus zunächst 13.000 schlecht ausgebildeten und unzureichend bewaffneten Besatzungstruppen aus Japan, die in kurzer Zeit schwerste Verluste erlitten. Nach einer Woche waren 3000 GIs gefallen, verwundet, gefangen oder verschollen.
Die herannahende nordkoreanische Armee versetzte die unerfahrenen US-Truppen in Angst und Schrecken. Fluchtartig traten sie den Rückzug zur Hafenstadt Pusan an. Warnungen kursierten vor feindlichen Guerrillas. Getarnt als Bauern, so hieß es, mischten sie sich unter die Zehntausenden südkoreanischen Flüchtlingen, um die US-Linien zu infiltrieren. Die US-Armeeführung sah darin ein Problem "ernster, wenn nicht kritischer militärischer Natur".
Ein versprengtes Bataillon des 7. US-Kavallerieregiments grub sich am 26. Juli 1950 bei No Gun Ri auf einem mehrere hundert Meter langen Frontabschnitt ein. Ihm näherte sich am selben Tag eine Kolonne von 500 bis 600 Bewohnern umliegender Dörfer auf der Flucht vor den anrückenden Nordkoreanern. Die GIs wiesen sie von der Straße, die sie für US-Militärfahrzeuge freihalten wollten, auf einen angrenzenden Bahndamm. Als die Flüchtlinge dort rasteten, wurden sie plötzlich von US-Kampfflugzeugen unter Maschinengewehrfeuer genommen und bombardiert. Etwa hundert Menschen kamen nach koreanischen Augenzeugenberichten bei dem Angriff ums Leben.
Die meisten andern flüchteten sich in zwei Tunnel unter einer nahegelegenen Eisenbahnbrücke. Doch auch dort waren sie nicht sicher. "US-Soldaten in den umliegenden Schützengräben erschossen einige Leute, die weglaufen wollten", berichtet Chung Goo Ho. "Als es dunkel wurde, richteten die Soldaten Scheinwerfer auf uns. Dann begannen sie, in die Menge zu schießen. An die hundert Leute, die schnell laufen konnten, darunter auch mein Vater, flohen. Aber die meisten Frauen und Kinder mussten zurückbleiben. Drei Tage und Nächte wurde immer wieder auf uns geschossen. Ich dachte, ich würde sterben. Als sich die GIs am dritten Tag zurückzogen, gehörten meine jüngere Schwester und ich zu den nur ungefähr 20 Überlebenden." Die Gesamtzahl der Opfer bei No Gun Ri wird von koreanischen Zeugen auf etwa 400 beziffert. Damit wäre es nach My Lai das zweitgrößte Massaker, das US-Truppen im 20. Jahrhundert unter Zivilisten anrichteten.
[...] Erst ein Artikel der US-Nachrichtenagentur AP vom September 1999, der weltweit für Schlagzeilen sorgte und mit einem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde, schuf die Voraussetzung für eine gründliche Untersuchung des Massakers durch den Generalinspekteur der US-Armee. Denn in dem AP-Bericht kamen erstmals auch ein gutes halbes Dutzend US-Veteranen des Koreakriegs zu Wort, die entweder selbst zu den Todesschützen bei No Gun Ri gehört hatten oder den Vorfall bezeugen konnten.
"Es war Massenmord", sagte der ehemalige Gefreite Herman Patterson. "Wir haben sie einfach umgelegt", bestätigte der frühere MG-Schütze Norman Tinkler, und auch der damalige Leutnant Robert M. Carroll erinnerte sich, dass US-Soldaten aus ihren Erdlöchern das Feuer auf die Flüchtlinge eröffneten.
[...] das Massaker von No Gun Ri war kein Einzelfall. Zahllose weitere Flüchtlinge, behaupten US-Veteranen und koreanische Überlebende, wurden später in ähnlichen Situationen getötet.
Aus: ""Wir haben sie einfach umgelegt"" Von Axel Frohn (25.07.2006)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,427491,00.html (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,427491,00.html)
Quote[...] 7000 weitere Soldaten sollen zusätzlich zu den 30.000 GIs, die US-Präsident Obama entsendet, nach Afghanistan abrücken. Mindestens 25 Länder werden sich nach Angaben der Nato daran beteiligen.
[...] Zusammen mit den von US-Präsident Barack Obama angekündigten US-Soldaten würden daher mindestens 37.000 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan geschickt. Die von der Nato geführte Afghanistan-Schutztruppe Isaf hat derzeit 83.500 Soldaten.
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Aus: "Nato entsendet 7000 zusätzliche Soldaten" (04.12.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,665179,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,665179,00.html)
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Quote[...] Eine Studie der Stanford University beziffert den Anteil der Trauma- und Gehirngeschädigten unter den fast zwei Millionen Soldaten, die bisher in Afghanistan und im Irak gedient haben, sogar auf 700.000. Das sind 36 Prozent.
Wenn Obama von 30.000 weiteren Soldaten redet, hören die Veteranen also etwas anderes: mehr als 13.000 neue PTSD-Fälle, rund 8000 neue TBI.
[...] Den Ernst der Lage sieht das US-Militär durchaus. Mitte November enthüllte Peter Chiarelli, der Vize-Stabschef der Armee, die Selbstmordrate in seiner Truppe habe sich seit 2001 verdoppelt. Allein in diesem Jahr nahmen sich demnach 211 Armeesoldaten das Leben. 2008 waren es noch 182. Auch die Zahlen von Alkohol- und Drogenmissbrauch seien gestiegen.
Obwohl die Armee seit 2007 rund 900 neue Psychologen und Betreuer eingestellt habe, würden fast noch mal so viele benötigt, sagte Chiarelli. Die bestehende Belegschaft ist überfordert, frustriert, rastet manchmal selbst aus. Einer von ihnen war Major Nidal Malik Hasan, der im November auf dem texanischen Stützpunkt Fort Hood 13 Soldaten erschoss. Bis heute ist unklar, welche Rolle islamische Radikalisierung bei der Bluttat gespielt hat und welche Rolle Hasans Stress als Traumahelfer.
Chiarelli beklagt ein "Stigma" unter seinen Soldaten: Viele scheuten sich, "Hilfe zu suchen und anzunehmen". Die Armee arbeite "sehr, sehr hart" dafür, das Problem in den Griff zu bekommen. "Dies ist eine Frage von Leben und Tod, und es ist absolut inakzeptabel, dass Einzelne im Stillen leiden - weil sie Angst haben, dass ihre Kameraden oder Vorgesetzten sie auslachen oder, schlimmer noch, dass dies ihre Karriere negativ beeinflussen könnte."
[...] All das hält Marines-Veteran Westrick nicht davon ab, auch seinen Sohn jetzt in den Krieg zu verabschieden. Hofft er nicht, dass dieser Teufelskreis eines Tages aufhört? "Dies sind biblische Zeiten", sagt er und hofft auf Gottes Hilfe. "Nur die Wiederkunft des Herrn kann dem wohl ein Ende setzen."
Aus: "Veteranen-Elend in den USA - Töten bis zum Trauma" Von Marc Pitzke, New York (04.12.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,665126,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,665126,00.html)
Quote[...] Der ehemalige afghanische Wiederaufbauminister Amin Farhang begrüßte die Entschädigungsankündigung der Bundesregierung. Der Bundeswehrverband forderte eine schnelle Klärung der rechtlichen Grundlagen des Afghanistan-Einsatzes für die Soldaten.
Bei dem von einem deutschen Offizier angeordneten Angriff Anfang September waren bis zu 142 Menschen getötet worden, unter ihnen zahlreiche Zivilisten. Ein Sprecher des Ministeriums hatte am Montag eine Entschädigung angekündigt, ohne eine Summe zu nennen. Popal sagte, in weiteren Verhandlungen seien die Details zu klären.
[...] Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Ulrich Kirsch, mahnte, die rechtlichen Grundlagen des Afghanistan-Einsatzes noch bis Jahresende zu klären. "Die Unsicherheit ist den deutschen Soldaten nicht länger zuzumuten. Erst recht nicht, wenn der Einsatz im nächsten Jahr noch ausgeweitet werden soll", sagte er.
Unsicherheit sei ein schlechter und im Zweifelsfall gefährlicher Ratgeber. "Für mich trägt es skandalöse Züge, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen nach acht Jahren immer noch nicht sauber geklärt sind", sagte Kirsch. Es gehe um die Frage, ob der Einsatz ein Polizeieinsatz sei, bei dem die normalen Strafgesetze gelten, oder ein "nicht internationaler bewaffneter Konflikt", bei dem das Kriegsvölkerrecht anzuwenden sei. (ddp)
Aus: "Drei Millionen für 91 Witwen" (08.12.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/2129600_Entschaedigung-fuer-Afghanistan-Opfer-Drei-Millionen-fuer-91-Witwen.html (http://www.fr-online.de/top_news/2129600_Entschaedigung-fuer-Afghanistan-Opfer-Drei-Millionen-fuer-91-Witwen.html)
Quote[...] Laut einem Bericht des "Stern" erhielt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bereits am 6. November einen Report des Internationalen Roten Kreuzes. Darin hieß es, der Angriff auf zwei Tanklaster in Kundus habe nicht "im Einklang mit dem internationalen Völkerrecht gestanden". Zudem wurden 74 getötete Zivilisten namentlich aufgelistet. Am selben Tag bezeichnete der frischgebackene Verteidigungsminister den Angriff als "militärisch angemessen".
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Aus: "Kundus-Affäre: Guttenberg und der Fluch der Salami" von David Böcking (09.12.2009)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:kundus-affaere-guttenberg-und-der-fluch-der-salami/50048261.html (http://www.ftd.de/politik/deutschland/:kundus-affaere-guttenberg-und-der-fluch-der-salami/50048261.html)
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Quote[...] Der Ablauf ist offenbar schon eingeübt, bei Amerikanern, Briten, Kanadiern und Deutschen. Ein Einheimischer vermittelt den Kontakt zur betroffenen Familie. Ein Emissär der Streitkräfte reist an. Er entschuldigt sich zunächst dafür, dass bei einem Militärschlag ein Familienmitglied getötet wurde. Und dann beginnt er zu verhandeln - über das sogenannte "Blutgeld", eine materielle Entschädigung. Für einen Mann ist mehr fällig als für eine Frau, für einen Ernährer mehr als für ein Kind. "Blutgeld ist in der Tat eine uralte afghanische Tradition, die entstanden ist, weil starke staatliche Strukturen gefehlt haben, eine gerechte Justiz gefehlt hat - bis heute. Mit diesem Prinzip soll noch mehr Blutvergießen verhindert werden", sagt der Journalist Ratbil Shamel im Gespräch mit der Deutschen Welle.
[...] Zu einer juristischen Prüfung der Entschädigung wird es aller Voraussicht nach nicht kommen. Die Bundesregierung hat an einem Gerichtsverfahren kein Interesse, weil sie damit Präzedenzfälle schaffen würde ...
[...] Als Bundeswehrsoldaten im August 2008 an einem Checkpoint bei Kundus eine Frau und zwei Kinder töteten, weil sie diese für Attentäter hielten, bekam die Familie 20.000 Euro. Noch mehr wurde für einen 15-jährigen Jungen bezahlt, der ein Jahr später aus demselben Grund zu Tode kam. Die Kalkulation scheint sich grundsätzlich an der Frage zu orientieren, wie viel Geld ein Ernährer verdient, bis die nächste Generation für ihn einspringen kann. Bei einem geschätzten afghanischen Durchschnittseinkommen von 800 bis 1000 Dollar pro Jahr und einer Laufzeit von 20 Jahren wäre der Satz von 20.000 Euro innerhalb dieser Logik angemessen.
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Aus: "Guttenberg und das "Blutgeld"" Von Sven Becker und Lutz Kinkel (9. Dezember 2009)
Quelle: http://www.stern.de/politik/deutschland/afghanistan-bombardement-guttenberg-und-das-blutgeld-1528117.html (http://www.stern.de/politik/deutschland/afghanistan-bombardement-guttenberg-und-das-blutgeld-1528117.html)
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Quote[...] Die Bundeswehr-Elite-Einheit KSK (Kommando Spezialkräfte) war offenbar an dem umstrittenen Luftangriff auf zwei Tanklastzüge nahe Kundus Anfang September beteiligt. Das berichtet die "Bild-Zeitung" unter Berufung auf Bundeswehrkreise und -berichte.
Im deutschen Feldlager Kundus wurde demnach der gesamte Einsatz vom ersten Hinweis eines afghanischen Informanten bis zur abschließenden Entscheidung, zu bombardieren - aus einem Kommandostand einer geheimen Einheit Taskforce 47 (TF47) geführt. Diese Task Force besteht zur Hälfte aus KSK-Elite-Soldaten. Während des Einsatzes war der verantwortliche Oberst Klein zugleich auch Chef dieser TF47, berichtet "Bild".
Er sei von mindestens fünf Offizieren und Unteroffizieren beraten worden. KSK-Soldaten sollen in Afghanistan auch Jagd auf aufständische Taliban und Terroristen machen. Aus einer internen Rechtsbewertung der Bundeswehr gehe hervor, dass Klein den Angriffsbefehl nach den Nato-Einsatzregeln nur als TF-47-Kommandeur habe geben können.
Das geheime Einsatzprotokoll dazu floss demzufolge nicht in den Nato-Untersuchungsbericht ein. Aus dem Untersuchungsbericht der deutschen Feldjäger unmittelbar nach dem Bombardement zitiert "Bild", es gebe keine Informationen darüber, ob die Entscheidung zum Angriff vom Kommandeur des deutschen Feldlagers Kundus, Oberst Georg Klein, "oder an anderer Stelle vorbereitet bzw.
getroffen wurde".
[...] Nach Angaben der Nato waren bei dem Angriff bis zu 142 Menschen getötet und verletzt worden - darunter viele Zivilisten. Der Anwalt der Opfer spricht inzwischen von 137 Toten. "Wir haben allein 91 Witwen von Opfern des Bombardements und 163 Waisenkinder registriert", sagte Rechtsanwalt Karim Popal der "Neuen Presse". Demnach würden seit dem am 4. September von einem deutschen Oberst angeforderten Angriff auch 22 Menschen vermisst. Zudem gebe es 20 Verletzte, sagte Popal. In einem afghanischen Regierungsbericht ist von 30 toten Zivilisten die Rede.
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Aus: "Grüne zu Luftangriff in Kundus: "Bericht geglättet?"" (10.12.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/2134253_Gruene-zu-Luftangriff-in-Kundus-Bericht-geglaettet.html (http://www.fr-online.de/top_news/2134253_Gruene-zu-Luftangriff-in-Kundus-Bericht-geglaettet.html)
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Quote[...] Berlin - Aus Unterlagen der Bundeswehr und der Nato über den fatalen Luftangriff bei Kunduz geht hervor, dass das Kommando Spezialkräfte (KSK) an der Bombardierung der beiden Tanklastwagen beteiligt gewesen sein könnte. Die Eliteeinheit der Bundeswehr, das steht fest, war sowohl bei der Aufklärung der Lkw-Entführung durch die Taliban involviert als auch beim letztendlichen Befehl zum Abwurf von zwei Bomben auf die feststeckenden Fahrzeuge und die um sie herumstehenden Menschen.
[...] Im Kern geht es nicht um das KSK, wohl aber um die Aktivitäten der "Task Force 47". Unter diesem Namen agiert in Kunduz eine kombinierte Einheit von Aufklärern der Bundeswehr, die seit langem gemeinsam mit Elitesoldaten des KSK den Schutz des Lagers übernehmen. Die Gruppe hat in dem Camp einen eigenen Befehlsstand mit modernster Technik und soll vor allem mögliche Angriffe auf das Lager frühzeitig aufklären und abwehren. Die KSK-Kräfte in der "TF 47" agieren dabei unter dem Mandat der Schutztruppe Isaf.
Bei der Bombardierung spielte die "TF 47" eine entscheidende Rolle. Erste Hinweise auf die Entführung der beiden Lkw gingen über einen afghanischen Kontaktmann bei den Aufklärern ein. Von ihrem Befehlsstand wurden dann zuerst Luftaufklärung durch einen B1-Bomber und später die beiden Kampfjets vom Typ F-15 angefordert. Auch weitere Hinweise auf Standort der Lkw und Taliban am Tatort wurden von der "TF 47" eingeholt und ausgewertet.
Als die Lkw schließlich auf dem Flussbett lokalisiert waren, kam auch Oberst Georg Klein, der Kommandeur des Camps, aus dem normalen Befehlsstand zur "TF 47". Dies war etwa gegen 0.50 Uhr. Den deutschen Untersuchungsberichten zufolge geschah dies, weil die Aufklärer von Bundeswehr und KSK bessere technische Möglichkeiten zur Verfügung hatten. Die Beteiligung der "TF 47" an dem Vorfall ist in deutschen und den Nato-Dokumenten dutzendfach erwähnt - das KSK wird allerdings nicht ausdrücklich genannt.
Gemeinsam mit einem Flugleitoffizier der "Task Force 47" beobachtete Oberst Klein in der Befehlszentrale die Live-Bilder vom Tatort auf einem "Rover"-Sichtgerät, einer Art Laptop mit Verbindung zu den Jets. Über den Offizier befahl er den Piloten, zwei Bomben abzuwerfen. Ausdrücklich weist der Offizier der "Task Force 47" im Funkverkehr darauf hin, dass der Kommandeur neben ihm sitzt. Ohne diese Legitimierung hätten die Piloten die Order gar nicht akzeptieren dürfen.
Welche Brisanz das neue Detail der KSK-Beteiligung für die Bundesregierung entwickelt, ist schwer abzusehen. Grundsätzlich ist Kennern die Existenz der gemischten Einheit von KSK-Soldaten und Bundeswehraufklärern in Kunduz seit langem bekannt. Auch der eigene Befehlsstand ist im Lager kein Geheimnis. Zudem ist völlig unklar, welche Rolle Angehörige der KSK in dem Fall spielen.
Dass neben Klein der eine oder andere KSK-Mann in der Kommandozentrale stand, saß oder ihn gar beriet, wird im Ministerium nicht als Skandal gesehen - dort betrachtet man die Schlagzeilen als Sensationsjournalismus.
In dem hitzig diskutierten Fall aber ist schon die Beteiligung von KSK-Soldaten - deren Aktivitäten in den vergangenen Jahren in fast absurder Weise geheim gehalten wurden - eine Nachricht. Für das Ministerium ist der Fall zudem schwierig, da man die Aktivität des KSK wegen der Geheimhaltungsregeln weder bestätigen noch dementieren kann.
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Aus: "KSK unterstützte Oberst Klein in der Bombennacht" (10.12.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,666249,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,666249,00.html)
Quote[...] Fast missonarisch kann sie werden, wenn sie die Argumente dafür aufzählt, die "Drohkulisse" gegen Saddam Hussein zu verstärken.
[...] "Frieden ist ein überragendes Gut, für den jede Anstrengung lohnt", gibt sie auch in Washington zu verstehen. "Aber wahr ist auch, dass verantwortungsvolle politische Führung in keinem Fall den geschützten Frieden der Zukunft gegen den trügerischen Frieden des Tages eintauschen darf".
[...] In Washington schlüpfte Merkel mehr in die Rolle einer Botschafterin, obwohl sie sich auch dort den einen oder anderen Seitenhieb nicht verkneifen kann. "Hier geht es darum, Vertrauen zu schaffen", sagte sie schon, bevor sie überhaupt zu Cheney aufbrach.
Auf dem Capitol, beim republikanischen Senator Chuck Hagel, fügte Merkel später mit einer prägnanten Bemerkung hinzu, dass man in die angespannten Beziehungen zwischen Berlin und Washington kein neues Öl gießen dürfe ("No more oil in the fire"). Nach ihrem Gespräch mit Rice stellt sie dann fest, die Reise sei richtig gewesen: "Die vorhandene Sprachlosigkeit" sei "ein Gutteil überwunden worden". Ob sich dadurch die deutsch-amerikanischen Beziehungen verändert haben, bleibt aber offen.
[...] Mit ihrer Irak-Position ist Merkel den Amerikanern inhaltlich fast auf einer Linie. Neu ist in ihrer Argumentation für einen Schulterschluss mit Washington aber der Hinweis, dass der irakische Diktator es nicht schaffen dürfe, "die demokratische Welt zu spalten". Die letzte Antwort zu Krieg und Frieden gibt sie nicht. Wie sie denn entscheiden würde, wenn auch eine weiter von der UN aufgebaute Drohkulisse den Irak nicht zur Abrüstung zwingen kann? "Dann sprechen wir weiter", sagt Merkel lediglich.
Aus: "Angela Merkel in Washington: Herzliches Willkommen für eine Oppositionsführerin" (25.02.2003)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/archiv/herzliches-willkommen-fuer-eine-oppositionsfuehrerin;607358 (http://www.handelsblatt.com/archiv/herzliches-willkommen-fuer-eine-oppositionsfuehrerin;607358)
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QuoteTHEMA: "Drohkulisse"
[...] Antonius begann die Diskussion am 21.03.03 (21:45) mit folgendem Beitrag:
Eine Sprachüberlegung zur Diskussion gestellt:
... Der vorgeschobene, als Drohwort benutzte Begriff "Drohkulisse" ist eine miese Sprachgeste, ein Stück Sprachgewalt, eine euphemistische Verhüllung der im Hinterhalt versteckten Absichten: Demokraten, die sich nicht schämen, mit psychologischer Kriegsführung zu operieren, um ihre Absichten zu verbergen - und Friedenswillige und aufs Völkerrecht Verpflichtete anzugreifen.
Die Drohkulisse ist eingefallen - und hat den wahren Hintergrund freigegeben: Krieg als normales Mittel des kapitalistischen Weltmarkts ....
[...] bernhard antwortete am 21.03.03 (21:53):
Ich stimme Dir zu, die "Drohkulisse" war von Anfang an "Kriegsvorbereitung". Es bestand niemals die Absicht nur zu drohen. ...
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Quelle: http://www.seniorentreff.de/diskussion/archiv6/a963.html (http://www.seniorentreff.de/diskussion/archiv6/a963.html)
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Quote[...] Blair sei von US-Präsident George Bush gedrängt worden, sich um Belege für die Existenz von Saddams Waffen zu kümmern. Blair habe den Geheimdienst beauftragt. "Unter dem Druck von Downing Street, irgendetwas zu finden, was die These der Massenvernichtungswaffen stützen konnte, quetschte der Dienst dann seine Agenten im Irak aus."
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08.12.2009 16:23:08
Aus_dem_Exil:
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber herzhaft lachen!
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09.12.2009 13:18:16
schwarzerkater: Nochmal recherchieren...
dann stellt sich ja vielleicht heraus daß Hitler am frühen Morgen des 1. September 1939 gegen 4:55 Uhr gerade einem Taxi auf dem Weg zur Reichskanzlei unterwegs gewesen war.
Aber mal im Ernst... der Irakkrieg war doch wohl schon etwas früher "beschlossene Sache".
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09.12.2009 12:32:07
s.kraut:
Warten wir´s ab, am Ende werden die Schadensersatzansprüche noch auf den unbekannten Taxifahrer abgewälzt. Denn er trägt die Verantwortung für diesen Krieg.
Da hat sich ja sogar GWB mehr einfallen lassen, als er sich hinter dem CIA verkroch, und der CIA, indem er einige Powerpoint-Präsentationen mit gefährlichen und mobilen Gasfabriken erstellt hat.
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08.12.2009 16:52:51
Crit: Ob mit oder ohne GB..
..den Irak-Krieg hätte es trotzdem gegeben. Die USA wären auch alleine einmarschiert. Die Gründe, warum die Briten unbedingt auch reinwollten, lagen woanders. Die USA waren vor dem Irakkrieg eine Supermacht, die sich anschickte im Zuge des Anti-Terror-Krieges die Welt neu zu gestalten. Das wollten die Briten nicht verpassen, um sich dadurch selbst einen Vorteil zu verschaffen: mitgestalten und als Junior-Partner der USA in einer bedeutenden Position mit am Tisch der "Willigen" sitzen.
Die Geschichte vom Taxifahrer bestätigt nur, was man schon vor dem Krieg ahnte: die von Blair propagierte Legitimationsbasis war sehr dünn. Er ging volles Risisko und wurde doppelt bestraft. Nicht nur, dass sich seine Theorie der Massenvernichtungswaffen in Luft auflöste und er damit jegliche Glaubwürdigkeit einbüßte. Auch riss ihn Bush mit in den Abgrund, der sich nach "Mission Accomplished" vor den Amerikanern auftat.
Aus: "Der geschwätzige Taxifahrer" Von Wolfgang Koydl, London (08.12.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/666/496976/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/666/496976/text/)
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Quote[...] Tony Blair, der Großbritannien als Premierminister 2003 in den Krieg geführt hatte, verteidigte in einem Interview den Truppeneinmarsch an der Seite der USA: Die Invasion, behauptetet er, sei auch mit anderen Argumenten als mit dem Hinweis auf Massenvernichtungswaffen zu rechtfertigen gewesen. Iraks Diktator Saddam Hussein habe eine zu große Bedrohung für die Region dargestellt.
Empörte Kritiker warfen Blair daraufhin vor, sich als Kriegsherr seine eigene Wahrheit zurechtgezimmert und die Öffentlichkeit getäuscht zu haben. Der Vorwurf ist nicht neu. Die in einem britischen Geheimdienst-Dossier vertretene These, dass der Irak über Massenvernichtungswaffen verfüge, die binnen 45 Minuten abgefeuert werden könnten, erwies sich später als haltlos. Ohne Beweis der UN-Waffeninspekteure, ohne UN-Mandat hatten Großbritannien und die USA mit der Bombardierung begonnen.
Auf die Frage, ob er die Invasion auch vorangetrieben hätte, wenn er definitiv von einer Nicht-Existenz der Waffen gewusst hätte, antwortete Blair: ,,Ich hätte immer noch gedacht, dass es das Richtige ist, ihn (Saddam Hussein) zu beseitigen. Offensichtlich hätte man dann andere Argumente nutzen und einsetzen müssen, was die Art der Bedrohung betraf." Die UN hätten sich in einem ,,zwölfjährigen Hin und Her" mit der Problematik befasst, und Saddam Hussein habe chemische Waffen gegen sein eigenes Volk eingesetzt: ,,Ich glaube nicht, dass wir mit Saddam Hussein und seinen Söhnen besser dran wären."
Aus: "Tony Blair rechtfertigt Irak-Krieg" Von Barbara Klimke (13.12.09)
Quelle: http://www.ksta.de/html/artikel/1260194917416.shtml (http://www.ksta.de/html/artikel/1260194917416.shtml)
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Quote[...] Mit einer Unverfrorenheit sondergleichen gesteht Tony Blair, er wäre 2003 ohnehin in den Irak-Krieg gezogen - also auch ohne die von ihm immer noch behauptete Existenz von Massenvernichtungswaffen. Zweieinhalb Jahre nach seinem Rückzug als Premier gibt er unumwunden zu, dass es ihm vor allem um den Sturz von Saddam gegangen sei. Blair, seit Aufgabe seines Amtes zum Katholizismus konvertiert, scheut sich auch nicht, seine Kriegserklärung in den Kontext mit einem Kampf um den Islam zu stellen. Die Karikaturisten hatten recht: Blair und Bush waren die die letzten Kreuzritter.
Blairs Aussagen dienen seiner Verteidigungsstrategie, denn auch er muss demnächst als Zeuge vor der Chilcot-Kommission aussagen. Dort hatte letzte Woche der frühere Geheimdienstchefs erklärt, zehn Tage vor der Abstimmung im Parlament über die Invasion habe es keine Hinweise auf Massenvernichtungswaffen im Irak gegeben. Diese Information hat die Abgeordneten freilich nie erreicht, für sie gab nur die von Blairs Büro aufgemotzten Geheimdienstdossiers. Sie dienten als Vorwand für den Irak-Krieg, den 80 Prozent der Briten nicht wollten. Blairs blutiges Vermächtnis bleibt der Irak. Daran werden nicht nur die Angehörigen gefallener Soldaten erinnern, die bei Trauerfeiern dem Premier die Hand verweigerten. Ins Bewusstsein eingeprägt hat sich auch der erzwungene Abgang von zwei Ministern und der Freitod des Wissenschaftlers David Kelly. Der Experte für biologische Waffen im Verteidigungsministerium hatte im Juli 2003 in einem BBC-Interview Zweifel an den Blair-Dossiers angemeldet. Keiner weiß, wer Kelly danach extrem unter Druck setzte.
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Aus: "Der Kreuzritter Tony Blair" Von Marianne Quoirin (13.12.09)
Quelle: http://www.ksta.de/html/artikel/1260194917299.shtml (http://www.ksta.de/html/artikel/1260194917299.shtml)
Quote[...] Plötzlich tun alle so, als sei doch alles längst bekannt gewesen. Bundeswehr-Oberst Georg Klein hatte am 4. September gar nicht in erster Linie zwei von Taliban entführte Tanklaster im Visier, als er in der Nähe von Kundus deren Bombardierung befahl. Vielmehr ging es ihm darum, eine Ansammlung von Taliban zu treffen und als gefährlich identifizierte Feinde zu töten.
Dass dies so war, bestreiten Eingeweihte am Wochenende nicht mehr, auch wenn das Verteidigungsministerium offiziell keine Stellung nimmt, sondern auf den Untersuchungsausschuss verweist, der am kommenden Mittwoch seine Arbeit aufnehmen wird.
[...] Ungeachtet auch des Isaf-Berichts bleibt Guttenberg bei seiner Einschätzung, dass Klein nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt habe. Er werde den Oberst nicht fallenlassen, versicherte der Minister noch einmal bei einem Blitzbesuch bei den Soldaten in Kundus am vergangenen Freitag. Derzeit prüft die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, ob gegen Klein wegen Verstoßes gegen das Kriegsvölkerrecht ermittelt werden muss. Seine Chancen, ohne Verfahren davonzukommen, sind seit dem Wochenende nicht gestiegen.
Quote14.12.2009 08:38:11
yeksaa: "Es ging um die "Vernichtung" von Taliban"
"Vielmehr ging es ihm darum, eine Ansammlung von Taliban zu treffen und als gefährlich identifizierte Feinde zu töten."
Mit was will man hier eigentlich unser Hirn präparieren.... ?
"Dass der Bericht nicht irgendwann auch ins Kanzleramt gelangt sein soll, ist schwer vorstellbar."
"Nur nach außen dringt davon kein Wort."
Unverkennbare Verschleierungstaktik, die man bis heute sucht, ebenfalls zu verschleiern.
"Guttenberg beruft sich ausdrücklich auf den Rat des Generalinspekteurs, was in der Bundeswehrführung bezweifelt wird"
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Aus: "Verteidigungsminister Guttenberg" Von Peter Blechschmidt (14.12.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/195/497499/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/195/497499/text/)
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Quote[...] Die Feinde befanden sich nicht im Angriff auf Soldaten. Die Feinde wurden auch nicht getötet, weil sie dabei waren, einen Angriff unmittelbar vorzubereiten. Sie wurden nach jüngsten Erkenntnissen allein deswegen getötet, weil man sie für Feinde hielt - weil man sie den Taliban zurechnete, weil man Taliban-Führer unter ihnen erkannt zu haben glaubte.
Sie wurden also als Gegner identifiziert - und offensichtlich deswegen, nicht wegen einer aktuellen Gefährdungssituation, wurde ein Angriffsbefehl an die US-Bomber gegeben.
Bei der rechtlichen Beurteilung ist zu unterscheiden. Erstens: Darf die Bundeswehr in Afghanistan gezielt töten oder die gezielte Tötung von Gegnern veranlassen, wenn aktuell keine Verteidigungssituation besteht? Diese Frage scheint sich nun beim Bombardement von Kundus zu stellen. Zweitens: Wenn die Bundeswehr das darf, darf sie dann in Kauf nehmen, dass bei dieser Tötung des Gegners zwangsläufig auch mehr oder weniger Zivilisten zu Tode kommen?
Schon die Antwort auf die erste Frage ist klar: Sie darf es nicht; eine solche Aktion ist rechtlich nicht gedeckt. Sie könnte womöglich gedeckt sein vom allgemeinen Kriegsrecht, dieses wird aber vom Mandat der Soldaten eingeschränkt. Und wenn schon die gezielte Tötung rechtswidrig ist, dann ist die Inkaufnahme ziviler Opfer im Rahmen dieser Aktion doppelt rechtswidrig.
Selbst bei erlaubten Militäraktionen ist die Inkaufnahme von zivilen Opfern genau zu prüfen. Nach Paragraph 11 Absatz 1 Nummer 3 Völkerstrafgesetzbuch kommt es auf die Verhältnismäßigkeit an: "Wer mit militärischen Mitteln einen Angriff durchführt und dabei als sicher erwartet, dass der Angriff die Tötung oder Verletzung von Zivilpersonen in einem Ausmaß verursachen wird, das außer Verhältnis zu dem insgesamt erwarteten konkreten und unmittelbaren militärischen Vorteil steht", wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft.
Wäre die Anordnung einer Quasi-Exekution echter oder vermeintlicher Taliban für die Bundeswehr eine zulässige militärische Aktion? Mit "Aufbausicherung", wie die deutsche Politik bislang das Ziel des Einsatzes umschrieben hat, hat eine solche Frage sicher nichts zu tun; gezielte Tötung von Gegnern ist kein Teil von Aufbausicherung.
Es handelt sich auch nicht um eine zulässige Polizeiaktion. Die gezielte Tötung von Menschen im Rahmen polizeilichen Handelns ist nur als finaler Rettungs- oder Todesschuss etwa bei Geiselnahme möglich.
Bei der gezielten Tötung handelt es sich also um eine Maßnahme im Rahmen der militärischen Terrorbekämpfung. Gezielte Tötung von Gegnern ist Krieg. Wer sich freilich zur Rechtfertigung der Tötung auf "Krieg" beruft, verabschiedet sich aus dem UN-Mandat für Isaf und plädiert für die Vernichtung des Gegners als vorrangiges Ziel.
Die Bundeswehr ist in Afghanistan Teil der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe Isaf; der Einsatz basiert auf einem UN-Mandat und soll die legale afghanische Regierung (deren Legitimität durch Wahlfälschungen beschädigt ist) dabei unterstützen, die Bevölkerung zu schützen und ein sicheres Umfeld für Aufbauhelfer zu schaffen.
Am 16.Oktober hat der Bundestag zum siebten Mal den Einsatz genehmigt. Diese Genehmigung erfolgte in Kenntnis der Neufassung der "Taschenkarte für Bundeswehrsoldaten", im Juli herausgegeben vom Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung. Die Taschenkarte enthält Einsatzregeln; sie sind die Konkretisierung und Kurzfassung der Nato-geheimen "Rules of Engagement".
Die Taschenkarten-Regeln waren in der öffentlichen Diskussion unter der Überschrift zusammengefasst worden, die Soldaten dürften jetzt "schneller schießen", wenn sie selber angegriffen werden. "Angriffe gegen militärische und zivile Angehörige von Isaf und Nato" dürfen die Soldaten "jederzeit" verhindern, heißt es in der Taschenkarte. Tötung zur Vorbeugung ist auf Basis der Taschenkarte nicht möglich. Die Selbstverteidigungsvorschriften würden sonst weit ins Vorfeld einer konkreten Gefahr ausgedehnt werden.
Militärs glauben, dass gezielte präventive Maßnahmen (die gleichwohl verhältnismäßig sein müssen) zu den "geeigneten Maßnahmen" des Selbstschutzes gehören. Indes: Wenn zum Selbstschutz jeder Gegner getötet wird, der demnächst gefährlich werden könnte, bedeutet das: Enthemmung militärischer Gewalt, Verabschiedung aus dem Isaf-Mandat und Eintauchen in blankes Kriegsrecht.
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Aus: "Blankes Kriegsrecht" Ein Kommentar von Heribert Prantl (13.12.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/69/497375/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/69/497375/text/)
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Quote[...] Malek: Dass die Männer Taliban waren, war uns gleich klar. Ungewöhnlich war nur, dass sie ärmlich gekleidet waren, noch nicht mal Schuhe hatten sie an. Sie bedrohten uns und sagten sie seien so arm, deshalb wollten sie den Tanker in ihr Dorf nach Omarkhil bringen, eine Ortschaft südwestlich von Kunduz. Dort wollten sie den Treibstoff abzapfen. Sie brauchten das Benzin aus dem Tanker in ihren Dörfern, sagten sie. Bei jeder Gegenwehr würden sie uns sofort erschießen.
SPIEGEL ONLINE: Wer führte die Männer an?
Malek: Einen richtigen Anführer hatten sie nicht. Gleich nachdem wir losfuhren - einige der Taliban waren bei mir im Führerhaus, andere trotteten zu Fuß hinter den Lastern her - telefonierten sie immer wieder mit Mullah Abdul Rahman, der in der Region südlich von Kunduz eine Hand voll Männer unter seinem Kommando hat. Er befahl ihnen, schnell zu kommen. Wenn wir nicht gehorchen würden, sollten sie uns hinrichten.
SPIEGEL ONLINE: In dem Dorf kamen sie aber nie an.
Malek: Als wir Omarkhil erreichten, herrschte Konfusion. Ich hatte den Eindruck, verschiedene Gruppen von Taliban bekämpften sich oder stritten sich um die Tanker. Jedenfalls hörten wir immer wieder Schüsse. Auch Mullah Abdul Rahman gab immer neue Befehle und Ziele für uns durch. Schließlich sollten wir den Kunduz Fluss überqueren. Die Taliban zeigten uns eine Strecke über eine Sandbank. Doch wir steckten schnell fest, alle Versuche, die beiden Laster zu bewegen, scheiterten. Die Taliban wurden böse, schrien uns an, schlugen uns mit ihren Kalaschnikows. Meinen Kollegen in dem anderen Truck erschossen sie.
[...]
Malek: Ich saß mit einigen Bewaffneten recht weit weg von den Tankern am Fluss, vielleicht 50 Meter entfernt. Die Männer stritten sich, ob sie mich gleich töten sollten oder ob sie mich als Geisel benutzen, um von meiner Firma Geld zu erpressen. Ich hatte große Angst, auch vor einem möglichen Bombardement.
SPIEGEL ONLINE: Die Bomben fielen dann ja auch.
Malek: Ich werde diesen Moment nicht vergessen. Es war erst ein lautes Summen, wie bei einem Kurzschluss in einem Generator. Dann gab es einen hellen Blitz. Ich habe mich einfach nach vorne fallen lassen und bin ins Wasser eingetaucht, doch selbst da spürte ich die Druckwelle. Es war für Sekunden taghell, dann wurde selbst das Wasser immer wärmer. Als ich auftauchte, stand um die Laster herum alles in Flammen, es sah aus, als ob die Erde Feuer spuckt, doch das war wohl das Benzin aus den Trucks. Es war unerträglich heiß und überall lagen Leichen, völlig verkohlt.
SPIEGEL ONLINE: Wie viele Tote lagen da?
Malek: Ich kann es nicht genau sagen, ich stand unter Schock. Vorher waren um die 120 Personen dort und nur wenige haben überlebt, glaube ich. Ein paar Taliban habe ich noch gesehen, sie rannten mit ihren Waffen vom Tatort weg. Ich hatte große Angst, also rannte ich einfach weg, bis ich nicht mehr konnte und versteckte mich in einem Reisfeld. Dort harrte ich bis zum Morgen aus. Immer wieder hörte ich, wie Menschen Tote und Verletzte vom Tatort holten, doch ich wollte nichts mehr sehen. Jede Nacht träume ich von den Bildern, die Nacht am Kunduz-Fluss werde ich wohl nie richtig verarbeiten können.
Abdul Malek, 42, wurde am Tag nach dem Bombardement auch von der afghanischen Polizei vernommen, seine Aussagen gingen in einen umfangreichen Untersuchungsbericht einer afghanischen Kommission mit Vertretern des Innenministeriums und anderer Sicherheitsbehörden ein. Dieser spricht von 69 getöteten Taliban und 30 zivilen Todesopfern.
Das Gespräch führte SPIEGEL ONLINE-Mitarbeiter Shoib Najafizada in Kabul
Aus: "Kunduz-Augenzeuge - "Es sah aus, als ob die Erde Feuer spuckt"" (13.12.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,666825,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,666825,00.html)
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Quote[...] Isaf-Kommandeur Stanley McChrystal schrieb in seinem Untersuchungsbericht für die Nato über den Angriff: "Er (Kundus-Kommandeur Georg Klein) hat die Menschen als Ziel, nicht die Fahrzeuge." Aus Kleins eigenem Bericht vom Tag nach dem Angriff zitiert der Spiegel, er habe die "Tanklastwagen sowie an den Fahrzeugen befindliche INS (Insurgents - Aufständische) ... vernichten" wollen. Die Regierung hatte immer erklärt, die Tanklastwagen seien angegriffen worden, weil sie als rollende Bomben gegen die Bundeswehr hätten eingesetzt werden können.
Außerdem sollen das Kanzleramt sowie mit der Geheimdienst-Koordination beauftragte Regierungsvertreter vor und nach dem Angriff in eine neue Eskalationsstufe in Afghanistan einbezogen gewesen sein, wie die Leipziger Volkszeitung berichtet. Dabei sei es auch um gezielte Liquidierungen gegangen. Im Einsatzführungskommando in Potsdam sowie bei Kleins Kameraden heiße es, dieser habe sich "ermutigt gefühlt", "kräftig durchzugreifen".
Regierungssprecher Ulrich Wilhelm betonte am Samstag, man habe nicht auf konkrete Einsätze Einfluss genommen. "Das Kanzleramt hat stets großen Wert darauf gelegt, dass die Einsätze der Bundeswehr immer im Rahmen des vom Bundestag erteilten Mandats erfolgen."
Aus: "Legenden, Lügen, Selbstverteidigung - Luftangriff bei Kundus" (13.12.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/151/497456/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/151/497456/text/)
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Quote[...] Der NATO-Bericht enthält nach Angaben des entlassenen Bundeswehr- Generalinspekteurs Wolfgang Schneiderhan jedoch alle wesentlichen Informationen zum Angriff von Kundus. Er habe Guttenberg bei Amtsantritt am 28. Oktober vorgelegen, sagte Schneiderhan am Sonntag dem ARD-«Bericht aus Berlin».
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Aus: "Merkel und Guttenberg im Strudel der Kundus-Affäre" (13.12.2009)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:merkel-und-guttenberg-im-strudel-der-kundus-affaere/50049406.html (http://www.ftd.de/politik/deutschland/:merkel-und-guttenberg-im-strudel-der-kundus-affaere/50049406.html)
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Quote[...] Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wollte sich zu den am Wochenende bekannt gewordenen neuen Einzelheiten nicht äußern, sondern verwies auf den Untersuchungsausschuss. Er beharrte allerdings darauf, dass er Schneiderhan und den beamteten Staatssekretär Peter Wichert zu Recht entlassen habe, weil sie ihm wichtige Unterlagen vorenthalten hätten. Aus der Umgebung der beiden verlautete, sie hätten im Gegenteil den Minister zutreffend und ausreichend informiert.
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Quote14.12.2009 08:08:44
Volker Rockel: Ein erschreckendes Szenario...
Man stellt sich als Bürger schon die Frage: ,,Was geht hier eigentlich ab?".
[...] wenn ich nun über das gesamten Szenario des Vorfalls nachdenke was inzwischen ans Tageslicht gekommen ist, dann kann ich mich inzwischen nicht mehr des Eindrucks erwehren, dass möglicherweise auch der kommandierende Offizier vor Ort nicht der eigentliche Akteur gewesen sein könnte, sondern nur ein Statist in einer mißlungenen politischen Inszenierung?- Eine politische Inszenierung der militärischen Stärke, die leider zum Flop wurde, weil sie im Ergebnis eben nicht nur tote Taliban hervorbrachte, sondern auch viele unschuldige Zivilisten!
Und so gesehen beginnen alle Lügen um die Umstände die zu dem Vorfall geführt haben, der Vorfall selber und der Versuch alles was mit dem Vorfall im einem Zusammenhang stand politisch zu deckeln, einen Sinn zu bekommen!?
Und dieser Gedanke macht mir als Bürger Angst, denn ich frage mich: ,,Wie viele (unentdeckte) Lügen gibt es noch?"
Aus: "Ministerium täuschte die Bevölkerung" Von Peter Blechschmidt (13.12.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/186/497490/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/186/497490/text/)
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Quote[...]
Quote
14.12.2009 08:48:55
cooldog:
Es ist ja keinesfalls so, dass ich irgendwie Guttenberg in Schutz
nehmen will....
Aber mir fallen [...] Kommentare in der SZ ein, in denen der Regierung Schroeder vorgeworfen wurde, durch ihre Weigerung am Irak-Krieg teilzunehmen wuerde sie "den Druck auf Saddam schwaechen, seine Massenvernichtungswaffen abzuruesten". Und ich erinnere mich noch sehr gut an die geifernde Berichterstattung der SZ zum Georgien-Krieg, die dann Monate spaeter in die laecherlichen Feststellung muendete dass es "wohl" Georgien war, das den Krieg begonnen hat. Insofern wurde ich sagen: hier regt sich grade der Richtige ueber "Betrug an der Oeffentlichkeit" auf.....
Kommentar zu einem Kommentar "Betrug an der Öffentlichkeit - Afghanistan-Einsatz"
Von Stefan Kornelius (13.12.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/160/497464/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/160/497464/text/)
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Quote[...] Regierungssprecher Ulrich Wilhelm trat Berichten entgegen, die gezielte Tötung von Menschen sei Ergebnis einer neuen verschärften Strategie, die das Kanzleramt gebilligt habe. Die Vorstellung, dass es jenseits des Bundestagsmandats für den Afghanistan-Einsatz und der Einsatzregeln eine andere Strategie gebe, sei abwegig, sagte Wilhelm der "Süddeutschen Zeitung". Nach Ansicht der Opposition sind solche Tötungsaktionen vom Mandat nicht gedeckt.
In der SPD wird inzwischen die Existenz der Bundeswehr-Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte KSK in Frage gestellt, sollte sie den Angriff zu verantworten haben. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, sagte der "Berliner Zeitung": "Wenn jetzt herauskäme, dass das KSK diesen Bombenangriff verantwortet, dann würde das KSK in der jetzigen Form nicht überleben. Dann hätten wir schnell die Debatte Staat im Staate." Es sei durchaus denkbar, dass das KSK den Einsatz geführt habe. Damit würde sich erklären, warum bestimmte Meldewege nicht eingehalten worden seien, warum der Befehl gebende Oberst Klein seinen Rechtsberater nicht zurate gezogen habe und warum das Isaf-Hauptquartier nicht benachrichtigt worden sei.
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Aus: "Kunduz-Bombardement - Guttenberg lehnt Rücktritt ab" (14.12.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,666858,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,666858,00.html)
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Quote[...] Hamburg - Bei dem Bombardement auf die von Taliban entführten Tanklaster am 4. September 2009 waren nach Regierungsangaben 99 Menschen umgekommen, darunter 30 Zivilisten. Andere Quellen schätzen die Zahl der Toten und der Zivilisten unter ihnen noch weit höher ein. Vor dem Angriff hatten die von Bundeswehroberst Klein angeforderten US-Piloten mehrfach Bedenken geäußert und nachgefragt, ob tatsächlich eine "akute Bedrohung" vorliege.
Daraufhin ließ der deutsche Oberst seinen Fliegerleitoffizier antworten: "Ja, diese Menschen stellen eine akute Bedrohung dar", die Aufständischen versuchten, das Benzin abzuzapfen, "danach werden sie sich neu formieren, und wir haben Erkenntnisse über laufende Operationen und darüber, dass sie vermutlich Camp Kunduz angreifen werden".
In dem rund 500 Seiten starken Untersuchungsbericht, der bisher nur in Auszügen bekannt war und dem SPIEGEL vorliegt, korrigiert die Nato dagegen, dass es keine sicheren Erkenntnisse gegeben habe, "die auf einen geplanten Angriff der Taliban" gegen das deutsche Feldlager hinwiesen.
Gegenüber den Nato-Ermittlern gab Klein zudem zu, dass er gezielt die Unwahrheit angegeben habe, um sich die amerikanische Luftunterstützung zu sichern. Dafür musste er den Eindruck erwecken, dass seine Soldaten Feindberührung hatten, also "troops in contact" waren, kurz: TIC. "Sein Problem sei gewesen, dass er gewusst hätte, dass es in Wirklichkeit keine TIC-Situation gab", heißt es in dem Protokoll von Kleins Befragung zusammenfassend. "Er war der Ansicht, dass er bei Meldung einer TIC-Situation die gewünschte Luftunterstützung bekommen werde."
Kleins Verhalten wird mittlerweile auch von hochrangigen deutschen Soldaten kritisiert. So beschwerte sich der Kommandeur des Regionalkommandos Nord in Masar-i-Scharif, Brigadegeneral Jörg Vollmer, gegenüber dem Nato-Untersuchungsteam, er lege großen Wert darauf, dass die Bundeswehr Einsatzregeln der Nato einhalte. Er empfinde es als "nicht akzeptabel", dass er von Klein "so spät benachrichtigt" worden sei - nämlich erst nach dem Bombenabwurf.
Aus: "Oberst Klein gibt gezielte Falschinformationen zu" (16.01.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,672261,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,672261,00.html)
Quote[...] Der Waffenindustrie hat das zu Ende gehende kriegerische Jahrzehnt einen riesigen Nachfrageschub gebracht. Doch noch immer beklagen Verteidigungsexperten, dass die Ausrüstung vieler Soldaten einem Guerrillakrieg wie in Afghanistan nicht gerecht werde. Der Bundeswehr fehlten dringend gepanzerte Patrouillenfahrzeuge vom Typ "Dingo", sagt ein Berliner Regierungsberater, der nicht genannt werden will. "Die sind nur in sehr überschaubaren Stückzahlen vorhanden." Stattdessen werde weiter in teure Prestigeprojekte wie den Eurofighter investiert, kritisiert der Rüstungsexperte.
[...] Die Welt hat in einem seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr gekannten Maß aufgerüstet - und auch deutsche Unternehmen zählten zu den Nutznießern: Die EADS, deren größter Aktionär der Stuttgarter Autokonzern Daimler ist, stellt Kampfflugzeuge und Hubschrauber her, Rheinmetall und Kraus-Maffei Wegmann (KMW) bauen Panzer, U-Boote kommen von Thyssen-Krupp, Raketen von Diehl, Panzermotoren von Tognum, Schusswaffen von Heckler & Koch.
Deutschland gibt für die Bundeswehr zwar deutlich weniger aus als etwa Frankreich und Großbritannien für ihr Militär, und verglichen mit Branchenriesen wie dem amerikanischen Boeing-Konzern und BAE Systems sind die deutschen Waffenanbieter Zwerge. Doch zusammengenommen ist die deutsche Industrie nach den Vereinigten Staaten und Russland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt. 70 Prozent der deutschen Rüstungsproduktion gehen ins Ausland.
Michael Brzoska, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) an der Universität Hamburg, beschreibt Deutschland als einen erfolgreichen Nischenproduzenten im Rüstungsgeschäft. "Es gibt bestimmte Bereiche, in denen deutsche Anbieter eine sehr starke Position haben", sagt der Wissenschaftler und nennt als Beispiele den Bau von U-Booten und die Rolle als Zulieferer etwa von Motoren und Kanonenrohren.
[...] Die Aufrüstung der Amerikaner nach den Anschlägen vom 11. September hat im Waffenmarkt eine Kettenreaktion ausgelöst. "Durch die wachsenden US-Militärbudgets sehen sich Russen und Chinesen herausgefordert, Indien wiederum fühlt sich zunehmend von China bedroht", beschreibt Brzoska den Mechanismus der Rüstungsspirale und warnt: "Die globale Konfrontationssituation wird dadurch verschärft."
[...] Der Widerstand in der Bevölkerung gegen den Krieg am Hindukusch wächst. Auch finanziell wird der Kampf für Amerika und seinen wichtigsten Verbündeten Großbritannien zur Belastung. Die Rezession hat tiefe Löcher in die Staatshaushalte beider Länder gerissen. "Es sieht so aus, als hätten die Rüstungsausgaben in Großbritannien ihren Höhepunkt überschritten", sagt John Dowdy vom Londoner Büro von McKinsey. Die Unternehmensberatung prognostiziert, dass auch die Vereinigten Staaten mit Modernisierungsinvestitionen für ihr Militär auf die Bremse treten werden.
Doch zumindest bisher hat den Waffenherstellern die Krise wenig anhaben können. Sie sind industriepolitische Hätschelkinder. EADS muss trotz einer schier endlosen Pannenserie bei der Entwicklung des Militärtransportflugzeugs A400M nicht ernsthaft mit Abbestellungen rechnen. Und während der größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall in seiner Autozuliefersparte dieses Jahr hohe Umsatzeinbußen erlitt, bleibt das Militärgeschäft auf Wachstumskurs. Die Bundeswehr hat diesen Sommer bei Rheinmetall und KMW 405 Schützenpanzer vom Typ "Puma" bestellt. Der bis 2020 laufende Auftrag im Volumen von 3,1 Milliarden Euro ist der größte in der Nachkriegsgeschichte der beiden Waffenhersteller.
Aus: "Rüstungsindustrie - Das Geschäft mit dem Krieg kennt keine Krise" Von Marcus Theurer (11. Dezember 2009)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E6C8ABFD8676243E08F8565F266A30513~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E6C8ABFD8676243E08F8565F266A30513~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Quote[...] US-Strategie im Kampf gegen die Taliban - "McChrystal hat eine dunkle Vergangenheit"
Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkstudio Washington
[...] Durch rücksichtsloses Töten habe Stanley McChrystal jahrelang in Afghanistan versucht, den Sieg über die Taliban zu erzwingen. "Es hat nicht funktioniert", sagt Andrew Exum, Ex-Offizier der US-Armee und ehemaliger Pentagon-Mitarbeiter. Exum weiß, wovon er spricht: Er kennt McChrystal aus nächster Nähe - als Mitglied des Afghanistan-Beraterstabes von Präsident Barack Obamas einflussreichem General.
Sehr spezielle Operationseinheiten habe McChrystal von 2003 bis 2008 geleitet, bevor er Obamas Kommandeur in Afghanistan wurde, sagt Exum. Denn McChrystal unterstand eine Elitetruppe namens JSOC. Das ist das Kürzel für "Joint Special Operation Command". Diese Spezialabteilung des US-Militärs verfolgte zusammen mit Kampfeinheiten des US-Auslandsgeheimdienstes CIA und mit amerikanischen Söldnerfirmen wie Blackwater Select nur ein Ziel: mit allen Mitteln möglichst viele mutmaßliche Taliban und Al-Kaida-Führer zu liquidieren. Auch um den Preis hoher Opfer in der Zivilbevölkerung.
"Wenn einer der von uns gesuchten Typen in einem Gebäude ist - und mit ihm 34 Zivilisten, dann sterben an diesem Tag eben 35 Leute." So habe jahrelang die Devise der US-Spezialkräfte und ihres Kommandeurs McChrystal gelautet, berichtete auch US-Militärexperte Jeremy Scahill in der Radiosendung "DemocracyNow".
Ex-Vizepräsident Dick Cheney und Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hätten die JSOC-Spezialkräfte und McChrystal ganz gezielt genutzt, um ihr Konzept des Anti-Terrorkrieges zu exekutieren. Und zwar unter Umgehung der eigentlichen Militärführung und auf dem Rücken der Zivilbevölkerung - so Militärexperte Scahill.
"McChrystal hat insofern wirklich eine dunkle Vergangenheit", meint der renommierte US-Publizist und McChrystal-Experte Tom Engelhardt. Es sei kein Zufall, dass Bushs Vordenker Cheney von Chrystals Entschlossenheit schlicht begeistert gewesen sei. Bereits in der Endpase der Bush-Ära habe McChrystal großes Interesse an Geheimoperationen entlang der afghanisch-pakistanischen Grenze gezeigt.
McChrystals Plädoyer für massive Einsätze ferngesteuerter Drohnen auf pakistanischem Territorium griff Obama dankbar auf: Erst wenige Tage im Amt, befahl der US-Präsident den ersten Einsatz der vom CIA gesteuerten Predator-Drohnen, ausgerüstet mit Raketen und lasergesteuerten Bomben. Mehr als 500 Zivilisten kamen nach Recherchen des Magazins "The New Yorker" bereits in den ersten zehn Monaten der Obama-Regierung ums Leben. Trotz der hohen Opferzahlen ist der US-Präsident entschlossen, die Drohnen-Offensive in Pakistan noch zu steigern.
"Die Tötung von Taliban-Mitläufern und ihren häufig völlig unschuldigen Verwandten ist ein riesiges Problem", sagt der ehemalige McChrystal-Berater Exum. Die angeblich so präzise gelenkten Todesdrohnen träfen eben nicht nur mutmaßliche Al-Kaida-Führer, sondern viele Zivilisten, darunter zahlreiche Kinder. "Im Endeffekt schafftst du mehr Feinde als du Gegner ausschaltest" sagt Exum. Er kündigte seinen Job im Pentagon, weil er mittlerweile strikt gegen diese Art von Kriegsführung ist. Diese schaffe nur neuen Terror, wie es der Publizist Engelhardt formuliert.
QuoteSchnee von Gestern
Mo, 14.12.2009 - 19:12 — gmerkens
Das erwähnte Interview in DemocracyNow stammt von Ende November, ein Schelm, wer sich was dabei denkt, warum es gerade jetzt ausgegraben wird...
QuoteWar doch schon vorher klar ...
Mo, 14.12.2009 - 22:02 — Deepscan
... [...] giebt es tatsächlich noch jemanden hier, der das Ammen(oder Ammi-)märchen vom "sauberen Krieg" glaubt? [...] Anscheinend währen die Schrecken und die Erinnerung der Kriege nicht lang genug, als das sich die Menschheit ihrer erinnern kann. Jedenfalls scheint doch jedesmal, wenn sich in einem Krieg der erste Rauch legt und das Schlachtfeld sichtbar wird, ein großer Teil aufs neue über den Anblick verwundert zu sein. Das sind nunmal die gesetzmäßigen Folgen des Krieges, und daran ändert auch nix, wenn Deutschland das Kind anders benennt.
...
Aus: "US-Strategie im Kampf gegen die Taliban - "McChrystal hat eine dunkle Vergangenheit""
Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkstudio Washington (14.12.2009)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan1470.html (http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan1470.html)
Quote[...] Trotz der internen Informationen blieben die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium allerdings zunächst bei ihrer Darstellung, es seien ausschließlich Taliban gestorben. Der vertrauliche Bericht aus Kunduz ist bis heute unter Verschluss.
Der geheime Nato-Untersuchungsbericht belegt außerdem, dass es kurz vor dem Bombenabwurf in einer wichtigen Frage zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Klein und seinem Fliegerleitoffizier mit dem Codenamen "Red Baron 20" gekommen ist.
Etwa gegen 0.48 Uhr in der Nacht zum 4. September hatte die US-Luftwaffe ihren B-1-Bomber zum Tanken abgezogen und mitgeteilt, nur bei einer unmittelbaren Bedrohung für Nato-Truppen könne ein Ersatzflugzeug geschickt werden. Nach kurzer Überlegung entschied sich der verantwortliche Kommandeur Oberst Georg Klein, gegenüber dem US-Militär wahrheitswidrig zu behaupten, es gebe Feindberührung.
Kleins deutscher Flugleitoffizier "Red Baron 20" gab bei seiner Befragung dagegen an, er habe in dieser Situation weder eine unmittelbare Bedrohung gesehen "noch die Notwendigkeit, Feindberührung anzugeben".
Auf die Frage des Nato-Untersuchungsteams, warum er kein Veto eingelegt habe, um Klein zu stoppen, antwortete der Fliegerleitoffizier: "Ich bin ein Soldat, und er ist mein Kommandeur."
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Aus: "Bundeswehr wusste kurz nach Luftangriff von zivilen Opfern" (18.12.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,668027,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,668027,00.html)
Quote[...] Bei einem Luftangriff auf ein Trainingslager des Terrornetzwerks al-Qaida sind Dutzende Zivilisten ums Leben gekommen. Unter den 49 Opfern des Einsatzes vom Donnerstag seien 23 Kinder und 17 Frauen, sagte ein Behördenvertreter der Region Al Mahfed im Südosten des Landes am Sonntag. Ein Stammesführer bestätigte die Angaben.
Die Streitkräfte hätten angenommen, dass die dort lebenden Beduinen al-Qaida-Kämpfern Unterschlupf gewährt hätten. Das jemenitische Verteidigungsministerium hatte nach dem Angriff auf das Dorf Al Maajala von rund 30 getöteten mutmaßlichen al-Qaida-Aktivisten gesprochen.
(APA)
Aus: "Jemen: 23 Kinder sterben bei Angriff auf al-Qaida-Lager" 20.12.2009 (DiePresse.com)
Quelle: http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/529281/index.do (http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/529281/index.do)
Quote[...] Wenn ich die deutsche Presseberichterstattung analysiere, erkenne ich mein Land nicht wieder", sagt der an der Marburger Universität lehrende afghanische Politologe Matin Baraki. Jeder, der schon einmal über einen längeren Zeitraum im Vielvölkerstaat am Hindukusch war und sich seriös mit den sozialen und kriegerischen Konflikten der großen Volksgruppen der Paschtunen, Tadschiken, Usbeken und Hazaras auseinandersetzt, kann die Empörung des gebürtigen Paschtunen verstehen.
Es ist hauptsächlich das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das die Klischees über Afghanistan zementiert, zum Beispiel die ARD-Sendung Hart, aber fair: Ein völlig ahnungsloser Frank Plasberg diskutierte über den Einsatz der Bundeswehr. Mitten im verbalen Schlagaustausch sah sich Jürgen Todenhöfer, Kritiker des deutschen Militäreinsatzes, Afghanistan-Kenner und ehemaliges Mitglied des Bundestags, mit einer Filmeinblendung konfrontiert, in der lachende Mädchen Fußball spielten.
Die Aussage des nur sekundenlangen Streifens strotzte vor Einseitigkeit, die Botschaft der Bilder war: Mit dem Militäreinsatz im Jahre 2002 begann für Afghanistan die moderne Zeitrechnung. Todenhöfer war angesichts der platten Manipulation sichtlich sprachlos. Fair wäre es wohl gewesen, einen der 3.012 afghanischen Flüchtlinge, die allein in den ersten 11 Monaten des Jahres 2009 Asyl in der Bundesrepublik beantragt hatten, zu fragen.
Insgesamt leben in der Bundesrepublik Deutschland 48.437 anerkannte afghanische Asylflüchtlinge. Sie stammen nicht allein aus den ärmeren Schichten, sondern sind oftmals in akademischen Berufen ausgebildet und werden in Afghanistan zum Aufbau benötigt. In ihrer Mehrheit sind sie der Auffassung, dass das ausländische Militär nur eine korrupte, völlig marode Regierung, kriminelle Warlords und Drogenbarone in Staatsfunktionen schützt. Zu Verhandlungen mit den gemäßigten Taliban sehen sie keine Alternative.
Die Verzerrung der afghanischen Realität durch deutsche Berichterstattung hat viele Ursachen. Da sind die manchmal nur eingebildete Gefahrensituation, der Zeitdruck und die Neigung, schnell mal ein paar deutsche Offizielle, vornehmlich Militärs, zu befragen. Der für die BBC arbeitende britische Journalist afghanischer Herkunft, John Raki-Sarwar, meint ironisch: ,,Viele deutsche Kollegen brauchen keinen Zensor. Sie erahnen, wie beim Angriff auf den Tanklastzug in Kundus, was höheren Orts erwünscht ist."
Tatsächlich ließ ein ZDF-Reporter nach Oberst Kleins Befehl des Luftangriffs, bei dem 142 Menschen verbrannten, einen Afghanen sagen, dass der deutsche Oberst nicht vor Gericht gestellt werden dürfe, sondern einen Orden verdient habe. Der Interviewte war an seiner flachen Filzmütze unschwer als Paschtune zu erkennen. Die Opfer des Angriffs aber waren Tadschiken. Beide Volksgruppen hatten sich bis vor Kurzem in einem Bürgerkrieg bekämpft. Nun denunzieren sie sich bei den ausländischen Militärs gegenseitig als Taliban. Das Weglassen solcher Fakten führt zur Desinformation.
Die tägliche, oft arglose Manipulation aber besteht in der Übernahme von sprachlichen Ausdrücken wie ,,Luftschlägen" und ungeprüften, stereotypen Kollektiva wie ,,Taliban". In fast jeder deutschen Nachrichtensendung werden die Aufständischen als ,,radikal-islamistische Taliban" dargestellt. In Wahrheit sind die religiös motivierten Kämpfer einst von der CIA für den Krieg gegen die Russen und die linke afghanische Regierung rekrutiert und bewaffnet worden. Als markantes Merkmal tragen sie einen schwarzen Turban. In der afghanischen Rebellion bilden sie heute eine Minderheit.
...
Quote
Magda schrieb am 22.12.2009 um 12:43
Das Gefühl, dass Medien nicht die Realität darstellen, sondern das, was gern als solche angesehen wird, betrifft fast alle politischen Felder.
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Aus: "Die tägliche Dosis Desinformation"
Krieg & Medien | 21.12.2009 15:22 | Hans Wallow
Hintergrund: Hans Wallow saß rund 10 Jahre für die SPD im Bundestag. 2001 gab er seine Parteimitgliedschaft auf. Er arbeitet heute als Publizist und schreibt politische Theaterstücke.
Quelle: http://www.freitag.de/kultur/0951-hans-wallow-afghanistan-medien-desinformation (http://www.freitag.de/kultur/0951-hans-wallow-afghanistan-medien-desinformation)
Quote[...] In der Debatte über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr übte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) scharfe Kritik an Margot Käßmann, der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland. "Die Äußerungen sind weltfremd und bringen wenig. Frau Käßmann blendet wichtige politische Zusammenhänge aus", sagte der Politiker der "Bild"-Zeitung. "Ihre Forderung "Mehr Phantasie für den Frieden" wird Terroristen nicht von Anschlägen abhalten."
Käßmann hatte in ihrer Neujahrspredigt einen erkennbaren Plan für den Abzug der Soldaten gefordert. In einem Interview zu Weihnachten hatte sie gesagt: "Auch nach den weitesten Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dieser Krieg so nicht zu rechtfertigen." Dies sei nur möglich, wenn der zivile Aufbau - anders als bisher - klar dominiere. Schünemann: "Gegen islamistische Extremisten hilft keine Gesinnungsmoral à la Käßmann, sondern nur entschlossene Sicherheitspolitik." Gerade in der jetzigen Bedrohungslage dürfe man den Soldaten nicht in den Rücken fallen.
hen/dpa/APD
Aus: "Bundeswehreinsatz in Afghanistan - Guttenberg blockt US-Truppenwünsche ab" (06.01.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,670347,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,670347,00.html)
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Quote[...] Berlin – Die 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Ärzteorganisation IPPNW unterstützt das klare Votum der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Dr. Margot Käßmann gegen den Afghanistan-Krieg. Wir begrüßen ihre Aufforderung an die Politik, die Logik des Krieges zu durchbrechen. "Nicht das Votum von Frau Käßmann gegen diesen Krieg, sondern das Votum der Politiker für dessen Fortsetzung gegen den Willen der Volksmehrheit ist unmoralisch", erklärt IPPNW-Gründer und Ehrenvorstandsmitglied Prof. Dr. Horst-Eberhard Richter. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung spricht sich bereits seit Jahren bei allen Umfragen eindeutig gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan aus.
Die IPPNW fordert die Bundesregierung auf, die deutsche Beteiligung an den Afghanistan-Einsätzen OEF und ISAF schnellstmöglich zu beenden. Die finanziellen Ausgaben für den Bundeswehreinsatz stehen im eklatanten Missverhältnis zu den Ausgaben für die Entwicklungshilfe. Diese finanzielle Ausstattung für den zivilen Aufbau muss aus Sicht der Ärzteorganisation dringend aufgestockt werden. Notwendig ist zudem eine klare Trennung zwischen Militär und Aufbauhilfe.
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Aus: "Ärzteorganisation unterstützt das klare Votum der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann gegen Krieg" (6. Januar 2010)
Quelle: http://www.s-o-z.de/?p=14671 (http://www.s-o-z.de/?p=14671)
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Quote[...] Als Antwort auf den Jihad-Terror vom 11. September 2001 hat der ehemalige US-Präsident Bush den internationalen Krieg gegen den Terrorismus proklamiert. Politisch ist er von der Vorstellung getragen, die euro-amerikanische Gesellschaftsordnung sei ein global gültiges Muster. Militärisch gilt die Doktrin: «Der Feind meines Feindes ist mein Freund.»
Dass es beim Export westlicher Werte nicht zwingend um Demokratie gehen muss, zeigt das Beispiel Afghanistan. Während des Kalten Krieges ging es darum, dem Kommunismus Paroli zu bieten. Als Alliierte galten alle islamischen Fraktionen, die sich dem gottlosen Sowjetimperialismus in den Weg stellten. Deren Vorstellungen von Menschenrechten, Gleichstellung der Geschlechter und Freiheit spielten dabei keine Rolle. Ohne direkt zu intervenieren, rüsteten die USA alle «Gotteskrieger» mit modernstem Kriegsgerät aus, bis die Rote Armee kapitulierte. Doch die religiösen Eiferer konnten sich die Macht nicht teilen und stürzten Afghanistan in einen perspektivlosen Bruderkrieg. Für die USA galt es einen Feind dieser neuen Feinde zu finden. Fündig wurde man in Pakistan, wo der Machtkampf der Nachbarn das Gleichgewicht zwischen Islamisten und säkularer Staatsführung bedrohte: Es war die Geburtsstunde der Taliban, vom pakistanischen Geheimdienst aus der Taufe gehoben.
Vor allem die USA «übersahen» dabei, dass das afghanische Zerwürfnis eher ethnisch denn religiös begründet war und die Kraft der Taliban nur daraus erwuchs, dass sie sich ausschliesslich aus der grössten Ethnie des Landes rekrutierten – den Paschtunen. So konnten die Taliban zwar andere paschtunische Kriegsfürsten verdrängen, aber nie jene der Tadschiken und Usbeken im Norden des Landes. Dazu kam ein zweites Erbe des Krieges gegen die Rote Armee zum Tragen. Der Kampf gegen die gottlosen Kommunisten hatte Islamisten aus aller Welt nach Afghanistan gelockt. Sie galten den Taliban auch dann noch als unantastbare Gäste, als sie unter dem Logo Al Qaida einen weltweiten Jihad zu führen begannen. Das Fanal, das den Westen aufweckte, war nicht die Massenhinrichtung Ungläubiger in Kabul oder die Unterdrückung afghanischer Frauen, sondern der von den Taliban ermöglichte Al-Qaida-Terror in den USA.
Um die Taliban loszuwerden, suchte Washington in Afghanistan wiederum deren Feinde – die Tadschiken und Usbeken. Sie wurden zur neuen lokalen Speerspitze des Westens. Doch Afghanistan blieb auch nach dem Sturz der Taliban, was es zuvor schon gewesen war – ein ethnisch zerklüftetes Gebiet, einig nur im Widerstand gegen den verordneten westlichen Musterstaat.
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Aus: "Ein Krieg, der immer neue Kriege gebiert" (International: 06. Januar 2010, 01:02)
Quelle: http://www.tagblatt.ch/aktuell/international/tb-au/Ein-Krieg-der-immer-neue-Kriege-gebiert;art141,1444187 (http://www.tagblatt.ch/aktuell/international/tb-au/Ein-Krieg-der-immer-neue-Kriege-gebiert;art141,1444187)
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Quote[...] 05. Januar 2010 Krieg ist immer eine zivilisatorische Katastrophe. Weil er stets auch Unschuldige tötet. Wer diesen Zivilisationsbruch trotzdem für unvermeidbar hält, muss überragende Gründe haben. Sie müssen selbst das Töten und Verstümmeln unschuldiger Männer, Frauen und Kinder rechtfertigen. Liegen beim Afghanistan-Krieg wirklich derart überragende Gründe vor?
[...] Wer Menschen in Käfige sperrt und foltert, Hochzeiten und Trauerfeiern bombardiert, darf sich nicht wundern, dass ihm niemand mehr glaubt, es gehe ihm in Afghanistan – oder im Irak – um die Befreiung der Menschen.
,,Du sollst nicht töten" heißt eines der zentralen Gebote der christlichen Zivilisation. Ein Christ und eine christliche Partei können diesem vermeidbaren Krieg, der ständig Zivilisten tötet, nicht zustimmen. Oder er ist kein Christ.
Wir zerstören Deutschlands Ansehen als Friedensmacht. Wir sind durch 60 Jahre Friedenspolitik zu einem der geachtetsten und beliebtesten Länder der Welt geworden. Dieses hohe Gut wird in atemraubendem Tempo verspielt.
Die Enttabuisierung des Tötens führt zu einem gefährlichen Bewusstseinswandel. Wer die Verbrennung von mehr als 100 Menschen wochenlang als ,,militärisch angemessen" bezeichnet, verändert auch im eigenen Land die Einstellung zur Gewalt. Nur Radikale können sich darüber freuen.
Der Krieg verschleudert wertvolle Ressourcen. Drei Viertel der Afghanen haben kein sauberes Trinkwasser. Mit unseren Kriegsausgaben von 5 Milliarden Euro könnte man 50.000 Tiefbrunnen bauen. Alle Afghanen und die gesamte afghanische Landwirtschaft würden mit frischem Wasser versorgt.
Es gibt Alternativen zum Krieg:
Eine KSZE-ähnliche Langfristkonferenz mit den heillos zerstrittenen Nachbarn Afghanistans, Pakistan und Indien.
Verhandlungen Washingtons mit den afghanischen Taliban. Der Vorschlag, diese Verhandlungen auf gemäßigte Taliban zu beschränken, ist naiv. Im Vietnam-Krieg hat Amerika auch nicht nur mit gemäßigten Vietcong verhandelt.
Wiederaufbau statt Truppenaufbau. Mit dem Geld für 30.000 zusätzliche amerikanische Soldaten könnte man in Afghanistan und Pakistan jedes Jahr 600.000 Schulen bauen – und dem weltweiten Terrorismus viele seiner Argumente entziehen.
Eine echte Kriegsdebatte findet in Deutschland nicht statt. Gestritten wird über Informationspannen. Die Kernfrage, ob Massaker wie in Kundus nicht logische Folge jedes Luftkrieges sind, wird nicht gestellt. Unsere Politiker müssten sonst ja selbst Verantwortung für das Flammeninferno von Kundus übernehmen.
Da es in Wirklichkeit keinen überragenden Grund für den Afghanistan-Krieg gibt, greifen seine Befürworter zum Totschlagargument Hitler. Das Beispiel Hitler zeige, dass Krieg manchmal eben doch unvermeidbar sei. Dieses bereits im Irak-Krieg und zunehmend auch in der Iran-Debatte verwendete Argument ist eigentlich eine Beleidigung des gesunden Menschenverstandes. Man kann nicht jeden sinnlosen Krieg damit begründen, dass es in der Tat einmal einen sinnvollen Krieg gab – jenen gegen Adolf Hitler. Dass 15.000 erbärmlich bewaffnete afghanische Taliban mit dem hochgerüsteten Vier-Millionen-Heer der Nationalsozialisten verglichen werden, zeigt, dass unseren politischen Eliten nicht nur moralische, sondern auch intellektuelle Mindeststandards abhandengekommen sind.
Der Autor war 18 Jahre lang Mitglied des Deutschen Bundestages und Sprecher der CDU/CSU für Entwicklungspolitik und Rüstungskontrolle.
Quote05. Januar 2010 20:56
Ist der Autor noch bei Sinnen?
Gerhard Wolf (G.Wolf)
Der Artikel strotzt nur so von Unwahrheiten und erschreckendem Relativismus. Es ist noch kein Weltreich an Afghanistan "zerbrochen", man hat höchstens die Versuche aufgegeben es sich einzuverleiben, weil es eben nichts wert ist! Dass wir verantwortlich für Terrorismus und die Aggressivität und Barbarei im Islam sein sollen, schlägt dann dem Fass wirklich den Boden aus. Im Übrigen ist es genauso wahnwitzig zu behaupten, man könne in einem Land wie Afghanistan ausschließlich als Friedensmacht auftreten - was würde denn mit den 600000 gebauten Schulen passieren, wenn man sie nicht militärisch vor den Islamisten schützen würde? Es ist auch nicht sinnlos, wenn die Leute zu einer demokratischen Wahl gehen, trotz der Androhung der Taliban ihnen die Wahlhand abzuschlagen. Ich bin zutiefst bestürzt über diesen Artikel und muss ernsthaft am Verstand des Autors zweifeln.
Quote05. Januar 2010 16:20,
Lebensweisheiten
Markus Schwartz (Robaschi)
Man musste keine Glaskugel besitzen, um diesen Artikel schon vor dem Afghanistaneinsatz zu schreiben.
Dennoch sollte kein Stab über Herrn Todenhöfer gebrochen werden, dass sich diese Erkenntnis erst jetzt in ihm offenbart. Immerhin sind nach wie vor viele Entscheidungspersonen (zumindest nach aussen hin) von der Richtigkeit dieses Krieges überzeugt.
Allerdings ist es erschreckend, wie dieser eklatante Verstoss gegen unser Grundgesetz von unserem Parlament (an der Bevölkerung vorbei) durchgeboxt wurde. ...
Quote05. Januar 2010
So viel Naivität in einem einzigen Artikel ...
jan korbelik (chechtal)
"Mit ... Kriegsausgaben von 5 Milliarden Euro ... 50.000 Tiefbrunnen bauen.", "Mit dem Geld für 30.000 zusätzliche amerikanische Soldaten ... 600.000 Schulen bauen": Die Brunnen/Schulenbauer wären ohne Militärschutz entführt/ermordet usw. bevor sie etwas auf die Beine stellen hätten können. Es gibt Rückschläge, Zivilisten sterben, das ist hässlich. Aber es ist mal ein Krieg.
Die Gegner sind sich sicher, dass sie ihre bestialische Gesellschaftsordnung wieder aufbauen werden können – mit allem, was dazugehört: Frauenunterdrückung und Terrorcamps. Wir zaudern.
Es ist für viele Leser vielleicht schmerzhaft (Vorfahren, die in einen sinnlosen Eroberungskrieg getrieben wurden!) – aber mit jedem gefangenem/verletztem/getötetem Wehrmachtsoldaten war die Freiheit näher... Der Vergleich mit Kampf gegen Hitler ist naheliegend, die Systeme ähnlich fanatisch und die ,,15.000 erbärmlich bewaffnete afghanische Taliban" sind eine von Schlagfertigkeit und Methoden her (brutale Ermordung der Entwicklungshelfer usw.) ähnlich tödliche Kraft. Sonst hätten wir sie schon längst besiegt.
Ich bin froh, das es heute deutsche Soldaten gibt, die sich, die sich, zumindest für eine Eindämmung eines unmenschliches Systems einsetzen.
Quote06. Januar 2010 01:07
Dank an Herrn Todenhöfer
Ulrich Schramm (faz-leser-999)
Sehr geehrter Herr Todenhöfer,
vielen Dank für diesen Beitrag. Ich habe in der FAZ schon lange keinen so schlüssigen Artikel mehr finden können, sondern musste leider immer mehr Stimmungsmachung vom Typ "Rambo legt alle Taliban um, und wir jubeln ohne nachzudenken mit" lesen. Es wundert mich schon fast, dass ich Ihren Artikel in diesem Blatt finden darf. Bitte fühlen Sie sich nicht von den negativen Kommentaren verletzt. Ich denke, dass ist mehr als normal, wenn man konservativer Leserschaft alternatives Gedankengut vorsetzt. Abschließend nochmals vielen Dank!
..
Aus: "Afghanistan: Der Bumerang – Thesen zu einem sinnlosen Krieg" Von Jürgen Todenhöfer (05. Januar 2010)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C78914F85BED3B53F3C/Doc~EB46CEAB4B922427989222E556D503EEE~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C78914F85BED3B53F3C/Doc~EB46CEAB4B922427989222E556D503EEE~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Quote[...] Der Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten 2003 im Irak war nach Ansicht des niederländischen Untersuchungsausschusses nicht durch internationales Recht gedeckt. «Die Rechtsgrundlage war unzureichend», sagte der Vorsitzende des Ausschusses, Willibrord Davids, am Dienstag in Den Haag.
Die 2002 verabschiedete Uno-Resolution 1441 könne nicht so interpretiert werden, dass einzelne Mitgliedstaaten das Recht auf Anwendung militärischer Gewalt gehabt hätten. Dies habe die niederländische Regierung aber getan.
Die Niederlande hatten nach dem Einmarsch der USA und Grossbritanniens vom März im Juli 2003 rund 1100 Soldaten in den Irak entsandt; sie verliessen das Land 2005 wieder.
Der Ausschuss untersucht seit vergangenem März die politische Unterstützung der Regierung für den Einmarsch. Oppositionspolitiker hatten argumentiert, den niederländischen Parlamentariern seien wichtige Informationen vorenthalten worden.
Der Ausschuss kam zum Schluss, dass der damalige und heutige Ministerpräsident Jan Peter Balkenende die Führung bei dem Thema weitestgehend dem damaligen Aussenminister und späteren Nato- Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer überlassen habe.
Der niederländische Geheimdienst hatte laut dem Ausschuss zudem keine unabhängigen Erkenntnisse zu den angeblichen Massenvernichtungswaffen des irakischen Präsidenten Saddam Hussein.
In London sagte unterdessen der ehemalige Berater des damaligen britischen Premierministers Tony Blair vor einem Untersuchungsausschuss zum Irak-Krieg aus. Dabei gab Alastair Campbell an, Blair habe noch bis kurz vor dem Einmarsch auf eine diplomatische Lösung des Streits mit Saddam Hussein gesetzt. Dass Dokumente über einen angeblichen Besitz von Massenvernichtungswaffen hochstilisiert worden seien, stritt Campbell ab.
Zudem wies er Vorwürfe zurück, Blair sei dem damaligen US- Präsidenten George W. Bush bei dem Thema blind gefolgt. «Er hat das nicht getan, weil George Bush es von ihm verlangte, es war seine tiefste Überzeugung, dass der Irak für seine fortgesetzte Missachtung der Uno einstehen musste.»
Die USA waren im März 2003 mit Unterstützung Grossbritanniens in den Irak einmarschiert - ohne Unterstützung des Uno-Sicherheitsrats. Die von Bush und Blair als Begründung angeführten angeblichen Massenvernichtungswaffen Iraks wurden nie gefunden.
Blair selbst soll in den nächsten Wochen vor dem Ausschuss aussagen, sein Nachfolger und damaliger Finanzminister Gordon Brown vermutlich erst nach den britischen Unterhauswahlen, die für Mai erwartet werden. (oku/sda)
Aus: "Bushs Krieg war illegal" (12.01.2010)
Quelle: http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Bushs-Krieg-war-illegal/story/26667968 (http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Bushs-Krieg-war-illegal/story/26667968)
Quote[...] Der Giftgasangriff auf Halabdscha war ein Angriff auf die hauptsächlich von Kurden bewohnte irakische Stadt Halabdscha (kurd. Helepçe). Der Angriff fand am 16. und 17. März 1988 statt – am Ende des Ersten Golfkriegs des Irak gegen den Iran.
Das Massaker:
Bei dem Angriff fanden nach unterschiedlichen Schätzungen bis zu 5.000 Menschen einen qualvollen Tod. Die meisten von ihnen waren Kinder, Frauen und alte Männer. Zwischen 7.000 und 10.000 Menschen wurden bei dem Massaker so schwer verletzt, dass sie später starben oder dauerhafte Gesundheitsschäden wie Nervenlähmungen, Hautkrankheiten, Tumorbildungen, Lungenschäden sowie Fehlgeburten erlitten.
Das Massaker wurde nur zufällig bekannt, weil westliche Journalisten und Wissenschaftler kurz nach der Bombardierung in die Region kamen und so die Folgen des Angriffs dokumentieren konnten. So bekam der vergleichbare Giftgasangriff auf die iranische Stadt Sardasht, welcher zeitlich vor dem Angriff auf Halabdscha stattfand, erst als Folge der Aufdeckung des Giftgasangriffs auf Halabdscha ein Medienecho.
Die Art der eingesetzten Kampfstoffe konnte nicht abschließend ermittelt werden. Es wird vermutet, dass unter anderem die Nervenkampfstoffe Tabun und Sarin zum Einsatz gekommen sind. Ebenso wurde vermutlich Senfgas und ein Kampfstoff auf Zyanidbasis eingesetzt. Der mutmaßliche Einsatz von VX konnte nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.
Schuldfrage:
Vorwürfe an den Iran:
US-amerikanische Geheimdienstanalysen hatten zunächst den Iran für die Angriffe verantwortlich gemacht, später die Verluste bei der Zivilbevölkerung als Kollateralschaden in der militärischen Auseinandersetzung bezeichnet − eine Sichtweise, welche die US-amerikanische Regierung solange teilte, wie Saddam Hussein als Verbündeter der USA galt.
In einem Artikel der New York Times vom 31. Januar 2003 [1] schrieb Stephen C. Pelletiere, ehemaliger Analyst des Irakisch-Iranischen Kriegs für die CIA, dass man im Nachhinein nicht eindeutig und mit Sicherheit einer Kriegspartei die Schuld am Massaker zuweisen kann. Er verweist darauf, dass die Kurden durch ein Giftgas auf Zyanidbasis umkamen, das zu dieser Zeit der Iran, nicht aber der Irak besaß.
Ali Hasan al-Madschid
Die Defense Intelligence Agency änderte ihre Position nach Beginn des Irak-Krieges jedoch, und so wurde der Vorfall immer wieder als ,,Beleg" für die Gefahr irakischer Massenvernichtungswaffen herangezogen. Aufgrund der Augenzeugenberichte und der Analyse irakischer Dokumente gilt als sicher, dass die irakische Luftwaffe mit dem Angriff die Stadt treffen wollte, die als wichtiges Zentrum des kurdischen Widerstands in den Autonomiebestrebungen gegen die Zentralregierung in Bagdad galt und die kurz zuvor von iranischen Kräften und den pro-iranischen Peschmergas der Patriotischen Union Kurdistans erobert worden war. Der Angriff wurde mutmaßlich durch den irakischen General Ali Hasan al-Madschid, (auch Chemie-Ali genannt) angeordnet, er wird für die schlimmsten Gräueltaten verantwortlich gemacht. Er sagte, die Bewohner von Halabdscha seien dafür bestraft worden, dass sie das Eindringen iranischer Kräfte in dem damaligen Krieg mit dem Nachbarland nicht verhindert hätten.
Tarik Asis bezichtigt erneut den Iran
Das ehemalige "öffentliche Gesicht" des Saddam-Hussein-Regimes in Bagdad, Tarik Asis, bis 2003 stellvertretender Premierminister des Irak, machte im März 2007 den Iran für den Gasangriff auf Halabdscha verantwortlich. "Die chemischen Waffen, die seinerzeit benutzt wurden und die den Tod tausender Menschen verursachten, wurden mit Zyanidgas und nicht Senfgas hergestellt. Der Iran hatte zu jener Zeit dieses Gas", sagte Asis, der im März 2007 auf sein eigenes Gerichtsverfahren wartete, laut einem Bericht [2] des Fernsehsenders Al-Dschasira. Er erklärte demnach, zwei Papiere, die er im Internet gefunden haben will, als er noch im Amt gewesen sei, bewiesen diese Behauptung. Eines sei "ein Bericht eines dem US-Verteidigungsministerium angegliederten Instituts namens 'Seaman' gewesen, der 1989 veröffentlicht wurde". Das andere war Asis zufolge ein Artikel von Milton Viorst für das Magazin The New Yorker (besagter Beitrag war auf der Website des Magazins nicht aufzufinden). Bei einem Treffen der ehemaligen irakischen Führung und Vertretern von Kurden, darunter auch dem späteren irakischen Staatspräsidenten Dschalal Talabani im Jahr 1991, bei dem es "um die Entschädigung kurdischer Kriegsopfer" gegangen sein soll, sei die Tragödie von Halabdscha von keiner Seite erwähnt worden. - Als gesichert gilt, dass der Irak im Ersten Golfkrieg in erheblichem Umfang Giftgase gegen iranische Truppen eingesetzt hat. Irakischen Strafverfolgungsbehörden zufolge hat Tarik Asis eine Anklage wegen seiner Rolle bei der blutigen Niederschlagung des schiitisches Aufstands im Jahr 1991 zu gewärtigen.
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Einzelnachweise:
1. ↑ A War Crime Or an Act of War?
2. ↑ Aziz blames Iran for Kurd gassing (Aljazeera.net, 5. März 2007)
Aus: "Giftgasangriff auf Halabdscha"
# Datum der letzten Bearbeitung: 25. Januar 2010, 21:24 UTC
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# Datum des Abrufs: 26. Januar 2010, 14:22 UTC
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1988: Thousands die in Halabja gas attackThousands of people are reported to have been killed and many others injured in a poison gas attack on a Kurdish city in northern Iraq. http://newssearch.bbc.co.uk/onthisday/hi/dates/stories/march/16/newsid_4304000/4304853.stm (http://newssearch.bbc.co.uk/onthisday/hi/dates/stories/march/16/newsid_4304000/4304853.stm)
Quote[...] Trotz Wirtschaftskrise hat der Waffenexport 2009 einen neuen Rekordwert erreicht. Die Schweiz exportierte im vergangenen Jahr Kriegsmaterial für rund 728 Millionen Franken.
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Aus: "Waffenexporte erreichen einen neuen Höchststand" (10. Februar 2010, 13:15, NZZ Online)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/waffenexporte_erreichen_0einen_neuen_hoechststand_1.4898890.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/waffenexporte_erreichen_0einen_neuen_hoechststand_1.4898890.html)
Quote[...] Die ISAF teilte mit, eine Patrouille mit afghanischen und ausländischen Soldaten in Kandahar sei davon ausgegangen, dass Verdächtige eine Sprengfalle versteckten. Die Truppen hätten einen Luftschlag angefordert. Nach dem Bombardement hätten die Soldaten festgestellt, dass ihr Verdacht unbegründet war. Es habe sich um Unbeteiligte gehandelt. Die ISAF bedauerte "diesen tragischen Unfall" und bekundete den Familien der Opfer ihr Mitgefühl. Der Vorfall werde untersucht. Die Familien würden entschädigt.
Die ISAF-Schutztruppe teilte zudem mit, dass bei der Operation "Muschtarak" in der Nachbarprovinz Helmand Soldaten versehentlich drei Zivilisten erschossen hätten, die sie für mutmaßliche Aufständische gehalten hatten. Bei der größten Offensive gegen die Taliban seit dem Sturz ihres Regimes vor mehr als acht Jahren waren am Sonntag nach ISAF-Angaben bereits zwölf Zivilisten getötet worden, als eine Rakete der Truppen ihr Ziel verfehlte.
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QuoteDie Familien würden entschädigt
Mo, 15.02.2010 - 21:49 — Dr. G.Fälscht
Offenbar ist das nicht strafbar, was die ISAF da tut: "Sorry, da haben wir aus Versehen deine Tochter / Sohn / Vater / Mutter umgebracht - aber macht nix, da hast du Geld. Du bist ent-schädigt" Wenn Zynismus strafbar wäre, hier wäre wohl lebenslänglich fällig.
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QuoteFür sowas haben wir Geld...
Mo, 15.02.2010 - 22:54 — Taigabaer
...mehr brauch ich nicht zu sagen.
Aus: "ISAF tötet erneut Zivilisten" (15.02.2010)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/taliban180.html (http://www.tagesschau.de/ausland/taliban180.html)
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Quote[...] Am Sonntag erklärte eine britische Armeesprecherin, die NATO-Kommandeure seien »sehr zufrieden« mit dem Beginn der Offensive. Auch der US-Sicherheitsberater James Jones behauptete am Sonntag, die unter Führung der USA gestartete Operation gegen die Taliban gehe gut voran. Nach US-Militärangaben wurden bis Sonntag zwei NATO-Soldaten getötet. Ein Brite starb bei einem Bombenanschlag auf sein Militärfahrzeug nördlich von Mardscha, ein US-Soldat bei Gefechten. Zugleich war von 27 getöteten Aufständischen die Rede. Die Taliban erklärten dagegen, beim Angriff gegen US-Truppen auf einem Platz in Mardscha seien sechs Amerikaner getötet worden.
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Aus: "NATO-Truppen töten erneut Zivilisten" (15.02.2010/afp/irib/hg)
Quelle: http://www.hintergrund.de/index.php/kurzmeldungen/aktuell/nato-truppen-toeten-erneut-zivilisten.html (http://www.hintergrund.de/index.php/kurzmeldungen/aktuell/nato-truppen-toeten-erneut-zivilisten.html)
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Quote[...] Bei einem Luftangriff der Nato in der südafghanischen Provinz Dai Kundi sind nach Angaben der afghanischen Regierung mindestens 21 Zivilisten getötet worden. Die internationale Truppe hatte sie mit Taliban-Kämpfern verwechselt, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Kabul am Montag mitteilte.
Unter den Toten seien vier Frauen und zwei Kinder, bestätigte der Gouverneur der Provinz, Sultan Ali Urusgani. Mindestens zehn weitere Menschen seien verletzt worden.
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Aus: "Wieder Zivilisten bei Luftangriff getötet" (22. Februar 2010)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E3AC52B4C9A4E4DD093412EB28754DC1D~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E3AC52B4C9A4E4DD093412EB28754DC1D~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Quote[...] HB BERLIN. Die Affäre um ekelerregende Aufnahme-Rituale bei der Bundeswehr weitet sich aus. Der Bundestags-Wehrbeauftragte Reinhold Robbe legte den Mitgliedern des Verteidigungsausschusses am Montag eine Sammlung von 23 Zuschriften vor, in denen Reservisten über Exzesse bei der Bundeswehr in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten berichten. Die Schreiben deuten darauf hin, dass die Rituale der Gebirgsjäger im bayerischen Mittenwald kein Einzelfall waren. In zwei E-Mails wird über ähnliche Vorgänge im Gebirgsjägerbataillon in Bischofswiesen-Strub berichtet. Zudem enthält die Sammlung Schilderungen über Rituale und Exzesse in anderen Teilen der Bundeswehr, beispielsweise bei der Marine.
Robbe wird voraussichtlich an diesem Mittwoch vor dem Verteidigungsausschuss zu den neuen Erkenntnissen Stellung nehmen. Zuvor wolle er in der Öffentlichkeit keinen Kommentar dazu abgeben, sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Selbstverständlich müssen alle zusätzlich eingegangenen Hinweise überprüft werden." Erst dann könne eine Bewertung vorgenommen werden.
Der Wehrbeauftragte hatte den Verteidigungsausschuss Mitte Februar über die Aufnahmerituale bei den Gebirgsjägern in Mittenwald informiert. Dort mussten Neulinge den "Fuxtest" über sich ergehen lassen, zu dem das Essen roher Schweineleber und Alkoholkonsum bis zum Erbrechen gehört. Die Enthüllung hatte für großes Aufsehen gesorgt und zu staatsanwaltlichen Ermittlungen geführt.
Zwei E-Mails, die Robbe jetzt an die Abgeordneten übermittelte und die der dpa vorliegen, handeln von ähnlichen Ritualen in Bischofswiesen-Strub, nur wenige Kilometer von Mittenwald entfernt.
Die Absender geben an, 1993/94 und 2003/2004 ihren Wehrdienst bei den dortigen Gebirgsjägern geleistet zu haben. "Es werden ein paar Bier um die Wette getrunken, man muss um die Wette unter Stühlen durchrobben, zwischendurch erneut ein paar Bier trinken. Und muss aus einer ekligen Suppe (Stichwort: Rohe Leber) was trinken", heißt es in einer Mail. In der anderen wird erwähnt, dass es die Rituale "bis vor einiger Zeit" auch in Reichenhall gegeben habe.
In beiden Schreiben ist die Rede davon, dass die Vorgesetzten von den Ritualen wussten: "Bezogen auf die Dienstgrade muss ich sagen, dass ich davon ausgehe, dass so gut wie jeder Unteroffizier und Feldwebel, der eine Weile dabei ist, weiß was passiert und auch in welchem Umfang", schreibt einer. In dem anderen Schreiben heißt es: "Zu meiner Zeit hatte nahezu jeder Soldat, der in einem der Gebirgsjägerbataillone Dienst tat, zumindest andeutungsweise von den Dingen gehört, nicht nur die Hochzügler."
Mehrere weitere Schreiben befassen sich mit Alkoholexzessen und Ritualen in anderen Einheiten. "In meinen Dienstjahren war ich in drei Einheiten und musste feststellen, dass man als Antialkoholiker in der Truppe einen schweren Stand hat", heißt es in einem Schreiben unter der Überschrift "Mittenwald ist nur die Spitze des Eisbergs". "Bei sogenannten Veranstaltungen geselliger Art ist das Trinken von Alkohol praktisch befohlen, ohne dass dies jemand ausspricht."
Ein ehemaliger Obergefreiter, der zwischen 1996 und 1998 als Zeitsoldat an verschiedenen Standorten im Süden Deutschlands eingesetzt war, berichtet aus seiner Zeit im baden-württembergischen Ellwangen (Jagst) über verschiedene "Spiele". Beim Spiel "Jukebox" werde ein Soldat in seinen Spind eingeschlossen und darin dann umgestoßen, während er bestimmte Lieder singen müsse.
Ein anderer Soldat, der vor 20 Jahren auf einem Marine-Zerstörer eingesetzt war, berichtet vom sogenannten "Rotarsch-Ritual": "Eine Bohnermaschine (eine mobile Maschine mit einer großen elektrisch betriebenen Borstenscheibe) wurde in Betrieb gesetzt und dem Rekruten an den nackten Hintern gehalten, bis dass dieser rot war."
Robbe teilte den Abgeordneten mit, dass er insgesamt 54 Zuschriften zu dem Fall Mittenwald erhalten habe. Drei Einsender habe er um Konkretisierungen gebeten. Dabei handelt es sich nach Angaben des Wehrbeauftragten um die Schreiben, die sich mit den Vorgängen bei den Gebirgsjägern befassen. Die Textsammlung ließ Robbe auch dem Heeresführungskommando und dem Verteidigungsministerium zukommen.
Aus: "Bundeswehr-Skandal weitet sich aus" (23.02.2010)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/ekel-exzesse-bundeswehr-skandal-weitet-sich-aus;2534526 (http://www.handelsblatt.com/politik/international/ekel-exzesse-bundeswehr-skandal-weitet-sich-aus;2534526)
Quote[...] Als Radovan Karadzic vor dem UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien zu einer stundenlangen Verteidigungsrede ausholt, wirkt er nicht wie ein Angeklagter. Eher wie ein Geschichtsprofessor, der die Welt über ein paar bedauerliche, allerdings bislang von vielen, unter ihnen die Staatsanwälte, falsch beurteilte Entwicklungen auf dem Balkan aufklärt.
"Alles, was wir Serben getan haben, war, uns zu verteidigen", hält er dem Gericht mit fester Stimme auf serbokroatisch entgegen. "Unsere Sache ist gerecht und heilig."
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Einer, der nichts weiter getan hat, als sein Volk gegen eine Verschwörung bosnischer Muslime und Kroaten mit der Nato zu beschützen, die einzig und allein Machtinteressen des Westens verfolgt habe. Ein serbischer Held.
Zehntausende Seiten an Beweismaterial haben amerikanische Ankläger Alan Tieger und die deutsche Staatsanwältin Hildegard Uertz-Retzlaff mit ihrem Team gegen ihn zusammengetragen haben - laut Karadzic nichts weiter als "Fabrikation". Er wirft der Staatsanwaltschaft vor, sie wolle "dieses Tribunal zu einem Disziplinierungsinstrument der Nato" für ihn machen.
Karadzic muss sich in elf Anklagepunkten wegen Kriegsverbrechen, Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkrieges von 1992 bis 1995 verantworten. Zu den Gräueltaten, die ihm zur Last gelegt werden, zählt das Massaker von Srebrenica, bei dem im Juli 1995 etwa 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet wurden.
Zudem soll Karadzic auch die monatelange mörderische Belagerung der einstigen Olympiastadt Sarajewo angeordnet haben. Er soll die Ermordung von Kindern, Frauen und Männern in Sarajevo durch Heckenschützen von den umliegenden Bergen aus gebilligt haben.
Doch was immer man Radovan Karadzic vorhält, in seiner Argumentationskette wurden Serben stets durch andere und stets im Selbstschutz zu Gewalttaten gezwungen. Das und auch die Schuld der Nato, die indirekte Mitschuld von Ländern wie Deutschland, die voreilig ehemalige Teilrepubliken Jugoslawiens diplomatisch anerkannt und damit die Spannungen nur noch geschürt hätten, werde er "lückenlos beweisen", kündigte er an.
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Quote01.03.2010 14:56:03
hea: Entschuldigen wir uns für unsere falschen Behauptungen
Wer kann Herrn Karadzik in den Kopf gucken?
Wer erinnert sich aber noch an die Lügen von Rudolf Scharping und seinen Hufeisenplan?
Wer erinnert sich noch an die Lügen über die chemischen waffen des Irak?
Wer erinnert sich noch an die Falschübersetzungen unsere Politiker und der Landeszentrale für politisch Bildung von dem iranischen Ministerpräsidenten?
Wer erinnert sich noch daran, daß von Deutschland kein Krieg wieder ausgehen sollte und daß wir dann doch als weltweit drittgrößter Waffenexporteur mit dem Krieg unser Geschäfte machen?
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Quote
01.03.2010 14:57:54
Simnie: Das Gericht hat kein Ansehen in Teilen der Welt,
weil es nur immer gegen Verlierer oder Gegner der NATO eingesetzt wird. Über die völkerrechtswidrige Bombardierung Jugoslawiens durch die NATO schweigt das Gericht und kommt nicht zum Zuge. Seine Autorität ist hin, seit der serbische Präsident M. in der Haft ums Leben kam. Die Umstände sind bis heute nicht aufgeklärt. Selbst 1945 kam kein Gefangener im Kriegsverbrecherprozeß in Nürnberg unter ungeklärten Umständen ums Leben, weil die Bewachung trotz fehlender Videotechnik damals funktionierte. Der Angeklagte K. muß aufpassen, daß es ihm nicht auch so geht.
Eine Aussage im Kommentar muß man unterstreichen: Die BRD hat durch die überschnelle Anerkennung von Teilen des Vielvölkerstaates Jugoslawien, ohne Abstimmung in der EU, eine Mitschuld am Bürgerkrieg.
Quote
01.03.2010 15:11:54
Svensk: Was gerecht und heilig sein soll,
wenn man andere Menschen umbringt, die auch noch wehrlos sind, verstehe ich gar nicht. Aber diese seltsame Auffassung haben ja viele andere Massenmörder.
Mich stimmt es traurig, dass es so etwas nach dem 2. Weltkrieg in Europa noch geben musste. Aber in anderenTeilen der Welt führen die USA und Europa auch Kriege gegen "das Reich des Bösen". Falls es das eigentlich gibt.
Quote
01.03.2010 15:28:21
Python11: Nichts gegen...
..amerikanische Ankläger. Aber was bitte schön haben diese am internationalen Gerichtshof in Den Haag verloren. Soweit mir bekannt erkennen die USA diesen Gerichtshof nicht an. Kein Amerikaner kann vor diesem Gericht belangt werden. Seltsam, dass Amerikaner hier als Ankläger auftreten können.
Quote01.03.2010 16:17:43
Barbara23: Kriegsverbrechen und Bruch des Völkerrechts
Schon erstaunlich, da weigern sich die USA explizit den Internationalen Gerichtshof anzuerkennen. US Soldaten können niemals hier vor Gericht gestellt werden... Aber Gleichzeitig führt ein US Jurist hier die Anklagevertretung...
Noch seltsamer: Die UNO fordert eine Aufklärung von Kriegsverbrechen im Gaza Krieg und die einzige Demokratie des Nahen ostens weigert sich dem nach zu kommen. Die geziehlten Bombardierungen von markierten UN Einrichtungen, Krankenhäusern und Schulen snd dokumentiert. Die nun Jahrelange Abriegelung des Gaza Streifens stellt laut UNO einen Völkerrechtsbruch dar.
Wie lauten die "Rechtfertigungen" für die wochenlangen Bombardierungen des Gaza Streifens? ....
Bestimmt würden die "Erklärungen" der verantwortilichen Politker des Gaza Krieges vor einem Tribunal ähnlich pathetisch ausfallen wie die Rechtfertigungen Karadzic...
Man kann nur hoffen, dass irgendwann Kriegsverbrechen immer untersucht und angeklagt werden!
Quote
01.03.2010 15:37:55
ucr: @Simmie
"Die BRD hat durch die überschnelle Anerkennung von Teilen des Vielvölkerstaates Jugoslawien, ohne Abstimmung in der EU, eine Mitschuld am Bürgerkrieg."
Ihrem Duktus entnehmen ich, dass geistig noch immer in der "Zone" leben. Die Argumentation, Deutschland trage ein Mitschuld am Völkermord durch die Serben eine Mitschuld ist genauso sinnig, wie die Behauptung, die Engländer seien mit schuld am Holocaust, da Sie bei der Münchner Konferenz 1938 nicht doll genug auf den Tisch gehauen hätten.
"Selbst 1945 kam kein Gefangener im Kriegsverbrecherprozeß in Nürnberg unter ungeklärten Umständen ums Leben, weil die Bewachung trotz fehlender Videotechnik damals funktionierte. Der Angeklagte K. muß aufpassen, daß es ihm nicht auch so geht."
Und was war mit dem fetten Göhring ?
ucr
Quote
01.03.2010 16:43:19
NetFiddler: Karadzic ist unbelehrbar und wird es bleiben.
Selbst dann wenn er eines Tages im Knast verrottet. Trotzdem ist dieser Prozess wichtig. Er zeigt anderen Möchtegernpotentaten ihre Grenzen auf. Diktatoren und Gewaltherrscher können auch in ihren eigenen Ländern nicht mehr ohne weiteres tun was sie wollen.
Und doch ist der Weg zur wirklichen Durchsetzbarkeit der Menschenrechte noch lang.
An dem Tag, an dem sich auch George Walker Bush, Toni Blair und Benjamin Netanjahu für ihre Verbrechen verantworten müssen, werden wir ein großes Stück weiter sein.
Vor dreißig Jahren hätte noch keiner zu glauben gewagt, das es mal sowas wie einen internationalen Gerichtshof geben würde. Wer weis, wo wir in dreißig Jahren sein werden? Ich bin da optimistisch.
Aus: "'Karadzic vor UN-Tribunal - "Unsere Sache ist gerecht und heilig''" (01.03.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/477/504686/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/477/504686/text/)
Quote[...] Peter Warren Singer is an American political scientist and international relations scholar, well known for his writings on military affairs. He is currently a Senior Fellow at the Brookings Institution, where he is Director of the 21st Century Defense Initiative. He publishes under the name P.W. Singer, and should not be confused with utilitarian philosopher Peter Albert David Singer.
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http://en.wikipedia.org/wiki/Peter_W._Singer (http://en.wikipedia.org/wiki/Peter_W._Singer) (29 January 2010)
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Quote[...] SPIEGEL ONLINE: Mr. Singer, werden Drohnen zum neuen Kriegsalltag?
Singer: Bisher haben wir Drohnen als etwas Außergewöhnliches angesehen. Sie stellen aber längst den neuen Normalzustand dar. Früher gab es nur eine Handvoll, jetzt fliegen weltweit rund 7000 durch die Luft. Und nicht nur US-amerikanische, sondern auch Drohnen aus 43 anderen Ländern, darunter Großbritannien, Deutschland und Pakistan.
SPIEGEL ONLINE: Stehen wir an der Schwelle eines neuen Kriegszeitalters?
Singer: Ja. Dies ist von der Folgenschwere her vergleichbar mit der Erfindung des Schießpulvers, der Druckerpresse oder des Flugzeugs.
SPIEGEL ONLINE: Wird Krieg zum Videospiel?
Singer: Das ist eine viel zu vereinfachende Sicht. Drohnen verändern die gesamte Erlebniswelt des Krieges. Der Akt des Krieges beinhaltete früher, dass du ein großes Risiko eingingst. Es bestand die Möglichkeit, dass man nicht mehr heimkehrte, dass man seine Familie nie mehr wiedersah. Jetzt ist das anders. Mir hat das ein Drohnenflieger mal so erklärt: Du ziehst für eine Stunde in den Krieg, dann fährst du nach Hause, und innerhalb von zwei Minuten sitzt du am Essenstisch und hilfst deinen Kindern bei den Hausaufgaben. Das ist ein ganz anderes Kriegserlebnis.
SPIEGEL ONLINE: Aber Drohnenflieger klagen doch genauso über Stress und Traumata.
[...]
SPIEGEL ONLINE: Welche Konsequenzen hat der Drohnenkrieg denn auf das Verhältnis von Nationen untereinander?
Singer: Krieg war früher mal eine sehr ernste Entscheidung für eine Gesellschaft. Jetzt erklären wir ihn nicht mal mehr offiziell. Wir zahlen keine Kriegssteuer mehr, wir nehmen keine Kriegsanleihen mehr auf. Stattdessen führen wir dank der Drohnen Krieg, ohne uns um die Konsequenzen für unsere Söhne und Töchter kümmern zu müssen, die wir früher an die Front geschickt hätten. Auch ändert der Drohnenkrieg, wie die Politiker über den Krieg denken. Die Hemmschwellen des Krieges, die so schon niedrig waren, liegen nun ganz am Boden.
SPIEGEL ONLINE: Ist diese Entwicklung noch aufzuhalten?
Singer: Nein. Das lässt sich mit anderen historischen Momenten vergleichen, von denen es kein Zurück mehr gab. Das Automobil um 1909/10, die Computertechnologie vor 1980, die Atombombe in den vierziger Jahren. Dies ist viel mehr als eine Evolution, es ist eine Revolution. So was passiert in der Geschichte sehr selten. Solche Entwicklungen zwingen uns, Fragen zu stellen, die wir uns zuvor nie gestellt haben.
SPIEGEL ONLINE: Welche Fragen?
Singer: Zum Beispiel nach unserem Verhältnis als Öffentlichkeit zum Krieg. Auf einmal sind alle Kriegsoperationen per Computer dokumentiert. Das macht den Krieg zu einer Art Unterhaltungsform. Nehmen Sie nur die YouTube-Videos von Drohneneinsätzen. Die Soldaten nennen das "war porn", Kriegsporno. Wir sehen mehr, empfinden aber weniger.
Das Interview führte Marc Pitzke
Aus: ""Sie nennen es Kriegsporno"" (11.03.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,681007,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,681007,00.html)
Quote[...] Deutschland hat seine Rüstungsexporte in den vergangenen fünf Jahren vor allem durch U-Boote und Panzerfahrzeuge mehr als verdoppelt. Nach Erhebungen des Friedensforschungsinstitutes SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) stieg der deutsche Weltmarktanteil auf elf Prozent für den Zeitraum zwischen 2005 und 2009. Noch mehr exportierten nur die USA mit 30 Prozent und Russland mit 23 Prozent.
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Von 2000 bis 2004 hatte der deutsche Weltmarktanteil noch bei sechs Prozent gelegen. Wichtigstes Abnehmerland für die deutsche Rüstungsindustrie war die Türkei, an die 14 Prozent der Ausfuhren gingen. Griechenland nahm 13 Prozent ab und Südafrika 12 Prozent.
Der deutsche Export wurde in den vergangenen fünf Jahren vor allem durch den Verkauf von U-Booten ins Ausland nach oben getrieben. Kriegsschiffe machten 44 Prozent aller Exporte und Panzerfahrzeuge 27 Prozent der Ausfuhren aus. 2009 unterzeichnete die Türkei einen Vertrag zur Lizenzherstellung von sechs deutschen U-Booten der Klasse U214 im Wert von zwei Milliarden Euro. Griechenland bekam vier bestellte U-Boote wegen Schulden über 524 Millionen Euro nicht ausgeliefert, akzeptierte dann aber die Lieferung von drei in Lizenz hergestellten U-Booten.
SIPRI kommt regelmäßig zu höheren Angaben über deutsche Rüstungsexporte als die Bundesregierung, weil das Institut Kompensationsgeschäfte und den Handel mit gebrauchter Bundeswehrausrüstung sowie "Geschenke" durch Schätzwerte in die Statistik einbezieht.
Der Vize-Fraktionschef der Linken, Jan van Aken, nannte den Anstieg deutscher Rüstungsexporte "grauenvoll" und forderte einen Exportstopp. Hierzulande "darf es keine Arbeitsplätze geben, die darauf beruhen, dass woanders Menschen sterben", sagte er der Frankfurter Rundschau.
Gelassen zeigte sich der sicherheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold. "Der zweite Blick lohnt sich", sagte er derselben Zeitung. Er könne "nichts Verwerfliches" daran finden, wenn deutsche Firmen zu einem immer größeren Teil Waffen an Nato-Partner lieferten. Bei Lieferungen in andere Länder müsse man "sehr kritisch" sein. Er selbst schaue bei Exporten von Handfeuerwaffen etwa in arabische Staaten genau hin. Allerdings "wollen wir, dass sie den Terror bekämpfen".
Weltweit ermittelte SIPRI einen Anstieg des Waffenhandels in den letzten fünf Jahren um 22 Prozent. Vor allem der Handel mit extrem teuren Kampfflugzeugen hat deutlich zugenommen. "Staaten mit entsprechenden Ressourcen haben erhebliche Mengen geordert. Die Reaktion von Rivalen aus der jeweiligen Region bestand dann darin, ebenfalls zu bestellen", sagte Paul Holtom, SIPRI-Forschungschef.
Holtoms Institut warnt vor einem neuen Rüstungswettlauf in Spannungsgebieten wie dem Nahen Osten, in Nordafrika, Südamerika sowie Süd- und Südostasien. So habe sich der Waffenhandel in Südamerika in den letzten fünf Jahren gegenüber 2000 bis 2004 um 150 Prozent erhöht.
Das vom Staatsbankrott bedrohte Griechenland gehörte in den vergangenen fünf Jahren zu den fünf größten Rüstungskäufern der Welt.
Die USA und Russland als führende Exporteure machten jeweils etwa 40 Prozent ihrer Rüstungsgeschäfte mit dem Verkauf von Kampfflugzeugen.
Quote* 15.03.2010 um 8:53 Uhr
* Wiktor Sendecki
3. Im Westen nichts Neues...
Die Ablehnung des Waffenexports in der Schweiz hat es ahnen lassen: Keiner wird einen der letzten verbliebenen Wirtschaftssektoren mit Wachstumspotential fallen lassen. Schon die Debatte darüber erntet von den sogenannten "Realisten" auf dieser Welt nichts als Spott. Man müsse sich wappnen gegen Eindringlinge und asymmetrische Attentäter, das Wahlvolk fordere die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen, usw. Man kann es bald nicht mehr hören...
Der Club der klassischen Waffenschmiede - wie Lockheed Martin, EADS, Northrop Grumman, Boeing und wie sie alle heissen - wird dabei wohl neuerdings noch flankiert von all den Zivilen Unternehmen, die sich auf Überwachung und Kommunikation spezialisiert haben und die sich bis anhin ein friedfertiges Image zu bewahren verstanden.
Und das Schlimmste: Irgendwann will sich das ganze Gerät im Einsatz beweisen.
Quote* 15.03.2010 um 8:46 Uhr
* matzi02
2. Na also
endlich mal wieder eine gute Nachricht! Jetzt kommt es darauf an, in der Bereichen von Waffensystemen technologisch aufzuholen in denen wir noch nicht weltweit führend sind!
Das die Kommunisten in Deutschland Arbeitsplaetze nicht brauchen ist bekannt- die Reichensteuer würde genügen um alle Harzer in Wohlstand leben zu lassen.
Es gibt überhaupt keinen Grund bei Rüstungsexporten einzugreifen, wenn die Abnehmerstaaten die Waffen nicht bei uns bekommen kaufen sie sie die einfach woanders - mit verheerenden Folgen für die Deutsche Volkswirtschaft!
So einfach ist das auch wenn ich selbst Pazifist bin und nicht unbedingt selbst in der Rüstungsindustrie arbeiten wollte. Aber - bevor ich arbeitslos wäre würde ich nicht überlegen!
Aus: "SIPRI-Daten - Deutschland verdoppelt Rüstungsexporte" (15.3.2010, ZEIT ONLINE, dpa)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-03/ruestungs-exporte (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-03/ruestungs-exporte)
Quote[...] Sonderkommando Silbertanne
Das Sonderkommando Silbertanne, auch Sonderkommando Feldmeijer, war ein Kommando der nationalsozialistischen SS und mit der Durchführung der so genannten ,,Silbertanne"-Morde betraut.
Hintergrund
Unter dem Decknamen Silbertanne verübte die SS Vergeltungsmorde an Zivilisten, wenn es zu Anschlägen niederländischer Widerstandskämpfer auf Deutsche gekommen war. Mindestens 54 Menschen verloren dabei ihr Leben.[1] 1944 umfasste das Kommando 15 Mann. Drei bis fünf niederländische Widerstandskämpfer, ,,antideutsch" eingestellte oder aber als mit Widerstandskreisen zusammenarbeitend bekannte Niederländer, sollten für einen getöteten Nationalsozialisten erschossen werden.
Das Kommando hatte den unmittelbar auf Hitler zurückgehenden und als ,,Geheime Reichssache" eingestuften Auftrag, jeglichen Widerstand in den besetzten Niederlanden durch wahllose Erschießungen durch das Sonderkommando der SS zu brechen. Kam es zu Anschlägen der Untergrundkämpfer gegen Deutsche oder Kollaborateure, setzte der Höhere SS- und Polizeiführer Hanns Albin Rauter mit dem Codewort ,,Silbertanne" das SS-Kommando in Marsch. Danach wurden bestimmte Zivilisten erschossen.[2]
Ausführende des Sonderkommandos waren laut Anklage unter anderem Heinrich Boere, Maarten Kuiper, Sander Borgers, Klaas Carel Faber, sein Bruder Pieter Johan Faber, Daniel Bernard und Lambertus van Gog.
Einzelnachweise
1. ↑ Marlon Gego: Heinrich B. und der lange Weg zur letzten Instanz. In: Aachner Zeitung vom 27. Oktober 2009
2. ↑ Aachen: Ex-SS-Mann wegen "Silbertannen"-Morden vor Gericht. RP-Online vom 28. Oktober 2009
Aus: "Sonderkommando Silbertanne"
# Datum der letzten Bearbeitung: 13. Dezember 2009, 15:24 UTC
# Versions-ID der Seite: 67966007
# Permanentlink: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sonderkommando_Silbertanne&oldid=67966007
# Datum des Abrufs: 23. März 2010, 10:44 UTC
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sonderkommando_Silbertanne (http://de.wikipedia.org/wiki/Sonderkommando_Silbertanne)
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Quote[...] Wegen dreifachen Mordes hat nun das Aachener Landgericht den Nazi-Verbrecher Heinrich Boere zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der 88-Jährige hatte in dem Prozess gestanden, 1944 als Mitglied des SS-Killerkommandos "Feldmeijer" drei niederländische Zivilisten erschossen zu haben.
Mit dem Urteil folgte das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte die Einstellung des Verfahrens verlangt - oder im Falle einer Verurteilung eine Höchststrafe von sieben Jahren.
Der Ex-Bergmann hatte zwar zugegeben, im Juli und September 1944 in Breda, Voorschoten und Wassenaar drei Niederländer erschossen zu haben: einen Apotheker, einen Fahrradhändler und einen leitenden Angestellten.
Doch der heute in einem Altenheim lebende Angeklagte hatte sich auf einen Befehlsnotstand berufen: Bei Befehlsverweigerung habe ihm die Todesstrafe oder die Einlieferung in ein Konzentrationslager gedroht. Er habe damals nicht in dem Bewusstsein gehandelt, ein Verbrechen zu begehen.
Die drei Morde Boeres zählen zu den mindestens 54 sogenannten "Silbertannen-Morden", die das "Sonderkommando Feldmejer" der "Germanischen SS in den Niederlanden" während des Zweiten Weltkriegs begangen hat. Die Opfer waren Niederländer, die im Widerstand aktiv waren oder von den Nazis als antideutsch gesonnen angesehen wurden.
Boere war wegen der drei ihm zur Last gelegten Morde bereits 1949 von einem Sondergericht in Amsterdam in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden, die Strafe wurde im Nachhinein in lebenslängliche Haft umgewandelt.
Allerdings war dem SS-Mann die Flucht aus niederländischer Haft gelungen. Nachdem er zunächst in den Niederlanden untergetaucht war, floh er später nach Deutschland, wo er jahrzehntelang unbehelligt blieb - unter anderem, weil offenbar die Kooperation zwischen der niederländischen und der damals jungen bundesdeutschen Justiz nicht funktionierte.
Quote
Einschub:
"... Er tauchte zunächst in den Niederlanden unter und kehrte später nach Deutschland zurück, wo er unbehelligt blieb - unter anderem, weil offenbar die Kooperation zwischen der niederländischen und der damals jungen bundesdeutschen Justiz nicht funktionierte.."
Aus: "Lebenslange Haft für SS-Mörder Boere" (23. März 2010)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~EC849E4D1FA01478CA8574C9890AFF087~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~EC849E4D1FA01478CA8574C9890AFF087~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Das Urteil gegen Boere markiert das Ende eines der letzten NS-Kriegsverbrecherprozesse in Deutschland.
(sueddeutsche.de/AFP/cgn/gba)
Quote23.03.2010 11:06:16
Teddiy: Erben, die die richtigen Löffel erbten
... Die, die die Erben der wirklichen Täter sind, nämlich der Juristen des 3. Reiches, haben die Verbrechen damals abgesichert. Der "Täter" hier handelte damals auf deren Rechtsgrundlagen!!!
Quote23.03.2010 11:33:09
chrisbo: Zwar formal gerechtes Urteil
aber zu spät zu spät zu spät!
... In den 50er und 60er Jahren hätte die deutsche Gerichtsbarkeit viel wiedergutmachendes Recht sprechen können, was sie nicht taten, weil es politisch nicht gewollt war.
Aus: "NS-Prozess in Aachen Höchststrafe für SS-Mann Boere" (23.03.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/565/506733/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/565/506733/text/)
-.-
http://de.wikipedia.org/wiki/Feldmeijer (http://de.wikipedia.org/wiki/Feldmeijer)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Niederl%C3%A4ndische_Kollaboration (http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Niederl%C3%A4ndische_Kollaboration)
http://de.wikipedia.org/wiki/Befehlsnotstand (http://de.wikipedia.org/wiki/Befehlsnotstand)
Quote[...] Die meisten Massenexekutionen folgten einem einheitlichen Muster. Zunächst wurden die Opfer in leerstehenden Schulgebäuden oder Lagerhäusern interniert. Dort wurden ihnen Nahrung und Getränke verweigert. Nach einigen Stunden fuhren Busse oder Lastwagen vor und beförderten die Gefangenen an einen zur Exekution bestimmten, üblicherweise abgelegenen Platz. In einigen Fällen wurden zusätzlich Maßnahmen ergriffen, um mögliche Widerstände zu minimieren. Dazu gehörten das Verbinden der Augen und das Fesseln der Handgelenke hinter dem Rücken. Als die Busse oder Lastwagen an den Exekutionsstätten ankamen, mussten die Gefangenen sich aufreihen und wurden erschossen. Diejenigen, die die Salven überlebten, wurden mit weiteren Schüssen getötet. Schweres Erdräumgerät zum Vergraben der Leichen fuhr sofort im Anschluss an die Exekutionen auf, manchmal sogar schon während der Erschießungen. Die Massengräber wurden entweder direkt dort ausgehoben, wo die Erschossenen lagen, oder in unmittelbarer Nähe.
Primäre und sekundäre Massengräber
Bis 2001 identifizierten forensische Experten insgesamt 21 Massengräber, in denen sich nachweislich Opfer des Massakers von Srebrenica befanden. 14 von diesen Massengräbern sind so genannte primäre Massengräber, in denen die Getöteten direkt nach der Exekution vergraben wurden. Von diesen 14 wurden acht später zerstört. Die Leichen wurden dabei entfernt und an anderer Stelle erneut vergraben. Oft lagen diese so genannten sekundären Massengräber – bis 2001 wurden sieben entdeckt – in weiter entfernten Gegenden. Die Umbettungen erfolgten, weil die bosnisch-serbischen Täter die Massenmorde vertuschen wollten. Im Urteil gegen Krstić werden 18 weitere Massengräber erwähnt, die mit dem Massaker in Verbindung stehen, bis zum Ende des Prozesses gegen Krstić jedoch noch nicht untersucht werden konnten.
Die Überreste von zirka 8000 Opfern wurden seit Ende des Bosnienkrieges exhumiert. Etwa 6200 Leichen konnten bislang namentlich zugeordnet werden.[17]
...
[17] ↑ International Commission on Missing Persons: DNA Results of the International Commission on Missing Persons Reveal the Identity of 6,186 Srebrenica Victims, Pressemitteilung vom 9. Juli 2009.
...
Aus: "Massaker von Srebrenica"
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http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica (http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica)
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Quote[...] Fast 15 Jahre nach dem Massaker in der ostbosnischen Stadt Srebrenica hat das serbische Parlament die Gräueltat verurteilt. In der verabschiedeten Resolution, die von der pro-europäischen Regierung von Ministerpräsident Boris Tadić eingebracht worden war, sprachen die Abgeordneten mit hauchdünner Mehrheit den Familien der Opfer ihr Mitleid aus.
Dafür stimmten 127 der 250 Abgeordneten im Belgrader Parlament. Serbisches Militär und Paramilitär hatten im Juli 1995 rund 8000 muslimische Jungen und Männer umgebracht. Die Abgeordneten entschuldigen sich dafür, dass seinerzeit nicht genug unternommen wurde, um das Massaker zu verhindern.
Serbische Nationalisten hatten sich vehement gegen die Erklärung ausgesprochen. Ihrer Meinung nach sind die Berichte über die Morde übertrieben. Der Geschehnisse unterschieden sich nicht von den Grausamkeiten, die an Serben im Bürgerkrieg begangen worden seien.
[...] Serbien hat im Dezember die Mitgliedschaft in der EU beantragt. Aufnahmegespräche sollen aber erst dann beginnen, wenn Mladić dem internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt ist. Der von vielen Serben nach wie vor als Held verehrte Mladić soll sich in Serbien versteckt halten.
Das Massaker gilt als das größte Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Regierungsparteien hatten die Resolution bereits im Vorfeld deutlich entschärft, um ihrer Annahme überhaupt eine Chance zu geben.
Die Regierungskoalition hatte das Wort "Völkermord" aus dem Resolutionsentwurf gestrichen, um die Zustimmung der Sozialisten des früheren serbischen Autokraten Slobodan Milošević zu erreichen. Die Opposition lehnte die Vorlage ab, weil damit die Serben als "ewig Schuldige" in die Geschichtsbücher eingingen.
Die Resolution stelle eine "Beschmutzung des eigenen Staates" dar und sei "ein Verbrechen", kritisierten Abgeordnete der Opposition im Vorfeld der Abstimmung. "Das serbische Volk soll für etwas verurteilt werden, das es gar nicht begangen hat", sagte der Nationalistenführer Dragan Todorović.
Die rechtsgerichteten Parteien verlangten, die separate Resolution über Srebrenica aufzugeben und stattdessen alle Verbrechen in den Bürgerkriegen der neunziger Jahre zu verurteilen. Es dürfe nicht "mit zweierlei Maß gemessen" werden.
Aus: "Serbien verurteilt Srebrenica-Massaker" (ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, AFP, 31.3.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-03/serbien-srebrenica (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-03/serbien-srebrenica)
Quote[...] Hamburg - Deutsche Beamte, die in Afghanistan beim Aufbau des Polizeiapparats mitgewirkt haben, berichten vom desaströsen Zustand der Sicherheitskräfte. "Die Schaffung eines Rechtsstaates in Afghanistan ist eine Illusion", sagte ein Polizist dem SPIEGEL.
Diese Einschätzung teilen auch andere Beamte, die ein Jahr und mehr am Hindukusch eingesetzt waren. "Wir erkennen die afghanische Wirklichkeit nicht an, und deshalb werden wir dort scheitern", urteilt ein ranghoher Polizist. Das Land werde niemals nach den Regeln westlicher Zivilisation funktionieren.
Die Beziehungsgeflechte der Clans, Warlords und Taliban seien bisweilen viel mächtiger als die Regierung in Kabul. Die afghanische Polizei ANP sei in der Bevölkerung "als Wegelagerer" verschrien, die auf acht Wochen reduzierte Ausbildung der Polizeianwärter habe sich nicht bewährt. 90 Prozent der Rekruten seien Analphabeten, die sich kaum länger als eine halbe Stunde konzentrieren könnten. Die Hälfte der Ausbildungszeit gehe allein für die Übersetzung in Paschtu oder Dari drauf.
"Wir bilden Polizisten im Schnellgang aus, und wenn sie uns verlassen, verlieren wir die Kontrolle über sie", klagt ein Ausbilder. Aus Deutschland gelieferte Spurensicherungskoffer und Elektronenmikroskope vergammelten derweil in den Ausbildungszentren.
Besonders skeptisch beurteilen die Heimkehrer das neue Konzept, Focused District Development (FDD), nach dem deutsche Polizisten ihre afghanischen Kollegen an ihren Einsatzort begleiten und dort weiterbilden sollen. Die Methode sei ebenso untauglich wie gefährlich. "FDD heißt: sterben gehen", sagte ein Beamter dem SPIEGEL.
Die Taliban töteten bevorzugt Polizisten als Symbol der verhassten Regierung in Kabul. Im Bundespolizeipräsidium in Potsdam ist die Gefahr bekannt. "Die ANP ist nach wie vor in allen Landesteilen Hauptangriffsziel der Aufständischen", heißt es in einer internen Analyse.
Schon im Februar hatten zwei aus Afghanistan zurückgekehrte Polizisten SPIEGEL ONLINE geschildert, wie verfahren die Sicherheitslage am Hindukusch ist. Als problematisch erachteten beide Beamte die Auswahl der dortigen Rekruten. Die meisten seien weder "körperlich noch geistig" für den Polizeidienst geeignet und bewürben sich "meistens nur aus Not, nicht aus Überzeugung".
Dennoch würden auf den Druck der Amerikaner hin massiv afghanische Polizisten ausgebildet. Dabei produziere man in den nur wenige Wochen dauernden Lehrgängen eher "Kanonenfutter" denn fähige Sicherheitskräfte, berichten die beiden Deutschen unabhängig voneinander: Jeder vierte afghanische Polizist überlebe das erste Jahr im Dienst nicht, sage man am Hindukusch. Und bei den übrigen sei nicht immer klar, auf wessen Seite sie wirklich ständen.
...
QuoteCoolie, 01.04.2010
Nachdem uns jahrelang durch die Regierung weisgemacht wurde, dass gerade die Polizeiausbildung im Rahmen der Aufbauhilfe besonders erfolgreich sei, ist dieses Eingeständnis nach 8 Jahren Afghanistan ein Armutszeugnis, das schlimmer nicht ausfallen kann.
QuoteBacchus65, 01.04.2010
Wohin geht es in Afghanistan ?
Als ich als angestammter CDU Wähler bewußt den "Linken" bei der letzten Bundestagswahl meine Stimme gab, blieb mir aus eigener Überzeugung keine andere Wahl. Ich stand vorher als Kriminalbeamter in Rahmen meiner Dienstverrichtung am Grab eines getöteteten deutschen Soldaten in Afghanistan.Mein Herz blutete und meine Entscheidung stand fest. Keine deutsche Soldaten und Polizisten haben etwas in diesem Land zu suchen!! Meine Kollegen und ich sind uns einig:"Lasst uns im eigenen Land für Ordnung sorgen".Leider hat Merkel, Gabriel, Westerwelle, Roth und Co. noch nicht kapiert das kriegerische Auseinandersetzungen nie zum gewünschten Erfolg führen. Einen Tag in einem Kampfpanzer, alleingelassen in der afghanischen Provinz würden sie vielleicht zum Umdenken zwingen.
QuoteMeister Böck, 01.04.2010
Das hätte man vorher wissen können...
Hätte man von Anfang an auf die richtigen Leute gehört, wäre der ganze Schlamassel an Deutschland vorbei gegangen. Altkanzler Schmidt oder Scholl-Latour u.a. haben immer vor solchen Abenteuern gewarnt. Solche Leute wurden aber in der Presse wie senile alte Esel abgekanzelt, frei nach dem Motto: Laß die Alten quatschen. Und die Presse hat fein mitgemacht, um den Michel auf den Krieg einzustimmen. ...
Aus: "Mission am Hindukusch - Deutsche Polizisten fürchten Afghanistan-Desaster" (01.04.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,686968,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,686968,00.html)
Quote[...]
"Nice"
"Good shoot'n"
"Haha"
...
Kommentare lesen (488 Beiträge)
Aus: ""Schieß weiter, schieß weiter, schieß weiter, keep shoot'n"" Thomas Pany (06.04.2010)
Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/147387 (http://www.heise.de/tp/blogs/8/147387)
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Quote[...] 12 Menschen werden 2007 in Bagdad von einem US-Kampfhelikopter beschossen und sterben. Das zeigt ein Militärvideo, das auf WikiLeaks zu sehen ist. Vermutlich unter den Opfern: zwei Journalisten.
BERLIN taz | Auf WikiLeaks.org steht vieles, was eigentlich niemand wissen darf: Geheimdienstdokumente oder Studien, die von Regierungen in Auftrag gegeben wurden, zu unbequemen Ergebnissen kamen und in den Giftschrank verbannt worden sind. Immer wieder findet sich in den inneren Zirkeln von ökonomischer und politischer Macht jemand, den moralische Bedenken dazu antreiben, der Öffentlichkeit diese Informationen nicht länger vorzuenthalten. Als Plattfom für diese so genannten undichten Stellen wurde die spendenfinanzierte Webseite von Bürgerrechtlern, Journalisten und Internetaktivisten gegründet.
Seit Montag kann man sich auf der Webseite unter der Überschrift "Kollateralmord" ein Video anschauen, das die Tötung von Zivilisten durch US-MIlitärs in Bagdad im Jahr 2007 zeigt.
[...] Dem Filmmaterial, technisch von hoher Qualität, ist der Funkverkehr zwischen Hubschrauberpiloten und Bodentruppen untergelegt. Nach der Entschlüssellung des bei den Funksprüchen verwendeten Codes prüfte WikiLeaks eigenen Angaben zufolge die in dem Film enthaltenen Informationen, unter anderem in Gesprächen mit Zeugen und Journalisten, die in den Vorfall in einem Bagdader Stadtviertel direkt involviert waren.
Das Video zeigt eine Straße in Bagdad, auf der sich eine Gruppe von etwa acht Personen aufhält. Sie verhalten sich offensichtlich relaxed. Ein Pilot will sie aber als bewaffnete Aufständische identifiziert haben. Über Funk sagt er über eine der Personen auf der Straße: "Der hat eine Panzerabwehrrakete. Ich werde feuern." Nachdem eine andere Funkstimme den Piloten dazu drängt, "sie alle anzuzünden", wird die Gruppe durch die Bordkanone des Helikopters beschossen.
Einige Minuten später nähert sich ein Transporter der Szene. Dessen Insassen beginnen, eine verwundete Person aufzuladen. Auch sie werden beschossen. Insgesamt sterben bei diesem Angriff 12 Menschenn.
Die Funkstimme fährt fort: "Es sieht so aus, als am Wagen einige schwache Bewegungen wären. Könnte ein Kind sein". Später stellen die US-Soldaten am Boden fest, dass durch den Beschuss zwei Kinder Verletzungen erlitten hatten und stimmen zu, diese in ein Krankenhaus zu bringen. "Ihr Pech, wenn sie ihre Kinder mit in den Kampf nehmen", kommentiert eine weitere Funkstimme den Vorfall.
An jenem Tag im Juli 2007, an dem sich der Vorfall ereignete, wurden Saeed Chmagh und Namir Noor-Eldeen, zwei Journalisten, die für Reuters arbeiteten, getötet. Die US-Armee meldete, dass beide während Gefechten zwischen US-Truppen und Aufständischen ums Leben gekommen seien. Nach dem Vorfall gab es eine Untersuchung in den USA. Laut CNN stellte sich dabei heraus, dass die Besatzung eines Hubschraubers die Kameras der Journalisten für Waffen gehalten hat, während sie auf der Suche nach Aufständischen waren, die in der Gegend auf US-Truppen geschossen hatten. In einer schriftlichen Stellungnahme des US-Militärs heißt es, dass die involvierten Soldaten nichts von der Präsenz der Journalisten wussten und die zur Verfügung stehenden Informationen den Schluß nahelegten, dass es sich bei den Beschossenen um Aufständische und nicht um Zivilisten handelte. Unter Berufung auf den Freedom of Information Act forderte die Nachrichtenagentur im August 2007, Zugriff auf entsprechendes Videomaterial, um den Tod ihrer Mitarbeiter zu klären. Vergeblich. Seit Kriegsbeginn 2003 wurden insgesamt 139 Journalisten im Irak getötet. Davon waren fast 120 Iraker.
.... WikiLeaks wiederum kommentiert, das Video demonstriere, dass bei diesem Angriff auf jeden Fall Zivilisten getötet worden seien und dass hier das US-Militär seine eigenen Codizes verletzt habe.
Erst vor kurzem klagten die Macher von Wikileaks, dass sie zunehmend unter Überwachung durch die US-Regierung geraten seien und zudem unter Schikanen durch Regierungen und Regime weiterer Länder zu leiden hätten. So würden unter anderem China, Israel, Nordkorea, Russland, Vietnam und Simbabwe den Zugang zur WikiLeaks-Webseite blockieren.
B.S & OP
Aus: ""Kollateralschaden" in Bild und Ton" BERLIN taz (06.04.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/netz/netzpolitik/artikel/1/kollateralschaden-in-bild-und-ton/ (http://www.taz.de/1/netz/netzpolitik/artikel/1/kollateralschaden-in-bild-und-ton/)
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Quote[...] das Internetportal Wikileaks veröffentlichte Anfang der Woche die bislang unter Verschluss gehaltene Aufzeichnung, die ein katastrophales Bild der amerikanischen Streitkräfte zeichnet. Die Sache erklärt, wieso Wikileaks Militär und US-Geheimdiensten ein Dorn im Auge ist.
[...] "Haha, ich hab ihn erwischt", sagt der Schütze über Funk. "Schau dir diese toten Bastarde an." – "Nice" und "gut geschossen" lauten die Antworten. Als sich der schwer verwundete Chmagh am Boden mühsam robbend in Sicherheit zu bringen versucht, hat ihn der Schütze schon längst wieder im Visier. "Komm schon, Buddy. Alles, was du tun musst, ist, eine Waffe aufzuheben."
Auch der Van, der neben dem 40 Jahre alten Chmagh anhält und aus dem zwei Zivilisten springen, um ihn in ins Auto zu tragen, scheint für die Besatzung des Apache-Helikopters eine ernste Bedrohung darzustellen. Als sich die Schieß-Erlaubnis einige Sekunden verzögert, während die zwei Männer den Schwerverletzten in den Van tragen wollen, wird der Schütze im Apache-Helikopter ungeduldig. "Come on, lass uns schießen." Kurz darauf feuert einer der Helikopter.
Ein Dutzend Menschen - Zivilisten - sterben bei dem Luftangriff am 12. Juli 2007. "Aufständische", wie das Pentagon damals zu Protokoll gab.
Die Nachrichtenagentur Reuters, für die Fotograf Namir Noor-Eldeen und sein Fahrer Saeed Chmagh tätig waren, hatte damals eine genaue Untersuchung der Vorfälle gefordert - vergeblich. Selbst mit Hilfe des Freedom of Information Act gelang es nicht, das Militär zur Herausgabe des Videos zu zwingen. Über Wikileaks hat es trotzdem den Weg in die Öffentlichkeit gefunden.
...
Noch am Montag veröffentlichte das Regionalkommandozentrum United States Central Command (Centcom) nach Informationen der New York Times einen Bericht, der Stellung nimmt zu dem blutigen Vorfall von 2007. Es werden in dem Report Bilder gezeigt von Gegenständen, die Maschinengewehre und Granaten zeigen sollen, die neben den Leichen gefunden worden seien. Außerdem heißt es in dem Bericht, die beiden getöteten Reuters-Mitarbeiter hätten keinerlei Anstalten gemacht, sich als Angehörige der Presse zu identifizieren. Ihre Nähe zu bewaffneten Aufständischen und ihre Versuche, die amerikanischen Streitkräfte zu fotografieren, hätten sie in den Augen der Apache-Crew als feindliche Kämpfer erscheinen lassen.
Die Bilder lassen freilich andere Schlüsse zu. Es scheint, als gelänge es dem Pentagon immer weniger, die Veröffentlichung geheimer und belastender Dokumente zu verhindern.
Selbst der Versuch, Wikileaks zu kriminalisieren, indem man die Publizierung jener Videos als Gefahr für die nationale Sicherheit abstempelte, scheint vergeblich: Das Portal hat ein weiteres geheimes Video angekündigt, auf dem ein tödlicher Angriff auf Zivilisten in Afghanistan zu sehen sein soll.
(sueddeutsche.de/mati/jja)
Quote06.04.2010 13:07:30
conversio: Vielen Dank
Es hat lange gedauert bis diese Information in den Mainstream gelangt ist.
...
Quote
06.04.2010 13:09:07
Datenschützer: Sehr fraglich,
ob wir dieses Video vom Masaker zu sehen bekommen hätten, wenn keine Reuters-Mitarbeiter unter den Toten gewesen wären.
Quote
06.04.2010 13:08:53
A.Hauss: Dieses Video-Pendant aus Afghanistan
ist seit 2002 zu sehen:
video.google.com/videoplay?docid=4639921789181083769#
Aber es sind keine Reuters-Journalisten dabei .....
Nur Muslime.
Im eigenen Land.
Vor der Moschee.
Mit denen mn sich einen "fairen Kampf" liefert. Das ist die Welt, in der die bundeswehr seit 8 Jahren agiert. Ich verstehe den Unterschied zu heimtückischem Mord nicht - da versagt das Juristengen in mir.
Quote06.04.2010 13:23:52
Cyperbenner No.4: Und Deutschland ist dabei !
Über Ramstein und Leipzig wird dieser verfassungswidrige Angriffskrieg seit Anfang zumindest logistisch auch von Deutschland unterstützt.
...
Quote06.04.2010 12:48:09
Python11: Und noch ein weiteres....
Zitat:"Die Sache erklärt, wieso Wikileaks Militär und US-Geheimdiensten ein Dorn im Auge ist."
Und die Sache zeigt, wie wichtig es ist, dem Staat keine Zensur- und Überwachungstechniken für das Internet in die Hände zu geben.
...
Quote
06.04.2010 13:28:43
Lederunterhose: WIKILEAKS VERBIETEN!
WIKILEAKS SOFORT wegen Wehrkraftzersetzung verbieten, die Beteiligten verhaften und "verschärft verhören".
Quote
06.04.2010 13:43:24
Cyperbenner No.4: Truppenübungsplatz Irak/Afghanistan
Irak/Afghanistan ist momentan der große Truppenübungsplatz der NATO. Die Lager mit alter Munition müssen geleert werden, damit die Waffenindustrie den verblödeten Westblock-Bevölkerungen ganz neue tolle Innovationen verkaufen kann.
Verbietet die realen Killerspiele !!
Quote
06.04.2010 13:42:29
CA-KE-KOE
... Das Video gibt allen Anlaß, über den Sadismus im Westen nachzusinnen.
...
Quote
06.04.2010 14:01:15
Böse Zunge: Mein Gott!
Selbstgerechte Mörder.
Aber die Opfer!
Wer kann das begreifen?! Mir fehlen die Worte vor Fassungslosigkeit und Verzweiflung. Das gilt schon für diese Bilder, mehr aber noch für den Eisberg, dessen traurige Spitze dieses eine Video nur zeigt.
Quote
06.04.2010 14:40:01
Coffeshop: An alle die jetzt wieder jammern, dass das ja dort keine Konsquenzen hätte..
aber hier alle zurücktreten müssten. ihr seid einfach sehr schlecht informiert und etwas blind auf den Augen. Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein KSK Soldat oder ein anderer Angehöriger unserer großartigen Notwehr, ähh Bundeswehr wegen auch offensichtlichster Tötungen von Zivilisten zur Rechenschaft gezogen worden wäre. In den USA gabs hingegen schon mehrfach lebenslänglich.. Soviel mal dazu.. Hier passiert gar nix, überhaupt nix, hier herrscht Corpsgeist vom Feinsten. Und es wurden schon massig Zivilisten von der deutschen Notwehr über den Haufen geballert.. Hier wird das aber schon gar nicht öffentlich..
Quote
06.04.2010 14:43:19
Yoda76:
das einzig positive an der ganzen Sache ist, dass es offenbar einen (vielleicht der einzige) bei der US Armee gibt, der so etwas wie ein Gewissen besitzt und Wikileaks das Video und damit eine wichtigen Beweis zugespielt hat...
Quote
06.04.2010 15:19:52
Böse Zunge: KRIEG
Krieg lässt Menschen abstumpfen.
Wer ständig in der Angst lebt, selbst beim nächsten Anschlag zu sterben,
wer ständig Panik hat, bei der Patrouille von hinten erschossen zu werden,
wer seit Monaten keinen wirklichen, echten menschlichen Kontakt mehr hatte abseits des Kriegsgebiets,
der ballert drauflos. Für den ist der Finger am Abzug ein Mittel zum Abbau von Panik und Aggressionen, für den ist jeder getötete "Bastard" (früher "Charly") eine Erleichterung, für den ist jede Tötung ein Stressabbau, eine momentane Öffnung des Ventils.
Das ist nicht gut. Es ist aber die Realität. Die Jungs dort sind gerade einmal Anfang zwanzig. Es sind einfache Menschen. Sie wissen nicht, was mit Ihnen passiert.
Wer will, dass sich so etwas nicht abspielt oder wiederholt, der muss nach Washington schauen.Die einzelnen Soldaten jetzt anzuklagen ist zwar notwendig, aber letztlich nur fürs Protokoll und den Rechtsstaat. Es ist ohne Wert für die Gesamtsituation.
Was unsere Einsicht über die furchtbaren Folgen des Kriegs angeht, so waren wir schon einmal weiter.
Quote
06.04.2010 15:34:10
seiglfreid:
Erschreckend ist die Banalität dieses Mordes. Man könnte verzweifeln.
Quote
06.04.2010 18:12:14
Böse Zunge: Das Video ist echt.
Just for the record:
"A senior American military official confirmed that the video was authentic."
Quelle: nytimes.com
Aus: "Video zeigt US-Soldaten bei Blutbad an Zivilisten" Von Gökalp Babayigit (06.04.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/660/507812/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/660/507812/text/)
-.-
Quote[...] Zwei erschossene Schwangere in Afghanistan, zwei tote Journalisten im Irak. Beide Fälle zeigen, wie US-Soldaten die Tötung von Zivilisten vertuschten.
...
Quote* 06.04.2010 um 20:41 Uhr
* Kalkül
30. Wirklich erschreckend...
...
Wer an den modernen, "domestizierten" Krieg glaubt, mit sauberen chirurgischen Schlägen, optimaler Freund-Feind-Erkennung und moralisch bessergestelltem Gefechtspersonal, das seinen kategorischen Imperativ verinnerlicht hat, der ist, mit Verlaub, ein gottverdammter Narr.
Szenen wie die in dem Video haben sich auf den Kriegsschauplätzen der Welt zigtausendfach abgespielt, spielen sich gerade ab und werden sich auch in Zukunft abspielen. Dreißigjähriger Krieg, Spanischer Erbfolgekrieg, Napoleonische Kriege, Sezessionskrieg, Erster und Zweiter Weltkrieg, Vietnam, Irak - vom Prinzip her war und ist da kein Unterschied:
Niedere Instinkte und eine Mischung aus Bestialität und Gleichgültigkeit regieren. Ein Menschenleben gilt nichts und allzu oft entscheidet eine Laune oder eine falsche Geste über Leben, Tod oder Verstümmelung von Leuten, mit denen man unter anderen Vorzeichen einen Trinken gegangen wäre. ...
Quote* 06.04.2010 um 22:52 Uhr
* hamied ali
42. Warum schockiert?
Im krieg werden Menschen getötet, Kinder zestückelt, Frauen vergewaltigt und anschliessend umgebracht. Kinder weden genötigt ihre Eltern umzubringen. Im krieg werden Menschen angezündet und ihre Leichen durch die Strasse gezogen. Krieg ist grausam niemand hat erbarmen. So ist Krieg. Jeder weiss das.
Quote* 06.04.2010 um 22:55 Uhr
* Arno Nyhm
43. Dear Germany...
Nazism has taught you nothing. Instead of learning that evil must be fought, you learned that fighting is evil. (Dennis Prager)
Quote* 06.04.2010 um 23:07 Uhr
* sn4k3
44. keine Überschrift
Photographer are evil ... ? ....
Quote* 06.04.2010 um 23:26 Uhr
* studentD
46. Vergessen in der Überschrift!
Leider vergisst der Autor in der Überschrift, dass bei dem zweiten Fall nicht nur die beiden Reuters-Leute, sondern auch die übrigen Personen am "Zielort" erbarmungslos, heimtückisch und hämisch mit der Bordkanone der Apache-Helikopter (sonst gegen leicht gepanzerte Ziele im Einsatz) niedergestreckt wurden. Selbst auf einen Überlebenden, der sich wegschleppte wurde das Feuer (wir können dank Wikileak jedes Detail sehen) unter dem Vorwand er könnte eine (nicht vorhandene) Waffe in die Hand nehmen eröffnet. Danch wurde dann noch ein Bus ohne Aufklärung zum Ziel erklärt und neben den erwachsenen Insassen wurden auch zwei Kinder getroffen.
Also eigentlich könnte die Überschrift heissen:
"Zwei Kinder,x- Zivilisten und zwei Reuters-Mitarbeiter wurden von Apache-Helikoptern erbarmungslos hingerichtet - Militär und Geheimdienst vertuschten das Massaker, einzig Wikileak sorgte für Aufklärung mit dem Originalfilm der Bordkamera"
...
Aus: "Die Lügen der US-Armee" Von Hauke Friederichs (6.4.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-04/us-armee-luegen (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-04/us-armee-luegen)
Quote[...] Dis Diskussion hat nach dem Tod von drei weiteren Bundeswehr-Soldaten am Karfreitag eine neue Qualität bekommen. Indirekt wird dabei auch die Frage gestellt, ob die Soldaten noch leben könnten, wären sie besser ausgerüstet gewesen.
Der scheidende Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe (SPD), betonte: "Es fehlt insbesondere an Transportflugzeugen, an Hubschraubern." Diese Kritik unterstützte der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold. Das Fehlen von Kampfhubschraubern in Afghanistan sei ein "markantes Defizit". Solche Hubschrauber könnten in kritischen Situationen sehr schnell am Einsatzort sein, um den Soldaten am Boden beizustehen. Sein Parteifreund Robbe räumte ein, dass der Einsatz gefährlicher sei als ursprünglich gedacht.
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) äußerte sich zunächst nicht erneut zu den Vorwürfen und Forderungen. Der Parlamentarische Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmídt (CSU) meinte aber, Politik und Öffentlichkeit hätten sich in den ersten Jahren des Einsatzes etwas vorgemacht. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) warnte vor einem überstürzten Truppenabzug aus Afghanistan.
...
Aus: "Zwischen Entrüstung und Aufrüstung " (07.04.2010)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5438080,00.html (http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5438080,00.html)
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Quote[...] [Friedensforscher Peter Strutynski]: Afghanistans Präsident Hamid Karsai hat so gut wie keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Deshalb folgt er einer Doppelstrategie: Karsai bittet die Nato um Hilfe - und kritisiert die Nato zugleich, um sich ein Restmaß an Unterstützung bei den Bürgern zu sichern. Das Besatzungsregime ist der Bevölkerung aber verhasst. Es wird Zeit, dass der Westen dies zur Kenntnis nimmt.
Interview: Steffen Hebestreit
Aus: ""Die Bundeswehr muss sofort raus"" (06.04.2010)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dossiers/spezial_afghanistan/aktuell/2511495_Die-Bundeswehr-muss-sofort-raus.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/dossiers/spezial_afghanistan/aktuell/2511495_Die-Bundeswehr-muss-sofort-raus.html)
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Quote[...] Dass der Anschlag offenbar bewusst an einem der höchsten christlichen Feiertage verübt wurde, sei eine ,,Verhöhnung fremder Kulturen".
Wenige Stunden nach dem Anschlag töteten Bundeswehrsoldaten in der Nähe des Gefechtsorts irrtümlich sechs afghanische Soldaten, die in ihren Fahrzeugen nicht auf die Aufforderung der Deutschen reagiert hatten anzuhalten. Dafür entschuldigten sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und zu Guttenberg.
... Afghanistans Präsident Hamid Karsai hat erneut seine westlichen Verbündeten brüskiert. Auf einem traditionellen Treffen mit rund 1500 Stammesältesten drohte er mit Widerstand gegen die anstehende Großoffensive der internationalen Truppen in der Taliban-Hochburg Kandahar. Afghanistan werde erst zur Ruhe kommen, wenn die Bevölkerung überzeugt sei, dass die Regierung unabhängig sei – ,,und nicht eine Marionette", sagte Karsai.
Aus: "Berlin lehnt Abzug ab" (06.04.2010)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/afghanistan-berlin-lehnt-abzug-ab;2556868 (http://www.handelsblatt.com/politik/international/afghanistan-berlin-lehnt-abzug-ab;2556868)
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Quote[...] Insgesamt sind bei der Isaf-Mission in Afghanistan bisher 39 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. 22 starben durch "Fremdeinwirkung" wie Gefechte oder Anschläge. Weitere 17 kamen durch "sonstige Umstände" ums Leben: natürlicher Tod, Verkehrsunfälle, Unfälle mit Schusswaffen oder Selbstmord.
...
Aus: "Niebel bringt tote Soldaten heim" (6. April 2010)
Quelle: http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1446190/Niebel-bringt-tote-Soldaten-heim.html (http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1446190/Niebel-bringt-tote-Soldaten-heim.html)
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Quote[...] Die Toten sind keine Toten, derer nur ein Kreis von Angehörigen gedenkt, sie werden zu mehr gemacht und in den Dienst einer nationalen Aufgabe gestellt. Ob sie das wollten?
Mit ihnen in der Statistik scheint jene Schwelle überschritten, von der an man Krieg nennen darf, was zuvor "internationaler bewaffneter Konflikt" hieß. Bilder bleiben von den dreien; von der Deutschlandfahne bedeckte Särge, Entwicklungshilfeminister Niebel, der zufällig anwesend war, als die Leichen der Soldaten aus dem Bundeswehr-Camp in Afghanistan abgeholt wurden, und seine Ansprache an "die feigen Mörder" richtete, die die drei erschossen hatten.
Als die Bilder in den Nachrichtensendungen gezeigt wurden, war dort auf dem staubigen Platz für einen kurzen Moment auch ein Militärgeistlicher zu sehen. Er trug einen Tarnanzug in Wüstenoptik, über seine Schultern hatte er eine - ebenfalls sandfarben gehaltene - Stola gelegt. Merkwürdig sah das aus. ...
Aus: "Als der Krieg nach Seedorf kam" Von Felix Zimmermann (06.04.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/als-der-krieg-nach-seedorf-kam/ (http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/als-der-krieg-nach-seedorf-kam/)
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Quote[...] Kabul - Bei einem Nato-Luftangriff in Südafghanistan sind acht Menschen getötet worden, darunter vier Zivilisten. Die afghanischen Behörden und die Nato-Schutztruppe Isaf kündigten am Dienstag eine Untersuchung des Vorfalls an.
... Der Tod von Zivilpersonen bei Nato-Operationen sorgt in der afghanischen Bevölkerung zunehmend für Unmut. Erst am Sonntagabend hatte die Isaf eingeräumt, dass bei einem Militäreinsatz Mitte Februar versehentlich fünf Zivilisten erschossen worden seien.
Bis dahin hatte es seitens der Isaf geheißen, die toten Zivilisten seien Opfer einer Familientragödie geworden. Zivile Ermittler hatten schließlich Ungereimtheiten in der Darstellung der Militärs entdeckt.
anr/dpa/apn
Aus: "Zivilisten sterben bei Nato-Angriff" (06.04.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,687440,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,687440,00.html)
Quote[...] "Gefallen in Afghanistan - gestorben für Deutschland?", fragt auch Moderatorin Anne Will am Sonntagabend - und entfacht unter ihren Gästen eine interessante und derart hitzige Debatte, dass bisweilen alle Geladenen gleichzeitig sprechen. Und so driftet das Gespräch immer wieder ins akustisch Unverständliche und inhaltlich Wirre ab. Es ist wohl ein Thema, das deutliche und emotionale Worte verlangt.
"Krieg ist kriegerisch, er erzeugt Tote" erklärt Roger Willemsen gleich zu Beginn der ARD-Sendung und findet die Idee, die deutsche Freiheit würde am Hindukusch verteidigt werden, "fast dadaistisch". Er stellt die These auf: Unsere Sicherheit ist von den Taliban überhaupt nie direkt gefährdet worden.
Der Autor und Publizist unterstützt seit Jahren mehrere Hilfsprojekte in dem Land - unter anderem drei Mädchenschulen und Brunnenbauvorhaben. Man verhandle dort direkt mit den Taliban und der Aufbau funktioniere auch ohne militärische Unterstützung, erklärt er.
Das bringt sofort Kerstin Müller auf den Plan, die eine derart "verharmlosende Darstellung" Willemsens nicht akzeptieren will. "Nehmen Sie das zurück!", fordert die außenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag. Willemsen nimmt nichts zurück und erklärt hingegen: "Die Grünen-Politikerin Müller möchte eigentlich im Grunde genommen mittlerweile Afghanistan bombardieren."
Damit formuliert Willemsen überspitzt, was in dieser Sendung bemerkenswert ist: Die Grünen-Politikerin springt mit ihren Aussagen immer wieder FDP-Mann Dirk Niebel bei. Der Bundesentwicklungsminister selbst bringt zunächst den "Strategiewechsel der Bundesregierung" unter, fordert wieder einmal "einen militärisch abgesicherten zivilen Aufbau" und droht vor einem "Überschwappen nach Pakistan und der Option einer atomaren Bewaffnung von Islamisten" .
Ein weiterer Gast, der als betroffener Soldat kurz seine Position vertreten darf, wird später sagen: "Manchmal kommt mir die Diskussion hier vor wie politischer Wahlkampf".
Immerhin räumt der Befürworter des Afghanistan-Einsatzes an diesem Abend ein: "Man wird nicht militärisch in Afghanistan gewinnen können. Man kann aber einen Sicherheitsrahmen schaffen, der es ermöglicht, auf dem aufzubauen, was in der Vergangenheit schon Positives geleistet worden ist."
Niebel, der selbst acht Jahre als Zeitsoldat gedient hatte und bisweilen so spricht, als sei er eigentlich Verteidigungsminister, erklärt das Problem einer "asymmetrischen Kriegsführung", "die keine moralischen, rechtlichen oder sonstigen Regeln einhält" und Angst, Schrecken, Terror und Wut verbreiten will. Da würde man doch gerne wissen, welche Kriegsführung das nicht tut.
Außerdem wünscht sich der Minister Rückhalt für die Soldaten in der Bevölkerung - doch den gibt es immer weniger. Will zitiert eine Blitzumfrage, dass nur noch 30 Prozent der Deutschen den Einsatz in Afghanistan befürworten würden. Doch inwieweit schadet der mangelnde Rückhalt den Soldaten? Wie wirken sich die Debatten um den Einsatz auf den Einsatz aus? Diese Frage wird zum eigentlichen Thema des Abends.
Historiker Michael Wolffsohn von der Bundeswehruniversität in München erklärt, wieso man durch öffentliches Debattieren über den Sinn des Einsatzes, unfreiwillig zu einem Helfer der Taliban wird. Die Taliban würden diese Debatten wahrnehmen und diese vermeintliche Schwäche ausnützen. Willemsen tituliert die Aussage als Propaganda: "Sie können doch nicht sagen: Taliban reagieren auf Kritiker, die bei Anne Will am Sonntag sitzen", erklärt er und fragt noch einmal nach: "Das heißt: Shut up?"
Doch Wolffsohn ist wohl der Einzige in der Runde, der sich nicht gerne provozieren lässt. Er nennt weitere Problemländer wie Somalia, Jemen, Pakistan und Probleme bei der Bundeswehr: "Schlecht ausgerüstet, schlecht ausgebildet und - Kritik an die Politik - ohne eine klare Zielvorgabe."
Auch Gregor Gysi schimpft über die Politik. Wie Willemsen ist der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag generell gegen den Einsatz in Afghanistan: "Ich behaupte, diejenigen, die den sofortigen Rückzug fordern, tun am meisten für die Soldaten."
Leider reicht am Ende die Zeit nicht mehr, die wohl interessanteste Frage des Abends zu diskutieren: "Obama geht ja 2011, wer bleibt dann?", fragte Willemsen. Vielleicht gibt es dazu einen weiteren Abend bei Anne Will. Das Thema wird aktuell - und emotional - bleiben.
Quote
19.04.2010 08:04:43
FriedrichWilhelm: Schöne Zeiten...
...wie hier an einer neuen Dolchstoßlegende gestrickt wird dreht mir auch den Magen um.
Quote
19.04.2010 08:21:58
Aus_dem_Exil:
Willemsen lässt auch Mädchenschulen bauen und Brunnen bohren?
Theoretisch müsste Afghanistan inzwischen schon von so vielen Brunnen durchbohrt worden sein, dass die unzähligen Löcher eigentlich ein Sicherheitsrisiko darstellen müssten.
Quote
19.04.2010 08:34:10
Teddiy: Bißchen was genommen?
2Die Grünen-Politikerin springt mit ihren Aussagen immer wieder FDP-Mann Dirk Niebel bei."
In der Tat, sehr sprunghaft. In der Argumentation fast irr.
Dieser Professor der Bundeswehr hingegen, au weia. Und der indoktriniert Offiziere mit seinen Phrasen. Gegen Krieg zu sein, hiesse den Feind zu stützen. Nicht ernst zunehmen. Na ja, für die Bundeswehr-Uni reicht das wohl, ein Unwissen über Krieg und Frieden.
Das Problem ist für die Befürworter (das hörte man auch bei Niebel heraus), ist dass sie einen Verfassungsbruch decken müssen und die ehemals befürwortenden Argumente durch das Versagen und den Nichtsnutz dieses Einsatzes widerlegt werden.
Die Bundeswehrsoldaten werden durch die Politik in Afghanistan verheizt und kämpfen weiter, wie die deutschen Soldaten im Weltkrieg II, als die längst wussten, dass der Krieg verloren war. Nur noch, um Schlimmeres zu verhindern. Für sich. Für ihre Karriere. Dieser verfluchte deutsche Kadavergehorsam, selbst mit den Prinzipien der Inneren Führung nicht aus den Köpfen der Militärs zu kriegen. Kein Wunder bei Professoren an den Bundeswehrhochschulen wie den Wolffssohn.
Quote
19.04.2010 08:29:47
Schrecksekunde: Wir haben die Soldaten zum Aufbau runter geschickt, ...
... und nun behauptet man, das Mandat wäre nicht klar definiert. Das ist schon ein Witz, dass sich die Realität nicht an die deutschen Aufbaupläne hält. Frechheit.
Was uns die derzeitigen Beharrer unterjubeln wollen, ist ein gewesener Friedenssicherungseinsatz, der sich mangels regietreue der leider beteiligten Aufständischen in einen Krieg gegen Teile der Bevölkerung wandelt.
Das darf nicht Aufgabe der Bundeswehr sein!
Die Amerikaner haben Bin Laden nicht gefangen, wie sie anfangs wollten; die Bundeswehr hat nicht das Füllhorn der westlichen Kultur über Kundus ausschütten dürfen, wie sie anfangs wollten; wir konnten den Afghanen nicht wirklich Demokratie und Freiheit bringen wie zweitinstanzlich wollten; wir konnten Afghanistan in 9 Jahren militärischer Überlegenheit nicht einmal geordnete Verhältnisse bringen.
Wir müssen da raus. Aber schön und wertvoll für zukünftige Wahlentscheide, dass sich die Grünen mehr und mehr als blindgläubige Militärfans demaskieren.
Quote
19.04.2010 08:25:59
gerhardhm: Man lese mal hier:
www.tagesschau.de/ausland/ciaafghanistan104.html
Wie die CIA versucht, die deutsche Stimmung zum Afghanistankrieg zu beeinflussen. Es sind offensichtlich schon alle Dämme gebrochen.
Vielleicht braucht auch Deutschland ein Vietnam? Die Afghanen und viele andere brauchen es aber mit Sicherheit nicht.
In der ARD reicht die Sendezeit nicht, um die Frage von Krieg und Frieden einigermaßen ausführlich zu bereden. Da fällt mir dann auch nichts mehr ein. Soll man lachen? Soll man weinen?
Quote
19.04.2010 08:51:05
gauni2002: vertreten politiker vertreten die meinung des volkes???
zitat:
" Will zitiert eine Blitzumfrage, nur noch 30 Prozent der Deutschen würden den Einsatz in Afghanistan befürworten."
da die große mehrheit der bundesbürger gegen den afghanistaneinsatz ist, so sollte mal laut über einen volksentscheid a là suisse nachgedacht werden.
Quote
19.04.2010 08:50:07
bad_timing:
Der eingeladene Ex-Soldat sagte zur Rechtfertigung der Mission: er sah dem Terror ins Gesicht.
Bei aller Abscheu gegenüber den Taliban: ich kann nicht ein Land überfallen und mich dann wundern, wenn sich die Herrschenden wehren. Der Begriff Terror ist nicht angebracht, das ist Widerstand bzw. Bürgerkrieg. Die Wortwahl erinnert mich an Westerwelles peinliche Aussagen, bei denen er die Taliban mehrfach fälschlicherweise als "Terroristen" bezeichnet hat.
Quote19.04.2010 08:45:40
CyranoB: Afghanistan war ein Fehler von Anfang an
Das ursprüngliche Ziel war illusorisch, jetzt versucht man das Volk zu verdummen (wie oft in dieser Regierung), weil man nicht weiß wie man aus der Situation wieder rauskommt, ohne nachher der Dumme zu sein und Wahlen zu verlieren.
Aber so funktioniert das nicht! Wenn mittlerweile schon 70% gegen einen Einsatz in Afghanistan sind, dann muß die Regierung das irgendwann akzeptieren.Mag es die Waffenlobby noch so toll finden, ihre unsäglichen Tötungswerkzeuge in einem echten Krieg testen zu können, es darf so nicht weitergehen. ...
Quote
19.04.2010 08:44:48
bad_timing:
Die blanke Infamie, Kriegsgegnern zu unterstellen, sie fielen den Soldaten in den Rücken. Danke, Herr Willemsen, Sie haben gottlob die richtigen Worte gefunden.
Quote
19.04.2010 09:05:50
Wortglauber: Der Tot, die logische Folge eines Krieges
Wer oder was stirbt in diesem Krieg?
Zuerst die Wahrheit weil dieser Krieg weder aus humanitären noch aus Sicherheitsgründen geführt wird. Die Opfer sind zumeist Zivilisten oder wie jetzt die deutschen Aggressoren (Soldaten). Man sollte sich an die netten Bilder deutscher Verteidiger der Freiheit und Demokratie mit den Totenköpfen afghanischer Kollateralschäden in den Händen erinnern. Gefolgt vom unvermeidlichen Beschuss von afghanischen Hochzeitsgesellschaften ... etc.
Arrogant erscheint dann noch die Haltung, dass die einzige richtige Gesellschaftsform die der westlicher Industriestaaten nur sein kann. Werte die mit Hilfe hochtechnisierten Armeen in unkooperativen Regionen dieser Welt hineingebombt werden sollen.
Quote
19.04.2010 09:03:15
Aus_dem_Exil:
Zur Beurteilung der Gedankenwelt des Herrn Wolffsohn ist vielleicht das folgende Statement hilfreich:
,,Wenn wir mit Gentleman-Methoden den Terrorismus bekämpfen wollen, werden wir scheitern. [...] Als eines der Mittel gegen Terroristen halte ich Folter oder die Androhung von Folter für legitim." (2004)
Darüber hinaus beklagt er sich über eine "Ossifizierung" der Bundeswehr, die dadurch zu einer "Unterschichtenarmee" werden würde und forderte auch schon mal die Wiedereinführung des eisernen Kreuzes.
(Nein, meine Beurteilung Herr Wolffsohns hat nichts mit seiner Religion zu tun)
Quote
19.04.2010 08:59:58
newintruder: Liebe Frau Müller, hier ein Farbenspiel
Die GRÜNEN sind wie Bananen, erst grün, dann gelb und dann schwarz
Quote19.04.2010 09:16:18
Velence.de: Willemsen war gut vorbereitet. Alle Achtung.
Der einzige, der wusste, vonvon er sprach, war Willemsen, der eine klare Vorstellung von dem hatte, was in Afghanistan passiert und was in diesem Krieg falsch läuft. Den totalen Glaubwürdigkeitsverlust erarbeitete sich Kerstin Müller, die sich als Grüne Reaktionärin outete und den hoffnungslos überforderten Niebel in Schutzhaft nahm. Diese politisch ekelige Konstellation, Spitzengrüne verteidigt die schwarzgelbe Kriegspolitik, war bislang nicht vorstellbar und hat wohl auch dem lieben Gysi die Sprache verschlagen.
...
Quote
19.04.2010 09:13:25
OxnoxO: Was erwarten die Menschen eigentlich?
Krieg wird betrieben, um den willkürlich gewählten Feind zu ermorden und dadurch seinen Widerstand zu brechen - also ihn zu besiegen. Eine dumme - aber sehr lukrative - Angewohnheit der Menschen, zu Waffen zu greifen, wo Verstand und Argumentation fehlt oder Gier und Neid zu groß sind.
Deshalb ist es ein normaler Vorgang, dass Menschen in einem solchen Krieg zu Tode kommen. Sei es durch eine Rakete, Artilleriebeschoss, Gewehrsalven, Minen oder andere Perversitäten, die die Rüstungsindustrie - die übrigens im Moment Hochkonjunktur hat - hervor bringt.
Von "Hinterhältigkeit" oder "Heimtücke" zu sprechen, mag zwar normales Vorgehen bei einem Armee-Verantwortlichen sein, der sich bei den Angehörigen ermordeter Soldaten rechtfertigen muss - jedoch hängt die Betrachtungsweise stark von der Position ab: Ein "Widerstandskämpfer", der außer einem Gewehr wenig andere Waffen besitzt, wird sicherleich nicht offen auf einen Panzer zugehen und diesen beschießen - es sei denn, er ist seines Lebens völlig überdrüssig. Aus Sicht dieser "Widerstandskämpfer" ist es daher legitimes Vorgehen, den Gegner auf andere Weise anzugreifen.
Es wird oft vergessen, dass die Bundeswehr in Afghanistan sich an einem Krieg beteiligt, der ein Angriffskrieg ist. Außerhalb der Bundesrepublik und jenseits der Interessenlage der Bürger im Land. Denn es kratzt hierzulande niemanden wirklich, ob in Afghanistan nun Demokratie herrscht, Monarchie, Diktatur oder irgendetwas anderes. Es kratzt auch keinen Bürger, ob dort irgendwelche "Taliban" herrschen oder ein den USA genehmer Marionettenpolitiker.
Zudem glaubt hoffentlich niemand ernsthaft daran, dass man mit Panzern, Raketen, Maschinengewehren etc. Frieden stiften kann oder Aufbau betreibt. Das Gegenteil ist der Fall.
Der Krieg wird deshalb ausschließlich aus Interesse der federführenden Politiker geführt. Angestiftet durch ein Land, welches seine außenpolitischen Interessen gefährdet sah und einen Sündenbock für sein Versagen am 09.11. gesucht und gefunden hat: Osama Bin Laden - ein Mann, der vom CIA - als es nützlich war - versorgt und ausgebildet wurde.
Meiner Meinung nach ist der Krieg ohnehin nicht legal oder völkerrechtlich einwandfrei. Aber das wird nichts ändern.
Übrigens: Wer interessiert sich für die Afghanen, die tagtäglich in Afghanistan ermordet werden? Niemand! Denn sie sind ja keine Deutschen und deshalb weniger wichtig. Ich finde das bigott und schäbig.
Wer Krieg spielt muss eben mit Toten rechnen. So ist das
Aus: "TV-Kritik: Anne Will ''Krieg ist kriegerisch, er erzeugt Tote''" (19.04.2010)
Eine kleine Nachtkritik. Von Christina Maria Berr
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/medien/681/508822/text/ (http://www.sueddeutsche.de/medien/681/508822/text/)
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Quote[...] Berlin (Reuters) - Nach dem Tod von sieben Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan in nur zwei Wochen fordern erste führende SPD-Politiker den Abzug der deutschen Truppen.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering sagte am Samstag im NDR, aus seiner Sicht "sollten wir aus Afghanistan so schnell wie nur irgend möglich raus". Der Einsatz dort habe sich zum Krieg gewandelt. "Es hat keine Abstimmung darüber gegeben, keine klare Entscheidung in Deutschland, ob wir diesen Krieg führen wollen oder nicht", kritisierte Sellering. "Ich möchte diesen Krieg nicht, und ich nehme wahr, dass die Mehrheit der Deutschen ihn auch nicht will".
SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte bereits vor einigen Tagen ein neues Mandat für den Einsatz gefordert, da sich mit einem Krieg die Voraussetzungen für die Mission geändert hätten. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier mahnte dagegen auch nach dem Tod vier weiterer Soldaten zur Besonnenheit. "Trotz dieses abscheulichen Anschlages müssen wir besonnen und verantwortlich reagieren", sagte Steinmeier der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Deutschland dürfe seine Verbündeten nicht im Stich und Afghanistan nicht dem Terror überlassen, sondern müsse für eine geordnete Übergabe der Verantwortung an die Afghanen sorgen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel wies die Forderung nach einem neuen Mandat zurück. "Die rechtlichen Grundlagen des Einsatzes und des Bundestagsmandats haben sich nicht verändert", erklärte die stellvertretende Regierungssprecherin Sabine Heimbach. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte den Konflikt in Afghanistan zuletzt ohne Einschränkung als Krieg bezeichnet und damit ein Tabu der Vorgängerregierung gebrochen, die stets nur von einem Stabilisierungseinsatz sprach.
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast verlangte von Merkel eine Regierungserklärung zur Lage in Afghanistan. "Ich rufe die Bundeskanzlerin dringen dazu auf, im Bundestag darzulegen, wie die neue Afghanistan-Strategie umgesetzt werden soll", sagte Künast dem "Tagesspiegel" (Sonntagausgabe). Ein Abzug der Bundeswehr innerhalb weniger Jahre sei nur möglich, wenn in dieser Zeit gewaltige Fortschritte beim zivilen Aufbau des Landes erzielt worden seien.
...
Aus: "SPD-Politiker Sellering fordert Abzug aus Afghanistan" (17. April 2010)
Quelle: http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEBEE63G05220100417 (http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEBEE63G05220100417)
Quote[...] Es gibt nicht viel zu feiern in diesen Tagen für die deutschen Soldaten in Afghanistan. Dass aber der Bundesanwalt die Ermittlungen gegen Oberst Georg Klein eingestellt hat, ist endlich mal eine gute Nachricht.
"Super", lobt ein Unteroffizier, "jetzt haben wir endlich wieder Handlungssicherheit und damit steht und fällt hier alles". Mit drei Kameraden der Quick Reaction Force, der schnellen Eingreiftruppe, sitzt er bei Kerzenlicht und Dosenbier im usbekischen Termez und wartet auf seine Ausreise.
Um seine Mundwinkel haben sich tiefe Falten gegraben. Sechs Monate haben sie im Norden Afghanistans gegen die Aufständischen gekämpft. Sie sind beschossen worden und haben zurück geschossen. Das "Oberst-Klein-Syndrom", die Angst vor einer Fehlentscheidung, habe ihnen dabei oft im Weg gestanden, sagen sie. "Vor lauter Angst, dass möglicherweise Zivilisten dabei ums Leben kommen, wurde die Luftunterstützung nur noch sehr selten genehmigt", beklagen sich die Soldaten. "Wir hoffen, dass das jetzt wieder anders wird."
[...] Tatsächlich bringt die Entscheidung der Ermittler aus Karlsruhe den Soldaten etwa mehr Rechtssicherheit. Die Bundesanwaltschaft erklärte am Montag, bei den Auseinandersetzungen mit den aufständischen Taliban handele es sich um einen "nicht-internationalen bewaffneten Konflikt", so dass nun für die Soldaten der etwas weiter gefasste Rahmen des Völkerstrafgesetzbuches gilt. Die Folge: Die Soldaten dürfen nun Dinge tun, die im Frieden untersagt wären. Die Hürden für die Strafbarkeit sind deutlich angehoben.
Darüber hinaus stellten die Ermittler fest, dass in diesen Fällen immer der Generalbundesanwalt zuständig ist. Allerdings behält sich dieser die Prüfung aller strafrechtlich relevanten Tatbestände vor. Das heißt, die Normen des allgemeinen Strafrechts bleiben neben denen des Völkerstrafgesetzbuches anwendbar.
Oberst Georg Klein jedenfalls hat nach Ansicht der Bundesanwälte nicht gegen das Völkerstrafrecht verstoßen, da er nicht davon habe ausgehen müssen, dass sich Zivilisten bei den beiden gekaperten Tanklastzügen aufgehalten hätten, als er den Angriff angeordnet habe. Nach "gewissenhafter und immer wieder aktualisierter Prüfung aller ihnen zum Geschehensablauf bekannten Fakten und Umstände" hätte Klein annehmen können, "dass ausschließlich Aufständische vor Ort waren". Die Anordnung des Bombenabwurfs erfülle deshalb nicht den Tatbestand verbotener Methoden der Kriegsführung, hieß es.
[...] Im politischen Berlin sorgte die Einstellung des Verfahrens ebenfalls für Erleichterung. Nicht nur Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) lobte die Entscheidung als eine "sehr gute". Auch im Kanzleramt nahm man die Nachrichten aus Karlsruhe mit Freude zur Kenntnis. Für Guttenberg und Merkel hat das Ende der Ermittlungen den positiven Nebeneffekt, dass damit auch der Untersuchungsausschuss zum Kunduz-Bombardement an Brisanz verliert.
...
Aus: "Kunduz-Affäre - Bundeswehr feiert Oberst Kleins Entlastung" Aus Termez berichtet Ulrike Demmer (20.04.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,689957,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,689957,00.html)
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Quote[...] Der Befehl des Oberst Klein war mörderisch, aber nicht im Rechtssinn.
Quote
20.04.2010 09:27:52
rugero: Als Kolateralschaden abgenickt - das war zu erwarten
Auch wenn der Tod der 140 Zivilisten in Deutschland als Kolateralschaden von offizieller Seite abgenickt wurde, weil es ja schließlich kein Krieg ist, wie sie sagen, ist ein beträchtlicher Schaden für Deutschland entsanden.
Der Sache der Taliban hat es genutzt und deren Meinung, die Ausländer seien grausame Besatzer, wurde wieder ein Stück mehr gefestigt. Ausländische Soldaten werden immer mehr als Feinde gesehen, denn als Aufbauhelfer.
Die Wahrscheinlichkeit von Angriffen auf deutsche Soldaten oder gar einem Terroranschlag in Deutschland wird größer je verhaßter wir dort gesehen werden.
Quote
20.04.2010 09:18:07
Cyperbenner No.4: @postit
Aufbau ist doch gar nicht das primäre Ziel. Das Ziel, der Weg, ist 'Strategie der Spannung'. Im Aus- und im Inland, in Europa.
Quote20.04.2010 09:17:13
pasquino: Keine Überraschung
Wenn jetzt die Bundesregierung und die Bundeswehr so tun, als seien sie infolge der staatsanwaltschaftlichen Entlastung erleichtert und hoch erfreut, so ist das natürlich geheuchelt. Das dem Oberst von der deutschen Staatsanwälten und der deutschen Gerichtsbarkeit nichts zu fürchten hat, stand von Anfang an fest.
"Im Feld brauchen die Soldaten Mut, aber sicher keine Angst vor einem Staatsanwalt." Auch dieser Satz stammt von Oberst Georg Klein. Als er ihn im Frühsommer 2009 aussprach, war er gerade Kommandeur in Kunduz geworden (Der Spiegel 23.03.2010).
Mit dem 2002
von der Schröder-Fischer-Regierung aus der Taufe gehobenen Völkerstrafgesetzbuch (Wird häufig mit dem internationalen Völkerrecht verwechselt) hat sich die Bundesregierung für Kriegsfälle einen Freibrief für das ungehemmte Töten, auch von Zivilisten, ausgestellt. Guttenberg hat nach dem Kundus-Massaker nicht umsonst den Begriff "nicht-internationalen bewaffneten Konflikt" und ,,Krieg" salonfähig gemacht. Er tat zwar so, als würde er damit der Meinung der Bevölkerung entsprechen, in Wirklichkeit ging es ihm aber nur um die Völkerstrafgesetzbuch -Kompatibilität.
Die Frage ist nun, steht das deutsche Völkerstrafgesetzbuch im Einklang mit dem internationalen Völkerrecht? Sicher nicht, aber die gerichtliche Klärung dieser Frage dürfte leider Jahre dauern. Zunächst hat die Bundesregierung, um nicht in einen internationalen Kriegsverbrecherprozess verwickelt zu werden, ihre Strategie der US-amerikanischen angepasst. Dass bedeutet nun für die deutschen Soldaten, Sterben im Gefecht und Ansteigen der Todesrate.
Quote
20.04.2010 09:08:27
Teddiy: @joss_sticks Massaker
"Das nationale Recht ist aber sehr tatfern und greift deshalb schwer."
Im Falle des Prinzen von Hannover in Hildesheim war das aber ganz anders. Da griff die deutsche Staatsanwaltschaft in einem getürkten Verfahren sofort zu, weil Geld abzukassieren war. Es ging um zwei Ohrfeigen in Kenia. Da scheute die Staatsanwaltschaft noch nicht einmal vor offenkundig gefälschten Gutachten (Beweis nie gesehen) und vor gekauften Falschaussagen von "Sklaven" zurück. Also, wenn es um Geld geht, greift deutsches nationales Recht sofort zu.
Hier geht es um 137 in Afghanistan exekutierte Benzindiebe. Um ein Massaker, wie es auch in der Partisanenbekämpfung der Reichswehr im 2. Weltkrieg vorkam. Und wie damals, werden solche Massaker heute behandelt. Mord verjährt allerdings nicht! System ändern sich. auch Rechtssysteme. Dann kommt der Obrist Klein eben als 90-jähriger vor Gericht.
Es geht nicht um Rache. Es geht um Gleichheit vor dem Gesetz.
Quote
20.04.2010 09:08:09
Cyperbenner No.4: Schon sensationell, diese Wehrsportgruppe
Die Bundeswehr wird da von fraktionsgezwängten Schreibtischtätern runter geschickt, macht nix anderes als sich selbst zu schützen, und lässt mal so zwischendurch 2 Tanklaster mit 140 rumstehenden Zivilisten abballern.
Mehr ist da unten nicht. Ausser, dass für die Zukunft mit den USA weitere imperialistische Kreuzzüge im Sinne der sog. "InternationalenGemeinschaft" vorbereitet werden.
....... und dann hört man hier in den Talk-Shows von den Talibans, die schon in Aghanistan bekämpft werden müssen,..... dabei sind diese Talibans in Pakistan am Machen. Den Freunden der USA! *LOL*
Kapiert hierzulande eigentlich niemand, wozu da unten die NATO steht? Ich meine, warum sie da WIRKLICH steht?
Quote
20.04.2010 08:57:04
IchFassEsNich: Heuchelei 2
. . . und während unsere Soldaten im Kundus die deutsche Demokratie verteidigen (ich habe diese Wortwahl nicht erfunden!) werden sie von ihren eigenen Politikern verraten, die Häftlingen aus Guantanamo einen "Asyl"-Schein ausstellen möchten.
Wer FÜR dieses Land zur Waffe greifen muss, ist verraten!
Quote
20.04.2010 09:04:43
Python11: @ichfassesnich
Guantanamo finden sie also in Ordnung: Unschuldige jahrelang einkerkern, kein Problem für Sie. Sie sehen dann das Problem wenn diese in Freiheit lieber nicht in den USA leben möchten sondern im friedlicheren Europa. Aber jemand der nachweislich zig Zivilisten töten ließ, den feiern Sie als Held.
Wird ihnen nicht manchmal fürchterlich übel, wenn sie morgens in den Spiegel schauen?
Aus: "Justiz entlastet Oberst Klein Mörderisch, aber nicht im Rechtssinn" Ein Kommentar von Heribert Prantl (20.04.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/838/508976/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/838/508976/text/)
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Quote[...] KUNDUS taz | Bald acht Monate ist es her, dass auf Drängen der Bundeswehr nachts um 1.50 Uhr zwei von Taliban gekaperte Tankwagen nahe Kundus bombardiert wurden. Bis zu 142 Menschen kamen dabei ums Leben. Das Verteidigungsministerium hat über Wochen Gespräche mit dem Bremer Anwalt Karim Popal geführt. Der Deutschafghane hatte erklärt, er habe von den Angehörigen der zivilen Opfer das Mandat, über Entschädigungsansprüche zu verhandeln. Mitte April brach das Ministerium die Verhandlungen ab.
Die betroffenen Familien im Distrikt Char Darah nahe Kundus haben bis heute nichts von der Bundesregierung gehört: keine Entschuldigung, kein Zeichen des Bedauerns, keine Hilfe, nicht einmal die 2.000 US-Dollar Trauergeld ("consolation money"), das nach der afghanischen Schariatradition den Tod eines Familienmitglieds sühnen kann.
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Das Verteidigungsministerium erklärt in Deutschland, man wolle mit Entwicklungsprojekten den betroffenen Dörfern helfen und damit ein Zeichen des guten Willens setzen. In Kundus vor Ort wird das von den Bundeswehrverantwortlichen aber als unrealistisch eingeschätzt: Die Bundeswehr traut sich in die von Taliban beherrschten Dörfer nicht hinein. Eine Kontaktaufnahme mit den betroffenen Familien gab es nicht.
Was die Bundeswehr in Kundus genauso wenig weiß wie das Verteidigungsministerium: Die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit Zentrale in Genf hat Kontakt zu den betroffenen Familien gesucht und ist bei 62 Familien sicher, dass sie zu Recht zivile Opfer beklagen. Die IOM guckt sich jede Familie genau an, erklärte die Mitarbeiterin Nuria Fernandez der Grünen-Bundestagsabgeordneten Marieluise Beck, die seit einer Woche in Afghanistan ist.
Die IOM arbeitet im Auftrag der staatlichen US-Entwicklungshilfeorganisation USAID und gibt kein Geld, sondern hilft mit Naturalien - je nach Fall. Wenn das Haus zerstört wurde, wird Hilfe beim Wiederaufbau finanziert, es wird bei der Jobsuche geholfen oder bei der medizinischen Versorgung. Wenn Frauen mit Kindern ihren Ernährer verloren haben, wird geschaut, ob der Familie mit einem Grundstück oder einem Job geholfen werden kann.
Solcherart Hilfe hat für zehn Familien schon begonnen, in den nächsten Wochen sollen alle 62 Familien erreicht werden, sagt die IOM-Mitarbeiterin. Und es gebe zudem 23 Familien, bei denen die Untersuchung noch nicht abgeschlossen worden ist, ob sie wirklich in die Kategorie "zivile Opfer" gehören. Wurde die Bundeswehr informiert? Nein, sagt Fernandez, die Bundeswehr sei von ihr einmal grundsätzlich über das IOM-Programm informiert worden, habe aber nach dem Tankwagenangriff nicht nachgefragt.
[...] Das Verteidigungsministerium wartet gegenwärtig darauf, dass die Afghanische Unabhängige Menschenrechtskommission eine Liste mit Opferfamilien erstellt. Eine formelle Entschädigungszahlung lehnt die Bundesregierung bisher aus juristischen Gründen ab.
Es sind andere, die durch Gesten der Hilfe die Propaganda, die mit den Familien der Opfer gemacht wird, mindern wollen. Als Erstes hatte das afghanische Innenministerium vor Ort nachgeforscht. Da die Leichen stark verkohlt waren und andererseits viele schon in der Nacht von ihren Familien weggeschafft worden waren, war die Rekonstruktion schwierig. In einzelnen Fällen haben Familien offensichtlich auch Männer, die schon vorher gestorben waren, als "Opfer" angegeben. In der streng vertraulichen afghanischen Opferliste tauchen 142 Namen auf, 30 sind als "zivile Opfer" deklariert, daneben gibt es auch viele "unbewaffnete Taliban". Für 30 Opfer hat der afghanische Provinzgouverneur die 2.000 Dollar "consolation money" gezahlt.
[...] Aus "Sicherheitsgründen" kommt niemand von der Bundeswehr in die Dörfer dieser Familien. Da ist zwar die Polizeistation von Char Darah, "eine Festung", sagen die deutschen Soldaten; aber schon zwei Kilometer außerhalb der Festung sind die Taliban.
Es muss eine Stunde vor Mitternacht in jener Nacht des 4. September gewesen sein, sagt einer der Bauern, da kamen die Taliban und zwangen ihn, seinen Traktor zur Verfügung zu stellen, um den Tanklaster von der Sandbank im Fluss wegzuschleppen. Der steckte aber zu sehr fest; die Taliban zapften sich Benzin ab - und gaben die Tankwagen praktisch frei für die Leute aus den umliegenden Dörfern, die bis spät in die Nacht das Fastenbrechen gefeiert hatten.
[...] Das Verteidigungsministerium hatte in der deutschen Öffentlichkeit berichtet, es seien 1.400 Pakete "Winterhilfe" in den Dörfern verteilt worden. Die Soldaten in Kundus schütteln den Kopf, wenn sie darauf angesprochen werden. 1.400 Pakete für rund hundert Opfer? Offenbar sollte damit nicht gezielt den Familien der Opfer geholfen werden, sondern den Dörfern, aus denen die Aufständischen kommen, sagt ein Bundeswehroffizier. Das kommt bei den "sicheren" Dörfern nicht so gut an.
Da die Bundeswehr in Kundus nichts damit zu tun haben wollte, und schon gar nicht ohne großes Sicherheitsrisiko in diese Dörfer fahren kann, wurde eine private Transportfirma beauftragt, die Pakete nach Kundus zu bringen. Dort wurden sie dem "Rechercheteam" des Bremer Anwalts Popal übergeben, zu dem auch ein Distriktmanager aus Char Darah gehört und ein Mullah aus einem der Dörfer.
Die Bundeswehr war neugierig und schickte eine Drohne über die Verteilstelle. Es sei zu einem großen Chaos gekommen, sagen die Bundeswehrleute. Da wurde zum Beispiel auch ein afghanischer Polizeiwagen gesichtet, der zu der Verteilstelle fuhr und sich die Ladefläche vollpackte.
Es war wohl eher eine Geste gegenüber der deutschen Öffentlichkeit.
Aus: "Besuch bei den Opfern in Afghanistan - Heimliche Entschädigung" VON KLAUS WOLSCHNER (20.04.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/asien/artikel/1/heimliche-entschaedigung/ (http://www.taz.de/1/politik/asien/artikel/1/heimliche-entschaedigung/)
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Quote[...] Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Oberst Georg Klein, der im September 2009 den Luftangriff auf zwei Tanklaster samt umgebender Menschen befahl, eingestellt. Die Anwaltschaft hat die Regeln des Völkerstrafgesetzbuchs angewendet und offenbar befunden, dass Oberst Klein kein Vorsatz nachgewiesen werden kann, eine unverhältnismäßig hohe Zahl Zivilisten zu töten. Das Bombardement mit bis zu 142 Toten, von denen viele Zivilisten gewesen sein müssen, wird also juristisch keine Folgen haben. Denn das Ministerium erwog bislang noch nicht einmal disziplinarrechtliche Konsequenzen.
Mit der Einstellung der Ermittlungen bleibt sich die Anwaltschaft treu. Von vornherein war der Unwillen der Bundesanwälte, sich des Desasters anzunehmen, offenbar. Zögernd nahmen sie eine Vorprüfung auf, nur unter der Hand gaben sie dann zu, dass man Ermittlungen begonnen habe. Die Vorstellung, man könne gegen einen oder mehrere Soldaten wegen eines kriegerischen Akts prozessieren, sprengte nicht nur die Fantasie der Politiker, sondern offensichtlich auch die mancher Völkerrechtler.
Doch warum eigentlich?
...
Es wäre eines Rechtsstaats würdig gewesen. Aber es war politisch riskant, denn es hätte den Einsatz erstmals wirklich bedroht. Und darum hat die Bundesanwaltschaft das Verfahren nicht weiter verfolgt. Und das ist feige.
Aus: "Das Bombardement von Kundus wird keine juristischen Folgen haben - Feige Anwaltschaft" KOMMENTAR VON ULRIKE WINKELMANN (20.04.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/feige-anwaltschaft/ (http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/feige-anwaltschaft/)
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Quote[...] Der Angriff vom September sei jedenfalls zulässig gewesen. Die Ermittler prüften dabei aber immerhin, ob Oberst Klein fahrlässige Tötung an den Zivilisten begangen hat, indem er die "ihm gebotene und praktikable Aufklärung" unterlassen hat. In den eineinhalb Stunden vor dem Bombenabwurf habe der Oberst jedoch alle Erkenntnisquellen ausgeschöpft, so die Anklagebehörde.
Dass Klein in dieser Nacht gegen Nato-Einsatzregeln verstieß, etwa indem er fälschlicherweise einen Feindkontakt deutscher Soldaten behauptete, machte sein Verhalten auch nicht strafbar. Die Nato-Regeln hätten nur interne Wirkung.
Quote#
19.04.2010 16:56 Uhr:
von meine_Hochachtung:
Sehr gut, die einzig richtige Entscheidung. Leider wurde dieser Mann schon durch einige Medien und gewisse Schichten in der Bevölkerung Vorverurteilt. Und sie werden es weiter tun, armes Deutschland!
Quote19.04.2010 17:16 Uhr:
von end.the.occupation:
Oberst Klein hat in seinem Bericht selber geschrieben, dass das Ziel die Menschenmenge war - in der sich - was er auf den Monitoren sehen konnte - viele Dutzend Dorfbewohner aus Omarkhil befanden, die teilweise gezwungen wurden zu den Tankern zu kommen.
Man kann auch am Schadensbild an den Tankern sehen, dass nicht sie das Ziel der 250 Kilo Bomben waren.
Kurzum - die taz verkündet hier amtliche Propaganda.
Und - dadurch, dass sie - wie der Rest der deutschen Staatspresse - den Massenmord nicht als solchen bezeichnet - die offizielle Lesart unkommentiert veröffentlicht - dadurch öffnet sie die Tür und Tor für viele weitere Kriegsverbrechen dieser Art.
[...] das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen - nicht einmal die 'bösen' Israelis haben es in den letzten 10 Jahren gewagt, eine halbe Tonne Sprengstoff in eine Menschenmenge zu werfen.
Dieses mörderische Privileg, verantwortlich zu sein für das schwerste Kriegsverbrechen seit dem Untergang des deutschen Faschismus, das hat nun Angela Merkel - dank des medialen Flankenschutzes - auch der taz. Siehe dazu auch die mediale 'Versenkung' der BND-Email an das Kanzeramt:
www.tagesschau.de/inland/kundusausschuss122.html
Fazit:
Die Besatzungsmacht BRD wird von Kriegsverbrechern regiert - dank einer nahezu freiwillig (!)gleichgeschalteten Presse.
Deren Kotau vor der deutschen Staatsraison wird mit Sicherheit einhergehen mit einem sich verschärfenden Krieg gegen den Teil der inländischen Bevölkerung, der für das Profitsystem so hinderlich und nutzlos ist, wie es die Bewohner Omarkhils für Guttenberg und Merkel waren.
Merke: Der Faschismus ist nicht Geschichte - er kann in einem bürgerlichen Gewand jederzeit wieder auferstehen, wenn das für die Staatsraison erforderlich ist.
Quote#
19.04.2010 16:38 Uhr:
von FRITZ:
Sehr gut, Bundesanwaltschaft.
Daß jetzt die ersten Sozen ihr rotes Fähnchen in den populistischen Wind hängen, war ja zu erwarten. Noch eine Schonfrist von nicht mal eine Jahr nach dem Verlust der Regierungsbeteiligung und schon lässt man die Soldaten im Stich, die man, als man selbst an der Regierung war, in den Krieg geschickt hat. Widerlich, was diese aufgedunsene Politqualle Gabriel hier durchzieht: der saß sogar im Kabinett, als wir nach Afghanistan gegangen sind!
Quote#
19.04.2010 16:19 Uhr:
von vldck:
§11 Kriegsverbrechen des Einsatzes verbotener Methoden der Kriegsführung
(1) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikt
1.mit militärischen Mitteln einen Angriff gegen die Zivilbevölkerung als solche oder gegen einzelne Zivilpersonen richtet, die an den Feindseligkeiten nicht unmittelbar teilnehmen (...)
bin ich der einzige der sich verarscht fühlt?
Aus: "Kundus-Bombardement: Verfahren gegen Klein eingestellt" VON CHRISTIAN RATH (19.04.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/verfahren-gegen-oberst-klein-eingestellt/ (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/verfahren-gegen-oberst-klein-eingestellt/)
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Quote[...] Die für den Luftangriff auf Kundus am 4. September 2009 verantwortlichen deutschen Militärs werden juristisch in Deutschland nicht zur Verantwortung gezogen. Die Generalbundesanwaltschaft hat die Einstellung der Verfahren gegen Oberst Klein und Hauptfeldwebel Wilhelm beschlossen. In einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung betont die Bundesanwaltschaft, dass die Hintergründe des tödlichen Luftschlags, der eine noch unbekannte Zahl von toten Zivilisten forderte, einer umfassenden strafrechtlichen Prüfung unterzogen worden seien. Da ein Großteil des verwendeten Tatsachenmaterials als geheime Verschlusssache eingestuft wurde, bleibt auch ein Teil der Gründe für die Einstellung des Verfahrens der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
In den veröffentlichten Punkten kommt die Bundesanwaltschaft zu dem Schluss, dass die Soldaten der Bundeswehr im Rahmen des ISAF-Einsatzes reguläre Kombattanten sind:
"Eine Strafbarkeit scheidet daher aus, soweit völkerrechtlich zulässige Kampfhandlungen vorliegen."
Zudem wird festgestellt:
"Der Abwurf von Bomben auf Ziele, in deren unmittelbarer Nähe sich Menschen aufhalten, ist auch nach den Vorschriften des deutschen Strafgesetzbuchs bei Geltung des Konfliktvölkerrechts immer dann gerechtfertigt und damit straflos, wenn der militärische Angriff völkerrechtlich zulässig ist."
Soweit die Getöteten zu den Aufständischen gehörten, war der Angriff auf sie nach Ansicht der Juristen berechtigt. Eine Bekämpfung durch Bodentruppen sei wegen der damit verbundenen Gefährdung der eigenen Truppen nicht zumutbar gewesen. Da die Militärs nach Ansicht der Generalbundesanwalt vor dem Angriffsbefehl keinen Hinweis auf Zivilisten vor Ort hatten, können sie deswegen auch nicht juristisch zur Verantwortung gezogen werden.
Die Entscheidung der Bundesanwaltschaft dehnt in einem Zusatz die straflosen militärischen Angriffsmöglichkeiten noch weiter aus:
"Selbst wenn man mit zivilen Opfern einer Militäraktion rechnen muss, ist ein Bombenabwurf nur völkerrechtlich unzulässig, wenn es sich um einen 'unterschiedslosen' Angriff handelt, bei dem der zu erwartende zivile Schaden in keinem Verhältnis zum erwarteten konkreten und unmittelbaren militärischen Erfolg steht. Dies war hier nicht der Fall."
Die Menschenrechtsorganisation European Center for Constitutional and Human Rights will gegen die Einstellung des Verfahrens rechtlich vorgehen.
"Die vorschnelle Einstellung zeugt nun leider von derselben Mentalität, Menschenrechtsverletzungen immer nur bei anderen wahrzunehmen und zu kritisieren", moniert ECCHR-Mitglied Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck.
Quote20. April 2010 19:47
"Zivilisten" ist völlig irrelevant
_ab (mehr als 1000 Beiträge seit 08.04.04)
Auch die mörderischen Talibans sind "Zivilisten", deswegen ist es
kein Thema, darüber überhaupt zu diskutieren. Talibans bringen weit
mehr unschuldige Zivilisten um & keinen Gutmenschen interessiert das.
Quote20. April 2010 22:28
Taliban sind legitime Weichziele... (20.04.10 um 22:34)
scholzhugo, Hugo Scholz
...und da aufgrund der Lage nicht davon auszugehen war, dass
Zivilisten vor Ort waren, ist die Entscheidung der
Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen gegen Oberst Klein einzustellen,
durchaus korrekt. Auch das Motiv des Obersts, möglichst viele
Weichziele mit einem Streich zu neutralisieren, ist aus
militärtaktischer Sicht nicht zu beanstanden.
Dass es dennoch zu einigen Kollateralschäden kam, liegt vor allem in
der Verantwortung der Taliban, welche gegen die Genfer Konvention
verstießen, indem sie die Bewohner des nahegelegenen Dorfes zwangen,
ihnen zu dabei zu helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
Ich hoffe, das Urteil kommt bei der Truppe an und gibt unseren
Soldaten die Sicherheit, ihren Handlungsspielraum auch weiterhin voll
auszuschöpfen.
Quote20. April 2010 09:32
"eine noch unbekannte Zahl von toten Zivilisten"
Killer-Plautze (837 Beiträge seit 29.08.07)
Nicht einmal das haben die ermittelt, soweit also zur "umfassenden
strafrechtlichen Prüfung". Es wurde lediglich geprüft, inwieweit die
Forderung des Dienstherren (die Bundesregierung), das Verfahren
einzustellen, umgesetzt werden kann, ohne das die
Generalbundesanwaltschaft selbst zum Gegenstand strafrechtlicher
Ermittlungen wird.
"Der Abwurf von Bomben auf Ziele, in deren unmittelbarer Nähe sich
Menschen aufhalten, ist auch nach den Vorschriften des deutschen
Strafgesetzbuchs bei Geltung des Konfliktvölkerrechts immer dann
gerechtfertigt und damit straflos, wenn der militärische Angriff
völkerrechtlich zulässig ist."
Die Bomben wurden bewußt auf die Menschen abgeworfen, nicht auf die
Tanklaster.
In dem TP-Artikel wird auf Folgendes aus der Presse-Mitteilung nicht
eingegangen:
"6. Der Beschuldigte Klein durfte davon ausgehen, dass keine
Zivilisten vor Ort waren. Deshalb war er nicht verpflichtet,
Warnhinweise vor dem militärischen Angriff zu geben.
7. Verstöße gegen innerdienstliche Vorgaben, insbesondere gegen
einzelne Einsatzregeln (Rules of Engagement) sind nicht geeignet,
völkerrechtlich zulässige Handlungen einzuschränken, weil solche
Einsatzregeln rein intern gelten und ihnen keine völkerrechtlich
verbindliche Rechtswirkung nach außen zukommt."
Wenn sich der Beschuldigte Klein an die Vorschriften, die auch zum
Schutz aussenstehender Zivilisten erlassen wurden, gehalten hätte,
hätte er wissen müssen, dass Zivilisten in der Nähe waren. Ausserdem
haben ihm die Vorschriften untersagt, die Menschen anzugreifen, sonst
hätte er die Vorschriften nicht vorsätzlich umgehen müssen. Hätten
sich deutsche Zivilisten unter den Opfern befunden, hätte man Klein
den Prozess gemacht. Aber es waren ja nur Afghanen.
Quote20. April 2010 08:59
Es ist IMMER das gleiche Spiel
Taleteller (mehr als 1000 Beiträge seit 31.07.07)
Wenn Leute aus Staatsorganen wie Militär, Polizei, Justiz oder
Politik Gefahr laufen verurteilt zu werden, decken sich die
Beteiligten gegenseitig und Beweise werden als "Geheim" eingestuft.
...
Quote20. April 2010 09:06
Rechtsfreier Raum Völkerrecht (Editiert vom Verfasser am 20.04.10 um 09:18)
White Dwarf (mehr als 1000 Beiträge seit 10.07.08)
Normalerweise reagieren Juristen und Politiker doch immer allergisch,
wenn sich irgendwo rechtsfreie Räume auftun, etwa im ach so bösen
Internet.
Wie erklärt es sich da anders als durch Doppelmoral, wenn gewisse de
facto rechtsfreie Räume verbissen verteidigt werden, z.B. wenn jede
noch so grausame Tat straflos bleibt, wenn sie sich innerhalb der
nahezu beliebig dehnbaren Grenzen des so genannten "Völkerrechts"
abspielt?
...
Quote20. April 2010 09:07
hat der richter "im namen des volkes ergeht..." gesagt?
user124 (mehr als 1000 Beiträge seit 17.03.06)
lügner, verbrecher, mörder.
Aus: "Freibrief für Luftschlag in Afghanistan" Peter Nowak (20.04.2010)
Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/147468 (http://www.heise.de/tp/blogs/8/147468)
Quote[...] Kabul/Kandahar - In Afghanistan sollen Nato-Soldaten erneut unbewaffnete Zivilisten getötet haben. Die afghanische Regierung erklärte, nahe der ostafghanischen Stadt Chost seien vier Schüler erschossen worden. Das Bildungsministerium teilte am Dienstag mit, bei den Opfern handele es sich um vier Schüler im Alter zwischen elf und 17 Jahren. Auch die Regierung der Provinz Chost sprach von vier getöteten Zivilisten. Nach Angaben der Internationalen Schutztruppe Isaf handelte es sich bei den Toten dagegen um zwei bekannte Aufständische und ihre Begleiter.
Ministerium und Provinzregierung verurteilten den Zwischenfall. Der Sprecher der Provinzregierung, Mubares Mohammad Sadran, sagte, das Fahrzeug mit den Zivilisten habe am Montagabend an einem Checkpoint nicht angehalten. Daraufhin hätten Soldaten das Feuer eröffnet. Die Nato-geführte Isaf teilte mit, ein Fahrzeug sei aus der Gegenrichtung auf einen Konvoi zugefahren. Auf Stoppsignale der Soldaten hin habe der Fahrer nicht angehalten, sondern sein Licht ausgeschaltet. Er habe auch auf Warnschüsse nicht reagiert, so dass die Soldaten schließlich das Fahrzeug beschossen. Zwei der Toten seien als "bekannte Aufständische" identifiziert worden. Allerdings seien die Getöteten unbewaffnet gewesen und auch in ihrem Wagen seien keine Waffen gefunden worden.
Die Nato-Truppen stehen wegen zahlreicher ziviler Opfer bei Einsätzen in Afghanistan in der Kritik. So beschossen vergangene Woche ausländische Soldaten einen Bus außerhalb Kandahars und töteten dabei vier Zivilisten, 18 wurden verletzt.
Unbekannte erschossen unterdessen den Vize-Bürgermeister der südafghanischen Stadt Kandahar. Das Innenministerium in Kabul teilte am Dienstag mit, Asisullah Seyarmal sei am Vorabend auf dem Weg in eine Moschee gewesen, als "Feinde Afghanistans" das Feuer eröffneten. Mit dieser Formulierung umschreiben afghanische Behörden Aufständische wie die Taliban. Das Ministerium sprach von einem "Terrorangriff".
Wenige Stunden vor der Tat waren bei einer Bombenexplosion am Montag in Kandahar-Stadt drei Kinder getötet worden. Bei den Toten handelte es sich um Neffen eines einflussreichen Stammeschefs. Die Isaf will in den kommenden Monaten verstärkt gegen die Taliban in Kandahar vorgehen und sie aus ihrer Hochburg verdrängen.
Aus: "Afghanistan - Nato-Soldaten sollen Schüler erschossen haben" ler/dpa/Reuters (20.04.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,690139,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,690139,00.html)
Quote[...] BERLIN (Eigener Bericht) - Angesichts zunehmender Gefechtsverluste in Afghanistan soll Berlin die Verschmelzung von "Entwicklungshilfe" und Aufstandsbekämpfung rasch vorantreiben. Dies empfiehlt eine aktuelle Studie des Sonderforschungsbereichs 700 der Freien Universität Berlin, die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Auftrag gegeben wurde. Die Untersuchung schließt an tradierte Modelle der Anti-Guerilla-Kriegführung an, wie sie unter anderem von Frankreich während seines Kampfes gegen die algerische Unabhängigkeitsbewegung entwickelt wurden. Danach sind ausländische Interventionstruppen zur Sicherung ihrer Herrschaft auf die enge Kooperation mit lokalen Eliten und Warlords angewiesen - selbst wenn diese wie in Afghanistan von der einheimischen Bevölkerung als Bedrohung wahrgenommen werden. Das von der westlichen Propaganda zur Legitimation des Afghanistan-Krieges immer wieder angeführte Argument, man strebe eine Demokratisierung der afghanischen Gesellschaft an, wird ausdrücklich suspendiert.
[...] Bereits in der Vergangenheit hatten sich Forscher des SFB 700 für "zivil-militärische" Formen der Aufstandsbekämpfung ausgesprochen (german-foreign-policy.com berichtete [8]). Die jetzt präsentierten Konzepte erinnern stark an ein Modell des Anti-Guerilla-Kampfes, das von Frankreich während des algerischen Unabhängigkeitskrieges entwickelt wurde und heute von den USA umgesetzt wird. Die entsprechende Formel lautet "Clear" - "Hold" - "Build": Nach der militärischen "Säuberung" einer Region von Aufständischen ("Clear") übernehmen lokale Kollaborateure dort die Regierungsgewalt ("Hold"); "zivil-militärische" Entwicklungsprojekte sollen die lokale Bevölkerung dann dazu bringen, sich endgültig von den Aufständischen zu trennen ("Build"). Dass die französische Aufstandsbekämpfung in den früheren Kolonien tatsächlich von westlichen Militärs in Afghanistan als Quelle der heutigen Praktiken genannt wird, hat erst kürzlich der Journalist Marc Thörner nachgewiesen (german-foreign-policy.com berichtete [9]).
[1] Deutsche Hilfe für Afghanistan kommt an. BMZ stellt Wirkungsanalyse der Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan vor. Pressemitteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 16.04.2010
[2] Raus aus Afghanistan; Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 03.01.2010
[3] Deutsche Hilfe für Afghanistan kommt an. BMZ stellt Wirkungsanalyse der Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan vor. Pressemitteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 16.04.2010
[4] hierzu und im Folgenden: Jan Böhnke/Jan Koehler/Christoph Zürcher: Assessing the Impact of Development Cooperation in North East Afghanistan 2005 - 2009. Final Report. Bonn 2010
[5] "Civilian and military actors should jointly identify regions which are reasonably safe and (...) then concentrate their efforts on these regions."
[6] "The acceptance of military and civilian actors is, in the eyes of Afghan respondents, tied together."
[7] "This may require that aspects of the modernization of society which are hard to reconcile with local customs should not be prioritized."
[8] s. dazu Partner ohne Uniform. Zum SFB 700 s. auch Interventionsforschung und Rückzugsperspektive
[9] s. dazu Die Kolonialisten kommen zurück, Klassische Warlords und Rezension Marc Thörner: Afghanistan Code
Aus: "Demokratie "nicht prioritär"" (21.04.2010, german-foreign-policy.com)
Quelle: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57790 (http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57790)
Quote[...] Für die griechische Presse ist es ein handfester Skandal. Obwohl das Land nach den Worten von Ministerpräsident Giorgos Papandreou am "Abgrund eines Staatsbankrotts steht", willigt die Regierung Ende März ein, dem deutschen Rüstungskonzern ThyssenKrupp ausstehende 300 Mio. Euro für vier bestellte U-Boote zu bezahlen. Und bestellt für eine weitere Milliarde gleich noch zwei weitere der deutschen Hightech-Schiffe dazu.
Seitdem wird spekuliert, dass Papandreou gar nichts für den umstrittenen Kaufauftrag kann. Er sei von der deutschen Bundesregierung - die die Griechen sonst öffentlich gern zum strikten Sparen ermahnt - gezwungen worden, berichten Medien unter Berufung auf Regierungsvertreter in Athen. Ohne den U-Boot-Deal hätte Berlin dem EU-Rettungspaket für das Land nicht zugestimmt, heißt es da. Natürlich weist die deutsche Seite diesen Verdacht weit von sich.
Nun naht überraschend Hilfe, die alle Beteiligten aus der peinlichen Zwickmühle befreien könnte - fast alle Beteiligten. Wie die FTD aus Militärkreisen erfuhr, liebäugelt die pakistanische Marine mit dem Kauf der von Griechenland bestellten U-Boote. Auf diese Weise könne Athen seine Verpflichtungen erfüllen und gleichzeitig Milliarden sparen.
Zudem würde ein Problem der pakistanischen Marine gelöst. Seit sechs Jahren will sie mindestens drei nahezu baugleiche U-Boote anschaffen. Seitdem wartet das Land vergeblich auf die Entscheidung der Bundesregierung, die Rüstungsexporte außerhalb von Nato-Ländern absegnen muss.
Pakistans Marine macht nun Druck, man brauche die Boote, da die alten Modelle ausrangiert werden müssten. Sollte sich die Lieferung hinziehen, müsse man auf Konkurrenzangebote etwa aus Frankreich zurückgreifen, heißt es mit drohendem Unterton. Da wären die für Griechenland bestimmten Boote doch die Lösung: Eines von ihnen ist fertig, drei weitere im Bau. Nicht nur die neu bestellten Boote könne man abnehmen, auch Folgeaufträge seien möglich, bietet Islamabad großzügig an. Diese Aussicht auf ein lukratives Geschäft wiederum könnte die Chancen für eine Mehrheitsübernahme der ThyssenKrupp -Tochter Hellenic Shipyards, die die Boote baut, durch den arabischen Konzern Abu Dhabi Mar erhöhen.
Doch auch wenn der Plan nur Gewinner zu produzieren scheint, sind die Chancen für seine Verwirklichung gering. Die Lieferung an Pakistan wäre politisch brisant. Die Atommacht und ihr Nachbar Indien haben mehrere Kriege gegeneinander geführt. Die Grundsätze Deutschlands für den Rüstungsexport lassen Waffenlieferungen in Krisengebiete eigentlich nicht zu.
Vor allem ist Pakistans Haushaltslage kaum besser als die von Griechenland. 2008 rettete der Internationale Währungsfonds das Land vor dem Staatsbankrott. Der Kauf der U-Boote wäre nur mit einem "umfassenden Finanzierungspaket" möglich, heißt es in Pakistan. Dieses Paket kann nach Lage der Dinge nur aus Berlin kommen.
Aus: "Deutsche U-Boote, griechischer Zorn" von Max Borowski (20.04.2010, ftd.de)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:waffengeschaeft-deutsche-u-boote-griechischer-zorn/50103471.html (http://www.ftd.de/politik/international/:waffengeschaeft-deutsche-u-boote-griechischer-zorn/50103471.html)
Ermittlungen gegen SS-Mann Ein verhängnisvoller Brief
22.04.2010, 06:29
Von Christoph Cadenbach und Bastian Obermayer
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den früheren SS-Mann Erich Steidtmann - er soll an Massakern im besetzten Polen beteiligt gewesen sein.
http://www.sueddeutsche.de/politik/26/509161/text/ (http://www.sueddeutsche.de/politik/26/509161/text/)
http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Erntefest (http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Erntefest)
http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Reinhardt (http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Reinhardt)
http://de.wikipedia.org/wiki/Odilo_Globocnik (http://de.wikipedia.org/wiki/Odilo_Globocnik)
Quote[...] Im Massaker von Katyn ermordeten im Frühjahr 1940 Einheiten des sowjetischen Innenministeriums NKWD in einem Wald bei Katyn (RSFSR, pl. Katyń) mehrere tausend polnische Offiziere. Das Massaker war Teil einer Aktion des NKWD, bei der auf Weisung Stalins rund 22.000 polnische Staatsangehörige – Offiziere, Polizisten, Intellektuelle und andere Eliten – an verschiedenen Orten in der RSFSR, der Ukraine und Weißrusslands ermordet wurden. Die Gräber beim Dorf Katyn waren lediglich die ersten, die entdeckt wurden, und lange die einzig bekannten, daher entstand das Synonym ,,Massaker von Katyn" für die gesamte Aktion.
Die Entdeckung der Massengräber 1943 durch die Wehrmacht führte zum Abbruch der Beziehungen zwischen der polnischen Exilregierung in London und der Sowjetunion. Das Massaker wurde zunächst von der NS-Propaganda instrumentalisiert, während die sowjetische Führung unter Stalin das Verbrechen von sich wies und es der Wehrmacht anlastete. Michail Gorbatschow stellte 1990 klar, dass die Sowjetunion für den Massenmord in Katyn verantwortlich war.
[...]
Untersuchungen Ende 1943 und sowjetische Propaganda
Ende 1943, nach der Zurückdrängung der Wehrmacht, ließ die Sowjetunion das Massaker durch eigene Fachleute, den Schriftsteller Tolstoi und Militärs untersuchen. Die ,,Sonderkommission zur Feststellung und Untersuchung des Tatbestandes der Erschießung kriegsgefangener polnischer Offiziere im Wald von Katyn" unter Vorsitz des Chefchirurgen der Roten Armee, Nikolai Burdenko entstand.
Der Sonderkomission gehörten neben Alexei Tolstoi auch der Metropolit von Kiew und Galizien Nikolai, der Vorsitzende des Allslawischen Komitees Gundorow, der Vorsitzende des Exekutivkomitees des Verbandes der Organisationen des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds Kolesnikow und der Volkskommissar für Bildungswesen der RSFSR Potjomkin an. Diese behaupteten, dass die Genickschüsse im Herbst 1941 (nachdem deutsche Truppen Smolensk und Umgebung erobert hatten) stattgefunden hätten. Bei den exhumierten Ermordeten hätten die ,,sowjetischen Experten" verschiedene Gegenstände mit Zeitangaben wie November 1940, März 1941 oder Juni 1941 gefunden, was beweise, dass die Exekutionen von den ,,Deutschfaschisten" durchgeführt wurden.
Anfang 1946 berichtete die Zeitung ,,Nordwest-Nachrichten" (Herausgeber war die britische Militärbehörde) und die sowjetische Agentur TASS, dass zehn deutsche Kriegsgefangene am 30. Dezember 1945 von der sowjetischen Justiz für die Massaker bei Katyn verurteilt worden waren. Sieben wurden mit dem Tode bestraft und drei zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Katyn bei den Nürnberger Prozessen ab 1946
Die sowjetischen Ankläger vor dem Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher warfen die Verbrechen den deutschen Angeklagten vor. Der US-amerikanische Richter Francis A. Biddle bezeichnete die Eingabe der Sowjetunion als ,,maßlos" und gab seinem Mitarbeiter Wechsler den Auftrag, Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Da die westlichen Alliierten kein Interesse daran hatten, den Prozess durch sowjetische Propaganda in seiner Wirkung beeinträchtigen zu lassen, überstimmten sie den sowjetischen Richter Nikittschenko und drohten mit dem Verlesen von Wechslers Erklärung sowie der Verhaftung des sowjetischen Anklägers Rudenko, wenn er weiterhin durch entsprechende Anträge das Gericht missachten sollte. Katyn blieb daher beim Urteilsspruch unbeachtet.
Bis zur Wende 1989 war das sowjetische Bestreben, dieses Kriegsverbrechen den Nationalsozialisten anzulasten, teilweise erfolgreich. In der Bundesrepublik Deutschland wurde beispielsweise von der stalinistischen KPD/ML noch 1979 die deutsche Täterschaft behauptet.[9] Im Geschichtsunterricht der DDR und der Volksrepublik Polen wurde das Massaker der Wehrmacht angelastet. Einwände wurden als ,,faschistische Hetze" verfolgt.
...
[....] Gemeinsame Gedenkveranstaltungen und Flugzeugabsturz im Jahr 2010
Im März 2010 schlug der russische Premier Wladimir Putin überraschend eine gemeinsame Gedenkveranstaltung von Polen und Russen im Wald von Katyn vor. Am 7. April 2010 gedachten Putin und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk des Massenmordes, der nun 70 Jahre zurück lag.[14]
Zu diesem Treffen zwischen Putin und Tusk war der polnische Präsident Lech Kaczyński nicht geladen. Er galt als scharfer Kritiker Russlands und hatte beispielsweise, in Anwesenheit Putins, auf einer Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen das ,,bolschewistische Russland" kritisiert, es habe damals Polen einen ,,Messerstich in den Rücken" versetzt. Kaczyński reiste zu einem anderen Termin nach Katyn. Bei dieser vom polnischen Rat zum Schutz des Gedenkens an Kampf und Martyrium organisierten Gedenkveranstaltung verunglückte am 10. April die Präsidentenmaschine. Bei dem Absturz kamen neben Präsident Kaczyński und dessen Ehefrau zahlreiche hochrangige Repräsentanten des Landes und Angehörige der Opfer des Massenmordes ums Leben.
...
Massaker von Katyn
# Datum der letzten Bearbeitung: 28. April 2010, 18:45 UTC
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# Datum des Abrufs: 29. April 2010, 08:25 UTC
http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Katyn (http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Katyn)
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Quote[...] Russland hat erstmals Dokumente über die Erschießung von tausenden polnischen Offizieren während des Zweiten Weltkriegs in Katyn ins Internet gestellt. Die Akten wurden am Mittwoch auf Anweisung des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew veröffentlicht. Dieser versprach, weitere bisher noch unter Verschluss gehaltene Dokumente der polnischen Seite zugänglich zu machen.
Zu den sieben am Mittwoch ins Netz gestellten Dokumenten gehört ein Memorandum vom März 1940 des damaligen Chefs der sowjetischen Geheimpolizei NKWD, Lawrentij Berija. In dem als streng geheim eingestuften Text schlug Berija dem Sowjet-Diktator Josef Stalin vor, bei den tausenden polnischen Gefangenen schnell zu den "stärksten Mitteln der Bestrafung - Tod durch Erschießen" zu greifen.
Die nun veröffentlichten Akten wurden bereits 1992 von Gorbatschows Nachfolger Boris Jelzin freigegeben und für Polen zugänglich gemacht. Doch konnten sie bisher nur ausgewählte Wissenschaftler im Moskauer Staatsarchiv einsehen. Der Chef des Staatsarchivs, Andrej Artisow, sagte, die Veröffentlichung richte sich gegen das Verschweigen der russischen Verantwortung. Der russische Staat behandele das Massaker von Katyn mit "absoluter Offenheit", sagte Artisow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen.
[...] Medwedew verteidigte am Mittwoch seine Entscheidung. "Wir müssen unsere Lektionen aus der Geschichte lernen", sagte der russische Präsident während eines Staatsbesuchs in Kopenhagen. Nun könne jeder sehen, "wer die Befehle zur Ermordung der polnischen Offiziere gab". Medwedew räumte ein, dass weitere Akten zum Massaker nach wie vor unter Verschluss seien. Er habe angeordnet, dass die für Polen interessanten Dokumente "unseren Kollegen zugesandt werden". Zuvor müssten jedoch noch "alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden". "Wir werden uns weiter darauf konzentrieren. Das sehe ich als unsere Schuldigkeit an", sagte Medwedew.
Polen fordert seit langem, dass Russland alle Akten zum Massaker von Katyn der Öffentlichkeit zugänglich macht.
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Aus: "Massaker von Katyn: Russland macht erstmals Dokumente im Internet zugänglich" (29. April 2010)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/massaker-von-katyn-russland-macht-erstmals-dokumente-im-internet-zugaenglich-1562401.html (http://www.stern.de/politik/ausland/massaker-von-katyn-russland-macht-erstmals-dokumente-im-internet-zugaenglich-1562401.html)
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Quote[...] Viele Russen glauben bis heute, dass die Verbrechen von den Nazis begangen wurden - so wie die Sowjetunion es verbreitete und wie es noch immer einzelne russische Abgeordnete behaupten. Insofern zielt die Online-Veröffentlichung, die von Präsident Dmitrij Medwedjew angeordnet worden war, vor allem auf das heimische Publikum.
Auch ein anderer umstrittener Plan im Zusammenhang mit dem Jahrestag wurde offenbar aufgegeben: Zum russischen Siegestag am 9. Mai werden in Moskau keine Stalin-Plakate hängen. Moskaus Bürgermeister Jurij Luschkow hatte die Porträts anbringen lassen wollen. Das Organisationskomitee erklärte nun, es sei dagegen. Agenturen zitierten zudem "unterrichtete Kreise" mit den Worten, Stalinbilder sein "nicht vorgesehen."
Aus: "Katyn-Akten im Internet" zri (29.04.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/h5i381/3330717/Katyn-Akten-im-Internet.html (http://www.sueddeutsche.de/h5i381/3330717/Katyn-Akten-im-Internet.html)
Uns` Horst verliert die Maskenkontrolle
22.05.2010
Deutschland sei eine Außenhandelsnation und müsse zur Wahrung seiner Interessen im Zweifel auch zu militärischen Mitteln greifen. Ein unverhohlener Satz, wie er aus der Mitte der Bush-Administration seinerzeit nicht besser hätte kommen können. Er stammt aber von Bundespräsident Köhler, geäußert im Deutschlandradio Kultur nach seinem gestrigen Blitz-Besuch in Masar- I- Sharif. ...
http://www.freitag.de/community/blogs/mcmac/uns-horst-verliert-die-maskenkontrolle (http://www.freitag.de/community/blogs/mcmac/uns-horst-verliert-die-maskenkontrolle)
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Quote[...] Am Pfingstsamstag hatte Köhler einem Deutschlandradio-Redakteur auf die Frage nach einem vielleicht nötigen neuen Diskurs über Auslandseinsätze gesagt: In Afghanistan sei man wegen der Sicherheit. Und dann: "Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen."
Der CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz erklärte hierzu, Köhler habe sich missverständlich ausgedrückt. "Er wollte keine neue Militärdoktrin für Deutschland verkünden." Köhler bekommt am Dienstag eine neue Pressesprecherin.
Quote#
30.05.2010 18:02 Uhr:
von Alex B.:
Missverständlich ausgedrückt? Für mich scheint das ein astreine Freud'scher Versprecher zu sein.
Quote30.05.2010 17:54 Uhr:
von MikaL:
Der Bundespräsident braucht keine neue Militärdoktrin der Bundeswehr zu verkünden. Das Weißbuch der Bundeswehr von 2007 macht ausdrücklich Rohstoffsicherung und Sicherung der Handelswege zu ihrer Aufgabe.Das war damals sogar in den Medien. Wer es nicht vergessen wollte, kann es wissen.
Dazu von den Ärzten u Ärztinnen gegen den Atomkrieg (IPPNW)vom 16.01.2007:
"Deutschlands Beteiligung am weltweiten Krieg um Ressourcen.
Weißbuch der Bundeswehr.
Zugriff auf knappe Rohstoffe ist in den Mittelpunkt der deutschen Außenpolitik gerückt. Mit dem Weißbuch wurde für die Bundeswehr der Zugriff auf Rohstoffe, Märkte und Handelswege als Aufgabe definiert. Politiker warnen bereits vor einem neuen Weltkrieg."
Unsere Politiker der Kriegsbefürwortungsparteien
im Bundestag haben die Aufgabe der Bundeswehr an die Aufgaben der US-Armee angepaßt. Deshalb wird "Deutschland am Hindukusch verteidigt."
Das Grundgesetz allerdings spricht von etwas anderem.
Quote#
30.05.2010 17:28 Uhr:
von Uwe Roos:
Köhler sagte das, was viele wissen, aber nicht zu sagen wagen - weil nicht politisch korrekt. Merkwürdig ist nur, das unser Kriegsminister seinem Bundespräsidenten zur Seite eilt und damit einen neuen Weg bereitet. Das Volk soll auf die neue Strategie verbreitet werden. Eine Strategie die nicht mehr primär eine außerst fragwürdige politsche Zielsetzung favorisiert. Das Volk wird wohl eher stillhalten, wenn wirtschaftliche Gründe der Kriegsführung ausschlagebend sind. Wenn "unser" aller Wohlstand am Hindukusch verteidigt wird. Eine perfide Strategie, die sogar mittelfristig erfolgreich sein könnte. Politik und Kriegswirtschaft brauchten Rechtfertigungen um einen endlosen Krieg weiterhin zu rechtfertigen. Und sie brauchen Rechtfertigungen, wenn die nächsten Särge in die Heimat kommen.
Quote30.05.2010 16:47 Uhr:
von Kommentator:
Endlich!
Dieser Artikel ist zwar knapp, aber echt überfällig!
Hätte Geoge W. Bush sowas gesagt, würde die deutsche Medienlandschaft sabbern und geifern.
Es ist überraschend wenig dazu berichtet worden in den Medien, oder?
...
Aus: "Der Verstotterer des Bundespräsidenten - PR-Hilfe für Köhler" (31.05.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/pr-hilfe-fuer-koehler/ (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/pr-hilfe-fuer-koehler/)
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Quote[...] 28.05.2010 |
Die Äußerungen von Bundespräsident Horst Köhler über freie Handelswege als Ziel von Militäreinsätzen haben eine erstaunliche Karriere hinter sich. Zunächst wurde das Thema über das Pfingstwochenende von verschiedenen Blogs aufgebracht – aber zunächst nicht von den klassischen Massenmedien aufgenommen. Erst als sich die Opposition zu dem Thema äußerte, begann sich die klassische Politikmaschinerie inklusive Spiegel Online und Deutschlandfunk mit dem Thema zu befassen. Die klassischen Medien schreckten also vor einer Köhler-Kritik zurück.
Bemerkenswert ist aber vor allem, wer bei diesem Thema das Agenda-Setting betrieben hat: Erst die Blogs und dann die Politik – die Massenmedien zogen nur nach und unterlagen so einer gewissen Fernsteuerung durch die Politik.
Carta hätte das Thema sicher auch früher aufgreifen sollen. Dabei sind Köhlers Äußerungen nicht so sehr ein Novum in Sachen deutscher Militärdoktrin, sondern vielmehr Symptom eines Bundespräsidenten, dem häufig die richtigen Worte fehlen. Horst Köhler findet derzeit nur selten eine Sprache, die inhaltlich präzise und dem Amt entsprechend versöhnlich wäre.
"Freie Handelswege" ist dabei nur ein Beispiel. Vor zwei Wochen etwa bezeichnete Köhler es als "eine Anomalie im Leben unserer Demokratie", wenn überstimmte Minderheiten das Bundesverfassungsgericht anrufen.
...
QuoteMichael Schöfer | 28.05.2010 | 20:06 | permalink
Warum gehen jetzt alle auf unseren armen Bundespräsidenten los? Er hat doch bloß gesagt, was seit langem offizielle Bundeswehrpolitik ist. Nur hat das bislang keinen gestört (abgesehen von den üblichen Verdächtigen bei der Friedensbewegung).
Köhlers Ansichten sind keineswegs neu, die standen nämlich schon in den "Verteidigungspolitischen Richtlinien" aus dem Jahr 1992. Unter Ziffer 8 finden wir dort Folgendes: Die deutsche Politik lässt sich bei ihrer sicherheitspolitischen Zielsetzung von vitalen Sicherheitsinteressen leiten, dazu gehört u.a. die
"Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung".
[Quelle: Arbeitsstelle Frieden und Abrüstung e.V., Rechtsdokumente / Verträge und Erlasse, Verteidigungspolitische Richtlinien 1992, Seite 4, PDF-Datei mit 77 kb, Link: http://www.asfrab.de/fileadmin/user_upload/media/pdf/VPR1992.pdf ] Verteidigungsminister war seinerzeit ein gewisser Volker Rühe (CDU). Und Bundeskanzler bekanntlich Helmut Kohl (ebenfalls CDU).
Was schließen wir daraus? Horst Köhlers Äußerung ist ein alter Hut, er wiederholt lediglich eine bereits 18 Jahre alte Militärdoktrin.
QuoteAndreas Grieß | 28.05.2010 | 20:48 | permalink
Sicherheitspolitik ist aber deutlich weiter gefasst, sie umschließt auch Diplomatie, Polizei, etc.
QuoteJonas Schaible | 28.05.2010 | 21:23 | permalink
Andreas Grieß sagt es ganz richtig: Militäreinsatz ist nur eines von vielen Mitteln der Sicherheitspolitik. Im von Ihnen zitierten Papier wird genauso wie im Weißbuch Bundeswehr von 2006 keine, ich wiederhole: keine, Zuordnung von Mitteln zu Zielen statt – niemand sagt dort also, dass der freie Handel auch mit Militäreinsatz gesichert werden soll.
Von daher sind Köhlers Aussagen doch neu – und hochproblematisch; er nimmt diese Ziel-Mittel-Zuordnung nämlich sehr wohl vor..
Und diese ganze scheinbar abgeklärte "Ist doch alles bekannt"-Leier ist in diesem Fall alles, nur nicht angemessen und ein echtes Ärgernis.
Quote# A. Rebentisch | 28.05.2010 | 22:36 | permalink
Eigentlich wäre es Aufgabe seines Amtes, auf die Verfassungskonformität von Gesetzen zu achten. Der Skandal liegt aus meiner Sicht auf der Seite des Bundestages, der zahlreiche Gesetze mit Mehrheit verabschiedet hat, die sich als verfassungswidrig herausgestellt haben.
QuoteRobin Meyer-Lucht | 29.05.2010 | 23:06 | permalink
Zwei kurze Ergänzungen zum Text oben:
1. Das Deutschlandradio hat das Köhler-Zitat sehr früh in den eigenen Nachrichten thematisiert – und damit den Diskurs den Blogs erst angestoßen (wobei es allerdings einige Verwirrungen um eine ausgerechnet um die fragliche Stelle gekürzte Fassung gab).
Das Deutschlandradio hat dann am Donnerstag das Thema durch ein Interview mit Ruprecht Polenz offenbar erneut angestoßen, was wiederum Äußerungen Thomas Oppermanns ausgelöst hat. Die Berliner Zeitung schreibt in Ihrer Freitagsausgabe von einer "jetzt bekannt gewordene Passage eines Interviews".
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/297089/297090.php
Ich wollte dem Deutschlandradio nicht vorwerfen, es habe das Köhler-Interview nicht ausreichend selbst thematisiert. Interessant ist jedoch, dass es dann am Donnerstag eine Art zweite Welle zu dem Thema gab – unter anderem wieder ausgelöst durch Agenturmeldungen zu einem neuen Deutschlandradio-Interview zu dem Thema.
Dass sich das Thema aber erhalten hat, das – so meine These – lag auch an der Thematisierung in den Blogs. Rivva ist in der Redaktionsleitung des Deutschlandfunks nämlich nicht unbekannt.
2. Deuschlandradio-Chefredakteur Stephan Detjen hat übrigens bereits auch den Köhler-Auftritt vor dem Verfassungsgericht als "fragwürdig" kritisch kommentiert.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kommentar/1183769/
Der Detjen-Kommentar, den ich vom vom Hörensagen kannte, gehörte zu den Hinweisen, weswegen ich die Köhler-Rede noch einmal nachgeschlagen habe.
QuoteGranolf van Rotschildt | 31.05.2010 | 16:28 | permalink
Jetzt heult er – vor Selbstmitleid – ob er auch Tränen in den Augen hatte angesichts der getöteten afghanischen Kinder, welche für deutsche Wirtschaftsinteressen sterben mussten? Ist jedenfalls klar, dass hier nur ganz schnell ein enorm wichtiges Thema weggedrückt werden soll – der illegale Kriegs-Einsatz der Bundeswehr soll bloss nicht weiter thematisiert werden.
Aus: "Köhler: Das Wirken des Bundesverfassungsgerichts ist "eigentlich eine Anomalie demokratischer Politik""
Robin Meyer-Lucht (05/2010)
Quelle: http://carta.info/28054/koehler-das-wirken-des-bundesverfassungsgerichts-ist-eigentlich-eine-anomalie-demokratischer-politik/ (http://carta.info/28054/koehler-das-wirken-des-bundesverfassungsgerichts-ist-eigentlich-eine-anomalie-demokratischer-politik/)
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Quote[...]
Quote
* 27.05.2010 um 16:05 Uhr
* lapidar
5. Das hätten Sie schon letzten Sonntag dem 23. Mai im Fefe-Blog "http://blog.fefe.de/?mon=201005 (http://blog.fefe.de/?mon=201005)" unter "Horst Köhler hat gerade mal Tacheles geredet bezüglich der Bundeswehr." lesen können.
Schon erstaunlich wie unsere Presse arbeitet oder nicht arbeitet.
Aus: "Äußerungen zur Bundeswehr - Bundespräsident Köhler tritt zurück" (27.5.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-05/koehler-bundeswehr-wirtschaft-2 (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-05/koehler-bundeswehr-wirtschaft-2)
Quote[...] Seit der Machtübernahme der radikalislamistischen Hamas vor drei Jahren kontrolliert Israel die Grenzen zum Gazastreifen streng und lässt nur begrenzt Hilfslieferungen in das Gebiet. Der jüngste Vorfall ereignete sich nach Angaben der Organisation Free Gaza in internationalen Gewässern im Mittelmeer - etwa 140 Kilometer vor der israelischen Küste. Die ,,Gaza-Flotte" wollte trotz der von Israel verhängten Seeblockade rund 10.000 Tonnen Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen.
Die israelische Kommandoaktion löste eine Welle internationaler Kritik aus. In New York kam der UN-Sicherheitsrat zu einer Sondersitzung zusammen. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan warf Israel ,,Staatsterrorismus" vor.
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Aus: "Weltweite Proteste gegen Israels Militäreinsatz" (01. Juni 2010)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C0BF2722C308D40318/Doc~EB9AA801BA85A402DBC19EE2EB349C5C6~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C0BF2722C308D40318/Doc~EB9AA801BA85A402DBC19EE2EB349C5C6~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] Die umstrittene Erstürmung von sechs Schiffen durch israelische Soldaten im Mittelmeer mit neun Toten hat im UN-Sicherheitsrat heftige Diskussionen ausgelöst. Mehrere Mitglieder des höchsten UN-Gremiums verurteilten den blutigen Militäreinsatz gegen die Gaza-Hilfsflotte. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu bezichtigte Israel eines "schweren Verbrechens" - und sprach von "staatlich begangenem Mord". Es gebe keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung für die Tat, sagte Davutoglu bei einer Dringlichkeitssitzung.
Israelischen Militärkreisen zufolge sollen die meisten der Toten Türken sein. Mehr als 50 weitere Personen an Bord der "Gaza-Solidaritätsflotte" sowie sieben israelische Soldaten wurden verletzt, als das Militär von Booten und Hubschraubern aus sechs Schiffe enterte. Die USA erklärten sich "tief besorgt" über die Entwicklung, übten aber auch Zweifel an dem Vorgehen der Aktivisten. Es gebe bessere Wege, humanitäre Güter an der Gazaküste anzuliefern, sagte der stellvertretende US-Botschafter Alejandro Wolff.
Großbritannien forderte Israel auf, eine Erklärung für den Verlust von Menschenleben zu liefern. Allerdings sei das Drama im Mittelmeer "kein isoliertes Ereignis". Vielmehr zeige es deutlicher denn je, dass Israel die Blockade des Gaza-Streifens aufgeben müsse, sagte der britische UN-Botschafter Mark Lyall Grant. Sein österreichischer Amtskollege, Thomas Mayr-Harting, machte Israel wegen mangelnder Einhaltung von UN-Resolutionen für die Situation verantwortlich. Er forderte die Regierung in Tel Aviv auf, sich an die internationalen Gesetze zu halten.
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Der stellvertretende israelische UN-Botschafter Manuel Carmon verteidigte sein Land mit den Worten: "Diese Flotille war alles andere als eine echte humanitäre Mission." Vielmehr hätten die Aktivisten Israel provozieren wollen. Darum hätten sie auch das Angebot der Behörden zurückgewiesen, die Hilfsgüter auf dem Landweg in den Gazastreifen transportieren zu lassen. Carmon betonte: "Außerdem gibt es keine humanitäre Krise in Gaza."
Zudem wurde bekannt, dass Israel einige der Aktivisten an Bord der erstürmten Gaza-Schiffe vor Gericht stellen will. Der für die innere Sicherheit zuständige Minister Jitzak Aharonovitch sagte im israelischen Fernsehen, die meisten Festgenommenen würden nach einer halbstündigen Prozedur freigelassen. "Sie werden medizinisch untersucht, es gibt Ermittlungen, eine Befragung und danach kann jeder, der Israel verlassen will, zum Flughafen gehen."
Dies gelte jedoch nicht für Personen, die unter Verdacht stünden, an der Gewalt beteiligt gewesen zu sein. Denen werde der Prozess gemacht, sagte Aharonovitch. Israel ließ keinen Kontakt zu den Festgenommenen zu. Damit lag zunächst ausschließlich die israelische Darstellung des Vorfalls vor. Die Armee erklärte, ihre Soldaten seien auf dem Schiff angegriffen worden und hätten sich verteidigt. Am heutigen Dienstag soll das israelische Kabinett über die Situation beraten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte Forderungen an Israel nach einem Ende der Blockade des Gaza-Streifens. Sie habe Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in einem Telefonat zur Aufhebung der Blockade aufgefordert, "weil das aus humanitären Gründen nicht in Ordnung ist", sagte Merkel am Montagabend in einem Gemeinschaftsinterview von ARD und ZDF. Die Bundesregierung sei tief besorgt, dass es zur Eskalation kommen könne.
Netanjahu hatte zuvor öffentlich "den Verlust an Leben" bedauert, aber zugleich von einer Selbstverteidigung der Soldaten gesprochen. Die Kanzlerin verlangte ausführliche Informationen auch über den Zustand der Deutschen an Bord der "Solidaritätsflotte". Ähnlich wie US-Präsident Barack Obama dringt Merkel auf eine schnelle Aufklärung.
Nach Angaben des Auswärtigen Amts sind die beiden Abgeordneten der Linkspartei Annette Groth und Inge Höger, die sich auf dem von israelischen Soldaten gestürmten Schiff Mavi Marmara befanden, wohlauf. Auch drei weiteren Deutschen gehe es den Umständen entsprechend gut. Nach Angaben der Linkspartei ist auch der frühere Linken-Abgeordnete Norman Paech unverletzt. An Bord der Mavi Marmara hielten sich nach unbestätigten Informationen sechs Deutsche auf. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes waren insgesamt zehn Deutsche an Bord der verschiedenen Schiffe.
Auch der schwedische Krimiautor Henning Mankell, dessen Wallander-Krimis weltweit mehr als 25 Millionen Mal verkauft wurden, ist wohlauf. Er wurde mit acht seiner Landsleute, die sich an Bord eines der Schiffe der Gaza-Flottille befanden, von israelischen Sicherheitskräften in Gewahrsam genommen worden. Das schwedische Außenministerium teilte am Montagabend in Stockholm mit, Mankell und die acht anderen seien an Land gelangt und festgenommen worden. "Ich glaube, Henning Mankell ist nur in Gewahrsam", sagte Außenamtssprecher Anders Joerle, einige andere der Schweden seien im Gefängnis.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan warf Israel Staatsterrorismus vor. Die Türkei rief ihren Botschafter ab und bestellte den israelischen Botschafter ein. Netanjahu sagte ein für Dienstag geplantes Treffen mit US-Präsident Barack Obama in Washington ab. In mehreren europäischen Städten, darunter Paris und Stockholm, kam es am Montagabend zu anti-israelischen Demonstrationen. Die griechische Regierung brach umfangreiche Luftwaffenmanöver mit Israel in der Ägäis ab. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach von einem "Massaker" und "abscheulichen Verbrechen". Die arabischen Staaten verurteilten den Militäreinsatz als Verbrechen".
Die israelische Marine brachte bis zum Montagabend alle sechs Hilfsschiffe in den Hafen von Aschdod. Dort wurden die mehr als 700 pro-palästinensischen Aktivisten aus etwa 40 Ländern befragt. Israel wollte die Beteiligten dann so schnell wie möglich per Flugzeug in ihre Heimatländer abschieben. Weil sich mehrere Dutzend Aktivisten weigerten, sich zu identifizieren oder einer Abschiebung zuzustimmen, wurden sie in eine Haftanstalt gebracht.
Seit der Machtübernahme der radikalislamistischen Hamas vor drei Jahren kontrolliert Israel die Grenzen zum Gaza-Streifen streng und lässt nur begrenzt Hilfslieferungen in das Gebiet. Der jüngste Vorfall ereignete sich nach Angaben der Organisation Free Gaza in internationalen Gewässern im Mittelmeer - etwa 140 Kilometer vor der israelischen Küste. Die "Gaza-Flotte" wollte trotz der von Israel verhängten Seeblockade etwa 10.000 Tonnen Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen.
(Reuters/AFP/dpa/mati/juwe)
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Aus: ""Staatlich begangener Mord"" (SZ, 01.06.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/nach-angriff-auf-gaza-konvoi-staatlich-begangener-mord-1.952600 (http://www.sueddeutsche.de/politik/nach-angriff-auf-gaza-konvoi-staatlich-begangener-mord-1.952600)
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Quote[...] Seit Tagen schon war alles vorbereitet, die Marine zeigte sich gerüstet für den Showdown, denn niemand sollte glauben, dass er Katz und Maus spielen könne mit dem Militär des Staates Israel.
Am Ende stehen Szenen wie aus einem Krieg und ein Blutbad auf hoher See. Eine internationale Hilfsaktion für die Menschen im abgeriegelten Gaza-Streifen ist in eine Katastrophe gemündet.
Gewiss hat niemand gewollt, dass es so schlimm kommt. Aber ebenso gewiss ist, dass es irgendwann so schlimm kommen musste. Denn die Regierung in Jerusalem hat - nicht nur in diesem Fall - das Maß verloren, mit dem sie für ihre Ziele kämpft.
Israel sieht sich als Nation im Krieg. Selbst wenn nicht gekämpft wird, ist die Bedrohung allgegenwärtig. Wohl nirgends auf der Welt heulen so oft die Sirenen zu Probezwecken, nirgends wird so ausgiebig über die Verteilung von Gasmasken und die Abwehr terroristischer Angriffe diskutiert.
Das ist eine Konsequenz aus der Geschichte dieses Landes, das in den 62 Jahren seiner Existenz nie zur Ruhe kam und bis heute umringt ist von Feinden. Dies führt jedoch dazu, dass alles aus dem Blickwinkel der Bedrohung betrachtet wird, und das Land allzeit und überall abwehrbereit ist. Dies ist der Kern der israelischen Staatsräson.
Der Umgang mit diesem brisanten politischen Axiom erfordert enormes Verantwortungsbewusstsein. Notwendig wäre dafür ein hohes Maß an Differenziertheit und Fingerspitzengefühl. Die israelische Politik jedoch versagt auf ganzer Linie vor dieser Verantwortung.
Als sechs Schiffe voller Hilfsgüter Kurs auf den Gaza-Streifen nahmen, wurde die Marine in Alarmzustand versetzt, als gelte es, eine feindliche Armada abzuwehren. Die unbedingte Aufrechterhaltung der Gaza-Blockade, die eigentlich nichts anderes ist als eine Strafaktion gegen 1,5 Millionen Palästinenser, wurde gleichsam in den Kern des israelischen Überlebenskampfes inkorporiert. Eine Niederlage durfte es auf diesem Feld nicht geben - koste es, was es wolle.
Mit diesem Tunnelblick haben Israels Streitkräfte nun den schlimmstmöglichen Schaden angerichtet - für die Stellung ihres Landes in der Welt.
Es wird nicht reichen, sich damit zu rechtfertigen, dass die Soldaten beim Kapern der Schiffe von den Aktivisten angegriffen worden seien. Es klingt angesichts der Kräfteverhältnisse und der Opferzahlen sogar fast obszön, wenn der Armeesprecher angibt, die Soldaten hätten sich gegen Lynchattacken zur Wehr setzen müssen.
Gewiss waren neben Galionsfiguren wie dem schwedischen Schriftsteller Henning Mankell oder den europäischen Abgeordneten auch Heißsporne auf den Hilfsschiffen. Doch eine professionelle Armee - die obendrein so viel auf sich hält wie die israelische - muss mit Widerstand von Zivilisten umgehen können, wenn sie sich auf eine solche Aktion einlässt. Nichts rechtfertigt dieses Schießen und Töten.
Der blutige Schlag gegen die Gaza-Flottille wird Israel nun international weiter ins Abseits drängen. Eindeutiger könnten die Reaktionen nicht sein: Die Türkei, die einmal als Brücke zwischen dem jüdischen Staat und der muslimischen Welt dienen wollte, spricht von irreparablem Schaden. Der Westen ist bestürzt und konsterniert, und die Araber fordern wütend eine Bestrafung Israels. Ein Druck baut sich auf, der bedrohliche Ausmaße annimmt.
Die israelische Politik kann nach diesem Desaster so handeln wie nach dem Gaza-Krieg vor anderthalb Jahren, der 1400 Palästinenser das Leben kostete, unter ihnen viele Zivilisten: Augen zu und durch, war hier die Devise. Vorwürfe wegen Kriegsverbrechen werden bis heute kategorisch zurückgewiesen, der im Auftrag der Vereinten Nationen angefertigte Untersuchungsbericht wird als parteiisch verurteilt. Israel könnte sich also einrichten auf seinem Stammplatz am Pranger der Weltgemeinschaft - in dem kurzfristig sogar bequemen Bewusstsein, der feindlichen oder zumindest ignoranten Welt sowieso nicht erklären zu können, warum der Zweck fast alle Mittel heiligt.
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In der israelischen Regierung gibt es genügend Kräfte, die diesen Kurs befördern könnten. Das Außenministerium des Poltergeistes Avigdor Lieberman sieht sich gar als Bastion zur Verteidigung des israelischen Stolzes. Das Problem an dieser Haltung ist allerdings, dass sie die Kluft zwischen der Selbstwahrnehmung und der Fremdwahrnehmung immer weiter vergrößert - und diese Kluft muss Israel irgendwann zum Verhängnis werden. Denn das Land, das von so vielen Seiten angefeindet wird, ist dringend auf Freunde angewiesen.
An diesen Freunden - in Washington und in den europäischen Hauptstädten, nicht zuletzt in Berlin - ist es nun, auf Israel einzuwirken. Die Regierung in Jerusalem hat sich verrannt in selbstbezogene Alleingänge. Damit jedoch gefährdet Israel nicht nur seine eigene Position in der Welt, sondern auch die Suche der Welt nach Frieden in einer der gefährlichsten Regionen auf dem Globus. Der völlig überzogene Militäreinsatz gegen die Schiffe mit den Hilfsgütern sollte nun zur Umkehr mahnen.
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QuoteSebsatian Bach schreibt Islamistische Propaganda
Es ist beschämend, daß in vielen deutschen Medien das Lied der islamistischen Propaganda so unreflektiert übernommen wird. Der sogenannte Hilfskonvoi war nichts anderes als eine abgekartete Aktion von fanatischen Israelhassern und Terrorunterstützern. Wäre es ihnen wirklich um Hilfslieferungen gegangen, hätten sie diese wie von Israel mehrfach vorgeschlagen problemlos abladen können. Nein, man muß diesen "Friedensaktivisten" unterstellen, daß sie es bewußt darauf ankommen ließen, daß Blut fließt, um Israel zu diskreditieren. Mein Mitleid gehört dem Staat Israel, dem auf perverse Art und Weise eine Schuld aufgebürdet wird, die er nicht hat.
QuoteGrenznachbar schreibt noch warten wir alle - worauf?
Es wurde gefilmt was vorging. Es gibt 700 Zeugen der einen Seite, darunter viele verschiedene politische Ausrichtungen und Nationen. Eine unbekannte Zahl an Soldaten der anderen Seite - die leider keine Aussage machen dürfen die im Widerspruch zur nationalen Ausrichtung steht.
QuoteMaestroRobertus schreibt Man kann es drehen und weden...
.. aber heute hat Israel den Kampf verloren. Noch nie wurde es so deutlich welche Rolle Israel in dem Konflikt spielt. Es mag eine kopflose, fanatische und unkontrollierte Aktion gewesene sein, aber wen jetzt - und das erwartet ich nicht - Israel sich nicht in aller Form entschuldigt und zwar mit einen tiefen Knick, dann gerät es in eine Kategorie mit Staaten wie Iran oder Nordkorea. Demokratie hin oder her, Israel ist ein fanatischer Staat der zumindest wie Serbien, zurzeit des Jugoslawienkonflikts, eine üble Rolle einnimmt und international geachtet werden sollte. Es darf auch nicht vergessen werden das Israel und die jüdische Religion zwei vers. Sachen sind ansonsten spielt man mit zu viel Bedacht vor der Geschichte den Fanatismus nur zu, wie man einst den Faschisten, und das würde den Großteil der Israelischen Bevölkerung die Frieden wollen nur Schaden.
QuoteZetti1 schreibt Paranoid im Zeitalter der Globaliesierung
Das Verhalten Israels ist nur noch als paranoid zu kennzeichnen. Die ganze Welt rückt und wächst nach dem kalten Krieg und der Erfindung des Internets zusammen und sucht nach einer Weltordnung, die weitgehend ohne Militär funktioniert und ein zusammenleben von über 6 Milliarden Erdbewohnern ermöglicht. Das wichtigste dabei ist Respekt im Umgang mit dem Menschen an sich und seinen Grundrechten. Selbst China befindet sich hier in einem Prozess, der selbst seinen Mitbürgern zumindest minimale, aber steigende Grundrechte einräumt. Diesen Respekt vermisse ich an Israels Umgang mit seinen Nachbarn und Mitmenschen. Das Außenbild, das das politische Israel seit Jahren abgibt ist verheerend. Es gleicht mehr einem Apartheidsstaat als einem Rechtsstaat. Selbst die USA hat bereits ein leichtes Abrücken seiner bedingungslosen Unterstützung erkennen lassen. Die jetzige Aktion ohne Rücksicht auf zivile Menschenleben und der respektlose Bruch internationaler Vereinbarungen (internationales Gewässer) wird es nun sogar den amerikanischen Freunden erschweren, sich mit Israel solidarisch zu erklären. Grund zu Schadenfreude kann es aber nicht geben, eher das Gegenteil. Ein diplomatisch isoliertes Israel ohne Freunde hat die Halbwertszeit eines Schneeballs in der Hölle. Da hilft auch der Besitz der Atombombe nicht. Israel muß schleunigst seine Einstellung zur Welt im Allgemeinen und zu den Palästinensern im Besonderen überdenken um wieder an den Respekt früherer Zeiten anknüpfen zu können.
QuoteinLot schreibt TILT
Israel nutzt die Rückendeckung seiner Freunde seit Jahren schamlos aus. Mir scheint ohne solche Rückendeckung würde sich das Land deutlich besser entwickeln, weil es dann deutlich mehr Interesse an stabilen Beziehungen zu seinen Nachbarn hätte. Das die Israelis nicht mehr in eine ähnliche Situation wie im 3. Reich kommen möchten ist verständlich. Aber dieses Thema dürfte mit dem Besitz von Atomwaffen und entsprechenden unterseeischen Trägersystemen, dank deutschem know how, doch eigentlich ad acta gelegt sein. Was verbleibt ist eine extrem fragliche Aussenpolitik. Selbst wenn diese Reaktion von Seiten der Veranstalter einkalkuliert/provoziert wurde, so ist immer noch nicht verständlich warum man sich auf dieses Spiel eingelassen hat. Um Stärke zu demonstrieren? Falls ja wurde hier Tyrannei demonstriert. Dümmer hätte man sich kaum noch anstellen können!
QuotePaulEricsson schreibt Was erwarten wir?
Ja, was erwarten wir von den Israelis? Sie sind für uns eine willkommene Projektionsfläche. Differenziertheit, ausgeschlossen. Nur der Klarheit willen, ich verurteile solche Aktionen, so wie jede Gewalt nur Unglück birgt. Aber ich vergesse auch nicht die Angst der Israelis die hinter solchen Aktionen steht. Müsste ich mir aussuchen in welchem Land dieser Region ich leben möchte, nur Israel käme in Frage. Weil dort sonst nur ultrakonservative religiöse Regime herrschen, die keine wirklich liberale Gesellschaft dulden würden. Natürlich habe ich diese Hartcasts auch in Israel, dennoch gibt es ein sehr freies Leben in den Zentren. Und es ist leicht gewisse Dinge zu fordern,wenn ich in Europa lebe. Ich rechtfertige nicht diesen Akt der Gewalt!!! Nur stört mich der Ton in den Kommentaren.
Quote# Anonym Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen.
Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB
Quote# Anonym Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen.
Diesen Kommentar können wir leider nicht veröffentlichen. Bitte beachten Sie unsere netiquette und unsere AGB
Quoteanderwandlang schreibt meine Kommentare werden ebenfalls nicht veröffentlicht
was ist los?
Aus: "Angriff auf Gaza-Konvoi Israel hat jedes Maß verloren" Ein Kommentar von Peter Münch (31.05.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/angriff-auf-gaza-konvoi-jedes-mass-verloren-1.952254 (http://www.sueddeutsche.de/politik/angriff-auf-gaza-konvoi-jedes-mass-verloren-1.952254)
Quote[...] Judith Butler, amerikanische Ikone der Gender-Theorie, geht in ihrem neuen Buch Raster des Krieges der Frage nach, weshalb wir manche vernichtete Leben zu betrauern vermögen, andere aber nicht. Vor dem Hintergrund der jüngsten Kriege, in die Amerika bis heute verwickelt ist, hält sie ein eindringliches Plädoyer, die Bedingungen für Mitleid, die wir Kriegsopfern entgegenbringen, zu überprüfen. Unsere Gefühle, unser Zorn, unsere ethische Reaktionsfähigkeit seien einer Regulierung ausgesetzt, die sich uns mitunter verschließe.
Den meisten Kriegsbildern etwa sei ein normierender Blickwinkel eingeschrieben, der den amerikanischen Helden ein menschliches Antlitz verleihe, das seinem Gegner versagt bleibe. Ein westlicher Diskurs, der den islamischen Staaten Rückständigkeit attestiere, fälle notwendigerweise eine Unterscheidung von schützens- und nicht schützenswertem Leben, von Zivilisation und Barbarei, von Trauer und Gleichgültigkeit gegenüber dem gemarterten Körper. Erst die Möglichkeit von Trauer aber bilde die Voraussetzung einer Anerkennung von Leben.
Ausführlich umkreist Butler in fünf Kapiteln Rahmen (frames), die unsere Affekte einengen und damit steuern: Sie analysiert die als scheinheilig begriffene Unterscheidung terroristischer und staatlicher Gewalt; beklagt die journalistische Verzerrung unseres Blickes auf Kriegshandlungen anhand von Fotografien (die zumeist nach den Vorgaben der amerikanischen Regierung entstanden sind); untersucht die Instrumentalisierung liberaler Sexualitätsvorstellungen zum Zwecke der Ausgrenzung der islamischen Kultur; hinterfragt unsere allzu bequemen Vorstellungen über den Islam, die keinen Unterschied mehr zwischen repressiver Gesetzgebung und faktischem Alltag von Muslimen machten, und fragt schließlich nach Möglichkeiten von Gewaltverzicht angesichts sich abzeichnender neuer Konflikte.
Zur Wahrnehmung gehöre nach Butler notwendigerweise, dass wir immer nur etwas sehen können, indem wir etwas nicht sehen. Die Auslotung der toten Winkel müsse als dezidiert linke Programmatik, als zeitgemäßer Entlarvungsmechanismus gesellschaftlich verankert werden. In merklich aufgeregtem Duktus verhandelt die Autorin vor allem den Umstand, dass die erfolgreiche Auflösung strikter Geschlechternormen derzeit in der westlichen Welt instrumentalisiert wird. Wer etwa islamische Häftlinge zu homosexuellen Handlungen zwinge, die in ihrer Kultur ein Tabu bildeten, missbrauche die an sich wünschenswerte sexuelle Freizügigkeit auf besonders perfide Weise als Folterinstrument. Wer die Anerkennung von Schwulenrechten zum Einwanderungskriterium mache, betreibe Ausgrenzung im Namen der Freiheit. Hier schimmert offenkundig die Angst durch, dass ausgerechnet die gendertheoretisch fundierte Emanzipation, für die Butler wie kein anderer Kulturwissenschaftler einsteht, die Grundlage für unsere Gefühlskälte gegenüber Opfern islamischer, patriarchal strukturierter Gesellschaften bilden könnte.
Die Lösungsvorschläge, derlei – beileibe nicht völlig neu entdeckter – Dilemmata einer Dialektik der Aufklärung zu überwinden, bleiben allerdings eigentümlich vage und plakativ zugleich: Die Linke habe zu begreifen, dass sie gezwungen sei, »über den etablierten Rahmen des Multikulturalismus hinaus zu denken« und sich wieder den »illegitimen und willkürlichen Auswirkungen der staatlichen Gewalt« zuzuwenden. Statt die westliche Moderne als fortschrittlich und anderen Kulturen überlegen zu begreifen, sollten wir, so Butler, »ein neues Verständnis des Gegeneinander- und Zusammenspiels verschiedener Zeitlichkeiten« entwickeln. Die dominanten Medien gelte es dabei infrage zu stellen.
Um Gewaltverzicht zu ermöglichen, habe man wiederum Walter Benjamins Diktum zu beherzigen, nachdem Revolutionen nicht die Lokomotiven der Weltgeschichte seien, sondern »der Griff des in diesem Zuge reisenden Menschengeschlechts nach der Notbremse«. Und die Antwort auf die Ausgangsfrage, weshalb wir nämlich nur begrenzt mitleidsfähig seien, verpufft recht unspektakulär in einem löblichen wie dunklen Appell: Es sei »kritisches Denken gefragt, das den Rahmen des Kampfes um Identität« und »die normative Zwangsabgrenzung betrauerbaren Lebens« nicht einfach hinnehme. Wer würde da widersprechen wollen?
In dekonstruktiver Routine vermag Butler zwar allerlei unheilvolle Normierungen und Denkverbote, die sich auf der Rückseite des westlichen Demokratiediskurses herausgebildet haben, raffiniert auseinanderzulegen, mögliche Auswege aus den Sackgassen müssen indes schon deshalb undeutlich bleiben, da Butler den eigenen toten Winkel ihrer Argumentation sorgsam verbirgt. Michel Foucault folgend, begreift sie Macht als äußerst diffuse Kategorie. Macht sei weder darstellbar noch intentional begreifbar, lediglich der Inszenierungsapparat von Macht zeige sich uns: »die Anweisungen der Armee, die Positionierung der Kameras, die Strafen bei Verstößen gegen die Berichtsvorschriften«.
Macht werde nicht von einer gesellschaftlichen Instanz, nicht von Individuen besessen oder ausgeübt, sondern sei nur als hochkomplexes Kräfteverhältnis beschreibbar. Damit aber haben wir es in dieser Aufsatzsammlung mit dem recht seltsamen Phänomen einer wuchtigen Anklage ohne Adressaten zu tun. Moralisch-politischer Anspruch und diskursanalytische Mittel klaffen pointiert auseinander.
Quote* 01.06.2010 um 16:25 Uhr
* manheu
Irre ich mich oder haben islamische Gefangene (ja, nicht einmal Gefallene)nicht schon genug durchlitten, das eine solche Diskussion nötig erscheinen lässt? Wenn Ereignisse wie Abu-Ghuraib oder andere Verbrechen einfach ausgeblendet werden können, dann beweist dies nur die Notwendigkeit dieses Buches und jeder weiteren Betrachtung, die das oben exemplarisch widergegeben, westliche Überlegenheitsgefühl gegenüber einer anderen Kultur erklärbar macht.
Aus: "Im toten Winkel" Von Adam Soboczynski (1.6.2010)
Zu Judith Butler: Raster des Krieges Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010; 180 S.
Quelle: http://www.zeit.de/2010/22/L-S-Butler (http://www.zeit.de/2010/22/L-S-Butler)
Quote[...] KABUL: Im Boden des verarmten Afghanistans schlummern anscheinend enorme Mengen an Rohstoffen. US-Geologen entdeckten bei einer eingehenden Untersuchung Bodenschätze im Wert von etwa einer Billion Dollar. Das bestätigte ein Sprecher des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. Gefunden wurden riesige Vorkommen an Eisenerz, Kupfer, Kobalt und Gold. Auch das zum Bau von Laptop- und Handybatterien benötigte Lithium wurde entdeckt. Die "New York Times" berichtet unter Berufung auf US-Behörden, die Bodenschätze seien so groß, dass Afghanistan zu einem der lukrativsten Bergbauzentren der Welt werden könnte. Wegen der fehlenden Infrastruktur und Bergbauindustrie werde es allerdings Jahrzehnte dauern, den Reichtum voll zu erschließen.
Aus: "US-Geologen finden wertvolle Bodenschätze in Afghanistan" (15.06.2010)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/function/0,,12356_cid_5684412,00.html (http://www.dw-world.de/dw/function/0,,12356_cid_5684412,00.html)
-.-
Quote[...] Heute knistert die Nachricht von Afghanistans Bodenschätzen in allen Medien. Der Bericht der New York Times über den von den amerikanischen Geologen entdeckten Reichtum wird überall zitiert. Übermittler der frohen Botschaft ist diesmal das Pentagon, insbesondere der US-Kommandeur General David Petraeus und dessen begeisterte Einschätzung, wonach die "Vorräte an Kupfer, Lithium, Eisen, Gold und Kobalt" Afghanistan zu einem der "weltweit führenden Rohstoff-Exporteure" machen könnten. Die unterschiedliche Resonanz auf die Nachricht ist bemerkenswert.
... Bis zur konkreten Nutzung der Billion-Dollar-Ressourcen vergehen freilich noch einige Jahre, heißt es im Bericht der New York Times, es gebe zur Förderung der oft schwer zugänglich gelagerten Bodenschätze so gut wie keine Infrastruktur. Und ob das Geld auch der Bevölkerung zugute kommt, ist angesichts der Korruption in Afghanistan sehr fraglich.
...
Quote14. Juni 2010 16:17
Jetzt wissen wir zumindest was Köhler gemeint hat.....
Goesser (mehr als 1000 Beiträge seit 31.05.06)
... als er davon sprach dass Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen
den Hindukush vor den Afghanen verteidigt(kurz vor seinem Rücktritt).
Er hat zumindest die Wahrheit gesagt im Gegensatz zu allen anderen
Politikern.
:-(((
Quote14. Juni 2010 16:47
die erkenntnis kommt zwar spät
grumbazor (mehr als 1000 Beiträge seit 03.11.02)
aber schön dass du es doch noch gemerkt hast. ...
Quote15. Juni 2010 01:58
Re: die erkenntnis kommt zwar spät
Sissy Fuß (mehr als 1000 Beiträge seit 12.12.07)
grumbazor schrieb am 14. Juni 2010 16:47
> aber schön dass du es doch noch gemerkt hast. Bitte lies jetzt
> nochmal nach wer sich damals am meisten über Kählers Äußerungen
> aufgeregt hat. Diese Parteien bitte nicht mehr wählen.
Die ,,schönste" Reaktion kam von Oppermann (SPD): ,,So treibt man die
Leute in die Arme der Linkspartei!" Böser, böser Horst.
Quote14. Juni 2010 18:35
Wirtschaftskriege
LucidDreams (444 Beiträge seit 12.03.09)
Die Verlautbarung, dass Afghanistan ein rohstoffreiches Land ist, ok,
wussten ja alle.
Die geostrategischen Absichten des Imperiums in Afghanistan sind
ebenso offensichtlich, Pakistan, Indien, Iran.
Aber die Dreistigkeit mit der hier in feinstem Neusprech ein Krieg,
für unsere Interessen, zu einer humanitären Friedensmission
umgedeutet wird, ist atemberaubend.
Und erstaunt bin ich auch darüber, dass es eben doch so
offensichtlich für Viele ist.
Die Frage ist, was bedeutet das.
Ist die Mehrheit wirklich so taub, so berauscht, dass es keiner
merkt? Auch wenn man ihnen die Wahrheit ins Gesicht klatscht?
...
Aus: "Der plötzliche Reichtum Afghanistans" Thomas Pany (14.06.2010)
http://www.heise.de/tp/blogs/8/147822 (http://www.heise.de/tp/blogs/8/147822)
Quote[...] Trotz der neuen Debatte über den Krieg gibt es immer noch ein großes Desinteresse am Afghanistan-Einsatz.
Reinhold Robbe: An der Bevölkerung ist weitgehend vorbeigegangen, dass die Bundeswehr entscheidende Veränderungen durchgemacht hat. Vor 1990 fand der Ernstfall ja nur im Sandkasten statt. Inzwischen gibt es eine völlig neue Qualität. Aber die Politik hat es möglichst vermieden, ehrlich darüber zu reden. Auch in den Wahlkreisen finden solche Debatten kaum statt. Wenn dort bei einer Parteiversammlung jemand fragt: Was machen eigentlich unsere Jungs im Kosovo und in Afghanistan?, dann heißt es nicht selten: Das ist eine komplizierte Sache. Am besten wir reden beim nächsten Mal drüber.
Sie fordern stets mehr Solidarität mit den Soldaten. Wie soll das funktionieren, wenn die große Mehrheit der Bevölkerung den Einsatz ablehnt?
Reinhold Robbe: Ich fordere keine Unterstützung für irgendwelche Mandate. Es geht mir nur darum, dass die Gesellschaft zumindest zur Kenntnis nimmt, was die Soldaten im Einsatz durchzustehen haben.
Meinen Sie das, wenn Sie eine bessere Integration der Soldaten in die deutsche Gesellschaft fordern?
Reinhold Robbe: In der gesamten kulturellen und wissenschaftlichen Elite unseres Landes finden Sie kaum jemanden, der sich ernsthaft mit der Bundeswehr befasst. Ich will nach dem Ausscheiden aus meinem Amt mit Hilfe eines runden Tischs eine breitere Debatte anstoßen. Mir geht es aber auch darum, ganz konkret mehr Zuwendung für die Soldaten zu organisieren.
Zuwendung organisieren?
Reinhold Robbe: Was hält denn zum Beispiel einen Gewerkschaftsfunktionär davon ab, bei der Kundgebung zum 1. Mai daran zu erinnern, dass sich zwischen 7.000 und 8.000 Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland in Auslandseinsätzen befinden und dort ihr Leben riskieren? Was hält einen Arbeitgeberpräsidenten davon ab, zu Beginn seiner Jahrestagung der gefallenen Soldaten aus Deutschland zu gedenken?
In Deutschland gibt es große Vorbehalte gegen so eine Militarisierung des Alltagslebens ...
Reinhold Robbe: Was hat das mit Militarisierung zu tun? Überhaupt nichts - ganz im Gegenteil! Die Soldaten sind nicht aus Jux und Dollerei im Einsatz. Es geht darum, mithilfe symbolischer Aktionen dafür zu sorgen, dass den Menschen hier klar wird, was es bedeutet, wenn der Bundestag einen solchen Einsatz beschließt.
Sie haben kein Verständnis dafür, dass vielen solche Symbolik widerstrebt?
Reinhold Robbe: Ich kenne natürlich die Argumentationen: Ist das nicht Heldenverehrung? Sind das Anknüpfungspunkte an die Hitler-Zeit? Ich will Ihnen sagen, ich bin an der Stelle vollkommen frei und unverdächtig. Ich bin mit 15 Jahren Sozialdemokrat geworden, um einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass sich die dunkelste Epoche unserer Geschichte niemals wiederholen möge. Das ist auch heute noch mein Bestreben.
Sie haben ja auch kostenlose Zoobesuche für Soldaten vorgeschlagen ...
Reinhold Robbe: Richtig. Ich denke auch an kostenlose Theaterbesuche, an Tickets für Sportveranstaltungen - da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Würden die meisten Sozialdemokraten Zootickets nicht lieber Hartz-IV-Familien spendieren als gut verdienenden Soldaten?
Reinhold Robbe: Sie finden in jeder Partei solche Vorurteile wie das von den gut verdienenden Soldaten. Die lassen sich auch leider nicht so schnell beseitigen.
Aber verglichen mit dem Rest des Arbeitsmarkts bietet die Bundeswehr doch eine ziemlich gute soziale Absicherung ...
Reinhold Robbe: Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Die Mehrheit der Soldaten zählt zu den unteren Einkommensgruppen. Und ein Kämmerer in Ueckermünde wird genauso gut bezahlt wie jemand in vergleichbarer Stellung bei der Bundeswehr, er muss aber nicht um Gesundheit und Leben fürchten. Ich sage Ihnen, wir müssen endlich zu einer offeneren Debatte kommen.
Auch die Bundeswehr?
Reinhold Robbe: Das gilt auch für die Soldaten, insbesondere die militärische Führung. Ich wünsche mir einen weniger restriktiven Umgang mit der Öffentlichkeit. Kritischen Leuten darf von der Bundeswehr nicht ständig eine unsichtbare Wand vorgehalten werden.
Heißt das, Sie wollen der Bundeswehr intellektuelle Frischluft verschaffen?
Reinhold Robbe: Den Versuch ist es wert. Die Bundeswehr hat ja schon zaghafte Versuche in diese Richtung unternommen, aber sie macht nicht genug auf diesem Gebiet.
Wie wollen Sie diesen Austausch mit Künstlern und Intellektuellen organisieren?
Reinhold Robbe: Ich habe die Schirmherrschaft für die neue Initiative "Frontkultur" übernommen. Unter diesem provokanten Titel versuchen junge Künstler beispielsweise, Kultur in den Einsatz zu bringen.
Ein Auslandseinsatz für Nachwuchskünstler?
Reinhold Robbe: So kann man das sagen. Ende Mai wird in Masar-i-Scharif ein szenischer Liederabend von Karl Valentin aufgeführt. Die Künstler, fünf Sängerinnen und Schauspieler um die dreißig, hatten vorher nie irgendwelche Berührungspunkte mit der Bundeswehr.
Was soll die Frontkultur bringen, außer Ablenkung für die Truppe?
Reinhold Robbe: Ich erhoffe mir eine Ausstrahlung auf andere Künstler. Literaten könnten zum Beispiel eine Lesereise machen. Ich bin auch in Kontakt mit einem Fotografen, der Soldaten im Einsatz porträtieren möchte - aber unter einem bestimmten Blickwinkel. Wenn er daraus später eine Ausstellung in Berlin macht, würde das den Diskurs beleben.
Sie sind mit 55 Jahren zu jung, um sich aufs Ehrenamt zu verlegen. Wie viele Angebote von der Rüstungslobby haben Sie schon?
Reinhold Robbe: Sie werden lachen: Kein einziges.
INTERVIEW: A. GEISLER & E. CHAUVISTRÉ
Quote10.05.2010 20:14 Uhr:
von hanfbauer:
zur Ehre von Karl Valentin, der sich nicht mehr wehren kann, ein kurzes Zitat aus "Vater und Sohn über den Krieg":
...
SOHN: Aber Vata, wenn das so ist, wie du mir das alles erklärst, gibt es ja niemals einen ewigen Frieden auf der Welt.
VATER: Niemals - deshalb heißt es ja doch: Solange es Menschen gibt, gibt es Kriege.
SOHN: Menschen? Nein, Vata - in dem Fall müßte es heißen: Solange es Arbeiter gibt, gibt es Kriege.
VATER: Nein, es muß heißen, solange es solche Schwindler gibt, die die Arbeiter immer wieder anschwindeln, solange gibt es Kriege.
SOHN: Dann ist ja der Schwindel schuld an den Kriegen.
VATER: Ja, so ist es - und diesen Schwindel heißt man internationalen Kapitalismus.
Quote#
08.05.2010 15:54 Uhr:
von asd:
zunächsteinmal ist es kein krieg in afganistahn.. sondern eine durch militärische gewalt getragene besetzung, der sich gewisse gruppen wiedersetzen.
" was es bedeutet, wenn der Bundestag einen solchen Einsatz beschließt."
es bedeutet im klartext das wir als volk von einer obrigkeit regiert werden, die macht geht NICHT vom volk aus.
"Ich fordere keine Unterstützung für irgendwelche Mandate. Es geht mir nur darum, dass die Gesellschaft zumindest zur Kenntnis nimmt, was die Soldaten im Einsatz durchzustehen haben."
es zweifelt niemand an das die soldaten schwere verhältnisse durchstehen müssen. trotzdem ist der einsatz NICHT ZU RECHTFERTIGEN!
das wir sie da hin schiken ist eine schande! und das sollte betohnt werden.
"In der gesamten kulturellen und wissenschaftlichen Elite unseres Landes finden Sie kaum jemanden, der sich ernsthaft mit der Bundeswehr befasst."
vielleicht auch weil niemand von diesen elitären kreisen.. und da zählen noch die wirtschaftlichen industriellen und allgemein gesellschaftlichen eliten dazu.. real etwas mit dem krieg zu tuhen hat.
der durchschnittssoldat der an der "front" steht komt nuneinmal aus den unterschichten!
Quote08.05.2010 13:05 Uhr:
von Rekrut:
ha und da versucht der gute mann tatsaechlich zu behaupten, es ginge nicht um die militarisierung der gesellschaft. die bundeswehr als normaler job, dann als arme soldaten die ilfe benoetigen...
brot und spiele damit die soldaten dann das elend des krieges vergessen koennen. so ein scheiss!
und ja ich wuerde die freien tickets den hartz 4 familien geben und nicht den soldaten! und man mag mir jetzt alle moeglichen vorwuerfe machen, doch als ueberzeugter pazifist und kriegsdienstverweigerer, sehe ich es als jederman(n)s freie entscheidung, sich fuer so einen job zu entscheiden.
warum wird die diskussion nicht ueber feuerwehrleute gefuert?
aber darum gehts nicht, und damit muss ich zu meinem ersten punkt zurueck kommen. die bundeswehr ist inzwischen eine angriffsarmee und als solche braucht sie, sich verpflichtende langzeit soldaten. und wie bekommt man die? eben mit lukrativen angeboten und wenn dazu theater und kinoaffuerungen punkten koennen warum also nicht einbeziehen.
recht gebe ich ihm aber in einem punkt, offenheit ist laengst ueberfaellig, offiziell duerfte die bundeswehr zb immer noch keine angriffskriege fuehren, nur interessiert das keinen mehr. da wird dann von aufbauarbeiten gefaselt und von hilfsoperationen, naja der buerger schluckts
Quote#
08.05.2010 08:13 Uhr:
von Josef Riga:
Ach, Herr Robbe,
robustester aller Eingesetzten. Wir sollen uns also an das Elend von Verstümmelten und seelisch verletzten Soldaten gewöhnen, den "bei den Amerikanern kommen auch 30 Prozent" als ... ja als was denn, bitteschön, zurück?
Als tickende menschliche Zeitbomben, würde ich mal sagen, kommen sie in die Zivilgesellschaft, die sie angeblich am Hindukusch verteidigen, zurück. Der erste Bundewehr-amoklauf ist schon vorprogrammiert, aber das ist dann natürlich kein "Terrorismus", sondern ein bedauerlicher Ausraster, denn " auch im Zivilleben geht ja keiner gern zum Psychater". Richtig, Herr Robbe, weil man nämlich lieber gesund ist. Und gesund kann man nicht sein, wenn man dauernd eine Waffe auf seine Mitmenschen (z.B. Taliban) richtet. Oder sogar abdrücken muss. Ihre Politik macht krank. Und sie werden nicht gewinnen!
Quote07.05.2010 16:55 Uhr:
von tuchol:
valentin-abende in mazar-e-sharif, geht-s noch geschmackvoller? dem ort, wo durch afghanische warlords unter aufsicht der us-friedensfreunde nach jaime durans recherchen mindestens ca 1000 in lastwagen eingesperrte taliban brutal abgeknallt wurden?
was würde karl valentin zu seinem sozusagen "robusten einsatz" in einem neokolonialaen krieg sagen?
wie kulturgepflegt auch die sprache des interv iewenden taz-lers mit seiner frage nach "intellektueller frischluft" für die soldaten!
zwei prächtige vertreter der deutschen leitkultur, gratuliere!
nach lektüre dieses kriegs-unkritischen und kultur- mißbrauch fördernden interviews braucht man dringend frischluft. man kann sich immer besser vorstellen, warum das seinerzeit mit der goebbelschen "kulturarbeit" an der front so famos geklappt hat und ein grauen ergreift einen, daß wir schon wieder ein schlimmes stück auf dem wege zu ähnlichem zurückgelegt haben.
Quote#
07.05.2010 16:26 Uhr:
von Peter A. Weber:
Frontkultur
Frontkultur - welch ein Euphemisus - zumindest in Hinsicht auf den Begriff Kultur! Was hat ein sinnloser Krieg mit Kultur zu tun - er stellt das Gegenteil nämlich Barbarei dar.
Wie will man junge Soldaten betreuen, ihr Gewissen beruhigen und ihnen einen Sinn in ihrer Tätigkeit verleihen? Ein sinnentfremdetes und mörderisches Tun kann nur mit chauvinistischen und nationalistischen Parolen vernebelt werdedn und indem man gleichzeitig einseitig machtpolitisch- oder kapitalorientierte Feindbilder in die Welt setzt. Ordensverleihungen und Heldenbilder werden wieder aus der Mottenkiste geholt. Wenn Herr Robbe ehrlich wäre, müßte er zugeben, daß er sich vor den Karren imperialistischer Interessen spannen läßt.
Quote07.05.2010 15:44 Uhr:
von gerhard:
"Wir brauchen mehr Frontkultur?"
Der alte Fachausdruck dafür heißt aber "Truppenbetreuung" und gleich noch eine aus dem Gedächtnis zu schüttelnde Assoziation dazu - Der berühmte UFA Film Wunschkonzert mit Ilse Werner, Heinz Rühman usw.- Zeiten waren das!
Ist es aber das, was den Wehrbeauftragten Heinz Robbe über Karl-Valentin-Abende in Masar-i-Scharif heute bewegt, wenn er sagt : "Mir geht es aber auch darum, ganz konkret mehr Zuwendung für die Soldaten zu organisieren."
Um mit den Worten des Wehrbeauftragten fortzufahren, heißt es weiter:
:"...bei Jahrestagungen der gefallenen Soldaten aus Deutschland zu gedenken"?
------ dass den Menschen hier klar wird, was es bedeutet, wenn der Bundestag einen solchen Einsatz beschließt !"
Keine Angst, dem Volke ist die Sache klar - aber ob es allen Volksvertretern so klar ist, das wäre hier die eigentliche Frage!
Quote07.05.2010 12:29 Uhr:
von Kai Kloss:
Künstler für den Krieg!
Neben kostenlosen Zoobesuchen, denke Herr Robbe auch an kostenlose Theaterbesuche für Soldaten. Damit aber ,,Frontkultur" nicht nur eine ,,Ausstrahlung auf andere Künstler" hat und für die Truppe bloße Ablenkung bleibt, sollten Soldat/innen insbesondere Vorstellungsbesuche von Stücken angeboten werden, in denen Figuren auftauchen, mit denen Sie sich auch identifizieren können: arbeitende, wartende, tötende, lustige, schlafende, wegsehende, liebe und böse Soldaten. Komischerweise ist die Liste der in Frage kommenden Stücke nicht zu überblicken. Herr Robbe rennt offene Türen ein, denn ,,Krieg" scheint ein Lieblingsthema der Künstler zu sein. Das ist eine kluge, weil Erfolg versprechende Wahl, da es Jede/n vom potentiellen Mörder bis zur Kollateralgeschädigten interessiert, also Alle.
Damit die ,,intellektuelle Frischluft" nun nicht an der Truppe vorbeiziehe, die Soldat/innen dem Theater nicht atemlos gegenübersitzen bleiben, sondern das Dargebotene in tiefen Zügen genießen können, sollte zudem geschultes, kulturvermittelndes Personal dabei behilflich sein. Kurz: Theaterpädagogen an die Front!
In spielpraktischen Übungen lernen die Uniformierten z.B. was es heißt, sich bühnenwirksam zu bewegen, körperliche Präsenz auch als Solist zu zeigen, Sprech- und Körperhaltungen spielerisch zu modifizieren und trainieren sich in Selbstreflexion. Solche Erfahrungen schärfen nicht nur die eigene Wahrnehmung und erhöhen die Empathie und Rezeptionsfähigkeit, auch im Alltag finden körperliche Flexibilität und Sinn für ästhetische Formen Anwendung. Wie schnöde ist der Anblick von durchs Gelände robbenden Camouflage-Figuren gegenüber fantasiebegabten Soldatenpaaren, die sich federleicht tanzend über ein Minenfeld bewegen. Auch an die mitgebrachten Fähigkeiten der Damen und Herren lässt sich anknüpfen, denn eine tolle Truppe ist prädestiniert für chorisches Theater an theaterfremden Orten.
Quote#
07.05.2010 12:23 Uhr:
von Torben:
Wir brauchen keine Front, sondern den Aufbruch in eine gerechtere Welt. Dann gibt es auch keinen Bedarf für Soldatenbespaßung oder Traumabehandlung.
Soldaten sind Mörder und werden ermordet, kein guter Beruf und auch keineswegs ehrenvoll.
Quote#
07.05.2010 11:44 Uhr:
von NixDa:
Die Show: wie organisiere ich die "Volksgemeinschaft" läuft. Lili Marlen lebt!
Mich widert das sowas von an.
Quote07.05.2010 11:39 Uhr:
von end.the.occupation:
Ein total irrer Artikel.
...
Quote#
07.05.2010 11:39 Uhr:
von Kurt:
Keine schleichende Militarisierung? Von wegen!
Da halten Kanzlerin und Verteidigungsminister Reden bei Trauerfeiern, gibt es große Gelöbnisse vorm Reichstag, sollen Soldaten bevorzugt werden und zu allen Anlässen präsent sein. Aber das ist ja keine Militarisierung, das ist eine Anerkennung der Leistungen und des Risikos. Dem sich die Soldaten freiwillig(!) aussetzen. Niemand ist gezwungen, zum Bund zu gehen, jeder, der sich verpflichtet und ins Ausland geht, weiß um die Risiken. Dann darf man sich aber nachher nicht beschweren und ein Brimborium geben, wenn es Tote gibt. Das sind keine tragischen Ereignisse, das ist die Logik des Kriegs!
Wie wäre es denn stattdessen, die Bundeswehr aufzulösen bzw. die dafür geeigneten Truppenteile in eine zivile Aufbautruppe zu überführen? Alles Gefasel von "Frieden und Sicherheit schaffen" wird doch ad absurdum geführt, wenn die Bundeswehr mit Panzern und Maschinengewehren anrollt. Wie soll eine Einrichtung, deren einziger Zweck das führen von Kriegen ist, für Frieden sorgen? Aufwachen, Deutschland!
Aus: "Wehrbeauftragter über Soldaten-Betreuung - "Wir brauchen mehr Frontkultur"" (07.05.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/wir-brauchen-mehr-frontkultur/ (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/wir-brauchen-mehr-frontkultur/)
-.-
Quote[...] "Alles kann besser werden / Holen wir uns den Himmel auf Erden / Keiner muss sein Leben mehr gefährden / Einer unserer kostbarsten Schätze auf Erden". So säuselt der überzeugte Vegetarier Xavier Naidoo auf dem Titelsong seines neuen Albums "Alles kann besser werden". Wie schon oft dräut auch aus diesem auf wattige Beats gebetteten Song eine christliche Botschaft, die Naidoo mit seiner Jugendgottesdienststimme vorträgt. Auch wenn er behauptet hat, er würde nicht mehr so oft von Gott singen, der 38-Jährige ist ein fanatischer Verfechter religiöser Themen wie Nächstenliebe.
Der Mannheimer Soulsänger mit indischem Vater hat die einschmeichelnden Zeilen von "Alles kann besser werden" am vergangenen Freitag auch live vorgetragen. Diesmal waren seine Zuschauer einmal nicht R & B-Fans und Verkehrsradiohörer, Naidoos eigentliche Zielgruppe, sondern im afghanischen Kundus stationierte Bundeswehrsoldaten der Operation "Enduring Freedom".
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Dass Naidoo glaubt, seine Freiheit werde von den Isaf-Truppen am Hindukusch verteidigt, hat die Bundeswehr bereits vorab selbst infrage gestellt. "Mit seinem Auftritt wolle er vor allem deutlich machen, dass er hinter den Frauen und Männern steht, die hier täglich ihr Leben riskieren.
Dies verdiene hohe Anerkennung, auch wenn man nicht mit den Zielen der Mission übereinstimme", heißt es in einem Schreiben der Bundeswehrpressestelle Kundus. Naidoos Auftritt in Afghanistan ist Teil der neuen Initiative "Frontkultur", mit der die deutschen Truppen zum Zeichen ihrer Wertschätzung von Kulturschaffenden aktiv unterstützt werden.
So ganz geheuer scheint Naidoo sein eigenes Engagement jedoch nicht zu sein. Er eiert fast so herum wie Politiker, die statt von Krieg in Afghanistan von bewaffnetem Konflikt sprechen. "Weder befürwortet er grundsätzlich diesen Einsatz noch möchte er sich selbst in Szene setzen", heißt es dazu auf Naidoos Homepage.
Und dann macht er auch noch auf guter Schwiegersohn. "Auch den vielen Familien zu Hause in Deutschland, deren Mütter, Väter, Söhne und Freunde so weit weg sind, will er mit seinem Besuch ein wenig Mut zusprechen." Beim Blick auf Naidoos Homepage drängt sich ansonsten eher der Eindruck auf, der Künstler arbeitet sich an einem vollen Terminkalender ab.
Gestern Afghanistan, vorgestern Songcontest, vorvorgestern Zwangsheirat. Egal ob Naidoo der Grandprixgewinnerin Lena Meyer-Landrut die Daumen drückt oder zur ZDF-Reportage "37 Grad" einen Song über Gewalt gegen muslimische Frauen beisteuert, in jedem Senf, den er dazuquaken kann, steckt ausbaufähiges Promopotenzial.
...
Aus: "Xavier Naidoos staatstragende Kunst - Hölle auf Erden" VON JULIAN WEBER (14.06.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/leben/musik/artikel/1/hoelle-auf-erden/ (http://www.taz.de/1/leben/musik/artikel/1/hoelle-auf-erden/)
Quote[...] Er [Horst Köhler ] hat mit einer gewissen realistischen Naivität nur das ausgesprochen, was alle Beteiligten auf der Chefetage der deutschen Politik selbstverständlich wissen, nur klugerweise nicht aussprechen: Die Lebenslüge deutscher Außenpolitik von der reinen Friedens- und Demokratiemission ihrer Militäreinsätze im Ausland war offenbart. Adressat seiner Offenherzigkeit war das militärskeptische, sich staatspolitischen Notwendigkeiten nicht fügende deutsche Wählerpublikum. Denn die Konstante einer mehrheitlichen Militär- und Kriegsverweigerung seit 1945 war und ist noch immer weitgehend ungebrochen. Nicht zuletzt die Friedensbewegung der achtziger Jahre hatte der bis dahin passiven Verweigerung eine erhebliche Schubkraft verschafft und – wie der hier besonders einschlägige Historiker Wolfram Wette formulierte – das "Fundament einer gesellschaftlich breit verankerten Mentalität der Friedfertigkeit, die es so in Deutschland früher nicht gegeben hat", zum Vorschein gebracht – sehr zur Verunsicherung der "realpolitisch" sozialisierten politischen Klasse. Im Grunde hat Horst Köhler ihr mit seinen Anmerkungen einen Dienst erweisen wollen, erkannte er doch, dass die deutschen Wähler-Bürger offenbar einer kräftigen Schulung in Sachen Weltpolitik bedürfen und aufgeklärt werden müssen über den militärischen Preis ihres Wohlstandes.
Die Bundesregierung und alle im Parlament vertretenen staatstragenden Parteien – mit Ausnahme der Linken – bemühen sich geradezu verzweifelt, ihrem Volk die mehrheitliche Ablehnung der deutschen Afghanistan-Präsenz mit realpolitischer Logik auszutreiben und davon zu überzeugen, dass deutsche Sicherheit am Hindukusch verteidigt werden muss. Bisher ohne Erfolg.
Noch im April klagte Reinhold Robbe, seinerzeit Wehrbeauftragter des Bundestages, es sei ,,auf Dauer nicht tragbar", dass ständig Umfragen veröffentlicht würden, in denen sich eine Mehrheit gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ausspreche: Nur noch 13 Prozent hielten diesen für sinnvoll – ein dramatischer Legitimitätsverlust und symptomatisch für den Mangel an welt- und realpolitischer Bildung. Die Ablehnung resultiere aus dem, was Robbe euphemistisch fehlende ,,gesellschaftliche Anerkennung" der Soldaten nennt, die er mittels eines Runden Tisches in ,,aufrichtige Zuwendung" umzuwandeln hofft.
...
Aus: "Neue deutsche Friedfertigkeit" Ekkehart Krippendorff (28.06.2010)
Quelle: http://www.freitag.de/politik/1025-neue-deutsche-friedfertigkeit (http://www.freitag.de/politik/1025-neue-deutsche-friedfertigkeit)
Quote[...] Soldaten dürfen sich nicht einfach zu Wort melden. Dem Verteidigungsministerium ist das Schweigen durchaus Recht, haben einige dieser Blogger dort doch einen schlechten Ruf. Sie verbreiteten Interna, stellten die Armee nicht sehr positiv da und verrieten gar Geheimnisse, heißt es. Vor allem aber bedeuten Blogs einen Kontrollverlust. Genau wie Soldaten, die Dienste wie Twitter oder Facebook nutzen.
Die Armeeführung steht den Sendemöglichkeiten für Jedermann kritisch gegenüber. "In der Tat macht die Bundeswehr verhältnismäßig wenig", sagt Professor Martin Löffelholz. "Es gibt vorsichtige Öffnungsprozesse in Richtung Social-Media." Der Experte für Kriegs- und Krisenberichterstattung der Technischen Universität Illmenau diskutierte am Wochenende im ZEIT ONLINE Talk "Facebook an der Front" über die Bundeswehr und soziale Netzwerke.
Diese Öffnung allerdings verläuft sehr vorsichtig. Ein offizieller You-Tube-Channel sei in Planung, heißt es im Verteidigungsministerium. Zu sehen ist er nicht. Aus der Luftwaffe ist zu hören, dass die Teilstreitkraft gerne viel mehr über Facebook und andere Netzwerke verbreiten würde – doch in Berlin sei dieses Anliegen abgeschmettert worden.
Und als beispielsweise Ende vergangenen Jahres die Nato einen Videowettbewerb für Soldaten in Afghanistan auslobte, nahmen Deutsche daran nicht teil. Man traut den eigenen Leuten nicht. Der Sendung Streitkräfte und Strategien des NDR sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums dazu: "Zum einen sind unsere Soldaten eindeutig angehalten, keine einsatzrelevanten dienstlichen Ereignisse mit eigenen Mitteln in Bild und Ton festzuhalten. Ganz einfach, weil der einzelne Soldat vor Ort unserer Ansicht nach überfordert ist, einschätzen zu können, welche Auswirkungen diese Nachricht, die er dort aufnimmt, im öffentlichen Raum erzielt."
Geht es um das Internet, verweist das Ministerium im Zweifel auf das Soldatengesetz, vor allem auf den Paragrafen 15. Der untersagt politische Meinungsäußerungen im Dienst und in Uniform.
[...] Details aus den Einsatzgebieten sind tabu. "Zudem gilt für Soldaten der Paragraf 14 des Soldatengesetzes. Dort heißt es, dass hinsichtlich dienstlicher Angelegenheiten grundsätzlich Verschwiegenheit zu wahren ist", steht in einem Artikel der Bundeswehr-Magazins Y über Blogs. "Alle Soldatinnen und Soldaten haben die Pflicht, ihre Äußerungen so zu gestalten, dass weder das Ansehen der Bundeswehr noch die Achtung und das Vertrauen, das die dienstliche Stellung erfordert, ernstlich gefährdet wird. Unteroffiziere und Offiziere haben zudem bei ihren Äußerungen die Zurückhaltung zu wahren, die erforderlich ist, um das Vertrauen als Vorgesetzte zu erhalten." Wer sich dennoch äußert, bekommt Ärger mit Vorgesetzten – und häufig auch mit Kameraden.
Das hat auch Boris Barschow erlebt. Er war als Reservist in Afghanistan und arbeitete dort als interkultureller Berater für den Kommandanten des Regionalkommandos Nord. Darüber bloggen durfte er nicht. Nach dem Einsatz schrieb er weiter für sein Afghanistan-Blog. Es ist heute das bedeutendste Weblog, das über die Bundeswehr und ihre Mission am Hindukusch berichtet. Es gehört neben dem Bendler-Blog zu den wichtigsten privaten Seiten im Netz.
Andere Streitkräfte gehen offener mit dem Internet um. Die Internationale Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) nutzt Facebook, Twitter, YouTube und Flickr. Und auch die Nato setzt auf Kommunikation. So gehört zu den prominentesten Bloggern des Verteidigungspaktes Admiral James Stavridis, Oberkommandierender des Nato-Hauptquartiers und kommandierender General des US-Oberkommandos Europa. Ob der Admiral sein Blog From the Bridge tatsächlich selber schreibt, darf bezweifelt werden – informativ ist es auf jeden Fall und nicht nur ein Sammelbecken für offizielle Verlautbarungen.
Die US Army hat gar eine eigene Seite eingerichtet, um eine Übersicht über die zahlreichen Social-Media-Aktivitäten der Streitkräfte zu geben. Selbst für verwundete Soldaten, ein Thema das viele Streitkräfte scheuen, betreibt die US-Armee ein eigenes Blog.
Die britische Armee meldet über Twitter sogar gefallene Soldaten. "News: Bombardier Stephen Gildert dies of wounds sustained in Afghanistan", heißt es dann knapp. Und britische Soldaten übermitteln Botschaften via YouTube an die Heimat, bedanken sich für die Unterstützung.
"Während das US-amerikanische Verteidigungsministerium einen eigenen Social Media-Hub einrichtet und Roundtable-Gespräche für Blogger organisiert, herrscht im Bendlerblock die große Social Media-Funkstille", schreibt Sascha Stoltenow im Bendler-Blog. Er war Offizier der Bundeswehr und arbeitet heute als Kommunikationsberater. Im Magazin ADLAS äußerte er ein vernichtendes Urteil über das Blog-Angebot der Armee: "Technisch und inhaltlich ein Totalausfall sind die Institute der Bundeswehr, also die Führungsakademie, die Akademie für Information und Kommunikation, das Sozialwissenschaftliche Institut et cetera."
Diplomatischer formuliert das Martin Löffelholz im Magazin Loyal, das vom Reservistenverband herausgegeben wird. "Der Presse- und Informationsstab kümmert sich nahezu ausschließlich um das operative Geschäft – vor allem um die Imagepflege des Ministers." Und weiter: "Von einer koordinierten strategischen Weiterentwicklung der externen und internen Kommunikation der Bundeswehr kann insofern keine Rede sein."
Auch das unterscheidet die Bundeswehr fundamental von den amerikanischen Streitkräften. Die Social-Media-Strategie des amerikanischen Verteidigungsministeriums ist öffentlich einsehbar. Bei den deutschen Verbündeten gebe es nicht einmal mehr eine, lästern Kritiker.
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QuoteDirkRegai, 29.06.2010 um 14:13 Uhr
Disziplinarrechtsüberdehnung vs. Demokratie
Dass den "Staatsbürgern in Uniform" das Maul verboten wird, sagt einiges über die Einstellung der Bundeswehrführung zur Demokratie aus. Und die hat Tradition. Statt freier Meinungsäußerung treten längst nur noch speziell geschulte Soldaten im PR-Auftrag an die Öffentlichkeit. Eine offizielle Linie soll kriegsbejahende Geschlossenheit demonstrieren, die Grundrechte des Einzelnen gibt es höchstens noch auf dem Papier. Wo bleibt der demokratische Widerstand?
QuoteArgusaugen, 29.06.2010 um 15:53 Uhr
Soldaten werden entmündigt!
"Soldaten dürfen sich nicht einfach zu Wort melden." Ach so, mit anderen Worten, Soldaten müssen die Schn... halten, dürfen keine eigene Meinung haben und müssen auf "Befehl" des Herrn Kriegsministers Krieg führen und sterben, nur der Herr Kriegsminister muss nicht sterben! Möge er doch bitte mit gutem Beispiel vorangehen!
Wofür haben diese Politiker Angst? Vor der Wahrheit? Offensichtlich!
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Quoteribera, 29.06.2010 um 18:29 Uhr
Einige Kommentatoren haben nicht begriffen, worum es geht.
Es geht nicht um Einschränkung von Grundrechten unserer Soldaten sondern um deren Schutz.
Leider ist es so, dass oftmals, auch unbewußt, persönliche Informationen preisgegeben werden. Es ist so, dass versucht wird, diese Informationen herauszufiltern, zusammenzusetzen und so aus Bausteinen ein Profil des Soldaten zu erstellen.
Diese Informationen werden dann für Wohnungseinbrüche, Drohungen gegen den Soldaten oder dessen Familie, Sachbeschädigung durch Autozerstörung, etc. benutzt. .... Da ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es zu Anschlägen auf Soldaten oder deren Angehörige kommt.
Quotejan.dark, 29.06.2010 um 20:36 Uhr
Der Schutz von Soldaten?
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Tatsache ist erst mal, dass das Konzept des Bürgers in Uniform gründlich gescheitert ist und die Bundeswehr uns mit solchen Sprüchen verhöhnt.
Aus: "Ruhe im Glied" Von Hauke Friederichs (29.6.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/digital/internet/2010-06/bundeswehr-blogs-social-media (http://www.zeit.de/digital/internet/2010-06/bundeswehr-blogs-social-media)
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Quote[...] Guttenberg: Schluss mit der Schönfärberei
Der Verteidigungsminister will, dass sich Soldaten unmittelbar an die Öffentlichkeit wenden
Dieser Paradigmenwechsel des Verteidigungsministers, der im Schatten der Debatte über den künftigen Wehrdienst ausgesprochen wurde, könnte es in sich haben. Gestern stellte sich Guttenberg mit seinen Überlegungen zur Wehrpflicht dem "Parlament der Wehrpflichtigen" in Berlin. Als ihn dort, wie wie die FAZ berichtet, ein junger Soldat "kritisch" zum "Thema Verankerung der Streitkräfte in der Öffentlichkeit bei Aussetzung der Wehrpflicht" ansprach, gab der Minister eine Antwort, die deutlich im Gegensatz zu traditionellen Regelungen der Bundeswehr und auch anderer Armeen steht. Guttenberg vertrat nämlich die Ansicht, dass "realistische Schilderungen" zu einer besseren Öffentlichkeitsarbeit beitragen könnten.
Wörtlich wird er mit dem Wunsch zitiert, dass mancher, "der aus den Einsätzen zurückkommt (...), sich auch an seine unmittelbare Öffentlichkeit wendet". Dabei solle er ruhig "selbst seine Realitäten beschreiben" und auch Defizite benennen - ohne alle Äußerungen mit den Vorgesetzten abzustimmen. Guttenberg hält diese Vorgehensweise "im Zweifel hilfreicher auch für den Dienstvorgesetzten als das, was gelegentlich schön gefärbt wird".
Wird die Bevölkerung nun aus Lokalzeitungen entnehmen können, wie es wirklich in Afghanistan steht? Werden bald deutsche Soldatenblogs eine neue kritische Öffentlichkeit zu Ausbildung, Kultritualen und Einsätzen der Bundeswehr bilden? Mit welcher nicht-schönfärberischen Äußerung riskiert der Rekrut, Gefreite, Unteroffizier, Offizier eine Disziplinarmaßnahme? Wann verstößt eine Äußerung gegen militärische Geheimnisse, wann wird sie politisch so relevant, dass sie die Führung dann lieber doch nicht veröffentlicht haben will?
Man darf gespannt sein, wie dieser Paradigmenwechsel umgesetzt wird.
Thomas Pany, 30.06.2010
Quote30. Juni 2010 14:30
Die Hamburger Morgenpost jammerte heute auch schon
alionSonny
über die armen Auftragskiller, die in der Heimat ach so übel
verschmäht werden und forderte mehr Verständnis für junge Männer die
zum sinnlosen Töten in fremde Länder fahren und sich doch dort
TATSÄCHLICH der Gefahr aussetzen, selbst vom Leben zum Tode befördert
zu werden. Es scheint so, als solle 65 Jahre nach dem letzten grossen
Ballerspiel mal wieder der heldenhafte Söldner in den Mittelpunkt der
Gesellschaft gestellt werden. Eine Fussknall WM ist halt viel zu
schnell vorbei. In Zeiten, in denen die ReGIERung die Bürger um
wirkliches Leben bescheisst, muss man halt ständig dafür sorgen, daß
der Dumpfbürger von seinen eigenen (von Politrickstern verursachten)
Alltagsproblemen abgelenkt ist und "mitfiebern" kann. Demnächst in
ihrer Innenstadt: Grossleinwand mit Übertragung von Helmkamerabildern
"unserer Jungs" in irgendeinem armen Land wo sich möglichst keiner
ernsthaft wehren kann. "Public War Viewing" heisst der Trend.
Demnächst trägt man dann statt Trikot der Balltreter ein nettes
Tarnhemd mit Logo der favorisierten Kampfeinheit.
Und am Ende singen wir dann alle: "Deutschland, Deutschland über
alles!". Und das, obwohl eigentlich die Souveränität des
Nationalstaates Deutschland zugunsten der Klo-Ballisierung und EU
schon längst Geschichte ist. Mich erinnert die Deutschtümelei
neuerdings an Indianer, die im Reservat die Tänze ihrer einstmals
stolzen Urvölker für ein paar Dollar vor dem weissen Massa aufführen.
Quote30. Juni 2010 15:32
Thema verfehlt
Herr Troll
Du darfst nicht Deinen Maßstab an die deutsche Gesellschaft anlegen -
viele WISSEN schlicht nicht, was die Bundeswehr so treibt, aus dem
Grunde, weil sie auf den Verlautbarungsjournalismus der
Öffentlich-Rechtlichen und anderer Mainstream-Medien angewiesen sind.
Mehr Öffentlichkeit kann ich nur begrüßen, allein schon deshalb, weil
die Haßtiraden von Dir und Deinesgleichen gegen den Sanitätsgefreiten
Neumann zurechtgerückt werden.
Dieses eine mal hat Guttenberg recht.
QuoteRe: Thema verfehlt (Editiert vom Verfasser am 30.06.10 um 17:49)
alionSonny
Nein, nein, nein! Ich habe das Thema total getroffen. Die Bundeswehr
ist eine Armee, also eine Killertruppe, in die der Staat (noch)
schäbigerweise auch noch jeden jungen Menschen reizwingt, der
körperlich fit ist. Die Bundeswehr ist auch keine BundesWEHR mehr,
sondern der BundesANGRIFF, spätestens seit Jugoslawien. Diesem
Killerkommando, nur weil es ab und zu bei einem Hochwasser hilft,
wenn nicht gerade irgendwo rumgeballert wird einen hübschan
öffentlichen Anstrich zu verpassen, ist genau das, was der
Verlogenheit und Lumpenhaftigkeit dieser Pseudonation die Krone
aufsetzt. Ich habe fertig.
Aus: "Guttenberg: Schluss mit der Schönfärberei" (30.06.2010)
Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/147920 (http://www.heise.de/tp/blogs/8/147920)
Quote[...] Die afghanische Armee sei kurz davor gewesen, eine Gruppe von Extremisten anzugreifen, als die Flugzeuge versehentlich die Soldaten bombardierten, sagte der Polizeikommandeur der Provinz SPIEGEL ONLINE.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kabul verurteilte den Vorfall. Es sei nicht das erste Mal, dass so etwas passiert, sagte Sahir Asimi. Nato-Sprecher Josef Blotz bedauerte die Todesopfer und machte "fehlende Koordination" für den Vorfall verantwortlich. Afghanische und internationale Truppen kündigten eine Untersuchung an.
Der Einsatz westlicher Streitkräfte war in der Vergangenheit wiederholt in die Kritik geraten, weil dabei Unbeteiligte getötet oder verletzt wurden. Im April starben sechs afghanische Soldaten, als sie von Bundeswehrsoldaten beschossen wurden.
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Shoib Najafizada/kgp/dpa/apn/AFP
Aus: "Kampf gegen die Taliban - Afghanische Soldaten sterben bei Nato-Luftangriff" (07.07.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,705102,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,705102,00.html)
Quote[...] Nach Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat sich nun auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) für eine Aussetzung der Wehrpflicht ausgesprochen. "Ich bin davon überzeugt, dass wir aus der Bundeswehr eine Freiwilligenarmee machen sollten", sagte Westerwelle dem Hamburger Abendblatt. Es sei nicht gerecht, wenn nur noch 16 Prozent eines Jahrgangs den Wehrdienst leisten, während andere in dieser Zeit ihre beruflichen Chancen verbesserten, argumentiert Westerwelle. Um die Notwendigkeit zum Sparen oder eine effizientere Armee gehe es ihm bei der Frage nicht.
Im Verteidigungsministerium wird zurzeit aus Sparzwängen über die Aussetzung der Wehrpflicht nachgedacht. Verteidigungsminister Guttenberg lässt derzeit verschiedene Modelle für den Wehrdienst durchrechnen.
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Aus: "Abmarsch für Wehrpflichtige" VON KARIN SCHÄDLER (14.07.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/abmarsch-fuer-wehrpflichtige/ (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/abmarsch-fuer-wehrpflichtige/)
Quote[...] Seit fast neun Jahren kämpfen internationale Soldaten des Nato-Bündnisses in Afghanistan Seite an Seite mit afghanischen Warlords und korrupten Eliten. In der Bilanz dieses Krieges werden die Opfer der westlichen Soldaten akribisch gezählt, es sind mittlerweile 1937 tote Soldaten, davon 43 Bundeswehrsoldaten. Dem stehen seit 2001 geschätzte 10.172 bis 12.969 tote Zivilisten und Aufständische gegenüber.
Die Zahl der Selbstmordattentate auf Einrichtungen des Militärs, aber auch auf Hilfsorganisationen, steigt an, von sieben Selbstmordattentaten zwischen 2001 und 2005 auf 148 allein im Jahr 2009. Aber nicht nur die Zahl der Toten, auch die Zahl der Soldaten mit posttraumatischen Belastungsstörungen nimmt rasant zu, was auf die zunehmend hohe Intensität der Kampfhandlungen zurückzuführen ist.
Den Überblick über die traumatisierenden Folgen militärischer Kampfeinsätze zu behalten, ist auch für die Bundeswehr nicht leicht. Kursieren in verschiedenen Statisitiken und Informationen der Bundeswehr doch sehr unterschiedliche Zahlen. So wurden in den Bundeswehrkrankenhäusern Koblenz, Hamburg, Berlin und Ulm in den letzten 10 Jahren circa 1600 Soldaten und Soldatinnen mit postraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) behandelt.
Der ehemalige Wehrbeauftragter Robbe erklärte im letzten Jahr anlässlich einer Bundestagsdebatte, dass sich die PTBS-Fälle im Jahr 2009 gegenüber 2008 fast verdoppelt hätten (2008: 245; 2009: 466; davon 90 Prozent aufgrund der Isaf-Einsätze). Die Bundeswehr ging bisher nach ihren eigenen Untersuchungen davon aus, dass ein Prozent der Soldaten traumatisiert sei. Experten nehmen jedoch an, dass die Dunkelziffer viel höher liegt. Sybille Dunker, Psychologin im Dienst der Bundeswehr, die selbst zwei Auslandseinsätze begleitet hat, wertete in ihrer Dissertation den Kölner Risikoindex (KRI-Bw) aus, ein Screening-Instrument zur Entscheidungshilfe für weitere Nachsorgemaßnahmen. Ihr Untersuchungsergebnis weist auf 1,9 bis 7,5 Prozent mögliche PTBS-Erkrankungen bei den Rückkehrern von Auslandseinsätzen hin.
Geht man wie der Militärpsychiater Oberstabsarzt Dr. Karl Heinz Biesold von einer Zahl von 20.000 deutschen Soldaten aus, die sich pro Jahr im "Einsatz" befinden, so würde die reale Zahl von traumatisierten Soldaten pro Jahr zwischen zwischen 380 und 1500 liegen. Schon jetzt beklagt die Bundeswehr, dass nicht genügend Personal für die Behandlung der Soldaten zur Verfügung stehe. Von 38 Psychiaterstellen sind nur 22 besetzt.
Im Zentrum eines jeden Kriegs steht Töten und Sterben. Angehörige einer regulären Armee, einer Miliz oder Widerstandskämpfer stehen sich in einem unerbittlichen gegenseitigen Machtkampf auf Leben und Tod gegenüber. Sie sind Teil dieses Kriegs-Systems, aus dem es kein Entrinnen gibt – auch nicht für die zivile afghanische Bevölkerung, die kollektiv in Geiselhaft genommen wird.
Ohne dass sich heimkehrende traumatisierte Soldaten mit der eigenen Identität und ihrer Rolle als Täter auseinandersetzen, ist eine Heilung schwierig. Überlebensschuld und Schuldgefühle gegenüber den toten Kameraden und der betroffenen Zivilbevölkerung gehören zum System Krieg, werden in unserer gesellschaftlichen Kultur aber systematisch abgespalten. Soldaten sind Täter und Opfer zugleich. Ein Entrinnen aus diesem System gelingt nur über den Weg zum Frieden. Ein Weg, den die kriegsmüde Bevölkerung in Afghanistan ebenso wie unsere deutsche Bevölkerung seit langem ersehnt. Die Bürger und Bürgerinnen in Deutschland lehnen den Krieg in Afghanistan seit vielen Jahren mit einer Zweidrittel-Mehrheit ab. Sie wollen einen schnellen Rückzug der deutschen Soldaten.
Als Teil der deutschen Friedensbewegung fordert die IPPNW die deutsche Bundeskanzlerin und die Nato-Verbündeten zu einem radikalen Politikwechsel auf. Deutsche Friedensforschungsinstitute haben erst kürzlich erklärt, der Krieg in Afghanistan sei militärisch nicht zu gewinnen. Die Ankündigung eines sofortigen Waffenstillstandes, für den sich die afghanische Friedens-Dschirga und die IPPNW einsetzen, ist daher Voraussetzung für Friedensverhandlungen.
Auch die neue "Dorfschützer-Strategie" des US-amerikanischen General Petraeus, der örtliche Milizen im Kampf gegen die Taliban aufrüsten will, ist aus unserer Sicht zum Scheitern verurteilt. Sie wurde bereits in verschiedenen Ländern zur Aufstandsbekämpfung eingesetzt und zerstört auf blutige Weise halbwegs befriedete und gewachsene Dorfstrukturen. In vielen Ländern führte diese Strategie zur Binnenflucht der Dorfbevölkerung und zur fortschreitenden Entwurzelung. Dies war auch in Afghanistan der Fall, als die Sowjetarmee in den letzten Kriegsjahren Dorfmilizen aufstellte. Oder beim Krieg der türkischen Armee gegen die PKK, der zur gewaltsamen Entleerung von über 3000 Dörfern und massiven Vertreibungen führte.
Für einen Krieg an der Seite von Warlords und Drogenbossen ist in der deutschen Gesellschaft kein Rückhalt zu gewinnen. Das gilt sowohl für die Politiker, die diesen Krieg weiterhin aktiv betreiben als auch für die Soldaten, die diesen Krieg ausführen müssen. "Im Dienst einer von der Bevölkerungsmehrheit abgelehnten Sache zu kämpfen, bedeutet allemal eine erhöhte psychosomatische Belastung", erklärt der deutsche Psychoanalytiker und IPPNW-Ehrenvorstandsmitglied Prof. Dr. Horst-Eberhard Richter. Deswegen sind Ärzte und Psychotherapeuten der ärztlichen Friedensbewegung verpflichtet, vor der Fortsetzung des Krieges in Afghanistan mit aller Entschiedenheit zu warnen.
Aus: "Im Dienste eines sinnlosen Krieges" Angelika Claußen (19.07.2010)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/doku_und_debatte/2856436_Gastbeitrag-Im-Dienste-eines-sinnlosen-Krieges.html (http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/doku_und_debatte/2856436_Gastbeitrag-Im-Dienste-eines-sinnlosen-Krieges.html)
Dr. Angelika Claußen
Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
Dr. med. Angelika Claußen ist niedergelassene Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Seit 1986 ist sie Mitglied in der Ärztevereinigung und seit 2005 Vorsitzende der deutschen IPPNW-Sektion.
http://www.ippnw.de/?id=455 (http://www.ippnw.de/?id=455)
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Quote[...] Andreas Schwarzkopf: Wie gehen Sie mit dem politischen Gegenwind um - etwa mit Gesetzen der Karsai-Regierung, die ihrer Aufgabe behindern?
Monika Hauser: Leider sind viele afghanische Männer auch ohne den Einfluss der Taliban menschenrechts- und frauenfeindlich. So gibt es viele bei der Polizei, in der Justiz oder in der Politik, die denken, es sei ein Verbrechen, wenn ein elfjähriges Mädchen von zu Hause und damit meist vor einer Zwangsheirat davonläuft. Leider kennen nur wenige Polizisten und Justizangestellte die in der Verfassung verbrieften Bürger- und Menschenrechte. Vor allem haben wir nicht die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, die ja 2002 auch für die Sache der Frauen angetreten ist. Internationale Politik instrumentalisiert leider häufig Frauenrechte für ihre Interessen. Ist es nicht mehr in ihrem Sinne, geraten sie schnell wieder in Vergessenheit. Hätten sie uns in den vergangenen Jahren stärker unterstützt, wären wir heute in einer anderen Situation.
...
Andreas Schwarzkopf: Können Sie ihre Ziele bei den Widerständen überhaupt erreichen?
Monika Hauser: Als Feministinnen sind wir es gewohnt gegen Vieles zu kämpfen. Das tun wir bei Medica Mondiale seit 18 Jahren. In dieser Zeit mussten wir eine hohe Frustrationstoleranz entwickeln. Das ist aber nichts ungewöhnliches, wenn es um Frauenrechte geht. So ähnlich denken viele Afghaninnen, die ihre eigenen Perspektiven entwickeln wollen und sich deshalb gegen Zwangsheirat und andere Menschenrechtsverletzungen stemmen. Um erfolgreich sein zu können brauchen sie, brauchen wir allerdings die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. Sie darf nicht nachlassen, sie muss wieder stärker werden.
...
Aus: "Afghanistan: "Vieles ist schlechter geworden"" (20.07.2010)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/2864518_Afghanistan-Vieles-ist-schlechter-geworden.html (http://www.fr-online.de/top_news/2864518_Afghanistan-Vieles-ist-schlechter-geworden.html)
http://de.wikipedia.org/wiki/Medica_mondiale (http://de.wikipedia.org/wiki/Medica_mondiale)
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Quote[...] Zwischen Januar und Juni dieses Jahres seien am Hindukusch insgesamt 1074 Unbeteiligte getötet und mehr als 1500 weitere verletzt worden, heißt es in einem am Montag in Kabul veröffentlichten Bericht der Organisation »Afghanistan Rights Monitor« (ARM).
[...] Dem Bericht zufolge fielen 661 Zivilisten und damit mehr als 60 Prozent der Opfer Anschlägen und Angriffen der Taliban zum Opfer. 210 Menschen seien von den ausländischen Truppen getötet worden. Die übrigen Toten gingen auf das Konto afghanischer Sicherheitskräfte. ARM stützt sich bei seinen Angaben nach eigener Aussage auf Interviews mit betroffenen Familien und Behörden.
Die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) hatte im Januar eine eigene Studie zu Opfern in dem Konflikt veröffentlicht. Demnach waren im Jahr 2009 insgesamt 2412 Zivilisten getötet worden.
...
Aus: ""Afghanistan: Zahl ziviler Opfer steigt" (13. Juli 2010)
Quelle: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/1000tote.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/1000tote.html)
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/kriegschronik/Welcome.html (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/kriegschronik/Welcome.html)
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Quote[...] Hamburg - Vor der Afghanistan-Konferenz in Kabul hat Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen eingeräumt, dass die internationale Gemeinschaft sich den Einsatz am Hindukusch einfacher vorgestellt hat. "Nach neun Jahren internationalen Engagements ist es auf schmerzvolle Weise deutlich geworden, dass der Preis, den wir zahlen müssen, viel höher ist als erwartet - insbesondere angesichts all der getöteten internationalen und afghanischen Soldaten", schrieb Rasmussen in einem Gastbeitrag für das "Hamburger Abendblatt". "Es kann nicht bestritten werden, dass die internationale Gemeinschaft anfangs das Ausmaß dieser Herausforderung unterschätzte."
[...] Am Wochenende hatte nach Informationen des SPIEGEL die Mutter eines in Afghanistan getöteten deutschen Soldaten verlangt, der Tod ihres Sohnes solle ein juristisches Nachspiel haben. Es ist die erste Anzeige einer Angehörigen eines gefallenen Soldaten, die dem Verteidigungsministerium bekannt wurde.
anr/dpa/Reuters/AFP/ddp
Aus: "Afghanistan - Rasmussen stimmt Nato auf Langfrist-Einsatz ein" (19.07.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,707184,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,707184,00.html)
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Quote[...] Gestern hat Fabian gefragt, ob sein Papa noch lange weg sein werde. Elfi Reinz schüttelt den Kopf, das hat sie in den vergangenen Tagen oft getan. Es ist ein ungläubiges Kopfschütteln, als wäre sie jedes Mal wieder überrascht, dass Matthias nicht mehr da ist. Von den anderen Einsätzen kennt Elfi Reinz das Alleinsein. Was sie nicht kennt, ist die Angst, die Wucht, mit der sie ihr in den Magen boxt, wenn sie zu ihrer Arbeit in einem Supermarkt fährt und im Autoradio hört, dass in Afghanistan ein Bundeswehrkonvoi angegriffen worden ist.
[...] Was Kinder und Jugendliche emotional aushalten müssen, wenn ein Elternteil in den Krieg zieht, damit haben sich Wissenschaftler in den USA beschäftigt. Das Ergebnis: Die Angst, die diese Kinder und Jugendlichen ertragen müssen, führt bei jedem dritten von ihnen zu psychischen Leiden oder Verhaltensstörungen. Hatten frühere Untersuchungen die Angst der Soldatenkinder noch mit der Verlustangst von Scheidungskindern gleichgestellt, so kommen Forscher nun zu dem Schluss, dass sie unvergleichlich ist. In den USA waren es im vergangenen Jahr fast zwei Millionen Soldatenkinder, die damit zurechtkommen mussten, dass ihr Vater oder ihre Mutter im bewaffneten Auslandseinsatz waren. In Deutschland waren es wohl ein paar Tausend, genaue Zahlen gibt es nicht. Zwei von ihnen sind Fabian und Florian Reinz.
...
Aus: "Afghanistan: "Schießt der Papa auch auf Menschen?"" Von Dagmar Rosenfeld (18.7.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/2010/29/Afghanistan-Soldaten (http://www.zeit.de/2010/29/Afghanistan-Soldaten)
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Quote[...] Solange man die Terroristen nicht an ihrer Brutstätte bekämpfe, so Spanta, werde man in Afghanistan keinen Erfolg haben. Dass man aber auch Gespräche mit den Extremisten werde führen müssen, um das Blutvergießen in Afghanistan zu stoppen, daran gebe es in der Regierung keinen Zweifel: "Wir möchten mit allen Elementen reden, die bereit sind, ein friedliches Leben anzufangen und die afghanische Verfassung zu akzeptieren. Da X oder Y auszuklammern, ist keine richtige Politik."
...
Aus: "Interview mit dem nationalen Sicherheitsberater Afghanistans: "Die Sicherheitslage ist schlimmer denn je"" (19.07.2010)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/spanta110.html (http://www.tagesschau.de/ausland/spanta110.html)
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Quote[...] Unser Ziel ist klar: sicherzustellen, dass Afghanistan nicht noch einmal ein sicherer Hafen für den Terror wird. Wir bauen Afghanistans Fähigkeiten auf, dem Terrorismus und dem Extremismus selbst widerstehen zu können. Wir ändern die politischen Bedingungen in den strategischen Kerngebieten Afghanistans; wir schützen die Bevölkerung; wir stärken die Kompetenz der gewählten Regierung; wir trainieren die afghanische Armee, damit Afghanistan fähig wird, sich um seine eigene Sicherheit zu kümmern. Wenn wir und unsere afghanischen Partner unsere Strategie beibehalten und ihr Zeit geben, wird sie Erfolg haben.
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Aus: "Afghanistan steht am Scheideweg" Von Anders Fogh Rasmussen (19. Juli 2010)
Quelle: http://www.abendblatt.de/hamburg/article1571841/Afghanistan-steht-am-Scheideweg.html (http://www.abendblatt.de/hamburg/article1571841/Afghanistan-steht-am-Scheideweg.html)
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Quote[...]KABUL: Radikal-islamische Taliban haben im Westen Afghanistans mindestens 20 Gesinnungsgenossen aus einem Gefängnis befreit. Die Aufständischen hätten in einer Haftanstalt in der Provinz Farah eine Bombe gezündet und damit den Gefangenen die Flucht ermöglicht, bestätigte der zuständige Polizeichef. In der afghanischen Hauptstadt Kabul wurden bei einem weiteren Bombenanschlag mindestens vier Menschen getötet. Der Anschlag wurde zwei Tage vor einer großen Konferenz verübt, bei der in Kabul Außenminister aus aller Welt über die Zukunft des Landes am Hindukusch beraten.
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Aus: "Taliban sprengen Häftlinge in Farah frei" (18.07.2010)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/function/0,,12356_cid_5813274,00.html (http://www.dw-world.de/dw/function/0,,12356_cid_5813274,00.html)
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Quote[...] Potsdam - Ihr Sohn fiel in Afghanistan. Nun verklagt Nils Bruns (35) Mutter die Bundeswehr. Sie will keine Rache für den Tod ihres einzigen Kindes, sondern eine "juristische Aufarbeitung der Geschehnisse". Der Vorwurf, den sie dem Militär und damit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg macht klingt bitter, wie ein Hilfeschrei: Ihr habt meinen Sohn "verrecken" lassen.
Es ist das erste Mal, dass ein Angehöriger Anzeige wegen eines Gefallenen im Afghanistan-Krieg stellt. Der Hauptfeldwebel hinterließ eine Frau und eine kleine Tochter (2) als ihn Karfreitag eine Taliban-Bombe zerfetzte. Er war das 38. deutsche Kriegsopfer am Hindukusch. In dem Gefecht starben auch zwei seiner Kameraden: Martin Kadir Augustyniak (28) und Robert Hartert (25) .
Nun fordert die Mutter des Fallschirmjägers, der dem Bataillon 373 in Seedorf (Niedersachsen) angehört hatte, eine juristische Aufarbeitung der Geschehnisse. Ihr Klage zielt auch auf den obersten Vorgesetzten Guttenberg und hohe Militärs. Die Mutter sei "nach reiflicher Überlegung und umfassenden Recherchen" davon überzeugt, dass der Tod ihres Sohnes hätte verhindert werden können, wenn nicht gar müssen, zitiert der "Spiegel" ihren Anwalt. Weiter heißt es im fünfseitigen Schreiben: Man habe die Einheit ihres Sohnes "unter bewusster Versagung militärischer Hilfe verrecken lassen".
...
Aus: "Soldaten-Mutter verklagt Guttenberg" Berliner Kurier (19.07.2010)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/politik/312471.html (http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/politik/312471.html)
http://wikileaks.org/wiki/Afghan_War_Diary,_2004-2010 (http://wikileaks.org/wiki/Afghan_War_Diary,_2004-2010)
http://wardiary.wikileaks.org/ (http://wardiary.wikileaks.org/)
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Quote[...] Der Spiegel hatte extra seinen Redaktionsschluss von Samstag auf Sonntagabend verlegt. Dann platze die «Bombe». In Zusammenarbeit mit dem Guardian und der New York Times wurden die «Afghanistan War Logs» veröffentlich, die der «Whistleblower-Plattform» Wikileaks zugespielt wurden. In den nächsten Wochen wird sehr viel zu lesen sein und noch mehr Politiker werden sich erklären müssen. Eines hat der Leak schon jetzt erreicht: die deutschen Medien sprechen unverblümt vom «Afghanistan-Krieg».
Die Folgen sind wohl kaum absehbar. Bis zum Redaktionsschluss hat das Weiße Haus gemauert, keine Stellungnahme abgegeben und Wikileaks verurteilt, weil Leben von Soldaten der USA und den Verbündeten gefährdet sein sollen. Wenn auch der Spiegel, der Guardian und die New York Times in den letzten Monaten wahrscheinlich an der «Geschichte des Jahrzehnts» gearbeitet haben, so ist die Veröffentlichung doch ein Armutszeugnis für den Journalismus.
Warum sind die Unterlagen Wikileaks zugespielt worden und eben nicht einer Zeitung? Vertrauen Whistleblower Journalisten nicht mehr? Hat es mit der ausufernden Überwachung zu tun, die seit 9/11 in allen westlichen Ländern initiiert wurde, in Europa denke man beispielsweise an die Vorratsdatenspeicherung?
...
Aus: "The Afghanistan War Logs — Biggest leak in intelligence history" Chris (26. Juli 2010)
Quelle: http://www.fixmbr.de/the-afghanistan-war-logs-biggest-leak-in-intelligence-history/ (http://www.fixmbr.de/the-afghanistan-war-logs-biggest-leak-in-intelligence-history/)
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Quote[...] Einige der Papiere seien so brisant, dass sie mit dem Vermerk versehen sind, sie den afghanischen Regierungsstellen vorzuenthalten. Es handele sich um kurz zusammengefasste Meldungen der Truppen aus dem laufenden Gefecht. Überwiegend berichten Feldwebel, auch mal ein Leutnant im Gefechtsstand oder rangniedere Analysten beim Geheimdienst.
...
Aus: "90 000 geheime Papiere des Pentagon enthüllt" (Montag, 26. Juli 2010 02:12)
Quelle: http://www.morgenpost.de/printarchiv/titelseite/article1357693/90-000-geheime-Papiere-des-Pentagon-enthuellt.html (http://www.morgenpost.de/printarchiv/titelseite/article1357693/90-000-geheime-Papiere-des-Pentagon-enthuellt.html)
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Quote[...] Hamburg - 91.731 Berichte aus Datenbanken des US-Militärs über den Afghanistan-Krieg - für jedermann zugänglich im Internet: Wohl noch nie zuvor war es möglich, die Wirklichkeit auf den Schlachtfeldern detailliert mit dem abzugleichen, was die Propagandamaschinerie der US-Armee darüber verlauten ließ. Die meist als "geheim" eingestuften Papiere über den Feldzug sollen auf der Plattform Wikileaks veröffentlicht werden.
Der Londoner "Guardian", die "New York Times" und der SPIEGEL haben das Material gründlich geprüft und mit unabhängigen Berichten verglichen. Alle drei Medien sind übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass die Dokumente authentisch sind und ein ungefiltertes Bild des Krieges bieten - aus Sicht der Soldaten, die ihn kämpfen.
Die Dokumente datieren zwischen dem 1. Januar 2004 und dem 31. Dezember 2009. Einige sind so brisant, dass sie mit dem Vermerk versehen sind, sie den afghanischen Regierungsstellen vorzuenthalten.
Es sind Meldungen der Truppen aus dem laufenden Gefecht, kurz zusammengefasst und unmittelbar weitergeleitet. Überwiegend berichten Feldwebel, auch mal ein Leutnant im Gefechtsstand oder rangniedere Analysten beim Militärgeheimdienst.
[...] Die Dokumente sind ein Fenster zum Krieg in Afghanistan. Wer sich künftig über ihn informieren will, wird ohne dieses Logbuch nicht mehr auskommen.
Das Weiße Haus hat bis zum Redaktionsschluss der SPIEGEL-Druckausgabe eine Stellungnahme verweigert, trotz wiederholter Anfragen. Am Samstagabend schickte es schließlich schriftliche Antworten auf ausgewählte inhaltliche Fragen - lehnte ein Interview jedoch weiterhin ab.
Barack Obamas Nationaler Sicherheitsberater James Jones kritisierte die Veröffentlichungen scharf. Diese könnten die Leben von Amerikanern und ihren Verbündeten gefährden und die nationale Sicherheit bedrohen. Wikileaks habe keinen Versuch unternommen, die US-Regierung über die Papiere zu informieren. Man habe von Medien erfahren, "dass die Dokumente ins Internet gestellt werden".
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Aus: "Enthüllung brisanter Kriegsdokumente: Die Afghanistan-Protokolle" (25.07.2010)
Von Matthias Gebauer, John Goetz, Hans Hoyng, Susanne Koelbl, Marcel Rosenbach und Gregor Peter Schmitz
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,708311,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,708311,00.html)
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Quote[...] Der Gründer der auf Enthüllungsgeschichten spezialisierten Internetseite WikiLeaks, Julian Assange, hat die Veröffentlichung zehntausender teils geheimer US-Dokumente zum Afghanistan-Krieg verteidigt.
Er sagte: "Das Material wirft ein Schlaglicht auf die alltägliche Brutalität und das Elend des Krieges. Es wird die öffentliche Meinung verändern und auch die von Menschen mit politischem und diplomatischem Einfluss." In der Fülle stelle das Material alles in den Schatten, was über den Krieg in Afghanistan gesagt worden sei. "Diese Daten sind die umfassendste Beschreibung eines Krieges, die es jemals während eines laufenden bewaffneten Konflikts gegeben hat." Guter Journalismus sei "von Natur aus" kontrovers, sagte Assange und müsse den Missbrauch der Mächtigen aufdecken. Zugleich begrüßte er die Debatte, die die Veröffentlichung der Dokumente auslöste.
Assange stellte klar, dass das gesamte Material vor der Veröffentlichung daraufhin überprüft worden sei, ob durch Details tatsächlich Soldaten im Afghanistan-Einsatz oder deren Verbündete in Gefahr geraten könnten.
Den Dokumenten nach sei die Lage der deutschen Soldaten im Norden des Landes bedrohlich. Die Zahl der Kampfhandlungen habe ebenso drastisch zugenommen wie die Zahl der Anschläge. Für den Norden Afghanistans gibt es demnach zahlreiche sogenannte Threat Reports, Bedrohungsszenarien und konkrete Warnungen vor bevorstehenden Anschlägen.
Auch der Einsatz von Spezialeinheiten der US-Streitkräfte helfe nur bedingt. Rund 300 Soldaten der Task Force 373 seien abgeschirmt auch im deutschen Lager Masar-i-Scharif untergebracht. Aus den Unterlagen lasse sich auch schließen, dass deutsche Truppen unvorbereitet in den Krieg gezogen seien.
In den Dokumenten werde auch deutlich, dass der pakistanische Geheimdienst heimlich die Taliban in Afghanistan unterstütze. Der New York Times zufolge arbeitet Pakistan aktiv mit afghanischen Aufständischen zusammen. Abgesandte des pakistanischen Geheimdienstes sind dem Bericht zufolge dabei, wenn sich Aufständische zum Kriegsrat treffen und sollen auch präzise Mordbefehle erteilen, etwa gegen den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai.
Der pakistanische Botschafter in den USA, Husain Haqqani, sagte, die Veröffentlichung von Berichten aus dem Kampfgebiet sei unverantwortlich. Die Unterlagen gäben nicht mehr wieder als Kommentare und Gerüchte einzelner Quellen und hätten sich in der Vergangenheit oft als falsch erwiesen.
Die US-Regierung räumte allerdings ein, dass ihr die Verbindungen des pakistanischen Geheimdienstes zu Aufständischen seit geraumer Zeit Sorgen bereiten. Das Weiße Haus veröffentlichte als Beleg dafür mehrere Dokumente, unter anderem ein Schreiben von Verteidigungsminister Robert Gates vom 31. März 2009. Diese Kontakte seien eine "echte Sorge" für die USA. Dies sei Pakistan auch direkt mitgeteilt worden, heißt es.
Bereits im April hatte ein armeeinternes Video, das auf Wikileaks veröffentlicht worden war, weltweit für Bestürzung gesorgt. Das Video zeigt den tödlichen Beschuss irakischer Zivilisten durch einen amerikanischen Kampfhubschrauber. Anfang Juni wurde ein Soldat festgenommen, der das Video an Wikileaks weitergereicht haben soll.
QuoteKaisersKleider, 26.07.2010 um 8:51 Uhr
"... und die nationale Sicherheit bedroht wird."
Das ist offenbar die Standardlüge, mit deren Hilfe die Veröffentlichung peinlicher bis schrecklicher Details in der besten aller "Demokratien" verhindert werden soll.
Quote* 26.07.2010 um 8:54 Uhr
* YSchumbitrus
6. Danke an Wikileaks!
In den vergangenen 10-15 Jahren hat es eine unangenehme Gleichschaltung der Medien gegeben, indem unabhängige Quellen der Medien ausgetrocknet und verfolgt wurden. Wikileaks ist genau die richtige Institution, um Whistleblowern einen Schutz vor Enttarnung und uns wieder mehr Chancen gibt, zu erfahren, was in der Welt tatsächlich vorgeht. Wer sich z.B. in Deutschland nur über das Fernsehen informiert, wird auch bei ARD und (gerade) ZDF viele wissenswerte Informationen nicht mehr finden und zunehmend mit wertlosem Informationsmüll aus Klatsch und Tratsch zugeworfen.
Wikileaks ist genau die Plattform, die wir brauchen, um die Realität und Wirklichkeit erfahren zu können.
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Y.S.
QuoteWiKa, 26.07.2010 um 10:01 Uhr
90.000 Gründe Afghanistan zu verlassen ...
Ob Obama den Friedensnobelpreis auch bekommen hätte wenn diese Dokumente zeitiger aufgetaucht wären? Naja, aber so kann er sich ja parallel noch für den Kriegsnobelpreis verdingen.
Um zynisch zu bleiben, sollten wir natürlich sofort unsere Leute beruhigen, dass die Bundeswehr dort nur zu humanitären Zwecken tötet und deshalb von einem Kriegseinsatz weit entfernt ist. Aber sicherlich muss man nicht nur nach Amerika schielen. Offenbar funktioniert die Politik der Geheimhaltung und des Kleinredens auch hier in Deutschland. Da sind doch noch einige Fragen an unseren Kriegsminister zu richten. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass solche Erkenntnisse nicht auch bis dorthin durchgedrungen sind.
Vielleicht kommt ja durch diesen Vorgang die Erleuchtung, dass unser Engagement in Afghanistan zu keinerlei Mehrwert für die unsrige und dortige Gesellschaft führt. Der Geruch dessen nimmt zu, dass nur noch aus Prestigegründen durchgehalten werden muss. Und wieviel Menschenleben ist eine solche Politik wert? Und wer es noch etwas überzogener mag, der kann sich ja auch mal die bitterböse und gar nicht mehr geheime Studie zur modernen Kriegsführung antun (Vorsicht, ist nichts für Nervenschwache und Träumer).
Wären das nicht 90.000 Grüne mehr dort einen Schnitt zu machen und abzuziehen? Zu gewinnen ist dort nichts und außer Hass und weitere Feindschaft wird dort auch niemand was neben den Drogen ernten.
Aus: "Afghanistankrieg: Wikileaks enthüllt knapp 92.000 geheime Kriegsdokumente" (26.7.2010, dpa, AFP, Reuters)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-07/geheime-kriegsdokumente (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-07/geheime-kriegsdokumente)
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Quote[...] Über das Internetprojekt Wikileaks werden brisante Dokumente aus anonymer Quelle öffentlich zugänglich gemacht. Dass der Name an Wikipedia erinnert, ist gewollt. Zum einen ähnelt der Internetauftritt optisch der Online-Enzyklopädie; zum anderen kann wie bei dem großen Mitmach-Lexikon jeder etwas veröffentlichen. Bei Wikileaks geht es speziell um geheime Dokumente - das englische Wort "leak" bedeutet: undichte Stelle. Wikileaks versteht sich als Informantennetzwerk. Die Idee dahinter: Kritische Journalisten und Blogger sollen die geheimen Informationen aufgreifen.
Hinter dem Projekt steckt eine Non-Profit-Organisation namens The Sunshine Press, über die allerdings auch nicht viel bekannt ist. Im sozialen Netzwerk Facebook heißt es, die Organisation sei unter anderem von Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und Anwälten ins Leben gerufen worden.
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Quote26.07.2010, agtrier schreibt
Dank an Wikileaks!
Danke, Wikileaks! Ohne jemanden, der sich die Mühe macht (und auch der Gefahr aussetzt!) und geheime Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich macht, könnten unsere Politiker völlig tun und lassen was sie wollen.
QuoteFrankenseckel schreibt
Krieg und Frieden?
Die Politik kann sich doch keinen Frieden leisten, da überall die Wirtschaft angekurbelt werden muß um dem Plebs( Arbeitervolk) Beschäfting zu verpassen, damit es stillhält. Ausserdem ist die Erde übervölkert?
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26.07.2010
QuotePengolodh schreibt Die übliche Heuchelei!
Nein, nicht diese Informationen gefährden das Leben von Amerikanern und ihrer Verbündeten, dieser Krieg tut es. Der gefährdet natürlich auch das Leben afghanischer Zivilisten, aber das ist wohl zu unwichtig, um in diesem Kommentar der amerikanischen Regierung überhaupt erwähnt zu werden.
Interessant auch wieder die Doppelzüngigkeit: bei der Bespitzelung der Bevölkerung gilt "wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten", aber die Aufdeckung der schmutzigen Geheimnisse der Politik gefährdet natürlich gleich die nationale Sicherheit.
Begreift es endlich: wann immer sowas von "Sicherheit" faselt, geht es immer um die Sicherheit der Herrschenden.
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26.07.2010
Quotettoo70 schreibt
Der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama, James Jones, auf gut Orwell'sch :
"Die USA verurteilen aufs Schärfste die Veröffentlichung von Geheiminformationen durch Einzelne oder Organisationen, durch die das Leben von Amerikanern und deren Verbündeten gefährdet und die nationale Sicherheit bedroht wird."
Also : nicht das hinterlistig-volksverdummend aufgebaute Lügengebäude um den Afghanistan-Krieg "gefährdet die nationale Sicherheit" , sondern die durch seine Ritzen und Spalten dringende Wahrheit .
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26.07.2010
QuoteMagNix schreibt @Kuckuck:
"Derartige "Enthüllungen" werden zusätzliche Todesopfer unter den Alliierten kosten!
...und da hört der Spass auf! "
Aber solange es noch hauptsächlich Afghanen "erwischt" hatte in dem Krieg, da war es noch ein Spaß, oder wie soll man Ihre Aussage verstehen?
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26.07.2010
QuoteAxolotl79 schreibt
Sie irren!!!
"Dabei wird jetzt es sicher nicht bleiben können! Derartige "Enthüllungen" werden zusätzliche Todesopfer unter den Alliierten kosten!
...und da hört der Spass auf!"
Irrtum, derartige Enthuellungen bringen endlich etwas mehr Licht in diese elende Tragoedie! Es ist hoechste Zeit, dass das Volk endlich mehr ueber die Situation in Afghanistan erfaehrt, ungefiltert, wie mans es ansonsten nur zu lesen und sehen bekommt.
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26.07.2010
QuoteHermann2009 schreibt "Nichts ist gut in Afghanistan!"
Es wird kommen wie es kommen muss!
Das Deutsche Volk wurde seit Jahren von der eigenen Poltikerkaste belogen und wußte doch intuitiv, dass Deutschland in einen geleugneten, verbrecherischen Krieg geführt worden ist, um die Vasallenhörigkeit gegenüber der kriegerischen USA unter Beweis zu stellen und das natürlich ohne Sinn und Verstand.
Seit Jahren sind 2 von 3 Deutschen für den sofortigen Abzug aus diesem Land der Drogen und des Islams, aber die Oberbefehlshaberin, Kanzlerin Merkel ignoriert die Entwicklung, die Verantwortung in Afghanistan und die Deutsche Verfassung konsequent.
Jetzt fallen bereits 100 NATO- und US-Soldaten pro Monat in Afghanistan und es wird alles nur schlimmer nach 9 Jahren Krieg.
Unsere Karrieristen wie Merkel, Westerwelle und Konsorten machen aber gnadenlos weiter.
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26.07.2010
Quoteaudio001 schreibt
Beschönigen, verschleiern, vertuschen;- der Umgang deutscher Politik(er) mit dem Thema Afghanistan..
Für diese Erkenntnis, bedurfte es nicht geheimer US-Akten!- Wer sehen wollte der konnte sehen!
Aber offensichtlich hat, in den letzten Jahren, ein Teil unserer Abgeordneten darauf verzichtet richtig hinzuschauen!?- Und die, die die ungeschminkte Transparenz und kritischen Umgang eingefordert haben, wurden dafür auch noch kritisiert...
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26.07.2010
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Aus: "Enthüllung von Wikileaks Pakistan fördert Taliban" (26.07.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/enthuellung-von-wikileaks-geheime-afghanistan-protokolle-offengelegt-1.979452-2 (http://www.sueddeutsche.de/politik/enthuellung-von-wikileaks-geheime-afghanistan-protokolle-offengelegt-1.979452-2)
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Quote[...] Bei einem Raketenangriff im Süden Afghanistans sind nach offiziellen Angaben 40 bis 45 Zivilisten getötet worden. Ein Sprecher des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai bestätigte damit am Montag in Kabul einen Bericht des britischen Rundfunksenders BBC, der von fast 40 Toten berichtet hatte. Karsai hatte zuvor angekündigt, der Nationale Sicherheitsrat solle den Vorfall untersuchen, bei dem am Freitag ein Dorf in der südafghanischen Unruheprovinz Helmand getroffen wurde. In der Gegend kämpfen Soldaten der internationalen Nato-Truppe Isaf gegen radikalislamische Taliban.
Die Untersuchung solle nun klären, ob die Isaf für den Abschuss der Rakete verantwortlich sei, sagte der Karsai-Sprecher. Demnach schlug das Geschoss in einem Haus ein, in dem bis zu 45 Menschen Zuflucht gesucht hatten. Zuvor hatte die afghanische Regierung mitgeteilt, durch die Rakete seien auch Frauen und Kinder getötet worden.
Ein Isaf-Sprecher gab an, die Nato-Truppen seien "mehrere Kilometer" von dem angegriffenen Dorf entfernt in Kämpfe mit Aufständischen verwickelt gewesen. Eine Untersuchung nach den Berichten über zahlreiche Opfer habe jedoch ergeben, dass es keine Hinweise auf getötete Zivilisten gebe.
In Afghanistan kommen bei Kämpfen von afghanischen und internationalen Truppen mit Aufständischen immer wieder Zivilisten ums Leben. In Deutschland hatte zuletzt der von der Bundeswehr angeordnete Luftangriff nach der Entführung zweier Tanklastzüge am 4. September 2009 für heftige Diskussionen gesorgt. Bei dem Angriff waren bis zu 142 Menschen getötet worden, darunter auch Unbeteiligte.
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mad/AFP
Aus: "Afghanistan: 45 Zivilisten sterben bei Raketenangriff " (26. Juli 2010)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/afghanistan-45-zivilisten-sterben-bei-raketenangriff-1587115.html (http://www.stern.de/politik/ausland/afghanistan-45-zivilisten-sterben-bei-raketenangriff-1587115.html)
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Quote[...] Die Empörung im Weissen Haus ist gross. Die Veröffentlichung von rund 92'000 geheimen Dokumenten auf der Website Wikileaks lässt die offizielle Darstellung des Afghanistan-Konflikts durch die alliierten Behörden alt aussehen. Aus der Fülle von Rapporten, Notizen, Logbüchern und so weiter lassen sich brisante Informationen fischen.
Etwa jene über die Task Force 373: Diese Elitetruppe untersteht direkt dem Pentagon, agiert unabhängig von den Isaf-Truppen und macht Jagd auf die obersten Taliban-Vertreter. Eine geheime Liste enthält über 2000 Namen von möglichen Taliban-Anhängern, die entweder getötet oder ohne Prozess eingekerkert werden sollen. Dass es dabei zu schwerwiegenden Pannen kommen kann, liegt auf der Hand. Doch diese wurden bisher vertuscht. Etwa die Verfolgung des Taliban-Führers Abu Laith al-Libi, die zur Bombardierung einer Schule führte, bei der sechs Kinder den Tod fanden. Al-Libi selbst kam mehrere Monate später durch einen Raketenbeschuss in Pakistan ums Leben.
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Der Tod unbeteiligter Zivilisten schädigt dem Image der Alliierten sehr. Daher wurde bisher mit grosser Zurückhaltung darüber berichtet. Nun werden durch das Afghan War Logbuch Fälle bekannt, die ein schlechtes Licht auf die Verursacher werfen. Etwa der Fall eines Gehörlosen, der in einem abgelegenen Dorf aus Panik vor einer anrückenden paramilitärischen Einheit der CIA flüchten wollte und dabei niedergeschossen wurde. Oder der Fall eines Mannes, der in einem Auto von einem überholenden spanischen Konvoi aus erschossen wurde.
Die Dokumente belegen auch sogenannte «Friendly Fire»-Zwischenfälle. Als die britischen Truppen im Jahr 2006 nach Afghanistan kamen, sahen sie sich, kaum angekommen, einem Angriff ausgesetzt. Bei den Gefechten kam ein afghanischer Polizist ums Leben, 12 weitere wurden verletzt. Schliesslich stellte sich heraus, dass beide Parteien die andere Seite für Taliban gehalten hatten.
[...] Assange macht keinen Hehl daraus, dass er die gegenwärtige Afghanistan-Mission ablehnt. Es gehe hier um Krieg, sagte er in London, die Dokumente bildeten eine Chronik des Krieges seit 2004. Es gehe hier um die fortgesetzte Tötung von Kindern, von Soldaten, aber auch von den Bewohnern des Landes.
Rechtfertigungen
Assange ging auch auf die Frage ein, ob die Fakten überprüft geworden seien. «Die Dokumente sind echt», erklärte er. Was nicht heisse, dass die Informationen darin immer den Tatsachen entsprächen. Immer wieder sei festzustellen, dass in den Berichten eine beschönigende Sprache verwendet werde. Auch werde versucht, Übergriffe auf Zivilpersonen herunterzuspielen, indem betont wird, dass diese sich verdächtig verhalten hätten.
Bekanntes Beispiel dafür sind die Berichte über den Zwischenfall in Kunduz, in den deutsche Truppen verwickelt waren und der bereits zu einem früheren Zeitpunkt öffentlich bekannt wurde.
[...] Wikileaks hoffe mit seiner Aktion, eine Umdenken in der Afghanistan-Politik herbeizuführen, sagt Assange. «Dieser Krieg sollte zu Ende gehen. Der kriegsbedingte Missbrauch sollte aufhören.» Die Resonanz auf das Afghan War Logbuch ist enorm. Die Internet-Gemeinde hat das Thema in Blogs und Kommentaren aufgegriffen, bevor die Zeitungen am Kiosk waren. Dies ist genau im Sinn von Wikileaks: Das Umdenken soll an der Basis beginnen.
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Aus: "«Es geht hier um Krieg» - Wie Wikileaks gegen den Afghanistan-Konflikt kämpft" Isabelle Imhof (26. Juli 2010)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/international/afghan_war_logbuch_wikileaks_afghanistan_1.6899583.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/international/afghan_war_logbuch_wikileaks_afghanistan_1.6899583.html)
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Quote[...] "Die Berliner Stellen schweigen über viele Vorkommnisse, die nicht unmittelbar deutsche Soldaten, wohl aber die Region betreffen, in der sie stationiert sind. Sie sind aber besonders aussagekräftig für die wahre Lage", heißt es in dem Magazin. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle kündigte unterdessen beim Rat seiner EU-Ressortkollegen in Brüssel an, die jüngsten Veröffentlichungen von US-Geheimakten zum Afghanistan-Einsatz von WikiLeaks genau prüfen zu lassen. Er sehe sich in seiner Haltung bestärkt, dass die Lage in Afghanistan außerordentlich ernst sei. Er habe auch immer davor gewarnt, dass mit Rückschlägen gerechnet werden müsse.
Der britische Außenminister William Hague spielte dagegen den Bericht herunter. Er hoffe aber, dass solche Veröffentlichungen nicht die Atmosphäre vergifteten.
[...] Die US-Regierung wird nach Informationen der Nachrichtenagentur AP in den nächsten Tagen die veröffentlichten Dokumente auswerten. Dabei soll herausgefunden werden, ob möglicherweise Gefahren für die nationale Sicherheit bestehen könnten. Nach AP-Informationen ist sich die US-Regierung nicht sicher, woher die Dokumente stammen.
(APA)
Aus: "US-Militärakten enthüllen Geheimoperationen in Afghanistan" (26. Juli 2010)
Quelle: http://derstandard.at/1277338954403/US-Militaerakten-enthuellen-Geheimoperationen-in-Afghanistan (http://derstandard.at/1277338954403/US-Militaerakten-enthuellen-Geheimoperationen-in-Afghanistan)
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Quote[...]
Quote26.07.2010,
13:09 Uhr
* (23)
* (2)
Meine Meinung sagt:
Irgendwie verrückte Welt:
Die Medien, deren eigentliche und ALLEINIGE Aufgabe es ist, die Wahrheit zu berichten, hechelt seit mindestens 1 Jahr nur noch den politischen Blog (oder wikileaks) hinterher.
Und das auch nur dann, wenn der ganze Mist derart zu stinken anfängt, so das sich die Sache nun schon längst überholt ist!!!
Man muß sich immer wieder wundern, das der Mainstream, dessen einzige Einnahmequelle Informationen ist, SO WENIG INTERESSE AN ECHTEN INFORMATIONEN HAT?????
Quote26.07.2010,
13:09 Uhr
* (21)
* (1)
Heiner sagt:
Wenn wir das alles wissen, warum holt dann niemand unsere Bundeswehr aus diesem Land?
Quote26.07.2010,
13:15 Uhr
* (17)
* (3)
MP sagt:
Die negativen Meldungen in den Medien über den Krieg in Afghanistan nehmen zu, der Abzug der fremden Truppen ist damit absehbar.
So war es beim Vietnamkrieg, so wird es auch diesmal sein.
Und wieder werden die Hurrapatrioten viel Zeit zum Nachdenken haben.
Nun ja, genau genommen so lange, bis sie der nächsten Propaganda - Show auf den Leim gehen.
Quote26.07.2010,
13:39 Uhr
* (13)
* (1)
niene sagt:
Was für ein Krieg??? Laut Politik bauen unsere Soldaten Schulen. Oder???
Quote26.07.2010,
13:43 Uhr
* (8)
* (0)
Fakten sagt:
...
Krieg ist nun mal keine "saubere Sache" wie man dem Volk immer glauben machen will. Es ist immer noch das gleiche Blutvergießen wie in den Jahrtausenden zuvor.
Quote26.07.2010,
13:45 Uhr
* (18)
* (0)
Soldat aus Überzeugung sagt:
Dieser Einsatz ist von Grund auf widersinnig.
...
Der einzige Rufer in der Wüste, und das halte ich ihm sehr zugute, der das von vorneherein kapiert hatte, ist Herr Scholl-Latour. Aber der hat ja auch schon genug Kriege mitgemacht, um zu wissen, von was er redet, und hat nicht nur mit Panzern im Sand gespielt...
Quote26.07.2010,
13:58 Uhr
* (10)
* (0)
Roland sagt:
Vielleicht hätten sie einfach nur mal die Russen fragen müssen!?
Quote26.07.2010,
14:07 Uhr
* (10)
* (9)
Opferanwalt sagt:
Karsai ist eine von den USA installierte Marionette.
Keine 24h nach Abzug der Truppen haben die Taliban wieder die Macht und Karsai sitzt im Flieger ins Exil (USA).
...
Quote26.07.2010,
14:08 Uhr
* (4)
* (9)
homunkulus sagt:
@ Damals wars
Es ist richtig, dass die USA seinerzeit Stinger an die Taliban geliefert haben, die im Kampf gegen die Russen aber noch als wackere Mujiahedin unterstützt und gefeiert worden sind.
Die Bestände an diesen Luftabwehrraketen dürften inzwischen erschöpft bzw. unbrauchbar sein, da die Batterien nur eine gewisse Lebensdauer haben - ausserdem wurde noch vorhandene Stinger über geheimdienstliche Kanäle für große Dollarsummen wieder zurückgekauft. Heute verwenden die Taliban hauptsächlich russische Strela-2 oder 3 (NATO Bezeichnung "Grail" bzw. "Gremlin"), die über ebenso undurchsichtige Kanäle ins Land kommen.
Quote26.07.2010,
14:13 Uhr
* (7)
* (16)
Freiheit die ich meine ... sagt:
Wie schön, das das Internet doch noch ein wenig freie Meinung zu läßt und es den Menschen ermöglicht sich selbst ein Bild zu machen. - Wikileaks verdient einen Orden! - Hoffentlich kommen auch mal ein paar deutsche Dokumente über die Manipulationen der öffentlichen Meinung raus ... Oder die Veröffentlichung einer Steuersünder CD, damit jeder nachlesen kann wieviel Millionen sein Nachbar in der Schweiz hat.
Quote26.07.2010,
14:30 Uhr
* (2)
* (8)
Uwe S sagt:
Und es stimmt doch, was höchstrichterlich (BVG) festgestellt wurde: Soldaten sind potenzielle Mörder! Es ist auch nichts Neues, was hier öffentlich gemacht wird. Dass der Westen hier vehement seine wirtschaftlichen Interessen unter Zuhilfenahme eines korrupten Regimes in Kabul verteidigt ist auch bekannt! Und dann zu behaupten, dass die afghanische Zivilbevölkerung die westlichen Soldaten mit offenen Armen als "Befreier" aufnimmt, ist übelste Baron-von-Münchhausen-Polemik! Aber was solls! Solange die Bevölkerungen der hier Angriffskrieg spielenden Nato- und sonstigen Staaten die Ernsthaftigkeit (Sofortiger Rückzug) nicht einfordern, solange wird munter weiter gemordet. Schämen sollen wir uns alle!
Quote26.07.2010,
14:45 Uhr
* (4)
* (0)
No, we cannot sagt:
Bei Obama regt man sich jetzt auf - aber war es nicht Obama, der in seinem Wahlkampf immer von "Change" und "Transparency" gesprochen hat? Nun ist sie da, die Transparenz, doch nun gefällt sie ihm nicht mehr.
...
Kommentare zu: "Geheimoperationen fordern Hunderte zivile Opfer" ()
Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article8649995/Geheimoperationen-fordern-Hunderte-zivile-Opfer.html (http://www.welt.de/politik/ausland/article8649995/Geheimoperationen-fordern-Hunderte-zivile-Opfer.html)
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Quote[...] Die Kriegsprotokolle erläutern ausführlich, dass:
– eine geheime ,,schwarze" Spezialeinheit Taliban-Führer ,,tot oder lebendig" ohne Gerichtsverfahren zur Strecke bringt.
– die USA Beweise vertuscht haben, dass die Taliban in den Besitz tödlicher Boden-Luft-Raketen gelangt sind.
– die Koalition zunehmend Reaper-Drohnen einsetzt, um Taliban von einem Stützpunkt in Nevada aus per Fernsteuerung zu jagen und zu töten.
– die Taliban durch eine massive Ausweitung der Bombenanschläge am Straßenrand für immer mehr Blutbäder sorgen, durch die bislang über 2.000 Zivilisten umgekommen sind.
Das Weiße Haus gab eine Erklärung ab, in der es heißt, das chaotische Bild, das durch die Protokolle entstehe, sei das Resultat der mangelhaften Ausstattung der Truppen unter Obamas Vorgänger. Im Wortlaut heißt es in der Erklärung: ,,Es muss festgehalten werden, dass die Zeitspanne, die in diesen Dokumenten berücksichtigt wird, sich von Januar 2004 bis Dezember 2009 erstreckt."
Das Weiße Haus kritisierte darüberhinaus die Veröffentlichung der Akten durch Wikileaks: ,,Wir verurteilen aufs schärfste die Bekanntgabe geheimer Informationen durch Individuen und Organisationen, die das Leben der US-Soldaten und ihrer Partner sowie die nationale Sicherheit gefährden. Wikileaks hat keinen Versuch unternommen, die US-Regierung bezüglich dieser Dokumente zu kontaktieren, die womöglich Informationen enthalten, die das Leben von Amerikanern, unserer Partner und Teilen der Bevölkerung vor Ort, die mit uns kooperieren, gefährden."
Die Protokolle erläutern detailliert, welchen Preis die Koalitionsstreitkräfte den Zivilisten auferlegen: Solche Zwischenfälle werden im Militärjargon als ,,blau oder weiß" bezeichnet. Die Protokolle enthüllen 144 solcher Vorfälle.
Einige dieser Todesfälle sind auf die umstrittenen Luftangriffe zurückzuführen, gegen die die afghanische Regierung bereits protestierte. Eine große Zahl bislang unbekannter Vorfälle scheint jedoch das Resultat von Schüssen auf unbewaffnete Motorradfahrer zu sein, die Soldaten aus Angst vor Selbstmordattentätern abfeuerten.
Mindestens 195 Zivilisten sollen getötet worden sein, 174 verletzt, doch diese Zahl ist vermutlich zu gering, da viele umstrittene Vorfälle in den täglichen Kurzprotokollen der Truppen ausgelassen werden, die von den Analysten des militärischen Geheimdienstes, teilweise unstet, auf ihre Richtigkeit geprüft werden.
Zu den tödlichen Irrtümern auf Kosten der Zivilbevölkerung, wie sie in diesen Protokollen aufgezeichnet sind, zählt unter anderem jener Tag im Jahr 2008, an dem französische Truppen einen Bus mit Kindern unter Beschuss nahmen und acht von ihnen verletzten. Bei einem ähnlichen Vorfall wurden unter dem Beschuss von US-Truppen 15 Passagiere getötet oder schwer verletzt. 2007 griffen polnische Truppen ein Dorf mit Granaten an und töteten, offensichtlich im Rahmen eines Vergeltungsschlags, eine Hochzeitsgesellschaft, darunter auch eine Schwangere.
Auch fragwürdige Erschießungen von Zivilisten durch britische Truppen tauchen in dem Bericht auf. Im Oktober und November 2007 fällt eine ungewöhnliche Häufung von vier britischen Feuergefechten in Kabul innerhalb von weniger als einem Monat auf, die in dem Tod des Sohns eines afghanischen Generals kulminierten. Über eines der Feuergefechte schrieben die Amerikaner: ,,Untersuchung wird von den Briten kontrolliert. Wir sind nicht in der Lage, die ganze Geschichte zu bekommen."
Zwei ähnliche Feuergefechte, an denen jeweils Kommandotruppen der Royal Marines beteiligt waren, ereignete sich innerhalb von sechs Monaten Ende 2008 in der Provinz Helmand, wie aus Protokolleinträgen hervorgeht. Auf Anfrage des Guardian erklärte das britische Verteidigungsministerium zu diesen Vorwürfen: ,,Wir waren nicht dazu in der Lage, diese Vorwürfe in der Kürze der Zeit zu bestätigen, und es wäre unangemessen über einzelne Fälle ohne eine weitere Verifizierung der mutmaßlichen Handlungen weiter zu spekulieren."
Rachel Reid, die für die Organisation Human Rights Watch Fälle, in denen es zu zivilen Opfern kommt, untersucht, erklärte: ,,Diese Akten bringen Licht in die Vertuschung ziviler Opfer, wie sie die Streitkräfte der USA und der NATO zunehmend praktizieren. Trotz einer ganzen Reihe von strategischen Anordnungen, die transparente Untersuchungen vorschreiben, wenn Zivilisten getötet werden, gab es Vorfälle, die ich in den vergangenen Monaten untersuchte, wo dies bis heute nicht geschieht. Rechenschaftspflicht bedeutet nicht, dass man etwas zugibt, wenn man erwischt wird. Sie sollte ein fester Bestandteil der Handlungen der USA und der NATO in Afghanistan sein, wenn Zivilisten getötet oder verletzt werden." Die Berichte, von denen der Guardian viele Online in voller Länge veröffentlicht, zeigen ein ungeschminktes Bild der Realität des modernen Krieges.
Das Material ist größtenteils nicht mehr militärisch vertraulich, auch wenn es seinerseits als ,,geheim" eingestuft wurde. Ein kleiner Teil wurde von uns nicht veröffentlicht, da er Informanten vor Ort gefährden oder echte Militärgeheimnisse preisgeben könnte. Julian Assange, der Kopf der Organisation, war nicht bereit über die Umstände zu sprechen, unter denen Wikileaks an das Material gelangt ist. Wikileaks erklärte, man werde schädliches Material editieren, bevor der Großteil der Unterlagen auf seinen ,,unzensierbaren" Servern veröfffentlicht werde.
Assange erteilte dem Guardian auf dessen Anfrage die Erlaubnis, die Protokolle zu untersuchen. Weder floss Geld, noch war Wikileaks in irgendeiner Weise an der Erstellung der Guardian-Artikel beteiligt.
Aus: "Ein Bild des Scheiterns"
Afghanistan | 26.07.2010 14:35 | Nick Davies und David Leigh
Übersetzung: Christine Käppeler
Quelle: http://www.freitag.de/politik/1029-titel-titel (http://www.freitag.de/politik/1029-titel-titel)
Bestürzende Gesamtschau
Afghanistan-Dossier | 26.07.2010 16:13 | Ulrike Winkelmann
Auf den ersten Blick bieten die Afghanistan-Protokolle wenig Neues. Doch auch für den Krieg am Hindukusch gilt: Es gibt einen Unterschied zwischen Vermutung und Beleg
http://www.freitag.de/politik/1029-nur-die-schlimmsten-befuerchtungen-werden-bestaetigt (http://www.freitag.de/politik/1029-nur-die-schlimmsten-befuerchtungen-werden-bestaetigt)
-.-
Quote[...]
QuoteHanny10 schreibt
Die Wahrheit kann warten sie hat ein langes Leben!!
Nichts bleibt im Verborgenen nichts ist mehr geheim.
Guttenberg muss darauf reagieren um unsere Soldaten zu schützen ob er will oder nicht.
In diesem Land hat die Bundeswehr nichts mehr verloren unsere Soldaten sind quasi nur noch Kanonenfutter mit sehr schlechter Ausrüstung.
Deutschlands Politiker 442 an der Zahl haben einem Mandat zugestimmt und erweitert das nachhinein gegen unsere Verfassung und GG verstößt.
Denn Deutschland ist in einem Krieg verwickelt der vom Deutschen Volk nicht gewollt ist.
Wenn Soldaten in Humaner Mission sind kann man eigentlich nicht von Schlechter Kriegsausrüstung reden richtig?
Köhler hat in seinem Interview verhalten über den Einsatz unserer Soldaten in Afghanistan geredet.
Köhler hatte zu viel aus dem Nähkästchen geplaudert darum ist er gegangen worden.
Die Realität dank Enthüllung von Wikileaks und Offenlegung der Geheim-Protokolle über Afghanistan sieht gefährlich anders aus.
Ich bin einmal gespannt wenn die ersten deutschen Soldaten und Generäle vor ein Tribunal erscheinen müssen und wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden.
Also aufgepasst Herr Guttenberg (Verteidigungsminister) Sie haben die volle Verantwortung.
Holen sie unsere Jungs nach hause. Sonst wird Deutschland in einer Tragödie Enden.
Jeder normal denkender Bürger kann diese Politik nicht gut heißen zumal Deutschland gebrandmarkt ist.
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26.07.2010
QuoteSindimindi schreibt
Schönreden hilft jetzt nicht mehr:
Der Einsatz ist nicht mehr tragbar! - die angeblich nur in "Friedensmission" tätigen deutschen Soldaten arbeiten mit amerikanischen Killerkommandos zusammen.Leute, die bewußt töten, auch wenn es Unschuldigen das Leben kostet. Damit setzen wir Deutsche uns dem Haß der Fanatiker und Islamisten aus. Anschläge sind nur noch eine Frage der Zeit! - wenn dann was passiert, liegt die Schuld aber in erster Linie bei unserer gewissenlosen und vorallem ignoranten Regierung und der Vorgängerregierung!
Raus aus Afghanistan, bevor es zu spät ist!
Quote# isarschwimmer
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QuotePhaeno schreibt Offensichtlich...
... sind wir in den letzten Jahren von jeder beteiligten Regierung von vorne bis hinten belogen worden, mit all dem Gewäsch von Schulen bauen und Brunnen bohren. Es wird deutlich, dass diejenigen politikunfähig sind, die diesen verfassungswidrigen Krieg befürworten. Drum war es auch richtig, keinen Präsidenten zu wählen, der kriegerische Handlungen außerhalb des Verteidigungsfalles befürwortet.
Dass dabei auch Kriegsverbrechen in erheblichem Umfang vorkommen, war dem Denkenden unter den Bürgern schon längst klar, dass deutsche Truppen an diesen Verbrechen beteilligt sind, ebenso. Dazu waren "Geheimdokumente" völlig unnötig.
Es fragt sich nun, was noch alles passieren muss, bis das deutsche Volk diesen Irrsinn endlich beendet.
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26.07.2010
QuoteSamLeeRaven schreibt
And the news is?
Ich sehe hier nichts, das nicht bereits bekannt wäre. All das, was hier als geheim verkauft wird, habe ich bereits hier oder in anderen Zeitungen gelesen.
Ich stelle mir daher die Frage, welchen Nutzen hat die Veröffentlichung dieser "Dokumente"?
...
Quotealsonochmals schreibt großartiges Wikileaks
Das ist ein guter Tag für Demokratie und Transparenz und ein schlechter Tag für alle Lügner und Kriegstreiber.
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26.07.2010
QuoteKatzeausdemSack schreibt weg damit
Bezahlen dürfen die Bürger die Kriege, "Geheiminformationen" lesen nicht. ....
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26.07.2010
Kommentare zu: "Enthüllung von Wikileaks Geheime Afghanistan-Protokolle offengelegt" (26.07.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/enthuellung-von-wikileaks-geheime-afghanistan-protokolle-offengelegt-1.979452?commentspage=4#kommentare (http://www.sueddeutsche.de/politik/enthuellung-von-wikileaks-geheime-afghanistan-protokolle-offengelegt-1.979452?commentspage=4#kommentare)
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Quote[...] Ebenfalls seit Langem bekannt ist, dass die USA und andere Länder in Afghanistan Elitetruppen einsetzen und mit ihrer Hilfe Top-Taliban jagen. Dank der veröffentlichten Akten fällt der Fokus dabei nun aber auf die geheim operierende US-Einheit Task Force 373. Sie hat den Auftrag, Taliban-Führer und andere Kriminelle gefangen zu nehmen oder zu töten. Seit Sommer 2009 sind auch 300 Mann der Truppe in Masar-i-Scharif auf dem Gelände des deutschen Feldlagers Camp Marmal stationiert und führen von dort aus gezielte Tötungsaktionen durch. Die veröffentlichten Dokumente geben erstmals Zeugnis über die Arbeit dieser Geheimtruppe.
[...] Die Dokumente behandeln den Zeitraum von 2004 bis 2009, decken also nicht den Strategie-Wechsel unter Barack Obama ab. Wie dessen Neuausrichtung des Einsatzes – mehr Soldaten und mehr militärische Mittel bei gleichzeitiger Einbindung lokaler Machthaber – von den Soldaten aufgenommen wird, lässt sich aus den Wikileaks-Dokumenten nicht ablesen. Nichtsdestotrotz wird sich die US-Regierung unangenehme Fragen anhören müssen: Welche Strategie verfolgen die diversen Eliteeinheiten heute?
[...] Allein für die Afghanen ändert die Veröffentlichung zunächst einmal gar nichts. Ihre Sicherheitslage bleibt in vielen Teilen des Landes weiter unverändert bedrohlich.
[...] Den Vorwurf des US-Militärs, man gefährde mit der Veröffentlichung geheimer Militärdaten die nationale Sicherheit, entgegnet Wikileaks-Vertreter Daniel Schmitt: "Wie diese Dokumente ja auch zeigen, sind es ganz andere Stellen, die eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen." Man wolle dazu beitragen, die Sicht auf die wahren Risiken zu lenken.
Sicher ist: Würde das Pentagon die Macher von Wikileaks in die Finger bekommen, bliebe es sicherlich nicht bei einem freundlichen Gedankenaustausch. Schon vor Jahren befasste man sich in einem internen Strategie-Papier damit, wie man den Geheimnisverrätern am besten das Handwerk legen könnte.
In die USA sollte man als Wikileaks-Aktivist daher jetzt eher nicht mehr einreisen, sagt Schmitt. In den USA selbst gibt es keine Wikileaks-Mitarbeiter. Der Gründer der Seite, Julian Assange, befindet sich derzeit in Großbritannien und fühlt sich dort sicher: "Wir erfahren hier in Großbritannien enorme Unterstützung, sowohl politisch, von der Community und den Journalisten." Er könne sich nicht vorstellen, hier festgenommen oder gar inhaftiert zu werden. "Das würde die politische Führung in diesem Land nicht tolerieren", glaubt er.
In einem Strategie-Papier von 2008 schrieb das Pentagon, dass es vor allem das Ziel sein müsse, das Vertrauen in Wikileaks zu untergraben. Einen vermeintlichen Informanten von Wikileaks hat das US-Militär bereits zu fassen bekommen, allerdings nicht durch eigene Ermittlungen, sondern weil der junge Mann namens Bradley Manning sich mit einem bekannten Hacker über seine Taten austauschen wollte, der ihn jedoch ans FBI verriet. Der mutmaßlichen Quelle des Collateral-Murder-Videos drohen jetzt bis zu 52 Jahre Haft. Rein technisch betrachtet hat das FBI keine Chancen, die Quelle hinter der jüngsten Veröffentlichung zu ermitteln, das kann Wikileaks garantieren.
Quote* 27.07.2010 um 0:35 Uhr
* WiKa
Präventivtötung, der neue Weg zur Demokratie?
Die Berichterstattung rund um diese Enthüllungen offenbart die reine Perversion die da im Gange ist. da schließen sich eine Menge Fragen an. Insbesondere, ob unsere Politiker (auch die deutschen werden da nicht gänzlich ahnungslos gewesen sein) detailliertere Kenntnisse über diese Einsätze hatten.
Sind Präventivtötungen der neue Weg zum Frieden? Diese Frage werden sich wohl allerhand Politiker gefallen lassen müssen. Hier, wie auch in den Staaten. Wenn jetzt in den nächsten Tagen kein größeres Entsetzen passiert und auch dramatisch korrigiert wird, dann sollte sich der Bürger irgendwann darauf einrichten solche Praktiken im eigenen Staate wiederzufinden. Oder besser ausgedrückt, die Demokratie abschreiben.
Waren es nicht die USA die stets mit erhobenem Zeigefinger auf Despoten zeigten die derlei Methoden angewendet haben? Und was sehen wir jetzt, die USA in der ersten Liga beim ,,Killing around the World". Super. Mustergültig und wegweisend für die Weltpolizei. Nach ein bisschen Folter jetzt auch präventiv Leute vom Erdboden verschwinden lassen.
...
Quote* 27.07.2010 um 0:39 Uhr
* Kleinempfaenger
Weiter so!
Wikileaks hat sich einmal mehr für den Friedensnobelpreis qualifiziert. Man kann ihre Verdienste gar nicht hoch genug bewerten. Vor unseren Augen findet gerade eine mittelschwere Revolution in Sachen Transparenz statt.
Quote* 27.07.2010 um 1:46 Uhr
* nachtgedanken
Und wir machen da mit
Es gab warnende Stimmen. Man konnte sich über den Misstand informieren. Peter Scholl-Latour, Dr. Erös, Chrisoph Hörstel und noch viele andere haben darüber geschrieben und berichtet. Warum sind wir in Afghanistan? Wir gehören da nicht hin und die letzte Gutwilligkeit der Bevölkerung wird kaputt gemacht dadurch, dass die Amerikaner in dem den Deutschen zugeteilten Gebieten wildern. Die Afghanen haben kein Vertrauen mehr zu Uniformierten, wer kann es ihnen verdenken.
Quote* 27.07.2010 um 3:41 Uhr
* sane
Wie naiv kann man sein?
... Seit den ganzen Skandalen von überwachten Journalisten ist WikiLeaks die letzte Bastion der freien Information. Und eben wegen dieser Überwachung sind die westlichen Regierungen an der Entstehung nicht unschuldig, sie haben es geradezu herausgefordert.
Quote* 27.07.2010 um 2:35 Uhr
* LJA
Transparenz ?
Wo sehen Sie die denn ? Wir wessen weder, von wem und mit welcher Motivation diese Unterlagen durchgesteckt werden, noch können wir Aussagen über Vollständigkeit, Vorabauswahl oder mögliche Manipulationen machen.
Offenbar handelt es sich hier um Informationen, die von interessierter Seite zur Verfügung gestellt wurden. Aber von welcher Seite und mit welchem Interesse ? Transparenz sieht anders aus.
Wirklich beeindruckt wäre ich, wenn von Wikileaks demnächst detaillierte Berichte darüber veröffentlicht werden, wie in Afghanistan kleine Mädchen umgebracht werden, nur weil sie es wagten, zur Schule zu gehen. Oder den Plan darüber, welches Land denn nach Afghanistan als nächstes eine zwangsbeglückende Islamistisierung durch die Taliban erfahren soll. Aber ich vergaß... Das wäre politisch nicht korrekt. Die Bösen sind wir und auf der anderen Seite stehen ja angeblich nur mutige Widerstandskämpfer gegen unseren Imperialismus.
Quote* 27.07.2010 um 5:49 Uhr
* Kleinempfaenger
@LJA Wenn das Weltbild ins Wanken gerät
Schauen Sie doch einfach mal in diese Dokumente hinein, dann werden sie sehen, was mit den kleinen Mädchen passiert: Sie werden von Bomben zerfetzt. Von wem und im Namen welcher Wahnvorstellung sie abgefeuert werden ist eher nebensächlich.
"Interessen"? Möglich dass es die gibt, vor allem im Hinblick auf Obamas Präsidentschaft. Aber wissen Sie, das ist Tagespolitik. Als wesentlich wichtiger würde ich die zum Ausdruck kommende Perversität der Machtmaschinerie bewerten, die vielleicht erstmalig in dieser Grössenordnung relativ zeitgleich mit den Ereignissen der Öffentlichkeit zugänglich wird.
"Vollständigkeit"? Die Sammlung ist tatsächlich vorab zensiert worden, wie Wikileaks selbst angibt. Man darf also getrost davon sprechen, dass wir hier nur die Spitze des Eisberges sehen. Wollen Sie das als mildernde Umstände gelten lassen, oder doch eher als das Gegenteil?
Im Übrigen ist die Sammlung gigantisch. Ich hab einige Dokumente gelesen, aber es ist doch eher was für Profis, die sich in den nächsten Monaten durcharbeiten werden. Anschliessend werden Sie die Ergebnisse überprüfen können und es zeichnet sich ab, dass die Realität düsterer ist, als so manche Verschwörungstheorie.
Quote* 27.07.2010 um 8:14 Uhr
* Hräswelger
Dass es zur verdeckten Jagd auf maßgebliche Kräfte der
Taliban und Al Qaida kommt, mit dem Ziel der Tötung, ist hinlänglich bekannt. Wen irritiert das?
Man betrachte Ursache und Wirkung:
Die Al Qaida und Taliban kämpfen verdeckt mit allen Mitteln, die Gegner antworten adäquat!
Es ist ja nicht so, das bei Nichtanwendung dieser Taktik die Al Qaida und Taliban ihrerseits zu einem offenen Kampf übergingen.
P.S.: Natürlich ist Claudia Roth "empört" und "betroffen", ob der "US-Menschenjagden". So möchte sie ihre Befürwortung zum Krieg nicht verstanden wissen.
Sollten doch nach ihrem Verständnis unsere Soldaten mit dem Charakter des "THW" den Krieg in Afghanistan gestalten.
Da hat man sie aber getäuscht!! Mit ihrer Regierungsbeteiligung gäbe es aber nun mächtig Zoff mit den AMIS! Hohn!
Quote* 27.07.2010 um 9:04 Uhr
* wulewuu
Dokumente über den täglichen Wahnsinn dieses Krieges
Diese Dokumente sind eine Fundgrube für Historiker. Schon ein kurzer Einblick zeigt, wie verwirrend komplex dieser Krieg ist, wie verschiedenste Fraktionen Privatkriege führen um Macht und Geld, wie neue Waffensysteme, neue Terrorstrategien ungehindert, real ausprobiert werden. Man kann die allgegenwärtige Korruption mit Händen fassen, spüren wie sie geschürt von den ungeheuren Kapitalzuflüssen der amerikanischen und der Nato Kriegsmaschinerie anwächst, sich weiter in jeden Teil des Lebens einschleicht, dazu die Zersetzung der Gesellschaft mit allgegenwärtigem Rauschgift.
Die Leiden und die Zukunft des "einfachen Volkes" interessieren niemanden.
Diese Dokumente von Wikileaks sind zutiefst subversiv. Sie werden zu Recht von den militärischen Führungen aller beteiligten Parteien gefürchtet.
Aus: "Dokumente direkt aus dem Kriegsgeschehen"
Von Steffen Richter | Tina Klopp (26.7.2010 )
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-07/afghanistan-Wikileaks-dokumente (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-07/afghanistan-Wikileaks-dokumente)
Quote[...] Heike Groos: [...] Man schickt uns auf einen humanitären Einsatz und dann fliegen wir dort hin, steigen aus dem Flugzeug, machen die Augen auf und sind mitten im Krieg und fragen uns: warum? Und was sollen wir hier tun? Und warum wir? - und, und, und, Fragen ohne Ende. Wir sehnen uns danach, dass man ehrlich ist.
...
Aus: ""Wir fühlen uns völlig allein gelassen": Heike Groos und Herfried Münkler im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse" (18.10.2009)
Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/lesart/1052857/ (http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/lesart/1052857/)
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Quote[...] Wikileaks hat sich Verbündete gesucht, um 92.000 bislang unbekannte Dokumente zum Afghanistan-Krieg online zu stellen. Das zahlt sich aus. Doch wie geht es weiter? Die Organisation steht vor einer Bewährungsprobe.
[...] Stimmen die Angaben der nicht sonderlich transparenten Organisation, so musste umfangreiches Material von Spezialisten gesichtet werden, die sich mit Militäroperationen auskennen. Alles, was Unschuldige gefährden könnte, musste gelöscht oder anonymisiert werden. Dazu gehörte auch Material, das aktuell in Afghanistan stationierte amerikanische oder ISAF-Truppen gefährdet hätte. Diese Arbeit am Quellenschutz soll mehrere Monate gedauert haben. Rund 15.000 Afghanistan-Dokumente sollen bearbeitet oder zurückgehalten worden sein. Auf der Londoner Pressekonferenz erklärte Assange, dass man zudem als ,,top secret" klassifizierte Berichte und CIA-Texte so lange zurückhalte, bis keine Gefahr für Informanten mehr bestehe. Auch fehlten mangels deutscher Militärexperten Originalberichte der Bundeswehr aus Afghanistan. Zudem seien nur fünfzehn diplomatische Depeschen in das bislang veröffentlichte Material aufgenommen worden, die sich direkt auf Afghanistan beziehen.
...
QuoteEin gefundenes Fressen für die Propagandaabteilungen
René Vogt (Paulae)
Es ist schon erstaunlich. Wahrheiten werden zur Gefahr. Hier können sich jetzt alle Propagandamitarbeiter richtig austoben. Durch die Verbreitung von Wahrheiten werden plötzlich Gefahren für irgendwelche obskuren Mitarbeiter geschaffen. Die militärischen Einheiten werden durch die Veröffentlichung von Wahrheiten in Gefahr gebracht.
Die einzige Tatsache, dass Menschen militärischer Gefahr ausgesetzt sind, ist die Vorbereitung, die Durchführung und die Aufrechterhaltung des Krieges. Die Wahrheit ist, dass wir vor, während und nach dem Krieg von demokratischen Volksvertretern über den Krieg belogen wurden und werden. Die Wahrheit ist, dass die große Mehrheit des deutschen Volkes diesen Krieg ablehnt, aber eine kleine Minderheit diesen Krieg aus politischen und wohl auch wirtschaftlichen Gründen bis zur bitteren Niederlage befürwortet. Man überlege sich, wir haben eine Weltwirtschaftskrise, aber Krieg scheint sich offensichtlich zu lohnen.
...
Aus: "Die Afghanistan-Dokumente bei Wikileaks: Das Rohmaterial des Krieges vor der Destillation"
Von Detlef Borchers (27. Juli 2010)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub510A2EDA82CA4A8482E6C38BC79C4911/Doc~E417946A71DBA431387D8E364B4820764~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub510A2EDA82CA4A8482E6C38BC79C4911/Doc~E417946A71DBA431387D8E364B4820764~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] Der Krieg verläuft demnach weit schlechter, als von der Nato verkündet, die westlichen Militärs agieren in dem Konflikt naiver und die bewaffneten Gegner der afghanischen Regierung dagegen brutaler und geschickter, als es in westlichen Hauptstädten bisher dargestellt wurde. Zugleich zeichnen die Dokumente von den afghanischen Sicherheitskräften, die laut Beschluss der Kabuler Außenministerkonferenz vor einer Woche ab 2014 die volle Verantwortung für das Land übernehmen sollen, ein hoffnungslos desolates Bild.
Die Berichte von Militärs an der Front und von Geheimdienstoffizieren und -analysten in Afghanistan, die laut der drei Medien authentisch sind und den Zeitraum vom 1. Januar 2004 bis 31. Dezember 2009 abdecken, beschreiben kein komplett neues Bild des Konflikts. Aber die von Militärjargon und Abkürzungen nur so strotzenden Dokumente zeigen, dass die PR-Strategen oft nicht die volle Wahrheit sagten und der Krieg weit schmutziger und brutaler ist, als viele befürchtet haben. Damit haben die Enthüllungen das Potenzial, die wachsende Unbeliebtheit des Kriegs in den Truppenstellerländern weiter zu erhöhnen und die ohnehin angekratzte Glaubwürdigkeit seiner Protagonisten weiter zu untergraben.
[...] Laut den veröffentlichten Dokumenten hat es knapp 150 Fälle gegeben, bei denen Zivilisten versehentlich von US- oder Nato-Soldaten getötet oder verletzt wurden. Das sind laut Guardian weitaus mehr, als bisher eingeräumt wurde. Die Dokumente belegen zudem Fälle, in denen Operationen erschreckend schief gelaufen sind. Unter den Dokumenten ist laut Spiegel jedoch keines mit Informationen über bisher unbekannte Gewaltexzesse oder illegale Geheimoperationen unter Beteiligung deutscher Soldaten. Zugleich zeigen die Dokumente, dass auch die Taliban vermehrt zivile Opfer in Kauf nehmen.
[...] Die drei Medien, denen die Dokumente von Wikileaks als Erstes vorgelegt wurden, charakterisieren sie als Logbuch des Kriegs aus der Sicht derjenigen, die ihn auf Seiten von USA und Nato kämpfen. Sie zeigen, wie die Taliban und Kämpfer des Warlords Gulbuddin Hekmatjar und des Haqqani-Netzwerks im Raum Kundus, wo die Bundeswehr operiert, Fuß fassen, indem sie einen Keil zwischen die Bevölkerung und Bundeswehr treiben und dann den bewaffneten Widerstand erfolgreich eskalieren.
Quote#
26.07.2010 18:41 Uhr:
von Nas:
Die von Wikileaks veröffentlichen belgen noch viel mehr. Die Medien haben versagt und sollten ebenfalls nur als ein Handlanger der Regierungen betrachtet werden. Wikileaks brint mehr zu stande als Spiegel, Taz und Co. Ihr habt im Irakkrieg versagt und ihr habt auch jetzt versagt. Für haben die Mainstreammedien abgewirtschaftet. Es lebe das freie Internet und der freie Informationsverkehr. Hobby Journalisten a la Schall und Rauch, berichten inforamtiver als es unsere Mainstream-Medien tun.
Quote26.07.2010 22:37 Uhr:
von Michael K.:
Das ist ein schönes Besipiel für einen Fall bei dem viele Politiker genre mal eine Internetseite sperren würden, wenn sie die Infrastruktur dafür hätten. (Ursula von der Leyens Internetsperrren)
Falls es nötig, könnte "militärische Geheimnisse" als Begründung herhalten.
Und in diesem Krieg sterben auch Kinder"!
Quote#
26.07.2010 22:59 Uhr:
von einfacher Bürger:
Die Aufgabe als vierte Gewalt in der Demokratie haben die Vertreter der "großen" Zeitungen, öffentlich-rechtlichen Anstalten sowie privaten Fernsehsender längst nicht mehr verfolgt. Vielmehr habe sogar ich als Verteter des konservativen Flügel der Gesellschaft den Eindruck, dass diese Sprachrohr von Regierung und Konzernen sind. An dieser Stelle soll zunächst der Hype um das Apfeltelefon und der nicht mehr vorhandene investigative Journalismus ausreichen.
Quote27.07.2010 00:03 Uhr:
von vic:
Ich wette, die Meisten die das jetzt erfahren, halten nicht die Existenz von Killertruppen für einen Skandal, sondern die Existenz von Wikileaks, und dass sich einige über Killertruppen aufregen.
Schließlich sind "wir" in diesem Krieg die Guten.
Quote27.07.2010 00:03 Uhr:
von Martin:
Lieber Nas,
so einfach ist es nicht. Hätte Spiegel und the Guardian die Sachen nicht geprüft würde niemand Wikileaks glauben... Man könnte es als Spinner mit gefälschten Beweisen abtun. Dank den großen Zeitungen steigt die Glaubwürdigkeit der Daten erheblich. Ansonsten könnte man auch einfach behaupten: Verschwörungstheorie. Nicht die Information zählt, sondern das Wissen, das eine Information wahr ist.
Quote#
27.07.2010 00:51 Uhr:
von atypixx:
Wundert es jemanden, dass es solche Einheiten gibt? Glaube kaum.
Quote27.07.2010 01:26 Uhr:
von Ras Al Gul:
Ich kann ehrlich gesagt nichts skandalös neues in den nun veröffentlichten Dokumenten erkennen. Das Partisanen gezielt getötet werden, aus strategischen Gründen getötet werden müssen, gehört zum ein mal eins des Kriegshandwerks. ...
Quote#
27.07.2010 01:45 Uhr:
von David Zwadlo:
@Nas: Wikileaks ist ein weiteres Medienangebot, vielleicht auch ein Partner etablierter Medien. Aber ganz sicher kein Ersatz dafür.
Die deutschen Medien haben nicht versagt. Sie hätten es erst, wenn ihnen die gleichen Dokumente angeboten worden wären und sie dieses Angebot abgeschlagen hätten.
Quote27.07.2010 07:23 Uhr:
von arribert:
Ich weiß von einem Bundeswehrsoldaten, der dort als Zeitsoldat war, dass die Amis dort bei den Deutschen waren und eigentlich allen durch ihr martialisches Auftreten unangenehm aufgestoßen sind. Er hat auch von einem Kommandotrupp berichtet, die immer mal losgedüst sind, ohne zu erzählen wohin und dann mit leergeschossenen Munitionskisten wiederkamen, der ein oder andere US-Soldat hat dann auch mal eine Verletzung gehabt oder es war ein Fahrzeug weniger. Das hat der aber schon vor ein oder zwei Jahren erzählt. Ich glaub eher, dass hier die Medien nicht richtig hinsehen wollten, denn die Geschichten hierzu wurden kolportiert und man hätte vielleicht nur mal nachhaken müssen. Dass dies nicht die Springerpresse mit ihrem Ersatzkanzler KT Guttenberg nicht macht ist klar, aber hier hätte auch die Taz mal früher nachfragen können. Denn dies beweist doch nur eines, es herrscht Krieg und die Deutschen sind darin unmittelbar beteiligt. ...
...
Aus: "Dokumente zum Afghanistan-Einsatz: Logbuch des Krieges" VON SVEN HANSEN (26.07.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/asien/artikel/1/logbuch-des-krieges/ (http://www.taz.de/1/politik/asien/artikel/1/logbuch-des-krieges/)
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Quote[...] Dafür, dass angeblich gar nichts Neues in den Dokumenten steht, sind die Journalisten ziemlich hartnäckig. Robert Gibbs, Sprecher von US-Präsident Barack Obama, steht am Montag vor Reportern im Weißen Haus, gerade wurde er nach den fast 92.000 Berichten aus Datenbanken des US-Militärs über den Afghanistan-Krieg befragt, die nun an die Enthüllungsplattform WikiLeaks gelangt sind - und in den Wochen zuvor durch den SPIEGEL, den Londoner "Guardian" und die "New York Times" sorgfältig ausgewertet worden waren.
Die Geheimmemos könnten das Leben amerikanischer Soldaten gefährden, betont Gibbs zwar. Doch dann gibt er sich betont gelassen: "Ich glaube nicht, dass darin etwas zu lesen ist, das nicht entweder schon von Ihnen oder von Vertretern der US-Regierung öffentlich diskutiert wurde."
Die Berichterstatter geben nicht nach: Was ist von der angeblichen Unterstützung der Taliban durch Pakistan zu halten, die in den Memos dokumentiert wird? Was ist mit der Tötung von mehr Zivilisten als bislang bekannt, etwa durch die geheimen Aktivitäten der umstrittenen US-Task Force 373, die Jagd auf Top-Terroristen macht? Ob der Präsident Obama darüber nicht schockiert sei, wollen die Reporter wissen.
Gibbs schaut genervt. "Der Präsident muss kein durchgesickertes Dokument im Internet lesen, um über den unnötigen Tod von Zivilisten schockiert zu sein", kanzelt er die Fragen ab. Außerdem könne die Regierung nicht alle Details kennen. Die WikiLeaks-Unterlagen seien dem Weißen Haus erst Ende voriger Woche bekannt geworden. "Ich habe bestimmt nicht 90.000 Dokumente geprüft", sagt Gibbs.
So sieht also die Verteidigungslinie des Weißen Hauses am Tag nach dem Datendesaster aus: Runterspielen, cool bleiben, abwimmeln - und suggerieren, eigentlich habe das aktuelle Regierungsteam mit den Geheimmemos des Militärs ohnehin wenig zu tun.
Wichtigstes Argument dafür: Die Berichte enden kurz nachdem Obama im Dezember 2009 seine neue Afghanistan-Strategie verkündet hat. Also könnten die Details über Tausende Schwierigkeiten im Krieg gar als Argument für den Kurswechsel gelten - schließlich habe der Demokrat ja gerade deswegen die Strategie korrigiert.
[...] Gleichzeitig begann das Weiße Haus damit, Zweifel an der Bedeutung der bekannt gewordenen Geheimdokumente zu säen. So wurde eine Passage aus der "Guardian"-Berichterstattung zitiert, in dem ein Regierungsbeamter die Memos als Mix aus "Gerüchten, Blödsinn und Informationen aus zweiter Hand" bezeichnet.
[...] Zbigniew Brzezinski, Nationaler Sicherheitsberater unter Präsident Jimmy Carter, zieht [ ] Parallelen zu den "Pentagon Papers" - jenen berühmten Geheimbericht über die Lügen des Vietnam-Konflikts, dessen Publikation 1971 die Stimmung in den USA gegen den Krieg drehte. "Auch Obamas Team könnte nun die Kontrolle über seine Kriegsstrategie verlieren", warnt Brzezinski. Die Geheimmemos könnten also Obamas "Afghanistan Papers" werden.
Daniel Ellsberg, der damals die "Pentagon Papers" öffentlich machte, sagt zu den aktuellen Publikationen: "Sie verstärken die Zweifel an einem Krieg, der uns schon 300 Milliarden Dollar gekostet hat - und in dem die Taliban trotzdem jedes Jahr stärker zu werden scheinen." Nun rücke die Frage nach dem Sinn des Krieges immer mehr in den Vordergrund.
[...] Zwar gibt es konservative Stimmen wie die der ehemaligen Bush-Beamtin Kori Schake vom Hoover Institute, wonach die Publikation "den Feinden helfe". Doch es sind Einzelstimmen, die sich gegen die Medien richten. Unter Obama-Vorgänger George W. Bush war das noch anders. Der versuchte die "New York Times" von einem Artikel über ein geheimes Abhörprogramm mit dem dramatischen Appell abzubringen, die Journalisten hätten sonst Blut an ihren Händen.
Der Zorn des Weißen Hauses richtet sich vielmehr gegen WikiLeaks. Von der Veröffentlichung habe man nur durch Medien erfahren, kritisieren Regierungsvertreter die Vorgehensweise des Webportals. Die einflussreiche US-Senatorin Dianne Feinstein hat das Pentagon zu einer umfassenden Untersuchung aufgefordert. "Diese Lecks stellen eine ernste Bedrohung der nationalen Sicherheit dar", erklärte die zur Demokratischen Partei gehörende Vorsitzende des Geheimdienst-Ausschusses am Montag. Feinstein forderte US-Verteidigungsminister Robert Gates auf, eine groß angelegte Untersuchung einzuleiten und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Doch ob die US-Regierung damit die Debatte eindämmen kann, erscheint fraglich. Schließlich wird jetzt weltweit über die Berichte und die Schwierigkeiten der westlichen Truppen in Afghanistan debattiert. "Die Veröffentlichung der Memos wird unter den Verbündeten vermutlich stärkere Diskussionen auslösen als in den USA", glaubt Afghanistan-Fachmann Bruce Riedel. "Die Dokumente zeigen unter anderem, mit was für fast naiven Erwartungen Staaten wie Deutschland den Afghanistan-Einsatz begannen. Nach fast neun Jahren sind sie wohl eines Besseren belehrt worden"
...
Aus: "Enthüllung brisanter Afghanistan-Dokumente: Datendesaster untergräbt Obamas Kriegspläne"
Von Gregor Peter Schmitz, Washington (27.07.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,708608,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,708608,00.html)
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Quote[...] Berlin - Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele drängt auf mehr Informationen zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan: Er bemühe sich bereits seit einem halben Jahr zu erfahren, welche geheimen Kommandoaktionen von der Bundeswehr unterstützt würden. "Und vor allem, was die Operationstruppe TF 47 der Bundeswehr dort macht", sagte Ströbele der "Neuen Presse".
[...] Ströbele begrüßte die Veröffentlichung der Geheimdokumente. "Es wird rund um den Krieg in Afghanistan viel zu viel nicht nur geheim gehalten, sondern auch gelogen. Die Wahrheit bleibt wieder einmal auf der Strecke", beklagte er. Diese Papiere seien wichtig und interessant. Möglicherweise könnten sie auch Kriegsverbrechen belegen. "Täglich werden Zivilisten, mögliche Taliban-Verdächtige, aber auch US- und andere Soldaten der Allianz von Nato-Truppen getötet", sagte Ströbele. Das dringe nur hin und wieder an die Öffentlichkeit. "Um die Parlamente zur richtigen Politik zu drängen, müssen die Fakten aber ans Licht", sagte Ströbele. Ströbele ist auch Mitglied des parlamentarischen Kontrollgremiums für die Geheimdienste.
[...] Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg forderte unterdessen eine klare Rechtsgrundlage für den Einsatz von Spezialkräften in Afghanistan. "Die haben wir international abgestimmt derzeit zu meiner Zufriedenheit noch nicht", sagte der CSU-Politiker am Montag in einem Interview des Fernsehsenders Phoenix.
Guttenberg betonte, dass deutsche Spezialkräfte in Afghanistan nur an Festnahmen beteiligt seien. "Das ist kein Geheimnis", sagte er. Die Praxis der gezielten Tötungen bezeichnete er dagegen als "Überspitzung".
anr/dpa/ddp
Aus: "Militär-Dokumente: Ströbele fordert Wahrheit über Afghanistan-Einsatz" (27.07.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,708616,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,708616,00.html)
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Quote[...] In Afghanistan findet beileibe kein geheimer Krieg statt. Wie schon zuvor aus dem Irak wird aus Afghanistan berichtet, werden das Militärische und das Politische in alle Welt transportiert, weitgehend richtig gewichtet und verstanden.
Deswegen weiß die Welt inzwischen, dass die Völkergemeinschaft große Chancen hat, in Afghanistan mit ihren Plänen zu scheitern. Das Land lässt sich offenbar nicht befrieden. Gewalt, Hunger und Vertreibung werden auch weiter das Leben in Afghanistan bestimmen, wie schon in den letzten Jahrzehnten.
Schuld an dieser Misere trägt jener Teil der Weltgemeinschaft nur bedingt, der unter Führung der USA sein politisches, militärisches, und noch viel wichtiger: sein humanitäres Kapital in Afghanistan investiert. Die mehr als 40 Nationen werden vom aufrichtigen Interesse geleitet, Afghanistan Frieden und Entwicklung zu bringen.
[...] In der Tendenz belegen die Dokumente, was bereits bekannt war. Aber es gibt zahlreiche viele neue Details zu verarbeiten - über Pakistan, über die Raketengefahr für Flugzeuge, über das Ausmaß gezielter Tötungen durch amerikanische Kommandoeinheiten.
Sensationell ist damit die Menge der Beweise für das Ausmaß an Resignation, das sich aus den Dokumenten herauslesen lässt. Die schiere Zahl der Meldungen von Misserfolgen zeigt, dass es über viele Jahre hinweg niemals gelungen ist, die grundlegende Dynamik des Konflikts zu verändern. So sehr sich die Ausländer auch abmühten, das Land wollte nie nach ihren Regeln funktionieren. Aber auch das ist eigentlich keine Neuigkeit mehr.
[...] Die Papiere haben das Potential, die letzte Hoffnung für einen militärischen und politischen Erfolg in Afghanistan zu zerschlagen. Sie werden den öffentlichen Widerstand gegen den Krieg vor allem in den USA anheizen, vier Monate vor den Zwischenwahlen und sechs Monate ehe der Kongress einen kritischen Zwischenbericht über den Erfolg der bislang letzten Afghanistan-Strategie erwartet. Kein Präsident kann seinen Wählern mehr erklären, wie er 92.000 Dokumenten der Frustration eine Hoffnungsbotschaft entgegensetzen will.
...
Quotekoushi schreibt
Im ersten Moment, nach Überschrift und Teaser,
dachte ich, es könnte ein ganz guter Artikel sein. Doch dann kam dieser Teil: "Schuld an dieser Misere trägt jener Teil der Weltgemeinschaft nur bedingt, der unter Führung der USA sein politisches, militärisches, und noch viel wichtiger: sein humanitäres Kapital in Afghanistan investiert. Die mehr als 40 Nationen werden vom aufrichtigen Interesse geleitet, Afghanistan Frieden und Entwicklung zu bringen." Und an dieser Stelle habe ich aufgehört weiter zu lesen.
QuoteBernd_1 schreibt
Schon die Grundlage des Krieges basiert auf äusserst fragwürdigen Begründungen. Nach all den Lügen: glaubt eigentlich wirklich noch irgendwer an das Märchen der "bösen Männer in afghanischen Höhlen", die die Gebäude des World Trade Centers zu Fall gebracht haben? Dieser, sowie die meisten Kriege zuvor und danch sind von der Regierung in den USA unter falscher Begründung gestartet worden - im Falle Afghanistan sogar mit Zustimmung der UNO, um sich wenigstens den Anschein der Legalität zu geben. Die "gutmenschliche Annahme" der positiven Motive des Westens zur Führung dieses Krieges entspricht wohl hoffentlich nicht mehr der Mehrheit der Leser.
Quoterumburak2006 schreibt
Endlich ein Niveau
Endlich hat die SZ das Letzte Niveau erreicht. "Wie schon zuvor aus dem Irak wird aus Afghanistan berichtet, werden das Militärische und das Politische in alle Welt transportiert, weitgehend richtig gewichtet und verstanden."
Wie wir bei den Embedded Journalists und zum Beispiel dem Massaker von Falludscha gesehen haben über welches die "Presse" "frei und aufrichtig" "berichtet" hat.
Die SZ ist endgültig bei den Nachplapperern und Kriegsanbetern angekommen.
Was für ein peinliches Trauerspiel für eine Zeitung an Hand derer mir einst mein Deutschlehrer die Bedeutung einer "Zeitung" beibrachte.
bye bye
Quoteroughrider schreibt rumburak2006:
Ein Niveau ist ist unwichtig! Viel wichtiger ist wie hoch das Niveau ist!
Es gibt keine Presse; die völlig neutral berichtet und informiert; und erst recht nicht die SZ!
rumburak2006 schreibt Endlich ein Niveau
Endlich hat die SZ das Letzte Niveau erreicht.
Quote1Minimax schreibt
Der Krieg und die Medien
Wie schon vor vielen Jahren bezüglich des Vietnamkrieges wird auch dieses Krieg, kriegsähnliche Einsatz, Kampf den Terror oder meinetwegen die bewaffnete Brunnenbauaktion von Medien begleitet. Während des Vietnamkrieges wurden die Medien bzw. die Öffentlichkeit bezüglich der Umstände des Krieges über einen langen Zeitraum getäuscht. Manche Journalisten haben selbst als die Täuschungen bezüglich des Vietnamkrieges aufflogen aber noch kräftig weiter Propaganda für den Vietnamkrieg betrieben. Wider besseres Wissen.
Ich sehe auch heute manche Journalisten - vorallem in den elektorinischen Medien - auf einem ähnlichen Kurs. Man will manchmal die Umstände gar nicht so genau wissen. Zu viel Information könnte ja dazu führen dass das Kartenhaus welches die Regierungen aufgebaut haben zusammenbricht. Neben dem Kartenhaus könnte auch das eigene Weltbild der Journalisten zusammenbrechen. Auch dieser Artikel erweckt bei mir den Eindruck als wollte sich der Autor der Realität nicht stellen. Vielmehr wird den offiziellen Angaben der US-Regierungen (Mehrzahl) weiterhin blind vertraut.
QuotePhaeno schreibt
Lieber roughrider
immer wenn ich nichts schreibe, wird das veröffentlicht. Die journalistische Arbeit eines Herrn Kornelius zu bewerten steht mir offensichtlich nicht zu. Die Zensur funktioniert.
Aber keine Sorge SZ, Sie sind mich erstmal los.
Quotesk8erBLN schreibt
SZ zitat "Die mehr als 40 Nationen werden vom aufrichtigen Interesse geleitet, Afghanistan Frieden und Entwicklung zu bringen."
SZ schreibt "Schuld an dieser Misere trägt jener Teil der Weltgemeinschaft nur bedingt, der unter Führung der USA sein politisches, militärisches, und noch viel wichtiger: sein humanitäres Kapital in Afghanistan investiert. Die mehr als 40 Nationen werden vom aufrichtigen Interesse geleitet, Afghanistan Frieden und Entwicklung zu bringen. "
Werter herr kornelius, wer bezahlt sie eigentlich für derart lächerliche desinformation?
Wir haben dort "humankapital" investiert? Interessante beschreibung. Und wir sind nur bedingt verantwortlich dafür was das investierte humankapital dort anstellt?
kornelius schreibt "Deswegen ist es falsch, die Afghanistan-Papiere mit den Pentagon Papers zu vergleichen. Diese 1971 von der New York Times veröffentlichten Papiere belegten damals, dass die Regierung Johnson systematisch über den wahren Einsatz und ihre politischen Ziele im Vietnam-Krieg gelogen hatte."
Soso, der vergleich ist also unzulässig? Warum eigentlich?
.. Vielleicht befassen sie sich mal damit wie das alles (nicht) in einklang zu bringen ist mit dem grundgesetz der BRD, das ist dann auch nicht so komplex wie das thema afghanistan.
QuoteM.Meester schreibt
??!?
"Die mehr als 40 Nationen werden vom aufrichtigen Interesse geleitet, Afghanistan Frieden und Entwicklung zu bringen."
Glauben Sie eigentlich selbst, was Sie da schreiben?
Müsste es nicht heißen: "Die mehr als 40 Nationen sind vom aufrichtigen Interesse des militärisch-industriellen Komplexes geleitet, in Afghanistan einen möglichst langen, möglichst materialintensiven Konflikt auszutragen"?
Als wäre es in diesem Konflikt jemals um Frieden und Entwicklung gegangen...Entwicklung der geostrategischen Interessen des Westens vielleicht, aber das war's dann auch schon.
Quotenicknoris schreibt
Die SZ hat wohl das Copyright auf folgenden Euphemismus:
Entsendung von Soldaten in fremde Länder = Investition von "human capital"
Glückwunsch
QuoteS.Packo schreibt -
"USA mit ihren 45 Hilfsnationen" Zitat
Das ist fast wie eine Ernennung zum Hilfssheriff!
QuoteElvis_the_Pelvis schreibt
...
herc schreibt Unglaublich
Dieser Artikel ist meiner Meinung das schlimmste, was bisher an Staatspropaganda veröffentlicht wurde.
Ich schäme mich der gleichen Landsmannschaft anzugehören, wie dieser Kornelius.
Quotes.kraut schreibt
humankapital
Nun dieser Begriff ist in diesem Zusammenhang wirklich interessant.
Er wird in den goldenen Saal der Euphemismen des Kriegs gehängt, direkt neben "Wirkkörper", "friendly fire", uvm.
Noch ein Tipp: Substitution von Humankapital, wenn es um das Nachrücken frischer Soldaten geht.
Quotegraik schreibt
Wir sind die Guten
Oh ja, die heren Ziele des friedliebenden Westens sind wieder einmal an der rauen Realität finsterer Ureinwohner gescheitert. Dieser Artikel hätte unter anderem Vorzeichen auch sehr gut in eine achtziger Jahre Ausgabe von Prawda oder Neuem Deutschland gepasst. Vergessen, dass der Westen, gemessen an den militärischen Ausgaben, von Anfang an nur lächerliche Mittel in den angeblich so wichtigen Wiederaufbau gesteckt hat. Keine Rede mehr davon, wie wir der afghanischen Stammesversammlung einen korrupter CIA Agenten (Karsai) als Präsidenten regelrecht aufgezwungen haben.
Wer an echten Analysen interessiert ist, sollte sich mal die frühen Berichte von Robert Fisk heraussuchen. Und was die tatsächlichen Motive angeht, ist das berühmte Interview mit Horst Koehler schon mal ein ganz guter Anfang.
QuotePython11reloaded schreibt
Herr Kornelius..
...gehörte ja immer zu den Befürwortern des Einsatzes, Woche für Woche erzählte Herr Kornelius den SZ-Lesern, von der Wichtigkeit und Notwendigkeit des Nato-Einsatzes allgemein und dem der Bundeswehr im besonderen... und nun... offenbar dämmert es auch Herrn Kornelius, dass die vielen Bürger die diesen Einsatz aus den unterschiedlichsten Gründen ablehnen Recht haben: Es gibt in Afghanistan nichts zu gewinnen.
Niemand hat die Soldaten die dort sind gerufen, sie führen einen Krieg der von den USA begonnen wurde (Angriffskrieg, da helfen auch alle wortklaubereien, der Kriegstreiber nicht) mit dem vorgeblichen Ziel den Terror zu besiegen...eine gigantische Farce...
2014 soll also der Abzug beginnen, bis dahin ist noch mit mindestens 20.000 getöteten Afghanen sowie ca. 1.000 getöteten Besatzungssoldaten zu rechnen, wenn man die bisherigen (offiziellen) Zahlen als Basis nimmt...
QuoteAlexander der Mittelmässige schreibt
Zusammenfassung
Mit seiner Schlussbemerkung - "Warum entzieht sich Afghanistan immer wieder jeder friedlichen Ordnung? So viele Papiere. So wenige Antworten." - fasst Stefan Kornelius recht adroit zusammen was der Artikel zu Hauf belegt: dass er vom Thema eigentlich kaum eine Ahnung hat.
Quotettoo70 schreibt
Joouh , Herr Kornelius ...- die hehre Weltgemeinschaft resigniert: die Afghanen sind schuld! Die wollen sich einfach von uns Hochzivilisierten nicht zivilisieren lassen.
Und da jetzt die Schuldigen gefunden sind, kann der SZ-Mann unserer Kriegsparteien mit dem Zurückrudern anfangen.
Schön zu sehen , dass er hier vor den meisten Leserkommentatoren keine Gnade findet und voll einen reingedonnert bekommt!
QuotePython11reloaded schreibt
Herr Kornelius,
sie schreiben: "Das Netz wird zu einem gefährlichen Faktor für kriegsführende Nationen, weil geheime Informationen kritisch sind für Erfolg und Misserfolg in einem Konflikt."
So so, warum denn? Weil es noch schwieriger geworden ist, die eigene Öffentlichkeit (den Souverän) zu belügen?
Die lächerliche Schlussfrage kann man sich sparen: Wieso entzieht sich Afghanistan einer friedlichen Ordnung? Weil sie von außen kommt, von Mächten, die das Land von außen besetzen, bombardieren, ein politisches System installieren...etc. reicht das als Antwort nicht aus?
Quotederblauebarbar schreibt
Das ist doch Satire, oder?
In Afghanistan wurde "humanitäres Kapital" investiert? Was soll denn das sein? ...
QuoteHalimsky schreibt
Die lieben Amis und die bösen Taliban
Die Veröffentlichung der Dokumente ist in erster Linie ein Beweis dafür, dass es in der gesamten westlichen Welt keine kritische Berichterstattung in der Presse gibt.
Jetzt hat die Information sich verselbständigt, ist an den Weichspülfiltern Marke "Schlaf weiter" vorbei an die Öffentlichkeit gelangt. Deshalb das Mantra von Kornelius "die Massen haben sich längst abgewandt" im Sinne von "hoffentlich hält sich der Schaden in Grenzen".
Es gibt ja auch offiziell kein Zweifel an der Version von 9/11 - Al Quaida - Taliban - Afghanistan, obwohl es das gleiche Muster ist wie Sadam - Massenvernichtungswaffen - die gleiche Art von Legitimationsticket.
... Der Mohn blüht und die Jets starten und landen. Leider wollen sich nicht nur Leute namens Taliban dort mit diesem Schicksal nicht abfinden. Weltgemeinschaft hilf.
QuoteFarbenseher schreibt
Unfassbar
Zitat: "Die mehr als 40 Nationen werden vom aufrichtigen Interesse geleitet, Afghanistan Frieden und Entwicklung zu bringen. Die Botschaft in den Trümmern des World Trade Centers war, dass niemals wieder ein Land zum Hort des Terrors werden dürfe, dass kein zerfallender Staat sich zum Epizentrum des Unfriedens entwickeln sollte."
Das kann doch unmöglich ernst gemeint sein. Dieser Krieg war von Anfang an nichts weiter als eine plumpe Machtdemonstration der USA, ein unterentwickelts, kleines Land, dass sich ohnehin schon seit 20 jahren im Dauerkriegszustand befand in Grund und Boden zu bomben, hat doch wohl nichts mit Aufbauhilfe und Demokratisierung zu tun. Und Deutschland hat sich diesem Krieg angeschlossen, um dem Rest der Welt zu demonstrieren, dass man als williger Handlanger der USA auch zukünftig ihrer Unterstützung gewiss sein wird.
Dass sich Afghanistan zu einem zweiten Vietnam entwickelt hat, ist vor allem traurig für die Zivilbevölkerung, die war ja in Südostasien seinerzeit mit zwei Dritteln der Toten auch der Hauptleidtragende.
Was für ein Zynismus, diesem Krieg humanitäre Ziele unterstellen zu wollen. Die Taliban (Die übrigens von unseren amerikanischen Freunden dort überhaupt erst möglich gemacht wurden) hätten sich ganz schön ranhalten müssen, um einen ähnlichen Bodycount wie die Verteidiger der Feiheit dort drüben zu erzielen.
Quotekaburkabari schreibt:
Am Ende entscheidet wieder der Unverstand über den Misserfolg
so wie das den US-amerikanischen Eingreiftruppen schon so oft widerfahren ist.
Der Korea-Krieg, der Vietnam-Krieg, der Chile-Krieg, der Panama-Krieg und - wenn man zynisch sein weill - der Mexiko-Drogenkrieg. Aber über allem schwebt dieser Einsatz am Hindukusch, der von Soldaten umgesetzt wird, die zu überwiegenden Teilen keine qualifizierte Kenntnis des Korans besitzen und deshalb Fremde in der Fremde sind, ohne eine Ahnung, was Menschen bewegt, die in einer fundamentalistisch-patriarchalischen Clangesellschaft aufwachsen.
Der Untergang dieser "Trupen" ist Programm. Der Krieg dient im Endeffekt lediglich den Umsatzinteressen der privaten Waffenkonzerne und Versorgungsunternehmen, die vom Pentagon so hervorragend finanziert und subventioniert werden. Der Freiheit, der Demokratie und der Zivilisation wird mit diesem Befreiungskrieg kein Dienst geleistet.
Viel eher taucht ein Szenario am Horizont auf, das uns allen heute schon das Fürchten lehren sollte. Die Entwicklung unserer sogen. Eliten und Leistungsträger hin zu einer Nomenklatura von Scheinexperten und -fachleuten, die es stets gut meinen, und doch wegen der real-existierenden Defizite im Sachverstand und des operativen Fachverstandes stets nur ein Desaster nach dem anderen verursachen.
So gesehen erleben wir heute mitten in Deutschland eine geistig-moralische Talibanisierung unserer faktisch total inkompetenten, ignoranten und realitätsvergessenen Scheineliten. Und diese ständisch-korporativen Scheineliten, die so auffällig an die typischen Untertanentypen aus dem Zeitalter des wilhelminischen Militärfeudalismus erinnern, inszenieren sich natürlich zur Vertuschung ihrer realen, praktischen Unfähigkeit und Inkompetenz genau so, wie es bei den wild gewordenen extremitischen arabischen Partriarchen und Potentaten üblich ist. Dies ist übrigens auch der tatsächliche Wesenskern der sogen. "Alphatiere".
Schauen wir also genau hin, was sich da gegenwärtig so entwickelt und was als neue Hoffnungsträger a la Guttenberg, Rösler und Schröder tatsächlich auf die Bühne drängt.
Quotetonikal schreibt
Nicht "Kampf", sondern "Töten"
"Es drängt sich der Eindruck auf, dass der Lebenszweck der Taliban und vieler Afghanen der Kampf ist."
Die Sache wird klarer, wenn man das schillernde Wort "Kampf" durch das Wort "Töten" ersetzt. Es drängt sich der Eindruck auf, dass der Lebenszweck der Taliban und vieler Afghanen das Töten ist.
Dieses Wort ist allerdings auch auf die Gegenseite anzuwenden. Neulich stand in einem anderen Artikel, dass Bundeswehrsoldaten in Afghanistan kämpfen und sterben. Die Sache wird klarer, wenn wir sagen, dass Bundeswehrsoldaten in Afghanistan töten und sterben.
Die Substanz eines jeden Krieges ist das Töten von Menschen.
Aus: "Wikileaks und Afghanistan-Krieg So viele Papiere, so wenige Antworten"
Ein Kommentar von Stefan Kornelius (27.07.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/wikileaks-und-afghanistan-dossiers-mit-wirkungsmacht-1.980073 (http://www.sueddeutsche.de/politik/wikileaks-und-afghanistan-dossiers-mit-wirkungsmacht-1.980073)
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Quote[...]
Stefan Kornelius
Der unerklärte Krieg
Deutschlands Selbstbetrug in Afghanistan
Deutschland führt Krieg in Afghanistan: gegen die Taliban, gegen islamistischen Terror und gegen den Kollaps einer ganzen Region. Doch von einem Krieg darf man hierzulande nicht sprechen: Noch immer erwecken Bundesregierung, Volksvertreter und Generäle den Eindruck, deutsche Soldaten seien als Aufbauhelfer nach Zentralasien entsandt worden. Zudem wird die Bundeswehr auf Schritt und Tritt daran gehindert, wirksam zu agieren.
Im achten Jahr des Einsatzes wird immer deutlicher, dass Politik und Öffentlichkeit nicht mit der Dynamik in Afghanistan Schritt halten. Längst hat sich die Unentschlossenheit der Verantwortlichen zu einem Knäuel von politischen Halbwahrheiten und militärischem Unfug verdichtet – der Konsens über Ziel und Zweck der Mission ist brüchig.
Die Bundeswehr und die deutsche Öffentlichkeit haben einen ehrlichen Blick auf diesen Einsatz verdient. Alles andere gefährdet letztlich den Erfolg der Mission – und das Leben der Soldaten.
110 Seiten mit Landkarte | Klappenbroschur mit Acetatschutzumschlag
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Quelle: http://www.koerber-stiftung.de/edition-koerber-stiftung/programm/politikgesellschaft/artikel-detailseite/bp/details/buch/der-unerklaerte-krieg/autoren/stefan-kornelius.html (http://www.koerber-stiftung.de/edition-koerber-stiftung/programm/politikgesellschaft/artikel-detailseite/bp/details/buch/der-unerklaerte-krieg/autoren/stefan-kornelius.html) (2010)
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Quote[...] Nach der Veröffentlichung geheimer Berichte zum Afghanistan-Einsatz durch die Internetplattform WikiLeaks hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Vertuschungsvorwürfe der Opposition zurückgewiesen. Alles Wissen werde an die Opposition weitergegeben, sagte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF.
Die Bundestagsfraktionen seien auch über den Einsatz der US-Spezialeinheit "Task Force 373" informiert worden, sagte der Minister weiter. Er rate den Obleuten, bei solchen Unterrichtungen "dann auch wach" zu sein und zuzuhören. Jedem Informierten, darunter auch Journalisten, sei die Existenz der auf das Ausschalten von führenden Taliban und Terroristen konzentrierten Einheit seit Jahren bekannt gewesen. Ob die Veröffentlichung der Geheimakten durch WikiLeaks die nationale Sicherheit Deutschlands gefährde, werde geprüft.
[...] Die Veröffentlichung der militärischen Geheimdokumente im Internet nannte Ströbele richtig. Rund um den Afghanistaneinsatz werde "viel zu viel nicht nur geheim gehalten, sondern auch gelogen". Die Dokumente könnten möglicherweise auch Kriegsverbrechen belegen, meinte Ströbele. "Täglich werden Zivilisten, mögliche Taliban-Verdächtige, aber auch US- und andere Soldaten der Allianz von NATO-Truppen getötet." Das dringe nur selten an die Öffentlichkeit. Um die Parlamente "zur richtigen Politik" zu drängen, müssten aber die Fakten veröffentlicht werden.
Aus: "WikiLeaks-Veröffentlichung: Wer weiß was über den Bundeswehreinsatz?" (27.07.2010)
Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/wikileaksafghanistan100.html (http://www.tagesschau.de/inland/wikileaksafghanistan100.html)
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Quote[...] Die Aktivitäten der Spezialkommandos und ihr Kampf gegen al-Qaida und Taliban unterliegen stets striktester Geheimhaltung. Doch wie die Amerikaner in Afghanistan umgehen, was die US-Soldaten am Hindukusch erleben und wie die letzte Supermacht an einen Teil ihrer Informationen gelangt, ist nun öffentlich. Die Internetplattform Wikileaks hat von einer Quelle fast 92.000 Dokumente des US-Militärs zugespielt bekommen. Nun kann jedermann sie lesen und sich ein Bild über die Mission am Hindukusch gewinnen. Und sich selber ein Bild über Erfolge und Misserfolge der Isaf machen.
Zu lesen ist, wie Zivilisten an Checkpoints erschossen werden, Waffen gefunden werden, Taliban und ihre Rekruten gefangen wurden, amerikanische Soldaten die Rettungshubschrauber anfordern, Informanten über die Bewegung von Anführern der Aufständischen berichten und wie die ausländischen Truppen mit Sprengfallen, Raketen sowie Handfeuerwaffen angegriffen werden.
New York Times, Guardian und Spiegel erhielten die Geheimakten bereits vor der Veröffentlichung im Netz. Die Redaktionen enthüllen brisante Details über Festnahmen und Tötungen von Gegnern der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan. Immer wieder fällt dabei der Name Task Force 373, die unter anderem Jagd auf Taliban macht. Die Task Force 373 besteht aus amerikanischen Eliteeinheiten wie den Delta Forces und den Navy Seals.
Bekannt ist schon lange, dass es geheime Jagdkommandos gibt, die wie andere Einheiten auch als Task Forces bezeichnet werden. Sie operieren im Geheimen und haben den Auftrag, Aufständische zu fangen oder zu töten. Die Isaf-Staaten führen dazu eine Joint Priority Effects List, auf der Namen von Zielpersonen landen. Zwei Spalten gibt es auf dieser Liste: Unter "Capture" werden diejenigen Taliban aufgeführt, die gefangen genommen werden sollen, unter "Kill" die Todgeweihten. Viele Länder lassen Namen auf diese Liste setzen, auch Deutschland. Man trage aber nur Gegner in der Spalte "Capture" ein, versicherte das Verteidigungsministerium gegenüber Bundestagsabgeordneten. Das gezielte Töten von Gegnern lehnt die deutsche Regierung ab. Aber auch bei versuchten Festnahmen kann es Tote geben.
Ebenfalls keine neue Erkenntnis ist, dass US-Spezialkommandos auch im Norden Afghanistans operieren, wo offiziell ein deutscher General das Sagen hat. Wie diese Elitekrieger vorgehen, war allerdings bis gestern nur gerüchteweise offengelegt. Nach der Wikileaks-Veröffentlichung ist das nun anders.
Besonders pikant ist, dass die Task Force 373 seit einem Jahr mit rund 300 Mann auch im deutschen Feldlager Camp Marmal in Masar-i-Scharif stationiert ist. "Strategisch günstig und abgeschirmt haben sich die Jäger direkt am Flugfeld positioniert", schreibt Spiegel Online. Damit stellen die veröffentlichten Dokumente auch ein Problem für Deutschland dar.
Eigentlich haben die Deutschen eine eigene Elitetruppe im Norden Afghanistans stationiert. Sie besteht aus KSK-Männern, Fernspähern und anderen Spezialisten und trägt den Namen Task Force 47. Im Feldlager Kundus verfügt sie über einen separierten Bereich, mit einem eigenen Gefechtsstand. Von dort aus befahl Oberst Georg Klein die Bombardierung von zwei Tanklastern am Kundus-Fluss. Bei dem Luftangriff durch amerikanische Jets starben bis zu 142 Menschen. Warum die Task Force 47 in jener Nacht im Feldlager blieb und die Lage an der Furt nicht aufklärte, bleibt ein Rätsel der sogenannten Kundus-Affäre. Denn zum Observieren von Gegnern sind die Spezialkommandos da. In Gruppen von meist drei Soldaten beobachten sie tagelang abgelegene Gehöfte oder Lagerhallen, und warten, bis Zielpersonen eintreffen. Dann kann ein Zugriff – oder auch ein Luftangriff erfolgen.
Die Opposition verlangt nun eine umfassende Aufklärung von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) über die Aktivitäten der amerikanischen Task Forces im Norden. Bisher hieß es bei der Bundeswehr hinter vorgehaltener Hand oft, dass man gar nicht so genau wisse, was die amerikanischen Kommandos im deutschen Mandatsgebiet so machen. Nun können auch die deutschen Soldaten lesen, was ihre amerikanischen Kameraden dort treiben. Wie deutsche Spezialkommandos vorgehen, enthüllt Wikileaks nicht – noch nicht.
Quote* 27.07.2010 um 12:55 Uhr
* am Abgrund
Die Frage ist und bleibt:
Warum ist der "Westen" dort?
Ich meine von bin Laden spricht
inzwischen keiner mehr - und daß
der 11.9. ein inside-job war, das
weiß inzwischen jeder.
Quote* 27.07.2010 um 13:14 Uhr
* colca
4. Auftragsmörder
So ist das also.
Da kann die Regierung eine Namensliste ausfüllen, sich ganz nach gusto "capture" oder "kill" wünschen - und ab damit ans Pentagon.
Die schicken dann ihre Auftragsmörder, pardon Elitesoldaten, los und erledigen den schmutzigen Job. Im Zweifelsfall gilt vor Ort die Devise "kill them all".
So führen also Demokratien Krieg.
Ich bin ja gespannt, was wir via Wikileaks demnächst über das Treiben des KSK erfahren werden.
Ob die auch Leute ermorden gehen oder dürfen die nur Schmiere stehen.
...
Quote* 27.07.2010 um 13:41 Uhr
* strippenzieher
inside-job
"und daß der 11.9. ein inside-job war, das weiß inzwischen jeder"...
Realität an Abgrund, bitte wieder raufkommen!
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Aus: "Task-Force 373 in Afghanistan: Festnehmen oder töten" Von Hauke Friederichs (27.7.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-07/wikileaks-afghanistan-task-force-373 (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-07/wikileaks-afghanistan-task-force-373)
Quote[...] An gezielten Festnahmen und Tötungen von feindlichen Anführern kann Juan Zarate nichts Falsches finden. ,,Das ist genau das, was Länder tun, die sich im Krieg befinden", sagt der frühere Terrorabwehrexperte der unter der Bush-Regierung.
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Aus: "Afghanistan-Dokumente entfachen Debatte über Kriegsverbrechen " (27.07.2010)
Quelle: http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/usa-afghanistan-dokumente-entfachen-debatte-ueber-kriegsverbrechen_aid_534882.html (http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/usa-afghanistan-dokumente-entfachen-debatte-ueber-kriegsverbrechen_aid_534882.html)
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Quote[...] Wikileaks-Gründer Assange sagte dem "Spiegel": "Das Material wirft ein Schlaglicht auf die alltägliche Brutalität und das Elend des Krieges. Es wird die öffentliche Meinung verändern und auch die von Menschen mit politischem und diplomatischem Einfluss." In der Fülle stelle das Material alles in den Schatten, was über den Krieg in Afghanistan gesagt worden sei. "Diese Daten sind die umfassendste Beschreibung eines Krieges, die es jemals während eines laufenden bewaffneten Konflikts gegeben hat (...)."
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Aus: "Wikileaks-Gründer Assange verteidigt Veröffentlichung " (26. Juli 2010)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/geheimakten-zum-afghanistan-krieg-wikileaks-gruender-assange-verteidigt-veroeffentlichung-1586982.html (http://www.stern.de/politik/ausland/geheimakten-zum-afghanistan-krieg-wikileaks-gruender-assange-verteidigt-veroeffentlichung-1586982.html)
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Quote[...] Unterdessen machen sich deutsche Politiker vor allem Sorgen wegen möglicher Auswirkungen auf die Sicherheit der Bundeswehr-Truppen am Hindukusch. Ruprecht Polenz (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, zeigte sich zwar einerseits ,,beruhigt", dass die Geschichte des Afghanistankrieges ,,nicht neu geschrieben werden muss", da die Dokumente ,,alles in allem, von kleineren Ausnahmen abgesehen, der offiziellen Darstellung der Regierung" nicht widersprächen. Gleichwohl handele es sich bei dem Geheimnisverrat um einen ,,Skandal" mit möglicherweise weitreichenden Auswirkungen: ,,So etwas darf nicht passieren", sagte Polenz dem Berliner ,,Tagesspiegel".
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QuoteQualitätspolitiker...
Bernd Almstedt (Almstedt)
Das die Informationen für den "Herrn vom Guttenberg" nicht gänzlich überraschend kommen ist selbst für einen einfachen Bürger einigermaßen logisch - zumindest die Großwetterlage in Afghanistan sollte ein Verteidigungsminister schon kennen.
Allerdings sind diese Wikileaks ja auch nicht für die Regierungen sondern für uns Bürger gedacht, damit wir endlich mal schwarz auf weiß sehen können, wie wir täglich belogen und betrogen werden. Das unsere Bundessöldner in Afghanistan "gefährdet" sind ist ebenfalls völlig klar - das gilt für jeden Krieg und schließlich werden sie dafür ja auch bezahlt (und machen das auch noch freiwillig).
Angst und Mitleid empfinde ich lediglich mit der dortigen Bevölkerung, die unter diesem illegalen und willkürlichen amerikanischen Aggressionskrieg zu leiden haben.
Vielleicht wachen die Menschen in Europa ja endlich mal auf und stellen klar, dass der Einsatz europäischer Truppen zu Zewcken des Angriffskrieges (!) in Afghanistan nicht akzteptabel und völkerrechtlich unrechtmäßig ist.
QuoteGuttenberg weiß um die Gepflogenheiten der U.S.-Task Force 373!
Lüder Osmers (LOsmers)
Guttenberg: "Die Bundesregierung gebe all ihr Wissen [über die U.S.-Task Force 373] ... weiter." Das Wissen also darüber, daß diese Sondereinheit Taliban-Führer töten soll, und zwar nach Wildwest-Manier ohne Richter, ohne Beweise, ohne Urteil.
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Die U.S.-Killerkommandos operieren auch im Verantwortungsbereich der Bundeswehr in Afghanistan, und hier wird es heikel.
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Die widerwärtige und ekelerregende Mentalität, die sich im Vorgehen der "Verbündeten" zeigt, ist genauso abstoßend wie die Gepflogenheit des "Body Count". Für dieses Leichenzählen als stolzen Beweis des eigenen Erfolges gibt es in der deutschen militärischen Tradition keine Entsprechung. Sie ist - hoffentlich! - auch der heutigen deutschen Soldatengeneration völlig fremd.
Aus: ",,Wikileaks"-Veröffentlichung: Guttenberg: Erkenntnisse ,,nicht gänzlich überraschend"" (27. Juli 2010)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C78914F85BED3B53F3C/Doc~E66D9EC9464A242799D7DD7C2149AC40E~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C78914F85BED3B53F3C/Doc~E66D9EC9464A242799D7DD7C2149AC40E~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] WikiLeaks hat mehr als 90.000 meist geheime Dokumente zugespielt bekommen. Sich durch die Flut der Texte und militärischen Abkürzungen zu kämpfen, ist extrem mühsam. DW-Redakteurin Sandra Petersmann hat es dennoch getan.
[...] Für den Leser bleibt die bittere und mühsame Innenansicht eines hochkomplizierten und vielschichtigen Krieges, dessen ganze Dimension nur die wenigsten wahrhaben wollen. Es erscheint schwer vostellbar, dass die von US-Präsident Barack Obama verfügte temporäre Truppenaufstockung in Afghanistan für die große Wende sorgen kann. Und dass die afghanischen Soldaten und Polizisten bis 2014 selber in der Lage sein werden, für Afghanistans Sicherheit zu sorgen. Das hat die internationale Kabul-Konferenz erst in der vergangenen Woche beschlossen.
...
Aus: "Selbstversuch bei WikiLeaks " Sandra Petersmann (26.07.2010)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5838316,00.html (http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5838316,00.html)
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Quote[...] So hatte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele erklärt, er wolle "die Wahrheit über das lesen, was die Bundeswehr konkret in Afghanistan treibt". Er bemühe sich schon seit einem halben Jahr vergeblich zu erfahren, "was an geheimen Kommandoaktionen durch die Bundeswehr unterstützt wird", sagte er der der "Neuen Presse" aus Hannover. Dabei gehe es vor allem um die Operationstruppe "TF 47" der Bundeswehr. Dies sei eine geheim arbeitende Eliteeinheit, die sich aus den verschiedenen Waffengattungen zusammensetze und eine nachrichtendienstliche Komponente habe. Ströbele ist auch Mitglied des parlamentarischen Kontrollgremiums für die Geheimdienste.
"Es ist nach der Lektüre der US-Dokumente aus unserer Sicht verstörend, wie wenig die Bundesregierung das Parlament über die Aktivitäten von amerikanischen Spezialkräften im deutschen Gebiet (in Nordafghanistan) unterrichtet hat", sagte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin "Spiegel Online". Ihm sei nicht klar, ob nicht doch Bundeswehrsoldaten an US-Aktionen zur Festnahme oder Liquidierung von Taliban beteiligt gewesen seien.
Auch der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Arnold, fühlt sich über die Task Force 373 ungenügend informiert. "Mein Eindruck ist, dass die Bundesregierung da auch nur einen begrenzten Einblick hat", sagte er "Spiegel Online".
...
Aus: "Geheime Akten heizen Afghanistan-Debatte an" (27.07.2010)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5840887,00.html (http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5840887,00.html)
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Quote[...] The Guardian
"Nichts schlägt rohes Material in seiner Fähigkeit, die Wahrheit zutage zu fördern. Diese Dokumente sind unverfälscht und brutal, und es wird einige Zeit benötigen, all ihre Implikationen zu verdauen. Sie beschreiben die Realität des Afghanistan-Krieges, inklusive – so scheint es – das weit verbreitete und zunehmend eingesetzte Mittel der gezielten Tötung. Im Gegensatz zu dem, was Regierungen gerne verbreiten, sind diese Operationen oft erfolglos und ziehen manchmal die Tötung von Verbündeten und Zivilisten nach sich. Man mag sagen, dass dies eine Tatsache moderner Kriegsführung sei, doch die Realität ist, dass scheinbar in den letzten 150 Jahren kein großer Fortschritt erzielt wurde." – Philippe Sands
La Repubblica
"Die Sterilisierung der Afghanistan-Einsätze war der Regierung Bush gut gelungen. Die Lektion des Vietnamkriegs, dass eine Schlacht zuallererst auf dem Feld der öffentlichen Meinung gewonnen wird und erst danach an der Front, hatte die Politik verstanden. Die Veröffentlichung der fast 100.000 geheimen US-Militärdokumenten auf der Internet-Enthüllungs-Plattform Wikileaks – Dokumente von Soldaten, Offizieren und Funktionären, die die Lüge nicht mehr aushalten – kann als eine große Offensive gesehen werden. Eine Offensive gegen die moralische Betäubung einer öffentlichen Meinung, die nicht sehen will, was in ihrem Namen geschieht. Sie ist sicherlich ein Sieg der Information gegen die Lüge. Doch unterdessen geht der Krieg in Afghanistan weiter, immer länger, immer schmutziger, immer weiter weg."
La CharenteLibre
"Diese Berichte der amerikanischen Armee zeigen einen schmutzigen Krieg auf, bei dem Doppelzüngigkeit und hinterhältige Schläge die Regel sind. So ist Pakistan, der erklärte Alliierte Washingtons, mit den Taliban-Chefs verbandelt. Das geht sogar so weit, Anschläge gegen offizielle Vertreter Afghanistans sowie gegen ... die amerikanischen Truppen zu organisieren. Der Iran, der offiziell 'neutral' ist, soll afghanischen Abgeordneten Millionen von Dollar an Schmiergeldern zahlen und gleichzeitig die Taliban militärisch unterstützen. Schließlich scheinen die sogenannten 'Kollateralschäden' bei der Bevölkerung weit größer zu sein, als dies die Koalition bisher zugegeben hat."
Wall Street Journal
"Von den vielen Nicht-Überraschungen in den Dokumenten erfahren wir, dass Krieg die Hölle ist ... , dass Soldaten manchmal Fehler machen, dass militärische Drohnen manchmal abstürzen, dass viele afghanische Politiker korrupt sind und dass afghanische Soldaten oft fliehen, wenn sie unter Beschuss geraten. All das wusste jeder Zeitungsleser bereits. Die Vor-Ort-Perspektive der Dokumente bestätigt, was amerikanische Politiker schon lange sagen: Der Krieg verläuft nicht gut, die Taliban holen auf und eine neue und neu belebte Strategie ist erforderlich. Sowohl die Bush- als auch die Obama-Regierung stellten dieselbe Diagnose in den vergangenen Jahren. Beide machten kein Geheimnis daraus. Dieses Jahr ließ Obama mit der Truppenaufstockung Taten folgen. ... Jetzt ist die Zeit, in der kühlere politische Köpfe die Dokumente in einen Kontext stellen ... und vor allem General Petraeus und James Mattis die Zeit geben sollten, die sie brauchen, um in Afghanistan den Erfolg zu bringen. Wir können uns keinen weiteren Anti-Kriegs-Sturm von links leisten."
New York Times
"Ich habe nichts in den Dokumenten gesehen, das mich entweder überrascht oder mir etwas Bedeutendes berichtet. Die Dokumente enthüllen in der Tat ein paar spezifische Informationen, ... die viel Nervosität im Militär auslösen werden. Sie mögen gar dazu führen, dass ein paar Menschen sterben. Daher hat das Weiße Haus Recht, wenn es seinen Unmut über Wikileaks äußert. Dennoch – die meisten der Enthüllungen, die von Wikileaks-Gründer Julian Assange herumposaunt wurden, sind überhaupt keine. Sie sind lediglich weitere Beispiele für das, was wir bereits wussten. Die New York Times, der Guardian und der Spiegel haben nichts falsch gemacht, als sie die Dokumente überprüften und exzerpierten. Doch Wikileaks selbst ist eine andere Angelegenheit. Herr Assange sagt, er sei ein Journalist, doch das ist er nicht. Er ist ein Aktivist, und was seine Ziele sind, ist unklar. ... Wenn es sein Wunsch ist, Frieden zu fördern, dann sind Assange und seine Sorte Aktivist nicht so hilfreich, wie er glaubt." – Andrew Axum
Washington Post
"Die Neuigkeit in jenem massiven Datenhaufen ... ist, dass es überhaupt keine Neuigkeit gibt. Eine große Nachricht wäre gewesen, wenn diese Dokumente irgendwelchen Optimismus möglich gemacht hätten. Das wäre eine atemberaubende Umkehrung dessen gewesen, was derzeit schnell zur konventionellen Weisheit wird:
Der Krieg in Afghanistan kann nicht gewonnen werden – zumindest nicht so, wie 'gewinnen' derzeit definiert wird. Die Obama-Regierung wird nach außen hin die Wikileaks-Informanten jagen und sich von den veröffentlichten Informationen distanzieren, so wie sie auch sollte. (Regierungen dürfen ein paar Geheimnisse haben; sie brauchen sie, um uns zu beschützen.) Aber nachdem Obama tief durchgeatmet hat, dürfte er zu dem Schluss kommen, dass Wikileaks ihm einen Gefallen getan hat – insofern, als dass die Organisation das Unaussprechliche ausgesprochen hat. Und zwar nicht mit der angeblich gespalteten Zunge der Mainstream-Medien, sondern in den eigenen Worten der Soldaten. Dies wird die unvermeidbare Entscheidung einfacher machen. Barack Obama, der ein unemotionaler Mensch ist, wird den Afghanistan-Krieg herunterfahren – nicht nur, weil er das will, sondern weil er es muss. Dies ist – genauso wie die Neuigkeiten von Wikileak – alles andere als eine Neuigkeit." – Richard Cohen
Quote* 27.07.2010 um 13:17 Uhr
* Erich Gengerke
Wenig Neues
>>Europas Zeitungen messen den Dokumenten viel Bedeutung bei. In den USA sieht man in ihnen wenig Neues<<
Es ist ja auch nichts Neues. Neu ist, dass die Öffentlichkeit nun informiert ist.
Aus: "Afghanistan-Dokumente: An Wikileaks scheidet sich die internationale Presse" (ZEIT ONLINE, 27.7.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-07/presseschau-wikileaks-afghanistan (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-07/presseschau-wikileaks-afghanistan)
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Quote[...] Senator John Kerry schien nicht überrascht vom Leck, er wartete unmittelbar nach der Publikation mit einer ersten kritischen Stellungnahme auf. «Wie immer auch die Dokumente ans Licht gekommen sind, so werfen sie doch ernsthafte Fragen zur Politik gegenüber Pakistan und Afghanistan auf», so der Präsident der Aussenpolitischen Kommission. Die Dokumente seien geeignet, die Probleme des Einsatzes zu verdeutlichen und somit eine Richtungsänderung der Politik vorwegzunehmen. Mehrere Demokraten erklärten, Obama werde es noch schwerer fallen, seine Strategie für Afghanistan beliebt zu machen.
Die nächste Überprüfung durch den Kongress folgt im Dezember. Schon diese Woche führt der Senat eine Anhörung des neuen Chefs des Zentralkommandos im Kriegsgebiet, James Mattis, durch und nimmt eine Zusatzfinanzierung für den Einsatz unter die Lupe. Dabei dürften sowohl die Rolle von Wikileaks wie die Kriegsstrategie der Regierung kritisiert werden. Es ist aber nicht anzunehmen, dass sich der Senat der Bestätigung von General Mattis oder der Zustimmung zum zusätzlichen Kriegsbudget verweigert, das sich der Marke von 300 Milliarden Dollar nähert.
QuoteMark Schneider
07:11 Uhr
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Nein, keine Verurteilung von Wikileaks. Von mir bekommt Wikileaks ein dickes Lob, für Zivilcourage, für Wahrheitsliebe, für Ehrlichkeit und Offenheit. Ich hoffe dieses Lob auch stellvertretend für viele andere Menschen aussprechen zu können.
QuoteMarcel Zufferey
07:10 Uhr
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Wikileaks ist die moderne Version der Pressefotografen, die die Kriegsverbrechen der US-Truppen während des Vietnamkrieges dokumentiert haben. Was damals das berühmte Pressefoto der entkleideten Huynh Cong auf der Flucht vor einem Napalmbombenangriff war, sind heute diese veröffentlichten Dokumente. Der Effekt ist derselbe: Die kriegsbeteiligten Regierungen stehen mit heruntergelassenen Hosen da.
Quote
Rafiq Tschannen
09:10 Uhr
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Ich schlage den Gruender von WikiLeak fuer den Nobel Friedenspreis vor. Dank seinen 'leaks' kann man hoffen, dass die demokratischen Maechte in Zukunft wenigstens versuchen werden, einen Krieg so zu fuehren, wie die Oeffentlichkeit das von zivilisierten Laendern erwartet.
QuoteHeinz Butz
09:30 Uhr
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Im Irakkrieg ging es um die Festigung der Erdölvorkommen, also um wirtschaftliche Interessen. In Afganistan geht es um riesige Bodenschätze, verschiedene Erze, Smaragde usw. Bodenschätze im Wert von -zig Billionen (1 Billion = 1'000 Milliarden) Dollars. Also auch um wirtschaftliche Interessen. Es lebe der Kolonialismus !!!!
Quote
Robert Schuman
09:39 Uhr
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Immerhin ist durch Wikileaks investigativer Journalismus wieder möglich geworden. Ich dachte schon es sei vorbei und die Medien würden sich auf Agenturmeldungen und Interviews beschränken. Schön, dass es in den Medien mal wieder um Fakten geht. Besonders die Schweizer Medien könnten sich eine Scheibe abschneiden. Interessante Artikel gab es hier schon lange nicht mehr.
QuoteWerner Wittmann
09:43 Uhr
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Es ist absolut richtig, dass nun endlich - statt der offiziellen - wirkliche Wahrheiten über den Afghanistankrieg an die Öffentlichkeit kommen. Die bisher meisten Veröffentlichungen bestanden hauptsächlich aus Propaganda und Beschönigungen. Auch die US-Bevölkerung soll wissen, für welche unmenschliche Sauereien sie hunderte Milliarden USD Steuergelder bezahlen müssen. ...
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Aus: "Das ungeschönte Bild eines Krieges" Von Walter Niederberger, San Francisco (26.07.2010)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Das-ungeschoente-Bild-eines-Krieges-/story/16492229 (http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Das-ungeschoente-Bild-eines-Krieges-/story/16492229)
Quote[...] Für die einen sind Assange und seine Kollegen seitdem Helden, Kämpfer für die totale Informationsfreiheit und gegen jede Form von Zensur. Für die anderen sind sie Verräter.
Aus Sicht der amerikanischen Behörden gilt der Australier als ernste Bedrohung der nationalen Sicherheit, das hat er sogar schriftlich. Schon 2008 stufte das US-Militär WikiLeaks als gravierendes Sicherheitsproblem ein und diskutierte, wie die Seite am besten zu bekämpfen sei. Auch dieses Dokument wurde Assange zugespielt. Und dann auf wikileaks.org veröffentlicht.
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Aus: "Der Enthüller" Von John Goetz und Marcel Rosenbach (26.07.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,708300,00.html (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,708300,00.html)
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Quote[...] Juristische Konsequenzen fürchtet Schmitt nicht – im Gegenteil: "Wir hatten in der Vergangenheit oft juristische Drohungen, wir rechnen bei jeder Publikation damit. Als investigatives Medium ist das quasi ein Qualitätsmerkmal für die Arbeit, die man leistet – ob man so sehr den Nerv trifft, dass es jemand andres dazu bewegt zu reagieren." (Christof Kerkmann, dpa) / (jk)
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Aus: "Wikileaks: "Wir brauchen die klassischen Medien"" (27.07.2010)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Wikileaks-Wir-brauchen-die-klassischen-Medien-1045836.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Wikileaks-Wir-brauchen-die-klassischen-Medien-1045836.html)
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Quote[...] Wikileaks durchbricht die Propaganda des "Embedded Journalismus". Diese Offenheit ist amerikanischen Militärstrategen derart ein Dorn im Auge, dass Pläne zur Ausschaltung offen diskutiert wurden. Nach dem Desaster auf der Propagandafront in Vietnam hat man im Pentagon dazugelernt und ausschließlich geführte Reisetouren in Kriegsgebiete nach dem Beispiel der Deutschen Wochenschau angeboten.
Georg Markus Kainz versucht beim sommerlichen q/Talk mit Leo Findeisen von Transforming Freedom zu erkunden, ob im Zeitalter der gleichgeschalteten Massenmedien das Studium von Originaldokumenten notwendig für einen aufgeklärten Bürger wird.
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Aus: "q/Talk, Di 27. Juli, WikiLeaks - im Visier der Geheimdienste"
Date: 2010-07-26T23:07:04
Quelle: http://quintessenz.at/d/000100008045 (http://quintessenz.at/d/000100008045)
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Quote[...] Worin liegt die Bedeutung dieser Quellen? Daniel Schmitt ist ein eher introvertierter Typ. Doch bei der Antwort auf die Frage zeigt er Emotionen, redet sich in Schwung. Ihm geht es darum, eine Topografie des Krieges zu erstellen, ein ungefiltertes Bild, in dem sich jeder Tag, jede Stunde des Einsatzes widerspiegelt, ein Mitschnitt in Minuten, ja Stunden Echtzeit, wie er weder vom Zweiten Weltkrieg noch vom Koreakrieg oder aus Vietnam der Öffentlichkeit vorliegt. ,,Was hat man zu welchem Zeitpunkt gewusst? Das ist eine ganz extrem wichtige Frage in der Politik", sagt er, und: ,,Wer war zu welchem Zeitpunkt von was informiert und wer hat trotzdem vielleicht eine bestimmte Entscheidung getroffen – das ist ein Detailgrad, der enorm wichtig werden wird."
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Quote* von atom
* 28.07.2010 05:46 Uhr
Der Westen hat versagt
Antwort auf stephanstephan vom 27.07.2010 17:00 Uhr
Quote
Wenn die Alliierten abziehen, hat nicht der "Westen" verloren, sondern die Völker der Region haben sich der Moderne (weiterhin) verweigert.
Ach so einfach ist das.
Klingt wie bei den Kommunisten, die Idee ist gut aber die Menschen sind schlecht.
Nicht nur die Völker dieser Region, sondern auch Irak und Vietnam wollten das Geschenk nicht, Vielleicht liegt es an dem blutigen Band womit dieses Geschenk eingepackt ist?
Afghanistan und der Irak sind unsere Kinder. Unsere Rohrstockerziehung fruchtet nicht, also sind die Kinder schuld?
Aus: "Protokolle eines Krieges" Von Marc Thörner (27.07.2010)
Der Autor (46) ist freier Journalist und in Afghanistan häufig im Auftrag der ARD-Rundfunkanstalten unterwegs gewesen. Teilweise war er bei verschiedenen Armeen ,,eingebettet", reiste aber auch, als einer der wenigen westlichen Journalisten, unabhängig durchs Land. Für eine Afghanistan-Reportage erhielt er 2009 den Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus. Im Frühjahr 2010 erschien sein Buch ,,Afghanistan-Code. Eine Reportage über Krieg, Fundamentalismus und Demokratie".
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/protokolle-eines-krieges/1891326.html (http://www.tagesspiegel.de/politik/protokolle-eines-krieges/1891326.html)
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Quote[...] Der enge Mitarbeiter eines ranghohen Außenpolitikers im US-Senat flachst die spektakuläre Enthüllung in die Sphäre der Belanglosigkeiten: ,,Willkommen in der Demokratie", sagt er mit dem Unterton des Gelangweilten zur Veröffentlichung von etwa 75.000 zum großen Teil der Geheimhaltung unterliegenden Dokumenten aus dem Afghanistan-Krieg durch die Enthüllungs-Plattform Wikileaks. Die darin behandelten Fakten seien allesamt bekannt und zeichneten kein neues Gesamtbild der Lage, sagt der Washington-Insider.
[...] Wenn es schon militärisch nicht laufe, seien aber doch die Fortschritte im karitativen Bereich und beim Wiederaufbau des Landes ermutigend, wird oft argumentiert. Doch die jetzt veröffentlichten Dokumente belegen auch gegenteilige Erfahrungen. Im November 2006 etwa berichtete danach eine amerikanische Zivilangestellte euphorisch über die Eröffnung eines Waisenhauses in der Provinz Paktia, finanziert vom US-Militär. Bei einem erneuten Besuch der Einrichtung einen Monat später trafen die Amerikaner aber nur wenige Kinder und kaum Betreuer, für deren Anstellung sie doch Geld gezahlt hatten – und bei einer erneuten Überprüfung im Oktober 2007 fanden sie keine einzige Waise. Die Spenden waren offenkundig nicht bei jenen angekommen, denen sie helfen sollten.
...
Quote27.07.2010, ach so sagt:
......Die darin behandelten Fakten seien allesamt bekannt und zeichneten kein neues Gesamtbild der Lage, sagt der Washington-Insider.....
Vielleicht nicht für die Insider. Aber für uns ´gewöhnliche´ schon. Denn man hat uns hier nämlich etwas ganz anderes erzählt.
Quote27.07.2010, MP sagt:
Wikileaks-Coup zeigt die Ohnmacht der Isaf-Truppen
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Die Durchhalteparolen klingen in letzter Zeit sehr merkwürdig.
Quote27.07.2010, Fritz sagt:
Journalisten in Deutschland? Ach ihr meint die Hofberichterstatter, die sich ihr Stillhalten jeden Tag bezahlen lassen, vom Käufer der Zeitungen, von den Werbung schaltenden Unternehmen. Wenn es um die 6. Freundin von Bohlen geht, oder um das Liebesleben von C D E F-Promis, dann überschlagen sie sich. Dann muß man sich beim Lesen der Zeitungen einen Schirm vors Gesicht halten, so weit spritzt der Geifer. Richtige, den Menschen durch ihren Alltag begleitende Geschichten, bekommt man nicht zu lesen. Keine richtigen politischen und wirtschaftlichen Skandale werden aufgedeckt. Der Journalismus in Deutschland ist, bis auf ein paar Ausnahmen, tot. Nicht umsonst haben die Zeitungsverlage mit starken Verkaufsrückgängen zu kämpfen. Es ist fast wie in der Endphase der DDR. Keiner hat mehr geglaubt, was in der Zeitung steht. Nur die Sportergebnisse waren noch interessant. Das Ende kam dann mit Macht und schnell. Und das war gut so.
Quote27.07.2010, fritzrobert sagt:
nach der veröffentlichung der geheiminfos kann man gespannt sein,wie sich die deutsche politiker-camarilla herausreden wird. das gilt für struck (spd deutschland wird am hindukusch verteidigt) bis zu merkel und co., die den deutschen die wundersamen märchen vom humanitären fortschritt in afg. vorflöten...
Quote27.07.2010, General Flashback sagt:
"Charlie surft nicht!"
- Colonel William "Bill" Kilgore - 1st Squadron, 9th Cavalry Regiment
Quote27.07.2010, Journalie sagt:
öffters mal Taz lesen!
Holland geht
Am Sonntag beginnen die Niederländer mit dem Abzug ihrer Truppen.
Quote27.07.2010, Ich habe es nur noch satt sagt:
Die ganze Zeit über galt Afghanistan nur als staubiges Wüstenland - und AUF EIIIIIIIINMAL hat man GAAAAANZ ZUFÄLLIG entdeckt, daß es Billionenvorkommen an Litium gibt...??!??!?
Jetzt erst?
Das ganze scheint mir ein komplett abgekartetes und verlogenes Spiel zu sein, und unsere Bundesvasallen spielen mit.
Ich kann nicht beschreiben, wie tief mein Vertrauen in Regierung und Obrigkeiten gesunken ist, die uns weismachen wollen, daß man für Brunnen und Freiheit der Frauen in Afghanistan ist...
Oh Mann, was für ein Lügenstaat...
Quote28.07.2010, Schach sagt:
Der Punkt ist doch nicht dass 100.000 Einzelheiten zu diesem, ohnehin bekannten, afghanischen Fiasko aufgedeckt wurden. Das Übel besteht einzig in den lausigen Notwendigkeitsphrasen mit welchen die beteiligten Kriegsführer dieses
offiziell begründen. Tragisches Geschehen für sich passend interpretieren bzw. verschleiern und ihre Ausweglosigkeit mit allen Mitteln überspielen.
...
Quote28.07.2010, taolek sagt:
wenn ich mir eure kommentare angucke , werde ich das gefühl nicht los das ihr eigentlich schuld durch eure kommentare seid, dass dies passiert. wie kann das sein das ihr euch alle so über amerika aufregt. ihr währt doch heute nicht alle hier und könntet kommentare abgeben wenn euch amerika nicht geholfen hätte. undankbares volk. die präsents in afgahistan und in allen anderen islamischen staaten muss durch uns erhöht werden, damit wir derer herr werden. kriegt ihr überhaupt noch was mit, in euern gemütlichen staat . ihr werdet überannt vom islamismus. wollt ihr euch das antun bloss weil ihr euer wohl wollt? jetzt richtig handeln und wir gewinnen. ich bin kein rassist ich bin ein realist. die gewalt in islamischen staaten hat eine deminsion angenommen die man sich nicht mehr verweigern darf.
Quote28.07.2010, Gargoyle sagt:
Die USA: Hinter der bunten lächelnden Micky-Maus-Maske, mit der sie die ganze Welt verarschen, verbirgt sich die Fratze des Clowns aus Stephen Kings "ES"
Quote28.07.2010, Axel sagt:
Für Kriege ist der Staatsbürger nun mal nicht zu begeistern und das ist auch gut so. Schliesslich soll er seine Söhne und seine Steuergelder dafür opfern, ohne eine Gegenleistung zu erhalten. Also müssen Politiker Bedrohungsszenarien aufbauen, die dann fleissig von dem Medien publiziert werden, quasi eine Werbekampagne. Unter dem Deckmantel der "nationale Sicherheit" können sich dann die Armeeoffiziere im Auftrag der Wirtschaft und Politik nach herzenslust austoben. Moral und Ethik weichen dann dem enthemmten Kriegstreiben, dass in all seinen Auswüchsen von der Politik gedeckt wird. Natürlich klärt man nie den Bürger auf. Man braucht zwar seine Söhne für die Drecksarbeit, doch die eigentlichen Gewinner sind auch die Kriegstreiber, nämlich die Wirtschaft. Das ist nicht neu, so war es schon immer.
Aus: "Wikileaks-Coup zeigt die Ohnmacht der Isaf-Truppen" (27.07.10)
Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article8677827/Wikileaks-Coup-zeigt-die-Ohnmacht-der-Isaf-Truppen.html (http://www.welt.de/politik/ausland/article8677827/Wikileaks-Coup-zeigt-die-Ohnmacht-der-Isaf-Truppen.html)
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Quote[...] Der Australier Julian Assange überschätzt die Veröffentlichung. Viele Dokumente sind wenig aussagekräftig und nicht verlässlich. [...] Offensichtlich ist der größte Teil der einzelnen, oft sehr kurzen Dokumente Berichte von Unteroffizieren und rangniedrigen Offizieren. ,,Das meiste ist ausgesprochen langweilig", sagte dazu der Politikwissenschaftler und Pakistan-Experte Jochen Hippler dem ,,Deutschlandfunk".
Die US-Militärs schildern in einem schwer verständlichen Kauderwelsch aus Abkürzungen und Fachwörtern den Ablauf von Gefechten, die Schäden bei Selbstmordattentaten und ähnliches. Der Informationswert solcher Meldungen, die übrigens in ähnlicher Form aus zahlreichen Kriegen des 20. Jahrhunderts überliefert sind, ist eher niedrig. Im Einzelfall bieten diese Berichte zwar tatsächlich neue Details, etwa zu den Opfern von amerikanischen oder alliierten Angriffen auf Taliban-Einheiten. Die Verlässlichkeit dieser Dokumente ist jedoch stark schwankend.
[...] Aber auch jenseits solcher Zweifel an der Zuverlässigkeit einzelner Dokumente erweist sich die Wikileaks-Veröffentlichung als weniger sensationell, als zunächst geglaubt: Sowohl das zielgerichtete Vorgehen von US-Spezialeinheiten gegen Taliban-Führer als auch der Einsatz von bewaffneten Drohnen sind seit Jahren bekannt. Fast ebenso regelmäßig sind Spekulationen über Verbindungen des pakistanischen Geheimdienstes mit den Taliban in den Medien zu lesen gewesen. Gerade hier wirkt das Material aber häufig dünn, beschränkt sich auf Mutmaßungen und Gerüchte.
Zusätzliche Zweifel sät der Umgang von Wikileaks-Gründer Julian Assange mit seinem vermeintlichen Scoop. So kündigte er an, das Material enthalte Beweise für bislang unbekannte Kriegsverbrechen. Er blieb aber bislang jeden Beleg dafür schuldig. Ob etwas ein Verbrechen sei oder nicht, müssten Gerichte entscheiden, sagte er denn auch scheinbar bescheiden. Doch er bestimmt mit seinen unbelegten Interpretationen auch die Wahrnehmung des Materials: Seine Veröffentlichung gilt nach solchen Verlautbarungen als Sensation.
Zudem verfällt Assange – der übrigens von ehemaligen Mitstreiter anonym im Internet der Veruntreuung von Spendengeldern zugunsten seines eigenen, angeblich aufwendigen Lebensstils beschuldigt wird (allerdings auch das ohne Belege) – zunehmend der Anmaßung. ,,Die gefährlichsten Männer sind diejenigen, die Krieg führen", lässt er sich zitieren: ,,Wir müssen sie stoppen."
...
Quote[...]
Quote28.07.2010, Eierdieb sagt:
Natürlich wird hier einiges runtergespielt und natürlich war das meiste bekannt. Allerdings wußten meistens nur Politiker bescheid, jetzt wissen alle etwas mehr als vorher.
Quote28.07.2010, Klaus Kinski sagt:
Also langsam wird es wirklich peinlich was dieses "Blatt" hier liefert !!!
Quote28.07.2010, joseff sagt:
KlausKinski
stmmt, wieso lesen wirs eigentlich?
Quote28.07.2010, iPat sagt:
und jetzt kratzen Sie am Image von Assange.
"Veruntreuung von Spendengelder",
"wenig wissend"
"sich nur aufspielend"
"hauptsache gegen die mächtigen ohne aussagefähige Gründe"
bla bla bla
Quote28.07.2010, Thomas Wipf sagt:
Also ich weiss nicht, bei wem dieser Welt-Redakteur auf der Payroll steht.
...
Quote28.07.2010, seitmalstolzmann sagt:
Warum so parteiisch WELT ONLINE? Es geht um Informationen jeglicher Art, also euer täglich Brot. Zum Thema Relevanz der Infos: Bitte macht euch nicht weiter lächerlich..... Zeigt lieber ein bisschen Rückrat und lasst die Leute entscheiden, was wie relevant und glaubwürdig ist, anstatt "Meinung zu machen". So dumm sind wir nicht, glaubt uns.
Quote28.07.2010, Klaus Walter sagt:
Der Maulkorb der Kanzlerin wirkt recht nachhaltig bei manchen Menschen.
Lieber andere Verunglimpfen als die Warheit rauszulassen.
Das Schreibertum in diesem Lande hat nur noch die Aufgabe Regierungskonform zu berichten. Infragestellen des Politischen handelns oder erliche und offene Kritik ist hier nicht mehr gegeben.
Auch die Darstellung der Politischen Lügen, und der Betrug am Volk der in diesem Land mannigfach anzuprangern ist, währen richtige Schlagzeilen.
Aber einen Herrn Assange anzugreifen weil er sich wichtigmachen will.
...
Quote28.07.2010, ProLeser sagt:
von Sven Felix Kellerhoff
"Der Australier Julian Assange überschätzt die Veröffentlichung. Viele Dokumente sind wenig aussagekräftig und nicht verlässlich."
Ein schlechter Versuch die eigene Kompetenz zu Thema darzulegen. Herr Kellerhof hat für sich und seiner Redaktion mit diesem Artikel einen schlechten Dienst erwiesen.
Bewertung: Papierkorb
Quote28.07.2010, Otto sagt:
Dass das alles bekannt war, ist wohl richtig. Nur vermutlich nicht dem größten Teil der am Krieg wider Willen beteiligten Bevölkerungen, denen eine im Fahrwasser der Regierungen, des Militärs und der Profiteure an den Kriegen segelnde Presse üblicherweise nur das berichtet, was opportun ist. Wenn Assange sagt, es sei Aufgabe der Gerichte, über die aus den Papieren hervorgehenden Verbrechen zu entscheiden, ist das absolut korrekt, denn das ist nicht seine Aufgabe.
Der Schreiber dieses WELT-Artikels sollte sich einmal vorstellen, die Taliban würden auch eine Sondereinsatztruppe 373 ins Leben rufen, um gezielt US-Führungskräfte zu töten. Wie empört wurde wohl die Presse auf eine solche Vorgehensweise reagieren? Und wer wusste hier schon, dass diese Truppe auch im "ach so friedlichen" ISAF-Einsatzgebiet, mitten unter den deutschen Kräften, operiert.
Quote28.07.2010, cjbenedikt sagt:
Aus dem Artikel spricht der Neid, dass die Welt bei der Erstveröffentlichung nicht berücksichtigt wurde. Aber da die Welt stets gerne "regierungstreu" berichtet ist das ja auch nur zu verständlich.
Woher die Andeutungen über Assanges "Veruntreung" und "Lebensstil" kommen, ist wohl auch ziemlich klar.
Quote28.07.2010, Stefan sagt:
Ich finde es klasse, was dieser Mann macht. Diese ganze Geheimnistuerei unserer Regierungen kotzt mich einfach nur an. Ich will nicht wissen, was es alles so für Geheimverträge zwischen Deutschland und den USA so gibt? Hoffe wirklich, dass da noch mehr kommt und werde die Veröffentlichung auf dieser Seite regelmäßig weiter verfolgen.
Eigentlich sollten doch die Aufgabe der Aufklärung unsere Medien haben, aber davon sind die soweit entfernt wie der Mond von der Erde.
Quote28.07.2010, klaus klusi sagt:
das sind nun unsere journalisten... ...die hätten auch in der DDR auf die journalistenschule gehen können.... ...immer schön staatskonform...nich herr Sven Felix Kellerhoff.... ...vieleicht gibt es ja mal verdienstkreuz... ..unsere toten soldaten bekommen es ja schon für tapfere dienste zur erfüllung der aufgaben der gross industrie
Quote28.07.2010, honk sagt:
- umfassende berichte über hunderte bisher nicht bekannte zivile Opfer im Afghanistan Krieg
- Beweis der Existenz von Todesschwadronen ( etwas anderes sind diese "Einheiten" ja wohl nicht ) der US Armee und Einblick in ihr skrupelloses Handlungsfeld
- ungefilterter Einblick in alle größeren militärischen Operationen der letzten 6 Kriegsjahre
So etwas hat es noch NIE während eines Krieges gegeben. Endlich kann sich niemand mehr in den NATO Staaten herausreden damit er würde nichts wissen über diesen mörderischen Krieg.
Das ist einzigartig und sehr, sehr gefährlich für die Regierenden. Daran ändert auch dieser Artikel und das ganze Herunterspielen nichts mehr...
Quote28.07.2010, Blattkritik sagt:
Also bitte liebe "Welt Online", warum erzählter ihr in diesem Zusammenhang nicht mal auf, wie viele abgenutzte und zum Teil (nicht nachgeprüfte) Geschichten ihr und der Springer Verlag tagtäglich veröffentlicht. Und wer sich selbst ein "Bild" machen möchte, dem rate ich sich die Watchblogs der großen deutschen Boulevardzeitungen sich anzusehen.
Bevor ihr andere Medien kritisiert solltet ihr bei euch anfangen!
Quote28.07.2010, joseff sagt:
das schlimme ist weniger die scheinheilige Meedienkritik, sondern daß hier für eine Interessengruppe geschrieben wird, die für uns eine Gefahr ist.
Quote28.07.2010, systemmerkel sagt:
Was oder wem nützt Gefälligkeitsjournalismus wenn´s keiner mehr glaubt.
Quote28.07.2010, rabe46 sagt:
Obama versprach bei Amtsantritt komplette Transparenz, nichts soll in der neuen Regierung verborgen bleiben. Ein Jahr später ist davon nichts mehr übrig. Im Gegenteil: Obama kritisierte die neue Wikileaks-Attacke aufs Schärfste.
Oder anders gesagt: Wikileaks-Gründer Julian Assange könnte für das Veröffentlichen der 100'000 Dokumente verhaftet werden. Der Infokrieg ist lanciert:
Nun soll es eine globale Internetzensur geben.
,,Cyber-Sicherheit" ist das neue Schlagwort der Elite im Kampf gegen die Wahrheitsbewegung.
...
Quote28.07.2010, hannes sagt:
Bekommt der Herr Kellerhoff Geschenke von den Militärs????
UNGLAUBLICH!
Aber natürlich wissen alle, dass Spezialeinheiten ohne Begrüdung auf alles schießen und natürlich wissen alle, dass vergeltungsanschläge von der spezialeinheit isaf angeboten werden und natürlich wissen alle dass im krieg auch kinder sterben und natürlich wissen alle, dass dies schon in "allen Kriegen des 20. jh" so war, und ....
Wie bitte?
und "das Material enthalte Beweise für bislang unbekannte Kriegsverbrechen. Er blieb aber bislang jeden Beleg dafür schuldig. Ob etwas ein Verbrechen sei oder nicht, müssten Gerichte entscheiden"
Und Sie Herr Kellerhoff kaufen alles, wo noch kein Gericht eine Entscheidung gefällt hat? Journalisten mit Ihrem Gewissen gehören gebrandmarkt!
Ich vermisse Söldnerwerbung hier auf der Seite....
Quote28.07.2010, Internetrambo sagt:
''(...)der übrigens von ehemaligen Mitstreiter anonym im Internet der Veruntreuung von Spendengeldern zugunsten seines eigenen, angeblich aufwendigen Lebensstils beschuldigt wird(...)''
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erinnert mich an den Film ''der Staatsfeind Nr 1''.
unbequeme Menschen werden Mundtot gemacht, indem man ihre glaubwürdigkeit mit allen Mitteln zu zerstören versucht.
Selbst wenn ein großteil der Berichte in diesen VS Dokumenten relativ unrelevant sind, liefern diese Berichte einen weitaus höheren Informationsgehalt, als alle Berichte der Medien zuvor(wer denkt dass es in diesem Land freie und neutrale Berichterstattung gibt ist auf dem Holzweg). schließlich waren sie nie für die Öffentlichkeit bestimmt. Folglich sind sie kaum verfälscht.
Aus: "Die Anmaßung des Wikileaks-Gründers" von Sven Felix Kellerhoff (28. Juli 2010)
Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article8677390/Die-Anmassung-des-Wikileaks-Gruenders.html (http://www.welt.de/politik/ausland/article8677390/Die-Anmassung-des-Wikileaks-Gruenders.html)
Quote[...] Die Rapporte der Soldaten aus dem Gefecht sind eine Mischung aus Augenzeugenberichten, Gerüchten, Gesprächsfetzen und persönlichen Eindrücken. Es ist bezeichnend, dass die von Assange eingespannten Redaktionen von «New York Times», «Spiegel» und «Guardian» selbst nach einem Monat intensiver Sichtung der Dokumente nichts fanden, das mehr als das Bild des chaotischen, verwirrten Krieges bestätigt hätte.
Anders als die Pentagon-Papiere sind die Afghanistan-Protokolle nicht politisch relevantes Material.
[...] Die Freiheit der Bürger im Internetzeitalter ist auch diese: Den Konsum eines wirren Datenwusts zu verweigern und das «wichtigste Datenleck» aller Zeiten zu ignorieren.
Aus: "Warum man die Afghanistan-Protokolle ignorieren sollte"
Von Walter Niederberger, San Francisco
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Warum-man-die-AfghanistanProtokolle-ignorieren-sollte/story/17675115 (http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Warum-man-die-AfghanistanProtokolle-ignorieren-sollte/story/17675115)
-.-
Quote[...] Hamburg - Welche Rolle spielt die Bundeswehr bei den gezielten Tötungen von Taliban-Kämpfern durch US-Spezialeinheiten in Afghanistan? Zumindest eine größere als bisher bekannt: Nach SPIEGEL-Informationen ist mindestens ein Taliban-Kommandeur, den Deutschland auf die Fahndungslisten der Nato hatte setzen lassen, von amerikanischen Spezialkräften in Nordafghanistan getötet worden.
Die geheimen Afghanistan-Protokolle, die auf der Internetplattform WikiLeaks veröffentlicht wurden, hatten vor einer Woche die Arbeitsweise dieser US-Einheiten offengelegt.
[...] Die Bundeswehr hatte den Taliban-Kommandeur Qari Bashir, der im Raum Kunduz rund 50 Kämpfer unter seinem Befehl hatte, im Jahr 2009 mit dem Vermerk auf eine Jagdliste der Nato setzen lassen, er solle festgesetzt werden. Im November 2009 wurde er bei einer mehrtägigen Operation nordwestlich von Kunduz von US-Spezialeinheiten getötet.
Seit 2007 haben die Deutschen nach SPIEGEL-Informationen mindestens 13 Personen auf die Liste setzen lassen. Zwei wurden wegen fehlender neuer Hinweise wieder gestrichen, zwei weitere wurden festgenommen. Weitere 31 Nato-Ziele für Nordafghanistan wurden von anderen verbündeten Nationen beigesteuert.
[...] Der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels kritisierte vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse über gezielte Tötungen die Informationspolitik der Bundesregierung. "Es genügt nicht, nur die Obleute des Verteidigungsausschusses zu informieren, wenn die ihr geheimes Wissen dann nur begrenzt weitergeben dürfen", sagte er dem SPIEGEL. "Stattdessen sollte nach Abschluss von Operationen das gesamte Parlament in Kenntnis gesetzt werden."
...
Aus: "Tötungseinsätze in Afghanistan - Bundeswehr lieferte Namen für Taliban-Jagdliste" (31.07.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,709488,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,709488,00.html)
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Quote
SPIEGEL ONLINE Forum: Tötungseinsätze in Afghanistan: Bundeswehr lieferte Namen für Taliban-Jagdliste
QuoteMetaphor, 31.07.2010
bitte??
Mein Gott Leute das ist Krieg und in einem Krieg schießt man nicht nur zurück, sondern greift auch einmal an. Auf asymmetrische Kriegsführung kann man eben nur auf asymmetrische Weise reagieren und dazu gehören einmal verdeckte Einsätze von Spezialeinheiten. Und Oh mein Gott in einem Krieg wird getötet, was für ein Skandal.
Quotewika, 31.07.2010
In einiger Hinsicht ist der Artikel heuchlerisch ...
QuoteZitat von Ylex :
Dieser Artikel wirkt auf mich ziemlich heuchlerisch, weil der "Spiegel" so tut, als sei er von diesen Informationen überrascht. Was soll man denn von der Bundeswehr erwarten, wenn sie von der Regierung in den Krieg geschickt wird? ...
Quoteherbert, 31.07.2010
In Afganistan herrscht Krieg
Und es gibt sehr schlichte Politiker in Berlin, die schicken unsere Soldaten dorthin NUR um Wasserlöcher zu bohren.
Jeder Soldat der sich dort verteidigen muss, läuft in Gefahr, hier die Staatsanwaltschaft zu aktivieren um vielleicht in den Bau zu kommen.
Die Naivität der Politik und deren Verantwortlichen für den Einsatz dort ist mehr als Strafbar !
Im Krieg ist alles möglich und das ist halt Fakt !
Ein Krieg hat seine eigenen, brutalen Gesetze die mit den normalen Gesetzen nicht mehr vergleichbar sind.
Für den letzten hier: In Afganistan herrscht Krieg und somit ein Ausnahmezustand !
Quotemeisterschlau, 31.07.2010
bundeswehr unterstützen, die politik unter druck setzen! nur so so läufts! unsere jungs machen nur ihren job, der arbeitgeber sitzt im bundestag!
QuoteGOLUM, 31.07.2010
Verantwortung
Das Geschreibsel der meisten ist erschreckend!
Ja, wenn schon aber dann richtig .... Usw.
Danach ist wie immer keiner Zuständig gewesen und wusste von nichts.
Erinnert mich an [...] andere Kriege
QuoteZitat von tächs:
Da geben sich die Talibans alle Mühe. möglichst viele von unseren Jungs zu killen, aber die Killer darf man nicht bekämpfen. ....wird nach der alttestamentarischen Regel gekämpft:
"Auge um Auge, Zahn um Zahn". Was wäre unsere Bundeswehr in Afghanistan für eine lauwarme Truppe, wenn ihre Männer getötet werden, aber ihre Killer nicht auf's Korn nehmen darf.
Hallo aufwachen ...
Wer ist da wo im welchen Land??
Wir sind die Eindriglinge die die Verteidiger ihres Landes!
QuoteZitat von Wolf_68
Bei den Taliban handelt es sich in der Mehrzahl nicht um einheimische Afghanen. Die Taliban haben in der Tat ein System installiert, in dem gefoltert, unterdrückt und gemordet wurde.
Interessant!
Und wo maschieren wir dann als nächstes ein wenn es um solche Kriterien geht?
Quoteraka, 31.07.2010
Ja, ja, Brunnenbohren und Mädchenschulen. Freiheit am Hindukusch verteidigen. In Wirklichkeit illegale Todeslisten abarbeiten lassen ...
Es kot*t einen nur noch an.
QuoteSatiro, 31.07.2010
QuoteZitat von geldzauber:
Mich stört dieser Neusprech - warum nicht einfach Ermordung dazu sagen?
Weil im Krieg nicht gemordet sondern gezielt getötet wird.
Quote
Abwehr?
QuoteZitat von tmpsec:
Es ist nicht verwerflich, von bestimmten Dingen keine Ahnung zu haben. Man sollte sich dann aber konsequenterweise auch nicht dazu auslassen.
Denn der Gegner wird nicht getötet, um ihn zu bestrafen, sondern im Zuge der Gefahrenabwehr. Das ist etwas völlig anderes.
STIMMT
Aber wer konstruiert hier die Gefahr und begibt sich freiwillig in diese?
Stellt es dann gar als Angriff gegen sich da??
Also wenn ich in eine Wohnung eindringe und der Hausherr kommt um mich zu vertreiben töte ich diesen um eventuelle Gefahr von mir abzuwenden.
JA, logisch, mei bin ich dumm ....
QuotePeriklas, 31.07.2010
Das Formblatt, bitte!
Wurden die Liquidierungen, per Formblatt mit dem Bundesadler an die Taskforce 373 weitergeben? Sicherlich muss man nur noch die Namen eintragen und die Bestätigung vom KT oder AM einholen. Krieg ist die sauberste Lösung für einen Befehlsempfänger und Gehorsam die effektivste Waffe wenn ohne Recht und Gesetz gehandelt werden darf.
Und zu Hause ist man wieder der/diejenige salopp gesagt, der die Grundgesetzte verteidigt und zur Erhaltung der Demokratie aufruft. Wie beschränkt und ignorant muss man sein,an einen Kriegseinsatz sich zu beteiligen oder den Krieg in AFG, als nicht verwerflich zu betrachten?
Quote
Nun brauchen auch wir dringend ein Trupp Totschläger u. Folterer, endlich!
Um Gottes willen jetzt ist wieder die nat. Sicherheit gefährdet und das Leben aller dt. Soldaten.
Fast könnte man daraus folgern auch die Bundeswehr, bzw. ihr Geheimdienst
braucht nun dringend auch so eine alles totschlagende Folter und Mördertruppe wie sie die Amis haben.
Ist doch logisch, nachdem die "unverantwortlichen" Medien solche strengst geheimen Infos publik gemacht haben und nun alle Soldaten um ihr Leben zittern müssen.
So dumm und blöd diese Totschlagargumente sind, so unwahr sind sie auch.
Das Leben der Soldaten ist immer bedroht sowohl im Einsatz als auch im Manöver und in der Kaserne genauso. Wenn die Presse versucht die Wahrheit herauszufinden und zu publizieren wird das nicht schlechter eher besser und für die Soldaten so wie so.
Ich kann ja verstehen das die hiesigen dt. Politiker neidvoll auf die USA schauen, haben die es doch "verstanden", mit der dummdreisten Floskel von der Nat. Sicherheit die Menschenrechte bei sich in den USA auszuhebeln.
Kein Grund Dummheit zu kopieren auch wenn es noch so "schön und bequem" wäre, besonders um bestimmten Presse und TV Quellen einen Maulkorb zu verpassen, man brauch da nur an den cholerischen und arroganten Schilly denken, der dachte doch auch Demokratie das bin ich!
Aus meiner Sicht ist es auch gerade dieses antidemokratische, Menschen und ihre Rechte verachtende, inkonsequente nur auf schnellsten Profit ausgerichtete neoliberale System, was erst zu all diesen Problemen führt und auch erst all diese Terroristen produziert die es ja bekämpfen sollte.
Die USA sind hier ganz vorne die führende Kraft gefolgt von uns Europäern wenn wir hier nicht entscheidend was ändern verlieren wir weiter an ansehen und unseren Wohlstand so wie so, ausser natürlich die Reichen( ab 10 Mio€ aufwärts) denen ist das mehrheitlich egal, da sie in der Hauptsache nur an mehr und immer mehr Profit interessiert sind.
PS: Erstaunlich das noch immer solche "kommunistische", den "Terrorismus" fördernde Dokumentationen im ARD gesendet werden (dürfen), wie am 27.7 um 22:45 "Lets make money ..." über das neoliberale Finanzsystem.
QuoteKalle, 31.07.2010
Es ist furchtbar
Tja, ist wohl doch Krieg in Afghanistan. Laut Helmut Schmidt die größte Sch**** die es gibt. Hat uns Rot/Grün drin eingetaucht und hätte Schwarz/Gelb ebenfalls gemacht.
Das Schlimmste ist die Machtlosigkeit, der man unterworfen ist und das irgendwelche Kröten sich eine goldene Nase mit diesem Krieg verdienen.
Dass die Soldaten ganz übel dran sind, weiß ich!
QuoteMasterskipper, 31.07.2010
QuoteZitat von Monsieur Rainer:
Dass die Bundeswehr in Afghanistan zusammen mit ihren Allierten einen schmutzigen Krieg führt, wusste jeder, der noch bei klarem Verstand ist. Krieg ist immer schmutzig und wird vernebelt durch Lügen auf allen Seiten. Das hat nichts spezifisches. Vielleicht wird jetzt dem letzten Gutmenschen klar, dass die Bundeswehr in Afghanistan keinen humanitären Unterstützungseinsatz führt.
Wenn unsere Soldaten der Deutschen Bundeswehr schon in so einem absolut fremden,ungastlichen und unbefriedbaren Land gegen einem unberechenbaren Feind,der vorwiegend aus dem Hinterhalt angreift,kämpfen müssen,dann muß auch ordentlich draufgehalten werden.Ich persönlich habe damit überhaupt keine Probleme und stehe voll hinter unseren Deutschen Soldaten.Die Heimat reicht der Front die Hand.Glückauf Soldat in Feindesland.
Quotehanspeter.b, 31.07.2010
Wo ist das Problem?
Im Krieg werden gegnerische Kämpfer getötet.
Ob offen auf dem Schlachtfeld oder per Scharfschütze aus einem Hinterhalt heraus ... wo genau ist der Unterschied?
Muss man immer solange warten bis sich der Feind optimal in Position gebracht hat und das Feuer eröffnet bevor man selbst aktiv wird? Das ist in einem asynchronen Untergund-Krieg keine gute Strategie.
QuotenichtWeich, 31.07.2010
nich nachvollziehbar
QuoteZitat von keats:
Um Gottes willen jetzt ist wieder die nat. Sicherheit gefährdet und das Leben aller dt. Soldaten.
Fast könnte man daraus folgern auch die Bundeswehr, bzw. ihr Geheimdienst
braucht nun dringend auch so eine alles totschlagende Folter und Mördertruppe wie sie die Amis haben.
Ist doch logisch, nachdem die "unverantwortlichen" Medien solche strengst geheimen Infos publik gemacht haben und nun alle Soldaten um ihr Leben zittern müssen
So dumm und blöd diese Totschlagargumente sind, so unwahr sind sie auch.
Das Leben der Soldaten ist immer bedroht sowohl im Einsatz als auch im Manöver und in der Kaserne genauso. Wenn die Presse versucht die Wahrheit herauszufinden und zu publizieren wird das nicht schlechter eher besser und für die Soldaten so wie so.
PS: Erstaunlich das noch immer solche "kommunistische", den "Terrorismus" fördernde Dokumentationen im ARD gesendet werden (dürfen), wie am 27.7 um 22:45 "Lets make money ..." über das neoliberale Finanzsystem.
Ihre Aggitation gegen die Deutschen ist für mich nicht nachvollziehbar.
Sind Sie so verbittert oder tun Sie nur so?
Diese Art der Argumentation spielt den Terroristen in die Hände. Nach dem Motto Köpfe runter und bloss nicht auffallen und nichts machen oder was? Aber genau dies würde uns eher schaden. Deutschland sollte in Ihren Augen eine Art "Schweiz" werden und bloss immer schön ruhig bleiben.
Das tut mir leid, es gibt zum Glück eine neune Generation die, nicht mehr im 68er Stil arbeitet sondern sich um Ihr Land sorgt und für es sorgt.
QuoteMasterskipper, 31.07.2010
Afghanistan
QuoteZitat von krokis:
Warum muß die Deutsche Bundeswehr dort kämpfen? Wofür? Für das Deutsche Volk ? Gegen wen und warum? Haben Sie eine vernünftige Antwort?
Herzliche Grüße
Ich weiß es leider nicht. Diese Frage müssen Sie direkt an Frau Bundeskanzler Dr. Merkel stellen. Ich bin nur gegen eine pauschale Diffamierung und Herabsetzung unserer unter sehr schweren Bedingungen in Afghanistan kämpfenden Soldaten der Bundeswehr.
QuoteBerndSchirra, 31.07.2010
Das hatten wir doch schon mal
Ist es wieder soweit? Es hat ja lange gedauert bis wieder Menschen durch deutsche Hilfe gezielt getötet werden. Naja die Zeit ist ja reif nach 65 Jahren. Wenn man die Beiträge liest, wird das ermorden von Menschen ja wieder mit Beifall bedacht.
Bruchstücke aus: "Tötungseinsätze in Afghanistan: Bundeswehr lieferte Namen für Taliban-Jagdliste " (31.07.2010)
Quelle: http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=18742&page=13 (http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=18742&page=13)
Quote[...] Offenbar plant Petraeus, vor allem die gezielten Tötungen von prominenten Taliban und al-Qaida-Kämpfern auszuweiten. Dafür spricht auch ein Artikel der New York Times, die am Sonntag berichtete, die militärische und politische Spitze sehe in gezielten Tötungen den einzigen Weg, um die Taliban in die Knie zu zwingen. Es gehe darum, den Taliban Angst vor einem Aufstieg in den eigenen Hierarchien zu machen, weil sie ab einer bestimmten Ranghöhe zu Zielen würden. Dem Bericht zufolge hoffen die Strategen in Washington, dass die Taliban dadurch an den Verhandlungstisch gezwungen werden könnten.
In Deutschland dürften diese Nachrichten neuerlich Irritationen auslösen. Unter dem Eindruck von Medienberichten, wonach die Bundeswehr an der Erstellung von Fahndungslisten beteiligt gewesen sein soll, auf Basis derer US-Spezialkräfte hochrangige Taliban gezielt töten, war die Debatte über den Afghanistaneinsatz am Wochenende ohnehin schon mit neuer Vehemenz aufgeflammt.
...
Quote02.08.2010 um 8:46 Uhr, FahadA
Kein Fleisch, kein Rammen
"Together with our Afghan partners, get your teeth into the insurgents and don't let go."
Warum kann man einfachstes Englisch nicht einfach übersetzen?
Ganz davon abgesehen hat Petraeus' Strategie natürlich was von einem letzten Aufgebot in einer lange verlorenen Angelegenheit hat. Der Juli war für die Amerikaner der verlustreichste Monat (63 tote Soldaten) seit Bush seinen Krieg dem Terror dort vor neun Jahren lostrat.
http://www.guardian.co.uk...
Aus: "Petraeus in Afghanistan - "Rammt eure Zähne in das Fleisch der Aufständischen" Michael Schmidt (2.8.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-08/petraeus-taliban-afghanistan-obama (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-08/petraeus-taliban-afghanistan-obama)
Quote[...] Natürlich halten sie sich für geile Macker«, sagt Brigadegeneral Hans-Christoph Ammon, Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr in Calw, über seine Männer. »Und obwohl ich normalerweise heroische Begriffe meide – sie gehören tatsächlich zu den Besten der Besten, es ist richtig, sie als Elite zu bezeichnen.«
[...] Die »geilen Macker«, die mir hier gegenübersitzen, könnten so etwas wie das politische Rollenvorbild einer radikal verkleinerten, ausschließlich einsatzorientierten Profiarmee werden. Denn es ist ja nicht nur so, dass Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in diesen Sommerwochen Sparszenarien für eine Truppenreduzierung um bis zu 40.000 Zeit- und Berufssoldaten und für die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht (minus 60.000 Soldaten) durchrechnen ließe. In Interviews, wie zuletzt mit der Süddeutschen Zeitung, verweist der Minister auch immer wieder auf die wichtige Rolle, die Nachrichtendienste und Spezialkräfte als Nachsorgeelemente in Afghanistan spielen könnten. Der Vorteil für die Bundesregierung wäre auf jeden Fall, dass beide Institutionen auftragsgemäß im Verborgenen operieren: die Geheimagenten wie auch die Geheimsoldaten. Die amerikanischen Verbündeten setzen darüber hinaus noch geheime Drohnen ein, zur Aufklärung und »Wirkung« gegen terroristische Ziele, wie es heißt – und in den jüngst öffentlich gewordenen Dokumenten reichlich nachzulesen ist.
[...] Charakteristisch sei zudem seine besondere Affinität zum Soldatischen, sagt ein 32-jähriger Hauptmann, der seit fünf Jahren beim Verband ist: »Da geht es auch um den Mann an sich, den Krieger.« Das sei national wie international das Gleiche, meint er: Kommandosoldaten würden einander überall auf der Welt erkennen. »Wir sind absolute Idealisten, die sich mit Leib und Seele der Sache und dem Auftrag verschrieben haben und dafür jegliche Strapazen auf sich nehmen. Und ich wollte die Eintrittskarte dazu haben, egal, wie viele harte Tage und Nächte mich das kostet, egal, ob es etwas zu essen gibt, egal, was mir wo wehtut.«
[...] Ein 39-jähriger Hauptfeldwebel findet ein anderes Bild: »Das ist, wie für die Nationalmannschaft der Bundeswehr zu spielen – aber ohne Applaus, ohne Anerkennung.« Wenn niemand wissen darf, was die Männer in Einsätzen tatsächlich tun, welche Kriegsverbrecher oder Terrorfürsten sie festgenommen oder getötet haben, entsteht leicht ein doppeltes Missverständnis: Außenstehende begreifen nicht, warum diese Soldaten so sind, wie sie sind, und die KSK-Kämpfer verzweifeln daran, dass niemand sie versteht. Zum Missverstehen kommt das Misstrauen: Sind alle deutschen Spezialoperationen rechtlich einwandfrei? Politisch sinnvoll? Woran misst man den Erfolg des Kommandos? Die Sicherheitslage im Norden Afghanistans, für den die Bundeswehr zuständig ist, hat sich bekanntermaßen verschlechtert, nicht verbessert.
Alle Männer hier am Tisch sind in Einsätzen gewesen. Als höflicher Mensch mag man sie kaum fragen, ob sie schon einmal jemanden getötet haben. »Das würden wir auch nicht beantworten«, sagt ein Kompaniechef. Was eigene Verluste angeht, hatte das KSK bisher Glück: Unter den deutschen Soldaten, die in Afghanistan verunglückten oder getötet wurden, war keiner von ihnen. Aber noch einmal: Wie ist es mit dem Töten als Erfordernis des Berufs? Kann man damit leben? Warum nimmt man so etwas auf sich?
»Warum werden wir eingesetzt?«, fragt ein Hauptmann zurück: »Doch nicht weil wir ein Mordkommando sind. Wenn Sie in Afghanistan in ein Dorf kommen, dann treffen Sie da möglicherweise auf Gegner, die jedem schaden wollen: ihren eigenen Zivilisten. Den fremden Soldaten. Von denen geht ein unheimliches Aggressionspotenzial gegen uns aus. Und da gilt der erste Gedanke dem eigenen Überleben.« Insofern, da ist sich die Runde weitgehend einig, sei die abstrakte Rede über das Töten fast belastender als jede konkrete Situation: Da gehe es um Selbstverteidigung und legitime militärische Ziele. Und: »Wir sind in Afghanistan, weil wir von der Politik einen Auftrag haben.«
[...] Nach einer Untersuchung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr wird etwa ein Viertel aller Bundeswehrsoldaten letztlich aus beruflichen Gründen geschieden. Beim Kommando Spezialkräfte seien es doppelt so viele, 50 Prozent.
Eine derartige Scheidungsrate bei Soldaten, auf deren soziale Integration und psychische Stabilität es so ausgesprochen ankommt, sollte einer, aber wahrlich nicht der einzige Grund dafür sein, sich ernsthaft zu fragen, ob wir es hier wirklich mit einem Bundeswehrmodell der Zukunft zu tun haben: Andere, dringendere Gründe sind Fragen wie die, ob wir Soldaten ebenso lange – jahrelang – in Einsätze schicken wollen wie die Amerikaner. Ob es gut ist, wenn ein Soldat sich als »Mann an sich, als Krieger« wahrnimmt. Ob das gezielte Töten von »Feinden«, die Deutschland nicht im Krieg gegenüberstehen, wirklich ein Konzept für die Bundeswehr werden soll. Und was uns Öffentlichkeit und parlamentarische Kontrolle der Streitkräfte wert sind – eine Armee, die überwiegend im Geheimen operiert, entzöge sich notgedrungen beidem.
...
Quote* 31.07.2010 um 21:27 Uhr
* ddkddk
"Unsere Soldaten müssen regelmäßig töten"
Dieser Satz ist erläuterungsbedürftig.
Wenn dies aus Gründen der Funktionsfähigkeit dieses Truppenteils erforderlich ist, ist natürlich klar, dass wir ein Übungfeld wie Afghanistan brauchen, denn wo soll sonst dieses offenbare Grundbedürfnis geübt werden.
Typisch ist natürlich auch, dass hinter dem Ganzen ein katholischer Pfarrer stehen muss, der den Soldaten erklärt, dass und warum für ihn das Gebot: "Du sollst nicht töten" nicht gilt, da die ansonsten möglichen Gewissensbisse die Einsatz- und Kampffähigkeit entscheidend beeinträchtigen.
Quote* 31.07.2010 um 21:59 Uhr
* preussexx
na ja
wir dürfen an der ksk nicht das festmachen, was uns an der politik missfällt. sie verkauft die bundeswehr als strassen- und brückenbauer, entsprechend schlecht vorbereitet und ausgerüstet müssen die soldaten antreten.
die lüge kostet leben und gesundheit.
das geht bei der ksk nicht. sie sind ausschließlich auf töten spezialisiert und dafür ausgebildet. und das machen sie.
wer das ändern will, muss die politik ändern.
Quote* 31.07.2010 um 22:09 Uhr
* Draufgucker
7. Entlarvende Sätze der KSK-Soldaten
[entfernt. Bitte verzichten Sie auf NS-Vergleiche und diffamierende Aussagen. Vielen Dank. Die Redaktion/ew]
Quote* 31.07.2010 um 22:09 Uhr
* doktorbenway
Die Geilen Macker
[Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Die Redaktion/cs]
Quote* 01.08.2010 um 1:27 Uhr
* Xdenker
15. Das Töten ist des Soldaten Bestimmung
Nur dazu ist der Soldat da. Ganz gleich, ob in Rest-Bundeswehr oder KSK. Wer das nicht will, muss die Bundeswehr abschaffen bzw. sich für deren Abschaffung einsetzen.
Wer eine Bundeswehr will, sollte sich daran erinnern, dass sie ihrem Sinn und Zweck nach ausschließlich der Landes- und Bündnisverteidigung gegen einen militärischen Angriff dient. Keinesfalls jedoch zum Einsatz als Bürgerkriegsarmee wo auch immer auf der Welt.
Dazu folgendes richterliche Zitat: «Der Einsatz der Bundeswehr ‹zur Verteidigung› ist mithin stets nur als Abwehr gegen einen ‹militärischen Angriff› (‹armed attack› nach Art. 51 UN-Charta) erlaubt, jedoch nicht zur Verfolgung, Durchsetzung und Sicherung ökonomischer oder politischer Interessen.»
Quelle: Bundesverwaltungsgericht: Urteil des 2. Wehrdienstsenats vom 21. Juni 2005 – BVerwG 2 WD 12.04, S. 30
Und weiter: «Ein Staat, der sich – aus welchen Gründen auch immer – ohne einen solchen Rechtfertigungsgrund [gemeint sind Kap. VII und Art. 51 der UN-Charta] über das völkerrechtliche Gewaltverbot der UN-Charta hinwegsetzt und zur militärischen Gewalt greift, handelt völkerrechtswidrig. Er begeht eine militärische Aggression.»
Quelle: Bundesverwaltungsgericht: Urteil des 2. Wehrdienstsenats vom 21. Juni 2005 – BVerwG 2 WD 12.04, S. 73
Unser Soldatengesetz sagt in § 11 Abs. 2: «Ein Befehl darf nicht befolgt werden, wenn dadurch eine Straftat begangen würde. Befolgt der Untergebene den Befehl trotzdem, so trifft ihn eine Schuld nur, wenn er erkennt oder wenn es nach den ihm bekannten Umständen offensichtlich ist, dass dadurch eine Straftat begangen wird.» Ein Verstoß gegen das Völkerrecht ist nach dem Völkerstrafrecht eine Straftat und daher nach dem Soldatengesetz verweigerungspflichtig.
§ 10 Abs.4 des Soldatengesetzes sagt zu den Pflichten eines Vorgesetzten: «Er darf Befehle nur zu dienstlichen Zwecken und nur unter Beachtung der Regeln des Völkerrechts, der Gesetze und der Dienstvorschriften erteilen.»
Das Soldatengesetz gilt für die gesamte Bundeswehr, d.h., auch das KSK.
Quote* 01.08.2010 um 2:32 Uhr
* WiKa
20. Moderne Kriegsführung ...
Auch auf die Gefahr hin, dass sich der eine oder andere Leser diese Variante der Modernen Kriegsführung schon zu Gemüte geführt hat, kann ich das Studium aber nur empfehlen.
Wir kommen so langsam dahin, dass zwar formal ein Menschenleben heilig ist, wenn es beispielsweise in Duisburg oder sonstwo Unglücke gibt. Wenn es allerdings ums geplante Töten geht, da gelten andere Normen. Das sollte man wissen und sich darüber im Klaren sein, dass Werte nicht gleich Werte sind und im Lichte dieses Zwiespalts reiben wir uns gerade auf. Und wenn Deutschland meint dort auch mit Killerkommandos vertreten sein zu müssen, dann ist dies sicherlich einvernehmlich mit dem großen Bruder und Befreier koordiniert. Da wird es auch besser sein bei der Meute mitzulaufen, als sich dagegen zu stemmen ... sowas könnte den wirtschaftlichen Beziehungen schaden. Und deshalb müssen wir auch Spezialeinheiten haben.
Quote* 01.08.2010 um 10:26 Uhr
* wunderlampe
weiteres
Die Bundeswehr ist als Verteidigungsarmee gedacht. Sie agiert geheim im Ausland. Wie passt das ins demokratische Grundverständnis?
...
Quote* 01.08.2010 um 12:06 Uhr
* sascatch
Spezialkräfte
Jedes Land der Welt hat Spezialkräfte, die für bestimmte Aufgaben trainiert werden. Spezialkräfte gibt es sowohl bei der Bundeswehr, der Bundespolizei und den Länderpolizeien.
Wie war doch die Erleichterung und Jubel groß, als Spezialkräfte (GSG 9)in Mogadischu die deutschen Geiseln aus der Hand arabischer Terroristen befreiten.
Es gibt kein Land, dass in der heutigen Zeit auf Spezialkräfte verzichten kann. Wo und bei welcher Gelegenheit sie aber eingesetzt werden, ist eine andere Sache.
Quote* 01.08.2010 um 12:22 Uhr
* Draufgucker
44. RE 17 Schlaflose Nacht gehabt?
Noch einmal zum Mitdenken: KSK-Soldaten sagen dem ZEIT-Redakteut, dass sie in Afghanistan seien, weil sie einen politischen Auftrag haben. Gut.
[...]
Und jetzt lesen Sie die Erinnerungen des KZ-Aufsehers Hös. Er sagt, er sei nicht schuldig, weil er einen Auftrag hatte. Er habe nur Befehle ausgeführt.
"Ich habe einen Auftrag". Damit lässt sich eben alles begründen, Puddingkochen, Schuh zubinden, in Afghanistan gezielt töten oder Juden vergasen. Das Böse ist banal - lesen sie das Gedicht "Todesfuge" von Paul Celan.
[Bitte vermeiden Sie Pauschalisierungen, die Ressentiments offenbaren. Die Redaktion/is]
Aus: "Kommando Spezialkräfte - Unter Kriegern" Susanne Gaschke (31.7.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/2010/31/KSK-Kommando-Spezialkraefte (http://www.zeit.de/2010/31/KSK-Kommando-Spezialkraefte)
Quote[...·] BERLIN/KOBLENZ apn | Nach der Bundesanwaltschaft hat nun auch die Bundeswehr die Ermittlungen gegen Oberst Georg Klein wegen des tödlichen Luftschlags von Kundus beendet. Es haben sich keine "Anhaltspunkte für ein Dienstvergehen" ergeben, wie die Bundeswehr am Donnerstag mitteilte. Es wird also keine Disziplinarmaßnahmen gegen den Offizier geben.
Die Bundesanwaltschaft hatte am 16. April das Ermittlungsverfahren gegen Klein wegen des Luftangriffs vom 4. September 2009 auf zwei von Taliban entführte Tanklaster im Kundus-Fluss eingestellt. Bei dem Angriff gab nach offiziellen Angaben 102 Tote und Verletzte.
...
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Aus: "Luftangriff von Kundus - Kein Dienstvergehen des Oberst" (19.08.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/kein-dienstvergehen-des-oberst/ (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/kein-dienstvergehen-des-oberst/)
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Nachtrag:
QuoteDie Bombardierung zweier Tanklaster im Kundus-Fluss am 4. September 2009 war nach Ansicht der SPD ohne jeden Zweifel ein "schwerer militärischer Fehler". Bei Einhaltung aller Regeln hätte der verantwortliche Bundeswehr-Oberst Georg Klein den Befehl zum Bombenabwurf nicht geben dürfen. Diese zumindest fahrlässig begangenen Dienstpflichtverletzungen hätten zur Einleitung eines förmlichen disziplinarischen Ermittlungsverfahrens "führen müssen". Zu diesem Ergebnis kommt die SPD in ihrer Bewertung des Kundus-Untersuchungsausschusses, die sie an diesem Donnerstag veröffentlichen will.
Mit dieser wie auch mit Feststellungen zu anderen Punkten widerspricht die SPD erwartungsgemäß dem Urteil von Union und FDP, das seit Anfang Juli bekannt ist. Anders als die Koalition macht die SPD den damaligen Verteidigungsminister Franz Josef Jung und seinen Pressesprecher Thomas Raabe für die "desaströse Kommunikation" des Verteidigungsministeriums nach der Bombennacht verantwortlich. Ihnen sei es nicht um Aufklärung, sondern um "Verschleiern und Abwimmeln" gegangen. Den von Jungs Nachfolger Karl-Theodor zu Guttenberg entlassenen Spitzenleuten Peter Wichert und Wolfgang Schneiderhan sei in diesem Zusammenhang kein Vorwurf zu machen. Dem inzwischen zurückgetretenen Guttenberg selbst wirft die SPD "Illusionspolitik" vor.
Die SPD kritisiert auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die von ihr versprochene rückhaltlose Aufklärung sei bisher ausgeblieben. Angesichts der Dramatik und der Schwere des Vorfalls erscheine das Verhalten der Bundeskanzlerin insgesamt als "erschreckend unangemessen" - eine Anspielung darauf, dass der Bombardierungsbefehl Kleins wechselweise als angemessen oder unangemessen bezeichnet worden war.
Bei der Bombardierung der beiden von Taliban entführten und im Flussbett in Nordafghanistan gestrandeten Tanklastwagen handele es sich um den "folgenschwersten militärischen Waffeneinsatz in der Geschichte der Bundeswehr", heißt es in der SPD-Bewertung. Erstmals habe "ein deutscher Kommandeur einen offensiven Waffeneinsatz mit dem Ziel der Tötung einer Vielzahl von Personen außerhalb einer unmittelbaren Selbstverteidigungs- oder Nothilfesituation befohlen, um die regionalen Talibanstrukturen zu schwächen." Bei dem Angriff waren mehr als 100 Menschen, unter ihnen mindestens 22 Kinder unter 15 Jahren, getötet worden.
Die Bombardierung war nach Ansicht der SPD eindeutig unverhältnismäßig und möglicherweise auch völkerrechtswidrig. Auch die Koalition räumt ein, dass Klein Einsatzregeln verletzt habe und dass sein Befehl aus heutiger Sicht besser unterblieben wäre. Da Klein aber nach bestem Wissen und Gewissen zum Schutz seiner Soldaten gehandelt habe, sei seine Entscheidung "nachvollziehbar", argumentiert die Koalition. Dagegen kommt die SPD zu dem Schluss, "dass gerade die Vernichtung der Personen vor Ort das vordringliche, wenn nicht sogar das einzige Ziel des Bombenabwurfs gewesen sein muss". Deshalb kritisiert die SPD auch die Entscheidung der Bundesanwaltschaft und der militärischen Führung, Vorermittlungen gegen Klein einzustellen.
Auf fast 100 Seiten erörtert die SPD die Frage, was letztlich Klein zu seinem Befehl veranlasst hat. Ausführlich beschäftigt sie sich mit der Rolle eines Hauptmanns der sogenannten Task Force 47, von deren Gefechtsstand aus Oberst Klein in jener Nacht die Operation geleitet hat.
Klein war Kommandeur des Provinz-Aufbauteams (PRT). Die Task Force ist eine Sondereinheit, die nicht dem PRT-Kommandeur untersteht. Sie soll Taliban-Führer aufspüren und gefangen nehmen. Die SPD hat eine Reihe von Details zusammengetragen, die den Eindruck erwecken, besagter Hauptmann habe Klein bei dessen Entscheidung über Gebühr beeinflusst. Ausdrücklich aber stellt auch die SPD fest, dass die Bombardierung keine Operation der geheimnisumwitterten Task Force war, wie zeitweise vermutet worden war.
Relativ kurz, aber stellenweise sehr polemisch setzt sich die SPD mit Guttenberg auseinander. Der ehemalige Minister hatte die Bombardierung zunächst als angemessen, ja unvermeidlich bezeichnet, dieses Urteil aber später revidiert. Das habe er allein zu verantworten, meint die SPD. Dass Guttenberg seine Bewertungen mit angeblich mangelhafter Information durch den damaligen Staatssekretär Wichert und den Generalinspekteur Schneiderhan begründet hatte, nennt die SPD eine "unanständige Verleumdung". Guttenberg habe die Öffentlichkeit "für dumm verkauft".
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Aus: "SPD nennt Angriff "schweren Fehler"" Von Peter Blechschmidt (10.08.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/spd-abschlussbericht-zur-kundus-affaere-angriff-war-schwerer-militaerischer-fehler-1.1130052 (http://www.sueddeutsche.de/politik/spd-abschlussbericht-zur-kundus-affaere-angriff-war-schwerer-militaerischer-fehler-1.1130052)
Quote[...] In nahezu jedem Fall seien die Frauen von zwei bis sechs bewaffneten Männern vergewaltigt worden – oftmals vor den Augen ihrer Kinder und Ehemänner. Das teilte die Hilfsorganisation International Medical Corps (IMC) mit. Alle 179 Opfer befinden sich in medizinischer Behandlung. Das UN-Büro für humanitäre Hilfe (OCHA) bestätigte den Vorfall.
Rebellen der Demokratischen Kräfte für die Befreiung Ruandas (FDLR) und der Angehörigen des Mai-Mai-Volkes waren am 30. Juli in die Stadt Luvungi in der Provinz Nord-Kivu eingefallen und hielten sie vier Tage lang besetzt. Trotz eines von den Vereinten Nationen (UN) unterstützten Militäreinsatzes gegen die Gruppen suchen sie die Region regelmäßig heim und verbreiten Angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Dabei vergewaltigen sie jedes Jahr Tausende Frauen.
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Quote* 24.08.2010 um 7:38 Uhr
* Konstanty
15. Eines der größten Rätsel für mich
sind Massenvergewaltigungen (und Vergewaltigungen an sich) in Kriegszeiten. Was treibt den männlichen Geist, bzw. den männlichen Hormonhaushalt dazu, in Zeiten der schieren Gewalt auch nur eine Sekunde an Sex zu denken??? Ich kapier's einfach nicht!!! Oder ist der männliche Fortpflanzungstrieb so dermaßen mit dem männlichen Macht- und Gewalt-Trieb verbunden, dass in Kriegszeiten diese drei Triebe miteinander verschmelzen, und der Vergewaltiger überhaupt nicht mehr unterscheiden kann, ob er eine Frau erschießt, erschlägt oder vorher noch vergewaltigt??? Kann mir mal ein Humanbiologe diese Zusammenhänge erklären, bitte!
Quote* 24.08.2010 um 8:06 Uhr
* m-butterfly
18. "...eine Sekunde an Sex zu denken..."
Es ist mit "denken" nicht zu tun! Pure Instinkt!
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Quote* 24.08.2010 um 8:37 Uhr
* s-punkt
21. Viele Fliegen.... eine Klappe
Ich denke Vergewaltigungen in dieser Form werden als Waffe eingesetzt.
Mit einer Vergewaltigung vor der ganzen Familie werden viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Getötet wird die Seele der Frau, die Ehre des Mannes, der dem hilflos zusehen muss, der Respekt der Kinder vor dem Leben, vielleicht vor ihrer Familie.
Natürlich hat es mit Macht, mit Unterwerfung und mit "ich nehme mir alles was dir lieb ist" zu tun. Mit der Vergewaltigung der Frau in einer solchen Situation wird auch der Mann gebrochen. Welche direkt Machtdemonstration gegenüber eines Feindes wäre wohl wirkungsvoller? Welche lässt ihn hilfloser und gedemütigter zurück? Und was könnte ein letztendlich besiegtes Volk weniger wollen als die Kinder der Feinde, die unter Umständen aus den Vergewaltigungen entstehen?
Quote* 24.08.2010 um 8:46 Uhr
* aeropuzz
22. Der Mensch ist ein Tier
Es wird wohl v.a. um die absolute Demütigung des Gegners nach dessen Niedermetzelung gehen: Wird in Form von Anzünden und Aufhängen von bereits toten Gegnern praktiziert, aber auch in Form von Verstümmelung (auch der Kinder) und eben, Vergewaltigung der Frauen. Um Sex wird es kaum gehen, sondern eher um eine Art von abscheulicher Kriegstrophäe, ähnlich der Praktik des Skalpierens. Ich kann mir gut vorstellen, dass, wenn einmal das kranke Ziel der Ausrottung des Gegners gesetzt ist, die psychische und körperliche Folter, welche die Vergewaltigung darstellt, ein perfides Mittel ist, um Psyche, Willen, Rückgrat, Gesundheit oder auch nur Fortpflanzungsfähigkeit einer Ethnie oder Stammes zu brechen: Jene vergewaltigten Frauen, welche zu ihrem Stamm zurückkehren, werden mit der Integration vermutlich grosse Probleme haben und kaum auf dieselbe Art wie vorher am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können - aus unzähligen Gründen. Insofern gleicht die Massenvergewaltigung einer verheerenden Bombe, die sowohl das Individuum als auch die Gesellschaft trifft und beide von innen her zersetzt. Der Mensch ist ein Tier, und das wird sich niemals ändern.
P.S.
Ich persönlich finde all diese Taten abscheulich, bitte verzeihen sie meinen abgeklärten Ton.
Quote* 24.08.2010 um 8:47 Uhr
* wulewuu
23. Antwort an Konstanty
Es geht bei Massenvergewaltigungen im Krieg um die Ausübung absoluter Macht über das Leben, um die Zerstörung des Lebens, um die Negation von Leben und Liebe.
Es heißt, dass viele Soldaten bei entfesselter Gewaltausübung in einem Zustand der ständigen Erektion sind, und im Rausch und Wahn wie unter Drogeneinfluß handeln, ihr erigiertes Glied wie eine Waffe in rohester Art benutzen. Oft können sich Soldaten, die aktiv an Massenvergewaltigungen teilgenommen haben, später nicht einmal daran erinnern.
Auch mir wird es schwindelig, wenn ich daran denke, habe auch keine Erklärung für dieses Verhalten. Da tut sich ein Abgrund auf.
Aus: "Rebellen vergewaltigen bei Überfall knapp 200 Frauen" ZEIT ONLINE, Reuters (23.8.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-08/kongo-massenvergewaltigung (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-08/kongo-massenvergewaltigung)
Quote[...] "Die Armee muss sich dringend den neuen Anforderungen stellen", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Hans Heinrich Driftmann, der auch Mitglied der Expertenkommission zur Reform der Bundeswehr ist. ,,Dabei geht es um unsere ureigenen legitimen Interessen – auch die der Wirtschaft", sagte Dittmann in einem FOCUS-Interview. Für den Exportvizeweltmeister Deutschland ,,wäre es eine Katastrophe, wenn die Handelswege, insbesondere nach Südostasien dauerhaft eingeschränkt oder bedroht wären", so Driftmann. ,,Die dürfen wir nicht Piraten überlassen."
Die USA habe seit der Finanzkrise als Absatzmarkt für die deutsche Wirtschaft an Bedeutung verloren. ,,Stattdessen engagieren wir uns jetzt stärker in Südostasien und Teilen Südamerikas. Wenn also die Schifffahrts- und Handelswege dorthin nicht mehr sicher sind, was glauben Sie, was wir hierzulande für Probleme bekommen", sagte der DIHK-Präsident. ,,Nicht nur wirtschaftliche, sondern auch haushaltspolitische, arbeitmarktpolitische und gesamtgesellschaftliche. Auch für diese Aufgabe brauchen wir die Bundeswehr."
Driftmann, der vor seinem Eintritt in das Unternehmen der Familie seiner Frau bei der Bundeswehr und im Verteidigungsministerium Karriere gemacht hat, äußerte massive Kritik am Zustand der Bundeswehr. ,,Wir haben heute eine relativ große Armee – allerdings sind von den 250 000 Soldaten auf dem Papier faktisch nur maximal 8000 einsatzbereit. Mehr kann man zum Beispiel gar nicht gleichzeitig in Auslandseinsätze schicken. Das ist bitter wenig."
Die Bundeswehr muss nach den Worten des DIHK-Chefs auch die Ausrüstungsbestellungen verbessern. ,,Bisher ordern die Führungsstäbe maßgeschneiderte Ausrüstung – am liebsten noch mit Goldrand", kritisierte er. ,,Nirgendwo auf der Welt wird so detailliert Ausrüstung bestellt wie hier. Und wenn sie dann endlich fertig ist – nach Jahrzehnten, ist sie unter Umständen schon wieder veraltet. Das müssen wir ändern." Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung mit seinen 8500 Mitarbeitern sei wesentlich größer als die Einkaufsabteilungen selbst in deutschen Großunternehmen. Diese wickelten vergleichbare Volumen mit gerade mal zehn Prozent des Personals ab.
,,Der Tanker Bundeswehr ist zu schwerfällig. Er muss schlanker und effizienter werden", sagte Driftmann. ,,Das gilt auch für das Ministerium: Wir haben in der Kommission konkrete Vorstellungen davon, wie man das Verteidigungsministerium verschlanken muss. Das ist ja sehr, sehr groß. Das kann man leicht halbieren." Die Führungsstäbe der Teilstreitkräfte gehörten nicht ins Ministerium
ala
QuoteAnders gesagt
von Cylence
Die Wirtschaft diktiert der Politik, wie man regieren soll.
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QuoteNa klar
von Capricorn
Dann hätte die Wirtschaft ihre eigene Armee die ihre Gewinninteressen schützt, nur ist die Bundeswehr ausdrücklich dafür niemals gedacht gewesen! [...] Unsere Wirtschaftsverbände werden immer bedrohlicher für die Demokratie.
QuoteSchon von Clausewitz wußte es
von Wo_La
Krieg ist die Weiterführung der Politik mit anderen Mitteln. Selten wurde diese These offiziell zugegeben erst von Horst Köhler und jetzt von einem der wirklich mächtigen im Lande. Ich denke, Afghanistan ist erst der Anfang einer Entwicklung, die es zu stoppen gilt! Im 20. JH waren es fehlende Kolonien, dann fehlender Lebensraum jetzt sind die Handelswege bedroht und man fordert öffentlich, die Armee einzusetzen, um diese extentielle Bedrohung zu beenden. Mir wird Angst, wenn ich das zu Ende denke!
QuoteDas wird wieder falsch ausgelegt werden.
von syntron2
Dem DIHK-Präsidenten geht es klar um den Schutz der Schifffahrt gegen Piraten. Ich hoffe, daß jetzt nicht wieder die Gegner der Bundeswehr oder Linke daraus wieder ein Feindbild konstruieren und Aussagen so interpretieren, wie sie nie gesagt und auch nicht gemeint waren. Der DIKH-Präsident hat nur gesagt, was die große Mehrheit der Bundesbürger auch sagt und denkt. ...
QuoteSicherung der Wasserwege?
von Obelix
Die "Wasserwege" sind internationale Gewässer und kein Deutsches Teritorium. Die Bundeswehr hat hier ohne Un Mandat nichts zu suchen, das ist doch ganz klar geregelt!
QuoteDie Bundeswehr
von Pontefix
kann ihre Hoheitsgewässer verteidigen, auf internationalen Gewässern hat eine Verteidigungsarmee nichts zu suchen (siehe Israel)!
QuoteKlare Aussagen
von Benedetto di Cl.
Wir brauchen Berufssoldaten, die die wirtschaftlichen Interessen der Konzernherrn verteidigen und im Ausland durchsetzen -- nur so ist die Aussage des DIHK-Präsidenten zu verstehen. Und das ist schon entlarvend.
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QuoteDie EU-Fischer rauben die Afrikaner aus!
von Bernd
Die Bundesmarine sollte die afrikanischen Fischer vor der EU-Fischfangflotte schützen!
Quote"Das müssen wir ändern"?
von Pate
Seit wann darf sich der DIHK anmassen den Mund auf zu machen und eine Änderung verkünden? Das wäre dann eine Private Armee die Private Interessen schützt. Haben die Wähler und seine gewählten Vertreter in Deutschland schon nichts mehr zu sagen? Wieviel Ahnung hat der DIHK denn von Wehrtechnik das er sich anmasst hier einzumischen?Kümmert sich die Bundeswehr in die Personalpolitik der Unternehmen?
QuoteDer DIHK?
von Heinz Grotus
Was bitte schön geht den DIHK die Bundeswehr an? Der DIHK sollte sich lieber um seine eigenen Probleme kümmern und wie er seine Fachkräfte ausbildet bzw. die Fachkräfte wieder bekommt die er durch seine Menschenunwürdige Personalpolitik vergrauelt hat. Oder soll die Bundeswehr demnächst auch den Transport von Fachkräften nach Deutschland organisieren weil die Wirtschaft mal wieder schläft?
QuoteDie Bundeswehr
von Betriebswirt
muss deutsche Interessen schützen. Dazu zählen zweifelsohne auch Handelswege. Ich stimme Herrn Driftmann uneingeschränkt zu. Blinder Pazifismus kann sich schädlich für eine ganze Volkswirtschaft auswirken.
QuoteWas maßt sich der Herr an?
von Manfred Bollmann
Die Aussagen und Forderungen des Herrn Dittmann sind ein Angriff aufs Grundgesetz. Die Bundeswehr dient der Landesverteidigung ... und nicht der Bekämpfung von Feinden im Innern und auch nicht der Durchsetzung von Wirtschafts- und Handelsinteressen.
QuoteDIHK will sichere Handelswege
von Hohlprinte
Dann soll der DIHK selber dafür sorgen! Mehr Eigenverantwortung! Ich befürchte nur das diese Theorie nur für Arbeitnehmer gilt und nicht für Unternehmen.
QuoteSolange
von genervterhesse
die Unternehmen auch dafür bezahlen und nicht der Steuerzahler für die Sicherheit anderer aufkommt, soll mir das recht sein. Allerdings ist die Bundeswehr eigentlich für die Verteidigung der innerdeutschen Grenzen zuständig. Aber was soll es? Sie wird ja nun schon seit Jahren zweckentfremdet.
QuoteDer DIHK soll sich selbst eine Armee kaufen!
von Johann Doov
Und bitte keine Einwände bezüglich des GG! Dr Kohl hat es umgangen, Herr Schröder gebrochen, Frau Merkel ignoriert es...
QuoteVerteidigungsauftrag
von Holger_M
Ich bin da ja kein Experte, aber mir war nicht bekannt das die Profitmaximierung der Privatwirtschaft zum Verteidigungauftrag der Bundeswehr gehört. Ist denn die private Wirtschaft wenigstens bereit den Soldaten die dabei sterben einen Blumenstraus zu stellen oder bucht man das unter "laufende Kosten" ?
Aus: "DIHK-Präsident: Bundeswehr soll Handelswege freihalten" (29.08.2010)
Quelle: http://www.focus.de/politik/deutschland/dihk-praesident-bundeswehr-soll-handelswege-freihalten_aid_546470.html (http://www.focus.de/politik/deutschland/dihk-praesident-bundeswehr-soll-handelswege-freihalten_aid_546470.html)
Quote[...] Mit dem Angriff auf Saddam Hussein am 20. März 2003 wollte der damalige US-Präsident George W. Bush der Welt demonstrieren, dass Amerika das Recht und die Macht hatte, ungeachtet internationalen Rechts gegen jene Länder vorzugehen, die Washington als Schurkenstaaten gebrandmarkt hatte. Die Intervention sollte die Machtverhältnisse im Nahen und Mittleren Osten – und damit auch den Zugang zu den Öl- und Gasressourcen – dauerhaft zugunsten der USA verändern.
Es folgte ein siebeneinhalb Jahre dauernder, zermürbender, finanziell und politisch immer schwieriger zu rechtfertigender Krieg. Auf der Kostenseite stehen nicht nur die über 120'000 Opfer unter Soldaten und Zivilisten. In Rechnung zu stellen ist auch die mit der fragwürdigen Rechtfertigung des Kriegs und dem Skandal von Abu Ghraib verlorene Glaubwürdigkeit der USA als internationale Ordnungsmacht.
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Aus: "Das Ende einer Illusion" Von Luciano Ferrari (20.08.2010)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/meinungen/dossier/kolumnen--kommentare/Das-Ende-einer-Illusion/story/13767951 (http://www.tagesanzeiger.ch/meinungen/dossier/kolumnen--kommentare/Das-Ende-einer-Illusion/story/13767951)
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Quote[...] "Auftrag erfüllt" hatte der ehemalige Präsident George W. Bush auf einem US-Flugzeugträger am 1. Mai 2003 vollmundig verkündet. Sein Irrtum hätte nicht größer sein können.
Erst mehr als sieben Jahre später, nach 4 400 Opfern in den amerikanischen Streifkräften und über 100 000 in der irakischen Zivilbevölkerung, haben gestern die letzten US-Kampftruppen den Irak verlassen.
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Aus: "Doppeltes Vakuum" von Christoph Rabe (19.08.2010)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/meinung/kommentar-politik/irak-doppeltes-vakuum;2639062 (http://www.handelsblatt.com/meinung/kommentar-politik/irak-doppeltes-vakuum;2639062)
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Quote[...] Die massiven Anschläge im Irak passen schlecht zu den Erklärungen aus Washington in dieser Woche. »Der Krieg geht zu Ende!«, ruft Präsident Barack Obama, die Operation freedom sei abgeschlossen.
[...] Der Ziele waren viele: die Beseitigung der Massenvernichtungswaffen, der Sturz eines Diktators, der Aufbau eines stabilen Iraks. Einiges wurde erreicht, doch ein neues großes Problem geschaffen, im Irak und darüber hinaus.
Der erste unbestrittene Erfolg des irakischen Feldzugs 2003 war der Kampf gegen die Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein. Das Problem war gelöst, als man sie nach dem Einmarsch nicht finden konnte. Alsbald rief US-Präsident George W. Bush, der oberste Stratege im Krieg, den Irak als Laboratorium für Freiheit und Demokratie in der Region aus.
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Quote* 01.09.2010 um 12:57 Uhr
* Thrudheim
Das ist doch Ironie? Oder?
"Der erste unbestrittene Erfolg des irakischen Feldzugs 2003 war der Kampf gegen die Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein. Das Problem war gelöst, als man sie nach dem Einmarsch nicht finden konnte."
Quote* 01.09.2010 um 12:27 Uhr
* mkrm
nach 3 min....
nach 3,45 minuten musste ich ausschalten. mir kam so der mock hoch! so viel scheiße habe ich lange nicht mehr gehört!!!
Quote* 01.09.2010 um 11:09 Uhr
* dth
Erfolg
Die Entdeckung, dass es dort keine Massenvernichtungswaffen gab, war ja wohl kaum ein unbestrittener Erfolg des Krieges. Vielmehr war es ein vorgeschobener Grund, den Krieg überhaupt zu führen. Die Demokratisierung als Vorbild für die Nachbarstaaten war dann ein nachträglicher Rechtfertigungsversuch, nachdem dieser Kriegsgrund in sich zusammengefallen ist.
Was die wirklichen Gründe waren, ist bis heute nicht wirklich klar. Waren es innenpolitische Gründe in der Folge des 11. September? Eine Machtdemonstration nach außen, ebenfalls in Folge des 11. September? Waren es strategische Gründe? (Militärbasis in der Region, ...) Ging es um Öl bzw. um Interessen von Ölkonzernen? War es etwas ganz anderes?
Ich weiß es nicht, aber die öffentlich angeführten Gründe (Massenvernichtungswaffen, Verbindungen zum Terrorismus, Demokratisierung des Nahen Ostens) klingen alle unglaubwürdig und vorgeschoben und das taten sie auch damals schon.
Quote* 01.09.2010 um 11:35 Uhr
* tajmahal1111
So viel Zerstörung, so viele Leichen...
Die USA hinterlassen ein Land mit zerstörter Infrastruktur, das unter dem Vorwand von 'Massenvernichtungsmitteln' Husseins angegriffen wurde. Es mußten viele hunderttausende Menschen unnötig sterben, aber keiner der Verantwortlichen kam und kommt vor ein Gericht oder Tribunal, trotz ihrer Verantwortung für Krieg und Leichenberge. Jetzt wird das Land dem Bürgerkrieg überlassen. Ich hätte mir von Obama eine Erklärung erwartet, wie man so viele Menschen töten und so viel zerstören kann, ohne Verantwortung für die Leichenberge zu zeigen. Vielleicht hatte er keine Zeit, um die nächsten Kriege vorzubereiten? Halten wir fest, was die Iraker auf jeden Fall in Erinnerung behalten: Krieg und Zerstörung, Folter und Tod.
Quote* 01.09.2010 um 11:55 Uhr
* CM
Wie oft?
Wie oft wird dieser Krieg eigentlich noch für beendet erklärt?
Quote* 01.09.2010 um 11:59 Uhr
* max67
Die Ziele des Angriffs
waren viele, die beseitigung der Massenvernichtungswaffen, der Sturz eines Diktators, der Aufbau eines stabilen Iraks. Einiges wurden erriecht, nämlich was?? Es wird immer unverschämter im Westen. Was würde im Irak erreicht ausser ein zerbombtes Land und Instabil noch dazu,eine zerrissene Nation, eine nicht existierende Wirtschaft und von den irakischen zivilen Opfern ganz zu Schweigen. da wird auch noch unverschämterweise sofort Richtung Iran gezeigt, als wären die Iraner schuld, dass die Iraker in den letzten 7 Jahren so leiden mussten. Man spricht hier über den Irak aber ab und an muss man ja einen Abstecher Nach Teheran machen, damit ja keiner vergisst, wer hier der Böse ist. Ich weiss nicht, was der verfasser geraucht oder getrunken hatte, aber Papier ist ja bekanntlich geduldig. Und noch eine Frage, wer hat die Amerikaner damit beauftragt, Demokratie pardon ihre Vorstellung von Demokratie in nahen Osten zu verbreiten? war es Jesus oder Gott persönlich? Anmassend und arrogant zu glauben, dass sie ein Vorbild für andere Nation sein können. Wenn man andere Länder als Laboratorium missbraucht, um seine eigene Vorstellung von Demokratie und Freiheit beweisen zu wollen, dann sehe ich keinen Unterschied zwischen Islamisten, die ihre Ideologie mit Bomben verbreiten und Amerika, die ihre Demokratie anderen Nationen mit Krieg bei bringen wollen.
Aus: "Obama zieht Bilanz: Der Sieger heißt: Iran" Von Michael Thumann (1.9.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/2010/36/P-Meinungsleiter-Irak (http://www.zeit.de/2010/36/P-Meinungsleiter-Irak)
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Quote[...] Der mittlerweile fast vergessene Irakkrieg bleibt ein Desaster - jener verbrecherische Krieg, der 2003 mit Verweis auf angebliche Massenvernichtungswaffen und angebliche Al-Kaida-Verbindungen systematisch herbei gelogen wurde von dem ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush und von dessen Vordenkern Dick Cheney und Donald Rumsfeld.
[...] Der Massenmörder Saddam Hussein und seine Giftgas-Clique sind vertrieben. Öl- und andere Konzerne aus aller Welt strömen wieder ins Land und investieren. Es gibt zwar keine Regierung, aber es gab immerhin vergleichsweise freie Wahlen. Die USA haben es mit ihrer massiven Truppenaufstockung geschafft, den Terror der Al-Kaida-Anhänger und der anderen Aufständischen zeitweise zu unterdrücken und gewaltbereite Mitläufer mit Dollarbündeln zu kaufen.
Für diese Errungenschaften starben unzählige Iraker. Waren es Hunderttausend, waren es deutlich mehr? Niemand weiß es genau. Präzise erfasst ist hingegen die Zahl der gefallenen US-Soldaten: 4406 starben seit dem Angriffsbefehl des George W. Bush im März 2003. Tausende bleiben ihr Leben lang verkrüppelt, körperlich wie seelisch. Viele Soldaten bringen sich nach ihrer Rückkehr in die USA um, weil sie mit den Blut-Bildern im Kopf nicht fertig werden. [...] Der Irak bleibt ein Schlachtfeld, auf dem jeden Monat Hunderte von Zivilisten sterben. Die Mission ist gescheitert.
...
Aus: "Das Märchen vom Ende des Krieges" (19.08.2010)
Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkstudio Washington
Quelle: http://www.tagesschau.de/kommentar/irak648.html (http://www.tagesschau.de/kommentar/irak648.html)
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Quote[...] Ortswechsel. Die Galerie von Qasim Sabti. Die grauen Haare reichen bis auf die Schulter, Goldketten hängen am Hals, der Bauch ruht auf dem Gürtel. Der Bagdader Galerist versammelt Maler, Dichter und Musiker um sich, aber könnte statt Skulpturen und Gemälden auch ertragreich Gebrauchtwagen verkaufen. Sabti, zutiefst säkular, reisst eine Dose Bier auf und sagt: «Ein Hund, wer im Ramadan keinen Alkohol trinkt. Wir sind die letzten Mohikaner der Kultur in diesem Land.» Für die Politiker empfindet Sabti nur Verachtung: «Der Kulturminister verbietet den Mädchen Ballettunterricht in der Schule, weil es angeblich unkeusch ist. Ich bleibe Anhänger des alten Regimes.» Seine Bilanz, was die Amerikaner und ihren Krieg für die Demokratie angeht: «Sie haben nicht nur das Regime Saddam Hussein zerstört, sondern das ganze irakische Volk.»
Begegnungen in Bagdad. Es sind oft widersprüchliche Eindrücke aus einer zerrissenen Stadt, quer durch die Schichten, Parteien und verfeindeten Religions- und Volksgruppen. Ein Fremder kann sich bis heute schwer bewegen in der irakischen Hauptstadt. Manche Stadtteile gelten als sicher, andere nicht. Jede Fahrt dauert Stunden, wegen der Kontrollstellen von Polizei und Armee: Quälend langsam schieben sich die Blechlawinen durchs Zentrum, müde Gesichter hinter den Scheiben der Taxis und Minibusse, die chromblitzenden Kühlerhauben von nagelneuen Geländewagen drängen sich vor. Soldaten und Polizisten beugen sich ins Wageninnere, starren in Gesichter, verlangen Ausweise, öffnen lustlos den Kofferraum. Unter den Helmen rinnt ihnen Schweiss auf die Stirn. Bagdad im Ramadan: Es sind weit über 40 Grad, die Atmosphäre schwankt zwischen äusserster Anspannung und absoluter Erschlaffung. Was nicht allein am Wetter liegt.
[...] US-Präsident Barack Obama wird heute Abend in Washington eine Rede halten. Der Inhalt lässt sich auch ohne die Fähigkeiten eines Hellsehers erahnen. Obama wird sagen: «Der Krieg im Irak ist vorbei. Wie jede souveräne, unabhängige Nation hat das Land jetzt das Recht, seinen eigenen Weg zu gehen.» Das klingt gut. Es legt nahe, dass das Land nach dem Sturz der Diktatur auf dem richtigen Weg ist. Dass die USA ihre Aufgabe trotz ihres mutwillig vom Zaun gebrochenen Kriegs erfüllt haben. Das wird die Wähler in Kansas und Idaho freuen. Sie wollen, dass ihr Präsident Wort hält, die Soldaten vom Ende der Welt endlich heimholt.
Den wahren Zustand des Landes wird Obamas Ansprache kaum widerspiegeln. Der Krieg, der angeblich vorbei ist, hat die irakische Regierung veranlasst, für die kommenden Tage die höchste Sicherheitsstufe auszurufen: Al-Qaida im Irak will den Fastenmonat Ramadan zum Fanal für «die Leugner der Religion» machen. Die Terrorgruppe bemüht sich, Wort zu halten: Verkehrspolizisten, unbewaffnet, hinterrücks erschossen mit Schalldämpfern auf den Pistolen. Ermordete Richter, Autobomben, Selbstmordattentate: 26 Rekruten starben vor einem Armeebüro, als sich ein Al-Qaida-Mann in die Luft sprengte. Danach erschossen die Militanten 16 Polizisten, verbrannten ihre Leichen in ihren Jeeps, pflanzten die schwarze Al-Qaida-Flagge neben den Wracks auf. Kurz darauf eine zweite Welle: zwei Dutzend Autobomben in 13 Städten an einem Tag, dazu Schüsse aus dem Hinterhalt, 56 Tote. Al-Qaida posaunte: «Die Banner des Siegs wehen über dem Land.» Ein Ende des Kriegs?
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Aus: "Auf verlorenem Posten" (30.08.2010, Tages-Anzeiger)
Von Tomas Avenarius, Bagdad. Aktualisiert am 31.08.2010
Quelle: http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Auf-verlorenem-Posten-/story/13885280 (http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Auf-verlorenem-Posten-/story/13885280)
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Quote[...] Die Zustände im Land verbieten jede Pauschalisierung. Auch heute wird kein Iraker den abziehenden Truppen Blumen hinterhertragen. Für die Menschen wurde ein undurchschaubares, gewaltbereites Regime von einem anderen abgelöst. Die Verheißungen von Freiheit und Demokratie sind wohlfeil, solange man davon keinen Generator betreiben und sich kein Essen kaufen kann.
Diese praktische Ernüchterung paart sich zudem mit drei strategischen Niederlagen, die Amerika in seine Schadensbilanz aufnehmen muss: eine rechtliche, eine ordnungspolitische und eine moralische. Weil die Invasion des Irak gegen das Völkerrecht verstieß, reduzierte sie die Bedeutung des Rechts für den Umgang der Staaten miteinander und verringerte die Legitimation der UN, die für dessen Durchsetzbarkeit stehen. Wenn sich das mächtigste Mitglied der Völkerfamilie lossagt von den Hausregeln, dann schwächt es den Verbund.
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QuotePython11reloaded schreibt Ungewohnt kritische Worte..
...von Herrn Kornelius
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Aus: "Abzug der US-Kampftruppen: Der irakische Nachlass" Ein Kommentar von Stefan Kornelius (19.08.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/abzug-der-us-truppen-der-irakische-nachlass-1.990329 (http://www.sueddeutsche.de/politik/abzug-der-us-truppen-der-irakische-nachlass-1.990329)
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Quote[...] Es war der längste und teuerste Krieg, den die USA jemals führten. 4416 amerikanische Soldaten kamen im Irak ums Leben, mehr als 100.000 Zivilisten starben.
WIEN/WASHINGTON (rie). Ein Budgetüberschuss ginge sich zwar nicht aus, die USA stünden aber recht gut da, hätten sie diesen Krieg nicht geführt: 900 Milliarden Dollar hat der Einsatz im Irak nach Berechnungen des Brooking-Instituts in Washington gekostet. Zum Vergleich: Das heurige Haushaltsjahr beenden die Vereinigten Staaten mit einem Defizit von 1,5 Billionen Dollar.
Insgesamt – inklusive der medizinischen Betreuung, der volkswirtschaftlichen Schäden, der Langzeitfolgen – werden Kosten von drei Billiarden Dollar genannt.
[...] 31.897 US-Soldaten wurden beim Einsatz verwundet, nicht eingerechnet all jene, die mit psychischen Problemen zurückkamen. Laut Brookings seien bei einem Drittel aller Soldaten binnen drei bis vier Monaten nach der Heimkehr mentale Probleme aufgetreten.
Ungenauer sind die Zahlen über irakische Opfer. Zwar zählte man 9571 getötete Polizisten und Soldaten, bei den Zivilisten gibt es aber nur Schätzungen: Die Zahlen beginnen bei 50.000, mehr als 100.000, wie sie das Magazin ,,Stars and Stripes", die offizielle Zeitung der amerikanischen Streitkräfte nennt, gelten als realistischer. Manche Organisationen sprechen gar von 600.000 zivilen Opfern.
[...] Wie sich der Einsatz auf die Lebensqualität der Bevölkerung ausgewirkt hat, lässt sich nur schwer in Zahlen gießen: Etwa 2,2 Millionen Menschen sind aus dem Irak nach Syrien und Jordanien geflohen; die Arbeitslosenrate schwankt je nach Bezirk zwischen 27 und 60 Prozent. Laut CNN litten im Juni 2007 fast ein Drittel aller Kinder an Unterernährung. Im Durchschnitt hatte ein Haus in Bagdad 2007 (aktuellste Erhebung) 5,6 Stunden Strom pro Tag.
...
Aus: "Kosten: Eine Billion Dollar für sieben Jahre" ("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2010)
Quelle: http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/588769/index.do?direct=588789&_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do&selChannel= (http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/588769/index.do?direct=588789&_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do&selChannel=)
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Quote[...] Der 2003 unter US-Präsident George W. Bush begonnene Krieg im Irak zur Absetzung von Diktator Saddam Hussein hat, was Dauer, Opfer und Kosten betrifft, alle Ankündigungen Lügen gestraft. Statt wenige Monate hat der Krieg siebeneinhalb Jahre gedauert, statt eines glatten Sieges und der schnellen Einführung einer Demokratie, wie nach dem Zweiten Weltkrieg etwa in Österreich, sind weder die militärischen noch die politischen Ziele der Bush-Regierung erreicht worden. Hier eine Bilanz in Zahlen.
Truppenstärken:- Im Frühjahr 2010 waren noch 65.000 US-Soldaten im Irak stationiert. Bis zu 50.000 sollen zur Stabilisierung der Verhältnisse bleiben. Alle Verbündeten der USA haben inzwischen ihre Truppen abgezogen. Auf dem Höhepunkt des Konflikts waren bis zu 171.000 Mann im Einsatz. Nach dem Rückzug übernimmt die 190.000 Mann starke Armee des Irak die Sicherheitsagenden, unterstützt von der lokalen Polizei.
Kriegskosten: Bisher kostete der Krieg die USA schätzungsweise 740 Milliarden US-Dollar (575 Milliarden Euro). Zu den regulären Kosten kommen noch hohe Folgekosten, etwa für die Betreuung von Veteranen und Witwen. Die Kriegskosten haben laut Experten auch den Aufschwung der krisengeschüttelten US-Wirtschaft gebremst.
Kriegsopfer: Das US-Verteidigungsministerium geht von 4418 getöteten US-Soldaten aus. Etwa 32.000 wurden verwundet. Die Statistik zählt 197 getötete britische Soldaten und weitere 137 Tote verbündeter Streitkräfte. 9500 irakische Soldaten und Polizisten kamen ums Leben. Mehr als 112.600 irakische Zivilisten wurden getötet. Außerdem starben 141 Journalisten, darunter 119 Iraker und zwölf Europäer, im Krieg.
Bombenanschläge: Bis Juni 2010 gab es mindestens 2160 Terroranschläge, davon mehr als ein Drittel Selbstmordanschläge. Dabei wurden 20.400 Menschen getötet und etwa 43.700 verletzt.
Entführungen: 312 Ausländer wurden verschleppt, davon 60 getötet und 149 wieder freigelassen. 2004 gab es mit 149 Fällen die meisten Entführungen.
Aus: "Irak-Krieg in Zahlen: Ende der falschen Hoffnungen" (20. August 2010)
Quelle: http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/aussenpolitik/art391,445477 (http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/aussenpolitik/art391,445477)
-.-
Quote[...] Ob Bush und seine konservativen Ideologen im Irak die Frauenrechte und die gesellschaftliche Toleranz so richtig fördern wollten, ist umstritten. Die vulgärmarxistische Sichtweise sagt, dass sie nur das Öl wollten. Sicher wollten die neokonservativen Ideologen nicht halbverrückte Despoten wie Saddam Hussein durch fanatische Islamisten ersetzen. Das ist aber der Effekt, der zu einem großen Teil im Irak eingetreten ist.
[...] Bush und die Seinen wollten die Region im amerikanischen Sinn umgestalten. Das ist wohl gründlich misslungen, eher hat sich der Einfluss des iranischen Regimes dort erhöht.
...
Quote1116er
22.08.2010 08:11
brainwash-keiner wäscht gründlicher!
eigentlich unglaublich, dass noch immer soviel leute glauben, krieg (im konkreten die im nahen osten) hätten irgendetwas zu tun mit menschenrechten, gerechtigkeit, bekämpfen böser diktatoren, und ähnlichen 'edlen' zielen.
es ging NUR UND AUSSCHLIESSLICH (wie beinahe in jedem krieg) um macht und geld, um strategische und wirtschaftliche interessen. über die in meinem ersten absatz erwähnten gründe lachen nicht mal die hühner (unter den kriegsplanern!), aber sie freuen sich, dass es soviele idioten gibt, denen man diese vorgeblichen motive reindrücken kann.
QuoteCuca Racha
21.08.2010 20:15
vulgärmarxistisch
manchmal kann man nicht vulgär genug sein.
QuoteJene Grüne Straßenkatze
22.08.2010 17:06
...
Vulgär ist nie erstrebenswert. Und während es wichtig ist, immer darauf hinzuweisen, dass wirtschaftliche Interessen immer eine Rolle spielen, macht man es sich zu leicht, wenn man so tut, als spielten sie immer die einzige. Rauscher hat ganz recht, das vulgärmarxistisch zu nennen, denn es ist nichts als eine plumpe Sichtweise, die nicht mehr mit der Wahrheit gemein hat als die plumpe Propaganda, die als Kriegsgrund vorgegeben wurde.
QuoteCuca Racha
22.08.2010 23:39
Vulgär
erstrebenswert nicht, da haben Sie ganz Recht, aber manchmal notwendig.
... Was mich zum obigen polemischen Einwurf veranlasst hat ist der Eindruck, dass manche unter dem Titel Vulgärmarxismus gleich die ganze nach ökonomischen Ursachen forschende Analyse abdrehen wollen, sehr verständlich, denn die läuft auf eine Kritik des Kap. hinaus, und das wollma ja auch wieder nicht so gern hören, netwahr.
QuoteKapitalismus Luege
21.08.2010 11:42
Krieg, Frieden und Demokratie
Auch Ideen müssen in Märkte diffundieren, eben so wie es Produkte tun.
Wer seine Ideen mit einem top-down approach in ein Land mit Hilfe eines "totalen Krieges" pushen will ohne dass es jedwede pull Mechanismen gibt, hat wohl im strategischen Marketing geschlafen.
Einer der "Blood for Oil" für vulgärmarxistisch, und Israel für tolerant gegenüber anderen Schichten hält (94% der Strafgefangenen sind dort jüdische Schwarze) - Israels gewaltlose Konfliktlösungen wohl Den Hag überfordern würden, sollten sie je geahndet werden - verbreitet viel Meinung mit wenig Ahnung.
Auf teutonisch heißt das dummschwätzen.
Quotesanta fe
21.08.2010 07:49
der an sich selbst zugrundegehende wirtschaftswachstums-brutalkapitalismus setzt nach historischem muster auf kriegskonjunktur.
wie in den 30er jahren ist die arbeitslosigkeit eine ideale rekrutierungsbasis. die als hängematten-sozialschmarotzer stigmatisierten opfer der automatisierung aus profitsucht erhalten in uniform sofort einen sozialen status.
der brutalkapitalismus zeigt sein wahres gesicht. die naturzerstörung als geldmaschine eskaliert zur direkten menschenschlacht(erei). dann die sog. wiederaufbauwohltätigkeit, die zu neuer konsumsucht führt und dem planeten den rest gibt.
...
QuoteChris Quast
22.08.2010 19:32
ja dein post zu lesen war heute mit abstand, der konsumterroristischste akt, der mir angetan wurde.
könntest jetzt entgegnen, musst ja meine scheiße nicht lesen, aber wenn man mal im lesen ist quält man sich halt die paar zeilen durch, und verflucht sich dann sogleich, dass man so ein konsumtrottel ist und nicht einfach den laptop aus dem fenster haut, und biobauer wird !!!
...
QuoteAhner von Bösem
20.08.2010 19:27
So lange im Geschäft und dann solche Schnitzer :-)
"Der Irak ist das,was alle anderen Staaten der Region (mit Ausnahme von Israel) sind: ein Gesellschaftsmodell, das auf Dominanz der Religion, auf Intoleranz gegenüber anderen Schichten und Gruppen, auf Gewaltlösungen und "Führermodellen" basiert."
So kennen wir nun ein zeitgemäßes Paradoxon. "Das westliche Modell von Demokratie, Rechtsstaat, allgemeinen Bürgerrechten, darunter vor allem die Frauenrechte, von Konsenskultur und Verzicht auf das Recht des Stärkeren - das kann man nicht mit einem Krieg auf eine andere politische Kultur übertragen."
Vor allem nicht wenn man eigentlich selber nur damit glänzt der vermeintlich Stärkere zu sein.
"Der Rest ist gezielte Terrorismusbekämpfung mit Geheimdiensten und Spezialeinheiten."
Ohne Gericht Mord.
Aus: "Mit Militärintervention eine Kultur verändern?" (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 21.8.2010)
Quelle: http://derstandard.at/1282273276864/Mit-Militaerintervention-eine-Kultur-veraendern (http://derstandard.at/1282273276864/Mit-Militaerintervention-eine-Kultur-veraendern)
Quote[...] "Danke", "Gut gemacht", stand auf den Transparenten, die Menschen am Flughafen den Veteranen entgegenstreckten. In den USA wurden die jüngst aus dem Irak-Krieg heimkehrenden Soldaten als Helden gefeiert. Die Aufforderung "support our troops" ("unterstützt unsere Truppe") nehmen viele Amerikaner ernst. Und das, obwohl dort zuletzt immer weniger Menschen von der Sinnhaftigkeit des Irak-Krieges überzeugt waren. Die Leistung der Soldaten wird anerkannt, auch von denen, die die Strategie kritisieren. Selbst die amerikanische Friedensbewegung, die gegen die Kampfeinsätze in Irak und Afghanistan protestiert, kritisiert die politische und die militärische Führung – nicht die "boots on the ground", nicht die einfachen Soldaten.
Wohin amerikanische Soldaten geschickt werden, das entscheidet allein die Regierung. Die deutsche Bundeswehr dagegen ist keine Regierungsarmee – die Verantwortung für sie trägt der Bundestag. Dessen Abgeordneten entscheiden, ob und wie deutsche Soldaten in Afghanistan kämpfen sollen. Jedes Jahr müssen die Politiker in namentlicher Abstimmung entscheiden, ob das Mandat verlängert wird. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee. Eine Volksarmee ist sie nicht.
Undenkbar scheint, dass Deutsche am Flughafen Fahnen schwingend auf ihre Soldaten warten. Nein, gefeierte Helden sind die Frauen und Männer der Bundeswehr nicht. Das wollen viele Soldaten auch gar nicht sein – sie fordern nur Anerkennung für ihre Arbeit. Und die, das beklagen sie immer wieder, wird ihnen in Deutschland versagt.
[...] Ein "unfreundliches Desinteresse" sei es mittlerweile, analysiert der Blogger Boris Barschow. Er macht dafür ebenfalls fehlende Informationen verantwortlich: "seit dem wir den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr Krieg nennen dürfen, die Sicherheitslage am Hindukusch immer unübersichtlicher wird, kapriziert sich die Medienberichterstattung weiterhin nur auf Tod und Terror." In Deutschland gebe es keine Debatte, was Deutschland eigentlich in Afghanistan wolle. Das Desinteresse betrifft nicht nur die Bundeswehr – auch die Fragen der Sicherheitspolitik locken heute niemanden mehr auf die Straße: Proteste wie gegen Pershing-II-Raketen auf deutschem Boden gibt es seit Langem nicht mehr, auf den Ostermärschen kommen Veteranen der Protestbewegung wie zu Klassentreffen zusammen.
[...] Auch Barschow, Journalist und Betreiber des Afghanistan-Blog, beschloss, das Desinteresse der Deutschen zu hinterfragen. Eine Motorradtour verband er mit Fragen über den Afghanistan-Einsatz an Menschen, die er zufällig traf. Die ersten Antworten an der Imbissbude und auf der Straße waren für den Offizier der Reserve ernüchternd. Afghanistan, das scheint als allererstes sehr weit weg zu sein. Vorbei die Zeit, in der die Deutschen noch die Bilder der stürzenden Türme auf Manhattan vor Augen hatten und der damalige Verteidigungsminister Peter Struck mit der Aussage "Deutschlands Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt" die Menschen überzeugen konnte. Der 11. September liegt neun Jahre zurück und seit acht Jahren stehen deutsche Soldaten am Hindukusch. Völlig zu Recht sagte der Grünen Politiker Winfried Nachtwei im Interview mit dem Magazin Kompass der katholischen Militärseelsorge, dass die Welt mit dem Krieg gegen den Terror nicht sicherer geworden sei. Das bisher noch keine Anschläge in Deutschland stattfanden, könnte auch ein Grund für das Desinteresse der Deutschen an der Sicherheitspolitik sein.
...
Quote* 01.09.2010 um 20:13 Uhr
* Kommentator2010
Na ja, amerikanische Soldaten kämpfen ja auch...
... für die Interessen ihres Landes. So als Türöffner ihrer Wirtschaft. Vielleicht spürt die Öffentlichkeit hier nur, dass es fraglich ist, für wessen Interessen unsere Soldaten eigentlich kämpfen.
Quote* 01.09.2010 um 20:16 Uhr
* ssubp
Ignorierte Tatsachen
Die Mehrheit der Bürger lehnt den Kriegseinsatz nun einmal ab, damit kann sie die Arbeit der Bundeswehr im konkreten Fall auch nicht würdigen.
Quote* 01.09.2010 um 20:17 Uhr
* FoulMouthedChick
Unterstützung für Soldaten, aber nicht für den Krieg
"Deutschland wird am Hindukusch verteidigt" - solche hohlen Phrasen tragen nicht gerade dazu bei, dass die Deutschen Vertrauen in die Bundeswehr haben, denn jeder, der auch nur ein bisschen Hirn im Schädel hat, weiß, dass dieser Satz blanker Unfug ist.
Ich persönlich empfinde durchaus Mitgefühl für die deutschen Truppen im Ausland, denn sie sind es nicht, die entscheiden, wo ihr nächster Einsatzort liegt.
Ausnahmsweise stimme ich der Haltung vieler U.S.-Bürger zu, die zwar den Krieg ablehnen, aber die Soldaten dennoch unterstützen. Viele Soldaten kommen schwer traumatisiert in ihre Heimat zurück und erfahren keine Unterstützung. Egal wie man zum Krieg (gegen den Terror und auch sonst) steht, Soldaten sind Menschen, und sie verdienen es, dass man sie als solche behandelt.
FMC
Quote* 01.09.2010 um 20:23 Uhr
* Amparos
Warum Würdigung?
,,Und das obwohl die Frauen und Männer in Afghanistan das Leben riskieren für ihr Land – zumindest sehen sie das so."
Das mögen die Soldaten tun und so sehen. Aber sie nehmen auch an Kriegshandlungen teil, welche den Tod nach sich zieht. Und das ist abzulehnen. Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Und schon überhaupt keine Anerkennung oder Würdigung. Den Aufbau der Infrastruktur ist anzuerkennen.
Aber die ausbleibenden Erfolge zeigen, dass anscheinend diese Arbeit kaum Früchte trägt.
Ja der legendäre Satz von Herrn Struck: ,,Deutschlands Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt". Mit so einem Satz einen Kriegseinsatz zu rechtfertigen ist eine Anmaßung.
Als Bürger habe ich mich gedrängt und erpresst gefühlt etwas akzeptieren zu müssen was ich strikt ablehne. In einer Demokratie hat die Politik keine Meinungsmanipulation vorzunehmen. Sie überlässt es dem Bürgen sich selbst und ohne äußeren Zwang eine Meinung zu bilden.
Und das haben die Deutschen getan.
Quote* 01.09.2010 um 20:25 Uhr
* Komplex
Das ist natürlich
völliger Unsinn. Die amerikanischen Soldaten, die aus dem Vietnam Krieg gekommen sind, haben sich bitter beklagt über die Behandlung. Und heute ist es auch nicht viel besser.
Unsere Soldaten sind finanziell gut abgesichert wie sonst nirgends. In den USA landen sie zum Teil im Armenhaus.
Quote* 01.09.2010 um 20:30 Uhr
* jan.dark
Parlamentsarmee gegen die Bevölkerung
Jeder politisch interessierte weiss, dass über 2/3 der Bevölkerung gegen den Einsatz als Opium-Armee in Afghanistan sind. Wenn das Parlament so exzessiv sich gegen den Willen der Bevölkerung stellt und in eigenem Interesse Rauschgiftkriege führt, muss sich niemand wundern, wenn die Bevölkerung sich angewidert von diesen Opium Rambos abwendet.
150 Tonnen war die Opium-Ernte unter den Taliban in 2001. Dank der deutschen Parlamentsarmee konnte die Opiumernte in Afghanistan in 2008 gegen die Taliban auf 8.500 Tonnen gesteigert werden (Zahlen von der UN).
Wenn die Amerikaner ihre "Helden" feiern, die in Vietnam mit verbotenen biologischen und chemischen Waffen (Agent Orange und Napalm)fünf Mio Zivilisten getötet haben oder die völkerrechtswidrig auf Basis von Lügen über Massenvernichtungswaffen den Irak überfallen und den Tod von über 100.00 Zivilisten verursachen und US-Privatarmeen wie Blackwater ungesühnt Menschen ermorden lassen, dann ist das kein Vorbild sondern das sind schwere psychische Deformationen eines winzigen Bruchteils der Menschheit, die die Hälfte aller Weltrüstungsausgaben u.a. für Massenvernichtungswaffen wie Atombomben ausgeben und das einzige Volk der Erde sind, die Atombomben gegen Zivilisten (wehrlose Frauen und Kinder) angewendet haben.
Vor Stalingrad wurden auch in D Soldaten der Wehrmacht bejubelt. Wie die Vietnam- und Irakheimkehrer. Das wollen die Deutschen nicht mehr.
...
Quote* 01.09.2010 um 21:18 Uhr
* Grittipänz
Willkommen zuhause,
liebe Soldaten. Gehen Sie davon aus für billige aussenpolitische Interessen missbraucht worden zu sein. Selbst Bundespräsident Köhler fand den Treppenwitz der Krieg in Afghanistan sei zu gewinnen absurd. Die Freiheit Berlin oder des Westens am Hindukusch oder Mekong verteidigen? Ja glaubt ihr Jungs denn wirklich alles? Zapfenstreich, Ehre, Gelöbnis, hat ihre Frau Mama sie niemals beiseite genommen? Werden sie bitte erwachsen, es ist unerträglich, wenn die Truppe sich als Haufen von Goldfischen, der sich die Augen reibt und nach Anerkennung fragt. Nein, unsere Wohnungen waren in der Zwischenzeit geheizt, wir lassen uns nicht für billige Propaganda instrumentalisieren. Zum Trost: wir haben zu Anfang, als die Welt Bushs Lügen glauben wollte, auf der Strasse gestanden und gefroren. Sofern ist für Ausgleich gesorgt. Viel Spass mit dem Rest ihres Lebens und ein Tipp unter Freunden: werden Sie erwachsen.
Quote* 01.09.2010 um 21:36 Uhr
* freidenker-alarm
Würdigung von Menschenrechtsverletzung?
Die Anwesenheit der deutschen Soldaten in Afghanistan und ihre Beteiligung an diesem Kampfeinsatz ist in meinen Augen eher aufs schärfste zu kritisieren als zu würdigen.
Sie haben dort unten nichts verloren. Was war noch einmal der genaue Grund für die militärische Intervention? Ach ja Terrorismus. So ein Schwachsinn. Das verwenden von Uranmunition halte ich viel eher für einen terroristischen Akt. Schmutzige Bomben werden von uns und den Amerikanern da unten jeden Tag gezündet. Und hier in den unabhängigen Medien debattieren die sogenannten Intellektuellen über die richtige Strategie in diesem Konflikt. Was soll all das Gerede? Unsere Armee hat einen Angriffskrieg begonnen, der völkerrechtlich keine Legitimation besitzt. Das einzige was man tun kann ist meiner Meinung nach ein unverzüglicher Truppenabzug und anschließende Verhandlungen mit der afghanischen Bevölkerung. Der Karren sitzt da unten seit geraumer Zeit im Dreck. Das Land ist seit über 100 Jahren im Krieg und besetzt. Sollte man nicht einfach mal ein geschundenes Volk selbst entscheiden lassen? Durch unsere Truppen erreichen wir nur das Gegenteil von Sicherheit.
Ich bin Pazifist aus Überzeugung und [gegen] die Würdigung angeheuerter Söldner. Alle die ich kenne und "unten" waren, taten es wegen dem Geld. Kein einziger den ich kannte fühlte sich seinem Land verpflichtet. Oder was auch immer. Wobei man über das Konstrukt eines Staates und dem zugehörigen Nationalstolz an anderer Stelle diskutieren könnte und müsste.
Quote* 01.09.2010 um 21:40 Uhr
* Geoch
Gewählter Beruf
Nicht einmal den Bäcker meines Vertrauens begrüße ich Fahnen schwenkend, wenn der von der Arbeit nach Hause kommt. Warum sollte ich das dann bei Soldaten machen, deren Kerngeschäft doch das Erschießen und Erschossen-Werden ist?
Gut, die haben ihren Job im Ausland gemacht, das machen viele Andere auch (Monteure, Programmierer etc.), ohne Fahnen schwenkend begrüßt zu werden. Soldaten haben vielleicht auch unsere Sicherheit am Hindukusch verteidigt. Letzendlich sind sie dem Job nachgegangen, den sie für sich gewählt haben und können erwarten, dass dieser so beachtet wird wie jeder andere Job auch: ohne Diskriminierung, aber auch ohne Brimbamborium (Fahnen schwenkender Empfang).
Wenn dies ein "unfreundliches Desinteresse" ist, dann habe ich auch jedem Bäcker, jedem Anlagenbauer, jedem Monteur, jeder Krankeschweser, jeder Floristin, jedem Tischler, jedem Mechatroniker ein "unfreundliches Desinteresse" (Was diese wann, warum und in welcher Reihenfolge machen, interessiert mich nicht im Detail). Letzere sind aber weniger mimosig als Soldaten, denn kein Bäcker, kein Anlagenbauer, kein Monteur, keine Krankeschweser, keine Floristin, kein Tischler, kein Mechatroniker hat sich je über mein "unfreundliches Desinteresse" beschwert.
Quote* 01.09.2010 um 21:41 Uhr
* ClearMind
Wir haben keine SOLDATEN, ...
sondern STAATSBÜRGER in Uniform. Ursprünglich sollten die uns
an der Elbe und nicht am Hindukusch verteidigen.
Die Politiker haben deren Zweck pervertiert.
Quote* 01.09.2010 um 21:42 Uhr
* w.h.k.
Freundliches Desinteresse...
... ist doch eine gute und demokratische Einstellung gegenüber einer Armee. Jubel oder Stolz fände ich vollkommen unangebracht und sehr beunruhigend.
Quote* 01.09.2010 um 22:04 Uhr
* ribera
Gegenrede
...
Unsere Soldaten sind nicht in AF, weil sie es sich so sehr wünschen, dort zu sein. Sie sind dort, weil sie durch unser Parlament dorthin geschickt wurden. Und jeder Kommentator, der in den letzten 10 Jahren CDU/CSU, Grüne, FDP oder SPD gewählt hat, hat diesen Parlamentariern auch ihr Mandat gegeben.
Wenn nun Soldaten für diesen Eisatz, der ja nicht mit dem Sortieren von Gurken am Fließband vergleichbar ist, Anerkennung einfordern, ist das verständlich.
Quote* 01.09.2010 um 22:15 Uhr
* Grittipänz
Guter Einwand, ribera
Ich sehe es genauso wie Sie. Die Politik seit Fischer und Schröder hat es versäumt eine klare Grenze für militärische Interventionen zu ziehen. Schauen Sie doch, welch tolle Ausdrücke wir in den letzten zehn jahren gelernt haben: z.B. humanitäre Einsätze, robustes Mandat - wir haben gehört, dass die Serben Konzentrationlager im im Kosovo bauen. Und immer war eine Lüge das Mittel um die Bevölkerung umzustimmen.
Ich diffamiere unsere Soldaten nicht, ich fordere die Soldaten dazu auf, endlich als Staatsbürger in Uniform zu agieren und nicht wie ein willenloses Stück Fleisch.
Quote* 01.09.2010 um 22:53 Uhr
* Vorticon
Nicht Pazifist sondern Anti-Bellizist
Moin, dass ein solcher Kommentar, der eine angeblich falsche "Kommunikation" beklagt, kommen würde war klar. Mittlerweile haben allzuviele die manipulatorische Ansicht, dass man alles verkaufen könne wenn es nur raffiniert genug geschieht, dermaßen verinnerlicht, dass kein eigenes Bewußtsein verblieben ist.
Ich bleibe aber dabei, dass auch vergoldete Exkremente immer noch kein ***-Menu sind.
Und was eine moderne Demokratie von einer nicht modernen Demokratie unterscheidet kann ich auch nicht verstehen. Oder ist eine moderne Demokratie eine Demokratie in der nicht das Volk herrscht sondern beherrscht wird?
Aber wichtig ist sicher, dass gleich mal Schluß mit dem Ignorieren des Unrechts vor unserer Haustür ist. Flott in Frankreich einmarschiert um die unrechtmäßige Ausweisung der Sinti und Roma zu verhindern, nicht wahr. Die alten Generalstabskarten liegen sicher noch in den Schubladen.
Oder ist eher Saudi-Arabien gemeint wo der Untreue "überführte" Frauen gesteinigt werden (http://tinyurl.com/39jkkfw)? Oder Israel wo ein Sänger der vor Männern und Frauen gleichzeitig vorgetragen hat zu 39 Peitschenhieben verurteil wurde (URL: http://tinyurl.com/35qj8z7). Liegt ja auch alles direkt vor der Haustür...
Aber wenn Sicherheitsinteressen befreundeter Nationen bedroht sind marschieren die Deutschen ja immer gerne, hat ja auch den triumphalen Sieg im ersten Weltkrieg gebracht. Oder zumindest beinahe, wenn da nicht die kommunistisch-sozialistisch-pazifistisch-schwul-jüdisch-kapitalistischen Dolchstoßer gewesen wären. Jawoll! Genau wie die USA in Vietname gesiegt haben und im Irak und bald auch in Afghanistan siegen werden. Wenn da nicht wieder die Dolchstoßer wären, sagen Palin und Beck auch!
CU in Hell
Quote* 01.09.2010 um 23:14 Uhr
* teardown
Wer den brennenden...
...Wunsch verspürt für Parlament und Kapital sein Leben in Afghanistan (oder sonstwo) zu riskieren, möge dies tun.
Allerdings kann mich niemand zwingen ein derartiges Verhalten zu "würdigen".
P.S. Ansonsten ist zu diesem Thema wohl alles gesagt worden.
Quote* 01.09.2010 um 23:16 Uhr
* Charlie Marlow
Physisch und psychisch Vernichtung
Soldaten werden physisch und psychisch im Krieg vernichtet. Wenn die heimkehrenden Soldaten in den USA gefeiert werden, dann wird das Befinden dieser geschundenen Männer und Frauen sogar in noch zynischerer Weise ignoriert, als deutsche Soldaten in Deutschland allgemein ignoriert werden.
Was wir nicht brauchen ist ein neues Heldentum um das Soldatentum. Seien wir ehrlich, die Sache in Afghanistan ist in keiner weise eine ehrbare, sondern eine geopolitische und wirtschaftliche.
Soldaten sollten weder gefeiert, noch bewundert, noch ignoriert werden. Man sollte sie und das, was der Krieg von ihnen noch übriggelassen hat, ernstnehmen.
Quote* 02.09.2010 um 2:53 Uhr
* Angel_of_Mercy
546 Fahnenschwenker
sollte es am Flughafen auf alle Fälle geben. Ohne Die Linke sind das alle anderen Bundestagsabgeordneten.
Die meisten von denen haben auch mit freundlichem Desinteresse (genannt Abnicken) die Soldaten nach Afghanistan geschickt, bzw. den Einsatz dort verlängert.
Es dürfen sich auch gerne die Aktionäre und Inhaber all der Firmen am Fahneschwenken beteiligen, die bisher an diesem Einsatz profitiert haben. Werden sie aber nicht, denn wie in der Wirtschaft heißt es beim Militär, Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren.
Abgesehen davon ist wohl die hundsmiserable Informations- und Kommunikationspolitik schuld (Propaganda zählt nicht). Was soll der Bürger am Einsatz in Afghanistan würdigen, wenn er nicht weiß, was dort passiert? Wenn nicht einmal der Verteidigungsausschuss genau weiß, was dort abgeht. Wenn sich die Medien als Bindeglied der Informationsweitergabe nur dann für den Einsatz interessieren, wenn es mal richtig geknallt hat.
Gut, vor einiger Zeit stand hier mal ein scheußliches Interview mit einem überheblichen General, der trotz seiner rhetorischen und begrifflichen Beschränktheit ISAF-Sprecher sein muss. Allerdings taugen solche herrenmenschlich angehauchten Spätpreußen nicht gerade dazu das Bild der BW zu verbessern.
MfG
AoM
Quote* 02.09.2010 um 8:58 Uhr
* mardybum
Opferrolle ?!
In Deutschland wird niemand gezwungen Soldat zu sein und Anerkennung für Menschen die einen Beruf wählen bei dem sie mit fragwürdigen Motiven unterlegene Erschießen ?! Nein beim besten Willen das ist Absurd!
Quote* 02.09.2010 um 9:33 Uhr
* jeannotloup2
75. Kein Grund für Hurra-Patriotismus
Die deutschen Soldaten, die in Afghanistan oder im Kosovo einen bis vor kurzem nicht als Krieg bezeichneten militärischen Konflikt ausgetragen und ertragen haben, sind meistens froh, dass sie diese unsinnige Kollateralpolitik überhaupt überlebt haben. Müssen wir aus diesen jungen Menschen Helden machen und sie feiern, wenn die Mehrheit der Bevölkerung gegen diese Kriege sind und waren? Ist nicht auch eine gehörige Portion Scham der offiziellen Politik dabei, dass wir uns im Prinzip ohne Not in dieses Abenteuer begeben haben? Haben wir nach dem fürchterlichen Vernichtungskrieg, den wir 1939 angezettelt haben, überhaupt irgendeinen Grund, Töten und Zerstören als Heldentum zu feiern?
... Wer die Lebens- und Leidensgeschichten von Vietnam-, Irak- oder Afghanistanveteranen genauer unter die Lupe nimmt, wird sehr schnell bemerken, dass weder die betroffenen Soldaten noch die US-Bevölkerung Grund haben, stolz auf ihre Kriegseinsätze zu sein.
Außerdem ist es eine beschämende Tatsache, dass die Toten der US-Kriegseinsätze eher unter einem Mantel des Schweigens in amerikanischer Erde verbuddelt werden, weil die Politik befürchtet, dass diese Toten ihrer öffentlich sanktionierten Kriegstreiberei Schaden zufügen könnten. Amerikas Heldentum ist verlogen.
W.Neisser
Quote* 02.09.2010 um 10:33 Uhr
* dietah
79. Seliger Hurra Patriotismus
Reden wir hier von dieser Truppe, die sich zum Ausfechten von Handelskriegen zwecks Stärkung der heimischen Wirtschaft erniedrigen ließ?
Weißbuch Bundeswehr 2006:
"Der Prozess der Globalisierung erfasst weltweit alle Staaten und Gesellschaften. Die Entfaltung und zunehmende Vernetzung internationaler Handels-, Investitions-, Reise-, Kommunikations- und Wissensströme eröffnet in erster Linie neue Chancen. Deutschland, dessen wirtschaftlicher Wohlstand vom Zugang zu Rohstoffen, Waren und Ideen abhängt, hat ein elementares Interesse an einem friedlichen Wettbewerb der Gedanken, an einem offenen Welthandelssystem und freien Transportwegen. [...] Deutschland hat aufgrund seiner immer engeren Verflechtung in der Weltwirtschaft besonderes Interesse an internationaler Stabilität und ungehindertem Warenaustausch. [...] Verwerfungen im internationalen Beziehungsgefüge, Störungen der Rohstoff- und Warenströme, beispielsweise durch zunehmende Piraterie, und Störungen der weltweiten Kommunikation bleiben in einer interdependenten Welt nicht ohne Auswirkungen auf die nationale Volkswirtschaft, Wohlstand und sozialen Frieden. [...] Energiefragen werden künftig für die globale Sicherheit eine immer wichtigere Rolle spielen."
Ich weiß nicht, warum ich der Geldeintreiber/ Schutzgelderpresser Truppe jetzt noch mit Wimpeln und Fähnchen begegnen sollte.
Vor allem sollten wir uns vor Augen führen, was auf dem Globus los wäre, würden wir tatsächlich damit ernst und alle anderen auch.
Aus: "Bundeswehr: Die einsame Armee" Von Hauke Friederichs (1.9.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-09/bundeswehr-gesellschaft (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-09/bundeswehr-gesellschaft)
Quote[...] Die USA setzen immer wieder Drohnen gegen die Taliban und Verbündete von Al-Kaida in den an Afghanistan grenzenden pakistanischen Stammesgebieten im Nordwesten des Landes ein. Seit August 2008 starben bei etwa 120 Drohnenangriffen mehr als 1.000 Menschen, darunter auch hochrangige Aufständische. (APA/AFP)
Quotecarbonara
08.09.2010 23:21
Joystick-Te*ror....
Aus: "Viele Tote nach US-Drohnenangriff" (08. September 2010)
Quelle: http://derstandard.at/1282979179025/Viele-Tote-nach-US-Drohnenangriff (http://derstandard.at/1282979179025/Viele-Tote-nach-US-Drohnenangriff)
QuoteLesley Stahl on U.S. sanctions against Iraq: We have heard that a half million children have died. I mean, that's more children than died in Hiroshima. And, you know, is the price worth it?
Secretary of State Madeleine Albright: I think this is a very hard choice, but the price--we think the price is worth it.
From: "'We Think the Price Is Worth It' - Media uncurious about Iraq policy's effects--there or here"
By Rahul Mahajan (Extra! November/December 2001)
Quelle: http://www.fair.org/index.php?page=1084 (http://www.fair.org/index.php?page=1084)
-.-
http://en.wikipedia.org/wiki/Iraq_sanctions (http://en.wikipedia.org/wiki/Iraq_sanctions)
-.-
http://de.wikipedia.org/wiki/Madeleine_Albright (http://de.wikipedia.org/wiki/Madeleine_Albright)
-.-
http://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Iraqi_Freedom (http://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Iraqi_Freedom)
-.-
"Der vergessene Krieg gegen Iraks Zivilbevölkerung"
Meinung |22.09.10| Sanktionen
Dem Embargo gegen den Irak fielen Hunderttausende Kinder zum Opfer. Michael Holmes meint: "Dieses Verbrechen muss aufgearbeitet werden."
Quelle: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article9783521/Der-vergessene-Krieg-gegen-Iraks-Zivilbevoelkerung.html (http://www.welt.de/debatte/kommentare/article9783521/Der-vergessene-Krieg-gegen-Iraks-Zivilbevoelkerung.html)
Quote[...] In einem Blog-Eintrag berichtet Greg Goodrich, Produktionsleiter des Shooter-Titels "Medal of Honor" bei Electronic Arts, man habe in den letzten Monaten Feedback von Freunden und den Familien von gefallenen Soldaten bekommen, die sich besorgt darüber gezeigt hätten, dass im Multiplayer-Modus des Spiels die Taliban als Konfliktpartei vorkämen und spielbar sind. "Dies ist eine sehr wichtige Stimme für das Team von Medal of Honor. Dies ist eine Stimme, die sich das Recht verdient hat, gehört zu werden" schreibt Goodrich weiter, und deshalb – und weil "der Herzschlag von Medal of Honor stets von Ehrerbietung für amerikanische und alliierte Soldaten geprägt war" – habe man sich entschieden, die Gegenseite im Multiplayer-Modus schlicht "Opposing Force" zu nennen.
Der Plan von Electronic Arts, Spielern die Möglichkeit zu lassen, in die Rolle der Taliban zu schlüpfen, hatte in den letzten Wochen die Gemüter erhitzt und prominente Kritiker wie den britischen Verteidigungsminister Liam Fox auf den Plan gerufen. Das Spiel soll am 12. Oktober erscheinen. (pek)
Quote2. Oktober 2010 18:28
heuchlerische Affen
Bratbert (88 Beiträge seit 11.03.10)
Und was ist mit den Familien der gefallenen Taliban?
Hach, es ist so schön wenn man simpel gestrickte Vorstellungen von
Gut und Böse hat. Und das Tolle: jeder weiß zu wem er gehört :D
Wenn die Menschen sich doch nur gegenseitig davon in Kenntnis setzen
würden, dann brächte wir keine Kriege mehr...
Quote2. Oktober 2010 18:31
Sollen halt Nazis Afghanistan verteidigen!
Anubiz (mehr als 1000 Beiträge seit 31.05.02)
mit denen hat ja scheinbar niemand ein Problem :)
einfach nur lächerlich und peinlich das ganze ...
Quote2. Oktober 2010 18:33
über 150.000 getötete Zivilisten allein im Irak (Editiert vom Verfasser am 02.10.10 um 18:34)
FraKes (30 Beiträge seit 07.10.06)
ich frage mich was daran ehrerbietend ist.
...
Quote2. Oktober 2010 19:26
Schon wieder bei South Park geklaut!
MAILER-DAEMON
- Coming this summer, it's the classic film that changed America.
E.T.: The Extraterrestrial, the new, redone version for 2002. All the
E.T. effects have been digitally upgraded. All the guns have been
digitally changed to walkie-talkies. And the word "TERRORIST" has
been changed to "HIPPIE."
- Aw, dude, why would they do that?
- Yeah, hippies and terrorists are the same thing.
- No, dude. They only changed "terrorist" to "hippie" to make E.T.
more P.C.
- That's gay.
- Coming this summer, it's the motion picture that changed America.
Saving Private Ryan, the RE-RE-RELEASE, where the word "NAZI" has
been changed to "PERSONS WITH POLITICAL DIFFERENCES," and all their
guns have been replaced by walkie-talkies.
- Why the hell do these directors keep updating their movies?
- And now, for your feature presentation: the classic
RE-RE-RE-RELEASE of Star Wars: The Empire Strikes Back
- Woohoo!
- In the version, the word "WOOKIE" has been changed to "HAIR
CHALLENGED ANIMAL" and the entire cast has been digitally replaced by
Ewoks.
- AWWWW!!! [they leave their seats.]
Aus: "Electronic Arts entfernt die Taliban aus dem Kriegsspiel "Medal of Honor"" (02.10.2010)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Electronic-Arts-entfernt-die-Taliban-aus-dem-Kriegsspiel-Medal-of-Honor-1100569.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Electronic-Arts-entfernt-die-Taliban-aus-dem-Kriegsspiel-Medal-of-Honor-1100569.html)
Quote[...] Im CIA-Jargon heißen sie rückwärtige Bediener. Sie sitzen in einem hochgesicherten Raum in der Geheimdienstzentrale in Langley, den Blick auf eine Wand von Monitoren gerichtet, eine Hand am Joystick. Während ein unbemanntes Flugzeug rund um die Uhr Bilder liefert, nachts via Infrarotkamera, können sie die Drohne steuern wie bei einem Videospiel. Das Objektiv holt Gehöfte irgendwo in den kahlen Bergen Pakistans so nah heran, dass sich Gesichter erkennen lassen. Glauben die rückwärtigen Bediener, die gesuchte Person gefunden zu haben, schießen sie per Knopfdruck eine Hellfire-Rakete ins Ziel.
Es ist eine Kriegführung, die skeptische Beobachter von einer Play-Station-Mentalität sprechen lässt. Die Akteure riechen keinen Pulverdampf, sehen kein Blut und brauchen keine direkte Gegenattacke zu fürchten. Allein die riesige Entfernung, geben Kritiker zu bedenken, dürfte die Hemmschwelle vor dem Knopfdruck erheblich senken. Für CIA-Chef Leon Panetta dagegen sind die ferngesteuerten Drohnen die beste Waffe im Ringen mit Al-Kaida.
Was nach dem Terrorschock des 11. September 2001 begann, ist heute Routine. Allein im vergangenen September, berichtet die New York Times, startete die CIA 21 Drohnen-Attacken, mehr als je zuvor in einem Monat. Die Ziele lagen zumeist in Wasiristan, dem zerklüfteten Bergland im Nordwesten Pakistans, wo Stammesführer herrschen und wo Osama Bin Laden Unterschlupf gefunden haben soll.
[...] Eine US-Regierungsbehörde bedient sich fliegender Roboter, um gezielt zu töten, in einem Land, mit dem die USA nicht im Krieg stehen. Offiziell gilt Pakistan als Verbündeter.
Genau genommen gibt es zwei Arten von Drohnen-Einsätzen. Bei der einen macht das Militär Jagd auf Aufständische in Afghanistan und im Irak. Die andere hat Terrorverdächtige im Visier. Nicht das Pentagon führt dabei Regie, sondern die CIA, unter dem Mantel tiefster Verschwiegenheit. Die Geheimdienstler erklären nicht, wen sie warum auf die Abschussliste setzen, wer den Befehl zum Feuern gibt, wie viele Menschen getötet wurden. Nach Schätzungen der New America Foundation, einer Denkfabrik in Washington, sind es 750 seit 2006, unter ihnen 250 unschuldige Zivilisten. Dabei hat der Geheimdienst nicht nur Al-Kaida-Terroristen im Visier, sondern auch Talibankämpfer und Rebellen, die der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari als Bedrohung versteht. "Viele Ziele werden von den Pakistanis nominiert, damit die kooperieren", weiß Bruce Riedel, ein früherer CIA-Offizier, der Barack Obama kurz nach dessen Amtsantritt ein Antiterrorkonzept vorlegte.
[...] Indessen können nur acht Prozent der pakistanischen Bevölkerung den Operationen etwas Gutes abgewinnen. Und auch in Washington fürchten Antiterrorexperten, dass es am Ende mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt, schon wegen seiner Fehlerquote. "Es ist, als wollte man einem Bienenstock den Garaus machen, Biene für Biene", sagt Riedel. Das Problem sei, dass der Bienenstock dennoch - oder gerade deshalb - immer mehr Bienen produziere. (Frank Herrmann aus Washington/DER STANDARD, Printausgabe, 6.10.2010)
Quoteeagle13, 06.10.2010 09:08
Mich würde interessieren was die USA sagen würden, plötzlich in Langley bei McDonalds eine Hellfire einschlagen würde weil in Waziristan jemand am Bildschirm einen CIA-Mitarbeiter erkannt hat und jetzt leider auch zwei Familien mit ausgelöscht ...
Quoteaahhh!!!!, 06.10.2010 08:06
Schaudern überfällt mich
über soviele blinde oder bl... Postings hier. Die Amerikaner sind doch die einzigen die noch versuchen etwas gegen die menschenverachtenden Islamisten zu tun-aus welchen Gründen auch immer.
QuoteAaron Quickström, 06.10.2010 08:57
Schaudern würde sie überfallen...
....wenn bei ihnen in Österreich Drohnen zur "Terrorbekämpfung" ferngesteuert wie in nem schlechten Sciencefiction Horrorfilm, eingesetzt würden und sie jederzeit zur Statistik der Kollateralschäden zugeführt werden könnten, wie vorhin von anderen bereits erwähnt, 1/3 sind fehlschläge, wenn ganz zufällig ihr Haus oder ein Verwandter von ihnen hochgejagt wird werden sie ihre Meinung sicher ändern.
QuotedasBeobachter.blogspot.com, 06.10.2010 07:08
750 seit 2006, unter ihnen 250 unschuldige Zivilisten
Und die Angehörigen/Nachkommen dieser 250 sind die potentiellen Anwärter für die Terroristen der nächsten Generation.
...
QuoteHorst Holzinger, 06.10.2010 06:17
"Glauben die rückwärtigen Bediener, die gesuchte Person gefunden zu haben ..."
Wenn nicht, schadets auch kaum.
Aber praktisch: Exekutive und Judikative vereint.
Oder anders ausgedrückt: Die Todesstrafe wird verhängt ohne Anhörung, Richter oder Anklage.
Was für ein verbrecherisches Regime.
Menschenverachtend.
Halt einen Friedensnobelpreis wert.
QuoteTrueFalse, 06.10.2010 04:07
Na bitte dass nennt man doch einen wahrhaftig verdienten Friedensnobelpreis. Nächstes Jahr gleich direkt an die Cia vergeben.
Quoteégalité, fraternité, 05.10.2010 21:25
Interessant wie viele Sympathisanten die Terroristen hier im Forum schon haben - das können doch nicht alles Glaubensbrüder dieser Verbrecher sein, oder?
Tatsache ist: Diese chirurgischen Eingriffe sind allemal besser als wenn die Amis mit Bomben und Granaten dort hingehen um endlich Ordnung zu schaffen.
Da gäbe es zig-fach mehr Kollateralschäden!
Nein das ist schon gut so, wie sie jetzt ihren Job erledigen!
QuoteSebastian Auinger, 05.10.2010 23:55
Wenn Menschen ein System nicht billigen, aber aus Ohnmacht nicht aus ihm aussteigen können, führt das zu Projektionen, also z.B. zu Sympathien für Systemzerstörer.
Genau dieses Verhalten kann man in den Standardforen immer wieder gut beobachten, Stichwort "Terroristenfreunde, USA-Basher" usw.
Hinweis: Jeder, der auf dieses Posting impulsiv mit "rot" bewerten möchte, empfehle ich, sich etwa 10 Minuten der Selbstreflexion hinzugeben und für sich etwa diese Fragen zu beantworten:
- Bin ich ein Systemerhalter eines mir missliebigen Systems?
- Habe ich die innere Freiheit aus dem System auszusteigen bzw. einen für mich passenden Platz einzunehmen?
- Wie reagiere ich auf eine eventuelle Unfreiheit?
Quoteégalité, fraternité, 05.10.2010 19:50
Die chirurgischen Eingriffe mittels der Drohnen sind das non plus ultra der Terroristenbekämpfung und Obama liegt dabei auf dem richtigen Weg zur Vernichtung der Terrornetzwerke!
QuoteVon Vielen, 05.10.2010 20:36
Sie haben also schon das Neusprech übernommen. Wenn die Al Kaida ein Haus in die Luft sprengt ist es ein Terroranschlag, wenn es das US Militär macht handelt es sich um einen "chirurgischen Eingriff".
QuotePyotr Alexeyevich, 05.10.2010 19:13
"Rückwärtige Bediener"
Da war wohl ein rückwärtiger Übersetzer am Werk.
...
Aus: "Drohnen-Krieg gegen einen Bienenstock" (05. Oktober 2010)
Quelle: http://derstandard.at/1285200091851/Drohnen-Krieg-gegen-einen-Bienenstock (http://derstandard.at/1285200091851/Drohnen-Krieg-gegen-einen-Bienenstock)
-.-
Quote[...] Bei einem US-Drohnenangriff im Nordwesten Pakistans Anfang September ist nach Informationen der britischen BBC ein ranghohes Mitglied von al-Qaida getötet worden. Der in Pakistan lebende britische Staatsbürger Abdul Jabbar sei von der Führung des radikalislamischen Terrornetzwerks für die Leitung der geplanten Gruppe Islamische Armee Großbritanniens vorgesehen gewesen, berichtete die BBC unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise.
Den Informationen der BBC zufolge hatten die Geheimdienste vor drei Monaten ein Treffen von etwa 300 Aufständischen im pakistanischen Stammesgebiet Nord-Waziristan überwacht. Dort hätten al-Qaida und die Taliban Jabbar als Anführer eines neuen europäischen Terrorablegers vorgestellt, der Anschläge in Großbritannien, Frankreich und Deutschland verüben sollte.
Die Einsätze in Nord-Waziristan stünden in Verbindung mit den Terrorwarnungen der vergangenen Tage für Europa, sagte der pakistanische Botschafter in den USA, Husseuin Haqquani, der BBC. Pakistan habe mit amerikanischen und europäischen Geheimdiensten zusammengearbeitet, um diese Pläne zu verhindern, sagte Haqqani weiter.
Vergangene Woche waren Geheimdiensthinweise publik geworden, wonach al-Qaida in Europa Anschläge nach dem Vorbild der Kommando-Aktion in Mumbai vom November 2008 geplant habe. Bei Angriffen auf zwei Luxushotels und andere Orte in der indischen Metropole hatten damals aus Pakistan eingereiste Islamisten 166 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt. Amerikanischen Medienberichten zufolge sollten Islamisten in Berlin das Luxus-Hotel Adlon am Brandenburger Tor, den Hauptbahnhof und den Fernsehturm als mögliche Ziele ausgewählt haben.
Das Bundesinnenministerium hatte in der vergangenen Woche bestätigt, dass al-Qaida "längerfristig" Anschläge in den USA, in Europa und auch in Deutschland plane. Daraus ergeben sich aber keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge.
...
Quote* 06.10.2010 um 9:19 Uhr
* Lothar Gräwe
Soll man das alles glauben. Was sicher ist, ist das die Waffenfabricken und Lieferanten eine Menge Geld verdienen.
Aus: "Pakistan: US-Drohne tötete Al-Qaida-Führer " AFP, dpa (6.10.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/al-qaida-pakistan-europa (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/al-qaida-pakistan-europa)
-.-
Quote[...] Der Angriff ereignete sich in Nord-Waziristan im Nordwesten Pakistans und wurde mutmaßlich mittels einer US-Drohne ausgeführt. Das unbemannte Flugzeug soll nach Informationen pakistanischer Geheimdienst- und Regierungskreise zwei Raketen abgefeuert und dabei mehrere Extremisten getötet haben.
Den Angaben zufolge sind auch deutsche Islamisten unter den Toten. Wie viele, ist noch unklar. Einige Quellen sprechen von acht getöteten Islamisten deutscher Nationalität, andere von fünf.
Ein Mitarbeiter des Geheimdienstes in der Region, der anonym bleiben wollte, sagte, die Deutschen hätten sich zur Terrorausbildung in dem Gebiet aufgehalten.
Über das genaue Ziel des Angriffs gibt es ebenfalls widersprüchliche Angaben. In einigen Meldungen heißt es, eine Moschee sei bombardiert worden. Andere sprechen von einem Gehöft. In beiden Fällen geht es um die Stadt Mir Ali nahe der afghanischen Grenze.
...
Quote* 04.10.2010 um 18:59 Uhr
* zd
1. ich habe eine bessere ueberschrift
Gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich. Danke. /Die Redaktion pt.
Quote* 04.10.2010 um 19:05 Uhr
* Duckmichnichtweg
Na Gott sei Dank,
dass die neuen Sicherheitsgesetze noch nicht durch sind, sonst hätte man Sie wegen Terrorismus wegsperren können.
Quote* 04.10.2010 um 19:35 Uhr
* jagu
Todesstrafe ohne ein Gerichtsverfahren...
in einem souveränen Staat durch einen ganz anderen Staat ist schlicht Mord.
Ganz einfach.
Quote* 04.10.2010 um 19:37 Uhr
* Grifter
Kampf gegen den Terror
Dank an die US-Army !!
Quote* 04.10.2010 um 19:59 Uhr
* jule2008
Leider sind unsere Medien seit 9/11 alle einseitig und überwiegend kritiklos geworden. Solange keine kritischen Nachforschungen und Fragen offen gestellt werden dürfen, ohne sofort als Verschwörungsneurotiker abgestempelt zu werden, wird diese Posse weitergespielt.
Quote* 04.10.2010 um 20:35 Uhr
* zd
... kurz gesagt, es wurde 5 extremisten getoetet, die auf dem weg wahren aus lust an der freude so viele amerikaner wie moeglich umzubringen. man nennt es terrortourismus. aber es natuerlich alles eine verschwoerung. es ist ja auch viel einfacher an eine komplizierte verschwoerung zu glauben, als an einfache schmerzhafte realitaet.
Quote* 04.10.2010 um 21:18 Uhr
* Max Stockhaus
Wenn der Staat "legal" morden darf...
Also, ob dieses MORDEN legal war, möchte ich doch seeeehr bezweifeln.
Nur: Verfolgen wird man die Mörder in diesem Falle wohl nicht...
Wegen ein paar Drohnen-Toten in abgelegenen Stammes-Gebieten, die noch bekannt dafür sind, dass sie die Terrortruppen Osamas unterstützen, da "passieren" ganz andere Dinge "ungbestraft".
Da werden z.B. ganze Hochzeitsgesellschaften drohnenhaft pulverisiert, samt Braut, nur weil möglicherweise ein auf Abschusslisten geführter Terrorist darunter vermutet wurde.
Nur gut, dass das bei uns (noch) nicht so ohne weiteres geht
:-OO
Gruß Max Stockhaus
Quote* 04.10.2010 um 21:37 Uhr
* pecuchet
Achtung Ironie!
Entfernt. Bitte äußern Sie sich sachlich zum Thema. Die Redaktion/cs
Quote* 04.10.2010 um 21:40 Uhr
* jagu
Woher wissen Sie das?
Womit ist eigentlich ohne ein Gerichstverfahren, Beweis und Verteidigungsmittel gesichert, dass es Extremisten waren, die alle so schwere Verbrechen begangen haben, dass sie nach US Recht mit der Todesstrafe bestraft werden können (mal davon abgesehen, dass dieses Strafrecht tiefstes, verabscheuungswürdiges Mittelalter ist).
Wissen Sie es sicher? Wurde es überhaupt geprüft?
Nein, die Leute sind aufgrund u.U. vager Zeugenaussagen auf Listen gekommen und wurden ermordet. Ich könnte also zur Polizei gehen und etwas über meinen Nachbarn erzählen und die Maschinerie ginge gegen Sie los? Das ist also ok???
Für mich sind das barbarische, miese Verbrechen, das hat nichts mit Kriegsheld oder Recht oder Demokratie zu tun...
Quote* 04.10.2010 um 22:45 Uhr
* nici2412
Deutschland
Laut CNN wurden diese Deutschen türkischer Abstammung in einer Hamburger Moschee ausgebildet/radikalisiert. Nachdem schon die World Trade Center Attentäter ihre Anschläge unbeheligt von deutschen Sicherheitsbehörden aus Hamburg vorbereiten konnten, scheint sich herauszustellen, dass Deutschland ein Plaungszentrum für Terroristen ist. Damit unterscheidet es sich nicht mehr von Pakistan. Die USA sollten eingreifen. Die deutschen Politiker sind anscheinend unfähig dies zu unterbinden. Wulf hat mit seiner Rede ja schon klargemacht wohin die Reise geht ("Islam ist ein Teil Deutschlands") Also sind wohl keine Gegenmaßnahmen von unseren Politikern zu erwarten. Die USA haben Deutschland schon einmal befreit. Es wird wohl wieder bald Zeit. Glaube kaum, dass sie lange mitansehen werden wie amerikanische Soldaten sterben, weil Deutschland dem Islamismus freie Entfaltung gewährt bzw. diesen auch noch aktiv fördert. Ich sehe auch leider keine Möglichkeit dies als einfacher Bürger zu beeinflussen, da wir fünf Einheitsparteien haben, die allesamt Zustände wie in islamischen Staaten befürworten.
Quote* 04.10.2010 um 22:53 Uhr
* Mothers finest
29. Es mag Ihrer Unaufmerksamkeit geschuldet
sein; zum Vergleich:
http://www.ndr.de/regional/hamburg/moschee122.html
Noch Fragen? Oder ist es nicht schön, was die von Ihnen sog. "fünf Einheitsparteien" da taten?
Quote* 04.10.2010 um 22:54 Uhr
* Hildebrand Embke
Terror kennt keine Nationalität - nur Wahnsinnige
Terror, in welcher Form auch immer, ist niemals eine sinnvolle, geschweige denn akzeptable Art der Meinungsäußerung oder Interessenvertretung. Die Wahrheit des Wortes liegt in sich selbst, seiner friedlichen Verbreitung - und der freiwilligen Annahme, aber auch der Verweigerung der Annahme.
Wer denkt, dass er als Terrorist agieren muss, der muss mit der Verteidigung derer, die seinem Ansinnen nicht entsprechen, oder gar diesem - auch in gleicher Weise wie der Terrorist mit Gewalt - entgegentreten, rechnen.
Bei Terrorismus gibt es keinen Unterschied ob es sich - z.B. - um einen deutschen, afghanischen Terroristen oder einen aus einem anderen Land handelt. Der Irrsinn bleibt gleich. Ebenso wie das Recht, sich dagegen zu wehren, sei es mit einer Pistole oder mit einer Drohne.
Deutsche Terroristen sind es nicht wert, gesondert als Deutsche genannt zu werden. Einzige Ausnahme: Die Erwähnung dessen, dass es auch in Deutschland ver(w)irrte Geister gibt, die eine Gefahr, auch bei uns, darstellen!
Quote* 04.10.2010 um 22:58 Uhr
* fagervik
US-Mörder
gehören vor ein internationales Gericht!
Quote* 05.10.2010 um 0:38 Uhr
* Sonderseite
Mir fehlt die Begründung
... welche mit "Kampf gegen den Terror" heutzutage zu pauschal und nicht hinterfragt aufgenommen wird.
Mir fehlt die Freiheit, Bedenken äußern zu können, ohne zu Verschwörungsanhängern oder hoffnungslos Naiven gezählt zu werden.
... Jede kritische Stimme, jede, die auch fragt, welche Werte eigentlich verteidigt werden, wenn man foltert und per Videobild und rein auf Geheimdienstbasis Todesurteile fällt, bekommt ihre Portion dessen, was Menschen blind macht: (geschürte) Angst.
Ich verteidige keine mutmaßlichen Terroristen, ich verteidige unsere Grundsätze, wenn ich sie erst verurteilt wissen möchte. Doch lichten sich die Reihen derer, die da mit-verteidigen. Wissen die anderen mehr als ich?
Flughäfen, Bahnhöfe und auch die umgebenden Länder werden nicht sicherer, indem man vermeintliche Terroristen tötet und dabei seine eigenen Werte mit Füßen tritt, sie werden sicherer, wenn es keine Motivation mehr gibt, Terrorist zu sein.
Abseits aller Vorbehalte, den Terror als roten Teppich für ganz andere Interessen zu nutzen sollte man verstehen können, dass auch Drohnen nur schießen und damit wenig Potenzial zur Motivationsminderung der "Gegenseite" besitzen.
Was sie aber können, ist der Glaubwürdigkeit von Staaten tiefe Wunden zuzufügen, auf Knopfdruck.
Meine Freiheit wird da nicht verteidigt.
Quote* 05.10.2010 um 2:33 Uhr
* Friedensfuerst
Nue die Freiheit der Freien kann man verteidigen.
Wer seine Freiheit schon aufgegeben hat, dessen Freiheit kann man allerdings auch nicht mehr verteidigen.
Meine Freiheit wird jedenfalls verteidigt, und dafuer bin ich den Soldaten Deutschlands, Amerikas und unserer Verbuendeten, die ihr Leben fuer uns riskieren, unendlich dankbar.
Quote* 05.10.2010 um 3:18 Uhr
* Sonderseite
41. So einfach ist das?
Man bekommt widerwillig ein paar Details genannt, die Terror-Begründung dazu und möge doch dann bitte Vertrauen fassen, in Lenker und Institutionen, die nachweislich schon "irrten", wobei dieser Begriff sehr wohlwollend verschweigt, dass auch mühelos Ansätze zum gewollten Irren zu finden wären.
Wenn die einzige Quelle für Informationen in solchen Fällen (und da kann man mittlerweile von "zahlreich" sprechen) gleichzeitig die Institution ist, die auch ausgeführt, dann haben wir zumindest ein großes Transparenzproblem, finden Sie nicht?
Ausführender, Kontrolleur und Informationsquelle in pesona. Demokratisch legitimiert? Mitnichten. Eher Gewonhheitsrecht heutzutage.
Mit diesem blind daher gesagten "dankbar" an all die Soldaten, deren Dienste ich nicht mindern mag, geht es mir persönlich viel zu schnell.
Der Soldat wird von der Politik gelenkt und wenn Sie zweifelsfrei behaupten können, dass es dieser - gleich welcher Nationalität - immer nur im Frieden, Demokratieexport und eine sichere Gesellschaft geht, dann leben wir leider oder zum Glück in verschiedenen Welten.
... Wie frei sind Menschen, die von Drohnen überflogen werden, an deren Bildschirmen dann "Entscheider" gleich welcher Art und fern jeder Legitimität, beurteilen, ob die Drohne nur fliegt oder auch schießt?
Verteidigen "wir" das auch? Ich nicht.
Quote* 05.10.2010 um 5:36 Uhr
* Friedensfuerst
Kopf hoch! Am Ende wird Alles gut.
Ich will gar nicht bestreiten dass die Welt nicht perfekt ist, aber Ihr Kommentar liest sich ziemlich fatalistisch, so als haetten Sie schon aufgegeben. Auch schweifen Sie leider vom Thema ab.
Wenn Drohnen Menschenleben retten, unsere freiheitlich demokratische Grundordnung verteidigen und Terrorzellen eliminieren, was stoert Sie denn daran? Dass psychologische und kommunikative Deeskalationsmethoden ('Lichterketten' und 'Ausdiskutieren')den derzeitigen Konflikt werden beenden koennen, erscheint mir zur Zeit eher unwahrscheinlich.
Sie und ich, wir wollen beide Frieden. Mir ist der Frieden allerdings so wichtig, dass mir mehr Mittel recht sind diesen zu erreichen als Ihnen.
Kopf hoch! Am Ende wird Alles gut.
Quote* 05.10.2010 um 7:16 Uhr
* Sonderseite
Die Antwort ist einfach
"Wenn Drohnen Menschenleben retten, unsere freiheitlich demokratische Grundordnung verteidigen und Terrorzellen eliminieren, was stoert Sie denn daran?"
Dass es nicht so ist, nie so war und nie so sein wird, dass "Drohnen Menschenleben retten".
Die Dinger haben gerade erst ein paar vernichtet und es macht mir Angst, dass Menschen blind den so einfachen Erklärungen derer folgen, die uns den Krieg gegen den Terror und dabei doch den gegen unsere Freiheit verkaufen wollen.
Alte Frage: Wer kontrolliert die Kontrolleure (dieses Weltfriedens?)
Erscheint Ihnen denn wahrscheinlich, dass eine eskalierende (und nebenbei auch florierende) Sicherheits-, Überwachungs- und Waffenindustrie uns auch nur kurzfristig böse Menschen vom Leib hält? Ja?
Und womit wollen sie die Motivation von Terroristen beeinflussen? Nacktscanner? Mehr Drohnen? Stumpfer Applaus zu Aktionen wie dieser?
Da rechne ich selbst bei den von Ihnen verhöhnten Lichterketten mit mehr Nachhaltigkeit.
Die Lehre aus nicht nur diesem Konflikt ist doch, dass es an Gegnern (wie auch immer sich diese definieren) niemals mangeln wird, egal welche Waffen man auffährt, solange man Gründe en masse liefert, Gegner sein zu wollen.
Wir belügen uns selbst, wenn wir verneinen, dass wir solche Gründe liefern.
Die Scheinheiligkeit des Werteverteidigens reicht da schon aus. Wer foltert und präventiv tötet kann und darf nicht legitimiert sein, die Wahrheit zu verbreiten.
Sie sehen es hier, alles eine Instanz: Ausführung, Kontrolle, Bericht.
Quote* 05.10.2010 um 8:06 Uhr
* Friedensfuerst
Es tut mir leid dass Sie Angst haben.
Es tut mir leid dass Sie Angst haben. Ich habe keine.
Sie schreiben:'Dass es nicht so ist, nie so war und nie so sein wird, dass "Drohnen Menschenleben retten".' Tatsache ist, ein toter Terrorist wird keine unschuldigen Menschen mehr toeten.
Sie fragen:'Wer kontrolliert die Kontrolleure (dieses Weltfriedens?)'. Wir alle tun das. Sie, ich, die Medien, Parlamente, unabhaengige Staatsanwaltschaften und Gerichte.
Die Lichterketten vehoehne ich nicht. Ich wollte nur hoeflich darauf hinweisen dass sich Terroristen von ihnen bislang nicht besonders beindrucken liessen.
Nur aus Neugier. Wenn Sie die bisherigen Strategien kategorisch ablehnen, wie wuerden Sie den Kampf gegen den Terror denn gerne gestalten?
Quote* 05.10.2010 um 9:12 Uhr
* TheDoctor
49. Nun, das wird dann interessant...
Wie Sie so schön schreiben:
"Sie fragen:'Wer kontrolliert die Kontrolleure (dieses Weltfriedens?)'. Wir alle tun das. Sie, ich, die Medien, Parlamente, unabhaengige Staatsanwaltschaften und Gerichte."
Zwar schleiße ich mich denen hier an, die sage: "man weiß nichts genaues", aber WENN es tatsächlich deutsche Staatsbürger waren und jemand geht zur Staatsanwwaltschaft und sagt:
Die USA geben an meinen Bruder, Sohn, was auch immer getötet zu haben, dann muss die Staatsanwaltschaft das untersuchen, zunächst einmal nach deutschem Gesetz.
Dabei mag herauskommen das Pakistan berechtigt ist, Menschen auf seinem Staatsgebiet den Amerikanern zur Tötung zu überantworten.
Davon ab ist natürlich die Frage schwierig, was so ein Mensch de jure ist:
- Ein Kombattant in einem Krieg ? Die darf man angreifen, aber dann gilt die Genfer Konvention, was die USA immer abstreiten.
- Ein Terrorist ? Dann ist er ein ganz normaler Verbrecher, und die darf man nunmal nicht einfach töten.
Schwierig, schwierig das alles.
...
Quote* 05.10.2010 um 9:32 Uhr
* TheDoctor
50. Sie sollten dabei folgendes bedenken...
...wenn Staaten die Grenzen ihrer eigenen Gesetze überschreiten um externe Gegner zu bekämpfen, dann tun sie das früher oder später auch ihren eigenen Bürgern an.
Wenn CIA Leute (nicht Militär) mit Drohnen Leute töten, dann sind das zunächst mal staatliche Attentate und diese waren der CIA bis zu Bush dem zweiten verboten, nicht ohne Grund.
Es ist daher für UNS als Bürger von Staaten sehr bedenklich, wenn die Regierungen die Gesetzte übertreten, die zu UNSEREM Schutz erlassen wurden.
WER Gegner des Staates ist kann schneller wechseln als einem lieb ist.
Seien Sie deswegen besser vorsichtig, was Sie sich wünschen, es könnte in Erfüllung gehen.
Quote* 05.10.2010 um 15:46 Uhr
* Natriumchlorid
Such is life!
"Erscheint Ihnen denn wahrscheinlich, dass eine eskalierende (und nebenbei auch florierende) Sicherheits-, Überwachungs- und Waffenindustrie uns auch nur kurzfristig böse Menschen vom Leib hält?"
Selbstverständlich! Darauf beruht das ganze Konzept der so genannten Polizei, die auch hierzulande tatsächlich bewaffnet ist. Unsere Polizeibeamten tragen ihre Schußwaffen nicht ohne Grund, und sogar die britischen Bobbies wurden mittlerweile bewaffnet -- dabei ist es, ganz im Gegensatz zu Pakistan und Afghanistan, hier in Europa noch weitestgehend friedlich.
Wie dem auch sei: diese jetzt Getöteten hat uns die "eskalierende (und nebenbei auch florierende) Sicherheits-, Überwachungs- und Waffenindustrie" jedenfalls sehr wirksam vom Leib gehalten, und zwar nicht nur kurzfristig, sondern sehr langfristig und äußerst wirksam. Das ist so einfach, daß ich mich sehr wundere, warum Sie das nicht verstehen können -- oder: wollen?
Quote* 05.10.2010 um 19:08 Uhr
* Sonderseite
Kontrolle?
"Wer kontrolliert die Kontrolleure (dieses Weltfriedens?)'. Wir alle tun das. Sie, ich, die Medien, Parlamente, unabhaengige Staatsanwaltschaften und Gerichte."
Sind Sie in der Lage, aus ihrer im Automatismus geäußerten Dankbarkeit "an alle Soldaten" und Sätzen wie "Drohnen retten Menschenleben" heraus, Dinge wie Unabhängigkeit im Zusammenhang mit "Kontrolle" überhaupt noch richtig zu bewerten, verehrter Mitbürger? Zweifel.
Erkennen Sie in Medienberichten wie diesem [...] dass stumpf das Vorgesetzte abgetippt und verbreitet wird?
Dass wir bei diesen Drohnenmorden nun von toten "Terroristen" sprechen können (?) verdanken wir doch derselben Informationsquelle, die auch schon die Gefahr selbst, die vorgesehenen Gegenmaßnahmen und die Freiheit von allen, die nun mitkämpfen müssen, definierte.
Seltsame Personalunion im angeblich so transparenten Umfeld derer, die auch nur ihre Werte verteidigen, oder?
Es ist immer noch Wert, dass die Souveränität des einen Staates vom anderen respektiert werden muss.
Wenn also amerikanische Drohnen über ihrem Kopf kreisen würden, obgleich sie gar nicht in Amerika wohnen und auch kein Terrorist sind, dann ist das was für ein Wert?
In Pakistan oder anderen erklärten (immer mal auf die Quelle achten) "Zellen" scheint das einfach so zu gehen. Warum?
Und was bringt es, selbst wenn man nur Terroristen träfe, sie präventiv zu erschießen, sich selbst dabei zu verraten und auf den nächsten zu zielen?
Quote* 05.10.2010 um 20:41 Uhr
* Sonderseite
57. Erklärungshilfe(n)
"Erscheint Ihnen denn wahrscheinlich, dass eine eskalierende (und nebenbei auch florierende) Sicherheits-, Überwachungs- und Waffenindustrie uns auch nur kurzfristig böse Menschen vom Leib hält?"
Selbstverständlich! Darauf beruht das ganze Konzept der so genannten Polizei, die auch hierzulande tatsächlich bewaffnet ist."
Ihrer Logik folgend hält mich also rein ein wie auch immer bewaffneter (Welt-)Polizist davon ab, Anschläge zu verüben, ja? Nichts anderes? Sicher?
Also - immer noch in ihrer Logik wandelnd - sind eskalierende Sicherheitsmaßnahmen die Antwort auf eskalierenden Terrorismus und allgemein jede Art von Bedrohung.
Es muss also aus Ihrer Sicht eine geradezu gewagte These darstellen, dass Gewalt jeder Art aus einer Motivation heraus entsteht und man diese (Motivation) angehen muss, um Ruhe zu haben. Tun das Drohnen? Erstaunlich, wenn ja.
Wenn sie also jedes Mal (und genau das tut die "Weltpolizei") einfach nur solch "Motivierte" beseitigen und das auch noch gegen Ihre eigenen Grundsätze verstoßend, dann rechnen Sie sich also einen Sieg aus. Wie denn?
Der Schutzmauer folgt dann also eine höhere, der Waffe eine stärkere, der Überwachung dann eine umfassendere ... mit Erfolg?
Nur folgen den Motivierten einfach neue Motivierte nach und auch die schönsten Pressemeldungen der Personalunion der Weltpolizei können das nicht beschönigen.
Man stolpert als immer höher rüstend um die Ursache herum und bekämpft die Symptome.
Außer lukrativ ist das gar nichts.
Quote* 05.10.2010 um 22:42 Uhr
* Friedensfuerst
Werte
Vermutlich gibt es Geheimabkommen zwischen Pakistan und den Alliierten die die Nutzung des pakistanischen Luftraumes fuer solche Operationen regeln. Im Uebrigen bin ich voellig damit einverstanden wenn in diesem Fall nur meine Werte verteidigt werden, aber nicht Ihre. Allerdings, als Kollateraleffekt, schuetzen unsere Truppen wenigstens Ihr Recht auf Meinungsfreiheit, ob sie das nun gut finden oder nicht.
Quote* 06.10.2010 um 10:19 Uhr
* Natriumchlorid
Benutzen Sie mal Ihr Gehirn, Mensch
"Ihrer Logik folgend hält mich also rein ein wie auch immer bewaffneter (Welt-)Polizist davon ab, Anschläge zu verüben, ja?"
Ihre persönlichen Motive sind her egal. Wir reden über Leute, die sich bewußt zu Terroristen ausbilden ließen.
"Also - immer noch in ihrer Logik wandelnd - sind eskalierende Sicherheitsmaßnahmen die Antwort auf eskalierenden Terrorismus und allgemein jede Art von Bedrohung."
Nicht gegen jede, sondern konkret gegen diese Art von Bedrohung.
"Es muss also aus Ihrer Sicht eine geradezu gewagte These darstellen, dass Gewalt jeder Art aus einer Motivation heraus entsteht und man diese (Motivation) angehen muss, um Ruhe zu haben. Tun das Drohnen?"
In diesem Falle: ja. Jemand, der sich für Terroranschläge ausbilden läßt, tut das nicht aus einer rationalen Motivation heraus, sondern aus religiösem Fanatismus. Ihr verständnisheuchelndes Appeasement können Sie sich daher gepflegt in die Haare schmieren.
Wirksame Verteidigung muß der Bedrohung angemessen sein. Zur Bedrohung durch den Terror religiöser Fanatiker ist Gewalt, auch in Form von Drohnenangriffen, nicht nur angemessen, sondern auch wirksam. Mir wäre es auch lieber, diese Leute festzunehmen und vor ein ordentliches Gericht zu stellen. Da das nicht geht, ist es die zweitbeste Lösung, sie mit Gewalt zu stoppen, bevor sie Ihre (oder gar meine) Lieben in die Luft sprengen.
usw.
Aus: "Pakistan: Deutsche Islamisten sterben bei US-Angriff" (4.10.2010, Reuters)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/islamisten-deutsche-pakistan (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/islamisten-deutsche-pakistan)
Quote[...] Deutschland sollte nach Ansicht von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) künftig verstärkt Impulse in der internationalen Sicherheitspolitik geben. Zwar sei man in der Vergangenheit mit einer Kultur der außenpolitischen Zurückhaltung gut gefahren, sagte Guttenberg am Montag auf einem Kongress der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in München. Mehr denn je sei aber zugleich eine Kultur der Verantwortung notwendig.
Guttenberg fügte hinzu, von Deutschland würden Antworten auf globale Herausforderungen erwartet. Die Bundesrepublik könne nicht die Verantwortung anderen übertragen und sich selbst heraushalten.
Aus: "Guttenberg für starkes internationales Engagement Berlins" (11.10.2010)
Quelle: http://www.ad-hoc-news.de/guttenberg-fuer-starkes-internationales-engagement-berlins--/de/News/21654860 (http://www.ad-hoc-news.de/guttenberg-fuer-starkes-internationales-engagement-berlins--/de/News/21654860)
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Quote[...] Führende deutsche Massenmedien stellen sich offen in den Dienst der Berliner Militärpropaganda. Jüngster Ausdruck dieser Entwicklung ist ein sogenannter sicherheitspolitischer Kongress, den das Hamburger Wochenblatt "Die Zeit" für Mitte Oktober ankündigt. Das Ziel der Veranstaltung besteht nach Aussage der Organisatoren darin, Mittel und Wege zu finden, "Kampfeinsätze in einem fernen Land" gegenüber der Öffentlichkeit zu legitimieren. Als Referenten angekündigt sind "führende Persönlichkeiten" aus Politik, Militär, Wissenschaft, Klerus und Rüstungsindustrie; den Auftaktvortrag soll der deutsche Verteidigungsminister halten.
Eine in inhaltlicher Ausrichtung und personeller Besetzung ähnliche Konferenz hat die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" erst unlängst in Berlin durchgeführt. Im Einklang mit Medien, die der Bundeswehr nahe stehen, wurde dort gefordert, die deutschen Streitkräfte gegen "unberechtigte Kritik" in Schutz zu nehmen. Thema waren darüber hinaus gravierende Probleme, mit denen sich die politisch-militärische Führung beim Umbau der Bundeswehr zur weltweit agierenden Interventions- und Besatzungsarmee konfrontiert sieht. Während Vertreter der deutschen Streitkräfte eine "Überforderung" der Truppe beklagten, bemängelten namhafte Rüstungsmanager die ihrer Ansicht nach "gestörte Kommunikation" zwischen Politik und Wirtschaft. Ging die "Handelsblatt"-Tagung noch ohne öffentliche Proteste vonstatten, haben Hamburger Kriegsgegner nun angekündigt, die Teilnehmer der "Zeit"-Konferenz "gebührend zu empfangen".
Für den 18. und 19. Oktober kündigt das Wochenblatt "Die Zeit" eine Konferenz zum Thema "Internationale Sicherheitspolitik" in Hamburg an. Die Veranstaltung soll in den Räumlichkeiten des Grand Elysee-Hotels und der Bundeswehr-Universität stattfinden; geladen sind den Organisatoren zufolge "führende Persönlichkeiten" aus Politik, Militär, Wissenschaft, Klerus und Rüstungsindustrie, darunter auch der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Wie Guttenberg ausführt, soll die Konferenz insbesondere zur Klärung der Frage beitragen, "wie die öffentliche Debatte über Ziele und Interessen deutscher Sicherheitspolitik vorangebracht werden kann". Ähnlich äußert sich auch "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe; seiner Auffassung nach bedarf es massenwirksamer Begründungen zur Legitimation von "Kampfeinsätze(n) fern vom eigenen Land".
...
Aus: "Leitmedien im Krieg" (14. Oktober 2010)
Quelle: http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/006531.html (http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/006531.html)
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Krieg in Afghanistan: Wie der SPIEGEL die Propaganda der US-Streitkräfte kritiklos an sein Millionenpublikum weiterträgt (13. Oktober 2010, von T. Engelbrecht)
Quelle: http://www.spiegelblog.net/krieg-in-afghanistan-wie-der-spiegel-die-propaganda-der-us-streitkrafte-kritiklos-an-sein-millionenpublikum-weitertragt.html (http://www.spiegelblog.net/krieg-in-afghanistan-wie-der-spiegel-die-propaganda-der-us-streitkrafte-kritiklos-an-sein-millionenpublikum-weitertragt.html)
http://warlogs.wikileaks.org/iraq/diarydig (http://warlogs.wikileaks.org/iraq/diarydig)
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Julian Assange Wikileaks founder
Pentagon not able to review our documents in few hours
pentagon issue deceptive statments to fool the world public
prentagon tries to foll the world Press
approval rate for afgan war is decreasing
Phil Shiner Human rights lawyer: Cases will be made against new evidence
UK Mod must stop covering up
the only rational solution is to hold proper inquiry
Mod should answer to how many Iraqis killed bu UK forces
No one know how many Iraqis died in UK costudy
Iraq body Count: 15,000 civilians
Us troops knew of torture in Iraqi Jail
Nearly 400000 secret documents shed light on actions of US army in Iraq
Daniel Ellsberg former US military analyst
obama threats not entirely without credibility
all these casualities killed in US wars of agression
US and UK
John Sloboda Iraqi Body Count
15000 civilians death revealed in leaked documents
WIKILEAKS PRESS CONFERENCE - PRESSTV - 1/3
http://www.youtube.com/watch?v=-PGdY7PCqdU&feature=youtu.be (http://www.youtube.com/watch?v=-PGdY7PCqdU&feature=youtu.be)
WIKILEAKS PRESS CONFERENCE - PRESSTV - 2/3
http://www.youtube.com/watch?v=WUNqEcj-VwQ&feature=youtu.be (http://www.youtube.com/watch?v=WUNqEcj-VwQ&feature=youtu.be)
WIKILEAKS PRESS CONFERENCE - PRESSTV - 3/3
http://www.youtube.com/watch?v=Taf4XOxFxNg&feature=youtu.be (http://www.youtube.com/watch?v=Taf4XOxFxNg&feature=youtu.be)
Wikileaks veröffentlicht Irak-Protokolle (23.10.2010)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Wikileaks-veroeffentlicht-Irak-Protokolle-1124155.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Wikileaks-veroeffentlicht-Irak-Protokolle-1124155.html)
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Iraq war logs: secret files show how US ignored torture
• Massive leak reveals serial detainee abuse
• 15,000 unknown civilian deaths in war
• Full coverage of the Iraq war logs
# Nick Davies, Jonathan Steele and David Leigh
# guardian.co.uk, Friday 22 October 2010 21.26 BST
http://www.guardian.co.uk/world/2010/oct/22/iraq-war-logs-military-leaks (http://www.guardian.co.uk/world/2010/oct/22/iraq-war-logs-military-leaks)
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Enthüllungen von Wert
Irak | 26.10.2010 18:00 | Daniel Ellsberg
Die jetzt veröffentlichten Pentagon-Papiere über den Irak-Krieg haben vermutlich eine größere Bedeutung als vor vier Jahrzehnten publizierte Dokumente über Vietnam ... Das US-Verteidigungsministerium war über 66.000 zivile Opfer informiert – 15.000 von ihnen waren der Organisation Iraq Body Count, die als einzige versucht, die Opfer des Krieges zu dokumentieren, gänzlich unbekannt. Das bedeutet: 15.000 Tote wurden in keinem Nachrichtenbericht jemals erwähnt – fünf Mal so viele Menschen, wie bei den Anschlägen am 11. September 2001 umkamen. ...
http://www.freitag.de/politik/1042-enthuellungen-von-wert (http://www.freitag.de/politik/1042-enthuellungen-von-wert)
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Wikileaks hat in Zusammenarbeit mit verschiedenen Medienpartnern heute die Irak-Protokolle (iraq war logs) veröffentlicht. Rund 400.000 Meldungen dokumentieren den Irak-Krieg zwischen 2004-2009. Das interessante daran ist die Umsetzung bei den verschiedenen Medien. ...
von markus um 23:38 am Freitag, 22. Oktober 2010
http://www.netzpolitik.org/2010/momentum-fur-datenjournalismus-die-irak-protokolle/ (http://www.netzpolitik.org/2010/momentum-fur-datenjournalismus-die-irak-protokolle/)
WikiLeaks verbreitet 400.000 Geheimakten - Neue Enthüllungen über den Irakkrieg (23.10.2010)
http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/400000-geheimdokumente-veroefentlicht/ (http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/400000-geheimdokumente-veroefentlicht/) (23.10.2010)
Militärdokumente zum Irakkrieg: Folter als Randnotiz
Die von Wikileaks veröffentlichten Dokumente belegen zahlreiche Fälle von Folter und Misshandlungen. Ihr Fazit ist stets dasselbe: "Weitere Ermittlungen sind nicht notwendig". VON BERND PICKERT (24.10.2010)
http://www.taz.de/1/politik/amerika/artikel/1/folter-als-randnotiz/ (http://www.taz.de/1/politik/amerika/artikel/1/folter-als-randnotiz/)
[...] Es ist nicht so, dass in den Hunderttausenden US-Militärdokumenten nichts zu Abu Ghuraib zu finden wäre. Ein paar Tage, bevor im April 2004 US-Medien den Skandal enthüllen, wird zum Beispiel von Raketenangriffen auf das Gefängnis berichtet. 22 Häftlinge werden getötet, 92 verletzt. In einem anderen Dokument wird ein Marsch demonstrierender Iraker auf das Gefängnis geschildert, in einem weiteren eine Gefangenenmeuterei: "Zur Aufstandsbekämpfung wurde die Erlaubnis für tödliche Schüsse erteilt." Doch danach bricht der Strom der Berichte ab. ...
Vermutlich unterliegen die folgenden Protokolle einer höheren Geheimhaltungsstufe
Nackt ausgezogen, gequält, entwürdigt
Von Hans Hoyng (23.10.2010)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,724864,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,724864,00.html)
Reaktion auf Irak-Protokolle - Echo eines verdrängten Kriegs
Von Marc Pitzke, New York (23.10.2010)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,724880,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,724880,00.html)
Was steht in den neuen Dokumenten? (23. Oktober 2010)
http://derstandard.at/1287099859761/Ueberblick-Was-steht-in-den-neuen-Dokumenten (http://derstandard.at/1287099859761/Ueberblick-Was-steht-in-den-neuen-Dokumenten)
Irak-Krieg Wikileaks veröffentlicht geheime US-Dokumente (23.10.2010)
http://www.zeit.de/digital/internet/2010-10/wikileaks-pentagon-irak-krieg (http://www.zeit.de/digital/internet/2010-10/wikileaks-pentagon-irak-krieg)
Wikileaks Systematische Folter, hohe zivile Opferzahlen
Von Claudia von Salzen (23.10.2010)
http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/wikileaks-irakkrieg-folter (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/wikileaks-irakkrieg-folter)
Wikileaks: Irak-Papiere "Klare Beweise für Kriegsverbrechen"
Die Veröffentlichung von Hunderttausenden Militärdokumenten durch Wikileaks zeigt ein neues Gesamtbild des Irakkrieges - vor allem, wie die irakische Gesellschaft von 2004 bis 2009 drastisch brutalisiert wurde.
http://www.sueddeutsche.de/politik/wikileaks-irak-papiere-us-soldaten-schauten-bei-folter-systematisch-weg-1.1015276 (http://www.sueddeutsche.de/politik/wikileaks-irak-papiere-us-soldaten-schauten-bei-folter-systematisch-weg-1.1015276)
Quote[...] Berlin (DDP) Die Erklärung eines Bundeswehr-Soldaten, in Afghanistan auf bestimmte Zivilisten zu schießen, hat die politische Debatte über den Einsatz neu entfacht. Oppositionspolitiker forderten am Montag vom Verteidigungsministerium sofortige Aufklärung und einen Bericht des Ministers im Bundestag. Koalitionsvertreter verwiesen dagegen auf Regelungen im Völkerrecht, nach denen Zivilisten, die sich direkt an Kampfhandlungen beteiligen, ihre Schutzrechte verlieren können. Der Soldat hatte in einem Interview der Nachrichtenagentur dapd erklärt, er habe in Afghanistan auf Zivilisten geschossen, die in Wirklichkeit feindliche Kämpfer gewesen seien.
Er hat ein Einsatztagebuch geführt, das seit Montag mit einem kommentierenden Interview von der dapd veröffentlicht wird. Darin schilderte er auch den Beschuss der Unbewaffneten während des Gefechts. ,,Doch, ich habe auch auf Zivilisten geschossen, von denen ich aber definitiv sage, das waren in Wirklichkeit feindliche Kämpfer. Die haben Stellungswechsel gemacht, die waren gerade dabei uns zu umgehen", erklärte der Bundeswehrangehörige. Nach dem Gefecht bei dem Dorf Isa Khel, bei dem drei deutsche Fallschirmjäger fielen, hätten sich Soldaten darauf verständigt, zukünftig auf Zivilisten zu schießen, die während eines Gefechtes telefonieren oder schreiend zwischen Gehöften hin und her laufen, sagte der Soldat.
[...] Durch das humanitäre Völkerrecht sind Zivilisten in Kriegszeiten grundsätzlich geschützt. In den vergangenen Jahren haben sich aber immer öfter auch Zivilisten an Militäraktionen beteiligt. Daher hat das Internationale Komitee des Rotes Kreuzes (IKRK) Richtlinien entwickelt, in denen dargestellt wird, wann auch sie bekämpft werden dürfen. Ein Kriterium ist die ,,direkte Beteiligung an feindseligen Akten".
Auf diesen Sachverhalt wies der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Ernst-Reinhard Beck, hin. Der dapd erklärte der CDU-Politiker: ,,Selbstverständlich dulden wir keine militärische Gewalt gegen Zivilpersonen." Im vorliegenden Fall sei jedoch zu untersuchen, ob es sich tatsächlich um schutzwürdige Zivilisten gehandelt habe.
FDP-Verteidigungsexpertin Elke Hoff nahm die Soldaten in Schutz. In asymmetrischen Kriegen tauche im Gefecht das Problem auf, zwischen Kämpfern und Zivilisten zu unterscheiden, sagte sie. ,,Es ist die Aufgabe der Vorgesetzten vor Ort, auf Basis aller zur Verfügung stehenden Informationen zu entscheiden, wie während eines Gefechtes vorgegangen werden muss." Die Richtlinien des IKRK nannte sie eine ,,vernünftige Entscheidungsgrundlage".
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, die Behörde habe zu dem Vorgang keine Informationen. Man werde einem Prüfauftrag des Parlaments aber nachkommen. Eine Notwendigkeit, die Einsatzregeln zu ändern, sah er nicht.
...
Aus: "Politische Debatte über Schüsse auf Zivilisten in Afghanistan" (25.10.2010)
Quelle: http://www.moz.de/nachrichten/deutschland/artikel-ansicht/dg/0/1/264991/ (http://www.moz.de/nachrichten/deutschland/artikel-ansicht/dg/0/1/264991/)
Quote[...] Im Interview mit einer Nachrichtenagentur äußert sich ein deutscher Soldat über die Gefahren, die einem Soldaten täglich in Afghanistan begegnen. Die Sprengfallen seien sehr gefürchtet und zermürben den Soldaten.
Die Übungen in Deutschland hätten mit der Realität nichts gemein und würden eher müde belächelt. Die Taliban seien mittlerweile in ihrer Sprengfallentechnik sehr effizient. Die Aufständischen benötigten höchstens 15 Minuten, um eine 50-Kilogramm-Bombe zu vergraben und scharf zu machen.
Diese allgegenwärtige Angst vor den Bomben am Boden löse große Angstzustände bei den Soldaten aus. Wenn ein verdächtiges Objekt gesehen wird, beiße man die Zähne zusammen und schließe die Augen, um den Blitz der Detonation nicht sehen zu müssen.
...
Aus: "Deutscher Soldat bezeichnet Afghanistan-Einsatz als russisches Roulette" (28.10.10)
Quelle: http://www.shortnews.de/id/857676/Deutscher-Soldat-bezeichnet-Afghanistan-Einsatz-als-russisches-Roulette (http://www.shortnews.de/id/857676/Deutscher-Soldat-bezeichnet-Afghanistan-Einsatz-als-russisches-Roulette)
Quote[...] Der Wohlstand am Bodensee ist eng verknüpft mit den Rüstungsbetrieben, die sich selbst lieber als Teil der »Sicherheits- oder Wehrtechnikbranche« sehen. Ihr Wohlergehen wird von den jüngsten Ankündigungen der Bundesregierung, den Verteidigungsetat drastisch zu kürzen, wohl kaum infrage gestellt. Deutschland rüstet ab, titelte zwar das Handelsblatt . Die Welt aber rüstet auf – und damit rüsten auch die Firmen am Bodensee auf. Sie sind längst nicht mehr auf den Heimatmarkt allein angewiesen. Deutschland ist einer der größten Rüstungsexporteure der Welt. Laut dem schwedischen Friedensforschungsinstitut Sipri liegt die Bundesrepublik auf Rang drei hinter den USA und Russland – und das, obwohl die deutschen Exportkontrollen zu den strengsten der Welt zählen.
Kaum eine Region in Deutschland profitiert davon so sehr wie der Bodenseekreis, der sich von Überlingen bis nach Friedrichshafen erstreckt.
[...] Die Rüstungsbetriebe beschäftigen Tausende Mitarbeiter, sie zahlen Millionen Euro Gewerbesteuer, unterstützen Vereine, finanzieren Kindergärten und geben Geld für Schulen, Blasorchester oder Sportveranstaltungen. Rüstungsproduktion sorgt hier für sozialen Kitt. Darauf will keine Kommune verzichten. Und die Kirche auch nicht.
Ein Friedrichshafener Pastor etwa redet nur ungern über Panzer und Raketen: »Für uns als Kirchengemeinde ist das Thema sehr heikel. Wer die Rüstungsindustrie kritisiert, sägt hier am eigenen Ast.« Es ist nicht nur die Kirchensteuer. Es sind auch Hunderte Gemeindemitglieder, die man nicht verprellen will.
Auch in der Politik spielt das Thema kaum eine Rolle, obwohl es immer wieder Anlass gäbe. Zuletzt sorgte Cassidian für Wirbel. Mit vier Gymnasien unterschrieb Standortleiter Gerhard Wischmann Bildungspartnerschaften. Geplant sind Bewerbertraining, Betriebsbesichtigungen und Schnuppertage. »Es gibt da überhaupt kein Zucken. Wir sind ein großer Arbeitgeber«, sagt Wischmann.
[...] Erst im vergangenen Jahr verklagte Diehl Defence einen Journalisten, weil der das Artilleriegeschoss Smart 155 als Streubombe bezeichnet hatte. Für die Hersteller solcher Waffen sind Streubomben dumm, gemein und hinterhältig. Bei der Smart 155 handele es sich aber um »Präzisionsmunition«, sagt Claus Günther, der Chef von Diehl Defence.
Mit Smart töten Soldaten also clever. Aber – sie töten. Wird Günther da nicht mulmig? Der Chef weicht aus: »Wir tun alles nur Mögliche, um zu verhindern, dass unsere Munition in die Hände von Verbrechern und Terroristen gelangt.«
Günther redet Klartext. Seine Stirn legt er regelmäßig in Falten; wenn er Argumente untermauern will, klopft er mit seinen wuchtigen Fingern auf den massiven Konferenztisch. Obwohl auch Diehl Defence vor allem fernab der Heimat verkauft, warnt er vor den Etatkürzungen der Bundeswehr: »Wenn hier weniger hergestellt wird und wir alles im Ausland kaufen, dann werden Milliarden Steuergelder im Ausland ausgegeben.« Er sagt Mi-li-arrden und spricht auch über die Lohnsteuer, die nicht mehr in Deutschland abgeführt würde. Zudem brauche Diehl Defence »die eigenen Streitkräfte als Referenzkunden«. In Günthers Büro hängt eine Satire, die Verteidigungsminister zu Guttenberg zum Rumpelstilzchen degradiert. Sie ist nur lose aufgehängt, sodass sie sich jederzeit wieder abnehmen lässt – falls der Minister mal vorbeischaut.
Die Gespräche mit den drei Rüstungsbossen Günther (Diehl Defence), Heuer (Tognum/MTU) und Wischmann (Cassidian) gleichen sich. Alle reden detailverliebt über Umsatz, Wachstumsmärkte und Innovationskraft. Fragen nach der Moral und der eigenen Verantwortung scheinen sie zu irritieren. Wischmann beispielsweise sagt, ihm komme das dann vor wie vor 40 Jahren, wie bei den Achtundsechzigern.
Wie die Nähe und das Geld die kritischen Fragen allmählich verstummen lassen, das hat Oswald Burger an sich selbst beobachten können. Einst bekam der 61-Jährige ein Bundesverdienstkreuz dafür, dass er die Geschichte des Überlinger Stollens recherchiert hatte. Dort wollte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die Friedrichshafener Rüstungsindustrie Waffen produzieren. Hunderte Zwangsarbeiter kamen in dem Stollen ums Leben. Burger machte diese Verbrechen publik, und auch heute stochert der Überlinger eigentlich gern in alten Wunden.
Man sollte also annehmen, dass Burger Diehl Defence verabscheut. Doch der bekennende Pazifist ist auch Berufsschullehrer an der Jörg-Zürn-Gewerbeschule und sagt, dass »die besten Schüler von Diehl Defence« kommen. Burgers Schwiegersohn ist bei Diehl beschäftigt, seine Schwester hat dort gearbeitet. Burger sitzt auch im Vorstand des Überlinger Fördervereins Sommertheater, und da »überlegen wir gerade, ob wir einen Sponsoringantrag stellen«. Sein Problem: Neben Diehl gibt es nicht viel in Überlingen, was nichts mit Rüstung zu tun hat. »Je mehr ich mich gesellschaftlich engagierte, desto zurückhaltender bin ich mit kritischen Äußerungen geworden«, ist Burger irgendwann aufgefallen.
Echte Pazifisten sind rar am Bodensee. Die meisten sind längst pragmatisch geworden – oder sie heißen Nena. Die Popsängerin trat vergangenes Jahr bei MTU auf, als Stargast beim Betriebsfest zum 100. Geburtstag des Unternehmens. Natürlich hat sie ihr Friedenslied von den 99 Luftballons gesungen, und 14.000 Besucher sangen mit. Bevor Nena kam, war die Hauptattraktion des Betriebsfests ein Leopard-II-Panzer.
...
Quote* phijen
* 07.11.2010 um 13:43 Uhr
Scheinwelt
Die Arbeit in diesem Gewerbe oder Industrie stellt den Einzelnen vor starke moralische Zerwürfnisse. Entweder man kann sich mit dem Credo der Sicherheitspolitik anfreunden, die auch von EU/USA, im Prinzip jeder öffentlichen Einheit propagiert wird oder man rationalisiert sein Handeln damit, normale Produkte zu entwickeln und mit Rüstung nichts oder nur am Rande beschäftigt zu sein.
Besonders die Diskrepanz des schönen Bodensees mit den kleinbürgerlich, beschaulichen Schwaben und die Entwicklung hochmoderner Militärtechnik stellt für die Unternehmen eine Herausforderung dar. Zwar entwickelte sich die Rüstungsindustrie eben dort und wurde nicht verlagert, die Rechtfertigung für ihr Handeln und die Zustimmung dafür wird mit finanzierten Schulen und Kindergärten versucht zu erreichen.
Würden die Unternehmen es auslassen sich sozial zu engagieren und auf das Image der sauberen Industrie zu verzichten, wäre jedenfalls der moralische Rückhalt der Bevölkerung problematisch bis fragwürdig. Wirtschaftlich sind die Unternehmen stark, doch nur durch Selbstmanipulation, Manipulation der Gesellschaft und der Mitarbeiter kann man dieses Utopia aufrecht erhalten.
Quote* kn4llfrosch
* 07.11.2010 um 15:15 Uhr
Scheinwelt
99% der Deutschen akzeptieren, dass afrikanische Flüchtlinge vor Italien im Meer ertrinken. Es wird einfach ausgeblendet, man denkt nich darüber nach.
Strom erzeugen wir zu einem großen Teil aus Uran, und jeder weiß, wie es in afrikanischen Uranminen aussieht.
Das sind nur die bekannteren Themen, ich glaube nicht, dass ich alle aufzuführen brauche.
...
Quote* Angel_of_Mercy
* 07.11.2010 um 15:57 Uhr
Wohlstand im Schatten von Krieg, Mord und Totschlag
Am Bodensee herrscht ein ähnlich perfides System von rüstungswirtschaftlicher und gesellschaftlicher Verflechtung wie in den USA. Die Moral und Ethik der Menschen, selbst der sogenannten "Christen", wird abgekauft mit Arbeitsplätzen, Steuern und Geld für gemeinnützige Einrichtungen.
Anstatt zu versuchen, in Zukunft auch ohne Rüstungsindustrie leben zu können, wird jeder der in diese Richtung denkt und spricht, als auch jeder der gegen das System Einspruch erhebt, als Nestbeschmutzer gebrandmarkt, stigmatisiert und ausgegerenzt.
...
Mit pazifistischen Grüßen
AoM
Quote* Cando
* 07.11.2010 um 16:01 Uhr
Das frage ich mich auch...
Die Rüstungsindustrie ist nun einmal ein Zweig des Ingenieurwesens, für das Deutschlands Wirtschaft in der ganzen Welt bekannt und geschätzt ist.
Selbstverständlich ist das Produkt hier nicht gerade erfreulich. Dennoch frage ich mich, was dieser Artikel uns sagen möchte. Alle Betriebe zu machen? Damit die Waffen in Zukunft von Herstellern in Russland und den USA gekauft werden?
Der Artikel sagt selbst, dass Deutschland weltweit mit die strengsten Auflagen für Rüstungsexporte hat. Was ist also verwerflich daran, wenn z.B. EU-Staaten sich mit Deutschem anstatt mit Amerikanischem Material ausrüsten?
Es ist ja nun nicht so, als würden die Produkte vom Bodensee direkt in den Kongo verfrachtet, um sie an Kindersoldaten zu verteilen.
Quote* Monsieur Rainer
* 07.11.2010 um 17:38 Uhr
Ach ja? Tatsächlich?
Neben der Kalaschnikow war das deutsche G 3 eine der Lieblingswaffen der Kindersoldaten in Ruanda und im Kongo! Oder wurde ich etwa mit Pfeil und Bogen dort beschossen anlässlich meines UN-Einsatzes?
Quote* allbay
* 07.11.2010 um 18:06 Uhr
Kranke Gesellschaft
Da können die Nutznießer der Rüstungsbetriebe sich deren Aktivitäten noch so schönreden, es ist schon pervers, mit dem Tod anderer Menschen sein Geld zu verdienen.
Denn wozu sind Waffen da? Zum Töten, richtig! Oder will jemand ernsthaft behaupten, die Bodensee-Waffen töten ja die "Richtigen", dienen folglich dem Gemeinwohl und sind moralisch legitimiert?
Unsere Gesellschaft ist krank, und die meisten Menschen wissen das.
Quote* Tom Riddle
* 07.11.2010 um 19:17 Uhr
Ach ja, die Utopisten.
Schon wieder so ein moralisch hochstehender Artikel ... gut, und jetzt? Die ganzen Buden dichtmachen? Andere Länder, mit einer größeren Begabung dafür, das eigene Interesse unangekränkelt von derartige Luxusproblemen zu formulieren, würden diese Firmen und Belegschaft gerne mit offenen Armen empfangen, und die müßten dafür ggf. gar nicht weit gehen. Wenn ich bösartig wäre würde ich wünschen, daß die Ziele deutscher Utopisten aller Art - z.B. radikale Pazifisten oder auch Atomkraftgegner - ihre Ziele sofort erreichen würden. Damit sie gleich mit eigenen Augen sehen, wie sich Deutschland unter diesen geänderten Voraussetzungen dann darstellt - ohne Rüstungsbetriebe, ohne Atomstrom, mit drastisch erhöhten Benzinpreisen, mit Einreiserecht für Jedermann usw.
Quote* cvnde
* 07.11.2010 um 20:02 Uhr
Seit doch froh, dass
Deutschand eine halbwegs brauchbare Rüstungsindustrie hat.
denn sonst dürfen wir alle in USA / UK etc. einkaufen und dann wird es sicher teure und die Dinger werden nicht in Deutschland produziert.
Bis auf den überforderdeten Starfighter und einigen Scghhützenpanzern hatte Deutschland immer erstklassiges Material. ...
Quote* isualK
* 07.11.2010 um 20:56 Uhr
Moral?!?!?!?
Die Frage ist, was der Autor dieses Artikels sagen will?
Um diese Dinge einzuordnen bräuchte man einen Konsens über die Rangfolge von unmoralischem Handeln. Was ist schlimmer, an einem Auto mitzubauen, mit dem eine Familie ausgelöscht wird, ein Bier zu brauen, das den Fahrer des Autos so besoffen macht, dass er das Auto nicht mehr unter Kontrolle hatte, ein Computerprogramm zu schreiben, das den Bau von Waffen unterstützt, eine Drehbank so zu bedienen, dass sie Teile fertigt, die in einer Granate benötigt werden, damit sie sicher töten kann, eine Kreditverbriefung aufzulegen, die viele Menschen in ihr persöönliches Unglück stüzt, als Bundeswehrsoldat Zivilisten in Afghanistan zu töten, weil die u. U. sonst Kameraden töten würden, ...
Wer wagt die Klassifizierung dieser Handlungen?
Quote#
* allbay
* 07.11.2010 um 22:19 Uhr
Unterschied
Nun, der Unterschied zwischen Gütern, die tödliche Folgen haben können, obwohl diese nicht intendiert sind, und Gütern die das Töten ermöglichen bzw. erleichtern sollen und ausdrücklich zu diesem Zweck geschaffen werden, dürfte jedem klar sein.
...
Antwort auf "Moral?!?!?!?"
Aus: "Rüstungsindustrie: Heile Welt" Von Claas Tatje (8.11.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/2010/45/Ruestungsbetriebe-Waffenexport (http://www.zeit.de/2010/45/Ruestungsbetriebe-Waffenexport)
Quote[...] Die Verknüpfung von wirtschaftlichen Interessen und neudeutscher Militärpolitik ist nicht Guttenbergs Erfindung. Es begann schon bald nach der Epochen-Wende von 1989/90, spätestens mit Volker Rühes Verteidigungspolitischen Richtlinien von 1992. Rühe erklärte die ,,Einflussnahme auf die internationalen Institutionen und Prozesse im Sinne unserer Interessen und gegründet auf unser Wirtschaftskraft" zu einem der ,,vitalen Sicherheitsinteressen" Deutschlands und konkretisierte diese nebulöse Bestimmung dahingehend, dass es Sache deutscher Sicherheitspolitik zu sein habe, für die ,,Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt" zu sorgen. Alle einschlägigen Folgepapiere (i.B. der Bericht der Weizsäcker-Kommission 2000, die Verteidigungspolitischen Richtlinien 2003, das Weißbuch 2006) paraphrasieren im Grunde nur diese Linie - im Übrigen unwidersprochen von der ganz großen Koalition der Remilitarisierer im Deutschen Bundestag.
Wie jedoch der amtierende Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt die Linie fortsetzt, hat gleichwohl eine besondere Qualität. Von der eindeutigen, aber sprachlich »verunglückten« Einlassung des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler Ende Mai d.J. einmal abgesehen, setzte zum einen erstmals Guttenberg - in der breiteren Öffentlichkeit anscheinend kaum registriert - einen konkreten Auslands-Einsatz der Bundeswehr zu deutschen Wirtschaftsinteressen in Beziehung, und zwar just den hoch umstrittenen am Hindukusch, den man bis dato der Bevölkerung vergeblich als »Notwehr«/»Verteidigung« bzw. als »Nothilfe«/»humanitäre Intervention« zu verkaufen versucht hat(te). O-Ton Guttenberg: ,,Es handelt sich in der Gesamtregion um ein Kerngebiet, bei dem deutsche Sicherheits-, aber auch Wirtschaftsinteressen berührt sind, Stichwort Energie" (zit. nach Die Zeit, 28.10.2010). Darüber hinaus wirft Guttenbergs Selbst-Inszenierungsstil, der auch in dieser Äußerung erkennbare Gestus des Frischen-Wind-Bringers und Tabu-Brechers, neuen »Glanz« auf das bereits alte Bild: Provokativer und selbstgefälliger als am 9. November d.J. im Rahmen der sog. Berliner Sicherheitskonferenz kann auch der fränkische Baron die Verknüpfung von wirtschaftlichen Interessen und Militärpolitik kaum noch propagieren und begackern.
Fragt sich nur, wie das alles mit unserem Grundgesetzt und der Charta der Vereinten Nationen in Einklang zu bringen sein soll. Eigentlich eine Frage für den Verfassungsschutz! Doch welche Hoffnung lässt diesbezüglich die Weisheit des Volksmunds: Die Kleinen hängt man, ...? Es bleibt aber eine gewisse Hoffnung, dass die in diesem Fall besonders betroffenen »Kleinen«, die Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr, die die neudeutsche militärische Großmannssucht exekutieren sollen, sich mehr und mehr der Rechtsmacht bewusst werden, die ihnen Grundgesetz und Völkerrecht gegen den laufenden und absehbar zunehmenden abermaligen »Missbrauch« verleihen, und dass sie diese Rechtsmacht auch zu nutzen lernen!
Prof. Dr. Albert Fuchs ist Kognitions- und Sozialpsychologe; er war von 1992 bis 2009 im Auftrag des Forum Friedenspsychologie Mitglied des Redaktionsteams von W&F
Aus: "Wirtschaftliche Interessen und neudeutsche Militärpolitik" Prof. Dr. Albert Fuchs (2010)
Quelle: http://www.wissenschaft-und-frieden.de/index.php?pid=0&comment=up&com=1 (http://www.wissenschaft-und-frieden.de/index.php?pid=0&comment=up&com=1)
-.-
Quote[...] Ziemlich angestrengt und abgespannt sei Horst Köhler damals gewesen, erzählten Zeugen nach dem Radiointerview im Mai, in dessen Folge der Bundespräsident harsche Kritik erntete und zurücktrat. Köhler hatte gerade auf der Reise in Afghanistan etwas verwurschtelt zum Ausdruck gebracht, dass es legitim sei, bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr auch Wirtschaftsinteressen zu verteidigen - und dies auch noch in einen Zusammenhang mit dem Einsatz in Afghanistan gestellt.
Am Dienstag nun hat Karl-Theodor zu Guttenberg auf der Berliner Sicherheitskonferenz Stellung bezogen zu den Worten Köhlers, von besonderer Erschöpfung des Verteidigungsministers wie im Falle des ehemaligen Bundespräsidenten ist nichts bekannt.
Guttenberg verteidigte die Sätze Köhlers mit Verve: "Die Sicherung der Handelswege und der Rohstoffquellen sind ohne Zweifel unter militärischen und globalstrategischen Gesichtspunkten zu betrachten", sagte Guttenberg. Und weiter: Es müsse einiges getan werden, um den "Zusammenhang von regionaler Sicherheit und Wirtschaftsinteressen in unserem Lande offen und ohne Verklemmung" zu diskutieren.
Bis heute frage er sich, bezogen auf den ehemaligen Bundespräsidenten, "was so verwegen an dieser Aussage war". Es war die Auftaktrede zu der Sicherheitskonferenz, die noch bis zum heutigen Mittwoch im Berliner Internationalen Congresszentrum abgehalten wird ...
...
Dass Guttenberg mit der Aussage seinen politischen Handlungsspielraum ausweiten möchte, glaubt der Friedenswissenschaftler Jochen Hippler von der Universität Duisburg-Essen. "Der Verteidigungsminister baut Argumentationslinien auf, um Bundeswehreinsätze ausweiten zu können", so Hippler. Jedoch sei in der Verfassung geregelt, dass diese Grenzen habe: "Die Bundeswehr darf ausschließlich zu Verteidigungszwecken eingesetzt werden - Wirtschaftsinteressen schließt das sicher nicht ein."
Die Debatte eröffnet der Verteidigungsminister am Wochenende vor dem CDU-Bundesparteitag, an dem erwartet wird, dass die CDU sein Konzept zur Bundeswehr-Reform billigt. Guttenberg plant einen Umbau seines Ministeriums, die Verkleinerung der Bundeswehr und die Aussetzung der Wehrpflicht.
Aus: "Sicherheit und Wirtschaftsinteressen: Guttenberg auf Köhlers Spuren" (09.11.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/guttenberg-auf-koehlers-spuren/ (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/guttenberg-auf-koehlers-spuren/)
-.-
Quote[...] Zu Guttenberg selbst dürfte, anders als noch Horst Köhler, durch seine Äußerung nicht beschädigt werden: Die Union ist auf den Glanz des ewigen Umfragesiegers angewiesen, sie wird den beliebten Minister stärker stützen als einst Köhler, der sich über mangelnde Rückendeckung beklagte.
Zudem sind die Kommentarspalten der Zeitungen auf seiner Seite. So lobt Der Westen den Verteidigungsminister dafür, dass er sich auf dieses "verminte Gelände" wagt, obwohl man dort nicht punkten könne. Und die FAZ jubiliert gar, dass die Zeit, in der die Sicherungsarbeit den Amerikanern überlassen werden konnte, nun vorbei sei. Allein mit Sonne und Wind könne man seine Bedürfnisse nun einmal nicht befriedigen, so der Kommentar.
Die Reaktionen machen auch deutlich, wie stark der Umgang der Presse mit einer Position von der dahinter stehenden Person abhängt. Militäreinsätze lassen sich mit dem smarten zu Guttenberg offenbar besser verkaufen.
...
Quoteantiimp, 10. November 2010 03:23
Das steht doch schon in der offiziellen Kriegsdoktrin von 1992
"(8) Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten
Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer
gerechten Weltwirtschaftsordnung." (Die "gerechte
Weltwirtschaftsordnung" soll offensichtlich die Peinlichkeit der
Zielsetzung abmildern - in der Erstfassung des Dokumentes fehlte
dieses Anhängsel noch!)
http://www.friedenskooperative.de/themen/bw-1.htm
Generalstabsoffizier Herden im Bundeswehr-Magazin "Truppenpraxis"
1996:
"Das 21. Jahrhundert wird die Ära eines neuen Kolonialismus sein ...
Die Kolonien der Zukunft werden vor allem Ressourcenlieferanten und
Absatzmärkte für die Kolonialmächte sein. ... Die Regierungen der
reichen Staaten werden physische und digitale Sicherheitskorridore
für den Abtransport von Bodenschätzen und den Handel sowie zu
Informationszwecken einrichten und überwachen."
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Bundeswehr/woit.html
Der CDU-Politiker Pflüger schreibt in der Fachzeitschrift der
"Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik"(CFR-Ableger) vom
"Beginn einer Ära eines globalen Energie- und Rohstoffimperialismus".
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:tmmEDp9-dAEJ:www
.internationalepolitik.de/midcom-permalink-1df4d2efb91c80c4d2e11dfa79
bc9d6f1e85e925e92
Aus: "Guttenberg für Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen durch das Militär" Silvio Duwe (10.11.2010)
Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/148721 (http://www.heise.de/tp/blogs/8/148721)
-.-
Quote[...] Und natürlich sind deutsche Wirtschaftsinteressen im Spiel, wenn die Bundeswehr ihre Fregatten am Horn von Afrika gegen Piraten auf Patrouille schickt. Jede verhinderte Kaperung erspart einem Reeder millionenschwere Lösegelder, und Verbraucher müssen nicht mit steigenden Preisen höhere Frachtkosten ausgleichen.
Wichtig ist, dass Deutschland dabei nicht im Alleingang operiert, sondern im Verbund mit internationalen Partnern und im Rahmen des Völkerrechts. Das wird auch das neue Strategische Konzept der Nato deutlich machen, das nächste Woche in Lissabon verabschiedet werden soll. Es soll die Versorgung mit Energie und Rohstoffen als eine der großen sicherheitspolitischen Herausforderungen der Zukunft definieren. Und es wird deren Sicherung zu einer der Hauptaufgaben des Bündnisses erklären, deren Erfüllung sich Deutschland als wichtiger Partner des Bündnisses nicht entziehen kann.
Darauf will Guttenberg die Öffentlichkeit einstimmen. Wirtschaft und Militär sind nicht mehr ohne weiteres voneinander zu trennen. Das sieht auch die Strukturreformkommission so, die vorschlägt, die Richtlinien für den Rüstungsexport zu lockern. Die Debatte darüber ist notwendig, aber sie sollte nüchterner und realistischer als in der Vergangenheit geführt werden.
Niemand fordert Handelskriege oder neoimperialistische Beutezüge gegen rohstoffreiche, sonst aber arme Länder. Die Bundesrepublik Deutschland darf wie alle anderen Staaten in der Welt für ihre Interessen eintreten. Solange dies im Rahmen des Völkerrechts und unter Beachtung humanitärer Grundsätze geschieht, ist daran nichts Verwerfliches. Etwas anderes zu wollen, dürfen selbst die Kritiker dem Provokateur Guttenberg nicht unterstellen.
...
QuoteSindimindi schreibt
Warum bin ich eigentlich zurückgetreten?
Das wird sich unser Ex-Bundes-Horst jetzt wahrscheinlich fragen, wenn ein junger, pomadiger Verteidigungsminister heute genau die gleichen Töne anschlägt - und das ganz bewußt und ohne diplomatische Zurückhaltung! Immerhin lässt Guttenberg die Katze aus dem Sack - soll keiner mehr kommen, dass er SOWAS ja nicht ahnen konnte!
...
Quotebad_timing schreibt
Seltsame Logik
Verfassungsbruch ist keiner mehr, wenn wir ihn im Kreise unserer Verbündeten begehen? Eine wirklich hochinteressante Meinung. Das Grundgesetz ist mittlerweile schon so ausgehöhlt, dass Guttenberg sein Haargel drin aufbewahren kann.
QuoteWM2000 schreibt
..."Solange dies im Rahmen des Völkerrechts und unter Beachtung humanitärer Grundsätze geschieht, ist daran nichts Verwerfliches."
Es ist Verwerflich dass die Bevölkerung in Somalia heute am Hungertuch nagt nachdem die westliche Welt die Meere geplündert haben und dies unter Militäraufsicht heute noch vollzieht.
Quotezack34 schreibt
Sehr geehrter Herr Blechschmidt
Nehmen wir an, Handelswege durch ein fernes, armes, aber rohstoffreiches Land XY mit schwacher Regierung werden durch Rebellen derart stark getroffen, dass sich das auf die BR-Wirtschaft empfindlich auswirkt. Das erwähnte Land ist aber kein "Bündnispartner"...
Was dann?
Ist es dann i.O., da auf eigene Faust mit Spezialkräften (die A400M werden wir demnächst wie eine Weltmacht im Überfluss haben) ein zu marschieren, und die Rebellen zu jagen, um die Handelswege abzusichern?
Interessant, Ihre These...
QuoteKabis schreibt
Kalkulierte Aufregung
Junker Karl-Theodor zu Guttenberg bekennt sich offen zu "Kaiser Wilhelm des II. Kanonenboot- Politik". Er wünscht sich von uns allen mehr Unterstützung bei der militärischen Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen! ...
QuotePython11reloaded schreibt
Herr Blechschmidt..
...man kann auch absichtlich begriffsstutzig tun. Sie wissen genau dass es hier um andere Dinge geht, als um irgendwelche angeblichen Bündnisverpflichtungen. Unsere Armee ist eine Armee zur Landesverteidigung. Die Verteidigung der Fischgründe vor Somalia zur freien Ausbeutung durch EU-Trawler gehört ebensowenig dazu, wie der Bürgerkrieg in Afghanistan.
Gerade vor dem Hintergrund zunehmender Ressorcenprobleme weltweit (logisch bei dem Verbrauch) ist die militärische Option die denkbar schlechteste. Vielmehr kommt es auf Interdependenzen an. Zusammenarbeit und zwar nicht im Zeichen irgendwelcher althergebrachter Bündnisse wie der Nato tut Not, sondern Zusammenarbeit aller Staaten zum gegenseitigen vorteil. Die starken Industrienationen betrachten die Rohstoffe der Welt als ihr Eigentum, dabei sind sie höchstens Teilhaber.
Die Neocons versuchen eine Umdeutung der BW zur Interventionsarmee.
QuoteWM2000 schreibt
Kriegstreiber von der Wirtschafts gnaden
Wichtig ist, dass der Herr die Bevölkerung aufklärt warum es die somalischen Piraten überhaupt gibt und was die sogenannte ,,westliche Welt" diesen Bürgern Staat hat. Und wichtig ist dass wie es schon CA-KE-KOE um 18:03 Uhr schreibt das Grundgesetz keine Wirtschaftskriege zulässt.
Quotekoushi schreibt
Jetzt habe ich mich
doch tatsächlich tapfer durch den ganzen Artikel gekämpft und kenne immer noch nicht die Antwort auf die Frage, weshalb es selbstverständlich (wenn dieses Wort fällt, ist immer Wachsamkeit angesagt) sein soll, dass die BW Handelswege schützen soll...
QuoteDENKMAL nach schreibt
das geht nun definitiv zu weit!
Der Auftrag der Bundeswehr ist die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland. Da gibt es nichts zu deuteln. Der "Pseudokrieg" am Hindukusch zählt nicht zu diesem Auftrag - vor allem, nachdem sich die zivile Mission in einen "robusten Kampf-Einsatz" verwandelt hat. Doch was nun Gutenberg von sich gibt, bricht mit allen Tabus. Wir sind keine Nation, die Kriege für wirtschaftliche Interessen führen darf!
QuoteCA-KE-KOE schreibt
GRUNDGESETZ erlaubt keine Wirtschaftskriege
Plünderkriege sind es. Handelkriege: das ist eine Bagatellisierung eines Schwerstverbrechen gegen die Menschlichkeit.
Der Krieg war schon unter der Herrschaft der GRÜNEN und ROTEN ein schwerstkriminelles Unterfangen.
Dafür bekommt es nun der Westen ganz dick: er schuf sich ein elendliches "Karma".
Er hat sich das eigene Grab geschaufelt. Davon weiß er nur nichts.
Der Untergang des Westens wurde mit den Rache- und Beutefeldzügen nach dem Sept. 2001 rasant beschleunigt.
Ginge es grundgesetzesgemäß, stünde die Republik Deutschland nobel da. Jetzt ist sie durch Druck der Foltermächte USA und England blutbeschmiert. ...
r.kendel
Aus: "Guttenbergs Provokation Kalkulierte Aufregung" Ein Kommentar von Peter Blechschmidt (10.11.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/guttenbergs-provokation-kalkulierte-aufregung-1.1022098 (http://www.sueddeutsche.de/politik/guttenbergs-provokation-kalkulierte-aufregung-1.1022098)
Quote[...] Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Ulrich Kirsch, sagte der Mitteldeutschen Zeitung: "Dass die Rückkehr an der Seele verwundeter Soldatinnen und Soldaten zunimmt, verwundert nicht. Schließlich finden vermehrt Gefechte statt. Die Soldaten erleben nicht nur, dass der Kamerad neben ihnen verwundet wird oder fällt. Hinzu kommt das Selber-töten-Müssen." Er beklagte, dass es nicht genug Therapeuten gebe. Im Frühjahr waren von 42 psychiatrischen Dienstposten in der Truppe lediglich 24 besetzt.
...
Aus: "Der lange Schatten des Krieges" Von Matthias Kolb (10.11.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-traumatisierte-soldaten-der-lange-schatten-des-krieges-1.1021725 (http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-traumatisierte-soldaten-der-lange-schatten-des-krieges-1.1021725)
Quote[...] Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat von Deutschland die Schaffung von Einheiten für militärische Auslandseinsätze gefordert. "Die Bundeswehr sollte im Rahmen ihrer Reform den Schwerpunkt auf den Aufbau von Kräften legen, die für Auslandseinsätze infrage kommen", sagte Rasmussen der "Welt am Sonntag". Darum begrüßte er die Reformpläne von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg: "Sie gehen in die richtige Richtung."
Die NATO müsse sich grundsätzlich auf verlegbare Truppen konzentrieren. "Europas Problem ist doch, dass es zu viele fest stationierte Einheiten hat, die nicht für Auslandseinsätze infrage kommen. In der Zukunft aber werden wir mehr flexible und mobile Kräfte brauchen", sagte Rasmussen.
Ende kommender Woche beraten die NATO-Staaten bei einem Gipfel in Lissabon über eine Reform der Allianz. Rasmussen, unter dessen Leitung ein neues strategisches Konzept für die Allianz vorbereitet wurde, tritt neben einer stärkeren Ausrichtung auf Mobilität dafür ein, Antworten auf neue Gefahren zu finden. Dazu gehörten ein gemeinsames System zur Raketenabwehr und die Verteidigung gegen Angriffe aus dem Internet, sagte er dem Blatt.
QuoteEin Interventionsarmee der BRD soll geschaffen werden.
So, 14.11.2010 - 08:57 — miaeou
Warum bezeichnen Politiker die Dinge nicht als das was sie sind. Da muss man sich doch nicht beschweren, dass sich, wenn auch mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung eine politische Mehrheit bildet, die dagegen ist. Politik muss sich im Klaren sein, dass sie mit dieser Strategie, Projekte durchzusetzen, für die es keine politische Mehrheit gibt, unsere Demokratie gefährlich unterhöhlt. Meine Sorge ist, dass so immer mehr Verbindlichkeiten geschaffen, die, um sie zu erfüllen, immer brutalere, menschenunwürdige und undemokratische Vorgehensweisen der exekutiven Einheiten unseres Staates hervorrufen.
QuoteWann...
So, 14.11.2010 - 08:58 — Dt.Michel
hört dieser Wahnsinn endlich mal auf ?
Vor Jahren hat man sich noch sehr, sehr schwer getan mit Auslandseinsätzen der Bundeswehr.
Jetzt scheint das Normalität zu sein und man fordert von diesem Land regelrecht den Aufbau von Besatzungstruppen.
...
QuoteWachsamkeit des Bürgers ist der Garant für Frieden
So, 14.11.2010 - 09:13 — Didi
"Die Bundeswehr sollte im Rahmen ihrer Reform den Schwerpunkt auf den Aufbau von Kräften legen, die für Auslandseinsätze infrage kommen", (...) Darum begrüßte er die Reformpläne von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg: "Sie gehen in die richtige Richtung."
Deutlicher geht es kaum noch- da haben die Kanonenbootstrategen in zu Guttenberg einen willfährigen Mitstreiter gefunden!
Nach kurzen öffentlichen Scharmützeln werden die NATO-Einsatzkriterien ,,überarbeitet" und zu Guttenberg richtet die Bundeswehr zur Interventionsarmee aus- fertig ist das ,,Einsatzpaket der Zukunft", in der militärische Einsätze ,,die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" garantieren!
Vom Verteidigungsbündnis, dass die territoriale Integrität der Mitgliedsstaaten schützen sollte, zum Schwert politisch-wirtschaftlicher Interessen! Wie lange soll das gut gehen?
Bleibt die Hoffnung, dass die diesbezügliche gesellschaftliche Diskussion und das BVG dem Vorhaben schnell und dauerhaft ein Ende setzen!
QuoteVolkstrauertag
So, 14.11.2010 - 09:43 — Manni_WL
Diese Meldung passt hervorragend zum heutigen Gedenktag!
Quote"... In der Zukunft aber
So, 14.11.2010 - 10:47 — dadidada
"... In der Zukunft aber werden wir mehr flexible und mobile Kräfte brauchen" so Rasmussen.
Eine sehr beunruhigende Aussage - was weiß der Bilderberger Rasmussen? Liegen mal wieder Kriegspläne im Pentagon, die durch ein katalytisches Ereignis in die Tat umgesetzt werden sollen? Im Klartext - Erst ein (selbst inszinierter) Terroranschlag, dann die Friedensmission im Nato-Bündnisfall (inkl. Rohstoffsicherung)?
Wer sich mit der Nato etwas beschäftigt hat - und wem der Begriff GLADIO nicht fremd ist, dem wird meine unglaubliche "Verschwörungstheorie" nicht verwundern. Alle anderen werden natürlich die Verschörungstheorie-Keule auspacken. Nur zu - vorher empfehle ich aber JEDEM, diesen äußerst aufschlussreichen Vortrag von Dr. Daniele Ganser:
http://www.youtube.com/watch?v=sd9o6kohI7I (http://www.youtube.com/watch?v=sd9o6kohI7I)
Schönen Gedenktag noch
QuoteNATO = Frieden
So, 14.11.2010 - 11:36 — spetzki
Wir haben momentan das Glück, geographisch nur von Freunden umgeben zu sein. Unsere Wirtschaft läuft halbwegs und schafft hier einen beachtlichen Wohlstand.
Wir müssen momentan weder Krieg noch Hunger fürchten. Dies ist aber erst seit wenigen Jahrzehnten der Fall und wurde durch die NATO ermöglicht. Das ist eine geschichtliche Tatsache.
Umso wichtiger ist es, dass wir versuchen, diesen Wohlstand und diese Sicherheit zu schützen.
Der beste Weg dazu ist meines Erachtens ein zusammenwachsen Europas, politisch und kulturell. Aber auch die Streitkräfte müssen verstärkt darauf ausgelegt sein, zusammen arbeiten zu können.
Die Bundeswehr ist strukturell immer noch eine Verteidigungsarmee, das entspricht aber nicht dem heutigen Anforderungsprofil. Deshalb haben es unsere Soldaten im Einsatz schwerer als es sein müsste.
Natürlich gehört die Bundeswehr strukturell reformiert!
QuoteInteressenverteidigung ist auch Landesverteidigung!
So, 14.11.2010 - 10:52 — Klaus Schaper
Die Bundeswehr wurde nie zur reinen Landesverteidigung (Deutschland) erschaffen. Die ehemaligen "Siegermächte" (USA, F, GBR) wollten einen deutschen Beitrag gegen die "Ostbedrohung".
Diese ist heute weitgehend entfallen, doch dafür sind andere entstanden.
Eine Landesverteidigung schließt m.E. auch die Sicherung der Lebensgrundlagen mit ein. Dazu gehören nun einmal auch: Sicherung der weltweiten Handelswege und der Rohstoffquellen. Das hat sich seit dem Altertum nicht geändert.
Wir werden uns vermutlich noch wundern, was noch alles auf uns zu kommt, wenn ich mir so die anstehenden Verteilkämpfe für Wasser, Nahrungsmittel und Energieressourcen vor Augen führe.
Mit schöngeistigen Aussagen wird man da kaum weiterkommen (leider).
QuoteInteressenverteidigung ist auch Landesverteidigung!
So, 14.11.2010 - 11:56 — Kasneber
@Klaus Schaper und viele andere, bei Ihnen aber schnörkellos klar formuliert:
"Eine Landesverteidigung schließt m.E. auch die Sicherung der Lebensgrundlagen mit ein. Dazu gehören nun einmal auch: Sicherung der weltweiten Handelswege und der Rohstoffquellen. Das hat sich seit dem Altertum nicht geändert."
Aha. Rechtfertigt das also die militärische Abschicherung einer ausbeuterischen Wirtschaftspolitik, weil das nunmal unsere Art ist, unseren Lebensunterhalt zu bestreiten? Ist das in meinem persönlichen Interesse? Ist das mit dem Grundgesetz vereinbar? "friedlich" nenne ich das nicht!
Art. 26 GG
(1) Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen
PUNKT
Quote@ So, 14.11.2010 - 10:52 — Klaus Schaper
So, 14.11.2010 - 12:13 — BA
So so, Interessenverteidigung. Wie gut das die Nato (ein Witz an sich, da hier auch nur Wirtschaftslobbyisten am Werk sind) unsere Interessen verteidigt. Früher nannte man das "Ein Volk braucht Raum......". Ist ja auch schlimm, wenn Staaten in Ihrem eigenen Interesse handeln und nicht im Sinne der westlichen Welt. Also wenn wir Interesse am schwindenen Öl haben, wer wird dann als nächstes überfallen zur Sicherung der Interessen? Muss sich Norwegen auch schon absichern? Denn eins ist mal klar, zu allererst werden mit der Nato die amerikanischen Interessen geschützt. Und da diese Interessen sich nur nach der eigenen Gier richten, ist jeder der auch nur einen Ansatz von wichtigen Rohstoffen hat, gefährdet, in die Achse des Bösen integriert zu werden. Kann man nur hoffen das Ihr Landstrich nicht darunter fällt.
QuoteDie richtige Anwort wäre........
So, 14.11.2010 - 13:53 — Teddybär
Austritt Deutschlads aus der Nato.
Aus dem 2. Weltkrieg sollten die Deutschen genügend gelernt haben.
...
Quote@ Klaus Schaper
So, 14.11.2010 - 17:33 — Tolot
Ihr Zitat: "Ich möchte nun einmal nicht vom Wohlwollen irgendwelcher Staaten abhängig sein, die (aus welchen Gründen auch immer) ein total anderes Weltbild als wir, oder grundsätzlich eigene Interessenlagen haben"
Ein anderes Weltbild als (wir) Ihres oder eigene Interessenlagen reichen Ihnen also, um andere Länder und Völker zu überfallen.
Ich hoffe sehr, dass es nicht allzu viele Menschen mit Ihrem Weltbild gibt. Sonst wäre die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben der Völker wirklich eine reine Illusion.
Auf die Gefahr hin, Sie zu beleidigen: Sie verkünden hier eine Raubtiermoral.
Gerade wir in Deutschland sollten genug haben von dem dümmlichen Spruch:an unserem Wesen soll die Welt genesen. Hoffentlich kommt diese Einstellung niemals wieder zum Tragen.
QuoteDeutsche Soldaten sollen...
So, 14.11.2010 - 22:14 — mephisto123
...wieder sterben dürfen für die Interessen deutscher Konzerne !!! Das aber so effektiv wie möglich !!!! Und was macht unsere Bevölkerung ????? RICHTIG !! Schaut brav "Wetten das " und Formel 1 ! Denn an allen Übeln dieser Welt, daß hat es der Kampagnenjournalismus ihnen erfolgreich eingetrichtert, sind ja sowieso die Hartz-IV-Empfänger und die Türken schuld....
QuoteWieso scheint hier eigentlich
So, 14.11.2010 - 22:57 — wrzlbrmpf
Wieso scheint hier eigentlich jeder nur von Mord und Totschlag zu schreiben, wenn es um die Sicherung von Lebensgrundlagen und wirtschaftlichen Interessen geht?
Es gibt einen Unterschied zwischen "Sicherung von Rohstoffquellen" und "Eroberung von Rohstoffquellen".
Einbruch in ein fremdes Haus ist nicht erlaubt - die Verteidigung des eigenen Heimes jedoch schon. Und zwar egal ob es in der eigenen Stadt ist, oder ob es sich um die Ferienwohunng auf dem Land handelt.
Die Sicherung von Handelswegen ist eine Grundlage für Wohlstand und somit für ein halbwegs friedliches Leben, ebenso wie die SICHERUNG der Rohstoffquellen vor unberechtigten Angriffen.
Und bevor man mir ein drittes Mal das Pausenbrot klaut, hau ich dem anderen lieber eine rein - egal was der Lehrer sagt.
Und mal ganz ehrlich: Mir ist egal, ob irgend ein Gericht das legal nennt oder nicht. Unser Grundgesetz stammt aus Zeiten, zu denen es einen klar definierten Feind gab. So diffuse Situationen wie heute gab es gar nicht.
Quote@ wrzlbrmpf
Mo, 15.11.2010 - 01:01 — verleihnix
Unser Grundgesetz stammt aus einer Zeit, wo sich jeder daran erinnern konnte, was bei der Sicherung von Rohstoffen, Lebensraum etc. mit militärischen Mitteln rauskommt. ... Es ist höchste Zeit umzudenken. Die Frage ist, ob das gegen den Willen der Rüstungsindustrie mit unserer Lobbyistenregierung möglich ist.
QuoteAn alle "Gutmenschen":
Mo, 15.11.2010 - 09:14 — Klaus Schaper
Sicher habt Ihr Recht, wenn Ihr sagt, dass Gewalt keine Lösung darstellt. (Ich würde diese Aussage auch gern übernehmen.)
Doch ist sie auch realistisch?
Schaut doch einmal auf einige Länder in Afrika, Asien und Südamerika. Jahrzehntelang wurden dorthin Hilfsgelder in Form von Entwicklungshilfe o.ä. hingeschoben. Und der Erfolg tendiert oft gegen null. Nicht weil die Menschen dort unbelehrbar sind, sondern weil es korrupte und diktatorische Regierungen gibt.
Von einem Herrn Chavas, Baschir, Kabila, Kim-Jongh-Il, Ahmadinedschad oder wie sie alle heißen, möchte ich nicht abhängig sein.
Und wenn erst einmal eine Völkerwanderung (hatten wir schon einmal) wegen Dürre, Wassermangel o.ä. einsetzt, möchte ich auch die Möglichkeit haben mich dagegen zu schützen.
Auch unser Getreide kann nur einmal gegessen werden.
QuoteZitat Klaus Schaper: "Das hat
Mo, 15.11.2010 - 09:38 — Alles und Nichts
Zitat Klaus Schaper: "Das hat sich seit dem Altertum nicht geändert."
Und noch etwas hat sich seit dem Altertum bei den meisten Menschen (noch) nicht geändert: Das Unvermögen zu erkennen das er sich fortwährend dazu aufstacheln lässt immer und immer wieder gegen Seinesgleichen zu kämpfen.
Die Lösung findet man im Miteinander und niemals im Gegeneinander !
Irgendwann wird es auch der letzte Ignorant erkennen...
QuoteZitat: "Die Wahrheit ist, daß
Mo, 15.11.2010 - 09:44 — Alles und Nichts
Zitat: "Die Wahrheit ist, daß in der ganzen Menschheitsgeschichte noch nie OHNE militärische Mittel irgendein Konflikt gelöst wurde."
Und die Realität ist das auf eine militärische "Konfliktlösung" dann weitere Konflikte (aufgrund der "Lösung") folgen.
QuoteWo sollen wir denn sonst kämpfen?
Mo, 15.11.2010 - 11:46 — Cerberus
Es ist nur richtig und wichtig, die europäischen Streitkräfte beser für Auslandseinsäte zu rüsten. Wollen wir doch hoffen, dass wir sie nie wieder im Inland brauchen.
Aus: "Bundeswehr soll sich besser fürs Ausland rüsten" (14.11.2010)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/nato298.html (http://www.tagesschau.de/ausland/nato298.html)
Quote[...] Als am 9. Mai 1945 nach viereinhalb Jahren des Schlachtens, Verstümmelns, Mordens, Vergasens und Krepierens endlich die Waffen in Europa schwiegen, lag zusammen mit dem Dritten Reich endlich auch der preußisch-militaristische Krieger- und Heldenkult in Trümmern. Nur noch Trauer war, wo früher Größenwahn und Heroismus strotzten. An die Stelle des verlogenen Heldengedenkens vergangener Zeiten rückte eine demokratisch geläuterte Bundesrepublik Deutschland das gemeinsame Erinnern an die Opfer beider Weltkriege und des Nationalsozialismus' – den Volkstrauertag, den wir heute begehen.
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg lautete die bittere Lehre aus dem, wie der Historiker Ernst Nolte 1963 notierte, ,,ungeheuerlichsten Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg, den die moderne Geschichte kennt." Mit preußisch-deutscher Disziplin und Gründlichkeit hatte die Wehrmacht für die barbarische Tyrannei des Nationalsozialismus' jenes Mammutverbrechen gegen Völkerrecht und Menschlichkeit exekutiert. Und damit zugleich den Weg bereitet für die Totenkopfverbände der SS, die Einsatzgruppen des SD, die Bataillone der Feldpolizei, die das Mordprogramm Adolf Hitlers willig, präzise und gnadenlos vollstreckten. Denn solange Hitlers Wehrmacht ihre Angriffsfronten gegen jeden noch so verzweifelten Widerstand immer weiter vorschob und später dann fanatisch gegen die immer stärker sich formierenden Verteidiger ihrer attackierten Vaterländer hielt, solange konnten eben auch die Krematorien in den Vernichtungslagern brennen. Am Ende waren Abermillionen von Männern, Frauen und Kindern tot, verwundet oder vertrieben und weite Teile Europas und der Welt verwüstet.
Angesichts dessen konnte es nicht wunder nehmen, daß in den Gründertagen der Bundesrepublik zunächst selbst ein Franz-Josef Strauß mit nachgerade pazifistischem Pathos den Schwur ablegte, daß jedem Deutschen, sollte er jemals wieder ein Gewehr anfassen, der Arm verdorren möge. Daß solcherlei Bekundungen lediglich geheuchelt waren, erwies sich allzu bald.
...
Aus: "Zwischen Kollateralschäden und neuen Helden"
Rede zum Volkstrauertag in Mannheim am 14. November 2010
von Jürgen Rose
Quelle: http://www.darmstaedter-signal.de/aktuell/20101114_Rose_Volkstrauertag_Mannheim.php (http://www.darmstaedter-signal.de/aktuell/20101114_Rose_Volkstrauertag_Mannheim.php)
Quote[...] Gegenwärtig unterhält die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im In- und Ausland 101 Dienststellen, in der Regel jeweils mit einem Militärpfarrer bzw. einer Militärpfarrerin und einem Pfarrhelfer als Büroleiter; die Katholische Kirche beschäftigt in 101 Dienststellen im In- und Ausland insgesamt 65 haupt- und 27 nebenamtliche Militärpfarrer sowie zusätzlich 25 Pastoralreferenten und 87 Pfarrhelfer.
Jeder Militärpfarrer bekommt von der Bundeswehr ein eigenes Büro und einen Dienstwagen zur Verfügung gestellt. Die Kosten für die Militärseelsorge trägt der Staat; im Jahre 1998 waren dies allein für die evangelische Militärseelsorge knapp 68 Millionen DM. (Werkner 2001, S.247) Das sind staatliche Zuschüsse für die Kirche, da diese während der Abordnung der Pfarrer zum Militär die Gehälter einspart. Pfarrer, die in die Verwaltungshierarchie der evangelischen oder katholischen Militärseelsorge überwechseln, werden Militärdekane – das sind Bundesbeamte.
Evangelische und katholische Militärbischöfe sind so genannte »geistliche Leiter« des Kirchenamts für die Bundeswehr bzw. des Militärbischofsamts. Das für die evangelischen Militärseelsorger zuständige Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr ist trotz dieser Bezeichnung kein Amt der Kirche, sondern untersteht dem Verteidigungsministerium; Leiter dieser Ämter tragen den Titel Militärgeneraldekan. Das katholische Militärbischofsamt hat auf Grund des Konkordats von 1933 mit der nationalsozialistischen Reichsregierung einen eigenen Rechtsstatus.
Soldaten zahlen Steuern – das war nicht schon immer so. Damit zahlen auch die Soldaten, die Kirchenmitglied sind, Kirchensteuern. Ein Teil dieser Kirchensteuern steht der Arbeit der Militärseelsorge in Form des Sonderhaushaltes zur Verfügung. Auch auf diesem Wege findet also eine versteckte Subventionierung der Kirche statt.
Den Militärpfarrern wird im Militärseelsorgevertrag von 1957 zugesichert, dass sie in der Verkündigung und Seelsorge ,,im Rahmen der kirchlichen Ordnung selbständig" sind (MSV Artikel 4). Sie tragen kein Rangabzeichen und unterstehen nicht der militärischen Einheit, in der sie Dienst tun. Allerdings werden sie dennoch nach den Besoldungsrichtlinien für Offiziere mindestens im Rang eines Oberstleutnant alimentiert und von den Soldaten innerhalb der Hierarchie auch so wahrgenommen.
Von den Militärpfarrern wird erwartet, dass sie Lebenskundlichen-Unterricht erteilen, das ist Ethikunterricht für Soldaten. Teilnahme ist für Soldaten Pflicht; wollen diese unter Berufung auf die religiöse Freiheit (Grundgesetz Artikel 4, Absatz 1) nicht teilnehmen, muss der jeweilige Vorgesetzte eine Ersatzaufgabe (Besinnungsaufsatz o.ä.) stellen. Die Seelsorge steht Christen wie Nicht-Christen offen. Konfessionsunterschiede spielen außer bei der Ausgestaltung der Gottesdienste kaum noch eine Rolle. Kriegsgeräte wie Panzer oder Drohnen werden schon lange nicht mehr »getauft«.
Bei seelisch-psychischen Belastungen können sich die Soldaten an einen Psychologen oder einen Seelsorger wenden. Der Psychologe untersteht der militärischen Hierarchie. Nicht selten – so die eigene Erfahrung – werden Soldaten von ihrem Vorgesetzten zum Pfarrer geschickt, mit der Bemerkung ,,kümmern Sie sich um ihn, wir wissen nicht weiter". Anfang dieses Jahres wurde, nach dem Bericht eines Kollegen im Einsatz in Afghanistan, ein Soldat zu ihm geschickt, der einen Afghanen, in der irrtümlichen Annahme, er würde eine russische Panzerbüchse auf ihn richten, erschossen hatte. So tragen Seelsorger dazu bei, die Armee einsatzbereit zu halten.
In welchem Kontext gestalten Militärseelsorger – unabhängig von ihrer persönlichen Interpretation dieses Dienstes – ihre Aufgabe? Gibt es übergeordnete religiöse Bezüge?
Die Religionssoziologie beschreibt Religion als ein gegenüber ihrer Umwelt autonomes System, das aber in einem fortwährenden Prozess von Wechselwirkungen mit ihr verbunden bleibt und geformt wird. (Brockhaus 2002) Religion ,,wird getragen von den religiösen Menschen und gewinnt erst durch deren Glauben (geprägt durch Lehre und Tradition), Verhalten (Kult, Ethik) und religiöse Vergesellschaftung (Gemeinschaft, Hierarchie, Organisation) Gestalt." (ebd.) Nach dem religionsphänomenologischen Ansatz zeichnet Religion die Beziehung zu einem wie auch immer genannten »Ganz Anderem«, das deutlich von der Alltagswelt geschieden ist. Besondere Räume, herausgehobene Zeiten und Ereignisse, z.B. Feste, gehören ebenso dazu wie »heilige Worte« in »heiligen Schriften« und »heilige Menschen« als »(religiöse) Spezialisten«. In Kult und Ritus werden »heilige Handlungen« vollzogen, in denen das »Ganz Andere« als präsent vorgestellt wird.
Bestehen Übereinstimmungen zwischen den Formmerkmalen von Militär und Religion? Wenn ja, ist Militär als eine Religion zu verstehen? Welches »Ganz Andere« wird dort als präsent erachtet?
Militär zeigt sich in mehrfacher Hinsicht als ein autonomes System, das sich räumlich und zeitlich von der Zivilgesellschaft unterscheidet sowie durch besondere Riten, Feste, Gewohnheiten, eine eigene Sprache und Spezialisten auszeichnet.
Eine deutliche Trennung von »innen« und »außen« markiert bereits der Stacheldraht um jede militärische Einrichtung. Hinweisschilder machen auf den militärischen Sicherheitsbereich aufmerksam. Nur mit besonderen Formalitäten ist es dem Nicht-Soldaten erlaubt, militärisches Gelände zu betreten. Der Zeit- und Berufssoldat vollzieht in einem eigenen Ritual den Übertritt vom Bürger zum Soldaten, der nach der gegenwärtigen bundesrepublikanischen Ideologie als »Bürger in Uniform« gilt. In diesem Ritual schwört der angehende Soldat vor der Fahne der Bundesrepublik Deutschland gegenüber einem höherrangigem Soldaten einen Eid. Er verlässt den Bereich der vom Tötungstabu geprägten Zivilgesellschaft und tritt ein in den Bereich des Militärs, das die Verletzung des Tötungstabus betreibt unter der Bereitschaft, dabei selber verletzt oder gar getötet zu werden.
Eine eigene Sprache mit besonderen Begriffen, meistens gespickt mit einer Fülle von Abkürzungen, sorgt dafür, dass der Nicht-Soldat sich als Außenstehender wahrnimmt. Gegner werden nicht getötet, geschweige denn ermordet, sondern »ausgeschaltet« oder »kampfunfähig gemacht«. Seit einiger Zeit werden wir wieder daran gewöhnt, dass Soldaten im Krieg nicht ums Leben kommen, sondern »fallen«. In einer ganzen Schriftenreihe werden die »heiligen Schriften« gesammelt, die dem normalen Bürger nicht zu Gesicht gelangen – die ZdVs, Zentrale Dienstvorschriften. Hier ist niedergelegt, was das Leben und Sterben des Soldaten betrifft, und zwar mit einem lückenlosen, alles umfassenden Gültigkeitsanspruch. Sinnfälliges Kennzeichen für diese Sonderwelt ist das gemeinsame Marschieren, das als solches allerdings nicht an das Militär gebunden ist: Der Einzelne geht in einer als »Einheit« bezeichneten Formation auf, die auf Befehl möglichst gleichzeitig gleichförmige Bewegungen ausführt.
Zu den besonderen Ereignissen gehören Gelöbnisfeiern, Gedenkfeiern der einzelnen Einheiten, Dienstjubiläen und Verabschiedungen und – seit einiger Zeit auch wieder – Gedenkfeiern für die im Krieg getöteten Kameraden. Eine eigene Hierarchie mit eigenen Verhaltensweisen und eigenem Ethos sorgt dafür, dass auch im Alltag ein Unterschied wahrgenommen werden kann zwischen der soldatischen und bürgerlichen Welt: Begegnen sich Oberst und Gefreiter in (Ausgeh-) Uniform im Theater, hat dieser jenen auf eine festgelegte und eingeübte Weise zu grüßen.
Für jedes formale Religionsmerkmal findet sich also ein Pendant innerhalb des Militärs. Das mögen die notwendigen Bedingungen dafür sein, um eine soziologisch abgrenzbare Form des Zusammenlebens als »Religion« zu bezeichnen. Aber erfüllt das Militär auch die hinreichenden Bedingungen dafür? Gibt es auch im Militär eine Vorstellung vom »Ganz Anderen«, zu dem eine eigene Beziehung hergestellt wird, die nur und ausschließlich innerhalb des Militärs möglich ist? Und verfügt auch das Militär über religiöse Spezialisten, die für die Kommunikation zu diesem »Ganz Anderen« und für seine Präsenz in Kult und Ritus sorgen?
In Deutschland haben wir uns an den Terminus »der Soldat als Bürger in Uniform« gewöhnt. Gemeint ist damit, dass das Militär innerhalb der Gesellschaft keinen Staat im Staate bildet, sondern die Grundrechte eines jeden Bürgers – wenn auch eingeschränkt – auch für diejenigen gelten, die als Soldaten ihren Dienst tun. Dabei wurde über Jahrzehnte ausgeblendet, auf welches praktische Ziel hin ein Soldat ausgebildet wird: Die Ausbildung eines Soldaten – in all ihren Facetten – zielt darauf ab, diesen selbst oder andere in die Lage zu versetzen, tötende Gewalt anzuwenden. Der gesamte gewaltige Verwaltungsapparat und Maschinenpark hat diesen einen Zweck: Soldaten in die Lage zu versetzen, mit Hilfe der erlernten Techniken, Regeln und Verhaltensweisen das Tötungstabu gezielt zu verletzen. Damit diese Verletzung nicht ungeschützt auf die Gesellschaft zurückschlägt, erschafft sie die Sonderexistenz Militär: Der Soldat, durch dessen Befehl am 4. September 2009 bei Kundus bis zu 140 Menschen getötet wurden, muss sich für keinen dieser Toten vor irgendeinem deutschen Gericht verantworten. Schon bei einer einzigen fahrlässigen Tötung drohte demselben Menschen außerhalb eines militärisch-kriegerischen Einsatzes eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.
Wer oder was sich aus diesem Ziel und Zweck des militärischen Handelns manifestiert, wird erkennbar, wenn der bei einem Einsatz getöteten eigenen Soldaten in einer besonderen Feier gedacht wird. Vorausgesetzt, das Militär untersteht dem Primat der Politik und dient als letztes Mittel einem politisch und gesellschaftlich akzeptierten Zweck, wie wird dies in Trauerfeiern sichtbar?
Einen Anhaltspunkt gibt die Trauerfeier am Ostersonntag 2010 in Kundus nach dem Tod von drei deutschen Soldaten am Karfreitag, dem 2. April 2010. Da ist zuallererst der große Abstand – der große Abstand zwischen dem Rednerpult und den Soldaten, die in drei Formationen einen freien Platz vor dem Rednerpult aussparen. In der Antike wurde die Würde einer Person dadurch sichtbar, wie viel Raum sie über sich, etwa in Form von Triumphbögen, aber auch vor sich in Anspruch nahm. Je größer der Abstand, um so höher die zugemessene Würde. Hinter dem Rednerpult in Kundus sind vier Personen zu sehen, in ihrer Absonderung erkennbar als Würdenträger. Abseits, bewacht von einigen Soldaten, die aufgebahrten Särge der getöteten Soldaten. Wo hält sich der Militärseelsorger der Einheit auf? Steht er bei den Soldaten oder in der Nähe der Särge? Nein, der Militärseelsorger steht hinter dem Rednerpult, zwischen dem General der Einheit und dem Minister für Entwicklungszusammenarbeit, Niebel, der sich zu diesem Zeitpunkt in Afghanistan aufhielt.
In den öffentlichen Reden wird der Tod der Soldaten zu dem vorgeblichen politischen Zweck des Einsatzes in Beziehung gesetzt. Sie hätten, um dieses Ziel zu erreichen, tapfer ihr Leben eingesetzt; ihr Tod dürfe nicht sinnlos sein. Ihre Kameraden sind dem Leben und Tod dieser Soldaten verpflichtet, indem sie den Einsatz unverändert fortsetzen.1
Dabei fallen zwei Dinge auf:
Der Tod der Soldaten im Auslandseinsatz generiert Sinn
Wie ist das möglich? Gemäß der politischen Ideologie haben Soldaten dafür zu sorgen, dass diejenigen notfalls zu sterben haben, die sich der politischen Zielsetzung (uneinsichtig/gewalttätig) widersetzen (Rebellen, Aufständische, Terroristen). Der Tod der eigenen Soldaten kann nicht das Ziel solcher Einsätze sein, er kann darum eigentlich auch nicht sinnvoll sein und schon gar nicht den Anlass bilden, Sinn zu stiften. So ist es konsequent, wenn der gegenwärtige Verteidigungsminister zu Guttenberg in einer dieser Trauerfeiern bei den Angehörigen der getöteten Soldaten um Verzeihung bat (am 24.4.2010). Der Tod der Soldaten wird jedoch ausdrücklich damit in Verbindung gebracht, dass nun für die Soldaten ein besonderer Sinn bestünde – nämlich weiter zu machen wie bisher.
Entsteht also durch den Tod der Soldaten ein besonderer Sinn? War ihr Leben vorher sinnlos? Indem Mitglieder der eigenen Einheit durch kriegerische Auseinandersetzungen ums Leben kommen, entsteht eine neue Unterscheidung: Die zwischen Opfern und Überlebenden. Dabei fühlen sich Überlebende oft in doppelter Weise moralisch belastet: Einmal fragen sich Soldaten, warum es diese Kameraden und nicht etwa sie selbst getroffen hat, und sie fühlen sich mit schuldig am Tod ihrer Mit-Soldaten. Zum anderen sind sie durch den Tod der Kameraden als Überlebende definiert, sie werden also durch den Tod ihrer zumeist ja Bekannten neu bestimmt. Die Freude, zu den Überlebenden zu gehören, kann darum mit Schuldgefühlen einhergehen, sich auf Kosten anderer, ja sogar auf Kosten der Toten, zu freuen.
Wann und wo diese Unterscheidung zwischen Überlebenden und Opfern in Erscheinung tritt, ist nicht vorhersehbar; sie kann alle Soldaten im Einsatz treffen. Dieser Willkür sind mehr oder weniger alle Soldaten im Einsatz ausgesetzt. Da sie unausweichlich mit Schuldgefühlen verbunden ist, bedarf es einer Form, diese in irgendeiner Weise zu bewältigen. Hier kommen die religiösen Spezialisten zum Zuge, die die Aufgabe haben, die Schuldproblematik zu bewältigen und an der Grenze zwischen Leben und Tod für die Kommunikation zu sorgen, und zwar in mehrfacher Weise: für die Kommunikation zwischen den Überlebenden und den Getöteten, zwischen den Angehörigen der Überlebenden und den Angehörigen der Getöteten, für die Kommunikation zwischen denen, die vor der Aufgabe stehen, dem Willkürereignis einen Sinn abzugewinnen, und denen, die dabei ums Leben kamen. Um diese Kommunikation konstituieren zu können, müssen die Getöteten in irgendeiner Weise repräsentiert werden. Ohne Gedenksteine, Grabplatten, Soldatenkreuze o.ä. würde die Differenz zwischen Opfer und Überlebenden hinfällig und es könnte weder die Kommunikation noch die Sinnstiftung funktionieren.
Diese Sinnstiftung ist mit der Bezeichnung »Opfer« verbunden. Innerhalb des jüdisch-christlich-islamischen Kontextes verschiebt die Opferbezeichnung die Schuldproblematik von einer individuellen, im Grunde nicht zu erfassenden Problematik hin zu einem übergeordneten Geschehen. Indem der einzelne Soldat den erteilten Auftrag trotz des Todes seiner Kameraden fortführt, gesteht er dem Tod dieser Mitsoldaten Sinn und sich selbst eine Entlastung seiner Schuld zu. Die – im wahrsten Sinne des Wortes – Betroffenen sind es also selbst, die das schaffen, wofür sie da sind: Ihr Glaube an den Sinn des Einsatzes ermöglicht den Einsatz.
Die Antike hatte für diese im militärischen Kampf zu Tage tretende Willkür eine Bezeichnung. Ihr war es möglich, diesen unfassbaren Grenzbereich zu benennen und ihm darum auch in der Öffentlichkeit zu besonderen Zeiten mit regelmäßigen Festen und speziellen Kulten und Ritualen auf speziell dafür vorgehaltenen Plätzen Raum zu geben: Der Name für diese Willkür hieß Mars oder bei den Griechen Ares. Es ist gewiss kein Zufall, dass für diesen Zweck der Planet Mars ausgewählt wurde bzw. dass dieser Planet als Kriegsgott bezeichnet wird. Nach dem Planeten Merkur weicht Mars am meisten von der Kreisbahn ab. Sein Verhalten erscheint nicht nur auf Grund seiner wechselhaften Helligkeit sondern auch, da an bestimmten Tagen in seiner Bahn rückläufig, für den Laien extrem willkürlich. Ares ist in der Mythologie Sohn von Zeus und dessen Schwester Hera; sie galt als besonders eifer- und rachsüchtig. Die Erscheinung des Mars in der Willkür des Krieges ist der Zweck des Krieges – der Krieg dient der Manifestation des Mars. Militär ist die gesellschaftlich legitimierte Erscheinungsform des mit dem Namen Mars bezeichneten erfahrbaren Numinosum, dem »Ganz Anderen«.
Die Abwesenheit der Anderen
Bei allen Trauerfeiern für die getöteten Soldaten wird stets ein nicht zu übersehender Aspekt vermieden: Nie ist von den – bei solchen kriegerischen Einsätzen unvermeidlich – verletzten und/oder getöteten Gegnern die Rede, von den Opfern der anderen Seite. Eine gemeinsame Trauerfeier ist geradezu unvorstellbar.
Dadurch wird augenfällig, dass die Militärseelsorger nicht im Dienste einer Institution stehen, die unabhängig vom Militär andere Zusammenhänge und Bezüge schafft und lebt, wie es etwa die weltweite Kirche beansprucht, sondern sie agieren innerhalb der Grenzen und Regeln des jeweiligen Militärs. Pfarrer, die in der Bundeswehr ihren Dienst leisten, leisten – wie Zeit- und Berufssoldaten – gegenüber ihrem Vorgesetzten einen Eid und überschreiten damit die Grenze zwischen der Zivilgesellschaft und dem Militär. Sie werden vom Staat bezahlt und unterstehen als Beamte den Weisungen des Verteidigungsministeriums vermittelt durch das Kirchenamt für die Bundeswehr bzw. das Militärbischofsamt. Militärseelsorgern wird die Freiheit der Verkündigung und der Seelsorge gewährleistet, im Einsatz allerdings innerhalb der vom Dienst habenden Kommandeur gesetzten Grenzen. Feindesliebe, die Jesus gemäß zum Weg derer gehört, die ihm nachfolgen, falls sie über Worte und Gebete hinaus womöglich auch zu den Feinden geht, ist ausgeschlossen. Christlicher Glaube hat sich hier dem Kriegsgott Mars unterworfen und von ihm entmündigen lassen. ...
Literatur
Werkner, Ines-Jacqueline (2001): Soldatenseelsorge versus Militärseelsorge. Evangelische Pfarrer in der Bundeswehr, Baden-Baden, S.247.
Brockhaus Enzyklopädie (2002): Artikel zu Religion.
Militärseelsorge im Internet
Militärseelsorge in der Bundeswehr http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/ soziales/milseelsorge?yw_contentURL=/C1256EF4002AED30/N264HQC8277 MMISDE/content.jsp
Militärseelsorge http://www.militaerseelsorge.bundeswehr.de
Katholische Militärseelsorge – mit einem Lexikon der Ethik! http://www.katholische-militaerseelsorge.de/
Institut für Theologie und Frieden (in Trägerschaft der Katholischen Militärseelsorge) http://www.ithf.de/
Graphik der Organisationsstruktur der evang. Militärseelsorge: http://www.militaerseelsorge. bundeswehr.de/portal/a/eka/mediabild? yw_contentURL=/02DB090200000001/W26L4NFT593INFODE/content.jsp
Anmerkung
1) ,,Es ist auch ganz klar, dass die Opfer, die gebracht werden, nicht umsonst sein dürfen." Brigadegeneral Frank Leidenberger, ISAF-Kommandeur für Nordafghanistan, Tagesschau vom 03.04.2010; http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan1740.html, eingesehen am 10.06.2010. ,,Ihr Tod darf aber nicht vergebens sein. Wir geben nicht klein bei. Wir werden weiter kämpfen. Und wir werden gewinnen." Frank Leidenberger, Tagesthemen vom 04.04.2010; http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt2192.html, eingesehen am 11.6.2010.
Dr. Matthias-W. Engelke, evangelischer Pfarrer in der Kirchengemeinde Lobberich in Nettetal/Niederrhein, ist Vorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes/deutscher Zweig. Von 1997 bis 2001 war er Militärpfarrer in Idar-Oberstein (Artillerieschule) und Birkenfeld (2. Luftwaffendivision).
Aus: "Kirche, Krieg & Frieden - Der Kriegsdienst der Militärseelsorge" von Matthias Engelke (2010)
Dossier Nr. 65 - Wissenschaft & Frieden 2010-3: Afghanistan: Krieg ohne Ende
Quelle: http://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?dossierID=069 (http://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?dossierID=069)
Quote[...] Die EU-Staaten haben US-Diplomaten zufolge die Hoffnung auf einen Erfolg der Mission in Afghanistan aufgegeben. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy habe dieses Stimmungsbild in einem Gespräch mit dem Botschafter in Belgien, Howard Gutman, gezeichnet, berichtete die belgische Zeitung Le Soir unter Berufung auf vertrauliche Depeschen des Washingtoner Außenministeriums, die die Online-Plattform Wikileaks vergangene Woche veröffentlicht hatte.
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"Niemand in Europa glaubt mehr an Afghanistan", sagte van Rompuy demnach am 4. Januar dieses Jahres. Damals schied er gerade aus dem Amt des belgischen Regierungschefs, um EU-Ratspräsident zu werden. "Wir bleiben aus Respekt den Amerikanern gegenüber noch 2010, das ist es", wird van Rompuy in den Dokumenten weiter zitiert.
... Die Zeitung hebt hervor, dass die Regierung die Fortschritte bei der Bekämpfung des Problems in den Korrespondenzen pessimistischer einschätze als in öffentlichen Erklärungen. So werde in einem geheimen Clinton-Memorandum vom Dezember 2009 beklagt, dass Bewohner Saudi-Arabiens und dessen Nachbarn – allesamt Verbündete der USA – viele extremistische Aktivitäten finanzierten.
...
Quote* pulviscinisnihil
* 06.12.2010 um 7:23 Uhr
Ist ja niedlich...
...deutsche und andere europäische Soldaten, werden aus "Respekt" gegenüber den USA in den Tod geschickt ?
Erinnert irgendwie an die Menschenopfer für irgendwelche heidnischen Götter.
Quote* Thrudheim
* 06.12.2010 um 8:25 Uhr
Das Volk wird belogen und betrogen!
Warum gehen die Regierenden so mit "ihrem" Volk um? Ist das Volk für diese Zusammenhänge zu dumm? Ich wette, dass in der BRD gar nichts mehr OK ist. Ein einziges Lügengebäude des real existierenden demokratischen Feudalismus. Und wir überziehen ein Land wegen eines politischen Schmarrn und einer großen Lüge mit Krieg. Der Fisch stinkt vom Kopf her.
Das intrinsische Interesse des Volkes an diesem Staat sinkt. Die Macht mit ihren Kontrollen und Sanktionen ist zunehmend die motivierende Kraft zum Mitmachen.
Wikileaks, der einzige Lichtblick unserer Zeit. Unsere Presse, das totale Versagen auf Verlangen. Sprachrohr und Werkzeug der Regierenden. Verfangen in Lügen und Nebensächlichkeiten. Pseudokritisch. Neoliberal verblendet.
Quote* Harzer
* 06.12.2010 um 8:42 Uhr
Wo war der gesunde Menschenverstand ???
..."Niemand in Europa glaubt mehr an Afghanistan",
"Wir bleiben aus Respekt den Amerikanern gegenüber noch 2010,"...
Jeder mit etwas Verstand und einer durchschnittlichen Allgemeinbildung konnte das von Anfang an voraussehen.
Daß Deutschland dort verteidigt würde, war von Anfang an nur eine Phrase.
Hatten unsere Politiker nur "nicht genug Band an der Hose" um sich trotz besseren Wissens dem Druck zum Mitmachen zu widersetzen ?
Die richtig Betrogenen sind jetzt die Soldaten, die sinnlos ihr Leben verloren haben!
Quote* DieWelle
* 06.12.2010 um 9:17 Uhr
Theorie oder Tatsache...
also haben die "Veschwörungstheoretiker" mal wieder recht...
Mich wundert nur, dass es wikileaks benötigt um zu erkennen, dass es mal wieder NUR UM GELD GEHT...
...
Quote* Klaus Schw.
* 06.12.2010 um 9:20 Uhr
13. Ich finde das Ekelhaft !
Da kommt es zu einem furchtbaren Verbrechen am 9.11.2001.
Der damalige Präsident, anbei ein Mensch der auch noch stolz darauf ist die Menschenrechte mit Füssen zu treten, überfällt zwei autonome Länder die "möglicherweise" etwas mit diesem Verbrechen zu tun haben.
Abertausende von Soldaten und unschuldigen Zivilisten sterben oder werden an Körper und Geist verkrüppelt.
Diese Länder werden dann besetzt gehalten und die "Rechtstaaten" der EU beteiligen sich auch noch daran!
Obwohl im Januar scheinbar bereits klar war das man Afghanistan nicht Verwestlichen kann stimmen unsere feinen Abgeordneten von CDU CSU FDP SPD Grünen noch in diesem Jahr für eine Verlängerung der Besetzung durch Deutsche Soldaten um hier den Aggressoren einen GEFALLEN zu tun und Ihnen zu helfen ihr Gesicht zu wahren.
Ich wünsche jedem Abgeordneten und Regierungsmitglied das für die Verlängerung dieses Einsatzes gestimmt haben das Ihm oder Ihr die Gesichter der gefallenen Soldaten und der unschuldigen getöteten Zivilisten ihr Leben lang vor Augen stehen.
Hochachtungsvoll
Klaus
Aus: "Wikileaks Europas Bekenntnis zum Afghanistan-Einsatz bröckelt" (6.12.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-12/eu-afghanistan-wikileaks (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-12/eu-afghanistan-wikileaks)
Quote[...] Neun Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes hat das Ansehen des Westens in der afghanischen Bevölkerung ein Allzeittief erreicht. Nicht einmal mehr jeder dritte Afghane bewertet das Engagement von USA und NATO positiv, während zwei Drittel der Bevölkerung den Verbündeten ein negatives Zeugnis ausstellen. Besonders dramatisch ist der Sympathieverlust der Deutschen im Nordosten des Landes, dem Einsatzgebiet der Bundeswehr. Das sind die ernüchternden Botschaften der sechsten gemeinsamen Umfrage, die die ARD mit ihren Partnern ABC, BBC und "Washington Post" unter 1691 Afghaninnen und Afghanen durchgeführt hat. ... Deutlich verschlechtert haben sich auch der Zugang zu sauberem Wasser, die Rechtslage der Frauen sowie die Bewegungsfreiheit im Land. Dabei sind es solche konkreten Veränderungen im Alltag, nach denen Menschen ihre Lebenssituation bewerten. ... Entsprechend kritisch fällt das Urteil über die Arbeit internationaler Hilfsorganisationen aus, deren Tätigkeit nur noch von 43 Prozent der Befragten insgesamt positiv gesehen wird. Gerade einmal die Hälfte der Afghanen meint, ausländische Unterstützung werde "überwiegend sinnvoll" eingesetzt, 67 Prozent der Menschen sind überzeugt, dass ein erheblicher Teil der Gelder in dunklen Kanälen landet und die Bevölkerung nie erreicht. Damit wird internationale Hilfe vor allem mit der allgegenwärtigen Korruption in Afghanistan verbunden, die von rund 90 Prozent der Menschen als erhebliches Problem wahrgenommen wird.
...
Aus: "Das Ansehen des Westens ist so schlecht wie nie" Von Arnd Henze, WDR (06.12.2010)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistanumfrage190.html (http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistanumfrage190.html)
QuoteBERLIN taz | Rüstungsexporte sind ein unangenehmes Thema für jede Regierung - besonders wenn sie steigen. In Deutschland war dies auch im Jahr 2009 so, inländische Unternehmen exportieren für Milliarden Euro in alle Welt. Und weil das Thema offenbar so unangenehm ist, gibt es noch Anfang Dezember 2010 keine offiziellen Zahlen aus der Bundesregierung zu dem Thema. ...
Dass er trotzdem den alljährlichen Rüstungsexportbericht der GKKE vorstellen konnte, lag an einigen Kniffen der Verfasser. So betonte Jüsten, das Zahlenmaterial stamme vor allem aus kleinen Anfragen aus dem Bundestag, die im Laufe der Zeit "sehr detailliert vor allem von Vertretern der kleinen Oppositionsparteien" gestellt wurden.
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Im Ergebnis steigen die Rüstungsexporte Deutschlands in einigen Bereichen - in anderen bleiben sie auf unverändert hohem Niveau. Die Anzahl der Einzelausfuhrgenehmigungen stieg 2009 um 4,8 Prozent auf mehr als 16.201 Fälle an. Das Gesamtvolumen beträgt damit nach Schätzungen der Verfasser rund 5,5 Milliarden Euro. Damit ist Deutschland international mit einem Anteil am Weltmarkt von 8 Prozent drittgrößter Waffenhändler, hinter den USA (41 Prozent) und Russland (10,5 Prozent).
Aus einer amerikanische Studie zitierten die Verfasser zudem das aktuelle Volumen der Neuverträge: Für 3,7 Millarden Dollar haben deutsche Hersteller demnach im Jahr 2009 Geschäfte für die Zukunft ausgehandelt - im Jahr zuvor war es noch rund eine Milliarde Dollar. Für den GKKE-Vorsitzenden Jüsten die Grundlage für "weitere Steigerung" der Exporte.
Auch in einem anderen Bereich war die Bundesregierung im vergangenen Jahr aktiver als zuvor: Bei den sogenannten Hermesbürgschaften, also staatlich abgesicherten Geschäften. Waren es im Jahr 2008 noch fast marginale 21 Millionen Euro, ist dieser Wert im Jahr 2009 auf knapp 2 Milliarden angestiegen. Wirtschaftlich abgesichert liefern deutsche Unternehmen so Rüstungsgüter in Länder wie Indien, Irak, Libyen, Pakistan oder Saudi-Arabien. "Dieser enorme Anstieg an staatlichen Ausfallbürgschaften für deutsche Rüstungstransfers erstaunt gerade vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise", sagte Jüsten, zudem werde "das Geschäftsrisiko von rüstungsexportierenden Firmen zu Lasten des Steuerzahlers reduziert".
...
Quote13.12.2010 18:13 Uhr:
von Steuerzahler:
Finde ich gut, das sichert eine Menge Arbeitsplätze in Deutschland :-)
Quote14.12.2010 10:36 Uhr:
von vantast:
Sicher, die Sozen waren an den Arbeitsplätzen interessiert, die CDU daran, daß die Menschen möglichst früh in den Himmel kommen, die FDP huldigte ihrem Geldgott. Von Rheinmetall heißt es, daß etwa 80 Menschen / Monat auf das Konto eines Arbeiters gehen.
Nur den Endverbraucher fragt niemand, auch nicht in der christlich-jüdischen Kultur.
Quote13.12.2010 20:39 Uhr:
von Celsus:
Drittgrößter Waffenexporteur. Damit klebt viel Blut an den Händen der deutschen Exportindustrie. Fälle verbotener Lieferungen nach Mexiko und in andere Länder ergänzen das Bild. Da soll mir jemand weißmachen, dass deutsche und andere Geheimdienste nicht schon gemeldet hätten, von wem die Waffen kommen, mit denen anderenorts Menschen ermordet werden und die Bevölkerung unterdrückt wird. ...
Quote13.12.2010 18:47 Uhr:
von h.stoss:
"Nie wieder soll von deutschem Boden ein Krieg ausgehen!"
Kann sich wer erinnern?
Aus: "Deutschland rüstet auf" VON GORDON REPINSKI (13.12.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/deutschland-ruestet-auf/ (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/deutschland-ruestet-auf/)
-.-
Quote[...] ... Ministergattin Stephanie zu Guttenberg. So wie sie dem Flieger im Feldlager Kundus in Afghanistan völlig knitterfrei entsteigt und sich durch die Haare fährt, fühlt man sich an die Drei-Wetter-Taft-Werbung aus den Neunzigern erinnert. ... Auch bei der Wahl der Beinkleider hat der Verteidigungsminister Erfahrung: Die sandfarbene Hose hat sich schon während der vergangenen Reisen nach Afghanistan bewährt, nun reisen die Guttenbergs eben im Partnerlook. ... Die Frau des Verteidigungsministers kombiniert diese Hose mit einem nachtblauen Parka, der sowohl sportlich als auch praktisch wirkt. Stephanie zu Guttenbergs derbe Ugg-Boots sind auf alle Fälle eine viel bessere Wahl als ... ... die Ballerinas, die Eva Luise Köhler, die Frau des damaligen Bundespräsidenten, bei ihrem Besuch im Bundeswehrfeldlager Camp Marmal in Masar-i-Scharif im Norden von Afghanistan im Mai trug. ... Stephanie zu Guttenberg unterscheidet sich in ihrem Alltags-Look auch sonst deutlich von Eva Luise Köhler. Die dicke Schutzweste und der Helm in der Hand lassen die Frau des Verteidigungsministers unter den Truppen in Afghanistan nicht weiter auffallen. Doch wer genau hinsieht, merkt: Ihr Auftritt ist wie immer ladylike - dafür sorgt der Leder-Shopper und der Parka mit Pelzbesatz. ... Das Ehepaar zu Guttenberg ist auf dem besten Weg, sich als Stilvorbild zu etablieren. Das hat ihr Überraschungsbesuch in Afghanistan bewiesen.
...
Aus: "Stilkritik: zu Guttenberg - Sand im modischen Getriebe" (2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/leben/stilkritik-stephanie-zu-guttenberg-sand-im-modischen-getriebe-1.1035495 (http://www.sueddeutsche.de/leben/stilkritik-stephanie-zu-guttenberg-sand-im-modischen-getriebe-1.1035495)
-.-
Quote[...] Afghanistan ist auf diesem Ego-Feldzug ein wunderbarer Hintergrund: Um Entschiedenheit und Mitgefühl auszudrücken gibt es, zumindest optisch, wenig Besseres als die tarngefleckte Volksverbundenheit mit der Frau Oberfeldwebel unter dem klaren Himmel Zentralasiens.
...
Quote13.12.2010 um 19:08 Uhr
pira26 schreibt Danke nochmal an die Soldat(inn)en, für Ihren grandiosen Job.
Und auch an den Bundesminister und seine Frau für diese ehrliche, authentische und mutige Aktion, mit denen auch beide Danke gesagt haben.
Klar dass die Opposition sauer ist, die sind ja auch gegen das "Danke" an die Soldaten. Sie sind - wie immer - gegen alles.
Obwohl Rotgrün Schröder/Fischer unsere Soldat(inn)en dorthin geführt hat.
Aber die grünroten Linkspopulisten sind ja so rückgratslos, dass sie nicht mal eine Rente mit 67 durchdrücken können, die sie selbst eingeführt haben.
Quote14.12.2010 um 09:02 Uhr cogito-ergo-sum schreibt
Wozu Kerner?
Bei dem adligen Pärchen passt doch alles zusammen: Die Gattin tritt im Schmuddelkanal RTL 2 auf, der Herr Minister nimmt den Dampfplauderer Kerner vom Privatsender SAT1 mit ins Camp. Dabei hätte es Kerners gar nicht bedurft. ZDF-Korrespondent Gack (nomen est omen) tritt doch schon lange als Sprachrohr des Ministers und des Militäreinsatzes auf. Kriegs-PR kann der Gack wahrscheinlich noch besser als der Kerner.
Quote14.12.2010 um 08:59 Uhr
laVictoria schreibt
Ich traue meinen Mitbürgern zu
dass sie den zum Kanzler wählen. Das ist die deprimierende Erkenntnis nach derartigen Show-Events.
Das riecht ein wenig nach Berlusconi - Bella Figura jeder Situation.
Da darf auch die inzwischen medienerfahrene Gattin nebst Visagistin und eigener Personenschützerin nicht fehlen.
Und der embedded Journalist Kerner mit an Bord, damit "das Volk" bloß nichts verpasst.
Aus: "Ego-Feldzug am Hindukusch" Ein Kommentar von Kurt Kister (13.12.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/guttenberg-in-afghanistan-ego-feldzug-am-hindukusch-1.1035771 (http://www.sueddeutsche.de/politik/guttenberg-in-afghanistan-ego-feldzug-am-hindukusch-1.1035771)
-.-
Quote[...] Die Show für die Truppen ist so alt, wie es Truppen gibt. Wer Krieg führt, braucht nicht nur moralische Unterstützung, sondern auch Spaß: als Ablenkungsmanöver vom harten Soldatenjob und als Vorzeichen eben jener Zivilität, die im Krieg nicht selten verteidigt wird. Wer Militäreinsätze organisiert, muss folglich für den moralischen Rückhalt sorgen, für die seelische Erbauung und den erotischen Ausgleich. Party als psychologische Kriegsführung, ein Stück Normalität mitten im permanenten Ausnahmezustand. Auch Soldaten sind Menschen.
Seit altersher gab es die mitreisenden Priester, die Soldatenhure, die Drogen, die Feldpost. Heutzutage sollen nicht nur Armeesender ("Good Morning Vietnam") die Kampfkraft stärken, sondern auch Promis, Präsidenten und Politikstars ebenso wie Showgrößen aus Film, Pop und Fernsehen. In Amerika hat das Tradition. Marlene Dietrichs Besuch der gegen Hitlers Wehrmacht kämpfenden US-Truppen ist Legende – und wurde ihr von den Deutschen beschämend lange nicht verziehen. Nicht minder berühmt sind Marilyn Monroes Auftritte in Korea, wo sie 1954 in nur vier Tagen vor über 100.000 Soldaten sang – und dafür eigens ihre Flitterwochen unterbrach.
Auch Fred Astaire und die Marx Brothers gaben sich im Zweiten Weltkrieg die Ehre, nach Vietnam reisten Jayne Mansfield, John Wayne, Sammy Davis jr. und Bob Hope mit seinen Weihnachtsspecials. Im Kosovo traten Karat und No Angels auf. Die Irakkämpfer wurden unter anderem von Angelina Jolie und Brad Pitt, Jennifer Lopez, Robin Williams, Bruce Willis und dem Rapper 50 Cent versorgt. Den Soldaten zuliebe erinnerte sich Schwarzenegger sogar an sein früheres Leben und brachte einen Terminator-Film mit. Je größer die Antikriegsstimmung, desto mehr sank jedoch der Promifaktor bei der US-Truppenbetreuung.
Stars an die Front: eine Prozedur mit Risiken und Nebenwirkungen. Der Patriot Glenn Miller, der seine Jazzkarriere unterbrach, um das Army Air Force Orchestra zu leiten, kam 1944 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, auf dem Weg zu einem Pariser Konzert mit der Musikertruppe. Xavier Naidoo beteuerte auf seiner Homepage, dass er den Bundeswehreinsatz nicht grundsätzlich befürworte und er sich nicht in Szene setzen wolle. Die Rockband Pink Mail wiederum durfte ihren eigenen Song Afghanistan nicht spielen, wegen der Zeile "Auch wenn die Lage scheiße ist, wir bleiben trotzdem hier". Nur zwei Dosen Bier waren pro Konzertbesucher erlaubt.
Das schrillste Bild für den Wahnsinn, mitten im Kampf den ganz normalen Entertainmentwahnsinn zu veranstalten, hat Francis Ford Coppola in Apocalypse Now gefunden: mit einer Armada von Playboybunnies, die auf Hubschraubern im Dschungel von Indochina einfliegt.
Die Deutschen üben noch, was die Inszenierung der Truppenbetreuung angeht.
...
Quote* stier1952
* 13.12.2010 um 21:29 Uhr
Ken und Barbie
... im sehr gefährlichen Afghanen-Land.
Trotz großer Gefahr durch gefährliche Verbrecher sind sie für die mutigen deutschen Soldaten da!
Mit großem Ernst, gut gestylt und perfekt geschminkt sind sie auf schönen, gut fotografierten Bildern zu sehen.
Die heimischen Medien sind heute voll mit den Bildern dieses schönen Paares im gefährlichen Land der Bösen.
So zeigen die edlen Ken und Barbie ihre Unterstützung für die mutigen, hart kämpfenden Soldaten.
Noch mehr Unterstützung und Sympathie für die hart kämpfende Armee wäre es, wenn Ken und Barbie vor Kameras mit den vielen kleinen Kindern lachen würden, die von den deutschen Soldaten gerettet wurden.
Kommen diese Bilder morgen noch? Und wird Ken sich noch als Weihnachtsmann verkleiden?
Quote
* Mothers finest
* 13.12.2010 um 21:37 Uhr
"Kommen diese Bilder morgen noch?"
Sie kommen und werden Millionen entzücken.
http://www.bild.de/BILD/politik/2010/12/13/stephanie-zu-guttenberg-in-afghanistan/deutschlands-mutigste-frau.html (http://www.bild.de/BILD/politik/2010/12/13/stephanie-zu-guttenberg-in-afghanistan/deutschlands-mutigste-frau.html)
Noch Fragen?
Quote* teardown
* 13.12.2010 um 22:29 Uhr
... Ob es der Steigerung "unserer" Wehrkraft nützt!?
Quote* Himmelhilf
* 13.12.2010 um 23:30 Uhr
Lachen vergangen
Unser Innenminister spricht von einer akuten Bedrohungslage und weist darauf hin, dass auf Weihnachtsmärkten der Glühwein dieses Jahr nicht sicher ist. In Schweden zündet ein Mensch ohne Unbeteiligte in den Tod zu reißen zwei Bomben. ... Fehlt nur noch, dass Frau zu Gutenberg sich in eigens mit Schaum gefülltem Whirlepool online zur Schau gestellt rekelt. So etwas nenne ich Deeskalationsstrategie.
Quote* Fred.Feuerstein
* 13.12.2010 um 23:50 Uhr
Mal was anderers
Da nimmt der Baron seine Frau mit nach Afganistan und schon ätzen wieder alle rum, die selber nie den Hintern hochkriegen. Warum sind die denn so beliebt bei den meisten Leuten? weil sie sich wohltuend von der sonstigen Politikerklasse abheben. Schon mal nachgedacht, dass die meisten der Leute, die soviel Kohle haben, eher für eine Woche auf die Maleieven fliegen, als sich am Hindukusch den Hintern abzufrieren.
Quote* Himmelhilf
* 14.12.2010 um 0:27 Uhr
Bombenstimmung ad absurdum
Auf den Schlusssatz von Kerner bin ich schon gespannt, er könnte lauten:
"Hier in Afghanistan ist Bombenstimmung, hoffentlich können wir von der Stimmung etwas mit nach Deutschland bringen."
Bitte bleiben Sie sachlich. Danke. Die Redaktion/er
Aus: "Eine kleine Geschichte der Truppenbetreuung" Von Christiane Peitz (Tagesspiegel, 13.12.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-12/truppenbesuch-guttenbergs-afghanistan-vietnam (http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-12/truppenbesuch-guttenbergs-afghanistan-vietnam)
-.-
Quote[...]
Quote14.12.2010 11:20 Uhr:
von G. Wb.:
Der Besuch dieses Herrn zu Guttenberg erinnert mich an den Gutsherren, der mit der "Gnädigen" kurz vor Weihnachten seinen Pflichtbesuch im Dorf-Armenhaus macht
Quote
14.12.2010 10:47 Uhr:
von Ischariot Baumann:
Wie wär's denn mal mit 'Wetten, dass...?' am Hindukusch?
Quote14.12.2010 08:52 Uhr:
von Kai:
Sehr sympathische Paar, Herr zu Guttenberg ist der ideale Kanzlerkandidat :-)
...
Kommentare zu: "In Zeiten der Restauration" (14.12.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/kommentarseite/1/in-zeiten-der-restauration/kommentare/1/1/ (http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/kommentarseite/1/in-zeiten-der-restauration/kommentare/1/1/)
Quote[...] Präsident Barack Obama hat die Drohnen-Angriffe gegen Pakistan, für die formal der Auslandsgeheimdienst zuständig ist, nach seinem Regierungsantritt im Januar 2009 zur Chefsache gemacht und ihre Zahl massiv gesteigert. Während es in der gesamten Amtszeit von George W. Bush 41 solche Attacken gab, ließ Friedensnobelpreisträger Obama im laufenden Jahr bereits 108 mal zuschlagen.
CIA und US-Regierung machen über Zweck und Folgen der einzelnen Angriffe niemals Angaben. Aus den Meldungen der englischsprachigen Medien Pakistans, die über jeden einzelnen Angriff möglichst genau zu berichten bemüht sind, ergibt sich, daß neben vielen Unbeteiligten mehrheitlich sogenannte low-level fighters getötet und verletzt werden. Also örtliche Stammeskrieger, die selbst bei maximaler Ausdehnung des Begriffs keine Kombattanten des Gegners im »Krieg gegen den internationalen Terrorismus« und schon gar nicht »legitime Ziele« für ein Mordprogramm sind. Daß diese Praxis eine gewaltige Rekrutierungsmaschine für die Aufständischen ist, kann mittlerweile als Anfängerwissen für jede Counterinsurgency-Strategie gelten.
...
Aus: "Protest der Opfer" Von Knut Mellenthin (13. Dezember 2010 )
Islamabad: Demonstrationen gegen die US-amerikanischen Drohnenangriffe in Pakistan.
Obama hat den unerklärten Krieg gegen die Stammesgebiete erheblich ausgedehnt
Quelle: http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Pakistan/opfer.html (http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Pakistan/opfer.html)
Quote[...] Kabul - Durch Anschläge und Kämpfe in Afghanistan sind im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Menschen getötet worden. Unter den Opfern der Gewalt waren rund 2000 Zivilisten, wie die Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage offizieller Zahlen und der Angaben der unabhängigen Website icasualties.org am Sonntag berechnete.
.... Wie der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Semarai Baschari, sagte, wurden 2043 Zivilisten bei Attentaten von Rebellen oder Militäreinsätzen gegen die Aufständischen getötet. Die Uno geht von einer höheren Opferzahl aus: In einem im Dezember veröffentlichten Bericht schätzte sie die Zahl der getöteten Zivilisten zwischen Januar und Oktober auf 2412, das entspricht einer Steigerung um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
... Laut Baschari wurden 1292 afghanische Polizisten im vergangenen Jahr getötet, 5225 Aufständische seien ums Leben gekommen. Die Nato will in diesem Jahr mit der schrittweisen Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen beginnen, die bis 2014 abgeschlossen sein soll.
... Der Bundestag stimmt Ende Januar über die Verlängerung des Afghanistan-Mandats ab. Die SPD hat ihre Zustimmung davon abhängig gemacht, dass der Beginn des Abzugs für 2011 festgeschrieben wird. Die Grünen pochen auf einen präzisen Stufenplan, der 2011 beginnt und 2014 endet. Union und FDP sind dagegen der Ansicht, dass eine vorzeitige Festlegung den Taliban in die Hände spielen könnte.
ore/AFP/dpa
Aus: "Jahresbilanz: Mehr als 10.000 Tote in Afghanistan" (02.01.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,737401,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,737401,00.html)
Quote[...] London - Einer der Hauptinformanten über angebliche Massenvernichtungswaffen des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein hat eingeräumt, die Geheimdienste Deutschlands und der USA belogen zu haben. Der unter dem Decknamen "Curveball" bekannte Iraker sagte der britischen Tageszeitung "The Guardian", er habe damit Saddam Husseins Sturz bewirken wollen.
Rafed Ahmed Alwan al Dschanabi alias "Curveball" sagte der Zeitung, er habe dem Bundesnachrichtendienst (BND) bewusst falsche Informationen über eine angebliche Produktion und Verteilung von biologischen Waffen im Irak gegeben. Diese wurden dann an die USA weitergegeben.
"Ich hatte die Chance, etwas zu konstruieren, um das Regime zu stürzen. Ich und meine Söhne sind stolz darauf", so der Mann. Laut "Guardian" fand das Interview mit al Dschanabi in Deutschland statt.
Im Februar 2003 nutzte der damalige US-Außenminister Colin Powell unter anderem Informationen von "Curveball" in einer Rede vor dem Uno-Sicherheitsrat. Darin war der angebliche Besitz von Massenvernichtungswaffen einer der zentralen Vorwürfe gegen Saddam Hussein - und ein Hauptargument für Militärinterventionen im Irak.
Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Informanten waren jedoch schon relativ früh aufgetaucht. 2008 hatte Powells damaliger Stabschef Lawrence Wilkerson die Rede in einem SPIEGEL-Interview als "oberflächlichen Bullshit" bezeichnet.
"Curveball" sagte dem "Guardian", er habe seine Lüge gegenüber dem BND bereits vor längerer Zeit zugegeben, geschehen sei aber nichts. Laut der Zeitung hatte der Mann außerdem über Jahre Geld vom deutschen Geheimdienst erhalten. Zum aktuellen Bericht der Zeitung und zum derzeitigen Aufenthaltsort des Irakers wollte sich der BND am Mittwoch nicht äußern.
Im Jahr 2005 warfen mehrere BND-Mitarbeiter den USA vor, die Aussagen von "Curveball" überbewertet und entstellt zu haben. In einem Interview der "Los Angeles Times" sagten sie, der Iraker habe nie behauptet, selbst biologische Waffen hergestellt oder andere bei der Produktion beobachtet zu haben.
Dennoch habe der damalige US-Präsident George W. Bush davor gewarnt, dass Saddam Hussein über mindestens sieben mobile Labors zur Herstellung von Biowaffen verfüge - und sich dabei offenbar auch auf die Informationen aus Deutschland berufen.
Nach Angaben der BND-Mitarbeiter lebte "Curveball" damals unter falschem Namen in Süddeutschland. Von der Rede Powells vor dem Uno-Sicherheitsrat sei er "geschockt" gewesen, sagte der Iraker dem "Guardian". Allerdings habe dieser den Einmarsch der USA in den Irak nicht allein mit seiner "Geschichte" gerechtfertigt.
Gegen den BND erhob "Curveball" Vorwürfe, die allerdings nicht zu seiner Aussage passten, er habe den Sturz Saddam Husseins provozieren wollen: Nach der Kontaktaufnahme durch einen deutschen Agenten namens "Dr. Paul" im Jahr 2000 sei ihm zugesagt worden, dass die zur Verfügung gestellten Informationen nicht an Dritte weitergegeben würden, so "Curveball".
Außerdem habe man ihm im Jahr 2002 gedroht, dass er nicht mit seiner damals schwangeren Frau zusammenleben dürfe, wenn er nicht kooperiere.
jok/AFP/dpa
Aus: "US-Spion gibt Lügen über irakische Bio-Waffen zu" (16.02.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,745997,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,745997,00.html)
Quote[...] Die nun "gravierenden Fehler" hatte zu Guttenberg zuerst als "abstruse Vorwürfe" seiner Gegner bezeichnet, dann als versehentliche Zitierfehler dargestellt. Erst nachdem seine Arbeit im Internet minutiös zerlegt und ihm dabei systematisches Kopieren nachgewiesen wurde, gab er nun zumindest zu, dass er "an der einen oder anderen Stelle den Überblick über die Quellen verloren" habe.
An der einen oder anderen Stelle? Den Überblick verloren? Laut der zugegeben mit Vorsicht zu bewertenden Statistik der Plagiatsjäger im Internet enthalten derzeit fast 73 Prozent der Arbeit Plagiate, die nicht von Guttenberg selbst sind. Interessant auch, dass ihm das erst beim "erneuten Lesen der Dissertation über das Wochenende" aufgefallen sein soll.
Dem einen oder anderen seiner Anhänger mag das genügen, immerhin gilt vielen die ganze Affäre als Lappalie. Doch zeigt der Minister, der über Tod und Leben von deutschen Bürgern in Uniform entscheidet, wieder nur, welch interessantes Verhältnis er zur Wahrheit hat.
... Noch ein Beispiel? Nicht nur beim Inhalt der Arbeit bediente er sich der gemeinhin als Salamitaktik bekannten Methode, auch beim Doktortitel selbst mühte er sich, im Untergang so gut wie nur möglich auszusehen. Den Titel nicht mehr führen zu wollen ist das eine, ihn aber in einer großzügig und freiwillig wirken wollenden Geste "zurückzugeben", grenzt an Realitätsverleugnung.
Immerhin schien es nur noch eine Frage von Stunden zu sein, dass die Universität ihm den Titel wieder wegnimmt, ihn aberkennt, wie es ihre Pflicht und Aufgabe ist. Offensichtlich wollte zu Guttenberg dem nun zuvorkommen.
Vor kurzem hatte er dagegen noch selbstbewusst gesagt: "Ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten. Allerdings nur bis dahin, anschließend würde ich ihn wieder führen."
Diese Prüfung seiner Arbeit werde das nicht stoppen, wie auch die Universität nun erklärte, sie sei dazu verpflichtet. Angesichts der Tatsache, dass der Prüfer an der Uni die Arbeit mit der höchsten Note summa cum laude bewertet hatte, bleibt ihr auch nichts weiter übrig.
... Er sagte, er wolle trotz des "Sturms der Kritik" seine Aufgabe für die Bundeswehr erfüllen. Ob er ihr damit einen Dienst erweist? Für Politiker, die kaum noch jemand ernst nimmt, gibt es einen Schmähnamen: Grüßaugust.
Quote* RainerKrauss
* 22.02.2011 um 0:45 Uhr
Wurde auch Zeit
"Möglicherweise habe ich an ein oder anderer Stelle den Überblick über die Quellen verloren."
Möglicherweise ist ihm das bei Kundus ja auch passiert.
Aus: "Guttenbergs interessantes Verhältnis zur Wahrheit" Von Kai Biermann (22.2.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-02/guttenberg-doktor-gestaendnis?page=all (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-02/guttenberg-doktor-gestaendnis?page=all)
QuoteKABUL, Afghanistan — Nine boys collecting firewood to heat their homes in the eastern Afghanistan mountains were killed by NATO helicopter gunners who mistook them for insurgents, according to a statement on Wednesday by NATO, which apologized for the mistake. The boys, who were 9 to 15 years old ....
From: "Nine Afghan Boys Collecting Firewood Killed by NATO Helicopters"
By ALISSA J. RUBIN and SANGAR RAHIMI – Published: March 2, 2011
Source: http://www.nytimes.com/2011/03/03/world/asia/03afghan.html?_r=1 (http://www.nytimes.com/2011/03/03/world/asia/03afghan.html?_r=1)
Quote[...] Arid. U hatte [...] erst vor wenigen Tagen den Kampfnamen «Abu Reyyan» angenommen und zumindest über das Netzwerk «Facebook» Kontakt zu dem marokkanischen Hassprediger Sheik Abdellatif gehabt. Dieser wird schon länger von der Polizei beobachtet und predigte zuletzt in einer Frankfurter Moschee. Die Polizei kannte den Attentäter zuvor nicht, erklärte ein ranghoher Beamter. Er sei seiner Arbeit bei der Post nicht in einem Sicherheitsbereich nachgegangen und daher auch nicht überprüft worden.
Nach Rheins Angaben erschoss der Täter am Mittwoch einen Soldaten bereits vor dem Bus und stürmte dann in den Wagen, wo er als nächstes den Busfahrer tötete. Es fielen weitere Schüsse, die noch zwei Soldaten verletzten. Einer davon schwebte am Donnerstag noch in Lebensgefahr. Erst eine Ladehemmung in der Pistole beendete das Blutbad. Der Täter wurde auf seiner Flucht von Bundespolizisten im Flughafenterminal festgenommen. Die Soldaten hätten zum Teil Uniform getragen und nicht durchgeladene Waffen im Gepäck mit sich geführt.
Am größten deutschen Airport wurden unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen wieder verschärft: Die Bundespolizei ging in den Terminals erneut mit Schutzwesten und Maschinenpistolen Streife und setzte verdeckte Ermittler ein. Im Frankfurter Stadtteil Sossenheim wurde die Wohnung des Todesschützen durchsucht. Er soll bei seinen Eltern gewohnt haben und sich seit 1991 in Deutschland aufhalten.
Arid U. soll nach Medienberichten aus Pristina am 8. Februar 1990 in einem Dorf am Stadtrand von Mitrovica im Norden Kosovos geboren worden sei. Große Teile seiner Familie seien «schon vor vielen Jahren» nach Deutschland ausgewandert. Sie könnten daher nicht als Flüchtlinge bezeichnet werden.
Nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» soll er seinen Anschlag auf den US-Militärbus präzise vorbereitet haben. Spekulationen, nach denen Arid U. vor dem Blutbad auf Arabisch «Gott ist groß» (Allahu Akbar) gerufen haben soll, bestätigten die Ermittler zunächst nicht.
Bei den Opfern handelt es sich um Angehörige der Militärpolizei der US-Luftwaffe. Die etwa ein Dutzend Männer waren in England stationiert und sollten nach Ramstein gebracht werden. Von dort aus sollten sie in Kürze zu einem Einsatz nach Afghanistan oder in den Irak aufbrechen.
...
Aus: "Frankfurt-Attentäter hat islamistischen Hintergrund" (03.03.2011)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1119507 (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1119507)
Quote[...] Die Polizei in der nordafghanischen Provinz Kundus hat schwere Vorwürfe gegen die Bundeswehr erhoben. Der Polizeichef des Distrikts Char Darah, Gulam Mahidin, sagte, deutsche Soldaten hätten am Mittwoch eine Frau erschossen und eine weitere verletzt. "Deutsche Soldaten, die in der Durman-Gegend im Distrikt Char Darah patrouillierten, eröffneten das Feuer. Dabei wurde eine afghanische Frau erschossen und eine weitere verletzt." Die deutschen Soldaten hätten einen "Fehler" gemacht.
Ein Bundeswehr-Sprecher in Kundus sagte, der Fall werde "mit Hochdruck" untersucht. Es sei aber noch keinesfalls erwiesen, dass die Zivilistin von deutschen Soldaten erschossen worden sei. Nach Angaben des Bundeswehr-Sprechers sei eine Patrouille in der Gegend unter anderem mit Panzerfäusten beschossen worden und habe das Feuer erwidert. Später sei einer zweiten Patrouille rund 1400 Meter vom Angriffsort entfernt eine Frau mit einer Kopfverletzung übergeben worden. Dabei habe es sich aber nicht um eine Schussverletzung gehandelt.
Die Frau sei sofort von einer deutschen Ärztin behandelt und dann ins Feldlazarett im Camp gebracht worden, sagte der Sprecher. Dort sei sie an ihrer schweren Verletzung gestorben. Die zweite Frau sei mit einer leichten Splitterverletzung am Fuß selbstständig ins Krankenhaus in Kundus-Stadt gekommen. Bei ihr "liegt der Verdacht nahe", dass die Verletzung bei dem Feuergefecht verursacht worden sei.
Aus: "Deutsche Soldaten sollen Zivilistin erschossen haben" (dpa, 10.3.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-03/afghanistan-bundeswehr-polizei (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-03/afghanistan-bundeswehr-polizei)
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Quote[...] Kunduz - Der Polizeichef des Distrikts Chardarah, Gulam Mahidin, berichtet, deutsche Soldaten hätten auf Patrouille das Feuer eröffnet. In der Folge sei eine afghanische Frau erschossen und eine weitere verletzt worden. Mahidin zufolge hat sich dies in der Durman-Gegend in seinem Distrikt zugetragen.
Die deutschen Soldaten hätten einen "Fehler" gemacht, so der Polizeichef.
...
Quoteanalogmensch, 10.03.2011
Raus...
aus einem Krieg, den die meisten Deutschen von vorn herein nicht wollten. Und die die ihn "wollten", sind damals den Konditionierungsmechanismen gewisser Presseteile verfallen. Es muß langsam dem letzten Dorfbewohner von Ostfriesland klar sein, daß 'wir' unter falschen Vorwänden in Afghanistan sind. Was zur Hölle machen 'wir' dort schon seit fast 10 Jahren? ...
Zudem würde mich noch ernsthaft die ökonomische Bilanz interessieren: Was wurde bisher für diesen Einsatz ausgegeben und welchen Nutzen hatten wir bisher davon? Ich glaube, dass dieses Aktiva-Passiva-Konto (blut-)rot aussieht. ...
Langsam jedoch reicht es sich hier darüber Gedanken zu machen. Das Motto der Stunde könnte 'ziviler Ungehorsam' lauten. Der amerikanische Philosoph Henry David Thoreau hatte einst verweigert die Kriegssteuer zu entrichten, weil er gegen den Krieg mit Mexiko war - so im 19.Jh.
Kann so etwas auch im 21.Jh. möglich sein? Wann dürfen wir, die Steuerzahler entscheiden, was mit unseren Geldern passiert, die wir doch zu unserem Wohle dem Staat spenden. ...
http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=31074
Aus: "Erschossene Frau: Afghanischer Polizeichef klagt Bundeswehr an" (10.03.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,750015,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,750015,00.html)
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Quote[...] Berlin/Kunduz - Sie starb am Rande eines Gefechts zwischen deutschen Soldaten und den Taliban im Distrikt Chahar Darreh in der Provinz Kunduz, Nord-Afghanistan: die 35-jährige Jamila wurde am Donnerstag vor ihrem Haus aufgefunden - von ihrem Ehemann Helaluddin.
Schon wenige Stunden später erhoben dieser und die lokale Polizei in Kunduz schwere Vorwürfe gegen die Bundeswehr. "Wir sind harmlose Bauern", sagte Jamilas Mann SPIEGEL ONLINE, "doch nun werden wir bei der Arbeit von den Deutschen erschossen". Demnach fand er seine Ehefrau im Hof ihres Hauses mit einem Kopfschuss, der seiner Ansicht nach aus einer deutschen Waffe gekommen ist.
Zugleich klagte Gulam Mahidin, der Polizeichef des Distrikts, die Bundeswehr an: "Die junge Frau wollte ihren Sohn in Sicherheit bringen, direkt vor dem Haus wurde sie von einer Kugel in den Kopf getroffen". Demnach habe es nahe des Hauses kurz zuvor ein Gefecht der Bundeswehr mit unbekannten Angreifern gegeben. Als sich die Deutschen mit massiven Gegenfeuer wehrten, so jedenfalls die Darstellung der Polizei, habe eine Kugel unabsichtlich die unschuldige Jamila getroffen.
Kam Jamila tatsächlich durch Kugeln der deutschen Armee ums Leben?
Die Bundeswehr bezweifelt dies. In einem ersten Untersuchungsbericht heißt es nach Informationen von SPIEGEL ONLINE, dass bei der Obduktion von Jamila - sie trug wie viele Afghanen in der Region nur einen Namen - definitiv keine Kugeln und auch keine Splitter gefunden wurden, die auf einen deutschen Schuss oder auch nur einen Querschläger hinweisen könnten.
Aus Bundeswehr-Sicht ist somit ausgeschlossen, dass die Frau im Zusammenhang mit den Kampfhandlungen, die rund 1400 Meter vom Haus der Familie entfernt stattfanden, getötet worden ist. Die Kopfverletzung, so heißt es in dem Bericht, sei merkwürdig, aber mit Sicherheit nicht durch eine deutsche Waffe verursacht.
Auch nach den Untersuchungen bleibt der Fall der getöteten Afghanin rätselhaft. Nach Darstellung der Bundeswehr war eine Gruppe von Bundeswehrsoldaten kurz vor dem Polizeiquartier in Chahar Darreh westlich des deutschen Feldlagers in Kunduz am Mittwoch mit einer Panzerfaustgranate und mit Kalaschnikows beschossen worden. Die Granate explodierte demnach zwischen zwei Bundeswehrfahrzeugen und richtete daher keinen Schaden an. Ein Fahrzeug sei aber von mehreren Kugeln getroffen worden, die Deutschen schossen also zurück.
Die schwer verletzte Jamila sei einer ganz anderen Gruppe von Deutschen dann aber erst später und mit einer Kopfverletzung übergeben worden, dies sei mehr als einen Kilometer vom Ort des Gefechts geschehen. Sie sei sofort von einer deutschen Ärztin behandelt und dann ins Feldlazarett im Camp gebracht worden, sagte ein Bundeswehr-Sprecher. Dort sei sie an ihrer schweren Verletzung gestorben.
... Jamals Ehemann Helaluddin allerdings bleibt gegenüber SPIEGEL ONLINE bei seiner Überzeugung: Die Bundeswehr sei schuld. Er habe Jamila in seinen Armen zu den Deutschen getragen und die Schusswunde an ihrem Kopf selbst gesehen. Die deutschen Soldaten hätten sich bei ihm entschuldigt, allerdings keine Wiedergutmachung angeboten.
Mit dem endgültigen Untersuchungsbericht rechnet die Bundeswehr noch an diesem Wochenende, das Ergebnis aber werde kein anderes sein, heißt es.
Aus: "Bundeswehr erklärt sich für unschuldig" Von Sebastian Fischer und Matthias Gebauer (11.03.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,750434,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,750434,00.html)
Quote[...] Dem 90 Jahre alten gebürtigen Ukrainer Demjanjuk wird vorgeworfen, 1943 als "fremdvölkischer Hilfswilliger" der SS in Sobibor bei der fabrikmäßigen Ermordung Zehntausender Juden "bereitwillig" geholfen zu haben. Der Prozess hatte am 30. November 2009 begonnen, es fanden bisher fast 90 Verhandlungstage statt.
...
Aus: "Prozess gegen Demjanjuk 470 Anträge abgelehnt" Von Robert Probst (17.03.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/prozess-gegen-demjanjuk-antraege-abgelehnt-1.1073568 (http://www.sueddeutsche.de/politik/prozess-gegen-demjanjuk-antraege-abgelehnt-1.1073568)
Quote[...] Libyen und die Elfenbeinküste liegen beide auf dem afrikanischen Kontinent. Doch dieser Teil der Welt ist so groß und reich an Kontrasten, dass die Länder, in denen zur Zeit viele Bomben fallen, wenig miteinander gemein haben - abgesehen von der seltsamen Psyche zweier Männer, die in ihrer Verblendung nicht einsehen wollten und wollen, dass es Zeit geworden ist, die politische Bühne zu verlassen.
... Auffällig ist, dass beide Konflikte die Weltgemeinschaft auf sehr unterschiedliche Weise mobilisiert haben. Während Gaddafis Reich seit Wochen die Weltnachrichten beherrscht, kam die Elfenbeinküste über den Rang einer Fußnote kaum hinaus. Erst in den vergangenen Tagen wuchs - mit der zunehmenden Brutalität des Konflikts - die Aufmerksamkeit für die einst schillernde Tropenmetropole Abidjan, in der ein blutiger Häuserkampf tobte.
Während die von der Nato geführte Allianz in Libyen massiv militärisch interveniert, um "Zivilisten zu schützen", wie es in der UN-Resolution heißt, haben die Vereinten Nationen - mit Unterstützung Frankreichs - in der Elfenbeinküste sehr spät ihre Hubschrauber in die Schlacht geschickt.
Sie feuerten Raketen auf Gbagbos Artillerie. Auch diese Attacken wurden mit dem Mandat begründet, dass man Zivilisten schützen muss. Allerdings war davon einige Zeit zuvor nichts zu bemerken, als bereits viele schutzlose Menschen durch die wachsende Gewalt starben. Man kann daraus den Schluss ziehen: Die Logik von militärischen Interventionen folgt kaum moralischen Prinzipien oder gar humanitären Zielen. Der oftmals postulierte "Schutz von Zivilisten", mit dem viele UN-Interventionen begründet werden, verschleiert die vorrangigen Ziele von zahlreichen Militäreinsätzen.
Der Vorsatz, anderswo in der Welt Schutz zu leisten, dient häufig dazu, breite Unterstützung in der Wählerschaft des eigenen Landes zu mobilisieren. Was könnte edler sein, als sich der Rettung von Menschen in Not zu verschreiben? Darin spiegelt sich eine alte Sehnsucht nach einer höheren Moral in der Politik. Aber ist sie auch bestimmend? Wohl kaum. Ansonsten würden wir ständig Interventionen erleben müssen, nicht nur in Libyen, sondern vor allem auch südlich der Sahara. Orte, an denen Menschen schutzlos leiden, von Milizen drangsaliert und ermordet werden, sind überall auf der Welt zu finden, gerade in den armen Regionen.
... Die Kriege in der Elfenbeinküste wie in Libyen offenbaren das große moralische Dilemma, in das sich Staaten hineinmanövrieren, wenn sie Militäreinsätze stets und vor allem mit humanitären Prinzipien legitimieren. Solange sie diese Grundsätze nicht universell durchsetzen können, sollten sie nicht so tun, als handle es sich dabei um die Leitgedanken einer neuen weltumspannenden Außenpolitik. Das wirkt schnell unglaubwürdig. Denn gerade die Konflikte in der armen Welt zeigen, dass von einem flächendeckenden Schutz von Zivilisten keine Rede sein kann.
Was bleibt, ist die Pflicht, das Schlimmste zu verhindern. In Ruanda 1994 hat die Welt einen Völkermord geschehen lassen, es war vermutlich das größte Versagen der modernen Völkergemeinschaft. In Kenia ist es dagegen gelungen, durch schnelle und kluge Diplomatie die Eskalation ethnischer Gewalt nach den Wahlen zu verhindern.
Quote06.04.2011 um 11:03 Uhr
mvb75053 schreibt
auch wenn die Medien noch so sehr lamentieren:
Zitat: "Ansonsten würden wir ständig Interventionen erleben müssen, nicht nur in Libyen, sondern vor allem auch südlich der Sahara. Orte, an denen Menschen schutzlos leiden, von Milizen drangsaliert und ermordet werden, sind überall auf der Welt zu finden, gerade in den armen Regionen."
es wäre bestimmt interessant zu erleben, wie schnell sich die Ordnungsbemühungen von UN und Nato und danach diese Institutionen in Rauch auflösen, wollte man diesem Gedanken auch nur ansatzweise folgen.
Quote06.04.2011 um 10:46 Uhr
Nebee schreibt
Ein Bundespräsident trat zurück wegen seiner Analyse zur Sicherung des Rohstoffenachschubes.
Aha, nun merkt es selbst der Natogroupie SZ, worum es geht.
Quote06.04.2011 um 10:23 Uhr,
Svensk schreibt
Zivilisten wurden noch in keinem einzigen Krieg geschützt!!!
Das glaubt nicht einmal Joschka Fischer selbst. Aber es hört sich besser an als das Besetzen von Rohstoffquellen. Insofern ist dieser Artikel gut und bringt es auf den Punkt..Es ist auch scheinheilig nun Gaddhafi so zu verdammen. Denn er hat mit der Mithilfe des Westens seine Leute tyrannisiert, genauso wie es andere Führer in der islamischen Welt getan haben und immer noch tun. ...
Quote06.04.2011 um 10:34 Uhr,
Schnappe schreibt
Herr Perras...
Sie stellen nichts Neues fest.
Selbst ein Saddam Hussein hätte den Westen nicht interessiert, wenn dieser nicht auf dem Öl gesessen hätte.
Quote06.04.2011 um 10:36 Uhr
MaximilianVIIII schreibt aus dem Text:
"Die Logik von militärischen Interventionen folgt kaum moralischen Prinzipien oder gar humanitären Zielen."
Seien Sie mir bitte nicht böse aber haben Sie das erst jetzt begriffen?
Merkel verwandelt sich von Saulus in Paulus bei der Atomfrage! Moral? persönliche Einsicht? göttliche Eingebung?.....nein politisches Kalkül!
Seehofer steht voll und ganz hinter seinem Liebling (nicht mehr Dr.) von und zu Guttenberg! Loyalität? menschliche Zuneigung? glaube an das Gute in Ihm? ....sorry Befriedigung der Stammwählerschaft!
Hoeness will 1860 retten! Mitleid? sportliches Interesse? moralische Verpflichtung? ....zeit um, es ist natürlich Geld!
Politik ordnet sich nicht der Moral oder humanitären Gründen unter. Sie sind nur weitere Werkzeuge um die Massen in die Richtung zu bewegen in die Sie eine kleine Gruppe führen will.
Quote06.04.2011 um 11:07 Uhr
kexxter schreibt
Hier werden aber viele Fässer aufgemacht!
1. Der katastrophale Imperativ in diesem Artikel lautet: "Solange du die Zeche prellst, sei wenigstens freundlich zum Wirt". Das ist absolut inakzeptabel. Wenn sich ein Autor der SZ schon mal die Mühe macht, sollte doch auch mal ganz klar die rechtliche Lage angesprochen werden: Angriffskriege brechen Völkerrecht, die Regierung ist an geltendes Recht gebunden. Die Behauptung, Zivilisten schützen zu wollen, ist der einzige Weg, nicht sofort offensichtlich zum Kriegsverbrecher zu werden.
2. Von Nationen und Bündnissen geführte Kriege sind immer mit Interessen verbunden; um den Schutz der Zivilbevölkerung kann es dort im Prinzip nie geben. Das heißt ganz klar: Wenn man irgendwo die Zivilbevölkerung schützen wollte, bräuchte es dafür nicht nur zwingend das UN-Mandat sondern auch ausschließlich UN-Truppen. Es ist völlig lachhaft und verblendet zu glauben, dass die NATO (zu deren Grundsätzen der "Schutz" von Rohstoffen auch außerhalb des eigenen Terrains gehört!) jemals zum Gemeinwohl handeln würde. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass dabei immer die Zivilbevölkerung verloren hat.
3. Anders als Spook schreibt, ist die Elfenbeinküste für die Schokoladenproduktion durchaus sehr wichtig. Das kleine Land produziert 40% der weltweiten Kakaoernte (die, nebenbei gesagt, wesentlich durch Kindersklaven realisiert wird).
Aus: "Elfenbeinküste und Libyen - Öl ist wichtiger als Kakao" Ein Kommentar von Arne Perras (06.04.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/elfenbeinkueste-und-libyen-oel-ist-wichtiger-als-kakao-1.1081750 (http://www.sueddeutsche.de/politik/elfenbeinkueste-und-libyen-oel-ist-wichtiger-als-kakao-1.1081750)
Quote[...] BERLIN taz | Deutschland gewährt dem US-amerikanischen Deserteur André Shepherd kein Asyl. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat am Montag seinen Antrag nach über zwei Jahren abgelehnt.
Shepherd hatte um politisches Asyl ersucht, weil er sich nicht an dem seiner Ansicht nach völkerrechtswidrigen Krieg im Irak beteiligen wollte. Shepherds Fall hatte in den vergangenen Jahren eine Welle der Unterstützung ausgelöst. Die taz-Leserschaft verlieh ihm im vergangenen Jahr den Panter Preis als "Held des Alltags".
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Seit dem Vietnamkrieg hat kein amerikanischer GI mehr in Deutschland Asyl beantragt. André Shepherd war die erste und bislang einzige Ausnahme. Begründet hatte der Hubschraubermechaniker das Gesuch mit seiner Weigerung, für die US-Armee ein zweites Mal in den Irak einzurücken, und der anschließenden Fahnenflucht.
Zum ersten Mal war Shepherd zwischen September 2004 und Februar 2005 im Irak im Einsatz. In der Zeit kamen ihm erste Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Krieges. Zurück in Deutschland, war Shepherd schließlich überzeugt: Der Irakkrieg ist illegal. Als er im Frühjahr 2007 den erneuten Marschbefehl Richtung Irak erhielt, setzte er sich von seiner Einheit, dem 412. Luftunterstützungsbataillon, ab. 19 Monate verbrachte der Fahnenflüchtling im Untergrund. Im November 2008 ersuchte er schließlich um politisches Asyl.
In seinem Antrag berief er sich auf eine EU-Richtlinie vom April 2004, nach der Militärdienstverweigerer als Flüchtlinge anerkannt werden können, wenn sie aus einem Konflikt desertierten, der das Gewaltverbot der Charta der Vereinten Nationen verletzt. Für Shepherd war der Irakkrieg ein solcher völkerrechtswidriger Krieg. Außerdem befürchtete er, im Einsatz in Kriegsverbrechen verwickelt werden zu können.
Das BAMF teilt diese Befürchtung nicht. In seiner Begründung schreibt das Nürnberger Bundesamt, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass "der Asylbewerber bei einem erneuten Einsatz im Irak in Kriegsverbrechen oder andere Straftaten verwickelt werden könnte". Er habe zudem keine "konkreten Straftaten" nennen können, "die von seiner Einheit während seines ersten Einsatzes begangen worden wären". Und als Hubschraubermechaniker laufe er "nicht Gefahr, selbst in Kampfhandlungen und dabei mögliche Straftaten verwickelt zu werden".
Auf Shepherds Argument, die Irak-Invasion habe gegen das Völkerrecht verstoßen, kommt es laut BAMF gar nicht an. Denn "schon vor dem ersten Aufenthalt des Asylbewerbers im Irak hatten die irakischen Streitkräfte kapituliert", so das BAMF. Der anschließende Einsatz der Koalitionsstreitkräfte habe allein "die Wiederherstellung der Sicherheit und Stabilität des Landes zum Ziel" gehabt und sei "durch Mandat des UN-Sicherheitsrates völkerrechtlich legitimiert".
Das BAMF schließt sich damit einer eigenwilligen Interpretation des Völkerrechts an. So hat etwa das Bundesverwaltungsgericht in dieser Frage schon einmal grundsätzlich anders entschieden: Im Juni 2005 rehabilitierte das Leipziger Gericht einen degradierten Bundeswehroffizier, der sich geweigert hatte, eine Software zu entwickeln, die den USA im Irakkrieg zumindest indirekt hätte dienlich sein können. Gegen den Krieg im Irak, so das Gericht, bestünden "gravierende rechtliche Bedenken im Hinblick auf das Gewaltverbot der UNO-Charta".
Dass das BAMF anders entschieden hat, muss nicht das Ende von Shepherds Kampf um Anerkennung sein. Gegen den Bescheid kann geklagt werden. Zum weiteren Vorgehen wollten sich am Dienstag weder Shepherd noch seine Unterstützer öffentlich äußern. "Wir prüfen die Situation sehr sorgfältig", sagte Shepherd der taz.
Solange sich Shepherd gerichtlich wehrt, kann er nicht in die USA abgeschoben werden. Dort droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe. ...
Aus: "Kein Asyl für US-Deserteur - "Held des Alltags" abgelehnt" VON NIKLAS WIRMINGHAUS (06.04.2011)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/held-des-alltags-abgelehnt/ (http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/held-des-alltags-abgelehnt/)
André Shepherd
http://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Shepherd (http://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Shepherd)
Quote[...] Der 90 Jahre alte Rentner wird des Mordes in 14 Fällen beschuldigt. Er soll die Erschießung von vier Zivilisten und die Sprengung eines Hauses befohlen haben, in dem zehn Menschen ums Leben kamen. Eine solche Tat ,,wäre mit Sicherheit durch die Gerichtsbarkeit der Deutschen Wehrmacht verfolgt und geahndet worden", sagte der Anwalt unter dem Hohngelächter von Zuhörern im voll besetzten Saal.
...
Aus: "Ex-Wehrmachtsoffizier bestreitet Kriegsverbrechen" (15.09.2008)
Quelle: http://www.welt.de/regionales/muenchen/article2447615/Ex-Wehrmachtsoffizier-bestreitet-Kriegsverbrechen.html (http://www.welt.de/regionales/muenchen/article2447615/Ex-Wehrmachtsoffizier-bestreitet-Kriegsverbrechen.html)
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Sönke Neitzel / Harald Welzer: Soldaten.
Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben.
S. Fischer Verlag, 528 Seiten, Euro 22,95
ISBN 978-3-100-89434-2
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Quote[..] Die Bandbreite der belauschten Soldaten [ ] ist enorm. Die Briten haben vor allem höhere Offiziere, Luftwaffen- und Marineangehörige, also die Elite der Wehrmacht, abgehört. Die Amerikaner konzentrierten sich auf die ,,ordinary men" aus den Kampfeinheiten. Was das Material auf diese Weise hergibt, sind Einblicke in praktisch jeden denkbaren militärischen Lebenslauf, vom Marinekampfschwimmer bis zum Verwaltungsgeneral. Die Männer hatten im Verlauf des Kriegs an allen Fronten gekämpft, mit den unterschiedlichsten politischen Einstellungen und in allen möglichen Einheiten, was neue Rückschlüsse erlaubt.
Und da ist noch etwas: Im Gegensatz zu Feldpostbriefen oder Verhören haben Abhörprotokolle keinen Adressaten. Das heißt zwar nicht, dass die Gespräche frei wären von Stilisierungen, Prahlereien oder Unwahrheiten. Sicher gab es auch Soldaten, die davon ausgingen, dass sie abgehört wurden, und die deshalb kontrolliert sprachen. Das Material führt allerdings vor, dass dies eher die Ausnahme war. Oder besser: dass der Mitteilungsdrang unter Kameraden, ihr Bedürfnis, sich auszutauschen, weit größer war als jede Vorsicht. Zügelloses, beiläufiges, oft anekdotisches Geplauder findet man in diesen mitgeschnittenen Gesprächen. Und genau das macht ihr Skandalon aus: Völlig enthemmt und andauernd ist hier von Kriegsverbrechen und Gewaltexzessen die Rede und davon, wie viel Vergnügen das Morden den Tätern bereitet hat. Es sind Dokumente des Grauens.
... Die Autoren haben alle Zitate in ihre Analyse eingebettet. Sie verstehen ihr Buch als Beitrag zur Mentalitätsgeschichte der Wehrmacht, stellen bekannte Fragen neu: Wie nationalsozialistisch war der Krieg der Wehrmacht? Inwieweit entsprechen die deutschen Soldaten dem in der neunziger Jahren von Daniel Goldhagen gezeichneten Bild von den ,,willigen Vollstreckern" oder dem differenzierteren, das die beiden Wehrmachtsausstellungen von den Verbrechen der Wehrmacht erarbeitet haben?
Bei der Auseinandersetzung um die Wehrmachtsausstellung bestritten viele Kriegsteilnehmer, dass die Wehrmacht in den Holocaust verstrickt gewesen sei. Die Abhörprotokolle belegen das Gegenteil. Sie zeigen, dass viele Soldaten über den Prozess der Judenvernichtung im Detail Bescheid wussten; dass sie viele Verbrechen, die heute zu Vernichtungskrieg und Holocaust gerechnet werden, zeitgenössisch allerdings ganz anders einordneten - als Partisanenbekämpfung etwa.
... Auch wird am Material deutlich, dass es, um freiwillig an Massenerschießungen teilzunehmen, nicht zwingend antisemitischer Motive bedurfte. Die Gegebenheiten, so Neitzel und Welzer, waren oft trivialer: Den Männern machte es Spaß, etwas tun zu können, was sie unter gewöhnlichen Umständen niemals hätten tun dürfen - das Gefühl zu erfahren, jemanden straflos zu töten, totale Macht auszuüben. Von der ,,Chance der unbestraften Unmenschlichkeit" hat Günther Anders einmal gesprochen. Als Motiv reicht diese oft völlig aus.
Und dann ist da noch die Frage nach der Ideologie: Nur für eine kleine Gruppe von wirklichen ,,Weltanschauungskriegern", stellen die Autoren fest, bilde die ,,Eroberung des Ostraums" oder ,,die Abwehr der bolschewistischen" oder ,,gelben Gefahr" einen Grund für konkrete Handlungen. In der Mehrheit handeln die Wehrmachtssoldaten dagegen so, wie sie glauben, dass es von ihnen erwartet wird. Und das hat weniger mit ideologischen Vorgaben als mit konkreten Einsatzorten, -zwecken oder mit den Gruppen zu tun, von denen sie ein Teil sind. ,,Krieg", lautet Neitzels und Welzers scharfzüngiges Resümee, ,,formiert einen Geschehens- und Handlungszusammenhang, in dem Menschen tun, was sie unter anderen Bedingungen niemals tun würden. In diesem Zusammenhang töten Soldaten Juden, ohne Antisemiten zu sein, und verteidigen ihr Land ,fanatisch', ohne nationalsozialistisch zu sein. Es wird Zeit, mit der Überbewertung des Ideologischen aufzuhören. Ideologie mag Anlässe für einen Krieg liefern, erklärt aber nicht, warum Soldaten töten oder Kriegsverbrechen begehen."
Neitzel und Welzer schlagen damit auch einen Bogen in die Gegenwart. Schließlich zeigten alle Kriege, dass es unangebracht sei, sich darüber zu empören, dass Menschen sterben, wenn Krieg ist. Wenn Krieg ist, sei das so. Und so sollte man sich wohl besser fragen, ob und unter welchen sozialen Bedingungen Menschen vom Töten ablassen können. Dann könnte man aufhören, jedes Mal, wenn sich Staaten dazu entscheiden, Krieg zu führen, demonstrativ erschüttert darüber zu sein, dass es dabei Verbrechen und Gewalt gegen Unbeteiligte gibt.
...
Aus: "Dokumente des Grauens" Von Julia Encke (12. April 2011)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub79A33397BE834406A5D2BFA87FD13913/Doc~E8920F6545D00439B942E4A3C65BF9579~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub79A33397BE834406A5D2BFA87FD13913/Doc~E8920F6545D00439B942E4A3C65BF9579~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
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Quote[...] Das Infanterie-Regiment 460 zog im September 1939 an die französische Front und wurde Mitte 1941 an die Ostfront verlegt. Dort erlebten die Soldaten das Grauen auf Erden – und taten Grausames. Geiselerschießungen, Racheakte, Vergeltungen an der Zivilbevölkerung und eine ,,Politik der verbrannten Erde" beim Rückzug – die sich lange gehaltene Mähr von einer ehrenvollen Wehrmacht wurde in jüngster Vergangenheit durch Ausstellungen in Frage gestellt, unzählige Kriegsverbrechen sind dokumentiert. Nun sind neue Forschungen aufgetaucht ...
Am 12. April erscheint das Buch ,,Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben". Es bezieht sich auf Protokolle von heimlichen Abhöraktionen, die Briten und Amerikaner zwischen 1940 und 1945 bei deutschen und italienischen Kriegsgefangenen gemacht haben. Die Alliierten lauschten mit, wenn ihre Gefangenen sich über Krieg, Politik und Freizeit unterhielten, über Leben und vor allem über den Tod. 75 000 Seiten haben die Wissenschaftler ausgewertet und stießen dabei auf Unfassbares. Auf Gleichgültigkeit und gar Freude am Morden.
Beispiel: Soldat 1: ,,Ich habe einen Franzosen von hinten erschossen. Der fuhr mit dem Fahrrad." Soldat 2: ,,Von ganz nahe?" Soldat 1: ,,Ja." Soldat 2: ,,Wollte der dich gefangen nehmen?" Soldat 1: ,,Quatsch. Ich wollte das Fahrrad haben."
Oder: ,,Dann sind wir im Tiefflug über die Straßen, und wenn uns Autos entgegenkamen, haben wir den Scheinwerfer angemacht, die dachten, es käme ihnen ein Auto entgegen. Dann haben wir mit der Kanone reingehalten. Damit hatten wir viele Erfolge. Das war sehr schön, das machte riesigen Spass."
... Die Protokolle ... zeugen von der Banalität des Töten, davon wie Krieg jegliche Moral, Ethik und Wertvorstellung vergessen macht. Wie leicht ein Mensch zum Möder wird.
,,Bei vielen dauert die Gewöhnungsphase gerade einmal ein paar Tage", sagen die Forscher, dann gehört Töten zum Alltag, nicht ,,wenige Soldaten empfinden sogar ein offen eingestandenes Vergnügen dabei".
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Aus: "Wehrmacht: Plauderei über das Töten" Von Dirk Grupe (10.04.2011)
Quelle: http://www.schwaebische.de/region/oberschwaben/weingarten/stadtnachrichten-weingarten_artikel,-Wehrmacht-Plauderei-ueber-das-Toeten-_arid,5058682.html (http://www.schwaebische.de/region/oberschwaben/weingarten/stadtnachrichten-weingarten_artikel,-Wehrmacht-Plauderei-ueber-das-Toeten-_arid,5058682.html)
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Quote[...] "Sprachlos" habe ihn die Nachricht von diesen Dokumenten gemacht, schreibt im Prolog zu der Studie Harald Welzer, der Sozialpsychologe und Direktor des Center for Interdisciplinary Memory Research am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen. Entdeckt hat die Dokumente überwiegend sein Co-Autor, der Historiker Sönke Neitzel: 150.000 Seiten heimlich mitprotokollierter Gespräche von über 13.000 deutschen und einigen hundert italienischen Kriegsgefangenen in britischen und amerikanischen Lagern. Die beiden Autoren zitieren ausführlich aus ihrem Material. Das macht auch den Leser nicht selten sprachlos. Denn die überwiegend identifizierten deutschen Gefangenen reden meist sehr offen, ohne historische Distanz, politische Vorsicht, ohne moralischen Druck und ethische Bedenken. Sie sprechen über eigene Heldentaten und die des Feindes, über Hitler und die militärische Führung. Über ihre Hoffnung und Ängste, über militärische Taktik und Technik, Sexualität, Judenvernichtung und Kriegsverbrechen. Wie der Kriegsgefangene Müller, ein Gefreiter:
"Als ich in Charkow war, war alles bis in die Innenstadt zerstört. Eine herrliche Stadt, eine herrliche Erinnerung. Alle Leute sprachen etwas deutsch. Auch in Taganrog - herrliche Kinos und wundervolle Strandcafés. Schön ist die Landschaft - im LKW war ich überall. Da sah man nichts als Frauen, die Pflichtarbeitsdienst machten. Straßen haben die gemacht, mordsschöne Mädels - da sind wir vorbeigefahren, haben sie einfach in den PKW hereingerissen, umgelegt und wieder rausgeschmissen."
Touristische Gefühle und Verbrechen, Arglosigkeit und Brutalität. Die Grenzen zwischen ihnen, so Sönke Neitzel und Harald Welzer, verwischen sich in diesen Alltagsgesprächen von Soldaten über die extreme Situation des Krieges.
"Nichts von der berichteten Gewalt gegen andere verstößt gegen Erwartungen der Zuhörer. Geschichten vom Erschießen, Vergewaltigen, Rauben gehören in den Alltagsbereich der Kriegserzählungen; fast nie kommt es bei solchen Themen zu Auseinandersetzungen, moralischen Einwänden, gar Streitigkeiten. Die Gespräche, so gewaltvoll ihre Inhalte oft sind, verlaufen stets harmonisch; die Soldaten verstehen sich:"
Etwa dann, wenn der Jagdflieger Fischer von seinen Einsätzen über England erzählt.
"In Folkestone haben wir einmal den Bahnhof angegriffen, gerade ein großer Personenzug am Ausfahren, zack, die Bombe in den Zug hinein. Junge, Junge! (Gelächter)."
Es liegt nahe, solche Texte moralisierend zu bewerten. Neitzel und Welzer jedoch verweigern sich diesem Impuls entschieden. Sie möchten stattdessen verstehen, wodurch das Reden, Denken und Tun dieser Soldaten stärker geprägt ist: durch den Referenzrahmen des Krieges, also durch seine Regeln, Mechanismen und Normen - oder durch den Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie. Dementsprechend haben sie die Protokolle akribisch durchgearbeitet, und dabei die Aussagen nach Kriterien geordnet wie "Abschießen", "Ästhetik des Zerstörens"; "Führerglaube", "Jagd", "Töten als Besatzer", "Anständigkeit", "Waffen-SS" oder "Vernichtung".
"Die Judenvernichtung ist Bestandteil der Wissenswelt der Soldaten, und zwar in weit höherem Maße, als es die jüngeren Untersuchungen zum Thema erwarten lassen. Zweifellos haben nicht alle alles gewusst, aber in den Abhörprotokollen kommen sämtliche Details der Vernichtung vor, bis hin zu den Tötungen durch Kohlenmonoxid in Lastwagen. Darüber hinaus werden eine Menge Gerüchte über die Vernichtung erzählt, weshalb man vor diesem Hintergrund davon ausgehen kann, dass fast jeder wusste, dass die Juden umgebracht wurden. Die meisten Gespräche haben auch den Unterton, hier seien Grenzen überschritten worden. Jedoch kritisieren die Soldaten meistens nicht die Tatsache, dass der Massenmord tatsächlich stattfindet, sondern die Umstände seiner Durchführung."
Trotz solcher Befunde bewerten die beiden Autoren die Taten dieser Soldaten nur in zwei Punkten als spezifisch nationalsozialistisch: wenn sie absichtlich und ohne jede militärische Bedrohung Juden oder sowjetische Kriegsgefangene umbrachten. Allein hier dominiere der Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie und ihres Rassismus. Alles andere - Rauben, Schänden, das Töten von Zivilisten - sei dem Referenzrahmen des Krieges geschuldet. Sie schreiben:
"Die Gewalt, die Wehrmachtssoldaten ausüben, ist auch nicht "nationalsozialistischer" als die Gewalt, die etwa britische oder amerikanische Soldaten anwenden. Der Krieg lieferte auch eine Menge Wehrmachtssoldaten als amtshelfende Vollstrecker, aber die Judenvernichtung machte eben nicht den Krieg aus."
Damit nimmt die Studie in der Auseinandersetzung, ob deutsche Wehrmachtssoldaten willige Vollstrecker nationalsozialistischer Weltanschauung waren oder nur pflichtbewusste Soldaten, eine differenzierte Position ein: Es gibt Überschneidungen mit der NS-Ideologie und es gibt exzessive Gewalt. Trotzdem lässt sich das Handeln der Soldaten für die Autoren überwiegend aus der Logik des Krieges erklären, genauer gesagt, der des Militärischen:
"Durchgängig sollte deutlich geworden sein, dass für die basale Orientierung der Wehrmachtsoldaten - also für ihre Wahrnehmung und Interpretation dessen, was vor sich geht - das militärische Wertesystem und die soziale Nahwelt von entscheidender Bedeutung ist: Ideologie, Herkunft, Bildungsstand, Lebensalter, Dienstrang und Waffengattung differenzieren in dieser grundlegenden Hinsicht kaum. Die Wehrmacht und der von ihr geführte Krieg wurden selbst dann nicht in Frage gestellt, wenn man davon ausging, dass der Kampf bereits verloren war, oder wenn man sich über Verbrechen empörte."
Die klare Unterscheidung der Autoren zwischen dem geringeren Einfluss der NS-Ideologie und der prägenden Logik des Krieges wird im Detail noch diskutiert werden müssen.
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Aus: ""Umgelegt und wieder rausgeschmissen"" Von Martin Hubert (11.04.2011)
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/andruck/1433853/ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/andruck/1433853/)
Quote[...] Durch mittlerweile mehr als 900 Luftschläge sei es seit Ende März gelungen, ein Drittel des Militärapparats von Machthaber Muammar al-Gaddafi auszuschalten, rechnete Rasmussen vor.
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Aus: "Die Nato zu Gast beim Gutmenschen Westerwelle" Thorsten Jungholt (13.04.2011)
Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article13165871/Die-Nato-zu-Gast-beim-Gutmenschen-Westerwelle.html (http://www.welt.de/politik/ausland/article13165871/Die-Nato-zu-Gast-beim-Gutmenschen-Westerwelle.html)
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Quote[...] Nach Einschätzung des ehemaligen Bundeswehr-Generalinspekteurs Harald Kujat ist der Libyen-Einsatz ohne Bodentruppen nicht lösbar. "Die Nato befindet sich in einem Dilemma, aus dem sie nur schwer wieder herauskommen wird. Man kann Entscheidungen auf dem Boden nicht durch Angriffe aus der Luft herbeiführen", sagte der frühere Vorsitzende des Nato-Militärausschusses am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk.
"Wenn man keine Bodentruppen einsetzen möchte, dann wird man um ein politisches Engagement in Libyen nicht herumkommen." Die Frage sei dann nur, ob sich Gaddafi "zu einer politischen Lösung bequemen wird, wenn er nicht zuvor militärisch besiegt worden ist." Die jetzige Art der Kriegführung sei deshalb nicht das richtige Instrument, um Gaddafi zu stürzen.
In der Nato herrscht derzeit offener Streit über die Frage, ob die Militärschläge gegen den libyschen Machthaber erhöht werden sollen: Am Vorabend bekräftigten der französische Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister David Cameron ihre Haltung, wonach der "militärische Druck" auf Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi erhöht werden müsse.
"Alle Mittel müssen zur Verfügung gestellt werden", erklärte der Elysée-Palast nach den Beratungen der beiden Regierungschefs in Paris. Aus französischen Quellen hieß es weiter, die Koalition müsse ihre "absolute Entschlossenheit" zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Beendigung der "mittelalterlichen Belagerungen" der Städte Misrata und Sintan zeigen.
Umstritten ist zudem eine mögliche Bewaffnung der Rebellen: Beim Treffen der Libyen-Kontaktgruppe am Vortag ist eine solche Forderung laut geworden. Neben Italien sprach sich auch das Emirat Katar für einen solchen Schritt aus. Frankreich hingegen plant derzeit nicht, die Rebellen mit Waffen zu versorgen. Für einen solchen Schritt gebe es derzeit keinen Anlass, so Sarkozy.
... Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verteidigte derweil die Bereitschaft der Bundesregierung, Hilfslieferungen nach Libyen möglicherweise durch Bundeswehrsoldaten militärisch zu schützen. Das sei kein Widerspruch zur deutschen Haltung, sich von dem Nato-Einsatz in dem Land fernzuhalten, sagte Westerwelle der Frankfurter Rundschau. "Die militärische Absicherung einer humanitären Hilfslieferung zum Beispiel auf dem Mittelmeer ist etwas völlig anderes als die Beteiligung an einem Kriegseinsatz. Humanitäre Hilfe ist neutral, sie schaut nur auf Opfer."
Aus: "Nato-Flugzeuge bombardieren Munitionsdepots" (14.04.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/krieg-in-libyen-nato-flugzeuge-bombardieren-munitionsdepots-1.1085000 (http://www.sueddeutsche.de/politik/krieg-in-libyen-nato-flugzeuge-bombardieren-munitionsdepots-1.1085000)
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Quote[...] Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hält trotz der französischen und britischen Forderungen nach einer Ausweitung der Luftschläge in Libyen weiter an einer politischen Lösung des Konfliktes fest. Zwar verstehe die Bundesregierung diejenigen, die militärisch eingegriffen hätten, sagte Westerwelle am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Der Bundesregierung gehe es aber darum, dass aus einem militärischen Einsatz kein dauerhafter Krieg werde, weshalb eine politische Lösung notwendig sei.
Eine politische Lösung bedeutet nach den Worten von Westerwelle, dass es einen Waffenstillstand als Voraussetzung dafür geben muss, dass Zivilisten nicht geschädigt oder sogar getötet werden. Entscheidend dabei sei, dass der libysche Machthaber Gaddafi auch die Verantwortung dafür trage. Schließlich habe Gaddafi bisher viele Waffenstillstände angekündigt aber nicht befolgt. "Er trägt die erste Verantwortung dafür, dass dieser Krieg in Libyen ein Ende findet und er muss auch gehen", sagte Westerwelle.
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Aus: "Schwellenländer machen Front gegen Libyen-Einsatz" (14.04.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,756945,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,756945,00.html)
Quote[...] Seit der Publikation von Sönke Neitzels Buch Abgehört, in dem über die decouvrierenden Plaudereien deutscher Generäle in britischer Kriegsgefangenschaft 1942 bis 1945 berichtet wird, wissen wir, dass die Briten nicht nur – durch die Entschlüsselung des deutschen Enigma-Systems – über die Mordtaten der Einsatzgruppen, sondern auch über das Innenleben der deutschen Wehrmacht bestens informiert waren. Das neue Buch Soldaten stellt in gewissem Sinne eine Fortsetzung von Abgehört dar.
Verfasst wurde es von dem Mainzer Historiker Sönke Neitzel und dem Essener Sozialpsychologen Harald Welzer, denen eine sechsköpfige Forschergruppe zuarbeitete. Sie sichtete den riesigen Quellenbestand von etwa 150.000 Seiten aus den Nationalarchiven in Großbritannien und in den USA und werteten ihn aus. Hauptsächlich stammen die abgehörten Gespräche aus den Jahren 1940 bis 1945.
In dem neuen Band stehen nicht die Generäle im Vordergrund, sondern kriegsgefangene Soldaten mit niedrigen Dienstgraden, einfache Mannschaftssoldaten, Piloten, Kampfschwimmer, »Etappenhengste« – die ganze Bandbreite der Wehrmacht. Während sich die Briten mehr für die Funktionselite der Wehrmacht interessierten, konzentrierten sich die Amerikaner auf die einfachen Soldaten aus den Kampfeinheiten. Obwohl diese an den westlichen Kriegsschauplätzen in Gefangenschaft gerieten, handeln einige Gespräche auch von der Ostfront, wo die betreffenden Soldaten zuvor eingesetzt gewesen waren.
Sensationelle Neuigkeiten über die Kriegführung der Wehrmacht oder über Kriegsverbrechen enthält der Band nicht, zumindest nicht für die Fachwelt. Wohl aber sind die dokumentierten Aussagen von einfachen Soldaten ein wesentlicher Beitrag zu einer Mentalitätsgeschichte der Wehrmacht. In ihrer Unmittelbarkeit und Ungeschminktheit sind sie geeignet, jene Zeitgenossen zu verstören, die teilweise noch immer an die Legende von der »sauber« gebliebenen Wehrmacht glauben und unleugbare Verbrechen als Randphänomene abtun.
Die Soldatenerzählungen leuchten ins Zentrum des total geführten Krieges hinein. Von völkerrechtlichen Kriegsregeln ist kaum je die Rede. Die Übergänge zu Verbrechen werden fließend. Bei den einfachen Soldaten, die in der Kleingruppe, der »Kameradschaftsgruppe«, ihre Orientierung suchten und nicht in irgendwelchen Ideologien, entstand auch bei Überschreitungen kein Unrechtsbewusstsein. Das Töten wurde zur normalen Routine, gelegentlich auch das Töten von Frauen, Kindern und unbeteiligten Zivilisten. Neitzel und Welzer stellen fest: Man finde in diesen Quellen »erstaunlich wenig Empörung« über die Verbrechen.
In den Gesprächen der kriegsgefangenen Soldaten der Wehrmacht wurden auch Tabuthemen nicht ausgespart, die in kaum einem Feldpostbrief zu finden sind. Der Brief aus dem Krieg richtete sich bekanntlich an die Angehörigen in der Heimat, und die Intention des Verfassers bestand in aller Regel darin, die Empfänger nicht zu beunruhigen. Der Gesprächspartner im Kriegsgefangenenlager dagegen war ein Kamerad, der Ähnliches erlebt hatte wie man selbst und dem gegenüber solche Zurückhaltung nicht erforderlich war. Hier konnte man Tacheles reden und mit den eigenen Heldentaten angeben. Man brauchte nicht zu leugnen, dass Krieg auch Spaß machen und das Töten einen Lustgewinn bedeuten konnte.
So berichtete etwa Unteroffizier Fischer, Pilot einer Me109, seinem Kameraden: »Ich habe alles umgelegt – Autobus auf der Straße, Zivilzug in Folkestone. Wir hatten Befehl, unten in die Städte reinzuschmeißen. Jeden Radfahrer habe ich beschossen.« Oder der Pilot Greim, der ebenfalls den Luftkrieg gegen England mitmachte: »Das erste Mal sind wir noch vorbeigeflogen, dann haben wir noch einmal Angriff gemacht und haben reingehalten, mein lieber Freund, das hat Spaß gemacht!« Ein anderer sekundierte mit der punktgenauen Vokabel für die lustvolle Gewaltausübung: »Die Sache hat mir einen Mordsspaß gemacht.«
In keiner dieser Spaßgeschichten von Luftwaffensoldaten kommt ein Mitgefühl mit den Opfern vor. Ob Frauen, Kinder, Alte, Radfahrer oder feindliche Soldaten – sie waren Ziele, die man mit Vergnügen abknallte. So wurde die Unmenschlichkeit rasch zur Normalität, die gar nicht mehr reflektiert zu werden brauchte.
Anders als in ihren Feldpostbriefen legten sich die kriegsgefangenen deutschen Soldaten in ihren Kameradengesprächen in Bezug auf die Judenmorde keine Zurückhaltung auf. Schon bislang haben Historiker die Ansicht vertreten, es sei fast unmöglich gewesen, dass ein im Osten eingesetzter Wehrmachtsoldat keine Informationen über die Judenmorde hatte. Nun wird durch die abgehörten Gespräche bestätigt, »dass praktisch alle wussten oder zumindest ahnten, dass die Juden umgebracht wurden«. In den Abhörprotokollen kommen »sämtliche Details der Vernichtung« vor.
Aber anders als die Menschen von heute hat dieses Verbrechen die Aufmerksamkeit der uniformierten Zeitgenossen weniger erregt als der Kriegsalltag. Die Soldaten berichten auch von einem regelrechten »Exekutionstourismus«. Soldaten unterschiedlichster Ränge haben gelegentlich und freiwillig an Judenerschießungen teilgenommen und nutzten so die »Chance der unbestraften Unmenschlichkeit« (Günther Anders).
Ganz offen gesprochen wurde im Kriegsgefangenenlager auch über die Praxis, dass Jüdinnen zum Geschlechtsverkehr gezwungen und hernach erschossen wurden, damit sie die Soldaten nicht belasten konnten. Da Leser von heute Gewaltexzessen dieser Art mit großem Unverständnis begegnen, erklärt der Sozialpsychologe Harald Welzer: Die nationalsozialistische Ethik verkoppelte Töten und Moral; sie erlaubte es, »Dinge, die unter Gesichtspunkten christlich-abendländischer Moral absolut böse sind, als gerechtfertigt, ja, als notwendig in das eigene moralische Selbstbild zu integrieren«.
In zwei einleitenden Kapiteln erörtern Neitzel und Welzer unter der etwas schwierigen Begrifflichkeit »Referenzrahmen« die Denk- und Handlungsorientierungen deutscher Wehrmachtsoldaten. Dabei gehen sie im besten Sinne historisch vor, indem sie die Rolle militärischer Werte in der Geschichte des deutschen Nationalstaates beleuchten und damit Kontinuitäten aufzeigen. Hierauf aufbauend, gehen sie in einem Schlusskapitel noch einmal systematisch der Frage nach: »Wie nationalsozialistisch war der Krieg der Wehrmacht?« Man hätte sie auch so stellen können: Wie prägend waren die militaristischen Traditionen und was war neu an diesem Krieg?
Die Autoren nähern sich einer Antwort, indem sie den Vietnamkrieg, den Irakkrieg und den Völkermord in Ruanda vergleichend heranziehen. Sie stellen fest, dass die Ermordung von Kriegsgefangenen und andere Grausamkeiten auch zu anderen Zeiten weit verbreitet waren, dass aber die systematische, rassistisch motivierte Vernichtung von Millionen von Kriegsgefangenen durch Hunger aus dem Rahmen des herkömmlichen »Normalkrieges« herausfällt und – neben den Judenmorden – als typisch nationalsozialistische Vernichtungspolitik zu charakterisieren ist. Es bleibt unverständlich, dass in diesem Zusammenhang nicht auch die Ermordung der Politkommissare und von Millionen slawischer Zivilisten erwähnt wird.
Die Autoren haben ein gut lesbares Buch geschrieben. Ihre Darstellung lebt von den erstmals veröffentlichten Originalzitaten aus den Abhörprotokollen. Diese werden – unter Zuhilfenahme der reichhaltigen geschichtswissenschaftlichen Spezialliteratur – in den historischen Kontext eingeordnet und analysiert. Einmal mehr bestätigt sich die Erkenntnis früherer Jahre: Je tiefer die historische – und nun auch die sozialpsychologische – Forschung in die Geschichte der Wehrmacht eindringt, desto düsterer wird das Bild.
Wolfram Wette ist emeritierter Militärhistoriker an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Von ihm erschien »Die Wehrmacht. Feindbilder, Vernichtungskrieg, Legenden« und zuletzt: »Karl Jäger. Mörder der litauischen Juden«, Fischer Verlag 2011.
Quote* Biljana
* 17.04.2011 um 19:16 Uhr
Ich empfehle zum Vergleich
das Buch von Eugen Sorg "Die Lust am Bösen. Warum Gewalt nicht heilbar ist". Das ist keine wissenschaftliche Studie, aber ich fand Sorgs Darstellung und Gedankengänge überaus schlüssig, um dergleichen Phänomene (wie die "Lust am Töten") zu begreifen.
Quote* JMichelle
* 17.04.2011 um 19:19 Uhr
Männerdusche
Man stelle sich vor, eine Fußballmannschaft in der Männerdusche würde abgehört und daraus würden Rückschlüsse über das Wesen des Mannes gezogen. Das Ergebnis wäre wenig schmeichelhaft.
In einem Kriegsgefangenenlager war es zweifelsohne wichtig, nicht als "Schwächling" zu erscheinen.
Ein guter Historiker geht kritisch mit Quellen um. Ich bin sicher die Inhalte dieser Abhörprotokolle sind oft schlimm. Aber zu glauben, sie seien automatisch wahr...
Quote* Berlinsux
* 17.04.2011 um 19:29 Uhr
Ich weiss,
ohne irgendeine Quelle dazu lesen zu müssen, dass dies wahr ist. Denn ich weiss, zu was der Mensch aus Neugier, Wut, Hass, Angst und sogar aus Spass, fähig ist. Ich empfinde Ihren Kommentar als höchst bedenklich, wahre aber gewisse Forenregeln.
Quote* TriBlade
* 17.04.2011 um 19:37 Uhr
Zu "wissen" ohne irgendeine Quellen zu kennen.
Ihnen ist schon klar wie wenig sinnvoll ihr Kommentar ist, oder?
Quote* erich kartmann
* 17.04.2011 um 19:36 Uhr
Auch 66 Jahre danach
hat sich nichts geändert. Stichwort Collateral Murder. Aufschlußreich auch Hemingway. Er schildert genüsslich, wie er einen fliehenden deutschen Soldaten in WK II in den Rücken schiesst.
Quote* nibblersdad
* 17.04.2011 um 19:46 Uhr
Differenziert betrachten
Ich finde die Erkenntnisse dieser Untersuchung spannend, und ich lese auch nichts von den stereotypen Bildern, die mancher hier zu erkennen glaubt. Es wird nicht behauptet, dass jeder deutsche Soldat Spaß am Krieg hatte und Verbrechen beging. Auch nicht dass dies in der Mehrzahl so war.
Und doch rüttelt die Untersuchung am Mythos der sauberen Wehrmacht, an der gebetsmühlenartig wiederholten Ansicht, man habe von den Verbrechen nichts gewusst und sich erst recht nicht beteiligt. Das Wissen um die Morde an Unschuldigen war wohl doch weit verbreitet.
Aber auch das bedeutet nicht, dass die Soldaten böse oder schlecht waren. Sie waren Menschen Ihrer Zeit, gefangen, oder zumindest beeinflusst von der NS-Ideologie. Und sie hatten im Krieg schreckliches erlebt. Sie hatten erlebt dass ein Menschenleben nichts zählt und das töten etwas Normales ist. Außerdem war ihnen klar, dass ihre Taten wohl ungesühnt bleiben würden.
Ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen, wie es diesen Menschen gegangen ist. Was sie erlebt und durchlitten haben, und was das aus Ihnen gemacht hat. Und ich bin mir fast sicher, hätte ich damals gelebt, wahrscheinlich wäre auch ich einer von ihnen gewesen.
Quote* waltther
* 17.04.2011 um 20:00 Uhr
Auch amerikanische Soldaten
Entfernt. Bitte diskutieren Sie hier das konkrete Artikelthema. Danke. Die Redaktion/lv
Quote* lernunfaehig
* 17.04.2011 um 20:29 Uhr
Der freigesprochene Wehrmachtsoldat
Der von nichts gewusst haben soll, und nur aus Vaterlandsliebe Europa in der Steinzeit zurueckversetzte.
Dieses Bild passt eher all denen, die gern mit dem Radiergummi die Geschichte lesen und diese wohlgemerkt neu schreiben wuerden, sollten sie auf der Sieger Seite sitzen.
Aus: ""Das hat Spaß gemacht"" Von Wolfram Wette (17.4.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/16/L-P-Soldaten (http://www.zeit.de/2011/16/L-P-Soldaten)
-.-
Quote[...] Vor allem durch Christopher Brownings Studie "Ganz normale Männer" und durch die Wehrmachtsausstellung, die noch einmal viel Staub aufgewirbelt hat, weil die letzten Überlebenden sich nicht den Ruf der sauber gebliebenen Wehrmacht zerstören lassen wollten und sich plötzlich mit Fotos konfrontiert sahen, die das Gegenteil dokumentierten.
Jetzt ist ein weiteres Mosaiksteinchen in der sowieso schon fast lückenlosen Beweisführung erschienen. In "Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben" legen Sönke Neitzel und Harald Welzer allerdings etwas vor, das tatsächlich in der ziemlich gut ausgeleuchteten Geschichte des Zweiten Weltkriegs als wirklich spektakulärer Fund gewertet werden kann, denn Neitzel entdeckte im britischen Nationalarchiv die Abhörprotokolle von deutschen Soldaten, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, meistens Marinesoldaten, aber auch Luftwaffen- und Heeressoldaten, die sich in der Gefängniszelle vertrauensvoll ihre Geschichte und ihre Geschichten erzählten, ohne zu wissen, dass ihre Gespräche mitgeschnitten wurden. Und auch in den National Archives in Washington stieß Neitzel auf ähnliche Abschriften.
... Die "autotelische" Gewalt, wie Reemtsma das Töten um des Tötens willen nennt, steht im radikalen Widerspruch zum Selbstverständnis einer zivilisierten Gesellschaft, die in Friedenszeiten diese Art von Gewalt als "das Böse" ausgrenzt, obwohl sie in Zeiten des Kriegs dieses Böse freisetzt und sogar sanktioniert. Und auch wenn es heute Bestrebungen gibt, Soldaten zur Rechenschaft zu ziehen, die Kriegsgräuel begehen, bietet der Krieg einen Rahmen, in dem diese Art von Gewalt blüht und gedeiht.
Die Schwierigkeit, diese Gewalt zu erforschen, besteht laut Neitzel und Welzer im "unwissenschaftlichen Moralismus". Die Moral aber ist in der Regel der einzige Maßstab, der an solche Grausamkeiten angelegt wird, verhindert jedoch zugleich ein wirkliches Verständnis von menschlicher Gewalt, weil sich mit Moral nicht unterscheiden lässt zwischen Massaker und Völkermord, und diese Ineinssetzung spielt in der Begründung von Kriegseinsätzen eine entscheidende Rolle.
In der planmäßigen und industriellen Vernichtung der Juden durch Vergasung in den KZs war das Exzessive eines Massakers eher kontraproduktiv, weshalb man sich in den Befehlsetagen der Wehrmacht und der SS durchaus Sorgen machte, denn die Zügellosigkeit des Gewaltgebrauchs war nicht im Sinne der Effizienz, mit der ein Adolf Eichmann arbeitete.
Ständige Gewaltorgien untergruben nicht nur die Disziplin, auch die sich in Tötungszahlen ausdrückende Wirkung ist begrenzt, weil ein Erschießungskommando niemals schaffen kann, was in Auschwitz mit der Massenfertigung von Toten erreicht wurde. Nun war das deutsche Personal in den Vernichtungs-KZs nicht sehr groß, denn als Aufsichtspersonal hatte man vor allem Ukrainer, Litauer, Letten, Esten und Polen (die übrigens von den Deutschen deshalb verachtet werden, obwohl sie von ihnen für diese Arbeiten zwangsrekrutiert wurden), aber in den Abhörprotokollen wird deutlich, dass "viele Soldaten über den Prozess der Judenvernichtung en détail Bescheid wussten".
Das ist keine wirklich neue Erkenntnis, denn alle Indizien und Hinweise in der Forschung weisen darauf hin, dass trotz geheimer Kommandosache das Wissen um die Judenvernichtung allgemein war, was nur der ZDF-Historiker Guido Knopp nicht wahrhaben will, der allenfalls 10 % der 18 Millionen Wehrmachtssoldaten verstrickt sieht.
Abgesehen von solchen Relativierungen bleibt etwas sehr Erstaunliches, und das drückte Hannah Arendt so aus: "Es gab im Dritten Reich nur wenige Menschen, die die späteren Verbrechen des Regimes aus vollem Herzen bejahten, dafür aber eine große Zahl, die absolut bereit waren, sie dennoch auszuführen."
Und dieses Geheimnis haben auch Neitzel und Welzer nicht entschlüsselt, auch wenn sie in einer "Referenzrahmenanalyse" versucht haben, "einen unmoralischen, nämlich nicht-normativen Blick auf die Gewalt zu werfen, die im Zweiten Weltkrieg ausgeübt wurde - um zu verstehen, was die Voraussetzungen dafür sind, dass psychisch ganz normale Menschen unter bestimmten Bedingungen Dinge tun, die sie unter anderen Bedingungen nie tun würden".
Trotz des Versuchs, aus dem Kontext heraus zu verstehen, was da vor sich ging, bleibt ein Rest, der sich nicht wirklich begreifen lässt, und dies ist eine Art ideologische Zurichtung, die sich darin ausdrückt, dass deutsche Soldaten von Anbeginn sich selbst ebenso selbstverständlich für zivilisiert hielten wie Juden und Russen für nicht lebenswerte Untermenschen.
Aus: "Abhörprotokolle von Wehrmachtssoldaten - Ganz normale Männerkriegsgespräche"
VON KLAUS BITTERMANN (20.04.2011)
Quelle: http://www.taz.de/1/leben/buch/artikel/1/ganz-normale-maennerkriegsgespraeche/ (http://www.taz.de/1/leben/buch/artikel/1/ganz-normale-maennerkriegsgespraeche/)
Quote[...] Merkel, Westerwelle, Seehofer - deutsche Regierungspolitiker bejubeln die womöglich gezielte Tötung Osama bin Ladens. Völkerrechtler fühlen sich an das Alte Testament erinnert: Statt Rechtsstaatlichkeit regiere das Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Bedenken hat Bundeskanzlerin Angela Merkel offenbar keine, als sie am früheren Nachmittag vor die Presse tritt und sagt: "Ich freue mich, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten. Das ist es, was jetzt für mich zählt."
CSU-Chef Horst Seehofer hat einige Stunden zuvor gar bekannt, er habe die Nachricht mit einem "Gefühl der Freude" aufgenommen.
Außenminister und FDP-Chef Guido Westerwelle drückt es so aus: "Dass diesem Terroristen sein blutiges Handwerk gelegt werden konnte, ist eine gute Nachricht für alle friedliebenden und freiheitlich denkenden Menschen in der Welt." Schließlich sei er einer der "brutalsten Terroristen der Welt" gewesen.
Bin Laden ist womöglich Opfer eines Targeted Killings geworden, einer gezielten Tötung durch US-Soldaten - für die Bundesregierung scheint das kein Problem zu sein. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagt, die Tötung des Terroristen sei wohl "rechtlich abgesichert" gewesen.
Wie, sagt er nicht.
Kann er auch kaum. Denn gezielte Tötungen sind nach dem Völkerrecht unzulässig, wenn die betreffenden Personen nicht aktiv an Kämpfen beteiligt sind. Bei Osama Bin Laden ist das zumindest fraglich, das zeigt eine erste Rekonstruktion seiner letzten Minuten.
... Obama argumentiert, durch die Tötung bin Ladens sei "Gerechtigkeit" wiederhergestellt worden. Für Fischer-Lescano bezieht sich der US-Präsident damit auf ein "alttestamentarisches Gerechtigkeitsempfinden", also Auge um Auge, Zahn um Zahn. Dies käme einem "Racheakt" gleich, sei aber "kein völkerrechtlicher Legitimationsgrund".
Der Historiker und Politologe Bernd Greiner kommt im Interview mit sueddeutsche.de dagegen zu einem anderen Urteil: "Bin Laden hat sich selbst zur Kriegspartei erklärt, er bezeichnete sich als Kämpfer des Dschihad. Deshalb bewegt sich die Tötung durchaus in den Grenzen des internationalen Kriegsrechts." Greiner argumentiert, das Recht lasse sich "entsprechend dehnen", und sagt über Osama bin Laden: "Wenn sich jemand selbst so klassifiziert, muss er mit den Folgen rechnen.
Joachim Wolf von der Uni Bochum erkennt zwar an, dass sich die heutige Form der Kriegsführung im Kampf gegen den Terrorismus kaum noch mit völkerrechtlichen Maßstäben einordnen lasse. Er macht das aber vor allem an der schlechten Informationslage fest: Klassische Gerichte müssten mit dem vorliebnehmen, was ihnen Geheimdienste zur Verfügung stellten, eigene Ermittlungen seien nahezu unmöglich, sagt Wolf. Selbst über bin Laden sei heute nichts Gesichertes bekannt. Dafür, dass er der Drahtzieher im Al-Qaida-Netzwerk sein soll, gebe es keine beweiskräftigen Informationen.
Nur: "Mangelnde Informationen können nicht dazu führen, dass rechtsstaatliche Prinzipien ausgehebelt werden", sagt Wolf. Mit anderen Worten: Auch für bin Laden muss die Unschuldsvermutung gelten, solange ihm nicht das Gegenteil nachgewiesen werden kann.
Quote02.05.2011 um 18:30 Uhr
Python11reloaded schreibt
Ich finde die Reaktion unserer Politiker
...beschämend, ja bestürzend. Rechtsstaat?
Aus: "Beifall für blutige Rache" Von Thorsten Denkler, Berlin (02.05.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/bin-ladens-tod-deutschland-und-das-voelkerrecht-beifall-fuer-blutige-rache-1.1092192 (http://www.sueddeutsche.de/politik/bin-ladens-tod-deutschland-und-das-voelkerrecht-beifall-fuer-blutige-rache-1.1092192)
-.-
Quote[...] Man kann davon ausgehen, dass die Tötung Bin Ladens für den US-Präsidenten ein Akt der Staatsräson war: Man wollte Bin Laden töten. Und ob die Tötung mit dem Völkerrecht in Einklang steht, war wohl nicht die Sorge der Amerikaner. Willkürliche Aktionen sind völkerrechtswidrig. Eine Tötung durch ein Exekutionskommando wäre willkürlich - und wenn noch so viele Menschen dem Terroristen Bin Laden den Tod gewünscht haben.
Die USA haben seit Jahren versucht, extralegale Aktionen durch das Wort "Krieg" zu legalisieren. Sie haben nach dem 11. September 2001 den weltweiten Krieg gegen den Terrorismus ausgerufen. Überall wo Terroristen sind, ist aus US-Sicht Krieg. Im Krieg ist nach den Regeln des Kriegsvölkerrechts die Tötung des Feindes umfassend erlaubt - und zwar auch dann, wenn der gerade in der Mittagspause ist oder in seiner Kaserne schläft.
Der US-Krieg gegen den Terror ist aber kein Krieg im klassisch völkerrechtlichen Sinn. Die USA haben sich bei ihrem Krieg gegen den Terror auch nie den Regeln des Kriegsvölkerrechts unterworfen. Der Krieg gegen den Terror ist ein US-Krieg eigener Art, auf den die Amerikaner die Regeln des klassischen Rechts nicht anwenden wollen.
Wenn man die Exekution irgendwie rechtlich fassen will, dann geht das nur mit den Argumenten des sogenannten Feindstrafrechts. Das Feindstrafrecht - das es nicht offiziell gibt, das aber in konservativen politischen Kreisen diskutiert wird - ist etwas ganz anderes als das normale Strafrecht; es ist eigentlich gar kein Recht, sondern eine euphemistische Bezeichnung dafür, dass es gegen "Feinde" keine dieser schützenden Regeln mehr gibt. Rechtsgarantien, die für normale Beschuldigte gelten, sind hier außer Kraft gesetzt. Wer Feind ist, ist in diesem Denksystem keine rechtliche, sondern eine politische Frage.
Das sogenannte Feindstrafrecht propagiert den Ausschluss eines Menschen, eines Feindes aus dem Recht. Die USA hatten politisch offenbar beschlossen, dass für Bin Laden, der sich von jeglichem Recht entfernt hatte, ein Ausschluss aus dem Recht gelten soll.
Quote03.05.2011 um 10:38 Uhr
bgresser schreibt
Gezeter oder Diskussion.
Moralische Erwägungen wären schon längst angebracht gewesen bei den vielen Bombardements einer Zivilbevölkerung, mit der sich in der Geschichte Weltmächte immer wieder versucht haben, Geltung zu verschaffen.
Da wird sich jetzt im Detail verheddert, wo sehr viel ernsthaftere Fragen schon langsam durch die Haut brennen.
Ob die aktive ElKaida sich von dem Verlust eines ohnehin schon in den "Ruhestand" abgetretenen Führers allzu sehr in ihrem Mordeifer einschränken lässt, darf dahingestellt bleiben.
Eine Psychologie der Massenberuhigung kann gefährlich werden, wenn sie die Leute einschläfert, während sie in vollem Tempo auf die Klippen zuhalten.
Quote03.05.2011 um 10:51 Uhr
Reaktator schreibt
Justice has been done
Am 11.September wurden fast 3000 Menschen getötet. US-Präsident Barack Obama teilte in seiner Ansprache mit, "Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan."
Zum Thema "Gerechtigkeit" ein paar Zahlen.
Laut internen Dokumenten des US-Verteidigungsministeriums (siehe Iraq War Logs), die am 22. Oktober 2010 über die Internetplattform WikiLeaks veröffentlicht wurden, waren im Zeitraum 2004 bis 2009 unter den 109.000 Opfern im Irak 66.081 Zivilisten. Hinzu kommen die getöteten Zivilisten in Afghanistan.
Wir vergessen immer, dass der Terror eine Waffe des Schwächeren ist. Im Krieg nennen wir diese Leute Partisanen oder Guerillas und wenn sie dann noch auf der "richtigen" Seite stehen, sind sie sogar Helden. Nicht dass sei glauben, ich würde Terror entschuldigen wollen, aber stellen Sie sich doch einfach mal gedanklich auf die andere Seite des Zauns.
Das eine ist so schlimm wie das andere. Macht es die Taten etwa besser, wenn ein gewählter Volksvertreter Menschen ermorden lässt?
Wann werden wir endlich begreifen, dass Rache einer entwickelten Gesellschaft unwürdig ist?
Quote03.05.2011 um 10:37 Uhr
nicknoris schreibt
Die USA sind eine Demokratie mit einem ausgefeilten Rechtssystem
Gleichzeitig sind die USA der Welthegemon mit einem entsprechenden opportunistischem Rechtsverständnis. Unrecht wird dann zu Recht, wenn es den USA nutzt und umgekehrt.
Vorbilder z.B. Rom oder die kath. Kirche.
Quote03.05.2011 um 10:38 Uhr
Ostbayer schreibt Staaten töten
Letzten Ende ist es doch egal, ob die Tötung Bin Ladens durch irgendwelche Gesetze abgedeckt war oder nicht.
Der vorliegende Fall ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein.
Weltweit gibt es Staaten, welche ihren Agenten erlauben, unliebsame Menschen zu töten.
Natürlich machen es die USA den Dr. jur. Prantl es leicht, die USA wieder mal an den Pranger zu stellen. Aber nur immer mit den Finger auf die USA zeigen reicht nicht.
Quote03.05.2011 um 10:50 Uhr
consigliere44 schreibt @Ostbayer
"Letzten Ende ist es doch egal, ob die Tötung Bin Ladens durch irgendwelche Gesetze abgedeckt war oder nicht."
Sehr beachtliche Unrechtsauffassung. Setzen, sechs!
Quote03.05.2011 um 10:46 Uhr
Bernd-Frankfurt schreibt
Konsequent zu ende denken
Wenn man einen Rechtsbrecher nicht vor Gericht stellen kann, dann liquidiert man ihn. Das gilt für Osama bin Laden. Für wen noch? Das gilt in Pakistan. Wo noch? Ghaddafi in Libyen? Dessen Freund in Kolumbien? Diktatoren in Weißrussland? Terroristen in Spanien und Frankreich? Und wann für wen in Deutschland? Alles, was man für eine prinzipiell gute Sache hält kann man auch weiterführen, und wir wissen aus vielen Beispielen, das man alles, was man erst einmal kann, irgenwann auch tut.
Deshalb wäre mir lieber gewesen, Frau Merkel hätte geschwiegen.
...
Aus: "Über das Töten eines Feindes" Ein Kommentar von Heribert Prantl (03.05.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/us-kommandoaktion-gegen-osama-bin-laden-das-toeten-eines-feindes-1.1092300 (http://www.sueddeutsche.de/politik/us-kommandoaktion-gegen-osama-bin-laden-das-toeten-eines-feindes-1.1092300)
Quote[...] Washington/Linz. Diesen Herbst sind es zehn Jahre, seit der ehemalige US-Präsident George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zum Krieg gegen den Terror aufgerufen hat.
Rund 1,283 Billionen $ haben die USA seit 2001 investiert, so ein aktueller Report des US-Kongresses, der die Kosten des globalen Kriegs gegen den Terror untersucht. Diese betreffen Zusatzkosten, die unter anderem für militärische Operationen, den Wiederaufbau oder das Gesundheitsprogramm der Veteranen verwendet werden. Seit 2001 sind rund 806 Milliarden $(63 Prozent) in den Irak geflossen, nach Afghanistan 444 Milliarden $(35 Prozent). Rund 94 Prozent der Gesamtkosten gehen an das Verteidigungsministerium.
In Afghanistan haben sich die durchschnittlichen Kosten für das Verteidigungsministe rium in den vergangenen beiden Jahren fast verdoppelt: Von durchschnittlich 4,4 Milliarden $pro Monat 2009 auf 6,7 Milliarden $im vergangenen Jahr. Mitverantwortlich dafür ist die von Präsident Barack Obama angeordnete Verstärkung der Truppen. Erwartet wird, dass sie heuer auf mehr als 100.000 steigt. 2009 waren 44.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert.
Zudem schätzt das US-Verteidigungsministerium die Kosten pro Soldat in Afghanistan höher ein. Die Transportkosten seien höher, das Terrain schwieriger und mehr Infrastruktur muss errichtet werden. Und da heuer die Zahl der Truppen noch steigen soll, bevor mit dem Abzug begonnen wird, rechnet der Kongress weiterhin mit steigenden Kosten.
Trotz der riesigen Gesamtverschuldung der USA (14,2 Billionen $), die Ausgaben für den Krieg gegen den Terror werden kaum angezweifelt. So auch das Budget des Heimatschutzministeriums.
Was wiederum geradezu zur Ressourcen-Verschwendung einlädt, so ein Bericht des Magazins "The Atlantic". In Newark, New Jersey, seien beispielsweise 300.000 $in Aircondition für Müllwagen investiert worden -um die Fahrer gegen einen Angriff mit chemischen Waffen zu schützen. Die finanziellen Ressourcen der Terroristen nehmen sich dagegen fast bescheiden aus. Auf rund 30 bis 50 Millionen $ im Jahr schätzt der Linzer Volkswirtschafter Friedrich Schneider den Erlös von Al-Kaida. Haupteinnahmequelle ist der Drogenhandel. Mit dem Erlös wird vor allem die Ausbildung neuer Al-Kaida-Rekruten finanziert.
Die Anschläge sind dagegen relativ kostengünstig: Auf jeweils rund 80.000 $ schätzt Schneider die Kosten der Anschläge in London und Madrid, 9/11 auf 500.000 $ - inklusive Flugstunden für die Attentäter.
Aus: ""War on Terror" belastet US-Budget" von Beatrice Bösiger (03.05.2011)
Quelle: http://www.wirtschaftsblatt.at/archiv/war-on-terror-belastet-us-budget-470576/index.do (http://www.wirtschaftsblatt.at/archiv/war-on-terror-belastet-us-budget-470576/index.do)
Quote[...] Der Bosnien-Krieg forderte laut des bosnischen Untersuchungs- und Dokumentationszentrums IDC 97.207 Tote[21]. Frühere Schätzungen schwankten zwischen 200.000 und 300.000 Todesopfern, wobei mehrheitlich von 250.000 ausgegangen wurde.
Diese Zahl könnte sich im Zuge der fortschreitenden Untersuchungen noch um etwa 10.000 erhöhen. 60 Prozent der Opfer waren den Angaben zufolge Soldaten, 40 Prozent Zivilpersonen. 65 Prozent der getöteten Soldaten waren Bosniaken, 25 Prozent Serben und acht Prozent Kroaten. Unter den getöten Zivilisten waren dagegen 83 Prozent Bosniaken, zehn Prozent Serben, und fünf Prozent Kroaten.[22]
Ewa Tabeu von der demographischen Abteilung beim Haager Kriegsverbrechertribunal betonte, dass es sich hierbei um Minimal-Annahmen handele. Sie basierten jedoch auf gut fundierten Daten.
Etwa 2,2 Millionen Menschen flohen oder wurden vertrieben[23], sowohl innerhalb des Landes als auch ins Ausland. Von den Flüchtlingen und Vertriebenen ist bis heute nur ein Teil zurückgekehrt.
...
http://de.wikipedia.org/wiki/Bosnienkrieg#Opferzahlen (http://de.wikipedia.org/wiki/Bosnienkrieg#Opferzahlen) (5. Mai 2011)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Bosnienkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Bosnienkrieg)
-.-
Quote[...] In Bosnien ist ein dreimonatiges Hinrichtungsopfer aus dem bosnischen Bürgerkrieg identifiziert worden. Bei der Leiche eines drei Monate alten Mädchens handele es sich um Adina Hajdarevic, die durch einen gezielten Schuss in den Kopf getötet worden sei, sagte die Sprecherin des Instituts für Vermisste, Lejla Cengic. Es handele sich um das jüngste bekannte Opfer des Bosnienkriegs (1992-1995).
Das Baby wurde demnach zu Beginn des bosnischen Bürgerkriegs im Mai 1992 gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Schwester ermordet. Sie gehören zu 38 Leichen aus einem Massengrab in Suha nahe der Stadt Bratunac im Osten Bosniens wenige Kilometer nördlich von Srebrenica. Unter den Opfern, die 2005 ausgegraben worden waren, befanden sich 20 Frauen und acht Kinder. Sie waren von bosnischen Serben vertrieben und ermordet worden.
Während des ethnisch motivierten Bürgerkriegs in Bosnien wurden zwischen 1992 und 1995 einer unabhängigen Studie zufolge rund 100.000 Menschen getötet, darunter knapp 3400 Kinder. 15 Jahre nach Ende des Konflikts werden nach Angaben des Instituts für Vermisste noch immer bis zu 10.000 Menschen vermisst.
...
Aus: "Serben ermordeten Baby mit Kopfschuss" (06.05.2011)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article13357552/Serben-ermordeten-Baby-mit-Kopfschuss.html (http://www.welt.de/politik/article13357552/Serben-ermordeten-Baby-mit-Kopfschuss.html)
Quote[...] Deutsche Soldaten sind stärker in die gewaltsamen Zusammenstöße in Talokan verwickelt als bisher bekannt. Das Ministerium beruft sich auf die "Selbstverteidigungslage".
...
Aus: "Mob in Afghanistan - Bundeswehr gibt gezielte Schüsse auf Angreifer zu" (20.05.2011)
Quoteverräterische Sprache
Mob? Gehts noch?
Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article13384379/Bundeswehr-gibt-gezielte-Schuesse-auf-Angreifer-zu.html (http://www.welt.de/politik/ausland/article13384379/Bundeswehr-gibt-gezielte-Schuesse-auf-Angreifer-zu.html)
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Quote[...] Bei den gewalttätigen Protesten am Mittwoch im nordafghanischen Talokan haben offensichtlich auch Bundeswehrsoldaten gezielt auf Demonstranten geschossen. Wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am Freitag unter Berufung auf vorläufige Untersuchungsergebnisse mitteilte, seien zur Selbstverteidigung zunächst Warnschüsse abgegeben worden, später auch "gezielte Schüsse auf weiterhin gewalttätige Demonstranten". Dabei sei zunächst auf die Beine gezielt worden, in drei bis vier Fällen aber auch auf den Körper oder die Arme. "In einem einzigen Fall ist nach derzeitiger Erkenntnis ein Treffer im Hals-Kopfbereich nicht auszuschließen", hieß es weiter.
Bei den Protesten am Mittwoch waren bis zu zwölf Zivilisten getötet worden. Während der Demonstration war auch ein Bundeswehrlager von teilweise gewalttätigen Aufständischen attackiert werden. Das Einsatzführungskommando hob hervor, die deutschen Soldaten hätten nach den Ergebnissen erster Befragungen alle vorgeschriebenen Regeln eingehalten.
... Bei den Zusammenstößen am Mittwoch waren ein deutscher Soldat mittelschwer und zwei weitere leicht verletzt worden. Auch fünf afghanische Wachmänner erlitten Verletzungen, offenbar vor allem durch Steine und Molotowcocktails.
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Aus: "Todesopfer bei Demo in Afghanistan: Bundeswehr feuerte gezielt auf Angreifer" (20. Mai 2011)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/todesopfer-bei-demo-in-afghanistan-bundeswehr-feuerte-gezielt-auf-angreifer-1687291.html (http://www.stern.de/politik/ausland/todesopfer-bei-demo-in-afghanistan-bundeswehr-feuerte-gezielt-auf-angreifer-1687291.html)
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Quote[...] Auslöser dieses jähen Ausbruchs der Gewalt war eine Operation amerikanischer Special Forces in der Nacht zuvor, die im wenige Kilometer östlich von Talokan gelegenen Dorf Gawmali gemeinsam mit afghanischen Sondereinheiten unter ihrem Kommando ein Gehöft stürmten und dabei vier Menschen erschossen – darunter auch zwei Frauen, die nach Nato-Angaben mit einer Kalaschnikow und einer Pistole bewaffnet gewesen seien.
...
Aus: "Der tödliche Aufstand von Talokan" (18. Mai 2011)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/aufruhr-an-deutschem-posten-in-afghanistan-der-toedliche-aufstand-von-talokan-1686478.html (http://www.stern.de/politik/ausland/aufruhr-an-deutschem-posten-in-afghanistan-der-toedliche-aufstand-von-talokan-1686478.html)
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Quote...
Quote* RalphS
* 20.05.2011 um 16:21 Uhr
Zweierlei Maß
... Eins ist interessant: Es ist also doch möglich, dass Soldaten gezwungen werden, auf Demonstranten schießen zu müssen. Genau das aber wird Gaddafi vorgehalten.
Bei den Andern ist es immer Absicht und bei den Eigenen Selbstverteidigung.
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Quote* pork eating crusader
* 20.05.2011 um 16:57 Uhr
Afghanistan ist leider anders
Ein deutscher Soldat wurde durch Hangranatensplitter mittelschwer verletzt, was glaubt man denn, wie Soldaten auf derartige Dinge reagieren. Abwarten, bis der Mob sie ueberrennt wie die UN Vertretung in MeS?
...
Quote* kaleb
* 20.05.2011 um 17:35 Uhr
Wohlgemerkt nach wessen Darstellung:
"Sie bewarfen das Camp nach Bundeswehr-Darstellung mit Molotowcocktails und Handgranaten."
Nach den Darstellungen der Besatzer sind immer die Afghanen (Iraker, Palästinenser) die Bösen und Heimtückischen, und die Besatzer die edlen Helden, die sich nur verteidigen.
Da kann ich ja stolz sein, einer solch edlen Rasse von weißen nordischem Geblüt anzugehören.
Die zivilen Opfer können uns ihre Darstellung ja nun nicht mehr geben.
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Kommentare zu: "Deutsche feuerten gezielt auf Demonstranten" (20.5.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/afghanistan-bundeswehr-demonstration (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/afghanistan-bundeswehr-demonstration)
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Quote
Quote20.05.2011 um 15:56 Uhr, thomasca schreibt
... Was machen die Deutschen noch in Afganistan, wo ist die Strategie einer Regierung?
Quote20.05.2011 um 16:00 Uhr
AlterPreusse schreibt
So ist Krieg
Alle die, die im Bundestag für diesen Einsatz gestimmt haben, sollten sofort aufstehen und Verantwortung von den Soldaten weg auf ihre Entscheidung nehmen. Der Soldat, dem Handgranaten um die Ohren fliegen, macht das selbstverständlichste auf der Welt, dass was er gelernt hat, den Angreifer gezielt töten,
Verantwortung für so einen Mist tragen all die Politiker, die die Soldaten dorthin geschickt haben und das zukünftig noch viel öfter tun wollen.
Kommentare zu: "Bundeswehr schoss Angreifer nieder" (20.05.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/gewalttaetige-demo-in-afghanistan-bundeswehr-schoss-angreifer-nieder-1.1099884 (http://www.sueddeutsche.de/politik/gewalttaetige-demo-in-afghanistan-bundeswehr-schoss-angreifer-nieder-1.1099884)
Quote[...] De Maizière hat die Erwartungen an einen vollständigen Abzug vom Hindukusch gedämpft. Soldaten sollen auch nach 2014 in Afghanistan präsent sein. ... ,,Die Wahrung internationaler Verantwortung bei der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung ist eine zentrale Aufgabe der Bundeswehr", sagte de Maizière. Dafür würden im Zuge der Neuausrichtung der Truppe die nötigen Strukturen geschaffen.
...
Aus: "Bundeswehr bleibt auch nach 2014 in Afghanistan" (28.05.2011)
Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article13399450/Bundeswehr-bleibt-auch-nach-2014-in-Afghanistan.html (http://www.welt.de/politik/ausland/article13399450/Bundeswehr-bleibt-auch-nach-2014-in-Afghanistan.html)
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Quote[...] Berlin (dpa) - Beim Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan sind bisher 50 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, 32 davon bei Gefechten oder Anschlägen. Gab es früher die meisten Opfer im Raum Kundus, hat sich seit 2010 das Schwergewicht der Anschläge auf die südlichere Nachbarregion Baghlan verlagert.
Der jüngste Anschlag ereignete sich in der östlich von Kundus gelegenen Provinz Tachar.
28. Mai 2011: Bei einem Anschlag auf ein Treffen des Gouverneurs der Provinz Tachar werden im nordafghanischen Talokan zwei deutsche Soldaten getötet. Fünf ihrer Kameraden werden verletzt, unter ihnen auch deutsche Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf in Nordafghanistan, General Markus Kneip.
25. Mai 2011: Bei einem Sprengstoffanschlag auf eine deutsche Patrouille in Afghanistan wird ein Bundeswehrsoldat getötet. Ein weiterer Soldat und ein afghanischer Übersetzer werden verletzt. Der Anschlag ereignete sich in der Unruheprovinz Kundus.
18. Februar 2011: Bei einem Blutbad im Bundeswehr-Außenposten «OP North» in der Provinz Baghlan tötet ein afghanischer Soldat zwei deutsche Bundeswehr-Angehörige. Es gibt mehrere Schwerverletzte.
7. Oktober 2010: Ein Selbstmordanschlag der Taliban reißt einen Bundeswehrsoldaten in den Tod. Sechs Soldaten werden verletzt, davon zwei schwer.
15. April 2010: Bei zwei Anschlägen nahe Baghlan fallen vier Bundeswehrsoldaten. Drei sterben in ihrem gepanzerten Fahrzeug «Eagle IV» bei der Detonation einer ferngezündeten Sprengfalle. Ein Oberstabsarzt kommt ums Leben, als sein gepanzertes Sanitätsfahrzeug von Aufständischen beschossen wird.
Aus: "Chronologie: Getötete deutsche Soldaten in Afghanistan" (29.5.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/news-052011/29/iptc-bdt-20110528-299-30622332xml (http://www.zeit.de/news-052011/29/iptc-bdt-20110528-299-30622332xml)
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Quote[...] Bei einem nächtlichen Bombardement sind in der südafghanischen Provinz Helmland laut Regierung 14 Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern befinden sich 12 Kinder.
Bei einem Luftangriff der Nato in der südafghanischen Provinz Helmand sind nach Angaben der örtlichen Behörden 14 Zivilisten getötet worden. Sechs weitere Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden, erklärte das Büro des Gouverneurs der Provinz. Bei den Toten handle es sich um fünf Mädchen, sieben Jungen und zwei Frauen.
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Hubschrauber der Nato-Truppe Isaf seien am Samstag einen Einsatz geflogen, um den Soldaten eines Nato-Stützpunktes gegen einen Angriff von Aufständischen beizustehen. Dabei seien im Bezirk Nawsad zwei Häuser getroffen worden.
Ein Stammesführer in Nawsad sagte, zwölf Mitglieder seiner Familie seien bei dem Nato-Angriff getötet und zehn weitere verletzt worden. Er habe gesehen, wie die Nato-Hubschrauber beschossen worden seien. Die Hubschrauber seien zunächst weggeflogen, nach zehn Minuten aber zurückgekehrt. Dann hätten sie Raketen abgefeuert.
Ein Isaf-Sprecher erklärte, der Vorfall werde untersucht. Ein Untersuchungsteam habe sich bereits auf den Weg in die Region aufgemacht.
Der Tod von afghanischen Zivilisten bei Isaf-Einsätzen ist ein heikles Thema zwischen dem Westen und der Regierung in Kabul. Der Tod von vier Menschen in Talokan in der nordöstlichen Provinz Tachar hatte am 18. und 19. Mai zu gewaltsamen Ausschreitungen in Talokan geführt, bei denen auch der dortige Bundeswehrstützpunkt attackiert wurde. 17 Menschen starben.
Am Samstag dann wurden bei einem Selbstmordanschlag in Talokan zwei Bundeswehrsoldaten getötet und fünf weitere verletzt, unter ihnen der für den Norden Afghanistans zuständige ISAF-Kommandeur Markus Kneip. Auch ranghohe afghanische Sicherheitsvertreter wurden getötet.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte das Verteidigungsministerium erst am Samstag angewiesen, Angriffe ausländischer Truppen zu verhindern, die nicht mit den Afghanen koordiniert sind. Das Ministerium soll laut dieser Direktive außerdem die gezielten nächtlichen Operationen von US-Spezialeinheiten – sogenannte Night Raids – unter seine Kontrolle bringen. Die Anordnung Karsais dürfte zu Spannungen mit der Nato führen.
Quote* erwindererste
* 29.05.2011 um 10:15 Uhr
"ein heikles Thema"
Ein schöner Euphemismus für ein Kriegsverbrechen.
Aber wir haben ja keinen Krieg, deswegen gibt es auch keine Kriegsverbrechen.
Quote* AndreasJ
* 29.05.2011 um 10:30 Uhr
Was erwartet man von der Nato?
Dass die Hubschrauber vorher landen und sich die Papiere der Leute zeigen lassen? Wenn dort verkleidete Taliban hinterhältig Bundeswehr-Soldaten in die Luft sprengen, dann ist das Krieg und im Krieg gibt es auch tote Zivilisten. Wo also ist das Problem?
Quote* Zack34
* 29.05.2011 um 11:35 Uhr
Von der NATO
kann man da einiges erwarten, aber zivile Opfer wird es immer geben. Womit wir beim Problem sind.
Denn - bewusst zugespitzt formuliert - hätte man Ihre (sic!) Familie oder gar das ganze Dorf mit der kalten Technik des Todes ausradiert (wie in Afghanistan bereits zigmal geschehen, ohne irgendeine Beileidsbekundung, dafür aber mit der üblichen Schwarz-Weiss-Malerei von der Terrorgefahr), dann hätten Sie bestimmt die Sache abgenickt, die stolzen 2000EUR, die da pro Kopf als Entschädigung angeboten werden angenommen, und damit vor sich hin pfeifend die fröhliche Zukunft besungen, ja das Lied "Freiheit, Menschenrechte, Demokratie" angestimmt, klar.
Deshalb halte ich - auf die Gefahr hin, mich dabei sehr zu täuschen - die Feldherren-Kälte, die Ihren Worten von alleine entrinnt... für unerträglich.
Und genau diese mechanische, für die Heimischen fast außerirdische Kälte der dortigen, unseren milit. high-tech-Präsenz ist es, die so unvermeidbar den Afghanen auffällt, und Gift sät. Wie viele Wasserbrunnen und Schulen müssen denn dafür vor laufenden TV-Kameras gebaut werden?
Mit freundlichen Grüßen
Zack34
Quote* BaltasarGracian
* 29.05.2011 um 10:16 Uhr
Es ist ein Krieg
Und Bomben fragen Opfer nicht, ob sie Kämpfer oder Zivilisten snd. Mit Sicherheit wird man wieder erklären, es habe Hinweise gegeben, daß sich dort Terroristen aufgehalten haben. ... Wo sind übrigens die Betroffenheitsbekundungen der Kanzlerin angesichts dieser Opfer. Auch die anderen Beteiligten hüllen sich da in Schweigen.
Quote* wendelin89
* 29.05.2011 um 10:38 Uhr
Ab nach Den Haag
Wer sich nicht betroffen zeigt, sondern seine Minister noch gerade dazu auffordert, Politik mit anderen Mitteln für die Durchsetzung der eigenen Interessen einzusetzen, der sollte sich schon mal einen Platz in Den Haag reservieren lassen.
Quote* pasquino
* 29.05.2011 um 10:52 Uhr
Frage an die Zeitredaktion:
Gestern titelte Zeit-Online: Drei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan getötet. Später wurde korigiert und Zeit-Online titelte: Zwei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan getötet.
Heute titelt Zeit-Online: Kinder s o l l e n bei Nato-Luftangriff getötet worden sein.
Frage: Warum heißt es im Falle von getöteten Kindern und Frauen "sollen getötet worden sein"?
Quote* illitsch
* 29.05.2011 um 10:56 Uhr
Politiker
Angesichts solcher Meldungen, ist es im höchsten Maße beschämend, wenn sich unsere Politiker nach einem Selbstmordattentat bei dem BW - Soldaten zu Tode kommen, von " einem kriminellen, terroristischen feigen Akt" der Aufständischen sprechen. Was dort gegen die Zivilbevölkerung abläuft, ist auch eine Art von Terror. Flugzeuge oder Dronen, die ihre Raketen auf Bodenziele abschießen, sind noch weniger erreichbar als getarnte Taliban. Der Tod von Zivilisten, insbesondere von Frauen und Kindern, wird die Bevölkerung sicher nicht positiv stimmen, sondern sie werden mehr und mehr die erfolgreichen Anschläge der Taliban bejubeln. ...
Quote* Thrudheim
* 29.05.2011 um 11:38 Uhr
Wann bezeichnen denn Merkel und Westerwelle
die Ermordung von afghanischen Zivilisten durch die Nato als hinterhältig?
... Die Lage dürfte noch viel desaströser sein als die Einheitsmedien berichten, denn es herrscht ja freiwillige Selbstzensur in Deutschland und tatsächliche Zensur in Afghanistan, so dass die just von der Zeit beweihräucherte Kriegsberichterstattung gar nicht erst zustandekommen kann. Über das wahre Ausmaß des Desasters werden wir bewusst von den Medien und der etablierten Politik belogen. Welchen Gewinn ziehen die aus diesem perversen Krieg?
Quote* Thrudheim
* 29.05.2011 um 11:43 Uhr
Weil, der Gegner
lügt immer:"Frage: Warum heißt es im Falle von getöteten Kindern und Frauen "sollen getötet worden sein"?" Man kann eben denen die man vorgibt schützen zu wollen nicht trauen, weil sie sind ja die Gegner. Die Kriegsliebhaber entlarven sich durch ihre Sprache.
Quote* pasquino
* 29.05.2011 um 11:53 Uhr
Mehr Zivilisten in Afghanistan getötet...
[...] Es ist Fakt, dass nur ein Bruchteil der Zahlen und Ereignisse über getötete Zivilisten an die deutsche Öffentlichkeit gelangt.
Gekürzt. Bitte richten Sie Kritik an der Moderation direkt an community@zeit.de. Danke. Die Redaktion/wg
Quote* Volkerich
* 29.05.2011 um 12:01 Uhr
Was wäre wenn...
...es sich hier um ,,westliche" Kinder gehandelt hätte ... ? Weltweit wäre ein Aufschrei zu hören! Monatelang würde dieses Ereignis die Medien in Atem halten , ganz zu schweigen das es zu politischen Spannungen u. dadurch verbundenen Entscheidungen auf allen Ebenen national sowohl international kommen würde.
...
Quote* Aquarius2
* 29.05.2011 um 12:03 Uhr
NATO tötet 12 Kinder
Daran sollen wir uns gewöhnen, denn:
De Maizière schmiedet die Allzweck-Kampftruppe
für Rohstoffsicherung, Bündnispflichten,...
Die Armee müsse 10.000 Soldaten bereithalten, um jederzeit zwei große und mehrere kleine Auslandseinsätze durchführen zu können.
Die SPD unterstützt die Pläne de Maizières.
Quelle:http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-05/bundeswehr-reform-maiziere-3?commentstart=89#cid-1351740
Quote* AndreasJ
* 29.05.2011 um 12:04 Uhr
40. 2010 wurden
in Afghanistan 2777 Zivilisten getötet, drei Viertel davon wurden von Aufständischen wie den radikal-islamischen Taliban getötet.
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-03/afghanistan-zivile-opfer (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-03/afghanistan-zivile-opfer)
Merkwürdig, dass der Betroffenheitspathos bezüglich ziviler Opfer sich trotzdem ausschließlich auf die böse Nato konzentriert. Da wollen wohl einige Damen und Herren an ihrem nicht realitätskonformen Weltbild festhalten.
* Thrudheim
* 29.05.2011 um 12:09 Uhr
Wenn das geschähe:
"Wenn ein "Taliban" in Europa 12 Kinder töten würde, dann wäre hier die Hölle los und es wäre nie mehr so, wie es mal war.
Dieses "nie mehr so,wie es mal war" gibts in Afghanistan täglich und es wird erst ab 10 Toten Afghanen berichtet."
...
Aus: "Kinder sollen bei Nato-Luftangriff getötet worden sein" (29.5.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/nato-angriff-afghanistan (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/nato-angriff-afghanistan)
Quote[...] Libyens Regierung präsentiert angebliche Nato-Opfer ... Bei einem Luftangriff der Nato auf Tripolis sind nach Angaben der libyschen Regierung etwa sieben Zivilisten getötet worden. "Es wurden bewusst und mit Absicht Häuser von Zivilisten ins Visier genommen", sagte Vize-Außenminister Chaled Kaim zu dem Angriff am frühen Sonntagmorgen.
... Am Samstagabend hatte die Nato in einer Mitteilung den versehentlichen Beschuss libyscher Rebellen bedauert. Demnach beschossen mehrer Militärfahrzeuge, darunter auch Panzer, in der Nähe der Stadt Brega Nato-Flugzeuge. Die Fahrzeugkolonne sei am Donnerstag in einer Gegend gesichtet worden, in der kurz zuvor Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gadhafi eingesetzt gewesen waren.
"Wir bedauern den möglichen Verlust von Menschenleben bei diesem unglückseligen Zwischenfall", hieß es. Die Nato bemühe sich, "jederzeit mit Präzision und Sorgfalt zur Vermeidung ziviler Opfer zu handeln".
Der Bürgerkrieg in Libyen dauert schon vier Monate.
Quote* hanzwurzt
* 19.06.2011 um 10:55 Uhr
"angebliche" zivile Opfer
Warum sind zivile Opfer im Westen Libyens immernur "angeblich"?
Opfer im Osten sind doch auch nicht nur "angeblich" Zivilisten.
Also langsam wird es lächerlich. Entweder es gibt zivile Opfer auf beiden Seiten oder es gibt keine Zivilisten mehr in Libyen.
Gibt es eigentlich noch Journalisten in Libyen, die unabhängig berichten? Es ist wirklich erschreckend wie selektiv hier berichtet wird.
Quote* teardown
* 19.06.2011 um 11:07 Uhr
Auch ich bin überrascht - man weicht bei der Zeit von...
...der üblichen Nato-Propaganda ab, und schreibt etwas von "Unterstützung der Rebellen".
Es geschehen noch Zeichen und Wunder!
P.S. Komisch sind aber immer noch die "angeblichen zivilen Opfer". Mir braucht keiner erzählen, daß es nach monatelangen Bombardierungen keine zivilen Opfer gibt!
Quote* Morgengrauen
* 19.06.2011 um 11:27 Uhr
Hat sich
die Nato eigentlich auch schon für die Bombardierung der Universität in Tripolis entschuldigt?
so nach dem üblichen Motto.
Oops das tut uns aber leid, natürlich werden wir den Vorfall gründlich untersuchen.
[PHOTOGRAPHIC EVIDENCE: NATO Bombed Libya's Nasser University
Campus B of Al Fatah by Mahdi Darius Nazemroaya, June 12, 2011]
http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=25221 (http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=25221)
Quote* alfred unfried
* 19.06.2011 um 11:50 Uhr
7. Was denn.......es gibt "Rebellen" ??????????
Darf ich die ZEIT-Experten diskret darauf hinweisen, dass es erstens KEINE "Rebellen" gibt in Libyen sondern entweder " Freiheitskämpfer" oder " Demokraten".Halten Sie sich bitte an die "Nettikette", die sie von Leserbriefschreibern einfordern.
Zweitens gibt es keine " zivilen Opfer" sondern nur "NATO-Präzisionsangriffe".
Wir wollen doch das altbewährte Berichts-Schema über Libyen nicht unnötig durch plötzliche Realitäts-Berichte stören.
Bitte verzichten Sie auf Polemik. Danke, die Redaktion/mk
Quote* VforVendetta
* 19.06.2011 um 12:39 Uhr
Massenmord mit UN Mandat
[Text von der Redaktion gelöscht]
Bitte verzichten Sie auf Polemik. Danke, die Redaktion/mk
Aus: "Libyens Regierung präsentiert angebliche Nato-Opfer" (19.6.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/libyen-nato-zivilisten (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/libyen-nato-zivilisten)
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QuoteNato räumt zivile Opfer ein
Die Nato will mit ihrem Einsatz die libysche Bevölkerung schützen. Doch nun muss sie zugeben: Sie hat ein Wohnhaus bombardiert und Zivilisten getötet.
Quoteshy little pigtails girl
20.06.2011 um 7:40 Uhr
"Einräumen" - ein schönes Wort. Hat man je in den Medien von einem Diktator gehört, der zivile Opfer "einräumt"? *Lach
Nur die Guten räumen ein, die Schlechten machen's, weil sie schlecht sind. Darum wählen wir solche Worte.
Quotegelesen.ueberflogen
20.06.2011 um 7:54 Uhr
Mich macht diese Kriegsberichterstattung
ala Wochenschau in einer etablierten Zeitung unendlich traurig (unabhängig von jedem Opfer eines Krieges) und sprachlos, wütend. Wie kommt es zu den Entscheidungen in den Redaktionen, dass solche Pressemitteilungen noch und nöcher herausgegeben werden?
Aus: "Libyen Nato räumt zivile Opfer ein" (20.6.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/nato_zivilisten_tripolis (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/nato_zivilisten_tripolis)
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Quote[...] ,,Obwohl wir die Einzelheiten des Zwischenfalls noch ermitteln, scheint es so, dass ein Fehler in einem Waffensystem diesen Zwischenfall verursacht hat", heißt es in der Erklärung Bouchards. ,,Es scheint, als ob eine Bombe nicht das beabsichtigte Ziel getroffen hat", heißt es weiter. ,,Die Nato bedauert den Verlust unschuldiger Menschenleben und sie geht sehr sorgsam vor im Kampf gegen ein Regime, das entschlossen ist, Gewalt gegen seine eigenen Bürger anzuwenden." ...
Aus: "Nato-Luftangriff trifft Wohnhaus" (20. Juni 2011)
Quelle: http://www.faz.net/artikel/C32315/libyen-nato-luftangriff-trifft-wohnhaus-30443768.html (http://www.faz.net/artikel/C32315/libyen-nato-luftangriff-trifft-wohnhaus-30443768.html)
Quote[...] Amman/BeirutSyrische Sicherheitskräfte haben nach Angaben von Augenzeugen eine Stadt an der Grenze zur Türkei gestürmt, deren Bewohner Flüchtlinge mit Lebensmitteln versorgt haben. Die Soldaten hätten in der Stadt Bdama Häuser niedergebrannt und Dutzende Menschen festgenommen, hieß es am Samstag. Zugleich löst der Aufstand in Syrien inzwischen auch Unruhen im benachbarten Libanon aus: Dort lieferten sich im Norden des Landes Gegner und Anhänger von Syriens Präsidenten Baschar al-Assad Feuergefechte, bei denen bis zu sieben Menschen starben.
Bdama liegt im Nordwesten etwa zwei Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt. Inzwischen sind bereits über 10.000 Syrer vor dem gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte in die Türkei geflohen.
... Der syrische Menschenrechtler Ammara Kurabi berichtete, Soldaten hinderten Flüchtlinge daran, die türkische Grenze zu erreichen. Sie blockierten Straßen und griffen jene Bürger an, die den Flüchtlingen helfen wollten. Die Äußerungen Kurabis konnten
nicht überprüft werden, denn ausländische Journalisten werden in Syrien derzeit nicht geduldet. Seine Angaben decken sich aber mit Berichten der Leute, die aus Bdama geflohen sind. Ein Bauer von dort sagte, auf den Straßen gebe es Sperren. Die Leute versuchten aber, auf Schleichwegen durch die Täler in die Türkei zu gelangen.
... Die Regierung in Damaskus geht seit Monaten mit massiver Gewalt gegen Demonstranten vor, die ein Ende der Herrschaft von Präsident Assad fordern. Nach Angaben von Menschenrechtlern sind dabei seit März mindestens 1300 Zivilisten getötet und 10.000 Menschen verhaftet worden.
In die nord-libanesische Stadt Tripoli rückte die Armee ein, nachdem dort eine Kundgebung zur Unterstützung der Aufständischen in Syrien zu Auseinandersetzungen geführt hatte. Die gegnerischen Gruppen seien dabei mit Gewehren und Granaten aufeinander losgegangen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kamen dabei zwischen vier und sieben Menschen ums Leben, darunter ein Junge und ein Soldat. Dutzende seien verletzt worden.
rtr
Aus: "Syrische Truppen stoppen Flüchtlinge" (19.06.2011)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/syrische-truppen-stoppen-fluechtlinge/4301556.html (http://www.handelsblatt.com/politik/international/syrische-truppen-stoppen-fluechtlinge/4301556.html)
Quote[...] Bei einem Treffen zwischen dem UN-Chef und Hun Sen im vergangenen Oktober sollen sich die beiden sogar angeschrien haben. Hun Sens unmissverständlicher Standpunkt: Weitere Anklagen sind "verboten".
Daher klingt ein kürzlich veröffentlichter Bericht der "Open Society Justice Initiative" plausibel. Darin legt die Organisation dar, dass Kambodschas Regierung derzeit die Eröffnung eines dritten Verfahrens behindere. Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft hätten bei anfänglichen Ermittlungen zu vermuteten Verbrechen zweier hochrangiger ehemaliger Kommandeure des Roten Khmer nur oberflächlich gearbeitet. Sie hätten nur wenige Zeugen befragt und Schauplätze von Verbrechen nur kurz besucht. Die Verdächtigen seien über die angeblichen Ermittlungen noch nicht einmal informiert worden. Das Tribunal habe seinerseits keine Anklage erhoben, obwohl die Ermittlungen offiziell abgeschlossen seien.
"Die Handlungen des Gerichts deuten darauf hin, dass der Ausgang des Falls im Vorfeld festgelegt worden ist, und die Richter sich geweigert haben, Beweise zu sammeln und Fakten zu untersuchen", heißt es in dem Bericht.
"Sie folgen damit möglicherweise wiederholten und öffentlich geäußerten Forderungen der obersten politischen Führung." Bestärkt wird der Verdacht durch Berichte, wonach kürzlich Mitarbeiter des Tribunals ihre Arbeit niedergelegt haben sollen.
Das Tribunal weist diese Vorwürfe von sich. In einer Erklärung heißt es, das Gericht handele unabhängig. Ban Ki Moon dementierte ebenfalls.
...
Quoterms_titanic
27.06.2011 um 14:44 Uhr
So manch führendes bundesdeutsches Grünen-Mitglied
... Linkspartei-Mitglied und SPD-Mitglied von Heute zählte in den 70er und 80er Jahren noch zur glühenden Anhängerschaft Pol-Pots und leugnete oder rechtfertigte öffentlich dessen Genozid am eigenen "kampucheanischen Volk", z.B. in der maoistischen "Liga gegen den Imperialismus", der KPD/AO, dem KBW, oder dem KB/Nord.
Auch zahlreiche deutsche, französische und sonstige westeuropäischen Linksintellektuelle hielten -teils noch etliche Jahre lang- zu den Steinzeitkommunisten des Pol Pot-Regimes, und leugneten, verharmlosten oder rechtfertigten dessen genozidale Greueltaten, begangen im Namen der Schaffung des "neuen Menschen" für den "Fortschritt" des Sozialismus.
Damals im KBW an der Seite Pol Pots:
u.A. Winfried Kretschmann, Ursula Lötzer, Krista Sager, Ulla Schmidt (!), ...
Damals in der Pol Pot unterstützenden KPD-AO aktiv:
u.A. Antje Vollmer, Horst Mahler, Jörg Immendorff, Christian Semler, Martin Thomas, Jürgen Horlemann, ...
Damals im KB (-Nord):
Jürgen Trittin, Rainer Trampert, Angelika Beer, Jürgen Elsässer, Ulla Jelpke, Bettina Hoeltje, ...
Ich war damals in der DKP (zugegebenermaßen auch nicht viel besser ...).
Hoffentlich haben wir alles was draus gelernt ...
QuoteKlausFuchs
27.06.2011 um 15:03 Uhr
Daraus gelernt
Viele der von ihnen erwähnten Personen dies offen als Fehler bezeichnet, daher wäre es in so einem Falle aller Ehren wert, wenn sie dies bei solch einer Namensauflistung dazuschreiben würden, wer sich distanziert hat.
Quoterms_titanic
27.06.2011 um 15:43 Uhr
@KlausFuchs
Klar, so einfach ist das:
Wir distanzieren uns nachträglich in aller angesagten Betroffenheit von Pol Pot und dessen Völkermordregime, und wünschen allen Kampucheanerinnen und Kampucheanern alles Gute auf ihrem weiteren (Über-)Lebensweg.
Am Besten wäre es freilich, wenn sich nun auch die noch lebenden Massenmörder des Pol Pot-Regimes gleich selbst von ihren einstigen massenhaften Greueltaten distanzieren würden, so wie ihre einstigen Gönner und Sympathisanten in Deutschland.
Dann stehen die Ermordeten bestimmt alle wieder auf, und alles ist gut, gell?
Aus: "Das späte Tribunal gegen den Terror der Roten-Khmer" Von Sascha Zastiral (27.6.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/kambodscha-khmer-prozess (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/kambodscha-khmer-prozess)
Quote[...] Die Bundesregierung will die NATO mit Bombenbauteilen im Libyenkrieg unterstützen. ,,Wir haben eine Anfrage der zuständigen NATO-Logistik-Agentur Namsa erhalten, und ich habe entschieden, sie positiv zu beantworten", sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung. ,,Dies ist bewährter Bündnisalltag. So gleichen die Partner ihre logistischen Engpässe untereinander ständig aus."
Deutschland hatte sich bei der Abstimmung über den Militäreinsatz im UN-Sicherheitsrat enthalten. Zeitweise wurden sogar deutsche Schiffe aus den NATO-Verbänden im Mittelmeer abgezogen, um nicht mit dem Einsatz in Berührung zu geraten.
De Maizière betonte, er könne darin keine Beteiligung Deutschlands am Krieg in Libyen durch die Hintertür erkennen. ,,Das ist ein normales Verfahren, so wie wir in Stäben der NATO mitarbeiten und Luftwaffenstützpunkte in Deutschland zur Verfügung stellen." Für ihn sei die NATO-Anfrage auch nicht überraschend: ,,Es war zu erwarten, dass die Luft-Boden-Munition aufgrund der intensiven Luftangriffe in Libyen früher oder später knapp wird."
...
Aus: "Libyen-Krieg: Deutsche Waffen an die NATO" (29.06.2011/hg/dpa)
Quelle: http://www.hintergrund.de/201106291625/kurzmeldungen/aktuell/libyen-krieg-deutsche-waffen-an-die-nato.html (http://www.hintergrund.de/201106291625/kurzmeldungen/aktuell/libyen-krieg-deutsche-waffen-an-die-nato.html)
Der Sezessionskrieg im Südsudan war der bewaffnete Kampf um die Autonomie bzw. Unabhängigkeit der sudanesischen Region Südsudan. Dabei kämpften Rebellen im Südsudan für eine stärkere Selbstbestimmung, wogegen die Zentralregierung unter Einsatz der Armee und paramilitärischer Milizen vorging. Der erste Bürgerkrieg dauerte von 1955 bis 1972, der zweite Bürgerkrieg von 1983 bis 2005. Gründe für den Konflikt waren die historischen Beziehungen des Süd- und Nordsudan, wirtschaftliche Interessen an den natürlichen Ressourcen des Südens, ethnische und religiöse Disparitäten und die mangelnde politische Teilhabe des Südsudan sowohl in der eigenen Region als auch im Gesamtstaat. ... (11. Juli 2011)
http://de.wikipedia.org/wiki/Sezessionskrieg_im_S%C3%BCdsudan (http://de.wikipedia.org/wiki/Sezessionskrieg_im_S%C3%BCdsudan)
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Quote[...] Die sudanesische Provinz Südkordofan ist wieder Kriegsgebiet, so wie in den schlimmsten Zeiten des eigentlich 2005 beendeten Südsudankriegs. Neue schwere Luftangriffe des sudanesischen Militärs meldet das UN-Koordinierungsbüro für humanitäre Hilfe (Ocha) auf die Nuba-Berge, deren Bevölkerung während des Kriegs auf Seiten von Südsudans Rebellen gegen die Zentralregierung in Khartum kämpfte.
Die Mehrheit der Bevölkerung der Provinzhauptstadt Kadugli sei auf der Flucht vor Gefechten mit schwerer Artillerie. Die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen lässt sich nur schwer ermitteln, da Hilfswerke kaum Zugang zu den Kampfgebieten haben und viele Mitarbeiter evakuiert werden mussten. Die Luftangriffe richten sich gezielt gegen Flugpisten, kritisierte am Mittwoch der Sprecher der UN-Mission im Sudan (Unmis), Kouider Zerrouk.
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"Viele der 1,4 Millionen Bewohner der elf Bezirke, aus denen Kämpfe gemeldet werden, sind betroffen", erklärt Ocha. "Eine unbekannte Anzahl von Menschen soll sich in den Nuba-Bergen versteckt haben." 27.000 Menschen aus Kadugli waren nach Angaben des katholischen Hilfswerks Caritas nach Kauda in den Nuba-Bergen geflohen, bevor auch dort am Dienstag Bomben fielen.
Der seit fast zwei Wochen währende neue Krieg in Südkordofan überschattet inzwischen den Konflikt um die zwischen Nord- und Südsudan umstrittene Grenzregion Abyei, der bereits den Prozess der friedlichen Loslösung Südsudans als eigener Staat an den Rand des Scheiterns gebracht hat. Im Mai hatte Nordsudans Armee Abyei eingenommen, rund 100.000 Südsudanesen sind aus der Region geflohen.
Verhandlungen zwischen den beiden sudanesischen Teilregierungen in Addis Abeba, Hauptstadt des benachbarten Äthiopien, brachten zwar zunächst eine Annäherung und am Wochenende ein Vorabkommen über eine Entmilitarisierung Abyeis und die Stationierung von 1.500 äthiopischen Soldaten als Friedenstruppe. Doch die Gespräche sind seitdem zusammengebrochen, weil der Norden Bedingungen für den Rückzug seiner Soldaten aus Abyei stellt.
Südsudans Armeesprecher Philip Aguer meldete am Mittwoch den Ausbruch neuer Kämpfe an Abyeis Grenzfluss Kiir, bei denen fünf nordsudanesische Soldaten getötet worden seien. Außerdem sind mehrfach Luftangriffe auf Ziele im südsudanesischen Bundesstaat Unity, südlicher Nachbar Südkordofans, gemeldet worden.
Südsudans Vizepräsident Riek Machar hat jetzt die Einrichtung einer UN-überwachten Pufferzone zwischen Nord- und Südsudan gefordert. Er traf sich am Dienstag mit Vertretern der Vetomächte im UN-Sicherheitsrat. Der muss in den nächsten Wochen - ab Anfang Juli unter deutschem Vorsitz - sowohl die Aufnahme Südsudans in die Vereinten Nationen nach der für den 9. Juli geplanten Unabhängigkeitserklärung, als auch die Konsequenzen für die UN-Mission Unmis organisieren. Riek Machar warnte, in Südkordofan drohten "ethnische Säuberungen", und in Abyei sei "ein Genozid im Entstehen".
Aus: "Fluchtwelle im Sudan - Hunderttausende Zivilisten ohne Schutz" VON DOMINIC JOHNSON (17.06.2011)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/hunderttausende-zivilisten-ohne-schutz/ (http://www.taz.de/1/politik/afrika/artikel/1/hunderttausende-zivilisten-ohne-schutz/)
Quote[...] Auf Grundlage von Resolution 1973 begann eine Koalition, angeführt von Frankreich, Großbritannien und den USA, am 19. März mit der Bombardierung Libyens. Mit der Durchsetzung einer Flugverbotszone hat "Operation Odyssey Dawn", die Ende März unter dem Dach der NATO in ,,Operation Unified Protector" umbenannt wurde, allerdings herzlich wenig zu tun: ,,Der Einsatz der Nato – Briten und Franzosen vorneweg – geht längst darüber hinaus. Die westlichen Kampfflugzeuge haben nicht nur die Luftwaffe von Muammar al-Gadhafi ausgeschaltet. Sie bombardieren Panzer, Artillerie und anderes militärisches Gerät des Diktators. Ein Indiz für die gewandelte Ausrichtung des Einsatzes ist das eingesetzte Gerät: Die Amerikaner sind inzwischen auch mit tieffliegenden A-130-Bombern unterwegs, Flugzeuge, die dafür da sind, feindliche Stellungen zu beschießen. Zahlen über Opfer dieser Angriffe gibt es nicht. Mit den Bombardements wird der Vormarsch der Rebellen ermöglicht. Oder anders gesagt: Die Rebellen haben sich eine mächtige Luftwaffe zugelegt, die ihren Interessen dient."[38]
Bei der NATO-Operation handelt es sich also um die einseitige militärische Parteinahme in einem innerstaatlichen Konflikt, um der ,,genehmen" Seite zum Sieg zu verhelfen, wie etwa der französische Außenminister Alain Juppé freimütig einräumt: ,,Dank unserer Militäroffensive ist das Gleichgewicht hergestellt. Gaddafi hat seine Luftwaffe und einen Teil seiner Artillerie verloren. Das erlaubt den Kräften in Libyen, die die Freiheit wollen, in die Offensive zu gehen."[39] Die Vereinten Nationen sind jedoch nicht dazu da, einen Bürgerkrieg zu entschieden, hierfür besteht aus guten Gründen keine völkerrechtliche Grundlage ...
... Eine geradezu bizarre Debatte findet derzeit über die deutsche Enthaltung bei der Abstimmung über Resolution 1973 statt. Die Regierungskoalition musste sich heftige Kritik anhören und wurde vonseiten sozialdemokratischer und grüner Politiker mal mehr, mal weniger deutlich als ,,Weicheier" in der Kriegsfrage beschimpft. SPD-Chef Sigmar Gabriel warf der Regierung vor, es sei der Eindruck erweckt worden, ,,als würde Deutschland vor der Macht dieses Öl-Mafioso kuschen." Der Ex-Generalinspekteur Klaus Naumann ,,schämt" sich gar für die Bundesregierung, sieht Deutschland ,,international isoliert" und dadurch das Ziel, einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu erlangen, gefährdet.[47] Daraufhin beeilte sich Außenminister Guido Westerwelle zu versichern, auch wenn man nicht beabsichtige, sich mit Soldaten zu beteiligen, man stehe zur UN-Resolution und wolle u.a. durch die Entsendung von AWACS-Aufklärern nach Afghanistan Reserven bei anderen Staaten freimachen, damit diese Schläge gegen Gaddafi führen könnten. Ferner könnten amerikanische Truppen ihre Stützpunkte in Deutschland für den Libyen-Krieg nutzen.
Trotz dieser verdeckten Kriegsunterstützung, die klar und in aller Deutlichkeit kritisiert werden muss: die Bundesregierung hat sich mit ihrer Enthaltung zur UN-Resolution und der Nicht-Beteiligung an jeglichen NATO-Operationen gegen Libyen extrem weit aus dem Fenster gelehnt. Worin genau die Gründe für die Position Deutschlands liegen, lässt sich schwer beurteilen. Weder völkerrechtliche Bedenken noch eine grundlegend ablehnende Haltung zu Kriegseinsätzen dürften den Ausschlag gegeben haben, soviel ist aus den bisherigen Erfahrungen sicher. Die in diesem Jahr anstehenden Landtagswahlen haben angesichts der skeptischen Haltung in der Bevölkerung gegenüber einer deutschen Kriegsbeteiligung hier sicher eine wichtige Rolle gespielt. Auch dürfte sich die Begeisterung in Grenzen halten, sich vor Sarkozys Karren spannen zu lassen, dem Einflussverlust in den ehemaligen Kolonialgebieten (Frankophonie) mit der Intervention in Libyen entgegenzuwirken – vor allem wenn man berücksichtigt, dass das beiderseitige Verhältnis aufgrund des in den letzten Monaten recht unverhohlen beanspruchten deutschen Vormachtanspruchs in der EU schwer belastet ist.[48]
Allerdings spricht auch einiges dafür, dass die Bundesregierung den Einsatz einfach als zu riskant einschätzt. So warnten Angela Merkel und Guido Westerwelle mehrfach davor, die ganze Sache sei ,,nicht durchdacht" und Ex-NATO-General Klaus Reinhardt wurde sogar noch deutlicher: ,,Ich bin in großer Sorge, dass wir in einen weiteren Krieg hineingezogen werden, aus dem wir nicht wieder herauskommen."[49] Dem ist nur zuzustimmen! Insofern muss man froh sein, dass sich die Bundesregierung – trotz der unbedingt zu kritisierenden indirekten Kriegsunterstützung - bislang wenigstens weigert, sich direkt mit Soldaten am Krieg zu beteiligen. Leider begründet die Bundesregierung ihre derzeitige Position nicht mit dem Verweis auf das Völkerrecht – dies hätte schließlich zur Folge, dass sie sich nicht nur enthalten, sondern die Resolution 1973 hätte ablehnen müssen.
Wie surreal die Debatte verläuft, zeigte etwa die Phoenix-Runde vom 22. März. Dort warf der grüne Verteidigungspolitiker Omid Nouripour den Resolutionsbefürwortern zum wiederholten Male vor, auf der grundfalschen Seite zu stehen: "Ich will die deutsche Menschenrechtspolitik nicht neben der von China oder Russland einordnen. Das ist das Ende einer wertegebundenen Außenpolitik."[50] Man sollte meinen, dass die Frage, ob eine Resolution unterzeichnet und damit ein Krieg befürwortet wird, wenigstens eine Frage des Völkerrechts sein sollte, nicht wer mit oder gegen wen stimmt. Aus friedenspolitischer Sicht ist kein Krieg zu rechtfertigen. Früher galt aber wenigstens noch das Völkerrecht als Grundlage für Politikerentscheidungen in der Frage von Krieg und Frieden. Dies wird zunehmend in Frage gestellt, etwa durch solche Aussagen wie die Nouripours.
Dagegen argumentierte in der Phoenix-Runde der Völkerrechtler Reinhard Merkel, der am selben Tag auch eine Grundsatzkritik am westlichen Vorgehen verfasst und in der ,,Frankfurter Allgemeinen Zeitung" veröffentlicht hatte. ,,Ob man Gewalttaten unterbinden oder Diktatoren zum Teufel jagen soll, ist die eine Frage – selbstverständlich soll man das, so gut es geht. Eine ganz andere ist es aber, ob man zu diesem Zweck einen Krieg führen darf, dessen Folgen politisch wie normativ schwer abzusehen sind. [...] Das Ziel, einen Tyrannen zu stürzen und bewaffneten Aufständischen dabei zu helfen, ist kein legitimer Titel zur gewaltsamen Intervention dritter Staaten."[51] Eine solche, dem Völkerrecht verpflichtete Position, passte in der Phoenix-Runde Michael Lüders, ehemals Berater der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, überhaupt nicht ins Konzept. Er ging mit der Bundesregierung scharf ins Gericht und tat die Ausführungen Merkels lapidar mit dem Verweis ab, man solle hier nicht zu ,,legalistisch" argumentieren. Erstaunlich, wie schnell derzeit teilweise die Grundfesten des Rechts in der Frage von Krieg und Frieden in einem Atemzug in die Tonne getreten werden können.[52]
Mit dem Verweis auf die Menschenrechte, vor allem aber mit der Begründung, Afrikanische Union, Arabische Liga sowie die Aufständischen selbst hätten regelrecht um eine Militärintervention gebettelt, wird derzeit jeder noch so klare Rechtsbruch legitimiert. Beispielhaft hierfür war schon früh die Argumentationsfigur von Jürgen Chrobog, ehemals Staatssekretär im Auswärtigen Amt: "Es muss eingegriffen werden. [...] Ich halte eine Flugverbotszone für unausweichlich." Hierfür und auch für weitergehende Militärmaßnahmen sei ,,eigentlich" eine Mandatierung des Sicherheitsrates erforderlich, wogegen sich vor allem Russland und China sträuben: ,,Doch wenn wir sie nicht kriegen, muss man überlegen, wie weit man sonst vorgehen kann und wo eine Rechtsgrundlage ist, und ich sagte ja, ein Hilfsersuch auch der Menschen vor Ort, der Menschen in Bengasi [...] könnte letzten Endes aus humanitären Gründen vielleicht auch als ausreichend angesehen werden."[53] So einfach ist es also: im Namen der Humanität folgt man dem Ruf der Opposition in Bengasi und aufgrund der hehren Absichten kann dabei auch geltendes Völkerrecht gebrochen werden. Ganz so simpel ist die Sache jedoch nicht, zumindest nicht, wenn man sich die Realität nicht auf derart drastische Weise zurechtbiegt, wie dies gegenwärtig der Fall ist.
... Krieg im Namen der Menschenrechte? - Wie scheinheilig die Menschenrechte bei feindlichen Regierungen ins Feld geführt, bei ,,befreundeten Staaten" aber unter den Tisch gefallen lassen werden, zeigen jüngste Aussagen Roberts Coopers, der seit Jahren einer der wichtigsten EU-Politiker ist.[65] Er wurde am 22. März im Auswärtigen Ausschuss des Europäischen Parlaments befragt, was er denn zu den Vorgängen in Bahrein sage, wo seit Wochen Proteste brutal niedergeschlagen werden. Erst am Tag vorher waren bei Auseinandersetzungen 200 Menschen verletzt und 4 getötet worden. Cooper tat dies lapidar mit dem Kommentar ab, "Unfälle kommen vor". Aufschlussreich ist seine Begründung: "Man muss verstehen, dass die Autoritäten das Recht hatten, Ruhe und Ordnung wieder herzustellen und das ist es, was sie getan haben."[66]
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Aus: "Libyen-Krieg: Die Machtfrage ins Ausland verlagern" Jürgen Wagner (31.3.2011)
Quelle: http://www.imi-online.de/2011.php?id=2267 (http://www.imi-online.de/2011.php?id=2267)
Quote[...] Der große Transporthubschrauber vom Typ Chinook stürzte mitten in einer Kampfzone ab. In der Region Wardak, unweit der Hauptstadt Kabul, hatten Spezialeinheiten der US-Armee und afghanische Soldaten Taliban-Kämpfer angegriffen. Stundenlang hatte dem Vernehmen nach das Gefecht gedauert, der Chinook hatte frische Männer gebracht und erschöpfte Soldaten zurück in ihre Basen bringen sollen.
Ob er beim Start oder bei der vorherigen Landung abgestürzt ist, ist bisher noch nicht klar. Der Hubschrauber war allerdings voll besetzt, das bestätigte ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums: "Der Helikopter ist während einer gemeinsamen Operation in der vergangenen Nacht abgestürzt. Unter den Opfern sind sieben Männer eines Spezialkommandos der afghanischen Armee und die anderen 31 Soldaten gehörten zu den internationalen Einheiten ISAF. Wir drücken der ISAF und den Angehörigen der Toten unser Mitgefühl aus."
Offen ließ aber auch das Verteidigungsministerium, warum der Chinook abgestürzt ist. Normalerweise haben die behäbigen Transporter einen effektiven Begleitschutz von kleinen Kampfhubschraubern. Während die ISAF bisher offiziell keinen Kommentar abgeben wollte, behaupten die Taliban, sie hätten den Hubschrauber mit einer Rakete abgeschossen. Augenzeugen und ein Sprecher der lokalen Behörden äußerten sich ähnlich, auch US-Offizielle sprechen inzwischen von einem Abschuss. Derzeit seien Einheiten unterwegs, um das Wrack und die Opfer zu bergen, so der Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums: "Der Vorfall wird derzeit untersucht. Aber weil es sich um einen ISAF-Hubschrauber handelt, wird auch nur die ISAF dazu etwas sagen können."
Die Meldung über die Kämpfe und den Absturz trifft die ISAF und die US-Armee zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die amerikanischen Einheiten wollen schrittweise abziehen und die Verantwortung für die Sicherheit den afghanischen Behörden übertragen. Offiziell haben die US-Generäle und auch der amerikanische Botschafter Crocker in den vergangenen Wochen immer wieder betont, sie seien optimistisch, dass die Taliban auf dem Rückzug seien: "Ich würde sagen, wir haben die Taliban so weit schwächen können, dass sie keine großen Operationen mehr durchführen können."
Allerdings vergeht kein Tag ohne Meldungen über Kämpfe, zudem haben die Taliban in den vergangenen Monaten zahlreiche prominente Politiker und Polizeichefs ermordet. Die Zahl der zivilen Opfer ist in Afghanistan in diesem Jahr nach Angaben der Vereinten Nationen drastisch angestiegen - auf beinahe 1500. Der jüngste Absturz heute dürfte die US-Regierung weiter in Erklärungsnot bringen. Denn dabei handelt es sich um einen der schlimmsten Verluste seit Beginn des Afghanistan-Krieges vor rund zehn Jahren.
QuoteWas waren die spektakulärsten Nachrichten
Sa, 08/06/2011 - 16:39 — sgt.flower
in den 1980er Jahren aus diesem Land?
Ich meine es waren Videos von Abschüssen sowjetischer Hubschrauber durch die Mudschahedin und sie leiteten auch den Sieg, über diese damalige Großmacht mit ein.
Quotees wird immer sicherer in Afghanistan
Sa, 08/06/2011 - 18:01 — molodjez
So ähnlich hat es jedenfalls ein "SPD-Sicherheitsexperte" vor ein paar Tagen nach einem Besuch vor Ort diagnostiziert. Verständlich, dass man gute Stimmung machen muss, um den Rückzug als Abzug zu tarnen. Schade nur, dass die täglichen Meldungen nicht zur behaupteten Situation passen.
Aus: "Tote bei Absturz in Afghanistan" Von Jürgen Webermann, ARD-Hörfunkstudio Neu-Delhi (06.08.2011)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2466.html (http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2466.html)
Quote[...] Wien - Im Schatten des jüngsten Unfalls im Atomkraftwerk in Fukushima in Japan jährt sich der nukleare Angriff der USA auf die japanische Stadt Hiroshima am Samstag (6. August) zum 66. Mal. In Wien findet Samstagabend am Stephansplatz eine Gedenkveranstaltung mit anschließendem Laternenmarsch statt.
Am 6. August 1945 brach der Marineoffizier Paul Tibbets mit dem nach seiner Mutter benannten B-29 Bomber "Enola Gay" und einem Team von Begleitflugzeugen mit der vier Tonnen schweren Atombombe Richtung Japan auf. Nach über sechs Stunden Flugzeit explodierte um 08:15 Ortszeit in 567 Metern Höhe die "Little Boy" genannte Uran-Bombe mit einer Sprengkraft von 13 Kilotonnen TNT über Hiroshima. Drei Tage später zerstörte eine weitere Atombombe, diesmal die mit Plutonium bestückte "Fat Man", die Hafenstadt Nagasaki. Sie hatte eine Sprengkraft von über 21 Kilotonnen TNT.
Sechs Tage nach dem Angriff auf Nagasaki erklärte Japan seine Kapitulation, womit der Zweite Weltkrieg beendet war. US-Militärstrategen und Politiker stellten die nukleare Kriegsführung lange Zeit als einzigen Ausweg aus dem Weltkrieg dar. Noch Jahre später hatte der damalige US-Präsident Harry S. Truman erklärt, die Bombe hätte ihn nicht um seinen Schlaf gebracht.
Hiroshima wurde als Ziel des Vernichtungsschlages ausgewählt, weil es Sitz des militärischen Hauptquartiers der kaiserlichen Armee für Westjapan war. Nach nur drei Jahren Entwicklungsarbeit wurde die Nuklearwaffe am 16. Juli 1945 in der Wüste von New Mexico getestet.
Die Explosion verursachte eine Druckwelle, die mit einer Geschwindigkeit von 440 Metern pro Sekunde Gebäude und Menschen niederwalzte. Die Lungen der Menschen hielten dem Druck nicht Stand und kollabierten. Viele wurden meterweit durch die Luft geschleudert oder von herumfliegenden Trümmern und Glassplittern tödlich verletzt. Im Umkreis von 500 Metern um den "Ground Zero" waren fast alle Menschen sofort tot. Die Temperatur erreichte eine Sekunde lang zwischen 3.000 und 4.000 Grad Celsius.
Erste Symptome der akuten Strahlenkrankheit traten durch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf. Die Überlebenden des Bombenabwurfs, genannt "hibakushas", litten an ständigen Kopfschmerzen, Haarausfall und Infektionen. Exakte Angaben können weder über die Zahl der Todesopfer noch über jene der Verletzten und Überlebenden gemacht werden. Schätzungen zufolge sollen 140.000 Menschen bis Ende 1945 an den direkten Folgen der Atombombe gestorben sein. Die Spätfolgen der radioaktiven Verseuchung zeigen sich bis heute in Form von Schilddrüsen-, Lungen-, und Brustkrebs oder Leukämie.
In Hiroshima erinnern nur noch Mauerreste und die ausgebrannte Stahlkuppel einer Ausstellungshalle an die Ereignisse des 6. August 1945. Beim Wiederaufbau der zu 90 Prozent zerstörten Stadt wurden diese Elemente unverändert gelassen und als Atombomben-Dom in den Friedenspark der Stadt integriert. Die jährliche Gedenkfeier ist eine Mahnung an die Welt, die Schrecken einer Atombombenexplosion nie zu wiederholen.
Durch die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat die nukleare Bedrohung nun eine ganz neue Aktualität erhalten. Trotzdem dürfe auch die Bedrohung durch Atomraketen nicht vergessen werden, erklärte der Sprecher des Wiener Friedensbüros, Alois Reisenbichler. Er spielte damit auf die Tatsache an, dass die heutigen Atomwaffen die Kapazität der 1945 abgeworfenen Atombombe um ein Vielfaches übertreffen.
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Aus: "Hiroshima-Gedenken steht heuer im Schatten von Fukushima" (05. August 2011)
Quelle: http://derstandard.at/1311802822546/Japan-Hiroshima-Gedenken-steht-heuer-im-Schatten-von-Fukushima (http://derstandard.at/1311802822546/Japan-Hiroshima-Gedenken-steht-heuer-im-Schatten-von-Fukushima)
http://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg)
Quote[...] Das Schicksal von Tuyen und 150.000 behinderten Kindern entschied sich viele Jahre vor ihrer Geburt. Genau am 11. August vor 50 Jahren. Von diesem Tag an begannen die USA im Vietnamkrieg das Pflanzengift Agent Orange aus Flugzeugen zu versprühen, um die Dschungelpfade ihrer Gegner zu entlauben. Das darin enthaltene Dioxin von der Sorte TCDD ist so todbringend, dass 80 Gramm davon im Trinkwasser von New York die Stadtbevölkerung hinraffen würden. Für den über Vietnam versprühten Wirkstoff wurden nach Angaben des Pentagon zwischen 1961 und 1971 etwa 170 Kilogramm Dioxin TCDD verwendet. Bis zu 4,8 Millionen Vietnamesen traf die Besprühung mehr oder weniger direkt, am schlimmsten in der Provinz Dong Nai. Dort starteten die US-Piloten von einem Stützpunkt nahe der Stadt Bien Hoa.
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Quote* tecnyc
* 16.08.2011 um 20:00 Uhr
1. Nicht nur das!
Die Auswirkungen von Agent Orange sind ja der Öffentlichkeit bereits bekannt. Es sollte jedoch auch über die verheerenden Konsequenzen vom Einsatz von depleted uranium (Projektile mit abgereichertem Uran)berichtet werden.
Hier ein kleiner Einblick: Kriegsverbrechen - Einsatz von Uranmunition
http://www.youtube.com/watch?v=qeMe147tRNk&feature=related
Man muss dazu erwähnen, dass diese Munition heute noch eingesetzt wird. Die UNO schafft es anscheinend nicht diese Munition zu ächten. Traurig!
Quote* rms_titanic
* 16.08.2011 um 21:47 Uhr
Interessant ist übrigens auch, dass das Agent Orange damals über Jahre hinweg von einer staatlichen Chemifabrik in der CSSR für die Amerikaner hergestellt wurde, wobei die kommunistischen Verantwortlichen in der CSSR sehr genau wussten, zu welchem Zweck das Gift bestimmt war.
Besondere Ironie dabei: In der tschechoslowakischen Chemiefabrik an der Elbe, in der das Agent Orange für die US-Auftraggeber damals hauptsächlich produziert wurde, ließen die tschechoslowakischen KP-Verantwortlichen bevorzugt nordvietnamesische Kontraktarbeiter schuften, -natürlich ohne die eigentlich für alle Arbeiter vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen einzuhalten!
Auch viele dieser vietnamesischen Arbeitssklaven des Realsozialismus bezahlten mit ihrem Leben oder ihrer Gesundheit dafür, dass sie (gegen harte Dollars für die verbündeten CSSR-Genossen) Agent Orange zur Entlaubung des vietnamesischen Dschungels produzierten.
Leider ist dieser schon nahezu kafkaeske Teil der Geschichte den meisten Menschen völlig unbekannt.
Woran könnte es liegen?
Die CSSR-Fabrik hieß Spolana, im Ort Neratovice. Erst mit den schweren Überflutungen des Elbe-Sommerhochwassers von 2002 und der dadurch ab Neratovice stromabwärts eingetretenen großflächigen Verseuchung mit Agent Orange wurde bekannt, dass das hochgiftige Entlaubungsmittel für den US-Einsatz in Vietnam einst über etliche Jahre hinweg bei Spolana gegen Westdevisen produziert worden war.
Das betroffene tschechische Gebiet gilt seither als das am stärksten toxisch kontaminierte Gebiet im gesamten EU-Raum.
Nertovice - Zeitbombe an der Elbe
SSI-Heft 19, November 2002
http://www.ssi-heft.de/19/07.php (http://www.ssi-heft.de/19/07.php)
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Aus: "Das Mädchen von Saigon" Von Christian Schmidt-Häuer (16.8.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/33/Vietnam (http://www.zeit.de/2011/33/Vietnam)
Quote[...] Bei türkischen Luftangriffen auf Stellungen kurdischer Rebellen im Nordirak sind nach Angaben der türkischen Armee bislang bis zu 100 Rebellen getötet worden. Weitere 80 Rebellen seien verletzt worden, berichtete die Armee auf ihrer Website. Zudem seien ein Munitionslager, acht Nahrungs-Depots, neun Luftabwehrkanonen, 79 Verstecke und 18 Höhlen zerstört worden.
Die türkische Luftwaffe fliegt seit Mittwoch vergangener Woche Angriffe im Nordirak, den die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Rückzugsgebiet nutzt. Ankara reagierte damit auf eine Attacke kurdischer Rebellen auf einen türkischen Militärkonvoi im Südosten des Landes. Dabei waren acht Soldaten und ein Mitglied einer Ankara-treuen Kurdenmiliz getötet worden.
Die von der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestufte PKK kämpft seit 1984 gegen den türkischen Staat. Seitdem starben bei dem Konflikt mehrere zehntausend Menschen.
Aus: "Türkisches Militär tötet 100 kurdische Rebellen" AFP/dapd/sebi/segi (23.08.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/kampf-gegen-pkk-tuerkische-armee-toetet-kurdische-rebellen-1.1133991 (http://www.sueddeutsche.de/politik/kampf-gegen-pkk-tuerkische-armee-toetet-kurdische-rebellen-1.1133991)
Quote[...] Vergangenen Freitag hat das Verteidigungsministerium unter Thomas de Maizière auf Anfrage von Hans-Christian Ströbele (B90/Die Grünen) bekanntgegeben, dass elf Bundeswehroffiziere an dem Nato-Einsatz gegen den libyschen Despoten Muammar al-Gadhafi beteiligt sind. Offiziell sollen sie in untergeordneten Funktionen im Bereich der Zielauswahl tätig sein.
Es gibt dabei jedoch ein Problem. Im UN-Sicherheitsrat hatte sich Deutschland dem Druck der restlichen West-Mächte widersetzt und sich bei der Abstimmung über den Einsatz enthalten. Somit hat die Regierung eine Beteiligung der Bundeswehr ausgeschlossen.
Die Entsendung der elf Soldaten widerspricht nun dieser Enthaltung und hätte im Bundestag diskutiert werden müssen. Das deutsche Gesetz unterscheidet nämlich nicht zwischen direkter und indirekter Beteiligung an einer militärischen Aktion.
Die Erklärungsversuche von de Maizière wirken polemisch und ignorant. Wenn nicht einmal die inaktive Beteiligung an der Aktion zulässig sei, könne man auch gleich aus der Nato austreten, so der Minister.
Das Bild, das de Maizière vom Militäreinsatz zeichnet, ist naiv und antiquiert. Kriege werden längst nicht mehr nur an der Front mit Maschinengewehr und Panzer ausgefochten, sondern werden von Planungsorganen gesteuert. Die Antworten auf die Fragen, welche Ziele angegriffen und wie viele zivile Opfer bei einem Luftschlag in Kauf genommen werden, werden bei dem Nato-Einsatz nicht im Flugzeug gegeben, sondern in der Nato-Kommandozentrale in Neapel. An den Entscheidungen hängen zahlreiche Menschenleben.
...
Quoter.schewietzek
23.08.2011 um 13:39 Uhr
Es wundert mich ja nicht wirklich, daß die Regierung das Volk übergeht. Das war ja schon bei verschiedenen Gelegenheiten der Fall - ich erinnere an den Verkauf von Leopardpanzern nach Saudi-Arabien, der vermutlich nie hätte bekannt werden sollen und wo unser Regierungspersonal stets und ständig auf strikte Geheimhaltung verwiesen hat. ...
QuoteReallast
23.08.2011 um 14:30 Uhr
Die Logik des "somit" fehlt oder Äpfel & Birnen
"Im UN-Sicherheitsrat hatte sich Deutschland dem Druck der restlichen West-Mächte widersetzt und sich bei der Abstimmung über den Einsatz enthalten. Somit hat die Regierung eine Beteiligung der Bundeswehr ausgeschlossen."
Nicht wegen des Abstimmungsverhaltens im Sicherheitsrat ist die Beteiligung ausgeschlossen. Deutschland könnte am Einsatz trotz dieser Stimmenthaltung teilnehmen, wenn dies später vom Parlament beschlossen worden wäre (z.B. im Lichte der weiteren Entwicklung).
Aus: "Vorbei am Volk" Von Jannis Carmesin (Leserartikel) (23.8.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-08/leserartikel-bundeswehr-libyen (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-08/leserartikel-bundeswehr-libyen)
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Quote[...] Zur Erheiterung der Bürger hat Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) den Einsatz deutscher Friedens-Soldaten zur Stabilisierung Libyens in Aussicht gestellt. Im Falle entsprechender Anfragen, werde man eine Beteiligung wohlwollend prüfen, so de Maizière in der "Rheinischen Post".
"Deutschlands Freiheit wird auch im Maghreb verteidigt, vor allem die Freiheit von russischem Erdöl", erklärte ein Sprecher.
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Aus: "Bundeswehr: Friedensmission in Libyen" Gespeichert von uwe am/um Di, (23.08.2011)
Quelle: http://www.rentner-news.de/content/Bundeswehr-Friedensmission-Libyen (http://www.rentner-news.de/content/Bundeswehr-Friedensmission-Libyen)
Quote[...] Seit der Westen gegen den Terror Krieg führt – also seit zehn Jahren – hat sich die Kriegsführung verändert. Sie hat sich mehr und mehr ins Dunkle verschoben. Geheimdienste, Spezialeinheiten, Drohnen, Killerkommandos — das sind die Akteure der neuen Kriege. Das ist ein gewaltiges Problem, weil sich das Militär damit mehr und mehr der demokratischen Kontrolle entzieht. Demokratie braucht Transparenz, doch Geheimoperationen sind das Gegenteil davon.
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Aus: "Was wissen wir über den Libyen-Krieg?" Von Ulrich Ladurner (24. August 2011)
Quelle: http://blog.zeit.de/ladurnerulrich/2011/08/24/was-wissen-wir-uber-den-libyen-krieg/ (http://blog.zeit.de/ladurnerulrich/2011/08/24/was-wissen-wir-uber-den-libyen-krieg/)
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Quote[...] Tripolis/Washington - Im Kampf gegen den libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi sind nach Angaben eines Rebellenkommandeurs in den vergangenen sechs Monaten mindestens 50.000 Menschen getötet worden. Diese Zahl setze sich aus eigenen Zählungen in den Kampfgebieten sowie Angaben von Organisationen wie dem Roten Kreuz zusammen, sagte Hischam Abu Hadscher am Dienstag dem US-Sender CNN. Sie beinhalte getötete Kämpfer wie auch zivile Opfer.
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vme/dpa
Aus: "Libyen-Krieg - Rebellen sprechen von 50.000 Toten" (31.08.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,783483,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,783483,00.html)
Quote[...] Unterdessen beginnt [...] eine neue Debatte über den Sinn des deutschen Afghanistan-Einsatzes. Viele der 2001 handelnden Personen zweifeln ihn inzwischen an. "Wir hatten uns mit einer fast schon arroganten Unbescheidenheit, mit unangemessenen Mitteln unrealistische Ziele gesetzt und unerfüllbare Erwartungen geweckt", sagt der Afghanistan-Beauftragte Michael Steiner, der damals Schröders Sicherheitsberater war. "Wir brauchten fast ein Jahrzehnt, die nötige Demut vor der Realität zu erlernen. Aber das haben wir jetzt getan."
Auch der damalige Innenminister Otto Schily sieht die deutsche Beteiligung inzwischen kritisch: "Wir sind da in einen Konflikt geraten, der manchen Fehler zwangsläufig entstehen lässt." Wenn man ein Dorf bombardiere, um einen Terroristen zu töten, "dann haben Sie einen Terroristen getötet und hundert neue geschaffen", sagt er. "Meine Skepsis, was Afghanistan angeht, ist sehr gewachsen. Das gebe ich zu."
Frank-Walter Steinmeier, 2001 Kanzleramtschef und heute SPD-Fraktionsvorsitzender, sagt, es sei sicherlich "zu anspruchsvoll" gewesen, was man sich und für Afghanistan versprochen hatte. Deshalb habe man das Ziel korrigiert: "Die Musterdemokratie nach westeuropäischem Modell ist ja schon seit Jahren nicht mehr das propagierte Ziel."
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Quotepanzerknacker51, 04.09.2011
Späte Erkenntnis
Drei Meinungsäußerungen; zwei etwas schwammig, eine sehr konkret. Herr Steinmeier relativiert die Ziele und spricht damit aus, was Nichtregierungsexperten seit Jahren predigen. Deutlich wird nur Schily; naja der ist ja auch nicht mehr im Geschäft; wie man überhaupt feststellen kann, daß Politiker - abgesehen von den Starrköpfen wie zB Kohl - immer dann zur "Einsicht" gelangen, wenn sie im Ruhestand sind: Dohnanyi, Geissler etc. Könnte es vielleicht sein, daß unsere Volksvertreter während ihres Wirkens doch nicht so frei in ihren Entscheidungen sind wie vom GG vorgesehen?
Quotehöfats gratwanderung, 04.09.2011
Die drei Herren, stellen erst nach 10 Jahren fest, was der Bundesbürger längst wußte. 80% waren und sind gegen diesen Einsatz! Wie elendig haben doch Rot/Grün gehandelt und das Leben von Jungen Menschen aufs Spiel gesetzt. ...
Quoteunalom, 04.09.2011
und wieder mal nix gelernt...
Jetzt, nach knapp 10 Jahren fängt man langsam mal an, die Realitäten zu sehen. Dafür musste man ein Land noch tiefer ins Elend stürzen, als es ohnehin schon war. Von den Verantwortlichen wollte ja niemand auf die Skeptiker hören, und jetzt sitzen sie ja ohnehin wohlversorgt in irgendwelchen Aufsichtsräten und brauchen keine persönlichen Konsequenzen zu fürchten.
Beim nächsten Terrorspektakel (dessen Urheberschaft wohl ebenso zweifelhaft sein wird) sind es wieder die gleiche Sorte Politiker und "Experten", die uns mit der gleichen Rabulistik den gleichen Unsinn als "alternativlos" verkaufen.
Die Bevölkerungen der betroffenen Länder sind dann wieder die Dummen. Noch widerwärtiger als deren Diktatoren ist die Totalheuchelei, mit der diese Länder "befreit" werden.
Wir bräuchten eine Revolution in unserem Land, die diese Politikerklasse aus den Ämtern jagen würde. Aber wenn Revolutionen etwas ändern würden, dann wären sie sicher verboten....
Quotepeter-hans, 04.09.2011
Was soll dieses unnötige Geschwätz?
Haben Sie sich eigentlich einmal überlegt, wie dieses unnötige Geschwätz auf unsere Soldaten wirken muss, die im Afghanistan-Einsatz täglich ihr Leben riskieren? Und erst auf die Angehörigen, die bereits ihre Söhne, Männer oder Väter veroren haben? Unverantwortlich! ...
Peter-Hans
Quotethomas bode, 04.09.2011
Das passt ins Bild
Es war immer ein wenig irritierend dass Schröder und seine, nach eigenem Eingeständnis arrogante, Mannschaft gerade in Hinsicht auf Kriegseinsätze so menschlich und besonnen, geradezu vorbildhaft, schienen. Also nur unter dem übermächtigen Bündnisdruck am Hindukusch mitballern liessen.
Eine Truppe die doch so kaltschnäuzig und doppelzüngig in der Sozialpolitik agierte. Dass sie nicht nach Afghanistan gezwungen wurden, sondern eigeninitiativ deutsche Staatsbürger dorthin schickten pass viel besser ins Persönlichkeitsprofil.
Nebenbei ist es immer wieder grotesk dass Kritik an diesem Einsatz als Angriff gegen unserer Soldaten gewertet wird. Entweder kann oder will da jemand nicht logisch denken. Denn das beste für die Soldaten sind nicht neue Schutzwesten, Orden und Elogen, sondern dass sie nach Hause kommen dürfen.
http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=43014
Aus: "Einsatz am Hindukusch - Deutschland drängte sich für Afghanistan-Krieg auf" (04.09.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,784255,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,784255,00.html)
Jugoslawische Volksarmee
http://de.wikipedia.org/wiki/Jugoslawische_Volksarmee
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Momčilo Perišić (* 22. Mai 1944) war von 1993 bis 1998 Generalstabschef der Jugoslawischen Volksarmee
http://de.wikipedia.org/wiki/Mom%C4%8Dilo_Peri%C5%A1i%C4%87
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Quote[...] Den Haag - Die Richter am UN-Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien haben das Urteil im Prozess gegen den früheren jugoslawischen Generalstabschef Momcilo Perisic gesprochen. Der 67-Jährige, der von 1993 bis 1998 den Generalstab der Armee Jugoslawiens leitete, muss wegen der Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo, der Bombardierung von Zagreb und dem Massaker von Srebrenica durch die kroatischen und bosnischen Serben für 27 Jahre hinter Gitter. Die Staatsanwaltschaft forderte Ende März lebenslange Haft. Perisic, dessen Prozess im Oktober 2008 begann, hatte auf nicht schuldig plädiert. (APA/AFP)
Aus: "Den Haag: 27 Jahre Haft für Milosevics Armeechef" (06. September 2011)
Quelle: http://derstandard.at/1315005560273/Den-Haag-27-Jahre-Haft-fuer-Milosevics-Armeechef (http://derstandard.at/1315005560273/Den-Haag-27-Jahre-Haft-fuer-Milosevics-Armeechef)
Quote[...] Seit langem war klar, dass Präsident Nicolas Sarkozy als erster westlicher Staatschef in Tripolis auftreten wollte. Der Franzose, der sich mit Nachdruck für den bewaffneten Einsatz der Vereinten Nationen in Libyen eingesetzt hatte, wollte sich mit dem Besuch vor Ort als Befreier der Unterdrückten profilieren - und zugleich vergessen machen, dass er zu Beginn seiner Amtszeit den irrlichternden Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi in Paris mit peinlichem protokollarischen Pomp empfangen hatte.
... Zum einen trachtet er danach, sich als weltgewandter Staatsmann zu präsentieren, der, so die Tageszeitung "Le Parisien", seine Botschaft "über die Wahl der Demokratie und die Ablehnung der islamischen Gefahr" verbreitet. Zum anderen spekuliert Frankreich auf lukrative Aufträge für die Pariser Erdölmultis oder gar auf langfristige exklusive Bohrrechte. Denn ihre Libyen-Initiativen dürften die Staaten auch mit wirtschaftlichen Interessen verbinden. Der Übergangsrat will bei der Vergabe von Aufträgen für den Wiederaufbau vor allem Länder berücksichtigen, die den Krieg gegen den langjährigen Diktator Gaddafi intensiv unterstützt haben.
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Aus: "Wettrennen der Rebellen-Freunde" Von Stefan Simons, Paris (14.09.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,786335,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,786335,00.html)
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Reinhard Merkel lehrt Strafrecht, Völkerstrafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Hamburg:
Quote[...] Wer sich mit den Prinzipien des internationalen Rechts befasst, steht ratlos vor dem Unisono des öffentlichen Beifalls für die Intervention der Nato in Libyen. Vergangene Woche mischte sich unter die Berichte über die Konferenz in Paris wie beiläufig die Meldung, der Bürgerkrieg habe seit dem Eingreifen des Westens 50.000 Menschenleben gefordert. Auf die Siegeslaune in Paris warf das keinen Schatten. 50.000 Opfer eines Krieges, der allein aus dem Ziel, solche Opfer zu verhindern, seine Legitimation zu beziehen vorgab! Und kein Hauch eines Zweifels daran, dass die Intervention ein glänzender Erfolg und ihre Legitimität schon deshalb fraglos sei.
In Wahrheit ist die finstere Bilanz bloß die abschließende Beglaubigung einer Rechtlosigkeit, die den Bombenkrieg von Anfang an begleitet hat. Selbstverständlich eröffnet erst das Ende der Diktatur die Aussicht auf eine bessere Zukunft Libyens. Aber dafür darf man als Drittstaat keinen Krieg führen. Die Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrats vom 17. März, die den Militärschlag autorisierte, ändert hieran nichts. Selbst wenn sich der Rat damit im Rahmen seiner eigenen Pflichten gemäß der Charta der Vereinten Nationen gehalten hätte – was er nicht hat –, nähme die Bedenkenlosigkeit, mit der sich die Intervenienten über die ihnen in der Resolution noch gezogenen Grenzen hinweggesetzt haben, ihrem Gewaltakt jede Rechtfertigung. Und der mit ihm verbundenen Preisgabe Zehntausender Menschenleben erst recht.
Damit kommt eine Anschlussfrage in den Blick: die nach den Folgen für die Zukunft des Völkerrechts. Die Intervention der Nato hat die Norm, die sie als Grundlage reklamierte und die seit Jahren unter dem Titel Responsibility to Protect firmiert, nicht etwa bestärkt und, wie es eine Zeitungsphrase will, »mit Zähnen versehen«, sondern schwer beschädigt. In anderen Weltgegenden als denen der Nato nährt das einen lange schwelenden Verdacht: Das Völkerrecht von Krieg und Frieden entwickle sich zu einem neuartigen Typus hegemonialen Rechts, das über den Sicherheitsrat eine leere Form von Legalität für die eigenen, von keinem Rechtsprinzip gedeckten Interessen zu mobilisieren versteht. Ganz falsch ist das nicht.
Wer hätte diesen Grundton der vergangenen Monate nicht noch im Ohr: »In Libyen haben Nato-Flugzeuge das Ziel X, eine Kommandozentrale der Regierungstruppen, bombardiert und damit die Vorgaben der Resolution 1973 zum Schutz der Zivilbevölkerung streng befolgt.« Irgendwann war die Frage schwer abweisbar, ob es in Gadhafis Armee wirklich mehr Kommandozentralen als Kommandeure gab. Und in welchem Sinn das Wohnhaus seines Sohnes und seiner Enkel oder ein Fernsehsender als Bedrohung für Zivilisten und damit als legitime Ziele aufzufassen waren. Im September 1914 haben deutsche Truppen die Kathedrale von Reims bombardiert. »Aha«, antwortet der Optimist in Karl Kraus' Letzten Tagen der Menschheit einmal dem Nörgler (Kraus selbst), der diese Bombardierung ein »Stigma des Barbarentums« nennt, »aber die Kathedrale von Reims war ein militärischer Beobachtungsposten!« Ein artiges Déjà-vu. Mit der Entwicklung der Waffentechnik im letzten Jahrhundert scheint die der Kriegslügen nicht recht Schritt gehalten zu haben.
Wer der Intervention und ihrem Resultat, dem Sturz des Diktators, applaudiert, sollte den offensichtlichen Zweckzusammenhang zwischen ihnen nicht leugnen, sondern sich zu dessen Rechtfertigung ein Argument einfallen lassen. Dieses etwa: Wenn der Schutz libyscher Zivilisten, den »mit allen erforderlichen Mitteln« zu sichern die Resolution 1973 ausdrücklich erlaubte, nur durch den Sturz Gadhafis zu gewährleisten war, dann war eben auch dieser Sturz von ihr gedeckt. Einen fassbaren Sinn hat das nur, wenn man dafür nicht bloß ein Fortdauern der Kämpfe zwischen den Konfliktparteien, sondern auch eine systematische Ausdehnung der Gewalt auf die Zivilbevölkerung voraussetzt. (Zu dieser gehören bewaffnete Aufständische nicht.) Denn allein zum Schutz einer Bevölkerung vor dem Fortbestand einer Diktatur darf auch der Sicherheitsrat keinen Krieg autorisieren. Das darf er nur zur Wahrung oder Wiederherstellung der internationalen Sicherheit. Diktaturen sind scheußlich; aber eine Bedrohung der internationalen Sicherheit und damit ein legitimer Kriegsgrund sind sie nicht schon deshalb. Sie können es freilich werden – und das ist eine der erfreulichsten Entwicklungen des Völkerrechts –, wenn sie dazu übergehen, schwere völkerrechtliche Verbrechen gegen ihr eigenes Volk zu organisieren: Völkermord, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ethnische Säuberungen. Ebendies, die Besorgnis massenhafter Menschlichkeitsverbrechen nach einer Einnahme Bengasis durch Gadhafi, hat der Rat seiner Autorisierung des Militärschlags ja zugrunde gelegt.
Das mag plausibel gewesen sein oder nicht. Jedenfalls ergibt sich daraus ein einfacher Schluss. Die Nato war unbedingt verpflichtet, schon beim ersten der Waffenstillstandsangebote Gadhafis oder eines Vermittlers auch die andere Seite zu Verhandlungen zu zwingen und die Gewalt einzustellen. Dass man dies nicht getan, dass man vielmehr die Weigerung der Rebellen, mit Gadhafi zu verhandeln, unterstützt hat, um dann mit einer »Nichts-zu-machen«-Geste weiter zu bombardieren, hätte auch dem frömmsten Bekenner ein Licht stecken müssen. Man hat das Ziel des Schutzes von Zivilisten hinter dem des Regimewechsels nicht nur verschwinden lassen, man hat es diesem geopfert. Zehntausende von Libyern haben das mit ihrem Leben bezahlt. Dem landläufigen Zynismus, der nun gerade in jenem Regimewechsel die Rechtfertigung der Intervention findet und feiert, sollte das ein wenig Zurückhaltung nahelegen.
Der Missbrauch der Resolution 1973 war freilich in ihr selber angelegt. Das lenkt den Blick auf die dubiose Rolle des Sicherheitsrats. »Alle erforderlichen Mittel« der Gewaltanwendung, »all necessary measures«, hat er den Intervenienten erlaubt. Die Formel ist in ihrer groben Unbestimmtheit irritierend genug. Aber man hatte sich nolens volens an sie gewöhnt, seit der Rat sie im November 1990 zur Autorisierung des Militärschlags gegen den Irak erstmals verwendet und seither geläufig gemacht hat. Denn immerhin war der Zweck klar bestimmt, zu dem 1990 diese Mittel erlaubt wurden: die Befreiung des besetzten Kuwait.
Man halte hiergegen das Ziel, zu dem die Libyen-Resolution alle erforderlichen Gewaltmittel autorisiert: den »Schutz von Zivilisten«. Damit wird der gänzlichen Unbestimmtheit der autorisierten Mittel eine vage Konturlosigkeit des erlaubten Zwecks beigestellt. Die Zuständigkeit zur jeweils konkreten Bestimmung, welche Gewalt »erforderlich« sei und was »dem Schutz von Zivilisten« diene, wird dem freien Ermessen der Intervenienten anheim gegeben. Und wie diese ihre Definitionsmacht aufgefasst haben, war an den stereotypen Erklärungen Anders Fogh Rasmussens zu studieren. Nichts leichter offenbar, als im Tonfall eines Anrufbeantworters noch das gezielte Töten von Fernsehjournalisten, ja das Inkaufnehmen der »kollateralen« Tötung von Gadhafis Enkelkindern als »Schutz von Zivilisten« und deshalb »im strengen Einklang mit Resolution 1973« zu deklarieren.
Was der Sicherheitsrat damit grob verletzt hat, ist das Prinzip der Collective Security. Auf diesem ruht aber die gesamte Architektur des Völkerrechts von Krieg und Frieden. Jenseits der unmittelbaren Notwehr eines überfallenen Staates, so lautet die Grundidee, soll allein die Staatengemeinschaft als ganze, treuhänderisch vertreten durch den Sicherheitsrat, das Recht haben, militärische Zwangsgewalt zu autorisieren oder anzuwenden. Das System hat diverse bekannte Mängel, vor allem das freie Vetorecht der fünf ständigen Ratsmitglieder. Aber es ist das einzige und schon deshalb das beste, das die Welt zur Bekämpfung eines Faustrechts zum Krieg derzeit hat.
Was das bedeutet, liegt auf der Hand: Der Rat hat die Pflicht, die Zügel einer autorisierten Kriegführung grosso modo in der eigenen Hand zu behalten, jedenfalls insofern, als er die Bestimmung der sachlichen und zeitlichen Grenzen der Gewaltanwendung für die wenigstens grundsätzliche Möglichkeit seiner eigenen Einflussnahme offenhalten muss. Dazu hat er zahlreiche Möglichkeiten, von der zeitlichen Befristung über die Einrichtung eines verbindlichen Monitorings der Gewaltanwendung bis hin zum spezifischen Ausschluss von Mitteln und Zielen, die jedenfalls untersagt werden. Nichts davon hat er in die Libyen-Resolution aufgenommen. Sie ist, das hat die kalt benutzte Möglichkeit ihres Missbrauchs schmerzhaft demonstriert, das Musterbeispiel einer grob fahrlässigen Fehlentscheidung. Der Rat hat nicht einen Schurkenstaat im Modus kollektiven Zwangs zurückgedrängt in die Schranken des Rechts. Er hat ein Mitglied der Vereinten Nationen zum international outlaw erklärt und der unkontrollierten Gewalt mächtigerer anderer nach deren freiem Gutdünken und zu einem nicht autorisierten Zweck preisgegeben.
Gewiss, eine rechtliche Remedur solcher Entscheidungen des Sicherheitsrats gibt es nicht. Manche Völkerrechtler, zum Beispiel die Urheber des Konzepts der Responsibility to Protect in ihrem gleichnamigen Report vom Dezember 2001, neigen deshalb hier zum Achselzucken. Da die Unrechtmäßigkeit einer Resolution des Rates nicht verbindlich festgestellt werden könne, sei die Frage, ob eine darauf gestützte Intervention jenseits ihrer formellen Legalität illegitim sei, rein akademisch. Nun, vielleicht. Aber was sonst als die Klärung »akademischer«, nämlich theoretischer Fragen wäre denn die Aufgabe der Wissenschaft? Jedenfalls sollten Völkerrechtler nicht den Kinderglauben unserer Politiker bestärken, der Sicherheitsrat sei eine Art Weltregierung und jeder seiner Beschlüsse daher hinzunehmen wie das Fiat einer allem Recht entrückten göttlichen Offenbarung.
Noch ist die globale Responsibility to Protect (RtoP) keine verbindliche Norm des Völkerrechts. Sie ist ein sich langsam entwickelndes Prinzip. Mit ihm erhält die alte Idee der humanitären Intervention eine plausiblere Gestalt und eine stärkere Grundlage. Nicht eine moralische Befugnis steht infrage, sondern eine rechtliche Pflicht. Für deren Erfüllung ist zunächst jeder Staat in seinen eigenen Herrschaftsgrenzen zuständig. Verkehrt er diese Pflicht in ihr Gegenteil und überzieht die seinem Schutz Befohlenen mit schweren völkerrechtlichen Verbrechen, dann kommt zuletzt auch ein militärisches Eingreifen nach Kapitel VII der UN-Charta infrage.
Das ist eine erfreuliche Entwicklung des Völkerrechts. Dass sie aber selber geschützt werden muss, nämlich vor dem Zugriff auf ihr Potenzial zum Missbrauch, hat die Libyen-Intervention beklemmend deutlich gemacht. Wie alle Hilfspflichten ist die RtoP in ihrem Inhalt unbestimmt. Das empfiehlt sie als Maskerade für jederlei sonstigen Zweck. Im Frühjahr 2008 erwog Frankreich unter Rekurs auf die RtoP eine Intervention in Birma, um nach dem verheerenden Zyklon Nargis die Versorgung der Bevölkerung gegen das dortige Regime durchzusetzen. Das mag ein ehrenwertes Motiv gewesen sein. Aber nur Monate später berief sich Russland für seine gewaltsame Intervention in Abchasien auf seine »Schutzpflicht«. Und nun hat sich die Nato den noblen Titel für ihr Ziel des Regimewechsels in Libyen erschlichen. Was wird vor der Vielfalt menschlichen Elends künftig anderen einfallen, um erst die Schutzpflicht und dann die Waffen zu mobilisieren?
Das ist nur eines der unbemerkten Kollateralopfer dieser Intervention. Für viele Staaten ist auf die RtoP ein finsterer Schatten des Verdachts gefallen. Er wird die Fortentwicklung der Norm lange begleiten und irritieren. Und dass der Sicherheitsrat einmal mehr sein Talent demonstriert hat, sich selbst als Treuhänder der Collective Security zu diskreditieren, werden die künftigen Mitspieler der Weltpolitik nicht übersehen. Die Genugtuung über den Sturz Gadhafis scheint den Blick dafür zu verdunkeln, dass dieser Erfolg schon mit solchen Kriegsfolgen bei Weitem zu teuer bezahlt ist. Nimmt man deren schmerzlichste hinzu: die vielen Tausend ausgelöschten Menschenleben, dann darf man zweifeln, ob das spätere Urteil der Geschichte über diesen Krieg mit dem Votum der heutigen Leitartikel zur Deckung kommen wird.
Quoteteardown
13.09.2011 um 20:09 Uhr
Was lernen wir?
Das Recht ist immer mit den Stärkeren.
Das Völkerrecht ist obsolet.
Gewöhnen wir uns einfach an die Willkür.
Zukünftig entscheiden wieder die Waffen.
P.S. Sparen wir uns den "UNO- und Völkerrechtsklimbim".
Quotefeuerfisch
13.09.2011 um 20:33 Uhr
Wichtiger Artikel
aber in der Tat etwas zu einseitig. Wir haben also generell ein (juristisches) Problem, was NATO-Interventionen betrifft. Das es letztendlich immer um Macht geht, ist wirklich nichts Neues mehr. Dass aber ein Staat Mitglied der Vereinten Nationen sein kann, der seine Bürger foltert und ermordet, sollte uns mindestens genauso zu denken geben wie die uneingeschränkte Macht der NATO.
QuoteAtan
13.09.2011 um 21:00 Uhr
Ich habe mich ebenfalls sehr über diesen Artikel gefreut, weil es zum Erhalt des internationalen Friedens und der Menschenrechte mindeste und erste Grundlage sein sollte, dass wir die völkerrechtlichen Normen dazu wenigstens kennen.
Ansonsten geraten wir rechtlich wieder in das 19. Jh. zurück, wo Krieg ein normales Mittel der internationalen Politik und Menschenrechte als bloßer Popanz auf den Bombern klebt.
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Quotepeterfrankemoelle
13.09.2011 um 21:13 Uhr
Völkerrecht vor dem Schutz von Zivilisten?
Ich stimme Herrn Merkel überhaupt nicht zu. Sollen wir so lange über die juristische Lage streiten, bis das lybische Volk vollends vor die Hunde gegangen ist und man gar nix mehr retten kann? Das Recht hat meiner Meinung nach dem Menschen zu dienen nicht umgekehrt, aber offenbar gilt doch des Volksmunds Aussspruch, dass es vor Gericht nur ein Urteil gibt, aber keine Gerechtigkeit. Ich schäme mich für die Haltung der deutschen Außenpolitik zur Lage in Libyen - und auch für einen Juristen, der ein passives Heraushalten offenbar höher schätzt als ein mutiges Einmischen. ...
Quotekuckenderkauz
13.09.2011 um 21:28 Uhr
Geld reichte als Grund
Der Einsatz wurde maßgeblich durch pekuniäre Interessen motiviert. M.E. stand mit an vorderste Stelle der Einsatz von teurer Munition (die ja "knapp" wurde). Da kann man dann nicht "Menschrechte" einfach oben draufschlagen. Zumal um den Preis von > 50 000 Toten. Die haben gar keine Freiheit mehr. Wer da jubeln kann...
Weil aber Geld die Hauptrolle spielte, wie mittlerweile in fast allen Zusammenhängen, und weil UNSER demokratischer Rechtsstaat (-> Desinformation) dem geopfert wurde, sind wir es die im Totalitarismus angekommen sind.
Quotedarthmax
13.09.2011 um 22:29 Uhr
dazu fällt mir ein
inter armes enim silent legis
unter Waffenschweigen die Gesetze
Die alten Lateiner hatten schon treffende Sprüche drauf.
Man hat der Bevölkerung geholfen einen Tyrannen zu stürzen.
Was ist daran in Realzeit auszusetzen ?
Der Gerichtshof in Den Haag steht allen Klägern offen.
QuoteNiccolos Enkel
13.09.2011 um 23:42 Uhr
Responsibility to Protect
Wie gesagt, ich freue mich, wenigstens in Der Zeit (hin und wieder) so kluge Artikel zu lesen.
Es wundert mich allerdings, dass Herr Merkel das Konzept des RtoP prinzipiell positiv bewertet. Oder glauben Sie, dass dieses Konzept je angewandt worden wäre, wenn es zu Zeiten von Pinochet formuliert wäre. Oder dass es gegen die argentinische, die brasilianische, griechische oder diverse türkischen Militärdiktaturen angewandt worden wäre? Ganz zu Schweigen von den Herrn Franco und Salazar. Usw usf.
Nein, dass RtoP dient lediglich als pseudoreligiöser Vorwand für interessengesteuerte Militäraktionen. Die verheerende Wirkung dieses Prinzips zeigt die Wandlung der deutschen Grünen zu einer kriegsgeilen Partei (weil wir ja nie wieder Ausschwitz wollen, nicht wahr?)
Aus: "Der illegitime Triumph " Von Reinhard Merkel (13.9.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/37/Libyen (http://www.zeit.de/2011/37/Libyen)
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Quote[...] Man weiß es, und verdrängt es routiniert beim Lesen einschlägiger Meldungen: die Zahl der Personen, die infolge eines Konflikts ums Leben kommen, verbirgt das Grauen hinter der Chiffre. Zum wirklichen Tod kommt noch ein zweiter hinzu, das Auslöschen und der Untergang des einzelnen Lebens in einer Statistik. Der Zahl der Toten kommt allerdings eine politische Bedeutung zu. Sie ist Argument, wenn es darum geht, über den Einsatz militärischer Mittel zu verhandeln. Zugleich ist es ein heikles Unterfangen.
Das zeigt sich nun auch im Fall Libyen. Mit Opferzahlen zwischen 30.000 und 50.000 (ohne die toten Gaddafi-treuen Soldaten mitzurechnen), die man in der Öffentlichkeit kursieren ließ, veranschaulichte die neue libysche Führung das Ausmaß der Gewalt, mit der sie im Kampf gegen das Gaddafi-Regime konfrontiert ist. Die Dringlichkeit, mit welcher der militärische Einsatz der internationalen Gemeinschaft, Nato plus einige arabische Staaten, begründet wurde, berief sich letztendlich auch auf Opferzahlen, Tote durch Gaddafis Schergen, die ein Massaker befürchten ließen, wäre es den regimetreuen Truppen im Frühjahr gelungen, nach Benagasi vorzurücken:
... Betont wird, dass sämtliche Angaben verfrüht seien, da vieles noch entdeckt werden könnte. Doch hat nun auch der Übergangsrat seine Zahlen nach unten korrigiert. Im Gesundheitsministerium spricht man aktuell von 25.000 bis 30.000 Toten durch den Bürgerkrieg in Libyen:
"Every day we find another grave, so I can't give you a specific number," Mr. Ghazwi said. "But it's about twenty-five to thirty thousand, like the minister of health said."
Manche halten auch diese Zahl für übertrieben. "Where are all the dead?" fragt die New York Times zu Anfang ihres Berichts, eine Antwort gibt es nur in Annäherungen. Bei all dem ist ein bestimmtes "Gschmäckle" zu spüren. Dass es vermutlich sehr viel weniger sind, als propagiert wurde, müsste aber doch eigentlich eine gute Nachricht sein.
Aus: ""Wo sind all die Toten?"" Thomas Pany (17.09.2011)
Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/150478 (http://www.heise.de/tp/blogs/8/150478)
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Der Bürgerkrieg in Libyen brach im Februar 2011 im Zuge von Protesten in der gesamten arabischen Welt aus. Er begann mit friedlichen Demonstrationen gegen die Herrschaft Muammar al-Gaddafis, nahm nach den Unruhen in Tunesien, Ägypten und Algerien an Schärfe zu. Ab dem 15. Februar 2011 erschossen Einheiten der libyschen Polizei, der Sicherheits- und Streitkräfte innerhalb weniger Tage vermutlich Hunderte von Demonstranten. ...http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Libyen_2011 (http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Libyen_2011)
Quote[...] US-Botschaftsdepeschen, veröffentlicht von der Enthüllungsplattform WikiLeaks, geben detailliert Auskunft über die Zusammenarbeit zwischen Washington und Ankara. Im November 2007 hatten der damalige US-Präsident George W. Bush und der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan demnach die Gründung einer "Combined Intelligence Fusion Cell" (CIFC) vereinbart. In der Dienststelle in Ankara tauschen Offiziere beider Länder seitdem rund um die Uhr Aufklärungsergebnisse und Geheimdienstinformationen aus und bereiten sie so auf, dass sie in die Zielplanung des türkischen Militärs einfließen können.
Nur knapp einen Monat nach ihrer Einrichtung spielte die CIFC bereits eine Schlüsselrolle bei der türkischen Offensive: "Bei allen Angriffen wurden Ziele aus Informationen abgeleitet, die die CIFC gesammelt hat", kabelte die US-Botschaft in Ankara am 4. Januar 2008 nach Washington.
Die Informationen stammen laut einer Depesche vom 7. Februar 2008 von US-Aufklärungsflugzeugen der Typen U-2, Lockheed EP-3 oder Boeing RC-135 sowie von Drohnen der Typen "Global Hawk" und "Predator". Als besonders nützlich gelten die "Predator"-Drohnen: Sie liefern ihre Daten in Echtzeit und erlauben damit schnelle und präzise Angriffe - sogar gegen bewegliche Ziele. Da sie im benachbarten Irak starten und lange in der Luft bleiben können, ermöglichen sie die nahezu lückenlose Überwachung der irakisch-türkischen Grenzregion.
Aufhorchen lässt aber vor allem ein Nebensatz in der Depesche. Demnach haben die Amerikaner nicht nur ihre eigenen Daten mit den Türken geteilt - sondern auch Erkenntnisse "von Geheimdiensten, die das Europäische Kommando unterstützen".
Gemeint ist damit Eucom, das regionale Oberkommando der US-Streitkräfte in Stuttgart-Vaihingen. Zu den Diensten, die mit ihm zusammenarbeiten, gehört auch der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND). Im Eucom arbeitet nach Informationen des Geheimdienstexperten Erich Schmidt-Eenboom eine größere Zahl von Leuten des US-Militärgeheimdienstes DIA. "Mit der DIA kooperiert der BND deutlich lieber als mit der CIA," sagt Schmidt-Eenboom. "Das gegenseitige Geben und Nehmen funktioniert einfach besser."
Ob Informationen des BND dazu benutzt wurden, PKK-Ziele zu orten und zu bombardieren, ist derzeit unklar. Doch die politische Brisanz eines solchen Vorgangs wäre enorm - ganz gleich, ob der BND eingeweiht war oder nicht.
Die türkische Offensive im Dezember 2007 war zudem erst der Anfang. Ein Jahr später kabelte US-Botschafter James Jeffrey aus Ankara nach Washington, die Lieferung von "Echtzeit-Informationen" an die Türken habe inzwischen zu mehr als 200 Militärschlägen auf Kurdenstellungen im Nordirak geführt. Die PKK stehe "am Rand des Zusammenbruchs", habe der damalige türkische Generalstabschef Ilker Basbug geschwärmt.
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Aus: "Kampf gegen die PKK - USA lieferten Zieldaten für türkische Angriffe auf Kurden"
Von Markus Becker und Otfried Nassauer (16.09.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,786304,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,786304,00.html)
Quote[...] Call of Duty: Modern Warfare 3 ... Während Kritiker die Reihe wegen der realistischen Darstellung von Kampfszenen verdammen, schätzen die Fans die Spiele gerade deswegen. Immer nach dem Motto: erst schießen, nie fragen.
Von diesen Adrenalin-Junkies gibt es viele, denn nach Angaben des Publishers Activision wurden von der Reihe bislang über 72 Millionen Spiele in alle Teile der Welt verkauft.
QuoteVelvia Blue
28.09.2011 um 12:19 Uhr
Kritischer, aber nicht unfairer Bericht
Das (auch in dieser Kommentarsektion wieder zu findende) Aufheulen in der Gamer-Community, sobald irgendwo ein Artikel erscheint der ihr Hobby auch nur ansatzweise kritisch beäugt, ist fast genauso nervig wie reißerisch-einseitige Artikel über "Killerspieler".
Ich spiele selber sehr gerne und überlege, mir das Spiel zu kaufen. In dem nüchtern geschriebenen Artikel kann ich aber nichts Unfaires finden. Ich finde es richtig und in Ordnung, daß über unser Hobby auch von Außenstehenden berichtet wird. Daß dabei nicht immer die Jubelarien der einschlägigen Gamerpresse herauskommen, versteht sich von selbst, sollte aber für jeden Gamer der noch etwas über seinen Tellerrand blicken kann verkraftbar sein.
Quoteappelblim
28.09.2011 um 12:27 Uhr
richtig - Der Autor des Artikels wäre wohl auch bei Moorhuhn tief berührt vom unfairen und sinnlosen abschlachten von Hühnern - tiefe Emotionen tauchen auf ...
Quotecarol
28.09.2011 um 11:44 Uhr
falsche betrachtung virtuelle gewalt ist keine echte gewalt!
das sollten sie in ihre betrachtung mit einbeziehen.
.... denken sie mal an die begriffe im schach und dann lassen sie uns auf der gleichen(!) abstrakten ebene über shooter diskutieren- falls sie sich mit sowas überhaupt im geringsten auskennen.
Aus: "Erst schießen, nie fragen" Von Kurt Sagatz (28.9.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/digital/games/2011-09/call-of-duty-mw3 (http://www.zeit.de/digital/games/2011-09/call-of-duty-mw3)
Der Erste Weltkrieg wurde von 1914 bis 1918 in Europa, dem Nahen Osten, in Afrika, Ostasien und auf den Weltmeeren geführt und forderte rund 17 Millionen Menschenleben.http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg)
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Quote[...] Erst bei Straßenbauarbeiten war man im Oktober 2010 auf Reste eines 125 Meter langen unterirdischen Stollens gestoßen. Deutsche Soldaten hatten ihn im ersten Weltkrieg gebaut und als Stellung genutzt. Am 18. März 1918 war der nahe Altkirch im Elsass gelegene "Kilianstollen" jedoch infolge französischen Granatenbeschusses eingestürzt und hatte 34 Soldaten unter sich begraben. Nach dem Krieg fand man auch den Stollen nicht mehr. Französische Archäologen haben das Gelände 93 Jahre später weitgehend freigelegt.
Zwar hatte man 1918 noch versucht, die Verschütteten zu bergen, gefunden wurden jedoch nur noch 13 Tote, die übrigen 21 blieben an der zwischen Altkirch und Dannemarie verlaufenden Front verschollen. Die seinerzeit evakuierte Zivilbevölkerung kam erst nach Kriegsende zurück und hatte anderes zu tun, als nach verschütteten Stellungen zu graben. Zwar waren viele Details des Kilianstollens bekannt, gefunden wurde das bis zu sechs Meter tief in der Erde gelegene Bollwerk aber nie mehr. Erst zum Bau eines Straßenstücks eingesetzte Bagger, stießen jetzt auf Überreste des aus Holzbalken gebauten Stollens. Nicht zuletzt aus Sorge vor Blindgängern und hier eventuell noch gelagerter Munition, wurden die Arbeiten unterbrochen.
Man zog den elsässischen archäologischen Dienst (PAIR) hinzu und sicherte die Fundstelle rund um die Uhr. Anhand noch vorhandener Pläne konnte sich das mit Unterbrechungen seit einem Jahr hier beschäftigte Archäologenteam gut orientieren. Noch sind die Grabungen nicht abgeschlossen, der leitende Archäologe Michael Landolt ist sich jedoch sicher, dass jedes eventuell noch verbleibende Geheimnis gelüftet und vor Ort nichts mehr übersehen wird. Die sterblichen Überreste der Toten werden in jedem Fall geborgen. Da die Namen der verschütteten Soldaten bekannt sind, können sie aufgrund von ihnen zuzuordnender persönlicher Gegenstände aller Wahrscheinlichkeit nach auch identifiziert werden.
In minutiöser Kleinarbeit konnten die Archäologen inzwischen offenbar auch die Umstände rekonstruieren, die den Stollen zum Soldatengrab werden ließen. Das Tagesgeschehen des 18. März 1918 haben Beschreibungen Überlebender in der Regimentsgeschichte festgehalten. Danach hatten die aus ganz Deutschland kommenden Soldaten der 6. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments 94 am Morgen ein sogenanntes "Gelbkreuzschießen" auf die ihnen gegenüber liegenden französischen Stellungen geführt, eine Bezeichnung, hinter der sich ein Senfgasangriff verbirgt. Im Gegenzug erfolgte einige Stunden später ein Granatenbombardement, vor dem die deutschen Soldaten in den Stollen flüchteten.
Die bis zu sechs Metern tief unter der Erde eingegrabene Anlage, die theoretisch 500 Soldaten hätte aufnehmen können und über 16 Zugänge, Öfen, sanitäre Einrichtungen, elektrisches Licht und sogar einen Telegrafen verfügte, galt als einsturzsicher. Offenbar muss jedoch, so denkt heute der leitende Archäologe Michael Landolt, auch ein Geschoss innerhalb des Stollens explodiert sein, eine Kraft, der das System nicht standhielt und in seinem am wenigsten tief gelegenen Teil die 34 Soldaten unter sich begrub. Belegen lässt sich diese These anhand von Knochenfunden und stellenweise weit verstreuten Balken und Gerätschaften. Vermutlich noch bis Ende Oktober wird es jetzt dauern, bis auch der letzte der Toten ausgegraben ist.
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Aus: "Vermisste Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt" Annette Mahro (05. Oktober 2011)
Quelle: http://www.badische-zeitung.de/vermisste-soldaten-aus-dem-ersten-weltkrieg-entdeckt (http://www.badische-zeitung.de/vermisste-soldaten-aus-dem-ersten-weltkrieg-entdeckt)
Quote[...] Vom Schützenpanzer Puma, der von den deutschen Rüstungsschmieden Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) gebaut wird, will de Maizière 350 statt 410 kaufen. Im Gegenzug sollen möglicherweise mehr als die bisher geplanten 272 Radpanzer des Typs Boxer bestellt werden, an dessen Fertigung die beiden Unternehmen ebenfalls beteiligt sind. An der Börse fiel der Kurs von Rheinmetall nach der Nachricht um fast einen Euro, erholte sich später aber wieder ...
Aus: "De Maizière will bei Rüstungsprojekten kürzen" (18.10.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-10/bundeswehr-ruestung-einschnitte (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-10/bundeswehr-ruestung-einschnitte)
Quote[...] (sda/dapd/dpa) Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International untersuchte nach eigenen Angaben Rüstungslieferungen nach Ägypten, Bahrain, Jemen, Libyen und Syrien. Die wichtigsten Waffenexporteure waren laut diesem Bericht Deutschland, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Österreich, Russland, Tschechien und die USA.
Sie alle lieferten Waffen, Munition und andere Ausrüstung, mit deren Hilfe Polizei und Militär friedliche Demonstranten getötet, verletzt oder willkürlich verfolgt haben. Die Schweiz habe seit 2005 Kleinwaffen für einen Betrag von rund 293'000 Franken an Bahrain und für rund 4,5 Millionen Franken an Ägypten verkauft, schreibt Amnesty.
«Wenn jetzt Waffenembargos verhängt werden, dann kommt das zu spät und ist zu wenig», sagte Mathias John, der Rüstungsexperte der Organisation. «Unsere Untersuchung macht erneut deutlich, dass die bestehenden Exportkontrollen nicht ausreichen. Wir brauchen dringend ein wirksames internationales Waffenhandelsabkommen».
Aus: "Rebellen unterstützt und Waffen ans Regime geliefert" (19. Oktober 2011)
Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/amnesty_kritisiert_waffenlieferungen_an_arabische_regime_1.13047136.html (http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/amnesty_kritisiert_waffenlieferungen_an_arabische_regime_1.13047136.html)
Quote[...] Seit Sommer 2011 geht die Terrororganisation PKK wieder systematisch gegen türkische Ziele vor. Bei einem der schwersten PKK-Angriffe seit Jahren haben am Mittwoch kurdische Kämpfer mindestens 26 türkische Soldaten und Polizisten getötet. Die Türkei reagiert mit militärischer Härte und fliegt Angriffe gegen Verstecke der PKK-Guerilla im Norden Iraks.
... derStandard.at: Bei den Angriffen der Türkei im Nordirak kommt es immer wieder zu zivilen Opfern. Warum hört man nichts von der Internationalen Gemeinschaft zum Thema?
Günay: Von zivilen Opfern hört man deshalb relativ wenig weil es sich um eine dünn besiedelte unwegsame Bergregion handelt. Wie viele zivile Opfer den türkischen Operationen tatsächlich zum Opfer gefallen sind ist schwierig festzustellen, auch weil es kaum unabhängige Informationen gibt. Gegen die Operationen selbst gibt es relativ wenig internationale Reaktionen, da in den letzten Jahren auf globaler Ebene allgemein eine wachsende Zustimmung für militärische Operationen gegen terroristische Gruppen zu beobachten ist.
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Aus: ""Die Gewaltspirale dreht sich wieder"
Manuela Honsig-Erlenburg, 19. Oktober 2011 16:38
Quelle: http://derstandard.at/1318726245612/Die-Gewaltspirale-dreht-sich-wieder (http://derstandard.at/1318726245612/Die-Gewaltspirale-dreht-sich-wieder)
Quote... Dieser Krieg war gerecht - Eine Bilanz der Intervention in Libyen.
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Quoteikonaut
30.10.2011 um 19:37 Uhr
1. Dieser Krieg war gerecht
diese überschrift manifestiert die menschenverachtende überheblichkeit des "westens"
[...]
niemals können anonymisierte tötungen zahlloser unschuldiger aus fliegenden hightechmaschinen gerecht sein.
niemals dürfen der kampf multinationaler rohstoffkonzerne um billiges öl zu nationalen befreiungsbewegungen euphemisiert werden.
pfui
Gekürzt. Bitte verzichten Sie bei Kritik am Autor auf Beleidigungen und Unterstellungen. Danke, die Redaktion/jz
QuoteRyuHayabusa
30.10.2011 um 19:38 Uhr
Artikelüberschrift gelesen, Artikel weggeklickt.
QuoteAtticus Finch
30.10.2011 um 19:51 Uhr
Wer Artikel nicht liest, der sollte sie auch nicht kommentieren.
Quotemkrm
30.10.2011 um 19:56 Uhr
BÄH!!
Die Überschrift ist das allerletzte. Die Zeit hat mich sehr, sehr enttäuscht!!!!!
Dieser Krieg war alles andere als Gerechtfertigt!
Arroganz und Überheblichkeit des Westens, mehr nicht!
Alles was der "Westen" macht, ist richtig, für den Planeten das beste und einzigst richtige.
... Auch die Mainstream Medien sollten sich etwas mehr an der Wahrheit festklammern und nicht wie es die Politik gerne hätte
Quotetalwer
30.10.2011 um 20:02 Uhr
Die erste Militäraktion gegen ein Regime im Namen des Zugriffs auf das libysche Öl.
Eigentlich so sollte es richtig heißen.
Im übrigens ist dieser Artikel eine Lobeshymne auf die Aggressionspolitik der NATO-Mächte USA, GB, F, N und die "lupenreinen Demokratien" aus Katar und den Vereinigten Arabische Emirate.
Wie sieht es den mit den Kriegsverbrechen der Rebellen aus? Kommen die auch vor dem IStGH nach den Haag?
Im Einklang mit der hier praktizierte Siegerjustiz, höchstwahrscheinlich nicht.
Der NATO-Sprecherin OANA LUNGESCU sind keine Verbrechen bekannt. Als Rumänin müsste sie auc folgendes (rumänisches) Sprichwort kennen "Dacã ar fi murit la prima minciunã ar fi de mult mort/moartã!" - zu deutsch "wäre sie bei der erste Lüge gestorben, müßte sie schon längst tot sein!"
Und das sagt schon eine Menge über die Beugung der Rechtsprinzipien nach Gutdünken bzw. die Anwendung von verschiedene Maßstäbe, je nach "Beliebtheitsgrad" der Täter.
Von Gerechtigkeit kann so, keine Rede sein.
Quotelobitoes
30.10.2011 um 20:02 Uhr
Der Teufel im Detail
Zur Zeit werden Anhänger des Gadhafistammes vom Stamm der Rebellen massakriert.
Doch der feine Unterschied ist: dass letztere das Öl grossherzig von westlichen Ölkonzernen vertreiben lassen wollen, im krassen Gegensatz zu Gadhafi..
Also werden wir morgen sicher keinen Aufruf zum Schutz der "neuen" Zivilbevölkerung durch die Nato hören.
Quotejosquin
30.10.2011 um 20:13 Uhr
Krieg gerechtfertigt, bei dem Ergebnis?
In Afghanistan verteidigen "unsere Jungs" angeblich die Freiheit des Westens gegen die Taliban und halten die Fahne Menschenrechte hoch, und in Libyen bombt man Islamisten an die Macht.
Man rechtfertigt den Krieg in A. unter anderem mit der Notwendigkeit, die Rechte der dortigen Frauen und Mädchen zu verteidigen bzw erst einmal durchzusetzen, und die erste Amtshandlung der libyschen Übergangsregierung ist es, die Scharia einzuführen und Gaddafi-Sympathisanten zu terrorisieren und gelegentlich zu massakrieren.
Ganz abgesehen davon hat der Sieg der Nato bisher auch ca. 30.000 Menschen das Leben gekostet.
Dass der Sturz des Regimes nicht durch die UNO-Resolution 1973 gedeckt war: eine Petitesse für Kriegsfreunde.
Man braucht schon odentlich Chuzpe, einen Krieg überhaupt gerecht zu nennen, aber einen mit so einem erbärmlichen Ergebnis gerecht zu nennen grenzt an Realitätsverlust.
QuoteMr.T
30.10.2011 um 20:19 Uhr
12. entmenschlichter Surrealismus
Es widerstrebt mir tatsächlich dieses Pamphlet überhaupt zu kommentieren. Jedoch kann man diese Zurschaustellung eines entmenschlichten Journalismus nicht so stehen lassen.
Dieser schockierend naiv-surrealen Darstellung ist wahrscheinlich nur mit schockierenden Realitäten zu begegnen:
Ich warne, es sind extrem schockierende Aufnahmen von den unschuldigen jüngsten Opfern dieses Kolonialkrieges, aber vielleicht kann man nur so verwirrtes Gedankengut ordnen:
Gekürzt. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir angesichts der drastischen Aufnahmen nicht auf dieses Video verlinken möchten. Danke, die Redaktion/jz
Aus: "Dieser Krieg war gerecht" Von Jochen Bittner | Andrea Böhm (30.10.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/44/Libyen-Intervention (http://www.zeit.de/2011/44/Libyen-Intervention)
Quote[...] Die US-Armee prüft die Echtheit eines Videos, das auf Leichen urinierende Soldaten zeigen soll. ...
QuoteAlex Zatelli
12.01.2012 um 9:27 Uhr
Gelebtes Herrenmenschentum.
Hier hat der tägliche Rassismus der Operationen am Hindukusch (oder im Irak) nur eine visuell prägnante Form gefunden.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-01/afghanistan-video-usa-leichen?commentstart=9#cid-1805136 (http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-01/afghanistan-video-usa-leichen?commentstart=9#cid-1805136)
Quotemahatmamueller
12.01.2012 um 10:00 Uhr
Krieg ist scheußlich und schafft menschliche Monster. Und sage keiner, er wäre dagegen gefeit: Die Vorgänge in Ex- Jugoslawien zeigen, dass unter extremen Bedingungen auch Gebildete, Intellektuelle, Akademiker zu Scheusalen werden. ...
Bevor jetzt jemand aufstöhnt ich habe das Beispiel Ex-Jugoslawien gewählt, weil dies Kriegsgeschehen der Jetztzeit darstellt [...] Menschen der heutigen Nach- Weltkriegsgenerationen, zivilisiert und gebildet...
Die deutschen Greuel waren unermesslich scheusslicher, wenn es jemand lesen möchte; aber manche Scheußlichkeiten sind einfach nicht zu toppen - unmenschlich als Aussage meint höchstmöglich scheußlich.
Das, was hier gechildert wird, würde ich unter widerlich einstufen - ich bin mir sicher, es gibt scheußlichere Taten - auf jeder Kriegsseite, unabhängig von Hautfarbe, Nationalität, Religion.
...
QuotePALVE
12.01.2012 um 9:41 Uhr
Kriege waren und sind nicht sauber - aber genau das soll uns - auch von unserer Regierung - immer wieder vermittelt werden. Schließlich geht es ja hier nur darum, "die Fahne der Demokratie in diese Länder zu tragen und nebenbei Handelswege frei zu halten". Alles andere muss man eben in Kauf nehmen. Auch wenn Zivilisten ums Leben kommen oder zivile Ziele "aus Versehen" bombardiert werden.
Niemand gibt uns das Recht, in andere Ländern zu intervenieren. Und der Großteil der Bevölkerung dieser Ländern wünscht es sich nun mal nicht, dass von außen eingegriffen wird!
Auch wenn uns das immer wieder erzählt wird.
Kommentar zu: "Video soll US-Soldaten bei Leichenschändung zeigen" (12.01.2012)
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-01/afghanistan-video-usa-leichen (http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-01/afghanistan-video-usa-leichen)
Quote[...] Hamburg - An diesem Nachmittag muss Chris Kyle nicht lange warten, bis er den Tod bringen darf. Er hat das perfekte Versteck gefunden. Eine leere Vier-Zimmer-Wohnung, nicht zu hoch gelegen, nicht zu tief, mit guter Übersicht und guter Deckung. Ein Traum für jeden Scharfschützen. Lang ausgestreckt liegt Kyle bäuchlings auf einem improvisierten Schießstand aus umgekipptem Kinderbett, ausgehängter Zimmertür und Matratze. Durch das Zielfernrohr seines Präzisionsgewehrs scannt er die Straßen von Falludscha. Bei der ersten verdächtigen Bewegung drückt Kyle ab.
Chris Kyle hat viele Namen. "Legende" nennen ihn seine Kameraden bei den Spezialkräften der US-Navy Seals. Als "Teufel von Ramadi" fürchten ihn seine Feinde im Irak. Als "Cowboy" beschreibt er sich selbst. Das Pentagon gibt seinen Bodycount - die Zahl der Menschen, die er erschossen hat - mit "mehr als 160" an. Damit gilt er als "tödlichster Scharfschütze" in der Geschichte der US-Streitkräfte.
Nun hat er seine Kriegserinnerungen niedergeschrieben, Anfang Januar ist das Buch mit dem Titel "American Sniper" in den USA erschienen. Auf fast 400 Seiten liefert es einen Einblick in das Seelenleben eines trainierten Killers und ist - zwischen markigen Sprüchen und patriotischem Getöse - ein Dokument moderner Kriegsführung der US-Truppen.
Die Szene in der verlassenen Wohnung fand im November 2004 statt. Über Wochen liefern sich US-Soldaten und verschanzte Widerstandskämpfer eine erbitterte Schlacht um die Kontrolle in Falludscha, rund 70 Kilometer westlich von Bagdad. Nun sind die Marines ausgerückt, unterstützt von einer Schar von Seals-Scharfschützen. Sie wachen in ihren Verstecken über die Straßen und Wohnblocks der zerschundenen Stadt. Einer von ihnen: Chris Kyle.
Die Sekunden vor seinem ersten Treffer an diesem Tag beschreibt der Ex-Soldat in seiner Biografie mit den Worten: "Ich konnte es kaum abwarten, bis die Schlacht endlich losgeht. Ich wollte ein Ziel. Ich wollte jemanden erschießen. Ich musste nicht lange warten."
Rückblende, März 2003, 400 Kilometer entfernt in Nasirija kurz vor der Grenze zu Kuwait: Wieder hockt Kyle am Fenster, wieder gibt er einer Gruppe Marines Deckung, wieder lauert er auf verdächtige Bewegungen. Mit einem entscheidenden Unterschied: Es ist sein erster Einsatz als Scharfschütze.
Eine Frau mit Kind verlässt ihr Haus, Kyle folgt ihr mit dem Zielfernrohr über die verlassene Straße. Als sich die Frau einer Gruppe US-Soldaten nähert, nestelt sie an ihrer Kleidung und zieht einen gelben Gegenstand hervor. Noch bevor sie die Granate chinesischer Bauart loslassen kann, streckt sie eine Kugel aus Kyles Gewehr nieder, dann noch eine. Seine Gefühlslage nach dem ersten tödlichen Treffer seiner Scharfschützenlaufbahn beschreibt er in "American Sniper" so: "Es war meine Pflicht zu schießen. Die Frau war ohnehin schon tot. Ich habe nur dafür gesorgt, dass sie keine Marines mitnimmt."
Kyle liefert in "American Sniper" so detaillierte wie subjektive Erinnerungen an Auswahl, Ausbildung und Einsätze in der sonst so verschwiegenen Welt der US-Spezialeinheiten. Immer wieder stellen die Co-Autoren Scott McEwen und Jim DeFelice Szenen aus dem Privatleben des Texaners dagegen. Kyles Ehefrau Taya kommt zu Wort, schildert die Geburt des gemeinsamen Sohnes, die Angst um ihren Gatten, der oft wochenlang kein Lebenszeichen in die Heimat senden konnte. Dann wieder der harte Schnitt in die brutale Realität im Feld, stundenlanges Lauern, schwerste körperliche und mentale Belastungen.
Emotionslos schildert Kyle über Seiten, wie er in umkämpften Städten wie Falludscha oder Ramadi seine Opfer aus der Distanz tötete. Dann wieder gerät er ins Schwärmen, wenn er beschreibt, wie er einmal aus mehr als zwei Kilometern Entfernung einen Mann mit Raketenwerfer niederschoss ("der weiteste bestätigte tödliche Treffer des Irak-Kriegs"). Freude über einen Todesschuss: An Passagen wie diesen ahnt man, was der Krieg - und das Kriegshandwerk - aus einem Menschen machen kann.
Die für so eine Reaktion nötige Einstellung erläuterte Kyle im erzkonservativen US-TV-Sender Fox News: "Du musst aufhören, den Feind als Menschen zu betrachten. Anders geht es nicht. Deshalb habe ich im Buch den Begriff 'Wilde' für die irakischen Widerstandskämpfer verwendet." Den Irak beschreibt er mit drei Worten: "Kanalisation, Schweiß und Tod." Differenzierung? Fehlanzeige.
Heute betreibt der 37-Jährige eine private Sicherheitsfirma. Eine der angebotenen Dienstleistungen: Scharfschützentraining, unter anderem für das US-Militär. Er sei nicht mehr derselbe Mann, der irgendwann einmal in seinen ersten Einsatz zog, schreibt Kyle: "Als Navy Seal gehst du auf die dunkle Seite, an die düstersten Orte der menschlichen Existenz. Der Krieg verändert dich. Ich hatte mich immer gefragt, wie es sich wohl anfühlt, jemanden zu töten. Heute weiß ich: Es ist keine große Sache."
Ob er bereut?
Oh ja, natürlich bereut er - aber anders, als man es vermuten könnte: Er bereut die Gelegenheiten, in denen er einen Kameraden nicht retten konnte, die Momente, in denen er "als Beschützer versagt hat". So sagt er es.
Und seine Opfer?
Für die hat er kein Mitleid, keine Sekunde hat er an der Rechtmäßigkeit seiner Taten gezweifelt. "Wen auch immer ich erschossen habe, war böse. Ich hatte einen guten Grund für jeden Schuss."
In Chris Kyles Welt ist kein Platz für Grautöne, er sieht Schwarz und Weiß, Leben oder Tod. Für mehr sei im Krieg kein Platz, sagt er. Und so überrascht es kaum, dass Kyle die Erinnerungen an seinen blutigen Feldzug mit einem knappen Fazit schließt: "Sie hatten es alle verdient, zu sterben." Richter und Henker in einer Person.
Aus: "Legendärer US-Scharfschütze - Im Fadenkreuz des Teufels" Von Johannes Korge (12.01.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,808538,00.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,808538,00.html)
Quote[...]
http://forum.spiegel.de/f22/legendaerer-us-scharfschuetze-im-fadenkreuz-des-teufels-51947.html (http://forum.spiegel.de/f22/legendaerer-us-scharfschuetze-im-fadenkreuz-des-teufels-51947.html)
...
Quoteamerlogk
Eine schriftliche N24 Jubelamerika Doku!
Ein literarischer Sargnagel warum man keinen klassischen Journalismus mehr braucht.
Keine Ausgewogenheit, keine Darstellung der Gegenseite.
Wäre es zuviel dem deutschen Michel zuzumuten wie sich Mütter fühlen deren Kinder unschuldig erschossen worden sind?
Oder warum wir amerikanische Soldaten die Zivilisten mit 30mm Chainguns aus ihrem Apache Helicopter abschlachten nicht dem Kriegsgerichtstribubnal überstellen?
http://forum.spiegel.de/f22/legendaerer-us-scharfschuetze-im-fadenkreuz-des-teufels-51947.html#post9437529
Quote
hal4711
Unreflektiert
Ein Typ der als kleines Kind schon mit Waffen konditioniert wurde darf dann im IRAK 160 Menschen (ganz sicher nur Miliz) töten und geht dann nachhause und führt ein glückliches Leben mit seiner Frau.
Am besten sind die Bilder die Ihn als fürsorgenden Mann und liebenden Vater zeigen.
Das dieser Krieg ansich schon falsch war wird nicht mal erwähnt.
Alles in allem billige , eher schon menschenverachtende Propagandam die von irgendeinem Verlag der gerne diesen Schund (ein Stück große Literatur aus dem Land der Büchsenmacher) unters Volk bringen will , platziert wurde.
Armer Spiegel , was wurde nur aus Dir ...
http://forum.spiegel.de/f22/legendaerer-us-scharfschuetze-im-fadenkreuz-des-teufels-51947.html#post9437539
Quote
Rage-Guy
Guter Mann
Ein guter Mann, der gutes tat. Ständige Differenzierungen und Gestocher in den Grautönen ist ein hilfloser Gutmenschenreflex, der am Weltgefüge jedoch nichts ändert oder verbessert. Es gibt gute und schlechte Menschen, so ist es. Wer diese Wahrheit anerkennt, der kann auch einen guten Job als Scharfschütze machen.
Gott schütze diesen Mann und seine Familie.
http://forum.spiegel.de/f22/legendaerer-us-scharfschuetze-im-fadenkreuz-des-teufels-51947.html#post9437541
Quoteseine_unermesslichkeit
Guter Artikel. So ist der Krieg!
Soweit ich weiß, hat Deutschland auch Scharfschützen in Afghanistan. Ob und wieviel ein deutscher Soldat an Talibs schon erschossen hat, darf die deutsche Öffentlichkeit nicht erfahren. Sie darf nicht mal erfahren, warum sie das nicht erfahren darf!
http://forum.spiegel.de/f22/legendaerer-us-scharfschuetze-im-fadenkreuz-des-teufels-51947.html#post9437551
http://forum.spiegel.de/f22/legendaerer-us-scharfschuetze-im-fadenkreuz-des-teufels-51947.html (http://forum.spiegel.de/f22/legendaerer-us-scharfschuetze-im-fadenkreuz-des-teufels-51947.html)
Quote[...] Als Haditha-Massaker (arabisch مجزرة حديثة, DMG maǧzarat Ḥadīṯa ,Haditha-Gemetzel'; englisch Haditha killings, incidents oder massacre) wird ein Massaker an der Zivilbevölkerung in der irakischen Stadt Haditha bezeichnet, das Angehörige der Streitkräfte der Vereinigten Staaten am 19. November 2005 begingen. Im Zuge einer vorsätzlichen Vergeltungsaktion für den Tod eines Kameraden töteten Soldaten des United States Marine Corps 24 irakische Zivilisten, darunter auch Kinder, mittels Gewehrfeuer oder durch Handgranaten.
...Nach Medienberichten und offiziellen Angaben aus dem Pentagon haben Angehörige des US Marine Corps im Zuge dieser Vergeltungsaktion 24 unbewaffnete irakische Zivilisten, darunter neun Frauen, fünf Kinder sowie einen älteren einbeinigen Mann im Rollstuhl – teilweise aus nächster Nähe – erschossen bzw. durch Handgranatenwurf getötet.
...
Aus: "Massaker von Haditha" (28. Januar 2012)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Haditha (http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Haditha)
-.-
Quote[...] CAMP PENDLETON dapd | Das Massaker von Haditha ... Mehr als sechs Jahre nach den tödlichen Schüssen vom November 2005, denen 24 unbewaffnete Iraker zum Opfer fielen, entschied ein Militärgericht in Kalifornien am Dienstag gegen eine Haftstrafe für den letzten von insgesamt acht Angeklagten. Grundlage für das Urteil war eine Absprache mit der Anklage, in der der Beschuldigte Frank Wuterich sich der Pflichtverletzung für schuldig bekannte. Demnach wird der Unteroffizier nun nur im Dienstgrad zurückgestuft, muss aber nicht ins Gefängnis. Die Anklage hatte auf Totschlag in neun Fällen gelautet.
Die Einheit Wuterichs ging 2005 gegen unbewaffnete Bewohner der irakischen Stadt Haditha vor, nachdem ihr Militärkonvoi auf einen Sprengsatz gefahren war. Der Angeklagte hatte eingeräumt, den Befehl ausgegeben zu haben, erst zu schießen und dann Fragen zu stellen. Hintergrund seiner Anordnung sei aber nicht gewesen, zivile Opfer zu treffen, sondern im Angesicht des Feindes potenziell tödliches Zögern zu verhindern. Diese Erklärungen widersprechen allerdings Aussagen von Angehörigen der Einheit. Unter den Opfern waren zehn Kinder und Frauen.
Mit dem Urteil vom Dienstag endete der letzte von einst acht Prozessen gegen US-Soldaten in dem Fall. Ein Angeklagter wurde freigesprochen, in den anderen Fällen wurden die Vorwürfe fallen gelassen.
In Haditha stieß das Urteil auf Empörung. Er habe erwartet, dass die US-amerikanische Justiz den Angeklagten zu lebenslanger Haft verurteilen würde, und dass Wuterich sein Verbrechen eingestehen würde, sagte der Überlebende Awis Fahmi Hussein. "Damit hätten die USA sich als demokratisch und fair erweisen können."
Aus: "Das Massaker von Haditha bleibt straflos" (26.01.2012)
Quelle: https://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=au&dig=2012%2F01%2F26%2Fa0120&cHash=0b6495c6a6 (https://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=au&dig=2012%2F01%2F26%2Fa0120&cHash=0b6495c6a6)
Quote[...] In den amerikanischen Streitkräften dürfen Soldatinnen nun auch regulär in kämpfenden Einheiten dienen. Das US-Militär erweiterte die Einsatzmöglichkeiten für Frauen in seinen Reihen entsprechend, wie das Verteidigungsministerium in Washington mitteilte. Der Einsatz an der Front war ihnen bisher offiziell verboten. Tatsächlich dienen US-Soldatinnen aber schon seit längerem an der Seite ihrer Kameraden auch in kämpfenden Einheiten.
Damit können sich Frauen künftig auf etwa 14.000 Stellen im Militär bewerben, die ihnen bislang verwehrt blieben. Sie hatten schon seit längerem Positionen wie Sanitäter oder Aufklärer inne. Doch sie durften ihre Tätigkeit nicht direkt im Kampfgeschehen ausführen. Diese Regel diente dazu, Frauen hinter der Front zu stationieren und so aus Gefechten herauszuhalten.
Frauen dürfen aber auch künftig nicht in der Infanterie, Artillerie oder in Spezialeinheiten dienen. Doch prinzipiell sei nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft noch weitere Positionen für Frauen geöffnet werden, sagte Pentagon-Sprecher George Little.
(dpa)
Aus: "US-Militär erlaubt Frauen in kämpfenden Einheiten" (10.02.2012)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/politik-kompakt-us-militaer-erlaubt-frauen-in-kaempfenden-einheiten-1.1280493 (http://www.sueddeutsche.de/politik/politik-kompakt-us-militaer-erlaubt-frauen-in-kaempfenden-einheiten-1.1280493)
Quote[...] Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben im vergangenen Jahr etwa 1,48 Milliarden Euro und damit 74 Millionen mehr als geplant gekostet. Das berichtet die Wirtschaftswoche unter Berufung auf einen Bericht des Verteidigungsministeriums. Demnach kostete der Afghanistan-Einsatz allein 1,28 Milliarden Euro. Mit weitem Abstand folgen die Missionen im Kosovo, die (68 Millionen), vor der somalischen Küste (62 Millionen) und im Libanon (25 Millionen).
... Die ersten zehn Jahre des Afghanistan-Einsatzes haben nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) 17 Milliarden Euro gekostet. Das war dreimal so viel wie die von der Bundesregierung offiziell veranschlagten 5,5 Milliarden Euro. Sollte es wie geplant zu einem schrittweisen Abbau der Truppenstärke bis 2014 kommen, würden sich die Gesamtkosten nach Schätzung der Experten aus dem Herbst auf 22 Milliarden Euro summieren.
Größte Kostentreiber des Einsatzes waren laut Wirtschaftswoche die gestiegenen Treibstoffpreise. Hinzu kamen mehr Flüge zwischen der Heimat und dem Hindukusch sowie die große Menge an Kerosin für Awacs-Aufklärungsflugzeuge. Deutlich weniger Geld sei für die Position "Erhaltung von Wehrmaterial" ausgegeben worden: Da die Zahl der Strengstoffanschläge 2011 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen sei, seien weniger Reparaturen angefallen. Auch für Baumaßnahmen in Afghanistan gab die Bundeswehr dem Bericht zufolge weniger Geld aus: Wegen der verschärften Sicherheitslage musste sie häufig Projekte unterbrechen.
Aus: "1,28 Milliarden Euro am Hindukusch" (24.03.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-03/bundeswehr-auslandseinsatz-kosten (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-03/bundeswehr-auslandseinsatz-kosten)
Quote[...] Riesendenkmäler sollen als Motivation für den heldischen Tod fürs Vaterland dienen, dem sie Dauer zu verleihen suchen. Die eingelegte Intention zerschlägt sich freilich nur all zu oft. Das antinapoleonische Denkmal in Waterloo/Belle Alliance zum Beispiel ist späterhin geradewegs zur Napoleon-Kultstätte mutiert. Und heute ist es wohl eher ein Ort für kommerzialisierten Gedenkrummel. Das auf Dauerstellen im Gedenkritual hängt nun auf dem Boden der Aufklärung nicht mehr mit dem christli-chen Jenseitsglauben zusammen, sondern soll der irdischen Zukunft des Staates oder Volkes dienstbar gemacht werden. Der Spruch, den der romantische Hermeneutiker August Böckh für Friedrich Wilhelm III. entwarf und der oft variiert auf zahlreichen Denkmälern seit den Befreiungskriegen wiederkehrt: "Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den zukünftigen Geschlechtern zur Nacheiferung", macht diese Tendenz der Verweltlichung deutlich. Nach dem ersten Weltkrieg, dessen Tote sich nur in Millionen noch zählen lassen, wurde es freilich schwierig, den zukünftigen Geschlechtern zur Nacheiferung diesen Tod zu empfeh-len. Die Funktion der Einschwörung auf den Nationalstaat bleibt allerdings auch dann noch erhalten. Die Formel lautet verändert dann: "Ihr seid nicht umsonst gestorben". Den Toten wird damit eine vorbildliche Haltung angesonnen, mit der die Überlebenden in Einklang stehen und der sie nachfolgen sollen.
Das Arsenal von Formeln und Formen bleibt im Prinzip für alle Länder ähnlich. Es ist erstaunlich gleichförmig trotz der nationalstaatlichen Unterschiede, die ja verkörpert werden sollten. Und sogar ganz ähnlich bei Siegern und Verlierern. Das Eh-renmal für die französischen Gefallenen in Sedan gleicht den Siegesmalen in Preu-ßen wie ein Ei dem anderen. Einmal wird der Sieg verherrlicht, das andere Mal die Niederlage verarbeitet. Was sich jeweils gleich bleibt, ist die Identifikation mit der Na-tion, für die gestorben werden mußte. Was in Frankreich 1870 der Fall war, nämlich daß die Soldaten nur der Zahl nach unterlegen seien, nicht wegen ihrer Tapferkeit, wiederholt sich in Deutschland 1918, wo das Heer im Felde unbesiegt blieb, wie es dann auf den Denkmälern heißt. Allerdings nur auf den Denkmälern auf deutschem Boden, denn auf den Friedhofsinschriften für deutsche Soldaten bei Verdun steht schlicht: "Hier ruhen deutsche Soldaten". Derselbe Tod wird also ganz verschieden identifiziert.149 Es wird mal so, mal so erinnert, je nachdem welches Denkmal wo stand und was es aussagen sollte. Symbolische Erinnerung ist fungibel.
Obwohl die Funktionen und die Formen der Kriegerdenkmäler sich sehr ähneln, und der Motivschatz eher schmal ist, - es sind die immer gleichen Trophäen: Niken, Engel, Heroinen, Adler, Löwen, Hähne, Siegespalmen, Fackeln und Helme.
Ein Unterschied ist vielleicht, das in Frankreich das private Schicksal stärker thematisiert wird. Diese private Thematisierung geschieht in Deutschland eher selten.
Trotz dieser monotonen Gleichförmigkeit zielten die Stifter der Denkmäler selbstverständlich eher auf die nationale Homogenität unter Ausschluß der anderen. So gibt es nach dem ersten Weltkrieg keine gemeinsamen Gräber mehr. Die Feindschaft der Kriegsgegner soll revanchistisch über den Tod hinausgehen - zur Identitätswahrung der Überlebenden. Die Gleichheit der Toten wird zurückgenommen zugunsten der Gleichheit der Toten und Überlebenden der einen Nation. Während also früher der Tod der Gleichmacher war, so ist es nun die Nation.
Diese gleichmacherische Tendenz verändert selbstverständlich auch die Stellung der toten Individuen. Immer häufiger werden im nationalstaatlichen Zusammenhang die bisher ungenannt gebliebenen Gefallenen denkmalsfähig. Zwar bleibt der politische Totenkult in der Verfügungsgewalt der jeweiligen Sieger, solange sie jedenfalls Macht ausüben können, der Gleichheitsanspruch setzt sich aber durch - bis zur letzten Station dieser Demokratisierung: dem Grabmal des unbekannten Soldaten.
...
Aus: "Schwierigkeiten ästhetischer Bildung - mit ständigem Blick auf die kritische Theorie Theodor W. Adornos"
Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg Vorgelegt von Hans-Peter Gerstner (Datum ???)
Quelle: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2002/1952/pdf/diss.pdf (http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2002/1952/pdf/diss.pdf)
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Ein
Grabmal des unbekannten Soldaten ist eine besondere Form des Kriegerdenkmals. Anders als beim Pariser Triumphbogen steht das Denkmal im Gegensatz zum Wortsinn meist nicht für das Grabmal eines Unbekannten, sondern als symbolisches Denkmal für die gefallenen Soldaten der eigenen Streitkräfte. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Grabmal_des_unbekannten_Soldaten (http://de.wikipedia.org/wiki/Grabmal_des_unbekannten_Soldaten)
Quote[...] Berlin (dpa) - Die Bundeswehr wird Piraten aus Somalia künftig auch an Land jagen dürfen. Das Bundeskabinett beschloss dazu eine deutliche Ausweitung des Einsatzes am Horn von Afrika.
In Zukunft sind auch Luftangriffe auf Stellungen von Seeräubern möglich, wenn sich diese in einer Entfernung von maximal zwei Kilometern von der Küste befinden. Der Einsatz von deutschen Soldaten am Boden bleibt - bis auf Notfälle - verboten.
Der Bundestag wird vermutlich am 11. Mai endgültig über die Ausweitung des «Atalanta»-Einsatzes entscheiden, der von der EU getragen wird. Die schwarz-gelbe Koalition hat im Parlament eine klare Mehrheit, so dass die Zustimmung gesichert ist. Die Opposition wird den Einsatz dagegen vermutlich erstmals geschlossen ablehnen. Nach der Linkspartei halten nun auch SPD und Grüne die Gefahr für Soldaten und für unbeteiligte Zivilisten für zu groß.
Die «Atalanta»-Mission - benannt nach einer Jägerin aus der griechischen Sagenwelt - läuft bereits seit Ende 2008. Derzeit ist die Bundeswehr vor Somalias Küsten mit mehr als 340 Soldaten auf Piratenjagd. Dabei ist auch das größte Schiff der Marine, die «Berlin», die auch zwei Hubschrauber an Bord hat. Mitte Mai soll sie von der Fregatte «Bremen» abgelöst werden, die ebenfalls zwei Helikopter mit sich führt.
Bei der Bekämpfung der Piraten an Land sollen solche Hubschrauber künftig eine zentrale Rolle spielen. Mit Angriffen aus der Luft könnten zum Beispiel Boote, Waffen- und Treibstofflager der Seeräuber zerstört werden - allerdings nur in Nähe des Strandes. Wörtlich heißt es in dem neuen Mandat: «Deutsche Einsatzkräfte dürfen bis zu einer Tiefe von maximal 2000 Metern gegen logistische Einrichtungen der Piraten am Strand vorgehen.»
Auch mit dem neuen Mandat ist ein Einsatz am Boden allerdings ausgeschlossen. Ausnahme sind Notfälle - beispielsweise, wenn ein Hubschrauber abgeschossen wird und die Besatzung gerettet werden muss. Trotzdem wollen SPD und Grüne der Mission nicht mehr zustimmen, weil sie die Risiken nun für zu groß halten. Die Linkspartei hatte den Einsatz von vornherein abgelehnt.
Die Bundesregierung bemüht sich aber weiterhin um einen möglichst breiten Rückhalt im Parlament. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einer «kleinen, nützlichen, zusätzlichen militärischen Option». Eine neue Qualität habe der Einsatz nicht. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte: «Wenn ganz Europa Piraten bekämpft, kann Deutschland als größte Handelsnation nicht abseitsstehen. Wir können uns hier nicht wegducken.»
Die SPD nannte den Kabinettsbeschluss hingegen eine Scheinlösung, die viele Risiken mit sich bringen werde. Der Grünen-Verteidigungsexperte Omid Nouripour warnte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) davor, die Bundeswehr in ein sinnloses Abenteuer zu schicken. Der Linken-Abgeordnete Paul Schäfer nannte die Regierungspläne eine «hilflose Fortsetzung des bisherigen Mandats».
Beide Minister mahnten zugleich eine stärkere Bekämpfung der Ursachen der Piraterie an. Die Staatenbildung in Somalia müsse ebenso vorangetrieben werden wie die Verfolgung der Hintermänner und der Kampf gegen die Geldwäsche. Im vergangenen Jahr gab es nach offiziellen Angaben am Horn von Afrika 176 Piraten-Angriffe. Insgesamt 25 Schiffe wurden gekapert. Nach Schätzungen wurden mehr als 140 Millionen Dollar Lösegeld erpresst.
Der Verband Deutscher Reeder begrüßte den Kabinettsbeschluss. Seeleute könnten so noch besser vor Gewaltverbrechen geschützt werden.
Aus: "Kabinett beschließt Anti-Piraten-Einsatz an Land" (18.04.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/news/2012-04/18/kabinett-kabinett-beschliesst-anti-piraten-einsatz-an-land-18144602 (http://www.zeit.de/news/2012-04/18/kabinett-kabinett-beschliesst-anti-piraten-einsatz-an-land-18144602)
Quote[...] Die zwei Jahre alten Bilder "repräsentieren keinesfalls die Werte oder den Professionalismus der überwältigenden Mehrheit der US-Soldaten, die heute in Afghanistan dienen", sagte ein Pentagon-Sprecher.
...
QuoteQuadrat
18.04.2012 um 15:01 Uhr
Im Krieg sind Menschlichkeit, Moral und Ethik die ersten Opfer. Krieg macht aus den harmlosesten Menschen die größten Bestien. Wenn es um das Überleben geht, schaltet der Verstand ab und der Überlebensinstinkt greift durch. Solche Fälle passieren leider gottes überall, im ersten, zweiten Weltkrieg, im Vietnam-, Iran-Irak und Afghanistankrieg
Quotedarthmax
18.04.2012 um 15:03 Uhr
Seelenkunde
Ein Teil der Soldaten, die sich im Kriegeinsatz befinden, muss anschliessend gegen Traumata behandelt werden, ein anderer Teil lässt den Barbaren erkennen. Auch ein Fall für Psychiater.
Zivile Kriege, wo man vorher artig um Erlaubnis bittet, schiessen und töten zu dürfen, sind wohl eher selten und stehen nur bei der Bundeswehr in der Gebrauchsanweisung.
inter armis enim silent legis (unter Waffen schweigen die Gesetze) hat schon der Römer gewusst. ...
QuoteNibbla
18.04.2012 um 15:09 Uhr
Grundsätlich stimm ich zu mit der Verrohung durch den Krieg.
Aber dieses Posieren hat glaub ich nicht seine Wurzel in der unmittelbaren Angst ums Überleben, sondern eher Mischung aus Gruppendynamik, Stress und Wegfall von Zivilistation. ...
Aus: "US-Soldaten posierten mit Leichenteilen von Attentätern" (18.04.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-04/afghanistan-us-militaer-skandalbilder (http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-04/afghanistan-us-militaer-skandalbilder)
Quote[...] Wolfgang Grenz, der Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland sagte: ,,Wir stellen fest, dass geostrategische und wirtschaftliche Überlegungen oft wichtiger sind als Menschenrechte". Nicht nur die Lieferungen an Ägypten, Libyen und Bahrain sowie dem Jemen seien zu beanstanden, insbesondere die Lieferung von Leopard-2-Panzern an Saudi-Arabien, ein Land mit schlimmsten Menschenrechtsverletzungen, sei höchst problematisch.
Allerdings ist Deutschland in dieser Hinsicht nicht alleine. Auch andere Staaten, die sich für Menschenrechte einsetzen, wie die USA und Frankreich, gehören zu den großen Waffenexporteuren.
Der Generalsekretär von Amnesty International Deutschland setzt deshalb große Hoffnungen auf die im Juli bei der UN beginnenden Verhandlungen für einen ,,Arms Trade Treaty". Grenz: ,,Es ist ein Unding, dass es für den Handel mit Bananen und Dinosaurierknochen klare Regeln gibt, aber der Waffenhandel bisher international keiner Kontrolle unterliegt."
Jährlich sterben laut Amnesty weltweit 500.000 Menschen durch Waffengewalt.
Aus: "Deutsche Waffenexporte am Pranger" (24.05.2012)
Quelle: http://hpd.de/node/13417 (http://hpd.de/node/13417)
http://de.wikipedia.org/wiki/Jugoslawienkriege#Unruhen_1989 (http://de.wikipedia.org/wiki/Jugoslawienkriege#Unruhen_1989)
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Quote[...] Die ersten Monate des Kriegs in Bosnien vor genau zwanzig Jahren waren besonders blutig. Aber auch dort, wo es keine Massaker gab, wurden Bosniaken und Kroaten vertrieben.
... Dass ausgerechnet der 6. April 1992 als ,,offizieller" Kriegsbeginn gilt, ist eine Konvention, der man sich anschließen kann, aber nicht muss. Es gibt keinen Stichtag, auf den sich der Ausbruch des Krieges gegen Bosnien datieren ließe, bei dem sich die bosnischen Serben auf die militärisch entscheidende Unterstützung des vom Gewaltherrscher Slobodan Milosevic geführten Serbien verlassen konnten. Schon im Februar und im März 1992 war es in Bosnien zu Gewalt gekommen. Das blutige Markenzeichen des bosnischen Krieges begann in großem Stil aber erst im Mai 1992: die Massaker, denen vor allem die (mehrheitlich muslimischen) Bosniaken zum Opfer fielen. In der zynischen Sprache der Täter, die von einigen westlichen Journalisten anfangs unbedacht übernommen wurde, hießen sie ,,ethnische Säuberungen" - das Unwort des Jahres 1992.
Allein in den Städtchen und Dörfern am bosnisch-serbischen Grenzfluss Drina wurden zwischen Mai und Juni 1992 mehr als 7000 Menschen getötet. Etwa 95 Prozent der zivilen Opfer in dieser Region waren bosnische Muslime. Nur im Juli 1995, als Mladics Truppen kurz vor Ende des Krieges das Massaker von Srebrenica verübten, produzierte der bosnische Krieg noch mehr Todesopfer innerhalb kurzer Zeit.
Im ersten Kriegsjahr gab es viele ,,kleine Srebrenicas": Bijeljina - etwa 1000 Tote; Bratunac - 3600; Foca - 2800; Gorazde - 1600; Rogatica - 2000; Visegrad - 1700; Vlasenica - 2900; Zvornik - 4100. Als blutige Kette reihten sich diese Städte unweit der Grenze zu Serbien aneinander. Bis auf Gorazde gehören sie heute alle zur gründlich ,,gesäuberten" und daher sehr serbischen Teilrepublik von Bosnien-Hercegovina. Die Serbenrepublik nimmt etwa die Hälfte des bosnischen Territoriums ein und grenzt im Osten an Serbien - ganz im Sinne der großserbischen Ingenieure des Vertreibungskriegs.
In Banja Luka, der Hauptstadt der bosnischen Serbenrepublik, fanden keine Massaker statt. Das heben die serbischen Machthaber der Stadt heute gern hervor, um zu zeigen, wie mitfühlend man mit den eigenen Minderheiten umgegangen sei. Was sie verschweigen, hat die aus Banja Luka stammende Historikerin Armina Galijas in ihrem Buch ,,Eine bosnische Stadt im Zeichen des Krieges" festgehalten. Ihr ging es nicht darum, die äußeren Daten des Krieges nachzuzeichnen, also noch einmal die Geschichte der Massaker, gebrochenen Waffenstillstände oder offiziellen Verlautbarungen zu erzählen. Sie hat stattdessen dem Grauen des Krieges im Alltag nachgespürt.
Anhand von nur scheinbar nebensächlichen Details schildert sie eindrucksvoll, wie der Krieg über eine bosnische Stadt kam, die hinter den Fronten lag. Wie änderte sich die Sprache in Zeitungen, im Fernsehen, im Radio? Welche neuen Worte und Gebräuche kamen auf? Was geschah mit jenen, die nicht mittun wollten? ...
...
Aus: "Balkankrieg Säuberung auf serbisch" Von Michael Martens, Belgrad (23.05.2012)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/balkankrieg-saeuberung-auf-serbisch-11761465.html (http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/balkankrieg-saeuberung-auf-serbisch-11761465.html)
Quote[...] Washington wünscht sich von Berlin eine stärkere politische und militärische Führung. ... Deutschland solle seine Nachkriegstransformation zum Abschluss bringen und endlich den Ehrgeiz entwickeln, eine globale Macht und eine, vielleicht die Führungsmacht in Europa zu werden.
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Aus: "Wir sollen es richten" Von Klaus-Dieter Frankenberger (23.05.2012)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/europaeische-union/eurokrise-und-nato-wir-sollen-es-richten-11761032.html (http://www.faz.net/aktuell/politik/europaeische-union/eurokrise-und-nato-wir-sollen-es-richten-11761032.html)
Quote[...] Bei einem Nato-Luftangriff in der ostafghanischen Provinz Paktia sind nach Angaben der Provinzregierung acht Zivilisten getötet worden, darunter sechs Kinder. Die beiden Eltern und alle ihre Kinder seien ums Leben gekommen, als ihr Haus in der Nacht bombardiert worden sei, sagte der Sprecher des Provinzgouverneurs, Rohullah Samun. Es sei unklar, was das Ziel des Angriffs gewesen sei.
Ein Sprecher der Nato-geführten Schutztruppe Isaf sagte, Isaf-Bodentruppen seien zur fraglichen Zeit in Paktia von einer großen Anzahl Aufständischer angegriffen worden und hätten Luftunterstützung angefordert und erhalten. Man prüfe, ob zwischen den Gefechten und den Vorwürfen über zivile Opfer ein Zusammenhang bestehe. Zivile Opfer bei Isaf-Operationen haben zwar abgenommen, sorgen aber immer noch für großen Unmut bei den Afghanen. Der afghanische Präsident Hamid Karsai ordnete eine Untersuchung an.
Die Isaf teilte mit, bei mehreren Sprengstoffanschlägen am Vortag seien im Süden des Landes vier ihrer Soldaten getötet worden. Zur Nationalität machte die Schutztruppe wie üblich keine Angaben. Die Isaf teilte weiter mit, bei einem Einsatz in der nordafghanischen Provinz Kundus seien mehrere Taliban-Kämpfer getötet worden. In Kundus ist auch die Bundeswehr stationiert. Bei Einsätzen in anderen Landesteilen wurden nach Isaf-Angaben mehrere Aufständische gefangen genommen.
An einer Mädchenschule in Nordafghanistan kam es unterdessen erneut zu einem mutmaßlichen Anschlag mit giftigem Gas. Rund 45 Schülerinnen in der nordafghanischen Provinzhauptstadt Talokan seien mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Sprecher der Bildungsbehörde der Provinz Tachar. Er machte die Taliban für die Tat verantwortlich, die das zurückwiesen.
Es ist bereits der zweite Vorfall dieser Art an der Mädchenschule in dieser Woche und der dritte in der Provinz in diesem Monat. Schon am Mittwoch hatten an der Mädchenschule 130 Schülerinnen und drei Lehrerinnen nach offiziellen Angaben giftige Gase eingeatmet und waren anschließend ins Krankenhaus gebracht worden.
Unterdessen gibt es nach Angaben des afghanischen Außenministers Salmai Rassul keine Fortschritte bei der Suche nach einer politischen Lösung im Konflikt in Afghanistan. "Wir haben den Prozess begonnen, aber wir sind noch nicht in greifbare Verhandlungen (mit den Taliban) eingetreten", sagte er.
Aus: "Nato-Bomben töten Familie" (27. Mai 2012)
Quelle: http://www.n-tv.de/politik/Nato-Bomben-toeten-Familie-article6363036.html (http://www.n-tv.de/politik/Nato-Bomben-toeten-Familie-article6363036.html)
Quote[...] Auf der Liste der zehn meistgesuchten NS-Verbrecher steht auf Platz fünf Klaas Carel Faber. Der in den Niederlanden verurteilte Mörder lebt heute unbehelligt in Deutschland. «Die deutsche Justiz hat ihn nicht nur nie verurteilt, sie hat ihn sogar vor den holländischen Behörden beschützt», schrieb die deutsche Wochenzeitung «Zeit» vor gut einem Jahr in einem Artikel mit dem Titel «Der Demjanjuk aus Ingolstadt».
Und so kam es: Dem Niederländer Klaas Carel Faber werden 22 Morde angelastet. 1944 wird das Gestapo-Mitglied in Holland wegen der Hinrichtung von Gefangenen zum Tode verurteilt. Später wurde seine Strafe in lebenslange Haft umgewandelt. Am 26. Dezember 1952 gelang Faber mit sechs weiteren NS-Kriegsverbrechern die Flucht aus einem Gefängnis in Breda. Die Nazis überquerten die Grenze zu Deutschland, wo sie von deutschen Zollbeamten herzlich empfangen wurden.
Zwei Tage später bat die niederländische Regierung die Bundesrepublik offiziell um die Verhaftung und Auslieferung der Flüchtigen. Sie wurden zwar rasch gefasst, in die Niederlande kam aber nur einer zurück. Der Grund: Der Bundesgerichtshof erklärte sie zu Deutschen. Laut Grundgesetz dürfen sie daher nicht ausgeliefert werden. Sie haben mit dem Eintritt in die Waffen-SS ihre niederländische Staatsangehörigkeit verloren und die deutsche erworben. Die Rechtsgrundlage ist ein Erlass des «Führers» vom 19. Mai 1943.
Die deutschen Behörden eröffneten zwar Ermittlungsverfahren gegen die verbliebenen sechs Flüchtlinge aus Breda. Aber sie wurden allesamt eingestellt.
Faber lebt seit mehr als 50 Jahren im bayerischen Ingolstadt. Gemäss der «Zeit» wendeten sich im April 2008 Nachkommen von Opfern Fabers an die Regierung in Den Haag mit der Bitte, diese sollen in Berlin erneut um einen Prozess gegen ihn nachsuchen. Bis heute geschah nichts.
... Die britische Boulevardzeitung «Sun» hat Klaas Carel Faber nun in Ingolstadt aufgelauert, wo der 88-jährige mit seiner Frau Jacoba lebt. Die Zeitung schreibt: «Nach Jahren als anonymer Büroangestellter beim Autohersteller Audi geniesst er seinen Ruhestand in Parks und geht mit seinem VW Golf einkaufen.» Nachbarn sagen, der Vater von drei Kindern sei ruhig und freundlich.
Ein «Sun»-Reporter konfrontiert Faber in der Nähe seiner Wohnung mit seiner grausamen Vergangenheit als Kriegsverbrecher. Ob er denn Reue empfinde? Faber habe nicht geantwortet und einen starren Blick aufgesetzt. Die «Sun» nennt es «finsteres Schweigen».
Efraim Zuroff, Direktor des Simon Wiesenthal Centres, sagt: «Er ist einer der bösesten Menschen, die noch leben. Dass Deutschland diesen Verbrecher weiterhin schützt, schadet dem Ruf der Nation gewaltig.»
Die deutschen Behörden haben gegenüber der «Sun» bestätigt, dass Faber nicht ausgeliefert werden könne. Strafrechtlich ist sein Fall längst zu den Akten gelegt.
(bru)
Quotejuerg mueller, 26.01.2011
Dass die Verleihung der dt.Staatsbürgerschaft durch das Mitmachen in der SS möglich war ist ein Hohn. Dass solche Typen wie auch andere nach dem 2.WK von der BRD geschützt wurden ist ein weiteres dunkles Kapitel Deutschlands. Ebenso die politischen Karrieren nach dem 2.WK in der BRD von Leuten wie Globke, Lübke,Kiesinger etc. ...
Quotestanislav koutek
06.07.2010, 09:38 Uhr
Ich staune, wie vielen Ihrer Leserschaft jegliches Gerechtigkeitsempfinden abgeht? Auch wenn Faber's Verbrechen lange her sind, geht es doch in diesem Fall eher um das heutige Versagen der Deutschen Zivilbehoerden. Da fragt man sich, woher mimmt der gleiche Staat den Mut, einen Demjanuk vor Gericht zu stellen? Vielleicht hatte dieser einfach nicht das Glueck, von Hitler eingebuergert zu werden?
QuoteChristoph Gruber
05.07.2010, 19:48 Uhr
Diese Nachricht bestätigt längst vergessen geglaubte Vorurteile gegenüber den Deutschen, nämlich dahingehend, alles Unrecht sei einer verstorbenenen Generation anzulasten. Im Fall Faber hält die heutige deutsche Generation ihre schützende Hand über einen Kriegsverbrecher und Massenmörder. Ich schreibe das als in den Niederlanden lebender und lehrender Auslandschweizer.
Aus: "Reporter spürt NS-Verbrecher auf – er lebt unbehelligt in Deutschland" (05.07.2010)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Reporter-spuert-NSVerbrecher-auf--er-lebt-unbehelligt-in-Deutschland/story/21088102 (http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Reporter-spuert-NSVerbrecher-auf--er-lebt-unbehelligt-in-Deutschland/story/21088102)
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http://de.wikipedia.org/wiki/Klaas_Carel_Faber (http://de.wikipedia.org/wiki/Klaas_Carel_Faber)
http://www.abendblatt.de/politik/article2289142/Ehemaliger-SS-Mann-Klaas-Carel-Faber-ist-tot.html (http://www.abendblatt.de/politik/article2289142/Ehemaliger-SS-Mann-Klaas-Carel-Faber-ist-tot.html)
Quote[...] Der Aufstand in Syrien 2011/2012 ist ein gewaltsam ausgetragener politischer Konflikt. Er begann im März 2011, als es während des Arabischen Frühlings auch in Syrien zu Demonstrationen kam. Dabei verlangten die Teilnehmer politische Freiheit und den Sturz der Regierung von Präsident Baschar al-Assad. Die Regierung bekämpft die Proteste mit harter Hand. Sicherheitskräfte setzen scharfe Munition gegen Demonstranten ein und Oppositionelle werden in der Haft gefoltert. ...
Aufstand in Syrien
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien (http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien)
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Quote[...] Annan is to brief the Security Council on Wednesday on his efforts to end the 15-month old crisis. The UN says more than 10,000 people have been killed in the uprising against Assad, while Syrian activists put the figure at more than 13,000.
...
From: "Annan: 'Bold steps' needed for Syria peace"
UN-Arab League envoy says "everyone with a gun" must lay down weapons after arriving in Damascus for high-level talks. Last Modified: 28 May 2012
http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2012/05/2012528104471849.html (http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2012/05/2012528104471849.html)
Quote[...] Judges at an international war-crimes court have handed a 50-year prison sentence to Charles Taylor, the former Liberian president, following his conviction for supporting rebels in Sierra Leone who murdered and mutilated thousands during their country's civil war.
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From: "Liberia's Taylor given 50-year jail sentence" (30 May 2012)
Source: http://www.aljazeera.com/video/africa/2012/05/201253092155895905.html (http://www.aljazeera.com/video/africa/2012/05/201253092155895905.html)
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Charles Taylor (Liberia)
http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Taylor_%28Liberia%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Taylor_%28Liberia%29)
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Liberianischer Bürgerkrieg
Der Bürgerkrieg in Liberia dauerte 14 Jahre lang von 1989 bis 2003. Es handelte sich einerseits um ethnische Konflikte zwischen den Volksgruppen in Liberia, andererseits um den Kampf zwischen Kriegsherren (Warlords) um die politische Macht und um die Rohstoffe des Landes. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Liberianischer_B%C3%BCrgerkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Liberianischer_B%C3%BCrgerkrieg)
Quote[...] Mindestens 2.000 angebliche Feinde der USA sind in den letzten zehn Jahren Opfer des "targeted killing" geworden. Ein Gespräch mit Menschenrechtsexperte Wolfgang S. Heinz
ZEIT ONLINE: In den USA wird der Vorabdruck eines Buchs über jene Treffen im Weißen Haus diskutiert, in denen das "gezielte Töten" angeblicher Feinde festgelegt wird. Wie gezielt sind diese "targeted killings" denn?
Wolfgang S. Heinz: Der UN-Sonderberichterstatter Christoph Heyns sagte in seinem Bericht vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen im Oktober, die Angriffe hätten ein solches Ausmaß, dass sie kaum als gezielt bezeichnet werden könnten. Es gibt keine exakten Aussagen der USA dazu, aber es gibt wohl zwei Arten der Auswahl: Im einen Fall werden über eine einzelne Person Informationen gesammelt, auch darüber, wie unmittelbar gefährlich sie ist.
Inzwischen gibt es aber auch vermehrt das sogenannte "signature killing". Dabei geht es um Kontexte von Verdacht. Und aus großer Entfernung kann eben kaum festgestellt werden, ob jemand, der einen Wagen mit Dünger belädt, ein Terrorist oder ein einfacher Bauer ist. So werden leicht völlig Unbeteiligte getroffen.
ZEIT ONLINE: Wie viele Tote hat es bereits gegeben?
Heinz: Es gibt nur Schätzungen. Aber keine, auch die militärnaher Stellen, nimmt weniger als 2.000 Tote an.
ZEIT ONLINE: Die USA haben mit "targeted killings" nicht als erster Staat begonnen.
Heinz: Israel macht das seit 2000, die USA seit 2002.
ZEIT ONLINE: Obama, das lässt das Buch durchblicken, hat die letzte Entscheidung über die "kill list" an sich gezogen, um Militär und CIA an größeren Blutbädern zu hindern.
Heinz: Obama hat in der Tat mit einigen illegalen Praktiken seines Vorgängers Bush gebrochen: Er hat das Foltern von terrorismusverdächtigen Gefangenen verboten, er hat die geheimen Gefängnisse abgeschafft. Aber Guantanamo hat er – wegen des Widerstands im Kongress – nicht geschlossen und auch die außerordentlichen Überstellungen Verdächtiger an Drittländer, wo sie in Gefahr sind, gefoltert zu werden, nur stärker unter Menschenrechtsvorbehalt gestellt. Und die "gezielten Tötungen" haben sich gegenüber der Zeit Bushs vervierfacht.
ZEIT ONLINE: Wie ist das aus menschenrechtspolitischer Sicht zu bewerten?
Heinz: Grundsätzlich gelten immer Menschenrechtsnormen, manchmal mit Einschränkungen. Aber im Krieg hat das humanitäre Völkerrecht Vorrang. Es darf getötet werden, unterschieden werden muss danach zwischen Kombattanten und Zivilbevölkerung. Es ist daher zweifelhaft, wie die USA gezielte Tötungen in Ländern wie Jemen, Somalia und Pakistan rechtfertigen, mit denen sie gar nicht in einem erklärten Krieg sind. Zudem gibt es viele glaubwürdige Hinweise auf erhebliche Opfer in der Zivilbevölkerung.
ZEIT ONLINE: Aber nach Kriegsrecht dürfen Menschen getötet werden?
Heinz: Ja. Aber ein allgemeines Tötungsprogramm entspricht nicht diesen Kriterien.
ZEIT ONLINE: Handeln die USA allein?
Heinz: Es gibt eine Isaf-Liste, um Leute festzunehmen oder zu töten. Deutschland hat einige Zeit lang zu diesen Listen zugeliefert, mit dem Hinweis: Wir nehmen nur fest. Das war auch Gegenstand von Anfragen im Deutschen Bundestag.
Quotelxththf
04.06.2012 um 14:01 Uhr
Legitimation - Woher nehmen sie dann die Legitimation für dieses "gezielte töten"? Somit wird der Terrorismus nie aus der Welt geschafft, denn logischerweise wollen die Angehörigen der Opfer Rache. Aber viel wichtiger. Wie lang soll das eigentlich noch so weitergehen und wieviele Menschen sollen noch gezielt getötet werden auf Verdacht, denn mehr ist es nicht?
Quotezappp
04.06.2012 um 14:11 Uhr
Ermittler, Ankläger, Henker
.. Todesurteile auf Basis von Luftbildern, abgehörten Telefongesprächen und Berichten von V-Leuten oder Agenten aus dritter Hand. Erinnert ein gewisse Auswüchse der Scharia. Vielleicht ist manch abgeschossener Terrorist bloss ein Geschäftmann oder Liebhaber, der von einem Rivalen beschuldigt wurde.
QuoteGerhardFeder
04.06.2012 um 14:31 Uhr
... Die USA und andere Staaten, die nicht dem internationalen Strafgerichtshof beigetreten sind, haben das geringste Recht zu derartigen "Aktionen", die m.E. nichts anderes als "Staatsterrorismus" sind. Damit stellen sich Staaten, die so verfahren auf eine Ebene mit Teroristen und Auftragsmördern. Den Rechtsweg über den IStG wollen sie natürlich nicht beschreiten, das ist nur für andere gedacht und die Offenlegung der Vorwürfe hätte sicher einige Probleme.
So jedenfalls macht sich der "Westen" in der Menschenrechtsdebatte vollend unglaubwürdig. Wenn dann eine Tages andere Schurkenstaaten mit Drohnen angreifen wird das Wehklagen groß sein.
Quotetecnyc
04.06.2012 um 14:32 Uhr
... "Wie bekämpft man also Fanatismus? Mit blindem Eifer und Feuer, ohne Rücksicht auf Menschenrechte?"
Die Alliierten haben damit Nazideutschland, Italien und Japan von ihren Diktaturen befreit.
Aber vielleicht hätte sie ja auch Wattebäuschen statt Bomben abwerfen sollen, weil Bomben so inhuman sind und die Würde des Menschen verletzen.
Quotetimeworrier
04.06.2012 um 14:42 Uhr
Sie irren! ... Das hat auch nichts mit Wattestäbchen sondern mit Rechtsstaatlichkeit zu tun!
QuoteMemphis-1968
04.06.2012 um 14:58 Uhr
Erklärung der Menschenrechte
Ich verweise mal auf Artikel 11 der UNO Resulotion 217A
Jede Person, die wegen einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, hat das Recht, als unschuldig zu gelten, solange ihre Schuld nicht in einem öffentlichen Verfahren, in dem sie alle für ihre Verteidigung notwendigen Garantien gehabt hat, gemäss dem Gesetz nachgewiesen ist.
Damit hat sich das für und wieder dieser Drohneneinsätze von alleine erledigt. Diese Menschenrechte sind universell und kein Land / Mensch dieser Erde hat das Recht diese einfach ausser Kraft zu setzen. Wer das macht gehört nach Den Haag und dann ab in den Knast. Aber herje dafür müssten die USA ja das Kriegsverbrechertribunal anerkennen.
QuotePolitikverdruss
04.06.2012 um 15:26 Uhr
24. Legal!
,,Gezielte Tötungen gehören zur Praxis in bewaffneten Konflikten und auf der Grundlage von Kapitel VII der UN-Charta mandatierten internationalen Militäroperationen, bei militärischen Geiselbefreiungen und beim Vorgehen gegen Terroristen, insbesondere wenn diese zugleich Kämpfer einer nichtstaatlichen Konfliktpartei sind." http://www.faz.net/aktuell/politik/staat-und-recht/gastbeitrag-gezieltes-toeten-erlaubt-11027962.html (http://www.faz.net/aktuell/politik/staat-und-recht/gastbeitrag-gezieltes-toeten-erlaubt-11027962.html)
Herrn Heinz Zweifel können also ausgeräumt werden. Dazu reicht ein Blick in die UN-Charta. Und auch die Auslegungshilfe des IKRK in dieser Frage hilft weiter. Danach dürfen Zivilpersonen(z.B. Terroristen), die dauerhaft eine mit Kampfaufgaben verbundene Funktion ausüben, jederzeit militärisch bekämpft werden.
Quotebistroman
04.06.2012 um 15:27 Uhr
ich bin da egoistisch besser ein zweifelhafter Drohneneinsatz in einem nur auf dem Papier bestehender Staat mit zweifelhaftem Rechtssystem und Verständnis, als tote Kinder in Deutschland nach einem Sprengstoffanschlag. Nach allem was man von den Taliban und anderen Terroristen hört ist das Drohnen Programm sehr effektiv und führt dort zur Abschreckung und teilweise zur Handlungsunfähigkeit der einzelnen Zellen. Daher gilt für mich der Spruch: " Erst kommt das Fressen und dann die Moral ". Ich lebe hier und jetzt,basta....
QuoteDerDoktor
04.06.2012 um 15:30 Uhr
Wo bleibt eigentlich der Aufschrei der "Internationalen Gemeinschaft" und die weltweite Ächtung dieses Mordens?
Aus: ""Die Rechtfertigungen der USA sind zweifelhaft"" Andrea Dernbach (04.06.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/2012-06/targeted-killings (http://www.zeit.de/politik/2012-06/targeted-killings)
Quote[...] In Libyen sollte alles anders werden. Man habe die Lektion aus dem Irak und Afghanistan gelernt, behaupteten Premier David Cameron und Präsident Nicolas Sarkozy vor einem Jahr. Gegen Gaddafi gebe es eine waschechte "humanitäre Intervention". Anders als gegen Saddam Hussein werde man keine Bodentruppen, sondern lediglich die Luftmacht der NATO einsetzen, um einen Freiheitskampf zu unterstützen und ein Massaker zu verhindern. Anders als im Kosovo kämen nicht wahllos Clusterbomben zum Einsatz, sondern allein Präzisionswaffen. Dies werde ein Krieg sein, der das Leben von Zivilisten rettet.
Sieben Monate nach dem Muammar al-Gaddafi in den Ruinen von Sirte gelyncht wurde, liegen Berichte der UNO und von Menschenrechtsorganisationen über die ,,liberale Libyen-Intervention" vor. Denen ist zu entnehmen, dass seither 8.000 Gefangene ohne Urteil festgehalten werden und zügellos gefoltert werden. Dass sie getötet würden, sei Routine, heißt es.
Die Stadt Tawerga, deren 30.000 Einwohner hauptsächlich dunkelhäutige Libyer sind, fiel einer ethnischen Säuberung zum Opfer, wie überhaupt in Libyen die Gewalt gegen Afrikaner aus Ländern südlich der Sahara andauert. Es bleibt als Fazit, seit der Westen durch seine Einmischung zugunsten der Aufständischen versucht hat, Boden zurückzugewinnen, der ihm durch die Umbrüche in der arabischen Welt verloren ging, herrscht in Libyen Gesetzlosigkeit. Das Land befindet sich im Griff rivalisierender Warlords und Milizen, der Nationale Übergangsrat (NTC) verabschiedet Gesetze im Stil Gaddafis, schränkt die Meinungsfreiheit ein und verbietet Kritikern, bei den Wahlen zu kandidieren. So handeln politische Kräfte, bei deren Implementierung die NATO entscheidenden Einfluss hatte.
Inzwischen gibt es immer mehr Hinweise darauf, was der Einsatz von Laserraketen während der Luftangriffe bedeutet hat. Die in New York ansässige Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch veröffentlichte jüngst einen Bericht über den Tod von 72 libyschen Zivilisten, ein Drittel von ihnen Kinder, die während verschiedener Bombenangriffe getötet wurden. Die Autoren kritisieren die NATO, weil die sich nach wie vor weigert, den Tod von Zivilisten anzuerkennen, geschweige denn zu untersuchen.
Angesichts von mehreren 10.000 Zivilisten, die von Amerikanern, Briten und anderen NATO-Kräften im Irak, Afghanistan, Pakistan und Jemen im zurückliegenden Jahrzehnt getötet wurden, ziehen es NATO-Befehlshaber möglicherweise vor, sich nicht mit derlei vergleichsweise geringfügigen Unannehmlichkeiten aufzuhalten. Dabei geht Human Rights Watch davon aus, dass die Zahl der direkt von NATO-Bomben getöteten Zivilisten in Libyen in Anbetracht von etwa 10.000 Einsätzen relativ gering ausfiel.
Während aber das UN-Libyen-Mandat explizit zum Schutz der Zivilbevölkerung aufforderte, stellte das Bündnis diesen Auftrag regelrecht auf den Kopf, indem es sich auf die Seite einer Bürgerkriegspartei schlug und quasi zur Luftwaffe der Aufständischen wurde. Dies führte dazu, dass die Zahl der Toten, die im März 2011, als die NATO-Intervention begann, unter 2.000 lag, bis Oktober nach Schätzung des Nationalen Übergangsrates auf 30.000 stieg, darunter Tausende von Zivilisten.
Insofern ist die NATO für mehr zivile Opfer verantwortlich als bei ihren Luftangriffen zu beklagen waren. Indirekt handelt es sich um die gleiche Verantwortung, die gerade erst zur Verurteilung des früheren liberischen Präsidenten Charles Taylor vor dem Haager Sondergericht für Sierra Leone führte. Taylor, der für 50 Jahre ins Gefängnis muss, wurde der ,,Beihilfe und Anstiftung" zu Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Sierra Leone während des Bürgerkrieges in den neunziger Jahren für schuldig befunden. Freigesprochen wurde er hingegen vom Vorwurf, die von den Rebellen verübten Gräuel persönlich angeordnet zu haben. Das beschreibt ziemlich gut die Rolle, die von der NATO vor einem Jahr in Libyen gespielt wurde. Wie verhält es sich mit ihrer Schuld an Kriegsverbrechen, über die sie Bescheid wusste und wissentlich unterstützte?
Es ist natürlich undenkbar, dass NATO-Militärs für das Gemetzel in Libyen ebenso wenig zur Rechenschaft gezogen werden wie für Kriegsverbrechen im Irak und in Afghanistan, für die sie direkt verantwortlich sind. Der einzige Brite, der wegen eines Blutbads im Irak verurteilt wurde, ist Corporal Donald Payne, dem die Misshandlung von Gefangenen in Basra im Jahr 2003 zur Last gelegt wurde. Ex-Präsident George Bush hingegen konnte in seinen Memoiren damit angeben, das international geächtete Verbrechen der Folter angeordnet zu haben, und erhielt dafür noch nicht einmal eine Verwarnung.
Dies unterstreicht, dass internationale Rechtsnormen für die Großmächte und ihre Führer schlichtweg nicht gelten. Im ersten Jahrzehnt seines Bestehens hat der Internationale Strafgerichtshof 28 Personen aus sieben Ländern wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt – es handelte sich ausnahmslos um Afrikaner. Das ist in etwa so, als würde das Strafrecht in Großbritannien nur auf Menschen angewendet, die den Mindestlohn verdienen und in Cornwall wohnen. Das internationale Recht stellt daher kein System der internationalen Justiz dar, sondern wirkt als machtpolitisches Instrument zur Durchsetzung imperialer Interessen. Der Fall Libyens macht für die arabische Welt und über hinaus deutlich: Interventionen – egal in welchem Gewand sie daherkommen – bringen keine Abkürzung auf dem Weg zum Frieden und sind weit davon entfernt, Leben zu retten.
Übersetzung Holger Hutt
Aus: "Schuld ohne Sühne" (05.06.201)
Rechtspflege | 05.06.2012 12:21 | Seumas Milne
Quelle: http://www.freitag.de/politik/1223-schuld-ohne-suehne (http://www.freitag.de/politik/1223-schuld-ohne-suehne)
Quote[...] Washington - Die Zahl der Selbstmorde unter amerikanischen Soldaten hat in diesem Jahr deutlich zugenommen. Durchschnittlich nimmt sich jeden Tag ein Angehöriger der US-Streitkräfte irgendwo auf der Welt das Leben, wie aus Statistiken des Pentagon hervorgeht, aus denen die Nachrichtenagentur AP zitiert.
In den ersten 155 Tagen dieses Jahres töteten sich 154 Soldaten. Das entspricht einem Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Damit starben insgesamt mehr US-Soldaten durch die eigene Hand als bei Kämpfen in Afghanistan in der Vergangenheit, die Jahre 2008 und 2009 mitgerechnet. In die Statistiken eingeflossen sind nur die Selbstmorde von Soldaten im aktiven Dienst, Selbstmorde von Veteranen wurden nicht berücksichtigt.
Weil die Zahl der Selbstmorde 2010 und 2011 zurückgegangen war, zeigen sich die Behörden nun von der neuen Entwicklung überrascht. "Wir hätten eine geringere Anzahl an Selbstmorden erwartet", sagte Jackie Garrick, Chefin des Defense Suicide Prevention Office, einer neuen Abteilung für Selbstmordprävention im Pentagon. Mögliche Gründe für die Zunahme sind posttraumatischer Stress, Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten und finanzielle Probleme. Auch sexuelle Übergriffe, Alkoholmissbrauch und häusliche Gewalt kommen unter US-Soldaten im aktiven Dienst immer häufiger vor.
Aus den Erhebungen des Pentagon geht hervor, dass Soldaten mit mehreren Kampfeinsätzen stärker selbstmordgefährdet sind. ... Ingesamt dienen 1,4 Millionen Amerikaner zur Zeit aktiv im Militär. Die Zahl der Selbstmorde im US-Militär begann im Jahr 2006 zu steigen. Daraufhin hat das Militär nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren verstärkt in Beratungs-Hotlines, Übungen zum Stress-Management und Forschung zu psychischer Gesundheit investiert.
...
fab/AP/dapd
Aus: "Mehr Selbstmörder als Gefallene in US-Armee" (08.06.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/immer-mehr-selbstmorde-unter-us-soldaten-a-837659.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/immer-mehr-selbstmorde-unter-us-soldaten-a-837659.html)
Quote[...] Gerade mal neun Monate dauerte die Wehrpflicht unmittelbar vor ihrer Abschaffung im vergangenen Jahr, doch schon dieser kurze Zeitraum reicht offenbar aus, um junge Bundeswehrrekruten in ihrer Charakterentwicklung dauerhaft zu beeinträchtigen. Zu diesem für die Bundeswehrführung (aktueller Slogan: »Wir. Dienen. Deutschland«) wenig schmeichelhaften Ergebnis ist ein Forscherteam an der Universität Tübingen gekommen. ...
Demnach ließen sich diejenigen jungen Männer, die zur Bundeswehr gingen, weniger von Literatur und Kunst begeistern und fanden philosophische Diskussionen eher langweilig. Sie bezeichneten sich als misstrauischer und weniger gesprächig Fremden gegenüber, machten sich aber auch seltener Gedanken über die Folgen ihres eigenen Handelns und ihre Rolle in der Welt. Dafür waren sie umso konkurrenzbetonter.
Aus den Antworten haben die Forscher dann für jeden Studienteilnehmer Werte auf einer Vergleichsskala berechnet, um die Abweichungen statistisch untersuchbar zu machen. Ihre Schlussfolgerung: Dass die Exsoldaten aggressiver und weniger einfühlsam seien als ihre männlichen Altersgenossen (hauptsächlich Zivildienstleistende), sei keine Zufallsschwankung, sondern durch den vorher geleisteten Wehrdienst erklärbar.
Von einem »überraschenden Befund, der Fragen aufwirft«, sprechen die Forscher. Das Verteidigungsministerium dagegen hält die Ergebnisse der Studie für widersprüchlich und die vermeintlichen Zusammenhänge zwischen Wehrdienst und Charakterbildung für »schwach ausgeprägt«.
...
QuoteAndreas Falk
12.06.2012 um 7:11 Uhr
Wer ein bißchen was von Entwicklungspsychologie versteht, den kann das Ergebnis der Studie nicht wirklich verwundern.
Quoteinecht
12.06.2012 um 7:48 Uhr
Das wußte bereits Kurt Tucholsky.
Militaristen in "modernen" Gesellschaften wollen die Widersprüche zwischen Befehlskette und demokratischer Entscheidung oder zwischen Tötungsmaschinen und Humanismus geschickt kaschieren.
"technischer Arbeitgeber Bundeswehr" ist der aktuelle Gag.
In den Truppenausbildungsstätten für innere Führung wird aber noch Klartext geredet.
Da weiß man genau, was man braucht: Stahlhelm auf - Gehirn aus!
Dauerhaft unterdrückte Denkversuche müssen zwangsläufig zu Folgeschäden führen.
Soldaten sind ... In Friedenszeiten töten sie den eigenen Charakter.
Quotedoch40
12.06.2012 um 7:57 Uhr
6. Ist das Ergebnis wirklich überraschend?
Es ist gut, dass diese Forschungsergebnisse diskutiert werden. Aber wirklich überraschend ist das nicht und sie sind nicht neu (siehe Klaus Theweleit: Männerfatasien).
Was erwarten man denn, wenn jungen Menschen monatelang der Individualismus abtrainiert wird, wenn man junge Menschen monatelang zusammenfercht, Persönlichkeitsrechte einschränkt, Meinungsfreiheit einschränkt oder "Aufbegehren" mit Sanktionen begegnet. Und was erwartet man, wenn man jungen Menschen eine Konfliktlösung beibringt, die darauf hinausläuft, notfalls auch zu töten. Schauen wir uns doch die traurigen Gestalten an, die vor Jahren in Afghanistan mit Totenschädeln posierten. Schauen wir uns die psychischen Wracks an, die aus dem Kosovo oder aus Afghanistan wiederkommen. Die Grundlagen werden in den Kasernen gelegt, und das nicht nur in Deutshland, in jeder Kaserne dieser Welt.
Das in den Medien aufgehübschte Bild über die Bundeswehr entspricht und entsprach nie der Realität in den Kasernen und die Ausländseinsätze als Abenteuer oder "Herausforderung" zu verkaufen, wie es die Werbeoffiziere der BW gezielt in den Mittelschulen tun, verschleiert bewusst, was auf diese jungen Menschn wirklich zukommt. Deshalb gehört die gezielte Werbung der BW in Schulen verboten.
Quotedancewithtime
12.06.2012 um 7:58 Uhr
... Wenn ich bei den Streitkräften arbeite muss mir der Nicht Tötungsreflex ausgetrieben werden. Dies alleine krempelt den Charakter eines Menschen vom Grunde auf um!
QuoteJulius090
12.06.2012 um 8:22 Uhr
... Laut Hirnforschung hat der Mensch kein stabiles Ich soweit es mir bekannt ist.
Es verändert sich solange man lebt. 10 Monate habe ich Grundwehrdienst geleistet. Mir ist aufgefallen das ich Zuhause ordendlicher wurde. Teilweise auch dort auf einmal meine Hemden gefaltet habe. ...
Quotedoch40
12.06.2012 um 8:28 Uhr
....nicht Ihre ehemaligen Vorgesetzten lesen. Wenn die Bundeswehr dazu dient, dass Männer ihre Hemden falten können, ist es um die BW nach noch schlechter bestellt, als ich dachte.
Quotecmaul
12.06.2012 um 8:30 Uhr
Überraschender Befund?
für keinem deutschen männliche Staatsburger wird die verblödende, asozialisierende Wirkung des Wehrdienstes eine Überraschung sein und das ungeachtet der Tatsache, ob er Zivildienst gemacht hat und seine Kumpels Wehrdienst abgeleistet haben oder umgekehrt. Was der Sprecher des Verteidigungsministers Stressresistenz nennt ist Dumpfheit und die Leistungsorientierung Mangel an eigenem Interesse, beziehungsweise betrifft höchsten den Bierkonsum. Während meines Studiums konnte ich diese zwei Gruppen immer gut auseinanderhalten. Also auch die Länge der Nachwirkungen ist nicht überraschend. Es ist nicht so, daß ich etwas gegen Wehrdienstleistende hätte, einige meiner besten Freunde haben Wehrdienst geleistet....
Aber nun mal ernsthaft: Gut bekommen ist das keinem.
Quoteschnasti
12.06.2012 um 8:32 Uhr
Man lernt was fürs Leben
Und zwar: Ducken, Schnauze halten und ohne zu murren Befehle ausführen. Die Abgänger sind somit perfekt vorbereitet für die Arbeitswelt.
Quotevon Hammersmark
12.06.2012 um 8:43 Uhr
Kausalitäten und so...
Ich war auch 9 Monate bei der Bundeswehr und ich würds wahrscheinlich auch wieder machen. Allerdings hatte ich auch nen halbwegs sinnvollen Job nach der Grundausbildung.
Aber gerade die Grundausbildung bringt auch etwas für die Persönlichkeitsentwicklung:
- Sachen durchzuziehen. Auch wenn die mal keinen Spass machen.
- sich mit anderen Menschen zu arrangieren. Auch wenn sie anders denken und andere Ansichten haben als man selbst.
- sich auch mal zusammenreißen zu können.
- zu lernen, dass man selbst nicht immer das Zentrum der Welt ist.
- seine Leistungsfähigkeitsgrenzen kennenzulernen.
- mit Belastung umgehen zu können.
- Zusammenhalt.
Naja und es hilft, sich ein realistisches Bild der Bundeswehr zu beschaffen. Das scheinen die meisten hier nicht zu haben.
QuoteEskakafk
12.06.2012 um 9:05 Uhr
Interessante Studie - Aber: "Man könnte es sich an dieser Stelle in der Tat einfach machen und unterstellen, dass jene Schulabgänger, die sich für die Bundeswehr entscheiden, von vornherein die aggressiveren und weniger sozial eingestellten seien."
Dass sich Kriegsdienstverweigerer systematisch von ihren Altersgenossen beim Bund unterscheiden, erscheint mir bei weitem nicht so weit hergeholt, wie es die Autoren der Studie (und der des Artikels) erscheinen lassen wollen. Dass man die Befragten nach "ähnlichen" Antworten filtert, überzeugt mich nicht wirklich, die Systematik könnte auch auf unebobachtete Faktoren zurückzuführen sein.
Zudem würde mich interessieren, wie die Autoren "Aggressionspotential" und "Verträglichkeit" mit einem Fragebogen (!) messen wollen - als Soziologe kann ich mit einiger Sicherheit sagen: So einfach ist das nicht!
Außerdem kann man erst dann verlässliche Aussagen darüber machen ob sich "der Knick rauswächst", wenn man die Befragungspersonen nach Wehr-/Zivildienst noch eine ausreichende Zeit lang beobachtet - wie lange das die Autoren der Studie getan haben, lässt der Artikel leider offen.
QuoteGerry10
12.06.2012 um 9:07 Uhr
... auch ich habe den Militärdienst gemacht weil mir der Zivildienst zu lange war.
Das war 1987. Und während ich die Zeit wesentlich lieber mit Geld verdienen verbracht hätte , muss ich gestehen, dass ich doch etwas gelernt habe: Den Umgang mit Menschen aus anderen sozialen Schichten.
Erst bei der Armee wurde ich, zugegeben unfreiwillig, mit Menschen konfrontiert denen ich in meinem Privatleben so nie begegnet wäre bzw. denen ich bewusst aus dem Weg gegangen bin.
Geschadet hat es mir also sicher nicht, obwohl ich, wie gesagt, lieber Geld verdient hätte.
QuoteGrundgesetz
12.06.2012 um 9:52 Uhr
ZU BEFEHL
Das glaub ich gern, man schaue sich auch mal die Selbstmordraten von Soldaten an, besonders in Amerika, wo der DRILL besonders intensiv ist.
Aus: "Unreife Rekruten" Von Jan-Martin Wiarda (12.06.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/2012/23/C-Wehrdienst (http://www.zeit.de/2012/23/C-Wehrdienst)
QuoteHeute 14:01 von
Vergil
Auszug aus der Rede:
Sie (die Soldaten) werden jetzt – zu Recht – sagen: (...) wir hätten ja gerne mehr als bloß das heute sprichwörtliche ,,freundliche Desinteresse", das schon der frühere Bundespräsident Horst Köhler bedauernd feststellte. Die Bundeswehr steht zwar mehr denn je unter Beobachtung der Medien. Und doch ist sie im öffentlichen Bewusstsein nicht sehr präsent.
(...)
Zum anderen ist es aber schon auch ein Nicht-wissen-Wollen. Das ist menschlich: Wir wollen nicht behelligt werden mit dem Gedanken, dass es langfristig auch uns betreffen kann, wenn anderswo Staaten zerfallen oder Terror sich ausbreitet, wenn Menschenrechte systematisch missachtet werden. Wir denken nicht gern daran, dass es heute in unserer Mitte wieder Kriegsversehrte gibt. Menschen, die ihren Einsatz für Deutschland mit ihrer körperlichen oder seelischen Gesundheit bezahlt haben. Und dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für die Gesellschaft schwer zu ertragen.
Die Abscheu gegen Gewalt ist verständlich. Gewalt, auch militärische Gewalt, wird immer auch ein Übel bleiben. Aber sie kann – solange wir in der Welt leben, in der wir leben – notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden. Allerdings müssen wir militärische Einsätze begründen. Wir müssen diskutieren: darüber, ob sie die gewünschten Ziele erreichen oder schlimmstenfalls neue Gewalt erschaffen, und auch darüber, ob wir im Einzelfall die Mittel haben, die für ein sinnvolles Eingreifen nötig sind. All diese Fragen gehören – mit den handelnden Personen – in die Mitte unserer Gesellschaft.
Dass Frieden, Freiheit und die Achtung der Menschenrechte vielfach nicht von allein entstehen – wer wüsste das besser als wir Deutschen? Es waren ausländische Soldaten, die unserem Land die Möglichkeit der Freiheit schenkten, als sie selbst für ihre eigene Freiheit kämpften. ,,Ohne uns" als purer Reflex kann keine Haltung sein, wenn wir unsere Geschichte annehmen. Unsere Bundeswehr hat sich von unseligen militärischen Traditionen gelöst, sie ist fest verankert in einer lebendigen Demokratie. Sie hat unser Zutrauen verdient, nicht nur in Debatten um den ,,gerechten Krieg" zu bestehen, sondern auch einem ,,gerechten Frieden" einen Weg zu bahnen, indem sie beiträgt zur Lösung von Konflikten, indem sie friedliche Koexistenz zu schaffen sucht, wo Hass regiert.
Freiheit ist ohne Verantwortung nicht zu haben. Für Sie, liebe Soldatinnen und Soldaten, ist diese Haltung selbstverständlich. Ist sie es auch in unserer Gesellschaft? Freiheit und Wohlergehen sehen viele als Bringschuld von Staat und Demokratie. Manche verwechseln Freiheit mit Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Hedonismus. Andere sind sehr gut darin, ihre Rechte wahrzunehmen oder gegebenenfalls auch vehement einzufordern. Und vergessen dabei allzu gern, dass eine funktionierende Demokratie auch Einsatz erfordert, Aufmerksamkeit, Mut, und manchmal auch das Äußerste, was ein Mensch geben kann: das Leben, das eigene Leben.
http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2012/06/120612-Bundeswehr.html (http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2012/06/120612-Bundeswehr.html)
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-6.html#post10348889
-.-
Quote[...] Gauck hat die Deutschen zu größerer Offenheit für Auslandseinsätze der Bundeswehr aufgerufen und zugleich eine gewisse Ignoranz der Bürger gegenüber den Streitkräften bemängelt.
Er stelle in der Bevölkerung auch eine Tendenz zum "Nicht-Wissen-Wollen" fest, kritisierte Gauck bei einem Besuch der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Es sei zwar menschlich, nicht mit Leid und Terror behelligt werden zu wollen, sagte Gauck. "Und dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen." Aber: "'Ohne uns' als purer Reflex kann keine Haltung sein, wenn wir unsere Geschichte ernst nehmen", mahnte der Präsident.
Die Abscheu gegen Gewalt sei zwar verständlich, und Gewalt werde immer ein Übel bleiben. "Aber sie kann - solange wir in der Welt leben, in der wir leben (...) - notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden oder zu unterbinden", betonte Gauck. Gerade Deutschland wisse, dass Frieden, Freiheit und die Achtung der Menschenrechte vielfach nicht von allein entstünden. "Freiheit ist ohne Verantwortung nicht zu haben, sie entbehrt auch ihres Wertes und ihrer Würde ohne diesen Begriff", sagte der Präsident. Dies sei für Soldaten selbstverständlich, nicht aber in der Gesellschaft.
"Freiheit und Wohlergehen sehen viele als Bringschuld der Demokratie und des Staates", kritisierte Gauck. "Manche verwechseln Freiheit mit Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Hedonismus." Eine funktionierende Demokratie erfordere aber auch Einsatz, Aufmerksamkeit, Mut "und eben manchmal auch das Äußerste, was ein Mensch geben kann: das Leben, das eigene Leben".
Im Gegenzug habe die Truppe einen Anspruch darauf, dass die Gesellschaft sich bewusst mache, was den Soldaten abverlangt werde und vor welche Aufgaben sie in Zukunft gestellt würden. "All das darf nicht allein in Führungsstäben und auch nicht allein im Parlament debattiert werden", forderte Gauck. "Es muss da debattiert werden, wo unsere Streitkräfte ihren Ort haben: in der Mitte unserer Gesellschaft." Derzeit aber sei die Bundeswehr im öffentlichen Bewusstsein nicht sehr präsent, und über ihre Einsätze werde nicht ausreichend in der Gesellschaft diskutiert.
Gauck, der in der DDR als Bürgerrechtler aktiv war, würdigte die Bundeswehr als Parlamentsarmee im Gegensatz zur NVA, die eine unmenschliche Grenze gegen das eigene Volk militärisch abgesichert habe. "Diese Bundeswehr ist keine Begrenzung der Freiheit, sondern eine Stütze unserer Freiheit", betonte Gauck. Die Bundeswehr habe sich von unseligen militärischen Traditionen gelöst und sei heute fest verankert in einer lebendigen Demokratie. "Sie hat unser Zutrauen verdient", erklärte Gauck.
...
Quote#2 Heute 13:40 von
Luna-lucia
schade! - eigentlich waren wir "großer Hoffnung", dass wenigstens einer! die Kriegstreiberei unterbindet! Und nun das! Wir alle hier, sind ZU TIEFST entsetzt, und enttäuscht! ...
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283.html#post10348630
Quote3 Heute 13:40 von
Dumpfmuff3000
xxx
Was meint der Mann in diesem Zusammenhang mit "glückssüchtig"? Daß die deutsche Bevölkerung sich nicht für die wirtschaftlichen Interessen texanischer Öldynastien zusammenschießen lassen will? Was will dieser Kriegstreiber eigentlich? Soll er sich doch eine Kanone kaufen und nach Afghanistan gehen, wenn er Krieg so geil findet.
Und dieser Euphemismus "Gefallene", ich kenne keinen intelligenten Menschen, der schon mal einen Krieg erlebt hat, der diese perverse Redewendung noch benutzt. "In alle Richtunge spritzen" trifft es wohl eher. ...
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283.html#post10348636
QuoteHeute 13:45 von
spiegelgabel
... Wäre es also für eine Unglückssüchtige Gesellschaft leichter zu ertragen wenn es wieder tote und verstümmelte deutsche Soldaten gibt ?
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-2.html#post10348677
QuoteHeute 13:47 von
schachcheck
Langsam wird er sichtbar...
Die Occupy-Bewegung und macht er lächerlich und den Kriegstreibern steht er zur Seite.
...
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-2.html#post10348690
QuoteHeute 13:47 von
taubenvergifter
Dass ein Kirchenmann das Schwert propagiert ist ja nicht verwunderlich. Dass er ein geschickter Redner ist, ist offensichtlich. So redet er davon, dass wir gegen Krieg seien, weil wir glückssüchtig sind. Ist Pazifismus nun also schon ein Krankheitsbild? ...
QuoteHeute 13:49 von
Traumschau
Freiheit!
Herrn Gauck ist da wohl einiges entgangen. Die Einsätze der Bundeswehr sind ein Desaster. Seit A. weiß man inzwischen, dass der Spruch "die Freiheit wird am Hindukush verteidigt" absoluter Blödsinn ist. Wenn G. überzeugt ist, deutsche Soldaten sollen wieder überall mitmischen, dann kann er gerne voran gehen - ich werde ihm keine Träne nachweinen. ... Wer immer noch glaubt, man könne Demokratie mit Bomben abschmeißen, auf dass sie sich "frei entfalte", der hat von Freiheit keine Ahnung!
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-2.html#post10348716
QuoteHeute 13:50 von
retmar
Hannemann, geh du voran!
Lieber Herr Bundespräsident Gauck.
Gehen Sie mit bestem Beispiel voran! Haben Sie in Ihrer nächsten Verwandtschaft männlichen Nachwuchs, den Sie richtig dolle lieben? Enkel oder Neffen im passenden Alter? Dann seien Sie bitte nicht so egoistisch glücksüchtig und schicken Sie diese in den sicheren Tod. Mein tiefes Mitgefühl ist Ihnen sicher.
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-3.html#post10348739
QuoteHeute 13:53 von
erdmöbel
Schwerter zu Pflugscharen?
Herr Köhler hat ja wenigstens offen gesagt, dass es bei der Entsendung von deutschen Truppen um deutsche Wirtschaftsinteressen geht. Herr Gauck will nun die Truppen für Frieden, Freiheit und die Achtung der Menschenrechte in die Welt schicken. Als ob deutsche Soldaten Heilsbringer wären. ...
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-3.html#post10348776
QuoteHeute 13:54 von
glen13
... Er läßt sich also vor den Wirtschaftskarren spannen und spielt den guten Onkel.
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-3.html#post10348787
QuoteHeute 13:54 von
Wildes Herz
Stück für Stück lässt er die Maske fallen. Fing es erst noch mit demonstrativem Unverständnis für soziale Proteste und einem völlig kritiklosen Abfeiern des Kapitalismus an, "wirbt" er nun schon offen für Militarismus und noch mehr (!) Auslandseinsätze der Bundeswehr, und redet ganz ungeniert davon, dass man ab und zu eben auch mal sein Leben opfern müsse.
Womit er natürlich - das versteht sich bei Politikern, die mit großen Worten von Heldentod, Opfermut & Co. schwafeln, traditionell von selbst - nicht SEIN EIGENES LEBEN meint...
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-4.html#post10348793
QuoteHeute 13:55 von
blowup
kann das sein?
Hat wirklich jedes Volk, die politische Führung, die es verdient? Was haben wir getan, um, jetzt Gauck und Merkel ertragen zu müssen? ...
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-4.html#post10348807
QuoteHeute 13:57 von
herr-vorragend
Zitat von Gauck
Derzeit aber sei die Bundeswehr im öffentlichen Bewusstsein nicht sehr präsent, und über ihre Einsätze werde nicht ausreichend in der Gesellschaft diskutiert.
Ich schlage BW-Sammelbilder in DUPLO und MILCHSCHNITTE vor! ...
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-4.html#post10348833
QuoteHeute 13:58 von
celino
Ich will bitte ...
... sofort Christian Wulf zurück haben, ich zahle ihm auch noch einen Urlaub auf Sylt.
Herrje, was wurde uns da für ein Präsident auf's Auge gedrückt?
Da werden Soldaten in Kriegen verheizt, um unter dem Deckmäntelchen der Bewahrung/Herstellung von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten Diktatoren zu beseitigen, mit denen man teilweise Jahrzehnte Politik und gute Geschäfte gemacht hat.
Da wiederholt sich leider immer wieder die Erfahrung, dass der Diktatorensturz eben nicht nicht zur Demokratie, noch nicht einmal zu Stabilität führt - trotzdem werden weiterhin blutige (und erfolglose) Kriege angezettelt.
Offensichtlich soll hier medial und verbal für eine deutsche Beteiligung in einem Syrienkrieg getrommelt werden, und Herr Gauck ist ein gar willfähriger transatlantischer Büttel. Der Mann hat seinen Beruf verfehlt. Wie wär's mit einem Wasserträger-Job bei irgendeinem angloamerikanischen Think Tank?
...
http://forum.spiegel.de/f22/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-63283-5.html#post10348840
Aus: "Gauck wirbt für Auslandseinsätze der Bundeswehr" (12.06.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-a-838386.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundespraesident-gauck-wirbt-fuer-auslandseinsaetze-der-bundeswehr-a-838386.html)
Quote[...] Zugleich begründete Gauck die Notwendigkeit von Militäreinsätzen mit dem wiederkehrenden Satz: ,,Freiheit ist ohne Verantwortung nicht zu haben." Gerade die Deutschen wüssten, dass Frieden, Freiheit und Achtung der Menschenrechte nicht von allein entstünden, seien es ausländische Soldaten gewesen, die einst ,,unserem Land die Voraussetzungen dafür schenkten". Gewalt werde immer ein Übel bleiben. Aber die Welt sei nun einmal ,,nicht geheilt, sondern tief gespaltenen", formulierte der Theologe. Und daher könne Gewalt ,,notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden". Allerdings müssten militärische Einsätze begründet, und es müsse diskutiert werden: ,,darüber, ob sie die gewünschten Ziele erreichen oder schlimmstenfalls neue Gewalt schaffen, und auch darüber, ob wir im Einzelfall die Mittel haben, die für ein sinnvolles Eingreifen nötig sind." Diese Fragen gehörten in die Mitte der Gesellschaft.
Gauck sprach mit Hochachtung zu den Soldaten, die zur Hingabe bereit seien ,,in Zeiten, da jeder für sich selbst Verantwortung zu übernehmen hat und zu viele meinen, daran schon schwer genug zu tragen". Er verwies auf seine Lebenszeit in einem Staat, in dem die ,,Volksarmee" nicht dem Volk gedient, sondern es unterdrückt habe. ,,Es sind keine guten Gefühle, die bei mir hochkommen, wenn ich mich erinnere an die Aufmärsche, an die Militarisierung der Schulen, an die Erziehung zum Hass, ... an die militärische Absicherung einer unmenschlichen Grenze nicht gegen einen Aggressor, sondern gegen das eigene Volk." Die Bundeswehr dagegen ,,ist keine Begrenzung der Freiheit, sondern eine Stütze der Freiheit." So sprach Gauck in persönlichen Worten, aber doch vorwiegend über seine eigenen Begriffe und Erfahrungen. Es ist zu erwarten, dass weitere Besuche bei den Soldaten, auch im Auslandseinsatz, folgen.
QuoteGottfried Scherer (Friedscher) - 13.06.2012 06:14 Uhr
Irritationen
Armee des Volkes - ist die Wehrpflicht nicht abgeschafft? ...
Für Frieden und Freiheit kämpfen versteht niemand besser als "wir" Deutsche?
"Wir" verstünden etwas davon, wie man mit militätrischen Mitteln Freiheit exportiert?
Und da hat niemand böse gelacht?
QuoteSergej Perelman (Traeume...) - 12.06.2012 23:52 Uhr
Der Friede beginnt in uns
... Soldaten sind desensibilisierte Tötungsmaschinen, die nur auf Befehl handeln sollen. Alles andere ist Verrat am Vaterland oder wie auch immer die korrekte Bezeichnung dafür ist - das gilt für alle Soldaten der Welt! Wessen Freiheit verteidigen sie denn? Ach ja, stimmt, die des Freien Marktes - die Freiheit der Macht, der Gier und des Geldes-das ist die Wahrheit!!!
Gewalt wird man niemals endgültig mit Gewalt überwinden, das lehrt uns die Geschichte. Glückliche Menschen, die sich trotz alles Leids am Tautropfen auf einem Blatt erfreuen und die Angst vor dem Tod überwinden werden nicht gewalttätig handeln. Wir hätten die Allierten nicht gebraucht, wenn wir nach dem ersten Weltkrieg uns nicht von Hass und Neid hätten leiten lassen.
QuoteStefan Derrick (stefan....) - 12.06.2012 22:26 Uhr
Frechheit
Bisher war ich ja sehr angetan von Gauck, aber die Attestierung einer "Glückssucht" empfinde ich als Frechheit. Es gibt nicht nur Menschen in diesem Lande, die wegsehen. Es gibt auch Menschen, die hinsehen und das Sterben von Soldaten nicht ertragen können oder wollen. Ein ganz übles ad-hominem-Argument ist das. Und ein Strohmann noch dazu, denn die Kritiker von Auslandskriegseinsätzen sind ja nicht gegen Freiheit, sondern gegen die angeblich alternativlosen Mittel, diese Freiheit zu erreichen oder sicherzustellen.
QuotePeter Giessinger (Pitgiss) - 12.06.2012 21:50 Uhr
... Es ist meiner Meinung nach schon haarsträubend, dass deutsche Staatsbürger in Uniform in Afghanistan in die Luft gejagt werden, nur um ... was eigentlich??? ... zu tun? Die Demokratie verteidigen? Mädchen Schulunterricht zu ermöglichen? Die bösen Taliban zu bestrafen? Frieden zu bringen? Ich bitte Sie!!! Das mutet für mich wie Mittelalter an: Bekehrung zum Guten mit Feuer und Schwert! Haha! Mit denselben Konsequenzen und auch aus denselben Motiven heraus. Viele Tote und Geld scheffeln. Aber soweit denkt der aufrechte Deutsche nicht. Freiheit als Pathos reicht offensichtlich schon um über all das ein hübsches Deckmäntelchen zu legen. Danke Herr Bundespräsident. Da war Herr Köhler ehrlicher: Verteidigung deutscher Wirtschaftsinteressen im Ausland hat er gesagt - aber keiner hats verstanden...
QuoteFrank Sperling (Auch-Ei...) - 12.06.2012 20:54 Uhr
Keines Menschen Kriegstot macht Sinn. Weder in Kabul, noch in Stalingrad, Baghdad, Mogadishu, Tripolis oder anderswo. Appel an Edelmut oder Hingabe zum Soldatentum sollte sich in Zeiten der Berufssoldaten über Lippen keines Bundespräsidenten verirren. Oder mahnen nicht die 1000en von Heldengedenkstätten in aller Welt an die schamlose Verführung ? Die sich verpflichten sind in der Mehrzahl alles andere als Opferwillige. Die Hinterbliebenen sind in den seltensten Fällen stolz. Den Einsatz des Lebens für eine "funktionierende" Demokratie zu fordern ist im Trüben fischen.
QuoteJutta Richter (JuttaRi...) - 12.06.2012 20:15 Uhr
Schlage vor, Kriegsberichterstatter wieder einzuführen, haben sich bestens bewährt.
die können dann dem mündigen Bürger erklären,was unsere Soldaten so im Kosovo, im Niger, am Horn von Afrika und in Afghanistan so treiben.
Die meisten Bürger fragen sich nämlich immer noch, was unsere Bürger in Uniform dort zu suchen haben.
QuoteHinrich Mock (HinrichM) - 12.06.2012 20:15 Uhr
Aller Ehre wert
Die Bundeswehr schützt das Gewaltmonopol unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates und garantiert damit unseren Frieden. Das ist aller Ehre wert.
Würde sie auch im Notfall mit internationalem Mandat beherzt eingreifen, wenn (wie z.B. auf dem Balkan vor Jahren) schwere Verbrechen verübt werden, so wäre auch das aller Ehre wert.
QuoteWolfgang Orth (wolfgan...) - 12.06.2012 19:39 Uhr
Lieber Herr Bundespräsident, Ihrer Äußerung, dass wir Deutsche Verantwortung übernehmen müssen
um die Freiheit zu wahren stimme ich uneingeschränkt zu. Einige logische Dellen hat Ihre Rede aber doch: Ein politisch entmündigtes Volk, dem man bei jeder Gelegenheit die Alternativlosigkeit einer Vorgehensweise vorbetet und dem man das Minimum an plebiszitären Elementen in der Verfassung mit den seltsamsten Argumenten verweigert, hat schon einige Probleme mit der Verantwortung. Wir müssen akzeptieren, dass Verträge quasi zwischen Vorspeise und Nachtisch zum Nachteil Deutschlands gebrochen werden, dass unser Land am Hindukusch verteidigt wird und niemand kann das begründen . Das alles findet ohne den Souverän statt. Aktuell können wir unser wirtschaftliches Siechtum schon absehen. Hier werden wir, das Volk, die Verantwortung übernehmen müssen, während die Initiatoren sich jeglicher Verantwortung entziehen werden. Und in solch einer Situation erwarten Sie mehr Verantwortung einer "glückssüchtigen" Gesellschaft? Bitte prüfen Sie Ihre Auffassung doch noch einmal auf Realitätsbezug.
QuoteJerome Morrow (Jerome01) - 12.06.2012 18:45 Uhr
Bundespräsident Gauck - Ein Segen für Deutschland!
Dieser Bundespräsident macht bisher alles richtig. Er ist klug und besonnen und findet immer die richtigen Worte. Er hat eine Meinung und ist nicht weichgespült. Hätten wir doch mehr Politiker von diesem Gewicht im Land, dann wäre die Politikverdrossenheit nicht so groß. Er ist auf jeden Fall der richtige Mann zur richtigen Zeit.
QuoteJochen Wegener (Malchik) - 12.06.2012 18:41 Uhr
Dulce et decorum est pro patria mori
ja, süß und ehrenvoll für das Vaterland zu sterben ist zu allen Zeiten die rührselige Freude der Davongekommenen gewesen - und natürlich jener, die ihren Glaube an Gott mit dem Geist der Pickelhaube zu stützen pflegten und wohl auch mußten mangels anderer Masse. Gauck scheint sich immer noch an sich selbst abzuarbeiten, spiegelt sich selbst seiner Freiheits-Rhetorik als Renegat, der sein Leben zwar im schützenden Schoß der Kirche verbrachte aber doch so gern als Held gefeiert würde. Da müssen eben nun die Stellvertreter ran.
QuoteKarola Schramm (Alorak) - 13.06.2012 00:03 Uhr
... Ich vestehe nicht, wie sich die überwiegende Mehrheit hier im Forum so einlullen lassen kann.
... Es geht um Krieg und Frieden. Gauck kennt gar keinen Friedensbegriff, die Friedensforschung wird nicht gehört. Deutschland wird seit Jahren militarisiert.
Ja, die alten Veteranen mit ihren Erkrankungen und Verletzungen sind tot - und die jungen Soldaten, die aus Afgh. zurückkommen, die jungen Soldaten der anderen Armeen, Israel und Amerika, sind traumatisiert bis auf die Knochen, bekommen kaum Hilfen vom Staat und für wen finden diese Kriege statt ?
Doch nicht allen Ernstes für die Freiheit ?
...
Aus: ",,Eine Stütze der Freiheit"" (12.06.2012)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gauck-bei-der-bundeswehr-eine-stuetze-der-freiheit-11783229.html (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gauck-bei-der-bundeswehr-eine-stuetze-der-freiheit-11783229.html)
-.-
Quote... Er hat den Ort und das Wort mit Bedacht gewählt, und er hat recht mit beidem. Es gehört Mut dazu, in eine Bundeswehr zu gehen, deren Gegner in den seltensten Fällen die Genfer Konventionen beachten. Es gehört gewaltiger Mut dazu, das Leben auf diese Weise einzusetzen. Es gehört ebenso Mut dazu, zu tun, was Bundespräsident Gauck gleichfalls als eine wichtige Aufgabe der Bundeswehr definiert: Konflikte zu lösen, "indem sie friedliche Koexistenz zu schaffen sucht, wo Hass regiert". Wer Soldatsein nur mit Schießenmüssen oder Schießenwollen gleichsetzt, tut der Bundeswehr unrecht. ...
QuoteHanoe, 13.06.2012:
Schade, dass Gauck nicht mehr zum Wehrdienst einberufen werden kann.
QuoteIM1972
Für Gott und Vaterland oder so ähnlich - (SO)ll ohne( L)anges( D)enken( A)lles( T)un
da gibt es immer einen tollen Grund einen Menschen mit einer Waffe mit einem Befehl
auszusenden in ein anderes Land. die Gründe sind und waren schon immer scheinheilig genau wie dieser Pastor.
Aus: "Gauck hat recht" Aus einem Kommentar von Torsten Krauel (13.06.12)
Quelle: http://www.welt.de/print/die_welt/article106564838/Gauck-hat-recht.html (http://www.welt.de/print/die_welt/article106564838/Gauck-hat-recht.html)
Quote[...] "Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf." Das sagt Artikel 87 GG. ,,Zur Verteidigung" – was bedeutet das aber heute? Unter Juristen ist nahe zu unstrittig, dass das mehr ist als Landesverteidigung. Auch sicherheitspolitisch ist Landesverteidigung heute faktisch Bündnisverteidigung. Sicherheitspolitik ist heute nicht mehr vorrangig geographisch definierbar. Internationale Krisenprävention und Krisenbeseitigung, das ist heute auch Aufgabe der Bundeswehr und Teil der internationalen Verantwortung Deutschlands.
... Wir müssen uns auf eine große Anzahl von möglichen unter-schiedlichen Einsatzszenarien vorbereiten, und zwar nicht nur geistig, sondern personell, instrumentell, organisatorisch, im Bündnis, in der EU und in den VN.
Eins machen diese Beispiele jedoch auch deutlich: Wir müssen uns auf eine große Anzahl von möglichen unterschiedlichen Einsatzszenarien vorbereiten, und zwar nicht nur geistig, sondern personell, instrumentell, organisatorisch, im Bündnis, in der EU und in den VN.
... Niemand von uns drängt sich nach Einsätzen. Aber wenn sie politisch gewollt und entschieden sind, muss die Bundeswehr einsatzbereit und einsatzfähig sein. Als Mitglied der internationalen Gemeinschaft wird Deutschland künftig eher häufiger gefragt werden, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen – auch militärisch. Auf diese Anfragen müssen wir angemessene und glaubhafte Antworten geben können, positive und negative, bündnistreu und selbstbewusst.
... Wichtig ist für mich, dass unsere Arbeit stets getragen ist von Respekt und öffentlicher Wertschätzung für die Soldatinnen und Soldaten und für unsere zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (die ja schon die ein oder andere Reform mitgemacht haben). ,,"Ich treffe bei der Bundeswehr auf Menschen mit der Bereitschaft, sich für etwas einzusetzen – gewissermaßen auf ,,Mut-Bürger in Uniform."" So hat es unser Bundespräsident am 12. Juni bei seinem Antrittsbesuch bei der Bundeswehr gesagt. Er trifft damit genau den Kern. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – mit und ohne Uniform – sind unser wertvollstes Gut.
Eine echte Veränderung gelingt nur durch einen gemeinsamen Kraftakt. Die Neuausrichtung ist notwendig, damit wir unserem Land in einem wenig vorhersagbaren sicherheitspolitischen Umfeld auch künftig politische Handlungsspielräume sichern können: Sicherheitspolitik und Neuausrichtung sind eben zwei Seiten einer Medaille.
Vielen Dank.
Aus: "Die Neuausrichtung der Bundeswehr – Eine Antwort auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit
Rede des Bundesministers der Verteidigung Thomas de Maizière bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V." Quelle: Website des Bundesverteidigungsministeriums; www.bmvg.de (Berlin, 14.06.2012)
Quelle: http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Bundeswehr/neuausrichtung.html (http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Bundeswehr/neuausrichtung.html)
Quote[...] Kinder als Schutzschilde, Angriffe auf Zivilisten, Folter – Syrien ist kein Einzelfall. Die Gewalt heutiger Kriege kann man erklären, sagt der Neuropsychologe Thomas Elbert. ... Der Mensch besitzt eine grundsätzliche Veranlagung dazu, aggressiv zu sein, ja sogar Lust an Gewalt und am Töten zu empfinden.
Elbert hat sich in Feldstudien unter anderem mit Kindersoldaten in Ostafrika beschäftigt, die ihre Feinde verstümmeln und quälen, oder mit Söldnern im Kosovo, die abgeschnittene Finger von Kleinkindern als Kette um den Hals trugen. Auch im Hirnforschungslabor und in Gefängnissen untersucht er die psychobiologischen Entwicklungsstadien des Menschen, in denen er zur Gewaltbereitschaft geprägt oder gegen sie konditioniert werden kann.
Die Evolution spielt für den Wissenschaftler eine zentrale Rolle: Dass der Mensch sich vor zwei Millionen Jahren vom Vegetarier zum Fleischfresser entwickelte, wurde nach seiner Einschätzung dadurch ermöglicht, dass sich die Hirnorganisation vor allem der Männer auf das Jagen einstellte. Die Bereitschaft zu töten entwickelte sich auch deshalb, weil Jagd an sich bereits eine belohnende Funktion hatte und damit letztlich auch Gewalt Freude bereitete. Biologisch hat sich seither wenig verändert. Der Verzicht auf Gewalt ist nach Elberts Thesen vor allem eine zivilisatorische Errungenschaft. Dies bestätigen Untersuchungen der heute noch existierenden Kulturen mit steinzeitlichem Charakter, wonach ein Drittel bis die Hälfte der Männer durch die Gewalt anderer zu Tode kommt.
Die Gestalt vieler heutiger Kriege kann bewirken, dass durch Sozialisation erworbene Hemmungen wieder verloren gehen. Denn nicht mehr reguläre Armeen stehen sich gegenüber. Am oft diffusen Kampfgeschehen sind Rebellen, Söldnergruppen, Kriminelle und ausländische Truppen beteiligt. Zusehends verschwimmt auch die klare Grenze zwischen Soldaten und Zivilisten, die immer häufiger zu Opfern und zu Akteuren werden. Waren im Ersten Weltkrieg nur rund 20 Prozent der Toten Zivilisten, hat sich das Verhältnis bis heute mehr als umgekehrt.
"Betrachtet man, wie sich etwa in einem solchen Bürgerkrieg die Fronten auflösen, wird klar: Es geht im Einzelnen nicht mehr um strategische, ideologische oder politische Ziele, sondern oft um viel kurzfristigere Anreize", sagt Elbert. Ökonomische Not kann eine Rolle spielen oder schlicht kriminelle Energie, das Gefühl von Macht und Zugehörigkeit zu einer starken Gruppe, aber auch eine Art Blutrausch. "Die Schwelle ist leicht zu überschreiten, wenn nicht umgehend Konsequenzen zu befürchten sind. Und es ist dann auch der Kampf als solches, der fasziniert." Der Mann geht auf die Jagd – nicht wegen der Beute, sondern um der Jagd willen.
Aus psychologischer Sicht hat die Gewalt gegen Zivilisten, gegen Frauen und Kinder, zunächst die Funktion, dem Gegner zu zeigen, wie grausam man sein kann. Auch Folter hat laut Elbert nie vorrangig das Ziel, Informationen zu erlangen. "Es geht darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Deshalb ist die Auswahl der Opfer oft beliebig." Nur so lässt sich auch erklären, warum in Syrien kleine Kinder gefoltert werden, die doch kaum etwas Substanzielles wissen können.
Gerade dann aber, wenn Zivilisten direkt von Gewaltakten wie Massakern, Folter oder Bombenangriffen betroffen sind, wird die Hemmschwelle sehr leicht überschritten. "Wenn die eigene Mutter oder Tochter gequält, verletzt oder getötet wird, kann ein ungeheurer Hass entstehen, und der Gegner wird gar nicht mehr als Mensch wahrgenommen", sagt Elbert. "So entstehen Gewaltzyklen und Traumata, die nur schwer zu durchbrechen sind."
Kinder werden immer häufiger auch in Kampfhandlungen und Gewaltakte hineingezogen. Sie lassen sich leichter beeinflussen, haben ein geringeres Bewusstsein für Gefahr und Risiko, ihre Moralvorstellungen sind noch nicht gefestigt – das macht sie attraktiv für diejenigen, die ihre Schwäche ausnutzen. Aus ganz praktischer Sicht machen zudem moderne, kleine und leicht zu bedienende Waffen ihren Einsatz als effektive Kämpfer überhaupt erst möglich. "Ein 11-Jähriger, der sich einer Guerillatruppe anschließt, hat dabei meist überhaupt keine Ahnung, worum sich der Konflikt überhaupt dreht – das ist dann eigentlich nur noch 'wir gegen die anderen'", sagt Elbert.
Hinzu kommt, dass solche chaotisch strukturierten Bürgerkriege manchmal nur schwer zu beenden sind und der Übergang zum Frieden langwierig ist. Die Gefahr ist groß, dass eine ganze Generation keine normalen Moralvorstellungen mehr erlernt, weil sie nur im Kampf und in der Gefahr sozialisiert wurde. Die Gesellschaft ist zerrüttet, auch die Familien können das nicht mehr ausgleichen. Je länger der Konflikt dauert, desto schwieriger wird es, eine bewaffnete Gruppe in eine dann wieder geordnete Struktur zu integrieren.
"Viele haben die Erfahrung gemacht, dass sie für ihr Verhalten schnell belohnt werden mit Ressourcen und Macht. Den Kampf und das Töten haben sie als einziges Mittel erfahren, um sich gut zu fühlen, Wut und Frustration zu überwinden", sagt Elbert. "Wenn es schließlich keinen Konsens mehr in der Bevölkerung gibt, staatliche Autorität zu stützen und zu akzeptieren, wird der Aufbau einer funktionierenden Gesellschaft wahnsinnig schwierig – das kann man etwa in Somalia oder im Kongo beobachten." Aber Elbert sagt auch: "Das ist ein langer Prozess, der vielleicht ein Jahrzehnt dauert. Nach kürzeren Konflikten können sich diese Prozesse durchaus wieder normalisieren." Für Syrien ist dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen.
Quote
Präludium
21.06.2012 um 13:28 Uhr
"Die Gewalt heutiger Kriege kann man erklären..."
Krieg IST Gewalt. - Das ist keine Blackbox.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/syrien-kinder-gewalt-psychologie/seite-2?commentstart=1#cid-2136512
Quote
Grundgesetz
21.06.2012 um 13:35 Uhr
... Ich habe gestern erst Gewaltvideos auf Youtube mir "reingezogen". Es ist wirklich sehr schwierig gewesen.
Und die Bilder hängen mir immer noch in der Seele. Warum ich mir das anschaute, wie zB in Pakistan ein bekloppter Soldat den Gefangenen an den Hoden packt? Oder wie ein ehemaliger Präsident in Afrika gefoltert und dann getötet wird (den Tod haben sie nicht gezeigt). Naja, das ist mir selbst nicht ganz klar, warum ich mir das antat.
Aber es passieren schlimme Dinge in der Welt, die man oft so lange nicht glaubt, wie es einem selbst geschieht, oder wenn man ein Video sieht. Ja, ich denke auch, es hat was mit versteckten Aggressionen zu tun. Auch die Kinder hierzulande neigen oft dazu, das ganze Stillsitzen und Disziplinieren zu kompensieren, gehen in den Wald und schlachten Bäume ab.
Die Aggressionsbereitschaft kommt offensichtlich nicht von alleine, sondern weil man die Menschen dazu animiert aggresiv zu werden. Das ist nicht immer so deutlich, aber hintergründig spielt das immer eine Rolle .
Sicher gibt es verschiedene Anlagen und es gibt Sadisten, die es im Blut haben.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/syrien-kinder-gewalt-psychologie/seite-2?commentstart=1#cid-2136531
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Hugo_Habicht
21.06.2012 um 13:40 Uhr
... Krieg hat schon immer nur das Schlechteste im Menschen hervorgebracht. Ich habe auch nie verstanden, wie Regierungen Krieg legitimieren können. Auf Mord steht in den meisten Ländern lebenslange Haftstrafe bzw. Todesstrafe. Dieselben Länder bilden Mörder aus und schicken diese legitim los andere Leute zu töten. Und das ist dann ok, weil der Staat ja gesagt hat man darf es???
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DennisLOW
21.06.2012 um 14:33 Uhr
Altersdurchschnitt amerikanischer Soldaten im Vienamkrieg: 19 Jahre
Das waren natürlich alles gereifte Persönlichkeiten und keine Kinder.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/syrien-kinder-gewalt-psychologie/seite-2?commentstart=17#cid-2136708
Aus: "Wie der Krieg Lust aufs Töten macht" Von Carsten Luther (21.06.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/syrien-kinder-gewalt-psychologie (http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/syrien-kinder-gewalt-psychologie)
Quote[...] Der Abschuss einer türkischen F4 durch syrische Streitkräfte wirft Fragen über die Stabilität des Assad-Regimes auf: Ein syrischer Pilot war kurz zuvor mit seiner MiG nach Jordanien desertiert - der Vorfall könnte zur Überreaktion der syrischen Luftabwehr geführt haben.
... Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass diese Unterstützung auch über türkisches Gebiet fließt. Die "New York Times" berichtete kürzlich, dass CIA-Agenten im südanatolischen Grenzgebiet zu Syrien darüber wachen würden, dass die Waffen für den syrischen Aufstand nicht an islamistische Extremisten geraten.
... Einen Tag zuvor war ein syrischer Militärpilot mit seiner MiG-21 nach Jordanien desertiert. Im Assad-Regime dürfte das für Enttäuschung und Zorn gesorgt haben. In den Fliegerhorsten könnten die Nerven blank liegen. Deserteuren droht der Tod. Ein ehemaliger syrischer Militär, der heute in Beirut lebt, will über konkrete Informationen verfügen, dass die Flak-Schützen die türkischen Phantom vom Himmel holten, weil sie glaubten, dass sich erneut einer der Ihrigen davonmachen wollte. Dann wäre der Verlust des türkischen Flugzeugs kein feindlicher Akt, sondern ein "Kollateralschaden" der Spannungen im syrischen Militärapparat gewesen.
...
Aus: "Abschuss aus Angst vor Deserteuren" von David O'Byrne und Gregor Mayer (24.06.2012)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/international/:syrien-konflikt-abschuss-aus-angst-vor-deserteuren/70053875.html (http://www.ftd.de/politik/international/:syrien-konflikt-abschuss-aus-angst-vor-deserteuren/70053875.html)
Quote[...] Nun wird man zwar kaum sagen können, dass die USA die Menschenrechte, an deren Ausarbeitung und Durchsetzung sie maßgeblich auf UN-Ebene beteiligt waren, überall und gleichermaßen verteidigt hätten, auch wenn dies das Selbstbild vieler Amerikaner sein mag. Carter, der nach seiner Präsidentschaft tatsächlich stets versucht hat, die Menschenrechte zu befördern, beklagt aber zu Recht, dass die USA aufgrund der "gezielten Tötungen", die rechtlich und durch beide Parteien im Kongress legitimiert wurden, "nicht mehr mit moralischer Autorität" über Menschenrechte sprechen könne. Die Kritik ist im Wahlkampf keine große Hilfe für den Parteikollegen, sondern ein längst fälliger Mahnruf.
Von höchster Regierungsstelle würden die Drohnenangriffe erlaubt, denen eine unbekannte Zahl von Zivilisten zum Opfer gefallen sei. Der Drohnenkrieg werden auch in Ländern wie Pakistan, Jemen oder Somalia betrieben, in denen offizielle kein Krieg herrscht. Das sei "in früheren Zeiten undenkbar gewesen", meint Carter und warnt vor außenpolitischen Folgen. Schließlich würden sich wegen des Drohnenkriegs Menschen gegen die USA wenden und könnten repressive Regime darauf hinweisen, um ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen.
... Vor wenigen Tagen erst hatte Christof Heyns, der UN-Beauftragte für extralegale Tötungen, auf einer von der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU organisierten Tagung in Genf erklärt, dass der Drohnenkrieg der USA andere Staaten bestärke, lange Zeit aufrechterhaltende Maßstäbe der Menschenrechte zu unterminieren. Einige Angriffe könnten auch "Kriegsverbrechen" sein. In bewaffneten Konflikten könnten gezielte Tötungen legal sein, aber viele Drohnenangriffe fänden weit entfernt von Kriegszonen statt. Die US-Regierung reagierte auf einen Bericht von Heyns an den UN-Menschenrechtsrat mit der Erklärung, man führe solche Operationen "mit außerordentlicher Sorgfalt und in Übereinstimmung mit jedem anwendbaren Recht, auch dem Kriegsrecht" durch. Versprochen wird größere Transparenz.
...
Quote26. Juni 2012 10:02
Und wer denkt an die Toten?
Der Terrier (mehr als 1000 Beiträge seit 12.10.10)
Wer denkt an die vielen Toten die es bei Anschlägen von Al-Kaida und
anderen Terroristen gibt? Was sagt Herr Carter deren Angehörigen
warum man den Terroristen nicht gestoppt hat? Warum soll man sie
nicht daran hindern das sie andere Menschen umbringen?
http://en.wikipedia.org/wiki/21_May_2012_Sanaa_bombing
Natürlich ist es unredlich einfach so ohne Gerichtsbeschluss und nur
aufgrund von Hinweisen jemanden zu töten. Wenn man aber jemanden
nicht tötet dann tötet er viele andere, das ist dann auch nicht so
sonderlich gut. Eine schwirige Moralische entscheidung.
Quote26. Juni 2012 10:23
Re: Und wer denkt an die Toten?
Anarc (mehr als 1000 Beiträge seit 17.08.05)
Carter argumentiert, das ein Herablassen des NATO-Komplexes auf das
Niveau von Terroristen die Gewalt weltweit nur steigert. Anders als
du denkt er auch an ALLE Toten.
Und du solltest erst mal an die Argumente denken, denen du zu
widersprechen glaubst, bevor du deine stets gleichlautenden Parolen
postest. Stets liegst du meilenweit neben der Spur.
Quote26. Juni 2012 11:06
Re: stets gleichlautenden Parolen
Anarc (mehr als 1000 Beiträge seit 17.08.05)
Ich sehe schon Sinn darin, gelegentlich ein kleines Training mit
einem Sparring-Partner wie Terrier zu machen. Seine Beiträge weisen
alle Elemente einer unsauberen Diskussion auf, wie sie beispielsweise
geschulte Propagandisten anwenden. In diesem Fall versucht er es
beispielsweise mal wieder mit der Polarisierungs-Schiene - im
weiteren Verlauf würde er versuchen, den nüchtern-neutralen Blick auf
den Konflikt zu einer Haltung für "unseren" Gegner zu deklarieren.
Sobald du klar gemacht hast, das du sowohl Terroristen als auch den
NATO-Krieg ablehnst, wird er mit der These kommen, das Gutmenschen
unrealistisch denken. Etceteraundpp
Das ist Bellizismus in Reinkultur. Unabhängig davon, ob er nun
wirklich ein geschulter Troll ist, oder einfach nur seine inneren
Konflikte in dem Wunsch nach einem Krieg abreagiert.
Zum einen steht Terrier für eine ganze Legion von Kampfhähnen, die
mitunter auch unvermutet plötzlich neben dir in der Kantine
auftauchen können und es ist gut, für ihre Standard-Angriffe auch
Standard-Entgegnungen bereit zu halten.
Zum anderen lernt man auch über sich selbst. Schwarzweiß zu denken
oder Konflikte auf das dürftige Niveau von Sein oder Nichtsein herab
zu reduzieren ist schließlich eine Tendenz, die in jedem von uns drin
steckt. Gib mir zwei Bier vorm Posten und ich produziere denselben
Müll wie Terrier.
Quote26. Juni 2012 13:05
Wer an die Toten denkt, hört auf zu töten.
tzefix
Wenn Tote ein legales Argument wären, um weiter zu töten, dann gäbe
es längst keine Menschheit mehr.
An Rache denkt, dessen Verstand vom Instinkt besiegt wurde.
Quote26. Juni 2012 11:40
"extralegale Tötungen"
mmueller42, Markus Müller (843 Beiträge seit 15.08.06)
was für ein verschissener Begriff...
Quote26. Juni 2012 09:42
"... und finden in einem rechtsfreien Raum statt" ???
NWOrder (mehr als 1000 Beiträge seit 06.03.08)
Das wäre mir neu.
Erstmal gibt es auf diesem Planeten wahrscheinlich nirgendwo mehr
rechtsfreie Räume, zumindest fällt mir nichts ein (Luftraum,
Weltraum, Seewege,... hmm).
Da diese ... ich nenn sie mal "Anschläge" (aka gezielte Tötungen,
Drohnenangriffe, ferngesteuerte Bomben, etc.) soweit ich informiert
bin auf den jeweiligen Hoheitsgebieten des Irans, Pakistans,
Afghanistans, Somalia, etcpp stattfinden, und somit nicht rechtsfrei
sind, zumal ja noch internationale Gesetze gelten, bis hin zu den
Bestimmungen, die auch die USA zur Klassifizierung von Kombatanden
bzw. Nicht-Kombatanden nutzen.
Von diversen universellen (Grund-)Rechten von Personen, Gruppen und
Staaten mal ganz zu schweigen.
Im Grunde genommen ist die ganze Aktion doch nur ne Sparmaßnahme...
töten ist halt billiger als suchen, fangen, transportieren,
unterhalten und anschliessende Verhandlung mit möglicherweise
negativem Ausgang (Freispruch).
Die Amis haben noch nie jmd um Erlaubnis gefagt... wir sollten froh
sein, dass sie nicht schon damals den Typen von 9/11 in der Hamburger
Moschee weggebombt haben ;-)
Aus: "Ex-Präsident Jimmy Carter verurteilt Drohnenkrieg von Obama" Florian Rötzer (26.06.2012)
Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/37/37154/1.html (http://www.heise.de/tp/artikel/37/37154/1.html)
Quote[....] Wenn unbemannte Drohnen ein Taliban-Gehöft in Pakistan unter Feuer nehmen, waren dazu keine Soldaten auf fremdem Boden oder in fremdem Luftraum nötig. Vielleicht waren es nicht einmal Militärdrohnen, die da töteten, sondern ein CIA-Automat oder die Explosion des Warmwasserboilers, wer weiß?
Eine solche Vorgehensweise entspricht der öffentlichen Erwartung, dass nach Beendigung eines Feldzuges zum Regimewechsel wie in Afghanistan und im Irak keine Feindseligkeiten mehr stattfinden. Der eigentliche Krieg ist vorüber. Aber der asymmetrische Nicht-Frieden erfordert weiterhin den Einsatz von physischer Gewalt. Und nachträgliche Truppenverstärkungen allein halfen offenbar weder im einen noch im anderen Land, das gewünschte Sicherheitsniveau zu gewinnen.
Als Präsident Hamid Karzai im Sommer 2010 ein Dekret unterzeichnete, das die Tätigkeit privater Sicherheitsfirmen in Afghanistan beenden sollte, hielten ihm Nato-Offizielle sofort entgegen, dass sie so viele zusätzliche Kräfte, wie dann zur militärischen Erledigung der bisherigen Firmenaufgaben nötig wären, einfach nicht mobilisieren könnten. Im Umkehrschluss bedeutete dies: Firmenangestellte erledigen Militäraufgaben, für die es nicht genügend Uniformierte gibt. Vulgär ausgedrückt: Söldner ersetzen Soldaten.
25.000 bis 50.000 private Sicherheitskräfte sollen in Afghanistan tätig sein. Sie schützen Unternehmen und internationale Organisationen und arbeiten etwa auch für die US-Streitkräfte. Die gut 50 Firmen – amerikanische wie Xe Services (früher Blackwater) und Dyncorp oder afghanische wie etwa Watan Risk Management und die Milizen des ehemaligen Warlords Matiullah Khan – verdienen Milliarden an dieser Privatisierung des Sicherheitssektors in einer Krisenregion.
... In einer anderen rechtlichen Grauzone operieren vor allem die Vereinigten Staaten mit ihren Drohnenangriffen jenseits der afghanisch-pakistanischen Grenze. Über 2.000 Menschen sollen seit 2004 bei Predator-Einsätzen in Pakistan getötet worden sein, darunter eine unbestimmte Anzahl von Zivilisten, etwa Familienangehörige gesuchter Terroristen oder deren Nachbarn.
Gezielte Tötungen in einem souveränen Land werfen – wie Guantánamo – Fragen auf, egal ob Navy Seals oder CIA-Flugroboter die Liquidation vornehmen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt dazu am 3. Mai 2011 fest: "Außerhalb von militärischen Auseinandersetzungen mag es Gegner geben. Doch getötet werden dürfen sie nur in Notwehr- oder Nothilfelagen – also um einen unmittelbaren Angriff von sich oder anderen abzuwehren. Die Regelungen des finalen Rettungsschusses ermächtigen etwa deutsche Polizisten zum tödlichen Einsatz von Schusswaffen – als Ultimo Ratio. Doch hat das mit gezielten Tötungen von (mutmaßlichen) Terroristen nichts zu tun. Denn von ihnen geht zwar nach Ansicht ihrer Verfolger eine große Gefahr aus, aber eben keine unmittelbare. Es handelt sich um Verdächtige, deren Schuld in einem rechtsstaatlichen Verfahren nachgewiesen werden müsste – und die dann auch zum Tode verurteilt werden dürften, soweit das nationale Recht das vorsieht."
Manchem mag die Drohnentechnik als verführerische Wunderwaffe erscheinen: Echtzeitbilder für Aufklärung und Bekämpfung erkannter Ziele werden an Bedienstationen geliefert, die selbst weit außerhalb jeglicher Gefahrenzone aufgebaut sind. Eigene Kräfte geraten nicht in Bedrängnis, der Automateneinsatz bietet nichts als Vorteile. An jeder Hierarchie vorbei kann gegebenenfalls auch ganz oben die letzte Entscheidung getroffen werden – auf der Grundlage einer Lagebildillusion, die als livestream über den Bildschirm flimmert.
Weil nichts schlecht daran sein kann, den Bösen Böses zu tun, führte die US-Kommandoaktion gegen den endlich aufgespürten Al-Qaida-Chef Osama bin Laden im pakistanischen Abbotabad zu keinerlei ernsthaften internationalen Verstrickungen, sondern selbst bei der deutschen Bundeskanzlerin zu einem erleichterten: "Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten."
Im Afghanistan-Szenario hat sich der Operationsschwerpunkt der Amerikaner spätestens seit 2009 sukzessive in Richtung Spezialkräfteeinsatz verschoben. Die Task Forces verfolgen, fangen und töten gegebenenfalls Schlüsselpersonal auf Seiten der Insurgenten. Elektronische Aufklärung, Satelliten- und Drohnenbilder sowie nachrichtendienstliche Informationen werden hier verbunden mit blitzschnellen nächtlichen Zugriffen, die den Verfolgungsdruck auf die Talibanführer und andere Militante erhöhen und damit deren Verhandlungsbereitschaft fördern sollen. Das ist keine unplausible Strategie. Sie könnte aufgehen. Oder ins Gegenteil umschlagen, wenn immer jüngere, immer fanatischere Terrorfunktionäre nachrücken.
Für die deutschen Spezialkräfte allerdings gilt, dass sie sich nur an Festnahmeaktionen gegenüber Personen, die auf der Zielliste von ISAF stehen, beteiligen, nicht an sogenannten "capture or kill"-Operationen. Aber was genau die KSK-Kämpfer aus Calw am Hindukusch tun, bleibt in jedem einzelnen Fall Geheimsache. Nur die Obleute der Bundestagsfraktionen werden gelegentlich in geheimer Sitzung über abgeschlossene Vorgänge unterrichtet. So jedoch wird die Parlamentsarmee Bundeswehr zu einer Zwei-Klassen-Armee: hier die armen Patrouillenfahrer, die mit ihren Dingos täglich den Sprengfallen und Hinterhalten begegnen – dort die perfekt ausgebildeten Supersoldaten, die beim Taliban zu Hause nach dem Rechten schauen. Die einen mit jedem Verletzten in der Tagesschau, die anderen mit ihren mutmaßlichen Erfolgen im Ungefähren. Die einen parlamentarisch betreut, besucht und kontrolliert bis zur Tropenunterwäsche, die anderen – Fehlanzeige. Hier muss die Transparenz, jedenfalls im Nachhinein, größer werden. Bis heute gibt es keinen wie auch immer gearteten öffentlichen Bericht über das Wirken deutscher und verbündeter Spezialkräfte auf dem Balkan im zurückliegenden Jahrzehnt. Operative Gründe für diesen Geheimschutzfetischismus kann es da eigentlich nicht mehr geben.
Alle drei Tendenzen des militärischen Outsourcings – Firmen, Drohnen, Spezialkräfte – werden von keinem Land so massiv vorangetrieben wie von den USA. Aber auch Deutschland folgt dem Trend. Gegenüber der deutschen Öffentlichkeit hat das Nicht-Merken, Nicht-Sehen und Nicht-Wissen durchaus seine Vorteile. Um es mit einem Sprichwort zu sagen: Was keiner weiß, macht niemanden heiß. Demokratien haben es schwerer als andere Systeme, legitime physische Gewalt im Außenverhältnis einzusetzen. Das gilt besonders für Deutschland. Aber löst Outsourcing das Problem? Wohl kaum.
Quote
HailMary
29.06.2012 um 17:55 Uhr
Wie bitte?
"Was Drohnen und Spezialkräfte angeht, so sind sie in vollem Umfang zu begrüßen und einzusetzten."
http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=1#cid-2153934
Drohnen töten ja nicht nur die (potentiell) Verdächtigen, sondern immer auch jede Menge Zivilisten, die nur das Pech haben, gerade da zu wohnen, wo die Weltpolizei zuschlagen will.
Wenn auf jeden toten Terroristen fünf tote Zivilisten kommen, von denen jeder fünf waffenfähige Angehörige hat, macht man den Terror dadurch nur noch stärker.
Im Übrigen ist es bemitleidenswert, wie der Westen die Terroristen aufgrund von Morden an der westlichen Zivilbevölkerung bekämpft, gleichzeitig aber Opfer der anderen Zivilbevölkerung in Kauf nimmt. Wir sind definitionsgemäß auch Terroristen.
http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=1#cid-2153946
Quote
Sonnenlichter
29.06.2012 um 20:05 Uhr
Töten ist töten egal ob Firmen Militär oder Soldaten oder Söldner. Übrigens, Soldaten sind auch Söldner!
http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=9#cid-2154193
Quote
KlausAblage
29.06.2012 um 21:24 Uhr
Froh bin ich darüber, dass die Einsätze des KSK geheim sind und bislang geheim gehalten werden konnten. Es wäre doch nicht auszudenken, wenn diese Einsätze im vollen Bundestag, mit allen Abgeordneten, die regelmässig an Zeit, die Frankfurter Rundschau, TAZ usw. durchstechen, diskutiert würden. ...
http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154307
Quote
sibeur
29.06.2012 um 21:26 Uhr
Eigentlich eine positive Entwicklung. Könnte nur ein Stückchen schneller entwickeln. Und Deutschland soll bloß nicht die Drohnen-Technologie verschlafen. Das ist die Zukunft. Die ersten Exemplare bieten schon viele Vorteile, früher oder später werden Drohnen alle bemannte Kampfflugzeuge ersetzen, welche zu viele Nachteile haben. F-22 dürfte wohl das letzte Programm für bemannte Kampfflugzeuge sein. In Europa könnte es noch höchstens den Euro-Fighter 2 geben.
http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154311
Quote
schwanengesang
29.06.2012 um 21:52 Uhr
Das werden großartige Zeiten!
" Eigentlich eine positive Entwicklung. Könnte nur ein Stückchen schneller entwickeln. Und Deutschland soll bloß nicht die Drohnen-Technologie verschlafen. "
Ja, total positive Entwicklung, welche auch in anderen Bereichen der staatlichen Sicherheitsarchitektur Anwendung finden wird. Denken Sie nur, wie wunderbar einfach es wird, einen Aufstand mittels ein paar Drohnen niederschlagen zu lassen. Keine moralischen Konflikte bei Soldateska und Polizei, wenn diese Angesicht zu Angesicht die eigenen Mitbürgern verprügeln muss.
http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154361
Quote
Ilmarinen
29.06.2012 um 21:38 Uhr
Da machen wir es uns einfach - Sehr einfach. Zivilie Opfer lassen sich ja eh nicht vermeiden - also sprengen wir einfach das ganze Haus. Was solls. Der Taliban ist ja selbst schuld, dass er Kinder hat. Ach was, die Kinder sind selbst schuld, so schaut's aus! Hauptsache kein Bundeswehrsoldat - der Berufssoldat ist und auch weiß, wofür er sein Geld bekommt - bekommt einen Kratzer ab. Weil deutsches Blut ist ja... nicht wahr?
Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit Erwiderungen wie: Sollen wir denn untätig sein, wenn wir angegriffen werden? Nein, sollen wir nicht. Aber auch im Krieg muss der Maßstab der Angemessenheit gelten, nicht nur jener der Effektivität. Wenn wir weiterhin Zivilisten in die Luft jagen und uns gleichzeitig als die Boten der Aufklärung und der Zivilisation stilisieren, attestiere ich uns kollektive Schizophrenie.
http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154330
Aus: "Söldner ersetzen Soldaten" Von Dr. Hans-Peter Bartels (29.06.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing (http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing)
Quote[...] Der Tag, an dem Enes Ata stirbt, ist ein unruhiger Tag in Diyarbakir, der Kurdenhochburg weit im Südosten der Türkei. Der Junge ist auf dem Weg zu seiner Tante, als er Rufe hört. Enes ist neugierig, wie alle Siebenjährigen. Mehrere Männer werden an diesem 30. März 2006 beerdigt; die Trauernden machen den türkischen Staat für ihren Tod verantwortlich. Enes mischt sich unter die Leute. Die Polizei rückt an, Schüsse fallen. Eine Kugel trifft Enes in die Brust. Fotos zeigen später einen zierlichen Jungen, sein Pullover ist blutverschmiert, die Augen sind verdreht. Augenzeugen erzählen, dass ein Uniformierter auf Enes angelegt habe. Mit einem Gewehr, das früher Standardwaffe der Bundeswehr war: einem G3, entwickelt von der deutschen Waffenfirma Heckler & Koch.
... "Was wir machen, wird oft als unmoralisch dargestellt. Aber wir sind eine ganz normale Branche, die sich im Rahmen der Gesetze bewegt", sagt Georg Wilhelm Adamowitsch. Der ehemalige Bundeswehrleutnant und Ex-Staatssekretär ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. Besucher empfängt er in einem großzügigen Büro in der Berliner Friedrichstraße, an den Wänden hängen historische Stadtpläne. Die Türkei und Ägypten sind weit weg. Adamowitsch trägt ein kariertes Hemd und eine senfgelbe Hose, dazu eine Krawatte mit bunten Streifen. Typ: sympathisch verschrobener Professor. Einen der wichtigsten deutschen Waffenlobbyisten hätte man sich anders vorgestellt.
... Menschen wie Selamettin Ata stoßen auf eine Mauer des Schweigens und der bürokratischen Ausflüchte. Ata fährt jede Woche raus aufs Land, in das Dorf, in dem Enes begraben liegt. Keine Blume schmückt den ausgetrockneten Boden, kein Bild zeigt den Jungen. Ata betet vor einem kargen Erdhaufen. Die Suche nach den Verantwortlichen für den Tod seines Sohnes hat er aufgegeben. Ob die Waffe nun direkt aus Deutschland kam oder mit Erlaubnis Deutschlands in der Türkei zusammengeschraubt wurde, macht für ihn keinen Unterschied. Enes ist tot.
...
Aus: "Deutsche Rüstungsexporte "Es sind eure Waffen, eure Patronen""
Von Silke Bigalke, Sarah Ehrmann und Frederik Obermaier (02.07.2012)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/deutsche-ruestungsexporte-es-sind-eure-waffen-eure-patronen-1.1390997 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/deutsche-ruestungsexporte-es-sind-eure-waffen-eure-patronen-1.1390997)
Quote[...] Wie Herr Ruch Menschen missbraucht, und was er in Szene setzt, ist Ausdruck politischer, moralischer und intellektueller Wohlstandsverwahrlosung.
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Aus: "Aus aktuellem Anlass - 10. Juni 2012" Von Burkhart Braunbehrens
Quelle: http://www.burkhart-braunbehrens.de/index.htm (http://www.burkhart-braunbehrens.de/index.htm)
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Quote[...] GEGEN DAS KUNSTPROJEKT ,,25.000 EURO" WURDE GEKLAGT! ES HANDELT SICH UM EINEN SCHWERWIEGENDEN EINGRIFF IN DIE KUNSTFREIHEIT SEITENS DER WAFFENINDUSTRIE.
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Aus: "DRINGENDE BEKANNTMACHUNG" Zentrum für Politische Schönheit (Stand 03.07.2012)
Quelle: http://www.25000-euro.de/Aktion.html (http://www.25000-euro.de/Aktion.html)
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Quote[...] Mehr als 200 Panzer sollen an das saudi-arabische Königshaus geliefert werden, aber die Bundesregierung und der Rüstungshersteller schweigen. Nun sammelt ein Künstlerkollektiv im Internet Informationen über die Eigner - und ein Miteigentümer packt aus.
Am Anfang war der Steckbrief: "Wer hat Informationen, die zur Verurteilung dieser Menschen führen?" stand darauf, daneben war das Gesicht von Burkhart Braunbehrens zu sehen. Wenig später bekam der 71-Jährige Post - in einem wattierten DIN-A5-Umschlag steckten eine Patrone und ein rußverschmierter Zettel. "Mit Ihren Geschäften geben Sie Kindern und deren Eltern keine Chance auf ein glückliches Leben", war darauf zu lesen.
Es war der vorläufige Höhepunkt einer Kampagne gegen den Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und dessen Eigentümer, zu denen auch Burkhart Braunbehrens zählt. Die fragwürdige Aktion rückt einen Rüstungsdeal ins Licht der Öffentlichkeit, den die Verantwortlichen wohl am liebsten geheim gehalten hätten.
Mehr als 200 Panzer vom Typ Leopard 2-A7+ sollen demnach an das saudi-arabische Königshaus geliefert werden. Die Bild am Sonntag spricht gar von bis zu 800 "Leos" - wie die 60-Tonnen-Ungetüme von Soldaten genannt werden. Die Bundesregierung will sich dazu nicht äußern. Rüstungsdeals sind Geheimsache.
Ein Sprecher von Krauss-Maffei Wegmann beharrt, es gebe "keinen Auftrag". Nur bei den Eigentümern der Münchner Rüstungsfirma wird derweil offenbar über das Geschäft gestritten. Grund dürfte auch die Aktion des "Zentrums für politische Schönheit" sein.
Das Künstlerkollektiv war schon mehrmals mit provokanten Aktionen in Erscheinung getreten. 2009 wollte die Gruppe die Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier auf Ebay versteigern (Mindestgebot: 68 Philippinische Pesos), ein Jahr später errichteten die Künstler vor dem Brandenburger Tor einen Berg aus Schuhen, um an das Massaker von Srebrenica zu erinnern.
Im Mai dieses Jahres lobte das Zentrum 25.000 Euro Belohnung aus für Hinweise, welche die KMW-Eigner hinter Gitter bringen. "Die Eigentümer gehören ins Gefängnis für den schmutzigsten Waffendeal der jüngeren bundesdeutschen Geschichte", sagt Philipp Ruch, der selbsternannte "Chefunterhändler" des Kollektivs. Etwa 70 Hinweise sind seinen Angaben zufolge bereits eingegangen. Im Internet sammelt die Gruppe in einer Art digitalem Pranger Informationen über die KMW-Eigner.
Über Manfred Bode, den "Waldorfschüler", wie die Künstler den Aufsichtsratsvorsitzenden nennen, ist da zu lesen, dass er in seiner Villa in Kassel ein abgeschottetes Leben führe und Träger des Bundesverdienstkreuzes sei. Über Beatrice Braunbehrens ("Die Fotografin") erfährt man, dass sie vor nicht allzu langer Zeit Geld an eine Patienten-Stiftung gespendet habe. Und Werner Zimni ("Der Taucher") mache gerade den Sportbootführerschein. Die Angeprangerten schweigen bislang. Nur der Künstler Burkhart Braunbehrens, der die Unternehmensanteile einst von seinem Vater geerbt hat, ging in die Offensive.
Der ehemalige Wortführer der Heidelberger Studentenproteste geißelte im ZDF die "Mafiamethoden" seiner Kritiker. "Das ist eine Grenzüberschreitung." Braunbehrens sagte aber auch, dass er einen Leopard 2-Export nach Saudi-Arabien "nicht für verantwortlich" halte. Ein solches Geschäft wäre ein "Affront gegen die arabische Rebellion". Sein Einfluss bei Krauss-Maffei Wegmann sei jedoch "sehr begrenzt". Er habe deswegen einen Brief an Bundespräsident Joachim Gauck geschrieben mit der Bitte, den Deal zu stoppen.
Der KMW-Miteigentümer stellte sich damit offen gegen mögliche Geschäfte seines Unternehmens. Vergangene Woche, so berichtete es die taz, wurde Braunbehrens deshalb aus dem Gesellschafterrat von KMW gewählt. Das Unternehmen wollte dies am Montag nicht bestätigen, Braunbehrens war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Auch auf seiner Homepage ist kein Wort zu einem Rauswurf zu finden - dafür ein Bild: Es zeigt Braunbehrens vor einem Panzer. Einem Panzer, der auf dem Dach liegt. Er ist kampfunfähig.
Quote20.06.2012 um 09:18 Uhr, uk1950 schreibt
Panzer-Deal mit Riad
Ich bin dafür, dass den Sausis die Panzer geliefert werden. 1.) Wenn wir es nicht tun, machen es halt unsere Freunde, die Franzosen, Amerikaner oder auch die Russen....ohne Proteste in Ihren eigenene Reihen. Und deren Panzer schießen genausogut wie die unseren. 2.) Saudi Arabien ist ein politischer Stabilisator in der Region und mit Deutschland "befreundet"...
3. Wenn ich die Saudi wäre, mein Öl und mein Geld die Welt stabilisiert, ich mit Deutschland befreundet wäre, die Deutschen Waffenlieferungen an Israel tätigen und ich die Panzer kaufen wollte und nicht geliefert bekäme, obwohl ich mit keinem Land der Welt im Kriegszustand bin und auch keine kriegerischen, innere Unruhen habe....ich wäre gekränkt, ich würde dann bei der nächsten Gelegenheit die Deutschen auch nicht mehr unterstützen...und auch künftige andere Aufträge bevorzugt an andere Staaten vergeben.
Quote9.06.2012 um 18:49 Uhr, durchblick1 schreibt
Erstaunlich welche Schöngeister und Alt-68er sich hinter einer solchen Rüstungsschmiede verbergen.
Gute, dass das mal ans Licht kommt.
Quote19.06.2012 um 16:50 Uhr, EinAnderer schreibt
Ich koennte mit diesem Deal ja sogar noch leben, wenn es hiesse:
"Kinders, das Leben ist kein Ponyhof, hier geht es nicht um Frieden, Menschenleben oder schoene demokratische Ideale, hier geht es darum, dass entweder wir oder die anderen ein Geschaeft machen und ganz ehrlich, in diesem Zusammenhang sind uns Menschenleben schnurz."
Das waere nicht schoen, aber wenigstens ehrlich. Dass aber von den Mitarbeitern, ueber die Besitzer, bis hin zu unseren Politikern (Herr Uhl hat angeblich gesagt, dass Saudi Arabien niemals Panzer gegen die eigene Bevoelkerung einsetzen wuerde) jeder vorgeblich von Frieden und Stabilitaet redet aber dann doch nur Geld machen will - denkt denn niemand and die Arbeitsplaetze!?! - ist ekelhaft.
Quote19.06.2012 um 16:38 Uhr, Lösungsmittel schreibt
Es ist doch nicht das erste Mal, dass der Leopard exportiert wird!
Was soll die Aufregung? Auch Panzer gehören zum deutschen Bruttosozialprodukt...
Quote19.06.2012 um 14:58 Uhr, Stratto schreibt
Zielansprache...
Die Headline ist irreführend. Es handelt sich nicht um eine Kampagne gegen die Firma KMW, sondern Psychoterror gegen Einzelpersonen in ihrer Privatsphäre, die mittlerweile gängigen Denunziationsaktivitäten eingeschlossen.
Quotecorniche77 schreibt, 19.06.2012 um 15:57 Uhr
Es handelt sich eben NICHT um Psychoterror gegen Einzelpersonen! Es ist Zeit für das Individuum, Verantwortung zu übernehmen! Für einen Messerstich, einen Schuss, einen Panzer oder eine Atombombe!
Sich nicht länger feige hinter Firmen oder "Technologie" zu verstecken! Das Internet ist Mittel zu direkter Demokratie - keine verlogenen Versteckspiele mehr, keine Doppelmoral!
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Aus: "Münchner Rüstungsfirma am digitalen Pranger" Von Frederik Obermaier, Berlin (19.06.2012)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/panzer-deal-mit-riad-muenchner-ruestungsfirma-am-digitalen-pranger-1.1386633 (http://www.sueddeutsche.de/politik/panzer-deal-mit-riad-muenchner-ruestungsfirma-am-digitalen-pranger-1.1386633)
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Quote[...] Eine Gruppe von Friedensaktivisten, das "Zentrum für politische Schönheit", macht seit Wochen Druck auf Krauss-Maffei Wegmann. Sie wollen mögliche Panzerlieferungen an Saudi-Arabien verhindern und schreiben dafür sogar Kopfgelder aus. Wer Hinweise liefert, die zur Verhaftung eines KMW-Gesellschafters führen, erhält 25.000 Euro, versprechen sie. Gleichzeitig erhielten die Eigner erschreckende Post: In DIN-A5-Umschlägen steckten Patronenkugeln.
Die Gescholtenen setzten sich juristisch zur Wehr. Und so mussten die Aktivisten ihren Aufruf vor wenigen Tagen wieder zurückziehen. Wie die Kampagne weiter geht, wollen sie am Mittwoch verkünden. In der Branche haben sie schon jetzt für großen Wirbel gesorgt.
Von "politischer Brandstiftung" und von "Kriminalisierung legaler Geschäfte" ist bei den Waffenherstellern die Rede. "Alles, was wir tun, ist von der Bundesregierung genehmigt", versichern sie. Die Unternehmen würden von der Politik sogar regelmäßig aufgefordert, neue Systeme zu entwickeln. Die Bundesregierung will sich dazu nicht äußern. Rüstungsdeals sind Geheimsache.
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QuoteQuedel
Nur mal so als Denkanstoß:
Der betreffende Leopard 2 A7 +, gerade der, den die Saudis kaufen
wollen, ist für den Kampf in "urbanem Gelände"
optimiert.
Er hat ein verkürztes Kanonenrohr (besser schwenkbar in schmalen
Straßen), einen Räumschild und einen verstärkten Schutz
gegen Minen, Sprengsätze, Panzerfäuste und Brandsätze.
Er eignet sich also besonders zur Bekämpfung von
Aufständischen, Freiheitskämpfern und (Originalton Werbevideo)
"besonders agressiven Demonstranten" .
Wofür könne/wollen die Saudis den wohl einsetzen ... ... ???!!
QuoteDavid
Zum Kartoffeln ernten?
QuoteNWOhuntah
Für die Demokratie natürlich!
Katar und Saudi Arabien sind Muster-Demokratien im Nahen Osten. Die zeigen Libyen, Syrien etc. wie das geht. Siehe Bahrain.
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Aus: "Rüstungsindustrie - Ein Künstler bremst die deutsche Panzeroffensive"
Von C. Dierig und A. Tauber (3. Jul. 2012)
Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article107750907/Ein-Kuenstler-bremst-die-deutsche-Panzeroffensive.html (http://www.welt.de/wirtschaft/article107750907/Ein-Kuenstler-bremst-die-deutsche-Panzeroffensive.html)
Quote[...] Es war ein verlockendes Angebot, das die EMT Ingenieursgesellschaft Dipl.-Ing. Hartmut Euer aus dem bayerischen Prenzberg den Saudis unterbreiten konnte. Erstens: ein Drohnensystem namens Luna, wie es seit mehr als zehn Jahren bei der Bundeswehr benutzt wird, und das im Kosovo und in Afghanistan zum Einsatz kam. Und zweitens: eine Produkteinführung der neuen Drohne und entsprechendes Training durch außergewöhnlich erfahrene Ausbilder.
In diesem zweiten Punkt konnte sich das Unternehmen auf einen langjährigen Partner verlassen: Als der Kauf abgeschlossen war, entsandte die Bundeswehr drei deutsche Soldaten nach Saudi-Arabien, um an Luna auszubilden. Vom 8. Januar bis zum 2. März 2011 dauerte ihre Mission.
Das ist bemerkenswert: Die deutsche Armee wird im Ausland aktiv, um bei Rüstungsexporten zu helfen.
Die Bundesregierung bestreitet den Einsatz nicht. »Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass industrielle Fähigkeiten in technologischen Kernbereichen der deutschen Rüstungsindustrie erhalten werden«, teilt sie mit. Und die Bundeswehr unterstütze seit Jahren als »Referenzkunde« die deutsche wehrtechnische Industrie »beim Export von Rüstungsgütern«. Dies geschehe im Einzelfall und »nach erfolgter ausfuhrkontrollrechtlicher Prüfung«.
Einzelfälle? Deutsche Soldaten haben auch schon die Besatzungen von südafrikanischen Korvetten ausgebildet, die in Deutschland gebaut wurden. Sie halfen der Waffenschmiede Krauss-Maffei Wegmann bei einem Wüstentest des Kampfpanzers Leopard 2 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Luftwaffe schickte Eurofighter-Kampfjets mit deutschen Piloten nach Indien, um dort für die von EADS produzierten Maschinen zu werben. In Indien fanden Tests mit von der EADS-Tochter MBDA hergestellten Panzerabwehrraketen statt, die von einem deutschen Hubschrauber abgefeuert wurden.
Bei internationalen Rüstungsmessen arbeitet die Bundeswehr seit Jahren mit der deutschen Industrie zusammen. Die Truppe stellte Fregatten und andere Waffensysteme deutscher Hersteller auf Rüstungsschauen vor und warb so für das Kriegsgerät made in Germany. Vor wenigen Jahren wurde die Exportunterstützung ausgeweitet, indem Ausbilder in Uniform außerhalb des Nato-Gebiets die Rüstungsausfuhren begleiten.
Das Verteidigungsministerium führe keine Statistik über die Kurzeinsätze deutscher Ausbilder, sagt ein Sprecher. Wie oft die Bundeswehr die heimischen Unternehmen mit Ausbildungsmissionen unterstützt habe, könne er nicht sagen.
Auch eine parlamentarische Kontrolle findet nicht statt. Der Bundestag wurde über die Ausbildungsmission in Saudi-Arabien erst im Anschluss und nur auf Nachfrage informiert. »Nicht jeder Auslandsaufenthalt von deutschen Soldaten ist ein Einsatz«, sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, und daher müsse das Parlament auch nicht involviert werden.
... Deutsche Waffenschmieden brauchen den Export: Bereits jetzt gehen 70 Prozent der deutschen Rüstungsproduktion ins Ausland. In Asien und Südamerika sollen neue Kunden gewonnen werden. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Brasilien und Indien gelten momentan als die interessantesten Märkte. Das größte deutsche Rüstungsunternehmen, Rheinmetall, will noch in diesem Jahr seine rentable Automotive-Tochter an die Börse bringen, um mit dem Erlös das internationale Geschäft der Rüstungssparte zu stärken. Der Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann hat in den vergangenen beiden Jahren Tochterfirmen in Brasilien und Singapur gegründet.
... Die Rüstungshersteller fordern schon seit längerem eine Exporthilfe der Bundesregierung. Sie tun das besonders vehement, seit die Finanzkrise die Nato-Staaten zum Sparen bei den Wehretats zwingt. Der Bundesverband der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), die Lobbyvereinigung der Branche, spricht von einem Ausgleich für gestrichene Aufträge der Bundeswehr.
BDSV-Präsident Friedrich Lürßen sagte bei einem Parlamentarischen Abend in Berlin: Kunden erwarteten aus Deutschland nicht nur Plattformen und Systeme. Sie »erwarten – neben der generellen Unterstützung durch die Bundesregierung – die Ausbildung ihres Personals in technischer, taktischer sowie operativer Hinsicht durch die Bundeswehr und mit der Bundeswehr als Partner«.
Aber es wird auch Kritik an solchen Kooperationen laut. »Ich halte die Hilfe der Bundeswehr für deutsche Rüstungsexporte in Länder wie Saudi-Arabien für hoch problematisch«, sagt Katja Keul, Bundestagsabgeordnete und Rüstungsexpertin der Grünen. »Ich glaube nicht, dass deutsche Trainer den Sicherheitskräften von diktatorischen Regimen die Idee von Rechtsstaatlichkeit vermitteln können.« ...
Quote
darksider
07.07.2012 um 19:17 Uhr
.......
Ist auch gut so.
Deutschland muss sich endlich von seinem Nachkriegstrauma befreien und akzeptieren das eine Armee Teil eines Staates ist und das Soldaten Wertschätzung durch die Bevölkerung verdienen.
Und auch das Waffenlieferungen Geld und Arbeitsplätze sichern die Deutschland dringend brauchen kann.
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=1#cid-2168928
Quote
Ostdeutschland
07.07.2012 um 19:56 Uhr
In den 30er Jahren...
...des letzten Jahrhunderts, hat der Postkartenmaler aus Braunau auch für Vollbeschäftigung gesorgt und der deutschen Rüstungsindustrie u.a.volle Auftragsbücher beschert. Allerdings entwickelte sich daraus das von ihnen erwähnte Nachkriegstrauma.
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=1#cid-2168975
Quote
KlausAblage
07.07.2012 um 20:29 Uhr
Parlamentarische Kontrolle?
Wenn die Waffen entsprechend dem Kriegswaffenkontrollgesetz exportiert wurden, dann ist doch alles rechtens. ... Das würde das alles nur unnötig verkomplizieren.
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=9#cid-2169015
Quote
biggerB
07.07.2012 um 20:36 Uhr
14. Wir, das DEUTSCHE VOLK
haben die HANDLANGER dieser Art von Rüstungsexporten in ihre Ämter gebracht und oft genug durch Wahlen bestätigt.
Und nun stehen wir vor den Trümmern dessen, was einmal
Werte, Ziele und Interessen der verteidigungspolitischen Richtlinien genannt wurde.
In Auszügen:
"Deutschland verfolgt eine werteorientierte Außen- und Sicherheitspolitik. Auf Basis eines Verantwortungsgefühls, dass aus der Stellung als starke Nation in der Mitte Europas erwächst, will sich Deutschland für die Grundsätze der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und den Grundsätzen des Völkerrechts ebenso einsetzen wie für das abstraktere Ziel einer besseren und sichereren Welt."
http://de.wikipedia.org/wiki/Verteidigungspolitische_Richtlinien
Es liegt an UNS, diejenigen, die wissentlich GEGEN diese Maßgaben verstoßen, zu ENTMACHTEN!!!
MfG
biggerB
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=9#cid-2169025
Quote
Michael Sonntag
07.07.2012 um 21:04 Uhr
17. Passt doch
In einer Zeit, in der der Bundespräsident dieses Landes den Kritikern von Auslandseinsätzen gerne Gedankenlosigkeit und egozentrischen Hedonismus unterstellt, sollte man sich nicht mehr darüber wundern wenn Bundeswehrangehörige als Support-Team deutscher Waffenexporteure zu despotischen aber finanzstarken Regimen geschickt werden, damit diese besser Krieg gegen andere Staaten oder wahlweise auch die eigene Bevölkerung führen können.
Wir haben doch gelernt, dass die Bundeswehr in jedem Fall "eine Stütze unserer Freiheit" ist bzw. nur für die "Achtung der Menschenrechte" eingesetzt wird und die Förderung solcher Deals gehört offenbar dazu. Was z.B. die Opposition in Bahrain, die von saudischen Soldaten bekämpft & getötet wird, von einem solchen Menschenrechtsverständnis hält interessiert dabei nicht. Hauptsache Rheinmetall macht Gewinn und wenn wir nicht tun, tut es eben ein anderer.
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=17#cid-2169062
Quote
Vidarr
07.07.2012 um 21:51 Uhr
Also ich finde es völlig unproblematisch und vorbildlich
von unserer Regierung und deren demokratisch intellektuell weit überlegenen Waffenlobby. Erstens sichern wir unsere Arbeitsplätze hier zu Hause und gleichzeitig können gefährdete Diktatoren uns bei der Verteidigung unserer freiheitlichen Sicherheit kompetent behilflich sein. Dies geschieht nur zu unserem besten, davon bin ich nicht erst nach diesem Artikel völlig überzeugt. Haben wir nicht schon genug politische und wirtschaftliche Fehler gemacht, außerdem steht doch schon in der Bibel, dass unser einziger Weg gegen das Böse, eine Regierung mit eisernen Zepter ist? Ich fordere alle kritischen Foristen auf, jetzt nicht unsportlich zu werden, haltet doch einfach mal den Mund und lasst die frei gewählten Politiker machen wie wir sie mehrheitlich beauftragt, immerhin sind sie die Experten!
Kopfschüttelnde Grüße
Vidarr
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=17#cid-2169121
Quote
tsitsinotis08
08.07.2012 um 0:59 Uhr
26. "Ich will eine Welt ohne Kriege"
lautet der Titel eines Buches des Psychoanalytikers Arno Gruen (Klett-Cotta 2006).
Ich wundere mich, mit welcher Selbstverständlichkeit hier z.T. deutsche Waffenexporte gutgeheißen werden.
Es ist und bleibt vorsätzlicher Mord - es gibt kein Gegenargument wie z.B. "die Anderen machen es doch auch".
Allein die Vorstellung, Papa in Deutschland geht arbeiten, entwirft quietschbunte Streuminen und spielt abends mit seinen Kindern Lego oder sowas, lässt mich gruseln.
Wann hört der Wahnsinn endlich auf?
...
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=25#cid-2169281
Quote
Heimweh04
08.07.2012 um 3:12 Uhr
Das Märchen über die Wichtigkeit der dt. Rüstungsindustrie
Interessant die Kleine Anfrage im Bundestag Ende 2011:
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/080/1708097.pdf
"Welchen Anteil haben die genehmigten Rüstungsexporte (inkl. Verbrin- gungen und Ausfuhren) ... am BIP?...
2008: 0,23 %
2009: 0,21 %
2010: 0,19 %"
"Der Kernbereich der wehrtechnischen Industrie in Deutschland umfasst ca. 80 000 Beschäftigte. "
Zum Vergleich:
"Demnach stieg der gesamte Beschäftigungsbeitrag der erneuerbaren Energien in Deutschland im Jahr 2010 auf rund 367.000 Personen an. Dies ist deutlich mehr als eine Verdoppelung gegenüber 2004 (rund 160.000 Arbeitsplätze). Bis 2030 kann sich die Brutto-Beschäftigung auf mehr als eine halbe Million Beschäftigte weiter erhöhen.
http://www.erneuerbare-energien.de/erneuerbare_energien/downloads/doc/46538.php
Wer Arbeitsplätze will, muss Wind und nicht Waffen wollen!
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=25#cid-2169325
Quote
DerDoktor
08.07.2012 um 10:00 Uhr
Und wie weit muss ein Gesellschaftssystem pervertiert sein, wenn es in einer seriösen deutschen Wochenzeitung einfach so heißen kann:
"Der Druck ist groß. Deutsche Waffenschmieden brauchen den Export: Bereits jetzt gehen 70 Prozent der deutschen Rüstungsproduktion ins Ausland. In Asien und Südamerika sollen neue Kunden gewonnen werden. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Brasilien und Indien gelten momentan als die interessantesten Märkte. Das größte deutsche Rüstungsunternehmen, Rheinmetall, will noch in diesem Jahr seine rentable Automotive-Tochter an die Börse bringen, um mit dem Erlös das internationale Geschäft der Rüstungssparte zu stärken."
Liebe Leser, nehmen Sie sich bitte etwas Zeit und lassen Sie sich das ordentlich auf der Zunge zergehen, überlegen Sie dabei, zu welchem Zweck Waffen eigentlich gedacht sind!
...
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=25#cid-2169436
Quote
Patrik König
08.07.2012 um 12:09 Uhr
38. Deutschland sollte Saudis Atombomben verkaufen ..
Deutschland sollte Saudis Atombomben verkaufen, das würde sicherlich noch mehr Arbeitsplätze hier sichern!
Israel und die USA sorgen dann für eine sachgerechte Entsorgung, falls dort dann anti-westliche Regimes in den gegenwärtigen Autokratien Platz nehmen. Und wenn der Iran seine Atombomben irgendwann fertig hat, dann können die beiden ihre Waffen sachgerecht gegeneinander ausspielen.
Aber mal ganz ohne Zynismus: Den Saudis bzw. den autoritären Regimes in der Golf-Region Waffentechnik zur Niederschlagung potenzieller Demokratie-Bewegungen zu verkaufen ist Menschenverachtend. Und dass dazu Menschen benutzt werden, deren Ausbildung ich mit meinen Steuergeldern finanziert habe, ist eine Verachtung uns Bürgern gegenüber. Wir finanzieren eine Bundeswehr, die ggf. in Deutschland, Europa und ggf. auf der ganzen Welt auf der Basis demokratischer Regeln zum Einsatz kommt.
Wenn die irgendwelche Rüstungskonzerne Marketing-Söldner brauchen, dann sollen sie sich gefälligst eigene Abteilungen aufbauen und die auch vollständig selbst finanzieren. Und erst recht wenn auch nur eine gewisse Restwahrscheinlichkeit existiert, dass (Aufklärungs-)Waffen gegen zivile Bevölkerung anderer Staaten eingesetzt werden könnten, dann dürfen deutsche Soldaten als Demonstratoren missbraucht werden!
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=33#cid-2169551
Quote
Andrea Monaco di Baviera
08.07.2012 um 12:12 Uhr
Unabhängig von grundsätzlichen Überlegungen....
Wieso steht in dem Artikel eigentlich nicht, wer diese Einsätze finanziert? Wir Steuerzahler oder die entsprechenden Rüstungskonzerne?
http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport/seite-2?commentstart=33#cid-2169555
Aus: "Soldaten helfen beim Waffenexport" Von Hauke Friederichs (07.07.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport (http://www.zeit.de/2012/27/Ruestungsexport)
Quote[...] Der ehemalige kongolesische Milizenführer Thomas Lubanga Dyilo muss 14 Jahre ins Gefängnis. Der Weltstrafgerichtshof in Den Haag verurteilte ihn wegen der Rekrutierung von Hunderten Kindern als Soldaten im Kongo.
Der 51-Jährige war bereits im März schuldig für befunden worden. Die Anklage hatte 30 Jahre Haft gefordert, Lubanga dagegen auf nicht schuldig plädiert.
Lubanga ist der erste Kriegsverbrecher, dem vor dem Weltstrafgericht der Prozess gemacht wurde. Der Gerichtshof besteht seit zehn Jahren.
Der frühere Kommandeur der Patriotischen Kräfte für die Befreiung des Kongo (FPLC) und mutmaßliche Gründer der Union Kongolesischer Patrioten (UPC) hatte während des Bürgerkriegs in der ostkongolesischen Provinz Ituri 2002 und 2003 Tausende Kindersoldaten zwangsrekrutieren lassen. Seine Helfer schlugen sie in Ausbildungslagern und machten sie mit Drogen gefügig. Lubangas Milizen holten die Kinder aus ihren Häusern und Schulen. Die jüngsten waren elf Jahre alt. Junge Mädchen wurden als Sexsklavinnen missbraucht.
Seine Strafe wird Lubanga in einem der sechs Länder verbüßen, die mit dem IStGH ein Abkommen über die Aufnahme von Verurteilten unterzeichnet haben: Mali, Serbien, Österreich, Großbritannien, Belgien und Finnland.
Lubanga war 2006 nach Den Haag überstellt worden, Anfang 2009 begann der Prozess gegen ihn. Während der insgesamt 204 Prozesstage riefen Staatsanwaltschaft und Verteidigung mehr als 60 Zeugen auf. Auch frühere Kindersoldaten kamen zu Wort.
Sobald ihm das mehrere Hundert Seiten umfassende Urteil auf Französisch vorliegt, hat Lubanga 30 Tage Zeit, um Berufung einzulegen. Bislang ist Lubangas Verteidigung nicht gegen den Schuldspruch vorgegangen. Gegen die Höhe des Strafmaßes kann er gesondert vorgehen.
Quote
Lyaran
10.07.2012 um 12:14 Uhr
Eine Farce
So sehr man sich wünschen kann dass weitere internationale Verbrecher ihrer Strafe zugeführt werden, muss man doch feststellen das der Gerichtshof in seiner jetzigen Form eine Schande ist.
Solange sich Länder wie die USA weigern den Gerichtshof anzuerkennen ist er nur ein Symbol dafür wie weltweit mit zwei Maß gemessen wird.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-07/lubanga-kongo-urteil?commentstart=1#cid-2173135
Aus: "14 Jahre Haft für Kriegsverbrecher Lubanga" (10.07.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-07/lubanga-kongo-urteil (http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-07/lubanga-kongo-urteil)
Quote[...] Bestialisch war die Eroberung von Srebrenica am 11. und 12. Juli 1995, nachdem die Stadt dreieinhalb Jahre lang belagert und beschossen worden war. Einer der dort stationierten niederländischen Blauhelm-Soldaten berichtete später: "Es ist fürchterlich, was Menschen sich antun können. Die Verwundungen sind unterschiedlich. Schusswunden, abgeschnittene Ohren, Vergewaltigungen." Insgesamt 8000 Tote. Der größte Massenmord auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg. Und weshalb?
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Aus: "Zeugenaussage im Mladic-Prozess Bespuckt, verflucht, verloren" Aus Den Haag berichtet Jörg Diehl (09.07.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/mladic-prozess-zeuge-pasic-berichtet-ueber-graeueltaten-a-843445.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/mladic-prozess-zeuge-pasic-berichtet-ueber-graeueltaten-a-843445.html)
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Quote[....] Sarajevo - 8000 muslimische Jungen und Männer mussten im Juli 1995 sterben, als fanatisierte Serben im bosnischen Srebrenica das größte Massaker in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs angerichtet haben.
Genau 17 Jahre später werden am Mittwoch 520 neu identifizierte Opfer beigesetzt. Tausende Menschen sind am Morgen nach Srebrenica gezogen, um der Opfer zu gedenken. Nach Angaben der Organisatoren werden insgesamt 30.000 Menschen erwartet. Bereits am Vorabend waren 7000 Menschen zur Gedenkstätte ins nahegelegene Potocari gepilgert.
Dort sollen die im vergangenen Jahr identifizierten Opfer beigesetzt werden. Auf dem Friedhof der Gedenkstätte liegen bisher 5137 Tote begraben, deren Identität zweifelsfrei geklärt werden konnte.
"Ich spüre Schmerz, unendlichen Schmerz", sagt Sevdija Halilovic, deren Vater in Potocari beigesetzt werden soll. "Jedes Jahr, wenn sich der 11. Juli nähert, wird der Schmerz unerträglich."
Das Massaker geschah gegen Ende des von 1992 bis 1995 währenden Bosnienkriegs. Von den 8000 Opfern sind bisher erst etwas mehr als 5000 formell beerdigt worden. Bis heute werden im Osten Bosniens immer wieder weitere Leichen in Massengräbern gefunden.
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Aus: "Angehörige setzen mehr als 500 Srebrenica-Opfer bei" (11.07.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/massaker-von-srebrenica-bosnier-setzen-opfer-bei-a-843782.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/massaker-von-srebrenica-bosnier-setzen-opfer-bei-a-843782.html)
Quote[...] Hamburg - Die Bundesregierung will den Export von Waffen und Rüstungsgütern vereinfachen und damit der Industrie entgegenkommen. Das geht nach SPIEGEL-Informationen aus zwei Referentenentwürfen des Wirtschaftsministeriums für eine Reform des Außenwirtschaftsrechts hervor. Die beiden Vorschriften regeln den größten Teil des deutschen Exports von Wehrtechnik.
Ziel sei es, "das Außenwirtschaftsrecht zu entschlacken" und "deutsche Sondervorschriften aufzuheben, die deutsche Exporteure gegenüber ihren europäischen Konkurrenten benachteiligen", so das Ministerium. Die neuen Bestimmungen sollen vorrangig Exporte in "Drittländer" außerhalb der EU strikt regeln.
Rüstungsexporte zwischen EU-Staaten werden als "Verbringungen" betrachtet, die teils mit einem vereinfachten Genehmigungsverfahren möglich sein sollen. Die Entwürfe passen deutsches Recht an die weniger restriktiven EU-Regeln an und erleichtern damit Rüstungsexporte deutscher Firmen in alle Welt.
Die Opposition protestiert gegen die Pläne. "Früher haben die Bundesregierungen immer betont, dass es trotz der Harmonisierung in Europa bei den strengeren deutschen Regeln bleiben soll", sagt Katja Keul, die zuständige Grünen-Abgeordnete im Bundestag. "Offenbar gilt das jetzt nicht mehr." Das Wirtschaftsministerium hat die Verbände der deutschen Außenwirtschaft für Mittwoch zu einer Anhörung eingeladen.
Interessenten für Waffen aus Deutschland gibt es reichlich. In Saudi-Arabien werden die "Leopard 2"-Panzer des deutschen Herstellers Krauss-Maffei Wegmann (KMW) bereits bei Schießübungen erprobt - mit Unterstützung der Bundeswehr.
Auch in Südostasien herrscht reges Interesse an deutschen Panzern. Im Anschluss an einen Staatsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Indonesien sprach Präsident Susilo Bambang Yudhoyono kürzlich von einer sogenannten Jakarta-Erklärung. Darin solle eine stärkere Rüstungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Indonesien vereinbart werden. Er müsse seine Armee modernisieren, so der indonesische Präsident, für die während der Wirtschaftskrise in seinem Land kein Geld vorhanden gewesen sei. Die Kanzlerin äußerte sich zu dem Thema nach dem Gespräch mit Yudhoyono nicht. Über Details sei nicht gesprochen worden, so die deutsche Regierungschefin.
Die Bundesregierung hatte Ende Mai auf eine Anfrage der Linksfraktion einräumen müssen, dass die indonesische Regierung Anfang 2012 mündlich "über ihr Interesse an deutscher Technologie (Kampfpanzer 'Leopard 2') (...) informiert" habe.
Aus: "Reformvorschlag - Bundesregierung will Rüstungsexporte vereinfachen" (15.07.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundesregierung-will-ruestungsexport-vereinfachen-a-844427.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundesregierung-will-ruestungsexport-vereinfachen-a-844427.html)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/aufregung-um-moegliche-lockerung-von-regeln-fuer-ruestungsexporte-a-844478.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/aufregung-um-moegliche-lockerung-von-regeln-fuer-ruestungsexporte-a-844478.html)
Quote[...] MAREA taz | Es ist kurz nach sieben Uhr morgens, als der Kampfjet über Marea donnert, Sekunden später explodiert unter ohrenbetäubendem Lärm eine Bombe, eine dicke graue Rauchwolke steigt auf. Nur wenige Minuten später folgt der nächste Luftangriff, wieder eine Bombenexplosion, wieder eine dicke Rauchwolke.
Getroffen wird ein Wohnviertel im Osten der rund 8.000 Einwohner zählenden Kleinstadt. Ein Haus ist vollständig zerstört, durch die weggerissene Außenwand des Gebäudes sieht man die Küche, seltsam intakt liegt eine lila Plastikschüssel auf dem metallenen Küchenbecken zwischen Steinbrocken. Von dem Haus auf der Straßenseite gegenüber ist nur noch das schwere Betondach übrig. Überall liegen Trümmer und verbogenes Metall.
Männer haben sich vor den Häusern versammelt. Ein Mann und ein Kind wurden getötet. Einige filmen die Zerstörung. ,,Das ist die Rache des Regimes, weil die Soldaten desertieren und sich der freien Armee anschließen", sagt ein Mann, der sich Abu Ahmed nennt. ,,Freie Armee" nennen die Regimegegner den Zusammenschluss der Rebellen in der Freien Syrischen Armee (FSA). Die Männer beteuern, dass es in der Nähe der getroffenen Wohnhäuser keine Rebellenstellungen gebe. Beurteilen kann man das nicht.
...
Aus: "Die Armee verstärkt Luftangriffe" von Inga Rogg (22.08.2012)
Quelle: https://www.taz.de/Krieg-in-Syrien/!100156/ (https://www.taz.de/Krieg-in-Syrien/!100156/)
Quote[...] Til Schweiger hat seinen neuen Film den deutschen Soldaten in Afghanistan vorgeführt. Deren rührseliges Lob ist nun im Trailer zu sehen.
... Im Juni hatte der Schauspieler die Truppe im afghanischen Masar-i-Scharif drei Tage lang besucht. Die Initiative dazu sei von Schweiger ausgegangen, erklärt die Bundeswehr gegenüber ZEIT ONLINE. Den Transport habe das Einsatzführungskommando in Potsdam organisiert, wie auch bei anderen Truppenbesuchen. Auch wurde der Flug wie üblich ebenfalls von der Bundeswehr bezahlt.
In Masar-i-Scharif führte Schweiger dann so etwas wie eine außergewöhnliche Vorpremiere seines Filmes auf. Laut Bundeswehr habe er mit dem Besuch "seine Verbundenheit mit den in Afghanistan eingesetzten Soldatinnen und Soldaten" ausdrücken wollen. Außerdem habe er mit den Soldaten über den Film sprechen wollen. Deren Reaktionen sind durchweg positiv.
Dass Prominente die deutschen Soldaten in Afghanistan besuchen und ein bisschen unterhalten, ist nicht unüblich. Kurt Krömer war erst vor Kurzem bei der Truppe. Peter Maffay und Xavier Naidoo traten auf, Ralf Möller und Clemens Schick auch.
... Schweiger hingegen wurde bei seinem Afghanistan-Trip nicht nur von Kameramann, Tonassistent und Fotografin begleitet, sondern auch von Norbert Körzdörfer, dem "Gesellschafskolumnisten" der Bild-Zeitung. Schweiger gab ihm zu diesem Anlass ein exklusives Interview. Er habe das Drehbuch zum Film mit einem britischen Elitesoldaten geschrieben, erzählt er. Danach habe er die deutschen Soldaten besuchen wollen: "Deshalb flog ich nach Afghanistan – auch als Wertschätzung und Anerkennung. Wir leben zu Hause ein Luxusleben – und die sind da unten bei 45 Grad. Das wird in Deutschland leider nicht genug gewürdigt!"
... Ein Bundeswehr-Angehöriger sagt: "Was dich als Soldat ausmacht, ist natürlich Emotion. Du bist Mensch – und deine Kameraden, die stützen dich in dem, was du tust." Im dazu geschnittenen Filmausschnitt sagt Schauspieler Moritz Bleibtreu ("Rudi") über Til Schweiger als Max: "Er hat mich den ganzen scheiß Weg ins Lager geschleppt." Die Vermischung der Szenen gibt dem Trailer Authentizität.
Dabei geht es in Schutzengel in erster Linie gar nicht um Krieg, um den Afghanistan-Einsatz. Sondern um die Flucht vor Auftragsmördern in Deutschland – und damit kein alltägliches Ereignis. Im Trailer sieht man Til Schweiger als eiskalten Schützen, als Stereotyp des Kriegsheimkehrers, der im Prinzip nur Gewalt kennt, dessen emotionaler Kern erst offengelegt werden muss. Ein (richtiger) Soldat im Trailer sagt wiederum, die innere Gefühlswelt der Soldaten bekomme die Öffentlichkeit gar nicht mit: "So einen Film braucht's auch mal."
Afghanistan ist nach Meinung vieler Beobachter ein gescheiterter Militäreinsatz. Dort vermengen sich die Machtinteressen internationaler Geopolitik mit den Lebensschicksalen ganz normaler Frauen und Männer. Der Bundeswehr-Einsatz wirft also Fragen auf, er ist ein Dilemma, sollte ein wichtiges Thema auch für die Filmindustrie sein.
Doch der Trailer zu Schutzengel sieht wie der Abriss eines Roadmovies aus, ein seichtes Wechselspiel aus Drama und Komödie. Rudi macht als kriegsversehrter Heimkehrer ohne Beine zum Beispiel diesen Witz: "Ich glaub, ich bin fetter geworden. Ich muss entweder aufhören, Kekse zu fressen oder mal wieder joggen gehen." Dazu passt die genreuntypische Popmusik-Untermalung.
Am Ende könnte der Film dennoch ähnlich erfolgreich werden wie Schweigers Vorgänger Keinohrhasen oder Männerherzen. Ein rühriger Trailer mithilfe der Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ist zumindest gute Werbung.
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Grellseher
29.08.2012 um 20:21 Uhr
Til Schweiger
dem es beim Bund so toll fand, dass er gleich "nachverweigerte"
https://de.wikipedia.org/wiki/Til_Schweiger
spielt jetzt den harten Bundeswehrmann?
Das ist tatsächlich ein guter Gag, bringt mich allerdings nicht dazu, mir einen der Filme von diesem wichtigsten aller Filmschaffenden anzutun.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan/seite-2?commentstart=1#cid-2281038
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Manutenator
29.08.2012 um 20:07 Uhr
Eine neue Welle aus den U.S.A. schwappt...
... in der Person von Till Schweiger an deutsche Strände.
Der geheimnisvolle Ex-KSK-Mann, der "tough guy" mit der Militärvergangenheit, Spezialeinheit, klar. Soldat. Held.
Man nehme einen x-beliebigen Film mit Chuck Norris oder Steven Segal (Van Damme ist noch so ein Kandidat): Schema F. Der Veteran. Toller Hecht, unscheinbar (sein Hintergrund ist ein Geheimnis, wir wissen nur eines: er war SEAL/Green Beret/ Delta Force / Ranger Recon Alpha GSG9 whatever) - aber komm dem mal nicht quer!
Und jetzt Till Schweiger. Das funktioniert in den U.S.A. ganz gut. Aber hier, in Deutschland?
Ehrlich gesagt, über Till Schweiger muss ich immer lachen.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan/seite-2?commentstart=1#cid-2280998
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UnwrittenTales
30.08.2012 um 7:29 Uhr
[Die Bundeswehr wirbt für Til Schweiger]
Ist es nicht andersherum? Til Schweiger wirbt für die Bundeswehr? ...
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan/seite-2?commentstart=33#cid-2281599
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leoplus
29.08.2012 um 20:26 Uhr
10. .....
diese interlecktuellen, nee nee...
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan/seite-2?commentstart=9#cid-2281053
Aus: "Die Bundeswehr wirbt für Til Schweiger" Philipp Laage (29.08.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-08/til-schweiger-schutzengel-afghanistan)
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Quote[...] Die Staatsschutzabteilung der Hamburger Polizei hat am Dienstag die Ermittlungen übernommen, nachdem Unbekannte in der Nacht zu Montag einen Anschlag auf das Wohnhaus des Fernsehschauspielers Til Schweiger in der Hansestadt verübt hatten. Die Beamten gehen dem Verdacht eines möglichen linksextremistischen Hintergrunds für die Tat nach.
Am Montagvormittag war ein Bekennerschreiben der angeblichen Täter per E-Mail bei der Hamburger Morgenpost eingegangen. Eine Gruppe namens ,,Tatortverunreiniger_innen" bekennt sich darin, das Anwesen des Schauspielers im noblen Hamburger Westen ,,mit krimineller Energie" heimgesucht und das ,,Millionenobjekt" mit Farbflaschen beworfen zu haben.
Nach Angaben der Polizei waren gegen 3 Uhr nachts an der Hauswand der Villa sechs Marmeladengläser zerbrochen, die weiße Farbe enthalten hatten. Passanten waren kurz darauf auf die Aktion aufmerksam geworden, weil ein Kleinwagen, der vor dem Haus geparkt war, in Flammen stand. Das Fahrzeug brannte völlig aus. Schweiger selbst soll sich zum Tatzeitpunkt nicht auf dem Anwesen aufgehalten haben.
In dem Bekennerschreiben wird Schweigers Engagement für die Bundeswehr und deren Einsatz in Afghanistan als Motiv für den Anschlag genannt. ,,Deutsche Kriegseinsätze mit allen ihren Folgen sollen als normal und gerecht empfunden und akzeptiert werden", heißt es in dem Schreiben.
In zahlreichen Veröffentlichungen, Filmen und Fernsehsendungen würden ehemalige Afghanistan-Kämpfer als Helden auftreten. Konkret nennen die angeblichen Täter Schweigers Film ,,Der Schutzengel", in dem der 49-Jährige im vergangenen Jahr einen früheren KSK-Soldaten mimte, der aus Afghanistan zurückgekehrt war und nun eine Zeugin vor ihren Verfolgern schützte.
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hatte in der Vergangenheit dieses Engagement Schweigers gewürdigt und war auch zur Premiere des Streifens in Berlin erschienen. De Maizière betonte unlängst, durch solche Darstellungen der Soldaten in Film und Fernsehen hätte sich das öffentliche Ansehen der Bundeswehr in den vergangenen Jahren und die Akzeptanz des Afghanistan-Einsatzes erheblich verbessert.
Farb- und Brandanschläge auf die Fahrzeuge oder Wohnhäuser von Prominenten hat es in der Hansestadt in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Zu den Opfern gehörten Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, dessen Mercedes 2007 in Flammen aufging, der Chef der Werbeagentur Jung von Matt, Holger Jung, der für die Kampagne ,,Du bist Deutschland" verantwortlich war oder der Chef der Affinerie, Werner Marnette. Die Täter konnten stets unerkannt entkommen.
In Hamburg und Berlin wurden in den vergangenen Jahren nachts auch immer wieder Luxusautos aus Protest gegen steigende Mieten und die Gentrifizierung ganzer Stadtteile angezündet. Überdies wurden Fuhrparks von Polizei, Bundeswehr, der Post und anderen Speditionen wiederholt von Brandstiftern heimgesucht, die ihre Taten stets damit begründeten, dass die betroffenen Firmen und Einrichtungen die Streitkräfte bei ihren Auslandseinsätzen unterstützten.
Der Verfassungsschutz registrierte in jüngerer Zeit einen leichten Anstieg, was die Zahl extremistischer Gewalttäter im rechten wie im linken Spektrum angeht. Zugleich sei die Zahl der Gewalttaten aber leicht gesunken. In der linken Szene gibt es seit Jahren immer wieder heftige Kontroversen über die Frage, ob der Einsatz von Gewalt in der politischen Diskussion zu rechtfertigen ist.
Aus: "Staatsschutz ermittelt nach Schweiger-Anschlag" Steffen Hebestreit (27. März 2013)
Quelle: http://www.fr-online.de/panorama/til-schweiger-anschlag-staatsschutz-ermittelt-nach-schweiger-anschlag,1472782,22219382.html (http://www.fr-online.de/panorama/til-schweiger-anschlag-staatsschutz-ermittelt-nach-schweiger-anschlag,1472782,22219382.html)
Quote[...] Ein Kinobesuch im Jahr 1984: Ex-Soldat James Braddock (Chuck Norris) hat den Schrecken des Vietnam-Kriegs hinter sich gelassen. Doch finstere Machenschaften im Dschungel von Vietnam zwingen ihn, noch einmal den Kampf aufzunehmen - und seine einstigen Peiniger für ihre Verbrechen zahlen zu lassen.
Ein Kinoabend 1988: Ex-Soldat Nico Toscani (Steven Seagal) hat den Schrecken des Vietnam-Kriegs hinter sich gelassen. Doch die finsteren Machenschaften eines ehemaligen Vorgesetzten zwingen ihn, noch einmal den Kampf aufzunehmen - und skrupellose CIA-Agenten für ihre Geschäfte mit einem Drogenkartell zahlen zu lassen.
Ein Jahr später im Kino: Ex-Soldat Nick Parker (Rutger Hauer) hat den Schrecken des Vietnam-Kriegs, hinter sich gelassen. Doch die finsteren Machenschaften eines Drogenbarons zwingen ihn, noch einmal den Kampf aufzunehmen - und die Entführer seines Freundes für ihre Verbrechen zahlen zu lassen.
Norris' "Missing in Action", Seagals "Nico", Hauers "Blinde Wut" - drei Actionfilmklassiker mit der gleichen Erfolgsformel: In den achtziger Jahren, noch in den Nachwehen von Vietnam und auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, gebar Hollywood einen neuen Helden-Typus. Keinen strahlenden Ordnungshüter, sondern einen von Traumata geschüttelten, rachsüchtigen Einzelgänger, dessen Kampfmaschine Körper ebenso tödlich war wie sein Waffenarsenal und der unentwegt markige Sprüche klopfte: Die Ein-Mann-Armee. Ein Jahrzehnt lang sollten One-Man-Army-Streifen das Actionkino beherrschen. Ausgelöst worden war dieser Boom - wie sollte es auch anders sein - durch einen einzigen Mann.
Im Jahr 1982 schlenderte Sylvester Stallone in der Rolle des Kriegsheimkehrers John Rambo eine einsame amerikanische Landstraße entlang - und mitten in einen Kleinkrieg hinein. In "Rambo" misshandeln sadistische Dorfpolizisten den Ex-Soldaten so lange, bis dieser mit Hilfe von Guerilla-Taktiken einen blutigen Rachefeldzug anzettelt. Eigentlich war vorgesehen gewesen, den einsamen Kämpfer am Ende des Filmes sterben zu lassen. Doch auf Wunsch Stallones wurde die Szene geändert. Rambo überlebte - und brachte etliche Kinder im Geiste zur Welt.
Ganze Armeen kleiner und großer, männlicher wie weiblicher Rambos tummelten sich plötzlich im Kino - natürlich jeder strikt auf eigene Faust: Der schwedische Ex-Türsteher Dolph Lundgren legte sich in "Red Scorpion" 1988 allein mit dem KGB an. Der österreichische Bodybuilding-Champion Arnold Schwarzenegger fegte bei der Suche nach seiner entführten Tochter 1985 in "Das Phantom Kommando" einen südamerikanischen Diktator und dessen ganzes Regime hinweg. Und selbst Kampfsportexperte Chuck Norris beschloss plötzlich, lieber um sich schießende Vietnam-Veteranen zu spielen.
Natürlich war die Idee des einsamen Rächers nicht wirklich neu: Schon Bruce Lee hatte in den siebziger Jahren in Kung-Fu-Filmen wie "Der Mann mit der Todeskralle" (1973) ganze Armeen von Gegnern im Alleingang aus dem Weg geräumt. Charles Bronson und Clint Eastwood hatten in "Ein Mann sieht rot" (1974) und "Dirty Harry" (1971) längst Selbstjustiz über Recht und Ordnung gestellt. Und schauspielernde Bodybuilder kannte Hollywood schon, seit Reg Park, dreifacher Mr. Universe, in den sechziger Jahren in "Herkules"-Sandalenfilmen aufgetreten war. Doch Stallones wortkarger "Rambo" vereinigte all ihre Eigenschaften in sich: Die Körperbeherrschung des Kung-Fu-Films, die Erbarmungslosigkeit der Selbstjustiz-Dramen und die imposante Physis der Bodybuilder.
Der Urvater der Ein-Mann-Armeen denkt indes noch immer nicht ans Aufhören: Sylvester Stallone, der in diesem Jahr 66 wurde, scharte 2010 noch einmal Actionstars wie Arnold Schwarzenegger, Dolph Lundgren und Bruce Willis um sich - für "The Expendables", einen Ensemblefilm der einsamen Wölfe. Sogar die Stunts für sein Actionspektakel machte Stallone noch selbst. Bei der Fortsetzung "The Expendables 2" allerdings überließ der Schauspieler das dann doch lieber Jüngeren: Bei einem Stunt im Vorgängerfilm hatte er sich einen Genickbruch zugezogen, nun trägt er eine Metallplatte im Nacken. Eine erneute Verletzung könnte seinen Tod bedeuten. Der Film läuft heute in den deutschen Kinos an - mit dem Slogan "Jeder ist entbehrlich".
Muskelshirts und explodierende Hochhäuser: Erinnern Sie sich mit einestages an die unentbehrlichsten Ein-Mann-Armee-Klassiker der achtziger Jahre von "Mad Max" bis "Stirb langsam" - und an die markigsten Macho-Einzeiler ihrer Helden.
Aus: "Actionhelden der Achtziger Ein Mann, eine Armee" Danny Kringiel (30.8.2012)
Quelle: http://einestages.spiegel.de/s/tb/25442/stallone-schwarzenegger-und-co-one-man-army-actionfilme.html (http://einestages.spiegel.de/s/tb/25442/stallone-schwarzenegger-und-co-one-man-army-actionfilme.html)
Quote[...] Apple lässt eine App eines New Yorker Studenten über tödliche Missionen von US-Drohnen nicht im App Store zu. Die Begründungen dafür reichen von "sie ist verwerflich" bis zu "interessiert eine zu kleine Gruppe". Der Student will sie nun für Android entwickeln.
Josh Begley studiert an der New York University. Er hat Drones+ programmiert, eine App fürs iPhone, die aktuelle Informationen darüber bereitstellen soll, wann US-Drohnen tödliche Missionen ausführen. Die Daten basieren dabei auf Berichten des Londoner Büros für Investigativen Journalismus. Die Organisation sammelt Daten über unbemannte CIA-Flugzeuge.
Doch Apple wies die App mehrfach zurück und ließ bisher keine Veröffentlichung im App Store zu. Die Begründungen für die Ablehnung, die an Begley geschickt wurden, variierten. Zuerst war die App "nicht hilfreich genug" und würde eine zu kleine Gruppe an Interessierten ansprechen. Wenig später wies Apple die App zurück, weil darin "Inhalte zu finden sein, die die Zielgruppe für verwerflich halten" würden, zudem sei die App nicht mit den Guidlines des App Stores vereinbar.
Begley wollte mit der App Bewusstsein dafür schaffen, dass durch den Einsatz von unbemannten Drohnen immer wieder zahlreiche Menschen, darunter auch Zivilisten, ums Leben kommen. Im Jahr 2011 sei es etwa in Pakistan zu 75 Zwischenfällen gekommen, die insgesamt 655 Todesopfer gefordert hätten, so die Zahlen des Londoner Büros für Investigativen Journalismus. Bergley will seine App Drones+ nun für Android programmieren, erzählt er dem "Guardian" [ ... Apple did not return the Guardian's request for comment.... [http://www.guardian.co.uk/technology/2012/aug/30/apple-blocks-us-drone-strike-app (http://www.guardian.co.uk/technology/2012/aug/30/apple-blocks-us-drone-strike-app)]].
Aus: "Apple blockiert App über US-Drohnen-Angriffe" (31.08.12)
Quelle: http://futurezone.at/netzpolitik/11055-apple-blockiert-app-ueber-us-drohnen-angriffe.php (http://futurezone.at/netzpolitik/11055-apple-blockiert-app-ueber-us-drohnen-angriffe.php)
Quote[...] Gott mit uns war seit 1701 der Wahlspruch des preußischen Königshauses, der deutschen Kaiser und ein Teil der preußischen sowie später deutschen militärischen Hoheitszeichen. Auch nach dem Ende der Monarchie in Deutschland wurde er von Reichswehr und Wehrmacht benutzt. Während des Zweiten Weltkriegs trugen die Soldaten der Wehrmacht den Spruch auf ihren Koppelschlössern.
...
Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Gott_mit_uns (https://de.wikipedia.org/wiki/Gott_mit_uns) (7. August 2012)
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Quote[...] In den deutschen Kirchen wird die "Zeit der Schrecken" 1914 als eine göttliche Offenbarung gedeutet, welche die Menschen zurück zu Gott führt und vor allem in die eigenen Gotteshäuser. Der Kölner Kardinal Felix von Hartmann, ein Münsterländer, versteigt sich in seinem Fastenhirtenbrief 1915 zu der Aussage:
Wie viel Segen hat dieser Krieg nicht schon gebracht, und wie viel soll er noch bringen! Der Ruf unseres Kaisers [...] zu einem Kampf gegen eine Welt von Feinden - zu einem Kampf, in den er reinen Gewissens zog, der Gerechtigkeit unserer Sache vor Gott gewiss: war dieser Ruf nicht ein Ruf der göttlichen Vorsehung für uns alle [...]. Unsere Krieger sind in den blutigen Kampf gezogen: Mit Gott, für König und Vaterland!
Kardinal Felix von Hartmann
Der national-konservative Münchener Erzbischof Michael von Faulhaber, seit 1917 Feldpropst des Bayerischen Heeres, betrachtet die Kanonen gar als "Sprachrohre der rufenden Gnade" Gottes! Mit ähnlichen Überspanntheiten, denen zufolge ein listiger Gott die Menschen durch den Krieg wider zur kirchlich-christlichen Besinnung bringt, ließen sich ganze Dokumentarbände füllen. Die Motive sind leicht durchschaubar und überaus hässlich. Man sieht die Kirche vorab als die große Kriegsgewinnerin und sich selbst ob der "religiösen Renaissance" von jenen unbequemen Herausforderungen befreit, die sich angesichts des rapiden Säkularisierungstrends im frühen 20. Jahrhundert stellen.
Liest man die Berichte über kirchliche Soldatenabschiede mit obligatem Sakramentenempfang, Wallfahrten, Bittandachten, Rosenkranzfeldzüge und andere Kriegsgottesdienstformen, so scheint diese Rechnung zumindest in der Anfangszeit des Krieges auch aufgegangen zu sein: "Not lehrt - wieder - beten." Jetzt wettern bischöfliche Kanzelredner mit schlichtem Gemüt und heiligem Zorn gegen die leichte Frauenmode der Zeit, die für Kriegsneid und alle Teufeleien dieser Welt als Ursache herhalten soll. Fahrlässig suggeriert man den Gläubigen, durch unentwegte Fürbitte und Aufopferung im Gotteshaus könne man das Leben der Angehörigen an der Kriegsfront beschützen.
Die Schuldgefühle und Verzweiflungen, die eine solche Pastoral unweigerlich produzieren muss, haben den Glauben vieler Christen nachhaltig zerstört. Die patriotischen Trostpredigten entbehrten jeder Substanz, und das merkten die Menschen spätestens nach hundertfacher Wiederholung auch. Die Kriegstheologen an der Heimatfront hatten sich so verrannt, dass viele ihrer Schäfchen und auch Vertreter der eigenen Zunft am Ende Erlösung in esoterischer Parapsychologie suchen mussten.
Ganz heilig hatte man den Soldaten vom Kriegsschauplatz gepredigt, dem nicht selten die Qualität eines Gottesdienstes zugeschrieben wurde. Neben "unterhaltsamen" Feldpostheftchen der Heimatkirche mit flotten Totschlagsprüchen und Durchhalteparolen schickte man auch Gebetsermahnungen in den Schützengraben. Doch der gemeine Soldat mit gesundem Menschenverstand und noch halbwegs intakter Psyche konnte auf dem Feld der Menschen-Abschlachterei rein gar keine göttliche Sinngebung erkennen. Am Ende ging die Rechnung nicht auf. Der Exodus aus den Kirchen war während des Krieges zeitweilig zurückgegangen. Doch 1919/20 folgte aufgrund der vorangegangenen Kriegskirchenpraxis eine Austrittswelle in Hunderttausender-Schritten. Gelernt hat man aus diesem Glaubwürdigkeitsverlust - bis heute - nicht.
... Eine wirklich durchgreifende Erschütterung angesichts des deutschen Kriegschristentums hat es bei den Theologen und Leitern beider Großkirchen nie gegeben. Der jetzige Papst aus Deutschland hat sich kurz vor seiner Wahl sogar durch eine polemische Warnung vor dem Pazifismus empfohlen. Gegenwärtig waltet hierzulande eine ziemlich konsequent eingehaltene Arbeitsteilung. Man bedenkt kirchenamtlich die Kriegsgegner im Umfeld etwa der evangelischen Arbeitsgemeinschaft Dienste für den Frieden oder der katholischen Bewegung Pax Christi mit wohlwollenden Grußworten. Gleichzeitlich lässt man die für das Militärische zuständigen Kirchenbeamten z.B. zum Schauplatz "Afghanistan-Vietnam" Dinge sagen, die im Land keiner mehr glaubt (eine andere Variante: man lobt die "gute Arbeit" der Soldaten in Auslandseinsätzen und äußert vorsichtige Zweifel an der offiziellen Politik).
Sakrale Feierlichkeiten an Heimat- und Kriegsfront mit Soldatenuniformen oder gar Waffen am Altar, fein anzuschauen auf YouTube, sind gar kein Problem für die kirchenamtliche Obrigkeit. Statt unter Hinweis auf die einschlägigen Budgetverteilungen und die systematische Hilfsunterlassung auf einem hungernden Planeten die menschenfreundliche Begleitrhetorik zu den Militärdoktrinen der reichen Länder ad absurdum zu führen, debattiert man in kirchlichen Bildungseinrichtungen in enger Tuchfühlung mit der Bundeswehr über "zukunftsträchtige" Strategien. Was dabei an kirchlicher Höflichkeit bzw. Hofkirchlichkeit herauskommt, kann man sich jeweils auch ohne Hellseherei schon im Voraus ausmalen.
In ökumenischer Gremienkooperation wird regelmäßig ein hervorragender kirchlicher Rüstungsexportbericht vorgelegt. Bewiesen wird darin, wie Deutschland - in Relation durchaus ähnlich aggressiv wie die USA als Globus-Militarisierer - durch profitträchtige Rüstungsexporte die Kriegsgefahr in der Welt mutwillig erhöht. Es stellt sich aber kein Bischofskonferenz-Vorsitzender oder EKD-Ratspräsident vor die Fernsehkameras und kündigt an, dass die Kirchen gegen diesen menschenfeindlichen Komplex oder speziell gegen kriminelle Panzerlieferungen an Saudi-Arabien Widerstand leisten werden.
Bischöfliche oder theologische Prominenz ist bei der maßgeblich auch von Christen mit initiierten Aktion Aufschrei gegen den deutschen Waffenhandel bislang nur als rühmliche Ausnahme zu vermelden, so aus Fulda und durch die Schirmfrauenschaft von Margot Käßmann, der man eine laute Predigt zum Thema "Afghanistan" bis heute nicht verzeiht.
Summa summarum kann man über die beiden offiziell geltenden Friedensdokumente der Großkirchen nur sagen, dass sie geduldiges Schubladenpapier sind, das im kirchlichen Leben und Gesellschaftsengagement nirgendwo für Konfliktschauplätze sorgt. Und es sollte auch niemand etwas anderes erwarten, solange es staatlich eingetriebene Kirchensteuern, staatskirchlich hoch besoldete Fürstbischöfe oder EKD-Ratsherren, verbeamtete Theologieprofessoren auf bequemen Ruhekissen, eine staatlich finanzierte Militärseelsorge und einen deutschen Jünger Platons auf dem päpstlichen Stuhl gibt.
Quote1. September 2012 11:53
Tunnelblick
Volker Putt
Seinerzeit hatte jede Armee Gott für die Propaganda eingespannt.
Und christlicher Dschihad macht soviel Sinn wie antirassistische
ethnische Säuberung.
Quote2. September 2012 20:09
Re: Tunnelblick
Joachim Durchholz
bit4me schrieb am 1. September 2012 12:00
> Den einzigen
> Vorwurf, den man Peter Bürger zu machen hat, dass er sich auf die
> kath. Kirche beschränkt hat.
Grad diesen Vorwurf kann man ihm nicht machen, auch die Evangelischen
kriegen ihr Fett weg.
Weniger ausführlich, aber sie werden mit keinem Wort entlastet.
> Religös zu sein, ist Fundamentalismus
> per se, weil die These Gott nun mal nicht beweisbar ist.
Der Glaube an etwas nicht Beweisbares ist kein Fundamentalismus.
Fundamentalismus ist, wenn man diesen Glauben zum alleinigen Maßstab
macht. Da sind aber jede Menge Religiöser (teils sogar
Tiefreligiöser) sehr weit weg von.
Quote1. September 2012 01:12
Antimilitaristische Tradition
leomond
Wenn man um eine Ecke schaut, sieht man in der Regel nicht das Ende
der Welt, sondern nur bis zur nächsten Ecke. Wenn katholischen
Deutschen der den Preußen entflohene Deserteur als Held galt, dann
nicht wegen einer antimilitaristischen Tradition der deutschen
Katholiken, sondern weil Preußen der Hort des häretischen
Protestantismus war.
Die spätere Übernahme des preußisch-protestantischen Militarismus
durch die Katholiken ist auf dieselbe Weise zu erklären: weil die
neue Nation, nun vollständig anerkannt, eine suprakonfessionelle
Identifikationsmöglichkeit bot, konnte der vorgebliche
Antimilitarismus fallen gelassen und auf den Kurs der Protestanten
eingeschwenkt werden.
Aus: "Deutsch-katholischer Dschihad 1914-1918" Peter Bürger (01.09.2012)
Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/37/37531/1.html (http://www.heise.de/tp/artikel/37/37531/1.html)
Quote[...] Liebst du das Abenteuer und Lagerfeuer-Partys? Mit diesen Fragen wirbt das Jugendmagazin Bravo für das Bundeswehr-Adventure Camp 2012. Jetzt hagelt es Kritik: Die Nachwuchswerbung der Bundeswehr soll gestoppt werden, denn im Extremfall kann das Programm für die Jugendlichen sogar lebensgefährlich werden.
,,Auf einer coolen Bundeswehrhütte weit oben auf dem Berg wohnen" - das und mehr erwartet laut einem Werbevideo Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren in dem Bundeswehr-Adventure Camp 2012. Zusammen mit dem Jugendmagazin ,,Bravo" wirbt die Bundeswehr für zwei kostenlose Reisen, für die Interessierte sich bis zum 12. September bewerben sollten, um Zeit bei der Luftwaffe in Sardinien oder bei den Gebirgsjägern in den Berchtesgadener Alpen zu verbringen. Bei der Anmeldung mussten die Bewerber ihre Kondition unter Beweis stellen: Man sollte beispielsweise angeben, ob man das Deutsche Sport- oder Schwimmabzeichen hat oder wie gut die letzte Sportnote war. Das Werbevideo auf YouTube verspricht unter anderem ,,krasse Wasserwettkämpfe", ,,crazy Strandspiele" und ,,coole Beachpartys" auf Sardinien. Und das ist anscheinend noch nicht genug: In schwindelerregender Höhe klettern, zelten, grillen und Lagerfeuerpartys erwartet die Jugendlichen in den Alpen.
Seit der Abschaffung der Dienstpflicht fehlt es der Bundeswehr an Nachwuchs. Alles soll cool sein und nach Abenteuer klingen. Doch die Risiken und die harte Realität, die Jugendliche bei einem richtigen Bundeswehreinsatz erwarten würde, werden nicht erwähnt. Zwar ist das Mindestalter der Teilnehmer 16 Jahre, doch die ,,Bravo" spricht damit auch jüngeres Publikum an, da ihre Zielgruppe weit unter dieser Altersgrenze liegt.
Die YouTube-User sind von dem Werbevideo schockiert: ,,Der Krieg ist heutzutage ja richtig 'trendy' und 'fesch' geworden, cool ey.... Für jeden Abschuss gibt es eine Justin Bieber Fan-Kette und für jede Verwundung ein tolles Miley Cyrus Bandana, YEAH!"
Auch Politiker und Verbände wenden sich gegen das Camp. Die Grünen-Politikerin Agnieszka Brugger ist der Meinung, dass solche Mittel der Nachwuchswerbung ,,nicht akzeptabel" seien. Das Kinderhilfswerk ,,terre des hommes" kritisiert, dass sich die Bundeswehr bei der Nachwuchswerbung auf Erwachsene beschränken solle. Sie forderten Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) auf, die ,,fragwürdige Kampagne" zu stoppen. Die Werbung würde den Eindruck vermitteln, ,,dass es sich bei der Bundeswehr um einen Abenteuerausflug handelt", sagte Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte der Organisation, der ,,Westfälischen Rundschau". ,,terre des hommes" richtete auch eine Onlinepetition ein, bei der die Unterzeichnenden gegen das Camp protestieren können. Sie fordert, dass man zukünftig in Kinder- und Jugendmedien darauf verzichten solle ,,irreführende Werbeaktionen für die Bundeswehr durchzuführen, die die Gefahren des Soldatenberufs verharmlosen."
Die Zeitschrift ,,Bravo" entgegnet, dass sie die Werbeinhalte sehr genau überprüfen. ,,Wir haben uns nach dieser Prüfung für eine Zusammenarbeit mit den BW-Adventure-Camps entschieden. Für die Werbeinhalte ist wie üblich bei Medienpartnerschaften der Anzeigenkunde verantwortlich– das ist in diesem Fall die Bundeswehr. Sie ist Teil der Zivilgesellschaft, zudem bietet sie ein breites Angebot an Ausbildungsberufen an und dafür wirbt sie als Anzeigenkunde in einer Vielzahl an Medien", so Katrin Hienzsch, PR-Referentin der Bauer Media Group. ...
Aus: "Die Herausforderung deines Lebens" laurie-hilbig (18.09.2012)
Quelle: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/555986/Die-Herausforderung-deines-Lebens (http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/555986/Die-Herausforderung-deines-Lebens)
Quote[...] Crystal, oft auch Crystal Meth genannt, ist ein Methamphetamin, das extrem schnell abhängig macht und schon nach kurzer Zeit psychische und physische Schäden hervorruft. Die Droge wurde ursprünglich unter dem Markennamen Pervitin von Soldaten zur Dämpfung des Angstgefühls sowie zur Leistungssteigerung eingesetzt.
So orderten deutsche Wehrmacht und Luftwaffe im 2. Weltkrieg millionenfach Pervitin-Tabletten, die Soldaten sprachen von "Panzerschokolade" oder "Hermann-Göring-Pillen".
...
Aus: "Drogenkonsum Crystal Meth verbreitet sich in Deutschland" Sandra Dassler (01.10.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-10/drogensucht-crystal-meth-brandenburg (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-10/drogensucht-crystal-meth-brandenburg)
Kameraden - Die Wehrmacht von innen
Erschienen: 01.10.12, 544 Seiten
ISBN: 9783492055406
Quote[...] Wie nationalsozialistisch war der Krieg der Wehrmacht? Wie fest war die NS-Ideologie in den Köpfen der Soldaten verankert? Und wie wirkten sich ihre Überzeugungen auf ihr Handeln aus?
Verlässliche Quellen, um diese Fragen zu beantworten, waren lange Zeit rar. Tagebücher gab es nicht genug, um repräsentative Schlüsse zu ziehen, die Feldpost wurde zensiert, und Erinnerungen verraten mehr über die Strategien der Vergangenheitsbewältigung als über das Geschehen im Kriegsalltag.
Erst 2001 änderte sich die Situation – als der Mainzer Historiker Sönke Neitzel im britischen Nationalarchiv zufällig auf ein Konvolut unerforschter Akten stieß, auf Tausende Seiten geheimer Abhörprotokolle aus drei britischen Kriegsgefangenenlagern nahe London. Bei diesen Einrichtungen handelte es sich um Verhörlager. Die Zellen waren verwanzt. Ohne dass die Gefangenen es wussten, belauschten Abhörspezialisten ihre Gespräche, manche schnitten sie komplett mit. Rund 50.000 Seiten umfasst der Aktenbestand. 50.000 Seiten, die den Briten helfen sollten, Militärgeheimnisse zu lüften, und die heutigen Historikern einen ungefilterten Einblick in die Gedankenwelt deutscher Soldaten eröffnen. Ein sensationeller Fund.
Dem ein noch größerer folgte. 2006, mittlerweile hatte Neitzel Auszüge aus den Protokollen veröffentlicht, entdeckte er weitere Abhörakten – diesmal in Washington, denn 1942 hatten auch die Amerikaner begonnen, ihre deutschen Kriegsgefangenen auszuspionieren. Der Umfang des US-Materials: 102.000 Seiten.
Erschlossen hat diesen Bestand nun der junge Historiker Felix Römer. 2008 – kurz nach Abschluss seiner viel gelobten Dissertation über den Kommissarbefehl – war er zu der Forschergruppe um Sönke Neitzel gestoßen, einem interdisziplinären Team, angeleitet von Neitzel selbst und dem Sozialpsychologen Harald Welzer. Fast vier Monate lang fotografierte er in Washington Akten, zehn Stunden täglich, sechs Tage die Woche. Kaum jemand hatte die Dokumente vor ihm angerührt. Insgesamt zwanzig Wissenschaftler und studentische Mitarbeiter aus Deutschland, Österreich und Italien halfen ihm anschließend, sie zu sichten, zu erschließen, zu analysieren.
Nachdem Neitzel und Welzer bereits im vergangenen Jahr mit ihrem Buch Soldaten – Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben Aufsehen erregt haben, legt Römer nun das Ergebnis seiner Recherchen vor: Kameraden – Die Wehrmacht von innen. Doch die beiden Bücher unterscheidet mehr, als sie verbindet.
... »Die Masse der Männer war nur oberflächlich politisiert, aber mitunter tief ideologisiert«, resümiert Römer.
... Der Krieg der Wehrmacht, lautet Römers Fazit, war durchaus bis in die Mikrostrukturen hinein nationalsozialistisch. Was nicht bedeutet, dass die Ideologie nach einem simplen Ursache-Wirkung-Schema zur Tat führte. Stattdessen habe der Rückgriff auf ideologische Versatzstücke mitunter eher zur Selbstbeschwichtigung gedient, sodass viele Täter nicht aus nazistischer Überzeugung zu Mördern geworden seien, sondern umgekehrt durch ihre Mordtaten ihr Weltbild im Sinne der Nazi-Ideologie verfestigt hätten. Römer verfällt bei seiner »Suche nach dem Individuellen im Krieg« denn auch nicht dem naiven Glauben, der Einzelne habe autonom gehandelt. Aber er kann darlegen, dass die Dynamik des vieltausendköpfigen Militärapparates dadurch mitbestimmt wurde, wie einzelne Akteure ihre mal geringeren, mal größeren Spielräume ausschöpften.
Ganz nebenbei stützt seine Untersuchung auch eine ganze Reihe in der jüngeren NS-Forschung bereits etablierter Annahmen. Die These etwa, dass die Soldaten, die an der Ostfront waren, von »dieser Judensache«, vom Holocaust gewusst haben müssen . Die Erkenntnis, dass in allen Einheiten die verbrecherischen Wehrmachtbefehle befolgt wurden. Aber auch die Vermutung der Täterforschung, dass es in der Regel einer Phase der »Gewaltsozialisation« bedurfte, um Männer hervorzubringen, die stur, gefühllos oder sogar mit Lust mordeten.
Eine Absage hingegen erteilt Römer Theorien, die allzu abstrakte Kräfte hinter dem Kriegsgeschehen vermuten. Ohne dass der Name des US-Historikers Timothy Snyder und der Titel seines Buches Bloodlands fallen, ist deutlich, wogegen sich Römer wendet, wenn er kritisiert, dass die Rede von »ominösen Ermöglichungsräumen« mehr verneble als kläre: »Nicht der Raum an sich«, sondern »die deutsche Wahrnehmung dieses Raums« sei entscheidend gewesen für die »maximale Gewaltanwendung« im Ostfeldzug.
So werden wohl auch in Zukunft nicht verstiegene Spekulationen und Theorien zum Verständnis des Krieges beitragen, sondern Studien wie diese. Noch ist das Material aus Fort Hunt nicht ausgeforscht. Schon jetzt aber kann Römers Arbeit als Meilenstein gelten. Sie hat das Bild vom Krieg der Wehrmacht schärfer gestellt, als man es lange Zeit für möglich gehalten hätte.
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volksschenk
14.10.2012 um 14:00 Uhr
Lizenz zum Töten
Sie reicht im Grunde genommen schon um alle Hemmungen fallen zu lassen. Dies war in fast allen Kriegen so, war bei der Wehrmacht so und ist heute immer noch so. (Ein deutscher Oberst, der in Afghanistan ein Massaker an über hundert Menschen zu verantworten hatte, wurde nach seiner Tat sogar zu General befördert).
Trotzdem handelt es sich bei der deutschen Wehrmacht – wie Römer anschaulich darlegt - um einen besonderen Fall. Die Hemmschwelle zu töten lag nicht nur auf dem untersten Level, sondern die Ermordung wehrloser Zivilisten, die auch nicht im Ansatz eine Bedrohung darstellten, wurde zu einem Akt der völkischen Hygiene. So wie man selbstverständlich als Wehrmachtssoldat seinen Körper reinigte und seine Zähne putzte, so reinigte man selbstverständlich den Volkskörper. Einer Extra-Mord-Befehlerei bedurfte es im Grunde nicht mehr.
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xila
14.10.2012 um 16:20 Uhr
... Das große Rätsel für mich besteht bis heute darin, wie die Judenverfolgung Schritt für Schritt umgesetzt werden konnte trotz eines ziemlich kleinen Teils der Bevölkerung, der die jeweils nächsten Schritte aktiv gefordert oder passiv befürwortet hätte. Die Tagebücher Victor Klemperers beispielsweise illustrieren diesen merkwürdigen Umstand genauso eindrucksvoll wie das umgekehrte Phänomen, daß nur wenige aktiv gegen diese jeweiligen neuen Schritte handelten oder sie in Frage stellten. Die Mehrheit verhielt sich die meiste Zeit passiv, und diese Passivität reichte offenbar aus, um für die vergleichsweise wenigen aktiven Judenhasser aus Überzeugung plus diejenigen, die sie mitbetrieben, weil sie sich davon Vorteile versprachen, die Wirkung einer Unterstützung zu haben.
Der aus Römers Buch zitierte Satz: "Wer keine eigene Meinung besaß, orientierte sich umso mehr an dem, was sozial vorgegeben war" scheint mir ein Schlüsselsatz auch für dieses Phänomen zu sein, das von der Wissenschaft bislang weitgehend ignoriert wird. Dabei wäre das so wichtig, wenn man Sätze wie das sprichwörtliche "Wehret den Anfängen" wirklich so meinen würde, wie es immer gesagt wird. Jedes Unrecht von Staats wegen hätte, wenn dieses Verhalten als allgemeingültig vorausgesetzt werden könnte, einen "Konformitätsbonus", wenn die Widerstände gegen seine Installation einmal überwunden sind und es eingeführt wurde, und jeder darauf aufbauende Schritt ist einfacher zu installieren als der vorhergehende.
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tsitsinotis08
14.10.2012 um 23:58 Uhr
Die Wurzel des Konformismus ist der erzwungene GEHORSAM in der Kindererziehung! Kein Mensch wird gehorsam geboren! Insofern ist das Verhalten der meisten deutschen Soldaten nur eine Fortführung eines erzwungen-erlernten Prozesses.
Für mich am interessantesten ist Römers Beschreibung der Rolle der Truppenführer, wahrscheinlich überwiegend psychopathischer Figuren, die relativ autonom entscheiden konnten und denen die Soldaten überwiegend folgten, weil sie es so als Kinder gelernt hatten.
In seinem Buch "Der Fremde in uns" (dtv 2000) belegt der Psychoanalytiker Arno Gruen in bestürzender Weise, wie über den Weg der Entfremdung des Eigenen (als Kind) die Schleusen geöffnet werden: Zur Verachtung des Mitgefühls und der Scham.
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Aus: "Hitlers willige Landser" Christian Staas (14.10.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/2012/41/Wehrmacht-Soldaten-Felix-Roemer-Kameraden (http://www.zeit.de/2012/41/Wehrmacht-Soldaten-Felix-Roemer-Kameraden)
Quote[...] "War es die Opfer wert?" lautete die Leitfrage bei Anne Will - einzig Todenhöfer mochte sie dezidiert beantworten: "Ich glaube, dass man unsere jungen Soldaten verheizt hat", erklärt der in Kriegsfragen vom Saulus zum Paulus gewandelte Ex-CDU-Politiker - und nannte die Misserfolge beim Namen: Sowohl der islamistische Terrorismus als auch die Taliban habe man gestärkt. Statt demokratischer Werte bringe man den Afghanen Drohnen und Todesschwadrone. Und statt einer wirtschaftlichen Gesundung hinterlasse der internationale Einsatz das Land ärmer und zerstörter als je zuvor.
Starker Tobak, sollte man meinen. Doch was folgte, war keinesfalls eine hitzige Debatte über die Erfolge und Misserfolge des deutschen Afghanistan-Einsatzes, sondern ein lagerübergreifendes Beteuern, dass unsere Frauen und Männer da unten eben vor riesigen Dilemmata stünden. De Maizière machte seinem Titel als Verteidigungsminister alle Ehre, als er - statt Todenhöfer anzugreifen - die Defensive wählte: Er sprach von schweren Fehlern, räumte ein, Soldaten könnten "einen solchen Krieg nicht gewinnen" und korrigierte schließlich die Vorgabe nach unten: Ein "Mindestmaß an Sicherheit mit afghanischem Gesicht" nannte de Maizière als Ziel des Einsatzes, bevor man ihn 2014 offiziell beende.
Und dafür sollten bislang 52 deutsche Soldaten ihr Leben lassen? Diese Frage stellte Anne Will ihren Gästen wieder und wieder - um in allen möglichen Variationen die immer gleiche Antwort zu erhalten: Dass das, was ihrem Tod einen Sinn geben könnte, noch aussteht. "Wir müssen alles tun, dass der Blutzoll nicht vergeblich war", erklärte der Verteidigungsminister, und auch der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen Oumid Nouripour fand, dass der Einsatz "nicht so pauschal" für gescheitert erklärt werden könne - erst "in ein paar Jahren" könnte man darüber urteilen. Franz-Josef Overbeck, der eher peripher mitdebattierende Militärbischof der Bundeswehr, flüchtete sich in Binsen wie "Jeder Toter ist ein Toter zu viel" und dass man in Afghanistan sehen könne, wie "komplex" es sei, "für den Frieden zu wirken".
So blieb es auch hier Todenhöfer überlassen, darauf hinzuweisen, dass die afghanische Bevölkerung die meisten Toten zu beklagen habe, und dass es im Land kaum noch Menschen gebe, die nicht traumatisiert seien. Warum denn de Maizière nicht "als erstes Mitglied der Bundesregierung" nach Kunduz gehe, um mit den Angehörigen der über hundert zivilen Opfern des Nato-Bombardements auf zwei Tanklastzüge im September 2009 "über ihr Leid" zu sprechen und sich bei ihnen zu entschuldigen? Außerdem müsse er die Beförderung von Georg Klein, der den Einsatz damals befahl, vom Oberst zum General rückgängig machen. Eine Polemik, die der Verteidigungsminister abtropfen ließ: "Ich habe diese Beförderung selbst entschieden." Es sei eben "eine Tragödie" gewesen, was dort geschehen sei, basta.
Marita Scholz, Ruderweltmeisterin, Ex-Soldatin und Ehefrau eines schwer traumatisierten Afghanistan-Heimkehrers, machte ihrem Herzen Luft und schilderte in quälender Offenheit die Abgründe, die die posttraumatische Belastungsstörung ihres Mannes für sie und ihre Kinder bedeuten. Vom "Spagat zwischen Hobbytherapeutin und Ehefrau" sprach sie und dass die Bundeswehr bzw. die Politik sie damit alleine ließen, ihren am Kriegseinsatz zerbrochenen Mann zu stützen, sich seiner zu erwehren und ihm die Stange zu halten. Und gab nebenbei auch noch einen kleinen Einblick in die profaneren Nöte, die Soldaten dazu bringen, sich für den Auslandseinsatz im Kriegsgebiet zu melden. Auch sie sei drei Monate lang nach Afghanistan gegangen, erzählte die ehemalige Sportsoldatin - "ich wäre sonst Hartz IV gewesen und dort konnte ich mich beruflich beweisen".
Auch aus dieser Bedrängnis wand sich der Verteidigungsminister mit der ihm eigenen sturen Milde: Bereitwillig gab er zu, dass die Bundeswehr das Thema in den ersten Jahren des Afghanistan-Einsatzes nicht auf dem Zettel hatte und präsentierte sich detailliert informiert über die Therapieangebote und Trauma-Projektwochen. Dass man ihren Mann gar öffentlich als Mörder tituliere? "Diese Last müssen Sie ihm nicht nehmen", erklärte de Maizière. "Diese Mörderdebatte haben wir seit vielen Jahren hinter uns gelassen. Wir reden darüber, wie groß die Wertschätzung für die Soldaten ist."
Ob derlei Wertschätzung und Politikerlob nicht ein zu billiger Trost seien - diese Frage stellt Anne Will nicht. Sie wird noch Gelegenheit dazu haben: Die nächste Talkrunde zum Thema kommt bestimmt. Die zerknirschten, Dilemma-wälzenden Gesprächsrunden zu Afghanistan passen einfach zu gut zu einem Kriegseinsatz, der - da waren sich Todenhöfer und Nouripour weitgehend einig - vor allem aus bündnisstrategischen Gründen stattfindet. Einerseits agiert die Bundeswehr in Afghanistan nämlich als Teil der von den USA geführten Besatzungsmacht, andererseits beharrt die Bundesrepublik mit ihrer humanitären Note auf einer gewissen Distanz zur kriegsführenden Hauptmacht.
Um diese Sonderrolle herauszustellen, sind die Nöte und Sorgen unsere Frauen und Männer an der Brunnen- und Schulbaufront derzeit ganz oben auf der politischen Agenda. Dass 2014 die deutschen Soldaten aus Afghanistan abgezogen werden, relativierte de Maizière zum Schluss der Sendung auch noch schnell: Man wolle mit einem "neuen Mandat" die einheimischen Sicherheitskräfte mit einer "Ausbildungsmission" unterstützen.
QuoteSchon wieder diese Mär...
jirozaemon heute, 08:13 Uhr
...von der humanitären Mission. Der Auftrag der Bundeswehr lautete nie Brunnen- und Schulbau. Dafür gab es im militärischen Bereich nie entsprechende Mittel und Personal. Eben weil dafür zivile Organisationen federführend sind. Das Mandat der Bundeswehr war von Anfang an, einen Beitrag zur Stabilisierung der Sicherheitssituation und zum Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte zu leisten. Leider war der politische Mainstream bis 2009 nicht bereit, das auch so zu sagen. Und die Presse hat es immer und immer wieder voneinander abgeschrieben - wie auch jetzt wieder. ...
http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341.html#post11165839
QuoteBlutzoll???
deutsch_er heute, 08:19 Uhr
Wer hätte gedacht, dass man in Deutschland 2012 wieder das Wort Blutzoll in den Mund nimmt in Zusammenhang mit toten Soldaten? Es ist erschreckend, dass man scheinbar absichtlich keinen reinen Pazifisten eingeladen hatte. In einem Einspieler war der als "verrückt" dargestellte Eugen Drevermann zu sehen. Gezeigt und abgekanzelt als Pazifist. So hatte Verteidigungsminister De Maiziere leichtes Spiel, zu behaupten heute würde keiner mehr Soldaten als Mörder bezeichnen. Ich tue es. Erschreckend auch wie sehr sich CDU und Grüne heute auch ähneln. Zu Zeiten Helmut Schmidts waren die Grünen noch für einen Ausstieg aus der NATO und gegen den NATO-Doppelbeschluss. Die Zeiten ändern sich, und wer an der Macht ist biedert sich an. Wen wundert es da, dass die katholische Kirche das Morden von Soldaten rechtfertigt. 52 Soldaten kamen bei den Einsätzen bisher ums Leben. Im gleichen Zeitraum wurde eine viel größere Zahl von Kindern in sogenannten "Familientragödien" getötet. Mit einem Unterschied, die Kinder meldeten sich nicht freiwillig und bekamen kein Geld für ihren Einsatz. Sie sind Opfer. ...
http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341.html#post11165868
QuoteDas Bild der "Kriegszitterer"
tsitsinotis heute, 08:27 Uhr
ist seit fast 100 Jahren bekannt. Der Skandal ist die anhaltende Ignoranz der Verantwortlichen (auch Psychiater und Militärbischöfe), die diese geschundenen Seelen alleinlassen bzw. erst auf öffentlichen Druck hin vage reagieren. - Stattdessen schwadronieren sie von fehlender Anerkennung unserer tapferen Soldaten.- Es ist kaum auszuhalten...
http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341.html#post11165897
QuoteIst es nicht schön ...?
coyote38 heute, 08:28 Uhr
Aus der "bedingungslosen Solidarität", dem "NATO-Bündnisfall nach Artikel 5" und dem "gemeinsamen Kampf gegen den internationalen Terrorismus" ist nach Aussage meines Ministers ein "Mindestmaß an Sicherheit mit afghanischem Gesicht" geworden. ...
http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341.html#post11165902
Quotesicher
Onkel Mattel heute, 09:01 Uhr
der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen Oumid Nouripour fand, dass der Einsatz "nicht so pauschal" für gescheitert erklärt werden könne - erst "in ein paar Jahren" könnte man darüber urteilen. Ja sicher, als wenn es irgendjemand - abgesehen von den Opfern dieses Krieges - in ein paar Jahren noch interessieren würde, wer da wann in Afghanistan gekämpft hat. Und Herr Verteidigungsminister: Wenn man einen solchen Krieg nicht mit Soldaten gewinnen kann, warum wurden die dann überhaupt hingeschickt?...
http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341-3.html#post11166084
QuoteGute Sendung - halbe Wahrheit
humble_opinion heute, 09:10 Uhr
... Vermisst habe ich, dass niemand das Wort "Wirtschaftskrieg" in den Mund nahm. Soweit ich weiß, werden in Afghanistan größere Bodenschätze vermutet. ...
http://forum.spiegel.de/f22/bundeswehr-talk-bei-anne-will-unsere-soldaten-werden-verheizt-73341-3.html#post11166154
QuoteSie haben recht
max-mustermann heute, 09:52 Uhr
[Zitat von bunterepublik] Das Volk selbst weiß nicht, was es will. Und das Volk kann komplexe Sachverhalte auch nicht ausreichend erfassen, um sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Wenn es nach dem "Volkswillen" ginge, dann wäre unser Land schon lange untergegangen und wir würden dahin vegetieren. Direkte Demokratie ist eine Seuche, die nur dazu führt, dass Chancen vergeben werden und Minderheiten unterdrückt werden. Das kann sich ein kleines Staatswesen wie die Schweiz gerade noch leisten, in Deutschland führte das alles in den Ruin.
Demokratie ist wirklich eine Seuche die es abzuschaffen gilt weil die Menschen ja alle so dumm sind, ganz im Gegensatz zu Ihnen natürlich sie haben den vollen Durchblick. Wollen sie nicht die Macht übernehmen und Deutschland vor schlimmerem bewahren, mein Führer ? Mal im ernst selten so einen Unsinn wie ihren Beitrag gelesen, mann muss nicht der Hellste sein um zu der Erkenntnis zu kommen das Krieg immer zu Leid und Elend führt und deshalb abzulehnen ist, die Lektüre eines Geschichtsbuches reicht dafür völlig aus.
Aus: "Bundeswehr-Talk bei Anne Will "Unsere Soldaten werden verheizt"" Von Christoph Twickel (18.10.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/tv/anne-will-talkt-ueber-bundeswehr-opfer-in-afghanistan-a-861923.html (http://www.spiegel.de/kultur/tv/anne-will-talkt-ueber-bundeswehr-opfer-in-afghanistan-a-861923.html)
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Georg Klein (Offizier)
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Klein_%28Offizier%29 (https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Klein_%28Offizier%29)
QuoteDer Bundeswehr-Oberst Georg Klein soll zum Brigadegeneral befördert werden. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums teilte am Mittwoch in Berlin mit, dass der 51 Jahre alte Soldat im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr Abteilungsleiter im neuen Bundesamt für Personalmanagement werden und wenig später auch den Rang eines Brigadegenerals erhalten soll, was einer Beförderung von der B 3- zur B 6-Besoldungsstufe entspricht.
Der Sprecher Thomas de Maizières sagte, ausnahmsweise nehme sein Haus zu internen Personalangelegenheiten Stellung, da es sich bei Oberst Klein um eine Person handele, die zeitweise in der Öffentlichkeit gestanden habe. Klein hatte im September 2009 in Afghanistan den Befehl zur Bombardierung von zwei Tanklastzügen in der Nähe von Kundus gegeben. Dabei kamen im September 2009 mehr als 100 Menschen um, darunter viele Zivilisten. Wegen des Befehls hatte auch die Staatsanwaltschaft gegen Klein ermittelt. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Die Bundeswehr verzichtete nach mehrmonatiger Prüfung auch darauf, gegen ihn ein Disziplinarverfahren einzuleiten.
... Der Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte weiter, Klein sei für die künftige Tätigkeit ,,gut geeignet" und erfülle alle fachlichen Voraussetzungen. Zurzeit ist Klein stellvertretender Leiter der Stammdienststelle der Bundeswehr, die für die Personalführung von Unteroffizieren und Mannschaft zuständig ist. Diese Stelle soll im Laufe des Jahres mit dem Personalamt der Bundeswehr zusammengelegt werden, das sich um Offiziere kümmert. Das neue Amt wird Klein vermutlich im Frühjahr 2013 übernehmen.
QuoteCarsten Schneider (cs98) - 08.08.2012 12:45 Uhr
Vernunft
Ich befürchte schon, dass die zu erwartenden Meinungen sich echauffieren über diese Meldung, und dem Oberst dieselben Anschuldigungen entgegenbringen, die schon bei der Kunduz-Affäre in unsäglichlichne, berufsempörten Unterstellungen bestanden.
Ihm wurde nach eingehender Untersuchung kein Fehler nachgewiesen in diesem Sachverhalt. Die Bundeswehr braucht Menschen die Entscheidungen treffen können, und das hat er bewiesen. Auch wenn man sicherlich individuell über die Notwendigkeit der Anordnung diskutieren kann; immerhin hat er mutig eine Entscheidung getroffen, obwohl der einfachere Weg gewesen wäre, einfach nicht zu handeln. Und im Krieg kommt es nunmal zu Verlusten, ob es einem gefällt, oder nicht.
Gerade vor der Hintergrund der Euro-Krise würde ich mir wünschen, dass einige Politiker auch mal den Mut und Courage aufbringen unpopuläre Entscheidungen zu treffen, anstatt sich von einem Tag auf den anderen durchzuwurschteln.
In diesem Sinne: Glückwunsch Herr Oberst zur Beförderung.
QuoteLutz Pollakowsky (lupodo) - 08.08.2012 12:44 Uhr
Unfassbar
Verhöhnung der unschuldigen Opfer. Moralisch absolut unterirdisch und kaum zu glauben.
QuoteHans-Ulrich Bruhn (HUlrich) - 08.08.2012 13:20 Uhr
... Es gab eindeutige und verbindliche Vorschriften für diesen Luftangriff.
Oberst Klein hat sie bewusst gebrochen, indem er zB dem amerikanischen Piloten wahrheitswidrig sagte, dass eine "unmittelbaren Gefährdung" und Feindkontakt am Boden vorläge. Die ISAF urteilte in ihrem Untersuchungsbericht, dass Klein gegen die ISAF-Einsatzregeln verstoßen, seine Kompetenzen überschritten habe.
Klein selber schrieb, dass er die Personen an den Tanklastern "vernichten" wollte. Daher lehnte er auch das Ansinnen des amerikanischen Piloten ab, vor dem Bombenabwurf per Überflug die Menschen von den Tanklastern weg zu treiben. Diese Personen sollten getötet werden.
Offiziell gilt inzwischen, dass der Angriff militärisch unangemessen gewesen sei, aber kein Verstoß gegen Kriegs- oder Völkerrecht. Da dieser Angriff nur durch eine Lüge ermöglicht wurde, er angesichts toter Zivilisten, z.T. Kinder, als Fehler gesehen wird, sollte man eigentlich Konsequenzen für den Lügner erwarten
QuoteThorsten Haupts (ThorHa) - 08.08.2012 14:05 Uhr
Gut! Dann hängt ihm seine folgenschwere Schlachtfeldentscheidung
beruflich nicht wie ein Mühlstein um den Hals. Und genau so muss das in einem Militär sein, dass seinen Namen verdient. Offiziere werden nicht wegen folgenschwerer Enscheidungen benachteiligt. Sondern für zu langes Zaudern.
Aus: "Oberst Georg Klein wird Brigadegeneral" Von Majid Sattar, Berlin (08.08.2012)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bundeswehr-oberst-georg-klein-wird-brigadegeneral-11848212.html (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bundeswehr-oberst-georg-klein-wird-brigadegeneral-11848212.html)
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Quote[...] Der jetzt festgenommene Rahman hatte sich nach der Entführung der Tanklaster und der Bombardierung der Sandbank selbst zu der Tat bekannt. Bei einem Treffen im Herbst 2009 schilderte er bei einem konspirativen Treffen mit dem SPIEGEL ausgiebig, wie sich der Tag der Entführung abgespielt hatte. Rahman sagte damals, er sei 35 Jahre alt, über seine genaue Rolle in dem Geflecht von Taliban machte er keine genauen Angaben.
Dabei lieferte Rahman für die Bundeswehr unangenehme Details, da sowohl er als auch andere Zeugen eindeutig aussagten, dass an der Sandbank, die Oberst Georg Klein damals bombardieren ließ, keine Taliban-Kämpfer sondern ausschließlich Zivilsten waren, die das Benzin aus den Tanks der beiden Laster abzapfen wollten.
Klein wurde für seinen fatalen Befehl, der entgegen mehrerer Vorschriften der Nato-Truppen in Afghanistan erfolgte, weder dienstrechtlich noch juristisch belangt, vielmehr wird er Anfang 2013 zum General befördert.
Aus: "Bundeswehr nimmt Top-Taliban fest" Von Matthias Gebauer (23.10.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-bundeswehr-nimmt-hohen-taliban-fest-a-862794.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-bundeswehr-nimmt-hohen-taliban-fest-a-862794.html)
Als Grund für den Rücktritt nannte Petraeus eine außereheliche Affäre...
http://de.wikipedia.org/wiki/David_Petraeus (http://de.wikipedia.org/wiki/David_Petraeus)
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Quote[..] Der überraschend zurückgetretene CIA-Chef General David Petraeus ist über eine außereheliche Affäre mit seiner Biografin gestürzt - in den prüden USA ein weitaus schwerwiegender Vorwurf als etwa die über 175 Kinder, die in den letzten Jahren durch CIA-Drohnenangriffe niedergemetzelt wurden.
...
Aus: "Agenten mit Herz" Markus Kompa (10.11.2012)
Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/6/153161 (http://www.heise.de/tp/blogs/6/153161)
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Weder sauber noch präzise
Markus Kompa (12.08.2011)
Ein Bericht über Drohnenangriffe, die der US-Geheimdienst CIA in Pakistan durchgeführt hat, zählt bis zu 775 zivile Todesopfer. Darunter sind auch 175 Kinder.
https://www.taz.de/US-Drohnenangriffe/!76148/ (https://www.taz.de/US-Drohnenangriffe/!76148/)
Quote[...] Einem Zeitungsbericht zufolge sind in Deutschland im Jahr 2011 sehr viel mehr Ausfuhrgenehmigungen für Rüstungsgüter erteilt worden als im Jahr davor. Die Rheinische Post meldete unter Berufung auf die Bundesregierung, im vergangenen Jahr seien Einzelausfuhrgenehmigungen für Kriegswaffen im Wert von 5,414 Milliarden Euro vergeben worden. Das seien 13,9 Prozent mehr als 2010.
Der tatsächliche Export von Kriegswaffen sei im Jahr 2011 aber deutlich zurückgegangen, und zwar von 2,12 Milliarden im Jahre 2010 auf 1,285 Milliarden Euro. Das gehe aus dem Rüstungsexportbericht 2011 der Bundesregierung hervor. Der Bericht soll heute im Bundeskabinett verabschiedet werden.
2010 wurden demnach Exporte für 4,754 Milliarden Euro genehmigt. 2009 waren Lieferungen im Wert von 5,043 Milliarden Euro gebilligt worden.
Quote
nilszbzb
13.11.2012 um 11:47 Uhr
Was soll man sagen?
Pazifismus und Demokratie sind halt in unserer Werteordnung weniger wert, als deutsche Arbeitsplätze (und damit Wählerstimmen) und Steuergelder.
Welch glorreiche Zivilisation.
Aus: "Bundesregierung genehmigt mehr Rüstungsexporte" ZEIT ONLINE, dpa, AFP, nf (13.11.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-11/ruestung-exporte-genehmigungen (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-11/ruestung-exporte-genehmigungen)
Quote[...] Das Kandahar-Massaker ereignete sich am Sonntag dem 11. März 2012 um etwa 3.00 Uhr Ortszeit im Dorf Najib Yan (nach anderen Angaben in den zwei Dörfern Balandi und Alkozai) im Distrikt Panjwai in der Provinz Kandahar in Afghanistan. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Kandahar-Massaker (https://de.wikipedia.org/wiki/Kandahar-Massaker)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Krieg_in_Afghanistan_seit_2001 (https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Krieg_in_Afghanistan_seit_2001)
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Quote[...] Sieben Monate nach seiner Bluttat an 16 Zivilisten in Afghanistan muss der US-Unteroffizier Robert Bales die Todesstrafe fürchten. ... Der 39-jährige Bales soll am 11. März seinen Stützpunkt in der afghanischen Provinz Kandahar verlassen und in zwei Dörfern 16 Menschen getötet haben, darunter neun Kinder. Ein sieben Jahre altes Mädchen wurde während einer der Anhörungen aus Afghanistan per Video in den Gerichtssaal dazugeschaltet. Sie beschrieb, wie sie sich hinter ihrem Vater versteckt habe, als dieser erschossen wurde.
Bales Anwältin, Emma Scanlan, gab dagegen an, es gebe nicht genug Beweise zur Eröffnung eines ordentlichen Verfahrens vor einem Militärtribunal. "Eine ganze Reihe von Fragen ist noch offen", so Scanlan.
So sei etwa der Geisteszustand von Bales zum Tatzeitpunkt weiter nicht geklärt. Dieser habe bei einem früheren Einsatz im Irak ein Schädeltrauma erlitten und sei gegen seinen Willen nach Afghanistan geschickt worden. Die Militärstaatsanwaltschaft hält Bales für zurechnungsfähig - und plädiert daher für die Aufnahme des Verfahrens.
Bales stammt aus dem US-Bundesstaat Ohio. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 trat er in die Armee ein, zuvor war seine Karriere als Aktienhändler gescheitert. Vor seiner Mission in Afghanistan war er dreimal im Irak im Einsatz. Die US-Streitkräfte haben seit 1961 keinen ihrer Soldaten hingerichtet.
jok/AFP/dpa
Aus: "USA fordern Todesstrafe für Amokläufer Bales" (14.11.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/us-soldat-robert-bales-droht-todesstrafe-wegen-amoklaufs-a-867113.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/us-soldat-robert-bales-droht-todesstrafe-wegen-amoklaufs-a-867113.html)
Quote[...] Ein Junge liegt regungslos auf einem Feldbett. Er wurde bei einem Bombenangriff der syrischen Luftwaffe verletzt. Nun kümmern sich Ärzte in einem Krankenhaus von Aleppo um ihn. 80 Prozent der täglich rund 100 bis 120 Verwundeten, die eingeliefert werden, seien Zivilisten, sagen sie.
... Ein verängstigtes Kind steht an einer Straßenecke in Aleppo und weint. Der ohrenbetäubende Lärm des Artilleriebeschusses ist wieder vorbei. Doch sein Zuhause ist zerstört. Die Geschosse haben die Wohnung in Schutt verwandelt.
...
Aus: "Syrien in Trümmern: Blut, Tränen, Terror" (16.11.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/fotostrecke/bilder-vom-toeten-und-sterben-in-syrien-fotostrecke-89651-23.html (http://www.spiegel.de/fotostrecke/bilder-vom-toeten-und-sterben-in-syrien-fotostrecke-89651-23.html)
http://www.spiegel.de/fotostrecke/bilder-vom-toeten-und-sterben-in-syrien-fotostrecke-89651-25.html (http://www.spiegel.de/fotostrecke/bilder-vom-toeten-und-sterben-in-syrien-fotostrecke-89651-25.html)
Quote[...] Der Drohnenkrieg ist kein combat. Dem Gegner wird nicht einmal die Möglichkeit gewährt, sich zu ergeben oder sich zu verteidigen, denn es gilt ja, ihn auf jeden Fall zu töten, zu vernichten, zu liquidieren. Er ist kein Feind im eigentlichen Sinne, sondern ein Verbrecher. So wird die gezielte Tötung auch nicht vom Militär, sondern vom zivilen Geheimdienst durchgeführt. Die Degradierung und Inkriminierung des Gegners zum Verbrecher ist die Voraussetzung für die gezielte Tötung, die keine Kriegs- sondern eine Polizeiaktion darstellt.
Der Drohnenkrieg wirft sowohl juristische als auch ethische Fragen auf. Kritiker erheben den Vorwurf außergerichtlicher Hinrichtung. Menschen würden hier oft nach fragwürdigen Kriterien hingerichtet, ohne dass ihre Schuld bewiesen sei. Der Verdacht genüge für ihre Tötung – sie würden also umgebracht. Die gezielte Tötung durch Drohnen verletze das Prinzip des Rechtsstaates. Die Befürworter dagegen weisen auf ihr Recht der Selbstverteidigung hin. Der Artikel 51 der UN-Charta lautet: »Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung.«
... Aber die präventive Tötung auf Verdacht hat insofern keine Legitimation, als sie ohne jede unmittelbare Bedrohung erfolgt. Getötet werden auch unschuldige Zivilisten. Dann »bedauern« es die Amerikaner. Aber ist es nicht zynisch, die Tötung unschuldiger Menschen zu »bedauern«, ohne dass die Täter je zur Rechenschaft gezogen würden?
Die Rechtswissenschaftler der Stanford University und der New York University kommen in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie Living Under Drones zu dem Urteil, die präventive Tötung durch Drohnen verringere die terroristische Bedrohung nicht. Seit dem Einsatz der Drohnen sei sie sogar stark erhöht, weil er Rache und Hass schüre. Die am Himmel kreisenden Drohnen würden die ganze Bevölkerung, die ganze Region terrorisieren. Aus Angst würden sich Menschen nicht mehr trauen, auf den Markt oder in die Moschee zu gehen. Seit 2004 sollen durch Drohnenangriffe mehr als 3000 Menschen getötet worden sein, darunter viele Zivilisten, auch Kinder.
Angesichts der relativ geringen Terrorgefahr im Westen stellt sich die Frage nach Verhältnismäßigkeit und Sinn von Tötungsaktionen, die ihrerseits als Terror erlebt werden. Die Gegner sind hier, genauer besehen, nicht einmal Verbrecher, denn sie werden getötet, ohne dass sie verhaftet und vors Gericht gestellt werden. Oder soll man sie als absolute Verbrecher, Vertreter des absoluten Bösen denken?
Eine Waffe ist nie ethisch neutral. Auch für sie gilt die These von McLuhan: »The medium is the message.« Das Medium ist kein bloßer Träger einer Botschaft. Vielmehr wird die Botschaft vom Medium gleichsam hervorgerufen. Das Medium bestimmt das Denken und das Verhalten vor. Es legt eine Haltung nahe. Deshalb stellt der Einsatz eines neuen Vernichtungsmediums keine rein technische Neuerung dar.
... Beim Drohneneinsatz ist die Asymmetrie total. Sie ist auch in dem Sinne total, dass es nicht möglich ist, den Angreifer zu töten, der die Drohne lenkt. Er ist eben nicht dort, wo die Tötung geschieht. Allein diese totale Ungleichheit macht den Kriegsbegriff obsolet. Carl Schmitt sagt: »Zum Krieg auf beiden Seiten gehört eine gewisse Chance, ein Minimum von Möglichkeit des Sieges. Hört das auf, so ist der Gegner nur noch Objekt einer Zwangsmaßnahme.«
... Die Tötung als Zwangsmaßnahme bedeutet aber nicht nur das Ende des Krieges, sondern auch das der Politik. Die Asymmetrie des Vernichtungsmediums geht mit der Diskriminierung und Inkriminierung des Feindes einher. Abermals verändert die Waffe die moralische Haltung gegenüber dem Gegner. Das Medium macht ihn zum Verbrecher. Dem Einsatz der bewaffneten Drohnen wohnt eine ethische Vorentscheidung inne – oder zumindest beeinflussen Technik und Ethik einander. Eine mediale Bedingtheit der Ethik muss jedenfalls immer bedacht werden.
Die gezielte Tötung per Mausklick gleicht einer Menschenjagd, die brutaler und rücksichtsloser ist als die Jagd von Wild. In der Jägersprache bedeutet das »Ansprechen« die Identifizierung des Tieres nach Alter, Geschlecht und Gesundheit. Man »spricht« das Wild »an«, bevor man es tötet. Tötung ohne Ansprache ist Mord. Selbst in der Jagd gibt es also ein ethisches Minimum. Fällt es weg, pervertiert sie zu einer blinden Tötung. Es gilt zum Beispiel als verwerflich, den Kitzen die Geiß wegzuschießen. Die Jäger reden von »Ansprechkunst«. Der Ausdruck weist darauf hin, dass der Jäger erst eine Beziehung zum Tier aufnehmen muss, bevor er es tötet. Die Jäger sprechen also, bevor sie schießen.
Auch im Krieg ist die Tötung ohne Ansprache ein Mord. Die moderne Kriegstechnik macht aber das Ansprechen immer schwieriger. Bei einem blinden Bombenabwurf ist es nicht möglich. Es ist auch nicht gewollt. Da beginnt bereits die Pervertierung des Krieges zum Terror und Mord. Die Drohnen oder Kampfroboter, die bald per Algorithmen autonom Entscheidungen treffen werden, sind schon gar nicht in der Lage, Menschen anzusprechen, das heißt sich in eine Beziehung zu ihnen zu setzen. Allein aus diesem Grund wären sie zu verbieten.
... Es ist pervers, vor dem Bildschirm sitzend eine ganze Region, eine ganze Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Es ist moralisch verwerflich, vom bequemen Sessel aus per Joystick Menschen zu töten. Joy heißt Freude. Der Habitus des Videospiels überträgt sich unweigerlich auf die Tötung per Joystick. Selbst der Ego-Shooter in einem Computerspiel kann getötet werden, ein Drohnenpilot befindet sich dagegen außer jeder Gefahr.
Der digitale Habitus, der allgemein zur Erosion des Verantwortungsgefühls führt, ist bei dieser Arbeit am Töten nicht ganz abzuschütteln. Er überzieht die Tötung mit dem Schein des Virtuellen. Sie ist nur noch als unscharfes Bild erfahrbar, was ihr jede existenzielle Dringlichkeit nimmt. Die Drohnenpiloten arbeiten in Schichten. Die Tötung ist für sie eine Arbeit, nach der man womöglich auf eine Party geht. Die ganze Schwere der Tötung eines Menschen entzieht sich ihnen. Denn noch immer, trotz aller globalen Vernetzung, beeinflussen räumliche Nähe und Ferne – zum Glück – das menschliche Verhalten. Allein die große räumliche Entfernung, aus der die Tötung per Drohne erfolgt, nimmt ihr jede reale und existenzielle Dimension.
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Aus: "Militärpolitik: Clausewitz im Drohnenkrieg" Byung-Chul Han (15.11.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/2012/47/Drohnenkrieg-Kampfroboter-Terror (http://www.zeit.de/2012/47/Drohnenkrieg-Kampfroboter-Terror)
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Quote[...] Armin Krishnan: Selbstverständlich gibt es für die CIA und das US-Militär strenge Regeln, nach denen sie tödliche Gewalt einsetzen dürfen. Die Amerikaner haben eine überaus legalistische Denk- und Vorgehensweise. Was immer die Regierung oder das Militär unternimmt – es überprüft üblicherweise ein Jurist zuerst, ob es auch legal ist. Wenn die CIA in neutralen Staaten töten will, dann muss es zuerst eine juristische Überprüfung geben. Der Chef-Jurist der CIA bekommt dann ein etwa fünfseitiges Dossier über jede Zielperson. Die resultierende Todesliste muss ebenfalls vom Nationalen Sicherheitsrat abgesegnet werden. Der Präsident hat ein Veto-Recht. Der Kongress hat ebenfalls Einsicht in die Todeslisten.
Im Oktober veröffentlichte die Washington Post einen Artikel, der die ,Bestimmungs-Matrix' (,disposition matrix') als ein Verfahren für gezielte Tötungen beschrieb. Demnach gibt es eine Datenbank mit den Namen von Terroristen, sowie deren Aufenthaltsort und anderen Daten. Die Datenbank zeigt dann den Entscheidungsträgern Möglichkeiten auf, wie eine Zielperson am besten ,neutralisiert' werden kann, also gefangen genommen oder getötet werden kann. Das bedeutet, dass gezielte Tötungen keineswegs unkontrolliert stattfinden.
Andererseits gibt es das Problem, dass ,Terrorist' ein ziemlich unscharf definierter Begriff ist und es damit im Ermessen der Sicherheitsbehörden und des Präsidenten liegt, wer ein ,Terrorist' ist und wer nicht.
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Aus: "Gefürchtete Liste: Eine Million Amerikaner steht unter Terror-Verdacht" (01.12.2012)
Quelle: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2012/12/01/gefuerchtete-liste-eine-million-amerikaner-stehen-unter-terror-verdacht/ (http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2012/12/01/gefuerchtete-liste-eine-million-amerikaner-stehen-unter-terror-verdacht/)
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Quote[...] Derzeit ist – außerhalb des Kriegsgebietes Afghanistan – vor allem die CIA verantwortlich für tödliche Angriffe mit ferngelenkten Flugzeugen.
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Quote
Realpolitik
02.12.2012 um 18:56 Uhr
Drohneneinsätze und Geheimdienste
"Die DIA selbst darf anders als die CIA keine Angriffe wie etwa Drohneneinsätze oder Sabotageakte verüben."
Ob die CIA das nach internationalen Rechtsmaßstäben "darf" wäre die nächste Frage.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-12/usa-militaergeheimdienst-ausbau?commentstart=33#cid-2462582
Quote
Dr. Günther
02.12.2012 um 18:13 Uhr
Mir stellt sich da eher die Grundsatzfrage...
warum Geheimdienste eigentlich überhaupt erlaubt sind?
Kann mich nicht erinnern dass mich mal einer gefragt hätte was ich davon halte und ob ich deren Einsätze für gut oder schlecht halte...
Ich verstehe nicht warum sich Staaten Dinge erlauben dürfen, die für ihre Bürger verboten sind, das macht irgendwie keinen demokratischen Eindruck.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-12/usa-militaergeheimdienst-ausbau?commentstart=17#cid-2462502
Quote
gugl shumil
03.12.2012 um 5:10 Uhr
56. [...]
Entfernt. Bitte beachten Sie, dass wir auf diese Seite nicht verlinken möchten. Danke, die Redaktion/ls
Aus: "US-Geheimdienste Pentagon will Hunderte Spione ins Ausland schicken" (02.12.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-12/usa-militaergeheimdienst-ausbau (http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-12/usa-militaergeheimdienst-ausbau)
Quote[...] "Ein Teil der deutschen Gesellschaft hat wirklich seriös und gründlich die schlimme Vergangenheit aufgearbeitet. Ein anderer Teil scheint daran aber immer noch nicht interessiert zu sein. Immer noch sind ganz bestimmte Hintergründe der deutschen Kriegsverbrechen in Italien unbekannt. Verbrechen, die nach der italienischen Kapitulation begangen wurden, als die Deutschen halb Italien besetzt hielten."
In dieser Zeit, zwischen 1943 und 45, weiß Historiker Paolo Pezzino, wurden rund 15.000 italienische Zivilisten kaltblütig ermordet. Bis auf wissenschaftliche Probebohrungen, so Pezzino, Mitglied der deutsch-italienischen Historikerkommission, wurde diese historische Periode bislang kaum erforscht. In diesem Zusammenhang verweist er auf Hunderte von NS-Kriegsverbrechen in Italien, die immer noch ungesühnt sind. Das liege nicht nur an den Deutschen, meint Pezzino , sondern auch an den Italienern.
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Aus: "Aufarbeitung deutscher Kriegsverbrechen in Italien - Zur Übergabe des Berichts der deutsch-italienischen Historikerkommission an Guido Westerwelle in Rom" Von Thomas Migge (19.12.2012)
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1955872/ (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1955872/)
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Quote[...] Fast vier Jahre lang spürte eine Historikerkommission deutschen Kriegsverbrechen in Italien nach. Nun legte sie ihren Abschlussbericht vor. Die Mörder sind bekannt, die Einheiten, ihre Anführer. Dennoch kam es bis heute nur zu wenigen Verurteilungen.
Roberto Oligeri lebt noch heute in dem kleinen Dorf in der toskanischen Gemeinde Fivizzano, in das am 19. August 1944 die Mörder seiner Familie einmarschierten. Mit vorgehaltener Waffe wurde sein Vater, Wirt eines kleinen Gasthauses, gezwungen, Sturmbannführer Walter Reder und seinen Offizieren ein Essen zu servieren. Während die sich an gebratenem Hähnchen und toskanischem Wein delektierten, durchkämmten die Soldaten der 16. SS-Panzergrenadier-Division "Reichsführer SS" das Dorf und die Umgebung. Sie trieben Frauen, Kinder und einige alte Männer zusammen. Am Ende der Mahlzeit gab Reder Order, alle Gefangenen zu töten.
"An diesem Tag wurden in unserem Dorf 160 Menschen umgebracht, darunter meine fünf Geschwister - zwei Brüder und drei Schwestern, der Älteste 19, der Jüngste drei Jahre alt", sagt Roberto Oligeri.
Auch in benachbarten Ortschaften erschlugen, erschossen, verbrannten die Soldaten der Waffen-SS im August 1944 Männer, Frauen und Kinder, Babys. Etwa 560 Menschen starben am 12. August im Bergdorf Sant'Anna di Stazzema.
Juristisch aufgearbeitet oder gar gesühnt sind die Verbrechen bis heute nicht. Zehn der in Sant'Anna di Stazzema beteiligten SS-Schergen sind zwar in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Aber Deutschland hat sie nie ausgeliefert. Mehr noch: Ein Verfahren gegen sie wurde vor ein paar Wochen von der Stuttgarter Staatsanwaltschaft niedergeschlagen. Die Mordabsicht sei nicht beweisbar.
Das hat Roberto Oligeri wieder einmal furchtbar aufgeregt. Wie schon so oft, wenn die Justiz die Massenmorde nicht klären konnte - oder nicht wollte. Die Überlebenden der Massaker wurden alleingelassen, mit ihrem Schmerz und ihren Alpträumen, klagt Oligeri, die Täter kehrten nach Hause zurück und bauten sich ein gutbürgerliches, ruhiges Leben auf. Dagegen hat er vor vielen Gerichten, in allen Instanzen - vergebens - geklagt. Er hat Briefe geschrieben, an Politiker und an Zeitungen. "Wir wollen keine Rache", sagt er, "wir wollen Gerechtigkeit."
Bis er die bekommt, dauert es vielleicht noch etwas. Heute gab es erst einmal einen neuen Bericht zu den deutschen Verbrechen in Italien kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Fast vier Jahre lang haben hochmögende Historiker aus beiden Ländern die Quellen zusammengetragen und beschrieben, was wo geschehen ist, nachdem im September 1943 Italiens faschistische Regierung, die bis dahin ein enger Verbündeter der Deutschen war, die Seiten wechselte und einen Waffenstillstand mit den Alliierten schloss.
Je schwieriger die Lage für die deutschen Truppen in Italien wurde, die nun dort als Besatzungsmacht auftraten, desto brutaler gingen sie vor. Über 600.000 italienische Soldaten wurden als sogenannte Militärinternierte festgesetzt. Der Status der Kriegsgefangenen wurde ihnen verweigert, sie wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland oder auf den Balkan verschleppt. Tausende kamen dabei ums Leben. Mit mörderischer Grausamkeit fielen die Deutschen auch über die italienische Zivilbevölkerung her. Beispielhaft ist die "Vergeltungsaktion" vom 24. März 1944: 335 Menschen wurden in die Ardeatinischen Höhlen, am Rande Roms, verschleppt, erschossen und die Höhlen gesprengt. Die Opfer liegen bis heute dort begraben.
Insgesamt, so hat ein Historiker ausgerechnet, wurden zwischen dem 8. September 1943 und dem 8. Mai 1945 jeden Tag im Durchschnitt 165 Zivilisten, Kriegsgefangene oder Militärinternierte von den deutschen Besatzern ermordet. Dabei sind die Opfer von Auseinandersetzungen der Wehrmacht mit italienischen Soldaten oder Partisanen nicht eingerechnet. "Die Massaker waren insgesamt durchorganisiert und folgten einer straffen militärischen Regie", so der italienische Geschichtsprofessor an der Universität Köln, Carlo Gentile. Die Mörder sind bekannt, die Einheiten, ihre Anführer, die Daten. Dennoch kam es bis heute nur zu ganz wenigen Verurteilungen.
In Italien hatte man das Thema viele Jahre aus politischen Gründen tot geschwiegen. Im Nachkriegskonflikt zwischen Ost und West sollten die Deutschen wieder bewaffnet und aufgerüstet werden, um der Nato nach Kräften beizustehen. Da hätte sich die Aufarbeitung deutscher Kriegsverbrechen negativ auf die Gemütslage der italienischen Bevölkerung ausgewirkt. Erst spät, und unter massivem Druck der Öffentlichkeit, kamen in Rom einzelne Verfahren in Gang. Einige wenige deutsche Täter wurden schließlich bestraft. Erich Priebke zum Beispiel, ein beim Massenmord in den Ardeatinischen Höhlen beteiligter SS-Offizier. Er bekam lebenslänglich, lebt aber - heute 99 Jahre alt - im gemütlichen Hausarrest in Rom.
In Deutschland kam es wegen der Kriegsverbrechen in Italien nicht zu einer einzigen rechtskräftigen Verurteilung.
Immer dann, wenn sich in Italien Unmut darüber regte, suchte man ein politisches Signal. So wie vor knapp vier Jahren. Da hatte sich Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof erfolgreich dagegen gewehrt, an die Nachkommen von ermordeten Zivilisten Schadenersatz zu zahlen. Staaten seien "immun" gegen derartige zivile Ansprüche, hatten die Anwälte Berlins erfolgreich vorgetragen.
Die Wellen der Empörung in Italien schlugen hoch. Die deutsche Regierung zeigte Verständnis. "Die unaufgeklärte Weltkriegsvergangenheit birgt einiges an Belastungspotential für das deutsch-italienische Verhältnis", erkannte der damalige deutsche Botschafter in Rom, Michael Steiner. Aber Moral und Recht dürfe man eben nicht durcheinanderbringen. Zur Beruhigung berief man eine Historikerkommission, um "einen intensiven, vertrauensvollen Dialog" zu beginnen.
An diesem Mittwoch, bei der Vorlage des Experten-Berichts, oblag es Außenminister Guido Westerwelle, die "schrecklichen Kriegsverbrechen" der Deutschen in Italien "zutiefst" zu bedauern. Auch habe er Verständnis für die Empörung in der italienischen Öffentlichkeit über die Einstellung des Verfahrens gegen die Mörder von Sant'Anna di Stazzema, sagte er.
Und weil man ja nun nicht schon wieder eine Kommission einrichten kann, soll demnächst in Berlin eine Gedenkstätte, voraussichtlich im ehemaligen Zwangsarbeiterlager im Stadtteil Niederschöneweide, an das Schicksal der von den Nazis entführten italienischen Soldaten erinnern. Zusätzlich soll es kleinere Gedenkstätten in Italien geben.
Aus: "Verbrechen der Wehrmacht in Italien 165 Morde pro Tag" Von Hans-Jürgen Schlamp, Rom (19.12.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/verbrechen-der-wehrmacht-in-italien-165-morde-pro-tag-a-873944.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/verbrechen-der-wehrmacht-in-italien-165-morde-pro-tag-a-873944.html)
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Quote[...] Sie ermordeten 560 Menschen: Soldaten der SS töteten am 12. August 1944 die Bewohner des toskanischen Bergdorfs Sant'Anna di Stazzema. Bis heute ist dieses schreckliche deutsche Kriegsverbrechen ungesühnt. Doch die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen die greisen Beschuldigten eingestellt.
... Acht Männer sind übrig geblieben nach 69 Jahren, acht greise Beschuldigte in einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Karl-Heinz B. war der jüngste von ihnen damals, 17, SS-Grenadier. 2003 ist er vernommen worden zu jenem 12. August 1944, dem Tag, als deutsche Soldaten im Morgengrauen zum toskanischen Bergflecken Sant'Anna di Stazzema hinaufstiegen. Seine Gruppe habe eine Mulde abgesichert, berichtete B. laut Ermittlungsakten, dort seien etwa fünfzig Personen zusammengetrieben worden. Keine Partisanen, sondern Frauen, Kinder und Alte. Sie seien mit Maschinengewehren erschossen worden. Seine Gruppe habe nicht geschossen, sagte Grenadier B. Nur gesichert.
560 Zivilisten hat die 16. SS-Panzergrenadierdivision "Reichsführer SS" unter dem strahlend blauen Himmel von Sant'Anna ermordet, manche mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leib angezündet. Der Weiler in der Nähe von Lucca sah eines der schrecklichsten deutschen Kriegsverbrechen in Italien. Bis heute ist es nicht gesühnt. Wahrscheinlich wird es auch nie gesühnt werden: Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen die acht Männer im Herbst eingestellt. Begründung: Keine Belege für eine "von vornherein geplante und befohlene Vernichtungsaktion" gegen Zivilisten. Die Beteiligung an einem zufälligen, sozusagen spontanen Massaker gilt juristisch als Totschlag - und der ist im Gegensatz zu Mord verjährt.
2005 hat ein Militärgericht in La Spezia zehn Täter zu lebenslanger Haft verurteilt - in Abwesenheit, die Bundesrepublik liefert sie nicht aus. Gegen vier von ihnen wurde auch in Stuttgart ermittelt. Die Italiener halten die Entscheidung der Staatsanwaltschaft deshalb für beschämend. Aber was halten die Beschuldigten davon?
Karl-Heinz B. soll in Bad Bergzabern leben, einer Weinstadt in der Pfalz. Der Gärtner sagt, er kenne keinen Mann namens B. Seine Vermieterin sagt, er sei schon vor vier Jahren ausgezogen. Das Meldeamt sagt: nach Karlsruhe. Dort öffnet eine junge Frau die Tür: Karl-Heinz B.? Das könnte der Name gewesen sein, den sie vom Klingelschild kratzte. Die Vermieterin sagt: B.'s Sohn wohne gleich um die Ecke. Die Schwiegertochter ist zu Hause und sehr freundlich. Sie wisse von nichts, sagt sie, sie wisse nur: Karl-Heinz B. ist vor etwa einem Jahr gestorben.
Kritiker werfen der Staatsanwaltschaft Stuttgart Mangel an Sorgfalt und Engagement in Sachen Sant'Anna vor. Dass sie offenbar gegen einen Toten ermittelt hat, dürfte das Misstrauen nicht entkräften.
Kürzlich reiste Bundespräsident Joachim Gauck nach Sant'Anna. Eine Rede, ein Kranz, eine Umarmung mit dem italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano: eine Geste, immerhin. Gauck sagte: "Es verletzt unser Empfinden für Gerechtigkeit tief, wenn Täter nicht überführt werden können, weil die Instrumente des Rechtsstaats dieses nun einmal nicht zulassen."
Oder reichen die Mittel des Rechtsstaats am Ende doch? Der Opferverband von Sant'Anna hat bei der Stuttgarter Generalstaatsanwaltschaft Beschwerde eingelegt gegen die Einstellung des Verfahrens. Und ein neues Gutachten, auf das die Beschwerde gründet, könnte nun die Argumentation der Staatsanwälte erschüttern.
Der Kölner Historiker Carlo Gentile hat es verfasst, der renommierteste Kenner der Materie. Es ist eine Ohrfeige für die Ermittler. Diese hätten, schreibt Gentile, wichtige Dokumente und Zeugenaussagen "überhaupt nicht" berücksichtigt. Hätten "deutliche Fehler hinsichtlich der historischen Daten" begangen und bei ihrer Bewertung zu wenig "Rücksicht auf die Topografie und den zeitlichen Ablauf" der Gräueltaten genommen. Und vor allem: Das Verbrechen von Sant'Anna, so Gentile, dürfe nicht als "isoliertes Ereignis" betrachtet werden. Die SS-Division "Reichsführer SS" habe 1944 eine Blutspur durch Italien gezogen - angesichts der vielen anderen Gemetzel an Zivilisten spreche auch im Fall Sant'Anna alles für ein planvolles, kühl organisiertes Verbrechen.
Dass die SS zum Morden gekommen war, legt auch die Aussage von Ignaz L. nahe. In Schützenkette seien die Deutschen auf das Dorf vorgerückt, gab er 2004 zu Protokoll, er war als junger Grenadier dabei. Schon beim Aufstieg habe ein Unteroffizier zwei oder drei ältere Männer, keine Partisanen, mit Genickschüssen getötet. Ignaz L. ist 87 Jahre alt heute, er lebt in Baden-Württemberg, an ihm hängt das Stuttgarter Verfahren. Wenn er stirbt, würde es wohl zu lange dauern, an einem anderen Gerichtsort neu anzufangen. Ein Anruf bei ihm in Tauberbischofsheim. L. ist höflich am Telefon, er sagt aber nur, dass er "lieber nichts" sagt. Dann wünscht er ein schönes Wochenende.
Nächster Versuch, bei Gerhard S., er war Kompanieführer an jenem Augusttag in Sant'Anna. Es gibt da diese Szene aus der Doku "Todesengel", sie zeigt den weißhaarigen Mann beim Schneeschippen in seiner Einfahrt im wohlhabenden Hamburg-Volksdorf. Als die Filmemacher nach dem Massaker fragen, ruft er: "Ich weiß es nicht, ich bin nicht dabei gewesen." Und dass er sich keine Vorwürfe zu machen habe. "Für mich ist diese Zeit erledigt." Mehr als zehn Jahre ist das jetzt her.
Der weißhaarige Mann lebt heute noch, 800 Meter weiter, in einem Seniorenheim. Geziegelte Häuschen mit Spitzdächern und Balkonen, hinter Büschen versteckt. Betreten verboten für Fremde, für Journalisten sowieso. Vor Jahren soll die damalige Heimbeirätin vergeblich den Auszug von S. gefordert haben, vor der Anlage wurde gegen ihn demonstriert. Einer, der damals mitdemonstrierte, ist Peter Wilhelm Speckhahn. "Man sieht Herrn S. kaum noch in Volksdorf", sagt er, "es ist viele Monate her, dass ich ihm zuletzt über den Weg gelaufen bin. Er ging die letzten Male an einem Gehwagen."
Der Versuch, zumindest der Einrichtungsleiterin am Telefon Fragen zu stellen, endet nach wenigen Worten: "Guten Tag. Darf ich Sie kurz stören?" - "Das kommt darauf an", antwortet die Leiterin, worum es denn gehe? - "Um ihren Bewohner Gerhard S." Es tutet in der Leitung. Ohne ein weiteres Wort aufgelegt. Aber man weiß ja nie: Verbindung gestört? Ein zweiter Versuch, eine andere Dame hebt ab. Es dauert nicht lang, da tutet es wieder.
Auch Alfred Mathias C. hatte in einem Seniorenheim seine vorletzte Ruhe gefunden, in einem Haus im mittelsächsischen Freiberg. 2005, nach seiner Verurteilung in La Spezia, wurde die Ruhe gestört. Eine alternative Lokalzeitung verortete C. in Freiberg, kurz vor Weihnachten wurde eine Mahnwache vor dem Seniorenheim abgehalten. Eine Gruppe Rechtsextremer hielt gegen - die Polizei ging dazwischen, wenn auch spät.
Bei einer Vernehmung 2003 hat C. das Massaker von Sant'Anna als "große Schweinerei" bezeichnet. Er behauptete, er habe damals ein kleines Stück richtiges Leben im falschen geführt - und absichtlich vorbeigeschossen. Ihm hätten die Menschen leid getan. Später hat C. auch die Mahnwache eine Schweinerei genannt. Und ebenso, dass sich Rechtsextreme mit ihm solidarisieren. Ein Freiberger Pfarrer sagte, man solle ihn in Frieden sterben lassen. Die Staatsanwaltschaft hat ihn nicht mehr gestört: Im Herbst wurde C. die Einstellungsverfügung noch zugestellt - einen Monat später ist er gestorben.
Ein letzter Versuch bei einem der acht Männer, im brandenburgischen Wollin. Das Haus von Karl Ewald G. gehört zu den ordentlichsten im Dorf, die Fassade ist sauber gestrichen, die Tür blickdicht verglast, am Hoftor hängt ein Schild: "Vorsicht bissiger Hund!" Es gibt viele solcher Warnschilder hier, Schilder mit Schäferhunden oder Dobermännern, oft an meterhohen Mauern. Ein Ort hat sich hier verschanzt gegen eine Welt, die nicht versteht. Dass der alte G. einer von ihnen ist zum Beispiel. Karl Ewald G. ist 1923 in Wollin geboren, "G. 3" nennen sie ihn, dritte Generation. "Nein", sagt die Schwiegertochter, als sie die Tür aufmacht, er rede nicht über die Sache. "Er will es nicht mehr. Er kann es auch nicht mehr. Und es wird ja sowieso alles verzerrt."
2003 hat der Traktorist G. noch geredet, als Zeuge sagte er aus, als SS-Unterscharführer an einer Aktion gegen Partisanen teilgenommen zu haben. Wann und wo? Wisse er nicht mehr. G. erinnerte sich nur daran, wie er eine Gruppe Zivilisten, mutmaßlich Partisanen, zu einer Kirche geführt hatte. Als sich ein Zivilist entfernen wollte, habe er einen Warnschuss abgegeben. Nachdem aus dem Zeugen G. ein Beschuldigter geworden war, erinnerte er sich an gar nichts mehr.
Lebt ein Mörder im Dorf Wollin? Hat da einer, eingebettet in die schweigsame DDR, einen Massenmord ausgesessen?
"Was soll denn dette noch, 100 Jahre nachm Krieg?", murrt ein Nachbar, der verschlafen zur Haustür schlurft. "Die sind doch alle beim Hitler gewesen." Aber nicht alle bei der Waffen-SS. "Und die Atombombe?", der Nachbar wird ungehalten. "Das ist doch hundertmal schlimmer!"
Am Ende des Ortes wohnt die Tochter von Karl G. mit Mann und Schäferhund. Ihren Namen sagt sie nicht, dafür schimpft sie ein Weilchen über die Buchsbaumhecke. "Die Akten vom italienischen Gericht hat uns bis heute keiner übersetzt." Ist es nicht belastend, womöglich einen Mörder zum Vater zu haben? "Belastend war das danach", sagt die Tochter und meint die Demo der Antifa, die 2006 hier Krach schlug. Hat ihr Vater früher nie über Italien geredet? "Nein, nie", sagt sie. Es sei da irgendwas verwechselt worden, die Uniform, die Kirche, die Einheit. "Er hätte das gesagt. Er ist so einer, der alles immer ganz korrekt macht und seine Aufgaben ordentlich erledigt." Die Tochter stockt jetzt für eine Sekunde und blinzelt ein wenig. "Das kann man jetzt natürlich so oder so auslegen." Hinten im Garten steigt eine dünne Rauchsäule zum Himmel. Es wird jetzt altes Holz und faules Laub verbrannt in den Gärten von Wollin.
Und in Stuttgart entscheidet wohl in dieser Woche die Generalstaatsanwaltschaft, ob es doch noch einmal Ermittlungen gibt gegen Karl G. und die anderen.
Aus: "Spuren in deutsche Seniorenheime"
Von Constanze von Bullion, Roman Deininger, Charlotte Frank und Cornelius Pollmer (15. April 2013)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/ns-verbrechen-in-italien-spuren-in-deutsche-seniorenheime-1.1649046 (http://www.sueddeutsche.de/politik/ns-verbrechen-in-italien-spuren-in-deutsche-seniorenheime-1.1649046)
Quote[...] Am 4. Dezember 1942 schrieb der Gefreite Wernfried Senkel aus Stalingrad an seine Eltern: »Ich habe nur einen großen Wunsch, und der wäre: Wenn diese Scheiße endlich mal ein Ende hätte. Das wir Rußland den Rücken kehren. Ob wir das mal noch mit erleben werden. Wir sind alle so niedergeschlagen.« Genaueres dürfe er nicht schreiben. »Es ist auch besser so. Ihr würdet Euch nur unnötige Sorgen machen.« Nötige Sorgen. Seit dem 12. Dezember 1942 wird Senkel »vermißt«. ...
... Muss man erst in den Krieg, um ihn zu hassen? Das ist ja das Drama!, ruft Pieken. Warum muss jede Generation dieselben Erfahrungen machen, bis sie als Krüppel heimkehrt? Oder als Mörder. Falls überhaupt. Zur Vertiefung solcher Fragen empfiehlt sich Exponat 258: deutscher Fuß mit nekrotischer Ferse, erfroren 1943 in Stalingrad.
Quote
Ironpolem
23.12.2012 um 9:44 Uhr
... Als ich Kind war lebten in meiner engeren Nachbarschaft 3 Männer, die den Russlandfeldzug überlebt hatten. Dem einen fehlt ein Bein, dem anderen Bein und Arm dem Dritten "nur" ein Arm. Mein Onkel lebt noch. Er kam mit einem Bauchschuß zurück mit dem er heute noch zu tun hat (Darmveschlüsse). ...
Quote
alpacino
23.12.2012 um 11:03 Uhr
Wissen ist wichtig
1. Es war nicht Hitlers Krieg. Es war der Krieg Deutschlands. Ohne Unterstützung der Finanz- und Rüstungsindustrie, ohne SA und SS und ohne motiviertes Militär wären die Verbrechen nicht möglich geworden.
2. Deutschland ist heute wieder drittgrößter Rüstungsexporteur der Welt!!!
3. "Deutschland" glaubt schon wieder, seine Freiheit am Hindukusch, also tausende Kilometer entfernt, verteidigen zu müssen.
4. Deutschland baut derzeit seine Streitkräfte um. Mit dem Ziel eines weltweiten Einsatzes. Verteidigungsminister ist ein Sproß einer alten Militärdynastie...
All dies können unsere Kinder nicht früh genug erfahren. Auch, daß Schüsse, Bombardements und "Treffer" in der Realität viel schrecklicher sind, als beim frühkindlichen Training am PC.
Lesen bildet.
Aus: "Ausstellung Stalingrad, Massengrab - In seiner ersten großen Ausstellung beschreibt das Dresdner Militärhistorische Museum die Wendeschlacht des Zweiten Weltkriegs – aus russischer und aus deutscher Sicht" Christoph Dieckmann (23.12.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/2012/51/Ausstellung-Stalingrad-Dresden (http://www.zeit.de/2012/51/Ausstellung-Stalingrad-Dresden)
Quote[...] Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat die Kirchen zu Zurückhaltung in politischen Fragen aufgefordert. Es sei zwar hilfreich, wenn die Kirche politische Entscheidungsprozesse begleite und dabei Wertmaßstäbe formuliere. Er sei allerdings "nicht immer glücklich damit", wenn Kirchenvertreter "einseitige und als letztgültige Wahrheit proklamierte politische Botschaften" von der Kanzel verkündeten, sagte Friedrich der Berliner Morgenpost.
Die Politik müsse mit einer Vielzahl von immer neuen Konflikten umgehen, deren Lösungen nicht immer klar seien. In den Kirchen machten es sich "manche zu einfach, zum Beispiel bei Fragen um Krieg und Frieden", bemängelte der Innenminister. So seien etwa die Forderungen aus der Kirche, sich aus dem Afghanistan-Konflikt herauszuhalten, "völlig falsch" gewesen.
... Seinen eigenen Glauben beschrieb der fränkische Protestant Friedrich in dem Interview so: "Ich habe ein grundsätzliches Gottvertrauen. Ich glaube, dass am Ende alles so sein wird, wie Gott es vorsieht."
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erstaunt1945
23.12.2012 um 17:34 Uhr
Friedrich mahnt die Kirchen vor einer pazifistischen Haltung sollte die Schlagzeile lauten. ... Nun ja, man wünscht sich wohl die "Gott mit uns"-Kirche zurück....
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Konny2012
23.12.2012 um 18:16 Uhr
Ausgerechnet am Afghanistan-Krieg stören Friedrich Kirchen
Man kann einiges gegen die christlichen Kirchen sagen. Aber dass ein Minister einer Partei, die sich mit dem Wort christlich schmückt und die sonst gewohnt ist, sich die Worte dieser Kirchen für den eigenen Wahlerfolg zu Nutze zu machen, ausgerechnet die Kritik am Afghanistankrieg zum Anlass nimmt, einen Maulkorb zu verhängen, ist, gelinde ausgedrückt, schon seltsam.
Noch seltsamer ist, wie er glaubt, die Kirchen über ihre Tätigkeit belehren zu müssen. Er sieht, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, diese Kirchen als Staatskirchen, die schließlich die jungen Leuten zu ordentlichen Staatsbürgern erziehen müssen.
Vielleicht ließ er sich hierbei, auch nicht ganz zu Unrecht, von dem Gedanken leiten, dass die Kirchen sich für die gewaltigen Staatszuschüsse, die sie erhalten, auch entsprechend erkenntlich zeigen müssen.
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gooder
23.12.2012 um 18:30 Uhr
Kritik an Krieg und Gewalt
Wenn Theologen von der Kanzel gegen Gewalt und Krieg predigen,wenn eine Theologin wie Margot Käßmann z.B.Kritk am Afghanistan-Einsatz mit den Worten "Nichts ist gut in Afghanistan,wir schaffen dort offensichtlich auch keinen Frieden!" übt,stößt das bei einigen Politikern sich auf Ablehnung,jedenfalls bei denen, die deutsche Kriegseinsätze aufgrund deutscher Wirtschaftinteressen für unabdingbar halten. Für diese Politiker "taugen" nur die Theologen etwas, die sich stets der weltlichen Obrigkeit anpassen,unterordnen und zu Munde reden.
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Autopoietiker
23.12.2012 um 18:38 Uhr
Hirtenbriefe
Seltsam, seltsam... ich kann mich nicht erinnern, dass aus der CSU solche Stimmen zu vernehmen waren, als in sogenannten Hirtenbriefen Wahlempfehlungen für die "Schäfchen" ausgesprochen wurden!:-)
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gooder
23.12.2012 um 19:32 Uhr
Botschaft Gottes
Friedrichs Wunsch von der Kirche, dass sie "die Botschaft Gottes in die Herzen der jungen Leute bringt", könnte ins Auge gehen. Aus welcher Altersgruppe will Friedrich dann seine Kriegswilligen rekrutieren? Allein das 5. Gebot(Du sollst nicht töten)müsste junge Leute davon abhalten, für fremde Interessen in den Krieg zu ziehen.
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AucheinkleinerReißnagel
23.12.2012 um 20:09 Uhr
Meinungsfreiheit?
Ach, gibt es für die Kirchen nach Ansicht unseres Innenministers keine Meinungsfreiheit?
Ich als Katholikin würde mir meine Kirche noch sehr viel politischer wünschen. Das Evangelium ist hochpolitisch!
Wer Krieg für ein Mittel der Politik hält,
wer Ausbeutung für notwendig erachtet und alle Menschen, die sich dagegen aussprechen, für Romantiker hält,
wer wirtschaftliches Wachstum zum Dogma erhebt,
wer "die Märkte" über alles andere stellt,
der ist alles mögliche, aber kein Christ.
"Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Matthäus 6,24
"Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?" Matthäus 16, 26a
"Ich aber sage euch: Verzichtet auf Gegenwehr, wenn euch jemand Böses antut! Mehr noch: Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin" Matthäus 5, 39
Hans-Peter Friedrich hat offenbar den kompletten Religions- und den gesamten Konfirmantenunterricht verschlafen oder er ist der Meinung, dass die CSU die Maßstäbe setzt, was christlich ist und was nicht und nicht die Kirchen....
Aus: "Friedrich mahnt Kirchen zu Zurückhaltung in Politik-Fragen" (23.12.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-12/friedrich-kirche-politik (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-12/friedrich-kirche-politik)
Quote[...] Hamburg - Ja, er sei auch an Kampfeinsätzen beteiligt gewesen. Ja, er habe auch auf Taliban geschossen. Fünf Monate war Prinz Harry in der Provinz Helmand im Einsatz. Nun ist er nach Großbritannien zurückgekehrt. Der BBC berichtete er von seiner Mission und sagte: "Wenn da Leute sind, die unseren Jungs etwas Böses wollen, dann nehmen wir sie aus dem Spiel heraus."
Der britischen Nachrichtenagentur Press Association (PA) sagte er: "Ein Leben zu nehmen, um eines zu retten, darum drehte es sich bei uns." Auf die Frage, ob er als Bordschütze eines Kampfhubschraubers auch Kämpfer getötet habe, antwortete er: "Ja, so wie viele andere auch." Wer versucht habe, seinen Kameraden etwas anzutun, sei "ausgeschaltet worden". ...
... Erst vor einer Woche wurde Harry vom Magazin "Town & Country" zum begehrtesten Junggesellen der Welt gewählt.
...
Aus: "Prinz Harry in Afghanistan: "Ja, ich habe getötet" " (21.01.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/leute/prinz-harry-aus-afghanistan-zurueck-a-878897.html (http://www.spiegel.de/panorama/leute/prinz-harry-aus-afghanistan-zurueck-a-878897.html)
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Quote[...] Ein [ ] Taliban-Kommandeur sagte SPIEGEL ONLINE, ihm fehlten die Worte "bei so viel Naivität". "Dass die Nato solche Leute nach Afghanistan schicken muss, zeigt, wie schlimm es um sie bestellt ist. Haben die keine besseren Leute?", höhnte er. Die Äußerungen des Prinzen seien derzeit "der Renner" unter den Taliban und würden "mit großem Gelächter" aufgenommen. Man würde sich die Zitate per SMS herumschicken. Sie bestätigten das Gefühl, dass die Nato "keinen blassen Schimmer von den Befindlichkeiten der Menschen in Afghanistan" habe.
Auch bei der Nato stießen die Worte Prinz Harrys auf Kritik, vor allem seine Äußerung, er sei wegen seiner Leidenschaft für Computerspiele ein besonders guter Schütze gewesen. "Es ist ein großer Spaß für mich, weil ich einer jener Leute bin, die gerne Playstation und Xbox spielen. Deshalb glaube ich, dass ich einen recht brauchbaren Daumen habe", sagte Prinz Harry.
"Er mag das im Spaß gesagt haben, aber der Eindruck ist verheerend", sagte ein Bundeswehroffizier in Kabul. "Der mehr als zehn Jahre andauernde Einsatz in Afghanistan ist kein Spiel." Ein britischer Offizier im Nato-Hauptquartier in Kabul erklärte, es sei "problematisch", den Krieg in Afghanistan in irgendeiner Form mit Computerspielen zu vergleichen. "Das degradiert nicht nur die Leistungen der Soldaten im Einsatz. Es zeigt auch keinen Respekt vor den Afghanen ...
Aus: "Afghanistan-Einsatz: Taliban verspotten Prinz Harry als "jämmerlichen Feigling""
Von Hasnain Kazim, Islamabad (22.01.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/leute/prinz-harry-hat-in-afghanistan-taliban-getoetet-reaktionen-auf-einsatz-a-879028.html (http://www.spiegel.de/panorama/leute/prinz-harry-hat-in-afghanistan-taliban-getoetet-reaktionen-auf-einsatz-a-879028.html)
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QuoteToll wenn P. Harry einen guten Daumen hat,
randolftreutler heute, 14:50 Uhr
aber dies in Zusammenhang mit einem Kriegseinsatz zu erwähnen, indem reale Menschen getötet werden, zeigt die ganze Perversion des Krieges und seine Verharmlosung und die Verharmlosung des Tötens allein durch die Dauer des Krieges. Und der Artikel verdeutlich auf anschauliche Weise was aus Hightechkriegern wird, die ihren Gegner nicht mehr als realen Menschen wahrnehmen, sondern als "Figur" in einer Computersimulation....das gilt für die perfekten Tötungsmaschinen wie der Hubschrauber Apache einer ist ebenso wie für die Einsätze von Drohen, die noch verächtlicher sind, weil zwischen dem Soldaten, der am Computer die Drohne steuert und seinen möglichen Opfern tausende von Kilometern liegen. Und es zeigt, wie ungleich asymetrische Kriege geführt werden: Die Einen, die technisch Überlegenen, töten aus sicherer Distanz mit Hightechwaffen, während die Anderen, technisch Unterlegenen, selbst ihren Körper als Waffe zum Einsatz bringen müssen. Man traut sich kaum das Wort Pazifist in den Mund zu nehmen, so alltäglich ist Krieg, auch in Deutschland, wieder geworden. Zumal wir ja nicht mittelbar durch den Krieg betroffen sind, weil er weit weg von uns stattfindet, bis auf die Angehörigen der ein´gesetzten Soldaten, sie erleben das Leid und den Tod und die Traumatas hautnah..... eine sehr gefährliche Entwicklung....
http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-2.html#post11823097 (http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-2.html#post11823097)
QuoteInfantiles
faust1911 heute, 14:51 Uhr
Gerede eines privilegierten Sprosses, der weder Ahnung noch Respekt vor dem Leben des Pöbels hat.
http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-2.html#post11823114 (http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-2.html#post11823114)
QuoteKinder und Narren
walter_de_chepe heute, 14:53 Uhr
sagen die Wahrheit.
http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-3.html#post11823129 (http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-3.html#post11823129)
QuoteNormale Wortwahl
sanctum.praeputium heute, 15:14 Uhr
Prince Harry´s Wortwahl ist völlig normal und entspricht dem Geist vieler Soldaten in Afghanistan. Wer sich davon überzeugen möchte, möge zu LiveLeak gehen und dort "Apache Afghanistan" suchen.
http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-5.html#post11823348 (http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-5.html#post11823348)
QuoteAdel = Dekadenz
mischpot heute, 15:21 Uhr
falsche Ideale, keine Moral und ein Handeln des mordens. Dies zu rechtfertigen mit "ein Leben zu nehmen, um eines zu retten" ist der blanke Hohn. Wer befindet sich denn wo? Vielleicht die Taliban mit technisch überlegenen Waffen in England? ...
http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-6.html#post11823398 (http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-6.html#post11823398)
Quotemaledicto heute, 15:40 Uhr
[Zitat von JayMAF] Nun, sein Respekt 'vor dem Leben des Pöbels' ist wahrscheinlich ähnlich hoch, wie der Respekt meines Vaters 'vor dem Leben des Pöbels' im letzten Krieg (aka WK II). Es herrscht nämlich Krieg in Afghanistan - nur falls Sie das vergessen haben sollten.
Hat Ihr Vater sich auch so darüber gefreut, Menschen abknallen zu dürfen? Hatte er ähnlich viel Spaß dabei wie PH?
http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-9.html#post11823573 (http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-9.html#post11823573)
QuoteAufschlussreich
Ylex heute, 15:46 Uhr
"Prince Harry is an oafish prat!", grölte neulich in Corralejo, Fuerteventura, ein besoffener Engländer den anderen an, daraufhin kam es, wie bei Engländern üblich, sofort zum Nahkampf, von dem ich mich eilig distanzierte. Aber der Ausruf ging mir nicht mehr aus dem Kopf, zumal ich die Vokabeln nicht kannte - nachgucken ist aufschlussreich.
http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-10.html#post11823626 (http://forum.spiegel.de/f22/reaktion-der-taliban-prinz-harry-ist-ein-jaemmerlicher-feigling-80803-10.html#post11823626)
Quote[...] Das Weiße Haus hatte die Drohnenangriffe verteidigt. "Wir führen diese Angriffe aus, weil sie notwendig sind, um echte Bedrohungen zu entschärfen, Anschlagspläne zu stoppen, künftige Attacken zu verhindern und amerikanische Leben zu retten", sagte Obamas Sprecher Jay Carney am Dienstag. "Diese Angriffe sind legal, sie sind moralisch vertretbar und sie sind sinnvoll."
...
Quote
Gerry10
07.02.2013 um 7:26 Uhr
Bin ich der einzige dem sich hier die Haare aufstellen?
Man stelle sich vor die Bundeskanzlerin lässt das Parlament wissen unter welchen Kriterien sie Deutsche im Ausland umbringen lässt weil sie angeblich Mitglieder einer Terrororganisation sind.
Kein Prozess, keine Unschuldsvermutung, kein Widerspruch. ...
Quote
francis002
07.02.2013 um 8:08 Uhr
rechtsstaatlichkeit?
was ist eigentlich aus dem rechtsstaat geworden?
bestrafung erst nach ordentlichem verfahren und so? jetzt reicht der verdacht als rechtfertigung für die ermordung. sind das wirklich die "demokratischen werte", die wir verbreiten wollen?
Aus: "Obama übergibt Geheimpapiere zu Drohneneinsätzen" (07.02.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-02/usa-drohnen-angriffe-obama-kongress (http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-02/usa-drohnen-angriffe-obama-kongress)
Quote[...] Oberstleutnant i.G. Dr. phil. Detlef Buch
Research Division: International Security
Senior Associate
detlef.buch(at)swp-berlin.org
Expertise: Military and society, including strategic communication, political marketing, transformation of the German Bundeswehr, conscription of professional forces, military recruiting
Current focus: Transformation of Armed Forces with the focal point of Air Forces in national and international perspectives
...
http://www.swp-berlin.org/en/scientist-detail/profile/detlef_buch.html (http://www.swp-berlin.org/en/scientist-detail/profile/detlef_buch.html) (Stand: 02/2013)
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Quote[...] Unbemannte Waffensysteme, sogenannte Drohnen, haben aus militärischer Sicht viele Vorteile - aus ethischer Sicht aber sind sie umstritten. Der Militärsoziologe Detlef Buch weist die Kritik zurück. Der Zweck des Militärs bestehe in der Ausübung physischer Gewalt. Dies dürfe nicht verdrängt werden.
Wieder einmal werden unnötig Ängste um den Kauf und den Einsatz von Waffensystemen geschürt. Die Ängste bedienen deutsche anti-militärische Phobien und gehen komplett an der Realität vorbei - auch dieses Mal beim Thema Drohnen.
Zunächst einmal wäre es besser, viel besser, eine Übersetzung aus dem Englischen zu Rate zu ziehen: Dort heißen die Drohnen nämlich "Unmanned Aircraft Systems", also unbemannte fliegende Systeme. Und manch einer wird es kaum glauben, aber die Bundeswehr setzt sie seit Jahren erfolgreich ein. Sie heißen Heron 1, ALADIN, Mikado, Luna oder KZO. Bisher dienen sie zum Beispiel zur Aufklärung von Zielen oder sollen feststellen, ob der Einsatz anderer Waffensysteme erfolgreich war, sprich zur Trefferanalyse.
Solche fliegenden Killermaschinen, wie manch einer sie gerne bezeichnet, passen nicht ins Selbstbild unserer Gesellschaft. Denn die lehnt Gewalt zunehmend ab und orientiert sich an femininen Normen und Werten. Begriffe wie Kampf, Ehre, Stolz, Sterben, Krieg und Töten und Getötetwerden sind quasi verbannt aus dem kollektiven Miteinander. Ersetzt wurden sie durch Begrifflichkeiten wie Verständnis, Konsensfähigkeit und Frieden.
Natürlich sind das lautere und erstrebenswerte Tugenden. Nur verkennen sie völlig die Situation, in der sich deutsche Soldaten befinden - jene Männer und Frauen, die unser Souverän in den Kampfeinsatz ans Ende der Welt schickt. Im Militär herrschen Härte und Entbehrungen. Das ist auch in der demokratisch kontrollierten Parlamentsarmee Bundeswehr so. Unsere Gesellschaft verdrängt gerne, wozu Militär eigentlich da ist und wozu es ausgebildet wird: schlichtweg zur Anwendung physischer Gewalt. Doch das ist der Kern des Militärischen. Und ob die Mittel der Gewaltanwendung nun Kampfdrohnen, Panzerhaubitzen oder Eurofighter heißen, ist letztlich ganz egal.
Die Debatte um Drohnen für die Bundeswehr ist deshalb in Wahrheit eine Debatte darüber, wie viel Realität unsere Gesellschaft verträgt.
Letztendlich kann eine Drohne mit ihrer Bewaffnung nur das leisten, was ein bemanntes Flugsystem mindestens auch leisten kann: Sie kann aufklären und ein zuvor definiertes Ziel aus der Luft angreifen. Und dabei kann sie noch präziser feuern, als es bemannte Kampfflugzeuge mit ihrer Präzisionsbewaffnung heute können. Die wichtigsten Vorzüge von Drohnen sind die geringeren Kollateralschäden, ein geringeres Risiko für die eigenen Soldaten und geringere Kosten als für bemannte Flugzeuge.
Außerdem sind sie die logische Konsequenz aus den vielen konzeptionellen Vorgaben und Papieren, die in und um die Bundeswehr in den letzten 20 Jahren verfasst wurden. Die Bundeswehr soll eine moderne Einsatzarmee werden, die am Hindukusch und überall auf der Welt kämpfen kann. Das ist die Realität im Jahr 2013!
Dies soll kein Plädoyer für jegliche Legitimation von Gewalt sein, nein keineswegs. Dies ist ein Plädoyer dafür, unsere Soldatinnen und Soldaten, die im Auftrag und zum Schutz des deutschen Volkes ihren Dienst in lebensgefährlichen Krisengebieten dieser Welt vollziehen, bestmöglich auszubilden und auszurüsten. Und wenn dazu Drohnen gehören, so kann man nur mit Nachdruck dafür votieren.
Wer nun einwirft, diese unbemannten fliegenden Systeme könnten die Einsatzschwelle senken und verdeckte oder nicht legitimierte Kampfmaßnahmen ermöglichen, der zweifelt an unserer Demokratie. Er zweifelt am Deutschen Bundestag, der die Bundeswehr mandatiert. Und er zweifelt an unseren Soldatinnen und Soldaten, indem er ihnen latent zutraut, sich abseits ihrer politischen Vorgaben und Verhaltensrichtlinien zu bewegen, um Parlament und Volk zu täuschen.
Solche Zweifel sind nicht akzeptabel und sollten kein Maßstab in der derzeitigen Diskussion sein.
Detlef Buch, Jahrgang 1974, ist Militärsoziologe. Der Mecklenburger und Wahlberliner hat in München Soziologie, Psychologie und Erziehungswissenschaften studiert. Heute arbeitet er für die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und forscht zum Verhältnis zwischen Militär und Gesellschaft.
Aus: "Warum die Bundeswehr Drohnen braucht" (12.02.2013)
Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/2006964/ (http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/2006964/)
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan_seit_2001 (https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan_seit_2001)
Quote[...] Kabul - Bei einem Luftangriff der Nato in der Provinz Kunar im Osten Afghanistans sind nach Angaben der dortigen Behörden zehn Zivilisten ums Leben gekommen, darunter Frauen und Kinder. ... "Als Ergebnis des amerikanischen Luftschlags sind fünf Kinder, vier Frauen und ein Mann getötet und vier weitere Kinder verletzt worden", sagte Bezirksgouverneur Abdul Sahir zu SPIEGEL ONLINE. Sahir zufolge kamen bei dem Angriff auch vier Taliban ums Leben, darunter der mutmaßlich Qaida-nahe Qari Shapoor. "Es ist noch unklar, ob der Besitzer des angegriffenen Hauses Verbindungen zu den Taliban unterhielt oder nicht. Zum Zeitpunkt des Luftangriffs befanden sich jedenfalls Taliban im Haus", sagte Sahir.
...
Aus: "Afghanistan: Zehn Zivilisten sterben bei Nato-Luftangriff" (13.02.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-zehn-zivilisten-sterben-durch-luftangriff-der-nato-a-883125.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-zehn-zivilisten-sterben-durch-luftangriff-der-nato-a-883125.html)
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Stalingrad und meine Familie
Von Jörg Lau 2. Februar 2013 um 10:24 Uhr
Überall Stalingrad-Gedenken. Ich kann das nicht lesen, nur überfliegen. Stalingrad hat meine Familie kaputt gemacht. Jedenfalls die eine Hälfte davon. Ich hatte das Glück, in der anderen aufzuwachsen.
Mein Onkel ist im Januar vor 70 Jahren mit der 6. Armee in Gefangenschaft geraten. Es war der Anfang vom Ende für Hitlerdeutschland, und erst der Beginn des großen Tötens in den deutschen Vernichtungslagern, wo man gerade begonnen hatte, mit Gas als Mordmittel zu experimentieren.
Er war ein einfacher Infanteriesoldat. Er kam erst nach vielen Jahren Gefangenschaft zurück nach Deutschland. Mehrere Zehen hat er in Sibirien gelassen, und auch sonst noch vieles. Er war ein eher kleiner, drahtiger Mann, obwohl er mir als Kind natürlich groß und stark und furchteinflößend schien. "Die Großen und Sportlichen sind alle tot. Die haben bloß ein paar Wochen überlebt", hat er einmal gesagt, in Erinnerung an die Gefangenschaft.
Er war mein Feind, seit ich anfing selber zu denken. Nicht so werden wie er, bloß nicht so werden. Es war ungerecht, es war die reine Abwehr dem Horror gegenüber, den er mit sich herumtrug.
Zu spät habe ich verstanden, dass Viktor, wie er ironischer Weise hieß, ein geschundener, betrogener, wütender Verlierer war – ein Opfer. Er wollte keins sein, er hat sich geschämt für den verlorenen Krieg. Und so gerierte er sich lieber als Überzeugungstäter für eine gute Sache. Bis zum Ende verteidigte er die Nazi-Zeit und den Krieg. Er las die National-Zeitung. Das ideologische Gedröhne war kein Ersatz für alles das, was er nicht erzählen konnte: Er war überwältigt von den Erfahrungen des Todes, des Tötens, des Hungerns, der Verzweiflung in den langen Jahren der Gefangenschaft.
Er hatte keine Worte dafür. Die Rechthaberei über Hitler, die Nazis, den Krieg, trat an die Stelle der wirklichen Erlebnisse, die gelegentlich nur aufblitzten. Er konnte nicht darüber reden, ich wollte nicht zuhören. Seine Geschichten vom Töten, vom Beerdigungskommando im Lager mit den gefrorenen Leichen (die ein Geräusch wie Holz machen, wenn man sie vom Wagen ablädt), von Kameradschaft und Verrat – ich wollte sie nicht hören. Das machte ihn wütend, und so schrieen wir uns an, bis ich ihm nur noch aus dem Weg ging. Selbst noch seine Zärtlichkeiten waren brutal – Kopfnüsse, Schwitzkasten, freundschaftliche Schläge auf den Oberarm, nach denen blaue Flecke blieben.
Ich wünschte, ich hätte zugehört: Der katholische Junge aus dem Eifeldorf, den seine erste Reise gleich an die Ostfront und dann in den sibirischen Gulag führt – was ging in ihm vor? Einmal sagte einer seiner Freunde, auch er ein Ostfront-Veteran: "Natürlich war es nicht einfach, auf Menschen zu schießen. Beim ersten Mal hast du nachher geheult. Und dann hast du doch auf sie geschossen wie die Hasen." Ich hatte den beiden gerade trotzig gesagt, ich werde den Wehrdienst verweigern. Das hatte sie wütend gemacht: "Ihr macht es euch leicht, wir hatten die Möglichkeit nicht." Damals habe ich diese Kommentare gehasst, heute weiß ich, dass die bitteren alten Männer natürlich auch Recht hatten.
Der Schmerz über das Erlebte, verdoppelt dadurch, dass es im Rahmen eines Menschheitsverbrechens im Vernichtungskrieg stattfand: wie sollte er davon erzählen? Es ging nicht. Er ist tot, seit vielen Jahren schon. Vor kurzem war ich wieder an seinem Grab, hoch oben auf dem Bergfriedhof über unserem Dorf. Es tut mir leid, ihn nicht angehört zu haben. Niemand hörte zu. Keiner von uns hielt damals diese Geschichten aus. Nicht einmal seine Frau, vielleicht sie sogar am wenigsten. Die Einsamkeit der Soldaten.
Seine beiden ältesten Söhne, meine lieben Vettern, mit denen ich als Kind viel gespielt habe, sind auch bereits tot. Sie haben sich auf verschiedene Weise aus dem Leben geschafft, der hoch begabte und sensible Achim zuerst und auf die grausamste Art. Jeder Mensch stirbt im Geheimnis, und meine Vettern werden verschiedene Gründe gehabt haben, nicht mehr leben zu wollen. Bernd, der Älteste, hat den florierenden Bäckereibetrieb meines Onkels, von dem auch mein Teil der Familie jahrzehntelang sehr gut gelebt hat, systematisch heruntergewirtschaftet. Es ist fast, als hätte er das Lebenswerk seines Vaters auslöschen wollen. Und das hat er ja auch getan, sich selbst am Ende eingeschlossen. Die Wut und den Hass des Vaters hat er nach innen gerichtet. Gibt es so etwas: Scheitern als Rache und Wiedergutmachung?
Ich weiß, es ist heikel, so zu spekulieren. Es ist jetzt schon Wochen her, seit ich an dem Grab meines Vetters gestanden habe, der nur zwei Jahre älter war als ich. Aber wenn ich heute über Stalingrad lese und den Untergang und die Kapitulation der Sechsten Armee – 3300 Kilometer von dem Ort, an dem ich aufgewachsen bin – , dann ist mir, als sei das meine Geschichte.
Kategorien: Russland, Wer sind wir?
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2. Februar 2013 um 12:17 Uhr
ernsthaft
Ich habe meinen opa mütterlicherseitz nie erlebt. Er ist bei kriegsende von den russen als zivilist zur zwangsarbeit verschleppt worden und gestorben. Er wurde mir von der ganzen familie, die damals im freistaat danzig, sehr nahe an der polnischen grenze gelebt hat, als ungewöhnlich gütiger, ruhiger, geduldiger mann geschildert, ein großer tierfreund der keiner fliege etwas zuleide tun konnte. Dies wurde mir kürzlich von einem onkel bestätigt der mir aber auch mitteilte, das mein opa bis zuletzt ein überzeugter nazi war. Da schluckt man und kommt ins grübeln.
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2. Februar 2013 um 15:29 Uhr
N. Neumann
12.
Ich habe meinen opa mütterlicherseitz nie erlebt. Er ist bei kriegsende von den russen als zivilist zur zwangsarbeit verschleppt worden und gestorben. Er wurde mir von der ganzen familie, die damals im freistaat danzig, sehr nahe an der polnischen grenze gelebt hat, als ungewöhnlich gütiger, ruhiger, geduldiger mann geschildert, ein großer tierfreund der keiner fliege etwas zuleide tun konnte. Dies wurde mir kürzlich von einem onkel bestätigt der mir aber auch mitteilte, das mein opa bis zuletzt ein überzeugter nazi war. Da schluckt man und kommt ins grübeln.
@ ernsthaft
Wobei die Informationen, die Sie über Ihren Opa mütterlicherseits haben , alles andere als ungewöhnlich oder widersprüchlich sind. So waren und sind eben bei weitem nicht alle Menschen, die einer extremen politischen Ideologie anhängen im privaten Bereich kleine Tyrannen.
Quote
3. Februar 2013 um 10:42 Uhr
Lionel
Den Russland-Feldzug habe ich auch mitgemacht. Vom Bug über den Dnjepr bis zum Terek im Kaukasus.
"Der erzählt wieder nur vom Krieg" hieß es, wenn wir unseren Großvater besuchten. Eine Art, mit dem Erlebten umzugehen. 1945 war eben nicht alles vorbei. Das Geschehen wirkte in Generationen fort.
Quote
3. Februar 2013 um 15:46 Uhr
pork eating crusader
Am 11. Mai 1945 traf ein in Kurland eingekesseltes deutsches Sanitätsbataillon auf die russische Einheit, die es entwaffnen sollten. Der Krieg war den dritten Tag vorbei, die ukrainischen Krankenschwestern hatten sich geweigert, die Verwundeten zu verlassen und gingen mit dem Bataillon quasi in Gefangenschaft. Die sowjetische Einheit ließ die deutschen Ärzte antreten und erschoss vor den Augen der Ärzte die Krankenschwestern als Kollaborateure. Einer der Ärzte war mein Großvater. Er hat später in der DDR nur die Westnachrichten geschaut, er hat meiner Mutter den Eintritt in die FDJ verboten. Aber niemand freute sich mehr als er als ich während meines Studiums eine russische Studentin heiratete. Er hat die nazis ebenso gehasst wie die Kommunisten, aber vermochte die Menschen zu lieben.
Quote
3. Februar 2013 um 16:14 Uhr
Thomas Holm
@ pork eating crusader
Erst mal: Guten Appetit !
Neue westliche Schätzungen der Menschenverluste in der SU/WKII:
"26,125,000 plus 10,000,000 due to Soviet repression ...
"26.4 to 29 million" plus 5.458 million dead due to Soviet repression"
leider unter solchen unglücklichen Titeln wie:
"Steven Rosefielde Red Holocaust Routledge, 2009″
Die höchste Zahl von der ich mal gelesen habe, sie aber nicht wiederfinde, lautet 38 Millionen; die genannten Zahlen reichen da ja heran.
http://en.wikipedia.org/wiki/World_War_II_casualties_of_the_Soviet_Union (http://en.wikipedia.org/wiki/World_War_II_casualties_of_the_Soviet_Union)
...
Aus: "Stalingrad und meine Familie" Von Jörg Lau (2. Februar 2013)
Quelle: http://blog.zeit.de/joerglau/2013/02/02/stalingrad-und-meine-familie_5877 (http://blog.zeit.de/joerglau/2013/02/02/stalingrad-und-meine-familie_5877)
Quote[...] US-Verteidigungsminister Leon Panetta hat zu seinem Abschied eine neue Ehrenmedaille eingeführt: Soldaten sollen für besondere Leistungen im Drohnen- und Computer-Krieg ausgezeichnet werden. Für diese Art der Hightech-Kriegsführung habe es bislang keine eigene Auszeichnung gegeben, sagte der Minister.
Er habe in seinen Jahren als CIA-Chef und als Minister erlebt, "wie moderne Techniken wie ferngesteuerte Plattformen und Cyber-Systeme die Art und Weise verändert haben, wie Kriege geführt werden", sagte Panetta.
Diese Techniken würden es den Soldaten erlauben, "den Feind anzugreifen und den Verlauf der Kämpfe auch aus großer Entfernung zu verändern". Deshalb gebe er jetzt die Einführung einer entsprechenden Medaille für "herausragende Kriegsführung" (Distinguished Warfare Medal) bekannt.
Der von Präsident Barack Obama stark ausgeweitete Drohnenkrieg gegen Terroristen ist umstritten. Kritiker monieren vor allem die mangelnde gesetzliche Legitimierung der Einsätze, besonders wenn es um gezielte Tötungen auch von US-Bürgern gehe.
Panetta, der in Kürze vom Republikaner Chuck Hagel abgelöst werden soll, erinnerte sich bei seinem Abschied besonders an die Tötung von Terroristenchef Osama bin Laden, den Spezialeinheiten im Mai 2011 in Pakistan aufgespürt hatten. "Es war eine ganz spezielle Operation, und ich glaube, sie hat viel dazu beigetragen, die Sicherheit des Landes zu wahren", sagte Panetta. Die Bin-Laden-Operation sei "sehr risikoreich" gewesen. "Wir hatten niemals hundert Prozent Sicherheit, dass sich Bin Laden wirklich dort befand."
Panetta war bis April 2011 CIA-Chef, dann wechselte er an die Spitze des Pentagon. Als Pensionär will er sich nach Kalifornien zurückziehen.
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schlau berger
14.02.2013 um 11:02 Uhr
Generation Playstation
Tatort Joystick
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mr. head
14.02.2013 um 12:07 Uhr
Pragmatisch
Krieg ist schlimm. Leider gab es den Krieg schon immer. Ich würde sogar sagen, Krieg ist ein Teil der menschlichen Natur. Wir in Deutschland sind gesegnet, dass wir seit vielen Jahrzehnten keinen Krieg erleben mussten.
Betrachtet man den Krieg allerdings als Teil der menschlichen Natur. Als etwas, was es zu allen Epochen gab, dann erkenne ich an diesen Orden nichts verwerfliches. Die Drohnen Technik ist nur die logische Fortführung der Militärtechnik. Vor Jahrhunderten / Jahrtausenden standen sich noch Krieger mit Lendenschurz gegenüber. Irgendwann hat der Mensch dann Tiere (Elefanten, Pferde) für sein gegenseitiges Abschlachten eingespannt. Auch hat man Errungenschaften der Metallverarbeitung genutzt um sich bessere Waffen und Rüstungen zu schaffen.
Ich erkenne auch keinen Unterschied, ob ein Pilot eine Bombe ausklinkt und Menschen tötet oder jemand in einem Hangar, der eine Drohne fliegt. Beide sind weit entfernt um die Folgen ihres Angriffs zu "erleben". So geht es auch bei Cruismissles, moderner Artillerie oder Panzern. Zumindest werden solche Soldaten niemals eine Medal of Honor erhalten (heldenhafte Leistungen weit über die Pflichterfüllung unter Risiko des eigenen Lebens zum Wohle seiner Kameraden).
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Namenloser Kritiker
14.02.2013 um 12:46 Uhr
Medallien für Joystickmörder
Verrückte Welt: Den Kid's, die virtuelle Gegner am Rechner abknallen, wirft man vor potentielle Amokläufer zu sein, den Jungs, die reale Menschen am Rechner ermorden, heftet man Medaillen an's Hemd...
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nudelholz123
14.02.2013 um 13:45 Uhr
Das Befehl-Gehorsam-Prinzip
Wie wär`s mit präparierten Leichenteilen ihrer Opfer zum Umhängen, dann hätten sie gleich noch eine Jagdtrophäe dazu. Sorry für die Geschmacklosigkeit, aber ich bin wütend. Was bekommen denn die Superhelden, die noch schnell mal abdrücken, weil zuhause schon das Abendessen wartet, einen last minute Orden extra?
Wenn es nur nicht so pietätlos wäre, würde ich dafür plädieren, dass man tote Kriegsopfer, oder das was von ihnen noch übrig ist, ist in Alkoholglasschaubehältern aufbewahrt, um das tägliche Grauen für die Nachwelt in Menschenrechtsdokumentationszentren zu veranschaulichen, mit namentlichen Verweis auf den Täter mit Dienstgrad und Verweis auf den befehlsgebenden Vorgesetzten! Pflichtbesuche für Schulklassen!
Ursache: Das Befehl-Gehorsam-Prinzip. ...
Aus: "USA belobigen Drohnenkrieger mit eigener Medaille" (14.02.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-02/drohnen-soldaten-medaille-us-militaer (http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-02/drohnen-soldaten-medaille-us-militaer)
Quote[...]
Autor: Schilling, René
Titel: "Kriegshelden". Deutungsmuster heroischer Männlichkeit in Deutschland 1813-1945
Reihe: Krieg in der Geschichte 15
Ort: Paderborn
Verlag: Ferdinand Schöningh Verlag
Jahr: 2002
... Anzuzeigen ist eine Verfallsgeschichte. Dem bürgerlichen Kriegshelden war zwar ein langes Leben beschieden, aber nur in symbolischer Hinsicht, und selbst dieses symbolische Leben war gezeichnet vom Niedergang. Erfunden im Zuge der Befreiungskriege nach 1813, konstruiert als Integrationsfigur, die es dem männlichen bürgerlichen Individuum erlaubte, in die Rolle des Soldaten zu schlüpfen, ohne seine zivile Identität preisgeben zu müssen, war die Geschichte des Kriegshelden im Kaiserreich und in der Weimarer Republik geprägt von obrigkeitsstaatlichen und völkisch-nationalistischen Umdeutungen, bis er schließlich vom nationalsozialistischen Führerkult vereinnahmt wurde und nach 1945 der Verdammung anheim fiel und in Vergessenheit geriet.
Diese Geschichte entfaltet Rene Schilling am Beispiel von vier Musterexemplaren des ,,Kriegshelden". Zum einen geht es um den Dichter Theodor Körner und den Pädagogen Friedrich Friesen, die zunächst entschieden bürgerliche Lebenswege eingeschlagen hatten, bevor sie sich 1813 dem Lützowschen Freikorps anschlossen und als Offiziere fielen. Zum anderen handelt es sich um zwei Berufssoldaten der neuen, elitären Waffengattungen des Ersten Weltkrieges: um Manfred von Richthofen, der mit 80 Abschüssen als der erfolgreichste Jagdflieger seiner Zeit galt, bis er 1918 selbst einem Luftgefecht zum Opfer fiel, sowie den U-Boot-Kommandanten Otto Weddigen, der ein neues Kapitel der Marinegeschichte schrieb, als er im September 1914 drei britische Panzerkreuzer versenkte.
An der Schnittstelle zwischen Bürgertums-, Militär- und Geschlechtergeschichte angesiedelt, fragt Schillings Untersuchung nach den Beziehungen zwischen Zivilgesellschaft, Militär und Krieg in der Moderne, die seit zehn bis fünfzehn Jahren in wachsendem Maße Gegenstand der Forschung sind. Schilling möchte mit einer Rezeptionsgeschichte der vier Opferhelden Aufschlüsse gewinnen über Entstehung, Schübe, Perioden und Erscheinungsformen der Militarisierung der deutschen Gesellschaft. Er geht von einem wissenssoziologisch inspirierten Ansatz aus. Das Konstrukt des ,,Helden" wird als Deutungsmuster aufgefasst, das Wahrnehmungen strukturiert, Erfahrungen interpretiert und Verhalten motiviert. Aufgrund seines normativen, soziale Relevanz erheischenden Gehalts kann es zumindest in pluralistischen Gesellschaften nicht anders als – mehr oder weniger - umstritten sein. Vermittelt wird das Deutungsmuster durch Texte und Reden, aber als Gegenstand sozialer Verhandlungen ist es auch etwa bei Besuchen und Festen zum Gedenken an die Helden präsent. Schillings Materialbasis bilden daher eine Vielzahl von monographisch oder unselbständig publizierten Biografien und Gedenkartikeln, auch in der meinungsführenden Tagespresse unterschiedlicher Provenienz, sowie archivalisches Material, das die Vorbereitung, Durchführung und Resonanz der Gedenkveranstaltungen zu Ehren der vier Helden beleuchtet.
Vier Leitfragen bestimmen Schillings Untersuchungsgang. Erstens: Welche individuellen Qualitäten machten den Helden zum Helden, und in welcher Relation standen dabei militärische und zivile Tugenden? Zweitens: Wie ordnen sich die Helden ins polare Gefüge der Geschlechterordnung ein? Wie ,,männlich" waren sie, welche Rolle spielten Frauen im Heldenkult? Drittens: ,,Für welche politische und soziale Gesellschaftsordnung der Nation starb der ,Held'" (S. 21)? Viertens: Welche gesellschaftlichen Gruppen trugen den Kult um den Helden? Die Antworten bestätigen im Wesentlichen die gängigen Periodisierungen der deutschen Geschichte, sie vertiefen aber die in jüngster Zeit verschiedentlich unternommenen Bemühungen um eine differenzierte Sicht auf ,,den" lange Zeit als homogen missverstandenen sozialen Militarismus. Sie zeigen im übrigen, dass namentlich Körner und Friesen von praktisch jeder politischen Richtung zur historisch-mythischen Absicherung des eigenen Programms in Anspruch genommen werden konnten, wenn von dieser Möglichkeit auch in unterschiedlichem Maße Gebrauch gemacht wurde. Die ,,Verehrergemeinde" der Kriegshelden verbreiterte sich zwar vom 19. Jahrhundert bis in die NS-Zeit zusehends und schloss auch kleinbürgerliche Kreise ein. Dominant aber blieb durchweg, wie Schillings Recherchen zur Trägerschaft der Heldenfeiern zeigen, das akademisch gebildete Bürgertum.
Bis in die 1860er Jahre firmierten Körner und Friesen als Inkarnationen des patriotisch-wehrhaften Bürgerhelden. Dieser ,arbeitete' der allgemeinen Wehrpflicht als eines Motors der elitär-bürgerlich oder demokratisch-egalitär konzipierten politischen Partizipation der Gesellschaft und ihrer nationalen Einigung vor. Der Soldat war in erster Linie Staatsbürger, er forderte die Zivilisierung des Militärs ein – und nicht die Militarisierung der Zivilgesellschaft. Dieser Held richtete sich einerseits am ganzheitlichen, individualistischen bürgerlichen Bildungskonzept und am kosmopolitischen Humanitätskonzept aus; auch da, wo er auf die Franzosen einschlug, wahrte er ritterliche Qualitäten, zügelte seinen Hass. Andererseits war diese Heldenfigur nicht ausschließlich von Männern besetzt. Zumindest ausnahmsweise traten in der kollektiven Erinnerung an die Befreiungskriege Frauen als Soldatinnen auf, die eine gewisse Durchlässigkeit der Grenzen der dichotomischen Geschlechterordnung (Frauen und Familie, Männer und Öffentlichkeit) anzeigten.
Die politisch oppositionellen, gegen den Obrigkeitsstaat gerichteten Elemente dieser Heldenfigur, der sich durch die Offizierswahl als einem Charakteristikum der Landwehr legitimierte, gerieten seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts immer mehr in Vergessenheit. Sie wurden allenfalls noch im linksliberalen und im sozialdemokratischen Milieu bewahrt. An die Stelle des Bürgerhelden trat der ,,reichsnationale Kriegsheld" (S. 169). Seine Biografie hielt zur ,,Einordnung des Einzelnen in disziplinierende, obrigkeitlich ausgerichtete Ordnungsmodelle" an. In deren Zentrum stand das Militär als eines ,,nun von Frauen unangefochtenen Schutzraums zur Entfaltung seiner soldatisch definierten Männlichkeit". Sein dezidiert antifeministischer und antidemokratischer Impetus verband sich mit dem aggressiven Nationalismus, der das politische Klima der wilhelminischen Zeit prägte.
Der Übergang zum dritten ,,Idealtypus", dem ,,charismatisch-kriegerischen Volkshelden" (S. 316) setzte schon im späten Kaiserreich ein, um in der Weimarer Republik und vor allem im Nationalsozialismus zur vollen Entfaltung zu gelangen. Dieser Kriegsheld war erhaben über die bürgerliche Lebenseinstellung. Er verkörperte die ,,Überwindung aller individuellen Neigungen zugunsten der rassisch homogenen Volksgemeinschaft", kompromisslose Kampf-, das heißt: Opfer- und Tötungsbereitschaft, Härte und Rücksichtslosigkeit gegen sich und andere. Diesem Ideal ließen sich Körner und Friesen nur noch mit Mühe einpassen. Der Erste Weltkrieg brachte denn auch neue Heldenpersönlichkeiten hervor, vor allem in Gestalt der technikbegeisterten und mit der Kriegstechnik virtuos hantierenden Berufsoffiziere. Körner und Friesen büßten – im und nach dem Ersten Weltkrieg – ihre Popularität zugunsten des U-Boot-Fahrers Weddigen und des ,,roten Barons", des Jagdfliegers Richthofen ein Stück weit ein, ohne doch gänzlich vom Tableau des Heldenkults zu verschwinden. In der NS-Zeit und zumal in der Endphase des Zweiten Weltkrieges gelangten diese sogar wieder zu neuer Ehre, als das Regime alle Register des kulturellen Gedächtnisses zog, um die zunehmende Kriegsmüdigkeit zu bekämpfen und die Durchhaltebereitschaft der Bevölkerung anzustacheln.
Schillings klar geschriebene [...] Studie schließt mit einem Ausblick auf die Zeit nach 1945. Ganz in Vergessenheit gerieten die vier ,,Helden" nicht. Aber viel mehr als lokale Bedeutung hatte die öffentliche Erinnerung an sie nicht. Die Stadt Herford übernahm die Patenschaft für das Unterseeboot U 9 der Bundesmarine, in der DDR knüpfte die NVA an den Körner-Kult an, indem sie den Helden als Kämpfer gegen die ,,Tyrannei" des Feudalismus ihrem ,,nationalen Kulturerbe" (S. 392) zuschlug. Aber auch hier blieb die Körnerverehrung im Wesentlichen auf dessen Geburtsstadt Wöbbelin beschränkt. Schilling deutet selbst an, dass der Eindruck, den seine auf vier exemplarische Heldenfiguren begrenzte Studie nahelegt, dass es nämlich nach 1945 keinen (militärischen) Heldenkult gegeben habe, problematisch ist. Seine Vermutung, dass die ,,Verherrlichung militärischer Traditionen" in einer ,,Gesellschaft mit pluralen Lebensstilen" in bestimmten Segmenten durchaus möglich ist, dürfte zutreffend sein, und vermutlich waren und sind diese nicht so klein, wie er meint (S. 393). Darauf deuten u.a. die enormen Auflagenzahlen der Landser-Hefte oder ähnlicher Produkte der popularen Kriegsliteratur sowie die einschlägigen Beiträge der Filmindustrie hin.
...
Aus: "Neuere Geschichte: R. Schilling: "Kriegshelden"" (2003)
Quelle: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2003-2-013 (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2003-2-013)
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Quote[...] Der Historiker René Schilling hat die Ideengeschichte der deutschen »Kriegshelden« zwischen 1813 und 1945 untersucht und dabei eine lange Tradition des Untergangskults erschlossen. Gegen Ende des Kaiserreichs und während des Ersten Weltkriegs erfuhr dieses »heroische Denken« eine Renaissance in rasch populär gewordenen Werken wie Rainer Maria Rilkes Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke oder Walter Flex' Roman Wanderer zwischen den Welten. Neben Rilke und Flex huldigten noch etliche andere Autoren dem »Kult der bedingungslosen, nicht nach Erfolg trachtenden Hingabe«, wie Schilling es nennt. So schrieb der Germanist Gustav Roethe 1915, »das Kostbare an der ›deutschen Treue‹« sei »das rückhaltlose Einsetzen des ganzen Menschen, das nicht dingt, nicht wägt, nicht schwankt, sondern durchhält bis zuletzt, und mag der Erdball darüber in Trümmer gehen«.
... Anfang 1933, läuft in den Kinos der Ufa-Film Morgenrot an, ein militaristisches Marine-Melodram, das in den Tagen des Ersten Weltkriegs spielt. Zur Premiere in Berlin am 2. Februar erscheint der soeben zum Reichskanzler ernannte Hitler mit seinem Kabinett. In diesem Film sagt ein U-Boot-Kommandant namens Liers zu seiner Mutter: »Leben können wir Deutsche vielleicht schlecht, aber sterben können wir jedenfalls fabelhaft.« Eine geisterhafte Episode, die von heute her betrachtet fast schon prophetisch anmutet.
So erließ Admiral Erich Raeder am 22. Dezember 1939 eine Weisung, die den kollektiven Selbstmord für die Marine verbindlich machte: »Das deutsche Kriegsschiff kämpft unter vollem Einsatz seiner Besatzung bis zur letzten Granate, bis es siegt oder mit wehender Fahne untergeht.« Eines der Schlachtschiffe, die diesem Befehl gemäß sanken, war die 1939 in Dienst gestellte Bismarck.
... Als sie im Mai 1941 im Nordatlantik von den Briten zusammengeschossen worden war, befahl ihr Kommandant Ernst Lindemann die Selbstversenkung. 2106 Seeleute kamen dabei um, nur 115 wurden gerettet. Lindemann selber, so heißt es in Berichten Überlebender, habe »militärisch grüßend, die Hand an der Mütze«, vorn am Bug gestanden, »vor der Fahne salutierend, einem Standbild gleich, Ausdruck eisernen Willens«. Noch am Abend vor dem Untergang hatte Lindemann einen pathetischen Funkspruch nach Berlin absetzen lassen: »Wir kämpfen bis zum Letzten im Glauben an Sie, mein Führer, und im felsenfesten Vertrauen auf Deutschlands Sieg.« Das Durchschnittsalter der umgekommenen Soldaten betrug 21 Jahre.
Im Dezember 1943 tat es im Nordmeer Fritz Hintze, der Kapitän des Schlachtschiffes Scharnhorst, Lindemann nach. Hier starben 1932 Seeleute in den eisigen Fluten.
Hitler zeigte sich beeindruckt. Noch in seinem bereits zitierten »politischen Testament« preist er 1945 die Marine emphatisch: »Möge es dereinst zum Ehrbegriff des deutschen Offiziers gehören – so wie dies in unserer Marine schon der Fall ist –, dass die Übergabe einer Landschaft oder einer Stadt unmöglich ist und dass vor allem die Führer hier mit leuchtendem Beispiel voranzugehen haben in treuester Pflichterfüllung bis in den Tod.«
Höhepunkt der Untergangsverklärung allerdings bleibt die Stilisierung von Stalingrad. Schon bald nach der Einkesselung der 6. Armee durch die sowjetischen Truppen erwartete Hitler von den 260.000 Soldaten, dass sie »bis zum letzten Mann« und »bis zur letzten Patrone« kämpften. Nachdem ihre aussichtslose Lage klar war, sollten sie »untergehen« – sei es durch die Hand des Feindes, durch Hunger, Kälte oder durch Selbstmord.
Indem die Propaganda das militärische Desaster auf die Höhe eines kollektiven Opfertodes hob (selbst die Nibelungen wurden von Hermann Göring bemüht), zielte sie in die Sphäre des Erhabenen. Mit quasireligiösen Begriffen wie »heiliger Schauder«, »Ehrfurcht«, »Allmacht«, »Vorsehung« und »Glauben« verschrieben sich Hitler, Göring und Goebbels schon zu diesem Zeitpunkt einer systematischen »Derealisierung«.
So beförderte Hitler noch Ende Januar 1943 den ranghöchsten Offizier im Kessel, Generaloberst Friedrich Paulus, zum Feldmarschall und würdigte ihn als »den heldenhaften Verteidiger von Stalingrad«. Mit der Auszeichnung verband Hitler allerdings eine Erwartung: Statt zu kapitulieren, sollte Paulus Selbstmord begehen und damit allen anderen Offizieren der Wehrmacht ein Beispiel dafür geben, was man in Berlin von den Führern einer besiegten Armee erwartete.
Die in Stalingrad eingeschlossenen Generäle zeigten sich jedoch keineswegs zur Selbsttötung bereit. Hitler geriet außer sich, als er erfuhr, dass Paulus wenige Stunden nach seiner Beförderung zusammen mit zahlreichen Generälen und Stabsoffizieren in Gefangenschaft gegangen war. In einem Gespräch mit Goebbels wenige Tage vor der Sportpalastrede bekräftigte der »Führer« noch einmal, von »uns« werde man »niemals das Wort Nachgiebigkeit oder Kapitulation« hören – womit Hitler, wie der Hamburger Historiker Bernd Wegner überzeugend dargelegt hat, bereits seine Untergangsstrategie von 1944/45 ankündigte.
Dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden konnte, war den meisten Deutschen allerspätestens im Herbst 1944 klar; da hatten die Amerikaner Aachen als erste deutsche Großstadt eingenommen und strebten zum Rhein. Selbstverständlich durfte diese Einsicht in das Unvermeidbare nicht geäußert werden. Wer es dennoch tat, riskierte, von einem Standgericht wegen »Wehrkraftzersetzung« zum Tode verurteilt und ermordet zu werden. Zugleich lief die Propaganda auf Hochtouren. Zum »Modell« wurde dabei Stalingrad: Wie einst die 6. Armee an der Wolga, so sollte jetzt die gesamte deutsche Nation kämpfend untergehen.
... Am 19. März 1945 erklärte Hitler seinem Rüstungsminister Albert Speer: »Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das deutsche Volk verloren sein. Es ist nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das deutsche Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil, es ist besser, selbst diese Dinge zu zerstören. Denn das Volk hat sich als das schwächere erwiesen, und dem stärkeren Ostvolk gehört ausschließlich die Zukunft. Was nach diesem Kampf übrigbleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen.«
»Sein oder Nichtsein!«, »Endsieg oder Untergang!« hießen jetzt die Parolen. Dadurch wurden die Deutschen mit der Vorstellung vertraut gemacht, dass es keinen Waffenstillstand und keinen Friedensschluss geben werde und sie stattdessen zum »fanatischen Durchhalten« bereit sein müssten. »Kraft durch Furcht« lautete nun die Maxime der Propaganda. Sie zeichnete die Gefahren, die den Deutschen im Fall der Niederlage drohten, in denkbar dramatischer Weise. Vor allem sollte suggeriert werden, die Feindmächte seien entschlossen, das deutsche Volk »auszurotten«. Wie unschwer zu erkennen, projizierte man so die eigene Vernichtungspolitik auf die alliierten Kriegsgegner.
Darüber hinaus sollte jeder Zentimeter deutschen Bodens bis zur völligen Vernichtung verteidigt werden. Der »Führerbefehl Nr. 11« vom 8. März 1944 verpflichtete die Kampfkommandanten »Fester Plätze«, sich äußerstenfalls vom Gegner einschließen zu lassen und keinesfalls aus eigenem Entschluss auszuweichen oder gar die Waffen zu strecken, sondern den Ort »bis zum Letzten zu halten«. Schließlich nahm der Befehl Hitlers vom 19. März 1945 über »Zerstörungsmaßnahmen im Reichsgebiet« – später als »Nero-Befehl« bezeichnet – die eigene Zivilbevölkerung, eigene militärische Verkehrs-, Industrie- und Versorgungsanlagen ins Visier.
In der Schlussphase des Krieges zwang das Regime alte Männer, Frauen und Kinder zu »freiwilligen« Kriegs- und Kriegshilfsdiensten. Die Militarisierung der nationalsozialistischen »Volksgemeinschaft« erlebte ihren Höhepunkt. Gleichzeitig wurde die Kriegsführung selbst immer radikaler. Gegen jede Regung des gesunden Menschenverstands erzwangen die politischen und militärischen Spitzen des NS-Regimes die Verteidigung des Reiches und damit zugleich ihrer Herrschaft. »Hass« sollte die Kraft verleihen, den Feind »überall mit aller Unnachgiebigkeit und Unerbittlichkeit« zu bekämpfen, und zwar »bis zum letzten Atemzug«. Der Chef der NSDAP-Parteikanzlei und Reichsleiter Martin Bormann, Hitlers rechte Hand, gab die unmissverständliche Devise aus: »Siegen oder fallen!«
... Es ist noch nicht abschließend erforscht, wie viele hohe Funktionsträger des Regimes – die Wehrmacht eingeschlossen – sich bei Kriegsende selbst töteten und so, dem »Führer« getreu, ihren ganz persönlichen Untergang wählten. Bekannt ist, dass von den 43 NSDAP-Gauleitern, die zuletzt im Amt waren, sich elf das Leben nahmen, also jeder vierte.
Suizid begingen auch, wie Josef Folttmann und Hanns Möller-Witten bereits 1953 bilanzierten, etliche führende Männer der Geheimen Staatspolizei und des Reichssicherheitshauptamts, dazu Höhere SS- und Polizeiführer (nämlich sieben von 47). Mit ihnen wählte eine beachtliche Zahl von Generälen der Wehrmacht und der Waffen-SS den selbstzerstörerischen Weg in den Untergang. Folttmann/Möller-Witten nennen 35 Generäle des Heeres, sechs Generäle der Luftwaffe, acht Admiräle der Marine und 13 Generäle der Waffen-SS.
Besonders in den östlichen Regionen Deutschlands, die 1945 von der Roten Armee erobert wurden, machten viele verzweifelte Deutsche ihrem Leben selbst ein Ende. Insgesamt sollen sich Zehntausende während der letzten Kriegswochen das Leben genommen haben, Schuldige und Unschuldige, Nazi-Größen, Gestapo-Beamte und kleine Mitläufer, die zum Teil ihre Familien mit in den Untergang rissen. Manche Historiker sprechen gar von 100.000 Selbstmordfällen.
Die wahnhafte Vorstellung vom Heldenkampf und heroischen Untergang, wie sie die Militärtradition des 19. Jahrhunderts ausgeprägt hat, ist in Deutschland nach 1945 komplett verschwunden. Die Erinnerung daran befremdet nur noch. Die vermeintlich so todessüchtigen Deutschen haben wahrlich zu leben gelernt und ertragen heute gelassen den Vorwurf von Bellizisten diesseits und jenseits des Atlantiks, sie seien nach 1945 ein »postheroisches« Volk geworden. Siebzig Jahre nach Goebbels' Rede im Sportpalast kann man nur sagen: Gut so.
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Netiew
21.02.2013 um 7:02 Uhr
Dulce et decorum est pro patria mori
Ihr sterbt für euer Vaterland - diese Propagandalüge der deutschen Kriegsparteien im 1. u. 2. WK bildete das geistige Fundament für das 'Heldentum' der Soldaten. Die meisten haben daran geglaubt und sie wirkt noch heute.
Diejenigen, die rechtzeitig erkannten, dass sie von Verbrechern geführt werden und sich absetzten, gelten noch heute für viele als Verräter.
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DonFerrando
21.02.2013 um 7:16 Uhr
Deutsche Tradition?
"Dulce et decorum est ..."; "Gib mir Freiheit oder Tod!" - solche Phrasen können freilich nur der deutschen Militärtradition des 19. Jahrhunderts entsprungen sein, oder etwa doch nicht? Liebe ZEIT-Journalisten, der Heldentod wurde und wird in so ziemlich allen Kulturen zelebriert. Und ihr wirres Weltbild haben sich die Nationalsozialisten nicht nur aus heimischen Ideen zusammengeklaubt.
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Case793
21.02.2013 um 8:32 Uhr
Unsauber...
Richtig sauber recherchiert ist dieser Artikel aber nicht.
Den "pathetischen Funkspruch" von der Bismarck hat nämlich nicht Kommandant Lindemann, sondern von seinem Vorgesetztem dem Flottenchef Admiral Lütjens. Der hatte durch überflüssige Funksprüche die britische Flotte auch erst wieder auf die Spur der Bismarck gebracht.
Und die Nennung des Kommandanten der Scharnhorst Kapitän Fritz Hintze ist in diesem Zusammenhang nicht gerade überzeugend. Ganz abgesehen davon, dass die Scharnhorst definitiv nicht selbst versenkt wurde, sondern im Gefecht sank, war Kapitän Hintze Admiral Bey unterstellt, der auch das Gefecht geleitet hat.
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roland_s
21.02.2013 um 9:15 Uhr
Vorsicht mit Überheblichkeit
Gerade die Sportpalastrede ist ein gutes Beispiel dafür, dass man vorsichtig sein muss, eine überhebliche Position im Stil einzunehmen: wie konnten die nur darauf reinfallen.
Wir haben damals im Geschichts-LK bei einem auch ansonsten hervorragenden Lehrer die vollständige Sportpalastrede gehört. Halbverdunkelter Raum, keiner sollte reden, keiner "durfte raus".
Die Rede ist rhetorisch so brillant aufgebaut und inszeniert, dass selbst wir, die wir aus ansonsten völlig Watte gepackter, ungefährdeter Situation heraus, nicht schon vorgeprägt, nachempfinden konnten, dass die Massen auf die Frage: Wollt ihr den totalen Krieg? JA gebrüllt haben.
Diese Erfahrung hat mich viel Demut gelehrt! Sie wirkt bis heute, fast 40 Jahre später.
Demut davor, nicht überheblich zu sein, wenn es darum geht, andere zu be-, zu verurteilen, wenn sie in bestimmten Situationen charismatisch und rhetorisch geschickten Rattenfängern folgen, Demut davor, dass es aktive Arbeit an sich selbst und wirkliche Auseinandersetzung mit der Person oder Sache bedeutet, wenn man Dinge, Situationen, Personen beurteilt.
Ich bin diesem Lehrer dafür (und für noch einige andere Dinge) bis heute sehr dankbar. Ich würde mir wünschen, dass so etwas zum Pflichtprogramm für Schüler wird, mindestens in der Oberstufe.
...
Aus: "Das große Heldenopfer" Wolfram Wette (21.02.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/2013/08/Goebbels-Sportpalastrede-1943 (http://www.zeit.de/2013/08/Goebbels-Sportpalastrede-1943)
Quote[...] Das Geschäft der deutschen Rüstungsfirmen mit den Staaten des sogenannten Golfkooperationsrates boomt. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung belief sich der Wert der dorthin genehmigten Waffenexporte im vergangenen Jahr auf 1,42 Milliarden Euro und hat sich damit im Vergleich zu 2011 mehr als verdoppelt. Damals bezifferten sich die Exporte auf knapp 570 Millionen Euro.
Zum Kooperationsrat gehören Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Der mit weitem Abstand größte Anteil der Rüstungsexporte entfiel auf Saudi-Arabien. Die absolutistische Monarchie erhielt Rüstungsgüter in Höhe von 1,24 Milliarden Euro – dies entspricht dem Neunfachen des Vorjahreswerts – und investierte dabei vor allem in seine Grenzsicherungssysteme.
Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien sind wegen der dortigen Menschenrechtslage bereits seit längerem sehr umstritten.
... Die Rüstungsexporte sind an diesem Freitag auch Thema im Bundestag. Die Linksfraktion hatte die Debatte beantragt und will auch einen Antrag einbringen, wonach alle Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien gestoppt werden sollen.
Kritik der Opposition hat die Bundesregierung stets zurückgewiesen. Sie will auch künftig Waffenverkäufe in die Region und auch nach Saudi-Arabien genehmigen. Das Königreich sei ein "Stabilitätsfaktor", sagte ein Sprecher im Dezember und verwies auf den gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus.
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limdaepl
22.02.2013 um 8:37 Uhr
Tja...
Menschenrechte bringen halt leider keine Rendite.
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Kalli1985
22.02.2013 um 8:47 Uhr
Aber nicht in Mali einmarschieren wollen, weil Krieg ja sowas schlimmes ist....Hauptsache die Kohle stimmt und wir machen uns die finger nicht schmutzig. ...
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nixversteher
22.02.2013 um 9:08 Uhr
Wenn wir nicht liefern,
liefern eben andere. So einfach ist das.
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Oliver van Troogk
22.02.2013 um 9:55 Uhr
Ja, so einfach ist das
"Wenn wir nicht liefern, liefern eben andere. So einfach ist das."
Genau, und aus diesem Grund verticken meine Kinder gerade Drogen auf dem Schulhof - weil es sonst andere tun.
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Namenloser Kritiker
22.02.2013 um 10:07 Uhr
Sollten wir dann nicht schnellstens Atomwaffen an den Iran liefern?
Bevor es jemand anderes tut?
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Kritischer_Freigeist
22.02.2013 um 9:30 Uhr
... Man hat den Eindruck, die deutschen Politiker leiden an Schizophrenie.
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merituuli
22.02.2013 um 9:54 Uhr
Weltmeister Deutschland
Wer die Debatte um den Armutsbericht gestern verfolgen konnte die Unwilligkeit zur Selbstkritik von faste allen Vortragenden erleben.
Unsere Regierung nimmt in Kauf, dass unsere produktiven Hände sich mit Blut beschmutzen.
Stolz auf die eigenen Exportleistung ohne Ansehung dessen was exportiert wird.
Ich empfinde Ekel, wenn ich das sehe. Weltmeister sind wir darin
unseren Vorteil zu suchen und zu finden, koste es was es wolle.
Darin erkenne ich einen totalen Werteverlust, die Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Dieser Ismus stammt primär aus Deutschland, so sind wir.
Weltmeister im Dissoziieren, im Abspalten. So haben wir es bei den Nazi-Prozessen auch getan. Adenauer hatte die Kenntnis wo sich Eichmann aufhielt, Fritz Bauer musste sich des Mossads bedienen, um ihn festzusetzen.
Im Vollzug dieses Prozesses ging wieder diese Angst durch Deutschland, wird meine braune Vergangenheit nun doch noch erkannt.
Kinder dieser Generation wie ich habe nie wirklich eine Auseinandersetzung mit der Thematik erlebt.
Waffengeschäfte durch uns sind nicht haltbar. ...
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Gregore2012
22.02.2013 um 9:34 Uhr
Deutschland der Moralapostel des Kontinents
Falls Deutschland keine Waffen liefert macht es eben die USA oder Frankreich etc.. Beides sind demokratische Staaten(und zwar schon viel länger als Deutschland) und haben damit kein Problem.
Es ist sogar sehr postitiv dass deutsche Rüstungsgüter überhaupt noch gefragt sind. ...
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merituuli
22.02.2013 um 10:19 Uhr
Desillusionierung
... Genau dieses Weltbild ist in der Lage jedes Unheil anzurichten und rechtfertigt es mit der momentanen kollektiven Bewusstseinslage. ... Die Welt wird zum Feind, man sieht nur noch das Fressen und Gefressen werden. Skrupel und Ethik wird als Schwäche empfunden ... Das Ende der Aufklärung ... dissoziiert gehen wir und bauen Panzer und empfinden nichts dabei. Das alles hatte wir schon einmal; auch wenn es in anderem Gewand auftritt, die Psychologie dahinter ist sehr nahe verwandt.
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Bashu
22.02.2013 um 10:56 Uhr
Der Friedensnobelpreis
ist zu einer Karikatur verkommen, Nobel dreht sich wahrscheinlich im Grabe um.
Zuerst der Drohnenkrieg-Baron Obama und dann die EU. ...
...
Aus: "Deutsche Firmen verdoppeln Waffenexporte an Golfstaaten" (22.02.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2013-02/waffen-exporte-golfstaaten-saudi-arabien (http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2013-02/waffen-exporte-golfstaaten-saudi-arabien)
http://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte_in_Saudi-Arabien (http://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte_in_Saudi-Arabien)
Quote[...] Hamburg - Bei der U.S. Air Force schieben rund 1300 Drohnenpiloten Dienst - laut einer Studie haben sie mit ähnlichen gesundheitlichen Folgen zu kämpfen wie Piloten in herkömmlichen Einsätzen. Das berichtet die "New York Times". Viele Drohnenpiloten fahren nach ein paar Stunden Kriegseinsatz nach Hause wie normale Schichtarbeiter. Trotzdem sind sie laut Studie von Angststörungen, Depression, posttraumatischem Stress, Drogenmissbrauch und Suizidgedanken ähnlich oft betroffen wie Kampfflieger.
Für die bisher einmalige Studie im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums wurden die elektronischen Krankenakten von 709 Drohnenpiloten aus den Jahren 2003 bis 2011 ausgewertet, ebenso die Krankenakten von 5256 Piloten bemannter Flugzeuge. Ausgewertet wurden damit die Befunde von Ärzten. Vorherige Untersuchungen hatten sich zum Teil nur auf Berichte von Betroffenen gestützt, schreibt die "New York Times".
Das Ergebnis der Untersuchung des Armed Forces Health Surveillance Center: Zwischen den Piloten, die Flugzeuge steuern, und denen, die Drohnen fernsteuern, gebe es hinsichtlich der Diagnosen kaum einen Unterschied. Die mentalen Probleme der beiden Berufsgruppen seien aber geringer als die des übrigen Air-Force-Personals.
Eine Autorin der Studie hatte erwartet, dass der Einsatz vor dem Bildschirm sogar noch größere gesundheitliche Folgen haben könnte: Schließlich würden die Piloten der Drohnen sehen, was sie kaputt schießen, während die Piloten in ihren Flugzeugen schnell wegfliegen. Das hatte vor einiger Zeit auch der US-Militärexperte P.W. Singer in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE vermutet.
Während erste Ergebnisse der Studie tatsächlich darauf hindeuteten, ergab eine Bereinigung der Daten um Faktoren wie Alter, Anzahl der Einsätze und vorherige mentale Probleme dann aber ein ähnliches Bild wie bei Kampffliegern. Derzeit, berichtet die Zeitung weiter, bildet die Air Force mehr Drohnenpiloten aus als Jagdflieger und Bomberpiloten zusammen. 2015 soll die Zahl der Drohnenpiloten die der Bomberpiloten übertreffen.
Aus: "US-Studie: Drohnenpiloten sind gestresst wie Kampfflieger" (23.02.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-drohnenpiloten-aehnlich-gestresst-wie-kampfflieger-a-885144.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-drohnenpiloten-aehnlich-gestresst-wie-kampfflieger-a-885144.html)
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Quote
das ist ja herzzerreissend!
senfreicher heute, 13:21 Uhr
eine prise mitleid für die killer....
Quote
Koana heute, 13:40 Uhr
Kampfflieger haben nach ihren Einsätzen oft mentale Probleme, doch nun zeigt eine Studie der US-Streitkräfte: Den Piloten von Drohnen geht es ganz ähnlich - obwohl sie in der Heimat in sicheren Büroräumen arbeiten. Sie leiden an Depressionen und posttraumatischem Stress. Studie: Drohnenpiloten ähnlich gestresst wie Kampfflieger - SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-drohnenpiloten-aehnlich-gestresst-wie-kampfflieger-a-885144.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-drohnenpiloten-aehnlich-gestresst-wie-kampfflieger-a-885144.html))
Spricht dafür, dass man noch begründete Hoffnungen hegen darf. Vielleicht verstehen kommende Generationen tatsächlich noch rechtzeitig, dass nicht das Töten sondern die gegenseitige Hilfe Lösungen bietet und zwar nicht punktuelle Reisladungen zur Vermeidung latent schwebender Massenhungerkathastrophen mit Millionen von Toten - sondern ein echter globale Wohlstands- und Chancentransfer für alle Menschen - vor allem ohne die Spielregeln der Wettkampfmenschen, sonden mit einer Sozialordnung die den Humanismus propagiert und den dekadenten, zynischen Überfluss des Einzelnen stigmatisiert - man muss grenzenlosen Reichtum nicht verbieten, man muss nur aufhören ihn zu bewundern.
Quoteoptional
Name bereits vergeben heute, 13:33 Uhr
...Vielleicht wird ihnen doch bewusst, dass es nicht einfach nur joystick und abdrücken ist. Der Wertekompass oder der Rest davon schlägt dann im Unterbewusstsein zu und sorgt für Schuldgefühle, Panikattacken, PTSD etc.
http://forum.spiegel.de/f22/us-studie-drohnenpiloten-sind-gestresst-wie-kampfflieger-83619.html (http://forum.spiegel.de/f22/us-studie-drohnenpiloten-sind-gestresst-wie-kampfflieger-83619.html)
Die Chronik des Syrischen Bürgerkriegs erfasst die Ereignisse des Bürgerkriegs in Syrien seit dem Beginn im März 2011. ... Am 1. März 2013 wurde bei einem Treffen des Generalsekretärs der Vereinten Nationen mit einem Vertreter der Arabischen Liga die Zahl der bisher dem syrischen Bürgerkrieg zum Opfer gefallenen Menschen mit rund 70.000 beziffert. 900.000 Menschen flohen demnach vor dem Konflikt in Nachbarländer. ... (13.03.2013)
https://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_des_B%C3%BCrgerkriegs_in_Syrien (https://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_des_B%C3%BCrgerkriegs_in_Syrien)
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien (https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien)
https://de.wikipedia.org/wiki/Syrien (https://de.wikipedia.org/wiki/Syrien)
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Quote[...] Damaskus - Von einem Tag auf den anderen veränderte sich für die 12-jährige Yasmine* alles. Es war der Tag, an dem ihr Vater starb. Schon damals schlugen ständig Bomben um sie herum ein. Doch es kam noch schlimmer. "Ich habe gesehen, wie mein Vater gegangen ist und wie er vor unserem Haus erschossen wurde", berichtete das syrische Mädchen der Hilfsorganisation Save the Children.
Yasmine ist ein Kind des Krieges, wie so viele, gefangen zwischen Gewalt, Armut und Angst. Sie gehört zu den zwei Millionen Mädchen und Jungen, die dringend Hilfe brauchen in Syrien. In dem Bericht "Kinder im Kreuzfeuer" zeichnet Save the Children ihr tägliches Leid nach - und appelliert an die internationale Gemeinschaft, den Konflikt zu beenden.
"Für Millionen Mädchen und Jungen ist eine unbeschwerte, unschuldige Kindheit von der grausamen Realität des Krieges und dem täglichen Überlebenskampf zerstört worden", sagt die Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland, Kathrin Wieland.
Der Tod gehört zum Alltag. Jeden Monat werden in Syrien dem Bericht zufolge mehr als 5000 Menschen getötet, darunter Frauen und Kinder. Raketen und Granaten treffen auch die Kleinen. Oder sie müssen - wie Yasmine - sehen, wie Angehörige und Freunde verfolgt und erschossen werden. In Zeichnungen halten die Kinder ihre Erlebnisse fest: Es sind Bilder von Explosionen, weinenden Müttern, blutenden Vätern. "Ich erinnere mich, wie mein Onkel und meine Großmutter gestorben sind, weil ich es gesehen habe", sagte Flüchtlingskind Noor, acht Jahre alt. "Woran ich mich erinnere? An Blut. Mehr nicht."
Jungen und Mädchen werden Opfer von Bombenangriffen und Scharfschützen - und sie werden laut Save the Children sogar als Kämpfer oder menschliche Schutzschilder missbraucht. Sowohl Regierungstruppen als auch Rebellen rekrutierten Kinder "als Boten, Wachleute, Informationsbeschaffer und Kämpfer", oft würden sie gewaltsam dazu gezwungen. Bereits Achtjährige würden als menschliche Schutzschilde eingesetzt.
Viele Kinder und Jugendliche würden vergewaltigt: Schon zwölfjährige Mädchen und Jungen seien Opfer solcher Taten geworden. Aus Angst vor sexueller Gewalt flüchteten viele Familien.
Auch Folter ist Realität in Syrien. So berichtet Justin Forsyth, Chef von Save the Children, der Agentur Reuters von einem 15-Jährigen, der im Gefängnis von Wächtern mit glühenden Zigaretten traktiert worden sei. Schockiert habe ihn, so Forsyth, dass Kinder von ihren Erlebnissen oft nüchtern berichteten, "und dann verstehst du, dass dahinter Ebene um Ebene von emotionalen Traumata liegt".
Die humanitäre Lage im Land ist katastrophal. Tausende Menschen in Syrien haben dem Bericht zufolge nicht genug zu essen. In einigen Gebieten haben die Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser, die Abwassersysteme sind zerstört, die Zahl von Durchfallerkrankungen steigt. "Sogar die Wassertanks wurden bombardiert, damit den Menschen das Wasser ausgeht", berichtet ein Vater von sechs Kindern der Organisation.
Wenn Kinder krank seien oder verletzt würden, stünden ihnen keine Medikamente zur Verfügung. Krankenhäuser, Ärzte und Krankenschwestern würden zudem gezielt angegriffen, ein Drittel aller Hospitäler sei nicht mehr funktionsfähig.
Wegen der Bombardements haben viele Familien ihre Häuser verlassen müssen, sie wohnen jetzt in überfüllten Wohnungen. Andere leben teilweise im Freien, in Scheunen oder Höhlen. Ihre Situation wird noch durch den kalten Winter verschärft, die Temperaturen fallen unter 0 Grad. "Es gibt kein Heizöl mehr, keinen Strom. So ist die Lage. Was es gibt, sind Bombardierungen, Explosionen, Schüsse (...), Gewalt und Tod", sagt ein Befragter. "Alles ist zerstört. Ein ganzes Volk ist zerstört."
... Der Konflikt endet allerdings nicht an der syrischen Grenze. Der Strom der Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland ins Ausland wächst seit Anfang des Jahres dramatisch. Mehr als eine Million Menschen hat das Land verlassen. Etwa die Hälfte dieser Flüchtlinge sind Kinder, die meisten jünger als elf Jahre.
Auch die von Save the Children befragte Ara ist mit ihren Kindern ins Ausland geflüchtet. "Um uns herum starben überall Menschen; Häuser wurden zerstört", sagt sie. "Die Kinder, die noch in Syrien sind, sterben. Es fühlt sich so an, als ob niemand hilft. Nichts passiert."
Aus: ""Woran ich mich erinnere? An Blut. Mehr nicht"" (13.03.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/save-the-children-leidende-kinder-in-syrien-a-888555.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/save-the-children-leidende-kinder-in-syrien-a-888555.html)
Quote[...] Oberst Georg Klein, der als ehemaliger Kommandeur des Provincial Reconstruction Teams (PRT) Kundus für den Tod von weit über einhundert afghanischen Zivilisten verantwortlich ist, wurde zum Brigadegeneral befördert.
Die Nachricht darüber hat das Verteidigungsministerium jedoch nur dezent verbreitet. In der am Dienstag erschienen Wochenzeitung des Verteidigungsministeriums ,,Bundeswehr aktuell" Nr. 12 findet sich auf Seite 3 eine einspaltige Meldung über allgemeine Beförderungen durch Verteidigungsstaatssekretär Stephane Beemelmans. Am Schluss des Textes heißt es: »Die Oberste Georg Klein, Wolfgang Renner, Stefan Perschke und Stefan Fix wurden zu Brigadegeneralen ernannt.«
Klein ist verantwortlich für die Bombardierung zweier entführter Tanklaster. Sie hatten sich am 4. September 2009 im Kundus-Fluss festgefahren. Vor allem Zivilisten aus umliegenden Dörfern versuchten, Benzin abzuzapfen, als US-Piloten auf Kleins Befehl mit Bomben angriffen. Unabhängige Beobachter gehen von bis zu 140 Toten aus, die Bundeswehr selbst gibt 91 getötete und elf verletzte Personen an.
Der Verteidigungsausschuss den Bundestages untersuchte den Vorfall, ohne Schuldzuweisung. Der Generalbundesanwalt stellte Ermittlungen wegen des Verdachts auf ein Kriegsverbrechen ein, ein Disziplinarverfahren der Bundeswehr blieb folgenlos für Klein. Die juristische Aufarbeitung des Luftangriffs ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Vor dem Landgericht Bonn klagen Hinterbliebene auf Schadenersatz.
Verteidigungsminister Thomas de Maizière hatte im August vergangenen Jahres bestätigt, dass der Oberst zum Abteilungsleiter im Amt für Personalmanagement der Bundeswehr ernannt wurde. Für diese Stelle ist der Rang eines Brigadegenerals vorgesehen. Kleins Beförderung wurde am 27. März in Bonn und in aller Stille vollzogen.
Aus: "Kundus-Oberst Klein ist nun Brigadegeneral" René Heilig (03.04.2013)
Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/817576.kundus-oberst-klein-ist-nun-brigadegeneral.html (http://www.neues-deutschland.de/artikel/817576.kundus-oberst-klein-ist-nun-brigadegeneral.html)
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Quote[...] Wenn es noch eines Beweises für die alte Floskel bedurfte, dass die Wahrheit als Erstes stirbt, wenn Waffen die Worte ersetzen: Das Bombardement von Kundus und vor allem der Umgang der deutschen Regierung damit, liefern seit mittlerweile dreieinhalb Jahren eindrückliches, umfassendes Anschauungsmaterial. Nun könnte allerdings ein deutsches Zivilgericht Licht in die hochbrisante und hochpolitische Sache bringen.
Darum geht es: Am 4. September 2009 gingen zwei von Taliban entführte Tanklaster am Kundus-Fluss in Afghanistan in Flammen auf. Amerikanische Piloten hatten auf Befehl des deutschen Obersten Georg Klein die Fahrzeuge angegriffen. Zwischen 91 und 137 Zivilisten sollen dabei gestorben sein – die genaue Todeszahl wird wohl nie feststehen.
Sicher ist, dass unter den Opfern einige Kinder und Jugendliche waren, die Treibstoff aus den Tankern zapfen wollten oder nur neugierig waren. "Ein deutsches Verbrechen" titelte der Spiegel und traf damit die Meinung vieler Menschen im Land.
Bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt. Nun beschäftigt sich eine Zivilkammer des Landgerichts Bonn mit dem folgenschweren Bombardement. Das Gericht hat bei der Bundesregierung zahlreiche Informationen angefordert, unter anderem die Filmaufnahmen der amerikanischen Kampfflugzeuge und die Mitschnitte des Funkverkehrs zwischen Oberst Klein, dessen Untergebenen und den US-Piloten.
Das Gericht handelt nicht etwa auf Initiative deutscher Behörden. Es sind zwei afghanische Familien, die die Bundesrepublik auf Schadensersatz verklagen. Noch geht es nicht um große Summen. Ein Vater verlangt ein Schmerzensgeld von 40.000 Euro. Er gibt an, zwei Söhne beim Bombardement verloren zu haben. Eine Witwe und Mutter von sechs Kindern, deren Ehemann beim Luftschlag starb, will mit 50.000 Euro entschädigt werden. Weitere Angehörige wollen ebenfalls klagen.
Die Bundeswehr und damit der Staat seien als Dienstherr des damaligen Kommandeurs in Kundus zum Zahlen von Schadensersatz und Schmerzensgeld verpflichtet, sagen die Anwälte der Kläger. Um darüber zu urteilen, will das Gericht nun klären, ob bei dem Bombenabwurf das humanitäre Völkerrecht verletzt wurde. So wird aus dem Zivilprozess indirekt ein Prozess über große, politisch höchst brisante Fragen.
Die Bundesregierung hatte vergeblich beantragt die Klage abzuweisen. Sie hat offensichtlich kein Interesse an einer juristischen Aufarbeitung des Luftschlags. Die Wahlkämpfer in der Union dürften kein Interesse haben an einer Diskussion über ein deutsches Kriegsverbrechen in Afghanistan. Damit bleibt die Regierung ihrer Kundus-Strategie treu, die da heißt: Abwiegeln, Mauern, Ignorieren.
Dabei hatte der erst nach dem Luftangriff ins Amt gekommene, ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg "größtmögliche Offenheit und Transparenz" versprochen. Doch von Anfang an wurde die Öffentlichkeit nur sporadisch informiert. Ein Untersuchungsbericht zum "Close Air Support Kundus" des Feldjägerführers im Einsatz hielt die Bundeswehr zunächst zurück. Die meisten anderen Dokumente bekamen so hohe Sicherheitseinstufungen, dass selbst Bundestagsabgeordnete diese nur in der Geheimdienststelle durcharbeiten durften. Offenheit und Transparenz gab es nie. Nicht nur der SPD-Bundeswehrexperte kritisiert, das Verteidigungsministerium habe den Angriff nicht aufgearbeitet.
Aus falschem Korpsgeist – so scheint es – wurde der Hauptverantwortliche Oberst Klein beschützt. Abgeschottet von der Öffentlichkeit ging seine Karriere einfach weiter. Anstatt ihn zu rügen, hat die Bundeswehr ihn erst vor wenigen Wochen befördert: Klein ist jetzt Brigadegeneral.
Dabei war trotz des schlechten Informationsflusses aus dem Verteidigungsministerium schnell klar, dass es nach den Einsatzregeln der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) nicht zum Bombardement hätte kommen dürfen. Der damalige Isaf-Kommandeur Stanley McChrystal, Hilfsorganisationen, und auch viele Politiker in Berlin: Sie alle kritisierten Kleins Entscheidung. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages prüfte den Fall. Die Opposition stellte fest, dass Oberst Klein gegen Dienstregeln verstoßen habe.
Trotzdem stellte die Bundesanwaltschaft im April 2010 die Ermittlungen ein. "Die Anordnung des Bombenabwurfs auf die beiden durch Talibankämpfer geraubten Tanklastzüge" falle nicht unter "verbotene Methoden der Kriegsführung", lautete ihr Fazit. "Nach Ausschöpfung der ihnen in der konkreten militärischen Lage zur Verfügung stehenden Erkenntnismöglichkeiten hatten die Beschuldigten keine Hinweise auf die Anwesenheit von Zivilisten." Ein Freispruch erster Klasse – der bis heute umstritten ist.
Denn Klein setzte nicht alle Mittel zur Aufklärung ein, die ihm zur Verfügung standen. So blieben deutsche Drohnen am Boden. Der Kommandeur in Kundus verließ sich ganz und gar auf die Bilder der amerikanischen Jets und die Aussagen eines Afghanen in der Nähe des Tanklasters, der für die Deutschen als Informant arbeitete. Zudem blieben die Jets in großer Höhe. Ein Tiefflug über die Tanklaster, das sogenannte "Show-of-Force", das "Zeigen der Waffen", lehnte Klein ab. Das aber hätte Zivilisten vielleicht noch rechtzeitig warnen können. Außerdem schickte Klein keinen einzigen deutschen Soldaten in die Nähe der Tanklaster. Er wollte seine Männer nicht gefährden. Das ist menschlich verständlich, doch eigene Aufklärer hätten die vielen Zivilisten am Ort des geplanten Bombardements gesehen – und so die Tragödie noch verhindern können. Stattdessen meldete Klein den amerikanischen Bomber-Piloten "Troops in contact". Er behauptete fälschlicherweise, dass seine Soldaten in Kontakt mit Gegnern seien. Nur so gelang es ihm, US-Kampfjets in der Region zu halten.
Die Nato rügte in einem umfangreichen Bericht Kleins Vorgehen. Auch im Verteidigungsministerium sprach man zunächst von "Verfahrensfehlern" und "Verstößen gegen die Dienstvorschriften". Doch trotz aller Ungereimtheiten stellte auch die Bundeswehr die interne Prüfung des Falls ein. Es sei "kein Dienstvergehen" festzustellen, teilte das Heer mit. Eine mindestens überraschende Entscheidung
Ob das Kundus-Schweigen nun endlich bricht, hängt vor allem davon ab, wie umfassend das Verteidigungsministerium mit dem Bonner Gericht zusammenarbeiten wird. Ob Brigadegeneral Klein als Zeuge vernommen werden kann, ließ ein Sprecher offen. Sollte das Ministerium eine öffentliche, umfassende Aussage Kleins mit Verweis auf den Schutz von militärischen Geheimnissen verhindern, wäre das kaum eine Überraschung.
Die Bundeswehrspitze und das Verteidigungsministerium waren und sind mit der Aufarbeitung des Falls überfordert. Das Kommunikationsdesaster in den Tagen nach dem Luftangriff setzt sich bis heute fort. Die Bundeswehr mag zur Armee im Einsatz umgebaut werden, das Ministerium aber ist noch im Kalten Krieg verhaftet: In einer Zeit der Geheimhaltung und des Verschweigens.
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Los Pollos Hermanos
24.04.2013 um 17:11 Uhr
6. Super!
Demnächst müssen die Soldaten jeden einzelnen Schuss einen Antrag stellen.
Manche kapieren es wohl nie, oder ? Es herrscht dort KRIEG! Keine Brunnen und Mädchenschulen. Gefechte, IEDs und Objektsicherung stehen an der Tagesordnung. Ersteres wurde uns von der Führung als humanistisches Scheinargment hingelegt und der Michel hats geschluckt. Von der selben Führung die 10 Jahre und 53 Särge später den Krieg, Krieg nennen durfte.
Klein handelte richtig. Er tat das was er für richtig hielt in der Situation. Er wollte seine Männer schützen, was seine oberste und wichtigste Aufgabe als Offizier ist. Ein Tanklaster oder das Benzin aus diesem hätte immensen Schaden an der ISAF zugefügt.
Im übrigen: Wer Nachts mit Frau, Kind und Vieh versucht einen Nato-Tanker zu knacken, der soll sich nicht wundern. Das ist vollkommen klar und sollte den Menschen auch nach 12 Jahre ISAF und 30 Jahre Kreig bewusst sein, das man nicht rausgeht und versucht was abzuzapfen.
Nach afghanischer Tradition ist das Ding gegessen: Blutgeld wurde gezahlt und fertig. Keine Rache nötig. Hier sollte es auch ad acta gelegt werden: Als schlimmer Unfall.
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Fidelio.
25.04.2013 um 0:26 Uhr
Tun sie nicht so dumm !
Es gibt Regeln, wir sind doch keine Hottentotten- Armee.
Was der kleine Gefreite zu beachten hat, gilt erst Recht für einen Oberst.
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Luminat
24.04.2013 um 18:01 Uhr
Ja, es ist Krieg.
Und deshalb müssen sich Befehlhaber für ihre Entscheidungen rechtfertigen. Das Ganze nennt sich Internationales Völkerrecht, Genfer Konvention etc. - Ist keine deutsche Erfindung und ist nicht erst seit Afghanistan so. Falls Klein ein Kriegsverbrechen begangen hat wird er dafür zur Rechenschaft gezogen. Ob es so war, das klären unabhängige Gerichte.
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vita_european
24.04.2013 um 17:37 Uhr
Staatsräson: Schweigen
Zunächst Dank an Hauke Friederichs und die ZEIT, dass sie sich dem Thema widmet. Der Dank ist ein besonderer, weil sich niemand in Deutschland diesem Thema stellt.. Nicht nur die deutsche Politik, auch alle öffentlichen Institutionen, wie Kirchen und Medien schweigen. Anfragen bei kirchlichen Institution und Bundestagsabgeordneten, werden behandelt als würde man nach dem Leibhaftigen persönlich fragen: No Comment!
Warum?
Schweigen aus Scham oder Verdrängung, weil man das Kriegsverbrechen, den Mord an Kindern und Zivilisten, einfach nicht wahr haben will? Ein Kriegsverbrechen der Bundeswehr, welches sonst nur der Wehrmacht oder Schurkenstaaten zugerechnet wird? Und ein Kriegsverbrechen, das sich im deutschen Gewissen nie mehr wiederholen sollte?
Oder ist es einfach bodenlose Ignoranz vor den afghanischen Opfern? Dies wäre allerdings auch eine besondere schlimme Form von Rassismus.
Oder fühlt man sich von dem US-amerikanischen Kriegspartner geleimt und darf aus (falsch verstandener) Bündnistreue die deutsche Version der Geschichte nicht erzählen?
Das Schweigen ist d i e eiternde Wunde in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
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tb
24.04.2013 um 17:53 Uhr
Brigadegeneral Klein
stand vor einem Bundestagsuntersuchungsausschuss Rede und Antwort.
Anders als ehemalige Minister suchte er keine Ausflüchte, schob Verantwortung nicht ab oder hatte plötzlich Erinnerungslücken.
Er gab seine Beurteilung der Lage ab, beschrieb was er wann, wem befohlen hatte und warum.
Das Protokoll der Sitzung vermerkt nach Abschluss der Befragung Beifall aller Ausschuss-Mitglieder (Auch der Linken und Grünen)
Da blieb nichts ungeklärt, unbeantwortet oder im Dunkeln.
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Luminat
24.04.2013 um 18:05 Uhr
Sonderrechte für deutsche Kriegsverbrecher?
Wenn ein Gaddafi oder ein Milosevic Zivilisten umbringen lässt wird daraus schnell ein Grund für eine Intervention. Wenn der Westen es tut dann wird es unter den Tisch gekehrt. Manche Menschen sind eben gleicher als andere.
Aus: "Bricht das Kundus-Schweigen endlich?" Hauke Friederichs (24.04.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-04/kundus-bombardement-klagen-schadensersatz (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-04/kundus-bombardement-klagen-schadensersatz)
Quote[...] Berlin (dpa) - Die Beschaffung von Drohnen für die Bundeswehr verzögert sich möglicherweise weiter. Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt sagte der dpa, dass weiterhin keine Angebote der beiden infrage kommenden Hersteller aus den USA und Israel vorliegen. Der CSU-Politiker hält es daher für wahrscheinlich, dass der bis Oktober 2014 laufende Mietvertrag für drei israelische Drohnen vom Typ «Heron 1» zunächst verlängert wird. Die Bundeswehr nutzt «Heron 1» seit 2010 in Afghanistan.
Aus: "Verteidigung Rüstungsindustrie Bundeswehr DrohnenBeschaffung von Drohnen verzögert sich möglicherweise weiter" (21. April 2013)
Quelle: http://www.n-tv.de/ticker/Beschaffung-von-Drohnen-verzoegert-sich-moeglicherweise-weiter-article10513491.html (http://www.n-tv.de/ticker/Beschaffung-von-Drohnen-verzoegert-sich-moeglicherweise-weiter-article10513491.html)
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Quote[...] Die Grünen und die Linkspartei lehnen eine Ausrüstung der Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen ab. Beide Parteien unterstützen einen Appell namens ,,Keine Kampfdrohnen", der von mehreren Dutzend pazifistischen Initiativen getragen wird, und verlangen die ,,völkerrechtliche Ächtung" dieser ferngesteuerten Flugzeuge. Aus der Debatte über die ethische Verantwortbarkeit dieses neuen Waffentyps, die Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) im vergangenen Jahr forderte, ist damit eine Wahlkampf-Auseinandersetzung geworden.
Die jüngste Ankündigung des Ministers, dass über die Anschaffung bewaffneter Drohnen erst der nächste Bundestag entscheiden solle, wurde weithin als bewusste Verschiebung bewertet. Wenn die Entscheidung frühestens im Jahr 2014 falle, dann werde damit der Kauf der höchst umstrittenen Fluggeräte aus dem Wahlkampf entfernt, lautete das Kalkül. Doch Äußerungen aus der Luftwaffe legen nahe, dass im Gewirr zahlreicher Einflussfaktoren eine rasche Kaufentscheidung ohnehin kaum getroffen werden könnte. Dafür ist weniger die Debatte über die ethische Verantwortbarkeit bewaffneter Drohnen entscheidend, die gegenwärtig vor allem in kirchlichen und friedenspolitischen Kreisen fortgeführt wird. Der Verteidigungsminister, der diese Debatte eigenhändig anregte und ermutigte, hat sie inzwischen für sich mit einer Unbedenklichkeitsbescheinigung beendet – und die militärische Führung seines Hauses ist ihm darin gern gefolgt. Es heißt aus dem Ministerium nun sogar, eine Beschaffungsentscheidung über militärische Drohnen dürfe jedenfalls nicht davon abhängig gemacht werden, dass zuvor ein gesellschaftlicher Konsens über den Erwerb erzielt worden sei.
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Aus: "Kaufen, entwickeln oder ächten?" Johannes Leithäuser, Berlin (21.04.2013)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kampfdrohnen-kaufen-entwickeln-oder-aechten-12153621.html (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kampfdrohnen-kaufen-entwickeln-oder-aechten-12153621.html)
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Quote[...] Der Name lässt keinen Zweifel daran, wofür das nur elf Meter lange und bis zu 480 Stundenkilometer schnelle Fluggerät geschaffen wurde. "Reaper" – zu Deutsch Sensenmann – tauften die US-Streitkräfte die modernste aller Kampfdrohnen.
Der Hersteller General Atomics hatte zuvor den Namen des Vorgängermodells verwendet und das unbemannte Flugzeug schlicht "Predator B" genannt. Das klingt allerdings auch nicht viel weniger martialisch: "Predator" ist das englische Wort für Raubtier. Der Hightech-Flieger wurde für den Krieg gegen den Terror entwickelt, trägt Präzisionsbomben und gelenkte Raketen unter seinen Flügeln und wird von den US-Streitkräften seit Jahren gegen Aufständische in Pakistan eingesetzt.
Jetzt wird möglicherweise auch die Bundeswehr mit den "Sensenmännern" oder "Raubtieren" aufgerüstet, wenn auch zu anderen Zwecken. Das Verteidigungsministerium sucht derzeit händeringend nach einer Drohne, die sie ab Ende 2014 in den Einsatz schicken kann. Minister Thomas de Maizière hat sich bereits für eine bewaffnete Variante ausgesprochen.
Die Entscheidung des Bundestags über das umstrittenste Rüstungsprojekt der Bundeswehr hat der CDU-Politiker zwar vor wenigen Tagen auf die Zeit nach der Wahl im September verschoben. Trotzdem laufen im Ministerium die Vorbereitungen für den Deal weiter. Sie gestalten sich aber schwieriger als erwartet, und die Zeit drängt. Schon im Oktober 2014 läuft der Mietvertrag für drei unbewaffnete israelische Aufklärungsdrohnen des Typs "Heron 1" (Englisch für Reiher) aus, die sich im Afghanistan-Einsatz bewährt haben.
Frühestens 2020 soll eine europäische Drohne einsatzbereit sein, die vor allem zusammen mit Frankreich entwickelt werden soll. Für die Übergangsphase sollen am Markt verfügbare Drohnen beschafft werden. Neben "Heron 1" und "Reaper" kommt nur die größere und modernere "Heron"-Version TP in Frage, die auch Waffen tragen kann. Allerdings mangelt es ihr an Einsatzerfahrung. Die israelischen Streitkräfte nutzen sie erst seit drei Jahren. Die Luftwaffe hat lange Zeit das US-Modell favorisiert, soll nach einem Spiegel-Bericht inzwischen aber auch Gefallen an dem israelischen Konkurrenten gefunden haben.
Eine Entscheidung für das "Heron"-System hätte den Vorteil, dass es politisch relativ unbelastet ist. "Predator B" ist dagegen die Drohne, mit der die USA in Pakistan gegen Aufständische vorgehen. Bei den Angriffen im Grenzgebiet zu Afghanistan wurden nach pakistanischen Angaben in den vergangenen Jahren bis zu 3000 Menschen getötet, darunter auch Zivilisten. Die völkerrechtlich umstrittenen Drohnen-Einsätze der Amerikaner sind nach Auffassung des Bundesverteidigungsministeriums der Hauptgrund für die Skepsis gegenüber den unbemannten Flugzeugen in Deutschland.
Die Bundeswehr will die Drohnen dagegen vor allem zum Schutz der eigenen Soldaten im Gefecht oder bei gefährlichen Operationen einsetzen. "Es braucht da keiner Sorgen zu haben, dass da irgendwelche James-Bond-Operationen stattfinden. Das wird es nie mit der Bundeswehr geben", betont der für Rüstung zuständige Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Christian Schmidt (CSU). Die politischen und ethischen Einwände gegen die Drohnen-Beschaffung sind aber nicht das einzige Problem, mit dem sich das Verteidigungsministerium auseinandersetzen muss. Es fehlen schlichtweg noch die Grundlagen für eine Entscheidung.
Weder aus Israel noch aus den USA gebe es bisher Angebote, sagt Schmidt – und das, obwohl die Anfrage in den Vereinigten Staaten bereits Anfang letzten Jahres gestellt wurde. Ob es schon bald zu der eigentlich für dieses Frühjahr geplanten Vorentscheidung des Ministeriums über den Drohnen-Kauf kommen wird, hält der Staatssekretär daher für fraglich. "Ich weiß nicht, ob dies im nächsten halben Jahr noch erreichbar ist", sagt er. Es könnte also darauf hinauslaufen, dass der Mietvertrag für die reine Aufklärungsdrohne "Heron 1" zunächst einmal verlängert wird, um Zeit zu gewinnen. "Wenn man noch nicht entscheiden kann, was man in Zukunft haben will, gilt der Grundsatz: Was man hat, das hat man", sagt Schmidt. (dpa) / (vza)
Aus: "Bundeswehr-Drohnen: Sensemann, Raubtier oder Reiher?" (21.04.2013)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundeswehr-Drohnen-Sensemann-Raubtier-oder-Reiher-1846668.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundeswehr-Drohnen-Sensemann-Raubtier-oder-Reiher-1846668.html)
Debatte über Drohnen für die Bundeswehr geht weiter (04.04.2013)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Debatte-ueber-Drohnen-fuer-die-Bundeswehr-geht-weiter-1835104.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Debatte-ueber-Drohnen-fuer-die-Bundeswehr-geht-weiter-1835104.html)
Quote[...] Der serbische Präsident Tomislav Nikolic hat sich für das Massaker von Srebrenica während des Bosnienkrieges entschuldigt. Ob es sich bei dem Verbrechen um einen Völkermord handle, müsse aber noch bewiesen werden, sagte Nikolic dem bosnischen Fernsehsender BHT TV.
"Ich bitte auf Knien darum, dass Serbien für dieses in Srebrenica begangene Verbrechen verziehen wird", sagte Nikolic. Er bitte außerdem um Entschuldigung für alle Verbrechen, die im Namen des serbischen Staates oder Volkes begangen worden seien. Das Interview ist in Auszügen auf Youtube zu sehen, vollständig soll es am 7. Mai ausgestrahlt werden.
Am 11. Juli 1995 war die damalige UN-Schutzzone Srebrenica von bosnisch-serbischen Einheiten überrannt worden. Etwa 8000 muslimische Jungen und Männer wurden ermordet. Vor einem Jahr hatte Nikolic die internationale Gemeinschaft mit der Bemerkung gegen sich aufgebracht, das Massaker sei kein Völkermord gewesen.
Nikolic war im Mai 2012 zum Präsidenten gewählt worden. Sein Vorgänger Boris Tadic setzte unter anderem durch, dass das Belgrader Parlament das Massaker von Srebrenica verurteilte; in seiner Amtszeit wurden der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und auch der bosnisch-serbische Armeechef Ratko Mladic an das Haager UN-Tribunal überstellt. Bevor Nikolic Präsident wurde, trat er solchen Entwicklungen entgegen und arbeitete mit Ultranationalisten der Serbischen Radikalen Partei Hand in Hand.
Sein Land strebt allerdings den Beitritt zur Europäischen Union an. Erst in der vorigen Woche war es gelungen, in dem jahrelangen Konflikt zwischen Serbien und Kosovo eine Einigung zu erzielen. Nikolic hatte sich gegen ein Abkommen mit Kosovo lange Zeit gesperrt. Die EU will nun Beitrittsverhandlungen mit Serbien aufnehmen.
Aus: "Nikolic entschuldigt sich für Massaker von Srebrenica" (25. April 2013)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/serbischer-praesident-nikolic-entschuldigt-sich-fuer-massaker-von-srebrenica-1.1658551 (http://www.sueddeutsche.de/politik/serbischer-praesident-nikolic-entschuldigt-sich-fuer-massaker-von-srebrenica-1.1658551)
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Quote[...] Obwohl Nikolić Srebrenica nicht als Genozid einstufte, waren seine Worte, wie auch sein Versprechen Srebrenica zu besuchen, ein wichtiger symbolischer Akt, um die Aussöhnung am Balkan voranzutreiben.
Insbesondere seine klaren Aussagen bezüglich der Serben in der Republika Srpska, die er als Bosnier bezeichnete, waren insofern ermutigend, da er sich für eine konstruktive Zusammenarbeit der zwei Entitäten in Bosnien und Herzegowina aussprach und Serbiens Unterstützung dem Staat Bosnien und Herzegowina und nicht nur der Republika Srpska zusicherte.
Ob das nun nur ein vorübergehendes politisches Kalkül Nikolićs war oder ein elementarer Bestandteil der neuen Politik Nikolićs ist, wird die Zukunft zeigen. (Siniša Puktalović, 25.4.2013, daStandard.at)
Aus: "Der serbische Präsident zeigt sich versöhnlich" Kommentar | Siniša Puktalović (25. April 2013)
Quelle: http://dastandard.at/1363709169155/Der-serbische-Praesident-zeigt-versoehnlich (http://dastandard.at/1363709169155/Der-serbische-Praesident-zeigt-versoehnlich)
Quote[...] die Enthüllungsgeschichte der "New York Times" verdeutlicht einmal mehr, wie sehr das westliche Bündnis selber die Korruption in Afghanistan heraufbeschworen hat - und es bis heute tut. Seit inzwischen mehr als zehn Jahren soll der amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA Bargeld ins Präsidentenbüro geschafft haben: Mal ein paar hunderttausend Dollar, mal mehrere Millionen, mit Koffern, in Rucksäcken und auch in Plastiktüten, wenn es sein musste - zur Stützung des politischen Systems rund um Präsident Karsai, das im Wesentlichen die USA erschaffen haben.
... Der Bericht der "New York Times" basiert überwiegend auf anonymen Quellen aus den Reihen der CIA und dem Umfeld des afghanischen Präsidenten. Das Geld soll dazu benutzt worden sein, Karsai-Gegner wie den mächtigen Usbeken-General Rashid Dostum im Norden Afghanistans auf Linie zu bringen. Letztendlich, so schlussfolgert der Artikel, gehe es bis heute darum, ohne Rechenschaftsbericht alle zu kaufen, die aus Sicht der CIA nötig sind, um das Terrornetzwerk Al Kaida und die Taliban zu bekämpfen. Das schließt offenbar die Kriegsfürsten aus afghanischen Bürgerkriegszeiten genauso ein wie zwielichtige Präsidentenbrüder, Parlamentsabgeordnete oder kriminelle Drogenbarone - zumal die Grenzen oft genug fließend sind.
...
QuoteAm 29. April 2013 um 14:52 von baka
und... wen überrascht das jetzt?
Doch wohl niemanden.
http://meta.tagesschau.de/id/72548/afghanistan-cia-millionen-fuer-karsai#comment-1025336 (http://meta.tagesschau.de/id/72548/afghanistan-cia-millionen-fuer-karsai#comment-1025336)
Aus: "CIA-Millionen für Karsai?" Sandra Petersmann (29.04.2013)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/ciakabul100.html (http://www.tagesschau.de/ausland/ciakabul100.html)
"Der Westen unterstützt eine korrupte Regierung" (15.12.2011)
Die Bundesregierung verweist auf wichtige Erfolge in Afghanistan. Der deutsche Afghanistan-Experte Thomas Ruttig kritisiert dagegen ...http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2616.html (http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2616.html)
http://www.tagesspiegel.de/politik/us-geheimdienst-karsai-bestaetigt-jahrelange-gelduebergabe-durch-cia/8139294.html (http://www.tagesspiegel.de/politik/us-geheimdienst-karsai-bestaetigt-jahrelange-gelduebergabe-durch-cia/8139294.html)
Quote[...] Bewaffnete unbemannte Flugsysteme, je nach politischem Verständnis auch Kampfdrohnen oder Killerdrohnen genannt, sind in Deutschland ein Reizthema.
... Die heutige Meldung über die Bereitschaft der USA, solche Kampfdrohnen an Deutschland zu verkaufen, dürfte in dieser Debatte den Gegnern helfen. Denn der "Predator" steht für den völkerrechtlich umstrittenen Einsatz dieser Maschinen durch den US-Geheimdienst CIA in Pakistan, für gezielte Tötungen. Da kann Verteidigungsminister Thomas de Maizière noch so oft – und zu Recht – betonen, dass für alle Waffen der Bundeswehr strenge Einsatzregeln gelten und diese Art der gezielten Tötung nach deutschem Recht nicht infrage komme.
...
Quote
Daniel Duesentrieb
30.04.2013 um 14:36 Uhr
......
Kopfschüttel ...
Quote
Namenloser Kritiker
30.04.2013 um 14:15 Uhr
Etwas zynischer formuliert könnte man den Artikel auch so zusammenfassen:
In Deutschland ist die moralische Hemmschwelle derzeit noch zu hoch.
Erst wenn diese gesenkt wird, können derartige Waffen angeschafft und eingesetzt werden.
...
Quote
Zensurzeit
30.04.2013 um 14:29 Uhr
Effizienz
<<< Aber auch hier muss man doch den Stand der Technik anerkennen und zugeben, dass die Trefferquoten von Drohnen wirklich gruselig gut geworden sind, die treffen doch inzwischen auf einen Meter genau [http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-04/bundeswehr-kampfdrohnen-usa-reaper?commentstart=9#cid-2764836] <<<
Die Israelis besprühen demonstrierende Palästinenser mit einem chemischem Kampfmittel, das bestialisch stinkt und nachdem der betroffene noch Tage später riecht. Je nach Situation weit wirkungsvoller als Tränengas, aufgrund seines nachhaltigen Effektes.
Sollte solche effektiven Mittel nun auch die dt. Polizei gegen Demonstranten einsetzen dürfen?
Oder sollte das BKA nicht auch die Fortschritte bei intelligenter Analysesoftware, die vorhandene Datenpools (VDS, Facebook z.B.) automatisch auswertet und so vielleicht "Verbrechen" besser aufklären kann, nutzen dürfen?
In beiden Fällen m.E. ein klares nein, da die staatliche Zentralgewalt mit effizienten Repressionsmitteln nachweislich nicht verantwortungsbewusst umgehen kann.
Gleiches gilt für Drohnen.
Heute kam heraus, dass das BKA u.a. die Schergen des Muburak-Regime in Sachen Internetüberwachung geschult hat. Die BRD arbeitet mit allerhand Folterstaaten aktiv zusammen und stützt korrupte Staatssysteme und ihre Günstlinge in aller Welt.
Was wird wohl passieren, wenn in wenigen Jahren Spanien oder Griechenland explodiert und sich Rebellen gegen die marktkonforme Demokratie auflehnen?
Bündnisfall, Arbeit für den fliegenden Sensenmann, der dann militante Gewerkschafter aus der Luft terminiert...
Anmerkung: Bitte belegen Sie Behauptungen grundsätzlich mit seriösen Quellen. Danke, die Redaktion/jp
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Aus: "Nicht reif für Kampfdrohnen" Thomas Wiegold (30.04.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-04/bundeswehr-kampfdrohnen-usa-reaper (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-04/bundeswehr-kampfdrohnen-usa-reaper)
Der Bürgerkrieg in Syrien ist eine militärische Auseinandersetzung zwischen Truppen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad und den Kämpfern verschiedener Oppositionsgruppen. Der Bürgerkrieg war zunächst als friedlicher Protest im Zuge des Arabischen Frühlings Anfang 2011 ausgebrochen, eskalierte dann aber zum bewaffneten Konflikt. Eine wachsende Einflussnahme von Interessengruppen aus dem Ausland gewann mit der anhaltenden Auseinandersetzung zunehmend an Bedeutung und neben dem Zulauf von Geld und Waffen kämpften auch immer mehr ausländische Freiwillige und Söldner in Syrien. Die ursprüngliche Motivation der Opposition, die Demokratisierung Syriens zu erreichen, spielte eine immer geringere Rolle und das Bekämpfen von Angehörigen anderer Religionen und Ethnien trat in den Vordergrund. ...https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien (https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien)
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Quote[...] Moskau - Knapp ein Jahr ist vergangen, seit die USA und Russland in Genf gemeinsam einen Friedensplan für Syrien entworfen haben. Nun haben US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow eine neue Syrien-Konferenz angekündigt.
Seit Genf ist nicht viel passiert, was die Aussichten auf Frieden in Syrien verbessern könnte. Im Gegenteil, die Chancen für einen diplomatischen Ausweg aus dem Syrien-Krieg sind seitdem noch schlechter geworden.
Als sich die Diplomaten im Juni 2012 in Genf an den Verhandlungstisch setzten, tobte in Syrien ein brutaler, aber noch halbwegs überschaubarer Krieg. Rund 14.000 Menschen waren bis dahin getötet worden. Die Situation ist seither dramatisch eskaliert - auf beiden Seiten.
Inzwischen sind in Syrien mehr als 80.000 Menschen umgekommen, ein Großteil davon waren Zivilisten. Millionen sind auf der Flucht. Über ein Drittel aller Syrer ist nach konservativen Schätzungen der Uno auf humanitäre Hilfe angewiesen.
...
Aus: "Initiative von USA und Russland: Warum die Syrien-Konferenz scheitern wird" Von Raniah Salloum (08.05.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/usa-und-russland-planen-neue-syrien-konferenz-a-898717.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/usa-und-russland-planen-neue-syrien-konferenz-a-898717.html)
Quote[...] Berlin - Militärische Auslandseinsätze setzten Soldaten oft unter extremen psychischen Druck - das gilt auch für Mitglieder der Bundeswehr. In den vergangenen Jahren registrierte die Truppe einen sprunghaften Anstieg der traumatischen Störungen. Nun will die Bundeswehr laut einem Bericht der "Welt" verstärkt psychologische Tests bei den Kämpfern im Auslandseinsatz vornehmen. Das Blatt beruft sich auf einen Sachstandsbericht, den der Beauftragte des Ministeriums für Einsatztraumatisierte dem Bundestag vorgelegt hat.
Ein erstes psychologisches Screening ist laut dem Bericht schon bei der Einstellung des Soldaten vorgesehen. Damit soll verhindert werden, dass Männer und Frauen mit bereits vorhandenen psychischen Störungen oder Erkrankungen in einen belastenden Auslandseinsatz geschickt werden. Bisher wurden diese bei den Eignungstests nur unzureichend registriert.
... die Zahl der behandelten PTBS-Fälle [steigt] kontinuierlich. Im Jahr 2006 wurden lediglich 83 Patienten dokumentiert, im vergangenen Jahr waren es bereits 1143 Soldaten. Das Problem einsatzbedingter psychischer Erkrankungen habe sich weiter verschärft, heißt es auch im Jahresbericht 2012 des Wehrbeauftragten des Bundestags.
Zudem ist das Thema noch immer mit einem Stigma belegt - entsprechend hoch dürfte die Dunkelziffer sein. Mediziner gehen davon aus, dass nur jeder zweite Betroffene auch wirklich Hilfe in Anspruch nimmt. Unter den psychischen Belastungen leiden nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren Angehörige. Die Auswirkungen auf das Zivilleben erfasst die Bundeswehr jedoch nicht.
QuoteKrieg macht krank
rotertraktor heute, 12:56 Uhr
Krieg ist ein menschenverachtendes Geschäft. Zusehen zu müssen, oder gar selbst aktiv daran beteiligt zu sein, wie Menschen einander abschlachten, geht an keinem noch halbwegs menschlich empfindenden Menschen spurlos vorbei. Dabei ist es der menschlichen Psyche auch ziemlich egal, ob dieser systematische Mord und Totschlag nun staatlich legitimiert ist oder nicht. ...
http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-4.html#post12740500
Quotescalawag heute, 12:29 Uhr
[Zitat von ziegenzuechter] einfach lächerlich. wieso gabs vor 30 jahren kaum depressionen und burn out?
Weil es diese Krankheitsbilder auch vor 30 Jahren schon gab und sogar noch viel länger. Gab es im Mittelalter dann auch keinen Krebs, weil man ihn noch nicht erkannt hat? Googlen sie mal allein nach dem Begriff: Kriegszitterer und btw. dies wurde schon von den Griechen in der Antike erkannt.
http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-2.html#post12740235
QuoteRisiko-Versicherung(en)
leser_4711 heute, 12:31 Uhr
[Zitat von ziegenzuechter]einfach lächerlich. wieso gabs vor 30 jahren kaum depressionen und burn out?
Das ist die Generation Z - ein Risiko wird nicht übernommen. Und wenn - muss es durch eine Versicherung 100% abgedeckt sein. Ohne in Zynismus verfallen zu wollen: Burnout hat sich bei verbeamteten Studienräten explosionsartig verbreitet, als die ersten Fälle versicherungstechnisch anerkannt wurden. Ich hoffe, die werden jetzt auch vor der Verbeamtung auf ihre mentale Fitness getestet. Und für die Soldaten wird dann immer Montag Mittags ein Stuhlkreis eingerichtet, wo sie über die belastenden Situationen der SPON-Liste sprechen können.
http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-2.html#post12740244
QuotePuuh!
gorith heute, 12:31 Uhr
Welche Unwissenheit. Vor 30 Jahren gab es sehr wohl Depressionen, und zwar mehr als genug. Nur war es vor 30 Jahren kein Thema über das man öffentlich sprechen durfte, weil es, aufgrund so verständnisvoller und aufgeklärter Menschen wie euch liebe Vorposter, als Makel galt depressiv zu sein, eine Schwäche. Und das ist quatsch! Und selbstverständlich entwickelten auch die Soldaten des 2. Weltkrieges PTBS. Mehr als genug. Psychologen gehen davon aus, das ein Gutteil der psychischen Störungen der Nachrkiegsgeneration "vererbte" Traumata sind, die auf die kriegsbedingten unbehandelten Störungen der Elterngeneration zurückgehen.
QuoteTilvur heute, 12:38 Uhr
[Zitat von ziegenzuechter] einfach lächerlich. wieso gabs vor 30 jahren kaum depressionen und burn out?
Im wesentlichen, weil die Diagnostik unausgereift war, die psychologische Flächenversorgung schlecht war und psychische Erkrankungen geächtet waren bzw. die Bevölkerung darüber nicht aufgeklärt war. Es gab auch vor 30 Jahren Depressionen und Burn-Out- allerdings wurde das sehr viel seltener diagnostiziert, weil die Leute eben nur in ganz, ganz schweren Fällen zum entsprechenden Facharzt geschickt worden sind (zum "Irrenarzt", wies im Volksmund so schön hieß). Trotzdem haben die Menschen unter ihren psychischen Beschwerden gelitten, unter dauerhafter Niedergeschlagenheit, Affektverflachung, Antriebslosigkeit und was unbehandelte Depressionen noch so mit sich ziehen. Aber diese Leute waren dann einfach "Miesepeter" oder "Sonderlinge"... Natürlich gibt es heute aber auch MEHR Depressive und MEHR Menschen mit Burn-out- vermutlich wesentlich wegen unsichereren Jobs, prekärer Beschäftigung, hohem beruflichen Druck und gesellschaftlichen Ansprüchen, weniger Rückhalt in Familienstrukturen und Religion u.v.m. Eigentlich Erkenntnisse, für die man kein großes Fachwissen braucht, kurzes Nachdenken reicht... Eine Randbemerkung noch: Ob der Afghanistaneinsatz nur aus "Patrouille fahren" besteht, ist sehr abhängig vom Einsatzort (dank Minen etc. ist aber auch dieses Patrouille fahren nicht gerade ein Spaziergang- die ständige Wachsamkeit und Anspannung ist psychisch extrem anstrengend, dass verkraftet eben nicht jeder). Kenne durchaus selber Afghanistanveteranen, die während ihren Einsätzen auch Gefechtssituationen hatte, und darunter z.T. sehr gelitten haben- und auf Menschen zu schießen, ist eine psychische Extrembelastung.
http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-2.html#post12740316
Quotekriegsheimkehrer nach 45
erich21 heute, 12:48 Uhr
Waren ebenso traumatisiert wie die opfer des bombenkrieges oder vertriebene und fluechtlinge, uebringens die angehoerigen aller parteien, nationen, bekenntnisse und generationen. Da es fuer sie weder gelegenheit noch wissen um moeglichkeiten der aufarbeitung gab, wurde eifrig verdraengt und konsumiert. Die Traumata wurden unbewusst weiter gereicht und wirken nun auch unter kindern und enkeln von betroffenen. Dazu gibt es reichlich forschung und literatur. Die vergangenheit vergeht eben leider nicht und wo wir ihr nicht aifrichtig ins gesicht blicken, schaffen wir staendig neue traumata. Also weiter so herr demeziere, aber bitte nicht aus grueden der kostenvermeidung.
http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-3.html#post12740413
QuoteFakt ist doch,
rockibalboa heute, 12:52 Uhr
dass sich 95 % oder mehr, des Geldes wegen für diese Auslandseinsätze melden! Nur ist sich, aus welchen Gründen auch immer, keiner darüber im klaren, dass es unter Umständen mit dem Tod enden kann.
http://forum.spiegel.de/f22/traumatische-einsaetze-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-90414-4.html#post12740449
Aus: "Traumatische Einsätze: Bundeswehr schickt Auslandskämpfer zum Psychotest" (15.05.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/soldaten-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-a-899942.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/soldaten-bundeswehr-schickt-auslandskaempfer-zum-psychotest-a-899942.html)
Quote[...] Hamburg - Die Zahlen sind erschreckend. Zwischen 800.000 und 1,1 Millionen Menschen sind im vergangenen Jahr in 131 Bürgerkriegen auf dieser Welt getötet worden. Allein der Aufstand in Syrien forderte bis Ende Dezember 60.000 Menschenleben. Inzwischen geht die Uno von fast 80.000 Toten aus.
...
Die Liste der Länder, die im vergangenen Jahr gegen Menschenrechte verstoßen haben, ist lang. Insgesamt hat Amnesty International in seinem Bericht für 2012 Verstöße in 159 Staaten untersucht und dokumentiert:
* In 112 Staaten wurden Menschen misshandelt und gefoltert.
* In über 50 Ländern waren Sicherheitskräfte für rechtswidrige Tötungen verantwortlich.
* 21 Regierungen ließen im Jahr 2012 Menschen hinrichten.
* In 80 Ländern fanden unfaire Gerichtsverfahren statt.
* 57 Staaten hielten gewaltlose politische Gefangene in Haft.
* In 101 Ländern wurde das Recht auf freie Meinungsäußerung unterdrückt.
* In 36 Staaten fanden rechtswidrige Zwangsräumungen statt.
...
Aus: "Jahresbericht: Amnesty prangert Europas Asylpolitik an" Theresa Breuer (23.05.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/amnesty-international-bericht-prangert-folter-und-misshandlung-an-a-901247.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/amnesty-international-bericht-prangert-folter-und-misshandlung-an-a-901247.html)
Quote[...] Genf - Im syrischen Bürgerkrieg sind nach Angaben der Vereinten Nationen inzwischen mehr als 93.000 Menschen getötet worden. Dies sei die "Mindestzahl von Opfern", erklärte Uno-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay am Donnerstag unter Berufung auf eine neue Untersuchung. "Die wahre Zahl derjenigen, die getötet wurden, liegt wahrscheinlich sehr viel höher", fügte sie hinzu.
Seit Juli 2012 seien im Monatsdurchschnitt mehr als 5000 Menschen zu Tode gekommen. Die meisten Opfer seien seit November im Umland der Hauptstadt Damaskus und in der Millionenmetropole Aleppo gezählt worden.
...
Aus: "Uno-Untersuchung: Fast 100.000 Menschen starben bisher im syrischen Bürgerkrieg" (13.06.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-uno-benennt-mehr-als-93-000-tote-im-buergerkrieg-a-905497.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-uno-benennt-mehr-als-93-000-tote-im-buergerkrieg-a-905497.html)
Quote[...] In Pakistan soll "die große Mehrheit" aller Drohnenangriffe sogenannte Signaturschläge sein – und zwar von Beginn der Operationen bis heute. ...
Aus: "US-Drohnen töten auf Verdacht" (27.06.2013)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Drohnen-toeten-auf-Verdacht-1896570.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Drohnen-toeten-auf-Verdacht-1896570.html)
"Obamas rechtswidriger Krieg" Fred Kaplan (26.06.13)
http://www.heise.de/tr/artikel/Obamas-rechtswidriger-Krieg-1895034.html (http://www.heise.de/tr/artikel/Obamas-rechtswidriger-Krieg-1895034.html)
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Quote[...] Drohnen versprächen Distanz und den Schutz der Angreifer: Diese sogenannte "saubere" Kriegsführung ist Hauptargument der Befürworter der Killerdrohnen. Doch die Erfahrung zeigt, dass es schon bei der Präzision oft hapert: Bei den sogenannten "Signaturschlägen", mit denen Militär und CIA vermeintlich militante Terroristen töten, kommen oft auch Kinder und unschuldige Zivilisten um, was als Kollateralschaden in Kauf genommen wird. Abgesehen davon ist die gezielte Tötung von Terroristen mithilfe der satelliten-gesteuerten Drohnen ethisch ohnehin sehr fragwürdig. Sie unterwandert die Prinzipien des Rechtsstaats, der darauf baut, dass Verbrechern der Prozess gemacht wird. ...
Aus: "Drohnen im Anflug - Per Joystick aufklären und töten" (03.04.2013)
"Sauberes Töten? Grauzonen und ethische Abgründe beim Einsatz von Kampfdrohnen" Mehr über die Gefahren der militanten und die Einsatzmöglichkeiten von zivilen Drohnen hören Sie im Beitrag von Sven Ahnert, Sonntag, 7. April 2013, 18.05 Uhr im Kulturjournal auf Bayern 2 http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kulturjournal/drohnen-unbenannte-flugsysteme-veraendern-die-gesellschaft-100.html (http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kulturjournal/drohnen-unbenannte-flugsysteme-veraendern-die-gesellschaft-100.html)
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Quote[...] Auf der Ramstein Air Base in der Nähe von Kaiserslautern werden Livebilder der umstrittenen Drohneneinsätze des US-Militärs ausgewertet und mit geheimdienstlichen Erkenntnissen abgeglichen. Damit spielt die US-Basis eine deutlich zentralere Rolle im US-Drohnenkrieg als bislang angenommen, haben Recherchen von NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung ergeben. Die Anlage fungiere demnach als Relaisstation, um die weltweit operierende Drohnenflotte zu steuern; nicht nur die in Afrika, was bislang vermutet worden sei. Das gehe aus US-amerikanischen Dokumenten und der Aussage eines ehemaligen Drohnen-Piloten hervor.
Der Ex-Drohnen-Pilot Brandon Bryant wird bei der Süddeutschen Zeitung mit den Worten zitiert: "Ohne Deutschland wäre der gesamte Drohnen-Krieg des US-Militärs nicht möglich." Bryant steuerte demnach fast fünf Jahre lang Drohnen der US-Luftwaffe von Stützpunkten im Irak und den US-Bundesstaaten New Mexico und Nevada aus. Bei Tausenden solcher Drohneneinsätze habe er die Bordkameras gelenkt und Ziele für Raketen markiert. Bei seinem Abschied sei seiner Einheit bescheinigt worden, an insgesamt 1262 Tötungen beteiligt gewesen zu sein.
Bei keinem einzigen seiner Einsätze habe er am Anfang nicht in Ramstein angerufen, berichtet Bryant. Mit der Air Base war er demnach immer über ein Glasfaserkabel verbunden. Von dort würden die Steuerungssignale dann über eine Satellitenverbindung an die Drohnen übertragen. Die sei dann auch hin und wieder von schlechtem Wetter in Deutschland beeinflusst worden, was teilweise für erhebliche Verzögerungen der Übertragung gesorgt habe. Außerdem sei in Ramstein eine Einrichtung des Distributed Ground Systems (DGS) stationiert. Die analysieren demnach die Einsätze in Echtzeit und teilen den Drohnenpiloten per Chat über mIRC Zusammenfassungen mit. So seien sie direkt an den Einsätzen beteiligt.
Schließlich erklärt Bryant noch, wie das US-Militär Zielpersonen ortet, von denen lediglich die Handynummer bekannt ist. Solche Handynummern gibt etwa auch der BND weiter, wobei die Bundesregierung der Auffassung ist, dass damit keine gezielten Tötungen möglich sind. Hintergrund ist, dass im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet deutsche Dschihadisten leben, die grundgesetzlich extra geschützt sind. Bryant erklärt nun, dass man mit der Handynummer weiß, in welcher Funkzelle sich das Mobiltelefon der Zielperson befinde. Zur genaueren Ortung nutze man dann ein Gerät namens Gilgamesh.
Das Gerät werde an eine Drohne gehängt und funktioniere wie ein mobiler Handymast. Die Handys im Umkreis nehmen automatisch Kontakt auf; ist ein gesuchtes dabei, fliege die Drohne im Kreis. Durch die andauernden Kontaktaufnahmen des Mobiltelefons lasse sich dessen Besitzer orten – auf einen Meter genau. Weil Handys, die Gilgamesh anfunken, auch immer die eigene Telefonnummer, die SIM-Kartennummer und die Seriennummer des Handys mitsenden, könne auch registriert werden, wenn eine Zielperson ihr Handy wechsle. Die SIM-Kartennummer bleibe ja identisch.
Insgesamt mache das deutlich, dass die Vereinigten Staaten das Vertrauen der Bundesregierung missbrauche, meint Bryant: "Und wenn meine Regierung schon nicht die Wahrheit sagt, muss es ja irgendwer machen." Gerne würde er dazu auch vor dem NSA-Untersuchungsausschuss Rede und Antwort stehen, bislang sei er aber nicht gefragt worden. (mho)
QuoteFrogmasterL, 4. April 2014 11:08
Die USA mißbrauchen das Vertrauen der deutschen Regierung nicht
Denn die deutsche Regierung will gar nicht wissen, was die Amis in
ihren Stützpunkten treiben, sonst müsste sie ja eventuell Mißfallen
bekunden.
Da ist es besser, offiziell von nichts zu wissen.
...
Quotefellinispirit, 4. April 2014 15:49
Das ist kein Drohnenkrieg, das ist ordinärer Massenmord an unschuldigen Menschen
In einem Rechtstaat hat jeder solange als Unschuldig zu gelten bis
ein ordentliches Gericht die persönliche Schuld unzweifelhaft in
einem Urteil festgestellt hat.
...
Aus: "Ramstein ist offenbar ein zentraler Puzzlestein im US-Drohnenkrieg" (04.04.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Ramstein-ist-offenbar-ein-zentraler-Puzzlestein-im-US-Drohnenkrieg-2162880.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Ramstein-ist-offenbar-ein-zentraler-Puzzlestein-im-US-Drohnenkrieg-2162880.html)
#2 http://www.sueddeutsche.de/politik/us-militaerflughafen-in-deutschland-ramstein-ist-zentrum-im-us-drohnenkrieg-1.1928810 (http://www.sueddeutsche.de/politik/us-militaerflughafen-in-deutschland-ramstein-ist-zentrum-im-us-drohnenkrieg-1.1928810)
QuoteTakoda 3.4.2014 | 16:42 Uhr
Es wird ja vielfach der umsichgreifende Antiamerikanismus kritisiert, bloß wie soll man, wenn man sich auch nur ein bisschen mit den Machenschaften der USA beschäftigt, diesem nicht verfallen?
Das geht doch nur mit Verdrängung oder einer menschenverachtenden Grundeinstellung.
Beides unterstelle ich unserer Regierung!
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QuoteParadice3.4.2014 | 19:37 Uhr
Können wir bitte aufhören, jede berechtigte Kritik mit dem Kampfbegriff "Anti-irgendwas-ismus" zu belegen und damit in die Nähe irrationaler Dogmen zu rücken, die der Wohlbegründetheit der Kritik in keinster Weise gerecht wird?
Wenn jemand die Außen- und Sicherheitspolitik der US-Regierung kritisiert, weil sie
- ferngesteuerte Drohnenmorde auf Verdacht anordnet
- Folter als Mittel der Wahrheitsfindung und Aufklärung wieder eingeführt hat
- sich herausnimmt, Menschen überall auf der Welt entführen zu lassen, um sie dann auf unbestimmte Zeit ohne formale Anklage und ohne Zugang zu Rechtsbeistand in abgeriegelten Enklaven zu inhaftieren
- unter fadenscheinigen Vorwänden und Lügen präemptiv souveräne Staaten (ganz gleich, wie wohlgelitten diese Staaten sein mögen) überfällt und dabei internationales Recht bricht
- einen umfassenden, weltweiten und schier unbeschränkten Spionage- und Überwachungsapparat gegen jeden einzelnen Bürger aufgebaut hat, der es sich zur Aufgabe macht, sämtliche Digitaltechnologien zu hintertreiben und zu destabilisieren
...dann kritisiert er eben dies: Eine politische Ideologie, die sich rücksichtslos über sämtliche Regeln der Rechtsstaatlichkeit, der Menschenrechte und des Internationalen Rechts hinwegsetzt und jahrhundertealte Errungenschaften einer außer Kontrolle geratenen Machtelite zum Fraß vorwirft. Diese Ideologie aber ist in jedem Land der Erde falsch, wo immer sie auch Fuß fassen mag. Kritik an dieser Ideologie als "antiamerikanisch" abzubügeln ist daher nicht nur unehrlich und kurzsichtig: Es ist auch gefährlich.
...
-.-
QuoteDie Bundesregierung hat nach einem Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags keine Möglichkeit, rechtlich gegen eine mögliche Steuerung der US-Drohnenangriffe von Deutschland aus vorzugehen. "Sieht man einmal von der (theoretischen) Möglichkeit ab, den Aufenthaltsvertrag einseitig zu kündigen, so bleiben der deutschen Regierung nur politische Reaktionen wie z.B. rechtlicher Protest oder bilaterale Konsultationen", heißt es in dem vom Grünen-Abgeordneten Omid Nouripour in Auftrag gegebenen Gutachten, das der dpa vorliegt.
Bereits vor einem Jahr hatte es erste Berichte darüber gegeben, dass das US-Kommando für die Afrika-Einsätze, "Africom", in Stuttgart und die US-Luftwaffenbasis im rheinland-pfälzischen Ramstein in die Steuerung von Drohnenangriffen involviert sein könnten. Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR berichteten am Donnerstag über weitere Indizien für eine zentrale Rolle des Stützpunkts in Ramstein bei Drohneneinsätzen weltweit.
In dem Gutachten vom 30. Januar 2014 heißt es, der Generalbundesanwalt prüfe zwar die Einleitung eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens. "Die Verfolgung von Straftaten der in Deutschland stationierten Angehörigen der US-Streitkräfte sind jedoch (...) völkerrechtlich sehr begrenzt." Die Strafgerichtsbarkeit über die in Deutschland stationierten US-Streitkräfte liege bei den USA. Auch Ermittlungen würden sich schwierig gestalten. "So sind der Zutritt deutscher Behörden zu ausländischen militärischen Liegenschaften beziehungsweise Durchsuchungen oder Beschlagnahmungen nur mit Zustimmung der ausländischen Kommandeure zulässig."
Nouripour forderte die Bundesregierung auf, politisch gegen eine mögliche Beteiligung der US-Stützpunkte in Deutschland an Drohnenangriffen vorzugehen. "Es ist nicht zu erwarten, dass die Amerikaner auf unsere Kritik hin sofort das Büßerhemd anziehen", sagte er. "Aber es ist beschämend, dass die Bundesregierung vor den völkerrechtswidrigen Handlungen von deutschem Boden aus einfach die Augen verschließt. Merkels Meisterschaft im konsequenten Wegschauen allerdings wird zu nichts führen."
Regierungssprecher Steffen Seibert deutete an, dass die Bundesregierung von den USA eine Stellungnahme zu den neuen Berichten verlangen werde. Die Berichterstattung werde "ernst genommen", sagte er am Freitag. Die Regierung sei mit den US-amerikanischen Stellen über alle Facetten der Zusammenarbeit in Kontakt. "In diesem Kontakt werden alle Themen angesprochen." Dazu zählten auch Medienberichte. Bisher hätten die USA versichert, dass von ihren Stützpunkten in Deutschland Drohnenangriffe "weder geflogen noch gesteuert werden", sagte Seibert.
Die USA nutzen Kampfdrohnen, um gezielt gegen Terroristen vorzugehen. Nach den Recherchen des Investigative Bureau of Journalism wurden allein in Pakistan seit 2004 bei fast 400 Angriffen mindestens 2300 Menschen getötet. Im Jemen und in Somalia sollen weitere 300 Menschen durch Drohnen-Einsätze ums Leben gekommen sein. Offizielle Angaben dazu gibt es nicht. (dpa) / (mho)
Quote4. April 2014 22:03
Differenziert betrachten
Beat_Junkie
So wie sich das im Originalartikel
(http://www.heise.de/newsticker/meldung/Ramstein-ist-offenbar-ein-zentraler-Puzzlestein-im-US-Drohnenkrieg-2162880.html)
liest ist es doch offenbar so:
"Bryant steuerte demnach fast fünf Jahre lang Drohnen der
US-Luftwaffe von Stützpunkten im Irak und den US-Bundesstaaten New
Mexico und Nevada aus.
[...]
Mit der Air Base war er demnach immer über ein Glasfaserkabel
verbunden. Von dort würden die Steuerungssignale dann über eine
Satellitenverbindung an die Drohnen übertragen."
Also sieht die Systemarchitektur wohl so aus:
(Steuerung (und ggf. Tötungshandlung) in den USA) ---- Glasfaser ----
Rammstein ---- Satelliten-Uplink ---- Drohne
Das bedeutet ja aber, dass die Angriffe eben NICHT von deutschem
Boden aus stattfinden. Hier befindet sich eine
Satelliten-Relaisstation.
Das nun zu verurteilen ist in etwa so, wie jemanden für
Urheberrechtsverletzungen verantwortlich zu machen, bei denen die
Daten dafür durch das Glasfaserkabel unter seinem Grundstück
durchgeleitet wurden. Soll der dann das Kabel ausbuddeln und sagen:
nee, nicht durch MEIN Grundstück. Deutschland ist hier halt Teil
einer größeren Infrastruktur. Mehr aber wohl auch nicht.
btw:
Ich finde diese Architektur auch total plausibel, weil die da
vermutlich einen geostationären Satelliten haben(?), der eben auf das
entsprechende Zielgebiet "zeigt". Der ist von unserem Längengrad
natürlich prima anzupeilen - ganz im Gegensatz zu den Längengraden
auf dem die USA liegen. Technisch ist das schon irgendwie spannend
(Also dass das funktioniert mit diesen langen Signalwegen).
Das zeigte aber auch, dass es für die USA sicher ein Leichtes wäre,
eine solche Station z.B. in Polen aufzubauen... Ich vermute aber mal,
dass die Infrastruktur (technisch, wie politisch) dort nicht so gut
ist wie hier ;-)
Disclaimer:
Ich befürworte gezielte Tötungen mittels Drohnenangriffen ganz und
gar nicht. Jeder Mensch hat das Recht auf ein faires
Gerichtsverfahren - ganz unabhängig von seiner (noch so
abscheulichen) Tat. Mir liegt aber etwas an einer differenzierten
Betrachtungsweise.
Aus: "Gutachten: Keine rechtliche Handhabe gegen US-Drohneneinsätze" (04.04.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Gutachten-Keine-rechtliche-Handhabe-gegen-US-Drohneneinsaetze-2163292.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Gutachten-Keine-rechtliche-Handhabe-gegen-US-Drohneneinsaetze-2163292.html)
Quote[...] Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben offenbar weit schwerwiegendere Folgen für Soldaten und ihre Familien als bisher angenommen. Bekannt ist, dass die Zahl der Soldaten, die durch Einsätze in Afghanistan oder dem Kosovo psychische Probleme bekommen, seit Jahren steigt. Nun gibt es Hinweise, dass Einsatzsoldaten vermehrt straffällig werden. Und Belege dafür, dass Kinder oder Lebenspartner betroffener Soldaten oft ebenfalls psychisch erkranken.
Peter Zimmermann, Leiter des Psychotraumazentrums im Berliner Bundeswehrkrankenhaus, geht davon aus, dass bis zu 25 Prozent der deutschen Soldaten mit Einsatzerfahrung unter psychischen Störungen leiden, wie er dem Tagesspiegel unter Verweis auf vorläufige Studienergebnisse mitteilte. Viele von ihnen seien möglicherweise schon vor dem Einsatz belastet gewesen, nicht alle seien behandlungsbedürftig – doch auch schwere Depressionen, Angstzustände und Suchterkrankungen sind bei Einsatzsoldaten verbreitet, und immer mehr erkranken an einer sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS. Sie werden nach ihrer Rückkehr über Jahre hinweg von Ereignissen aus dem Einsatz verfolgt, die oft in normalen Alltagssituationen ins Bewusstsein zurückkehren.
2012 waren nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums allein wegen PTBS mehr als 1140 Soldatinnen und Soldaten in Behandlung. Tatsächlich liegt die Zahl deutlich höher, denn Zeitsoldaten, die sich nach ihrem Ausscheiden aus der Bundeswehr in zivilen Einrichtungen behandeln lassen, sind in der offiziellen Statistik nicht erfasst. Die Dunkelziffer ist dem Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der TU Dresden zufolge doppelt so hoch.
... Der Augsburger Anwalt Christian Steffgen, der als Vertragsanwalt des Deutschen Bundeswehrverbands Soldaten vertritt, hat festgestellt, dass auch Straftaten von Soldaten immer häufiger mit Einsatzerlebnissen in Verbindung stehen. "Das sind Soldaten mit vorbildlicher Karriere, die plötzlich persönlichkeitsfremde Taten begehen", sagte Steffgen.
... Gemeint ist: Soldaten, die nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, beleidigen oder bedrohen plötzlich andere Verkehrsteilnehmer oder werden gewalttätig. "Die Hemmschwelle für ein solches Verhalten scheint durch Ereignisse im Einsatz, die nicht verarbeitet wurden, herabgesetzt zu werden", sagt der Anwalt. Fühlen sich die Soldaten im Straßenverkehr oder beim Gerangel an der Supermarktkasse provoziert, kann sie das "triggern", wie es im Fachjargon heißt. Sie werden mental in den Einsatz zurückversetzt und reagieren unverhältnismäßig aggressiv – im Extremfall mit unkontrollierten Gewaltausbrüchen.
Wie viele Einsatzsoldaten straffällig werden, ist nicht bekannt. Weder Bundeswehr noch Bundeskriminalamt erfassen diese Daten. In den USA sind Veteranen schon Amok gelaufen. "Denkbar ist das auch bei uns", sagt der Psychotherapeut Thomas Kleinheinrich, der die von Einsatzsoldaten gegründete Deutsche Kriegsopferfürsorge berät. Er sieht auch Parallelen zur Zeit nach 1945, als ganze Familien unter den Traumata der Kriegsheimkehrer gelitten hätten. "Auch heute gibt es Fälle, wo Kinder und Partner Probleme bekommen", sagt er. Kinder würden verhaltensauffällig oder machten plötzlich wieder ins Bett, wenn der Vater "emotional ausfalle". Auch häusliche Gewalt sei heute wie damals ein Thema.
...
Quote
Creedinger
03.07.2013 um 11:48 Uhr
Wo ist das Problem?
Auch wenn von offizieller Stelle etwas anderes behauptet wird, so sieht man an der Behandlung von Soldaten überall auf der Welt das gleiche Schema:
- Mit Bildungsversprechen in die Armee locken
- Im Kriegseinsatz verheizen - körperlich oder "nur" seelisch
- Daheim alleine lassen
Soldaten sind eigentlich ganz arme Schweine, denn sie riskieren ihr Leben und ihre Gesundheit für Brotkrumen - wer denkt, dass ein Soldat in Afghanistan ist, um patriotisch Deutschland zu verteidigen hat wohl noch nie mit einem Heimkehrer geredet.
Ausserdem: Es kann ja nicht angehen, dass die Bundeswehr zugibt, dass in Afghanistan schlimme Dinge passieren und es den Soldaten dort schlecht ergeht. Dann würde ja keiner hingehen. Dann doch lieber abstreiten, dass Soldaten nachher Probleme haben. Da zeigt man lieber den einen, der keinen Schaden hat auf Armeemessen und lässt ihn kleinen Kindern erzählen, wie toll sein Abenteuer in Afghanistan war.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-07/soldaten-einsatz-psychische-probleme-kriminalitaet/seite-2?commentstart=1#cid-2878914 (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-07/soldaten-einsatz-psychische-probleme-kriminalitaet/seite-2?commentstart=1#cid-2878914)
Aus: "Krieg im Kopf" Ulrike Scheffer (02.07.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-07/soldaten-einsatz-psychische-probleme-kriminalitaet (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-07/soldaten-einsatz-psychische-probleme-kriminalitaet)
http://www.tagesspiegel.de/politik/krieg-im-kopf/8438118.html (http://www.tagesspiegel.de/politik/krieg-im-kopf/8438118.html)
Bradley Edward Manning (* 17. Dezember 1987 in Crescent, Oklahoma)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bradley_Manning (http://de.wikipedia.org/wiki/Bradley_Manning)
-.-
Quote[...] Das Epizentrum des Kampfes der US-Regierung gegen die Whistleblower liegt eine gute Autostunde nördlich der Hauptstadt, hinter Zäunen mit Warnschildern, in einem kleinen Gerichtssaal auf der großen Militärbasis Fort Meade. Darin sitzt der Obergefreite und WikiLeaks-Informant Bradley Manning, angeklagt in 21 Punkten, insbesondere wegen "Unterstützung des Feindes". ...
Aus: "Prozess gegen Bradley Manning: "Kein Whistleblower, sondern ein Verräter""
Aus Fort Meade berichtet Sebastian Fischer (26.07.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/schlussplaedoyers-um-wikileaks-informant-bradley-manning-a-913219.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/schlussplaedoyers-um-wikileaks-informant-bradley-manning-a-913219.html)
-.-
Quote[...] Manning sei ,,ein junger Mann, naiv, aber mit guten Absichten", sagte Verteidiger David Coombs in seinem Schlussplädoyer vor dem Militärgericht in Fort Meade bei Washington.
Dagegen hatte die Staatsanwaltschaft Manning zuvor als Verräter bezeichnet, der den USA habe schaden wollen. Ein Urteil wird in Kürze erwartet, möglicherweise bereits am Wochenende. Über das Strafmaß wird erst später entschieden. Manning droht eine lange Haftstrafe.
Die Verteidigung zeigte im Schlussplädoyer ein Video, das Manning 2010 an Wikileaks weitergegeben haben soll: Zu sehen ist ein brutaler Armee-Einsatz im Irak, bei dem Soldaten von einem US-Kampfhubschrauber aus Zivilisten und Journalisten töteten. Coombs stellte die rhetorische Frage: ,,Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie als 22-Jähriger ein solches Video sehen?"
Manning hatte bereits gestanden, als Soldat im Irak 2010 Hunderttausende geheime Dokumente aus Armeedatenbanken an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergereicht zu haben.
Das Verfahren ist der erste große Prozess gegen einen Whistleblower in den USA. Der schwerste Anklagepunkt lautet ,,Unterstützung des Feindes", wofür die Todesstrafe droht. Die Staatsanwaltschaft hatte aber bereits vor dem Prozess signalisiert, dass sie diese nicht fordern will.
Die Staatsanwaltschaft hatte am Donnerstag rund fünf Stunden lang gesprochen - und erneut schwerste Vorwürfe an Manning gerichtet. ,,Er war kein Whistleblower, er war ein Verräter (...)." Manning habe um den Wert der weitergereichten Dokumente für den Feind gewusst, sagte Staatsanwalt Ashden Fein. ,,Er war keine bedrängte junge Seele, er war ein entschlossener Soldat mit dem Wissen, der Fähigkeit und dem Willen, den USA und deren Kriegsanstrengungen zu schaden."
Das Verfahren könnte als Präzedenzfall für weitere Whistleblower dienen - etwa für Wikileaks-Chef Julian Assange und den Geheimdienst-Enthüller Edward Snowden. Assange hält sich seit längerem in der Londoner Botschaft Ecuadors auf, Snowden im Transitbereich eines Moskauer Flughafens. Die USA wollen beide unbedingt vor Gericht stellen.
Aus: "Verteidiger: Bradley Manning ist "naiv"" (27.07.13)
Quelle: http://futurezone.at/netzpolitik/17331-verteidiger-bradley-manning-ist-naiv.php (http://futurezone.at/netzpolitik/17331-verteidiger-bradley-manning-ist-naiv.php)
Quote[...] Washington/Bagdad/Teheran - Die USA haben dem Irak Medienberichten zufolge im Krieg gegen den Iran in den 1980er-Jahren geholfen, obwohl sie von Planungen für daraufhin folgende Giftgasangriffe wussten. Das Magazin "Foreign Policy" berichtete am Montag auf seiner Internetseite unter Berufung auf CIA-Dokumente und Zeugenaussagen damaliger Verantwortlicher, Washington habe seit 1983 gewusst, dass Ex-Machthaber Saddam Hussein Sarin oder andere Nervengase gegen die iranischen Truppen einsetzte.
Ende 1987 hätten die US-Geheimdienste anhand von Satellitenbildern eine iranische Truppenkonzentration bei Basra im Süden des Iraks entdeckt. In der Region waren die irakischen Truppen schwach. Der Bericht wurde laut "Foreign Policy" dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan vorgelegt, der daraufhin in einer Note festgehalten habe: "Ein Sieg des Irans ist nicht hinnehmbar."
Die USA lieferten Saddam Hussein ihre Informationen, auch über Luftabwehrstellungen des Iran. Der Irak erstickte daraufhin im April 1988 mit einer groß angelegte Offensive auf der Halbinsel Fao den iranischen Angriff - gestützt auf Bombardements mit Chemiewaffen. Vier Mal wurde laut CIA Giftgas eingesetzt. Dabei kamen jeweils "Hunderte bis tausende Iraner" ums Leben, wie "Foreign Policy" berichtete.
"Die Iraker haben uns nie gesagt, dass sie Nervengas einsetzen würden. Es war nicht nötig, wir wussten es schon", sagte der damalige US-Militärattache in Bagdad, Rick Francona. Zur damaligen Zeit, im März 1988, setzte Saddam Hussein auch Nervengas gegen das kurdische Dorf Halabja ein, wobei 5.000 Menschen getötet wurden. (APA, 26.8.2013)
QuoteDer_Sepp, 27.08.2013
Suprise, surprise...
QuoteErithacus rubecula, 27.08.2013
"Die USA haben dem Irak Medienberichten zufolge im Krieg gegen den Iran in den 1980er-Jahren geholfen, obwohl sie von Planungen für daraufhin folgende Giftgasangriffe wussten."
Das ist nun wirklich nichts Neues. Wer sich für die Thematik interessiert, der hätte darüber schon seit gut 20 Jahren informiert sein können. Voraussetzung dafür wäre allerdings eine kritische Haltung gegenüber den Mainstreammedien und den offiziellen amerikanischen Verlautbarungen gewesen.
QuoteFranz Altenberger, 27.08.2013
War da nicht schon sowas?
Hatten die USA (und die damalige BRD) damals nicht die Chemiewaffen / Nervengas an Sadam Hussein geliefert gegen den Iran???
Vor diesen Fakten ist Obamas Empörung ein neuerliches Absinken in die Scheinheiligkeit.
QuoteBailiff, 27.08.2013
Nicht nur die USA haben kräftig mitgemischt, sondern auch Spanien, Frankreich, GB, BRD
Man hat den Iran mit einem Waffenembargo belegt, aber Saddam hochgerüstet und politisch gedeckt. Saddam war der Auftragskiller, die Auftraggeber der Westen+Araberstaaten, und das Opfer der Iran. Saddams Strategie war es in den Iran vorzudringen, und dann in einer sudwärts Bewegung zum persischen Golf, den Westen des Iran mit den Öl-und Gasfeldern unter seine Kontrolle zu bringen. Iranisches Öl wäre in die Hände eines US Freundes gefallen, und alles wäre wieder gut gewesen. Wurscht ob es den Iranern gefällt oder nicht. Öl ist wichtiger als Völkerrecht oder Menschenleben.
Der Plan ging natürlich nach hinten los: Saddam konnte Gebiete nicht halten, und kam in die Defensive+der Krieg erlaubte es Khomeini die islamische Revolution zu verfestigen
QuoteAbleDanger, 27.08.2013
Parallelen zu aktuellen Ereignissen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt
Aus: "Washington unterstützte Saddam bei Giftgasangriffen" (26. August 2013)
Quelle: http://derstandard.at/1376534699964/Washington-unterstuetzte-Saddam-bei-Giftgasangriffen (http://derstandard.at/1376534699964/Washington-unterstuetzte-Saddam-bei-Giftgasangriffen)
-.-
Quote[....] Washington - Die USA sind überzeugt, dass in Syrien Giftgas eingesetzt wurde. Das sagte Außenminister John Kerry in Washington. Diese Erkenntnis sei "unbestreitbar", so Kerry.
"Was wir vergangene Woche in Syrien gesehen haben, muss das Gewissen der Welt erschüttern. Es verstößt gegen jeden moralischen Kodex", sagte Kerry. Er verwies darauf, dass die Regierungstruppen über ein Chemiewaffenarsenal verfügten. Er kündigte eine Reaktion von Präsident Barack Obama an: Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen.
Das Regime von Baschar al-Assad habe systematisch versucht, den Einsatz der Chemikalien zu vertuschen, so Kerry. Es seien Beweise zerstört und weitere Angriffe auf die betroffenen Gebiete geflogen worden. Außerdem habe man die Uno-Inspektoren fünf Tage lang daran gehindert, die Orte zu besuchen. "Dies ist nicht das Verhalten einer Regierung, die nichts zu verbergen hat", sagte Kerry.
Der Außenminister sagte zwar nicht wörtlich, dass das Regime hinter dem Chemiewaffeneinsatz stecke. Aber er ließ keinen Zweifel daran, dass die USA davon überzeugt seien. Er kündigte an, dass die Obama-Regierung "zusätzliche Informationen über den Angriff" hätte, die sie in den kommenden Tagen veröffentlichen würde. Ein Sprecher Obamas betonte, das Weiße Haus hätte keinen festen Zeitplan für eine Entscheidung über ihr Vorgehen gegen Syrien.
Das Regime in Damaskus bestreitet den Einsatz chemischer Kampfstoffe und beschuldigt stattdessen die Rebellen, Giftgas eingesetzt zu haben. Laut der Organisation Ärzte ohne Grenzen sind in von ihr betreuten Krankenhäusern 3600 Menschen mit Symptomen von Nervengift behandelt worden. Von ihnen seien 355 gestorben. Die Opposition in Syrien spricht von bis zu 1300 Toten.
International haben die Berichte Entsetzen ausgelöst und einen westlichen Militärschlag wahrscheinlicher gemacht. Die USA bereiten sich auf ein Eingreifen vor, haben aber offiziell noch keine Entscheidung gefällt. Obama hatte in der Vergangenheit den Einsatz von Giftgas als "rote Linie" bezeichnet.
In Syrien wurden die Chemiewaffenexperten der Uno, die die Giftgas-Vorwürfe untersuchen sollen, am ersten Tag ihres Einsatzes von Heckenschützen angegriffen. Der Konvoi geriet unter Beschuss, als die Fahrzeuge von der Zone, die die Regierung kontrolliert, in das Gebiet der Rebellen fahren wollte. Sie sei mehrfach absichtlich beschossen worden, teilte ein Uno-Sprecher. Ein Auto war daraufhin nicht mehr einsetzbar.
Später erreichten die Kontrolleure doch noch den betroffenen Ort Muadamija. Dabei hätten sie Überlebende und Ärzte befragt und auch einige Proben genommen, teilte Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon mit. Es brauche nun etwas Zeit für eine erste Auswertung, sagte er.
fab/dpa/Reuters
QuoteDie Art der Beweise
ollux gestern, 21:28 Uhr
kenne ich beispielsweise auch von Bush und den Chemiewaffen im Irak. Sind nun die Erkenntnisse besser, wahrer? ...
http://forum.spiegel.de/f22/aussenminister-john-kerry-usa-sind-von-giftgaseinsatz-syrien-ueberzeugt-99049.html#post13575826
Quotefast wortgleich
hhasenbein123 gestern, 21:31 Uhr
Erinnert mich irgenwie an den US-Außenminister a.D. Powell, der "Beweise" für Massenvernichtungswaffen im Irak hatte. Was ist mit dem Spiegel los? Kopiert ihr einfach nur US-Pressemeldungen? Wo sind die kritischen Journalisten?
http://forum.spiegel.de/f22/aussenminister-john-kerry-usa-sind-von-giftgaseinsatz-syrien-ueberzeugt-99049-2.html#post13575846
...
Aus: "Außenminister John Kerry: USA sind von Giftgas-Einsatz in Syrien überzeugt" (26.08.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-kerry-ist-ueberzeugt-von-giftgas-einsatz-a-918748.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-kerry-ist-ueberzeugt-von-giftgas-einsatz-a-918748.html)
Quote[...] Vor dem Bürgerkrieg in Syrien sind mittlerweile zwei Millionen Menschen ins Ausland geflohen. An jedem Tag würden nahezu 5.000 Syrer ihr Land verlassen und vor allem in den Nachbarstaaten auf Sicherheit und humanitäre Hilfe hoffen, teilten die Vereinten Nationen mit. Weitere 4,25 Millionen Menschen seien in Syrien auf der Flucht.
"Syrien ist zur großen Tragödie dieses Jahrhunderts geworden – eine beschämende humanitäre Katastrophe mit Leid und Vertreibung in einem in der jüngeren Geschichte beispiellosen Ausmaß", erklärte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres. In Syriens Nachbarstaaten seien 97 Prozent der bislang zwei Millionen Flüchtlinge untergekommen.
...
Aus: "Zwei Millionen Syrer sind ins Ausland geflohen" (3. September 2013)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-09/syrien-fluechtlinge-un-eu-italien (http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-09/syrien-fluechtlinge-un-eu-italien)
Quote[...] Seine Erfindung machte ihn zum Urvater des industriellen Krieges: 1884 entwickelte der Amerikaner Hiram Maxim das erste selbstladende Maschinengewehr der Geschichte. ...
Der Oberbefehlshaber der britischen Armee machte sich schleunigst auf den Weg zu Maxims Werkstatt, um das Maschinengewehr in Augenschein zu nehmen. Auf einem zweirädrigen Gestell ruhte die Waffe - ein im Vergleich zu einem normalen Gewehr klobiges, langes Stück Metall, das als Rückstoßlader eine nie dagewesene Schussfrequenz erreichte. Eine Wasserkühlung schützte das Gewehr vor Überhitzung, die Patronen glitten aus einem Kasten unter dem Lauf per Gurt in die Abschusskammer - nun musste der Schütze nur noch den Abzugshebel drücken. Nie zuvor war Töten so einfach gewesen.
Auch der deutsche Kaiser Wilhelm I. zeigte Interesse an der neuen Waffe. 1887 ließ er sich das "Maxim" sowie die Konkurrenzprodukte der Hersteller Gatling und Nordenfelt vorführen und war begeistert: "Das ist die Waffe", so Wilhelm über das Maxim-Maschinengewehr, "es gibt keine andere." Die Vorteile des "Maxim" lagen auf der Hand: Das Gatling-Repetiergewehr zum Beispiel musste mühsam per Muskelkraft geladen werden und streikte häufig. Solche Probleme waren beim zuverlässigen "Maxim" nicht zu befürchten.
Bald standen die europäischen Armeen bei Maxim Schlange, um seine Maschinengewehre zu ordern. Der österreichische Erzherzog zeigte sich bei einer Vorführung in Wien schockiert vom "Maxim". Er nannte es "das furchtbarste Instrument, das ich jemals gesehen habe oder mir vorstellen konnte" - und orderte sogleich große Stückzahlen für die österreichisch-ungarische Armee.
Hiram Maxim war höchst zufrieden: Endlich erhielt er die Bewunderung, die er immer erhofft hatte. Ruhm und Geld waren seine Motoren, das Schicksal der Soldaten oder patriotische Gefühle rührten ihn nie wirklich. Ständig tüftelte der Erfinder an der Verbesserung des "Maxims" herum. So reduzierte er das Gewicht des Maschinengewehrs auf weniger als 70 Kilogramm. Leichtere Waffen waren ein großer Wunsch der Militärs, die das Maschinengewehr in die unwirtlichen Kolonien mitnehmen wollten. Er ersann einen neuen Munitionsgurt, der sich in sechs Sekunden einbauen ließ. Und auch neben dem "Maxim"-Maschinengewehr erfand Hiram Maxim fleißig weiter, zum Beispiel ein rauchloses Schießpulver. Über 200 Patente sollte er im Laufe seines Lebens halten.
Werbung für sein Produkt musste Hiram Maxim nie machen. Jeder Krieg, in dem sein Gewehr eingesetzt wurde, war das beste Marketing für ihn. So auch im Jahr 1898: Zu dieser Zeit marschierte eine britisch-ägyptische Armee den Nil herauf, um die Reste des sudanesischen Mahdi-Reichs zu vernichten, das den Briten rund ein Jahrzehnt zuvor eine peinliche Schmach zugefügt hatte. Die britischen Soldaten hüteten die Geheimwaffe wie ihren Augapfel: Sie verpackten ihre "Maxim"-Maschinengewehre gegen den allgegenwärtigen Sand in Seide.
Am 2. September 1898 kam es bei der sudanesischen Stadt Omdurman zur Entscheidungsschlacht. Über 60.000 Mahdisten, die in ihren wehenden Gewändern einen prachtvollen Anblick boten, aber nur miserabel ausgerüstet waren, stürmten auf die britische Armee los. Bis die ihre "Maxims" sprechen ließ. Die Maschinengewehre machten die Schlacht zum Gemetzel, wie ein berühmter britischer Teilnehmer der Kämpfe - Winston Churchill - berichtete. "Im entscheidenden Augenblick erschien das Kanonenboot und begann plötzlich, aus Maximkanonen, Schnellfeuergewehren und Büchsen zu schießen. Die Entfernung war kurz, die Wirkung verheerend. Die angreifenden Derwische sanken nieder wie gemäht", schrieb Churchill. Die britischen Verluste betrugen keine 50 Mann, die Mahdisten büßten fast 10.000 Kämpfer ein.
Hiram Maxim hörte die Nachrichten über die Schlacht im fernen Sudan mit Begeisterung, waren sie für ihn doch ein Beleg seines Genies. Sogar mancher Schriftsteller pries nun seine Erfindung. "Was auch immer passieren mag, wir haben das Maxim-Maschinengewehr, und die anderen nicht", schrieb ein Bewunderer über den Unterschied zwischen Briten und den "unzivilisierten" Völkern.
In Großbritannien war Maxim ein hochgeachteter Mann, 1900 hielt bei einem Fest sogar der britische Premierminister Lord Salisbury eine Ansprache auf ihn. "Wissen Sie, Gentlemen, dass ich Mr. Maxim als einen der größten Wohltäter betrachte, den die Welt je gekannt hat?", so Lord Salisbury. "Und wie?", entfuhr dem selbst völlig verdutzten Maxim. "Nun", setzte der Premierminister an, "ich muss sagen, dass Sie mehr Männer davor bewahrt haben, im hohen Alter zu sterben, als jeder andere Mensch, der jemals gelebt hat".
Salisburys Worte hatten prophetischen Charakter: 14 Jahre später, im August 1914, richteten die Europäer ihre selbstladenden Maschinengewehre, die auf Maxims Erfindung beruhten, aufeinander. Was seine in tausendfacher Ausführung eingesetzte Waffe auf den Schlachtfeldern Europas anrichtete, sollte Hiram Maxim noch selbst erleben. Er starb 1916 in London.
Aus: "Maschinengewehr-Erfinder: Hiram Maxim Der Vater des Gemetzels" Marc von Lüpke (23.9.2013 )
Quelle: http://einestages.spiegel.de/s/tb/29468/maschinengewehr-erfinder-hiram-maxim.html (http://einestages.spiegel.de/s/tb/29468/maschinengewehr-erfinder-hiram-maxim.html)
Quote[...] Mit 19 Jahren hat sich Edwards freiwillig zur Armee gemeldet, weil er nicht so richtig wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte und weil sein Großvater schon gedient hatte. "Ich war so naiv, ich wusste überhaupt nicht, auf was ich mich einlasse", sagt er. "Ich habe einfach nur die Papiere unterschrieben, ich habe gar nicht wirklich darüber nachgedacht."
... Über das Leben von Tom Edwards und das seiner Kameraden im Krieg hat die Schweizer Fotografin und Autorin Elisabeth Real ein Buch geschrieben. Einer der Soldaten ist Reals Schwager Timmy McClellan. Mit ihm hat alles begonnen, wegen ihm hat sie sich für dieses Buchprojekt entschieden. "Ich wollte anfangs ganz simple Dinge wissen, zum Beispiel warum er sich freiwillig gemeldet hat und welches Leben er bei der Armee führt", sagt sie ...
In der Zeit zwischen 2006 und 2012 reiste sie mehrmals in die USA und besuchte die Soldaten. In "Army of One" erzählt sie die Geschichte der traurigen Helden, die mit Depressionen zurückkehrten, ihre Ängste und Alpträume mit Tabletten, Alkohol und Haschisch bekämpfen und nun einen Weg in die Normalität suchen. Sie zeigt das Leben der Männer zwischen ihren Heimaturlauben und nach dem Krieg.
...
Quote
bennysalomon heute, 11:14 Uhr
Mein Mitgefühl den Soldaten.
http://forum.spiegel.de/f22/portraets-von-us-veteranen-armee-der-kaputten-103461.html#post14007588
QuoteMir kommen die Tränen.
ratschbumm heute, 11:12 Uhr
[Zitat von sysop]Sie haben Menschen umgebracht und Freunde sterben sehen. Sie wurden schwer verwundet und kämpfen nun gegen Depressionen und Angstzustände. Die Fotografin Elisabeth Real zeigt in ihrem Band "Army Of One" hautnah, wie der Krieg sechs US-Soldaten verändert hat. Army of One: Elisabeth Real zeigt US-Irak-Veteranen - SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/army-of-one-elisabeth-real-zeigt-us-irak-veteranen-a-927857.html)
Wo bleibt eine Reminiszenz über hundertausende Ermordeter, Verstümmelter, traumatisierter Opfer der US-Militärmaschinerie?
Quotedas Kanonenfutter des Systems
preteatro heute, 11:31 Uhr
junge Frauen und Männer, welche in der Armee oft die einzige Möglichkeit erkennen, zu Bildung oder Arbeit zu kommen. Das dieses Bestreben im Fall der agressiven Hegemonialpolitik der USA sehr schnell auf dem Schlachtfeld fern der Heimat enden kann, mussten und müssen viele US Amerikaner erleben. Sie verteidigen NICHTS ausser der Freiheit welche sich die USA nimmt, fern jeglichen int. Rechts mit Raketen, Drohnen und Bombern die Gewinne ihrer Konzerne zu sichern und zu steigern. Das dieses menschliche Kanonenfutter im US System bei nicht funktionieren zwangsläufig wertlos wird, vielfach dokumentiert und beschrieben, liegt in der Natur dieses Systems. Völlig unbeachtet bleiben dabei die Opfer/Täter des riesigen US Söldnerheeres. Weder ihre Verbrechen noch ihre Verluste scheinen in der Regel in irgendwelchen Statistiken auf. Opfer eines Systems, welches seine Verbrechen bis vor kurzem noch lautstark mit der angeblichen Verteidigung von Demokratie und Freiheit zu begründen versuchte. ...
http://forum.spiegel.de/f22/portraets-von-us-veteranen-armee-der-kaputten-103461.html#post14007779
QuoteKrieg
berghamburg heute, 11:44 Uhr
Die Soldatenjungs und -Mädels tun mir schon irgendwo leid, kein Zweifel. Aber sie haben sich alle freiwillig gemeldet. Als ich Kind war (Jahrgang 1959) haben ALLE Erwachsenen den 2. Weltkrieg erlebt und waren froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. Männer an den Gewehren, Frauen zuhause im Bombenhagel, so wie meine Eltern. Alle haben Freunde, Verwandte und Bekannte sterben gesehen. Die älteren (die damalige Generation 60+) hatten sogar zwei Kriege durchgemacht, so wie meine Großeltern. Viele waren behindert und es war damals so gut wie gar nichts behindertengerecht. Und viele hatten auch einen Knacks weg, aber Ärzte, die eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostizierten? Psychiater? Lächerlich! Nach dem Krieg gab es nicht mal Penicillin oder Morphium gegen die Schmerzen. Zu essen gab es nur auf Lebensmittelkarten - wenn überhaupt - oder vom Schwarzmarkt, das wenige Geld, welches sie noch hatten, war so gut wie wertlos. Und das waren damals nicht die einzigen Sorgen ... Ich bin schon dankbar, dass meiner Generation und den nachfolgenden dieses alles erspart geblieben ist, jedenfalls bis jetzt. Aber abgesehen davon: Der Irakkrieg ist - wie viele Kriege der Neuzeit - sehr willkommen. Das Volk der USA (und anderer Staaten) hat ihn bezahlt, die US-Industrie (Kriegsmaschinerie, Erdöl etc) hat die Gewinne daraus gezogen. Schon merkwürdig ...
http://forum.spiegel.de/f22/portraets-von-us-veteranen-armee-der-kaputten-103461.html#post14007904
QuoteDie armen geistlosen Mörder
winninni heute, 15:24 Uhr
... Mein Vater musste in den Krieg, der hatte keine Wahl, er glaubte auch das er seinem Land dienen würde - Propaganda gestern wie Heute. Wenn ich die Realität mit der erzählten Geschichte abgleiche, dann glaube ich gar nichts mehr.
http://forum.spiegel.de/f22/portraets-von-us-veteranen-armee-der-kaputten-103461-4.html#post14010792
Aus: "Porträts von US-Veteranen: Armee der Kaputten" Kristin Haug (17.10.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/army-of-one-elisabeth-real-zeigt-us-irak-veteranen-a-927857.html (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/army-of-one-elisabeth-real-zeigt-us-irak-veteranen-a-927857.html)
Quote[...] Deutschland hat nach einem Bericht von Amnesty International die völkerrechtlich umstrittenen US-Drohnenangriffe in Pakistan mit Geheimdienstinformationen unterstützt. Das teilte die Menschenrechtsorganisation unter Berufung auf pensionierte pakistanische Geheimdienstoffiziere mit. Nach deren Aussagen aus diesem und dem vergangenen Jahr sollen "die Geheimdienste in Deutschland und anderen europäischen Staaten mit den USA und deren Drohnenprogramm in Pakistan zusammengearbeitet" haben. Deutschland habe dem US-Geheimdienst CIA sogar Daten wie Handy-Nummern von späteren Drohnen-Opfern geliefert.
In dem am Dienstag veröffentlichten Bericht von Amnesty International (AI) zu US-Drohnenangriffen in Pakistan heißt es weiter: "Die USA haben beim Einsatz bewaffneter Drohnen in Pakistan immer wieder Völkerrecht gebrochen. Bei einigen Angriffen kann es sich sogar um Kriegsverbrechen handeln." Die deutsche AI-Sektion kritisierte "eine Lizenz zum Töten, die menschenrechtliche Standards und das Völkerrecht vollkommen ignoriert".
Der Pakistan-Experte von Amnesty International, Mustafa Qadri, sagte auf Anfrage: "Wir veröffentlichen diesen Bericht, um Regierungen einschließlich der deutschen dazu zu drängen, ihre Rolle in dem US-Drohnenprogramm offenzulegen."
Die Bundesregierung verlasse sich auf die Selbstauskunft der USA, wonach das Völkerrecht eingehalten werde, teilte AI weiter mit. "Die Bundesregierung muss endlich öffentlich einfordern, dass auch die USA sich an das geltende Recht halten. Deutsche Behörden dürfen die rechtswidrigen Drohnenangriffe der USA nicht auch noch unterstützen."
Amnesty-Mitarbeiter überprüften nach Angaben der Organisation alle 45 Drohnenangriffe, die zwischen Januar 2012 und August 2013 aus dem schwer zugänglichen Stammesgebiet Nord-Waziristan bekannt wurden. Im Oktober 2012 sei etwa eine 68-jährige Großmutter bei der Feldarbeit vor den Augen ihrer Enkel getötet worden, heißt es in dem Bericht. Die Kinder seien bei einem zweiten Luftschlag schwer verletzt worden. Im Juli 2012 hätten US-Drohnen 18 Dorfbewohner getötet, die anschließend als militante Kämpfer bezeichnet worden seien.
Die Drohneneinsätze werden auch Thema beim Treffen des neuen pakistanischen Premierministers Nawaz Sharif mit US-Präsident Barack Obama an diesem Mittwoch in Washington sein. Die pakistanische Regierung fordert seit langem einen Stopp der Angriffe im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan, was die USA ignorieren. Die CIA setzt die unbemannten Flugzeuge ein, um gezielt mutmaßliche Aufständische zu töten, denen zuvor kein rechtsstaatlicher Prozess gemacht wurde. Dabei kommen immer wieder Unschuldige ums Leben.
Das "Büro für Investigativen Journalismus" in London schätzt, dass bei 376 CIA-Drohnenangriffen seit 2004 zwischen 2525 und 3613 Menschen getötet wurden. Darunter sind demnach zwischen 407 und 926 Zivilisten, wovon zwischen 168 und 200 Kinder waren. (dpa) / (jk)
Aus: "Amnesty-Bericht: Deutschland hat US-Drohnenangriffe unterstützt" (22.10.2013)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Amnesty-Bericht-Deutschland-hat-US-Drohnenangriffe-unterstuetzt-1983132.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Amnesty-Bericht-Deutschland-hat-US-Drohnenangriffe-unterstuetzt-1983132.html)
"Deutschland soll US-Drohnenangriffe in Pakistan unterstützt haben" (22. Oktober 2013)
http://www.zeit.de/politik/2013-10/drohnenangriffe-pakistan-amnesty-deutschland (http://www.zeit.de/politik/2013-10/drohnenangriffe-pakistan-amnesty-deutschland)
Quote[...] Seit Beginn des Krieges im März 2011 sind in Syrien etwa 115.000 Menschen gestorben. ...
Aus: "Augenblick: Kampf um Aleppo" (21.10.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-in-der-umkaempften-stadt-aleppo-explodiert-ein-geschaeft-a-929097.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-in-der-umkaempften-stadt-aleppo-explodiert-ein-geschaeft-a-929097.html)
Bürgerkrieg in Syrien
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien (https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien)
Chronik des Bürgerkriegs in Syrien 2011
https://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_des_B%C3%BCrgerkriegs_in_Syrien_2011 (https://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_des_B%C3%BCrgerkriegs_in_Syrien_2011)
Kategorie:Bürgerkrieg in Syrien
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien (https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien)
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Quote[...] Washington/Genf - Die USA liefern leichte Waffen an moderate syrische Rebellen im Süden des Landes. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und bezieht sich auf Informationen aus amerikanischen und europäischen Sicherheitskreisen. Die Finanzierung der Rüstungslieferungen seien vom US-Kongress in geheimen Abstimmungen gebilligt worden, hieß es.
Zu den Waffen, die über Jordanien an nicht-islamistische Rebellen geschickt werden, gehören den Angaben zufolge leichte Infanteriewaffen, aber auch Panzerabwehrraketen. Tragbare Luftabwehrraketen, die von der Schulter abgefeuert werden können, sollen nicht darunter sein.
Im vergangenen Jahr hatte der US-Kongress Rüstungslieferungen an syrische Rebellen noch blockiert. Die Abgeordneten befürchteten, die Waffenkönnten in die Hände islamischer Extremisten geraten. Mittlerweile habe sich bei Sicherheitsexperten die Überzeugung durchgesetzt, dass dies nicht geschehen werde, verlautete aus Kreisen, die mit den Vorgängen vertraut sind, so Reuters.
Der Bürgerkrieg in Syrien steckt seit Monaten in einer Patt-Situation. Weder die Truppen von Präsident Baschar al-Assad noch die Rebellen sind in der Lage, ihre Gegner entscheidend zu schlagen. Diese Lage könnte nach Einschätzung von Experten noch längere Zeit anhalten.
Auch bei den Syrien-Friedensgesprächen in Genf bewegen sich die Konfliktparteien kaum aufeinander zu. Der Streit um die Bildung einer Übergangsregierung hatte die Gespräche ins Stocken gebracht. Uno-Vermittler Lakhdar Brahimi sagte vor Journalisten: "Wir werden weitermachen und sehen, ob und wann Fortschritte gemacht werden können." Er betonte zugleich: "Wir haben nie Wunder erwartet."
Die Delegationen von Regierung und Opposition waren am Montag lediglich für eine Stunde zu direkten Gesprächen zusammen getroffen. Die Verhandlungen seien nicht vom Fleck gekommen, sagte ein Mitglied der Oppositionsdelegation. Streitpunkt war unter anderem ein möglicher Rücktritt von Machthaber Assad. Die Regierungsvertreter wiesen diese Kernforderung der Opposition erneut kategorisch zurück.
Nach Angaben der Opposition brach Brahimi die direkte Gesprächsrunde ab, als die Atmosphäre zu hitzig wurde. Zu Differenzen kam es dabei auch in humanitären Fragen. Der Uno-Vermittler hatte am Sonntag noch verkündet, die Konfliktparteien hätten sich darauf verständigt,dass Frauen und Kinder die belagerten Teile der syrischen Stadt Homs verlassen dürfen. Nun musste Brahimi aber einräumen, dass es in diesem Punkt keine großen Fortschritte gegeben hat. Die Diskussionen gingen etwa noch darum, wie genau die Menschen heraus geleitet werden könnten. Die Regierung sei bereit dazu, doch es gebe noch "allerhand Probleme" wie etwa Heckenschützen. Auch die Erlaubnis, Hilfsgüter in die Stadt zu bringen, sei noch nicht getroffen. Er sei aber froh darüber, "dass der Wille da ist, die Diskussionen fortzusetzen".
Oppositionsvertreter hatten zuvor dementiert, zugestimmt zu haben, dass Frauen und Kinder die belagerten Teile Homs' verlassen sollten. Stattdessen drängten sie auf eine "schrittweise Aufhebung der Belagerung" durch die Regimetruppen sowie einen Zugang für Hilfskonvois.
Die Genfer Friedenskonferenz hatte vergangenen Freitag begonnen. Ihr Ziel ist es, den mehr als zwei Jahre andauernden Bürgerkrieg zu beenden. Neben einer Übergangsregierung soll auch eine Waffenruhe und ein Gefangenenaustausch vereinbart werden.
heb/Reuters/dpa
Aus: "Syrischer Bürgerkrieg: USA liefern Waffen an Rebellen" (28.01.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-usa-liefern-waffen-an-rebellen-a-945886.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-usa-liefern-waffen-an-rebellen-a-945886.html)
Quote[...] Eine US-Spezialeinheit hat einem Bericht zufolge "Find, Fix & Finish"-Missionen auf "Metadaten" gestützt und deshalb auch Unschuldige getötet. Da stellt sich nicht nur die Frage, ob auch deutsche Dienste solche "Metadaten" geliefert haben.
Laut einem US-Medienbericht hat der US-Geheimdienst NSA Aufklärungstechnik in Drohnen dazu benutzt, mutmaßliche Terroristen anhand ihrer Mobiltelefone zu identifizieren und anschließend zu töten. Das berichtete das neue Online-Magazin The Intercept unter Berufung auf einen US-Drohnenpilot sowie Informationen des Whistleblowers Edward Snowden. Der linke Bundestagsabgeordnete Andre Hunko stellt nun die Frage, ob deutsche Dienste dabei möglicherweise assistiert haben. Auch ist noch nicht genau geklärt, welche Technik zum Einsatz kommt.
Das von Greenwald und Scahill präsentierte Material zu der Signalaufklärung der Drohnen ist nicht sehr aussagefähig, die Beschreibung der Möglichkeiten ist allgemein gehalten. Doch soll sich die drohnengestützte Signalaufklärung (SIGINT, Signal Intelligence) der NSA auf die Lokalisierung von Handys verlassen haben. Eine Spezialeinheit des Joint Special Operations Command (JSOC), die mutmaßliche Terroristen finden und ausschalten soll, hat laut Bericht gestützt nur auf "Metadaten" getötet, ohne dass zuvor ein einziges Gespräch abgehört wurde. Da SIM-Karten und Telefone getauscht werden können, seien auch Unschuldige unter den Opfern der Drohnenangriffe. Eine NSA-Sprecherin wollte den Bericht nicht kommentieren.
Einige Einzelheiten des Artikels werfen jedoch technische Fragen auf. Nach Angaben des von Greenwald und Scahill befragten JSOC-Spezialisten rüsten NSA, CIA und US-Armee ihre Drohnen und Flugzeuge mit virtuellen Mobilfunkbasisstationen aus: IMSI-Catcher, die sich als Mobilfunkantenne ausgeben, bei der sich die Telefone der Verdächtigen anmelden. Nach Angaben eines Mitarbeiters des deutschen Herstellers Rohde und Schwarz funktionieren diese Geräte bis zu einer Flughöhe von 3000 Metern bei einem Radius von 230 Kilometern zuverlässig.
Sollten höher fliegende Aufklärer im Spiel gewesen sein – The Intercept macht dazu keine Angaben – könnte dies darauf hindeuten, dass Thuraya-Satellitentelefone abgehört wurden. Die Technik für die fliegende Ortung solcher Telefone ist eine deutsche Entwicklung, die am Fraunhofer Institut FKIE erforscht wird. Bleibt die Frage, ob diese Technik bei den im Militärjargon "F3" ( Find, Fix & Finish) genannten Tötungsmissionen zum Einsatz kam.
Eine weitere Frage ist in diesem Zusammenhang, ob deutsche Dienste, wie bereits in einem Untersuchungsausschuss erörtert, Telefonnummern von Verdächtigen weitergaben. Diese Frage beschäftigt auch den Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko von der Linksfraktion. Er will wissen, ob der Verdacht ausgeräumt werden kann, dass deutsche Dienste Beihilfe zu extralegalen Tötungen geleistet haben. (Detlef Borchers) / (vbr)
Aus: "Tödliche US-Drohneneinsätze werfen Fragen auf" (10.02.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Toedliche-US-Drohneneinsaetze-werfen-Fragen-auf-2110348.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Toedliche-US-Drohneneinsaetze-werfen-Fragen-auf-2110348.html)
https://firstlook.org/theintercept/article/2014/02/10/the-nsas-secret-role/ (https://firstlook.org/theintercept/article/2014/02/10/the-nsas-secret-role/)
Quote[...] Viele konnten sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihre Gesichter sind gezeichnet von Hunger, Todesangst und schlaflosen Nächten. Einige der 1400 Menschen, die in Sicherheit gebracht werden konnten, waren so benommen, dass sie zunächst am Eingang der provisorischen Versorgungstelle des Roten Halbmonds vorbeitaumelten, wo Helfer die Ausgemergelten mit einer ersten Mahlzeit aus Obst, Brot und Biskuit versorgten. ,,Solch ein Ausmaß an Horror habe ich noch nie zuvor gesehen", erklärte Matthew Hollingworth, Chef des Welternährungsprogramms für Syrien. ,,Menschen hausen in unterirdischen Tunneln, suchen die Ruinen ab nach Wurzeln oder irgendetwas anderem Essbaren.
15 Monate dauert die Total-Blockade von Homs bereits. Vor drei Jahren begann der Volksaufstand gegen Diktator Baschar al-Assad in der südwestlichen Stadt Dara'a. Seit dem ist die westsyrische Stadt Homs zum Symbol von Not und Elend des Bürgerkrieges geworden. Dabei ist das Leid der 4000 Eingeschlossenen in der völlig ausgebombten Altstadt nur ein Bruchteil der humanitären Katastrophe, die das gesamte Land erfasst hat. So sind den Vereinten Nationen (UN) zufolge mehr als 250000 Menschen in unzugänglichen Hungerenklaven gefangen. Das bestätigt auch Ralf Südhoff, Deutschland-Direktor des Welternährungsprogramms der UN. Nach dem vorläufigen Scheitern der Genfer Friedensgespräche drohten dramatische Folgen für die Menschen vor Ort, sagte er dem Tagesspiegel. ,,Solche schlechten Nachrichten helfen uns nicht gerade, damit wir schnell mehr Mittel bekommen, um Millionen Menschen mit dem Notwendigsten versorgen zu können."
Im palästinensischen Flüchtlingslager Yarmouk in Damaskus hausen zum Beispiel die verbliebenen 18000 Bewohner zwischen Müll und Trümmern, essen Kaktusblätter und Unkraut, schlachten Katzen oder streunende Hunde. ,,Die Hölle wäre besser", empfing eine 29-jährige Mutter mit Baby auf dem Arm die UN-Helfer, die vorletzte Woche rund 1000 Lebensmittelpakete nach Yarmouk durchbringen konnten. Die humanitäre Tragödie in Syrien hat ohnehin längst apokalyptische Ausmaße angenommen. Mindestens 140000 Menschen haben ihr Leben verloren, zehntausende werden vermisst.
Allein seit dem 22. Januar, als die Bürgerkriegsparteien erstmals in der Schweiz an einem Tisch saßen, wurden 5800 Menschen getötet, die meisten durch teuflische Fässerbomben, gefüllt mit Sprengstoff und Eisenteilen, die von Kampfhubschraubern auf Wohngebiete abgeworfen werden. ,,Wir sind nicht nur pessimistisch, wir sind extrem frustriert", klagte Valerie Amos, UN-Untergeneralsekretärin für humanitäre Angelegenheiten. Beide Seiten, das Regime und die Rebellen, würden das humanitäre Völkerrecht ,,ununterbrochen und schamlos" verletzen und ihre Pflicht missachten, die Zivilisten zu schonen. ,,Wir wissen, dass dies ein Krieg ist – aber selbst Kriege haben Regeln."
Die Vereinten Nationen schätzen, dass nahezu zehn Millionen Menschen derzeit auf der Flucht sind, das sind 45 Prozent der Bevölkerung. Rund sieben Millionen irren im Land umher. 2,5 Millionen haben sich über die Grenzen ins Ausland gerettet, darunter eine Million Kinder. Die Hilfsorganisationen warnen seit langem übereinstimmend vor einer ,,verlorenen Generation". Erst vor kurzem stellten die UN einen Bericht vor, in dem dokumentiert wird, dass selbst Minderjährige gefoltert werden. Halbwüchsige würden zudem gezielt als Kämpfer eingesetzt, von Assads Truppen ebenso wie von Rebelleneinheiten. Statt einem Ende des Grauens steht Syrien nach dem Scheitern in Genf jetzt eine weitere Eskalation bevor. Regimeeinheiten und ihre Hisbollah-Verbündeten nahmen die Grenzstadt Yabroud in der Provinz Damaskus unter Feuer und begannen, sie sturmreif zu schießen. SaudiArabien kündigte am Wochenende an, man werde den Rebellen jetzt moderne Panzerabwehrgeschosse sowie schultergestützte Boden-Luft-Raketen gegen Assads Luftwaffe liefern.
Aus: "Bürgerkrieg in Syrien ,,Die Hölle wäre besser"" Christian Böhme und Martin Gehlen (16.02.2014)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/buergerkrieg-in-syrien-die-hoelle-waere-besser/9491110.html (http://www.tagesspiegel.de/politik/buergerkrieg-in-syrien-die-hoelle-waere-besser/9491110.html)
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Quote[...] Aristoteles, einer der bedeutendsten griechischen Philosophen, dachte, das Universum existiere seit jeher. Warum wir nicht entwickelter seien, erklärte er damit, dass Fluten oder andere Naturkatastrophen die Zivilisation immer wieder zurück an den Anfang werfen würden.
Heute entwickeln wir uns noch schneller. Unser Wissen wächst exponenziell an und damit auch unsere Technologien. Aber als Menschen haben wir immer noch die Instinkte, und im Besonderen die aggressiven Impulse, die wir als Höhlenmenschen hatten. Aggression hat klare Überlebensvorteile, aber wenn moderne Technologien auf uralte Aggression treffen, dann sind die gesamte Menschheit und große Teile des restlichen Lebens auf der Erde in Gefahr.
Aktuell sehen wir in Syrien moderne Technologien in Form von Bomben, chemischen und anderen Waffen, die eingesetzt werden, um sogenannte intelligente politische Ziele voranzutreiben.
Aber es fühlt sich nicht intelligent an mitanzusehen, wie 100 000 Menschen getötet werden oder auf Kinder gezielt wird. Und es scheint ausgesprochen dumm zu verhindern, dass humanitäre Hilfe Kliniken erreicht. Kliniken, in denen Berichten der Kinderrechtsorganisation ,,Save the Children" zufolge Kindern Körperteile amputiert werden, weil die Grundausstattung fehlt – und in denen Neugeborene in Brutkästen sterben, weil es keinen Strom gibt.
Was gerade in Syrien passiert, ist eine Abscheulichkeit – und die Welt schaut kaltblütig aus der Ferne zu. Wo ist unsere emotionale Intelligenz? Wo ist unser Sinn für kollektive Gerechtigkeit? Wenn ich über intelligentes Leben im Universum spreche, dann gehört für mich die Menschheit dazu. Auch wenn ein Großteil des menschlichen Verhaltens im Laufe der Geschichte scheinbar nicht darauf angelegt war, der Überlebensfähigkeit der Gattung Mensch zu dienen. Und obwohl es nicht klar ist, dass Intelligenz einen langfristigen Überlebenswert hat, im Gegensatz zur Aggression, ist unsere spezifische menschliche Form der Intelligenz gekennzeichnet von der Fähigkeit, vernünftig zu denken und zu planen – nicht nur für unsere eigene, sondern für unsere kollektive Zukunft.
Wir müssen zusammenarbeiten, um diesem Krieg ein Ende zu setzen und die syrischen Kinder zu beschützen. Wir haben seit drei Jahren stumm zugeschaut, wie dieser Konflikt wütet und dabei alle Hoffnungen verschlingt. Als Vater und Großvater sehe ich das Leiden dieser Kinder und sage: Schluss damit.
Ich frage mich oft, wie wir wohl aussehen müssen in den Augen von anderen Wesen, die uns aus dem fernen Weltraum zusehen. Wenn wir ins Universum schauen, blicken wir in der Zeit zurück, weil uns das Licht von fernen Objekten erst viel, viel später erreicht. Was zeigt das Licht, das heute von unserer Erde ausgestrahlt wird? Wenn andere auf unsere Vergangenheit schauen, werden wir dann stolz sein auf das, was wir gemacht haben? Wie wir, als Brüder, miteinander umgehen? Wie wir unseren Brüdern erlauben, mit unseren Kindern umzugehen?
Wir wissen jetzt, dass Aristoteles unrecht hatte: Das Universum hat nicht schon immer existiert. Es fing vor ungefähr 14 Milliarden Jahren an. Aber er hatte recht, dass große Katastrophen einen riesigen Rückschritt für unsere Zivilisation darstellen. Der Krieg in Syrien bedeutet vielleicht nicht das Ende der Menschheit. Aber jede Ungerechtigkeit, die begangen wird, bricht ein Stück aus der Fassade dessen, was uns zusammenhält. Der universale Grundsatz der Gerechtigkeit ist vielleicht nicht in der Physik verwurzelt, aber er ist nicht weniger fundamental für unsere Existenz. Denn ohne ihn werden wir als menschliche Wesen bald aufhören zu existieren.
Aus: ""Es muss Schluss damit sein!"" Stephen Hawking (02/2014)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/stephen-hawking-zu-syrien-es-muss-schluss-damit-sein/9491466.html (http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/stephen-hawking-zu-syrien-es-muss-schluss-damit-sein/9491466.html)
Quote[...] Hamburg - Der Bundesnachrichtendienst (BND) gibt Handy-Nummern von Terrorverdächtigen an internationale Partnerdienste weiter. Seit rund zehn Jahren geht das schon so. Die sogenannten GSM-Mobilfunkdaten können dazu genutzt werden, ein Handy zu lokalisieren - und das US-Militär nutzt diese Technik zunehmend für Drohnenangriffe im Jemen, Somalia, Afghanistan und anderen Ländern. Das zeigen Snowden-Enthüllungen.
Die Bundesregierung bestreitet jedoch, mit der Datenweitergabe bei der Lokalisierung und Tötung von Terrorverdächtigen zu helfen. Man sei "weiterhin der Ansicht, dass die Sicherheitsbehörden des Bundes keine Informationen weitergeben, die eine unmittelbare zielgenaue Lokalisierung zu mutmaßlichen in der Region Pakistan/Afghanistan befindlichen Personen zulassen", erklärte Unions-Mann Günter Krings nun für das Innenministerium. Dieser Satz findet sich in der Antwort auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Andrej Hunko zum Thema.
Der Vorwurf an die Sicherheitsbehörden und die Regierung ist nicht neu: Der deutsche Islamist Bünjamin E., ein 20-jähriger Mann aus Wuppertal, war am 4. Oktober 2010 bei einem US-Drohnenangriff im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet Waziristan getötet worden. Dabei hatte offenbar die Handy-Nummer des deutschen Staatsangehörigen den US-Diensten als Hinweis gedient.
Schon vor drei Jahren musste die Regierung deshalb entsprechende Fragen beantworten. Damals wies die Regierung die Vermutung, Mobilfunk-Nummern würden "zur Lokalisierung oder gar Tötung" genutzt, noch als "spekulativ" zurück. Trotzdem sollen die Dienste danach bei der Weitergabe von Handy-Daten vorsichtiger geworden sein. Gestoppt wurde der Informationsfluss aber nicht.
Hunko erhebt deshalb schwere Vorwürfe: "Wenn der NSA die Handy-Ortung genügt, um Menschen ohne Gerichtsverfahren in den Tod zu schicken, besteht der akute Verdacht, dass die deutschen Geheimdienste und mit ihnen die Bundesregierung Beihilfe zum Mord geleistet haben." Das betreffe unter anderem deutsche Staatsangehörige, die dann in Pakistan von Drohnen getötet würden. Die Datenweitergabe müsse daher gestoppt und vom Generalbundesanwalt untersucht werden, fordert der Abgeordnete.
ore
QuoteInteressanterweise
Anstossgebender gestern, 13:08 Uhr
[Zitat von egalanzeigen: ... wenn solche Subjekte mit deutschem Pass herumlaufen. Aber wer als Islamist in Afghanistan, Pakistan oder Syrien in den heiligen Krieg zieht, hat meiner Meinung nach keinen Schutz verdient ]
muss man nicht unbedingt in den "Heiligen Krieg" ziehen, um durch eine Drohne getötet werden. Aber das ist Ihnen natürlich egal. Egal ist Ihnen ebenso, dass man sich eindeutig von den Prizipien eines Rechtsstaates verabschiedet hat. Wozu brauchen wir den auch?
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986491#post14986491
Quotegrommeck gestern, 13:04 Uhr
Nun ja wir haben nunmal eine verbrecherische, korrupte Regierung. Daher wird sich nichts ändern.
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986437#post14986437
Quote
zerozero123 gestern, 13:00 Uhr
Ich bin stolz auf unsere Regierung. Immer schön bei der Ermordung von angeblichen Terroristen ohne Gerichtsverfahren helfen. So will ich das sehen. Rechtstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie sind eh schon abgeschafft in dieser US Kolonie. Eine Schande was unsere Regierung zulässt und aktiv betreibt. Ich wende mich mittlerweile nur noch ab von diesem "Haufen" da oben, der unfähig und noch schlimmer unwillens ist das eigene Volk gemäß des Grundgeseztes und Menschenrechte zu schützen. Es wird Zeit die Kooperation mit den USA aufzugeben, die nehmen uns nicht ernst und verkaspern uns in einer Tour. Wer sich mal die Definition von Terror durchliest und mal mit den USA vergleicht weiss was ich meine.
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986399#post14986399
QuoteTraurig aber wahr
Untertan 2.0 gestern, 13:15 Uhr
Das Merkel-Regime ist eben nur eine Marionettenregierung der USA.
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986559#post14986559
QuoteDen Prinzipien des Rechtsstaates ...
Fridolin_Forenfleiß gestern, 13:31 Uhr
[Zitat von Anstossgebender] muss man nicht unbedingt in den "Heiligen Krieg" ziehen, um durch eine Drohne getötet werden. Aber das ist Ihnen natürlich egal. Egal ist Ihnen ebenso, dass man sich eindeutig von den Prizipien eines Rechtsstaates verabschiedet hat. Wozu brauchen wir den auch?
... ist die Charta der UN, das Völkerrecht un die Beschlüsse der UN übergeordnet. Und diese erlauben es betroffenen Staaten, Terrorismus auch international zu bekämpfen, wenn die Staaten, auf deren Territorium Terroristen ihr Rückzugsgebiet haben, es nicht selbst tun. Und die Bekämpfung mittels Drohnen ist bei weitem ärmer an Kollateralschäden, als ein Bombardement oder gar eine Bodeninvasion.
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986725#post14986725
Quotegog-magog gestern, 13:37 Uhr
Hallo, es geht um Terror-VERDÄCHTIGE, also nicht um Verbrecher, die der Straftat des Terrorismus überführt wurden. Wer sich - in welcher Weise auch immer - an der Ermordung von Menschen beteiligt, deren Schuld nicht gerichtsfest erwiesen ist, begeht ein Schwerverbrechen. Da kann es doch wohl kaum zwei Meinungen geben. Das ist eines demokratischen Rechtsstaats nicht würdig. Ob wir es wollen, oder nicht, man kann die Bevölkerung nur im rechtsstaatlichen Rahmen vor Unrecht schützen und nicht, indem man die Menschenrechte manchen Menschen zugesteht und anderen nicht. Im übrigen ist die Todesstrafe in Europa abgeschafft. Wenn sich die Bundesregierung an der Ermordung von irgendwelchen Verdächtigen beteiligt, dann ist dies ein weiterer Grundgesetzbruch.
http://forum.spiegel.de/showthread.php?p=14986771#post14986771
Aus: "Drohnenangriffe: Regierung will weiter Handy-Daten an USA übermitteln" (24.02.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/bundesregierung-will-weiter-handydaten-an-die-usa-uebermitteln-a-955255.html (http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/bundesregierung-will-weiter-handydaten-an-die-usa-uebermitteln-a-955255.html)
Quote[...] Washington - Späte Entschuldigung: Hillary Clinton bereut es, 2002 als Senatorin im US-Kongress für denIrak-Krieg gestimmt zu haben. "Ich war nicht die einzige, die einen Fehler gemacht hat. Aber ich habe dennoch einen Fehler gemacht. Eindeutig", schreibt sie nach einem Bericht des TV-Senders CBS in ihrer demnächst erscheinenden Autobiografie. ...
Aus: "Entschuldigung: Hillary Clinton bereut Ja zum Irak-Krieg" (06.06.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/hillary-clinton-entschuldigung-fuer-irak-zustimmung-a-973730.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/hillary-clinton-entschuldigung-fuer-irak-zustimmung-a-973730.html)
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Begründung für den Irakkrieg
http://de.wikipedia.org/wiki/Begr%C3%BCndung_f%C3%BCr_den_Irakkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Begr%C3%BCndung_f%C3%BCr_den_Irakkrieg)
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Quote[...] Der Irakkrieg (auch Zweiter Irakkrieg oder Dritter Golfkrieg) war eine völkerrechtswidrige Invasion des Irak durch die Streitkräfte der Vereinigten Staaten sowie des Vereinigten Königreichs, unterstützt von der sogenannten Koalition der Willigen. Er begann mit der Bombardierung ausgewählter Ziele in Bagdad am 20. März 2003 und wurde nach der Eroberung Bagdads und dem Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein von US-Präsident George W. Bush am 1. Mai 2003 für beendet erklärt.
... Die genannten Begründungen des Irakkriegs sind historisch widerlegt und werden oft als absichtliche Irreführung der Weltöffentlichkeit bewertet, da im Irak weder Massenvernichtungsmittel noch Beweise akuter Angriffsabsichten gefunden wurden. Stattdessen werden oft geopolitische und wirtschaftliche Interessen der USA als tatsächliche Kriegsgründe angenommen.
... Iraqbodycount zählt auf Grundlage von mindestens zwei übereinstimmenden Berichten aus unterschiedlichen Medienorganen bis Ende 2011 mindestens 108.000 getötete Zivilisten. Die Seite gibt an, dass ihre Zahlen vermutlich unter den tatsächlichen Opferzahlen liegen. Da sie sich auf die Meldungen von seriösen Nachrichtenorganisationen verlässt und unabhängige Journalisten vermutlich Abstand von den besonders schwer umkämpften Gebieten halten, würden viele Todesopfer nicht von den Medien erfasst.
... Die Koalition der Willigen verschoss im Laufe des Krieges 1000 bis 2000 Tonnen panzerbrechende Uranmunition. Ein Jahrzehnt später liegt die radioaktive Belastung stellenweise 180 Mal höher als die natürliche Strahlenbelastung. In Krankenhäusern steigt die Anzahl von Leukämien und anderen Krebsarten teilweise um mehr als das Zehnfache.
... Der US-Krieg gegen den Irak gilt bei Völkerrechtlern und Historikern wegen der Bestimmungen der UN-Charta und dem fehlenden UN-Mandat als völkerrechtswidriger, illegaler Angriffskrieg.
...
Kosten:
USA: 79 Milliarden US-Dollar für den Krieg und seine Folgen, davon 62,6 Milliarden US-Dollar reine Kriegskosten
Seit Beginn des Krieges etwa 497,2 Milliarden US-Dollar (Stand vom 24. Februar 2008)[45]; 616 Milliarden US-Dollar (Stand vom 24. Juli 2008); bis Ende 2009 offiziell 700 Milliarden US-Dollar, wobei die Gesamtkosten ,,weit höher" liegen sollen.
Laut Joseph Stiglitz belaufen sich die ,,wahren Kosten" auf etwa 3 Billionen Dollar (Zeit-Artikel vom 26. Februar 2008)
Großbritannien: 3 Milliarden Pfund = 3,7 Milliarden Euro
Im Umfeld der Kriegsaktivitäten fand offensichtlich in großem Umfang Misswirtschaft statt, außerdem wurden weitverbreitet betrügerische Aktivitäten durch beteiligte Unternehmen ermittelt, die bis zu 23 Milliarden Dollar in dunklen Kanälen verschwinden ließen.
... Schriftsteller aus aller Welt haben den dritten Jahrestag des Einmarsches in den Irak am 20. März zum ,,Tag der politischen Lüge" ausgerufen. In einer Erklärung der Berliner Peter-Weiss-Stiftung kündigten die Autoren öffentliche Lesungen in vierzig Städten von Europa, Amerika, Asien und Australien an.
Damit solle das Bewusstsein für Inhalt und Form der politischen Lüge geschärft werden, so die Stiftung, die alljährlich das Berliner Literaturfestival veranstaltet.
...
Bibliografische Angaben für ,,Irakkrieg"
Seitentitel: Irakkrieg
Herausgeber: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
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Datum der letzten Bearbeitung: 2. Juni 2014, 01:03 UTC
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Datum des Abrufs: 6. Juni 2014, 07:44 UTC
Quote[...] Die USA haben ein bislang geheimes Dokument veröffentlicht, das den tödlichen Drohnenangriff auf einen amerikanischen Terrorverdächtigen im Ausland rechtfertigt. Der Prediger und US-Staatsbürger Anwar al-Awlaki war bei einem US-Drohnenangriff im Jemen im Jahr 2011 getötet worden. Die US-Regierung unter Präsident Barack Obama hatte jahrelang versucht, das Papier unter Verschluss zu halten. Es wurde nun auf eine Klage der Bürgerrechtsorganisation ACLU (American Civil Liberties Union) und der New York Times hin öffentlich gemacht.
Der nun veröffentlichten Begründung des US-Justizministeriums zufolge verstieß der Angriff gegen al-Awlaki nicht gegen die US-Verfassung. Diese garantiert eigentlich jedem US-Bürger, der einer Straftat beschuldigt wird, das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren. Die Tötung eigener Bürger sei dann gerechtfertigt, wenn sie eine unmittelbare Bedrohung für die USA darstellten und sie nicht zu fassen seien, hieß es in dem 41 Seiten langen Dokument. Al-Awlaki wurden Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida nachgesagt.
Lob und Kritik von Bürgerrechtsorganisation
Die ACLU lobte die Veröffentlichung als überfälligen, aber entscheidenden Schritt zur Transparenz im umstrittenen US-Drohnenprogramm. "Nur wenige Fragen sind wichtiger als die, wann die Regierung das Recht hat, die eigenen Bürger zu töten", sagte ACLU-Anwalt Jameel Jaffer. Kritik übte die Organisation daran, dass das Geheimpapier zwar die Begründung für die Rechtmäßigkeit der Tötung nenne, diese aber nicht definiere.
So habe al-Awlaki dem Dokument zufolge eine "unmittelbare" Bedrohung dargestellt, aber was genau diese ausmache, werde nicht gesagt. Auch werde nicht erklärt, warum eine Gefangennahme, wie behauptet, "nicht machbar" gewesen sei. Zudem werde in dem Dokument auf "vorgelegte Fakten" hingewiesen, die allerdings unkenntlich gemacht worden seien, was eine rechtliche Einschätzung unmöglich mache. Weitere Kritikpunkte seitens der ACLU sind die unklare Rolle der CIA bei Tötungsaktionen und die Nichtveröffentlichung weiterer Papiere zur Klärung der Sachlage.
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Aus: "Tötung von US-Bürger: USA veröffentlichen Geheimpapier zu Drohnenangriff" (24. Juni 2014)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/toetung-von-us-buerger-usa-veroeffentlichen-geheimpapier-zu-drohnenangriff-1.2013611 (http://www.sueddeutsche.de/politik/toetung-von-us-buerger-usa-veroeffentlichen-geheimpapier-zu-drohnenangriff-1.2013611)
Quote[...] Ein reguläres Kriegsdienstverweigerungsverfahren in den USA leitete Shepherd nicht ein. Dies sei aussichtslos gewesen, weil er nicht jeden Krieg, sondern nur den seines Erachtens völkerrechtswidrigen Krieg im Irak abgelehnt habe.
Im März 2011 wies das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seinen Antrag ab. Shepherd habe kein einziges Kriegsverbrechen genannt, das seine Einheit während ihres ersten Irak-Einsatzes begangen habe, hieß es zur Begründung. Als Wartungstechniker laufe er auch nicht Gefahr, persönlich in Kriegsverbrechen verwickelt zu werden.
Ob der Einmarsch der Koalitionsstreitkräfte im Irak im März 2003 völkerrechtswidrig war, spiele keine Rolle, so das Bundesamt weiter. Jedenfalls habe der UN-Sicherheitsrat den weiteren Verbleib der Soldaten zur Sicherung der Stabilität im Irak schon im Mai 2003 rechtlich legitimiert. Gegen die Entscheidung klagte Shepherd beim Verwaltungsgericht München.
Der inzwischen verheiratete und in Bayern lebende Shepherd hat nicht die Prominenz des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden. Doch auch ein politisches Asyl für den Armee-Deserteur würde in den USA wohl zu Irritationen führen. Rechtlich ist der Asylantrag kaum weniger Heikel. Weil Shepherd sich vorrangig auf das Asylrecht der Europäischen Union beruft, hat das Verwaltungsgericht München den Streit dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg vorgelegt. Der verhandelt am Mittwoch (Az: C-472/13).
Das EU-Recht kennt kein generelles Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung. Die Asyl-Richtlinie von 2004 schützt aber Militärdienstverweigerer, die sonst an Straftaten, Kriegsverbrechen oder anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt wären.
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Aus: "Ein US-Deserteur bittet um Asyl in Europa" (24. Juni 2014)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-06/deserteur-shepherd-irak-usa-soldat (http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-06/deserteur-shepherd-irak-usa-soldat)
Quote... Politisch ist dieser Film rundheraus abzulehnen. Aber als überwältigender Fetischfilm macht er verdammt viel Spaß.
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Aus: "300: Rise of an Empire (Noam Murro, USA 2014)" Thomas Groh (06. März 14)
Quelle: http://filmtagebuch.blogger.de/stories/2381763/ (http://filmtagebuch.blogger.de/stories/2381763/)
-.-
Quote[...] 300 ist offen faschistoid, gewaltverherrlichend und rassistisch. Zusätzlich außerdem homophob und – trotz einer vermeintlich starken Frauenfigur – implizit sexistisch. Und nicht zuletzt frei von jeglicher Ironie. ...
Aus: "300" Lukas Foerster (14.03.2007)
Quelle: http://www.critic.de/film/300-805/ (http://www.critic.de/film/300-805/)
Quote25.03.2007 01:32
Dolph
klar hat der film kaum tiefgang und 0 story ABER er unterhält einen wunderbar! die schlachten sind einfach geil inszeniert ...
Quote26.03.2007 00:09
unbekannt
ich muss vorweg sagen, dass ich die ganze politisch geschichtliche diskussion um den film albern finde...es ist einfaches mainstream popcorn kino...reine unterhaltung mit hohem schauwert und keine geschichtslektion. der grosse aufschrei von gesellschaftsverbesseren und moralaposteln ist doch einfach zum kotzen.
naja, wie auch immer. perönlich freu ich mich riesig auf den film...hirn abschalten und die bilder bzw schlachten geniessen. wenn der film nur annähernd sogut ist wie der trailer, dann ist das mein perönliches kleines highlight des jahres.
Quote09.04.2007 02:48
Seb
Ich muss sagen, ich kann die Kritik von Lukas Förster nur unterstreichen. Ich war geradezu erschüttert, als ich aus dem Film kam.
Ich bin gewiss kein Pazifist oder Dauerkritiker, habe nichts gegen Gewaltdarstellungen oder etwas pathetischen Beigeschmack, aber was dieser Film zeigt, ist gelinde gesagt fürchterlichste Kriegspropaganda. Dieser Film lädt mit edlen Motiven wie Freiheit und Ehre dazu ein, Krieg auf rein emotionaler Ebene zu beurteilen, ohne auch nur einen kritischen Blick zu wagen. Mit einer pathetisch übersteigerten Rede nach der anderen, kam schon richtig ein Gefühl von ,,Sportpalast 1943" auf. Ein faschistoider, martialischer und rassistischer Staat wird zum Schmuckstück der Antike stilisiert. ...
Quote15.04.2007 14:19
Huber
Viagra für den Zeigefinger!
So ähnlich könnte man jedenfalls die Wirkung des Films beschreiben, wenn man sich die Reaktionen der Pädagogik-Fraktion ansieht.
Dabei ist dies hier doch lediglich eine Comic-Verfilmung und zwar eine sehr gute.
Aber leider scheint die Medienkompetenz in Deutschlad nicht allzuweit gediehen zu sein und Gewalt in den Medien liegt ja schließlich auch zum Großteil im Auge des Betrachters.
Quote23.11.2011 23:03
Calciumxx
MOinsen
eigentlich beteilige ich mich kaum an diesen Forenlabereien... UND der letzte Eintrag ist ja schon Jahre alt!
Allerdings war mein erster Gedanke, als ich den Film sah: Alter Schwede! Was für ein Faschofilm: alle "Tugenden" der braunen Massen sind hier aufgeführt und ins extreme aufgepusht dargestellt.. der ganze Film tropft nicht nur von Blut und Pahtos.
Quasi ein Werbefilm für eine nur sich selbst akzeptierende absolut intolerante Weltordnung...
Aber wisst ihr was? Es ist nur ein Film! und eine Comicverfilmung dazu (im Übrigen eine sehr gelungende; habe gerade vorher mir den Comic angeschaut)
Steht man auf wilde + überzogende Gewaltdarstellung (z.B. Garth Ennis sein Punisher) Schwerterfilme u.ä., dann ist Mann/Frau bei dem Film/Comic gut aufgehoben! Selbstverständlich NUR Menschen ab 20+ mit einem gewissen Maß an Bildung und Differnzierungsvermögen!
Jüngere + dümmere könnten das sonst alles in den falschen Hals bekommen!
Solche Filme + Comics sollte man (Meine Meinung!) nicht zu sehr auf dies oder das hin beleuchten und analysieren. Im Gegenteil: wer mit der Vorstellung zu 300 (oder artverwantem) geht/liest, dort die interlektuelle Auseinandersetzung verschiedener Kulturen mit tiefgründigen, philosophischen Textinhalten anzutreffen, hat doch sowas von ein Rad ab! In so einem Genre geht es nur um die ideale Einstellung den Moment des Todes äußerst effektvoll einzufangen und ansprechend darzustellen! Mehr nicht. Ist halt nicht "Tod in Venedig" oder "Das Piano"...
Da muss man halt mit einem anderem Auge rangehen und nicht suchen, was nicht zu finden ist!
Ein FaschoFilm ist 300 trotzdem ^^
MfG aus 2011
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Quote[...] Der Film erzählt die Geschichte der ersten Schlacht bei den Thermopylen im Jahr 480 v. Chr. An diesem wenige Meter breiten Pass hielten damals ein paar Griechen das persische Heer auf. Die im Film genannten Zahlen von 300 gegen eine Million sind sicher nicht realistisch, was für diese Betrachtung aber keine Rolle spielt.
Wichtig ist das Bild, das beim Zuschauer erzeugt wird. Eine kleine Truppe Spartaner verteidigt Europa vor dem Reich des Bösen: Persien. Diese kleine Truppe verkörpert eine Sammlung westlicher Ideale: demokratisch, freiheitsliebend, edel, aufopferungsvoll und so weiter. Dabei sehen sie aus wie die "California Dream Boys" und kleiden sich auch so.
Auf der Seite des Bösen stehen Menschen, die fast keine Menschen mehr sind. Monster, Riesen und ein Henker mit Scherenhänden. Dazu Gruppen, die oft als Feindbilder herhalten müssen: Dunkelhäutige, Krüppel, Entstellte, Homosexuelle. "Die Iraner werden dargestellt, als kämen sie direkt aus der Geisterbahn. Und die Spartaner sehen alle aus wie Adonis", sagt Kambis. Der Perserkönig Xerxes ist um die drei Meter groß, trägt einen goldenen Slip und ist am ganzen Körper mit goldenen Piercings, Ringen und Ketten behängt.
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Aus: "In der Geisterbahn der Geschichte" POUYEH ANSARI UND PATRICK HEMMINGER (04.04.2007)
Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2007/04/04/a0117 (http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2007/04/04/a0117)
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Quote[...] Die durchtrainierten Körper der Schauspieler wirken hyperrealistisch, von den «Sixpacks» der Machos bis zu den Brustwarzen der Frauen. Diese Arno-Breker-Gestalten - zäh wie ihre Ledertangas, hart wie ihre Eisenschwerter - agieren jedoch vor künstlichen, computergenerierten Hintergründen. Wegen dieser Stilbrüche und weil auf Charakterisierung verzichtet wird, entbehrt «300» der emotionalen, geschweige denn psychologischen Tiefe und lässt so kalt wie ein Videospiel - oder wird unfreiwillig komisch. (Einzig Lena Headey als Spartas Königin versucht, dem Film etwas Herz zu verleihen - umsonst.)
Ob all der überzeichneten Gewalt mit ihren animierten Blutspritzern kann wohl nicht einmal der John-Woo-Fan froh werden, denn: «Gefecht, Tod und Opfer sind Dinge, die verherrlicht werden sollen. Jeder Schwertstreich, jedes Aufspiessen, jede Enthauptung soll als Akt von Schönheit dargestellt werden. Hier wird Krieg in Kunst verwandelt», lautete Snyders Kommando für seinen «Anti-Anti-Kriegsfilm».
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Aus: "Wanderer, kommst du ins Kino ... Zack Snyders Comic-Adaption «300»" Michel Bodmer (5. April 2007)
Quelle: http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/articleF2LEX-1.139152 (http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/articleF2LEX-1.139152)
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Quote[...] Jungsfantasie reichlich fantasieloser Jungs: Zack Snyder bringt den Comic "300" erneut nur in grafische Bewegung
... Auf die ermüdend lange Strecke seiner zwei Stunden entwickelt sich das Sandalen-Kriegsgemälde dann zu einer so unappetitlichen wie fast schon wieder originellen Mischung aus faschistischer Bildästhetik und bewusstem Camp. Genauer gesagt: Es mischt sich gerade nichts. Durch kein bindendes Band aus Sinn oder Verstand vereint stehen der wie in der Zahnpastawerbung kraftvoll in einen Apfel beißende Feldherr Leonidas (Gerard Butler) und die mit ironiefrei volltönender Heroenrhetorik über Leichenberge spazierende spartanische Kampfsporttruppe nebeneinander. In durch kein nachvollziehbares Konzept verbundener Tateinheit von Augenzwinkern und blutigem Ernst schreiten die stählernen spartanischen Hopliten zum Gemetzel gegen das vom riesigen gepiercten schwarzen schwulen Perserkönig Xerxes (Rodrigo Santoro) gen Engpass geführte persische Heer. In den USA feiert die dabei entstandene, dumpf dröhnende und fatal frivole Schlachteplatte gerade Kassentriumphe. Die gängige Fanboy-Rezeption nimmt blutrot-bräunlichen Camp wie "300" einfach als großen Spaß. In Wahrheit handelt es sich dabei um die so unfreiwillige wie aufwändige Verfilmung eines wahren Adorno-Worts: Fun ist ein Stahlbad.
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Aus: "Im Stahlbad des Fun" EKKEHARD KNÖRER (04.04.2007)
Quelle: http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2007/04/04/a0150 (http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2007/04/04/a0150)
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Quote[...] Hätte Leni Riefenstahl einen von Arno Breker gemeißelten Massenverkehrsunfall auf der Mythenautobahn von Sparta nach Bayreuth mit der Kamera abtasten dürfen, bis der 3-D-Brille schwindlig wird, wäre wohl etwas herausgekommen, das ebenso lieblich ist wie dieser schäumende Eintopf aus optischem Unschlitt, politischer Tollwut und dialogischem Blödsinnsgekröse.
,,300 - Rise of an Empire" von Noam Murro ist die Fortsetzung des Welterfolgs ,,300" (2006) von Zack Snyder, der Verfilmung einer Graphic Novel von Frank Miller, in der die Thermopylenschlacht als Vorwand für einen kraftvoll sinnverlassenen Metzelexzess herhalten musste.
... Wir befinden uns im Morgendämmer des Abendlandes, das man gegen die Perser verteidigt, indem man von laschen Politikern ängstlicher Stadtstaaten fordert, was heute Joachim Gauck von Deutschland will: mehr Verantwortung, mehr Truppen, mehr Opfermut. Der dies verlangt, heißt Themistokles - auf Englisch klingt das wie ,,the mystic lease", die überweltliche Pacht. Der Mann wird von Sullivan Stapleton mit der verhalten vibrierenden Intensität eines elektrischen Nasenhaarentferners verkörpert, der seinen Landsleuten weniger mit abgehobener Rhetorik einheizt als damit, dass er ihnen beispielgebend vorangeht. So hustet er seine Lieblingswörter ,,Freedom" und ,,Democracy", als wären es die Namen geliebter Sportvereine, hopst dann mit gezückter Klinge wie ein Frosch übers Schlachtfeld und murkst dort alle ab, die nicht wie er aussehen. Es ist ein Krieg gegen den Terror: Die Perser sind ethnisch undurchschaubare Finsterlinge, tragen Turbanartiges, beten einen Gottkönig an, der aussieht, als wäre er wegen zu teuren Piercinggeschmacks aus der Pop-Band ,,Right Said Fred" geflogen, und sprengen sich mit teerverschmiertem Feuerwerk in die Luft, damit das Publikum 2014 begreift, um was für Wüstensöhne es sich handelt.
... Lesen wir das ungewohnte Wort ,,Hopliten" einmal als ,,Ledernacken", ,,Marines" oder, auf Bundeswehrdeutsch, ,,Krisenreaktionskräfte", dann wird da eine aus den Nachrichten vertraute Folgerichtigkeit gruselmoralisch begründet und bebildert, mit der Drohnen islamische Hochzeitsgesellschaften dezimieren oder Spezialeinheiten bei nächtlichen Überfällen sechzehnjährige Söhne Terrorverdächtiger exekutieren. Es ist die Logik der permanenten Verlängerung von Tötungslisten bis ins dritte, siebte, zwölfte Glied, über die Jeremy Scahill seinen Dokumentarfilm ,,Dirty Wars" gedreht hat.
Mit so was habe doch ein Popcornkracher wie ,,300 - Rise of an Empire" nichts zu tun? Das sei doch bloß Unterhaltung? Da werden die Menschen aber erleichtert sein, die in die Zielerfassung von Killern geraten, deren Blicksozialisation solche Unterhaltung mit einbegreift.
QuoteMannomann, da ist Herrn Dath aber der Humor abhanden gekommen.
Helmut Gugger-Wöhrmann (helmutgw) - 06.03.2014 14:44
Hat Herr Dath in gleicher Weise gegen "Ingourious Basterds" gewettert? Weil gegen Abziehbild-Nazis jegliche Brutalität angewendet werden durfte? Natürlich unter Mißachtung des Kriegsvölkerrechts und und der Genfer Konvention. Wäre in der Realität nie passiert. "First Lieutenant Aldo Raine" wäre vor dem US Kriegsgericht gelandet.
In gleicher Weise ist dieser Film ein Phantasieprodukt. Aber hier geht es ja um Abziehbild-Perser, also her mit der PC-Empörung.
QuoteEPOS
Bodo Blömer (BoBloe) - 06.03.2014 14:49
Jedes Epos lebt von strahlenden Helden und überzeichneten Bösewichten. Identifikation ist zudem in weiten Teilen nur durch Abgrenzung möglich. Wer weiß, ob der "Westen" in seiner heutigen Form bestehen würde, hätte es in Europa nicht eben dies überzeichnete Ideal des freien Mannes gegeben, geboren eben auch in Abgrenzung zum orientalischen Untertan, welcher einem mit unbegrenzter Macht ausgestatteten Gottkönig oder einem willkürlich und nicht an Vernunft oder sonstige Einschränkungen gebundenen Gottes heutiger Zeit unterworfen ist.
Obiges Epos und Ideal liegt den europäischen Verfassungen zugrunde und eint den Kontinent. Wer an diesem Mythos rüttelt, rüttelt an Europas Kern.
Aus: ",,300 - Rise of an Empire" im Kino Die neuesten Sanktionen gegen Persien" Dietmar Dath (06.03.2014)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/300-rise-of-an-empire-im-kino-die-neuesten-sanktionen-gegen-persien-12831610.html (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/300-rise-of-an-empire-im-kino-die-neuesten-sanktionen-gegen-persien-12831610.html)
Quote[...] [Frauke Fentloh] ZEIT ONLINE: Herr Bangert, in Ihrem Buch War Porn zeigen Sie extrem brutale Bilder aus Kriegsgebieten. Warum dieser provokative Titel?
Christoph Bangert: Der Begriff War Porn – Kriegspornografie – wird in der Debatte um extreme Bilder häufig als Totschlagargument gebracht. Dann heißt es: Die Fotos sind pornografisch, voyeuristisch, entmenschlichend. Natürlich tragen diese Bilder immer etwas Entmenschlichtes in sich, weil das, was sie zeigen, so unglaublich ist: Dass ein Mensch zu Tode gefoltert und auf einer Mülldeponie entsorgt wird. Das Bild deswegen verwerflich zu nennen, ist aber eine Ausrede. Damit vermeidet man, sich mit den Ereignissen, die sie zeigen, auseinanderzusetzen.
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ZEIT ONLINE: Zögern Sie manchmal, auf den Auslöser zu drücken?
Bangert: Die erste Reaktion ist immer das Zögern. Man sagt sich: Das ist zu viel, das kann ich nicht fotografieren. Aber ich muss es tun. Ich habe einen klaren journalistischen Auftrag. Ich fahre in Krisengebiete, um Bilder zu machen. Sonst dürfte ich dort nicht hinfahren.
Krieg ist leider nichts Außergewöhnliches, sondern ziemlich alltäglich. Das muss genauso dokumentiert werden wie andere Dinge auch.
...
ZEIT ONLINE: Welche Wirkung erhoffen Sie sich von Ihren Bildern?
Bangert: Ich will die Menschen informieren. Wenn ich den Anspruch hätte, mit meinen Fotos die Welt zu retten und Kriege zu beenden, würde ich wahnsinnig werden. Denn in den allermeisten Fällen klappt das nicht. Mein Anspruch ist, so professionell und so ehrlich wie möglich journalistisch zu arbeiten. Was mit diesen Informationen passiert, hängt von uns allen ab.
ZEIT ONLINE: Wie viele der Bilder in Ihrem Buch wurden veröffentlicht?
Bangert: Keines dieser Fotos wurde je gedruckt. Manchmal denken die Menschen, ich würde viel Geld mit Bildern verdienen, auf denen Blut fließt. Es ist genau umgekehrt. Wenn man Geld verdienen will, muss man Modefotograf werden. Die Nachfrage ist gleich Null, niemand will diese Fotos haben.
...
ZEIT ONLINE: Können Sie die Entscheidung der Redaktionen nachvollziehen, solche Bilder nicht zu zeigen?
Bangert: Ich kann das natürlich verstehen. Das große Thema des Buches ist für mich die Selbstzensur. Die beginnt bei mir als Fotografen. Es gibt viele Bilder im Buch, bei denen ich mich nicht erinnere, sie gemacht zu haben. Das Gehirn löscht diese Erinnerungen einfach. Auch in den Redaktionen findet Selbstzensur statt. Und schließlich bei jedem Einzelnen: Wir müssen uns überwinden, um solche Bilder anzusehen und meistens tun wir das nicht. Es geht nicht darum zu sagen: Die Medien zeigen uns nicht, wie der Krieg ist. Wir wollen das gar nicht sehen.
ZEIT ONLINE: Haben Sie sich an Leid und Gewalt gewöhnt?
Bangert: Man stumpft nie ab. Das ist ein Mythos. Genauso wenig kann man sich an die Bilder gewöhnen, die das wahre Grauen des Krieges zeigen. Wir sehen sie extrem selten, aber wenn wir sie sehen, sind sie nur sehr schwer zu ertragen. Denken Sie an Bilder der KZ-Befreiung in Auschwitz. An solche Aufnahmen kann man sich nicht gewöhnen.
ZEIT ONLINE: Wie verarbeiten Sie die Dinge, die Sie sehen?
Bangert: Ich habe damit keine Probleme, weil ich immer wieder längere Pausen mache und an anderen Dingen arbeite. Es gibt keine Fotografen, die nur Kriege fotografieren. Das hält man nicht aus. Wenn man zwischendurch Abstand gewinnt, ist es emotional nicht so schwer, wie man es sich vorstellt. Aber wie ich mich fühle, ist sowieso nicht so wichtig. Entscheidend ist, wie es den Menschen geht, die ich im Irak oder in Afghanistan fotografiere. Ich fahre in den Krieg und fahre wieder nach Hause. Diese Menschen sind dem Krieg völlig ausgeliefert.
ZEIT ONLINE: Ihre Bilder haben trotz der grausamen Motive eine gewisse Ästhetik, War Porn sieht von außen aus wie ein Kunstbuch. Ist das für Sie kein Widerspruch?
Bangert: Nein, überhaupt nicht. Nur weil das Thema so ernst ist, kann ich ja nicht versuchen, schlechte Bilder zu machen. Ich will, dass sich die Menschen diese Aufnahmen ansehen. Aber ich mache keine geplanten Bilder. Ich reagiere auf Situationen und versuche, das, was ich erlebe, so ehrlich wie möglich zu dokumentieren. Manchmal entstehen dabei Bilder, die auf eine gewisse Weise schön aussehen. Die Grenze ist überschritten, wenn es nur noch um Ästhetik geht und nicht mehr um das Ereignis, das ein Foto zeigt. Auch die Entscheidung, die Bilder in diesem Buch zu zeigen, war sehr bewusst. Es ist so klein, dass man es sich nur allein anschauen kann. Ich mache mit den Fotos keine Ausstellungen, auf denen die Gäste mit einem Glas Chardonnay in der Hand an Leichen vorbeispazieren.
ZEIT ONLINE: Einige Seiten ihres Buchs sind zugeklebt. Um die Bilder darauf zu sehen muss man sie aufschneiden. Wollen Sie es dem Leser damit ein bisschen leichter machen – oder besonders schwer?
Bangert: Der Gedanke war, den Leser daran zu erinnern, welche Macht er hat, aber auch welche Verantwortung. Dass er sich ständig entscheiden muss: Was will ich sehen und was muss ich sehen? Er muss eine aktive Wahl treffen. Es ist anders, als zwei Stunden vor dem Fernseher zu sitzen und sich hinterher kaum zu erinnern, was man in den Nachrichten gesehen hat.
Aus: ""War Porn" - "Niemand will diese Fotos sehen"" Interview von Frauke Fentloh (1. Juli 2014)
Quelle: http://www.zeit.de/kultur/2014-06/christoph-bangert-war-porn-interview (http://www.zeit.de/kultur/2014-06/christoph-bangert-war-porn-interview)
Quote[...] Über die Anschaffung von Kampfdrohnen wird in Deutschland seit Jahren heftig diskutiert. Die Bundeswehr fordert sie für den Schutz der eigenen Soldaten. Kritiker befürchten, dass die Hemmschwelle für den Einsatz von Gewalt sinkt, weil keine eigenen Soldaten gefährdet werden. Die USA setzen Drohnen auch für gezielte Tötungen ein.
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Aus: "Von der Leyen bekennt sich zu Kampfdrohnen" (01.07.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Von-der-Leyen-bekennt-sich-zu-Kampfdrohnen-2244317.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Von-der-Leyen-bekennt-sich-zu-Kampfdrohnen-2244317.html)
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Quote[...] Die Bundeswehr soll künftig unter bestimmten Bedingungen Kampfdrohnen einsetzen können. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sprach sich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung dafür aus, der Truppe bewaffnungsfähige Drohnen zur Verfügung zu stellen. Komme es zu einem Kampfeinsatz, hätte das Parlament dann die Option, "mit dem Mandat und auf den konkreten Fall bezogen auch die Frage der Bewaffnung der Drohne zum Schutz der entsandten Truppen zu entscheiden", so die Ministerin.
Von der Leyen positioniert sich damit erstmals in der kontrovers geführten Debatte über Kampfdrohnen. Sie skizzierte ihre Vorstellungen in zwei Schritten. Zur langfristigen Perspektive sagte sie: "Ich bin der Überzeugung, dass wir in die Entwicklung einer europäischen bewaffnungsfähigen Drohne einsteigen müssen. Für ein solches Projekt, das mindestens ein Jahrzehnt dauert, werden wir nun Partner suchen." Sie hob zugleich den zivilen Nutzen einer solchen Entwicklung hervor.
Auf die Frage, wie sie die Zeit bis zur Einsatzreife der europäischen Drohne überbrücken wolle, hob von der Leyen die Vorteile einer Leasing-Lösung hervor, wie die Bundeswehr sie in Afghanistan praktiziert. Dort setzt sie unbewaffnete israelische Aufklärungsdrohnen vom Typ Heron ein, der Leasingvertrag läuft im nächsten Jahr aus. "Eine solche Lösung hat sich bewährt", sagte die Ministerin: "Sie hat den Vorteil, dass man hierzulande keine eigene Zulassung braucht." Sie fügte an: "Wir könnten jederzeit flexibel darauf reagieren, was künftige Einsätze von uns verlangen. Und da die neueren Modelle ohnehin bewaffnungsfähig sind, stünde uns damit künftig nicht nur die dringend benötigte Aufklärungsdrohne zur Verfügung." Über eine Bewaffnung entscheide dann das Parlament. Zwar sollten die Abgeordneten auch künftig nicht über die Ausrüstung der Truppe abstimmen. "Aber sie entscheiden zum Beispiel heute schon darüber, ob Luftnahunterstützung zum Schutz der Truppe am Boden zulässig ist oder nicht."
Für ein Leasing-Modell im Fall konkreter Einsätze spricht aus von der Leyens Sicht auch, dass sich "im Augenblick" kein neuer Einsatz abzeichne, bei dem man Drohnen brauche. Damit kommt sie dem Koalitionspartner entgegen. Die SPD steht Kampfdrohnen kritisch gegenüber. Ihre Verteidigungspolitiker hatten zuletzt deutlich gemacht, dass sie derzeit keinen Bedarf für diese Waffensysteme sähen.
Von der Leyen versicherte, dass die Bundeswehr im Fall eines Leasings auch zwischen den Einsätzen mit Drohnen üben könnte. "So wie heute auch könnte das Training außerhalb von Deutschland stattfinden." Vor diesem Hintergrund spricht viel für die israelische Drohne Heron TP, das Nachfolgemodell der derzeit genutzten Heron. Auch das US-Modell Predator B war zuletzt in der engeren Auswahl gewesen.
Die Ministerin bestätigte zudem erstmals, dass sie die Unternehmensberaterin Katrin Suder von McKinsey ins Ministerium holen will: "Ich kann bestätigen, dass ich dem Kabinett Frau Suder als für den Rüstungsbereich zuständige Staatssekretärin vorschlagen möchte."
QuoteAuLecteur vor 12 Stunden
Verteidigungsministerin von der Leyen offenbart in der SZ erstmals ihre Pläne: Die Bundeswehr soll künftig die umstrittenen Fluggeräte einsetzen können - aber nur mit Billigung des Parlaments.
Als FDP-Entwicklungshilfeminister bewilligte Dirk Niebel mit anderen Ministern den Export von Panzern nach Saudi-Arabien. Jetzt wird er Cheflobbyist beim Rüstungsunternehmen Rheinmetall.
Zwei Meldungen vom heutigen Tage.
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QuoteKarolaschramm
Dass v.d.Leyen keine Hemmungen hat, wirklich alles zu verkaufen, was von ihr gefordert wird, wundert mich diese Haltung nicht.
Sophistisch raffiniert die Begründung: "Komme es zu einem Kampfeinsatz, hätte das Parlamet dann die Option, mit dem Mandat und auf den konkreten Fall bezogen auch die Frage der Bewaffnung der Drohne ZUM SCHUTZ DER TRUPPEN zu entscheiden."
So hatte schon de Maiziere argumentiert und dabei auch nicht erwähnt, dass ein Drohnenkrieg auch Nachteile hat. Er ist asymmetrisch, die Gegner werden durch das heimtückische Erschießen geradezu provoziert, unendelichen Hass gegen das kriegführende Land zu entwickeln, es werden dabei sehr viele Zivilisten umgebracht, es kommt zu Exekutionen ohne Gerichtsverfahren und was auch nicht zu unterschätzen ist, die Soldaten an sich, werden psychisch mehr geschädigt, als andere in der Truppe, die Feindkontakt haben.
Dann verwundert es doch sehr, dass hier nur von Kampfeinsätzen die Rede ist, gemeint ist aber richtiger Krieg, und zwar Angriffskrieg, denn nichts anderes sind diese militärischen Interventionen und mich wundert noch immer, dass kein Verfassungsgericht dagegen aufsteht und protestiert.
Denn auch auch die NATO, die sich nach 1989 zwar einen anderen Auftrag gegeben hat - im Sinne der Nationenbildung - für Deutschland Angriffskriege aber ausgeschlossen sind.
Ich denke, das müsste zuallererst im Bundestag diskutiert und namentlich abgestimmt werden.
Mich interessiert, wer von diesen über 600 Abgeordneten sich parteikonform verhält und wer sich direkt, offen und ehrlich gegen Angriffskriege und Drohneneinsätze positioniert.
Aus: "Von der Leyen bereit für Kampfdrohnen " Nico Fried und Christoph Hickmann, Berlin (1. Juli 2014)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-von-der-leyen-bereit-fuer-kampfdrohnen-1.2026116 (http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-von-der-leyen-bereit-fuer-kampfdrohnen-1.2026116)
Quote[...] [Das Salzburgwiki ist eine offene Plattform für das Bundesland Salzburg, die Informationen mit Salzburgbezug sammeln und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen will. ]
SS-Todesschwadron jagte Deserteure am Böndlsee
Weil Gendarmen eine Gruppe von Wehrmachts-Deserteuren nicht fassen konnten, durchkämmten SS und Gestapo im Juli 1944 mit mehr als 1 000 Mann das Gebiet um den Böndlsee. Deserteure und Helfer wurden verhaftet, gefoltert und ermordet. Bis heute spaltet diese Geschichte den Ort.
Was sich im Zweiten Weltkrieg in der Pongauer Gemeinde Goldegg ereignet hat, ist nicht vielen bekannt. Wer davon weiß, dem sind die ,,Partisanen vom Böndlsee" ein Begriff. Eigentlich handelte es sich um sechs Wehrmacht-Deserteure, die nicht für die Nazis in den Krieg ziehen oder nicht mehr an die Front zurückkehren wollten.
Der Begriff 'Partisanen' bezeichnet eine Truppe von Bewaffneten, die aktiv gegen die regulären Streitkräfte eines Regimes kämpft, indem sie zum Beispiel Versorgungstrupps überfällt. Die Goldegger Deserteure hielten sich aber lediglich versteckt, obschon sie über Waffen verfügten und mehrmals die nach ihnen suchenden Gendarmen bedrohten oder in die Flucht schlugen.
Obwohl sich die Deserteure dem NS-Regime nur etwa acht Monate lang widersetzten, wurden sie von diesem als große Bedrohung empfunden. Sie erhielten nämlich große Unterstützung von den Menschen im Ortsteil Weng. Die örtlichen Gendarmerie-Beamten schalteten schließlich die Gestapo ein.
Am Morgen des 2. Juli 1944 wurden die Bewohner von Goldegg-Weng von Schüssen und Geschrei aus dem Schlaf gerissen. Ein 1 000 Mann starkes SS-Todesschwadron sowie 60 Gestapo-Beamte durchsuchten bei der Aktion ,,Sturm" den Ortsteil, der damals aus 100 Häusern bestand. Jeder Heustadl wurde mit Lanzen durchbohrt, jede Almhütte, jeder Stall, jeder Hof durchsucht.
Beim Unterdorfgut wurde der Anführer der Deserteure, Karl Rupitsch, verhaftet. Im Zuge dessen wurden zwei der unbeteiligten Bauernsöhne, Simon und Alois Hochleitner, erschossen. Tochter Elisabeth, die mit Rupitsch liiert war, wurde gefoltert und schließlich mit schweren Verletzungen ins KZ Ravensbrück deportiert. Mehr als 50 Menschen wurden verhaftet und gefoltert, viele in KZ verschleppt, 14 Menschen verloren ihr Leben.
... Historiker Mooslechner: ,,Das war damals eine besondere Situation: Weng war bis 1938 eine eigene Gemeinde und es gab eine Rivalität zwischen Goldegg und Weng." In Goldegg sei man der NSDAP zugeneigt gewesen, in Weng den Deserteuren. ,,Das hat nach dem Krieg zu einer Opfer-Täter-Umkehr geführt", sagt Mooslechner. Die Partisanen seien als ,,Landplage" abgestempelt worden. Sie seien ,,übermütig" gewesen, hätten in Saus und Braus gelebt und zum ,,Hiatatanz" geladen, während die Soldaten an der Front ihr Leben riskiert hätten. Zudem hätten die Partisanen nach ihrer Verhaftung alle ihre Helfer verraten – Geständnisse, die unter Folter zustande gekommen seien. Mooslechner: ,,Ich habe die Vernehmungsprotokolle gelesen – es war furchtbar." Wer aus dem KZ wieder nach Hause zurückkehrte, lernte deshalb, zu schweigen.
Bis heute gibt es keine Gedenktafel, die an alle Opfer erinnert. Das stört die Tochter von Karl Rupitsch, Brigitte Höfert. Sie war vier Jahre alt, als ihr Vater ermordet wurde. ,,Ich bin bei Zieheltern in Bischofshofen aufgewachsen. Sie haben mir ein sehr positives Vaterbild vermittelt", erinnert sie sich, ,,aber erst später habe ich realisiert, wie wichtig es war, dass sich jemand gegen die Nazis aufgelehnt hat." Rupitsch hat sich aus dem KZ Mauthausen noch nach seiner Tochter erkundigt. Am 28. Oktober 1944 wurde er dort erhängt, ,,auf Befehl des Reichsführers SS".
Auf eigene Kosten will Höfert nun eine Gedenktafel im Schloss Goldegg verlegen lassen. Am 19. Februar 2014 entscheidet die Goldegger Gemeindevertretung darüber. Doch dieser Tagesordnungspunkt scheint allerdings nicht auf.
Für die Gestaltung der Tafel konnte sie den Kapruner Bildhauer Anton Thuswaldner gewinnen. Er schlägt als Ort den Innenhof des Goldegger Schlosses vor, das der Gemeinde gehört. Unterstützt wird Brigitte Höfert vom Pongauer Historiker Michael Mooslechner. Er ist durch Zufall bei Recherchen über das Kriegsgefangenenlager ,,Stalag Markt Pongau" auf die Goldegger Deserteure gestoßen.
Höfert und Mooslechner sagen, ihnen habe Bürgermeister Johann Fleißner (ÖVP) im Herbst 2013 zugesichert, das Thema in der nächsten Gemeindevertretungssitzung zu behandeln. Auf der Tagesordnung scheint der Punkt allerdings nicht auf.
Bürgermeister Fleißner verweist auf den Goldegger Kulturverein (KV): ,,Das ist ein Projekt des Kulturvereins. Wir brauchen eine sachliche Aufbereitung, bevor wir etwas entscheiden können." Der Kulturverein müsse darlegen, wie die Tafel aussehen und warum sie im Schloss verlegt werden solle. ,,Für mich persönlich würde eine Tafel besser am Ort des Geschehens passen", sagt Fleißner. Er spielt damit auf den Böndlsee an. Dass dieser Ortsteil ,,versteckt" sei, will Fleißner nicht gelten lassen.
Höfert würde die Gedenktafel gerne am 2. Juli 2014 enthüllen lassen, dem 70. Jahrestag des ,,Goldegger Sturms". Diesen Zeitplan halte er für unrealistisch, sagt Cyriak Schwaighofer. Der grüne Landtagsklubchef ist Obmann des Kulturvereins Schloss Goldegg. ,,Das Projekt ist auf Schiene. Es wird am 2. Juli eine Veranstaltung geben. Aber für eine Gedenktafel braucht es eine ordentliche Vorbereitung. Der Sache ist nicht gedient, wenn es keinen breiten Konsens gibt", betont Schwaighofer.
Offene Zustimmung kommt von SPÖ-Gemeindevertreter Martin Goller, seines Zeichens ÖGB-Regionalsekretär im Pongau: ,,Ich kann nicht für die Fraktion sprechen. Aber ich persönlich unterstütze das. Weil wir das, was gewesen ist, nicht vergessen dürfen."
Die Gemeinde Goldegg, die Eigentümerin des Schlosses, fasste bis Anfang Juni 2014 keinen Beschluss für die Verlegung der privat finanzierten Gedenktafel. Dann schaltete sich die Salzburger Gebietskrankenkasse ein. GKK-Obmann Andreas Huss bot an, dem Gedenkstein auf dem Gelände des von der Krankenkasse betriebenen Regenerationszentrums in Goldegg ,,Asyl zu gewähren". Die Verlegung sollte am 27. Juni über die Bühne gehen, wurde mittlerweile aber aus organisatorischen auf den 8. August 2014 anberaumt.
Bei einem Diskussionsabend Anfang Juni sagt der Goldegger Dechant Alois Dürlinger, für ihn stimme der eingeschlagene Weg nicht. Eine Tafel mit allen Namen, die die Zustimmung aller finden solle, sei für ihn ,,eine Illusion". Die Ansichten der beiden Lager – Nachfahren und Angehörige der Deserteure bzw. der Kriegsteilnehmer – seien zu unterschiedlich. Eine Lösung könne in einer Gedenktafel bestehen, welche die Ereignisse zur mahnenden Erinnerung wieder gebe. An die Namen der Opfer solle dort erinnert werden, wo sie gelebt hätten.
Diese Forderung stieß unter den Anwesenden auf große Zustimmung. In mehreren Aussagen wurde deutlich, dass viele den Deserteuren die Schuld dafür geben, dass das Nazi-Regime in Goldegg mit solcher Brutalität vorging. Die Fahnenflüchtigen hätten sich lieber unauffällig verstecken sollen. Mit ihrem Verhalten hätten sie das Regime provoziert.
Klar gegen diese Ansicht stellte sich Bernhard Klettner: ,,Wir sollten froh sein, dass es Männer gegeben hat, die sich gewehrt haben gegen dieses System." Schuld am Leid der Goldegger sei der Nazi-Terror, nicht die Deserteure. Und: ,,Wir reden da heute über Morde, die passiert sind. Für diese Leute gibt es zum Teil keinen Grabstein. Wer von euch will ohne Grabstein beerdigt sein? Da können die Angehörigen nicht trauern", gab Klettner zu bedenken. ,,Die Krankenkasse hat uns eine ordentliche Aufgabe gestellt. Es sind immer noch wir gefragt."
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Diese Seite wurde zuletzt am 3. Juli 2014 um 10:29 Uhr geändert.
Aus: "SS-Todesschwadron jagte Deserteure am Böndlsee" (3. Juli 2014)
Quelle: http://www.salzburg.com/wiki/index.php/SS-Todesschwadron_jagte_Deserteure_am_B%C3%B6ndlsee (http://www.salzburg.com/wiki/index.php/SS-Todesschwadron_jagte_Deserteure_am_B%C3%B6ndlsee)
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Quote[...] Salzburg - Im Pongauer Goldegg darf auch 70 Jahre nach dem Sturm einer SS-Todesschwadron auf die Verstecke einer kleinen Gruppe Wehrmachtsdeserteure nicht offiziell der Opfer der Nazi-Schergen gedacht werden. Im Zuge der SS-Aktion wurden am 2. Juli 1944 insgesamt 14 Menschen erschossen oder sind später in KZs ermordet worden.
Brigitte Höfert, Tochter des in Mauthausen ermordeten Anführers der Deserteure, wollte diesen Mittwoch, dem 70. Jahrestag der SS-Aktion, gemeinsam mit einem katholischen Priester aus Puch bei Hallein ein Gedenkgebet für ihren Vater und die anderen Nazi-Opfer beim Goldegger Friedhofskreuz abhalten. Das Ansinnen der 74-Jährigen stieß beim Goldegger Pfarrer Alois Dürlinger allerdings auf wenig Gegenliebe. Im Gegenteil: Pfarrer Dürlinger untersagte seinem Kollegen ein "liturgisches Gedenken".
Beten könne jeder, wo er wolle, sagt Dürlinger auf Anfrage des STANDARD, aber ein offizielles Gedenken würde das Zerwürfnis in der Gemeinde nur noch vertiefen.
Gemeint ist die monatelange Debatte um eine Gedenktafel für die Nazi-Opfer im Hof des Schlosses Goldegg. Die von Höfert geplante Verlegung dieser Tafel mit den Namen der 14 Ermordeten scheiterte am Widerstand von Bürgermeister Hans Fleißner (ÖVP) und des Klubchefs der Grünen Landtagsfraktion, Cyriak Schwaighofer, der auch Obmann des lokalen Kulturvereins ist.
Fleißner sprach sich für ein Denkmal weit weg vom Ortszentrum aus, Schwaighofer will vor einem Gedenkstein "einen Dialog" im Ort, um das Geschehene aufzuarbeiten. In Goldegg ist die Meinung bis heute verbreitet, die Deserteure hätten den SS-Sturm selbst heraufbeschworen und so den Ort in Gefahr gebracht. Dass der Gedenkstein trotzdem kommt, ist der Salzburger Gebietskrankenkasse zu verdanken: Der Stein bekommt "Asyl" und wird am 8. August bei einem Erholungsheim der Kasse im Ortszentrum verlegt.
Pfarrer Dürlinger wirft im STANDARD-Gespräch Brigitte Höfert vor, dass sie mit dem Gebet die umstrittene Gedenktafel "auf kurzem Weg" absegnen lassen wolle. Das sei unredlich, "für krumme Wege bin ich nicht zu haben".
Außerhalb der Goldegger Gemeindegrenzen stößt die Ablehnungsfront gegen ein Mahnmal für die Deserteure auf heftige Kritik. "Die Nazis haben ihr Ziel erreicht, sie wollten ja die Totenehrung unterbinden", sagt der Salzburger Historiker Gert Kerschbaumer. Es sei genau das Konzept der Nazi gewesen, den Ermordeten "Namen und Würde zu nehmen" und sie "in der Gruft des Vergessens zu verscharren".
Gegen dieses Vergessen werden in Salzburg seit vielen Jahren Stolpersteine für Nazi-Opfer verlegt. Am Mittwoch kamen 29 weitere Steine dazu, darunter einer für den ehemaligen Rabbiner von Salzburg, Abraham Altmann. Damit liegen in Salzburg inzwischen 246 dieser kleinen, dezentralen Mahnmale. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 3.7.2014)
QuoteTruhe, 07/2014
Es könnte sein dass es die SS war die für den SS Sturm verantwortlich war - ist aber natürlich nur eine Vermutung, man will ja der SS nicht grundlos was unterstellen...
QuoteCorvus albus, 07/2014
Manchmal bin ich einfach sprachlos und muss im Kalender nachschauen, ob wir wirklich das Jahr 2014 schreiben.
QuoteDer Nagerkönig, 07/2014
Das Verhalten des Goldegger Pfarrers, Bürgermeisters und Obergrünen sowie nicht unerheblichen Resten der Nazibevölkerung kot*en mich an. 70 Jahre sind seit den Morden vergangen. Der Tochter zu Lebzeiten noch die Rehabilitation ihres Vaters zu verweigern ist schlicht unmenschlich. Mir graust. ...
QuoteGrammelschmalzbrot, 07/2014
die Deserteure hätten den SS-Sturm selbst heraufbeschworen und so den Ort in Gefahr gebracht.
... so einfach strikt sich der Salzburger also seine Wahrheit.
Den Ort in Gefahr gebracht, hat ja wohl das damalige Regiem und sicher nicht die paar Kriegsdienstverweigerer. Die sahen wohl die Sinnlosigkeit der Kriegsfortführung und des Blutbades, ganz im gegensatz zu der restlichen Bevölkerung die noch immer am Endsieg und einer rassisch reinen Zukunft glaubten.
Ganz so, als ob man sagen würde - die Juden waren ja selber schuld, wärns halt keine Juden gewesen, und man hat ja seine Pflicht tun müßen.
Und noch heute scheinen sich die Menschen dort nicht damit abfinden zu können, das SIE falsch lagen und die paar lästigen Querulanten die wahren Helden waren!
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Aus: "Goldegger Pfarrer untersagt Deserteursgedenken" Thomas Neuhold (2. Juli 2014)
Quelle: http://derstandard.at/2000002600498/Die-Nazis-haben-ihr-Ziel-erreicht (http://derstandard.at/2000002600498/Die-Nazis-haben-ihr-Ziel-erreicht)
ORF.news.at , Radio Salzburg vom 4. Juni 2014
Deserteurs-Gedenken spaltet Ort
http://www.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Presseberichte/ORF20140604.pdf (http://www.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Presseberichte/ORF20140604.pdf)
Quote[....] Bei der größten Militäroffensive der Bundeswehr in Afghanistan hat es entgegen offiziellen Verlautbarungen offenbar zahlreiche tote und verletzte Zivilisten gegeben. Das berichtet das WDR-Magazin ,,Monitor" in einer Ausgabe, die am Donnerstagabend ausgestrahlt wird. Demnach kamen bei einem Gefecht im Herbst 2010 bis zu 27 Zivilisten ums Leben. Die Bundeswehr hatte bislang beteuert, dass es bei der viertägigen Operation, mit dem Namen ,,Halmazag", keine Erkenntnisse über zivile Opfer gegeben habe.
Das WDR-Magazin beruft sich auf Angaben von Zeugen, Angehörigen der Opfer und von afghanischen Regierungsbeamten. Auch ein Soldat der Bundeswehr, der bei dem Einsatz vor Ort war, hält zivile Opfer bei der Bundeswehr-Offensive für sehr wahrscheinlich.
In der "Monitor"-Ausgabe berichtet ein Lehrer, dass er während der Operation seinen Sohn verloren habe: ,,Eines der schweren Geschosse hat das Zimmer getroffen. Dabei kam mein Sohn ums Leben und wir wurden schwer verwundet", sagte er. Unter den Opfern des Gefechts sind nach Aussagen der Bewohner mindestens zwei tote Kinder.
Die Bundeswehr hatte stets erklärt, dass es sowohl während als auch nach der Operation Treffen mit Dorfältesten gegeben habe. Dabei ,,gab es auch nach explizitem Nachfragen keine Erkenntnisse über zivile Opfer". Laut "Monitor" hat die Bundeswehr jedoch nicht alle Anführer befragt. Zudem sagte einer der Anführer den Reportern, dass er die Soldaten explizit auf einen toten Zivilisten hingewiesen habe.
Die Operation ,,Halmazag" gilt als erste militärische Offensiv-Operation der Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei dem viertägigen Gefecht wurden auch Artillerie, Kampfflugzeuge, Schützenpanzer und Kampfhubschrauber eingesetzt.
Aus: "Afghanistan-Operation ,,Halmazag": Bundeswehr soll zivile Opfer verschwiegen haben" (10.07.2014)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/bundeswehr-soll-zivile-opfer-verschwiegen-haben-13037680.html (http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/bundeswehr-soll-zivile-opfer-verschwiegen-haben-13037680.html)
Quote[...] Der Krieg wurde in den Medien argumentativ vorbereitet und öffentlich allerorten als Verteidigungskrieg legitimiert, ja von vielen Zeitgenossen als Ausbruch aus der bürgerlichen Enge und dem "Mammonismus" geradezu herbeigeschrieben und von gesellschaftlichen wie akademischen Eliten mit tätiger Mithilfe der Medien und der JournalistInnen begrüßt.
Die Rolle der Vierten Gewalt wurde bis auf wenige Ausnahmen durch eine patriotisch-nationalistische Parteinahme im Dienste des jeweiligen Vaterlandes aufgehoben. Die Zensur braucht oft gar nicht einzugreifen - oft wurde das im vorauseilenden Gehorsam durch die Redaktionen selbst erledigt.
... Der Erste Weltkrieg war nicht nur der erste europäische Massen- und Materialkrieg, sondern auch der erste großangelegte Versuch der Meinungslenkung und Meinungsführerschaft durch staatliche und militärische Behörden mittels Zensur, Drohung, Überredung und Public Relations.
Erst diese nationalistischen Entfesselungen der öffentlichen Meinungen, die nur mehr Sieg oder Niederlage kannten und dem Feind alle menschlichen Qualitäten absprachen, machte politischen Messianismus quer durch alle politischen Lager möglich - mit zumindest für Deutschland weitreichenden Folgen. Mit der Zeile "Never such innocence again" endet ein Gedicht von Philip Larkin über den Ersten Weltkrieg - das stimmt wohl ganz besonders für die öffentliche Kommunikation.
Aus: "1914 - Die Urkatastrophe der öffentlichen Kommunikation" Matthias Karmasin (21. Juli 2014)
Quelle: http://derstandard.at/2000003221461/1914-Die-Urkatastrophe-der-oeffentlichen-Kommunikation (http://derstandard.at/2000003221461/1914-Die-Urkatastrophe-der-oeffentlichen-Kommunikation)
Quote[...] Noam Chomskys: Im New York Times Book Review, einer der meist gelesenen Publikationen der Intellektuellen in diesem Land, wurde kürzlich das Buch eines der führenden, aber nicht besonders guten amerikanischen Historiker vorgestellt. In dieser Besprechung hiess es, dass bei der Besiedlung des Kontinents mehrere Hunderttausend Indianer eliminiert wurden. Nun, da liegt er falsch, und zwar um den Faktor zehn. Es waren mehrere Millionen Indianer. ,,Eliminiert" ist übrigens auch ein interessantes Wort in diesem Zusammenhang. ... Aber das hier ist eine Gesellschaft der Sieger, Deutschland war eine Gesellschaft der Verlierer. Sie müssen also den Tatsachen ins Gesicht sehen. In den USA braucht man das nicht, da muss man den Tatsachen nicht ins Auge blicken. Wenn der Autor etwas schreibt, was vergleichbar ist mit einer Aussage wie der, dass mehrere Hunderttausend Juden eliminiert wurden, dann bemerkt das gar keiner. Kann man sich vorstellen, dass die "Luftwaffe" ihre Waffensysteme ,,Jude" und ,,Zigeuner" nennt, ist das denkbar?
Klaus Theweleit: Die Bundeswehr?
Noam Chomskys: Ich meine, kann man sich das vorstellen? Hier gibt es Apache Helikopter, Black Hawk Helikopter, Tomahawk Missiles and so weiter, das sind alles Opfer eines Völkermords. ...
Klaus Theweleit: Ja. Staaten sind Mörder. Menschen werden umgebracht. Und wenn man siegreich ist, kommt man damit durch.
Noam Chomskys: Verliert man, muss sich dem stellen, was geschehen ist.
Aus: "Klaus Theweleit im Gespräch mit Noam Chomsky" (Gespräch fand am 30. April
2004 in Noam Chomskys Büro am Massachusetts Institute of Technology statt.)
http://www.taximagazin.ch/global_text2/20kt_noam_chomsky_interview.pdf (http://www.taximagazin.ch/global_text2/20kt_noam_chomsky_interview.pdf)
"Operation Protective Edge"
Am 12. Juni 2014 verschwanden drei israelische Jugendliche, als sie von der Siedlung Gusch Etzion per Autostopp nach Modi'in gelangen wollten. Bei ihrem Versuch, die verschleppten Jugendlichen aufzuspüren und ihrer Entführer habhaft zu werden, führten israelische Streit- und Sicherheitskräfte zahlreiche Durchsuchungen und rund 300 Festnahmen im Westjordanland durch. Dabei kam es zu verschiedenen Zwischenfällen mit mehreren Verwundeten und schließlich auch Toten. Israelische Behörden machten Mitglieder der Hamas für die Tötung der Jugendlichen verantwortlich. Die Hamas wies jede Verantwortung zurück. ... Beobachter gehen davon aus, dass über den vordergründigen Anlass der vier Teenagermorde hinaus das entscheidende Motiv der Hamas für die Intensivierung des Raketenbeschusses der Verlust an Einfluss und finanziellen Zuwendungen in den letzten Jahren war. ... Israels Ziel bei der folgenden Eskalation war es, den Raketenbeschuss der eigenen Zivilbevölkerung aus Gaza zu beenden. Rund 300 Geschosse waren innerhalb weniger Wochen vor Operation Protective Edge auf israelisches Gebiet abgefeuert worden. ... (8. Juli 2014)
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Protective_Edge (https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Protective_Edge)
Quote[...] Auf der Liste der Todesopfer, die das Gesundheitsministerium von Gaza seit Beginn des Krieges am 8. Juli regelmäßig aktualisiert, steht nun hinter den Zahlen 555 bis 561 der Nachname Kilani. Inzwischen sind es laut Uno bereits 635 Tote, Stand Dienstagnachmittag. Vier von fünf waren Unschuldige wie die deutsch-palästinensische Familie.
Aus: "Sie hatten keine Chance" Sami al-Ajrami und Raniah Salloum, Beit Lahia und Tel Aviv (23.07.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/deutsche-familie-in-gaza-keine-chance-auf-eine-flucht-a-982596.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/deutsche-familie-in-gaza-keine-chance-auf-eine-flucht-a-982596.html)
Quote[...] Ob 2006, 2009 oder 2014: Es ist immer wieder die gleiche Abfolge von Aktion und Reaktion – militärisch, politisch, medial. Israel wird mit Raketen attackiert, ob aus dem Libanon oder dem Gazastreifen, ob von der Hisbollah oder der Hamas. Die israelische Antwort: Luftangriffe, Artilleriebeschuss und dann schließlich der Einsatz von Bodentruppen. Politisch und medial folgt auch das Echo aus Europa bisher immer dem gleichen Muster: Anfänglichem Verständnis für die Reaktion Israels folgt Kritik, die sich teilweise bis zu Empörung steigert. Recht schnell halten viele Europäer die israelischen Militäroperationen für ,,unverhältnismäßig".
Die allabendlichen Fernsehbilder in den Hauptnachrichtensendungen von getöteten Zivilisten und zerstörten Wohnhäusern lassen dies verständlich erscheinen. Auch 2014 steigt von Tag zu Tag die Zahl der Opfer. Am Freitag berichtete die Weltgesundheitsorganisation von bisher fast 800 Toten im Gazastreifen – auch eine Schule der Vereinten Nationen wurde getroffen.
Zugleich stellt sich die Frage, ob das moralische Überlegenheitsgefühl, das sich angesichts solcher Opferzahlen regelmäßig in der europäischen Öffentlichkeit verbreitet, wirklich vollends gerechtfertigt ist. Denn die Europäer haben in den vergangenen Jahren zusammen mit ihren amerikanischen Verbündeten immer wieder selbst Feldzüge geführt, die mit dem Vorgehen der Israelis große Übereinstimmungen aufweisen.
Die Bundesrepublik Jugoslawien bekam im Kosovo-Konflikt 1999 die Zerstörungskraft der amerikanischen und europäischen Luftwaffen zu spüren. Aus wohlbegründeter Furcht vor hohen Verlusten in einem Bodenkrieg griff die Nato auf den strategischen Luftkrieg zurück. Im Gegensatz zum taktischen Luftkrieg, der vor allem die Streitkräfte des Gegners zum Ziel hat, handelt es sich hierbei um eine Variante der nach dem Ersten Weltkrieg vom britischen Militärtheoretiker B. H. Liddell Hart entwickelten Strategie des ,,indirect approach", die den Feind an seiner schwächsten Stelle treffen will: seiner Infrastruktur. Während im Seekrieg die äußeren Versorgungswege attackiert werden, nimmt der strategische Luftkrieg die wirtschaftlichen Zentren ins Visier. Die systematische Bombardierung von Industrieanlagen und Verkehrswegen soll die Rüstungsproduktion und den Nachschub der gegnerischen Streitkräfte einschränken.
Seit dem Zweiten Weltkrieg ist diese Strategie zu einem festen Bestandteil der Kriegführung westlicher Mächte geworden. Um verlustreiche Entscheidungen auf dem Schlachtfeld zu vermeiden und den Gegner dennoch durch die Zufügung erheblicher Schäden zur Aufgabe seines politischen Willens zu bewegen, wird dessen Infrastruktur angegriffen. Im Luftkrieg gegen Japan steigerte sich dies bis zum Abwurf von zwei Atombomben. Eine Vorgehensweise, die ihre Fortsetzung in den Flächenbombardements von Korea und Vietnam fand, um schließlich in den sogenannten ,,chirurgischen Angriffen" auf Brücken, Hörfunk- und Fernsehsender, Telekommunikationseinrichtungen sowie Wasser- und Elektrizitätswerke auf dem Balkan, in Afghanistan, im Irak und zuletzt in Libyen weiterentwickelt zu werden.
Die wachsende Bedeutung des Luftkrieges für die Kriegführungsfähigkeit westlicher Demokratien hat wesentlich damit zu tun, dass hier technologische Überlegenheit am stärksten ausgespielt und die Zielvorstellung einer Kriegführung ohne eigene Verluste am ehesten realisiert werden kann. Die politische Unterstützung einer militärischen Intervention ist am größten, wenn klar ist, dass es sich dabei lediglich um den Einsatz von Luftstreitkräften handelt. Es steht aber außer Frage, dass ein wesentlich aus der Luft geführter Krieg trotz des Einsatzes moderner Kampfmittel die Minimierung eigener Verluste mit einem erhöhten Risiko für die Zivilbevölkerung des bombardierten Landes begleicht.
Inwieweit neben diesen strategischen Überlegungen auch technische Fähigkeiten beziehungsweise Unfähigkeiten dafür sorgen, dass nicht wirkungsvoll zwischen Kombattanten und Non-Kombattanten unterschieden werden kann, zeigt ein Blick auf die Entwicklungsgeschichte der im Luftkrieg eingesetzten Waffen: Selbst in den ,,Hightech-Kriegen" der vergangenen Jahre haben die sogenannten Präzisionswaffen eine hohe Fehlerquote aufgewiesen, meist zum Leidwesen der Zivilbevölkerung.
Nicht zuletzt daher weisen die Kampfhandlungen im Libanon und im Gazastreifen sowie die Kriege im Kosovo, in Afghanistan, im Irak und in Libyen ähnliche Charakteristika auf: Obwohl weder Israelis noch Amerikaner und Europäer gezielt zivile Ziele im engeren Sinne angreifen, fallen ihren Luftschlägen hunderte bis tausende Zivilisten zum Opfer. Bereits ein Vergleich der Kriege 1999 im Kosovo und 2006 im Libanon führt hier zahlreiche Parallelen vor Augen: Amerikanische und europäische Kampfflugzeuge setzten im Kosovo Cluster- und Splitterbomben ein, die auch viele Non-Kombattanten töteten, bombardierten versehentlich Flüchtlingstrecks und verschossen umstrittene Uranmunition. Auf serbischer Seite starben nach Angaben von Human Rights Watch und der Nato fünfhundert Zivilisten und fünftausend Soldaten. Belgrad sprach von fünftausend Zivilisten und fünfhundert Soldaten. Die Zahl der getöteten Kosovo-Albaner wurde auf etwa zweitausendfünfhundert geschätzt. Die Nato-Staaten verloren keinen Soldaten.
Nach Angaben der libanesischen Regierung starben 2006 bereits in den ersten Kriegswochen mehr als tausend Libanesen, davon über 90 Prozent Zivilisten. Auf israelischer Seite bestätigte die Regierung im gleichen Zeitraum hundert Tote, davon rund zwei Drittel Soldaten.
Der Versuch, dem Gegner durch Bombardements den eigenen politischen Willen aufzuzwingen, löste in beiden Fällen große Flüchtlingswellen aus: Serbische Truppen intensivierten 1999 unter den Luftangriffen der Nato ihre ,,ethnischen Säuberungen". Über eine Million Kosovaren flohen oder wurden vertrieben. Auch im Libanon befanden sich 2006 nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks UNHCR eine Million Libanesen auf der Flucht. Jerusalem sprach indes davon, dass 300 000 Israelis den Norden des Landes verlassen hatten, um dem Raketenbeschuss der Hisbollah zu entkommen.
Die ökonomischen wie ökologischen Schäden des strategischen Bombardements waren auf beiden Schauplätzen ebenfalls immens. Belgrad bezifferte die Kosten des Wiederaufbaus auf mehr als hundert Milliarden Dollar. Auch die Schätzungen des libanesischen Rats für Entwicklung und Wiederaufbau gingen in die Milliarden. Im Norden Israels wiederum vernichteten die Raketen der Hisbollah über eine Million Bäume und viele Quadratkilometer Felder. Die Kosten für den Wiederaufbau lagen gleichfalls im Milliardenbereich.
Doch nicht nur die Auswirkungen, auch die Logiken des Vorgehens ähneln sich: In der Bundesrepublik Jugoslawien wollten die Europäer 1999 mit Luftschlägen die Infrastruktur der serbischen Streitkräfte vernichten und damit die Vertreibung und Ermordung der Kosovo-Albaner beenden. Dies sollte deren Autonomie, aber auch die Opposition gegen das Belgrader Regime stärken. 2006 wollte Jerusalem mit einem Bombardement die militärische Infrastruktur der Hisbollah vernichten und damit deren Autonomie im Libanon beenden. Dies sollte nicht nur Israel, sondern auch den Libanon als souveränen Staat stärken.
Im Gazastreifen wiederum sollte 2009 und nun erneut die Infrastruktur der Hamas zerstört werden, um ihre militärische und politische Macht für einen möglichst langen Zeitraum zu schwächen. Denn vernichtet werden soll die Hamas nach Aussage israelischer Militärs nicht. Auch soll der Gazastreifen nicht erneut besetzt werden. Jerusalem geht es lediglich darum, den – wenn auch letztlich fragilen – Zustand wiederherzustellen, der zumindest für mehrere Monate nach der letzten Operation gegen die Hamas 2012 herrschte: Sicherheit vor Angriffen für die Bewohner Israels.
Die Europäer sind 1999 durch ihr Zurückschrecken vor einem Bodenkrieg im Kosovo beinahe militärisch gescheitert. Denn selbst die massive Ausweitung der Luftangriffe schien Belgrad über Wochen nicht zu beeindrucken. Erst nach drei Monaten begann der Rückzug der serbischen Truppen.
Mit einem solchen ,,Kriegsglück", wie es der Nato damals widerfahren ist, kann Israel hingegen kaum rechnen. Seine Luftschläge treffen im Libanon und im Gazastreifen einen Gegner, der noch entschlossener und todesmutiger erscheint als Belgrad 1999. Für Jerusalem blieb daher nach wochenlangem Luftkrieg 2006 und 2009 allein eine Offensive am Boden als weitere militärische Option. Sie wurde damals wie auch jetzt erneut gewählt. Die Europäer können sich glücklich schätzen, dass sie diesen Schritt im Kosovo und auch in Libyen nicht gehen mussten, zumal sie dort nicht ihr eigenes Leben, sondern das von anderen zu schützen versuchten. Israel hat auch dieses Glück nicht. Es kämpft für seinen eigenen Schutz – in einem Konflikt, in dem die ,,Verhältnismäßigkeit" der Mittel bisher ebenso selten gewahrt wurde wie auf dem Balkan, in Afghanistan, im Irak oder in Libyen.
Gemein haben all diese Schauplätze, dass sie immer stärker von einem grundlegenden Wandel des Kriegsverständnisses vor allem aufseiten der Gegner der westlichen Demokratien geprägt werden: Die Unterscheidung zwischen Kombattanten und Non-Kombattanten ist in der Ära der zwischenstaatlichen Kriege von der Mitte des 17. bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts relativ gut gelungen, weil seitens der politischen wie militärischen Führungen ein Interesse an ihrer Durchsetzung bestand, während sie im Verlauf des 20. Jahrhunderts sukzessive erodiert ist. Hierbei hat der Bedeutungsverlust des sogenannten konventionellen Krieges eine entscheidende Rolle gespielt. Wurde er zu Zeiten des Kalten Krieges vor allem durch Atomkriegsszenarien und Partisanenkriege in den Stellvertreterkonflikten zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion überlagert, so löst seit den 90er Jahren die zunehmende Globalisierung von Terrorismus und seiner Bekämpfung aufgrund politischer wie technologischer Dynamiken die Selbstbindung durch Konventionen auf.
In den asymmetrischen Kriegen des 21. Jahrhunderts geht die Maßstäblichkeit der Haager Landkriegsordnung wie der Genfer Konventionen mehr und mehr verloren. Dabei scheint es, als ob die Fähigkeit, zwischen Kriegsgewalt und Kriegsverbrechen zu differenzieren, weniger von einer Verrechtlichung des Krieges als vielmehr vom Ehrenkodex der Kombattanten abhängt. Mit den Mitteln des Kriegsvölkerrechts lässt sich offenbar nicht aufrechterhalten, was in der Sozialorganisation bewaffneter Verbände keine Grundlage hat.
Während in den klassischen Staatenkriegen die kriegsvölkerrechtlichen Bestimmungen zum Schutz der Zivilbevölkerung der Organisationsrationalität des militärischen Apparats mehr oder weniger stark entgegenkommen und entsprechend durchgesetzt werden, sind die in jüngster Zeit unternommenen Bemühungen um eine Weiterentwicklung und Differenzierung der kriegsrechtlichen Bestimmungen für die meisten der entstaatlichten Kriege folgenlos geblieben.
Während im Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren auf ein ziviles Opfer noch zehn getötete Soldaten kamen, hat sich das Verhältnis heute nahezu umgekehrt. Kriege scheinen damit erneut mehr und mehr zu einer Angelegenheit von Gesellschaften als Ganzem gemacht zu werden. Diese ,,republikanische" Sicht eines Jean-Jacques Rousseau, die keine Privatheit und daher auch keine Non-Kombattanten kennt, erlebt in den heutigen Kriegstypen und Kampfformen eine Renaissance. Sollte sie weiter andauern, dürfte dies elementare Folgen für die Durchsetzbarkeit der Genfer Konventionen wie allgemein des Völkerrechts haben.
Der Autor lehrt am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn.
Aus: "Alles aus der Luft" Thomas Speckmann (27.07.2014)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/krieg-in-gaza-und-krieg-in-kosovo-alles-aus-der-luft/10254882.html (http://www.tagesspiegel.de/meinung/krieg-in-gaza-und-krieg-in-kosovo-alles-aus-der-luft/10254882.html)
Quote[...] In den USA gilt Van Kirk als Kriegsheld. In einem Interview mit der BBC sagte er 2010, dass keiner der Crew-Mitglieder die Mission bereue. "Sehen Sie, wir haben nur getan, was wir machen mussten", so Van Kirk.
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Aus: "Letztes Crew-Mitglied des Hiroshima-Bombers ist tot" (30. Juli 2014)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/theodore-van-kirk-letztes-besatzungsmitglied-des-hiroshima-bombers-ist-tot-1.2069308 (http://www.sueddeutsche.de/politik/theodore-van-kirk-letztes-besatzungsmitglied-des-hiroshima-bombers-ist-tot-1.2069308)
Der Gaza-Konflikt 2014 (manchmal auch: Gaza-Krieg 2014) ist eine Auseinandersetzung zwischen Israel und verschiedenen militanten Palästinensergruppen im Jahre 2014 und als solcher Teil des Nahostkonflikts. Die Militäroperation der israelischen Verteidigungsstreitkräfte begann am 8. Juli 2014 als Reaktion auf anhaltenden Raketenbeschuss Israels durch die Hamas und andere militante palästinensische Gruppen aus dem Gazastreifen. ... [Dieser Artikel beschreibt ein aktuelles Ereignis. Die Informationen können sich deshalb rasch ändern.]
http://de.wikipedia.org/wiki/Gaza-Konflikt_2014 (http://de.wikipedia.org/wiki/Gaza-Konflikt_2014)
Als Nahostkonflikt bezeichnet man den Konflikt um die Region Palästina, der dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen Juden und Arabern entstand. Er führte zu sechs Kriegen zwischen dem am 14. Mai 1948 gegründeten Staat Israel und einigen seiner Nachbarstaaten (israelisch-arabischer Konflikt) sowie zahlreichen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern (israelisch-palästinensischer Konflikt). Der internationale Konflikt in der Region dauert bis heute an. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt (http://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt)
Quote[...] Trier – Streit unter Nachbarn endet tödlich: Wegen eines lauten Rasenmähers soll ein Mann in einer Kleingartenanlage in Trier seinen Nachbarn erschossen haben. Jetzt muss sich der 61-jährige Täter wegen Totschlags vor dem Landgericht Trier verantworten.
Laut Anklage hatte der Mann im März seinen Nachbarn mit mehreren laufenden Rasenmähern gestört. Daraufhin sei der 68-Jährige mit einer Holzlatte bewaffnet zum Grundstück des 61-Jährigen gegangen und habe auf die Rasenmäher eingeschlagen.
Als er mindestens einen der Mäher beschädigt hatte, habe der Angeklagte aus seiner Laube ein Kleinkalibergewehr geholt - und dem Nachbarn in die rechte Brust geschossen. Der 68-Jährige starb noch in der Anlage, die Schusswaffe hatte der Angeklagte wohl illegal in seinem Besitz.
Der Streit um lärmende Rasenmäher war nicht der erste zwischen den Männern. Mal war es ein lautes Radio, mal der Rasenmäher, mal die Kreissäge. Und man sei auch schon mal mit Steinen oder einer Mistgabel auf den anderen losgegangen, sagte der Anwalt des Angeklagten.
Für beide Grundstücksbesitzer habe ihr Schrebergarten eine besondere Bedeutung gehabt.
,,Das hier war sein Leben", sagte die Witwe des 68-Jährigen, Monika Hölzmer. An einem Zaun, nur wenige Meter vom Tatort entfernt, erinnert ein hölzernes Kreuz mit Foto an den Toten. ,,Ich hoffe, dass der Täter eine gerechte Strafe bekommt", sagt die 64-Jährige.
Der Angeklagte hat nach Angaben seines Anwaltes bislang von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht. Das Geschehene tue ihm aber sehr leid, er habe es nicht gewollt.
Der Prozess ist bis zum 7. Oktober terminiert.
(dpa)
Aus: "Tödlicher Kleingärtnerkrieg - Mann erschießt seinen Nachbarn nach Zoff um Rasenmäher" (01.09.2014)
Quelle: http://www.express.de/panorama/toedlicher-kleingaertnerkrieg-mann-erschiesst-seinen-nachbarn-nach-zoff-um-rasenmaeher,2192,28284552.html (http://www.express.de/panorama/toedlicher-kleingaertnerkrieg-mann-erschiesst-seinen-nachbarn-nach-zoff-um-rasenmaeher,2192,28284552.html)
[12. September 2014 um 09:02]:
Der Bürgerkrieg in Syrien ist eine militärische Auseinandersetzung zwischen Truppen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad und den Kämpfern verschiedener Oppositionsgruppen. Der Auslöser des Bürgerkriegs war ein friedlicher Protest im Zuge des Arabischen Frühlings Anfang 2011, der zum bewaffneten Konflikt eskaliert ist. Eine wachsende Einflussnahme von Interessengruppen aus dem Ausland gewann mit der anhaltenden Auseinandersetzung an Bedeutung und neben dem Zustrom von Geld und Waffen kämpften auch immer mehr ausländische Freiwillige und Söldner in Syrien. Die ursprüngliche Motivation der Opposition, die Demokratisierung Syriens zu erreichen, spielt seitdem nur noch eine geringe Rolle – der Kampf aus religiösen und ethnischen Gründen trat in den Vordergrund. ... Das Büro des Hochkommissars für Menschenrechte teilte mit, dass man seit der Veröffentlichung der letzten Zahlen im Juli 2013 die Todesopfer im Bürgerkrieg nicht mehr zählen würde, da eine unabhängige Überprüfung von Angaben über Todesfälle nicht möglich sei. Dennoch führte man die Zählung weiter und gab Ende August 2014 an, dass vom März 2011 bis April 2014 191.396 Menschen getötet wurden. ...https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien (https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien)
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Quote[...] Ein Junge schreibt: "Das Volk will den Sturz des Regimes." Sie werden erwischt, festgenommen, geschlagen und gefoltert. Dem Jungen werden die Fingernägel herausgerissen. Seine Eltern verlangen die Freilassung ihres Sohnes. Der zuständige Offizier antwortet ihnen: "Vergesst es. Macht ein neues Kind. Wenn ihr das nicht könnt, schafft eure Frauen hierher, wir helfen euch."
Dreieinhalb Jahre liegt es zurück, dass die Menschen in Daraa gegen dieses Vorgehen der Sicherheitskräfte aufbegehren. Die eröffnen das Feuer auf die Demonstranten und töten mehrere von ihnen. Die Proteste greifen auf andere Städte über, bald erschüttert ein Bürgerkrieg das gesamte Land, der bis heute andauert.
Der syrische Filmemacher Oussama Mohammad beginnt seinen Dokumentarfilm "Selbstporträt Syrien" mit der Geschichte dieses einen Jungen. Mohammad zeichnet die Entwicklung Syriens in den vergangenen drei Jahren in wackeligen, unscharfen Bildern mit oft schlechtem oder fehlendem Ton neunzig Minuten lang nach; mit Handykameras aufgenommene Videos, die Mohammad auf YouTube gefunden hat. Er benutzt das unbearbeitete Amateurmaterial und schafft damit ein authentisches und eindrückliches Werk, das in Erinnerung ruft, dass die Lage in Syrien nicht erst seit dem Auftreten der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) furchtbar ist. Es handele sich um "1001 Bilder" von "1001 Syrerinnen und Syrern", sagt Mohammad.
Zunächst sieht man noch friedliche Proteste. "Freiheit, Freiheit!" rufen die Demonstranten, "Gegen Unrecht, gegen Tyrannei!" oder "Lasst unsere Kinder frei!" Dann fallen Schüsse, immer mehr leblose Körper liegen auf den Straßen, immer mehr Blut fließt. Dazwischen Bilder von Folter: Soldaten, die junge Männer schlagen, treten, sich von ihnen die Stiefel küssen lassen, ihnen einen Stock in den Anus rammen. Trauerzüge, schreiende, weinende Menschen, später immer mehr tote Kinder, in Daraa, Homs, Damaskus, überall. Selbst die Katzen in Syrien sind fast alle vom Krieg gezeichnet, mal fehlt ihnen ein Bein, mal sogar der halbe Schädel. Die Menschen filmen all das und stellen es ins Netz.
Und all das baut Mohammad in seinen Film ein, dessen roter Faden ein virtuell geführter Dialog zwischen ihm und der kurdischen Filmemacherin Wiam Simav Bedirxan ist. Sie unterhalten sich über ihr geliebtes Syrien und was daraus geworden ist, er aus seinem Pariser Exil, sie in ihrer Heimatstadt Homs, unterwegs mit einer Kamera zwischen Ruinen in menschenleeren Häuserschluchten, Leichen auf den Straßen. Homs sieht aus, als hätte es Trümmersteine geregnet.
Mohammad, der Macher des Films, ist am 9. Mai 2011, drei Monate nach den Ereignissen in Daraa, nach Frankreich geflüchtet, zunächst nach Cannes. Dort, bei den Filmfestspielen, berichtete er ohne Film, aber mit den schrecklichen Bildern im Kopf, was in seinem Land geschah, und kritisierte das Regime von Baschar al-Assad. Trotz allem vermisste er Syrien, sehnte sich nach seiner Heimat und schaute sich aus der europäischen Ferne YouTube-Videos an, die Syrer ständig hochluden. So entstand die Idee zum "Selbstporträt Syrien".
Der Film ist in Teilen poetisch, oft grausam, meist tieftraurig und angenehm frei von Ich-war-vor-Ort-und-der-Gefahr-so-nah-Heldentum - ein leises, eindrückliches Zeugnis, das den Zuschauer manchmal zu wenig an die Hand nimmt, Ereignisse nicht einordnet. Man merkt dem Film die Liebe Mohammads für Syrien an - und dass er offensichtlich unterschätzt, wie wenig andere Menschen sich für Syrien und das Schicksal der Syrer interessieren. Manches - wie zum Beispiel die Bedeutung von Daraa als Ausgangspunkt des Konflikts - bleibt daher unerklärt.
Dennoch geht der Film nah, zum Beispiel das Schicksal des Jungen Omar, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Sein Vater kam im Bürgerkrieg um. Die Kamera folgt ihm zum Grab, dort spielt er einen Dialog mit seinem Vater nach. Schwer zu ertragende Bilder. Und doch müssten viel mehr Menschen hinsehen, um zu verstehen.
"Geht es dir gut Papa?", fragt Omar. Er antwortet sich selbst mit verstellter Stimme: "Sehr gut, mein Kleiner." "Was hast du zu essen, Papa? Tomaten?" "Ja." Dann legt er Blumen auf das Grab.
Später spaziert Omar mit seiner Mutter durch das zerstörte Homs, die Füße in Plastiksandalen, im Arm ein Spielzeuggewehr. "Wo sollen wir lang gehen?", fragt er seine Mutter. "Egal, wo du willst." Er zeigt nach vorne und sagt: "In dieser Richtung ist ein Heckenschütze." Dann biegt er nach rechts ab. Der Film ist diesem kleinen Jungen gewidmet.
Aus: "Arte-Film über Syrien: 1001 Bilder des Horrors" Hasnain Kazim (15.09.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/tv/syrien-doku-ueber-folter-und-zerstoerung-aus-youtube-material-a-990996.html (http://www.spiegel.de/kultur/tv/syrien-doku-ueber-folter-und-zerstoerung-aus-youtube-material-a-990996.html)
Quoteh.yuren 23.09.2014 | 21:55
... seit der sesshaftwerdung der menschen bilden sich strukturen heraus, die es vorher allenfalls ansatzweise gab. der häuptling ist der vorläufer aller führer und spitzenleute heute. vom haudegen vor 10 000 jahren zum oberkommandierenden ist erdgeschichtlich nur ein kleiner schritt. angetreten das gegeneinander zu fördern und zu bewaffnen, sind beide.
was bei sehr vielen tieren zu beobachten ist, die strenge rangordnung, wurde in der menschlichen gesellschaft, speziell bei banden und militärs, vorbildlich gepflegt, sodass diese militärische befehlsordnung von treppchen zu treppchen, von rangabzeichen zu rangabzeichen in den alltag übergegangen ist. die hierarchen ohne wirkliche legitimation, die alpha-affen, haben nur eine beschäftigung, machtkämpfe. dabei spielen waffen natürlich eine eminent wichtige rolle, waffen aller art.
zur kennzeichnung dieser entwicklung vom ursprünglichen familienverband zur staatlichen ordnung ist REBESTIALISIERUNG angemessen.
die in den strukturen verfestigte gewalt ist blind.
...
Kommentar zu: "Wie wirken Waffen auf unser Gehirn?" von Sönke Paulsen (21.09.2014)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/soenke-paulsen/wie-wirken-waffen-auf-unser-gehirn (https://www.freitag.de/autoren/soenke-paulsen/wie-wirken-waffen-auf-unser-gehirn)
Quote[...] Zwischen 2004 und 2011 sollen US-amerikanische und irakische Soldaten Tausende Sprengkörper mit chemischer Munition, darunter Senfgas, im Irak gefunden haben. In mindestens sechs Fällen sollen Soldaten dabei verletzt worden sein. Das gehe aus bislang geheimen Papieren hervor, die der New York Times laut eigenen Angaben vorliegen und die die Zeitung in Teilen veröffentlicht hat.
Demnach hielten die USA die Funde von etwa 5.000 chemischen Waffen geheim. Die Journalisten erhielten durch eine Anfrage auf Basis des Freedom of Information Act Zugang zu den Dokumenten und führten Interviews mit betroffenen Soldaten.
Einige Soldaten erheben schwere Vorwürfe gegen die US-Regierung. Aufgrund der Geheimhaltung seien sie nicht adäquat medizinisch behandelt worden, berichtet die Zeitung weiter. Man habe 17 US-Militärangehörige und sieben irakische Sicherheitskräfte ermittelt, die Verletzungen erlitten hätten. Ein Soldat, der 2007 Verletzungen durch Senfgas erlitten haben soll, wird mit den Worten zitiert, er habe sich "wie ein Versuchskaninchen" gefühlt.
Die Regierung von George W. Bush hatte mit der angeblichen Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak ihren Einmarsch in dem Land begründet. Dem Bericht zufolge habe es sich bei den gefundenen Chemiewaffen jedoch um die Überbleibsel älterer Rüstungsprogramme gehandelt, die das Regime Sadam Husseins zum Teil mithilfe des Westens errichtet habe.
Die Waffen sollen zum Teil von vor 1991 stammen. Der Irak führte von 1980 bis 1988 den als Ersten Golfkrieg bezeichneten Krieg gegen den Iran. Der letzte Golfkrieg der USA gegen den Irak endete am 1. Mai 2003, also vor den angeblichen Funden.
Die Gebiete, in denen die chemischen Waffen gefunden worden sein sollen, befinden sich der Zeitung zufolge heute zum Teil unter der Kontrolle der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS). Bisher liegt keine Stellungnahme der US-Regierung zu den Vorwürfen vor. Auch gibt es keine unabhängige Bestätigung der Quellen, die dem Bericht zugrunde liegen.
Aus: "USA sollen Chemiewaffenfunde geheim gehalten haben" (15. Oktober 201)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-10/chemiewaffen-irak-armee (http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-10/chemiewaffen-irak-armee)
http://www.zeit.de/kultur/film/2014-07/the-unknown-known-donald-rumsfeld-dokumentarfilm (http://www.zeit.de/kultur/film/2014-07/the-unknown-known-donald-rumsfeld-dokumentarfilm)
Quote[...] Deutsche Rüstungsfirmen machten im ersten Halbjahr unter Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) beinahe ebenso gute Geschäfte mit umstrittenen Drittländern wie unter der schwarz-gelben Vorgängerregierung.
Hinter den Ausfuhrgenehmigungen, darunter 45 gepanzerte Radfahrzeuge der Typen "Dingo" und "Fennek" an Katar, steht ein Kursschwenk Gabriels, der bislang eine restriktive Genehmigungspolitik gegenüber arabischen Staaten gefordert hat. Nun sollen die politisch halbwegs stabilen Länder dieser Region im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" militärisch ertüchtigt werden.
Aus Ministeriumskreisen hieß es, die von den Genehmigungen begünstigten Länder wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate seien "seit Jahren in der Region für eine gewaltfreie Entwicklung eingetreten". Auch das Auswärtige Amt hat nach Informationen des SPIEGEL in internen Rüstungsrunden auf die stabilisierende Funktion vor allem von Saudi-Arabien in der Krisenregion hingewiesen.
Laut dem aktuellen Bericht der Bundesregierung, aus dem die "Süddeutsche Zeitung" vorab zitiert, wurden in den ersten sechs Monaten Ausfuhren in Höhe von etwa 1,42 Milliarden Euro an sogenannte Drittländer genehmigt, das sind 70 Millionen weniger als im Vorjahreszeitraum. Prozentual stieg der Anteil der Genehmigungen für Ausfuhren in Drittländer allerdings: von rund 50 auf mehr als 60 Prozent. Der Gesamtwert der Ausfuhrgenehmigungen lag bei knapp 2,23 Milliarden Euro.
Den mit knapp 617 Millionen Euro größten Anteil an den Ausfuhrgenehmigungen im ersten Halbjahr hat dem Bericht zufolge Israel. Davon entfallen allein etwa 600 Millionen Euro auf ein bereits im Jahr 2003 zugesagtes U-Boot. Auf Rang zwei rangieren die USA, dann folgen Singapur, Südkorea und das Sultanat Brunei. Saudi-Arabien rutschte von Platz vier auf Platz neun, der Wert der Ausfuhrgenehmigungen sank von gut 133 Millionen auf knapp 66 Millionen Euro. Nahezu konstant blieb der Wert für die Vereinigten Arabischen Emirate: Dorthin wurden Ausfuhren im Wert von gut 42 Millionen Euro genehmigt.
...
Aus: "Waffenlieferungen: Gabriel bewilligte umstrittene Exporte in Milliardenhöhe" (15.10.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ruestungsexporte-waffen-in-milliardenhoehe-gehen-an-drittlaender-a-997212.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ruestungsexporte-waffen-in-milliardenhoehe-gehen-an-drittlaender-a-997212.html)
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Quote[...] Berlin - Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hält nichts von dem Vorschlag seines Parteifreunds Sigmar Gabriel, die Zuständigkeit für Rüstungsexporte vom Wirtschafts- in das Außenministerium zu verlagern. Er könne keinen Sinn in einer Übertragung der Kompetenzen erkennen, sagte Steinmeier im kleinen Kreis.
Wirtschaftsminister Gabriel hatte bei einem Vortrag in der vergangenen Woche erklärt, es sei überlegenswert, dem Auswärtigen Amt die Verantwortung für Rüstungsexporte zu übertragen. In der SPD stieß Gabriels Vorschlag ebenfalls auf wenig Begeisterung. Der Parteichef habe die Begrenzung der Rüstungsexporte zu seinem Thema gemacht, sagt ein hochrangiges Fraktionsmitglied. "Jetzt kann er die Verantwortung nicht einfach auf Steinmeier abwälzen."
Gabriel hatte angeregt, dass künftige Regierungen einen solchen Schritt prüfen sollten. Das Wirtschaftsministerium habe bei den Entscheidungen "immer zwei Herzen in der Brust"- sicherheitspolitische und wirtschaftliche Interessen.
Zugleich bekräftigte Gabriel in dem Vortrag sein Bekenntnis zu einer restriktiveren Genehmigung von Waffenexporten. Dass Deutschland nun den Kurden Waffen für den Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) liefere, sei auch Folge davon, dass jahrzehntelang zu viele Rüstungsgüter in den Nahen Osten gelangt seien, so Gabriel. Er wandte sich dennoch gegen einen generellen Stopp deutscher Rüstungsexporte in die Krisenländer der arabischen Welt. Ein kategorisches Nein äußerte der Sozialdemokrat lediglich zum Export des Kampfpanzers "Leopard" in die Region.
Aus: " Zuständigkeit der Ministerien: Steinmeier lehnt Verantwortung für Rüstungsexporte ab" Ralf Neukirch (15.10.2014)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/auswaertiges-amt-steinmeier-will-verantwortung-fuer-waffenexporte-nicht-a-997279.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/auswaertiges-amt-steinmeier-will-verantwortung-fuer-waffenexporte-nicht-a-997279.html)
Quote[...] Ein Helikopter der syrischen Armee soll Augenzeugen zufolge zwei Fassbomben abgeworfen haben. Videos auf Youtube, die im Camp aufgenommen worden, zeigen brennende Zelte sowie Leichen von Frauen und Kindern. Die staatlichen syrischen Medien erwähnten den Angriff in ihrer Berichterstattung nicht.
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Aus: "USA verurteilen Attacke auf Flüchtlingscamp als "barbarisch"" (30. Oktober 2014)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/mutmasslicher-luftangriff-usa-verurteilen-attacke-auf-fluechtlingscamp-als-barbarisch-1.2198096 (http://www.sueddeutsche.de/politik/mutmasslicher-luftangriff-usa-verurteilen-attacke-auf-fluechtlingscamp-als-barbarisch-1.2198096)
Quote[...] Israel hat am Mittwoch einer UN-Kommission zur Untersuchung des Gaza-Kriegs die Einreise verweigert. Der Sprecher des israelischen Außenministeriums sagte der Nachrichtenagentur dpa: «Wir werden nicht mit ihnen zusammenarbeiten und sie werden nicht nach Israel einreisen».
Bereits im August bei der Einsetzung des UN-Komitees hatte Israel seine Vorbehalte deutlich gemacht, aber erklärt, dass noch keine Entscheidung über eine Zusammenarbeit getroffen worden sei. In einer Erklärung des israelischen Außenministeriums hieß es am Mittwoch, die Entscheidung sei nach internen Diskussionen gefallen und wegen der «zwanghaften Feindschaft» der Kommission gegen Israel getroffen worden. Das Komitee wird von dem kanadischen Professor für internationales Recht, William Schabas, geleitet, dem Israel Voreingenommenheit vorwirft.
Bei dem Gaza-Krieg im Juli und August dieses Jahres waren mehr als 2100 Palästinenser und 70 Israelis getötet worden. Die Kommission soll Verantwortliche für strafbare Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte im Zuge der militärischen Operationen im Gazastreifen ermitteln. (dpa)
Aus: "Israel verwehrt UN-Kommission die Einreise" (13. November 2014)
Quelle: http://www.fr-online.de/politik/nahost-konflikt-israel-verwehrt-un-kommission-die-einreise,1472596,29032486.html (http://www.fr-online.de/politik/nahost-konflikt-israel-verwehrt-un-kommission-die-einreise,1472596,29032486.html)
Quote[...] Bei Luftanschlägen auf die Stadt Rakka im Norden Syriens sind nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens 63 Menschen getötet worden. Die Hälfte der Opfer seien Zivilisten gewesen, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mit und berief sich auf Einwohner und Kämpfer. Unter den Opfern seien auch drei Kinder. Zehn syrische Kampfjets hätten die Stadt mindestens zehn Mal ins Visier genommen, sie trafen unter anderem eine Moschee. Die Regierung in Damaskus war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Rakka wird - wie ganze Landstriche in Syrien und im Irak - seit August von der radikalen Miliz Islamischer Staat (IS) kontrolliert. Die Gruppe geht mit brutaler Gewalt gegen Andersgläubige vor. Die USA greifen die Miliz deswegen immer wieder aus der Luft an, um sie zurückzudrängen. Ein US-Vertreter sagte, Rakka sei in den vergangenen 24 Stunden nicht von den USA oder einem der Partner attackiert worden. Laut IS-Angaben wurden die Angriffe von der syrischen Regierung verübt.
Wegen des seit mehr als dreieinhalb Jahren tobenden Bürgerkrieges in Syrien sind nach Angaben der Vereinten Nationen rund 12,2 Millionen Menschen dringend auf Unterstützung angewiesen. Darunter seien mehr als fünf Millionen Kinder, sagte die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe, Valerie Amos, am Dienstag vor dem Sicherheitsrat in New York. Im Juli hatte die Zahl bei 10,8 Millionen Menschen gelegen.
Die anhaltende Gewalt habe beinahe die Hälfte der Syrer aus ihren Häusern vertrieben, viele von ihnen mehrfach, sagte Amos. Ihren Angaben zufolge gibt es in dem Land mittlerweile etwa 7,6 Millionen sogenannte Binnenflüchtlinge, mehr als 3,2 Millionen Menschen hätten Syrien verlassen.
Der Konflikt in dem Land hatte im März 2011 begonnen. Seither kamen nach UN-Angaben mehr als 150 000 Menschen ums Leben. (dpa/rtr)
Aus: "Dutzende Tote bei Angriffen auf IS-Hochburg" (26. November 2014)
Quelle: http://www.fr-online.de/terrorgruppe-islamischer-staat/rakka-dutzende-tote-bei-angriffen-auf-is-hochburg,28501302,29155986.html (http://www.fr-online.de/terrorgruppe-islamischer-staat/rakka-dutzende-tote-bei-angriffen-auf-is-hochburg,28501302,29155986.html)
Quote[...] Das militärische Akronym klingt unverdächtig: JPEL. Doch hinter der "Joint Prioritized Effects List" verbirgt sich nichts anderes als die bislang weitgehend mysteriöse und nur vage beschriebene Todesliste der NATO-Operation ISAF in Afghanistan, die Ex-US-Präsident George W. Bush im "Krieg gegen den Terror" nach den Anschlägen vom 11. September 2001 maßgeblich lancierte und sein Nachfolger Barack Obama weiterführte und ausbaute.
Der IT-Sicherheitsexperte Jacob Appelbaum und die Dokumentarfilmerin Laura Poitras, Vertraute des Whistleblowers Edward Snowden, haben im Rahmen des 31. Chaos Communication Congress (31C3) in Hamburg am Sonntag in Kooperation mit dem "Spiegel" nun erstmals die Abschussliste mit Stand von 2010 zusammen mit weiteren einschlägigen Dokumenten ins Netz gestellt und ihre Funktionsweise beschrieben. Geschwärzt sind in dem Dokument die Namen der damals 669 für "legitim" erklärten menschlichen Ziele, mit Tötungsoperationen verknüpfte spezielle Risiken und die ihnen zugemessene Bedeutung beziehungsweise erwünschten Effekte.
"Wir publizieren Informationen, die nach offizieller Aussage gar nicht existieren", erklärte Appelbaum auf der Hackerkonferenz. Insbesondere die US-Regierung und London stritten ab, dass mutmaßliche Terroristen gleichsam auf mechanische Art getötet worden seien. Die Nachweise dafür existierten aber.
Menschen würden auf Nummern reduziert, ergänzte Poitras. Eine Mobiltelefonnummer oder Stimmerkennung reichten aus, um auf die Abschussliste zu kommen. Die NSA und ihre westlichen Partnerdienste wie die GCHQ würden hier der CIA und letztlich der NATO mit ihren technischen Aufklärungsmöglichkeiten kräftig zuarbeiteten. Ein ausgefeilter Mechanismus werde aktiviert, sobald die Rufnummer einer Zielperson in abgefangenen Telekommunikationsdaten aufgespürt werde. Bei der zusätzlich durchgeführten Stimmerkennung habe es für das Auslösen weiterer Schritte ausgereicht, wenn ein Verdächtiger sich einmal während einer abgehörten Konversation namentlich identifiziert habe.
Dies deckt sich weitgehend mit einer Ansage des früheren NSA- und CIA-Chefs Michael Hayden. Dieser hatte im Frühjahr konstatiert: "Wir töten auf der Basis von Metadaten." Zuvor hatte der Ex-Drohnenpilot Brandon Bryant berichtet, das US-Militär nutze Verbindungs- und Standortdaten, um Verdächtige zu orten und umzubringen.
Die Bundesregierung und der Bundesnachrichtendienst behaupten immer wieder, dass im Rahmen der Anti-Terror-Allianz an die NSA gelieferte Daten viel zu ungenau seien, um Tötungsmissionen zu unterstützen. Ein Dokument des US-Geheimdiensts zeigt nun, dass der BND an die technische Plattform "Center Ice" zusammen mit den engsten US-Partnern und europäischen Mitstreitern wie Italien, Spanien, Frankreich oder Schweden und Norwegen in Afghanistan angeschlossen war. Darüber seien nicht nur Mobilfunkdaten ausgetauscht worden, sondern auch weitere Informationen über mögliche Ziele.
Aus anderen Unterlagen geht dem Bericht nach hervor, dass sich die Deutschen dabei generell recht restriktiv verhalten hätten. Die US-Basis Ramstein auf deutschem Boden gilt aber seit Längerem als Schaltzentrale im Drohnenkrieg gegen den Terror. Poitras kündigte an, dazu in Bälde Einzelheiten zu publizieren.
Aus den jetzt zugänglich gemachten Papieren lässt sich zudem ablesen, dass nicht nur führende Taliban-Mitglieder auf die Todesliste wanderten, sondern auch die mittlere Ebene sowie seit 2008 Drogenhändler. Diesen wurde vorgeworfen, die terroristischen Aktionen der Islamisten mit ihren Einnahmen zu unterstützen. Aufgeführte Verdächtige befinden sich nicht nur in Afghanistan und Pakistan, sondern auch in anderen Ländern.
Ein Dokument veranschaulicht drastisch, wie die Allianz zivile Opfer billigend in Kauf nahm. Es beschreibt, wie die Besatzung eines britischen Apache-Helikopters auf ihrer Mission gegen einen Taliban ("Objekt Doody") zunächst versehentlich offenbar unter Zeitdruck eine ferngesteuerte Rakete auf einen Zivilisten mit Kind abfeuerte und der eigentlich Gesuchte erst im Anschluss nach einer Kehrtwende mit Maschinengewehrfeuer getötet wurde. Notwendigkeit zu einer weiteren Rücksprache mit der ISAF-Führung habe nur bei einer großen Wahrscheinlichkeit einer besonders hohen Zahl unbeteiligter Opfer bestanden. Die USA sind momentan dabei, die Afghanistan-Operation in ihrem bisherigen Stil nach dreizehn Jahren zu beenden. (Stefan Krempl) / (odi)
Quote29. Dezember 2014 18:15
Was ist noch mal gleich der Unterschied ...
Tolwyn
... Ich habe bisher auch noch nicht ganz verstanden wie die gezielte
Tötung von Menschen ohne Gerichtsverfahren und rechtskräftiges Urteil
(Ermordung) mit einem Rechtsstaat zusammenpassen...
Wir leben im einer kranken Welt, in der Menschenrechte nur dazu
benutzt werden sie anderen Diktaturen vorzuhalten. Am Ende schreibt
der Gewinner die Geschichte, mal abwarten wann sich die
Geschichtsschreibung ändert!
Aus: "31C3: Obamas Todesliste im Krieg gegen den Terror im Netz" (29.12.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/31C3-Obamas-Todesliste-im-Krieg-gegen-den-Terror-im-Netz-2507130.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/31C3-Obamas-Todesliste-im-Krieg-gegen-den-Terror-im-Netz-2507130.html)
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Quote[...] Die Bundeswehr hat laut einem Pressebericht eine weitaus größere Rolle bei gezielten Tötungen in Afghanistan gespielt als bislang bekannt. Der deutsche Generalmajor Markus Kneip habe 2011 als Kommandeur in Afghanistan persönlich Ziele ausgewählt, berichtet die Bild-Zeitung unter Berufung auf geheime Dokumente der Bundeswehr. Demnach zeigten Organigramme, dass es im deutschen Hauptquartier in Masar-i-Scharif eine sogenannte Target Support Cell gab, deren Auftrag war, "Informationen für die Nominierung möglicher Personenziele zu sammeln".
Zum Jahreswechsel endet der Isaf-Kampfeinsatz der Nato in Afghanistan, an dem sich die Bundeswehr beteiligt. Das Ende wird überschattet von Berichten über gezielte Tötungen der Allianz, die zu mehreren zivilen Opfern geführt haben sollen. Der Spiegel hatte von einer "Todesliste" berichtet, auf der zeitweise rund 750 Personen erfasst gewesen seien sollen.
Dem Bericht der Bild zufolge sollten die Soldaten Kneip mögliche Ziele zur Genehmigung vorlegen. Bei einer Besprechung im Mai 2011 habe der Generalmajor gefordert, einen Aufständischen namens Kari Hafis festzunehmen oder zu neutralisieren, berichtete die Zeitung unter Berufung auf ein Sitzungsprotokoll. Bei anderen Aufständischen hätten die Beteiligten der Sitzung dagegen zu bedenken gegeben, dass ihre Beseitigung ein gefährliches Machtvakuum hinterlassen würde, da sie über viel Macht, Waffen, Geld und Drogen verfügten.
Wie die Bild-Zeitung weiter berichtet, habe der Bundesnachrichtendienst (BND) genehmigt, dass von ihm gesammelte Informationen im Fall eines drohenden Angriffs zur gezielten Tötung von Personen eingesetzt werden können. "Eine Verwendung zum Zwecke des Einsatzes tödlicher Gewalt ist nur dann zulässig, solange und soweit ein gegenwärtiger Angriff vorliegt oder unmittelbar droht", zitierte die Zeitung aus einem geheimen BND-Bericht von August 2011 zum Taliban-Führer Kari Jusuf. Demnach übermittelte der BND darin auch Telefonnummern, die zur Ortung von Jusuf eingesetzt werden konnten.
Die Praxis gezielter Tötungen von Aufständischen ist international hoch umstritten. Besonders die US-Streitkräfte fliegen in Afghanistan und Pakistan seit Jahren regelmäßig Angriffe auf mutmaßliche Rebellenführer und andere Extremisten. In Deutschland wird seit langem darüber diskutiert, welchen Anteil der Bundesnachrichtendienst und die Bundeswehr an den umstrittenen Drohnenangriffen haben dürfen. Dabei geht es insbesondere um die Weitergabe von Telefonnummern von Verdächtigen, die von Geheimdiensten zu ihrer Ortung benutzt werden können.
Quote
Winfried Nuhe
vor 7 Stunden 6 Minuten
10. Geheime Dokumente?
Eine bereits veröffentlichte Studie des SWP im Jahr 2012 zum Thema "Targeted Killing": Die Regierung räumte ein, dass sie bestimmte Personen zur Festsetzung oder Tötung (capture/kill) ausschrieb und die Geheimdienste der Amerikaner mit notwendigen Informationen ausstattete (Priorität, Zugriffsoperationen usw.) http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2012_S01_rdf_slr.pdf (http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2012_S01_rdf_slr.pdf)
Es sollte vielleicht auch erwähnt werden, dass die staatlichen Killerkommandos völkerrechtskonform agieren.
Mit dem Vertrag von Lissabon wurde die Charta der Grundrechte rechtsverbindlich. http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2007:303:0017:0035:DE:PDF (http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2007:303:0017:0035:DE:PDF)
Artikel 2.1: "Niemand darf zur Todesstrafe verurteilt oder hingerichtet werden."
Artikel 2 Absatz 2 EMRK: ""Eine Tötung wird nicht als Verletzung dieses Artikels betrachtet, wenn sie durch eine Gewaltanwendung verursacht wird, die unbedingt erforderlich ist
,,Ein Staat kann in seinem Recht die Todesstrafe für Taten vorsehen, die in Kriegszeiten oder bei unmittelbarer Kriegsgefahr begangen werden;"
Das ist nichts anderes als die Todesstrafe.
Law Enforcement
Sind Maßnahmen, die ein Staat innerhalb seines Territoriums ergreift, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung durchzusetzen.
Jeder der unmittelbar an Feindseligkeiten einer Konfliktpartei teilnimmt, kann unter Einhaltung des humanitären Völkerrechts zu einem dauerhaften, rechtmäßigen und militärischen Ziel erklärt werden und somit gezielt getötet werden. Selbst Zivilisten verlieren unter bst. Voraussetzungen ihren Schutz. Die Definitionen hierfür sind nicht eindeutig abgegrenzt.
Otto Schily (2004) - "Die Terroristen sollten aber wissen: Wenn ihr den Tod so liebt, dann könnt ihr ihn haben. Wir müssen unterscheiden zwischen der Situation, der wir uns in Europa gegenübersehen, und der Lage außerhalb. Wenn wir aber sagen, dass es im Extremfall zulässig ist, hochgefährliche Angreifer sogar zu töten, dann ist es nur konsequent, schon im Vorfeld deren Bewegungsfreiheit einzuschränken. "
Wolfgang Schäuble (2007) - "Rechtliche Fragen wie das "Targeted Killing", also die gezielte Tötung Verdächtiger durch den Staat, seien völlig offen. "
Aus geheimen FBI-Leaks geht hervor, dass es bereits Überlegungen gab, Sniper gegen Demonstranten aufzustellen (wenn dies notwendig erscheint) https://www.documentcloud.org/documents/549518-fbi-ows-documents.html#document/p7/a85227
Quotefrawx
vor 6 Stunden 13 Minuten
"Deutschland wird am Hindukusch verteidigt",
tönte seinerzeit ein Verteidigungsminister. Deutschland befindet sich also im Krieg, auch wenn offiziell ein Eiertanz gemacht wird, um den Begriff "Krieg" zu vermeiden. Und im Krieg wird nun mal nicht mit Styropor-Kugeln geschossen, sondern getötet. Auch wenn der Feind nicht mehr eine Uniform trägt, sondern sich in Zivilkleidung unter Zivilisten mischt und auch wenn es keine offizielle Kriegserklärung Deutschlands gibt (gegen wen auch?).
Viel wichtiger wäre es allerdings, Bilanz des Krieges zu ziehen. Warum ging Deutschland in diesen Krieg, der keiner sein darf? Was sollte erreicht werden und was wurde erreicht? War der Krieg das Opfer der vielen gefallenen deutschen Soldaten wert? Denn dass nach Abzug der USA ähnlich wie nach dem seinerzeitigen Abzug der Sowjetunion das Land wieder an die Taliban fallen wird, das können auch Politiker nicht wegreden.
Wie also lautet die Bilanz des Krieges?
Quotetrabbi
vor 4 Stunden 42 Minuten
28. Einst guter Ruf verspielt
So sieht das also aus, wenn die Freiheit Deutschlands am Hindukusch gefunden und dort offensiv verteidigt wird: Irgendwer setzt irgendwen auf seine Terrorliste und lässt ihn ausspähen, um ihn heimtückisch aus der Luft von mittels Drohnen zu ermorden, einschließlich aller gerade in seiner Nähe befindlichen Personen. Bis zu zehn Kinder Frauen und Alte können dabei einfach in Kauf genommen werden, darüber hinaus bedarf es der Zustimmung irgend eines Vorgesetzten, als Prognose. Wie viele es dann schließlich wirklich sind, ist egal. Und es kommt natürlich auch nicht darauf an, ob das avisierte Opfer sich überhaupt im Kampfgebiet oder in irgend einem anderen Staat aufhält. Da war offenbar die Praxis in der einzigen Demokratie im Nahen Osten das Vorbild. Wird das nun Bestandteil des Völkerrechts?
Ach ja, Deutschland hat ja nur elf solcher Mordaufträge erteilt. Die restlichen 733, das waren die vielen anderen. Von denen hat es nur gewusst. Keinerlei Schuld bewusst, sollen nun 800 jungen Männern und Frauen diese Mordtaten unter Einsatz Ihres eigenen Lebens fortsetzen. Der besonders seit dem ersten WK mühselig aufgebaute gute Ruf Deutschlands in dieser Region ist ohnehin verspielt.
Die Kanzlerin und ihre Minister gehören umgehend vor Gericht gestellt. Und die Bundestagsabgeordneten, die diesen Einsätzen zustimmten, auch!
QuoteSchlossherr
vor 4 Stunden 23 Minuten
29. Kommando Spezialkräfte
Das, was die Bundeswehr einen Medien kommuniziert, ist nur die Arbeit der Streitkräfte, die für das ,,Brunnen bohren" und ,,Mädchenschulen aufbauen" verantwortlich sind. Es sollte jedem klar sein, dass auch Spezialkräfte aus Deutschland dort unten im Einsatz sind und dass die Bundeswehr natürlich nicht veröffentlicht, wie viele Personen dort im Einsatz sind und was genau sie machen.
Und dann kommt es natürlich auch dazu, dass einzelne Befehlshaber das ausnutzen und ebenfalls Todeslisten erstellen, weil: Der Amerikaner macht das ja ganz genauso.
Überraschend finde ich das ganze jetzt aber nicht. Weniger verwerflich wird es dadurch aber auch nicht. Ich bin mal gespannt, ob man der Bevölkerung irgendwann erzählt, was das KSK genau dort unten gemacht hat, in Verbindung mit dem Bundesnachrichtendienst.
Quoteinecht
vor 3 Stunden 53 Minuten
31. Mord.
Die "gezielte Tötung" , also die Exikutierung ohne Gerichtsverfahren und ohne Schuldspruch ist Mord.
Die Täter sind Mörder.
Gemeinsam geplante Mordtaten sind Terrorismus.
Quote
AntonPree
vor 3 Stunden 46 Minuten
32. Landesverteidigung am Hindukush
Der Krieg beginnt in Aichach:
"Dabei geht es insbesondere um die Weitergabe von Telefonnummern von Verdächtigen, die von Geheimdiensten zu ihrer Ortung benutzt werden können."
und nicht am Hindukush! Dies müssen die Menschen endlich begreifen.
QuoteDemetrios I. Poliorketes
vor 3 Stunden 35 Minuten
36. Die Zahl der getöteten Zivilisten...
...ging Jahr für Jahr hoch, jedenfalls im Jahr 2011 war eine Zunahme von 28 % gegenüber 2009, mit weit überwiegender Schuld oder Urheberschaft bei den sgn. Aufständischen, vgl.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-03/afghanistan-zivile-opfer (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-03/afghanistan-zivile-opfer)
da ist es nur recht und billig, dass die Bundeswehr dem Einhalt gebot, oder es versuchte, oder sich daran beteiligte, dafür war sie dort, und dafür wurde sie bezahlt, auch wenn einzelne Fehlgriffe zu untersuchen oder Angehörige zu entschädigen wären. Da muss man das größere Ganze sehen.
Quote
r.schewietzek
vor 3 Stunden 16 Minuten
Sagen Sie das auch den Opfern, die unschuldig waren?
' Da muss man das größere Ganze sehen.'
Würden Sie das im Falle, Ihr Kind oder Enkel wäre betroffen, auch so sehen?
Quote
zappp
vor 2 Stunden 50 Minuten
42. ... Dass gezielte Tötungen nichts bringen, sondern eher mehr Nachwuchs, Unterstützer und Sympathisanten erzeugen weiss die CIA wissenschaftlich belegt seit 2009. Man hätte sogar vorher durch blosses Überlegen darauf kommen können. Trotzdem wurde es nicht nur gemacht, sondern sogar bis heute weitergemacht. Es geht wohl eher darum, überhaupt irgendetwas zu machen, um das Bedürfnis nach Vergeltung zu befriedigen. Oder um die Existenz von Militär und Geheimdiensten zu rechtfertigen.
QuoteEl Colmillo
vor 2 Stunden 44 Minuten
43. Todesliste
"Analysen" (?!) von Militär-"Experten" der BILD (!) als Grundlage für Berichterstattung der ZEIT (wenn auch nur Online). Oh je!
Aber selbst wenn es nicht BILD wäre: die legendäre Inkompetenz deutscher Medien hinsichtlich militärischer Themen lassen mich jedweder diesbezüglicher Berichterstattung ganz grundsätzlich äußerst skeptisch gegenüberstehen.
Leider sind das die gleichen Medien, die sehr schnell bei der Hand sind, wenn es darum geht, "humanitäre" oder "Nothilfe-"Einsätze gegen Diktatoren und Mörderbanden zu fordern. Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
Quote
Entspiegelt
vor 2 Stunden 59 Minuten
41. @sued.franzose #3 Nicht gewusst?
... Wie bezeichnen Sie Leute, die Flugzeuge kapern und in mörderischer Absicht mit Mann und Maus in Gebäude fliegen? Wie bezeichnen Sie Leute, die einer Organisation Unterschlupf bieten, die solche Terroranschläge initiieren? Doch wohl nicht Terroristen?
Es sind übrigens die gleichen Leute, die Frauen, die des Ehebruchs verdächtig sind, steinigen - wie vor Jahrhunderten. Es sind auch die Leute, die Jahrtausende alte Kulturgüter in die Luft sprengen, die Leute, die den Rest der Welt mit harten Drogen überschwemmen. Drogen haben die Eigenschaft, einem das Hirn zu vernebeln.
Nicht gewusst?
Quote
Mit-Leib-und-Seele-Oekonom
vor 2 Stunden 38 Minuten
44. Dann frage ich mich,
wieso sind wir nicht in Saudi Arabien, um unsere Freiheit zu verteidigen?
Quote
Reynard
vor 35 Minuten
re: Empörung...
"Abgesehen davon ist die allgemeine Empörung für mich nicht nachzuvollziehen..."
Hier "empören" sich wieder nur die üblichen Verdächtigen - wer sich über den Tod von Talibanterroristen moralisch entrüstet, hat die Bilder und Nachrichten über die Gräueltaten der Taliban erfolgreich verdrängt!
QuoteDemetrios I. Poliorketes
vor 2 Stunden 35 Minuten
45. Die Mission ist ein voller Erfolg...
...und summa summarum hat sich der Einsatz auch gelohnt, vgl
"Der deutsche Bundestag stand, zumindest abgesehen von der Linkspartei, stets hinter der Mission. Bei der letzten Verlängerung des Mandats Anfang 2014 stimmten 83 Prozent der Abgeordneten dafür. Laut Rainer Arnold, Sprecher der SPD im Verteidigungsausschuss, gibt es zwei entscheidende Kriterien, an denen sich der Erfolg der Mission bemisst. Erstens: Ist es gelungen, Afghanistan davor zu bewahren, ein zerfallener Staat zu werden, in dem Terroristen einen Rückzugsort behalten? Zweitens: Hat die Mission den Afghanen dabei geholfen, ihr Gemeinwesen besser zu organisieren? Arnold antwortet auf diese Fragen im Gespräch mit n-tv.de: "Beide Ziele sind erreicht".
Arnold kann sich mit seiner Einschätzung auf Statistiken stützen. So ist etwa die Zahl sogenannter "sicherheitsrelevanter Zwischenfälle" gesunken. ...
Ohne den militärischen und politischen Nutzen des Einsatzes bewerten zu wollen, zeichnet Simone Pott von der Welthungerhilfe ebenfalls ein optimistisches Bild: "Die humanitäre Situation hat sich bis zu einem gewissen Grad verbessert", sagt sie n-tv.de. "Es gibt mehr Schulen. Die Lebenserwartung ist von 42 auf 49 Jahre gestiegen. Es gibt besseren Zugang zu Trinkwasser und sanitären Anlagen. Insgesamt hat sich die Infrastruktur verbessert."
Quote
Carlton
vor 11 Minuten
61. Rechtsstaatlichen Prinzipien
genügt das natürlich nicht. Aber die sind bei der "Terror"-Bekämpfung sowieso nicht besonders hoch im Kurs. Abgesehen davon, dass gezielte Tötungen im Auftrag einer Regierung (stellen Sie sich vor, Putin würde diese anordnen) allen Forderungen einer moralisch legitimen Handlungsweise widersprechen, bleibt die Frage nach dem Nutzen. Ist die Terrorgefahr im Westen infolge von Drohnenangriffen wirklich geringer geworden oder führen die zahlreichen zivilen Opfer den Terrornetzen noch mehr Mitglieder zu?
...
Aus: "Dokumente sollen Bundeswehr-Beteiligung an gezielten Tötungen belegen" (30. Dezember 2014)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-12/bundeswehr-afghanistan-toettungen (http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-12/bundeswehr-afghanistan-toettungen)
Das Massaker von Srebrenica war ein Kriegsverbrechen während des Bosnienkriegs, das durch UN-Gerichte gemäß der 1951 in Kraft getretenen Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes als Völkermord klassifiziert worden ist. ...http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica (http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica)
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Quote[...] DEN HAAG dpa | Fast 20 Jahre nach dem Völkermord im ostbosnischen Srebrenica sind zwei ehemalige ranghohe serbische Offiziere für das Massaker endgültig zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien bestätigte am Freitag in Den Haag im Berufungsverfahren die Urteile der ersten Instanz. Drei weitere ehemalige Offiziere wurden zu langjährigen Haftstrafen von 13, 18 und 35 Jahren verurteilt.
Mit diesem Urteil ging der bisher umfangreichste Prozess zum Völkermord in Srebrenica nach fast neun Jahren zu Ende. Zum ersten Mal sprach das Gericht zwei ehemalige Kommandeure direkt für den Massenmord von rund 8.000 muslimischen Männern und Jungen im Juli 1995 schuldig.
Bosnisch-serbische Einheiten unter dem damaligen General Ratko Mladic hatten die UN-Schutzzone im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina am 11. Juli überrannt. Die Gefangenen wurden unter den Augen der dort stationierten niederländischen UN-Soldaten abgeführt und anschließend in den umliegenden Wäldern ermordet. Der Völkermord von Srebrenica ist das schlimmste Kriegsverbrechen auf europäischem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg.
Vujadin Popovic (57) und Ljubisa Beara (75), die dem Generalstab von Mladic angehörten, hätten den Massenmord mitgeplant und -organisiert, urteilten die Richter. Alle Angeklagten wurden wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen, wie Mord in zahlreichen Einzelfällen, gezielte Verfolgung von Bürgern und Vertreibung. Noch unklar ist, in welchem Land die Männer ihre Strafe verbüßen müssen. Zu Prozessbeginn hatten sie auf unschuldig plädiert.
Das Gericht unter Vorsitz des Jamaikaners Patrick L. Robinson gab den Einsprüchen der Verteidigung und der Anklage gegen das Urteil der ersten Instanz nur in wenigen Punkten statt. In einem Fall wurde die Strafe um ein Jahr auf 18 Jahre Gefängnis reduziert.
Der Prozess war 2006 zunächst gegen sieben Angeklagte eröffnet worden. Einer der Männer starb, ein weiter verzichtete auf eine Berufung. In 425 Verhandlungstagen wurden fast 3.000 Beweisstücke geprüft und 329 Zeugen angehört.
Insgesamt hat das UN-Tribunal gegen 20 Personen Anklage wegen der Verbrechen von Srebrenica erhoben, darunter gegen Ex-Serbenführer Radovan Karadzic und den damaligen General Mladic. Deren Prozesse sind noch nicht abgeschlossen.
Aus: "Völkermord in Srebrenica: UN-Tribunal urteilt hart" (30.01.2015)
Quelle: http://www.taz.de/Voelkermord-in-Srebrenica/!153838/ (http://www.taz.de/Voelkermord-in-Srebrenica/!153838/)
Quote[...] André Shepherd (* 21. Mai 1977 in Cleveland, Ohio) ist ein Deserteur der US Army, der in Deutschland politisches Asyl beantragt hat. ... Für sein Verhalten erhielt er am 7. Februar 2009 den Preis Frieden aus Überzeugung vom Munich American Peace Committee. Am 18. September 2010 wurde ihm der taz-Panter-Preis der taz Panter Stiftung verliehen. André Shepherd wird von Connection e. V. unterstützt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Shepherd (https://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Shepherd) (31. Oktober 2014)
QuoteAls Koalition der Willigen oder als Koalition der Wollenden (im englischen Original ,,coalition of the willing") bezeichneten insbesondere die US-amerikanischen Gründer dieser Koalition eine Allianz von Staaten, die den Angriff der USA im Frühjahr 2003 auf den Irak im Dritten Golfkrieg politisch und militärisch unterstützten. Der Begriff steht im Gegensatz zum von George W. Bush geprägten Ausdruck ,,Achse des Bösen", zu der der Irak gezählt wurde. Die genaue Anzahl der Mitgliedsstaaten war und ist unklar, da einige der Mitglieder – vor allem Golfstaaten – nicht genannt werden wollen, andere wiederum ihre Zugehörigkeit heftig dementieren. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Koalition_der_Willigen (https://de.wikipedia.org/wiki/Koalition_der_Willigen) (02/2015)
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig in seinem Grundsatzurteil vom 21. Juni 2005; aus der schriftlichen Urteilsbegründung, ab Seite 89: ...
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Koalition_der_Willigen&oldid=135454265#Juristische_Bewertung_in_Deutschland (2. November 2014)
"Dieser Krieg lief meinem sittlichen Grundempfinden zuwider"
"US-Deserteur André Shepherd kämpft um politisches Asyl in Deutschland" (17.09.2010)
André Shepherd im Gespräch mit Liane von Billerbeckhttp://www.deutschlandradiokultur.de/dieser-krieg-lief-meinem-sittlichen-grundempfinden-zuwider.954.de.html?dram:article_id=145623 (http://www.deutschlandradiokultur.de/dieser-krieg-lief-meinem-sittlichen-grundempfinden-zuwider.954.de.html?dram:article_id=145623)
Quote[...] Luxemburg - Deutschland muss dem US-Deserteur Andre Sheperd wohl kein Asyl gewähren. Der Grund: Der frühere Soldat hatte nicht offiziell versucht, den Kriegsdienst zu verweigern. Er müsse beweisen, dass ihm ein entsprechendes Verfahren nicht zur Verfügung gestanden habe, entschied nun der Europäische Gerichtshof (EuGH). Kann der Mann den Nachweis nicht erbringen, ist ein Asyl in Deutschland unwahrscheinlich. Laut dem Urteil ist somit jeglicher Schutz nach der europäischen Flüchtlingsrichtlinie ausgeschlossen.
Auch die Haftstrafe, die Sheperd in den USA droht, sei nicht als unverhältnismäßig oder diskriminierend zu bewerten, entschied der Gerichtshof. Die USA hätten ein legitimes Recht zum Unterhalt von Streitkräften.
Die Entscheidung über Sheperds Asylantrag liegt nun bei den deutschen Gerichten, die seinen Fall mit Blick auf die Rechtsauslegung des EuGH erneut prüfen müssen.
Shepherd war als Hubschrauber-Monteur der US-Armee in Bayern stationiert. Nach einem ersten Einsatz im Irak 2004, bei dem er weder an Militäroperationen noch an Kampfhandlungen unmittelbar teilgenommen hatte, verweigerte er 2007 aus Gewissensgründen einen weiteren Einsatz im Irakkrieg. Nach seiner Rückkehr hatte er jedoch seine Dienstzeit verlängert.
Um einer Strafverfolgung wegen Fahnenflucht zu entgehen, beantragte er 2008 Asyl in Deutschland - ohne Erfolg. Seinen Asylantrag begründete Sheperd damit, dass er sich nicht mehr an einem rechtswidrigen Krieg und an Kriegsverbrechen beteiligen wolle.
Mit der Ablehnung wollte sich der Amerikaner nicht abfinden und klagte in einem Musterverfahren vor dem EuGH. Er wollte erreichen, dass EU-Staaten untergetauchten Angehörigen der US-Armee Asyl einräumen können. Shepherd ist der erste desertierte US-Soldat, der Asyl in Deutschland beantragt hat.
In seinem Urteil stellt der EuGH zugunsten Sheperds fest, dass das europäische Recht nicht nur Kampftruppen, sondern auch Logistiker und andere nicht direkt an der Front eingesetzte Soldaten schütze. Auch müssten nicht zwingend bereits Kriegsverbrechen begangen worden sein. Es reiche aus, dass sie "mit hoher Wahrscheinlichkeit" begangen würden.
Insgesamt spricht die Auslegung der Richter jedoch gegen ein Asyl für Sheperd. So sei bei einem Militäreinsatz auf Grundlage einer Resolution des Uno-Sicherheitsrates gewährleistet, dass dabei keine Kriegsverbrechen begangen würden. Dies gelte grundsätzlich auch für Einsätze, "über die ein internationaler Konsens besteht", urteilten die Richter. Die USA waren 2003 an der Spitze einer "Koalition der Willigen" aus zahlreichen Staaten in den Irakkrieg gezogen.
vek/Reuters
Aus: "EuGH-Urteil: US-Deserteur bekommt wohl kein Asyl in Deutschland" (26.02.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/asyl-in-deutschland-fuer-us-deserteur-unwahrscheinlich-a-1020649.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/asyl-in-deutschland-fuer-us-deserteur-unwahrscheinlich-a-1020649.html)
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Quote[...] Der desertierte US-Soldat André Shepherd ist mit seinem Asylantrag vor dem Verwaltungsgericht München gescheitert. Das Gericht sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Fahnenflucht des Klägers nicht das letzte Mittel gewesen sei, um nicht an Kriegsverbrechen beteiligt zu werden, teilte Sprecher Florian Huber mit.
Shepherd war 2007 von seinem US-Stützpunkt in Bayern geflohen, um einem weiteren Einsatz im Irak-Krieg zu entgehen. Er berief sich auf Gewissensgründe und beantragte Asyl in Deutschland. Einen erneuten Einsatz im Irak könne er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, argumentierte er. Gerade bei Einsätzen der Apache-Kampfhubschrauber sei die Zivilbevölkerung zu Schaden gekommen. "Ich wollte Amerika nicht noch einmal dabei helfen, unschuldige Menschen zu ermorden", sagte er damals. Ein Kriegsdienstverweigerungsverfahren in den USA leitete er nicht ein, weil er es für aussichtslos hielt.
Die deutschen Behörden lehnten den Antrag ab. Shepherd habe kein einziges Kriegsverbrechen genannt, das seine Einheit während ihres ersten Irak-Einsatzes begangen habe, hieß es zur Begründung vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im März 2011. Als Wartungstechniker laufe er auch nicht Gefahr, persönlich in Kriegsverbrechen verwickelt zu werden.
Shephard zog daraufhin vor Gericht. Die Münchener Richter setzten das Verfahren im Jahr 2013 aus und legten dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) Fragen zur Auslegung von Vorschriften im EU-Flüchtlingsrecht vor. Der teilte 2015 mit, ein Erfolg des Antrags sei möglich, wenn Shepherd als Wartungsmechaniker eine auch nur indirekte Verwicklung in Kriegsverbrechen gedroht hätte. Dafür müssten deutsche Behörden und Gerichte prüfen, ob solche begangen wurden – was politisch heikel ist.
Dabei sei allerdings auch zu berücksichtigen, dass der UN-Sicherheitsrat dem Verbleib der US-Truppen im Irak zugestimmt habe, hieß es vom EuGH. Zudem müsse die Fahnenflucht die einzige Möglichkeit gewesen sein, dem Kriegseinsatz zu entgehen. Der EuGH ließ auch erkennen, dass eine drohende Freiheitsstrafe in den USA oder die Entlassung aus der Armee nicht als Asylgründe im Sinne des europäischen Rechts gelten könnten.
Quoteder westen hat immer recht #5
"Als Wartungstechniker laufe er auch nicht Gefahr, persönlich in Kriegsverbrechen verwickelt zu werden. "
Also, wenn jemand "nur" das Auto fährt, während die anderen die Bank ausrauben, "laufe man auch nicht Gefahr, persönlich in Verbrechen verwickelt zu werden."
So, so.. interessant.
QuoteGeschichte wiederholt sich #5.1
Gebe Ihnen vollkommen Recht, dann dürfen die Gerichte eigentlich auch nicht den Waffenverkäufer vom Münchner Amokläufer bestrafen.
Quote
xpark #5.3
+++ Also, wenn jemand "nur" das Auto fährt, während die anderen die Bank ausrauben, "laufe man auch nicht Gefahr, persönlich in Verbrechen verwickelt zu werden." +++
Unabhängig davon, wie man zu der Entscheidung steht: ihr Beispiel ist nicht richtig.
Wenn jemand dagegen für Bankräuber die Autos repariert (um bei ihrem Beispiel zu bleiben), könnte man durchaus argumentieren, dass derjenige nicht in deren Verbrechen verwickelt ist.
Quotehumeric #6
Ich verstehe irgendwie nicht wieso der Asylantrag in Deutschland abgelehnt wurde und warum der US-Soldat überhaupt bestraft werden sollte. Spätestens als bekannt wurde, dass der Irakkrieg aufgrund von Lügen begonnen wurde hätte meiner Meinung nach eigentlich jeder Soldat das Recht, den Dienst zu verweigern.
Das Bundesverwaltungsgericht hat schon 2005 festgestellt, dass der Irakkrieg eine Völkerrechtswidrige Aggression war und ein Major, der seinen Dienst verweigerte wurde deswegen nicht bestraft.
Wenn also ein US-Soldat, der für die Verweigerung eines Irakeinsatzes in den USA bestraft wird, in Deutschland der Einsatz aber als Völkerrechtswidrig gilt, wie kann man dann den Asylantrag ablehnen? ...
QuoteGeschichte wiederholt sich #8
Diese Geschichte ist ein weiterer Fleck auf der europäischen Demokratie, gleich nach dem Snowden und Assange.
...
Aus: "André Shepherd: US-Deserteur erhält kein Asyl in Deutschland" (17. November 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-11/andre-shepherd-asylantrag-us-amerikaner-deutschland (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-11/andre-shepherd-asylantrag-us-amerikaner-deutschland)
Quote[...] Ende vergangener Woche ist es vor dem US-Militärstützpunkt Creech (US-Bundesstaat Nevada) zu Protesten und Aktionen gegen Drohneneinsätze gekommen. Was genau ist passiert?
Bei der Aktion »Shut Down Creech« haben am Freitag mehr als 100 Aktivisten die Schließung des Stützpunkts gefordert. Die Demonstranten legten sich auf die Straßen zu den zwei Eingängen zur Basis, um die Drohnenpiloten zu hindern, an diesem Tag ihre Arbeit aufzunehmen. Der aufgestaute Verkehr war über zwei Kilometer lang. Die Polizei forderte die Protestierenden auf, sich von den Straßen zu entfernen. Obwohl sie ruhig liegen blieben, wurden 34 von ihnen verhaftet. Sie werden im April vor Gericht gestellt, werden sich aber als »nicht schuldig« erklären. Unter ihnen befanden sich auch Aktivisten wie Brian Terrell, die schon 2009 beim ersten Protest in Creech dabei waren. Damals wurden 14 von ihnen wegen unbefugten Betretens der Basis verhaftet; die darauf folgenden Prozesse brachten das Thema des Drohnenkriegs erstmals an die Öffentlichkeit. Das war der Beginn der Anti-Drohnen-Kampagnen überhaupt.
...
Aus: "Bei jedem Drohnenangriff sterben durchschnittlich 28 Menschen" (Aus: junge Welt, Mittwoch, 11. März 2015)
Proteste auch in den USA: Aktivisten blockierten den Stützpunkt Creech im Bundesstaat Nevada. Gespräch mit Elsa Rassbach *
Elsa Rassbach ist Journalistin und Filmemacherin, seit 50 Jahren in deutschen und US-Friedensbewegungen aktiv und Vertreterin des US-Friedensbündnisses United National Antiwar Coalition (UNAC) in Deutschland.http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Drohnen1/creech.html (http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Drohnen1/creech.html)
Wir Aktivisten in Deutschland wurden inspiriert von den großen Anstrengungen und den vielen Opfern, die US-Bürgerinnen und Bürger, beginnend mit Aktionen des zivilen Ungehorsams in Creech im Jahr 2009, auf sich genommen haben, um das Töten mit Drohnen zu stoppen. Es war für uns eine Ehre, gemeinsam mit Euch am 4. Oktober 2014 den erfolgreichen Globalen Aktionstag gegen Kampf- und Überwachungsdrohnen mit mehr als 60 lokalen Aktionen weltweit, mit Euch gemeinsam organisiert zu haben. ... (2015)
https://drohnen-kampagne.de/shut-down-creech-message-of-solidarity-from-the-german-drone-campaign/ (https://drohnen-kampagne.de/shut-down-creech-message-of-solidarity-from-the-german-drone-campaign/)
Die Organisation IPPNW (Abkürzung für International Physicians for the Prevention of Nuclear War; Name der deutschen Sektion IPPNW Deutschland – Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.) ist ein internationaler Zusammenschluss von Human-, Tier- und Zahnärzten sowie Psychotherapeuten, die sich unter anderem vor allem für die Abrüstung atomarer Waffen einsetzt. Der internationale Hauptsitz befindet sich in Somerville, Massachusetts. 1985 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis für ihre ,,sachkundige und wichtige Informationsarbeit", die das Bewusstsein über die ,,katastrophalen Folgen eines Nuklearkrieges" in der Bevölkerung erhöhte.
Die deutsche Sektion der IPPNW ist mit circa 8.000 Mitgliedern die größte berufsbezogene Friedensorganisation in Deutschland, international beträgt die Anzahl der Mitglieder fast 150.000 in über 50 Nationen. ...http://de.wikipedia.org/wiki/IPPNW (http://de.wikipedia.org/wiki/IPPNW)
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Quote[...] Die Gesamtzahl der Todesopfer der Kriege in Afghanistan, Pakistan und dem Irak wird öffentlich erheblich unterschätzt. Sie liegt bei weit über einer Million Toten. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung, die heute zeitgleich in Berlin, Washington und Ottawa veröffentlicht wurde. Die deutsche, US-amerikanische und die kanadische Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) stellten die erschreckenden Ergebnisse zwölf Jahre nach Beginn des Irakkrieges vor.
Die Zahl der Opfer des sogenannten "Krieges gegen den Terror" wurde öffentlich kaum diskutiert. Wenige Zahlen wurden bekannt gegeben und diese schienen erheblich zu niedrig. Da die Todesopfer von offizieller Seite nicht gezählt wurden, gründete sich in Großbritannien während des Irakkrieges eine zivilgesellschaftliche Initiative namens "Iraq Body Count" (IBC). Ihrer Homepage zufolge hat der Irakkrieg bis heute etwa 211.000 Menschen das Leben gekostet. IBC addiert die Zahlen von überprüften Mediendaten aus Krankenhäusern und Leichenhäusern, von Nicht-Regierungsorganisationen und offiziellen Daten.
Die tatsächliche Zahl an Todesopfern, die der Krieg kostete, ist jedoch fast 10-mal so hoch: Das belegen mehrere Studien. 2006 veröffentlichte eine Gruppe von WissenschaftlerInnen um den US-Epidemiologen Les Roberts eine mortalitäts-basierte Studie im "Lancet" (eine weltweit renommierte Medizin-Fachzeitschriften), in der die Zahl der Todesopfer nach damals drei Jahren Krieg im Irak auf etwa 655.000 geschätzt wurde. Die angesehene britische Umfrageagentur Opinion Research Business (ORB) errechnete 2007 nach einer Befragung der Bevölkerung sogar über eine Million Tote bis zu diesem Zeitpunkt.
Die drei IPPNW-Sektionen (USA, Deutschland und Kanada) haben zum Jahrestag des Irakkrieges eine Schätzung der Gesamtzahl der Todesopfer an den drei Hauptschauplätzen des Anti-Terror-Krieges unternommen. Unter der Maßgabe, dass die Quellen für diese Zahlen sehr heterogen und die statistischen Intervalle für entsprechende Studien sehr breit sind, summieren sich die etwa eine Million Toten aus 10 Jahren Irakkrieg sowie über 220.000 Opfer aus Afghanistan und circa 80.000 aus Pakistan auf insgesamt etwa 1,3 Millionen Todesopfer. Dieses erschreckende Ausmaß muss dringend öffentlich wahrgenommen und diskutiert werden.
Dr. Hans-Christof von Sponeck, ehemaliger UN-Koordinator für humanitäre Fragen im Irak (1998-2000), nennt die Untersuchung im Vorwort "ein mächtiges Aide-Mémoire für die rechtliche und moralische Verantwortung, Täter zur Rechenschaft zu ziehen." Für die US-amerikanischen IPPNW-Sektion unterstreicht die Untersuchung das Ausmaß menschlicher Zerstörung, die weltweit Hass anfeuere, in einer Zeit, in der die US-Regierung neue und erweiterte Militäroperationen im Irak und in Syrien erwäge. Außerdem liefere "Body Count" den Kontext, um den Aufstieg brutaler Kräfte, wie den des IS zu verstehen, die als Folge der US-Politik weiter gedeihen würden.
Body Count: Casualty Figures After 10 Years of the »War on Terror« – Iraq, Afghanistan, Pakistan, March 2015, www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/Body_Count_first_international_edition_2015_final.pdf (http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/Body_Count_first_international_edition_2015_final.pdf)
Aus: "12. Jahrestag des Irak-Krieges: Opferzahlen des "Krieges gegen den Terror"" (IPPNW-Pressemitteilung vom 19.3.2015)
Quelle: http://www.ippnw.de/startseite/artikel/89cb9c3efb00869e66d250c2e7399539/opferzahlen-des-krieges-gegen-den.html (http://www.ippnw.de/startseite/artikel/89cb9c3efb00869e66d250c2e7399539/opferzahlen-des-krieges-gegen-den.html)
Quote[...] Die gefürchteten Fassbomben der syrischen Armee haben nach Darstellung von Amnesty International seit 2012 mehr als 11 000 Zivilisten in dem Bürgerkriegsland in den Tod gerissen. Das Militär verbreite damit "schieren Terror und unerträgliches Leid", erklärte die Menschenrechtsgruppe am Dienstag und sprach von Kriegsverbrechen. Mit Blick auf die Kämpfe in der einstigen Wirtschaftsmetropole Aleppo erhob Amnesty auch schwere Vorwürfe gegen Aufständische.
Aleppo ist seit einem Angriff der Rebellen Mitte 2012 eines der umkämpftesten Schlachtfelder des Bürgerkriegs, der insgesamt mehr als 220 000 Menschen das Leben gekostet hat. Die Stadt ist zwischen Rebellen und Regierungstruppen geteilt. Die Aufständischen feuern auf Wohngebiete unter Kontrolle der Regierung. Diese wirft immer wieder ihre Fassbomben auf Rebellengebiete, also große, mit Sprengstoff und Splittern gefüllte Behälter. Diese haben nach Erkenntnissen von Amnesty allein in Aleppo 3000 Zivilisten getötet.
"Weit verbreitete Gräueltaten, vor allem das teuflische und unnachgiebige Luft-Bombardement ziviler Viertel durch Regierungstruppen, machen das Leben für Zivilisten in Aleppo immer unerträglicher", sagte Amnesty-Vertreter Philip Luther. "Diese verachtenswerten und unaufhörlichen Luftschläge gegen Wohngebiete deuten auf eine Strategie, die sich gezielt und systematisch gegen Zivilisten richtet, mit Angriffen, die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen." Das Bombardement laufe auf eine kollektive Bestrafung der Zivilbevölkerung von Aleppo hinaus, fügte Luther hinzu.
Den Aufständischen wirft Amnesty vor, mit unpräzisen Waffen wie Mörsergranaten und improvisierten Raketen auf Viertel unter Kontrolle der Regierung gefeuert zu haben. Allein 2014 sollen durch solche Angriffe mindestens 600 Zivilisten getötet worden sein. Kämpfer beider Seiten hätten sich zudem Verbrechen wie Folter, willkürliche Verhaftung und Geiselnahme schuldig gemacht, berichtet die Menschenrechtsorganisation. Sie rief die syrische Regierung und ihre Gegner auf, solche Auswüchse und die Angriffe auf Zivilisten einzustellen.
Aus: "Kriegsverbrechen: Assad soll erneut Fassbomben gegen sein Volk eingesetzt haben" (5. Mai 2015)
Quelle: http://www.rp-online.de/panorama/ausland/amnesty-international-assad-soll-erneut-fassbomben-eingesetzt-haben-aid-1.5065825 (http://www.rp-online.de/panorama/ausland/amnesty-international-assad-soll-erneut-fassbomben-eingesetzt-haben-aid-1.5065825)
Quote[...] Fünf Raketen, abgefeuert von US-Drohnen, schlagen an diesem Tag in dem Dorf im Osten des Jemens ein. Ihr Ziel sind drei mutmaßliche Mitglieder von Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel. Doch nicht nur sie sterben bei dem Angriff, auch Salim und Walid bin Ali Jaber. Mit den Extremisten verband sie nichts.
... Zuletzt hatten Recherchen von Spiegel und The Intercept belegt, wie zentral die Basis in Rheinland-Pfalz für Angriffe wie den in Khashamir ist – selbst wenn "Einsätze bewaffneter unbemannter Flugzeuge der US-Streitkräfte nicht aus Deutschland befehligt oder geflogen werden". Letzteres hatte sich die Bundesregierung von den Amerikanern versichern lassen und wiederholt es seither unermüdlich, lässt sich auf keine Debatte über die strategische Bedeutung von Ramstein ein.
... In der Pfalz unterhalten die USA die einzige Satelliten-Relais-Station in Reichweite der Einsatzorte ihres Drohnenkriegs etwa in Pakistan, Somalia oder eben im Jemen. Die Piloten mögen nicht in Deutschland sitzen, doch ohne Ramstein wären die Angriffe wohl derzeit nicht möglich: Von dort geht das Signal an die Drohnen und werden Echtzeitbilder der Bordkameras ausgewertet und weitergeleitet.
Wichtig für die Argumentation der Kläger ist die Rechtsauffassung, mit der die Amerikaner gezielte Tötungen etwa von Al-Kaida-Mitgliedern legitimieren: Ihren nach den Anschlägen vom 11. September ausgerufenen Krieg gegen den Terror nehmen sie als global und nicht begrenzt auf reguläre bewaffnete Konflikte an. So glauben sie, jeden angreifen zu können, von dem eine unmittelbare Gefahr für die Vereinigten Staaten ausgeht. Für die Kläger, wie für viele andere Kritiker des Drohnenkriegs, gibt es dafür keine völkerrechtliche Grundlage.
... Die britische Organisation Reprieve, die auch die Kläger in Köln unterstützt, wertete öffentlich zugängliches Material unabhängiger Ermittler aus, um festzustellen: 1.147 Menschen mussten sterben, damit 41 Terrorverdächtige ausgeschaltet werden konnten.
Aus: "Drohnenkrieg-Prozess: Ohne Ramstein keine Drohnenangriffe" (27. Mai 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-05/drohnenkrieg-ramstein-jemen-opfer-klage (http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-05/drohnenkrieg-ramstein-jemen-opfer-klage)
Quote[...] Es waren nicht zuletzt Grüne Spitzenpolitiker wie Marieluise Beck, Rebecca Harms, Franziska Brantner, Ralf Fücks oder Manuel Sarrazin, die sich buchstäblich an vorderster Front für den Umsturz in der Ukraine engagierten. Per Assoziationsabkommen sollte das Land in den Genuss von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten kommen, so ihr Credo. Und hierfür war ihnen buchstäblich jedes Mittel recht: So wurden die sog. Maidan-Proteste enthusiastisch unterstützt, die dann dazu führten, dass der gewählte pro-russische Präsident Wiktor Janukowitsch im Februar 2014 unter Gewaltandrohung aus dem Land gejagt wurde (landläufig wird so etwas als Putsch bezeichnet). Und weil der Machtwechsel ohne rechtsradikale Schlägerbanden nicht möglich gewesen wäre, wurden auch beide Augen zugedrückt, als diese dann für ihre ,,Verdienste" mit hohen Ministerposten in der ,,Übergangsregierung" belohnt wurden.
Im August 2014 unterschrieben u.a. die oben genannten Grünen-Politiker dann einen offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel, in dem sie faktisch einen verschärften Konfrontationskurs gegenüber Russland forderten: ,,Wird Europa zusehen, wie ein Staat zerstört wird, der sich für die europäischen Werte entschieden hat? Werden wir hinnehmen, dass die russische Führung die europäische Friedensordnung aus den Angeln hebt? [...] Die Bundesregierung hat bisher hartnäckig vermieden, von einem Krieg Russlands gegen die Ukraine zu sprechen. Jede realistische Politik beginnt aber damit, die Dinge beim Namen zu nennen. Die EU darf keinen Zweifel daran lassen, dass die Aggression gegen einen Staat, mit dem sie ein Assoziationsabkommen geschlossen hat, einen hohen politischen und ökonomischen Preis kosten wird. Die Sanktionen gegen Russland müssen ausgeweitet, die Unterstützung für die Ukraine auf allen Ebenen verstärkt werden." [http://russland.boellblog.org/2014/08/29/dokumentation-offener-brief-an-merkel-und-steinmeier/ (http://russland.boellblog.org/2014/08/29/dokumentation-offener-brief-an-merkel-und-steinmeier/)]
Also nennen wir die Dinge beim Namen: Etwa, dass der Eskalation eine jahrzehntelange anti-russische NATO-Einkreisungspolitik vorausging (unter Bruch früherer Zusagen, dies zu unterlassen); dass das Assoziationsabkommen mit der Ukraine keineswegs altruistisch motiviert ist, sondern auf die periphere Eingliederung des Landes in die EU-Einflusssphäre abzielt; dass vor allem Deutschland und die USA seit Jahren oppositionelle Kräfte aufgebaut und gestärkt haben, die dann für die Machtübernahme bereitstanden; und dass die Faschisten mitnichten von der Bildfläche verschwunden sind, sondern im Gegenteil zu einer wesentlichen eigenständigen Kraft im Bürgerkrieg geworden sind; kurzum, dass es in der Ukraine um alles Mögliche ging und geht, aber bestimmt nicht um Freiheit, Demokratie und Menschenrechte.
Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, muss nicht einmal über den Grünen Tellerrand hinausgeblickt werden. So schrieb der Grüne Übervater und Ex-Außenminister Joschka Fischer in seinem Buch ,,Scheitert Europa?" im Jahr 2014, dass es Deutschland und der EU in Osteuropa um knallharte geopolitische Interessen geht – und eine Konfrontation mit Russland wird dabei augenscheinlich billigend in Kauf genommen: ,,Die EU wird begreifen müssen, dass sie in ihrer östlichen und südlichen Nachbarschaft nicht in einem interessefreien Raum handelt, sondern dass sie dort mit widerstreitenden Interessen anderer Mächte, ja mit Rivalen konfrontiert wird [...]. Die Erweiterungspolitik der EU [...] ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Sicherheit der Europäischen Union, ja ihre entscheidende Machtprojektion nach außen in ihre geopolitische Nachbarschaft. [...] Wladimir Putin hat die Weichen in Richtung Konfrontation gestellt und damit nicht nur eine Krise ausgelöst, die länger anhalten wird, sondern auch die tiefe Sinnkrise der NATO beendet [...] aus einem Partner [ist] erneut ein Rivale geworden..." (S. 122f.)
Ganz ähnlich wie Fischer argumentierte nun auch Manuel Sarrazin, Abgeordneter aus Hamburg und europapolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion. In einem Papier vom 20. Mai 2015 plädiert er für eine engagierte Eindämmungspolitik Russlands, das in die Schranken gewiesen werden müsse. Gleichzeitig sei es erforderlich, die eigenen Interessen in der Region engagiert durchzusetzen: ,,Die russische Politik in der Nachbarschaft macht es für die EU notwendig, sich für eine klare eigene Strategie in der Region und damit gegenüber Russland zu entscheiden. [...] Deswegen muss sich die EU nach über zehn Jahren Nachbarschaftspolitik jetzt endlich zu den eigenen strategischen Interessen in der Region offen bekennen und diese auch den Partnern und Russland gegenüber klarstellen. Andernfalls verspielt sie früher oder später die Möglichkeit, stabilisierend Einfluss auf die Region nehmen zu können. Es bedarf eines klaren Bekenntnisses, das die EU in Zukunft nachhaltig und strategisch in die Region investieren wird und damit auch die frühere Politik eines ,Russia First' ausdrücklich beendet. [...] Deswegen muss die EU, wenn Russland das strategische Bekenntnis der EU als Bedrohung seiner im Kern illegitimen Ansprüche auffasst, bereit sein, mit allen Mitteln ihrer ,soft power' auch in eine Konfrontation mit Russland zu gehen." [http://www.manuelsarrazin.de/meinung/21-05-2015/f%C3%BCr-eine-klare-strategie-der-eu-der-%C3%B6stlichen-nachbarschaft (http://www.manuelsarrazin.de/meinung/21-05-2015/f%C3%BCr-eine-klare-strategie-der-eu-der-%C3%B6stlichen-nachbarschaft)]
In diesem Zusammenhang hält Sarrazin insbesondere die jüngste Ablehnung einer EU-Beitrittsperspektive für Georgien, Moldawien und die Ukraine auf dem Gipfeltreffen der Östlichen Partnerschaft am 21./22. Mai 2015 für einen schweren Fehler. Tatsächlich war die dortige Ansage von Bundeskanzlerin Angela Merkels mehr als deutlich: ,,Die ,Östliche Partnerschaft' sei ausdrücklich ,kein Instrument der Erweiterungspolitik', sagte Merkel in ihrer Regierungserklärung. Das war vor allem für Ukrainer und Georgier eine bittere Pille. Die Regierungen beider Länder hatten sich vor dem Gipfel ein Signal gewünscht, das ihren Ländern Hoffnung machen würde auf eine EU-Mitgliedschaft." (Spiegel Online, 21.05.2015) [http://www.spiegel.de/politik/ausland/angela-merkel-frustriert-ukrainer-und-georgier-vor-eu-gipfel-a-1034880.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/angela-merkel-frustriert-ukrainer-und-georgier-vor-eu-gipfel-a-1034880.html)]
...
Aus: "IMI-Standpunkt 2015/021 - in: AUSDRUCK (Juni 2015): Die Grünen: Moralbemäntelte Geopolitik"
Jürgen Wagner | Veröffentlicht am: 29. Mai 2015
Quelle: http://www.imi-online.de/2015/05/29/die-gruenen-moralbemaentelte-geopolitik/ (http://www.imi-online.de/2015/05/29/die-gruenen-moralbemaentelte-geopolitik/)
#2 http://www.imi-online.de/download/Juni2015_05_Wagner.pdf (http://www.imi-online.de/download/Juni2015_05_Wagner.pdf)
Aufstand im Irak (nach US-Rückzug)
Der Aufstand im Irak dauert seit dem Rückzug der US-Truppen im Dezember 2011 an. Irakische aufständische Gruppen kämpfen gegen die Zentralregierung und es gibt konfessionelle Gewalt zwischen den religiösen Gruppen des Irak. ...https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_im_Irak_%28nach_US-R%C3%BCckzug%29 (https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_im_Irak_%28nach_US-R%C3%BCckzug%29)
Quote[...] BERLIN taz | Die Zivilbevölkerung im Irak zahlt einen außerordentlich hohen Preis für die schier endlosen bewaffneten Konflikte im Land. Alleine im Zeitraum vom 01. Januar 2014 bis Ende April 2015 wurden im Irak fast 15.000 Menschen getötet und knapp 30.000 verwundet.
Dies geht aus einem Bericht hervor, der am Dienstag gemeinsam von der UN-Organisation für den Irak (Unami) und dem Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen (UNHCHR) vorgelegt worden ist. Die höchste Zahl der Opfer gab es demnach im Bezirk der Hauptstadt Bagdad, wo 1586 Menschen ums Leben kamen und 4138 verletzt wurden, gefolgt von ähnlichen Zahlen in den Provinzen Anbar und Diyala.
Eine unmittelbare Folge der anhaltenden Kämpfe im Irak sind die massiven Vetreibungen und Fluchtbewegungen der Zivilbevölkerung. Im untersuchten Zeitraum von Januar 2014 bis Ende April 2015 mussten im Irak 2.834.676 Personen ihren Heimatort verlassen. Rund 1,3 Millionen von ihnen waren Kinder. Etwa 38 Prozent der intern Vertriebenen fanden Zuflucht in den kurdischen Gebieten im Norden des Irak, insbesondere in der Provinz Dohuk.
Während viele Flüchtige privat untergebracht werden konnten, musste ein knappes Drittel mit behelfsmäßigen Unterkünften in halbfertigen Gebäuden oder Schulen zurecht kommen. Nur etwa sieben Prozent der Menschen fanden Zuflucht in regulären Flüchtlingslagern.
In den irakischen Gebieten, die der Kontrolle des Islamischen Staates unterstehen, sind die Menschenrechte in besonderer Weise gefährdet. Laut Berichten von Augenzuegen und Betroffen sind umfassende, systematische und verbreitete Misshandlungen von Minderheiten, Andersgläubigen und mutmaßlichen Gegnern an der Tagesordnung. Personen, die im Verdacht stehen, für die irakischen Sicherheitskräften zu arbeiten, würden gezielt und ohne jede Rücksicht umgebracht.
Christen, Schiiten oder Jeziden würden systematisch verfolgt und misshandelt. Frauen und Mädchen dieser Gruppen stünden ganz besonders im Fadenkreuz der Dschihadisten. Derzeit befänden sich noch etwa 3500 Personen, vor allem jezidische Frauen und Mädchen, in der Gewalt des IS. Täglich seien sie sexueller oder physischer Gewalt ausgesetzt.
Nach Berichten geflohener Personen leiden diese Menschen auch unter dem Entzug von Nahrung und Wasser. Oft werden sie weiter verkauft oder auch brutal ermordet. Bei all diesen Taten könnte es sich laut UN-Untersuchung um Kriegsverbrechen, Vebrechen gegen die Menschlichkeit oder gar um Völkermord handeln.
Aber nicht nur der Islamische Staat, sondern auch die irakischen Sicherheitskräfte begehen nach UN-Angaben ernsthafte und schwere Verstöße gegen die Menschenrechte. Diese umfassten insbesondere Luftangriffe auf Zivilisten während eines militärischen Vormarsches, die Bombardierung von Wohnvierteln, aber auch die Tötung gefangener Gegner, die gezielte Entführung von Personen und den Diebstahl von Eigentum.
In sehr vielen der angegebenen und untersuchten Fällen sei es aber schwer möglich oder gar unmöglich, die Täter konkret auszumachen und ihre polizeiliche oder gerichtliche Verfolgung zu garantieren.
Aus: "Neuer UN-Bericht: Der Irak bleibt ein Schlachthaus" Georg Baltissen (14.07.2015)
Quelle: https://www.taz.de/Neuer-UN-Bericht/!5213326/ (https://www.taz.de/Neuer-UN-Bericht/!5213326/)
Quote[...] Das US-Verteidigungsministerium plant laut Bericht des Wall Street Journals bis 2019 fünfzig Prozent mehr Einsätze mit Drohnen zu fliegen. Insgesamt solle so die Zahl von aktuell 61 täglichen Einsätzen schrittweise auf 90 hochgeschraubt werden. Dabei sei der Großteil der Flüge zu Aufklärungszwecken gedacht, schreibt die Zeitung unter Berufung auf hochrangige Mitarbeiter des Pentagons. Die Zahl der tödlichen Luftschläge solle allerdings auch steigen.
Als Ziele der Aufklärungsmissionen nennt der Bericht die Ukraine, den Irak, Syrien, das südchinesische Meer und Nordafrika. Neben der Luftwaffe sollen dabei künftig auch weitere Teile der US-Streitkräfte die Flüge übernehmen. Bislang habe diese Aufgabe allein die Luftwaffe getragen, was unter anderem zu überlasteten Piloten geführt habe. Ebenfalls wollen die Pentagon-Strategen wohl auch Privatfirmen beauftragen – allerdings sollen diese nur Aufklärungsmissionen fliegen und keine Luftschläge.
Insgesamt hat sich Zahl der Drohneneinsätze der US-Streitkräfte innerhalb der letzten zehn Jahre rapide erhöht. 2004 waren es laut Wall Street Journal noch 5 Flüge pro Tag. Offizielle Angaben, wie viele Menschen bei US-Drohneneinsätzen getötet worden sind, gibt es nicht. Die britische Journalisten-Initiative Bureau of Investigative Journalism zählt in ihrem jüngsten Bericht seit Juni 2004 allein für Pakistan 419 Einsätze, dazu eine Zahl von Todesopfern, die zwischen 2467 und 3976 Menschen liegen könnte. (axk)
QuoteÜber allen Wipfeln ist Ruh, 17.08.2015 20:56
Wer nur ein einziges Mal darüber nachdenkt, wie es wäre wenn diese bewaffneten Drohnen über deutschem Luftraum gegen uns gerichtet wären, der versteht die Brisanz.
Diese Waffen sind zu jeder Zeit für Jeden eine Bedrohung und damit ein ultimatives Instrument eines globalen Terrors.
Aus: "US-Verteidigungsministerium will Drohnen-Einsätze ausweiten" Axel Kannenberg (17.08.2015)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Verteidigungsministerium-will-Drohnen-Einsaetze-ausweiten-2781700.html (http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Verteidigungsministerium-will-Drohnen-Einsaetze-ausweiten-2781700.html)
Quote[...] taz: Herr Osa, Sie sind Flüchtling aus Nigeria. Am Wochenende organisieren Sie Aktionstage gegen die deutsche Waffenindustrie. Was hat die mit Ihrer Flucht zu tun?
Rex Osa: Gäbe es in meinem Land nicht so viele Waffen, könnte ich die Politik als Oppositioneller herausfordern. So kann ich das nicht. Die Waffenproduzenten stützen korrupte Regime und damit Ausbeutung und Ausplünderung, das hat in Nigeria eine lange Geschichte. Aktuelle droht Krieg mit Boko Haram. Woher stammen all die Waffen, die die Dschihadisten haben? Nigeria produziert keine. Unsere Botschaft ist: Wer Instrumente der Gewalt produziert oder die Wirtschaft eines Landes ausbeutet, erntet Flüchtlinge. Das werden wir auf unser Front-Transparent schreiben.
taz: Was planen Sie während dieser Aktionstage?
Rex Osa: Wir werden vor den Waffenfabriken von Diehl in Überlingen, Movag in Kreuzlingen und ATM in Konstanz Kundgebungen machen. Und dann werden wir in die Städte gehen und auch den Leuten dort sagen, dass ihre Fabriken Flucht verursachen. Uns geht es dabei vor allem um die Bigotterie der sogenannten Flüchtlingshelfer.
taz: Inwiefern?
Rex Osa: Uns passt die Richtung der Hilfe nicht, die immer mehr in Mode kommt. Die Fluchtursachen werden nicht thematisiert. Die Leute leisten humanitäre Hilfe, oft ohne darüber nachzudenken, dass sie auch Ursache des Problems sind.
taz: Nicht jeder, der ehrenamtlich im Flüchtlingsheim hilft, arbeitet beim Panzerbauer.
Rex Osa: Das ist nicht der Punkt. 80 Prozent der Steuereinnahmen der Stadt Überlingen stammen von Diehl. Gleichzeitig gibt es dort 200 ehrenamtliche HelferInnen. Die wollen wir mit den Rüstungsexportstrukturen konfrontieren. Die meisten kennen das Problem ja durchaus, aber statt etwas dagegen zu tun, wollen sie lieber ein bisschen Flüchtlingen helfen. Sie wollen ausdrücklich unpolitisch sein. Das geht dann so weit, dass ein Mensch von der Caritas Sätze sagt wie: ,,Unsere Flüchtlinge brauchen ihre Ruhe." Nein, brauchen wir nicht. Die Leute sollen lieber dafür sorgen, dass aus ihren Städten nicht so viele Waffen exportiert werden. Wir wollen durch unsere Aktion mit vielen ehrenamtlichen Helfern darüber ins Gespräch kommen.
taz: Die Lage in vielen Flüchtlingsheimen ist desolat. Wollen Sie ernsthaft, dass dort nicht mehr geholfen wird?
Rex Osa: Wir wollen, dass die Leute mit uns sprechen und uns bestimmen lassen, was Hilfe für uns bedeutet. Die Friedensbewegung hat eine Kampagne, sie heißt ,,Der Krieg beginnt am Bodensee", wegen der extrem hohen Dichte an Rüstungsfirmen dort. Wir finden, dass das ein zutreffender Satz ist und wir erwarten, dass Leute, die Flüchtlingen helfen wollen, sich das klarmachen. Wenn sie das nicht tun, handeln sie paternalistisch. Sie halten uns in der Rolle der Opfer. Wir sitzen im Heim und müssen ihre Hilfe annehmen. Das wollen wir nicht. Wir wollen die Strukturen bekämpfen, wegen derer wir fliehen mussten. Alles andere ist keine Lösung.
taz: Ein Großteil der Flüchtlinge flieht aktuell vor Konflikten, in denen deutsche Waffen wohl keine besondere Rolle spielen, etwa Syrien oder Eritrea.
Rex Osa: Deutschland ist unser Referenzpunkt, denn wir sind hier. Und deswegen skandalisieren wir die Dinge hier. Wir wissen, warum wir fliehen mussten, und wir sehen, wie wir behandelt werden. Es geht hier nicht direkt um Syrien, aber sehr wohl stellvertretend um die Gesamtheit der Flüchtlinge.
taz: Haben Sie die Kundgebungen angemeldet?
Rex Osa: Ja.
taz: Gab es Schwierigkeiten?
Rex Osa: Nein. Die Behörden waren bislang kooperativ.
Aus: "Flüchtling über deutsche Waffenindustrie: ,,Ihre Fabriken verursachen Flucht""
Das Interview führte Christian Jakob (20.8.2015)
Quelle: https://www.taz.de/Fluechtling-ueber-deutsche-Waffenindustrie/!5222868/ (https://www.taz.de/Fluechtling-ueber-deutsche-Waffenindustrie/!5222868/)
Quote[...] Die Bundesregierung darf den Einsatz bewaffneter Streitkräfte im Ausland in Eilfällen ohne Beteiligung des Bundestags anordnen. Das hat das Bundesverfassungsgericht entschieden. "Bei Gefahr im Verzug ist die Bundesregierung ausnahmsweise berechtigt, den Einsatz vorläufig alleine zu beschließen", heißt es im Urteil. Geklagt hatten die Grünen. Anlass war ein Bundeswehreinsatz in Libyen.
Die Regierung müsse jedoch zum frühestmöglichen Zeitpunkt dafür sorgen, dass das Parlament über die Fortsetzung des Einsatzes entscheidet, urteilten die Richter. Sei dieser dann schon beendet, müsse die Regierung den Bundestag "unverzüglich, umfassend und grundsätzlich schriftlich" über ihre Entscheidungsgrundlagen und den Einsatzverlauf unterrichten. Eine nachträgliche Genehmigung durch den Bundestag sei in solchen Fällen nicht notwendig (Az: 2BvE6/11).
Grundsätzlich sei ein Einsatz bewaffneter Streitkräfte jedoch ohne vorherige parlamentarische Zustimmung nicht zulässig, heißt es in dem Urteil. Der Parlamentsvorbehalt sei "nicht auf kriegerische oder kriegsähnlich ausgerichtete Außeneinsätze beschränkt". Maßgeblich sei, ob die Einbeziehung deutscher Soldaten in bewaffnete Auseinandersetzungen unmittelbar zu erwarten sei. Anhaltspunkte dafür bestünden, wenn sie im Ausland Waffen mit sich führten und ermächtigt seien, davon Gebrauch zu machen.
Nach diesen Maßstäben hat die Bundesregierung bei dem Einsatz der Bundeswehr in Libyen im Jahr 2011 die Rechte des Bundestages nicht verletzt, befand das Bundesverfassungsgericht. Die Luftwaffe hatte 132 Zivilisten aus dem Bürgerkriegsland ausgeflogen, darunter 22 Deutsche. Laut Verfassungsgericht handelte es sich zwar um einen Einsatz bewaffneter Streitkräfte, der aber bereits beendet war, als sich der Bundestag damit hätte befassen können.
Die schwarz-gelbe Bundesregierung hatte sich damals geweigert, den Einsatz nachträglich vom Bundestag genehmigen zu lassen. Daraufhin hatte die Grünen-Bundestagsfraktion eine Verfassungsklage eingereicht.
QuoteTDU
#3 — vor 2 Stunden 1
Gut so. Hört sich schlüssig an, die juristische Begründung kommt vielleicht noch, und es wäre wohl ein Witz, wenn die Regierung vor Nothilfe einen Bundestagsbeschluss herbeiführen müsste. Die Notwendigkeit eines Beschlusses bei Weiterführung des Militäreinsatzes ist doch o.k. Und dem grundsätzlichen kriegerischen Regierungshandeln hat das Gericht auch ein Absage erteilt. Das zeigt, dass es hier im Gegensatz zu woanders, demokratisch zugeht.
Quotezynisch
#3.1 — vor 2 Stunden 13
Da würde ich widersprechen.
Weit über 70% der Deutschen wollten und wollen beispielsweise nach wie vor nicht, dass die Bundeswehr in Afghanistan ist.
Dennoch war bzw. ist sie noch dort. Demokratisch wäre es, wenn eine Regierung dem Mehrheitswillen der eigenen Bevölkerung Rechnung trägt.
Und der NATO Bündisfall mag wegen 9/11 vielleicht vorliegen. Nur ist bis heute absolut nicht geklärt geschweige denn bewiesen, was Afghanistan als Staat damit zu tun hatte. ...
QuoteNatalia1985
#1.7 — vor 1 Stunde 2
Praktisch wie ein Freifahrtschein. Nicht nur, dass es keine Rolle spielt, wenn ein Großteil der Bürger gegen einen Militäreinsatz ist, jetzt spielt es bald - nur im "Eilfall" natürlich - keine Rolle mehr, was deren gewählte Vertreter darüber denken. Demokratie in Aktion.
QuoteKehlkopfkrebs
#3.8 — vor 33 Minuten
"Weit über 70% der Deutschen wollten und wollen beispielsweise nach wie vor nicht, dass die Bundeswehr in Afghanistan ist."
Warum wählen sie dann mehrheitlich Parteien, die für diesen Einsatz sind? Mit dem Wahlergebnis ist der Einsatz legitimiert, ebenso, wie alle anderen Schweinereien, für die die Regierung verantwortlich ist. Rumzujammern, dass das alles nicht demokratisch ist, bringt nichts.
QuoteVielosoph
#4 — vor 2 Stunden
Gerade im Hinblick auf die gegenwärtige internationale Gefahrenlage sind Szenarien vorstellbar, die ein sofortiges Handeln erfordern und nicht erst langwierig im Parlament diskutiert werden können.
Das ändert nichts an der Rechenschaftspflicht der Regierung. Zudem darf nicht vergessen werden, dass wir als Mitglied der NATO im Bündnisfall eine Pflicht zu schnellem Eingreifen haben.
Die letztliche Bewertung liefern uns dann die Historiker.
QuoteKlaus Schw.
#10 — vor 2 Stunden 5
Also eigentlich schätze ich das BVG ja sehr!
Aber da habt ihr, liebe Verfassungsrichter, unserer der Wahrhaftigkeit nicht sehr nahestehenden Bundesregierung eine Hintertür offen gelassen die diese garantiert excessiv nutzen wird um deutsche Soldaten in amerikanischen Konflikten zu opfern!
Und ja es ist mir natürlich bekannt, dass in einer Demokratie in der Theorie, das Parlament die Regierung kontrolliert!
Aber Hallo, wir reden hier vom deutschen Bundestag, der zu mindestens 80% aus pflichtvergessenen Opportunisten besteht, die einen Dreck tun werden ihre Parteichefs zu brüskieren oder gar gegen die Fraktionsdiktatur, sorry Schreibfehler, Fraktionsdisziplin zu verstoßen!
Aber mal theoretisch gesprochen, der Bundestag würde NEIN sagen, was hätte das für Konsequenzen?
1. Keine
2.Keine
3.Keine
Und natürlich ist es richtig, dass auch eine demokratische Regierung die Möglichkeit haben sollte schnell zu reagieren, aber man sollte sich eine Person oder Organisation sehr genau ansehen der man eine geladene Waffe in die Hand gibt, besonders wenn es sich um so unredliche Menschen handelt wie unsere Regierung!
LG
Klaus
Nur weil jemand demokratisch gewählt wurde muss er noch kein Demokrat sein!
QuoteHaarspalter
#10.1 — vor 3 Minuten
Dass Sie in der Minderheit sind, spricht noch nicht gegen die Demokratie in Deutschland. Der deutsche Wähler hat zwar jedem Meinungsforscher und jedem Idioten mit Kamera immer und überall sein Missfallen gegenüber dem Afghanistan-Einsatz kundgetan, das Kreuzchen bei den Linken, dass daran wirklich etwas geändert hätte, haben aber nur die Wenigsten gemacht, weil Wähler andere Prioritäten haben in Deutschland.
Was würde passieren, wenn der Bundestag zu einem Militäreinsatz nein sagen würde?
1. Vertrauensfrage
2. Regierungskrise
3. Neuwahlen
Um die kuschelige Hinterbank zu riskieren, muss der Parlamentarier schon mächtig angepisst sein. Gut so. Grundsatzdebatten kann man sich nämlich nur um Grundsatzfragen leisten, ansonsten ist das die permanente Lähmung.
QuoteFranz von Soettingen
#12 — vor 3 Stunden 7
Dodge-City-Demokratie: Erst schießen, dann fragen. Ganz wie's der Kolonialherr befiehlt.
QuoteNatalia1985
#14 — vor 3 Stunden 3
Mich irritiert das Wort "nachträglich". Zuerst findet der Einsatz "in Eile" statt, und wenn der Bundestag "nachträglich" sagt: "Ne, is' nicht.", heißt es dann... "Whoopsie!"?
Quotekemanci
#20 — vor 2 Stunden 1
Demokratie - quo vadis ...
Quoteschmuddeliger_katholik
#21 — vor 2 Stunden 2
Was lernen wir immer wieder?
Wer zur Bundeswehr geht ist selbst schuld!
(letztendlich "untersteht" die BW unter US-Kommando - wie die Bundesregierung)
QuoteA. Böttcher
#23 — vor 2 Stunden 6
Die Ausschaltung des Parlaments nach Kriegseinsätzen, die eigentlich bereits unsere Verfassung verbietet, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass, wie der ehemalige Staatssekretär im Verteidungsministerium Willy Wimmer mehrmals offen gesagt hat, ein heimlicher Putsch stattgefunden hat.
Aber es ist ja noch dicker gekommen:
Wie Frontal 21 gestern berichtet hat, hat Angela Merkel gegen den Atomwaffensperrvertrag, den damals gültigen Koalitionsvertrag mit der FDP und einen Beschluss des Bundestags von 2010 der US-Regierung die verfassungsfeindliche Erlaubnis gegeben, neue und operational brandgefährliche Atomwaffen in Rheinlandpfalz zu stationieren.
http://www.zdf.de/frontal-21/themen-der-sendung-vom-22.-september-2015-40195026.html
Das ist ein absoluter Hammer! Da gibt die Frau, die laut Amtseid dem Wohl des deutschen Volkes zu dienen hat, einer anderen Regierung, die uns und unsere Unternehmen mit Beihilfe des Kanzleramts totalitär ausspionieren darf, das Mittel an die Hand, alleine und auf Gutdünken unser Land auszulöschen!
Das ist wahnsinnig - und wie ist die Rektion der Blockflötenmedien? Eisernes Schweigen.
...
QuoteOmulefofen
#24 — vor 2 Stunden 2
"Einsätze müssen nachträglich genehmigt werden." - Eine Frage: Wofür muß das Parlament, also die Legislative, denn überhaupt entscheiden, wenn von vorne herein klar ist, das die Regierung, also die Exekutive, sowieso am Besten Bescheid weiß, was zu tun ist? Erinnert sich noch Jemand an die Vorgänge kurz vor dem 1. Weltkrieg? Zu dem kam es nur, weil die SPD damals entschied, trotz ansonsten pazifistischer Tendenzen, dem Haushaltsgesetz für die Kriegsfinanzierung des deutschen Kaisers zuzustimmen. Das war die Ursache des 1. Weltkriegs, denn damals hatte man auch nicht angenommen, das aus diesem "Eileinsatz" mal ein Weltkrieg wird. ...
Quoteiblogger
#25 — vor 2 Stunden 3
Es stellt sich inzwischen die Frage: Ist diese "Demokratie" noch verteidigungswert oder müssen wir eine Demokratie mit neuen Leuten wieder aufbauen.
...
Aus: "Militäreinsätze: Bundeswehreinsatz im Eilfall ohne Bundestag möglich" (23. September 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-09/bundesverfassungsgericht-libyen-bundeswehr-gruene-entscheidung (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-09/bundesverfassungsgericht-libyen-bundeswehr-gruene-entscheidung)
http://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2015/09/es20150923_2bve000611.html (http://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2015/09/es20150923_2bve000611.html)
Quote[...] Russland will nicht tatenlos zusehen, sollten die USA ihre Atomwaffen in Deutschland modernisieren. "Das könnte die Machtbalance in Europa verändern. Und ohne Zweifel würde das erfordern, dass Russland notwendige Gegenmaßnahmen ergreift, um die strategische Balance und Parität wiederherzustellen", sagte ein Regierungssprecher.
Die ZDF-Sendung Frontal 21 hatte am Dienstag berichtet, dass die USA auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel bis zu 20 neue Atombomben vom Typ B 61-12 stationieren will. Diese sollten Atomwaffen ersetzen, die dort seit dem Kalten Krieg lagerten. Die Vorbereitungen dafür hätten bereits begonnen. Sollte es zu einem Krieg kommen, könnten deutsche Tornado-Kampfflugzeuge Angriffe mit den Atomwaffen fliegen, hieß es in dem Bericht.
Im vergangenen April hatte die Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen geantwortet, dass die USA planten, ihre Atombomben, die in Büchel lagern, einem Lebensverlängerungsprogramm zu unterziehen. Die USA haben in Europa weitere Atomwaffen in Volkel (Niederlande), Kleine Borgel (Belgien), Aviano und Ghedi (Italien) sowie in İncirlik (Türkei).
Der Spiegel hatte zuvor berichtet, dass erste Bomben ab 2020 in Europa verfügbar sein sollen und schätzungsweise etwa zehn Milliarden Dollar kosten würden. 154 Millionen Dollar seien dafür vorgesehen, um unter anderem den Fliegerhorst in Büchel besser zu sichern. Deutschland trage ein Fünftel der Kosten.
FDP und Union hatten 2009 in ihrem Koalitionsvertrag geschrieben, dass die Vereinigten Staaten alle Atomwaffen aus Deutschland abziehen müssten. Geschehen war dies auf Initiative des damaligen Außenministers Guido Westerwelle. 2012 änderte die Koalition ihre Haltung. Die Berliner Zeitung berichtete damals, dass die Regierung der Nato zugesichert habe, dass die amerikanischen Atomwaffen im Land bleiben und modernisiert werden.
Quote
Paul von Arnheim
#9 — vor 2 Stunden 19
Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. Atomwaffen sind sowas von out. Dieses Säbelrasseln war in den Achtzigern schon peinlich. Es darf doch nicht wahr sein, dass die USA und Russland (und andere "Atommächte") seitdem nichts dazu gelernt haben.
Geht doch im Sandkasten Spielen und kloppt Euch da um die Förmchen, statt die ganze Welt zu bedrohen!
Quotepeterpanofsky3
#15 — vor 2 Stunden 19
"Rüstungsexperten bestätigen, dass die neuen taktischen Nuklearwaffen vom Typ B61-12 wesentlich zielgenauer sind als die Atombomben, die bislang in Büchel lagern. Im Kriegsfall sollen deutsche Tornado-Piloten im Rahmen der NATO-Strategie der "Nuklearen Teilhabe" Angriffe mit den US-Bomben fliegen. "Mit den neuen Bomben verwischen die Grenzen zwischen taktischen und strategischen Atomwaffen", kritisiert Hans Kristensen vom Nuclear Information Projects (Atomic Scientists) in Washington D.C. .
Verletzung des Atomwaffensperrvertrages
"Uns beunruhigt, dass Staaten, die eigentlich keine Atomwaffen besitzen, den Einsatz dieser Waffen üben - und zwar im Rahmen der NATO-Praxis der Nuklearen Teilhabe", erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, gegenüber Frontal21: "Das ist eine Verletzung der Artikel 1 und 2 des Vertrages über die Nichtverbreitung von Atomwaffen."
Dabei hatte der Bundestag im März 2010 mit breiter Mehrheit beschlossen, die Bundesregierung solle sich "gegenüber den amerikanischen Verbündeten mit Nachdruck für den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland einsetzen." Auch im Koalitionsvertrag von Union und FDP hatte die Bundesregierung 2009 den Abzug der Atomwaffen aus Büchel zugesagt. Doch statt der Abrüstung erfolgt nun die
Stationierung von rund 20 neuen Nuklearwaffen, die zusammen die Sprengkraft von 80 Hiroshima-Bomben haben"(frontal 21 Homepage).
QuoteHector Krupp
#20 — vor 2 Stunden 9
"Der Bundestag hat sich mit großer Mehrheit für den Abzug der letzten noch verbliebenen US-Atomwaffen aus Deutschland ausgesprochen. Mit Ausnahme der Linken forderten am Freitag alle Fraktionen die Bundesregierung in einem gemeinsamen Antrag auf, sich in der Nato und direkt bei den USA "mit Nachdruck" dafür einzusetzen.
Außenminister Guido Westerwelle sagte, die "Relikte des Kalten Krieges" hätten keinen militärischen Sinn mehr. Die schwarz-gelbe Bundesregierung werde jedoch keinen Alleingang ohne die Bündnispartner unternehmen. Der FDP-Chef bezeichnete die Abrüstung als "Überlebensfrage" und als "die große Menschheitsherausforderung".
"Bundestag fordert Abzug von US-Atomwaffen"
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-03/bundestag-atomwaffen-abruestung (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-03/bundestag-atomwaffen-abruestung)
Scheiß was auf den Bundestag, sind doch nur die gewählten Volksvertreter. Was wollen die schon, haben eh nichts zu melden. Außerdem war das 2010, also bevor der Iwan ganz Europa annektieren wollte. Jetzt steht er vor unserer Türe und fletscht die ungeputzten Zähne, dieses Luder. Oder so.....
QuoteOle Thorson
#16 — vor 2 Stunden 7
Es gibt souveräne Staaten. Und es gibt Deutschland.
...
Aus: "Fliegerhorst Büchel: Russland warnt vor Atomwaffen in der Eifel" (23. September 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-09/russland-us-atomwaffen-deutschland-stationierung-fliegerhorst-buechel (http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-09/russland-us-atomwaffen-deutschland-stationierung-fliegerhorst-buechel)
Quote[...] Syrien-Krieg: Verhandeln, bombardieren, ausrüsten - Der Westen sollte mit Assad reden. Das wird aber den Krieg in Syrien nicht beenden. Deutschland muss sich deshalb auch an den Luftangriffen gegen den IS beteiligen. Ein Gastbeitrag von Guido Steinberg ...
QuoteLeser201
#23 — vor 15 Minuten
Endlich mal ein vernünftiger Vorschlag. Wir müssen mehr Verantwortung übernehmen. Guido Walter Steinberg, Steinmeier, Pastor Gauck und noch ein paar alte Männer haben schon signalisiert mitmarschieren zu wollen.
Das bisschen Krieg sollte niemanden schrecken, jetzt wird zurückgeschossen, und in sechs Wochen stehen wir in Damaskus.
QuoteAndreas Abels
#19 — vor 2 Minuten
Unfassbar. Frieden kann man nicht herbei-bomben.
Bomben schüren nur noch mehr Hass, und selbst wenn man den IS zurückdrängen könnte, so stärkt man ihn dauerhaft nur noch mehr, denn Hass ist ihr Antrieb und ihre Nahrung. Monate nach dem Zurückdrängen würden sie umso stärker zurückkomen, oder will man diese Länder dann auch wieder dauerhaft besetzen, so wie die USA es immer machen (Deutschland, Irak, Afghanistan...)?
Zudem muss jeder Mensch mit Vernunft doch begreifen können, dass wir nicht einfach Bomben auf Menschen abwerfen und deren Leben oder Lebensgrundlage zerstören dürfen. Wo sind wir denn moralisch besser als die IS, wenn wir das Leben völlig Unbeteiligter total zerstören?
QuoteThbode22
#11 — vor 28 Minuten 4
Die "deutsche Syrien-Politik" sei gescheitert. Wenn ich so etwas lese geht mein Blutdruck auf 200. Als ob Syrien eine deutsche Provinz sei. ...
Quotemathias1983
#12 — vor 28 Minuten 5
Hab ich das jetzt richtig? Zunächst wird der gesamte nahe Osten durch die westliche Strategie der militärischen und politischen Interventionen und Sanktionen z.B. im Irak (ca. 1Mio Tote und Verrohung der Bevölkerung) destabilisiert, so dass der Nährboden für die z.B. die Taliban und die IS gelegt wird und dann schlagen sie vor erneut zu intervenieren? Und nicht-islamische Aufständische unterstützen? Und dann? Was kommt dann?
Ich plädiere zunächst mal dafür aus der Vergangenheit zu lernen und die mörderischen Sanktionen gegen die syrische Bevölkerung aufzuhaben, die die Bevölkerung ausblutet wie es in den 1990er Jahren im Irak geschehen ist.
Nun ja; Dr.Steinberg vertritt halt vorbehaltlos den s.g. Antiterrorkampf wie er derzeit durchgeführt wird und befindet sich damit wohl voll auf Linie der transatlantischen Verbündeten. Die Ursachen werden hierbei nicht einmal mehr erwähnt und die Bevölkerung für blöd verkauft. Nichts für Ungut: Entschiedenes Vorgehen gegen den IS ist angebracht aber ich traue der westlichen Strategie und den nachweislich negativen Auswirkungen im nahen Osten nicht mehr über den Weg. Desweiteren wurden wir bzgl. Militäreinsätze bereits genug belogen!
Quote
Censorshit
#14 — vor 25 Minuten
Ausweitung von Kriegen beendet die Konflikte nicht. ...
QuoteBill Mollison_4
#15 — vor 25 Minuten 1
So, wie es sich der herr Berater vorstellt, wird es leider NICHT funktionieren. ... Die Handlungen unserer Regierung werden mir verständlicher, wenn man von solchen Beratern weiß.
QuoteWDK
#20 — vor 21 Minuten 1
"Es [Bodentruppen] müssen also nicht-islamistische arabische Sunniten aus Syrien sein, die die Hauptlast des Kampfes tragen." - Nur, wer sind diese 'arabischen' Sunniten, wie viele sind es, und wie zersplittert sind sie untereinander ?
Der Kommentar von Guido Steinbach ist genauso verworren wie die Politik der Bundesregierung; vielleicht nicht verwunderlich, weil die Stiftung, bei der er arbeitet, "berät Bundestag und Bundesregierung in allen Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik."
Was in der Debatte des IS-Disasters viel zu wenig kommentiert und diskutiert wird ist die Finanzierung dieser Organisation. Diese Frage ist unbequem, ich weiß, denn es betrifft Saudi Arabien, die Emirate, Quartar, Iran, Türkei, alles 'Freunde' des Westens. Aber diese Frage ist notwendig ... es sollte doch die Pflicht von z.B. ZON sein, zu recherchieren, zu analysieren und zu informieren.
QuoteGhede
#22 — vor 20 Minuten 1
"Die Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten sind ein wichtiger Schritt hierzu, und es gibt keinen überzeugenden Grund, warum sich die Bundeswehr nicht an ihnen beteiligen sollte – wenn doch selbst Australien Flugzeuge schickt."
Das hängt ganz maßgeblich vom Ziel der Bombardierungen ab. Derzeit mag man eine stillschweigende Zustimmung der syrischen Regierung genießen; sollten die Bombardierungen aber nicht mehr nur den IS treffen - was sie freilich sowieso nicht tun, sie treffen natürlich auch die Zivilbevölkerung - wäre es mit dieser Zustimmung schnell vorbei. In dem Fall würde es sich um eine völkerrechtliche Aggression handeln.
Was also dagegen spricht? Nun, potentiell das Völkerrecht. Obwohl ich Ihnen zugestehe, dass uns westlichen Verfechtern des Völkerrechts das ohnehin gleichgültig ist. Daneben freilich die Gefahr eines zusätzlichen Konflikts mit Russland, wenn man sich nicht strikt an Ziele hält, die von allen Seiten akzeptiert werden. Diesbezüglich hege ich Zweifel. Und schlussendlich die Tatsache, dass trotz aller angeblichen Präzision Bomben immer auch Zivilisten zerfetzen, was wiederum dem IS und/oder anderen Extremisten in die Hände spielt.
Quotevon Wolkenstein
#25 — vor 15 Minuten 1
Roadmap in den Krieg
Interessant, wie klar hier Herrn Sternberg den Weg in den Krieg - auch der Bundeswehr - in Syrien beschreibt (und betreibt). Die Bundesregierung hat sich damals zu recht nicht am Irak Krieg beteiligt; wie "recht" sie hatte, versteht wohl heute jeder. Dieser Krieg hat das Machtvakuum geschaffen, welches die IS nutzt. Und Sternbergs Antwort: Krieg, diesmal mit deutscher Beteiligung. Begründung: Australien tut es ja auch. - Absurd.
Herr Sternberg stellen Sie doch einmal eine Roadmap zum Frieden dar. Vor mir aus auch Plan A, B, C. Jedenfalls einen Plan, dem man glauben könnte, dass er zu einen stabilen, vielleicht sogar friedlichen Nahen Osten führen würde.
QuoteLeser201
#31 — vor 5 Minuten
"Die Stiftung berät Bundestag und Bundesregierung in allen Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik."
Die Stiftung scheinen sich durch besondere Klugheit und moralische Beispielhaftigkeit auszuzeichnen. ...
...
Aus: "Syrien-Krieg: Verhandeln, bombardieren, ausrüsten" (23. September 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-09/deutschland-strategien-syrien-assad-isis (http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-09/deutschland-strategien-syrien-assad-isis)
Quote[...] Als der deutsche Regisseur Daniel Harrich vor Kurzem nach Mexiko geflogen ist, um für die ARD einen Film über illegale Waffenexporte zu drehen, sind ausgerechnet die G36-Gewehre nicht mitgeliefert worden. Und weil die mexikanische Regierung den deutschen Filmemachern auch keine Gewehre ausleihen wollte, hätte die einfachste Lösung darin bestanden, einfach ein paar G36 für 4.000 Dollar pro Stück auf dem Schwarzmarkt zu kaufen. Womit der Film seine Ausgangsthese im Grunde schon in der Produktionsphase bewiesen hatte.
Daniel Harrich und der SWR-Redakteur Thomas Reutter recherchieren den deutschen Waffen-Exporteuren nun schon seit einigen Jahren hinterher, 20.000 Seiten umfasst ihre Materialsammlung mittlerweile. Die Zwischenergebnisse haben sie in unregelmäßigen Abständen in deutschen Nachrichtensendungen veröffentlicht. Jetzt zeigt die ARD den vorläufigen Abschluss der Recherche, den Spielfilm Meister des Todes, eine Art fiktionalisierte Verdichtung der gegenwärtigen Beweislage.
In dem Film geht es um die schwäbische Waffenmanufaktur namens HSW, die im Jahr 2012 ein Gewehr namens SG38 nach Mexiko verkauft, obwohl dort Armee und Polizei von den Drogenkartellen kaum mehr zu unterscheiden und deshalb Waffenexporte in diese Region grundsätzlich untersagt sind. HSW steht in diesem Fall für Heckler & Koch, das Gewehr SG38 für das berüchtigte G36, das laut Hersteller "beste Sturmgewehr der Welt". Um das Embargo zu umgehen, schlägt ein Berliner Beamter vor, die Gewehre ausschließlich in mexikanische Bundesstaaten zu liefern, die als sicher gelten. Der Plan geht auf, das Geschäft kommt zustande.
Der Skandal wird an der Person des jungen schwäbischen Familienvaters Peter Zierler erzählt, der in Mexiko seine Menschlichkeit entdeckt. Zierler ist Teil einer HSW-Delegation, die mexikanischen Generälen und Ministern die deutsche Waffe vorstellen soll. Seine Aufgabe besteht darin, den Kunden zu zeigen, wie man die Waffe entsichert, anlegt, nachlädt. Als er mexikanischen Polizisten allerdings nicht nur wie vorgesehen die Gewehre übergibt, sondern ihnen außerdem zu einer Demonstration folgt, muss er mit ansehen, wie mit seinen Waffen zwei unbewaffnete Studenten erschossen werden.
Mit blutigem Polo-Shirt taumelt er durch die Straßen von Mexiko-Stadt, weinend kauert er in der letzten Reihe einer mexikanischen Kirche. Ein paar Tage später beschließt er, aus der Branche auszusteigen. An einer Stelle fragt ihn die mexikanische Bürgerrechtlerin Penelope Rosalen: "Was willst du wirklich, German boy?" Kleinbürger Zierler: "Sag du es mir."
Er habe selbst lange darüber nachgedacht, ob das wirklich glaubhaft ist, sagte der Schauspieler Hanno Koffler, als der Film im Berliner Kino Babylon erstmals einer größeren Öffentlichkeit gezeigt wurde. Schließlich dürfe man grundsätzlich davon ausgehen, dass Mitarbeitern von Waffenherstellern bewusst sei, dass ihre Gewehre töten, im Zweifel auch Menschen und im Zweifel auch dann, wenn sie unbewaffnet und moralisch im Recht sind.
Andererseits sei es eben immer auch ein Fehler, die Macht der Verdrängung zu unterschätzen. Auch das Publikum in diesem Kinosaal werde in den meisten Fällen einfach weiter seinen Angelegenheiten nachgehen, obwohl es spätestens jetzt wisse, dass deutsche Regierungsbehörden Waffenexporte in Krisenländer auch in seinem Namen beglaubigen.
Wenn Regisseure und Schauspieler ihr eigenes Publikum der unterlassenen Hilfeleistung bezichtigen, deutet das wohl darauf hin, dass es sich bei ihrem Film um eine Herzensangelegenheit handelt. Den Filmen selbst hilft es in den meisten Fällen allerdings eher nicht weiter, dass er seinen Machern besonders wichtig ist. Auch "Meister des Todes" wirkt über weite Strecken seltsam blockiert und übermotiviert.
Die besondere Qualität des Films ergibt sich eher aus seiner Rahmenerzählung: Bis kurz vor der Veröffentlichung wurde die Produktion innerhalb der ARD als romantische Liebeskomödie geführt, weil die Redakteure vermeiden wollten, dass Politiker und Heckler-&-Koch-Juristen zu früh auf den Film aufmerksam werden. Das Filmteam musste diese Version selbst dann noch aufrechterhalten, wenn es nach Drehschluss an der mexikanischen Hotelbar stand. Das geldgierige Stahl-Deutschland, das vormittags Waffen exportiert und nachmittags Reden über christliche Werte hält, existiert offenbar nicht nur innerhalb dieses Films. Es hätte ihn auch aufhalten können.
In einer Szene verliert der seelisch bankrotte Peter Zierler bei einer Waffenvorführung kurz den Verstand, rennt vor den Augen der mexikanischen Militärs schreiend ins Meer und schießt mit dem Vorführgewehr wild um sich. Auch an dieser Szene ist am ehesten interessant, dass sie sich auch in Wirklichkeit genau so abgespielt hat. Und die Dialoge zwischen hochrangigen Politikern und Waffenlobbyisten klingen so ungebrochen bösartig und schmierig, sie sind im filmischen Sinne eigentlich unoriginell. Allerdings beruht das Script zu großen Teilen auf Ermittlungsakten, zu denen die Redakteure exklusiv Zugang hatten. Diese Leute reden offenbar wirklich so.
Die ARD zeigt "Meister des Todes" am Mittwoch, den 23. September um 20:15 Uhr. Im Anschluss läuft die Dokumentation "Tödliche Exporte – Wie das G36 nach Mexiko kam".
Aus: "Meister des Todes: Deutschland aus Stahl" Felix Stephan (23. September 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/kultur/2015-09/meister-des-todes-waffenexporte-ard (http://www.zeit.de/kultur/2015-09/meister-des-todes-waffenexporte-ard)
Quote[...] Aussagen von Rebellenkommandeuren legen nahe, dass mit dem Beginn der russischen Einmischung in Syrien auch die Kampfbereitschaft der Rebellen steigt - und dass die Assad-Gegner seitdem schneller an Waffen gelangen.
Die "New York Times" zitiert in einem Onlinebericht Kommandeure der Aufständischen gegen Machthaber Assad, die aussagen, sie bekämen seit der russischen Intervention zum ersten Mal großzügige Unterstützung in Form von in den USA hergestellten Panzerabwehrraketen. An die Front geliefert würden die Waffen von US-Verbündeten in Syrien - wohl mit Billigung der USA. Saudi-Arabien hat demnach 2013 13.000 in den USA hergestellte Panzerabwehrraketen vom Typ TOW bestellt.
"Wir bekommen in sehr kurzer Zeit das, wonach wir fragen", zitiert die "New York Times" einen Kommandeur. Innerhalb von zwei Tagen habe seine Einheit sieben gepanzerte Fahrzeuge mit sieben TOW-Panzerabwehrraketen zerstört. Der Anführer einer anderen Rebellengruppe gab demnach zu Protokoll: "Wir können so viel kriegen, wie wir wollen und wann wir es brauchen." Auch er sagt, Russlands Eintritt in den Konflikt habe den Unterschied gemacht.
Die Rebellen drängen seit Längerem auch auf die Lieferung von Flugzeugabwehrraketen, um sich gegen die Luftangriffe der Regimetruppen zu wehren - nun haben sie laut "New York Times" diese Forderung erneuert, um auch gegen russische Jets vorzugehen.
Die "New York Times" schreibt weiterhin, mit Beginn der russischen Angriffe steige bei allen Konfliktparteien in Syrien der Kampfeswille, die politischen Positionen würden sich weiter verhärten, und eine diplomatische Lösung würde immer unwahrscheinlicher. Ein Vertreter der Regimetruppen von Machthaber Assad, die Russland unterstützt, sagte demnach, man werde neue Fakten am Boden schaffen.
Sowohl die USA als auch Russland geben an, in Syrien den "Islamischen Staat" (IS) zu bekämpfen, allerdings hat Russland eingeräumt, auch andere Milizen, die gegen das Regime von Assad kämpfen, ins Visier zu nehmen - während die USA oppositionelle Milizen, darunter die kurdischen YPG und arabische Kämpfer, stützen. Die USA haben ihre Unterstützung für die Rebellen jetzt verstärkt und im Norden des Landes offenbar 50 Tonnen Munition für die Aufständischen abgeworfen. Dies sei Teil einer Strategie, die in der vergangenen Woche vorgestellt wurde, sagte ein Mitarbeiter des US-Militärs. Ziel ist es demnach, die moderaten Rebellen zu stärken, die gegen den IS kämpfen - und gegen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad.
Vor zwei Wochen hatte Russland US-Angaben zufolge Angriffe auf ein Lager der "Freien Syrischen Armee" geflogen, deren Kämpfer der US-Geheimdienst CIA trainiert hatte.
Kurz darauf hatte US-Präsident Barack Obama aber die Einschätzung zurückgewiesen, dass Washington sich mit Moskau in einem Stellvertreterkrieg befinde. Dies sei kein "Schachspiel zwischen Supermächten", sagte Obama.
anr
Aus: "Syrien: Russische Einmischung löst Aufrüstung aus" (13.10.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-russlands-einmischung-loest-stellvertreterkrieg-aus-a-1057472.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-russlands-einmischung-loest-stellvertreterkrieg-aus-a-1057472.html)
Quote[...] Schwere Vorwürfe gegen die US-Armee: Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Associated Press wussten die amerikanischen Spezialkräfte bei ihrem Angriff auf Kunduz sehr genau, dass sie ein Krankenhaus unter Feuer nehmen. Dem Bericht zufolge vermuteten sie in der Klinik pakistanische Taliban. Schon Tage vor dem Angriff sollen die US-Truppen Informationen über das Ziel gesammelt haben.
Unklar ist AP zufolge, ob die US-Kommandeure, die den Angriff letztlich anordneten, auch wussten, dass in dem Gebäude ein Krankenhaus untergebracht ist. Womöglich waren sie lediglich über angebliche feindliche Aktivitäten in dem Haus informiert worden.
Offiziellen US-Angaben zufolge erfolgte der Angriff am 3. Oktober auf Anforderung der afghanischen Streitkräfte, die unter Beschuss von Taliban-Kämpfern gestanden hätten. Dabei seien "mehrere Zivilisten aus Versehen getroffen" worden. Der US-Kommandeur der internationalen Truppen in Afghanistan, John Campbell, sprach von einem Fehler in der Kommandokette. Die afghanische Regierung hatte direkt nach den Angriffen behauptet, dass sich bis zu 15 Terroristen in dem Krankenhaus versteckt hätten.
US-Präsident Barack Obama hatte sich kürzlich bei der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen für die Bombardierung ihres Krankenhauses entschuldigt. Zudem hatte Obama mit seinem afghanischen Kollegen Ashraf Ghani telefoniert und sich für eine "vollständige und transparente" Untersuchung der Bombardierung des Krankenhauses eingesetzt.
Ärzte ohne Grenzen erhob bereits vergangene Woche den Vorwurf, dass das Bombardement absichtlich erfolgt sei. "Es war ein vorsätzlicher Schlag", sagte der Generaldirektor der Organisation, Christopher Stokes, in Kabul. Es handele sich nicht um einen "Kollateralschaden". Die Luftschläge seien sehr präzise gewesen und hätten das Hauptgebäude anvisiert, sagte Stokes. Auch nachdem Kontakt mit dem afghanischen und dem US-Militär aufgenommen worden war, hätten die Angriffe noch mehr als eine halbe Stunde angehalten. Die Organisation sprach von Kriegsverbrechen.
Nach Angaben der Hilfsorganisation waren die afghanischen und die US-Streitkräfte über die GPS-Koordinaten des Krankenhauses informiert, das seit vier Jahren in Betrieb war. Es handelte sich um die einzige Klinik im Nordosten Afghanistans. Hier konnten Ärzte schwere Kriegsverletzungen behandeln. Bei der Attacke starben 22 Menschen.
Inzwischen erhoben die Ärzte ohne Grenzen weitere Vorwürfe gegen die Militärs. Laut dem britischen "Guardian" hat sich ein Panzer der US-Armee seinen Weg in die Ruine des Krankenhauses gebahnt. Damit könnten die USA Beweise für eine mögliche Untersuchung wegen Kriegsverbrechen zerstört haben. Die Hilfsorganisation berichtete, sie am Donnerstag darüber informiert worden, dass mit dem gepanzerten Fahrzeug Ermittler eines Teams aus Amerikanern, Nato-Vertretern und Afghanen in das ehemalige Krankenhaus gebracht worden seien. "Ihr unangekündigtes und gewaltsames Eindringen hat unser Eigentum beschädigt, mögliche Beweise zerstört und Stress und Angst ausgelöst."
Die USA vollziehen inzwischen eine Kehrtwende in ihrer Afghanistan-Politik. Washington verzögert angesichts der schlechten Sicherheitslage den Truppenabzug. Obama kündigte am Donnerstag an, die Präsenz der noch 9800 Soldaten werde den überwiegenden Teil des kommenden Jahres beibehalten. Die afghanischen Sicherheitskräfte seien noch nicht so stark, wie sie sein müssten.
Union und SPD sind nun auch offen für eine Verlängerung des Einsatzes deutscher Soldaten im Norden des Landes. Der Stützpunkt in Masar-i-Scharif sei ein wichtiger Stabilitätsanker in der Region, sagte der Verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Rainer Arnold, der "Bild"-Zeitung. Den sollte die Bundeswehr nicht aufgeben. Sein Kollege von der CDU, Henning Otte, erklärte, Obamas Ankündigung eröffne die Chance, die Ausbildung auch in Nordafghanistan weiter sicherzustellen.
ler/AP/Reuters
Quote#16 Heute, 08:19 von nasrudin87
Die USA sind unsere Freunde , sie dürfen das.
...
QuoteHeute, 08:20 von anderton
... Man zerbombt also Krankenhäuser, weil man dort Taliban "vermutet"? Aber die USA darf das ja. Komisch, wenn Putin das gewesen wäre, hätten wir eine Wochenlange Medienkampagne - selbstverständlich mit allen noch so kleinen Details - über uns ergehen lassen müssen.
http://www.spiegel.de/forum/politik/afghanistan-usa-bombardierten-klinik-kunduz-angeblich-bewusst-thread-368502-1.html (http://www.spiegel.de/forum/politik/afghanistan-usa-bombardierten-klinik-kunduz-angeblich-bewusst-thread-368502-1.html)
Aus: "Afghanistan: USA bombardierten Klinik in Kunduz angeblich bewusst" (16.10.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-usa-trafen-klinik-in-kunduz-angeblich-bewusst-a-1058062.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-usa-trafen-klinik-in-kunduz-angeblich-bewusst-a-1058062.html)
Quote[...] Afghanische Mitarbeiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erheben schwere Vorwürfe gegen ihren Arbeitgeber. Laut "Berliner Zeitung" sollen die GIZ-Verantwortlichen rund zwei Dutzend lokale Mitarbeiter am Tag der Erstürmung von Kunduz durch die Taliban ihrem Schicksal überlassen haben. Dabei sei mit Racheakten der Islamisten an den GIZ-Leuten zu rechnen gewesen. Die afghanischen Mitarbeiter sind demnach überzeugt, dass sie und ihre Familien nur durch Zufall überlebt hätten.
Die GIZ wollte sich zu den Vorwürfen bisher nicht äußern. Dem Bericht zufolge bittet die Organisation um Verständnis, dass sie sich nicht "zu Details unseres Sicherheitskonzeptes" äußern könne. Mit den nationalen Mitarbeitern sei sie "in regelmäßigem Kontakt", hieß es laut dem Blatt in der Erklärung weiter.
Die radikalislamischen Taliban hatten Kunduz Ende September in einer Blitzoffensive erobert. Die afghanischen Sicherheitskräfte konnten die Stadt erst nach mehreren Tagen mit internationaler Unterstützung zurückerobern. Am vergangenen Dienstag erklärte die Miliz schließlich ihren Rückzug.
Die GIZ ist eine staatliche deutsche Hilfsorganisation. Sie wurde 2011 aus der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der Internationalen Weiterbildung und Entwicklung (InWEnt) und dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED) gebildet. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Bonn und Eschborn.
ler/AFP
Aus: "Flucht aus Kunduz: Deutsche Helfer sollen afghanische Kollegen zurückgelassen haben" (16.10.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/kunduz-afghanische-giz-mitarbeiter-erheben-schwere-vorwuerfe-a-1058069.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/kunduz-afghanische-giz-mitarbeiter-erheben-schwere-vorwuerfe-a-1058069.html)
Quote[...] In meinem Traum sehe ich das Wohnzimmer meines Onkels in Prizren. Über dem großen Tisch, mitten im Licht, hängt eine Flagge aus der Armee des Osmanischen Reichs. Der Ururopa, so heißt es, war Fahnenträger des Sultans. Mit der Fahne sei er vorangestürmt. Einmal im Jahr, Ende Mai, kommen die Leute aus dem Viertel, auch der Derwisch, um die Fahne zu feiern. Sie tanzen auf der Straße, die jungen Männer schlagen die Trommel, die Frauen klatschen und lassen die Hüften kreisen. Der Onkel stellt die Fahne vor die Tür, damit jeder sie berühren kann. Dann ist der Traum aus.
Ich bin in einem Land aufgewachsen, das es nicht mehr gibt. Ich war Jugoslawe. Wir waren Jugoslawen. Meine Familie, unsere Verwandten – nicht Serben, Kroaten oder Albaner, das waren wir auch; vor allem aber Jugoslawen. Manchmal denke ich, wir Roma waren die einzigen Jugoslawen Jugoslawiens.
Natürlich ging ich nach der Schule zur Armee, wie mein Vater, mein Opa und alle davor. Ich habe mich auf den Dienst gefreut. Gerade wir hätten Jugoslawien und Präsident Tito viel zu verdanken, sagte mein Vater. Nirgendwo sonst ginge es uns so gut. Im Sommer 1990 hatte ich die Schule abgeschlossen und wollte Tiermedizin studieren. Aber erst zur Armee. Alle waren aufgeregt, als es losging: Mein Vater blickte mich am Tag des Abschieds stolz an wie nie zuvor; meine Mutter musste weinen. Meine Schwester trat unruhig von einem Bein aufs andere. Die Verwandten trugen mich auf Händen durchs Viertel, bis zum Bus, der die jungen Männer in die Kaserne nach Mazedonien brachte.
In der Volksarmee sollten alle gleich sein, dies war das Versprechen: Egal, woher man kam, woran man glaubte. Wir trugen alle die Uniform mit dem roten Stern. Wir waren Jugoslawen. Wir kamen aus den Dörfern Bosniens, von Kroatiens Küste, aus den Bergen des Kosovos, von überall. Die Ausbildung war hart, abends saßen wir gemeinsam auf der Stube und schauten Popmusik im Westfernsehen. Wir hockten da, nach Sprachen sortiert: Serbisch, Kroatisch, Albanisch. Ich saß mal hier, mal dort, weil ich alle Sprachen konnte – und weil ich der einzige Rom in der Kaserne war. Ich hörte wohl mal einen Spruch: "Unser Zigeuner", sagten sie, "Bruder Rom, wo ist deine Geige?", aber es kam mit einem Lächeln.
Eines Nachts holten uns die serbischen Ausbilder aus den Betten, zerwühlten die Laken und ließen sie uns falten. Den Rekruten, die Albanisch sprachen, zerrissen sie den Stoff und schmissen ihre Spinde um. Sie machten böse Scherze. Die Albaner verstanden sie nicht. Ich wurde unsicher: Warum gingen Jugoslawen miteinander so um?
Ich war Funker und erfuhr die Nachrichten zuerst. Seit Monaten gab es Proteste von Albanern im Kosovo, schon unter meinem Fenster in Prizren hatte ich sie vor den Wasserwerfern der serbischen Polizei davonlaufen sehen. In Kroatien wollten die Leute mehr Unabhängigkeit von der Regierung. Ich nahm das nicht ernst. Ich sah meinen Vater am Küchentisch in Prizren und hörte ihn sagen, das werde sich geben. Wir seien alle Jugoslawen.
Im Sommer 1991 starb der erste jugoslawische Soldat in Kroatien. Wir wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Sie schickten Rekruten an die Front. Alle hatten Angst. Es gab Soldaten, die verschwanden: Sie desertierten, flohen nach Kroatien und kämpften dort auf der anderen Seite, gegen uns, so verstand ich es. Das gab es jetzt: sie und wir, Jugoslawen gegen Kroaten. Einige flohen nach Griechenland. Jeder hoffte, dass er nicht in den Kampf geschickt werde. Der Krieg wurde immer bedrohlicher; er wütete im Land wie ein Feuer.
Bei einem Appell brüllte der Offizier uns an; wir sollten keine Angst haben vor unseren Feinden, die seien schwächlicher als Zigeuner. Mich trafen die Worte wie ein Schlag. Der Offizier schrie uns ins Gesicht, ob wir unser Leben für Jugoslawien geben würden? Ein paar Wochen zuvor hätte ich noch "Ja" geantwortet, aber ich sagte: "Nein". Der Offizier brach den Appell ab. Er entschuldigte sich später kleinlaut: "Schau mal, wir mögen euch Zigeuner doch, eure Musik, eure Tänze." Das machte es nur schlimmer. Am Abend rief ich unter Tränen meinen Vater an und fragte ihn, was das zu bedeuten habe. Er versuchte mich zu beruhigen.
Ich hatte Glück und durfte nach dem Wehrdienst die Armee verlassen. Ich ging nach Prishtina und studierte. Nach wenigen Wochen rief mein Vater mich an: Seine Stimme zitterte; er sagte, ich solle sofort nach Hause kommen.
Wir saßen am Küchentisch. Mein Vater, der Kommunist, der Soldat der jugoslawischen Armee, der lebende Beweis dafür, dass auch für die Roma Jugoslawien ein guter Ort war, zerbrach innerlich. Auf dem Tisch lag ein weißer Umschlag mit rotem Stern: meine Einberufung. Mein Vater sagte, ich müsse das Land verlassen. Er weinte.
Er wusste es von Verwandten und Freunden: Die Armee hatte die Roma sofort ins Feuer geschickt. Wir waren die niedrigsten unter den Soldaten, das Kanonenfutter. Später in Deutschland, traf ich Roma aus anderen Teilen des Landes, auch von der anderen Seite: Die Kroaten hatten es genauso gemacht, die Bosnier. Die Roma kamen nach vorn, mussten die Drecksarbeit machen, wurden mit vorgehaltener Waffe losgeschickt, um Häuser zu plündern. Das brachte uns überall den Ruf ein, mit dem Gegner zu paktieren. So ist es bis heute.
Ich versteckte mich in einem Keller in Prizren, einen Monat lang. Mein Vater brachte mir Essen und Kleider. Die Armee suchte mich; er log sie an. Freunde suchten nach mir; er log sie an. Im Auto fuhr er mich im Januar 1992 nachts nach Mazedonien, wo ein Bus wartete, der mich aus dem Land bringen sollte. Wir hatten einen Onkel in Köln. Da ging es hin.
Jugoslawien war unser Land, wie keines davor oder danach. Roma hatten ihre Dörfer und Viertel, haben studiert, waren in der Politik, zumindest offiziell hatten wir dieselben Rechte wie alle. Davon ist in den Staaten, in die Jugoslawien zerfallen ist, fast nichts übrig: Unsere Häuser sind zerstört, oder andere wohnen darin. Viele Roma leben auf Müllkippen, alle leiden unter dem Hass, der ihnen entgegenschlägt.
Die Roma hält man für die, die das Volk im Krieg verraten haben. Erst jagte man uns an die Front, wo wir im Namen der anderen aufeinander schossen – jetzt beschimpfen sie uns als Verräter. Viele Roma auf dem Balkan haben heute nicht einmal mehr einen Pass ihres Landes. Wer sie angreift, ihre Häuser zerstört, dem passiert nichts. Es gibt uns nicht mehr. Wir sind unsichtbar. Nur im Viertel meiner Eltern, wo immer noch jedes Jahr die Fahne aus dem Heer des Sultans vor die Tür gestellt wird, ist etwas von dem übrig, was ich von meiner Kindheit in Erinnerung habe.
Es war unser Verhängnis, dass wir Jugoslawen waren. Darum nennen sie uns heute Verräter. Günter Grass hat gesagt, die Roma seien die wahren Europäer, weil Europa ihr Land sei und nicht Deutschland, Portugal oder Ungarn. Ich hoffe, dass wir nicht bald die einzigen sind, die letzten Europäer. Ich fürchte mich davor. Manchmal möchte ich, dass die Welt für einen Moment stehen bleibt und die Roma aussteigen lässt.
Protokoll: Markus Flohr
Aus: "Roma: Wie meine Verfolgung begann" Dzoni Sichelschmidt (15. Oktober 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/2015/40/roma-jugoslawien-buergerkrieg-verfolgung (http://www.zeit.de/2015/40/roma-jugoslawien-buergerkrieg-verfolgung)
Quote[...] Der frühere britische Premierminister Tony Blair hat sich in einem Interview mit dem US-Sender CNN für einige Aspekte des Irakkriegs entschuldigt. Er äußerte sein Bedauern darüber, dass es Fehler bei der Planung für die Zeit nach dem Sturz des Saddam-Regimes und bei Geheimdienstinformationen zur Rechtfertigung des Feldzuges gegeben habe.
Laut "Guardian" sagte er in dem Interview, das am Sonntag ausgestrahlt werden soll: "Ich entschuldige mich dafür, dass Informationen, die wir erhalten haben, falsch waren." Weiter sagte er demnach: "Ich entschuldige mich außerdem dafür, dass wir Fehler in der Planung gemacht haben - und sicherlich auch in der Annahme dessen, was nach dem Sturz des Regimes passieren würde."
Zudem räumte Blair ein, dass der Vorwurf, wonach der Irakkrieg den Aufstieg des "Islamischen Staates" ermöglicht habe, einige wahre Elemente beinhalte. "Natürlich kann man nicht sagen, dass diejenigen, die Saddam 2003 gestürzt haben, keine Verantwortung für die Situation im Jahr 2015 tragen."
Eine Sprecherin Blairs erläuterte inzwischen, der ehemalige Premier habe sich schon immer für die falschen Geheimdiensterkenntnisse und Planungsfehler entschuldigt. "Außerdem hat er immer schon gesagt und sagt es nun wieder, dass er den Sturz Saddams nach wie vor für richtig hält."
Die Sprecherin stellte laut "Guardian" klar, dass Blair in dem CNN-Interview nicht gesagt habe, dass die Entscheidung Saddam 2003 zu stürzen, ursächlich für die Entstehung des IS sei. "Er hat darauf hingewiesen, dass der IS Ende 2008, als al-Qaida im Wesentlichen geschlagen war, noch kaum bekannt war."
Der frühere Regierungschef führe laut der Sprecherin in dem Interview außerdem aus, dass die Lage im Irak 2009 vergleichsweise stabil gewesen sei. "Was danach passiert ist, war eine Verknüpfung zweier Dinge: Zum einen verfolgte die irakische Regierung eine konfessionelle Politik, was eine falsche Strategie war. Zum anderen wanderte der IS vom Irak Richtung Syrien, als der arabische Frühling begann, wuchs dort und kam zurück in den Irak." All das habe Blair bereits früher gesagt.
Der Chef der schottischen Regionalregierung, Nicola Sturgeon, reagierte scharf auf Blairs Aussagen. Er beschuldigte den Labour-Politiker, sich eine Ausgangsposition für den Moment zu schaffen, in dem die zu erwartende Kritik der sogenannten Chilcot-Untersuchung zum Irak-Krieg über Blair hereinbricht.
"Blairs Spin-Operation beginnt schon, obwohl das Land noch immer auf die Wahrheit wartet", twitterte der Chef der schottischen Nationalpartei laut "Guardian". Die Verzögerung des Chilcot-Berichts sei ein Skandal.
Bis heute gibt es kein Datum für die Veröffentlichung der Ergebnisse. Dabei setzte der damalige Premierminister Gordon Brown die nach ihrem Vorsitzenden Sir John Chilcot benannte Untersuchung vor sechs Jahren mit dem Versprechen ein, sie werde nicht länger als ein Jahr dauern. Die Verzögerung kam dadurch zustande, dass diejenigen, die womöglich kritisiert werden, vor der Veröffentlichung auf den Bericht Einfluss nehmen konnten. Auch Tony Blair wird sich vermutlich einiger Kritik stellen müssen.
ler
QuoteKriegsverbrechen
syssifus heute, 12:25 Uhr
werden auch nicht besser,wenn man sie als "bedauerlichen" Irrtum hinstellt.
QuoteDanke ...
SachDebattierer heute, 12:26 Uhr
... leider vergisst der Artikel zu erwähnen, dass vor kurzem eine Email aufgetaucht ist, die bescheinigt, dass der Entschluss zum Irak-Krieg schon ein Jahr vorher gefallen ist, und Blair hier sogar eine treibende Rolle gespielt hat. "Tony Blair effectively agreed to act as a front man for American foreign policy in advance of any decision by the House of Commons or the British Cabinet" http://www.independent.co.uk/news/uk/politics/tony-blair-iraq-war-memo-prompts-renewed-calls-for-chilcot-inquiry-to-be-published-a6698816.html (http://www.independent.co.uk/news/uk/politics/tony-blair-iraq-war-memo-prompts-renewed-calls-for-chilcot-inquiry-to-be-published-a6698816.html)
Quoteim Sinne von..
flipbauer heute, 12:31 Uhr
..ein Riesenberg voller Leichen, naja kann ja mal vorkommen, sorry. ...
Aus: "Sturz von Saddam Hussein: Blair entschuldigt sich für Fehler im Irakkrieg" (25.10.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/irak-tony-blair-entschuldigt-sich-fuer-fehler-im-krieg-a-1059485.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/irak-tony-blair-entschuldigt-sich-fuer-fehler-im-krieg-a-1059485.html)
Quote[...] Spitäler in Syrien sind nach angaben der Notärzte-Vereinigung UOSSM regelmässig Ziel von Luftangriffen der syrischen Regierung und Russlands geworden. «Allein im Oktober wurden 14 unserer Spitäler bombardiert», sagte die Sprecherin der Organisation Emma Suleiman.
Darunter waren Kliniken in den Vororten der Städte Aleppo und Hama im Norden des Landes. Sechs Spitäler seien derzeit ausser Betrieb. "Wir fordern, dass das humanitäre Völkerrecht respektiert und Zivilisten sowie humanitäre und medizinische Helfer geschützt werden", sagte Suleiman am Montag der Nachrichtenagentur sda.
Die Union of Medical Care an Relief Organizations (UOSSM) kann die Spitäler nach den Worten von Suleiman nicht wieder aufbauen. "Wir müssen Alternativen finden, etwa den Einsatz mobiler Kliniken, um die Vertriebenen innerhalb Syriens zu begleiten."
In den ersten sieben Monaten dieses Jahres zählte die Organisation 151 Angriffe auf medizinische Einrichtungen. Die jüngste militärische Eskalation seit Beginn der russischen Luftoffensive am 30. September verschärfte demnach die Lage vor allem im Süden und Westen der Stadt Aleppo.
Mindestens 70'000 weitere Menschen sind dort auf der Flucht und benötigen Unterkünfte, Lebensmittel und medizinische Versorgung. "Wir rufen die internationale Gemeinschaft erneut dazu auf, sichere Gebiete für Zivilisten mit humanitären Korridoren einzurichten", sagt Suleiman.
Die 2012 in Frankreich gegründete UOSSM ist ein Zusammenschluss medizinischer Hilfsorganisationen mit mehr als 600 Mitarbeitenden. Sie arbeitet in allen Gebieten Syriens, auch in den Provinzen Rakka und Deir as-Sor im Osten des Landes, die unter Kontrolle der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) sind.
Die Ärzte der Organisation behandeln dort Zivilisten, die IS-Miliz verfügt über eigenes medizinisches Personal für ihre Kämpfer.
Medizinische Einrichtungen wurden in den vergangenen Wochen auch in andern Kriegsgebieten angegriffen, darunter in Afghanistan und Jemen. Am 3. Oktober wurde ein Spital der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Kundus von der US-Luftwaffe bombardiert. Und im Jemen bombardierte die von Saudi-Arabien geführte arabische Militärkoalition am 27. Oktober ein von MSF unterstütztes Spital in Haydan.
MSF forderte eine unabhängige Untersuchung beider Vorfälle. Bei den Attacken handle es sich nicht um Einzelfälle. "Medizinische Einrichtungen werden von Konfliktparteien zunehmend als Teil des Kampfgebietes betrachtet", sagte der Präsident von MSF Schweiz Thomas Nierle. Das gelte neben Afghanistan und Jemen auch für Syrien, Sudan und Südsudan sowie Irak und Somalia.
"Ein zerstörtes Spital bedeutet in einem Kriegsgebiet, dass tausende Menschen keine medizinische Versorgung haben, damit steht für sie das Überleben auf dem Spiel", sagte Nierle. "Ein Spital darf unter keinen Umständen bombardiert werden."
(sda)
Aus: "Hilfsorganisationen kritisieren Bombardierung von Spitälern" (02.11.2015)
Quelle: http://www.solothurnerzeitung.ch/ausland/hilfsorganisationen-kritisieren-bombardierung-von-spitaelern-129698063 (http://www.solothurnerzeitung.ch/ausland/hilfsorganisationen-kritisieren-bombardierung-von-spitaelern-129698063)
Quote[...] Der Bundestag hat mit großer Mehrheit einem Bundeswehreinsatz in Syrien zugestimmt. Bis zu 1200 Soldaten sollen den internationalen Kampf gegen den IS unterstützen. Die Linkspartei stimmte geschlossen gegen ein Bundeswehrmandat.
Wie erwartet haben die Abgeordneten des Bundestags mehrheitlich für einen Einsatz der Bundeswehr in Syrien gestimmt. Der Antrag der Bundesregierung erhielt 445 Ja-Stimmen. Gegen den Antrag votierten 145 Parlamentarier. Es gab sieben Enthaltungen.
Vorgesehen ist, dass bis zu 1200 Soldaten mit sechs Aufklärungsflugzeugen des Typs Recce-Tornado, einem Tankflugzeug, Satellitentechnik sowie einer Fregatte den Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS) unterstützen sollen.
Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen rief dazu auf, die europäische Verantwortung für die Krisenregion im Mittleren Osten anzuerkennen. Dies müsse auch im Namen unserer eigenen Sicherheit geschehen, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Ohne politisches Konzept gegen den Terror der IS-Milizen werden der geplante Militäreinsatz zum Scheitern verurteilt sein. Umgekehrt werde es aber ohne militärische Präsenz keine Chance für die Diplomatie geben.
Der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold widersprach Befürchtungen, der Einsatz der Bundeswehr gegen den IS sei nicht rechtlich einwandfrei. "Dieser Einsatz ist eindeutig verfassungsrechtlich und völkerrechtlich abgesichert", sagte Arnold. Gegen Kritik am geplanten Einsatz sagte er: "Aufklärungsflieger sind kein Beitrag zum achtlosen Bombenkrieg." Es gebe Risiken, aber der Einsatz sei "kein Abenteuer".
Angesichts der Krise Europas dürfe vor allem das deutsch-französische Bündnis nicht in die Brüche gehen. Wenn sich Deutschland heraushalte, werde es noch schwerer, Solidarität in Europa einzufordern.
Dagegen hält die Linkspartei den geplanten Bundeswehreinsatz gegen den IS für grundfalsch und gefährlich. "Krieg macht alles nur noch schlimmer", sagte Linkspartei-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht bei der abschließenden Beratung über den Militäreinsatz.
"Es ist eine schlichte Lüge, dass dieser Kriegseinsatz den IS schwächen wird", sagte Wagenknecht an die Adresse der Bundesregierung. Das Gegenteil sei der Fall. Es sei keine Lösung, mit dem IS in einen Wettstreit zu treten, wer sich besser aufs Töten verstehe. "Krieg ist Terror, der neuen Terror hervorbringt." Das habe auch der Einsatz in Afghanistan gezeigt. Wagenknecht beklagte, der geplante Bundeswehreinsatz gegen den IS sei völkerrechtswidrig, er widerspreche dem Grundgesetz und sei völlig unkalkulierbar.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter bezeichnete den geplanten Bundeswehreinsatz als planlos und undurchdacht. "Ich habe den Eindruck, Ihr Mandat ist Aktionismus", sagte Hofreiter. Nach den jüngsten Anschlägen in Europa sei ein Vorgehen mit kluger Analyse und kühlem Kopf gefragt. In dem neuen Mandat sei jedoch keine Strategie zu erkennen.
Bereits in der kommenden Woche sollen die ersten "Tornado"-Aufklärungsflugzeuge in die Türkei fliegen. Die eigentlichen Aufklärungsflüge selbst sind aber erst ab Januar geplant. Die deutschen Piloten sollen damit Nationen, die Luftangriffe auf mutmaßliche IS-Stellungen fliegen, unterstützen. Sechs "Tornados" werden dafür benötigt.
Zum Luftwaffengeschwader "Immelmann" in Jagel gehören 23 Maschinen. Mindestens vier von ihnen sollen in Syrien zum Einsatz kommen. Ob auch auf dem rheinland-pfälzischen Fliegerhorst Büchel stationierte "Tornado"-Kampfjets der deutschen Luftwaffe am geplanten Syrien-Einsatz teilnehmen, steht noch nicht fest.
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 12:11 von Psychophysikali...
Die Linke
ist wie immer: Hauptsache dagegen. Die Entscheidung der anderen Parteien ist jedoch sehr zu begrüßen. Wir haben dem IS schon lange genug tatenlos zugesehen. Der IS verstößt gegen Menschen- und Völkerrecht, und vertreibt Milionen über Milionen Menschen aus ihrer Heimat.
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Am 04. Dezember 2015 um 12:05 von Kokla
Wagenknecht und ihre Linke haben recht.
Die Zustimmung zum Einsatz ist relativ billig, denn niemand wird im Falle des (wahrscheinlichen) Misserfolgs zur Verantwortung gezogen werden.
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Am 04. Dezember 2015 um 12:14 von Klabautermann 08
Und 58%
der Deutschen Bevölkerung rufen wieder: "HURRA KRIEG; WIR HABEN KRIEG". Wie im ersten WK als sich Deutschland SOLIDARISCH mit Österreich erklärt hat?
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Am 04. Dezember 2015 um 12:15 von Berl-iner
Diese kriegstreiberei ist
Diese kriegstreiberei ist eine Schande und definitiv nicht im Sinne der Bevölkerung !
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Am 04. Dezember 2015 um 12:15 von ardandi
Falscher Weg - nichts gelernt
Leider haben die meisten Abgeordneten überhaupt nichts aus Afganistan gelernt.
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Am 04. Dezember 2015 um 12:16 von Zeitungs-Ente
Politiker
Und sie werden mit betroffenen Gesichtern an den Särgen derjenigen stehen und Reden halten, die sie selbst in den Krieg geschickt haben.
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 12:24 von Shantuma
Die SPD hat ...
ja wohl einen Knall. Dieser Einsatz ist weder mit dem Grundgesetz vereinbar noch haben die westlichen Streitkämpfer ein völkerrechtliche Erlaubnis in Syrien zu zuschlagen.
Einmal mehr begeht Deutschland Völkerrechtsbruch.
Wichtiger wäre es die Finanzen des IS zu torpedieren und die Unterstützung aus anderen arabischen Staaten zu minimieren.
Danach kann man mit dem Einverständnis der irakischen Regierung und der syrischen Regierung Unterstützung leisten.
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Am 04. Dezember 2015 um 12:24 von Peanuts
Diese "Nasen"
... die für diesen Einsatz gestimmt haben, sollten sich doch mal selber aus Ihren Sesseln erheben und ins Kriegsgebiet ziehen. Die haben keine Ahnung was Krieg bedeutet und das am allermeisten die Zivilbevölkerung darunter leidet. Können kaum den Bleistift grade halten aber entscheiden hier über hunderte und tausende von Menschenleben. Was ist denn ein Zivilistenleben Wert? Wenn in Paris 130 Menschen sterben, dann gibt es 3 Tage Volkstrauer und große Betroffenheit. Wenn in Syrien durch Bombenangriffe tausende Zivilisten sterben, dann sind das Kollateralschäden oder was. Sagt mal ihr Politiker wann wacht ihr eigentlich auf. Waffen und Krieg haben schon seit mehr als tausend Jahren nichts anderes gebracht als noch mehr Krieg und unendliches Leid.
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Am 04. Dezember 2015 um 12:27 von odw
Der dunkelste Tag
in der deutschen Geschichte seit dem Ende des 2. Weltkrieges.
Deutsche Soldaten gehen nach Syrien, ohne UN-Mandat, ohne Hilfeersuchen der syrischen Regierung.
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Am 04. Dezember 2015 um 12:32 von Klaus V.
Der Einsatz der Bundeswehr in Syrien
wird keinen Frieden bringen:
Wo immer ausländische Mächte interveniert haben, ist es zu jahrelangen Verwüstungen gekommen.
Denn mit jedem Schuss und mit jeder Lüge wird neuer Hass gesät.
Am Ende kann niemand mehr vermitteln. Denn Waffen sprechen nicht, sie töten.
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 12:34 von Idefix™
Ganz prima!
Jetzt ist es also amtlich, wir ziehen in den Krieg.
Ich könnte kotzen!
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 12:38 von Evershagen
Es erschreckt mich
wie schnell solche gravierenden Entscheidungen unser Parlament passieren und abgesegnet werden.
Es erschreckt mich weiter, dass andere Dinge wie bspw. Steuerreform, Gesundheitsreform etc. pp., ewig über Jahre zerredet werden und nichts passiert. ...
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 12:46 von 1.Senator
Heute wurde mit diesem Beschluß...
...im Deutschen Bundestag das so
viel bemühte und immer wieder
angeführte Völkerrecht endgültig
zu Grabe getragen!
Man tut was man will, oder glaubt
mehr als dubiosen "Partnern" wie
etwa der Türkei zu "schulden"!!
Ein UNO-Mandat ist scheinbar
ja auch schon länger nicht mehr
erforderlich!??!
Wer selbst das Recht so mit Füßen tritt,
kann sich nicht wirklich ernsthaft
für sein Handeln gerade darauf
berufen und setzt sich selbst und
sein Volk ins UNRECHT!!
Den Preis hierfür werden (wie immer !!)
andere, unschuldige bezahlen müssen!!
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 12:47 von Dennis86
Die Geschichte wiederholt sich
Wie damals beim Jugoslawien- und Afghanistankrieg gibt es wieder viele im Bundestag und in der Bevölkerung, die den Syrieneinsatz als sinnvoll erachten. Mittlerweile wird jedoch massiv Kritik geübt an Jugoslawien- und Afghanistankrieg (siehe z. B. ARD-Doku "Es begann mit einer Lüge" oder "unser Krieg" vom ZDF). Ich freu mich schon auf die Doku der ARD/des ZDF in zehn Jahren, in der der Syrieneinsatz als grober Fehler eingestuft wird.
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 12:47 von strategos
Wie zu Kaiserszeiten. Die SPD
Wie zu Kaiserszeiten.
Die SPD stimmt wieder für einen Krieg. Lernt denn keiner aus dem Elend in der Vergangenheit?
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 12:48 von fridolin27
schon erstaunlich
unsere Soldaten müssen nach Syrien, um den IS zu bekämpfen, und die traumatisierten Syrer sitzen in den Strassencafes und verfolgen bei einem guten Kaffee mit dem Handy in der Hand den Fortgang der Kämpfe in ihrem Land.
Wie verrückt ist diese Welt?
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 13:02 von Resistance1405
Diese Behauptung der SPD ist schlicht falsch
Nachdem ein Kommentar von mir nicht durchgekommen ist, schreibe ich ihn nochmal.
Diese Behauptung der SPD in diesem Absatz aus dem Artikel:
Der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold widersprach Befürchtungen, der Einsatz der Bundeswehr gegen den IS sei nicht rechtlich einwandfrei. "Dieser Einsatz ist eindeutig verfassungsrechtlich und völkerrechtlich abgesichert", sagte Arnold. Gegen Kritik am geplanten Einsatz sagte er: "Aufklärungsflieger sind kein Beitrag zum achtlosen Bombenkrieg." Es gebe Risiken, aber der Einsatz sei "kein Abenteuer".
ist schlich falsch!! Dieser Einsatz ist
1. eben NICHT ausreichend völkerrechtlich abgesichert weil es eben KEIN echtes UN-Mandat gibt
2. Diese Aufklärungsflüge sind eben SEHR WOHL Teil dieses achtlosen Bombenkrieges. Denn die Bilder die von diesen Jets aufgenommen werden, werden als Grundlage für die späteren Bombardements benutzt. Hoffentlich erwischt es keine dort umherirrenden Zivilisten.
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 13:03 von americafl
12:08 von Klaus V.
+++ Denn die Aussage 58 % hätten mit Ja gestimmt ist eine LÜGE !+++
Sie haben Recht. Nach der nochmaligen Nachzaehlung sind es 68% !!!
Was ich noch nie gelesen oder gehoert habe ist, wo sind all die Klagen vor Gericht gegen die Regierung, den hier bei den Kommentaren stehen ja so viele Beitraege, wo ganz klar behauptet wird, der Einsatz verstoesst gegen das Gesetz usw.
Nicht schreiben --- KLAGEN !
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 13:25 von Didi
Das Parlament hat versagt.....
Aus einer launigen Solidaritätsbekundung wird nun nolens volens ein "Kriegseintritt" mit allen Folgen, ohne das ersichtlich ist, dass das Parlament Sinn und Zweck, Risiken und Nebenwirkungen abgewogen und diskutiert hat und zu der ultima Ratio dieses Einsatzes gekommen ist.
Solidarität kann nicht über der Vernunft oder den (grund-)gesetzlichen Vorgaben stehen.
Meines Erachtens eine Symbolpolitik ohne Nutzen, aber mit enormen Risiken und Nebenwirkungen, denn an der Wurzel dieses Terrorismus, den Geldströmen, den Waffenlieferungen, den Rückzugsgebieten und den Unterstützern des IS wird eben von dieser Politik nicht Hand angelegt.
Darüber hinaus werden vom Parlament die gleichen eklatanten Fehler wiederholt, man stürzt sich ohne Strategie, Zieldefinition, ohne rechtlich Absicherung und ohne Exitdefinition in ein erneutes militärisches Abenteuer.
Das Parlament denkt nicht bis zum Ende, und das ist erschreckend für eine Parlamentsarmee- eine "Volksarmee" hätte kein Mandat bekommen!
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 13:27 von bengelchen
Deutschland im Krieg
Was ich hier immerwieder ( 90 % der Kommentare ) lese, zeugt von total einseitiger Einstellung zu diesen Problemen. Deutschland soll schön neutral bleiben, während wir mit unseren Waffen die ganze Welt beliefern,und wahrlich gutes Geld verdienen. Und wenn hier einige meinen nur die Firmen und Aktionäre verdienen
daran,falsch....! Auch der Lohn des Arbeiters wird durch Waffen bezahlt. Nicht erst mit Soldaten machen wir uns die Finger schmutzig,nein ....! Mit der Herstellung und Liefern wissen alle schlauen hier, das unser Wohlstand zum Teil auf Waffen basiert. Und da wir jeden Tag welche herstellen, müssen diese auch jeden Tag irgendwo in der Welt verbraucht werden,sonst rosten sie ein. Wir sollten ehrlich sein und nicht nur heucheln .Und wenn wir daher ein Mitschuldiger sind so solleten wir bereit sein,etwas von dieser Schuld gutzumachen....Oder? ich hoffe mein Kommentar wird gesendet,die letzten beide wurden es nicht.
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 13:36 von hinter der Matt...
Das Volk abgehängt
Beeindruckend, dass die Regierung es innerhalb so kurzer Zeit geschafft hat, die Mehrheit unserer nur ihrem Gewissen verpflichteten Parlamentarier von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass Deutschland in einen jahrelangen Krieg ziehen muss.
Offensichtlich sind sich die Parlamentarier sicher, dass sie dem Volk ihre Beweggründe erklären werden können. Hoffentlich vergessen sie es nicht, sonst bleibt das ungute Gefühl, dass man im Parlament der Überzeugung ist, es ziehe ja 'nur' die Bundeswehr in den Krieg, nicht das Land, daher müsse man das Volk auch nicht mitnehmen.
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 13:37 von Nico Walter
Übrigens gab es mindestens schon zwei Kriege, denen mehr als 58% der Deutschen zugestimmt haben. Richtig war doch wohl keiner von beiden.
Quote
Am 04. Dezember 2015 um 14:00 von Tagesscheu
An die JA Stimmer
Ihr werdet diesen Krieg verlieren, genauso wie die Russen in Afghanistan, dann die USA, sowie eine komplette Allianz - ebenso im Irak. Denn dieser Krieg ist nicht auf eine Nation beschränkt, sondern ist eine Gesinnungsfrage.
Den IS muss man politisch und vor allem kulturell isolieren und aushöhlen. Das wird dauern. Frankreich geht den falschen Weg, diese Bombardements sind eine unwiderufliche Schuld.
Und, noch eine Bermerkung: Das war auch ein JA zu Attentaten in Berlin, tut am Ende nicht so als ob das keinen Zusammenhang hat. Eine Beteiligung an einem Krieg in dieser Form ist verantwortungslos. Es mangelt an wirklich guten Ideen, das Problem bei der Wurzel zu packen. Da ist ein Ja zum Einsatz die schnelle Lösung. Falsch gedacht. Diese Entscheidung ist nicht hinzunehmen, vor allem als Deutscher darf man hier nicht still bleiben. Selbst wenn man diese Wahnsinnigen vom IS vor Ort militärisch besiegen würde, hat man an der Einstellung nichts verändert. Das ist nicht klug.
...
Aus: "Beteiligung am Kampf gegen den IS: Bundestag stimmt Syrien-Einsatz zu" (04.12.2015)
Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/is-syrien-bundestag-103.html (https://www.tagesschau.de/inland/is-syrien-bundestag-103.html)
Quote[...] Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will in den kommenden 15 Jahren 130 Milliarden Euro in militärische Ausrüstung investieren und den Wehretat dafür erhöhen. Das verlautete aus Regierungskreisen in Berlin. Die in der Bundeswehrreform von 2011 vorgesehenen Obergrenzen für die Ausstattung der Bundeswehr mit großen Waffensystemen sollen nicht mehr gelten. Die Truppe soll je nach Lage und Aufgaben ausgerüstet werden.
Entscheidend für die Ausstattung der Bundeswehr solle künftig wieder sein, dass die Truppe mit dem vorhandenen Material ihre Aufgaben in den Auslandseinsätzen und in der Landesverteidigung erfüllen könne, hieß es. Das Ministerium nimmt damit Abschied von dem Konzept, manche Teile der Armee, etwa die Panzertruppe, nur mit 70 Prozent des benötigten Geräts auszurüsten. "Wir haben lange aus der Substanz gelebt", hieß es mit Verweis auf die schlechte Ausstattung der Bundeswehr. "Es haben sich hohle Strukturen gebildet", und es gebe erheblichen "Modernisierungsbedarf".
Welche Summe die Bundeswehr zusätzlich benötigen wird, um auf die Investitionssumme von 130 Millionen Euro zu kommen, wurde nicht genannt. Das Geld solle nicht als Ganzes neu auf den Haushalt aufgesattelt werden, hieß es. Im Durchschnitt wolle von der Leyen knapp neun Milliarden Euro pro Jahr in Ausrüstung investieren – von der Nachtsichtbrille bis zum Kampfjet. Würde aber die bisherige Finanzplanung einfach bis 2030 fortgeschrieben, würde dieses Geld nicht ausreichen. Im laufenden Haushalt sind 4,7 Milliarden Euro für derartige Beschaffungen eingeplant. Die Mehrausgaben sollen für die Haushaltsjahre ab 2017 nun zwischen dem Verteidigungs- und dem Finanzministerium ausgehandelt werden.
Die Ankündigung erfolgte unmittelbar nachdem der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels, in seinem Wehrbericht verheerende Ausrüstungsmängel der Bundeswehr kritisiert hatte. "Es ist von allem zu wenig da", hatte der SPD-Politiker bei der Vorstellung des Berichts gesagt. "Die Bundeswehr ist am Wendepunkt. Noch mehr Reduzierung geht nicht." Bei der jüngsten Reform der Truppe sei überproportional viel Material abgebaut worden. "Diese planmäßige Mangelwirtschaft gefährdet heute Ausbildung, Übung und Einsatz."
Wenn die Bundeswehr zur Landesverteidigung wieder in der Lage sein solle, brauche sie eine materielle Vollausstattung – "vom Panzer bis zur Schutzweste, 100 Prozent", sagte Bartels. Zwar erhielten die Soldaten inzwischen moderne Ausrüstung. "Aber die schlechte Nachricht lautet: Alles verspätet, verzögert, voller Kinderkrankheiten und oft in zu geringer Stückzahl, dafür teurer als geplant." Alte Schiffe würden außer Dienst gestellt, ehe die neuen überhaupt auf Kiel gelegt seien. Auch bei Waffen und Munition sehe es schlecht aus. "Die Bundeswehr ist am Limit", sagte Bartels.
Quotehansitus
#10 — vor 6 Minuten
Da meldet sich mal der "Stechschritt Pazifist" zu Wort:
Wie kann es sein das Deutschland auf Platz 7 der Länder mit den höhsten Militärausgaben der Welt 2014 gehört und nun Anfang 2015 "verheerende Ausrüstungsmängel der Bundeswehr" aufgezeigt wurden? Wo sind die Gelder hingegangen?
Außerdem wäre auch mal schön warum die eingeschränkten Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr im Ausland denn ein Problem sind? Alle Auslandseinsätze der Vergangenheit haben die Lage nicht verbessert in den betreffenden Ländern, es wurde vielmehr Terror geschaffen. Dabei denke ich an Kosovo bis Lybien.
QuoteZerebralakrobat
#9 — vor 6 Minuten
Es wäre eh sinnvoller, die Kapazitäten zusammenzulegen und eine europäische Armee aufzustellen. Denn vom Terrorismus ist ganz Europa betroffen, da nützt Eigenbrötlerei wenig. Auch was den Grenzschutz angeht.
QuoteRothbard
#7 — vor 6 Minuten
Niemand sollte sich über explodierende "Verteidigungs"ausgaben wundern. Der Wähler bekommt die Quittung für das, was er sich selbst eingebrockt hat: Eine Regierung, die grundsätzlich alles tut, um den militärisch-industriellen Komplex zu bereichern und gleichzeitig durch unverantwortliche und kostspielige Auslandseinsätze die innere Sicherheit gefährdet.
QuoteHans Hagedorn
#15 — vor 5 Minuten
Kurzer Fehlerhinweis: "Welche Summe die Bundeswehr zusätzlich benötigen wird, um auf die Investitionssumme von 130 Millionen Euro zu kommen, wurde nicht genannt." In diesem Satz sind vermutlich Milliarden gemeint.
QuotePrisen Colinen
#21 — vor 3 Minuten
Mir wäre bedeutend lieber, man würde die völlig kontraproduktiven Außeneinsätze sein lassen, die in der Summe nur zu den jetzigen Flüchtlingsströmen beigetragen haben.
Eine der heute nachweislich größten Lügen: "Unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt".
...
Aus: "Bundeswehr: Von der Leyen will 130 Milliarden Euro investieren" (26. Januar 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-01/bundeswehr-ausruestung-material-andre-wuestner-ursula-von-der-leyen (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-01/bundeswehr-ausruestung-material-andre-wuestner-ursula-von-der-leyen)
Quote[...] Die Hilfsorganisation "Save the Children" hat ihren aktuellen Bericht über die Lage im Bürgerkriegsland Syrien veröffentlicht. Demnach leiden rund 250.000 Kinder in belagerten Gebieten unter Hunger. Sie hätten zudem kaum Zugang zu Medikamenten. "Die Kinder wachsen in einer Art Kriegskultur auf und es ist schwer einzuschätzen, was das für Langzeiteffekte auf sie haben wird", sagte Sonia Khush, die für Syrien zuständige Regionaldirektorin der Organisation.
Es gebe zahlreiche Berichte von Kindern, die aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung gestorben seien, sagte Khush vor Journalisten. Für den 27-Seiten-Bericht hat die Organisation eigenen Angaben zufolge mit 126 Müttern, Vätern und Kindern in den betroffenen Gebieten gesprochen sowie 25 Interviews mit lokalen Hilfsgruppen, Ärzten und Lehrern geführt.
"Die Angst bestimmt alles", sagte demnach eine Mutter in Ghuta. "Die Kinder warten darauf, dass sie mit dem Sterben an der Reihe sind." Auch Khush sagte, die Kinder hätten jeden Glauben an eine hoffnungsvolle Zukunft verloren.
Die Menschen in den belagerten Gebieten hätten oft noch nicht einmal Brot, berichtete eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation in Syrien, die anonym bleiben wollte. "Brot ist eines der größten Probleme." Viele Menschen hätten "Überlebens-Kunstformen" entwickelt. Sie kochten beispielsweise Suppe aus Gras.
Um zu kochen oder zu heizen würden zahlreiche Kinder in zerbombten Häusern nach Holzmöbeln suchen, sagte die Mitarbeiterin - trotz des Risikos von einstürzenden Trümmerteilen oder weiteren Bombenangriffen.
Laut den Vereinten Nationen leben rund 474.700 Menschen in syrischen Gebieten, die entweder von Truppen des Machthabers Baschar al-Assad oder von Anhängern der Terrormiliz "Islamischer Staat" belagert sind. Seit rund einer Woche gilt in einigen Regionen Syriens eine Waffenruhe. Dennoch sind in den betroffenen Gebieten auch in dieser Zeit Dutzende Menschen ums Leben gekommen.
Für Mitte kommender Woche sind neue Friedensgespräche in Genf geplant, die Verhandlungen sollen nach fünf Jahren Bürgerkrieg mit Hunderttausenden Toten und Millionen Vertriebenen einen stabilen Frieden in das zerrüttete Syrien bringen. Doch die Wiederaufnahme der Verhandlungen ist ungewiss, das größte Oppositionsbündnis Syriens droht mit einer Absage.
Aus: "Bericht von Hilfsorganisation: 250.000 Kinder in belagerten Gebieten Syriens hungern" (09.03.2016)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-250-000-kinder-in-belagerten-gebieten-hungern-laut-save-the-children-a-1081339.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-250-000-kinder-in-belagerten-gebieten-hungern-laut-save-the-children-a-1081339.html)
Der Bürgerkrieg in Syrien ist eine militärische Auseinandersetzung zwischen Truppen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad und den Kämpfern verschiedener Oppositionsgruppen. Auslöser des Bürgerkriegs war ein friedlicher Protest im Zuge des Arabischen Frühlings Anfang 2011, der zum bewaffneten Konflikt eskaliert ist. ...https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien (https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien)
Als Flüchtlingskrise in Europa ab 2015 werden summarisch die gemeinhin als krisenhaft bewerteten Zustände im Zusammenhang mit der Ein- oder Durchreise Hunderttausender Flüchtlinge und Migranten in oder durch viele Staaten Europas bezeichnet. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%BCchtlingskrise_in_Europa_ab_2015 (https://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%BCchtlingskrise_in_Europa_ab_2015)
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Quote[...] 86,7 Millionen Kinder unter sieben Jahren kennen nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef nichts anderes als ein Leben in Konfliktregionen. Dabei seien sie extrem traumatischen Erlebnissen ausgesetzt, die sich negativ auf die Entwicklung ihres Gehirns auswirkten, warnte Unicef.
Die Kinder würden erheblich in ihrem Wohlbefinden und in ihrer Fähigkeit zu lernen beeinträchtigt. "Zusätzlich zu den rein körperlichen Bedrohungen sind die Kinder dem Risiko tiefer emotionaler Narben ausgesetzt", sagte die leitende Unicef-Expertin für frühkindliche Entwicklung, Pia Britto. "Konflikte rauben den Kindern die Sicherheit, ihre Familie, Freunde, Spiel und Routine."
Ein Leben im Krieg sei mit extremen Stress verbunden, der insbesondere in den ersten sieben Lebensjahren die Vermehrung der Gehirnzellen bremse. Es müsse daher mehr investiert werden, um Kindern die nötigen Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, sagte Britto. Dazu zählten Lernmaterialien, psychologische Betreuung sowie ein sicheres, kinderfreundliches Umfeld. ...
Aus: "Unicef: Fast 87 Millionen Kinder leben in Konfliktgebieten" (24. März 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/2016-03/unicef-kinder-87-millionen-konflikt (http://www.zeit.de/gesellschaft/2016-03/unicef-kinder-87-millionen-konflikt)
QuoteMit freundlicher Erlaubnis von Seven Stories Press. Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Backhaus.
Francesca Borri: "Syrian Dust – Reporting from the Heart of the Battle for Aleppo", Seven Stories Press 2016, 224 Seiten
[...] In den vergangenen Monaten habe ich über eine Stadt geschrieben, die nur noch Schutt ist. Ich habe über Mörserbomben geschrieben, über Straßen, gespickt mit Scharfschützen, Raketen und Explosionen, ich habe eine Stadt beschrieben, die entstellt ist von Typhus, Leishmaniose, Hunger, ich habe über Kinder geschrieben, die aussehen, als wären sie in Äthiopien oder Somalia, die Haut auf ihren Knochen wie Wachs, ihr Essen bestehend aus Gras und Regenwasser.
Ich habe über Flüsse geschrieben, die Leichen ausspucken, Wolken von Insekten auf den Überresten eines Darms, einer Leber, einer Lunge; über Granaten, Raketen, Kampfjets, geköpfte Aktivisten, hingerichtete 15-Jährige.
In den bombardierten Krankenhäusern habe ich gesehen, wie Küchenmesser als Skalpelle genutzt wurden, die Berührung einer Krankenschwester als einzige Narkose; ich habe verstümmelte Körper gesehen, Köpfe, Hände, Finger, Schädelfragmente, die auf Stühlen lagen.
150.000 Menschen sind nach offiziellen Angaben tot, geschätzt sind es 220.000. Ich habe über den Horror geschrieben, über Bestürzung, Brutalität, Grausamkeit. Über den Schmerz. Ich habe jedes mögliche Wort benutzt. Habe jedes Adjektiv ausgeschöpft.
Entschuldigung. Ich hatte noch nicht verstanden, was Krieg ist.
Assads Gegenoffensive begann im Dezember 2013.
Jetzt betritt man die Stadt durch eine zehn Meilen breite Frontlinie, die im Industriegebiet von Sheikh Najjar beginnt. Dieses Viertel war einst von den Rebellen so gut kontrolliert, dass der Revolutionsrat, Aleppos provisorische Regierung, seine Zentrale dorthin verlegte und sehr optimistisch plante, Leitungen zu reparieren, Schulen wieder zu eröffnen und sogar Bäume zu pflanzen.
Jetzt aber rast du mit voller Geschwindigkeit durch Granatwerfer, Maschinengewehre, Kalaschnikows – ein brummendes Flugzeug über dir –, um so schnell wie möglich Schutz in den Wohnvierteln zu suchen. Also Schutz unter hochexplosiven Fässern. Fässer. Fässer gefüllt mit Benzin und Dynamit, abgeworfen von Hubschraubern, zwei, drei, vier auf einmal. Sie regnen zu Dutzenden vom Himmel, jeden Tag, jede Nacht, jede Stunde, überall, wirklich überall, durchschnittlich 50 Stück am Tag. Es wird nicht unterschieden zwischen Zivilisten und Kämpfern. Der einzige Unterschied ist, dass die Front mit Flugzeugen bombardiert wird, die präziser sind.
Wie üblich sind sich Rebellen und Regimeanhänger an der Front so nah, dass sie Beleidigungen brüllen, während sie aufeinander schießen; die Fässer treffen auch die Regimeanhänger. Ansonsten gibt es nur ein Kriterium, um Zielobjekte in Aleppo zu unterscheiden und auszusuchen: im oder gegen den Uhrzeigersinn.
Wir nennen es weiterhin Aleppo. Dabei ist es mittlerweile Dresden. Kilometer um Kilometer – Aleppo gibt es nicht mehr. Jeden Tag mehr und mehr Trümmer.
Doch es ist nicht so verlassen, wie man denkt. Wie man sagt. Denn ein Flüchtling zu werden, ist, wie mein Übersetzer bemerkt, "ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann". Nicht jeder hat 150 Dollar, um die Autofahrt in die Türkei zu bezahlen, dazu 100 Dollar pro Kopf, für eine Frau und drei Kinder, um den Polizisten zu bestechen und illegal über die Grenze zu kommen. Nur wenige haben überhaupt noch einen Pass. Etwa 700.000 Flüchtlinge sind jetzt in der Türkei. Und die Lager der Vereinten Nationen sind ein einziges Durcheinander.
Aleppo scheint menschenleer, dabei sind noch Hunderte Menschen hier, Tausende, am Ende ihrer Kräfte. 80.000 sind es nach Schätzungen.
Sie nagen an Pappe, um ihren Hunger zu stillen, sie sehen verbraucht und ausgemergelt aus, stehen in Fetzen am Straßenrand, blinzeln gen Himmel. Früher bombardierte ein Flugzeug zwei oder dreimal die Woche und verschwand wieder. Jetzt werfen Hubschrauber ohne Vorwarnung zwei, drei Mal in einer Stunde Bomben ab.
Du stirbst ganz plötzlich. Das ist alles, was man in Aleppo tun kann. Nichts anderes. Man wartet und stirbt, in diesem Hornissen-Nest, diesem Nest voller wummernder Explosionen, diesem konstanten Getöse, das manchmal lauter wird, durchbrochen von einem Schrei, Flugzeug!, Flugzeug!, und alle ducken sich unter einen Stuhl, hinter einen Schrank, eine Vase, einen Kübel, hinter irgendetwas – weil Aleppo leer gebombt ist und sich in ihrer Panik alle den Schutt um sich herum zunutze machen. So leben sie, inmitten all der toten Körper, die nie geborgen wurden.
Man überlegt, ob ein Haus, das bereits getroffen wurde, von den nächsten Bomben wohl verschont bleiben würde. Zwischen den Trümmern, den zerborstenen Betonplatten: Kleider, Bücher, eine Uhr, ein Schuh, darin steckt noch der Fuß eines Kindes.
[...] Zu reden und Fragen zu stellen ist schwierig in Aleppo. Nicht nur weil Journalisten noch immer im Visier von Al-Kaida sind, noch immer gezwungen sind, sich undercover zu bewegen, so unsichtbar wie möglich. Derzeit sind mehr als 20 von uns spurlos verschwunden. Zu reden ist schwierig, weil die Syrer versuchen, dir zu antworten, Männer, Frauen, Junge und Alte, alle. Sie beginnen zu sprechen, sagen ein paar Worte, aber dann brechen sie zusammen, lehnen sich an deine Schulter – und weinen. Sie weinen und dann fragen sie: Warum? Warum? Dann können sie nichts mehr sagen. Sie umarmen dich und weinen.
Sie weinen bis zur nächsten Explosion.
Bis ein Maschinengewehr vier, fünf Runden ausspuckt: Nicht um dich zu beschützen, nicht um dich zu kriegen, sondern lediglich um dich zu warnen, dass in wenigen Sekunden ein Hubschrauber da sein wird, in wenigen Sekunden wirst du vielleicht sterben, und wieder hörst du das Donnern, lauter und lauter, näher. In diesen letzten wenigen Sekunden rennen sie alle durcheinander, schreien, rennen weiter – und dann, wieder, bösartig, eine Explosion.
... Als Erstes wird der Schatten einer Frau sichtbar. Sie durchdringt den Nebel von Staub und Kordit, sie kommt schwankend auf dich zu. Dann ein Mann, eine andere Figur, noch eine, einer fällt bewusstlos um, diese schlaffen, unbegreiflichen Körper in den Armen von Menschen, diese zerfetzten Körper, blutend, Blut, das auf den Boden tropft. Das Kind, das du eben noch vor dir gesehen hast, liegt nun dort, aschfahl, den Teddy-Bär noch fest im Arm.
Ein Teppich, ein Ventilator, ein Rumpf, alles überall verstreut. Ein Dreirad. Und tagelang, immer bei Sonnenuntergang, siehst du die Silhouette der Frau, wie sie sich über diese menschlichen Überreste beugt, als sei sie am Meer und suche Muscheln. Zwischen ihren Fingern ein Kleidungsfetzen, das Überbleibsel von einem Kind.
Du stirbst in Aleppo. Das ist es. Du wartest und du stirbst.
... Es gibt nur noch zwei Krankenhäuser in Aleppo. Eigentlich nur noch eines: Das andere wurde getroffen, während ich diese Zeilen schreibe. "Selbst wenn sie dich behandeln, wirst du bald wieder unter den Hubschraubern sein", sagt mir ein kleines Mädchen. Ihr linker Arm ist übersät mit Splittern und Narben. Als sie mir ihren rechten Arm zeigen will, explodiert am Ende der Straße eine Granate, und sie läuft davon.
Du wartest und stirbst in Aleppo. Das ist alles.
Nichts ist grausamer als die erste Bombardierung. Wenn jemand, dort hinten, noch am Leben ist, und du hörst die Stimmen, während du, umgeben von Staub, noch immer nichts voneinander unterscheiden kannst, flehen sie dich an, hilf mir!, hilf mir! Wie diese Frau jetzt.
Wir sind in Soukkari, hören die Schreie ihrer zwei Enkelkinder, 17 und 18 Jahre alt. Verwandte halten die Frau zurück, als sie sich aus deren festem Griff befreien will, hinfällt, aufsteht, schreit, hilf mir!, hilf mir!, es ist so grausam. Brüder, Väter, Freunde, alle halten sie zurück, als sie sich losreißen will, verzweifelt, sich ans Geröll krallend mit ihren bloßen Händen, und dann kommt der nächste Hubschrauber, schwebt sadistisch am Himmel, alle fangen an zu rennen, obwohl niemand weiß, wohin, alle stolpern, fallen, rappeln sich wieder auf, zwischen den Schreien tönt das Geknatter des Hubschraubers, der Staub, das Blut – die Explosion.
Du stirbst in Aleppo. Das ist alles.
... Unsere Analysten verfolgen die militärischen Entwicklungen Schritt für Schritt, die Karte in der Hand: Wer kommt weiter, wer fällt zurück, Stunde um Stunde. Aber egal wer weiterkommt oder zurückfällt: In Wahrheit beherrscht hier niemand irgendwas – es ist ein Leben im Chaos. Niemand kontrolliert mehr irgendjemanden. Es gibt nichts mehr zu erbeuten außer Schutt.
... Am Abend kannst du dich nur in eine Ecke kauern. Auf dem Bildschirm flackern die Bilder aus Aleppo, die Listen mit den Namen der Toten jagen über den unteren Bildschirmrand, während draußen vor dem Fenster, im Dunkel, alle zehn, zwanzig, dreißig Minuten, die Schemen der Stadt im Blitzlicht einer Explosion aufleuchten.
Ich schaue nervös auf meine Uhr. Warte auf die Dämmerung. Aber ich bin die Einzige, die das macht: Es ist eine Angewohnheit aus einem anderen Leben.
Der einzige Unterschied zwischen Tag und Nacht ist, dass du hier in der Nacht nicht einmal weglaufen kannst. In der Nacht wird der Krieg in Aleppo zur Schlachtung. Du kämpfst nicht. Du stirbst und das war's. Einfach so.
Weil sie hier bombardieren und bombardieren, sie bombardieren und bombardieren.
Das ist alles.
Quotehschmitter #4.8
Wozu sollte man aber bitteschön einen aktuellen Artikel über ein Buch schreiben, welches Informationen von vor mindestens 2-4 Jahren benutzt und damit jegliche Aktualität fehlt?
Damit Sie mal einen Hauch einer Ahnung haben, was Krieg bedeutet. Egal, wen es wo trifft.
QuoteSalkin #3
... Beim Lesen musste ich ab und zu innehalten, um die Bilder in meinem Kopf zu verarbeiten.
Und wenn man sich vorstellt, daß da Tausende, Zehntausende, Hunderttausende, ja Millionen Menschen betroffen sind, frage ich mich ganz unweigerlich, wo dieses Gemetzel noch hinführen soll. Ansonsten finde ich das Kommentieren dieses Beitrags schwierig, so vom ruhigen, warmen Zimmer aus ...
QuoteAntigone dreht am Rad #12
Eine bemerkenswert eindringliche Schilderung.
Man begreift, wie sehr sich der Krieg in Aleppo festgesetzt hat.
Auf militärisch niedrigem aber unermüdlich tödlichem Niveau.
Alles erinnert deutlich an den Bürgerkrieg im Libanon, der Jahrzehnte gedauert hat.
Ein Bürgerkrieg hat eine fatale Komponente: er drängt nicht zur Entscheidung.
Erst allmählich wird die Trägheit eines solchen Krieges sichtbar.
Im Westen fehlt dafür offenbar jegliches Verständnis...
Worum es geht, hängt vom Vortag ab,
und die Pläne der Kriegsparteien reichen allenfalls bis morgen.
Damit können Jahre vergehen, Jahrzehnte.
Die Zeit vergeht nur für all jene, die irgendwo rund um den Globus zuschauen müssen.
In Aleppo steht die Zeit still.
...
Aus: "Syrien: Du wartest und stirbst in Aleppo" Francesca Borri (2. Juni 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-05/syrien-krieg-journalismus (http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-05/syrien-krieg-journalismus)
Quote[...] London – Deutschland ist im Vorjahr hinter den USA und Russland der drittgrößte Waffenexporteur gewesen und hat damit Frankreich und Großbritannien überholt. Wie der Deutsche Unternehmen verkauften im Jahr 2015 Rüstungsgüter im Wert von rund 4,78 Milliarden US-Dollar (4,2 Milliarden Euro) ins Ausland, ohne Kleinwaffen und Munition, stellte der Branchendienst "Jane's" in seinem Rüstungsbericht fest. Davon gingen etwas weniger als ein Drittel (29 Prozent) in den Krisengürtel Nahost und Nordafrika. Wichtigster Abnehmer in dieser Region war im vergangenen Jahr Saudi-Arabien, gefolgt von Algerien, Ägypten und Katar. Laut "Jane's" werden die Lieferungen nach Nordafrika und in den Nahen Osten 2018 sogar 40 Prozent der deutschen Rüstungsexporte ausmachen. Danach fällt der Anteil voraussichtlich wieder auf 28 Prozent.
... 2014 war Deutschland in der Liste der größten Exporteure noch auf dem fünften Platz gelegen. Dass es 2016 wohl nur für den vierten Platz reichen wird, liegt nach Auskunft des Autors Ben Moores allerdings nicht daran, dass Deutschland seine Rüstungsexporte verringert. Im Gegenteil: Der Gesamtbetrag wird den Berechnungen zufolge sogar noch einmal minimal steigen. Grund sei vielmehr die Tatsache, dass Frankreich seine Rüstungsindustrie "wiederbelebt" habe. Die Gesamtsumme der französischen Rüstungsexporte in diesem Jahr schätzt Moores auf sechs Milliarden Dollar. Seinen Berechnungen zufolge wird Frankreich 2018 sogar Russland überholen und zum zweitgrößten Rüstungsexporteur aufsteigen.
Der weltweit größte Importeur von Waffen und Ausrüstung bleibt Saudi-Arabien. Laut "Jane's" wurden im vergangenen Jahr Rüstungsgüter im Wert von 9,3 Milliarden Dollar in das islamische Königreich geliefert. Heuer liegen die saudischen Militärimporte sogar knapp über zehn Milliarden Dollar. Indien belegt in der Liste der wichtigsten Importeure den zweiten Platz. Die Vereinigten Arabischen Emirate steigern ihre Rüstungsausgaben den Angaben zufolge massiv, 2016 sollen sie Material im Wert von drei Milliarden Dollar erhalten. Damit sind sie aktuell der drittgrößte Importeur von Rüstungsgütern.
...
Aus: "Deutschland steigt zum drittgrößten Waffenexporteur auf" (13. Juni 2016)
Quelle: http://derstandard.at/2000038807870/Deutschland-steigt-zum-drittgroessten-Waffenexporteur-auf (http://derstandard.at/2000038807870/Deutschland-steigt-zum-drittgroessten-Waffenexporteur-auf)
https://en.wikipedia.org/wiki/Iraq_Inquiry (https://en.wikipedia.org/wiki/Iraq_Inquiry)
Quote[...] Sieben Jahre hat es gedauert, nun ist der Untersuchungsbericht zur britischen Rolle im Irak-Krieg veröffentlicht worden. Sir John Chilcot, der die Kommission zur Erarbeitung des Reports leitet, kritisierte die Entscheidung der damaligen Regierung unter Premier Tony Blair, sich 2003 an dem Irakkrieg zu beteiligen. "Der Krieg war nicht das letzte Mittel", sagte Chilcot am Mittwoch in London.
Doch bevor er einige der Hauptpunkte des Reports vorstellte, gedachte er der mehr als 200 Opfer des Anschlages der Terrormiliz IS am Wochenende in Bagdad.
Die politische Entscheidung sei gefallen, sagte Chilcot, vor alle "friedlichen Optionen für eine Entwaffnung" des Irak unter Machthaber Saddam Hussein ausgeschöpft worden seien. Zudem seien die Pläne für die Nachkriegszeit "völlig unzureichend" gewesen, kritisierte der ehemalige Diplomat.
... In dem Bericht ist Premier Tony Blair die zentrale Figur und wird als eine treibende Kraft für eine Invasion poträtiert: Der Regierungschef war bereits wenige Wochen nach den Anschlägen vom 11. September überzeugt, dass Saddam Hussein gestürzt werden müsse. Im Dezember teilte Blair dem US-Präsidenten George W. Bush mit, man müssen eine "clevere Strategie" für einen Machtwechsel ausarbeiten.
Blair war damals als "Pudel der USA" verspottet worden, weil er an der Seite Washingtons in den Kritik gezogen war. Er wurde als Kriegstreiber und Kriegsverbrecher angeprangert.
Blairs unbedingte Bereitschaft, mit Bush in den Krieg zu ziehen ("Ich stehe zu dir, wie auch immer" Blair) stand in scharfem Kontrast zur Faktenlagen: Die militärischen Stärke des Hussein-Regime und die dadurch hergeleitete Bedrohung britischer Bürger durch Massenvernichtungswaffen war stark übertrieben, heißt es in dem Bericht. Die Invasion im März 2003 stützte sich auf "fehlerhafte" Geheimdienstinformationen, sagte Chilot.
Auch die rechtliche Basis für eine Angriff im Rahmen der Vereinten Nationen war nicht gegeben. Der Irak-Bericht umfasst etwa 2,6 Millionen Wörter - und ist damit rund 4,5 Mal länger als "Krieg und Frieden" von Leo Tolstoi.
... Mehr als 120 Zeugen hatte die Chilcot-Kommission seit 2009 angehört. Darunter waren Blair selbst und sein Nachfolger Gordon Brown, außerdem Minister, Geheimdienst- und Armeechefs. Das Gremium sah auch Regierungspapiere und den vertraulichen Austausch zwischen Blair und dem damaligen US-Präsidenten, George W. Bush, ein.
Quote#1 (06.07.2016) von bogmansaha
und?
Konsequenzen?
Quote#20 (06.07.2016) von Bender B. Rodriguez
Nichts wird jetzt passieren.
Quote#4 (06.07.2016) von Rangitoto
voreilig
Nein, er war nicht "voreilig" (= eilig, früh[zeitig], übereilt, überhastet, überstürzt, unbedacht, unbesonnen, unüberlegt, verfrüht, vorschnell, zu früh/schnell; (gehoben) eilfertig).
Er war wohl geplant, inclusive erfundene Gründe.
Quote#6 (06.07.2016) von curiosus_
Ach, echt?
Spätestens seit sich die Anschuldigungen der biologischen (mobile Biolabore) und atomaren (Uran aus Nigeria) Aufrüstung des Iraks als pure Propaganda herausgestellt haben war das doch jedem klar.
Quote#17 (06.07.2016) von carolacarola
Für die Zukunft wichtig
Endlich ist es gesagt und einmal mehr hatten die vielfach gehassten Verschwörungstheoretiker recht! Schlimm genug, dass ein Krieg auf falschen oder einseitig beleuchteten Fakten angezettelt und mitunterstützt wurde. Aus der Vergangenheit lernen. Die Geschichte, von der Jüngsten bis in die Antike, ist leider voll von solchen Irrtümern und Lügen. Hoffnung. Vielleicht gelingt es den Menschen, daraus zu lernen und viel reflektierter auf z. Bsp. die Geschehnisse in Syrien zu schauen. Auch hier werden uns die Guten und die Bösewichte serviert und man möge bitte sehr vorsichtig sein damit. Denn auch hier geht es im Hintergrund um Rohstoffe und den Zugriff darauf. Die Flüchtlingsströme sind die abscheuliche Rechnung dafür. Waffenexporte und Rohstoffe sind die Kriegstreiber. Um sie zu legitimieren braucht es Lügenmärchen wie beim Irakkrieg.
http://www.spiegel.de/forum/politik/chilcot-kommission-irakkrieg-war-nicht-das-letzte-mittel-thread-483526-1.html (http://www.spiegel.de/forum/politik/chilcot-kommission-irakkrieg-war-nicht-das-letzte-mittel-thread-483526-1.html)
...
Aus: "Untersuchungsbericht zum Irak-Krieg: Britischer Einmarsch war voreilig" (06.07.2016)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/chilcot-bericht-kritisiert-tony-blair-irakkrieg-war-nicht-das-letzte-mittel-a-1101542.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/chilcot-bericht-kritisiert-tony-blair-irakkrieg-war-nicht-das-letzte-mittel-a-1101542.html)
Quote[...] Bereits 2004 kam ein britischer Bericht zu dem Schluss, dass Blair die "Beweise" der Geheimdienste für angebliche Massenvernichtungswaffen im Parlament aufgebauscht hatte. Experten wie Robin Butler, ehemaliger Regierungsbeamter, ist überzeugt, dass Blair die Geheimdienstinformationen seinerzeit übertrieben und zugespitzt hat. Die Geheimdienstler "hatten ihm gesagt, dass die Informationen willkürlich und lückenhaft sind". Blair habe jedoch dem Unterhaus darauf gesagt, die Hinweise seien "umfassend, detailliert und verbindlich". Allerdings, Butler fügt in einem BBC-Interview hinzu: "Ich nenne das keine Lüge."
Andere schon. Für viele ist die von Washington und London lancierte Begründung für die Invasion in den Irak – Giftgas oder Atombomben im Besitz des Saddam-Regimes – nicht nur eine zugespitzte Wahrheit, sondern schlicht eine Lüge. Gegen den Krieg gingen damals Hunderttausende vor allem in Europa auf die Straße. Angebliche Massenvernichtungswaffen wurden nie gefunden, die ebenfalls von britischen und US-Geheimdiensten angebrachte Querverbindung von Bagdad zum Terrornetzwerk Al-Kaida blieb unbewiesen.
Während des jahrelangen Konflikts und auch in der Zeit nach dem unmittelbaren Kriegseinsatz waren bis zu 46.000 britische Soldaten im Irak stationiert. Bis zu ihrem Abzug 2009 kamen 179 britische Soldaten ums Leben; die Amerikaner beklagen insgesamt 4.500 Tote. Auf irakischer Seite waren es bis zum Abzug mehr als 100.000, weitere Zehntausende Iraker starben in der Zeit danach – eine Zeit der Grabenkämpfe zwischen Schiiten und Sunniten, die auch den Aufstieg der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) begünstigt haben. ...
Eine Aussage bleiben Chilcot und Co. den Kritikern des Irak-Kriegs und den Angehörigen der Opfer aber schuldig: Sie legen sich nicht fest, ob die Invasion damals legal oder illegal gewesen war. Viele hatten hier auf ein klares Votum gehofft und Blair hätte somit eventuell als Kriegsverbrecher angeklagt werden können.
Blair selbst verteidigte die Beteiligung seines Landes am Irakkrieg. Die Entscheidung habe er "in gutem Glauben" und mit der Überzeugung getroffen, im "besten Interesse des Landes" zu handeln, hieß es in einer von seinem Büro veröffentlichten Reaktion.
...
Quote
andrerae #2.1 (06.07.2016)
Und Rumsfeld stellt Computerspiele in Talkshows vor (kein witz).
Und was macht Blair so...? Golf? Rosenzüchten?
Quotet.opa #3 (06.07.2016)
soso "voreilig" war das Ganze. Eben schon auf Spiegel-online, welt.de, Süddeutsche dasselbe Wort gelesen. ...
QuoteKlüger #7 (06.07.2016)
Voreilig...
Ein Angriffskrieg, der ohne UN-Mandat gegen ein souveränes Land mit dem ziel geführt wurde, die Regierung abzusetzen. Ein Krieg der über 100.000 Opfer, darunter elend viele Zivilisten, gefordert hat. Ein Krieg, der die Region nachhaltig destabilisiert hat. Ein Krieg, der den Anstieg des islamistischen Terrors und Fundamentalismus verstärkt hat und somit die Welt ebenfalls nachhaltig destabilisiert hat. ...
...
Aus: "Irakkrieg: Einmarsch der Briten war voreilig" (6. Juli 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-07/irakkrieg-tony-blair-kritik-grossbritannien-chilcot-report (http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-07/irakkrieg-tony-blair-kritik-grossbritannien-chilcot-report)
Quote[...] Auf Druck einer Bürgerrechtsorganisation hat die US-Regierung ihre bisher geheime Anleitung für Drohnenangriffe außerhalb der offiziellen Kriegsgebiete freigegeben.
Das 18-seitige Regelwerk der Regierung, das Samstag von der Bürgerrechtsorganisation ACLU veröffentlicht wurde, enthält neue Einzelheiten zur Genehmigung der Angriffe mit unbemannten Flugzeugen.
Es geht dabei um Länder wie Pakistan, Libyen, Somalia und den Jemen, in denen die US-Streitkräfte nicht offiziell Krieg führen. Einige Passagen der veröffentlichten Version sind geschwärzt, das Dokument datiert auf den 22. Mai 2013.
"Handlungen, einschließlich tödliche Handlungen, gegen designierte Terrorziele sollten so gezielt und präzise wie vernünftigerweise möglich erfolgen", heißt es in dem Dokument. Jeder Angriff auf Terrorziele außerhalb der offiziellen Kriegsgebiete muss demnach vom Präsidenten persönlich gebilligt werden. Die Pläne müssen rechtlich detailliert geprüft werden, bevor sie an den Nationalen Sicherheitsrat und den Präsidenten gehen.
Mit Ausnahme "außergewöhnlicher Umstände" dürfen Drohnenangriffe laut dem Regelwerk nur erfolgen, wenn es "praktisch Gewissheit" gibt, dass keine Zivilisten dabei zu Schaden kommen. Bei der Genehmigung von Drohnenangriffen soll zudem die Souveränität anderer Staaten berücksichtigt werden. Wie weit die Angriffe mit den betroffenen Staaten wie Pakistan abgestimmt werden, ist oft unklar, doch sorgen sie dort regelmäßig für Proteste.
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price, betonte, dass das Regelwerk Zivilisten bei Drohnenangriffen Schutz gewähre, der über "die Anforderungen des Rechts in bewaffneten Konflikten" hinausgehe. Die US-Regierung hatte im Juni erstmals Schätzungen zur Zahl der Opfer der 473 Drohnenangriffe zwischen 2009 und 2015 veröffentlicht. Demnach wurden dabei neben 2581 Kämpfern auch 64 bis 116 Zivilisten getötet.
Kritiker halten diese Angaben jedoch für viel zu niedrig und gehen von mehreren Hundert zivilen Toten aus. Der ACLU-Vertreter Jameel Jaffer erklärte, die Richtlinien geben "entscheidende Informationen zu einer Politik, die zum Tod von Tausenden Menschen, darunter Hunderten Nicht-Kombattanten, geführt hat, und zu der Bürokratie, welche die Obama-Regierung errichtet hat, um diese Politik zu überwachen und umzusetzen".
mbö/Reuters
Aus: " Vorgaben für US-Drohnenangriffe: "So präzise wie möglich"" (07.08.2016)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/drohnenangriffe-us-regierung-veroeffentlicht-details-zu-vorgehen-a-1106475.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/drohnenangriffe-us-regierung-veroeffentlicht-details-zu-vorgehen-a-1106475.html)
http://www.spiegel.de/forum/politik/vorgaben-fuer-us-drohnenangriffe-so-praezise-wie-moeglich-thread-496959-1.html (http://www.spiegel.de/forum/politik/vorgaben-fuer-us-drohnenangriffe-so-praezise-wie-moeglich-thread-496959-1.html)
Quote[...] Die Karlsruher Entscheidung zum Kunduz-Bombardement entspricht internationalem Standard, dennoch ist sie unmoralisch: Täter werden in Kriegszeiten stets besser geschützt als Opfer. Ein Kommentar von Ullrich Fichtner
Wenn die Bundeswehr bei ihren sich häufenden Einsätzen draußen in der Welt Mist baut, was jederzeit vorkommen kann, dann haftet dafür niemand und schon gar nicht die Bundesrepublik Deutschland.
Es mögen im Nachhinein Hinterbliebene auftreten, deren Kinder ums Leben kamen, es mögen Witwen und Waisen offenkundig berechtigte Klage führen: Sie haben keinerlei Recht auf irgendwelche Entschädigung, noch nicht einmal dann, wenn sich deutsches Personal fahrlässig verhalten haben sollte.
Der Bundesgerichtshof hat das am Donnerstag so entschieden und damit nur bekräftigt, was weltweit die selbstverständliche Regel ist. Nationalstaaten verbitten sich jede Be- und Verurteilung von außen, wenn sie die Welt mit Gewalt gestalten, und sei es per ferngesteuerter Drohne. Solange keine Kriegsverbrechen vorliegen, können die Staaten im Grunde verfahren, wie sie wollen. Täter werden in Kriegszeiten stets besser geschützt sein als Opfer, das vor allem wurde den Hinterbliebenen der Bombenopfer von Kunduz am Donnerstag in Karlsruhe kühl beschieden.
Nun sind die Geschehnisse jener Septembernacht des Jahres 2009 auf einer Sandbank nahe Kunduz durch Recherchen des SPIEGEL seit Langem gut dokumentiert: Ein überforderter deutscher Oberst namens Georg Klein schwang sich damals zum großen Krieger auf, bestellte ohne akute Not einen durch zweifelnde US-Piloten ausgeführten Bombenangriff, und so mussten etwa 100 Menschen verbrennen, ersticken, ertrinken und in Stücke gerissen werden, darunter viele Zivilisten, viele Kinder.
Aus Kleins furchtbarer Fehlentscheidung entwickelte sich eine halbe Staatsaffäre, an der Spitze der Bundeswehr und im Verteidigungsministerium wurden damals etliche Stühle gerückt, der deutsche Blick aufs Militär veränderte sich nachhaltig und das Wort "Krieg", bis dahin von allen Verantwortlichen stets gemieden, kehrte in den deutschen Sprachgebrauch zurück. Aber mit ihm auch die vielen Lügen, ohne die auf dieser Welt kein Krieg geführt werden kann.
Zu den Lügen gehören viele der Argumente, mit denen die Entscheidung des Oberst Klein begründet und gerechtfertigt wurden. Zu den Lügen gehört, was über die Opfer in Umlauf gebracht wurde, etwa, dass es sich bei ihnen vor allem um Taliban-Kämpfer gehandelt habe. Zu den Lügen gehört, dass die Bundesrepublik Deutschland zwar an 90 Opfer des Bombardements je 5000 Dollar gezahlt hat, diese aber als "freiwillige Leistung" deklarierte und "ohne Anerkennung einer Schuld" das Geld bezahlte, ja, es waren alle dermaßen schuldlos, dass der Oberst Klein ein paar Jahre später glatt zum General befördert werden konnte, man stelle sich vor.
Aus alledem spricht die gemütliche Haltung der Herrschenden: Vielleicht ist man gnädig und steckt den Opfern ein paar Scheine zu. Aber ein einklagbares Recht darf daraus auf keinen Fall werden, wo kämen denn da die Staaten hin? Dieses Denken ist, wie gesagt, kein deutsches Problem, es ist der internationale Standard. Er ist trotzdem hässlich, zynisch und dringend zur Reform empfohlen.
Quotemameluk Heute, 19:09
5. wie gehabt
wenn es um Töten und evt. Morden geht, das ist eine Definitionsfrage, dann ist auch die BRD immer auf der Seite der Täter, wie die ganze Staatengemeinschaft. Warum aber wurden die beiden Piloten, die den Befehl des damaligen Oberst hinterfragten, zwangsversetzt - nämlich weil sie den Tötungsbefehl ausführten!, der Verursacher aber zum General befördert wurde, das zeigt die ganze Perversität milittärischen Befehlens und Ausübens, also immer schön Uniform anziehen, wenn es Menschan an den Kragen geht, dann ist man auf der sicheren Seite.
QuoteHans58 Heute, 19:13
7.
Ein deutscher Oberst hat keine Befehlsbefugnis gegenüber US-Piloten. Der Befehl dazu kam damals aus Doha von US-Seite.
Dass die US- Piloten - offenbar trotz besseren Wissens - dann um "Freigabe zum Abwurf" bei ihrer vorgesetzten Stelle ersuchten, hat dazu geführt, dass sie strafversetzt wurden.
Amtshandlung im Einsatz hat der BGH zutreffend verneint.
Quotearchetype3 Heute, 19:14
8. Amtshaftung...
...erstreckt sich auf einen klar ersichtlichen Fehler. Im konkreten Fall war nachweislich nicht klar ob es sich um Kämpfer oder Zivilisten handelte. In Anbetracht des vorher erfolgten Talibanangriffs war es nur logisch dass an den Tanklastern ebenfalls Milizen anwesend wären. Dass sich Zivilisten den aufgebrachten Tanklastern nähern würden um Benzin zu stehlen. Verstehen Sie mich nicht falsch, der Diebstahl rechtfertigt definitiv keinen Angriff, aber ein Aufenthalt von Zivilisten war nicht ersichtlich. Ein Schadensersatzurteil würde nur dazu führen dass die Bundeswehr im Ausland keinen Angriff mehr ausführen könnte ohne massiv Observation (die in Anbetracht der fehlenden Helikopter und Drohnen nicht möglich ist).
Quotezkl Heute, 19:15
9. Oberste Klein
ist doch daraufhin zum General befördert worden.
In Deutschland ist vieles möglich.
Das holt die getöteten Zivilisten auch nicht zurück.
Quoteenivid Heute, 19:16
11. Also bitte
Der BGH hat hier seine Entscheidung ausreichend begründet. Es ist immer leicht aus seinem gemütlichen Bürostuhl heraus die Entscheidung von Herrn Klein im Nachhinein zu beanstanden und zu brandmarken und dann dem BGH vorzuwerfen sie urteilen falsch. Besonders wenn man in einer behüteten Welt aufgewachsen ist und niemals in einer wirklich bedrohlichen Situation war in der es um Leben und Tod ging. Dazu noch um das Leben von Personen die einem unterstellt waren und für die man zu sorgen hatte. Herr Klein hat abgewogen und nach reiflicher Überlegung und unter Bezugnahme ihm aller vorliegenden Informationen gehandelt. Ein Fehler, aber auch in einem Krieg passieren Fehler, wenn auch meistens mit ungleich schwereren Folgen. Hier eine Fahrlässigkeit zu unterstellen lässt auf eine Arroganz schließen die einfach nur unverschämt ist. Nach meiner Meinung hätten Sie sich lieber diesen Kommentar verkneifen sollen.
Quoteediart Heute, 19:16
12. das Gesicht
des Krieges ist abscheulich, Opfer werden willentlich in Kauf genommen. Krieg ist ein Verbrechen und darf ungesühnt bleiben.
Beschähmend für eine Zivilgesellschaft.
Quotezephyroz Heute, 19:24
19. Krieg ist nicht mit rechtsstaatlichen Maßstäben zu messen. Insofern ist das Urteil richtig. Wenn man so etwas nicht möchte, muß man - also unser Parlament - die Bundeswehr zuhause lassen.
Quotebiker-sn Heute, 19:29
21. Richtige Entscheidung!
Ein mutiges positives Signal an die Truppe, welche jeden Tag im Ausland ihren Beitrag für Deutschland leisten. Der Rest hierzulande, hinsetzen und Klappe halten.
Quotespon-1299090993322 Heute, 19:49
31.
Zitat von Hans58
"Ein deutscher Oberst hat keine Befehlsbefugnis gegenüber US-Piloten. Der Befehl dazu kam damals aus Doha von US-Seite. Dass die US- Piloten - offenbar trotz besseren Wissens - dann um "Freigabe zum Abwurf" bei ihrer vorgesetzten Stelle ersuchten, hat dazu geführt, dass sie strafversetzt wurden. Amtshandlung im Einsatz hat der BGH zutreffend verneint."
Glatte Lüge durch den BGH, Ihr post beweist übrigens auch , daß der Offizier Klein sehr wohl wußte , daß dort eine Vielzahl Zivilisten steht, genau deshalb haben sich die US Piloten ja auch stundenlang geweigert, erst die dritte(!!!) Besatzung hat den Luftschlag ausgeführt, entgegen den Nato-Einsatzregeln, deshalb wurdendie versetzt!
Die BGH Begründung Klein hätte seine Aufklärungsmittel ausgeschöpft ist eine glatte Lüge, kann jeder im NATO-Abschlussbericht nachlesen, aber die Deutsche Seite hat ja ihren eigenen Bericht , von den Feldjägern, die sich aber aus Feigheit nicht an den Ort rangetraut haben ... Stunde später ist dann Gen McChrystal persöhnlich durchs Flussbett gelaufen.
...
http://www.spiegel.de/forum/politik/bgh-verweigert-kunduz-entschaedigung-schuld-aber-wir-doch-nicht-thread-521333-1.html (http://www.spiegel.de/forum/politik/bgh-verweigert-kunduz-entschaedigung-schuld-aber-wir-doch-nicht-thread-521333-1.html)
Aus: "Schuld? Aber wir doch nicht" Ein Kommentar von Ullrich Fichtner (06.10.2016)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/bgh-gegen-kunduz-entschaedigung-schuld-aber-wir-doch-nicht-a-1115508.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/bgh-gegen-kunduz-entschaedigung-schuld-aber-wir-doch-nicht-a-1115508.html)
Quote[...] Die Bundesregierung wird in den kommenden Jahren deutlich mehr Geld für die Bundeswehr ausgeben. Das kündigte Kanzlerin Angela Merkel an. Deutschland habe den USA zugesagt, den Etat von 1,2 Prozent auf 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen, sagte Merkel. Auf dieses Ziel hatten sich bereits 2014 die Nato-Staaten geeinigt.
Dieses Jahr liegt der Verteidigungsetat bei 34,3 Milliarden Euro. Bisher ist geplant, dass das Militärbudget bis 2020 auf 39,2 Milliarden Euro steigen soll. Um aber auf das Zweiprozentziel zu kommen, müsste es auf mehr als 60 Milliarden Euro steigen, also über 20 Milliarden Euro mehr als bisher geplant.
Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Paderborn sagte Merkel, US-Präsident Barack Obama habe ihr gesagt, es könne nicht dabei bleiben, dass die USA 3,4 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Sicherheit ausgäben, ein enger Nato-Verbündeter wie Deutschland aber nur 1,2 Prozent. "Um von 1,2 auf 2,0 Prozent zu kommen, müssen wir ihn sehr stark steigern", sagte Merkel über den Wehretat.
Ein solches Ziel könne man nicht sofort erreichen, man müsse aber eine klare Perspektive aufzeigen. "Im 21. Jahrhundert wird uns nicht mehr so viel geholfen werden wie im 20. Jahrhundert", sagte Merkel. Zudem lägen viele Konflikte heute vor der "europäischen Haustür". Die Bundesregierung hat den Verteidigungsetat bereits 2016 erhöht und plant dies auch für das kommende Jahr.
Merkel betonte, es liege immer im Interesse Europas und Deutschlands, enge Beziehungen mit den USA zu pflegen. "Es gibt für mich keine Äquidistanz", sagte sie mit Blick auf das Verhältnis zu den USA und zu Russland. Auch sie wolle gute Beziehungen zu Russland. Aber deshalb dürften nicht die eigenen Prinzipien über Bord geworfen werden, wie etwa die territoriale Integrität von Staaten, sagte sie mit Hinweis auf die russische Intervention in der Ukraine. "Morgen kommt dann vielleicht ein anderes Land dran", fügte sie hinzu.
Quotesphex #3
"Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Paderborn sagte Merkel, US-Präsident Barack Obama habe ihr gesagt, es könne nicht dabei bleiben, dass die USA 3,4 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Sicherheit ausgäben, ein enger Nato-Verbündeter wie Deutschland aber nur 1,2 Prozent. "
Äh, wie bitte? Deutlicher gehts dann wohl nicht mehr, wer hier in Deutschland das Sagen hat. Wenn Herr Obama das sagt, dann machen wir das. Ich bin geschockt. Geahnt hat man es ja sowieso. Sagen/ Schreiben durfte man das eher nicht (Aluhut und so). Aber so unverblümt. Wahnsinn. ...
QuoteMeister Proper #3.6
Der Fairness halber muss hier aber gesagt werden, dass sich Obama das nicht einfach spontan hat einfallen lassen. Die NATO hat schon vor über zwei Jahren den Entschluss gefasst, dass die Mitgliedsstaaten 2% des BIP als Militäretat anstreben sollten. Bisher hat Deutschland das einfach nur noch nicht umgesetzt.
QuoteHerr_Hallmackenreuter #17
Imperialismus, bzw. "Verantwortung übernehmen", kostet nun einmal Geld.
Geld ist für Unfug und Abenteuer immer da. Das Hauptproblem sehe ich eher in der "Personalfrage". Hier spricht es sich sogar bis in die bildungsfernen Schichten herum:
Sterben für USA, NATO und Konzerne ist eher "unkuhl".
Quotelemonlime #26
Mit dem Geld könnte man jedem Obdachlosen in der BRD eine Unterkunft bauen.
QuoteDietmar R. #52
Deutschlands Kanonenbootpolitik ist im letzten Jahrhundert zweimal furchtbar gescheitert- nie wieder Krieg war die logische Losung für den jungen deutschen Staat, der aus den Trümmern des selbst verschuldeten Weltkrieges auferstanden ist.
Lange hat das nicht vorgehalten, denn spätestens seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts sind die Streitkräfte wieder als Mittel zum politischen Zweck hoffähig geworden, und Dank erfolgreicher 70 jähriger transatlantischer Erziehung und Merkels USA-Affinität fühlen wir uns als 'Global Player' berufen, der wieder weltweit, ob in Afghanistan, am Horn von Afrika, oder jetzt in Syrien seinen militärischen Beitrag leistet, um den Hegemon zu dienen.
In der Tat pflegt Merkel keine Äquidistanz, sondern betreibt eine polarisierende Politik in der sie über jedes Stöckchen springt, dass ihr die USA hinhalten, und mit Russland gern die Konfrontation sucht.
Der Bund stellt Streitkräfte zu Verteidigung auf- so der Impetus des Art 87a GG, der mittlerweile von der Politik und Exekutive völlig instrumentalisiert die Streitkräfte zu einer Interventionsarmee transformiert hat, die natürlich jetzt richtig Geld beansprucht, vor allem, weil die USA hier einen höheren Anteil einfordern.
Unsere Verteidigung gem. GG erfordert dieses Budget nicht, aber die Großmachtallüren der Exekutive, dies sollte man klar herausstellen, damit jeder weiß wohin es geht und wie es wieder enden wird!
...
Aus: "Bundeswehr soll mindestens 20 Milliarden Euro mehr bekommen" (15. Oktober 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-10/angela-merkel-verteidigung-ausgaben-bundeswehr (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-10/angela-merkel-verteidigung-ausgaben-bundeswehr)
Quote[....] Damaskus – In einer Schule in Syrien sind 22 Kinder bei einem Bombenangriff aus der Luft getötet worden. Diese Zahl nannte der Generaldirektor des Uno-Kinderhilfswerks Unicef, Anthony Lake, am Mittwoch in New York. Lake sprach von dem wohl schwersten Angriff auf eine Schule seit Beginn des Syrien-Kriegs. "Sollte der Angriff vorsätzlich ausgeführt worden sein, wäre er ein Kriegsverbrechen", sagte er. Russland wollte nicht ausschließen, dass seine Luftwaffe daran beteiligt war. Die Schule in der von Rebellen kontrollierten Provinz Idlib sei "wiederholt angegriffen worden", beklagte Lake. "Es ist eine Tragödie, es ist eine Schande." Der Vorfall müsse die internationale Gemeinschaft aufrütteln. Es reiche nicht aus, Abscheu angesichts solcher "barbarischer Taten" zu zeigen, sagte er. Die Welt müsse darauf bestehen, dass dies aufhört. Die Syrische Zivilverteidigung berichtete, die Angriffe syrischer oder russischer Jets seien am Mittwoch auf Ziele in Haas in der Provinz Idlib geflogen worden. Unter den mindestens 26 Toten seien 20 Kinder. Das syrische Staatsfernsehen berichtete unter Berufung auf Militärkreise, zahlreiche Aufständische seien bei Angriffen in Haas getötet worden. Eine Schule wurde nicht erwähnt. ...
...
(APA/AFP, 27.10.2016)
QuoteAlexander Peruggio
Ja... und vor 2 Tagen haben angeblich die US Bomber eine Mädchenschule in Mosul dem Erdbooden gleichgemacht. 60 Tote, 200 Verletzte.
Beides unbestätigte Meldungen, aber die Eine wird im Standard verbreitet, die andere nicht.
Der Standard benötigt inzwischen eigentlich eine eigene Rubrik: "derDoubleStandard".
QuotePepi Onkel
Sie sind offensichtlich der einzige, der die Meldung bekommen hat
QuotePhoenix25
Das glaub ich nicht...
"Mosul battle: UN receives reports of IS atrocities" (25 October 2016)
A spokesman for the UN High Commissioner for Human Rights, Rupert Colville, told a news conference in Geneva on Tuesday that it was continuing to receive reports of depredations against children and women, as well as male civilians. ...
http://www.bbc.com/news/world-middle-east-37761088 (http://www.bbc.com/news/world-middle-east-37761088)
QuoteGoggolplex
In diesem Bericht der BBC kommt das Worte "Schule" (school) nicht einmal vor.
Das ist also ihr Beweis für genau was?
QuoteCam an Bär
Die anderen warens, immer die anderen.
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Aus: "22 Kinder bei Luftangriff auf syrische Schule getötet" (27.10.2016)
Quelle: http://derstandard.at/2000046536991/22-Kinder-bei-Luftangriff-auf-syrische-Schule-getoetet (http://derstandard.at/2000046536991/22-Kinder-bei-Luftangriff-auf-syrische-Schule-getoetet)
Quote[...] Die Werbekampagnen der Bundeswehr zeigen offenbar Wirkung: Die Zahl minderjähriger Soldaten ist auf einen Rekordwert gestiegen. ... Die Bundeswehr wirbt seit dem Ende der Wehrpflicht intensiv mit Werbekampagnen um Jugendliche, in denen der Dienst an der Waffe mitunter wie ein Abenteuerurlaub erscheint. Anfang November startete das Verteidigungsministerium eine YouTube-Serie mit dem Titel "Die Rekruten", in der die ersten Tage von jungen Menschen bei der Armee dokumentiert werden. Im Trailer der Serie heißt es unter anderem: "Ab November wird draußen gespielt." ...
Aus: "Bundeswehr: Zahl minderjähriger Soldaten erreicht Höchststand" (10.11.2016)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-zahl-minderjaehrige-soldaten-erreicht-hoechststand-a-1120619.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-zahl-minderjaehrige-soldaten-erreicht-hoechststand-a-1120619.html)
Quote[...] Bremen - Die Bremer Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen Bestechung gegen fünf ehemalige Manager der Rüstungsfirma Rheinmetall Defence Electronics erhoben. Vier deutsche und ein griechischer Ex-Mitarbeiter sollen zwischen 1998 und 2011 insgesamt 3,3 Millionen Euro an griechische Amtsträger bezahlt haben, um den Auftrag für ein Flugabwehrsystem zu bekommen, wie die ARD-Sendung ,,Panorama" und die ,,Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichteten.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Bremen bestätigte am Donnerestag, es gehe um Bestechung ausländischer Amtsträger in einem besonders schweren Fall.
Der Auftrag hatte den Berichten zufolge ein Gesamtvolumen von 150 Millionen Euro. Insgesamt gehe es aber um mehrere Rüstungsprojekte, sagte Behördensprecher Frank Passade.
Ende 2014 hatte Rheinmetall im Zusammenhang mit den umstrittenen Griechenland-Geschäften ein von der Staatsanwaltschaft Bremen verhängtes Bußgeld von mehr als 37 Millionen Euro akzeptiert. Der Konzern hatte damals betont, damit ende das Unternehmensstrafverfahren gegen die Bremer Tochtergesellschaft Rheinmetall Defence Electronis. Der Rheinmetall-Tochter wurde nach Unternehmensangaben im Rahmen des Ordnungswidrigkeitsverfahrens zur Last gelegt, durch einen Mangel an internen Kontrollen die verdächtigen Zahlungen an den Vertriebspartner nicht aufgedeckt und unterbunden zu haben.
Wegen der Schwere des Falls machten die Ermittler nun die Tatverdächtigen persönlich haftbar. (dpa)
Aus: "Millionensummen Ex-Rüstungsmanager wegen schwerer Bestechung angeklagt" (23.02.17)
Quelle: http://www.rundschau-online.de/wirtschaft/millionensummen-ex-ruestungsmanager-wegen-schwerer-bestechung-angeklagt-25789818 (http://www.rundschau-online.de/wirtschaft/millionensummen-ex-ruestungsmanager-wegen-schwerer-bestechung-angeklagt-25789818)
Quote[...] Bundeswehr in Syrien - darf Deutschland das?
... Die Bundeswehr rückt nicht zum Kampfeinsatz in Syrien aus, sondern es handelt sich um mittelbare Hilfe. Noch gibt es keine Beschlussvorlagen fürs Kabinett, doch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagt, Deutschland stehe mit den Angeboten an Paris "auf sicherem rechtlichen und völkerrechtlichen Boden". Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) spricht von einem "gefährlichen Einsatz, ganz ohne Zweifel". ... Die juristischen Zweifel sind mit dieser Kombination nicht ausgeräumt, nicht nur bei Grünen und Linken, auch in der SPD- und in der Unions-Fraktion gab es am Donnerstagabend dazu Fragen. Noch zu Beginn der Woche herrschte selbst unter Rechtsexperten der Bundesregierung durchaus Skepsis, ob Uno-Resolution 2249 ausreichen würde.
...
Aus: "Krieg gegen IS Bundeswehr in Syrien - darf Deutschland das?" Severin Weiland (27.11.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-in-syrien-darf-deutschland-das-a-1064780.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-in-syrien-darf-deutschland-das-a-1064780.html)
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Quote[...] Bei einem Luftangriff im Norden Syriens sind vergangene Woche zahlreiche Zivilisten getötet worden ... Wie "Süddeutsche" und "ARD"" berichten, wurde der Verteidigungsausschuss des Bundestags in geheimer Sitzung darüber informiert. Demnach waren am Tag vor dem Angriff Aufklärungstornados der Bundeswehr über das später angegriffene Gebäude in der Ortschaft Al-Mansura geflogen und hatten Bilder gemacht, die sie an die internationale Koalition gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) lieferten. Die Allianz griff dann das Gebäude an, bei dem es sich um eine ehemalige Schule handeln soll. ... Bei dem Luftangriff starben Aktivisten zufolge mindestens 33 Zivilisten. ... Unter den Opfern seien Frauen und Kinder, hieß es weiter. ... Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge waren in dem Gebäude rund 40 Familien untergebracht. Die Menschenrechtler sitzen zwar in England, stützen ihre Angaben jedoch auf Informanten vor Ort. Ihre Meldungen gelten als zuverlässig. ... Das US-Militär hatten hingegen erklärt, es gebe keine Hinweise, dass ein Luftangriff in der Region Zivilisten getroffen habe. Es sei ein Gebäude bombardiert worden, in dem sich hochrangige Mitglieder des Terrornetzwerkes Al-Kaida getroffen hätten.
QuoteDerJoker 29.03.2017, 22:25 Uhr
jaja, die Bundeswehr fliegt keine Angriffe, sondern liefert nur Bilder.
Selbstverständlich, so ähnlich argumentieren alle "Schreibtischtäter", die sich nicht selbst die Hände schmutzig machen resp. wie hier blutig. ...
Quotenarrow 29.03.2017, 22:18 Uhr
Luftschlag in Syrien
Auffallend war es ja schon, wie zu den letzten Bombardierungen ziviler Ziele in Syrien, welche offensichtlch auf das Konto der US-Interventionstruppen gingen, hier nicht laut das gewohnte Putin war`s die Schlagzeilen im Blatt beherrschte.
Offensichtlich jedoch hat die deutsche Beteiligung incl. Zustimmung der grünen "Friedenspartei" im Bundestag mittels "Luftaufklärung" unter Verletzung syrischer Hoheitsrechte jetzt wieder mal zu uns Deutschen zuzuordnenden Opfern geführt: das fing ja 99 in Jugoslawien an, siehe den folgenden Link, damals 10 Jahre nach dem NATO-Krieg
http://www.ag-friedensforschung.de/themen/NATO-Krieg/10-jahre-3.html (http://www.ag-friedensforschung.de/themen/NATO-Krieg/10-jahre-3.html)
Und Kundus ist ja wohl noch in aller Erinnerung.
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Aus: "Bundeswehr machte vor tödlichem Luftschlag Fotos vom Ziel" (29.03.2017)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/syrien-bundeswehr-machte-vor-toedlichem-luftschlag-fotos-vom-ziel/19589834.html (http://www.tagesspiegel.de/politik/syrien-bundeswehr-machte-vor-toedlichem-luftschlag-fotos-vom-ziel/19589834.html)
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Quote[...] "Deutschland muss mehr Verantwortung übernehmen": Das ist das Credo einer Außenpolitik, die zunehmend davon ausgeht, dass mit dem Militär Frieden geschaffen werden kann. "Deutschland muss mehr Verantwortung übernehmen", ist jene Aussage, wie sie seit geraumer Zeit von politischer Seite vertreten wird und wie sie immer wieder in den Medien zu hören ist. Hat Deutschland nun genug Verantwortung übernommen - oder ist das erst der Anfang?
QuoteCaprica6, 30.03.2017 11:51
Wir töten nicht mit Absicht. Die anderen schon!
hat der [ ] Seibert auf der Pressekonferenz zu Mosul gesagt.
"Hunderte tote Zivilisten in Mosul: Wir töten nicht mit Absicht. Die anderen schon!" [Tilo Jung, Veröffentlicht am 28.03.2017]
https://www.youtube.com/watch?v=ABjWSs7Ekjw (https://www.youtube.com/watch?v=ABjWSs7Ekjw)
QuoteHard Gayner Muhh, 29.03.2017
Gute Bomben, Böse Bomben
QuoteNeptun776, 29.03.2017
bestürzende zivile Massenschlachtungen sind alternativlos unvermeidlich...
Da hat "Comical Seibert" die Sprachregelung für alle künftigen Massaker der Wehrmacht 2.0 verkündet. Wir, "die Guten", tun nur Gutes.
Quoteneutrinofinder, 30.03.2017 02:02
Letzte Friedensdemeo
Warum waren auf meiner letzten Friedensdemo nur etwa 100 Menschen? Im letzten Fußballspiel waren es 25000 oder so? Gesprochen hatte z.B. ein Schüler mit 17 Jahren und ich war echt beeindruckt was er sich traut, es war ganz offensichtlich eine echte Herausforderung für ihn. Habe ihm dann auf die Schulter geklopft und gesagt das war echt toll ... wenn er mal alt werden sollte kann er auf die Frage ,,Warum habt ihr damals nichts getan?" als einer der wenigen sagen ,,ich habe es versucht"!
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Aus: "Mehr Verantwortung übernehmen: Bundeswehr an verheerendem Luftschlag beteiligt" Marcus Klöckner (29. März 2017)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Mehr-Verantwortung-uebernehmen-Bundeswehr-an-verheerendem-Luftschlag-beteiligt-3670436.html (https://www.heise.de/tp/features/Mehr-Verantwortung-uebernehmen-Bundeswehr-an-verheerendem-Luftschlag-beteiligt-3670436.html)
Quote[...] Angesichts der dramatischen Lage im Bürgerkriegsland Jemen befürchten die Vereinten Nationen die Vertreibung weiterer hunderttausend Menschen. "Zwischen 100.000 und einer halben Million Menschen könnten vertrieben werden, während sich der Konflikt und die humanitäre Situation weiter verschärfen", warnte Shabia Mantoo, Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Hodeida.
"Die humanitäre Situation veschlechtert sich, selbst wenn sich der Konflikt nicht verstärkt", sagte Mantoo. In Hodeida seien vermehrt bettelnde Kinder und Frauen auf den Straßen zu sehen. In die Hafenstadt im Westen des Landes waren in den vergangenen beiden Jahren vor allem Menschen aus den weiter südlich gelegenen Städten Tais und Mokka geflüchtet.
Die Not der Zivilbevölkerung ist dramatisch. Nach Einschätzung des Norwegischen Flüchtlingsrates herrscht in Jemen die schwerste Versorgungskrise weltweit. Ende April richtete UN-Generalsekretär Antonio Guterres einen Hilfsappell an die internationale Staatengemeinschaft: Eine "ganze Generation" sei dabei zu verhungern.
In Jemen kämpfen seit Anfang 2015 Truppen des sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi gegen schiitische Huthi-Rebellen und andere Gruppen, die dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh die Treue halten. Seit März 2015 fliegt die Militärkoalition Luftangriffe gegen mutmaßliche Stellungen der Rebellen. Seitdem wurden nach UN-Angaben mehr als 7.700 Menschen getötet, Millionen Jemeniten ergriffen die Flucht. Die Stadt Hodeida am Roten Meer ist dabei der wichtigste Ankunftsort für humanitäre Hilfe. Sie wird von den Huthi-Rebellen kontrolliert. Derzeit herrscht Sorge vor einer Offensive der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition zur Rückeroberung der Stadt.
Aus: "Krieg in Jemen: UN warnen vor Vertreibung Hunderttausender" (10. Mai 2017)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-05/krieg-in-jemen-un-vertreibung-hunderttausender-menschen (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-05/krieg-in-jemen-un-vertreibung-hunderttausender-menschen)
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Quote[...] Der Krieg im Jemen zwischen der Zentralregierung und den Rebellen aus der Volksgruppe der Huthi läuft seit Jahren. Nachdem die Huthi weite Teile des Landes einnahmen, griffen Saudi-Arabien und weitere Nachbarn in den Konflikt ein.
Die Saudis gehören seit Jahren zu den besten Kunden der deutschen Rüstungsindustrie. Sie bauen zudem deutsches Kriegsgerät wie die Sturmgewehre G36 und G3 von Heckler & Koch nach. Ausführen dürfen sie die nachgebauten Gewehre nur mit deutscher Zustimmung – die nicht vorliegt. Der Jemen zeigt, dass die Kontrollen versagen. Die Bundesregierung räumt ein: "Eine physische Endverbleibskontrolle der in Saudi-Arabien gefertigten G3 und G36 ist auf Basis der zugrunde liegenden Genehmigungen nicht möglich."
Nicht nur deutsche Gewehre kommen im Jemen-Krieg zum Einsatz. Saudi-Arabien verwendet unter anderem die Aufklärungsdrohne Luna der deutschen Firma EMT. Internetbilder zeigen das Wrack einer der unbemannten Aufklärer im Jemen. EMT teilte mit, Fragen der ZEIT nicht beantworten zu wollen, "da wir zu internationalen Kunden generell keine Stellung nehmen".
Auch in saudischen Tornado-Kampfjets, die Ziele im Jemen bombardieren, steckt deutsche Technik. Das internationale Tornado-Programm wird von der Panavia Aircraft GmbH aus Hallbergmoos bei München organisiert. Hinter dem Konsortium steht unter anderem der Luftfahrtkonzern Airbus. Saudi-Arabien soll zudem den Eurofighter Typhoon einsetzen. Vertrieben wird dieser von der Eurofighter GmbH, die ebenfalls in Hallbergmoos residiert – im selben Gebäude wie Panavia. Auch die Anteilseigner sind identisch.
Aus: "Jemen: Waffen fallen vom Himmel" Hauke Friederichs (23. Juli 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/2015/28/jemen-waffenhandel (http://www.zeit.de/2015/28/jemen-waffenhandel)
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Quote[...] Trotz der umstrittenen Intervention im Jemen und dem Streit um die martialischen Strafen für den Blogger Raif Badawi genehmigt die Bundesregierung weiterhin millionenschwere Waffenlieferungen an Saudi-Arabien. Allein im April 2015 winkte Berlin Exporte von 100 Kleindrohnen, Funkzubehör und Ersatzteilen für gepanzerte Fahrzeuge im Wert von 12,8 Millionen Euro durch.
In den beiden Monaten davor wurden sogar Rüstungsexporte für 16 Millionen Euro genehmigt, darunter Munition für Panzer und Pistolen im Wert von rund fünf Millionen Euro, Technik für Boden-Luft-Raketen und Panzer-Ersatzteile. Die Zahlen gehen aus einer Antwort der Bundesregierung an die Linken-Fraktion hervor, die SPIEGEL ONLINE vorliegt. Sie belegen, dass die deutschen Rüstungsexporte nach der saudi-arabischen Intervention kaum eingeschränkt worden sind. ...
Quotespibufobi 13.05.2015
1. Stichwort
Westliche Werte :)
Aus: "Trotz Jemen-Offensive: Deutschland liefert weiter Waffen an Saudi-Arabien" (13.05.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/jemen-deutschland-liefert-weiter-waffen-an-saudi-arabien-a-1033639.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/jemen-deutschland-liefert-weiter-waffen-an-saudi-arabien-a-1033639.html)
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Quote[...] "Saudi-Arabien ist - viel besser als sein Ruf", kommentierte die Tagesschau gestern Nachmittag den Besuch der Bundeskanzlerin in Dschidda (auch: Jeddah). Die Begleitung Merkels, die Vorstandschefs von Bilfinger, Siemens, der Deutschen Bahn und Lufthansa, weist das Interesse aus, das mit der Reise verbunden war. Es ging um gute Geschäftsabschlüsse.
Muss man dazu das Springbrunnen-Geplätscher auch in Deutschland anstellen? Und dem Land, das im Jemen einen gnadenlosen Krieg mit Aushungern großer Bevölkerungsteile führt, mit Todesstrafen gegen Oppositionelle vorgeht und Atheisten zum Tode verurteilt, bescheinigen, dass es nicht nur besser, sondern gleich "viel besser" als sein Ruf ist?
Diese Aufzählung ist nicht einfach mit der Menschenrechtsdiskussion erledigt, wie dies der Tagesschau-Kommentar abtut. "Und die Menschenrechte?", fragt der Kairo-Korrespondent vom SWR und er antwortet wie ein Sprecher der Kanzlerin: "(Sie) Bleiben ein dickes Brett, an dem gebohrt wird, sagte Merkel - sowohl hinter verschlossenen Türen, als auch in der Öffentlichkeit. Und das ist gut so."
...
Quote-fdik-, Volker Birk, 02.05.2017 15:40
Ein paar Worte zu Saudi-Arabien
In Saudi-Arabien steht auf Hexerei die Todesstrafe. Alleine am 2. Januar 2016 wurden 47 Oppositionelle geköpft. Frauen dürfen nicht einmal autofahren. International fördern Saudi-Eliten den islamistischen Terrorismus: sowohl Al Qaida einschliesslich Boko Haram und Al Nusra, als auch der sogenannte "Islamische Staat" in Irak und Syrien könnten ohne die Saudi-Zuwendungen gar nicht existieren. Im Jemen betreibt das Land einen Massenmord. Die Bevölkerung dort dient wie Tontauben dem Zielschießen von Bomberpiloten. Das hat eine Studie der Bundesakademie für Sicherheitspolitik ergeben:
https://blog.fdik.org/2016-12/s1481732499 (https://blog.fdik.org/2016-12/s1481732499)
Saudi-Arabien ist Hauptabnehmer deutscher Waffenexporte. Heckler & Koch baut eine Gewehrfabrik in Saudi-Arabien, dann können Gewehre auch ohne Exportlizenz in Saudi-Arabien verwendet werden.
Alles viel besser als gedacht?
QuoteChef-Kommentar, 02.05.2017 16:10
Es ist aber leider auch ein Zeichen, wie degeneriert wir sind. Also all diejenigen die nach solchen "Nachrichten" immernoch schulterzuckend GEZ zahlen sind wirklich schuld, dass die Politik machen kann was sie will.
Quote00_Graham, 02.05.2017 16:42
Carsten Kühntopp
Ich hatte diesen Irren kürzlich leider schon im Radio hören müssen, als der Saudi-Arabien-Besuch der Kanzlerette anstand. Der im Artikel verlinkte Tagesschau-Beitrag ist selbstredend auch von ihm. Besonders heikle Nahost-News darf oft er verkaufen, damals auch den berühmten "Bürgermeister von Ost-Aleppo" usw. Sein Spin ist so gefestigt wie schwachsinnig. Ich persönlich gehe bei diesem Mann relativ entspannt davon aus, dass er "Doppelverdiener" ist.
Carsten Kühntopp, der personifizierte Grund dafür, den Rundfunkbeitrag zu verweigern.
Quotecooregan, 03.05.2017 01:44
Re: Carsten Kühntopp
So sieht es aus.
Oder sein Beitrag neulich über den angeblich irrtümlichen (dreimal hintereinander) Luftangriff auf einen irakischen Marktplatz, bei dem die US-geführte Koalition 55 Menschen getötet hatte. Das hat er als 'Imageschaden im Kampf gegen den IS' bezeichnet. Das, was Carsten Kühntopp schreibt, ist mit dem Begriff transatlantische Propaganda gar nicht mehr zu erfassen. Das ist menschenverachtender Dreck ... Gäbe es einen Etat des Pentagons für die Pressearbeit in befreundeten Staaten, würde das Ergebnis wohl so aussehen, und Journalisten wie Carsten Kühntopp stünden auf der payroll.
Wait...
gruß
cooregan
QuoteNovemberverbrecher, 02.05.2017 15:26
Entsetzlich! - Ich habe diesen Kommentar heute Morgen mit Entsetzen gelesen. Er reiht sich aber nahtlos ein in die Berichterstattung auf tagesschau.de über den Merkel-Besuch in Saudi-Arabien. In einem anderen Bericht wurden Merkels Äußerungen zu den Menschenrechten und Waffenlieferungen völlig unkritisch übernommen, wichtiger schien eher zu sein, ob sie ein Kopftuch tragen müsse: http://www.tagesschau.de/ausland/merkel-saudi-arabien-107.html (http://www.tagesschau.de/ausland/merkel-saudi-arabien-107.html) und http://www.tagesschau.de/ausland/merkel-saudiarabien-103.html (http://www.tagesschau.de/ausland/merkel-saudiarabien-103.html).
Der Autor des Kommentars "Saudi Arabien - viel besser als sein Ruf" hat an anderer Stelle ein militärisches Eingreifen des Westens in Syrien gefordert http://www.swr.de/swraktuell/kommentar-zum-krieg-in-syrien-wer-nichts-tut-ist-mitschuldig/-/id=396/did=17935408/nid=396/12b2xmn/ und liest wohl eher nicht die Berichte von Amnesty International https://www.amnesty.de/jahresbericht/2017/saudi-arabien (https://www.amnesty.de/jahresbericht/2017/saudi-arabien). Aber laut seinen eigenen Angaben ist er über das Land ja bestens informiert!
...
Aus: "Saudi-Arabien: Alles viel besser als gedacht?" Thomas Pany (02. Mai 2017)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Saudi-Arabien-Alles-viel-besser-als-gedacht-3701261.html (https://www.heise.de/tp/features/Saudi-Arabien-Alles-viel-besser-als-gedacht-3701261.html)
Man schätzt die Zahl der vietnamesischen Kriegsopfer auf mindestens zwei bis zu über fünf Millionen, darunter über 1,3 Millionen Soldaten. Zudem fielen 58.220 US-Soldaten und 5.264 Soldaten ihrer Verbündeten. Mehrere Millionen Vietnamesen wurden verstümmelt und dem hochgiftigen Entlaubungsmittel Agent Orange ausgesetzt. ... Der unglaubwürdige Kriegsgrund, die anhaltenden Bombenangriffe auf Nordvietnam ohne Kriegserklärung, die Informationspolitik der US-Regierung, Chemiewaffeneinsatz, die Body Counts, Kriegsverbrechen und anderes entzogen dem Krieg für viele jede moralische Rechtfertigung. Aus älteren Gruppen der Bewegung gegen Atomwaffen und der Bürgerrechtsbewegung der 1950er sowie der Gegenkultur der Hippies (,,make love not war"), der Studentenbewegung und Neuen Linken der 1960er Jahre entstand ab Herbst 1964 eine Friedensbewegung, die zu den größten Protestbewegungen in den USA zählt. Sie erprobte neue Formen des zivilen Ungehorsams für weitgehende emanzipatorische und antiautoritäre Ziele einer umfassenden Gesellschaftsveränderung. Sie bestand aus einer Vielzahl verschiedener Gruppen ohne Dachorganisation und war nach einem von Johnson angeforderten CIA-Bericht weder kommunistisch gelenkt noch beeinflusst. ... (09/2017)
https://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg (https://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg)
https://de.wikipedia.org/wiki/Indochinakrieg (https://de.wikipedia.org/wiki/Indochinakrieg)
Quote[...] Arte zeigt mit ,,Vietnam" die bisher umfassendste Chronik des Indochina-Konflikts. Erstmals konnten vietnamesische Quellen genutzt werden.
... Die epische Doku-Serie ,,Vietnam" springt zu Beginn sogar bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Frankreich das Land in Südostasien kolonialisierte. Neun Mal 55 Minuten, gut acht Stunden, umfasst die Serie, die Arte an drei aufeinanderfolgenden Abenden ausstrahlt. Und das ist tatsächlich die kurze Version; im zehnteiligen amerikanischen Original (,,The Vietnam War"), das zeitgleich gerade beim nicht kommerziellen US-Sender PBS ausgestrahlt wird, erzählen Ken Burns und Lynn Novick die Geschichte des Indochina-Krieges in einer Gesamtlänge von 18 Stunden.
Es ist auch in seiner reduzierten Form ein überwältigendes Werk. Jahrelang durchforstete ein 30-köpfiges Team mehr als 100 Archive vor allem in den USA und in Vietnam. Die Fülle an Bild- und Tonmaterial mutet gewaltig an, hinzu kommen Interviews mit Dutzenden von Zeitzeugen aus beiden Ländern, ... Der einordnende Kommentar wird im Original von Schauspieler Peter Coyote, in der deutschen Fassung von Joachim Król gesprochen.
Eine derart umfassende filmische Chronik des Kriegs, einschließlich der nord- und südvietnamesischen Sichtweise, hat es bisher tatsächlich nicht gegeben. Möglich wurde sie erst, als vietnamesische Quellen nach der Annäherung des Landes mit den USA zugänglich wurden. Als erster US-Präsident reiste Bill Clinton im November 2000 nach Hanoi.
Der bereits mit drei Emmys ausgezeichnete Burns und Novick haben zuletzt ,,The War" gedreht, einen ebenfalls monumentalen Mehrteiler über den Zweiten Weltkrieg. Anschließend hielten sie die Zeit dafür reif, sich des ,,wichtigsten Ereignisses in der amerikanischen Nachkriegsgeschichte" (Novick) anzunehmen: des Vietnamkriegs, der im Grunde im Herbst 1945 begann, als Frankreich mit frischen Truppen das Land besetzte, um seine Kolonie zu sichern. Die ersten Militärberater und Transportflugzeuge schickte US-Präsident Harry Truman im Juli 1950. Der bis 1975 andauernde Bürgerkrieg mit Beteiligung der USA an der Seite des Südens und mit Waffenhilfe aus der Sowjetunion und China für den Norden forderte Millionen Opfer, vor allem unter der Zivilbevölkerung.
... ,,Vietnam" schont keine Partei und schildert unter anderem, wie sich eine lange Reihe von US-Präsidenten immer tiefer in den Konflikt hineinziehen ließ und die amerikanische Öffentlichkeit täuschte. Ton-Dokumente belegen, wie im inneren Zirkel der Macht wirklich über den ,,Riesenschlamassel" (Lyndon B. Johnson) gesprochen wurde. Auch wie Menschenleben mit den eigenen Chancen bei den nächsten Wahlen abgewogen wurden.
Zu Wort kommen sonst aber (fast) keine Politiker und leider nur wenige vietnamesische Zivilisten, sondern vor allem Kriegsveteranen (auch Frauen, jedenfalls auf vietnamesischer Seite), Familienangehörige und einige Diplomaten. Deren Aussagen und individuelle Geschichten ergänzen die zahlreichen Originalbilder von Gefechten, Gräueltaten oder Selbstverbrennungen. Und obwohl Vietnam als erster ,,Fernsehkrieg" gilt, sind vielleicht die besonders intensiven Momente gerade die, in denen die Bewegung einfriert, in denen sich auf den vielen Schwarz-Weiß-Fotos der Schmerz, die Erschöpfung und die Angst in den Gesichtern der Porträtierten spiegelt.
Aus: "Arte-Doku "Vietnam" Der längste Krieg der USA" Thomas Gehringer (18.09.2017)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/medien/arte-doku-vietnam-der-laengste-krieg-der-usa/20344282.html (http://www.tagesspiegel.de/medien/arte-doku-vietnam-der-laengste-krieg-der-usa/20344282.html)
Quote[...] Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall hat im dritten Quartal von besseren Geschäften mit Munition, Panzern und Autoteilen profitiert. Auf Jahressicht wird der Vorstand des MDax-Konzerns nun zuversichtlicher und erwartet, dass mehr vom Umsatz als Gewinn hängen bleibt.
Die operative Marge dürfte leicht über der bisher angestrebten Marke von 6,5 Prozent liegen, vor allem weil es in der Rüstungssparte besser aussieht.
Wie Rheinmetall in Düsseldorf mitteilte, erreichte das operative Ergebnis in den Monaten Juli bis September 97 Millionen Euro, gut ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg um 4,7 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro. 2017 strebt der Konzern weiter ein Erlöswachstum aus eigener Kraft von rund 6 Prozent an.
Das auf die Aktionäre entfallende Nettoergebnis sank indes von 42 auf 36 Millionen Euro. Jüngst hatte Rheinmetall mitgeteilt, die Kolbenfertigung am französischen Standort Thionville zu schließen. Dabei fielen Kosten für Abfindungen, Rückbau und Abschreibungen an, die mit 22 Millionen Euro zu Buche schlagen. Mittelfristig will Rheinmetall damit aber rund 10 Millionen Euro jährlich einsparen.
Rheinmetall steht immer in der Kritik wegen Rüstungsgeschäften, etwa mit der Türkei. So forderten Menschenrechtler den Stopp von Exporten in das Land. Das abgekühlte Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei blockiert oder verzögert indes geplante Geschäfte. Mehrere Projekte etwa zur gemeinsamen Produktion von Kampfjet-Munition in der Türkei oder zur Nachrüstung von türkischen Leopard-Panzern gegen Raketenbeschuss der Terrormiliz IS zögen sich hin und würden von den Regierungen derzeit nicht entschieden, sagte der Rheinmetall-Chef Armin Papperger jüngst der Deutschen Presse-Agentur.
Aus: "Düsseldorf: Rüstungskonzern Rheinmetall verdient deutlich mehr" (DPA, 07.11.2017)
Quelle: http://www.swp.de/schwaebisch_hall/nachrichten/wirtschaft/ruestungskonzern-rheinmetall-verdient-deutlich-mehr-18784315.html (http://www.swp.de/schwaebisch_hall/nachrichten/wirtschaft/ruestungskonzern-rheinmetall-verdient-deutlich-mehr-18784315.html)
ULRICH BRIELER (8.5.2001): " ... Keine physische Praxis ohne kulturelle Imprägnierung, keine Handlung ohne (Be-)Deutung, so könnte man den theoretischen Extrakt dieser Geschichte einer Rationalität des Tötens zusammenfassen. In jeden Akt der Tötung geht eine ganze Gesellschaft samt ihren Weltbildern ein: nicht mehr, aber auch nicht weniger. ..." | Aus: ,,,,Hat er aber gemordet, so muss er sterben!"" (8.5.2001), https://www.taz.de/!1173969/ (https://www.taz.de/!1173969/)
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TRI-OGENES (25.01.2018): " ... Ist Reflexion im Rahmen dieser absolut pervertierten Kultur, für die der unmündige Mensch verantwortlich zeichnet, vielleicht eine Möglichkeit daran etwas zu verändern? ..." | http://www.zeit.de/zeit-wissen/2018/01/wert-menschen-gedankenexperiment-summe?page=17#comments (http://www.zeit.de/zeit-wissen/2018/01/wert-menschen-gedankenexperiment-summe?page=17#comments)
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Andrea Dernbach (24.01.2018): " ... Auf die Überzeugungskraft der Phrasen, mit denen ihre Pressestelle den Skandal abzudimmen sucht, scheinen selbst die Wirtschaftsminister nicht mehr zu vertrauen. Die beiden letzten Jahre haben der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und nach ihm Brigitte Zypries die deutschen Rüstungsexportzahlen schon nicht mehr selbst erläutert. Oder: gebeichtet. Als ,,verantwortungsvoll und restriktiv" lobte man sich, als die Zahl 2016 vom Allzeithoch 2015 etwas fiel. Auch jetzt heißt es im SPD-geführten Ministerium unter Verwendung des alten Sprechzettels, die deutsche Rüstungspolitik sei ,,engmaschig und restriktiv" – weil es 2017 eine kleine Abwärtsbewegung gab. Allerdings nur für die Rüstungsexporte an Nato-Partner, aber auch die sind, Stichwort Türkei, nicht unproblematisch. Und die heiklen Exporte an Drittländer, die teils Krieg führen, an etliche Aggressoren und Diktatoren, sind gestiegen. ..." | Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/ruestungsexporte-soll-die-welt-in-deutsche-gewehrlaeufe-schauen/20883270.html (http://www.tagesspiegel.de/meinung/ruestungsexporte-soll-die-welt-in-deutsche-gewehrlaeufe-schauen/20883270.html)
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Babsack 24.01.2018, 20:39 Uhr: " ... Soll die Welt in deutsche Gewehrläufe schauen?
Quizfrage: Vor wieviel Jahrzehnten hätte man diese Frage ernsthaft stellen dürfen, ohne ausgelacht zu werden? ... "
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Sunnus 24.01.2018, 20:24 Uhr: " ... Da haben die Linkspopulisten ja wieder ein Thema aus der Mottenkiste geholt. Gähn. ..."
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LeoBerlin 24.01.2018, 22:44 Uhr – Antwort auf den Beitrag von Sunnus 24.01.2018, 20:24 Uhr: " ... Tja, wenn Ihnen egal ist, was Despoten mit Waffen aus Deutschland anstellen, dann können Sie auch bei anderen Themen, die Ethik und Moral betreffen, in der Deckung bleiben. ..."
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Humpenproletarier 24.01.2018, 21:44 Uhr: " ... Ist doch eine scheinheilige Debatte! Wenn Deutsche keine Waffen liefern, dann tun es die Russen/Amis/Franzosen/Briten usw. Tun die es auch nicht, dann baut man sich die Dinger halt selbst. Ist man dazu zu dumm, auch Steine und Knüppel reichen um Menschen zu ermorden. Hat Jahrzehntausende blenden funktioniert. ..."
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egal69 25.01.2018, 08:52 Uhr, Antwort auf den Beitrag von Humpenproletarier 24.01.2018, 21:44 Uhr: " ... Wenn Deutsche keine Waffen liefern, dann tun es die Russen/Amis/Franzosen/Briten usw. – Nach Ihrer ,,Logik" könnte sich jeder Heroindealer ab sofort mit diesem ,,Argument" vor Gericht verteidigen. ,,Wenn ich den Stoff nicht an die Süchtigen verkaufe, tut es halt ein anderer" ..."
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AdeleSandrock 24.01.2018, 21:40 Uhr – Antwort auf den Beitrag von provinzler 24.01.2018, 20:34 Uhr: " ... Und wenn Deutschland den gesamten Waffenexport stoppen und die Waffenindustrie einstampfen würde, gäbe es nicht einen Krieg und nicht einen Kriegstoten weniger. Fluchtursachen kann man nicht dadurch bekämpfen, daß ein Land keine Waffen mehr liefert, es springt sofort der nächste Liferant ein und den bekriegten Menschen, wird es völlig egal sein, ob sie in deutsche oder russische Gewehrläufe schauen, an ihrer Situation und dem willen dieser zu entfliehen, wird sich dadurch nichts ändern. Um die Armut und die inneren Konflikte in den Kriegsregionen zu bekämpfen, bedarf es politischer und ökonomischer Lösungen, hierfür sollten die Staaten Geld und know-how zur Verfügung stellen, und zwar zuallererst für solche Länder, die kein Geld für Rüstungsankäufe verschwenden. ..."
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hammerling 24.01.2018, 22:48 Uhr – Antwort auf den Beitrag von mawi 24.01.2018, 19:48 Uhr: " ... Ja, und? Es sollen lieber unsere Waffen töten, weil dann ein paar Arbeiter davon leben und Politiker ihre Wahlkreise gewinnen können? ... Apropos: Sie überlassen Ihrer Tochter oder Enkelin die Streichholzschachtel zum Spielen, damit es bloß nicht andere tun? Es stärkt ja schließlich den deutschen Streichholzumsatz und rettet so Arbeitsplätze, nicht wahr? ..."
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bergmann61 24.01.2018, 19:14 Uhr: " ... Soll die Welt in deutsche Gewehrläufe schauen? – Das macht die Welt bereits! ..."
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Rubinstein 24.01.2018, 19:24 Uhr: " ... Der Rest der Welt mag ruhig in deutsche Gewehrläufe schauen – Was für eine Perfidie. Mit deutschen Waffen werden Menschen bedroht, gemetzelt, die Überlebenden flüchten dann nach Deutschland. Die Wirtschaft blüht wie nie. ..."
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,,Waffen im Jemen-Krieg Wie die SPD den Exportstopp erzwang" (19.01.2018 15:25 Uhr): " ... Jahrelang wurde über Rüstungsexporte an Staaten wie Saudi Arabien oder Katar gestritten. Nun haben sich Union und SPD bei den Sondierungen auf ein sofortiges Verbot geeinigt – eine folgenreiche Kehrtwende. ..." | https://www.tagesschau.de/inland/ruestungsexportstopp-101.html
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Am 19. Januar 2018 um 08:33 von Didib57: " ... Hört sich gut an – Wird aber Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall nicht weh tun. Mittlerweile wurden einige Rüstungsfabriken exportiert, mit dem Tod lässt sich Geld mit verdienen, und alle haben zugeschaut. ..."
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Am 19. Januar 2018 um 08:16 von Jörg Sameisky: " ... dass ist eine Schande, dass eine ,,christliche" Union dazu von der SPD gezwungen werden muss. Ich hoffe die Gewerkschaften vermasseln es nicht. Wenn ich mich jedoch an deren Reaktion auf den Lieferstopp von Rüstungsgütern an Russland nach der Krimbesetzung erinnere bin ich mir da keinesfalls sicher. Das Argument Arbeitsplätze kann doch nicht alles rechtfertigen. ..."
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Am 19. Januar 2018 um 08:24 von achtmalklug: " ... ach, das Gutmenschentum, das ist schon ziemlich unpopulär. Das nervt! immer dieser erhobene Zeigefinger! Sei es, wenn es um Atomstrom geht, um bequeme Lösungen in der Flüchtlingsproblematik, oder darum wie findige deutsche Firmen im Ausland an kostengünstige Ressourcen oder Arbeitskräfte kommen. Sofort kommen diese Gutmenschen, und jammern über Umweltverschmutzung, das Verursacherprinzip, Solidarität oder Menschenrechte. Man kann nichtmal mehr in Ruhe Waffen in Krisengebiete exportieren. ..."
...
Aus: [Kriegsschauplätze #30... ] (Textfraktale)
Quelle: https://www.subf.net/fraktallog/?p=14775 (https://www.subf.net/fraktallog/?p=14775)
Quote[...] Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will eine Neuausrichtung des Irak-Einsatzes: Die Bundeswehr soll ihr Engagement auf das ganze Land ausweiten. Außer den Kurden im Norden sollen deutsche Streitkräfte auch die irakische Zentralregierung stärker im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützen. "Es wird ein anderes Mandat sein", kündigte die CDU-Politikerin am Sonntag bei einem Truppenbesuch nahe der kurdischen Provinzmetropole Erbil an. Das neue Mandat solle eine Balance zwischen Bagdad und Erbil beinhalten. Die Beziehungen zwischen der Zentralregierung in Bagdad und der Kurden-Führung in Erbil sind vor allem seit dem Unabhängigkeitsreferendum der Kurden angespannt.
Von der Leyen deutete eine Mittlerrolle der Truppe in dem innerirakischen Konflikt an. Große Hoffnungen würden von beiden Seiten darauf gesetzt, dass "gerade die Zuverlässigkeit Deutschlands" eine Brücke zwischen Bagdad und Erbil schlagen könne. Beide Seiten versuchten derzeit Spannungen zu lösen. "Aber hier ist es sicherlich auch hilfreich, wenn die internationale Gemeinschaft vermittelt."
Die Mandate der Bundeswehr für den Kampf gegen den IS laufen in wenigen Wochen ab. Bisher bilden 150 deutsche Soldaten im Nordirak kurdische Peschmerga aus. In Bagdad sind nur einzelne Bundeswehr-Ausbilder im Einsatz. Andere Mitgliedsstaaten der Anti-IS-Koalition trainieren an mehreren Stützpunkten im Zentralirak jedoch bereits die einheimischen Sicherheitskräfte.
Der IS, der weite Teile im Nordirak besetzt hatte, ist zwar in der Fläche geschlagen, verübt aber aus Rückzugsorten heraus weiterhin Anschläge. Es gebe immer noch Gebiete des IS und die Extremistenmiliz versuche, wieder an Stärke zu gewinnen, sagte von der Leyen bereits am Samstag nach Gesprächen mit Regierungsvertretern am Samstag in Bagdad. "Das heißt, wir müssen auch sehr wachsam sein."
Die Verteidigungsministerin lobte die Ausbildungsmission als Erfolg. Jetzt gehe es um die "langfristige Stabilisierung des Erfolgs". Im Irak müssten loyale, einsatzfähige Streitkräfte aufgebaut werden. "Und hier will Deutschland seinen Beitrag leisten." Der Irak wünsche sich von Deutschland Beratung und Ausbildung unter anderem im militärischen Sanitätswesen und in der Logistik. Dieser Bitte werde die Bundeswehr nachkommen.
SPD-Fraktionsvize Rolf Mützenich nannte von der Leyens Festlegung voreilig und in der geschäftsführenden Bundesregierung nicht abgestimmt. Er erklärte, ein neues Mandat könne nur eine neue Bundesregierung dem Bundestag vorlegen. Welche Aufgaben der Bundeswehr künftig zukommen sollten sei von verschiedenen Faktoren abhängig, etwa von der Beurteilung des innerirakischen Konflikts, der Bereitschaft der irakischen Streitkräfte zu Reformen und einer klaren Bezeichnung des Einsatzgebiets. Geklärt werden müsse auch, ob die Gefahren für die Bundeswehrsoldaten kalkulierbar und politisch tragbar seien.
Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD darauf verständigt, den Einsatz zur Peschmerga-Ausbildung in seiner jetzigen Form auslaufen zu lassen. Zugleich soll der Anti-IS-Einsatz verändert und in eine Mission zur langfristigen Stabilisierung des Irak umgebaut werden.
Quote
Markus Termin #2
An dieser Stelle wäre das demokratische Mittel der Volksbefragung sinnvoll: sollen wir weiter im Irak mitmischen? Fände - wie ich meine - sehr wenig Freunde, so eine Idee. Zu Recht.
QuoteJohn1946 #2.1
Volksbefragung? Mitgliederbefragung? - Nicht mit der CDU - hört sich alles so sehr nach Demokratie an.
QuoteShu-Tzu #2.3
Die Auslandseinsätze der Bundeswehr werden vom Parlament beschlossen und sind damit ausreichend demokratisch legitimiert.
Einfach mal "Parlamentsarmee" oder "Parlamentsbeteiligungsgesetz" googeln.
Quoteunimatrix #2.4
Als ob Herr und Frau Mustermann die geopolitischen und militärischen Zusammenhänge kennen würden, um eine Volksbefragung zu diesen Themen in vollem Umfang erfassen zu können. Wie demokratisch und fundiert solche Entscheidungen sind , und wie Bürger dann thematisch informiert werden, erfahren wir gerade beim Brexit. Also: Nein Danke! Hier ginge es wie beim Brexit um etwas mehr, als ne neue Autobahn.
Quote
Tokei.Ihto #2.6
Eine Volksbefragung ist für die Bundesregierung sinnlos, da sich die Mehrheit ohnehin dagegen aussprechen würde.
Und ohnehin ist das Volk zu dumm, um das alles zu verstehen, so verstehe ich zumindest Shu-Tzu und unimatrix.
QuoteTaranis #2.11
Ich wage mich mal an eine (zugegeben zynische) Übersetzung: "Jedes Thema, bei dem ich persönlich anderer Meinung bin als das repräsentativ gewählte Parlament, möge bitte per Volksabstimmung entschieden werden!"
QuoteShu-Tzu #2.12
Ich halte die Staatsbürger nicht für "zu dumm, um das alles zu verstehen" und bin durchaus für Volksentscheide, auch auf Bundesebene.
Aber in diesem Fall habe ich zwei Probleme mit dem Kommentar #2:
- Für die Soldaten im Auslandseinsatz sind die mit einer Volksentscheidung verbundenen Unsicherheiten eine Zumutung. "Das Volk" ändert gerne mal seine Meinung, vor allem unter dem Einfluß populistischer Propaganda.
- Der Kommentar #2 tut so, als ob eine "demokratische" Entscheidung erforderlich wäre. Das ist nicht der Fall, über die Auslandeeinsätze wird demokratisch im Prlament entschieden.
QuoteNetter Kerl #2.13
Zustimmung. Unsere Verteidigungsarmee ist mittlerweile in der halben Welt unterwegs und wir werden weder angemessen informiert, noch überhaupt gefragt, wie wir das finden.
Außerdem ist Von der Leyen Ministerin auf Abruf.
Sie hat kein Mandat, um mal eben schnell Fakten zu schaffen.
Ein solches Mandat kann nur in der Verantwortung einer neuen Bundesregierung liegen.
Und wie die SPD-Basis entscheiden wird, ist nach den Chaos-Tagen der letzten Woche völlig offen.
Andererseits haben wir es mittlerweile im Deutschen Bundestag sowieso mit einer ganz großen Koalition der Bellizisten zu tun.
Anti-Militaristen und Pazifisten haben aber immer noch die Wahl.
DIE LINKE macht diesen mörderischen Zirkus nämlich glücklicherweise nicht mit und ist daher (nichr nur) in dieser Frage - bei aller Kritik - die einzig wählbare Partei.
Im Gegensatz zu den GRÜNEN, die mittlerweile oliv-grün unterwegs sind und sich auf die Seite der transatlantischen Kalten Krieger gestellt haben.
Also nochmal Ja, eine Volksbefragung zu diesem Thema wäre sinnvoll und wünschenswert.
Quotedimi_nuendo #2.15
Es war schon nicht nachvollziehbar, weshalb sich die Bundeswehr auf Weisung der USA, an der Besetzung Afghanistans mitbeteilgen muss. Was man uns als notwendigen Schritt und Mitwirkungspflicht eines Bündnispartners, im "Kampf gegen den Terror" zum Wohle der Einheimischen verkauft, wird von vielen Afghanen eher wie eine kriegerische Invasion wahrgenommen, deren genauen Grund sie nicht einmal kennen oder verstehen. Die vielen Toten und Schwerverletzten unter der Zivilbevölkerung, die es z.B. bei der Bombardierung eines vermeintlichen Taliban Tanklastzugs durch einen Tornado Einsatz gab, werden bestimmt nicht als Wohltat Deutschlands gegenüber dem Afghanischen Volk wahrgenommen.
QuoteWalterbull #2.30
Na ja, die beiden amerikanischen Piloten wurden ja nachträglich bestraft, obwohl sie wohl Zweifel an der Mission hatten. Der verantwortliche Oberst Klein musste sich zum General befördern lassen.
Quote
blackelkfriend #2.40
Es war kein Tornado-Einsatz, sondern amerikanische F-15. Aber den Luftangriff hat der deutsche Oberst Klein angefordert.
QuoteChris Waltz #2.24
So beschreibt die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) die Rolle der Kriegsberichterstattung und die sollten es ja genau wissen.
Zitat: "Die Kriegsberichterstattung hatte neben der Informationsvermittlung schon immer die Aufgabe, die Krieg führenden Gesellschaften hinter ihren Herrschern zur "Heimatfront" zu formieren und die Kluft zwischen Front und Heimat zu überbrücken.
Die visuelle Rüstungsspirale des postmodernen Krieges droht den Bildjournalismus zu entwerten. Längst produzieren die Krieg führenden Militärs unter Umgehung von Kriegsreportern ihre eigenen Bilder und offerieren sie den Agenturen und Redaktionen. Auf diese Weise wurde 1999 im Kosovokrieg und 2001 im Afghanistankrieg das militärisch gewünschte Bild eines "chirurgisch präzisen" und "sauberen" Krieges transportiert ... Im Rahmen des Konzepts der "embedded correspondents" wurden im Irakkrieg Fotografen und Kameramänner von den USA explizit in die Rolle von Komplizen gezwängt und damit ihrer journalistischen Unabhängigkeit beraubt. "Ground Rules" legten fest, was fotografiert werden konnte und was nicht." (Zitat Ende)
Genau das sehen wir live und in bunt im Syrienkonflikt, im Irak, sahen es in Libyen und Afghanistan. Wir sind schon superplusgute Demokraten...
Quote
TulliusT #2.26
Genau. Wo kämen wir da hin, wenn hier plötzlich Demokratie ausbricht ^^
QuoteLittle Lebowski Urban Achiever #2.28
"Die Auslandseinsätze der Bundeswehr werden vom Parlament beschlossen und sind damit ausreichend demokratisch legitimiert. "
Wenn da nur nicht dieses doofe Grundgesetz wäre.
QuoteShu-Tzu #2.34
"Wenn da nur nicht dieses doofe Grundgesetz wäre." Wo sehen Sie eine Verletzung des Grundgesetzes in diesem Zusammenhang?
Quote
Stefan Kirschner #2.46
"Die Auslandseinsätze der Bundeswehr werden vom Parlament beschlossen und sind damit ausreichend demokratisch legitimiert."
Wie man am derzeitigen Bundeswehreinsatz in Syrien sieht, wird Recht missbräuchlich und im Ergebnis beugend ausgelegt (sind ja schon bemerkenswerte Verbiegungen und Konstrukte, über die man die Bundeswehrbeteiligung gegenüber Frankreich in Syrien verargumentierte), so dass dies bei kritischer Prüfung sehr wohl völkerrechtswidrig bleibt. Eine formell "demokratische Legimitierung" macht es da nicht richtiger, zumal hier keine kritische Diskussion im Parlament stattfand (wie auch bei vielen anderen Fragen!), so dass zwar die Form, aber nicht mal unbedingt der Inhalt und durch Fraktionszwang auch keine unabhängige Abstimmung gegeben sind.
Reicht Ihnen das wirklich, um es damit als abgehakt zu betrachten?
Mir nicht, denn für ist und bleibt es Unrecht!
QuoteShu-Tzu #2.51
"Reicht Ihnen das wirklich, um es damit als abgehakt zu betrachten?"
Nein. Natürlich kann man über die politische und völkerrechtliche Rechtfertigung von Auslandseinsätzen streiten und einen Beschluß den Bundestages für falsch oder rechtswidrig halten. Das wäre aber auch bei einem Volksentscheid über Auslandseinsätze so.
QuoteNeinZurZensur #2.58
Ich glaube die meisten Kriegsbeteiligungen sind nicht im Interesse der Bevölkerrung.
Quote
Tokei.Ihto #16
Lassen wir mal die Anti-IS-Polemik weg und die Gerüchte, die BRD würde bereits ihre Militärberater aus dem Kurdengebiet abziehen, um Platz für eine türkische Invasion zu machen, dann ergibt sich folgendes Bild:
- was sich bereits in Syrien abzeichnet: für den Westen haben die Kurden ihre Schuldigkeit getan, auf alle Fälle werden sie, solange die Türkei in der Nato ist, keinen eigenen Staat bekommen
- mit dem Verlust der Ölquellen bei Kirkut verliert ein Engagement im Nordirak an Attraktivität
- die prinzipiell verbotenen Waffenlieferungen in Krisengebiete, die für die Kurden erstmalig unterlaufen wurden, könnten einen viel größeren Umfang annehmen.
- die Bundesregierung revidiert gerade Schröders hochrespektable Entscheidung, sich im Irak herauszuhalten
- zwar strotzt der Koalitionsvertrag von Bekundungen für "mehr Verantwortung" und "mehr Gewalt" in den internationalen Beziehungen, die aktuelle Entscheidung bleibt trotzdem ein heftiger Affront gegenüber den wenigen verbliebenen SPD-Mitgliedern, die sich noch einer Friedenspolitik verpflichtet fühlen.
- warum die Entscheidung jetzt bekannt gemacht wird.. offensichtlich hält man die Zeitspanne zwischen 2 Regierungen für besonders geeignet, unpopuläre Dinge auf den Weg zu bringen, vgl. EU Assoziierungsputsch in der Ukraine 2013 Westerwelle - Steinmeier.
- diese fire-and-forget Mentalität könnte die ganze letzte Amtszeit Merkels prägen und uns unumkehrbar auf außenpolitische und militärische Irrwege führen.
QuoteOpinosophist #20
Mandat? Die Bundeswehr hat laut GG ein Mandat auschliesslich zur Landesverteidigung. Im Irak tritt sie als Helfershelfer einer Besatzungsarmee auf.
QuoteWaltraud Gundlach #21
Unsere "Mehr Verantwortung Übernehmen"-Regierung ist nicht selbst darauf gekommen. Da dürfen wir sicher sein. Die USA/NATO dektieren Deutschland, was es zu tun hat und das nennen wir dann "Veranwortung übernehmen". In Wahrheit wird weder die Bevölkerung dazu befragt (da sollen wir an Demokratie glauben), sondern im Gegenteil quellt überall offen oder zwischen den Zeilen durch, daß Deutschland nun kein Recht mehr hat, sich herauszuhalten aus den militärischen Gräueln überall auf der Welt. ...
Quotekaspar hoyer #30
Liebe WählerInnen von CDUCSUSPDFDPGrünen, jetzt wisst Ihr, wofür Ihr mit Eurem Kreuzchen - auch - gestimmt habt. Wolltet Ihr das wirklich?
QuoteKoandra #30.1
Es war schon sehr auffällig wie die Themen Außenpolitik und Kriegspolitik aus dem Wahlkampf ausgeklammert wurden. Und die Verantwortlichen wissen auch warum. Sie haben Angst vor der fehlenden Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung für Kriegseinsätze.
QuoteBluelion #39
"Von der Leyen will "langfristige Stabilisierung"" - Ist ja schon in Afghanistan sehr gut gelungen.
QuoteArmata #46
Die USA haben gepfiffen und der treueste Vasall folgt bei Fuß.
QuoteVolker Risser #65
Möchte ich gerne wissen: Aus welchem Grund wird Deutschland im Irak verteidigt?
Erst am Hindukusch. Dann Irak. Dann Beliebigkeit?
Ist das der Weg das Grundgesetz in die Tonne zu kloppen?
QuoteFranderbold #70
Bundeswehreinsätze ausweiten?
Ist das der Wählerauftrag der zukünftigen Koalition?
In welchem Programm der jeweiligen Partei stand das denn?
Quoteobololo #75
"Bundeswehr soll Einsatz auf ganzen Irak ausweiten"
Es lebe der Krieg!
Quoteobololo #75.4
"So hat es in Afghanistan angefangen."
Mit Brunnenbohren und Gründungen von Mädchenschulen. ...
QuoteKoandra #76.1
Das Aushebeln der demokratischen Verfassung der BRD wird schon seit längerer Zeit praktiziert. Wenn kein Gegenwind kommt sind wir ganz schnell in einer gelenkten Demokratie.
Quotehallo ronny #78
Was genau verteidigen unsere Soldaten im Irak?
"Von der Leyen will das Engagement ausdehnen und so im innerirakischen Konflikt vermitteln."
Vermitteln?
Klappt ja schon in Afghanistan prima.
Gesamtkosten geschätzt 40 Milliarden und ca. 120.000 junge Deutsche sind über die fünfzehn Jahre in den Krieg gezogen.
Das reicht von der Leyen nicht?
Mir schon.
QuoteFreiheitsfreund #83
Grundsätzlich ist gegen die Ausweitung des Mandats auf den gesamten Irak nichts einzuwenden. Wir leben nun einmal in Zeiten, in denen die Landesverteidigung nicht mehr an Landes- oder Bündnisgrenzen halt machen kann und darf. Es bedarf allerdings einer sehr deutlichen personellen, rüstungstechnischen und auch finanziellen Aufstockung, um auch weiterhin sinnvoll und friedensstiftend in Auslandsmissionen (nicht nur in dieser) tätig zu sein.
Eine faktisch weltweit einsatzfähig sein sollende Bundeswehr, die in ihrer Dienstflagge das Sparschwein führt - DAS geht nicht! Sowohl auswärtige wie auch innere Sicherheit hat ihren Wert, aber nun einmal auch ihren Preis.
Wir haben die Wahl: Kaputtsparen der Truppe bis zur Wehrlosigkeit und letztendlich dem Verlust unserer Freiheit, oder eine ernsthafte (und weltweit ernst genommene) Armee, die nicht nur die Aufgabe hat, einen Gegner so lange zum Lachen zu bringen bis Militär kommt.
QuoteMucius Scaevola #83.1
"Wir leben nun einmal in Zeiten, in denen die Landesverteidigung nicht mehr an Landes- oder Bündnisgrenzen halt machen kann und darf."
Geht´s noch? So einen Quatsch habe ich in meiner gesamten Offiziersaubildung nicht gehört.
Sie rezitieren hier Politikerworthülsen.
... Natürlich nicht "saubildung", sondern ausbildung...lach´
QuoteRas Tschubai #83.3
"Grundsätzlich ist gegen die Ausweitung des Mandats auf den gesamten Irak nichts einzuwenden" Doch alles die BW ist zur Landesverteidigung und nicht des Irak vorhanden. Deutsche Soldaten nach Deutschland und nicht in Mali, Afghanistan und wo wir sonst noch mit spielen wollen/sollen.
QuoteKoandra #83.4
"Wir leben nun einmal in Zeiten, in denen die Landesverteidigung nicht mehr an Landes- oder Bündnisgrenzen halt machen kann und darf."
Die haben viel dargelegt was alles geschehen soll und muss. Nur für eine stichhaltige Begründung haben Sie keinen Satz übrig.
Es ist offensichtlich eine Grundsatzdiskussion in der BRD und auch in Europa fällig über die Berechtigung von Eroberungsfeldzügen. Die Grenzen des Wachstums sind erreicht. Also die Grenzen des Konsums und des Profits. Darum geht es im Kern. Der Rückfall in die Barbarei ist nicht die einzige Lösung. Wir werden den Krieg nicht auf die anvisierten Staaten unseres Interessens begrenzen können. Die Stellvertreterkriege werden auch uns betreffen. Suizidale Politik ist das.
Quotempolitics00 #101
Ich verstehe nie, warum Politiker der Ansicht sind, dass nur Militäreinsätze Stabilität in ein Bürgerkriegsland bringen?!?!?
QuoteGooner #105
Die Berliner Politiker sollten mal doch ein wenig in Geschichtsbüchern blättern. Warum muß sich Deutschland auch nur mit einem Soldaten im Ausland "engagieren"? Es wäre ein unglaubliche starkes Zeich deutsche Soldaten nur im eignen Land zu stationieren.
Aber leider ist mit dem Amtssitz Berlin all diese Vorstellungen verschwunden. In diesem Sinne trauere ich der Bonner Republik nach. Kaum war man an der Spree zog man auch wieder in den Krieg.
QuoteCelses #115
Sauber müssen nur noch die Türken in den Nordirak einmarschieren und kurdische/Deutsche Truppen stehen Türken gegenüber was für ein Wahnsinn ....Deutsche Waffen schießen aufeinander deutlicher kann der Wahnsinn doch garnicht sein . Ach ja Nato sind ja beide auch noch .....
Quoteunabhängiger beobachter #125
Am Rande des Wahnsinns.
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Aus: "Bundeswehr soll Einsatz auf ganzen Irak ausweiten" dpa, rtr, jf (11. Februar 2018)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-02/ursula-von-der-leyen-irak-bundeswehr-einsatz-ausweiten-is (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-02/ursula-von-der-leyen-irak-bundeswehr-einsatz-ausweiten-is)
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Quote[...] Kuwait-Stadt – Die irakische Regierung hat den Finanzbedarf für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes auf mehr als 88 Milliarden Dollar beziffert. Sein Land benötige 88,2 Milliarden Dollar (71,70 Mrd. Euro), sagte Planungsminister Salman al-Jumaili am Montag zum Auftakt einer Geberkonferenz in Kuwait-Stadt. Die Einschätzung beruhe auf einer Studie irakischer und internationaler Experten. Ein ranghoher Mitarbeiter des Planungsministeriums erklärte, der Irak sei auf eine Soforthilfe von 22 Milliarden Dollar angewiesen. Am wichtigsten ist demnach der Wohnungsbau. Der Rest der Summe müsse mittelfristig fließen.
Die Weltbank-Tochter IFC hatte internationale Unternehmen bereits am Sonntag aufgefordert, im Irak zu investieren und auf vielversprechende Geschäftsmöglichkeiten hingewiesen. Die Regierung in Bagdad hat 157 Projekte aufgeschlüsselt, für die sie Investoren sucht. Mit dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, der Landwirtschaft und anderer Branchen soll die Abhängigkeit von den Ölexporten geringer werden Die irakische Regierung hatte im Dezember den Sieg über die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verkündet. Diese hatte seit 2014 zeitweise ein Drittel des irakischen Staatsgebiets unter ihrer Kontrolle, darunter Städte wie Mossul, Tikrit, Ramadi und Falluja. Durch die jahrelangen Kämpfe gegen die IS-Miliz wurden die Industrie und die Infrastruktur des Landes stark in Mitleidenschaft gezogen. Am ersten Tag der Konferenz in Kuwait geht es um die Tätigkeit internationaler Organisationen. Der zweite Tag ist der Rolle des Privatsektors beim Wiederaufbau des Irak gewidmet. Mehr als 2000 Unternehmen und Geschäftsleute werden erwartet. Am dritten Tag wird dann mit den Finanzzusagen der Geberländer gerechnet. (APA, 12.2.2018)
Aus: "Minister: Irak benötigt 88 Milliarden Dollar für Wiederaufbau" (12. Februar 2018)
Quelle: https://derstandard.at/2000074084637/Minister-Irak-benoetigt-88-Milliarden-Dollar-fuer-Wiederaufbau (https://derstandard.at/2000074084637/Minister-Irak-benoetigt-88-Milliarden-Dollar-fuer-Wiederaufbau)
Quote[...] AIRO taz | ,,Wenn der Tod die Spitze erreicht, sind die Gräber zu klein", heißt es in einem syrischen Sprichwort, das derzeit häufig in Ost-Ghouta, einem von der Opposition kontrollierten Vorort von Damaskus, zitiert wird. Dort scheint man derzeit nirgends sicher zu sein. Onlinevideos, wie sie die Nachrichtenagentur Reuters verbreitet, zeigen chaotische Szenen: Menschen kommen panisch aus den Häusern gelaufen, die Verletzten, darunter auch Kinder, werden zu Krankenwagen gebracht, und währenddessen fallen weitere Bomben. Seit Tagen wird die Gegend von Kampfjets der russischen Luftwaffe und der Luftwaffe des Regimes Baschar al-Assads bombardiert. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hat dort allein am vergangenen Donnerstag 59 tote Zivilisten, darunter 15 Kinder, dokumentiert.
Das östliche Ghouta-Gebiet ist genauso wie die derzeit heftig umkämpfte Provinz Idlib in Norden des Landes eine der vorgesehenen sogenannten Deeskalationszonen. Die waren mit Russland, dem Iran und der Türkei ausgehandelt worden. Aber das Regime in Damaskus versucht nun genau diese von der Opposition gehaltenen Gebiete zu erobern – mithilfe der russischen Luftwaffe und Milizen, die vom Iran kontrolliert werden.
Die Situation dort ist so dramatisch, dass sogar die UNO sie öffentlich anprangert, die sich bisher zum Schutz ihrer humanitären Aktivitäten in Syrien eher zurückgehalten hatte. ,,Mit den Deeskalationszonen, die geschaffen worden waren, hatten wir zunächst die Hoffnung, dass wir dort Hilfslieferungen hinbringen können", sagt Panos Moumtzis, der regionale UN-Koordinator für humanitäre Angelegenheiten in Syrien, im Gespräch mit der taz. ,,Idlib und die östliche Ghouta, das sind zwei dieser Deeskalationszonen. Aber in Wirklichkeit sind sie alles andere. Sie sind Reeskalationszonen. Wir haben dort ein dramatisches Anwachsen der Kampfhandlungen und der Not."
Das größte Problem für die UN sei es, im Moment überhaupt Zugang zu den umkämpften Gebieten zu bekommen. Immer wenn ein Hilfskonvoi organisiert würde, erteile das Regime in Damaskus keine Genehmigung. ,,Seit zwei Monaten, seit dem 10. Dezember, haben wir keinen Zugang bekommen", klagt der UN-Koordinator. Es gebe Oppositionsgebiete, die einzig von Regierungsgebieten erreichbar und ansonsten von der Außenwelt abgeschlossen seien.
,,Nehmen wir Ost-Ghouta, dort leben 400.000 Menschen unter einer Belagerung, und wir haben seit zwei Monaten keinen Zugang mehr dorthin. 2,9 Millionen Menschen leben in solchen belagerten und für uns schwer zugänglichen Gebieten", beschreibt er die Lage. ,,Diese Menschen hängen von unseren Hilfslieferungen ab. Der Zugang zu Nahrungs- und Hilfslieferungen sollte niemals dazu verwendet werden, politischen Druck zu erzeugen", formuliert er eine Forderung, die nach internationalem Recht eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Auch medizinische Evakuierungen seien nicht mehr möglich. Über 700 Schwerverletzte und Kranke im östlichen Al-Ghouta hofften derzeit, von der UN evakuiert zu werden, erklärt Moumtzis. Bisher ohne Erfolg. ,,Die östliche Al-Ghouta ist praktisch ein Vorort von Damaskus. Man müsste nur eine halbe Stunde mit dem Auto fahren und man hätte Zugang zu Krankenhäusern", sagt er frustriert angesichts der dringend benötigten Hilfslieferungen in die belagerten Gebiete.
,,Letztes Jahr haben wir es nur geschafft, 27 Prozent unseres Plansolls in diese belagerten und schwer zugänglichen Gebiete zu liefern. Das heißt, schon 2017 konnten wir drei Viertel der Leute, die dort leben, nicht helfen, weil wir keine Genehmigung dafür bekommen haben", bilanziert der UN-Koordinator. ,,Seit 10. Dezember haben wir nichts geliefert – null."
Auch in der nördlichen Provinz Idlib, die von der Opposition kontrolliert wird und derzeit einer Offensive der Regierungstruppen und massivem russischem Bombardement ausgeliefert ist, sei die Lage dramatisch. ,,Der Schutz von Zivilisten, Infrastruktur und humanitären Arbeitern ist lebenswichtig. Allein in Idlib haben wir 40 Vorfälle und 117 Angriffe auf Krankenhäuser erlebt", sagt Moumtzis. Was dort passiert, könnte auch bald Folgen für Europa haben. Denn die nächste Flüchtlingswelle droht, warnt er. ,,Wir erleben dort eine dramatische Verschlimmerung der humanitären Lage.
In Idlib leben zwei Millionen Menschen, darunter eine Million, die aus anderen Teilen Syriens geflohen sind", beschreibt er die Lage. ,,Mit der letzten Offensive könnten also demnächst bis zu zwei Millionen Menschen an der türkischen Grenze auftauchen. Und wenn sie in die Türkei kommen, dann werden einige auch früher oder später nach Europa weiterwollen", prophezeit er.
Es gebe einen Widerspruch, sagt Moumtzis. ,,Einerseits haben wir uns international an den Krieg in Syrien gewöhnt, andererseits war die dortige humanitäre Lage noch nie so dramatisch wie heute." Er fasst das in Zahlen: ,,Im Moment sind in Syrien 13 Millionen Menschen in einer unmittelbaren humanitären Notsituation, das ist die Hälfte des Landes. Es gibt 5,3 Millionen Flüchtlinge in den Nachbarländern. 6 Millionen Menschen sind im Land auf der Flucht, allein in Idlib sind das seit Januar über 300.000 Menschen."
Der UN-Koordinator ist frustriert: ,,Wir sprechen zu tauben Ohren der humanitären Diplomatie, UN-Mitgliedstaaten, Regierungen, Hauptstädte. Sie alle sollten ihre Möglichkeiten nutzen, Druck auszuüben, um hier etwas zu verändern", sagt er. Und dann kommt Moumtzis zu seinem Kernanliegen: Alle Kriegsparteien seien zu einem humanitären Waffenstillstand aufgerufen, ,,damit wir Schwerverletzte oder Kranke evakuieren können und ein wenig Frieden in eine Situation bringen, die extrem chaotisch ist". Doch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch dieser UN-Vorstoß für eine Feuerpause auf taube Ohren stoßen wird.
QuoteVelofisch 12.02.2018, 00:29
Da passiert doch nichts zufällig. Interessant wären Hintergrundberichte, wer hier warum wen unterstützt, welche Söldner finanziert und wen bombardiert. Gibt es einen Zusammenhang des Angriffs auf Afrin mit der Bombardierung von Idlib und dem Stadteil von Damaskus? Wer wird von Erdogan, Trump und Netanjahu unterstützt? Hier sind viele skrupellose Mächte am Werk. Diejenigen, die Zivilisten bombardieren aber auch diejenigen die terroristische Söldner finanzieren und mit Waffen und von deutschen Aufklärungsflügen gewonnenen Informationen beliefern.
QuoteCarl Radek 11.2.2018, 23:55
Warum führt Deutschland Krieg in Mali, Syrien und in Afgahnistan, bildet Kämpfer im Irak aus und werden aktuell mit deutschen Waffen in Afrin Kurden getötet? Warum weiß jeder für das deutsche Schlachten gute Gründe zu nennen und verlangt nur von der nationalen Konkurrenz einen Willen zum Frieden? Warum ist die eigene Nation immer das Opfer einer Aggression, die feindliche immer die Täter? Dies simple chauvinistische Denken sollte ablegen wer nicht nur Hampelmann/frau seiner nationalen Führung sein will.
QuoteReinhard Jung-Hecker 11.2.2018, 20:35
Putin und Assad gehören vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Große Teile der europäischen/deutschen Linken verschliesst aus ideologischen Reflexen die Augen vor den Kriegsverbrechen in Syrien. Welche Schande!
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Aus: "Die Hälfte des Landes ist in Not" Karim El-Gawhary, Auslandskorrespondent Ägypten (11. 2. 2018)
Quelle: https://www.taz.de/Angriffe-auf-eine-Schutzzone-in-Syrien/!5481264/ (https://www.taz.de/Angriffe-auf-eine-Schutzzone-in-Syrien/!5481264/)
Quote[...] Nothilfe, Essensrationen nur als Gegenleistung für Sex – das ist in weiten Teilen Syriens Alltag für viele Frauen. So berichtet es die BBC unter Berufung auf mehrere Entwicklungshelfer aus Syrien. Demnach fordern Helfer vor Ort häufig sexuelle Gefälligkeiten von Frauen in Not. Unter den Helfern sollen auch lokale Organisationen sein, die mit den Vereinten Nationen zusammenarbeiten – eigentlich, um die humanitäre Krise vor Ort zu lindern.
Die Vereinten Nationen bestreiten laut BBC, Kenntnis von solchem Fehlverhalten bei ihren lokalen Partnern zu haben und versprechen eine Null-Toleranz-Politik. Wegen der gefährlichen Lage im Land sind viele internationale Organisationen auf Unterstützung einheimischer Helfer angewiesen.
Frauen tauschten sexuelle Handlungen für Essen oder Fahrdienste, berichtet die Helferin Danielle Spencer dem britischen Sender. Hilfsrationen würden so zurückgehalten. Teilweise weigerten sich Frauen inzwischen zur Ausgabe von Hilfsorganisationen zu gehen, um nicht als promisk zu gelten.
Dabei ist das Phänomen nicht neu. Im Herbst veröffentlichte der United Nations Population Fund (UNFPA) einen Bericht, in dem die Lage von Frauen in Syrien untersucht wird. Demnach leiden Frauen besonders unter dem Bürgerkrieg. Oft seien sie sexueller Gewalt schutzlos ausgeliefert. Besonders junge Frauen, Flüchtlinge und Witwen sind demnach gefährdet, Opfer von sexuellen Übergriffen zu werden. Auch Übergriffe von Helfern werden in dem Bericht angesprochen. "Sexuelle Ausbeutung von Helfern bei Verteilaktionen werden häufig von Betroffenen berichtet", heißt es in dem Bericht. "Je mehr ein Mädchen dem Verteiler gibt, desto mehr Hilfe bekommt sie", zitiert der Bericht eine Syrerin. Hilfe sei nicht umsonst, sagt eine andere. Von Übergriffen durch Helfer, die mit den Vereinten Nationen in Verbindung stehen, ist in dem Bericht nicht die Rede.
QuoteTado HBS #6
Wenn es Möglichkeiten zur Willkür gibt, so wird es immer Menschen geben, die dies als Chance nutzen.
Quotesiar1 #6.2
"Chance" ist wohl die falsche Bezeichnung, denn sie ist positiv besetzt.
Ich würde es eher als "für Übergriffe" beschreiben.
Quotea thousand eyes and one #6.7
Machgefälle = Machtmissbrauch
So einfach ist das, weil der Mensch nun einmal so ist wie er ist. Man sollte sich nicht von der hauchdünnen Schicht "Zivilisationslack" täuschen lassen, welcher so schön glänzend auf die Bestie aufgetragen ist...
QuoteKtarianer #7
Das ist ein wichtiger Beitrag. Wenn bereits Akteure von lokalen Hilfsorganisationen Deals aus einer solchen Machtposition heraus ausnutzen, braucht man sich keine Illusionen über diesen Krieg zu machen.
An die gleichen Themenfelder habe ich gedacht, als ich den Artikel "Tod auf Raten" gelesen habe und mir die Lage in den "Rebellengebieten" vorgestellt habe, denn der Mikrokosmos über den Alltag wird gerne ausgeblendet, da man nicht erst seit Aleppo weiß, wer die Nahrungsmittel in diesen Gebieten verwaltet, wer hungrig und wer gut genährt aussah. Man sollte die Augen nicht davor verschließen, dass hier nur "Frauen und junge Frauen betroffen sind, sondern wahrscheinlich auch Mädchen. Neben des Ausnutzens der Körper und Seelen wird die Angst vor ungewollten Schwangerschaften oder gar Krankheiten die Opfer begleiten.
Quote
In.der.Tat #7.1
Ja. Wobei mich bei dem Artikel stört, das es wieder einmal so dargestellt wird, als bestände die leidende Bevölkerung ausschließlich aus Frauen.
"Demnach leiden Frauen besonders unter dem Bürgerkrieg. Oft seien sie sexueller Gewalt schutzlos ausgeliefert. Besonders junge Frauen, Flüchtlinge und Witwen sind demnach gefährdet, Opfer von sexuellen Übergriffen zu werden."
Als Kanonenfutter gezwungen zu werden, für eine Sache die man nicht vertritt zu sterben oder gar zu töten, ist nicht auch erwähnenswert? Warum hört man nichts über das Leiden der Männer im Krieg? Ich finde keinen Artikel. ...
Quotecave felem #7.2
Es geht hier um sexuellen Missbrauch, und das betrifft nun einmal Mädchen und Frauen in besonderem Maße - übrigens nicht nur im Krieg.
Ein Grund für das Klischeebild des "jungen männlichen Flüchtlings" ist übrigens, dass tatsächlich viele junge Männer fliehen, um nicht in einem Krieg für eine Sache, die sie nicht vertreten, zu töten und zu sterben. Das hält haben viele hierzulande nicht davon ab, gegen sie zu hetzen.
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Tunte #8
Man muss gar nicht in's Ausland schauen. Ausgerechnet in Berlin, wo alle immer nur Refugees Welcome riefen, sind unzählige Asylanten (beider Geschlechter)) dazuwungen sich zu prostituieren, weil sie anderweitig nicht überleben können. Junge Männer aus Afghanistan haben ihre Zelte in diversen Berliner Parks aufgeschlagen, in der Lokalpresse wurde schon berichtet, dass diese für den Preis einer Pizza Oralverkehr anbieten, usw.
Es gibt Menschen ohne Scham, die Mitmenschen gerade dann auch noch ausbeuten wenn diese in Not sind. Damit ist eigentlich alles über die wahre menschliche Natur gesagt, von wegen Menschlichkeit als Synonym für besonders wohltätiges und gütiges Verhalten. Nur unsere Spezies in ihrem Narzissmus kann solches Ausnahmeverhalten als Menschlichkeit, Humanität usw bezeichnen. Den Charakter einer Gesellschaft erkennt man immer daran wie sie mit den Schwächsten umgeht. ...
Quotestraightinyourface #14
"Je mehr ein Mädchen dem Verteiler gibt, desto mehr Hilfe bekommt sie"
Das ist ziemlich euphemistisch ausgedrueckt.. - je willfaehriger das Objekt der Bgierde sich zeigt, umso hoeher ist die Chance die dringend benoetigen Hilfsgueter, Nahrung od. was auch immer zu erhalten.
Quote
Kettensäge CH #14.1
Fehlt nur noch, das man dem ganzen einen brutal zynischen Namen verpasst, etwa "Trostfrauen" würde sich da anbieten (stammt von den Japanern ausnahmsweise, nicht von den Deutschen)
Die "trösten" dann die armen NGO-Mitarbeitern, die stets so harte Arbeit verrichten müssen in Krisengebieten...
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Aus: "Helfer sollen Frauen in Syrien sexuell ausgebeutet haben" (27. Februar 2018)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-02/buergerkrieg-syrien-sexuelle-gewalt-gegen-frauen (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-02/buergerkrieg-syrien-sexuelle-gewalt-gegen-frauen)
Quote[...] In der Woche vor Ostern wurde gemeldet, es würden jetzt Vorbereitungen dafür getroffen, dass Panzer künftig schneller durch Europa rollen können. Straßen sind zu schmal, Brücken zu schwach und Unterführungen zu niedrig. Die EU-Kommission will sich darum kümmern. Wenn auch sonst in Europa die Grenzen wieder dicht gemacht werden - wenigstens für Kriegsgerät soll es freie Fahrt geben. Es war kein Geheimnis, dass sich die EU-Kommission vor allem für die Routen nach Osten interessiert. Die westliche Aufrüstung hat Russland im Visier. Wen sonst? Also Panzer nach Osten. Bald dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer. Was für eine Meldung! Aber es gab keine Reaktion. Nichts.
Ostern war mal die Zeit der Friedensmärsche. Hunderttausende auf der Straße. Das ist lange her. Es finden immer noch Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen und Vortragsveranstaltungen statt. Da kommen ein paar hundert Leute, kein Vergleich zu damals, als sich die Massen in Bewegung gesetzt haben.
Wer demonstriert heute schon für den Frieden?
Gut, damals dachten die Leute, es gehe um ihren Kopf: Atomkrieg, eine Rakete für jeden, mehr als genug, jeden einzelnen auszuradieren. Das hat ihnen wirklich Angst gemacht Aber friedlicher sind die Zeiten seitdem nicht geworden. Die Friedenswächter von SIPRI, dem Stockholmer Forschungsinstitut, schrieben in ihrem Jahresbericht für 2017, die Zahl der gewaltsamen Konflikte liege in den letzten Jahren wieder auf dem Niveau von 1990 - 1992. Die Organisation Save the Children hat mitgeteilt, dass eins von sechs Kindern auf der Welt mittlerweile in einem Konfliktgebiet lebt. Das sind 357 Millionen Jungen und Mädchen. Dies bedeute einen Anstieg um mehr als 75 Prozent seit Beginn der Neunzigerjahre. In den vergangenen zehn Jahren sei die Anzahl der getöteten und versehrten Kinder um 300 Prozent gestiegen.
Nach dem Ende des Kalten Krieges konnte man sich kurz der Hoffnung hingeben, es habe ein Zeitalter des Friedens begonnen. Aber das war eine Illusion. Es gibt keinen Frieden. Nur Krieg, Krieg, Krieg. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg war richtig froh, als er verkünden konnte, dass immerhin acht der 29 Mitgliedstaaten das Ziel, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für das Militär auszugeben, in diesem Jahr bereits erfüllt hätten: "Wir bewegen uns in die richtige Richtung", sagte der Generalsekretär.
Kein Wunder, dass die Atombombe so in Verruf geraten ist. Sie ist überhaupt keine gute Waffe. Atomwaffen machen Kriege eigentlich unführbar: das eigene Risiko ist zu groß. Aber der Krieg muss vor allem eines sein: führbar. Er muss als politisches und wirtschaftliches Instrument zur Verfügung stehen.
Die Leute sagen, dass sie den Krieg hassen. Das stimmt gar nicht. Sie reden vom Krieg, aber sie meinen nur den totalen Krieg. Das ist der entscheidende Unterschied. Unter den Bedingungen der angedrohten wechselseitigen Vernichtung - also unter totalen Bedingungen - hört Krieg auf, ein gültiges Instrument der Politik zu sein. Das ist misslich. Denn die Regierungen wollen auf den Krieg nicht verzichten. Und die Konzerne ebensowenig.
Die Waffenexporte nach Nordafrika und in den Nahen Osten haben in den letzten zehn Jahren um beinahe 90 Prozent zugenommen. Im Koalitionsvertrag der neuen deutschen Bundesregierung wird Rüstungskontrolle als Ziel uneingeschränkt gefordert und gepriesen. Und gleichzeitig verkauft Deutschland sogar dann noch Waffen in die Türkei, während dieser Staat einen offenkundig rechtswidrigen Angriffskrieg gegen die syrischen Kurden führt.
Aber die Öffentlichkeit stört sich daran nicht. Was den Krieg angeht, haben sich die meisten von uns einen berufsmäßigen Zynismus angeeignet. Es ist im Gegenteil so, dass sich wieder verdächtig macht, wer für den Frieden ist. Weil er scheinbar Partei für "unsere" Gegner bezieht: für Russland, für die Palästinenser, für den Iran, für China, für Nordkorea.
Dabei muss man immer für ein Ende des Krieges sein. Manchmal auch auf Kosten der besseren Moral. Aber es gibt einen verlogenen Moralismus, der fordert nicht weniger Tote als der schlimmste Imperialismus. Wir zerstören immer noch Städte und Länder, um sie zu befreien. Seit Vietnam nichts dazugelernt. Wer wollte leugnen, dass Hussein und Gaddhafi besser waren als der IS? Und dasselbe gilt immer noch für Assad.
Natürlich. Bislang hat noch jeder, der aufrüstet, gesagt: "Wenn Du den Frieden willst, bereite den Krieg vor." Ehrlicher wäre die Wahrheit: die Leute wollen gar keinen Frieden. Ohne Krieg fehlt ihnen was. Darum bereiten sie ihn vor. ...
Quoterainer_daeschler 02.04.2018, 15:15 Uhr
Die Generation, welcher der Schrecken eines Krieges noch in den Knochen saß und davon Kindern und Enkeln erzählen konnte, ist leider ausgestorben. ...
QuoteSuppenelse 02.04.2018, 15:30 Uhr
Bigotterie
Das Problem der Friedensbewegung ist heute dasselbe wie damals zu den Anfangszeiten: Das geradezu bigotte Mit-zweierlei-Maß-Messen und die politische Einseitigkeit allen Realitäten zum Trotz. Protestmärsche gegen Putins Annexion der Krim? Seinerzeit völlige Fehlanzeige. Gegen das von Russland mitverursachte Leid in Syrien? Nö. Gegen andere Kriegsakteure, bei denen anti-amerikanische und anti-westliche Rhetorik nicht passt? Weit gefehlt. Dafür demonstriert man gegen die Existenz der Bundeswehr und der NATO und wirbt dafür, sämtliche Waffenexporte zu verbieten und sämtliche Auslandseinsätze zu beenden, ohne auch nur irgendeine Lösung anzubieten. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass der weit überwiegende Teil der Deutschen keine Lust hat, Teil einer solchen Veranstaltung zu sein, und dass die Resonanz Jahr für Jahr abnimmt.
Quotelieschen müller 02.04.2018, 15:38 Uhr
11. Vorsicht! Bitte Ironie kennzeichnen!
[Zitat von nickleby] Wer davon überzeugt ist, den Frieden zu garantieren, muss sich so verhalten wie die erfolgreichste Friedensorganiosation der Gechichte, die Nato. Sie ist ein "animus in consulendo liber " (Sallust) ein freier Geist während der Beratung. Deswegen ist die Nato der Inbegriff der Hüterin der Demokratie, die uns Deutsche vor der Gewaltherrschaft Stalins bewahrt hat und dazu erfolgreich beigetragen, den Kommunismus im Osten friedlich zu beerdigen. Es lebe die Nato, das vorbildlichste Verteidigungsbündnis seit dem Attischen Seebund.
Denn man muss tatsächlich damit rechnen, dass hirnbefreite Geister ihre Worte für bare Münze nehmen.
Quotevera gehlkiel 02.04.2018, 16:18 Uhr
Naja, hier ist die routiniert gefühlige Osterbräsigkeit wohl eher im Spielfeld von denjenigen angesiedelt, die seit einiger Zeit Erscheinungen wie Assad, Saddam Hussein, die Hamas oder Gaddafi nicht mehr als postkolonialistische Monstrositäten mit zum Glück begrenzter Halbwertzeit einordnen, sondern als dauerhafte Lösungen für einen "Frieden", der mit sadistischer Unterdrückung und Grössenwahn für die einen einhergeht, während dem er den anderen den Anblick brennender Häuser und Menschen erspart, und so die konsumistische Ruhe nicht weiterhin aufstört. Muss ich doch bei Gelegenheit mal meinen deutsch-syrischen Kumpel fürs Fussballgucken befragen, der zugleich mein Lieblingsarzt ist und dessen Verwandte in der halben Welt verstreut sind, ob er Assad wirklich besser findet als den IS, oder beide nicht für ihn Vorder- und Rückseite des gleichen goldenen Petrodollars darstellen. Vielleicht liegt der Schwund bei den Demonstrationen auch den naiven Fragestellungen der Organisatoren, und vielleicht ist es da wirklich besser, aus Solidarität mit der Sorte Palästinenser, die einfach keine Lust mehr haben, sich von rechtsradikalen Fundamentalisten mit Mann und Maus plus der alten Oma zu Todesschwadronen umfunktionieren zu lassen, in Düsseldorf abends lecker arabisch - nahöstlich essen zu gehen. Fettes Trinkgeld dabei bitte nicht vergessen, liebe Reiche!
QuoteDr. Kilad 02.04.2018, 16:43 Uhr
... die Pazifisten, wurden immer schon mitleidig belächelt.
Quotefranke08 02.04.2018, 16:47 Uhr
Ja leider stimmt es, die heutige junge Generation interessiert sich nur noch für Selfies und Facebook, zumindest bis Ihnen die Bomben um die Ohren fliegen und jedes Selfie vermiesen. Man könnte meinen, alle sind irrsinnig geworden. ...
Quotehugahuga 02.04.2018, 18:33 Uhr
Vorweg. Ich bin kein Freund des Salon-Sozis Augstein, aber mit diesem Beitrag hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Nun - immerhin kann Augstein Dinge schreiben, die bei normalen Foristen nicht durchgelassen werden würden. Beispiel: "Die westliche Aufrüstung hat Russland im Visier. Wen sonst? Also Panzer nach Osten. Bald dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer. Was für eine Meldung! Aber es gab keine Reaktion. Nichts." Leider reicht es aber nicht aus, sozusagen einen "Alibi-Journalisten" vorweisen zu können und ansonsten sehr restriktiv gegen - na sagen wir mal vorsichtig - "aneckende Gedanken" vorzugehen. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut - sicher - nur nützt es rein gar nichts, wenn eben diese unterdrückt wird. Insofern ist es gut, dass hier - auf diesem Platz - wenigstens ein Herr Augstein offen sagen und schreiben darf, was er (und viele, viele seiner Mitbürger) genauso empfinden. ...
Quoterichey_edwards 02.04.2018, 19:22 Uhr
Langsam gerät in Vergessenheit wie Deutschland von den Nazis befreit wurde. Sich hinzustellen und gegen Krieg sein ist zu wenig. Gegen Unterdrückung, Völkermord, und Diktaturen helfen keine salbungsvollen Osterkolumnen und selbstgerechten Friedensmärsche.
QuoteTraumfrau gestern, 19:23 Uhr
Man darf ja auch in diesem Forum erleben, wie manche (aus welchen Gründen auch immer) schon wieder mit Drohen, Einschüchtern, Wir sind die Besten usw. Politik gestalten wollen. Da kann einem Angst und Bange werde. Oder mit anderen Worten: "denn sie wissen nicht was sie tun".
...
Aus: "Ostermärsche: Krieg, Krieg, Krieg" Eine Kolumne von Jakob Augstein (02.04.2018)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/konflikte-ewiger-krieg-statt-oesterlicher-frieden-kolumne-a-1200892.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/konflikte-ewiger-krieg-statt-oesterlicher-frieden-kolumne-a-1200892.html)
Quote[....] Bewaffnete Gruppen im Südsudan haben mehr als 200 Kinder freigelassen. Es war die zweite von den Vereinten Nationen unterstützte Freilassung innerhalb weniger Monate. Bereits im Februar hatten Rebellengruppen etwa 300 Kinder befreit. Insgesamt sollen innerhalb weniger Monate etwa 1.000 ehemalige Kindersoldaten in ein ziviles Leben zurückkehren, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef mit.
Unicef, die UN-Friedensmission und Regierungspartner hätten mit den Konfliktparteien verhandelt, um diese Freilassung in der Nähe von Yambio im Südwesten des Landes zu ermöglichen, sagte Mahimbo Mdoe, der Unicef-Vertreter im Südsudan. Jetzt müsse sichergestellt werden, dass die Kinder alle nötige Unterstützung erhalten. Nach ihrer Freilassung werden die Ex-Kindersoldaten Unicef zufolge ärztlich und seelsorgerisch betreut. Zudem werde die Organisation die Kinder bei der Ausbildung und Berufsbildung unterstützen.
In dem 2013 ausgebrochenen Bürgerkrieg in dem ostafrikanischen Land setzen Rebellengruppen sowie Regierungskräfte Kinder ein. Viele müssen kämpfen, etliche werden aber auch etwa als Köche, Spione, Boten oder Sex-Sklavinnen genutzt. Dem UN-Kinderhilfswerk zufolge werden derzeit etwa 19.000 Kinder im Südsudan für diese Rollen missbraucht.
Aus: "UN befreien mehr als 200 Kindersoldaten" (18. April 2018)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-04/suedsudan-kindersoldaten-befreiung-unicef-un-buergerkrieg (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-04/suedsudan-kindersoldaten-befreiung-unicef-un-buergerkrieg)
Quote[...] Nordwestlich der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sind bei einem Luftangriff auf eine Hochzeitsgesellschaft mindestens 20 Menschen getötet und 40 weitere verletzt worden. Nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörde ereignete sich der Angriff bereits am Sonntagabend in der Ortschaft Bani Kais, die von den Huthi-Rebellen kontrolliert wird. Diese machten die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition für die Attacke auf die Festzelte verantwortlich.
Das Bündnis unter Führung des Königshauses fliegt seit mehr als drei Jahren Angriffe auf Gebiete der schiitischen Huthi-Rebellen und unterstützt damit die Regierung in Sanaa. Aus dem langjährigen Bürgerkrieg entwickelte sich so ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, der als Schutzmacht der Schiiten auftritt. Beide Staaten kämpfen so auf unterschiedlichen Seiten um die Vorherrschaft in der Region.
Seit Beginn des Konflikts wurden fast 10.000 Menschen getötet. Beobachter werten die Situation im Bürgerkriegsland Jemen als eine der schwersten humanitären Krisen der Gegenwart.
QuotePolitikhexe #19
Ich gehe davon aus, dass wenigstens unser Regierungssprecher heute seine Empörung im Namen der Bundesregierung kundtut, Herr Macron sich äußert, Frau May, dass endlich Sanktionen gegen Saudi Arabien verhängt wird, was mit seinen kriegerischen Aktionen die größte humanitäre Katastrophe ausgelöst hat.
QuoteHaiko Stricher #14
Hat sich Maas schon zu Wort gemeldet, ich rechne mit härtesten Sanktionen von der selbsternannten Wertegemeinschaft.
Quoteabby #12
Die Saudis dürfen das. Sie sind unsere strategischen Verbündeten und somit die Guten.
QuoteBen Noach #22
Aufschrei des Westens: Null!!! Soviel zu unseren Werten die wir täglich am Hindukusch und bald vielleicht auch in Syrien verteidigen.
QuotePhilly89 #30
Dann dürften wir ja bald damit rechnen dass die USA, zusammen mit dem Vereinigten Königreich und Frankreich, einen Raketenangriff auf Riad startet, um dieses abscheuliches Verbrechen an unschuldigen Zivilisten zu vergelten. Oder wird hier [ ] mit zweierlei Maß gemessen?
Aus: "Mindestens 20 Tote bei Luftangriff auf Hochzeitsgesellschaft" (23. April 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-04/jemen-luftangriff-hochzeitsgesellschaft-bani-kais (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-04/jemen-luftangriff-hochzeitsgesellschaft-bani-kais)
"Saudi-Arabien: Krieg gegen die schiitische Minderheit?"
In Awamiya im Osten des Ölscheichtums wird seit Monaten heftig gekämpft. Teile der Stadt wurden dem Erdboden gleichgemacht. Die harte Hand Riads gegenüber den saudischen Schiiten hat die Lage eskalieren lassen. ...
http://www.dw.com/de/saudi-arabien-krieg-gegen-die-schiitische-minderheit/a-40025351 (http://www.dw.com/de/saudi-arabien-krieg-gegen-die-schiitische-minderheit/a-40025351)
Quote[...] Die Bundeskanzlerin war zu einem knapp dreistündigen Treffen mit US-Präsident Donald Trump nach Washington gereist. Themen des Arbeitsbesuchs waren neben den internationalen Konflikten auch der Welthandel und die Verteidigungsausgaben. Es war das erste Treffen beider seit etwa einem Jahr und mit der Erwartung verbunden, dass sich die Beziehungen Deutschlands zu den USA verbessern. ... Merkel sagte [ ], Deutschland stehe zu seinem Ziel, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Man sei auf gutem Weg, aber noch nicht an der in der Nato vereinbarten Marke. Trump forderte Deutschland erneut auf, mindestens zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Die Europäer müssten angemessen für ihre Sicherheit sorgen, sagte der US-Präsident.
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QuoteHerbstmeister #49
Taugt ein diplomatisch-heuchlerisches Kompliment von Trump - der von den Medien ansonsten verabscheut wird - tatsächlich zur Schlagzeile? Ich nenne so etwas Hofberichterstattung ...
QuoteSirCantona #12
"Merkel sagte, Deutschland stehe auch zu seinem Ziel, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen"
Also mein Ziel ist das nicht.
Quote
intrasat #12.1
"Merkel sagte, Deutschland stehe auch zu seinem Ziel, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen"
Also mein Ziel ist das nicht.
Sie sind ja auch nicht Deutschland - Gott sei Dank. ...
QuoteGryf Andra #14
Also kurz zusammen gefasst: Fr.Merkel hat ihre Anweisungen bekommen.
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Aus: "Deutsch-amerikanische Beziehung: "Sie macht einen fantastischen Job"" (27. April 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-04/deutsch-amerikanische-beziehungen-angela-merkel-donald-trump-washington-nato-importzoelle-treffen (https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-04/deutsch-amerikanische-beziehungen-angela-merkel-donald-trump-washington-nato-importzoelle-treffen)
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Quote[...] Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) verlangt in dieser Legislaturperiode einem Zeitungsbericht zufolge zwölf Milliarden Euro mehr für die Bundeswehr. Diese Summe habe die Ministerin in den vertraulichen Haushaltsverhandlungen mit Finanzminister Olaf Scholz (SPD) angemeldet, berichtete die Bild am Sonntag. Scholz' Finanzplan sehe dagegen bis 2021 eine Erhöhung des Wehretats um 5,5 Milliarden Euro vor.
Die geplanten Zuwächse seien "gemessen am gewaltigen Nachhol- und Modernisierungsbedarf insbesondere in der Mittelfrist noch unzureichend", hatte das Ministerium bereits am Freitag kritisiert. Dem Bericht zufolge will von der Leyen bei den anstehenden Haushaltsberatungen mit dem Stopp eines internationalen Rüstungsprojekts drohen, falls die Verteidigungsausgaben nicht deutlich aufgestockt werden. Ihr Ministerium habe bereits eine Streichliste von Rüstungsprojekten erarbeitet: Auf Platz eins stehe die Kooperation im U-Boot-Bereich, an zweiter Stelle stehe der Kauf von sechs Transportflugzeugen C-130 Hercules.
Dem Bericht zufolge haben zuletzt sieben Eurofighter-Piloten ihren Dienst bei der Bundeswehr quittiert. Für die Truppe sei dies ein teurer Verlust, da die Ausbildung der Piloten pro Kopf etwa fünf Millionen Euro koste. Mit Fluglehrern und Einsatz-Crews gibt es laut BamS insgesamt etwa 120 Eurofighter-Piloten. "Die Kündigungen sind bedauerlich. Unsere Einsatzbereitschaft ist dadurch aber nicht gefährdet", sagte ein Sprecher der Luftwaffe der Zeitung.
Der Bundeswehrverband hatte zuvor eine Aufstockung des Wehretats um ganze 15 Milliarden Euro in der laufenden Legislaturperiode gefordert. Zuletzt war mehrfach Kritik an der Ausrüstung und Einsatzfähigkeit der Bundeswehr laut geworden. Der Bundesrechnungshof hatte der Truppe aber auch Verschwendung bei der Ausbildung von Eurofighter-Piloten und bei der Modernisierung von IT-Systemen vorgeworfen. Für eine bessere Ausstattung plant das Verteidigungsministerium laut Medienberichten, Rüstungsaufträge in Milliardenhöhe zu vergeben.
Quotekarlmitdembart #24
Wer die ganze Welt als Sicherheitsproblem definiert und Verteidigungsinteressen von Mali bis Afghanistan und von Brasilien bis zum Cyberspace hat. Wer Handels- und Flüchtlingsrouten, Datenverkehr und Riots unter Kontrolle bekommen möchte, der hat eben einigen Geldbedarf. Erhellend für das Studium der ausufernden deutschen Sicherheitsinteressen ist das aktuelle Weißbuch.
QuoteGänsefingerkraut #28
Rüstungsaktien kaufen! Wer Arbeit sucht, schon immer mal eine Blindbewerbung starten!
QuoteToto2.0 #28.1
Unbedingt. Vor allem da die neue Bundeswehr ständig Nachschub an Material und Personal bedarf, sollte die Anzahl der Auslandseinsätze in Zukunft gesteigert werden. Man könnte auch sarkastisch von einem Langzeitkonjunkturprogramm für die Aktionäre der Rüstungsindustrie sprechen.
QuoteLilly.K #32
Erwähnen möchte ich noch , dass Deutschland 2017 die neunthöchsten Rüstungsausgaben weltweit hatte, nämlich 38,3 Milliarden Euro! Mit einem Ergebnis,das sich leider nicht sehen lassen kann. Der Auslandseinsatz eines Soldaten kostet 5,16 Millionen.
Stockholm/Berlin | Die weltweiten Rüstungsausgaben sind gestiegen. So erhöhte etwa Deutschland seine Rüstungsausgaben im vergangenen Jahr um 2,9 Prozent und ist damit mit 41,1 Milliarden US-Dollar (rund 38,3 Mrd. Euro) weiter das Land mit den neunthöchsten Ausgaben. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervor. Insgesamt stiegen die weltweiten Militärausgaben laut Sipri geschätzt um 0,4 Prozent auf 1686 Milliarden US-Dollar (1570 Mrd. Euro).
Quelle: https://www.shz.de/16655426 (https://www.shz.de/16655426) von dpa 24. April 2017,
QuoteMarybeth #42.1
Der Ausdruck "Verantwortung übernehmen" ist zum Synonym für den nächsten Waffengang verkommen. Würde man tatsächlich Verantwortung übernehmen,
und vor allem vorausschauend und nachhaltig, könnte man das Geld für Rüstung
sinnvoller einsetzen, Raketen und Kanonen können die Menschen nicht essen.
QuoteTritratrulala #59
Trump wirkt.
...
Aus: "Haushalt: Von der Leyen will zwölf Milliarden Euro mehr für Bundeswehr" (29. April 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-04/haushalt-ursula-von-der-leyen-bundeswehr-olaf-scholz-bericht (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-04/haushalt-ursula-von-der-leyen-bundeswehr-olaf-scholz-bericht)
Quote[...] Gegen Ende des Abends werden sie ihre jeweiligen Erlebnisse teilen: Emin, der Muslim im Talkessel von Srebrenica, Boris, der im Vlašić-Gebirge stationierte Serbe, und es wird zu meiner Überraschung ein von beidseitigem Lachen unterbrochenes Darbieten von Anekdoten sein. ...
Aus: ",,Der Krieg hat einen Sklaven aus mir gemacht"" Robert Prosser (22. Mai 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/freitext/2018/05/22/srebrenica-massaker-prosser/ (https://www.zeit.de/freitext/2018/05/22/srebrenica-massaker-prosser/)
Quote[...] Laut Medienberichten will Google dem US-Verteidigungsministerium künftig nicht länger künstliche Intelligenz für Kriegsführung zur Verfügung stellen. Ein Verantwortlicher des US-Unternehmens habe gegenüber den Mitarbeitern am Freitag erklärt, Google werde ein Projekt für den Einsatz künstlicher Intelligenz bei Drohnen des US-Militärs nicht verlängern, berichteten die New York Times und die Technologiewebseite Gizmodo unter Berufung auf interne Kreise. Die Vereinbarung sieht vor, dass Google Algorithmen bereitstellt, die dem Pentagon bei der Bewertung von Videobildern helfen und effizientere Drohnenangriffe ermöglichen sollen.
... Das sogenannte Project Maven hat die Google-Belegschaft gespalten, etliche Angestellte haben den Konzern aus Empörung über das Programm verlassen. Tausende andere unterzeichneten eine Petition, in der sie den Unternehmenschef Sundar Pichai baten, das Projekt einzustellen.
Zudem fordern die Angestellten eine Firmenpolitik, die generell eine Nutzung von Google-Technologie zum Zweck der Kriegsführung verhindert. Unterstützung für die Petition kam auch von der US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) und dem International Committee for Robot Arms Control (ICRAC), das sich dafür einsetzt, die militärische Nutzung von Robotern zu begrenzen.
QuoteHerr Klaus-Maria Musterfrau #4
Respekt! Googles Belegschaft scheint einen gut geeichten moralischen Kompass zu haben.
Quotejuiceshop #6
...hat Mr. President eigentlich schon gezwitschert und Google unamerikanisches Verhalten vorgeworfen?
QuoteLouiDerLustigeLeguan #9
Sehr gut. Und ein schönes Beispiel dafür, dass viel von dem Mist, der ständig produziert wird, nicht produziert werden würde, würden die Arbeiter*innen eines Betriebs dessen Produktion bestimmen.
Quote
kinxa #9.1
Ich weiss nicht ob diese Aussage von Ihnen so stimmt. Fragen sie mal die Belegschaft bei Krauss Maffei . Ich denke die sehen das anders.
...
Aus: "Google beendet Vertrag mit US-Verteidigungsministerium" (2. Juni 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/digital/2018-06/drohnen-projekt-google-pentagon-vertrag-ende (https://www.zeit.de/digital/2018-06/drohnen-projekt-google-pentagon-vertrag-ende)
Quote[...] Die Angriffe der USA, Großbritanniens und Frankreichs könnten daher als Kriegsverbrechen gewertet werden. Am 6. Juni hatte die von den USA angeführte Koalition damit begonnen, Angriffe auf die Bastion der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu fliegen. Hunderte Menschen seien dadurch getötet und Tausende verletzt worden, berichtet Amnesty. Mit den Luft- und Artillerieangriffen unterstützte die Koalition eine Bodenoffensive der kurdisch geführten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF). Die Stadt am Euphrat war nach monatelangen erbitterten Kämpfen schließlich von den SDF-Einheiten eingenommen worden.
Insgesamt starben nach Angaben von Beobachtern mehr als 1.000 Zivilisten in der syrischen Stadt. Die Koalition habe wiederholt unpräzise Waffen in dicht bewohnten Stadtteilen eingesetzt, kritisiert Amnesty.
Ein Sprecher der Operation "Inherent Resolve" wies die Vorwürfe zurück. Es gebe hohe Standards bei der Auswahl der Waffen und Ziele. Die Koalition unternehme hohe Anstrengungen, um Zivilisten zu schützen.
QuoteMK3575 #1
Ich bin schockiert, habe ich doch zuletzt immer gelesen, dass nur der fiese Schlächter Assad mit unpräzisen Fassbomben wirft, während die hochpräzisen Waffen des Westens nur die Terroristen treffen.
Quotemerman2 #4
... Humaner wäre es, wenn sich nur Politiker und militärische Befehlshaber gegenseitig bekämpfen würden. Aber die kommen komischerweise immer unbeschadet aus jedem Krieg heraus.
...
Aus: "Amnesty sieht Hinweise auf Kriegsverbrechen durch Anti-IS-Koalition" (5. Juni 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-06/rakka-syrien-amnesty-international?page=2#comments (https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-06/rakka-syrien-amnesty-international?page=2#comments)
Quote[...] Ein halbes Jahr nach der Besetzung der nordsyrischen Stadt Afrin droht eine weitere humanitäre Katastrophe. Die Türkei betreibt dabei Siedlungspolitik gegen die Kurden.
... Abu Kurdo, 62 Jahre alt, wohnt in jenem Streifen seit zwei Monaten in einem von der YPG beschützen Flüchtlingslager, 15 Kilometer vor Aleppo. In die Stadt selbst, das erklärt Kurdo in einem Telefongespräch, könne er nicht. Denn sie wird von Assads Truppen kontrolliert und die lassen viele kurdische Flüchtlinge nur gegen Schmiergeld durch: Umgerechnet 1000 Euro seien pro Person zu zahlen, um nach Aleppo, wo es ein kurdisches Viertel gibt, zu gelangen. Derart viel Geld habe kaum jemand. ,,Ich hatte in Afrin einen Lebensmittelladen, ich hatte ein ziemlich ruhiges Leben", sagt Kurdo. ,,Bis vor wenigen Wochen musste ich meinen Kiez kaum verlassen – und nun warte ich in riesigen Schlangen hier weit weg, um ein Stück Brot zu bekommen."
... Mit der Arabisierung Afrins möchte Erdogan verhindern, dass ein grenzüberschreitendes, womöglich von der PKK dominiertes Kurdengebiet entstehen könnte. Denn im Süden der Türkei leben ebenfalls – oft oppositionelle – Kurden. In Afrin lebten jedoch nicht nur Kurden, sondern auch christliche und muslimische Araber. Viele von ihnen flohen einst aus Aleppo vor Assads Bomben nach Afrin – einige flohen nun erneut.
In den Auffanglagern südlich von Afrin brechen immer wieder Krankheiten aus. Jiwan S., 22, stammt aus Kobane. Das ist jene syrische Stadt an der türkischen Grenze, die im Herbst 2014 weltweit bekannt wurde, weil die Kurden dort die Angreifer des ,,Islamischen Staates" abwehrten. Jiwan S. arbeitet im Flüchtlingslager bei Aleppo für den Kurdischen Roten Halbmond. Auch er berichtet am Telefon: ,,In den vergangenen Wochen haben wir mehr als 1000 Fälle von Leishmaniose und Tuberkulose festgestellt – wegen des Mülls und der mangelnden Hygiene." Zwischen den Feldbetten tauchten Schlangen und Skorpione auf.
...
Aus: "Wie die Türkei Siedlungspolitik betreibt" Muhamad Abdi Hannes Heine (12.06.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/syrien-wie-die-tuerkei-siedlungspolitik-betreibt/22672764.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/syrien-wie-die-tuerkei-siedlungspolitik-betreibt/22672764.html)
Quote[...] Vor dem Nato-Gipfel wächst der Druck auf Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die deutschen Militärausgaben deutlich hochzufahren. ,,Ich erwarte, dass Deutschland noch mehr tut", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg der ,,Bild am Sonntag". Merkel bekennt sich zu steigenden Verteidigungsausgaben – trotz Warnungen von US-Präsident Donald Trump lässt sie ein Erreichen der Nato-Ziele aber offen. Bei der Bundeswehr gehe es jetzt ,,um Ausrüstung und nicht etwa um Aufrüstung", sagte Merkel in einer Videobotschaft.
Um die 2014 als Nato-Zielmarke vereinbarten Ausgabenpläne vollständig zu schaffen, müsste der Bundeswehretat bis 2024 um fast 40 Milliarden auf rund 80 Milliarden Euro steigen. Ob das noch zu schaffen ist und überhaupt gewollt ist, ließ Merkel offen. Deutschland wird dies kaum erreichen können – derzeit liegen die Militärausgaben bei 38,95 Milliarden Euro (2018) – das entspricht einer Quote von 1,24 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Die Staats- und Regierungschefs der Nato hatten 2014 im Zuge der Krim-Krise als Antwort auf das russische Verhalten vereinbart, dass sich alle Mitgliedstaaten bei ihren Verteidigungsausgaben bis 2024 einem Wert von zwei Prozent des BIP annähern sollen, einige wie die USA liegen längst darüber. Der US-Präsident forderte im Vorfeld des Nato-Gipfels am Mittwoch und Donnerstag in Brüssel deutlich höhere Ausgaben Deutschlands, um die USA in der Nato zu entlasten.
Merkel hat als Kompromiss 1,5 Prozent bis 2024 angeboten – da das BIP weiter steigen wird, wären das auch rund 18 Milliarden Euro mehr als heute, was der Koalitionspartner SPD skeptisch sieht. ,,1,5 Prozent sind nicht zwei Prozent", sagte Stoltenberg dazu. Er gehe davon aus, dass Deutschland die zwei Prozent anstrebe. ,,Zumal Deutschland allein wegen seiner wirtschaftlichen Größe eine sehr wichtige Rolle hat."
Merkel betonte, zu Zeiten des Kalten Kriegs hätten die Ausgaben noch über dem Zwei-Prozent-Ziel gelegen, dann sei es aber zu starken Einsparungen gekommen, so Merkel. Unter der von ihr geführten Bundesregierung von Union und FDP war 2010 ein Sparpaket vereinbart worden, 2011 wurde die Wehrpflicht ausgesetzt. ,,Eine gute Ausrüstung sind wir auch den vielen Soldatinnen und Soldaten schuldig, die sich für unsere Sicherheit einsetzen", sagte Merkel nun. Immerhin soll der Etat von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) 2019 um vier Milliarden auf 42,9 Milliarden Euro steigen. Damit läge Deutschland dann bei 1,31 Prozent des BIP – und nicht bei etwa einem Prozent, wie US-Präsident Trump es jüngst behauptet hatte.
Vor dem Nato-Gipfel kritisierte auch der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, die Militärausgaben der Bundesregierung als zu gering. Man könne lange darüber diskutieren, ob das Nato-Ziel sinnvoll sei, sagte er der ,,Welt". ,,Aber die Wahrheit ist: Wir haben es als Ziel akzeptiert. Es ist deshalb bedauerlich, dass es in der Koalition nicht vereinbart werden konnte." Ohne militärische Schlagkraft bleibe Europa trotz seiner wirtschaftlichen Größe weltpolitisch bedeutungslos, so Ischinger.
Der frühere Kommandeur des US-Heers in Europa, General Frederick B. Hodges, schlug vor, dass Deutschland seine Autobahnen, Schienenwege und Häfen militärtauglicher mache und die Investitionen auf die Militärausgaben bei der Annäherung an das Zwei-Prozent-Ziel der Nato angerechnet werden. ,,Europa benötigt von Deutschland mehr als Panzer, es braucht deutsche Züge", sagte Hodges den ,,Stuttgarter Nachrichten" mit Blick auf schnellere Truppenverlagerungen in Europa. In Manövern dauerten Militärtransporte heute mitunter Wochen und Monate.
US-Präsident Trump betonte zuletzt vor Anhängern: ,,Ich werde der Nato sagen, Ihr müsst Eure Rechnungen bezahlen, die Vereinigten Staaten werden sich nicht um alles kümmern." Deutschland als größter EU-Staat wende nur ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auf, während dieser Wert für die USA bei vier Prozent liege. Trump sagte zudem mit Blick auf Merkel: ,,Weißt Du, Angela, (...) ich weiß nicht, wie viel Schutz wir bekommen, indem wir Euch beschützen. Und dann gehen sie raus und machen einen Gas-Deal, Öl und Gas von Russland (...). Sie wollen vor Russland beschützt werden – und trotzdem zahlen sie Russland Milliarden Dollar. Und wir sind die Deppen."
Ob gewolltes Zeichen oder nicht: Direkt nach dem Nato-Gipfel trifft Trump in Finnland erstmals den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem bilateralen Treffen. Merkel unterstrich die Bedeutung des westlichen Militärbündnisses. Die Nato sei auch im 21. Jahrhundert als ,,Garant für unsere Sicherheit und zwar als transatlantisches Bündnis" nötig. Die Herausforderungen hätten sich stark verändert, etwa nach der Annexion der Krim durch Russland. ,,Das bedeutet, dass wir uns wieder stärker auf die Bündnisverteidigung konzentrieren und dafür auch Vorkehrungen treffen", sagte Merkel mit Verweis auf die Präsenz in Mittel- und Osteuropa. Ziel sei ein vernünftiges Verhältnis zu Russland. ,,Aber gleichzeitig müssen wir als Nato Entschlossenheit zeigen, uns zu verteidigen", so Merkel.
Der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer (CDU), wies darauf hin, dass in der Nato die Befürchtung wachse, dass sich Trump in Helsinki auf einen Deal mit Putin einlassen könnte. ,,Dem einen oder anderen treibt allein die Tatsache Schweißperlen auf die Stirn, dass sich Trump und Putin treffen, ohne dass irgendetwas mit den Nato-Partnern abgestimmt ist", sagte er der Funke-Mediengruppe. (FR/dpa)
QuoteKalle52
Es ist mehr als betrüblich, dass auch über 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges die Evolution wenigstens bei den Entscheidungsträgern dieser Welt keine Weiterentwicklung hin zu einer friedensorientierten Grundeinstellung hervorgebracht hat.
Quoteanteater
Kann man den Amis vielleicht anbieten, dass sie im Gegenzug ihre Sozialausgaben auch verdoppeln?
QuotePeter Uhlemann
"Deutschland als größter EU-Staat wende nur ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auf, während dieser Wert für die USA bei vier Prozent liege."
Dann sollte er mal mit gutem Beispiel vorangehen und die Ausgaben der USA erst mal auf die geforderten zwei Prozent senken. Das eingesparte Geld könnte er dann in den Wiederaufbau der Länder, die in den letzten Jahren, auch und vor allem durch Einmischung der USA, durch Kriege zerstört wurden, investieren. Das wäre mal ein wirklicher Beitrag für den Weltfrieden.
...
Aus: "Nato-Gipfel Mehr Geld von Merkel fürs Militär gefordert" (08.07.2018)
Quelle: http://www.fr.de/politik/nato-gipfel-mehr-geld-von-merkel-fuers-militaer-gefordert-a-1540399 (http://www.fr.de/politik/nato-gipfel-mehr-geld-von-merkel-fuers-militaer-gefordert-a-1540399)
Quote[...] Der Konflikt im Jemen eskalierte vor drei Jahren. Im März 2015 begann die Militäroffensive einer Allianz von arabischen Staaten und Regierungstruppen gegen die Huthi-Rebellen, die Teile des Landes, darunter Hudaida, kontrollieren. Mehr als zehntausend Menschen sind bereits gestorben, acht Millionen Jemeniten leiden Hunger, 22 Millionen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Der Krieg ist brutal und unübersichtlich, zahllose Soldaten, Rebellen, Söldner, Stammeskrieger und Milizionäre sind teilweise auf wechselnden Seiten aktiv.
Recherchen der ZEIT zeigen, dass Kämpfer aller Kriegsparteien mit deutschen Sturmgewehren und Maschinengewehren im Jemen und im saudischen Grenzgebiet feuern – und dass die Waffen sich unkontrolliert weiterverbreiten. So präsentieren Huthi-Rebellen auf zahlreichen Fotos im Internet ihre Beutestücke, die sie verfeindeten Gruppen abgenommen haben. Auf einem Bild lehnen an einer Lehmwand mehrere Gewehre. Drei alte AK-47 sind darunter, besser bekannt als Kalaschnikows, aber auch zwei modernere Waffen, die in Deutschland entwickelt wurden: Gewehr 36 (G36) heißen sie, die Standardwaffe der Bundeswehr. Sie wurde von Heckler & Koch auf den Markt gebracht, vom größten Kleinwaffenproduzenten des Landes. ...
Auch die Maschinengewehre MG4 und MG3, alles Waffen, die von der Bundeswehr genutzt werden und in Deutschland entwickelt wurden, sind auf den Fotos aus den Kampfgebieten zu sehen. Das Maschinengewehr 4 (MG4) ist eine neue Waffe, sie wurde erst seit 2005 bei den deutschen Streitkräften eingeführt und wurde in den Auslandseinsätzen in Afghanistan oder Mali genutzt. Dessen Hersteller Heckler & Koch wirbt mit der enormen Feuerkraft: "Die große Kampfkraft und Kampfreichweite, die optimale Feuergeschwindigkeit und die einfache Handhabung machen es zu einer Waffe, die ihresgleichen sucht." In den Jemen hat Heckler & Koch das MG4 nicht geliefert – wohl aber an Staaten, die mit der jemenitischen Regierung verbündet sind wie Saudi-Arabien.
Das G36 wird ebenfalls in Jemens Nachbarland hergestellt. Der saudische Staatskonzern MIC produziert es in Lizenz. Im Jemen aufgetauchte G36 sollen den Stempel der MIC tragen. Die eigenen Soldaten, die im Jemen kämpfen, darf die saudische Regierung damit ausstatten. Aber an ihre Verbündeten darf sie die Sturmgewehre nur mit Genehmigung der deutschen Bundesregierung geben. Einen Re-Export der Waffen hat das Kabinett von Angela Merkel nicht genehmigt. Großes Interesse herauszufinden, woher die Waffen stammen, zeigt die Regierung in Berlin dennoch nicht. Sie erklärte: "Konkrete Erkenntnisse über den gegenwärtigen Einsatz von Klein- oder Leichtwaffen aus deutscher Entwicklung beziehungsweise Produktion im Konflikt im Jemen, die über die öffentlich zugänglichen Informationen hinausgehen, liegen der Bundesregierung nicht vor."
... Welche Folgen die zahlreichen Kleinwaffen im Jemen für die Menschen dort haben, erleben die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen (MSF) täglich. "Im Jemen wird momentan viel geschossen und bombardiert. Es kommt zu vielen Zwischenfällen, bei denen Unbeteiligte verwundet oder getötet werden", sagt Christian Katzer, Operational Manager für den Jemen. "Jede Waffe, die im Jemen eingesetzt wird, verlängert den Krieg."
Ärzte ohne Grenzen ist eine der wenigen internationalen Organisationen, die humanitäre Hilfe im Jemen leisten und nicht aus einem der Länder kommen, die Kriegspartei sind.
QuoteWeatherman #1
Ja, wir leben in einer Externalisierungsgesellschaft, die ihren Luxus mit dem Leid bzw. dem Ausnützen anderer ermöglicht. Wird bei der Flüchtlingsdebatte oft vergessen. Ist nicht nur ein Thema bei deutschen Waffen.
QuoteP_S #1.4
WAs ist da bitte Irrational?
Man weiß dass
- Deutchalnd Exportweltmeister ist,
- die meisten Rüstungsgüter ins Ausland gehen
- Länder wie Saudia-Arabien die Waffen kauft, aber auch gleich weiterverkauft (Jemen, Sysrien..)
- man Saudi-Arabien nicht vor den Kopf stoßen darf, sonst könnte s Öl engpässe geben
- man die Rüstiungsindustrie nicht auf Eis legen darf, den es hängen Arbeitsplätze und Steuereinnahmen darn, und Ausgaben für die BW sind billiger wenn der Hersteller aus Deutschland kommt
D.h. um halbwegs das Unheil von dt. Waffen auszugleichen, ist es nur logisch Opfer / Flüchtlinge aufzunehmen!
Humanitärer aber innenpolitisch gefährlicher wäre es den Weg der Linken zu gehen, d.h. Rüstungskonzeren stilllegen und die Bundeswehr entlassen, die neu gewonnen Arbeitslosen mit Hartz IV abzuspesen (natürlich aufgestockten Hartz IV), und damit doppelt so hohe Arbeitslosenversicherung für alle Beschäftigten.
....
QuoteSven88 #1.7
Und so lange man auf der Siegerseite steht, wird alles mit einem Schulterzucken abgetan. ...
QuoteDemokratische Europäerin #1.10
Und Sie sind sich sicher, dass Waffen und Waffenhandel zu verbieten, nicht auch nur Symptombehandlung wäre?
QuoteRedDuke #1.11
Vielleicht. Aber vielleicht wäre es auch ein erster Schritt. Momentan kann man doch bei besten Willen nicht behaupten es läuft gut, aber solange man selbst einer der größten Waffenlieferanten ist, auch gerade in dieser Region, kann man schlecht andere auffordern die Lieferungen einzustellen.
Vielleicht würde es nichts ändern, vielleicht gäbe es uns aber auch die Position, auch moralisch und als Vorbild, das immer weniger Staaten Waffen in diese Region verkaufen. Auch in anderen Staaten gibt es viele Menschen die damit ein Problem haben, aber der Begriff Realpolitik sie schweigen lässt. Neue Wege, neue Möglichkeiten.
Oder aber man belässt alles wie es ist, verkauft an jeden der will und hat die Probleme immer mehr zuhause und wundert sich, wie es den soweit kommen konnte. Es heißt immer Fluchtursachen bekämpfen, aber die die direkt vor einem liegt, will man gar nicht erst anfassen.
QuoteLeser00 #3
Deutschland muss eben Exportweltmeister bleiben, was sind da schon die paar Tote?
Quote
Coolie #9
Das sind halt die Werte und Moralvorstellungen, die wir von anderen erwarten, aber selbst nicht vorleben. Der Rüstungsindustrie kann es egal sein, in der Politik haben Arbeitsplätze Vorrang vor Moral und Ethik. Könnte aber auch am ungezügelten Lobbyismus liegen. ;-)
QuoteAWKBL #15
Nachdem die Massaker im Völkermord in Rwanda (April - Juli 1994, geschätzte 800000 Tote) vorüber waren, konnte man in der französischen Presse eine sehr böse Karikatur sehen: Zwei Kommandanten, einer Hutu, einer Tutsi, sowie ein französischer "Militärberater" gehen über eines der Schlachtfelder, auf dem zwischen zahllosen Leichen jede Menge Waffen herumliegen. Der Franzose zu den beiden anderen: "Schauen Sie mal, die haben sich mit den gleichen Waffen bekämpft." Für die Leser war klar, daß er Waffen aus französischer Produktion meinte.
Nichts Neues unter der Sonne; und der geschäftsmäßige Zynismus wird sich auch nicht ändern.
QuoteUwee #17
Was nicht über Waffenlieferungsgesetze der BRD läuft kann über Frankreich oder andere EU-Staaten, bzw. darüber hinaus, Südafrika usw, laufen.
QuoteZivilcouragee #17.1
und macht das nicht Unterschied? liegt dann in der Verantwortung dieser Länder!
Quote
Du weißt schon wer #18
Selbst wenn Saudi Arabien nicht Krieg im Jemen führen würde, ist es fragwürdig dieses Land mit Kriegswaffen zu beliefern. Deutschland macht sich zum aktiven Handlanger Saudi Arabiens.
Quote
Coolie #18.1
Saudi-Arabien sind doch die "Guten".
QuoteTornado2016 #23
Hört auf zu Heucheln! Alle westlichen Länder verscheuern Waffen ins Ausland, die einen mehr die anderen weniger. Wenn Deutschland sie nicht verkauft, dann tun es andere.
Waffenverkäufe ganz verbieten, nur herstellen, was man selber braucht, dass wäre eine Alternative, in dieser westlichen Welt aber überhaupt nicht umsetzbar. In westlichen Demokratien zählt einzig der Profit. Menschenrechte sind nur für die Gegner notwendig und werden vom Gegner gefordert!
Es sind doch nicht nur die Kleinwaffen, wir verkaufen bzw. verschenken auch U-Boote, natürlich ohne Atomwaffen und mit dem Hinweis an die Käufer an unsere U-Boote dürft Ihr auch keine anbauen. Und schon sind unsere Politiker beruhigt. Bei Flugzeugen ist es das Gleiche. Und mal ehrlich, warum wird uns immer noch erzählt, dass Kriege von irgendwelchen Stammeskriegern verursacht werden und wurden. Warum gehen unsere Medienprofis nicht darauf ein, wer mit Lügen ganze Völker ins Unglück stürzt, warum wir angeblich in Afgahnistan Deutschland verteidigen, warum wir überall Aufbauhilfe leisten, nachdem die Amis alles zerstört haben?
Warum mischen wir uns einseitig in die Politik anderer Ländern ein? Obwohl das nach unseren "westlichen Werten" gar nicht sein dürfte?
Warum akzeptieren wir keine Volksabstimmungen bzw. nur wen sie uns passen?
Fragen über Fragen!
QuoteTheBearx #29
Der Spruch von Brecht (Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!) liefert die Erklärung, aber mit einer zusätzlichen, traurigen, Erkenntnis.
Die ursprüngliche Aussage war ja wohl, dass man sich nicht gross um Moral kümmern kann, solange es einem wirtschaftlich schlecht geht. Diese gerade noch akzeptable Erkärung setzt Deutschland aber in ein sehr schlechtes Licht, denn es geht uns wirtschaftlich recht gut (sagt zumindest Merkel).
Die traurige Erkenntnis ist also: Obwohl es uns wirtschaftlich gut geht, bringen wir es dennoch nicht fertig moralisch zu handeln.
Quotekael #37
Es passt was nicht zusammen
Auf der einen Seite belehren wir gebetsmühlenartig die ganze Welt über unser Verständnis von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten, auf der anderen Seite zählt Deutschland zu den größten Waffenexporteuren dieser Welt. Damit trägt es - zumindest anteilmäßig - zu Verbrechen an der Menschlichkeit bei. Christlich ist das nicht.
QuoteAeiou12345 aggiaggi #37.1
"Es passt was nicht zusammen"
Willkommen im Neuland. Ihr erster Artikel zu einem politischen Thema?
Sie müssen jetzt ganz stark sein, den Weihnachtsmann gibt es garnicht. ...
QuoteGaius1995 #44
So what. Die wollen sich umbringen, welche Waffen sie dabei verwenden ist egal. ...
...
Aus: "Jemens Krieg und Deutschlands Beitrag" Hauke Friederichs (11. Juli 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/2018/29/waffenexporte-bundesregierung-jemen-krieg/komplettansicht (https://www.zeit.de/2018/29/waffenexporte-bundesregierung-jemen-krieg/komplettansicht)
Quote[...] Ein konservativer Autor fragte gerade, warum eigentlich für Unternehmen das Recht gilt, weltweit Geld zu verdienen, für Menschen aber nicht. Die Frage dürfte bei vielen Deutschen Schnappatmung auslösen, ist hierzulande doch inzwischen schon Asyl für Kriegsflüchtlinge samt Familie umstritten.
Ein Blick auf den seit drei Jahren laufenden und von der Weltöffentlichkeit weitgehend ignorierten Krieg im Jemen verdeutlicht diesen Widerspruch allerdings fast schon klischeehaft: Die Menschen, die von dort vor Krieg, Hungersnot und Epidemien fliehen – eine Folge der Blockade vor allem durch die Konfliktpartei Saudi-Arabien – schaffen es meist nicht nach Europa. Auch deshalb erfährt der Jemen-Krieg weniger Aufmerksamkeit als der in Syrien.
Doch zugleich wird jetzt bekannt, dass die große Koalition mit ihrem Versprechen bricht, eine Aus- oder Aufrüstung der Kriegsparteien im Jemen durch deutsche Firmen zu unterbinden – was man unter der vielzitierten ,,Bekämpfung von Fluchtursachen" hätte verbuchen können. Nun aber zeigt sich, dass die Bundesregierung das Recht auf Bestandsschutz früherer Genehmigungen und jahrzehntealter Produktionsabkommen höher bewertet.
Das muss man noch nicht zynisch finden – vielleicht aber das: Im ersten Halbjahr 2018 spendeten die Deutschen allein an die ,,Aktion Deutschland Hilft" für Menschen im Jemen knapp 1,4 Millionen Euro, weil sie die humanitäre Not anrührte, die nicht zuletzt der Kriegseinsatz der Saudis dort auslöste. Die Einnahmen, die die Bundesregierung den deutschen Rüstungsfirmen aus Saudi Arabien etwa zeitgleich genehmigte, lagen etwa 600.000 Euro höher. Eine zynische Arbeitsteilung.
Aus: "Rüstungsexporte: Deutschland treibt den Krieg im Jemen an" Steven Geyer (01.08.2018)
Quelle: http://www.fr.de/politik/ruestungsexporte-deutschland-treibt-den-krieg-im-jemen-an-a-1554631 (http://www.fr.de/politik/ruestungsexporte-deutschland-treibt-den-krieg-im-jemen-an-a-1554631)
QuoteKommentator Klug
Es sind nicht "die Kriegsparteien im Jemen", die von der BRD unterstützt werden, sondern die brutale Aggression der reaktionärsten Regimes, die den Erdball beschmutzen, der Kopf-ab-Monarchie der Familie Saud und die "Vereinigten Arabischen Emirate", die auch mit der totalen Blockade des Staates Qatar die Schließung des Fernsehsenders Al Jazeera erzwingen wollen. Die führen einen Krieg gegen den "arabischen Frühling", und alle alten Kolonialmächte und die gesamte bürgerlichen Presse helfen mit. ...
Quoteanteater Rickdiver
... wenn man einen gewissen Restanstand hat und christliche und aufklärerische Werte an sich für eine gute Idee hält.
Quotesláinte anteater
Bei "christlichen Werten" fällt mir ein: Inquisition, Kreuzzüge gegen Moslems, Katharer und viele andere Andersgläubige, Unterjochung und Ausrottung der süd- und mittelamerikanischen Urbevölkerung, Judenpogrome, der Spruch "Gott mit uns" auf dem Koppel der deutschen Wehrmacht, die Legitimierung der Nazis durch das Reichskonkordat, rassistische Evangelikale in KuKluxKlan-Klamotten und, und, und.
Nein. Das alles halte ich nicht für eine gute Idee. ...
QuoteLars F
... und wenn dann Flüchtlinge aus solchen Regionen hier bei uns ankommen, wundern wir uns. .... diese Bigotterie kotzt mich an!
QuoteBuerger
Warum wundert das mich nicht?
Das die CDU schon immer für die Umsetzung von Kapitalinteressen stand, ist kein Geheimnis.
Das die SPD im Ernstfall immer die 5. Kolonne des Kapitals war und ist, ist auch dokumentiert.
Das diese Leute aber noch einen auf arbeitnehmerfreundlich und sozial machen, ist immer weniger zu ertragen.
Die Hilfe wird privatisiert, die Rüstungsindustrie weiterhin gepampert.
Genau diese asoziale Politik ist es, die die AfDoofen so stark macht.
Ich könnte nur noch kotzen, wenn ich abends in der Tagesschau diese Heuchler sehe.
...
Quote[...] Amra ist acht, als sie ansehen muss, wie eine Granate ihre beste Freundin in Stücke reißt. Es ist der Spätsommer 1992 in Sarajevo. Die Granate schlägt vor der eigenen Haustür ein, während die Kinder spielen. Die Freundin stirbt vor Amras Augen, so wie drei weitere Menschen, 24 werden verletzt – die meisten von ihnen Kinder.
Ganz und gar farblos ist das Gesicht von Amras Mutter, als sie ihre blutüberströmte Tochter zwischen den Leichen und Verletzten auf der Straße findet. Das Mädchen versucht noch, die Wunde am Bein mit dem Rockzipfel zu überdecken, aus Scham. Irgendwie glaubt Amra, der kaputte Rock und die Wunde seien ihre Schuld.
Fast vier Jahre dauert die Belagerung Sarajevos durch die serbische Armee. Sterbende Menschen sieht Amra nun ständig, erschossen auf offener Straße von serbischem Militär, das sich in den Bergen verschanzt. Die malerische Lage im Tal des Dinarischen Gebirges wird der Stadt während des Bosnien-Kriegs zum Verhängnis. Die Scharfschützen feuern von den steilen Hängen.
Jeder Tag kann dein letzter sein oder der letzte deiner Lieben – das brennt sich damals in Amras Bewusstsein ein.
Heute ist das Mädchen von einst 34 Jahre alt. Eine schöne, strahlende Frau. Ihre braunen Locken umrahmen das Gesicht mit den geschwungenen Augenbrauen und den sorgsam getuschten Wimpern. Amra hat zwei Kinder, sieben und drei Jahre alt, einen Mann, eine Wohnung im Herzen der Stadt. Das macht sie glücklich. Mit ihrem Mann betreibt sie eine kleine Marketingagentur. Es ist ein ruhiges, unaufgeregtes Leben. Von dem Hügel, auf dem sie lebt, hat man freie Sicht auf die Baščaršija, das alte Basar-Viertel, die Miljacka schlängelt sich am frisch renovierten Rathaus vorbei. Idyllisch wirkt dieser Ort, der Amras Zuhause ist. Vergessen aber kann sie nicht.
Seit mehr als 20 Jahren leben die Menschen in Frieden. Doch Frieden bedeutet in Bosnien und Herzegowina vor allem die Abwesenheit von Krieg. Eine Versöhnung zwischen den Ethnien gibt es bis heute nicht. Das merkt man bei Amra auch an den kleinen Formulierungen. Wenn sie über ihre Volksgruppe, die muslimischen Bosnier spricht, sagt Amra nicht Bosniaken, wie es der politische Duktus vorsieht, sondern Bosnier – das empfinden serbische und kroatische Bosnier als Affront. ,,Ich bin eine Patriotin. Und stolz darauf, dass wir als Familien Sarajevo verteidigt haben." Verzeihen kann sie auch nicht.
1425 Tage dauerte die Belagerung. Dann beendete das Abkommen von Dayton den Krieg und schuf gleichzeitig eines der kompliziertes Staatengebilde der Welt. Drei Präsidenten vertreten jeweils die Belange der serbischen, kroatischen und muslimischen Bosnier. Nationalismus, Korruption und Vetternwirtschaft sind dem politischen System eingeschrieben. Jeder versucht, sich und seinen Leuten möglichst viel zuzuschanzen. Im Oktober wählt das Land ein neues Parlament. Hoffnung auf Veränderung haben die Bosnier kaum, aber Sorge, dass die Wahlen den Nationalismus im Land und die Spaltung verstärken.
Die Kriegskinder von damals kommen in dieser Gesellschaft nicht zum Zug. Eigentlich sollten sie es sein, die heute in verantwortlichen Positionen Politik, Wirtschaft und Kultur gestalten. Und das Land zusammen in den Wohlstand führen, auch mit dem Geld der internationalen Gemeinschaft, das seit mehr als 20 Jahren fließt. Stattdessen sind viele ohne Job. Bosnien und Herzegowina hat eine der höchsten Jugendarbeitslosigkeiten der Welt. Laut Weltbank liegt sie sogar bei 67,5 Prozent, insgesamt ist jeder Vierte ohne Arbeit. Die Jungen verlassen in Scharen das Land. Seit 2013 waren es rund 150 000 Menschen – bei einer Gesamtbevölkerung von 3,5 Millionen.
Wer bleibt, muss sich fragen lassen, warum.
,,Man wäre ja verrückt, wenn man nicht überlegen würde zu gehen", sagt Belma Rizvanović. Seit Jahren verändere sich überhaupt nichts. ,,Es ist unerträglich."
Belma sitzt im ,,Kimono", einem Restaurant im Einkaufszentrum im Stadtteil Marijin Dvor, das mit arabischem Geld finanziert wurde und auf dessen vier Etagen sich an Wochenenden halb Bosnien trifft. Aus den Boxen dröhnt lauter 80er-Jahre-Pop. Belma kommt gerade von der Arbeit bei einer Hilfsorganisation. Dort entscheidet sie, welche Geschäftsideen Kredite bekommen. Mit einem Latte macchiato hat sie es sich auf den tiefen Sofabänken mit dicken Kissen bequem gemacht. Ein Luxus, den sich nur eine Elite im Land leisten kann. Durch die Fensterfront blickt sie auf das Hotel Holiday mit seiner markant gelben Fassade, das während des Krieges noch Holiday Inn hieß und Journalisten aus aller Welt Unterschlupf bot.
Belma, 30 Jahre alt, Röhrenjeans, taillierter Blazer, baumelnder Pferdeschwanz, spricht über ihre Kindheit im Krieg. Dort unten auf dem Platz vor dem Hotel habe sie im Frühjahr 1992 an der Hand ihrer Eltern gestanden und demonstriert. Sarajevo – so ihr Wunsch – sollte das ,,Jerusalem Europas" bleiben, eine Stadt, in der Moscheen, Kirchen und Synagogen friedlich nebeneinander existieren. Dann fielen die Schüsse, abgefeuert aus dem Holiday Inn, das damals auch das Hauptquartier von Radovan Karadžics Serbischer Demokratischer Partei war. Zwei junge Frauen starben. Heute ist eine Brücke nach ihnen benannt. ,,Most Suade i Olge" heißt sie. An dieser Brücke begann der Krieg – und für Belma das Ende ihrer Kindheit. Da war sie fünf Jahre alt.
,,Wir haben alle PTBS. Aber was soll man machen?", sagt Belma, zuckt die Achseln und lacht, wie sie es noch häufiger in dem Gespräch machen wird. Ein ganzes Land mit posttraumatischen Belastungsstörungen?
Draußen quälen sich scheinbar endlos viele Autos über die Zmaja od Bosne stadteinwärts. ,,Sniper Alley" nannten die Menschen die Straße im Krieg, Scharfschützen schossen von den Plattenbauten ringsum wahllos auf Passanten. Noch immer sind die Fassaden der Häuser übersät von Einschusslöchern.
Belma will nicht, dass ihre Vergangenheit ihre Zukunft dominiert. Für ihren Job reist sie nach Asien, Amerika und quer durch Europa, manchmal vergisst sie dabei all das Schwere. Doch Bosnien und Herzegowina gehört nicht zur EU. Eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, ist nicht einfach. Wer in die USA will, für den kann es unter Umständen schon sehr schwierig werden, ein Urlaubsvisum zu beantragen.
Viele von Belmas Freunden und Bekannten arbeiten in Österreich, der Schweiz, in Deutschland und Schweden. Sie sind Ärzte, Manager, IT-Experten. ,,Bosniens bester Export." Will sie ihren Freunden folgen und das Land verlassen, wenn sich die Gelegenheit ergibt?
Die Realistin sagt: ,,Ich will nicht, dass meine Kinder sich einmal so abkämpfen müssen." Die Idealistin träumt auf den bequemen Sofakissen des ,,Kimono" von einer anderen Gesellschaftsordnung – von einer linken Revolution. Belma spricht oft von Solidarität, wenn sie sich ausmalt, wie es mit ihrem Land weitergehen könnte. Als die Granaten explodierten, sei man in den Kellern der Hochhäuser füreinander da gewesen, solidarisch eben. ,,Die Menschen hier wissen, wie man überlebt. Das ist unser Potenzial."
Auf der Agenda der europäischen Politik hat Bosnien auch wegen Brexit, Trump und Co seit einigen Jahren kaum einen Platz. Viele im Land denken: So lange es hier keinen Krieg gibt, reicht das dem Westen schon. Eines der größten Probleme ist die Korruption. Das ,,Center for Investigative Reporting", ein in Bosnien einzigartiges Projekt, berichtet regelmäßig über Fälle von Bestechung, mal trifft es kleine Unternehmer, vor einiger Zeit deckten die Journalisten auf, wie sich Dutzende Parlamentarier bereichert hatten.
Viele Menschen – auch viele von denen, die bleiben – sind frustriert. Und das weiß die politische Klasse. Sie sorgt sich trotz der Lethargie, die das Land in vielen Teilen ergriffen hat, vor einem Ereignis, dass so etwas wie einen bosnischen Frühling auslösen könnte. So geschah es vor den Parlamentswahlen 2014. Damals erschien tatsächlich für einen kurzen Moment vieles von dem möglich, was Belma und ihre Freunde fordern, ein Wandel, eine Revolution oder irgendetwas dazwischen. Es war das erste Mal seit dem Krieg, dass die Volksgruppen sich gemeinsam für ein Ziel engagierten. Die Konflikte zwischen den Gruppen, sie stärken das System. Auch aus diesem Grund ist der Nationalismus vor Wahlen immer besonders ausgeprägt. Die Propagandamaschinen der nationalistischen Parteien laufen schneller und lauter als sonst schon.
Der Protest von 2014 verpuffte. So war es auch im Vorjahr, als in der Kleinstadt Jajce Schüler gegen die ethnische Trennung an Schulen protestierten. Die Politik machte Zugeständnisse, die Bewegung blieb lokal. So ist es auch jetzt, wo viele Menschen gegen Korruption und Polizeigewalt auf die Straßen der größeren Städte gehen.
Der Auslöser für die aktuellen Proteste ist der Tod des 21-jährigen David Dragicevic, der im März tot in einem Fluss in Banja Luka im Norden des Landes gefunden wurde. Die Polizei gab an, er sei dort unter Drogeneinfluss ertrunken, und habe vorher einen Einbruch begangen. Sein Vater glaubt, sein Sohn sei unter Drogen gesetzt, gefoltert und ermordet worden. Und an eine große Vertuschung durch die Behörden. Er hat die Bewegung ,,Pravda za Davida" – ,,Gerechtigkeit für David" gegründet.
Allein die Facebook-Gruppe hat mehr als 230 000 Mitglieder, Zehntausende gingen etwa in Banja Luka auf die Straße, aber auch in Sarajevo, in Wien, wo David studierte, Graz, München und Frankfurt, und selbst im fernen Oslo versammelten sich Teile der dortigen bosnischen Diaspora. Die Regierung ließ den Vater im Parlament sprechen. Mittlerweile scheint der Protest wieder an Schwung verloren zu haben.
[...] Viele haben wohl Angst vor neuen Ausschreitungen, vor gewalttätigen Konflikten. Der Krieg zeigt sich bis heute im Alltag der Menschen, die ihn erlebt haben. Neno ist sehr geräuschempfindlich. Ein zerplatzter Luftballon, ein lauter Schrei auf dem Kinderspielplatz, ein Feuerwerk – all das lässt seinen Puls schneller schlagen. Belma bekommt in muffigen Kellerräumen Beklemmungen. Amra kann nicht in das Viertel zurückkehren, in dem ihre Freundin einst mit einer Granate getötet wurde.
Als 2014 die ersten Bilder von Steine werfenden Menschen im Fernsehen zu sehen sind, wird Nenos Mutter nervös. ,,Neno, hast du deinen Reisepass?", fragt sie ihn. ,,Wenn es wieder losgeht, verschwinde ich." In ihrem Schlafzimmer steht seitdem ein gepackter Koffer.
...
Aus: "Die Folgen des Krieges: Wie junge Bosnier um Normalität ringen" Stefanie Nickel (06.08.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/die-folgen-des-krieges-wie-junge-bosnier-um-normalitaet-ringen/22876026.html (https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/die-folgen-des-krieges-wie-junge-bosnier-um-normalitaet-ringen/22876026.html)
Quote[...] Der Nationale Sicherheitsberater der US-Regierung, John Bolton, hat den Internationalen Strafgerichtshof scharf angegriffen und als illegitim und ,,geradezu gefährlich" bezeichnet. Die USA würden den Strafgerichtshof nicht unterstützen, nicht mit ihm kooperieren und ihm nicht beitreten, sagte Bolton am Montag in Washington. Die Befürwortung des Gerichts durch die Staaten der Europäischen Union bezeichnete er als ,,Dogma". ,,Wir lassen den Internationalen Strafgerichtshof sterben", sagte Bolton. Er bedeute einen Eingriff in die staatliche Souveränität der USA.
Der als erzkonservativ bekannte Sicherheitsberater reagierte damit auf ein Ermittlungsersuchen der Chefanklägerin beim Strafgerichtshof in Den Haag gegen Mitglieder der US-Streitkräfte sowie der US-Geheimdienste wegen möglicher Kriegsverbrechen in Afghanistan. ,,Jeden Tag könnte der ICC die formellen Ermittlungen gegen amerikanische Patrioten ankündigen, die freiwillig ihr Leben riskierten, um unsere Nation, unsere Heimat und unsere Familien nach den Angriffen vom 11. September zu schützen", sagte Bolton.
Als Antwort auf jegliche Verfolgungen von Bürgern der USA, Israels und anderer verbündeter Staaten nannte Bolton neben Einreisesperren auch das Einfrieren möglicher Vermögenswerte von Haager Juristen in den USA. Ferner sollten sie in solchen Fällen selber zum Objekt der Verfolgung durch die US-Strafjustiz werden. Gleiches gelte für alle Unternehmen oder Staaten, die das Tribunal bei derartigen Aktivitäten gegen die USA unterstützten.
In einem Bericht von November 2016 beschuldigt Chefanklägerin Fatou Bensouda (Gambia) US-Militärs und Mitglieder des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, Häftlinge gefoltert oder brutal behandelt zu haben. Die Mrheit der Vorfälle soll sich demnach zwischen 2003 und 2004 ereignet haben.
Die CIA hatte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ein Verhörprogramm entwickelt, um Terrorverdächtige zur Herausgabe von Informationen zu bewegen. Dazu gehörten Schlafentzug und das international geächtete ,,Waterboarding", also simuliertes Ertränken. (dpa, AFP)
Aus: "Internationaler Strafgerichtshof: USA nennen Haager Strafgericht "illegitim" und "gefährlich"" (10.09.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/internationaler-strafgerichtshof-usa-nennen-haager-strafgericht-illegitim-und-gefaehrlich/23051266.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/internationaler-strafgerichtshof-usa-nennen-haager-strafgericht-illegitim-und-gefaehrlich/23051266.html)
QuoteEckhardtKiwitt 08:48 Uhr
Unabhängige Gerichtsbarkeit und Selbstgerechtigkeit
Wenn die USA ihre eigenen Kriegsverbrecher vor Strafverfolgung schützen wollen, untergraben sie jede unabhängige Gerichtsbarkeit und spielen den Despoten und Diktatoren dieser Welt in die Hände.
Für ein Land, das sich als demokratischen Rechtsstaat begreift und das Deutschland anno 1945 den Weg zur Demokratie geebnet hat, kein gutes Zeichen.
Eckhardt Kiwitt, Freising
QuoteGophi 08:37 Uhr
Solange es um bosnische und serbische Kriegsverbrechen ging, war der Haager Gerichtshof akzeptiert, bzw. willkommen. ...
QuoteHeinz321 08:06 Uhr
Wenn die USA noch ein Rechtsstaat wäre, würde sie den Internationalen Strafgerichtshof bei seinen Bemühungen unterstützen, Kriegsverbrechen zu ahnden.
Quotejohndoe19 07:17 Uhr
Mich überrascht diese Aussage nicht, da sie bereits vor einigen Jahren unter Busch jr. und auch Obama in ähnlicher Form, allerdings eingeschränkt auf US-Soldaten, gemacht wurde. Sinngemäß: "Wenn einer unserer Soldaten in den Haag vor Gericht steht, dann holen wir ihn mit unserer Navy da 'raus."
QuoteGarzauer 10.09.2018, 22:59 Uhr
Das ein Strafgericht den amerikanischen Kriegsverbrechern "gefährlich" werden kann ist schon mal ein Zeichen, dass dort vieles richtig gemacht wird.
...
Quote[...] Die USA, Frankreich und Großbritannien haben zwei Mal mit Luftangriffen auf syrische Munitionsdepots und Militärflughäfen reagiert – nicht, um die Machtverhältnisse am Boden entscheidend zu ändern, sondern um das klare Signal zu setzen: Der Einsatz geächteter Waffen wird nicht geduldet und hat Konsequenzen. Das drohen sie auch jetzt an. Und sie haben offenbar die Bundesregierung gefragt, ob sie sich anschließt. ... Was [ ] spricht für, was gegen eine deutsche Beteiligung an einer begrenzten Militäraktion zur Durchsetzung des Giftgasverbots? Zwei Gründe ragen heraus: die Verteidigung eines Minimums an Humanität in einer Welt, in der internationale Regeln oft gebrochen werden. Und das Bemühen um eine gemeinsame europäische Position. ...
Aus: "Was für einen Bundeswehr-Einsatz in Syrien spricht" Christoph von Marschall (10.09.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/krieg-in-syrien-was-fuer-einen-bundeswehr-einsatz-in-syrien-spricht/23036606.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/krieg-in-syrien-was-fuer-einen-bundeswehr-einsatz-in-syrien-spricht/23036606.html)
QuoteDunkelreaktion 10.09.2018, 20:19 Uhr
Es ist lächerlich, noch immer von westlichen Werten zu schwafeln, nach dem Einsatz der Atombomben in Japan, von AgentOrange in Vietnam, von Uranmunition in Serbien und im Irak und Phosphormunition in Syrien und mehreren völkerrechtswidrigen und auf Lügen begründeten Angriffskriegen und Regimechanges, die nur ins Chaos geführt haben. Ich finde diese mediale Kriegstreiberei und extrem manipulierende Berichterstattung und Kommentierung unerträglich.
QuoteHaferstich 08:16 Uhr
Zwei Gründe ragen heraus: die Verteidigung eines Minimums an Humanität in einer Welt, in der internationale Regeln oft gebrochen werden. Und das Bemühen um eine gemeinsame europäische Position.
Minimum an Humanität durch Bomben statt Giftgas. Dieses perfide Denken wird den Toten egal sein. ...
Quoteach 08:12 Uhr
Was also spricht für, was gegen eine deutsche Beteiligung an einer begrenzten Militäraktion zur Durchsetzung des Giftgasverbots? Zwei Gründe ragen heraus: die Verteidigung eines Minimums an Humanität in einer Welt, in der internationale Regeln oft gebrochen werden. Und das Bemühen um eine gemeinsame europäische Position.
Oje. Bei einem Krieg mitzumachen, weil es den Teamgeist stärkt. Ist ja ähnlich unsinnig wie die Bündniszusage Deutschlands, mit der der erste Weltkrieg begann.
Um eine gemeinsame europäische Position wird sich im übrigen gar nicht bemüht. Es geht allein darum, daß Deutschland seinen guten Namen für eine Aktion von Frankreich, Großbritannien und den USA hergeben soll. Und eine militärische Aktion am Sicherheitsrat der UNO ist im übrigen auch ein Bruch internationaler Regeln. Beide 'herausragenden' Argumente von Marschall haben also sehr wenig Substanz.
Quotefroggy08 08:07 Uhr
In Syrien steht kein Stein mehr auf dem anderen und der Westen ist nahezu untätig geblieben. Die Flüchtlingswelle nach Europa hat der Westen mit ausgelöst, indem die Mittel für das Flüchtlingswerk der UN zusammen gestrichen worden sind. Aber sobald eine Giftgasgranate explodiert, entdecken wir unsere humanen Werte und werfen ein paar Bomben, um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Das ist zynisch, menschenverachtend und konzeptionslos. Denn auch die Bomben töten letztlich wie das Giftgas ohne das dadurch ein Schritt zum Frieden in Syrien erreicht wird. Denn dazu müsste der Westen Bodentruppen einsetzen und das tut man nicht.
Quotehammerling 10.09.2018, 20:39 Uhr
Herr Marschall, die Oberdemokraten in den USA haben gestern eine syrische Siedlung mit Phosphorbomben angegriffen, die nach dem Kriegsrecht geächtet sind. Soweit zur Nichtduldung von Waffen. Heute hat Bolton den ICC für tot erklärt. Sparen Sie sich derlei Artikel. Sie klingen nach Heuchelei.
QuoteFerdinand-Georg 10.09.2018, 20:23 Uhr
Ich lese hier:
Am 03. Juli 1979 unterzeichnete US-Präsident Carter auf Drängen seines Beraters Brzeziński die Operation Cyclone. Damit wurden vor dem Einmarsch der Sowjetunion nach Afghanistan Waffen an die Mudschaheddin geliefert, die Vorläufer der Taliban.
(Quelle: https://www.gegenfrage.com/usa-taliban-mudschaheddin/ (https://www.gegenfrage.com/usa-taliban-mudschaheddin/))
Und ich lese dort:
Saddam Hussein - jahrelang auch vom Westen aufgerüstet
In den siebziger und achtziger Jahren ist der Irak von vielen westlichen Regierungen als Geschäftspartner umworben worden. Frankreich, Deutschland und andere europäische Staaten lieferten massenweise Rüstungsgüter an das Regime in Bagdad. Dabei fand ein gefährlicher Know-how-Transfer im Bereich der ABC-Waffen statt. Nach dem Sturz des Schahs in Iran 1979 unterstützten auch die USA Saddam Hussein.
(Quelle: https://www.nzz.ch/article8PD77-1.222358 (https://www.nzz.ch/article8PD77-1.222358))
Und dann lese ich wieder da:
Irak-Krieg
Amerikanische Regierung legte falsche Beweise vor
US-Verteidigungsminister Rumsfeld hat zugegeben, dass es vor dem Irak-Krieg keine neuen Erkenntnisse über etwaige Massenvernichtungswaffen des Saddam-Regimes gab. Ein ehemaliger ranghoher Mitarbeiter des US-Außenministeriums wirft der Regierung vor,Geheimdienstinformationen in der Öffentlichkeit falsch dargestellt zu haben.
Und jetzt schreibt Herr von Marschall:
Die Befürchtung, dass dabei Giftgas eingesetzt wird, stützt sich auf Erfahrung. Assad hat zuvor andere Städte der Opposition mit Chemiewaffen terrorisiert.
... Der Einsatz geächteter Waffen wird nicht geduldet und hat Konsequenzen. Das drohen sie auch jetzt an. Und sie haben offenbar die Bundesregierung gefragt, ob sie sich anschließt.
... Lernen wir was aus der jüngeren Geschichte? ...
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Quote[...] Die Grünen-Außenexpertin Franziska Brantner schließt einen Bundeswehreinsatz in Syrien nicht generell aus. "Für die über drei Millionen Menschen in Idlib gibt es keinen Rückzugsort mehr", sagte Brantner der "Bild"-Zeitung. Die "letzten sieben Horror-Jahre" seien "auch dem Versagen des demokratischen Westens geschuldet", keine Antwort auf die Allianz Russlands und des Iran mit Assad gefunden zu haben. "Das Ziel muss sein, die Menschen in Idlib zu schützen. Daraufhin müssen alle Optionen überprüft werden", sagte die Grünen-Politikerin.
...
Aus: "Grüne zu Idlib: Alle Optionen müssen geprüft werden" (11.09.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/diskussion-um-bundeswehreinsatz-in-syrien-gruene-zu-idlib-alle-optionen-muessen-geprueft-werden/23051656.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/diskussion-um-bundeswehreinsatz-in-syrien-gruene-zu-idlib-alle-optionen-muessen-geprueft-werden/23051656.html)
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/union-fdp-und-gruene-deutsche-politiker-zeigen-sich-offen-fuer-militaerschlag-in-syrien/23051396.html (https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/union-fdp-und-gruene-deutsche-politiker-zeigen-sich-offen-fuer-militaerschlag-in-syrien/23051396.html)
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Quote[...] Die SPD spricht sich strikt dagegen aus, CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte macht sich hingegen dafür stark: "Wir müssen Stärke zeigen", sagte er: "Jetzt ist es ganz wichtig, Gemeinschaft zu zeigen, Geschlossenheit zu zeigen, Stärke zu zeigen, Szenarien aufzustellen, um zu zeigen, wir würden ein solches Vorgehen nicht akzeptieren."
Stärke will auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags Norbert Röttgen (CDU) demonstrieren, man will und muss schließlich dabei sein, wenn die Verbündeten militärisch zuschlagen, selbst wenn dies gegen das Völkerrecht verstößt und eben nicht klar ist, wer für einen Giftgaseinsatz verantwortlich ist: "Es ist richtig", sagte er dem Tagesspiegel, "wenn die Bundesregierung mit den Verbündeten Deutschlands eine militärische Abschreckung und militärische Verhinderung von Giftgaseinsätzen durch das Assad-Regime prüft. Deutschland sollte zusammen mit den USA, Britannien und Frankreich hierzu auch grundsätzlich willens sein." Christian Schmidt (CSU): "Deutschland muss bereit sein, sich an internationalen - auch militärischen - Aktionen zu beteiligen, die ein Blutbad in der nordsyrischen Region Idlib verhindern werden."
FDP-Chef Christian Linder will auch nicht hintanstehen bei solchen Planspielen, die schnell Wirklichkeit werden können: "Der Einsatz von Massenvernichtungswaffen, von Giftgas, ist ein Menschheitsverbrechen, das geächtet und geahndet werden muss durch die internationale Gemeinschaft."
Bei den Grünen, die den ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr mitgetragen haben, ist man geteilter Meinung. Franziska Brantner will trasatlantisch konform einen Militärschlag nicht ausschließen: "Das Ziel muss sein, die Menschen in Idlib zu schützen. Daraufhin müssen alle Optionen überprüft werden." Jürgen Trittin hält dagegen: "Eine Beteiligung daran verstößt in Deutschland gegen das Grundgesetz. Deshalb muss eine deutsche Beteiligung an Luftschlägen gegen Syrien abgelehnt werden."
Entschieden dagegen spricht sich Sevim Dagdelen von den Linken dagegen aus: "Die Pläne für einen Angriff auf Syrien von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sind eine skandalöse Vorbereitung eines Angriffskriegs. Ein Kampfeinsatz deutscher Soldaten in Syrien auf Wunsch von US-Präsident Donald Trump ist außenpolitisches Abenteurertum und eklatanter Völkerrechtsbruch. Der angekündigte Einsatz ist zudem eine Verletzung des Grundgesetzes und des Parlamentsvorbehalts des Deutschen Bundestages. Die Bundeswehr darf nicht zur Luftwaffe von Al-Qaida und anderer islamistischer Terrorgruppen in Idlib gemacht werden."
Vorläufige Ergebnisse einer aktuellen YouGov-Umfrage machen klar, dass nur ein Viertel der Deutschen eine Beteiligung der Bundeswehr an einem möglichen Luftwaffeneinsatz als Vergeltungsmaßnahme auf einen Giftgaseinsatz unterstützen würden. Uneingeschränkt 7 Prozent, "eher" 16 Prozent. Auch bei den Unionswählern sprechen sich nur 29 Prozent dafür aus, dagegen sind aber 54 Prozent.
56 Prozent aller Befragten lehnen eine Beteiligung an einem Militärschlag ab (auf jeden Fall 34 Prozent, also auch schon mehr als die Befürworter). Keine Angaben machten 21 Prozent. Die meisten Unterstützer finden sich bei der FDP, daher spricht den Falken bei den Liberalen Lindner aus der Seele. 48 Prozent der liberalen Wähler sind dafür, dass die Bundeswehr mitmischt, wenn es gegen Assad geht, 47 Prozent sind dagegen.
Die Wähler der SPD (62%), der Grünen (63%), der Linken (79%) und der AfD (75%) sind mehrheitlich dagegen. Auch 49 Prozent derjenigen, die keine Partei präferieren, sprechen sich dagegen aus.
Aus: "Umfrage: Deutliche Mehrheit der Deutschen lehnt Militärschlag gegen Syrien ab" Florian Rötzer (11. September 2018)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Umfrage-Deutliche-Mehrheit-der-Deutschen-lehnt-Militaerschlag-gegen-Syrien-ab-4161239.html (https://www.heise.de/tp/features/Umfrage-Deutliche-Mehrheit-der-Deutschen-lehnt-Militaerschlag-gegen-Syrien-ab-4161239.html)
QuoteCinclus, 11.09.2018 13:42
Die Kriegstreiber sind wieder salonfähig geworden.
...
Quote[...] Die "Kriegsgeneration" stirbt langsam aus, und ich habe den Eindruck, das Bewusstsein der Zerbrechlichkeit von Frieden auch.
...
Aus: "Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen" Gabriele Krone-Schmalz (03. Oktober 2018)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Warum-wir-Frieden-und-Freundschaft-mit-Russland-brauchen-4179222.html (https://www.heise.de/tp/features/Warum-wir-Frieden-und-Freundschaft-mit-Russland-brauchen-4179222.html)
Quotekodu, 03.10.2018 15:57
Liebe Gabriele Krone-Schmalz
Schön, mal wieder etwas von Ihnen zu lesen. Leider ist Ihrer Generation von aufrechten Journalisten nur wenig nachgefolgt. In der Darstellung unseres Verhältnisses zu Russland, rennen Sie offene Türen bei mir ein...aber die Mehrheit glaubt leider Karen Miosga und Claus Kleber. Was kann man tun?! Bei der Lektüre Ihres Textes wird man ein bisschen wehmütig, angesichts des Verlustes an objektiver Berichterstattung und Meinungsbildung während der letzten Jahrzehnte. "Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung" hat Peter Scholl-Labour kurz vor seinem Tod in einem Fernsehinterview gesagt. Ob sich daran nochmal etwas ändert?
Quote[...] Seit dem Beginn der Kämpfe in der Ostukraine sind etwa 2,8 Millionen Menschen geflohen. Über 1 Million von ihnen haben das Land verlassen. Seit 2013 haben 14.000 Ukrainer in der EU Asyl beantragt, ein Fünftel von ihnen in Deutschland. Unter ihnen sind auch junge Männer, die auf diese Weise der Einberufung in die ukrainische Armee entgehen wollen. Auch Roman Petrenko ist aus diesem Grund hier. Er hat kein Asyl beantragt – in die Statistik geht er ein als einer von fast 10.000 ukrainischen Studierenden an deutschen Hochschulen.
... Rund 10.000 Menschen haben seit Beginn des Konflikts ihr Leben gelassen, schätzen die Vereinten Nationen. Es soll über 600 Vermisste geben. Immer wieder werden Männer im ganzen Land in großen Mobilisierungswellen zum Militär eingezogen. Diese Wellen sind angekündigt.
Wehrdienstleistende dürfen nicht an der Front eingesetzt werden. Dort kämpfen nur Männer und Frauen, die einen Vertrag abgeschlossen haben, sogenannte ,,Kontraktniki".
Allerdings wird auf Wehrpflichtige Druck ausgeübt, einen derartigen Vertrag abzuschließen. Und auch wer keinen Vertrag abgeschlossen hat, kann nach dem Wehrdienst jederzeit mobilisiert werden. Circa 950 ukrainische Soldaten haben seit 2014 im Osten des Landes ihr Leben verloren.
... Es ist 2015. Viele Männer, nicht nur Freiwillige, werden in die Armee eingezogen. ,,Es wurde viel geredet. Alle wussten irgendetwas und doch nichts Konkretes. Aber vieles galt als Risiko", erzählt Petrenko. ,,Es gab Geschichten, dass junge Männer auf der Straße angehalten wurden und zu dieser Gelegenheit die Vorladung zum Einzug in die Armee erhielten." Es sei Konsens gewesen, sich auf Bahnhöfen besser nicht zu lange aufzuhalten, weil Pässe kontrolliert würden. Ungewissheit gehört zur Tagesordnung, Mundpropaganda ist das Medium. Roman Petrenko ist ein wehrpflichtiger Mann. Zudem hat er eine militärische Ausbildung absolviert. Das Gerede betrifft ihn besonders, das weiß er.
In dieser Zeit schließt Roman seinen Master in Geschichte und Jura an der Universität in Czernowitz ab. Gleichzeitig ist er für ein Semester über Erasmus an der FU in Berlin. In diesen Monaten fährt er ein paarmal zurück in die Ukraine, um einige Formalitäten zu erledigen. ,,Mein Plan war, daraufhin die restliche Zeit des Semesters in Berlin zu verbringen und danach in die Ukraine zurückzukehren", erinnert sich Petrenko.
,,Um mein Masterzeugnis abholen zu können", erklärt er, ,,musste ich alle Formulare zur Abmeldung vorlegen – auch vom militärischen Büro." In diesem Büro, genannt Wojenkomat (Военкомат), erfolgt die militärische Registrierung. Die Anmeldung für alle Männer unter 27 Jahren ist Pflicht. In diesem Büro will sich Roman Petrenko nun abmelden. ,,Mit der Abmeldebestätigung wären meine Unterlagen vollständig gewesen. Ich hätte mein Zeugnis abholen und die Uni abschließen können."
Aber als Petrenko mit einem Kommilitonen das militärische Büro betritt, gehen die Männer in Uniform nicht auf die Bitte der beiden Studenten ein – so schildert Petrenko die Situation vor drei Jahren. ,,Sie sagten stattdessen, sie werden uns jetzt eine Vorladung für die Armee ausstellen und in zwei Wochen hätten wir hier wieder zu erscheinen. Wir wussten, jetzt wird es sehr eng für uns", erzählt er. ,,Wir bestanden auf unser Recht, noch Studenten zu sein. Als Student kann man nicht eingezogen werden – danach schon."
Die Männer seien nicht darauf eingegangen, erinnert sich Petrenko, sie hätten nur gesagt: ,,Ja, das wissen wir. Aber nach eurem Abschluss verschwindet ihr doch alle und geht uns durch die Lappen." Es gibt kein Ende des Gesprächs, nur einen unausgesprochenen Kompromiss. Die Studenten verlassen das Büro ohne die Vorladung – aber auch ohne die Abmeldung, für die sie eigentlich gekommen sind. Petrenko wird sein Masterzeugnis nicht abholen.
Stattdessen fährt er zurück nach Berlin und bemüht sich, in Deutschland zu bleiben. Er bekommt eine Aufenthaltsgenehmigung, bald darauf beginnt er ein Freiwilliges Soziales Jahr in Berlin. Er ahnt, dass ihn ein Kontakt mit den Behörden in seinem Land in eine weitere schwierige Situation bringen könnte. Trotzdem fährt er in den vergangenen drei Jahren einige Male nach Hause, um seine Familie zu besuchen.
Roman ist nicht der Einzige in dieser Situation. Stanislav Kovalchuk – auch sein richtiger Name muss hier verschwiegen werden – lebt seit drei Jahren in Frankfurt (Oder). Der Student geht lieber auf Nummer sicher. Nur ein einziges Mal war er zu Hause in der Ukraine, um seine Mutter zu besuchen. Das war zu Weihnachten. ,,Sicher ist sicher", meint Kovalchuk. Er sagt: ,,Ich weiß, dass gezielte Aktionen in Zügen und an der Grenze gemacht wurden, um Männer zu rekrutieren. Ich hatte Angst, öfter zu fahren." Der 25-Jährige sitzt in der Mensa der Europa-Universität Viadrina und schlürft seinen Kaffee. Sein schwarzes Käppi ist mit vielen Buttons versehen. Ein ,,come together" sticht heraus und die kleine rote Schleife, die Solidarität mit an Aids Erkrankten ausdrückt.
Stanislav Kovalchuk hat keinen Militärdienst geleistet. Mit der Armee wollte er nichts zu tun haben. Stattdessen hat er studiert. Nach seinem Master hätte er sich im militärischen Büro melden müssen. Aber er hatte Bekannte in den Behörden. Die hätten ihn gewarnt: ,,,Wenn du dich jetzt ummeldest, dann wirst du sicher eingezogen und in die Konfliktzone geschickt'", erzählt Kovalchuk. Einem Bekannten sei das passiert, der sei nicht wiedergekommen aus Donezk, der umkämpften Stadt im Osten. Stanislav ließ es sein. Und jetzt? ,,Ich hänge in der Luft, ich bin nirgendwo zu finden. Ich habe mich abgemeldet, und derzeit habe ich keine Anmeldung in der Ukraine. Ich habe Glück gehabt, ich bin gleich nach Deutschland gegangen."
Nach Deutschland wollte Stanislav Kovalchuk schon immer, Literaturwissenschaften studieren. Er hat sein Ziel erreicht. Auch er weiß von den Mobilisierungswellen. Er sieht ein Risiko außerhalb dieser Wellen. Und so bleibt er hier, ohne nach Hause zu fahren.
Und wenn Roman Petrenko bei einem seiner Besuche doch einmal eingezogen wird? Er würde in eines der Vorbereitungslager geschickt, glaubt er. Er wirkt nervös. Rauchend sitzt er auf der Bank vor einem Späti in Kreuzberg. Mittlerweile ist er im dritten Semester seines nun schon zweiten Masterstudiums. Wenn er eines Tages eingezogen wird, will er nichts dagegen unternehmen. ,,Ich bin für die Ukraine", betont er, ,,aber nicht patriotisch." Petrenko ist in gewisser Weise zerrissen von der Situation in seinem zerrissenen Land – in dem er nicht lebt. ,,Ich bin Tourist, wenn ich nach Hause fahre", sagt Petrenko.
Wenn er nach M. kommt, fühlt er sich beäugt. Dann merkt er, dass er der einzige Mann in seinem Alter ist, der durch die Straßen des Ortes geht. Warum er nicht an der Front ist, scheinen die Blicke des 200-Seelen-Dorfes zu fragen. Sie sprechen ihn nicht an, aber sie schauen. Fragen sich die Menschen das wirklich, wenn sie Roman Petrenko sehen? Oder fragt er sich das selbst? Ist es sein eigenes schlechtes Gewissen, das ihn ansieht, wenn er in der Ukraine nur zu Besuch ist?
In Gedanken ist Roman Petrenko viel in der Ukraine. Wenn er in Berlin sitzt und erzählt, wird sein Blick fern. Und manchmal, gesteht er, träumt er davon, in seinen Geburtsort zurückzukehren und auf dem Hof seines Großvaters Tomaten anzupflanzen.
Seine Mutter schüttelt darüber den Kopf. ,,Früher hast du immer nur davon gesprochen, dass du raus aus der Provinz willst – und jetzt, wo du weg bist, redest du so einen Unsinn!" Svitlana Petrenkos blondes Haar wirkt wie ein Kontrast zu Romans dunklem. Ein dünner Haarreif, mit Strass besetzt, hält ihr die Stirn frei. Die Mutter hätte ihren Sohn am liebsten bei der ukrainischen Polizei gesehen. Immerhin versteht sie sich als Patriotin. Sie spricht von Sicherheit, von Stabilität, von Zukunft. Sie hatte Pläne für ihn.
Eine Frau im Alter seiner Mutter ist es auch, die im Büro der Universität in Czernowitz sitzt, als Roman Petrenko im vergangenen Jahr dorthin zurückkehrt. Er will doch noch einmal versuchen, das Zeugnis für seinen ukrainischen Master abzuholen – ohne die Papiere aus dem militärischen Büro. Mittlerweile ist sein Abschluss drei Jahre her. ,,Ein Studium ohne Zeugnis ist verschwendete Zeit", findet er. Die Frau in Czernowitz versteht seine Situation. ,,Sie habe auch einen Sohn, sagte sie – und händigte mir mein Zeugnis aus."
Auch Stanislav Kovalchuk ist sich sicher, dass er in diesem Krieg nicht dienen will. Er hat kein schlechtes Gewissen. Was, wenn er eingezogen würde? ,,Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht." Der junge Mann schüttelt den Kopf. ,,Ich kann mir einfach nicht vorstellen, eine Waffe in der Hand zu halten, ich würde keinen Menschen umbringen." Den Krieg versteht Kovalchuk nicht. ,,Es wird immer von den ukrainischen Werten gesprochen und dass wir für diese Werte kämpfen sollen." Über die sozialen Netzwerke, durch die er mit Leuten in seinem Land in Verbindung bleibt, wurde er nicht nur einmal gefragt: Warum verteidigst du nicht unser Land? ,,Dann frage ich mich jedes Mal, welche Werte ich damit verteidigen würde." Für ihn ist die Ukraine kein Land, auf das er stolz sein kann. ,,Ich bin schwul", sagt er, und: ,,Die Ukraine ist sehr homophob." Es gebe auch schwule Soldaten in der Ukraine, meint Kovalchuk, ,,die müssen für ein Land kämpfen, welches sie überhaupt nicht akzeptiert."
Für ihn ist sicher: Zurück in die Ukraine will er nicht. ,,Ich fühle mich dort fremd, nicht hier." Hier, in Berlin, feiert er ausgelassen den CSD mit den anderen Tausenden Besuchern. Auf der Demo wehen keine nationalen Flaggen, hier weht der Regenbogen. Und trotzdem: In Deutschland wird er immer der Ukrainer sein, eine Bezeichnung, mit der er nichts mehr anfangen kann. Immer wird er auf seine Herkunft angesprochen. ,,Der Krieg ist jetzt zum Smalltalk und icebreaker geworden." Stanislav Kovalchuk rollt mit den Augen. Er fühlt sich auf eine Nation reduziert, mit der er sich nicht mehr identifizieren kann. ,,Ich denke, ich bin mehr als das!"
Weggehen ist ein aktiver Akt. Ebenso wie bleiben oder wiederkehren. Und jede Entscheidung hat ihre Folgen. In seine Heimat zurückgegangen ist der Opernsänger Wassyl Slipak. Seit dem Abschluss seiner Ausbildung lebte und arbeitete er in Paris. Zum Euromaidan kehrte er in die Ukraine zurück und ging als freiwilliger Kämpfer in den Osten des Landes. 2016 wurde er dort erschossen. Die ukrainische Regierung hat ihn posthum zum ,,Helden der Ukraine" erklärt. Wer für sein Land kämpft und besonders wer dafür stirbt, wird geehrt – das ist die Nachricht, die damit an alle Lebenden gesendet wird.
Roman Petrenko, der Junior-Leutnant, bleibt nicht in dem Land, in dem er geboren wurde. Lebt nicht an dem Ort, den er ,,Zuhause" nennt. Lieber hangelt er sich in Deutschland von einem Visum zum anderen. Viel Bürokratie, aber Hauptsache, nicht zurück. Und trotzdem: Nach Hause wird er immer wieder fahren wollen. Trotz der Mundpropaganda, trotz der Unsicherheiten.
Solange er studiert, hat Petrenko ein reguläres Visum in Deutschland. Über Wasser hält er sich mit zahlreichen Jobs. Er hat geputzt. In Zehlendorfer Villen. Nachts in Dönerläden. Derzeit jobbt er nebenher bei einem Burger-Stand im Wedding. ,,Hier verdiene ich Geld, das reicht mir fürs Erste", sagt Roman.
Was ihm aber sein Berliner Leben darüber hinaus bringen wird, weiß er nicht genau. Seit er in Berlin ist, macht er seine Pläne selbst. Das Wort Zukunft hat hier einen anderen Klang, als wenn seine Mutter in der Ukraine darüber spricht. Polizist wird er nicht, das weiß er. Soldat auch nicht. ,,Ich habe irgendwie gefühlt, dass ich nicht so einer bin." Bestimmt sagt er: ,,Hier bin ich auf einem Weg, auf welchem auch immer. Wenn ich mich bewege, komme ich zu etwas."
Aus: "Flucht vor dem Militärdienst: Ukrainer auf Westkurs" ines noe (27. 10. 2018)
Quelle: http://www.taz.de/Flucht-vor-dem-Militaerdienst/!5541089/ (http://www.taz.de/Flucht-vor-dem-Militaerdienst/!5541089/)
Quote[...] Seit Beginn des "Krieges gegen den Terror" der USA sind in Afghanistan, Pakistan und im Irak rund eine halbe Million Menschen getötet worden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Watson-Instituts für internationale und öffentliche Angelegenheiten der Brown-Universität.
Demnach liegt die Opferzahl zwischen 480.000 und 507.000. Unter den Toten sind Aufständische, Zivilisten, Polizisten, andere Sicherheitskräfte sowie Soldaten aus den USA und verbündeten Staaten.
Im Vergleich zum letzten Bericht vom August 2016 sei die Zahl der Toten um mehr als 110.000 gestiegen, teilte die Universität mit. Das zeige, wie intensiv der nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gestartete "Krieg gegen den Terror" nach wie vor sei - auch, wenn er von der US-Öffentlichkeit, von Medien und Politikern häufig kaum mehr beachtet werde.
Die Zahl der Opfer könnte Neta Crawford, der Autorin des Berichts, noch viel höher liegen. "Wir werden vielleicht nie die Gesamtzahl der direkten Todesopfer dieser Kriege kennen." So seien bei der Rückeroberung der irakischen Stadt Mossul und anderer Städte von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) möglicherweise Zehntausende Zivilisten getötet worden. In der Gesamtzahl sind keine "indirekten Todesfälle" enthalten; das heißt solche, die auf die Langzeitfolgen von Kriegen wie etwa den Verlust des Zugangs zu Wasser, Nahrung, ärztlicher Versorgung oder Strom zurückzuführen sind.
Dem Bericht zufolge wurden im Irak zwischen 182.272 und 204.575 Zivilisten getötet, in Afghanistan 38.480 und in Pakistan 23.372, die meisten von ihnen durch militante Gruppen. Im Irak und in Afghanistan wurden zudem fast 7000 US-Soldaten getötet.
asa/AFP
Aus: "Schätzungen eines US-Instituts: 500.000 Menschen seit Beginn des "Kriegs gegen den Terror" getötet" (09.11.2018)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-pakistan-irak-500-000-tote-seit-beginn-des-kriegs-gegen-den-terror-a-1237519.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-pakistan-irak-500-000-tote-seit-beginn-des-kriegs-gegen-den-terror-a-1237519.html)
https://watson.brown.edu/costsofwar/files/cow/imce/papers/2018/Human%20Costs%2C%20Nov%208%202018%20CoW.pdf (https://watson.brown.edu/costsofwar/files/cow/imce/papers/2018/Human%20Costs%2C%20Nov%208%202018%20CoW.pdf)
Quote[...] Bei einem Luftangriff in der südafghanischen Provinz Helmand sind laut afghanischen Angaben rund 30 Zivilisten getötet worden. Alle Opfer stammten aus einer Familie, nur eine Person habe verletzt überlebt, sagte der Chef des Provinzrates von Helmand, Attaullah Afghan, am Mittwoch. Unter den Opfern seien viele Frauen und Kinder.
Der Gouverneur von Helmand, Mohammad Jasin Chan, erklärte, bei dem Luftschlag seien Taliban-Kämpfer sowie Zivilisten ums Leben gekommen. Der Vorfall solle untersucht werden.
Laut einer Sprecherin der Nato-Trainingsmission "Resolute Support", Debra Richardson, hätten ersten Untersuchungen zufolge afghanische Spezialkräfte und US-Militärberater in der Nacht zum Dienstag eine Operation in dem Gebiet durchgeführt. Dabei seien sie unter Taliban-Beschuss geraten. Diese hätten sich in ein Gebäude zurückgezogen und weiter gefeuert. "In Selbstverteidigung haben die Bodenkräfte einen Luftschlag angefordert", sagte Richardson. Die Bodenkräfte hätten nicht gewusst, dass auch Zivilisten in dem Gebäude seien.
Bei einem Luftangriff in der südafghanischen Provinz Helmand sind laut afghanischen Angaben rund 30 Zivilisten getötet worden. Alle Opfer stammten aus einer Familie, nur eine Person habe verletzt überlebt, sagte der Chef des Provinzrates von Helmand, Attaullah Afghan, am Mittwoch. Unter den Opfern seien viele Frauen und Kinder.
Der Gouverneur von Helmand, Mohammad Jasin Chan, erklärte, bei dem Luftschlag seien Taliban-Kämpfer sowie Zivilisten ums Leben gekommen. Der Vorfall solle untersucht werden.
Laut einer Sprecherin der Nato-Trainingsmission "Resolute Support", Debra Richardson, hätten ersten Untersuchungen zufolge afghanische Spezialkräfte und US-Militärberater in der Nacht zum Dienstag eine Operation in dem Gebiet durchgeführt. Dabei seien sie unter Taliban-Beschuss geraten. Diese hätten sich in ein Gebäude zurückgezogen und weiter gefeuert. "In Selbstverteidigung haben die Bodenkräfte einen Luftschlag angefordert", sagte Richardson. Die Bodenkräfte hätten nicht gewusst, dass auch Zivilisten in dem Gebäude seien.
Bei einem Anschlag in Kabul kamen am Mittwoch zudem mindestens zehn Menschen ums Leben, 19 weitere wurden verletzt. Ziel des Anschlages im Osten der Hauptstadt Kabul am Mittwoch war die Sicherheitsfirma G4S, die unter anderem afghanische Soldaten ausbildet.
Ein Selbstmordattentäter habe seine Sprengsätze gezündet, anschließend hätten Aufständische Sicherheitskräfte angegriffen, sagte der Sprecher des afghanischen Innenministeriums. Die radikalislamischen Taliban übernahmen die Verantwortung für den Angriff.
Aus: "Dutzende Zivilisten bei US-Luftangriff getötet" (28. November 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-11/afghanistan-usa-luftangriff-nato-zivilisten-opfer (https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-11/afghanistan-usa-luftangriff-nato-zivilisten-opfer)
QuoteDerAuswanderer #2
Na, wenn das Mal kein Kriegsverbrechen ist. Selbverständlicherweise nimmt der weiße stolze Mann es aber als collateral damage hin. Ich schäme mich als Europäer Teil dieser rücksichtslosen Kriegsmaschinerie zu sein. Mein Beileid an die Opfer!
Quote
Serp4 #3
Na das wird die Angehörigen natürlich beruhigen dass ihre Verwandten nur Kollateralschaden bei der Bekämpfung von Terroristen waren. ...
QuoteFreimuth #4
Es ist verabscheuungswürdig, wenn Talibankämpfer Zivilisten als Schutzschilde missbrauchen. Jeder Afghane sollte mit allen Mitteln die Terroristen bekämpfen, nur so kann diese Land befriedet werden. Die Taliban zu dulden, oder weglaufen ist keine Lösung.
Quote
Serp4 #4.1
Entschuldigung was ist das denn für ein Schwachsinn? Taliban sind mehr oder weniger Guerillakämpfer und keine richtige Armee .
Genauso könnte man ja auch argumentieren, dass Leute die in von Drogenbanden beherschten Vierteln leben ohne mit diesen zu tun zu haben auch einfach umgemäht werden dürfen durch ihre geographische Nähe zu diesen. ...
Quotekarlmue #5
Scheiße! ... kann ich dazu nur unerlaubt und entsetzt ausrufen. Entschuldigung dafür.
Dafür habe ich keine Häme und keine falsche Schadenfreude. Sondern einfach nur Entsetzen.
Tut mir leid. Tut mir leid für alle. Die Menschen sind trotz Gehirn einfach nur doof.
QuoteNochNeMeinung #7
Ich empfehle den USA-Bashing-Fans einen lesenden Blick ins Kriegsrecht.
Dann werden sie merken, dass auch die Taliban nur bewaffnete "Zivilisten" sind. Allerdings halten sich diese überhaupt nicht ans Kriegsrecht; denn sie markieren sich nicht eindeutig als Kombattanten sondern nutzen ihre ziviles Auftreten zu taktischen Zwecken. Und aus genau diesem Grunde gelten für sie nicht mehr die Kampfregeln, die man gegenüber echten Soldaten anwenden muss. Diese Kerle dürften deshalb, sogar nachdem sie kampfunfähig sind, legal erschossen werden.
Außerdem lässt sich feststellen, dass ein militärisches Ziel nicht deshalb unter Angriffsschutz steht, weil sich dort auch Zivilisten aufhalten. Wenn die Taliban Zivilisten gefährden, indem sie sich hinter diesen verstecken, dann ist die dadurch bedingte Tötung von Zivilisten ein Verbrechen der Taliban und nicht der US-Truppen, die gegen die Taliban mit Zustimmung der afghanischen Regierung kämpfen.
Viele derjenigen die hier laut über Kriegsverbrechen der USA fabulieren, haben sich gegenüber der russischen Unterstützung für das Assad-Regime mit solchen Vorwürfen bisher zurückgehalten und sind aufgrund dieser Doppelmoral sowieso disqualifiziert die Fahne der Menschenrechte hochzuhalten.
QuoteFreezer #8
Die Welt ist schon irre, während man in der Ukraine das Kriegsrecht ausruft weil die Russen Matrosen inhaftiert und verletzt haben, die Ukraine um NATO Beistand bittet der ihr nicht zusteht und der Westen schon wieder über neue Sanktionen gegen Russland nachdenkt, passiert so etwas in Afghanistan und man hört aus denselben Mündern nichts, rein gar nichts was in irgendeiner Form deutlich macht dass die USA solche Menschenrechtsverbrechen auch nicht einfach verüben können ohne ihrerseits ungestraft davon zu kommen.
Wie verkommen und heuchlerisch muss man bitte sein dass man diese unterschiedlichen Maßstäbe als normal und akzeptabel erachtet? In so einer Welt können wir uns über Gen-Babys und fehlende Organspenden empören, auch über das, aber unsere herrschende Politik kann es nicht in einem Maße welches deutlich machen würde was akzeptabel ist und was nicht? Auf welcher Seite stehen wir, der Westen, die NATO und die USA eigentlich? Demokratie, Recht und Freiheit zu respektieren sieht anders aus.
Und die Taliban wird man nicht dadurch bekämpfen dass man Witwen und Weisen produziert die aus schierer Verzweiflung, Wut und Rache selbst zu Tätern werden.
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Quote[...] Ein Angriff auf das britische Sicherheitsunternehmen G4S in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist nach rund zehn Stunden am frühen Donnerstagmorgen beendet worden. Laut dem Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch, sind bei dem Angriff mindestens 15 Personen getötet und weitere 29 verletzt worden.
Demnach zündete erst ein Selbstmordattentäter am Mittwoch um rund 18.40 Uhr (Ortszeit) eine Autobombe vor dem Büro von G4S. Sie war in weiten Teilen der Hauptstadt zu hören. Danach stürmten vier Angreifer das Gelände, sagte Danisch. Die Sicherheitskräfte erklärten den Angriff zehn Stunden später, um 4.30 Uhr morgens, beendet.
Alle Angreifer seien getötet worden. Unter den Verletzten würden sich auch ausländische Staatsbürger befinden, sagte Danisch. G4S ist ein privates Unternehmen, das nach Angaben auf seiner Website Sicherheitsdienste für das britische Außenministerium und für Diplomaten in Afghanistan anbietet.
Die radikalislamischen Taliban hatten noch am Mittwochabend den Anschlag über den Kurznachrichtendienst Twitter für sich reklamiert. Laut Taliban-Sprechers Sabiullah Mudschahid sei erst ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen detoniert worden. Dabei seien ,,Dutzende Invasoren" getötet worden. Mehrere Taliban-Kämpfer hätten dann einen Angriff gestartet, um die verbliebenen Camp-Bewohner zu töten. Der Angriff sei eine Antwort auf ,,jüngste feindliche Grausamkeiten" gegenüber Zivilisten in den Provinzen Kandahar, Nangarhar und Helmand.
Erst am gestrigen Mittwoch war in Genf eine internationale Afghanistan-Konferenz in Genf zu Ende gegangen. Zum Abschluss riefen die Teilnehmer die Taliban auf, das Angebot von Friedensgesprächen anzunehmen. ,,Alle Teilnehmer appellieren an die Taliban und andere bewaffnete Oppositionsgruppen, die Chance auf eine Friedenslösung zu ergreifen, vor allem das Angebot der Regierung, Gespräche ohne Vorbedingungen abzuhalten", hieß es in einer Vereinbarung über die nächsten Schritte im Friedensprozess. ,,Der Ball ist jetzt im Feld der Taliban", sagte der nationale Sicherheitsberater der Regierung in Kabul, Hamdullah Mohib.
Erst vor einer Woche hatte sich in einer Hochzeitshalle an der Flughafenstraße in Kabul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Dabei starben mindestens 55 Menschen.
Der Anschlag von Mittwochabend war der 21. große Anschlag in der Hauptstadt in diesem Jahr. Dabei starben mehr als 500 Menschen, 970 wurden verletzt. Den Großteil der Anschläge hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamiert.
Aus: "Angriff auf Sicherheitsunternehmen nach zehn Stunden beendet" (29.11.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/afghanistans-hauptstadt-kabul-angriff-auf-sicherheitsunternehmen-nach-zehn-stunden-beendet/23695420.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/afghanistans-hauptstadt-kabul-angriff-auf-sicherheitsunternehmen-nach-zehn-stunden-beendet/23695420.html)
Quote[...] Der ukrainische Präsident hat Deutschland und die Nato um militärische Unterstützung im Konflikt mit Russland gebeten. "Deutschland gehört zu unseren engsten Verbündeten und wir hoffen, dass in der Nato jetzt Staaten bereit sind, Marineschiffe ins Asowsche Meer zu verlegen, um der Ukraine beizustehen und für Sicherheit zu sorgen", sagte Poroschenko der Bild-Zeitung.
Er setzt dabei insbesondere auf die Unterstützung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Kanzlerin Merkel ist eine große Freundin der Ukraine. Im Jahr 2015 hat sie durch ihre Verhandlungen in Minsk schon einmal unser Land gerettet, wir hoffen darauf, dass sie uns zusammen mit unseren anderen Alliierten noch einmal so sehr unterstützt", sagte Poroschenko in Hinblick auf das 2015 abgeschlossene Minsker Abkommen.
US-Präsident Donald Trump hatte sich auch für eine Vermittlung durch Merkel ausgesprochen. "Angela, lasst uns Angela einbeziehen!", sagte Trump in einem Interview mit der New York Post und sprach sich dabei auch für eine Einbeziehung Frankreichs aus. Merkel hat sich bereits in den Konflikt eingeschaltet und am Montag erst mit Poroschenko und dann mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert.
Putin will nach den Worten Poroschenkos "das alte russische Reich zurück" und greife deshalb nach der ganzen Ukraine. "Als russischer Kaiser, so wie er sich sieht, kann sein Reich nicht ohne die Ukraine funktionieren, er sieht uns als Kolonie", sagte der ukrainische Präsident. Angesichts der "unglaublichen russischen Aggression" forderte Poroschenko weitere Sanktionen des Westens gegen Russland.
"Putin muss unsere Soldaten sofort freilassen und gleichzeitig das Meer freimachen für den internationalen Schiffsverkehr", sagte er unter Bezug auf die von Russland auf der Krim inhaftierten ukrainischen Marineangehörigen. Nicht nur ukrainische Handelsschiffe hängen laut Poroschenko vor der Krim fest, "sondern zu diesem Zeitpunkt auch drei deutsche Schiffe".
Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf den USA und den EU-Staaten eine übergroße Nachsicht mit der Ukraine vor. "In Washington und einigen europäischen Hauptstädten ist man bereit, jede Laune des Kiewer Regimes mitzumachen", sagte Lawrow nach Gesprächen mit seinem Schweizer Kollegen Ignazio Cassis.
Die Krise zwischen Russland und der Ukraine hatte am Sonntag mit einer Konfrontation im Schwarzen Meer begonnen. Die russische Küstenwache hatte in der Straße von Kertsch vor der Halbinsel Krim drei ukrainische Marineschiffe beschossen und gekapert. Mehrere ukrainische Marinesoldaten wurden dabei verletzt, insgesamt 24 Besatzungsmitglieder wurden festgenommen.
Als Reaktion beschloss das ukrainische Parlament auf Antrag von Poroschenko, ein 30-tägiges Kriegsrecht in den Grenz- und Küstenregionen der Ukraine zu verhängen. Russland und die Ukraine weisen sich gegenseitig die Verantwortung für die Krise zu.
Aus: "Poroschenko setzt auf Angela Merkel" (29. November 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-11/ukraine-petro-poroschenko-konflikt-russland-deutschland-unterstuetzung (https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-11/ukraine-petro-poroschenko-konflikt-russland-deutschland-unterstuetzung)
Quote
Stavros Anagnostakis #1
Entfernt. Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Redaktion/mp
Quote
TulliusT #1.6
Entfernt. Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt. Danke, die Redaktion/mp
QuoteAhoi Brause #5
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/mp
QuoteMéditerranée #11
Entfernt. Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Redaktion/mp
QuoteSoundofsilence #12
Entfernt. Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Redaktion/mp
QuoteJan Reiter #12.1
Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt.
Quotesawadee krab #50
Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/mp
...
Quote[...] BERLIN taz | Die Resolution zur Uranmunition ging glatt durch den Abrüstungsausschuss der UN-Generalversammlung. 140 Länder stimmten Mitte November dem Antrag zu, der einen vorsichtigen Umgang mit der Munition anmahnt. Nur 4 Staaten stimmten dagegen: die USA, Großbritannien, Frankreich und Israel. Und 26 weitere enthielten sich, darunter Russland, die Türkei – und Deutschland.
Ist das nicht ein bisschen schwach für eine Bundesregierung, die die Abrüstung im Koalitionsvertrag als ,,prioritäres Ziel deutscher Außenpolitik" bezeichnet? Oder hatte sie für ihre Enthaltung vielleicht doch gute Gründe?
Uranmunition eignet sich hervorragend zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen. Das abgereicherte Uran, aus dem die Munition besteht, hat eine sehr hohe Dichte und kann schon deshalb tief in Panzerungen eindringen. Der Uranstaub, der sich dabei bildet, entzündet sich bei Kontakt mit der Luft automatisch, so dass die Ziele nach dem Einschuss oft explodieren.
Die Bundeswehr hat keine Uranwaffenvorräte, 21 andere Staaten dagegen schon, darunter die USA, Russland und Ägypten. Eingesetzt wurde Uranmunition unter anderem im Kosovokrieg und im Irakkrieg. Auch im Kampf gegen den IS in Syrien haben die USA die Munition bereits eingesetzt. Dabei sind die Folgen für Umwelt und Menschen unklar. Viele Experten befürchten langfristige Gesundheitsschäden.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger hat die Bundesregierung gefragt, warum sie die Resolution trotzdem nicht unterstützt hat. In der Antwort auf die parlamentarische Frage verweist das Auswärtige Amt jetzt auf den Forschungsstand: Studien unter anderem im Auftrag der UN, der Nato und der EU hätten keine Belege dafür erbracht, dass die Munition Krankheiten verursache. Sie hätten vielmehr ergeben, dass ,,Rückstände abgereicherten Urans in der Umwelt kein radiologisches Risiko für die Bevölkerung vor Ort darstellen".
Tatsächlich ist umstritten, wie riskant Uranmunition ist. Kritiker verweisen auf die Radioaktivität und die chemische Giftigkeit des Urans. Eine Studie zu Krankheiten unter britischen Golfkriegsveteranen nennt Uranwaffen als möglichen Auslöser. Eine andere Studie belegt, dass im irakischen Falludscha die Krebsrate stieg, nachdem in der Region Uranwaffen eingesetzt wurden. Eindeutige Beweise für den Zusammenhang zwischen Munition und Krankheiten gibt es aber nicht.
In der UN-Resolution wird das aber auch gar nicht behauptet. In der Präambel wird sogar explizit auf den unsicheren Forschungsstand verwiesen. Anschließend werden die Mitgliedsstaaten aufgefordert, weitere Studien zum Thema zu fördern und Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Sie sollen beispielsweise mitteilen, wo genau sie in der Vergangenheit Uranmunition eingesetzt haben, damit mögliche Umweltbelastungen gemessen werden können.
Dem wollte die Bundesregierung aber nicht zustimmen. Die Grünen-Abgeordnete Brugger kritisiert das. ,,Es ist eben nicht zweifelsfrei ausgeräumt, dass durch Uranmunition keine bleibenden Schäden für Mensch und Umwelt entstehen", sagt sie. ,,Im Sinne des Vorsorgeprinzips sollte die Bundesregierung mit der Mehrheit der anderen Staaten stimmen, um möglichen Risiken zu begegnen."
Aus: "Deutschland sind die Risiken egal" Tobias Schulze (2. 12. 2018)
Quelle: http://www.taz.de/UN-Resolution-gegen-Uranmunition/!5555070/ (http://www.taz.de/UN-Resolution-gegen-Uranmunition/!5555070/)
Quote[....] Im Jemen hat sich die Lebensmittelknappheit nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) nochmals verschärft. Derzeit hungerten in dem Bürgerkriegsland 20 Millionen Menschen, sagte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock. Das entspricht rund 70 Prozent der Gesamtbevölkerung – und einem Anstieg um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zur Linderung der humanitären Krise benötigte die UN im kommenden Jahr vier Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Euro), sagte Lowcock. Eine Geberkonferenz ist demnach für den 26. Februar in Genf geplant.
Erstmals drohe 250.000 Jemeniten überdies eine Katastrophe. Das bedeute, dass sich die Menschen auf einer globalen Skala, die den Schweregrad und das Ausmaß von Lebensmittelknappheit misst, in der sogenannten Phase fünf befinden. Das sei die gravierendste Stufe, die mit einer Bedrohung durch "Verhungern, Tod und Verelendung" einhergehe, sagte Lowcock. Es gebe nur ein weiteres Land, in dem Menschen in Phase fünf seien – den Südsudan mit 25.000 Betroffenen.
Jahr für Jahr steige der Hilfebedarf für den Jemen um eine Milliarde Dollar. 2017 benötigten die Vereinten Nationen zwei Milliarden Dollar, in diesem Jahr drei Milliarden Dollar. Derzeit erreichten die Hilfen der Vereinten Nationen acht Millionen Jemeniten. 2019 wolle man 15 Millionen helfen.
Im Jemen herrscht seit 2014 ein Bürgerkrieg zwischen den von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen des Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi und den Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. Nach UN-Angaben wurden bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, unter ihnen Tausende Zivilisten. Nach Einschätzung der UN handelt es sich um die schlimmste humanitäre Krise weltweit. Millionen Kinder leiden an Hunger und Krankheiten.
Aus: "20 Millionen Menschen im Jemen hungern" (11. Dezember 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-12/jemen-uno-buergerkrieg-vereinte-nationen-saudi-arabien-iran (https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-12/jemen-uno-buergerkrieg-vereinte-nationen-saudi-arabien-iran)
QuoteGrautsch #2
"2017 benötigten die Vereinten Nationen zwei Milliarden Dollar, in diesem Jahr drei Milliarden Dollar. "
Warum wird dafür nicht der Verursacher - unser Wertefreund Saudi-Arabien - zur Verantwortung gezogen?
QuoteAugust S #2.1
Die einzige Möglichkeit dazu wäre Saudi Arabien den Krieg zu erklären, sie zu besiegen und Reparationszahlungen einzufordern.
Aber da viele Regierungen, auch unsere, Saudi Arabien Waffen liefert, haben die Mächtigen de facto schon entschieden, auf welcher Seite sie stehen.
QuoteFrau Frühling #2.3
Erstaunlich das das in der Presse nicht so thematisiert wird. ...
Quoteschibby #2.4
"Erstaunlich das das in der Presse nicht so thematisiert wird. Wenn man sich ansieht mit wem wir da Verträge schliessen kann einem Angst und Bange werden."
Das traurige ist ja, dass man wahrscheinlich garnicht darüber berichten würde, wäre der Mord an dem Journalisten (weiß grad nicht wie man den Namen schreibt) gewesen.
Quotechantecler #3
Der Wertewesten steckt die Milliarden lieber in Rüstungsausgaben. Aber regelmäßig warnt die UN vor der humanitären Katastrophe im Jemen. Man könnte doch einfach mal Saudi Arabien sanktionieren. ...
Quotehomer_in_the_bushes #9
Diese Meldung neben
Apple Pay - Ab heute können Sie mit Ihrem iPhone zahlen ( https://www.zeit.de/digital/mobil/2018-12/apple-pay-mobiler-bezahldienst-apps-safari )
Hier 11 Kommentare
Apple Pay 41 Kommentare
Was für eine Welt.
QuoteHomo Skepticus #11
"20 Millionen Menschen im Jemen hungern"
...fehlt: " ... weil der feige, asoziale verlogene Westen seit Jahren nicht nur zuschaut, wie Saudi-Arabien die jemenitische Bevölkerung massakriert. NEIN! Er verkauft den Saudis auch noch die Waffen, um dies zu tun...inklusive Deutschland!"
Dazu – was diese Tatsache angeht – gleichgeschaltete (Mainstream-)Medien, die genausolange schon darüber schweigen oder kaum berichten...was "oben"natürl. so gewünscht bzw. gern gesehen ist. Die Verbrechen und Massenmorde, die mit dem selbst gelieferten Kriegsgerät geschehen, passen natürlich nicht so gut..schon gar nicht in die besinnliche Weihnachtszeit, gell.
Der Rest der übriggebliebenen Zeichen, also ab hier 801 Zeichen, verwende ich daher komplett für nicht Netiquette-kompatible Formulierungen, weil es für diese internationale Schweinerei eigentlich keine anderen Formulierungen mehr gibt.
Stellen Sie sich sie einfach vor.
Quoteernstel
#11.1 — vor 1 Stunde 1
Libyen das gleiche - Demokratie reingebombt und dann durchgefoltert. Heute vergewaltigt die gut ausgestattete Opposition nicht nur Frauen und Kinder, endlich auch Männer (böser Sarkasmus) Die Hälfte der Vergewaltigungsopfer sind dort Männer.
Libyen - Vergewaltigung als Waffe (Arte F, 2018)
In den vergangenen 30 Jahren nahm vor allem ein schreckliches Kriegsverbrechen immer dramatischere Ausmaße an: Vergewaltigungen. Die ersten Opfer sexueller Gewalt sind meistens Frauen und Kinder. In Libyen werden Vergewaltigungen jedoch auch gezielt gegen Männer eingesetzt. Bisher konnte das allerdings niemand beweisen. Nun brechen erstmals Betroffene ihr Schweigen.
https://www.arte.tv/de/videos/065872-000-A/libyen-vergewaltigung-als-waffe/
Jemen wird es nicht anders aussehen - diese Länder sind offene Bordelle für alle Sadisten dieser Welt...ist so gewollt.
QuoteMiniwahr #17
20 Millionen? Puh, dass sind ja gerade mal mehr als 200 Mal soviele Menschen, wie die, die damals angeblich in Aleppo eingeschlossen und von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten waren. Das war die größte Katastrophe nach Guernica, so durfte man in der UN hören...
Im Viertelstundentakt kamen Betroffenheitsartikel, die forderten, dass man endlich etwas tut und Putin und Assad endlich zur Rechenschaft zieht... Frau Backhaus wollte Lebensmittel abwerfen lassen...
Da hier die Amerikaner jetzt inzwischen direkt im saudischen Auftrag bombardieren, kann man das sicherlich bewerkstelligen. Das erscheint für mich so wie so die einzig richtige humanitäre Möglichkeit.
Werft einfach noch eine Versorgungsmittelkiste durch den offenen Bombenschacht...
Quoteeins2 #23
Bei Sanktionen ist sich die Wertegemeinschaft weitlich einige, warum nicht darin, daß diese irrsinnigen Politik der "Stellvertreterkriege" beendet wird?
QuoteChristopher.P #25
An dieser Katastrophe vor Europas Haustür zeigt sich, wie lächerlich Debatten um Migranten in der EU sind, solange nicht die Mitverantwortung der Europäer für die Ursachen der Not thematisiert werden.
QuoteChristopher.P #25.2
Genau! Globaisierung bedeutet eben nicht nur Nutzen sondern auch Verpflichtung.
...
Quote[...] Die Bundesregierung will umstrittene Exporte von ausländischen Tochterfirmen deutscher Rüstungsunternehmen nicht weiter beschränken. Nach erneuter Prüfung bestehe kein Novellierungsbedarf, teilte das Bundeswirtschaftsministerium auf eine Anfrage der Linken mit. "Der Export von Rüstungsgütern sowie der Export entsprechender Technologie wird streng kontrolliert und ist genehmigungspflichtig", heißt es in der Antwort weiter.
Die Bundesregierung hatte als Konsequenz aus der Tötung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi die Lieferungen von Waffen und Kriegsgerät an Saudi-Arabien komplett gestoppt. Für Kritik hatte gesorgt, dass der Rüstungskonzern Rheinmetall Saudi-Arabien jüngsten Medienberichten zufolge offensichtlich weiter mit Munition beliefert – und zwar über Tochterfirmen in Italien und Südafrika.
Die Abgeordnete der Linken Heike Hänsel hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Fragestunde Mitte Dezember vorgeworfen, dies zuzulassen. Merkel sagte eine erneute Prüfung zu.
Die Entscheidung nun sei nicht nachvollziehbar, sagte Hänsel. "Die Bundesregierung will anscheinend deutschen Rüstungskonzernen wie Rheinmetall das Geschäft nicht verderben und unterlässt hier bewusst die Regelung einer Gesetzeslücke." Deutsche Rüstungsfachleute ins Ausland zur Entwicklung von Kriegswaffen zu entsenden, bedürfe bisher keinerlei Genehmigung, im Gegensatz zu den USA oder Frankreich. "Dies erleichtert die Auslagerung von Rüstungsproduktion ins Ausland und muss endlich gesetzlich durch eine Ergänzung in Paragraph 49 der Außenwirtschaftsverordnung gestoppt werden."
Nach vorläufigen Zahlen erteilte die Bundesregierung im letzten Quartal des vergangenen Jahres Einzelausfuhrgenehmigungen für Drittstaaten in Höhe von rund 440,6 Milliarden Euro. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine weitere Anfrage hervor, die der Katholischen Nachrichten-Agentur vorliegt. Der Gesamtwert der in diesem Zeitraum erteilten Einzelausfuhrgenehmigungen betrug demnach knapp 1,2 Milliarden Euro. Erfasst wurden den Angaben zufolge alle Vorgänge bis zum 26. Dezember.
Ausfuhrgenehmigungen bezeichnen nicht die tatsächlichen Exporte von Rüstungsgütern, sondern beziehen sich auf Waffengeschäfte in der Zukunft. Sie gelten aber als Gradmesser für den grundsätzlichen Kurs in der Rüstungspolitik. Unter den Begriff "Drittstaaten" fallen alle Länder außerhalb von EU und Nato sowie von Staaten, die der Nato gleichgestellt werden. Zu den zehn wichtigsten Empfängerländern der zwischen Oktober und Dezember erteilten Einzelausfuhrgenehmigungen gehören Algerien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Von Januar bis Oktober 2018 gingen deutsche Kriegswaffen im Wert von 160 Millionen Euro nach Saudi-Arabien – 50 Millionen Euro mehr als im gesamten Jahr 2017.
Auf das Jahr 2018 betrachtet, entfielen 52,9 Prozent des Gesamtwertes bei den erteilten Einzelausfuhrgenehmigungen auf Drittstaaten; 2017 lag die Quote bei rund 60,7 Prozent, 2016 bei 53,6 Prozent.
Aus: "Deutsche Unternehmen liefern weiter Waffen in Krisenregionen" (13. Januar 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-01/ruestungsexporte-waffen-saudi-arabien-drittlaender-tochterfirmen (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-01/ruestungsexporte-waffen-saudi-arabien-drittlaender-tochterfirmen)
Quote
alliance1979 #1
Wir exportieren eben gerne unsere westlichen Werte. Leider.
QuoteTriggerente #1.1
Europa hat auch schon zu Kolonialzeiten seine Werte in die ganze Welt exportiert.
Das hat Tradition. Da ist man stolz drauf. ...
QuoteNetter Kerl #1.2
Das ist eben Deutsche Wertarbeit. ...
Quotesonika #2
Doppelmoral vom feinsten.
QuoteBKBrackel #10
Weltweit werden ca. € 1,700 Milliarden pro Jahr für Rüstungsgüter ausgegeben. Deutschland exportiert ca. € 1.2 Mrd. Das ist weniger als 1 Promille der Gesamtheit. Die im vorletzten Absatz genannten ' 440.6 ' sind nicht Milliarden, sondern Millionen. Selbst wenn wir NULL exportieren wird die Welt nicht anders als sie ist.
Quote
Dietmar R. #10.1
Wenn jeder so denkt wie Sie, wird sich nie etwas verändern. ...
QuoteDietmar R. #12
Gerade im Bereich der Rüstungsexporte stehen sich die Sonntagsreden der Kanzlerin und das geduldete Handeln der Rüstungsfirmen diametral gegenüber. ...Wie konstatierte es Brecht einst so treffend: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". Das gilt für deutsche Rüstungskonzerne ebenso wie für die deutsche Regierung.
Quote
Alex Vanderbilt #15
Und trotzdem regen sich die Leute hier auf, dass Flüchtlinge zu uns kommen. Verdienen will man, aber mit den Folgen des Verdiensts wollen sich die wenigsten auseinandersetzen oder davon behelligt werden. ...
QuoteMichel 47 #27
Deutsche Unternehmen liefern weiter Waffen in Krisenregionen.
Rüstungsinduatrie = Arbeitsplätze ...
Geld stinkt nicht ...
Wenn wir nicht verkaufen machen es die Anderen ...
Wir bestimmen nicht gegen wen unsere Waffen eingesetzt werden ...
Wir drücken ja nicht ab ...
Also ist doch alles okay, oder?
QuotePassionsefeu #19
,,Von deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgegen" - aber wenn andere unbedingt Krieg führen und morden wollen, helfen wir natürlich gerne und kassieren ab.
,,Wenn nicht wir, macht es ein anderer, Arbeitsplätze, Wirtschaftsstandort, blablabla...''.
Dazu mal folgende Überlegung:
2016 gab es bekanntlich in München einen Amoklauf mit 9 Toten und 5 Verletzten.
Der Täter hatte sich die verwendete Schusswaffe und Munition bei einem illegalen Händler illegal besorgt. Am 19.1. 2018 wurde der HÄNDLER unter anderem wegen fahrlässiger Tötung in 9 Fällen und Körperverletzung verurteilt.
Man maß ihm also eine Mitschuld an der Tat zu.
Obwohl er ,,nur" Händler war und ,,eigentlich nicht hätte wissen können, was der spätere Täter vorhat".
Interessante Doppelmoral, nicht wahr? Der eine ,,Unternehmer" wandert in den Knast.
Gleichzeitig dürfen offizielle Unternehmen mit offizieller Erlaubnis der Regierung völlig unbehelligt Kriegswaffen, Munition und Waffensysteme an Kunden verkaufen, die damit zahlreiche Menschenrechtsverletzungen begehen, Krieg führen und kritische Journalisten ermorden.
QuoteRitzer der Kukusnuß #22
Deutsche Unternehmen liefern weiter Waffen in Krisenregionen///
Außer der LINKEN scheint dieser Umstand niemanden zu interessieren. ...
QuoteJ. Wedler #22.1
Herr Ströbele fehlt.
Quotekarlmue #29
Zu dem Thema passt auch das erwähnen der von der Türkei errichteten Grenzmauer zu Syrien, finanziert von Deutschland/EU, um die sanktionierte syrische Bevölkerung quasi einzusperren. Ausgerechnet Deutschland mit seinem "Mauertrauma" findet nichts dabei, Selbstschussanlagen und gepanzerte Patrouillen Fahrzeuge mitzufinanzieren.
https://www.mena-watch.com/eu-finanziert-sicherung-der-grenze-zwischen-tuerkei-und-syrien-mit/ (https://www.mena-watch.com/eu-finanziert-sicherung-der-grenze-zwischen-tuerkei-und-syrien-mit/)
Grenze zwischen Syrien und Türkei Der Todesstreifen
Assad und Russland zerbomben Aleppo, Zehntausende sind auf der Flucht. Doch die Türkei hat ihre Grenze zu Syrien auf Druck der Europäer abgeriegelt. Wer jetzt noch entkommen will, riskiert sein Leben. ... Hilfsorganisationen schätzen, dass eine halbe Million Syrer im Grenzgebiet ausharren, in der Hoffnung, in die Türkei fliehen zu können. Die Lager an der Grenze sind überfüllt. Frauen und Kinder schlafen in Gebüschen, Nahrung wird knapp. ... (30.11.2016)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/grenze-zwischen-syrien-und-der-tuerkei-der-todesstreifen-a-1123708.html (http://www.spiegel.de/politik/ausland/grenze-zwischen-syrien-und-der-tuerkei-der-todesstreifen-a-1123708.html)
Spiegel online Nov.2016 :" hat in den vergangenen Monaten in Syrien und in der Türkei Aussagen von mehr als einem halben Dutzend Zeugen zusammengetragen, die dabei waren, als türkische Grenzschützer auf Schutzsuchende schossen."
(als man die Hölle Aleppos medial beklagte und von Assads Schlächtern sprach)
Deutsches Wesen, zusammengefasst: Waffen und notwendige Technologien liefert man gerne - beweint das Leid der Bevölkerung und ruft zum Spenden auf, hält Sanktionen gegen die Bevölkerung Syriens aufrecht. Verbrecher dürfen aber aus humanitären Gründen nicht in Herkunftsländer abgeschoben werden.
Und ... "Putin hat Schuld"
...
Quote[...] Amnesty zufolge gehören zu den Lieferanten Staaten wie die USA, Frankreich, Bulgarien, die Türkei, Brasilien – und Deutschland. ,,Das Militär der Emirate erhält von westlichen Ländern Waffenlieferungen in Milliardenhöhe, nur um diese dann an Milizen im Jemen weiterzuleiten, die nachweislich Kriegsverbrechen begehen", sagt Mathias John, Rüstungsexperte bei Amnesty International.
Seit Ausbruch des Konfliktes im März 2015 habe der Westen Waffen im Wert von mindestens 3,5 Milliarden US-Dollar an die Golfmonarchie verkauft. Ein Teil davon landete offenbar bei militanten Gruppen. Das hat nach Überzeugung von Amnesty International fatale Folgen, vor allem für die Zivilbevölkerung.
Denn die von den Emiraten ausgerüsteten und ausgebildeten Brigaden – die oft Todesschwadronen ähneln – stehen im Verdacht, in den von ihnen kontrollierten Gebieten die Menschenrechte mit Füßen zu treten. So sollen einige der bewaffneten Milizen zum Beispiel geheime Gefängnisse betreiben.
Dort würden die Inhaftierten massiv misshandelt. Zu den verbreiteten Foltermethoden gehören Berichten zufolge simuliertes Ertrinken (Waterboarding), das Quälen mit Elektroschocks, das Aufhängen an der Decke sowie der Entzug von Wasser und Nahrung. Amnesty-Experte Mathias John warnt denn auch, das Erstarken der Milizen sei eine Katastrophe für die notleidenden Jemeniten.
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind wichtiger Teil einer Militärallianz unter der Führung Saudi-Arabiens, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Huthi-Rebellen zurückzudrängen und der sunnitischen Regierung wieder ins Amt zu verhelfen. Seit bald vier Jahren herrscht deshalb ein erbitterter Krieg im Jemen, durch den bereits Tausende ums Leben gekommen sind.
Der verheerende Konflikt hat zudem dazu geführt, dass Millionen Menschen hungern und Seuchen grassieren. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, die Währung verliert täglich an Wert, Jobs sind kaum zu finden. Viele Familien wissen nicht, woher und wann sie die nächste Mahlzeit bekommen. Besonders Kinder leiden unter den verheerenden Lebensbedingungen. Die Vereinten Nationen nennen die Lage im Jemen die größte humanitäre Krise weltweit.
Aus: "Schwere Vorwürfe gegen die Emirate wegen Waffenlieferungen" Christian Böhme (06.02.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/krieg-im-jemen-schwere-vorwuerfe-gegen-die-emirate-wegen-waffenlieferungen/23950918.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/krieg-im-jemen-schwere-vorwuerfe-gegen-die-emirate-wegen-waffenlieferungen/23950918.html)
Quote[...] US-Präsident Donald Trump hat die Regelung abgeschafft, wonach der Geheimdienst CIA die Zahl der zivilen Toten durch Drohnenangriffe offenlegen muss. Trump hob eine entsprechende Anordnung seines Amtsvorgängers Barack Obama aus dem Jahr 2016 auf, wie das Weiße Haus mitteilte.
Obama hatte mit dem Dekret den Nationalen Geheimdienstdirektor und damit die ihm unterstehende CIA dazu verpflichtet, jährlich der Öffentlichkeit eine Bilanz über Drohnenangriffe gegen "terroristische Ziele" außerhalb von Kriegsgebieten vorzulegen. Dazu gehörten auch Zahlen zu den zivilen Opfern durch diese Angriffe.
Der damaligen Obama-Anordnung war heftige öffentliche Kritik an der Zunahme der US-Drohnenangriffe und an mangelnder Transparenz über diese Operationen vorausgegangen. Obama hatte die Angriffe mit den unbemannten Flugzeugen massiv ausgeweitet, unter anderem im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet.
Die jetzige Annullierung seiner Anordnung könnte dazu führen, dass wesentliche Informationen über viele dieser Angriffe künftig wieder vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Die Trump-Regierung habe hinsichtlich der Transparenz über diese Operationen "einen unnötigen und gefährlichen Schritt rückwärts" getan, kritisierte die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights First.
Trumps Entscheidung betrifft solche Drohnenangriffe, die von der CIA ausgeführt werden. Das US-Verteidigungsministerium ist durch Vorgaben des Kongresses nach wie vor dazu verpflichtet, über alle durch US-Militäroperationen verursachten Zivilopfer zu informieren.
Aus: "Donald Trump schränkt Transparenz zu Drohnenangriffen ein" (7. März 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-03/weisses-haus-donald-trump-drohnenangriffe-cia (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-03/weisses-haus-donald-trump-drohnenangriffe-cia)
Quotecerberus333 #6
Ein Staat dessen Geheimdienst weltweit mit Drohnen heimlich Menschen tötet - klingt irgendwie nicht nach den Guten. Aber da es keine Sanktionen gibt, muss ja alles soweit ok sein.
Quote
NaDaSchauHer #8
Die wirklichen und ehrlichen Opferzahlen durch fehlgeleitete Drohnenangriffe werden durch weder durch Trump offengelegt noch früher durch Obama. Bilder einer in die Luft gesprengte Hochzeitgesellschaft könnten ja dazu führen, das der ewige Krieg in Afghanistan irgendwann mal zum Ende kommt.
QuotebesserStill #8.1
Wer sollte denn dann dafür sorgen, dass sowas zu Ende geht? Die amerikanische Bevölkerung? Sicher nicht, für zu viele sind das einfach alles Terroristen. ...
QuoteComandante Amigo #8.2
Stellen Sie sich mal vor, es wären chinesische Soldaten in Taiwan gewesen. Mexikanische in Texas oder kubanische in Guantanamo.
Quotekallipolis #9
Drohnenanschläge - da zeigt sich der technische Vorsprung. Andere verweilen immer noch bei Giftgasanschlägen.
Quote
Binsenweis #12
Wenn eine NGO Schaum vor dem Mund hat, dann hat die Orange ausnahmsweise mal was richtig gemacht.
QuoteFremdenführer im tiefen Tal der Ahnungslosigkeit #12.1
Wie schön wenn man so ein eindimensionales Weltbild hat...
Quotebromfiets #13
Nach "drain the swamp" klingt das aber nicht gerade.
QuoteAllesKeinProblem #20
Ich erinnere mich bei solchen Gelegenheiten gern an die Zeiten, als gewisse Accounts davon schwärmten, was für eine Friedenstaube Trump sein würde und dass man "killary" verhindern müsse. ...
QuoteHaudrauff #20.1
Oh Sie finden es also gut, wenn man als Ankläger, Richter und Henker Zivilisten tötet ?
Ja die Friedenstaube Obama hat das auch gemacht.
Ich bin auch überzeugt, Frau Clinton hätte, aufgrund Ihrer Menschlichkeit, dieses Programm umgehend eingestellt.
[Wer, um Terroristen / Kriminelle oder missliebige Gegner ( wer bestimmt das eigentlich ), zivile Opfer in Kauf nimmt, ist nicht mehr als ein Verbrecher.
Da spielt der Name keine Rolle. Ob Trump oder Obama oder Bush oder eventuelle Nachfolger. (Schließt natürlich auch alle anderen Länder ein, nur weiß ich grad nicht , wer noch mit Drohnen mordet ). Wer solches von deutschem Boden aus erlaubt, (Ramstein ,ja ich weiß amerikanisches Hoheitsgebiet ), den nenne ich ebenfalls einen Verbrecher.
https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/USA-fuehren-Drohnenkrieg-von-Deutschland-aus,ramstein146.html (https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/USA-fuehren-Drohnenkrieg-von-Deutschland-aus,ramstein146.html) ]
...
...
Quote[...] Der damalige UN-Gesandte Staffan de Mistura sagte Mitte 2017 dem Tagesspiegel: ,,Nichts ist mit Syrien vergleichbar. Die Komplexität ist einmalig." ...
Aus: "Acht Jahre Krieg: Was wird aus Assads Syrien?" Christian Böhme (14.03.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/acht-jahre-krieg-was-wird-aus-assads-syrien/24093166.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/acht-jahre-krieg-was-wird-aus-assads-syrien/24093166.html)
QuoteGlucke52 09:00 Uhr
Herr CH.Böhme :Zur Klarstellung folgendes :"In keinem anderen Land dieser Region leben so viele verschiedene Völker mit unterschiedlichen Religionen und Sprachen wie in Syrien".
Deshalb kann man nicht von einer Spaltung des Landes sprechen. Bis 2011 war es ein Modell des Vorderen Orient. Der Versuch ein für diese Region funktionierenden Staat ( Assad ) mit Regimwechsel zu ändern, hat zu dem geführt was wir heute beklagen. Es war von Beginn an ein völkerrechtswidriger vom Westen unternommener Versuch politisch und wirtschaftlich Einfluss zu gewinnen.
https://www.uni-heidelberg.de/presse/news09/pm290710-2syr.html (https://www.uni-heidelberg.de/presse/news09/pm290710-2syr.html)
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Quote[...] Fünf Millionen Kinder sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Viele, weil sie ihre Eltern verloren haben. Zweieinhalb Millionen sind zu Flüchtlingen geworden. Und vier Millionen kennen nichts anderes als Krieg. ... Dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) zufolge sind 2018 so viele Kinder getötet worden wie in keinem der acht Konfliktjahre zuvor. Mindestens 1100 Mädchen und Jungen haben ihr Leben kriegsbedingt verloren.
Die Zahl der Angriffe auf Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen erreichte im vergangenen Jahr mit 262 ein Rekordhoch. Auch würden Kinder unvermindert als Soldaten rekrutiert, entführt und verstümmelt; Kinderrechte werden tagtäglich massiv missachtet.
... Hinzu kommt extreme Armut. Schätzungsweise 70 Prozent der Syrer verfügen über weniger als zwei US-Dollar pro Tag. Die Ersparnisse der Familien sind längst aufgebraucht, es gibt keine Jobs.
Und die Not geht zu Lasten der Kinder: Sie müssen von klein auf zum Lebensunterhalt beitragen. Mädchen werden sehr früh verheiratet, Jungen wird gestattet, sich Milizen anzuschließen. Schon die Kleinsten werden zum Betteln geschickt. Mehr als 90.000 Heranwachsende sind akut mangelernährt.
Ganz zu schweigen von der Gefahr, die von Minen und Blindgängern ausgeht. 2018 wurden nach Informationen von Unicef 434 Kinder durch Sprengkörper schwer verletzt oder gar getötet, mehr als drei Millionen sind direkt bedroht.
Fatal dürfte sich vor allem auswirken, dass vielen syrischen Kinder der Zugang zu Bildung verwehrt ist. Zwei Millionen Mädchen und Jungen besuchen keine Schule.
...
Aus: "Wie Kinder unter der Gewalt in Syrien leiden" Christian Böhme (14.03.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/acht-jahre-krieg-wie-kinder-unter-der-gewalt-in-syrien-leiden/24097276.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/acht-jahre-krieg-wie-kinder-unter-der-gewalt-in-syrien-leiden/24097276.html)
Quote[...] Rund 24 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica ist der politisch Hauptverantwortliche, der ehemalige Serbenführer Radovan Karadžić [https://de.wikipedia.org/wiki/Radovan_Karad%C5%BEi%C4%87 (https://de.wikipedia.org/wiki/Radovan_Karad%C5%BEi%C4%87)], zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das entschied das UN-Tribunal im Berufungsverfahren Den Haag. In erster Instanz war der 73-Jährige noch zu 40 Jahren Haft verurteilt worden. Sowohl er selbst als auch die Anklage hatten gegen das Urteil Berufung eingelegt. Das jetzige Urteil ist endgültig.
Die Richter "verhängen eine lebenslange Haftstrafe", sagte der Vorsitzende Richter Vagn Joensen. Im Ursprungsverfahren sei die "besondere Schwere von Karadžić' Verantwortung für die meisten schweren Verbrechen während des Konflikts unterschätzt" worden. Karadžić verfolgte die Urteilsverkündung regungslos. Er äußerte sich nicht. Auf der Tribüne brach lauter Applaus aus.
Der frühere Psychiater wurde wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Balkankrieges in den Neunzigerjahren verurteilt. Er sei schuldig wegen Mordes, Verfolgung und Zwangsvertreibung bosnischer Muslime, so das Gericht. Außerdem habe er die 44 Monate dauernde Belagerung der bosnischen Stadt Sarajevo sowie den Völkermord von Srebrenica zu verantworten.
1995 hatten serbische Einheiten unter dem serbischen General Ratko Mladić die damalige UN-Schutzzone überrannt und etwa 8.000 muslimische Männer und Jungen ermordet. Insgesamt wurden im Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 etwa 100.000 Menschen getötet. Karadžić war 2008 nach 13 Jahren auf der Flucht in Serbien als alternativer Heiler entdeckt und an das Gericht ausgeliefert worden.
Das Berufungsurteil wurde vom sogenannten Internationalen Residualmechanismus für die Ad-hoc-Strafgerichtshöfe gefällt. Dabei handelt es sich um ein Gericht, das als Rechtsnachfolger des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) tätig ist. Karadžić hatte dem Urteil des ICTY in 50 Punkten widersprochen und den Richtern vorgeworfen, einen "politischen Prozess" gegen ihn geführt zu haben.
Auch in dem Berufungsprozess hatte Karadžić immer wieder seine Unschuld beteuert. Die Vorwürfe seien "haltlos", er sein kein Kriegstreiber, sondern im Gegenteil der "Friedensstifter des Balkans" gewesen. Er hatte Freispruch gefordert. Die Anklage hatte eine lebenslange Strafe gefordert und wollte, dass auch die Verfolgung von Muslimen in bosnischen Kommunen als Völkermord eingestuft wird. Das aber lehnten die Richter ab.
Angehörige von Opfern jubelten im Gerichtssaal, als die Richter das Urteil verkündet hatten. "Endlich Gerechtigkeit", sagte Munira Subašić von der Organisation Mütter von Srebrenica. Eine lebenslange Haftstrafe sei die einzig gerechte Strafe für Karadžić. "Die Wahrheit und die Gerechtigkeit haben gesiegt."
Aus: "UN-Tribunal: Radovan Karadžić zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt" (20. März 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-03/srebrenica-radovan-karad-i-zu-lebenslanger-haftstrafe-verurteilt (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-03/srebrenica-radovan-karad-i-zu-lebenslanger-haftstrafe-verurteilt)
Quote_Grav1ty_ #2
Ob das eine Eilmeldung wert ist. Ich denke nicht.
QuoteWhead #2.1
Warum nicht? Nicht wirtschaftsnah genug?
QuoteNieverschrocken
... Ist Euch schon mal aufgefallen, dass immer nur diejenigen vorm Kriegsgericht landen, die einen Krieg verloren haben? Die Strafe ist absolut berechtigt, aber müsste man nicht jeden Soldaten, ob Bomberpilot, Scharfschütze oder Machetenschwinger am Ende vors Kriegsgericht stellen? Ich bin sicher, alle waren überzeugt sie kämpften für eine gute Sache. ...
QuoteAntäus #24
Der Herr Karadžić ist weder Moslem noch Flüchtling - Pech gehabt.
Hat man denn schon vor Den Haag muslimische Kriegsverbrecher verurteilt?
QuoteLocococo #24.1
Ja hat man. Und jetzt schämen Sie sich für Ihr Kommentar.
Quote
Runkelstoss #35.1
bebi fett Mc Geesex #35: Dieser Gerichtshof wird in die Geschichtsbücher eingehen als Witznummer...oder glaubt irgenjemand dass es den Jugoslawienkrieg aufgearbeitet hat,,oder gar Versöhnung gebracht hat.
So haben viele Ex-Nazis nach den Nürnberger Prozessen und nach den Auschwitz Prozessen auch geklungen.
Quotebebi fett Mc Geesex #35.3
meinen Sie jetzt die verurteilten nazis oder die wo in der Bundesrepublik Kariere gemacht haben?? oder die wo nach drei Jahren begnadigt und entlassen wurden ??...
Quote
Runkelstoss #35.4
meinen Sie jetzt die verurteilten nazis oder die wo in der Bundesrepublik Kariere gemacht haben??
die wo in der Bundesrepublik Kariere gemacht haben!
Quotenovizian #36.2
bebi fett Mc Geesex: "fragen sie mal die ganzen Nazis...wo die sich so rumgtrieben haben nach 1945..??"
Z.B. in Bonn, als Bundeskanzler Deutschlands, ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Georg_Kiesinger (https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Georg_Kiesinger)
Quotebebi fett Mc Geesex #36.3 — vor 16 Stunden
ja ich weiss dass die Liste endlos ist...
QuoteSuderwicker #40
,,Auf der Tribüne brach lauter Applaus aus."
Bei mir auch! Recht so.
Quotebebi fett Mc Geesex #40.1
Haben sie auch eine Tribüne daheim? ...
...
Quote[...] Andrej Ivanji ist Redakteur des serbischen Magazins ,,Vreme", taz- und MDR-Korrespondent. Er lebt in Belgrad100 Meter entfernt von den Ruinen des zerbombten Staatsrundfunks entfernt.
Andrej Ivanji (24. 3. 2019): Der 24. März 1999 war in Belgrad sonnig und warm. Ich saß am Nachmittag in einem Café mit Blick auf die Donau. Ein Freund rief mich auf meinem Handy an, teilte mir mit, dass er mit Zigaretten, Wasser und Sprit vorgesorgt habe, und fragte mich, was ich denn so tue. ,,Ich warte auf die Bomben der Nato", antwortete ich und legte auf.
Ich musste grinsen, so surreal klang das. Wir wussten, dass es in wenigen Stunden losgehen würde – der Krieg gegen die Nato. Besser gesagt, der Nato gegen Serbien. Ich befand mich in einem Zustand erwartungsvoller Ungläubigkeit. Wie soll das aussehen, wenn die Nato, wenn wieder einmal Deutschland, Serbien bombardiert? Wenn Briten, Franzosen, Italiener, Amerikaner, die Deutschen mich bombardieren? Irgendwie nahm ich das persönlich. Und nicht nur ich.
Am Abend hörte ich zum ersten Mal das Heulen des Fliegeralarms. Heute vermischen sich in meiner Erinnerung die Geräusche des Luftkrieges: Das tiefe Brummen unsichtbarer Bomber, das Zischen der Marschflugkörper, die ihr Ziel suchen, das Knattern der serbischen Flak, die dumpfen oder grellen Explosionen, die darauf folgten. Und die nächtliche Bildkulisse: helle Spuren der serbischen Flugabwehrraketen auf schwarzem Himmel, orange-rötliche Flammen nach dem Einschlag der Bomben.
Wir lernten Begriffe wie: ,,Grafitbomben", ,,Lenkwaffen", ,,Tarnkappenflugzeuge", ,,Uranmunition", ,,Streubomben". Als ob wir auf einem Testgelände für die Präsentation des Nato-Waffenarsenals gewesen wären.
Und ,,Kollateralschaden". Das war mein Lieblingsbegriff. Er wurde verwendet, wenn die Nato eine Kolonne albanischer Flüchtlinge im Kosovo, einen zivilen Zug, den Bauernmarkt in Niš, die neurologische Klinik oder die chinesische Botschaft in Belgrad getroffen hatte.
Das alles prägte sich im kollektiven Gedächtnis der Serben ein, denen heute eine ,,EU-Perspektive" in Aussicht gestellt wird.
Nach 78 Tagen, 2.300 Luftschlägen und rund 50.000 abgefeuerten Projektilen lenkte Serbiens Herrscher Slobodan Milošević ein, aber erst als ihn Moskau unter Druck setzte. Die Zahl der Opfer schwankt zwischen 1.200 und 2.500, darunter 79 Kinder. Jedes Jahr gedenkt man in Serbien der Menschen, die die Nato umgebracht hat.
Am 9. Juni 1999 wurde in der mazedonischen Stadt Kumanovo ein Abkommen unterzeichnet, das die Operation Allied Force beendete. Serbische Streitkräfte zogen sich aus dem Kosovo zurück, internationale Friedenskräfte marschierten in das Kosovo ein, die südliche serbische Provinz wurde unter UN-Obhut gestellt. Am 17. Februar 2008 rief Pristina die Unabhängigkeit aus, die Serbien bis heute nicht anerkennt.
Während das serbische Heer und die politische Spitze ungeschoren davonkamen, waren nach den Luftangriffen serbische Infrastruktur und Wirtschaft zerbombt. Zerbombt war auch das Vertrauen der westlich und demokratisch orientierten serbischen Opposition in den Westen, vor allem in die Europäische Union. Die Serben betrachten, ich betrachte das Bombardement als Schandtat, die die USA mithilfe von Tony Blair und Gerhard Schröder der EU aufgedrängt haben.
Die Folgen sind heute noch nicht nur in Serbien, sondern in der gesamten Weltpolitik zu spüren. Die Luftangriffe der Nato auf die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) ohne UN-Mandat waren ein Präzedenzfall, der die Nachkriegsordnung veränderte. Es folgte der Irakkrieg der ,,Koalition der Willigen" im März 2003, da war Deutschland jedoch nicht willig mitzumachen; die Argumentation für den Kriegseinsatz (angebliche chemische Waffen von Saddam Husein) war ebenso unglaubwürdig und das ganze Vorhaben völkerrechtswidrig wie im Falle der Bundesrepublik Jugoslawien.
Es war nämlich ein Angriffskrieg der Nato auf ein souveränes Land, der im Widerspruch zur eigenen Charta stand. Es war der erste Kriegseinsatz der deutschen Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg und widersprach dem deutschen Grundgesetz – 14 deutsche Tornados wurden für die Luftaufklärung eingesetzt und bekämpften serbische Flugabwehrstellungen. Eine Verhöhnung der Vereinten Nationen und des Völkerrechts. Der ,,Kosovokrieg" öffnete die Tür für die Kriegseinsätze im Irak, in Libyen, Syrien, Jemen.
Obwohl Serbien heute mit der Europäischen Union über seine Mitgliedschaft verhandelt, ist wegen der Luftangriffe eine serbische Mitgliedschaft in der Nato ausgeschlossen. Das verdüstert die EU-Perspektive Serbiens, denn kein einziges osteuropäisches Land trat der EU bei, bevor es Nato-Mitglied geworden war.
Der beliebteste ausländische Politiker in Serbien ist Wladimir Putin. Die Serben lieben die Russen, denn ,,die Russen waren immer auf unserer Seite, und die Nato hat uns bombardiert, um uns das Kosovo, die Wiege des Serbentums, wegzunehmen"; und die Deutschen ,,wollten sich für zwei verlorene Kriege rächen". Obwohl die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Serbien heute sehr gut sind, schweben über ihnen noch immer deutsche Tornados.
Eine der Folgen der Luftangriffe der Nato von 1999 ist auch, dass Serbien, neben der serbischen Entität in Bosnien, Republika Srpska, das letzte russische Standbein auf dem Balkan geblieben ist.
Was die Nato zum Anlass für den ,,Kosovokrieg" nahm (ein angebliches Massaker an albanischen Zivilisten in dem kosovarischen Dorf Račak), hat sich als Fake News entpuppt, so wie später auch die angebliche Existenz von chemischen Waffen von Saddam Hussein.
Wenn ich an den Ausruf ,,Nie wieder Auschwitz" des damaligen grünen Außenministers Joschka Fischer beim Parteitag der Grünen am 13. Mai 1999 im Zusammenhang mit dem Kosovokrieg denke, wird mir übel. Es war eine Unverschämtheit, den Holocaust zu instrumentalisieren, ein billiger Propagandatrick, um gegen die nachlassende Begeisterung der Deutschen und der Grünen für den Kriegseinsatz zu steuern.
Da muss ich auch an die glatten Lügen des damaligen Verteidigungsministers Rudolf Scharping denken, der zum Beispiel eine klapprige Brücke über die Donau zum ,,legitimen Kriegsziel" erklärte oder von einem angeblichen serbischen ,,Hufeisenplan" schwafelte, die Albaner durch ethnische Säuberung aus dem Kosovo zu vertreiben.
Und die Fernsehansprache von Bundeskanzler Gerhard Schröder: ,,Wir führen keinen Krieg, aber wir sind aufgerufen, eine friedliche Lösung im Kosovo auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Wir bombardieren, aber wir führen keinen Krieg. Wir sind für friedliche Konfliktlösung, aber wir sind bereit, einige Tausend unschuldige Menschen umzubringen. Waren damals eigentlich alle übergeschnappt?
Sollte man heute Jerusalem wegen Palästina bombardieren, hätte man London wegen Nordirland bombardieren sollen?
Ich kann mich noch an Schröders unverhohlene Erleichterung erinnern, als Wiktor Tschernomyrdin, der Sonderbeauftragte von Boris Jelzin, die Nachricht aus Belgrad brachte, dass Milošević zum Einlenken bereit sei. Der Spuk eines in Erwägung gezogenen Bodeneinsatzes der Nato in Serbien war vorbei. Und die Unterstützung der Deutschen für den ganzen Kriegsschlamassel schwand dramatisch.
Um es noch einmal festzustellen: Ja, serbische Streitkräfte und paramilitärische Einheiten haben Albaner systematisch aus dem Kosovo vertrieben, aber erst nach den ersten Nato-Bomben. Und nein, es gab keine Konzentrationslager im Kosovo, von wegen Auschwitz.
Es steht außer Frage, dass das Regime Milošević die serbische Soldateska in Kroatien und Bosnien und Herzegowina unterstützte und für serbische Kriegsverbrechen in Vukovar, Sarajevo oder Srebrenica sowie für die gegen Albaner gerichtete Repression im Kosovo direkt oder indirekt verantwortlich war, wie ich auch für die taz in den 1990er Jahren in etlichen Artikeln geschrieben habe. Aber das rechtfertigt noch lange nicht die Luftschläge auf die zivile Infrastruktur eines souveränen Staates, dessen Diktator man wegfegen wollte, während ich, meine Freunde und Kollegen Kopf und Kragen riskiert hatten im Kampf gegen dieses Regime. In diesem Fall hat die Nato unter der Führung der USA nicht nur in einem Bürgerkrieg, einem Krieg für die Sezession eines Territoriums, Partei ergriffen, sie hat die Infrastruktur eines Landes zerbombt und einen Schaden von über 30 Milliarden Euro angerichtet. Es war eine Machtdemonstration.
Die Kriegslust der rot-grünen deutschen Regierung war für mich eine riesige Enttäuschung. Mehr noch als die Tatsache, dass Günter Grass, der mit meinem Vater befreundet war, den Nato-Krieg gegen mein Land unterstützte. Als ob alle örtlich betäubt gewesen wären. Grass gestand später seinen Fehler, Putins Freund Schröder und Fischer taten das nie. Zumindest nicht öffentlich.
Der Kriegseinsatz der deutschen Luftwaffe gegen die Bundesrepublik Jugoslawien 1999 ist in Deutschland im Großen und Ganzen untergegangen. Für mich ist es erstaunlich, dass das keine größere gesellschaftliche Debatte ausgelöst hatte. Punktuell, unmittelbar nach dem Kosovokrieg, das schon, aber ein weit und tief greifendes öffentliches Thema ist es nie geworden.
Ich würde gern wissen, was Genosse Schröder, oder Joschka Fischer oder die heutigen Parteispitzen der Grünen und der Roten darüber denken. Halten sie den Kosovokrieg auch jetzt für gerechtfertigt? Sind sie sich dessen bewusst geworden, dass sie das ,,Friedensprojekt Europa" für viele unglaubwürdig gemacht haben? Nicht die Nato-Bomben haben das Regime Milošević einknicken lassen, die Bürger Serbiens haben es letztendlich zu Fall gebracht.
Aus: "20 Jahre Nato-Angriff auf Serbien: Örtlich gebombt" (24. 3. 2019)
Quelle: http://www.taz.de/20-Jahre-Nato-Angriff-auf-Serbien/!5579713/ (http://www.taz.de/20-Jahre-Nato-Angriff-auf-Serbien/!5579713/)
QuoteRinaldo
Die Souveränität eines Regimes, wie das des verurteilten Kriegsverbrechers Milosevic und seines Henkers Mladic, endete dort, wo im Kosovo ein weiterer Völkermord, systematische Vetreibung und Vergewaltigungslager, wie in Bosnien (Srebrenica) zu befürchten war. Vor diesem Hintergrund ist Fischets Ausspruch " nie wieder Auschwitz" zu verstehen. Natürlich war daher eine "humanitäre Intervention" gerechtfertigt, genauso, wie diese gerechtfertigt war zur Erzeingung des Dayton Abommens und im Fall von Ruanda gewesen wäre. Leider haben die USA dort, vor dem Hintergrund ihrer damals gerade erlittenen Niederlage in Somalia, die von kanadischen Blauhelmen im Land geforderte militärische Intervention, abgelehnt und somit die Ermordung von 1 Million Tutsis ermöglicht.
Es war nicht hinnehmbar, dass ein faschistisches Regime, wie das in Belgrad, den Kosovo ethniscch "säubert" und damit ganz Europa destabilisiert.
Also nusste rechtzeitig gehandelt werden. Wenn der Autor behauptet, er und andere liberale Kräfte hätten Milosevic zu Fall gebracht, ist das lächerlich. Natürlich war der internationale Druck auf das Regime der Hauptgrund, warum Milosevic endlich fiel, und in Den Haag als Kriegsverbrecher verurteilt wurde. Leider trägt der Artikel nicht zu einer nüchternen Analyse dazu bei, was und warum geschehen ist, sondern provoziert Emotionen und leistet damit einem Revisionismus Vorschub, der Teil des serbischen Nationalismus und seiner Opferrolle ist. Leider sind viele Linke im Westen dieser Logik gefolgt.
2005 wurde vor dem Hintergrund von Srebrenica und Ruanda das UN-Abkommen " Responsibility to Protect (R2PorRtoP)" von allen Staaten unterzeichnet, um Välkermord, etnische Säuberungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verhindern.
Die Intervention gegen Serbien wegen Kosovo kann daher als vorgezogener R2P gesehen werden. Die westliche Welt hat in Syrien R2P vergessen und hat dem Morden Assads und Putins in Aleppo hilflos zugesehen.
QuoteRainer B.
"Als ob wir auf einem Testgelände für die Präsentation des Nato-Waffenarsenals gewesen wären."
Genau das war es doch auch und zur Durchsetzung wurde ja nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal ganz tief in die Emotions- und die Lügenkiste gegriffen.
"Waren damals eigentlich alle übergeschnappt?"
Nicht alle, aber die überwiegende Mehrheit schon. Irgendwann gab es dann einen Punkt, ab dem man Leuten, die Kriegszurückhaltung forderten, einfach keinen öffentlichen Raum mehr ließ.
Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber ihre Geschichten ähneln sich schon auffallend oft.
QuoteMarius
Es ist richtig, dass die damalige rot-grüne Regierung für das Bombardement Serbiens mitverantwortlich gemacht wird. Nicht ausgeblendet werden sollte aber auch, dass sie nicht die militärische Beteiligung Deutschlands beschlossen hat. Diese Entscheidung, sich gegebenenfalls militärisch zu beteiligen, wurde in der letzten Sitzung der Legislaturperiode der Regierung Kohl getroffen - wohlgemerkt mehrere Wochen nach der Wahl zum neuen Bundestag, der schließlich Schröder zum Bundeskanzler machte. Nichtsdestotrotz stimmten fraktionsübergreifend die meisten Abgeordneten für den Einsatz. Ausnahme war lediglich die PDS. Die wenigsten Nein-Stimmen kamen natürlich aus der CDU (1x nein, 2x Enthaltung).
Das Protokoll einer bemerkenswerten Debatte:
http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/13/13248.pdf (http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/13/13248.pdf)
QuoteLockenkopf
... Die Bezeichnung der damaligen militärischen Intervention als Angriffskrieg ist grotesk. Was wäre die Alternative gewesen? Dem Menschenschlachten zuzusehen? Es ist im Einzelfall immer eine schwierige Abwägung, ob man interveniert oder nicht. Aber in diesem Fall war es m.E. eindeutig die richtige Entscheidung.
Quoteresto
Ich kann den Ausführungen nur zustimmen. Mit diesem Kriegseinsatz sind für mich die Grünen und die SPD unwählbar geworden. Es war schockierend zu sehen, wie einfach und schnell 'man' wieder in den Krieg zieht. Dazu die ganzen Lügen und die orwell'schen Sprache der PolitikerInnen und Medien.
Quoteebertus2
Kriegsverbrechen und Kriegslügen
Zum 20. Jahrestag des Angriffkrieges gegen Jugoslawien.
Und es ist gut, dass zumindest selektiv darüber bericht wird. Es war die Zeit, zu der ich mich als Sympathisant und Wähler von den Grünen verabschiedete. Zur BTW im Herbst 1998 hatte ich sie letztmalig gewählt, bereits zur Hessenwahl im Frühjahr 1999 dann nicht mehr.
Still going ...
Dieses Kriegsverbrechen, dieser später partiell (kokettierend?) sogar zugegebene Verstoß gegen das Völkerrecht durch -erstmalig- auch die Bundesrepublik Deutschland war nur der außenpolitische Auftakt von Rot/Grün.
Innenpolitisch ging es dann beinahe nahtlos weiter, war HartzIV lediglich ein Höhepunkt des dann folgenden, vielfach noch immer wirkenden sozialen Kahlschlags.
Und beide Parteien bzw. deren führende Protagonisten halten sich auch heute noch weitgehend zurück in der Beurteilung ihrer außen- wie innenpolitischen Taten.
...
Quote[...] Der Bundessicherheitsrat hat eine Rüstungslieferung genehmigt, die für Saudi-Arabien bestimmt ist. Erst Ende März hatte die Bundesregierung beschlossen, den bestehenden Rüstungsstopp für Saudi-Arabien um sechs Monate zu verlängern. Bei der Verlängerung des Exportverbots wurden jedoch einige Ausnahmen erlassen, die das Verbot etwas lockerten.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier schrieb in einer Mitteilung an den Wirtschaftsausschuss des Bundestags, dass es sich bei der Lieferung um "Technologie für Satteltiefladerfertigung" der Ulmer Firma Kamag handelt. Dem Schreiben zufolge sollen die Bauteile aus Ulm nach Frankreich geliefert werden – "mit Endverbleib der hergestellten Güter in Saudi-Arabien". Damit fällt die Lieferung unter eine der Ausnahmen, die bei der Rüstungsstoppverlängerung erlassen wurden. Diese erlaubt die Lieferung von Rüstungsgütern, die von deutschen Firmen zusammen mit Unternehmen aus anderen EU-Staaten hergestellt werden.
Die Ausnahme wurde auf Drängen von Frankreich und Großbritannien erlassen. Deutschland hatte den kompletten Exportstopp für Saudi-Arabien Mitte November nach der Tötung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Generalkonsulat in Istanbul verhängt.
Der geheim tagende Bundessicherheitsrat, dem auch Kanzlerin Angela Merkel angehört, erteilte dem Schreiben zufolge in seiner jüngsten Sitzung insgesamt neun Liefergenehmigungen an sechs Länder – darunter Algerien, Indonesien, Katar und Singapur.
Es soll auch drei Exportgenehmigungen für die Vereinigten Arabischen Emirate geben. Der Golfstaat ist wie Saudi-Arabien aktiv am Jemen-Krieg beteiligt. Für solche Länder hatten Union und SPD bereits in ihrem Koalitionsvertrag im März 2018 einen teilweisen Exportstopp verhängt, aber eine Hintertür für bereits genehmigte Geschäfte offengelassen.
Die Linke reagierte empört auf die Entscheidungen des Sicherheitsrats. "Offensichtlich geht es der Bundesregierung nicht schnell genug mit neuen Rüstungslieferungen an die Jemen-Kriegsallianz", sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sevim Dağdelen. Dies sei "ein Verstoß gegen geltendes europäisches Recht".
Aus: "Jemen-Krieg: Bundessicherheitsrat genehmigt Rüstungsexport nach Saudi-Arabien" (12. April 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-04/jemen-saudi-arabien-ruestungsgueter-waffenlieferung-bundessicherheitsrat (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-04/jemen-saudi-arabien-ruestungsgueter-waffenlieferung-bundessicherheitsrat)
Quote
J_Lababidi #2
Ein erschütternden Beispiel, wie sich unsere Bundesregierung die Realität hinbiegt, wie es gerade passt.
Aber es geht ja nicht gegen Russland, sondern unsere Musterdemokratie am Golf. Und im Jemen-Krieg werden natürlich auch nur die richtigen gekillt.
Ich schäme mich für unser Land.
QuoteSlowenendeutscher #2.4
Für unser Land schämen ? Das nennt man die hoch gepriesene Globalisierung. Frankreich und England wollten keinen Stopp aus finanziellen Gründen. Also macht Deutschland mit.Schließlich sind wir ja ein geeintens Europa. Ein Hoch auf die europäischen Werte.
QuoteGrüüüüüüüüüüüüüüün #2.5
Wieso schämen Sie sich für ein gutes Beispiel europäischer Zusammenarbeit?
DAS ist EU. DAS ist Globalisierung.
Leute wie Sie müssen endlich mit dieser Rosinenpickerei aufhören.
QuoteCompatito #2.22
Heute Morgen habe ich im Fernsehn einen Spendenaufruf von deutschen Hilfsorganisationen für die Hungernden im Jemen gesehen. Das muss man sich mal vorstellen: Der Jemen wird mit deutschen Rüstungsprodukten zerbombt und die Bevölkerung wird ausgehungert! Die deutsche Rüstungsindustrie macht damit hunderte von Millionen Euro Gewinn und der dumme deutsche Michel soll mit seinem Spenden dafür grade stehen! Unglaublich!
Quotejoachim #3
Das ist eine weitere moralische Bankrotterklärung der westlichen Demokratien. Frankreich war ja sowieso schon nicht bereit, dem Verhalten des dortigen Despoten die nötigen Konsequenzen folgen zu lassen, und auch meine kanadische Regierung glänzt nur mit grossen Worten, hat aber die geplanten Waffenlieferungen immer noch nicht abgesagt. Nur ab und an wenn der öffentliche Aufschrei zu laut wird, spricht man von Überprüfung der Genehmigung, aber offensichtlich ohne die geringste Absicht, wirklich etwas tun zu wollen wenn Profite auf dem Spiel stehen. Bei diesem ständigen Zynismus braucht sich niemand zu wundern, wenn mehr und mehr Bürger den Glauben die Demokratie verlieren.
Quotekarlmitdembart #3.6
Vielleicht geht es in der Weltpolitik gar nicht um Moral. Das wäre doch eine naheliegende Schlussfolgerung.
QuoteAsgardel #4.1
Vor allem wundern sie sich dann über Politikverdrossenheit. ...
QuoteFrau Frühling #6
Sehr schade, Die Menschen im Jemen scheinen da nicht so wichtig zu sein, zu mindestens nicht so wichtig das man auf Umsatz verzichten kann.
Sollten dann irgendwann eine Million Flüchtlinge aus dem Jemen vor der Tür stehen hat man wieder nicht's gewusst.
Quote
dark_knight #6.1
Wie sollen die denn nach Europa kommen?
An dem Krieg können europäische Staaten nur gewinnen. Die moralisch flexible Bundesregierung wäre schön doof da nicht mitzumachen.
QuoteWucht in Tüten #8
Meiner Meinung nach sind Rüstungsexporte Beihilfe zum Mord. Ein entsetzliches Beispiel deutscher Gier auf Kosten von Menschenleben.
Quote
Mike -Stgt- #9
"Eigentlich gilt ein Lieferungsstopp"
Eigentlich gelten auch Menschenrechte, aber wenn es ums Geld geht, dann halt nicht. ...
Quote[...] US-Präsident Donald Trump hat sein Veto gegen eine Resolution des Kongresses eingelegt, die der US-Hilfe für die Militäroperation im Jemen unter Führung Saudi-Arabiens ein Ende setzen sollte. In dem von beiden Parlamentskammern verabschiedeten Beschluss war Trump angewiesen worden, alle Kräfte zur Unterstützung der umstrittenen Operation binnen 30 Tagen abzuziehen. Am Dienstagabend (Ortszeit) ließ Trump aber mitteilen, dass er sein Veto dagegen eingelegt hat - das erst zweite seiner Amtszeit. Die Resolution sei ein unnötiger und gefährlicher Versuch, seine verfassungsmäßigen Befugnisse zu schwächen, erklärte der Republikaner. Der Beschluss würde das Leben amerikanischer Bürger und Soldaten gefährden, fügte er hinzu.
Der unabhängige Senator Bernie Sanders, eine treibende Kraft hinter der Resolution, nannte Trumps Entscheidung enttäuschend, aber nicht überraschend. Er kündigte an, in seinen Bemühungen nicht nachlassen zu wollen. ,,Die Menschen im Jemen brauchen dringend humanitäre Hilfe, nicht noch mehr Bomben", erklärte der Senator, der sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bewirbt.
Um Trumps Veto zu überstimmen, wäre in beiden Kongress-Kammern jeweils eine Zweidrittelmehrheit notwendig, die kaum zu erzielen sein dürfte - auch wenn im Senat vorher einige Republikaner mit den Demokraten gestimmt und so für die nötige Mehrheit gesorgt hatten.
Die USA unterstützen die saudisch geführte Koalition im Jemen unter anderem mit Geheimdienstinformationen für die Ermittlung von Zieldaten. Der Kongress bemängelte mit seinem Beschluss, dass US-Streitkräfte im Rahmen der Operation ohne Genehmigung des Parlaments eingesetzt würden. Die Resolution untersagte ausdrücklich auch das Betanken nicht-amerikanischer Flugzeuge in der Luft, die für die Koalition im Jemen fliegen. Diese Praxis hatten die USA bereits im vergangenen Herbst gestoppt.
Im Jemen kämpfen Huthi-Rebellen seit mehr als vier Jahren gegen Anhänger der international anerkannten Regierung. Deren Truppen werden von der saudisch geführten Koalition mit Luftangriffen unterstützt. Das sunnitische Königshaus in Saudi-Arabien sieht in den Rebellen einen engen Verbündeten seines Erzfeindes, des schiitischen Irans. Saudi-Arabien wird vorgeworfen, bei den Militärangriffen nicht ausreichend Rücksicht auf den Schutz von Zivilisten zu nehmen.
Die Resolution des US-Parlaments war ein klares politisches Zeichen gegen Trumps Unterstützung für Saudi-Arabien - und ein seltenes Signal der Einigkeit zwischen den Demokraten und Teilen der Republikaner. Die US-Unterstützung für die Koalition im Jemen ist auch unter Trumps Konservativen umstritten, die die Mehrheit im Senat stellen. Sieben republikanische Senatoren hatten im März gemeinsam mit den Demokraten gestimmt.
Das Abgeordnetenhaus wird von den Demokraten dominiert. Auch hier stimmten mehr als ein Dutzend Republikaner mit den Demokraten. Eine Zweidrittelmehrheit erhielt die Resolution aber in keiner der beiden Kammern. Daher ist unwahrscheinlich, dass der Kongress ein Veto des Präsidenten überstimmen würde. (dpa)
Aus: "Jemen-Krieg: Trump lässt Militärhilfe für Saudi-Arabien im Jemen-Krieg weiterlaufen" (17.04.2019)
Quelle: https://www.fr.de/politik/jemen-krieg-donald-trump-laesst-militaerhilfe-saudi-arabien-weiterlaufen-12199317.html (https://www.fr.de/politik/jemen-krieg-donald-trump-laesst-militaerhilfe-saudi-arabien-weiterlaufen-12199317.html)
Quote[...] Die Rüstungsausgaben sind im vergangenen Jahr mehr als doppelt so stark gestiegen wie die Zahl der Menschen auf der Welt. Wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri ermittelt hat, kletterten die Militärhaushalte aller Staaten 2018 um 2,6 Prozent auf die gigantische Summe von 1,82 Billionen Dollar. Für jeden der knapp 7,6 Milliarden Erdbewohner (1,1 Prozent mehr als 2017) entspricht das einer Ausgabe aus der Staatskasse von 239 statt 230 Dollar im Vorjahr. Vor wenigen Wochen hatten die Friedensforscher in der schwedischen Hauptstadt einen Anstieg der weltweiten Rüstungsexporte in diesem Jahrzehnt um fast ein Viertel konstatiert.
Mit einem Plus bei den Militärausgaben von 4,6 Prozent gegenüber 2017 haben die USA unter Präsident Donald Trump ihre globale Vormachtstellung zementiert. Washington gab vergangenes Jahr 648 Milliarden Dollar für die Rüstung aus und hielt damit seinen weltweiten Löwenanteil von 36 Prozent. Bei 3,2 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das Militär liegen die USA auch hier klar vor dem weltweiten Durchschnitt von 2,1 Prozent. Um diese Dominanz zu veranschaulichen, hob Sipri heraus, dass die Vereinigten Staaten ,,2018 annähernd so viel Geld für ihr Militär abgezweigt haben wie die folgenden acht ausgabenfreudigsten Länder der Welt zusammen". Diese Gruppe besteht aus China, Saudi-Arabien, Indien, Frankreich, Russland, Großbritannien, Deutschland und Japan.
China hat seine Militärausgaben in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt, während sich Saudi-Arabien mit einem Plus jeweils knapp 30 Prozent zielstrebig zu regionalen Militärgroßmächten aufgestiegen sind. Die globale Supermacht Nummer eins liegt dagegen immer noch um ein Fünftel unter dem eigenen Ausgabenniveau von 2010, als der weltweite Finanzcrash auch die Rüstungshaushalte nach unten drückte. Als Bremse für eine noch schnellere Wiederaufrüstung nennt Sipri die anhaltenden Haushaltsdefizite in Washington mit schweren Konflikten zwischen Kongress und der jeweiligen Administration über die Bewilligungen für das US-Militär.
Auch in China als weltweit zweitgrößter Militärmacht haben wirtschaftliche Probleme das seit zwei Jahrzehnten atemberaubende Tempo der Aufrüstung gedrosselt. Bei einem (von Sipri geschätzten) Volumen von 250 Milliarden Dollar aus der Staatskasse steht Peking für 14 Prozent aller Militärausgaben weltweit. Das Plus von fünf Prozent gegenüber 2017 war das niedrigste jährliche Wachstum seit 1995. Da die Regierung bei ihren Haushaltsplanungen den Militäretat jeweils an das Wirtschaftswachstum (BIP) koppelt, könne bei einem Anhalten des derzeitigen Abwärtstrends ein langsameres Aufrüstungstempo in China die Folge sein, heißt es von Sipri.
Kräftig ins Auge fällt auf der Weltrangliste mit den Militärausgaben, dass Russland immer weiter nach unten rutscht und im vergangenen Jahr von Indien und Frankreich überholt worden ist. Moskau ist nur noch die Nummer sechs, obwohl mit 61,4 Milliarden Dollar 3,9 Prozent des eigenen BIP für die Rüstung draufgehen. Hintergrund für den Abwärtstrend sind vor allem die geringeren Einnahmen aus dem Öl- und Gasexport.
Deutschland hat mit 49,5 Milliarden Dollar aus Steuermitteln Japan vom achten Platz der Weltrangliste verdrängt. Berlin steigerte die Militärausgaben um 1,8 Prozent. Den derzeitigen Anteil von 1,2 Prozent vom BIP will die Bundesregierung bis 2015 auf 1,5 Prozent anheben, liegt damit aber immer noch unter den von den USA für alle Nato-Länder verlangten zwei Prozent. Die westliche Militärallianz dominiert insgesamt weiter die Ausgabenliste von Sipri: Knapp die Hälfte aller weltweiten Rüstungsausgaben entfallen allein auf die sieben stärksten Nato-Staaten.
Bei den regional wichtigen Trends außerhalb Europas (und abgesehen von den führenden Großmächten) konstatiert Sipri unter anderem für den Iran einen Rückgang der Militärausgaben um 9,5 Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar als Folge gravierender wirtschaftlicher Probleme. In Brasilien hingegen sind die Militärausgaben trotzdem im vergangenen Jahr um 5,1 Prozent auf 27,8 Milliarden Dollar gestiegen.
Aus: "Sipri-Bericht:239 Dollar pro Kopf für Rüstung" Thomas Borchert (29.04.19)
Quelle: https://www.fr.de/politik/dollar-kopf-ruestung-12230800.html (https://www.fr.de/politik/dollar-kopf-ruestung-12230800.html)
Quote[...] Im Oktober hat Siemens eine Vereinbarung mit dem Irak geschlossen. Der Konzern soll in dem vom Krieg versehrten Land Kraftwerke und Stromnetze bauen und dafür mehrere Milliarden Dollar kassieren. Die amerikanische Regierung war nicht begeistert. Angesichts der vielen im Irak gefallenen US-Soldaten verlangt sie, dass der Zuschlag an den amerikanischen Siemens-Konkurrenten General Electric geht. ...
Aus: "Joe Kaeser: Der Industriekanzler" Roman Pletter (1. Mai 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/2019/19/joe-kaeser-siemens-ag-finanzvorstand-grosskonzern-management/komplettansicht (https://www.zeit.de/2019/19/joe-kaeser-siemens-ag-finanzvorstand-grosskonzern-management/komplettansicht)
Quote[...] Ohne Rücksprache mit dem Kongress will die US-Regierung Waffen im Wert von 8,1 Milliarden Dollar an ihre Verbündeten im Nahen Osten liefern. Begründet wird der Schritt durch die Spannungen mit dem Iran. Mit den insgesamt 22 Waffenlieferungen sollen Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien darin unterstützt werden, sich gegen "die iranische Aggression" zu schützen, sagte US-Außenminister Mike Pompeo in Washington.
Der Kongress hat üblicherweise Mitspracherecht bei Waffenexporten und kann diese auch blockieren. Waffenlieferungen an Saudi-Arabien sind im US-Kongress umstritten. Pompeo sagte, er greife mit Blick auf die Iran-Krise und die Stabilität im Nahen Osten zu einer Ausnahmeklausel, um die Exporte dennoch sofort zu ermöglichen. Mehrere der geplanten Verkäufe seien dem Kongress schon vor fast 18 Monaten vorgelegt worden, dieser habe jedoch nicht gehandelt. Pompeo mache daher von der Notfallregelung Gebrauch. Die erlaubt es der Regierung, in Ausnahmefällen ohne Zustimmung des Kongresses Waffenlieferungen in Gang zu setzen, sofern nationale Sicherheitsinteressen der USA berührt werden. Nach Argumentation des US-Außenministers sei dies hier der Fall.
Der führende Demokrat im Auswärtigen Ausschuss des Senats, Robert Menendez, hatte zuvor versucht, den Verkauf von Zehntausenden präzisionsgelenkten Waffen zu verhindern. Er befürchtete ihren Einsatz gegen Zivilisten im Jemen und damit eine Verschärfung der humanitären Krise in dem Bürgerkriegsland. Die Regierung habe sich auf eine "obskure juristische Bestimmung" für den Export von präzisionsgelenkten Waffen berufen und so die Überprüfung durch den Kongress umgangen, sagte Menendez. Die juristische Definition eines Notfalls sei mit "jahrelangem bösartigen Verhalten" des Iran nicht erfüllt. Menendez will mit anderen Abgeordneten gegen die Entscheidung vorgehen.
Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi und schiitischen Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, unter ihnen Tausende Zivilisten. Hilfsorganisationen sprechen von Zehntausenden Toten.
Im März hatte der US-Kongress per Resolution ein Ende der US-Unterstützung für Saudi-Arabien im Jemen-Krieg gefordert. Die Entscheidung des Kongresses wurde als Niederlage für Trump und als eine historische Premiere gewertet, da sie sich direkt gegen die Militärpolitik des Präsidenten richtete. Sieben republikanische Senatoren stimmten mit den Demokraten und beschafften so die nötige Mehrheit. Die Resolution forderte Trump auf, die US-Truppen binnen 30 Tagen abzuziehen. Im April legte Trump sein Veto gegen die Resolution ein.
Aus: "Jemen-Krieg: Trump umgeht US-Kongress bei Rüstungsexport" (25. Mai 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-05/jemen-usa-mike-pompeo-waffen-exporte-saudi-arabien-kongress (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-05/jemen-usa-mike-pompeo-waffen-exporte-saudi-arabien-kongress)
QuoteGinger_Collins #7
Europa macht nicht soviel Wind, bei Waffenexporten an seine Verbündeten im Nahen Osten.
"Über 50.000 tote Zivilisten: Das ist die traurige Bilanz des seit März 2015 andauernden Jemen-Krieges. Die ersten Verlierer sind dabei immer die Kinder. Die jemenitische Bevölkerung leidet aber nicht nur unter den Bombenangriffen, sondern auch unter einer Blockade, hinter der Saudi-Arabien und die arabische Koalition steckt. "
"Sie hat das Land in eine Hungersnot gestürzt, die Tag für Tag schlimmer wird. Die Vereinten Nationen bewerten die Lage im Jemen als ,,die größte humanitäre Katastrophe der Welt". In Berichten halten die UNO und internationale NGO's die schrecklichen Kriegsverbrechen fest. Zu den Mittätern zählen auch jene Länder, die Waffen an Länder exportieren, die im Jemen an der Front kämpfen. Das geschieht, obwohl internationale Verträge derartige Waffenlieferungen verbieten. Die folgende Dokumentation zeigt, dass die größten Kriegsmaterialhersteller Europas – Frankreich, Großbritannien, Deutschland - weiter Waffen exportieren, die mit großer Wahrscheinlichkeit im Jemen zum Einsatz kommen. Sie legt den undurchsichtigen Waffenhandel offen und prangert das Versäumnis der EU-Politiker, ihrer Pflicht nachzukommen."
Jemen: Europas tödliche Exporte | Doku | ARTE
ARTEde, Am 16.04.2019 veröffentlicht
Über 50.000 tote Zivilisten: Das ist die traurige Bilanz des seit März 2015 andauernden Jemen-Krieges. Die ersten Verlierer sind dabei immer die Kinder. Die jemenitische Bevölkerung leidet aber nicht nur unter den Bombenangriffen, sondern auch unter einer Blockade, hinter der Saudi-Arabien und die arabische Koalition steckt. Sie hat das Land in eine Hungersnot gestürzt, die Tag für Tag schlimmer wird. Die Vereinten Nationen bewerten die Lage im Jemen als ,,die größte humanitäre Katastrophe der Welt". In Berichten halten die UNO und internationale NGO's die schrecklichen Kriegsverbrechen fest. Zu den Mittätern zählen auch jene Länder, die Waffen an Länder exportieren, die im Jemen an der Front kämpfen. Das geschieht, obwohl internationale Verträge derartige Waffenlieferungen verbieten. Die folgende Dokumentation zeigt, dass die größten Kriegsmaterialhersteller Europas – Frankreich, Großbritannien, Deutschland - weiter Waffen exportieren, die mit großer Wahrscheinlichkeit im Jemen zum Einsatz kommen. Sie legt den undurchsichtigen Waffenhandel offen und prangert das Versäumnis der EU-Politiker, ihrer Pflicht nachzukommen.
https://youtu.be/x8p8XxmckuY?list=PL_sCbydzg8YKoWwJzQhzCRH5GGRcts1ua (https://youtu.be/x8p8XxmckuY?list=PL_sCbydzg8YKoWwJzQhzCRH5GGRcts1ua)
...
Quote[...] Um Margot Käßmann ist es ruhig geworden. Seit vielen Jahren ist sie nicht mehr Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD). Zuletzt amtierte sie als ,,Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017". Auf dem Kirchentag in Dortmund wird die Theologin in gut drei Wochen eine Bibelarbeit halten. Da wird der Saal wieder überfüllt sein. Denn populär ist Käßmann immer noch. Ihre Bücher sind Bestseller, ihre Auftritte charismatisch.
Die größte Aufregung in ihrer Amtszeit als EKD-Ratsvorsitzende verursachte Käßmann durch ihre Neujahrspredigt am Abend des 1. Januar 2010 im Berliner Dom. Es war ein Festgottesdienst mit Abendmahl. Wörtlich sagte die Bischöfin: ,,Nichts ist gut in Sachen Klima, wenn weiter die Gesinnung vorherrscht: Nach uns die Sintflut! Da ist erschrecken angesagt und Mut zum Handeln, gerade nach dem Klimagipfel in Kopenhagen. - Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. (...) Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen."
,,Nichts ist gut in Sachen Klima" und ,,Nichts ist gut in Afghanistan". Diese beiden Sätze blieben hängen, der zu Afghanistan löste die schärfsten Reaktionen aus. Das sei ein ,,hochmütiges, in jeder Hinsicht falsches Pauschalurteil", sagte der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und ehemalige Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Klaus Naumann. Der damalige Wehrbeauftragte Reinhold Robbe (SPD) kritisierte die ,,populistische Fundamentalkritik" und empfahl Käßmann spöttisch, sich mit ,,den Taliban in ein Zelt zu setzen und über ihre Phantasien zu diskutieren, gemeinsam Rituale mit Gebeten und Kerzen zu entwickeln".
Hans-Ulrich Klose (SPD), der Stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, meinte, Käßmann spreche den Bundeswehrsoldaten tendenziell das Christsein ab, außerdem setze sie sich ,,mit ihrer Äußerung in Gegensatz zur Mehrheit des Bundestages". Dort hätten CDU, CSU, FDP, die Mehrheit der SPD sowie etliche Grüne für den Einsatz gestimmt.
Das stimmte. Schließlich galt der Einsatz in Afghanistan nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 als der gute, der notwendige Krieg. Es gab ein UN-Mandat, und die Nato hatte zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Bündnisfall nach Artikel 5 ihrer Charta ausgerufen. Da wollte keiner abseits stehen. Die damals herrschenden fundamentalislamischen Taliban hatten Al Kaida Unterschlupf geboten, außerdem hoffte der Westen, mit Hilfe seines Militärs die Demokratie an den Hindukusch exportieren zu können.
Knapp zehn Jahre nach Käßmanns Neujahrspredigt und knapp 18 Jahre nach Beginn der Intervention zieht das britische Magazin ,,Economist", das selbst einst den Afghanistankrieg unterstützt hatte, Bilanz. Im vergangenen Jahr starben die meisten Zivilisten, die US-Luftwaffe warf die meisten Bomben ab, die Regierung in Kabul kontrolliert kaum die Hälfte des Landes, das nach Einschätzung des US-Justizministeriums ,,überwiegend gesetzlos, schwach und dysfunktional" ist. Die Taliban sind wieder erstarkt, von einem Wiederaufbau des Landes kann nicht die Rede sein, die Kosten für den Krieg belaufen sich auf mehr als eine Billion Dollar.
,,Nichts ist gut in Sachen Klima, wenn weiter die Gesinnung vorherrscht: Nach uns die Sintflut! Da ist erschrecken angesagt und Mut zum Handeln." Das sagte Käßmann neun Jahre vor Greta Thunberg und ,,Fridays for Future". ,,Nichts ist gut in Afghanistan." Das sagte sie, als der Wille zur Verdrängung der Wahrheit noch so groß war, dass er sich in Häme und Schmähungen niederschlug. Inzwischen sieht jeder: Der Westen hat diesen Krieg verloren, das Projekt eines Demokratieexportes an den Hindukusch ist gescheitert.
Zwei Dinge lehrt die Erinnerung an Käßmanns Neujahrspredigt aus dem Jahr 2010. Erstens: Jede These – und mag sie noch sie absurd klingen – sollte zunächst geprüft und erst dann gegebenenfalls verworfen werden. Etwas, was nach herrschender Meinung nicht wahr sein darf, kann nämlich durchaus wahr sein. Zweitens: Es ist nie zu spät, jemanden um Entschuldigung zu bitten, der durch ein Negativurteil, das sich später als falsch entpuppte, verletzt worden war.
Aus: "Gerechtigkeit für Margot Käßmann!" Malte Lehming (28.05.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/klimapolitik-und-afghanistankrieg-gerechtigkeit-fuer-margot-kaessmann/24390640.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/klimapolitik-und-afghanistankrieg-gerechtigkeit-fuer-margot-kaessmann/24390640.html)
QuoteBRCI 15:25 Uhr
Eine couragierte ,standhafte und sehr menschliche Frau.Die
Zeit hat sie mehr als gerechtfertigt. Allerdings ist heute in der Politik kein Ansatz zum Umschwenken bemerkbar.Es wird munter
entsendet, nach Afghanistan und sonstwo und auch die Grünen
Klimaschützer haben erstaunlich wenig von ihrer Friedensaktivität herübergerettet. in die Tagespolitik. Aber gut jemanden zu finden, der Haltung bewahren kann.
QuoteSokratis 14:52 Uhr
In der Sache hatte sie in beiden Punkten Recht. Wahrscheinlich waren die Reaktionen auch deshalb so heftig, weil es sich um unbequeme Wahrheiten handelte.
Aber Frau Käßmann hat sich natürlich hochgradig angreifbar gemacht, indem sie scheinheilig agiert bzw. gesprochen hat. Das haben ihre Kritiker dankbar aufgegriffen.
Mit einem schönen VW Phaeton (Langversion) als Dienstwagen hat man als Klimaschutzaktivistin ein gewisses Glaubwürdigkeitsproblem. Und als Vertreterin einer Kirche, die in der Vergangenheit diverse Kriege gerechtfertigt hat, ist man vielleicht auch ganz gut beraten, den erhobenen Zeigefinger wegzupacken.
QuoteWolf-G 14:33 Uhr
Viel Häme hat sie ertragen, zu Unrecht. Der Spruch trifft wie so oft zu: "Der Prophet gilt nichts im eigenen Land".
So steht sie in einer langen Tradition der Kassandras dieser Welt.....
Quote[...] Fast 50 Jahre ist es her, dass ein amerikanisches Flugzeug letztmals in den Himmel über Vietnam stieg, um literweise unverdünntes Entlaubungsmittel über dem Land zu versprühen. Bekannt geworden ist das Umweltgift unter dem militärischen Namen »Agent Orange«, chemisch bestand es aus zwei Herbiziden und einem verhängnisvollen Nebenprodukt. Der Name Agent Orange, benannt nach den Etiketten auf den Fässern, steht wie kein anderer für eines der größten Kriegsverbrechen der USA.
Mehr als 45 Millionen Liter gingen zwischen 1962 und 1971 während der Operation Ranch Hand über dem Land nieder. Zählt man die anderen Herbizide noch hinzu, verdoppelt sich die Zahl fast auf 80 Millionen Liter. Agent Orange entlaubte Wälder und vernichtete Ernten, im tropischen Regenwald sollte es den Vietcong-Kämpfern die Deckung nehmen. Am Ende des Kriegs war fast ein Viertel des gesamten Landes von der Entlaubungsaktion betroffen. Große Landstriche sahen aus wie nach einem Atomangriff.
Der Krieg ist lange aus, aber das Gift ist geblieben. Doch lange Zeit haben weder die amerikanische Regierung noch die Chemiekonzerne für das erlittene Leid in Vietnam Verantwortung übernommen. Erst allmählich tut sich etwas. Ein verseuchtes Gebiet, der Flughafen in Da Nang, ist seit November 2018 vollständig saniert. Und jetzt wollen auf der ehemaligen Militärbasis in Bien Hoa, 40 Kilometer nordöstlich von Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, Amerikaner und Vietnamesen gemeinsam die Spätfolgen beseitigen. Der Stützpunkt gilt als Mega-Hotspot der Verseuchung mit Agent Orange. Jahrelang wurden dort die Fässer mit dem Pflanzengift gelagert, heute leben hier eine Million Menschen. Innerhalb von zehn Jahren soll die Airbase von den Altlasten gesäubert sein, kündigten Regierungsvertreter Ende April 2019 an. Die Kosten werden auf mindestens 300 Millionen Dollar geschätzt, die amerikanische Regierung will 183 Millionen Dollar übernehmen.
Die Gründe für den Sinneswandel sind wohl geopolitischer Natur. Jahrzehntelang haben US-Gerichte jede Schuld an den gesundheitlichen Folgen bestritten. Mehr als drei Millionen Opfer von Agent Orange zählt die Vietnamese Association of Victims of Agent Orange auf, noch immer leiden hunderttausende Vietnamesen an den Spätfolgen, noch immer werden missgebildete Kinder geboren. Doch jetzt brauchen die USA dringend neue Verbündete gegen die aufstrebende Supermacht China. Die Zusage umfasst allerdings nur die Beseitigung der Altlasten an einem Ort – und keine flächenhafte Sanierung. Die bräuchte es nach dem veritablen Ökozid vor Jahrzehnten aber dringend, um die Folgen des Pflanzengifteinsatzes endlich in den Griff zu bekommen. Denn nach wie vor ist das Ausmaß der Verseuchung gravierend, auch derzeit Mensch und Natur leiden stark unter den Folgen des Herbizideinsatzes.
In einer Übersichtsarbeit haben nun zwei Agrarwissenschaftler aus Illinois und Iowa die Langzeitfolgen der größten Militäroperation der amerikanischen Streitkräfte genauer unter die Lupe genommen. Die Studie erschien Anfang 2019 im Fachjournal »Open Journal of Soil Science«. Darin gehen die Autoren davon aus, dass Vietnam weitere Jahrzehnte an den Spätfolgen leiden wird, da sich ein Großteil des Gifts in Böden und Sedimenten angereichert hat. Sie zeigen zudem einen Weg auf, wie man das Land sanieren könnte. Doch es fehlt der Wille – und auch das Geld.
Dass das Land immer noch mit der Verseuchung zu kämpfen hat, liegt eigentlich gar nicht an den Pflanzenschutzmitteln, aus dem Agent Orange bestand. Die beiden Verbindungen aus der Chlorchemie, Dichlorphenoxyessigsäure und Trichlorphenoxyessigsäure, waren im gleichen Verhältnis in Agent Orange enthalten; sie regen Pflanzen zu übermäßigem Wachstum an, so dass diese bald von selbst eingehen. Vor allem Dichlorphenoxyessigsäure ist weiterhin im Einsatz gegen Unkräuter, das Mittel wird bis heute bei Anhängern eines gepflegten Rasenrechtecks versprüht. Da die Halbwertszeit der beiden Verbindungen jedoch nur bei einigen Tagen oder Wochen liegt, wurden die Herbizide bis heute weder in Böden noch im Wasser nachgewiesen.
Die wahre Ursache der immensen Folgen für Mensch und Natur ist ein unerwünschtes Nebenprodukt, das bei der Herstellung von Trichlorphenoxyessigsäure entstehen kann. Es trägt den Namen Tetrachlordibenzodioxin, kurz TCCD, und gehört zur Stoffgruppe der rund 300 Dioxine. TCCD entsteht bei der Synthese unter erhöhten Reaktionstemperaturen, meist zwischen 300 und 600 Grad Celsius. Die Verbindung ist langlebig und die giftigste aller Dioxine. Schon geringste Mengen können schwere Organschäden und Krebs auslösen. Zudem gilt sie als Hormonstörer und führt zu schweren Fehlbildungen bei Kindern.
TCCD kam in den auf den Stützpunkten gelagerten Fässern in unterschiedlichen Konzentrationen vor. Jedes Fass beinhaltete 208 Liter Flüssigkeit. Der Umgang mit dem Inhalt war nicht immer sorgfältig – deshalb kamen auch zehntausende Soldaten in Kontakt mit dem hochgiftigen Material. Vor allem waren diejenigen betroffen, die die Fässer entluden, die Tanks befüllten und die Fässer transportierten. Außerdem waren die Piloten dem Gift ausgesetzt.
Luftwaffenstützpunkte wie Bien Hoa, aber auch wichtige Routen und Hochburgen der Gegner gelten daher bis heute als von der Verseuchung am stärksten betroffen. Agent Orange wurde vor allem entlang des Ho-Chi-Minh-Pfads auf der Truong-Son-Gebirgskette versprüht. Der Pfad galt als wichtige strategische Versorgungsroute der nordvietnamesischen Truppen. Da der Dschungel hier extrem dicht war und der Weg aus der Luft nicht zu erkennen, kam an diesen Stellen besonders viel Agent Orange zum Einsatz. Außerdem besprühten und bombardierten die Amerikaner das weit verzweigte Tunnelnetz der Vietcong-Kämpfer.
Weitere Ziele der Entlaubungsaktionen der Amerikaner waren zudem die Feuchtgebiete, Flüsse und Kanäle sowie der Südzipfel Cà Mau mit seinen einzigartigen Mangrovenwäldern. Schließlich machten die Amerikaner auch nicht vor den landwirtschaftlichen Flächen Halt. Ihr Ziel war es, die Gegner auszuhungern. Doch Analysen nach dem Krieg zeigten, dass darunter zu einem Großteil nicht die Guerillas litten, sondern die Bevölkerung. Hunderttausende Südvietnamesen hungerten.
Das hochgiftige TCCD kann zwar nicht von Pflanzen aufgenommen werden und ist auch kaum wasserlöslich, doch dafür bindet es sich in tropischen Böden und Sedimenten an organische Substanzen und Tonpartikel. Einziger Vorteil: Ins Grundwasser sickerte es dadurch sehr wahrscheinlich nicht. An der Oberfläche zerfällt es jedenfalls innerhalb von ein bis drei Jahren, im Boden und in Fluss- wie Meeressedimenten kann es allerdings mehr als 100 Jahre bestehen.
Über Flüsse, Wind, Erdrutsche und die starke Bodenerosion während des Monsuns breitete sich TCCD in den Ökosystemen aus und kam auf diesem Weg auch in die Nahrungskette. Vor allem die Gebiete rund um die verseuchten Stützpunkte sind mittlerweile belastet. Viele Vietnamesen sind diesem Gift deshalb bis heute ausgesetzt. Sie atmen kontaminierten Staub ein, bestellen verseuchte Felder und kommen mit dem Gift dadurch direkt in Kontakt. Da Reis und Fisch die Hauptnahrungsquellen der Bevölkerung sind, nimmt die Bevölkerung den gefährlichen Stoff auch über die Nahrung auf. Von allen Lebensmitteln sind vor allem Fisch und Fleisch gefährlich, denn TCCD reichert sich in Fett an. Da Tiere am Ende der Nahrungskette stehen, vergrößert sich die TCCD-Konzentration dutzendfach. Seen in der Nähe von Stützpunkten dürfen zwar nicht befischt werden. Wie Messungen zeigen, findet sich das Gift trotzdem im lokalen Nahrungsangebot.
Zehn ehemalige Stützpunkte in Vietnam gehören zu den Hotspots der Verseuchung, darunter auch die Millionenstadt Bien Hoa, die mit TCCD wahrscheinlich am stärksten kontaminiert ist. Zwölf Studien wurden zwischen 1990 und 2016 erstellt, an 76 Standorten wurden 1300 Proben entnommen. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte aller Proben wiesen erhöhte Dioxinwerte auf. Vom Fischverzehr wurde in dieser Region darum wegen hoher Gesundheitsgefahr abgeraten, Trinkwasser hingegen ist sicher.
Die amerikanische Behörde für internationale Entwicklung (USAID) finanzierte im Jahr 2016 die neueste Studie. Diese kam zu dem Schluss, dass nur eine umfassende Altlastenbeseitigung das Dioxinproblem lösen kann. Etwa 350 000 bis 400 000 Kubikmeter Boden müssten saniert werden, schätzte die Behörde und machte vor drei Jahren eine große Rechnung auf. Je nach Methode koste die Sanierung zwischen 126 und 600 Millionen Dollar – allein in Bien Hoa. Schließlich versprach der damalige Präsident Barack Obama im Mai 2016 eine Beteiligung an der Beseitigung der Altlasten.
Jetzt ist die Sanierung endgültig beschlossen, fast 500 000 Kubikmeter Boden sollen von dem Dioxin befreit werden. Die sicherste und beste Methode hierfür wäre eigentlich die Verbrennung. Bei Temperaturen von 870 bis 1200 Grad Celsius bleibt von der Verbindung nichts mehr übrig; in speziellen Drehöfen würde TCCD vollständig zerstört. Doch es gibt ein Problem – die Kosten. Die Oxidation des gesamten Materials ist die teuerste Sanierungsmethode und würde sich wohl auf deutlich mehr als eine Milliarde Dollar belaufen. Daher kommt nun eine andere, billigere Methode zum Einsatz. Gering belastetes Bodenmaterial kommt auf die Deponie, und nur die stark belasteten Flächen werden in speziellen Öfen bei 335 Grad Celsius saniert. Es handelt sich um dieselbe Methode, die auch beim Flughafen Da Nang eingesetzt wurde. Sie gilt nach Expertenmeinung als ähnlich geeignet wie die Hochtemperaturverbrennung. Am Ende entscheiden allerdings die Messwerte über den Erfolg.
50 Jahre nach Ende der Mission Agent Orange ist immerhin ein Anfang gemacht, um gegen das vorherrschende Umweltproblem vorzugehen. Doch es ist auch höchste Zeit: Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Hälfte der hochgiftigen TCCD-Verbindungen noch immer im Boden ist.
Aus: "Das Gift, das bleibt" Andreas Frey (15.06.2019)
Quelle: https://www.spektrum.de/news/das-gift-das-bleibt/1652026? (https://www.spektrum.de/news/das-gift-das-bleibt/1652026?)
Quote[...] Trotz der Exportbeschränkungen im Koalitionsvertrag von Union und SPD hat die Bundesregierung zwischen dem 1. Januar und dem 5. Juni allein 13 Exporte für 801,8 Millionen Euro nach Ägypten und 43 Exporte für 206,1 Millionen Euro an die Vereinigten Arabischen Emirate genehmigt. Das geht aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Omid Nouripour hervor.
Demnach erlaubte die Regierung sogar zwei Rüstungsgeschäfte mit Saudi-Arabien, obwohl für das Land seit November eigentlich ein kompletter Exportstopp gilt. Dabei handele es sich um die Lieferung von "sondergeschützten Geländewagen" für 831.003 Euro, wie der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Ulrich Nußbaum, mitteilte.
Insgesamt wurden für die acht Länder der Allianz 122 Exportgenehmigungen für Rüstungsgüter im Wert von 1,1 Milliarden Euro erteilt. Saudi-Arabien hatte die Koalition überwiegend arabischer Länder 2015 geformt, um die jemenitische Regierung in ihrem Kampf gegen die vom Iran geförderten schiitischen Huthi-Rebellen zu unterstützen. Der Krieg hat in dem bitterarmen Land auf der arabischen Halbinsel die derzeit größte humanitäre Krise ausgelöst.
Die SPD drängte vor diesem Hintergrund in den Koalitionsverhandlungen Anfang vergangenen Jahres auf einen Exportstopp für die an dem Krieg beteiligten Länder. Die Union willigte nur in eine deutlich abgeschwächte Formulierung ein: Rüstungslieferungen in "unmittelbar" beteiligte Länder wurden untersagt, bereits genehmigte Geschäfte wurden davon ausgenommen. Nach der Tötung des saudischen Regierungskritikers Dschamal Khashoggi entschied die Bundesregierung im November 2018, die Exporte nach Saudi-Arabien komplett zu stoppen.
Aus: "Rüstungsgüter für gut eine Milliarde Euro an Kriegsallianz" (16. Juni 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-06/jemen-krieg-ruestungsexporte-deutschland-saudi-arabien (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-06/jemen-krieg-ruestungsexporte-deutschland-saudi-arabien)
Quoteimagine.1984 #6
...sind (Waffen-Ver-/Käufe) etwa das, was man unter freier Marktwirtschaft zu verstehen hat?!
QuoteGertrud. die Leiter #6.1
Fast. So ganz frei ist sie ja nicht. Der eigentliche Markt wird ständig neu geschaffen, gepflegt und am Leben erhalten: der ewige Krieg, das beste Geschäft der Welt.
QuoteDersichnenwolftanzt #6.2
Traurig aber wahr und solange sich die Hauptinteressen der politischen Akteure weiterhin nur um Wirtschaft und Arbeitsplätze drehen, wird es nie Frieden auf der Welt geben.
Sarcasm: Aber immerhin wurden die Kriegsschauplätze ja mittlerweile ausgelagert, so dass der "Wertewesten" davon nichts abbekommt. Außer ein paar Flüchtlingen.
Quote
Am Anfang war Vernunft #7
Auch unter der rot-grünen Kanzlerschaft (1998 - 2005) stiegen die Exporte von Waffen; zu fast jeder Zeit waren Waffen aus Deutschland gefragt, wurden hergestellt und exportiert.
Wir haben keine Ethik des Friedens entwickelt und deshalb sind wir Deutschen Teil des Unfriedens in der Welt ... mitverantwortlich für viel sinnloses Morden an Zivilisten!
Meinetwegen können wir in der BRD "bis an die Zähne mit den modernsten Waffen" versorgt sein, wenn wir nur die Waffen für unsere Verteidigung herstellten und eine Ethik des gewaltbefreiten Miteinanders entwickelten und praktizierten; das wäre ein dann echter Exportschlager!
Aber den Islam und alte Welt- und Feindbilder mit deutschen Waffen zu versorgen - das will weder in meinen Kopf noch lässt es sich mit christlicher oder mit aufgeklärter humanistisch geprägter Ethik rechtfertigen.
Ich glaube keinem deutschen Politiker im Bundestag, dass er hier etwas ändern würde, evtl. noch Frau Wagenknecht im Ansatz.
Wenn wenigstens konsequent kalter Frieden mit Waffen geschaffen würde, verfeindete Nachbarländer und Bürgerkriegsländer unter Zwangsverwaltung der UN gestellt und da alle entwaffnet würden, bis die zivilen Einrichtungen wirklich als Ersatz für Gewalt untereinander griffen, wäre dem "Export" von Waffen an die EU/UN/NATO noch etwas abzugewinnen ..., so aber schaffen wir das Elend mit allen Folgen mit und bessern nichts in der Welt.
Und langsam holen wir uns steigende und gelebte Gewaltbereitschaft wieder ins Land ... schleichend!
QuoteDr. Econ #7.1
Diese unheilige Allianz wird dem Westen und Deutschland noch massiv auf die Füße fallen.
Wir füttern dieses Land mit Kriegsgerät.
Und was macht Saudi-Arabien seit Jahrzehnten?
- Unterstützung und Verbreitung von Salafismus, Islamismus und Terrorismus
- Unterdrückung der eigenen Bevölkerung und Beschneidung der Meinungsfreiheit
- Unterdrückung von Frauen und Minderheiten aller Art
- Massive Missachtung der Menschenrechte
- Auftragsmorde an vermeintlichen "Dissidenten" durch das Königshaus
- Abschlachten der bitterarmen Zivilbevölkerung im Jemen mit deutschen Waffen
Der EINZIGE Grund, warum wir immer noch Waffen an das absolutistische Regime dieses Schurkenstaates liefern, sind "geostrategische Interessen" und Öl.
Diese Doppelmoral, besser Null-Moral, wird uns noch richtig um die Ohren fliegen Leute...
QuoteQuer- und Weiterdenker #9
Die Menschen im Jemen finden das gut. Die fühlen mit den Rüstungsfirmen und opfern gerne ihr Leben für Wachstum und Gewinne.
Quote
Piet Vermailen #9.1
"Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke."
Quotem0r0n #13
Weiter so Deutschland! Damit fördern wir aktiv die Fluchtursachen, damit ein paar Waffenschieber legal (!) reicher und reicher werden. Ganz großes Kino, da ist man echt stolz Deutscher zu sein... O.o
QuoteDer Jo #14
Wenn es um Geld geht, endet jede Moral. ...
QuoteBenjamin Kradolfer #28
Solche Transfers Waffen-gegen-Milliarden scheinen die einzige Gelegenheit zu sein, unsereinen mal wieder daran zu erinnern, dass im Jemen Tag für Tag Krieg herrscht, und zwar einer der übelsten Sorte. (Wobei: gibt es harmlose?) Bravo freie Medien! So können wir in unserem vergleichsweise luxuriösen Alltag immer mal wieder unser ruhiges Gewissen mit einer angemessenen Portion Empörung und schlechtes Gewissen pudern - wie es sich gehört für anständige Bürger. Denn uns ist ja auch, wenn wir gerade nicht daran denken, durchaus bewusst, dass uns einerseits die alltägliche Effizienz unseres hiesigen wirtschaftlichen und politischen Systems und unsere hohe Diplomatie ein Leben in Qualität und Freiheit bescheren, aber andererseits auch unabdingbare Voraussetzung dafür sind, dass Schlächtereien wie die im Jemen überhaupt in dieser Form stattfinden. Dennoch sind wir im Grunde froh und dankbar, dass dieses Wissen von unserem luxuriösen Alltag immer wieder weggeschwemmt wird. Besser nicht zu oft vom jemenitischen Alltags-Horror berichten, solange wir von einem Mehr an solchen Berichten höchstens ein dauerhaftes schlechtes Gewissen hätten. Das bringt nur was, wenn es uns bessere (politische, wirtschaftliche, diplomatische) Voraussetzungen für unseren eigenen Luxus-Alltag verspricht.
...
Quote[...] Im Wahlkampf 2017 bekannte sich der Vorsitzende der AfD, Alexander Gauland, offen zu den militaristischen Traditionslinien der deutschen Rechten. Man habe das Recht, "stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen", erklärte Gauland Mitte September 2017. Die AfD habe das Recht, sich "nicht nur unser Land, sondern auch unsere Vergangenheit zurückzuholen".
Damit wollte Herr Gauland auch explizit auf die Leistungen der Wehrmacht stolz sein, die bekanntlich das militärische Instrument des Vernichtungskrieges der Nazis im Osten bildeten. Der AfD-Spitzenkandidat bekräftigte, dass - allen Verbrechen zum Trotz - "Millionen deutscher Soldaten tapfer waren", die man nun loben könne. Das "verbrecherische System" sei schuld, so der AfD-Chef, und "nicht die Soldaten, die tapfer waren".
Diese Argumentation der Neuen Rechten, die an die alte Legende von der "sauberen Wehrmacht" erinnert, übersteht die Konfrontation mit den historischen Fakten nicht. Anlässlich des Jahrestags des Überfalls Nazideutschlands auf die Sowjetunion, der sich am 22. Juni zum 78. Mal jährt, scheint es geboten, in Erinnerung zu rufen, dass gerade die Wehrmacht nicht nur die militärischen Voraussetzungen für den Ausrottungsfeldzug der Nazis im Osten schaffte, sondern Teil eben dieser Völkermordmaschinerie war.
Der Stolz auf die militärischen Leistungen der Wehrmacht, auf die "Tapferkeit" der Wehrmachtssoldaten; er blendet den Zweck des militärischen Eroberungsfeldzugs Nazideutschlands im Osten aus - und dieser bestand im Genozid, in der Ausrottung von Juden, Slawen und weiterer "Untermenschen" in einem künftigen Siedlungsgebiet für germanische "Übermenschen", das sich bis zum Ural erstrecken sollte.
Gaulands Stolz auf die militärischen Mittel, mit denen der Zweck des Völkermordes ermöglicht wurde, stellt nicht nur einen Schlag ins Gesicht all jener Nachkommen der damaligen Opfer und Kämpfer gegen den deutschen Faschismus dar - er errichtet auch eine Scheinbarriere zwischen militärischen Mitteln und verbrecherischen Zweck, die es in der Realität nicht gegeben hat.
Der Leichenberg, den die Wehrmacht bei dem deutschen Vernichtungskrieg im Osten zu verantworten hat, geht in die Millionen. Das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) setzte von Anfang an den Hunger als Waffe ein, um einen großen Teil der Bevölkerung der Sowjetunion buchstäblich in den Hungertod zu treiben. Die Lebensmittelvorräte der Wehrmacht reichten beim Kriegsbeginn nur für wenige Wochen, die Armee sollte komplett aus den besetzten Gebieten ernährt werden.
Bei einem Planungstreffen kurz vor dem Überfall hieß es: "Der Kriege ist nur weiter zu führen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Russland ernährt wird." Dabei war man sich der Konsequenzen dieser Strategie voll bewusst: "Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Land herausgeholt wird."
Dieser deutsche Hungerplan, an dessen Konzeption und Durchführung die "tapfere" Wehrmacht eben maßgeblich beteiligt war, sah vor, rund 30 Millionen "unnützer Esser" durch Hunger zu ermorden. Neben Leningrad, das von der Wehrmacht buchstäblich ausgehungert werden sollte, wurde diese Taktik in nahezu allen besetzten Gebieten der Sowjetunion - insbesondere in den Städten - angewendet. Von den rund 17 Millionen sowjetischer Zivilisten, die von der Vernichtungsmaschinerie der Nazis getötet wurden, sind rund sieben Millionen an Hunger umgekommen.
Ein besonders erschütterndes Beispiel für die perfide Strategie der Wehrmacht, Hunger als Massenvernichtungswaffe einzusetzen, stellt das in besetzten Belarus errichtete Wehrmachts-KZ Osaritschi dar. In dem Todeslager, dass vom 12. bis zum 19. März 1944 von der Wehrmacht betrieben wurde, sind binnen einer Woche unterschiedlichen Schätzungen zufolge 10.000 bis 20.000 Menschen von der Wehrmacht umgebracht worden - hauptsächlich Frauen, Kinder, Greise, arbeitsunfähige Menschen.
Während arbeitsfähige Zivilisten ins Reich abtransportiert wurden, trieb man in dem Todeslager sogenannte "unnütze Esser" zusammen, um sie im Rahmen der Strategie der "verbrannten Erde" durch Hunger und Krankheiten (Typhus) zu vernichten. Die Meldung des Oberkommandos der Wehrmacht war voll des Lobes für die Aktion:
Die Erfassungsaktion hat für das gesamte Gefechtsgebiet eine wesentliche Erleichterung gebracht. Die Wohngebiete wurden erheblich aufgelockert und für Truppenunterkünfte frei. Für nutzlose Esser wird keine Verpflegung mehr verbraucht. Durch Abschieben der Seuchenkranken wurden die Infektionsherde bedeutend verringert.
Die "Leistung" der Wehrmacht bestand in diesem Fall darin, eine furchtbare Todesrate innerhalb des in einem Sumpfgebiet errichteten Lagers durch den Entzug jeglicher Versorgung zu erreichen. Die Menschen wurden weitgehend sich selbst überlassen, Massaker und Erschießungen - etwa an entkräfteten Kindern - erfolgten nur, wenn diese auf dem Transport vor Erschöpfung zusammenbrachen oder es innerhalb der Lagerinsassen Initiativen gab, Behausungen zu errichten oder Sumpfwasser zu trinken.
Im Endeffekt experimentierte die Wehrmacht hierbei mit biologischer Kriegsführung, da in dem Lager absichtlich Kranke konzentriert wurden, wie das Kriegstagebuch der 9. Armee vermerkt:
Es ist geplant, aus der frontnahen Zone der Armee alle nicht arbeitsfähigen Einheimischen in den aufzugebenden Raum zu bringen und bei der Frontzurücknahme dort zurückzulassen, insbesondere die zahlreichen Fleckfieberkranken ...
Was hier beschrieben wird, ist die Taktik der menschlichen Schutzschilder, wie die Gedenkstätte Chatyn - der zentrale Gedenkort der Republik Belarus für die Opfer des Vernichtungskrieges - auf ihrer Internetpräsenz bemerkt. Es sei eine verbreitete Praxis der Wehrmachtssoldaten gewesen, auf dem Rückzug vor der Roten Armee menschliche Schutzschilde zu benutzen:
In der Regel, umgaben die Nazis größere Bodenflächen an der vorderen Linie der Verteidigungsstellung mit dem Stacheldraht, trieben dorthin Frauen, Kinder und alte Menschen, bewachten sie hart und ließen die Leute ohne Unterkunft, Lebensmittel und Wasser. Absichtlich wurden dorthin die Menschen gebracht, die an Fleckfieber und anderen Infektionskrankheiten erkrankt waren.
Gedenkstätte Chatyn
Osaritschi bildete somit nur den Extremfall einer verbreiteten verbrecherischen Praxis der Wehrmacht. Die Wehrmacht beteiligte sich auch an der Vernichtung von Menschen, die von den Nazis als "lebensunwertes Leben" zur Vernichtung bestimmt waren - etwa im größten Todeslager auf dem Gebiet Weißrusslands, in Maly Trostinez. Nach der Selektion wurden die "unnützen Esser" von Wehrmachtssoldaten und SS-Leuten erschossen:
Die Arbeitsunfähigen - mehrheitlich Frauen, Kinder und Greise - wurden daraufhin etwa 700 Meter in den Wald bei Blagowschtschina getrieben, Angehörige von Wehrmacht und SS erschossen sie im Schichtdienst und verscharrten sie in Massengräbern. Wer zu schwach für den letzten Marsch in den Wald war, wurde direkt am Gleis in Gaswagen ermordet.
MDR
Der "tapfere", im Schichtdienst verrichtete Massenmord an Kindern, Greisen, Frauen, Kranken und Arbeitsunfähigen wurde begleitet von Bemühungen, das Letzte aus der Bevölkerung der besetzten Gebiete der Sowjetunion herauszupressen. Und wenn es buchstäblich Kinderblut sein sollte, wie es das Beispiel des Kinderheims im Ghetto Minsk illustriert:
Auf dem Territorium des Ghettos befand sich ein weiterer abgetrennter Bereich, das Kinderheim. Dort waren die Kinder weitgehend sich selbst überlassen. Sie schliefen auf fauligem Stroh und litten unter Mangelernährung. Der Zweck dieses Kinderheimes war militärischer Art, die Kinder dienten als Blutspender für die deutschen Soldaten.
Quelle: http://belarus-reisen.ch/maly-trostinez/ (http://belarus-reisen.ch/maly-trostinez/)
Kinder als Blutspender für deutsche Soldaten auszusaugen - dies sind die historisch nun wirklich einmaligen "Leistungen" des deutschen Soldatentums im Osten, auf die man in der Neuen Deutschen Rechten offensichtlich nun aber wirklich stolz sein will.
Hunger als Waffe wurde auch gegen sowjetische Kriegsgefangene eingesetzt, die vor allem in der Anfangsphase des Überfalls auf die Sowjetunion millionenfach in den Hungertod getrieben wurden. Rund 3,7 Millionen sowjetischer Soldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft wurden unter bestialischen Bedingungen bewusst durch Nahrungsentzug ermordet. Mindestens 850.000 sowjetische Kriegsgefangenen verhungerten unter Kontrolle eben der Wehrmacht, auf deren "Leistungen" Alexander Gauland so stolz sein will.
Dies war erklärte Politik der Wehrmacht. Anfang Oktober 1941 verfügte Generalquartiermeister Eduard Wagner:
Nichtarbeitende Kriegsgefangene in den Gefangenenlagern haben zu verhungern. Arbeitende Kriegsgefangene können im Einzelfalle auch aus Heeresbeständen ernährt werden.
Generalquartiermeister Eduard Wagner
Die Vernichtungspolitik der Nazis und der Wehrmacht gegenüber sowjetischen Kriegsgefangenen änderte sich erst etwas, als die ersten großen Niederlagen und die Mobilmachung für den "totalen Krieg" zu einem extremen Arbeitskräftemangel im "Reicht" führten.
Eindeutig verbrecherisch war auch der sogenannte "Kommissarbefehl" der Wehrmacht, der die sofortige Ermordung aller Kriegsgefangenen in der Sowjetunion anordnete, die verdächtigt wurden, als "Politkommissare" der Roten Armee tätig zu sein. Zehntausende gefangene Rotarmisten wurden in Ausführung dieses verbrecherischen Wehrmachtsbefehls von Wehrmachtsangehörigen und dem Sicherheitsdienst ermordet.
Ein weiterer verbrecherischer Befehl der Wehrmacht, der gewissermaßen den Übermenschenwahn des NS-Regimes zu quantifizieren versuchte, wurde am 16. September 1941 von der Wehrmachtsführung erlassen. Der sogenannte Sühnebefehl sah vor, für jeden von Partisanen oder sonstigen Widerstandsgruppen getöteten Wehrmachtssoldaten 50 bis 100 Zivilisten zu erschießen. Hierzu wurden oft Geiseln - Juden, Roma, Kommunisten - genommen und in Lagern konzentriert, um sie dann bei Widerstandsaktionen in den besetzten Gebieten zu erschießen. Zudem haben Einheiten der Wehrmacht immer wieder bestialische Massaker an der Zivilbevölkerung verübt, um im Rahmen dieses "Sühnebefehls" Vergeltung für Partisanenangriffe zu üben.
Diese Wehrmachtspraxis der Ausrottung ganzer Ortschaften wurde etwa in Griechenland, Italien und Jugoslawien praktiziert. Bei den Massakern in den jugoslawischen Ortschaften Kraljevo und Kragujevac erschossen die "tapferen" Nazisoldaten im Oktober 1941 beispielsweise 4000 Zivilisten, hierunter auch 300 Schüler und 18 Lehrer des Gymnasiums von Kragujevac. Den Lehrern wurde von der Wehrmacht die Option gegeben, ihr Leben zu verschonen. Sie weigerten sich - und begleiteten ihre Schüler auf ihren letzten Gang vor die Gewehrläufe der Landser des 749. und des 727. Infanterieregiments.
Ihren blutigen Zenit erreichte diese Massakerpraxis des deutschen Soldatentums bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes, als Einheiten der SS und Ordnungspolizei binnen dreier Tage zwischen 30.000 und 50.000 Zivilisten in dem Stadtheil Wolna ermordeten. Mit dem Anfang August begangenen Massenmord an einem ganzen Stadtteil sollte der Kampfwille der Aufständischen unverzüglich gebrochen werden - die dann bis zum 1. Oktober den Naziokkupanten verzweifelten Widerstand leisteten.
In der Sowjetunion war die sogenannte "Partisanenbekämpfung" fest eingebettet in den Vernichtungskrieg Nazideutschlands. Rund 600 Dörfer wurden allein auf dem Gebiet der Sowjetrepublik Belarus von den NS-Okkupanten mitsamt ihren Einwohnern vernichtet. Massenmord an der Zivilbevölkerung im Rahmen von "Vergeltungsaktionen" war blutiger Alltag in den okkupierten Gebieten der Sowjetunion, wo die antifaschistische Widerstandsbewegung mit Sabotageaktionen und Angriffen die Logistik der Wehrmacht störte und Nazitruppen band.
Im Rahmen dieser genozidalen deutschen "Partisanenbekämpfung" in Belarus wurden insgesamt 345.000 Menschen ermordet. Nur zehn Prozent dieser Opfer waren tatsächlich Partisanen. Die Bevölkerung der Sowjetrepublik Belarus, die vor dem Krieg rund neun Millionen Menschen umfasste, sank im Verlauf des Vernichtungsfeldzuges Nazideutschlands um 1,6 bis 1,7 Millionen Menschen. Den Vorkriegsstand der Bevölkerung erreichte Belarus erst wieder in den 1980er Jahren.
Angesichts all dieser unüberschaubaren blutigen Gemetzel, des planmäßigen deutschen Verwüstungsfeldzuges im Osten, an dem sich die Wehrmacht beteiligte, will AfD-Chef Gauland "Millionen deutscher Soldaten" ausgemacht haben, die einfach nur "tapfer waren". Wie sah es nun in den Hirnen all der "tapferen" Nazisoldaten aus - bevor sie sich ihre Lebenslügen von der "sauberen Wehrmacht" zurechtlegen konnten, die vor allem die verlogene Nachkriegszeit in der Bundesrepublik bis weit in die 60er Jahre prägten?
Eine Ahnung davon verschaffen die Abhörprotokolle des britischen und amerikanischen Geheimdienstes, die Tausende von gefangenen Wehrmachtssoldaten systematisch abgehört haben. Historiker haben das reichhaltige Material umfassend ausgewertet, wie n-tv schon 2011 berichtete. Die Ergebnisse seinen "schauerlich und erhellend" zugleich:
Denn es zeigt in aller Offenheit ein Bild des Krieges aus der Sicht deutscher Soldaten, das wir in einer solchen unverblümten Deutlichkeit bislang nicht kennen. Schönten die Männer doch gewöhnlich in Frontbriefen und späteren Erzählungen oder Memoiren ihre Kriegseindrücke, wenn sie nicht gleich in partielle Amnesie verfielen. Doch in der Gefangenschaft, oft noch frisch unter dem Eindruck des Krieges und inmitten der Kameraden, redeten sie offen: über Treibjagden, Plünderungen, Vergewaltigungen - und die Riesengaudi, die sie dabei hatten.
n-tv
Begeistert von ihrem Handwerk zeigten sich etwa Piloten der Luftwaffe, die sich ihrer Angriffe auf Zivilisten rühmten: "Es ist mir ein Bedürfnis geworden, Bomben zu werfen. Das prickelt einem ordentlich, das ist ein feines Gefühl. Das ist ebenso schön, wie einen abzuschießen." Ein anderer Pilot erklärte: "Da war mal Ashford. Auf dem Marktplatz, da wurde eine Versammlung gehalten, Haufen Leute, Reden gehalten, die sind vielleicht gespritzt! Das macht Spaß!" Ganz gewöhnliche Infanteristen prahlten vor ihren Kameraden damit, in Frankreich einen Zivilisten hinterrücks erschossen zu haben, um sich seines Fahrrads zu bemächtigen.
Die Gräuel des Vernichtungskrieges im Osten wurden ebenfalls offen besprochen, vor allem in Zusammenhang mit sexueller Gewalt gegen Frauen. Ein Generalmajor bemerkte, dass viele Frauen vor ihrer Ermordung zuerst von den deutschen Soldaten vergewaltigt wurden: "Von wegen Rassereinheit: In Riga haben sie zuerst rumgevögelt und dann totgeschossen, dass sie nicht mehr reden konnten."
Mitunter werden die Details der bestialischen Gewaltakte geschildert, die ganz gewöhnliche, sicherlich sehr "tapfere" Wehrmachtssoldaten im Osten begingen:
Ach, da haben wir eine Spionin geschnappt, die in der Gegend herumgelaufen ist. Und da haben wir ihr zuerst mit einem Stecken auf die Äppelchen gehauen, dann haben wir ihr den Hintern verhauen mit dem blanken Seitengewehr. Dann haben wir sie gefickt, dann haben wir sie rausgeschmissen, dann haben wir ihr nachgeschossen, da lag sie auf dem Rücken, da haben wir (mit) Granaten gezielt. Und jedes Mal, wenn wir in die Nähe trafen, hat sie aufgeschrien. Zum Schluss ist sie dann verreckt und wir haben die Leiche weggeschmissen.
Die Abhörprotokolle belegen auch eine Praxis, die als "Erschießungstourismus" bezeichnet wird. Die Wehrmachtsangehörigen wussten selbstverständlich sehr früh über den Holocaust bescheid - und sie haben die "Einladungen" der SS zu Massakern oftmals bereitwillig angenommen, da die eine "Attraktion" gewesen seien, die die Langeweile des Krieges auflockerte. Ein Oberstleutnant der Luftwaffe erinnerte sich, wie die ganze Truppe mit Gewehren einer solchen Einladung gefolgt sei: "Die SS hat eingeladen zum Judenschießen ... Hat jeder sich aussuchen können, was für einen er wollte."
Mitunter seien bei solchen Wehrmachtmassakern Jagdrituale imitiert worden, berichtete ein Oberstleutnant: "...da lagen Schrotbüchsen da, normale Büchsen, und standen 30 polnische Juden da. Dann wurde den Gästen je eine Büchse gegeben, und dann wurden die Juden vorbeigetrieben, und dann durfte jeder einen Juden totschießen mit Schrot. Anschließend bekamen sie einen Gnadenschuss."
Vereinzelt habe es auch Kritik an dem Vorgehen der Wehrmacht gegeben, hieß es in dem Bericht:
Allerdings nicht immer stoßen die Massenexekutionen auf ungeteilte Zustimmung. Teilweise missbilligen die Soldaten die Art und Weise der Massenmorde. Wenn stundenlang das Blut spritzt, die Gruben voll sind, Kinder vor den Gewehrläufen zappeln, macht das auch den abgebrühtesten Landsern nicht mehr viel Spaß - trotz Zulagen und doppelter Essensration.
Doch nicht immer war die Kritik durch einsetzende Langeweile an dem industriell betriebenen Massenmord oder gar durch moralischen Abscheu vor diesem motiviert. Manchmal waren die Wehrmachtsangehörigen auch der Meinung, einfach nicht weit genug gegangen zu sein, wie die Aussagen eines Generalleutnants vom März 1945 belegen:
Man darf ja das nicht laut sagen, aber wir waren ja viel zu weich ... Wir sind da jetzt in der Flasche mit den ganzen Grausamkeiten. Hätten wir aber die Grausamkeiten hundertprozentig durchgeführt - die Leute restlos verschwinden lassen, dann würde kein Mensch was sagen. Nur diese halben Maßnahmen, das ist immer das Falsche.
Wer hätte das gedacht? Unter den Nazis musste man nicht unbedingt in der SS, dem SD, der Gestapo oder der NSDAP sein, um Nazi zu sein. (Tomasz Konicz)
Aus: "Gaulands ganzer Stolz?" Tomasz Konicz (21. Juni 2019)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Gaulands-ganzer-Stolz-4447162.html (https://www.heise.de/tp/features/Gaulands-ganzer-Stolz-4447162.html)
https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Gaulands-ganzer-Stolz/forum-428528/comment/ (https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Gaulands-ganzer-Stolz/forum-428528/comment/)
Quote[...] Die Bundesregierung hat im ersten Halbjahr 2019 Rüstungsexporte im Wert von 5,3 Milliarden Euro genehmigt und damit schon jetzt mehr als im gesamten Vorjahr. In der Rangliste der wichtigsten Empfängerländer steht Ungarn mit 1,76 Milliarden Euro an Nummer eins mit großem Vorsprung vor Ägypten (801,8 Millionen Euro) und Südkorea (277,7 Millionen Euro), wie aus einer Aufstellung des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht, aus dem das Handelsblatt zitiert.
In den vergangenen drei Jahren war das Exportvolumen kontinuierlich zurückgegangen und hatte 2018 nur noch bei 4,8 Milliarden Euro gelegen. Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres stiegen die Exporte im ersten Halbjahr um 107 Prozent.
Unter den zehn wichtigsten Empfängerländern ist neben Ägypten ein weiterer Staat, der am Jemen-Krieg beteiligt ist: Wie die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Omid Nouripour zeigt, stehen die Vereinigten Arabischen Emirate auf Platz 6 mit 206,1 Milliarden Euro.
Union und SPD hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag im März 2018 eigentlich vorgenommen, die Exporte an die "unmittelbar" am Jemen-Krieg beteiligten Staaten stark einzuschränken. Die VAE führen zusammen mit Saudi-Arabien eine Kriegsallianz an, die die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen bekämpft.
Insgesamt war der Anteil der Exporte an sogenannte Drittstaaten außerhalb von Nato und Europäischer Union mit 40 Prozent aber relativ gering – in den vergangenen Jahren lag er über 50 Prozent. Das liegt aber vor allem daran, dass ein Drittel des Exportvolumens auf den EU- und Nato-Partner Ungarn entfallen.
Die rechtsnationale Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban hatte angekündigt, dass sie die Ausgaben für die ungarischen Streitkräfte verdoppeln werde. Derzeit gibt Ungarn 1,15 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (2018) für die Verteidigung aus, sogar etwas weniger als das viel gescholtene Deutschland. Mit der Verdoppelung der Wehrausgaben würde das Land jedoch das von der Nato erwartete Ziel von 2 Prozent des BIP überschreiten.
Unter anderem hat der Hersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) im vergangenen Dezember einen Vertrag zur Lieferung von 44 neugefertigten Kampfpanzern Leopard 2 A7+ und 24 Panzerhaubitzen 2000 unterzeichnet. Außerdem soll Ungarn Bergepanzer des Typs Wisent 2 und Panzerschnellbrücken vom Typ Leguan in Deutschland geordert haben.
Der Grünen-Außenexperte Nouripour kritisierte den drastischen Anstieg der Rüstungsexporte scharf: "Diese Rekordzahlen führen alle Bekenntnisse einer restriktiven Rüstungsexportpolitik ad absurdum", sagte er. "Besonders die Lieferungen an Ägypten und die VAE, die Teil der Kriegsallianz im Jemen sind, verstoßen gegen Koalitionsvertrag und Rüstungsexportrichtlinien. Wie tief will die SPD eigentlich noch sinken?"
Die Bundesregierung hatte sich erst vor zwei Wochen strengere Regeln für die Genehmigung von Rüstungsexporten gegeben. Das Kabinett beschloss eine Verschärfung der fast 20 Jahre alten Ausfuhr-Richtlinien, und erschwerte damit unter anderem der Lieferung von Kleinwaffen in Länder außerhalb von Nato und EU.
Aus: "Deutschland: Rüstungsexport steigt stark" (10. Juli 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-07/deutschland-ruestungsexporte-2019-gestiegen (https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-07/deutschland-ruestungsexporte-2019-gestiegen)
Quote[...] Noch eine Woche, dann ist eines der wichtigsten Abrüstungsabkommen Geschichte. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, dann endet am 2. August der INF-Vertrag, das 1987 von Michail Gorbatschow und Ronald Reagan in Washington unterzeichnete Abkommen über das Verbot von Mittelstreckenraketen – fristgerecht aufgekündigt von der Regierung Trump und ungerührt dahingehen gelassen von der Regierung Putin.
Es wird kein Wunder geschehen. Und deshalb wird die Welt vom kommenden Freitag an ein ganzes Stück unsicherer werden. Von diesem Tag an wird es den Vereinigten Staaten und Russland wieder erlaubt sein, landgestützte Raketen mit einer Reichweite zwischen 500 und 5.500 Kilometern zu stationieren. Es waren Raketen wie diese, bestückt mit Nuklearsprengköpfen, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren die Angst vor einem Atomkrieg verstärkten. SS-20 auf russischer Seite und Pershing II auf amerikanischer Seite – so standen sie einander in Europa gegenüber. Die Vorwarnzeit betrug wenige Minuten. Niemand hätte sich im Ernst gegen sie schützen können. Ein Albtraum.
... Die atomare Bedrohung kehrt zurück – und Donald Trump wie Wladimir Putin tragen eine provozierende Gleichgültigkeit zur Schau. Aber auch die Friedensbewegung macht Ferien. Anfang der Achtzigerjahre gingen hierzulande Hunderttausende gegen die Aufstellung neuer Atomraketen auf die Straße. Heute herrscht vollkommene Stille. ...
Aus: "Die Abrüstung stirbt – und niemand schaut hin" Matthias Naß (24. Juli 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-07/inf-vertrag-atomabkommen-ruestung-usa-russland-europa-5vor8 (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-07/inf-vertrag-atomabkommen-ruestung-usa-russland-europa-5vor8)
QuoteIskar Jarak #12
"Die Vorwarnzeit betrug wenige Minuten. Niemand hätte sich im Ernst gegen sie schützen können. Ein Albtraum."
Sich gegen einen Atomkrieg schützen? Soll das ein Witz sein? "Duck and cover" oder wie?
Quotedeep_franz #6
"Aber auch die Friedensbewegung macht Ferien. Anfang der Achtzigerjahre gingen hierzulande Hunderttausende gegen die Aufstellung neuer Atomraketen auf die Straße. Heute herrscht vollkommene Stille."
Das ist wirklich witzig. Es war gerade der, nennen wir es mal "gebundene", Journalismus, der maßgeblich dazu beigetragen hat, die Friedensbewegung zu marginalisieren. Monatelanges Trommelfeuer für ein eingreifen im ehemaligen Yugoslawien und das bejubelte Umfallen der Grünen, die seinerzeit auch aus der Friedensbewegung hervorgegangen ist.
Und nun fragt Herr Naß nach der Friedensbewegung. ...
Quotenew_observer #6.1
Die Friedensbewegung ist in diesem Augenblick gestorben, als auf dem Sonderparteitag der Grünen Herrn Fischer zugejubelt hat, der damals eines der Ideale der Grünen verraten hat: den Pazifismus!
Quoteerwehner #6.2
Pazifismus in Form reinster Gesinnungsethik. Meiner Erinnerung nach hätte das Nichteingreifen der NATO (und somit der Bundeswehr) in Jugoslawien zu einer Ausweitung der "ethinischen Säuberungen" geführt. Ich erinnere in diesem Zusammenhang mal an die pazifistische Einstellungen der niederländischen Blauhelme in Srebrenica.
Das hat soviel mit dem Widerstand gegen Atomwaffen zu tun wie Umweltschutz mit dem Vorstand von VW.
Quote
Messier51 #6.3
Jetzt das Yugoslawien-Märchen aufwärmen, ich fasse es nicht.
Nochmal ganz deutlich: Unterlassene Hilfeleistung ist keine Heldentat! Wieviel Srbrenicas hätten Sie denn gerne noch gehabt? Haben Sie aus dem Warschauer Ghetto nichts gelernt?
Die Friedensbewegung ist an zwei Dingen gestorben:
1.) Daran, dass die CDU-SPD-FDP den friedlichen Protest von zuletzt über 1 Millionen Menschen ignoriert hat.
2.) Diese Parteien nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen das Grundgesetz im Sinne der Täter*innen geändert hat und damit für alle sichtbar gemacht hat, dass nur Gewalt in diesem Land etwas ändert.
3.) Andere Themen wichtiger wurden, zb aktuell der Klimawandel, der zeigt, dass die Welt wie wir sie kennen sicher(!) verschwindet, wenn wir nichts tun.
QuoteHuanaco #8
Wer im kalten Krieg aufgewachsen ist, mag sich verwundert die Augen reiben. Da gab es den eisernen Vorhang (den es sonst nur auf dem Theater gibt), der die beiden Machtblöcke NATO und Warschauer Pakt voneinander schied. Jeder dieser Pakte hatte ein Vielfaches an Atombomben im Arsenal, um (es mit Commander McLane vom Raumschiff Orion zu sagen) mit einem mehrfachen "Overkill" die Menschheit und den Planeten auszulöschen. Jeder Pakt "rühmte" sich damit, die fettesten, heftigsten, dicksten und größten (kennen wir auch aus der Jetzt-Zeit bei Trump und Kim) Atom- und Wasserstoffbomben zu haben. Von den beiden Pakten ist nur noch die NATO übrig (animus in consuluendo liber), aber es bricht sich Bahn, was offenbar in der DNA von einigen Machthabern der Gegenwart unauslöschlich gespeichert ist: der dickere Atomjoystick ist besser. Dabei wäre eine atomare Auseinandersetzung weder einen Song of Joy wert noch je sinnvoll. Aber all die Putins und Trumps, die in ihrem albernen Gehabe über das ihnen unterstellte Waffenarsenal wie Fossile aus grauer Vorzeit wirken, können nicht davon lassen. Wofür hat man denn dieses ganze Zeug? Ja, wirklich: Das ist die Frage!!! Je lässiger die jetzigen Machthaber über ihre atomare Zerstörungswut schwadronieren, desto mehr Angst muss die Welt haben. Um es mit Brecht zu sagen: "Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden."
Quote
Strogow #9
... Anfang der Achtzigerjahre gingen hierzulande Hunderttausende gegen die Aufstellung neuer Atomraketen auf die Straße. Es gab diese Friedensbewegung vor 4 Jahren, die deutschen Großmedien konnten sie gar nicht schnell genug diskreditieren und zerlegen mit den üblichen Anschuldigungen bis unter die Gürtellinie. ...
QuoteMastershark #29
Die Lethargie der Öffentlichkeit in Sachen atomare und konventionelle Rüstung ist in der Tat kaum zu verstehen. Es wird hingenommen, dass die Nato ihre Mitgliedsstaaten in einen Rüstungswettlauf zwingt. Irrwitzige 2% vom BIP sollen dafür aufgewendet werden und da ist auch unsere AKK als noch nicht ganz frisch gebackene Verteidigungsministerin sofort dabei. Nukleare Abrüstung, da könnte auch Europa liefern: Frankreich und England sind Nuklearmächte, die nicht im entferntesten daran denken, an diesem privilegierten Status etwas zu ändern - heute bekommt Boris Johnson den Koffer mit den brituischen Codes ausgehändigt.
Die Amerikaner sind die einzige Nation auf dem Planeten, die bislang nukleare Sprengköpfe gegen Menschen eingesetzt hat - Sanktioniert wurde dieses Krigesverbrechen nie. ...
Quotecuriosus #34
Ist es nicht so, dass es nur um wirtschaftliche Interessen geht, bzw. die Mär um Arbeitsplätze. Kein vernünftig denkender Mensch hat Interesse, einen 3 Weltkrieg
anzuzetteln. Aus 2 Weltkriegen sollte man gelernt haben. ...
...
Quote[...] Der deutsche Überfall auf Polen war der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit geschätzt bis zu 80 Millionen Toten. Allein in Polen kamen nach Schätzungen bis zu sechs Millionen Menschen ums Leben.
Polens Präsident Duda sagte: "Der Zweite Weltkrieg hat die Welt verändert. Das dürfen wir nie vergessen." Er dankte Steinmeier dafür, dass er nach Wieluń gekommen sei und sich der Wahrheit stelle. Der Angriff auf die Stadt sei ein Terrorangriff und "grausame Barbarei" gewesen. ...
Aus: "Steinmeier bittet Polen um Vergebung für deutschen Terror" (1. September 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-09/wielun-frank-walter-steinmeier-deutschland-polen-jahrestag-zweiter-weltkrieg (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-09/wielun-frank-walter-steinmeier-deutschland-polen-jahrestag-zweiter-weltkrieg)
QuoteSchattenboxen #4
Der 2. Weltkrieg ist auch ein bedrückendes Beispiel für die Wirkung von ,,Fake News", wir wir heute sagen würden. Fast alle deutschen Soldaten, die in Polen einmarschierten, gingen fest davon aus, dass der Angriff legitim war, um die angeblichen Exzesse der Polen gegen die deutsche Minderheit zu beenden und einem polnischen Angriff zuvorzukommen. Das war, trotz des tatsächlichen Nationalismus, den es auch in Polen damals gab, absurd.
Quote
Perry25 #15
Da ist noch viel Bedarf an Vergebung und Verständnis! Wie damals mit Frankreich. Es fehlt leider immer noch ein Begegnung- und gemeinsamer Heilprozess! Auf privater Ebene funktioniert dies bereits gut.
QuoteBrigitte.Rosen #36
Ich halte diese Gesten der Unterwerfung nicht für "hilfreich". Besser wäre es, wenn die Gründe für den Ausbruch des 2. Weltkrieges einmal kritisch beleuchtet werden. Wenn man das tut, dann findet man, dass Polen daran nicht unschuldig war.
Ich empfehle die Lektüre von "1939 Der Krieg der viele Väter hatte" von Schultze-Rohnhof. Die zentrale These des Buches ist, dass mehrere Staaten bzw. "Väter" für den Kriegsausbruch verantwortlich waren. Wieso, weshalb, warum? Nun, einfach einmal durchlesen.
Wir können eine Zukunft in Europa nur auf der historischen Wahrheit gründen. Die Geschichtsschreibung der Sieger ist natürlich einseitig. Es müssen beide Seiten der Medaille beleuchtet werden. Dafür ist es langsam Zeit.
Quoteatlantik #36.2
Marschiert über die Grenzen sind die Deutschen.
Nicht die Engländer, nicht die Franzosen, auch nicht die Niederländer und auch nicht die Polen, um nur einige derüberfallenen ''Länder zu nennen.
Und sind damit auch für die Eskalation des Krieges verantwortlich!
Ohne Wenn und Aber.
Und sie sind auch verantwortlich für das Leid sehr vieler Deutscher, die eben nicht konform mit dem Regime waren und die Irren nicht gewählt hatten und auch nicht die geringste Kriegsbegeisterung verspürten.
QuoteBrigitte.Rosen #36.3
Sie irren sich. Auch Polen sind "über die Grenze marschiert." Es gab zahllose militärische Provokationen durch das polnische Heer, das seit März 1939 an der deutschen Grenze mobiliert war..
Es ist wirklich nicht so einfach, wie Sie sich das vorstellen. Es gab drei Streitfragen zwischen Polen und Deutschland.
1. Danzig; war kein Teil von Polen, wollte aber Teil Deutschlands werden, was Polen unterbinden wollte.
2. Der Korridor nach Danzig, insbesondere die Lieferung nach Waren dorthin.
3. Die Lage der deutschen Minderheit in Polen.
Diese Probleme sind eskaliert, weshalb es zum Kriegsausbruch kam. An der Eskalation war Polen maßgeblich beteiligt. Näheres wie gesagt aus dem zitierten Buch bitte entnehmen.
Quoteatlantik #36.5
Was Sie gründlich übersehen (wollen), sind die politischen Inszenierungen Drohszenarien und Mobilmachungen im Vorfeld.
Es gibt viel zu viele Hinweise, dass sämtliche Gebiete, die auch von Deutsche besiedelt waren auf Dauer dem 'Großdeutschen Reich' zugeschlagen werden sollten.
Schon 1933 wurden entsprechende Absichten verkündet.
Dazu
https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensraum_im_Osten (https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensraum_im_Osten)
Dann wurde die Tschecheslowakei als Staat am 15./16 März 1938 endgültig zerschlagen
https://de.wikipedia.org/wiki/Zerschlagung_der_Rest-Tschechei (https://de.wikipedia.org/wiki/Zerschlagung_der_Rest-Tschechei)
Daraufhin machten die Polen eine Teilmobilmachung, sie fürchteten das gleiche Schicksal.
Der Krieg mit Polen war von deutscher Seite aus gewollt.
Das war insgesamt die übelste Politik aller Zeiten.
Quoteatlantik #36.6
Vielen Dank für Ihren Hinweis!
Ich werde dieses Buch ganz sicher nicht lesen.
Denn es werden die üblichen Relativierungsversuche sein.
Quoterumbati #21
Der Wahrheit zugetan
Wie schon in Italien nennt Steinmeier klar die Täter: Deutsche.
Das Verstecken hinter dem Täter-Begriff "Nazis" scheint ein Ende zu haben. Viele deutsche Zeitgenossen können diese Wahrheit allerdings nur schwer ertragen und versuchen es verstärkt damit, die Verbrechen zu relativieren oder zu rechtfertigen, in dem sie auf die Verbrechen anderer verweisen.
Quoterumbati #21.4
Wer sich auf die große deutsche Kultur beruft, hat auch unweigerlich das deutsche Gewaltregime an der Backe.
QuoteWhites Snake #48
Wolfram von Richthofen.
Er gab den entscheidenden Befehl zur
Bombardierung der Stadt Wieluń.
Ein ganz klares Kriegsverbrechen der
Wehrmacht.
Zur Rechenschaft konnte er nicht mehr
gezogen werden.
Er starb in US-amerikanischer Gefangenschaft.
[ https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfram_von_Richthofen (https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfram_von_Richthofen) ]
...
Quote[...] 80 Jahre nach dem ersten großen Seegefecht des Zweiten Weltkriegs ist aufgrund einer gerade erschienenen Biografie (Autor: Hans-Jürgen Kaack) eine Kontroverse um die Bewertung des Kapitäns zur See Hans Langsdorff entbrannt. Im Dezember 1939 verzichtete Langsdorff im Südatlantik auf ein aussichtloses Gefecht mit britischen Schiffen. Er ließ das Panzerschiff ,,Graf Spee" vor der Küste Uruguays versenken und zuvor über 1000 deutsche Seeleute in Buenos Aires an Land gehen.
Die Kontroverse dreht sich darum, dass die einen ihn als Vorbild in der Marine stärker würdigen wollen. Marinevertreter dagegen sehen noch viele Fragen offen, etwa in seiner Haltung zum Nationalsozialismus - und verweisen zudem auf einen aus seinem Verhalten folgenden drastischen Befehl Adolf Hitlers.
Hans Langsdorff nahm sich selbst am 20. Dezember 1939 das Leben. Politiker, aber auch Vertreter der Marine fordern einen würdigeren Umgang mit ihm, der eigenmächtig handelte, und eine Einbettung in die Traditionspflege der Deutschen Marine für sein richtiges Verhalten in einer Grenzsituation.
Mittlerweile ist der Autor der Biografie, Hans-Jürgen Kaack, wegen der Kontroverse persönlichen Angriffen ausgesetzt. So schreibt der Vorsitzende des Kuratoriums des Deutschen Marinemuseums, Michael Epkenhans, dass ,,die Marine seit Jahrzehnten Langsdorff als positives Beispiel im Unterricht behandelt." Kaack konstruiere Fronten, ,,die so gar nicht existieren, handelt intellektuell unredlich, hat eine andere geschichtspolitische Agenda und will offenkundig auch ,,Rechnungen" begleichen, warum auch immer."
Kaack, früher auch bei der Marine tätig, weist das scharf zurück und betont, dass er auf Basis von zahlreichen Quellen und privaten Briefen das Leben von Langsdorff erstmals ausführlich darstelle – keineswegs aber eine eigene Agenda verfolge. Kaack glaubt, Langsdorff war vor allem kein NS-Anhänger. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken-Fraktion, Jan Korte, fordert nun in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung Aufklärung über die Hintergründe für die Bewertung und den Umgang mit der Person Langsdorff. Zudem verlangt er in einem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, eine Positionierung der neuen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
Ihre Amtsvorgängerin Ursula von der Leyen habe nach rechtsextremen Vorfällen in der Bundeswehr "einen offenen und umfassenden Überarbeitungsprozess des aus dem Jahre 1982 stammenden Traditionserlasses" angekündigt. Die Reform der Traditionspflege der Bundeswehr und insbesondere der Marine komme "offenbar nur extrem schleppend und offenbar auch meist nur durch Druck von außen voran".
Ihn verwundere es, dass die Marine Langsdorff zum Beispiel nicht richtig als Vorbild würdigen wolle. "Bezeichnend und beschämend ist in meinen Augen, dass Leute wie Langsdorff, die keine Nazis waren und sich schon früh dem Irrsinn des Kämpfens bis zum Untergang verweigerten und durch ihr Handeln viele Menschen retteten, bislang offenbar als rotes Tuch gelten und sein Verhalten allenfalls an der Marineschule Mürwik (MSM) in den dortigen militärhistorischen Unterrichten historisch-kritisch thematisiert wird (Tagesspiegel vom 4.8.2019), während andere, die für die mörderische Tradition der Marine stehen, immer noch geehrt werden," kritisiert Korte in seinem Schreiben.
In diesem Zusammenhang frage er sich, wie es sein kann, dass in der Marineschule nach wie vor mit einer Büste an Admiral Johannesson erinnert werde. ,,Wie kann denn allen Ernstes ein Befürworter der Todesstrafe wie Johannesson, der noch kurz vor Kriegsende am 21. April 1945 als Gerichtsherr der Kriegsmarine fünf Todesurteile gegen mehrere Soldaten, die die Kapitulation Helgolands erwirken wollten, bestätigt hatte, heutzutage eine sinnstiftende Tradition begründen?"
Marine-Historiker warnen vor fragwürdigen Vergleichen. Um die Kontroverse einzuordnen, erläutert der Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann, im Interview mit dem Tagesspiegel, warum es nicht so einfach ist, Langsdorffs Verhalten als traditionswürdig einzuordnen - dabei geht es auch um die Folgen durch sein Tun.
Herr Hillmann, die Debatte hat inzwischen sogar den Bundestag erreicht - warum wird Hans Langsdorff 80 Jahre nach seinem Freitod nicht als Vorbild in der Marine angesehen?
Das Thema Langsdorff war immer ein Thema an der Marineschule Mürwik, der zentralen Ausbildungsstätte für Marineoffiziere. Zum einen die Selbstversenkung der Graf Spee, zum anderen das Verhalten Langsdorffs. Er hat das Schiff nicht in Feindeshand fallen lassen, und hat auf der anderen Seite seine Besatzung dadurch gerettet. Langsdorff befand sich in einer Grenzsituation.
Das wird im Militärgeschichtsunterricht an der Marineschule in Mürwik auch immer so dargestellt. Aber auch die daraus entstandenen negativen Folgen, die natürlich von Langsdorff nicht beabsichtigt oder vorhersehbar waren, nämlich der daraufhin folgende Befehl von Hitler und Großadmiral Raeder, zukünftig bis zur letzten Granate zu kämpfen und das Verbot, die weiße Flagge zu stecken. An der Führungsakademie der Bundeswehr wird das Thema Langsdorff ebenfalls behandelt. Die Historisch-Taktische Tagung der Marine hat sich jüngst mit dem Thema des Handelns in solchen Grenzsituationen auseinandergesetzt.
Aber in der Öffentlichkeit wird kaum an ihn erinnert...
Doch, es wird zum Beispiel im Deutschen Marinemuseum thematisiert. Für die Neukonzeption wird genau dieser Gegensatz - Langsdorff und der Flottenchef Lütjens auf der Bismarck (Anmerkung: der 1941 mit dem Schlachtschiff bis zum Untergang kämpfte) -gegenübergestellt, um den Besucherinnen und Besuchern deutlich zu machen, man konnte es so machen oder so. Beide haben in Grenzsituationen gehandelt. Langsdorff wurde nie ausgeblendet.
Aber wir wissen bisher wenig über sein Leben als solches, so etwa über seine Einstellung zum Nationalsozialismus. Was wir wissen: Er hat sich auf der Flagge des Dritten Reiches erschossen und eben nicht auf der kaiserlichen Flagge, was jahrelang falsch kolportiert wurde. Über seine Einstellungen zum Nationalsozialismus wissen wir insgesamt wenig. Als der Langsdorff-Biograf Hans-Jürgen Kaack mir vor zehn Jahren sagte, er wolle zu Langsdorff arbeiten, war ich darüber außerordentlich erfreut. Ich bin auf das Ergebnis sehr gespannt. Jedes neue Dokument eröffnet die Möglichkeit einer neuen Interpretation.
Eine nationalsozialistische Einstellung und die Einbettung in die Traditionspflege der Marine schließt sich aus – könnte sich die Einstellung zu Langsdorff nun ändern?
Ich hoffe, dass wir jetzt ein klareres Bild kommen, da die Familie Langsdorff Hans-Jürgen Kaack die persönlichen Briefe Langsdorffs zur Verfügung gestellt hat und die er ausgewertet hat. Ich plädiere dafür, das Erscheinen des Buches abzuwarten, damit wir alle auf dem gleichen Stand sind.
Es wird kritisiert, dass Langsdorff kritisch beäugt wird, weil er nicht nach der vorgegebenen Linie handelte, während von Konteradmiral Rolf Johannesson, der vor Kriegsende fünf Todesurteile unterschrieb, eine Büste in der Marineschule Mürwik steht.
Das sind ganz unterschiedliche Fälle. Der Vergleich ist nicht redlich, weil wir über ganz unterschiedliche Personen sprechen. Johannesson ist Gründervater der Bundesmarine, der sich klar in der Zeit der Bundesmarine gegen Dönitz und Raeder gestellt hat. Er hat als Gerichtsherr ein Todesurteil paraphiert. Johannesson ist ein Beispiel für eine gebrochene Biographie. Johannessons Büste steht ja nicht in der Aula der Marineschule Mürwik aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit. Die Argumente hierzu sind schon hundertmal ausgetauscht worden. Diejenigen, die nunmehr die Deutungshoheit für sich beanspruchen, sind Argumenten bisher nicht sehr zugänglich gewesen. Damit das Thema Langsdorff jetzt zu verquicken, führt nicht weiter.
Die letzte lebende Tochter von Langsdorff reist zum 80-jährigen Gedenken an das Grab ihres Vaters nach Buenos Aires. Wird dieses Mal auch ein Bundeswehr-Vertreter ihm die Ehre erweisen?
Ja, das bin ich, ich fliege hin. Ich muss zu einem anderen Termin sowieso nach Argentinien und konnte so die Termine verbinden. Ich nehme an den Gedenkfeierlichkeiten teil. Das ist schon Anfang des Jahres so geplant worden und mit der Marineführung sowie der Deutschen Botschaft abgesprochen. Auch in vergangenen Jahren waren Vertreter der Bundeswehr an Feierlichkeiten beteiligt, von daher ist das ,,dieses Mal" in der Frage etwas verwirrend.
Aus: "Kramp-Karrenbauer und der heikle Fall Langsdorff" Georg Ismar (19.09.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/kontroverse-um-helden-der-graf-spee-kramp-karrenbauer-und-der-heikle-fall-langsdorff/25032766.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/kontroverse-um-helden-der-graf-spee-kramp-karrenbauer-und-der-heikle-fall-langsdorff/25032766.html)
Quote[...] Trump pfeift die US-Truppen in Syrien zurück. Er lässt damit dem türkischen Präsidenten Erdogan freien Lauf, um unter anderem gegen die YPG-Kurdenmilizen vorzugehen. Diese waren jedoch ein enger Verbündeter der USA im Kampf gegen de Islamischen Staat (IS). Trump hintergeht nun also seine Verbündeten – und man weiss nicht einmal genau weshalb. ... [Trump] verteidigt sich in gewohnter Manier auf Twitter und sagt von sich selbst, mit «grosser und unvergleichlicher Weisheit» gesegnet zu sein. ... Derartige Bescheidenheit provoziert selbstverständlich auch entsprechende Reaktionen.
... «Kennst du jemanden in deinem Privatleben, der sagen würde, dass er ‹grosse und unvergleichliche Weisheit› hat, ohne dabei ironisch zu sein? Würdest du mit dieser Person befreundet bleiben? Würdest du gerne ständig von ihrer unvergleichlichen Weisheit hören & wie sie ein sehr stabiles Genie ist?» [https://twitter.com/jeremynewberger/status/1181232930993164289 (https://twitter.com/jeremynewberger/status/1181232930993164289)]
...
Aus: "Trumps «grosse und unvergleichliche Weisheit» löst heftige Reaktionen aus" Milan Marquard (08.10.2019)
Quelle: https://www.watson.ch/international/usa/741631608-donald-trump-die-reaktionen-auf-unvergleichliche-weisheit-tweet (https://www.watson.ch/international/usa/741631608-donald-trump-die-reaktionen-auf-unvergleichliche-weisheit-tweet)
-
Quote[...] Die Türkei hatte vergangene Woche ihre Offensive gegen die YPG-Miliz begonnen. Trump hat den Militäreinsatz scharf kritisiert und Sanktionen gegen die türkische Führung verhängt – allerdings hatte er die Offensive selbst durch einen Abzug von US-Soldaten aus der Region ermöglicht. ...
Aus: "Trump schickte bizarren Brief an Erdogan – das Schreiben im Wortlaut" (17.10.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/seien-sie-kein-narr-trump-schickte-bizarren-brief-an-erdogan-das-schreiben-im-wortlaut/25125412.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/seien-sie-kein-narr-trump-schickte-bizarren-brief-an-erdogan-das-schreiben-im-wortlaut/25125412.html)
Quoteegal69 10:18 Uhr
Mal eine Frage an alle, die sich ob des von Trump angeordneten Truppenabzugs aufregen. Mit welchen Recht wird hier erwartet, dass amerikanische Soldaten dort ihren Kopf hinhalten?
Hier ist zu lesen [https://www.tagesspiegel.de/politik/absage-an-donald-trump-bundesregierung-will-keine-bodentruppen-nach-syrien-schicken/24570726.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/absage-an-donald-trump-bundesregierung-will-keine-bodentruppen-nach-syrien-schicken/24570726.html)], dass Trump am 07.07.2019 deutsche Bodentruppen für Syrien gefordert hat. Die Ablehnung des Bundestags wurde von den Foristen die sich jetzt aufregen, einhellig begrüßt.
Europa hat sich bisher sogar geweigert, seine eigenen Staatsbürger, die dort von den Kurden bewacht werden mussten, zurückzunehmen, da sollte man sich mit Kritik an den USA wohl etwas zurückhalten und erstmal seiner eigenen Verantwortung gerecht werden.
QuoteGophi 09:14 Uhr
Mit einem ungewöhnlichen Schreiben mit undiplomatischer Sprache hat US-Präsident Donald Trump den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan...
["Lassen Sie uns einen guten Deal machen! Sie wollen nicht für das Abschlachten von tausenden Menschen verantwortlich sein, und ich will nicht für die Zerstörung der türkischen Wirtschaft verantwortlich sein – und ich werde es tun.
Ich habe Ihnen schon ein kleines Beispiel dafür gegeben im Hinblick auf Pastor Brunson.
Ich habe hart daran gearbeitet, einige Ihrer Probleme zu lösen. Lassen Sie die Welt nicht im Stich. Sie können einen großartigen Deal erreichen. General Mazloum ist bereit, mit Ihnen zu verhandeln und er ist bereit, Zugeständnisse zu machen, die in der Vergangenheit nie gemacht worden wären. Ich füge vertraulich eine Kopie des Briefes bei, den ich gerade erhalten habe.
Die Geschichte wird wohlwollend auf Sie blicken, wenn Sie das auf eine richtige und humane Weise hinbekommen. Sie wird Sie für ewig als Teufel betrachten, wenn nicht gute Dinge passieren.
Geben Sie nicht den harten Kerl. Seien Sie kein Narr! Ich rufe Sie später an."]
Ooch, was Diplomatie angeht, verstehen sich Trump und Erdogan sicher gut.
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Quote[...] Der Brandbrief von US-Präsident Trump hat beim türkischen Präsidenten offenbar das Gegenteil der erhofften Wirkung erzielt. Das Büro von Recep Tayyip Erdoğan bestätigte der BBC, dass der Empfänger den Brief aus dem Weißen Haus "in den Mülleimer geworfen" habe.
Erdoğan habe das Schreiben "durch und durch abgelehnt", twitterte der ehemalige Türkei-Korrespondent des britischen Rundfunks, Mark Lowen, unter Berufung auf das Büro. Der Präsident habe demnach bereits entschieden gehabt, die geplante Militäroffensive zu starten, schrieb Lowen weiter. Trumps Brief habe dann den letzten Anstoß dazu gegeben.
...
Aus: "Trumps Syrien-Brief landete bei Erdoğan im Mülleimer" (17. Oktober 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/tuerkei-recep-tayyip-erdogan-donald-trump-nordsyrien (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/tuerkei-recep-tayyip-erdogan-donald-trump-nordsyrien)
QuoteRiktam #3
Die Weisheit scheint doch endlich zu sein!
Quoteredlord #6
Da haben sich zwei gesucht und gefunden.
QuoteMapleRidge #7
Die beiden Präsidenten haben gewisse Gemeinsamkeiten, was das Thema Diplomatie betrifft. Und beide sind so eitel, dass sie ihr Handeln für fehlerfrei halten. Ausbaden müssen es Dritte.
QuoteFrischgestrichen #8
Weltpolitik heute: Der eine verfasst Briefe wie ein großmäuliger Unterstufenschüler und der andere spielt den Trotzkopf im Sinne von "Jetzt erst recht"....
...
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Quote[...] Mit Rekorden beim Rüstungsexport kann die Bundesregierung fast nur bei den Unternehmen und Belegschaften punkten, die diese Güter herstellen. Außerhalb der Branche gelten ihre Produkte weitgehend als Teufelszeug, mit dem das Leid in der Welt nur noch vergrößert werde.
Tatsächlich landen Waffen und andere militärisch nutzbare Ausrüstung trotz strenger werdender Kontrollen immer wieder auch in den falschen Händen. Der Regierungskoalition und darin besonders der SPD vorzuwerfen, ihr seien ,,die Gewinne der Rüstungsindustrie wichtiger als Frieden", wie das nun der Grünen-Politiker Nouripur tat, ist jedoch platter Populismus zur Vergrößerung der Popularität der Grünen und der Seelenqualen der Sozialdemokraten.
Der Bundessicherheitsrat genehmigt Rüstungsexporte nicht, um damit Stahlbarone reicher zu machen. Der Export von Waffensystemen gehört zu den Mitteln der Außen-, Bündnis- und Sicherheitspolitik.
Ja, es geht dabei auch um die Erhaltung einer eigenen Rüstungsindustrie. Aber auch deren Existenzsicherung liegt im nationalen Interesse Deutschlands.
Aus: "Rüstungsexporte: Ein Mittel der Politik" Ein Kommentar von Berthold Kohler (07.10.2019)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kommentar-von-berthold-kohler-ruestungsexporte-sind-ein-mittel-der-politik-16421508.html (https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kommentar-von-berthold-kohler-ruestungsexporte-sind-ein-mittel-der-politik-16421508.html)
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Quote[...] Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres hat die Türkei Kriegswaffen für 250,4 Millionen Euro aus Deutschland erhalten. Obwohl noch vier Monate bis Jahresende fehlen, ist das bereits jetzt der höchste Wert seit 2005. Die neuen Exportzahlen gehen aus der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der stellvertretenden Linksfraktionschefin Sevim Dağdelen hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Im vergangenen Jahr machten die Lieferungen an die Türkei mit 242,8 Millionen Euro fast ein Drittel aller deutschen Kriegswaffenexporte (770,8 Millionen Euro) aus. Damit war die Türkei klar die Nummer eins unter den Empfängerländern deutscher Rüstungsgüter. Das könnte trotz eines teilweisen Rüstungsexportstopps wegen der Syrien-Offensive auch in diesem Jahr wieder der Fall sein.
Bei den gelieferten Waffen handelt es sich laut Ministerium um "Ware ausschließlich für den maritimen Bereich". Es ist wahrscheinlich, dass es zum großen Teil um Material für sechs U-Boote der Klasse 214 geht, die in der Türkei unter maßgeblicher Beteiligung des deutschen Konzerns Thyssenkrupp Marine Systems gebaut werden. Die Bundesregierung hatte die Lieferung von Bauteilen bereits 2009 genehmigt und den Export mit einer sogenannten Hermes-Bürgschaft in Höhe von 2,49 Milliarden Euro abgesichert. Inzwischen werden solche Bürgschaften für Kriegswaffenexporte in die Türkei nicht mehr erteilt.
Zusätzlich zu den hohen Waffenexporten insgesamt hat die Bundesregierung in diesem Jahr auch viele neue Exportgenehmigungen erteilt. Bis zum 9. Oktober gab die Bundesregierung grünes Licht für Rüstungslieferungen in die Türkei im Wert von 28,5 Millionen Euro. Das ist bereits mehr als doppelt so viel wie im ganzen Jahr 2018 mit 12,9 Millionen Euro. Die Zahl der Einzelgenehmigungen hat sich von 58 im gesamten Jahr 2018 auf 182 in den ersten neuneinhalb Monaten dieses Jahres mehr als verdreifacht. 2016 waren noch Rüstungsgüter für 84 Millionen Euro genehmigt worden.
Bundesaußenminister Heiko Maas hatte am Samstag bekanntgegeben, dass wegen der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien gegen die Kurdenmiliz YPG keine Lieferungen von Rüstungsgütern mehr an den Nato-Partner genehmigt werden, die in dem Konflikt genutzt werden können. Andere Waffenexporte werden aber weiterhin erlaubt. Auch bereits genehmigte Geschäfte sind von dem Lieferstopp nicht betroffen.
Auch in den letzten vier Monaten des Jahres dürften also weiter Rüstungsgüter aus Deutschland an den Nato-Partner geliefert werden. Nach Zahlen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri zählte Deutschland in den vergangenen zehn Jahren zu den fünf wichtigsten Waffenlieferanten der Türkei nach den USA, Südkorea, Italien und Spanien.
Dağdelen nannte die neuen Zahlen einen "Offenbarungseid" der Bundesregierung. Sie belegten "in erschreckender Weise die skrupellose Hochrüstung der Türkei", sagte sie. "So entlarvt sich das ganze Gerede von einer restriktiven Rüstungsexportpolitik selbst als großer Schwindel."
Aus: "Deutsche Waffenexporte in die Türkei auf höchstem Stand seit 14 Jahren" (17. Oktober 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/ruestungsindustrie-waffenexporte-tuerkei-hoechster-stand-seit-13-jahren (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/ruestungsindustrie-waffenexporte-tuerkei-hoechster-stand-seit-13-jahren)
QuoteChrisHamburg #1
Erst das Land aufrüsten und dann Krokodilstränen weinen, dass die Waffen auch tatsächlich eingesetzt werden. Genau mein Humor. ...
Quotesanta_czel0na #1.1
Ist alles für "humanitäre Interventionen" - heute führt doch niemand mehr Krieg, denn es war ja noch nie so friedlich wie jetzt.
Wir geben auch genug ab für den Jemen und ich denke die Kartelle in Mexico freuen sich auch immer wieder über neues Spielzeug. Business hat eben mit Moral wenig zu tun wenn man siegen muss.
QuoteRot-Grün Gutmensch #7
Waffendeals und Pauschaltourismus sind prima.
Quotehkscooter #19
Nun, genau ob dieser Vorgänge ist unser Glauben an die Politik und ihre Protagonisten unerschütterlich.
QuoteNissan Skyline R34 GT-R #28
Wer sich fragt wofür die maritime Aufrüstung?
Unter dem Mittelmeer lagern gewaltige Öl und Gasvorkommen, und nicht wenig davon auf griechischem Hoheitsgebiet.
Griechenland sitzt auf Erdöl und Erdgasvorkommen die dem von Libyen in nichts nachstehen.
Wussten Sie gar nicht?
Ja , es ist erstaunlich dass sowas den Weg selten in die Medien findet.
Wäre schließlich schwer zu erklären, dass Griechenland, wenn man die Gasreserven einbezieht zu den reichsten Ländern Europa gehört.
QuoteDer Korrektor #33
Wann immer die Scheinheiligkeit der Regierung deutlich wird, nimmt die Demokratie Schaden.
QuoteLetichou #35
Da kann man wirklich stolz auf unserem Land sein. ...
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Quote[...] Haben Medien nicht auch die Aufgabe, die Dinge beim Namen zu nennen? Erdoğan nennt es ,,Militäroperation Friedensquell", die deutschen Medien sprechen vom ,,türkischen Militäreinsatz" oder nennen es ,,türkische Militäroffensive". Beide Begriffe jedoch neutralisieren einen wichtigen Aspekt, der sich am besten in dem Vers von Matthias Claudius aus dem Jahre 1778 wiedergeben lässt: ,,'s ist Krieg! 's ist Krieg!"
Das Wort ,,Militäreinsatz" ist ein Euphemismus und enthält den Rezipienten im Falle von Nordsyrien die entscheidende Kriegsbotschaft vor. Unter Militäreinsatz firmiert schließlich auch das Sandsäckeschleppen beim Oderhochwasser oder das Eskortieren von Handelsschiffen.
Schwieriger ist es beim Wort ,,Militäroffensive". ,,Offensive" ist durchaus militärischer Sprachgebrauch und bedeutet so viel wie ,,Angriff". Aber man muss die Wörter auf sich wirken lassen: ,,Angriffskrieg" oder ,,Militäroffensive"? Militäroffensive klingt weniger aggressiv.
Beide Wörter öffnen unterschiedliche Schubladen im Kopf, setzen verschiedene Framings in Gang. ,,Offensive" ist nämlich ebenso verbreitet in genuin friedlichen Bereichen. Man denke an Fußball oder Schach. ,,Offensiv" ist eine Strategie. Ihr Gegenteil ist die Defensive. ,,Offensive" erweckt den Eindruck, beide Seiten hätten sich zu einer (legitimen) Auseinandersetzung entschieden. Die Strategie jedoch zum Hauptwort zu erheben, ist bei einem Angriffskrieg unangemessen.
Wollen die Medien jetzt die Wahrheit verschleiern? Nein. Sie sind einfach der Komplexität nicht gewachsen. Sprache hat nämlich den Nachteil, dass ihr meist eine Perspektive innewohnt. Hat man erst einmal eine Perspektive, ist es schwer, die Begriffe infrage zu stellen. Und: Wenn alle es so nennen, könnte es Sinn machen, es selbst eben auch so zu nennen.
Die Türkei ist ein Nato-Partner Deutschlands. Dieses Partnersein gibt die Perspektive vor und steckt unseren sprachlichen Rahmen ab. Aber die Strategie zum Hauptwort zu erheben, das macht vielleicht aus Sicht von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Sinn. Für die Medien wären diese Begriffe angebrachter: völkerrechtswidriger Angriffskrieg, militärische Vertreibung, Invasion.
Aus: "Friedliche Worte für Krieg" Eric Wallis (17. 10. 2019)
Quelle: https://taz.de/Sprachkritik-zu-Syrien/!5633944/ (https://taz.de/Sprachkritik-zu-Syrien/!5633944/)
QuoteTrabantus 17.10.2019, 08:40
Herr Erdogan hat gedroht, die Flüchtlinge "loszulassen", sollte es Politik und Medien einfallen, die Invasion als Invasion darzustellen. Und? Die Politik und die Medien zum großen Teil kuschen und fügen sich in die Forderung. Es ist nahezu unerträgilch, vor allem aber beschämend, den offiziellen "Tönern" bei ihren Sprachverwindungen zuzuhören oder diese zu lesen.
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Quote[...] Zum Verständnis der türkischen Intervention in Syrien sollten vier Aspekte berücksichtigt werden. Ich liste sie im Folgenden chronologisch auf.
Erstens: Die Angst der Türken vor Aufspaltung, sie ist so alt wie die Republik. Anfang des 18. Jahrhunderts herrschte das Osmanische Reich über eine Fläche von rund 20 Millionen Quadratkilometern in Europa, Asien und Afrika. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war sie auf 783.000 Quadratkilometer geschrumpft. Das Trauma des Verlusts vor allem des Balkans, der ägäischen Inseln und des Nahen Ostens prägt die nationale Identität seit einem Jahrhundert. Die Gründung eines kurdischen Staats in Syrien, wo die Kurden die größte ethnische Gruppe stellen, könnte auch die Kurden in der Türkei mit einbeziehen und anatolisches Territorium kosten. Das Problem hatte deshalb noch für jede Regierung Priorität, wenn es um Sicherheit und Bedrohungspotenzial ging.
Der zweite Aspekt hat allein mit Syrien zu tun. Mit Syrien teilt die Türkei ihre längste Landgrenze (911 Kilometer). Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war Syrien osmanische Provinz, seither ist es ein problematischer Nachbar der Türkei. Zahlreiche Konflikte haben die Beziehungen geprägt, von Grenzstreitigkeiten bis zur Aufteilung des Euphrat-Wassers. Dass der Chef der PKK, von der Türkei zum "Staatsfeind Nummer eins" deklariert, im syrisch kontrollierten Bekaa einen Stützpunkt einrichtete und in Damaskus Residenz nahm, brachte die beiden Länder schließlich an die Schwelle des Kriegs. Eine Ironie der Geschichte: Unter der Erdoğan-Regierung näherten sich Damaskus und Ankara erstmalig an. Als erster syrischer Staatschef besuchte Baschar al-Assad 2004 die Türkei. Erdoğan absolvierte den Gegenbesuch noch im selben Jahr. Die beiden Staatschefs machten zusammen Urlaub, die Armeen beider Länder führten gemeinsame Manöver durch. Mit den syrischen Flüchtlingen aber, die nach dem arabischen Frühling 2011 vor Damaskus' Wut in die Türkei flohen, änderten sich die Beziehungen. Die Freunde von gestern wurden zu Feinden.
Der ethnische und der politische Aspekt sind um einen religiösen zu ergänzen: Dass in Damaskus Alawiten regieren, obwohl die Bevölkerungsmehrheit sunnitisch ist, wurde in Bezug auf das innere Gleichgewicht der beiden Länder unausgesprochen zum Problem. Erdoğans Sympathie für die Muslimbrüder, einen Gegner der Baath-Partei, die aktive Unterstützung Ankaras für die Freie Syrische Armee und die zunehmende Verwandlung der Türkei in einen Stützpunkt für den IS lösten in Damaskus Unmut aus.
Der vierte Aspekt der Syrien-Offensive hängt mit Erdoğans Bedrängnis im Inland zusammen. Seit der Schlappe bei den letzten Kommunalwahlen mit dem Verlust von Istanbul ist Erdoğan auf dem absteigenden Ast. Ein Ex-Premier und ein ehemaliger Staatspräsident verließen seine Partei und planten, konkurrierende Parteien zu gründen. Die Opposition vereinte sich erstmals in einer demokratischen Front. Die Wirtschaftskrise und 3,5 Millionen syrische Flüchtlinge, die als billige Arbeitskräfte die Arbeitslosigkeit im Land verschärfen, verprellten noch seine leidenschaftlichsten Anhänger. Bei Umfragen steckte die AKP in einem Zehn-Jahres-Tief. Viele munkelten, der einzige Ausweg aus diesem Dilemma wäre ein Krieg. Und so kam es dann auch. Erdoğan nötigte die Opposition, den Feldzug zu unterstützen, damit zog er sie auf seine Seite und zerschlug ihre Allianz. Ebenso brachte er seine innerparteilichen Widersacher zum Verstummen. Er zementierte seine Macht, indem er die Zügel straff anzog. Und mit dem Versprechen, die syrischen Geflüchteten in der Sicherheitszone anzusiedeln, die mit der Operation geschaffen werden soll, hat er nach seinem Dafürhalten auch gleich das Flüchtlingsproblem gelöst.
Diese Punkte auf lokaler Ebene wurden durch internationale Diplomatie begünstigt: Der Konflikt zwischen den USA und Russland in Syrien erweiterte Erdoğans Handlungsspielraum. Mit kluger Taktik spielte er beide gegeneinander aus, indem er östlich des Euphrat mit den USA und westlich des Euphrat mit Russland paktierte. Trump wollte die Last der Türkei aufbürden und aus Syrien abziehen, deshalb gab er Erdoğan grünes Licht. Putin drückte zunächst ein Auge vor der Offensive zu, denn sie würde die USA aus Syrien entfernen und die Kurden Washington entfremden, aber Moskau und Damaskus in die Arme treiben. Und was Europa betrifft: Einmal mehr knickten die europäischen Hauptstädte vor Erdoğans Drohung ein, die Grenzen für die Flüchtlinge zu öffnen, weshalb sie sich auf eine Verurteilung und ein Waffenembargo beschränkten. So verloren die von den USA im Stich gelassenen Kurden die erste Runde, Gewinner waren, neu erstarkt, Erdoğan und der IS.
Die Medaille hat aber noch eine andere Seite: Die Offensive hat die Türkei in der Welt komplett isoliert. Eine breite Front, von der EU bis zur Arabischen Liga, hat sich gegen Erdoğan gestellt. Darüber hinaus zeigen sich zunehmend auch die Gefahren des beschrittenen Minenfelds: Trumps Drohung, die türkische Wirtschaft zu zerstören, wenn sie zu weit gehe – türkische Truppen könnten auch US-Kräfte in der Region treffen oder sich Gefechte mit russisch-syrischen Einheiten an der Grenze liefern. Die Kurden, die die Operation als "Besatzung" empfinden, könnten Großstädte in der Türkei ins Visier nehmen. Das Chaos in der Türkei, zu der all das führen könnte. Die Defizite der türkischen Armee, die in den letzten zehn Jahren erhebliche Säuberungen zu gewärtigen hatte.
Erdoğan ist nun ganz davon abhängig, wie Trump und Putin handeln. Für ihn, der hofft, als "siegreicher Feldherr" aus der Syrien-Offensive hervorzugehen und damit sein Ein-Mann-Regime zu stabilisieren, könnte all das auch in den Untergang führen.
Aus dem Türkischen von Sabine Adatepe
Aus: "Meine Türkei / Offensive in Syrien: Erdoğans Hoffnung – oder sein Untergang?" Eine Kolumne von Can Dündar (16. Oktober 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/2019/43/offensive-syrien-tuerkei-erdogan-intervention-vorgeschichte (https://www.zeit.de/2019/43/offensive-syrien-tuerkei-erdogan-intervention-vorgeschichte)
Quotemagnichreden #5
dundar macht wieder dass, was er am besten kann, denunzieren, schwarzmalen und seine infantile Enttäuschung zum Ausdruck bringen.
QuoteHuDesh #5.1
Sie dagegen sind ein Leuchtturm! ;)
Quotelaotsekonfuzius #16
Ich verstehe nicht warum Nationen immer noch darauf bestehen möglichst viel "Land" oder "Leute" zu haben. Ist das noch ein Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert?
Gebt den Kurden doch das Stück Land, schließt Frieden mit ihnen und gut ist. Die Türkei hätte auf einen Schlag weniger Einwohner (v.a. arme Einwohner aus dem Südosten), die Kurden hätten was sie wollen. Eine Win-win Situation also.
Wobei gerade die syrischen Kurden ja gar keinen eigenen Staat mehr wollen, sondern einfach nur Autonomie. Der Staat als Macht- und Unterdrückungsapparat passt gar nicht zu Öcalans Ideologie.
QuoteHowever #16.1
"Ich verstehe nicht warum Nationen immer noch darauf bestehen möglichst viel "Land" oder "Leute" zu haben. Ist das noch ein Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert?"
Netter Gedanke, geben Sie dann doch den Kurden Sachsen oder Thüringen. Oder den 4 Mio Türkei Stämmigen in Deutschland Bayern ? Vielleicht BaWü ? (Das war natürlich Ironie, falls es jemand nicht merken sollte !)
QuoteQuasarAPM #16.2
Ne, die Kurden beanspruchen aber nicht Sachsen oder Thüringen. ... Wenn Sie solch dumme Analogien anbringen, müssten Sie eher die Türken in Bezug zu Sachsen und Thüringen setzen, nicht die Kurden.
QuoteOrakel56 #19
Um all das "Wirrwarr der inzwischen involvierten Länder ( Syrien, Saudi-Arabien, Jemen, Libanon, Iran, Russland, USA, Türkei, Europa ) zu verstehen, müsste ich ein Auslandskorrespondent/ Historiker/ Nah-Ostexperte sein. Ein über Jahre entstandenes Wirrwarr des Syrien-Krieges, durch unterschiedliche politische/wirtschaftliche Interessen der Länder bis hin zum aufgekündigten Atomabkommen der USA, Russland, Europa, Iran. ...
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Quote[...] Keine Angriffe für 120 Stunden: US-Vizepräsident Mike Pence und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan haben sich auf eine vorübergehende Waffenruhe verständigt. ... US-Präsident Donald Trump sprach von "großartigen Neuigkeiten". "Millionen von Leben werden gerettet werden."
Vergangene Woche hat die Türkei einen Militäreinsatz gegen die kurdische YPG-Miliz in Nordsyrien begonnen, die dort ein großes Gebiet kontrolliert. Die Türkei betrachtet die Kurdenmiliz als Terrororganisation. Für die USA waren die Kurdenkämpfer dagegen lange Verbündete im Kampf gegen den sogenannten "Islamischer Staat" (IS). ...
Aus: "Türkei und USA vereinbaren eine Unterbrechung der Kämpfe in Nordsyrien" (17. Oktober 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/tuerkei-und-usa-einigen-sich-auf-waffenruhe-in-nordsyrien (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/tuerkei-und-usa-einigen-sich-auf-waffenruhe-in-nordsyrien)
Quote
Holtor #5
Das liegt bestimmt an den ausgefeilten diplomatischen Depeschen zwischen diesen Ländern.
QuoteDytrppr #3
Siehste, weil Donald so schöne Briefe schreibt.
Quotezaralexander #3.4
"Der Brief dürfte entscheidend dazu beigetragen haben, ja."
Ich denke auch. Gewiss wollte sich Erdogan nicht dem Risiko eines Nachtragschreibens aussetzen.
Quotekernkraftistdieloesung #15
Sehr gut, der Brief dürfte entscheident dazu beigetragen haben. Wie erklären die Foristen die gestern noch höhnisch waren diesen Erfolg?
QuoteWilmso #15.1
Sie meinen der Brief der sofort im Mülleimer gelandet ist?
Jap. Das wirds sein.
Quoteprinzessin.leia #15.3
Der Brief war es. Ganz bestimmt.
Quotemakabi #39
Vielleicht hat Erdo doch nochmal im Mülleimer gesucht.
Quotemaik russel #18.5
Da hilft selbst Sarkasmus nicht mehr, es ist unfassbar. Zwei Staaten halten sich absurd völkerrechtswidrig auf dem Staatsgebiet eines Dritten auf, ballern da munter die Leute um und sind so gnädig eine Waffenruhe zu vereinbaren. Deutschland liefert seit Jahren allerlei Waffen und Gerät an einen der Invasoren, mit denen gerade jede Menge Kurden massakriert werden. Wie aus dem Irrenhaus, kann man sich nicht ausdenken.
QuoteBrillstein #19.2
Leider eigentlich nicht. Die Sicherheitszone, die die Türkei verlangt, soll etwa 30 km (20 miles) zw. der türkischen Grenze und Syrien betragen. In diesem Radius liegen quasi alle kurdischen Städte und Siedlungen (der YPG).
Der "Deal" bedeutet im Grunde, dass die Kurden sich komplett aus ihrem teilautonomen Gebiet zurückziehen und es aufgeben sollen, um irgendwo? in Syrien angesiedelt zu werden. Oder mit anderen, zugespitzten Worten: die Kurden sollen bedingungslos kapitulieren und verschwinden. ...
Quoteernstel2019 #32
Mannsbilder, die auf unser aller Kosten sadistische Spielchen ausleben.
QuoteDaniel H #41
Habe ich was überlesen? Haben die Syrischen Kurden zugestimmt sich innerhalb 120 Stunden zurückzuziehen?
QuoteTico77 #41.1
Immer dieses Rumkritteln an lästigen Details großer Deals großer Männer.
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Quote[...] Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat der Türkei Kriegsverbrechen in Nordsyrien vorgeworfen. Die türkischen Streitkräfte und ihre syrischen Verbündeten hätten bei ihrer Militäroffensive gegen die kurdischen YPG-Milizen "Kriegsverbrechen, Massentötungen und unrechtmäßige Angriffe" verübt, teilte Amnesty in einem Bericht mit. Die Organisation verfüge über "erdrückende Beweise für willkürliche Angriffe in Wohngebieten".
"Die türkische Armee und ihre syrischen Verbündeten zeigen vollkommene Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben von Zivilistinnen und Zivilisten", sagte der Amnesty-Generalsekretär Kumi Naidoo. Dem Amnesty-Bericht zufolge griffen die türkischen Streitkräfte unter anderem ein Wohnhaus, eine Bäckerei und eine Schule an.
Amnesty beruft sich auf Aussagen von 17 Zeuginnen und Zeugen, unter ihnen Rettungskräfte, medizinisches Personal, Mitarbeitende von humanitären Hilfsorganisationen, Vertriebene und Journalistinnen und Journalisten. Ein kurdischer Mitarbeiter des Roten Kreuzes sagte demnach, er habe nach einem türkischen Luftangriff am 12. Oktober in der Nähe einer Schule verkohlte Leichen aus einer Ruine getragen. Des Weiteren habe die Menschenrechtsorganisation verschiedene Videoaufnahmen medizinischer Reporte ausgewertet. Die türkische Regierung kommentierte den Amnesty-Bericht zunächst nicht.
Am Donnerstag einigten sich die Türkei und USA auf eine fünftägige Waffenruhe. Die Türkei sicherte zu, alle militärischen Aktionen für 120 Stunden zu unterbrechen, um den kurdischen Milizen den Rückzug aus dem syrischen Gebiet an der Grenze zur Türkei zu ermöglichen. Danach wolle die Türkei den Einsatz vollständig beenden. Die kurdischen Kämpfer stimmten der Vereinbarung zu.
Allerdings wurde laut der Nachrichtenagentur AP die Waffenruhe offenbar gebrochen. AP-Reporter hätten am Freitag Artilleriefeuer in der der Grenzstadt Ras al-Ain beobachtet. Die Reporter berichteten von Rauch über dem Stadtzentrum und Gewehrfeuern, die zu hören waren. Auch die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von Kämpfen in der Stadt. In den anderen Gebieten sei es dagegen relativ ruhig. Ras al-Ain gehört zu den heftig umkämpften Städten türkischer und kurdischer Streitkräfte.
Die Türkei hat vergangene Woche eine Militäroffensive gegen die kurdischen Kämpfer in Nordsyrien begonnen. Die türkische Regierung sieht in der YPG einen Ableger der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei PKK und damit eine Terrororganisation. Zudem befürchtet die Türkei, dass das von Kurdinnen und Kurden kontrollierte Gebiet in Syrien dem Autonomiebestreben der kurdischen Bevölkerung im eigenen Land Auftrieb verleiht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan will in der Grenzregion eine 30 Kilometer breite "Sicherheitszone" für syrische Geflüchtete schaffen.
Möglich wurde die Militäroffensive erst, nachdem US-Präsident Donald Trump den Rückzug amerikanischer Truppen aus dem Grenzgebiet angeordnet hatte. Trump wurde deshalb sowohl von Demokraten und Republikanern, aber auch international kritisiert. Ihm wurde vorgeworfen, die kurdischen Alliierten, die die USA im Kampf gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) unterstützt hatten, im Stich zu lassen. Seit Beginn der Offensive wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 500 Menschen getötet, darunter mindestens 72 Zivilisten. Mehr als 300.000 weitere Menschen wurden demnach vertrieben und sind seit dem auf der Flucht.
Aus: "Amnesty wirft Türkei Kriegsverbrechen vor" (18. Oktober 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/offensive-nordsyrien-amnesty-international-tuerkei-kriegsverbrechen-massentoetungen (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/offensive-nordsyrien-amnesty-international-tuerkei-kriegsverbrechen-massentoetungen)
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"Nordsyrien: Trump kündigt Aufhebung der Sanktionen gegen die Türkei an" (23. Oktober 2019)
Laut dem US-Präsidenten hat die Türkei eine dauerhafte Waffenruhe in Nordsyrien zugesagt. Deshalb sollen die Sanktionen wegfallen, die nach dem Einmarsch verhängt wurden.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/trump-kuendigt-aufhebung-der-sanktionen-gegen-die-tuerkei-an (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/trump-kuendigt-aufhebung-der-sanktionen-gegen-die-tuerkei-an)
Quote[...] Der österreichische Literaturnobelpreisträger Peter Handke durchlief in seinem Schaffen die verschiedensten Stationen. Mindestens drei solcher Perioden macht der Literaturkritiker Helmut Böttinger aus: ein Frühwerk, die Bestseller-Jahre als Popautor und ein umstrittenes Spätwerk.
,,Auffällig ist, dass sich Handke im Lauf seiner Tätigkeit stark entwickelt und viele Wendungen genommen hat. Sein erster Roman, ,Die Hornissen', den er als 24-Jähriger veröffentlicht hat, ist sehr stark vom Noveau Roman geprägt. Nach diesen experimentellen Anfängen war seine größte Zeit, in der er Bestseller-Autor war, in den 70er-Jahren. Mit Büchern wie ,Der kurze Brief zum langen Abschied', ,Die Angst des Tormanns beim Elfmeter' und ,Wunschloses Unglück'. Da hat er tatsächlich die Bestsellerlisten gestürmt."
In dieser Zeit großer Popularität sei Handke zum führenden Popautor überhaupt geworden, vor allem mit Geschichten über seine Sozialisation in einem Kärntner Dorf:
,,Diese autobiografische Befreiung führte zu einem Erzählton, der in den 70er-Jahren schon sehr einzigartig war und ihn zum führenden Popautor überhaupt gemacht hat."
Doch dann habe er diese Popliteratur wieder überwunden, im Gegensatz zu vielen seiner Altersgenossen, so Böttinger. Stattdessen habe Handke nach einer neuen politischen Sprache gesucht. Diese führte ihn zu seinem umstrittenen Spätwerk.
Das Eintreten für den serbischen Präsidenten Slobodan Milošević habe viele Freunde und Weggefährten Handkes so sehr befremdet, dass sie sich von ihm abwandten. Warum Handke in dieser Hinsicht eine große Verbissenheit an den Tag legte, erklärt Böttinger so:
,,Man kann Handke diesbezüglich nicht unbedingt politisch verstehen. Er spricht von dem verlorenen Jugoslawien, das ist das Traumland seiner Kindheit. Seine Mutter war slowenischer Herkunft und das nahegelegene Jugoslawien war für ihn eine Märchenlandschaft, eine Mythenlandschaft. Dass dieses Jugoslawien zerstört worden ist, hat ihn umgetrieben."
Handke sei ein sehr impulsiver Mensch, er könne sehr jähzornig werden. Mit diesem seinem ,,überstürmenden poetisch-romantischen Temperament" habe er sich oft an politischen Tagesverhältnissen gerieben. Und dieser Umstand habe ihn auch immer umstritten gemacht.
Aus: "Trauer um das Traumland der Kindheit" Helmut Böttiger im Gespräch mit Sigrid Brinkmann (10.10.2019)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/literaturnobelpreis-fuer-peter-handke-trauer-um-das.1013.de.html?dram:article_id=460756 (https://www.deutschlandfunkkultur.de/literaturnobelpreis-fuer-peter-handke-trauer-um-das.1013.de.html?dram:article_id=460756)
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Quote[...] Der 1942 in einem kleinen Ort im österreichischen Bundesland Kärnten geborene Schriftsteller provozierte, seitdem er nach einem abgebrochenen Jurastudium als Schriftsteller antrat, mit seinen Werken und mit seiner politischen, manche meinen auch, seiner menschlichen Haltung. Schon in der "Publikumsbeschimpfung" vor 53 Jahren in Frankfurt beleidigte er die Theaterbesucher, indem er sie von den Schauspielern als "Glotzaugen", "Rotzlecker" und "Nichtsnutze" beschimpfen ließ. Trotzdem schrieb Handke mit seinen mehr als 20 Stücken Theatergeschichte, wurde und wird auf den besten Bühnen nicht nur deutschsprachiger Länder gespielt. Die Jury des österreichischen Nestroy-Preises ehrte ihn 2018 für sein Lebenswerk.
Unsterblich machte ihn auch sein Drehbuch "Der Himmel über Berlin", das die deutsche Regisseurlegende Wim Wenders verfilmte. "Wer sonst?", kommentierte der Regisseur dann auch hocherfreut die Nobelpreis-Entscheidung. Die Begeisterung teilt naheliegender Weise auch der Chef von Handkes Berliner Verlag Suhrkamp, Jonathan Landgrebe. Der französische Verlag Gallimard, in dem mehr als zehn Bücher von Handke in Übersetzung erschienen sind, zuletzt im Mai "Kindergeschichte", freut sich selbstverständlich auch. Der Autor lebt seit mehr als 30 Jahren südlich von Paris, und möglicherweise ist er in Frankreich beliebter als in Deutschland, Norwegen oder Albanien.
Denn viele Kritiker haben dem zornigen Autor seine Haltung während des Balkankriegs von 1999 nicht verziehen. Handke stand auf der Seite Serbiens, verurteilte die Nato für ihre Luftschläge und hielt 2006 bei der Beerdigung des jugoslawischen Ex-Diktators Slobodan Milosevic eine Rede.
Entsprechend zurückhaltend fiel die Gratulation Monika Grütters' aus. Die Staatsministerin für Kultur und Medien bemerkte, Handke habe sich nie dem Zeitgeist unterworfen, sondern sei immer unbequem geblieben. Mit seiner Provokationslust habe er so manches politische Tabu gebrochen.
Andere reagierten geradezu entsetzt. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisierte die Nobel-Entscheidung scharf. "Es ist vollkommen unverständlich, warum das Nobelpreiskomitee die intellektuelle Unterstützung für den Völkermord auszeichnet", empörte sich Jasna Causevicdie, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung.
Aus: "Literaturnobelpreis für Peter Handke stößt auf zwiespältige Reaktionen" (10.10.2019)
Quelle: https://www.dw.com/de/literaturnobelpreis-f%C3%BCr-peter-handke-st%C3%B6%C3%9Ft-auf-zwiesp%C3%A4ltige-reaktionen/a-50782532 (https://www.dw.com/de/literaturnobelpreis-f%C3%BCr-peter-handke-st%C3%B6%C3%9Ft-auf-zwiesp%C3%A4ltige-reaktionen/a-50782532)
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Quote[...] An dem Tag, als die Nachricht von der Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke bekannt wurde, waren wir, die Gruppe ,,taz-Reisen in die Zivilgesellschaft", gerade in Srebrenica. Wir hörten Azir zu, wie er als 13-jähriger Junge in Potocari bei Srebrenica in der Masse der mehr als 40.000 Menschen stand, die an diesem 11. Juli 1991 alle in die UN-Kasernen drängten.
Hinter ihnen kamen die serbischen Truppen. Die niederländischen UN-Soldaten weigerten sich, mehr als 6.000 Menschen auf ihr Gelände einzulassen. Die Serben, unter ihrem General Ratko Mladić, begannen die Männer von Frauen mit Kindern zu trennen. Die Menschen mussten durch Checkpoints gehen, die Männer links, die Frauen und Kinder rechts. Azir gelang es, bei den Frauen zu bleiben und dann zusammen mit seiner Mutter mit einem Lastwagen nach Tuzla ,,ins befreite Gebiet" in Sicherheit gebracht zu werden. Er hatte Glück.
Andere halbwüchsige Jungen mussten wie sein ein Jahr älterer Bruder zusammen mit den Männern gehen. Wenig später wurden schon Hunderte Männer erschossen. Sein Bruder schloss sich der Kolonne von mehr als Zehntausend an, die nach Tuzla fliehen wollten. Er wurde bei den folgenden Massakern und Hinterhalten getötet. Die serbische Soldateska ermordete in den folgenden Tagen 8.377 Männer aus Srebrenica.
Die Serben nahmen ,,Rache an den Türken", wie Mladić es ausdrückte, wegen der in der serbischen Mythologie angeblich verlorenen Schlacht von 1389 gegen die Osmanen in Kosovo Polje. Mladić' ,,Feinde", die ,,Türken", das war 600 Jahre danach die slawisch-muslimische Bevölkerung von Srebrenica, ethnische Slawen wie die Serben, eine Zivilbevölkerung, die noch vor dem Krieg in Jugoslawien ein beschaulich-sicheres Leben mit ihren serbischen Nachbarn geführt hatte. Dann das Inferno.
Azir hatte damals Todesangst. Die Opfer von Srebrenica oder die Opfer aus den Konzentrationslagern in Prijedor und anderswo in Bosnien sind bis heute Gefangene ihrer Todeserfahrung. Sie sind traumatisiert.
Die Täter aber sind frei. Und werden freigesprochen. Auch durch den prominenten Schriftsteller. Für die Opfer wie Azir hat er kein Wort übrig. Peter Handke war ein Jahr später an diesem Ort des Schreckens. Er konnte alles wissen. An den Mauern von nahegelegenen Ställen waren noch die Blutflecken der Hingerichteten zu sehen. Dann fuhr er nach Pale, dem oberhalb Sarajevos gelegenen Kriegshauptquartier der serbischen Führung in Bosnien, um Radovan Karadžić, ihren politischen Führer, zu sprechen. Damals schon bereitete das UN-Tribunal gegen Kriegsverbrechen in Jugoslawien in Den Haag die Anklage gegen Karadžić und Mladić vor. Das focht jedoch Handke nicht an, er plauderte freundlich mit dem Kriegsverbrecher.
Spätestens nach dem Besuch in Sarajevo hätte er spüren müssen, dass er falsch lag. Er traf den damaligen österreichischen Botschafter Valentin Inzko, der wie Handke selbst der slowenischen Minderheit in Kärnten angehört und persönlich mit ihm verbandelt ist. Schließlich ,,ging er ein Jahr mit meiner Schwester", sagt Inzko heute, immer noch als Hoher Repräsentant der internationalen Gemeinschaft in Sarajevo ansässig und Kenner der Lage in Bosnien. Was er damals mit Handke beredet hat, bleibt zwar etwas nebulös.
Sicher ist, dass Handke an diesem Tag auch mit dem Sarajevoer Serben Jovan Divjak zusammentraf, dem Vizekommandeur der bosnischen Armee, an vorderster Stelle ein Verteidiger des multinationalen Sarajevos gegen die ,,Faschisten da oben", wie Divjak sich damals ausdrückte. Das Gespräch war nicht freundschaftlich, denn Divjak zeigte ihm seine Faust, als Handke für die Position Karadžić' Sympathie erkennen ließ.
,,Er hat sich noch Notizen gemacht", sagt heute der bosnische Serbe Jovan Divjak, eine Ikone der Zivilgesellschaft. Die Notizen hat Handke wohl nicht verwendet, als er sein Buch ,,Gerechtigkeit für Serbien" schrieb, das 1996 erschienen ist. Dass er nach Sarajevo noch in Višegrad war und sich dort in einer Badehose mit Alkohol und ,,Freunden" an der Drina ablichten ließ, an der Stelle, wo 1992 Hunderte von Menschen gefesselt und lebend von der berühmten Brücke in die Fluten der Drina geworfen wurden, war ihm keine Zeile wert.
Višegrad ist einer der vielen Orte blutiger Exzesse gegen Nichtserben. Bakira Hasečić, die Vorsitzende einer Organisation von Vergewaltigungsopfern, die zwei Jahre lang in dem berüchtigten Vergewaltigungslager der Stadt festgehalten worden war, kann die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke ebenso wenig fassen wie die Frauen von Srebrenica in ihren ersten Reaktionen.
Vielleicht hat Handkes Besuch in Višegrad den bosnischen Schriftsteller Saša Stanišić insbesondere herausgefordert. Seine Familie stammt aus dieser Stadt. Bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises 2019 im Frankfurter Römer erklärte er am Montag: ,,Ich hatte das Glück, dem zu entkommen, was Peter Handke in seinen Texten nicht beschreibt." Ähnlich kritisch äußerten sich der in den USA lebende Schriftsteller Aleksandar Hemon oder der serbische Schriftsteller Bora Ćosić, Teil der liberalen Belgrader Szene, die das Milošević-System bekämpft haben und über die Preisverleihung entsetzt sind.
Handkes Angriffe auf die damaligen Kriegsreporter, unter ihnen der Amerikaner und Pulitzerpreisträger Roy Gutman und der Brite Ed Vulliamy, die 1992 unter Lebensgefahr die Existenz von Konzentrationslagern in der Stadt Prijedor nachgewiesen hatten, wirft ein Licht auf ihn selbst zurück. Kriegsreporter waren für ihn ,,einseitig" – obwohl sie auf allen Seiten recherchiert haben, im Gegensatz zu ihm, obwohl er doch 1996 in Srebrenica leicht hätte die Wahrheit entdecken können. ,,Ästhetik und Ethik lassen sich nicht trennen", sagt Darko Cvijetić, serbischer Schauspieler und Dichter aus Prijedor.
Aus: "Amnesie eines Autors" Kommentar von Erich Rathfelder (17. 10. 2019)
Quelle: https://taz.de/Kritik-an-Nobelpreis-fuer-Peter-Handke/!5629663/ (https://taz.de/Kritik-an-Nobelpreis-fuer-Peter-Handke/!5629663/)
QuoteTazacorte (10/2019)
Wenn man sich die zahlreichen Handke-Interviews aus dem letzten Jahrzehnt durchliest, stellt sich der merkwürdiger Eindruck eines selbstverliebten grumpy old man ein. Sätze wie "Ich sag immer: Polizisten sind so wie die Frauen. Wenn man sie braucht, sind sie nicht da, wenn man sie nicht braucht, sind sie da" (https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/ich-habe-keine-schublade (https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/ich-habe-keine-schublade)), seine Gewaltfantasien (den hätte ich gerne verprügelt, den habe ich geohrfeigt), zeichnen das Bild eines unsympathischen, aus der Zeit gefallenen Mannes. Seine Leugnung des Massenmordes durch serbische Militärs ist sicherlich nicht nur dem Altersstarrsinn geschuldet. ...
Quote[...] Der frühere Außenminister und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hält den Vorstoß von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) für eine international kontrollierte Sicherheitszone in Nordsyrien für "die einzig logische und richtige Konsequenz."
Die Forderung "mag in der aktuellen Lage unrealistisch klingen, weil der Westen in Syrien schon lange verloren hat und jetzt Russland die neue Ordnungsmacht ist", sagte Gabriel dem Tagesspiegel. Trotzdem sei sie richtig, "wenn wir mehr wollen als die Lage zu beklagen und zu jammern." Er betonte: "Wenn Politiker keine Antwortung und Haltung in der Sache haben, kritisieren sie das Verfahren. Das lenkt nur ab. Man muss über die Substanz des Vorschlags reden und nicht über das Verfahren, wie er eingebracht wurde."...
Unterstützung erhielt Kramp-Karrenbauer [auch] vom Parteikollegen Friedrich Merz. Der Vorschlag sei ein wichtiges Signal, "dass wir bereit sind, außen- und sicherheitspolitisch Verantwortung zu übernehmen", sagte der CDU-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Deutschland habe viel zu lange davor zurückgeschreckt, die Initiative zu übernehmen.
Aus: "Sigmar Gabriel begrüßt Syrien-Vorschlag von AKK" (23.20.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/einzig-logische-konsequenz-sigmar-gabriel-begruesst-syrien-vorschlag-von-akk/25144772.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/einzig-logische-konsequenz-sigmar-gabriel-begruesst-syrien-vorschlag-von-akk/25144772.html)
Quoteach 09:36 Uhr
garno 10:02 Uhr
Antwort auf den Beitrag von egal69 08:46 Uhr: Gabriel ist seit Juni 2019 Vorsitzender der Atlantik-Brücke und Mitglied der Trilateralen Kommission, da muss er natürlich die liberalen transatlantischen Werte hochhalten, auch wenn sie mit der Realität nicht mehr recht zusammenpassen.
Wer ist denn "wir", die mehr in Syrien wollen?
Geltungssüchtige Transatlantiker?
QuoteDexiteer 09:19 Uhr
Wen wundert es, dass Merz dem Vorschlag zustimmt? Vermutlich ist BlackRock Großaktionär bei Rüstungsunternehmen. ...
Quote[...] Erst ziehen die USA ihre Truppen aus Nordsyrien ab und sorgen für Chaos. Nun will das Pentagon doch wieder Soldaten und Panzer in den ölreichen Osten schicken.
Nach dem US-Truppenabzug aus dem nordsyrischen Grenzgebiet zur Türkei plant das Pentagon, zusätzliche militärische Kräfte zum Schutz der Ölfelder in den Osten Syriens zu schicken. Damit solle verhindert werden, dass die von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrollierten Ölfelder wieder an die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder an ,,andere destabilisierende Akteure" fallen, sagte ein Vertreter des Pentagons am Donnerstag (Ortszeit).
Die geplante Verstärkung geschehe ,,in Abstimmung mit unseren SDF-Partnern". Die Eroberung der Ölfelder vom IS sei eine der wichtigsten Errungenschaften im Kampf gegen die Terrormiliz gewesen.
Das US-Magazin ,,Newsweek" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf einen Pentagon-Vertreter, das Weiße Haus müsse den Plänen noch zustimmen. Das Verteidigungsministerium wolle bis zu 30 Abrams-Panzer und zusätzliche Soldaten zum Schutz der Ölfelder nach Ostsyrien schicken. Ziel sei es, den IS, die syrische Regierung, den Iran und mit ihm verbündete Milizen von den Ölfeldern fernzuhalten. Der US-Sender Fox News berichtete, die zusätzlichen Kräfte würden aus einer Einheit kommen, die bereits im Nahen Osten stationiert sei.
US-Präsident Donald Trump hatte die US-Truppen in Syrien vor knapp drei Wochen aus der Grenzregion zur Türkei abgezogen. Daraufhin begann die Türkei eine Offensive, die sich gegen die Kurdenmiliz YPG richtete. Die YPG sind die dominierende Kraft in den SDF und waren Verbündete der USA im Kampf gegen den IS. Nach dem Abzug der YPG aus einem Teil des syrischen Grenzgebiets zur Türkei hatte Trump am Mittwoch verkündet, dass Ankara die Offensive beende.
Trump strebt einen Abzug aller amerikanischer Soldaten aus Syrien an. Am Mittwoch hatte er gesagt, zunächst werde ,,eine kleine Anzahl" von US-Truppen bei den Ölfeldern bleiben. Die USA würden das Öl schützen, ,,und wir werden in der Zukunft entscheiden, was wir damit machen werden". Am Donnerstag schrieb er auf Twitter, er werde niemals erlauben, dass der IS sich wieder der Ölfelder bemächtige.
In einem weiteren Tweet schrieb er: ,,Vielleicht ist es an der Zeit für die Kurden, sich auf den Weg in die Ölregion zu machen!" (dpa)
Aus: "USA wollen syrische Ölfelder durch zusätzliche Truppen sichern" (25.10.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/furcht-vor-wiedererstarken-des-is-usa-wollen-syrische-oelfelder-durch-zusaetzliche-truppen-sichern/25153936.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/furcht-vor-wiedererstarken-des-is-usa-wollen-syrische-oelfelder-durch-zusaetzliche-truppen-sichern/25153936.html)
Quoterovnadon 11:00 Uhr
Da bekommt der Begriff des "Wertewestens" seine eigentliche Bedeutung. Öl und andere Rohstoffe sind die Werte die der Westen ...
QuoteAldermann 10:08 Uhr
Überlegene westliche Werte: Ölfelder Schützen, Menschen nicht.
Quotejonnyrotten 08:34 Uhr
Genau darum geht es in diesem Schmierentheater - ÖL!
QuoteBRCI 08:06 Uhr
Siehste, klappt doch,Humanitärer Schutz für die Ölfelder.
Quoteolly1956 07:10 Uhr
Eine verlogene Politik! Nie ging es um die Wahrung der Menschenrechte unter Assad, es ging immer nur ums ÖL .
...
Quote[...] Vom US-Geheimdienst CIA unterstützte afghanische Sondereinheiten sollen in Afghanistan schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben. Das berichtet die Organisation Human Rights Watch (HRW). Die Einheiten hätten bei Operationen Zivilisten getötet, Festgenommene verschwinden lassen und Kliniken angegriffen, heißt es in einem HRW-Bericht.
Manche der insgesamt 14 dokumentierten Übergriffe aus dem Zeitraum von 2017 bis 2019 sind der Organisation zufolge als Kriegsverbrechen einzustufen. Human Rights Watch fordert die unverzügliche Auflösung der Einheiten und eine unabhängige Untersuchungen der Vorfälle.
Die Einheiten gehörten den Angaben zufolge nominell dem afghanischen Geheimdienst NDS an, fielen aber weder unter dessen normale Befehlskette noch unter US-amerikanische Befehlsketten. Ihre Mitglieder würden größtenteils von der CIA angeworben, geschult, ausgerüstet und beaufsichtigt. Zum Teil würden sie von US-Spezialkräften begleitet.
Die Gruppen sollen vor allem Nachteinsätze durchgeführt haben, um Aufständische gefangen zu nehmen oder zu töten. Sie würden Verdächtige mitnehmen, ohne den Familien zu sagen, wohin, berichtet HRW. Andere seien direkt vor Ort erschossen worden, auch ohne jeglichen Widerstand geleistet zu haben. Oft gingen die Nachteinsätze auch mit Luftangriffen einher, bei denen Zivilisten getötet würden.
Die CIA unterhält seit 2001 eine Operation zur Terrorismusbekämpfung in Afghanistan, die parallel zum Einsatz des US-Militärs verläuft, jedoch von ihr getrennt erfolgt. Seither hat sie fortwährend afghanische Paramilitärs rekrutiert, ausgerüstet, ausgebildet und eingesetzt, um Al-Kaida- und Taliban-Kämpfer zu verfolgen. Seit 2014 nimmt die Operation auch Kämpfer mit Verbindungen zum sogenannten "Islamischen Staat" ins Visier.
Gleichzeitig ging aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan hervor, dass die Zahl der US-Luftangriffe in Afghanistan im September so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 2013 war. Demnach haben US-Piloten in dem Land im September 948 Geschosse abgefeuert oder abgeworfen.
US-Präsident Donald Trump hatte Anfang September Gespräche über Wege zu Frieden in Afghanistan mit den aufständischen Taliban abgebrochen, nachdem bei einem Anschlag in Kabul ein US-Soldat getötet worden war.
Trotz der weiter prekären Sicherheitslage sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) seit Anfang des Jahres mehr als 400.000 undokumentierte Afghanen aus den Nachbarländern Iran und Pakistan in ihre Heimat zurückgekehrt. Der Großteil von ihnen, rund 385.000 Menschen, kamen aus dem Iran, teilte IOM mit. Afghanistan leidet unter hoher Arbeitslosigkeit, einer schwachen Wirtschaftsentwicklung und einer großen Anzahl an Binnenflüchtlingen.
Aus: "Human Rights Watch: Afghanische Sondereinheiten sollen Kriegsverbrechen begangen haben" (31. Oktober 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-10/human-rights-watch-afghanistan-milizen-kriegsverbrechen-cia (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-10/human-rights-watch-afghanistan-milizen-kriegsverbrechen-cia)
QuoteMaximus Decimus Meridius #5
Das konnte man schon lange nachlesen ... wenn man das wollte.
Möchte jemand einen Tip abgeben ob es zu Sanktionen gegen die menschenrechtsverletzenden beteiligten Länder kommt durch die wertegeleitete Gemeinschaft?
...
Quote[...] US-Regierungen – sowohl die aktuelle als auch die beiden vorherigen – haben die Öffentlichkeit über den Krieg in Afghanistan systematisch getäuscht. Dies geht aus mehr als 400 internen Interviews mit US-Militärs hervor, die die Washington Post erhalten und ausgewertet hat.
Wie die Zeitung unter Berufung auf die sogenannten Afghanistan Papers berichtet, wurden in den vergangenen 18 Jahren Erfolge vermeldet, die es gar nicht gegeben hat. Die Regierungen hätten sich hinter "rosigen Ankündigungen" versteckt und negative Informationen gezielt geheim gehalten. Alle Daten seien so verändert worden, um das bestmögliche Bild zu präsentieren, wird etwa Oberst Bob Crowley zitiert, der US-Kommandeuren in den Jahren 2013 und 2014 als Berater diente.
Douglas Lute, ein mit drei Sternen dekorierter Armeegeneral, der während der Regierungen unter George W. Bush und Barack Obama für den Afghanistan-Krieg verantwortlich war, zeigte sich in einem weiteren Interview mit internen Gutachtern ebenfalls selbstkritisch. "Uns fehlte es an einem fundamentalen Verständnis von Afghanistan – wir wussten nicht, was wir tun", räumte er dem Bericht zufolge im Jahr 2015 ein.
Der Bericht zitiert auch einen früheren US-Botschafter in Kabul, Ryan Crocker, mit der Aussage, dass es den USA vor allem gelungen sei, "massive Korruption" in Afghanistan zu entwickeln, wenn auch unabsichtlich. "Wenn es einmal ein solches Niveau erreicht, wie das, was ich gesehen habe, als ich dort war, dann ist das irgendwo zwischen unglaublich schwierig und völlig unmöglich, es noch zu richten", wurde Crocker zitiert.
Die Interviews wurden im Rahmen des Projekts "Gelernte Lektionen" vom Sondergeneralinspektor für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar) geführt. Diese Institution wurde 2008 vom US-Kongress ins Leben gerufen, um den seit 2001 andauernden Krieg und seine Folgen zu evaluieren. Die erhobenen Daten waren jedoch zunächst nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Die Zeitung hatte die Herausgabe der Dokumente mit den Aussagen der rund 400 ranghohen Beamten, Botschaftern und Militärangehörigen vor Gericht erstritten. In einer Reaktion auf die Enthüllung teilte das Pentagon mit, es gebe "keine Absicht", den Kongress oder die Öffentlichkeit zu täuschen.
Für Kritikerinnen und Kritiker des US-Einsatzes in Afghanistan sind die nun veröffentlichten Sigar-Interviews wenig überraschend. Die offizielle Linie der Regierungen seit 2001 sei ein Mantra "zunehmender Fortschritte", schreibt die Washington Post. Diese werde nun infrage gestellt. "Ganz egal, wie sich der Krieg entwickelte – und vor allem, wenn es schlechter lief – betonten sie, dass Fortschritte gemacht werden", so die Zeitung.
Aus: "US-Regierungen beschönigten Berichte über Lage in Afghanistan" (10. Dezember 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-12/afghanistan-krieg-us-regierung-taeuschung (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-12/afghanistan-krieg-us-regierung-taeuschung)
Quotedeep_franz #1
Eine Bekanntschaft beim Hundegassi hat einen recht dicken kleinen Hund.
Jedes mal, wenn wir uns begegnen, also ca. 1 mal die Woche, erzählt sie mir, daß der Hund ganz schön abgenommen hat.
Der Hund nimmt nun schon seit 5 Jahren ab.
Jeder kann und konnte sehen, daß der genauso fett wie vorher ist.
Keiner sagt was, aus Höflichkeit.
Welche Ausrede hat die Presse?
QuoteMonacco #1.4
Die Presse hat ihnen diese Erkenntnis überhaupt erst ermöglicht. Aber Hauptsache irgendwas polemisches rausgehauen.
QuoteBurattino #1.5
Nur die USA sprachen von Fortschritten?
Das Ergebnis einer kurzen, oberflächlichen Google Recherche:
Regierung lobt Fortschritte in Afghanistan
Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung/Antwort - 14.03.2019
https://www.bundestag.de/presse/hib/628780-628780 (https://www.bundestag.de/presse/hib/628780-628780)
Kramp-Karrenbauer will Afghanistan-Einsatz verlängern (2019)
https://www.landeszeitung.de/blog/nachrichten/politik/2657222-kramp-karrenbauer-will-afghanistan-einsatz-verlaengern (https://www.landeszeitung.de/blog/nachrichten/politik/2657222-kramp-karrenbauer-will-afghanistan-einsatz-verlaengern)
Afghanistan: Chancen für Frieden nutzen
Beim Besuch seines afghanischen Amtskollegen sagt Außenminister Maas Unterstützung beim innerafghanischen Dialog zu, Errungenschaften wie Frauen- und Minderheitenrechten müssten dabei bewahrt bleiben.
https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/afghanistan-node/maas-afghanistan/2230338 (https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/afghanistan-node/maas-afghanistan/2230338)
Berichte über einen möglichen Teilabzug der US-Truppen aus Afghanistan sorgen in Deutschland und bei anderen Verbündeten für Irritationen. Trotzdem hat der Bundestag das Mandat für den Einsatz deutscher Soldaten im Rahmen der "Resolute Support" Mission vergangene Woche um ein weiteres Jahr verlängert. ...
https://www.das-parlament.de/2019/13_14/europa_und_die_welt/631192-631192 (https://www.das-parlament.de/2019/13_14/europa_und_die_welt/631192-631192)
....
Insbesondere die Regierungsparteien sehen für gewöhnlich dann "Fortschritte", wenn es um die Verlängerung des Bundeswehreinsatzes geht.
Kritik oder wenigstens kritische Nachfragen in der deutschen Standard-Medienlandschaft - Fehlanzeige.
QuoteHarmlos01 #1.6
Es ist nicht die Frage, welche Ausrede die Presse hat. Welche Ausrede haben wir Bürger, dass wir geschönte Berichte glauben? ...
Quotedeep_franz #1.9
Wir sind dort schon fast 19 Jahre im krieg, ich habe die kompletten 19 Jahre auch als erwachsener Mensch erlebt und auch vor 30 Jahren schon Zeitung gelesen.
Es ist leider nicht so, daß der Journalismus in Deutschland frei von Propaganda wäre. Er ist nicht glücklicherweise nicht vollständig geprägt von Propaganda, wie man das anderswo erleben darf.
Wenn man 18 Jahre braucht um festzustellen, was im Grunde jeder weiß, nämlich daß dieser Einsatz gescheitert ist, dann glaube ich nicht, daß dies aus Absichtslosigkeit geschehen ist.
Die "Interventionsfreudigkeit", die man nach dem Kosovokrieg an den Tag legte, wurde und wird von großen Teilen der Presse sogar sehr stark gefordert. Sie brauchen nur Artikel von Herrn Joffe und Herrn Kohler (beide auch Herausgeber) oder auch einfach mal Presseclub von vor 19 Jahren anzuschauen. Man hatte nicht den Eindruck, daß es auch nur einen Journalisten gab, der dezidiert gegen die Einsätze ist.
Real gabs und gibts die natürlich, ich kenne sogar welche. Um sowas zu veröffentlichen muss man fast eine eigene Zeitung/Blog/Podcast etc. eröffnen, bei ZEIT/FAZ/Spiegel etc. oder gar im ÖR kommt man da nicht unter. ... [ Die Marginalisierung der Friedensbewegung, vornehmlich durch den Wegfall der Grünen als unterstützende Partei, war ein schwerer Schlag.
Damit einher ging die Tatsache, daß sich dezidiert gegen die "out-of-area"-Einsätze nur Parteien vom ganz linken und ganz rechten Rand positionieren.
Der Krieg wurde leider zum Bestandteil der Mitte erklärt. ]
QuoteTikal69 #1.23
Da haben sie völlig recht. Allein auf ZON gabe es unzählige Artikel, wo Journalisten mehr Verantwortung der Deutschen in der Welt forderten und jeden diffamierten, der ein Ende des Afghanistan Einsatzes auch nur verwähnte. Stattdessen immer wieder Artikel für das 2% Ziel und für die Nato und unsere Freundschaft mit den USA und gegen Russland.
QuoteRitzer der Kukusnuß #1.31
,, Welche Ausrede hat die Presse?"
Die ,,Presse" klärt Sie gerade darüber auf, Sie Held.
Ist ja auch eine unheimliche Heldentat, wenn es schon die Spatzen von den Dächern pfeifen.
Quoteskipporiginal #4
Überrascht das wirklich irgendwen?
QuoteR.Eress #4.1
Das ist ein Deja vu. Ich kann mich noch an die Berichte über Vietnam erinnern. Da würde auch alles besser, bis zum bitteren Ende.
Quoted.radler #10
Aus Vietnam nichts gelernt.
Quotedeep_franz #10.1
Doch, ausgesuchte Journalisten auf Panzern mitfahren lassen und alle anderen fernhalten.
QuoteHarzzach #11
Letztlich eine ausführliche Doku über den Vietnamkrieg gesehen (The Vietnam War von Ken Burns).
Schon damals wurden die Beweggründe des Vietcong, die Geschichte des Landes und die Mentalität der Menschen massiv miss- oder gar nicht verstanden. Man stützte korrupte Generäle und diktatorische Präsidenten. Die unkontrollierten Hilfszahlungen und die Masse an geliefertem Material an Südvietnam schufen ein vorher nicht gekanntes Ausmaß an Korruption und Schwarzen Marktes.
Die US-Army berichtete auf Drängen des damaligen Verteidigungsministers McNamara einen Headcount an getöteten Vietcong, weil das die einzige Messgröße war, die man erfassen konnte und somit waren die Anstrengungen der US-Army im Kampf gegen den Vietcong umso erfolgreich, je mehr tote Gegner nach Washington gemeldet wurden. Also wurden Schätzungen über gegnerische Verlustzahlen drastisch nach oben geschraubt. Und in Washington ging man jahrelang davon aus, dass der Krieg gewonnen wird, obwohl gleichzeitig die Armeeführung immer mehr Soldaten, immer mehr Ressourcen anforderte. Natürlich um NOCH MEHR Gegner zu töten, um NOCH MEHR zu gewinnen.
Bis dann so deutlich wurde, dass man sich selbst belogen hatte, weil der Vietcong weiterhin nicht besiegt war, Nordvietnam weiterhin nicht besiegt war und der zunehmende Bedarf an Soldaten die USA dazu bewog wieder die Wehrpflicht einzuführen. Obwohl man doch seit Jahren am Gewinnen war.
Die Parallelen zu Heute sind so offensichtlich ...
Quoter.schewietzek #11.2
In der Liebe und im Krieg wird am meisten gelogen - deutsches Sprichwort.
QuoteProvo-Kant #11.3
Das ist kein Sprichwort sondern ein Bismarck Zitat: "Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd."
https://www.aphorismen.de/zitat/8513 (https://www.aphorismen.de/zitat/8513)
Quoterumbati #12
Die systematische Täuschung über die Lage am Hindukusch wurde von den Bundesregierungen nicht minder betrieben. Mit den Brunnenbohrern und "wir verteidigen unsere Freiheit am Hindukusch" gings los.
QuoteDieter Lasser #14
"beschönigen" und "täuschen". Warum benennt man es nicht, was es ist: Die Verantwortlichen haben die Bevölkerung wieder einmal angelogen. Um Krieg zu führen. Wem es nutzt, ist klar. Nur das dadurch etliche Menschen umgekommen sind: Seit 2001 waren mehr als 775.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert, viele mehrmals. Davon starben dort 2.300 und 20.589 wurden im Einsatz verwundet.
Mit anderen Worten, und so müsste es auch im Artikel stehen:
Dafür, dass Krieg ($) geführt wird, Afghanistan 80% des weltweiten Opiums auf dem Schwarzmarkt verantwortlich ist und erst seit dem Einmarsch der US Truppen in der Lage ist, Heroin herzustellen, mussten 2.300 US Amerikaner ihr Leben lassen und wurden mehr als 20.000 verwundet.
"...es gebe "keine Absicht", den Kongress oder die Öffentlichkeit zu täuschen."
Wichser.
QuoteRomanu #14.2
Das ist nicht ganz richtig. Die Gewinne für die Rüstungsindustrie sind auch interessant. Dazu noch produzierte der Einsatz weitere Islamisten, die dann in anderen Krisenherden aktiv wurden. Womit man noch mehr Geld verdienen konnte. Eine Win-Win Situation. Es kann noch weitere zehn Jahre so weiter gehen. Bei solchen Erträgen sind die Verlustzahlen zu vernachlässigen und die einheimische Bevölkerung besteht ja ohnehin nicht wirklich aus Menschen.
Der Nachteil der Kolonialkriege bestand zum Einen in der fehlenden Infrastruktur. Zum Anderen in der dann doch irgendwann erfolgten direkten Kontrolle. Das führte dann zu vielen unnötigen Fragen und dem Verlangen nach einer Gewinnbeteiligung durch den Staat selbst. Im Vietnamkrieg setzte man Wehrpflichtige ein und die Presse [hatte man] nicht im Griff. Heute ist es eine perfkete Blutmühle auf Sparflamme, mit der man über Jahrzehnte Geld verdienen und waschen kann.
[ ... Heute hat man eben das beste aus beiden Welten. Keine direkte Kontrolle und Verantwortung. Dafür aber den Zugriff auf die vollen Ressourcen des eigenen Staates. Man kann die Schauplätze auch noch wechseln und andere Spieler beteiligen. Am Ende ist es immer nicht so gemeint gewesen und man trotzdem einen "great job". ]
QuoteDieter Lasser #16.13
"Die Folgen sind stets verheerend: Aus den von der CIA protegierten lokalen Kriegsherrn werden Drogenproduzenten, die an ihrem Geschäftsmodell auch dann noch festhalten, wenn die CIA ihre Dienste nicht mehr benötigt. So entstand in der Mitte des letzten Jahrhunderts mit maßgeblicher Unterstützung des US-Geheimdiensts das so genannte ,,Goldene Dreieck" in der Region Laos-Thailand-Birma. Dort wurde im Überfluss hochwertiges Heroin hergestellt, das zunächst buchstäblich tonnenweise von den GIs im Vietnamkrieg konsumiert wurde – und später dann den amerikanischen Markt überflutete."
https://www.deutschlandfunkkultur.de/alfred-w-mccoy-die-cia-und-das-heroin-die-fatalen-irrtuemer.1270.de.html?dram:article_id=346824 (https://www.deutschlandfunkkultur.de/alfred-w-mccoy-die-cia-und-das-heroin-die-fatalen-irrtuemer.1270.de.html?dram:article_id=346824)
QuoteBrody Marcus #23
Auch zur bundesdeutschen Tätigkeit gibt es interessante Zahlen:
In der Tat spitzt sich die Lage dort beinahe 18 Jahre nach dem Beginn des Bundeswehreinsatzes immer weiter zu. Die Zahl ziviler Opfer bei Kampfhandlungen hat nach Angaben der UNO im dritten Quartal 2019 den höchsten Stand seit Beginn der UN-Aufzeichnungen im Jahr 2009 erreicht. Die Zahl der Ziviltoten bei Luftangriffen, die zu drei Vierteln auf Bombardements internationaler Truppen - der Sache nach US-Kampfjets - zurückgeht, ist mit 579 von Januar bis September 2019 ebenfalls auf den höchsten Stand seit 2009 gestiegen. Nur gut die Hälfte des Landes wird von der Regierung kontrolliert. Die soziale Lage ist desolat; zwei Millionen Kinder unter fünf Jahren sind akut unterernährt.
Deutschlands Interventionsbilanz (III) - Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr: mehr zivile Opfer denn je (06 Dez 2019)
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8128/ (https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8128/)
QuoteDrkdD #23.1
Das sind schlimme Zahlen und sicherlich nicht zu verarmlosen. Ich frage mich nur, ob Sie diese Zahlen auch bei ihren täglichen Pro-Russland-Kommentaren über Syrien und Ost-Ukraine schreiben würden. Oder ist das ein guter und wichtiger Krieg, weil Herrchen Putin diesen führt?
QuoteRitzer der Kukusnuß #24
US-Regierungen beschönigten Berichte über Lage in Afghanistan///
Hört jetzt auf mit der antiamerikanischen Propaganda.
Amerikaner lügen nicht, das machen nur die Russen.
QuoteЗакон Шмальгаузена #25.2
Das ist kein Krieg, in dem nebenbei Milliarden verballert werden, sondern: um Milliarden von der öffentlichen Hand auf Privatkonten zu schaufeln, wird der Krieg geführt.
Quotehe44 #37
Das hätte ich jetzt nicht gedacht! - Die US-Regierungen haben doch nie etwas beschönigt, außer vielleicht in Vietnam, oder beim Drogenkrieg, oder in Nicaragua, oder Kuba, oder Irak oder, oder...
Aber Afghanistan, das überrascht mich jetzt doch ...
Quotederenor #36
Und jetzt alle: Nein!Doch!Ooohh!
Es wird tatsächlich Propaganda gegen das eigene Volk gerichtet?
Verrückt!
QuoteBärenfellbewohner #45
Mir heftet noch ein Artikel des FOCUS von Ende 2015 im Gehirn, da ich den so unglaublich schäbig fand. Kabul war nach harten Gefechten zurück an die Taliban gefallen. Da schrieb der FOCUS:
"55 deutsche Soldaten dürfen nicht umsonst gefallen sein"
2015 waren es 55 getötete Soldaten aus Deutschland.
Kriegsbefürworter anfangs besonders Schröder (SPD), Fischer (GRÜNE), Verteidigungsminister Struck (SPD.
Seit 14 Jahren im Kanzleramt Angela Merkel (CDU), nach Struck nur noch "christliche" Verteidigungsminister und keiner stellte diesen Krieg in Frage. Auch AKK sieht nach ihrem Besuch in Afghanistan "gute Fortschritte, die nach vorne verteidigt werden müssen"...
QuoteTroll-Jäger #57
Dieser Bericht gehört Merkel und ihrer Kriegsministerin AKK um die Ohren gehauen und all denen die ständig davor schwärmen mehr "Verantwortung" weltweit zu übernehmen. ...
QuoteBluebeardy #59
... Tja, diese westlichen Werte...
QuoteBobby Tables #60
Nur in den USA?
Ein befreundeter Journalist war im vergangenen Jahrzehnt mehrmals in Afghanistan. Hat dort auch schon mit Leute wie Karzai und auf Ministerebene gesprochen. Er sagt, was dort passiert interessiert niemanden und es hat nur wenig mit dem zu tun, was hier berichtet wird. Seine Artikel bekommt er heute nicht mehr verkauft. Drei Fotos an den STERN war die gesamte Ausbeute seiner letzen Reise ... die dank einer Autobombe fast seine letzte war.
QuoteKunigunde53 #61
Die SPD hat auch immer getönt, dass "unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt" werde. Wenn man außenpolitisch so dumme Entscheidungen trifft und innenpolitisch auch alle sozialdemokratischen Tugenden ablegt, sollte man sich nicht wundern, wenn man zu einer Kleinstpartei verkommt.
Derzeit sind mehr Auslandseinsätze und Aufrüstungsphantasien wieder besonders im Kommen - man kann nur den Kopf schütteln über den Verlust an Vernunft seit den Tagen von Willy Brandt.
Wirklich ekelhaft aber wird es, wenn gebührenfinanzierte Sender ins Kriegshorn blasen. Dass das nicht in unserem Interesse sein kann, ist selbst den RTL-Sozialisierten latent klar. ...
Quotebarzussek #71
Was gab es für ein Gedöns als Frau Kässmann gesagt hat "nichts ist gut in Afghanistan " hier hätte man hellhörig werden müssen ...
QuoteBruder Tomas #74
"Pentagon bestreitet Täuschungsabsicht"
Aber das macht doch nur der Russe!
Wer sich auf die "Wertemedien" verläßt,ist verlassen.
Vielleicht liegt RT doch nicht ganz verkehrt.
Aber es wird genauso weitergehen wie bisher,
die Bothas und Joffes oder Backhaus werden schon
für die"richtige Stimmung" sorgen.
...
Ulrich Ladurner (geboren 1962 in Meran)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Ladurner (https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Ladurner)
https://zeitreisen.zeit.de/menschen/ulrich-ladurner/ (https://zeitreisen.zeit.de/menschen/ulrich-ladurner/)
Quote[...] Syrien, Libyen, Ukraine – wo immer gewaltsame Konflikte ausbrechen, kommt aus Europa ein Standardsatz: Es gibt keine militärische Lösung. So gut das klingt, so falsch ist der Satz. Denn natürlich gibt es militärische Lösungen von Konflikten. Das liegt offen zutage. Der Krieg in Syrien etwa ist zugunsten des Diktators Baschar al-Assad entschieden worden. Auch der Krieg in Libyen könnte in diesen Tagen vor einer militärischen Entscheidung stehen. Der Kriegsherr Chalifa Haftar steht offenbar davor, Tripolis, die Hauptstadt des Landes, einzunehmen. Allerdings fällt keine dieser Lösungen zugunsten Europas aus. ...
Das ist hier kein Plädoyer für einen kriegerisches Europa, es ist auch kein grundsätzliches Plädoyer für Interventionen in anderen Ländern. Es geht um einen Sinn für die Wirklichkeit. Diese mahnt die Europäer zu militärischer Entschlossenheit, gleichzeitig aber zur Vorsicht. Es ist ja nicht so, dass Europa sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht an Kriegen beteiligt hätte. Aber jeder Krieg ist anders und bringt andere Ergebnisse hervor. Die Intervention im Balkan war richtig und sie hat zu einem vertretbaren Resultat geführt. Die Kriege in Afghanistan, im Irak und Libyen hingegen haben mitunter katastrophale Folgen für die betreffenden Länder, aber auch für Europa hervorgebracht.
Doch auch diese Erfahrungen dürfen nicht dazu führen, dass die Europäer an ihrem Mantra festhalten: Es gibt keine militärischen Lösungen. Sie müssen aus diesem mentalen Gefängnis ausbrechen, nicht um Kriege zu entfesseln, sondern um kriegerische Gewalt im eigenen Interesse einhegen zu können.
Aus: "Europäische Union: Manchmal muss man Krieg führen" Aus einem Kommentar von Ulrich Ladurner, Brüssel (20. Dezember 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-12/europaeische-union-intervention-militaer-syrien-geopolitik (https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-12/europaeische-union-intervention-militaer-syrien-geopolitik)
QuoteMahatma Pech #111
Ich dachte an irgendeiner Stelle würde sich dieser Artikel schon noch als satirisch entpuppen - aber nein, Zeit Online fordert allen Ernstes Krieg. ... Unfassbar ist auch die Begründung, man müsse sich so Einfluss in den Krisenregionen schaffen. Glückwunsch an den Autor, der Artikel wäre in einem Tagesblatt von 1914 nicht weiter aufgefallen.
QuoteDerdergernseineMeinungsagt #52
Manchmal muss man Krieg führen
Wenn es den eigenen wirtschaftlichen und stategischen Interessen dienlich ist? ... Aber mal eine ganz konkrete Frage an den Autor dieses... naja, sagen wir umrissen, üblen Pamplets, was geschieht eigentlich mit den vielen Menschen, die dann unter diesen Krieg zu leiden haben?
QuoteAdresseveloren #70
Sehr vernünftiger Artikel.
Leider fehlt, in Deutschland, vielen Menschen das Verständnis für "hohe Politik". ...
QuoteSacrebleu1 #14
Wie viele Menschen müssen wir denn umbringen, damit das Töten dort aufhört? ...
QuoteGänsefingerkraut #40
Herr Ladurner, warum schreiben Sie so einen Artikel?
Warum kämpfen Sie nicht in Afghanistan?
Wer soll Ihrer Meinung nach in Syrien an der Front den Einsatz bringen? Ihre Söhne und Töchter? ...
Quote
Minilieb #2
"Allerdings fällt keine dieser Lösungen zugunsten Europas aus."
Da ist sie wieder. Diese geheimnisvolle "Lösung" die wir für andere Staaten mit Tschingderassabum und viel Militär finden müssen.
Afghanistan, Irak, Iran, Libyen, Mali, Ukraine... Was könnten wir alles für wundervolle Lösungen erzielt haben, wenn wir es nur ordentlich versuchen würden... Die USA machen es seit 70 Jahren erfolglos. Aber wenn es nur die Europäer tun würden... ja, das wäre was...
Diese Artikel um der Aufrüstung das Wort zu reden sind inzwischen zu fremdschämen. ...
QuoteFreiheitsliebender Demokrat #2.3
Wenigstens wird bei solchen Artikeln immer offensichtlicher, dass es um zynische Interessendurchsetzung geht, auch wenn noch immer ungeschickt das Feigenblatt der Menschenrechte vorgeschoben wird.
QuoteJaphet #2.5
Die Europäer versuchen es ja seit über 70 Jahren - und scheitern kläglich, weil die Welt außerhalb Europa anders funktioniert. Und wie man in Jugoslawien gesehen hat und in der Ukraine heute sieht, ist die Welt eben nicht so friedlich, wie wir uns das wünschen. Da ist eher die gezeigte Naivität zum fremdschämen.
QuoteLinkskonservativ #2.15
"Wenigstens wird bei solchen Artikeln immer offensichtlicher, dass es um zynische Interessendurchsetzung geht, auch wenn noch immer ungeschickt das Feigenblatt der Menschenrechte vorgeschoben wird."
Wenn es doch nur um Interessendurchsetzung ginge! Das Übel besteht doch gerade darin, dass Leute wie der Autor dieses Artikels vermutlich tatsächlich glauben, eine höhere Moral auf ihrer Seite zu haben. Kriege lassen sich eben leichter führen, wenn dies im Bewußtsein moralischer Überlegenheit geschieht. Diese moralingetränkte Attitüde durchzieht leider auch andere Bereiche des politischen Diskurses. Es wäre höchste Zeit, mal wieder den von Max Weber herausgearbeiteten Unterschied zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik zu diskutieren.
Quotefreigeist07 #2.16
"...zynische Interessendurchsetzung..."
... Sehr schön abzulesen am Schweigen der EU-Mitgliedstaaten zur Annektion syrische Gebiete durch den NATO-Partner Türkei.
Dort werden Fakten geschaffen, für die sich anscheinend hier weder Medien noch Politik interessieren.
QuoteClaudia Cornelia #9
"Die Zeit" auf Kriegspfad? Ich bin erstaunt. Und die kleine Schweiz: Seit den Sonderbundkriegen 1847 keine kriegerischen Aktionen mehr. Ist das falsch? Sind die Schweizer und ihr gelassener Bundesrat illusionsbehaftete Träumer? Eine friedliche EU kann viel bewirken, nämlich "Frieden schaffen ohne Waffen". Wieso verschwand Gaddafi? Durch europäische militärische Abstinenz? UN Friedensmissionen reichen doch. Die Schweizer Armee hat drei Aufgaben: Internationale Friedensstiftung, militärischer Schutz der Schweiz und Katatrophenschutz.
Reicht doch.
QuoteStob #17
Rassel, rassel. ... Ich dachte immer die EU ist zu höherem berufen. Ein Friedensprojekt.
Quote
foxforce1 #39
... Man könnte auch die Grundlagen dafür schaffen, dass militärische Interventionen einfach obsolet werden. Aber wenn Politik mit dem militärischen industriellen Komplex so sehr verflochten ist, ist eine Umsetzung dieser Alternative wohl eher unwahrscheinlich.
Quoteeisensau #50
Pazifismus ist ein mentales Gefängnis? ...
Quote1971koepi #100
"Manchmal muss man Krieg führen"
Nein Herr Ladurner, muss man nicht. Einziger Grund für das Führen eines Krieges ist der Angriff auf einen selbst oder einen Bündnispartner. Für alle anderen Konflikte ist zuerst die UN zuständig. Wenn diese dann entscheidet, dass ein militärisches Eingreifen internationaler Schutztruppen notwendig ist, dann gäbe es annähernd sowas wie eine Legitimation. Die UN gehört dafür leider erstmal ordentlich reformiert. Da sollten wir vielleicht eher unsere Kraft bündeln.
Die Konflikte der letzten Jahrzehnte sind ausschließlich der Durchsetzung von Macht- und Wirtschaftsinteressen hauptsächlich eines Akteurs zu verdanken.
Wollen wir es diesem gleichtun Herr Ladurner? Rechtfertigen unsere Wirtschafts- und Energieinteressen das Initiieren von Regimechanges oder gar ganzen Kriegen? ...
Quote
Neoman2 #77
"Die EU müsse über militärische Mittel verfügen, um ihre Interessen durchsetzen können."
Das ist schon harter Tobak.
Aber genau darum geht es.
Interessen durchsetzen.
Klarer geht's nicht ...
Quote[...] Nach drei Jahren Rückgang haben die von der Bundesregierung genehmigten Rüstungsexporte 2019 einen neuen Rekordwert erreicht. Der bisherige Höchststand aus dem Jahr 2015 wurde mit 7,95 Milliarden Euro bereits bis zum 15. Dezember knapp übertroffen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das schon vor Jahresende eine Steigerung um 65 Prozent. Die mit Abstand umfangreichsten Lieferungen wurden mit 1,77 Milliarden Euro für den EU- und Nato-Partner Ungarn genehmigt, vor Ägypten (802 Millionen Euro) und den USA (483 Millionen Euro).
Die Zahlen gehen aus Antworten des Wirtschaftsministeriums auf Anfragen der Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen (Linke) und Omid Nouripour (Grüne) hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegen. Nach dem Rekordjahr 2015 mit Exportgenehmigungen im Wert von 7,86 Milliarden Euro hatte es einen kontinuierlichen Abwärtstrend gegeben. Seit Anfang 2019 zeigte die Kurve aber wieder steil nach oben. Bereits zur Jahreshälfte übertrafen die Ausfuhrgenehmigungen mit 5,3 Milliarden Euro die des gesamten Vorjahres. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) begründete das mit der langwierigen Regierungsbildung nach der Wahl 2017, durch die ein Entscheidungsstau entstanden sei.
Der Anteil der besonders umstrittenen Exporte in sogenannte Drittländer, die weder der EU noch der Nato angehören oder mit diesen gleichbehandelt werden (wie etwa Australien), ging in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr zwar von 52,9 auf 44,2 Prozent zurück. Die absolute Zahl stieg allerdings um fast eine Milliarde Euro an. Unter den zehn wichtigsten Empfängerländern befinden sich fünf solche Drittländer.
Mit Ägypten auf Platz 2 und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) auf Platz 9 sind zwei Gründungsmitglieder der von Saudi-Arabien geführten Kriegsallianz im Jemen dabei, die dort gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen kämpft. Inzwischen haben sich die VAE aber mit Saudi-Arabien überworfen und den Abzug ihrer Truppen aus dem Jemen angekündigt. Union und SPD hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag im März 2018 vorgenommen, Exporten an die unmittelbar am Jemen-Krieg beteiligten Staaten einen Riegel vorzuschieben. Es wurden aber Ausnahmen zugelassen und ein kompletter Exportstopp nach der Ermordung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi nur gegen Saudi-Arabien verhängt.
Unter den Top Ten befinden sich neben den VAE und Ägypten mit Algerien auf Platz 7 (238 Millionen Euro), Katar auf Platz 8 (223 Millionen Euro) und Indonesien auf Platz 10 (201 Millionen Euro) drei weitere Staaten, die wegen ihrer Menschenrechtspolitik in der Kritik stehen.
Fast ein Viertel aller Exportgenehmigungen wurde für Ungarn erteilt. Dessen rechtsnationale Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán rüstet derzeit massiv auf und will die Verteidigungsausgaben verdoppeln.
Wirtschaftsstaatssekretär Ulrich Nußbaum weist in einer der beiden Antworten darauf hin, "dass die Summe der Genehmigungswerte eines Berichtszeitraums allein kein tauglicher Gradmesser für eine bestimmte Rüstungsexportpolitik ist". Die Art der exportierten Güter und der Verwendungszweck müssten berücksichtigt werden. Die Spanne reicht tatsächlich vom Minenräumgerät und Sanitätsfahrzeug bis zum Kampfpanzer und Kriegsschiff. Über einzelne Geschäfte gibt die Bundesregierung aber im Detail keine Auskunft, um Rückschlüsse auf die Kaufpreise zu verhindern. Deswegen ist eine umfassende Bewertung der Statistik kaum möglich.
Nußbaum betont, dass die Bundesregierung weiterhin eine "restriktive und verantwortungsvolle Rüstungsexportpolitik" betreibe. Die Linke-Außenexpertin Sevim Dağdelen sieht das anders. "Diese dramatischen Zahlen zeigen, dass das ganze System der Exportkontrolle schlicht nicht funktioniert", sagt sie und bekräftigt die Forderung der Linken nach einem Rüstungsexportverbot.
Auch die Grünenrüstungsexpertin Katja Keul moniert, dass der starke Anstieg nach all den Ankündigungen einer restriktiveren Exportpolitik kaum zu erklären sei. "Wir brauchen endlich ein Rüstungsexportkontrollgesetz, das die Bundesregierung verpflichtet, eine außen- und sicherheitspolitische Begründung für ihre Entscheidungen zu liefern", fordert sie.
Aber auch in der SPD dürfte der Rüstungsexportrekord nicht gut ankommen. Die neue Parteiführung will auch in der Außen- und Verteidigungspolitik Akzente setzen – mit militärischer Zurückhaltung. Die Bundestagsfraktion der Sozialdemokraten hat erst kurz vor Weihnachten ein Positionspapier beschlossen, das eine weitere Einschränkung der Rüstungsexporte bedeuten würde.
Auch die Industrie äußert sich zurückhaltend. Der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie weist darauf hin, dass er die Rüstungsexportentscheidungen der Regierung als Instrument der Außen- und Sicherheitspolitik stets respektiere. Hauptgeschäftsführer Hans Christoph Atzpodien warnt aber auch vor zusätzlichen Einschränkungen, gerade mit Blick auf Kooperationen mit europäischen Bündnispartnern. "Hier sollte sich Deutschland nicht durch eine noch restriktivere Politik ins Abseits stellen."
Aus: "Bundesregierung genehmigt Rüstungsexporte in Rekordhöhe" (27. Dezember 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-12/hoechststand-ruestungsexporte-bundesregierung (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-12/hoechststand-ruestungsexporte-bundesregierung)
QuoteKlimaleugner auf der Suche nach Hilfe #19
Hurra endlich mehr Rüstung!
...
Quote
El Capone 2.0 #15
"Mit Ägypten auf Platz 2 und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) auf Platz 9 sind zwei Gründungsmitglieder der von Saudi-Arabien geführten Kriegsallianz im Jemen dabei, die dort gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen kämpft."
Foltermassenmörder al-Sissi auf Platz 2.
Aber der Verbrecher vertritt ja auch westliche "Werte".
QuoteAlsoneweste #17
Deutschland kann froh sein, dass es über eine florierende Rüstungsindustrie vefügt. Wenn wir nicht liefern, tun es andere. Geliefert wird auf jeden Fall. Dass Grüne und Linke das alles aus ideologischen Gründen ablehnen, sollte in diesem Zusammenhang nicht weiter interessieren.
QuoteHerrJulisch #17.1
genau, wenn wir nicht durch unsere Waffen morden lassen, tun es andere, so sind wir fein raus, irgendwie und ja, Geschäft ist Geschäft gell?
Quoten8walker #17.4
Haben Sie Kinder? Wenn ja kann ich denen ja Drogen verkaufen - denn wenn ich es nicht tue, dann macht es jemand anderes.
QuoteEtwasmehrRuhe #18
Wow, Ägypten an zweiter Stelle.
Demokratie = 0.
Ein lupenreiner Diktator an der Macht.
Die Botschaft ist klar:
Wir wollen, dass unser Diktator Sisi an der Macht bleibt. Zur Not mit unserer Waffengewalt. Was die Ägypter in Ägypten wollen, egal.
Das ist keine Rüstungspolitik sondern Machtpolitik.
Quote
Minilieb #20
Interessant ist doch, dass nur noch die realen Rüstungsexportzahlen die reale Außenpolitik unserer Bundesregierung beschreiben. ...
Quotehappyday0404 #36
Das Fest der Händler und Kaufleute, der scheinheiligen Worte und mehr ist vorbei. Jetzt wird wieder ohne Skrupel das wahre Gesicht der Koalition gezeigt. Gerne machen sich diese Individuen zu Erfüllungsgehilfen von Kriegstreibern, Mördern, Psychopathen, Diktatoren und Terroristen. Man liefert. ... Wer sich eine Waffe besorgt (Darknet) wird verurteilt. Der Lieferant gleich mit. ...
...
Quote[...] Durch die heftigen Luftangriffe im Nordwesten Syriens sind nach Angaben der Uno mehr als 235.000 Menschen auf der Flucht. Viele Vertriebene benötigten aufgrund des Winters dringend humanitäre Hilfe und Unterkünfte, teilte das Uno-Nothilfebüro Ocha auf Twitter mit. Wegen der Angriffe hätten viele Hilfsorganisationen ihre Arbeit in Teilen der Provinz Idlib einstellen müssen.
Die Menschen seien vor allem südlich der Stadt Idlib vertrieben worden, hieß es in einem Uno-Bericht. Demnach fliehen sie überwiegend Richtung Norden und in Richtung der türkischen Grenze. Moscheen, Garagen, Hochzeitshallen und Schulen würden als Behelfsunterkünfte genutzt.
Seit Anfang Dezember haben Syrien und Russland ihre Luftangriffe auf die Rebellengebiete in Idlib deutlich verstärkt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte angesichts der schweren Angriffe vor einer neuen Migrationswelle in Richtung Europa gewarnt.
Die Militäroperation gegen Rebellen in der Provinz war bereits im April gestartet worden. Schon in den ersten Monaten nach Beginn der Offensiven mussten schätzungsweise 400.000 Menschen ihre Heimat verlassen. Die heftigeren Angriffe seit Anfang des Monats verschärfen die Lage noch einmal.
Das Uno-Kinderhilfswerk Unicef zeigte sich angesichts der Eskalation in Syrien alarmiert: Die Gewalt treffe vor allem Kinder mit "voller Wucht". Mehr als 500 Kinder seien in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres verletzt oder getötet worden. In Flüchtlingslagern nahe der syrisch-türkischen Grenze seien viele Familien immer noch ohne Schutz und würden trotz des kalten Wetters im Freien schlafen.
jki/dpa
Aus: "Mehr als 235.000 Menschen auf der Flucht" (27.12.2019)
Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-mehr-als-235-000-menschen-wegen-luftangriffen-auf-der-flucht-a-1302898.html (https://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-mehr-als-235-000-menschen-wegen-luftangriffen-auf-der-flucht-a-1302898.html)
"OPCW-Dokument ordnete die Löschung eines Berichts zum Vorfall in Duma an" Florian Rötzer (27. Dezember 2019)
WikiLeaks hat weitere Dokumente veröffentlicht, die die OPCW, die Organisation für das Verbot chemischer Waffen, weiter unter den verstärkten Verdacht bringen, den Abschlussbericht über den angeblichen Giftgasangriff in Douma (Duma) am 7. 4. 2018 aus politischen Interessen manipuliert zu haben, um Syrien und Russland zu beschuldigen und vielleicht die Bombardierung der Amerikaner, Briten und Franzosen auf angebliche syrische Orte des Chemiewaffenprogramms zu legitimieren. ...
https://www.heise.de/tp/features/OPCW-Dokument-ordnete-die-Loeschung-eines-Berichts-zum-Vorfall-in-Duma-an-4624063.html (https://www.heise.de/tp/features/OPCW-Dokument-ordnete-die-Loeschung-eines-Berichts-zum-Vorfall-in-Duma-an-4624063.html)
Quoteharimau, 28.12.2019 15:26
Re: Und der Gack hatte doch recht!
kid1212 schrieb am 28.12.2019 11:01:
Damals wurde eine verbale Hetzjagd auf Gack und übrigens auch andere Jornalisten ausgeübt, die vor Ort waren, die ganz schnell von dem fingierten Angriff überzeugt waren und versuchten die Öffentlichkeit darüber zu informieren.
Solche Leute kriegen beim ÖR im Anschluss die Kündigung. Selbstverständlich aus rein "betriebsbedingten" Gründen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.12.2019 15:26).
https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/OPCW-Dokument-ordnete-die-Loeschung-eines-Berichts-zum-Vorfall-in-Duma-an/Re-Und-der-Gack-hatte-doch-recht/posting-35837097/show/ (https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/OPCW-Dokument-ordnete-die-Loeschung-eines-Berichts-zum-Vorfall-in-Duma-an/Re-Und-der-Gack-hatte-doch-recht/posting-35837097/show/)
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Quote[...] FOCUS-Online-Redakteurin Anja Willner
Dienstag, 24.04.2018, 18:57
Die Untersuchung des mutmaßlichen Giftgasangriffs auf die syrische Stadt Duma dauert weiter an. Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Armee des syrischen Machthabers Baschar al-Assad hinter dem Angriff steckt.
Der Leiter des ZDF-Studios in Kairo, Hans-Ulrich Gack, hat am Freitagabend in der ZDF-Nachrichtensendung ,,heute" eine andere Version verbreitet. Gack berichtete, in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Duma hätten ihm mehrere Menschen erzählt, der Angriff sei eigentlich eine ,,Provokation" der islamistischen Terrormiliz ,,Islamischer Staat" (IS). In dem Lager seien auch viele Menschen, die aus Duma geflüchtet seien.
Sie hätten erzählt, die Islamisten hätten Tanks mit Chlorgas in Duma platziert – in der Hoffnung, dass die Behälter bei Bombardements getroffen würden. So sei es auch geschehen. Gack ordnete in der Live-Sendung diese Aussagen nicht weiter ein. Er sagte lediglich, er wolle ,,nicht für jeden Satz" die Hand ins Feuer legen. ,,Aber irgendwie scheint da schon was dran zu sein."
Gacks Auftritt lässt jedoch einige Fragen offen:
1. Wie kommt Gack auf den IS?
Der IS ist gar nicht in dem Gebiet aktiv, in dem Duma liegt. Die Gegend in der Nähe von Damaskus wird mittlerweile von Assads Truppen kontrolliert. Dort sind einige islamistische Milizen aktiv, in Duma zuletzt vor allem Dschaisch al-Islam. Anfang April stimmte die Miliz Medienberichten zufolge zu, Kämpfer und ihre Familie aus Duma evakuieren zu lassen und die Stadt den Assad-Truppen zu übergeben.
2. Wie glaubwürdig sind die Aussagen der Gesprächspartner?
Abgesehen von den Schilderungen seiner Gesprächspartner nennt Gack keine weiteren Belege für seine These, der Giftgasangriff könne eine ,,Provokation" des IS gewesen sein. Umso zentraler ist die Frage, wie glaubwürdig die Aussagen seiner Gesprächspartner sind.
Das Flüchtlingslager, in dem Gack war, befindet sich mittlerweile auf einem Gebiet, das von der Armee Assads kontrolliert wird. Der ZDF-Korrespondent erwähnt nicht, wie die Auswahl der Gesprächspartner ablief – insbesondere, ob Gesprächspartner von einer staatlichen Stelle ausgewählt wurden.
Aus dem Beitrag wird außerdem nicht klar, woher Gacks Gesprächspartner ihre Informationen haben. Waren sie Augenzeugen, wie islamistische Kämpfer angeblich Chlorgas-Behälter platziert haben? Oder basieren ihre Aussagen auf Hörensagen? Warum kennen sie die Strategie islamistischer Milizen – wissen aber nicht, dass der IS in ihrer eigenen Stadt gar nicht aktiv ist?
3. Warum nennt Gack nur eine Theorie?
Der ZDF-Korrespondent stellt in der kurzen Live-Schalte nur die Theorie vor, der IS könne einen Giftgasangriff inszeniert haben. Zwar macht er deutlich, dass ihm dies seine Gesprächspartner in den Flüchtlingscamps erzählt haben - seine persönliche Einschätzung mag anders aussehen. Die unter Experten verbreitete Auffassung, dass die Assad-Regierung hinter dem Angriff steckt, erwähnt Gack jedoch gar nicht. Er erwähnt auch nicht, welche Fakten die von ihm vorgestellte Theorie erschüttern könnten, sondern lässt sie unbegründet stehen.
Russische Staatsmedien griffen Beitrag dankbar auf
Für staatliche russische Auslandsmedien wie ,,Sputnik" und den deutschen Ableger von ,,RT" war der Beitrag ein gefundenes Fressen. ,,ZDF-Reporter widerspricht westlichem Narrativ", titelte ,,RT Deutsch" und machte aus den Gesprächspartnern Gacks ,,Augenzeugen", obwohl der Korrespondent selbst nie behauptet hatte, er habe mit Augenzeugen gesprochen.
So reagiert das ZDF
Auf Nachfrage von FOCUS Online teilte ein ZDF-Sprecher mit, dass die Liveschalte ,,auch in unserem Haus selbstkritisch diskutiert" worden sei. Der Korrespondent habe bislang keinen Zugang in die Stadt Duma bekommen und ,,kann deshalb die ihm vermittelten Informationen nicht durch eigenen Augenschein überprüfen". Gack habe auch wiederholt die ,,widersprüchlichen Informationen und die Propaganda aller Seiten" thematisiert, die die Arbeit von Journalisten in Syrien besonders schwierig machen.
Der Sprecher wies auch darauf hin, dass Live-Schaltungen aus einem Krisengebiet mit ,,besonders viel Druck" für die Korrespondenten verbunden seien. Dennoch kommt der Sender zu dem Ergebnis: ,,Unter diesen Bedingungen ging die Wertung des Korrespondenten in dieser Sendung zu weit." Gack habe seine Einschätzung in allen nachfolgenden Sendungen korrigiert.
In späteren Beiträgen stellt der Korrespondent die Lage differenzierter dar
Tatsächlich äußert sich der Korrespondent zum Beispiel in einem längeren Beitrag, der am Sonntagabend im ,,heute journal" ausgestrahlt wurde, deutlich differenzierter. Darin stellt Gack Mitarbeiter eines Krankenhauses in Duma vor, die behaupten, es habe dort gar keinen Giftgasangriff gegeben. Die Patienten, die sie gesehen hätten, hätten die typischen Symptome nicht aufgewiesen – das Ganze sei inszeniert gewesen.
Der Korrespondent merkt aber gleichzeitig an, dass die Mitarbeiter vermutlich Ärger mit dem Assad-Regime bekämen, wenn sie sich anders äußerten. Er legt auch offen, dass das Regime die Klinikmitarbeiter geschickt habe, um mit ihm zu sprechen. Gack betont, dass diese ,,Zeugenaussagen" kein Beweis dafür seien, dass der Giftgasangriff inszeniert gewesen sein könnte.
Aus: ",,Wertung des Korrespondenten ging zu weit"ZDF-Mann verbreitete Verschwörungstheorie zu Syrien – jetzt reagiert der Sender" (Dienstag, 24.04.2018, 18:57)
Quelle: https://www.focus.de/politik/ausland/wertung-des-korrespondenten-ging-zu-weit-zdf-mann-verbreitete-verschwoerungstheorie-zu-syrien-jetzt-reagiert-der-sender_id_8821943.html (https://www.focus.de/politik/ausland/wertung-des-korrespondenten-ging-zu-weit-zdf-mann-verbreitete-verschwoerungstheorie-zu-syrien-jetzt-reagiert-der-sender_id_8821943.html)
Quote01.05.18, 12:15 | Karl Bachmeier
Was nicht in das eigene Propagandakonzept passt
wird wird u.a. als Verschwörungstheorie abgetan oder gebrandmarkt.Ob Giftgasaffären in GB oder Angriffe in Syrien, die meisten Medien hier übernehmen kritiklos die Angaben der Anti-Assad Koalition.
Quote28.04.18, 10:53 | Martin Mainka
Herr Gack
hat das getan, was eigentlich lle seine Kollegen hätten tun sollen. Er war vor Ort, und hat mit Beteiligten und Augenzeugen gesprochen. Er hat deren Aussagen zusammengefasst, und damit ein Bild aus der Sicht der Befragten präsentiert. Er hat darüber hinaus auch noch darauf hingewiesen, dass die Quellen unsichere Quellen sind. Im Gegenzug Präsentiert seine Kollegia unkommentiert Berichte der Weißhelme, die sehr fragwürdig sind.
...
"Giftgas in Syrien: BBC gesteht Fake News ein" Harald Neuber (08. September 2021)
https://www.heise.de/tp/features/Giftgas-in-Syrien-BBC-gesteht-Fake-News-ein-6185652.html?seite=all (https://www.heise.de/tp/features/Giftgas-in-Syrien-BBC-gesteht-Fake-News-ein-6185652.html?seite=all)
"Experten fordern Konsequenzen nach Fake News der BBC über Giftgas in Syrien" Harald Neuber (10. September 2021)
Ehemaliger deutscher UN-Diplomat erwartet weitere Korrekturen von Medienberichten. Berliner Expertengruppe fordert von OPCW Aufklärung
https://www.heise.de/tp/features/Experten-fordern-Konsequenzen-nach-Fake-News-der-BBC-ueber-Giftgas-in-Syrien-6189290.html
https://www.bbc.co.uk/contact/ecu/mayday-the-canister-on-the-bed-radio-4-20-november-2020 (https://www.bbc.co.uk/contact/ecu/mayday-the-canister-on-the-bed-radio-4-20-november-2020)
Quote[...] Bienenbüttel – Das Buch schließt mit der Ermordung Else Urys in Auschwitz am 13. Januar 1943. Und es ist mucksmäuschenstill in der Buchhandlung Patz, als Marianne Brentzel die letzten Sätze ihrer Biografie über die Schriftstellerin und Kinderbuchautorin gelesen hat.
Dann entspinnt sich doch noch eine Frage-Runde mit der Autorin, die 1988 begonnen hatte, das Leben Urys, die mit ihren zehn ,,Nesthäkchen"-Bänden berühmt wurde, zu recherchieren. ....
,,Mit ihrer Kriegsbegeisterung, das wissen wir alle, befand sich Else Ury in guter Gesellschaft", liest die 75-Jährige aus Dortmund und zeichnet die Entwicklung Urys bis zum Berufsverbot durch die Nationalsozialisten nach. Dabei hatte Ury, unpolitisch wie sie war, in der Machtergreifung durch Hitler 1933 sogar eine mögliche Lösung für die tiefe Staatskrise gesehen.
65 Jahre alt wurde Ury, die aus dem liberalen Patrizier-Bürgertum Berlins entstammte. Der Vater, Tabakfabrikant, und die Mutter, Zentrum der Familie, ermöglichten Ury in einer Zeit, als Frauen in Berlin noch nicht studieren konnten, den höchsten Schulabschluss. Und Else Ury, die um 1900 mit dem Schreiben, zunächst von Märchen, begann, lebte unverheiratet zu Hause bei den Eltern. Und sie kaufte später als Erfolgsautorin von ,,Nesthäkchen" ein Ferienhaus im schlesischen Krummhübel. Dabei fällt auf: Ihre beliebten Backfisch-Romane blieben konfessionell neutral. Und sie trug in Zeiten materieller Not zum Familieneinkommen bei: Rund 80 000 Reichsmark hoch war ihr jährlicher Verdienst in den zwanziger Jahren. ,,Sie war in ihrem Herzen selbst ein Kind geblieben", zitiert Brentzel aus einem posthum geschriebenen Brief für Ury.
,,Was kann sie getrieben haben?", fragt Brentzel bei der Lesung. Und gibt selbst eine Antwort: ,,Sie hat die Lage nach 1933 falsch eingeschätzt." Nahe Verwandschaft ersten Grades habe sie im Ausland nicht gehabt. ,,Die Umstände waren nicht so." Und die Verwurzelung in Deutschland habe einen Fluchtgedanken ausgeschlossen.
So warf sie ihrem Bruder Hans ,,Schwarzmalerei" vor. Und noch 1938, als ihr ein Mitarbeiter der Commerzbank die Auswanderung nahelegte, antwortete sie: ,,Wenn meine Glaubensgenossen bleiben, dann habe ich so viel Mut, Charakter und die feste Entschlossenheit, ihr Los zu teilen."
Da waren Else Urys Bücher schon verfemt. Ihre ,,Nesthäkchen"-Heldin Annemarie Braun habe nicht dem Weltbild der Nazis entsprochen, sagt Brentzel. ,,Eine Frau hatte hart zu sein, ihre Pflicht zu erfüllen und ihre Kinder im nationalsozialistischen Sinne zu erziehen."
Nach der Wende 1989 erlebten die ,,Nesthäkchen"-Bände noch einmal einen Aufschwung: Nicht nur unter den Nazis, sondern auch in der DDR waren sie verboten.
Aus: "Ermordet im KZ: Das Leben Else Urys und ihre ,,Nesthäkchen"-Geschichten"CHRISTIAN HOLZGREVE (07.05.2019)
Quelle: https://www.az-online.de/uelzen/bienenbuettel/verbotene-romane-12258420.html (https://www.az-online.de/uelzen/bienenbuettel/verbotene-romane-12258420.html)
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Quote[...] Als Else Ury Ende Juli 1914 die Nachricht vom Kriegsausbruch erhielt, saß sie behaglich plaudernd bei einer Tasse Kaffee im Liegestuhl. Hastig brach sie aus der Sommerfrische in Johannesbad in Böhmen auf – und konnte noch lange nicht begreifen, dass ihre übersichtliche, wohl geordnete Welt für immer untergegangen war. Millionen Deutsche haben es ähnlich erlebt.
Else Ury, Verfasserin zahlreicher Kinder- und Jugendbücher, machte sich sehr bald daran, ihre Erfahrungen vom Kriegsalltag aufzuschreiben. Sie waren die Grundlage für ,,Nesthäkchen und der Weltkrieg", Band vier der zehnbändigen Nesthäkchen-Serie. Er erschien erst 1922 und endet mit den Worten: ,,Mögen es bald die Friedensglocken sein, die Deutschland durchjubeln – das walte Gott. Mit diesem Wunsche nehme ich Abschied von Euch, meine lieben jungen Leserinnen. Auch mancher von Euch hat der Weltkrieg wohl, gleich unserm Nesthäkchen, Opfer auferlegt, kleine und größere. Aber ich bin davon durchdrungen, daß auch Ihr sie freudig fürs Vaterland auf Euch genommen habt. Wenn das schwere Ringen zu Ende und ein siegreicher Frieden unserer teuren Heimat beschieden ist, dann erzähle ich Euch, was aus Doktors Nesthäkchen wurde."
Von einem ,,siegreichen Frieden" konnte keine Rede mehr sein. Deutschland stand als Brandstifter des Weltkriegs, der 17 Millionen Tote gefordert hatte, am Pranger der Weltöffentlichkeit, die Niederlage war mit dem Versailler Friedensvertrag besiegelt worden. Bei Else Ury kein Wort davon. Sie hat das Buch vermutlich aus der Sicht des Jahres 1916 schreiben wollen, als sie selbst noch voller Hoffnung auf einen ,,Siegfrieden" war. In einer Verlagswerbung von 1924 heißt es: ,,Nesthäkchen und der Weltkrieg ist beileibe keine Kriegs- oder gar Hurrageschichte. Das muß besonders hervorgehoben werden. Trotz des Ernstes, mit dem dieser Band durchwebt ist, zieht sich der goldene Faden des Humors hindurch."
Dieser Einschätzung des vierten Bandes der Nesthäkchenserie haben die Verleger nach 1945 nicht getraut. Im Gegenteil. Bis heute, hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs, hat sich bisher kein Verlag bereit erklärt, diesen Band wieder erscheinen zu lassen. Anfangs war der Band auch sicher zurecht auf der Verbotsliste der Alliierten Kontrollbehörden. Im Jahre 2006 traute sich Steven Lehrer, ein Deutsch-Amerikaner, den Band zu übersetzen und mit einer Einleitung in den USA zu publizieren.
Ist es denn eine ,,Kriegs- und Hurrageschichte", ganz im Gegensatz zu der freundlich-naiven Werbung aus Meidinger`s Jugendschriften Verlag der zwanziger Jahre? Sollte man den Band nicht besser in der Versenkung verschwinden lassen und dem Vergessen anheim geben? Wie immer liegen die Dinge nicht so einfach, dass ein eindeutiges Urteil zu fällen wäre.
Else Ury, 1877 geboren, war das dritte Kind einer traditionell jüdischen Familie, hineingeboren in das deutsche Kaiserreich, das den jüdischen Bürgern Gleichstellung versprach und Anpassung einforderte. Assimilation war das Gebot der Stunde. Die Familie lebte im alten Zentrum Berlins, dicht beim Alexanderplatz. Der Vater, Emil Ury, war Teilhaber einer Tabakfabrik, die Mutter, Franziska Ury, stammte ebenfalls aus jüdischer Familie. Es entwickelte sich bei den Urys der typische Aufstieg jüdischer Bürger vom Unternehmer zum Akademiker. Die Brüder studierten Medizin und Jura, die jüngste Schwester wurde Gymnastiklehrerin und heiratete den Baurat Heymann.
Örtlich führte der Aufstieg aus der Alten Mitte zur Kantstraße, Nähe Savignyplatz. Nicht weit entfernt hatte der Kaiser mit großem Pomp die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche eingeweiht und im nahe gelegenen KaDeWe konnte die glitzernde Konsumwelt bewundert werden.
In ihrer Kindheit war Else Ury in die Synagoge Heidereuter Gasse geführt worden. Die lag dicht beim Scheunenviertel, das sich zum Armenviertel der aus Osteuropa kommenden Juden entwickelte, den Planjes, wie sie auch in der Familie Ury verächtlich genannt wurden. Das Gebiet betrat ein seriöser Bürger nur mit einem gewissen Schaudern. Männer mit Schläfenlocken und Kaftan beherrschten das Straßenbild ebenso wie unzählige, schlecht ernährte Kinder. Ein Gaunerviertel, auch ein Hurenviertel. In der Heidereuter Gasse ganz in der Nähe gab es zahlreiche Betschulen und kleine Synagogen. Die Gläubigen eilten durch die stille Straße, versammelten sich zum Gebet. Wer hier aufwuchs, auch als behütetes kleines Mädchen, vergaß das nie.
Die Familie Ury war stets bemüht, gleicher Maßen guter Jude und guter Deutscher zu sein, die jüdische und die deutsche Identität in der Waage zu halten. Eine Entscheidung zwischen diesen beiden Grundlagen ihres Lebens schien ihnen unvorstellbar.
Else Ury ging zehn Jahre in die Königliche Luisenschule in der Ziegelstraße und lernte alles, was man für angemessen und nützlich für die zukünftigen Ehefrauen der Unternehmer, Akademiker und Militärs hielt. Viele Schülerinnen stammten aus bekannten adeligen Familien. In der Schule gab es auch einen jüdischen Religionsunterricht. Man war religiös tolerant. Das konnte von den meisten Einrichtungen des Kaiserreichs nicht gesagt werden. Immer wieder erlebten bürgerliche Juden das, was ein Zeitzeuge ,,den Verlust der Harmlosigkeit" nannte, mit dem jeder Jude und jede Jüdin irgendwann unmissverständlich darauf gestoßen wurde, anders zu sein als die Mehrheitsgesellschaft. Das in der Verfassung des Deutschen Reiches verankerte Versprechen der Gleichstellung griff nicht in allen Lebensbereichen. Der Antisemitismus durchzog die Gesellschaft bis in ihre Eliten hinein. Insbesondere ein Aufstieg in der Armee war für Juden unerreichbar.
Als am 4. August 1914 Kaiser Wilhelm das Volk mit einer viel beachteten Rede auf den Eintritt in den Krieg einschwor, schien sich für die Minderheit der Bürger jüdischen Glaubens alles zu ändern. ,,Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche! Zum Zeichen dessen, dass Sie fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschied, ohne Stammesunterschied, ohne Konfessionsunterschied durchzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben."
Die zentrale Aussage der Thronrede nahmen die deutschen Juden bereitwillig für sich in Anspruch und verstanden sie als Ermutigung, nun mit den christlichen Brüdern gemeinsam und uneingeschränkt das Vaterland verteidigen zu dürfen.
Die ,,Jüdische Rundschau" schrieb dazu im August: ,,Wir deutschen Juden kennen trotz aller Anfeindungen in den Zeiten des Friedens heute keinen Unterschied gegenüber anderen Deutschen. Brüderlich stehen wir mit allen im Kampfe zusammen." Doch die Hoffnung auf Gleichstellung wurde sehr schnell eingetrübt. 1916 verfügte das Kriegsministerium die Registrierung aller Soldaten mit ,,israelitischem Bekenntnis". Im deutschen Offizierskorps war gemunkelt worden, Juden seien Drückeberger und Kriegsgewinnler. Angeblich wollte das Ministerium mit der Registrierung diesen Gerüchten mit Zahlen und Fakten entgegentreten. Die meisten jüdischen Soldaten begriffen die Maßnahme als das, was sie im Kern war: eine erneute Ausgrenzung und Beleidigung.
Else Ury, die sich offensichtlich entschieden hatte, ihre kleinen Helden ohne bestimmte Religionszugehörigkeit darzustellen und so die Identifikation der Kinder aller Bekenntnisse mit ihnen zu ermöglichen, erwähnt solche Art Demütigung einer Minderheit, der sie selbst angehörte, mit keinem Wort. Lieber beschwor sie ,,die neue Volksgemeinschaft, dieses enge Band zwischen Arm und Reich, das sich allmählich schmiedete" und das der Kaiser mit seiner Schlossrede so intensiv unterstützt hatte. Auch wenn der Krieg länger dauerte als gehofft, auch wenn die Unbequemlichkeiten des Alltags zunahmen, Else Ury vertraute weiter ,,auf die weise Führung des Kaisers" und ein siegreiches Ende des Krieges, eine Hoffnung, die sie sicher mit Millionen Deutschen teilte.
Der patriotische Einsatz der Frauen und Mädchen in den Kriegsjahren galt der ,,Heimatfront". Fast alle Frauenverbände, einschließlich des Jüdischen, hatten sich zusammengeschlossen. Gertrud Bäumer, Helene Lange, Bertha Pappenheim, Alice Salomon, Marie-Luise Lüders, um die Angesehensten unter den öffentlich wirkenden Frauen zu nennen, riefen den ,,Nationalen Frauendienst" als gewaltige Kriegsorganisation aus, die alle Frauen, unabhängig von Partei und Konfession, umfassen sollte. ,,Staatssozialismus mit weiblichem Antlitz" nannten manche Propagandistinnen die organisierte Einbeziehung der Frauen in die Kriegsmaschinerie. Gertrud Bäumer und Helene Lange feierten den Krieg als Geburtsstunde der staatlichen Wohlfahrtspflege in Deutschland. Fürsorge sollte nicht mehr länger eine veredelnde Tat der Damen der Oberschicht sein; sie wurde in diesen Jahren systematisch professionalisiert. Der Beruf der Fürsorgerin mit einem Ausbildungsgang an staatlichen Schulen hat hier seine Wurzeln, eine Entwicklung, die die volle Billigung von Else Ury fand. Typischerweise besuchen zwei Enkelinnen von Nesthäkchen später eine Fürsorgerinnenschule. Ury war offensichtlich begeistert von der sozialen Aktivität der Frauen im Krieg und wahrscheinlich nahm die fast Vierzigjährige auch aktiv daran Anteil.
In ihrem Buch ,,Nesthäkchen und der Weltkrieg" beschreibt sie ausführlich diese Aktivitäten, ob es nun die Flüchtlingsbetreuung durch die Pfadfinder oder die Strickarbeiten des Junghellferinnenbundes ist. Es geht um echte Opfer, wie den Kindern immer wieder vorgehalten wird. So lässt sie die Großmutter sagen: ,,Mit Geld und Waren allein ist es nicht getan. Opfern heißt, etwas hingeben, was einem schwer wird. Unsere Zeit und unsere Arbeit wollen wir dem Vaterlande opfern. Nicht, was dir Spaß macht, sollst du tun, sondern das, was am nutzbringendsten für unsere Krieger ist." Und Nesthäkchen fügt sich nach anfänglichem Sträuben gegen das verhasste Stricken dem Gebot der Stunde. Belohnt wird sie durch die Siege der deutschen Truppen.
,,Unvergessliche Tage, dieses herrlichen Augusttage des ersten siegreichen Vordringens der deutschen Truppen, der großen opferfreudigen Begeisterung der Daheimgebliebenen. Jedem der jungen Kinder, die da für das Vaterland schafften, gruben sie sich unauslöschlich für das ganze Leben in die Seele." Der Krieg als Erziehungsinstrument für die Jugend ist ein Motiv, das in dem Band immer wieder beschworen wird. Zum Glück für ihre Leserinnen hat Else Ury über so viel patriotischem Hochgefühl den Humor und leisen Spott nicht ganz verloren. So betet Annemarie Braun, wie das Nesthäkchen mit richtigem Namen heißt, am Abend des ersten großen Sieges, als ,,die Festung Lüttich im Sturm genommen wurde: ,,Lieber Gott, lass doch meine Mutti bald wieder nach Berlin kommen, aber nicht die ollen Russen. (...) Und schick uns doch wieder solch einen Sieg wie heute, ja? Bitte hilf uns Deutschen doch lieber Gott. (...) Und wenn du uns nicht helfen willst, dann hilf bitte, den anderen auch nicht – bleibe wenigstens neutral, lieber Gott."
So ein Neutralitätsgebet wurde 1914 sicher weder in den christlichen Kirchen noch in den Synagogen gesprochen. Else Ury hält trotz aller Wünsche auf einen deutschen Sieg eine gewisse Distanz zu den vaterländischen Aufwallungen. Das zeigt sich auch, als Nesthäkchen entschieden behauptet, nun kein Französisch mehr lernen zu wollen, weil sie die ,,Sprache der Feinde" nicht sprechen will. Dazu sei sie viel zu patriotisch. Die kindliche Entschlossenheit wird schnell ad absurdum geführt, ebenso wie das Bestreben, keine Fremdworte mehr zu benutzen. Jedes Fremdwort wird in der Schulklasse von Nesthäkchen, aber auch zu Hause, mit einer kleinen Geldstrafe belegt. Absurde deutsche Varianten kommen ins Spiel: aus der Jalousie über dem Balkon wird das Zeltdach über dem Vorbau, aus Soße Tunke, aus Serviette Mundtuch. Bei Else Ury wird die Umbenennung der Fremdworte zum lustigen Spiel. In den großen deutschen Zeitungen aber wurde die Sache sehr ernst genommen. Dort gab es täglich eine Rubik: Deutsche sprecht Deutsch!
Einen großen und bestimmenden Raum nimmt die Geschichte der Vera ein. Vera stammt aus Czernowitz und kommt in die Schulklasse von Nesthäkchen, ohne Deutsch sprechen zu können. Das bringt die Klassenkameradinnen auf die Idee, Vera sei eine ,,Feindin", später wird sie gar als Spionin verdächtigt. Sie grenzen sie mit allen Mitteln aus der Klassengemeinschaft aus. Das privilegierte Bürgermädchen Annemarie Braun erweist sich als Wortführerin bei diesem grausamen Spiel. ,,Wer mit Vera Burkhard in den Pausen geht oder überhaupt mit ihr spricht, verrät sein Vaterland," lässt Annemarie die Kameradinnen wissen und die halten sich an die Anweisung. Annemarie genießt die volle Autorität in ihrer Klasse. Keine will es mit ihr verderben.
Obwohl im Buch immer wieder behauptet wird, der Krieg erziehe die Kinder zu sozialem Verhalten und Mitgefühl, ist im Fall der Vera davon keine Spur zu merken. Im Gegenteil: ,,Annemarie war noch äußerst stolz darauf, ihre Klasse vor einem Vaterlandsverrat errettet zu haben" und trieb es am Schlimmsten mit ihrer Feindschaft gegen die ,,Polnische", die sich verzweifelt bemühte, die Sympathie der Wortführerin zu gewinnen. Vera tat alles, um Annemarie gnädig zu stimmen. Sie sparte sich einen wunderbaren Apfel vom Mund ab, bot ihn der Peinigerin zum Geschenk, die ihn verschmähte.Annemarie ließ sich auch nicht mit unter den Regenschirm nehmen, half ihr nicht mit Fahrgeld aus. Ihr Bruder Klaus, der, wie es heißt, ,,die Spionenkrankheit hat", bestärkte sie noch in ihrem Verhalten und brachte sie auf die verrückte Idee, dass Vera wahrscheinlich eine russische Spionin sei. Überall wurde in Berlin damals vor Spionen gewarnt. So konnte das Mädchen sich schnell dazu überreden lassen, auch Vera für eine Spionin zu halten und sie von der Mitgliedschaft im Junghelferinnenbund auszuschließen.
Ausführlich schildert Else Ury das Hin- und Her in Annemaries Gewissen. Manchmal kamen dem Kind Zweifel an seiner Hartherzigkeit, doch ließ sie sich dann erneut von irgendwelchen scheinbar patriotischen Überlegungen beschwichtigen. Dann wieder wurde sie, wie die Ury schreibt ,,an sich selbst zweifelhaft", aber das hielt nicht lange vor. Ury sucht nach Gründen für Nesthäkchen Grausamkeit. Im Grunde, so ihr Befund, ist Annemarie ja ein mitfühlendes, gutes Mädchen. ,,Nur falsche Vaterlandsliebe hatte ihr Herz gegen Vera verhärtet."
Diese Analyse ist nach allem, was Else Ury vorher über den segensreichen Einfluss des Krieges auf die Jugend geschrieben hat, erstaunlich. Bisher hieß es, dass der Krieg die Kinder zu Opferbereitschaft und Mitgefühl erzog. Nun steht die Vaterlandsliebe selbst am Pranger. Offensichtlich gibt es für die Autorin eine richtig und eine falsche Vaterlandsliebe und das Nesthäkchen ist leider eine Zeitlang der falschen gefolgt und hat sich mit einer Mauer der Verachtung gegen die ,,Polnische" umgeben. Else Ury hält die Spannung, wie das Dilemma zu lösen sei, über mehrere Kapitel aufrecht, um schließlich aus Annemarie Braun und Vera Burkhard Freundinnen fürs Leben zu machen.
Die Geschichte der Ausgrenzung von Vera findet ein sehr patriotisches Ende. Der Vater des Mädchens stirbt den ,,Heldentod" für Deutschland und Annemarie Braun entschließt sich endlich, ihr Unrecht wieder gut zu machen und sich bei Vera zu entschuldigen. Vera wird ihre ,,beste" Freundin, ein Leben lang. Doch Else Ury gesteht ein, dass diese Wendung ,,teuer erkauft" ist.
Else Ury gelingt mit der Geschichte der Vera ein genaues Bild einer Ausgrenzung, bei dem sowohl die Täterin und ihre Maßnahmen als auch das Opfer und seine Verzweiflung präzise beschrieben sind. Mit heutigen Worten ist es die Chronik einer Mobbing-Aktion, bei der das Mitglied der Gruppe, das am meisten privilegiert ist, keinen Widerspruch duldet und alle anderen die Angst umtreibt, selber Opfer zu werden.
Woher, so frage ich mich, kannte Else Ury so genau die Gefühle einer Ausgegrenzten? Meine Vermutung ist, dass sie als Jüdin immer wieder derartiges Verhalten erlebte, den ,,Verlust der Harmlosigkeit", der auch an ihr nicht vorbei gegangen sein wird. Als Kind, als Erwachsene? Davon wissen wir leider nichts.
Doch ist bekannt, dass es ab 1916 die ,,Judenzählung" in der Armee gab, obwohl es anfangs geheißen hatte: wir kennen keine Konfessionen mehr. Es ist anzunehmen, dass ein Grundgefühl ihrer Existenz in der Vera-Geschichte seinen Ausdruck findet.
Mit Pathos beschreibt Else Ury, wie die englische Blockade mit Tapferkeit und Opferfreudigkeit bewältigt wird, ,,alle von demselben Willen beseelt: Wir müssen siegen." Die angeblich glänzende Einteilung und sparsame Fürsorge der Regierung wird gelobt und der Eindruck vermittelt, alles sei zum Besten bestellt, sparen und haushalten müssten doch alle gleichermaßen. Diese Beschreibung stimmte schon 1916 nicht mehr mit der realen Stimmung in der Bevölkerung überein. Jedermann wusste, dass es weiterhin Arme und Reiche gab, dass die Offiziere andere Verpflegung bekamen als die Mannschaften, und es einen entwickelten Schwarzen Markt gab, an dem sich die Reichen mit allen Luxusgütern bedienen konnten. Else Ury vermittelt jedoch das Bild einer harmonischen Volksgemeinschaft, in der die Führenden ,,weise haushalten" und alles gerecht verteilt wird. So steht Nesthäkchen begeistert Schlange bei der ,,Butterpolonaise", wo die Menschen in langen Schlangen aufgereiht warteten, dass sie wenigstens ein halbes Pfund Butter bekamen, manchmal gingen sie auch leer aus. Doch: ,,Trotz all dieser Schwierigkeiten und Opfer erlahmte der Wille zum ,Durchhalten' im deutschen Volke nicht."
Wie immer bei Else Ury wird nach allen Regeln der Kunst Weihnachten gefeiert. Endlich gibt es auch Post von der Mutter aus England. Diese war vor Ausbruch des Krieges zu Verwandten nach England gefahren und saß dort fest, durfte nicht ausreisen. Der Brief der Mutter, sehnlichst erwartet, enthüllt, dass sie schon viele Briefe geschrieben hatte, diese aber von der Zensur festgehalten wurden, weil sie darin England heftig kritisiert und ihren patriotischen Gefühlen unmissverständlich Ausdruck verliehen hatte.
Anders als die meisten anderen Bände der Serie ist die Geschichte vom Weltkrieg hochpolitisch und in keiner Weise das, was oft Else Urys Büchern angelastet wurde: eine ,heile' Welt darzustellen. Aus der Erfahrungswelt des ersten Weltkriegs schrieb Else Ury zwei weitere Bücher. ,,Flüchtlingskinder" (1918) und ,,Lieb Heimatland" (1919 – 1920). Der Kriegsroman ,,Lieb Heimatland" wurde bereits 1916 im ,,Kränzchen", einer Zeitschrift für junge Mädchen, als Fortsetzungsgeschichte abgedruckt. Es ist eine Geschichte über Familienglück und Familienleid bei der Vertreibung aus der geliebten Heimat Ostpreußen. Wieder ist es Hindenburg, der der jungen Heldin Ruth Hoffnung macht, bald in ihre angestammte Heimat zurückzukehren. Wieder ist Recht und Wahrheit auf der Seite der deutschen Soldaten und die Hoffnung der Ury, die sie den jungen Leserinnen vermittelt, ist ganz auf nationalem Kurs: Größer und herrlicher wird Deutschland aus diesem Krieg hervorgehen! 1920 kam die Geschichte auch als Buch auf den Markt. Da blieb es bei Kriegsbegeisterung, kaisertreuer, naiver Parteilichkeit für die armen Ostpreußen und gegen die ,,Kosakenhorden".
,,Flüchtlingskinder", eine Erzählung für Kinder von sieben bis elf Jahren, ist auch ein sehr patriotisches Buch. Zwei ostpreußische Kinder verlieren in den Kriegswirren ihre Eltern und müssen getrennt in fremden Familien die Kriegszeit durchleben. Der kleine Junge knetet im Kriegskinderhort ,,unseren Kaiser" und das Mädchen erzählt freudestrahlend, dass Hindenburg die ganze Ostmark schützt. Der Junge wird auch noch ein richtiger Held: Er belauscht russische Kriegsgefangene und erfährt dabei von einer Sabotageaktion an einem deutschen Militärtransport. Hans, so heißt der Held einmal wieder (wie Else Urys Bruder), läuft todesmutig dem gefährdeten Zug entgegen und rettet die deutschen Soldaten. Seine Heldentat verbreitet sich in ganz Deutschland und die nach Sibirien verschleppte Mutter erfährt auf der Flucht von ihrem tapferen Sohn. Dank der großzügigen Hilfe des Prinzen bekommt die Familie Haus und Hof zurück und ist wieder glücklich vereint. Über das Schicksal der russischen Kriegsgefangenen – sicher werden sie zu Tode geprügelt, aufgehängt oder erschossen worden sein – erfahren die zarten Seelen der siebenjährigen Kinder selbstverständlich nichts.
Else Ury befand sich 1914 mit ihrer Kriegsbegeisterung in ,,guter" Gesellschaft. 92 Berliner Professoren, Künstler und Wissenschaftler unterzeichnen im August 1914 einen Aufruf ,,an die Kulturwelt", nennen den Kaiser den Schirmherrn des Friedens und verkünden, dass nur ein siegreicher Friede den Weiterbestand der deutschen Kultur gewährleisten werde. Sozialdemokratische Zeitungen jubeln, dass der Krieg Arm und Reich zusammenschmiede und man Sozialismus sehe, wohin man nur blicke. Auf Emanzipation bedachte Frauen gründen den ,,Nationalen Frauendienst". Jubelnden Menschen begleiten die lachenden Soldaten mit Blumen an die Züge zum Kriegseinsatz.
Wir kennen diese Bilder und wissen inzwischen, dass diese Begeisterung im Deutschen Reich gar nicht so einhellig und nicht überall derart überschäumend war. Else Ury hatte die Soldatenzüge, die zum Bahnhof Zoo marschierten, direkt vor ihrer Haustür. Der naiven Menschlichkeit der Ury haben die Ereignisse sicher zugesagt. Sie hat – wie viele andere auch – den imperialistischen Zweck der Kriegsführung und die Absichten der Unterdrückung jeder Opposition nicht durchschaut. 1914 nicht und später auch nicht.
Nach 1918 veröffentlichte sie weitere Nesthäkchen-Bücher, verfasste die Serie von Professors Zwillingen und eine große Anzahl anderer Bücher für Kinder und Jugendliche. Teilweise öffnete sie sich modernen Strömungen der Frauenemanzipation und Pädagogik, doch ist mein Eindruck, dass sie gedanklich weiter im Kaiserreich verwurzelt blieb, demokratische Entwicklungen ihr eher fremd waren. Vielleicht liegen in den Erfahrungen des Weltkriegs auch die Wurzeln für Else Urys Verkennung ihrer Lage nach 1933. Noch im Sommer des selben Jahres, als der Reichstag schon brannte und die ersten Konzentrationslager errichtet waren, veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel Jugend voraus, in dem sie behauptet, mit Hitler würde der ,,politische Vorfrühling" in Deutschlands Staatsregierung Einzug halten und die ,,aufbauwilligen Deutschen" schlössen sich ,,unter Führung des Reichskanzlers Hitler" zusammen. Wieder diese absurde Hoffnung, dass alles gut wird, wenn das Volk sich unter einer starken Führung zusammenschließt.
Else Ury musste bitter erfahren, dass nichts gut wurde für sie, dass sie nun einer verfemten Minderheit angehörte und die Herrschenden sie mit allen Mitteln aus der Volksgemeinschaft ausschließen und vertreiben werden. Erst 1938, nachdem ihr Bruder Hans durch die Naziverordnungen in den Tod getrieben worden war, sie selbst Schreibverbot erhalten hatte und ihre Bücher aus den Bibliotheken als ,,jüdisches Gift" gesäubert wurden, als Familie und Freunde ins Exil gegangen waren, entwickelte sie eine andere Identität als die deutsche.
Auf die Empfehlung eines Bekannten, das Land zu verlassen, soll sie gesagt haben: ,,Wenn meine Glaubensgenossen bleiben, dann habe ich so viel Mut, Charakter und die feste Entschlossenheit, ihr Los zu teilen."
Dieses Los ist ihr 1943 zuteil geworden. Sie wird am 6. Januar 1943 in die Deportationssammelstelle Große Hamburger Straße gebracht. Dort wird ihr die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt und ihr Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen. Am 12. Januar wird sie zusammen mit circa 1100 Berliner Juden im Güterwaggon nach Auschwitz deportiert. Nach 20 Stunden Bahnfahrt kommt der Zug in Auschwitz an. Noch am gleichen Tag wird sie in Auschwitz-Birkenau in die Gaskammer getrieben und ermordet.
Nachbemerkung:
Ihren Tod vorausahnend, hatte Else Ury im Herbst 1942 ein Testament gemacht und ihren Lieblingsneffen, Klaus Heymann in London, als Alleinerben eingesetzt. Sie vererbt in ihrem Testament Dinge, die längst ihrer Verfügungsgewalt entzogen, enteignet und verboten waren, und ging offensichtlich davon aus, dass auch ihre Bücher wieder erscheinen und die Zukunft ein anderes Gesicht haben werde. Klaus Heymann, Soldat der britischen Armee, hat dieses Testament bekommen und dafür gesorgt, dass die Nesthäkchen-Serie und andere Ury-Bände wieder erscheinen. Heute lebt er mit seiner Frau Lilo im Londoner Norden und hat im Januar 2014 seinen 96. Geburtstag gefeiert. Else Ury war für ihn ,,seine zweite Mutter." Dass der Band vom Weltkrieg wieder erscheint, findet seine volle Zustimmung.
Quellen:
Marianne Brentzel: Mir kann doch nichts geschehen. Eine zweite Annäherung an Else Ury nach Nesthäkchen kommt ins KZ. Berlin 2007.
Else Ury: Nesthäkchen and the Word War. A Novel. Translated, introduced and annotated by Steven Lehrer. New York 2006.
Zitate aus: Else Ury: Nesthäkchen und der Weltkrieg. Berlin 1922 und Vechta 2014 mit einem Vorwort von Marianne Brentzel.
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Else Ury: Nesthäkchen und der Weltkrieg . Neuauflage mit einem Vorwort von Marianne Brentzel.
Geest Verlag, Vechta 2014. 228 Seiten, ISBN-13: 9783866854680
Aus: "Nesthäkchen im Ersten Weltkrieg: Über die Kinder- und Jugendbuchautorin Else Ury"
Marianne Brentzel, Nr. 8, August 2014, Archiv / Frühere Ausgaben / Schwerpunkt I: Erster Weltkrieg / Essays und Erinnerungen
Quelle: https://literaturkritik.de/id/19515 (https://literaturkritik.de/id/19515)
Johanna Else Ury (* 1. November 1877 in Berlin; ermordet am 13. Januar 1943 im Konzentrationslager Auschwitz)
https://de.wikipedia.org/wiki/Else_Ury (https://de.wikipedia.org/wiki/Else_Ury)
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Quote[...] Bis vor wenigen Jahren begeisterte die Geschichte Millionen von Mädchen. Die Bände, zwischen 1912 und 1925 geschrieben, wurden immer wieder aufgelegt. Sie haben ihre Autorin Else Ury reich gemacht. ,,Nesthäkchen" könnte für eine ganz harmlose Erfolgsgeschichte stehen. Doch hinter der heilen Kinderbuch-Welt verbergen sich Abgründe.
Die Bücher besaßen so viel Sprengstoff, dass sie in zwei deutschen Diktaturen verboten waren. Bei den Nazis wegen der jüdischen Herkunft der Autorin, der SED war das Milieu zu bourgeois. Und nun, rund 100 Jahre nach seiner Erfindung, sorgt ,,Nesthäkchen" für eine kleine Sensation. In diesem Jahr ist ein Band neu aufgelegt worden, den selbst glühende ,,Nesthäkchen"-Fans von einst nicht kennen können.
Es ist der vierte der zehn Bände umfassenden Geschichte. Er erschien um 1916, sein Titel: ,,Nesthäkchen und der Weltkrieg". Das Buch, das im Ersten Weltkrieg spielt und Kaiser, Armee und Vaterland hochleben lässt, stand nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Zensurliste der Kontrollbehörde der Alliierten. Anders als die anderen neun Bände wurde es in der Bundesrepublik nicht mehr veröffentlicht. Wer die neu aufgelegte Kindergeschichte liest und vor allem das Vorwort dazu, erfährt mehr über ,,Nesthäkchen" als in den anderen Bänden: eine Wahrheit, die jahrzehntelang verschwiegen wurde.
Es war einmal eine Kinderbuchautorin, die wuchs in einer Zeit auf, die noch keine professionellen Kinderbuchautorinnen kannte. Else Ury, geboren 1877, Tochter eines jüdischen Tabakfabrikanten in Berlin, schrieb erst nur zum Zeitvertreib und unter falschem Namen Kindergeschichten, bis ein Verlag sie aufforderte, richtige Mädchenbücher zu verfassen.
Mit ,,Nesthäkchen und ihre Puppen" begann sie die Lebensgeschichte der Berliner Arzttochter Annemarie Braun, die eigentlich mit deren Hochzeit enden sollte. Weil Ury jedoch immer wieder Briefe von jungen Leserinnen erhielt, die wissen wollten, wie es mit Annemarie weiterging, schrieb sie schließlich zehn Bände, Titel des letzten: ,,Nesthäkchen im weißen Haar".
Die Reihe wurde zum Mädchenbuch-Klassiker. Und Else Ury, die unverheiratet blieb und ihr Leben lang mit ihren Eltern zusammenwohnte, machte eine Erfahrung, die Frauen in jener Zeit selten vergönnt war: Sie wurde durch eigene Arbeit bekannt und wohlhabend. Als der Vater nichts mehr verdiente, konnte sie für die Familie eine komfortable Wohnung in Charlottenburg mieten und eine Ferienvilla in Schlesien kaufen, in der sie Eltern, Geschwister und deren Kinder um sich versammelte. Das Familienleben war ihr wichtig, die kranke Mutter sollte sie bis zu deren Tod pflegen – und deswegen darauf verzichten, sich vor den Nazis ins Ausland zu retten.
,,Nesthäkchen" spielt in dem wohlsituierten bildungsbürgerlichen Milieu, das Ury so gut kannte, wie sie hat auch Annemarie zwei Brüder, einen klugen und einen frechen. Annemarie ist, so heißt es in der ,,Nesthäkchen"-Sprache, ,,ein rechter Wildfang", fröhlich, aber etwas ,,liederlich" und aufmüpfig. Wie immer bei der ,,Backfisch-Literatur" geht es auch hier um Bändigung, aus einem verwöhnten Spielkind muss eine umsichtige Ehefrau und Mutter werden.
Anders jedoch als etwa bei denen im Nationalsozialismus verfassten ,,Pucki"-Bänden von Magda Trott dürfen die Figuren ihre Eigenheiten behalten, Individualität ist kein Vergehen. Der Verzicht auf Zurichtung ist das Besondere an ,,Nesthäkchen" und wohl der Grund dafür, warum die Reihe bei so vielen Generationen beliebt war: Menschen sind unterschiedlich und dürfen es sein. Kinder, die aus der Reihe tanzen, werden zwar getadelt, doch der Umgang ist liebevoll, empathisch, rohrstockfrei.
Das ist noch nicht Reformpädagogik – aber kurz davor. Weit entfernt von der damals herrschenden schwarzen Pädagogik, die mit Angst und Prügelstrafen arbeitete. Und, auch das eine damals ungewöhnliche Ausnahme: Die Ehe ist nicht das erste Ziel bei der Töchtererziehung, Bildung ist noch wichtiger. Zwei von Nesthäkchens Freundinnen arbeiten in angesehenen Berufen, bis sie – so viel heile Welt muss sein – doch noch den Richtigen finden. Die bildungsbürgerliche Ausrichtung, glaubt Urys Biografin Marianne Brentzel, war auch ein Grund, warum ,,Nesthäkchen" in der NS-Zeit verboten wurde. Diese mehrsprachigen, schlagfertigen, humorvollen Frauenfiguren waren den Nazis zu selbstbewusst.
Moderner als seine Zeitgenossen aus dem Kinderzimmer wirkt ,,Nesthäkchen" auch, weil es ein urbanes Buch ist, die Großstadt, in der es spielt, sorgt für spannende Kulissen. Zumal in ,,Nesthäkchen und der Weltkrieg", das in vielen Szenen den Alltag in den ersten Kriegsjahren bis 1916 schildert.
Annemaries Schule wird zum Lazarett umgewandelt, die Großmutter kommt mit den Lebensmittelkarten nicht zurecht, vor den Milchgeschäften bilden sich lange Schlangen, die ,,Butterpolonaisen", und in allen Männerberufen sind nun Frauen unterwegs: Als Schaffnerinnen in der ,,Elektrischen", als ,,Autoführerinnen", sogar in der Müllabfuhr arbeiten nun Frauen. Annemarie hisst bei jeder Siegesmeldung die Fahnen auf dem Balkon, beteiligt sich an einer Kleidersammlung für die ,,Feldgrauen" und besucht eine arme Familie in einer Mietskaserne.
Nur ein Lebensbereich kommt nicht vor, er fehlt in allen Nesthäkchen-Büchern: das jüdische Berlin, das Else Ury doch so vertraut war. Sie wuchs in einer Familie auf, die nicht streng religiös war, die jüdischen Festtage und Traditionen aber pflegte. In der ,,Nesthäkchen"-Welt spielt Religion keine Rolle. Das Weihnachtsfest ist mehr familiär als religiös geprägt, und es gibt einen überkonfessionellen Gott, an den Ury ihr Nesthäkchen kriegsaktuelle Gebete richten lässt: ,,,Bitte, hilf uns Deutschen doch, lieber Gott.'
Da aber fiel Nesthäkchen plötzlich ein, dass vielleicht zur gleichen Stunde französische oder englische Kinder den lieben Gott ebenfalls um seine Hilfe anflehten. Darum setzte es schnell noch hinzu: ,Und wenn du uns nicht helfen willst, dann hilf bitte den anderen doch auch nicht – bleibe wenigstens neutral, lieber Gott. – Amen.'"
Von Neutralität ist bei der Erzählerin nichts zu spüren. Das Buch, das mit Kriegsbeginn im August 1914 einsetzt, feiert einen ,,glänzenden Sieg" nach dem nächsten (,,Bei Longwy, Namur und Maubeuge bekamen Belgier, Franzosen und Engländer die deutschen Fäuste zu spüren"). Zur Militärmusik wird gejubelt, mit Fahnen und Hurra. Der ,,Dienst an der Heimatfront" bestimmt die Schulzeit. Da werden Pulswärmer gestrickt und Lebensmittel verteilt und im Deutschaufsatz das aktuelle Thema erörtert: ,,Welche Opfer fordert der Krieg von uns Kindern?"
Die vaterländische Inbrunst, die nur selten ironisch gebrochen wird, ist schwer erträglich, sie war für Alfred Büngen vom Geest-Verlag der Grund, die Neuauflage von ,,Nesthäkchen und der Weltkrieg" in Fraktur zu drucken: ,,Damit das die Schulkinder von heute nicht lesen können." Als Cover haben er und Brentzel das Umschlagbild einer in den 1920er-Jahren erschienenen Ausgabe gewählt: ,,Das einzige, auf dem der Krieg bedrohlich wirkt."
Zwar macht sich Ury über manchen patriotischen Eifer lustig, etwa den Versuch, alle Fremdwörter durch ,,echtes Deutsch" zu ersetzen. Annemaries Weigerung, Französisch zu lernen, wird ausdrücklich getadelt: Nach dem Krieg brauche das Land eine gebildete Jugend. Doch generell gilt der Krieg als gerechte Sache, sein Grauen unabänderlich wie ein Naturereignis. Männer sterben Heldentode, Frauen und Kinder sind ,,tapfer und opferfreudig im Kampf gegen jederlei Entbehrungen", ,,das deutsche Volk hielt durch" und vertraut der weisen Führung des Kaisers, dessen Rede zum Kriegseintritt (,,Ich kenne nur noch Deutsche") im Buch ehrfürchtig zitiert wird.
Marianne Brentzel weist im Vorwort darauf hin, wie bedeutsam diese Rede für die jüdischen Deutschen war, gab sie ihnen doch Hoffnung auf gesellschaftliche Anerkennung. Auch Ury beschwört ,,die neue Volksgemeinschaft", obwohl sie mitbekommen haben muss, dass Juden im Fortgang des Krieges keineswegs mehr Akzeptanz erfuhren.
Davon, dass Ury Ausgrenzung und Verleumdung persönlich erlebt hat, ist ihre Biografin überzeugt. Brentzel sieht in der Vera-Geschichte, die in dem Band eine große Rolle spielt, Urys eigene Erfahrungen gespiegelt. Vera ist eine neue Klassenkameradin, die aus Polen stammt und von Annemarie in ihrem vaterländischen Eifer für eine Spionin gehalten wird. Annemarie bringt die ganze Klasse dazu, Vera auszugrenzen. Ein brutaler Fall von Mobbing, den Ury sehr realistisch beschreibt. Aber er erlaubt ihr nur Kritik an den verblendeten Kindern. An der Kriegspolitik, die zu solchem Fanatismus führt, wird nicht gezweifelt.
Else Ury war keine Intellektuelle. Mit der Avantgarde, die sich nahe ihrer Wohnung im ,,Romanischen Café" traf, hatte sie nichts gemein. Von Kästners Jugendbuch ,,Emil und die Detektive", das ebenfalls in der Weimarer Zeit erschien, ist ,,Nesthäkchen" weit entfernt, nicht nur literarisch.
Stramm patriotisch endet ,,Nesthäkchen und der Weltkrieg": ,,Wenn das schwere Ringen zu Ende und ein siegreicher Frieden unserer teuren Heimat beschieden ist, dann erzähle ich Euch, was aus Doktors Nesthäkchen wurde." Dies schrieb Ury vermutlich zu einem Zeitpunkt, da das Massensterben in Verdun längst begonnen hatte.
Das Unversöhnliche konnte sich Else Ury nicht vorstellen. Oder sie wollte es nicht wahrhaben. Auch nicht, als die Nationalsozialisten kamen. 1933, nach dem Reichstagsbrand, veröffentlichte sie das Buch ,,Jugend voraus", in dem sie Hitler zum Helden erklärt und hofft, ,,die aufbauwilligen Deutschen ... schlössen sich unter der Führung des Reichskanzlers Hitler" zusammen.
Es ist nie geklärt worden, was Ury bewogen hat, sich so anzubiedern. Manche bezweifelten, dass sie es wirklich selbst geschrieben hat. Für den Kritiker Alfred Kerr, der ins Exil ging, wurde sie so zur Verräterin, wie seine Tochter Judith Kerr dem ,,Spiegel" erzählte: ,,Er sagte: Else Ury ist ein Schwein." Ein Neffe Urys, der in London lebt, hat mittlerweile bestätigt, dass seine Tante das Buch selbst verfasst hat.
Falls sie sich damit schützen wollte, hat es nichts genützt. Statt Zusammenschluss erlebte sie Ausschluss, Erniedrigung und schließlich Verfolgung und Zerstörung fast der gesamten Familie. Das Vaterland, das sie so innig beschwor, stieß sie von sich. Urys Bücher wurden nicht mehr verlegt, sie erhielt Schreibverbot. Die Arbeitsmöglichkeiten ihrer Brüder, ein Arzt und ein Rechtsanwalt, wurden immer mehr eingeschränkt, Hans, der Arzt, nahm sich das Leben. Der andere Bruder rettete sich nach London. Die Schwester floh mit der Familie nach Amsterdam, sie wurde später deportiert und ermordet.
Else Ury blieb bei ihrer Mutter, verlor ihr Vermögen, ihr Ferienhaus, die Charlottenburger Wohnung. Sie wurden umquartiert in ein ,,Judenhaus" in Moabit, dort starb die Mutter. Für Flucht war es zu spät. 65 Jahre war Else Ury, als im Januar 1943 der Bescheid kam, sich in der Deportationssammelstelle einzufinden. Am 12. Januar wurde sie mit tausend anderen Berliner Juden im Güterwagen nach Auschwitz transportiert. Direkt nach ihrer Ankunft dort am 13. Januar 1943 wurde sie in die Gaskammer getrieben.
Es waren einmal junge Leserinnen, die wuchsen mit ,,Nesthäkchen" auf. Krieg kannten sie nur aus Erzählungen, spannender fanden sie die lustige Annemarie und ihre Puppe Gerda, die Streiche des wilden Klaus' und die derben Berliner Sprüche von Hanne, der Köchin. All die Zeit, von den Nachkriegsjahren bis in die 1990er, in der ,,Nesthäkchen" erneut millionenfach verkauft wurde, interessierte sich niemand für die Autorin.
Else Ury blieb unbekannt. Kein Hinweis auf dem Buchdeckel, keine literarische Würdigung, keine Ideologiekritik, nichts. Es war ja nur ein Mädchenbuch. Die Ausgrenzung, die Else Ury erfuhr, blieb wirksam über ihren Tod hinaus.
Das änderte sich erst, als Marianne Brentzel 1992 ihre erste Biografie von Else Ury veröffentlichte (,,Nesthäkchen kommt ins KZ"). Der Thienemann-Verlag lässt die ,,Nesthäkchen-Reihe" zwar mittlerweile auslaufen, aber die letzten Ausgaben enthalten endlich einen Vermerk über die Autorin. Heute gibt es in Berlin eine Straße, die Else Urys Namen trägt, am ehemaligen Wohnhaus der Familie in Charlottenburg hängt eine Gedenktafel, am letzten Wohnort in Moabit liegt ein Stolperstein.
Eine Neuauflage von Brentzels Biografie ist in Vorbereitung, sie wird unter dem Titel ,,Mir kann doch nichts geschehen" im März bei edition ebersbach erscheinen. Und weil in diesem Gedenkjahr so viel über den Ersten Weltkrieg geschrieben und nachgedacht wurde, fanden Brentzel und der Verleger Bünger, dass nun die Zeit reif sei, ein dreifach verbotenes Buch mit Verstand lesen zu können.
Es wird wieder Weihnachten. Und allen ehemaligen ,,Nesthäkchen"-Freundinnen möchte man ,,Nesthäkchen und der Weltkrieg" auf den Gabentisch wünschen. Sie werden erschrecken.
Aus: "Entsetzliche Abgründe eines Mädchen-Bestsellers" Annette Prosinger (28.12.2014)
Quelle: https://www.welt.de/geschichte/article135701385/Entsetzliche-Abgruende-eines-Maedchen-Bestsellers.html (https://www.welt.de/geschichte/article135701385/Entsetzliche-Abgruende-eines-Maedchen-Bestsellers.html)
Quote[...] Die Zeiten, in denen China massenhaft Waffen aus dem Ausland importieren musste, sind längst vorbei. So fielen die Importe im Rüstungssektor zuletzt um 50 Prozent, während die Exporte um 208 Prozent zulegten. Schon jetzt ist China hinter den USA der zweitgrößte Waffenproduzent der Welt.
Doch Chinas militärische Stärke ist nicht nur als Wirtschaftsfaktor von Bedeutung: Da die Volksrepublik in den Territorialkonflikten mit Japan, den Philippinen und Vietnam um den Besitz von Inseln im Ost- und Südchinesischen Meer immer robuster auftritt, ist in Chinas Nachbarländern ein regelrechter Aufrüstungsdruck entstanden.
Trotz drei Jahren intensiver Recherchen stellt der neue Sipri-Bericht zu China nur einen ersten Schritt dar. Sektoren wie die Marine, Quantenrechner oder Cyberaufrüstung sind nach wie vor unerforscht. Doch angesichts der globalen Kräfteverschiebung von West nach Ost sorgt die Analyse für dringend notwendige Transparenz. Blenckner formuliert es so: ,,In einer Welt, die zunehmend geleitet wird von emotionaler Rhetorik und wilden Drohgebärden, wollen wir mit unseren China-Untersuchungen belastbare Fakten liefern." So beunruhigend diese Fakten auch sein mögen.
...
Aus: "Auf dem Weg zur Nummer 1" Michael Radunski (27. 1. 2020)
Quelle: https://taz.de/Waffenindustrie-in-China/!5656582/ (https://taz.de/Waffenindustrie-in-China/!5656582/)
QuotePfanni
Bleibt die Frage, wie in China eine Friedensbewegung zu organisieren, die sich nicht mehr totschweigen lässt. ...
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Quote[...] Ghazal lebt in Afghanistan. Sie ist acht Jahre alt – und kennt kein Leben ohne Krieg. Wenn Ghazal zum Beispiel allein zur Schule geht, hat das Mädchen Angst davor, entführt zu werden, auf eine Landmine zu treten oder durch ein Selbstmordattentat zu sterben.
20 Millionen Kindern ergeht es ähnlich wie Ghazal. Alle Mädchen und Jungen im Land sind im Krieg geboren worden und wachsen mit ihm auf. Afghanistan gehört nach den Recherchen von Save the Children weltweit zu den zehn gefährlichsten Orten für Kinder – neben Mali, Nigeria, Südsudan, Somalia, dem Irak, Jemen, Syrien, der Zentralafrikanischen Republik und der Demokratischen Republik Kongo.
Das geht aus einem aktuellen Bericht der Kinderrechtsorganisation hervor, der jetzt anlässlich der Münchener Sicherheitskonferenz veröffentlicht wird. Dem 36-seitigen Report mit dem Titel ,,Krieg gegen Kinder" zufolge lebten 2018 rund 415 Millionen Mädchen und Jungen in einem Konfliktgebiet, fast 150 Millionen Kinder wuchsen in einem extrem gefährlichen Alltag auf.
Mehr als 12.000 sind durch Gewalt ums Leben gekommen. Zwischen 2010 und 2018 ist nach Angaben von Save the Children die Gesamtzahl der Mädchen und Jungen, die in Konfliktgebieten leben, um 34 Prozent gestiegen. Im selben Zeitraum hat sich die Zahl der bestätigten schweren Verbrechen an Kindern in diesen Gebieten um 170 Prozent erhöht.
Die Datensammlung macht die dramatische Situation für Heranwachsende auf unterschiedlichen Ebenen deutlich. So sind etwa Bildung und Gesundheit ein riesiges Problem. Nicht nur, dass Konflikte und Krisen eine Teilnahme am Unterricht oft erschweren, wenn nicht gar verhindern, sondern Schulen werden immer häufiger gezielt angegriffen.
Das Gleiche gilt für Krankenhäuser und medizinisches Personal. Inzwischen gehört es zur gängigen völkerrechtswidrigen Kriegstaktik, solche Einrichtungen zu attackieren.
Save the Childrens Untersuchung zeigt außerdem, dass Mädchen und Jungen geschlechtsspezifisch zum Teil sehr unterschiedlichen Formen von Gewalt ausgesetzt sind. Zum Beispiel rekrutieren bewaffnete Gruppen und reguläre Streitkräfte in erster Linie Jungen für militärische Zwecke.
Mehr als 7000 bestätigte Fälle von Kindersoldaten gab es im Jahr 2018. Viele werden für Kämpfe an der Front eingesetzt, andere als Wachposten an Checkpoints oder sogar als Selbstmordattentäter missbraucht.
Mädchen wiederum sind sehr häufig sexueller Gewalt ausgesetzt. So gehören Vergewaltigungen weltweit zur Kriegswaffe. Vor allem in Afrika sind die Zahlen besonders hoch. Oft werden den Kämpfern Frauen und Mädchen als ,,Belohnung" für ihren Einsatz versprochen.
,,Kriege und Konflikte werden für Kinder immer gefährlicher", heißt es bei Save the Children. Es sei erschütternd, dass die Welt zuschaue, wenn Kinder ,,ungestraft zur Zielscheibe werden", sagt Vorstandschefin Susanna Krüger. Allen Zahlen und Fakten zum Trotz.
Aus: "415 Millionen Kinder leben in Konfliktgebieten" Christian Böhme (13.02.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/studie-von-save-the-children-415-millionen-kinder-leben-in-konfliktgebieten/25539746.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/studie-von-save-the-children-415-millionen-kinder-leben-in-konfliktgebieten/25539746.html)
Quote[...] Dieser Krieg dauerte länger als 18 Jahre. Er kostete mehr als eine Billion Dollar, 2400 US-Soldaten kamen ums Leben und 150.000 Afghanen. Deutschland kostete die Mission zehn Milliarden Euro, 59 Bundeswehrsoldaten kamen ums Leben. Im Jahr 2018 starben die meisten Zivilisten, die US-Luftwaffe warf die meisten Bomben ab.
Und das Resultat? Die Regierung in Kabul kontrolliert nicht einmal die Hälfte des Landes, die politischen Gruppierungen sind zerstrittener denn je, vielerorts diktieren die radikalislamischen Taliban das Geschehen, eine herausragende Stellung nimmt das Land allein in der weltweiten Opiumproduktion ein. Nach 18 Jahren ist klar: Der Afghanistankrieg war ein Debakel. ... 18 Jahre lang hieß es: Wir machen Fortschritte. Aber das stimmte nicht. Es war Augenwischerei. Nach Einschätzung des US-Justizministeriums ist Afghanistan heute ,,überwiegend gesetzlos, schwach und dysfunktional".
Im vergangenen Dezember wurden die so genannten ,,Afghanistan Papers" veröffentlicht. Das 2000-Seiten-Dossier war ursprünglich streng geheim, weil es entlarvt, wie hemmungslos die Zustände in dem Land von Regierung und Militär schöngeredet und die Gefahrenlage verharmlost worden war.
Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien: Das vom Westen mitverursachte Desaster in der Region ist ebenso offenkundig wie die daraus resultierende Ratlosigkeit.
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Aus: "Der Krieg in Afghanistan war falsch" Ein Kommentar. Malte Lehming (29.02.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/trumps-deal-mit-den-taliban-der-krieg-in-afghanistan-war-falsch/25596560.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/trumps-deal-mit-den-taliban-der-krieg-in-afghanistan-war-falsch/25596560.html)
Quotemellibehse 16:46 Uhr
Zur Einsicht gehört das Bekenntnis: Der Krieg in Afghanistan war falsch..
Nach so vielen Jahren kommt endlich mal ein TSP-Autor zur Vernunft.
Quoteheiko61 16:14 Uhr
Ein bemerkenswerter Kommentar mit einem heftigen Schönheitsfehler: Er erscheint 18 Jahre zu spät!
Aber immerhin erscheint er heute. Und das ist ein kleiner Lichtblick. Ein Beginn für einen vermutlich langwierigen und schmerzhaften Prozess der Aufarbeitung dieses schweren außenpolitischen Fehlers. Dieser Afghanistan-Krieg war keinen einzigen Tag zu rechtfertigen. Er war von Anfang an falsch!
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The Afghanistan Papers are a set of internal documents from the Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR) obtained by The Washington Post through a Freedom of Information Act request that document the US war in Afghanistan.
https://en.wikipedia.org/wiki/Afghanistan_Papers (https://en.wikipedia.org/wiki/Afghanistan_Papers)
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,,Ein kollektives Versagen" Interview (Konstantin Nowotny | Ausgabe 22/2021)
[Winfried Nachtwei, 75, war von 1994 bis zum Jahr 2009 Bundestagsabgeordneter der Grünen und Experte für Sicherheitspolitik. In den 1980er Jahren gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Grünen in Münster. Nachtwei engagiert sich außerdem für das ,,Darmstädter Signal"] Für Winfried Nachtwei ist der deutsche Afghanistan-Einsatz ein Desaster im Kampf gegen den Terror
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit vollzieht sich derzeit der Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan. Dabei gäbe es sehr viel darüber zu sagen. Der Sicherheits- und Friedensexperte Winfried Nachtwei von den Grünen zieht eine kritische Bilanz. ... Auch im deutschen Verantwortungsbereich wurden die strategischen Ziele verfehlt. Die Lage in Kunduz, bis 2007 Hoffungsprovinz, ist verheerend. Der US-geführte und von anderen Verbündeten mehr oder weniger hingenommene ,,Krieg gegen den Terror" ist desaströs gescheitert. ...
https://www.freitag.de/autoren/konstantin-nowotny/ein-kollektives-versagen (https://www.freitag.de/autoren/konstantin-nowotny/ein-kollektives-versagen)
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"Der mediale Geleitschutz"
Afghanistan-Nachlese Wie die ,,Bild" und die ,,taz" 2001 mit dem sich abzeichnenden deutschen Kriegseinsatz umgingen (Sabine Kebir | Ausgabe 22/2021)
https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/der-mediale-geleitschutz (https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/der-mediale-geleitschutz)
Quote
Achtermann | Community zu: "Der mediale Geleitschutz"
Es ist verdienstvoll, an die Anfänge zu erinnern. Sie trennen Anspruch und Wirklichkeit, Propaganda und gute politische Begründungen. ...
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Quote[...] US-Präsident Donald Trump hat gegen Mitarbeiter des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag Sanktionen genehmigt, die gegen US-Sicherheitskräfte ermitteln oder diese strafrechtlich verfolgen. Demnach kann etwaiger Besitz der Betroffenen in den USA eingefroren werden. Zudem hat Trump auch die Visabeschränkungen gegen Mitarbeiter des IStGH und deren Angehörige genehmigt. Demnach würden die USA jede notwendige Maßnahme ergreifen, um ihre Bürger und Verbündeten vor ungerechtfertigter Verfolgung durch das Gericht zu schützen.
"Die Handlungen des Internationalen Strafgerichtshofs sind ein Angriff auf die Rechte von US-Bürgern und bedrohen unsere nationale Souveränität", teilte das Weiße Haus. Der IStGH führe weiterhin "politisch motivierte Ermittlungen gegen uns oder unsere Verbündeten, darunter Israel".
Im März hatten die Richterinnen und Richter des IStGH den Weg für ein Ermittlungsverfahren zu mutmaßlichen Kriegsverbrechen in Afghanistan freigemacht – auch gegen Mitarbeiter des US-Geheimdienstes CIA. Zu vermeintlichen Kriegsverbrechen in mutmaßlich geheimen Gefangenenlagern der US-Streitkräfte außerhalb von Afghanistan darf die Anklage ebenfalls offiziell ermitteln.
Chefanklägerin Fatou Bensouda hatte die richterliche Zustimmung beantragt, um gegen Verantwortliche für Kriegsverbrechen zu ermitteln, die seit 2003 mutmaßlich von afghanischen Sicherheitskräften, von den Taliban und Extremisten des Hakkani-Netzwerks sowie von US-Soldaten und US-Geheimdienstlern begangen wurden. Laut Bensouda gibt es Hinweise darauf, dass US-amerikanische Militär- und Geheimdienstangehörige in dem Konflikt gefangen genommene Menschen unter anderem gefoltert, misshandelt und vergewaltigt haben sollen.
Die US-Regierung hatte bereits im vergangenen Jahr mit Gegenmaßnahmen gedroht, sollte das Gericht Ermittlungen starten. Sie kündigte an, Mitarbeitern des IStGH die Einreise zu verweigern, wenn sie gegen US-Bürger in Zusammenhang mit deren Handeln in Afghanistan ermitteln. Kurz darauf entzogen die USA Bensouda das Einreisevisum, um zu verhindern, dass das Gericht ein Ermittlungsverfahren gegen US-Soldaten wegen mutmaßlicher Verbrechen in Afghanistan eröffnet.
Am Donnerstag verlautete aus der US-Regierung, die Ermittlung des IStGH verletzte die nationale Souveränität der Vereinigten Staaten. Die Gewährsperson beschuldigte Russland, möglicherweise hinter den Vorwürfen gegen US-Militärangehörige zu stecken. Weitere Angaben über eine etwaige Einflussnahme Russlands auf den Gerichtshof machte die Person nicht.
Der 2002 gegründete IStGH verfolgt Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord. 123 Staaten haben den Grundlagenvertrag des Gerichtes ratifiziert, die sogenannten römischen Statuten. Die USA sind kein Vertragsstaat des Gerichtshofes und lehnen diesen schon seit Jahren strikt ab. Ermittlungen beim Weltstrafgericht ziehen sich in der Regel über Jahre hin. Es ist nicht abzusehen, ob sie in diesem Fall auch zu Haftbefehlen oder einem Prozess führen werden.
Aus: "USA genehmigen Sanktionen gegen Mitarbeiter von Weltstrafgericht" (11. Juni 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-06/internationaler-strafgerichtshof-donald-trump-usa-sanktionen (https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-06/internationaler-strafgerichtshof-donald-trump-usa-sanktionen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Strafgerichtshof (https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Strafgerichtshof)
Quote[...] In den ersten vier Monaten dieses Jahres sind aus Deutschland Kriegswaffen im Wert von mehr als 492 Millionen Euro geliefert worden – wesentlich mehr als im Vorjahreszeitraum. Das geht aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linke-Abgeordneten Sevim Dağdelen hervor. Der Wert der Waffen, die Nato-Staaten gekauft haben, habe bis einschließlich April 182 Millionen Euro betragen. An Staaten, die bei den Regelungen zu Rüstungsexporten der Nato gleichgestellt sind, gingen demnach Rüstungsgüter im Wert von rund 5,6 Millionen Euro, an EU-Staaten Lieferungen im Umfang von rund 51,6 Millionen.
... In den vergangenen zehn Jahren exportierte Deutschland insgesamt Kriegswaffen im Wert von fast 17 Milliarden Euro, wie aus dem Rüstungsexportbericht der Bundesregierung hervorgeht (PDF). Die Genehmigungen für alle Rüstungsgüter lagen im selben Zeitraum bei mehr als 63 Milliarden Euro. Nach Angaben des Friedensforschungsinstituts Sipri war Deutschland im Zeitraum zwischen 2015 und 2019 der viertgrößte Waffenexporteur nach USA, Russland und Frankreich und damit für fast sechs Prozent des weltweiten grenzüberschreitenden Waffenhandels verantwortlich.
...
Aus: "Deutschland exportiert deutlich mehr Kriegswaffen" (14. Juli 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-07/waffenexporte-ruestungsindustrie-kriegswaffen-deutschland (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-07/waffenexporte-ruestungsindustrie-kriegswaffen-deutschland)
Quotepan0rama #44
"Wir wollen, mit unserer Außenpolitik generell, und die Waffenexportpolitik, die ja in Deutschland restriktiver ist als in anderen Ländern, die ist ein wichtiges Element. Wir wollen damit Frieden, Stabilität und Menschenrechte befördern." Peter Altmaier, 2018 https://youtu.be/z8PeHkNjgnk (https://youtu.be/z8PeHkNjgnk)
Und, Herr Altmaier? Hat es funktioniert?
QuoteBisher keine Risiko-Begegnung #38
Das sind gute Nachrichten für die Beschäftigten in der Rüstungsindustrie.
QuoteRot-Grün Gutmensch #32.1
Die Statistik kst ja nur die halbe Wahrheit, denn viele deutsche Rüstungsunternehmen haben Tochterfirmen im Ausland um so Exportverbote zu umgehen.
Quote[...] [ ... Deutsche Unternehmen haben ethische Prinzipien in ihren Lieferketten nicht ausreichend überwacht und transparent gemacht. Das geht aus dem Ergebnis einer Unternehmensumfrage zum Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte hervor, die die Bundesregierung in Auftrag gegeben hat. Damit wird eine gesetzliche Verpflichtung zur Einhaltung der Standards wahrscheinlicher. Um Auskunft gebeten worden waren 2.250 Unternehmen, wovon nur 455 Antwort gaben. Zum Zeitpunkt der Erhebung 2020 haben demnach deutlich weniger als 50 Prozent der Unternehmen mit Sitz in Deutschland und mehr als 500 Beschäftigten die menschenrechtliche Sorgfalt in ihre Unternehmensprozesse angemessen integriert, heißt es. Die Ergebnisse der Erhebung 2020 weichen demnach zwar von den Ergebnissen der Erhebung 2019 ab. Es lasse sich jedoch bereits jetzt feststellen, dass sich die Gruppe der sogenannten Erfüller im Vergleich zu 2019 in ihrer Größenordnung nicht maßgeblich verändert hat. Im vergangenen Jahr hatten etwa 20 Prozent die Vorgaben erfüllt. Die Ergebnisse der Umfrage wurden von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) vorgestellt. Das in Aussicht gestellte Lieferkettengesetz soll deutsche Unternehmen dafür verantwortlich machen, dass Lieferanten im Ausland soziale und ökologische Mindeststandards einhalten. Missstände wie Kinderarbeit und Hungerlöhne sollen so unterbunden werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll angesichts der Ergebnisse demSpiegel zufolge gefordert haben, das Lieferkettengesetz voranzutreiben. Damit würde die Bundesregierung einer Vereinbarung im Koalitionsvertrag nachkommen. Die Initiative Lieferkettengesetz forderte klare Haftungsregeln in dem Gesetz. "Freiwillig tun die Unternehmen viel zu wenig", sagte die Sprecherin des Bündnisses, Johanna Kusch. Verantwortlich wirtschaftende Unternehmen hätten durch ein solches Gesetz ohnehin nichts zu befürchten.
Der Arbeitgeberverband BDA warnte dagegen vor einem Lieferkettengesetz, das deutsche Unternehmen für die Einhaltung von Menschenrechtsstandards auch im Ausland haftbar macht. Die deutschen Unternehmen, die er im Ausland besucht habe, verhielten sich bei ihren Aktivitäten im Ausland vorbildlich und fühlten sich auch dort den Menschenrechten verpflichtet, sagte der BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter im Deutschlandfunk. Es sei problematisch, wenn Unternehmen für Missstände aufkommen müssten, die auf Dritte zurückzuführen seien und nicht in ihrem eigenen Verschulden lägen. Dies sei unter keinen Umständen zu akzeptieren.
Aus: "Lieferkettengesetz: Deutsche Firmen könnten auch für Missstände im Ausland haften" (14. Juli 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2020-07/lieferkettengesetz-initiative-menschenrecht-sicherung-unternehmen (https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2020-07/lieferkettengesetz-initiative-menschenrecht-sicherung-unternehmen)
Wuerther #16 " ... Hat wirklich jemand erwartet, dass die Unternehmen angesichts des Lieferkettengesetzes "Hurra" rufen ? Die Aussage, dass sich "besuchten Firmen im
Ausland vorbildlich verhielten", erinnert mich an die der Lichtgestalt des dt. Fußballs, der in Katar "keine Sklaven gesehen haben will". ..."
...
QuoteWilliam S. Christ #15
,,Von deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen".
Aber niemand, wie der geschäftstüchtige, schlaue Kapitalist wohl weiß, hat etwas davon gesagt, dass ,,wir" nicht Waffen und Munition und anderes Kriegsmaterial in Massen bauen und an jeden verkaufen dürfen, der danach fragt.
Gibt es ein schöneres Beispiel für tiefste Doppelmoral?
Wir sind der Waffenhändler, der sagt: ,,Ich erschieß zwar keinen. Aber wenn DU jemanden erschießen willst, dann verkauf ich dir gerne die Waffe und die Munition ;-) "
QuoteEinerderganzgroßenTourenklassiker #11
"Im Vorjahreszeitraum war die Türkei als Empfängerin von Kriegswaffen im Wert von mehr als 184 Millionen Euro mit Abstand an der Spitze gewesen. "
++
Die Türkei besetzt Teile Nordsyriens, in Kooperation mit Islamisten, und greift die Kurden in Nordsyrien an. Ausserdem geht es für die Türkei um gasfelder im Mittelmeer auf dem Hoheitsgebiet anderer Länder. Um um Islamisten, die die Türkei nach Libyen schickt.
Da braucht die Türkei natürlich viele Waffen.
QuoteDietmar R. #21
"Erst kommt das Fressen, dann die Moral", der Brecht'sche Spruch passt hier besonders gut!
Der Tod 'Made in Germany' ein Exportschlager der Waffenlobby, der nur mit Unterstützung der Bundesregierung möglich ist.
Mit diesen Mordwerkzeugen werden Konflikte und Kriege erst möglich gemacht, die in Folge 'failed States', Flüchtlinge, Elend und Tod generieren ...
Eine Politik, die die 'eigenen Werte' , die allenthalben wie eine Monstranz getragen werden, pervertiert.
QuoteRentner mit Niveau #31
Wenn Deutschland nicht liefert dann eben ein anderes Land. Warum soll man sich diesen Markt entgehen lassen?
QuoteOleJohansen #31.1
Eben ... der schnöde Mammon rechtfertigt alles. Wer braucht schon Moral.
QuoteRitzer der Kukusnuß #31.2
Wenn Deutschland nicht liefert dann eben ein anderes Land. Warum soll man sich diesen Markt entgehen lassen? ///
Dann sollten wir auch Drogen exportieren.
...
Quote[...] Mehr als sieben Jahre nach dem Terror einer Islamistengruppe in der malischen Wüstenstadt Timbuktu beginnt vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag der Prozess gegen einen der mutmaßlich Verantwortlichen. Al-Hassan Ag Abdoul Aziz Ag Mohamed Ag Mahmoud werden von den Anklägern des IStGH Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt.
Als Leiter einer Scharia-Polizei im damals von der Terrororganisation Ansar Dine besetzten Timbuktu soll er mit brutalen Methoden die Rechtsvorstellungen der Islamisten durchgesetzt haben. Die Islamistengruppe kontrollierte zwischen April 2012 und Januar 2013 den Norden des Landes, was erst durch das malische und das französische Militär beendet wurde.
In dieser Zeit zerstörte die Gruppe Mausoleen und Moscheen in der als Weltkulturerbe anerkannten Stadt, weil sie die in Timbuktu verbreitete Heiligenverehrung ablehnt. Zudem versuchte sie, mit Gewalt eine ultrakonservative Auslegung des Islam im Alltagsleben bei Timbuktus Bewohnern durchzusetzen.
Laut einem Bericht der Deutschen Welle (DW) soll Al-Hassan dabei eine führende Rolle gespielt haben. Besonders habe sich seine Grausamkeit gegen Frauen gerichtet. Die Chefanklägerin am IStGH, Fatou Bensouda, warf ihm demnach schon 2018 "grausame Behandlung, Folter, Verletzung der Würde anderer Menschen, insbesondere erniedrigende Behandlung, Vergewaltigung und sexuelle Sklaverei" vor. Auch soll er an dem Ziel der Fundamentalisten, das Kulturleben der Stadt zu unterdrücken, beteiligt gewesen sein und habe Verbote von Musik, Tanz, Kunst und Sport unter Anwendung von Gewalt durchgesetzt.
Ungeklärt ist dem DW-Bericht zufolge, wie eigenständig Al-Hassan gehandelt hat und wie einflussreich er tatsächlich gewesen ist. So sehen einige Mali-Experten seinen Einfluss nur auf Timbuktu beschränkt.
Al-Hassan wurde 2018 in Mali festgenommen und dem IStGH übergeben. Der Prozess wird voraussichtlich nicht so bald beendet sein – erst Ende August wollen die Ankläger damit beginnen, die Beweise gegen den Angeklagten vorzutragen. Einem Dokument des IStGH zufolge geht das Gericht davon aus, dass es erst in mehreren Jahren zu einem Urteil kommen wird.
Sollte Al-Hassan in allen Anklagepunkten für schuldig befunden werden, droht ihm eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren. Al-Hassan wäre dann der zweite an dem Terror in Timbuktu beteiligte Dschihadist, den der IStGH verurteilt: 2016 sprach der Gerichtshof den Islamisten Ahmad al-Faqi al-Mahdi für die Zerstörung religiöser Gebäude in Mali schuldig und verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von neun Jahren.
Aus: "Prozess gegen mutmaßlichen Terroristen Al-Hassan beginnt" (14. Juli 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-07/internationaler-strafgerichtshof-prozess-dschihadisten-mali-kriegsverbrechen (https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-07/internationaler-strafgerichtshof-prozess-dschihadisten-mali-kriegsverbrechen)
Krsto Lazarević @Krstorevic Jul 26 Die @Jungle_World
hat mich gebeten einen Text zu Srebrenica zu schreiben. Also habe ich einen Text darüber geschrieben, was für menschenverachtende Positionen damals in linken Medien zum Genozid verbreitet wurden. Unter anderem auch in der Jungle World.
https://twitter.com/Krstorevic/status/1287367526746329090 (https://twitter.com/Krstorevic/status/1287367526746329090)
"Die deutsche Linke relativiert den Genozid von Srebrenica vor 25 Jahren" Krsto Lazarević (23.07.2020)
Der Genozid von Srebrenica wurde auch von Teilen der deutschen Linken lange relativiert. 25 Jahre nach den Massakern wäre es an der Zeit für eine Aufarbeitung.
https://jungle.world/artikel/2020/30/srebrenica-und-die-deutsche-linke (https://jungle.world/artikel/2020/30/srebrenica-und-die-deutsche-linke)
"Genozid von SrebrenicaBrisante Fragen auch nach 25 Jahren ungeklärt" Dirk Auer (11.07.2020)
Das Massaker an den bosnischen Muslimen gilt als das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Europa seit 1945. In nur vier Tagen wurden mehr als 8.000 Männer und Jungen ermordet. 25 Jahre nach Srebrenica stellen Hinterbliebene weiter Fragen zur Rolle der internationalen Gemeinschaft. ...
https://www.deutschlandfunk.de/genozid-von-srebrenica-brisante-fragen-auch-nach-25-jahren.724.de.html?dram:article_id=480168 (https://www.deutschlandfunk.de/genozid-von-srebrenica-brisante-fragen-auch-nach-25-jahren.724.de.html?dram:article_id=480168)
"Massaker von SrebrenicaBlick in menschliche Abgründe" Gerwald Herter (2015)
Das Massaker von Srebrenica, bei dem bosnisch-serbische Truppen mehr als 8.000 junge Männer ermordeten, jährt sich am kommenden Wochenende zum 20. Mal. Finanziert von der Reemtsma-Stiftung hat der Journalist Matthias Fink ein umfangreiches Buch über das Kriegsverbrechen geschrieben. Das Werk basiert größtenteils auf auf Geheimdienstinformationen.
https://www.deutschlandfunk.de/massaker-von-srebrenica-blick-in-menschliche-abgruende.1310.de.html?dram:article_id=324634 (https://www.deutschlandfunk.de/massaker-von-srebrenica-blick-in-menschliche-abgruende.1310.de.html?dram:article_id=324634)
United Nations (@UN) twitterte um 9:03 nachm. on Mo., Juli 27, 2020:
Women & children made up more than 40% of all civilian casualties in the Afghanistan conflict during first half of 2020.
https://twitter.com/UN/status/1287825834795888640 (https://twitter.com/UN/status/1287825834795888640)
https://unama.unmissions.org/protection-of-civilians-reports (https://unama.unmissions.org/protection-of-civilians-reports)
Quote[...] Miller arbeitete früher für die ,,New York Times" und war im Streit um George W. Bushs Irakkrieg ein Star, weil sie die These von den gefährlichen Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins befeuerte. Sie galt als Heldin der Meinungsfreiheit, als sie lieber ins Gefängnis ging, als ihre Quellen zu offenbar. Die New York Times trennte sich von ihr, als herauskam, dass sie ihre Informationen von ,,Scooter" Libby bekommen hatte, dem Stabschef des damaligen Vizepräsidenten Dick Cheney, der den Irakkrieg wollte. ...
Aus: "Ein Star schimpft und kündigt" Christoph von Marschall (16.07.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/streit-in-der-new-york-times-ein-star-schimpft-und-kuendigt/26010468.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/streit-in-der-new-york-times-ein-star-schimpft-und-kuendigt/26010468.html)
QuoteApostata 16.07.2020, 15:37 Uhr
Ein sehr interessanter Beitrag. Ich hoffe, Herr von Marschall stimmt mir zu, dass er ausschließlich ein Problem der US- Presse beschreibt. ...
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Quote[...] Als irakische Panzer vor 30 Jahren in den frühen Morgenstunden des 2. August 1990 in das kleine Emirat Kuwait rollten, begann ein Krieg, dessen Auswirkungen auch heute noch zu spüren sind.
Auf Befehl von Diktator Saddam Hussein nahm die irakische Armee das Nachbarland ein, zwang den Emir zur Flucht aus Kuwait-Stadt, sicherte dem Irak den Zugang zu reichen Ölvorräten und bedrohte westliche Verbündete wie Saudi-Arabien.
Ein halbes Jahr später wurde der Irak von einer US-geführten Koalition wieder aus Kuwait vertrieben. Die Kettenreaktion, die mit der Aggression Saddams in Gang gesetzt wurde, veränderte den Nahen Osten.
Im Krieg gegen den Iran von 1980 bis 1988 war Saddam Hussein noch vom Westen unterstützt worden, weil der Irak als Bollwerk gegen den schiitischen Gottesstaat der Islamischen Republik galt. Zwei Jahre später war der irakische Staat hoch verschuldet und lag mit seinen arabischen Nachbarn im Streit.
Mit der Einnahme von Kuwait erwarb der Irak, der selbst zwölf Prozent der weltweiten Ölreserven besitzt, weitere acht Prozent des globalen Ölreichtums. Möglicherweise rechnete Saddam damit, dass der Westen den Einmarsch seiner Truppen in Kuwait hinnehmen würde.
Die damalige US-Botschafterin in Bagdad, April Glaspie, sagte in einem Gespräch mit dem irakischen Staatschef kurz vor der Intervention vom August 1990, Amerika habe ,,keine Meinung" zum Streit zwischen den Irakern und den anderen Arabern.
Doch Saddam täuschte sich. Seine Truppen konnten das kleine Kuwait zwar schnell besetzen, was innerhalb weniger Tage die Annexion des Emirats als ,,19. Provinz des Irak" nach sich zog. US-Präsident George Bush schickte nach dem Fall von Kuwait aber sofort amerikanische Truppen an den Golf, um den wichtigen Partner Saudi-Arabien zu schützen.
In den Monaten darauf stellte Bush eine internationale Koalition zusammen, die im Januar 1991 mit der Bombardierung von Irak begann und im Februar die irakischen Truppen aus Kuwait vertrieb. Während Bush von einer ,,neuen Weltordnung" sprach, kündigte Saddam die ,,Mutter aller Schlachten" gegen die Amerikaner an – doch seine Armee wurde vernichtend geschlagen.
Bush rief die Iraker zum Aufstand gegen Saddam auf, entschied sich aber gegen einen Feldzug zur Entmachtung des Diktators. Als Saddam daraufhin blutige Rache an den Kurden im Norden und an den Schiiten im Süden des Irak nahm, richteten die Amerikaner Flugverbotszonen über beiden Landesteilen ein. Bis heute wird darüber diskutiert, ob die USA damals einen Fehler begingen, als sie den militärisch geschlagenen irakischen Diktator davonkommen ließen.
Der Krieg war nicht nur der erste massive Einsatz amerikanischer Kampfflugzeuge und Bodentruppen im Nahen Osten; bis dahin hatte sich das US-Engagement in der Region auf Geheimdiensteinsätze und kleinere Interventionen beschränkt. Er war auch der Beginn einer permanenten US-Militärpräsenz am Golf. Heute sind Tausende amerikanische Soldaten sowie starke Luftwaffen- und Marineverbände in der Region stationiert.
Mittelfristig führte der Krieg um Kuwait zu einem neuen Krieg unter der Präsidentschaft von Bushs Sohn George W. Bush im Jahr 2003, bei dem Saddam entmachtet und der Irak ins Chaos gestürzt wurde. Schwere innenpolitische Verwerfungen, die auf irakischem Boden ausgetragene Rivalität von USA und Iran sowie Korruption und Misswirtschaft zeichnen den Irak bis heute.
Misstrauen gegenüber den USA kommt hinzu. Insbesondere die irakischen Schiiten fühlten sich nach dem Golf-Krieg von 1991 von Bush verraten, weil er sie ermuntert hatte, sich gegen Saddam zu erheben, dann aber bei der blutigen Unterdrückung der Schiiten tatenlos zuschaute. Saddams Armee setzte gegen die Schiiten auch Giftgas ein.
Gleichzeitig stärkte der Krieg von 1990 radikale islamistische Kräfte in der Region. Al-Kaida-Chef Osama bin Laden protestierte scharf gegen die Stationierung amerikanischer Soldaten in Saudi-Arabien, dem Land der heiligen islamischen Städte Mekka und Medina.
Bin Laden bot dem saudischen Königshaus an, das Land mit seinen eigenen Kämpfern gegen den Irak zu verteidigen, doch Riad zog den Schutz durch die Amerikaner vor. Nach 1990 machte bin Laden deshalb den Rückzug der USA aus der Region zu seinem wichtigsten Ziel. Er verfolgte es mit vielen Terroranschlägen, die in den Anschlägen vom 11. September 2001 gipfelten.
Die Spätfolgen der Einnahme von Kuwait sind auch in anderen Teilen der Region zu spüren. Die Flugverbotszone über dem nordirakischen Kurdengebiet verschaffte der anti-türkischen Terrororganisation PKK die Möglichkeit, sich in den Bergen Iraks zu verschanzen und von dort aus die Türkei anzugreifen.
Der Kurdenkonflikt in der Türkei eskalierte und führte zur Vertreibung von Hunderttausenden Menschen, von denen viele nach Deutschland und in andere europäische Länder flohen. Bis heute greift die türkische Armee regelmäßig die Stellungen und Nachschubwege der PKK im Nordirak an.
Aus: "Was Saddam Husseins Invasion für die heutige Lage bedeutet" Thomas Seibert (02.08.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/30-jahre-ueberfall-auf-kuweit-was-saddam-husseins-invasion-fuer-die-heutige-lage-bedeutet/26059112.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/30-jahre-ueberfall-auf-kuweit-was-saddam-husseins-invasion-fuer-die-heutige-lage-bedeutet/26059112.html)
Quotegarno 18:36 Uhr
Die Kettenreaktion, die mit der Aggression Saddams in Gang gesetzt wurde, veränderte den Nahen Osten.
"Die Kettenreaktion" begann schon sehr viel früher, nämlich mit der westlichen Einflußnahme im Nahen Osten, und hier insbesondere mit der von Briten und US-Amerikanern eingesetzten Schah-Diktatur im Iran. Die iranische Revolution und die weiteren Geschehnisse in der Region lassen sich darauf zurückführen.
Auch Saddam Hussein wurde von den USA gegen den IRAN aufgehetzt, dann aber letztlich im Stich gelassen ...
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https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Golfkrieg (https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Golfkrieg)
https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Golfkrieg (https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Golfkrieg)
https://de.wikipedia.org/wiki/Begr%C3%BCndung_des_Irakkriegs (https://de.wikipedia.org/wiki/Begr%C3%BCndung_des_Irakkriegs)
https://de.wikipedia.org/wiki/Koalition_der_Willigen (https://de.wikipedia.org/wiki/Koalition_der_Willigen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Achse_des_B%C3%B6sen (https://de.wikipedia.org/wiki/Achse_des_B%C3%B6sen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg (https://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg)
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Whistleblowerin Katharine Gun "Ich fürchtete, sie könnten meine Gedanken lesen" Christoph Gunkel (28.10.2019)
Uno-Mitgliedstaaten sollten erpresst werden, um den Irakkrieg durchzuboxen: 2003 deckte Katharine Gun schmutzige Spiele der Geheimdienste auf und bezahlte dafür einen hohen Preis.
https://www.spiegel.de/geschichte/official-secrets-katharine-gun-und-der-irak-krieg-die-whistleblowerin-a-1292907.html (https://www.spiegel.de/geschichte/official-secrets-katharine-gun-und-der-irak-krieg-die-whistleblowerin-a-1292907.html)
"Irak-Krieg: Am Anfang stand die Lüge" Matthias von Hein (09.04.2018)
Vor 15 Jahren stürzten US-Soldaten in Bagdad die Statue Saddam Husseins. Heute wissen wir: Dieser Krieg hat Hunderttausende Opfer gekostet, den Mittleren Osten ins Chaos gestürzt - und war auf Lügen gebaut. ...
https://www.dw.com/de/irak-krieg-am-anfang-stand-die-l%C3%BCge/a-43279424 (https://www.dw.com/de/irak-krieg-am-anfang-stand-die-l%C3%BCge/a-43279424)
Quote[...] Der Vergleich des uneingeschränkten Gehorsams mit der Willenlosigkeit eines Leichnams verdankt sich einer bereits mittelalterlichen, von Franz von Assisi geprägten Bildtradition, worauf schon Robert Bellarmin 1588 bei Auseinandersetzungen innerhalb der Jesuitenordens über diese Auffassung des Gehorsams zu deren Rechtfertigung verwies. Denn schon Franz von Assisi hatte die vollkommene und höchste Form des Gehorsams (perfecta et summa obedientia) gegenüber dem Vorgesetzten verglichen mit einem toten, entseelten Leib (corpus mortuum, corpus exanime), der sich ohne Widerstreben und ohne Murren hinbringen lässt, wo man will, auch auf ein Katheder gesetzt nicht nach oben blickt, sondern nach unten (d. h. nicht übermütig wird, sondern demütig bleibt) und auch in Purpur gekleidet nur noch bleicher wirkt als zuvor (d. h. die Todesverfallenheit des Menschen nicht vergessen lässt, sondern umso deutlicher vergegenwärtigt). ... Das deutsche Kompositum Kadavergehorsam kam erst in den Debatten des Kulturkampfes der 1870er-Jahre über das 1872 erfolgte Verbot des Ordens im deutschen Reichsgebiet auf als ein antijesuitisches Schlagwort, das rasch weite Verbreitung fand und bald als Germanismus auch in andere europäische Sprachen einging, wo es seither häufig in übertragener Verwendung auch zur Charakterisierung der Mentalität preußischen und deutschen Militärs und der davon geprägten Gesellschaft gebraucht wurde.
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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kadavergehorsam (https://de.wikipedia.org/wiki/Kadavergehorsam) ()
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Quote[...] 1945: Oberstleutnant Erich Löffler verhindert, dass Frankfurt am Ende des Zweiten Weltkriegs zum Schlachtfeld wird - weil er beschließt, Befehle nicht mehr zu befolgen.
Erich Löffler tut nicht, wie ihm befohlen. Es ist vermutlich das erste Mal, dass er einem Befehl nicht folgt. Es ist auf jeden Fall das letzte Mal, dass der gerade 37-jährige Berufssoldat der Obrigkeit nicht folgt.
Erich Löffler ist Oberstleutnant der Wehrmacht, ein Berufssoldat, vielleicht einer aus Berufung. Den Zweiten Weltkrieg beginnt der dunkelblonde sportliche Typ als Hauptfeldwebel im Infanterieregiment 57, das in seiner Geburtsstadt Eisenach in Thüringen stationiert ist. Löffler macht Karriere im Krieg, er wird Offizier, überlebt als einer von nicht vielen den Winter 1941 vor Moskau, in den Kämpfen 1942 zerstört er im Alleingang unter Einsatz seines Lebens vier russische Panzer. Er wird zum Hauptmann befördert und erhält im Herbst des gleichen Jahres auch das Ritterkreuz, die höchste Tapferkeitsmedaille des Nazireichs.
Bilder aus dem Oktober 1942 zeigen einen plötzlich nicht mehr jungen Mann mit wachem Blick und einem gezwungen breiten Lachen. Der Horror von Hitlers endlosem Vernichtungskrieg gräbt sich in die Gesichter seiner Handlanger. Aber Löffler überlebt. Sein Regiment wird 1943 in der Ukraine aufgerieben, ein Jahr später jedoch ist er bei der Neuaufstellung in Dänemark wieder dabei und führt es durch die Ardennenoffensive 1944.
Anfang März 1945 wird dem Oberstleutnant Löffler die Kampfkommandantur von Koblenz übertragen. Kampfkommandant bedeutet, aus Koblenz eine uneinnehmbare Festung zu machen, nicht die Stadt wie ein Ortskommandant zu verwalten. Löffler drängt die dortigen Nazi-Bonzen, die Stadt räumen zu lassen. Um die 10 000 Menschen harren noch in den Trümmern aus, die ,,Goldfasane" der NSDAP nehmen derweil Reißaus. Als die Amerikaner am 18. März Koblenz einnehmen, haben Löffler und seine paar Soldaten sich schon davongemacht. Neuer Standort des Grenadierregiments 57 wird Marburg, weit weg von allen Truppenbewegungen, ideal zum Ausharren mit anschließender Kapitulation. Aber Löffler ist ein ruhiges Kriegsende nicht vergönnt.
In Marburg ereilt ihn die Order, sich als Kampfkommandant von Frankfurt zu melden. Mit einem Stab aus neun Offizieren reist er in die Stadt am Main, die Überreste seiner Truppe lässt er zurück. Frankfurt muss ihm wie ein Déjà-vu erscheinen: Koblenz zwo. Die Stadt in Trümmern, die entferntere Stadthälfte (südlich des Mains) offen für den Vormarsch der Amerikaner, die nördliche Hälfte alles, nur keine Festung. Und vor allem sind noch gut eine Viertelmillion Zivilpersonen in der Stadt.
Löffler fackelt nicht lange. Seine mit Orden nur so übersäte Uniformjacke gibt ihm selbst in den Augen jener Frankfurter Nazis, die sich noch am unmittelbar bevorstehenden deutschen Endsieg berauschen können, absolute Autorität – wobei die meisten Braunen sich eh längst im Taunus verkrochen haben, um ihre bundesrepublikanische Wiedergeburt vorzubereiten. Er entwaffnet als erstes eine Einheit ungarischer Faschisten, die jeder vergessen zu haben scheint. Dann beendet er die tragisch-lächerliche Veranstaltung namens ,,Volkssturm" und schickt die Alten und Kinder nach Hause. Während Pioniere Frankfurts Brücken sprengen (eine aber nur teilweise), lässt Löffler die vom Volkssturm aufgetürmten Barrikaden wieder abbauen.
Was Erich Löffler in den Stunden zwischen dem 26. und 27. März tatsächlich tut und wahrscheinlich denkt, würde allemal dafür ausreichen, dass ihn irgendwelche 150-prozentigen Nazis an der nächsten Laterne noch hätten aufknüpfen können. Aber Löffler geht unbeirrbar nach Plan vor. Nach seinem Plan. Wenn man den konsequent zu Ende denkt, dann sieht der vor: Zivilleben schonen, sinnlose Kämpfe vermeiden, die Stadt so gut erhalten, wie es geht und den Amis kampflos überlassen, Brücken sprengen, um den Gegner zu bremsen, sich selbst sicher absetzen und den Nazis vorgaukeln, man würde wie befohlen jeden Fußbreit deutschen Bodens bis zum letzten Atemzug verteidigen.
Ein guter Plan. Aber dann schlägt eine US-Artilleriegranate in Löfflers Kampfkommandantur in der Taunusanlage 12 ein. Ein Zufallstreffer; die Amerikaner schießen einfach auf gut Glück irgendwo hin. Oberstleutnant Erich Löffler ist sofort tot. Es kommt noch zu ein paar Scharmützeln rund um den Hauptbahnhof, dann ist alles vorbei. Und eine Viertelmillion Frankfurterinnen und Frankfurter ist gerade so nochmal mit dem Leben davongekommen. Weil einer am Ende wohl den Irrsinn des Kadavergehorsams erkannte und nicht mehr länger mitmachte.
Aus: "Erkenne, wann es Zeit wird für Ungehorsam" Peter Rutkowski (01.08.2020)
Quelle: https://www.fr.de/zukunft/storys/frieden/zeit-fuer-ungehorsam-90016070.html (https://www.fr.de/zukunft/storys/frieden/zeit-fuer-ungehorsam-90016070.html)
Quote[...] Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert finden in Kroatien jedes Jahr Anfang August große Gedenkfeiern statt. Im ersten Jahr war es freilich noch kein Gedenken, sondern Krieg: In der ,,Operation Sturm" gelang es der kroatischen Armee zwischen dem 4. und dem 7. August 1995, den größten Teil der seit 1991 serbisch besetzten Gebiete Kroatiens zu befreien. Zentrum des diesem Feldzug gewidmeten Gedenkens ist seither die Stadt Knin, gelegen unweit der kroatischen Grenze zu Bosnien. Auch diesmal wird das so sein. Staatspräsident Zoran Milanović, als meinungsstarker Sozialdemokrat bei vielen der oft weit rechts positionierten kroatischen Veteranen nicht eben beliebt, will nach Knin kommen und Orden verteilen. Knin war Hauptort der ,,Republik Serbische Krajina", eines von aufständischen kroatischen Serben mit erheblicher militärischer Unterstützung aus Belgrad errichteten kriminellen Gebildes, aus dem mehrere zehntausend Kroaten vertrieben worden waren.
Doch auch in diesem Jahr wird über den Feiern am ,,Tag des Sieges und der Dankbarkeit der Heimat" wieder eine Frage schweben, auf die es nur eine differenzierte Antwort gibt: Was genau ist eigentlich passiert vor 25 Jahren im dalmatinischen Hinterland? Unumstritten ist, abgesehen von nationalistischen Kreisen in Serbien, dass Kroatien selbstverständlich das Recht hatte, sein eigenes Territorium zu befreien und die 1991 unter großem Blutvergießen erklärte staatliche Unabhängigkeit territorial zu konsolidieren. Gern negiert wird dagegen in Kroatien, dass die Befreiung mit Verbrechen an der serbischen Zivilbevölkerung einherging, bei denen es sich eben nicht nur, wie von der Politik in Zagreb oft behauptet, um bedauerliche Einzelfälle handelte.
Vergleichsweise harmlos waren noch die Plünderungen. Ein Sprecher der Vereinten Nationen sagte damals, UN-Beobachter hätten ,,klare Beweise" dafür, dass kroatische Kämpfer Häuser in den fluchtartig verlassenen serbischen Dörfern der Gegend ausplünderten: ,,Soldaten ziehen normalerweise nicht mit Videorekordern, Fernseh- und Radiogeräten in die Schlacht."
Weniger harmlos ging es in Weilern wie Grubori zu, wo sechs alte Dörfler, die ihre Heimat nicht hatten verlassen wollen, von nie gestellten Mördern niedergemetzelt wurden, als der Feldzug längst beendet war. Solche Übergriffe beschränkten sich nicht auf Grubori. Da sie genau so etwas befürchtet hatten, waren die meisten Serben beim Herannahen der kroatischen Truppen geflohen. Sie glaubten den Aufrufen des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman nicht, der zu Beginn der Angriffe sinngemäß gesagt hatte, niemand habe die Absicht, die Serben zu vertreiben. Bis zu 200.000 serbische Zivilisten ergriffen die Flucht. Erst vier Jahre später, im Kosovo, flohen noch mehr Menschen – dann allerdings Albaner vor der serbischen Soldateska.
Der Schweizer Buchautor und Balkan-Kenner Cyrill Stieger, damals in Diensten der ,,Neuen Zürcher Zeitung", war 1995 schon am Tage nach Abschluss der ,,Operation Sturm" in der Krajina und berichtete aus einem verlassenen Ort, wo in den Cafés noch Tassen und Bierflaschen auf dem Tisch standen: ,,Manche Gläser waren noch nicht einmal ausgetrunken – Zeichen dafür, dass sich die Menschen Hals über Kopf davongemacht hatten ... In einem Restaurant war der Tisch noch gedeckt, Reste von Fleisch, abgebissene Brotstücke lagen herum. ... In vielen Zimmern brannte noch Licht, in einer Bäckerei lagen die frisch gebackenen Gipfel auf dem Blech. Die Bewohner hatten die Ortschaft offenbar in der Nacht oder am frühen Morgen in großer Eile verlassen. Hier sah man auch Häuser und Geschäfte, die angezündet und geplündert worden waren."
Dass unter den Serben auch solche waren, die guten Grund zur Flucht hatten, da sie zuvor Kriegsverbrechen an ihren kroatischen Nachbarn begangen hatten, stimmt gewiss. Nur macht es die Verbrechen einiger Befreier nicht ungeschehen. Damals wurden nach allgemeinen Schätzungen mehrere hundert Serben getötet, Tausende Häuser angezündet.
Einige Jahre später versuchte die damalige Chefanklägerin des Haager Kriegsverbrechertribunals, Carla Del Ponte, diese Verbrechen dem kroatischen General Ante Gotovina anzulasten. Auch politisch gemäßigte Kroaten empörte es seinerzeit, dass Gotovina so auf eine Stufe mit serbischen Massenmördern wie den ebenfalls vom Haager Tribunal angeklagten bosnisch-serbischen Kriegsverbrechern Radovan Karadžić und Ratko Mladić gestellt werde. Genugtuung verschaffte ihnen, dass Gotovina im Gegensatz zu den beiden Serben im Berufungsverfahren freigesprochen wurde, da ihm keine direkte Schuld für die Verbrechen nachweisbar sei. Das hatte freilich auch zur Folge, dass die damals begangenen Verbrechen, die das Tribunal nicht bezweifelte, bis heute nicht gesühnt wurden.
Einige Sturmschäden haben sich als irreparabel erwiesen. Für viele ,,Krajina-Serben" ging 1995 eine jahrhundertealte Siedlungsgeschichte zu Ende. Sie waren Nachkommen von Flüchtlingen aus dem Osmanischen Reich, die von den Habsburgern als Wehrbauern an der Grenze der Monarchie angesiedelt worden waren. Jenen, die später zurückkehren wollten, wurden nicht nur administrative Hindernisse in den Weg gelegt. So berichtete das Internationale Komitee des Roten Kreuzes 1996, dass auch ein Jahr nach Kriegsende in den befreiten Gebieten eine Atmosphäre der Gesetzlosigkeit herrsche, die verbliebenen Serben große Angst mache. Fast 100 serbische Häuser seien auch 1996 noch zerstört worden, Drohungen, Plünderungen und Misshandlungen kämen weiterhin vor. Verlassene Häuser von Serben würden vermint, um potentielle Rückkehrer abzuschrecken.
Das immerhin ist Vergangenheit. Die Folgen aber sind von Dauer. Vor dem Krieg stellten Serben zwölf Prozent der Bevölkerung Kroatiens, heute kaum noch vier.
Aus: "Schwieriges Gedenken : Was geschah wirklich, als Kroatien befreit wurde?" Michael Martens, Wien (04.08.2020)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/viele-zivile-opfer-die-befreiung-kroatiens-vor-25-jahren-16886575.html (https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/viele-zivile-opfer-die-befreiung-kroatiens-vor-25-jahren-16886575.html)
Quote
Krieg ist ein schmutziges Geschäft
Thomas Tobias (gberlin)
04.08.2020 - 09:27
Kroatien 1995 war ein unangenehm nationalistisches Land und damit die perfekte Antwort auf Milosevics Serbien. Trotzdem können die Ereignisse in der Krajina nicht mit Massakern wie in Srebrenica gleichgesetzt werden. Der weitaus größte Teil der serbischen Bevölkerung floh unmittelbar vor dem Einmarsch der kroatischen Armee. Die Angst war - wahrscheinlich berechtigt - zu groß. Es gab außerdem einen Evakuierungsbefehl der serbischen Führung aus Knin.
Die wenigen, die da blieben, sahen sich Gewalt und Plünderungen ausgesetzt. Gerade in Kriegen gilt: Es gibt kein schwarz/weiß. Die einfache Bevölkerung der Krajina waren Opfer. Viele von ihnen flohen nach Serbien und wurde von Belgrad gleich in den nächsten Krisenherd zwangsumgesiedelt: In das Kosovo
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Quote[...] Die erste Erschütterung war nur leicht zu spüren. Aber zwei Minuten und 15 Sekunden später, gegen 11:28 Uhr, folgte eine zweite Erschütterung, die den Rumpf des Kreuzers ,,Pjotr Weliki" erzittern und auf Alaska die Seismografen ausschlagen ließ. Und während die Seeleute auf den russischen Kriegsschiffen im Manövergebiet noch rätselten, was der Grund für die Erschütterungen gewesen sein könnte, hatten die gerade vergangenen zwei Minuten den Untergang des Atom-U-Bootes K-141 ,,Kursk" und seiner 118 Besatzungsmitglieder besiegelt.
Bis heute ist unklar, wer von den Marinesoldaten bereits bei der Explosion eines leckenden Übungstorpedos im Bug umkam und wer im Kampf gegen das sich ausbreitende Feuer; offen ist auch, wie viele Männer starben, als sich fünf bis zehn weitere Torpedo-Sprengköpfe entzündeten und mit der Wucht mehrerer Tonnen TNT ein großes Loch in den Rumpf des 154 Meter langen U-Boots rissen. Sicher ist nur: Ein Teil der Mannschaft überlebte in der neunten Sektion der Kursk – und wartete auf dem Meeresgrund in 104 Metern Tiefe auf Rettung.
Die Menschen in Russland und dem Rest der Welt blickten voller Hoffnung auf die Barentssee. Eine Rettung aus 104 Metern Tiefe konnte doch nicht so schwer sein! Was sich jedoch der Öffentlichkeit in den folgenden Wochen nach dem 12. August 2000 bot, war ein Drama voller Lügen, Ängste und Hoffnungen, das als Tragödie enden sollte.
Der Untergang der ,,Kursk" ist zwar nicht das größte submarine Unglück in der Geschichte der Seefahrt. Im Jahr 1963 war das US-amerikanische Atom-U-Boot ,,Thresher" nach einem Wassereinbruch im Atlantik in eine Meerestiefe von 2,5 Kilometern hinabgesunken, die 129 Matrosen an Bord starben vermutlich in Sekundenschnelle. Die Überlebenden im Wrack der ,,Kursk" hingegen würden einen langsamen Tod sterben müssen. Weil alles viel zu lange dauerte.
Das russische Flottenkommando meldete das Boot erst zwölf Stunden nach der zweifachen Explosion als vermisst, die Öffentlichkeit erfuhr erst zwei Tage später davon: Die Kursk sei gesunken, hieß es damals, aber es gäbe Funkkontakt zu ihrer Besatzung. Danach schränkte ein Militärsprecher ein, man verständige sich durch Klopfsignale. Eine Meldung des damals noch unabhängigen Fernsehkanals ,,NTW", der Bug des Schiffs stehe voll Wasser, dementierte das Militär, es verschob den Zeitpunkt des Unglücks außerdem auf den Sonntag.
Nicht nur für die Angehörigen der Seeleute begannen bange Tage des Wartens. Ganz Russland wollte wissen, warum die Besatzung nicht selbstständig ausstieg, warum ein Dutzend Versuche russischer Tauchapparate, an die Luken der ,,Kursk" anzudocken, scheiterten. Aber auch, warum die Staatsführung britische und norwegische Hilfsangebote erst nach vier Tagen annahm.
Matrosen, die in einem gesunkenen U-Boot dem Erstickungstod entgegenharren, sind wie Astronauten, die in einem defekten Raumschiff ins All davongetragen werden – ein moderner Alptraum. Eine Debatte brach aus, über Klaustrophobie, verbleibende Atemluft, Klopfzeichen, über festgeschweißte und daher unbrauchbare Rettungsbojen. Man hoffte noch – und suchte bereits nach Schuldigen. Manche kolportierten, die Manöverrakete eines eigenen Kriegsschiffs habe die Kursk versenkt. Der verantwortliche Admiral Wjatscheslaw Popow indes redete von einem Zusammenstoß mit einem fremden U-Boot, die liberale Tageszeitung ,,Nesawissimaja Gaseta" bezeichnete später die britische HMS ,,Splendid" als ,,Mörder der Kursk". Tatsächlich zogen vor Murmansk Nato-U-Boote ihre Kreise, unter der Meeresoberfläche hatte der Kalte Krieg nie aufgehört. Nur wäre die ,,Splendid" mit ihrer Wasserverdrängung von 4900 Tonnen bei einer Karambolage mit der ,,Kursk", die im Tauchgang knapp 24 000 Tonnen verdrängte, wohl kaum selbst intakt davongekommen.
Die offizielle russische Version hat sich in den 20 Jahren nach dem Unglück deutlich verändert. Statt von Funkkontakt ist längst davon die Rede, die russische Admiralität habe schon sehr früh erklärt, dass die meisten Matrosen schon in den ersten Minuten nach den Explosionen umgekommen seien. Aber Taucher bargen später zwei Briefe von Offizieren, beide schreiben von 23 Männern, die in der neunten Sektion im Bug überlebt hätten. Kapitänleutnant Dmitri Kolesnikow notierte am 12. August um 15:15 Uhr, knapp vier Stunden nach der Explosion, es gäbe kaum Chancen, ,,10 bis 20 Prozent". Aber man werde versuchen, herauszukommen. ,,Grüße an alle, ihr dürft nicht verzweifeln." Sein Kamerad Raschid Arjapow hatte ein Blatt aus einem Krimi herausgerissen und schrieb darauf: ,,Wir fühlen uns schlecht, geschwächt durch das Kohlenmonoxid, wir halten es nicht mehr als 24 Stunden aus."
Die Männer lebten, sie sendeten immer wieder das SOS-Signal an die Oberfläche, indem sie mit Werkzeugen auf den Schiffsstahl schlugen. Die letzten Klopfzeichen wurden am 15. August gemeldet. Aber die Kriegsflotte zeigte sich unfähig, ihre Leute zu retten. Den viel zu spät zur Hilfe gerufenen und am 20. August eingetroffenen Norwegern gelingt es nach einem Tag, eine Luke zur neunten Sektion zu öffnen. Sie stand inzwischen auch unter Wasser.
Wladimir Putin, damals gerade acht Monate im Amt, war sechs Tage nach dem Untergang aus dem Urlaub in Sotschi zurückgekehrt. Er sprach von einer ,,unvorhersehbaren" Situation. So etwas passiere eben, er mache den Admirälen keine Vorwürfe, die Flotte tue alles, um die Besatzung zu retten, aber leider herrsche Sturm. Auch Putin schien sich mehr um den Ruf der Kriegsflotte zu sorgen als um das Leben der Matrosen. Der TV-Journalist Sergei Dorenko, der Putin wenig später im Staatsfernsehen damit konfrontierte, dass er Unwahrheiten verbreite, wurde entlassen.
,,Mit dem Untergang der Kursk begann die Lüge. Danach fing der Staat an, sich ins Gerichts- und Rechtsschutzsystem einzumischen, die Massenmedien zu unterdrücken", sagte der Rechtsanwalt Boris Kusnezow, der die Opferfamilien vertrat und später ein Buch über die Katastrophe schrieb. ,,Die Beseitigung der Demokratie in Russland begann mit der Katastrophe der Kursk."
Der Moskauer Militärexperte Viktor Litowkin bezeichnet den Untergang der ,,Kursk" dagegen als Aufbruchsignal: ,,Das Unglück hat gezeigt, in welch katastrophalem Zustand die Kriegsflotte war. Und der damals noch junge Staatschef Wladimir Putin hat verstanden, dass man schnell handeln musste, um sie zu retten." Putin habe allein für die Schwarzmeerflotte zwei Fregatten und sechs U-Boote bauen lassen, aber auch die Infrastruktur und die Garnisonen der Seeleute modernisiert. Unter Putin wurde Russland wieder zur militärischen Supermacht, der – nicht geheime – Teil des Militärhaushalts betrug vergangenes Jahr 65,1 Milliarden Dollar. Vor 20 Jahren waren es insgesamt nur 12,2 Milliarden Dollar. Und U-Boot-Offiziere, die damals oft Monate auf ihren Sold von umgerechnet 60 bis 160 Euro warteten, verdienen inzwischen 1500 bis 2500 Euro, je nach Rang.
Allerdings leben sie weiter gefährlich. Vor einem Jahr erstickten 14 russische U-Boot-Fahrer bei einem Brand auf einem Tiefseeapparat in der Barentssee. Abgesehen von der ,,Kursk" beklagte die russische Unterseeflotte seit dem Ende der Sowjetunion mindestens 42 Tote, auf Nato-U-Booten waren es im gleichen Zeitraum 14 Tote.
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Aus: "Der Untergang der ,,Kursk" markiert für manche den Anfang vom Ende der russischen Demokratie" Stefan Scholl (10.08.2020)
Quelle: https://www.fr.de/panorama/russlands-seebeben-90021030.html (https://www.fr.de/panorama/russlands-seebeben-90021030.html)
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Quote[...] Über den besonderen Irrsinn maritimer Kriegsführung: Das alles hätte überhaupt nicht sein müssen. Nicht die 118 Mann auf der ,,Kursk", nicht die anderen sieben untergegangenen Nuklear-U-Boote. Nicht die Aberhunderte U-Boote des Ersten wie des Zweiten Weltkriegs, auch nicht die von ihnen versenkten unzähligen Kriegs- und Handelsschiffe. Und erst recht nicht die vielen auf den Grund des Ozeans geschickten zivilen Passagierschiffe mit Mann und Maus, Frau und Kind – eine deutsche Spezialität in beiden Weltkriegen.
Alles völlig umsonst, komplett für die Katz. Verglichen mit U-Boot-Einsätzen erscheinen selbst die schlimmsten Landschlachten – beinahe – sinnvoll. Wenn die nicht genauso lebensverachtend wären wie jede andere Art der Kriegsführung. Das liegt daran, dass militärisch genutzte Unterseeboote nie einen nachweislichen Effekt außer Terror hatten. Sie haben keinen Krieg, keine Schlacht, nichts entscheidend beeinflusst. Sie sind – genau wie Flugzeugträger heute – reine Prestigeobjekte, obszöne Riesenspielzeuge, scheinbar ,,nützlich" gemacht als mobile Abschussrampen für Nuklearsprengkörper.
Alles das ist völlig überflüssig. Und brandgefährlich noch dazu. Jeder Unfall an Bord eines U-Bootes, egal wie klein oder wie katastrophal, beweist das ein ums andere Mal. Aber das erste Mal hätte vollkommen ausgereicht – und selbstverständlich auch nicht sein müssen.
In den Nachtstunden des 17. Februar 1864 lief die ,,CSS H. L. Hunley" aus in Richtung der Marineblockade vor dem Hafen von Charleston im US-Staat Louisiana. An Bord waren acht Mann, alles Freiwillige unter dem Kommando des Leutnants George E. Dixon, die über eine lange Handkurbel die Triebschraube am Heck des ,,Submersible" bewegten. Die ,,Hunley" war kein echtes U-Boot, denn ein Teil der sechs Meter langen Stahlzigarre blieb über Wasser. Aber für die Nacht in den Gewässern vor der Hafenstadt der abtrünnigen Sklavenhalterstaaten der USA reichte das. Und die Männer der US Navy auf ihren Windjammern wussten nichts von Booten, die unter Wasser schwimmen. ,,Hunley" rammte mit seinem einzigen Torpedo ein US-Schiff. Die Aufschlagsexplosion versenkte die ,,USS Housatonic". Und die Druckwelle tötete auch die komplette Besatzung der noch nahen ,,Hunley". Die Unions-Marine verlor fünf Mann und ein Schiff. Die Konföderierten verloren ihre komplette ,,U-Boot-Waffe" und alle ,,Operativkräfte".
In dem US-Fernsehfilm ,,Hunley" von 1999 wird das Ende der acht Männer als ritterlicher Freitod romantisiert, und dann schwimmt auch noch die (frei erfundene) tote Ehefrau von Leutnant Dixon einer Nixe gleich zur Wasserleiche des geliebten Gatten. In jeder anderen fiktionalen oder dokumentarischen Bearbeitung des Unterwasserkrieges werden U-Bootsleute als ein bipolarer Mix aus Technokraten und Freibeutern heroisiert. Deutsche U-Bootsleute jenseits der überschwänglichen Pfadfindertruppe aus ,,Das Boot" werden zumeist als Piraten und Kriegsverbrecher dargestellt. Nicht unbedingt ein falsches Bild.
Das wichtigste und richtigste Bild zur Kriegsführung unter Wasser aber lieferte im Zweiten Weltkrieg ein britisches Comic-Flugblatt über das kurze Leben eines jungen deutschen U-Boot-Matrosen: Es endet mit dem panischen Blick des Jungen an die Decke der U-Boot-Zelle, während das nach einer Minenexplosion eindringende Wasser steigt und steigt. Übrig bleiben eine trauernde Mutter – und hohle Heldengesänge.
Aus: "Kursk-Unglück: Unter Wasser zur eigenen Beerdigung" Peter Rutkowski (10.08.2020)
Quelle: https://www.fr.de/panorama/unter-wasser-zur-eigenen-beerdigung-90021029.html (https://www.fr.de/panorama/unter-wasser-zur-eigenen-beerdigung-90021029.html)
Quote[...] Viele Menschen, die aus Syrien geflohen sind, leiden im Exil unter den Folgen des Krieges. Die Aufnahmegesellschaft sollte das wissen, statt nur Anpassung zu verlangen.
Vor ein paar Jahren habe ich einen jungen Künstler getroffen, er ist gerade nach Deutschland geflohen, in seiner Heimat Syrien war es zu gefährlich geworden. Das Assad-Regime ging gegen friedliche Demonstranten vor, verhaftete Menschen in den Straßen, ließ das Land immer weiter in einen zerstörerischen Konflikt gleiten. Der Künstler zeigte mir Werke von früher: gelbe und pinke Kleckse auf weißen Blättern, lebensfrohe abstrakte Malereien. Doch nun, in seinem deutschen Exil, war ihm seine Lebensfreude abhandengekommen. Seine neuen Werke, dunkle Ölbilder übersät mit schwarzen Tupfern, waren düstere Zeugnisse seiner inneren Verfassung. Der Krieg, sagte er, habe seine Seele schwarz gefärbt.
Dieser Satz umschreibt das Grundgefühl vieler Syrerinnen und Syrer.
Seit fast neun Jahren wütet der Krieg in Syrien, nehmen Islamisten und Rebellen, vor allem aber die Schergen von Machthaber Baschar al-Assad, das Land auseinander. Assad und seine russischen und iranischen Unterstützer bombardieren Wohn- und Krankenhäuser, richten Kinder und Alte hin, foltern Frauen und Männer, lassen ganze Viertel aushungern – alles, um an der Macht zu bleiben.
Mehr als 500.000 Menschen wurden im Kriegsverlauf getötet, mehr als elf Millionen Menschen sind geflohen, viele fliehen noch immer, vor allem in die Nachbarländer, nach Deutschland kommt nur ein Bruchteil. Wer es geschafft hat, den Bombardierungen zu entkommen, steht vor den Trümmern seiner Existenz: Viele haben bei ihrer Flucht nicht mehr als die Kleidung, die sie tragen, dabei, manche sind jahrelang unterwegs, bis sie an einen Ort kommen, an dem sie sich sicher fühlen, Deutschland etwa. Dort erst begreifen sie, was sie alles zurückgelassen haben, um zu überleben: ihre Familien, Freunde, Berufe, Häuser. Ihre Identität. Für viele ist es dieser Moment, in dem sich ihre Seelen schwarz färben.
Das Gefühl der Entwurzelung und der inneren Zerrissenheit teilen viele Geflüchtete. Sie müssen sich auf das Leben im Exil einlassen – und zugleich hinnehmen, dass das syrische Regime – weitgehend ungestraft – noch immer foltert, mordet und plündert.
Wie schwer das zu ertragen ist, sehe ich an meiner Freundin Maryam. Maryam, die eigentlich anders heißt, ist vor ein paar Jahren von Syrien erst in die Türkei und dann nach Berlin geflohen. Wir sehen uns regelmäßig, trinken arabischen Kaffee, diskutieren über Rassismus und Politik, verabreden uns zu Lesungen. Und dann, immer mal wieder, verschwindet sie plötzlich; sie geht nicht ans Telefon und antwortet nicht auf Nachrichten. Wenn ich sie nach Tagen oder Wochen doch erreiche, berichtet sie mir meist von einem weiteren, verstörenden Vorfall: Ein Angehöriger wurde in Assads Folterkellern getötet, ein langjähriger Bekannter wurde erschossen, das Haus, in dem sie aufgewachsen ist, wurde von syrischen Soldaten niedergebrannt. Es wäre für die meisten Menschen schwer, mit nur einem dieser Vorkommnisse zurechtzukommen. Bei Menschen wie Maryam sind es ganze Reihen traumatischer Erlebnisse, die sie wieder und wieder erleben müssen.
Selbst wenn meine Freundinnen und Freunde Witze erzählen, etwa über die Verbohrtheit ihrer syrischen Verwandten, wenn sie Lieder der libanesischen Sängerin Fairuz pfeifen, wenn sie auf Geburtstagsfeiern klatschend tanzen, so umhüllt sie doch immer eine tiefe Melancholie. Was meine Freunde mit sich tragen, ist eine nicht sichtbare, doch immer spürbare Last.
Während in Deutschland alle über Integration reden – und viele damit Anpassung meinen –, und Politiker, Moderatorinnen und Firmenchefs darüber debattieren, wie wichtig Fortbildungen und Sprachunterricht seien, wie gut oder weniger gut sich Syrer, Irakerinnen oder Afghanen im Arbeitsmarkt vermitteln lassen, wie produktiv sie seien oder nicht (sie sind übrigens ziemlich produktiv), wird eines oft übersehen: Menschen im Exil tragen Wunden mit sich. Und mit ihrer Trauer und Verstörung sind sie allein.
Ich kenne keinen Syrer, keine Syrerin, der oder die nicht jeden Tag die Nachrichten aus Syrien verfolgt; momentan etwa über die Lage in Idlib, der letzten noch von Rebellen kontrollierten Provinz im Norden Syriens, die Assad wieder unter seine Kontrolle bekommen will. Viele meiner Bekannten haben Freunde oder Angehörige in Idlib. Vertrieben worden zu sein heißt, die Bilder aus der Heimat nie loszuwerden. Einige meiner syrischen Freunde sagen, es falle ihnen schwer, Deutsch zu lernen. Nicht nur, weil es eine schwierige Sprache ist, sondern weil sie in dem Moment, wo sie Deutsch als neue Sprache annehmen, auch anerkennen müssten, dass sie nie mehr die Person sein würden, die sie einst waren. Es heißt, Sprache sei der Schlüssel zu einer Kultur, das ist sicher richtig. Aber Sprache gibt auch Geborgenheit. Sie zu verlieren, ist existenziell.
Die konstante Verwirrung, die diese erforderlichen oder erzwungenen Anpassungen mit sich bringen, beschrieb die Philosophin Hannah Arendt in ihrem Essay Wir Flüchtlinge, in dem sie als Jüdin über das Leben im amerikanischen Exil nach der Schoah nachdenkt. "Weil uns der Mut fehlt, eine Veränderung unseres sozialen und rechtlichen Status zu erkämpfen, haben wir uns stattdessen entschieden, und zwar viele von uns, einen Identitätswechsel zu versuchen", schreibt Arendt. Doch die eigene Identität zu leugnen, könne nicht gelingen, denn: "Unter der Oberfläche unseres 'Optimismus' kann man unschwer die hoffnungslose Traurigkeit der Assimilanten ausmachen."
Die systematische Verfolgung der Juden in Europa damals und die Flucht aus Syrien, Irak oder Afghanistan heute entspringen einem anderen historischen und politischen Kontext. Doch teilen viele Menschen im Exil das Gefühl der Fremdheit, das sich dadurch verstärkt, dass ihnen unentwegt gesagt wird, was sie zu leisten haben, um in dieser Gesellschaft, die sie so offen empfangen habe, zu bestehen. Auch fühlen sich viele Geflüchtete durch sogenannte Erfolgsgeschichten anderer Geflüchteter unter Druck gesetzt; Fernsehberichte, in denen Ali oder Ahmed lächelnd syrische Spezialitäten ihrer Bäckerei in Mainz oder München in die Kameras halten und sagen, Deutschland biete ihnen wirklich viele Chancen. Ali und Ahmed waren in ihren früheren Leben vielleicht Anwälte oder Ärzte, aber das erwähnen sie nicht, sie möchten nicht undankbar erscheinen.
Das Gefühl, sich konstant selbst zu degradieren, ist für viele Syrerinnen auch Teil ihres deutschen Alltags: Etwa wenn sie sich durch die deutsche Behördensprache quälen oder wenn sie dagegen angehen, dass eingesessene Kollegen ständig für sie, die Flüchtlinge, sprechen, weil sie das vermeintlich selbst nicht so gut können. Oder wenn sie immer netter, fleißiger, verlässlicher sein müssen als die Kolleginnen, weil Unfreundlichkeit, Langsamkeit oder gar Wut von einigen Deutschen als kulturelles Defizit ausgelegt werden könnte.
Als Belastung kommt hinzu, dass sich viele Geflüchtete schuldig fühlen, weil sie dem Krieg entkommen sind. Weil sie es ins Ausland geschafft haben, während viele andere in schlammigen Lagern im Nirgendwo an der syrischen Grenze ausharren müssen. Schuldig, weil sie in einem Café sitzen können, während auf ihr Dorf wieder Fassbomben geworfen werden. Diese Schuld führt zu dem Gefühl, immer beweisen zu müssen, dass man das alles verdient – den Angehörigen, die zurückgeblieben sind, und der Gesellschaft, die einen aufgenommen hat.
Die aufnehmende Gesellschaft sollte versuchen, den Geflüchteten etwas von diesem Druck zu nehmen. Nicht nur braucht es deutlich mehr psychologische Beratungsmöglichkeiten in verschiedenen Sprachen, auch im persönlichen Miteinander braucht es mehr Verständnis. Man sollte den Menschen, die hierhergekommen sind, zuhören, sie unterstützen, für sie da sein. Akzeptieren, dass sie in ihrem eigenen Tempo in dieser Gesellschaft ankommen. Auch das bedeutet Integration: Toleranz und Respekt. In beide Richtungen.
Aus: "Der Krieg hat die Seelen schwarz gefärbt" Eine Kolumne von Andrea Backhaus (1. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-08/kriegstraumata-flucht-syrien-krieg-psychologie-integration/komplettansicht (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-08/kriegstraumata-flucht-syrien-krieg-psychologie-integration/komplettansicht)
QuoteDichtender und Denkender #1
Das eine hat mit dem anderen wenig zu tun. Wenn man in Deutschland wirklich heimisch werden will, dann muss man sich bewusst dafür entscheiden und an die deutsche Mehrheitsgesellschaft anpassen. Sonst bleibt man immer fremd.
Ob man damit etwaige Gewalterinnerungen besser oder schlechter bewältigen kann, kann man pauschal nicht sagen.
QuoteFreierVogel361 #1.1
Ihr Mangel an Empathie ist beängstigend.
QuoteschwattwiepumaII #1.7
Sie haben das Problem überhaupt nicht kapiert.
Genausogut können Sie von einem Schizophrenen fordern doch einfach mal die Stimmen zu ignorieren.
Sie haben offensichtlich wenig Lebenserfahrung und wenig Empathievermögen.
Aber das ist irgendwie typisch hierzulande, bei der kleinsten Veränderung in totale Hysterie verfallen und erstmal Klopapier horten aber von Kriegstraumatisierten vom Sofa aus Anpassung fordern.
Quoteikonist #1.10
"Wenn man in Deutschland wirklich heimisch werden will, ...."
"heimisch" - was für ein gruseliges Wort
QuoteRum ums Haus #1.26
Ja, heimisch hat halt was mit Heimat zu tun und ist für viele linke Aktivisten ein mehr als rotes Tuch.
Aber selbst sie befinden sich wohl gerne in Deutschland, in anderer Leute Heimat und Heimatland, um die Vorteile einer guten Gesellschaftsordnung, guter Gesundheitsversorgung, Strom, sauberes Wasser, Nahrungsmittel, Niederlassungsfreiheit, soziales Netz, kostenlose Bildungsmöglichkeiten usw usf zu geniessen.
Wenn sie sich hier natürlich nicht heimisch fühlen, hier in Deutschland, stellt sich die Frage warum sie noch in D weilen und die Vorteile der deutschen Mehrheitsgesellschaft nutzen?
Können sie das dem Forum bitte erklären.
QuoteKHans #1.32
Hier geht es um Mitgefühl.
Das heißt, nicht von sich aus gehen und Dinge verlangen, die man selbst nicht ermessen kann.
Das heißt nicht zu mutmaßen und andere unter Generalverdacht zu stellen, sondern hinhören, ernstnehmen, Raum und Zeit geben,
Menschenrechte eben.
QuoteSlimTim #1.37
""heimisch" - was für ein gruseliges Wort"
Ich finde es gruselig, wenn Leute wie Sie, Personen, die ein Heimatgefühl empfinden, etwas gruseliges unterstellen wollen.
Ganz ehrlich, wenn Sie dies nicht empfinden können, haben Sie vielleicht keine schönen Erinnerungen an ihre Herkunft und den Ort wo Sie groß geworden sind. Deswegen müssen Sie es anderen nicht schlecht reden. Einfach Missgünstig.
Vor allem ist das, auch wenn Sie es vermutlich gerne anders sehen, kein deutsches Phänomen. Die Geflüchteten haben/hatten sicherlich auch einen Ort, an dem sie sich heimisch fühlen/fühlten. Den Sie aber verlassen mussten. Das macht sie traurig und einige von ihnen würden sicherlich gerne zurückkehren, wenn es die Umstände und Perspektive zuliessen.
Sie würden diesen Menschen doch niemals sagen, dass ihr Heimatgefühl gruselig ist!
Und genau deswegen ist Ihre Aussage totaler Schmarrn.
QuoteRogerThornhill #6
Wie viele schwer traumatisierte Menschen mit Therapiebedarf und meist ohne ausreichend Sprachkenntnisse in der Therapeuten-Sprache verkraftet das deutsche Gesundheitssystem? Von mehreren Bekannten, die ebenfalls einen Therapieplatz benötigen, weiß ich, dass es selbst für deutsche MuttersprachlerInnen lange Wartezeiten gibt.
Quotesh9 #6.1
Nach dem zweiten Weltkrieg war das Land voll von Traumatisierten. Und das Gesundheitssystem war weitaus weniger leistungsfähig.
Quoteselbstdenker29 #6.5
Wir sind aber nicht (kurz) nach dem zweiten WK.
Quoteeinmalundniewieder #9
Gerade weil wir die Erfahrung der Weltkriegsfolgen gemacht haben und unser Land dazu noch die Verantwortung für die Traumata von Millionen Menschen trägt sollten wir den Kriegsflüchtlingen mehr Menschlichkeit und Empathie entgegenbringen!
QuoteRogerThornhill #9.5
Wer ist denn "wir"? - Und welche konkreten menschlichen und empathischen Maßnahmen möchten Sie diesem "wir" gerne aufoktroyieren?
QuoteSchlutup #12.1
Ich komme aus einer Familie von Flüchtlingen.
Meine Großeltern kamen aus Schlessien-Obber und die Urgroßeltern aus Pommernland. Alles im Krieg verloren, statt stattlichem Bauernhof nun einfache Arbeiter in Hinterhauswohnungen, die froh waren das Leben und die Familie gerettet zu haben, ihre Kinder in die Schulen gehen und später Berufe erlernen konnten.
Mein Mann ist ein Asylberechtigter aus einem moslemischen Land. Wir sind jetzt 40Jahre zusammen. Und ich kann ihnen sagen, dass Heimat nicht immer das Geburtsland ist. Wenn man anerkennt, dass Heimat da ist, wo die Kinder sind und wo ich Wohnung und Essen habe und Arbeit, dann hat man seinen Frieden gemacht.
Mein Vater war drei Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft, als 17jähriger festgenommen. Von 10000 Gefangenen überlebten 800 . Er sprach perfekt Russisch. Bis in die 70ger Jahre hinein wurden wir einmal monatlich nachts geweckt, weil er laut russische Worte schrie und dieser Riesenkerl in seinem Bett salutierte und marschierte.
Man muss sich selbst bewegen. Hier wird einem jede Hilfe zuteil.
Es war schon ernüchternd, dass eben nicht nur Hochschulabsolventen als Flüchtlinge einreisten, sondern auch einfache Arbeiter und Analphabeten.
QuoteDie Antwort ist_42 #16
Das Wort Aufnahmegesellschaft impliziert für mich eine Art Freiwilligkeit, die in den meisten Fällen so nicht gegeben ist. ...
QuoteLorenz_01 #18
Ein guter Artikel, der ein Problem thematisiert, das Migranten immer und überall trifft und wohl nur der wirklich nachfühlen kann, der es selbst erlebt hat.
Man kann nicht dauerhaft in zwei Welten leben. Diesen inneren Riss, der entsteht, wenn man sich von der alten Heimat und Kultur trennt, um in der neuen anzukommen, müssen die Menschen aushalten. Für die eigene Zukunft ist er unumgänglich.
Ohne perspektivische Assimilation wird man nie wirklich ankommen und verlängert den Schmerz nur, lindert ihn aber bestenfalls vorübergehend. Loslassen können halte ich für essentiell, nicht nur in dieser Situation. Und es fällt unbestritten sehr, sehr schwer.
Quotenichtlinksnochrechts #19
Soll damit wieder der fehlende Wille zur Integration entschuldigt werden?
Wer sich in ein anderes Land begibt muss sich anpassen.
QuoteDer Stachel im Arsch der Nation #19.1
"Wer sich in ein anderes Land begibt muss sich anpassen."
Wow, da gibt es Bilder von deutschen Urlauber, ich kann Ihnen sagen, da ist nix mit anpassen. Da gibt es sogar welche, die in muslimischen Ländern nackend am Strand liegen obwohl die Kultur das verbietet. Der Deutsche ist nicht mal bereit sich für 2 oder 3 Wochen anzupassen.
Quotekannmanmalsomachen #19.4
Sie vergleichen Asylanten mit Urlaubern, auf welcher Grundlage soll dieser an denn Haaren herbeigezogene Vergleich auch nur ansatzweise funktionieren?
Quotecoolray #19.6
WOW...das ist das Totschlagargument...deutsche Urlauber .
Ein ..dummes ...sorry . Also muss man alles hinnehmen was in Migrant tut ?
Inklussive veraltetem Frauenbild, Schwulenhass und Gewalt gegen andere ?
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QuoteP0nyhof #19.7
Der Unterschied: Die Urlauber bringen Geld ins Land und schaffen damit Arbeitsplätze ...
QuoteDer Stachel im Arsch der Nation #19.8
So, genau mit diesen Reaktionen habe ich gerechnet. Wir bezahlen ja für unsere Verachtung, Urlaub ist nicht zu vergleichen, Verallgemeinerung... blabläheul.
Ihr suggeriert auch das, ALLE Muslime sich nicht benehmen/ anpassen wollen. Auf die paar Euros von dt Touris können die meisten muslimischen Länder verzichten- da ist der Chinese viel willkommener da der sich auch noch benimmt für die kurze Zeit. Und nein- es ist kein Totschlagargument. Ihr verlangt nur, seid aber nicht bereit zu geben. Ich kenne Flüchtlinge, die sind deutscher als Ihr alle zusammen. Ihr seid so armselig in Euren Ausreden.
Und wie hochnäsig- Geld zieht mehr als Religion, da ist es auch schon normal wenn besoffene Horden durch Malles Strassen ziehen und überall hinpissen, ist ja bezahlt. Ihr regt Euch über Kopftücher auf, weil Diese nicht in die christliche Welt passen- würden die Frauen dafür einen Euro hinblättern seht Ihr drüber weg?
Veraltetem Frauenbilder, Schwulenhass und Gewalt gegen Andere hat der Deutsche genauso intus. Gerade bei ersteren (Frauenbilder, Schwulenhass) reicht ein Blick nach Süden.
QuoteHaptiopterix #19.10
"Schön, wenn man immer so verallgemeinert ..."
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QuoteChochm #35
Danke für diesen Artikel. Leider können sich die meisten Leute nicht vorstellen, was Emigration bedeutet. Schon ohne Kriegs- und Verlusterfahrungen ist es hart, in einer vollkommen fremden Gesellschaft, ohne Sprach und Kulturkenntnisse, plötzlich ein Leben bauen zu müssen. Man stelle sich vor, wir müssten plötzlich nach China, nach Ägypten, nach Tibet - alles zu anders, als dass man es schnell verarbeiten kann. Man braucht zuerst Freunde, Anker im neuen Land, die einem Dinge erklären. Und wenn das neue Land dann nicht offen ist, bleibt man in der Parallelgesellschaft.
QuoteOrlow #35.1
Nun, in den Erzählungen der Eltern sind Flucht und Vertreibung noch sehr lebendig, viele Ostdeutsche mußten nach Wende ihre Heimat verlassen oder die Heimat hat sie verlassen..
Ich sehe die Aufnahme der Flüchtlinge auch als eine Wiedergutmachung für das, was westliche Politik und Militärmacht der Region angetan haben. Erinnert sei nur an die Invasion im Irak, den Überfall auf Afghanistan.
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Quote[...] Die US-Regierung hat Sanktionen gegen die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag (IStGH), Fatou Bensouda, verhängt. US-Außenminister Mike Pompeo kündigte an, möglichen Besitz der Juristin in den USA einzufrieren. Das gelte auch für Bensoudas Mitarbeiter, den IStGH-Abteilungsleiter Phakiso Mochochoko.
Auch gegen weitere Personen, die die Chefermittlerin bei ihrer Arbeit unterstützen, könnten noch Strafmaßnahmen verhängt werden, sagte Pompeo. Den Strafgerichtshof bezeichnete er als "durch und durch kaputte und korrupte Institution". Er warf dem IStGH "rechtswidrige Versuche" vor, "Amerikaner seiner Gerichtsbarkeit zu unterwerfen". Pompeo hatte Bensouda und mehreren ihrer Mitarbeiter schon im April 2019 das US-Einreisevisum gestrichen.
Im März hatte das Tribunal in Den Haag gegen heftigen Widerstand der USA Ermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen in Afghanistan zugelassen. Dabei sollen Vorwürfe gegen die radikalislamische Taliban geprüft werden, aber auch gegen afghanische Regierungstruppen und das mit ihnen verbündete US-Militär. Dabei sollen auch mögliche Kriegsverbrechen von US-Soldaten und Mitarbeitern des US-Geheimdienstes CIA untersucht werden.
Bensouda hatte beantragt, Ermittlungen wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen einleiten zu können. Der Chefanklägerin zufolge gebe es Hinweise auf Folterungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen von Gefangenen durch US-amerikanische Militärs und Geheimdienstangehörige.
UN-Generalsekretär António Guterres habe Pompeos Ankündigung "mit Sorge" aufgenommen, sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric. "Wir beobachten die Entwicklungen in dieser Sache weiterhin sehr aufmerksam." Die Organisation Human Rights Watch teilte mit, Sanktionen seien eigentlich dafür da, um Kriminelle und Kleptokraten zu bestrafen. Es sei eine "erstaunliche Pervertierung" dieses Prinzips, wenn plötzlich jene, die eigentlich internationale Verbrechen aufklären sollen, selbst zur Zielscheibe würden, sagte Justizdirektor der Organisation Richard Dicker.
Die USA haben den 2002 gegründeten IStGH als einziger westlicher Staat nie anerkannt. Das Land lehnt Ermittlungen des Weltstrafgerichts gegen US-Bürger strikt ab. Im Juni hatte US-Präsident Donald Trump seinen Behörden per Dekret genehmigt, gegen Mitglieder des Gerichtshofs mit Sanktionen vorzugehen. Der Gerichtshof hatte schon damals dagegen protestiert, der Schritt sei eine "Attacke auf die Herrschaft des Rechts".
Aus: "Internationaler Strafgerichtshof: USA verhängen Sanktionen gegen Chefanklägerin" (2. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-09/internationaler-strafgerichtshof-den-haag-usa-sanktionen-fatou-bensouda-kriegsverbrechen (https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-09/internationaler-strafgerichtshof-den-haag-usa-sanktionen-fatou-bensouda-kriegsverbrechen)
QuoteBenutzzzzzzzzer #24
Schön zu sehen, wie die USA die westlichen Werte durchsetzen.
Quoteeichelhäher #9
Mit welchem moralischen Recht will die USA überhaupt noch Kriegsverbrechen in anderen Staaten anklagen, wenn man selbst nicht gewillt ist, sich diesem von unabhängigen Institutionen festgestellten Tatbeständen zu unterwerfen?
QuoteEinTollerName #9.2
Mit dem Recht des Stärkeren.
QuoteIkarus95 #14
'Law and Order'
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QuoteMeerschwimmer #16
Ermittlungen gegen Kriegsverbrechen der USA sind überfällig! Es ist eine Schande, dass es erst jetzt dazu kommt: Vietnam 1963-1975, Nicaragua 1984-1988, Irakkrieg 2003 und die Besetzung des Irak bis 2011, Afghanistan seit 2001, Drohnenkrieg seit 2004 im gesamten Mittleren Osten, Soleimani 2020.
Ich wünsche Frau Basouda einen langen Durchhaltewillen.
Quoter.schewietzek #16.3
Prozesse könnten ja durchaus stattfinden - halt ohne die Anwesenheit von Angeklagten....
QuoteArthur Philipp Dent #17
Die USA stellen sich genauso wie Russland und China und einige weitere gegen eine internationale Gerichtsbarkeit. Trump ist noch einen Schritt weiter gegangen, und hat kürzlich noch einen wegen Kriegsverbrechen geschassten Offizier rehabilitiert.
Die Sanktionen der USA sind ein neuer trauriger Höhepunkt, ...
QuoteSpanky Ham #23
Ja wo kommen wir denn hin wenn sich Bürger der USA, dem Schwert und Schild der freien Welt, der Garant für Wohlstand, Frieden, Freude und Eierkuchen, sich vor einem Internationalen Gericht für exterritoriale Schandtaten verantworten müssen?
Dann macht es doch gar keinen Spaß mehr Soldaten und "externe Berater" in verwackelte Länder zu schicken.
Ich vertraue da doch ehr der amerikanischen Justiz.
QuoteFriedenstaube2019 #28
Es ist ein Skandal, wie die USA internationales Recht missachten. Das erlebt man eigentlich nur von Diktaturen und Autokraten...
QuoteBannor #28.1
Die USA wurden am 27. Juni 1986 vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag für ihre direkte und indirekte militärische Teilnahme am Contra-Krieg zur Beendigung der ,,rechtswidrigen Anwendung von Gewalt" gegen Nicaragua und Zahlung von Reparationen verurteilt. Die USA weigerten sich jedoch, das Urteil anzuerkennen. Nicaragua wandte sich daraufhin an den UNO-Sicherheitsrat, welcher eine Resolution verabschiedete, die alle Staaten dazu aufrief, das internationale Gesetz zu befolgen. Die USA legten ihr Veto gegen die Resolution ein.
Die legten sogar ein Veto ein, sich an das Völkerrecht halten zu müssen.
QuoteRobert Capet #39
Bereiten die USA schon eine Invasion in den Niederlanden vor?
"US-Kongress droht Niederlanden mit Invasion" Steven Geyer (12.06.2002)
Parlament und Regierung in den Niederlanden sind empört: Beide Häuser des US-Kongresses haben einem Gesetz zugestimmt, das, falls amerikanische Bürger vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt werden, sogar die Invasion im Nato-Partnerland vorsieht.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/internationales-strafgericht-us-kongress-droht-niederlanden-mit-invasion-a-200430.html (https://www.spiegel.de/politik/ausland/internationales-strafgericht-us-kongress-droht-niederlanden-mit-invasion-a-200430.html)
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Quote[...] Die Bundeswehr geht entschieden auf Distanz zu der bis in das Jahr 2000 andauernden systematischen Benachteiligung von homosexuellen Soldaten. "Die Praxis der Diskriminierung Homosexueller in der Bundeswehr, die für die Politik der damaligen Zeit stand, bedauere ich sehr. Bei denen, die darunter zu leiden hatten, entschuldige ich mich", sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) zu einer Studie zur politischen Linie in den vergangenen Jahrzehnten, die sie an diesem Donnerstag vorstellen will.
Unter dem Titel Zwischen Tabu und Toleranz beleuchten Sozialforscher der Bundeswehr darin die juristische Verfolgung im Zeitraum von 1955 bis zur Jahrtausendwende. Wegen dieses Vorgehens, das der damaligen Rechtslage entsprach, mussten Soldaten mit erheblichen Karrierenachteilen rechnen, wenn ihre sexuelle Orientierung bekannt wurde. "Gleichgeschlechtliche Orientierung galt in der Bundeswehr bis zur Jahrtausendwende als Sicherheitsrisiko und machte eine Karriere als Offizier oder Unteroffizier unmöglich", schreiben die Autoren der Studie.
Oftmals entschieden die zivilen Gerichte auf Entlassung. "Wurden Soldaten wegen homosexueller Handlungen nach §175 StGB verurteilt, folgten auf das Strafurteil regelmäßig eine Anschuldigung durch den Wehrdisziplinaranwalt und eine Verurteilung durch die Truppendienstgerichte. Dabei spielte keine Rolle, ob es sich um einvernehmlichen Sex handelte", stellen die Forscher fest.
Eine Unterscheidung zwischen Missbrauch – der auch heute verfolgt wird – und einvernehmlichem Sex gab es in früheren Zeiten oftmals nicht, was es bis heute schwer macht, die Zahl der Opfer dieser Politik genau zu beziffern. "Die Zahlen für 1965 und 1966 zeigen eine erstaunliche Kontinuität von jährlich rund 45 verurteilten Soldaten", stellen die Forscher fest.
Nach der Entkriminalisierung der Homosexualität 1969 entschied der Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts 1970, dass diese Handlungen von Soldaten kein Dienstvergehen mehr darstellten – es sei denn, es gab einen dienstlichen Bezug. Die Auslegung eröffnete der Bundeswehr allerdings einen eigenen Handlungsspielraum, schreiben die Wissenschaftler. In den frühen Siebzigerjahren galt der dienstliche Bezug demnach bereits als gegeben, wenn zwei Soldaten sexuelle Beziehungen privat unterhielten, ohne dienstliche Kontakte.
Erst SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping vollzog im Jahr 2000 die Kehrtwende. Er setzte "gegen den erklärten Willen und hartnäckigen Widerstand der militärischen Führung der Streitkräfte", schreiben die Forscher, einen neuen Kurs durch. Der Kernsatz vom 3. Juli 2000 sei "unaufgeregt" gewesen: "Homosexualität stellt keinen Grund für Einschränkungen hinsichtlich Verwendung oder Status und somit auch kein gesondert zu prüfendes Eignungskriterium dar."
Kramp-Karrenbauer sagte nun, sie wolle die Erkenntnisse der Studie nutzen, um die Vergangenheit weiter aufzuarbeiten und "das Gesetzesvorhaben für die Rehabilitierung der Betroffenen voranzubringen".
Aus: "Bundeswehr: Ministerin entschuldigt sich bei homosexuellen Soldaten" (17. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-09/bundeswehr-annegret-kramp-karrenbauer-diskriminierung-homosexualitaet (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-09/bundeswehr-annegret-kramp-karrenbauer-diskriminierung-homosexualitaet)
QuoteBleiben Sie beim Thema #1
Das ist ja wirklich das Top-Thema unserer bewaffneten Streitkräfte. Entschuldigung bei schwulen Soldaten. Einführung weiblicher Dienstgradbezeichnungen. Durchforsten des Liedgutes im Geiste der political correctness (,,Oh du schöner Westerwald" ist zum Beispiel böse). Entfernen eines Fotos von Altkanzler Schmidt in Wehrmachtsuniform.
Das sind genau die richtigen Prioritäten. Endlich wird sich die Truppe von der politischen Führung verstanden wissen.
QuoteFr_EU_nd #1.1
Was ein Weltuntergang, dass sich die Ministerin für Fehlentscheidungen entschuldigt...
QuoteFuchsbau92 #1.2
Alles kleine Dinge, die man mal eben nebenbei macht. Es sind teils Selbstverständlichkeiten aus heutiger Wertesicht. So etwas sollte schnell gehen ohne große Diskussion oder Aufguss.
Top Thema? Hat doch niemand gesagt.
Quotecontradore #1.15 — vor 4 Stunden
"Bleiben Sie beim Thema: ... Es tut mir wirklich um die Soldaten leid, die es nicht verdient haben, als Staffage für die persönlichen Ambitionen der jeweiligen Ministerinnen missbraucht zu werden"
ihr mitleid mit den über jahrzehnte hinweg gezielt diskriminierten soldaten scheint sich dagegen in sehr engen grenzen zu halten - bisher haben sie darüber kein einziges wort verloren, ...
QuoteFranz1971 #1.27
Und nochmal : die Gesetzeslage war damals verheerend für die betroffen Menschen und das wurde vom Gesetzgeber erkannt. So wie du kann nur jemand denken der in seinem Leben noch nie Diskriminierung aufgrund eines identitätstiftendes Merkmals erlebt hat. Ein Blick in die Vergangenheit oder über die Grenze nach Polen kann den eigenen Horizont erweitern.
Quoteredshrink #3
Es ist 2020 und schon werden homosexuelle Soldaten rehabilitiert. Selbst Gottes Mühlen mahlen schneller. Als 1963 geborener Mann kann ich gar nicht genug betonen, welche Wirkung die Kriminalisierung und anschließend fortbestehende gesetzliche Diskriminierung schwuler Männer auf mich und andere hatte. Ich wuchs mit dem Bewusstsein auf, ein deutscher Bürger zweiter Klasse zu sein. Die Beleidigungen durch andere, ihr Schwulenhass – ob laut oder still – schien seine Bestätigung in der rechtlichen Praxis der Regierung zu finden. Der bis 1994 fortbestehende §175 rückte weiterhin die Homosexualität in die Nähe zur Pädophilie, mehr ein katholisches Problem, wie sich heute zeigt. Die Kießling-Affäre demonstrierte vor den Augen der Nation dann noch einmal sehr deutlich, dass schwule Männer für bestimmte Ämter im Staatsdienst nicht "geeignet" waren, weil sie angeblich erpressbar seien, wobei diese Auslegung sie überhaupt erst erpressbar machte.
Die deutsche Geschichte und Gesetzgebung stellte bis vor wenigen Jahren eine durchgehende Demütigung und auch Schädigung schwuler Männer dar. Selbst die endgültige gesetzliche Gleichstellung schien mehr einem Aussetzer Angela Merkels geschuldet als ein klares Bekenntnis zu Grundsätzen der Menschlichkeit.
Dass AKK nach erheblichen eigenen Ausfällen nun eine Rehabilitierung schwuler Soldaten anstrebt, ist ja nett, aber im Ganzen betrachtet, ein Tropfen auf den heißen Stein.
QuoteBernie D. #3.3
"Die deutsche Geschichte und Gesetzgebung stellte bis vor wenigen Jahren eine durchgehende Demütigung und auch Schädigung schwuler Männer dar. Selbst die endgültige gesetzliche Gleichstellung schien mehr einem Aussetzer Angela Merkels geschuldet als ein klares Bekenntnis zu Grundsätzen der Menschlichkeit."
Das ist in allen Ländern so gewesen (bis auf dieses ganz dunkle Kapitel, in dem aber alles nicht nur für Homosexuelle deutlich schlimmer war). Und auch heute droht in nur relativ wenigen Ländern keine Benachteiligung, in vielen Peitschenhiebe und Hinrichtung. ...
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Quote[...] Die Niederlande wollen die syrische Regierung für Menschenrechtsverletzungen wie Folter und den Einsatz von Chemiewaffen vor das höchste Gericht der UN bringen. Die Regierung unter Präsident Baschar al-Assad sei formell als haftbar für die Verbrechen erklärt worden, sagte Außenminister Stef Blok vor dem Parlament in Den Haag. Niederländische Diplomaten am UN-Sitz in Genf hätten die syrische Regierung bereits informiert. Eine Reaktion aus Damaskus blieb zunächst aus.
"Das Assad-Regime hat wieder und wieder schreckliche Verbrechen begangen. Die Beweislast ist erdrückend", sagte Blok. Die Regierung habe Folter und chemische Waffen eingesetzt und Krankenhäuser bombardiert. "Die Opfer dieser schweren Verbrechen müssen Gerechtigkeit erfahren."
Laut internationalem Recht ist ein Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) dann möglich, wenn es zu keiner Verständigung zwischen den beiden Regierungen kommt. Die niederländische Regierung fordert ein Vorgehen Syriens gegen mutmaßliche Täter. Dies ist zurzeit allerdings nicht in Aussicht. Die Niederlande haben ebenso wie Syrien die UN-Konvention gegen Folter ratifiziert.
Das Vorgehen der Niederlande sei nun ein "wichtiger weiterer Schritt, um gegen Straflosigkeit anzugehen und den syrischen Opfern der schwersten Verbrechen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen", sagte Ministerpräsident Mark Rutte. Laut Blok hätten Deutschland und Frankreich zugesagt, das Vorhaben zu unterstützen. Ein Verfahren vor dem IGH könne allerdings Jahre dauern.
Zuvor war bereits versucht worden, Menschenrechtsverletzungen in Syrien vor den für Kriegsverbrechen von Einzelpersonen zuständigen Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) zu bringen. Dies war bisher am Veto Russlands im UN-Sicherheitsrat gescheitert. Der IGH ist als höchste Rechtsinstanz der UN zuständig für Verfahren zwischen Staaten.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sprach von einem "wichtigen Schritt gegen Straflosigkeit in Syrien". 150.000 Menschen seien in den vergangenen zehn Jahren verschwunden, für 90 Prozent dieser Fälle sei die Regierung verantwortlich. Mehr als 14.400 Syrer seien unter Folter gestorben, fast 99 Prozent von ihnen in der Hand der Assad-Regierung. "Dauerhafter Frieden in Syrien setzt voraus, dass die Täter schwerster Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Maas.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sagte, dass die Niederlande mit ihrer Initiative "für unzählige Opfer des syrischen Regimes" stünden. Andere Regierungen sollten den Vorstoß unterstützen.
Im April standen vor dem Oberlandesgericht in Koblenz erstmals weltweit mutmaßliche Handlanger Baschar al-Assads wegen des Verdachts der Beteiligung an Staatsfolter vor Gericht. Nach Einschätzung der UN sind sowohl die syrischen Regierungstruppen und deren russische Verbündete als auch dschihadistische Rebellengruppen für zahlreiche Gräueltaten Ende 2019 und Anfang 2020 verantwortlich gewesen.
Aus: "Internationaler Gerichtshof: Niederlande streben Verfahren vor UN-Gericht gegen Syrien an" (18. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-09/internationaler-gerichtshof-syrien-folter-niederlande-un (https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-09/internationaler-gerichtshof-syrien-folter-niederlande-un)
QuoteRaymond Luxury-Yacht #15
Angeblich will das syrische Parlament eine Resolution beschließen, die Assad freie Hand gibt, syrische Staatsangehörige mit Waffengewalt aus Den Haag zu befreien, sofern sie angeklagt werden sollten...
QuoteCoiote #27
Guter Schritt zum Zwecke der Aufklärung. Werden Beweise und Zeugenaussagen systematisch gesammelt, ist das Gerichtsverfahren ein Werkzeug gegen Desinformation.
Mehr als das können wir uns aber wohl leider nicht erhoffen.
...
Quote[...] Den Friedensgesprächen zwischen Regierung und Taliban zum Trotz gehen die Kämpfe am Hindukusch weiter. Im Norden sterben Kinder bei einem Luftangriff. ... Bei einem Luftangriff auf eine Moschee im Norden Afghanistans sind laut lokalen Behörden zwölf Kinder getötet worden. Viele weitere Bewohner seien bei dem Angriff im Bezirk Baharak der Provinz Tachar verwundet worden, sagten Provinzpolitiker am Donnerstag übereinstimmend. In Tachar waren bei einem Talibanangriff am Mittwoch mehr als 40 Sicherheitskräfte getötet worden; auch die Taliban hatten Verluste erlitten.
... Seit mehr als einer Woche gibt es zudem im Süden Afghanistans schwere Gefechte. Dabei starben inzwischen mehr als 100 Zivilisten, Zehntausende Menschen wurden aus ihren Dörfern vertrieben. Experten sagen, dass die Taliban ihre Offensiven intensivierten, um ihre Kämpfer vor der kalten Jahreszeit zu motivieren. ...
Aus: "Krieg in Afghanistan: Zahlreiche Kinder bei Angriff auf Moschee getötet" (22.10.2020)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/afghanistan-zahlreiche-kinder-bei-angriff-auf-moschee-getoetet-17014133.html (https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/afghanistan-zahlreiche-kinder-bei-angriff-auf-moschee-getoetet-17014133.html)
Quote[...] Australiens Regierung hat einen Sonderstaatsanwalt ernannt, der mutmaßliche Kriegsverbrechen australischer Spezialeinheiten in Afghanistan untersuchen soll. Premierminister Scott Morrison sagte, australischen Soldaten werde "ernstes und möglicherweise kriminelles Fehlverhalten" in Afghanistan vorgeworfen. Mit der Ernennung des Sonderstaatsanwalts will die Regierung einem Einschreiten des Internationalen Strafgerichtshofs zuvorkommen.
In Australien waren Berichte aufgetaucht, wonach Elitesoldaten in Afghanistan Zivilisten und Gefangene getötet haben sollen. "Mit ehrlichen und brutalen Wahrheiten" müsse man umgehen, sagte Morrison. Möglicherweise hätten australische Soldaten die an sie gerichteten "Erwartungen und Standards nicht eingehalten".
Der Einsatz eines Sonderstaatsanwalts ermöglicht es der australischen Justiz, Armeeangehörige bei schweren Vergehen strafrechtlich zu verfolgen. Seine Ernennung ist eine Kehrtwende in der Aufarbeitung der Vorwürfe über mutmaßliche Kriegsverbrechen in Australien.
Die Regierung des Landes hatte jahrelang versucht, Berichte von Whistleblowern über das mutmaßliche Fehlverhalten australischer Soldaten zu unterdrücken. Zeitweise ermittelte die Polizei gegen Reporter des Fernsehsenders ABC, nachdem 2017 in den "Afghanistan-Akten" erstmals über die mutmaßlichen Kriegsverbrechen berichtet wurde.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte Australien mehr als 26.000 Soldaten nach Afghanistan entsandt, um an der Seite der US-Armee gegen die Taliban und Al-Kaida zu kämpfen. 2013 zog Australien die Truppen aus dem Land ab. Seither gab es immer wieder schwere Anschuldigungen gegen australische Elite-Soldaten; sie reichen von der Tötung eines Sechsjährigen bei einer Hausdurchsuchung bis hin zur Erschießung eines Gefangenen, um mehr Platz in einem Hubschrauber zu schaffen.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP
Aus: "Australien ermittelt gegen Elitesoldaten" (Donnerstag, 12. November 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Australien-ermittelt-gegen-Elitesoldaten-article22164186.html (https://www.n-tv.de/politik/Australien-ermittelt-gegen-Elitesoldaten-article22164186.html)
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Quote[...] Australische Soldaten haben einem Untersuchungsbericht zufolge bei ihrem Einsatz in Afghanistan mehrere Jahre lang Kriegsverbrechen begangen. 25 Mitglieder einer Sondereinheit hätten mindestens 39 Gefangene oder Zivilisten unrechtmäßig getötet, sagte der Chef der australischen Verteidigungsstreitkräfte, Angus Campbell, bei der Veröffentlichung eines Berichts zum Verhalten australischer Soldaten im Afghanistan-Krieg. Aufgedeckt worden sei die "beschämende Bilanz" einer "egozentrischen Kriegerkultur". Die Ergebnisse wiesen auf schwerste Verstöße gegen militärisches Verhaltens und professionelle Werte hin.
Für den Report war der Generalinspekteur des australischen Militärs vier Jahre lang Hinweisen auf unrechtmäßige Tötungen und Verstöße gegen das Kriegsvölkerrecht zwischen 2005 und 2016 nachgegangen. Die Tötungen begannen demnach 2009, die Mehrzahl der Fälle habe sich 2012 und 2013 ereignet. Mehr als 330 Zeugen wurden angehört, in mindestens 55 Fällen wurde ermittelt.
In dem Bericht werden Soldaten erwähnt, die in einer Art Aufnahmeritual für neue Mitglieder einer Patrouille Gefangene erschossen hätten, sagte Campbell. Anschließend seien Waffen und Funkgeräte drapiert worden, um falsche Behauptungen zu stützen, bei den Gefangenen handele es sich um im Kampf getötete Feinde. Der Untersuchungsbericht empfehle polizeiliche Ermittlungen gegen 19 Soldaten der Spezialeinheit Special Air Service, unter anderem wegen Mordes.
In dem Bericht wird eine Kultur "toxischen Konkurrenzdenkens" innerhalb der Sondereinheit skizziert, die dazu geführt habe, dass einige Soldaten Verfahren abgekürzt, Regeln ignoriert und gebeugt hätten, sagte Campbell. Keine dieser unrechtmäßigen Tötungen sei "in der Hitze des Gefechts" passiert. "Jede Person, mit der während dieser Untersuchung gesprochen wurde, verstand das Kriegsvölkerrecht und die Einsatzregeln, unter denen sie im Einsatz war."
Im Namen der australischen Streitkräfte entschuldige er sich bei dem afghanischen Volk für jedes Fehlverhalten australischer Soldaten, sagte Campbell. Das geschilderte Verhalten missachte das Vertrauen, das das afghanische Volk in sie gesetzt habe, sagte der General.
Premierminister Scott Morrison hatte vergangene Woche angekündigt, ein Sonderermittler solle mutmaßliche Kriegsverbrechen australischer Soldaten in Afghanistan aufarbeiten und Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen. Er hatte seine Landsleute auf Enthüllungen vorbereitet, die nur schwer zu verkraften seien – nicht nur für aktive Soldaten und Veteranen.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte Australien mehr als 26.000 Soldaten nach Afghanistan entsandt, um unter anderem an der Seite der US-Armee gegen islamistische Milizen wie die Taliban und Al-Kaida zu kämpfen. 2013 zog Australien die Truppen ab. Seither wurden immer wieder schwere Anschuldigungen gegen australische Elitesoldaten laut. Die Vorwürfe reichten von der Tötung eines sechsjährigen Kindes während einer Hausdurchsuchung bis zur Tötung eines Gefangenen, um Platz in einem Hubschrauber zu schaffen.
Mehrere australische Medien hatten in den vergangenen Jahren auch mit zahlreichen Zeugen von Vorfällen in Afghanistan zwischen 2008 und 2013 gesprochen. Im öffentlich rechtlichen Sender ABC kamen in einer umfangreichen Dokumentation zahlreiche Soldaten zu Wort, die in den betreffenden Jahren in dem Land stationiert waren.
Aus: "Australische Armee berichtet über mutmaßliche Kriegsverbrechen" (19. November 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-11/afghanistan-australien-armee-kriegsverbrechen-spezialeinheiten (https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-11/afghanistan-australien-armee-kriegsverbrechen-spezialeinheiten)
QuoteOplack #1
Sehr erfreulich, es entschuldigt sich mal jemand für Kriegsverbrechen.
Es wäre einen lange Listen wenn das alles Nation täten.
QuoteHamburger Freie Fresse #1.1
Ja, Australien gibt hier ein positives Beispiel ab.
... Das wäre auch ein sinnvolles Betätigungsfeld für Historiker, die dunklen Kapitel auszuleuchten und aufzuarbeiten.
QuoteCicero_95 #5
Interessant dass das überhaupt rauskommt, normalerweise schweigen alle beteiligten Länder über zivile Tote in ihren Einsätzen. Bei der Bombardierung Mossuls 2016 und 2017 wurden alleine etwa 10.000 Zivilisten getötet ohne dass darüber groß gesprochen worden wäre. Und auch als ich glaube es war 2019 in Afghanistan zum ersten Mal nach offiziellen Statistiken mehr Zivilisten durch westliche Truppen getötet wurden als durch die Taliban wurde darüber praktisch kaum diskutiert.
Quotelennon68 #5.1
Das wurde sehr wohl berichtet. Nur folgt daraus eben auch die Umkehrung: Das Gros der Opfer ging auf das Konto der Taliban; von deren Steinzeit-Herrschaft ganz zu schweigen.
[Wenn im Jahr 2019 erstmals mehr Opfer durch die US-geführten Truppen als durch Taliban zu beklagen waren, so müssen in den Jahren zuvor mehr Opfer auf die Taliban entfallen sein. Exemplarisch:
,,Im Jahr 2009 waren sie (Taliban - lennon) laut Angaben der Vereinten Nationen für über 76 Prozent der Opfer unter afghanischen Zivilisten verantwortlich."
Und so ergibt sich dann in der Summe:
,,Ein Großteil der zivilen Opfer wurde von Anschlägen der Taliban und der Miliz Gulbuddin Hekmatyārs verursacht."
Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan_seit_2001 (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan_seit_2001) ]
QuoteEd Hocken #5.4
Aus dem UNAMA-Bericht für 2019: [With more than 100,000 civilians killed and injured since the United Nations began systematic documentation of civilian casualties in 2009, the time is long overdue to put an end to the human misery and the tragedy. ...]
https://unama.unmissions.org/sites/default/files/afghanistan_protection_of_civilians_annual_report_2019_-_22_february.pdf (https://unama.unmissions.org/sites/default/files/afghanistan_protection_of_civilians_annual_report_2019_-_22_february.pdf)
UNAMA attributed the majority of civilian casualties – 62 per cent – to AntiGovernment Elements, with 47 per cent attributed to the Taliban, 12 per cent to ISILKP, and three per cent to undetermined and other Anti-Government Elements.
Quotekarlmitdembart #7
Die australischen "Verteidigungskräfte" töten 39 Zivilisten - in Afghanistan. Erinnert an "Der Sinn des Lebens".
QuoteM.Frei #7.1
Tucholsky hatte offenbar recht: ,,Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder."
QuoteRaymond Luxury-Yacht #8
"In dem Bericht werden Soldaten erwähnt, die in einer Art Aufnahmeritual für neue Mitglieder einer Patrouille Gefangene erschossen hätten, sagte Campbell."
Gleich nochmal nachlesen, wie wichtig die "Stabilisierungeinsätze" auch der Bundeswehr in Afghanistan ist und wie wichtig es ist, dass die Bundeswehr auch die Piloten der künftigen Taliban Armee ausbildet. Wie unverantwortlich es ist, dass Trump die Truppen aus Afghanistan und Syrien abziehen will. Wie segensreich es ist, dass man die Truppenpräsenz im Irak weiter, gegen den Wunsch des dortigen Parlaments, ausbaut.
Es ist erstaunlich, dass es genug Leute in Politik und Medien gibt, die sich erdreisten, diesen Einsätzen immer noch das Wort zu reden und von "Verantwortung" zu reden...
QuoteKaiHill #8.3 — vor 3 Stunden
8
Moin Arthur
Der vorliegende Artikel veranschaulicht, wie das Militär demokratisch verfasster Staaten mit solchen Verbrechen umgeht, während z. B. Russland und seine Assets hier im Forum von ai u.a. dokumentierte Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit leugnen, leugnen, leugnen.
Und da Sie Trump erwähnen bzw. den bevorstehenden Abzug aus Afghanistan, zum Thema Kriegsverbrecher passt das hier gut:
"President Donald Trump on Friday granted clemency to three controversial military figures embroiled in charges of war crimes, arguing the moves will give troops 'the confidence to fight' without worrying about potential legal overreach."
https://www.militarytimes.com/news/pentagon-congress/2019/11/16/trump-grants-clemency-to-troops-in-three-controversial-war-crimes-cases/ (https://www.militarytimes.com/news/pentagon-congress/2019/11/16/trump-grants-clemency-to-troops-in-three-controversial-war-crimes-cases/)
"Confidence to fight". Ich weiß also nicht, ob sich der Verweis auf "Friedensfürst" Trump so gut eignet, um den Bundeswehr-Einsatz zu diskreditieren, aber da ich Sie kenne, suche ich auch nicht nach argumentativer Logik.
Quotetartan #8.4
Also unser Umgang mit dem Fall des General Kleins ist nicht wirklich vorbildlich.... Oberstes Ziel war und ist es gewesen, das Ansehen der BW rein zu halten. Selbst in den USA wäre der Herr Klein damals vor Gericht gestellt worden.
QuoteRaymond Luxury-Yacht #8.5
"Der vorliegende Artikel veranschaulicht, wie das Militär demokratisch verfasster Staaten mit solchen Verbrechen umgeht, während z. B. Russland und seine Assets"
Gute Güte... Kai... Reißen Sie sich mal zusammen.
Wir reden hier über die Aufarbeitung von der Tötung von 39 Zivilisten und der Darstellung, inklusive Entschuldigung, über selbstverständlich bedauerliche Einzelfälle.
Als in Mossul ganze Straßenzüge aus sicherer Entfernung durch US-Artillerie eingeäschert wurde, deren Aufklärungsdaten auch den deutschen Wundertornados zu verdanken waren, haben wir das nach zwei Wochen in einem winzigen Artikel in der Zeit gefunden und als Bildunterschrift irgendwo bei Bild 13/20 von Herrn Ladurner.
Es ist doch vollkommen klar, dass solche "Aufarbeitungen" zwar begrüßenswert sind aber doch schlussendlich die große Diskussion vermeiden wollen. Seht her, wir machen Fehler aber wir arbeiten die auch ganz doll auf. Und entschuldigen uns natürlich auch! So gut sind wir... Dann hat man erst mal wieder Ruhe und es geht weiter.
Ich nehme Ihnen diese Naivität nicht ab. Obwohl doch! Als es um Trump ging, hat man sogar Massenmörder mit Halbmillionen-Guthaben an ausgelöschten Menschenleben als sympathische Oppositionelle dargestellt...
QuoteJ.T.Kirk #8.6
Die USA, wohl ein demokratisch verfasster Staat, hat auf die Enthüllungen von Kriegsverbrechen durch Assange damit reagiert, dass dieser verfolgt wird und er im, ebenfalls demokratischen, Großbritannien, in Isolationshaft sitzt. Laut dem UN Sonderberichterstatter Melzer ist das Folter.
Also, man sieht, nicht nur Russland hat Dreck am Stecken...
QuoteZakalwe #8.7
Kriegsverbrechen - zumindest "kleinere," die dann später als "Einzelfälle" aufgearbeitet werden - sind historisch gesehen fast unvermeidlich in Kriegen. Eine Regierung, die Soldaten in den Krieg schickt, muss davon ausgehen und billigend in Kauf nehmen, dass dergleichen passieren wird. Es wäre naiv daran zu glauben, dass sich im Krieg alle an die Regeln halten, denn der Krieg ist an sich schon eine drastische Außerkraftsetzung der grundlegendsten Regeln zivilisierten Zusammenlebens.
Ich akzeptiere dabei durchaus, dass Krieg manchmal unvermeidlich ist, oder dass man damit noch viel Schlimmeres verhindern kann. Es bleibt eine Abwägungssache. Das entbindet die Regierung aber nicht von ihrer Teilverantwortung für solche Vorfälle.
Quotekroxldyphivc #9
Hier, nochmal ein bissl ausführlicher:
Killing Field: Explosive new allegations of Australian special forces war crimes | Four Corners (16.03.2020, ABC News In-depth)
A Four Corners investigation has uncovered new allegations that unarmed civilians were unlawfully killed by Australian special forces in Afghanistan.
In an investigation months in the making, drawing upon sources in Australia and Afghanistan, our program will expose a culture of impunity and cover-up among members of Australia's special forces who served in Australia's longest war.
https://youtu.be/-GPplTKCYpQ (https://youtu.be/-GPplTKCYpQ)
Quotedeep_franz #12
Wenn man Bewaffnete in ein fremdes Land schickt, gibt man diesen, die vorher kaum Macht über ihr eigenes Leben hatten, die Macht über fremde Menschen.
Was denkt man, was da passiert?
QuoteWilliam S. Christ #16
>>In dem Bericht werden Soldaten erwähnt, die in einer Art Aufnahmeritual für neue Mitglieder einer Patrouille Gefangene erschossen hätten, sagte Campbell. Anschließend seien Waffen und Funkgeräte drapiert worden, um falsche Behauptungen zu stützen, bei den Gefangenen handele es sich um im Kampf getötete Feinde.<<
Extrem krank.
Klingt wie eine Geschichte aus den Zeiten der Waffen-SS!
Man kann nur hoffen, dass die Täter für sehr lange Zeit in den Knast wandern.
QuoteHugo Henner #18
Das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein, da die australischen Einheiten ja im Verbund mit der US-Army gehandelt haben.
Nicht ohne Grund lehnt Amerika eine Untersuchung eigener Kriegsverbrechen vor internationalen Tribunalen ab.
Quotekritischer-Leser-hinter-dem-Berg #18.2
Immer schön den Lieblingsfeind bearbeiten.
Ist der Feind bekannt, hat der Tag Struktur.
QuoteDr.No #19
Wenn US-Bürger oder Bürger der EU umgebracht werden, dann spricht man von Mord. Wenn Bürger anderer Nationen umgebracht werden, spricht man von Tötung. Wir nähern uns in diesem Punkt dem selektiven Sprachgebrauch der Nazis. "Am Anfang war das Wort" sagt die Bibel. Das Wort ist der Wegbereiter für eine bessere Welt gleichberechtigter Bürger oder in eine Welt der Unmenschlichkeit. ...
Quoteheinrich4 #19.1
Ein Hässliches neues, aber oft benutztes Wort ist Kollateralschäden.
Quoterumbati #20
"Mutmaßliche Kriegsverbrechen"
In Deutschland ging man damit anders um.
Der deutsche "Oberst" Klein wurde einer breiten Öffentlichkeit 2009 als Kommandeur des Provincial Reconstruction Teams (PRT) Kundus in Afghanistan bekannt. Er befahl den Luftangriff bei Kundus im Jahr 2009, bei dem im Rahmen der Bombardierung eines Tanklastzuges zahlreiche Zivilisten starben, darunter auch Kinder.
Die Generalbundesanwaltschaft , die wegen des Verdachts auf ein Kriegsverbrechen ein Ermittlungsverfahren gegen Klein und Hauptfeldwebel W. eingeleitet hatte, stellte die Ermittlungen am 16. April 2010 nach § 170 Abs. 2 Satz 1 StPO ein.
Aufgrund seiner "Verdienste" wurde Klein später zum General befördert.
QuoteIchTrageSchwarz #21
Menschen sind Monster.
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Quote[...] Auch auf internationaler Ebene läuft eine Propagandaschlacht. Auf beiden Seiten werben Prominente mit martialischen Musikvideos für den Krieg, darunter die bekannte armenische Metalband System of a Down, und auch die US-amerikanische Fernseh-Berühmtheit Kim Kardashian.
Aus: "Kognak im Bunker" Philip Malzahn (9.11.2020)
Quelle: https://taz.de/Krieg-von-Armenien-mit-Aserbaidschan/!5724091/ (https://taz.de/Krieg-von-Armenien-mit-Aserbaidschan/!5724091/)
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Quote[...] Mehr als vierzig Tage nach Beginn des Karabach-Krieges steht Armenien vor einem Scherbenhaufen. Angesichts der aussichtslosen militärischen Situation habe man keine andere Wahl gehabt, als die Bedingungen zu akzeptieren, die Russland und die Türkei vorgeschlagen hätten, gibt Ministerpräsident Paschinjan noch in der Nacht bekannt und fügt an, das sei sicher kein Sieg – aber auch keine Niederlage.
Für viele hier kommt das Vorgehen der Regierung jedoch einer Kapitulation gleich: Armenien muss seine Truppen aus dem umkämpften Gebiet zurückziehen. Die Zukunft von Nagorni Karabach, dem hauptsächlich von Armeniern besiedelten, völkerrechtlich jedoch zu Aserbaidschan gehörenden Gebiet, welches Erewan fast dreissig Jahre lang beherrscht hat, ist unklar.
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Aus: "Armenien realisiert mit Entsetzen, dass der Krieg um Nagorni Karabach verloren ist" Daniel Böhm (10.11.2020)
Quelle: https://www.nzz.ch/international/armenien-hat-den-krieg-um-karabach-verloren-ld.1586224 (https://www.nzz.ch/international/armenien-hat-den-krieg-um-karabach-verloren-ld.1586224)
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Quote[...] Menschenrechtsorganisationen berichten von Streubomben gegen die Zivilbevölkerung, von gezielten Angriffen auf Krankenhäuser und Kirchen, weil sie christliche Kreuze trugen. Kriegsgefangene Armenier sollen gefoltert und dabei gefilmt worden sein. Bei der OSZE und der UNO werden derzeit Berichte von Enthauptungen von Soldaten und Verstümmelung von Leichen geprüft. Videos von Hinrichtungen haben die Hohe Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen, Michelle Bachelet, zu einem Alarmruf veranlasst, es seien Kriegsverbrechen zu befürchten.
Für die Türkei und Aserbaidschan handelt es sich bei der Eroberung von Berg-Karabach um einen islamischen Befreiungskampf gegen das christliche Armenien. Man müsse die Region "von den Ungläubigen befreien", hat Erdogan den Religionskrieg ausgerufen. Das kleine Armenien - ein Staat von der Größe Brandenburgs - liegt wie ein christlicher Riegel zwischen beiden muslimischen Bruderstaaten, die der offiziellen Losung "Eine Nation, zwei Staaten" huldigen. Für Armenien kehrt damit ein historischer Alptraum zurück, denn die Armenier waren vor genau 100 Jahren schon einmal ungeschütztes Opfer des türkischen Völkermords. ...
Aus: "Armenien wird vom Westen verraten" Wolfram Weimer (Dienstag, 17. November 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/Armenien-wird-vom-Westen-verraten-article22173869.html (https://www.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/Armenien-wird-vom-Westen-verraten-article22173869.html)
https://de.wikipedia.org/wiki/Armenien (https://de.wikipedia.org/wiki/Armenien)
https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkisch-Armenischer_Krieg (https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkisch-Armenischer_Krieg)
https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Armeniern (https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Armeniern)
https://de.wikipedia.org/wiki/Bergkarabachkonflikt (https://de.wikipedia.org/wiki/Bergkarabachkonflikt)
Den Hauptstreitpunkt zwischen Armenien und Aserbaidschan bildet die Region Bergkarabach, die im Zuge des militärisch ausgetragenen Konflikts zwischen 1992 und 1994 gemeinsam mit umliegenden Gebieten von armenischen Streitkräften besetzt wurde. Bis dahin waren Schätzungen zufolge seit 1988 zwischen 20.000 und 40.000 Menschen in dem Konflikt getötet worden. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_um_Bergkarabach_2020 (https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_um_Bergkarabach_2020)
Quote[...] Fast jedes fünfte Kind weltweit wächst laut einem Bericht der Hilfsorganisation Save the Children in einem militärischen Konflikt auf. Die Zahl der betroffenen Kinder sei 2019 im Vergleich zum Vorjahr um elf Millionen auf 426 Millionen gestiegen, heißt es in dem Bericht Krieg gegen Kinder, den die Organisation zum Internationalen Tag der Kinderrechte veröffentlicht hat. Die Zahl der Verbrechen an Kindern in Konfliktgebieten erreichte demnach ein Allzeithoch.
Seit 2010 wurden dem Bericht zufolge mehr als 93.000 Kinder getötet oder verstümmelt. Allein aus dem vergangenen Jahr seien 10.300 Fälle dokumentiert. Ein Drittel gehe auf den Einsatz von Explosivwaffen zurück. Save the Children forderte die Staatengemeinschaft auf, den Einsatz und den Handel mit diesen Waffen einzuschränken und Verletzungen internationaler Vereinbarungen zu bestrafen.
Die gefährlichsten Staaten für Kinder waren demnach im vergangenen Jahr Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Irak, Jemen, Mali, Nigeria, Syrien und Somalia, der Sudan, Südsudan sowie die Zentralafrikanische Republik. Die Kinder seien "Opfer von Menschen, die internationale Regeln missachten und von Regierungen, die ein Auge zudrücken", sagte die Vorstandsvorsitzende von Save the Children Deutschland, Susanne Krüger. "Der Krieg gegen Kinder muss gestoppt werden."
Die Zahl der von den Vereinten Nationen verifizierten Verbrechen an Kindern ist laut dem Bericht im vergangenen Jahr auf ein Allzeithoch von 26.233 gestiegen, die Dunkelziffer liegt demnach aber noch deutlich höher. Die UNO zählt dazu unter anderem die Rekrutierung von Kindern durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppen sowie Vergewaltigungen oder andere sexuelle Gewalt.
Erschwerend kommt dem Bericht zufolge in diesem Jahr die Corona-Pandemie hinzu, die zu wachsender Armut und überlasteten Gesundheitssystemen führt. Dies habe direkte Folgen für die Überlebenschancen von Kindern. Genaue Daten für dieses Jahr seien in dem Bericht jedoch noch nicht berücksichtigt.
Die Organisation Save the Children veröffentlicht den Bericht anlässlich des Internationalen Tags der Kinderrechte am 20. November zum vierten Mal.
Aus: "Bewaffnete Konflikte: 426 Millionen Kinder wachsen in bewaffneten Konflikten auf" (20. November 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-11/bewaffnete-konflikte-kinderhilfsorganisation-save-the-children (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-11/bewaffnete-konflikte-kinderhilfsorganisation-save-the-children)
QuoteChancen für eine bessere Welt #1
"Die Zahl der betroffenen Kinder sei 2019 im Vergleich zum Vorjahr um elf Millionen auf 426 Millionen gestiegen"
Wir müssen diesen Kindern und ihren Familien Schutz spenden.
Quote
Raoul_Duke #1.1
Oder sie lehren, dass man Konflikte auch ohne Waffen lösen kann.
Quotegender #2
Das interessiert Deutschand und die EU gar nicht. Geschichtsvergessen haben wir ein paar Kinder aus Moria aaufgenommen, es ist unfassbar, dass hier noch irgendein Mensch auf unsere besonderen Werte insistiert.
QuoteJosy Edmund #2.1
Die ganze Welt mit unseren Werten beglücken hat schon zig mal nicht funktioniert.
Wir werden weder Länder, wie Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Irak, Jemen, Mali, Nigeria, Syrien und Somalia, der Sudan, Südsudan sowie die Zentralafrikanische Republik stabilisieren noch werden wir die Menschenrechte dort durchsetzen können. Solche Werte müssen aus den dortigen Gesellschaften erwachsen. Eine Kolonialpolitik 2.0 wird es durch Europa nicht geben und das ist, so hart es auch klingen mag, gut so!
Quoteambra #5
Das werden Generationen traumatisierte Menschen, vielleicht auch die Krieger der Zukunft, weil sie nichts anderes kennen und gelernt haben.
Das ist so bitter und traurig, es gibt nicht wirklich Worte, die ausdrücken können, wie schlimm das ist und dass wir es überhaupt heute noch zulassen.
...
Quote[...] Die Organisatoren sprechen von der "Vermittlung von Traditionen". In Wahrheit handelt es sich darum, Rekruten zu drillen, ihren Widerstand zu brechen – und sich nebenbei an ihren Strapazen zu amüsieren. So geschah es am 30. Oktober 2012 auf einem bretonischen Übungsgelände der Militärschule Saint-Cyr.
Kurz vor Mitternacht holten Schüler des zweiten Jahrgangs "die Neuen" aus den Betten. Der Befehl lautete, den schweren Helm, Stiefel und Kampfanzug anzuziehen. Und die Mission bestand darin, mit mehreren Kilo Ballast einen 42 Meter breiten eiskalten Teich zu durchqueren. Dass das Gewässer stellenweise drei Meter tief ist, wussten die Neulinge nicht.
Viele bekamen Panik, wie sie später den Ermittlern sagten. Aber auch wenn sie ständig Wasser schluckten und sich aneinanderklammerten, gab es nur eines: ans andere Ufer zu gelangen. Der Horror der einen war für die anderen eine Gaudi: Über Lautsprecher intonierten die selbst noch jungen Organisatoren Wagners "Walküre" – wie in Francis Ford Coppolas Vietnam-Film "Apocalypse Now".
Eine Stunde später war es vorbei mit dem Spaß: Dann ging den Rekruten auf, dass einer fehlte. Da kein Offizier mit von der Partie war, wurde nicht gleich Alarm geschlagen. Erst um 2.35 Uhr wurde die herbeigerufene Feuerwehr fündig. Der Leichnam gehörte Jallal Hami, einem der Besten seines Jahrgangs.
Der großgewachsene 24-Jährige war zwar ein mäßiger Schwimmer, aber sonst ein brillanter Schüler. In Algerien geboren, war er mit seiner Mutter und seinem Bruder vor den FIS-Islamisten in seinem Land in letzter Minute geflohen. In Paris legte er, obwohl in der Armut aufgewachsen, eine Bilderbuchkarriere hin: Unter anderem absolvierte Jallal Sciences Po, die Spitzenuni für politische Wissenschaften; dann bewarb er sich für die prestigereichste Militärakademie Frankreichs, Saint-Cyr – Kaderschmiede französischer Offiziere, Kondensat soldatischen Nationalstolzes.
Man hätte erwarten können, dass Hamis Tod für Aufregung sorgt. Doch vorerst geschah gar nichts. In Saint-Cyr mag man keine Negativschlagzeilen, keine Beeinträchtigung eines Rufes, der so blütenweiß ist wie eine ordenbehängte Galauniform. Acht Jahre lang verzögerte die Akademie, deren Abgänger in Paris wichtige Machtpositionen besetzen, die Ermittlung des Todesfalls. Erst diese Woche hat in der bretonischen Hauptstadt Rennes der Prozess gegen sieben Verantwortliche begonnen.
Die meisten leisten noch Dienst in der Armee und präsentierten sich dem Richter wie aus dem Ei gepellt. Die nächtliche Schlaucherei vom Oktober 2012 nennen sie eine "Übung", geplant eben zur "Vermittlung der Traditionen". Keiner von ihnen nimmt das Wort "bizutage" in den Mund. So nennt man in Frankreich erniedrigende oder sonst wie perverse Initiationsriten.
Nur selten handelt es sich um einen harmlosen Jux wie etwa die Anweisung, eine Stunde lang die "Marseillaise" zu pfeifen. Beliebt sind Liegestütze auf beschmutztem Toilettenboden, Schamhaarrasuren oder der Auftrag, auf der Straße in Lockenwicklern betteln zu gehen. Je gebildeter die Eliteschule, desto primitiver das "bizutage".
Wenn Alkohol im Spiel ist, artet es gerne aus. Dann trifft es die Schwächsten, gerne auch Frauen. Knochenbrüche kommen vor, auch Vergewaltigungen. Im hierarchisch aufgebauten Frankreich gehört das "bizutage" seit Napoleon zum Repertoire gesellschaftlicher Unterwerfungsriten. Sie dringen selten nach außen, sind aber in Schulen und teils auch Betrieben äußerst verbreitet.
Die Nationalversammlung beschloss zwar 1998 auf Initiative der nachmaligen Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal ein Verbot des "bizutage"; das Strafmaß reicht bis zu sechs Monaten Haft. Kurioserweise wissen das aber die wenigsten Franzosen. Verletzte Opfer erfahren meist erst im Spital von dem Tatbestand.
Die Familie von Jallal Hami hat nur dank nervenzehrender Ausdauer erreicht, dass es nach acht Jahren überhaupt zum Prozess kommt. Die Angeklagten boten als Entlastungszeugen unter anderem einen ehemaligen General der Fremdenlegion auf, der den Todesfall als "Missverständnis" bezeichnete. Als er auch noch kommentierte, der Verstorbenen habe "nicht Nein zu sagen gewusst", platzte dem Bruder Rachid Hami der Kragen: Vor dem Gerichtssaal erklärte er den Journalisten, Saint-Cyr sei eine "Schande für die Armee".
Der arrivierte Filmemacher mit Wohnsitz Taiwan arbeitet nun an einem Film über den Werdegang und Tod seines Bruders. Vom Urteil erwartet Rachid Hami nicht viel: Mehr als Haftstrafen auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung stehen nicht an. Wichtiger war ihm, dass sein Bruder heute auf dem illustren Pariser Friedhof Père-Lachaise ruht, unweit von Edith Piaf, Jim Morrison, Oscar Wilde oder Balzac.
Saint-Cyr, die so piekfeine Akademie, die prächtige Staatsbegräbnisse zu inszenieren versteht – sie wollte Jallal Hami im Muslimen-Eck eines namenlosen Banlieue-Friedhofs bestatten.
Aus: "Tod bei Initiationsritus an angesehener Militärschule in Frankreich" Stefan Brändle aus Paris (25.11.2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000121984920/tod-nach-initiationsritus-an-angesehener-militaerschule-in-frankreich (https://www.derstandard.at/story/2000121984920/tod-nach-initiationsritus-an-angesehener-militaerschule-in-frankreich)
Quote
Watzi Wiedergaenger
Der Strafprozess ist uebertriebene politische Korrektheit...
Sicher, dieser Unfalltod sollte nicht sein, und die dafuer verantwortlichen sollten bestraft werden - etwa Strafexerzieren, Ausgangssperre am Wochenende, oder aehnliche Sanktionen: Nichts, was ihrerer Karriere schaden koennte!
Der Zweck des Soldatentums ist das Kaempfen - und da gibt es nun mal Tote. Man sollte es nicht so negativ sehen, wenn ab und zu bei solchen Ritualen jemand stirbt: Es macht den jungen Leuten klar, dass ihr Beruf risikoreich und gewalteinschliessend ist. Nichts schlimmes fuer junge Maenner: Erhoeht den Testosteronspiegel, und damit die Attraktivitaet gegenueber Frauen (genau daher finden auch Profisportler in aggressiven Sportarten, Gewaltkriminelle etc viele willige Frauen..)
Quote
Sclall Welle
Toxisch idiotische Männlichkeitsrituale.
Quote
Legio
Ein paar Richtigstellungen wären schon angebracht, Herr Brändle.
1) J. Halimi ist direkt in den 3. Jahrgang eingestiegen. Hatte also nicht wie seine Kameraden bereits 2 Jahre an militärischer (Körper)Ausbildung hinter sich.
2) "Einer der besten" wenn man gerade erst eingestiegen ist ist wohl etwas fantasiert.
3) Beim General dürfte es sich um A. Windeck handeln. Dessen Aussage ist hier verzerrt wieder gegeben und General in der Fremdenlegion war er auch nie. Er kommandierte St-Cyr. In der Legion war er Commandant, ich kenne ihn aus dieser Zeit.
4) Der Hauptverantwortliche plädiert auf "Schuldig", der Rest versucht sich raus zu reden. Offiziere ...
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Dimitrios Stoupakis
Rituale waren auch in Österreich nicht ganz unüblich, und wurden von den ersten Absolventen der in den 1960ern neu geschaffenen "Rangerausbildung" (heutige Jagdkommandoausbildung) aus den USA mitgebracht.
Aus Filmen wie "A few good Men" (dt. eine Frage der Ehre) als "Code Red" bekannt, nannte man es damals in Österreich schlicht "die Decke(n)". Damals wie heute war es üblich, für die Fehler des langsamsten/lernresistentesten Soldaten den ganzen Zug büßen zu lassen, um dem Soldaten ein schlechtes Gewissen gegenüber seinen Kameraden einzureden. Nützte das nichts, wurde ein Stück Kernseife (das damals noch zur Körperpflege ausgegeben wurde) in ein Handtuch gewickelt (weil das nahezu keine sichtbaren blauen Flecken produziert) und damit auf das schwächste Glied, der meist gefesselt war, eingedroschen. Offiziell waren diese Praktiken sowohl in den USA, als auch in Ö verboten, inoffiziell wurden sie der Disziplinierung wegen geduldet.
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Stefan Urmlinger
Ein algerischer Flüchtling. Wollt ich nur nochmal hervorheben.
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hansb
Ein junger Mensch mit französischer Staatsbürgerschaft. Wollte ICH nur nochmal hervorheben.
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DerSchuWida
Ein Mensch, und fertig.
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Alex K. Yoshii
Meine Verachtung für "militärische Strukturen" in jeglicher Form hat schon vor Jahren die Sättigung erreicht, insofern überraschen mich solcherlei Geschichten nicht mehr.
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O' Tannenbaum
Diese perversen Sadisten zieh das Militär seit jeher an.
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walter.romas
... Das Militär [ ] einer der wenigen Orte, wo dieser perverse Sadismus mehr als nur geduldet wird...
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Angilinalinalina, 26. November 2020, 08:24:30
Erinnert mich an die "Gesellen" die ihre Lehrlinge wie Abschaum behandeln, weil sie es selbst ja auch so erlebt haben - so quasi "des gheat so".
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paul der oktopus
Ich war in einem katholischen Internat. Da gab es das "Rosarote" für die "Kleinen". Das schlimmste war, dass wir nie wussten, wer als nächstes dran war. In den ersten Tagen kam das Gerücht auf, dass es "Rosarote" gibt, aber erstmal wusste kein "Kleiner" was das war. Das änderte sich rasch und am schlimmsten war die Ungewissheit wann man selbst dran war. Die Schmerzen waren erträglich, aber das Ausgeliefertsein, fixiert zu werden, hilflos zu sein, war schlimm.
Ich habe mich vehement geweigert, diese Tradition weiterzuführen und ich scheiße auch heute noch einen großen Haufen auf jede Form von Tradition, was manchmal sogar schade ist.
Die Internatsleitung hat die Augen verschlossen.
Je nach Körperbau, wirst du von 1 bis 4 älteren Zöglingen auf dem Rücken liegend fixiert. Dann wird dir mit der flachen Hand so lange auf den Bauch geschlagen, bis dieser rot ist. Das ganze dauert ungefähr eine halbe Minute und ist für die Ausübenden eine Riesenhetz. Alles in allem ein "harmlose Spaß". Man lernt etwas fürs Leben, es stärkt die Gemeinschaft und bla, bla, bla..
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LeSchakal
Im deutschen sollte man die feminine Form verwenden: Die Bizutage. Wörter mit der Endung -age sind im französischen immer männlich und im deutschen weiblich: Garage, Sabotage, Vernissage,...
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Kleenex
Das ist es, was Ihnen zu diesem Thema einfällt?
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https://de.wikipedia.org/wiki/Militärintervention_im_Jemen_seit_2015 (https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015)
https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015#USA_und_westliche_Staaten (https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015#USA_und_westliche_Staaten)
Humanitäre Aspekte der Militärintervention im Jemen seit 2015
https://de.wikipedia.org/wiki/Humanit%C3%A4re_Aspekte_der_Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015 (https://de.wikipedia.org/wiki/Humanit%C3%A4re_Aspekte_der_Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015)
Zivilisten sind bisher von den militärischen Handlungen im Jemen überproportional stark betroffen und stellen rund die Hälfte der Gesamtzahl der Todesopfer. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Humanit%C3%A4re_Aspekte_der_Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015#Tote_und_Verletzte (https://de.wikipedia.org/wiki/Humanit%C3%A4re_Aspekte_der_Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015#Tote_und_Verletzte)
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Quote[...] LEIPZIG afp | Bürger aus Jemen können von Deutschland keine schärfere Überwachung der mit Hilfe der Airbase Ramstein gesteuerten US-Drohneneinsätze im Jemen verlangen. Wie das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Mittwoch entschied, reichen die bisherigen diplomatischen Aktivitäten der Bundesregierung aus. Eine weitergehende ,,Schutzpflicht" für die Bürger Jemens könne allenfalls dann entstehen, wenn aufgrund mehrerer bisheriger Völkerrechtsverstöße solche Verstöße auch künftig zu erwarten seien und diese auch auf einer Datenauswertung in Deutschland beruhten. (Az: 6 C 7.19)
Mit ihrer von den Menschenrechtsorganisationen ECCHR und Reprieve unterstützten Klage hatten drei Jemeniten gerügt, die in ihrem Heimatland geflogenen US-Drohneneinsätze stünden nicht im Einklang mit dem Völkerrecht. Dabei bezogen sie sich vorrangig auf einen Angriff 2012, bei dem mehrere ihrer Angehörigen getötet worden waren.
Sie verlangten, dass Deutschland dies unterbindet oder gegenüber den USA zumindest auf die Einhaltung des Völkerrechts dringt. Die USA flögen im Jemen immer wieder Drohnenangriffe gegen mutmaßliche Terroristen, seit einigen Jahren auch als sogenannte Signature Strikes. Dafür werden Verhaltensmuster ausgewertet, die verdächtig erscheinen, auch wenn die Identität der dann Angegriffenen nicht bekannt ist.
Wegen der Erdkrümmung wird die Satellitenrelaisstation der US-Airbase Ramstein bei Kaiserslautern bei solchen Angriffen genutzt, um Daten aus den USA an die Drohnen zu schicken. In der Vorinstanz verlangte deshalb das nordrhein-westfälische Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster im März 2019 von der Bundesregierung schärfere Kontrollen, ob sich die USA an das Völkerrecht halten.
Das Bundesverwaltungsgericht rügte nun, dass das OVG nicht geprüft habe, ob in Ramstein auch Datenberechnungen stattfinden oder die Rolle der Air Base auf eine rein technische Datenweiterleitung beschränkt ist. Eine umfassende Schutzpflicht Deutschlands für die Bürger Jemens lasse sich aus dem Grundgesetz aber nur bei einem deutlichen, aktiven Bezug zum Bundesgebiet ableiten.
Zudem habe das OVG nicht festgestellt, dass die Drohnenangriffe regelmäßig gegen das Völkerrecht verstoßen, etwa weil die USA dabei unverhältnismäßige Schäden der Zivilbevölkerung in Kauf nehmen würden.
Doch auch eine Schutzpflicht Deutschlands unterstellt, habe die Klage keinen Erfolg. Denn die Bundesregierung sei ,,nicht untätig geblieben". Sie sei in intensive, auch rechtliche Konsultationen mit den USA eingetreten und habe ,,Zusicherungen der USA eingeholt, dass Aktivitäten in US-Militärliegenschaften in Deutschland im Einklang mit geltendem Recht erfolgen".
Dies könne ,,nicht als völlig unzulänglich qualifiziert werden", befanden die Leipziger Richter. Weitergehende Schritte, insbesondere eine Kündigung der völkervertraglichen Grundlagen für die Nutzung der Airbase Ramstein durch die USA, ,,musste die Bundesregierung wegen der massiven nachteilhaften Auswirkungen für die außen-, bündnis- und verteidigungspolitischen Belange der Bundesrepublik Deutschland nicht in Betracht ziehen".
Aus: "Gerichtsurteil zu US-Drohneneinsatz: Bund muss nicht mehr tun" (26. 11. 2020)
Quelle: https://taz.de/Gerichtsurteil-zu-US-Drohneneinsatz/!5731620/ (https://taz.de/Gerichtsurteil-zu-US-Drohneneinsatz/!5731620/)
Quotetomás zerolo
Na, diese "Konsultationen" hätte ich gerne gesehen.
DE: "Ey, passt Ihr auch auf, dass alles sauber ist? Ihr wisst schon, Menschenrechte, Völkerrecht und das Gedöns"
USA: "Sicher, Ihr kennt uns. Wie damals im Irak"
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QuoteFrank Fischer
Doch auch einen Bankraub unterstellt, habe die Klage keinen Erfolg. Denn die Polizei sei ,,nicht untätig geblieben". Sie sei in intensive, auch rechtliche Konsultationen mit dem vermutlichen Bankräuber eingetreten und habe ,,Zusicherungen eingeholt, dass dessen Aktivitäten in Deutschland im Einklang mit geltendem Recht erfolgen".
Das Urteil ist ein Witz!
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Quote[...] Die SPD verhindert vorerst eine Bewaffnung der neuen Bundeswehr-Drohnen. Die Bundestagsfraktion der SPD habe entschieden, einer Bewaffnung der Heron-TP-Drohnen vorerst nicht zuzustimmen, twitterte Fritz Felgentreu, der verteidigungspolitische Sprecher der Partei. Stattdessen wolle die Fraktion das Thema "ergebnisoffen breit öffentlich" diskutieren.
Einem Medienbericht zufolge will die SPD die Frage der Bewaffnung der Drohnen zumindest für den Rest der Legislaturperiode auf Eis legen. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich habe sich öffentlich geäußerten Bedenken von Parteichef Norbert Walter-Borjans angeschlossen, berichteten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Mützenich habe in der Fraktionssitzung am Dienstag ausgeführt, dass es eine im Koalitionsvertrag geforderte "ausführliche und breite Debatte" über das Rüstungsprojekt nicht gegeben habe.
Befürworter von bewaffneten Drohnen argumentieren im Allgemeinen mit dem Schutz von Soldaten. Kritiker führen vor allem an, dass die Hemmschwelle für die Anwendung militärischer Gewalt sinken könne, weil Drohnen ferngesteuert werden und bei ihrem Einsatz keine eigenen Soldaten gefährdet werden.
Auch SPD-Fraktionschef Mützenich sagte in der Sitzung am Dienstag, es stehe außer Zweifel, "dass bewaffnete und unbewaffnete Drohnen den im Einsatz befindlichen Soldaten einen weiteren Schutz geben können", wie die Funke-Mediengruppe unter Berufung auf Teilnehmerangaben berichtet. Aus der Praxis wisse man aber auch, dass bewaffnete Drohnen schnell die Hemmschwelle militärischer Gewalt senken könnten. Mützenich wies demnach vor den SPD-Abgeordneten darauf hin, dass der massive Einsatz von Drohnen auf Seiten Aserbaidschans den Konflikt im Südkaukasus um Bergkarabach mit Armenien maßgeblich entschieden habe. Viele Länder zögen daraus den Schluss, "diese Waffen brauchen wir auch".
Felgentreu, der für eine Bewaffnung der Drohnen plädiert hatte, teilte auf Twitter mit, die Entscheidung seiner Fraktion stelle ihn vor ein Dilemma. Er lege sein Amt als verteidigungspolitischer Sprecher daher nieder.
Das Verteidigungsministerium verbreitete zur vorläufigen Entscheidung der SPD am Abend ein Zitat von Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Sie teilte mit, damit "setzen wir fahrlässig das Leben der Soldatinnen und Soldaten aufs Spiel" und sie wolle das ändern.
Die Linke begrüßte den Schritt hingegen. "Vernunft und gute Argumente haben sich bei der SPD durchgesetzt", sagte Parteivize Tobias Pflüger. Er hoffe, "dass damit auch in Zukunft eine Bewaffnung von Drohnen der Bundeswehr unmöglich" werde.
FDP und Grüne hatten Kritik an einer fehlenden Debatte bereits im Vorfeld des heutigen Treffens als unzutreffend zurückgewiesen und die SPD aufgefordert, sich jetzt für oder gegen die Bewaffnung zu entscheiden.
Ursprünglich war mit einem Beschluss des Haushaltsausschusses über die Beschaffung der Waffen am Mittwoch gerechnet worden. Bereits 2018 war entschieden worden, fünf Drohnen des Typs Heron TP vom israelischen Hersteller IAI für die Bundeswehr zu mieten. Die Wartung übernimmt Airbus.
Im Gegensatz zum Vorgängermodell Heron 1, das unter anderem in Afghanistan und in Mali im Einsatz ist, kann die Heron TP bewaffnet werden. Die Entscheidung über eine Bewaffnung der Drohnen wurde bereits 2018 wegen Differenzen zwischen Union und SPD aufgeschoben.
Aus: "SPD blockiert Bewaffnung neuer Drohnen" (15. Dezember 2020)
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-drohnen-heron-tp-fritz-felgentreu-1.5149194 (https://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-drohnen-heron-tp-fritz-felgentreu-1.5149194)
Quote[...] Washington - Die Waffe im Anschlag, der rotlackierte Fingernagel auf dem Auslöser – das wird es weiterhin nur in Filmen geben. Doch: Die US-Armee hat die strengen Vorschriften, wie Soldatinnen aussehen müssen, gelockert. Die Frauen haben nun etwas mehr Freiraum – und dürfen sich weiblicher zeigen.
Die Soldatinnen der US-Armee dürfen künftig Pferdeschwänze, Nagellack, Lippenstift und Ohrringe tragen. Das Pentagon gab am Dienstag die Lockerung der strengen Vorschriften für die äußere Erscheinung der weiblichen Militärs bekannt. [...] Nach den neuen Regeln dürfen die Frauen ihr Haar künftig lang tragen, es muss jedoch bei physischen Trainingseinheiten zusammengebunden werden – ob als Dutt, als Pferdeschwanz oder geflochten ist nun den Soldatinnen überlassen.
Auch Lippenstift und Nagellack sind nicht mehr verboten. Jedoch gehen die Lockerungsübungen des US-Militärs nicht soweit, dass jede Farbe erlaubt ist. Extreme Farbtöne bleiben untersagt – dazu gehören Blau, Schwarz, Violett oder Knallrot. Für die Haarfarbe gilt ebenfalls: Nichts Farbenfrohes.
Die Lockerung der Regeln für Soldatinnen sind das Ergebnis einer Prüfung, die der frühere Verteidigungsminister Mark Esper im vergangenen Jahr angeordnet hatte. Die Prüfung war Teil einer umfassenden Untersuchung zu Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten in der Armee der USA.
Sergeant Michael Grinston ist mit den Änderungen betraut. Er sagte dem Nachrichtenportal ,,Stars und Stripes", dass der Grund für die Lockerungen die Rückmeldung von Soldaten und Soldatinnen seien. Es habe viele Probleme mit den alten Vorschriften gegeben. ,,Es geht darum, unseren Soldaten zuzuhören und herauszufinden, wie wir ihre Wünsche in der Armee umsetzen können", so Grinston. ,,Sie haben gesprochen, wir haben zugehört und ich denke, wir durchlaufen einen wirklich guten Prozess". Er sei ,,wirklich aufgeregt" über die Lockerungen. (vd)
Aus: "Mehr Weiblichkeit Nagellack beim US-Militär? Warum das plötzlich geht" (27.01.2021)
Quelle: https://www.mopo.de/news/panorama/mehr-weiblichkeit-nagellack-beim-us-militaer--warum-das-ploetzlich-geht-37982446 (https://www.mopo.de/news/panorama/mehr-weiblichkeit-nagellack-beim-us-militaer--warum-das-ploetzlich-geht-37982446)
Quote[...] Zeitgeschichte Der Irak-Krieg revolutioniert die Fernsehwelt. Reporter müssen ins Embedded-Korps der US-Armee, der Kanal CNN bietet die Schlacht in Echtzeit und Endlosschleife
Lutz Herden | Ausgabe 06/2021
Wird in den USA die Geschichte des Indochina-krieges (1965 – 1975) resümiert, kann eine Dolchstoßlegende anklingen. Dies geschieht häufig dann, wenn die Frage lautet, wer hat die unverdiente Niederlage einer auf den Schlachtfeldern Südvietnams und Kambodschas unbesiegten US-Armee zu verantworten? Und die Antwort zu hören ist, die Schuld am erzwungenen Abzug von zuletzt über 550.000 US-Soldaten in den Jahren 1972/73 sei vorrangig zwei Akteuren anzulasten. Ganz besonders der Antikriegsbewegung im eigenen Land. Sie habe durch Defätismus und unpatriotisches Verhalten den politischen Rückhalt für die kämpfende Truppe ebenso ruiniert wie sich am moralischen Kredit für die Streitkräfte vergangen. Wie verwerflich, wenn verkrüppelte Vietnam-Veteranen in ihren Rollstühlen nach Washington zum Kapitol fuhren und ihre Tapferkeitsmedaillen über die Absperrgitter warfen.
Dem Kriegsgeschick Amerikas gleichsam Schaden zugefügt hätten US-Medien wie die Networks ABC, NBC und andere mit ihren Live-Sendungen von Kriegsschauplätzen im Regenwald oder Mekongdelta. Tatsächlich blieben seinerzeit furchterregende Szenen nicht ausgespart. Millionen Amerikaner konnten miterleben, wie nach Napalmangriffen ein gleißend leuchtender Flammentornado Landschaften einäscherte. Hinter Live-Reportern sah man Sanitätshelikopter landen, um schwer verwundete Soldaten ins Lazarett zu fliegen. Üblich war der langsame Schwenk über von großen Reißverschlüssen zusammengehaltene Body Bags. Die Leichensäcke bargen Ranger oder Luftkavalleristen, die es nicht geschafft hatten und es nie wieder schaffen würden. Leere Gesichter rauchender GIs gerieten in den Blick, wenn im Zentralen Hochland oder im Umland der US-Base Nha Trang Gefechtspausen eintraten, die eine Gnadenfrist zu sein schienen. Der Bilderbogen hinterließ Wirkung. Weder überzeugte er vom strategischen Talent des US-Oberkommandos noch war das unverkennbare Grauen geeignet, einer kränkelnden Siegeszuversicht daheim auf die Sprünge zu helfen. Für hohe Militärs wie General William Westmoreland, bis 1968 Oberbefehlshaber in Südvietnam, ging der Indochinakrieg nicht an der Front, sondern an den Bildschirmen verloren.
Es wurde als Lektion begriffen und verinnerlicht, nie wieder zu erlauben, dass derart tief in den Kriegsmorast hinabgestiegen und der Army ein Spiegel vorgehalten wurde. Stattdessen sollten Korrespondenten künftig und immer unter Aufsicht stehen, um beeinflussen zu können, was den Nachrichtenkonsumenten erreicht und ihm besser vorenthalten bleibt. Im Krieg sei die Wahrheit so kostbar, dass sie stets auf eine Leibwache der Lügen vertrauen müsse, hatte Winston Churchill angemerkt, als er Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg dirigierte.
Um für Kriegsberichterstatter ein Exempel zu statuieren und zugleich ein Muster zu schaffen, bietet vor drei Jahrzehnten der Krieg am Golf den idealen Anlass. Eine internationale Militärkoalition, die 965.000 Soldaten aus 23 Ländern rekrutiert, greift am 16. Januar 1991 unter dem Kommando der USA den Irak an, um die Armee Saddam Husseins aus dem im August 1990 besetzten Kuwait zu vertreiben. Nebenher, aber keineswegs beiläufig wird durchgespielt, wie im postpolaren Zeitalter Interventionen wie diese möglich sind, wenn der überstandene Ost-West- oder Systemkonflikt von einstigen Rücksichten befreit. Auch solchen, die dem Verhältnis von Krieg und Wahrheit gelten.
Wer über die ,,Operation Wüstensturm" vor Ort berichten will, muss sich bei den US-Streitkräften akkreditieren und deren Pressekorps als ,,eingebetteter Journalist" (,,Embedded System") zuordnen lassen. Nachrichten und Texte werden zensiert, Aufnahmen von Luft- oder Bodenoperationen dürfen erst dann die Monitore passieren, wenn sie von US-Presseoffizieren freigegeben sind. Dagegen zu verstoßen, kann mit Rauswurf aus dem Embedded-Tross geahndet werden. Was über den Krieg am Golf zu erfahren ist, soll die Kriegsführung so wenig stören wie die Siegesgewissheit untergraben. Doch ist es nicht allein diese Praxis, die Anfang 1991 Agenturen und Fernsehanstalten zusetzt.
Ein ambitionierter Konkurrent sorgt für Furore. Der US-Kanal Cable News Network (CNN) sendet ohne Unterlass aus dem brennenden, berstenden Bagdad und setzt auf Infotainment mit Unterhaltungswert, ermöglicht durch einen nur selten unterbrochenen Videostream fesselnder Szenen. Nicht mehr verteilt auf Nachrichten- und Sondersendungen, sondern präsentiert in Permanenz und moderiert vom CNN-Vorposten im Auge des Taifuns, von Peter Arnett, der wie ein Conférencier durchs Geschehen führt. Mit dem ausdrücklichen Plazet der irakischen Regierung steht er auf dem Dach des Hotels Raschid und gibt den Ereignislotsen, verweist auf das Geschehen ganz rechts, wo gerade Bomben einschlagen, dreht sich ein oder weg, um auf Fontänen aus Feuer zu zeigen, die im Viertel Sadr City in den Himmel schießen.
,,Haben Sie die Explosion gesehen?" – ,,Dieser Angriff galt einer Militärschule." – ,,Die Silhouette der Stadt verändert sich, seit die Bomben fallen." Ein Luftkrieg als Rausch der Bilder, mehr Authentizität geht nicht, obwohl kein US-Soldat zu sehen und Vietnam lange her ist. Nur einer hat seinen täglichen Auftritt, freilich nie an der Front. General Norman Schwarzkopf, Oberbefehlshaber der ,,Operation Wüstensturm", bittet das Embedded-Korps ins Hauptquartier auf einer US-Air-Base in Saudi-Arabien zum Briefing. Verabreicht werden Infrarotaufnahmen mit Fadenkreuz, Flugobjekt und Detonationswolke, die Suggestion absoluter Präzision bei Anflug und Einschlag, als würde Bagdad da und dort nicht viel mehr als ein chirurgisch veranlagter Einstich verpasst, der nur kurz wehtut. Outgesourct bei Schwarzkopfs Joystick-Ausflügen ins Surreale ist die Realität des Krieges, das Verrecken von Soldaten in der Wüste, von Bürgern in den Städten. Was passiert in den von Marschflugkörpern eingeebneten Gebäuden? Wer liegt verschüttet unter Trümmern, verglüht im Feuerball, wird von Bomben pulverisiert, ist nicht mehr auffindbar? Briefings und Bulletins schweigen sich aus.
CNN erschüttert mit seinem Kriegspanorama in Echtzeit und Endlosschleife die Nachrichtenwelt, das Mantra vom Ereignisfernsehen kursiert. Der Kölner Privatsender RTL plus macht als erster mobil und kopiert mit seinem Morgenprogramm Hallo Europa – Guten Morgen Deutschland das Exempel vom totalen Fernsehen, setzt auf die Kanonade der Trefferbilder und das Fadenkreuz-Target-Format aus dem ,,Hauptquartier". Es sind kantige Moderationen im Studio mit dem kalten Metallic Design und auf Tempo bedachte Nachrichtenclips, die dem Zuschauer im aufgeräumten Sound von Werbespots bedeuten, er möge so auf Touren kommen, wie der Krieg schon auf Touren ist. Das Frühstücksfernsehen von ARD und ZDF, eigentlich noch in der Pilotphase, muss mithalten, zwischen sechs und neun ebenfalls den medialen Frontkämpfer in der Etappe rauslassen. Dazu am eigenen Stil feilen, wenn das retardierende Moment, die dunstige Idylle, der Morgenzauber am Rhein, zur Geltung kommt, untermalt von Flötenbarock, der mehr nach Friedrich II. als Bach klingt.
Den Tiger Krieg reiten, aber nicht aus dem inneren Gleichgewicht kommen oder gar die seelische Balance verlieren. Als die Kampfhandlungen Anfang März 1991 mit einem Waffenstillstand enden, nachdem der Irak die Annexion Kuwaits aufgeben musste, haben Fernsehstationen in den USA wie in Westeuropa Wochen im Ausnahmezustand hinter sich. Der moderne Krieg des Hightech-Overkills hat ,,seinen Journalismus" erzeugt und ihm zugleich ein Geschirr angelegt. Es lässt ihn betriebssicher durch die Arena traben. Die nächsten Gelegenheiten können kommen, und sie werden kommen – im Jahr 1999 mit den NATO-Luftschlägen gegen Serbien und 2003, wenn der Irak erneut gestürmt wird.
Aus: "1991: Rausch der Bilder" Lutz Herden (15.02.2021)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/1991-rausch-der-bilder (https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/1991-rausch-der-bilder)
Quote[...] Die Bundeswehr soll jetzt länger in Afghanistan bleiben. Die Bundesregierung entscheidet am 24.2. über eine Mandatsverlängerung des Einsatzes in Afghanistan. Eigentlich sollte der Einsatz der Bundeswehr zu Ende gehen. Doch da ein Abzug der USA und der anderen NATO-Partner zu diesem Datum immer unwahrscheinlicher wird, trifft auch die Bundesregierung Vorkehrungen für den Verbleib. Die Taliban hatten indes mit neuer Gewalt gedroht, sollten die internationalen Truppen nicht zum 30. April abziehen.
Der Friedens- und Konfliktforscher Conrad Schetter von der Universität Bonn sprach im Dlf von einem Dilemma. ... Man habe jetzt eine afghanische Regierung, ,,die buchstäblich vor einem Scherbenhaufen steht."
... ,,Man hat da Milliarden reingesteckt und vergleichsweise wenig erhalten. Aus der Konfliktspirale hat man das Land nicht herausgeholt". Nach 20 Jahren sei deshalb das Fazit: ,,Man hat in dieser Intervention eigentlich versagt."
Zu Beginn der Intervention habe man große Versprechen gegeben, – unter anderem Demokratie und Wohlstand. ,,Man hat Erwartungen aufgebaut und an denen konnte man an sich nur scheitern", meint Schetter. Der Einsatz in Afghanistan sei vor allem daran gescheitert, dass die internationale Gemeinschaft seine Ideen dem Land übergestülpt habe. Die Taliban hingegen habe vor allem die ländliche Bevölkerung erreicht, mit einem Angebot, ,,das deren gesellschaftlichen Bild entsprach".
Zudem habe man den zeitlichen Aspekt unterschätzt, kritisiert Schetter. ,,Ein Land wie Afghanistan braucht Generationen, um auf die Füße zu kommen". Deshalb meint der Konflikt- und Friedensforscher: ,,Man kann eigentlich nicht rausgehen. Man kann es nicht wagen, diese afghanische Regierung mit all ihrer Korruption, Vetternwirtschaft, allein zu lassen und dann wieder vor einem Scherbenhaufen zu stehen und die Taliban wieder die Macht übernehmen. Das kann nicht funktionieren."
Bei einer Verlängerung des Einsatzes sei aber auch klar, dass die Gewalt wieder eskalieren werde. ,,Was Not tut ist ein echter Friedensprozess", sagt Schetter. Auf verschiedenen Ebenen müssten die afghanische Bevölkerung, die afghanischen Entscheidungsträger und die verschiedenen afghanischen Parteien an einen Tisch gebracht werden.
Aus: "NATO-Einsatz in Afghanistan: ,,Man hat in dieser Intervention eigentlich versagt"" Conrad Schetter im Gespräch mit Michael Köhler (21.02.2021)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/nato-einsatz-in-afghanistan-man-hat-in-dieser-intervention.694.de.html?dram:article_id=492891 (https://www.deutschlandfunk.de/nato-einsatz-in-afghanistan-man-hat-in-dieser-intervention.694.de.html?dram:article_id=492891)
Verbrechen von Wehrmacht und SS in Griechenland
Als Verbrechen von Wehrmacht und SS in Griechenland werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet, die von Truppen der Wehrmacht und der SS während der Besetzung im Zweiten Weltkrieg begangen wurden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_von_Wehrmacht_und_SS_in_Griechenland (https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_von_Wehrmacht_und_SS_in_Griechenland)
Liste der Märtyrerdörfer und -städte Griechenlands
Mit dem Begriff Märtyrerdörfer und -städte Griechenlands (griechisch Μαρτυρικά χωριά και πόλεις της Ελλάδας, transkribiert: Martyrika choria ke polis tis Elladas) werden in Griechenland seit 1998 Gedenkorte bezeichnet, in denen während der Jahre der deutschen Besetzung zwischen 1941 und 1944 in größerem Ausmaß Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung verübt wurden. Die Ereignisse werden durch ein wissenschaftliches Gremium historisch aufgearbeitet und auf Vorschlag des Innenministeriums durch ein Präsidialdekret erlassen. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_M%C3%A4rtyrerd%C3%B6rfer_und_-st%C3%A4dte_Griechenlands (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_M%C3%A4rtyrerd%C3%B6rfer_und_-st%C3%A4dte_Griechenlands)
Quote[...] Der Bundestag hat am Donnerstag, 25. März 2021, Anträge der Linken und von Bündnis 90/Die Grünen, die diese vor dem Hintergrund des 80. Jahrestags des Angriffs der Wehrmacht auf Griechenland am 6. April 1941 eingebracht hatten, abgelehnt. So forderte die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, ,,die erinnerungspolitische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Griechenland zu intensivieren" (19/27827 https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/278/1927827.pdf (https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/278/1927827.pdf)). Diesem Antrag stimmte auch die Linksfraktion zu, während die übrigen Fraktionen ihn ablehnten. Die Linke wollte die Reparationsforderung Griechenlands anerkennen (19/14725). Diesen Antrag lehnten alle übrigen Fraktionen ab.
Manuel Sarrazin (Bündnis 90/Die Grünen) sagte zu Beginn der Debatte, noch immer seien die Erinnerungen an die deutsche Besatzung Griechenlands in vielen griechischen Familien sehr präsent. Gleichwohl sei bis heute Vieles im deutsch-griechischen Verhältnis unausgesprochen. Das mache die Versöhnung schwierig. Es sei eine schwere Belastung für die deutsch-griechische Freundschaft, wenn das, was seit Jahrzehnten von Griechenland gefordert worden sei, ,,ganz egal ob man das richtig findet oder nicht", geradezu demütigend als schon erledigt erklärt werde.
Es gelte die Geschichte aufzubrechen, dass Griechenland ,,auf das Wohlwollen des Landes der Täter" angewiesen sei. ,,Wir wollen auf Augenhöhe über noch offene Fragen sprechen", betonte der Grünenabgeordnete. Der Bundestag müsse Schluss machen mit der demütigenden und falschen Aussage, für Griechenland habe sich die Frage der Reparationen erledigt, forderte Sarrazin. Das sei nachweisbar nicht der Fall.
Auch Markus Koob (CDU/CSU) sprach von unentschuldbaren Gräueltaten von SS und Wehrmacht in Griechenland. Auch wenn das Deutschland von heute nicht mehr das Deutschland von damals sei, bitte er als Bundestagsabgeordneter alle Opfer des NS-Regimes um tiefempfundene Entschuldigung. Die Anerkennung von Schuld sei unbestreitbar, so Koob. Es gebe aber gute Gründe für die Auffassung, dass - anders als die ewig währende Schuld an den Kriegsverbrechen - die Reparationen abgegolten sind. Dennoch verstehe er den griechischen Wunsch nach Wiedergutmachung, sagte der Unionsabgeordnete.
Dem Antrag der Grünen attestierte er, mit dem Wunsch nach Augenhöhe das richtige Bild zu treffen. Abseits der unterschiedlichen Bewertung von rechtlichen Fragen müsse es nun darum gehen, einer gezielten politischen Instrumentalisierung und Aufstachelung von Nationalisten gemeinsam entgegenzutreten, forderte Koob.
Dr. Marc Jongen (AfD) warf Linken und Grünen vor, ein erinnerungspolitisches Thema ,,für eine Politik gegen die deutschen, letztlich aber auch die griechischen Interessen" zu instrumentalisieren. Die Antwort darauf könne nur sein: ,,Niemals Rot-Rot-Grün." Jongen nannte es unstrittig, dass es durch Wehrmacht und SS in Griechenland ,,schlimmste Kriegsverbrechen gegeben hat", und dass sich das heutige Deutschland dazu verantwortungsbewusst verhalten müsse. Die Grünen aber wollten die Täter/Opfer-Konstellation ,,auf die nächste Generation und in alle Ewigkeit fortschreiben".
So aber komme man nicht auf Augenhöhe und schaffe auch keine Heilung historischer Wunden. Der AfD-Abgeordnete stellte den Zusammenhang mit der Griechenlandkrise und der Eurorettung her. Damals sei es nicht um das Wohl Griechenlands gegangen, sondern einzig und allein um die Rettung der Währungsunion. Deutschland sei als ,,imperiale Zwingmacht" wahrgenommen worden, was das Bild des hässlichen Deutschen wieder habe auferstehen lassen.
Es gelte die Erinnerung an die Verbrechen wachzuhalten und Lehren daraus zu ziehen, sagte Michael Roth (SPD), Staatsminister im Auswärtigen Amt. ,,Wir als Nachgeborene machen uns schuldig, wenn wir uns der nötigen Aufarbeitung verweigern und die Opfer aus unserer Erinnerung verbannen", sagte er.
Es freue ihn ganz besonders, dass das deutsch-griechische Jugendwerk in diesen Tagen ,,endlich" seine Arbeit aufnehmen könne. ,,Wir müssen junge Menschen dafür gewinnen, die furchtbaren Lehren des Zweiten Weltkrieges präsent zu halten", sagte der Außenamts-Staatsminister.
Grigorios Aggelidis (FDP) sagte: ,,Wir sind es den Opfern, aber auch ganz besonders den zukünftigen Generationen schuldig, die Geschehnisse aufzuarbeiten, und zugleich eine enge und freundschaftliche Zukunft auf Augenhöhe zu gestalten." Es freue ihn, dass in diesem Jahr das deutsch-griechische Jugendwerk gegründet wurde, mit dem die Beziehungen zwischen der Jugend der beiden Länder intensiviert werden können.
Gefreut habe er sich auch, als er von dem Antrag der Grünen gehört und den Titel gelesen hatte. Nach dem Lesen sei er aber enttäuscht gewesen, sagte der FDP-Abgeordnete. Neben unterstützenswerten Sachen gebe es darin Punkte, ,,die eher Streit und Zwietracht säen werden – in Deutschland, in Griechenland, zwischen beiden Ländern und möglicherweise auch in Europa". Aggelidis empfahl: ,,Daher sollten wir uns auf die zukunftsträchtigen Themen konzentrieren."
Dr. Gregor Gysi (Die Linke) forderte dazu auf, mehr zu tun, um der aus den Verbrechen Nazi-Deutschlands entstandenen Verantwortung gerecht zu werden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, so Gysi, habe sich bei seinem Besuch in Griechenland im Jahr 2018 zu dieser Verantwortung bekannt und der griechischen Seite die Gewissheit vermittelt, dass sich Deutschland dieser Verantwortung bewusst sei. ,,Doch in der praktischen Politik folgt diesem Bekenntnis viel zu wenig konkretes Handeln", sagte der Linken-Abgeordnete.
Es gehe dabei auch um politische Unterstützung, die Griechenland etwa im Konflikt mit der Türkei benötige. Die Bundesregierung aber halte an der Lieferung von Bauteilen für Jagd-U-Boote an die Türkei fest, kritisierte er. Damit werde die militärische Bedrohung Griechenlands befördert. ,,Das ist das Letzte, was wir vor dem Hintergrund unserer Geschichte verantworten können."
Für Dietmar Nietan (SPD) ist die Frage der Wiedergutmachung nicht abgeschlossen. Auch wenn dies möglicherweise aus rechtlicher Sicht unterschiedlich beurteilt werden könne, gehe es um die staatspolitische Verantwortung für deutsche Verbrechen, für die es nie und nimmer einen Schlussstrich geben werde.
Diese Verantwortung, so Nietan weiter, verlange auch, die Beschlüsse des griechischen Parlaments und der Regierung ernst zu nehmen. ,,Schweigen auf deutscher Seite kann und darf niemals eine Option sein", betonte er.
Die Fraktion Die Linke drang auf die Anerkennung griechischer Reparationsforderungen. Im Falle Griechenlands sei die Frage von Entschädigungen für während der Besatzung durch Nazi-Deutschland begangene Verbrechen an der griechischen Bevölkerung und die ebenso erfolgte systematische Zerstörung von Infrastruktur, Sachwerten und Staatsvermögen bis heute nicht zufriedenstellend beantwortet, hieß es in dem Antrag der Fraktion (19/14725.
Die Abgeordneten forderten die Bundesregierung auf, der griechischen Regierung gegenüber zu erklären, ,,dass die offizielle Forderung nach Reparationen für vom NS-Regime begangene Kriegsverbrechen und Kriegsschäden von der Bundesrepublik als rechtens" ebenso anerkannt wird wie eine individuelle Entschädigung von Opfern deutscher Besatzungsverbrechen. Mit der griechischen Seite sollten nach dem Willen der Linken Verhandlungen mit dem Ziel eines Abkommens aufgenommen werden, welches Art, Umfang und Konditionen der zu leistenden Reparationen für Kriegsschäden regelt.
Die Grünen forderten in ihrem Antrag mit dem Titel ,,80 Jahre Überfall der Wehrmacht auf Griechenland – Europas Zusammenhalt stärken und die erinnerungspolitische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Griechenland intensivieren" (19/27827), der griechischen Seite als Geste des guten Willens und als humanitäre Geste Vorschläge zu unterbreiten.
Diese Vorschläge sollten sich unter anderem beziehen auf einen neuen Umgang mit der Rückzahlungsforderung seitens Griechenlands: auf die sogenannte Zwangsanleihe, auf weitere zivilgesellschaftliche Solidaritäts- und Erinnerungsprojekte, die die Bedürfnisse und Interessen der griechischen Seite noch stärker berücksichtigen und auch die jüngere Generation einbeziehen, auf Kompensationszahlungen sowie individuelle Entschädigungszahlungen für die Opfer der NS-Verbrechen und ihre Kinder, die bislang noch nicht oder unzureichend entschädigt wurden, auf die sozial-medizinische Unterstützung für noch lebende Opfer und ihre Kinder, auf Restitutionen und aktive Unterstützung gegenüber den jüdischen Gemeinden Griechenlands, auf Zukunftsinvestitionen für die Städte, Dörfer und Regionen, die unter deutscher Besatzung schwer gelitten und vollständig oder teilweise zerstört wurden und bislang dafür nie entschädigt wurden. (hau/ahe/sas/vom/25.03.2021)
Aus: "Bundestag erinnert an 80. Jahrestag des Überfalls auf Griechenland" (Textarchiv 2021)
Quelle: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw12-de-ueberfall-auf-griechenland-826512 (https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw12-de-ueberfall-auf-griechenland-826512)
Thu 7 Jul 2016 06.00 BST
Quote[...] Tony Blair is damned. We have seen establishment whitewashes in the past: from Bloody Sunday to Hillsborough, officialdom has repeatedly conspired to smother truth in the interests of the powerful. But not this time. The Chilcot inquiry was becoming a satirical byword for taking farcically long to execute a task; but Sir John will surely go down in history for delivering the most comprehensively devastating verdict on any modern prime minister.
Those of us who marched against the Iraq calamity can feel no vindication, only misery that we failed to prevent a disaster that robbed hundreds of thousands of lives – those of 179 British soldiers among them – and which injured, traumatised and displaced millions of people: a disaster that bred extremism on a catastrophic scale.
https://www.theguardian.com/commentisfree/2012/jan/29/derry-bloody-sunday-forty-years (https://www.theguardian.com/commentisfree/2012/jan/29/derry-bloody-sunday-forty-years)
https://www.theguardian.com/commentisfree/2012/sep/10/hillsborough-lie-post-truth-politics (https://www.theguardian.com/commentisfree/2012/sep/10/hillsborough-lie-post-truth-politics)
https://www.theguardian.com/uk-news/2016/jul/04/chilcot-inquiry-iraq-war-whitewash (https://www.theguardian.com/uk-news/2016/jul/04/chilcot-inquiry-iraq-war-whitewash)
https://www.theguardian.com/uk-news/2016/jul/06/chilcot-report-crushing-verdict-tony-blair-iraq-war (https://www.theguardian.com/uk-news/2016/jul/06/chilcot-report-crushing-verdict-tony-blair-iraq-war)
Those of us who marched against the Iraq calamity can feel no vindication, only misery that we failed to prevent a disaster that robbed hundreds of thousands of lives – those of 179 British soldiers among them – and which injured, traumatised and displaced millions of people: a disaster that bred extremism on a catastrophic scale.
https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/jul/06/250-dead-attack-war-iraq-chilcot-report (https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/jul/06/250-dead-attack-war-iraq-chilcot-report)
One legacy of Chilcot should be to encourage us to be bolder in challenging authority, in being sceptical of official claims, in standing firm against an aggressive agenda spun by the media. Lessons must be learned, the war's supporters will now declare. Don't let them get away with it. The lessons were obvious to many of us before the bombs started falling.
For what Chilcot has done is illustrate that assertions from the anti-war movement were not conspiracy theories, or far-fetched, wild-eyed claims. "Increasingly, we appear to have a government who are looking for a pretext for war rather than its avoidance," declared the anti-war Labour MP Alan Simpson weeks before the invasion. And indeed, as Chilcot revealed, Blair had told George W Bush in July 2002: "I will be with you, whatever."
https://www.theguardian.com/commentisfree/2013/feb/15/did-you-protest-iraq-invasion (https://www.theguardian.com/commentisfree/2013/feb/15/did-you-protest-iraq-invasion)
http://www.publications.parliament.uk/pa/cm200203/cmhansrd/vo030226/debtext/30226-24.htm (http://www.publications.parliament.uk/pa/cm200203/cmhansrd/vo030226/debtext/30226-24.htm)
https://www.theguardian.com/uk-news/2016/jul/06/tony-blair-deliberately-exaggerated-threat-from-iraq-chilcot-report-war-inquiry (https://www.theguardian.com/uk-news/2016/jul/06/tony-blair-deliberately-exaggerated-threat-from-iraq-chilcot-report-war-inquiry)
This, as Chilcot puts it, was no war of "last resort": this was a war of choice, unleashed "before the peaceful options for disarmament had been exhausted". Simpson said: "We appear to produce dossiers of mass deception, whose claims are dismissed as risible almost as soon as they are released." And now Chilcot agrees that the war was indeed based on "flawed intelligence and assessments" that were not "challenged, and they should have been". Nelson Mandela was among those who, in the runup to war, accused Blair and Bush of undermining the United Nations. Mandela lies vindicated. As Chilcot says: "We consider that the UK was ... undermining the security council's authority."
So many warnings. A month before the invasion the US senator Gary Hart said that war would increase the risk of terrorism. "We're going to kick open a hornet's nest, and we are not prepared in this country," he warned.
http://www.sfgate.com/politics/article/Hart-says-Iraq-invasion-will-increase-terror-2671154.php (http://www.sfgate.com/politics/article/Hart-says-Iraq-invasion-will-increase-terror-2671154.php)
Consider this, from the anti-war Dissident Voice website a month before the conflict: "A US attack and subsequent occupation of Iraq will provide new inspiration – and new recruitment fodder – for al-Qaida or other terrorist groups, and will stimulate a long-term increased risk of terrorism, either on US soil or against US citizens overseas." It is not to belittle the authors to point out this was a statement of the obvious, except to those responsible for the war and their cheerleaders. Then read Chilcot: "Blair was warned that an invasion would increase the terror threat by al-Qaida and other groups."
http://www.dissidentvoice.org/Articles2/Mokhiber-Weissman_Iraq.htm (http://www.dissidentvoice.org/Articles2/Mokhiber-Weissman_Iraq.htm)
The former prime minister claimed that the terrible aftermath was only obvious in hindsight, yet Christian Aid warned of "significant chaos and suffering in Iraq long after military strikes have ended". An aid agency had far better foresight than the senior general who – at an off-the-record chat I attended at university – claimed that 99% of Iraq would be throwing flowers at the invading soldiers. As Chilcot put it, the government "failed to take account of the magnitude of the task of stabilising, administering and reconstructing Iraq".
http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/2781783.stm (http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/2781783.stm)
Blair's risible claim is wrong: as Chilcot puts it, "the conclusions reached by Blair after the invasion did not require the benefit of hindsight". The threats of everything from Iranian meddling to al-Qaida activity "were each explicitly identified before the invasion".When Robin Cook resigned from the cabinet before the invasion, he declared that "Iraq probably has no weapons of mass destruction in the commonly understood sense of the term". Chilcot has now damned the intelligence services for believing otherwise.
https://www.theguardian.com/politics/2003/mar/17/labour.uk (https://www.theguardian.com/politics/2003/mar/17/labour.uk)
The Campaign for Nuclear Disarmament threatened a legal challenge against the government in 2002 if it went to war without a second security council resolution. Several lawyers and Kofi Annan, the then UN secretary general, are among those who have since described the invasion as illegal.
http://www.nuclearinfo.org/article/archive/uk-government-faces-legal-challenge-over-war-iraq (http://www.nuclearinfo.org/article/archive/uk-government-faces-legal-challenge-over-war-iraq)
The original advice by the UK attorney general, Lord Goldsmith, was indeed that a war without a second resolution would be illegal, but Chilcot highlights the fact that by the time Goldsmith gave a subsequent oral statement he appears, mysteriously, to have changed his mind.
https://www.theguardian.com/world/2005/apr/27/iraq.iraq2 (https://www.theguardian.com/world/2005/apr/27/iraq.iraq2)
The legality of the war may not have been within Chilcot's remit. But even then he finds that the process through which the government arrived at its legal basis "was not satisfactory". Surely the legality of this calamitous war must now be challenged in a court of law.
https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/jul/06/iraq-war-inquiry-chilcot-tony-blair-prosecute (https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/jul/06/iraq-war-inquiry-chilcot-tony-blair-prosecute)
We always claimed that the Iraq war was based on lies. Reading prewar articles, such as "The lies we are told about Iraq" in the Los Angeles Times, is instructive indeed. The Chilcot report did not accuse Blair of lying. But too much emphasis is put on this question. Blair was clearly determined to go to war long in advance. He relied on dubious evidence to make his case, evidence that others at the time knew to be dubious. Did he deceive himself, or the public, or was he just driven by the righteousness of a messiah complex? He pursued a war with a dodgy prospectus that many at the time – including 139 Labour MPs – knew would result in disaster. And that is damning enough.
http://articles.latimes.com/2003/jan/05/opinion/op-marshall5 (http://articles.latimes.com/2003/jan/05/opinion/op-marshall5)
https://www.theguardian.com/politics/2003/mar/19/uk.houseofcommons2 (https://www.theguardian.com/politics/2003/mar/19/uk.houseofcommons2)
Let's laud the Chilcot inquiry for giving the official seal to the truths we have always known, but be aware that this is all it has done. The truths it has exposed were there already, long before the gates of hell had been opened – as the secretary general of the Arab League warned would happen, before the invasion.
http://www.arabnews.com/node/223999 (http://www.arabnews.com/node/223999)
It was the obviousness of what was going to happen that created the biggest anti-war movement in history. It was a movement belittled, not least by media that largely backed the rush to war. How perverse it was that those who opposed or criticised the war – from politicians to the BBC's bosses – were the ones to lose their jobs, while Blair has since pursued his lucrative career working for dictators.
https://www.theguardian.com/commentisfree/2013/feb/14/iraq-war-2-million-transformed-politics (https://www.theguardian.com/commentisfree/2013/feb/14/iraq-war-2-million-transformed-politics)
https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/jun/07/blairites-divorce-tony-blair-chilcot-report-iraq-labour-mps (https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/jun/07/blairites-divorce-tony-blair-chilcot-report-iraq-labour-mps)
Many cheerleaders of this great catastrophe still show scant remorse or penitence. Some even heckled the Labour leader, Jeremy Corbyn – who campaigned against both Britain's backing for Saddam Hussein when he gassed the Kurds in the 1980s, and the 2003 invasion – as he delivered his parliamentary response to Chilcot today.
https://www.theguardian.com/news/2002/aug/18/letters.iraq (https://www.theguardian.com/news/2002/aug/18/letters.iraq)
https://www.theguardian.com/politics/live/2016/jul/06/chilcot-report-live-inquiry-war-iraq?page=with:block-577cf2ade4b0445bf0e070d4 (https://www.theguardian.com/politics/live/2016/jul/06/chilcot-report-live-inquiry-war-iraq?page=with:block-577cf2ade4b0445bf0e070d4)
And the horror continues, the 250 Iraqis killed by car bombings this weekend a devastating reminder of the chaos for which Blair must take responsibility. This was not a blunder, not an error, not a mistake: whatever the law decides, this was – from any moral standpoint – one of the gravest crimes of our time. Those responsible will be for ever damned. After today, we can single them out – and call them by name.
https://www.theguardian.com/world/2016/jul/06/iraqs-interior-minister-resigns-in-wake-of-baghdad-bomb-attack (https://www.theguardian.com/world/2016/jul/06/iraqs-interior-minister-resigns-in-wake-of-baghdad-bomb-attack)
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From: "The war in Iraq was not a blunder or a mistake. It was a crime" Owen Jones (Thu 7 Jul 2016 06.00 BST)
Source: https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/jul/07/blair-chilcot-war-in-iraq-not-blunder-crime (https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/jul/07/blair-chilcot-war-in-iraq-not-blunder-crime)
Quote[...] Die Sirenen wollen nicht schweigen. Immer wieder heulten sie Mittwochnacht und im Laufe des Donnerstags in verschiedenen israelischen Städten auf, um vor Raketenbeschuss aus Gaza zu warnen.
Seit Beginn der jüngsten Eskalation am Montagabend haben die Terrororganisationen Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, und der Islamische Dschihad mindestens 1600 Raketen Richtung Israel gefeuert. Zur Vergeltung hat die israelische Armee, die IDF, rund 600 militärische Ziele in Gaza attackiert. Sechs israelische Zivilisten und ein israelischer Soldat kamen bis Donnerstagnachmittag ums Leben.
Aus Gaza meldeten palästinensische Quellen mehr als 67 Tote und mehrere Hundert Verletzte. Es sind die heftigsten Kämpfe seit dem Gazakrieg von 2014. Und wenig spricht dafür, dass sich die Lage in den kommenden Tagen beruhigt.
Der ursprüngliche Brandherd befindet sich wie schon so oft in der Vergangenheit in Jerusalem. Dort versammelten sich während des muslimischen Fastenmonats Ramadan, der gerade zu Ende gegangen ist, jeden Abend Zehntausende Palästinenser zum Gebet in der Al-Aksa-Moschee, dem drittwichtigsten Heiligtum des Islams.
Anfangs stellte die israelische Polizei Metallgitter an einem unter Muslimen beliebten Platz auf, was viele von ihnen als Provokation empfanden. Ihre Proteste dagegen eskalierten bald zu Straßenkämpfen mit Polizisten.
Zum zweiten Brennpunkt entwickelte sich ein Rechtsstreit um Grundstücke in dem Ostjerusalemer Viertel Scheich Jarrah, infolgedessen mehreren palästinensischen Familien die Zwangsräumung drohen könnte. Die Hamas behauptet, mit ihrem Raketenbeschuss die Al-Aksa-Moschee sowie die Palästinenser in Scheich Jarrah zu beschützen.
Auf israelischer Seite spekulieren manche darüber, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu – angeklagt wegen Korruption – wenig Interesse an einer baldigen Beruhigung der Lage haben könnte. Derzeit bemüht sich der Oppositionsführer Yair Lapid um die Bildung einer breiten Links-Rechts-Koalition. Die angespannte Situation könnte einige jener rechten Parteien, die eigentlich eine weitere Amtszeit Netanjahus ablehnen, unter Druck setzen, sich im Sinne der nationalen Sicherheit mit ihm zu verbünden.
Schon in den ersten Tagen hat die IDF großangelegte Luftangriffe geflogen, wichtige Infrastruktur der Hamas zerstört und hochrangige Kommandeure der Terrororganisation getötet. Stimmen aus dem Militär ebenso wie der Regierung machen deutlich, dass Israel an einer baldigen Beilegung der Kämpfe kein Interesse hat.
Die Entscheidungsträger scheinen eine Gelegenheit zu sehen, den personellen und militärischen Kapazitäten der Hamas nachhaltig Schaden zuzufügen. Zu den Szenarien, auf die sich Israels Streitkräfte vorbereiten, zählt auch der Einsatz von Bodentruppen, wie zuletzt beim Gazakrieg 2014. Mehrere Tausend Reservisten wurden bereits eingezogen.
Die radikalen Islamisten sind diesmal ungewöhnlich weit gegangen, indem sie nicht nur wie so oft in den vergangenen Jahren den Süden Israels, sondern auch das urbane, dicht bevölkerte Zentrum des Landes unter Beschuss genommen hat. Dazu gehören Jerusalem und Tel Aviv. Netanjahu sprach von roten Linien, die überschritten seien.
Die Hamas riskiert also harte Vergeltungsschläge – könnte jedoch zugleich ihr Prestige in den Palästinensergebieten sowie der weiteren arabischen Welt erhöhen. Dabei dürfte auch die innerpalästinensische Dynamik eine Rolle spielen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat kürzlich eine Wahl für den palästinensischen Legislativrat, eine Art Parlament, abgesagt – offenbar aus der begründeten Furcht heraus, seine säkulare Fatah-Partei könnte gegen die islamistische Hamas verlieren.
Für diese bedeutet das eine verpasste Chance zum Machtausbau. Mit dem Raketenbeschuss könnte die Hamas ihr Image unter den Palästinensern als wahre Vorkämpferin der palästinensischen Sache und Beschützerin der heiligen Stadt Jerusalem stärken – und Abbas und seine Fatah noch weiter in Bedrängnis bringen.
In mehreren arabischen und jüdisch-arabischen Städten im israelischen Kernland kommt es seit Tagen zu teils gewalttätigen Protesten arabischer Bürger sowie zu Ausschreitungen zwischen Juden und Arabern. Viele der arabischen Bürger, die ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen, sympathisieren mit den Palästinensern oder definieren sich sogar selbst als solche.
Derartige Szenen, wie sie sich derzeit in Städten wie Lod, Akko oder Ramle abspielen, hat das Land jedoch lange nicht gesehen. In Lod, einer jüdisch-arabischen Kleinstadt zwischen Jerusalem und Tel Aviv, wurde am Montag ein arabischer Mann erschossen, offenbar von einem jüdischen Israeli. Seitdem sind die Ausschreitungen dort derart außer Kontrolle geraten, dass der Bürgermeister bereits von ,,Bürgerkrieg" spricht.
Netanjahu verhängte den Notstand über die Stadt. In Lod und anderen Städten attackierten Araber in den vergangenen Tagen wiederum jüdische Passanten, zündeten Autos, Gebäude und Synagogen an. In Akko verletzten Araber einen Juden schwer am Kopf.
Vergleiche mit den beiden Intifadas der Palästinenser Ende der Achtziger beziehungsweise Anfang der Nuller Jahre sind aber voreilig. Jene Aufstände gingen in erster Linie von den Menschen in den Palästinensergebieten aus, nicht von arabischen Bürgern Israels.
Die zweite Intifada, in der Selbstmordattentäter im Wochentakt israelische Busse, Cafés und Restaurants in die Luft sprengten, wurde zudem systematisch von der Hamas und anderen terroristischen Gruppen vorangetrieben. Dennoch sind die aktuellen Bilder aus Israel beunruhigend. Schließlich kämpfen hier Bürger gegen Bürger, die bis kurz zuvor noch weitgehend entspannt zusammengelebt hatten.
Es gehört zum eingeübten Ritual: Wir eilen den palästinensischen Schwestern und Brüdern rhetorisch zu Hilfe und verdammen Israel, wenn beide Seiten wieder ihren Konflikt austragen. So ist es auch dieses Mal. Vor allem Recep Tayyip Erdogan greift zur sprachlichen Bazooka, nennt den jüdischen Staat einen ,,Terrorstaat". Der türkische Präsident gibt gerne den Vorkämpfer der Muslime.
Der Iran, Israels Erzfeind, teilt ebenfalls aus. Auch die Golfstaaten stimmen in diesen Chor ein. Aber die Machthaber belassen es schon lange dabei, Jerusalem nur zu ermahnen. Denn die Zeiten sind andere. Die Sache der Palästinenser spielt bei den muslimischen Herrschern bestenfalls eine untergeordnete Rolle.
Die Vereinigten Emirate, Bahrain, Jordanien und Ägypten haben mittlerweile ihre Beziehungen zu Israel sogar normalisiert. Der jüdische Staat ist als Partner – nicht zuletzt im Kampf gegen Teheran – wichtiger als die leidige Palästinafrage.
Aus: "Eine Waffenruhe ist nicht in Sicht" Mareike Enghusen, Christian Böhme (13.05.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/eskalation-im-nahostkonflikt-eine-waffenruhe-ist-nicht-in-sicht/27189506.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/eskalation-im-nahostkonflikt-eine-waffenruhe-ist-nicht-in-sicht/27189506.html)
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Quote[...] Eine zunächst für Freitag angedachte Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur eskalierenden Gewalt wird nach Einwänden der USA nun am Sonntag abgehalten. Dies teilte die US-amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield mit. Die Vereinigten Staaten hatten zuvor um eine Verschiebung gebeten, weil diplomatische Bemühungen andauerten und die geplante offene Sitzung diese nach Ansicht der Regierung in Washington hätte untergraben können.
Der Sicherheitsrat hatte sich diese Woche bereits zweimal wegen der Eskalation zwischen Israelis und Palästinensern getroffen. Die USA – der wichtigste Verbündete Israels – hatten eine gemeinsame Stellungnahme des Gremiums bislang verhindert.
Der Konflikt hatte sich während des muslimischen Fastenmonats Ramadan und nach der Absage der palästinensischen Parlamentswahl immer weiter zugespitzt. Als Auslöser gelten etwa Polizeiabsperrungen in der Jerusalemer Altstadt, die viele junge Palästinenser als Demütigung empfanden. Hinzu kamen Auseinandersetzungen von Palästinensern und israelischen Siedlern im Jerusalemer Viertel Scheich Dscharrah wegen Zwangsräumungen sowie heftige Zusammenstöße auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif). Die Anlage mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Konflikt greift zunehmend auch auf Orte im israelischen Kernland über – mit Gewalttaten von Arabern gegen Juden und umgekehrt.
Aus: "Israel greift Gazastreifen mit Luft- und Bodentruppen an" (14. Mai 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-05/nahostkonflikt-israel-palaestina-bodentruppen-gazastreifen (https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-05/nahostkonflikt-israel-palaestina-bodentruppen-gazastreifen)
QuoteGlobal69 #18
Dieser Konflikt besteht seit vielen Jahrzehnten schon. Immer und immer wieder ist er in all diesen Jahren gefährlich aufgeflammt, in einer der explosivsten Gegenden in unserer Welt. Und es ist leider nicht absehbar zu erwarten, dass sich daran etwas verändern wird, solange bei beiden Seiten Extremisten den Verlauf bestimmen, die sowieso alle Bemühungen um eine friedliche Koexistenz torpedieren und keinerlei Interesse am Frieden haben.
QuotePop-up #21
Frieden, ja bitte.
Ich kann nicht beurteilen, wieviel Schuld die eine oder andere Seite hat.
Blinder Hass, glaube ich.
Stolz, Religion und Besitzdenken ...
Quotesphex #22
... Wem nützt das? Eine ekelige Eskalation für die wieder einmal Zivilisten und Kinder mit ihrem Leben bezahlen. Zugunsten von der "Fühung" Israels als auch der Hamas. ... Es geht um Menschen-Leben. Verdammt noch mal. Es ist nicht korrekt, tausende Palästinenser zu enteignen (Israel). Es ist nicht korrekt als Antwort Raketen abzufeuern (Hamas). Tödliche (Macht-) Spielchen für die Unschuldige sterben. ...
QuoteZeitleser_Heidelberg #22.1
Deutsche, die Millionen von Juden ermordet haben, sollten als Letzte so tun, als stünden sie aufrichtig, metaphysisch, entsetzt und über Anthropologie räsonierend über den Dingen. ...
Quotesciomenonsciere #31
Seit meiner Kindheit existiert dieser Konflikt und wird wohl auch die nächsten 100 Jahre überdauern. Ein Ende ist einfach nicht absehbar. Partei für die eine oder andere Seite kann ich nicht ergreifen, die Liste der Verfehlungen ist auf beiden Seiten lang. Da bleibt mir aus purer Verzweiflung leider nur noch Zynismus übrig.
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Quote[...] Das Massaker von Srebrenica, auch bekannt als Völkermord von Srebrenica (bosnisch Genocid u Srebrenici), war ein Kriegsverbrechen während des Bosnienkriegs (1992 bis 1995). UN-Gerichte klassifizierten es gemäß der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes als Genozid.[1] Das Massaker zog sich über mehrere Tage hin – im Kern vom 11. bis zum 19. Juli 1995[2] – und verteilte sich auf eine Vielzahl von Tatorten in der Nähe von Srebrenica. Mehr als 8000 Bosniaken[3] – fast ausschließlich Männer und Jungen zwischen 13 und 78 Jahren – wurden ermordet.[4] Das jüngste Opfer war ein Mädchen im Säuglingsalter.[5] Das Verbrechen wurde unter der Führung von Ratko Mladić von der Armee der Republika Srpska (Vojska Republike Srpske, VRS), der Polizei und serbischen Paramilitärs verübt. Die Täter vergruben anschließend tausende Leichen in Massengräbern. Mehrfache Umbettungen in den darauf folgenden Wochen sollten die Taten verschleiern. Die Rolle der niederländischen Blauhelm-Soldaten und die ihres Kommandanten Thomas Karremans, die nicht entschieden einschritten, um die Morde zu verhindern, ist bis heute umstritten. Das Massaker gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.[6] Bereits abgeschlossene Prozesse vor internationalen Gerichten zeigten, dass die Verbrechen nicht spontan erfolgten, sondern systematisch geplant und durchgeführt wurden. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (UN-Kriegsverbrechertribunal, kurz: ICTY) in Den Haag bezeichnete das Massaker in den Urteilen gegen Ratko Mladić, Radislav Krstić,[7] Vidoje Blagojević, Dragan Jokić,[8] Ljubiša Beara, Vujadin Popović und weitere Personen als Völkermord. Ende Februar 2007 bewertete der Internationale Gerichtshof die Massenerschießungen des Massakers ebenfalls als Völkermord.[9][10] Aufgrund eines Vetos von Russland, das sich traditionell als Schutzmacht der Serben versteht, scheiterte im Juli 2015 eine Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, die die Geschehnisse als Völkermord bezeichnete.[11]
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Quelle: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Massaker_von_Srebrenica&oldid=213086413 (https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Massaker_von_Srebrenica&oldid=213086413) 18. Juni 2021 | (https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica (https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica))
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Quote[...] Erich Rathfelder Auslandskorrespondent Balkanstaaten (19. 4. 2021): Im Mittelpunkt des Films steht dann zwangsläufig auch das Verhalten der niederländischen UN-Soldaten, dem sogenannten Dutchbat, unter Thomas Karremans, die dann sogar Menschen aus der Kaserne den Serben ausgeliefert haben.
Die bosnische Regisseurin Jasmila Žbanić: Damals, 1995, als alles passierte, als die Serben Srebrenica einnahmen, war ich erschrocken über das Versagen der UN und dass diese Verbrechen unter den Augen der UN, also unter den Augen von vielen Nationen der Welt vor sich gegangen sind. Grundlegende Menschenrechte wurden außer Kraft gesetzt. Ich sprach mit David Harland (neuseeländischer Experte für UN und Srebrenica, Anm. d. Red.), er half mir sehr, die Funktionsweise der UN zu verstehen, ich versuchte auch, während der Arbeit am Skript mit Karremans selbst und anderen niederländischen Soldaten zu sprechen, doch sie weigerten sich.
Ich denke, es gibt keine Entschuldigung für ihr Verhalten. Es hätte in dieser Situation doch Möglichkeiten gegeben, menschlicher zu agieren, auch mit mehr Mut. Einige UN-Soldaten kamen Jahre später nach Srebrenica, sie fühlen sich bis heute schuldig. Es gibt kein Schwarz-Weiß. Viele Soldaten waren damals sehr jung. Aber der schreckliche Eindruck bleibt, dass nicht getan wurde, was hätte getan werden können. Ich hoffe, dass der Film dazu beiträgt, dass es zu einer Reform kommt, das vordringliche politische Interesse der Vereinten Nationen muss die Einhaltung der Menschenrechte sein.
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Aus: "Regisseurin zu Film über Srebrenica: ,,Täter werden ins Gefängnis gehen"" Erich Rathfelder Auslandskorrespondent Balkanstaaten (19. 4. 2021)
Die bosnische Regisseurin Jasmila Žbanić drehte mit ,,Quo Vadis, Aida?" einen Film über das Massaker von Srebrenica. Den Anstoß gaben Zeitzeuginnen.
Quelle: https://taz.de/Regisseurin-zu-Film-ueber-Srebrenica/!5763100/ (https://taz.de/Regisseurin-zu-Film-ueber-Srebrenica/!5763100/)
Quote[...] Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt 871 Tage lang von deutschen Truppen unter Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb (Oberbefehl bis 16. Januar 1942) belagert. In der Zeit der Belagerung vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944, in der die Wehrmacht auf Befehl Hitlers keine Eroberung Leningrads versuchte, sondern stattdessen die Stadt systematisch von jeglicher Versorgung abschnitt, starben über eine Million Zivilisten. Eine geheime Weisung des Oberkommandos der Wehrmacht vom 23. September 1941 lautete: ,,Der Führer ist entschlossen, die Stadt Petersburg vom Erdboden verschwinden zu lassen. Es besteht nach der Niederwerfung Sowjetrusslands keinerlei Interesse am Fortbestand dieser Großsiedlung." Ab Frühjahr 1942 wurde das historische Ingermanland, zu dem ein Großteil des Gebietes von Leningrad gehörte, dann als ,,deutsches Siedlungsgebiet" in die Annexionspläne des Generalplans Ost mit einbezogen. Das implizierte den Genozid an den etwa drei Millionen Einwohnern Leningrads, die in dieser ,,Neuordnung des Ostraums" keinen Platz mehr gehabt hätten. ...
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sankt_Petersburg (https://de.wikipedia.org/wiki/Sankt_Petersburg) (12. Juni 2021)
https://de.wikipedia.org/wiki/Leningrader_Blockade (https://de.wikipedia.org/wiki/Leningrader_Blockade)
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Quote[...] Ingo Schulze - geboren 1962 in Dresden, debütierte 1995 mit ,,33 Augenblicke des Glücks"; 2020: ,,Die rechtschaffenen Mörder".
1992 kam ich als Ostler in der Rolle eines westlichen Geschäftsmannes nach St. Petersburg, um das erste kostenlose Anzeigenblatt der Stadt zu gründen. Ich kannte Leningrad, das ich zuletzt im Sommer 1989 als einen Ort des Aufbruchs erlebt hatte. Jetzt geriet ich in eine Gesellschaft, die förmlich explodierte, wobei der allergrößte Teil der Bevölkerung mit einer ungekannten Armut konfrontiert wurde, die insbesondere für die ältere Generation lebensbedrohliche Ausmaße annahm. Die Inflation schuf Tag für Tag immer absurdere Wirklichkeiten. Ich verdiente mehr als das Hundertfache dessen, was die Redakteure bekamen – und das Zweihundertfache von dem, was Milizionäre erhielten.
Die über 70-jährige Pförtnerin im Tass-Gebäude, in dem sich auch unsere Redaktion befand, konnte ein paar Brocken Deutsch. Als ich fragte, woher sie ihr Deutsch habe, stellte sich heraus, dass sie es als Zwangsarbeiterin in Deutschland gelernt hatte. Mein Redaktionschef war Leningrader, er nannte sich einen ,,Blokadnik", einen Überlebenden der Blockade, da war er ein Kind gewesen. Er habe nur wenige Erinnerungen, es lohne nicht, darüber zu sprechen.
Ich weiß nicht, ob es möglich ist, die Bedeutung des Wortes ,,Vernichtungskrieg" wirklich zu ermessen. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begannen in den besetzten Gebieten die Massenmorde an den Juden, zugleich auch Massenmorde an der Bevölkerung. Ein erklärter Zweck des Krieges war die ,,Dezimierung der slawischen Bevölkerung um 30 Millionen" und wurde, so muss man sagen, nahezu ,,erreicht". ,,Der Führer hat beschlossen, die Stadt Petersburg vom Antlitz der Erde zu tilgen", heißt es in einer geheimen Direktive des Stabes der deutschen Kriegsmarine vom 22. September 1941. https://taz.de/Deutscher-Ueberfall-auf-die-Sowjetunion/!5777262/ (https://taz.de/Deutscher-Ueberfall-auf-die-Sowjetunion/!5777262/)
,,Es besteht nach der Niederwerfung Sowjetrusslands keinerlei Interesse an dem Fortbestand dieser Großsiedlung. (...) Es ist beabsichtigt, die Stadt eng einzuschließen und durch Beschuss mit Artillerie aller Kaliber und laufendem Bombeneinsatz dem Erdboden gleichzumachen. Sich aus der Lage der Stadt ergebende Bitten um Übergabe werden abgeschlagen werden. (...) Ein Interesse an der Erhaltung auch nur eines Teils dieser großstädtischen Bevölkerung besteht (...) unsererseits nicht."
Kein Interesse am Fortbestand der ,,Großsiedlung", kein Interesse an der Erhaltung ,,dieser großstädtischen Bevölkerung".
Der Schriftsteller Daniil Granin, der zu den Verteidigern Leningrads gehört hatte, sprach am 27. Januar 2014 vor dem deutschen Bundestag über die Belagerung. ,,Ich, der ich als Soldat an vorderster Front vor Leningrad gekämpft habe, konnte es den Deutschen sehr lange nicht verzeihen, dass sie 900 Tage lang Zivilisten vernichtet haben, und zwar auf die qualvollste und unmenschlichste Art und Weise getötet haben, indem sie den Krieg nicht mit der Waffe in der Hand führten, sondern für die Menschen in der Stadt Bedingungen schufen, unter denen man nicht überleben konnte." Der 95-Jährige resümierte: ,,Heute sind diese bitteren Gefühle von damals nur noch Erinnerung."
In dem von Daniil Granin und Ales Adamowitsch herausgegebenen ,,Blockadebuch" lässt sich nachlesen, was die Blockade Leningrads tatsächlich bedeutet hat, was sich hinter der Zahl von achthunderttausend, wahrscheinlich aber von über einer Million Opfern verbirgt. Zeugnisse wie diese zur Kenntnis zu nehmen ist auch eine Zumutung. Aber wie anders sollen wir Nachgeborene verstehen können, was ein Vernichtungskrieg bedeutet.
Von den 24 Millionen Opfern auf sowjetischer Seite (andere Schätzungen sprechen von 27 Millionen) waren zehn Millionen Soldaten (von denen drei Millionen in deutscher Kriegsgefangenschaft umgebracht wurden; auch das Giftgas Zyklon B war zuerst an ihnen ,,getestet" worden, bevor es in Auschwitz zum Einsatz kam), 14 Millionen waren Zivilisten, das heißt, hauptsächlich Frauen, ältere Männer und Kinder.
Während der Zeit in St. Petersburg hat mich niemals jemand daran erinnert, dass ich, der ich mehr als nur privilegiert lebte, aus jenem Land kam, das den Krieg verloren hat und verantwortlich ist für das, was den Bewohnern dieser Stadt (und nicht nur dieser) angetan wurde. Und niemand hat mich dort darauf hingewiesen, dass mein Leben, ja unser aller Leben in Deutschland, letztlich überhaupt nur möglich ist, weil jene, die das nationalsozialistische Deutschland besiegten, uns das Schicksal ersparten, das ihnen selbst im deutschen Namen zugedacht gewesen war.
Aus: "Überfall auf die Sowjetunion 1941: Unfassbare Wirklichkeiten " Ingo Schulze (22. 6. 2021)
Quelle: https://taz.de/Ueberfall-auf-die-Sowjetunion-1941/!5777471/ (https://taz.de/Ueberfall-auf-die-Sowjetunion-1941/!5777471/)
QuoteTilo Jung@TiloJung
Die @tagesschau berichtet über den Tod von Donald Rumsfeld und nennt die von ihm genehmigte Folter in Guantanamo "aggressive Verhörmethoden". Die US-Invasion im Irak 2003 wird als "US-Militäreinsatz" abgehandelt. ...
8:45 nachm. · 1. Juli 2021
https://twitter.com/TiloJung/status/1410670948790030337 (https://twitter.com/TiloJung/status/1410670948790030337)
Quotejoedoe
@joedoehh Antwort an @TiloJung und @tagesschau
Auch den Angriff auf Polen 1939 könnte man als Grenzöffnung darstellen. Alles nur eine Frage der Perspektive. Warum die Tagesschau Euphemismen für Folter verwendet - keine Ahnung.
https://twitter.com/joedoehh/status/1410672106774446081 (https://twitter.com/joedoehh/status/1410672106774446081)
QuoteOkan Bellikli @okbelli
1."galt als d Architekt d umstrittenen Irak-Krieges"
-> "völkerrechtswidrigen"
2."..dass S Massenvernichtungswaffen besitze,was aber nie bewiesen werden konnte."
->"was gelogen war"
3. "mit d Genehmigung 'aggressiver Verhörtechniken'"
-> Folter #Rumsfeld
Zu: Trauer um US-Politiker Donald Rumsfeld ist tot
Stand: 30.06.2021 22:17 Uhr
Der frühere US-Verteidigungsminister Rumsfeld ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Rumsfeld war unter anderem bis 2006 Verteidigungsminister unter Präsident George W. Bush - und einer der Chefplaner des Irak-Krieges. ...
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/rumsfeld-gestorben-101.html (https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/rumsfeld-gestorben-101.html)
https://twitter.com/okbelli/status/1410333509122670594 (https://twitter.com/okbelli/status/1410333509122670594)
Leaks to press in the public interest shouldn't be prosecuted under the Espionage Act. Period.
Daniel Hale helped the public learn about a lethal program that never should have been kept secret. He should be thanked, not sentenced as a spy. ...
8:21 nachm. · 27. Juli 2021
https://twitter.com/ACLU/status/1420086837897478147 (https://twitter.com/ACLU/status/1420086837897478147)
IgnoreArgentinaWealthTax @BSviagra
Antwort an @ACLU
You cannot have programs that slaughter innocents in Middle East and make it public..... that just does not work....8:22 nachm. · 27. Juli 2021
https://twitter.com/BSviagra/status/1420087315997749250 (https://twitter.com/BSviagra/status/1420087315997749250)
"US-Drohnenkrieg: Whistleblower Daniel Hale muss 45 Monate ins Gefängnis" Stefan Krempl (28.07.2021)
Der frühere US-Militäranalyst Daniel Hale wurde wegen des Durchstechens von Geheimnissen über US-Drohnenschläge verurteilt.
https://www.heise.de/news/US-Drohnenkrieg-Whistleblower-Daniel-Hale-muss-45-Monate-ins-Gefaengnis-6150055.html (https://www.heise.de/news/US-Drohnenkrieg-Whistleblower-Daniel-Hale-muss-45-Monate-ins-Gefaengnis-6150055.html)
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Quote[...] Weil er geheime Dokumente zu den Drohnenangriffen der USA veröffentlichte, wurde Daniel Hale am Dienstag zu 45 Monaten Haft verurteilt. Der ehemalige Air-Force-Analyst bekannte sich bereits im Vorfeld schuldig, eine Reihe von Geheimdokumenten – auch "Drone Papers" [https://theintercept.com/drone-papers/ (https://theintercept.com/drone-papers/)] genannt – weitergegeben zu haben, die die Funktionsweisen, aber auch die schweren zivilen Verluste des Drohnenprogramms offenlegten. Gegenüber dem Richter Liam O'Grady sagte er: Er glaubte, dass "es notwendig war, die Lüge zu zerstreuen, dass uns Drohnenangriffe schützen würden und unser Leben mehr wert ist als ihres", berichtet "The Intercept". Die Anklage forderte die Höchststrafe von elf Jahren.
https://theintercept.com/2021/07/27/daniel-hale-drone-leak-sentencing/ (https://theintercept.com/2021/07/27/daniel-hale-drone-leak-sentencing/)
https://www.derstandard.at/story/2000128457121/whistleblower-der-dokumente-zu-us-drohnenangriffen-leakte-drohen-elf-jahre (https://www.derstandard.at/story/2000128457121/whistleblower-der-dokumente-zu-us-drohnenangriffen-leakte-drohen-elf-jahre)
Vor Gericht befinde er sich, "weil ich etwas gestohlen habe, das mir nie gehörte – kostbare Menschenleben", sagte Hale. "Ich konnte nicht weiterhin in einer Welt leben, in der Menschen so tun, als würden diese Dinge nicht passieren." In seinem Urteil sagte O'Grady, dass Hale nicht wegen seiner Aussagen über das Drohnenprogramm strafrechtlich verfolgt werde. Stattdessen hätte er die Rolle des Whistleblowers seines Erachtens auch ohne die Veröffentlichung geheimer Dokumente wahrnehmen können.
Hale wurde 2019 im Rahmen des Espionage Act von einer Grand Jury wegen der unbefugten Offenlegung von Geheimdienstinformationen sowie des Diebstahls von Regierungseigentum angeklagt und festgenommen. Darin wurde einerseits offengelegt, wie Angriffsziele ausgewählt werden, andererseits aber auch, wie oft dabei Menschen getötet werden, auf die die Angriffe eigentlich gar nicht abzielen. Zusätzlich wurde er mit der Veröffentlichung eines einst unter Geheimhaltung stehenden Regelwerks in Verbindung gebracht, in dem dargelegt wird, nach welchen Kriterien Personen zu Beobachtungslisten hinzufügt werden.
Empfänger der geleakten "Drone Papers" soll damals "The Intercept" gewesen sein, wie auch Regierungsunterlagen nachlegen. In einem Statement am Dienstag sagte die Chefredakteurin Betsy Reed: "Daniel Hale wird Jahre im Gefängnis verbringen, weil er Dokumente geleakt hat, die nach Angaben der Regierung von 'The Intercept' veröffentlicht wurden. Diese Dokumente enthüllen die Wahrheit über den geheimnisvollen, mörderischen Drohnenkrieg der US-Regierung, einschließlich der Tatsache, dass die Tötung von Zivilisten weitaus verbreiteter war als bisher bekannt. 'The Intercept' wird kein Kommentar zu seinen Quellen abgeben. Aber wer auch immer die fraglichen Dokumente ans Licht brachte, diente zweifellos einem edlen öffentlichen Zweck."
Bei Anklagen im Rahmen des Espionage Act könnten sich Angeklagte zur Verteidigung nicht darauf berufen, mit ihren Bemühungen die Öffentlichkeit über Maßnahmen und Operationen der Regierung informieren zu wollen, so "The Intercept". Ex-Präsident Barack Obama nutzte das Gesetz, um gegen Regierungsmitarbeiter vorzugehen, die geheime Informationen an Medien trugen.
"In der heutigen Urteilsverkündung wies das Gericht die extremen Forderungen der Staatsanwaltschaft zwar zurück, aber Hales Gefängnisstrafe ist dennoch ein weiteres tragisches Beispiel dafür, wie die Regierung das Spionagegesetz missbraucht, um angebliche journalistische Quellen als Spione zu bestrafen", sagt Reed weiter. Dies sei eine Praxis, die den Menschenrechten, der Pressefreiheit und der Demokratie schade. (mick, 28.7.2021)
Aus: "Whistleblower wegen Leaks zu US-Drohnenangriffen zu 45 Monaten Haft verurteilt" (28. Juli 2021)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000128517822/whistleblower-wegen-leaks-zu-us-drohnenangriffen-zu-45-monaten-haft (https://www.derstandard.at/story/2000128517822/whistleblower-wegen-leaks-zu-us-drohnenangriffen-zu-45-monaten-haft)
Quote
Frodo Der Hobbit
Die restliche Welt schaut wie das Kaninchen auf die Schlange ...
Quote
Ehrt die Vergangenheit!
Sehr gut.
Wenn jetzt begonnen wird dass Militärangehörige aus "moralischen Gründen" ihre Schweigepflicht verletzen, können wir unsere westliche Welt gleich aufgeben und den Feinden übergeben.
Quote
puzzled
Wo ziehen denn Sie persönlich die Grenze, ab wann ist eine Verletzung der Schweigepflicht für Sie akzeptabel?
Verheerende Verluste in der unschuldigen Zivilbevölkerung ist es wohl nicht.
Folter?
Massenerschießungen?
Chemische Waffen?
Oder ist für Sie eh alles erlaubt?
Quote
Ehrt die Vergangenheit!
Die Gedanken sind frei :)
Zum Glück darf ich mich für mich meiner Gedanken erfreuen und mir ein lächeln ins Gesicht zaubern.
...
Quote[...] Die USA üben scharfe Kritik an den radikalislamischen Taliban in Afghanistan. Die Berichte über Taten der Taliban seien "zutiefst verstörend und vollkommen inakzeptabel", sagte US-Außenminister Antony Blinken in Washington, D. C. Sein Ministerium teilte mit, die Taliban seien für die meisten der "grauenhaften Gewalttaten" im Land verantwortlich. Sie würden kaum Rücksicht auf menschliches Leben oder die Rechte des afghanischen Volkes nehmen.
Die US-Botschaft in Kabul warf den Taliban in einem Tweet vor, Dutzende Zivilisten im Gebiet von Spin Boldak in der Provinz Kandahar getötet zu haben. Die Botschaft forderte, die Führer der Taliban müssten zur Rechenschaft für die Verbrechen ihrer Kämpfer gezogen werden. Ein Mitglied der Talibandelegation in Doha in Katar sagte, die Vorwürfe seien unbegründet. In Doha verhandeln die afghanische Regierung und die Taliban über eine Beilegung des Konflikts.
Bis zum Ende des Monats wollen die USA alle Soldaten aus Afghanistan abziehen. Die Bundeswehr hat ihr Mandat im Norden des Landes am 30. Juni beendet und alle Soldaten zurückgeholt. Die Taliban haben im Kampf gegen Truppen der Regierung in Kabul bereits viele Bezirke in Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht.
Die US-Regierung will nun Tausende weitere Afghaninnen aufnehmen, die während des dortigen Militäreinsatzes für die USA oder Einrichtungen mit US-Bezug gearbeitet hatten, teilte das Außenministerium mit. Dies solle etwa für Afghanen gelten, die für die Vereinigten Staaten tätig gewesen seien, aber nicht die Mindestbeschäftigungsdauer erreicht hätten, um ein spezielles Einwanderungsvisum zu beantragen.
Vorgesehen ist die Regelung auch für Afghaninnen und Afghanen, die für von der US-Regierung unterstützte Programme gearbeitet haben – und für jene, die in dem Krisenland für Nichtregierungsorganisationen oder Medien aus den USA im Einsatz waren. Die Regelung werde es "vielen Tausend" Afghaninnen sowie deren Partnern und Kindern ermöglichen, in die USA umzusiedeln, hieß es. "Sie waren für uns da. Wir werden für sie da sein", sagte Außenminister Blinken.
Für Kritik sorgte dabei, dass Afghanen für dieses Programm zunächst aus eigener Kraft das Land verlassen und für zwölf Monate oder mehr in einem Drittstaat unterkommen müssen, während ein solcher Antrag auf Umsiedlung bearbeitet wird.
Afghanen, die für die Amerikaner gearbeitet haben, droht nach dem Abzug der US-Truppen die Rache der Taliban. Zahlreiche Afghanen, die zum Beispiel als Dolmetscher beim US-Militär angestellt waren, können spezielle Einwanderungsvisa für die USA beantragen, um dort ein neues Leben beginnen zu können. Am Freitag war ein erstes Flugzeug mit rund 200 afghanischen Helferinnen und ihren Familien an Bord in den USA gelandet. Am Montag sei ein zweites Flugzeug mit einer ähnlich großen Gruppe angekommen, sagte Blinken.
Insgesamt sind laut US-Regierung aktuell etwa 2.500 Personen für die Aufnahme in die USA mit solchen Spezialvisa vorgesehen. Kritiker hatten jedoch gemahnt, ein solches Visum helfe nur einem kleinen Kreis an Personen. Weit mehr Afghanen hätten sich durch eine Zusammenarbeit mit US-Stellen in Gefahr gebracht und bräuchten Hilfe. Das Außenministerium weitete die Optionen daraufhin aus.
Aus: "USA werfen Taliban "grauenhafte Gewalttaten" vor" (3. August 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-08/afghanistan-taliban-usa-antony-blinken (https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-08/afghanistan-taliban-usa-antony-blinken)
QuoteMartin Schreiber #55
"Verstörende Berichte" haben uns allerdings auch durchaus häufig über das Vorgehen der Alliierten erreicht. Dem sind leider auch nicht selten ganze Gruppen von Zivilisten zum Opfer gefallen.
Das sollten wir dabei auch nicht vergessen.
QuoteWilliam S. Christ #23
Hat irgendwer was anderes erwartet?
Die westlichen Besatzungstruppen - etwas anderes war es ja real nicht - ziehen ab, weil sie ENDLICH nach 20 Jahren eingesehen haben, dass sie die Taliban-Bewegung nicht militärisch besiegen können. Und die immer mehr und mehr erstarkenden Taliban legen dann einfach die Waffen nieder und beteiligen sich an einem halbwegs demokratischen Staat ähnlich westlicher Staaten?
Wer das ernsthaft dachte, ist entweder hoffnungslos naiv oder hat keinerlei Ahnung von der Realität.
Verhandeln müssen die Taliban auch nicht mehr wirklich mit der Kabul-Regierung. Schon jetzt gehört ihnen der größte Teil Afghanistans, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie wieder offiziell die Herrschaft im gesamten Land haben. Lange wird es nicht mehr dauern.
So genannte Verräter und Kollaborateure werden je nach ,,Schwere der Schuld" bestraft. Da ist man ja nicht zimperlich, ist schließlich ,,Allahs Wille".
So zu tun, als sei man überrascht und prangere die Aktionen der Taliban an, ist ziemlich scheinheilig.
QuoteHerbertS. #24
Schlimm, in welchem Zustand die US-Besatzer das Land hinterlassen. Dabei wollten sie Freiheit, Demokratie und Menschenrechte bringen, angeblich....
Quotetartan #32
Dutzende tote Zivilisten klingt wie das Ergebnis eines Drohnenangriffs.
QuoteRauberg #40
Wir wollten es so.
QuoteSüdsee #45
Durch Gewalt und Krieg entsteht Gewalt und Krieg.Ein Land, dass seit über 40 Jahren nur Krieg erlebt hat, kennt nichts anderes.
QuoteTorrente #47
Grausam und zu 100% erwartbar. Und es wird noch viel schlimmer kommen und damit die Flüchtlingsströme aus AFG verstärken.
QuoteTrutschwan #58
Die USA sind für tausende zivile Opfer in Afghanistan durch Drohnen Angriffe verantwortlich.
Die sind da rein gegangen und haben ein ohnehin instabiles Land weiter destabilisiert.
Jetzt zieht man sich zurück, der Krieg ist verloren und man kommt zu Hause in Erklärungsnot, weil man sinnlos tausende eigene Soldaten geopfert hat.
Die sollen den Ball flachhalten und sich für ihre Gräueltaten vor dem internationalen Strafgerichtshof verantworten (den sie ja aber klugerweise nicht anerkennen).
Widerliche Heuchelei.
QuotePaul Freiburger #58.1
Die USA und die Verbündeten haben Afghanistan stabilisiert!
Quote1971koepi #58.2
Absolute Zustimmung. Die Bombardierung von Hochzeitsgesellschaften, Beerdigungen, ... mittels Drohnen ist um keinen Deut besser als das, was den Taliban vorgeworfen wird. Sich dann selbst auch noch dem IStGH zu verweigern, dem sogar zu drohen, ist der blanke Hohn.
Quotewessi09 #61
Wann wurden denn die Führer der US-Armee oder der Bundeswehr für das Töten von Zivilisten zur Rechenschaft gezogen? Ein Staat, der sogar in Nicht-Kriegsgebieten Menschen per Drohnen ermorden lässt, hat jedes Recht zur moralischen Verurteilung anderer verloren. Und die Kollaborateure in Deutschland, Ramstein usw. genauso. Es ist ja lediglich der Verteilung der technischen Fähigkeiten (und nicht der moralischen Rechtfertigung) geschuldet, dass die mit Drohnen angegriffenen keine Vergeltungsschläge nach Ramstein oder die Drohnensteuerzentren in den USA machen.
Quotefisher53 #61.1
Sie haben natürlich vollkommen recht. Ihre und meine Erkenntnis ist allerdings keineswegs mit der bei uns in Deutschland stattfindenden Propaganda kompatibel. Die Taliban konnten in dem sage und schreibe zwanzigjährigen Krieg nicht besiegt werden. Man muß kein Prophet sein um voraus zu sagen, das die die Macht wieder übernehmen werden. Nach einem langen und opferreichen Bürgerkrieg. Für die Afghanen geht das Sterben weiter. ...
QuoteTornados #67
Die Welt wäre friedlicher wenn sich jedes Land um sich selber kümmert.
Die Taliban hatten nichts mit dem 11.September zutun. Das hat Ihnen aber auch nicht geholfen, wenn militärische und wirtschaftliche Interessen des Westens im Vordergrund stehen. Wer hat die Taliban den unterstützt als es geben die Russen ging? Bis dahin gab es Mädchenschulen und relative Glaubensfreiheit. Das wollen wir aber nicht wahrhaben.
Das ist wie beim Zauberlehrling, sollten mal einige lesen.
Menschenrechte dienen doch nur als Alibi. Ich glaube schon das viele Menschen daran interessiert sind und überzeugt sind das sie sich für was gutes einsetzen.
Aber den Politikern in der westlichen Zivilisation spreche ich das ab. Die kritisieren und verurteilen nur wo es ihnen passt. Es wird grundsätzlich mit zweierlei Maß gemessen.
Durch den Einklang und der im Prinzip einseitigen Berichterstattung sind wir im Westen absolut manipuliert. Die Machtzentralen aus Politik, Medien und Wirtschaft haben es geschafft, dass wir auch noch glauben wir können uns eine eigene Meinung bilden. Ich habe Jahre gebraucht diesen Zusammenhang zu erkennen und mir graut vor dem was in den nächsten Jahren auf uns zukommt.
QuoteWolfg. #76
Eine Illusion wurde leider wieder einmal bestätigt: Frieden schaffen MIT Waffen.
QuoteGroße Holl #76.1
Hat aber 1945 in Deutschland recht gut geklappt.
Quoteritarichtig #77
USA werfen Taliban "grauenhafte Gewalttaten" vor.....
Über diese Aussage würde ich mich gerne mal mit Assange unterhalten.
...
Quote[...] Die Bundeswehr hat die afghanischen Sicherheitskräfte während ihres 20-jährigen Einsatzes mit 10.000 Pistolen ausgerüstet. Daneben sei seit 2002 nur Sanitätsmaterial und Bekleidung an die Armee und die Polizei abgegeben worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Pistolen vom Typ Walther P1 seien bereits 2006 kostenlos zur Verfügung gestellt worden.
Was daraus nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban geworden ist, ist dem Ministerium nicht bekannt. "Es liegen dem BmVg (Verteidigungsministerium) keine Erkenntnisse darüber vor, ob diese Güter in die Hände der Taliban gelangt sind", erklärte eine Sprecherin. Die afghanischen Streitkräfte hatten sich vielerorts kampflos den Taliban ergeben.
Ausgerüstet worden ist die afghanische Armee in den 20 Jahren des internationalen Militäreinsatzes vor allem von den USA. Alleine zwischen 2013 und 2016 statteten die Vereinigten Staaten Armee und Polizei mit fast 600.000 Schusswaffen, 76.000 Fahrzeugen und mehr als 200 Flugzeugen aus, wie das "Wall Street Journal" vergangene Woche unter Berufung auf einen US-Regierungsbericht berichtete.
In Washington wird freimütig eingeräumt, dass viel von dem militärischen Gerät nun wohl von den Islamisten genutzt wird. "Wir haben natürlich kein vollständiges Bild davon, wohin die einzelnen Rüstungsgüter gegangen sind, aber sicherlich ist eine ganze Menge davon in die Hände der Taliban gefallen", sagte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan.
Die Bundesregierung hat seit Beginn des Militäreinsatzes 2002 den Export von Kriegswaffen und anderen Rüstungsgütern für 419 Millionen Euro nach Afghanistan genehmigt. Der weitaus größte Teil wurde allerdings an die Streitkräfte der NATO-Verbündeten, an Botschaften oder an die Vereinten Nationen geliefert, darunter Panzer, gepanzerte Fahrzeuge sowie Handfeuerwaffen wie Gewehre und Maschinenpistolen. An afghanische Sicherheitskräfte ging nur ein geringer Teil, vor allem geschützte Fahrzeuge, Minenräumgeräte, verstärkte Container, Schutzausrüstung oder Kommunikationsgeräte. Das geht aus den jährlichen Rüstungsexportberichten der Regierung und einer aktuellen Aufstellung des Bundeswirtschaftsministeriums hervor.
Quelle: ntv.de, jog/dpa
Aus: "Verbleib heute unklar Afghanistan bekam 10.000 Bundeswehr-Pistolen" (Mittwoch, 25. August 2021)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Afghanistan-bekam-10-000-Bundeswehr-Pistolen-article22762834.html (https://www.n-tv.de/politik/Afghanistan-bekam-10-000-Bundeswehr-Pistolen-article22762834.html)
Quote[...] Die Bundesregierung hat in der laufenden Wahlperiode bisher Rüstungsexporte im Wert von 22,5 Milliarden Euro genehmigt. Das geht aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linke-Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Hauptempfänger waren mit Ungarn (2,66 Milliarden Euro) und den USA (2,36 Milliarden) zwei Nato-Staaten.
Unter den zehn wichtigsten Abnehmerstaaten der deutschen Rüstungsindustrie sind aber auch mehrere Länder, die weder der Nato noch der Europäischen Union angehören - unter anderen Algerien (2,0 Milliarden), Ägypten (1,88 Milliarden) und Katar (0,72 Milliarden). Besonders umstritten sind die Ausfuhren nach Ägypten, weil der Regierung des arabischen Landes nicht nur Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, sondern sie auch in die Konflikte im Jemen und in Libyen verwickelt ist.
Die Zahlen gelten für den Zeitraum von der Konstituierung des Bundestags am 24. Oktober 2017 bis zum 8. August 2021. In diesen Zeitraum fällt das Rekordjahr 2019, in dem die Regierung aus Union und SPD Rüstungsexporte für 8,02 Milliarden Euro genehmigt hatte. Für die vorhergehende Legislaturperiode gibt es keine genaue Vergleichszahl. In der gesamten Ära von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seit Ende 2005 summieren sich die genehmigten Ausfuhren auf mehr als 85 Milliarden Euro. Das geht aus den Exportberichten der Regierung hervor.
Die Linke-Außenpolitikerin Dagdelen kritisierte die Rüstungsexporte in der laufenden Wahlperiode als "Öl ins Feuer der zahlreichen Kriege und Konflikte". "Es braucht hier dringend einen Politikwechsel hin zu einem Stopp der Waffenexporte insbesondere an Entwicklungsländer sowie in Spannungs- und Kriegsgebiete", forderte sie.
Aus: "Rüstungsexporte im Wert von 22,5 Milliarden Euro genehmigt" (29. August 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-08/ruestungsexporte-deutschland-bundesregierung-waffen-ruestungsindustrie-wahlperiode-ungarn-usa-aegypten (https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-08/ruestungsexporte-deutschland-bundesregierung-waffen-ruestungsindustrie-wahlperiode-ungarn-usa-aegypten)
QuoteWalter Sobtchak #3
Rüstungsexporte im Wert von 22,5 Milliarden genehmigt
Sehr gut!
Das sichert viele Arbeitsverhältnisse in einer innovativen Industrie, die ihre Mitarbeiter noch nach Tariflöhnen der Metall- und Elektroindustrie bezahlt und die Arbeitnehmervertretungen stark sind.
Diese Arbeitsplätze sind mir 100x lieber und erhaltenswerter als ausgebeutete, radelnde Gorillas, Paketfahrer für Amazon oder einem Sub- Sub- Subunternehmen der Deutschen Post.
QuoteCapQuadrat #3.5
Diese Antwort lässt mich sofort an Jordan Klepper denken, sehr schön!
[Jordan Klepper (born March 9, 1979) is an American comedian, writer, producer, political commentator, actor, and television host.]
Quotegregtolk #38
Wir müssen über Leichen gehen um die Arbeitsplätze zu erhalten!
QuoteDagehtnochwas #3.9
Es geht halt nichts über sorgfältig beschränkte Weltsichten.
QuoteNochNeMeinung #4
Wenn Deutschland in der Lage bleiben will, die politisch Souveränität für die Bewaffnung der Bundeswehr zu behalten, ohne dafür bei den Beschaffungskosten noch tiefer in die Steuerkasse zu greifen, dann führt an den Rüstungsexporten kein Weg vorbei. ...
QuoteDarth Nihilus #4.4
Jetzt kommt sicher gleich das 'Argument' "wenn wir es nicht tun ,tun es andere"...
QuoteQue Che #4.5
Ja, so kann man so ziemlich jedes Verhalten, jede Sauerei, jedes Verbrechen rechtfertigen. Irgendjemand, irgendwo macht es sonst.
QuoteRobert Nozick #4.6
Ich finde das Argument lieber verdiene ich dran als ein anderer völlig ausreichend.
QuoteQue Che #4.7
Das ist kein Argument, sondern eine Rechtfertigung für grenzenlosen Egoismus.
Kann man machen, aber dann bitte nicht über böse Politiker, Kriminelle und andere böse Menschen schimpfen. Ihr macht alle das Gleiche.
QuoteAlpenjodsalz #12
Gute Nachrichten für unsere Wirtschaft.
Sowieso ein Unding, dass man als Unternehmen für Verteidigungsgüter eine Ausfuhrgenehmigung benötigt.
QuoteOverTheHills #12.1
Schlechte Nachrichten für die Zivilbevölkerung in Krisengebieten.
Sowieso ein Unding, dass man als Flüchtling nicht unbegrenzt in Deutschland einwandern kann.
QuoteGonzales1 #14
Kriege werden vom Waffenexporteur Abhängig, keine Waffen keine Kriege.
Deutschland ist der viert größter Waffenexporteur, ...
QuoteErbauer2 #14.1
Keine Waffen ist aber nun mal Utopie. Schön wär's, aber die Realität sieht anders aus. ...
Quotenurweissealtemännerhier #15 — vor 22 Stunden
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JAWOLL!
EXPORTWELTMEISTER!
WIR SIND WIEDER WER!
Herrje, ist das alles bitter.
Dazu noch die verlogene Position der Bundesregierung, angeblich nicht an beteiligte im Jemen Krieg zu liefern, aber die Augen davor zu verschließen, wer da tatsächlich praktisch beteiligt ist - denn das hätte ja unbequem für die diversen Lieferungen an Saudi Arabien werden können - nur eine von vielen lupenreinen Demokratien, die die Menschenrechte wir eine Monstranz vor sich her halten, und an die 'wir' fleißig liefern.
Bürgerkrieg im Jemen: Deutsche Waffen an beteiligte Staaten (2018)
https://taz.de/Buergerkrieg-im-Jemen/!5537337/ (https://taz.de/Buergerkrieg-im-Jemen/!5537337/)
Hurra!
QuoteS.Mali #45
Mit viel guten deutschen Waffen, viel mehr Frieden unter Freunden schaffen.
Nicht das noch irgendwelche Dummköpfe auf den Irrglauben verfielen, daß hilfreiche Technologie pro Umweltschutz, Ökologie, Emissionenreduktion, und dergleichen viel wichtiger für den Weltfrieden sein könnten.
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Quote[...] Im Syrien-Krieg sind seit dessen Ausbruch vor zehn Jahren mehr als 350.000 Zivilisten getötet worden. Diese Zahl gab die Menschenrechtskommissarin der Vereinten Nationen, Michelle Bachelet, bekannt. Es handle sich ausschließlich um überprüfte Fälle – die tatsächliche Zahl der Getöteten liege mit Sicherheit höher, erklärte sie.
Das Büro der Menschenrechtskommissarin hatte die Ermittlung der zivilen Opferzahl in Syrien im Auftrag des UN-Menschenrechtsrats vorgenommen. Bei der Vorstellung der Ergebnisse vor dem Gremium betonte Bachelet, in die Datensammlung eingeflossen seien nur Fälle, in denen der volle Name der getöteten Person sowie das Todesdatum und das betreffende Gouvernement bekannt seien.
Unter den 350.209 dokumentierten Todesopfern sind den Angaben nach 26.727 Frauen und 27.126 Kinder. Die meisten Menschen starben in Aleppo (51.731), gefolgt vom Großraum Damaskus mit 47.483 und der Stadt Homs mit 40.986 Toten.
"Hinter jedem verzeichneten Tod stand ein Mensch, frei geboren und gleich an Würde und Rechten", sagte die frühere chilenische Präsidentin Bachelet. Das Unrecht und der Schrecken jedes dieser Schicksale müsse zum Handeln nötigen. Der Alltag der syrischen Bevölkerung sei "nach wie vor von unvorstellbarem Leid gezeichnet, und die Gewalt, die sie ertragen müssen, nimmt kein Ende".
Im März 2011 waren in Syrien Proteste gegen die Führung von Präsident Baschar al-Assad gewaltsam niedergeschlagen worden. Der Konflikt entwickelte sich zu einem Bürgerkrieg, in den viele ausländische Mächte eingriffen. Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge haben das Land verlassen. Mithilfe Russlands und des Irans konnte die Regierung nach anfänglichem Gebietsverlust wieder große Teile des Landes einnehmen. Im Osten herrschen Kurden mit US-Unterstützung, in Teilen Nordsyriens türkische Truppen und islamistische Milizen. Laut UN kontrolliert Assad derzeit rund 70 Prozent des Landes und 40 Prozent der Bevölkerung. Nach einer umstrittenen Wahl ist er im Juli für eine vierte Amtszeit vereidigt worden.
UN-Menschenrechtsbeobachter sehen derzeit keine Hoffnung für eine Aussöhnung in dem Bürgerkriegsland. Regierungskräfte würden Menschen im Land willkürlich inhaftieren und foltern, hieß es kürzlich von der Untersuchungskommission für Syrien. Es gebe nach wie vor einen "Krieg gegen die Zivilbevölkerung".
Aus: "Laut UN mehr als 350.000 getötete Zivilisten in Syrien" (24. September 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-09/syrien-baschar-al-assad-regime-krieg-terrorismus-menschenrechtskommissarin (https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-09/syrien-baschar-al-assad-regime-krieg-terrorismus-menschenrechtskommissarin)
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Quote[...] US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat angeordnet, einen tödlichen Luftangriff des US-Militärs in Syrien im März 2019 erneut zu untersuchen. Laut seinem Sprecher John Kirby wurde der General Michael Garrett mit der Prüfung beauftragt. Dieser solle innerhalb von 90 Tagen entscheiden, ob Beteiligte zur Verantwortung gezogen werden sollten. Bei dem Angriff kamen viele Zivilisten ums Leben, darunter auch Kinder.
Der Angriff, über den die New York Times in diesem Monat erstmals ausführlich berichtete, ereignete sich in der Nähe der Stadt Baghus im Osten Syriens in der Nähe der Grenze zum Irak. Die Zeitung berichtete, ein Justiziar des Militärs habe den Angriff schnell als mögliches Kriegsverbrechen eingestuft, das eine Untersuchung notwendig mache. Die Streitkräfte hätten jedoch in mehreren Phasen interveniert, um den Angriff zu vertuschen und die Zahl der Toten herunterzuspielen.
Nach der Veröffentlichung des Artikels bat Austin den Befehlshaber des US-Zentralkommandos, General McKenzie, um eine Unterrichtung. Dessen Kommando teilte mit, eine erste Untersuchung habe ergeben, dass es sich bei dem Angriff um legitime Selbstverteidigung zur Unterstützung der syrischen Partner gehandelt habe, die von der Terrorgruppe IS beschossen worden seien.
Aus: "Pentagon-Chef lässt tödlichen Angriff in Syrien überprüfen" (30. November 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-11/usa-pentagon-syrien-angriff-tote-zivilisten-untersuchung (https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-11/usa-pentagon-syrien-angriff-tote-zivilisten-untersuchung)
Quote[...] Das Bürgerkriegsland Jemen hat nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef einen "beschämenden Meilenstein" erreicht: Seit Beginn der Kämpfe im März 2015 seien mehr als 10.000 Minderjährige getötet oder verwundet worden. Dabei handele es sich lediglich um die Fälle, die Unicef dokumentiert habe, betonte das Hilfswerk. Die wahre Zahl liege wohl höher, weil viele Fälle nicht gemeldet würden, sagte Unicef-Sprecher James Elder in Genf.
Der ohnehin stark verarmte Jemen liegt nach dem jahrelangen Bürgerkrieg in Trümmern. Mehr als 20 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Lage in dem Land gilt den Vereinten Nationen als schlimmste humanitäre Krise der Welt.
Laut Unicef sind vier von fünf Minderjährigen auf humanitäre Hilfe angewiesen – insgesamt elf Millionen. 400.000 Kinder sind schwer unterernährt. "Sie hungern, weil Erwachsene einen Krieg führen, in dem Kinder die größten Verlierer sind", sagte Elder.
Mehr als zwei Millionen Minderjährige besuchen keine Schule mehr. 1,7 Millionen Minderjährige seien durch Kämpfe und Gewalt mit ihren Familien vertrieben worden. 15 Millionen Menschen, davon 8,5 Millionen Minderjährige, hätten kein sauberes Trinkwasser oder keine Abwasserversorgung. Zwei Drittel der Lehrerinnen und Lehrer – insgesamt mehr als 170.000 – hätten in den vergangenen vier Jahren kein regelmäßiges Gehalt bekommen.
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Aus: "Mehr als 10.000 Kinder im Bürgerkrieg im Jemen verwundet oder getötet" (19. Oktober 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-10/jemen-buergerkrieg-unicef-kinder-10000-verwundet-getoetet (https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-10/jemen-buergerkrieg-unicef-kinder-10000-verwundet-getoetet)
QuoteCommomsense2006 #5
Erstaunlich, dass man winen ganzen Artikel über das unsäglich Leid und Elend der jemenitischen Bevölkerung zu schreiben und den Hauptprotagonisten, nämlich unseren Handelspartner Saudi-Arabien, mit keinem Wort zu erwähnen, statt dessen wird das Ganze als "Bürgerkrieg" behandelt, ganz so, als ob in erster Linie die Jemeniten sich gefenseitig an die Kehle gingen.
Quotechris_b #7
kinder, die nie eine kindheit hatten, massakriert in diversen konflikten/kriegen dieser welt,
kinder, die nie eine kindheit hatten, aufgerieben in dieser welt durch politische systeme,
kinder, die nie eine kindheit hatten, verdammt als sklavenarbeiter in menschenunwürdigen tätigkeiten den lebensunterhalt zu verdienen,
kinder, die nie eine kindheit hatten, durch umweltbedingungen zu leben, als wäre die hölle der schönste spielplatz der welt...
kinder, die nie eine kindheit hatten...
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Quote[...] Die Militärintervention im Jemen seit 2015 ist eine militärische und politische Intervention einer von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz im Jemen, der neben Saudi-Arabien Ägypten, Bahrain, Katar (bis 2017), Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko (bis 2019), Sudan und seit Mai 2015 Senegal angehören und die von den Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich und Großbritannien logistisch unterstützt wird. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015 (https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015)
Humanitäre Aspekte der Militärintervention im Jemen seit 2015
https://de.wikipedia.org/wiki/Humanit%C3%A4re_Aspekte_der_Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015 (https://de.wikipedia.org/wiki/Humanit%C3%A4re_Aspekte_der_Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_seit_2015)
Der erste Band wurde politisch frisiert, der zweite mitsamt Notizen vom KBG konfisziert. Jetzt ist Wassili Grossmans ,,Stalingrad" aus einem Typoskript restauriert worden und bietet tiefe Einblicke in die Sowjetunion des Zweiten Weltkriegs
Lennart Laberenz | Ausgabe 46/2021
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/krieg-und-alltag (https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/krieg-und-alltag)
80 Jahre nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion erscheint Wassili Grossmans Monumentalwerk ,,Stalingrad" um die Weltkriegsschlacht in einer restaurierten Fassung ohne Zensureingriffe. Der Roman (Claassen Verlag) gibt Einblicke in den Alltag der Menschen in ihrem Kampf gegen die Wehrmacht. Die Geschichte um die Familie Schaposchnikow ist der Vorläufer des später erschienenem Grossman-Opus-magnum ,,Leben und Schicksal". ... So sei es etwa tabu gewesen, Diebstahl und Trunkenheit oder auch Ungeziefer wie Wanzen, Kakerlaken, Läuse und Flöhe zu erwähnen, heißt es in einem Nachwort von Robert Chandler, der die englische Ausgabe herausgebracht hat. ,,Der sozialistische Realismus legt Wert auf Eindeutigkeit und Anständigkeit." Ein Roman um die heldenhafte Schlacht von Stalingrad sollte damals nur positive Bilder vermitteln. Nun hätten Figuren aber ihre ursprünglichen Ecken und Kanten wieder.
Auch eine in den 1950er Jahren vom Dietz-Verlag in der DDR unter dem Titel ,,Wende an der Wolga" veröffentlichte Fassung des Romans, der in der UdSSR unter dem Titel ,,Sa prawoje delo" (,,Für eine gerechte Sache") erschien, war zensiert worden. ,,Sowjetische Soldaten oder Funktionäre als Menschen darzustellen, die sich in militärisch entscheidenden Situationen kindisch oder eigennützig verhielten, kam nicht infrage", sagte Chandler. So verlässt sich in einer Szene ein General auf eine Ziege und nicht auf seinen Kompass, um aus einem Sumpf herauszufinden. ... ,,,Stalingrad' und ,Leben und Schicksal' können nun nacheinander gelesen werden", schreibt der Osteuropa-Experte und Historiker Jochen Hellbeck in einem Vorwort zum Buch. Während ,,Stalingrad" die "geistigen Horizonte der Kriegszeit aufzeigt und die Schlacht von Stalingrad als Anbruch der ,,unerbittlichen und frohen Stunde des Menschen" beschwört, entstand der Folgeband im späteren Wissen, dass diese enormen Hoffnungen nicht eingelöst wurden". ...
https://orf.at/stories/3234832/ (https://orf.at/stories/3234832/)
Stalingrad Wassili Grossman - Christine Körner, Maria Rajer, Andreas Weihe (Übers.), Claassen Verlag 2021, 1.280 S.,
Wassili Semjonowitsch Grossman (auch Vassily, Wassilij, russisch Василий Семёнович Гроссман; * 29. Novemberjul. / 12. Dezember 1905greg. in Berditschew, Russisches Kaiserreich; † 14. September 1964 in Moskau) war ein sowjetischer Schriftsteller und Journalist. ... Einige Kritiker verglichen Grossmans Romane mit Lew Tolstois monumentaler Prosa. 1998 drückte Solschenizyn seinen ,,großen Respekt" für Grossmans ,,geduldige, beharrliche, weitreichende Arbeit" aus. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Wassili_Semjonowitsch_Grossman (https://de.wikipedia.org/wiki/Wassili_Semjonowitsch_Grossman)
Wassili Grossman (1905 - 1964) in Berditschew, Ukraine, geboren, war zunächst Chemieingenieur. Als einer der bekanntesten linientreuen sowjetischen Schriftsteller erlebte er den "Vaterländischen" Krieg als Korrespondent der Armeezeitung Roter Stern, sah sich aber nach Kriegsende heftigen Angriffen ausgesetzt. Das Manuskript von "Leben und Schicksal" wurde 1961 beschlagnahmt, drei Jahre später starb Grossman. Die russische Originalausgabe erschien 1980 in Lausanne, die deutsche Erstausgabe 1984. Neben "Leben und Schicksal" hinterließ Wassili Grossman zahlreiche Novellen und Erzählungen.
https://www.perlentaucher.de/autor/wassili-grossman.html (https://www.perlentaucher.de/autor/wassili-grossman.html)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Journalist_(Sowjetunion) (https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Journalist_(Sowjetunion))
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Kriegsberichterstatter_(Zweiter_Weltkrieg) (https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Kriegsberichterstatter_(Zweiter_Weltkrieg))
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Literatur_(20._Jahrhundert) (https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Literatur_(20._Jahrhundert))
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Quote[...] Dem Bericht [Report der Hilfsorganisation ,,Krieg gegen Kinder"] zufolge (erstellt gemeinsam mit dem Peace Research Institute Oslo) wachsen immer mehr Mädchen und Jungen in einer Konfliktregion auf. 2020 waren es weltweit 452 Millionen Kinder – ein Anstieg um fünf Prozent gegenüber 2019.
Dies sei auf Gewaltausbrüche in Mosambik sowie auf die anhaltenden oder verschärften Konflikte in Afghanistan (das Land gilt als das gefährlichste für Kinder), der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria und im Jemen zurückzuführen – alles Staaten, die auch unter den Folgen des Klimawandels und Hungerkrisen leiden.
Allein 193 Millionen Minderjährige lebten ,,unter gefährlichsten Lebensumständen". Darunter versteht Save the Children das Leben in Konfliktgebieten mit mehr als 1000 Toten im zurückliegenden Jahr.
... ,,Inmitten der Pandemie haben die Vereinten Nationen zu einem globalen Waffenstillstand aufgerufen – erfolglos", erklärte Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children. ,,Ob Covid-19 oder die Klimakrise mit allen Auswirkungen: Kinder in Konflikten trifft es immer noch schwerer. Für sie besteht ein großes Risiko, getötet, verletzt oder in Konflikten rekrutiert zu werden. Diese Mädchen und Jungen kennen oft nichts als Gewalt und Kampf. Dabei haben sie das Recht auf eine unbeschwerte Kindheit."
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Aus: "450 Millionen Kinder leben in Konfliktgebieten" Christian Böhme (30.11.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/report-ueber-kinder-im-krieg-450-millionen-kinder-leben-in-konfliktgebieten/27848182.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/report-ueber-kinder-im-krieg-450-millionen-kinder-leben-in-konfliktgebieten/27848182.html)
Quote[...] Einem Bericht der »New York Times« zufolge haben die USA bei ihrem Drohnenkrieg im Nahen Osten verheerende Folgen für die Zivilbevölkerung in Kauf genommen. Wie die »NYT« berichtet, widerlegen eine Reihe vertraulicher Regierungsdokumente mit mehr als 1300 Berichten über zivile Opfer die Darstellung der Regierung über einen Krieg mit »Präzisionsschlägen« gegen Dschihadisten. Demnach belegen die Pentagon-Dokumente, dass bei Luftangriffen zahlreiche Fehler gemacht wurden und es Tausende zivile Todesopfer gab.
https://www.nytimes.com/interactive/2021/12/18/us/airstrikes-pentagon-records-civilian-deaths.html (https://www.nytimes.com/interactive/2021/12/18/us/airstrikes-pentagon-records-civilian-deaths.html)
[...] »Der amerikanische Luftkrieg war geprägt von mangelhafter Aufklärung, übereilten und ungenauen Raketenabschüssen und dem Tod Tausender Zivilisten, darunter viele Kinder«, berichtet die Zeitung. Die Transparenzversprechen aus der Zeit von Barack Obama, der als erster US-Präsident Drohnenangriffe bevorzugte, um das Leben von US-Soldaten zu schonen, seien durch »Undurchsichtigkeit und Straffreiheit« ersetzt worden. »Nicht ein einziger Bericht kam zu dem Schluss, dass ein Fehlverhalten vorlag«.
Innerhalb von fünf Jahren hat die US-Armee mehr als 50.000 Luftangriffe im Irak, in Syrien und Afghanistan geflogen. Das Militär gab zu, dass es seit 2014 bei Luftangriffen in Syrien und im Irak versehentlich 1417 Zivilisten getötet hat. In Afghanistan liegt die offizielle Zahl bei 188 seit 2018 getöteten Zivilisten. Die Recherchen der Zeitung zeigten jedoch, dass die vom Pentagon verlautbarten Zahlen »deutlich untertrieben« seien.
Demnach lagen die US-Streitkräfte mit ihren Einschätzungen über Ziele von Luftangriffen häufig daneben. Menschen, die zu einem bombardierten Ort liefen, wurden als Kämpfer der Gruppe »Islamischer Staat« und nicht als Helfer gesehen. »Einfache Motorradfahrer« wurden als »in Formation« fahrend identifiziert, was als »Zeichen« eines bevorstehenden Angriffs interpretiert wurde.
Den offiziellen Pentagon-Dokumenten zufolge machten Fehlidentifizierungen nur vier Prozent der Fälle mit zivilen Opfern aus. Die Recherche der »New York Times« zeigte jedoch, dass es in 17 Prozent der untersuchten Vorfälle Fehler gab und fast ein Drittel der zivilen Toten und Verletzten auf diese zurückging.
Auch kulturelle Ignoranz spielt offenbar eine Rolle. So glaubte das US-Militär, dass in einem Haus, das sie an einem Tag des Fastenmonats Ramadan überwachten, »keine Zivilisten« anwesend waren. Doch es schliefen tagsüber mehrere Familien darin, um sich vor der Hitze zu schützen.
Schlechte Bildqualität oder zu kurze Beobachtungsdauer trugen ebenfalls zu Fehleinschätzungen bei der Überprüfung von Berichten ziviler Opfer bei. Von den 1311 Fällen, die von der »New York Times« untersucht wurden, wurden nur 216 vom Pentagon als »glaubwürdig« eingestuft. Berichte über zivile Opfer wurden demnach zurückgewiesen, weil auf den Videos keine Leichen in den Trümmern zu sehen waren oder weil die Dauer der Aufnahmen angeblich nicht ausreichte, um Schlussfolgerungen zu ziehen.
Ein Sprecher des Zentralkommandos sagte der Zeitung, dass »selbst bei der besten Technologie der Welt Fehler passieren, sei es durch falsche Informationen oder durch eine Fehlinterpretation der verfügbaren Informationen«. Das Militär tue »alles, um Schaden zu vermeiden«. Es untersuche jeden Verdachtsfall. »Wir bedauern jeden Verlust eines unschuldigen Lebens.«
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kry/AFP
Aus: "USA nahmen offenbar systematisch zivile Opfer bei Drohnenkrieg in Kauf" (19.12.2021)
Quelle: https://www.spiegel.de/ausland/usa-nahmen-offenbar-systematisch-zivile-opfer-bei-drohnenkrieg-in-kauf-a-fa06deec-917a-4f50-b321-5a13452bceab (https://www.spiegel.de/ausland/usa-nahmen-offenbar-systematisch-zivile-opfer-bei-drohnenkrieg-in-kauf-a-fa06deec-917a-4f50-b321-5a13452bceab)
Quote[...] Dieses Jahr wurden Rüstungsexporte für mehr als neun Milliarden Euro bewilligt – so viel wie nie. Den Großteil genehmigte die Regierung Angela Merkels kurz vor Amtsende.
Die frühere Bundesregierung von Union und SPD hat in den letzten neun Tagen ihrer Amtszeit Rüstungsexporte für fast fünf Milliarden Euro genehmigt. Damit steigt der Gesamtumfang der Exporte im laufenden Jahr auf den Rekordwert von 9,04 Milliarden Euro. Das geht aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die mit Abstand meisten Exporte sind für Ägypten bestimmt. Das Land steht wegen Menschenrechtsverletzungen und seiner Verwicklung in die Konflikte im Jemen und in Libyen in der Kritik.
Vor wenigen Tagen ist bereits bekannt geworden, dass die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem damaligen Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) kurz vor der Amtsübergabe am 8. Dezember den Verkauf von 3 Kriegsschiffen und 16 Luftabwehrsystemen genehmigt hatte. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) unterrichtete den Bundestag erst einen Tag vor der Wahl von Scholz zum Kanzler darüber – ohne den Wert der Ausfuhren zu nennen.
Aus der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums geht nun hervor, dass für Ägypten bis zum Regierungswechsel Kriegswaffen und andere Rüstungsgüter im Wert von 4,34 Milliarden Euro genehmigt wurden. Nach einer früheren Antwort des Ministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linken waren es bis zum 29. November erst 0,18 Milliarden Euro. Das heißt, dass allein für Ägypten in den letzten neun Tagen der Regierung Merkel Rüstungsexporte im Umfang von mehr als vier Milliarden Euro genehmigt wurden. Insgesamt erlaubte die große Koalition in ihren letzten Tagen Ausfuhren im Umfang von 4,91 Milliarden Euro – mehr, als in den knapp neun Monaten zuvor zusammen. Es ist sonst gängige Praxis, dass in der Phase kurz vor einem Regierungswechsel keine weitreichenden politischen Entscheidungen mehr getroffen werden.
Mitverantwortlich für die Entscheidung ist der heutige Kanzler Scholz. Der Export der Fregatten und Luftabwehrsysteme aus den Rüstungsschmieden Thyssenkrupp Marine Systems und Diehl Defence wurde vom Bundessicherheitsrat genehmigt, einem Kabinettsausschuss, dem neben Merkel sieben Minister angehören. Darunter ist auch der Finanzminister, damals war das Olaf Scholz.
Die Linken-Außenpolitikerin Dağdelen kritisierte das Verhalten des heutigen Kanzlers. "Olaf Scholz hat sich in der nur noch geschäftsführenden Regierung ein wahres Gaunerstück geleistet und eindrücklich demonstriert, wie folgenlos die Kritik der SPD an skrupellosen Waffenexporten gerade an Diktaturen und autoritäre Regime letztlich bleibt", sagte sie der dpa. "Für die neue Ampel-Regierung unter Scholz ist das eine schwere Hypothek."
Der bisherige Höchstwert der Rüstungsexportgenehmigungen wurde vor zwei Jahren erreicht. 2019 wurden Waffen und militärische Ausrüstung für 8,015 Milliarden Euro aus Deutschland in alle Welt geliefert. Dieser Wert wird in diesem Jahr um mindestens eine Milliarde Euro übertroffen.
Die jetzige Bundesregierung von SPD, Grünen und FDP hat sich für eine restriktive Rüstungsexportpolitik ausgesprochen. Im Koalitionsvertrag ist festgeschrieben, dass die bisherigen Richtlinien dafür in einem Gesetz geregelt werden sollen. Ziel ist es, vor allem die Exporte in Länder außerhalb von EU und Nato zu beschränken.
Das für Rüstungsexportkontrolle zuständige Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ging in den Koalitionsverhandlungen an die Grünen, die Rüstungsexporten traditionell besonders kritisch gegenüberstehen. Minister Robert Habeck, der auch Vizekanzler ist, ließ seinen parlamentarischen Staatssekretär Sven Giegold auf die Anfrage Dağdelens antworten. "Es wird darauf hingewiesen, dass die Werte der unten stehenden Tabellen auf Entscheidungen der Vorgängerregierung zurückzuführen sind", heißt es in seinem Schreiben. "Die Bundesregierung sieht einen restriktiven Umgang mit Rüstungsexporten vor und wird entsprechend den im Koalitionsvertrag vereinbarten Leitplanken ein Rüstungsexportkontrollgesetz erarbeiten."
Giegold weist zum Vergleich darauf hin, dass die neue Regierung in den ersten sieben Tagen ihrer Amtszeit nur Rüstungsexportgenehmigungen im Wert von 3.679 Euro erteilt hat. Diese Exporte gingen auch nur in EU-Länder, Nato-Staaten oder gleichgestellte Länder, nämlich Australien, Österreich, Schweden und Slowenien.
Aus: "Große Koalition genehmigte zuletzt noch Waffenexporte in Rekordhöhe" (25. Dezember 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-12/ruestungsindustrie-waffenexporte-groko-rekordhoehe-genehmigung (https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-12/ruestungsindustrie-waffenexporte-groko-rekordhoehe-genehmigung)
QuoteBuio #2
Die Zahl 3.679 Euro im letzten Absatz ist vermutlich falsch?
QuoteMykorrhiza #2.1
Vielleicht sind da die Versandkosten nicht mitberechnet.
Quoter.schewietzek #3
Das wird bestimmt massiv zum Weltfrieden beitragen.
/Ironie off.
QuoteBaron von und zu Böse #6
Yes, noch einmal schnell den Rubel Rollen lassen für die Freunde aus der lobby. Halleluja.
Gab es noch mehr so last-minute Deals?
QuotealternierendeGenderSchreibweise #8
So blöd Rüstungsexporte auch sind - irgendwo müssen Arbeitsplätze und auch Steuern für die ganzen Sozialausgaben ja herkommen.
Quotesambotanga #8.2
Tja, auch an dieser Stelle bricht das deutsche Moral- und Belehrungsgebäude mal wieder zusammen.
QuoteBenjisson #24
Krieg(swaffen) exportieren und dann wundern das es mehr Flüchtlinge gibt.
QuoteErrinnertEuch #22
Warum die Aufregung.
Die alte Regierung genehmigt Waffenexporte.
Die neue wird es auch tun. ...
...
Quote[...] Im Tierreich rüsten die Männchen auf, um Weibchen zu erobern. Sie demonstrieren Stärke, Kraft, lautes Geschrei. Manche singen in hohen Tönen, manche sehen rot. Sie zeigen ihre Eier, ihre Kampfbereitschaft, ihr Gemächt. Das ist, was Russland tut. Seine Eier sind aus Stahl. Sein Sperma ist Schwarzpulver.
150.000 Soldaten mit schwerem Gerät hat Russland an die Grenze zur Ukraine verlegt. Laut US-Geheimdiensten reicht das, um siegesgewiss in die Ukraine einzumarschieren und die Regierung dort zu stürzen, was eines der Szenarien ist.
In endlosen Kolonnen fahren russische Militärfahrzeuge und Panzer an der 2.295 Kilometer langen russischen Grenze zur Ukraine auf. Und an der 1.084 Kilometer langen zwischen der Ukraine und Belarus, denn auch Belarus ist involviert. Von drei Seiten bedrängt Russland sein Nachbarland.
Die demonstrierte Macht der Panzer mit ihren phallischen Kanonenrohren und der Kampfflugzeuge mit ihren geschürzten Schnauzen wirkt obszön. Sie richten sie auf die Ukraine; Ukrayina. In Sprachen mit grammatischem Geschlecht ist die Ukraine weiblich. Die Ukraine also – aber selbst wenn das Land die Frau ist, ist dies kein Freibrief, sie mit Gewalt zur Vereinigung zu zwingen: ,,Nein heißt Nein."
Auch im Tierreich wird vergewaltigt. Also gilt der Vergleich vom Anfang des Textes. ,,Häufig attackieren die Männchen die Weibchen in Gruppen, was dramatische Folgen haben kann" – für manche Weibchen gar tödliche. So ist es auf der Webseite der ARD-Sendung ,,Planet Wissen" zu lesen. Delfine, Fledermäuse, Stockenten sind auf Gang-Bang aus.
Bereits mehrfach wurde die Ukraine bezwungen. Befragen Sie die neuere deutsche Geschichte. Und die russische. Beide Länder haben sich die Ukraine zeitweise einverleibt. Unsere Urgroßväter, Großväter, Väter haben das Land erobert und vergewaltigt. Im Wörtlichen und Übertragenen. ,,We live in Bloodland", wir leben im Blutland, sagte die ukrainische Autorin Hanna Hrytsenko, die zu Faschismus und der neuen Rechten forscht, als sie mich im vergangenen Herbst durch die Schlucht von Babyn Jar führte, diesen Ort, wo die Deutschen im Zweiten Weltkrieg Hunderttausende erschossen.
Vor Jahren habe ich meinen inzwischen verstorbenen Vater, der Wehrmachtssoldat war, auch im Osten, gefragt, ob er im Krieg vergewaltigt hat. ,,Nein. Aber einmal hätte ich gekonnt, nur war ich zu besoffen."
Wenn ich das erzähle, wird mitunter mit Unverständnis reagiert: ,,Warum willst du das wissen?" Und: ,,Was hast du davon?" – Ja, was? Wie anders als durch Fragen, komme ich seiner Wirklichkeit näher? Ich bin eine Frau. Ich will nicht vergewaltigt werden.
Die Panzer, die Russland auffährt, die Kanonenrohre, die Putin zeigt, in ihrer Obszönität sind sie im Grunde lächerlich, wenn sie nicht so sehr die Integrität derer, die sie als Beute auserkoren haben, verletzen würden.
Mich erinnert das an den Mann, der auf einem weitgehend leeren Bahnsteig einer Berliner U-Bahn steht. Nur er und ich. Er trägt einen Mantel; die Hände in den Taschen. Es ist sein unruhiger, nach allen Seiten gehender Blick, der irritiert; er checkt die Umgebung. Langsam kommt er näher. Plötzlich schiebt er mit den Händen, die er in den Taschen hält, als wolle er sogleich eine Waffe ziehen, und das tut er ja auch, den Mantel auseinander und richtet seinen stehenden Schwanz auf mich. Seine Jeans ausgeschnitten rund ums Gemächt. ,,Du Drecksau!", brülle ich: ,,Ich will dein Kanonenrohr nicht sehen." Da kommt Gott sei Dank die U-Bahn. Krieg ist das Ding mit Schwanz.
Der Literaturwissenschaftler Klaus Theweleit beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Krieg, Faschismus und toxischer Männlichkeit. ,,Männerphantasien" heißt sein bekanntes Buch. Letzten Herbst hat er bei der Verleihung des Adorno-Preises in der Dankesrede einen Satz seiner Frau zitiert: ,,Männer werden zivilisiert durch Frauen; egal wo auf der Welt." Im Umkehrschluss heißt das: Wer nicht zivilisiert werden will, muss Frauen bekämpfen.
Aber so einfach ist es auch nicht, diesen Satz mir nichts dir nichts auf die Ukraine zu übertragen. Denn das würde bedeuten, dass dort nicht auch Männer wären, die kämpfen wollen – und es in der Ostukraine seit Jahren tun. Prorussische Separatisten und ukrainische Streitkräfte bekriegen sich dort. Nur geht es in diesem Text nicht um Stellungskämpfe, hier geht es um die Obszönität der russischen Militärinszenierung.
Alles hängt mit allem zusammen. So wie der Armeeaufmarsch rund um die Ukraine derzeit stattfindet, ist es wie ein Déjà-vu.
Russland und Belarus beginnen inmitten von Ukraine-Krise mit Militärmanöver (10.02.2022)
https://www.youtube.com/watch?v=qSkQqZFFLgQ (https://www.youtube.com/watch?v=qSkQqZFFLgQ)
Die Filme der auf gefrorenem, leicht schneebedecktem Boden auffahrenden Kriegsmaschinerie wirken durch das winterliche Schwarz-Weiß der Umgebung wie die Schwarz-Weiß-Filme der Wehrmacht. Die gleiche donnernde Martialität. Auf gleiche Weise wird Stahl und Metall, wird gepanzertes Gefährt und tonnenschweres Gerät, wird Manpower und Testosteron in Szene gesetzt. Es wirkt wie ein Rückgriff ins letzte Jahrhundert. In Europa aber wurde genug Krieg geführt. Niemand will das mehr. Niemand will versehrte Menschen, zerstörte Städte, sinnlose Tote. Krieg ist das Ding mit Bart.
Werden in diesem Jahrhundert Orte zerstört und Menschen getötet, liegt es nicht am Krieg, sondern an der zivilen Zerstörung im Frieden. Die Erderwärmung ist der Killer. Dass sich die Erde erwärmt, hat mit einer ähnlichen Maschinenverliebtheit zu tun, wie die stahlhelmbesoffene Kriegsmaschinerie im letzten Jahrhundert. Trotzdem sind die Herausforderungen jetzt andere. Es geht nicht um Eroberung einzelner Länder, von Putin begründet aus Sicherheit; es geht um die Rückeroberung sicherer Lebensbedingungen für alle. Krieg zwischen Ost und West macht unter den Bedingungen keinen Sinn. Beide Blöcke brauchen den Planeten.
Aus einem weiteren Grund ist die militärische Machtdemonstration von Russland wie aus der Zeit gefallen: Denn auch das Verhältnis zwischen Männern und Frauen hat sich verändert. Heute ist es möglich, die Gewaltstrukturen zwischen den Geschlechtern öffentlich zu diskutieren. Und: Männer hören zu, wenn Frauen sprechen. Nicht alle, aber immer mehr. Sein Gemächt auf eine Frau richten? Gesellschaftlich ist es kein Kavaliersdelikt mehr, sondern ein No-go.
Annalena Baerbock, ,,diese junge Dame, die unsere neue Außenministerin ist", wie Christoph von Marschall vom Tagesspiegel sie patronierend in einem Fernsehinterview titulierte, habe sich, als sie das umkämpfte Separatistengebiet in der Ostukraine besuchte, ,,nicht besonders wohl" gefühlt. Man sehe, ,,dass das nicht ihre Welt ist", meint er. Wessen Welt das Kämpfen aber ist, insinuiert sein Statement: die der Männer.
Diese Frau Baerbock aber sagte einen bahnbrechenden Satz beim Staatsbesuch in Ägypten, der von keinem Außenminister je kam: ,,Nur wo eine Frau sicher ist, sind alle Menschen in einer Gesellschaft sicher."
Baerbock ist kaum im Amt, schon ist sie mit einem brandgefährlichen Konflikt konfrontiert, in dem Männer ihre geschwollenen Kämme zeigen. Was macht sie? Sie deutet, wenngleich in einem anderen Krisengebiet, dem in Nahen Osten, mit dem Finger auf Zusammenhänge, die im Kriegsdiskurs so nicht vorkommen. Und sie redet. Redet, wie andere auch, mit allen am Konflikt Beteiligten. Denn der Faden darf nicht abreißen. Konfliktlösung hat viel mit Gespräch zu tun und nicht damit, zur Waffe zu greifen.
Scheherazade hat es vorgemacht, als sie redete, bis der Aggressor, ihr eigener Mann, davon abließ, sie umzubringen. Sie hat von anderen Situationen berichtet, in denen Probleme mit Klugheit pariert wurden, um ihn aus seiner Fixierung, dass all seine Frauen untreu seien und umgebracht gehören, zu lösen. Da ist sie wieder, die Analogie, erscheint Putin die Ukraine doch untreu, weil sie mit der Nato ins Bett möchte.
Reden ist eine weibliche Konfliktlösungsstrategie. Dass in der gegenwärtigen Situation auf der internationalen politischen Bühne alle Akteure weiterhin miteinander reden, macht Hoffnung.
,,Hope is the thing with feathers" [https://www.youtube.com/watch?v=-TbqRaBY9K0 (https://www.youtube.com/watch?v=-TbqRaBY9K0)]– Hoffnung ist das Ding mit Federn – das ist die erste Zeile eines Gedichts der Lyrikerin Emily Dickinson. Sie lebte im 19. Jahrhundert und gilt als die berühmteste amerikanische Dichterin.
Der Aufbau der Thesenzeile dieses Textes, ,,Krieg ist das Ding mit Gemächt", kopiert Dickinsons Vers. Ihr Gedicht beschreibt, dass Hoffnung widerständig ist, auch unter schlimmsten Bedingungen. Und sie spricht darüber, dass Hoffnung nichts von einem verlangt. Sie ist einfach da.
Auch die Hoffnung auf Frieden.
Aus: "These zur toxischen Männlichkeit: Krieg ist das Ding mit Gemächt" Kommentar von Waltraud Schwab (20. 2. 2022)
Quelle: https://taz.de/These-zur-toxischen-Maennlichkeit/!5833610/ (https://taz.de/These-zur-toxischen-Maennlichkeit/!5833610/)
Waltraud Schwab (* 29. Februar 1956 in Oberrimsingen (Breisgau))
https://de.wikipedia.org/wiki/Waltraud_Schwab (https://de.wikipedia.org/wiki/Waltraud_Schwab)
QuoteIgnaz Wrobel
Wenn Panzerkanonen phallische Symbole sind, die durch toxische Männlichkeit bewegt werden, was symbolisieren dann Schächte in Kampfjets, aus denen Bomben fallen?
QuoteBoandlgramer
Frauen mögen noch nicht so viele Gelegenheiten gehabt haben, um erektionslos Kriege zu führen - aber mir fallen da ein paar Beispiele ein, in denen Frauen mindestens so gewalttätig agierten wie in Rede stehenden Männer: Angefangen bei den Königinnen der europäischen Monarchien über Margret Thatcher und die Falklandinseln, Hillary Clinton oder Madeleine Albright, denen man, weiß Gott, keine mäßigende Wirkung auf die imperiale Vorherrschaft der USA unterstellen kann...
Ich halte Gerhard Schröder auch für einen alten Trottel, aber er weigerte sich als Penisträger ohne Evidenz mit in den Irak einzufallen, wohingegen sich die Muschi - äh, nein - Mutti Merkel dem Bush damals schamlos an den Hals warf...
Man sollte Frauen fraglos die Gelegenheit zum Scheitern bieten - aber das wird die Welt nicht per se verbessern.
Und die schlechte Welt jetzt nur mit toxischer Männlichkeit zu (v)erklären, sagt auch eher was über die Erklärerin als über die Welt.
Blöd ist nur, dass man immer erst nach dem Lesen weiß, dass es einen nicht interessiert hat... ;)
QuoteDarmok Jalad
Ich bin der Überzeugung das Putins Männlichkeitsbild ein nicht unwesentlicher Faktor in seinem Handeln ist, aber zu diesem Kommentar fällt mir nur ein:
,,Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel"
QuoteWilli Müller alias Jupp Schmitz
"Hoffnung ist das Ding mit Federn". Danke Frau Schwab für diesen Sinn stiftenden, einfühlsamen Artikel, auch für den Hinweis auf Emily Dickinson.
Trotz allem Relativieren schließt sich der Kreis mit
"Hoffnung ist das Ding mit Federn"!
QuoteColonel Ernesto Bella
Der seid einigen Jahren anhaltende Hype um Theweleits Männerphantasien führt zu seltsamen Verwirrungen. Das Buch ist toll, die Kombination von Text und Bild, seine Charakterstudien und Darstellungen von Charaktermasken mit Beispielen aus Kunst, Propaganda, Populärkultur, diese ganze Art der der Anschaulichkeit und Argumentation ist fantastisch. Das Buch ist perfekt in der Erklärung faschistischer, nationalistischer, kapitalistischer männlicher Charaktere, ihrem Habitus, ihrer Kultur, ihrer Sexualutät, ihrer Phantasien, ihrer Ideologie. Aber, es taugt halt wenig zur Erklärung des Faschismus, es taugt wenig um das geopolitische Gerangel der Nationen zu begreifen, es taugt nicht dazu die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus zu begreifen, Imperialismus, Nationalismus, bürgerliche Ideologie usw. Man sollte sich die Grenzen der Aussagefähigkeiten von Theweleits Männerphantasien bewusst machen, sonst stiftet man sich nur unnötige Verwirrungen, schafft es aber nicht eine richtige Kritik herrschender Verhältnisse zu formulieren.
QuoteZeuge14
@Colonel Ernesto Bella Lieber Colonel, wahrscheinlich schauen sie (mal wieder eben) aus männlichem Blickwinkel; lässt mich ihr Kommentar vermuten, gele - oder?
Die Autorin schriebt ja selbst: ""Aber so einfach ist es auch nicht, diesen Satz... "" Es geht im Artikel eben genau um eine erweiterte Sicht, die eben (auch) das typisch männliche an der putinschen Haltung offenbart... gab es da nicht ein entsprechendes Bild "auf Pferd, mit (zudem aufgerichteter) Knarre und blankem Oberkörper. Und das es nicht nur um Theweleits Konzepte in dem Beitrag geht, ist doch klar....Doch mit "Aber, es taugt halt wenig..." wischen Sie so mal eben den ja richtigen Aspekt vom Tisch. Ein rhetotisch "nettes" Mittel, aber hier an dieser Stelle eben wieder mal "so eben und nebenbei" Ausdruck männlicher Arroganz, oder?
QuoteSandor Krasna
@Zeuge14 Das Problem an dieser erweiterten Sicht, ist doch, dass das Bild halt schief wird, wenn einerseits die Weiblichkeit der Ukraine konstruiert wird, aber das Geschlecht des "Mütterchen Russlands" unterschlagen wird. ...
QuoteMichael Myers
Es gibt nur wenige Länder, in denen es ein so massives Problem mit häuslicher Gewalt gegen Frauen gibt. Es gibt noch nicht einmal ein Gesetz, das häusliche Gewalt bestraft. https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4usliche_Gewalt_in_Russland (https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4usliche_Gewalt_in_Russland)
Putins toxische Männlichkeit hat durchaus ihre Entsprechung in der russischen Mehrheitsgesellschaft.
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Quote[...] Aus Sicht von Deutschlands größter Journalistenorganisation sollte der Pressekodex des Deutschen Presserats Journalistinnen und Journalisten dazu verpflichten, auf unzureichende Recherchemöglichkeiten im Konfliktfall hinzuweisen.
,,Wenn nur eine von zwei Konfliktparteien die Quelle von Informationen ist, müssen die Leserinnen und Leser das erfahren", sagt DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall.
,,Im Krieg gilt: Die Wahrheit stirbt zuerst." Gerade bei bewaffneten Auseinandersetzungen sei das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit besonders groß. ,,Dieser Verantwortung müssen wir Journalistinnen und Journalisten gerecht werden."
Der DJV-Vorsitzende erinnert in dem Zusammenhang an den Irak-Krieg, als die US-Truppen mit dem damals neuen Instrument des embedded journalism versucht hätten, die Berichterstattung in ihrem Sinn zu beeinflussen.
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Aus: "Der Ukraine-Konflikt im Fernsehen ,,Im Krieg gilt, die Wahrheit stirbt zuerst"" (22.02.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/der-ukraine-konflikt-im-fernsehen-im-krieg-gilt-die-wahrheit-stirbt-zuerst/28092074.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/der-ukraine-konflikt-im-fernsehen-im-krieg-gilt-die-wahrheit-stirbt-zuerst/28092074.html)
Quote[...] Laut gellt der Weltbevölkerung ein Signal in den Ohren: Es klingt, ein Dreivierteljahrhundert nach Beendigung des letzten Weltkriegs, nach dem Knirschen von Panzerketten. Wladimir Putin hat mit der Unterfertigung seines Dekrets zur Truppenentsendung in den Donbass und nach Luhansk die Zeiger der Weltuhr brutal zurückgedreht. Denn ganz gleich, welches Machtkalkül das Handeln des Kremlherrn leitet: Mit der Ausweitung der Kampfzone auf ukrainisches Staatsgebiet steigert Russlands Autokrat noch einmal den Hohn, mit dem er schon bisher Europas Staatschefs genasführt hat.
Man erinnert sich an ihn als melancholischen Gastgeber an viel zu langen Konferenztischen. Auch so lassen sich die Vertreter der Demokratie düpieren: indem man ihnen den Platz am Katzentisch zuweist und so die Logik der Kongressdiplomatie zur Karikatur verkleinert.
Mit der Anbahnung von Putins Imperialismus auf Raten feiert hingegen das Großmachtgehabe des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein erstaunliches Comeback. Nichts illustriert den Bruch mit zeitgenössischen Gepflogenheiten besser als Annalena Baerbocks händeringender Appell vom Dienstag. Die bundesdeutsche Außenministerin und ihre Kollegen würden noch immer, gleichsam engelsgeduldig, auf Putins Rückkehr an den Verhandlungstisch warten! Doch der fromme Verweis auf eine Praxis, die Politik zum Medium komplizierter Aushandlungsprozesse erklärt, verfängt bei Machttechniker Putin nicht im Geringsten.
Es mag die Wiederherstellung eines herbeifantasierten, großrussischen Hegemonialraums in der Tat Putins vordringlichstes Ziel sein. Auf verständigungskultureller Ebene wirkt der Bruch noch entschiedener. Ein Rat dünnlippiger Geronten – unter ihnen Geheimdienstvertreter und andere Säbelrassler – lässt die westlichen Demokratien mit voller Absicht abblitzen.
Unter dem Titel "Nationaler Sicherheitsrat" finden regelmäßig Mitstreiter wie Ratssekretär Nikolaj Patruschew in Putins Machtzentrale zusammen: der Genannte ein verdienter KGB-Mann, der für den westlichen Lebensstil nichts als Verachtung übrighat. In Europa, wo den Menschen die sündige persönliche Freiheit über alles gehe, würde laut Patruschew bereits die Ehe mit Tieren legalisiert. Ein weiterer Paladin wie Verteidigungsminister Sergej Schoigu teilt mit seinem Sportsfreund, dem Kreml-Chef, nicht nur die politischen Ansichten, sondern – als Wandergefährte in den Weiten der sibirischen Taiga – auch das Zelt.
In einer solchen Sphäre bilden willfährige Funktionseliten geschlossene Systeme. Auf der Grundlage "männlich" codierter Körperideale wird eine Art immerwährender Mobilmachung beschworen. Nicht zufällig ließ sich Putin wiederholt als Power-Ranger fotografieren: wahlweise hoch zu Ross oder mit einem dicken Fisch am Haken.
Die mit Steroiden gepäppelte, als Warnsignal inszenierte Erinnerung an den "soldatischen" Körper ist das Erbteil einer in Wahrheit versunken geglaubten Geschichtsformation. Die Nachfahren dieser alten, soldatischen Männerbünde gefallen sich erfahrungsgemäß in Misogynie: In ihrem beruflichen Dunstkreis finden sich kaum jemals Frauen.
Die strikt antidiskursive Haltung dieser mit Borniertheit gepanzerten "Patrioten" verweist – mit gut hundertjähriger Verspätung – noch einmal auf das Männerphantasien-Projekt (1977/78) des Freiburger Gelehrten Klaus Theweleit. In dessen Rahmen wurde ausführlich dargetan, wie autoritär erzogene Männer, zu Bünden zusammengeschlossen, sich der Bedrohung durch alles Fließende, "Weibliche" mit roher, tödlicher Gewalt erwehren.
Die alten, rasselnden Panzer gehören folgerichtig zu einer Politik der aggressiven Verpanzerung. In ihr wird die Abwehr unkalkulierbarer Risiken zur alleinigen Maxime erhoben. Es wird des eisernen Festhaltens an der eigenen Vernunft bedürfen: der Anwendung vornehmlich ökonomischer Druckmittel, um die reaktionäre Retropolitik von Putin und Co wirksam in die Schranken weisen zu können. (Ronald Pohl, 23.2.2022)
Aus: "Putins Retropolitik: Machismo mit der Kraft der Steroide" (23. Februar 2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000133566086/putins-retropolitik-machismo-mit-der-kraft-der-steroide (https://www.derstandard.at/story/2000133566086/putins-retropolitik-machismo-mit-der-kraft-der-steroide)
Quote
arslongavitabrevis
Der Autor hat ja grundsätzlich Recht, dass Putins Vorgehen inakzeptabel ist. Was mich aber dennoch stört, ist die Tatsache, mit welcher Selbstverständlichkeit die USA überall einmarschiert und wie im Irak Kriegsgründe erfindet ("Massenvernichtungswaffen") und das in keinem Zusammenhang thematisiert wird.
Was Putin hier macht, ist exakt dasselbe, was die USA seit Jahrzehnten machen: In anderen Ländern Stellung beziehen um das Kräftegleichgewicht zu erhalten/auszubauen.
Die NATO rückt Russland zu Leibe und Putin versucht das mit illegaler Annexion der Ukraine zu verhindern. Das ist selbstverständlich abzulehnen!
Trotzdem wäre mehr Ausgeglichenheit in der Berichterstattung angebracht
Das WIE unterscheidet sich wesentlich, nicht aber das WAS.
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Quote[...] Auch wenn es ein Vergleich zwischen Äpfeln und Erdäpfeln ist: Die Ukraine-Krise hat etwas mit der Corona-Pandemie gemeinsam, nämlich ein Aufblühen von Verschwörungstheorien, die einen ratlos und verstört zurücklassen. Es ist ein Kosmos, in dem die USA eine "False flag"-Operation planen, um einen Krieg loszutreten, und die ukrainischen Streitkräfte sich sammeln, um Russland zu bedrohen.
Nota bene, das hat mit der – seriös zu führenden – Diskussion darüber, was von US-, Nato- oder allgemein westlicher Seite nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion falsch gemacht wurde, nichts zu tun. Und ja, den USA fällt auch der Irakkrieg von 2003 auf den Kopf, für den falsche "Beweise" produziert wurden.
Das macht das Paralleluniversum, in dem es in östlichen Nato-Staaten nur so von US-Atomwaffen strotzt, nicht realer. Die Erzählung, dass alles nach dem US-Masterplan läuft, schließt an 2015 an: Damals schickte die CIA Flüchtlingsmassen nach Europa – ermutigt von der CIA-Agentin Angela Merkel –, um Europa gesellschaftlich zu zerstören; diesmal wollen die USA den Krieg, um maximalen politischen und wirtschaftlichen Schaden für die EU zu erzeugen. Dazu seien die USA bereit, Kiew mit Massenvernichtungswaffen anzugreifen und es Russland anzuhängen. Genauer gesagt, der reinen Seele Wladimir Putin. Der sei aber kein Idiot: anders als jene, die – wie bei Corona – wieder einmal nicht kapieren, wie der Hase läuft. (Gudrun Harrer, 22.2.2022)
Aus: "Die große Verschwörung" Gudrun Harrer (22. Februar 2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000133569602/die-grosse-verschwoerung (https://www.derstandard.at/story/2000133569602/die-grosse-verschwoerung)
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Kretommy
Auch in meinem Bekannten- und Freundeskreis sind die Covidioten und die Putinfreunde erschreckend deckungsgleich. Wer im Besitz einer Wahrheit ist, ist anscheinend im Besitz aller Wahrheiten.
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René Herndl
Liebe Frau Harrer, die gefälschten Beweise, die die USA beweg(t)en, militärisch einzugreifen oder wirtschaftliche Sanktionen zu ergreifen, sind mehr als jene im Irak, viel mehr! Vietnam wurde angegriffen und nahezu zerstört, Kuba nach einer gesellschaftlichen Revolution gegen die US-Interessen bis heute sanktioniert, Mossadegh wurde vom CIA eliminiert, Regime-Change durch militärische Angriffe oder Geheimdienstsubversionen stehen quasi auf der Tagesordnung der USA - aber niemand der angeblich und ach so demokratischen Staaten des "Westens" hat sich jemals dazu geäußert oder protestiert. Damit hat sich der Westen selbst disqualifiziert, ein objektives Urteil zu äußern. Die Beispiele sind zahllos - recherchieren Sie selbst!
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Zapuntel
Nicht nur das: In unserer Nachbarschaft hier auf der Insel Krk gibt es ein deutsches Paar, das gerade dabei ist sich hier niederzulassen. Nicht nur, dass beide Verschwörungstheoretiker erster Güte sind, [ ] sie [behaupten auch], dass Putin demnächst Deutschland besetzen wird. Wir sind jetzt einigermaßen sprachlos....
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Hitecut, 22. Februar 2022, 18:58:21
... laut der diversen Putin-Freunde, die in den letzten Tagen hier gepostet haben, wird hier der militärische Konflikt einzig und allein vom Westen und den USA herbeigeredet, weil die miese Kriegshetzer sind, während Russland natürlich absolut nicht plant in die Ukraine einzumarschieren... Kein Wunder, dass man von diesen Leuten seit heute nur noch wenig hört. Selbst ihnen sind inzwischen die Ideen ausgegangen, welchen Spin man machen kann, um die Lage und diese Rede Putins so zu drehen, dass der Westen an allem Schuld ist...
Kommentar zu: "Worte wie Salven: Putins Brandrede im Detail betrachtet" Florian Niederndorfer (22. Februar 2022,)
Die Rede, in der Wladimir Putin die Anerkennung der ostukrainischen Separatistengebiete ankündigt, strotzt nur so vor Opfermythen und russischem Nationalismus
https://www.derstandard.at/story/2000133576102/worte-wie-salven-putins-brandrede-im-detail-betrachtet (https://www.derstandard.at/story/2000133576102/worte-wie-salven-putins-brandrede-im-detail-betrachtet)
Quote[...] Die internationale Presse hat mit Bestürzung auf den russischen Angriff auf die Ukraine reagiert. Vor allem westliche Medien erheben schwere Vorwürfe gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der den Befehl zum Angriff gegeben hatte, und fordern deutliche Konsequenzen.
"Wladimir Putin hat sich von einem zynischen Autokraten zu einem Militärdiktator entwickelt, der nicht nur die Ukraine, sondern ganz Europa angreift. Seit 1939 standen wir nicht mehr vor einer solchen Bedrohung", schreibt die italienische Zeitung La Stampa. Die Invasion der Ukraine beseitige nun auch die letzten Zweifel über Putins Absichten. Der Westen habe einen "Weg der Diplomatie" angeboten, doch der russische Präsident habe "seine Karten zuerst in Worten und jetzt dramatisch in Taten aufgedeckt", so das Blatt.
Die Wiener Zeitung Die Presse meint, "die Bereitschaft zu rücksichtsloser Brutalität verleiht ihm dabei einen Vorteil, den er eiskalt ausnützt". Die Abschreckung des Westens habe nicht funktioniert. "Psychologisierungen" seien zwar meistens ein wenig hilfreiches politisches Analysemittel. "Doch in diesem Fall drängt sich die Frage geradezu auf, ob Putin unter verzerrter Wahrnehmung und an einem Cäsarenwahn in fortgeschrittenem Stadium leidet", kommentiert die Zeitung.
Die NZZ in der Schweiz fordert, Russland infolge des Angriffs hart zu bestrafen. "Es gilt, der russischen Bevölkerung und erst recht den Wirtschaftsmagnaten und der übrigen Moskauer Elite die verheerenden Folgen von Putins inakzeptablem Tun deutlich zu machen", schreibt die Zeitung. "Dazu gehört eine langfristig angelegte Politik des Westens, die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen zu verringern. Denn die Einnahmen aus dem Export von Erdöl und Erdgas haben es dem Kreml maßgeblich ermöglicht, seine Streitkräfte auszubauen und zu einer Gefahr für ganz Europa zu machen."
Auch The Times fordert, dem russischen Präsidenten seine Grenzen aufzuzeigen. "Wenn Putin glaubt, dass die Ukraine nur der erste Schritt zur Ausdehnung Russlands auf seine zaristischen Grenzen einschließlich Finnlands ist, muss ihm jetzt gezeigt werden, dass die Nato genauso bereit ist, ihn zurückzuweisen, wie sie es bei Stalin und seinen Nachfolgern war. Die wichtigste Konsequenz aus Putins zynischen Täuschungen kann nur die sofortige Stärkung der Nato sein", schreibt die britische Zeitung.
Die belgische Zeitung De Standaard kommentiert, Putin habe "zahllose europäische Spitzenpolitiker zum Narren gehalten, eine List nach der anderen ersonnen und seinen Krieg genau zu dem Zeitpunkt begonnen, als der UN-Sicherheitsrat eine Krisensitzung abhielt. Ein zynischerer Umgang mit der internationalen Rechtsordnung ist kaum denkbar." Es sei leicht, Politiker wie Emmanuel Macron und Olaf Scholz "als leichtgläubige Narren abzutun", schreibt die Zeitung. Putin habe allerdings nie nach denselben Regeln spielen müssen wie die Europäer. "Ein Staatschef, der sich nicht vor seinem Volk verantworten muss, der seine Kritiker in den Kerker wirft und über eine schlagkräftige Armee verfügt, kann es sich leisten, zu lügen, Friedensvereinbarungen zu verletzen und 200.000 Soldaten gegen ein Nachbarland einzusetzen."
Die regierungsnahe ungarische Zeitung Magyar Nemzet weist Vergleiche zum Kalten Krieg, die mancher in der Eskalation anstelle, zurück. "Das heutige Russland und die damalige Sowjetunion sind nicht dasselbe Staatsgebilde. Die Ziele sind andere, die Interessen sind andere, es stehen andere Führer an der Spitze und es wird (militärisch) anders gekämpft." Ungarn müsse sich jetzt vor allem um die eigene Sicherheit kümmern. "Jedes Land beschäftigt sich nur deshalb mit dem Zustand eines anderen Landes, weil dieser Auswirkungen auf es selbst haben könnte."
Auch die US-Presse gibt die Schuld am Krieg allein dem russischen Präsidenten. Die New York Times wirft dem russischen Präsidenten vor, Europa "in den gefährlichsten Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg" gestoßen zu haben. "Er hat eine Fortsetzung des Kalten Krieges begonnen, eine möglicherweise gefährlichere, weil seine Behauptungen und Forderungen keinen Boden für Verhandlungen bieten und weil Russland mit seinem nuklearen Arsenal in der Lage ist, einen massiv zerstörerischen Cyberkrieg zu beginnen."
Die Washington Post warnt, dass der Krieg nicht auf die Ukraine begrenzt bleiben müsse: "Russlands Krieg könnte sich allzu leicht ausbreiten und weltweit destabilisierende Auswirkungen haben." US-Präsident Joe Biden könne und müsse Putin daher "entschieden" entgegentreten. Frieden und Stabilität in Europa lägen auch im Interesse der Vereinigten Staaten. "Zu verhindern, dass dieser Kontinent unter die Herrschaft eines feindlichen Hegemonen gerät – wie es 1914, 1939 und während des Kalten Kriegs fast der Fall war –, ist seit Jahrzehnten ein essenzielles Interesse der USA."
Ähnliche Konsequenzen fordert die indonesische Jakarta Times. "Abgesehen von diesen kurzfristigen wirtschaftlichen Problemen und der damit verbundenen humanitären Krise können wir davon ausgehen, dass die globalen Spannungen im Falle eines ausgewachsenen Kriegs ein Allzeithoch erreichen – etwas, das wir seit dem Ende des Kalten Kriegs nicht mehr erlebt haben", schreibt die Zeitung. "Womöglich handelt es sich um eine reduzierte Form des Kalten Kriegs."
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Aus: "Internationale Presseschau: "Er hat eine Fortsetzung des Kalten Krieges begonnen"" (25. Februar 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-02/presseschau-ukraine-russland-krieg (https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-02/presseschau-ukraine-russland-krieg)
QuoteKapaster d.J. #24
Alle, die seit fast 25 Jahren Putin misstrauten und vor ihm gewarnt haben, haben Recht behalten. Wirklich alle.
Nach innen hat er Russland wieder zu einem Gefängnis gemacht, nach außen zu einer völkischen, quasi faschistischen, imperialistischen Bedrohung, die keine Form der Gewalt ausschließt.
QuoteToecutter #31
Interessant wären Pressestimmen aus Indien und China.
Was man in den NATO Ländern denkt, wissen wir .
QuoteSlawa Ukraini #34
Wo ist dieser Krieg kalt? Das verstehe ich jetzt nicht. Es handelt sich hierbei um einen heißen Krieg - kein Stellvertreterkrieg. Russland höchst persönlich überfällt ohne Skrupel ein souveränes Land.
QuotePrinzipienfan #35
Was für eine Überschrift? Wenn Bomben fallen und massenweise Menschen sterben, dann ist die Rede vom kalten Krieg doch ziemlich zynisch!
QuoteWort 123 #56
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion war der kalte Krieg zu Ende.
Fünf Osterweiterungen der Nato haben diesen wieder zum Lodern angefacht.
Das Ziel war regime change, orangene Revolutionen. Russland hat njet gesagt.
QuoteMainzerin2015 #56.2
Sie haben Putins Propaganda brav geschluckt.
QuoteKapaster d.J. #57
"Die unabhängige russische Zeitung Nowaja Gazeta hat mit einer zweisprachigen Ausgabe ihre Solidarität mit der Ukraine gezeigt. Die Redaktion sehe diesen Krieg als "Wahnsinn" an, titelte die Zeitung sowohl auf Russisch als auch auf Ukrainisch."
Mutige Russen in Russland - davon bräuchte Europa mehr.
QuoteRyzard #62
"Er hat eine Fortsetzung des Kalten Krieges begonnen"
Nein, das hat Wladimir Putin nicht. Er setzt auf heiße Kriege. ...
QuoteMarkus Wohler #76
Putin muss verurteilt werden, genauso wie Bush, Clinton und Obama für alle völkerrechtswidrigen Kriege, die sie geführt haben und die Regime Changes, die sie herbeigeführt haben. Alle 4 auf die Anklagebank bitte!
Quoteled-leuchtturm #75
Es ist unglaublich, wie ein Mann die ganze russische Nation ins Verderben schickt. ...
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Quotekaterina sergatskova
@KSergatskova
It's Saturday, my favorite day of the week. I want to order pizza, watch new films on #Netflix, talk with my friends, play with kids, drink New York sour. But I fucking can't because Putin started a full-scale war against my country #Ukraine and #Europe. I miss my ordinary life.
5:03 nachm. · 26. Feb. 2022
https://twitter.com/KSergatskova/status/1497603132163076096 (https://twitter.com/KSergatskova/status/1497603132163076096)
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Quote[...] KIEW taz | Jeden Morgen um drei Uhr höre ich in meiner Kiewer Wohnung das gleichmäßige Rattern von Güterwaggons auf den Gleisen. Auch in der Nacht zu Donnerstag rumort es. Doch es hört sich irgendwie anders an – so als ob Geschosse einschlügen. Aber der Donbass ist ja noch weit, denke ich, es kann also nichts Kriegerisches sein. Und so mache mich auf in Richtung Sportplatz, um meine morgendlichen Runden zu laufen.
Dort treffe ich um sechs Uhr den Aserbaidschaner Alik, der hier ebenfalls wie fast jeden Tag seinen Frühsport macht. An diesem Morgen begrüßt er mich mit einem lapidaren ,,Es ist Krieg". Ja, er könne mir erklären, was dieses Donnern zu bedeuten habe, sagt er. Er habe gerade mit seinen Bekannten in Borispol, da wo der Kiewer Flughafen liegt, gesprochen. Und da werde geschossen.
Er ist geschockt, wundert sich, dass wir heute die Einzigen sind auf dem Sportplatz. Während des Laufs, es ist noch dunkel, zischt etwas 20 Meter über meinen Kopf hinweg. Ich bin kein Spezialist für Flugobjekte. Aber das, was da vorbeizischt, ist viel schneller als ein Flugzeug.
Irgendwann verschwindet Alik, er fürchte sich vor einer Erkältung, wenn er zu lange an diesem kalten Morgen laufe, wie er sagt. ,,Mensch, Alik, sei doch ehrlich", denke ich bei mir, ,,du willst einfach nicht von einer Rakete getroffen werden."
Geld könnte ich jetzt gut gebrauchen, überlege ich und mache mich auf die Suche nach einem Bankautomaten. Schon von der Ferne sehe ich eine riesige Schlange vor dem Gerät. Alle stehen sie schweigend vor dem Bankautomaten und starren mit versteinerten Mienen auf ihre Handys. Die Bilder, die sie auf ihren Smartphones sehen, sind immer die gleichen: Explosionen, Rauch und Panzer.
,,In Kiew herrscht keine Panik", heißt es im Fernsehen, aber Staus an den Ausfahrtstraßen der Stadt und Schlangen vor Bankautomaten und Bäckereien sind doch Ausdruck von Panik, oder nicht. Dann erreicht mich ein Anruf aus Odessa. Auch bei ihnen werde geschossen, berichtet der Tierschützer Alexander Titartschuk. ,,Könnt ihr nicht die Hunde und Katzen, die wir in den Tierheimen betreuen, nach Deutschland evakuieren?", fragt er.
Wenig später ist der Journalist Stanislaw Kibalnik aus der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw am Telefon. ,,In Charkiw herrscht keine Panik und wir haben keine verstopften Straßen. Wir werden evakuierte Kinder aus Schastje aufnehmen. Im Norden der Stadt wurde ein Militärteil beschossen", berichtet Kibalnik
Insgesamt sei es in Charkiw ruhiger als in Kiew, sagt er. Da ist es noch früh am Morgen. Wenige Stunden später erhalte ich Fotos von Menschen, die unten in der U-Bahn von Charkiw kauern.
Auch am Kiewer Bahnhof donnert es. Verwirrt und fassungslos schauen Menschen, die sich mit ihren Koffern auf den Weg zum Gleis machen, in den grauen Himmel. Zu sehen ist nichts.
Am Eingang stehen mehrere Polizisten mit Kalaschnikows in den Händen. Das wirkt martialisch. Der Bahnhof ist übervoll, riesige Menschenschlangen stehen vor den Schaltern. Nur eines gibt es nicht: Tickets nach Deutschland und Polen.
Die Stimme der Ansagerin am Bahnhof ist schon in einer höheren Tonlage angekommen. Die Dame wiederholt immer wieder dasselbe. Züge seien verspätet oder ganz ausgefallen. Immer wieder antworten Fahrgäste auf die Frage ,,Wohin?", ,,Geben Sie mir bitte eine Fahrkarte irgendwohin, in den Westen der Ukraine, Lwiw oder in eine andere Stadt dort."
,,Wie, es gibt keine Tickets nach Deutschland", spricht mich eine Frau in der Schlange, die etwas hinter mir steht, in deutscher Sprache an. Sie hat beobachtet, dass ich eine Fahrkarte nach Deutschland oder Polen kaufen will und gesehen, dass ich keine erhalten habe. Enttäuscht wendet sie sich ab und verlässt die Menschenschlange.
Ein ähnliches Bild bietet sich am Busbahnhof. So voll wie heute ist der noch nie gewesen. Und bei jeder Busfahrt nach Deutschland hatte ich sonst immer zwei Plätze für mich allein, weil die Busse normalerweise immer nur zur Hälfte ausverkauft sind. Doch nun ist es ganz anders, Normalität war gestern.
Schluchzende Frauen bedrängen die Fahrer. ,,Zuerst dürfen die rein, die eine Fahrkarte haben", versucht sich der Fahrer des Ansturms der Frauen, die offensichtlich keine Tickets gelöst haben, zu erwehren. Ausgerechnet heute sind die Kioske, die mit ,,Internationale Busverbindungen" werben, geschlossen. Eine Frau klopft ans Fenster. ,,Sie sehen doch, dass dieses Büro heute nicht besetzt ist", raunt ihr ein Mann zu.
Auf dem Rückweg komme ich wieder an Bankautomaten vorbei. Überall lange Schlangen. Dann entdecke ich einen, an dem nur drei Menschen stehen. Ich gehe ein Stück näher heran und verstehe, warum die Menschen diesen Automaten meiden. Er befindet sich nämlich vor einer Kaserne. Da bisher fast nur militärische Ziele beschossen worden sind, meiden die Menschen diese Orte.
Da klingelt wieder das Telefon. Taisja Garadnitschewa aus Konotop, einem Dorf eineinhalb Autostunden von der russischen Grenze entfernt, berichtet, dass die russischen Panzer schon in der Ortschaft Buryn bei Konotop seien – und die Ukrainer keinen Widerstand leisten würden. Ihre Bekannten hätten die Panzer gefilmt.
Und die Panzer werden wohl auch nach Kiew kommen. Dann schaue ich mal, dass ich wegkomme. Von einem Kollegen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erfahre ich, dass eine französische Journalistin in der Nähe des Flughafens Boryspil festsitzt. Sie sei eingekesselt, meint er. Da sei geschossen worden, deswegen habe die ukrainische Armee alles abgeriegelt. Am Abend klingelt es an der Tür, davor steht eine Frau, mit einem Koffer in der Hand. Ich dachte, sagt sie, hier wäre der Schutzraum. Nein, sage ich, das ist die andere Tür. Sie bedankt sich freundlich und geht durch die Nebentür und von dort die Kellertreppe hinunter.
Aus: "Russischer Angriff auf Ukraine: Kiew unter Schock" Bernhard Clasen (24.2.2022)
Quelle: https://taz.de/Russischer-Angriff-auf-Ukraine/!5834189/ (https://taz.de/Russischer-Angriff-auf-Ukraine/!5834189/)
Quote[...] 100 Milliarden Euro Sondervermögen wird die Bundeswehr für Investitionen und Rüstungsvorhaben erhalten. Zudem kündigte Scholz an, künftig mehr als zwei Prozent des BIP in die Verteidigung zu investieren. Dieses Nato-Ziel hat Deutschland noch nie erreicht – zum Ärger der USA. Im Bundestag betonte Scholz, man handle nicht alleine, um nun die Zusagen an die Verbündeten zu erfüllen: "Wir tun dies auch für uns, für unsere eigene Sicherheit."
Doch die immensen Summen, die die Ampel nun aufbringen will, sind noch längst nicht alles. Wochenlang hatte die deutsche Regierung Waffenlieferungen an die Ukraine ausgeschlossen. Nun sind auch diese möglich.
Schon am Samstag hatte Scholz bekanntgegeben, dass die Ukraine zur Selbstverteidigung unter anderem 1.000 Panzerabwehrwaffen und 500 Flugabwehrraketen des Typs Stinger erhalten werde. Stinger-Raketen haben auch die afghanischen Rebellen der Mudjahidin in den späten Achtzigerjahren von den USA erhalten, um sich gegen die sowjetischen Besatzer zu wehren.
Es waren aber nicht nur die Botschaften, die aufhorchen ließen. Der oft zurückhaltende Scholz zeigte sich äußerst entschlossen. "Was für den Frieden in Europa getan werden muss, wird getan", sagte er und wirkte ganz anders als der Kanzler Scholz der vergangenen Wochen.
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Aus: "Militär-Etat - Scholz' Kehrtwende bringt Deutschland massive Aufrüstung" Birgit Baumann aus Berlin (27.2.2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000133701398/scholz-kehrtwende-bringt-deutschland-massive-aufruestung (https://www.derstandard.at/story/2000133701398/scholz-kehrtwende-bringt-deutschland-massive-aufruestung)
Mentalitätsgeschichte ist der Versuch von Historikern, die Mentalitäten, d. h. die Einstellungen, Gedanken und Gefühle der Menschen einer Epoche darzustellen und zu erklären. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Mentalit%C3%A4tsgeschichte (https://de.wikipedia.org/wiki/Mentalit%C3%A4tsgeschichte)
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Quote[...] Im Frühjahr 2012 signalisierten Vertreterinnen und Vertreter der Ukraine und der EU ihre Zustimmung zu einem sogenannten Assoziierungsabkommen. Es enthielt weitgehende Regeln für eine Zusammenarbeit in Sicherheitspolitik, Korruptionsbekämpfung und Handel. Zudem fixierte es Ziele zur Demokratisierung und zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung des osteuropäischen Landes. In einem Ende 2020 abgeschlossenen Projekt haben Forscher der Universität Augsburg und der Universität Kiew-Mohyla die Konsequenzen des Abkommens untersucht. Durch den Angriff Russlands erhält die Studie nun eine traurige Aktualität.
Obwohl die Pläne schon 2012 unterschriftsreif waren, sollte das Abkommen erst zwei Jahre später in Kraft treten. Die Regierung unter dem damaligen ukrainischen Ministerpräsidenten Wiktor Janukowytsch lehnte es ab, das Vertragswerk zu unterzeichnen - unter anderem auf Druck Russlands, das seine eurasische Zollunion gefährdet sah. Die Entscheidung führte zu landesweiten Protesten, vor allem auf dem zentralen Platz der Hauptstadt Kiew, dem Majdan. Nach einer blutigen Eskalation wurde Janukowytsch abgesetzt. Kurz darauf marschierte Russland in die Krim ein. Die neue ukrainische Regierung unterzeichnete das Assoziierungsabkommen schließlich und führte in den Folgejahren ihr Land immer stärker an die EU heran.
,,Das Abkommen ist ein zentrales Element in dem Krieg, der sich momentan vor den Augen der Weltöffentlichkeit abspielt", erklärt Dr. Stefan Lorenzmeier von der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg. Der Rechtswissenschaftler hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen von der Nationalen Universität Kiew-Mohyla zwischen 2016 und 2020 die Konsequenzen des 1.200 Seiten starken Vertrags untersucht. ,,Es handelte sich dabei um einen neuen Typus von Abkommen, in dem es nicht ausschließlich um eine Erleichterung des Handels ging", erklärt er. ,,Stattdessen schreibt es vor, dass sich die Ukraine auch rechtlich der Union angleicht. Dabei ging es der EU sicher auch um den Export europäischer Werte."
Lorenzmeier glaubt, dass das auch einer der Gründe war, warum Russland so empfindlich auf diese Form der Anbindung reagierte. ,,Die ideelle Annäherung war für Moskau sicher noch bedrohlicher als der mögliche Schaden, den das Abkommen für die eigene Freihandelszone bedeutete", sagt der Jurist, der für das von der Alexander von Humboldt-Stiftung geförderte Projekt längere Zeit in Kiew gelebt hat. Zumal ein Beitritt der Ukraine zur EU zwar nicht Thema des Vertrags gewesen sei, aber möglicherweise die langfristige Konsequenz. Seiner Erfahrung nach spiegelt das Abkommen aber auch eine tief empfundene Grundstimmung wider, die gerade junge Frauen und Männer in der Ukraine teilen: ,,Viele von ihnen sind sehr stark westlich orientiert, soweit ich das aus meiner akademischen Blase heraus beurteilen kann."
In den letzten Jahren habe die Ukraine immense Anstrengungen unternommen, die Kriterien des Assoziierungsabkommens zu erfüllen. Dabei seien die Herausforderungen sehr groß gewesen: ,,Das Land musste nicht nur Teile seiner Verfassung ändern, sondern hat auch die Rechtsordnung des europäischen Gerichtshofs übernommen", betont Lorenzmeier. Das habe positive Folgen für die gesellschaftliche Modernisierung, die Weiterentwicklung der demokratischen Organe und nicht zuletzt die Wirtschaft gehabt. ,,Das alles steht nun nach dem Einmarsch der russischen Streitkräfte natürlich auf dem Spiel."
Er verfolgt mit Entsetzen, wie die Lage in Kiew, Charkiw und anderen Städten der Ukraine Tag für Tag bedrohlicher wird. Die Konsequenzen werden auch in seinem persönlichen Netzwerk sichtbar: ,,Unser ukrainischer Projektpartner musste Abschied von seinen Kindern und seiner Frau nehmen, die inzwischen das Land verlassen haben", sagt der Augsburger. Weitere ukrainische Freunde haben ihn zudem gebeten, Unterkünfte für geflohene Familien zu finden, was aufgrund der großen internationalen Solidarität bislang auch gut möglich war.
Wissenschaftliche Ansprechpartner: Dr. Stefan Lorenzmeier
Juristische Fakultät der Universität Augsburg
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Aus: "Studie analysiert die Annäherung der Ukraine an die EU" (Michael Hallermayer Stabsstelle Kommunikation und Marketing, Universität Augsburg, 04.03.2022)
Quelle: https://idw-online.de/de/news789562 (https://idw-online.de/de/news789562)
https://de.wikipedia.org/wiki/Assoziierungsabkommen (https://de.wikipedia.org/wiki/Assoziierungsabkommen)
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Quote[...] Putin hatte am vergangenen Donnerstag in seiner Erklärung zum Beginn des Einmarsches in die Ukraine davor gewarnt, gegen Russland Aggressionen zu üben. Er drohte mit den härtesten Konsequenzen und betonte, Russland sei heute eine "der mächtigsten Nuklearmächte der Welt". ...
Aus: "Putin droht mit Atomwaffen" (27. Februar 2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000133697352/putin-droht-mit-atomwaffen (https://www.derstandard.at/story/2000133697352/putin-droht-mit-atomwaffen)
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no_name
Alte Männer treffen Entscheidungen mit dramatischen Folgen für die Jungen. Diese alten Männer sind die Vergangenheit und gehören ins Archiv der Geschichte. ...
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Franz Glaser
"Der Westen" hat sich als undemokratisches Nicht-Vorbild im Rest der Welt dargestellt.
Der Westen ist nur die militante USA-Puppe mit ihrem Präsidenten ohne Parlament des Volks.
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trestigres
Während Putin der lupenreine Demokrat ist - zumindest bei seinen zugedichteten Hardcore Fans...
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peace & love
eigentlich gibt es nur eine option für uns: deeskalation.
stattdessen liefert die eu waffen an die ukraine und steigt somit offiziell in diesen krieg ein. haarsträubend, das leid wird ins unermessliche gesteigert werden. die nukleare karte, die putin spielt, ist ein klarer wink: haltet euch da raus.
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Titus Feuerfuchs
Belohnen den Kriegstreiber--gute Strategie?!
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CosMoe
Egal welches Staatsoberhaupt mit dem Einsatz von Nuklearwaffen die Büchse der Pandora öffnet: Die gesamte Welt wird sich gegen diese Person richten.
Danach wird es wahrscheinlich nicht das gegnerische Militär sein welches diese Person dann aus dem Bunker zerrt, sondern die eigene Bevölkerung.
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Paelantius
Der Krieg ist natürlich eine Katastrophe...
... aber so schwarz weiß ist es halt leider auch nicht.
Die Dröhnung der Atomwaffen ist natürlich absoluter Größtenwahn.
Aber die Aussage von Jen Psaki mit dass Russland zu keinem Zeitpunkt von der NATO bedroht war / ist. Ist in Anbetracht der Aufstockung und besonders der Osterweiterung n schlechter Witz.
Überlegen wir Mal wie die USA reagieren würde, wenn Russland mit Mexiko n militärisches Bündnis schließen und Soldaten dort hinstellen würde... Ich glaube da kennen eh alle die Antwort.
Ich bin definitiv gegen diese Eskalation, gegen den Krieg und dass Russland da definitiv unrechtes tut ist klar, aber zu behaupten, dass der "Westen" und die Nato nicht dazu beigetragen hat ist wohl n Märchen.
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Arnold Hau
Natürlich war die Erweiterung der Nato eine massive Bedrohung der Grossmachtinteressen von Russland. Ist halt eine Frage, ob man die anerkennt oder nicht. Da treffen sich die Sicht der Nato (die ja nur der erweiterte Arm der USA ist) und die von Russland nicht.
Also ja, ganz klar, man hat die Interessen von Russland bedroht wenn auch nicht Russland direkt. Das war auch alles andere als gut für den Frieden, und die Nato sind ein Verein zur Sicherung der Interessen der USA und kein Friedensstifterverein.
Aber das was Russland da tut, ist allein und ausschliesslich in der Verantwortung von Russland bzw. Putin und auch wenn die andere Seite maximal grau und nicht weiss ist, das ist tiefschwarz um in ihrem Bild zu bleiben.
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franz fröhlich
Niemand bedroht Russland und niemand greift Russland an. Putin dürfte inzwischen einen Cesarenwahn haben. Ich glaube auch, dass die russischen Soldaten großteils nicht wissen, warum sie gegen die Ukraine kämpfen.
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-e!-
Russland fühlt sich bedroht, obwohl es gleichzeitig einen Angriffskrieg führt. Und weil die "Bedrohung" so groß ist, spielt man nun noch die Atomkarte?
Keine Ahnung, wer da in Moskau die Strategie macht, aber Meisterleitung ist das keine. ...
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Elef_O.
Für die Eskalation braucht es zwei Seiten
Ihr wisst schon, dass Putins Nuklearwaffen europäische Ziele treffen werden?
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OmaMichi
Vladimir, bist du es? ...
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Quote[...] ,,Niemand hat vor, die Ukraine anzugreifen", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am 25. Februar in einer Ansprache. Aber man müsse den ,,Genozid des Naziregimes" in der Ukraine beenden. Beim Zuhören schüttelt man sich vor Fassungslosigkeit. Man möchte meinen, dass die alternativen Fakten eine hässliche Ausgeburt der Trump-Regierungszeit gewesen seien. Hier im Westen schreit man reflexhaft ,,Huch!" und schmeißt mit Ferndiagnosen wie ,,geistesgestört", ,,größenwahnsinnig" und ,,narzisstisch" nur so um sich. ...
... Zwei Tage vor Putins Angriff auf die Ukraine war ich im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin, um dort Dokumente über Repatriierungen, also die Rückführung von Menschen in ihr Heimatland, in die Sowjetunion einzusehen. Mein lettischer Großvater, 1944 mit der Nazi-Armee nach Deutschland gekommen, kehrte 1956 aus dem mutmaßlich etwas goldeneren Westen einigermaßen freiwillig in die bitterarme Sowjetrepublik Lettland zurück, um dort fortan in noch nicht vollumfänglich geklärter Rolle für den KGB tätig zu werden, während meine Großmutter, seine lettische Exgattin, in Deutschland blieb und als zivile Personalchefin in einem Depot der US-Army in Hessen über atomare Sprengköpfe wachte.
... Nach dem Archivbesuch las ich sofort die aktuellen Nachrichten auf meinem Handy. Auch die komplette Rede, die Putin am 21. Februar gehalten hatte. Und es war so unübersehbar, dass mir drinnen gerade die Vorfahren der russischen Desinformationsmaschinerie begegnet waren – quasi Russia Today seine Mudda. Putin begann seine Rede mit einer bewährten rhetorischen Kapriole aus Sowjetzeiten – dem Beleidigtsein: Auf unsere Vorschläge wurde bisher nicht eingegangen, wir fordern schon seit Jahren, bisher wurde Forderung X immer aus unverständlichen Gründen ignoriert.
Fast wortgleich aus Dokumenten von 1956 übernommen. Dann ging er schnell dazu über, eine massive Bedrohung der russischen Bevölkerung zu skizzieren, sprach von ,,unverantwortlichen Politikern im Westen", von ,,zynischem Betrug und Lüge ", von der ,,Schaffung eines uns feindlich gesinnten Antirusslands". Der imperialistische Westen mit der aggressiven Nato, die dem russischen Volk nichts als Übles wollen. Von den USA, die, ,,um ihre Ordnung auf der Welt durchzusetzen, blutige, nicht heilende Wunden, Eiterbeulen des internationalen Terrorismus und Extremismus" hinterließen.
... Putin ist also leider kein Irrer, sondern ein Mann des alten Sowjetsystems, das ihn groß gemacht hat und dessen Regeln er bis heute noch meisterhaft beherrscht. Er hat all diesen Wahnsinn nicht erfunden, nur gelernt und perfektioniert. Das wussten die ehemaligen Sowjetrepubliken schon seit Jahren. Was leider gerade nichts auch nur ein bisschen besser macht.
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Aus: "Russland und seine Nachbarn: Kontinuität der Manipulation" Tania Kibermanis (1. 3. 2022)
Quelle: https://taz.de/Russland-und-seine-Nachbarn/!5835229/ (https://taz.de/Russland-und-seine-Nachbarn/!5835229/)
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deprofundis, 28. Februar 2022, 18:21:36
Das Potential, den "starken Mann", den Autokraten bis Despoten zu wählen, gibt es leider zuhauf in der EU und den USA. Ich hoffe, die Menschen, die Rechtspopulisten gewählt haben, wachen jetzt zumindest zum Teil auf.
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Kreisler_1583
Putin-Fans und nützliche idioten
Bei alledem muss man natürlich die Rolle der Rechtspopolisten in den westlichen Ländern mit bedenken. Putin konnte die Ermording von Politovskaya, Nemzow, Navalny anordnen, er konnte Juschtschenko und Skripak vergiften lassen, Leute wie Trump waren trotzdem begeistert von ihm; er konnte gar nichts falsch machen. Sender wie FoxNews haben seine Anerkennung der Donbass-Republiken noch vor ein paar Tagen bejubelt. Die hiesige FPÖ hatte sogar einen Freudschaftsvertrag mit Putins Partei (war die FPÖ schon irgendwann einmal auf der richtigen Seite der Geschichte?). Die Spaltung der westlichen Gesellschaften wurde von Putin über Jahre betrieben und die Rechtsparteien waren in gleicher Weise nützliche Idioten wie Katalysatoren dieser Spaltung.
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Fehlfarbe, 28. Februar 2022, 18:01:39
Als feministische Frau wünsche ich mir mehr Menschen in Machpostitionen- unabhängig von Geschlecht,-welche die Menschenrechte, die Demokratie eine poltische Kultur Ernst nehmen und eine bessere Zukunft zum Ziel haben. Die sich nicht von Konzernen finanzieren lassen.
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easyliving
Auch wir Österreicher haben kurz daran geleckt - an Sebastian Kurz - der zartesten Versuchung, seit es Populisten gibt.
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Der Gummibaumtroll
,,Viele Russen sagen inzwischen: Die Ukrainer wählten einen Clown und bekamen einen Präsidenten – wir Russen wählten einen Präsidenten und bekamen einen Clown. Und mit diesem Clown kamen tatsächlich die Tränen."
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Johannes Silver
Wer was wie?
Wer ist die Dame [Die in Paris im Exil lebende Ukrainerin Inna Schewtschenko] und was qualitfiziert sie hier eine Aussage zu tätigen?
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Cocktailspanier
Wer oder was qualifiziert Sie, hier nach Qualifikationen zu fragen?
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Johannes Silver
Und wer soll Femen sein? Auch die kenne ich nicht.
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Leopold Federmair
Stolz auf Ignoranz - Sie haben anscheinend nicht einmal das Interview hier gelesen [https://www.derstandard.at/story/2000133721798/femen-aktivistin-schewtschenko-putin-ist-nicht-ploetzlich-verrueckt-geworden (https://www.derstandard.at/story/2000133721798/femen-aktivistin-schewtschenko-putin-ist-nicht-ploetzlich-verrueckt-geworden)]. Ob da Aufforderungen, Wikipedia zu lesen, was nützen?...
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Johannes Silver
Ich mache wichtigeres im Leben.
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Sum, ergo cogito, ergo dubito.
Die NATO-Osterweiterung wurde nicht durch Krieg erzwungen, diese souveränen Staaten haben nur ihren Willen bekommen. Russland hingegen ist über unbotmäßige
Länder hergefallen. Ist schon ein gewaltiger Unterschied. Dass beide Machtblöcke ihren
Einflussbereich erweitern wollen, ist nur logisch. Die Art und Weise, wie man das erreicht, ist aber entscheidend.
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Klassenkaempfer
Nach 30 Jahren Natoeinkreisung reagiert Russland. In Kuba waren die Raketen nicht mal aufgestellt und die Amis wollten ihre Nuklearraketen losschicken.
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berg_oben
...bitte was ist eine Femen Aktivistin, sorry...ich glaub ich bin jetzt mit Mitte 40 schon uraltes Eisen
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Mathias Steinlaus
Als Femen 2008 gegründet wurde, und politisch auch öffentlich aktiver war, waren Sie wohl eher durch die nackten Oberweiten abgelenkt ....
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christoph hofbaur
Femen gibt es seit 2008, da waren Sie gerade Anfang 30.
Jetzt nicht an Sie gerichtet, sondern ganz allgemein:
Alter darf niemals als Ausrede fuer mangelnde Weiterbildung verwendet werden.
Man kann ueber 90 sein und noch was dazulernen. Oder schon als Teenager aufhoeren, sich geistig weiterzuentwickeln.
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HermineKann
Ich gebe ihr recht. Putin ist ein skrupelloser Machiavellist, dem es nur um seine Macht geht. Seine Stärke ist die Vorausplanung. Deshalb glaube ich auch dem Gehäul nicht, dass er sich jetzt verrechnet hätte. Er will keine NATO in der Ukraine und wenn der Preis dafür viele Tote und ein verarmtes Russland ist, dann wird er ihn zahlen.
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Don Quijote de Viena
Bei aller Tragik gibt es auch Skurrilitäten
In Demokratien wird gegen die Diktatur demonstriert, und ein Präsident mit jüdischen Wurzeln ist ein Nazi. Und in den Irak wurde einmarschiert, weil irgendjemand die Idee hatte, Saddam Hussein würde die Atombombe "erfunden" haben. Hauptsache es wurde marschiert und dadurch die Weltordnung schon einmal gehörig durcheinandergewirbelt. Und Putin ließen sie schalten und walten wie er wollte, niemand schaute genauer hin, die meisten schauten überhaupt weg. Wir haben uns alle mitschuldig gemacht! Wenn in meiner Nachbarwohnung die Eltern ihre drei Kinder quälen und ich bin im Bilde, und ich sage, das geht mich nichts an. Was ist dann?
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standardised
Im System Putin werden seit Jahrzehnten Andersdenkende (Journalist*innen, Oppositionelle etc.) verfolgt, vergiftet, ermordet oder ins Gefängnis gesteckt. Eigentlich dürfte über die Dynamik der letzten Woche niemand im Westen überrascht sein. Shame on us.
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Willkommensklatscher
Putin ist nach den Morden an Litwinenko, Politowskaja, Berezowski, Nemzow etc, nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim von österreichischen Wirtschaftstreibenden mit Standing Ovations in der WKO begrüßt worden und von der Außenministerin Kneissl mit Pomp und Trara zu ihrer Hochzeit eingeladen worden.
Viele sind ihm verblendet und verzückt in den Oa... gekrochen.
Die Gier is a Hund.
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The Great Attractor
"Aber Amerika"
Ist und war die Rechtfertigung all jener, die nicht hinsehen wollen und wollten.
Kommentare zu: https://www.derstandard.at/story/2000133721798/femen-aktivistin-schewtschenko-putin-ist-nicht-ploetzlich-verrueckt-geworden (https://www.derstandard.at/story/2000133721798/femen-aktivistin-schewtschenko-putin-ist-nicht-ploetzlich-verrueckt-geworden) (28. Februar 2022)
Quote[...] BERLIN taz | Es ist erstaunlich: Schon vor der jetzt angekündigten massiven Steigerung des Wehretats gab die Bundesrepublik mehr Geld für das Militär aus als die Atommacht Frankreich. Israel kommt sogar mit weniger als der Hälfte aus, ohne dass jemand auf die Idee käme, den israelischen Verteidigungsstreitkräften zu unterstellen, sie seien schlecht ausgestattet und nur bedingt abwehrbereit. Doch glaubt man der Wehrbeauftragten des Bundestags Eva Högl (SPD), haben die vielen Milliarden nicht einmal für die Anschaffung dicker Jacken und Unterhosen ausgereicht.
Es sei ,,absolut unverständlich", dass es selbst bei kleinen Ausrüstungsgegenständen hake, konstatierte sie in ihrem letzten Jahresbericht. Damit steht sie in der Tradition ihrer Vorgänger Hellmut Königshaus (FDP) und Hans-Peter Bartels (SPD), die ebenfalls gebetsmühlenartig den schlechten Zustand der Truppe angeprangert haben.
Das Problem: Seit 2014 sind die Verteidigungsausgaben kontinuierlich angestiegen, von damals 32,4 Milliarden Euro auf mehr als 46,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr – doch an der schlechten Verfassung der Bundeswehr hat sich über die Jahre nichts geändert. Fehlendes Geld kann also kaum der Hauptgrund dafür sein.
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Aus: "100 Milliarden Euro für die Bundeswehr: Schlechte Ausstattung für viel Geld" Pascal Beucker (1.3.2022)
Quelle: https://taz.de/100-Milliarden-Euro-fuer-die-Bundeswehr/!5837954/ (https://taz.de/100-Milliarden-Euro-fuer-die-Bundeswehr/!5837954/)
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Quote[...] Anleger erwarten vor allem Chancen für Rheinmetall und den Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt. ... Angesichts der geplanten zusätzlichen Ausgaben könnte Deutschland mit geschätzten 33,5 Milliarden Euro pro Jahr rund viermal so viel in die Ausrüstung der Bundeswehr stecken als bisher, rechnen die Analysten vom Investmenthaus Stifel vor. Da Rheinmetall der größte Lieferant der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr sei, dürften sich die Düsseldorfer einen bedeutenden Anteil der Summe sichern können.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa
Aus: "Ausrüstung für 42 Milliarden: Rheinmetall bereit für Lieferung an Bundeswehr" (01.03.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Rheinmetall-bereit-fuer-Lieferung-an-Bundeswehr-article23163458.html (https://www.n-tv.de/wirtschaft/Rheinmetall-bereit-fuer-Lieferung-an-Bundeswehr-article23163458.html)
Quote[...] Vladimir Putin's bloody invasion of Ukraine has sharpened two terrifying realisations. The first is that Putin does not function within the realm of the usual finely balanced checks and balances, sticks and carrots, that the west hoped would contain him and maintain an uneasy truce in Europe. The second is that decades of work since the second world war to learn from the mistakes of the past and fortify against them in the future have failed. Here again, we have not a civil war, but an invasion of a sovereign state in defiance of the rest of the world. Here again, we have images that are only known to us as historical reels, of frenzy and panic as thousands attempt to flee to safety.
But there is a third realisation that appears to shape the perception of too many western journalists justifiably appalled at the defiling of Europe. From the tone of much coverage, this seems uniquely distressing and more alarming to them because the lives of non-Europeans have less value, and their conflicts are contained, far away from us.
I thought it was just clumsy phrasing from a couple of reporters under pressure, but soon it became clear that it was, in fact, a media-wide tic. From Al Jazeera to CBS News, journalists were appalled that this was not happening in "Iraq or Afghanistan" but in a "relatively civilised European city". One said: "The unthinkable has happened. This is not a developing, third world nation. This is Europe." Another reflected: "These are prosperous middle-class people ... these are not obviously refugees getting away from the Middle East. To put it bluntly, these are not refugees from Syria, these are refugees from Ukraine ... They're Christian, they're white, they're very similar."
Ukraine's deputy chief prosecutor, David Sakvarelidze, told the BBC, unchallenged: "It's very emotional for me because I see European people with blue eyes and blond hair being killed."
Daniel Hannan, Telegraph columnist, former MEP, Lord Hannan of Kingsclere; put it more bluntly, writing that those suffering in Ukraine "seem so like us. That is what makes it so shocking ... War is no longer something visited upon impoverished and remote populations. It can happen to anyone." It is, he said: "civilisation in retreat".
This strange account of a history in which wars, conflict and dispossession mostly happened in "third world" and "remote" countries (remote from whom?) is a fiction that has come about as a result of a political and media climate that has stripped the humanity of those seeking refuge so completely it has become a fact, repeated with no self-awareness or shame.
An extremely generous view of these statements is that it is not, in itself, an unusual impulse to care more about, or be affected more, by events happening closer to home than farther afield. Perhaps what these people are really trying to say is something along the lines of "this has not happened in this patch in generations" in order to highlight the abnormality of this particular conflict. There is that.
But there is also much more to it. There is an acceptance that war is natural in other places but an aberration here. That war happens only to the poor and the uncivilised, not the well-off and stable.
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From: "Let the horror in Ukraine open our eyes to the suffering of war around the world" Nesrine Malik (Tue 1 Mar 2022 12.15 GMT)
Source: https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/mar/01/let-the-horror-in-ukraine-open-our-eyes-to-the-suffering-of-war-around-the-world (https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/mar/01/let-the-horror-in-ukraine-open-our-eyes-to-the-suffering-of-war-around-the-world)
Topics: Ukraine, Opinion, Vladimir Putin, Refugees, Russia, Europe, comment
Quote[...] Die russischen Behörden haben zwei unabhängige Medien wegen ihrer Berichterstattung über den russischen Einmarsch in der Ukraine gesperrt. Wie russische Nachrichtenagenturen am Dienstag berichteten, gab der Generalstaatsanwalt diese Anweisung.
Die russische Medienaufsicht hatte laut den Berichten den Befehl, den Zugang zum Fernsehsender Doschd sowie zum Radiosender ,,Moskauer Echo" zu blockieren. Als Grund gab er demnach an, die beiden Sender verbreiteten ,,absichtlich falsche Informationen "über den russischen Einmarsch.
Doschd bestätigt auf Twitter den Schritt der Generalstaatsanwaltschaft. Der Chefredakteur von ,,Moskauer Echo", Alexej Wenediktow, erklärte im Messengerdienst Telegram, der Sendebetrieb sei eingestellt worden. Die Websites beider Medien konnten am Abend in Russland nicht aufgerufen werden.
Die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor hatte am Samstag allen einheimischen Medien die Charakterisierung des Großangriffs auf die Ukraine als ,,Angriff", ,,Invasion "oder ,,Kriegserklärung" untersagt. Sie verlangte, dass die Begriffe aus allen Berichten gelöscht werden, ebenso wie alle Hinweise auf von den russischen Streitkräften getötete Zivilisten.
Bereits damals hatte Roskomnadsor eine Reihe unabhängiger Medien, darunter auch Doschd und das ,,Moskauer Echo" beschuldigt, falsche Informationen über den Beschuss ukrainischer Städte und den Tod von ukrainischen Zivilisten zu verbreiten. (AFP)
Aus: "Russische Behörden sperren zwei unabhängige Medien" (01.03.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/angeblich-absichtlich-falsche-berichte-russische-behoerden-sperren-zwei-unabhaengige-medien/28120264.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/angeblich-absichtlich-falsche-berichte-russische-behoerden-sperren-zwei-unabhaengige-medien/28120264.html)
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Quote[...] RT.DE darf nach einem Verbot der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) nicht senden. RT.DE sendet aber, Tag für Tag und im Sinne der "Militäroperation" Russlands in der Ukraine. Daher hat sich die Aufsichtsbehörde am Dienstag "entschieden, ein Zwangsgeld in üblicher Höhe von 25 000 Euro anzudrohen und sogleich die Festsetzung angekündigt, sollte die RT DE Productions GmbH die Veranstaltung und Verbreitung des Fernsehprogramms ,,RT DE" nicht bis zum 4. März 2022 einstellen", heißt es auf Anfrage des Tagesspiegels. Dieses Zwangsgeld kann immer wieder angesetzt, was RT.DE am Ende des Tages teuer zu stehen kommen könnte.
Gegenstand des Verfahrens der Medienanstalten und damit auch der Zwangsgeldandrohung sei unverändert, dass die RT DE Productions GmbH Veranstalterin des Fernsehprogramms ,,RT DE" sei. Rundfunk ist laut MABB in Deutschland zulassungspflichtig, eine Lizenz wurde jedoch nie beantragt und damit auch nicht erteilt. Die MABB hatte am Tag nach dem Sendestart, also am 17. Dezember 2021, umgehend ein Verfahren eingeleitet und durchgeführt, "so dass die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Medienanstalten (ZAK) am 1. Februar 2022 das Programm beanstanden und untersagen konnte". Was RT.DE aber ignoriert.
Der Umgang mit den russischen Staatsmedien hat nicht nur eine deutsche, sondern auch eine europäische Ebene. Das EU-Verbot von RT und Sputnik wird nach Angaben von Binnenmarktkommissar Thierry Breton die Verbreitung über alle Kanäle betreffen, heißt es in einer dpa-Meldung.. Dies gelte für die Übertragung oder Verbreitung über Kabel, Satellit, digitales Fernsehen oder Video-Pattformen, sagte Breton am Dienstag dem französischen Radiosender RTL. Ziel sei, den Zugang der beiden ,,russischen Propagandaorgane" zum gesamten europäischen Markt einzuschränken.
Breton zufolge sollten die Maßnahmen noch am Dienstag in Kraft treten. Zuvor sollten sich am Mittag allerdings die EU-Botschafter der 27 Mitgliedstaaten mit dem Thema befassen. Anschließend müsste der Beschluss formell in einem schriftlichen Verfahren gefasst werden, ehe er im Amtsblatt der EU veröffentlicht werden könnte. Dann erst wäre das Verbot in Kraft.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte das Verbot von RT und Sputnik am Sonntag angekündigt. Damit soll Desinformation und Kriegspropaganda in Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine bekämpft werden. Der Facebook-Konzern Meta und die Video-App Tiktok beschränkten bereits den Zugang zu Inhalten von RT und Sputnik in der EU.
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Aus: "Zur Durchsetzung des Sendesverbots von RT.DE MABB verhängt Zwangsgeld" Joachim Huber (01.03.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/zur-durchsetzung-des-sendesverbots-von-rt-de-mabb-verhaengt-zwangsgeld/28117772.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/zur-durchsetzung-des-sendesverbots-von-rt-de-mabb-verhaengt-zwangsgeld/28117772.html)
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Quote[...] RT wird im Westen als Propagandainstrument des Kreml gesehen. Zentraler Vorwurf: Der Sender verbreite im Auftrag des russischen Staates Verschwörungstheorien und Desinformation mit dem Ziel der Destabilisierung. Laut einer Studie ist RT Deutschland auch Sprachrohr für Covid-19-Verschwörungserzähler – der STANDARD berichtete [https://www.derstandard.de/story/2000130958925/russia-today-deutschsprachiger-ableger-sprachrohr-fuer-covid-19-verschwoerungserzaehler (https://www.derstandard.de/story/2000130958925/russia-today-deutschsprachiger-ableger-sprachrohr-fuer-covid-19-verschwoerungserzaehler)]. Youtube sperrte bereits im September 2021 den deutschen Ableger von RT. Mit 4,6 Millionen Abonnenten zählt der internationale RT-Kanal zu den größten Medienunternehmen auf Youtube. (Oliver Mark, 25.2.2022, Updates am 26. und 27.2.2002)
Aus: "RT und der Krieg: Putins Propagandamaschine läuft auf Hochtouren – auch in Österreich" Oliver Mark (25. Februar 2022)
Quelle: https://www.derstandard.de/story/2000133650693/r-t (https://www.derstandard.de/story/2000133650693/r-t)
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harvey g, 25. Februar 2022, 20:50:38
RT gehört weg von den Europäischen Kabel- und Satellitensendern
Übers Internet kann man es ja trotzdem noch schauen. Im Sinne der Meinungsfreiheit ist das ja auch okay so. Es ist auch ganz spannend mal bei Russia Today reinzuschauen. Dann versteht man plötzlich woher diese "Putinversteher" ihre Informationen haben. Auf RT klingt das nämlich wirklich alles recht schlüssig. Und es wird auch recht gefällig präsentiert.
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? ? ? ? ? ? ? ?, 25. Februar 2022, 14:05:59
Pluralismus und Demokratie können nur funktionieren, wenn ein gewisses Bildungsniveau herrscht. Dass wissen wir seit Jahrzehnten - getan wurde trotzdem viel zu wenig. Und jetzt lernen wir auf die harte Tour, wie wahr dieser Satz ist, aber halt keider zu spät, denn Zensur wird uns nicht retten, sondern ist nur Wasser auf die Mühlen der Propagandisten.
Bildungsmangel war und ist das Einfallstor für menschenfeindliche Propganda und Bildung das einzige Mittel, das uns davor geachützt hätte.
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Quote[...] Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat offizielle Ermittlungen zu Kriegsverbrechen in der von Russland angegriffenen Ukraine eingeleitet. Das teilte Chefankläger Karim Khan am Mittwochabend in Den Haag mit. 39 Vertragsstaaten des IStGH hätten eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen, die die Ermittlungen ermöglichten.
Bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine in der vergangenen Woche hatte der Ankläger erklärt, er beobachte die Lage eingehend. Am Montag kündigte er dann seine Absicht an, Ermittlungen einzuleiten. Diese beziehen sich nun den Angaben zufolge zunächst auf mögliche Verbrechen, die vor der Invasion Russlands begangen wurden. Angesichts der Ausbreitung des Konflikts sollten die Ermittlungen seiner Ansicht nach aber erweitert werden.
Das Gericht hatte bereits Vorfälle bei der Niederschlagung pro-europäischer Proteste in Kiew 2013/2014 untersucht, ebenso bei der russischen Besetzung der Krim 2014 und in der Ostukraine.
Es gebe ,,eine ausreichende Grundlage für die Annahme, dass sowohl Kriegsverbrechen als auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Ukraine begangen wurden", hatte der Chefankläger am Montag mitgeteilt. Die Untersuchung solle sich auf mögliche Verbrechen aller Parteien in dem Konflikt richten.
... Die russische Armee nimmt nach Angaben der US-Regierung bei ihrem Angriffskrieg in der Ukraine zunehmend Zivilisten ins Visier. Russland bringe ,,extrem tödliche Waffen" ins Land, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, am Mittwoch. Dies umfasse Streubomben und Vakuumbomben, die international geächtet sind und ,,keinen Platz auf dem Schlachtfeld" haben.
Bei der russischen Offensive seien bereits ,,hunderte, wenn nicht tausende Zivilisten getötet oder verletzt worden", sagte US-Außenminister Antony Blinken. Die Folgen für die Bevölkerung seien erschütternd. Das russische Militär greife Gebäude und Städte an, die keine militärischen Ziele seien, betonte er: ,,Die humanitären Auswirkungen werden in den kommenden Tagen noch zunehmen."
Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums erklärte, die Intensität der Angriffe mit schwerer Artillerie werde in den nächsten Tagen voraussichtlich noch zunehmen, während die russischen Truppen Städte in der Ukraine einzukreisen versuchten. ,,Die Sorge ist, dass sie weniger präzise werden, je aggressiver sie werden", sagte der Pentagon-Vertreter. (dpa, AFP)
Aus: "Weltstrafgericht ermittelt zu Kriegsverbrechen in der Ukraine" (03.03.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/ausreichende-grundlage-fuer-untersuchung-weltstrafgericht-ermittelt-zu-kriegsverbrechen-in-der-ukraine/28125332.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/ausreichende-grundlage-fuer-untersuchung-weltstrafgericht-ermittelt-zu-kriegsverbrechen-in-der-ukraine/28125332.html)
Quote[...] Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) plant, ein Zelt für 1.000 Personen auf dem Washingtonplatz vor dem Hauptbahnhof zu errichten. Das sagte sie dem rbb am Donnerstag. In dem Zelt soll es Sitzplätze und Sanitäranlagen geben. Ankommende aus der Ukraine sollen sich dort ausruhen können, bevor sie weiterreisen oder per Shuttle-Bus in Unterkünfte in Berlin vermittelt werden.
Giffey hatte am Donnerstagabend gemeinsam mit Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) den Hauptbahnhof besucht. Dort informierten sich die beiden Politikerinnen bei Organisationen, Helferinnen und Helfern sowie Betroffenen über die Situation an diesem zentralen Ankunftsort für Geflüchtete.
Wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine fliehen immer mehr Menschen aus dem Land, allein in Berlin sind im Laufe des Donnerstags rund 6.000 Geflüchtete am Hauptbahnhof angekommen. Das sagte die Berliner Regierende Bürgereisterin Franziska Giffey (SPD) am Abend dem rbb.
Etwa zwei Drittel von ihnen würden bei Familie oder Bekannten unterkommen, 1.000 Plätze stünden in Brandenburg bereit. Giffey sagte weiter, der Senat bereite den Aufbau einer zweiten zentralen Ankunftsstelle vor. Die bisherige in Reinickendorf reiche für den Ansturm nicht mehr aus. Die SPD-Politikerin betonte, es brauche jetzt bundesweite Strukturen.
Währenddessen sprachen Giffey und Kipping mit anwesenden Helfern, die sich am Hauptbahnhof in Berlin versammelt hatten. Mehr als hundert Freiwillige bieten mittels Plakaten auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch Unterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine an. In den vergangenen Tagen seien etwa zwei Drittel von ihnen zu Verwandten und Freunden gefahren, ein Drittel sei vom Land Berlin versorgt und untergebracht worden.
Am Abend baute die Hilfsorganisation Malterser drei Zelte am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) auf, in denen Ankommende für ein paar Stunden betreut und bei Bedarf auch sanitätsdienstlich versorgt werden können.
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Aus: "6.000 Menschen aus der Ukraine angekommen Berlin plant ein Zelt für Geflüchtete am Hauptbahnhof" (Fr 04.03.2022)
Quelle: https://www.rbb24.de/politik/thema/Ukraine/beitraege/berlin-freiwillige-hauptbahnhof-unterkuenfte-fuer-gefluechtete.html (https://www.rbb24.de/politik/thema/Ukraine/beitraege/berlin-freiwillige-hauptbahnhof-unterkuenfte-fuer-gefluechtete.html)
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"Krieg in der Ukraine Mehr als eine Million auf der Flucht" (03.03.2022)
Es sei ein "Exodus", sagt das UNHCR: Mehr als eine Million Menschen seien nach erst einer Woche Krieg bereits aus der Ukraine geflohen. Dieser Umfang sei in diesem Jahrhundert ohne Beispiel.
In weniger als einer Woche seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine sind bereits mehr als eine Million Menschen geflohen. Davon geht das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR aus. "Unsere Daten zeigen, dass wir in Mitteleuropa um Mitternacht die 1-Millionen-Marke überschritten haben", schrieb UNHCR-Sprecherin Joung-ah Ghedini-Williams in einer E-Mail.
UNHCR-Chef Filippo Grandi forderte auf Twitter eine Waffenruhe: "Für viele weitere Millionen in der Ukraine ist es an der Zeit, dass die Waffen schweigen, damit lebensrettende humanitäre Hilfe geleistet werden kann."
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukrainekrieg-fluechtlinge-million-101.html (https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukrainekrieg-fluechtlinge-million-101.html)
Quote[...] Man könne nicht oft genug daran erinnern: ,,Russland ist nicht Putin-Land".
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Aus: "Berliner Theatermacher ,,Russland ist nicht Putin-Land"" Patrick Wildermann (06.03.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/berliner-theatermacher-russland-ist-nicht-putin-land/28136260.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/berliner-theatermacher-russland-ist-nicht-putin-land/28136260.html)
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Quote[...] BERLIN taz | Am Samstag vor einer Woche, der russische Überfall auf die Ukraine war gerade einmal zwei Tage alt, veröffentlichte die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA-Novosti einen Jubelkommentar zum Endsieg. Unter einem Foto des Maidan in Kiew und der Überschrift ,,Der Vorstoß Russlands und die neue Welt" stellt der Kommentator fest: ,,Die Ukraine ist zu Russland zurückgekehrt." Die ,,Tragödie von 1991", also der Zerfall der Sowjetunion, sei überwunden, die ,,russische Welt" wieder vereint.
Der Text wurde nach einer Minute wieder gelöscht, da hatten ihn aber schon Leute gelesen und archiviert. Die versehentliche Veröffentlichung verriet, was zahlreiche Berichte mittlerweile bestätigen: Die Führung in Moskau ging von einem kurzen Krieg aus, in dem einige Angriffe genügen, damit die Ukraine die Waffen streckt und eine neue Führung in Kiew die Macht ergreift, die sich Moskau unterwirft. ,,Du wirst dich fügen, meine Schöne", hatte Präsident Wladimir Putin seine Ukraine-Pläne vor vier Wochen in Moskau im Beisein von Emmanuel Macron genannt.
Das hat nicht geklappt. Nach gut einer Woche Krieg ist klar: Russlands Vormarsch stockt. Kaum irgendwo sind die Invasoren über ihre anfänglichen Vorstöße hinausgekommen – mit Ausnahme des Südens um das eingekesselte Mariupol nahe der Front zu den Separatistengebieten im Donbass und das beim zweiten Versuch eroberte Cherson an der Mündung des Dnipro.
Alle Versuche, auf die Hauptstadt Kiew vorzustoßen oder einen Belagerungsring um sie zu ziehen, wurden zurückgeschlagen. Ebenso verhält es sich mit der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw.
In den letzten Tagen eroberte die Ukraine mehrere verlorene Orte nahe Kiew zurück. Jeden Tag gibt es neue Meldungen über zerbombte russische Nachschubkolonnen. Die ukrainische Bilanz der russischen Verluste betrug am Freitag 9.166 Soldaten, 33 Flugzeuge, 37 Hubschrauber, 251 Panzer und vieles mehr. Russland hat bisher lediglich am Mittwochabend 498 tote, eigene Soldaten bestätigt – einen Tag, bevor Präsident Wladimir Putin in einer Ansprache behauptete, die ,,Operation" verlaufe ,,nach Plan".
Tatsächlich verändert Russland seine Kriegsstrategie. Es versucht aktuell nicht mehr, mit Panzern Städte zu erobern. Städte werden jetzt massiv bombardiert, aus der Luft, mit Raketen und mit schwerer Artillerie, vorzugsweise Wohngebiete und zivile Ziele. Es ist eine Art kollektive Bestrafung der ukrainischen Bevölkerung, weil sie sich nicht fügt.
Manche Bilder erinnern an die düstersten Szenen der russischen Intervention in Syrien, wo Russland mit massiven Luftangriffen ab 2015 das bedrängte Assad-Regime rettete – um den Preis eines komplett zerstörten Landes, in dem die Hälfte der Bevölkerung fliehen musste.
,,Der Kreml neigt dazu, an Gewaltanwendung festzuhalten, wenn er von der eigenen Sache überzeugt ist", analysiert lapidar der führende britische militärpolitische Thinktank Royal United Services Institute (RUSI) in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Zwar wäre das Szenario ,,Kiew plattmachen" die für Moskau ,,politisch ungemütlichste Option", bemerkt Autor Lance Davies und fügt in britischem Understatement hinzu, bei Angriffen ,,sind städtische Bevölkerungen selten neutral".
Doch ,,wenn weniger gewaltsame Maßnahmen wirkungslos bleiben, könnte sich die militärische und politische Führung Russlands zur Überzeugung durchringen, dass ein blutiger Angriff auf Kiew ihre einzige Option ist".
Denn ohne Regimewechsel in der ukrainischen Hauptstadt kann Russland den Krieg gegen die Ukraine nicht gewinnen. Und genau da liegt der blinde Fleck in Moskaus Politik. Alle Analysten sind sich einig, dass der Kreml den Widerstandswillen und die militärischen Kapazitäten der Ukraine total unterschätzt hat.
Darüber hinaus sorgen eklatante Schwächen der russischen Streitkräfte für Überraschung bei Beobachtern, die seit Jahren die Modernisierung der russischen Streitkräfte begleiten. Russlands Angriff auf die Ukraine begann am 24. Februar zwar wie erwartet mit Raketenschlägen auf die ukrainischen Radarsysteme, aber es folgte keine Ausschaltung der ukrainischen Luftwaffe, um Lufthoheit herzustellen.
,,Die rund 300 modernen Kampfflugzeuge, die die russische Luftwaffe in Reichweite der wichtigsten Einsatzgebiete positioniert hat, scheinen in den ersten vier Tagen zumeist am Boden geblieben zu sein", schreibt der RUSI-Analyst Justin Bronk. Die Russen hätten ihre fehlende Lufthoheit dann einfach ignoriert. ,,Mehrfach wurden russische Kolonnen jenseits der Reichweite ihrer eigenen Luftabwehr losgeschickt, und manchmal steckten begleitende Luftabwehrbatterien im Stau fest." Das Ergebnis: keine effektive Gegenwehr bei ukrainischen Gegenangriffen.
Fehlende Abstimmung zwischen Boden- und Luftstreitkräften und zwischen Einheiten betonen auch die Tagesberichte des Institute for the Study of War (ISW) in den USA. ,,Russische Kommandeure scheinen lieber neue Fronten zu öffnen, als Synergien herzustellen", resümiert der jüngste ISW-Bericht vom Donnerstag die ,,weiterhin erfolglosen" Versuche, Kiew zu umzingeln und Charkiw zu erobern. Selbst in der Südukraine, wo es Erfolge gibt, ,,ziehen sie Operationen an drei verschiedenen Achsen vor, statt sich auf eine zu konzentrieren oder sich gegenseitig zu unterstützen", und ,,diese einfachen operativen Fehler bleiben unerklärlich".
Das Bild, das die Analysen zeichnen, ist das einer Fußballnationalmannschaft aus Profis, die noch nie miteinander gespielt haben. Dabei sind es nicht mal alles Profis. In der Ukraine mehren sich Berichte über gefangengenommene blutjunge russische Wehrpflichtige, die dachten, sie seien im Manöver.
Kritik an Russland äußert sich inzwischen auch von innen. Ausgerechnet Igor Girkin, beim Krieg von 2014 prominenter Separatistenführer, betont auf Twitter den desolaten Zustand der russischen Truppe. Auf einem am Donnerstag veröffentlichten Video stehen Soldaten im Matsch und schimpfen, sie seien ,,als Kanonenfutter im Stich gelassen" worden. Seit Tagen schliefen sie draußen, ohne Zelte, ohne richtiges Essen und Wasser, nicht einmal die Toten würden eingesammelt und sie sollten rückdatierte Entlassungspapiere unterschreiben, damit man dementieren könne, dass sie je im Einsatz waren.
Es klingt wie eine Truppe kurz vor der Meuterei. Die US-Fachleute vom ISW erwarten nun das Heranschaffen von Verstärkung aus anderen Teilen Russlands und mehr Angriffe auf die Zivilbevölkerung – aber keine Wende im Krieg: ,,Die anfänglichen Irrtümer, die zu logistischen und operativen Fehlern um Kiew beitrugen, werden nur schwer zu beheben sein und dürften weiter zu Friktionen und verminderter Effektivität führen, auch wenn Versorgungsprobleme gelöst werden und Verstärkungen zum Einsatz kommen."
Die ambivalente Kriegslage fasste am Freitag US-Analyst Glen Grant im Kyiv Independent zusammen. ,,Die Ukraine hat diesen Krieg militärisch gewonnen", schreibt er. ,,Sie hat gewonnen, weil sie mutig und klug gekämpft hat, und nun kann Russland nichts tun, um die Struktur der Ukraine zu verändern [...] Aber die Zerstörung und Ermordung von Zivilisten geht Tag und Nacht weiter. Denn wie ein rachsüchtiger Ex will Putin die Ukraine zerstören. Es ist die Haltung ,Wenn ich sie nicht haben kann, bekommt sie niemand.'"
Aus: "Russlands Strategie in der Ukraine: Vorzugsweise zivile Ziele" Dominic Johnson, Ressortleiter Ausland (4. 3. 2022)
Quelle: https://taz.de/Russlands-Strategie-in-der-Ukraine/!5838975/ (https://taz.de/Russlands-Strategie-in-der-Ukraine/!5838975/)
Quotemichaelfrf
Freitag, 21:24
Kann ja alles sein, was der Ressortleiter Ausland der TAZ hier aus den verschiedenen Quellen wiedergibt. Aber wenn ich zum Beispiel lese, dass der Kyiv Independent schreibt, wie ein "rachsüchtiger Ex wolle Putin die Ukraine zerstören", dann stößt mich, sorry, allein schon dieser Vergleich ab. DIE Ukraine, DER Putin. Das ist Klischee pur, und erinnert an Kriegspropaganda aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Dummerweise habe ich nach einem Aufruf des Guardian für den Kyiv Independet gespendet.Würde ich nach diesem Zitat nicht mehr tun. ...
Quotesaihtam
Dieser Krieg wir durch westliche Waffenlieferungen nur verlägert, nicht entschieden. Ebenso durch unreflektiertes Loben des "Heldenmutes" der Bevölkerung durch so viele hier, ausgesprochen aus der sichren Entfernung. Das Narrativ, es sei zu lange zu nachgiebig mit Putin umgegangen worden, ist auch grundfalsch. Die Wirklichkeit: Die Aufgabe des Paradigmas, dass sicherheitspolitische Stabilität die Berücksichtigung der Sicherheitsinteressen aller erfordert, hat zu diesem Verhängnis geführt, nämlich dass einer Seite in einer scheinbar irrationalen Weise eine Sicherung durchgebrannt ist. Vor allem zum Verhängnis für die ukrainische Bevölkerung.
QuoteBarbara Falk
Freitag, 19:53
.. Kritik von rechts gibt es aber innerhalb Russlands in der Tat:
Politik Ukrainekrise: Untypischer Kritiker - Der russische Generaloberst Leonid Iwaschow warnt vor einem Angriff Moskaus auf die Ukraine
Von Birger Schütz 07.02.2022
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1161117.ukrainekrise-untypischer-kritiker.html (https://www.nd-aktuell.de/artikel/1161117.ukrainekrise-untypischer-kritiker.html)
Diese Kritik wurde aber eher vor Kriegsbeginn getätigt, aktuell äußert sich aus dieser Ecke öffentlich niemand. Das Regime fordert auf allen Ebenen der Gesellschaft demonstrative Zustimmungsbekundungen ein und bekommt sie auch (noch). Was die Menschen tatsächlich denken, ist eine andere Frage.
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Quote[...] Es gehört wohl zum größten Grauen, das Eltern sich vorstellen können: Das Kind wird in den Krieg geschickt und verschwindet. Keine Nachricht mehr, über Wochen, und immer der ungeheure Verdacht, es könnte gefallen sein.
So geht es derzeit vielen russischen Müttern und Vätern, die um ihre Söhne bangen. Sie suchen sie auf Onlineportalen und scannen Kriegsfotos.
Eine Gruppe von Frauen aus der Ukraine und Russland hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Eltern zu helfen. Laut der deutschen Partnerorganisation identifizieren ukrainische Frauen zurzeit die Leichen russischer Soldaten. Noch wissen sie nicht, wohin mit den toten Körpern. Aber sie sollen zurück nach Hause, zu ihren Müttern. Auch das wollen die Frauen aus der Ukraine organisieren.
Es ist ein kalter Februarabend in Berlin. Vier Frauen aus der Ukraine und Russland sitzen zusammen bei einer Podiumsdiskussion, zwei in Berlin, zwei online zugeschaltet aus der Ukraine, und erzählen von ihrer Arbeit. Die umfasst nicht nur Leichen identifizieren, sondern auch Brot backen. Es ist Friedensarbeit. Weil diese zur Zeit besonders gefährlich ist, steht hier nicht der Name der Initiative, die Frauen tragen nicht ihren echten Namen.
Eine der vier Frauen ist Anastasia Danylenko. Sie lebt in der Ostukraine, seit acht Jahren tobt der Krieg vor ihrer Haustür. Danylenko und eine russische Kollegin sind einen Tag nach der Invasion nach Berlin gereist, um über ihre Initiative zu sprechen. Nun sitzen sie fest. Die Rückreisen in die Ukraine und nach Russland sind momentan schwierig. Das auszuhalten, fällt ihnen sichtlich schwer. Permanent klingeln ihre Handys und zeigen Nachrichten von Familie und Freunden aus der Heimat.
Der Krieg in der Ukraine hat auf sehr brutale Weise klassische Geschlechterrollen sichtbarer gemacht: Männer erschießen, Frauen kümmern sich um die Leichen. Männer ziehen an die Front, Frauen tragen ihre Kinder über die Grenze. In Talkshows und auf Zeitungsseiten erklären Männer Militärstrategien. Und hinter der ukrainischen Grenze verteilen polnische und slowakische Frauen Tee und Salamibrote an geflüchtete Ukrainer*innen.
Ganz so eindeutig ist es natürlich nicht. Aber wer sich in der ukrainischen Community in Berlin umhört, bekommt auch den Eindruck, dass es hier gerade vor allem Frauen sind, die zur Solidarität mit der Ukraine aufrufen. Sie sprechen bei Demos, schreiben Spendenlisten und suchen Schlafplätze für Geflüchtete. Man könnte sagen: Sie leisten Care-Arbeit in einem Krieg.
Vor dem Pilecki-Institut am Brandenburger Tor in Berlin weht am vergangenen Dienstag eine ukrainische Fahne neben einer polnischen. Das Pilecki-Institut ist ein polnisches Kultur- und Forschungszentrum. Gerade ist dort eine Ausstellung über den jüdischen Juristen und Friedensforscher Rafał Lemkin zu sehen.
Im Erdgeschoss laufen an diesem Vormittag viele Menschen herum. Sie reden hektisch miteinander, telefonieren, tragen Tüten und Kartons rein und raus. Sie sind nicht für die Ausstellung gekommen, sie leisten von hier aus Hilfe für die Ukraine: sammeln Medikamente, Verbandsmaterial, Thermoskannen, Isomatten, Windeln. Sie beordern Busse an die ukrainische Grenze, organisieren Demos und Gespräche mit Politiker*innen. Das Pilecki-Institut hat dafür seine Räume zur Verfügung gestellt.
Es sind vor allem junge Leute zwischen 20 und 30 da. Sie tragen weiße Turnschuhe, große Kopfhörer, Hawaiihemden. Sie nennen sich ,,Ukrainischer Widerstand" und stammen aus verschiedenen Initiativen von Exil-Ukrainer*innen in Berlin: ein Pfadfinderverband, ein deutsch-ukrainischer Kinoklub und Vitsche, eine neu gegründete Gruppe junger Ukrainer*innen.
Iryna ist eine von ihnen. Ihren Nachnamen will sie nicht nennen, um sich zu schützen. Eigentlich studiert sie in Frankfurt an der Oder Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas. Seit fünf Jahren wohnt sie in Berlin, ihre Familie lebt noch im Zentrum der Ukraine. Im ,,ukrainischen Widerstand" engagiert sie sich erst seit wenigen Tagen.
,,Als Putin in seiner Fernsehansprache der Ukraine ihr Existenzrecht abgesprochen hat, konnte ich nicht länger rumsitzen", sagt sie. Im Internet sei sie auf die Gruppe Vitsche gestoßen, seitdem sei sie dabei.
Es stimme, sagt Iryna, dass es vor allem Frauen sind, die zur Zeit für Solidarität mit der Ukraine werben. ,,Das liegt vielleicht daran, dass die Frauen häufiger öffentlich sprechen." Im ukrainischen Widerstand seien aber auch viele Männer und vor allem Queers organisiert. ,,Solidarität ist keine Frage von Geschlecht."
Anastasia Danylenko aus der Ostukraine nimmt das anders wahr. In ihrer Friedensgruppe engagieren sich explizit nur Frauen. Sie seien ganz unterschiedlich aufgewachsen, erzählt Danylenko. Manche stammen aus Kiew, andere aus Dörfern in der Ostukraine. Was sie eint: Sie bauen die vom Krieg zerstörten Städte wieder auf.
Wie damals, als in einer Stadt im Donbass die Brotfabrik zerbombt wurde. ,,Wir wussten, diese Stadt braucht Brot. Also haben wir Frauen uns gegenseitig gezeigt, wie Brot gebacken wird", sagt Danylenko. Viele kleine Bäckereien seien so in der Stadt entstanden. Andere Frauen aus der Westukraine hätten Frauen im Osten gezeigt, wie man einen Pizzalieferservice aufbaut und damit Geld verdient.
Die Männer hingegen säßen deprimiert zu Hause und warteten ab, ob die Bomben heute ihr Haus treffen. Oder sie kämpften an der Front. Wenn sie nach Hause kämen, würden sie als Helden gefeiert. Wie die neuen Machthaber – ebenfalls alles Männer. ,,Dabei haben wir Frauen die Stadt wiederbelebt", sagt Danylenko.
Dass Frauen anders von Kriegen betroffen sind als Männer, beschäftigt die Politik und die Wissenschaft schon lange. Frauen werden häufiger Opfer von sexualisierter Gewalt, erleben erzwungene Schwangerschaften und Zwangssterilisation, leiden meist nicht nur psychisch, sondern auch wirtschaftlich an der Verschleppung männlicher Verwandter.
Dass Frauen aber auch als Akteurinnen in Friedensprozessen eine besondere Rolle zukommt, das haben die Vereinten Nationen vor gut 20 Jahren anerkannt. Einstimmig hat der UN-Sicherheitsrat im Jahr 2001 die Resolution 1325 ,,Frauen, Frieden und Sicherheit" verabschiedet. Sie ruft die Mitgliedsstaaten auf, in Kriegs- und Krisengebieten die Rechte von Frauen zu schützen und Frauen stärker in Friedensverhandlungen und Wiederaufbau einzubinden. Es geht dabei nicht bloß um die Frauenquote. Verschiedene Konflikte auf der Welt haben gezeigt, dass der Frieden stabiler ist, wenn Frauen an dessen Aushandlung beteiligt sind.
Daran glaubt auch Anastasia Danylenko. Als Feministin sieht sie sich trotzdem nicht. Viel wichtiger ist ihr: Sie sei zwar eine Frau im Kriegsgebiet, aber deswegen kein Opfer. ,,In der Opferposition richtet man sich ein, da rauszukommen ist nicht leicht", sagt sie.
Zu der Podiumsdiskussion, auf der sie in Berlin spricht, werden auch zwei weitere Frauen ihrer Friedensinitiative dazugeschaltet. Sie sitzen in der Ukraine. Sie schätzen die akute humanitäre Hilfe und die vielen Spenden, die im Rest der Welt gesammelt werden, sagen sie. Trotzdem: Eine dauerhafte humanitäre Hilfe bediene den Krieg. Es sei ein Problem, dass die internationale Staatengemeinschaft nicht auf Prävention, sondern auf Reaktion ausgelegt sei. ,,Die Ukraine braucht keinen Fisch, sondern eine Angel", sagt eine der beiden. Für einen kurzen Moment bricht ihre Verbindung ab – Bombenalarm in ihrer Stadt.
Bis wieder an Prävention gedacht werden kann, unterstützen sich die Frauen weiterhin in ihrer akuten Not. Vor wenigen Tagen habe es schwere Angriffe auf einen Ort an der russisch-ukrainischen Grenze gegeben. In einem Krankenhaus sei das Insulin ausgegangen. Zusammen haben es die Frauen geschafft, Insulin aus Russland in das Krankenhaus zu bringen.
Aus: "Weibliche Solidarität: Care-Arbeit im Krieg" Anne Fromm, Sophie Fichtner (8. 3. 2022)
Quelle: https://taz.de/Weibliche-Solidaritaet/!5838894/ (https://taz.de/Weibliche-Solidaritaet/!5838894/)
QuoteAlfonso Albertus
Ansonsten meistens an der Seite der Frauen, aber aufgrund der aktuellen Lage in der Ukraine finde ich diesen Artikel unglaublich unangemessen!
Der männliche Cousin einer ukrainischen Freundin zieht gerade in den Kampf und wird vielleicht sterben-weil er als Mann in der Ukraine bleiben muss!
Seine Frau befindet sich dagegen auf dem Weg nach Deutschland. Kann sie als Frau.
Wäre es möglich dieses Thema einfach mal nicht für die eigene Agenda nutzen zu wollen?
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QuoteCrushedIce
Genau so gut könnte man einen Artikel darüber schreiben warum denn überhaupt überwiegend Männer an der Front kämpfen.
Die "klassische" Rollenverteilung spielt eben immer noch eine Rolle.
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Quote[...] Warum hat das Putin-Regime in offen imperialistischer Manier die Ukraine überfallen?
Wenn es nach Kommentator:innen in rechtskonservativen Kreisen geht, ist ein wesentlicher Teil des Problems, dass westliche Staaten zu verweichlicht, zu politisch korrekt, zu liberal seien. So schreibt Markus Somm in der «SonntagsZeitung» vom 27. Februar, wir alle hätten so getan, als «bestünden unsere dringendsten Sorgen nach wie vor darin, ob es auch Velowege in Schwamendingen gibt oder in unseren Formularen das Gendersternchen oft genug auftaucht, sodass niemand sich verletzt fühlen muss». Der Westen, konstatiert Somm, sei «krank»: «Eine schwächliche, verzagte Generation, die sich lieber selber umbringt, als sich zu wehren.»
Roger Köppel kommt am 26. Februar in der «Weltwoche» online zum Schluss, die «rotgrüne Scheinwelt» breche nun zusammen: «Der Westen muss wieder über Panzer, Energie und Wirtschaft sprechen statt über Windräder und Gendertoiletten.» Die Politologin Regula Stämpfli diagnostiziert einen Tag zuvor auf nebelspalter.ch, dass der Westen die Geopolitik vernachlässigt habe, weil wir über «irrelevanten Scheiss» redeten. Was für «irrelevanten Scheiss» genau? Zum Beispiel die Frage, «was eine Frau und was ein Mann» sei. Und Urs Gehriger beklagt am 25. Februar auf weltwoche.ch, militärische Rüstung sei «im Zeitalter von Gender-Wahn, cancel culture und Öko-Fetisch» nicht «en vogue». Diese Schwäche des Westens habe Putin darin bestärkt, seinen Angriffskrieg zu lancieren.
Der Westen, so der Tenor, befinde sich im Zerfall. Unsere Gesellschaft sei derart liberal und progressiv, dass sie sich selbst abschaffe und die Bühne Potentaten wie Putin überlasse, die bodenständig geblieben seien. Dieses Deutungsmuster ist inhaltlich offensichtlich Humbug – die Militärbudgets und die Feuerkraft der Nato-Mitgliedsländer übersteigen jene von Russland um ein Vielfaches. Dass sich diese Argumentation jedoch in der Schweiz so durchgesetzt hat, weist auf ein grösseres Problem hin: Die Vorstellung, Russland sei stark, weil der Westen dekadent sei, zeugt davon, wie erfolgreich die antidemokratische Kreml-Propaganda der letzten zehn Jahre war.
Im ersten Jahrzehnt der Putin-Ära war Russland eine verhältnismässig technokratische Autokratie, die deutlich weniger reaktionär-nationalistische Züge trug als heute. Den grossen Umschwung brachte die Zeit um 2011 und 2012, die von Protesten gegen Putin und seine Regierung gezeichnet war. Als Reaktion setzte der Kreml ab circa 2013 auf eine Strategie reaktionärer Propaganda, die auf Traditionalismus und Konservatismus setzte. Dadurch sollte das russische Demokratiedefizit innenpolitisch gerechtfertigt und nationale Geschlossenheit markiert werden. Der demokratische Westen, so die Propaganda, zerfalle ob seiner liberalen Prinzipien der Offenheit und Toleranz. Dieses Schicksal solle Russland nicht ereilen, und darum würde die drohende westliche Dekadenz durch Tradition, Nationalstolz und Christentum bekämpft. Das Vokabular der Propaganda war dabei von Anfang an jenes, das rechtskonservative Kreise in ihren Dekadenzdiagnosen heute verwenden. Der Liberalismus des Westens, so Putin im Jahr 2013, sei «genderlos und unfruchtbar».
Diese reaktionäre, antidemokratische Staatsideologie war aber nicht bloss als innenpolitische Propaganda konzipiert. Das Bild von Russland als konservativem Rettungsboot in einer Welt, die von Feministinnen, von Schwulen und trans Menschen, von nichtweissen muslimischen Migrant:innen kaputtgemacht werde, wurde auch aktiv nach aussen projiziert.
Mit durchschlagendem Erfolg: Der globale Desinformationsschlauch des Kreml, der von Social-Media-Trollen bis zu staatlichen Propagandamedien wie RT (ehemals Russia Today) reicht, in Kombination mit der «Flüchtlingskrise» von 2015 als Propaganda-Brandbeschleuniger, verfestigte in westlichen rechtskonservativen bis rechtsextremen Milieus das Bild von Russland als starkem Gegenpol und Gegenentwurf zum Westen, der unter seiner moralischen Beliebigkeit kollabiere. Und um Wladimir Putin, den Architekten dieser vermeintlichen konservativen Renaissance, der die westliche Zivilisation rette, bildete sich ein weltumspannender Personenkult.
Was lernen wir aus dieser Episode? Propaganda wirkt. Ob die konservativen Kreise, die die Kreml-Propaganda des dekadenten, verweichlichten Westens wiedergeben, dies bewusst tun oder nicht, sei dahingestellt. Sicher ist: Sie machen sich dadurch zu nützlichen Idiot:innen, die das Dekadenznarrativ verinnerlicht haben und aufrichtig glauben, der Westen stehe vor dem Untergang, weil Minderheiten und vulnerable Gruppen besser behandelt werden als früher.
Doch das ist ein Trugschluss. Gleichheit, Vielfalt, Inklusion machen uns nicht schwach – im Gegenteil: Das sind just die demokratischen Werte, die Gesellschaften und Gemeinschaften stark machen.
Aus: "Aus Putins Mund ins rechte Ohr" Marko Kovic (Nr. 09/2022 vom 03.03.2022)
Quelle: https://www.woz.ch/2209/rechte-rhetorik/aus-putins-mund-ins-rechte-ohr (https://www.woz.ch/2209/rechte-rhetorik/aus-putins-mund-ins-rechte-ohr)
Quote[...] Innenministerin Nancy Faeser will sich offenbar einen Eindruck verschaffen, was Deutschland noch erwartet. An diesem Donnerstag wird die SPD-Politikerin an die polnisch-ukrainische Grenze reisen und eine Aufnahmeeinrichtung in dem Land besuchen, das in nicht einmal zwei Wochen rund 1,3 Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen hat.
Von den polnischen Nachbarn kann sich die Innenministerin wohl den ein oder anderen Ratschlag auf den Weg mitgeben lassen. Denn auch Deutschland steht zunehmend vor Migrationsströmungen, wie man sie selbst 2015 nicht erlebt hat.
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine wurde die Ankunft von 80.035 Kriegsflüchtlingen festgestellt. Das teilte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwoch mit. Doch die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Zwar hat die Bundespolizei ihre Präsenz an den Grenzen zu Polen und Tschechien verstärkt, doch stationäre Kontrollen gibt es nicht, zudem dürfen die Ukrainer wie Touristen einreisen.
Ein festes Verteilsystem der Flüchtlinge existiert nicht und so trägt bislang Berlin die Hauptlast. In den vergangenen sechs Tagen sind in der Hauptstadt mehr als 70.000 Menschen angekommen. Allein am Dienstag seien es 15 000 in nur 24 Stunden gewesen. 15.000 Menschen, die ein Bett, sanitäre Anlagen, Verpflegung, Kleidung und teils psychologische Hilfe benötigen.
Ohne die gewaltige Unterstützung freiwilliger Helfer wäre dies momentan nicht möglich. Doch die Unterbringung ist nicht das einzige Problem, vor dem die deutschen Behörden stehen. Um eine schnelle Integration zu ermöglichen, schafft das Land Berlin ad hoc 50 Willkommensklassen für Jugendliche ab 16 Jahren, die teilweise bereits ihre Berufe lernen. Denn im Rahmen der europäischen Massenzustroms-Richtlinie sollen die Ukrainer auch schnell und unbürokratisch Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Ohne eine enorme Zahl an Sprachkursen wird das jedoch nicht zeitnah gelingen, auch hier müssen nun Kapazitäten ausgebaut werden.
Und es stellen sich noch viele weitere Fragen: Wie sieht es mit dem Zugang der Geflüchteten zum Gesundheitssystem aus? Zudem haben die Menschen ein Anrecht auf Sozialleistungen. In welcher Höhe, wo sie sich dafür registrieren müssen – alles ungeklärt.
Kritik kommt nicht mehr nur aus Berlin. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat vom Bund eine bessere Koordinierung der Flüchtlingspolitik gefordert. Dies müsse ein zentrales Thema der Bund-Länder-Runde in der kommenden Woche sein, sagte Söder beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft in München. Auch Bayern habe inzwischen 20.000 Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen, die meisten sind offenbar über die Slowakei und Tschechien eingereist.
Söder fordert, der Bund müsse einen zentralen ,,Koordinierungsrat" einrichten. ,,Wir brauchen da klare Regeln, auch der Finanzierung", sagte Söder. Wie bei der Flüchtlingsbewegung 2015 brauche es Unterstützung des Bundes für die Kommunen – dies könnten die Länder nicht alleine leisten. ,,Deswegen braucht es hier eine nationale Kraftanstrengung, eine zentrale Unterstützung und auch eine klare finanzielle Regelung."
Zuvor hatte bereits CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt eine Verteilung der Geflüchteten nach dem Königsteiner Schlüssel gefordert. Es dürfe nicht sein, dass Geflüchtete nur in Großstädten landeten. Der Berliner Senat verhandelt schon seit Beginn vergangener Woche über eine bessere Verteilung der Flüchtlinge. Erst am vergangenen Samstag soll das Innenministerium angefangen haben, die Koordination der Kommunikation mit Verkehrsministerium, den anderen Bundesländern und Deutscher Bahn zu übernehmen. Davor haben Senatsvertreter die Verteilung in Deutschland übernommen und teils telefonisch um Busse und Unterkünfte für die vielen Menschen aus der Ukraine gebeten. Diese Darstellung aus Berliner Regierungskreisen wird aus anderen Bundesländern bestätigt. ,,Die Bundesregierung ist sehr spät aufgewacht", sagt eine hochrangige Beamtin aus dem Asylwesen eines norddeutschen Bundeslandes.
Im Berliner Senat will man keine Schuldzuweisungen vornehmen, wartet aber dringend auf Entlastung: Die bisherigen Maßnahmen könnten nur ein Anfang sein, hatte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) schon am Wochenende im Gespräch mit dem Tagesspiegel gesagt. In den Verhandlungen mit der Bundesebene und andern Ländern hatte sich das Land dafür eingesetzt, dass zumindest einige der Busse oder Züge gar nicht erst nach Berlin kommen. Andererseits wurden dringend Busse benötigt, um Menschen aus Berlin weiter in Deutschland zu verteilen.
Für beide Forderungen wurden nun erste Lösungsansätze gefunden. Bis zu 300 Fahrzeuge stehen nach Angaben der Bahn seit Dienstag bereit. Damit könnten kurzfristig täglich rund 13.000 Menschen flexibel weiterbefördert werden, teilte ein Bahnsprecher mit. So soll die Bahn Flüchtlinge von der polnisch-deutschen Grenze nicht mehr nur nach Berlin bringen, sondern vor allem mit Bussen in Ostdeutschland verteilen. Gleichzeitig sollen nach Informationen des Tagesspiegel mehrere Züge am Tag von Frankfurt/Oder direkt nach Hannover fahren und nicht in Berlin halten. Von dort sollen die Menschen dann im Westen der Republik verteilt werden. Schon seit Sonntag bringen Busse Menschen vom Hauptbahnhof direkt in andere Bundesländer. Das beruht allerdings auf Freiwilligkeit.
Man stehe vor einem Marathon, sagte der Migrationsexperte Gerald Knaus der ,,Augsburger Allgemeinen". Die meisten Ukrainer würden wohl lange bleiben. ,,Da Putin jetzt – offenbar zu seiner Überraschung – bemerkt, dass es sehr wohl eine starke ukrainische Identität gibt, dass sogar die mehrheitlich russischsprachigen Städte Charkiw oder Odessa sich gegen seine Invasion und für ihre Demokratie mobilisieren, setzt er auf die Vertreibung der Menschen", sagte Knaus. Staatliche Strukturen müssten jetzt schnell aufgebaut werden, sagte er. ,,Die Zahlen werden weiter steigen."
Aus: "Die Kritik an Verteilung und Versorgung der Flüchtlinge wächst" Caspar Schwietering (09.03.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/bundesregierung-ist-sehr-spaet-aufgewacht-die-kritik-an-verteilung-und-versorgung-der-fluechtlinge-waechst/28147396.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/bundesregierung-ist-sehr-spaet-aufgewacht-die-kritik-an-verteilung-und-versorgung-der-fluechtlinge-waechst/28147396.html)
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Quote[...] Dieses Bild vom Krieg in der Ukraine wird haften bleiben. Drei Menschen, ganz offensichtlich Zivilisten, liegen reglos auf einer Straße. Zwei ukrainische Soldaten beugen sich über sie, doch für diese Familie kommt jede Hilfe zu spät. ,,Einige Familien hatten Glück und kamen raus. Die Familie auf dem Foto hat es leider nicht geschafft. Die Mutter und die beiden Kinder haben es nicht überlebt", erzählte die Fotografin Lynsey Addario am Dienstagabend im ,,heute-journal" des ZDF, was sie am Sonntag in der ukrainischen Stadt Irpin Nahe Kiew mit ihrer Kamera festgehalten hat.
Die ,,New York Times" hat dieses Dokument des Schreckens auf nahezu der gesamten Breite der Titelseite veröffentlicht – ungeschönt, direkt, ein schwer zu ertragendes Bild, das seither heftig diskutiert wird.
Lynsey Addario, die mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Fotojournalistin, ist seit 20 Jahren Kriegsreporterin, wurde selbst beschossen. ,,Aber das war eine Situation, wo Zivilisten das Ziel waren und die Granaten, die wurden wirklich auf die Zivilisten geworfen", sagte sie im ZDF-Nachrichtenmagazin. Für sie bestand kein Zweifel: ,,Ich dachte aber auch, dass dieses Foto das Zeugnis eines Kriegsverbrechens ist, und dass ich dieses Foto machen soll. Diese Menschen, unschuldige Zivilisten, wurden angegriffen."
Fotos wie die von Lynsey Addario sind verstörend. Sie zeigen die Brutalität des Krieges, der in der Ukraine am Donnerstag in die dritte Woche geht, auf eine Weise, der sich ein Betrachtender nicht entziehen kann. Und sie werfen beinahe zwangsläufig die Frage auf, ob solche Fotos veröffentlicht werden sollten. Oder ob man den Schrecken zumindest dadurch abschwächt, in dem die Gesichter der Getöteten verpixelt werden.
Einige Kriegsfotos gelten unzweifelhaft als historische Dokumente der Zeitgeschichte. So wie das ikonische Foto von Robert Capas aus dem spanischen Bürgerkrieg, das einen tödlich getroffenen republikanischen Soldaten zeigt. Oder die Aufnahme des Polizeichefs von Saigon, der einen Mann in Zivil per Kopfschuss tötet.
Immer wieder wird zudem das Leid der Zivilbevölkerung in Kriegsfotos dargestellt, wie durch das Foto des durch Napalm verletzten Mädchens in Vietnam oder mit dem von Alan Kurdi gemachten Bild des ertrunkenen syrischen Flüchtlingsjungen am Strand. Das Titelfoto der ,,New York Times" mit den drei toten Ukrainern gilt manchen schon jetzt als ein solches ikonisches Dokument der Zeitgeschichte.
In Deutschland regelt der Pressekodex für die Mitgliedsmedien des Deutschen Presserats, welche Darstellungen zulässig sind und welche nicht. In der Richtlinie 11.1 heißt es: ,,Unangemessen sensationell ist eine Darstellung, wenn in der Berichterstattung der Mensch zum Objekt, zu einem bloßen Mittel, herabgewürdigt wird." Ferner wird darauf hingewiesen: ,,Bei der Platzierung bildlicher Darstellungen von Gewalttaten und Unglücksfällen auf Titelseiten beachtet die Presse die möglichen Wirkungen auf Kinder und Jugendliche."
Die Presse soll das Informationsinteresse der Öffentlichkeit gegen die Interessen der Opfer abwägen. Zugleich gilt Ziffer 8 des Pressekodex über den Schutz der Persönlichkeit. ,,Bloße Sensationsinteressen rechtfertigen keine identifizierende Berichterstattung. Soweit eine Anonymisierung geboten ist, muss sie wirksam sein", heißt es darin.
In der Praxis kam der Rat indes zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen. Eine Beschwerde gegen das Foto eines abgeschlagenen Kopfes im Krieg in Liberia wurde vom Presserat abgewiesen. Die Veröffentlichung eines Fotos der Enthauptung des Amerikaners Nick Berg zog hingegen eine Rüge nach sich, weil die Aufnahme von den Islamisten für ihre Propaganda gemacht wurde, somit kein journalistisches Produkt darstellte.
Doch wie würde der Presserat entscheiden, wäre das Foto von Lynsey Addario in einer deutschen Zeitung oder einem Magazin veröffentlicht worden? Eine abschließende Antwort kann es erst nach einer entsprechenden Entscheidung des Presserates geben, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel und verwies auf die Regeln des Pressekodex. In jedem Fall habe das Bild aus Irpin ,,eine sehr wichtige politische Dimension". ,,Das ist hoch relevant", so die Sprecherin.
Abzuwägen wäre, ob die Getöteten durch dieses Bild zum zweiten Mal zu Opfern gemacht würden und ob das Bild das Leid der Angehörigen erhöht. Aber selbst dann kann das öffentliche Interesse an der Veröffentlichung überwiegen. ,,Denn letztlich ist dieses Foto ein Symbol dieses Krieges".
So wurde das bei einem Foto vom Terroranschlag auf das Bataclan in Paris gesehen. ,,Bild" zeigte seinerzeit die Leichen in einem Foto aus der Vogelperspektive. Weil an diesem Bild ,,die große politische Dimension des Anschlags" sichtbar wurde, wertete es der Presserat als Dokument der Zeitgeschichte. Zugleich wurde in der Entscheidung aber hervorgehoben: Das ist ein Grenzfall. Als "Bild" das Foto eines 18 Monate alten toten Mädchens mit offenen Augen zeigte, das auf der Flucht aus Syrien erfroren ist, sprach der Rat hingegen eine Rüge aus. Gleichwohl könnte diese Entscheidung als Grundlage auch mit Blick auf das Foto aus der Ukraine dienen.
Gegen die Verwendung des "New York Times"-Fotos liegen dem Presserat aktuell keine Beschwerden vor, dafür aber wegen zwei anderen Fotos von Kriegsopfern vor.
Zum einen handelt es sich dabei um Fotos einer schwer verletzten Frau zum "Bild"-Beitrag ,,Putin, das ist Dein Werk" von Ende Februar. Der Vorwurf: Das Foto verletze den Persönlichkeitsschutz der Betroffenen und sei eine unangemessen Darstellung von Gewalt. Ebenso wurde ein Foto einer Ukrainerin mit einem Kopfverband zu ,,Putins Blut" in "Bild" als unangemessen sensationell und als Verstoß gegen den Jugendschutz von einem Beschwerdeführer gewertet. Bei beiden Beschwerden prüft der Presserat, ob ein Verfahren gegen die Redaktion eingeleitet wird.
Aus: "Fotos getöteter Zivilisten in der Ukraine ,,Ein Symbol dieses Krieges"" Kurt Sagatz (09.03.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/fotos-getoeteter-zivilisten-in-der-ukraine-ein-symbol-dieses-krieges/28146172.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/fotos-getoeteter-zivilisten-in-der-ukraine-ein-symbol-dieses-krieges/28146172.html)
Quoteadalbert-meyer 09.03.2022, 20:55 Uhr
Doch sollten solche Bilder veröffentlicht werden?
Ja.
QuoteLeserling 09.03.2022, 19:41 Uhr
Doch sollten solche Bilder veröffentlicht werden?
Nein.
Wenn die Ukrainer das tun, kann man verstehen, die stehen mit dem Rücken zur Wand.
Wenn hier bei uns, oder in Amerika irgendein Sender oder Tageszeitung mit genau dem Argument kommt, ist das Heuchelei
für Einschaltquoten.
Sterben Kinder gibts im Sudan zuhauf, macht auch keiner Bilder in der Zeitung.
Das gehört hier nicht in die Medien.
Quotevelo07 09.03.2022, 19:32 Uhr
Ist das wirklich die Frage, Veröffentlichung der Bilder? Für mich ist das Ablenkung vom eigentlichen Thema: Sollte so etwas passieren? Wer hat es getan? Wer hat es befohlen? Was tun wir, damit die Täter einer Strafe zugeführt werden.
Dafür ist es wesentlich, dass die Bilder gemacht wurden und bekannt sind.
QuotePat7 09.03.2022, 18:40 Uhr
Natürlich müssen solche Bilder unter die Bevölkerung um das Grauen des Krieges bewusst zu machen.
Solche Bilder beflügelten die Antivietnamkrieg Proteste und zwangen die Amerikaner zum Verhandeln.
Bilder aus dem II Weltkrieg machen das Grauen wenigstens ansatzweise fassbar.
Im Angesichts des Mordens in der Ukraine rufen solche akademischen Gedankenspiele bei mir nur Kopfschütteln hervor.
Kriegsberichterstattung als leichtes Gruseln ohne den wahren Horror damit die nicht betroffene Welt bloß nicht belästigt wird?
Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass es letztendlich jeden treffen könnte.
Quotefairplay180 09.03.2022, 17:56 Uhr
Schreckliche Bilder, die weh tun beim ansehen. Wie bekommt man diese Bilder unter die russische Bevölkerung?
QuotePat7 09.03.2022, 18:44 Uhr
Antwort auf den Beitrag von fairplay180 09.03.2022, 17:56 Uhr
Die Frage ist nur ob diese Bilder auch geglaubt werden.
Viele Putin Anhänger leben in einer Blase wie die Q Anon Gläubigen.
...
Quote[...] Samstag 19:28
"Eine nicht zu stoppende Panikattacke"
Olga Savitska, 20, Studentin aus Charkiw
Eigentlich wollten wir mit Olga telefonieren, doch auf der Flucht hatte sie kaum Empfang. Sie hat deswegen für uns aufgeschrieben, was sie in den letzten Tagen erlebt hat. Ihr Text erreicht uns am Samstagvormittag. Inzwischen ist sie in Berlin angekommen.
Heute ist der 5. März. Ich bin jetzt schon seit drei Tagen unterwegs. Ich habe 24 Stunden in einem überfüllten Zug nach Lwiw und vier Stunden an der polnischen Grenze verbracht, um dem Krieg zu entkommen. Alle sind nervös und müde. Müde vom Schlafen auf den kalten Böden der Bunker, müde vor Sorge um ihr Leben und das Leben ihrer Verwandten.
Ich wurde in Charkiw geboren und habe dort die meiste Zeit meines Lebens verbracht. Bis vor wenigen Tagen studierte ich Fremdsprachen, Literatur und Übersetzung. Ich wollte dieses Jahr meinen Bachelorabschluss machen, aber jetzt bin ich auf der Flucht, während die russische Armee meine Stadt zerstört.
Am 24. Februar sind wir alle in einer neuen Realität aufgewacht. In dieser Realität verbrachte ich sechs Tage in der U-Bahnstation, schlief auf einem kalten Boden und aß hauptsächlich Sandwiches, Schokolade und alles, was ich bekommen konnte. Ab und zu hatte ich die Gelegenheit, nach Hause zu gehen, zu duschen, mit meiner Katze zu kuscheln. Dann kehrte ich in den "sicheren Raum" zurück. Ich wachte mit Angst auf und schlief mit Angst ein. In diesen Tagen sah mein Leben aus wie eine nicht zu stoppende Panikattacke. Ich habe ständig Angst, weil ich meine Familie, meine Freunde und den Menschen, den ich liebe, verlassen muss.
Ich habe kein Ziel oder einen endgültigen Bestimmungsort. ...
Aus: "Stimmen aus der Ukraine: "Die Demonstrierenden stehen den Soldaten direkt gegenüber"" (9. März 2022, 21:02 Uhr)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-02/ukraine-stimmen-vor-ort-slowblog (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-02/ukraine-stimmen-vor-ort-slowblog)
QuoteHansiguckindieluft #9
... es sind einzelne Schicksale und MENSCHEN... ich bin wütend, traurig und in Sorge...verdammter Krieg
QuoteSonoMo24 #43
... Es fällt bei diesen Berichten schwer überhaupt irgendwelche passende Worte zu finden. ...
...
QuoteJulius Betschka
@JuliusBetschka
Berliner Hauptbahnhof. Auf dem einen Glas stehen weinendene Mütter aus der Ukraine, müde und still. Direkt daneben quetschen sich laute Reisegruppen mir Skiern in den Sprinter nach München. Diese Gleichzeitigkeit ist brutal.
12:28 nachm. · 12. März 2022
https://twitter.com/JuliusBetschka/status/1502607490927714306 (https://twitter.com/JuliusBetschka/status/1502607490927714306)
Quote[...] Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef ist das Krankenhaus im ukrainischen Lwiw nahe der polnischen Grenze durch die Zahl an verletzten Kindern überlastet, die aus umkämpften Regionen eintreffen. Unicef und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versuchen, dieses und weitere Krankenhäuser mit Material zu versorgen.
Ärztinnen und Ärzte in Lwiw hätten ein Aufklebersystem einrichten müssen, um die Behandlung der Kinder zu koordinieren, berichtete der Unicef-Sprecher James Elder. Ein grüner Sticker heiße: verletzt, aber ohne dringenden Bedarf, ein gelber heiße: muss behandelt werden, und ein roter bedeute: Um dieses Kind muss sich sofort gekümmert werden. Es gebe auch schwarze Sticker, sagte der Sprecher: Das Kind lebe noch, aber es könne nicht gerettet werden und das Krankenhaus sei gezwungen, seine Ressourcen auf andere kleine Patienten zu konzentrieren.
"Der einzige Weg aus dieser Katastrophe ist, den Krieg zu beenden, und zwar sofort", sagte Elder. Unter anderem greife Russland in einigen Regionen die Wasserversorgung gezielt an. Menschen nähmen teilweise Heizungen auseinander, um in ihrer Not das Kühlwasser zu trinken. Nach Angaben von Elder sind die Hälfte der inzwischen drei Millionen geflohenen Menschen Kinder und Jugendliche.
Nach Angaben der WHO sind in der Ukraine bereits 31 Gesundheitseinrichtungen angegriffen und beschädigt worden. 22 Ärzteteams aus anderen Ländern seien inzwischen in Polen und Moldau eingetroffen oder auf dem Weg dahin, um fliehenden Ukrainerinnen zu helfen und die vor Ort ansässigen Kollegen zu unterstützen. Die WHO koordiniert diese Einsätze.
Aus: "Krankenhaus in Lwiw durch verletzte Kinder überlastet" (15. März 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/gesundheit/2022-03/krankenhaus-lwiw-ueberlastet-verletzte-kinder-polnische-grenze-unicef (https://www.zeit.de/gesundheit/2022-03/krankenhaus-lwiw-ueberlastet-verletzte-kinder-polnische-grenze-unicef)
Quotethiak #4
Man kann immer den Wahrheitswert einzelne Berichte in Zweifel ziehen oder Dinge unterschiedlich werten, aber wenn UNICEF über eine Überlast des Krankenhauses durch verletzte Kinder und eine notwendige Triage (nichts anderes sind die Sticker) berichtet, gibt es nichts mehr zu diskutieren. Ich hoffe inständig, dass die Putin-Fans das irgendwann auch kapieren.
QuoteSamdal #6
... Ich kann das nicht verstehen wie Menschen so sein können.
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Quote[...] Im kriegsbefallenen Jemen eskaliert die Situation für die Zivilbevölkerung stetig seit Beginn des Bürgerkrieges im Jahr 2014 und der darauffolgenden Militärintervention im Jahr 2015, die bis heute von Saudi-Arabien geführt wird.
Die Vereinten Nationen bestätigen, dass mehr als 10.000 Kinder seit Anfang des Krieges getötet oder verletzt wurden, wobei die reale Zahl weitaus höher sein dürfte. Der Krieg hat die Infrastruktur des Landes verwüstet, Hunderttausende Leben gekostet und Millionen von Menschen dazu getrieben, ihre Heimat zu verlassen. Zahlreiche Jemeniten sind zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden und drohen am Hungertod zu sterben.
Mit dem Fehlen lebenswichtiger Grundversorgung, der Ausbreitung von Corona und anderer Krankheiten sowie Wasserknappheit und Dürre ist es sehr wahrscheinlich, dass durch die russische Invasion in der Ukraine die Preise von Getreide noch weiter steigen.
Während wir in Europa die Preiserhöhung von Lebensmitteln und Benzin zu spüren bekommen, könnte es für ärmere Länder wie den Jemen zu einer extremen Reduzierung des Imports von Getreide und anderen Nahrungsmitteln kommen, welcher für die Bevölkerung lebensnotwendig ist.
Durch die russische Invasion wird ein erheblicher Teil der Getreideernte in der Ukraine ausfallen. Mehr als 50 Prozent des Weizens des Welternährungsprogramms stammen von dort. Immer, wenn man denkt, dass sich die Situation im Jemen nicht noch weiter verschlechtern kann, kommt eine weitere Tragödie hinzu.
Als die US-Administration unter Trump die von Iran unterstützten Houthi-Rebellen als "Terrororganisation" eingestuft hat, machte dies der Nachfolger Biden rasch wieder rückgängig, mit der Begründung, dass dies die humanitäre Katastrophe verschlimmern würde, da die von den Rebellen kontrollierten Gebiete dadurch noch mehr isoliert würden.
Die Folge wäre eine Zunahme des Leides unter den Zivilisten. Biden versprach bei seinem Amtseintritt auch, dass die USA Saudi-Arabien nicht mehr bei ihren offensiven Operationen im Jemen unterstützen würden. Gleichzeitig wollte er jedoch der von den Saudis geführten Militärallianz weiterhin dabei helfen, sich gegen jene Truppen zu verteidigen, die vom Iran unterstützt werden (sprich: gegen die Houthi-Rebellen).
Da die Charakterisierung zwischen einer "offensiven" und "defensiven" Operation stets im subjektiven Auge des Betrachters liegen dürfte, bleiben die Worte Bidens in Anbetracht dessen sehr offen und vage. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die US-amerikanische Verstrickung in den Jemenkrieg nicht während der Amtszeit Trumps begann, sondern unter der Präsidentschaft Barack Obamas, dessen Vize der amtierende Präsident Joe Biden war.
Die Houthi-Rebellen wiederum denken genauso wenig wie Saudi-Arabien und deren Verbündete an Frieden oder an eine Deeskalation der Gewalt. Auf Twitter warnte der Huthi-Sprecher Yahya Sare'e, dass die Grenzen innerhalb der Vereinigten Arabischen Emirate unsicher bleiben würden, solange diese ihre "aggressive Eskalation" gegen den Jemen fortsetzen würden.
So gerieten die VAE und Saudi-Arabien unter dem Beschuss von Raketen und Drohnen, die von den Houthis abgefeuert wurden, wobei drei Menschen getötet und sechs verletzt worden sein sollen. Die Militärkoalition antwortete wiederum mit Vergeltungsschlägen und intensivierte ihre Raketenbeschüsse, wodurch 80 Menschen bei der Zerstörung eines Gefängnisses in Sanaa getötet sein sollen.
Die USA reagieren auf die Eskalation damit, dass sie den VAE weitere Kampfflugzeuge verkaufen. Die Reaktion auf den Einmarsch Russlands ins Nachbarland Ukraine zeigt, dass die Durchsetzung von Sanktionen ziemlich konsequent sein kann, wenn der notwendige Wille da ist.
Im Falle von Saudi-Arabien oder den VAE ist dieser hingegen keineswegs vorhanden, obgleich bekannt ist, dass diese (ebenso wie die Houthis) etliche Kriegsverbrechen im Laufe des Krieges begangen haben und zivile Einrichtungen bombardierten. Stattdessen unterstützt die USA die Militärallianz weiterhin mit Waffen. Die Leidtragenden sind wie immer die Zivilisten. (Elias Feroz)
Aus: "Während Jemen hungert, breitet sich der Krieg weiter aus" Elias Feroz (15. März 2022)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Waehrend-Jemen-hungert-breitet-sich-der-Krieg-weiter-aus-6549867.html (https://www.heise.de/tp/features/Waehrend-Jemen-hungert-breitet-sich-der-Krieg-weiter-aus-6549867.html)
QuoteTuko2000, 15.03.2022 20:36
Moralische Entrüstung und Betroffenheit...
Ist eine Frage der Geographie, der Bilder und der Geschichten. Wenn die Tagesschau nicht davon berichtet, interessiert es niemanden. Dabei ist der Jemen-Krieg ein Musterbeispiel für die Verkommenheit und Heuchelei des Westens ...
QuoteHausierer, 15.03.2022 13:45
Diese Menschen sind für den Westen uninteressant denn schließlich führen hierbei die Guten, Saudi Arabien und USA, gegen das Böse einen Krieg. ...
...
QuoteMartin Glasenapp
Heute vor 34 Jahren, am 16.3.1988, griffen 20 irakische Kampfflugzeuge die kurdische Stadt #Halabja an. Bomben mit Sarin, Senfgas & Tabun fielen. 5.000 starben, fast alle Zivilisten, 75% waren Frauen & Kinder. Die Technologie für das tödliche Gas hatte Deutschland geliefert. ...
9:19 vorm. · 16. März 2022
https://twitter.com/MartinGlasenapp/status/1504009395046424578 (https://twitter.com/MartinGlasenapp/status/1504009395046424578)
https://twitter.com/civaka_azad/status/1503985060789338115 (https://twitter.com/civaka_azad/status/1503985060789338115)
QuoteDer Giftgasangriff auf Halabdscha war ein Angriff der Irakischen Luftwaffe auf die hauptsächlich von Kurden bewohnte irakische Stadt Halabdscha in der heutigen autonomen Region Kurdistan. Bei dem Angriff, der am 16. März 1988 gegen Ende des Ersten Golfkriegs stattfand, starben zwischen 3200 und 5000 Menschen.
... Nach fünfjähriger Ermittlungsarbeit begann im April 1992 am Landgericht Darmstadt ein Prozess gegen zehn deutsche Manager, deren Firmen sich am Aufbau der irakischen Anlagen zur Giftgasproduktion beteiligt hatten.[3] Gegen zwölf weitere Vertreter dieser Firmen war ein Verfahren eröffnet worden, ohne dass es zu einer Anklage kam. Von den zehn Angeklagten wurden nur drei verurteilt, und zwar zu weniger als zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung. Der wesentliche Grund für die geringen Strafen war die Dual-Use-Problematik: Die irakischen Chemiewerke waren laut Gutachten für die Produktion von Pestiziden geeignet, so dass nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte, dass die Absicht, Giftgase zu produzieren, allen Beteiligten klar gewesen sein musste. Drei der Angeklagten wurden freigesprochen. Die übrigen Verfahren wurden eingestellt, hauptsächlich wegen Verjährung.
... Gegen Ali Hasan al-Madschid, besser bekannt als ,,Chemie-Ali", wurden insgesamt vier Todesurteile gesprochen, davon das letzte am 17. Januar 2010 wegen seiner Verantwortung für den Giftgasangriff auf Halabdscha. Das Urteil wurde durch ein ungewöhnliches Beweisstück gestützt. Auf einem Tonband, das 1991 im kurdischen Sulaimaniyya gefunden wurde, ist zu hören, wie al-Madschid mit Bezug zu Halabdscha sagte: ,,Ich werde sie alle mit chemischen Waffen umbringen. Wer soll etwas dagegen sagen? Die internationale Gemeinschaft? Ich scheiß auf die internationale Gemeinschaft, und die, die auf sie hören. Ich werde sie nicht bloß einen Tag lang mit dem Chemie-Zeug attackieren, ich werde 15 Tage lang damit fortfahren." Das Todesurteil wurde am 25. Januar 2010 durch Hängen vollstreckt.
...
Aus: "Giftgasangriff auf Halabdscha" (10. März 2022)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Giftgasangriff_auf_Halabdscha (https://de.wikipedia.org/wiki/Giftgasangriff_auf_Halabdscha)
Quote[...] An diesem Dienstag erinnert sich Frankreich an den Jahrestag eines Ereignisses, das unter dem Namen ,,Charonne" bekannt wurde. Es ist Teil der schwierigen Erinnerung an die koloniale Vergangenheit und an den Algerienkrieg, die heute noch eine wichtige Rolle in Frankreich spielt – auch für den Wahlkampf zu den französischen Präsidentschaftswahlen, die im April stattfinden.
Vor 60 Jahren, am 8. Februar 1962, sterben acht Menschen, als die Pariser Polizei gewalttätig eine Demonstration für die Unabhängigkeit Algeriens niederschlägt. Ein weiteres Opfer erliegt später seinen Verletzungen. Die Lage zu diesem Zeitpunkt ist ohnehin angespannt: Seit über sieben Jahren befindet sich die Kolonialmacht im Krieg mit Algerien, das unabhängig werden will. Der Krieg wird längst nicht mehr nur in Nordafrika geführt, sondern auch in Frankreich selbst.
Anfang Februar kommt es zu mehreren Bombenattentaten in der Großraumregion rund um Paris. Eine davon gilt dem Kulturminister André Malraux. Er ist nicht zuhause, als die Bombe losgeht, aber die vierjährige Tochter seiner Vermieter wird schwer verletzt.
Geplant und ausgeführt werden die Attentate von der ,,Organisation de l'armée secrète" (OAS). Diese von rechten Kräften gegründete ,,Organisation der geheimen Armee" will um jeden Preis verhindern, dass Frankreich mit Algerien eine Lösung verhandelt und sich die einstige koloniale Großmacht von Algerien lossagt. In dieser aufgeladenen Stimmung rufen mehrere Gewerkschaften und die kommunistische Partei zu einer Demonstration gegen die Gewalt der OAS und für die Unabhängigkeit Algeriens auf.
Fünf Demonstrationszüge sollen durch Paris gehen und sich schließlich mitten in der Stadt treffen. Die Demonstrierenden wollen ein friedliches Zeichen setzen, obwohl der Ausnahmezustand in der Stadt verhängt und die Demonstration verboten wurde. Schon Monate vorher, am 17. Oktober 1961, sind Dutzende Algerier bei einer Demonstration in Paris von der Polizei getötet worden.
Auch im Februar 1962 geht die Polizei mit voller Härte gegen die Marschierenden vor, blockiert die Wege. Als mehrere Demonstrierende an der Metrostation Charonne vor der Polizei fliehen wollen, kommt es zum tödlichen Gedränge. Noch vor Ort sterben drei Frauen, vier Männer und ein 15-jähriger Junge.
Als die Opfer fünf Tage später auf dem Père Lachaise beerdigt werden, wird der Trauerzug zur Großdemonstration gegen den Krieg: Geschätzte 500.000 Personen erweisen den Getöteten die letzte Ehre.
Außerdem bleiben an diesem Tag die Schulen geschlossen, die Züge fahren nicht, Zeitungen werden keine gedruckt: Das Land befindet sich im Generalstreik. Kurz darauf, am 19. März 1962, endet mit der Unterzeichnung der Verträge von Évian der Algerienkrieg und Algerien wird unabhängig.
Wenn am Dienstag in Paris an dieses Ereignis erinnert wird, ist der Präsidentschaftskandidat der kommunistischen Partei, Fabien Roussel vor Ort, an der Metrostation Charonne. Präsident Macron, der sich zu diesem Zeitpunkt in der Ukraine aufhält, wird nach Informationen der Zeitung ,,L' Humanité" zumindest einen Kranz niederlegen lassen.
Denn immer noch ist die Erinnerung an den Algerienkrieg politisch relevant. Erst kürzlich wandte sich Macron an die ,,Harkis", die Algerier, die während des Krieges für die französische Armee arbeiteten und kämpften. Die unterschiedlichen Gruppen, die im Krieg involviert waren, sowie ihre Nachfahren stellen einen wichtigen Teil potenzieller Wähler da.
Wenn sich Frankreich dann am 19. März, kurz vor den Präsidentschaftswahlen, an die Unabhängigkeit Algeriens erinnert, dürfte dieser Jahrestag politisch noch aufgeladener sein als sonst.
Aus: "Frankreich gedenkt toter Demonstranten, die gegen Kolonialismus protestierten" Anna Thewalt (08.02.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/der-lange-schatten-des-algerienkriegs-frankreich-gedenkt-toter-demonstranten-die-gegen-kolonialismus-protestierten/28046504.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/der-lange-schatten-des-algerienkriegs-frankreich-gedenkt-toter-demonstranten-die-gegen-kolonialismus-protestierten/28046504.html)
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Quote[...] Mal hört man nur das Ziehen an der Zigarette, dann ein leises Schluchzen. ,,In dieser Zeit sind Narben entstanden, die auch wir geerbt haben", sagt Justine. Dann bricht die Stimme der 30-jährigen Französin. ,,Ich bereue es, sie nicht vorher gefragt zu haben."
In dem im Februar erschienenen Spotify-Podcast ,,Sauce Algérienne" erzählt sie, wie sie die Geschichte ihrer Großeltern noch heute bewegt. Justine ist Enkelin von ,,pieds-noirs" – so heißen die Franzosen, die während der Kolonialzeit in Algerien lebten und nach der Unabhängigkeit 1962 nach Frankreich umsiedeln mussten.
Am Samstag erinnert Frankreich offiziell an das Ende des Algerienkriegs vor 60 Jahren. Die Folgen des acht Jahre währenden Kriegs sind bis heute allgegenwärtig. Das betrifft nicht nur die Menschen, die auf unterschiedlichen Seiten an dem Konflikt beteiligt waren und inzwischen in einem hohen Alter sind. Es betrifft auch die Jungen: 39 Prozent der Französinnen und Franzosen zwischen 18 und 25 haben einen familiären Bezug zu Algerien.
Nicht nur privat, sondern auch politisch ist die gemeinsame Geschichte beider Länder immer noch ein wichtiger Referenzpunkt, insbesondere im Wahlkampf. Es geht um die Deutung der Geschichte – es geht aber auch um Wählerstimmen. Die beteiligten Gruppen und ihre Nachfahren stellen immer noch einen wichtigen Teil potenzieller Wähler.
Doch warum ist das Thema weiterhin so heikel? Algerien hatte seit der Eroberung 1830 in der Konzeption der Kolonialmacht Frankreichs immer eine besondere Rolle gespielt: Es wurde nicht als Kolonie angesehen, sondern als integraler Bestandteil Frankreichs selbst. Als die algerische ,,Nationale Befreiungsfront" 1954 mit dem bewaffneten Kampf begann, wollte Frankreich auch deswegen die Unabhängigkeit um jeden Preis verhindern.
Und obwohl der Krieg acht Jahre währte und sich ab 1956 ständig etwa 400.000 französische Wehrpflichtige in Algerien befanden, sprach Frankreich lediglich von militärischen Operationen in Nordafrika. Diese Operationen als das zu bezeichnen, was sie waren, hätte nach der eigenen Logik bedeutet, von einem Bürgerkrieg zu sprechen. Erst 1999 erkannte Frankreich die Ereignisse offiziell als Krieg an.
Emmanuel Macron hat die Erinnerung an die gemeinsame Geschichte mit Algerien zu einem wichtigen Thema seiner Amtszeit gemacht. Schon im Wahlkampf 2017 deutete sich das an: Bei einer Reise nach Algerien bezeichnete er die Kolonialisierung als ,,Verbrechen gegen die Menschlichkeit" – eine Formulierung, die bis heute die politische Rechte in Frankreich in Rage bringt.
Als Präsident beauftragte Macron den Historiker Benjamin Stora, der als Koryphäe auf dem Gebiet gilt, mit einem Bericht, der Vorschläge zur zukünftigen Erinnerung an die Kolonialisierung und den Algerienkrieg enthalten sollte.
Insbesondere die rechten Kandidaten grenzen sich im Wahlkampf von dieser Linie ab: Die konservative Präsidentschaftskandidatin Valérie Pécresse warf Macron in ihrer bislang größten Wahlkampfrede am 13. Februar vor, zu viel ,,Reue" gezeigt zu haben – Frankreich habe keine Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, sagte sie.
Der rechtsextreme Éric Zemmour, der selbst algerischer Herkunft ist, verfolgt eine gänzlich revisionistische Lesart der Geschichte. Das gilt nicht nur für Algerien, sondern etwa auch für die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Mehrere französische Historiker wählten deswegen den ungewöhnlichen Schritt, wenige Woche vor den Präsidentschaftswahlen das Traktat ,,Zemmour gegen die Geschichte" zu veröffentlichen. Darin wiederlegen sie auch mehrere seiner Aussagen zu Algerien.
So ist Zemmour etwa der Meinung, Algerien sei erst durch die Kolonialisierung Frankreichs entstanden – eine Annahme, die der geschichtswissenschaftlichen Betrachtung nicht Stand hält.
Mit seinen Ansichten könnte Zemmour allerdings für eine Wählerschaft interessant sein, die bislang eine wichtige Unterstützerbasis von Marine Le Pen war: Viele der im Süden Frankreichs lebenden ,,pieds-noirs" – also der Franzosen, die zum Teil mehrere Generationen in Algerien lebten und in der Regel gegen die Unabhängigkeit waren – und ihre Nachfahren wählten in der Vergangenheit rechts.
Nach einer Studie des Meinungsforschungsinstituts ifop von 2014 fielen in Regionen mit hohem Anteil von ,,pieds-noirs" und ihren Nachfahren die Ergebnisse für die rechte Partei Le Pens im Schnitt zehn Prozent höher aus als in anderen Regionen. Zemmour dürfte auf Stimmen aus diesem Lager hoffen.
Präsident Macron hat am Samstag 200 Gäste in Élysée geladen, um an den Krieg und die Verträge von Evian zu erinnern, mit deren Unterzeichnung die Auseinandersetzungen am 18. März vor 60 Jahren endete. Seine Rede wird sich in eine Linie stellen mit vorherigen Bemühungen: Dabei hat er versucht, die unterschiedlichen beteiligten Gruppen anzusprechen und die teils kontrovers geführte öffentliche Debatte zu beruhigen.
Erst im Februar etwa hat Macron ein neues Entschädigungsgesetz für die ,,Harkis" durchgesetzt – ,,Harkis" sind die Algerier, die während des Krieges für die Franzosen arbeiteten und kämpften. Nach 1962 musste sie unter teils schweren Bedingungen ein neues Leben in Frankreich beginnen.
Zuvor hat Macron eine Reihe anderer Gesten verfolgt: Vergangenen Herbst nannte er die blutige Niederschlagung einer Demonstration von Algeriern, die 1961 für die Unabhängigkeit in Paris auf die Straße gingen, als erster Präsident ein ,,unentschuldbares Verbrechen der Republik".
Obwohl seine Bestrebungen von vielen als weitreichend und verhältnismäßig progressiv bewertet werden, gibt es auch Kritik. ,,Macrons Gesten gehen nicht über eine bestimmte Logik hinaus", sagt Historiker Paul Max Morin. Es sei eine Logik, die lediglich auf die Forderungen unterschiedlicher Opfergruppen reagiere.
,,Was fehlt, ist eine Debatte, die sich nicht nur an die ehemaligen Beteiligten richtet, sondern die gesamte Gesellschaft miteinbezieht", sagt er. Denn die Geschichte mit Algerien sei eng mit der französischen Identität verbunden. ,,Sie beeinflusst zum Beispiel, was wir über uns selbst erzählen und wie wir über Muslime und Juden sprechen." Anfang März ist Morins Buch ,,Die Jungen und der Algerienkrieg" erschienen, in dem er aufzeigt, wie eine neue Generation mit den Folgen der Vergangenheit umgeht.
Dafür hat er eine Umfrage unter 3000 jungen Französinnen und Franzosen durchgeführt und über 70 Interviews mit Enkelkindern von damaligen Wehrpflichtigen, Pieds-Noirs, Harkis, jüdischen Algeriern algerischen Freiheitskämpfern und militanten Gegnern der Unabhängigkeit geführt. Sechs von ihnen kommen in ,,Sauce Algérienne" zu Wort, der im Februar zeitweise zu den drei meistgehörtesten Spotify-Podcasts in Frankreich gehörte.
Bei seinen Gesprächen hat der 34-jährige Morin vor allem zwei Gefühle bei den Enkeln der Beteiligten wahrgenommen: Ein großes Unwohlsein, weil viele nur wenig über das Geschehene wissen, aber auch eine große Neugierde. ,,Der Umgang ist gerade dabei, sich zu wandeln", sagt er. Es sei inzwischen möglich, die individuellen Geschichten in aller Komplexität zu erzählen.
Er sieht aber auch eine Leerstelle: Es werde inzwischen viel an den Krieg erinnert, nicht aber über die Kolonialisierung gesprochen. Das Thema ist auch heikel, weil es die Aktualität direkt berührt: Zu Frankreich gehören immer noch viele Überseegebiete. Auf der Insel Korsika gibt es derzeit neue Unruhen, nachdem ein Vertreter der dortigen Unabhängigkeitsbewegung im Gefängnis von einem Mithäftling schwer verletzt wurde.
Sollte Macron wiedergewählt werden, wird er seine erinnerungspolitische Agenda wohl weiter vorantreiben: Seit der Veröffentlichung des Berichts von Historiker Stora Anfang 2021 arbeitet im Élysée eine Kommission, die sich mit der Erinnerung an die Kolonialisierung und den Algerienkrieg beschäftigt.
Dabei ist auch das Projekt eines Museums der gemeinsamen Geschichte Algeriens und Frankreichs, das in Montpellier entstehen soll, wieder aufgenommen worden. Das Projekt wurde 2014 eingestampft – zu unterschiedlich waren die Vorstellungen.
Historiker Morin fordert für die Zukunft die Gründung einer Stiftung, die sich der Erinnerung des Algerienkriegs widmet. Außerdem wünscht er sich eine Art französisch-algerisches Jugendwerk – so wie etwa nach dem französisch-deutschen Vorbild. ,,Das würde uns ermöglichen, die Geschichte gemeinsam aufzuarbeiten", sagt er. Justine, die er für seinen Podcast interviewt hat, hat ihren eigenen Umgang gefunden: Sie hat Gespräche mit ihrer Oma aufgenommen – und erzählt die Geschichte ihrer Familie nun weiter.
Aus: "60 Jahre nach dem Ende ist der Algerienkrieg in Frankreich noch allgegenwärtig" Anna Thewalt (19.03.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/schmerz-erinnerung-und-kampf-um-waehlerstimmen-60-jahre-nach-dem-ende-ist-der-algerienkrieg-in-frankreich-noch-allgegenwaertig/28179414.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/schmerz-erinnerung-und-kampf-um-waehlerstimmen-60-jahre-nach-dem-ende-ist-der-algerienkrieg-in-frankreich-noch-allgegenwaertig/28179414.html)
Quote[...] STANDARD: Sie haben beinahe Ihr ganzes Leben mit Zensur leben müssen. Was macht das mit einem, und wie kann man damit umgehen?
Weiwei: In China sind alle Informationen gesteuert, sind Teil von Propaganda. In Russland scheint das mittlerweile ähnlich. Aber es gibt einen großen Unterschied: In Russland kann gegen den Krieg demonstriert werden, in China wäre das vollkommen unmöglich. Im Westen wird so viel über die Freiheit der Presse und die Informationsfreiheit gesprochen, schauen Sie sich allerdings die Situation von Julian Assange an: Würde er an die USA ausgeliefert, hätte er mit sehr ernsten Konsequenzen zu rechnen. Der Westen ist scheinheilig, das zeigt dieser Fall ganz deutlich.
STANDARD: Ist das nicht ein gänzlich unterschiedlich gelagerter Fall?
Weiwei: Im Westen muss nicht um Freiheit gekämpft werden, die Lebensbedingungen hier sind andere. Aber auch hier gibt es Fälle, wo Freiheit und Menschenrechte nicht eingehalten werden und durch Scheinheiligkeit verdeckt werden. Das korrumpiert eine gesamte Gesellschaft. Es geht immer um die Wahrheit.
...
Aus: "Ukraine-Krieg - Ai Weiwei: "Der Westen ist scheinheilig"" Interview: Stephan Hilpold (20. März 202)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000134231225/ai-weiwei-der-westen-ist-scheinheilig (https://www.derstandard.at/story/2000134231225/ai-weiwei-der-westen-ist-scheinheilig)
Quote
Pyg Malia
Verstehe nicht warum das Interview so viel aufgeregte Reaktionen hervervorruft.
Abgesehen von der Tatsache, dass in Bezug auf die USA und deren Kriegen von Vietnam bis Irak mit zweierlei Maß gemessen wird - was Unzählige zurecht immer wieder kritisiert haben - und der banalen Feststellung, dass Europäern der Krieg in der Ukraine leider, aber verständlicher Weise näher geht als der Krieg im Jemen, sind das Allerweltsaussagen und keine Aufregung wert.
...
Quote[...] WASHINGTON dpa | Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Sie sei am Mittwoch im Kreis von Familie und Freunden einer Krebserkrankung erlegen, teilte ihre Familie über Twitter in einer Stellungnahme mit.
Albright wurde 1993 unter US-Präsident Bill Clinton Botschafterin der US-Regierung bei den Vereinten Nationen in New York. Später rückte sie ab 1997 als erste Frau an die Spitze des Außenministeriums in Washington. Dabei wurde die ursprünglich aus Osteuropa stammende Demokratin, deren Familie einst als Flüchtlinge in die USA eingewandert war, zu einer führenden Stimme der US-Außenpolitik im 20. Jahrhundert.
In Anspielung auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine erklärte Clinton am Mittwoch, ,,Madeleines Tod ist ein immenser Verlust für die Welt – und das zu einer Zeit, in der wir die Lehren ihres Lebens am meisten brauchen". Albright sei eine der besten Diplomatinnen, eine brillante Professorin und ein ,,außerordentlicher Mensch" gewesen, erklärte Clinton. Als Außenministerin sei sie eine ,,leidenschaftliche Vertreterin von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten" gewesen, betonte er.
US-Präsident Joe Biden erklärte, die Vereinigten Staaten hätten keine entschlossenere ,,Vorkämpferin für Demokratie und Menschenrechte" gehabt als Albright, die selbst um die Gefahr von Autokratien wusste. Albright sei einst als schutzbedürftiger Flüchtling in die USA gekommen. ,,Und so wie viele vor – und nach – ihr war sie eine stolze Amerikanerin. Um das Land, das sie liebte, noch besser zu machen, trotzte sie Gewohnheiten und nahm immer wieder Hürden."
Der Mehrheitsführer der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer, erklärte: ,,Madeleine Albright war einzigartig und die erste ihrer Art." Sie sei ein ,,Titan" der US-Geschichte gewesen. ,,Ihre Brillanz, ihr leidenschaftlicher Patriotismus und ihr scharfer Humor gaben ihr eine herausragende Präsenz auf der Weltbühne, und ihre Geschichte inspirierte Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt", erklärte Schumer. Ex-Präsident Barack Obama erklärte, Albright habe sich stets für demokratische Werte eingesetzt und dabei geholfen, den Balkan zu befrieden und in instabilen Ländern für Fortschritte zu sorgen.
Der frühere US-Präsident George W. Bush, der sich während seiner Amtszeit viel Kritik von Albright gefallen lassen musste, erklärte, sie habe sich als Ministerin ausgezeichnet für Freiheitsrechte und Frieden eingesetzt. Als Tochter von Flüchtlingen habe sie ,,den amerikanischen Traum gelebt und anderen geholfen, diesen zu verwirklichen", erklärte der Republikaner.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock erklärte über Twitter, auch sie stehe heute auf Albrights Schultern. ,,Mit Haltung, Klarheit und Mut stand Madeleine Albright als erste US-Außenministerin ein für Freiheit und die Stärke von Demokratien", schrieb die Grünen-Politikerin. ,,Mit ihr verlieren wir eine streitbare Kämpferin, wahre Transatlantikerin und Vorreiterin." Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, Albright sei eine starke ,,Kraft für die Freiheit", eine echte Freundin des Bündnisses und eine ,,inspirierende Kollegin" gewesen.
Kurz vor ihrem Tod fand Albright noch harte Worte für Russlands Präsidentin Wladimir Putin, einen Tag vor Kriegsbeginn. ,,Ein Einmarsch in die Ukraine würde nicht Russlands Weg zur Größe ebnen, sondern Herrn Putins Ehrlosigkeit besiegeln, indem er sein Land diplomatisch isoliert, wirtschaftlich angeschlagen und strategisch verwundbar gegenüber einem stärkeren, geeinten westlichen Bündnis macht", schrieb sie in der New York Times. Wenn Putin sich in die Ecke gedrängt fühle, könne er sich dafür nur selbst die Schuld geben. Die Ukraine habe ein Recht auf ihre Souveränität, betonte Albright.
Albright war am 15. Mai 1937 als Marie Jana (genannt Madlenka) Korbelova in Prag als ältestes von drei Kindern einer jüdischen Diplomatenfamilie geboren worden. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen wanderte die Familie nach England aus, wo Albright in Unwissenheit ihrer jüdischen Herkunft katholisch erzogen wurde. Ihr Vater Josef Korbel diente nach dem Zweiten Weltkrieg der Tschechoslowakei als Diplomat. Nach der Machtübernahme der Kommunisten in Prag beantragte die Familie 1948 in den USA Asyl.
Der Milliardär und einstige demokratische Präsidentschaftsbewerber Mike Bloomberg schrieb auf Twitter: ,,Zu einer Zeit, in der Menschen vor einem brutalen Angriffskrieg fliehen, ist Madeleine Albrights Leben eine starke Erinnerung daran, dass jene, die mit nichts außer Träumen hierherkommen, unser Land stärker und die Welt friedlicher gemacht haben."
Aus: "Ex-US-Außenministerin Albright ist tot: ,,Die erste ihrer Art"" (24. 3. 2022)
Quelle: https://taz.de/Ex-US-Aussenministerin-Albright-ist-tot/!5843919/ (https://taz.de/Ex-US-Aussenministerin-Albright-ist-tot/!5843919/)
Quoteresto
Ihr schreibt ja gar nicht, für was sie stand und verbrochen hat. Für mich jedenfalls war sie eine Machtpolitikerin, die rücksichtlos über Leichen ging.
QuoteLD3000 B21
Eine Ergänzung die ein etwas anderes Licht auf Sie wirft. Es ist ein Zitat aus der Wikipedia, bzw. eine Aussage von Frau Albright selbst:
In einem Fernsehinterview 1996 antwortete Albright auf die Frage, ob das US-amerikanische Embargo gegen den Irak, das eine halbe Million irakische Kinder das Leben gekostet hat, diesen Preis wert gewesen sei, mit: ,,Es ist diesen Preis wert." In ihrer Autobiografie bezeichnete sie diese Antwort später als ,,politischen Fehler".
// [ ... In einem Fernsehinterview 1996 antwortete Albright auf die Frage, ob das US-amerikanische Embargo gegen den Irak, das eine halbe Million irakische Kinder das Leben gekostet hat, diesen Preis wert gewesen sei, mit: ,,Es ist diesen Preis wert." In ihrer Autobiografie bezeichnete sie diese Antwort später als ,,politischen Fehler" ... ] https://de.wikipedia.org/wiki/Madeleine_Albright (https://de.wikipedia.org/wiki/Madeleine_Albright) (24. März 2022 um 09:23) // https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Madeleine_Albright&oldid=221445254 (https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Madeleine_Albright&oldid=221445254)
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Quote[...] [01.08.2000] Im Schutz der Palmen trifft sich Bagdads männliche Jugend, abend für abend am Tigris. In den Cafes, die sich am träge dahinfließenden Strom aneinanderreihen, spielen sie Domino. Wie besessen konzentrieren sie sich auf die weißen Steine, als böten sie ihnen den Lebensinhalt. Manchmal leistet sich der eine oder andere eine Wasserpfeife, eine Pepsi. Für mehr reicht das Budget nicht. Domino und Fußball sind heute die nahezu einzigen Vergnügen, in die sich Iraks Bevölkerung stürzt. Sie verhindern das Gespräch, blockieren das Denken. Denn - so beschreibt der 32-jährige Ahmed den Seelenzustand vieler Iraker: "Wenn ich denke, werde ich verrückt."
Ahmed zählt zu einer Generation, die ihre Zukunft verloren hat. Er stand an der Front gegen den Iran (1980-88) und wurde für die Invasion Kuwaits zu den Waffen gerufen. "Die Hälfte meiner Freunde starb vor meinen Augen durch iranische Kugeln, die andere trieben die Sanktionen ins Exil. Heute nimmt kein westliches Land mehr einen Iraker auf." Ahmed bleibt daheim. Arbeit findet der gelernte Ökonom keine. Eine Frau, eine Familie kann er sich nicht leisten. "Wofür", fragt der junge Mann verzweifelt und senkt den Blick auf die weißen Dominosteine.
Eine tiefe Hoffnungslosigkeit hat die Menschen des Zweistromlandes erfaßt, seit sie begriffen, daß die Welt entschlossen bleibt, sie kollektiv für die Verbrechen ihres Diktators zu bestrafen. Gemeint sind die Sanktionen, die der UN-Weltsicherheitsrat weniger als 100 Stunden nach dem Einmarsch Iraks in Kuwait verhängte. Sie sind - so das Kinderhilfswerk Unicef - die "härtesten und umfassendesten der Geschichte". Zu jener Zeit importierte der Irak 70 Prozent seines Nahrungsmittelbedarfs. Selbst Medikamente und Lebensmittel durfte Bagdad in den ersten Monaten des Embargos nicht einführen. Als diese Bestimmungen später gelockert wurden, fehlte es den Irakern aber an Devisen, weil sie kein Öl verkaufen durften.
Das Embargo "ist für den verhinderbaren Tod von mehr als einer Million Menschen verantwortlich", empört sich Dennis Halliday, der 1998 aus Protest gegen die Sanktionen sein Amt als Koordinator der humanitären UN-Aktivitäten im Irak zurücklegte. 5000 Kinder unter Fünf und 2000 ältere Menschen sterben nach Schätzungen Hallidays immer noch jeden Monat. Jedes fünfte Kind sei inzwischen unterernährt, jeder dritte Iraker Analphabet, stellt Hallidays Nachfolger Hans von Sponeck fest, der ebenfalls in Protest aus dem Amt schied. Eine Unicef-Studie bestätigt, daß sich die Kindersterblichkeit seit 1990 von 56 pro tausend Geburten mehr als verdoppelt hat.
Internationale Hilfsorganisationen stellten schon lange fest, daß die Sanktionen das öffentliche Gesundheits- und Bildungswesen sowie die Infrastruktur zum Zusammenbruch brachten. Spitäler betteln um Blutkonserven und die grundlegendsten sanitären Hilfsgüter. Schulen fehlt es an Papier, Stiften und Büchern; Wasserrohre rosten und bersten (55 Prozent der Wasserzufuhr geht nach Schätzungen deshalb heute verloren). Eine seit zwei Jahren anhaltende Dürre hat die Gemüseproduktion in den zentralen und südlichen Provinzen auf die Hälfte der 1998 eingefahrenen Ernte reduziert.
Ein Jahrzehnt der Sanktionen hat gravierende ökonomische, soziale und psychologische Wunden geschlagen. Das Bruttonationalprodukt sackte von 3500 Dollar pro Kopf auf 700 ab. Die dramatische Verarmung, der soziale und ökonomische Verfall sind nach Ansicht von Experten "einmalig in der Geschichte der modernen Welt". Seit die UNO 1996 eine Einigung mit Bagdad für das "Öl für Nahrungsprogramm" fand, hat sich die Situation ein wenig entschärft.
Die verzweifelte Not hält die Bevölkerung in Atem und raubt ihr die Kraft zur Rebellion, während der Diktator die Schraube der Repression fest angezogen hält. Zugleich hat Saddam Hussein im Laufe der Jahre ein umfangreiches Schmuggelnetz geflochten, das ihm beträchtliche Erträge sichert. Laut amerikanischem Magazin "Forbes" hat Saddam in den vergangenen zwei Jahren sein Privatvermögen von drei auf fünf Milliarden Dollar erhöht. Im Abul Khassib, südlich von Basra, werden die Öltanker am hellichten Tag beladen. Sie fahren der Küste entlang in iranische Hoheitsgewässer, wo die Fracht als iranisch deklariert und in einem der Häfen auf der arabischen Seite des Golfs zu Weltmarktpreisen abgesetzt wird. Heute, so stellten jüngst US-Kreise fest, verdiene das irakische Regime von diesem Schmuggel zwischen 25 bis 40 Millionen Dollar pro Monat, zweimal mehr als noch vor zwei Jahren.
"Was sich seit zehn Jahren im Irak ereignet ist eine vollständiger Bruch internationalen Rechts", wettert Halliday. "Denn man bestraft ein Volk, um den Herrscher zu Fall zu bringen." Laut Halliday handelt es sich dabei um Genozid. Die Definition des Völkermordes schließe bereits die Intention ein. "Da der Weltsicherheitsrat die Sanktionen seit zehn Jahren im Bewußtsein der Folgen aufrechterhält", sei der Sachverhalt der "Intention" erfüllt. Selbst US-Außenministerin Madeleine Albright gestand 1996 ein, daß die Sanktionen "eine halbe Million Kinder" getötet hätten. Doch dies sei der "Preis", den man zahlen müsse.
Aus: "10 Jahre Sanktionen gegen Irak: "Wenn ich denke, werde ich verrückt"" Birgit Cerha (01.08.2000)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/10-jahre-sanktionen-gegen-irak-wenn-ich-denke-werde-ich-verrueckt/156928.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/10-jahre-sanktionen-gegen-irak-wenn-ich-denke-werde-ich-verrueckt/156928.html)
Quote[...] Russlands Krieg gegen die Ukraine sorgt nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) für eine Zunahme an Straftaten vor allem gegen Menschen mit russischen Wurzeln in Deutschland. "Es gibt Straftaten sowohl gegen russischstämmige als auch gegen ukrainischstämmige Mitglieder unserer Gesellschaft", sagte BKA-Chef Holger Münch den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). "Wir zählen momentan gut 200 solcher Straftaten in der Woche – davon ist die Mehrzahl antirussisch motiviert."
Diese Straftaten reichten von Beleidigungen und Bedrohungen bis hin zu körperlichen Übergriffen. Münch zufolge gibt es auch Sachbeschädigungen wie "Farbschmierereien mit entsprechendem Inhalt".
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Aus: "BKA zählt 200 Straftaten mit Bezug zum Ukraine-Krieg pro Woche" (28. März 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-03/ukraine-krieg-bundeskriminalamt-straftaten (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-03/ukraine-krieg-bundeskriminalamt-straftaten)
Quote[...] Etwa 900 Menschen haben am Sonntag in Berlin an einem Autokorso mit russischen Fahnen teilgenommen. Der Umzug mit mehreren hundert Fahrzeugen wurde als Veranstaltung mit dem Titel ,,Keine Propaganda in der Schule - Schutz für russischsprechende Leute, keine Diskriminierung" angemeldet, wie die Berliner Polizei mitteilte.
Auf einem Schild hieß es: ,,Stop hating Russians" (Hört auf, Russen zu hassen). Etliche Autos führten Fahnen in den russischen Nationalfarben Weiß-Blau-Rot mit.
Der Korso zog von der Stadtgrenze im nordöstlichen Berlin zum Olympischen Platz im Stadtteil Charlottenburg. Anmelder war nach Angaben der Polizei eine Einzelperson.
Wie die Berliner Polizei dem Tagesspiegel mitteilte, war an einem Fahrzeug ein "Judenstern" angebracht. Der Teilnehmer erhielt eine Strafanzeige.
Zudem war bei einer Zwischenkundgebung ein Fahrzeug mit dem in Berlin verbotenen "Z"-Symbol. Das "Z" symbolisiert Sympathie mit Russlands Einmarsch in die Ukraine. Nach Angaben der Polizei habe das Fahrzeug allerdings nicht zum Autokorso gehört. (tsp/dpa)
Aus: "Autokorso mit russischen Fahnen fährt durch Berlin" (03.04.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/mehrere-hundert-fahrzeuge-autokorso-mit-russischen-fahnen-faehrt-durch-berlin/28224590.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/mehrere-hundert-fahrzeuge-autokorso-mit-russischen-fahnen-faehrt-durch-berlin/28224590.html)
Quoteberlinradler 03.04.2022, 18:59 Uhr
Hab diesen riesen Korso gesehen. Verstörend.
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Quote[...] Auf den Straßen stehen ausgebrannte Autowracks, in den Wohnhäusern klaffen Löcher, auf dem Asphalt immer wieder zu sehen: dutzende leblose Körper. In der Kleinstadt Butscha, etwa 25 Kilometer nordwestlich von Kiew, haben ukrainische Truppen und Beamte Hunderte tote Zivilisten entdeckt. Es sind erschütternde Bilder, die von dort nun um die Welt gehen.
Der ukrainischen Generalstaatsanwältin Irina Wenediktowa zufolge wurden seit vergangenen Freitag in der Region Kiew 410 Leichen toter Zivilisten geborgen. Demnach wurden 140 von ihnen bereits obduziert. Laut Wenediktowa gehe die Suche nach weiteren Toten weiter. Sie erklärte, dass ihre Behörde weiterhin russische Kriegsverbrechen dokumentiere. Hierfür würden Zeugen gesucht.
Das russische Verteidigungsministerium dementiert einem Agenturbericht zufolge einen Massenmord an Zivilisten in Butscha. Jegliches von der Ukraine veröffentlichte Bild- und Filmmaterial in diesem Zusammenhang stelle eine Provokation dar, berichtet RIA unter Berufung auf das Ministerium. Alle russischen Einheiten hätten Butscha am 30. März verlassen, meldete Interfax.
Russland will angesichts des Vorwurfs von Kriegsverbrechen für Montag eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats einberufen, schreibt der Vertreter Russlands bei den UN, Dmitri Polanski, auf Twitter.
Nach wochenlangen Kämpfen hat die ukrainische Armee die Region um die Hauptstadt seit dem Wochenende wieder unter ihre Kontrolle gebracht. ,,Irpin, Butscha, Hostomel und die gesamte Region Kiew wurden vom Feind befreit", schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar am Samstag auf Facebook.
Die Vororte waren bei den wochenlangen Kämpfen zwischen der ukrainischen Armee und den russischen Truppen schwer beschädigt worden. Bilder und Augenzeugenberichte sollen von den schrecklichen Folgen zeugen. Sie können derzeit nicht unabhängig überprüft, werden.
Doch sie scheinen furchtbares Grauen zu belegen. AFP-Reporter zählten auf einer einzigen Straße mindestens 20 Tote. Eine Leiche wies eine große Kopfwunde auf. Die leblosen Körper der Männer lagen über mehrere Hundert Meter verstreut auf einer Straße. Zwei Leichen wurden neben Fahrrädern, eine andere neben einem verlassenen Auto entdeckt.
Unter den Opfern vor allem Männer, die Hände auf den Rücken gefesselt. Berichte gab es auch von nackten Frauenleichen. ,,Alle diese Menschen wurden erschossen", sagt Anatoli Fedoruk, Bürgermeister von Butscha. Es stünden Autos auf den Straßen, in denen ,,ganze Familien getötet wurden: Kinder, Frauen, Großmütter, Männer".
Mychajlo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten, spricht von der ,,Hölle des 21. Jahrhunderts". Die Opfer ,,waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar", schreibt er auf Twitter. ,,Wie viele derartige Fälle ereignen sich gerade in den besetzten Gebieten?" Er vergleicht Butscha mit dem Völkermord von Srebrenica im Bosnienkrieg 1995.
Auf einem Foto, das Podoljak in seinem Tweet teilte, waren erschossene Männer zu sehen, bei einem von ihnen waren die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Echtheit des Bildes konnte nicht unabhängig geprüft werden. Laut ukrainischen Angaben sollen einige der Leichen von russischen Truppen vermint worden sein. Wer genau die Gräueltaten begangen hat und wann und wie die Menschen ermordet wurden, ist Stand Sonntagnachmittag unklar.
Präsidentensprecher Sergei Nikiforow sagte gegenüber ,,BBC Sunday Morning", die Szenen aus den vormals besetzten Gebieten wie Butscha seien ,,wirklich schwer zu beschreiben". Es seien Massengräber entdeckt worden. ,,Wir haben Leichen mit gefesselten Händen und Beinen gefunden", sagte Nikiforow.
,,Es waren Zivilisten und sie wurden eindeutig hingerichtet", sagte er weiter. Es seien auch halbverbrannte Leichen entdeckt worden. Es habe den Anschein, dass jemand seine Verbrechen kaschieren wollte, aber nicht genug Zeit dafür gehabt habe. ,,Ich muss vorsichtig sein mit meinen Worten, aber es sieht nach Kriegsverbrechen aus."
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko spricht von Völkermord. Anders könne man das, was in Butscha und anderen Vororten passiert sei, nicht bezeichnen, sagt er der ,,Bild"-Zeitung. ,,Es sind grausame Kriegsverbrechen, die (Russlands Präsident Wladimir) Putin dort zu verantworten hat." Als Reaktion müsse es zwangsläufig klare Abgrenzung geben, so Klitschko: ,,Für die ganze Welt und insbesondere Deutschland kann es nur eine Konsequenz geben: Kein Cent darf mehr nach Russland gehen, das ist blutiges Geld, mit dem Menschen abgeschlachtet werden. Das Gas- und Ölembargo muss sofort kommen."
Bürgermeister Fedoruk berichtete zuvor von 280 Zivilisten, die in Massengräbern beigesetzt werden mussten. Während der russischen Besatzung konnten die Leichen nicht beerdigt werden, erfuhr die ,,Ukrajinksa Prawda" von der örtlichen Verwaltung. Denn die drei städtischen Friedhöfe hätten in Reichweite des russischen Militärs gelegen.
Zahlreiche Berichte über von russischen Soldaten ermordeten Zivilisten habe es in den vergangenen Wochen gegeben, berichtet die Zeitung ,,Kyiv Independent" am Sonntag. Darunter Beschreibungen, wie Männer ausgewählt und erschossen wurden.
Mitte März gab es die Meldung, dass 57 Menschen in einem Massengrab nahe einer Kirche in Butscha begraben wurden. Es ist zu befürchten, dass die jetzt genannten Zahlen noch nicht die endgültigen Angaben zu den Opfern in der Stadt sind. ,,Obwohl die russischen Behörden behaupten, dass ihre Streitkräfte keine Zivilisten ins Visier nehmen, gibt es eindeutige Beweise für das Gegenteil", heißt es im ,,Kyiv Independent" dazu.
Wer überlebt hat, ist offensichtlich traumatisiert. Schon vor einem Monat berichteten Einwohner, ihre Stadt stehe kurz vor einer ,,humanitären Katastrophe".
Die Nachrichtenagentur AFP zitierte eine Frau mit den Worten: ,,Es gibt kein Gas mehr, kein Wasser, keinen Strom und auch die Lebensmittel gehen aus." Jetzt berichten Befreite, dass sie wochenlang in ihren Kellern ausharren mussten, ohne Licht und Heizung.
Am Sonntag standen Einwohner bei der Verteilung von Medikamenten und Hygieneartikeln Schlange, die ein Konvoi von Militär- und Hilfsfahrzeugen in die Stadt gebracht hatte. Die Menschen hießen die ukrainischen Truppen freudig willkommen. Bilder zeigten eine ältere Frau, die einen Soldaten umarmte.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba ruft den Internationalen Strafgerichtshof auf, vor Ort Beweise für Kriegsverbrechen zu sichern. Er kündigt an, sich dafür einzusetzen, dass die Verantwortlichen für Gräueltaten zur Verantwortung gezogen werden. ,,Das Massaker von Butscha war vorsätzlich", erklärt Kuleba auf Twitter. ,,Die Russen zielen darauf ab, so viele Ukrainer wie möglich auszulöschen. Wir müssen sie aufhalten und rausschmeißen." Der Minister fordert deswegen härtere Sanktionen der G7-Staaten gegen Russland.
Dem britischen Sender Times Radio sagt er, es habe sich bei den Getöteten weder um Guerilla-Kämpfer noch um Menschen gehandelt, die den Russen Widerstand geleistet hätten. Sie seien aus Ärger und reiner Mordlust getötet worden. Kuleba spricht zudem von Folter, Vergewaltigungen und Plünderungen. Es sei unmöglich, sich so etwas im 21. Jahrhundert vorzustellen, erklärt er. ,,Russland ist schlimmer als der IS."
EU-Ratspräsident Charles Michel versicherte noch am Sonntag, dass die EU die Untersuchung von ,,Gräueltaten" der russischen Armee in Vororten von Kiew unterstützen werde. Und bei der Sammlung der notwendigen Beweise für die Verfolgung vor internationalen Gerichten helfe, schrieb er via Twitter und nutzte dabei einen Hashtag mit dem Bestandteil ,,Massaker".
Michel kündigte an, angesichts der erschütternden Bilder den wirtschaftlichen Druck auf Russland weiter erhöhen zu wollen. ,,Weitere EU-Sanktionen und Unterstützung (für die Ukraine) sind auf dem Weg", schrieb er.
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, appellierte angesichts der Gewalt gegen Zivilisten an die Bundesregierung, härter gegen Putin vorzugehen. Er teilte auch das Video aus Butscha auf Twitter, das eine Straße mit Leichen zeigt.
Dazu schrieb er: ,,Liebe Bundesregierung, werfen Sie mal einen Blick auf diesen schaurigen Schauplatz der Barbarei gegen die Menschen in der Ukraine. Ermordete Zivilisten liegen auf den Straßen. Kommt die einzig richtige Entscheidung über Gas,- & Öl-Embargo wieder zu spät? Schönen Samstag noch."
Bestürzt sind auch die Oberhäupter der orthodoxen und der griechisch-katholischen Kirche im Land, sie verurteilen die mutmaßliche Ermordung von Zivilisten. ,,Hunderte, vielleicht Tausende Unschuldige wurden in den wenigen Wochen der russischen Besetzung zu Tode gequält", schreibt Metropolit Epiphanius von der eigenständigen orthodoxen Kirche der Ukraine auf Twitter. Die Zivilisten hätten für die Besatzer keine Gefahr dargestellt, ihre Tötung sei ohne ,,militärische Notwendigkeit" geschehen.
Der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk spricht in seiner täglichen Videoansprache am Sonntag von ,,entsetzlichen Kriegsverbrechen". Europa habe schon einmal nach der Befreiung seiner Städte von den Nazis furchtbare Bilder gesehen. Heute würden sie in der Ukraine betrachtet. Es sei wichtig, dass die ganze Welt hinschaue ...
Aus: "Was über das Massaker in Butscha bekannt ist" Oliver Bilger, Sandra Lumetsberger (03.04.202)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/hunderte-leichen-entdeckt-was-ueber-das-massaker-in-butscha-bekannt-ist/28223502.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/hunderte-leichen-entdeckt-was-ueber-das-massaker-in-butscha-bekannt-ist/28223502.html)
QuoteMarcusBrutus 03.04.2022, 18:49 Uhr
Das Neueste ist, dass Russland das Massaker der Ukraine in die Schuhe schiebt (Quelle: www.zeit.de/politik/ausland/2022-04/butscha-russland-ukraine-krieg-zivilisten). Irgendwie ist es immer dasselbe. Beim Giftanschlag auf Sergej Skripal will es Russland nicht gewesen sein, obwohl die bekannten Tatsachen den russischen Geheimdienst überführen. Die Verantwortung für den Giftanschlag auf Herrn Nawalny weist Russland weit von sich, obwohl dieser staatlich überwacht wurde. Am Tiergartenmord will Russland nicht beteiligt gewesen sein, obwohl das vor Gericht nachgewiesen wurde. Russland behauptet, keinen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu führen. Russland schiebt die Verantwortung für die Ausbombung von Zivilisten Ukrainern in die Schuhe (Quelle: www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-krieg-russland-journalist-propaganda-wargonzo-100.html). Russland will nicht für das Massaker von Buschta verantwortlich sein.
...
QuoteAlcolaya 03.04.2022, 16:52 Uhr
... Mittelalterlicher Krieg. Und das gegen das Brudervolk. ...
QuoteKarlemann 03.04.2022, 16:26 Uhr
Es gibt keinen Krieg ohne Opfer unter der Zivilbevölkerung. Die Bilder sind schrecklich, waren aber leider zu erwarten. Der Glaube, man könne einen sauberen, gerechten Krieg mit sich stets wohl verhaltenden Soldaten führen, ist absurd und tödlich. Hat weder in Afghanistan noch im Irak geklappt, würde auch nicht funktionieren, sollte die Ukraine in der Krim einmarschieren und den Russen ist es ganz sicherlich nicht gelungen. ...
QuoteAlcolaya 03.04.2022, 16:53 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Karlemann 03.04.2022, 16:26 Uhr
Ich habe solchen Glauben nicht
Und ich kenne niemanden, der sowas glaubt.
QuoteSIKOAlex 03.04.2022, 16:15 Uhr
So schwer die Bilder auch auszuhalten sind, vor allen von Menschen aus der westlichen Zivilisation, so sei doch daran erinnert, dass genau diese Bilder, das Gesicht jedes Krieges sind!
Auch in den Kriegen in Ruanda 1994, Kongo 2017, Ex-Jugoslawien 1991 - 1996, Jemen seit 2015 oder Syrien seit 2011, gehören solche Greultaten, verübt an der Bevölkerung zum Krieg dazu. Soldaten, die in ein anderes Land ziehen, fallen durch solche Taten auf, das war im WK II und in den Kriegen des 19. und 18. Jahrhunderts, des 30-Jährigen Krieges oder in der Auseinandersetzung Italiens im heutigen Eritrea nicht anders.
Und leider muss man auch sagen, dass in den allermeisten Fällen ALLE an dem Krieg beteiligten Parteien, solche Schadtaten verüben.
Quoteherrvonfrueher 03.04.2022, 13:34 Uhr
Früher oder später werden Berichte über diese Kriegsverbrechen die russische Bevölkerung erreichen. Wie in Nazi-Deutschland werden viele russische Menschen auch jetzt schon davon wissen oder zumindestens etwas ahnen. Irgendwann wird das Erwachen schrecklich sein. Putin bring Schande über Russland.
Quoteeismann872 03.04.2022, 12:59 Uhr
Da wir die Russen nicht wirklich stoppen wollen, braucht hier jetzt auch niemand schockiert zu tun.
Quotealleachtung 03.04.2022, 12:57 Uhr
Aber das waren doch sicherlich alles ukrainische Nazis und Aggressoren, die der vom selbsternannten Stalinnachfolger, dem neuen Vater der Völker und seiner Befreiungsarmee Steine in den Weg legen wollten. ...
...
Quote... Nach dem Abzug russischer Truppen aus der ukrainischen Stadt Butscha hat Präsident Wladimir Putin Soldaten geehrt, die dort im Einsatz waren. Der Kremlchef würdigte die 64. Motorschützenbrigade am Montag in Moskau für besondere Verdienste, Heldentum und Tapferkeit, wie der Kreml mitteilte. Die Bilder getöteter ukrainischer Zivilisten aus der Vorortgemeinde der Hauptstadt Kiew hatten Anfang des Monats rund um die Welt für Entsetzen gesorgt. ...
Aus: "Die Kriegsnacht im Überblick Selenskyj prophezeit großen Kampf im Osten - Putin ehrt mutmaßliche Kriegsverbrecher" (19.04.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Selenskyj-prophezeit-grossen-Kampf-im-Osten-Putin-ehrt-mutmassliche-Kriegsverbrecher-article23274546.html (https://www.n-tv.de/politik/Selenskyj-prophezeit-grossen-Kampf-im-Osten-Putin-ehrt-mutmassliche-Kriegsverbrecher-article23274546.html)
...
Quote[...] Mehrere Afghanen mit einer Aufnahmezusage der deutschen Bundesregierung sind einem Medienbericht zufolge vor ihrer Ausreise nach Deutschland gestorben.
,,Die Bundesregierung hat Kenntnis von einzelnen Todesfällen", berichtet der ,,Spiegel" unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken.
Bei den Betroffenen handelte es sich demnach um frühere Ortskräfte, Angehörige oder andere gefährdete Personen. Bis heute warten tausende gefährdete Menschen aus Afghanistan darauf, nach Deutschland gebracht zu werden.
Aus den Antworten der Bundesregierung geht hervor, dass die deutsche Regierung bis Mitte Februar rund 30.000 Menschen eine Aufnahmezusage erteilt hatte. Von ihnen konnten erst rund 14.000 Personen nach Deutschland einreisen.
Die Linken-Bundestagsabgeordneten Clara Bünger kritisierte die Regierung für die Verzögerungen bei der Evakuierung. ,,Wir wissen nun, dass das unbeschreibliche Versagen der Bundesregierung bereits tödliche Folgen hatte", sagte sie dem ,,Spiegel".
,,Die Vorstellung ist schier unerträglich, dass Afghaninnen und Afghanen, die auf den Schutz der Bundesrepublik vertraut haben, den Taliban zum Opfer gefallen sind, weil trotz eindrücklicher Warnungen zu spät mit Evakuierungen begonnen und an zu bürokratischen Verfahren festgehalten wurde", so Bünger.
Die Bundeswehr hatte vergangenen August zusammen mit den anderen Nato-Streitkräften überstürzt Afghanistan verlassen, nachdem die Regierungstruppen den Vormarsch der radikalislamischen Taliban nicht aufhalten konnten.
In einer chaotischen Rettungsaktion brachten die Nato-Streitkräfte noch tausende Menschen per Luftbrücke aus Kabul außer Landes. Tausende weitere wurden jedoch zurückgelassen und sollen das Land nun auf anderem Wege verlassen. (AFP)
Aus: "Mehrere Afghanen starben offenbar vor Ausreise nach Deutschland" (05.04.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/den-taliban-wegen-buerokratie-zum-opfer-gefallen-mehrere-afghanen-starben-offenbar-vor-ausreise-nach-deutschland/28228164.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/den-taliban-wegen-buerokratie-zum-opfer-gefallen-mehrere-afghanen-starben-offenbar-vor-ausreise-nach-deutschland/28228164.html)
Quote[...] Butscha – Die Stadt war bereits einige Wochen unter russischer Besatzung, als Olena eine Veränderung hin zum Schlechteren wahrnahm. Die 43-jährige Einwohnerin Butschas erinnert sich, dass ältere, härtere Soldaten in die Stadt kamen und Angst verbreiteten. ,,Direkt vor meinen Augen schossen sie auf einen Mann, der zum Einkaufen in einen Supermarkt gehen wollte", sagt Olena, die ihren Nachnamen vorsichtshalber für sich behält.
Innerhalb der ersten Tage im Ukraine-Krieg wurde der Vorort von Kiew am 27. Februar von russischen Einheiten erobert und einen Monat lang von ihnen kontrolliert. Nachdem die Bombenangriffe gestoppt waren, konnten ukrainischen Einheiten die Stadt am vergangenen Donnerstag (31.03.2022) zurückerobern. Dort fanden sie zahlreiche Tote in ziviler Kleidung in den Straßen vor.
Anwohnerin Olena verbrachte den März mit ihren sieben und neuen Jahre alten Kindern im Keller eines vierstöckigen Hauses - ohne Strom und gemeinsam mit anderen Bewohner:innen. ,,Es gab keine ukrainische Armee in der Stadt, nur die territoriale Verteidigung aus überwiegend unbewaffneten Wachposten von örtlichen Unternehmen. Und die sind geflohen", erzählt sie.
Zu Beginn seien vorwiegend junge russische Soldaten gekommen. ,,Dann, zwei Wochen später, kamen andere, ältere." Sie seien älter als 40 gewesen. ,,Sie waren brutal. Sie haben alle misshandelt. Und dann begannen die Massaker", fügt Olena hinzu und hält mit finsterem Blick gedankenvoll inne.
Die älteren Soldaten waren Olena zufolge ,,sehr gut ausgerüstet" und trugen schwarze und dunkelgrüne Uniformen – anders als die Standarduniform der russischen Armee. ,,Es gab einige gute Kerle unter den russischen Soldaten, und da waren einige sehr raue Männer, vor allem vom FSB", dem russischen Geheimdienst, erzählt Olena.
Sie sei zu den Soldaten gegangen, um sie zu fragen, was sie ihren Kindern zu essen geben solle, ,,und sie haben uns Lebensmittelrationen und Essen gebracht", schildert sie. ,,Sie waren es, die uns gesagt haben, dass der FSB uns verboten hat herumzulaufen, dass es sehr gewalttätige Spezialeinheiten sind .... Es waren Russen, die das über Russen gesagt haben."
Die Erlaubnis, Wasser und Lebensmittel zu holen, erhielten nur Frauen. Die Männer mussten drinnen bleiben. ,,Unsere Nachbarn sind abends um 17 Uhr herausgegangen, um den Müll wegzubringen. Zwei Männer und eine Frau. Einer der Männer hatte in der Armee gedient. Sie sind nicht zurückgekommen", erinnert sich Olena. Später habe eine Frau sie im Hof eines Hauses gefunden, als sie Holz sammeln wollte. ,,Die Körper lagen mit Schusswunden in einer Blutlache", sagt Olena.
,,Als die FSB-Agenten ankamen, haben sie gefragt, warum ich die Stadt nicht verlassen habe. Ich habe ihnen gesagt, dass ich seit 43 Jahren hier lebe und ein friedliches Leben hatte. Warum sollte ich also gehen?" Daraufhin hätten die FSB-Agenten sie ,,Verräterin" geschimpft.
Reporter der französischen Nachrichtenagentur AFP hatten am Samstag (02.04.2022) in einer einzigen Straße der Stadt 22 Tote in ziviler Kleidung gesehen. Bei einer männlichen Leiche waren die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden. Laut der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft wurden am Montag (04.04.2022) die Leichen von fünf Männern im Untergeschoss eines Kindersanatoriums gefunden. Der Bürgermeister von Butscha gab an, 280 Menschen in Massengräbern bestattet zu haben, die Zahl der Toten steige. Mittlerweile liegt sie bei 320.
Eine Straße der Stadt ist übersät mit rund 20 Wracks von Truppenfahrzeugen, gepanzerten Fahrzeugen, von denen einige schon zu rosten anfangen. Vermutlich wurde die Kolonne von ukrainischen Bombenangriffen getroffen, als sie Ende Februar in die Stadt einzog.
Sämtliche Anschuldigungen im Zusammenhang mit der Tötung von Zivilisten wies Russland am Montag (04.04.2022) ,,kategorisch" zurück. Auch Kreml-Sprecher Dimitri Peskow äußerte sich zu den Bildern und Videos aus Butscha. Er behauptete gegen alle Indizien und Belege, dass russische Verteidigungsexperten in den von den ukrainischen Behörden verbreiteten Videos ,,Zeichen von Fake-Videos und andere Fälschungen" gefunden hätten. Belege seinerseits nannte er nicht. (lz/AFP)
Aus: "Ukraine: Russland schickt ,,brutale, ältere Männer" des FSB in den Krieg" Lukas Zigo (07.04.2022)
Quelle: https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-butscha-russland-soldaten-fsb-militaer-putin-news-91461057.html (https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-butscha-russland-soldaten-fsb-militaer-putin-news-91461057.html)
Quote[...] In Sarajevo, der Hauptstadt Bosniens und Herzegowinas, ist es schwierig, den Blick nicht nach oben zu richten. Hin zu den umliegenden Bergen, wo sich im Winter die Sonne schwertut, aufzusteigen und der Stadt etwas Wärme und Licht zu bringen.
Seit dem 24. Februar, dem Tag, als der völkerrechtswidrige russische Angriff auf die Ukraine begann, halten die Leute selten nach der Sonne Ausschau. Vielmehr blicken vor allem Ältere mit Sorge nach oben. Sie blicken dorthin, von wo die serbischen Belagerer die Stadt 1992 bis 1995 drei Jahre lang mit Artillerie beschossen.
Die Bilder aus der Ukraine, vor allem die aus Mariupol, haben viele Bewohner:innen Sarajevos in Schrecken versetzt. Es erinnert sie an das, was sie vor 30 Jahren erlebten. Wird es jetzt wieder Krieg geben?, fragen sie. Nicht nur die Situation in der Ukraine beunruhigt, weil da Angst ist, dass der Krieg auf angrenzende Länder überschwappt. Auch die Nachrichten aus der serbischen Teilrepublik Bosniens und Herzegowinas, der Republika Srpska, und aus deren Hauptstadt Banja Luka sind beunruhigend. Denn Putins Obsession eines russischen Großreichs hat, übertragen auf Serbien, auch Unterstützer.
Milorad Dodik, der ,,starke Mann" der bosnischen Serben, hat sich kürzlich damit gebrüstet, dass er in den vergangenen Jahren Wladimir Putin mehr als 20 Mal getroffen hat. Dodik macht keinen Hehl aus seiner Sympathie für den russischen Diktator. Die Russen haben schon 2017 Militärs und Geheimdienstleute nach Banja Luka geschickt und sind dabei, serbische Männer als ,,Sonderpolizisten" auszubilden.
Dodik will den serbischen Teilstaat von Bosnien und Herzegowina abtrennen, was die Bevölkerungsmehrheit des Landes nicht hinnehmen könnte. Kommt hinzu, dass auch der kroatische Nationalistenführer Dragan Čović sich mit Dodik verbündet hat und sich ebenfalls als Putin-Unterstützer outet.
,,Wenn Putin gewinnt, dann hat er einen Stützpunkt in unserem Land", sagt Meho Alićehajić, ehemaliger Deutschlehrer und Historiker. Das sei sehr gefährlich und müsste die Nato auf den Plan rufen. Die EU aber sei sehr schwach und verhandele mit diesen Politikern, anstatt sie in die Wüste zu schicken.
Für Meho Alićehajić, der als Kind den Zweiten Weltkrieg erlebte und den gesamten letzten Krieg in Sarajevo mit seiner Frau ausharrte, taucht mit dem Ukrainekrieg das Trauma von damals wieder auf, ,,dieses Leben unter der ständigen Gefahr, ohne Wasser und Heizung, ohne Strom, kaum Essen, nur ein bisschen humanitäre Hilfe". Der jetzt 89-Jährige wurde damals beim Wasserholen bei dem Brunnen der Brauerei von Granatsplittern getroffen. ,,Die Serben haben bewusst in die Schlange geschossen, so wie jetzt die Russen in eine Brotschlange in Charkiw."
Abertausende Gebäude wurden damals in der 300.000 Einwohner zählenden Stadt Sarajevo zerstört, über 11.000 Erwachsene und 1.500 Kinder getötet, 55.000 Menschen zum Teil schwer verwundet. ,,Hinzu kommt, dass niemand jene als Kriegstote gezählt hat, die krank waren, keine Medikamente mehr bekamen", sagt Meho Alićehajić. Es seien viel mehr Menschen in dem Krieg gestorben als offiziell bekannt. ,,Und das ist auch in den Kampfgebieten der Ukraine jetzt so."
Am Morgen des 5. April 1992 war alles noch friedlich, erinnern sich Meho Alićehajić und seine Nachbarn. ,,Alle Leute aus der Nachbarschaft machten sich damals auf den Weg." Sie gingen zur Demonstration für den Frieden, die nahe dem Parlament und dem Hotel ,,Holiday Inn" stattfand, wo die serbischen Abgeordneten tagten. Sie waren dort zusammengekommen, weil zwei Drittel der Bevölkerung am 2. März 1992 bei der Volksabstimmung für die Unabhängigkeit des Landes gestimmt hatte. Die serbische Führung aber wollte die Unabhängigkeit verhindern. Am 6. April sollte das Land von der EU diplomatisch anerkannt werden.
Sollte Bosnien und Herzegowina sich für unabhängig erklären, dann werde das Land im Blut versinken, hatte Radovan Karadžić, der politische Führer der bosnischen Serben und Vorsitzende der Serbischen Demokratischen Partei (SDS), gedroht. Deshalb gingen Hunderttausende für den Frieden demonstrieren; es kamen Busse aus dem ganzen Land. Plötzlich fielen Schüsse. Die ersten Kugeln trafen zwei junge Frauen auf einer Brücke über den Miljacka-Fluss; der Krieg hatte begonnen.
Meho Alićehajić und weitere Nachbarn meldeten sich dann freiwillig bei den Verteidigungskräften aus Polizei und Reservisten, die sich nach und nach zur Bosnischen Armee (Armija BiH) formierten. Die gesamte Bevölkerung war mobilisiert; ,,No pasarán", dieser Schlachtruf aus dem Spanischen Bürgerkrieg, war in aller Munde. Der Widerstandsgeist war erweckt. Genau wie jetzt in der Ukraine.
Mitte März 1992, also drei Wochen vor dieser Demonstration, war es mir und einem ukrainischen Kollegen gelungen, den Serbenführer Radovan Karadžić in seinem Hauptquartier im Holiday Inn zu interviewen. Sarajevo, so sagte er, solle in drei Teile aufgeteilt werden: In einen muslimischen Ostteil, die Altstadt. Novo Sarajevo und die angrenzenden modernen Stadtviertel wiederum seien der serbische Teil. Und im Westen um Rajlovac könnten die Kroaten ein Gebiet erhalten, sagte er. Wie solle das gehen? Das hieße Umsiedlungen, viel Leid für die Bevölkerung, intervenierten wir. Karadžić antwortete nicht. Sein Plan für Bosnien und Herzegowina war bereits entschieden.
Stipe Mesić, der letzte Präsident Jugoslawiens und ab dem Jahre 2000 Präsident Kroatiens, erklärte vor zwei Jahren auf einer Konferenz im Tito-Bunker von Konjic, was hinter dem Bosnienkrieg steckte. Im März 1991 hatten sich die Präsidenten Serbiens und Kroatiens unter vier Augen getroffen und vereinbart, dass Bosnien territorial zwischen den beiden Staaten aufgeteilt werden solle. Bosnien und Herzegowina habe kein Existenzrecht.
Nach dem Treffen hatte Mesić dann Tudjman gefragt: Was passiert dann mit Alija Izetbegović, dem Führer der Muslime Bosniens? ,,Nema Alije", es wird keinen Alija mehr geben. Gemeint war, es werde keine bosnischen Muslime mehr geben.
Karadžić sollte von serbischer Seite diese Strategie umsetzen und hatte mit Ratko Mladić einen Oberkommandierenden, der als ,,Schlächter des Balkans" in die Geschichte einging. Die in sich verwobene multinationale Gesellschaft sollte auseinandergerissen werden.
Auch die kroatischen Nationalisten machten sich bereit: Mate Boban, ihr Führer, traf sich mehrmals mit Karadžić, um die territorialen Ansprüche abzustecken. Ab Mai 1993 stellten beide Seiten die Kämpfe gegeneinander ein. Die Nationalisten beider Seiten machten sich daran, die letzten Reste der traditionellen bosnischen Gesellschaft zu zerschlagen.
Von der Fensterfront des von Österreichern am Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Gebäudes nahe dem Nonnenkloster, der Sufimoschee und der katholischen Schule in Sarajevo, wo Meho Alićehajić wohnt, erscheint die Silhouette des Bergzuges Vraca zum Greifen nah. Von dort oben, von dem weitläufigen Gelände des Partisanendenkmals, ist im Gegenzug auch das Gebäude mit bloßem Auge zu erkennen. Von Vraca aus konnte jedes Haus in der Stadt beschossen werden.
Oben auf dem Gelände des Partisanendenkmals wird es gegen Abend still. Die Besucherinnen und Besucher mit ihren spielenden Kindern sind weggegangen. Die lange Reihe der Stelen mit den Namen der im Zweiten Weltkrieg getöteten Männer und Frauen erscheinen in der Dämmerung fast unheimlich. ,,Schau mal", sagte wenige Monate vor seinem Tod am 8. April 2021 Ex-General Jovan Divjak, indem er auf die Namen der Getöteten deutete, ,,hier kannst du die Geschichte der Stadt kennenlernen." Auf diesen Stelen gebe es keine ethnischen Trennungen.
Jovan Divjak war bosnischer Serbe und entschied sich, seine Stadt zu verteidigen. Er wurde als Vizekommandeur der bosnischen Armee zum Hassobjekt der serbischen Extremisten um Radovan Karadžić und Ratko Mladić. Divjak verkörperte in seiner Person die bürgerliche und multiethnische Identität Sarajevos. Divjak sah im Nationalismus eine primitive und zerstörerische Denkform, die letztendlich in den Faschismus führe. Die Partisanen hätten mit der Parole ,,Brüderlichkeit und Einheit" vor allem die Menschen in Bosnien und Herzegowina zusammengeführt. 40 Prozent der Familien waren gemischt. Die Nationalisten wollten diese Gesellschaft auseinanderreißen und die gemeinsame Kultur zerstören.
Vor dem Angriff hatte Karadžić Briefe an alle Serben Sarajevos geschickt und sie aufgefordert, die Stadt für ein paar Tage zu verlassen. Er rechnete, wie Putin heute in der Ukraine, nicht damit, dass die Menschen Widerstand leisten. Er glaubte, die serbischen Truppen würden die Stadt schnell einnehmen, dann sollten die Serben in die ,,gesäuberte" Stadt zurück. Viele folgten dem Ruf; einige aber blieben.
Von Seiten der Angreifer hatte niemand den Verteidigern so viel Mut zugetraut. Vor allem die bosnischen Muslime, die Volksgruppe der Bosniaken, hatten in den Augen der nationalistischen Serben wenig Kampfgeist.
Anfangs lief es ja auch für die serbische Seite nach Plan. Indem es den Serben gelungen war, die Jugoslawische Volksarmee, die damals zu den größten Armeen Europas gehörte, unter ihre Kontrolle zu bringen, gingen sie zunächst im Osten des Landes gegen die wehrlose muslimische Mehrheitsbevölkerung in die Offensive. Mladić' Truppen nahmen das Tal der Drina ein, töteten viele Menschen in Višegrad und Foča, steckten Frauen in Vergewaltigungslager, zwangen alle, die sich retten konnten, in die Flucht.
Serbische Truppen, verstärkt von Freischärlern, stießen entlang der Sava nach Westen vor. Die westbosnischen Städte Banja Luka und Prijedor fielen ihnen ohne Kampf in die Hände. Dort wurden ,,Krisenstäbe" tätig, die Nichtserben zwangen, weiße Binden zu tragen, um sie schließlich in Konzentrationslagern zu internieren. Allein in Prijedor starben im Sommer 1992 über 3.200 Menschen in den Lagern Omarska und Keraterm.
Die serbischen Truppen besetzten im Herbst 1992 über 66 Prozent des Territoriums von Bosnien und Herzegowina. Zehntausende Menschen verloren dabei ihr Leben. 2 von 4,5 Millionen Einwohnern flohen in die noch von der bosnischen Armee gehaltenen Gebiete oder ins Ausland. Allein Deutschland hat damals mehr als 300.000 Menschen aufgenommen.
Und dann noch das: Die kroatische Seite fing im Mai 1993 an, das verbliebene Restbosnien anzugreifen und Gebiete für ihren Parastaat Herceg-Bosna zu erobern. Die kroatisch-bosnische Armee HVO schoss mit Artillerie auf die von Muslimen bewohnte historische Altstadt von Mostar. Sie zerstörten die berühmte Alte Brücke, das Wahrzeichen der Stadt, das zudem die Verbindung der Kulturen symbolisiert.
Die Zerstörung war umfassend, die meisten Gebäude waren nur noch Skelette, Scharfschützen schossen auf alle Menschen, die sie sehen konnten. Die Menschen überlebten fast 9 Monate lang in den Kellern, die durch Gänge miteinander verbunden wurden. 5.000 Menschen sollen damals umgekommen sein. Doch Ost-Mostar hielt dem ständigen Beschuss stand. Die Kroaten konnten die Altstadt nicht einnehmen.
Die Bilder aus Mariupol wecken für Leute, die diese Hölle überlebt haben, Erinnerungen, an den Hunger, den Durst. Indem die kroatisch-bosnische Armee HVO die Zufahrtswege nach Zentralbosnien abriegelte, waren zwei Millionen Menschen fast ein Jahr lang von der Außenwelt abgeschnitten. Die gering bemessene humanitäre Hilfe durch die UN erreichte zwar die Städte Zenica und Tuzla, doch sie konnte nur an Kinder und Alte verteilt werden.
Das von der bosnischen Regierung gehaltene Territorium bestand im Sommer 1993 eigentlich nur noch aus von Feinden eingekreisten Enklaven. Im Winter 1993/94 glaubten viele Menschen, sie würden nicht überleben.
Doch langsam konsolidierte sich der Widerstand. Die bosnische Armee organisierte sich trotz aller Widrigkeiten, hielt die Frontlinien. Nach dem Kriegsverbrechen in dem Dorf Ahmići nahe Vitez, als Kroaten über 20 Häuser mitsamt den Bewohnenden anzündeten und über 100 Menschen, die meisten Frauen und Kinder, elendiglich verbrannten, wurden alle Kräfte mobilisiert. Die kroatische HVO wurde Stück für Stück aus Zentralbosnien vertrieben, kroatisch dominierte Städte wie Vitez und Kiseljak wurden von bosnischen Truppen umzingelt.
Den USA gelang es zudem, den kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman zu einer Umkehr seiner Strategie zu bewegen. Im März 1994 wurde das Washingtoner Abkommen beschlossen, die Blockade Zentralbosniens wurde beendet, es kamen wieder Lebensmittel in die umkämpften Gebiete. Die bosniakisch und kroatisch kontrollierten Gebiete wurden in diesem Abkommen in der Föderation Bosnien und Herzegowina zusammengefasst, der kroatische Parastaat Herceg-Bosna aufgelöst.
Jeder Krieg geht einmal zu Ende. Der Weg dahin aber war in Bosnien sehr schmerzlich. Die Vereinten Nationen haben in Bosnien versagt. In Sarajevo zählten UN-Truppen lediglich die Granateinschläge. Ihr Mandat verbot es ihnen sogar, bei schreienden Kriegsverbrechen einzugreifen. Dass die UN-Truppen im Juli 1995 nicht in der Lage waren, die als ,,sicheren Hafen" deklarierte von Serben belagerte Enklave Srebrenica zu schützen, gehört zu den dunkelsten Kapiteln der UN-Geschichte. Über 8.000 Menschen wurden ermordet. Die UN-Kommandierenden in Bosnien, der französische General Bernard Janvier und der Brite General Michael Rose, hatten den Einsatz von Nato-Flugzeugen, die schon in der Luft waren, um die vorrückenden serbischen Truppen anzugreifen, verhindert.
Nach dem Genozid von Srebrenica allerdings sollte nach dem Willen der USA und auch Europas endlich Frieden geschaffen werden. Endlich trat die Nato auf den Plan. Serbische Artillerie-Stellungen um Sarajevo wurden beschossen. Die Menschen in Sarajevo atmeten auf. ,,Die verstehen nur eine Sprache, die der Gegengewalt", war die Meinung in der Stadt.
Die aus der Enttäuschung gewachsene antiwestliche Stimmung drehte sich wieder. Endlich kam Hilfe von dort. Kroatische und bosnische Truppen rückten vor, die Serben verloren im August 1995 binnen zehn Tagen alle Eroberungen in Kroatien und mussten sich nach Bosnien zurückziehen. Im September 1995 dann gelang es bosnischen und kroatischen Truppen, die Serben auch in Bosnien zu schlagen. Doch sie kontrollierten immer noch 50 Prozent des Landes.
Den schließlich im November 1995 in Dayton, Ohio ausgehandelten Friedensvertrag aber konnten die serbischen Nationalisten unter den Jahre später als Kriegsverbrechern verurteilten Karadžić und Mladić durchaus als Sieg ansehen. Ihre Strategie, Bosnien und Herzegowina und damit die gemeinsame multinationale Gesellschaft zu zerschlagen, wurde von der internationalen Gemeinschaft akzeptiert. Und wird von ihren Nachfolgern in der serbischen Führung fortgeführt.
Die Grenzen zwischen der serbischen Teilrepublik, der sogenannten ,,Republika Srpska", und der ,,Föderation Bosnien und Herzegowina" wurden in Dayton festgelegt. Beide Seiten kontrollieren seither rund 49 Prozent der Fläche des Landes, 2 Prozent macht die Sonderzone Brčko aus. Und die serbische Teilrepublik kann in allen Belangen der Politik die Geschicke des Landes mitbestimmen.
Die bosnische Journalistin Aida Cerkez, die während des bosnischen Krieges und danach für die amerikanische Presseagentur AP berichtete, hat kürzlich einen bewegenden Brief an die Menschen in der Ukraine verfasst. Sie beschreibt darin eindringlich die Lage während der 1.425 Tage langen Belagerung Sarajevos ohne Wasser, Essen, Strom, Heizung und dem von den internationalen Mächten auferlegten Waffenembargo. Sie fragte sich, was sie heute in ein Hilfspaket für die Ukraine packen soll, und fand schließlich ihr altes T- hirt von vor 30 Jahren. ,,Sarajevo will be", steht darauf. Das habe ihr damals Halt gegeben.
Aida Cerkez will keinen gekünstelten Trost verbreiten, sie schreibt mit Empathie, ohne unrealistische Hoffnungen für die Leute zu wecken. Ihr müsst da durch, es wird viele Opfer geben, ihr werdet widerstehen müssen, ihr werdet neuen Mut finden, ihr werdet auch erkennen, dass es am meisten schmerzt, wenn die Wahrheit über eure Lage verdreht wird, ist ihre Botschaft. ,,Das Schlimmste sind die Lügen." Wie jene, die Verteidiger würden sich selbst beschießen.
Aber immerhin bekomme die Ukraine Waffen, die wurden den Verteidigern Sarajevos damals vorenthalten. ,,Ukraine will be" schrieb sie – in Anlehnung an ,,Sarajevo will be". Ihr Brief fand seinen Weg in die internationalen Medien und wurde in der Ukraine weit verbreitet.
Mitten durch das Gelände des Partisanendenkmals verläuft heute die unsichtbare und doch allgegenwärtige Grenze. Die serbisch-bosnische Führung will ,,ihren" Landesteil mit Serbien vereinigen. Dahinter steht neuerdings das Konzept der ,,serbischen Welt"; alle Gebiete, wo Serben leben, sollen in einem Staat vereinigt werden. Das ähnelt dem Konzept Putins, die Ukraine wieder in die ,,russische Welt" zurückzuführen.
Am Partisanendenkmal vorbei führt eine Straße hinunter nach ,,Ost-Sarajevo", wie das moderne Neubaugebiet dort genannt werden will. Hier haben sich viele Serben, die früher in Sarajevo lebten, angesiedelt. Die Wohnungen sind neu und preiswert. Im Café neben dem Gavrilo-Princip-Denkmal aber wollen die jungen Leute nicht über Politik sprechen, schon gar nicht über Putins Krieg. Sie haben andere Probleme.
Der 19-jährige Dragan will in Belgrad studieren, doch weiß er nicht, wie er das finanzieren soll. Die Unis in der Republika Srpska hätten keine Reputation. Und in Sarajevo? Alle lachen, auf so eine Idee könne nur ein Ausländer kommen.
Eine andere junge Frau, Vesna, hat ein bisschen Angst, denn ihr Vater arbeitet in Sarajevo. ,,Wenn wir uns abtrennen, wäre hier eine Grenze und er verlöre seine Arbeit." Das ginge dann vielen Serben so.
Jobs gäbe es keine, ,,wir alle müssen hier weg, nach Serbien, in die EU oder England". Das unterscheidet diese Jugendlichen nicht von jenen auf der anderen Seite.
Aus: "Vor 30 Jahren begann der Bosnienkrieg:Gleiche Logik, gleicher Schrecken" Erich Rathfelder (5.4.2022)
Quelle: https://taz.de/Vor-30-Jahren-begann-der-Bosnienkrieg/!5842991/ (https://taz.de/Vor-30-Jahren-begann-der-Bosnienkrieg/!5842991/)
Quote[...] Gefesselte Zivilisten, durch einen Kopfschuss hingerichtet, verkohlte Leichen, Berichte von Misshandlungen und Folter. Die Grausamkeit und rohe Gewalt, mit der russische Truppen in Butscha vorgegangen sind, erschüttert die Welt. Dass im Krieg furchtbare Verbrechen verübt werden, ist dabei leider nicht neu. Sei es die Ermordung von Millionen Juden durch Deutsche im Zweiten Weltkrieg, der Genozid im Kosovo oder Folter und Hinrichtungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten. Am Ende steht immer die Frage: Wie können Menschen zu solchen Taten fähig sein?
Was für viele unfassbar ist, liegt für Thomas Elbert in der Natur des Menschen. Der Neuropsychologe, der an der Universität Konstanz zu Trauma und den Ursprüngen der menschlichen Gewalt- und Tötungsbereitschaft forscht, taucht mit ntv.de tief in die menschliche Psyche ab und erklärt, wann das Töten zur Lust wird.
Hedviga Nyarsik: Es sind grauenhafte Bilder und Schilderungen aus Butscha, die um die Welt gehen. Unvorstellbar, dass Menschen zu solchen Gräueltaten fähig sind. Was treibt Soldaten dennoch dazu?
Thomas Elbert: Der Mensch besitzt eine grundsätzliche Veranlagung dazu, aggressiv zu sein. Dabei gibt es drei grundlegende Motivationen für gewaltsames Verhalten. Zum einen die reaktive Form, die jeder kennt: Man fühlt sich bedroht und schießt zurück. Eine andere Art der Aggression kennzeichnet die des "Räubers". Sie erwartet Gewinn, sei es materieller Art oder soziales Ansehen und Dominanz. Einfach gesagt: Man will eine Bank überfallen und schießt deswegen. Und dann gibt es noch eine dritte Form, die gerne tabuisiert wird, weil sie das Schlechte im Menschen mit beinhaltet: Die Jagd auf Menschen, sogar das Töten kann Vergnügen bereiten, sie kann bis zu einem Blutrausch führen.
Hedviga Nyarsik: Wie meinen Sie das?
Thomas Elbert: Der Mensch empfindet Lust an Gewalt und am Töten. Das wird als appetitive Aggression bezeichnet. Die Bereitschaft zu töten, entwickelte sich bereits schon bei den frühen Menschen der Steinzeit, wo Jagd an sich eine belohnende Funktion hatte und damit letztlich auch das Töten positiv erlebt wurde. Und fatalerweise kann auch die Jagd auf Menschen faszinierend und belohnend sein. Das Töten zieht einen in seinen Bann. Kämpfer in Kriegsregionen vergleichen diese Erfahrung mit einer Heroindosis, man empfindet dieses High und wird dann süchtig danach. Die unangenehme Wahrheit ist, dass es die erfolgreicheren Kämpfer sind. Das sind die Helden. Sie verspüren keine Angst oder Hemmungen. Ihr einziges Ziel ist es, den Feind zu erledigen.
Hedviga Nyarsik: Freude an Gewalt? Ist das nicht eigentlich Psychopathen oder Sadisten vorbehalten?
Thomas Elbert: Natürlich trifft das insbesondere auf diese Art von Menschen zu, vor allem, wenn ihre Persönlichkeit als "dunkle Triade" einzustufen ist. Das ist eine Kombination aus Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Ich würde den russischen Präsidenten Wladimir Putin dazu zählen. In ihm steckt auf jeden Fall Machiavelli. Sprich: der Zweck heiligt alle Mittel. Dazu kommt meiner Meinung nach neben Psychopathie und Narzissmus vielleicht sogar noch ein Schuss Sadismus.
Hedviga Nyarsik: Das ist aber eher die Ausnahme?
Thomas Elbert: Ja. Denn die meisten Menschen sind sehr soziale Wesen, sie helfen einander und sie kämpfen auch miteinander. In unserer Evolution war es so, dass die, die gemeinsam auf die Jagd gegangen sind, ein Mammut erlegen konnten. Für Alleinkämpfer war das unmöglich. Doch für die steinzeitlichen Jäger war es oft ein langwieriges und anstrengendes Unterfangen, ein Tier zu verletzen und ihm dann nachzujagen, um es endlich zu erledigen. Um das Jagdverhalten aufrechtzuerhalten, musste die Jagd vielmehr selbst motivieren, das Belohnungssystem aktivieren, Entbehrung und Schmerzen mussten mit Endorphin-Ausschüttung begegnet werden. Man wurde so in den Bann des Jagens hineingezogen.
Hedviga Nyarsik: Macht es für Soldaten im Krieg keinen Unterschied, ob sie Tiere oder Menschen jagen?
Thomas Elbert: Der Lust auf Kampf und Jagd setzen jeder Kultur und Gesellschaft moralische Grenzen. So ist auch jedem klar, dass man Menschen nicht jagen darf. Wenn man nun aber die Menschen entmenschlicht, sie als Tiere bezeichnet, dann kann man auch auf sie Jagd machen. Wenn angeblich gegen "Untermenschen", "Kakerlaken" oder "Nazis" gekämpft wird, steigt die Bereitschaft zur Gewaltausübung. Es sind ja schließlich keine wirklichen Menschen. Aus dieser Dehumanisierung einerseits und der biologischen Anlage zu appetitiver Aggression andererseits resultiert dann nicht nur die Fähigkeit, den Feind ohne Empathie, sondern auch mit Lust abzuschlachten. Der Blutrausch wird zudem verstärkt durch mehrfache Kampferfahrungen.
Hedviga Nyarsik: Also führte auch die russische Propaganda zu Gräueltaten in Butscha?
Thomas Elbert: Gute Propaganda ist die halbe Kriegsmaschinerie, besser als die besten Bomben. Man muss den Soldaten einen Grund liefern, warum sie ihre moralischen Hemmschwellen überwinden und andere Menschen schädigen sollen. Ist das einmal geschafft, legitimiert es alle Maßnahmen, bis hin zum Massenmord. Man denke nur an die deutsche Geschichte. Oder an den Völkermord in Ruanda, wo innerhalb von drei Monaten 800.000 Leute umgebracht worden sind. Nicht mit Gewehren, da sie ja keine hatten. Die meisten wurden erschlagen oder mit Macheten zerstückelt.
Hedviga Nyarsik: Sind wir alle zu solch grauenvollen Taten fähig?
Thomas Elbert: Die Faszination an kriegerischen Auseinandersetzungen ist doch zumindest allen Männern bekannt. Vielleicht auch einem Teil der Frauen. Doch nicht alle sind bereit, zu töten. Das ist auch das Problem von Armeen. Viele erstmals kämpfenden Soldaten schießen gar nicht auf den Feind. Man braucht die doppelte Anzahl an Soldaten, weil die Hälfte vor der Gewalt zurückschreckt. Das erste Mal töten beschreiben viele Menschen als furchtbare Erfahrung. Aber beim zweiten oder dritten Mal kann sich das ins Gegenteil verkehren und als positiv wahrgenommen werden. Sind die moralischen Hemmschwellen überwunden, regt sich der Jäger beziehungsweise Kämpfer im Menschen.
Hedviga Nyarsik: Ist jemand, der Gewalt erfährt, eher bereit, Gewalt auszuüben?
Thomas Elbert: Es gibt den Ausspruch "violence breeds violence", also Gewalt züchtet Gewalt. Das stimmt tatsächlich. Wir wissen, dass diejenigen, die Gewalt im Kinder- und Jugendalter erfahren haben, später mit höherer Wahrscheinlichkeit gewalttätig werden. Und das sind auch eher diejenigen, die an die Front gehen, die anderen bleiben lieber hinter den Kampflinien. Wenn man sich die Kindheit von Söldnern anschaut, sind die alle schrecklich. Wenn die moralischen Hemmschwellen gefestigt sind, wird es schwerer. Das Problem haben die Russen jetzt auch, dass die jungen Männer, die sie unerfahren in den Kampf schicken, eben nicht die grausamen Schlächter sind. Sondern es sind die, die bereits durch den Prozess von kriegerischen Auseinandersetzungen gegangen sind. Vermutlich waren in Butscha nicht die jungen Leute an vorderster "Front", sondern die älteren schlachterprobten Männer, die den Blutrausch vielleicht schon in Tschetschenien oder Syrien erlebt oder gar ausgelebt haben.
Hedviga Nyarsik: Können diese Täter wieder in eine friedvolle Gesellschaft zurückkehren?
Thomas Elbert: Diese Menschen können über ihre Erfahrungen nicht ohne Weiteres berichten. Am Stammtisch will niemand hören, dass es ein Vergnügen war, Leute erschossen zu haben. Wenn die Gesellschaft das als negativ bewertet, kommt es häufig zur sozialen Isolation. Da traut man sich nicht mehr, die wahren Gefühle offenzulegen. Und die Nachfrage an sich selbst "Habe ich da richtig gehandelt?" treibt diese Leute vielfach in die seelische Not.
Aus: "Massaker von Butscha "Der Mensch empfindet Lust am Töten"" (09.04.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Der-Mensch-empfindet-Lust-am-Toeten-article23253738.html (https://www.n-tv.de/panorama/Der-Mensch-empfindet-Lust-am-Toeten-article23253738.html)
Thomas Elbert (* 3. März 1950 in Lindenberg im Allgäu) ist ein deutscher Neuropsychologe.
... Elbert ist Spezialist für Trauma-Forschung. Er betrieb Feldstudien in Konfliktgebieten wie Afghanistan, Kongo, Ruanda, Somalia, Sri Lanka und Uganda. Er ist Mitentwickler der Narrativen Expositionstherapie, die seelische Erkrankungen infolge traumatischen Stresserlebens behandelt. Seine Untersuchungen zur ,,Psychobiologie menschlicher Gewalt- und Tötungsbereitschaft" fördert die DFG seit 2010 als Reinhart Koselleck-Projekt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Elbert (https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Elbert)
...
QuoteBodo Ramelow
@bodoramelow
Zweierlei Maß.
Ein Nato Partner bombardiert Stellungen in einem Nachbarland und NTV nennt es: ,,Verstecke bombardiert".
Am Schluss wird halt kurz erwähnt, wie es der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages nennt: ,,Verstoß gegen das Völkerrecht".
4:57 nachm. · 18. Apr. 2022
https://twitter.com/bodoramelow/status/1516068356356509704 (https://twitter.com/bodoramelow/status/1516068356356509704)
QuoteLuftwaffe: Verstecke bombardiert - Türkei startet Offensive gegen PKK im Irak - 18.04.2022,
Ankara geht erneut gegen die PKK vor, die unter anderem in Europa als Terrororganisation eingestuft wird. Im Nachbarland Irak bombardiert das türkische Militär mehrere Ziele. Die Regierung spricht von Selbstverteidigung.
Die Türkei hat einen neuen Militäreinsatz gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK im Nordirak gestartet. Die Luftwaffe habe unter anderem Verstecke, Tunnel und Munitionsdepots bombardiert, teilte das Verteidigungsministerium mit. Dabei seien Kampfjets, Hubschrauber und bewaffnete Drohnen eingesetzt worden. "Eine große Zahl an Terroristen" sei "neutralisiert" worden, sagte Verteidigungsminister Hulusi Akar. Der Einsatz werde in den "kommenden Stunden und Tagen" verstärkt. Die Türkei begründete den Einsatz mit dem Schutz vor Terrorangriffen und dem Recht auf Selbstverteidigung.
Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste. Der jüngste Angriff konzentrierte sich nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums auf die Regionen Metina, Zap und Awaschin-Basjan im Nordirak.
Ein PKK-Sprecher im Irak sagte, es gebe "intensive Kämpfe" zwischen der türkischen Armee und dem militärischen Flügel der PKK. Die türkischen Streitkräfte hätten versucht, "Soldaten mit Hubschraubern abzusetzen und auch zu Land vorzudringen".
Der Start der türkischen Offensive erfolgte wenige Tage nach dem Besuch des Regierungschefs der autonomen Kurdenregion im Irak, Masrur Barsani, in der Türkei. Es wird vermutet, dass Barsani über den türkischen Armeeeinsatz informiert war. Nach seinem Treffen mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte Barsani sich positiv über die "Ausweitung der Zusammenarbeit" mit der Türkei "zur Förderung von Sicherheit und Stabilität" im Nordirak geäußert.
Das türkische Militär hat bereits mehrmals Einsätze gegen die PKK im Irak und gegen die Kurdenmiliz YPG in Syrien geführt. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hatte in der Vergangenheit bei ähnlichen Einsätzen bezweifelt, dass diese mit dem Völkerrecht vereinbar sind.
Das Hauptquartier der PKK liegt in den nordirakischen Kandil-Bergen. Ankara geht auch immer wieder militärisch gegen deren Stellungen in der Südosttürkei vor. Die PKK wiederum verübt Anschläge. Der seit 1984 andauernde Konflikt kostete bislang Zehntausenden Menschen das Leben. Ein Waffenstillstand war im Sommer 2015 gescheitert.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP
Aus: "Luftwaffe: Verstecke bombardiert Türkei startet Offensive gegen PKK im Irak" (18.04.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Tuerkei-startet-Offensive-gegen-PKK-im-Irak-article23273840.html (https://www.n-tv.de/politik/Tuerkei-startet-Offensive-gegen-PKK-im-Irak-article23273840.html)
Quote[...] Die russischen Streitkräfte in Kaliningrad haben nach Angaben aus Moskau inmitten der Offensive in der Ukraine Angriffe mit nuklearwaffenfähigen Raketen simuliert. Im Rahmen einer Übung hätten rund hundert Soldaten den "elektronischen Start" von mobilen ballistischen Raketensystemen mit Atomwaffen vom Typ Iskander simuliert, erklärte das Verteidigungsministerium am Mittwoch.
Die Streitkräfte übten demnach Angriffe auf militärische Ziele eines imaginären Feinds sowie die Reaktion auf einen Gegenschlag.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine angedeutet, dass er bereit sei, Russlands taktische Atomwaffen einzusetzen. Ende Februar versetzte Russland seine Atomstreitkräfte in höhere Alarmbereitschaft. Der Kremlchef warnte zudem vor einer "blitzschnellen" Vergeltung, falls der Westen direkt in den Ukraine-Konflikt eingreift.
Beobachtern zufolge hat das russische Staatsfernsehen in den letzten Tagen versucht, der Öffentlichkeit den Einsatz von Atomwaffen schmackhaft zu machen. "Seit zwei Wochen hören wir auf unseren Fernsehschirmen, dass die Atomsilos geöffnet werden sollten", sagte der russische Journalist und Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow am Dienstag.
Kaliningrad ist eine russische Enklave an der Ostsee zwischen den beiden EU- und Nato-Mitgliedern Polen und Litauen. (AFP)
Aus: "Russisches Militär in Kaliningrad simuliert Atomangriff" (05.05.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/signal-aus-moskau-russisches-militaer-in-kaliningrad-simuliert-atomangriff/28307818.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/signal-aus-moskau-russisches-militaer-in-kaliningrad-simuliert-atomangriff/28307818.html)
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Quote[...] Die ukrainische Armee stützt sich bei ihren erfolgreichen Angriffen auf russische Generäle einem Bericht der ,,New York Times" zufolge teilweise auf Informationen aus den USA. Die Zeitung berief sich dabei auf Angaben nicht genannter ranghoher US-Militärs.
Die ukrainische Armee nimmt für sich in Anspruch, seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar zwölf russische Generäle durch gezielten Beschuss getötet zu haben.
Demnach versorgten die USA die Ukrainer mit Angaben über Bewegungen russischer Stäbe, die ukrainische Armee ergänze dies mit Ergebnissen ihrer eigenen Aufklärung. Pentagon-Sprecher John Kirby bestätigte allgemein, dass die USA der Ukraine Informationen lieferten, ,,die sie braucht, um sich verteidigen zu können". Zu Details äußere man sich aber nicht.
Moskau hat sich zum angeblichen Verlust der Generäle nicht geäußert. Der Tod solch ranghoher Offiziere gilt als ungewöhnlich. Allerdings mussten sich bei den Schwierigkeiten des russischen Vormarsches in den ersten Wochen des Krieges viele Generäle selbst an die Front begeben und setzten sich damit der Gefahr aus, getroffen zu werden.
Die US-Quellen dementierten der ,,New York Times" zufolge aber, Infos über einen Frontbesuch des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow weitergegeben zu haben. Die ukrainische Armee hatte nach eigenen Angaben vergangene Woche in einem russischen Stab nahe der Stadt Isjum mehrere ranghohe Offiziere getötet. Gerassimow war nach US-Angaben aber schon vorher wieder aus der Ostukraine abgereist. (dpa)
Aus: "Bericht der ,,New York Times": US-Geheimdienste helfen Ukraine bei Tötung russischer Generäle" (05.05.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/bericht-der-new-york-times-us-geheimdienste-helfen-ukraine-bei-toetung-russischer-generaele/28307528.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/bericht-der-new-york-times-us-geheimdienste-helfen-ukraine-bei-toetung-russischer-generaele/28307528.html)
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Quote[...] Die Ukraine hofft auf weitere Rettungsaktionen für bedrohte Zivilisten aus der von Russland fast vollständig eroberten Hafenstadt Mariupol. Das russische Militär kündigte für Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils Feuerpausen an, damit die Menschen das dort belagerte Stahlwerk Azovstal verlassen können.
In Kiew sicherte Präsident Wolodymyr Selenskyj dasselbe für die ukrainische Seite zu. ,,Wir hoffen, weiterhin Menschen aus Azovstal, aus Mariupol retten zu können", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache am Mittwoch.
Mit schweren Raketenangriffen auf Bahnanlagen in der Ukraine versuchten russische Truppen am Mittwoch weiter, die Nachschubwege für westliche Waffen zu zerstören. In der polnischen Hauptstadt Warschau soll am Donnerstag eine internationale Geberkonferenz Geld für humanitäre Hilfe in der kriegsgeplagten Ukraine sammeln.
... Trotz der Angriffe auf die Infrastruktur gelangen von den USA gelieferte Waffen in die Hände der Ukraine, sagte John Kirby, Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, in Washington.
... Der Sender CNN berichtete, von 90 zugesagten Haubitzen aus den USA seien etwa 80 bereits in der Ukraine. Auch 90.000 von 144.000 zugesagten Geschossen Munition hätten ihr Ziel erreicht.
Aus: "Raketen auf Nachschubwege, Hoffnung auf Feuerpause in Mariupol – das geschah in der Nacht" (05.05.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/krieg-in-der-ukraine-raketen-auf-nachschubwege-hoffnung-auf-feuerpause-in-mariupol-das-geschah-in-der-nacht/28307394.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/krieg-in-der-ukraine-raketen-auf-nachschubwege-hoffnung-auf-feuerpause-in-mariupol-das-geschah-in-der-nacht/28307394.html)
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Quote[...] Die Ökonomie der Aufmerksamkeit, auch als Aufmerksamkeitsökonomie bezeichnet, ist ein Konzept der Informationsökonomie, das die Aufmerksamkeit von Menschen als knappes Gut betrachtet, und ökonomische Theorien zur Erklärung von menschlichen Verhaltensweisen und Thesen der Informationsökonomie verwendet. Mit der zunehmenden Vernetzung und den Neuen Medien sinken die Kosten für Information und Unterhaltung immer weiter. Begrenzend ist nicht mehr der Zugang, sondern die Aufmerksamkeit. Sie ist knappe Ressource, begehrtes Einkommen, ökonomisches Kapital und soziale Währung zugleich. ...
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96konomie_der_Aufmerksamkeit (https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96konomie_der_Aufmerksamkeit) (11. Dezember 2021)
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Quote[...] Der momentan tödlichste und brutalste Krieg findet nicht in der Ukraine statt, sondern in Äthiopien. Nach Schätzungen von Experten sind dort seit Ausbruch der Kämpfe zwischen Rebellen und Regierung im November 2020 500.000 Menschen getötet worden – durch Waffengewalt, absichtlich herbeigeführten Hunger oder weil die medizinische Versorgung zusammengebrochen ist.
Die größten humanitären Krisen der Welt spielen sich in diesen Monaten nicht in Osteuropa ab, sondern in Ländern wie dem Jemen oder Somalia. Im Jemen brauchen 23 Millionen Menschen, fast drei Viertel der Bevölkerung, Nothilfe, um zu überleben. In Somalia hält die längste Dürre seit Jahrzehnten an und gefährdet das Überleben von Hunderttausenden.
Diese Aufzählung ließe sich fortsetzen – und damit tappe ich genau in die Falle, die mich am Krisenjournalismus so oft zweifeln lässt: die nach den Gesetzen des Marktes funktionierende Aufmerksamkeitsökonomie, der sich nicht nur meine Zunft, sondern auch Hilfsorganisationen unterwerfen. Schlagzeilen wie Spendengelder sind eine begrenzte Ressource, um die mit möglichst dramatischer Sprache und emotionalisierenden Bildern konkurriert wird.
Ich kann die Schlagworte selbst nicht mehr hören, die ich eben benutzt habe: "schlimmster Krieg", "größte humanitäre Katastrophe". Sie nutzen sich immer schneller ab, je schneller sich die Katastrophen häufen. Wir sind längst an einem Punkt, an dem auch die Krisen selbst miteinander konkurrieren. Momentan sieht es ganz danach aus, dass der völkerrechtlich, politisch und moralisch völlig richtige Versuch, Russland vor allem auf dem Energiesektor ökonomisch zu isolieren, die Einhaltung der Klimaschutzziele unterminiert.
Soll heißen: Bei dem Versuch, einen Angriffskrieg einzudämmen, laufen wir gerade Gefahr, das Zwei-Grad-Ziel endgültig in die Tonne zu treten. (Vom 1,5-Grad-Ziel mag ohnehin keiner mehr reden.)
Spätestens an dieser Stelle sollte jetzt irgendetwas Positives stehen, damit Sie nicht einfach weiterklicken. Das Placebo der großen, guten Nachricht kann ich Ihnen nicht bieten. Nur einen Tipp: Lernen Sie, die Komplexität zu lieben. Das Wort setzt sich aus dem lateinischen cum (mit) und plectere (flechten) zusammen. Dass (fast) alles mit (fast) allem zusammenhängt, ist ein beliebter Spruch, der aber lange Zeit weder in der Politik noch in der Berichterstattung darüber wirklich ernst genommen wurde. Tut man es dann doch, ergibt sich plötzlich erstaunlich viel Handlungsspielraum.
Wenn Sie zum Beispiel die Verflechtung des Ukraine-Krieges mit der humanitären Krise im Jemen aufdröseln, werden Sie feststellen, dass das UN-Welternährungsprogramm (WFP) schon seit Längerem wegen Geldmangels seine Rationen für Hungernde im Jemen zusammenstreicht – und dass der Krieg zwischen den zwei großen globalen Weizenproduzenten Russland und Ukraine die Getreidepreise noch weiter steigen lässt. Was weit weniger dramatisch wäre, müsste das WFP nicht bei jeder Krise um Geld der Geberländer betteln, sondern endlich einen festen Haushalt bekäme, der bei Bedarf aufgestockt würde.
Wenn Sie die Verflechtungen zwischen dem Krieg in der Ukraine und der Erderwärmung aufdröseln, wird Ihnen auffallen, dass die westlichen Staaten zwar ihre Abhängigkeit von russischen fossilen Energien zu kappen versuchen, damit aber auch einen weltweiten Run auf Erdgas und Erdöl aus anderen Quellen auslösen. Und dass Moskau sein Erdöl und Erdgas jetzt zu niedrigeren Preisen an Länder verkauft, die sich nicht an den Sanktionen gegen Russland beteiligen. China zum Beispiel. Amerikanische Ölkonzerne jubilieren unterdessen, weil sie sich jetzt wieder als Teil der Lösung sehen und nicht als Teil des Problems.
All das ließe sich verhindern, wenn – Sie ahnen es – die Energiewende um ein Vielfaches beschleunigt würde. Nicht nur in Europa. Und wenn, wie Anfang dieser Woche in der Süddeutschen Zeitung vorgeschlagen, nicht nur russisches Öl, sondern auch die Reedereien und Versicherungen unter Sanktionen stünden, die es transportieren. Kleine Justierungen stehen da neben Jahrhundertaufgaben. Aber es ist ja erstaunlich viel denk- und machbar geworden in den vergangenen Wochen.
Womit wir tatsächlich bei den positiven Nachrichten wären. Im Jemen ist seit Anfang April ein Waffenstillstand in Kraft, der erste landesweite seit sechs Jahren. In Äthiopien hält die tödliche Belagerung der aufständischen Region Tigray durch Regierungstruppen und mit ihnen verbündete Milizen weiter an. Doch beide Seiten sind derzeit wenigstens in Gesprächen.
Im Fall Jemen haben die UN maßgeblich dazu beigetragen, dass es zu einer Waffenruhe kam. Im Fall Äthiopien dürften verhängte und angedrohte neue US-Sanktionen zur Gesprächsbereitschaft der Regierung beigetragen haben. Von einem echten Friedensprozess sind beide Länder noch weit entfernt, Äthiopien weiter als der Jemen. Vielleicht ist das Etikett good news übertrieben, vielleicht sind es eher not so bad news. Aber auch die müssen ihren Platz bekommen in den Zeiten des Krieges in der Ukraine.
Aus: "Grüße aus dem Jemen" Eine Kolumne von Andrea Böhm (5. Mai 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/familie/2022-05/humanitaere-krisen-ukraine-krieg-berichterstattung-5vor8/komplettansicht (https://www.zeit.de/politik/familie/2022-05/humanitaere-krisen-ukraine-krieg-berichterstattung-5vor8/komplettansicht)
QuotePreko #1
Das hat nur bedingt mit Aufmerksamkeitsökonomie zu tun. Die aktuelle Codeformulierung ist, dass "uns" die Leute im Jemen und Äthiopien nicht so "kulturell nahe" sind wie die Ukrainer.
QuoteBSI23 #3
Ich stimme der Autorin voll und ganz zu . Ich habe mich auch gefragt,
wo waren all diese Maßnahmen beim Syrien Kriege oder eben im Jemen.
Diese Unterschiedliche Berichterstattung UND Positionierung der Medien
erschließt sich mir nicht. Nur weil der eine Krieg 1000 KM näher oder weiter
ist, dass kann doch nicht der Grund sein ...
QuoteTiol #12
Guter unaufgeregter Artikel. Der Artikel spricht mir von der Seele. Vorallem die Aussage "die nach den Gesetzen des Marktes funktionierende Aufmerksamkeitsökonomie, der sich nicht nur meine Zunft, sondern auch Hilfsorganisationen unterwerfen". Ich habe den Eindruck, dass seit Trumps Zeit die Deutschen und vorallem die Medien die Differenziertheit verloren haben. Wir springen immer nur von einem Hauptereignis zum andern.
QuoteHawkings Brain #20
In einer immer komplexeren Welt braucht es Lösungen, die vieles gleichzeitig berücksichtigen. Der Artikel erinnert daran ...
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QuoteKarl Schlögel (* 7. März 1948 in Hawangen, Landkreis Memmingen, Oberschwaben) ist ein deutscher Osteuropahistoriker und Publizist. Er war Hochschullehrer in Konstanz und Frankfurt an der Oder. Forschungsschwerpunkte sind russische Moderne und Stalinismus, russische Diaspora und Dissidentenbewegung, Kulturgeschichte osteuropäischer Städte und theoretische Probleme historischer Narration.
... Die Krimkrise hat Schlögel dazu gebracht, sich intensiv mit der Geschichte der Ukraine zu beschäftigen.[19] Er bemerkte, eine ,,deutsch-russische Freundschaft" sei trotz einer begrüßenswerten Normalisierung der Beziehungen bis zur Krise 2014 schon zuvor zulasten der anderen ehemaligen Sowjetrepubliken erfolgt.[20] Im Zusammenhang mit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine seit Februar 2022 wendete sich Schlögel gegen dessen geschichtspolitische Begründung. Es gehe Putin darum, die Ukraine als eigenständige Nation zu negieren und so zu tun, als habe die derzeitige Regierung mit dem ukrainischen Volk nichts zu tun. Er propagiere schon seit Jahren die ,,Russkij Mir", die ,,russische Welt", ein imperiales und völkisches Konzept, demzufolge überall dort, wo Russen leben und wo Russisch gesprochen wird, ein Recht Russlands bestehe, mitzureden und zu intervenieren. Putin komme nicht damit klar, dass das sowjetische Imperium auseinandergefallen sei. Er flüchte sich zu Stalin, der das große Land zusammengehalten und das Auseinanderdriften der Republiken aufgehalten habe. ,,Er schleppt die ganze unverarbeitete imperiale Geschichte der Russen mit sich, die unbewältigte Vergangenheit Russlands und der Sowjetunion. Zugleich unterdrückt er die Aufarbeitung und damit das Freiwerden für die Zeit nach dem Imperium."[21]
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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Schl%C3%B6gel (https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Schl%C3%B6gel) (26. April 2022)
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Quote[...] Die Geschichte der genozidalen Ideologien und Praktiken wird fortgeschrieben: Der Vortrag des Osteuropahistorikers bei den Frankfurter Römerberggesprächen zum Thema Ukraine-Krieg
Frankfurt – Ich hatte 2014 nach der russischen Annexion der Krim geschrieben: ,,Wir wissen nicht, wie der Kampf um die Ukraine ausgehen wird; ob sie sich gegen die russische Aggression behaupten oder ob sie in die Knie gehen wird, ob die Europäer, der Westen, sie verteidigen oder preisgeben wird; ob die Europäische Union zusammenhalten oder auseinanderfallen wird. Nur so viel ist gewiss: Die Ukraine wird nie mehr von der Landkarte in unseren Köpfen verschwinden." Das war vor acht Jahren und gilt jetzt, nach dem 24. Februar 2022, noch viel mehr, wie die schon leicht inflationär sich ausbreitende Wendung von der ,,Zeitenwende" belegt. Wir waren, wie es hieß, fassungslos. Es war etwas geschehen, ,,das wir uns nicht vorstellen konnten". Die Ereignisse seither haben unserer Vorstellungskraft aufgeholfen, man muss sich die neue Wirklichkeit jetzt nicht mehr vorstellen, sondern nur genau hinsehen, sie hat uns eingeholt, hinterrücks überholt.
... Gewalt für meine Generation war etwas, was sich in den Fernsehnachrichten und in Filmen abspielte. Die Post-War-Generation in Europa hatte in der Regel keine eigenen Erfahrungen mit Gewalt, sie kannte zwar die Bilder aus Vietnam, Afghanistan, Bagdad, Srebrenica, Aleppo, Grozny. Was sich jetzt abspielt, spielt sich in nächster Nähe ab, in Städten, die unsere Nachbarstädte sind mit allem, was dazugehört. Die Handykameras sind überall, die abgefangenen Gespräche der Soldateska werden jetzt mitgehört von Millionen auf der ganzen Welt. Leichen am Straßenrand, Massengräber, Berichte von Vergewaltigungen, Plünderung, der mörderische Raketenbeschuss – das sind alles nur hilflose Abstraktionen –: Es geschieht jetzt, hier, in unseren Städten. ,,Der Firnis der Zivilisation ist dünn" – noch so eine Art von Allgemeinplatz, der den Schrecken, den Schock auffangen und in die kultivierte Sprache des disziplinierten Diskurses überführen soll. Solche Wucht an Zerstörungskraft haben wir in Europa seit den Bildern von der Zerstörung Warschaus oder den Ruinen Dresden nicht mehr gesehen.
... In der vom Krieg überzogenen Ukraine leben noch Menschen, neunzigährige, die sich nachts in den Keller schleppen, die sich an den Einmarsch der Deutschen 1941 erinnern. Sie haben für die Invasoren spontan die nächstliegende Bezeichnung: Faschisten. Sie haben das ganze Repertoire von Terror und Okkupation schon einmal durchlebt: Einkesselung, Blockade, Deportation, Kollaboration. Darunter finden sich Männer und Frauen, die schon einmal in Konzentrationslager im Reich geschafft worden sind oder durch Zufall die Massaker überlebt haben, die jetzt aber von einer russischen Bombe getötet worden sind – wie der Buchenwaldhäftling Boris Romantschenko, der jetzt in den Trümmern Charkiws ums Leben gekommen ist. Viele der Orte, die jetzt umkämpft sind, sind schon auf den Karten der deutschen Wehrmacht zu finden, Slawjansk, Kramatorsk, Mariupol. Orte, an denen die Deutschen die ukrainischen Juden ermordet haben, sind in den jetzigen Kämpfen wieder unter Beschuss geraten: Babyn Jar in Kiew, die Menorah in Dobrizyn Jar in Charkiv, Uman, ein Zentrum des jüdischen Lebens, das alljährlich von Abertausenden orthodoxer Juden aus aller Welt besucht wird. Neben den Massengräbern, die man in fast jeder ukrainischen Stadt finden kann – von Stalins und von Hitlers Spezialkommandos – sind neue Massengräber ausgehoben worden. Die Bilder von den Panzerkolonnen der Okkupanten gleichen sich, nur dass sie diesmal aus dem Osten rollen. Die Fotos der Landser, die millionenfach von der Ostfront in die Heimat geschickt wurden, werden jetzt ergänzt von den Selfies der jungen Okkupanten. Die Rede der russischen Angreifer von der ,,endgültigen Lösung der ukrainischen Frage" kommt uns, die wir zusammenzucken, wenn wir von einer Endlösung hören, irgendwie bekannt vor.
...
Aus: "Karl Schlögel: Die Ordnung im Kopf und die Unordnung der Welt" (03.05.2022)
Quelle: https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/karl-schloegel-die-ordnung-im-kopf-und-die-unordnung-der-welt-91516795.html (https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/karl-schloegel-die-ordnung-im-kopf-und-die-unordnung-der-welt-91516795.html)
Quote[...] Ein Rundgang durch die Geschichte der Drogen im Krieg führt von Rum über Panzerschokolade bis hin zu den Go-Pills der US-Kampfpiloten. Auch in der Berichterstattung über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine taucht der Verweis auf den Alkohol hin und wieder auf. Auf die Droge wird verwiesen, wenn über die niedrige Moral russischer Truppen, über irrationale oder ineffiziente militärische Vorgehensweisen und – was am schwersten zu ertragen ist – grundlose Tötungen von Zivilistinnen und Zivilisten berichtet wird.
Das tatsächliche Ausmaß des Alkoholkonsums der Soldaten, das hinter den vereinzelten Erwähnungen in Augenzeugenberichten oder Geheimdienstmeldungen steht, ist kaum zu erahnen. Mutmaßlich ist es sehr hoch.
Das liegt nicht nur daran, dass Russland zu den weltweiten Spitzenreitern beim Alkoholkonsum gehört, was etwa auch die Lebenserwartung maßgeblich drückt. Alkohol – und, wenn verfügbar, auch andere Drogen – ist Teil so gut wie jedes Krieges. Die Geschichte militärischer Konflikte ist voll von Beispielen dafür.
Für die unheilige Allianz von Drogen und Krieg gibt es viele Erklärungen. Eine davon: "Die meisten Menschen wollen nicht wirklich töten. Man muss schon tief in die Psyche eingreifen, um die nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Drogen sind ein Mittel dafür."
Das hat sich in der Geschichte der Kriegsführung immer wieder gezeigt, erklärt Ilja Steffelbauer. Er beschäftigte sich als Wissenschafter an der Universität Wien und in einschlägigen Büchern mit Militärgeschichte. Heute ist er im Wissensmanagement der Donau-Uni Krems tätig. "Es gibt etwa Versorgungsberichte zum Schnapskonsum britischer Soldaten in den Napoleonischen Kriegen, die offenbar ständig mehr oder weniger besoffen waren", gibt Steffelbauer ein Beispiel.
Natürlich schadet die Betäubung, die es einfacher macht, die Schrecken des Krieges zu ertragen, der Einsatzfähigkeit der Soldaten. Langfristig gesehen gilt das natürlich auch für aktivierende Substanzen wie Kokain oder Methamphetamine, wie bereits die Geschichte der beiden Weltkriege zeigt. "Heute gilt: Je professioneller eine Armee ist, desto weniger behelfen sich ihre Soldaten mit Drogen", sagt Steffelbauer.
Für die nötige psychologische Konditionierung sorgt in modernen Armeen das Ausbildungsregime: "Letztlich wird die Persönlichkeit ,neu aufgesetzt', damit sie den Anforderungen des Krieges entsprechen kann", sagt der Militärhistoriker. Damit sinke auch der Bedarf an Drogen. "Ein professionelles Heer sucht auch nicht nach Menschen, die im Kampf und dem einhergehenden Risiko einen natürlichen Rauschzustand suchen." Für fortgeschrittene Ausbildungsprogramme, für die die Soldaten psychologisch intensiv durchleuchtet werden, kämen diese kaum infrage.
Dennoch: Ohne chemisch forcierte Leistungssteigerung geht es auch hier nicht. In den USA sind aus den Kriegseinsätzen der vergangenen Jahrzehnte die "Go-Pills" und "No-go-Pills" bekannt, die etwa für Konzentrationsförderung und Schlafmanagement von Piloten eingesetzt werden. "Der Krieg in der Ukraine zeigt wieder, dass ein großer Teil der Kriegsführung aus Logistik besteht. Kann die Einsatzzeit eines Piloten gesteigert werden, entsteht ein Vorteil, der Druck aus der dahinterliegenden Logistik nimmt", sagt Steffelbauer.
Auch hier werden Pharmazeutika auf Basis von Amphetaminen eingesetzt. Kritik daran gibt es nicht zu knapp. US-Piloten, die in Afghanistan befreundete Truppen bombardiert haben, gaben etwa an, dass durch die Go-Pills ihr Urteilsvermögen getrübt war.
Für Steffelbauer beginnt die Geschichte von Drogen als relevantem Kriegsphänomen erst so richtig im 16. Jahrhundert, als erstmals destillierte Alkoholika zur Verfügung standen. In der Antike galt der Wein, der zwar in Mengen, aber fast ausschließlich stark verdünnt getrunken wurde, als Lebensmittel, das immerhin gesünder als verschmutztes Wasser war.
Ähnliches gilt für das Bier im Mittelalter. "Die Rolle als Droge war weniger groß. Der Schnaps gibt dem Ganzen aber eine neue Qualität", sagt der Historiker. Überseekolonien brachten billigen Rum, der die Seekriege jahrhundertelang begleitete. Dass in der britischen Royal Navy erst 1970 die offiziell letzte tägliche Rumration ausgegeben wurde, lässt deren Bedeutung erahnen.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert veränderte sich die Verfügbarkeit von Drogen fundamental. Neue chemische Verfahren ließen es zu, die Naturstoffe aus Kokastrauch oder Schlafmohn zu extrahieren und zu konzentrieren. Kokain ließ Piloten des Ersten Weltkriegs länger durchhalten. Morphine waren ein willkommenes Schmerzmittel bei Verletzungen. Dass es danach schwer war, von der Substanz wieder loszukommen, davon zeugten die vielen "Morphinisten" der Zwischenkriegszeit.
Im Zweiten Weltkrieg begann man in Deutschland schließlich damit, Soldaten systematisch Methamphetamine in Form des Arzneimittels Pervitin zu verabreichen, um Hunger und Schlaf zu unterdrücken und die Stimmung aufzuhellen. Heute kennt man den Inhaltsstoff der damaligen "Panzerschokolade" unter dem Namen Crystal Meth.
Die Kontexte, in denen Drogenkonsum betrachtet wird, waren damals andere, Zuschreibungen als Medizin, als leistungssteigernde Hilfsstoffe waren noch stärker ausgeprägt. Eine Zunahme negativer Konnotationen geht mit der Etablierung von Gegenkulturen und eines Antiestablishments in den USA ab den 1950er-Jahren einher.
Auch diese Gruppen interessierten sich für Drogen. "Damit beginnt sich das Bild der Drogen zu wandeln. Sie werden zum Feind, zum Distinktionselement, mit dem man Gegenkulturen von Hippies bis zu schwarzen Bürgerrechtlern abwerten kann", sagt Steffelbauer. In den USA mündet die Entwicklung schließlich im bekannten "War on drugs". Er half, das Land zum Spitzenreiter bei der Zahl von Gefängnisinsassen zu machen.
Klar ist, dass die individuellen und kollektiven Krisen und Belastungen des Krieges den Rauschmittelkonsum ansteigen lassen. Und natürlich bleibt es nicht dabei. Ein gutes Beispiel dafür, wie die Drogenproblematik eines militärischen Konflikts in eine zivile Gesellschaft hineingetragen wird, ist für den Militärhistoriker der Vietnamkrieg.
"Die G. I.s in Vietnam hatten ein riesiges Problem mit Heroin. Als die Soldaten ins zivile Leben zurückkehrten, wurden sie nicht positiv aufgenommen. Sie wurden mit ihren Traumata allein gelassen und haben weiter Drogen konsumiert – auch als Selbstmedikation gegen ihre psychischen Probleme", sagt Steffelbauer. "Auch diese Entwicklung war für die Explosion des Drogenhandels damals mitverantwortlich."
Aus: "Töten unter Drogen - Pillen, Schnaps und keine Feuerpause: Unter welchem Einfluss im Krieg gekämpft wird" Alois Pumhösel (30.5.2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000135810688/pillen-schnaps-und-keine-feuerpause-unter-welchem-einfluss-im-krieg (https://www.derstandard.at/story/2000135810688/pillen-schnaps-und-keine-feuerpause-unter-welchem-einfluss-im-krieg)
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Bauchladendetektiv, 30. Mai 2022, 07:47:25
Für die nötige psychologische Konditionierung sorgt in modernen Armeen das Ausbildungsregime: "Letztlich wird die Persönlichkeit ,neu aufgesetzt'
Sehr gutes Buch zu dieser Thematik:
"On Killing. The Psychological Cost of Learning to Kill in War and Society" von Dave Grossman, NY 1995
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behan
30. Mai 2022, 07:03:08
ob nun manipulation durch drogen oder psychischer natur, am ende soll rauskommen, dass menschen gewillt und hemmungslos sein sollen, andere menschen zu töten, oder sich für irgendwelche obskuren ideen töten zu lassen. und das weitgehend immer auf eigene kosten (eigene versehrtheit, eigenes leben), nie jedoch auf kosten derjenigen, die den befehl zu töten geben. dieses wiederkehrende theater ist und bleibt eine perverse schmierenkomödie, dessen tragische auswirkungen immer nur die zu krüppeln geschlagenen gebombten zerschossenen menschen der breiten masse auszubaden haben. krieg ist mist.
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Philip_ohne_Doppel_P
Religion oder Nationalismus sind auch sehr zu empfehlen um die Mord- und Brandschatzwut der Truppe zu fördern....
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pupsonaut
Also ich schicke als Staat junge Männer in den Krieg und bekomme billige Rohstoffe vom besetzten Land, wenn die Soldaten daheim sind lass ich sie mit ihrem Drogenproblem allein und fülle so die privatisierten Gefängnisse die mit "Insassenoptimierung" sich dämlich verdienen. Und als Partei lass ich mir von den zwei Branchen den Wahlkampf bezahlen.
Alles richtig gemacht hätte ich gesagt.
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opensky
Angriffs-, Kolonial- und imperiale Kriege sind immer auch gleichzeitig eine Umverteilungsmaschine von unten nach oben. Die breite Bevölkerung muss die Kriege finanzieren, die Profite streichen die übliche kleine Gruppe ein (Bush's Verbrecherbande = seine Minister waren berüchtigt bei den profitierenden Unternehmen beteiligt zu sein).
Darüber hinaus verplempern die meisten Soldaten, oft aus armen Schichten kommend, ihre Zeit ohne etwas konstruktives zu lernen oder finanziell für ihre Zukunft vorsorgen zu können. Das heißt den armen Familien werden Ressourcen entzogen. (Bei Berufsarmeen ist dieser Effekt meist geringer). Dafür ist die Finanzierung durch die Bevölkerung teurer.
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Little Queenie
Die Leider der jungen Männer
Die Ausbildung zum Soldaten besteht in der Brechung der zivilen Persönlichkeit durch Überanstrengung, Übermüdung und Erniedrigung.
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Ernst 3 Jahre alt
Die Kriegstreiber und Mächtigen dieser Welt sollten mal alle THC probieren.
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Delta9
Mit THC wird sich kaum was ändern, wenn dann LSD!
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Schwerdenker
Guter Artikel. Aber in der Begründung für Drogenkonsum von Frontsoldaten fehlt der wichtigste Aspekt überhaupt. Die Überwindung der eigenen Angst. Ich (jetzt 65) konnte noch als 30 jähriger Berichte meines Vaters und seinen Freunden, alle Jahrgang 1910 bis 1920 hören, die explizit erzählt haben, ihre Angst mit Alkohol vermindert zu haben. Am drastischsten sagte ein Jagdflieger: " Ohne 3-4 Schnaps vorher ging gar nix."
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Warumbloß
Überhaupt das Ausschalten warnender Emotionen: Angst und Gewissen
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Steffl98
Also vom War on drugs zum war on drugs... bitter
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wortfilet
"Letztlich wird die Persönlichkeit ,neu aufgesetzt', damit sie den Anforderungen des Krieges entsprechen kann"
Allein die Begrifflichkeit "neu aufgesetzt", sagt schon alles. Ja, die Analogie zum Betriebssystem ist sehr passend. Da jeder Krieg auf dem Betriebssystem der Grausamkeit läuft, frei von Viren des Mitgefühls
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wolfgangwanicek
Ein Wiener Tschetschene sagte mir am Würstelstand am Schwedenplatz vor einigen Wochen Er bekomme Botschaften von beiden Seiten ... aber das intetessiere ihn nicht: Da würden Menschen die einander nicht kennen sich gegenseitig töten im Auftrag und azf Befehl von Menschen, die einander kennen.
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_spike_
Das Perverse an der Sache ist ja unter anderem, dass die Könige, Kaiser und Zaren im 1WK Cousins waren.
Gewisse Dinge ändern sich nie.
Quote
Demophilo
Pervitin
Mich würde interessieren, ob Pervitin nicht nur für die Anfangserfolge, sondern auch für die späteren Misserfolge einen Beitrag geleistet hat. Man betreibt Raubbau am Körper und es ist bekannt, dass Crystal Meth den Körper ruiniert. ...
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Quote[...] Immer wieder schaue ich mir die Fotos aus der Ukraine an, aufgenommen in den endlosen vierzehn Tagen eines Krieges, der so unvorstellbar schien, dass es selbst jetzt noch schwer zu glauben ist, dass das alles tatsächlich geschieht.
Da sind die Strassen von Charkiw – Müll, Trümmer, schwarze Löcher anstelle von Fenstern, die Umrisse wunderschöner Häuser mit ausgebranntem Innern. Da ist der Bahnhof, ein Pulk Flüchtender auf dem Perron versucht, noch einen Platz im gerade abfahrenden Zug zu ergattern. Da ist die Frau mit dem Hund auf dem Arm – sie müssen es in Kiew in den Luftschutzbunker schaffen, bevor der Raketenbeschuss beginnt. Die Entbindungsklinik in Mariupol nach dem Raketenbeschuss, ich werde sie nicht beschreiben. Bombardierte Wohnhäuser in der Stadt Sumy.
Meine achtzigjährige Freundin erzählt von einem Traum, den sie einst hatte: ein riesiges Feld, auf dem Menschen in eisernen Betten liegen, überall Menschen, Menschen, Menschen. Über dem Feld ertönt ein Stöhnen. Ich, sagt sie, wusste schon immer, dass das zu erwarten war. Dass so etwas eintreffen wird.
Von Katastrophen träumen die Menschen oft in diesem Raum, der sich nur noch schwer als postsowjetisch bezeichnen lässt: Ich denke, er wird schon sehr bald einen anderen Namen haben, vielleicht mehrere Namen. Üblicherweise hat die Katastrophe im Traum mit einem Krieg zu tun, der dem Zweiten Weltkrieg sehr ähnlich ist, mit einer Verhaftung, einem Gefängnis, einem Konzentrationslager. Solche Träume haben jene, die den damaligen Krieg erlebt haben, sowie jene, die heute gerade mal in ihren Zwanzigern sind und deren Nächte eigentlich nicht zum Raum für die Ängste und Verzweiflung von vor achtzig Jahren werden sollten. Aber auch ich selbst bin da keine Ausnahme.
In den letzten Tagen, den letzten Nächten sind diese Träume dabei, Realität zu werden. Eine Realität, die furchteinflössender ist, als wir es uns je hätten vorstellen können. Eine, in der die Gewalt, die Aggression, das Böse Russisch spricht. Oder wie jemand kürzlich auf Social Media schrieb: «Ich träume, dass die Nazis uns eingenommen haben – und dass wir diese Nazis sind.»
Das Wort «Nazi» ist eines der häufigsten im politischen Vokabular des russischen Staates. Es wird in Wladimir Putins Reden und den Leitartikeln der offiziellen Propaganda verwendet, um auf die feindliche Macht zu verweisen, die sich in ihren Augen in der Ukraine eingenistet hat. Ein Feind, der so mächtig ist, dass er nur durch bewaffnete Aggression bekämpft werden kann und muss – durch die Bombardierung von Wohnquartieren, die Zerstörung alles Lebendigen in den Städten und Dörfern, aller lebendigen Struktur menschlicher Schicksale. Das Wort «Nazi» löst immer noch Entsetzen aus – und in unserer modernen Welt gibt es genügend Personen, auf die es angewendet werden kann. Doch die Propaganda nutzt das Wort wie eine schwarze Markierung, die sie allen Möglichen aufdrückt: Nenn deinen Gegner einen Nazi – und alle Mittel sind erklärbar und gerechtfertigt.
Die Mittel in diesem Krieg sind sorgfältig durchdacht – eine Armee, die als modern, technologisch fortschrittlich und hocheffizient galt, wendet Methoden an, die aus Filmen über den Zweiten Weltkrieg entlehnt zu sein scheinen. Jeder Krieg ist beängstigend und abstossend – dieser hier nimmt dennoch eine besondere Stellung ein. Panzerverbände, die sich über die Strassen erstrecken, Bombardierungen, Stadtviertel, die in Ruinen verwandelt werden. Das, was wir auf Video und jene, die gerade in der Ukraine sind, direkt vor sich sehen – das alles erscheint wie ein monströses Reenactment, eine Inszenierung, in der mit echten Granaten geschossen wird, in der lebende Menschen zu Zielscheiben werden. Das ist etwas Neues, das ganz und gar nicht wie eine pragmatische Militäroperation erscheint; und zugleich ist es etwas völlig Anachronistisches – ein Krieg des 20. Jahrhunderts, übertragen auf die Plätze des 21. Jahrhunderts.
Wir beobachten ihn in Echtzeit, vor Bitterkeit und Scham darüber erschaudernd, dass dies gerade jetzt passiert: Wieder will jemand die Welt nach seinem Ermessen umgestalten, ohne Rücksicht auf das, was die Menschheit darüber denkt. Gewalt als alles entscheidendes Argument im Gespräch über die Zukunft gefährdet ebendiese Zukunft. Das, was gerade in der Ukraine geschieht – und in Russland und Belarus, die längst zu Geiseln ihrer Herrscher wurden –, geht alle etwas an.
Was wir jetzt erleben, kann man als Untergang des Denkbaren bezeichnen. Über viele Jahrzehnte hinweg nutzte die westliche Vorstellungskraft die Industrie der Fiktion als eine Art Versuchsfeld (in der gesamten Breite ihrer Genres – von Hochliteratur bis zu Hollywoodfilmen und TV-Serien). Was eigentlich zu fürchten und zu meiden war, bevölkerte zahlreiche Dystopien. Szenarien einer schrecklichen Zukunft wurden darin erprobt und auf ihre Plausibilität hin überprüft – und wurden dabei ganz nebenbei zu etwas Vertrautem und Ungefährlichem, wie Filme über Ausserirdische und Zombies, denn: «Das ist doch erfunden!»
Totale elektronische Überwachung, ein Krieg der Starken gegen die Schwachen oder Umweltkatastrophen finden als künstlerische Experimente statt: Stellen wir uns ein solches, in der Realität selbstverständlich unmögliches, Szenario vor. Zuzulassen, dass das Undenkbare – also aus der kollektiven Vorstellung als unmöglich Verdrängte – an einem gewöhnlichen Wintermorgen tatsächlich in den Alltag einbrechen könnte, wäre eine Katastrophe, die alle Vorstellungen über die Gegenwart mit ihrem Gesellschaftsvertrag hinwegfegen würde. Einem Vertrag, der auf die Notwendigkeit von Verständnis, Empathie, gesundem Menschenverstand (und einer gewissen Skepsis gegenüber alarmistischen Prognosen) hinausläuft. Doch inzwischen ist diese Vorstellung Wirklichkeit, und wir stehen auf den Trümmern.
Dieser ungerechte Krieg auf fremdem Territorium mit seinen Verbrechen und Opfern (die bereits in die Millionen gehen, wenn wir nicht nur von den Toten sprechen, sondern auch von jenen, die verwundet wurden, ihr Zuhause verloren haben, ihrer Angehörigen, ihrer Zukunft beraubt wurden) wird vom Aggressor nach dem Gesetz von Kunstwerken, Filmen oder Büchern geführt, in denen die Ereignisse vom Willen dessen bestimmt werden, der sie erschafft. Bloss wird das Buch von einem sehr schlechten Autor geschrieben – und das im doppelten Sinn: Denn nur ein schlechter Mensch und untalentierter Schriftsteller schert sich überhaupt nicht um seine Figuren. Es ist ihm egal, ob sie leben oder sterben, es kümmert ihn nicht, was sie wollen oder brauchen, und schon gar nicht ist er bereit, ihnen irgendwelche Freiheiten zuzugestehen. Was ihn interessiert, ist bloss die eigene Urheberschaft, die Durchsetzung des eigenen Willens und die Möglichkeit, den Text und die Ereignisse zu kontrollieren.
Genau das tut Wladimir Putin jetzt. Er setzt seinen persönlichen Willen durch und versucht, die Geschichte der Ukraine und Europas neu zu schreiben, unsere Gegenwart zu verändern und die Zukunft vorherzubestimmen. Er versucht, die Ukraine, Russland, Europa, die Welt (und alle, die ihre Newsfeeds zurzeit immer aufs Neue aktualisieren) in ein sehr schlechtes Buch hineinzuziehen, das er selbst geschrieben hat. Er rechnet damit, dass wir alle jetzt in diesem Buch existieren; er will unser Autor sein, unser Drehbuchautor, derjenige, der weiss, wie er unser Leben zum Besseren verändern kann. Was dabei herauskommt, wissen wir.
Man könnte sagen, dass dies die Essenz jeder Diktatur und die Logik jedes Diktators ist: die Behauptung des eigenen Solipsismus, die Betrachtung der lebendigen, bewohnten Welt als Stillleben, als totes Objekt, als stumme Teller auf dem Tisch, die nicht schreien würden, wenn man sie zerschlägt. Doch mir scheint, dass dies ein besonderer Fall ist: Hinter der Bewegung russischer Truppen steht die aufrichtige Angst vor der Existenz des Anderen, das leidenschaftliche Streben danach, dieses Andere zu unterjochen, es umzugestalten, es in sich aufzunehmen und sich anzueignen, es zu schlucken, zu verschlingen.
Etwas Ähnliches beschreibt der irische Autor C. S. Lewis in seinen «Screwtape Letters» (1942, deutscher Titel: «Dienstanweisung für einen Unterteufel»): Die Dämonen dort ernähren sich von menschlichem Schmerz und Verzweiflung, und ihre Geschwisterlichkeit reduziert sich auf den Wunsch, einen der ihren zu fressen. Wenn ich die Überlegungen russischer Politiker über das ukrainische Brudervolk höre, das man bloss zur Vernunft bringen müsse, nehme ich einen klaren Schwefelgeruch wahr.
Der Krieg in der Ukraine wird von Putin mit dem Zorn und der Hartnäckigkeit eines Mannes geführt, der mit dem Land eine persönliche Rechnung offen hat und für den Sieg zu allem bereit ist – aber nicht so, wie man in einer Welt nuklearer Abschreckung, der Verhandlungen, Vereinbarungen und Zugeständnisse gewinnt, sondern als wäre alles Wichtige bloss eine Art liebevoll ausgearbeitetes Szenario, eine kompensatorische Ersatzhandlung. Demnach muss die Ukraine unbedingt gedemütigt und aller Attribute jeglicher Unabhängigkeit und Autonomie beraubt werden: von der rechtmässig gewählten Regierung (sogenannte Entnazifizierung) über die Armee (das Land soll zur entmilitarisierten Zone werden) bis zu den Ansprüchen auf verlorene Territorien (die Aufgabe der Krim und des Donbass).
Doch auch das ist noch nicht genug. Noch vor Beginn irgendeines Verhandlungsprozesses musste die Ukraine rituelle Bestrafungen durchlaufen – es galt, sie öffentlich, laut und live im Fernsehen in die Knie zu zwingen –, um ihren Bewohner:innen und allen, die von der Seitenlinie aus zuschauen, zu zeigen, was mit jenen passiert, die nicht gehorchen. Die Brutalität, mit der dieser Krieg geführt wird, scheint unerklärlich, wenn man nicht dieses, man könnte sagen, erzieherische Ziel vor Augen hat. Wenn Europa unser Haus ist, will Putin zeigen, wer in diesem Haus der Herr ist. Zerstörte Städte und zerbrochene Leben als Anschauungsmaterial, an das man sich noch lange erinnern soll. Doch es gibt noch einen weiteren Punkt, und dieser erscheint mir wichtig.
Das, was jetzt geschieht, spielt sich bereits unumkehrbar ebenso im Raum des Symbolischen ab wie auf den echten Feldern und in den Luftschutzbunkern. Die Ukraine ist heute Schauplatz des uralten Kampfes zwischen Gut und Böse, so hochtrabend das auch klingen mag; von seinem Ausgang hängt das Schicksal aller ab, nicht bloss das der Ukraine und Russlands. Das Böse ist ein altmodischer Begriff. Die Nachkriegsjahrzehnte haben uns daran gewöhnt, uns auf der Suche nach Verständnis, einem Kompromiss und Dialog reflexartig in den Gegner hineinzuversetzen. Doch manchmal gibt es niemandem zum Reden – anstelle eines Gesprächspartners bloss undurchdringliche Dunkelheit, um jeden Preis auf dem eigenen Standpunkt beharrend.
Jetzt entscheidet sich, in welcher Welt wir leben werden – und in gewisser Weise leben und agieren wir bereits in der dunklen Grube eines fremden Bewusstseins, in die wir mit Gewalt hineingezogen wurden. Es beschwört archaische Vorstellungen aus der Vergangenheit herauf: über «Völker», die besser oder schlechter sein können, höher oder niedriger auf der Skala irgendeiner schwer fassbaren Grösse. Darüber, dass «alle Ukrainer:innen» (oder Jüdinnen, Russen, US-Amerikanerinnen und so weiter) «so sind» (schwach, geizig, unterwürfig, feindselig). Diese Pappfiguren spazieren bereits durch die kollektive Fantasie, als stünden wir vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. «Die Toten greifen nach den Lebenden», wie man in Russland sagt. In diesem Fall sind es tote Ideen und Vorstellungen, in die, wie in einem Horrorfilm, neues Blut strömt und die zu töten bereit sind.
Die Zeit macht gehorsam eine Kehrtwende, zurück in die stickige Vergangenheit, die uns einst nachts in Angst und Schrecken versetzte. Zunächst einmal besteht eine der Aufgaben der «Militäroperation» darin, die Uhren um acht Jahre zurückzudrehen, die Ukraine zurück in einen Zustand zu versetzen, den der Kreml gerne für immer bewahren würde. Schon zaubern sie einen leicht verschimmelten Janukowitsch aus der Truhe: bereit, ihn in den Präsidentensessel zurückzuhieven. Als wäre es schon immer so gewesen – und wir hätten uns die Maidan-Revolution und die acht Jahre elektorale Demokratie bloss eingebildet, als hätten wir nur geträumt. Der Krieg des 21. Jahrhunderts versucht das 20. zu imitieren: zurück in die Zeit des Massensterbens und monströser historischer Experimente.
Heute ist dieser Krieg zwar mit einer neumodischen Abhängigkeit von «Bildern» verbunden – doch auf den Bildschirmen herrscht bloss tiefes, grabähnliches Altertum. Sich dem heute zu widersetzen, heisst auch, sich von der Diktatur einer fremden Fantasie zu befreien: von einem Weltbild, das uns von aussen aufgezwungen wird und unwillkürlich unsere Träume, Tage und Newsfeeds erfasst. In der Ukraine findet gerade ein Überlebenskampf statt: ein Kampf um die Unabhängigkeit des eigenen Verstands – in jedem Haus, in jedem Geist. Hier wie dort ist Widerstand unabdingbar.
Gestern habe ich einem Freund zum Geburtstag gratuliert, habe – wie ich es bei solchen Gelegenheiten oft tat – «Hurra» geschrieben. Dann habe ich mich selbst unterbrochen. Ein schlechtes Wort.
«Alles brennt und raucht», sagten wir früher über die Hektik bei der Arbeit, wenn du fünf Dinge auf einmal erledigst und deshalb zu nichts kommst. Das ist jetzt unmöglich. Denn hier brennt und raucht es nicht.
Früher benutzte ich oft den harmlosen Spruch «Ein Soldat tut keinem Kind etwas zuleide», was bedeutet, dass es keinen Grund gibt, sich Sorgen zu machen. Alles wird gut, wir kriegen das schon hin. Nun gibt es den Spruch nicht mehr, über Soldaten und Kinder lesen wir via VPN in Publikationen, die in Russland verboten sind.
Ich schreibe dies alles auf Russisch, und mit jedem Satz wird das Schreiben schwieriger. Die Sprache, ihr lebendiger Gebrauch, ändert sich als Erste. Sie ist wie Erde, darin alte Minen, die plötzlich zu explodieren beginnen, wenn du übers Feld läufst. Jetzt sind sie alle zum Leben erwacht. Die Sprache trifft keine Schuld, ebenso wenig wie die Erde. Doch sie ist bereits anders geworden, von Löchern und Lücken durchdrungen – und es werden bloss immer mehr werden.
Aus dem Russischen von Anna Jikhareva.
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Die Chronistin
Die Moskauer Lyrikerin und Schriftstellerin Maria Stepanova (49) ist eine der profiliertesten Stimmen des literarischen Lebens in Russland. Sie ist Autorin zahlreicher Gedicht- und Essaysammlungen, ihre Texte wurden in Dutzende Sprachen übersetzt, ihre Bücher mehrfach ausgezeichnet.
Die deutsche Übersetzung von Stepanovas erstem Roman erschien 2018 unter dem Titel «Nach dem Gedächtnis» im Suhrkamp-Verlag. Darin beschäftigt sie sich mit den Mechanismen der individuellen und kollektiven Erinnerung – und nimmt die Leser:innen mit auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie und die Geschichte Russlands. 2020 publizierte Suhrkamp den Band «Der Körper kehrt wieder». In den Langgedichten befasst sich Stepanova mit der Gewalt in der russischen Geschichte.
Stepanova studierte am Maxim-Gorki-Literaturinstitut und ist seit 2012 Chefredaktorin von «Colta.ru», einem unabhängigen Onlinemagazin mit Schwerpunkt Kultur und politisches Feuilleton. Zuletzt wurde es von den russischen Behörden abgeschaltet und ist nur noch über eine verschlüsselte VPN-Verbindung erreichbar. Stepanova lebt in Moskau.
Aus: "Essay: Der Untergang des Denkbaren" Maria Stepanova (Nr. 11/2022 vom 17.03.2022)
Quelle: https://www.woz.ch/-c3ec (https://www.woz.ch/-c3ec)
Quote[...] VIšEGRAD taz | Es gibt Stätten des Grauens, die man auch nach 30 Jahren nicht verdrängen kann. Das mulmige Gefühl in der Magengegend stellt sich beim Anblick der berühmten Brücke über die Drina in der bosnischen Kleinstadt Višegrad aber nur bei jenen ein, die wissen und wissen wollen, was damals hier vorgefallen ist.
Inzwischen haben zwar Hunderttausende Besuchern den herrlichen Blick auf die 1572 von Großwesir Mehmed-paše Sokolovića geschaffene Brücke genossen, haben die stabilen und eleganten Pfeiler der Brücke bewundert, die allen Hochwassern der Jahrhunderte getrotzt haben. Viele haben das Buch von Ivo Andrić ,,Die Brücke über die Drina" verschlungen, für das der bosnisch-jugoslawische Schriftsteller 1961 den Literaturnobelpreis erhalten hat.
Doch für die am Samstagvormittag angereisten rund 300 Menschen ist der Blick von der Brücke in das reißende, grünlich schimmernden Wasser der Drina ein Blick in den Abgrund. ,,Mein Mann hat sich damals geweigert zu fliehen, er wurde hier auf der Brücke erschossen und dann in den Fluss geworfen." Weitersprechen will die Frau nicht, die merklich versucht, die Fassung zu wahren.
Das Grauen für die 21.000 Einwohner der Gemeinde samt der Kleinstadt und den umliegenden Dörfern begann während des Bosnienkriegs, als serbische Freischärler der Gruppe ,,Weiße Adler" im Mai 1992 in der von der serbisch-jugoslawischen Armee eroberten Stadt ein Terrorregime etablierten. Zwei Drittel der Einwohner gehörten der muslimischen Bevölkerungsgruppe an. Wer von ihnen nicht geflohen war, verlor all seine Rechte und seine Arbeit. Aus Serbien stammende Freischärler und lokale Serben raubten ihre Häuser aus und vergewaltigten.
Es begann die blutige Willkürherrschaft, der nach unterschiedlichen Angaben 1.600 bis 3.000 Menschen zum Opfer fielen. Mehr als tausend Männer wurden tot oder noch lebendig, gefesselt in den Fluss geworfen, ertranken oder wurden noch am Ufer erschlagen.
,,Wenn ein Mensch getötet wird, dann ist es ein Mord, wenn Tausende ermordet werden, dann ist es nur eine Zahl", sagte vor Kurzem der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Sarajevo Jakob Finci und meinte damit, dass man das Unfassbare nicht in Zahlen ausdrücken kann. An diesem Samstag versucht Bakira Hasečić in ihrer Rede bei der Gedenkveranstaltung unter der heißen Junisonne, das Grauen für alle Anwesenden in Worte zu fassen.
Die jetzt wohl 69-Jährige erlitt ihr eigenes Martyrium. Denn sie gehörte damals zu den Frauen und Mädchen, die in das Hotel Vilina Vlas verschleppt wurden. Über zwei Jahre lang war sie Vergewaltigungen ausgesetzt, manche der Frauen und Mädchen begingen damals Selbstmord. Bakira überlebte und gründete nach dem Krieg in Sarajevo den Verein ,,Frauen als Kriegsopfer".
Kurz nach dem Krieg hatte sie drei ihrer Peiniger auf der Straße wiedererkannt. Seither ermutigt der Verein Folter- und Vergewaltigungsopfer, über ihr Schicksal zu sprechen. Bis heute sammelt sie Beweise und versucht den Aufenthaltsort der Täter herauszufinden. Einige der von ihrem Verein erkannten Vergewaltiger konnten von der gesamtstaatlichen bosnischen Polizei Sipa verhaftet und der Justiz übergeben werden.
Die Anwesenden wissen, dass die Behörden der serbischen Teilrepublik, in der auch die Kleinstadt Višegrad liegt, alles tun, um diese Aufklärungsarbeit zu blockieren. Doch die bosnisch-serbische Polizei hat dieses Jahr darauf verzichtet, die anrollenden Busse vor der Stadt aufzuhalten. Noch vor fünf Jahren wurden serbische Veteranen des ,,Kriegs" in Višegrad provokativ geehrt und die Polizei ließ Tschetnikgruppen grölend durch die Stadt marschieren.
Am Samstag standen sogar freundliche serbische Polizisten am Straßenrand. Unter Polizeischutz gingen die Trauernden zu dem Haus in der Pionirska-Straße, wo die serbischen Freischärler damals um die 70 Menschen eingeschlossen und das Gebäude angezündet hatten. Dort angekommen herrschte drückendes Schweigen.
Das einige Kilometer entfernt liegende Vilina Vlas, wo damals so viele Frauen und Mädchen vergewaltigt wurden, liegt umgeben von Wald oberhalb des Flusses in einer idyllischen Landschaftlich. Heute wird das Hotel weiterhin gebucht, und das obwohl die Räumlichkeiten seit diesem Grauen nicht einmal renoviert wurden. Wer kann hier wirklich ruhig schlafen?
Auf der Terrasse des Cafés und Restaurants gegenüber der berühmten Brücke beobachtet eine Gruppe serbischer Männern, alle um die 40 Jahre alt, muslimische Frauen, die wegen der Trauerfeier Kopftücher tragen und jetzt in die Busse steigen. Es sind Blicke aus Neugierde, nicht mehr aus Hass wie noch vor wenigen Jahren.
Ob sie wissen, warum diese Leute auf der Brücke waren? Sie antworten mit Achselzucken. ,,Das hat wohl mit dem Krieg vor 30 Jahren zu tun." Wissen sie wirklich nicht, was hier geschehen ist?
Aus: "Gedenken an Massaker im Bosnienkrieg: Das Grauen an der Drina" Erich Rathfelder (19.6.2022)
Quelle: https://taz.de/Gedenken-an-Massaker-im-Bosnienkrieg/!5859344/ (https://taz.de/Gedenken-an-Massaker-im-Bosnienkrieg/!5859344/)
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Quote[...] Mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Völkermord von Srebrenica haben die Niederlande erstmals bei den Angehörigen der Opfer um Entschuldigung für ihr Versagen gebeten. "Die internationale Gemeinschaft hat beim Schutz der Menschen von Srebrenica versagt", sagte Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren bei der Gedenkfeier in Potočari in Bosnien und Herzegowina. "Als Teil dieser Gemeinschaft trägt auch die niederländische Regierung einen Teil der politischen Verantwortung für die Situation, in der dieses Versagen geschehen konnte. Dafür entschuldigen wir uns zutiefst."
Srebrenica war eine UN-Schutzzone während des Balkankriegs. Die niederländische UN-Einheit Dutchbat III sollte im Sommer 1995 Tausende bosnische Flüchtlinge in der Enklave schützen. Doch am 11. Juli überrannten serbische Einheiten unter Führung von General Ratko Mladić Srebrenica, wogegen die nur leicht bewaffneten Blauhelme sich nicht widersetzten. Die Serben ermordeten daraufhin etwa 8.000 bosnisch-muslimische Jungen und Männer. Der Massenmord galt bis zum Krieg in der Ukraine als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Regierung hatte zuvor bereits eigene politische Fehler zugegeben, eine klare Entschuldigung aber stets abgelehnt. "Wir können das Leiden nicht von Ihnen nehmen", sagte die Verteidigungsministerin jetzt. "Aber was wir können, ist, uns dieser Geschichte direkt zu stellen." Im vergangenen Monat hatte die Regierung sich bereits bei den eigenen Veteranen entschuldigt. Bei einer Ehrung der ehemaligen Soldaten hatte Ministerpräsident Mark Rutte von einem unmöglichen Auftrag gesprochen.
Ollongren sagte bei der Gedenkfeier, dass die bosnisch-serbischen Anführer die Schuldigen für den Völkermord gewesen seien. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hatten den Serbenführer Radovan Karadžić sowie Ex-General Mladić jeweils zu lebenslanger Haft verurteilt.
An der Gedenkfeier nahmen auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, der Hohe Repräsentant Christian Schmidt und die Vizepräsidentin des Bundestages, Aydan Özoğuz (SPD), teil. Im Rahmen der Feier wurden weitere 50 Getötete beigesetzt. In Potočari liegen nun 6.652 Menschen begraben, 237 wurden auf Wunsch der Familien anderswo beigesetzt, mehr als 1.000 gelten weiterhin als vermisst.
Aus: "Bosnienkrieg: Niederlande entschuldigen sich für Versagen bei Massaker in Srebrenica" (11. Juli 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-07/voelkermord-srebrenica-niederlande-kasja-ollongren-entschuldigung (https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-07/voelkermord-srebrenica-niederlande-kasja-ollongren-entschuldigung)
QuoteMichael_W. #4
... Man trägt eine Verantwortung. Für das politische Versagen kann man sich entschuldigen.
Die Schuldfrage stellt sich nicht. Schuldig sind einzig die Täter.
QuoteTurbowandel #3
Sebrenica 1994, Ruanda 1995, Butscha 2022: Regelmäßig zeigt die Historie, dass auch Wegschauen nicht von Verantwortung befreit.
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Quote[...] Der Bürgerkrieg in Kolumbien dauert länger als ein halbes Jahrhundert und fordert rund 220.000 Todesopfer. In ihrem 515-seitigen Bericht führt die Wahrheitskommission Menschenrechtsverletzungen an verschiedenen Gruppen auf. Es ist von Verschleppung, Missbrauch und Massengräbern die Rede.
Sechs Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen der kolumbianischen Regierung und der linken Guerillaorganisation FARC hat die Wahrheitskommission ihren Abschlussbericht über die während des Bürgerkriegs verübten Verbrechen vorgelegt. "Es sind unbequeme Wahrheiten für uns alle", sagte der Vorsitzende der Kommission, Francisco de Roux, bei der Vorstellung des Berichts in Bogotá. "Wir haben uns an den Tod und die Entführungen gewöhnt. Aber wer seine Verantwortung einräumt und anerkennt, wird von einem Teil des Problems zu einem Teil der Lösung."
In zehn Kapiteln werden Menschenrechtsverletzungen gegen verschiedene Gruppen wie Indigene, Frauen, Kinder und Homosexuelle beschrieben, Stellungnahmen von Opfern und Tätern veröffentlicht und Empfehlungen für eine friedliche Zukunft ausgesprochen. Für den 515 Seiten starken Bericht führte die Wahrheitskommission in knapp vier Jahren über 27.000 Interviews in Kolumbien und 23 weiteren Ländern. "Die Anhörung der Opfer hat uns erschüttert: die Tausenden Kinder, die in den Krieg verschleppt wurden, die Suche nach Verschleppten, die Massengräber, die Tausenden von missbrauchten und gedemütigten Frauen, die massakrierten Bauern", sagte de Roux.
Die Wahrheitskommission überreichte eine Reihe an Empfehlungen an den künftigen Präsidenten Gustavo Petro. "Die Wahrheit hat eine Bedeutung, die nicht Rache, sondern Dialog, Einigung, Koexistenz und Versöhnung bedeutet", sagte Petro. Der Linkspolitiker und ehemaliger Guerillero tritt sein Amt am 7. August an. "Diese Empfehlungen werden dazu dienen, dass sich der bewaffnete Konflikt nicht wiederholt."
Kolumbien litt 52 Jahre lang unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. 2016 schloss die Regierung einen Friedensvertrag mit der linken FARC-Guerilla. Die Wiedereingliederung der ehemaligen Rebellen ins zivile Leben gestaltet sich allerdings schwierig. Viele haben sich wieder kriminellen Gruppen angeschlossen. Auch die kleinere Guerillagruppe ELN kämpft noch immer gegen den Staat. Zwar hat sich die Sicherheitslage verbessert, aber gerade auf dem Land werden noch immer große Gebiete von bewaffneten Banden kontrolliert.
"Die Wahrheitskommission hat die Ursachen des Konflikts beleuchtet und seine schmerzvolle Wirklichkeit offengelegt", sagte die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet in einer Videobotschaft. "Ohne die Wahrheit ist Versöhnung nicht möglich. Ohne Versöhnung bleibt das Risiko einer Wiederholung bestehen." Die Wahrheitskommission rief die Regierung dazu auf, den Friedensvertrag mit den FARC konsequent umzusetzen. Von den Splittergruppen der FARC, den ELN-Rebellen und anderen kriminellen Organisationen verlangte die Kommission, die Waffen niederzulegen. "Es gibt immer noch einen Konflikt zwischen verschiedenen Akteuren, der in einer weiteren Phase der totalen Konfrontation wieder an Kraft gewinnen könnte, wenn keine ernsthaften Schritte zur Friedenskonsolidierung unternommen werden", sagte de Roux.
Quelle: ntv.de, als/dpa
Aus: "Bericht zu Kolumbiens Bürgerkrieg zeigt Schreckensbild" (28.06.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Bericht-zu-Kolumbiens-Buergerkrieg-zeigt-Schreckensbild-article23428942.html (https://www.n-tv.de/panorama/Bericht-zu-Kolumbiens-Buergerkrieg-zeigt-Schreckensbild-article23428942.html)
Quote[...] Nach dem Fund eines Massengrabs im ostukrainischen Isjum wird in der Region Charkiw nach weiteren Toten gesucht. Es werde jede Anstrengung unternommen, um die Körper gefallener Soldaten an ihre Familien übergeben zu können: "Wir setzen die Arbeit fort (...), damit die Familien die Soldaten, die für die Ukraine gestorben sind, so schnell wie möglich angemessen ehren können", sagte der ukrainische Vermisstenbeauftragte Oleh Kotenko. Ihm zufolge wird die Suche allerdings durch die vielen Minen vor Ort erschwert.
Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von einem Massengrab in der Nähe der Stadt Isjum berichtet. "Wir wollen, dass die Welt weiß, was die russische Besatzung angerichtet hat", sagte er am Donnerstagabend, ohne Details zur Anzahl der Leichen oder der Todesursache zu nennen. Die Ermittlungen hätten begonnen. Im Laufe des Tages sollen erste Erkenntnisse vorliegen.
Präsidialamtschef Andrij Jermak warf den russischen Truppen Mord vor und veröffentlichte ein Foto von einem Waldgebiet mit grob gezimmerten Holzkreuzen. Alle in dem Massengrab gefundenen Leichen würden exhumiert und gerichtsmedizinisch untersucht, kündigte Jermak an.
Regionalpolizeichef Sergej Botwinow sprach gegenüber dem Sender Sky News von einer Grabstätte mit etwa 440 Leichen, die in Isjum entdeckt worden sei. "Ich kann sagen, dass es sich um eine der größten Begräbnisstätten in den befreiten Gebieten handelt", sagte Botwinow. Einige der Menschen seien durch Schüsse getötet worden, während andere bei Bombardierungen gestorben seien.
Selenskyj verglich Isjum mit den Städten Butscha und Mariupol, die zu Symbolen für die Gräuel der russischen Invasion der Ukraine geworden sind. "Russland hinterlässt überall den Tod", sagte er. Die Welt müsse Moskau "wirklich für diesen Krieg zur Rechenschaft ziehen".
Die russischen Streitkräfte verließen Isjum und andere Teile der Region Charkiw in der vergangenen Woche angesichts einer Gegenoffensive der ukrainischen Truppen. Am Mittwoch besuchte Selenskyj die Stadt und dankte den ukrainischen Soldaten für ihren Einsatz.
Derweil berichtete der stellvertretende ukrainische Innenminister Jewhen Jenin von Folterkammern, die man in Städten und Ortschaften der Region Charkiw wie etwa in den Städten Balaklija und Wowtschansk entdeckt habe. Dort seien ukrainische Staatsbürger und Ausländer unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten worden, sagte er dem ukrainischen Radiosender NV.
Zu den "Ausländern" zählt demnach auch eine Gruppe von Studenten aus einem nicht näher bezeichneten asiatischen Land. Jenin zufolge seien sie an einem russischen Kontrollpunkt festgenommen worden, als sie versuchten, in das von der Ukraine kontrollierte Gebiet zu gelangen. Anschließend habe man sie festgehalten. Wo genau, sagte der Vizeinnenminister nicht.
"All diese Hinweise auf Kriegsverbrechen werden nun von uns sorgfältig dokumentiert", sagte er. "Und wir wissen aus der Erfahrung von Butscha, dass die schlimmsten Verbrechen nur im Laufe der Zeit aufgedeckt werden können."
Aus: "Charkiw: Minen erschweren Suche nach weiteren Toten nach Massengrabfund" (16. September 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-09/charkiw-massengrab-isjum-ukraine-tote-suche-minen (https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-09/charkiw-massengrab-isjum-ukraine-tote-suche-minen)
QuoteRiau #13
''440 Menschen sollen in einem Wald bei Isjum verscharrt worden sein''
Dieser Satz zeigt uns, wie schwer es ist, in Kriegszeiten die Wahrheit zu wissen.
"Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit" soll ein amerikanischer Senator gesagt haben.
QuoteDirewolf #13.1
Was absolut richtig ist.
Wer erinnert sich nicht an Aussagen wie: "Die Truppen an der ukrainischen Grenze machen nur ein Manöver." oder "Wir haben die Ukraine nicht angegriffen."
QuoteValerian I. #14
Scheint sich doch nicht um ein Massengrab zu handeln:
"Neue Grabfunde laut ukrainischen Angaben kein weiteres Butscha"
"Berichte über ein Massengrab in Isjum riefen Erinnerungen an Kriegsverbrechen in Butscha wach. Damit will es der Vermisstenbeauftragte aber nicht vergleichen. Und: Die USA halten gelieferte Waffensystem für effektiv". Die News.
10.50 Uhr: Seit Donnerstag gibt es Berichte über ein Massengrab in der ostukrainischen Kleinstadt Isjum. Nun hat der ukrainische Vermisstenbeauftragte mitgeteilt, dass es sich in der am Wochenende zurückeroberten Stadt nicht um ein Massengrab handele, sondern um viele Einzelgräber.
"Ukrainischer Polizeichef berichtet von zehn Folterkammern in Gebiet Charkiw"
https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-russland-news-am-freitag-ukraine-will-journalisten-neues-massengrab-zeigen-a-42190686-fe07-4f9c-b846-ba7898c8663f (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-russland-news-am-freitag-ukraine-will-journalisten-neues-massengrab-zeigen-a-42190686-fe07-4f9c-b846-ba7898c8663f)
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Gräberfund in ukrainischer Stadt Isjum: Wohl kein zweites Butscha
Livebericht Matthias Balmetzhofer, Bert Eder 16. September 2022
https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000139140289/graeber-in-ukrainischer-stadt-isjum-gefunden-wohl-kein-zweites-butscha (https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000139140289/graeber-in-ukrainischer-stadt-isjum-gefunden-wohl-kein-zweites-butscha)
Hunderte Gräber in Isjum entdeckt: Ermittlungen haben begonnen (16. September 2022)
Erste Erkenntnisse werden laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj am Freitag vorliegen. Mindestens 440 Leichen sollen gefunden worden sein
https://www.derstandard.at/story/2000139144493/massengrabfund-ueber-den-in-einem-waldstueck-haben-nach-ukrainischen-angaben (https://www.derstandard.at/story/2000139144493/massengrabfund-ueber-den-in-einem-waldstueck-haben-nach-ukrainischen-angaben)
Quote[...] Bei Demonstrationen gegen die Teilmobilmachung in Russland sind nach Angaben von Bürgerrechtlern in mindestens 38 Städten mehr als 1.400 Menschen festgenommen worden. Das teilte die Organisation OWD-Info mit, die Festnahmen in Russland dokumentiert. Fast ein Viertel der Festnahmen erfolgte demnach in Moskau. Es sind die größten Proteste in Russland seit den Demonstrationen, die es Ende Februar nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gegeben hatte.
Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten am Abend Dutzende Festnahmen in der Hauptstadt Moskau und in der zweitgrößten Stadt St. Petersburg. Im Stadtzentrum von Moskau wurden mindestens 50 Menschen auf einer Einkaufsstraße festgenommen, teilten die Reporter mit. Im Stadtzentrum von St. Petersburg füllte die Polizei einen ganzen Bus mit Festgenommenen.
Die Demonstranten riefen "Nein zum Krieg" und "Nein zur Mobilmachung". "Alle haben Angst", sagte der Demonstrant Wassili Fedorow in St. Petersburg. "Ich bin für den Frieden, und ich will nicht schießen müssen." Doch sei es in Russland sehr gefährlich, für diese Forderungen auf die Straße zu gehen.
Die russischen Behörden versuchten, die Proteste herunterzuspielen. Eine Vertreterin des Innenministeriums sagte russischen Medien zufolge, es habe in einigen Regionen Versuche einer "extrem kleinen Zahl von Teilnehmern" gegeben, nicht autorisierte Aktionen vorzunehmen. "Diese wurden alle unterbunden."
Während im Internet Protestaufrufe geteilt werden, drohte die Moskauer Staatsanwaltschaft mit bis zu 15 Jahren Gefängnis für die Teilnahme bei solchen Demonstrationen. Zudem werde der Zugang zu Medienwebsites, die Falschinformationen über die Mobilmachung verbreiten, gesperrt. Das teilte die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor mit.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuvor eine Teilmobilmachung russischer Männer im wehrfähigen Alter angekündigt. Nach Angaben von Verteidigungsminister Sergei Schoigu sollen etwa 300.000 Reservisten zur Verstärkung der russischen und separatistischen Kräfte in den Osten und Süden der Ukraine entsandt werden. Mobilisieren ließen sich laut Schoigu aber bis zu 25 Millionen Menschen – dies ist die Gesamtzahl der Reservisten in Russland.
Aus: "Russland: Mehr als 1.400 Festnahmen bei Protesten gegen Teilmobilmachung" (22. September 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/russland-demonstrationen-festnahmen (https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/russland-demonstrationen-festnahmen)
QuoteDarko Durmitor #1
1000 Festnahmen. Habe nicht mit so viel Widerstand gerechnet.
Schade nur, dass diese Leute erst jetzt demonstrieren, da sie fürchten, selbst eingezogen zu werden. Der Angriff auf die Ukraine und dass dieses verlotterte Regime schon 10 bis 20000 Landsleute an der Front verheizt hat, hat ja in den letzten Monaten niemand groß aufgeregt. ...
QuoteStuben- und Revierreinigung #2
Sehr mutige Menschen. Gibt mir Hoffnung.
QuoteFelixPeter #3
Die Verzweiflungs-Teilmobilmachung schiebt Putin seiner Generalität in die Schuhe, deren Ratschlägen er folgt, so wie er sich in seiner Ansprache äußert. Allein dies klingt bereits skurril, denn es lässt die Schlussfolgerung zu, dass er diesen Gedanken nicht hegte. Der Mut der Russen, auf Plätzen und Straßen öffentlich zu demonstrieren ist angesichts der harten Strafen absolut bewundernswert. ...
QuoteHerrn Mangold #15
Verrückt, irgendwie ist die NS-Zeit die Blaupause für das alles. Die Polizei macht nur ihren Job. Die Gerichte können es kaum erwarten sich in den Strafen zu überbieten. Wer "Frieden" sagt gilt als zerrüttendes Element. ...
QuoteBeckmonk #33
Die Leidensgeschichte des russischen Volks ist lang und reicht bis in die heutige Zeit hinein. Ob Zarenzeit, die Horrorjahre unter Stalin oder jetzt KGB-Putin: die Russen werden seit Generationen von psychisch Kranken regiert; besser gesagt, ermordet, gequält, geschunden und unterdrückt, unter steter Angst vor hemmungsloser Willkür.
Das russische Volk kann sich nur selbst befreien, was angesichts des Terrorregimes Putins allerdings lebensgefährlich ist, solange sich nicht die Majorität erhebt. Zudem wirkt die extreme Dauerpropaganda, was übrigens kein typisch russisches Problem ist; selbst hierzulande gibt es nicht wenige, die Despoten wie Putin anhimmeln. Ein Horror.
...
"Russland: Auslandsflüge aus Russland ausgebucht – Ticketpreise massiv gestiegen" (21. September 2022)
Hunderttausende Russen müssen damit rechnen, zum Kampf an die Front in der Ukraine eingezogen zu werden. Viele wollen das Land nun offenbar schlagartig verlassen. ... Die billigsten Flüge nach Dubai kosteten mehr als 300.000 Rubel (rund 5.000 Euro). Das entspricht etwa dem Fünffachen eines durchschnittlichen Monatslohns. Flüge in die Türkei verteuerten sich auf fast 70.000 Rubel – nur für den Hinflug. Vor einer Woche wurden dorthin noch etwas mehr als 22.000 Rubel verlangt, wie Daten von Google Flights zeigen. ... Auslöser der erhöhten Nachfrage ist eine Rede von Russlands Präsidenten Putin, in der er eine Teilmobilmachung angeordnet hat. Nach Angaben von Verteidigungsminister Sergei Schoigu sollen rund 300.000 Reservisten zur Verstärkung der russischen Streitkräfte in den Osten und Süden der Ukraine entsandt werden. Mobilisieren lassen sich laut Schoigu aber bis zu 25 Millionen Menschen. Dazu gehören dann so gut wie alle Männer im wehrpflichtigen Alter. ...
https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/russland-teilmobilmachung-fluege-ausland-putin (https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/russland-teilmobilmachung-fluege-ausland-putin)
QuoteOsterblume #25
Die Russen, die Putin im Blick hat, können sich sowieso kein Flugticket leisten.
QuoteOverTheHills #25.1
Das wird so sein. Die Söhnchen der Oligarchen und anderer Wohlhabenden machen sich davon, der Rest muss kämpfen.
QuoteGBG85 #25.2
Diese Söhnchen sind vermutlich keine Reservisten. Diese Leute waren nie bei der Armee, eher im Internat in Europa oder den USA.
QuoteOsterblume #25.3
»Diese Söhnchen sind vermutlich keine Reservisten«
Von einer Teilmobilmachung bis zur Generalmobilmachung ist es nicht mehr weit. Und dann ist es vollkommen egal, ob man jemals eine Uniform getragen hat.
Aber die Oligarchen-Söhne sind auch dann fein raus, wie vermutlich alle in Moskau und St. Petersburg. Die Landbevölkerung wird dran glauben müssen.
Quotenurweissealtemännerhier #36
Da kann man Putin ja fast dankbar sein! Was dir westlichen Sanktionen anscheinend nicht oder nicht zu genüge gebracht haben - den Krieg in's alltägliche Bewusstsein des russischen Normalbürgers zu tragen - schafft Putin nun selbst.
Quoteaxth #42
Manchmal hasse ich diese sogenannte »freie« Marktwirtschaft. Jetzt steigen die Preise um ein Vielfaches, und niemand diskutiert darüber, dass die Notlage vieler Russen so schamlos ausgenutzt wird, um sich zu bereichern. »Die Märkte« – das sind Menschen und keine Naturgesetze.
Wir nehmen das immer so hin, diese Gier – völlig unwidersprochen.
Wer nicht genug Geld hat, um mitfliegen zu können, landet in der Knochenmühle Putins.
QuoteSebastian1341 #56
Auslandsflüge ausgebucht? Ein Referendum der anderen Art.
QuoteKlopfzeichen #56.1
Ja, ein Referendum nur für die reiche Oberschicht.
...
Quote[...] Liebe Lesenden, wenn Ihr Kopf keinen Platz mehr für ein weiteres Elendsgebiet hat, klicken oder scrollen Sie weiter. Ich kann Sie verstehen. News fatigue, also die mentale Erschöpfung im Angesicht ständiger Katastrophenmeldungen, verspüren nicht nur Sie, sondern auch wir Journalist:innen.
Warum trotzdem (wieder) über einen Krieg schreiben?
Weil es – eigentlich – nicht sein darf, dass eine Region mit rund 5,5 Millionen Menschen seit bald zwei Jahren von jeder Versorgung weitgehend abgeschnitten ist, dass vermutlich mehrere Tausend Menschen bereits an Hunger und Krankheiten gestorben sind, dass fast jedes dritte Kind und über die Hälfte der stillenden Mütter in Tigray akut unterernährt ist.
Dass die Weltöffentlichkeit davon kaum Notiz nimmt, liege "vielleicht an der Hautfarbe der Opfer", sagte Tedros bei seiner Pressekonferenz. Ein Krieg in Afrika berühre internationale Medien eben weniger als der Krieg in der Ukraine. Was stimmt, aber auch zu einfach ist.
Wer die Vorgeschichte dieses äthiopischen Albtraums ausführlich nachlesen will, kann das in einer früheren Kolumne von mir hier tun – oder in einer ausführlichen Reportage in der aktuellen Ausgabe des New Yorker (womit die These von der fehlenden Aufmerksamkeit westlicher Medien zumindest ein bisschen widerlegt wäre).
https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-10/abiy-ahmed-ministerpraesident-aethiopien-buergerkrieg-eskalation (https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-10/abiy-ahmed-ministerpraesident-aethiopien-buergerkrieg-eskalation)
https://www.newyorker.com/magazine/2022/10/03/did-a-nobel-peace-laureate-stoke-a-civil-war (https://www.newyorker.com/magazine/2022/10/03/did-a-nobel-peace-laureate-stoke-a-civil-war)
In aller Kürze: Nach Abiys fulminantem Amtsantritt als Reformer, inklusive Friedensnobelpreis 2019, eskalierte 2020 ein innenpolitischer Konflikt zwischen ihm und der einst dominierenden Kraft im Land, der TPLF. Es ging um die Verfassung, um Wahlen, um Föderalismus versus Zentralismus, es ging um historische Traumata. Ab November 2020 wurde dann geschossen. Was Abiy als kurze "Militäroperation zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung" in Tigray angekündigt hatte, weitete sich schnell zu einem Krieg aus unzähligen Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung aus. Selbst hartgesottene UN-Ermittler:innen zeigten sich in einem Bericht, veröffentlicht in der vergangenen Woche, schockiert von der Anzahl der Massaker und Massenvergewaltigungen, vom Ausmaß der Plünderungen und der Zerstörung von Brunnen, Erntevorräten und Saatgut.
Allen Kriegsparteien werden in dem Bericht Gräueltaten vorgeworfen, ganz besonders aber der äthiopischen Armee und ihren Verbündeten. Es gibt also keine good guys in diesem Krieg, was die magere Berichterstattung zum Teil erklären mag.
Da ist zum einen Abiy, den der New Yorker-Reporter Jon Lee Anderson sehr anschaulich als Superego mit Messiaskomplex beschreibt, der die humanitären Folgen seiner Politik ausblendet oder schlicht leugnet. Da ist zum anderen ein stramm autoritärer Führungskader der TPLF, verhasst im Rest des Landes aufgrund der Repression zu Zeiten ihrer langen Vorherrschaft. Da sind zahlreiche ethnische Brandstifter in der politischen Elite. Und da ist der dienstälteste Diktator Afrikas, Isayas Afewerki, Präsident von Eritrea, Todfeind der TPLF.
Unter der Führung der Volksbefreiungsfront Tigray führte die äthiopische Armee 1998 einen blutigen Grenzkrieg gegen das Nachbarland Eritrea. Der mündete in einen eingefrorenen Konflikt und eine jahrzehntelange totale Funkstille zwischen beiden Ländern. Es war die Aussöhnung mit Eritrea, die Abiy 2019 – man kann es heute kaum mehr glauben – den Friedensnobelpreis bescherte. Viele Tigrayer:innen sehen diese Aussöhnung bis heute als Vorbereitung zum Krieg gegen die TPLF.
Auch Tedros, der WHO-Chef, wurde zu einem Kollateralschaden. 2017 bei seinem Amtsantritt von Äthiopiern noch als erster Afrikaner auf diesem Posten gefeiert, denunziert ihn die Regierung in Addis Abeba nun qua Herkunft als verlängerten Arm der TPLF. Denn Tedros' Kritik an Abiy war immer deutlicher geworden. "Es ist in unserem Zeitalter widerwärtig und unvorstellbar, dass eine Regierung ihrer eigenen Bevölkerung Nahrung, Medizin und alles andere verweigert, was sie zum Überleben braucht", hatte Tedros schon Anfang dieses Jahres gesagt.
Zu diesem Zeitpunkt hatten sich beide Seiten gerade müde gekämpft und ließen sich einige Wochen später tatsächlich auf eine humanitäre Waffenruhe ein. Es durften wieder mehr Laster des World Food Program (WFP) nach Tigray. Doch die Strom-, Internet- und Finanzblockade, die Abiy zu Kriegsbeginn gegen die Region verhängt hatte, blieb bestehen. Deswegen ist es für Tigrayer:innen im Ausland fast unmöglich, Verwandten daheim Geld zu schicken. Oder herauszufinden, ob sie überhaupt noch leben.
In diesem August eskalierte die Lage dann erneut. Die TPLF forderte die komplette Aufhebung der Blockade als Voraussetzung für Friedensgespräche, Abiy fürchtete, damit den Feind zu stärken und Verbündete zu erzürnen. Also wird wieder gekämpft. Und wieder sind offenbar auch eritreische Truppen an den Angriffen auf Tigray beteiligt.
Was genau vor Ort passiert, ist schwer zu recherchieren. Denn die äthiopische Regierung und ihre Verbündeten verhindern, soweit irgend möglich, dass Journalist:innen nach Tigray reisen. Aufgrund der Internetblockade kann niemand Telegram, WhatsApp und Facebook nutzen. Das Mobilfunknetz ist ebenfalls gekappt. Die Region ist so fast völlig vom Radarschirm der Medien verschwunden. Auch die Untersuchungskommission der UN durfte nicht im Land recherchieren, sondern musste sich auf Berichte einheimischer NGOs, Gespräche mit Flüchtlingen, Satellitenaufnahmen von Massengräbern und forensische Rekonstruktionen stützen.
Vom Leiden und Überlebenskampf der Menschen gibt es so gut wie keine Bilder. Auch im 21. Jahrhundert der digitalen Kommunikation und der omnipräsenten Kameras ist es also immer noch möglich, Verbrechen gegen die Menschlichkeit weitgehend unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit zu begehen.
Deshalb diese Kolumne.
Aus: "Krieg in Tigray: Der vergessene schlimmste Krieg der Welt" Eine Kolumne von Andrea Böhm (29. September 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/tigray-aethiopien-eritrea-konflikt-ukraine-hunger/komplettansicht (https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/tigray-aethiopien-eritrea-konflikt-ukraine-hunger/komplettansicht)
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The°Endgame #4 — vor 2 Stunden
22
"Nach Abiys fulminantem Amtsantritt als Reformer, inklusive Friedensnobelpreis 2019, eskalierte 2020 ein innenpolitischer Konflikt zwischen ihm und der einst dominierenden Kraft im Land, der TPLF."
Die Büchse der Pandora hat die TPLF geöffnet, als sie ihre Wahlniederlage nicht verkraftete und mordend und vergewaltigend gen Hauptstadt zog.
Dann ging es mit Massakern auf allen Seiten los:
https://www.arte.tv/de/videos/107781-000-A/aethiopien-die-neue-front-im-buergerkrieg/ (https://www.arte.tv/de/videos/107781-000-A/aethiopien-die-neue-front-im-buergerkrieg/)
https://www.arte.tv/de/videos/109954-000-A/aethiopien-chronik-eines-massakers/ (https://www.arte.tv/de/videos/109954-000-A/aethiopien-chronik-eines-massakers/)
Was mir im Artikel ein wenig fehlt, sind die ausländischen Akteure wie der ägyptische Diktator und die sudanesische Junta, die den neuen Staudamm in Äthiopien verhindern wollen und mit Waffenlieferungen an die TPLF den Krieg am Laufen halten.
https://www.tagesspiegel.de/politik/afrikas-grosster-staudamm-birgt-konfliktpotential-4312147.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/afrikas-grosster-staudamm-birgt-konfliktpotential-4312147.html)
Quote#4.1
Eigentlich ist jeder in Ethiopia involviert. Es ist ein strategisch wichtiges Land. Ich habe vor ein paar Jahren, Saudis, deutsche Bundeswehrsoldaten, Amerikaner etc. kennengelernt. Ein jeder hat dort seine Interessen. So sind Konflikte in dieser Region sehr schwer für Außenstehende zu beurteilen. Aber selbst Menschen vor Ort kennen selten den ganzen Umfang.
QuoteDrehstuhl #6
Man kann auch über Haiti, den Sudan, Nigeria, Kongo, Kamerun, Mosambik, Zentralafrikanische Republik oder den Sahel berichten.
Überall dort herrscht Krieg, Terror, Vertreibung und maßloses Unrecht!
QuoteDrehstuhl #6.1
Und ja, ich werde den Eindruck nicht los, dass die Hautfarbe aber auch die wirtschaftliche Relevanz der Länder eine Rolle spielen.
Ansonsten kann ich mir die Gleichgültigkeit nicht erklären. Auch die der Presse!
Quoteflaviussilva #7.1
"Danke Frau Böhm. Lassen Sie nicht nach unser Weltbild zurecht zu rücken. Auch wenn wir hier viel um die Ohren haben; wie dumm und primitiv die Menschheit leider immer noch ist, kann uns gar nicht oft genug gezeigt werden."
Die Menschheit ist nicht dumm und primitiv, wir sind das Ergebnis einer Entwicklung
die vor einigen Millionen Jahren begann.
Das dass Gehirn nur eine gewisse Anzahl mieser Nachrichten verdauen kann und dann
einfach die Aufnahme verweigert ist nur natürlich und eigentlich auch verständlich.
QuoteBuckaroo #11
Dieser Bericht macht unendlich traurig. Wie kann man als Mensch noch in den Spiegel sehen und sich gut dabei fühlen? Tatsache ist: Auch wir im Westen haben Probleme, auch wir haben eine dunkle Vergangenheit, Kriege, Hunger, himmelschreiende Ungerechtigkeiten und mehr Diktatoren als genug hinter uns. ...
QuoteEd Hocken #11.1
"Was ändern unsere gut gemeinten Hilfen? Es ist auch ein Teil der Wahrheit, dass man in solchen Konflikten von außen wenig tun kann. Afghanistan ist das beste Beispiel."
Besseres Beispiel ist aus meiner Sicht Somalia 1992/93. Hier hat man aus vorwiegend humanitären Gründen in einen Bürgerkrieg eingegriffen und wurde irgendwann selbst Kriegspartei. Afghanistan ist da deutlich komplizierter, weil die Motivation eben nicht humanitär war (es gab humanitäre Aspekte wie Nation Building und Frauenrechte, die waren aber nachgelagert).
Quotebutalive76 #18
Auf diesen Zug "schlimmster Krieg der Welt" möchte ich nicht aufspringen. Im Ostkongo wütet seit 30 Jahren ein Bürgerkrieg mit mind. 6 Millionen Toten. Darüber lesen wir nie. Oder auch nicht mehr vom nicht befriedeten Darfur-"Konflikt", der vergleichbar mit dem in Syrien ist. Und auch nicht von vielen anderen Konflikten und Kriegen, vor allem in Afrika, aber auch in anderen Weltregionen beispielsweise die Vertreibung der Rohingya in Myanmar.
Generell stimme ich zu, dass bestimmte Regionen einfach vergessen werden. Frau Merkel sagte 2015 allen Fliehenden aus Syrien, Afghanistan und Irak Schutz zu, man brauchte nur zu sagen, dass man aus diesen Ländern käme. Wahrscheinlich aus Schuldgefühlen, weil in diesen Ländern Nato-Länder mit verwickelt waren. Menschen aus Jemen, Somalia, nördliches Nigeria, Zentralafrika, Ostkongo, Darfur etc. waren egal bzw. nicht präsent, auch nicht in den Medien (die dürfen sich gern mal an die eigene Nase fassen), weil westliche Staaten dort nicht verwickelt sind.
Dennoch muss das Ziel sein, die Konflikte der Welt zu entschärfen, die reine Aufnahme von Flüchtlingen, oft sind es die stärksten und wohlhabenden und gebildeten die dann den armen Ländern noch mehr fehlen, ist im Gesamtkontext inhuman. Würden wir das Geld welches wir in Kriege und Rüstung investieren in Infrakstruktur, Zivilgesellschaft, Wirtschaft usw. stecken, gäbe es kaum noch Konflikte und Terrorismus. Denn all diese Konflikte haben eine starke soziale Komponente.
Quoteralfralf #18.1
Grundsätzlich lesen wir von diesen ganzen schrecklichen Konflikten nur sehr wenig, weil sie uns und damit meine ich die deutsche Durchschnitsbevölkerung, halt kaum bis gar nicht betreffen.
Ich halte es auch für totale Überschätzung unserer Möglichkeiten, dass wir bei den von Ihnen erwähnten Konflikten einen sinnvollen, tatsächlich deeskalierenden Beitrag leisten können.
[... Bewaffnete Konflikte nehmen zu, weil sich die Weltwirtschaft nicht mehr steigern lässt. Die Modellierungen zum Anthropozän zeigen, dass sich die Geschwindigkeit der Ausbeutung unseres Planeten einfach nicht mehr steigern lässt. Was bewirkt, dass man vom Wirtschaftskrieg wieder auf den mit Waffen umschwenkt. Der Mensch ist dem Menschen eben ein Wolf. ...]
Quote21mal2 #19
Kriege begleiten uns, Menschen, ein Leben lang. Viele sind im Krieg geboren und noch mehr sind im Krieg gestorben. Zwischen durch, schauen wir nicht hin, wenn der Krieg weit weg ist oder heißen wir den an und gibt den Verlauf ein Stück Moral, wenn der Krieg uns irgendwie betrifft. Wir helfen gerne Kriegsopfer und bauen wieder auf, aber was wir noch zu wenig getan haben, ist, gegen diese ambivalentste, dunkle Seite der Menschheit zu kämpfen.
QuoteLeporello #23
Wir interessieren uns nicht für afrikanische Konflikte und Afrika nicht für die Unsrigen.
"Es gibt keine good guys."
Das darf man getrost weiter fassen.
Quotepamina51 #24
Ich kann nicht sagen, dass mir das zuviel ist, ich würde gerne viel mehr lesen über diesen Konflikt, über andere wie den Jemen, die Situation im Libanon, und immer noch auch Afghanistan. Es geht mir schon lange auf den Wecker, dass das alles untergeht. ... Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar oder wie war das.
Quotelukeichbindeinvater #26
Danke, dass Sie wenigstens ein bißchen Licht auf diesen Konflikt werfen. Ich hoffe sehr, dass so eine offene Berichterstattung zu mehr Akzeptanz für Geflüchtete aus der Region führt. Wir brauchen mehr Informationen dieser Art und etwas weniger eurozentrische Berichterstattung.
Quoteh123987qwert #27
Früher hat man dem Westen "Einmischung in die inneren Angelegenheiten Afrikas" vorgeworfen. Heute heisst es "der Westen interessiert sich nicht für die Kriege Afrikas". Das soll mal jemand verstehen.
Quotelukeichbindeinvater #27.1
Die Einmischung bezieht sich eher auf Interventionen dahingehend sich Machthabern zu entledigen die sich gegen den Ausverkauf an westliche Unternehmen zu Gunsten der eigenen Bevölkerung positienerten.
QuoteSchwerdasplichtfeldauszuführen #30
"Liebe Lesenden, wenn Ihr Kopf keinen Platz mehr für ein weiteres Elendsgebiet hat, klicken oder scrollen Sie weiter. Ich kann Sie verstehen. News fatigue, also die mentale Erschöpfung im Angesicht ständiger Katastrophenmeldungen, verspüren nicht nur Sie, sondern auch wir Journalist:innen."
Genau das habe ich gedacht als man anfing über den Ukraine Krieg zu berichten. ...
Quotedominick #32
Grundlagen der Aufmerksamkeitsökonomie.... Es geht nicht nur um die Zahl der Opfer oder das menschliche Leid. Es geht um die Betroffenheit der LeserInnen,
Der Ukraine-Krieg wurde von einer atomaren Weltmacht ausgelöst. Damit steht die Welt ständig vor dem Abgrund. Wir in Deutschland stehen kurz vor dem NATO-Bündnisfall, und definitiv vor einem kalten Winter und einer Rezession.
Das betrifft die LeserInnen persönlich mehr, und daher wird mehr berichtet.
...
Quote[...] Mit einer historischen Mehrheit hat die Weltgemeinschaft die völkerrechtswidrigen Annexionen Russlands in der Ukraine verurteilt und für nichtig erklärt. 143 der 193 Mitglieder der UN-Vollversammlung stimmten am Mittwoch in New York überraschend eindeutig für eine entsprechende Resolution - 5 Länder votierten dagegen, 35 enthielten sich.
Gemeinsam mit Russland stimmten lediglich Belarus, Nordkorea, Nicaragua und Syrien. Der Beschluss ist völkerrechtlich zwar nicht bindend, gilt aber als starkes politisches Zeichen und legt die internationale Isolation Moskaus offen.
Die am Mittwoch verabschiedete Resolution verurteilt Russlands Annexion und erklärt sie für ungültig. Zudem wird der Kreml aufgefordert, die Einverleibung der teils besetzten Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson rückgängig zu machen. Ende September hatte Kremlchef Wladimir Putin die Annexion nach mehreren Scheinreferenden verkündet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj feierte den verabschiedeten Beschluss als historisch: ,,Die Welt hat das Wort ergriffen - der Annexionsversuch Russlands ist wertlos und wird niemals von freien Nationen anerkannt werden", schrieb er auf Twitter.
Die deutsche UN-Vertretung schrieb: ,,Die internationale Gemeinschaft hat sich zusammengeschlossen, um die UN-Charta zu verteidigen. Anders als Russland steht die Ukraine nicht alleine da." Die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield sprach von einem ,,monumentalen Tag für die Vereinten Nationen".
US-Außenminister Antony Blinken bezeichnete die Abstimmung als eine ,,eindrückliche Erinnerung" daran, dass die überwältigende Mehrheit der Nationen an der Seite der Ukraine stehe. Sie zeige, dass die ,,internationale Einigkeit in dieser Frage eindeutig und die Unterstützung für die Ukraine unerschütterlich" sei.
EU-Ratschef Charles Michel schrieb bei Twitter: ,,Die internationale Gemeinschaft lehnt Russlands versuchte illegale Annexion in der Ukraine massiv ab." Der Schutz von Souveränität und territorialer Integrität sei der Kern der UN-Charta.
Das Ergebnis war sogar besser als die 141 Stimmen in der Vollversammlung für eine Verurteilung des russischen Einmarsches in die Ukraine im März - und auch als die 100 Stimmen für eine ähnliche Resolution nach der Annexion der Krim im Jahr 2014.
Auch Brasilien, die Türkei und Saudi-Arabien stimmten für die gegenwärtige Resolution, die von der Ständigen Vertretung der Europäischen Union ausgearbeitet worden war. Mit China und Indien enthielten sich jedoch zwei mächtige Staaten, in denen etwa 2,8 Milliarden Menschen leben.
Die von Saudi-Arabien dominierten Golfstaaten und Nachbarländer votierten allesamt für die Vorlage. Zuletzt hatte Riad den Ärger Washingtons mit der Ankündigung einer Förderkürzung für Öl auf sich gezogen - dies wurde als indirekte Unterstützung für Russland gesehen.
Von den früheren Sowjetrepubliken stimmte keine mit Moskau. Derweil enthielten sich mehr als ein Dutzend Staaten aus Afrika. Der Iran nahm nicht an der Abstimmung teil.
Selbst Prognosen der größten westlichen Optimisten wurden mit dem Ergebnis übertroffen. Beobachter waren vor der Abstimmung davon ausgegangen, dass bei vielen Ländern vor allem in Afrika und Lateinamerika eine gewisse Kriegsmüdigkeit sowie eine Abhängigkeit von Russland zu weniger Unterstützung für die Resolution führen könnten. Einige Staaten finden, dass der Ukraine-Krieg andere verheerende Konflikte an den Rand drängt und Fortschritte verhindert.
Doch die Verletzung internationaler Grenzen schien für viele Länder ein rotes Tuch: In der am Montag begonnenen Dringlichkeitssitzung der Vollversammlung hatten Diplomaten aus Dutzenden Ländern gewarnt, dass jedes UN-Mitgliedsland ein Eigeninteresse an einer Verurteilung Russlands haben müsste.
,,Heute ist es Russland, das in die Ukraine einmarschiert. Aber morgen könnte es eine andere Nation sein, deren Territorium verletzt wird. Sie könnten es sein. Sie könnten die Nächsten sein", sagte die US-Botschafterin Thomas-Greenfield. Ähnlich äußerte sich Deutschland: ,,Die souveräne Gleichheit und territoriale Integrität eines jeden von uns wäre der Gnade unserer Nachbarn ausgesetzt".
Die Ukraine hatte die Mitglieder zur Annahme der Resolution aufgefordert, Moskau sprach von einer ,,gefährlichen Polarisierung" bei den UN. China warnte am Donnerstag vor einer Blockbildung und einem neuen Kalten Krieg und mahnte Friedensverhandlungen an.
Eine ähnliche Beschlussvorlage wie die nun verabschiedete war Ende September im UN-Sicherheitsrat am Widerspruch Russlands gescheitert. Dort haben Resolutionen völkerrechtlich bindende Wirkung. Die ständigen Mitglieder Russland, China, die USA, Frankreich und Großbritannien können mit ihren Vetos dort jedoch jede Entscheidung blockieren. (dpa)
Aus: "Mit einer historischen Mehrheit: UN-Vollversammlung erklärt Russlands Annexionen für nichtig" (13.10.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/mit-einer-historischen-mehrheit-un-vollversammlung-erklart-russlands-annexionen-fur-nichtig-8744794.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/mit-einer-historischen-mehrheit-un-vollversammlung-erklart-russlands-annexionen-fur-nichtig-8744794.html)
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Quote[...] Mehr als 90.000 Soldaten der russischen Armee sollen ,,unwiederbringlich" verloren sein, berichtet das russische Exilmedium ,,Meduza" unter Berufung auf das russische Investigativprojekt ,,iStories". Die Informationen sollen von einem Mitarbeiter des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB und einem ehemaligen Sicherheitsmitarbeiter Russlands stammen.
Zu den ,,unwiederbringlichen" Verlusten sollen jedoch nicht nur getötete Soldaten zählen, sondern auch jene, die im Kampf so schwer verletzt wurden, dass sie nicht mehr eingesetzt werden können. Zudem gehören zu den Verlusten Militärpersonal, das vermisst wird oder sich unerlaubt vom Dienst entfernt habe.
Das US-amerikanische und das britische Verteidigungsministerium haben kürzlich Schätzungen über russische Verluste veröffentlicht, die nahe an den nun proklamierten Zahlen liegen. Das Pentagon nannte im August russische Verluste zwischen 70.000 und 80.000.
Erst vergangenen Monat erklärte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace, dass Russland insgesamt mehr als 80.000 Soldaten im Ukrainekrieg verloren habe – 25.000 sollen getötet worden sein.
Der ukrainische Generalstab veröffentlicht täglich Zahlen über getötete russische Soldaten. Demnach wurden (Stand: 12.10.) 63.380 Personen getötet. Diese Zahl lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen und liegt deutlich über der Schätzung des britischen Verteidigungsministers.
Russland hält sich mit Angaben über eigene Verluste zurück. Die letzten Zahlen stammen vom 21. September. Verteidigungsminister Sergej Schoigu sprach damals von 5.937 getöteten russischen Soldaten im Krieg mit der Ukraine. Auch diese Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. (Tsp)
Aus: "Getötet, schwer verletzt und vermisst: Russischer Geheimdienstmitarbeiter spricht von 90.000 verlorenen Soldaten" (12.10.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/getotet-schwer-verletzt-und-vermisst-russischer-geheimdienstmitarbeiter-spricht-von-90000-verlorenen-soldaten-8744017.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/getotet-schwer-verletzt-und-vermisst-russischer-geheimdienstmitarbeiter-spricht-von-90000-verlorenen-soldaten-8744017.html)
QuoteSchartinMulz, 12.10.22 20:20
Gibt es eigentlich auch Zahlen über die Verluste auf ukrainischer Seite? Soldaten? Zivilisten? Ich wundere mich, dass da so gar keine Informationen kommen.
QuoteTeoSinte, 12.10.22 19:32
Mehr als 90.000 Soldaten der russischen Armee sollen ,,unwiederbringlich" verloren sein,
90.000 Tote und Verkrüppelte, allein auf russischer Seite... Brutal abgebrochene Lebensentwürfe, durch nichts anderes als den Wahn eines Psychopathen mit Träumen vom Großrussischen Zarenreich. ...
QuoteGesichtshobel, 12.10.22 19:23
Wenige alte Männer haben viele junge Männer auf dem Gewissen.
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Quote[...] "Leider hat das Wehramt die Information über den Tod von fünf Einberufenen aus dem Südural bestätigt", meldete Tass unter Berufung auf die Behörde in der Region Tscheljabinsk. Der Staat werde den hinterbliebenen Familien nun jeweils eine Million Rubel (16.200 Euro) zahlen, hieß es.
Aus: "Russland bestätigt Tod von fünf neu rekrutierten Soldaten" Leon Holly (13.10.2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/ukraine-krieg-russland-newsblog-live#event_id=ekkivW3y6jV4hRrB79by (https://www.zeit.de/politik/ausland/ukraine-krieg-russland-newsblog-live#event_id=ekkivW3y6jV4hRrB79by)
Quote[...] Am 16. März 2022 um 20.16 Uhr notiert Arkadi Babtschenko in seinem Tagebuch: ,,Krankenhaus Mariupol. Das muss die ganze Welt sehen. Das muss die ganze Welt sehen." Etwa drei Wochen später, am 2. April, 12.55 Uhr, findet der russische Autor und Journalist für den Tod des berühmten ukrainischen Fotografen Maks Lewin knappe, präzise Worte: ,,Maksym Lewin ist gefunden worden. Tot. Splitterwunden am Kopf. Schweinehunde. Ich hasse sie." Es ist eine Stakkato-Sprache, fast eine Stammelsprache, in der er das das Grauen in Worte fasst. Babtschenko kennt den Krieg, er kämpfte selbst als russischer Soldat im Ersten und Zweiten Tschetschenienkrieg. Heute lebt er als Kremlkritiker im Exil und verachtet das imperiale Russland.
Das notatartige Erzählen ist nach dem 24. Februar eine typische Form des Erzählens geworden. Für den wohl berühmtesten ukrainischen Autor, Serhij Zhadan, ist die Zeit für das literarische Schreiben über den Krieg bis heute noch nicht gekommen. Bereits Anfang April postet er den Appell: ,,Lasst uns daher für den Sieg arbeiten, die Streitkräfte der Ukraine unterstützen. Alles andere später. Jetzt nichts als Widerstand, Kampf und gegenseitige Unterstützung. Es gibt keine Worte. Einfach keine." Zhadan unterstützt die Frontsoldaten selbst mit Hilfslieferungen. Er führt Kriegstagebuch auf Facebook, als Kriegspartei.
Auch die berühmte ukrainische Autorin Oksana Sabuschko hat einen langen Essay geschrieben, der am 23. Februar einsetzt. An dem Tag wollte sie eigentlich nur für eine zweitägige Lesereise nach Polen fliegen – dann kamen die Bomben, Sabuschko musste im Ausland bleiben. Für sie ist es die Literatur – und nur die Literatur –, die in der Lage ist, die Zäsur zu beschreiben, die die Zeitenwende für die kollektive Psyche bedeutet. ,,Für die Veränderungen im Massenbewusstsein, die am schwierigsten nachzuverfolgen sind, findet die Soziologie nicht das richtige Instrumentarium", schreibt sie. Auch die Politikwissenschaft sei dazu nicht geeignet. ,,So bleibt nur die Literatur als einzig geeignetes Werkzeug zu ihrer Fixierung."
Der russische Angriffskrieg dominiert – neben Klimathemen – den politischen Bücherherbst, es erscheinen dieser Tage eine ganze Reihe von Tagebüchern und Journalveröffentlichungen von ukrainischen Autor:innen oder russischen Dissident:innen. Die gesammelten Texte von Arkadi Babtschenko sind in seinem Tagebuch ,,Im Rausch. Russlands Krieg" (das schon 2014 einsetzt) nachzulesen, Serhij Zhadans Facebook-Posts und -Fotos erscheinen dieser Tage gedruckt (,,Der Himmel über Charkiw"), und Oksana Sabuschkos historischer Essay wurde kürzlich unter dem Titel ,,Die letzte Buchtour" veröffentlicht.
Sie alle sind prominente Stimmen. Babtschenko war Journalist der Nowaja Gaseta und hat mehrere Bücher über das Kriegsgeschehen und -erleben geschrieben. Der einstige Frontsoldat ging 2017 ins Exil, zunächst nach Prag, dann nach Kiew, wo er auch heute noch lebt. Oksana Sabuschko ist mit dem Buch ,,Feldstudien über ukrainischen Sex" (2007) bekannt geworden und hat sich bereits in vorherigen Büchern mit dem ukrainisch-russischen Verhältnis auseinandergesetzt. Serhij Zhadan, diesjähriger Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, hat als Autor in Deutschland schon lange viele Fans, schrieb Bücher wie ,,Depeche Mode" (2007) und ,,Hymne der demokratischen Jugend" (2011).
Das anfängliche Suchen nach einer Sprache für den russischen Terror verbindet diese drei Bücher, andere Parallelen sind die Wut und die Polemik. Dennoch finden alle drei zu einer sehr unterschiedlichen Erzählweise: Babtschenko flucht und tobt in seinen Notizen, klagt das russische Regime an. Sabuschko erklärt, wie der Ukraine ihre Identität, ihre Sprache, ihre Kultur abgesprochen wurde, Serhij Zhadan führt fast eine Art Aktivistentagebuch.
Geschichtlich lernt man am meisten bei Sabuschko, die Autorin erzählt von den Kontinuitäten zwischen dem Stalin- und dem Putinstaat, sie zeigt auf, wie die heutige russische Taktik eins zu eins in KGB-Handbüchern aus den 1960er Jahren nachzulesen ist. Über die russische Gesellschaft schreibt sie, dass ,,Russland nie einen ,dritten Stand' freier Bürger hatte, während die Ukraine die Selbstverwaltung ihrer Städte bis ins 19. Jahrhundert verteidigte, selbst als sie Teil des Russischen Reiches war". In der postsowjetischen Ukraine habe sich eine Zivilgesellschaft gebildet, die sich jetzt eben als so widerständig und widerstandsfähig erweise.
Über die Kultur und das Selbstbild Russlands spottet Sabuschko: Zu keinem Zeitpunkt habe es sich dabei um eine eigene Kultur gehandelt, die Identitätsformel zu Zeiten des Russischen Reiches sei ,,Orthodoxie, Autokratie, Volk" gewesen (im Gegensatz zum französischen ,,liberté, egalité, fraternité"). Interessant auch Anekdoten am Rand wie jene, dass Sabuschko 2014 bei einer Veranstaltung in Berlin Putin mit Hitler verglich und ihr daraufhin das Mikrofon abgedreht wurde.
Wo Sabuschko spottet, auch über den Westen, da ist Babtschenko eher zynisch, vulgär, zornerfüllt. Der Titel ,,Im Rausch" ergibt auch deshalb Sinn, weil sich der Autor zum Teil rauschhaft in den Wahnsinn schreibt, zu den Ereignissen von Butscha hält er fest: ,,Gerüchte, ich sei unter den Toten von Butscha. Wie soll man über so ein Gemetzel keine Witze machen. A-ha-ha, ein halbes Tausend Menschen an den Brunnen zusammengeschossen, köstlich! Lasst uns mal ordentlich ablachen."
Es gibt mehrere dieser Passagen, an denen deutlich wird, dass für ihn jede berichtende, nüchterne Sprache versagen muss im Angesicht der Barbarei. Er hält die heutige russische Gesellschaft für rückständig, kaum reformierbar, größtenteils gehirngewaschen: ,,Ein ganzes Land voll aggressiver, grausamer, zurückgebliebener Minderjähriger. Ein Land, in dem die Penner die herrschende Klasse sind. Wladi hat's geschafft. Das muss man sagen." Bei ihm geht das bis hin zu Vernichtungsfantasien gegenüber Russland, manchmal schießt er über das Ziel hinaus. Am eindrücklichsten ist es vielleicht, wenn er aus sehr persönlicher Perspektive erzählt, etwa aus der Sicht des jungen Soldaten, der Grosny gesehen hat.
Das Verhältnis von Sprache und Krieg bestimmt diese Texte. Serhij Zhadan erklärt in dem Epilog seines Buch sehr treffend, warum das literarische Erzählen für ihn (noch) nicht möglich ist: ,,Schon nach den ersten Bombardierungen von Wohngebieten erscheinen dir Metaphern zweifelhaft. Genauso ethisch zweifelhaft erscheint dir die Literarisierung der Wirklichkeit, die Verwandlung von Realität in Literatur, die Suche nach Bildern und Vergleichen, die Verwendung von Blut und Fleisch als literarischem Material."
All die Texte, die gerade zum Glück auch in gedruckter Form erscheinen, könnten nebeneinandergelegt ein Werk wie Walter Kempowskis ,,Echolot" ergeben. Sie erzählen oft subjektiv, unmittelbar, ungefiltert. Es sind Skizzen des Krieges. Das Bild komplettiert sich, wenn man historische und wissenschaftliche Bücher parallel liest, von dem in Harvard lehrenden Ukrainekenner Serhii Plokhy ist kürzlich etwa ,,Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine" neu erschienen, während er in ,,Die Frontlinie" erklärt, warum es fast zwangsläufig so kommen musste, dass die Ukraine so tragisch ins Zentrum des Weltgeschehens rückt.
Nicht weniger als der Erhalt der Zivilisation steht auf dem Spiel. Wie schreibt Oksana Sabuschko so richtig? ,,Wenn wir uns jetzt, nach acht Jahren Schwebezustand zwischen den Epochen, der inzwischen globale Maßstäbe annimmt, nicht als ganze Menschheit, als Spezies auf dieses andere Niveau erheben, sondern uns nach unten ziehen lassen, in den von Russland angebotenen vormodernen Absolutismus mit seiner postmodernen technologischen Entourage, die die schlimmsten Hollywood-Dystopien Wirklichkeit werden lassen, ist es vorbei." Mit diesen Sätzen dürfte sie den Welt- und Zeitgeist unserer Tage gut erfasst haben.
Arkadi Babtschenko: ,,Im Rausch. Russlands Krieg". Aus dem Russischen von Olaf Kühl. Rowohlt, Hamburg 2022, 318 Seiten
Oksana Sabuschko: ,,Die letzte Buchtour. Essay". Aus dem Ukrainischen von Alexander Kratochvi. Droschl Verlag, Graz 2022, 176 Seiten
Serhii Plokhy: ,,Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine". Aus dem Englischen von Thomas Wollermann, Bernhard Jendricke, Stephan Pauli, Stephan Kleiner, Anselm Bühling. Hoffmann und Campe, Hamburg 2022, 560 Seiten
Serhij Zhadan: ,,Himmel über Charkiw. Nachrichten vom Überleben im Krieg". Aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr. Suhrkamp, Berlin 2022, 239 Seiten
Serhii Plokhy: ,,Die Frontlinie. Warum die Ukraine zum Schauplatz eines neuen Ost-West-Konflikts wurde". Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt, Gregor Hens, Ulrike Bischoff, Stephan Kleiner, Stephan Gebauer. Rowohlt, Hamburg 2022, 544 Seiten
Aus: "Die ukrainische Literaturszene: Das Wort für Krieg" Jens Uthoff (18. 10. 2022)
Quelle: https://taz.de/Die-ukrainische-Literaturszene/!5885409/ (https://taz.de/Die-ukrainische-Literaturszene/!5885409/)
Quote[...] Im Krieg zwischen Russland und der Ukraine verzeichnen beide Seiten nach Schätzungen des US-Militärs hohe Opferzahlen. ,,Sie haben es mit weit mehr als 100.000 getöteten und verletzten russischen Soldaten zu tun", sagte US-Armeegeneral Mark Milley am Mittwoch. Gleiches gelte ,,wahrscheinlich für die ukrainische Seite".
Die Zahlen sind die genausten, die die USA bisher veröffentlicht haben. Sie konnten jedoch nicht unabhängig geprüft werden.
Milley warb zudem für Gespräche, um den Krieg zu beenden. Möglicherweise könnten weder die Ukraine noch Russland militärisch siegen, sagte der US-General. Es sei daher erforderlich, sich ,,nach anderen Mitteln" umzusehen.
Am Mittwoch hatte Moskau den Rückzug der russischen Soldaten aus der strategisch wichtigen südukrainischen Stadt Cherson und Teilen der gleichnamigen Region angeordnet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte darauf jedoch vorsichtig und hielt es für unwahrscheinlich, dass die russische Armee die Stadt kampflos verlassen würde. (AFP)
Aus: " Auf beiden Seiten: USA berichten von mehr als 100.000 getöteten und verletzten Soldaten" (10.11.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/auf-beiden-seiten-usa-berichten-von-mehr-als-100000-getoteten-und-verletzten-soldaten-8857324.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/auf-beiden-seiten-usa-berichten-von-mehr-als-100000-getoteten-und-verletzten-soldaten-8857324.html)
QuoteZehlendorfer
10.11.22 11:15
@Rembrandt66 am 10.11.22 10:50
Es gibt wohl weltweit außer in Russland niemanden, der wirklich Interesse an diesem Krieg hat und ihn nicht lieber gestern als morgen beendet sähe.
Oh..hier irren Sie, Rheinmetall, Boeing, Raytheon - um nur einige zu nennen - feiern den Krieg.
Auch sollte man geostrategische Interessen, z.B. der USA, nicht übersehen, Fracking Gas, polnische Militärstützpunkte und natürlich die schon benannte "Belebung" des militärisch-industriellen Komplex.
Dann fällt mir noch die Aufwertung der Türkei ein, die aus der Vergrößerung der NATO den maximalen Nutzen zieht, zum Nachteil der Kurden in Schweden und Finnland.
Und sicher ist die Auflistung bei weitem nicht vollständig, so wird von auf bessere Preise wartenden Gastankern berichtet
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Quote[...] Der Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt hat in den ersten neun Monaten weiter zugelegt und unter dem Strich die Gewinnschwelle erreicht. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 30 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, wie das im Kleinwerteindex SDAX gelistete Unternehmen im bayerischen Taufkirchen mitteilte. Der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes EBITDA) wuchs um mehr als 14 Prozent auf 126 Millionen Euro.
Angesichts neuer Aufträge rund um den Kampfjet Eurofighter und die Fregatte 126 sieht sich Konzernchef Thomas Müller in seiner Geschäftsstrategie bestätigt. So habe Hensoldt mit seinem Multifunktionsradar des Luftabwehrsystems Iris-T SLM den Abwehrkampf der Ukraine gegen die russischen Angreifer unterstützt. Die Hensoldt-Aktie verteuerte sich um 0,7 Prozent.
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Aus: "Hensoldt profitiert vom Rüstungsboom - Gewinnschwelle erreicht" (Der Börsen-Tag, Donnerstag, 10. November 2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/der_boersen_tag/Der-Boersen-Tag-Donnerstag-10-November-2022-article23707628.html (https://www.n-tv.de/wirtschaft/der_boersen_tag/Der-Boersen-Tag-Donnerstag-10-November-2022-article23707628.html)
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Quote[...] Genf. Im Ukraine-Krieg sind nach jüngsten Zählungen der Vereinten Nationen (UN) bisher knapp 6900 Zivilisten getötet worden. Fast 11.000 unbewaffnete Menschen seien verwundet worden, teilte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) in Genf mit. Unter den Getöteten seien auch 1800 Frauen und etwa 400 Kinder, hieß es.
Die meisten der registrierten zivilen Opfer wurden laut UN durch den Einsatz von explosiven Waffen mit weitreichender Wirkung verursacht, darunter Beschuss durch schwere Artillerie, Mehrfachraketensysteme, Raketen und Luftangriffe. Das OHCHR geht davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen erheblich höher liegen.
Von einigen Orten mit intensiven Kämpfen verzögerten sich die Berichte und müssten teils noch bestätigt werden. Dies gelte zum Beispiel für die Regionen um Mariupol und diverse Orte in der Region Luhansk.
... Der Österreicher Türk betonte, dass auch einzelne Staaten nach dem Weltrechtsprinzip eigene Strafverfahren gegen mutmaßliche Verbrecher einleiten könnten. Ein Gericht in Deutschland habe das Weltrechtsprinzip im Fall von Folter in Syrien angewendet. ,,Die Geschichte lehrt uns, dass die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen", unterstrich der Jurist Türk, der sein Amt im Oktober angetreten hatte.
Auf die Frage, ob sich Russlands Präsident Wladimir Putin für seine verbrecherischen Befehle jemals vor einem Gericht werde verantworten müssen, entgegnete Türk, das sei politisch wie rechtlich äußerst kompliziert. ,,Ich will nicht spekulieren, aber so etwas erscheint mir zurzeit nicht realistisch."
Türk erklärte, dass die Strafverfolgungsbehörden der Ukraine derzeit 40.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen untersuchten. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte habe bereits 2014 nach der völkerrechtswidrigen Besetzung der Krim durch Russland und dem Beginn der Kämpfe im Osten Ermittler in die Ukraine geschickt.
Seitdem hätten die Ermittler Berichte mit mutmaßlichen Kriegsverbrechen angefertigt. ,,Erst jüngst dokumentierten sie die Tötungen von 441 Zivilisten in drei Regionen während der ersten Monate der Invasion 2022. Es handelte sich um 341 Männer, 72 Frauen, 20 Jungen und acht Mädchen", sagte der Hochkommissar. Die tatsächlichen Zahlen seien wahrscheinlich wesentlich höher.
,,Wir erfassen auch neue Fälle in Teilen der Regionen Charkiw und Cherson, die von den ukrainischen Streitkräften zurückgewonnen wurden", erläuterte er. In einigen hätten russische Soldaten Zivilisten in behelfsmäßigen Gefangenenlagern exekutiert. Andere Zivilisten seien nach Sicherheitskontrollen hingerichtet worden. ,,Eine weitere Kommission des UN-Menschenrechtsrates und des Internationalen Strafgerichtshofs ermitteln in der Ukraine", hielt Türk fest.
RND/dpa/epd
Aus: "Neue Zahlen zu Opfern in der Ukraine: Fast 7000 tote Zivilisten – darunter mehr als 400 Kinder" (28.12.2022)
Quelle: https://www.kn-online.de/politik/neue-zahlen-zu-opfern-in-der-ukraine-fast-7000-tote-zivilisten-darunter-mehr-als-400-kinder-NBOE4TZKD3GKZHVKML47HLZTSE.html (https://www.kn-online.de/politik/neue-zahlen-zu-opfern-in-der-ukraine-fast-7000-tote-zivilisten-darunter-mehr-als-400-kinder-NBOE4TZKD3GKZHVKML47HLZTSE.html)
Quote[...] ... Putins Rede am Dienstag, die Reden westlicher Politiker, allen voran die von US-Präsident Joe Biden: Auf beiden Seiten wird das Säbelrasseln lauter. Alle setzen auf einen Sieg auf dem Schlachtfeld. Doch der ist derzeit weder für Russland noch für die Ukraine in Sicht.
...
Aus: "Das Säbelrasseln zwischen Russland und den USA wird lauter" Aus einem Kommentar von Jo Angerer (21. Februar 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000143789086/das-saebelrasseln-zwischen-russland-und-usa-wird-lauter (https://www.derstandard.at/story/2000143789086/das-saebelrasseln-zwischen-russland-und-usa-wird-lauter)
QuoteKamiikatze
"Damit das Blutvergießen einmal zu Ende gehen kann, müssen beide Seiten zu gewissen Kompromissen bereit sein."
Mein Kompromiss wäre: Russland muss alle besetzten Gebiete abtreten und bekommt dafür eine faire Verhandlung vor Gericht.
QuotePat Thetic
So schwierig es auch aussieht, sind doch Dialog und Diplomatie gefragt, müssen die Außenpolitiker ihren Job tun. Damit das Blutvergießen einmal zu Ende gehen kann, müssen beide Seiten zu gewissen Kompromissen bereit sein. So weh das auch tut. (Jo Angerer, 21.2.2023)
Fragen an Jo Angerer:
a) Gilt das Völkerrecht?
b) Zu welchem Kompromiss, der das Völkerrecht wahrt, ist Russland bereit?
c) Kann man Leuten wie Lawrow oder Putin noch glauben, nachdem sie mehrfach bewiesen haben, dass ihnen Verträge nichts bedeuten?
Würden Sie über diese doch recht simplen Fragen nachdenken, würden Sie sehen, dass sich Ihr Apell in Luft auflöst.
...
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Quote[...] Vor allem Polen und die baltischen Staaten hatten, seit sie 2004 der Union beigetreten waren, vor einem allzu engem Umgang mit Russland gewarnt. Der Angriff auf die Ukraine hat ihnen auf tragische Weise recht gegeben – und den Westen blamiert. Die Moral hat die Seite gewechselt; vor allem Deutschland und Frankreich, die Moskau stets besonders nahe standen, haben viel politisches Kapital in der EU verspielt. ...
Der tschechische Schriftsteller Milan Kundera hat 1983, vor fast 40 Jahren, einen großen Essay geschrieben, der nun erneut Furore macht. Die Tragödie Zentraleuropas handelt vom Selbstverständnis der Polen, Tschechen oder Ungarn, die sich auch unter kommunistischer Besatzung als Teil des westlichen Europas sahen: als Erben einer mehr als tausend Jahre alten gemeinsamen Geschichte, die im römischen Christentum wurzelt. Die Tragödie dieser Länder, schrieb Kundera damals, sei es, dass sie "von der Landkarte des Westens verschwunden sind".
Das änderte sich zwar mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989, doch die Tragödie setzte sich unter veränderten Vorzeichen fort. Die meisten mittel- und osteuropäischen Länder traten der EU bei, aber ihre Geschichten und Erfahrungen, ihre Träume und Albträume blieben außen vor. Nicht zuletzt ihre Erfahrungen mit Russland, die unterschiedlich waren.
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Aus: "Wenn die Moral nach Osten wandert" Aus einer Kolumne von Matthias Krupa (22. Februar 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/2023-02/eu-osteuropa-joe-biden-polen-ukraine-5vor8 (https://www.zeit.de/politik/2023-02/eu-osteuropa-joe-biden-polen-ukraine-5vor8)
QuoteHerrschmeisshirnvomhimmel #1
Ist Serbien nicht auf der Seite Russlands?
QuoteMatthias N #1.1
So wie auch Ungarn.
QuoteFelikx Krull #14
Die polnische Einschätzung Russlands und die der baltischen Staaten war realistischer als die der deutschen Regierungen und (soweit ich das beurteilen kann) Frankreichs. Das ist auch Richtschnur für das Handeln gegenüber der Ukraine und Russland. Dieser Kompass fehlt Teilen der SPD, großen Teilen der Linken und dem überwiegenden Teil der AgD. ...
QuoteVorschau #15
Wenn man die Aufnahme von Flüchtenden nach Herkunft, Hautfarbe und Religion als top-moralisch empfindet, ist Polen in jedem Fall ganz vorn dabei, zweifellos.
QuoteIchMachMirDieWeltWieSieMirGefällt #17
So ist das in der Geopolitik. Da wird mal schnell aus einem Terroristen ein Freiheitskämpfer und umgekehrt. Wie es eben einem gerade so passt.
QuotePro-Leser #23
Komplett irrelevante Analyse. Moral war schon immer drittrangig und wird nur nach vorn geschoben, wenn es schön aussieht.
Was sich nach Osten verschoben hat, ist nicht der moralische Führungsanspruch sondern die Bedrohungslage.
Und die ,,deutsch-französische Achse" ist in einer EU mit 27 Mitgliedern eh anachronistisch und anmaßend.
Quotenicola.maus #29
Die osteuropäischen Staaten waren nun einmal sehr viel klarsichtiger als andere europäische Staaten, insbesondere Deutschland.
Es steht ihnen also durchaus zu, auch jetzt mehr politische Bedeutung zu erhalten. ...
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Quote[...] Neben der direkten Waffenhilfe für die Ukraine hat in den letzten Monaten die militärische Ausbildungshilfe zunehmend an Bedeutung gewonnen. Längst geht es nicht mehr nur darum, die Empfänger*innen der Waffen für deren Nutzung zu schulen. Sowohl die Europäische Union als auch Großbritannien und die USA sind zwischen Herbst 2022 und Anfang 2023 dazu übergegangen ganze Kampfverbände in europäischen Staaten auszubilden. Von dort aus ziehen die ukrainischen Truppen dann frisch geschult und ausgerüstet wieder in die Kriegsgebiete in der Südostukraine. Das dafür nötige Training tausender ukrainischer Soldat*innen findet auch an diversen Militärstandorten in Deutschland statt – direkt vor unseren Haustüren. ...
"IMI-Analyse 2023/07: Trainings-Hub Deutschland - Ausbildung ukrainischer Soldat*innen vor unseren Haustüren" Martin Kirsch (21. Februar 2023)
Quelle: https://www.imi-online.de/2023/02/21/trainings-hub-deutschland/ (https://www.imi-online.de/2023/02/21/trainings-hub-deutschland/)
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Quote[...] [Dr. Thomas Mueller arbeitet an der Universität Bielefeld ... Der Politikwissenschaftler ... ist Akademischer Oberrat an der Fakultät für Soziologie. Seine Forschungsschwerpunkte sind neben Narrativen weltpolitischen Wandels die Rolle von Großmächten in der Weltpolitik seit dem 18. Jahrhundert sowie Prozesse der Quantifizierung in der globalen Sicherheitspolitik.]:
... Es stellt sich [ ] immer auch die Frage, wie man internationale Geschichte erzählen möchte. ... Um ein paar Beispiele zu geben: Bundeskanzler Olaf Scholz nutzt den Begriff [Zeitenwende], um damit den starken politischen Wandel bei den Themen Bundeswehr, Waffenlieferungen und Energiepolitik zu legitimieren. In Deutschland existierte seit dem Kalten Krieg das Narrativ, dass die Welt besser und demokratischer wird und Russland ein Partner ist. Wirtschaftliche Beziehungen waren für große Teile der deutschen Politik wichtiger für Weltpolitik als militärische Macht. Wenn wir dieser Erzählung folgen, ist dieser Krieg ein Moment des Erwachens. In den USA hingegen war die politische Debatte in der letzten Dekade geprägt von der These, dass die Welt sich wieder in eine Ära des Wettbewerbs der Großmächte bewegt, mit mehr Spannungen und Konflikten zwischen den mächtigsten Staaten. Ein Krieg wie der in der Ukraine markiert dann keine Zeitenwende, sondern ist Bestätigung dieser These. Russland und China wiederum beurteilen die vergangenen 30 Jahre als zu stark vom Westen geprägt. Demnach habe dieser mit Druck und Gewalt seine eigene Ordnungsvorstellung der Welt durchgesetzt. Nun bewegt sich die Welt wieder Richtung Multipolarität mit mehreren Staaten von ähnlichem Machtpotenzial. Aus Sicht Russlands und Chinas eine gute Entwicklung, da sich ein Gleichgewicht der Mächte herstellt. Die Unterstützung der Ukraine durch die USA ist für Russland und China ein Beleg, dass die USA diese Entwicklung verhindern und die eigene Vorherrschaft erhalten möchte. Es gibt also viele verschiedene Deutungen dieses einen Ereignisses, abhängig von Perspektive und Erfahrung. ... Erzählungen schaffen Handlungsräume. Sie lassen bestimmte Handlungsoptionen sinnvoll oder gar notwendig erscheinen und andere als unpassend. Für Scholz ist es ein schwieriger Prozess, weil er mit der Erzählung der Zeitenwende mit der bisherigen Politik und Gewissheiten brechen will. Lange Zeit galt in Deutschland der Grundsatz, dass keine Waffen in Konfliktgebiete geliefert werden. Jetzt ändert sich das. Die Diskussion über die Lieferung von Leopard-Panzern musste sowohl innerhalb der Regierung als auch mit Partnern in Europa und den USA geführt werden. In Deutschland galt als Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg, nie wieder alleine zu handeln und als erstes Land einen militärischen Schritt zu tun. Dass die Bundesregierung anderen den Vortritt lässt, wird im Ausland aber als Zögern ausgelegt, als Unentschlossenheit, als Unvermögen, der Ukraine zu helfen. Das Zögern hat einen weiteren Grund: Alte politische Gewissheiten sind überholt, die Regierenden operieren auf unsicherem Terrain und tasten sich vor. Dieses vorsichtige Neu- und Umorientieren passt aber vermeintlich mit dem Anspruch Deutschlands, eine Führungsrolle in Europa zu spielen, nicht zusammen. Mit einem Artikel in der Zeitschrift Foreign Affairs rechtfertigt Scholz das Agieren der Bundesregierung sogar vor der US-Öffentlichkeit. Er möchte der Wahrnehmung des Zögerns entgegentreten. Gleichzeitig argumentiert er, wie mit dem Wandel umgegangen werden soll: Scholz will zurück zur Weltpolitik vor der ,,Zeitenwende". Er will den von Putin angestoßenen Wandel aufhalten und verhindern, dass Weltpolitik zu stark über die Erzählung eines neuen Kalten Krieges zwischen den USA, Russland und China gedacht wird. Er möchte damit andere Handlungsoptionen offenhalten.
... Die USA sagen: Wir befinden uns im Wettbewerb mit China. Sie rüsten militärisch auf und ändern ihre Wirtschaftspolitik. China agiert ähnlich. Wenn beide diesen Wettbewerb empfinden und entsprechend politisch agieren, wird er stärker. Das ist dann eine selbsterfüllende Prophezeiung.
...
Aus: ",,Alte politische Gewissheiten sind überholt"" Ludmilla Ostermann (22. Februar 2023)
Quelle: https://aktuell.uni-bielefeld.de/2023/02/22/alte-politische-gewissheiten-sind-ueberholt/ (https://aktuell.uni-bielefeld.de/2023/02/22/alte-politische-gewissheiten-sind-ueberholt/)
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Quote[...] Berlin. Russland wird von der deutschen Bevölkerung inzwischen als mit Abstand größte Bedrohung für den Frieden in der Welt wahrgenommen. Auf die Frage, von welchem Staat wohl in den kommenden Jahren die größte Gefahr ausgehen werde, nannten 82 Prozent der Teilnehmer einer repräsentativen Umfrage Russland. 60 Prozent der Befragten entschieden sich für China. Die Atommacht Nordkorea halten 52 Prozent der Bevölkerung für eine sehr große Bedrohung. Die Befragten konnten aus einer Liste von 14 Staaten mehrere Staaten auswählen sowie zusätzlich andere vorschlagen. Die Ergebnisse des «Sicherheitsreports 2023» stellte das Meinungsforschungsinstitut Allensbach am Dienstag in Berlin gemeinsam mit dem Centrum für Strategie und Höhere Führung vor.
Vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 war die Wahrnehmung noch eine andere gewesen, wie ein Vergleich mit den Ergebnissen früherer Befragungen zeigt. Im Jahr 2021 hatten lediglich 32 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren Russland als größte Bedrohung wahrgenommen. Der Wert für China lag damals bei 46 Prozent. Nordkorea beurteilte eine Mehrheit von 58 Prozent als sehr gefährlich.
Die Ergebnisse des «Sicherheitsreports» zeigen, dass der Blick auf die Großmächte auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung in den verschiedenen Teilen Deutschlands noch sehr unterschiedlich ist. Während jeder Zweite (50 Prozent) in Westdeutschland die USA für einen verlässlichen Bündnispartner hält, gilt das in den neuen Bundesländern nur für etwas mehr als jeden Vierten (26 Prozent). Auch liegt der Wert der Ostdeutschen, die Russland als große Gefahr für den Frieden wahrnehmen, im Osten mit 73 Prozent deutlich niedriger als im Westen, wo 84 Prozent der Befragten diese Auffassung vertreten.
Auch die Bereitschaft, gemäß der Nato-Bündnisverpflichtung im Ernstfall zur Verteidigung eines anderen Nato-Mitgliedsstaats beizutragen, ist im Osten deutlich weniger ausgeprägt als im Westen. 48 Prozent der Deutschen im Westen meinen, Deutschland sollte sich an einem solchen Militäreinsatz beteiligen. Im Osten des Landes hielten das nur 30 Prozent der Befragten für richtig. Bundesweit sprachen sich 45 Prozent der Bevölkerung dafür aus, dass Deutschland seiner Nato-Verpflichtung in einem solchen Fall nachkommen sollte. 35 Prozent der Befragten meinten, man solle sich besser «heraushalten». Jeder Fünfte war in der Frage unentschieden. (dpa)
Aus: "Menschen in Ostdeutschland blicken skeptisch auf USA" (07.02.2023)
Quelle: https://www.freiepresse.de/nachrichten/sachsen/menschen-in-ostdeutschland-blicken-skeptisch-auf-usa-artikel12701901 (https://www.freiepresse.de/nachrichten/sachsen/menschen-in-ostdeutschland-blicken-skeptisch-auf-usa-artikel12701901)
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Quote[...] Zwei Tage vor dem Jahrestag des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine beraten die USA und die Staaten der Nato-Ostflanke über Sicherheit in der Region. Bei seinem Besuch in Warschau trifft sich US-Präsident Joe Biden am Mittwoch mit Staats- und Regierungschefs des so genannten ,,Bukarest 9"-Formats.
Dazu gehören Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien, die Slowakei sowie die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. An dem Treffen nimmt auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg teil.
Vor dem Jahrestag an diesem Freitag setzt sich damit eine Reihe symbolträchtiger Treffen, Reisen und Ansprachen fort. Russland einerseits und die Ukraine und ihre internationalen Unterstützer andererseits wollen damit Siegesgewissheit vermitteln.
Den Angriff vom 24. Februar 2022 hatte der russische Präsident Wladimir Putin befohlen. Er sagte am Dienstag, die ,,militärische Spezialoperation" werde fortgesetzt. So nennt Moskau den Krieg. ,,Schritt für Schritt, sorgfältig und konsequent, werden wir die vor uns liegenden Aufgaben lösen", sagte Putin in Moskau bei seiner Rede an die Nation.
Zum wiederholten Mal gab er dem Westen die Schuld an dem Krieg. Als politische Warnung an den Westen erklärte Putin das letzte große Abkommen über atomare Rüstungskontrolle für ausgesetzt, den ,,New Start"-Vertrag von 2010.
Biden antwortete wenige Stunden später mit einer Ansprache vor dem Königsschloss in Warschau. Er warnte Russland vor einem Angriff auf die Nato und beschwor die Stärke des Verteidigungsbündnisses.
,,Jedes Mitglied der Nato weiß es, und Russland weiß es auch: Ein Angriff gegen einen ist ein Angriff gegen alle. Es ist ein heiliger Eid, jeden Zoll Nato-Gebiet zu verteidigen", sagte der US-Präsident. Auch die Unterstützung für die Ukraine werde nicht wanken. ,,Die Nato wird nicht gespalten, und wir werden nicht müde", sagte Biden. Er kündigte neue Sanktionen gegen Russland an.
Schon am Montag war Biden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ins Kriegsgebiet nach Kiew gefahren. Dort sicherte er dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj die andauernde Unterstützung der USA zu.
Der polnische Staatschef Andrzej Duda dankte Biden bei einem Gespräch am Dienstag in Warschau für den Besuch in Kiew. Das habe die Moral der ukrainischen Verteidiger gestärkt. ,,Aber es war auch eine bemerkenswerte Geste gegenüber unseren Verbündeten in der Nato und den Menschen, die auf der Seite der freien Welt stehen", sagte Duda.
Der polnische Präsident unterstrich, wie wichtig die Anwesenheit von US-Truppen für die Sicherheit seines Landes sei. In dem östlichen Nato- und EU-Mitgliedsland stehen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Washington bereits etwa 11.000 US-Soldaten, die meisten auf Rotationsbasis. Die Regierung in Warschau hofft auf noch mehr US-amerikanische Militärpräsenz.
Biden dankte Polen dafür, dass es die Ukraine so tatkräftig unterstütze. Kein anderes Land hat so viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen wie Polen. Es leistet nicht nur selber Militärhilfe, auch ein Großteil der Rüstungslieferungen anderer Länder für die Ukraine werden auf polnischem Gebiet umgeschlagen.
Das gibt Warschau eine Art Führungsrolle an der Nato-Ostflanke. Dudas außenpolitischer Berater Marcin Przydacz sagte vor dem Treffen am Mittwoch: ,,Dass heute auf Einladung von Präsident Andrezej Duda acht Führer dieser Region und der Nato-Generalsekretär anreisen, zeigt dass Warschau in gewissem Sinn Zentrum der Diskussion über Sicherheit in dieser Region ist."
Die Nato und die USA haben schon nach 2014 die Ostflanke gestärkt, als Russland sich die ukrainische Halbinsel Krim einverleibte und den Krieg im Osten der Ukraine begann.
Mit der großangelegten Invasion in die Ukraine vor einem Jahr haben sich die Befürchtungen der Länder in Mittelosteuropa nur verstärkt. Sie zählen zu den entschiedensten Unterstützern der Ukraine. Eine Ausnahme ist Ungarn, das unter Ministerpräsident Viktor Orban weiter enge Kontakte nach Moskau hat. (dpa)
Aus: "Gespräche mit Staaten an der Ostflanke: Biden beteuert ,,heiligen Eid, jeden Zoll Nato-Gebiet zu verteidigen"" (22.02.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/gesprache-mit-staaten-an-der-ostflanke-biden-beteuert-heiligen-eid-jeden-zoll-nato-gebiet-zu-verteidigen-9391715.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/gesprache-mit-staaten-an-der-ostflanke-biden-beteuert-heiligen-eid-jeden-zoll-nato-gebiet-zu-verteidigen-9391715.html)
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Quote[...] Putin wiederholte in seiner Rede zahlreiche Behauptungen der russischen Kriegspropaganda. Unter anderem bezeichnete er die ukrainische Regierung erneut als "Neonaziregime". Diesem habe der Westen Schützenhilfe geleistet und es dazu "angestachelt", "Terrorangriffe im Donbass" zu begehen. Der Westen sei schuld am Ukraine-Krieg, sagte Putin. "Sie haben den Krieg begonnen. Und wir setzen Gewalt ein, um ihn zu beenden."
Ziel des Westens sei es, Russland "ein für alle Mal zu erledigen", sagte Putin. Der Westen habe nicht nur einen militärischen Konflikt gegen Russland angezettelt, sondern auch einen "Wirtschaftskrieg". Die Sanktionen wirkten sich aber nicht so gravierend auf die russische Wirtschaft aus, wie von den westlichen Staaten erhofft. "Der Westen bekämpft uns an der Wirtschaftsfront. (...) Der Westen hat unser Gold und unsere Devisenreserven gestohlen", sagte der Präsident. "Aber ihre Rechnung ist nicht aufgegangen."
Die Verantwortung für die Eskalation des Kriegs liege bei den "westlichen Eliten". Er prangerte "Geldflüsse aus dem Westen" in den Krieg an und drohte zugleich: "Es ist unmöglich, unser Land auf dem Schlachtfeld zu besiegen." Seine Offensive in der Ukraine werde Russland "sorgfältig und systematisch" fortsetzen. Den Familien getöteter Soldaten und Kriegsveteranen versprach Putin finanzielle Unterstützung. Zu diesem Zweck werde ein staatlicher Sonderfonds eingerichtet.
Russland werde überdies die annektierten Gebiete wieder aufbauen und dort auch neue Arbeitsplätze schaffen. Es werde auch neue, große Programme für die Entwicklung der vier "neuen Subjekte" geben, sagte Putin unter lang anhaltendem Applaus. Bisher kontrolliert Russland allerdings nur einen Teil der Regionen Saporischschja, Cherson, Luhansk und Donezk, deren völkerrechtswidrige Angliederung an Russland Putin im vergangenen Jahr verkündet hatte.
Die Ukraine zeigte sich nach Putins Rede siegessicher. Das ukrainische Militär werde die russischen Soldaten "aus der Ukraine vertreiben" und die Verantwortlichen für den Krieg zur Rechenschaft zu ziehen, sagte der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak. Die Russen steckten "strategisch in einer Sackgasse".
Der russische Staatschef hält traditionell jedes Jahr eine Rede zur Lage der Nation vor den russischen Abgeordneten. Im vergangenen Jahr ist die Rede abgesagt worden – wegen der "hohen Dynamik der Ereignisse". In diesem Jahr fällt die Rede fast mit dem Jahrestag des Kriegs zusammen, der am 24. Februar 2022 mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine begonnen hat.
Nach Putins Rede wies Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Anschuldigungen von sich. "Niemand greift Russland an, Russland ist der Aggressor", sagte er bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba und dem EU-Vertreter für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, in Brüssel. Putin habe klargemacht, dass er "einen fortgesetzten Krieg vorbereiten" wolle.
Stoltenberg appellierte auch an Putin, New Start nicht auszusetzen. Er rief den russischen Präsidenten auf, "seine Entscheidung zu überdenken und geltende Verträge zu achten".
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Aus: "Wladimir Putin will letzten großen Abrüstungsvertrag aussetzen" (21. Februar 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-02/wladimir-putin-rede-lage-nation-vorwuerfe-westen (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-02/wladimir-putin-rede-lage-nation-vorwuerfe-westen)
QuoteDer Blonde #4
Putin gehört zu den Menschen, bei denen man nachprüfen muss ob es draußen hell ist, wenn die einem einen ,,Guten Morgen" wünschen.
Diese Rede kann er sich also sparen, das ganze ist nichts weiter als Politzirkus und das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde.
QuoteSirPete #5.1
Natürlich ist er zurechnungsfähig. Er macht genau das was er als skrupelloser Diktator machen muss um seine Macht zu erhalten: Märchen erzählen. Glaube Sie er wird jetzt Fehler zugeben oder ähnliches? ...
QuoteSimonPhoenix42 #5.2
"Der Mann ist definitiv nicht zurechnungsfähig..."
Was soll er denn machen? Nach 200.000 toten und verwundeten russischen Soldaten, eingefrorenen Konten in XXX Milliardenhöhe, dem Einsatz von Söldnern, der offensichtlichen mangelhaften militärischen Führung sowie der fast vollständigen Isolation Russlands, einfach sagen: "Da habe ich wohl Mist gebaut!" ?
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QuoteHarmlos01 #6
Wäre die Ukraine eine Marionette des Westens, dann hätte Russland schon lange gewonnen. Dann würden die Ukrainer nicht so hart kämpfen.
Jeder Versuch, eine lokale Armee durch den Westen auszurüsten ist an mangelnder Motivation gescheitert. Hier wird ein gewachsener Widerstand unterstützt.
QuoteDemokrat. #7
Ich frage mich, ob Putin inwendig selbst glaubt, was er sagt. Ob das eine Schutzargumentation des professionellen KGBlers ist oder ob er psychiatrisch paranoid ist. ...
QuoteLysander42 #7.2
Aus meiner Sicht ist es bedeutungslos, ob Putin inhaltlich glaubt, was er sagt.
Aber er ist zweifellos fest davon überzeugt, dass er mit dieser Art von Rede das russische Volk "bei der Stange" halten kann.
Damit sie nicht murren, wenn immer mehr ihrer Söhne und Ehemänner in Zinksärgen nach Hause kommen.
Und in diesem Punkt könnte Putin so Recht haben...
QuoteDarmgeräusch #7.3
Putin hat einen großen Stab von Redeschreibern hinter sich. Da wird jedes Wort und jede Aussage sorgfältig formuliert. Die Reden fußen selbstverständlich auf Vorgaben von Putin und seinem Stab. Ob er den Inhalt selbst glaubt ist, meiner Meinung nach, nicht wahrscheinlich. Die Reden sollen nur eine Innen-und Aussenwirkung entfalten. Mit der Realität haben sie nichts zu tun.
QuoteHanayagi #8
""Sie haben den Krieg begonnen. Und wir setzen Gewalt ein, um ihn zu beenden", sagte Putin vor beiden Kammern des Parlaments in Moskau."
"Vorwärtsverteidigung" a la Putin. Naja, Propaganda halt. Wer's glauben will glaubt's und alle anderen wenden sich angewidert ab.
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Quote[...] Packer: Joe Biden kam schnell nach seiner Amtsübernahme nach Europa und sagte: Wir sind zurück! An eurer Stelle hätte ich gedacht: Na ja, schauen wir mal, für wie lange. Und was heißt das überhaupt, wir sind zurück? Der Rückzug aus Afghanistan im Sommer 2021 war ein spektakuläres Versagen, moralisch und organisatorisch. Keiner hat sich mit den Nato-Partnern abgestimmt, die Afghanen wurden im Stich gelassen. Mal wollen wir der ganzen Welt Demokratie und Freiheit bringen, dann wieder wollen wir uns lieber um uns selbst kümmern. Damals sah es so aus, als würde Joe Biden wieder eine Periode des Rückzugs aus der Weltpolitik einleiten. Am 24. Februar 2022, als Russland die Ukraine angegriffen hat, sind wir dann in Nullkommanichts von "Was geht uns das an?" zu "Wir müssen mehr tun!" übergegangen.
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ZEIT ONLINE: Der Krieg ändert, wie die Welt Amerika sieht. Ändert er auch, wie sich Amerika sieht? Schafft er so etwas wie ein gemeinsames Ziel, über die politischen Lager hinweg?
Packer: Für die meisten Amerikaner ist die Ukraine sehr weit weg, auch weil hier keine amerikanischen Soldaten eingesetzt sind. Es scheint paradox: Wir sind die größten Unterstützer der Ukraine mit Waffen, aber der Krieg ist in unserer Politik kein entscheidendes Thema. Noch sind sich die Lager im Kongress einig über die Unterstützung. Als Selenskyj Washington im Dezember besucht hat, gab es zwar krasse Bekundungen der Verachtung aus den Reihen der Trumpisten für ihn. Doch der Kongress verabschiedete danach das bisher umfangreichste Hilfspaket. Es gibt immer noch genügend Republikaner, die nicht auf America first setzen und eine internationale Rolle für die USA sehen.
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ZEIT ONLINE: Was sieht Amerika in diesem Krieg? Warum gibt es diese allgemeine Zustimmung?
Packer: Mit dem Geist des Widerstands, den die Ukrainer zeigen, fühlen sich Amerikaner instinktiv verbunden. Das ist wichtiger als geopolitische Fragen oder die Sorge um die freiheitliche Weltordnung – ein Begriff, den sowieso kein normaler Mensch benutzt. Ich habe in der Ukraine amerikanische Veteranen gefragt, warum sie dort kämpfen. Die Antworten waren immer ähnlich: Ich konnte einfach nicht zusehen, wie Russland dieses Land zerstört. Das ist ein Reflex, den man auch beobachten kann, wenn ein Hurrikan Florida verwüstet hat.
ZEIT ONLINE: Sie haben die Ukraine bereist, und über das intensive Gefühl der Ukrainer für ihr Land geschrieben – fast als hätten Sie dort etwas gesehen, das in den USA heute fehlt.
Packer: Ich war überrascht, einen Patriotismus vorzufinden, der nicht von oben verordnet ist. Die ukrainische Gesellschaft ist mobilisiert, aber von unten her. Und der Patriotismus, den ich da erfahren habe, richtet sich auch gegen die korrupte, autoritäre Tradition des eigenen Landes. Das hat mich mit einiger Wehmut erfüllt: Die Werte, für die die Ukraine eintritt, verfallen in Amerika. Dort versucht man gegen extreme Widerstände eine Demokratie aufbauen, während wir in den USA ihrer Zerstörung zuschauen. Darum muss, wie ich finde, die Ukraine als Modell verteidigt werden. Die Alternative zu ihrem Sieg wäre ein Terrorregime mit Konzentrationslagern und Abertausenden von Deportierten. Ich gebrauche eigentlich selten solche Begriffe, aber hier geht darum, das Böse zu stoppen. Eine nackte Machtpolitik im Dienst einer furchtbaren Ideologie nationaler Größe. Und so etwas sagt man eigentlich auch nicht, aber ich finde, da unterscheidet sich Putin nicht von Hitler.
ZEIT ONLINE: Die Lieferung der Kampfpanzer hatte Olaf Scholz an die Bedingung geknüpft, dass Amerika auch welche liefert. Wird die Abhängigkeit der Europäer von den USA in Sicherheitsfragen so nicht verewigt?
Packer: Ich habe das Gefühl, beide Seiten gehen durch manisch-depressive Zyklen. In den Balkankriegen der Neunzigerjahre musste Amerika eingreifen, weil die Europäer auch damals ihren eigenen Kontinent nicht befrieden konnten. Dann hat Amerika sich in zu vielen Kriegen überdehnt und es wuchs die Sehnsucht nach einem Rückzug unter Barack Obama und Donald Trump. Die Europäer erklärten, sie könnten sich auf Amerika nicht mehr verlassen und müssten nun selbst Verantwortung übernehmen. Doch jetzt reihen sie sich wieder hinten ein und Amerika, das gerade erst aus einer depressiven Phase erwacht ist, führt wieder. Die Leopard-Verhandlungen sind das perfekte Beispiel dafür, dass da eine Art transatlantische Co-Abhängigkeit besteht. Am Ende sagen wir: Okay, wir schicken fünf verdammte Panzer. Seid ihr nun zufrieden?
ZEIT ONLINE: Aber warum lässt sich der US-Präsidenten von einem deutschen Kanzler in einen europäischen Panzerkrieg hineinziehen, den er nicht will?
Packer: Ja, richtig, wer führt hier eigentlich wen? Man muss in Europa erkennen, dass die amerikanische Führung ambivalent ist. Wir wollen eigentlich nicht vorangehen, tun es aber doch, weil sonst gar nichts passiert. Ich verstehe die Ängste der Europäer, aber ich halte sie für übertrieben. Und Putin schürt sie bewusst, er kennt eure deutschen Komplexe gut und weiß, welche Knöpfe er drücken muss. Ich sehe das deutsche Engagement für die Ukraine dagegen eher als Fortsetzung der kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Zugespitzt könnte man sagen, das Holocaust-Mahnmal im Zentrum Berlins und die Leopard-Panzer für die ukrainische Selbstverteidigung, das sind Teile des gleichen Projekts. Das ist für viele Deutsche schwer zu akzeptieren. Aber wäre es denn ein Akt des richtigen Geschichtsbewusstseins, zuzusehen, wie die Ukraine von Russland verschluckt wird? ... In Polen hat Biden gesagt, die Freiheiten, für die die Ukrainer kämpfen, seien die Grundlage der europäischen und amerikanischen Demokratien. Er sagt das nicht bloß so daher, er glaubt das wirklich. ...
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ZEIT ONLINE: Noch mal zu den Chancen der Diplomatie: Sie haben die Biographie des amerikanischen Diplomaten Richard Holbrooke geschrieben, dessen beispiellosem Verhandlungskraftakt das Friedensabkommen von 1995 in Dayton zu verdanken war – und damit das Ende der Kriege auf dem Balkan. Was würde Richard Holbrooke heute tun?
Packer: Damals in den Neunzigern konnte Amerika durch Gewalt und Diplomatie Frieden in Europa durchsetzen. Die bosnischen Serben hatten keine Atomwaffen. Es war auch eine andere Zeit: Holbrooke und der russische Außenminister Lawrow kannten und trauten einander. Russland war damals sogar bereit, eigene Soldaten unter Nato-Kommando als Friedenstruppen in Bosnien bereitzustellen. Das ist heute undenkbar! Das Russland unter Putin ist ein völlig anderer Akteur. Mit Putin kann man derzeit nicht mehr reden. Angela Merkel dachte, sie könnte es, auch Olaf Scholz hat es noch versucht, und dann kam der 24. Februar letzten Jahres. Wir haben es mit einem geopolitischen Konflikt zu tun, der an den Kalten Krieg erinnert. Inklusive der nuklearen Dimension.
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In Europa sehe ich eine interessante Entwicklung. Der Antiamerikanismus, der infolge des Irakkriegs und der Regentschaft Donald Trumps florierte, scheint mir nicht mehr den Geist der europäischen Politik zu bestimmen. Aber die Inder, Brasilianer oder Südafrikaner wollen nicht länger in einer amerikanisch geprägten Weltordnung leben. Der Krieg in der Ukraine hat die tiefe Spaltung zwischen dem Westen und dem Globalen Süden sichtbar gemacht. Für die Europäer, auch für viele Amerikaner ist er das wichtigste Ereignis nach dem 11. September 2001. Der Globale Süden sieht ihn nicht als seinen Krieg, dort stehen die steigenden Energie- und Nahrungspreise im Zentrum.
ZEIT ONLINE: Also rechnen Sie eher nicht mit dem Wiederaufstieg Amerikas zur zentralen Weltmacht?
Packer: Nein, aber die Alternative zur amerikanisch dominierten Ordnung ist keine demokratischere, gerechtere Welt, wie manche gehofft haben. Sie entspricht eher Wladimir Putins Vorstellung, dass die Starken die Schwachen dominieren. Darum darf er nicht gewinnen.
Aus: "George Packer zum Ukraine-Krieg: "Die Werte, für die die Ukraine eintritt, verfallen in Amerika"" Interview: Kerstin Kohlenberg und Jörg Lau (22. Februar 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-02/george-packer-ukraine-krieg-usa/komplettansicht (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-02/george-packer-ukraine-krieg-usa/komplettansicht)
QuoteHeinz Brause #13
Die Ukraine verteidigt, völlig zu Recht, ihr Territorium. Vielleicht auch das Territorium des restlichen Mitteleuropa (obwohl ich persönlich nicht glaube, dass Putin da noch weitergehende Ambitionen hat).
Die ständig angeführte Behauptung, sie verteidige auch "unsere westlichen Werte" ist angesichts der jüngeren innenpolitischen Vergangenheit der Ukraine bestenfalls irreführend, schlimmstenfalls Märchenstunde.
QuoteFrankFavela #15
Herr Packer ist zwar Journalist und evtl. Schriftsteller, ein Chronist der Geschichte ist er aber nicht. In Europa ist die Gefahr von Rechts doch auch sehr Konkret gegeben. Was kommt nach Macron? Und was nach Scholz? Zumindest in Ungarn, Italien , Österreich, Schweden..... sind extrem Rechts schon Mainstream.....und wenn man die AfD Stimmen betrachtet so lässt sich feststellen: es sind mehr als z.b. NL überhaupt an Wähler hat. Der letzte Satz ist der relevant: eine Postamerikanische Ordnung wir weniger demokratisch sein.
QuoteTaranis #15.1
Dazu sollte man sich aber auch betrachten was in den USA als rechts und links gilt und wie es dort überhaupt mit der Demokratie bestellt ist.
Das ist keine Ausrede für unsere rechten Auswüchse und schon gar nicht der Wunsch amerikanische Verhältnisse hier herbei zu sehnen. Einzig die Behauptung die USA seien das Bollwerk gegen Rechts und ein Hort der Demokratie ist so eher fragwürdig. In fast allen Demokratien nehmen populistische und damit auch autokratische Tendenzen zu. Bei uns ist es auch nicht nur die AfD, die mit Russland, Ungarn und China sympathisiert. Das hat nichts mit der "postamerikanischen Ordnung" zu tun.
QuoteFrankFavela #17
Was mir bei den woken, Pseudo-linken Amerikanern und Europäern fehlt ist die exakte Analyse der eigenen geschichtlichen Position. Denn: Putin weiss es, Orban weiss es, und Merkel hat es Selbst gesagt: die Ukraine war in weiten teilen ihrer Geschichte von kolonialen Nachbarn besetzt und wurde ausgebeutet: von Polen-Litauen, von Preußen, von Rußland und Österreich-Ungarn. Daher rührt nach meiner überzeugung der Unwille die Ukraine zu 100% als Rechtssubjekt zu betrachten, statt als potentielle Beute. Dieser Krieg ist das Produkt fehlender Reflexion und des mangelnden Unrechtsbewußtsein. Gerade auch in Deutschlan und Österreich-Ungarn.
Quotesugarvision #18
Ja, Putins Überfall auf die Ukraine war ein außerordentlicher Glücksfall für die USA und die Allianz.
QuoteJoern.R #19
Das Engagement der USA ist ein Sicherheitstärkendes, kein Demokratiestärkendes. Rußland ist bei Weitem nicht der einzige Staat weltweit, in dem eine liberal-demokratisch geprägte innere Verfaßtheit nicht existiert, in manchen nicht einmal (nur ein Beispiel, die Demokratischen Republik Kongo) eine zentrale Ordnungsmacht vorhanden ist. Nicht einmal in seinem eigenen Land vermag Packer einen großen Einfluß im Sinne einer demokratischen Stärkung zu erkennen. Dieser Ansatz erinnert an die National Security Strategy von 2002 (Bush-Doktrin) , welche (vordergründig) zum Ziel den "Export" von Demokratie und Menschenrechten zum Ziel hatte, hintergründig aber die unreflektierte Durchsetzung von US-Interessen, siehe etwa Irak 2003 - Öl. Demokratische Strukturen lassen sich nicht exportieren und installieren wie eine Maschine, sie müssen auf dem Willen der jeweiligen Gesellschaft eines entsprechenden Aufbaus beruhen, gelernt werden.
Warum wohl sieht der Globale Süden den Krieg nicht als den Seinigen an? Weil der Globale Norden unter der finanziell-ökonomischen Führung von in Hauptsache den USA und China nicht an einer Egalität, nicht an gleichen Möglichkeiten und Chancen für beide Komplexe interessiert ist. Letzerer klar dominierende Attitüden durchsetzt, wiederherum in der Bush-Doktrin "Marktwirtschaft" genannt, de facto damit die globale Dominanz weniger Oligopole - was dann als Markt verkauft wird - und zwischen ungleichen Partnern nicht möglich seiender "Freihandel".
QuoteMenzelMicK #22
Dass die USA eine Großmacht sind bedarf keines weiteren Beweises, dass sie allerdings eine globale Führungsmacht sind, ist völlig absurd.
Die Unterordnung unter das US-Diktat wird von der Mehrheit der Weltbevölkerung abgelehnt, die Hegemonialpolitik der USA wird gehasst.
Die USA sind keine Friedensmacht, sondern eine Kriegsmacht, die Not und Elend über zahlreiche Länder gebracht hat. Die Liste der Schandtaten der USA ist ziemlich lang.
Europa wird als gefährliche Konkurrenz gesehen, insbesondere mit der Rohstoffquelle Russland und den engen Handelsbeziehungen zu China. Da muss ein Krieg her, mitten in Europa, denke ich...
QuoteMartin Köster #27
Schönes Interview mit Herrn Packer, der ziemlich erfrischend und klar aus US-amerikanischer Perspektive das transatlantische Verhältnis beschreibt, und dabei mit Eigenkritik nicht spart.
Man mag sich gar nicht vorstellen, worüber wir heute diskutieren würden, wenn nicht Joe Biden im Oval Office sitzen würde, sondern Donald Trump, während Putins Barbaren in der Ukraine wüten. ...
QuoteHannes1854 #28
Das ganze Geschwafel von Verantwortung tragen, Demokrati verteidigen (in Afghanistan??), für die Freiheit einstehen usw, ist doch alles schlecht kaschierter globaler Machtkampf. Dieser amerikanische Patriotismus ist doch nur eine Form von Faschismus. Glaubt hier wirklich einer, dass der latente Rassismus in den USA plötzlich am Verschwinden ist, nur weil man Artillerigeschosse in die Ukraina schickt? Das Machtzentrum in den USA ist nicht gerade der Präsident. Das liegt woanders, daher spielt es eine eher untergeordnete Rolle wer gerade das Amt ausübt.
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Quote[...] Bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine galt Russland Teilen der Linken weltweit als globale Friedensmacht. Putin war in dieser Erzählung eine Art Fahnenträger des Kampfs gegen den US-amerikanischen Imperialismus und die NATO. Mit einem starken Staat und angeblich starken Gewerkschaftsbewegungen habe Russland demnach außerdem gegen den neoliberalen Mainstream und die Vormacht der globalen Konzerne gekämpft. Nicht selten wurde Russland so als ein Gegenentwurf zur imperialistischen, militaristischen und kapitalistischen Grundordnung des Westens verstanden.
Mit dem 24. Februar 2022 scheint sich unter vielen linken Bewegungen weltweit ein Umdenken abzuzeichnen. Auch die deutsche Partei Die Linke hat den russischen Angriff auf die Ukraine ,,aufs Schärfste" verurteilt. An dem klaren Nein zu Waffenlieferungen wird gerüttelt. Gleichzeitig fordern Bundestagsabgeordnete wie Klaus Ernst das Ende der Sanktionen, Sahra Wagenknecht wittert einen ,,beispiellosen Wirtschaftskrieg" gegen Russland, während andere zu Verhandlungen aufrufen – ohne jedoch an Russland zu appellieren, seine Truppen zurückzuziehen.
Viele Linke weltweit würden immer noch einem verzerrten Russland-Bild anhängen, kritisiert der ukrainische Sozialist Taras Bilous. ... Im Interview mit Meduza kritisiert Bilous Klischees über Russland und die Ukraine im Westen und ruft zu einem Kampf für eine ,,Demokratisierung der Weltordnung" auf.
... Die russischen Polittechnologen, die die Wahlen in der Ukraine vor Ort beobachtet haben, dachten, sie hätten unsere Politik verstanden – zumindest die, die vor Selensky da war; seit seiner Präsidentschaft hat sich vieles verändert. Das ist wohl eine der schwerwiegendsten Fehlkalkulationen von Putins Leuten. Sie haben das Mobilisierungspotential der ukrainischen Gesellschaft stark unterschätzt, darunter das der Freiwilligen-Organisationen, die seit Beginn des Krieges [2014] gegründet wurden. Ja, ein Teil von ihnen ging aus bereits bestehenden zivilgesellschaftlichen Institutionen hervor, aber viele wurden quasi von Null auf von einfachen Menschen und regionalen Leadern aufgebaut, die davor überhaupt nichts mit Politik zu tun hatten. Das haben die russischen Polittechnologen nicht kapiert.
... In Diskussionen mit westlichen Linken höre ich oft das Argument, dass die NATO während des Kalten Krieges die Ultrarechten unterstützt und benutzt hätte. Aber der Kalte Krieg ist seit 30 Jahren vorbei, und gerade das Beispiel, dass sich die USA in Syrien mit den sozialistischen syrischen Kurden verbündet haben und nicht mit irgendwelchen anderen Kräften, zeigt meiner Meinung nach, wie weit sich die US-amerikanische Außenpolitik mittlerweile von der Logik des Kalten Kriegs entfernt hat. Gleichzeitig ignorieren diese Linken die Tatsache, dass es in den letzten Jahrzehnten vor allem Russland war, das die rechtsextremen Parteien in Europa unterstützt hat.
... Die westlichen Linken kritisieren an der Ukraine zum Beispiel oft den politischen Einfluss der Oligarchen. Aber was für praktische Schlüsse ziehen sie daraus? Ich weiß selbst sehr gut, dass in der Ukraine eine schlechte Regierung mit einer neoliberalen Politik an der Macht ist. Wir haben vor dem Krieg dagegen gekämpft, wir müssen auch jetzt dagegen kämpfen – etwa, wenn die Arbeitsrechte beschnitten werden sollen. Mir sind viele Defizite der ukrainischen Gesellschaft, der Staatsmacht und der Politik bewusst, aber das heißt ja nicht, dass man die Verteidigung gegen die russische Aggression nicht unterstützen soll.
... Das Schlimmste, was die russische Propaganda anrichtet, ist, dass sie ein verzerrtes Bild der postsowjetischen Realität vermittelt. Dazu haben die westlichen Linken weder eigene Erfahrungen noch Informationsquellen oder ein Verständnis davon, was hier passiert. Und weil sie den Mainstream-Medien nicht vertrauen, landen sie oft bei der russischen Propaganda als Hauptinformationsquelle.
Doch die westlichen Linken brauchen kein Russia Today, um den amerikanischen Imperialismus, die Hegemonie, die unipolare Welt und die NATO abzulehnen. Sie haben genug eigene Gründe dafür. Die ältere Generation hat oft schon zur Zeit des Kalten Krieges an den Protesten gegen den Vietnamkrieg oder andere Operationen der USA teilgenommen, die jüngere hat sich angesichts des Irak-Kriegs formiert. Wobei viele die Idee einer multipolaren Welt ganz unkritisch sehen, anstatt sich zu überlegen, wie man die Weltordnung demokratisieren könnte. Für sie wird ihre NATO-Gegnerschaft einfach zu einem Teil ihrer Identität, statt dass sie ein konkretes politisches Problem angehen und im Rahmen einer linken Strategie zu lösen versuchen. Sogar die, die die Ukraine und Waffenlieferungen einhellig unterstützen, unterscheiden sich manchmal nur dadurch, dass sie für die Auflösung unterschiedlicher militärischer Allianzen eintreten, unter anderem der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS).
Na gut, angenommen, man löst die NATO auf und auch die OVKS, was ist dann eine Alternative in der internationalen Politik und wie verhindert man dann, dass die starken Staaten den schwächeren ihren Willen aufzwingen?
... Wir brauchen keine multipolare Welt und keine Konfrontation zweier imperialistischer Blöcke. Wir müssen für eine allgemeine Demokratisierung der Weltordnung kämpfen, und dafür kann man Widersprüche zwischen verschiedenen Ländern nutzen. Aber eine multipolare Welt, in der jeder imperialistische Staat seine Einflusssphäre hat und seine imperialistische Politik fährt – das ist eine Rückkehr ins 19. Jahrhundert. Das kann uns wirklich gestohlen bleiben.
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Aus: "Meduza: ,,Die westlichen Linken verstehen nicht, was hier passiert""
(Original 22.08.2022 von Alexej Kowaljow , Taras Bilous — Übersetzung (gekürzt) 12.10.2022 von Jennie Seitz , Ruth Altenhofer)
Quelle: https://www.dekoder.org/de/article/bilous-linke-westen-russland-ukraine-klischees (https://www.dekoder.org/de/article/bilous-linke-westen-russland-ukraine-klischees)
Quote[...] Grosny/Kiew – Kaum aus dem Ukraine-Krieg und aus gegnerischer Gefangenschaft heimgekehrt, sollen tschetschenische Soldaten prompt wieder zurück an die Front. So wünscht es zumindest Ramsan Kadyrow, Führer der autonomen Republik im Nordkaukasus. Kadyrow, auch ,,Putins Bluthund" genannt, will sich einem Bericht des russischen Nachrichtenportals Meduza nicht einmal mit seinen zurückgekehrten Kämpfern treffen.
Vielmehr müssten diese sich gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin weiter ,,beweisen", wie Kadyrow am Sonntag (16. April) auf seinem Telegram-Kanal schrieb. ,,Ich glaube, dass ein tschetschenischer Soldat keinen Grund haben sollte, gefangen genommen zu werden", schrieb der Tschetschenen-Führer. Nun müssten die Männer zeigen, dass sie den Kampf nicht vermieden hätten.
... ,,Es mag verschiedene Entschuldigungen geben, aber in jedem Fall muss der Soldat beweisen, dass er keine andere Wahl hatte. Und um dies zu beweisen, muss er an die Frontlinie zurückkehren", hieß es weiter. Es stehe nicht nur das Leben der einzelnen Soldaten, sondern auch ,,die Ehre der gesamten Einheit, des gesamten Regiments" auf dem Spiel.
Weiter merkte das Tschetschenien-Oberhaupt an, dass ,,Gefangenschaft kein Verbrechen ist" und die tschetschenischen Behörden ,,froh sind, dass die Kämpfer überlebt haben". Doch jetzt hätten die Männer die Chance, zu beweisen, ,,dass der Eid, die Pflicht und die Ehre an erster Stelle stehen". (nak)
Aus: "Kadyrow schickt Kriegsrückkehrer wieder an die Front: ,,Ehre steht an erster Stelle"" Nail Akkoyun (18.04.2023)
Quelle: https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-tschetschenien-kadyrow-soldaten-putins-bluthund-russland-grosny-news-92217901.html (https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-tschetschenien-kadyrow-soldaten-putins-bluthund-russland-grosny-news-92217901.html)
QuoteHans-Joachim Elflein
,,Ehre steht an erster Stelle"
Warum kommt dieser Typ nicht gleich mit Sprüchen wie "Моя честь это верность / Meine Ehre heißt Treue"? War zwar der "Wahlspruch" der SS, aber gerade das passt doch zu Leuten wie dem.
QuoteJochen Hans-Joachim Elflein
... Begriffe wie "Ehre" und Gott" werden dann immer aus der Schublade geholt, wenn man seine eigenen Verbrechen legitimieren will.
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Quote... eliminieren ... ,,säubern" ...
Quote[...] Bachmut - Es sind schockierende Geständnisse. Wladimir Osechkin, der Gründer von Gulag.net, hat Aufnahmen von Gesprächen mit zwei ehemaligen russischen Gefangenen veröffentlicht. Diese hatten als Kommandeure des paramilitärischen Kartells der Wagner-Gruppe in der Ukraine gekämpft. In den Gesprächen beschreiben Azamat Uldarow und Alexei Sawitschew viele Gräueltaten, die sie gegen Zivilisten und andere Söldner begangen haben sollen, berichtet das unabhängige Medium Meduza.
Es gibt jedoch keine unabhängigen Beweise dafür, dass die von ihnen beschriebenen Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben. Sawitschew gestand zahlreiche Tötungen. Unter anderem gab er den Befehl, zur Hinrichtung von 70 gefangenen Rekruten. Diese hatten sich geweigert, auf dem Schlachtfeld Befehle zu befolgen. Uldarow erzählte, dass er Kinder ermordet hat und dass ihm und seinen Männern befohlen wurde, jeden zu eliminieren.
Uldarow sagte: ,,Sie weint, sie ist ein kleines Kind, weißt du. Fünf, vielleicht sechs Jahre alt. Und ich habe einen tödlichen Schuss abgegeben. Weißt du, ich durfte niemanden entkommen lassen. Nicht einen." Vorgesetzte hätten ihnen die Befehle erteilt, so Uldarow. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin habe selbst gesagt: ,,Lasst niemanden entkommen."
Sawitschew gestand, dass er im Januar dieses Jahres in Bachmut den Befehl gegeben habe, mehr als zwei Dutzend Granaten in eine mit toten und verwundeten Ukrainern und Russen gefüllte Grube zu werfen. Darüber hinaus sagt Sawitschew, er habe auf Befehl seiner Vorgesetzten 10 Jugendliche und mehr als 20 unbewaffnete Ukrainer getötet. Außerdem habe er die Anweisung gegeben, ein Wohnhaus zu ,,säubern" und alle darin befindlichen Personen zu töten.
Beide Männer erklärten, dass die Wagner-Gruppe in der Ukraine schwere Verluste erlitten hat und dass Söldner Gefahr laufen, ermordet zu werden, wenn sie mit Journalisten sprechen oder Informationen über Kampfeinsätze preisgeben. Es ist unklar, warum sich die beiden Männer entschieden haben, ihre Geschichten mit Gulag.net zu teilen. Osechkin vermutet, dass Uldarow und Sawitschew mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen haben könnten. (mse)
Aus: "Wagner-Söldner schildern Verbrechen: Mord an Kleinkind und Massenhinrichtungen" Moritz Serif (18.04.2023)
Quelle: https://www.fr.de/politik/ukraine-konflikt-krieg-wagner-gruppe-prigoschin-news-92218359.html (https://www.fr.de/politik/ukraine-konflikt-krieg-wagner-gruppe-prigoschin-news-92218359.html)
Quote[...] STOCKHOLM taz | ,,Wir leben in einer stetig unsicherer gewordenen Welt", kommentiert Nan Tian, Forscher beim Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri, dass die weltweiten Rüstungsausgaben 2022 im achten Jahr in Folge angestiegen sind: ,,Die Staaten stocken ihre militärische Stärke als Reaktion auf eine sich verschlechternde Sicherheitslage weiter auf. Und sie rechnen nicht damit, dass diese Situation sich in naher Zukunft verbessern wird."
Auf 2.240 Milliarden US-Dollar hat Sipri die Militärausgaben der Staaten im vergangenen Jahr beziffert. In seinem ,,Global Military Expenditure"-Rapport, der am Montag veröffentlicht wird, spricht das Stockholmer Institut von einem ,,all time high".
Die fünf Staaten mit den größten Militärbudgets waren 2022 die USA, China, Russland, Indien und Saudi-Arabien, die zusammen für 63 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben standen. Mit einer Steigerung von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr waren die globalen Ausgaben – inflationsbereinigt – mehr als doppelt so hoch wie vor 25 Jahren.
Schlüsselt man die Steigerungsraten regional auf, lagen West- und Zentraleuropa mit einem Plus von 13 Prozent im Vergleich zu 2021 an der Spitze. Eine derartige Aufrüstungswelle hat es laut Sipri seit den Zeiten des Kalten Kriegs nicht mehr gegeben. Russlands Invasion der Ukraine im Februar vergangenen Jahres habe zwar ,,sicherlich die Entscheidungen zu Militärausgaben beeinflusst", sagt der Sipri-Experte für Militärausgaben und Rüstungsproduktion, Lorenzo Scarazzato. Tatsächlich aber habe der Anstieg schon 2014 begonnen, dem Jahr der Annexion der Krim durch Russland. Viele der ehemaligen Ostblockstaaten hätten seither ihre Verteidigungsausgaben mehr als verdoppelt.
Die Militärausgaben der Ukraine haben laut Sipri im vergangenen Jahr 44 Milliarden Dollar betragen. Vergleichsweise haben sich diese Ausgaben denen von Deutschland (55,8 Mrd. Dollar) oder Frankreich (53,6 Mrd. Dollar) angenähert. Rechne man die der Ukraine von mehr als 20 Staaten geleistete Militärhilfe zusammen von rund 30 Milliarden Dollar dazu, entsprachen die gesamten Aufwendungen für das Militär in der Ukraine nach Sipri-Schätzungen 2022 mehr als vier Fünfteln des russischen Militärbudgets, des weltweit drittgrößtem.
Nicht nur mit der Steigerungsrate von 640 Prozent gegenüber dem Vorjahr oder 1.661 Prozent gegenüber 2013 verzeichnet die Ukraine den höchsten Anstieg von Rüstungsausgaben, den Sipri in seiner 57-jährigen Geschichte je errechnet hat, sondern auch was die Belastung der Wirtschaft des Landes durch diese Ausgaben angeht: Der Anteil der Militärausgaben am Bruttoinlandsprodukt der Ukraine schnellte demnach von 3,2 Prozent 2021 auf 34 Prozent im Jahr 2022 hoch.
Auch in Russland habe die Invasion wohl ,,deutlich mehr Kosten verursacht, als man in Moskau vorhergesehen habe", vermutet Lucie Béraud-Sudreau, die Direktorin des Militärausgabenprogramms von Sipri. Die Rüstungsausgaben des Landes seien 2022 um 9,2 Prozent auf 86,4 Milliarden Dollar gestiegen, schätzt Sipri.
Zum kräftigen Anstieg der Rüstungsausgaben in Europa trug auch die Nato-Norderweiterung bei. In Vorbereitung auf ihre Mitgliedschaft steigerten Finnland und Schweden ihre Ausgaben für das Militär 2022 signifikant: Finnland um 36 Prozent, Schweden um 12 Prozent.
Für alle Nato-Mitgliedstaaten zusammen berechnete Sipri die Rüstungsausgaben bei einem Plus von 0,9 Prozent im Vergleich zu 2021 auf 1.232 Milliarden Dollar, das sind 55 Prozent der weltweiten Ausgaben. Der Löwenanteil entfällt mit 877 Milliarden Dollar auf die USA.
Neben Europa ist der Indo-Pazifik-Raum die andere Region, in der sich die geopolitischen Spannungen in den höchsten Zuwachsraten der Militärbudgets niederschlagen: Für die Länder Asiens – ohne den Nahen und Mittleren Osten – und Ozeaniens beliefen sich diese Budgets 2022 auf zusammen 575 Milliarden Dollar, ein Viertel der weltweiten Ausgaben.
Rund drei Viertel der Ausgaben in dieser Region entfielen auf drei Staaten: China, Indien und Japan. Chinas Militärausgaben stiegen im 28. Jahr in Folge um diesmal 4,6 Prozent auf 296 Milliarden Dollar, womit Sipri sie nun auf etwa ein Drittel der US-Ausgaben schätzt. In Japan beobachtet Sipri-Forscher Xiao Lian ,,einen tiefgreifenden Wandel seiner Militärpolitik. Die Ausgaben stiegen um 5,9 Prozent und erreichten 46 Milliarden Dollar entsprechend 1,1 Prozent des BIP. Eine Erhöhung auf 2 Prozent bis 2027 sei geplant, als ,,Reaktion auf die zunehmende Bedrohung durch China, Nordkorea und Russland".
Aufgrund der von vielen Ländern – darunter Deutschland – für die kommenden 5 bis 10 Jahre bereits vorgelegten Pläne erwartet Sipri für die nächsten Jahre einen regelrechten Boom bei den Militärausgaben.
Aus: "Neuer Sipri-Bericht zu Militärausgaben: Auf Rekordniveau" Reinhard Wolff (24. 4. 2023)
Quelle: https://taz.de/Neuer-Sipri-Bericht-zu-Militaerausgaben/!5927182/ (https://taz.de/Neuer-Sipri-Bericht-zu-Militaerausgaben/!5927182/)
Quoteuffbasse
Die Aussichten sind düster bis katastrophal. ...
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Quote[...] Trotz des Scheiterns des internationalen Engagements in Afghanistan und der Rückkehr der Taliban an die Macht hat der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne) die deutsche Entscheidung für den Einsatz entschieden verteidigt.
,,Ich halte das nicht für einen Fehler", sagte Fischer am Montag vor der Enquete-Kommission des Bundestags zu den Lehren aus dem Einsatz. ,,Ich sehe es als eine Entscheidung, die zu treffen war, und die alles andere als einfach war. Es musste sein, aus übergeordneten Gründen", meinte Fischer, der von 1998 bis 2005 Außenminister war. Für das Scheitern des Einsatzes machte er vor allem die USA verantwortlich.
Er begründete die Entscheidung für den Einsatz vor allem mit Bündnisinteressen und der Abhängigkeit von US-amerikanischen Sicherheitsgarantien. ,,Wären wir nicht mitgegangen, hätten wir einen enorm hohen Preis bezahlt im Bündnis", sagte der frühere Grünen-Politiker.
Der damalige Vizekanzler hatte sein eigenes politisches Schicksal von der Entscheidung des Bundestages über die Entsendung von 1200 Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan abhängig gemacht. Teile der Grünen und auch einige grüne Bundestagsabgeordnete lehnten dies ab. Kanzler Gerhard Schröder (SPD) machte den Fortbestand der rot-grünen Koalition vom Gelingen des Beschlusses abhängig.
Auf einem Parteitag in Rostock stellte sich eine Mehrheit der Delegierten hinter den Einsatz, der Bundestag stimmte am 22. Dezember 2001 zu. Vier grüne Abweichler enthielten sich der Stimme, um die Koalitionsmehrheit nicht zu gefährden.
Der Terroranschlag vom 11. September 2001, auf den der internationale Militäreinsatz folgte, sei für die Bundesregierung ein ,,doppelter Schock" gewesen, erklärte Fischer. Der entscheidende Kreis der Täter habe sich lange Zeit in Hamburg-Harburg aufgehalten. Dies habe das Risiko geborgen, dass man Deutschland hätte vorwerfen können, es hätte den Anschlag verhindern können, sagte Fischer. Zudem sei sofort klar gewesen, ,,dass wir in voller Solidarität in dem Bündnis zu stehen haben", sagte er.
Er sehe das Debakel, das in Afghanistan nun zurückgeblieben sei, sagte Fischer. Dies habe aber mit der Entscheidung der USA zum Krieg gegen den Irak und mit dem überstürzten Abzug zu tun. Diesen hatte die Entscheidung des US-Präsidenten Joe Biden ausgelöst, die Truppen der Führungsmacht zurückzuholen. ,,Es ist schrecklich, wenn man sich die Situation heute anschaut", sagte der Grünen-Politiker. Afghanistan werde noch lange ,,ein Ort der Unsicherheit bleiben".
Die Enquete-Kommission hat die Aufgabe, den 20-jährigen Einsatz der Bundeswehr im Rahmen des internationalen Militäreinsatzes rückblickend zu analysieren und daraus Lehren für künftige Einsätze zu entwickeln. Eingesetzt wurde sie im vergangenen Herbst. Die Anhörung am Montag war die zehnte öffentliche Sitzung der Kommission. Neben Fischer wurden der frühere Bundesminister und Kanzleramtschef Thomas de Maizière (CDU), die frühere Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) und Ex-BND-Präsident Gerhard Schindler befragt.
Wieczorek-Zeul hob hervor, dass ihr Ziel als Entwicklungsministerin im Rahmen des Einsatzes vor allem Unterstützung für Frauen in Afghanistan gewesen sei. Diese hätten sich nach der Vertreibung der Taliban Unterstützung auch dringend gewünscht, meinte die Ex-Ministerin und erinnerte an einen Besuch in Afghanistan Ende des Jahres 2001. ,,Alle Treffen dieser Reise waren geprägt von der Hoffnung der Frauen und Mädchen auf Respekt und Anerkennung, von der Hoffnung, wieder zur Schule gehen zu können, wieder zur Arbeit gehen zu können", sagte sie.
Auf die selbstgestellte Frage ,,War alles umsonst?" antwortete Wieczorek-Zeul entschieden: ,,Nein!" Sie verwies auf den Freiheitsgewinn vor allem von Frauen, Mädchen und jungen Menschen in dem von der internationalen Gemeinschaft unterstützten Prozess. ,,Es sind 20 Jahre gewesen, in denen die Menschen ein anderes Leben hatten und gesehen haben, es geht auch anders", erklärte sie.
Die Ex-Ministerin machte das robuste Vorgehen der USA beim Antiterroreinsatz in dem Land und die ,,Legalisierung von Foltermethoden, die die USA praktizierten" dafür verantwortlich, dass die Taliban in der afghanischen Bevölkerung immer mehr Anhänger gefunden hätten.
Nach Darstellung des früheren Kanzleramtsministers de Maizière wurde die militärische Stärke der Taliban ,,unterschätzt", die der afghanischen Regierung ,,überschätzt". Der CDU-Politiker wandte sich gegen den Versuch, den Einsatz nur aus deutscher Sicht zu beurteilen und etwa fehlende Abstimmung zwischen Ministerien zur Ursache von Fehlentwicklungen zu erklären.
,,Der Afghanistan-Einsatz kann nicht nur aus deutscher Sicht bewertet werden, in keiner Sitzung, in der ich dabei war, hat Deutschland allein entschieden", erklärte er. De Maizière verwies darauf, dass 50 Länder an dem Einsatz beteiligt gewesen waren.
Der ehemalige BND-Chef Schindler berichtete, er sei von der Entwicklung Afghanistans und dem Vorgehen der Verbündeten nicht überzeugt gewesen. ,,Ich hatte während meiner Amtszeit Zweifel am Afghanistan-Einsatz, und ich habe sie noch heute", meinte er.
Auf die Frage, ob er seine Zweifel den politisch Verantwortlichen vorgetragen habe, antwortete der frühere BND-Chef: ,,Meine Zweifel basierten auf der sich stetig verschlechternden Sicherheitslage. Wenn ich die vorgetragen habe, hatte ich den Eindruck, dass alle im Raum verstanden haben, um was es ging."
Schindler bemängelte zudem, dass es keine Planung für den Fall eines Abzugs gegeben habe. Er habe nach der vorübergehenden Einnahme der Stadt Kundus durch Taliban von September 2015 an gefragt: ,,Was ist unsere Exit-Strategie. Ich habe aber keine Antwort bekommen."
Aus: "Trotz Rückkehr der Taliban: Joschka Fischer verteidigt Afghanistan-Einsatz" (03.07.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/trotz-ruckkehr-der-taliban-joschka-fischer-verteidigt-afghanistan-einsatz-10087708.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/trotz-ruckkehr-der-taliban-joschka-fischer-verteidigt-afghanistan-einsatz-10087708.html)
QuotePonyHuetchen
03.07.23 21:05
Fischer zeigt das ganz typische Verhaltensmuster nach sinnlosen Kriegseinsätzen.
Quotejv.zucker
03.07.23 21:40
Er habe nach der vorübergehenden Einnahme der Stadt Kundus durch Taliban von September 2015 an gefragt: ,,Was ist unsere Exit-Strategie. Ich habe aber keine Antwort bekommen."
Wer braucht denn sowas, wenn die Bundeswehr Brunnen baut...
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https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Beteiligung_am_Krieg_in_Afghanistan (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Beteiligung_am_Krieg_in_Afghanistan)
Quote[...] Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat angesichts von verschärften Gesetzen in Russland zunehmenden Druck auf Gegner des Ukraine-Krieges beklagt. "Die Unterdrückung in Russland ist tiefgreifend. Eine ganze Bandbreite von Maßnahmen wird eingesetzt, um Kritik am russischen Angriffskrieg zum Schweigen zu bringen", teilte die Organisation mit.
Immer wieder werden Menschen in Russland, die den Krieg kritisieren, mit Ordnungs- oder auch Haftstrafen belegt. Teils verhängen Gerichte jahrelange Lagerhaft. Inzwischen sind laut Amnesty mehr als 20.000 Menschen betroffen. Im vergangenen Jahr seien 21.000 Menschen wegen ihrer Kritik am russischen Angriffskrieg Repressalien ausgesetzt gewesen. Es seien "neue, absurde Gesetze" verabschiedet und sofort in Kraft gesetzt worden, um diejenigen zu kriminalisieren, die ihre Meinung frei äußerten, sagte die stellvertretende Generalsekretärin von Amnesty in Deutschland, Julia Duchrow.
Die russischen Behörden wenden dem Bericht zufolge immer brutalere Taktiken an, um gegen Anti-Kriegs-Aktivistinnen und Aktivisten im eigenen Land vorzugehen. Wer gegen den Krieg protestiere oder kritische Informationen über die russischen Streitkräfte verbreite, müsse "mit schweren strafrechtlichen, administrativen und anderen Sanktionen" rechnen.
Dabei handele es sich bei den Vorwürfen sowohl um sogenannte Diskreditierungsdelikte als auch "Vergehen" wie Missachtung der Vorschriften für öffentliche Versammlungen. Mehr als 2.300 Menschen seien mit Verwaltungshaft belegt worden, die anderen mussten hohe Geldstrafen zahlen.
Gegen 150 Menschen seien Strafverfahren wegen neu eingeführter Straftatbestände wie "Verbreitung wissentlich falscher Informationen über den Einsatz der Streitkräfte" und "wiederholte Diskreditierung der Streitkräfte oder staatlicher Stellen" eingeleitet worden. Viele von ihnen seien bereits zu hohen Haftstrafen verurteilt worden.
Die russischen Behörden setzten "eine ganze Bandbreite von Maßnahmen" ein, "um Kritik am russischen Angriffskrieg zum Schweigen zu bringen", sagte ein Russlandforscher der Organisation, Oleg Koslowsky. "Die Unterdrückung in Russland ist tiefgreifend." Kritiker würden mithilfe des "von zutiefst unfairen Gerichtsverfahren" geprägten Strafrechtssystems zum Schweigen gebracht, sobald sie auch nur die geringste abweichende Meinung äußern.
Die Organisation forderte die internationale Gemeinschaft auf, diese Fälle bei den russischen Behörden zur Sprache zu bringen und verfolgte Aktivisten in Russland und im Ausland zu unterstützen. Zudem müssten die internationalen Mechanismen zur Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen in Russland gestärkt werden.
Amnesty International ist eine der wichtigsten Menschenrechtsorganisationen der Welt. In jüngster Zeit machte sie allerdings auch mit umstrittenen Positionen von sich reden. 2021 sprach sie beispielsweise dem russischen Oppositionellen Alexey Nawalny den Status als "gewaltloser politischer Gefangener" ab – eine Entscheidung, die die NGO später rückgängig machte und für die sie sich entschuldigte. Anfang 2022 bezeichnete Amnesty International Israel als Apartheidstaat und zog damit von vielen Seiten Kritik auf sich, auch aus dem Auswärtigen Amt.
Aus: "Russland erhöht laut Amnesty Druck auf Kriegsgegner" (20. Juli 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-07/amnesty-international-russland-gegner-ukraine-krieg (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-07/amnesty-international-russland-gegner-ukraine-krieg)
Quote
Landegaardt
Deswegen kennen Diktaturen keinen Diskurs und keine Meinungsfreiheit. Weil sie ihnen gefährlich werden kann.
Nichts neues im Osten, Diktatoren tun, was Diktatoren so tun. Armes Russland und arme Russen.
Quote
Hanseat01
Wie groß mag wohl die Schnittmenge derer sein, die Putin bzw. sein Regime gegen jedwede Kritik in Schutz nehmen, aber gleichzeitig die Demokratie in Deutschland in Frage stellen.
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Quote[...] Hunderte von Terroristen waren am Samstag im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Hamas in einem Überraschungsangriff über die Grenze nach Israel gekommen. Bei den darauffolgenden Angriffen sowie einem Massaker unter Teilnehmern eines Musikfestivals wurden rund 900 Menschen getötet, Männer, Frauen und Kinder. Mehr als 2600 Menschen wurden nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums verletzt.
Israel reagierte mit Luftangriffen im Gazastreifen, bei denen laut Gesundheitsministerium in Gaza 788 Menschen, einschließlich mehr als 140 Kinder und 120 Frauen, getötet wurden. Mehr als 4100 Menschen seien bei den Luftangriffen verletzt worden.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/AFP
Aus: "Hamas ruft Araber und Muslime zur Massenmobilisierung auf" (10.10.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Freitag-der-Al-Aksa-Flut-in-Jerusalem-Hamas-ruft-Araber-und-Muslime-zur-Massenmobilisierung-auf-article24454078.html (https://www.n-tv.de/politik/Freitag-der-Al-Aksa-Flut-in-Jerusalem-Hamas-ruft-Araber-und-Muslime-zur-Massenmobilisierung-auf-article24454078.html)
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Quote[...] In Nahal Oz, einem Kibbuz im Süden Israels, leben rund 400 Menschen nah am Gazastreifen. So nah, dass man vom Fenster aus sehen kann, wenn die palästinensischen Nachbarn ihre Wäsche im Garten aufhängen. Das ist gleichzeitig auch der einzige Kontakt. Denn zwischen den beiden Orte stehen hochmoderne Zäune - zum Schutz der israelischen Seite. "Diese Zäune, die meterweit unter die Erde reichen und Millionen gekostet haben, haben nichts genützt", sagt Kibbuz-Bewohner Eli Dudaei nach dem verheerenden Hamas-Angriff dem britischen "Guardian".
Am frühen Samstagmorgen dringen radikalislamische Terroristen überraschend in Nahal Oz ein. Das Heulen der Sirenen in dem kleinen Örtchen wird durchbrochen von Gewehrschüssen und Explosionen. Dudaei kann sich mit seinem Partner Nadav Peretz und ihrem Hund in einen Bunker retten. Eigentlich Routine für das Paar, erzählen sie der Zeitung. In der Gegend käme es öfter zu Luftalarm, dieser würde jedoch meist nur wenige Minuten andauern. "Doch diesmal verging die Zeit und nichts geschah. Irgendwann realisierten wir, dass das Militär nicht kommt, um uns zu helfen", sagt Dudaei.
Während Dudaei und Peretz in Todesangst im Bunker ausharren, verwüsteten Dutzende Hamas-Kämpfer den Kibbuz. Sie brechen in Häuser ein oder zünden sie an. Menschen auf der Straße erschießen sie einfach. Panische Nachrichten fluten die Nahal-Oz-Whatsapp-Gruppe: "Sie sind in meinem Haus", "Bitte rettet uns" oder "Sie töten uns". Einige Nachbarn hätten sich sogar verabschiedet. "Als wir die Männer im Garten hörten, schickte auch ich Nachrichten an meine Mutter, in denen ich ihr sagte, dass ich sie liebe", sagt Peretz dem "Guardian".
Solche grauenvollen Szenen spielen sich am Wochenende an vielen Orten in Israel ab, als die islamistische Palästinenserorganisation Israel mit Tausenden Raketen angreift. Hunderte Kämpfer dringen in den Süden des Landes ein und entführen und töteten Zivilisten und Soldaten. Im Kibbuz Be'eri, nur etwa sieben Kilometer von Nahal Oz entfernt, filmen sich die Hamas-Angreifer wie sie brandschatzen, verschleppen und wahllos morden. Wer vor die Tür tritt, ist sofort tot.
Auch in Be'eri erleben die Menschen das Massaker in Bunkern und unter Dauerfeuer mit. Und auch hier sitzt bei den Überlebenden nicht nur der Schock tief, sondern auch die Enttäuschung über das israelische Militär. "Die Armee hat meine Freunde einfach sterben lassen", sagt eine ältere Bewohnerin im ZDF, die Wut in ihrer Stimme ist deutlich zu hören.
"Sie [die Hamas] haben uns abgeschlachtet, uns hingerichtet", sagt Amit Argentero Dagan, eine weitere Bewohnerin von Be'eri. "Es waren so viele, mit so schweren Waffen." Mit ihrer Familie habe sie im Bunker in der Falle gesessen, stundenlang. Irgendwann wurden sie unter Beschuss befreit und an einen sicheren Ort weit weg von den Angriffen gebracht. "Wir mussten unseren Kindern die Augen zuhalten, weil wir über tote Menschen steigen mussten", erzählt ein Vater.
Die Überlebenden versuchen, das Grauen zu verarbeiten und nach vorn zu blicken. "Wir müssen überlegen, wie wir die Toten begraben", sagt Lotan Finia aus Be'eri dem ZDF. "Wir haben Eltern, die ihre Kinder verloren haben. Wir haben Kinder, die keine Eltern mehr haben." Ganze Familien seien durch die Hamas ausgelöscht worden.
Rettungskräfte haben inzwischen 108 Leichen im Kibbuz Be'eri geborgen. Damit hat die Hamas zehn Prozent der gesamten Bevölkerung des Ortes an einem einzigen Tag ausgelöscht. Bis in den Montag kämpfte die israelische Armee nach eigenen Angaben die 70 Angreifer zurück, die in den Kibbuz eingedrungen waren. Der Vorsitzende des Gemeinschaftstrats von Be'eri ist überzeugt: Die Hilfe kam viel zu spät. Er fühlt sich von der israelischen Regierung im Stich gelassen, die Gewissheit von der Sicherheit der Israelis ist mit den Bewohnern seines Kibbuz gestorben. "Es fühlt sich an, als gäbe es keinen Staat. Wo bin ich, in einem Pogrom in Litauen?", sagt er dem israelischen Nachrichtensender "Haaretz".
"In uns allen ist etwas zerbrochen und ich weiß nicht, wie wir uns davon erholen sollen", sagt auch Finia dem ZDF. Für viele Bewohner von Be'eri stehe fest: Der Kibbuz kann nie wieder ein Zuhause für sie sein. Auch Dudaei und Peretz aus Nahal Oz sehen in eine ungewisse Zukunft. "Wir wissen nicht, was als Nächstes passieren wird", sagt Peretz dem "Guardian". Ihren Kibbuz wollen sie aber nicht aufgeben. "Im Gazastreifen leiden die Menschen jetzt genauso wie in Israel. Wir müssen unser Leben wieder aufbauen, unsere Gemeinschaft wieder aufbauen - zurück in unseren Kibbuz gehen."
Quelle: ntv.de
Aus: "Wie Israelis den Angriff erleben "Sie haben uns abgeschlachtet, uns hingerichtet"" Hedviga Nyarsik (10.10.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Sie-haben-uns-abgeschlachtet-uns-hingerichtet-article24454241.html (https://www.n-tv.de/panorama/Sie-haben-uns-abgeschlachtet-uns-hingerichtet-article24454241.html)
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Quote[...] Die radikal-islamische Palästinensergruppe Hamas hat am Samstag eine Überraschungsoffensive auf Israel gestartet. Es ist der größte Angriff seit Mai 2021. Eine Chronik über die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern um den Gazastreifen, in dem 2,3 Millionen Menschen leben.
August 2005: 38 Jahre nach der Eroberung des Gazastreifens durch Ägypten im Nahostkrieg ziehen sich die israelischen Streitkräfte aus dem Küstengebiet zurück, geben die Siedlungen auf und überlassen die Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde.
25. Januar 2006: Die islamistische Gruppe Hamas gewinnt bei den palästinensischen Parlamentswahlen die Mehrheit der Sitze. Israel und die USA stellen die Hilfe für die Palästinenser ein, weil die Hamas sich weigert, der Gewalt abzuschwören und Israel anzuerkennen.
25. Juni 2006: Militante Hamas-Kämpfer nehmen den israelischen Wehrpflichtigen Gilad Shalit bei einem Überfall gefangen, was israelische Luftangriffe auslöst. Shalit wird mehr als fünf Jahre später im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen.
14. Juni 2007: Die Hamas übernimmt nach einem kurzen Bruderkrieg gegen die Fatah-Bewegung des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas des Kontrolle über den Gazastreifen. Die Fatah zieht sich in das Westjordanland zurück.
27. Dezember 2008: Israel startet eine 22-tägige Militäroffensive im Gazastreifen, nachdem Palästinenser Raketen auf die südisraelische Stadt Sderot abgefeuert haben. Es wird berichtet, dass etwa 1400 Palästinenser und 13 Israelis getötet werden, bevor ein Waffenstillstand vereinbart wird.
14. November 2012: Israel tötet den militärischen Stabschef der Hamas, Ahmad Jabari. Es folgen acht Tage, in denen die Hamas Israel mit Raketen beschießt und das israelische Militär Luftangriffe auf den Gazastreifen fliegt.
Juli-August 2014: Die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern durch die Hamas führt zu einem siebenwöchigen Krieg, in dem mehr als 2100 Palästinenser im Gazastreifen und 73 Israelis getötet werden, darunter 67 Soldaten.
März 2018: Palästinensische Proteste beginnen am Grenzzaun zwischen dem Gazastreifen und Israel. Israelische Truppen eröffnen das Feuer, um die Demonstranten zurückzuhalten. Insgesamt werden während der Monate andauernden Proteste mehr als 170 Palästinenser getötet.
Mai 2021: Während wochenlangen Spannungen während des muslimischen Fastenmonats Ramadan werden Hunderte von Palästinensern bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften auf dem Gelände der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem verwundet.
Hamas feuert aus dem Gazastreifen einen Raketenhagel auf Israel ab. Israel schlägt mit Luftangriffen zurück. Die Kämpfe dauern elf Tage an, wobei mindestens 250 Menschen im Gazastreifen und 13 in Israel getötet werden.
August 2022: Bei einem israelischen Luftangriff wird ein hochrangiger Kommandeur der Al-Aksa-Brigaden getötet. In den drei Tage andauernden Kämpfen, die folgen, kommen mindestens 44 Menschen ums Leben, darunter 15 Kinder.
Januar 2023: Der Islamische Dschihad im Gazastreifen feuert zwei Raketen auf Israel ab, nachdem israelische Truppen ein Flüchtlingslager überfallen und sieben bewaffnete Palästinenser und zwei Zivilisten getötet haben. Die Raketen lösen in den grenznahen israelischen Gemeinden Alarm aus, fordern aber keine Opfer. Israel antwortet mit Luftangriffen auf den Gazastreifen.
7. Oktober 2023: Die Hamas startet mit einer Überraschungsoffensive den seit Jahren größten Angriff auf Israel. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht von Krieg. Das israelische Militär fliegt Luftangriffe auf den Gazastreifen. (Reuters)
Aus: "Chronik der Dauerkrise in Nahost: Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen" (07.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/chronik-der-dauerkrise-in-nahost-der-konflikt-zwischen-israel-und-den-palastinensern-im-gazastreifen-10586767.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/chronik-der-dauerkrise-in-nahost-der-konflikt-zwischen-israel-und-den-palastinensern-im-gazastreifen-10586767.html)
Quotedrisokk
07.10.23 19:03
Recht merkwürdige Art, den Nahost-Konflikt zu dokumentieren. Die kriegerischen Auseinandersetzungen gingen gewissermaßen schon vor der Staatsgründung Israel los, nämlich als der Teilungsplan der UN Form angenommen hat. Also 1947. Seitdem ist Israel mit den Nachbarländern in unterschiedlichen Allianzen im Krieg.
Als Nahostkonflikt bezeichnet man den Konflikt um die Region Palästina, der dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen Juden und Arabern entstand. Er führte zu acht Kriegen zwischen dem am 14. Mai 1948 gegründeten Staat Israel und einigen seiner Nachbarstaaten (israelisch-arabischer Konflikt) sowie zu zahlreichen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern (Israelisch-Palästinensischer Konflikt). Der internationale Konflikt in der Region dauert bis heute an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt (https://de.wikipedia.org/wiki/Nahostkonflikt)
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Angriff der Hamas auf Israel 2023
https://de.wikipedia.org/wiki/Angriff_der_Hamas_auf_Israel_2023 (https://de.wikipedia.org/wiki/Angriff_der_Hamas_auf_Israel_2023)
https://de.wikipedia.org/wiki/Gaza-Israel-Konflikt (https://de.wikipedia.org/wiki/Gaza-Israel-Konflikt)
Quote[...] Kämpfer der militanten Palästinensergruppe Hamas haben bei ihren Attacken auf israelisches Territorium am Samstag auch mehrere Geiseln genommen. Wie hoch die Zahl der Entführten ist, lässt sich aktuell nicht mit Sicherheit sagen.
Die Hamas behauptet einem Bericht des israelischen Nachrichtenportals ,,Ynet" zufolge, 35 Israelis in ihrer Gewalt und auf palästinensisches Gebiet gebracht zu haben. So soll auch das Bild oben die Entführung einer Person aus Israel in den Gazastreifen zeigen. Mit einem Golfcart. Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Unter den von der Hamas Entführten sind nach einem Zeitungsbericht auch deutsche Staatsangehörige. Die ,,Bild" berichtete am Sonntag, zwei Personen hätten ihre Verwandten, die deutsche Pässe haben, auf Videos der Hamas unter den Geiseln identifiziert. Ein Israeli sagte dem Blatt, er habe seine Frau, seine Kinder und seine Schwiegermutter auf einem Video der Hamas erkannt.
Der Mann erklärte dem Bericht zufolge, dass seine Frau auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitze. Sie wurde demnach mit ihrer Mutter, die ebenfalls einen deutschen Pass haben soll, und ihren beiden kleinen Töchtern im Alter (drei und fünf Jahre) entführt.
Nach Angaben der israelischen Armee wurden ,,israelische Soldaten und Zivilisten" als Geiseln gefangen genommen und teils verschleppt. Weitere Informationen gab es nicht. Das Auswärtige Amt erklärte, man sei in Kontakt mit den israelischen Behörden, um herauszufinden, ob deutsche Staatsbürger unter den von der Hamas entführten Geiseln seien. Die Lage sei noch sehr unübersichtlich. Zu Einzelfällen äußere man sich nicht.
In arabischen Medienberichten sei von mehr als 50 Entführten die Rede, berichtet die ,,The Times of Israel". Mehrere Geiseln sollen demnach schon getötet worden sein.
Die israelische Armee bestätigte später, dass Israelis in den Gazastreifen entführt worden seien. Darunter sollen auch Soldaten sein. Zahlen zu den Entführten nannte die Armeeführung nicht.
In den sozialen Netzwerken kursieren von Palästinensern gepostete Videos, die gefangene israelische Frauen, Männer und auch Kinder zeigen sollen. Zudem bestätigen dort Israelis die Entführung von Angehörigen.
Außerdem veröffentlichte der bewaffnete Arm der Hamas ein Video von Kämpfern mit drei Gefangenen in Zivilkleidung. Dem Videokommentar zufolge soll es sich um Mitglieder der Al-Kassam-Brigaden handeln, die mehrere feindliche Soldaten während des Kampfes der ,,Al-Aksa-Flut" gefangen genommen hätten (als ,,Al-Aksa-Flut" wird die aktuelle Militäraktion von der Hamas bezeichnet. Sie soll eine angebliche ,,Entweihung" des Tempelberges durch Israelis rächen).
Hebräische Schrift im Hintergrund deutet darauf hin, dass die Aufnahmen auf der israelischen Seite des Eres-Grenzübergangs aufgenommen wurden, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Ein Hamas-Sprecher sagt, man habe zahlreiche israelische Soldaten und Offiziere gefangengenommen. Diese seien an gesicherten Orten und in Tunneln untergebracht.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte die Gefangennahme als Verstoß gegen internationales Recht. Die ,,Geiseln" müssten sofort freigelassen werden, schrieb er im Onlinedienst X, vormals Twitter.
Dem ,,Ynet"-Bericht zufolge sollen Beiträge in sozialen Medien aus dem Gazastreifen Hunderte von Hamas-Kämpfern zeigen, wie sie angeblich nach Israel strömen.
Häuser im Ort Netiv Haasara wurden demnach von Terroristen in Brand gesteckt, die die Bewohner offenbar als Geiseln nahmen und dabei nur auf lokale Sicherheitskräfte und keine Militärpräsenz trafen. Israelische Medien berichten demnach, dass die Bewohner das Gefühl hätten, im Stich gelassen worden zu sein.
Anderen Medienberichten zufolge soll eine Frau im Gespräch mit dem israelischen TV-Sender Channel 12 geschildert haben, dass ihr Vater von Hamas-Kämpfern aus einer Gemeinde an der Südgrenze entführt und in den Gazastreifen gebracht wurde.
,,Sie haben meinen Vater entführt, ich habe Bilder von ihm in Gaza gesehen", sagte die aufgelöste Zivilistin unter Tränen. ,,Er sagte, dass sie im Haus waren. Er sagte mir, dass sie ihn mitnehmen würden", zitiert die ,,Bild" die Frau.
Bei dem Großangriff der Palästinenser handelt es sich um die schwersten Kämpfe seit dem zehntägigen Krieg zwischen der Hamas und Israel im Jahr 2021. Israel wurde von der Attacke völlig überrascht.
Es kam zu einem beispiellosen Eindringen einer unbekannten Zahl von Hamas-Kämpfern aus dem Gazastreifen in israelisches Gebiet. Die Hamas wird von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. (lem)
Aus: "Offenbar auch mehrere deutsche Geiseln: Hamas verschleppt Menschen aus Israel in den Gazastreifen und führt sie vor" (07.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/bilder-von-geiseln-veroffentlicht-hamas-verschleppt-israelis-in-den-gazastreifen-und-fuhrt-sie-vor-10586992.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/bilder-von-geiseln-veroffentlicht-hamas-verschleppt-israelis-in-den-gazastreifen-und-fuhrt-sie-vor-10586992.html)
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Quote[...] Der Überraschungsangriff der Hamas startete genau 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1973. Der damalige Angriff feindlicher arabischer Staaten auf Israel am höchsten jüdischen Feiertag gilt als bislang schwerstes nationales Trauma. ,,Dieser Tag ist eine Zäsur, ein präzedenzloser Akt der Eskalation durch die Hamas", sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am Samstag in Berlin. ,,Durch diese Terrorangriffe besteht nun die unkalkulierbare Gefahr einer großen regionalen Eskalation", so die Grünen-Politikerin. ...
... Zudem geht die Gewalt auch im Westjordanland weiter. Bei Zusammenstößen mit der israelischen Armee wurden am Samstag in mehreren Orten sechs Palästinenser getötet, darunter ein 13 Jahre alter Junge, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Ein weiterer Mann wurde palästinensischen Angaben zufolge nach einem versuchten Messerangriff von israelischen Soldaten erschossen.
... Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas hatte den Beginn einer ,,Militäroperation" gegen Israel erklärt. Hamas habe beschlossen, israelischen ,,Verbrechen" ein Ende zu setzen, sagte der Hamas-Militärchef Mohammed Deif in einer Audiobotschaft am Samstagmorgen. ,,Das ist der Tag der größten Schlacht", sagte er.
Der bewaffnete Arm der Hamas erklärte, die ,,Operation Al-Aksa-Flut" gegen Israel gestartet zu haben. Dabei habe die Gruppe mehr als 5000 Raketen auf Israel abgefeuert, sagte Deif. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
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Die radikale Hamas
Die Hamas entstand während der ersten Intifada 1987, wie der damalige Aufstand der Palästinenser gegen Israel bezeichnet wird. Als radikaler Arm der Palästinenser lehnt sie das Friedensabkommen von Oslo ab, das der damalige Palästinenser-Präsident Jassir Arafat 1993 mit Israel schloss.
Die Hamas hat sich die Zerstörung Israels zum Ziel gesetzt und kämpft für die Errichtung eines islamischen Staats. So steht es in der Gründungscharta von 1988.
Das Wort Hamas ist eine Abkürzung für Islamische Widerstandsbewegung, bedeutet aber auch ,,Eifer" auf Arabisch.
Israel, die USA, die EU, Kanada, Ägypten und Japan stufen die Hamas als Terrorgruppe ein. Unterstützung erhält sie vom Iran, Syrien und der schiitischen Islamisten-Miliz Hisbollah aus dem Libanon.
Die Gruppe unterhält im Gazastreifen ein breites Netz an Schulen und sozialen Einrichtungen, womit sie sich in der Bevölkerung Sympathien und Zulauf sichert. (Reuters)
Die Sicherheitslage in Israel und dem Westjordanland ist seit Langem angespannt. Seit Jahresbeginn wurden 27 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen getötet. Im selben Zeitraum kamen mehr als 200 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen ums Leben.
An der Gaza-Grenze war es im vergangenen Monat mehrfach zu gewaltsamen Protesten gekommen. Dabei wurden auch Sprengsätze auf Soldaten geworfen, mehrere Palästinenser wurden durch Schüsse verletzt. Die israelische Luftwaffe griff angesichts der Vorfälle mehrmals Posten der im Gazastreifen herrschenden militanten Palästinenserorganisation Hamas an.
Die EU, Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilten die Angriffe auf Israel scharf.
Die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon dagegen gratulierte der Hamas. ,,Die Hisbollah beglückwünscht das palästinensische Volk und seine Verbündeten der Al-Kassam-Brigaden und der Hamas" für ,,diese heldenhafte, groß angelegte" und ,,siegreiche Operation", hieß es in einer Erklärung der schiitischen Hisbollah. Die Hisbollah unterhält gute Beziehungen zur radikalislamischen Hamas, die den Gazastreifen seit 2007 kontrolliert.
EU-Ratspräsident Charles Michel verurteilte die Angriffe auf Israel scharf. Die ,,wahllosen Angriffe" gegen Israel und seine Bevölkerung hätten unschuldigen Bürgern Terror und Gewalt angetan, schrieb er auf der Plattform X (ehemals Twitter). ,,Meine Gedanken sind bei allen Opfern." Die EU sei in diesem schrecklichen Moment solidarisch mit dem israelischen Volk.
Scholz zeigte sich solidarisch mit Israel. ,,Erschreckende Nachrichten erreichen uns heute aus #Israel. Der Raketenbeschuss aus Gaza und die eskalierende Gewalt erschüttern uns zutiefst. Deutschland verurteilt diese Angriffe der Hamas und steht an Israels Seite", schrieb er auf X.
... Die Nato verurteilte die Angriffe der Hamas gegen den Nato-Partner Israel scharf. ,,Unsere Gedanken sind bei den Opfern und allen Betroffenen", schrieb ein Sprecher des Verteidigungsbündnisses am Samstag auf der Plattform X (zuvor Twitter). ,,Terrorismus ist eine grundlegende Bedrohung für freie Gesellschaften, und Israel hat das Recht, sich zu verteidigen."
Berlins Botschafter Steffen Seibert rief Deutsche in Israel auf, sich nahe von Schutzräumen aufzuhalten. Auf X schrieb er: ,,An alle Landsleute in Israel: Der Raketenbeschuss aus Gaza dauert an, es besteht insgesamt erhöhte Gefahr." Wichtig sei, sich über die Lage zu informieren und den Anweisungen der Sicherheitskräfte zu folgen. ,,Passen Sie auf sich auf!"
Die Lufthansa strich am Samstag nach einem letzten Flug von Tel Aviv nach Frankfurt am Main alle weiteren Flüge nach Israel für den Tag, wie ein Unternehmenssprecher sagte.
Irans Außenamtssprecher dagegen gratulierte der Hamas nach ihrem Großangriff auf Israel. ,,Die heutige Operation der Widerstandsbewegung in Palästina ist ein Wendepunkt in der Fortsetzung des bewaffneten Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten", sagte Nasser Kanaani der iranischen Nachrichtenagentur ISNA.
,,Mit dieser Operation wurde eine neue Seite im Bereich des Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten aufgeschlagen", fügte der Sprecher hinzu.
Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist Israel Irans erklärter Erzfeind. Teheran hat seit den 1990er Jahren seine politischen und militärischen Beziehungen in der Region ausgebaut, um mit der Unterstützung schiitischer Milizen eine ,,Achse des Widerstands" gegen Israel zu schaffen. Die Islamische Republik unterstützt auch die Schiitenorganisation Hisbollah im Libanon. (dpa, Reuters, AFP, Ch. B., lem)
Aus: ",,Dieser Krieg wird Zeit brauchen": Israel meldet mindestens 300 Tote – und schlägt zurück" (07.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/dieser-krieg-wird-zeit-brauchen-israel-meldet-mindestens-300-tote--und-schlagt-zuruck-10585942.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/dieser-krieg-wird-zeit-brauchen-israel-meldet-mindestens-300-tote--und-schlagt-zuruck-10585942.html)
QuotePepperli
07.10.23 10:17
Erschreckende und beunruhigende Entwicklungen. Mir fehlen im Moment die Worte........ wir leben im 21 Jahrhundert und die Menschen sind immer noch nicht fähig Konflikte diplomatisch und im Sinne aller zu lösen. ...
QuoteMiHa77
07.10.23 16:21
Umso wichtiger erscheinen heute die Stimmen der Mäßigung und Vernunft. In Augenblicken des Schocks einer gewaltgeplagten Nation wirkt die Demonstration von entschlossener Stärke vermeintlich attraktiv, führt aber idR zu weiteren Eskalationen.
Ein sehr gutes Beispiel findet sich an 9/11 und den Augenblicken der Schockstarre nach Einschlagen von Flugzeug 2 und 3, den Bildern diesbezüglich jubelnder Palästinenser, den kompensierenden ad hoc Rufen nach militärischer Vergeltung, und dem nachfolgenden War On Terror, der den Terror eben gerade nicht entschärft, sondern zu seiner globalen Ausbreitung beigetragen hat.
Terroristen haben ein Interesse an Eskalationen und Gewaltspiralen.
Auch auf jüdischer Seite haben Extremisten immer wieder daran gearbeitet den Friedensprozeß zu sabotieren, beispielsweise beim Massaker in der Grotte der Patriarchen 1994 durch Baruch Kappel Goldstein.
Und nein - zwischen totaler Eskalation und völliger Passivität liegt eine riesige Grauzone der angemessen Reaktionen.
QuoteVercingetorix
07.10.23 16:58
@MiHa77 am 07.10.23 16:21
Sehr richtig. Schon die Originalbedeutung des Begriffs "Terror" = "Schrecken" bestätigt, was Sie schreiben. Terroristen und Hardliner wollen eskalieren. Verteidigung zum Schutz der Einwohner und extreme, den Anlass in der Wirkung weit übertreffende Vergeltung schließen sich aus, weil die Spirale von Krieg, Terror und Gewalt sich dann immer schneller dreht.
Quotemcflue
07.10.23 18:13
@Vercingetorix am 07.10.23 16:58
Terroristen und Hardliner wollen eskalieren.
Die Terroristen haben eskaliert.
Dass Israel die Täter nicht verfolgt und deren Infrastruktur nicht vollständig zerstört, ist völlig undenkbar.
QuoteDolce
07.10.23 16:48
Wie viel Geld an Entwicklungshilfe ist in den letzten 30 Jahren in den Gazastreifen geflossen? Und warum geht es den Menschen immer noch so schlecht?
QuotePat7
07.10.23 17:45
@Dolce am 07.10.23 16:48
Korruption.
QuoteStolzwieBolle
08.10.23 09:18
Das ist ein Pyrrhussieg der Hamas. Klar können die Terroristen und deren Jubelperser krakeelen - die Mörder haben den erklärten Erzfeind überrumpelt und komplett auf dem falschen Fuß erwischt.
Aber was wird jetzt passieren? Der innerisraelische Disput der letzten Monate wird verstummen, denn jetzt steht der Feind außerhalb. Und Israel wird alles daran setzen, die Hamas diesemal physisch zu vernichten - und es hat dazu die Mittel.
Einen größeren Gefallen hätte die Hamas Netanjahu nicht tun können. Er hat plötzlich sein Land hinter sich - und jetzt endlich jeden Grund, die Terroristen mit Stumpf und Stiel auszurotten.
Wie immer werden dabei unschuldige Zivilisten auf der Strecke bleiben...
QuoteMartin_Kniffke
08.10.23 10:04
Nun haben Hamas, wie die endlose Kette rechtsnationaler, ultrareligiöser, landnehmender Regierungen Israels die Situation endgültig da, wo sie sie brauchen. Denn etwas anderes als Krieg können sie nicht.
Hamas war noch in der Lage in ihren Gebieten Infrastruktur für die Daseinsvorsorge der palästinensischen Bevölkerung aufzubauen. Ein auch giftiger Prozess. Aber einer der zählt. Ist man für den Rest der Welt Paria.
Israel baut parallel seit Jahrzehnten alles ab, was dem Staat Israel als alltagserfahrbare Demokratie mit komplizierter Geschichte diente.
Wer weder das Eine, noch das Andere für eine Lösung hält, hat bereits seit Jahrzehnten keine Stimme, gar Mehrheiten mehr.
Mehr noch - er wird wechselweise, je nach Standort und Einbindung in die Gesellschaft in der er lebt, als Verräter zugunsten des jeweils anderen Feindes erklärt. Damit alles weiter genau da landen kann, wo es dann auch landet.
Und weil Kontext ja immer zum Verständnis hilft. Das komplette scheitern internationaler wie lokaler Politik in dieser Region und diesem Konflikt, verläuft nach dem Muster von Ignoranz, Geschichtsrevisionismus und Chauvinismus wie an anderen Orten auch.
Natürlich ist die Erweiterung der NATO Bedingung für die Putisierung Russlands, als Konkurrent im kapitalistischen Wettbewerb.
Nur im Traum-Lalaland produzieren die Machtansprüche von Grossmächten - sei es Russland, EU-NATO-USA, China - im inneren einen demokratischen Aufbruch und Prozess.
Selbstverständlich ist die endlose Kette rechtsnationaler, ultrareligiöser, Landnahme und Siedlungspolitik- Regierungen Israels das, was eine ebenso autoritäre, klerikal-religiöse Macht wie Hamas und seine Verbündete auf der Gegenseite fett macht.
Ja das ist empörend. Und man kann sich empören. Und dann sagt man irgendwas mit Solidarität. Je nach Standort, in Richtung des jeweils anderen. Und alles geht weiter wie bisher.
QuoteKommerzschmerz
07.10.23 14:34
Letzten Endes geht es im Kern überhaupt nicht um religiöse Auseinandersetzungen. Wenn es eine zwei Staaten - Lösung gebe und beide Staaten für sich genug Wohlstand hätten, würde man in Frieden nebeneinander leben können. Die Problematik ist, dass ein bitterarmer Staat neben einem sehr reichen Staat leben muss und der reiche dazu die Energieversorgung, den Zugang zu Wasser und den Zugang zu Handel und der Gsundheitsversorgung nach Belieben unterbrechen und stoppen kann. Solange diese krassen Unterschiede in den Lebensverhältnissen bestehen, wird es Auseinandersetzungen geben. Der permanent aus Jahrhunderten schwelende ethnische Hintergrund und die auf beiden Seiten radikal fanatischen Regierungen verschärfen das ganze nur noch. Mit genug Wohlstand können durchmischte ethnische und religiöse Gruppen ohne weiteres zusammen in Frieden in einem Staat leben. Beweise hierfür gibt es woanders genug.
QuoteSportfreund123
07.10.23 14:47
@Kommerzschmerz am 07.10.23 14:34
Der Fakt ist, dass dieser bitterarme Staat seit 70 Jahren seit Geld lieber in Raketen als in Bildung steckt und seine Bevölkerung als Waffe ansieht, die er beliebig verheizem kann.
Das such der bitterarme Staat nicht aus seiner Armut herausarbeiten könnte obwohl er deutlich mehr Unterstützung als der jetzt reichere Staat neben ihn hatte und hat, zeigt auch wessen Schuld die Armut dort ist.
Quotemcflue
07.10.23 15:09
@Kommerzschmerz am 07.10.23 14:34
Die Hamas ist eine Terrororganisation. Als solche hat sie nicht das geringste Interesse an einer Verbesserung der Lebensverhältnisse in Palästina. ...
QuoteMBB
07.10.23 14:25
Die Frage ist: Wo haben die 2500 Raketen her? Wer hat sie ihnen gegeben?
QuoteHermannLedlos
07.10.23 14:46
@MBB am 07.10.23 14:25
Iran.
QuoteFRO...
07.10.23 14:02
Diese Terroranschläge zeugen nicht nur von kaltblütiger Menschenfeindlichkeit, sie sind auch unsäglich dumm - wenn sie den Interessen der Palästinenser dienen sollen. Die Palästinenser leiden jetzt unter den Gegenreaktionen Israels. Der Frieden rückt in weitere Ferne.
Die Interessen der Palästinenser spielen offensichtlich für die Militanten keine Rolle. ...
QuotePepperli
07.10.23 14:18
@FRO... am 07.10.23 14:02
So ist es. Der Feind des Friedens und der Freiheit ist immer der Radikalismus und die Fanatiker. Darunter leiden immer die normalen, friedliebenden Menschen, die einfach nur leben wollen.
Der Rest lässt es halt mit sich machen.
Ja. Das ist leider ein weltweites Phänomen.
QuoteDolce
07.10.23 11:38
Einfach nur traurig - wir Menschen können nicht in Frieden koexistieren. Und wieder fließt Blut, sterben Menschen, verlieren Kinder ihre Eltern, Mütter und Väter ihre Töchter und Söhne. Total sinnlos. Es gibt nur Verlierer.
Quote
Autofuchs
Wie jeder sehen kann, führt Gewalt nie zum Frieden.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/ueberblick-israel-angriff-hamas-nacht#cid-67122878 (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/ueberblick-israel-angriff-hamas-nacht#cid-67122878)
Quotebentewarholm
Wer allerdings etwas zum Schicksal der Deutschen Shani Nicole Louk bei dem Angriff erfahren will, muss englischsprachige Medien lesen.
QuotePretorianDE
Zeit Online hat sich entschieden, seinen Lesern die Brutalität, Barbarei und Unmenschlichkeit der Palästinenser nicht zu zeigen. Teilweise kann ich es verstehen, weil es Leser traumatisieren könnte, teilweise kann ich es nicht verstehen, weil ein falsches Bild der Realität gezeichnet wird.
Der von Ihnen genannte Fall, wo eine deutsch israelische Tattoo Artistin massakriert, in eine Militäruniform gesteckt und dann der palästinensischen Bevölkerung zur Schau gestellt wird, könnte, wie gesagt, Menschen traumatisieren.
Und das ist nur ein Einzebeispiel unter vielen anderen, wo man diesen Hamas Individuen die Menschlichkeit absprechen kann.
Internationale Medien händeln es anders und trauen der Leserschaft einen entsprechenden Umgang mit den Informationen zu. Ich würde ZO da keine Desinformationskampagne oder Ähnliches unterstellen.
QuoteMichBerg
Kann ich niemals nicht verstehen: Die immerwährenden grausamsten gegenseitigen Gewalttaten der (Männer)Religionen, auch besonders hier gegenüber Frauen!
QuoteAeppelwoi#1
Es wurde auch ein junge deutsche Frau von Terroristen der Hamas ermordet und auf einem pick-up zur Schau gestellt; Zivilisten jubeln und freuen sich und spucken auf den Leichnam. Alte und junge Menschen werden entführt und ermordet. Das sind mir großartige "Freiheitskämpfer" ...
https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/ueberblick-israel-angriff-hamas-nacht#cid-67121224 (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/ueberblick-israel-angriff-hamas-nacht#cid-67121224)
QuoteRabottiker
Ist sie tot? Ich dachte entführt. ...
QuoteCZ
Antwort auf @Ernst Peter
Ein gesundes Maß an Skepsis ist sicher angebracht, jedoch ist hier der Fall recht klar.
Eine junge Frau postet regelmäßig Bilder von sich bei Instagram. Die letzten Bilder stammen von einem Festival nahe der Grenze zu Gaza. Das Festival wurde angriffen. Das ist offiziell bestätigt.
Jetzt gibt es ein Video mit der Leiche einer jungen Frau, welche die gleichen markanten Tattoos hat und auch ansonsten so aussieht.
Sie können jetzt gerne hoffen, dass die junge Frau mit dem Instagram-Account dem Massaker auf dem Festival entkommen ist und nur nicht mehr postet, weil sie ihr Handy verloren hat. Letztendlich ist das jedoch schon mit diesen öffentlichen Informationen unwahrscheinlich.
QuotePat7
07.10.23 09:54
Und hier gibt es welche die die Terroristen der Hamas als Befreier sehen....
Quote
Alfredo Traviata
(...) In Istanbul versammelten sich Tausende Menschen zu einer propalästinensischen Demonstration. Auch im Irak, Iran, Marokko und Jemen fanden ähnliche Demonstrationen statt. In Berlin-Neukölln kamen etwa 50 Menschen zu einem laut Polizei propalästinensischen Protest.
...
QuoteM.Aurelius
"Benjamin Netanjahu kündigt Rache an."
Wenn Rache zur Kategorie der Politik wird, haben sich Vernunft und Verstand längst verabschiedet.
Quote
StraightDave
Was soll er sonst machen? Dem Feind Friedensverhandlungen mit Geländezugeständnissen und eigenem Regierungswechsel anbieten, wie es manche von den Ukrainern nach dem Überfall durch die Russen fordern?
QuoteVonKindernFernhalten
Rache und wieder Rache. Israel rächt seine Toten, Palästina rächt seine Toten, immer weiter, eine Spirale des Todes ohne Ausweg.
Hass schürt Hass, immer wieder.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/ueberblick-israel-angriff-hamas-nacht#cid-67121252 (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/ueberblick-israel-angriff-hamas-nacht#cid-67121252)
QuoteStef_1980
Die islamistischen Terroristen könnten den Versuch, Israel zu vernichten, unterlassen. Dann hätten die Israelis auch keinen Grund zu Gegenschlägen. Die Frage, wer in diesem Fall ,,angefangen" hat, ist leicht zu beantworten.
QuoteBlaue Strickjacke
An eye for an eye till everyone is blind.
(There were roses, Lied aus dem irischen Bürgerkrieg)
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Quote[...] Bei dem brutalen Hamas-Angriff auf Israel sterben mehr als 900 Menschen, darunter auch eine junge deutsche Touristin aus Berlin. Wie mehrere Medien berichten, wurden die Leichen der 22-jährigen Studentin Carolin Bohl und ihres britischen Freundes Danny Darlington im Kibbuz Nir Oz identifiziert. Eine offizielle Bestätigung des Auswärtigen Amtes gibt es bislang nicht. Die Schwester der jungen Frau vermeldete jedoch bei Instagram den Tod ihrer Schwester.
Der "Welt" zufolge war die 22-Jährige mit ihrem britisch-israelischen Lebensgefährten zu Besuch in Israel. Am Samstag hielten sie sich demnach im Kibbuz Nir Oz an der Grenze zum Gazastreifen auf. Am selben Tag hätte die Studentin eigentlich wieder nach Deutschland zurückfliegen sollen. Doch das Paar wurde von dem Angriff der radikal-islamischen Hamas überrascht.
Ihrer Mutter schrieb die 22-Jährige dem Bericht zufolge, dass sie und ihr Freund in einen Bunker fliehen mussten und sie ihren Flug verpassen würde. In ihrer letzten Nachricht ließ sie demnach ihre Mutter wissen: "Ich habe dich lieb und danke dir für alles." Am folgenden Tag habe die Familie schließlich von ihrem Tod erfahren.
Derweil gilt eine andere junge Deutsche weiter als vermisst. Die 22-jährige Shani Louk soll sich auf einem Musikfestival in Israel unweit der Grenze zum Gazastreifen aufgehalten haben, als Hamas-Kämpfer das Land überfielen und auch die Festivalgäste angriffen. Sie töteten mindestens 260 Menschen. Ein Video zeigt, wie Louk halbnackt und verletzt auf einen Geländewagen gezerrt wird. Ihre Angehörigen in Israel und Ravensburg konnten sie anhand ihrer Tattoos identifizieren.
Die Mutter von Shani Louk hat sich inzwischen an die Bundesregierung gewandt und um Hilfe gebeten. Sie habe Hinweise bekommen, dass ihre Tochter noch lebe, erklärte sie in einem Video, das der Tagesschau vorliegt. Die Mutter erklärt darin weiter, dass Shani Louk mit schweren Kopfverletzungen in einem Krankenhaus in Gaza liegt. "Jede Minute zählt", so die Mutter. Sie verlange von der Bundesregierung nun, alles zu tun, um ihre Tochter aus Gaza herauszubekommen.
Dem Auswärtigen Amt zufolge wurden mehrere Deutsche von der Hamas im Gazastreifen entführt. Nach Erkenntnissen des Außenministeriums handele es sich um Menschen, die alle neben der deutschen auch die israelische Staatsangehörigkeit hätten. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es weiter, man stimme sich gemeinsam mit der deutschen Botschaft in Tel Aviv sehr eng mit den israelischen Behörden ab. Zudem bitte man um Verständnis, dass man sich zum Schutz der betroffenen Personen weder zur Anzahl noch zu Einzelfällen öffentlich äußern könne.
Quelle: ntv.de, hny
Aus: "22-jährige Berlinerin von der Hamas getötet" (10.10.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/22-jaehrige-Berlinerin-von-der-Hamas-getoetet-article24453388.html (https://www.n-tv.de/panorama/22-jaehrige-Berlinerin-von-der-Hamas-getoetet-article24453388.html)
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Quote[...] Die seit dem Hamas-Terrorüberfall auf Israel vermisste Deutsche Shani Louk ist nach Angaben ihrer Mutter tot.
Das sei ihr vom israelischen Militär in der Nacht zum Montag mitgeteilt worden, sagte Shanis Mutter Ricarda Louk der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst hatte RTL/ntv darüber berichtet. Das israelische Außenministerium bestätigte am Montag im Onlinedienst X (vormals Twitter), dass der Leichnam der 22-Jährigen gefunden und identifiziert worden sei.
Ricarda Louk erklärte, man habe einen Splitter eines Schädelknochens gefunden und daran eine DNA-Probe gemacht. Das erforderliche Vergleichsmaterial hätten die Eltern schon vor längerer Zeit zur Verfügung gestellt.
Die Mutter geht davon aus, dass ihre Tochter bereits seit dem 7. Oktober tot ist – möglicherweise sei sie bei dem Terrorüberfall durch einen Schuss in den Kopf getötet worden.
Die Nachricht sei zwar schrecklich. Es sei aber gut, nun Gewissheit zu haben. ,,Wenigstens hat sie nicht gelitten", sagte Ricarda Louk. Auch die Schwester von Shani Louk, Adi, äußerte sich am Montagmorgen via Instagram zum Tod der 22-Jährigen: ,,Mit großer Trauer geben wir den Tod meiner Schwester bekannt."
Der israelische Präsident Isaac Herzog sprach der Familie sein Beileid aus und sagte der ,,Bild"-Zeitung, man habe den Schädel der getöteten jungen Frau gefunden. ,,Es tut mir wirklich leid, berichten zu müssen, dass wir jetzt die Nachricht erhalten haben, dass Shani Nicole Louk als ermordet und tot bestätigt wurde. Man hat ihren Schädel gefunden", zitiert ihn die Zeitung. ,,Das bedeutet, dass diese barbarischen, sadistischen Tiere ihr einfach den Kopf abgehackt haben, als sie Israelis angriffen, folterten und töteten. Es ist eine große Tragödie, und ich spreche ihrer Familie mein tiefes Beileid aus."
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der Mutter von Shani Louk. ,,Die Grausamkeit der Mordtat an Ihrer Tochter entsetzt uns alle", schrieb Steinmeier, der am Montagabend zu einem Besuch in Tansania am Regierungssitz Daressalam eintraf. ,,Überall in Deutschland fühlen die Menschen mit Ihnen. Gemeinsam stellen wir uns dem Hass und dem Terror entgegen", heißt es in dem Schreiben an Ricarda Louk weiter.
Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete die Ermordung von Shani Louk als ,,furchtbare" Tat und ,,Barbarei". Die Deutsche ist eines der Opfer der Terrorattacke der islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober. ,,Hier ist ein Mensch auf brutale Weise ermordet worden", sagte er am Montag während seiner Afrika-Reise im nigerianischen Lagos. ,,Das zeigt, welch Geistes Kind diese Täter sind. Das ist etwas, das wir als Menschen nur verachten können."
Der Mord zeige ,,die ganze Barbarei, die hinter diesem Angriff der Hamas steckt", betonte Scholz. Deshalb müssten die von der EU als Terrororganisation eingestuften Islamisten zur Rechenschaft gezogen werden. Israel habe das Recht, sich zu verteidigen.
Ein Sprecher des deutschen Außenministeriums bat am Montag in Berlin um Verständnis, dass man sich nicht zu Einzelfällen äußere. Der Sprecher wiederholte frühere Angaben, nach denen man davon ausgehen müsse, dass eine einstellige Zahl deutscher Staatsangehöriger dem Terror der Hamas zum Opfer" gefallen sei.
Im Auswärtige Amt sei direkt nach dem Beginn ein Sonderstab eingerichtet worden, sagte der Sprecher auf die Frage, was die Bundesregierung zur Rettung der Geiseln tue. Man stimme sich eng mit den Partnern in der Region ab und nutze alle zur Verfügung stehenden Kanäle, um die Freilassung insbesondere der deutschen Geiseln zu erreichen.
Shani Louk wurde nach Angaben ihrer Familie bei einem Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste von der islamistischen Hamas getötet.
Die 22-Jährige hatte am 7. Oktober an dem Supernova-Festival in der Nähe des Ortes Re'im teilgenommen, als Terroristen der Hamas die Feiernden überfielen, mindestens 260 Menschen töteten und weitere in den Gazastreifen verschleppten.
Kurz darauf kursierte ein Video in Sozialen Netzwerken, das die schwerverletzte Shani auf der Ladefläche eines Pickups zeigen sollte. Die Mutter hatte laut Medienberichten erklärt, ihre Tochter sei mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus in Gaza gebracht worden.
Zunächst ging Shani Louks Familie, von der ein Teil in Baden-Württemberg lebt, davon aus, dass die junge Frau schwer verletzt wurde, aber am Leben war und sich im Gazastreifen befand. Diese Informationen hatte die Familie nach eigenen Angaben von einer ,,vertrauten Person im Gazastreifen" erhalten.
Orly Louk, die Tante von Shani Louk, schilderte die dramatischen Szenen bei dem Musikfestival damals so: ,,Sie war auf einer Party, in der Wüste, im Niemandsland. Dort tanzte sie mit einer Gruppe von Menschen. (...) Es wurde geschossen, die Partybesucher wurden gejagt. Die jungen Menschen rannten, versteckten sich, soweit ich weiß. In den Videos kann man sehen, was passiert ist."
Die Familie hat sich seit dem Überfall für die Freilassung aller Geiseln eingesetzt.
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben 239 Familien informiert. Laut Medienberichten sollen auch zwölf deutsche Staatsbürger darunter sein.
Nach Militärangaben gelten 40 Menschen seit dem Terroranschlag der Hamas weiter als vermisst. Wegen des schlimmen Zustands vieler Leichen ist auch die Identifikation noch nicht abgeschlossen. (dpa, Reuters, Tsp)
Aus: ",,Wenigstens hat sie nicht gelitten": Familie bestätigt Tod von nach Hamas-Überfall vermisster Shani Louk" (30.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/familie-bestatigt-tod-von-deutscher-hamas-geisel-shani-louk-10702477.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/familie-bestatigt-tod-von-deutscher-hamas-geisel-shani-louk-10702477.html)
QuoteMarlia
30.10.23 15:00
Es stockt einem der Atem vor unbändiger Wut auf die Täter und grenzenlosem Mitgefühl für die Opfer und ihre Angehörigen.
Quotelehrerin
30.10.23 15:54
@Marlia am 30.10.23 15:00
Wut ist leider ein ganz schlechter Berater. ...
QuotePat7
30.10.23 19:09
@lehrerin am 30.10.23 15:54
Wut führt aber auch dazu sich zu engagieren, im demokratischen Rahmen versteht sich, zumindest für zivilisierte Menschen.
QuoteLeichtmatrose
30.10.23 15:47
Was sagen UN-Vollversammlung und Pro-Palästinenser in Neukölln zu dieser weiteren abscheulichen und menschenverachtenden Tat dazu?
QuoteNemesis
30.10.23 16:06
@Leichtmatrose am 30.10.23 15:47
Alles Fakenews für die
QuoteDr.CharlesBronson
30.10.23 14:54
So schrecklich und doch wichtig, um die Rolle der Hamas auch dem größten Naivling klar zu machen:
Das bestätigte der israelische Präsident Jitzchak Herzog im Gespräch mit WELT-Reporter Paul Ronzheimer: ,,Man hat ihren Schädel gefunden. Das bedeutet, dass diese barbarischen, sadistischen Tiere ihr einfach den Kopf abgehackt haben, als sie Israelis angriffen, folterten und töteten."
QuoteMarie1915
30.10.23 13:45
Ich verstehe nicht, warum in dieser Zeitung und wahrscheinlich auch anderswo so detailliert über das, was der jungen Frau widerfahren ist, geschrieben wird.Das ist für die Familie doch entsetzlich und dem Opfer gegenüber pietätlos
QuoteEingeborene
30.10.23 14:59
@Marie1915 am 30.10.23 13:45
Einerseits. Andererseits finde ich es wichtig, die Information über die sadistische Bestialität immer wieder zu veröffentlichen. Ganz vielleicht bewegt das doch etwas in dem einen oder anderen Hirn der Menschen, die diese Barbarbei feiern.
QuoteNisk
30.10.23 16:01
@Marie1915 am 30.10.23 13:45
Es ist wichtig um zu verstehen, mit wem hier aus der Sonnenallee oder auch in Ankara Solidarität erklärt wird.
QuotePat7
30.10.23 19:23
@Marie1915 am 30.10.23 13:45
Ich kann Ihre Einwände verstehen.
Doch alleine schon wie die Familie ihr Kind identifizieren musste und was mit ihrem leblosen Körper dabei geschah - die Bilder gingen um die Welt - dürfte zu den schlimmsten Befürchtungen geführt haben.
Und es ist wichtig die Welt über die Grausamkeiten zu unterrichten.
EU, UN, Linke, Rechte sowie so, stellen Israel als den Schuldigen hin, geben teils den Opfern die Schuld.
Es gibt sogar Versuche die Opfer zu leugnen.
QuoteDr.CharlesBronson
30.10.23 15:01
@Marie1915 am 30.10.23 13:45
Krieg ist entsetzlich. Und doch muss berichtet werden.
QuoteLincoln_bln
30.10.23 13:04
... Ich hoffe sehr die Eltern und Verwandten können von ihr ohne großen Medienrummel in Stille Abschied nehmen.
QuoteWaedliman
30.10.23 12:18
Mein Verständnis für Befindlichkeiten religiöser Gruppen ist seit jeher nicht besonders groß. Wenn aber die Realitäten auf den Kopf gestellt werden und nun von Seiten der arabischen Welt so getan wird, als seien die Morde der Hamas durch jahrzehntelange Konflikte zwischen Israel und den Palästinensern begründbar, ist jeder Dialog mit solchen Menschen hinfällig. Ich schäme mich für all diejenigen, die in Deutschland in Freiheit leben und ein Palästina fordern, das diese Freiheiten niemals zulassen würde, weder für politisch Andersdenkende, noch für Frauen und schon gar nicht für Schwule und Lesben, die ich ebenfalls auf den momentanen Pro-Palästina-Demos erlebe und mich frage, wie dumm man eigentlich sein kann.
QuoteAPO
30.10.23 11:35
Dieser bestialische Überfall auf ein Trance Festival friedlich feiernder junger Menschen ist entsetzlich und beispiellos.
Das dröhnende Schweigen der Berliner Club"Kultur" ist einfach nur herzlos, peinlich und dumm. Sonst gerne zu politischen Staatements aller Art berufen herscht hier ahnungslose Feigheit.
Das "Clubsterben in Berlin" erscheint damit in einem anderen Licht.
QuoteDerneutrale
30.10.23 10:52
...ich kann mit Worten nicht beschreiben wie ich mich fühle.
QuoteNik
30.10.23 12:51
@Derneutrale am 30.10.23 10:52
Das geht mir ebenso. Mir ist schlecht, wenn ich an gestern, heute und morgen denke
QuoteWarmschale
30.10.23 10:39
Was für eine Barberei, dafür gibt es keine Rechtfertigung. Allerdings gibt es viele Menschen auf beiden Seiten, die genau das gleich durchmachen. Man sollte nie vergessen, dass dies weder der Anfang noch das Ende ist.
Quotehellomiss
30.10.23 11:45
@liva am 30.10.23 11:14
Bisher habe ich noch keine Videoaufnahmen von palästinensischen zivilen Opfern gesehen, auf die gespuckt wurden. Die wie Jagdtrophäen durch die Straßen gekarrt wurden. Die in Räume gesperrt wurden, in die Handgranaten geworfen wurden. Die so bestialisch vergewaltigt wurden, dass die Becken brachen. Lesen Sie den Tagesspiegel aufmerksam, dann sind Sie über das unbeschreiblich abartige Maß des Sadismus, das Juden und Jüdinnen zugefügt wurde, gut informiert. Die hat die IDF NICHT gemacht! Also nein, die müssen nur die Familien der israelischen Seite durchmachen.
QuoteNemesis
30.10.23 11:29
@Warmschale am 30.10.23 10:39
Die Hamas tötet gezielt Zivilisten, Israel tut das nicht.
QuoteWarmschale
30.10.23 11:49
@Nemesis am 30.10.23 11:29
Natürlich macht Israel das, wie anders nennen Sie die Bombardierung von so komprimierten Lebensräumen?
QuoteNemesis
30.10.23 12:29
@Warmschale am 30.10.23 11:49
Es macht sehr wohl einen unterschied ob gezielt auf Zivilisten losgegangen wird, sie erschossen , gefoltert, mit Granaten zerfetzt, vergewaltigt, lebend verbrannt, verstümmelt, entführt und verhöhnt werden, oder ob Zivilisten bei präzisen Luftschlägen auf Terrorziele umkommen und die Angriffe zuvor sogar angekündigt wurden.
QuotePat7
30.10.23 12:05
@Warmschale am 30.10.23 10:39
Nicht einmal in diesem Forum kann man das Relativeren lassen. ...
Quoteliva
30.10.23 10:37
Wie wohltuend, in diesem Forum von der Kontextualisierung dieser vorzivilisatorischen Barbarei verschont zu sein.
Gestern musste ich mir in der Bahn Kopfhörer aufsetzen, als eine Gruppe junger, netter Studentinnen begann, sich über den Terror des Staates Israel gegen palästinensische Zivilisten in Gaza zu erregen und die allein die Berliner "Polizeigewalt" gegen "friedliche Menschen" für die Eskalation auf den Straßen verantwortlich machten. Ich dachte: "Mädchen, ihr idealisiert eure eigenen Henker."
QuoteDr.CharlesBronson
30.10.23 11:09
@liva am 30.10.23 10:37
"Mädchen, ihr idealisiert eure eigenen Henker."
Besser kann man es nicht sagen. Hätten Ihre Mitfahrerinnen in der Bahn nicht auch auf dem Techno-Festival sein können, oder haben vergleichbare Festivals besucht? Wie emotional wohlstandsverwahrlost kann man sein.
QuoteNemesis
30.10.23 11:30
@Dr.CharlesBronson am 30.10.23 11:09
Aber es ist doch so romantisch links und für alle ,,Freiheitsbewegungen" der Welt zu sein...
Ironie aus...
QuoteKoki_
30.10.23 11:13
@liva am 30.10.23 10:37
Ich finde, Wahrheiten sollten nicht ausgeblendet werden. Keiner sagt, dass es weniger grausam dadurch wird. Drauf hinzuweisen, dass das nicht aus der Luft kam, ist völlig legitim und sogar geboten. Und nein, hier uss man nicht sofort das Judenhass Schild hochklappen.
QuoteTetzlaffsLogbuch
30.10.23 11:32
@Koki_ am 30.10.23 11:13
dass das nicht aus der Luft kam
Was jetzt genau? Das beispiellose Abschlachten wehr- und argloser Männer, Frauen und Kleinkinder nach SS-Vorbild?
Nichts kann die Ereignisse vom 07.10.23n rechtfertigen oder auch nur erklären. Es ist ein Unterschied, einen Freiheitskampf zu führen oder nur Massenmord zu zelebrieren. So viel Zeit muss sein !
Quoten-sonic
30.10.23 11:32
@Koki_ am 30.10.23 11:13
Okay, und was für Wahrheiten sollen das sein, die dazu führen, ein Musikfestival mit feiernden jungen Leuten zu überfallen und hunderte dort grausam umzubringen? Geschweige denn die Barbarei an all den weiteren Opfern?
Quotesynaesthesia
30.10.23 11:54
@Koki_ am 30.10.23 11:13
Dass die Morde nicht aus der Luft kamen lässt leider ziemlich viel Spielraum für Interpretationen.
Wenn die Aussage sich auf die Hamas Charta bezieht und den darin Formuliertem Ziel eines Genozids an Juden, dann trifft die Aussage in dem Sinne zu das die Taten der Hamas nicht verwundern, da sie ihr selbsterklärtes Ziel waren und sind.
Wenn damit gemeint sein soll dass die Morde an Israelischen Zivilisten in irgendeiner Weise eine Reaktion auf Israels Verhalten waren, habe ich für die Aussage keinerlei Verständnis da sie suggeriert die Morde seien irgendwie auch ein Akt der Verzweiflung und nicht die Folge einer mörderischen Ideologie.
QuoteLampion
30.10.23 11:59
@liva am 30.10.23 10:37
Ich komme aus dieser ,,aufgeklärten", progressiven Bubble und möchte seit Woche nur noch Augen und Ohren zumachen, wenn diese Selbstgerechten mit ihrem rassistischen White Savior Komplex angesichts des unfassbaren Leids in der Region kühl und besserwisserisch über den Nahen Osten referieren. Auf keinen anderen Konflikt wird von so vielen Gruppen so viel Schwachsinn projiziert, und das alles auf dem Rücken der Opfer.
QuotePaul_Kalbautzke
30.10.23 10:17
Israel ist 2005 aus Gaza rausgegangen. Dort hätten die Palästinenser schon mal anfangen können mit einem Staat, mit politischer Freiheit. Mit all den Fördermitteln hätten sie einen gut funktionierenden Staat, eine Perspektive für sich und ihre Kinder schaffen können. Sie hätten der Welt zeigen, können, dass eine Zwei Staaten Lösung geht. Und die Jugendlichen aus Gaza hätten zu dem Techno Festival 5 km hinter der Grenze kommen können, um mit Jugendlichen aus vielen Ländern der Welt feiern zu können.
Statt dessen herrschen in Gaza seit 2007 die Islamisten. Von politischer Freiheit ist nichts zu sehen, die Ressourcen werden vor allem darauf verwendet, Israel anzugreifen. Und zu dem Techno Festival sind nur sadistische Mörder gekommen, Anhänger einer völlig kranken und kaputten Ideolgie, die der Welt gezeigt haben, dass die Hamas kein Stück besser als der IS oder als Boko Haram oder all die anderen islamistischen Gruppen.
Und in (West-)Europa feiern die Anhänger der Hamas und skandieren etwas von "Free Palestine".
QuoteCSR
30.10.23 10:07
Und die Hamas wird gefeiert und bestreitet, je einem Zivilisten auch nur ein Haar gekrümmt zu haben, trotz der selbst eingestellten Beiträge im Netz.
QuoteNemesis
30.10.23 10:32
@CSR am 30.10.23 10:07
In der Tat, leicht schizophren.
QuoteKaliman
30.10.23 10:04
Das machen also Befreiungskämpfer.
...
Quote[...] Nach dem Angriff der Hamas auf Israel ist es am Montag am Ernst-Abbe-Gymnasium in Berlin-Neukölln zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen einem Schüler und einem Lehrer gekommen. Wie die Polizei berichtete, löste ein 14-Jähriger den Streit aus, weil er mit einer Palästina-Flagge als Umhang und einem Palästinensertuch um den Kopf zur Schule erschienen war.
Ein Lehrer habe ihm das Tragen der politischen Symbole verbieten wollen. Daraufhin sei es zunächst zu verbalen Streitigkeiten gekommen, bis sich ein 15-jähriger Mitschüler einmischte und dem Lehrer einen Kopfstoß versetzte. Den Polizeiangaben zufolge habe der 61-Jährige den Schüler daraufhin geschlagen. Schließlich habe der 15-Jährige dem Lehrer in den Bauch getreten.
Die Polizei wurde um 9.30 Uhr zu der Schule in der Sonnenallee gerufen. Sowohl gegen den Lehrer als auch gegen den Jugendlichen wurden Anzeigen wegen Körperverletzung aufgenommen. Beide sollen über Schmerzen geklagt haben.
Ein Handyvideo, das der Linke-Politiker Ferat Koçak beim Kurznachrichtendienst X teilte, zeigt den Vorfall. Zu sehen ist, wie ein Schüler, umgeben von vielen anderen Jugendlichen, eine palästinensische Flagge über den Schulhof trägt. Der Lehrer eilt zu ihm und stellt ihn zur Rede. Später holt er mit dem rechten Arm zu einem Schlag ins Gesicht des Schülers aus. Daraufhin tritt der Jugendliche den Erwachsenen mit dem Fuß, sodass dieser zu Boden fällt.
Ein Kopfstoß des Schülers ist in dem Video nicht dokumentiert; der 15-Jährige bestritt diesen auch laut Polizei. . Allerdings sind der Mann und der Jugendliche immer wieder durch die Umstehenden verdeckt, sodass der genaue Ablauf der Auseinandersetzung nicht vollständig zu sehen ist. Auch die Vorgeschichte mit dem jüngeren Schüler ist in der Aufnahme nicht enthalten.
Ein Sprecher der Bildungsverwaltung teilte dem Tagesspiegel mit, dass die Schule ,,unmittelbar ein Krisenteam eingesetzt" und die Schulaufsicht, den Bezirk und die Polizei hinzugezogen habe.
,,Klar ist: Lehrkräfte dürfen gegenüber Schülerinnen und Schülern nicht übergriffig oder gar gewalttätig werden. Deshalb wird der Vorgang auch disziplinarrechtlich bewertet werden", erklärte die Bildungsverwaltung. Zwei Schüler, die an der Auseinandersetzung beteiligt waren und dem Lehrer gegenüber tätlich geworden sein sollen, sind bis zum Ende der Woche suspendiert. Man werde eine Klassenkonferenz ansetzen.
Außerdem heißt es von Seiten der Bildungsverwaltung: ,,Oberste Priorität für uns hat die Sicherstellung des Schulfriedens. Ein Gutheißen der terroristischen Attacken auf Israel werden wir auf unseren Schulhöfen nicht tolerieren."
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch hatte zuvor bereits dazu aufgerufen, die Ereignisse im Nahen Osten an den Schulen zu thematisieren. Der Angriff der Hamas werde große Teile der Schülerschaft beschäftigen, schrieb die CDU-Politikerin am Montag in einer Mail an die Schulleitungen. ,,Dabei ist zu befürchten, dass manifest oder latent israelbezogener Antisemitismus bei einigen Schülerinnen und Schülern eine Rolle spielt", warnte die Senatorin. ,,Es ist empfehlenswert, mit den Schülerinnen und Schülern das Gespräch über die Ereignisse zu suchen und ihnen bei der Einordnung zu helfen."
Wichtig sei, über ihre Sicht auf die Dinge zu sprechen und herauszustellen, dass Gewalt keine Konflikte löse, sondern sie noch verschlimmere, schrieb Günther-Wünsch weiter. Sie verwies dabei auf unterschiedliche Unterrichtsmaterialien, etwa zum Nahost-Konflikt und zu israelbezogenem Antisemitismus.
Dazu zähle auch ein von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern des Campus Rütli entwickelter und preisgekrönter Comic mit dem Titel ,,Mehr als 2 Seiten". Dieser war aus einer Zusammenarbeit mit Schülern entstanden, die im Sommer 2019 an einer Projektreise nach Israel und in die palästinensischen Gebiete teilgenommen hatten.
Der Vorfall am Neuköllner Gymnasium blieb offenbar nicht der einzige. Lehrerinnen anderer Berliner Schulen berichteten dem Tagesspiegel von judenfeindlichen Ausrufen muslimischer Schüler. Die Pädagoginnen wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben. (mit dpa)
Aus: "Palästinenser-Flagge auf Berliner Schulhof: Schlägerei zwischen Lehrer und Schüler an Neuköllner Gymnasium"
Nora Ederer, Julius Geiler, Hannes Heine, Ingo Salmen (09.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/palastinenser-flagge-auf-berliner-schulhof-schlagerei-zwischen-lehrer-und-schuler-an-neukollner-gymnasium-10596865.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/palastinenser-flagge-auf-berliner-schulhof-schlagerei-zwischen-lehrer-und-schuler-an-neukollner-gymnasium-10596865.html)
Quote679
09.10.23 21:25
,,Es ist empfehlenswert, mit den Schülerinnen und Schülern das Gespräch über die Ereignisse zu suchen und ihnen bei der Einordnung zu helfen."
Gute Idee von der Bildungssenatorin! Ich erwarte dass sie mit gutem Beispiel vorangeht und diesen Schülern im Gespräch bei der Einordnung hilft. Als ehemaliger Bewohner von Nord-Neukölln bin ich sehr auf das Ergebnis gespannt.
QuoteGaWi
09.10.23 20:03
Zitat: "Die Pädagoginnen wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben."
Soweit ist es auch an den Schulen. Lehrkräfte wollen nichts sagen, aus Angst, Vorwürfen ausgesetzt zu werden. So ist es für jeden einfach, die Wahrheitsfindung unmöglich zu machen,
Den Schülern und auch deren Eltern muss nachdrücklich vermittelt werden, dass solche Aktionen unzulässig sind. Und es muss vermittelt werden, dass ein ggf. ausländerrechtlich gewährter Status zurückgenommen wird. Für Ausländer muss feststehen, dass es zur Ausweisung kommen wird.
Die inzwischen typische Zurückhaltung in Deutschland ist am Ende. Der innere Friede wird nur zu bewahren sein, wenn endlich konsequent gehandelt wird.
Quotebubu
09.10.23 21:12
Die Berliner Zeitung berichtet, dass nach Aussage des Abgeordneten Ferat Koçak der Schüler, der zugeschlagen hat (nicht der mit der Palästinenser Flagge) inzwischen suspendiert wurde.
Quotex-Nemesis-x
09.10.23 19:46
Die Pädagoginnen wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben.
Wenn sie Angst um ihr Leben/körperliche Unversehrtheit haben, könnte ich es noch nachvollziehen!
Wenn sie Angst vor Rassismusvorwürfen haben, wenn sie menschenverachtende Reden ihrer Schüler nicht dulden und anprangern, dann sind SIE ein Teil des Problems!
Lehrer, Polizisten, Juristen, medizinisches Personal usw. müssen durch die Politik wesentlich mehr gestärkt werden!
Es kann nicht sein, dass ,,Respektspersonen" regelrecht kuschen müssen vor Menschen, die unsere Werte mit Füßen treten!
Quotebelo2013
09.10.23 21:53
@x-Nemesis-x am 09.10.23 19:46
Bei Rassismus- Vorwürfen meinen die Lehrerinnen evtl nicht nur die Menschen, die unsere Werte mit Füssen treten.
Sie meinen wahrscheinlich auch die Mitbürger, die jede Kritik an Migranten u.a. immer gleich als Rassismus werten.
Heißt also kuschen vor den allseits "toleranten" Mitbürgern.
QuoteDerFhainer
09.10.23 19:38
Ronny hat rechtsradikale, antisemitische Eltern. Ronny hat das Gedankengut übernommen und stellt dieses offen auf dem Schulhof zur Schau, um andere Schüler antisemitisch zu überzeugen.
Leider haben die Lehrer, aus Gründen der Repression dieses zu bekämpfen, aufzugeben
Unschöne Geschichte. ...
QuoteHighTowerGoGo
09.10.23 19:28
Und die gemäßigten Stimmen, die immer gewarnt hatten, wurden beschimpft....selbst ein ehemaliges SPD Mitglied hatte gewarnt.
QuoteEdoo
09.10.23 18:54
Jahrelang wurde das Thema Antisemitismus bei arabischen Schülern mit Sonntagsreden begleitet und Mahner in die rechte Ecke gestellt. Dazu passt:
Die Pädagoginnen wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben.
Also nicht wundern.
Quoteandreaslacher
09.10.23 18:37
Lehrerinnen anderer Berliner Schulen berichteten dem Tagesspiegel hingegen von judenfeindlichen Ausrufen muslimischer Schüler. Die Pädagoginnen wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben.
Wenn die Lehrerinnen Angst vor dem Rassismus-Vorwurf haben müssen , weil sie sich gegen Antisemitismus von Muslimen wehren, dann ist in diesem Land eine gewaltige Schieflage eingetreten.
Das benennen einer Tatsache kann kein Antisemitismus sein.
QuoteTagtraeumer
09.10.23 20:40
@andreaslacher am 09.10.23 18:37
Lehrer*innen kündigen auch, wenn Sie rechtes Gedankengut ansprechen. Rückendeckung gibt es nur ein wenig. Sie Vorfälle an den Schulen in Brandenburg.
Quotepatrick2009
09.10.23 18:25
Es geht um Macht und sogenannte Ehre, was die Familie auch immer darunter versteht. Die Mehrheitsgesellschaft soll provoziert werden. Darum geht es. Ich bin gespannt ob es Senatorin Günther-Wünsch besser gelingt damit umzugehen als ihrer Vorgängerin. Die Lehrkräfte hätten es verdient.
QuoteHeinz_Berlin
09.10.23 18:22
Die Flagge Palästinas ist ist völkerrechtlich anerkannt.
QuoteGrif
09.10.23 20:01
@Heinz_Berlin am 09.10.23 18:22
Der Kontext ist entscheidend.
So ist z.B. auch die Staatsflagge der Russischen Föderation völkerrechtlich anerkannt.
Je nachdem, wann und wie man sie zeigt, kann man aber sehr viel zum Ausdruck bringen.
Wie zum Beispiel hier in dem geschilderten Kontext die palästinische Flagge eine Unterstützung des nicht zu akzeptierenden Abschlachtens der jüdischen Bevölkerung Israels symbolisiert.
QuotePat7
09.10.23 20:46
@Heinz_Berlin am 09.10.23 18:22
In der Schule hat die als Verherrlichung von Terrorismus nichts zu suchen.
Quoterosenheimer
09.10.23 18:21
Der Lehrer ist seiner Aufsichtspflicht nachgekommen. Dass das zu einer Prügelei ausartetete, liegt an der Gewaltbereitschaft und Gewaltfreude der in den Vorgang verwickelten Schüler.
QuoteSchabernack
09.10.23 20:07
@rosenheimer am 09.10.23 18:21
Das wissen wir nicht @rosenheimer. Wir wissen nicht, ob der Lehrer nicht zuerst die Grenze überschritten hat. Sie reagieren nur aus ihren Vorurteilen heraus.
QuoteFranzose
09.10.23 18:09
,,Wollen aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben"
Da zeigt sich doch die ganze Misere: es hat überhaupt nichts mit Rassismus zu tun den Antisemitismus arabisch-muslimischer Milieus zu benennen. Im Gegenteil, es ist eine notwendige Voraussetzung um ihn bekämpfen zu können. Aber nein, aus falsch verstandener Toleranz oder auch schlicht aus Feigheit hat man jahrelang weggeschaut. Das Ergebnis sieht man nicht erst jetzt, wenn sie in Neukölln auf die Straße gehen und mit größter Unverfrorenheit den feigen Angriff einer ebenso feigen wie dummen Mörderbande feiern. Der Staat sollte endlich seine Zurückhaltung gegenüber diesen Milieus ablegen und mit voller Härte gegen diese zur Schau gestellte Menschenverachtung vorgehen.
QuoteByk
09.10.23 17:48
Integration gelungen? Wohl kaum. Auch wenn bei solchen plakativen Meinungsäußerungen immer auch persönlicher Geltungsdrang und jugendliche Lust an der Provokation eine gewichtige Rolle spielen. Hier dürften sich nicht nur die persönliche Haltung der Schüler wiedergespiegelt haben, sondern auch die Einstellungen der Familien, aus denen sie kommen.
Eine gelungene Integration beinhaltet eben mehr als nur wirtschaftliche Eigenständigkeit und ein sauberes Führungszeugnis. Bevor jemand für dieses Land eine ständige Aufenthaltserlaubnis oder gar die deutsche Staatsbürgerschaft erhält, sollte er nachprüfbar auch deren emanzipatorischen Werte akzeptiert haben. Sonst droht uns ein ähnlich böses Erwachen wie den Franzosen, deren nordafrikanische Einwandererfamilien nach links-liberalem Standard als perfekt integriert gegolten haben müssen. Fleißige Arbeiter, die in Frankreich jahrzehntelang ohne Murren schlechtbezahlte und unattraktive Arbeiten erledigten, die ihre Steuern gezahlt haben und nicht gegen das Gesetz verstießen. Ein Merkmal oder gar eine Garantie für eine gelungene Integration war das jedoch nicht, wie man sich heute eingestehen muss.
[Insgesammt 128 Kommentare / 10.10.2023 10:38]
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Quote[...] Seit Samstagmorgen wird Israel von militanten Palästinensern angegriffen. Es sind die schwersten Auseinandersetzungen seit 2021. Der massive Angriff aus dem Gazastreifen kam als Überraschung. Israels Armee will nun in einer Großoffensive gegen die Hamas vorgehen. Bisher gibt es auf beiden Seiten mehr als 1000 Tote. ...
Aus: "1500 getötete Hamas-Terroristen gezählt: Israel will Kontrolle über Grenze zu Gaza wiedererlangt haben" Tristan Fiedler Christopher Stolz (10.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/liveblog/1500-getotete-hamas-terroristen-in-israel-kontrolle-uber-grenze-zu-gaza-wieder-hergestellt-10586281.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/liveblog/1500-getotete-hamas-terroristen-in-israel-kontrolle-uber-grenze-zu-gaza-wieder-hergestellt-10586281.html)
QuoteAnton2332
09.10.23 20:21
Ich bin traurig und wütend zugleich, dass es Extremisten jedweder Couleur immer wieder gelingt, Versöhnung und Annäherung unmöglich zu machen.
Ich hatte bisher und habe auch immer Verständnis für die palästinensische Sache, hielt und halte eine Zwei-Staaten-Lösung für unabdingbar, verurteilte und verurteile den illegalen israelischen Siedlungsbau.
Angesichts dieses unmenschlich monströsen Überfalls, der barbarischen Bilder, von denen uns nur ein Bruchteil überhaupt erreicht und den jubelnden Menschen auf den Straßen ob der toten israelischen Zivilisten, da fällt es mir schwer, nicht uneingeschränkt an der Seite Israels zu stehen und alle kommenden israelischen Maßnahmen als unabdingbar notwendig hinzunehmen. Ich für meinen Teil hoffe inständig, dass das israelische Militär zurückhaltend und besonnen vorgeht, aber grundsätzlich verantwortlich für alles was jetzt folgt, mache ich die Hamas und deren Unterstützer.
QuoteNerokles
09.10.23 19:44
Man muss leider sagen die Chancen der Geiseln sind sehr gering.
QuoteTopal
09.10.23 18:45
Wer solch einen terroristischen Überfall ohne jegliche Reue verübt und Menschen entführt, um sich Vorteile zu verschaffen , wie sie u.a. als Schutzschilde zu benutzen, kann doch nicht wirklich erhoffen, keine passende Reaktion darauf zu erhalten. Im Gegenteil, dies wird vollkommen berechnend provoziert- um den politischen Aufschrei zu erhalten und die (politische und mentale) Unterstützung einzufordern. Wer das auch noch verbal unterstützt macht sich genau zu dem, was sie wollen.... Zu einem Werkzeug der Hamas! Und hier die Diskussion zu starten, was (wer) war zuerst, das ,,Huhn (Israel) oder das Ei (die Palästina)", der/die bewegt sich da auf ganz dünnem Eis. Denn dies ist nur eine Frage, wie weit man in der Geschichte zurück schaut.... Jeder findet, wie er es möchte, sein gewünschte Antwort darauf. ...
QuotePepperli
09.10.23 21:17
@Topal am 09.10.23 18:45
@Würde " ... man nicht immer nach hinten schauen, sondern nach vorne, gäbe es wesentlich weniger Konflikte und viel mehr Lösungen...."
Ich bin 64 und bin es so leid das viele Menschen so verbissen in den Rückspiegel schauen. Vielen Dank für diesen zuversichtlichen Satz in diesen Zeiten.
QuoteRom1964
09.10.23 18:10
... Die Hamas spielt ein widerliches Spiel auf Kosten der eigenen Bevölkerung. Einfach ekelhaft. Ich glaube nicht, dass Regierung und Armee sich wegen der Geisel von ultra heftigen Reaktionen wie wir sie noch nicht gesehen haben, gegen die Hamas abhalten lassen, wird. Auch der hisbollah chef, der seit Jahren im Bunker lebt weiß genau: wenn er Israel volle Kanne angreift, dann wird der Südlibanon nicht mehr existieren.
das einzige Ziel der Hamas ist ein Terroristisches. es zielt auf die totale Eskalation und den Verduch der Einbeziehung anderer Akteure. Sollten einige Mal die Definition von Terror Nachlesen. Diesmal, davon bin ich überzeugt, haben Sie überdreht. Leider werden das viele einfache Menschen mit ihrem Leben bezahlen, müssen ...
QuoteGastGast
09.10.23 17:55
Auch mir tun die Menschen leid, aber das ist Krieg. Wer den diesmal angefangen hat, steht wohl außer Zweifel. Und wie in der deutschen Geschichte die Menschen mit ihrem Leben, Hab und Gut mitgehaftet haben, die die Nazis haben gewähren lassen, vollkommen egal ob jubelnd oder zähneknirschend, so werden jetzt die in Gaza lebenden Araber mithaften. ...
QuoteStefanW
09.10.23 19:36
@GastGast am 09.10.23 17:55
Und wie in der deutschen Geschichte die Menschen mit ihrem Leben, Hab und Gut mitgehaftet haben, die die Nazis haben gewähren lassen, vollkommen egal ob jubelnd oder zähneknirschend, so werden jetzt die in Gaza lebenden Araber mithaften.
Die am zweiten Weltkrieg profitierenden und reich gewordenen deutschen Familienunternehmen sind in weiten Teilen heute noch am Markt erfolgreich.
Die Familien der nicht trotz, sondern aufgrund des Nazi-Regimes sozial Aufgestiegenen sind noch heute wohlhabend.
'Haften' tun immer die einfachen Leute, vor Allen Frauen, Kinder, Alte, Arme.
Die Führung der Hamas befindet sich doch längst nicht (mehr) in Gaza-Stadt.
QuoteM.M.L.
09.10.23 19:44
@GastGast am 09.10.23 17:55
Ist das Ihr Anspruch, Unrecht mit Unrecht zu vergelten? Um in Ihrem Bild zu bleiben: Insbesondere die Gräueltaten der Roten Armee in Deutschland werden noch heute bei jeder Gelegenheit aufs Tapet gebracht. Ohne den "Selbst Schuld" - Teil. Und daraus resultieren nach wie vor Ressentiments gegen "Die Russen". Halten Sie vor dem Hintergrund eine Blockade gg die Zivilbevölkerung wirklich für sinnvoll?
Es steht außer Frage, dass eine Reaktion erfolgen musste. Auch militärischer Natur. Die Blockade der Wasserversorgung bspw. ist hingegen nicht zielführend.
QuoteSchabernack
09.10.23 20:23
@GastGast am 09.10.23 17:55
Auch mir tun die Menschen leid, aber das ist Krieg. Wer den diesmal angefangen hat, steht wohl außer Zweifel.
Es steht ohne Zweifel, dass die Hamas einen fürchterlichen Angriff gestartet haben, vor dem ich auch nur Entsetzen empfinden kann. Der Konflikt reicht allerdings etwas weiter zurück, als nur bis zum gestrigen Tag. Und wer Angreifer oder nicht Angreifer ist, das lässt sich in diesem Israel-Palästinenser-Konflikt nicht so einfach ausmachen. Dazu muss man tief in die Geschichte in dieses Konflikts gehen.
Quotemcflue
10.10.23 09:24
@Schabernack am 09.10.23 20:23
,,Aber" und ,,allerdings" leiten Relativierungen ein, die sich dieser Tage überholt haben...
Genau so, wie unsere Gastfreundschaft für Antisemiten.
Davon haben wir ohnehin ausreichend.
QuoteCharybdis66
09.10.23 17:31
Hamas fordert Gefangenenaustausch - Die islamistische Hamas im Gazastreifen hat nach dem Großangriff auf Israel einen Gefangenenaustausch gefordert.
Und, nur wenig später:
Hamas schließt Verhandlungen über Geiseln aus - Ein Vertreter des Hamas-Politbüros hat einen Gefangenenaustausch mit Israel vorerst ausgeschlossen.
Gewissenlosen kann man eh niemals vertrauen.
QuoteSportfreund123
09.10.23 15:21
@NinjaBat am 09.10.23 15:00
Wie wäre es,wenn die Geiseln dort freigelassen und die Attentäter ausgeliefert werden? Könnte einiges bewirken.
Ansonsten ist die Abriegelubg mehr als gerechtfertigt.
Quotethun
09.10.23 18:20
@Sportfreund123 am 09.10.23 15:21
Was rechtfertigt Gewalt gegen Zivilisten?
QuotePat7
09.10.23 20:56
@NinjaBat am 09.10.23 15:00
Die Terroristen der Hamas verstecken sich in Schulen, Moscheen und Krankenhäusern.
Dort lagern die nicht nur ihre Waffen, sondern dort stehen auch die Abschussrampen für die Raketen.
QuoteZille
09.10.23 18:53
@NinjaBat am 09.10.23 15:00
... "Das Oslo-Abkommen von vor 30 Jahren sei inzwischen vollkommen irrelevant, eine zwei-Staaten-Lösung völlig unrealistisch. Es sind die bitteren Worte des noch jungen Leiters des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah. Bei unserem Besuch sagte er einen schweren Konflikt voraus mit Beschuss, Attentaten und vielen Toten. Die Lage sei extrem angespannt. Steven Höfner sollte Recht behalten. Jetzt herrscht Krieg."
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-gaza-angriff-sderot-liebstein-100.html (https://www.zdf.de/nachrichten/politik/israel-gaza-angriff-sderot-liebstein-100.html)
Ausführlich können Sie die Begründung dieser Äußerung im Bericht "30 Jahre Osloabkommen" der Konrad-Adenauer Stiftung nachlesen.
...
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Quote[...] Männer aus dem Umfeld bekannter Clans, Finanzfahnder sowie internationale Sicherheitsexperten berichten seit Jahren von illegalen Geldströmen aus Europa in den Nahen Osten. Manchmal geht es dabei um die private Beute aus Straftaten, mitunter aber auch um die Finanzierung islamistischer Netzwerke.
Wie der Tagesspiegel nach dem Hamas-Massaker an israelischen Juden berichtete, werden Großfamilien in Deutschland verdächtigt, die sunnitische Terrororganisation zu unterstützen. Von bestimmten Clans erhält demnach auch die schiitische Hisbollah hohe Summen. Zudem werden so Dschihadisten-Milizen im Syrienkrieg finanziert.
In vielen Fällen stamme das Geld, berichten Ermittler, aus Betrugs- und Drogengeschäften, mitunter aus Erpressungen. Wie aber gelangt es nach Gaza, in den Libanon oder zu den Handlangern islamistischer Fanatiker nach Katar und in die Türkei? Das im Milieu übliche Verfahren heißt Hawala.
Sinngemäß bedeutet Hawala in Arabisch ,,Wechsel" oder ,,Scheck", die Methode funktioniert wie folgt: Während es bei einer lizenzierten Bank einen Rechtsanspruch auf die stets schriftlich nachvollziehbar verbuchte Summe gibt, basiert Hawala nur auf dem Vertrauen in eine Respektsperson im Milieu.
Wer Geld transferieren will, gibt die Summe und einen Code an einen Hawaladar, der eine Provision kassiert. In jeder deutschen Großstadt gibt es Hawaladare. Oft residieren sie in bestimmten Lokalen, meist sind sie in der arabischen Gemeinschaft bekannt.
Der in Deutschland residierende Hawaladar nennt Code und Summe einem Partner-Hawaladar im Zielland. Nun ruft der ursprüngliche Sender aus Deutschland den letztendlichen Empfänger im Nahen Osten an und nennt auch ihm Summe und Code. Der Empfänger geht damit zum Vor-Ort-Hawaladar und bekommt das Geld in lokaler Währung, Gold oder anderen Werten.
Das Geld wurde also nicht wirklich transferiert, der Hawaladar in Deutschland hat es noch. Er rechnet deshalb regelmäßig mit seinem Partner im Ausland ab. Weil zwischen ihnen ständig Geld hin und her versendet wird, gleichen sich die Bilanzen oft aus, ohne dass beide mit Koffern voll Scheinen verreisen müssten.
Wie berichtet, stuft der Verfassungsschutz das Hawala-Banking als für die islamistisch-dschihadistische Szene erhebliche Methode zur Finanzierung ein. In der Bundesrepublik ist diese Art des Transfers seit 2009 strafbar. Nicht jede Summe, die mit einer Hawala-Transaktion bewegt wird, muss aber zwangsläufig aus einer Straftat stammen.
Nach dem Großangriff der Hamas werden in Israels Kliniken noch Hunderte Verletzte versorgt. 900 Männer, Frauen und Kinder sollen von den Islamisten getötet worden sein.
Aus: "Unterstützung für Hamas und Hisbollah: Wie gelangt illegales Geld aus Deutschland zu den Islamisten?" Pascal Bartosz (10.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/unterstutzung-fur-hamas-und-hisbollah-wie-gelangt-illegales-geld-aus-deutschland-zu-den-islamisten-10598236.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/unterstutzung-fur-hamas-und-hisbollah-wie-gelangt-illegales-geld-aus-deutschland-zu-den-islamisten-10598236.html)
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Quote[...] Die israelische Armee kontrolliert wieder alle einst gekaperten Ortschaften, die Grenze sei "nahezu" gesichert. Mehr als 1.000 Terroristen seien tot.
... Auch im nicht von der Hamas kontrollierten Westjordanland gibt es laut den UN Angriffe auf Palästinenserinnen und Palästinenser. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften seien 17 Menschen getötet und 295 verletzt worden. 23 Menschen seien durch israelische Bürger, die von Streitkräften begleitet wurden, verletzt worden. Unter den Toten seien vier Kinder, teilen die UN mit.
... Ajatollah Chamenei: "Wir küssen die Hände derer, die den Angriff geplant haben"
So wie bereits andere hochrangige iranische Regimeverantwortliche vor ihm hat nun auch der oberste Anführer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, eine Beteiligung seines Landes an der Attacke auf Israel dementiert. Vielmehr sei Israel selbst dafür verantwortlich.
Zugleich huldigte Chamenei der Hamas:
Wir küssen die Hände derer, die den Angriff auf das zionistische Regime geplant haben.
Ajatollah Ali Chamenei
Chamenei sprach von einer "irreparablen" Niederlage des israelischen Militärs und Geheimdienstes. "Dieses zerstörerische Erdbeben hat einige kritische Strukturen in Israel beschädigt, die nicht leicht repariert werden können", sagte er in seiner ersten TV-Ansprache nach dem Angriff auf Israel.
Bereits am ersten Tag der Kämpfe hatte Chamenei Israel als "Krebsgeschwür" bezeichnet und der Hamas Erfolg gewünscht.
Die USA teilten gestern mit, es gebe keine Belege für eine direkte Beteiligung Irans an dem Angriff. Dennoch sei das Regime in Teheran, das zu den Unterstützern der Hamas gehört, an den Attacken mitschuldig.
Aus: "Israel zählt 1.500 getötete Hamas-Terroristen" Karin Geil, Alexander Eydlin, Elena Erdmann, Sarah Kohler und Claudia Thaler (10. Oktober 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/gaza-hamas-israel-liveblog (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/gaza-hamas-israel-liveblog)
QuoteTraunsee
Und um eines klar zu sagen: weder befürworte ich die Gewalttaten der Hamas und sonstiger Terroristen. Ich relativiere auch überhaupt nichts. Aber, es gibt kaum einen Konflikt auf der Welt - wenn man sich die Mühe macht, das ganze etwas differenziert auseinander zu dröseln - wo gut und böse so schwer auseinander zu halten ist. Wenn es diese Kategorien überhaupt hier gibt. Das läuft seit Jahrzehnten immer und immer wieder gleich ab. Der eine macht was, der andere antwortet mit Vergeltung.
Ich lehne Gewalt grundsätzlich ab! Von den einen wie von den anderen!
QuoteChang11
Das stimmt nicht. Gut und böse lassen sich überall auf der Welt auseinander halten. Natürlich gibt es nie auf einer Seite nur gut oder nur böse.
Es ist trotzdem ein relativierendes Klischee, dass "beide Seiten" sich im Nahostkonflikt "hochschuakeln" und es sich um eine "Spirale der Gewalt" handeln würde. Hamas hat über 1.000 Menschen ermordet, weil es sowieso alle Juden in Israel "ins Meer treiben" will. Das ist eine islamistische, durchideologisierte Organisation mit Todeskult. Nicht Teil einer Spirale.
Ich lehne die Gewalt gegen Hamas nicht ab.
Zudem: Wenn man argumentiert, dass Hamas und Israel hier die "beiden Seiten" sind, kann man nicht ins Feld führen, dass es sich aber bei den Palästinensern aus Gaza um friedliche Zivilisten handelt, die nichts damit zu tun haben.
In Wirklichkeit gibt es aber gar nicht nur zwei Seiten. Es gibt viele beteiligte Akteure an dem israelisch-palästinensichen Konflikt, von denen nicht wenige ein Interesse an dessen Fortsetzung haben. Das ist das Komplizierte daran, nicht irgendwelche angeblich immer gleich ablaufenden Vergeltungsmuster.
QuoteScudder
Keine Frage - mein Mitgefühl gehört den Überlebenden und Angehörigen der Opfer. ... Auf Rache und Vergeltung der einen Seite wird irgendwann Rache und Vergeltung der anderen Seite folgen. Dieser Teufelskreis sollte hinlänglich bekannt sein. ... in den Kategorien Rache und Vergeltung sollte die EU nicht denken und handeln.
QuoteW.Sherman
Von Ihrem Mitgefühl hat niemand etwas. Und es geht auch nicht um "Rache", sondern darum, einen Todfeind, der jedes Entgegenkommen und jedes Zögern nur als Schwäche und Beatätigung des eigenen Handelns auffasst, langfristig handlungsunfähig zu machen.
QuoteWarnieweg
"in den Kategorien Rache und Vergeltung sollte die EU nicht denken und handeln."
Tut sie das denn?
QuoteKommentator1990
In internationalen Beziehungen zählt Schlussendlich nur Stärke. ...
Quote_proeuropa
Russland .........wirft den USA vor, die Bedeutung eines unabhängigen palästinensischen Staates nicht anzuerkennen.....
...... und unterstützt genau den US-Präsidentschaftskandidaten Trump, der gerade die Palstinenserrechte am gröbsten missachtet hat..... und.a. mit seiner Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt....
...aber wen wundert das noch...
QuoteWarnieweg
Verwunderlich, dass die üblichen Schwurbler und Verschwörungserzähler ganz ruhig sind.
Quote
Einfach selber denken
Es sollte keinen Unterschied machen ob die toten Juden sind oder Muslime. Es sind Menschen und ob der zerfetzte Körper eines 10 jährigen der Körper eines jüdischen Kindes war oder der eines palästinensichen Kindes macht keinen Unterschied.
Quote
Nick_3634
Es macht aber einen Unterschied wer der Täter ist. Und ob dieser Täter in einer geplanten Strategie vorgegangen ist und Zivilisten vorsätzlich und geplant ermordet hat.
QuoteIchmusssagen
Es entschuldigt nichts, beschreibt aber, dass die Israeli selbst offenbar nicht so eindimensional denken - Leitartikel aus der Haaretz (wichtigste Tageszeitung Israels) vom 08.10.:
,,Für die Katastrophe, die Israel heimgesucht hat, ist eindeutig eine Person verantwortlich: Benjamin Netanjahu. Der Premierminister, der sich seiner großen politischen Erfahrung und seiner unersetzlichen Weisheit in Sicherheitsfragen rühmt, hat die Gefahren, in die er Israel bewusst geführt hat, nicht erkannt, als er eine Regierung der Annexion und Enteignung einsetzte, als er Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir in Schlüsselpositionen berief und eine Außenpolitik verfolgte, die die Existenz und die Rechte der Palästinenser offen ignorierte."
https://www.haaretz.com/opinion/editorial/2023-10-08/ty-article-opinion/netanyahu-bears-responsibility/0000018b-0b9d-d8fc-adff-6bfd1c880000 (https://www.haaretz.com/opinion/editorial/2023-10-08/ty-article-opinion/netanyahu-bears-responsibility/0000018b-0b9d-d8fc-adff-6bfd1c880000)"
... [Wenn Sie sich die Stimmen quer durch die gemäßigte israelische Öffentlichkeit anschauen, gibt es viele ähnliche Äußerungen dahingehend (auch hier in ZON wiedergegeben). Dass hier ein absolut zu verurteilendes, abscheuliches Kriegsverbrechen seitens der Hamas vorliegt, steht außer Zweifel. Das heißt aber nicht - und nichts anderes gibt u.a. der Artikel wieder - dass der Weg dahin keine Rolle spielt. ]
Quote
freddy14
Woher kommt dieser grausame Hass? Wie kann man diesen Irrsinn stoppen?
Quote
Einfach selber denken
Gar nicht. Durch einen ernsthaften Friedensprozess der Kompromisse erfordert und das ist nicht zu sehen. Der Kreislauf der Gewalt kennt kein Ende.
Quotebiofeedback
"Hamas droht mit Tötung von Geiseln"
Israel hat schon gesagt das sie auch bei den Bombardements Opfer unter den Geiseln in Kauf nehmen. Bisher hat Israel Geiseln immer zurückgeholt und teuer bezahlt. Vermutlich spekulierte Hamas auch dieses Mal darauf daß sie eigene Kämpfer freitauschen können. Aber diesmal ist alles anders.
Und Hamas wird sich mit Exekutionen nur weiter ins Abseits stellen. Falls das überhaupt noch möglich ist.
Quote'Es ist nicht mehr witzig' sagt der Klaun
Bei 1000 oder mehr ermordeten Israelis wäre jede Verhandlung mit den Terroristen ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen derer, die bereits gestorben sind - ein schlechtes Zeichen für die Geiseln.
Hamas wird durch den eigenen Erfolg erschrocken sein, denn sie kennt die historischen Zahlen, die am Ende rauskommen: 1:10 bis 1:100.
QuoteWanderende Wolke
Noch ein Brandherd. Klimakrise, Ukraine - jetzt das, was ist nur auf Mutter Erde los? Wir sind wieder entwickelt als jemals zuvor und dennoch werden sich hier die Köpfe eingeschlagen wie im Urwald. Affen in Anzügen, ungezügelte Gier. Dunkel ist die Zukunft.
QuoteGascarino
Bislang habe man gemäß islamischer Gesetze für die Sicherheit und Gesundheit der Gefangenen gesorgt, sagte ein Sprecher.(...)"
Was für ein Zynismus in Anbetracht der Bilder welche man von den Entführungen sah ...
QuoteVom Sofa aus
Was für Dreck ist das überhaupt Gefangene/Geiseln zu nehmen? Unschuldige Zivilisten zu erschießen? Erwarten die jetzt etwa Respekt für ihre ,,Behandlung nach islamischen Gesetzen"
Wer so etwas tut kann von Niemandem Respekt verlangen.
Quote
thomashillenbrand
Einfach Wahnsinn was in Israel und Gaza passiert ist. Bei aller Sehnsucht nach einer Zweistaatenlösung kann man als Rebellion keine Zivilisten töten und entführen .Das machen nur Terrororganisationen. ...
QuoteLavendelzaus
Meine Befürchtung ist, dass wir nun gerade miterleben, wie die "Märtyrer" der Intifada der 2040er geprägt werden, so wie die heutigen vor 20 Jahren.
Quote
HH60
,,Gallant sagte, Israel habe es mit "menschlichen Tieren" zu tun und werde dementsprechend handeln."
Bei allem Verständnis für die Wut der Israelis über die terroristischen Angriffe, aber mit diesen Äußerungen schießt Hr. Gallant m.E. weit über das Ziel hinaus.
Das ist auch Menschenverachtung.
QuoterundBein
Die Menschen,die auf dem Festival alles abgeschlachtetet haben was sie erreichen konnten, verachte ich auch zutiefst.
QuoteTrixi01
Mit Verlaub, jetzt wird geschossen, gebombt, zerstört und getötet. Was ist das im Vergleich zu 'menschenverachtenden Äußerungen'. Oder worauf wollten Sie uns hinweisen?
Quotehakufu
vor 21 Stunden
Die Hamas ist ein faschistisches Regime, das die Bevölkerung brutal regiert, und die Politik seinen Interessen unterordnet.
Wir Deutschen kennen aus eigener Erfahrung, was das bedeutet. Da wird bis zum letzten Blutstropfen gekämpft. Gnade für die Feinde gibt es nicht und für Verräter schon gar nicht.
Faschisten, die Andersgläubige, egal ob Religion oder Ideologie, ausradieren wollen bzw. machen, werden niemals Gesprächspartner sein.
Das Volk wird erst zum Frieden finden, wenn die Führer und ihre Unterstützer aus dem Verkehr gezogen worden sind. Dafür gibt es in der Weltgeschichte etliche Beispiele, wie zB Deutschland oder Cambodia.
Friede dem israelischen und palästinensischem Volk.
Quote
wilhelmsburger
Wir Deutschen kennen aus eigener Erfahrung, was das bedeutet.
Aus eigener Erfahrung? Glaube ich nicht. Vielleicht aus dem Geschichtsuntericht oder durch Erzählungen.
QuoteKomische Hacker
Nichts kann ein derartiges Vorgehen gegen eine Zivilbevölkerung rechtfertigen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Israel muss hierfür zur Rechenschaft gezogen werden.
QuoteDr. Ole De These
Dass die Hamas zur Rechenschaft gezogen werden muss, haben Sie bislang noch nicht für erwähnenswert gehalten.
QuoteChasaria
Antwort auf @Dr. Ole De These
Naja und Sie vergessen die Besatzungspolitik Israel kritisch zu würdigen.
Quote
echoderzeit
Wer in diesem Forum ist der Meinung, dass Israel eine äusserst erfolgreiche, integrative und nachhaltig friedensfördernde Politik betreibt, die nur das Beste für die Menschen in ihrem Staatsgebiet will?
QuoteCorek
Die Hamas möchte das aufjedenfall nicht. Ihre Ziele sind mit Frieden nicht vereinbar.
QuoteRadikale_Mitte
Ich bin der Meinung, das Israel selten der Agressor bei diesem Thema ist.
Tatsächlich wird die pure existenz Israels schon als Provokation begriffen.
Israel wird regelmäßig attakiert, setzt sich aber sehr erfolgreich zur Wehr.
Friedensfördernd? Weis ich nicht. Aber effektiv darin, die Extremisten, die die Juden ins Meer treiben wollen, in schach zu halten.
Quotemimicry
Die Existenz Israels beruht unter anderem auf einer äußerst glaubwürdigen Abschreckung, die bisher für jeden toten Israeli etwa 100 tote Feinde zur Folge hatte - ich meine mal gelesen zu haben, dass das etwa arithmetisch dem Bevölkerungszahlenverhältnis entsprechen sollte.
Israel hat bislang von solidarischen "Sonntagsreden" keine Sicherheit bekommen, sondern konnte sich bislang nur auf seine militärische Stärke verlassen. Es wäre von den zutiefst antisemitischen arabischen Nachbarn überrannt und zerfleischt worden. Danach hätte es Verurteilungen, Bedauern, Entsetzen - und keine weiteren Folgen gegeben (siehe adas bereits seit Anfang des russischen Überfalls laufende Verhalten derjenigen, die "ihren Frieden" wollen).
Die Palästinenser wären vom Regen in die Traufe gekommen, da die Beutstücke verteilt und die Palästinenser in die umliegenden diktatorischen Staatsgebilde "eingegliedert" worden wären. ...
QuoteMercator1
Hat Sarah Wagenknecht jetzt schon dazu aufgerufen, mit der Hamas zu verhandeln? Weil Krieg etwas Schlimmes ist und keine Lösung sein kann?
Quotedemarciana
die eigene abneigung gegen sahra wagenknecht auf jedes x-beliebige thema zu projizieren, ist weder zielführend noch irgendwie sinnvoll und vor allem saulangweilig...
Quoterowflake
Das Konzept "Land für Frieden" ist krachend gescheitert. Dieses Zugeständnis wurde von den Feinden Israels leider fälschlicherweise als Schwäche interpretiert. Israel hat für die Räumung des Gazastreifens nur Abertausende Raketen und noch mehr Terror erhalten. Es war ein Fehler den Streifen aufzugeben und ich hoffe, er wird rückgängig gemacht, mit so wenigen Verlusten wie möglich auf beiden Seiten.
Es kann so nicht mehr weitergehen.
QuoteKoga jebe
"Die israelische Armee hat laut dem arabischen Nachrichtensender Al Dschasira das Flüchtlingscamp Dschabaliya in Nordgaza angegriffen. Dabei wurden demnach mehr als 50 Menschen getötet."
Ich nehme an, solche Taten darf man hier nicht verurteilen.
QuoteKomische Hacker
Mord bleibt Mord. Verbrechen bleiben Verbrechen.
Quotekontestation
von wem werden sie unterdrückt?
QuoteParlez-Vous-Kung-Fu
Meistens liegt hinter der Nachricht noch eine Nachricht: es geht darum Basen, Waffenlager oder Raketenabschussstationen zu vernichten, die die Hamas nun mal in zivil bewohnte Gebiete positioniert.
Quote
Ulenspiegel_1965
"Dabei wurden demnach mehr als 50 Menschen getötet."Ich nehme an, solche Taten darf man hier nicht verurteilen."
Solange der Status der Toten bzw. Kontext unklar ist, kann dein Beitrag nur als mislungener Versuch der Prapaganda gewertet werden.
Die unkritische Gleichsetzung von Toten mit Zivilisten ist dumm.
QuoteRadikale_Mitte
Sie meinen Militärische Infrastruktur und Waffenlager in "Flüchtlingscamps" (oder gerne auch Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Wohnblöcken) zu stationieren?
Klar darf man das verurteilen!
Das Israel sich nicht beschiessen lässt nur weil seine Feinde Barbaren ohne ein mindestmaß an Menschlichkeit sind, das finde ich verständlich und nachvollziehbar.
QuoteCosmicus
Hamas ist nicht = Palästinenser. Das ist nicht in Ordnung, wie Israel agiert. ... Um es ganz klar zu sagen, ich verurteile den Anschlag der Hamas, ich verurteile aber das jahrelange Treiben Israels, dem die restliche Welt zuschaut. Auch die geplante Justiz"reform" dient sicherlich nicht der Demokratie und Rechtstaatlichkeit.
QuoteTante Daniele
Hamas = von den Palästinensern gewählte Regierung des Gazastreifens.
QuoteBorussin
Die jungen Menschen, die auf einem Technofestival getötet, verletzt oder verschleppt wurden, sind auch nicht "die Juden". Dennoch wurde an dieser Stelle besonders "gründlich" agiert.
QuoteCosmicus
Antwort auf @Greebo
ja, genau wie in Deutschland die Rechten immer mehr Stimmen bekommen. Ich bin trotzdem keiner von denen!
QuoteThe-Dude
,,Israel unterbricht mit sofortiger Wirkung die Wasserversorgung des Gazastreifens".
ich stehe auf [der Seite] Israels aber dies ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!
Mann stelle sich das mal vor: kein Wasser für die Zivilbevölkerung.
Quoteflosculi
Die Brüder in Ägypten sind sicher mehr als bereit den Menschen im Gazastreifen zu helfen (Ironie aus).
QuoteRadikale_Mitte
Ist das irgendwie Israels Schuld das die Palästinenser es nicht fertig bringen ihre Bevölkerung mit irgendetwas anderem zu versorgen als Religiösem Hass?
Sollen sie den Trinken und dran ersticken.
Quote
MontanaJ
Antwort auf @Komische Hacker
@Komische Hacker: Gottseidank gibt es noch Mitmenschen wie Sie.
Das läßt etwas hoffen und macht Mut.
QuoteGanzohneHaupthaar
Warum nimmt man Wasser uns Strom von seinem, zu vernichtenden Todfeind?
Quote
Nanola
Antwort auf @Greebo
Fast 45% der Bevölkerung in Gaza sind zwischen 0 und 14 Jahren alt.
Quotethiak
Wie mache ich aus 2,3 Mio , vielleicht nicht wohlgesonnener, aber noch Unbeteiligter Abgrundtiefe Feinde im kürzester Zeit? - Ich mache einen auf Mittelalter und nehme sie in Geiselhaft. Wie oft will man diesen Fehler noch machen?
Quoteillustro
Es gibt eine Grenze zu Ägypten.
QuoteWoelfchenLobo
Sie meinen jetzt, dass durch das Massaker auf dem Festival, wo mindestens 260 junge Menschen durch die HAMAS getötet wurden.....und dadurch jetzt wer in Geiselhaft genommen wird?
QuoteEl_Hafer
Man fragt sich auf welchem Planeten man Leben muss um das als Situationsbeschreibung für die Bevölkerung in Gaza herzunehmen.
Quotemartinius.eins
Woher nimmt die Hamas denn ihre Mörder, hm? Genau: Aus der ach so unschuldigen, freidfertigen und bedauernswerten Bevölkerung.
QuoteVelka Zvjerka
Ich glaube, "einen auf Mittelalter" mach die Hamas seit ihrer Gründung...
QuoteMisión en Marbella
"Unbeteiligte"? Naja...
Beschweren sollten sich die Betroffenen zuallererst beim Hamas-Vertreter ihres Vertrauens.
QuoteCarlo61
Antwort auf @Misión en Marbella
Kollektive Bestrafungen sollte es nicht geben. ...
QuoteMisión en Marbella
Antwort auf @Carlo61
Im Krieg, und nichts anderes haben wir hier, ist es bedauerlicherweise so, dass in irgendeiner Form früher oder später die Zivilbevölkerung leidet und es auch Unbeteiligte oder weniger Beteiligte trifft. Dies völlig auszuschließen ist nahezu unmöglich, außer man verzichtet auf Gegenangriffe (und man opfert für diese Rücksichtnahme womöglich seine eigenen Leute). Man darf davon ausgehen, dass die Israelis hier durchaus eine (nicht zynisch gemeint) Kosten-Nutzen-Rechnung aufmachen. Sie haben ja früher auch schon z.B. mit roof-knocking Zivilisten zu warnen versucht, eine 100%ige Sicherheit gegen Kollateralschäden gibt's aber nie. Die Hauptverantwortung trägt ohnehin die Hamas, die diese Terrorattacken begangen hat und sich jetzt in der Zivilbevölkerung Gazas versteckt.
QuoteRubberduck59
"... von der schiitischen Hisbollah-Miliz die Zusicherung erhalten, dass sie sich nicht an den Kämpfen beteiligen werde..."
"...Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums sagte (...) dass der Iran nicht an den Angriffen der Hamas beteiligt gewesen sei..."
Offenbar versuchen gewisse Kreise, die Köpfe in Deckung zu bringen. ...
QuoteRubberduck59
Antwort auf @kontestation
Wohl wahr... und das auch ohne rot zu werden, in aller Öffentlichkeit.
QuoteBenjisson
Flüchtlingcamps angreifen ist ein Angriff auf die Zivilbevölkerung und gehört verurteilt. Ebenso ist es feige was die Hamas tut. Ich verstehe immer noch nicht warum man Gleiches mit Gleichem vergeltet.
QuoteSushilover
Hier wird nicht gleiches mit gleichem vergolten. Israel attackiert nicht grundlos und terrorisiert nicht grundlos die Palästinenser. Die IDF muss aber annehmen, dass jeder im Gazastreifen Mittäter ist. Die Hamas versteckt sich nicht nur in der Zivilbevölkerung, sondern viele angebliche Zivilist sind Terroristen.
Quote
FreierRomanist
Und wenn in dem Flüchtlingscamp (was eigentlich ein Wohnviertel ist, schlimm genug) militärische Infrastruktur befindlich ist, mit der man ständig angegriffen wird?
Quote
GBG85
Was würden Sie denn als israelischer Politiker tun? Das Bedauern über den Tod und die Entführung der eigenen Bürger ausdrücken und es darauf beruhen lassen?
QuoteBenjisson
Antwort auf @GBG85
Ich würde keine Unschuldigen bombadieren.
Quote
MontanaJ
Genau das hält diesen Konflikt ja am Laufen, wie Wind ein Feuer am Brennen hält und stetig anfacht.
Damit disqualifizieren sich beide (!) Konfliktparteien am laufenden Band und nehmen sich jegliche Chance auf eine zukünftige gemeinsame friedliche Lösung des Konflikts.
Die Menschen im Gazastreifen werden jetzt kollektiv in "Geiselhaft" genommen und haben kein Wasser, keine Lebensmittel und keinen Strom mehr. Das ist zutiefst unmenschlich und schürt das menschliche Leid, aus dem später der Hass wird
QuoteLösemittel65
Schaut man sich die aktuellen Bilder und Videos von den Einschlägen in Israel, sowie det apokalyptischen Bombardierung von Gaza, an die gerade kursieren wird einem echt anders zumute. Das gleiche gilt für die Bilder nach dem Überfall der Hamas auf Israel.
Es fällt schwer all diese immer wiederkehrenden traumatischen Ereignisse auszublenden und somit eine langfristige vernünftige Lösung für beide Seiten zu finden, wenn Täter und Täter sich aussöhnen müssen. Besonders da man dann trotz allem weiter Seite an Seite leben wird.
Abseits der Politik wünsche ich den Zivilisten im gesamten Konfliktgebiet, dass Ihnen möglichst viel Elend und Leid erspart bleibt. Auch wenn es aktuell nicht danach aussieht.
QuoteKeBoFi
Irgendwie haben Frankreich und Deutschland es geschafft sich auszusöhnen, Nord- und Südkorea können zumindest koexistieren (Frieden kann man das nicht wirklich nennen). Aber selbst davon sind Israel und Palästina weit entfernt ...
QuoteEbebeth
Wer die Einsperrung im Gaza schon einmal gesehen hat wie ich 2006, wundert sich nicht über die Reaktion verwundeter Tiere. Ein Verhaltensforscher sagt bei Elefanten: "Die Rache kommt spät, aber sie kommt". Und wer hat diese unsinnige Lösung 1947 beschlossen? Die UN. Schon mal darüber nachgedacht?
Das rechtfertigt jetzt nicht dieses unmenschliche, bestialische Verhalten der Hamas.
Das muss absolut bestraft werden.
Quote
Modeste25
Der Gazastreifen hat mit die jüngste Bevölkerung weltweit. Die Mehrheit der Bevölkerung ist Minderjährig. Der Altersdurchschnitt unter 18 Jahre. Das ist die Altersstruktur der nun betroffenen Zivilisten.
QuoteAlexander_Der_Kleine
Das Schlimmste, was den Typen von der Hamas passieren könnte, wäre ja ein Frieden mit Israel. Da wäre das komplette Geschäftsmodell aus Hass obsolet. Also muss immer wieder angegriffen werden um Gegenschläge auszulösen, die wiederum Hass produzieren. Was für ein hässlicher Verein, der ein ganzes Volk im Würgegriff hält.
QuoteFreibergerin
Auf der anderen Seite wäre für die israelischen Radikal-Fundamentalisten ebenfalls nichts schlimmer als ein Friedensabkommen, denn dann müsste man sich sowohl aus dem illegal besiedelten Westjordanland zurück ziehen als sich auch von den Golanhöhen verabschieden. Und von Ost-Jerusalem reden wir erst gar nicht...
QuoteUskok
"Es wird keinen Strom, keine Nahrung, keinen Treibstoff geben, alles ist geschlossen."
Jetzt macht Israel etwas was nur Wasser auf die Mühlen der Feinde Israels ist und man wählt die schlimmste Option. Rein technisch gesehen handelt sich hierbei um ein Kriegsverbrechen. Das Problem an der ganzen Situation ist, dass die EU, USA dies ja auch im Falle von Berg Karabach toleriert haben. Das sind halt düstere Zeiten bzgl. Völkerrecht etc.
QuoteHisperin
Wieso sollte das ein Kriegsverbrechen sein? Gaza könnte vom Meer und von Ägypten aus versorgt werden. Niemand ist per Kriegsrecht dazu verpflichtet seinem Gegner Wasser, Strom, Nahrung usw. zu liefern.
Wasser uaf den Mühlen der Feinde, ach hören sie auf mit dem Quatsch. Die Gesellschaft ist so indoktriert, dass selbst wenn Israel den allen nen Leben in Luxus schenken würde, sie am liebsten alle Juden vernichten würden. ...
Quote
Kabeljau
Als über 100.000 Menschen aus Aserbaidschan vertrieben wurden, hat Europa einmal kurz aufgeschaut und das wars.
Dieses Los wird den Palästinenser erspart bleiben.
QuoteFritzLang
Eine Blockade gegen 2.3 Millionen Menschen ist gegen jedes Recht und jede Vernunft. Es sind nicht 2,3 Millionen Terroristen.
Ja, ich verurteile den Hamas Terrorismus, es müssen aber Wege gefunden werden um den Hass zu überwinden.
QuoteEl_Hafer
Junge, das sind wieder Phrasen, die könnten direkt aus den Glückskeksen im Asia Gourmetpalast kommen.
...
Quote[...] Das Gelände des Psytrance-Festivals ,,Supernova" neben dem Kibbuz Re'im im Süden Israels glich einem Schlachtfeld: Mindestens 260 Raver*innen wurden dort von der Hamas ermordet. Die radikalen Islamisten stürmten in den frühen Morgenstunden am Samstag schwerbewaffnet das Areal, vergewaltigten laut Augenzeug*innen Frauen, entführten manche nach Gaza. Ihre Leichen werden dort geschändet, halbnackt durch den Küstenstreifen paradiert. Es ist pure Barbarei.
Und in der progressiven Partywelt, die sich sonst so gerne und lautstark zum Nahostkonflikt äußert, um den einzigen jüdischen Staat der Welt zu dämonisieren? Die BDS-Hashtags teilt, Tel Aviv boykottiert, Israel ,,Pinkwashing" vorwirft und israelische Künstler*innen wegen ihrer Staatsangehörigkeit nicht buchen will? Die deutsche Technoclubs ins Visier nimmt, wenn diese als zu ,,proisraelisch" empfunden werden? Ohrenbetäubendes Schweigen.
In den vergangenen Jahren haben sich Teile der Clubkultur sehr bemüht, Israelhass oben auf die Agenda der Szene zu setzen – von #DJsForPalestine bis hin zu den ,,Berlin Nightlife Workers Against Apartheid". Eine Kultur, die aus emanzipatorischen Kämpfen von schwarzen und queeren Communitys geboren wurde, die aber über die Jahrzehnte immer kommerzialisierter, weißer und heteronormativer wurde. Und die deshalb eindeutig Partei für ,,die gute Sache" ergreifen will, um das eigene politische Selbstverständnis zu stabilisieren.
Aus einem komplexen Konflikt wird eine einfache Erzählung: Israel wird zum Inbegriff des Bösen. Aus einem Schutzort für Jüdinnen*Juden weltweit, gegründet von Schoah-Überlebenden, wird ein ,,Apartheidstaat", den es zu ,,dekolonialisieren" gelte. Die Buzzwords der BDS-Bewegung finden auf der Tanzfläche Resonanz. Antisemitismusvorwürfe werden abgeschmettert: ein Iron Dome gegen Kritik. Denn sie kollidieren mit dem Selbstbild einer aufgeklärten Clubblase.
Von den allermeisten dieser Stimmen ist nach dem brutalen Angriff auf Zivilist*innen in Israel am Samstag kein Dezibel zu hören. Klare Worte der Solidarität, der Anteilnahme, der Verurteilung dieser abscheulichen Verbrechen passen offenbar nicht zu einem Weltbild, das Israel nur als Täter kennt – und nie als Opfer. Ganz egal, wie viele Hamas-Raketen die queere Partymetropole Tel Aviv treffen, ganz egal wie viele lebensfrohe Festivalbesucher*innen kaltblütig ermordet werden.
Einige wenige aus der Szene haben sich doch zur Situation geäußert. Und schnell wünscht man sich, sie hätten es lieber gelassen. Die dänische Techno-DJ Mama Snake, die BDS unterstützt, teilte in einer Instagram-Story einen Beitrag, der das Massaker an israelischen Zivilist*innen als ,,Kampf für Leben, Würde und Freiheit", für ,,die Vorstellung, dass andere Welten möglich sind", verharmlost. Dazu postet sie nicht mal die richtige Flagge, und teilt die jordanische. In einer zweiten Story, offenbar nach Kritik, verurteilt sie doch noch die Gewalt gegen Zivilist*innen.
DJs wie Juliana Huxtable und Dina fällt nichts anderes ein, als den ,,palästinensischen Widerstand" mit Social-Media-Beiträgen zu unterstützen. Und in den Kommentaren unter Posts zum Festival ,,Supernova" reagieren viele User*innen hämisch. Der Tenor: Die ermordeten Psytrance-Fans hätten es verdient, weil sie gewagt haben, in Israel zu feiern.
Für jüdische und israelische DJs, viele von ihnen links und keine Fans von ,,Bibis" rechtsradikaler Regierung, ist das verheerend. Dr. Rubinstein schreibt auf Instagram: ,,Ich bin schockiert, dass Leute diese Art von Gewalt befürworten. Zeigt ein wenig Mitgefühl für Menschenleben." Ori Raz sagt, er habe lange zum Konflikt geschwiegen, aus Angst, dass er selbst zur Zielscheibe wird. Aber da Kolleg*innen den Terror der Hamas zelebrieren, will er Tacheles reden: ,,Es erinnert mich an die Geschichte einer Welt, die immer geschwiegen hat, wenn es um die Juden ging."
...
Aus: "Schweigen der Club-Szene zu Hamas-Terror: Iron Dome gegen Kritik" Kommentar von Nicholas Potter (9.10.2023)
Quelle: https://taz.de/Schweigen-der-Club-Szene-zu-Hamas-Terror/!5962392/ (https://taz.de/Schweigen-der-Club-Szene-zu-Hamas-Terror/!5962392/)
Quotedites-mois
Absolut notwendige Worte. Das war schon nach dem Massaker im Bataclan schockierend, wie große Teile der hippen Kunst- & Tanzszene unbeirrt Kritik am Islamismus als Islamophobie bezeichneten. Anscheinend nichts kann liebgewonnene, schlichte Glaubenssysteme erschüttern.
QuoteSuryo
Vielleicht sollte man sich öfter mal vergegenwärtigen, dass "Künstler" keineswegs immer etwas besonders profundes und wichtiges beizutragen haben. Erst recht nicht, wenn die Kunst darin besteht, Platten aufzulegen.
Quoteshantivanille
Viele in dieser Szene sind tatsächlich ziemlich schlicht gestrickt.
Wenn der Israel/Palästina-Konflikt - fiktiv - zehn Level hat, sind viele noch nicht beim Abschluss Level 1 gelandet.
Das sind die Leute, auf die der BDS baut.
Guter Artikel. Wurde Zeit, dass das mal zur Sprache kam.
QuoteJim Hawkins
Das tödliche Gift des Antisemitismus ist in der sich fortschrittlich gerierenden Kulturszene weit verbreitet.
Dass nicht einmal dieses verheerende Massaker niemanden dazu bewegt, diese Ideologie infrage zu stellen, das spricht Bände.
Die beiden Ruangrupa-Kuratoren, die für ihre Arbeit mit Professuren belohnt wurden, haben auf Instagram ein Video geliked, dass die Neuköllner Baklava-Demo feiert.
Quoterosengrob
@Jim Hawkins Das ist so verkommen! Wer je noch Zweifel daran hatte, ob es einen Hipster- Antisemitismus im Internationalismuspelz geben könnte, hier die Details:
" ... Sie rufen »Palestine Will be Free!« oder »Viva, Viva, Palästina!« und johlen vor Freude über den Terror: Am Samstagabend hat eine Gruppe pro-palästinensischer Demonstranten am Hermannplatz in Berlin-Neukölln die Attacken der Hamas auf Israel, bei denen bisher mindestens 600 Menschen getötet wurden, gefeiert. Der offiziell zugängliche Instagram-Account »Real Documenta« teilte einen Clip der Demonstration und bekam dafür dutzende Likes. Darunter auch die von Reza Afisina und Iswanto Hartono. Die beiden Künstler sind Mitglieder des umstrittenen Kollektivs »ruangrupa«, das im vergangenen Jahr die Ausstellung documenta 15 in Kassel kuratierte – und wegen zahlreicher antisemitischer Werke in die Kritik geriet. Auf eine Anfrage der Jüdischen Allgemeinen, weshalb sie den Post gelikt haben, reagierten die Künstler bislang nicht. ..." Nils Kottmann (08.10.2023)
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/documenta-15-kuratoren-gefaellt-jubel-ueber-hamas-terror/ (https://www.juedische-allgemeine.de/politik/documenta-15-kuratoren-gefaellt-jubel-ueber-hamas-terror/)
QuoteFenn
Vielen Dank für eure Beiträge. Wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Die Moderation
...
Quote[...] Die Herzchen des Duos in dem sozialen Netzwerk machten schnell die Runde – auch wenn sie bald wieder zurückgenommen wurden. Jonas Dörge vom Kasseler Bündnis gegen Antisemitismus (BGA) meldete sie dem Hamburger Antisemitismusbeauftragten. Wenig später titelte die Jüdische Allgemeine: ,,Documenta-Kuratoren gefällt Jubel über Hamas-Terror."
Auch Miki Lazar von der Jüdischen Gemeinde Kassel war sprachlos. Der 66-Jährige ist mit Afisina und Hartono befreundet, die beide mit ihren Familien nach wie vor in Kassel leben. Am Ende des documenta-Sommers hat er sie wegen ihres Umgangs mit den Antisemitismus-Vorwürfen heftig kritisiert. Demnächst wollten sie einige Projekte angehen. Gestern sagte Lazar: ,,Ich bin erfüllt mit Scham und Wut. Die Likes waren naiv und dumm."
Die Ruangrupa-Kuratoren, die eine Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg innehatten, seien öffentliche Figuren, wie Lazar sagt. Er erwartete eine öffentliche Erklärung.
Die folgte gestern auf Nachfrage der HNA. Afisina und Hartono erklärten, sie hätten gedacht, mit ihren Likes auf ein Video von einer Demo in Neukölln Ende September reagiert zu haben, die von der Polizei aufgelöst worden war. Die Likes seien ein Fehler gewesen. Die jüngsten Nachrichten aus Israel würden deutlich machen, ,,wie brutal und unglaublich schlecht" Gewalt gegen unschuldige Menschen sei: ,,Unsere Gebete, unser Mitgefühl und unsere Kraft gelten den Opfern und ihren Familien." Es sei absurd, ihnen zu unterstellen, sie würden Gewalt unterstützen. Afisina und Hartono stellen klar: ,,Wir haben die Tötung von Zivilisten auf beiden Seiten verurteilt."
Ihren Freund Lazar überzeugt das noch nicht. In diesem Fall von beiden Seiten zu sprechen, sei relativierend und menschenfeindlich. Der documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann nannte die Likes in einer Pressemitteilung gestern Abend ,,unerträglich und inakzeptabel". Die documenta distanziere sich aufs Schärfste, heißt es in einer Pressemitteilung. Für Jonas Dörge (BGA) ist nun klar: ,,Beide haben sich jetzt mit ihrer Sympathiebekundung für die Mordaktion an Israelis als Antisemiten geoutet."
Afisina und Hartono hoffen derweil, dass es ,,bald eine friedliche Lösung geben wird für das, was passiert ist".
Aus: "Nach Likes für Pro-Palästina-Demo: documenta-Kuratoren erneut in der Kritik" Matthias Lohr (10.10.2023)
Quelle: https://www.fr.de/rhein-main/landespolitik/ruangrupa-erneut-in-der-kritik-documenta-juedische-allgemeine-92569207.html (https://www.fr.de/rhein-main/landespolitik/ruangrupa-erneut-in-der-kritik-documenta-juedische-allgemeine-92569207.html)
QuoteKommentare
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Die Redaktion
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Quote[...] Am Samstag haben Terroristen der radikalislamischen Hamas bei einem Überraschungsangriff auf Israel mehr als 1.000 Menschen getötet. Seitdem bombardiert die israelische Armee den Gazastreifen. Dabei sind laut Angaben palästinensischer Behörden bisher 830 Menschen ums Leben gekommen. Der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant hat bei einem Besuch an der Grenze zum Gazastreifen eine Offensive angekündigt. "Wir gehen jetzt zum vollen Angriff über", sagte Galant, wie die Times of Israel berichtet. "Sie werden diesen Moment bereuen. Gaza wird nie wieder so sein, wie es war." Am Montag hatte Galant angekündigt, die Lieferung von Ressourcen und Energie in die palästinensische Enklave einzustellen: Kein Strom, keine Nahrung, kein Wasser, kein Benzin. Premierminister Benjamin Netanjahu sagte: "Was wir unseren Feinden in den kommenden Tagen antun werden, wird in ihnen für Generationen nachhallen." Israel hat 300.000 Reservisten mobilisiert und Truppen an die Grenze zum Gazastreifen verlegt.
Wie geht es den Menschen in Gaza? ZEIT ONLINE hat mit zwei Bewohnern von Gaza-Stadt gesprochen. Der Kontakt zu vielen anderen Gesprächspartnern brach ab. Immer wieder fiel Strom aus und der Empfang blieb weg.
Omar Ghraieb, 36, Entwicklungshelfer und Journalist
"Vergangene Nacht musste ich aus meiner Wohnung fliehen. Ein Gebäude in meiner Nachbarschaft wurde bombardiert. Ich bin auf die Straße gerannt. Nach vier Stunden kehrte ich nach Hause zurück. Ich habe wenigstens noch ein Dach über dem Kopf. Die Familien aus dem zerstörten Nachbarhaus haben alles verloren.
Es sind sehr düstere Zeiten in Gaza. Wir müssen dabei zusehen, wie ganze Familien und Stadtviertel ausgelöscht werden. Die Attacken kommen aus allen Richtungen. Hunderte Menschen wurden schon getötet, Tausende verletzt. Dutzende Gebäude wurden dem Erdboden gleichgemacht, Wohnungen, Büros, sogar Moscheen. Unter den Trümmern liegen noch etliche Leichen.
Fast 140.000 Menschen wurden innerhalb des Gazastreifens vertrieben. Sie erhalten nahezu keine Hilfe, denn die Hilfsorganisationen können wegen des Bombardements kaum noch arbeiten. Viele Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten, versuchen, bei Freunden oder Angehörigen unterzukommen. Sicher sind sie auch dort nicht.
Die Israelis bombardieren uns ohne Unterbrechung. Weil es so gefährlich ist, kann ich nicht mehr nach draußen gehen. Von meiner Wohnung aus sehe ich dicke Rauchschwaden aufsteigen, es riecht nach Schießpulver. Ich höre, wie die Kinder in der Nachbarschaft schreien, sie schreien immer lauter, je näher die Einschläge kommen.
Der Gazastreifen ist jetzt komplett abgeriegelt. Die israelische Regierung hat entschieden, dass wir weder Essen, Wasser, noch Medikamente erhalten sollen. Im Moment haben wir noch drei bis vier Stunden Strom am Tag, bald werden sie ihn vermutlich ganz abstellen. Durch die jahrelange Blockade war die Versorgungslage im Gazastreifen ohnehin schon katastrophal. Trinkwasser zum Beispiel war schon immer knapp. Weil sich die Ereignisse in den vergangenen Tagen so überschlagen haben, hatten wir keine Chance, uns genügend Vorräte anzulegen. Da wir schon vor diesem Krieg täglich stundenlange Stromausfälle hatten, haben wir keine großen Vorräte angelegt, das Essen wäre ja verdorben. Wir werden von allen Seiten angegriffen. Wir wissen nicht, wo es die nächsten Einschläge gibt. Die Grenzen sind geschlossen. Es gibt keine Möglichkeit, aus Gaza zu fliehen."
Weil die Internetverbindung immer wieder ausfiel, wurde das Interview mit Omar Ghraieb im Laufe des Dienstags über Text- und Sprachnachrichten eines Messengerdienst geführt. Dieser Text ist eine redaktionell bearbeitete Version von Ghraiebs Nachrichten. Seine Aussagen und Beobachtungen sind auch von anderen Quellen bestätigt worden.
Kamal Mashharawi, 24, Manager einer Solarenergiefirma
"Ich lebe in Rimal, einem Viertel von Gaza-Stadt, rund drei Kilometer vom Zentrum entfernt. Ich befinde mich in einem Unterschlupf in meinem Haus. Hier sind gut 30 Leute, Mitglieder meiner Familie, Kinder und Babys, auch fremde Menschen. Wir können nicht nach draußen, weil um uns herum permanent Bomben einschlagen. Sie fallen schon den ganzen Tag.
Ich habe schon viele Bombenangriffe erlebt, aber noch nie so viele in so kurzer Zeit. Die vergangenen sechs Stunden waren die schrecklichsten meines Lebens. Ich habe Menschen sterben sehen, auf barbarische Art und Weise. Ich habe gesehen, wie Freunde und Familienmitglieder um ihr Leben kämpfen. Es bricht mir das Herz.
Am Nachmittag habe ich auf Al-Dschasira erfahren, dass Israel Gaza heftig bombardieren möchte. Um fünf Uhr hat die israelische Armee bei meiner Familie angerufen und uns aufgefordert, das Haus zu verlassen. Aber wir haben keinen Ort, an den wir gehen können. Also sind wir geblieben.
Wir haben ein bisschen Wasser und Essen, genug, um über die Nacht zu kommen. Und vielleicht, hoffentlich, kommen wir später raus zum nächsten Supermarkt. Aber ich habe Angst. Hier ist es nicht sicher. Manche in unserem Unterschlupf sind schwer verletzt. Meine Tante und mein Onkel sind getroffen worden. Aber der Krankenwagen kommt nicht durch. Und wir haben keine Medikamente. Ich hoffe, ich kann noch einen weiteren Tag überleben.
Den Preis der israelischen Vergeltungsschläge bezahlen Zivilisten, die Frieden wollen. Das Zuhause Tausender Menschen wird einfach ausgelöscht."
Das Interview mit Kamal Mashharawi wurde per Text- und Sprachnachrichten eines Messengerdienste geführt. Dieser Text ist die redaktionell bearbeitete Fassung des Gesprächs. Es fand am Montagabend zwischen halb neun und halb zehn Uhr deutscher Zeit statt. Kamal Mashharawi hat ZEIT ONLINE Videos geschickt, um seine Aussagen zu dokumentieren. Seit Montagabend konnten wir Kamal Mashharawi nicht mehr erreichen. Kurz vor Veröffentlichung des Textes meldete sich seine Schwester: Er lebt.
Aus: "Gaza: "Ich hoffe, ich kann noch einen weiteren Tag überleben"" Protokoll: Andrea Backhaus und Elisabeth Weydt (10. Oktober 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/gaza-hamas-israel-blockade-bevoelkerung-alltag (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/gaza-hamas-israel-blockade-bevoelkerung-alltag)
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Berlin_10
Ich finde diese kurze Wiedergabe von Aussagen zu wenig in den Kontext gestellt. Die Befragten werden als Opfer vorgestellt, ohne dabei ihre Positionierung gegenüber dem Angriff der Hamas, ihrer Vertretung, zu thematisieren. Israel erscheint dadurch unausgesprochen als kaltblütig mordend, als Täter.
QuoteKarl_Napf
Es braucht keinen Kontext. Egal ob diese Leute sympathisieren oder nicht, sie leiden. Ich finde es wichtig Stimmen aus Gaza zu hören, damit man über die Grausamkeit der Hamas nicht vergisst, dass dort auch einfach nur Leute wohnen. Und die Vorstellung, dass man sich aus diesem defacto Gefängnis nicht in Sicherheit bringen kann, ist der totale Horror. Egal wie gerechtfertigt ein Vergeltungsschlag auch sein mag, Trauma ist Trauma. Das wird es auf beiden Seiten leider mehr als genug geben.
QuoteSaberR
Diese Menschen leben seit Ihrer Geburt in einem Gefängnis und werden als Menschen zweiter Klasse behandelt. Diese Menschen SIND Opfer von Unterdrückung und Diskriminierung und wollen in der aktuellen Situation nur eins: Das sie und ihre Familien überleben. Und in so einer Situation erwarten Sie eine Positionierung? Von einem Familienvater der Angst haben muss, dass seine Kinder totgebombt werden? Das kann man sicherlich bequem vom Sofa aus fordern, an seiner Stelle würde man aber wahrscheinlich andere Sorgen haben. Fakt ist: Es gibt nur Tod und Gewalt in diesem Konflikt von BEIDEN Seiten und das seit Jahren und die Weltgemeinschaft schaut zu und tut nichts. Das ist nun das Ergebnis.
Quoteimmernochnachdenklich
Den interviewten Journalisten können Sie googeln, er ist ja auch Entwicklungshelfer, wenn ich es richtig gelesen habe, arbeitet er für Oxfam.
Ich halte die Redaktion von ZON für so seriös, dass sie sich ihre Gesprächspartner entsprechend auswählt. Abgesehen davon sind diese Menschen Menschen, die um ihr Leben fürchten. Sie haben keine Raketen abgeschossen, wohl auch niemanden in diesem Krieg getötet und in dem Interview keine Äußerungen von sich gegeben, in denen sie dem Angriff der Hamas zustimmen.
QuoteGroßstadtmensch
Die Menschen in Gaza sind vor Allem mal die Opfer einer islamistischen Diktatur, die einen Krieg gegen die Zivilbevölkerung einer Demokratie begonnen hat.
QuoteS. Koslowski
Leid gebiert neues Leid. Die israelische "Antwort" auf den grauenhaften Terroranschlag der Hamas ist in der maßlosen Durchführung nicht zu verstehen.
QuoteTorchmann
Die Unterscheidung zwischen maßlos und angemessen obliegt dem israelischen Volk! Nicht ihnen im geschützt gemütlichen Wohnzimmer!
QuoteOlli_28
Und neues Leid gebiert leider neuen Hass. Auf beiden Seiten.
QuoteLeon0173
Antwort auf @Torchmann
Wenn die Leidtragenden die Zivilbevölkerung ist, dann ist es maßlos!
QuoteDilldapp
Antwort auf @YEB1991
Nur zur Info, Ägypten hat seinen Grenzübergang schon selbst geschlossen. Und so unschön es ist, viele Menschen in Gaza unterstützen die Hamas und deren Methoden. Was haben die denn erwartet, wenn die Terroristen- und Mörderbande von der Hamas in Israel auf alles ballert was sich bewegt. Wenn sogar Babys geköpft werden. Was haben die erwartet?
QuoteKäptnkirk
Es ist furchtbar. Viele unschuldige Menschen leiden im Gazastreifen.
Aber was haben die Menschen im Gazastreifen die letzten 10 Jahre getan bzw nicht getan damit ein solches Regime so schalten und walten konnte wie das terrorregime der Hamas.
Ich möchte den Berichten ja glauben. Aber mein Gefühl ist, dass eine große Anzahl in der Zivilbevölkerung die Hamas Terroristen durchaus unterstützt haben.
QuoteBass22
So wie auch viele Menschen in Israel Netanjahu unterstützten, einen korrupten Politiker, der sich dem Frieden nicht verpflichtet sah.
QuoteJackson Elias
Was für eine absurde Aussage. So etwas kann nur jemand sagen, der noch nie eine auch nur annähernde Situation erlebt hat. Stellen sie sich vor sie würden in Gaza leben. Alle Kraft die man hat muss dafür aufgebracht werden, das eigene überleben und das der Familie zu gewährleisten. Es gibt keine Hoffnung auf Besserung, keine Möglichkeit auf Flucht. Glauben sie wirklich, sie wären dann ein heroischer Freiheitskämpfer, der die Revolution gegen die Hamas anführt? Man kann so etwas von den Menschen nicht erwarten, und schon gar nicht ihre Ermordung deswegen rechtfertigen.
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Skurkanas
Lob an die Zeit, auch die andere Seite zu beleuchten. Bei allem Verständnis für Israel darf man nicht vergessen dass auch im Gazastreifen vor allem Zivilisten leben, die jetzt (und seit vielen Jahren) den Preis für die Taten der Hamas zahlen. Ebenso wie unschuldige Israelis als "Rache" für die Taten des israelischen Militärs bzw der Politik sterben mussten. Der Punkt ist, es trifft auf beiden Seiten die falschen und diese blinden Gewaltspiralen erzeugen immer nur neuen Hass auf Generationen hinaus. Was Netanjahu ja bizarrerweise sogar als erklärtes Ziel ausgibt.
Quotehippocentaurus
Ich halte die Veröffentlichung dieser Texte zum jetzigen Zeitpunkt für hochgradig zynisch!! Was bezwecken Sie damit?
QuoteHansi H.
Warum? Es ist Fakt, dass Zivilisten in Gaza jetzt leiden und sterben (werden). Genauso, wie in Israel. Warum darf man darüber nicht berichten?
QuoteFrankfurter Bub
Was soll daran zynisch sein. Ich finde es wichtig auch das Leid Unschuldiger der anderen Seite zu hören.
QuoteYacimov
Dass wir die barbarischen Angriffe der Hamas verurteilen, ist selbstverständlich. Dass wir Israel zur Seite stehen, ist selbstverständlich.
Dass die Worte des israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant, man kämpfe gegen menschliche Tiere, widerwärtig und unerträglich sind, ist hoffentlich ebenso selbstverständlich.
QuoteWhiteWagner
Seine Aussage richtete sich gegen die Hamas und nicht die Palästinenser als solche.
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Maiblume21
Was soll Israel denn tun? Wenn sie "human" reagieren, wird das als Schwäche ausgelegt. Dann wird es ähnliche Angriffe auf Israel immer öfter geben. Ich fürchte, dass die zivile Bevölkerung von Gaza aufbegehren und die Hamas Kämpfer ausliefern müsste. Dann ginge es vielleicht.
Auch eine 2-Staatenlösung würde keinen Frieden bringen. Hamas würde immer weiter machen mit dem Terror.
QuoteWahrheitsaktivist
Was soll Israel denn tun? Wenn sie "human" reagieren, wird das als Schwäche ausgelegt.
Gilt das nicht in jedem Krieg?
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Quote[...] Judith Butler ist US-amerikanische Philosophin und politische Kommentatorin. Sie ist Professorin an der University of California, Berkeley, und Inhaberin des Hannah-Arendt-Lehrstuhls an der European Graduate School. Außerdem ist sie Mitglieder des Beirats der Jewish Voice for Peace.
Butler ist Autorin zahlreicher Bücher, darunter "The Force of Nonviolence: An Ethico-Political Bind und Parting Ways. Jewishness and the Critique of Zionism". Ihr jüngster Beitrag für London Review of Books trägt die Überschrift "The Compass of Mourning".
Zusammen mit Dutzenden jüdischen Schriftstellern und Künstlern hat Butler kürzlich einen offenen Brief an US-Präsident Biden unterzeichnet, in dem sie einen sofortigen Waffenstillstand fordern.
... [Ein] Interview führten Amy Goodman und Nermeen Shaikh. Es handelt sich um eine gekürzte Version.
Wir haben gerade mit Dr. Hanan Ashrawi gesprochen, die sagt, dass den Palästinensern, ich zitiere, "die Anerkennung der eigenen Menschlichkeit und Rechte verweigert wird". Sie haben viel darüber geschrieben, dass verschiedene Leben unterschiedlich bewertet werden.
Judith Butler: In Ihrer Sendung wurde von verschiedenen Seiten das Wort "Völkermord" benutzt. Und ich denke, wir müssen dieses Wort sehr ernst nehmen, denn es beschreibt die Situation, in der eine Bevölkerung ins Visier genommen – nicht nur der militärische Teil, sondern auch der zivile Teil – und bombardiert, gewaltsam umgesiedelt wird. Es werden Pläne für eine Umsiedlung oder die völlige Zerstörung des Gazastreifens gemacht.
Es gibt Menschenrechtsgruppen wie das Center for Constitutional Rights, das eine 40-seitige Studie darüber veröffentlicht hat, warum es richtig ist, das, was den Palästinensern jetzt passiert, als Völkermord zu bezeichnen. Andere Organisationen haben das internationale Recht untersucht und zeigen auf, dass Völkermord, also der Genozid, nicht gleichzusetzen ist mit dem Nazi-Regime, sondern es sich um die systematische Untergrabung der Lebensgrundlage, der Gesundheit, des Wohlbefindens und der Fähigkeit zu überleben handeln kann. Genau das geschieht derzeit.
Warum haben die US-Medien und die US-Regierung beschlossen, sich an Völkermordverbrechen zu beteiligen, ist eine wichtige Frage. Es ist eine alarmierende Tatsache.
Hanan Ashrawi hat recht, wenn sie sagt, dass es nicht nur darum geht, dass sie ideologische Unterstützung leisten oder als Spin-Doktoren behaupten, dass die genozidale Gewalt Israels gerechtfertigt sei. Sie geben tatsächlich Waffen, Unterstützung und Ratschläge, um diese völkermörderische Politik durchzusetzen.
Die Palästinenser werden dabei als nicht beklagenswert eingestuft. Das heißt, sie sind keine Gruppe von Menschen, deren Leben als wertvoll erachtet wird, um in dieser Welt zu überleben und sich zu entwickeln.
Wenn sie verschwinden, wird das nicht als echter Verlust angesehen, denn sie sind in dieser Sicht nicht nur weniger wert als Menschen – das ist sicher –, sondern eine Bedrohung für die Idee des Menschlichen, die von der zionistischen Politik verteidigt wird, die von Israel, den USA und vielen westlichen Mächten geteilt wird.
Wenn wir beobachten, wie sich diese Schablonen im öffentlichen Diskurs durchsetzen – alle Palästinenser sind Hamas, die Hamas ist terroristisch und niemals ein bewaffneter Widerstandskampf, israelische Gewalt ist moralisch gerechtfertigt und palästinensische Gewalt ist barbarisch –, warum sollte es umgekehrt dann nicht richtig sein, die Bombardierung von Menschen in ihren Häusern, Krankenhäusern, Schulen oder auf der Flucht, angeordnet von der israelischen Regierung, als barbarisch zu bezeichnen? Was wir hier sehen, ist ja nicht einfach die Tötung palästinensischer Zivilisten als eine Art Nebenprodukt des Krieges.
Diese Zivilisten werden gezielt angegriffen. Die gezielte Tötung von Zivilisten, die einer bestimmten Gruppe angehören, die ethnisch oder rassisch definiert ist, ist eine völkermörderische Praxis. Das ist es, was geschieht.
Und wir alle sollten aufstehen, Einspruch erheben und ein Ende des Völkermords fordern. Es stimmt, ich habe mehrere Petitionen unterzeichnet, von denen eine einen sofortigen Waffenstillstand fordert. Das ist das Mindeste.
Tatsache ist, dass die Gewalt, die wir erleben, Teil einer langjährigen Gewalt ist, einer 75 Jahre alten Gewalt, die durch systematische Vertreibung, Tötung, Inhaftierung, Verhaftung, Landraub und zerstörtes Leben gekennzeichnet ist. Wir brauchen eine viel umfassendere politische Lösung für diese Situation.
Solange Palästina nicht frei ist und die Menschen in Palästina nicht als Bürger oder politische Akteure in einer Welt leben können, die sie mitgestaltet haben – die sie selbst verwalten und in der sie demokratische Rechte erhalten können –, werden wir weiterhin Gewalt erleben. Wir werden dann immer wieder erleben, dass diese strukturelle Gewalt diese Art von Widerstand hervorbringt.
... Es gibt leider einige jüdische und zionistische Gruppen, denen das jüdische Leben völlig, ausschließlich oder in erster Linie am Herzen liegt. Ihre Position ist, dass die Zerstörung jüdischen Lebens das Schlimmste auf der Welt ist – und es ist schrecklich. Es ist absolut schrecklich.
Aber jüdisches Leben ist nicht wertvoller als palästinensisches Leben. Man wird eine Reihe von Menschen finden, die dem abstrakt zustimmen, aber sie halten die massiven Angriffe, die Massaker gegen Gaza für gerechtfertigt, weil kein Ausmaß der Gewalt ihr Gefühl der Verletzung kompensieren kann.
Ich möchte nur hinzufügen, dass es äußerst schwierig ist, die Medien und die Presse dazu zu bringen, anschauliche und detaillierte Beschreibungen des Leids in Gaza zu liefern. In der New York Times hören wir viel mehr über das Leben der Israelis und die Verluste, die sie erlitten haben. Aber über Palästina wird nie auf dieselbe Weise berichtet.
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Aus: "Jüdische Wissenschaftlerin Judith Butler verurteilt Israels "Völkermord" in Gaza" Amy Goodman (30. Oktober 2023)
Quelle: https://www.telepolis.de/features/Juedische-Wissenschaftlerin-Judith-Butler-verurteilt-Israels-Voelkermord-in-Gaza-9348476.html (https://www.telepolis.de/features/Juedische-Wissenschaftlerin-Judith-Butler-verurteilt-Israels-Voelkermord-in-Gaza-9348476.html)
QuoteAlternativlos
207 Beiträge seit 13.11.2022
30.10.2023 13:15
Wieso sollten wir jetzt hinschauen.
Frau Butler träumt.
Wir haben auf dem Balkan weggeschaut.
Wir schauen in den Kurdengebieten, in Syrien, in Afrika, in China und der Ukraine weg.
Es gibt keine Kriegsverbrechen, der Krieg selbst ist ein Verbrechen. Niemand hat Interesse an einer mächtigen UNO und schon gar nicht an demokratischen Strukturen in dieser.
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Quote[...] Wieder einmal wird der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung zum Ziel übelster Hasspostings – diesmal aus dem Umfeld der Hamas.
Im Zusammenhang mit den Gewaltaufrufen der Hamas gegen jüdische Einrichtungen zum sogenannten Tag des Zorns ist auch der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume (CDU) wieder zur Zielscheibe von Drohungen geworden. ,,Es wird uns ein Vergnügen sein, Sie zu quälen und zu töten", heißt es einer über Instagram verbreiteten Nachricht an Blume. Abgefasst wurde sie auf Englisch von einem Mann mit arabischem Namen.
Beschimpfungen und Drohungen gehörten zu seinem Alltag als Antisemitismusbeauftragten, sagte Blume. Er habe das Schreiben an die Polizei weitergeleitet und lasse sich nicht einschüchtern. Blume hatte den Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel als ,,antisemitischen Terror" bezeichnet und aufs Schärfste verurteilt.
In der Instagram-Botschaft, heißt es auch allgemein, der Angriff sei nur eine leichte Ohrfeige gewesen, ,,die Sie zu Boden warf und Ihre Angst, Ihr Versagen und Ihre Schwäche zeigte". Es werde noch viel schlimmer, ,,und unsere Seelen wird es nicht bewegen, Ihr Brüder von Affen und Schweinen."
Schon vor längerer Zeit hat der Innenminister Thomas Strobl eine Polizistin in das Team des Antisemitismusbeauftragten entsandt. ,,Es ist traurig, dass das nötig ist", sagte Blume. Er kämpfe weiterhin für das Verbot von Terrororganisationen wie der Hamas.
Er sei nicht der Einzige, der in den letzten Tagen Drohungen erhalten habe. Meist stammten sie von Wegwerf-Accounts aus dem Ausland, die kaum zurückverfolgt werden könnten. Für Blume ist klar, dass sich der antisemitische Terror nicht auf den Nahen Osten beschränken werde, wenn man ihm jetzt keinen Einhalt gebiete. In Israel und der Ukraine werde auch Europa verteidigt. ,,Wenn wir die Hamas und Putin nicht besiegen, wenn wir die Öl- und Gasfinanzierung von Diktaturen und Terrorgruppen nicht stoppen, dann wird die Gewalt auch unsere Städte erreichen", erklärte Blume.
Aus: "Beauftragter gegen Antisemitismus: Morddrohung gegen Michael Blume" Eberhard Wein (13.10.2023)
Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.beauftragter-gegen-antisemitismus-morddrohung-gegen-michael-blume.c297c74d-cd8f-40ee-9c31-9764012de9e6.html (https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.beauftragter-gegen-antisemitismus-morddrohung-gegen-michael-blume.c297c74d-cd8f-40ee-9c31-9764012de9e6.html)
https://twitter.com/BlumeEvolution/status/1712798620901159258 (https://twitter.com/BlumeEvolution/status/1712798620901159258)
QuoteRSF @RSF_inter
#Lebanon: Issam Abdallah of @Reuters killed by an Israeli strike while covering the situation on the southern border. 5 other journalists injured. RSF condemns this heinous crime against journalists and is continuing its investigations into the circumstances of this tragedy.
8:26 nachm. · 13. Okt. 2023
https://twitter.com/RSF_inter/status/1712897685877830047 (https://twitter.com/RSF_inter/status/1712897685877830047)
Reporters sans frontières - Reporters Without Borders (RSF). We fight for #PressFreedom all over the world.
https://rsf.org/en (https://rsf.org/en)
QuoteAmi Dar @AmiDar
A quick word for and about the haters (or pessimists) on both sides. As I've said here a couple of times, I am an Israeli Jew who believes that revenge is not a strategy, and that the only way forward is to work for freedom and dignity for all people. But in saying this, there are two groups of people who I can't ignore. First, those who believe that the massacres on Saturday were somehow "justified" by Israel's actions, and second, those who say that "you can never make peace with those people."
So a word for and about both. First, nothing, absolutely nothing, can justify the deliberate murder of children, old people, and civilians in general. You can't blame a child, anywhere in the world, for where she was born, and targeting children is *always* wrong. Always. No exceptions.
As for those who say, "how can you make peace with people who want to kill you?" a couple of things. First, you make peace with your enemies. That's why it's called making peace. Second, I have zero patience for the Islamophobes who put this on all Muslims, Arabs, or Palestinians, most of whom would never harm a child. And lastly, if Hamas is not interested, then let's talk to *anyone* who is. And no, we have not done that over the years.
Again, neither the Jews nor the Palestinians are going anywhere. We have to live together. So let's find a way. Anything else will lead to total catastrophe.
6:10 nachm. · 13. Okt. 2023
https://twitter.com/AmiDar/status/1712863385761583480 (https://twitter.com/AmiDar/status/1712863385761583480)
QuoteEtta Verma
@ettaverma
The most sensible and kindest comment I've heard on this nightmare, and one that gives me hope. Thank you.
https://twitter.com/ettaverma/status/1713031637426950452 (https://twitter.com/ettaverma/status/1713031637426950452)
Quote[...] Seit dem Massaker am 7. Oktober kursieren einige Videos der Gräueltaten der Hamas in den sozialen Medien. Auch Israel setzt Videos taktisch ein.
Das Video ist gefilmt aus dem Blickwinkel des Täters. Eine ruhige Landstraße, trockenes Buschwerk links und rechts, im Hintergrund ein grünes Hinweisschild. Von der unteren Bildhälfte ragt die Spitze einer Maschinenpistole hervor, wie in einem Egoshooter-Spiel. Doch das hier ist blutiger Ernst.
Zwei weitere Männer mit Maschinenpistolen stehen auf der rechten Fahrbahnseite. Aus der Gegenrichtung fährt ein silbernes Auto heran. Alle drei Männer beginnen, zu schießen. Es folgt ein Schnitt, dann ist das Auto von Nahem zu sehen, stehend, mit zerborstenen Scheiben. Auf Fahrer- und Beifahrersitz sind zwei schlaffe Körper zu erkennen.
Dieses Video ist eines von vielen, das Israels Armee den Bodycams von Hamas-Terroristen entnommen hat. Eine kleine Auswahl hat sie veröffentlicht; zahlreiche weitere Clips haben die Terroristen selbst ins Netz gestellt. Auf manchen ist zu sehen, wie bewaffnete Hamas-Kämpfer wehrlose Männer, Frauen und Kinder abführen oder in Autos zerren.
Andere Aufnahmen zeigen die Terroristen dabei, wie sie wehrlose Menschen töten, mit Schüssen oder Granaten. Auf einem besonders schwer erträglichen Clip versucht ein Mann, sein offenbar noch lebendes Opfer mit einem Spaten zu enthaupten.
Es handele sich bei dem Angriff vom 7. Oktober um eine ,,hybride Attacke", sagte Itai Yonat, Experte für psychologische Kriegsführung bei einem Pressebriefing am Dienstag.
Neben dem physischen Terror habe die Hamas die Inszenierung ihrer Gräueltaten offenbar strategisch geplant, um drei Ziele zu erreichen: Zum einen sollten die schockierenden Videos sich in das kollektive Gedächtnis der Israelis einbrennen, um die Gesellschaft zu demoralisieren.
Zudem wolle Hamas die sogenannte ,,arabische Straße" für sich gewinnen wollen: die Menschen in benachbarten arabischen Ländern sowie der arabischen Minderheit innerhalb Israels. ,,Deshalb hat die Hamas sich als Sieger präsentiert, Soldaten getötet und ihre Körper getreten." Dieses Ziel hätten die Terroristen erreicht, wie spontane Aufmärsche in verschiedenen arabischen Staaten bewiesen hätten.
Und schließlich habe die Hamas gehofft, Sympathisanten zu mobilisieren und zu eigenen Taten anzustiften, insbesondere innerhalb der arabisch-israelischen Minderheit. Das jedoch gelang der Organisation nicht.
Die Horrorvideos der Hamas hätten sich als zweischneidiges Schwert erwiesen, sagte Shlomo Shpiro, Sicherheit- und Geheimdienstexperte von der Bar-Ilan-Universität im israelischen Ramat Gan. ,,Mit diesen Videos hat die Hamas ihr wahres Gesicht gezeigt: bösartige, barbarische Terroristen", sagte Shpiro kürzlich.
Wer diese Videos sehe, könne ,,keine Zweifel daran haben, wer die Hamas ist und warum Israel sich gegen diese Bedrohung mit all seiner Macht zur Wehr setzt", sagte Shpiro. Dies dürfte der Grund dafür sein, dass Israels Armee ihrerseits eine Auswahl der Videos auf ihren Social-Media-Accounts veröffentlicht hat.
Und nicht nur das. Seit kurzem kursieren in den sozialen Medien angeblich geleakte Aufnahmen von Verhören einiger Hamas-Männer, die israelische Sicherheitskräfte nach dem Terrorangriff lebend fassen konnten.
In den Videos, die mit englischen Untertiteln versehen wurden, beschreiben mehrere Häftlinge, wie sie Männer, Frauen und Kinder umbrachten. Die Vernehmenden fragen jeden von ihnen, ob ihre Taten mit dem Islam vereinbar seien. Alle verneinen. ,,Die Religion verbietet das", sagt ein kräftig gebauter Mann in grünem Overall. ,,Der Prophet sagt: ,Töte keine Frau, töte kein Kind.'"
Ein anderer junger Mann mit Kinnbart beschuldigt gar die führenden Köpfe der Hamas: ,,Die Anführer haben uns im Stich gelassen." Ob die Führung die Zerstörung Gazas zu verantworten habe, fragt ein Ermittler, der im Bild nicht zu sehen ist. Der Mann stimmt zu. ,,Sie haben das getan, mit ihren eigenen Händen."
Aus: "Psychologische Kriegsführung in Nahost: Das perfide Spiel der Hamas mit Gewaltvideos" Mareike Enghusen (25.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/psychologische-kriegsfuhrung-im-nahen-osten-das-perfide-spiel-der-hamas-mit-gewaltvideos-10677847.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/psychologische-kriegsfuhrung-im-nahen-osten-das-perfide-spiel-der-hamas-mit-gewaltvideos-10677847.html)
https://www.tagesspiegel.de/internationales/vom-tag-des-hamas-massakers-israel-veroffentlicht-videomaterial-und-detaillierte-anschlagsplane-10672765.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/vom-tag-des-hamas-massakers-israel-veroffentlicht-videomaterial-und-detaillierte-anschlagsplane-10672765.html)
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/das-brutalste-pogrom-seit-dem-holocaust-israels-woche-des-schreckens--eine-rekonstruktion-10613083.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/das-brutalste-pogrom-seit-dem-holocaust-israels-woche-des-schreckens--eine-rekonstruktion-10613083.html)
https://www.tagesspiegel.de/wissen/empathie-in-zeiten-des-krieges-man-ist-nicht-in-der-verpflichtung-jedes-leid-maximal-mitzuerleben-10658470.html (https://www.tagesspiegel.de/wissen/empathie-in-zeiten-des-krieges-man-ist-nicht-in-der-verpflichtung-jedes-leid-maximal-mitzuerleben-10658470.html)
https://www.tagesspiegel.de/internationales/wut-proteste-und-vorwurfe-so-reagiert-die-arabische-welt-auf-den-beschuss-der-gaza-klinik-10646524.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/wut-proteste-und-vorwurfe-so-reagiert-die-arabische-welt-auf-den-beschuss-der-gaza-klinik-10646524.html)
https://www.tagesspiegel.de/internationales/die-terrororganisation-hamas-wer-sind-die-kopfe-hinter-dem-angriff-auf-israel-10592920.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/die-terrororganisation-hamas-wer-sind-die-kopfe-hinter-dem-angriff-auf-israel-10592920.html)
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QuotePat7
24.10.23 20:55
Die Hamas hat die Gräueltaten die die an Babies, Kindern, Frauen, ganzen Familien begingen selbst gefilmt, ins Internet gestellt um dann völlig unverfroren zu behaupten keine Zivilisten ermordet zu haben. ...
QuoteUnterberger
25.10.23 11:27
@Pat7 am 24.10.23 20:55
Auch die Opfer von Greueltaten haben ein Recht auf Wahrung ihrer Würde. Es ist sowohl ekelerregend, dass die Hamas Ihre Greueltaten filmt und veröffentlicht, und ebenso ekelerregend, dass die israelische Regierung diese Aufnahmen für ihre Öffentlichkeitsarbeitskampagne nutzt.
Man sollte nicht naiv sein: beide Seiten instrumentalisieren die israelischen und palästinensischen Opfer dieses Krieges vollkommen zynisch und empathibefreit für ihre Sache.
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Quote[...] Als der Psychologe und Islamexperte Ahmad Mansour am Dienstag zur Diskussion ins rbb-Fernsehstudio kommt, ist er nicht allein. Auf Schritt und Tritt folgen ihm Personenschützer, bereit, Angriffe auf Leib und Leben des bekannten Buchautors sofort abzuwehren. Die Bedrohungen, die ihn erreichen, haben schon seit einigen Jahren ein erschreckendes Ausmaß. Aber seit dem 7. Oktober, dem Massaker der Hamas in Israel, haben die Hassbotschaften noch einmal zugenommen.
Auf X (früher Twitter) hat Mansour einige "Botschaften", die ihn erreicht haben, öffentlich gemacht: Er sei ein Heuchler, Zionist und Verräter, heißt es da, ein Hurensohn und Bastardkind. Und weiter: "Möge Allah dich Kuffar vernichten", schreibt einer, und: "Dich sollte man..." ein anderer. Selbst vor Vergewaltigungsfantasien im Hinblick auf Ahmad Mansours Familie schrecken die Hater nicht zurück.
Auch die Anwältin Seyran Ates, die bereits 1984 Opfer eines Attentats geworden war, bei dem sie selbst schwer verletzt und eine ihrer Mandantinnen getötet wurde, steht seit einiger Zeit unter Polizeischutz. Die Drohungen sind so konkret geworden, unter anderem durch Anhänger des sogenannten Islamischen Staats (IS), dass die Frauenrechtlerin und ihre Mitstreiter:innen sich entschlossen haben, den offenen Betrieb der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee bis auf weiteres einzustellen. Damit ist die einzige muslimische Begegnungsstätte, die auch für queere Menschen offenstand, geschlossen.
Ates und ihre Mitstreiter:innen hatten sich klar für das Existenzrecht Israels ausgesprochen und sich in aller Deutlichkeit vom Terror der Hamas distanziert. Das hat ihnen noch mehr Gegner eingebracht als das Hissen der Regenbogenfahne an der Moschee im letzten Jahr. "Sie schicken uns Nachrichten wie: man müsste uns enthaupten und ein Exempel statuieren", berichtet Ates im Interview mit rbb24 Recherche, und ergänzt: "Es nimmt zu, so dass ich einfach erschöpft und müde bin." Der Schließung zum Trotz melden sich jedoch weiter Menschen bei der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, teils mit Solidaritätsadressen, teils auf der Suche nach Hilfe. Die will ihnen die Begegnungsstätte auch weiterhin zukommen lassen.
Ahmad Mansour macht auch nach den neuerlichen Drohungen weiter mit seiner Aufklärungsarbeit, tritt in Fernsehsendungen und bei Veranstaltungen auf, gibt Interviews. Aber es ist schwerer geworden: "Ich bin viel gewohnt, aber diese Heftigkeit der letzten zwei Wochen macht mir schon Angst", räumt er im Gespräch mit rbb24-Recherche ein, "aber da steht was viel Größeres als mein Empfinden auf dem Spiel. Und zwar die Zukunft dieses Landes, die Zukunft Deutschlands, die Zukunft unseres Zusammenlebens."
Und es geht natürlich auch um ihn und seine Familie: "Das ist eine Verantwortung, über die ich natürlich nachdenken muss." Trotzdem hat er sich entschieden, weiterzumachen. Denn sonst müsste er sich fragen: "Was bringt es uns, wenn Ahmad Mansour oder Constantin Schreiber oder andere vernünftige Menschen in diesem Land aufhören? Wird das für die nächste Generation besser? Wird die Meinungsfreiheit bewahrt dadurch? Ich meine nicht."
Zur Bedrohungslage von Menschen wie Ates oder Mansour passen auch die aktuellen Meldungen über Bombendrohungen gegen Medienhäuser und Schulen oder die mutmaßlichen Anschlagsplanungen eines Duisburger Islamisten [tagesschau.de]. Die Berliner Polizei teilte am Mittwoch mit, das Landeskriminalamt befasse sich derzeit mit über 740 Strafverfahren im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt. Bei der Staatsanwaltschaft Berlin gibt es laut Auskunft der Pressestelle bislang ein entsprechendes Ermittlungsverfahren, neben dem Ermittlungsverfahren zum Brandanschlag auf die Synagoge in der Berliner Brunnenstraße, das die Generalstaatsanwaltschaft führt.
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/10/bundesweite-bombendrohungen-berlin-auch-betroffen.html (https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/10/bundesweite-bombendrohungen-berlin-auch-betroffen.html)
"Nach Festnahme in Duisburg Haftbefehl gegen vorbestraften Islamisten erlassen" (25.10.2023)
[... Vor der Durchsuchung in Duisburg gab es offenbar den Tipp eines ausländischen Geheimdienstes, dass Tarik S. nach pro-israelischen Demonstrationen in NRW gesucht habe. Aus Sicherheitskreisen erfuhr der WDR, dass Tarik S. wohl Zugang zu einem Lkw haben soll. Im Dezember 2016 war der islamistische Attentäter Anis Amri mit einem Lkw in Berlin in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gefahren und hatte zwölf Menschen getötet. Am Mittwochnachmittag wurde gegen ihn Haftbefehl erlassen. Der 29-Jährige soll sich gegenüber einem Chatpartner in Syrien zur Begehung eines islamistisch motivierten Anschlags auf eine pro-israelische Demonstration bereit erklärt haben. ...]
https://www.tagesschau.de/inland/regional/nordrheinwestfalen/duisburg-ermittlungen-terrorverdaechtiger-100.html (https://www.tagesschau.de/inland/regional/nordrheinwestfalen/duisburg-ermittlungen-terrorverdaechtiger-100.html)
Auch Seyran Ates hat große Angst vor der Massivität der Bedrohungen. Sie habe den Eindruck, dass sich sogar in Deutschland eine Art "Blutrausch" breit mache, besonders unter jungen Männern. Doch ihre eigene Angst sei nichts gegen das Leid der Zivilbevölkerung im Nahen Osten, besonders auch im Gaza-Streifen: "Ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass wir in einem System leben, in dem es Personenschutz gibt für Menschen wie mich. Ich bete jeden Tag für die Personenschützer. Und ich bin dankbar, dass dieser Staat mich beschützt."
Sendung: rbb24 Abendschau, 26.10.2023, 19:30 Uhr
Beitrag von Jo Goll und Torsten Mandalka
Aus: "Freigeistige Muslime erleben noch mehr Anfeindungen als sonst" (25.10.2023)
Quelle: https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/10/berlin-hamas-terror-liberale-muskime-anfeindungen-ungeahntes-bedrohungspotential.html (https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/10/berlin-hamas-terror-liberale-muskime-anfeindungen-ungeahntes-bedrohungspotential.html)
Quote[...] Gerne sehen sich Berliner Theater als Orte der Debatte - nach den Terroranschlägen der Hamas aber haben sie auffällig zurückhaltend reagiert. Woran liegt das? Eine Analyse von Barbara Behrendt
... Man will, das ist in vielen Statements zu spüren, bloß nichts Falsches sagen. Das Deutsche Theater hat seine Solidarität lediglich in den sozialen Medien bekundet. Von der Volksbühne heißt es auf Nachfrage, man habe sich bewusst gegen ein öffentliches Statement entschieden. Die Reaktionen auf Interviewanfragen sind generell zurückhaltend, vom Hebbel Theater heißt es, man könne dem Thema in wenigen Rundfunk-Sätzen nicht gerecht werden. Dann also lieber gar nichts sagen?
Man kann das als Armutszeugnis bewerten, wenn gerade den Theatern, die sich sonst als Orte der Debatte feiern, die Worte fehlen, während in Berlin wieder eine Synagoge brennt und das Holocaust-Mahnmal bewacht werden muss. Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, sagte auf rbbkultur: "Wenn man das mal in den Vergleich setzt mit der Solidarität, die es im Kulturbereich nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine gegeben hat, ist das jetzt, finde ich, beschämend, sehr beschämend wenig."
Man kann aber auch konstatieren: Die Ohnmacht der Theater spiegelt die Unfähigkeit der gesamten Gesellschaft wider, sich zum Nahostkonflikt zu verhalten. Wenn es schon im Freundeskreis Bedenken gibt, zu einer Kundgebung "gegen Terror und Antisemitismus" zu gehen, weil das als Affront gegen Palästinenser:innen gewertet werden könnte, läuft etwas gewaltig schief. Stehst du solidarisch mit Israel gegen die Hamas, musst du gegen die Menschen im Gazastreifen sein, so der falsche Kurzschluss.
Die Verständigung jüdischer und palästinensischer Berliner:innen scheint momentan auch in der Kultur unmöglich. Beim Blick aufs Maxim Gorki Theater wirkt es, als zerschlage der Terror das multi-ethnische Ensemble. Das Haus hatte auf Wunsch der israelischen Regisseurin Yael Ronen die Vorstellung ihres Stücks "The Situation" abgesagt, ein satirischer Abend, in dem die syrischen, palästinensischen und jüdischen Schaupieler:innen anhand ihrer Biografien den Nahostkonflikt durchdeklinieren. In einer zugehörigen Erklärung schreibt das Theater unter anderem: "Jetzt ruft die Hamas dazu auf, jüdische Einrichtungen in Deutschland zu attackieren. Das stellt uns an die Seite aller jüdischen Menschen in Deutschland."
Zwei palästinensische Schauspieler:innen, die in "The Situation" auf der Bühne stehen, reagierten darauf mit öffentlichen Statements, aus denen tiefe Verletzung und Aggression spricht: "'The Situation' kam 2015 heraus, zwei Jahre, nachdem meine drei Brüder verhaftet und für acht Jahre in israelische Gefängnisse gesteckt wurden", schreibt Karim Daoud.
Und weiter: "Es war eine schwierige Reise, Palästina zu verlassen, es nach Berlin zu schaffen, während meine Brüder verhaftet waren. Ich kam schließlich an eurer Bühne an, wo ich das Gefühl hatte, mich so ausdrücken zu können, wie ich das möchte. Ich habe mich akzeptiert gefühlt, jenseits von Religion, Nationalität und verschiedenen kulturellen Hintergründen."
Das Theater sei nun eine Enttäuschung, sein Standpunkt bei dem, was gerade geschehe, sei beschämend, so Daoud. Es habe die Seite der Okkupation gewählt, die "seit dem 7. Oktober 2023 2.680 Zivilsten getötet hat, die meisten darunter Frauen und Kinder". Der Schauspieler fragt: "Wie kann das immer noch geschehen? Auf der Seite des Unterdrückers und auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen?"
Das Gorki auf der falschen Seite der Geschichte – schwere, radikale Vorwürfe. Die Schauspielerin Maryam Abu Khaled schreibt in einem langen Statement unter anderem den Satz: "An der Seite Israels zu stehen, war eure Entscheidung, aber ich kann die Respektlosigkeit und Ignoranz nicht akzeptieren, die sich darin gegenüber der anderen Seite zeigt, mein Volk und meine Familie eingeschlossen, die in konstanter Angst leben."
Nach acht Jahren "The Situation" auf der Bühne scheint nun alle Annäherung gescheitert. Die Intendantin Shermin Langhoff will sich auf Nachfrage dazu nicht äußern.
Doch was bleibt uns außer reden? So langsam finden zumindest einige Theater ihre Stimmen wieder. Die Schaubühne hat die Diskussionsreihe "Streitraum" für kommenden Sonntag umbesetzt und spricht mit jüdischen und palästinensischen Intellektuellen über die Gewalt im Nahen Osten.
Am Deutschen Theater ist bislang noch nichts geplant, die Intendantin Iris Laufenberg äußert sich dazu schriftlich: "Theater kann politisch-visionär sein, ohne tagespolitisch schnell zu reagieren. Dennoch müssen auch wir uns mit dem auseinandersetzen, was gesellschafts- und weltpolitisch passiert (...). Wir sind hier in verschiedenen Überlegungen und werden mit den Kolleg:innen von DT Kontext an Veranstaltungen arbeiten und dazu einladen."
Das Berliner Ensemble plant ein Podium zum Thema für den geschichtsträchtigen 9. November. Es ist höchste Zeit. Schließlich ist der Nahost-Konflikt längst in Berlin angekommen.
Sendung: rbb Kultur, 25.10.2023, 14:55 Uhr
Beitrag von Barbara Behrendt
Aus: "Die Zurückhaltung der Berliner Theaterszene zum Angriff auf Israel" Barbara Behrendt (26.10.2023)
Quelle: https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2023/10/theater-schweigen-nahost-konflikt-israel-gorki-ensemble-berlin.htm/alt=amp.html (https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2023/10/theater-schweigen-nahost-konflikt-israel-gorki-ensemble-berlin.htm/alt=amp.html)
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Quote[...] Sechs Tage nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel veröffentlichte das Maxim Gorki Theater Berlin eine außerordentliche Erklärung. Darin steckte etwas Beispielhaftes, auch wenn Menschen in einer extremen Schocklage sehr verschieden reagieren können: Man ringt um Worte, um Buchstaben für das Unfassbare, ist stumm vor Schreck.
Unter dem Eindruck der Gewaltexzesse begründeten die Gorki-Intendantin Shermin Langhoff und der Leitende Dramaturg Johannes Kirsten die Absage einer Vorstellung der Regissuerin Yael Ronen Das tragikomische Stück trägt den Titel ,,The Situation", stammt aus dem Jahr 2015 und spielt in Neukölln, wo Schauspielerinnen und Schauspieler aus Syrien, Palästina und Israel die Lage im Nahen Osten debattieren. Wie gestrig, wie utopisch das jetzt klingt!
,,The Situation" wurde von der Realität überfahren: ,,Wir erkennen unsere Ohnmacht. Wir sind betroffen. In einem Krieg gibt es aber auch Getroffene. Das müssen wir uns klarmachen. Dafür müssen wir Haltungen und Sprachen finden", heißt es auf der Homepage der Bühne, die einen dezidiert politischen, migrantischen und diversen Spielplan pflegt und sich vielfach einmischt.
Es geschieht selten, dass Künstler derart offen über ihre Grenzen sprechen. Dabei haben sie im Gorki versucht, Empathie und Solidarität auszudrücken, so differenziert wie eben möglich: ,,.Der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel stellt uns auf die Seite Israels. Die Hamas nahm unschuldige israelische Zivilist*innen als Geiseln, und die Hamas nimmt die bereits seit Jahren durch Menschenrechtsverletzungen gebeutelte palästinensische Zivilbevölkerung selbst in Geiselhaft. Hinter diesen menschlichen Schutzschilden schießt sie Raketen ab. Die nun erfolgende Antwort Israels trifft alle Palästinenser*innen und wird sie noch weiter in die Arme der Hamas treiben. Israel aber muss sich wehren."
Die Sätze aus dem Maxim Gorki Theater werden noch lange Gültigkeit haben. Es lohnt sich, sie sich noch einmal anzuschauen: ,,Der Krieg verlangt nach der einfachen Einteilung in Freund und Feind. Er wird die Probleme nicht lösen. Er lebt von der Eskalation. Theater lebt von der Vielstimmigkeit. Von der Auseinandersetzung, vom Streit. Mit den großen Vereinfachern aber kann es wenig anfangen."
Gegen diese Erklärung hat die aus dem Westjordanland stammende Schauspielerin Maryam Abu Khaled protestiert. Sie wirft dem Maxim Gorki Theater, wo sie seit vielen Jahren zu Ensemble gehört, Einseitigkeit vor. Das zeigt, wie schwierig oder schon unmöglich das Gespräch geworden ist, selbst an einem Haus, das vielen eine Stimme gibt. Es spiegelt eine gesellschaftliche Situation, in der das Schweigen so falsch oder missverständlich sein kann wie das Reden. Und Schweigen kann tödlich sein, wenn es Wegsehen bedeutet.
Vereinfachen, Pauschalisieren: Das geht durch Freundschaften und Familien hindurch und trennt, paralysiert. Eine ähnliche Erfahrung hat man in der Pandemie gemacht. Spalten: Das ist die Agenda radikaler Politiker. Und das Ziel der barbarischen Mörder aus Gaza wie des Islamischen Staats, der in Syrien und im Irak immer noch nicht besiegt ist.
Schweigen kann gute Gründe haben. Schweigen verletzt. So kann es ankommen. Worte aber, selbst wenn sie formelhaft klingen, können denjenigen Halt geben, die das Schweigen nicht ertragen, auch wenn hinter dem Schweigen nur Verunsicherung steht. Eine Institution wie die Berliner Akademie der Künste meldet sich relativ häufig zu politischen Themen. Am 9. Oktober schrieb die Präsidentin Jeanine Meerapfel: ,,Die Akademie der Künste verurteilt den Angriffskrieg der Hamas gegen Israel. Wir erinnern heute an den Anschlag auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019. Der Schutz jüdischer Einrichtungen in Deutschland muss insbesondere in diesen Tagen gewährleistet sein – die Akademie der Künste tritt für ein Verbot jeglicher Unterstützung der Hamas in Deutschland ein."
Ist diese Reaktion ausreichend? Kann man das messen? Soll sich jede Bühne, jedes Museum jetzt öffentlich äußern, und ohne ,,Aber" und ,,Wenn"? Von Menschen, die sich sonst immer zu Wort melden und moralische Instanz sein wollen, darf man jetzt schon etwas erwarten. Und ist der Eindruck richtig, dass die Solidarisierung schneller und breiter passiert ist nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine? Der Krieg geht weiter und steht nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Auf CNN läuft eine Nachrichtensendung, deren Name an das Gorki-Stück erinnert: ,,The Situation Room". Es brennt in der Welt. Vielerorts herrscht Ausnahmezustand. Nichts zu sagen, nicht miteinander zu sprechen ist eine schlechte und gefährliche Option. Ron Prosor, Israels Botschafter in Deutschland, griff bei der Solidaritätskundgebung am vergangenen Sonntag am Brandenburger Tor die Clubszene scharf an. Nach dem Massaker beim ,,Supernova"-Festival habe er bis auf ein Statement der Berliner Clubcomission nur Schweigen vernommen.
Die Raver-Szene ist international, DJs sind nomadisch unterwegs, wie kann es da keine Betroffenheit geben, wenn 260 junge Menschen, die zum Tanzen und zum Feiern kamen, hingemetzelt werden? Schweigen lässt viele Schlüsse zu, auch die schlimmsten. Die Frage aber stellt sich grundsätzlich und ist in diesem Klima kaum zu beantworten: Warum halten sich Individuen und Institutionen in der augenblicklichen Situation lieber zurück? Aus Vorsicht, weil man schnell im falschen Lager landet, wenn man auf die Verhältnisse für die Zivilbevölkerung in Gaza hinweist?
Der Journalist Nicolas Potter, der den Band ,,Judenhass Underground: Antisemitismus in emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen" herausgegeben hat, sieht die Raver-Geschichte äußerst kritisch. In der ,,taz" schrieb er: ,,Aus einem komplexen Konflikt wird eine einfache Erzählung: Israel wird zum Inbegriff des Bösen.(...) Die Buzzwords der BDS-Bewegung finden auf der Tanzfläche Resonanz. " Antisemitische Tendenzen der Linken haben lange Tradition. Da gibt es noch viel zu klären.
Es ist keine nur deutsche Debatte. In Hollywood steht die Writers Guild of America, in der rund 11000 Autorinnen und Autoren organisiert sind, in der Kritik, weil sie den Angriff der Hamas nicht öffentlich verurteilt hat. Die Führung der Gewerkschaft schrieb an die Mitglieder, sie sei erdrückt von der Größe des Konflikts. Dagegen wenden sich nun 300 writers, darunter Jerry Seinfeld und Eric Roth, der mit Martin Scorsese das Drehbuch für ,,Killers oft the Flower Moon" geschrieben hat. Die jüdischen Autoren fühlen sich nicht mehr vertreten.
Schweigen kann unerträglich laut sein. Und ja, es kann einem die Sprache verschlagen in dieser Welt.
Aus: "Der Hamas-Terror und die Kultur: Wenn das Schweigen spricht" Rüdiger Schaper (26.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/der-hamas-terror-und-die-kultur-wenn-das-schweigen-spricht-10681117.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/der-hamas-terror-und-die-kultur-wenn-das-schweigen-spricht-10681117.html)
Quote[...] Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, warnt vor gezielten Angriffen auf Jüdinnen und Juden. Haldenwang sagte dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, seit dem Überfall der Hamas auf Israel habe es in Deutschland bereits rund 1.800 Straftaten in diesem Zusammenhang gegeben. ,,Ich befürchte, dass uns diese neue Welle des Antisemitismus noch länger beschäftigen wird", sagte er.
Den Anstieg des Antisemitismus wertete Haldenwang als ,,Zäsur". Der Judenhass auf deutschen Straßen erinnere ,,an die schlimmsten Zeiten der deutschen Geschichte". Es gebe zudem ,,Alarmsignale, dass sich die Situation weiter zuspitzen könnte". So seien manche Wohnhäuser von Jüdinnen und Juden mit einem Davidstern ,,regelrecht markiert" worden.
,,Wir müssen damit rechnen, dass gezielt Gewalt gegen Jüdinnen und Juden verübt werden könnte", sagte der Verfassungsschutzpräsident. Sollte sich der Krieg in Israel und im Gazastreifen weiter zuspitzen und es ,,zu aufwühlenden Bildern" kommen, könne dies ,,zu einer weiteren Radikalisierung auch hier in Deutschland" führen. (epd)
Beim Einschlag einer Rakete in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv sind Helfern zufolge drei Menschen verletzt worden. Ein etwa 20-jähriger Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom am Freitag mit. Zwei weitere Menschen seien leicht verletzt worden.
Der militärische Arm der Hamas im Gazastreifen teilte mit, die Raketen auf Tel Aviv abgefeuert zu haben. Im Zentrum der Küstenstadt heulten die Warnsirenen. Mehrere dumpfe Explosionen waren zu hören.
Auf zunächst nicht unabhängig bestätigten Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie das oberste Stockwerk eines Hauses bei einem Raketeneinschlag beschädigt wurde.
Nach Angaben der israelischen Regierung wurden seit Kriegsbeginn bereits mehr als 8.000 Raketen von militanten Palästinensern aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Die meisten werden jedoch von Israels Raketenabwehrsystem abgefangen. (dpa)
Fast die Hälfte der Israelis lehnt laut einer Umfrage eine zeitnahe Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen ab. In der am Freitag von der Zeitung Maariv veröffentlichten Befragung des Instituts Panel4All sagten 49 Prozent, es sei besser, mit einer Bodenoffensive in dem Palästinensergebiet ,,abzuwarten". Nur 29 Prozent vertraten die Ansicht, die Offensive von Bodentruppen solle ,,unverzüglich" beginnen.
Die Erhebung wurde am Mittwoch und Donnerstag vorgenommen. Für sie wurden 522 Menschen befragt. Seit dem am 7. Oktober gestarteten Großangriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel hat die israelische Arme zehntausende Soldaten für eine Bodenoffensive rund um den dichtbesiedelten Gazastreifen zusammengezogen.
Bislang blieb die Großoffensive in dem Palästinensergebiet jedoch aus. Zwar führte die israelische Armee nach eigenen Angaben in der Nacht zum Freitag einen ,,gezielten Angriff" mit Bodentruppen gegen Einrichtungen der Hamas im Zentrum des Gazastreifens aus. Anschließend hätten die Soldaten das Palästinensergebiet jedoch wieder verlassen, hieß es. Bereits am Donnerstag hatte die israelische Armee einen ,,gezielten Angriff" mit Panzern im Norden des Gazastreifens gemeldet. (afp)
Die Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten Kinder im Gazastreifen ist nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums auf mehr als 3.000 gestiegen. Insgesamt seien 7.326 Menschen getötet worden, unter ihnen 3.038 Kinder, teilte das von der radikalislamischen Palästinenserorganisation geleitete Ministerium am Freitag mit. Die Zahl der Verletzten wurde mit knapp 19.000 angegeben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Nach öffentlich geäußerten Zweifeln von US-Präsident Joe Biden an den palästinensischen Opferzahlen hatte die Hamas am Donnerstag eine Liste mit Namen und Identitätsnummern von fast 6.747 Menschen veröffentlicht, die nach ihren Angaben bei israelischen Angriffen getötet wurden. Die Identität von 281 weiteren Opfern werde noch geprüft, hieß es.
Ein hochrangiger UN-Vertreter erklärte, dass die Zahlen der Hamas in früheren Konflikten mit Israel ,,nicht angezweifelt" wurden. ,,In den vergangenen fünf, sechs Konflikten im Gazastreifen galten die Zahlen (der Hamas) als glaubwürdig, niemand hat sie angezweifelt", sagte der Chef des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini, am Freitag in Jerusalem.
Die Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1.400 Menschen getötet und nach jüngsten israelischen Angaben 229 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Als Reaktion auf den Großangriff riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete massive Luftangriffe. (afp)
Die Zahl der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln ist höher als bisher von Israel angenommen. Man habe bis Freitag die Familien von 229 Geiseln informiert, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Morgen. Das sind fünf mehr als noch am Vortag. Es werde erwartet, dass die Zahl noch steigen könnte.
Die vier von der islamistischen Hamas bereits freigelassenen Geiseln sind nach Militärangaben bei der Zahl nicht mit eingerechnet. Nach israelischen Informationen sind unter den Geiseln Bürger von 25 Staaten, darunter auch Deutsche. Terroristen hatten am 7. Oktober im Auftrag der Hamas Israel überfallen und im Grenzgebiet Massaker angerichtet. Israel hat seither mehr als 1.400 Tote zu beklagen. Darunter sind laut Hagari auch 310 Soldaten.
Die jüngste Geisel ist nach israelischen Informationen neun Monate, die wohl älteste 85 Jahre alt. Fast drei Wochen nach dem Massaker gibt es laut einer Regierungssprecherin noch immer rund 100 Vermisste, deren Schicksal ungeklärt ist. Wegen des schlimmen Zustands vieler Leichen ist auch die Identifikation noch nicht abgeschlossen. Unter den Getöteten und Vermissten sind nach israelischen Angaben Bürger von mehr als 40 Ländern. (dpa)
Ein Hamas-Vertreter nennt bei dem Besuch einer Delegation der radikalislamischen Miliz in Moskau eine Waffenruhe als Voraussetzung für die Freilassung von Geiseln. Es brauche Zeit, um alle von den verschiedenen palästinensischen Gruppierungen Verschleppten zu finden, sagt Delegationsmitglied Abu Hamid laut der russischen Zeitung Kommersant. ,,Sie (Kämpfer der Hamas) haben Dutzende Menschen gefangen genommen, die meisten Zivilisten, und wir brauchen Zeit, um sie im Gazastreifen zu finden und dann freizulassen."
Laut der Zeitung betont Hamid, dass dafür ein ruhiges Umfeld notwendig sei. Die Hamas hat zuvor erklärt, rund 50 Geiseln seien bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen getötet worden. Israel reagiert mit den Luftangriffen auf den großangelegten Überfall der Hamas auf israelische Zivilisten vor gut knapp drei Wochen. Israel hat die Einladung der Hamas nach Moskau scharf kritisiert und Russland zur Ausweisung der Delegation aufgefordert. (rtr)
Die israelischen Streitkräfte haben unterstützt von Kampfflugzeugen und Drohnen zum zweiten Mal binnen zwei Tagen einen Bodeneinsatz im Gazastreifen abgehalten. Angegriffen wurden Ziele am Stadtrand von Gaza, wie das israelische Militär am Freitag mitteilte. Eine breit angelegte Bodenoffensive in dem fast vollständig abgeriegelten Küstenstreifen, der von der militant-islamistischen Hamas regiert wird, wird weithin erwartet.
Das Militär erklärte, die Bodentruppen hätten den Gazastreifen ohne Verluste wieder verlassen. Bereits am Donnerstagmorgen hatte das Militär einen Bodeneinsatz im nördlichen Gazastreifen bekanntgegeben, bei dem demnach militante Kämpfer getötet und Abschussstellungen für Panzerabwehrraketen getroffen wurden. Militärsprecher Daniel Hagari sagte, die Razzien ermöglichten es den Streitkräften, ,,den Feind aufzudecken", Militante zu töten, Sprengsätze und Abschussvorrichtungen zu beseitigen. Das Ziel sei es, den Boden für die kommenden Phasen des Krieges zu bereiten. (ap)
Der Leiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini, hat ein düsteres Bild von der Lage im Gazastreifen gezeichnet. Die noch verbliebenen öffentlichen Dienstleistungen in dem von Israel fast vollständig abgeriegelten Küstenstreifen brächen schnell zusammen. Die Menschen in dem vom Krieg gezeichneten Gebiet seien nun mit Lebensmittelknappheit konfrontiert. Es habe den Anschein, als habe die internationale Gemeinschaft ,,Gaza den Rücken zugekehrt", sagte Lazzarini vor Journalisten in Jerusalem. Dem UNRWA gehe im Gazastreifen der Treibstoff aus. Es benötige etwa 160.000 Liter täglich, um Krankenhäuser und Bäckereien zu beliefern.
UNRWA-Mitarbeiter in Gaza sagten, dass ihre Arbeit zusammenbreche, sagte Lazzarini. Und zum ersten Mal überhaupt berichteten sie, dass Menschen hungrig seien. ,,Die öffentliche Ordnung bricht zusammen." Auf die Frage, wie lange die Vorräte noch reichen, sagte der UNRWA-Chef: ,,Sicherlich nicht mehr als ein paar Tage." Seit dem Ausbruch des Krieges seien 57 Mitarbeiter seiner Einrichtung zu Tode gekommen. ,,Gaza mit der Hamas gleichzusetzen, ist sehr gefährlich und irreführend", sagte er. ,,Wir können nicht die Augen vor dieser menschlichen Tragödie verschließen." (ap)
Im Gazastreifen sollten nach Angaben der Vereinten Nationen am Freitag acht weitere Lastwagen mit humanitärer Hilfe eintreffen. An Bord seien Trinkwasser, Nahrungsmittel und Material für Krankenhäuser, sagte Lynn Hastings, die UN-Koordinatorin für Humanitäre Hilfe in den von Israel besetzten Palästinensergebieten, am Freitag. Sie sprach aus Jerusalem über Video-Link zu Reportern in Genf.
Dies reiche bei Weitem nicht, um die Not der rund 2,3 Millionen Menschen im Gazastreifen zu lindern. Nach Angaben von Hastings kamen vor der jüngsten Eskalation am 7. Oktober täglich 450 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen. Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) hatte bislang von täglich 500 Lastwagen gesprochen.
Eine Hürde sei unter anderem die Inspektion der Ware. Israel besteht auf Prüfungen, um sicherzustellen, dass tatsächlich nur humanitäre Hilfe an Bord ist. Alle Lastwagen müssten entladen werden, damit die Paletten per Scanner geprüft werden. Nach ihren Angaben warten Dutzende Lastwagen auf die Einreise, weiteres Material sei in der Region eingetroffen, aber noch nicht auf Lastwagen verpackt worden. (dpa)
Seit dem Beginn der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen infolge des Angriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel sind 57 Mitarbeiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) getötet worden. Das sagte UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini am Freitag bei einer Pressekonferenz in Jerusalem und ergänzte, es sei eine ,,bedeutende und ununterbrochene" Hilfe für den Gazastreifen nötig. (afp)
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben sich auf eine gemeinsame Erklärung zum Nahost-Krieg geeinigt. Sie riefen darin am Donnerstag zu ,,Pausen" in den Kämpfen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas auf und forderten ,,Korridore" für Hilfslieferungen an Zivilisten. Indes warnte die UNO angesichts der andauernden israelischen Luftangriffe, dass es nirgendwo im Gazastreifen mehr sicher sei. Ägypten meldete sechs Verletzte nach einem Raketeneinschlag in Taba nahe der Grenze zu Israel.
Die Debatte der 27 Mitgliedsstaaten in Brüssel kreiste lange um eine Formulierung, mit der die EU Unterbrechungen der Kämpfe zur humanitären Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen fordern kann. Schließlich einigten sie sich darauf, zur Einrichtung von ,,Korridoren und Pausen zu humanitären Zwecken" aufzurufen.
Die Bundesregierung und Länder wie Österreich hatten sich gegen Forderungen nach einer ,,Waffenruhe" oder einem ,,Waffenstillstand" gestellt und Israels Recht auf Selbstverteidigung unterstrichen. Die 27 Staats- und Regierungschefs betonen nun zudem ,,Israels Recht auf Selbstverteidigung im Einklang mit dem Völkerrecht und dem humanitären Völkerrecht". Der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas werfen sie vor, Zivilisten als ,,menschliche Schilde" zu nutzen.
Es gehe ,,darum, dass wir gemeinsam nochmal deutlich machen, dass wir Israel unterstützen bei der Verteidigung des eigenen Landes gegen den furchtbaren Angriff der Hamas", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der sich zudem überzeugt zeigte, dass die israelische Armee sich ans Völkerrecht halte. (afp)
...
Aus: "Schwerpunkt Nahost-Konflikt: 1.800 antisemitische Straftaten" (27.10.2023)
Quelle: https://taz.de/-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!5969143/ (https://taz.de/-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!5969143/)
Quote[...] Jahrgang 1976, Südhang Hindukusch. Berliner Junge. Schon als Kind im Widerstand gegen Exoten-Bonus und Kanaken-Malus. ...
Es sind in der Hauptsache bloße Fragmente, lose Gedanken; entstanden im Hadern um Klarheit. Im Widerspruch zu den Vielen, die Nahost für ein Fußballspiel halten und den Rest der Welt für Cheerleader:innen. Viele in meinem persönlichen Umfeld empfinden ähnlich, darunter Juden und Palästinenser. Gerade auch hier in Berlin, zwischen der Synagoge am Fraenkelufer in Kreuzberg und der Sonnenallee in Neukölln.
Disclosure für die Hater: Ich bin in Kabul geboren, also in einem muslimischen Land. Aufgewachsen in Berlin, der ehemaligen Hauptstadt des Dritten Reichs, wo eiskalte Nazi-Maschinenmenschen den perfiden Mord an Millionen Jüdinnen und Juden organisierten. Von hier aus herrschte das NS-Regime über die ihm treu ergebenen Massen, die danach beeindruckend massenhaft im Widerstand gewesen sein wollten.
1994 bereiste ich als Schüler für mehrere Wochen Israel und – aus Sicherheitsgründen leider nur kurz – einige der palästinensischen Gebiete. Es war der Moment des Gaza-Jericho-Abkommens, Shakehands zwischen Rabin und Arafat. Palästinensische und israelische Polizisten säumten gemeinsam dieselbe Straßenkreuzung. Das war eine andere Zeit. Die Welt war eine andere. Ende Disclosure.
Jeder, der das Existenzrecht Israels für selbstverständlich hält, kommt nicht umhin, den Israelis eine umfassende Reaktion auf das Massaker vom 7. Oktober zuzugestehen. Ich zähle mich zu diesen Menschen. Dieser Konflikt ist jahrzehntealt, der aktuelle Krieg aber begann vor wenigen Wochen mit dem größten Massenmord an Juden seit dem Holocaust.
Die blutrünstigen Attacken der Hamas machen die unschuldigen Opfer im Gazastreifen nicht weniger unschuldig. Über die Hälfte der Bevölkerung sind Kinder und Jugendliche. Selbst wenn man den Palästinensern in Gaza absurderweise vorwerfen möchte, sie hätten bei den letzten Wahlen vor über 15 Jahren mehrheitlich für die Hamas gestimmt, waren das nicht die Kinder und Jugendlichen von heute. Es gab sie damals schlichtweg nicht oder sie waren keine fünf Jahre alt.
Warum emotionalisiert dieser Konflikt nicht nur Juden und Palästinenser, sondern uns alle? Weshalb bringt es Muslime auf die Palme, wenn es um Israelis gegen Palästinenser geht, der Umgang der Chinesen mit den Uiguren, ihrer massenhaft internierten muslimischen Minderheit, bringt die meisten Muslime aber nicht mal in die Nähe einer Palme? Warum treiben Nachfahren der Maschinenmenschen den Teufel mit dem Beelzebub aus, indem sie Antisemitismus mit Rassismus begegnen?
Es ist nicht so, dass ich keine Ideen für die Antworten auf diese Fragen hätte. Aber in Zeiten, in denen die Antworten vieler apodiktisch scheinen, stellen sich manche Fragen umso lauter.
Können wir bitte aufhören, Antisemitismus unter Muslimen als Fata Morgana abzutun und einsehen, dass auch Juden rassistisch sein können?
Du bist wegen der wachsenden Muslimfeindlichkeit in Sorge und sitzt auf gepackten Koffern? Auch diese Angst teilen wir mit Jüdinnen und Juden in Deutschland.
Als antisemitischer und rassistischer Menschenhasser würde ich mir dieser Tage ausgiebig ins rechte Fäustchen lachen. Das Land rückt Jahr für Jahr weiter nach rechts, präziser: Der rechte Rand rückt stetig weiter in die Mitte. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er in einem der Bundesländer mitregiert. Und ausgerechnet zwei seiner Hauptfeinde gehen aufeinander los. Wir Juden und Muslime, ob gläubig oder nicht, werden eher früher als später Seite an Seite hier in Deutschland den Kampf gegen den wachsenden Rechtsextremismus altbekannter Herkunft verstärken müssen. Der sogenannte Nahe Osten wird dann ziemlich fern sein.
Aus: "Gedankenkarussell zum Nahost-Krieg: Können wir bitte aufhören ..." Kolumne von Bobby Rafiq (27.10.2023)
Quelle: https://taz.de/Gedankenkarussell-zum-Nahost-Krieg/!5968661/ (https://taz.de/Gedankenkarussell-zum-Nahost-Krieg/!5968661/)
Der Maji-Maji-Aufstand (auch Maji-Maji-Krieg) von 1905 bis 1907 war eine Erhebung der afrikanischen Bevölkerung im Süden Deutsch-Ostafrikas gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Zugleich gilt er als einer der größten Kolonialkriege in der Geschichte des afrikanischen Kontinents.
https://de.wikipedia.org/wiki/Maji-Maji-Aufstand (https://de.wikipedia.org/wiki/Maji-Maji-Aufstand)
Hermann Wilhelm Leopold Ludwig Wissmann, seit 1890 von Wissmann (* 4. September 1853 in Frankfurt (Oder); † 15. Juni 1905 in Weißenbach bei Liezen, Steiermark) war ein deutscher Abenteurer, Afrikaforscher, Offizier und Kolonialbeamter. ... Die aus deutschen Offizieren und afrikanischen Söldnern zusammengestellte ,,Wissmann-Truppe" war die erste deutsche Kolonialtruppe, die einen Landkrieg in Afrika führte. ... Die Art der Kriegsführung wurde von einigen Zeitgenossen – u. a. vom linksliberalen Reichstagsabgeordneten Eugen Richter – als grausam kritisiert. Andere Stimmen in Deutschland feierten Wissmann aufgrund seines militärischen Erfolgs. Das Regiment der nun verstaatlichen Truppe wurde Wissmann nicht übertragen. Er wurde jedoch 1890 zum Major befördert und durch Wilhelm II. in den erblichen Adelsstand erhoben. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Wissmann (https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Wissmann)
Quote[...] In der Region um die Stadt Songea, die Steinmeier besucht, war zwischen 1905 und 1907 ein Aufstand gegen die deutschen Kolonialherren mit brutaler Härte niedergeschlagen worden. Im Verlauf des sogenannten Maji-Maji-Aufstands wurden Schätzungen zufolge bis zu 300.000 Menschen getötet. Der Aufstand gilt als einer der größten Kolonialkriege in der Geschichte des afrikanischen Kontinents.
... Was damals in Tansania geschehen ist, dürfe niemand vergessen, sagte Bundespräsident Steinmeier. Deutschland sei bereit zu einer "gemeinsamen Aufarbeitung der Vergangenheit". In diesem Sinne sagte Steinmeier zu, sterbliche Überreste von Menschen aus der früheren Kolonie nach Tansania zurückzubringen.
"Was wir wissen, ist, dass damals viele Gebeine aus Ostafrika nach Deutschland gebracht wurden und dort in Museen und anthropologischen Sammlungen lagen – Hunderte, vielleicht Tausende von Schädeln", sagte er. Diese sollen nun zurückgebracht werden. Eine Identifizierung der menschlichen Überreste und ihre Zuordnung sei jedoch schwierig. "Wir werden tun, was in unserer Macht steht", sagte Steinmeier. Man werde sich insbesondere darum bemühen, den Schädel von Chief Songea zu finden.
Bislang hat Deutschland das damalige Vorgehen weder offiziell als Kriegsverbrechen anerkannt, noch sich entschuldigt. Das müsse sich ändern: "Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier muss die 'Ampel' zur politischen wie juristischen Aufarbeitung der deutschen Kolonialverbrechen in Tansania drängen", sagte die Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen (Die Linke). Auf eine parlamentarische Anfrage der Abgeordneten im August schrieb das Auswärtige Amt, der "entsprechende Dialog" mit Tansania sei "noch nicht abgeschlossen".
Aus: "Steinmeier bittet um Verzeihung für deutsche Kolonialverbrechen" (1. November 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-11/frank-walter-steinmeier-tansania-kolonialverbrechen-entschuldigung (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-11/frank-walter-steinmeier-tansania-kolonialverbrechen-entschuldigung)
Quote[...] Der Israel-Gaza Krieg ist der tödlichste Krieg für Journalist*innen seit über 30 Jahren. Das sagt das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ). Demnach wurden im ersten Monat des Krieges ,,mehr Journalist*innen getötet als in jedem anderen vergleichbaren Konfliktzeitraum, seit das CPJ 1992 mit der Aufzeichnung solcher Todesfälle begann."
Seit dem 7. Oktober starben demnach mindestens 40 Medienschaffende, die über den Krieg berichtet haben: 35 Palästinenser*innen und ein Libanese sollen durch Angriffe des israelischen Militärs gestorben sein, vier israelische Journalist*innen sollen bei den Massakern der Hamas in Israel getötet worden sein. Insgesamt acht Medienschaffende gelten als verletzt, drei als vermisst, acht verhaftet.
Die Zahlen und Todesursachen erhebt das CPJ auf Todeslisten. Auch die Reporter ohne Grenzen (RSF) haben eine solche Liste, die Zahlen decken sich mit denen des CPJ. Das CPJ und die Intenrationale Journalisten-Föderation (IJF), der Dachverband gewerkschaftlicher Journalistenverbände, zählen 33 bestätigte getötete palästinensische Journalist*innen in Gaza selbst.
https://www.ifj.org/media-centre/news/detail/category/press-releases/article/palestine-at-least-thirty-three-journalists-and-media-workers-killed-in-gaza (https://www.ifj.org/media-centre/news/detail/category/press-releases/article/palestine-at-least-thirty-three-journalists-and-media-workers-killed-in-gaza)
Zum Vergleich: Das CPJ dokumentierte im gesamten Jahr 2022 weltweit 68 getötete Medienschaffende. Die Organisationen nehmen einen Fall auf die Liste, sobald zwei unabhängige Quellen den Tod bestätigen. Dann klären sie die weiteren Umstände für ihre Datenbank.
https://cpj.org/2023/11/faq-how-cpj-documents-journalist-deaths-in-the-war/ (https://cpj.org/2023/11/faq-how-cpj-documents-journalist-deaths-in-the-war/)
Die Journalist*innen werden zu Zahlen auf Todeslisten. Durch die flächendeckenden Bombardements in Gaza sind besonders die palästinensischen Korrespondent*innen in Gaza gefährdet. Für sie ist es nicht nur ein Job, für den sie ihr Leben riskieren. Es sind auch ihre Geschichte, Familien und Freund*innen, über die sie berichten, um die sie bangen und trauern. ,,Werden wir jemals in der Lage sein, all diese Gewalt zu dokumentieren?", fragt die Journalistin Hind Khoudary auf X.
Wael Al-Dahdouh ist Büroleiter des arabischen Nachrichtensenders Al-Jazeera. Der Sender wird von Katar finanziert und verfügt über das beste Netzwerk an Journalist*innen in Gaza. Der 52-Jährige berichtet seit 1998 aus Gaza. Wie Al-Jazeera berichtet, zogen seine Frau Amna, ihre acht Kinder mit Enkeln in eine von Israel als sicher deklarierte Zone, Dahdouh sei in Gaza Stadt geblieben, um zu berichten.
Als er am 25. Oktober live berichtete, habe er am Telefon erfahren, dass seine Frau, sein Sohn und seine siebenjährige Tochter bei einem israelischen Luftangriff getötet worden seien. Berichten des Senders zufolge fuhr er gemeinsam mit seinem Kameramann zu dem Haus, und grub unter den Trümmern nach seinen Familienmitgliedern.
Die Journalist*innen dokumentieren den Krieg, trotz gekappter Stromverbindung und bei ausfallendem Internet. Wie die Times of Israel berichtet, hat Israel die Einfuhr von Nahrungsmitteln, Wasser, Treibstoff und Medikamenten in den Gazastreifen gestoppt; am 9. Oktober ordnete der israelische Verteidigungsminister eine ,,vollständige Belagerung" Gazas an.
https://www.timesofisrael.com/iaf-hits-gaza-on-unprecedented-scale-strips-power-plant-shuts-down/ (https://www.timesofisrael.com/iaf-hits-gaza-on-unprecedented-scale-strips-power-plant-shuts-down/)
Schusssichere Westen und Helme seien teuer, außerdem gäbe es sie nicht in Gaza zu kaufen. ,,Seit vielen Jahren verhindert Israel die Lieferung von Sicherheitswerkzeugen in den Gazastreifen und stuft sie als militärische Ausrüstung oder Material mit doppeltem Verwendungszweck ein, von dem es befürchtet, dass es an die Hamas und andere palästinensische Gruppierungen gelangen könnte", schreibt die saudi-arabische Zeitung Arab News.
https://www.arabnews.com/node/1866451/media (https://www.arabnews.com/node/1866451/media)
,,Als Journalist und Schriftsteller, der wie durch ein Wunder fünf zerstörerische Kriege mit Israel überlebt hat, weiß ich, dass meine Stimme eine Verbindung zu der Welt ist, die zumindest dazu beitragen kann, unsere Rufe nach Sicherheit zu verstärken", schrieb Mohammad Mhawish aus Gaza-Stadt am 8. Oktober in einem Essay auf der Al-Jazeera Webseite.
Nur eine handvoll internationaler Medien haben Büros in Gaza, darunter die britische BBC sowie die Nachrichtenagenturen Reuters, AP und AFP. Sie sind auf palästinensische oder arabische Journalist*innen angewiesen. Aufgrund der Sicherheitslage und weil Israel keine ausländischen Journalist*innen unabhängig über die Grenze lässt – das bestätigt auch Der Spiegel.
https://www.spiegel.de/ausland/krieg-in-israel-so-berichten-wir-aus-israel-gaza-und-dem-westjordanland-a-4693bbc5-2bda-4040-a580-76bf8a3948b3 (https://www.spiegel.de/ausland/krieg-in-israel-so-berichten-wir-aus-israel-gaza-und-dem-westjordanland-a-4693bbc5-2bda-4040-a580-76bf8a3948b3)
Zuletzt durften nach Angaben des Senders RTL vier ausländische Reporter*innen für knapp drei Stunden embedded mit dem israelischen Militär nach Gaza-Stadt, darunter die RTL- und n-tv Reporterin Raschel Blufarb.
Seit der Blockade, die Israel vor 16 Jahren über den Gazastreifen verhängt hat, könnten Journalist*innen das palästinensische Gebiet nur mit Genehmigung der israelischen Behörden betreten, sagt RSF. Die Behörde für Grenzübergänge des israelischen Verteidigungsministeriums hatte das Verbot laut RSF bereits am 12. Mai erlassen.
Mitte Oktober verabschiedete die israelische Regierung eine Dringlichkeitsverordnung, die es ihr erlaubt, ausländische Nachrichtensender vorübergehend zu schließen, wenn sie der Meinung ist, dass diese die nationale Sicherheit gefährden – darunter Al Jazeera. Israel wirft Al-Jazeera vor, anti-israelische Propaganda zu verbreiten. Der Sender sieht sich als Watchdog von Autokraten und Machthabern, finanziert vom katarischen Staat. Im Israel-Palästina Konflikt bezieht der Sender pro-palästinensisch Position.
https://www.srf.ch/news/international/berichterstattung-zu-israel-al-jazeera-riskiert-seinen-ruf (https://www.srf.ch/news/international/berichterstattung-zu-israel-al-jazeera-riskiert-seinen-ruf)
Eine der wenigen Nachrichtenagenturen mit Büros im Gazastreifen ist die französische Agence France-Presse (AFP). Neun palästinensische Journalist*innen und eine Webcam in Gaza-Stadt liefern Bilder von israelischen Luftangriffen, die nach Angaben von CNN auf allen US-Nachrichtensendern gezeigt werden.
AFP und Reuters sagen, sie hätten das israelische Militär am 27. Oktober um Sicherheit für ihre Angestellten vor israelischen Angriffen in Gaza gebeten. Doch das Militär antwortete, dass es die Sicherheit nicht garantieren kann.
Um Kriegsverbrechen wie gezielte Angriffe auf Journalist*innen zu belangen, hat RSF beim Internationalen Strafgerichtshof Klage eingereicht: Wegen Kriegsverbrechen gegen acht palästinensische Journalist*innen, die bei der Bombardierung ziviler Gebiete in Gaza durch mutmaßlich Israel getötet wurden und einem israelischen Journalisten, der am 7. Oktober bei der Berichterstattung über einen Angriff der Hamas auf seinen Kibbuz getötet worden sein soll.
Aus: "Journalisten auf Todeslisten" Julia Neumann (12.11.2023)
Quelle: https://taz.de/Palaestinensische-Reporter-in-Gaza/!5972310/ (https://taz.de/Palaestinensische-Reporter-in-Gaza/!5972310/)
QuoteMarkus Wendt
Todesliste ist in diesem Zusammenhang ein völlig unmöglicher Begriff, weil er doch assoziiert, dass die Menschen auf diesen Listen individuell ins Visier genommen und getötet worden sind.
Quoterero
@Markus Wendt Dem Hinweis kann ich mich nur anschließen.
Ich war ebenfalls überrascht, wie der Begriff hier verwandt worden ist.
QuoteBen Gel
@rero Wenn dies das Einzige ist, was Ihnen zu diesem Artikel einfällt, ist dies sehr bedauernswert. Der Wert von Menschenleben scheint Ihnen nicht besonders wichtig zu sein. Damit wir, die wir nicht vor Ort sind, eine möglichst breite und gute Berichterstattung dieses Konfliktes bekommen, ist es wichtig, für eine größtmögliche Sicherheit von Journalist*innen zu sorgen.
...
Quote[...] Sasha Skochilenko, 33, an artist from St Petersburg, has been in detention since April last year.
She was convicted of spreading "false information" about the Russian army.
Her lawyers pleaded for her acquittal, saying that chronic illnesses she suffers from mean she is at risk of dying in prison.
Weeks after Russia's full-scale invasion of Ukraine, Ms Skochilenko protested by replacing supermarket labels in a St Petersburg supermarket with anti-war messages, a small act called for by a feminist collective.
The replacement labels read: "The Russian army bombed an art school in Mariupol. Around 400 people were hiding inside," and: "My great grandfather did not fight in WWII for four years so that Russia could become a fascist state and attack Ukraine."
Ms Skochilenko admitted the charges.
In her closing statement, the artist struck a defiant tone, asking the court: "How little faith does our prosecutor have in our state and society if he thinks that our statehood and public security can be ruined by five small pieces of paper?"
"Say what you want - I was wrong, or I was brainwashed," she said. "I will stand by my opinion and my truth."
Skochilenko was convicted of "discrediting the Russian army" under repressive laws adopted in the wake of the invasion.
The legislation effectively criminalises all anti-war activism.
The trial lasted a year and a half, apparently because it was one of the first to be brought under the new laws.
"At first, the investigation took a long time. Prosecutors needed to find some evidence somewhere," said her lawyer Yana Nepovinnova.
Sasha Skochilenko's sister Anna told the BBC that her sibling was "a symbol of everything the [Russian] authorities hate".
"She is artistic, fragile, lesbian, has a Ukrainian surname," Anna Skochilenko said.
She said she was terrified that her sister's chronic health conditions meant there was a risk of her dying in prison. Skochilenko has been diagnosed with coeliac disease as well as a heart defect that causes her heart to stop beating for two to three seconds.
Russian President Vladimir Putin has overseen an unprecedented crackdown on domestic opposition in parallel with the full-scale invasion of Ukraine. The laws used to convict Ms Skochilenko have been used to target scores of critics of his rule.
Last month, journalist Marina Ovsyannikova, who protested against the invasion of Ukraine live on state TV, was convicted to 8.5 years in jail in absentia.
In April, British-Russian opposition activist Vladimir Kara-Murza was sentenced to 25 years for his criticism of the war.
From: "Ukraine war: Russian artist Sasha Skochilenko jailed for anti-war messages" Anastasia Golubeva and Ido Vock (16.11.2023)
Source: https://www.bbc.com/news/world-europe-67437171 (https://www.bbc.com/news/world-europe-67437171)
Alexandra Jurjewna Skotschilenko
Alexandra Jurjewna Skotschilenko, auch Sascha Skotschilenko (Aleksandra ,Sasha' Skochilenko; * 13. September 1990 in Leningrad, heute Sankt Petersburg), ist eine russische Künstlerin, Musikerin und Aktivistin gegen den russischen Überfall auf die Ukraine. Seit April 2022 ist sie in Russland in Haft. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandra_Jurjewna_Skotschilenko (https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandra_Jurjewna_Skotschilenko)
Wladimir Wladimirowitsch Kara-Mursa
Am 17. April 2023 wurde Kara-Mursa aufgrund seiner öffentlichen Kritik am Ukraine-Krieg wegen Hochverrats zu 25 Jahren Strafkolonie verurteilt, der möglichen Höchststrafe ... . Ein Gericht in Moskau unter Vorsitz des Richters Sergei Podoprigorow urteilte, er sei des Hochverrats sowie weiterer Vergehen wie der Verbreitung von ,,Falschinformationen über die Armee" und Arbeiten für eine ,,unerwünschte" Organisation schuldig...
https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Wladimirowitsch_Kara-Mursa (https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Wladimirowitsch_Kara-Mursa)
...
Quote[...] Die Einnahmen der 100 größten Rüstungskonzerne der Welt sind trotz des Ukrainekriegs zurückgegangen. Sie lagen 2022 laut einem am Montag vom Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri veröffentlichten Bericht bei 597 Milliarden Dollar (rund 543,4 Milliarden Euro), was im Vergleich zum Vorjahr einem Minus von 3,5 Prozent entspricht. Grund sind Kapazitätsprobleme. Gleichzeitig haben die Firmen deutlich mehr Aufträge akquiriert. Sipri rechnet deshalb für die kommenden Jahre mit beträchtlich höheren Gewinnen.
Am stärksten zu den Einnahmerückgängen trugen Unternehmen in den USA und Russland bei. US-Rüstungsfirmen verzeichneten laut Sipri Einnahmen von zusammen 302 Milliarden Dollar. Das entsprach einem Rückgang von 7,9 Prozent. Russische Firmen hatten einen Rückgang von 12 Prozent zu verkraften. Die vier deutschen Firmen auf der Sipri-Liste - Rheinmetall, ThyssenKrupp, Hensoldt und Diehl - meldeten dagegen ein durchschnittliches Plus von 1,1 Prozent. Für transeuropäische Unternehmen wie Airbus errechnete Sipri Einnahmen von 19,7 Milliarden Dollar und einen Zuwachs von 9,6 Prozent. Auch Unternehmen in Israel, der Türkei und Südkorea verzeichneten höhere Einnahmen.
Sipri erklärte, wegen der russischen Invasion in die Ukraine und weltweiter Spannungen sei die Nachfrage nach Waffen und Rüstungsgütern 2022 in die Höhe geschnellt. Die Unternehmen hätten derzeit jedoch zu wenig Kapazitäten. ,,Viele Rüstungsfirmen sind beim Umstellen der Produktion auf hochintensive Kriegsführung auf Hindernisse gestoßen", sagte Sipri-Rüstungsexpertin Lucie Béraud-Sudreau.
In Nordamerika und Europa brauchten viele Unternehmen lange, um ihre Produktion auszuweiten. Damit hätten sie schon vor dem Ukrainekrieg Schwierigkeiten gehabt. Ein Teil ihrer unerledigten Aufträge stamme noch aus dieser Zeit. Dazu kämen Rohstoffknappheit, die steigende Inflation sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Lieferketten und die Personalsituation. Die 2022 eingegangenen Aufträge würden sich wohl erst in zwei bis drei Jahren in den Bilanzen der Unternehmen niederschlagen, sagte Sipri-Forscher Nan Tian.
2022 hatte der Ukraine-Krieg praktisch keine Auswirkung auf die Einnahmen der größten US-Rüstungsfirmen. Sie arbeiteten immer noch Aufträge aus der Zeit vor dem Krieg ab. So ist General Dynamics zwar das einzige Privatunternehmen in den USA, das 155-Millimeter-Granaten herstellt, die in der Ukraine massenweise verschossen werden. Dennoch verzeichnete es 2022 einen Einnahmerückgang um 5,6 Prozent und erklärte, man sehe lediglich Signale für eine höhere Nachfrage. Der Raketenspezialist Lockheed Martin schob einen Auftragsberg von 150 Milliarden Dollar vor sich her, verzeichnete jedoch einen Einnahmerückgang von 8,9 Prozent und rechnete angesichts der langen Produktionszyklen nicht mit kurzfristigen Einnahmesteigerungen wegen des Ukrainekrieges.
Deutsche Rüstungsunternehmen verzeichneten immerhin ein Einnahmeplus. Sie nahmen 9,1 Milliarden Dollar ein, wobei nur ThyssenKrupp einen Rückgang verzeichnete. Die Rüstungseinnahmen von Airbus stiegen um knapp 1,7 Milliarden auf gut 12 Milliarden Dollar. Das war ein Plus von 17 Prozent.
Unternehmen im Nahen Osten und Ostasien waren auf die verstärkte Nachfrage anscheinend besser vorbereitet. Die israelische Rüstungsfirma Rafael, Baykar aus der Türkei und das südkoreanische Unternehmen Hyundai Rotem meldeten steigende Einnahmen vor allem durch Aufträge aus Europa. Bei Baykar stiegen sie sogar um 94 Prozent. Türkische Unternehmen profitierten auch von Waffenlieferungen in den Nahen Osten.
,,Unternehmen in China, Indien, Japan und Taiwan haben alle von anhaltenden Investitionen der Regierung in die Modernisierung des Militärs profitiert", sagte Sipri-Experte Xiao Liang. Solche Firmen hätten in der Regel ein starkes Netz lokaler Zulieferer und könnten so Unterbrechungen der globalen Lieferkette abmildern und auf zusätzliche Aufträge schneller reagieren. Rafael hat auch ein Werk in Deutschland.
Insgesamt lagen die Einnahmen der 100 weltgrößten Rüstungsunternehmen 2022 nach Sipri-Angaben trotz des Rückgangs immer noch deutlich über denen von 2015, als das Institut erstmals chinesische Unternehmen in seine Top-100-Liste aufnahm. Die größte Gruppe stellen nach wie vor US-Unternehmen, von denen 42 auf der Liste stehen, die 51 Prozent der Gesamteinnahmen erwirtschafteten. Auf Platz zwei folgten chinesische Firmen, die einen Einnahmezuwachs von 2,7 Prozent auf 108 Milliarden Dollar meldeten und damit 18 Prozent der Gesamteinnahmen für sich verbuchten.
Von russischen Unternehmen gab es laut Sipri nur wenige Daten. Daher wurden 2022 nur zwei von ihnen in die Liste aufgenommen. Sie verzeichneten einen Einnahmerückgang von 12 Prozent auf 20,8 Milliarden Dollar. Als wichtigste Gründe nannte Sipri die hohe Inflation und den Rückgang russischer Waffenexporte. Außerdem arbeiteten die Firmen Rüstungsbestände aus Sowjetzeiten auf, was nicht so gut bezahlt werde. (dpa)
Aus: "Sipri-Bericht verzeichnet hohe Nachfrage nach Waffen: Rüstungsindustrie kann sich vor Aufträgen kaum retten" (04.12.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/sipri-bericht-bilanziert-hohe-nachfrage-nach-waffen-rustungsindustrie-kann-sich-vor-auftragen-kaum-retten-10875952.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/sipri-bericht-bilanziert-hohe-nachfrage-nach-waffen-rustungsindustrie-kann-sich-vor-auftragen-kaum-retten-10875952.html)
Quote[...] Arnd Pollmann lehrt als Professor für Ethik und Sozialphilosophie an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin. Zuletzt erschien von ihm Menschenrechte und Menschenwürde – Zur philosophischen Bedeutung eines revolutionären Projekts (Suhrkamp, 2022).
Es ist noch gar nicht lange her, da sah die Welt euphorisch einem globalen Siegeszug der Menschenrechte entgegen. Was am 10. Dezember 1948 in Paris mit der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte begonnen hatte, schien spätestens mit dem Fall der Berliner Mauer und der Überwindung des Kalten Krieges in ein "Ende der Geschichte" zu münden: In Zukunft würde es kein um internationale Achtung bemühter Staat mehr wagen, sich offen gegen die Idee eines sowohl national wie völkerrechtlich überwachten Menschenrechtsschutzes auszusprechen. Eingebunden in eine globale Staatenwelt gegenseitiger Kontrolle, sollte sich fortan jede politische Herrschaft an der Präambel jener Allgemeinen Erklärung messen lassen, der zufolge die "Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unverlierbaren Rechte aller Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet".
Zwei Jahre lange hatte die von Eleanor Roosevelt geleitete UN-Expertenkommission um geradezu jede Formulierung dieser Erklärung gerungen. Schon damals erlaubte die Blockkonfrontation zunächst nur eine völkerrechtlich unverbindliche Absichtserklärung, die dann erst im Jahr 1966 in verbindliche Verträge umgemünzt werden konnte. Das bahnbrechend Neue an der Allgemeinen Erklärung war weniger die bereits seit dem 18. Jahrhundert geläufige Einsicht, dass legitime Herrschaft unter dem inneren Vorbehalt des Schutzes basaler Individualrechte steht. Revolutionär neu war die äußere Selbstverpflichtung souveräner Nationalstaaten, sich dabei fortan auf die Finger schauen zu lassen. Nach zwei Weltkriegen und dem nationalsozialistischen Zivilisationsbruch gab der UN-Menschenrechtsschutz das Versprechen ab, ein global koordiniertes Bollwerk gegen nationalstaatliche Willkür zu errichten, weil, so heißt es in der Präambel, "die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen".
Doch das vermeintliche Ende der Geschichte währte nur kurz. Schon bald nach 1989 setzte eine desaströse und bis dato nicht abreißende Serie globaler Desillusionierungen ein. Neue Kriege, Staatenzerfall, Völkermord, Terrorismus, Flucht, Klimakrise, Rechtspopulismus und Corona: Mit zunehmenden Vertrauensverlusten in den demokratischen Rechtsstaat schwanden zeitgleich auch einstige Hoffnungen auf eine internationale Ordnung zum Schutze des Friedens und der Menschenrechte. Die aktuellen Kriege in der Ukraine und in Gaza wirken da bloß wie allerletzte Nägel auf dem Sarg des UN-Schutzregimes. Die Strahlkraft dieser "letzten Utopie", wie es beim Rechtshistoriker Samuel Moyn heißt, sei endgültig verblasst. Die Menschenrechte seien eine Art "Kirche", die ihrer "Endzeit" entgegenblickt, sagt etwa der Politikwissenschaftler Stephen Hopgood.
Doch wie genau ist dieser Trend zum pessimistischen Abgesang zu erklären? Mit der kriegerischen Gewalt in der Ukraine und in Gaza drängt sich zunächst ein neuer weltpolitischer Realismus auf. Das dortige Grauen lässt den menschenrechtlichen Humanismus realitätsfern und idealistisch erscheinen. Was nützt den Opfern von russischer Invasion und Hamas das am Ende folgenlose Pochen auf Menschenrechte, wenn gegen rohe Gewalt letztlich nur handfeste Gegengewalt zu helfen scheint? Die Menschenrechte sind in ihrer Durchsetzung von völkerrechtlichen Selbstbindungen souveräner Staaten abhängig. Unter diesen greift derzeit eine neue Bereitschaft um sich, geltendes Völkerrecht schlicht zu ignorieren, falls dies der eigenen Selbsterhaltung dient. Wer da "Menschenrechte" ruft, wird belächelt oder auf bessere Zeiten vertröstet.
Erschwerend hinzu kommt die fatale Schwäche der UN, auf deren Zukunft derzeit kaum noch jemand einen Cent zu setzen gewillt ist. Die Friedensmissionen in Osttimor, Liberia oder Sierra Leone mögen erfolgreich gewesen sein. Aber was ist mit Ruanda, Srebrenica, Irak, Mali, Syrien, Afghanistan? Mit der Ukraine und nun Gaza? Das sich wiederholende UN-Versagen, das die Menschenrechte wie zahnlose Papiertiger erscheinen lässt, hat zum einen mit Konstruktionsfehlern im Sicherheitsrat zu tun, die es den Großmächten ermöglichen, jede für sie ungünstige Resolution per Veto zu blockieren. Zum anderen ist die Organisation bis in das höchste Spitzenamt von Generalsekretär António Guterres derart rückgratlos besetzt, dass sie sich, wie sonst nur die Fifa, von der arabischen Welt dirigieren lässt. In 2022 etwa hat die UN-Generalversammlung allein 15 Resolutionen gegen Israel lanciert – mehr als gegen alle anderen Staaten zusammen.
Der Ukraine-Krieg und die Hamas-Massaker haben zudem einen Trend verstärkt, der sich bereits im Zuge der auf den 11. September 2001 folgenden Kriege in Irak und Afghanistan andeutete: Immer häufiger verleiten solche Großkonflikte zu einem bekenntnishaften Freund-Feind-Denken. Man ist entweder bedingungslos für die Ukraine oder aber ein "Putinknecht". Man steht entweder vorbehaltlos an der Seite Israels oder sympathisiert mit der Hamas. Menschenrechtlich betrachtet ist diese einseitige Parteinahme deshalb problematisch, weil dabei der für die Menschenrechte zentrale Grundgedanke verloren geht: Nicht nur manche, sondern strikt alle Menschen sind als fundamental gleichwertig zu achten.
Doch spielt die Menschenrechtsrhetorik mitunter auch selbst eine unrühmliche Rolle. Es ist auf zynische Weise bezeichnend für deren "Erfolg", dass heute selbst autoritäre Gewaltherrscher nicht ohne den rhetorischen Rückgriff auf völkerrechtliche Schutzansprüche auskommen, wenn sie ihrerseits eine direkt menschenrechtsfeindliche Politik zu rechtfertigen versuchen. Man denke an Putin, der den Einmarsch in die Ukraine mit einem mutmaßlichen "Genozid" an der russischsprachigen Bevölkerung begründete. Und auch hinter dem – in der Sache berechtigten – Hinweis auf gleiche fundamentale Rechte der Menschen in Gaza versteckt sich nicht selten der Versuch einer nachträglichen Relativierung der bestialischen Hamas-Massaker vom 7. Oktober.
Zugleich ist dieser rhetorische Missbrauch, der auch schon den Irak-Krieg herbeiführen half, mitverantwortlich dafür, dass die universellen Menschenrechte heute wieder verstärkt als westliche Geheimwaffe geframet werden; so als ginge es hinterrücks bloß darum, Partikularinteressen der USA durchzusetzen. Wahlweise gelten die Ukraine und der vermeintliche Siedlerkolonialismus Israels dann als imperial verlängerte Arme der USA im osteuropäischen und arabischen Raum. Mal neurechts argumentierend, mal postkolonial, skandalisiert diese Kritik an US-amerikanischer Hegemonie mit den westlichen Verstrickungen in historisches Unrecht die universellen Rechte gleich mit.
Innenpolitisch macht sich dieser Anti-Universalismus vor allem in der Migrationsdebatte bemerkbar, und zwar vor allem in rechtspopulistischen Milieus. Die vermeintliche Überlegenheit des Eigenen soll gegen Veränderung von außen abgeschottet werden. Reaktionäre Angriffe auf den Rechtsstaat, wie man sie hierzulande vor allem von der AfD kennt, aber ähnlich auch von Trump, Erdoğan, Orbán oder der polnischen PiS, lassen sich so als Renaissance eines Kollektivismus nationalistischer oder rassistischer Selbsterhaltung deuten, der auf Kosten unveräußerlicher Menschenrechte anderer verfährt.
Diese kollektivistischen Begehrlichkeiten weisen Parallelen zu Diskussionen über Klimaschutz, Corona oder die Ukraine auf. Auch wenn sich die Positionen hier viel weniger eindeutig als bei der Migration am alten Links-Rechts-Schema orientieren: Angesichts kollektiver Bedrohungslagen und im Namen mutmaßlich höherer Ziele – Abschottung, Klimaschutz, Volksgesundheit, Landesverteidigung – gelten unverlierbare Individualrechte zunehmend als anachronistisch. Zwar lassen die Grund- und Menschenrechte sehr wohl "verhältnismäßige" Eingriffe zu. Doch die Bereitschaft, die verfassungsrechtlichen Kriterien dieser Verhältnismäßigkeit möglichst lax auszulegen, wird größer. Wo aber Gefahr ist, wächst der Kollektivismus auch.
Dabei wird deutlich, wie kostspielig ein konsequenter Menschenrechtsschutz wäre. Lange wurden die Menschenrechte – zumindest hierzulande – als Zumutung primär für Unrechtsstaaten betrachtet. So fiel es leicht, dafür zu sein. Nun aber werden diese Rechte vermehrt hier vor Ort eingeklagt. Und wer fürchtet, mit dem Verlust eigener Privilegien für die Rechte bislang marginalisierter anderer bezahlen zu müssen, wird diese Entwicklung mit Vorsicht genießen. Manche sträuben sich dagegen, dass auch Frauen, Andersgläubige, Eingewanderte, Arbeitslose, Homosexuelle oder Kinder als strikt gleich zu betrachten sind. Andere haben damit zu kämpfen, dass die Menschenrechte auch für Kriminelle, Rechtsradikale, sogenannte Schwurbler, Ungeimpfte oder Klimawandelleugner da sind.
All diese ernüchternden Befunde sprechen dafür, dass die nach 1948 und 1989 gehegten Hoffnungen tatsächlich zu hoch veranschlagt waren. Was man aber leicht übersieht: Die in diesen Krisen zum Tragen kommende Kritik an den Menschenrechten ist eher selten eine Kritik an ihrer Grundidee. Beklagt wird deren empirische Folgenlosigkeit aufgrund mangelnder politischer Konsequenz. Man kritisiert westliche Anmaßung, parteiische Auslegungen, rhetorischen Missbrauch oder ihre Kostspieligkeit. Und teilweise ja auch zu Recht. Doch die Grundidee einer politischen Gleichrangigkeit qua Menschsein wird meist "nur" noch von Personen mit völkischen, rassistischen, fundamentalistischen, misogynen, homophoben oder anderweitig menschenfeindlichen Einstellungen abgelehnt. Und wer in theoriemodische Abgesänge auf die Menschenrechte einstimmt, wird sich fragen lassen müssen, ob man sich mit diesen Gruppen gemein machen will.
An diesem 75. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wirkt die Forderung nach einer national wie weltweit durchzusetzenden Gleichberechtigung aller Menschen tatsächlich utopisch. Doch machen wir uns mit Blick auf Gaza klar, was verloren ginge, ließen wir dieses egalitäre Erbe fahren. Denn erst der Menschenrechtsgedanke ermöglicht es, darauf zu pochen, dass Gleichheit an Würde und Rechten für alle gilt: ob für Israelis oder Palästinenser, ob für Kinder, Alte, Frauen oder Männer. Ihr Leiden hat jeweils exakt dasselbe Gewicht. Und entsprechend haben all diese Menschen ein gleiches Recht darauf, vor Gewalt und Terror geschützt zu sein. Damit geraten die jeweils vor Ort Herrschenden, nicht die Zivilisten selbst ins Visier der menschenrechtlichen Kritik, wenngleich auf unterschiedliche Weise.
Kommt die Gewalt von außen, so haben die politischen Machthaber nicht nur die Pflicht, eigene Verstöße gegen Menschenrechte zu unterlassen, sondern auch die Aufgabe, ihre Zivilbevölkerung gegen diese äußeren Gefahren zu schützen. Das trifft auf die israelische Regierung zu, die berechtigt ist, Krieg gegen die Hamas zu führen, die aber deshalb keineswegs dazu berechtigt wäre, Verbrechen an der palästinensischen Bevölkerung zu begehen. Die Menschenrechte erlauben eine Gefahrenabwehr, die "verhältnismäßig" ist, nicht aber Rache oder Notwehrexzesse. Für die Hamas, deren bestialische Massaker vollends jenseits aller menschenrechtlichen Rechtfertigung verübt wurden, gilt diese Verpflichtung ebenfalls: Auch sie muss die eigene Zivilbevölkerung schützen, statt sie als Schutzschild zu missbrauchen und so internationale Anteilnahme zu provozieren.
Es ist zu befürchten, dass längst auch Israel Verstöße gegen das Völkerrecht begangen hat; etwa im Rahmen unkontrollierter Luftangriffe oder der Blockade von Strom, Wasser und Lebensmitteln. Dieser Befund darf keinesfalls als eine Relativierung der Verbrechen vom 7. Oktober verstanden werden, denn diese haben den Konflikt erst eskalieren lassen. Vielmehr wird deutlich, dass es in der aktuellen Situation auf die Entschlossenheit und Reformfähigkeit der UN ankäme. Gerade weil der universelle Menschenrechtschutz nicht zwischen israelischer und palästinensischer Menschenwürde unterscheidet, sind die UN längst dazu aufgerufen, deeskalierend und friedenstiftend einzuschreiten. Doch leider ist aufgrund der realpolitischen Kräfteverhältnisse derzeit kaum zu erwarten, dass es tatsächlich zu einer UN-Intervention kommt. Aber warum sollte man diese institutionelle Impotenz den Menschenrechten selbst zur Last legen?
Dieser Tage zeigt sich einmal mehr: Die Welt hätte aus Krieg und Gewalt erneut zu lernen. Derzeit aber schickt sie sich an, das Gegenteil zu tun: Sie verlernt die menschenrechtliche Botschaft. Das betrifft nicht zuletzt auch die historische Bedeutung des Staates Israel: Die Erinnerung an die totalitäre Judenvernichtung ist nicht nur in Artikel 1 des Grundgesetzes, sondern auch in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aufgehoben. Das verpflichtet die UN auch menschenrechtlich zu einer besonderen Berücksichtigung des Existenzrechtes Israels. Aber zugleich eben auch dazu, den strikt egalitären Anspruch auf ein Leben in Menschenwürde nicht auf Kosten der palästinensischen Zivilbevölkerung abzustufen.
Das ist eine schwierige Gratwanderung. Zumal in Gaza die Grenzen zwischen der Hamas und der Zivilbevölkerung mitunter zu verschwimmen drohen. Wer aber übersieht, dass die Menschenrechte für ein historisch mahnendes Gewalterbe stehen, das neben den konkreten Opfern auch die Menschheit insgesamt betrifft, sollte sich klar sein, wem Abgesänge auf die Menschenrechte vor allem dienen: einem politisch sehr konkreten Relativismus rücksichtsloser Willkürgewalt. Aktuell geht es um Israel und Gaza oder auch um die Ukraine und Russland, aber doch zugleich auch um die universelle Frage, wie der Mensch als Mensch leben und wie er gerade nicht regiert werden will. An jedem 10. Dezember ist daran zu erinnern: Die Menschenrechte fordern einen politischen Gegenwiderstand, einen legitimen Widerstand gegen den illegitimen Widerstand autoritärer Herrscher und reaktionärer Denkweisen. Und ein solcher Gegenwiderstand ist besonders dann vonnöten, wenn sich das vielzitierte Rad der Geschichte zurückzudreht.
Aus: "Jedes Leid zählt" Arnd Pollmann (10. Dezember 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2023-12/menschenrechte-vereinte-nationen-krieg-utopie (https://www.zeit.de/kultur/2023-12/menschenrechte-vereinte-nationen-krieg-utopie)
Arnd Pollmann (* 1970 in Remagen) ist ein deutscher Philosoph. Seit 2018 ist er Professor für Ethik und Sozialphilosophie an der Alice Salomon Hochschule Berlin. ... Pollmann arbeitet schwerpunktmäßig zur Sozialphilosophie und Ethik, insbesondere zur Philosophie der Menschenrechte, aber auch zur angewandten Ethik in den Bereichen der Medizin, der Technik und des Tierschutzes. Seine Dissertation widmete er dem Begriff der Integrität.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arnd_Pollmann (https://de.wikipedia.org/wiki/Arnd_Pollmann)
Quote[...] Die Vereinten Nationen (UN) beschreiben die Lage der Palästinenser im Gazastreifen als außergewöhnlich dramatisch, Israel will aber trotzdem seine Strategie nicht anpassen – daran ändert auch die Resolution des Sicherheitsrats für umfassende humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen nichts.
Israels Außenminister Eli Cohen erklärte nach der Abstimmung, sein Land werde ,,den Krieg im Gazastreifen" gegen die islamistische Palästinenserorganisation so lange fortsetzen, bis diese ,,eliminiert" sei und die von ihr noch immer festgehaltenen 129 Geiseln befreit seien.
Der UN-Sicherheitsrat hatte nach tagelangen Diskussionen in einer mühsam ausgehandelten Resolution umfassende humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen gefordert. In dem Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas müssten alle Seiten die ,,sichere und ungehinderte Lieferung von humanitärer Hilfe in großem Umfang" ermöglichen, heißt es in der am Freitag in New York (Ortszeit) verabschiedeten Resolution.
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Hamas-Terror gegen Israel:
Am 7. Oktober waren Hunderte Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt.
Israelischen Angaben zufolge wurden rund 1140 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion bombardiert die israelische Armee seither Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive.
Während einer Feuerpause wurden 105 Geiseln freigelassen, im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge. Israel vermutet, dass noch mehr als 100 Geiseln in dem Küstenstreifen festgehalten werden.
Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, inzwischen mindestens 20.000 Menschen getötet. (Tsp)
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Ein zentraler Streitpunkt war die mögliche Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe. Ein entsprechender Passus fand dann keinen Eingang in die Resolution. Darin heißt es lediglich, es müssten ,,mit aller Dringlichkeit" die Bedingungen geschaffen werden, die ,,eine nachhaltige Einstellung der Kampfhandlungen" ermöglichen.
Für die Resolution stimmten 13 der 15 Mitgliedstaaten des mächtigsten UN-Gremiums, die Veto-Staaten USA und Russland enthielten sich.
Israel hatte nach der Verabschiedung der Resolution angekündigt, dass es weiterhin alle humanitären Lieferungen in den Gazastreifen kontrollieren werde. Dies sei ,,aus Sicherheitsgründen" erforderlich, schrieb Cohen im Onlinedienst X. Die Hamas bezeichnete die Resolution als ,,unzureichend".
Unterdessen gingen die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen weiter. Die israelische Armee teilte mit, dass die Einsätze in der Stadt Gaza unvermindert fortgesetzt würden. Dort seien Straßenkämpfe mit Hamas-Kämpfern im Gange.
UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte erneut das Vorgehen Israels in dem Konflikt. ,,Die Art und Weise, in der Israel diese Offensive durchführt, schafft riesige Hürden für die Verteilung von humanitärer Hilfe in Gaza", schrieb er. Um humanitäre Hilfe effektiv nach Gaza zu bringen, brauche es unter anderem Mitarbeiter, die in Sicherheit arbeiten könnten.
Die UN hatten am Tag zuvor angesichts einer ,,weltweit beispiellosen" Lage im Gazastreifen vor dem Hungertod Hunderttausender Palästinenser gewarnt.
Eine neue Studie mehrerer UN-Agenturen und anderer Institutionen vom Donnerstag kommt zu dem Schluss, dass in dem abgeriegelten Küstenstreifen 577.000 Menschen in die schwerwiegendste Kategorie des Hungers fallen.
Im gesamten Rest der Welt zusammen gibt es dagegen gegenwärtig 129.000 Menschen, die der Analyse zufolge ähnlich bedroht sind.
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Palästinenser bekommen 118 Millionen von EU:
Die Palästinenserbehörde im Westjordanland bekommt von der EU weitere Finanzhilfen im Umfang von mehr als 118 Millionen Euro. Die Billigung der Mittel sei nach sorgfältiger Prüfung erfolgt, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag mit.
Derzeit werde nachgedacht, wie eine künftige längerfristige Unterstützung aussehen könnte. Planungen für 2024 gibt es bereits.
Der jetzt bewilligte Millionen-Betrag kommt nach Kommissionsausgaben aus einem schon existierenden Topf für Palästinenser-Hilfen, der für die Jahre 2021 bis 2024 etwa 1,2 Milliarden Euro umfasst.
Die Finanzhilfe für die Palästinensische Autonomiebehörde soll es unter anderem ermöglichen, dass in ihrem Zuständigkeitsbereich Gehälter und Pensionen für Beamte sowie Sozialhilfeleistungen für arme Familien gezahlt werden können. (dpa)
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,,So etwas habe ich noch nie gesehen. Das Ausmaß der akuten Ernährungsunsicherheit ist in Bezug auf Schwere, Geschwindigkeit der Verschlechterung und Komplexität beispiellos", sagte die New Yorker Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP), Shaza Moghraby.
Bei den von ,,katastrophalem" Hunger bedrohten Menschen angesichts der israelischen Angriffe handele es sich um mehr als ein Viertel der über zwei Millionen Menschen in dem Gebiet. Fast alle Bewohner seien von Hunger oder Vertreibung betroffen.
Als Folge der israelischen Kriegsführung sei die humanitäre Situation im Gazastreifen dramatisch. Es braucht den UN zufolge dringend mehr Hilfslieferungen, damit die hohe Zahl Tausender ziviler Opfer nicht weiter ansteigt.
,,Wir können nicht darauf warten, dass eine Hungersnot ausgerufen wird, bevor wir handeln", sagte Moghraby. (AFP, dpa, Tsp)
Aus: "Update Trotz dramatischer Lage der Palästinenser: Israel lehnt auch nach UN-Resolution neue Gaza-Strategie ab" (22.12.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/viermal-mehr-als-im-rest-der-welt-hunderttausende-in-gaza-von-hungertod-bedroht-10965667.html (https://www.tagesspiegel.de/internationales/viermal-mehr-als-im-rest-der-welt-hunderttausende-in-gaza-von-hungertod-bedroht-10965667.html)
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"Zivile Opfer in Gaza: Das laute Schweigen der Deutschen" Essay von Daniel Bax (7.1.2024)
Mit der Haltung zum Nahost-Krieg verrät Deutschland seine Werte. Statt den Kurs zu hinterfragen, verstehen sich Medien als Hüter der ,,Staatsräson". ... Zu Russlands Krieg gegen die Ukraine fanden deutsche Politikerinnen und Politiker klare Worte. Deutschland stehe ,,in der Pflicht, die Menschenrechte überall und zu jeder Zeit zu achten und zu verteidigen", erklärte Olaf Scholz im Herbst 2022 vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Den Internationalen Strafgerichtshof und den UN-Menschenrechtsrat werde sein Land ,,mit aller Kraft" unterstützen, versprach er. Und: Hunger dürfe nie wieder als Waffe eingesetzt werden, sagte der Kanzler an anderer Stelle.
,,Gezielte Angriffe auf zivile Infrastrukturen – mit der klaren Absicht, Männer, Frauen und Kinder von Wasser, Strom und Heizung abzuschneiden – sind reine Terrorakte", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Oktober 2022 vor dem Europaparlament in Straßburg, wo sie auch klarstellte: ,,Das sind Kriegsverbrechen." Und Außenministerin Baerbock sagte im Februar 2023 vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf mit Blick auf die Kinder, die in diesem Krieg zum Opfer werden: ,,Wir müssen ihre Namen aussprechen und ihre Rechte fördern. Und wir müssen die Täter beim Namen nennen".
Zu Israels Kriegsführung in Gaza fehlen deutschen Politikerinnen und Politikern dagegen die Worte – und das seit drei Monaten. ...
https://taz.de/Israels-Krieg-in-Gaza/!5981361/ (https://taz.de/Israels-Krieg-in-Gaza/!5981361/)
Quote[...] Russische Streitkräfte sind weiter bei Awdijiwka vorgerückt. Das dokumentiert das Institute for the Study of War (ISW) in seinem jüngst veröffentlichten Lagebericht unter Berufung auf geolokalisierte Daten. Demnach deuten die Aufnahmen darauf hin, dass das russische Militär jeweils nordöstlich der Siedlungen Opytne und Stepowe kleinere Fortschritte erzielt hat. Ukrainische Truppen setzten ihre Bemühungen um einen Gegenangriff fort, hieß es weiter.
Auch in der Region um Bachmut sind den russischen Streitkräften den Angaben nach territoriale Gewinne gelungen. Geolokalisierte Daten, die vom ISW ausgewertet worden sind, deuten darauf hin, dass Russland zuletzt in der Nähe der Siedlung Spirne vorrücken konnte. Weiter soll das russische Militär in einem neuen Gebiet nordöstlich von Bachmut Angriffe durchgeführt haben und dadurch bei den Ortschaften Berestowe und Wyjimka vorgedrungen sein. Das ISW bezieht sich bei dieser Information auf die Meldung eines russischen Militärbloggers, hat jedoch noch keine visuelle Bestätigung dafür vorliegen.
Auch südwestlich von Bachmut sind russische Soldaten vorgerückt. Geolokalisierte Aufnahmen zeigen laut ISW, wie sie am nordwestlichen Stadtrand von Klischtschijiwka vorstoßen. Weitere geolokalisierte Daten sollen nach Auswertungen des ISW ukrainische Streitkräfte bei Stellungskämpfen östlich von Klischtschijiwka zeigen.
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Aus: "Russland rückt an zwei Frontabschnitten vor" (23. Dezember 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/karte-ukraine-krieg-russland-frontverlauf-truppenbewegungen (https://www.zeit.de/politik/ausland/karte-ukraine-krieg-russland-frontverlauf-truppenbewegungen)
QuoteVivaldiX
Ich frage mich, wann dieser irrsinnige Krieg endlich beendet wird. Solange eine Partei glaubt, der anderen ihre Bedingungen zu diktieren, wird es wahrscheinlich keinen Frieden geben. Die vergangenen Jahre haben doch deutlich gemacht, dass alle Vorhersagen von einem bevorstehenden Sieg Makulatur sind. Schon vor 1 Jahr habe ich hier im Forum die Frage gestellt: "Was ist, wenn keine Partei gewinnen kann?" - Will man dann diesen Krieg ewig fortsetzen und weitere viele tausend Menschen in den Tod schicken? Die Verluste sind auf beiden Seiten enorm - man schätzt inzwischen die Zahl der Toten auf russischer Seite auf über 120 000 und auf ukrainischer Seite auf über 80 000. Inzwischen sickert durch, dass auch in der Ukraine langsam eine Kriegsmüdigkeit einsetzt, die Zahl der Deserteure stark zugenommen hat und Wehrpflichtige teilweise mit Gewalt in die Rekrutierungsbüros geprügelt werden. Bei unseren Militärstrategen hier im Forum scheint diese Erkenntnis allerdings noch nicht angekommen sein. An dieser Gesamtsituation werden auch nicht viele weitere Waffenlieferungen etwas ändern können. Aber es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis diese Einsicht die maßgeblichen Akteure erreichen wird. Bis dahin werden noch viele Menschen sinnlos sterben.
QuoteErgie Weggedorn
Richten Sie doch bitte Ihre Appelle an Moskau, dort kann man den Krieg jeden Tag beenden.
Stattdessen kauen Sie russische Propaganda wieder und möchten gern, das die Ukraine aufgibt, nicht wahr? Dummerweise vergessen Sie dabei, dass weder Sie noch sonst jemand hier das zu entscheiden hat. Das entscheidet ganz allein die Ukraine und nicht wir hier.
QuoteS.Mali
Zitat: ,,Das Dorf Klischtschijiwka war erst im September von der Ukraine zurückerobert worden. Jetzt gelingen den Russen wieder Vorstöße. Die Ukraine rückt bei Awdijiwka vor."
,,Im Osten nichts Neues", frei nach Erich Maria Remarque.
...
Im Westen nichts Neues ist ein 1928 verfasster Roman von Erich Maria Remarque, der die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten schildert. Obwohl Remarque selbst das Buch als unpolitisch bezeichnete, ist es als Antikriegsroman zu einem Klassiker der Weltliteratur geworden. Der Roman wird in der Literaturwissenschaft überwiegend der Neuen Sachlichkeit zugeordnet. ... Bei den Nationalsozialisten hatte sich Remarque mit seinem Roman Feinde gemacht. Als Teil ihrer Rufmordkampagne gegen den missliebigen Autor bezweifelten sie dessen Authentizität und verbreiteten das Gerücht, er habe überhaupt nicht am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Während der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen 1933 wurden zahlreiche Exemplare von
Im Westen nichts Neues vernichtet. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Im_Westen_nichts_Neues (https://de.wikipedia.org/wiki/Im_Westen_nichts_Neues)
Quote[...] Russlands Staatsfernsehen ist schon lange ein Gruselkabinett des Hasses und der Kriegstreiberei. Aber in letzter Zeit dröhnen die Propaganda-Trommeln noch lauter als sonst. Die ins Studio geholten «Experten» übertreffen sich mit primitiven Verwünschungen an die Adresse der Ukraine und des Westens. Seelenruhig wird damit gedroht, die Hauptstadt Kiew auszuradieren oder ganze Länder der Nato mit Atombomben einzuäschern. Das Publikum darf miträtseln, wen Russlands Panzer als Nächstes überrollen – die Balten oder die Polen –, bis dann die überfällige «Entnazifizierung» Berlins ansteht.
«Wir müssen bis zu natürlichen Grenzen vorstossen», bis zum Atlantik, räsonierte kürzlich Wladimir Solowjow, der am Staatsfernsehen die Rolle des Kreml-Chefpropagandisten spielt. Als Teil des Russischen Reiches hätten die Portugiesen ein wunderbares Leben, meinte er.
Solche grotesken Aussagen sind nicht zum Nennwert zu nehmen. Aber man sollte sie auch nicht als belanglos abtun. Die ständige Hetze entspringt keineswegs dem Zufall oder den Köpfen einiger Spinner, sondern spiegelt eine Strategie des Regimes von Wladimir Putin. Es geht darum, das Land in einen Kriegstaumel zu versetzen und dem Volk eine tägliche Dosis imperialer Grossmannssucht einzuimpfen.
Wenn die staatlich bezahlten Kommentatoren darüber sinnieren, wie gerne sich Ukrainerinnen von russischen Soldaten vergewaltigen lassen, wenn sie das Aufschlitzen feindlicher Kehlen zur christlichen Tat verklären, die Tötung von mehreren Millionen Ukrainern zur Staatsräson erheben wollen und die Jagd auf Opponenten im Ausland mit der Vergiftung von Ungeziefer gleichsetzen, so dient dies auch dazu, zivilisatorische Normen umzustossen. Von Kaliningrad bis Wladiwostok soll niemand durchschauen, was Russlands Krieg ist: eine Barbarei epochalen Ausmasses.
Dies beantwortet aber nicht die Frage, was der Drahtzieher dieses Irrsinns im Schilde führt – und wie weit er gehen will. Die kurze Antwort lautet: so weit, wie man ihn lässt. Putin wird seine Aggression fortsetzen, bis er gestoppt wird und erkennt, dass er auf dem Kriegspfad mehr zu verlieren als zu gewinnen hat.
Seine Äusserungen, vor allem aber sein Handeln gibt wichtige Aufschlüsse. Zwar strotzt auch Putins Rhetorik von Absurditäten, die die Frage aufwerfen, ob kühle Demagogie dahintersteckt oder fortgeschrittener Wahnsinn. Ohne Wimpernzucken verkündete der Diktator diesen Monat, Russland kämpfe in der Ukraine für die «Freiheit der gesamten Welt». Sein Land zähle zur Avantgarde einer Bewegung für eine gerechtere internationale Ordnung – blanker Hohn aus dem Mund eines Mannes, der das Völkerrecht mit Füssen tritt und Leid über Millionen unschuldiger Menschen gebracht hat.
Aber jenseits solcher Propagandafloskeln sind bei Putin inhaltliche Konstanten erkennbar. Erstens leugnet er beharrlich die Existenz einer ukrainischen Nation. Dass es sich um ein Volk mit eigener Geschichte, eigener Sprache, anderen Mentalitäten und einem ausgeprägten Selbstbehauptungswillen handelt, will er nicht wahrhaben. Daher ist es eine Illusion, zu glauben, es gehe um einen blossen Territorialstreit, den man mit einem Kompromiss beilegen könnte. Putin wird sich mit einem Gebietsstreifen im Osten nicht zufriedengeben. Sein Plan ist die Auslöschung der Ukraine als freiheitlicher Staat ausserhalb der russischen Machtzone.
Siegesgewiss hat der Kreml nun die alten Ziele nochmals bekräftigt: «Entnazifizierung» – gemeint ist der Sturz der demokratisch gewählten Regierung in Kiew – und «Entmilitarisierung», die Auflösung der ukrainischen Streitkräfte. Hinzu kommen masslose territoriale Forderungen: Putin erhebt Anspruch auf die gesamte ukrainische Schwarzmeerküste und indirekt auf einen Grossteil des übrigen Landes. Er gibt zu verstehen, dass er die restliche Konkursmasse, darunter einige im 20. Jahrhundert der Sowjetukraine angegliederte Gebiete im Westen, grosszügig den Nachbarn Polen, Ungarn und Rumänien überlassen könnte. Es wirkt, als hätten solchen Teilungsplänen Hitler und Stalin Pate gestanden.
Aus Putins Äusserungen geht auch hervor, was das ukrainische Volk unter seiner Herrschaft zu erwarten hätte: gewaltsame Russifizierung, ideologische Umerziehung, Vernichtung der einheimischen Eliten. In den besetzten Gebieten im Südosten geschieht dies bereits jetzt. In Moskauer Schubladen liegen zudem Vorschläge für die Umsiedlung von mehreren Millionen Ukrainern nach Sibirien – auch dies eine Idee im Geiste Stalins.
Eine zweite Konstante Putins besteht in der Kampfansage an den Westen. Der Kreml zeichnet das Bild einer epischen Konfrontation mit Amerika und seinen Verbündeten, die weit über die Ukraine hinausreicht. Unablässig hämmert Putin seiner Bevölkerung ein, dass der Westen die Zerstückelung und Ausbeutung Russlands vorhabe. Es ist eine Propagandalüge, an die das Regime offenkundig selber nicht glaubt. Anders ist nicht zu erklären, weshalb Russland seit 2022 den Grossteil seiner Truppen an der Grenze zu Finnland, Norwegen und zum Baltikum abgezogen und in die Ukraine verlegt hat. Wäre Putin wirklich davon überzeugt, dass die Nato Russland überfallen möchte, würde er seine Grenzen nicht entblössen.
Zur Manipulation der eigenen Bevölkerung eignet sich die Fiktion vom böswilligen Westen jedoch gut. Das Regime kann damit jede Schuld am gigantischen Blutzoll im Ukraine-Krieg, an den Sanktionen und den explodierenden Militärausgaben von sich weisen und sie als von aussen erzwungene Übel darstellen. Putin vermag sich zugleich als Führer in einem nationalen Überlebenskampf zu inszenieren.
Krieg und Konfrontation dienen daher, drittens, hauptsächlich einem innenpolitischen Zweck. Seit seinem Aufstieg in den Kreml vor 24 Jahren während des zweiten Tschetschenienkrieges hat Putin die Erfahrung gemacht, dass sich damit die Macht absichern lässt. In den letzten Jahren wurde die Notwendigkeit aussenpolitischer Abenteuer zur Legitimierung der Kreml-Herrschaft immer grösser. Denn wirtschaftlich kann der Staatschef wenig vorweisen – Russland wird zunehmend abgehängt, von Amerika ohnehin, aber auch von wichtigen Schwellenländern.
Ein echter Frieden mit Russland ist daher illusorisch, solange Putin an der Macht bleibt. Eine aggressive, imperiale Politik ist das eigentliche Lebenselixier seines Regimes. Selbst wenn er wollte, gibt es für ihn keinen Weg zurück zu Kooperation mit dem Westen. Eine solche Kehrtwende wäre der Bevölkerung nicht zu vermitteln, und ohne die staatlichen Finanzspritzen in die Rüstung würde der Wirtschaftsmotor vollends abgewürgt. Viel naheliegender ist es für den Kreml deshalb, die Konfrontation weiter zu schüren und den Einsatz noch zu erhöhen.
Nach den horrenden Verlusten der russischen Armee – schätzungsweise 300 000 Getötete und Verletzte – könnte man meinen, dass selbst Putin an seiner Kriegspolitik zweifeln müsste. Aber nichts deutet darauf hin. Proteste hat er nicht zu befürchten, sein Repressionsapparat scheint alles im Griff zu haben. Trotz Sanktionen, Kapitalflucht und dem Exodus von Investoren ist der wirtschaftliche Kollaps ausgeblieben. Putin dürfte sich am längeren Hebel fühlen.
Er hat die Rüstungsindustrie erfolgreich angekurbelt, während der Westen Mühe bekundet, die Munitionsproduktion rasch genug hochzufahren. Das Reservoir an Soldaten ist in Russland grösser als in der bevölkerungsmässig nur ein Viertel so grossen Ukraine. Nicht zuletzt winkt dem Kreml die Chance einer Rückkehr Donald Trumps ins Weisse Haus. Das Ende der amerikanischen Militärhilfe an die Ukraine und eine Existenzkrise der Nato wären dann ein realistisches Szenario.
Obwohl Russland wirtschaftlich vergleichsweise ein Zwerg ist, untergräbt es die Sicherheit des ganzen Kontinents. Seine ökonomische Schwäche macht Putin mit grösserer Entschlossenheit und krimineller Energie wett. Systematisch plant er für einen langen Krieg. Der Westen dagegen hat die Zeitenwende verschlafen, verwehrt der Ukraine wichtige Waffensysteme, duldet die Umgehung der Russland-Sanktionen und begnügt sich in Europa mit Armeen, denen die Munition nach wenigen Wochen Krieg ausginge.
Unterschätzt werden noch immer die Folgen eines Zusammenbruchs der Ukraine – riesige Flüchtlingsströme, ein Vorrücken russischer Truppen nach Mitteleuropa und ein Signal an die ganze Welt, wie wertlos westliche Hilfsversprechen sind. Selbst ein sofortiger Waffenstillstand brächte keine Abhilfe, denn Putin würde ihn nutzen, um seine geschwächte Armee zielstrebig auszubauen. In einigen Jahren wäre Russland dann bereit, auch Nato-Gebiete wie das Baltikum zu bedrohen.
Ein lange Zeit verschmähtes Wort muss daher wieder salonfähig werden: Abschreckung. Amerika und Europa können den Frieden nur sichern, wenn sie Regelbrecher wie Moskau und Peking vor Angriffen zurückschrecken lassen. Das wird teuer werden, nachdem man die nötigen Investitionen in die Verteidigung und die Rüstungsindustrie zu lange hinausgeschoben hat. Der am wenigsten schmerzhafte Weg führt weiterhin über die Ukraine: Je schneller und umfassender dieses Land die nötige Hilfe gegen Russland erhält, desto eher lässt sich das Kalkül des Kremls durchkreuzen.
Aus:"Kommentar: Zwischen Grössenwahn und eiskaltem Kalkül: Putin plant einen langen Krieg" Andreas Rüesch (29.12.2023)
Quelle: https://www.nzz.ch/meinung/russland-gegen-ukraine-putin-plant-einen-langen-krieg-ld.1772254 (https://www.nzz.ch/meinung/russland-gegen-ukraine-putin-plant-einen-langen-krieg-ld.1772254)
QuoteAlfons Widmer
Sachliche realistische Analyse. Jetzt stelle man sich eine Beurteilung desselben Gegenstandes von Roger Köppel bzw. der WELTWOCHE vor!
QuoteMartin Rust
Würde ich gern lesen.
QuoteL. M.
Bin bei ihnen, Herr Widmer, eine gute Analyse von Herr Rüesch.
Bezüglich Roger Köppel:
Köppel ist tragisch. Er war mal eine interessante, andere Stimme, die vieles, was in der EU sicherlich schiefläuft, frühzeitig verstanden und in die gesellschaftliche Diskussion in der Schweiz gebracht hat. Ich denke die Schweiz hat davon profitiert.
Inzwischen lebt er mit seiner Weltwoche allerdings davon, den Systemhass der Verqueerdenker zu bewirtschaften, und mit dem Schritt zum Putin-Versteher hat er endgültig den Platz des freiheitsliebenden kritischen Denkers aufgegeben.
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Quote[...] Der Journalist Köppel ist zwar seit 2015 Abgeordneter der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) im Nationalrat. Doch richtig heimisch, so wirkt es bis heute, ist der 57-Jährige im Bundeshaus in Bern nicht geworden. Er fehlt oft, schon zwei Mal hat ihn das Boulevardblatt Blick zum "Absenzenkönig" im Nationalrat gekürt. Er sei "ein hoch engagierter Unternehmer einer erfolgreichen Firma" und eben kein reiner Berufspolitiker, rechtfertigte sich Köppel, der im Hauptberuf Verleger und Chefredakteur der Weltwoche ist. Das einst eher linksliberale Magazin hat sich unter seiner Führung zum Sprachrohr der Schweizer Rechtspopulisten entwickelt. ...
Aus: "Streitbarer Köppel verlässt die Politik" (4. März 2023)
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/roger-koeppel-schweizer-nationalrat-politik-abschied-weltwoche-chefredakteur-1.5762667 (https://www.sueddeutsche.de/politik/roger-koeppel-schweizer-nationalrat-politik-abschied-weltwoche-chefredakteur-1.5762667)
QuoteRoger Jürg Köppel (* 21. März 1965 in Zürich; heimatberechtigt in Küsnacht und Widnau) ist ein Schweizer Journalist, Medienunternehmer, Publizist und Politiker (SVP). Seit 2001 ist er Chefredaktor des Wochenmagazins Die Weltwoche, mit einem zweieinhalbjährigen Intermezzo als Chefredaktor bei der bundesdeutschen Tageszeitung Die Welt (2004–2006), seit 2006 auch Verleger. Von 2015 bis 2023 war er Mitglied im Schweizer Nationalrat. ... Am Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 titelte die Weltwoche mit der Schlagzeile «Putin, der Missverstandene».[35] Unter dem Titel «Kleine Psychologie der Putin-Kritik» schrieb Köppel in der Weltwoche, Putin werde «von Journalisten und Intellektuellen» gehasst, «weil er für all das steht, was sie ablehnen, verteufeln und was deshalb nicht sein darf: Tradition, Familie, Patriotismus, Krieg, Religion, Männlichkeit, Militär, Machtpolitik und nationale Interessen». Putin entlarve, so Köppel, «den hohlen Moralismus seiner Gegner. Und die Dekadenz des Westens». Durch das Auffahren seiner Panzerdivisionen habe Putin klargemacht, es gebe «da draussen doch noch so etwas wie eine harte Wirklichkeit der Tatsachen, nicht nur das eingebildete Metaversum der ‹Diskurse› und ‹Narrative›, mit denen man sich die Welt so zurechtlegt, wie man sie gerne hätte. Vielleicht, hoffentlich, ist Putin der Schock, den der Westen braucht, um wieder zur Vernunft zu kommen». Laut Köppel ist Putin «nicht unser Feind», sondern «unser potenzieller Partner». ,,,
... Im Mai 2023 wurde Köppel für einen Besuch in Moskau kritisiert, bei dem er unter anderem den Propagandisten Wladimir Solowjow und die für Kriegsverbrechen sanktionierte Marija Lwowa-Belowa interviewte. In der Weltwoche hatte Köppel Ende April 2023 über seinen Aufenthalt in Moskau — dem, wie er es nannte, «Epizentrum des angeblich Bösen» — geschrieben: «Mediterrane Unbeschwertheit herrscht, Fröhlichkeit in überfüllten Restaurants, aber auch Ordnung und Sauberkeit beeindrucken, freundliche Polizisten, keine Klima-Vandalen.» Vielleicht, so Köppel, komme «der Hass auf Russland auch daher, dass sich die Russen einfach dem Wahnsinn verweigern, der unsere westliche Welt zugrunde richtet: grüne Ideologie, politkorrekte Meinungsverbote, Gender-Irrsinn, Zertrümmerung der Familie, Verwahrlosung des Rechtsstaats, blinder Gehorsam gegenüber den USA. Sind die Russen heute die besseren, die wahren Europäer? Nach einem Besuch in ihrer Hauptstadt könnte man es fast meinen.» ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_K%C3%B6ppel (https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_K%C3%B6ppel) (30. Dezember 2023)
Link (Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Dezember 2023 um 05:48):
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Roger_K%C3%B6ppel&oldid=240655127 (https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Roger_K%C3%B6ppel&oldid=240655127)
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QuoteDietmar Wandel
Wer sich mit der Geschichte der Ukraine beschäftigt, dazu sind offenbar viele Kommentatoren nicht fähig, muss zweifelsfrei feststellen, dass dieser Krieg hätte vermieden werden können (Stichwörter: Regime-change eines gewählten Janukowitsch, Maidan wird nicht aufgeklärt, Frau Nuland - fu... the EU, usw).
Der Hass auf Putin vernebelt offenbar den Blick auf Leid und Tod und Zerstörung, statt dem Frieden eine Chance zu geben.
QuoteJ. S.
Die Ukraine ist eine unabhängige Demokratie, was man in Russland nicht begreifen kann oder will. Tatsache ist: Russland hat sein perfekt völkerrechtlich unabhängiges Nachbarland aus imperialistischen Gründen überfallen und mordet und zerstört dort.
QuoteHelmut Biely
Ja, weiter als Vasallenstaat von Putins Gnaden hätte der Friede der Ukraine aufrecht erhalten werden können. Dummerweise ,,der Friede eines Kirchhofs", den die Ukrainer nicht wollten. ...
QuoteS. O.
Papiertiger hüben wie drüben. Eigene Söhne oder sich selber wird man nicht an die Front stellen. Da werden nur Bauern geopfert.
QuoteM. S. S.
Herr Rüesch schreibt für die NZZ aus der neutralen Schweiz über Grossmachtpolitik. Das ist bemerkenswert. Bei der NZZ hat man die Neutralität leider längst abgeschrieben, obwohl sie im Volk weiterhin tief verankert ist. NATO- und EU-Beitritte sind als strategische Ziele eigentlich bereits festgelegt, obwohl diese Vorhaben im Volk chancenlos sind. Bedauernswert ist das in der Tat. Wir sind heute konfrontiert mit zunehmenden Rivalitäten zwischen den Grossmächten (USA, Russland, China). Die Hegemonie der USA wird herausgefordert. Diese Rivalitäten können grundsätzlich in grösseren Kriegen ausarten. Die Schweiz muss als Kleinstaat neutral bleiben, immerwährend und bewaffnet. Sonst werden wir in solche Kriege mit hineingezogen. Dazu gehört eine rasche und massive Aufrüstung der Armee. Ebenso hätte das Kriegsmaterialgesetz längst angepasst werden müssen. Militärische Abschreckung ist notwendig, das ist richtig. Realpolitik und Interessenspolitik anstelle einer wertebasierten Aussenpolitik ist ebenso wichtig. Mit Russland wird man verhandeln müssen, daran führt kein Weg vorbei.
QuoteUlrich Amstutz
Das Fazit des Kommentars ist - leider! - genau richtig: unser Kontinent ist zurück in einem kalten Krieg, Europa und Amerika müssen mögliche Agressoren genügend abschrecken können.
In Korea ist der kalte Krieg gar nie zu Ende gegangen, er dauert dort seit bald 75 Jahren ununterbrochen an. Was soll eigentlich werden, wenn Russland den Weg Nordkoreas einschlägt?
Russland kann dann nicht "besiegt" werden, höchstens zurückgedrängt, weil die fortgesetzte Konfrontation Bedingung zum Machterhalt geworden ist. Wenn die zu Sowjetzeiten doch meistens einigermassen rationale Kalkulation des Verhältnisses von Zwecken, Zielen und Mitteln entfällt, wenn die unsäglichsten Lebensbedingungen der eigenen Bevölkerung akzeptabel sind zwecks Machterhalt der Elite, wenn alle politischen und humanitären Skrupel aus der russischen Politik dauerhaft verschwinden sollten, dann muss wie an der innerkoreanischen Grenze mit dauernden Provokationen und einem jederzeit möglichen Grosskrieg gerechnet werden, sollte die Abschreckung durch den Eindruck einer Schwäche versagen.
Der kalte Krieg droht in seiner extremsten Ausprägung zu uns zurückzukehren, nämlich in Form eines brüchigen, instabilen Waffenstillstandes, der jederzeit gebrochen werden könnte.
Deshalb ist es so entscheidend, die Ukraine vorbehaltlos zu unterstützen: Keinesfalls schwach erscheinen!
Wer auf den Sachverhalt hinweist, ist deswegen keine Kriegsgurgel. Es löst kein Problem, das Seismometer für das Erdbeben verantwortlich zu machen.
QuoteBjörn Andersson
Russland muss auch nicht "besiegt" werden, eine Minderheit der Russen ist ja gegen Putin und der brain-washed andere Teil wird "einmal" erschreckt aufwachen, wie damals die glühenden Anhänger der Nationalsozialisten in Reue wieder Gutmachung gelobten.
Das Z-Terror Regime Putins muss eliminiert werden und Russland wird wie einst die UDSSR zerfallen, diesmal in autonome Staaten ggf. Staatenbündnisse einzelner der 160 verschiedene Völker in Russland.
Die Atomwaffen wird Ex-RuZzia abgeben und bekommt im Kiewer- Memorandum von USA, GB, F und Ukraine zugesichert, künftig nicht Angegriffen zu werden.
QuoteUlrich Amstutz
Das wäre gut, Herr Andersson. Bin da leider nicht so optimistisch:
Deutschland wurde erst im 2. WK in dem Sinne besiegt, dass der überwältigende Teil der Bevölkerung die Niederlage auch anerkannte. Nach dem 1. WK standen die Dolchstosslegende von der "im Felde unbesiegten Armee" und verständliche Wut über den Versailler Vertrag bei Teilen der Bevölkerung der Erkenntnis im Weg, eben militärisch "ganz" verloren zu haben und ev. mit Vorteil teilweise umzudenken.
Angesichts der Weitläufigkeit Russlands halte ich eine formelle Besatzung, wie in Deutschland nach 1945, für illusionär. Diese wäre Voraussetzung für ein "Erwachen" der Z-ler. Imperiale Überlegenheitsgefühle weichen nicht ohne Not.
Es erscheint fraglich, ob durch die Entfernung Putins eine andere russische Politik erreicht würde. Das ist ein Krieg der meisten Russen, nicht nur Putins.
Die Veränderung muss viel grösser ausfallen, als nur den "Zaren" auszutauschen. Ohne Besetzung glaube ich nicht an den nötigen Austausch tonangebender Kreise.
Die KGBler Putins haben 1989 überstanden.
Die Gewalt ist in Russlands Gesellschaft und Politik endemisch. Seit Peter dem Grossen erwartet Westeuropa eine "baldige" "Modernisierung" des Landes, wirtschaftlich, gesellschaftlich, geistig. Wir warten seit 300 Jahren.
Russland ist autokratisch geblieben, eine Trennung von Kirche und Staat fehlt, Andersdenkende werden als Abweichler in die Wildnis verbannt, eine Entwicklung hin zu mehr Toleranz oder Demokratie setzt sich nicht durch.
QuoteBjörn Andersson
für alle Putin Verseher: Kriege von RuZzia - State Sponsors of Terrorism
1953 Niederschlagung Aufstands vom 17. Juni 1953 in der DDR
1956 Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstands
1968 Niederschlagung des Prager Frühlings
1969 Chinesisch-Sowjetischer Grenzkrieg
1974–1991 Militärische Unterstützung des kommunistischen
Regimes im äthiopischen Bürgerkrieg
1975–2002 Unterstützung der MPLA im angolanischen Bürgerkrieg
1977–1978 Unterstützung Äthiopiens im Ogadenkrieg gegen Somalia
1979–1989 Militärintervention in den Afghanischen Bürgerkrieg
1991–1992 Georgisch-Südossetischen Krieg 1994–1996 Erster Tschetschenienkrieg
1999–2009 Zweiter Tschetschenienkrieg
1999 Dagestankrieg
2008 Militäreinsatz im Kaukasuskrieg (Seite südossetischer Rebellen)
2014 Invasion und nachfolgende Annexion der Krim & bis heute Terror Einsatz in der Ostukraine
2015 Militärischer Eingriff auf Seiten der Regierung Syriens im Syrischen Bürgerkrieg
2018 bis heute Militärische Unterstützung des Kampfes gegen die libysche Regierung auf Seiten Marschall Haftars mit Wagner-Söldnern der GRU
2019 bis heute Militärische Unterstützung des Kampfes gegen die Ahlu Sunnah Wa-Jama in Mosambik mit Wagner der GRU
2020 bis 2023 Truppen in Bergkarabach, Aserbaidschan
02.2022 Überfall auf die Ukraine (terroristicher Angriffskrieg)
23.11.2022 Russia official declared as "state sponsor of terrorism"
17.03.2023 Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) erlässt Haftbefehl gegen Putin wegen Kriegsverbrechen
QuoteDietmar Wandel
Für die Kriegsrhetoriker fehlen mir in Ihrer Aufstellung die Angriffskriege und Regime-changes der USA und NATO (Serbien). Deren Folgen für die Welt, insbes. Europa (Migration) haben schwer wiegende Schwierigkeiten gebracht.
QuoteBjörn Andersson
sie hätten als lieber...
- den Genozid von Serbien an Bosnien weiter laufen lassen, dien NATO nicht invernieren lassen? ...
- Saddam Hussein weiter mit Giftgas Anschlägen tausende Kurden (Kinder, Zvilisten) und auch eingene Landsleute ermorden lassen? ...
etc. etc. etc.
QuoteRenate Storz
Billige Rechtfertigung eines Angriffskrieges, der ein Land zerstört hat und das heute im Chaos versinkt. Wie stehen Sie zu den Folterungen von Kriegsgefangenen der USA nicht im eigenen Land, sondern in Osteuropa?
QuoteChristof Schweiger-Cociani
Einseitige Darstellungen erwecken grundsätzlich den Eindruck der Parteilichkeit.
QuoteHeinz Gamber
Es kommt selten vor, dass ich einen Artikel nicht zu Ende lese. Dieser Artikel ist so voll mit Unwahrscheinlichem und USA Propaganda, besser könnte es Göbels nicht. Mir wurde es richtig schlecht beim lesen. Unverständlich für mich, dass eine neutrale Weltzeitung wie die NZZ so einen Artikel veröffentlicht. SCHANDE!
QuoteK. L.
... Ich kann es nur wiederholen: der Vorstoss gegen Osten war ein schwerer Fehler und zeugt von unfassbarer Verantwortungslosigkeit unserer Eliten. Die Schäden sind bereits immens und werden sich wohl noch vervielfachen. Wer 2014 nicht begriffen hat, dass wir die roten Linien der Russischen Föderation definitiv erreicht haben, ist einfach schwachsinnig oder kriminell inkompetent.
QuoteGünther Anderer
Putins rote Linien sind für Sie also der Maßstab? Das nenne ich mal Linientreue.
QuoteTom Harst
Die Spaltung der Welt in Gut und Böse, in Schwarz und Weiss. Farbe ist nach transatlantischer Leseart offenbar nur noch bei den vom ,,Wertewesten" weltweit provozierten Regimewechseln und im Rahmen der Genderideologie vorgesehen. Schöne neue Welt.
QuoteM. K.
Ruesch und seine Apologeten merken offenbar nicht, wie sehr sie sich im Geiste Putin schon angenähert haben. Wenn die Droge Krieg nicht mehr genug wirkt, dann wird halt vom totalen Krieg phantasiert, hueben wie drüben. Und jeder blendet die eigenen Verluste aus. Und überhöht die angeblichen Kapazitäten des Gegners. Anstatt ein nur paar Besoffene zu zitieren, wäre es doch angebracht, zu fragen, wie Putin denn das alles erreichen will. Schon jetzt gibt es ja Bewegungen russischer Mütter, die ihre Söhne zurückwollen, etc, etc. Das einzig schöne am Krieg ist, dass er irgendwann zu Ende ist. Und weil die beiden Seiten ja voneinander leben: Das einzig schöne an der Kriegsberichterstattung ist, dass sie einmal zu Ende ist. Putin wird verschwinden, und Ruesch dann wieder über Raubüberfälle in Oerlikon berichten.
QuoteMargot Helmers
Herr Rüesch tickt immer gleich, präzise wie eine Schweizer Uhr. Der deutsche Philosoph Georg W. F. Hegel: ,,Aus Lügen, die wir ständig wiederholen, werden Wahrheiten, die unser tägliches Leben bestimmen." Nur ist das mit den Lügen im Informationszeitalter immer schwieriger geworden, mit dem Translator kann man heute jede Zeitung der Welt lesen. Um zu glauben das Russland ein Nato-Land angreifen, ja gar bis Portugal durch maschiert braucht man schon einen IQ einer asiatischen Stechmücke. Die Ukraine hatte diese Woche von den USA die letzten Unterstützungs-Gelder von 250 Millionen US$ für 2023 bekommen, es heisst Herr Selensky hatte das kühl entgegen genommen, so die Washington Post. Herr Selensky fordert (!!) für nächstes Jahr mindestens 23 Milliarden, ansonsten könnten keine Renten an die 10 Millionen Rentner, keine Gehälter an die 1,4 Millionen Lehrer und 500'000 Beamte ausgezahlt werden. Woher soll das Geld kommen? 2024 sind Wahlen in den USA, die Mehrheit der Amis will keine weiteren Milliarden an ein korruptes Land pumpen, entsprechend sind auch u.a. deswegen die Zustimmungswerte für Biden im Keller. Und wenn der Schweflige wieder Präsident wird, dann ist sowieso fertig.
QuoteJürg Simeon
Für Lügen sind Sie bekannt, als Sie behaupteten die Ukrainer setzen Kindersoldaten ein. Ich bin erstaunt dass Ihr Konto noch nicht gesperrt ist.
QuoteM. M.
Inzwischen dürften auf ukrainischer , als auch russischer Seite ganze Jahrgänge junger Männer gestorben sein in einem sinnlosen Krieg.
Es wäre Zeit Frieden zu machen .
Einen Sieg der Ukraine halte ich für Wunschdenken , bar jeder Realität / Geschichtskunde.
QuoteM. T.
Bei allen sicher gut gemeinten Aufrufen zur Aufrechterhaltung der Hilfen für die Ukraine frage ich mich, wie realistisch das ist. 20 Jahre Kampf in Afghanistan gegen die Taliban, dort wo angeblich auch die Bundeswehr die Freiheit Deutschlands verteidigt hat, war letztlich ein Desaster. Die Taliban sind heute an der Macht, mit unendlich viel Geld aus dem Westen und modernsten Waffen, geliefert vorwiegend von den Amerikanern. Ich befürchte, dass sich dieses Desaster auch in der Ukraine wiederholen wird.
QuoteAdrian Wehrli
Die russen wurden in Afghanistan so verhauen wie heute in der Ukraine. Die Geschicht zeigt: Russland als Besatzer, hat keine Chance.
QuoteMarkus Henny
Die Engländer glaube ich auch mal.
QuoteM. T.
Ja auch, richtig. Und die Amerikaner haben das Interesse verloren. Das wird auch in der Ukraine früher oder später der Fall sein. Und zum Problem Europas werden. Keine guten Aussichten.
QuoteHans Rudolf Fischer
Langsam dämmert es: Es gab leider keine Strategie und keine Roadmap für die Vermeidung oder Minimiren von Menschenopfer und Schäden an Haus und Land für den sich seit langem abzeichnenden Konflikt. Aber trotzdem wäre es für die Ukraine nicht besser gewesen, wenn sie kampflos geblieben wär, aber mit mutigem und zähen organisiertem zivilen Ungehorsam, den Okkupanten das Leben so schwer zu machen und zivile Unruhe stiften, bis diese Verhaltensart auch nach Russland überschwappte. Geistige Landesverteidigung und Provokationen, welche Russland erhebliche Kosten und Schwierigkeiten bereiten, gesellschaftlich, ideell und kulturell. Dieser Ungehorsam als intellektuelle Kriegsführung würde auch in Russland zu Unruhen und Umstürzen führen. Dies eben als alternative Strategie zur Landesverteidigung mit Waffen, welche das Land in Schutt und Asche setzt und der zwangsweisen Zurückhaltung von Männern in wehrfähigem Alter , welche zu schmerzhaften und irreparablen Trennungen unter den Flüchtenden führt. Dies als Alternative zum Kampf, Schutt und Asche. Dazu haben wir uns im Westen zu wenig vorbereitet. Im übrigen, auch Putin lebt nicht ewig oder wird bald ersetzt werden. Waren wir blind, taub oder zu viel mit uns selber beschäftigt? ...
QuoteRainer Keil Zu H.R.Fischer,
"wäre es für die Ukraine nicht besser gewesen, wenn sie ... mit mutigem und zähen organisiertem zivilen Ungehorsam ... zivile Unruhe stiften, bis diese Verhaltensart auch nach Russland überschwappte":
Danke für Ihren unkonventionellen Beitrag.
Wer sich einst mit "Soziale Verteidigung" befasst hat
(vgl.
Theodor Ebert,
Soziale Verteidigung,
Waldkirch 1981),
wird nicht wg. d. Gründe, die für sie sprachen, sondern angesichts nur teilw. ermutigender, insgesamt ernüchternder empir. Erfahrungen
(vgl. ber.d.Studie
Anders Boserup, Andrew Mack,
Krieg ohne Waffen? Studie über Möglichkeiten sozialer Verteidigung. Kapp-Putsch 1920 / Ruhrkampf 1923 / Algerien 1961 / ČSSR 1968,
A.d.Dänischen v. H.Kulas u. J.Mez,
Reinbeck bei Hamburg
1974/1983)
v. a. bei totalitären oder autoritären Aggressoren eher skeptisch.
Trotzdem erscheint mir Ihr Beitrag wichtig:
Es gibt, wenn ich recht sehe, zwei große Fehler, von denen ich meine, dass wir sie mit Blick auf gewaltlosen bürgerl. Widerstand von Menschen in der Ukraine gegen den Angriffskrieg und seine aggressiven und demokratiefeindlichen Konsequenzen machen können und vermeiden sollten:
1. Illusionen darüber, was diese Art von Widerstand leisten kann (ernste Alternative?);
2. Ignorieren, was möglich & längst erfolgr. durchgeführt worden ist. Weithin ignorierte Informationen aus der Frühzeit des Angriffskriegs sind zu finden über
[The International Catalan Institute for Peace is a research, dissemination and action organization created by the Parliament of Catalonia in 2007 to promote peace in Catalan society and internationally and make Catalonia play an active role as an agent of peace in the world.] Since the beginning of the Russian invasion of Ukraine, Ukrainian civil society has spontaneously and courageously organized to counter the military occupation through hundreds of nonviolent actions, including civil disobedience, road blockades, civilian evacuation or communication campaigns. The report Ukrainian Nonviolent Civil Resistance in the Face of War, prepared by Professor Felip Daza within the framework of a joint ICIP and Novact project, examines the Ukrainian nonviolent civil resistance between February and June 2022 to identify the organizational dynamics and the characteristics of the different actions, their evolution and the impacts and supports they have achieved.
The document analyses 235 nonviolent civil resistance actions shown on an interactive map. It includes a set of recommendations addressed to governments and Ukrainian and international civil society to strengthen nonviolence to transform conflicts.
https://www.icip.cat/en/publication/ukrainian-nonviolent-civil-resistance-in-the-face-of-war/ (https://www.icip.cat/en/publication/ukrainian-nonviolent-civil-resistance-in-the-face-of-war/) .
QuoteK. G.
Sie können es ja mal gleich selbst probieren. Z B nach Moskau fliegen, dann vor dem Kreml eine weisse Fahne schwenken.
...
Quote[...] Wer am vergangenen Sonntag am Beiruter Flughafen nach Gate oder Gepäckband suchte, fand auf den Infobildschirmen stattdessen eine Nachricht an die libanesische Hisbollah-Miliz: "Ihr werdet keine Unterstützer mehr haben, wenn ihr den Libanon in einen Krieg stürzt, für den ihr die Verantwortung tragt." Auch wenn die Hacker noch unbekannt sind, macht der Cyberangriff deutlich, welche Gefahr hundert Tage nach dem Hamas-Massaker und dem Wiederaufflammen des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern in der Region lauert.
Was droht, ist ein Krieg zwischen Israel und der Hisbollah, der nach und nach auch den Iran und die USA auf den Plan rufen könnte. Zwar wird allseits betont, dass niemand einen solchen Krieg wolle. Und doch dreht sich die Eskalationsspirale zwischen Israel und seinen Erzfeinden – dem Iran und verbündeten islamistischen Milizen – immer weiter.
Das geschieht auch im Jemen, wo in der Nacht auf Freitag die USA und Großbritannien insgesamt 60 Angriffe auf 16 Stellungen der Huthis koordiniert und mithilfe von Australien, Bahrain, Kanada und den Niederlanden durchgeführt haben. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Militärschläge, die von Kampfjets, Kriegsschiffen und U-Booten ausgeführt wurden, als direkte Reaktion auf die "beispiellosen Angriffe der Huthis" auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer. Die Rebellen meldeten fünf Tote und sechs Verletzte und drohten sogleich mit Vergeltung und einer Fortsetzung ihrer Angriffe, um Schiffe mit Israel-Bezug an einer Durchfahrt durchs Rote Meer zu hindern – aus "Solidarität mit den Palästinensern".
Nach drei Monaten Krieg lehnt Israel trotz internationaler Rufe nach einer Feuerpause und Kritik wegen mutmaßlichen Völkerrechtsverstößen einen Stopp seines Militäreinsatzes gegen die Hamas im Gazastreifen strikt ab. Ein solcher Schritt würde Israel wehrlos machen, sagt die israelische Führung mit Blick auf den 7. Oktober. An jenem folgenreichen Samstag hatten rund 3000 Terroristen der Hamas und anderer Gruppen aus dem Gazastreifen im Schatten von heftigem Raketenfeuer auf Israel den milliardenteuren Hightech-Grenzzaun an 29 Stellen durchbrochen und ihn auch mit Gleitschirmen überwunden. Dann drangen sie in Dörfer, Kibbuzim und auf ein Techno-Festival vor, um dort blanken Horror zu entfachen: Sie ermordeten 1139 Israelis, darunter Kleinkinder, vergewaltigten, verstümmelten und verschleppten viele mehr.
Es dauerte Stunden, bis das Militär reagierte. All das hat Israel verändert. Nicht nur die Überlebenden und Hinterbliebenen werden das Trauma wohl nie ganz überwinden, sondern das ganze Land. Jedenfalls nicht, solange israelische Soldaten in Gaza fallen und Angehörige um – nach aktuellem Stand – 132 Geiseln in den Händen der Hamas bangen. Einige davon sollen nicht mehr am Leben sein. (Anm.: Teils wird auch die Zahl 136 genannt – dabei zählt Israel auch die Leichen zweier Soldaten dazu, die 2014 entführt worden waren, sowie zwei weitere Israelis, die seit damals in Gaza festgehalten werden.). Auch der Glaube an Israels Sicherheitsarchitektur ist erschüttert. Das könnte den von der Hamas überrumpelten Premier Benjamin Netanjahu das Amt kosten.
Sein Kriegskabinett hat die hochgesteckten Ziele Geiselbefreiung und Zerstörung der Hamas nach drei Monaten noch nicht erreicht: Zwar will die Armee rund ein Drittel der auf 30.000 geschätzten Kämpfer der Hamas getötet und im Norden erfolgreich deren Strukturen zerschlagen haben – doch ihr Anführer Yahya Sinwar ist noch am Leben; und vernichtet ist die dezimierte Terrorgruppe noch nicht, wie vereinzelte Raketenangriffe auf Israel zeigen. Dabei hat Israel schon bisher kaum einen Stein auf dem anderen gelassen: 70 Prozent der Häuser in Gaza wurden beschädigt oder zerstört, 85 Prozent der Menschen vertrieben und jeder Hundertste der zwei Millionen Bewohner getötet, viele davon liegen unter Trümmern begraben.
Nicht nur vor Ort, sondern auch in Debatten weltweit drängt das Leid einer Seite oft jenes der anderen in den Hintergrund. Antisemitismus und Entmenschlichung haben den Krieg auch hierzulande in Schulen und soziale Medien geholt. DER STANDARD fasst zusammen, welche Kreise 100 Tage Krieg bisher gezogen haben:
Tagelang suchte Rami Awad nach einem Zelt, um seine Familie in Sicherheit zu bringen – vergeblich. In der Dreikönigsnacht wurde seine Wohnung in Khan Younis im Süden Gazas zerstört. Nur einer der drei Söhne, der elfjährige Mahmoud, der bei einem Onkel übernachtet hatte, überlebte und musste seine getöteten Eltern und Geschwister tags darauf identifizieren. Sein Schicksal ist nur eines von tausenden, die zeigen, wofür der Satz "Gaza ist die Hölle auf Erden" steht.
Die Heftigkeit von Israels Reaktion erinnert an die im Libanonkrieg 2006 entwickelte Dahie-Doktrin, wonach jeder Angriff mit unverhältnismäßiger Gewalt beantwortet wird, um Angreifer abzuschrecken. Trotz Warnungen an Zivilisten sind die Folgen furchtbar: Israel meldet 8000 bis 9000 tote oder festgenommene Hamas-Kämpfer. Nach früheren Angaben, wonach man je ausgeschalteten Terroristen mit zwei toten Zivilisten als "Kollateralschaden" rechnet, deuten diese Zahlen auf 16.000 tote Zivilisten oder 24.000 Tote hin – was den Hamas-Zahlen entspricht. Im Schnitt wären das 160 getötete Zivilisten pro Tag – seit 100 Tagen. Zu viele, befindet auch Israels wichtigster Verbündeter.
Für die USA entbehrt zwar Südafrikas seit Donnerstag beim Gerichtshof in Den Haag vorgetragene Völkermordklage jeglicher Grundlage. Doch das Gerede ultrarechter Minister über eine Vertreibung der Menschen aus Gaza und die Gewalt im besetzten Westjordanland versetzten die USA, die an der fernen Zweistaatenlösung festhalten, in Sorge.
Verliert nicht die Hoffnung: Wir stellen die Welt auf den Kopf, um euch zurückzuholen." Riesige Lautsprecher ließen am Donnerstag Worte wie diese und Liebesbotschaften von Geiselangehörigen in Richtung Gazastreifen hallen. Zu schaffen macht ihnen zunehmend auch der Eindruck, dass die Geiseln immer mehr in Vergessenheit geraten, während keine Aussicht auf einen neuen Geiseldeal besteht. Daher wird auch am Wochenende wieder lautstark protestiert.
Schon vor der irrtümlichen Erschießung dreier Geiseln durch eigene Soldaten war Netanjahu mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht genug für weitere Befreiungen zu tun. Auch dass viele Bürger noch nicht in ihre Häuser in den Gebieten an den Grenzen zu Gaza und dem Libanon zurückkehren können, wird ihm, der in den Monaten vor dem Massaker alle Sicherheitswarnungen in den Wind schlug und lieber eine umstrittene Justizreform vorantrieb, vorgehalten. Diese hat das Höchstgericht nun vom Krieg unbeirrt gekippt.
Die Mitglieder der iranischen "Widerstandsachse" – darunter Milizen im Libanon, Jemen und Irak – verstehen es, mit dem Leid der Palästinenser in der eigenen Bevölkerung zu punkten. Die Huthis gefährden mit Angriffen den Schiffverkehr im Roten Meer. Nach wochenlangen Mahnungen haben westliche Verbündete diese nun unter der Führung der USA mit Luftschlägen beantwortet und den regionalen Konflikt ausgeweitet.
Und zwischen Israel und der Hisbollah, die Israels Armee im Norden beschäftigt, ist jeder noch so kalkulierte Vergeltungsschlag eine kleine Eskalation. Vorläufiger Höhepunkt: Im Libanon tötete Israel jüngst Hamas-Anführer Saleh Al-Arouri und zwei Kommandanten der Hisbollah.
Die Miliz griff einen Stützpunkt an, der für die nördliche Luftraumüberwachung (samt Syrien) zuständig sein soll. All das schürt Ängste, eine Seite könnte sich verkalkulieren. Zudem droht Israel trotz US-Warnungen mit einer Militäroperation, wenn die Grenze nicht zur Ruhe kommt: "Die Zeit für Diplomatie läuft aus."
Im großen Sitzungssaal der UN-Generalversammlung in New York stimmten Mitte Dezember 153 Mitgliedsländer für eine sofortige Feuerpause zwischen Israel und der Hamas. Österreich votierte dagegen – so wie die USA, Israel und gerade einmal sieben weitere Länder. Grund: Die Hamas wurde in Bezug auf die Geiselnahmen nicht klar verurteilt. China und der sogenannte Globale Süden hingegen, darunter Brasilien und Südafrika, hatten schon bei der vorhergehenden Abstimmung Ende Oktober eine Verurteilung der Hamas-Gräuel großteils abgelehnt.
Was bereits beim Ukrainekrieg offensichtlich wurde, zeigt sich nun immer deutlicher: Die meist autokratisch regierten Länder des Südens agieren auf der Weltbühne selbstbewusster – vor allem, wenn es gegen die USA geht. Dass der Gazakrieg jenen in der Ukraine von den oberen Rängen der Schlagzeilen verdrängt hat, dürfte zudem einen freuen, der sich gerne als Alphatier all jener versteht, die gegen den Westen agitieren: Wladimir Putin.
Schwer bewaffnet bewachten Polizistinnen und Polizisten kurz vor Weihnachten den Wiener Stephansdom, der beliebte Silvesterpfad in der Innenstadt ging ebenfalls unter besonders wachsamen Augen der Exekutive über die Bühne. Erst Mitte der Woche wurden die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen wieder zurückgefahren. Mehrere Terrorverdächtige, sie sollen dem "Islamischen Staat Provinz Khorasan" (ISKP) angehören, waren zwischenzeitlich festgenommen worden, auch Ziele in Köln und Madrid sollen im Fokus gestanden sein.
Überhaupt, so die EU-Polizeibehörde Europol, sei die Terrorgefahr in Europa seit den Hamas-Anschlägen in Israel massiv gestiegen. Während sich jihadistische Gruppen wie IS und Al-Kaida nun neu international profilieren wollten, gehe es der Hamas darum, ihre Kampfzone auch außerhalb der Palästinensergebiete zu erweitern. Selbst im fernen Argentinien wurden rund um den Jahreswechsel Terrorverdächtige festgenommen, die laut den Behörden Anschläge auf Jüdinnen und Juden geplant haben sollen.
Als wenige Tage nach dem Hamas-Massaker hunderte Menschen auf dem Wiener Ballhausplatz der Opfer gedachten, sorgte eine Warnung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) im Vorfeld für Aufsehen: Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten es tunlichst vermeiden, bei der Anreise Israel-Fahnen oder auch die jüdische Kopfbedeckung Kippa offen zu zeigen. Zu groß sei die Gefahr, angepöbelt oder gar attackiert zu werden.
Neu ist die Bedrohungslage für Jüdinnen und Juden in Österreich freilich nicht: Die Antisemitismusmeldestelle der IKG registrierte schon 2022, also fast ein Jahr vor der jüngsten Eskalation, einen traurigen Rekord an juden- und jüdinnenfeindlichen Übergriffen in Österreich. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel und dem darauffolgenden Militäreinsatz in Gaza marschieren aber nun auch in Österreich Demonstrierende mit teils offen antisemitischen Parolen durch die Straßen; viele, aber weit nicht alle, mit muslimischem Migrationshintergrund. Nicht nur an US-Unis, sondern auch hierzulande werden seit Kriegsbeginn Studierende angefeindet, weil sie Jüdinnen oder Juden sind – oder sich mit Israel solidarisch zeigen. Auch die deutschen Behörden meldeten Ende 2023 massiv gestiegene Zahlen, was antisemitische Straftaten betrifft.
Andererseits werden, etwa in Onlineforen, eine Verrohung der Sprache und antimuslimischer Rassismus deutlich: Tote Zivilisten in Gaza werden häufig als "Kollateralschaden" abgetan, Palästinenserinnen und Palästinensern ihr Recht auf Leben abgesprochen. Jenen, die sich mit Gewaltopfern solidarisieren, wird oft Einseitigkeit vorgeworfen. Der Diskurs über den Krieg, er ist vergiftet. (Flora Mory, Florian Niederndorfer, 14.1.2024)
Aus: "Schrecken ohne Ende - 100 Tage nach dem Hamas-Massaker stehen die Zeichen auf Eskalation" (14. Jänner 2024)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000202381/100-tage-nach-dem-hamas-massaker-stehen-die-zeichen-auf-eskalation (https://www.derstandard.at/story/3000000202381/100-tage-nach-dem-hamas-massaker-stehen-die-zeichen-auf-eskalation)
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Der Krieg in Israel und Gaza seit 2023 ist der fünfte Krieg im Gaza-Israel-Konflikt und ein Teil des umfassenderen israelisch-palästinensischen Konflikts. Auslöser des Kriegs war der Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023. Bei dem von der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas vom palästinensischen Autonomiegebiet Gazastreifen aus geführten Angriff auf Israel wurden 1.139 Menschen getötet. Darüber hinaus entführte die Hamas rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen und beschoss israelische Orte mit tausenden Raketen. Als Reaktion auf den Terrorangriff rief der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Kriegszustand in Israel aus und berief ca. 300.000 Reservisten zum Armeedienst ein. In den darauffolgenden Tagen wurden die Terroristen der Hamas im israelischen Grenzgebiet von den Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) bekämpft und in den Gazastreifen zurückgedrängt. Am 10. Oktober 2023 gaben die IDF bekannt, dass sie die Militäroperation ,,Eiserne Schwerter" starten werde. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Israel_und_Gaza_seit_2023 (https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Israel_und_Gaza_seit_2023)
Quote[...] Wie der britische Sender BBC nach Auswertung von Satellitendaten berichtet, trifft das auf 144.000 bis 175.000 Gebäude in dem Küstengebiet zu. Die Aufnahmen belegten zudem, dass sich die Bombardierung des südlichen und zentralen Gazastreifens seit Anfang Dezember intensiviert habe. Besonders betroffen sei weiter die Stadt Chan Junis.
Die Satellitenbilder wurden laut dem Bericht an der City University of New York und der Oregon State University analysiert. Dabei seien ältere und aktuelle Aufnahmen verglichen worden, um Veränderungen in der Höhe oder Struktur von Gebäuden zu erkennen.
Aus: "Rund die Hälfte der Gebäude im Gazastreifen laut BBC zerstört" (31.01.2024)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/rund-die-haelfte-der-gebaeude-im-gazastreifen-laut-bbc-zerstoert-100.html (https://www.deutschlandfunk.de/rund-die-haelfte-der-gebaeude-im-gazastreifen-laut-bbc-zerstoert-100.html)
Krieg in Israel und Gaza seit 2023
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Israel_und_Gaza_seit_2023#Opfer (https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Israel_und_Gaza_seit_2023#Opfer)
...
Quote[...] KAIRO taz | Man kann sie kaum als Zelte bezeichnen, es sind eher improvisierte Verschläge mit Plastikplanen, die die Menschen am Rande der Stadt Rafah, ganz im Süden des Gazastreifens, zu Hunderten aufgebaut haben – in dieser letzten Sackgasse des Krieges. Mehr Süden gibt es nicht, in den sie fliehen können. Auf der einen Seite operiert die israelische Armee in Chan Junis auf der Suche nach den Verstecken der Hamas, auf der anderen liegt der ägyptische Grenzwall.
Geschätzte 1,4 Millionen Menschen warten hier auf die angekündigte israelische Bodenoffensive, so viele wie die Stadt München Einwohner hat. Sollte die Offensive beginnen, haben sie nur zwei Möglichkeiten: Entweder brechen sie in einem Massenexodus über die ägyptische Grenze aus. Damit, fürchten aber viele von ihnen, laufen sie Gefahr, für immer aus dem Gazastreifen vertrieben zu werden. Oder sie fliehen in Richtung Norden, in Richtung der israelischen Armee. Doch selbst wenn die Armee den Zivilisten einen Korridor zur Flucht offenlässt und sie unbeschadet aus Rafah herauskommen, stünden sie im Norden des Gazastreifens vor den Ruinen ihrer Häuser und ihres alten Lebens.
,,Wir bleiben hier, wohin sonst können wir fliehen", sagt die 17-jährige Bissam Salem. ,,Sie müssen einfach eine Lösung für dieses Desaster finden, in dem wir leben. Seht ihr, wie die Menschen hier vor unseren Augen bombardiert werden? Niemand nimmt das zur Kenntnis", fügt sie hinzu.
Omar Muslih kommt aus Maghazi im Zentrum des Gazastreifens. Vor 25 Tagen ist der 50-Jährige vor der vorrückenden israelischen Armee nach Rafah geflohen. ,,Ich habe in diesem Krieg die sieben Plagen gesehen und jetzt sind wir hier, ohne Haus, ohne Kleidung zum Wechseln, mit kaum Essen. Wenn die Israelis kommen, werden wir versuchen, nach Ägypten zu fliehen oder wieder zurück in den Norden", versucht er vorauszublicken. ,,Ich möchte der Welt sagen, schämt euch! Ihr schweigt, während diese Verbrechen begangen werden, nicht nur gegen uns als Palästinenser, sondern einfach gegen uns als Menschen", erklärt er.
Viele in Rafah haben in den letzten Monaten gleich zwei, drei oder mehr Fluchtstationen hinter sich, etwa die Ghamri-Familie. Ihre Matratzen haben sie auf dem Autodach festgezurrt, um jederzeit wieder flüchten zu können. Über ein Sonnenpanel, das neben ihrem Verschlag lehnt, haben sie genug Energie, um zumindest Licht zu haben und ihre Handys aufladen zu können.
Umm Nihad Abu al-Qombuz, Mutter von fünf Kindern, blickt auf die Odyssee zurück, die die Familie, die ursprünglich aus Gaza-Stadt im Norden stammt, hinter sich hat. ,,Wir sind immer geflohen, wenn die Israelis uns dazu aufgefordert haben." Zunächst seien sie über den sogenannten sicheren Korridor aus Gaza-Stadt in den mittleren Teil des Gazastreifens geflohen. ,,Dann zwangen sie uns noch weiter südlich nach Chan Junis zu flüchten. Und jetzt sind wir hier, an einem Ort, der auch nicht sicher ist", sagt sie. ,,Die Worte der Israelis bedeuten nichts. Sie vertreiben uns von einem Platz zum anderen und überall sterben die Menschen."
Ihr Mann Muhammad al-Ghamri erzählt von ihrer Ankunft in Rafah: ,,Am nächsten Tag starb mein Vater von der Kälte. Wir haben ihn hier begraben." Sie haben nichts mehr von ihrem altem Leben, zu dem sie zurückkehren können. ,,Selbst wenn wir irgendwann wieder nach Gaza-Stadt zurückkommen, unser fünfstöckiges Familienhaus dort ist dem Erdboden gleichgemacht. Dort gibt es nichts mehr für uns", fasst er seine Lage verzweifelt zusammen.
Dass die israelische Armee noch nicht gekommen ist, bedeutet nicht, dass die Menschen in Rafah sicher sind. Besonders nachts erfolgen die israelischen Luftangriffe überall in der Stadt, auch in der unmittelbaren Nähe der Verschläge. Erst am Sonntag kam eine sechsköpfige Familie ums Leben. ,,Sie bombardieren Häuser mit Menschen drinnen, unschuldigen Menschen. Was haben sie getan, womit haben sie das verdient?", fragt Umm Nihad. ,,Immer wenn bombardiert wird, schreien die Kinder. Wir schmiegen uns dann alle aneinander. Wir alle wissen, diese Verschläge bieten uns keinen Schutz. Nur Gott kann uns schützen", sagt sie.
Als sie gefragt wird, wohin sie fliehen wird, wenn die israelische Armee kommt, hält sie inne, schluckt und zieht ihr Kopftuch zurecht, dann kommen ihr die Tränen und es verschlägt ihr die Stimme. Minuten später, als sie sich wieder beruhigt hat, fügt sie hinzu: ,,In diesem Krieg gibt es keine Gnade. Nur Angst und Herzen voller Traurigkeit und gebrochene Menschen."
Dieser Text stützt sich auf Material eines lokalen Kameramannes in Rafah, der im Auftrag des Autors dort gefilmt und Interviews gemacht hat.
Aus: "Lage im Gazastreifen: In der Sackgasse des Krieges" Karim El-Gawhary (21.2.2024)
Quelle: https://taz.de/Lage-im-Gazastreifen/!5990457/ (https://taz.de/Lage-im-Gazastreifen/!5990457/)
QuotePatricia Jessen
Gerne würde ich diese Menschen fragen, was denn sie getan haben, um dieses Szenario zu verhindern. Haben sie gegen die Hamas opponiert - oder haben sie sie gewählt und unterstützt? Haben sie in einer der vielen Initiativen, die sich für Frieden zwischen Palästinenser*innen und Israelis engagieren, mitgearbeitet - oder haben sie einfach vor sich hin gelebt und gedacht, dass das Schaffen von Frieden sie nichts angeht? Ins solchen Interviews präsentieren sich Palästinenser*innen als Opfer, die nie und nirgends irgendwelche Optionen hatten. Als Getriebene und Vertriebene. Nie ein Wort über die Hamas, nie ein Wort über Unrecht, das vielleicht von ihnen bzw. der von ihnen gewählten Hamas ausging, nie ein Wort, dass Menschen aus Gaza in Israel gearbeitet und gutes Geld verdient haben oder dass (nicht alle, aber doch eine nennenswerter Teil der) Israelis sich ebenfalls für den Frieden eingesetzt haben und einsetzen. Es ist immer schwarz weiß und immer sind die anderen schuld. Bei allem Verständnis für ihre Lage, bei aller Überzeugung, dass Palästinenser*innen selbstverständlich ein Recht auf einen eigenen Staat haben. Mit so (zumindest politisch) unreflektierten und passiven Menschen erscheint es mir schwierig, einen Staat zu machen, geschweige denn am laufen zu halten, ohne dass er gleich wieder von Extremist*innen wie der Hamas übernommen wird.
QuoteChris Ehl
@Patricia Jessen Aus dem warmen Stuhl ist dieser moralische Ansatz von oben ja ganz schön. Was haben Sie gemacht, nach den Morden des NSU? Nach der Vertuschung durch den Verfassungsschutz. Was machen Sie im Zuge der V-Männer-Aktivitäten des Verfassungsschutzes. Was haben Sie im Falle Kurnaz unternommen? Wann waren Sie mal "opponierend" gegen Polizeigewalt? Wieviele, "darauf kann ich nicht antworten" habe ich bei Ihnen schon ausgelöst?
QuotePatricia Jessen
@Chris Ehl Da wenden Sie sich leider an die falsche Person, die auf dem warmen Stuhl sitzt. Denn sowohl beruflich wie privat bin ich (nicht nur aber auch) engagiert in den Bereichen Extremismusprävention, Umgang mit Rassismus, Gestaltung eines friedlichen Zusammenlebens und habe gerade vom wissenschaftlichen Schwerpunkt her sogar einen Fokus auf dem Nahostkonflikt. Dementsprechend, ja meinen moralischen Ansatz versuche ich auch zu leben und nein, er ist nicht von oben, er zeigt darauf, dass Menschen Verantwortung für ihr Tun übernehmen und nicht nur die Schuld an ihrer Misere anderen in die Schuhe schieben. Wenn die Menschen das in Gaza weitestgehend nicht tun und nicht wollen, dann ist es doch fraglich, wie sie sich eine Gesellschaft und einen Staat vorstellen. Wohl kaum demokratisch, denn das bedeutet, Verantwortung übernehmen zu müssen.
Quoteillek
@Patricia Jessen Nun, was haben wir gegen Hanau getan?
Stellen Sie sich mal den durchaus plausiblen Fall vor, dass der Täter von Hanau mit ein paar weiteren Komplizen nicht 9 sondern 100 Mitmenschen getötet hätte.
Sollte nun unser Militär eingreifen und ganz Hanau dem Erdboden gleichmachen, weil die AfD dort vertreten ist und wir diese rechte Plage radikal bekämpfen wollen?
Wahrscheinlich fällt ihnen außer "Hamas" auch nichts mehr dazu ein.
Quote*Sabine*
gestern, 20:27
@illek Aus meiner Sicht funktioniert Ihr Beispiel Hanau nicht, weil die fiktiven Täter von Hanau kein fremdes Land überfallen und sich danach mit Geiseln (Frauen, Kinder, Babies) in ihr Heimatland wieder zurückgezogen hätten.
Des Weiteren würde man üblicherweise mit der Regierung/Polizei des Landes, aus dem die Täter stammen, zusammenarbeiten. Das ist in Gaza nicht möglich, da die Täter die Regierung/Polizei/Militär von Gaza stellen.
Außerdem sehe ich es als eher unwahrscheinlich an, dass breite Bevölkerungsschichten die Täter vor dem Zugriff der Ordnungskräfte schützen bzw. als freiwillige und unfreiwillige Schutzschilde fungieren. Dass Krankenhäuser, Schulen etc. Abschussrampen für Raketen sind u.v.m..
QuotePatricia Jessen
@illek Doch, mir fällt dazu ein, dass Sie Äpfel mit Birnen vergleichen. Die grauenvollen Taten in Hanau und die grauenvollen Taten der Hamas sind in unterschiedlichen Kontexten von unterschiedlichen Tätern mit unterschiedlichen Zielen und vollkommen anderer Wirkung begangen worden. Das macht jeden weiteren Kommentar zu Ihrer Frage obsolet.
Quoteillek
@Patricia Jessen Schade, dass sie sich mit einer abgedroschenen Redewendung und mit Theorien über Unterschiede rausreden.
Quoterero
@illek Trotzdem passt die Redewendung.
Ein besserer Vergleich wäre es, wenn fiktiv 3000 Schweizer nach Deutschland gekommen wären - organisiert durch die Schweizer Regierung - und in den Dörfern Baden-Württembergs die Menschen massakriert hätten.
Inklusive Geiselnahme.
Sie können sich darauf verlassen, dass auch hier viele ein militärisches Vorgehen erwarten würden, damit die amtierende Schweizer Regierung zu vergleichbaren Taten nicht mehr in der Lage ist.
Erfreulicherweise ist dieses Szenario reine Fiktion und die Schweizer weit entfernt davon, die Deutschen in die Nordsee treiben zu wollen.
Wenn meine Tochter beim Zigarettenholen erschossen worden wäre wie dieser junge Araber in Sderot, würde ich es vermutlich halten wie dessen Familie.
Die sagte im israelischen Fernsehen, sie stamme selbst aus Gaza und habe Verwandte dort, aber sie wünsche sich, dass die Hamas zerstört wird.
Inländische Extremisten oder Irre, als Einzeltäter oder in Kleingruppen, sind ein anderes Kaliber.
Deshalb passt Ihr Vergleich wirklich nicht.
QuoteMoritz Pierwoss
@Patricia Jessen Da Israel bestimmt wer Gaza betreten oder verlassen darf und wer nicht seit 2006, wie soll man sich dann bitte in einer NGO für Verständigung engagieren? Es wird sogar die Kalorienanzahl für die Menschen in Gaza reglementiert, die Bezahlung erfolgt über Shekel und gutes Geld verdient? Die Palästinenser arbeiten als Billiglöhner bei ihren Besatzern, weil sie sonst gar nichts verdienen können. Kein Israeli will zu den Löhnen arbeiten, weswegen man jetzt Inder anwerben will.
Die meisten Menschen in Gaza leben dort, weil ihre Familien dorthin völkerrechtswidrig vertrieben wurden über Jahrzehnte und von denen fordern Sie jetzt Verständnis und Vergebung für die Verursacher ihres Elends?
QuoteSuchender
@Moritz Pierwoss Warum ignorieren fast alle Kommentatoren, daß es auch eine Grenze nach Agypten gibt über die die Menschen versorgt werden könnten? Wird die auch von Israel kontrolliert? Bin froh, daß im obigen Bericht der "agyptische Grenzwall" erwähnt wird.
Verursacher dieses Elends sind diejenigen die den UN-Teilungsplan von 1947 nicht akzeptieren wollten. Außerdem sind im Rahmen der Konflikte mehr Juden aus arabischern Ländern vertrieben worden als Palästinener, interessiert fast auch niemanden.
Quote*Sabine*
@Suchender "Außerdem sind im Rahmen der Konflikte mehr Juden aus arabischern Ländern vertrieben worden als Palästinener, interessiert fast auch niemanden."
Danke, auch wenn es ermüdend ist, solche Dinge immer wieder schreiben zu müssen. Ebenso interessiert es auch niemanden, dass manche Grundbesitzer der Region ihr Land an jüdische Einwohner verkauft haben.
QuoteGesunder Menschenverstand
Der Elephant im Raum wird wieder mal nicht angesprochen.
Hamas.
Quoteillek
@Gesunder Menschenverstand Fast jeder Kommentar und sogar der Artikel selbst enthalten das Wort "Hamas".
Vom Elephanten im Raum spricht man, wenn alle etwas sehen, aber nur wenige sich trauen das Wort in den Mund zu nehmen.
Also, so etwas wie "ethnische Säuberung" oder "Völkermord".
Quotevieldenker
Es gibt nur eine Lösung. Die Menschen müssen die Kämpfer im Untergrund massiv unter Druck setzen. Sobald die Geiseln frei sind, wird die israelische Regierung nicht mehr soviel Unterstützung für einen großen Angriff haben. Letztlich liegt das Ausmaß des weiteren in der Hand der Palästinenser. Aber irgendwie wollen die das wohl nicht wahrhaben.
QuoteSuryo
Ägypten hätte die Menschen längst aufnehmen können.
Ganz zu schweigen von dem Golfmonarchien, den reichsten Staaten der Welt.
QuoteChris Ehl
@Suryo Wieso sollten sie das? Wir hatten schon Probleme, die Geflüchteten durch unsere Kriege aufzunehmen. Warum also von anderen etwas anderes fordern?
QuoteSuryo
@Chris Ehl Warum sollten sie das nicht?
Wenn die Bevölkerung der Emirate zu 90 Prozent aus Ausländern besteht, die der arbeitenden Bevölkerung aus nahezu 100 Prozent, sollte es kein Problem sein, ein paar Millionen aus Gaza Obdach und Arbeit zu bieten.
QuoteStubi
Ich verstehe immer besser, wie die Nazis in Deutschland an die Macht kommen konnten.
Ihr habt sehr tief sitzende Probleme beim miteinander reden.
In den Kommentarspalten könnte man momentan Lehrstunden für Psychologie Studenten abhalten. Was da an Verdrängungsmechanismen zirkulieren, ist auf morbide Art faszinierend.
Es gibt vernünftige Stimmen, die versuchen, Ergebnis offen zu diskutieren und Kommentieren. Nur werden sie durchgehend flankiert von Menschen, die lieber Abwehren als ihre eigene Weltsicht zu hinterfragen.
Es gibt in einem Krieg keine gute Seite. "Das erste Opfer ist immer die Wahrheit"
Was Zivilisten wollen, ist ihr Leben in Frieden zu leben. Zur Lösung dieses Konfliktes sollte man ihnen zuhören, eine Plattform geben, auf beiden Seiten.
Nicht den Kriegstreibern auf beiden Seiten, die selber im Sicheren sitzen.
usw.
...
Quote[...] Der Soldat kommt gerade aus der Salzkammer des Sanatoriums, am Vormittag war er schon bei der Massage. Er nennt nur seinen Militärspitznamen, Produzent. Für zwei Wochen Erholung ist er hier, sagt er, und seine Frau ist zu Besuch. Sie ist schwanger, erzählt er und kämpft mit den Tränen. Wenn seine Tage hier um sind, muss er zurück an die Front. Zurück ans große Maschinengewehr, zurück an den Granatwerfer, das sind seine Waffen. Weitermachen. Weiter töten. Weiter Kameraden beim Sterben zusehen.
Das Sanatorium am Stadtrand von Charkiw stammt noch aus Sowjetzeiten. Früher wurden hier Herzpatienten behandelt, heute sind es Soldaten wie der Produzent. Jeder, der hierherkommt, war an der Front; hat Unsägliches gesehen und wohl auch Unaussprechliches getan. Das zehrt an einem Menschen, nicht nur am Körper, sondern auch an der Psyche.
Die Ukraine kann es sich nicht leisten, Soldaten zu verlieren. Nicht an der Front, nicht an Depressionen und nicht an einen Freitod. Sie kann ihre Männer und Frauen nicht davor bewahren, Schreckliches zu tun und Schreckliches zu erleben – also versucht sie, den Schaden in Grenzen zu halten.
Der Produzent war schon im Donbass stationiert, zuletzt in Kupjansk. Immer dort, wo es knallt, immer in der ersten Reihe. "Es ist schwer da oben, das alles mit anzusehen", sagt er. Manche Soldaten kauerten sich irgendwann nur noch in eine Ecke, gäben auf. Einer seiner Kameraden sei an der Front im Nacken verwundet worden, sechs Männer waren nötig, um ihn vom Schlachtfeld zu tragen, kilometerweit. Er war einer von ihnen. Beim Rückzug seien sie von einer russischen Drohne angegriffen worden, mehrere Soldaten seien verletzt worden, einer gestorben. Sie hätten die Nacht auf dem Feld ausharren müssen, bis Hilfe kam.
Für Männer wie den Produzenten wurde im Sanatorium ein spezielles Rehabilitationsprogramm entwickelt. Seit Sommer 2022 kommen Soldaten von der Front hierher, um sich behandeln zu lassen. Stress, Panikattacken und Traumata plagen sie. Viele sind leicht reizbar, einige belastet es, dass ihre Frauen und Kinder im Ausland sind. Sehr viele können nicht schlafen, wieder und wieder durchleben sie im Traum, was sie durchgemacht haben und schrecken nachts auf.
Der Produzent macht diesen Moment vor, verschränkt ruckartig die Arme vor der Brust, die Hände zu Fäusten geballt, richtet sich im Sessel auf, den Rücken schnurgerade. Er gehört zur Infanterie, zu den Soldaten, die ihrem Feind stets gegenüberstehen. Er sieht jene, die er tötet. Und er sieht sie, wenn sie ihn töten wollen. Das verfolgt ihn im Schlaf.
Zwei Wochen in einem Sanatorium sind da kein Ausweg, keine Lösung. Im Durchschnitt dauert die Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung drei Jahre. Was können da 14 Tage schon bewirken?
"Wir wollen die Moral der Soldaten wiederherstellen", sagt Ihor, der Chefpsychologe. Auch er gehört dem Militär an und möchte daher seinen vollen Namen nicht nennen. Die Männer werden hier kurzzeitig psychisch aufgepäppelt, notdürftig seelisch zusammengeflickt, auf dass es eine Weile halten möge.
Wenn jemand über Suizid nachdenke, erklärt Ihor, dann fragten sie ihn im Sanatorium: "Wer beschützt deine Familie, wenn du dir das antust?" Wenn das nicht helfe, komme der Patient in eine Psychiatrie. Doch wenn die Psychologen den Eindruck bekommen, ein Mann sei wieder stabil, dann darf er zurück zu seinen Kameraden. Zurück an die Front.
"Die jungen Soldaten sind besonders gefährdet für psychische Leiden", sagt Ihor, die Älteren litten mehr körperlich. Sie hätten Probleme mit der Wirbelsäule vom ständigen Tragen der schweren Schutzausrüstung, in der sie manchmal auch schliefen.
Der Behandlungsplan sieht deshalb auch physische Entspannung vor. Es gibt Massagen, einen warmen Pool und Sport. Bei der Aromatherapie schweigen die Männer mit geschlossenen Augen, vom Band rauscht das Meer, es riecht nach Eukalyptus. Die Salzkammer befreit die Atemwege, das Licht wechselt von rot zu blau zu grün.
Auf dem Gelände des Sanatoriums gibt es mehrere Gebäude, sie haben Linoleumböden, Flügeltüre und bunte Wände. Vor den Eingängen blasen die üblichen Rauchergruppen grauen Dunst in den grauen Himmel. Hier und da schlendert ein Soldat durch den nassen Schnee, vorbei an Bäumen und Statuen. Die Patienten sind angehalten, auf dem Gelände keine Uniform zu tragen, denn viele Soldaten auf einem Haufen sind ein attraktives Ziel für Raketenangriffe. Nur wenige halten sich daran.
Nicht alle Patienten nehmen die Behandlung gleich an. Es ist nicht leicht, vor anderen über Albträume zu sprechen, wenn man schon bald wieder nebeneinander im Schützengraben kauert. Gruppentherapien werden nur noch innerhalb gleicher Einheiten abgehalten, weil die Erfahrung zeigte, dass verschiedene Brigaden sich sonst darüber streiten, wer härter gekämpft habe. Einzelgespräche mit Therapeuten sind beliebter. Manche sind auch einfach nur froh, ein paar Tage nicht beschossen zu werden. Und einige scheinen ihre Probleme vor sich selbst kaum zugeben zu können, sie beharren darauf, bloß wegen Rückenschmerzen hier zu sein.
Der Produzent, ebenfalls in Uniform, ist leicht untersetzt und hat weiche Gesichtszüge. Er verabschiedet sich zur Lasertherapie. Dort bekommt er eine Art Mütze aufgesetzt, die elektrische Impulse ans Gehirn sendet. Das soll die schlimmen Träume lindern. Fast im Gehen sagt er mit weicher Stimme noch: "We will not give up to these motherfuckers."
45 Tage an der Front seien das Maximum, was einem Soldaten zugemutet werden sollte, sagt der Psychologe Ihor. Danach staue sich die Belastung an wie in einem Glas, in das Probleme tropfen. Doch in der Realität bleiben die meisten Soldaten länger, die meisten leisten monatelang Dienst an der Front. Im Sanatorium können sie das Glas nicht einfach auskippen, aber ein bisschen auslöffeln. Im Sanatorium zögern sie hinaus, dass sich ihr Zustand verschlimmert. Im Krieg gilt die Kunst des Machbaren.
Näher an der Front arbeiten jene, die verwundete Soldaten zuerst versorgen. Sie haben täglich mit schlimmsten Verletzungen zu tun, deren Anblick schwer zu ertragen ist. Spezielle Unterstützung für diese Helfer ist nicht vorgesehen, sie müssen sich selbst helfen.
Es liegt etwas Melancholisches, fast Schüchternes in der Stimme des jungen Mannes. Sein rotbrauner Vollbart schaukelt beim Sprechen, seine Arme schwingen sachte wie die eines Dirigenten, der Mann hat nichts von der Zackigkeit eines Kommandeurs. Vielleicht ist das die Ruhe, die jemand ausstrahlt, der das größte Chaos innerhalb weniger Herzschläge sortieren muss.
Sein Spitzname ist Heiler, so steht es auch auf dem Patch an seinem Oberarm. Er lächelt ganz kurz, fast ein Grinsen. Heiler klingt nach Schamane und Hokuspokus, doch irgendwie ist der 33-Jährige das auch. Er ist Arzt an einem sogenannten Stabilisierungspunkt unweit der Front an einem geheimen Ort in der Region Saporischschja.
Der Weg zu seinem Arbeitsplatz führt über eine matschige, bucklige Straße, vorbei an einem alten Friedhof, dessen Gräber bei einem Raketenangriff aufgewühlt wurden. Der Stabilisierungspunkt liegt in einem kleinen Dorf, Zivilisten sieht man kaum noch, jeder Schritt im Freien endet knöcheltief im Matsch. Wer hierher gebracht wird, hat ein ernstes Problem – und der Heiler und sein Team sind die letzte Hoffnung.
Verwundete an der Front werden direkt dort zunächst von Sanitätern behandelt – nach einem international einheitlichen Protokoll zur Versorgung schwerer Verletzungen auf dem Schlachtfeld: Beinstümpfe abbinden, kollabierte Lungen notdürftig flicken, Blutungen stillen. Das Minimum, um Menschen am Sterben zu hindern. Die ersten drei bis fünf Minuten sind entscheidend. Dann werden die Soldaten zum Stabilisierungspunkt gebracht, wo es medizinisches Equipment gibt und die Patienten so weit stabilisiert werden, dass sie weiter in ein Krankenhaus gebracht werden können.
Stressig seien vor allem die Nächte, sagt der Heiler. Dann werde an der Front mehr gekämpft, dann gebe es für ihn und sein Team viel zu tun. Zwischen fünf und zehn Männer und Frauen sind hier rund um die Uhr im Einsatz, es gibt einen Ruheraum und einen zur Behandlung. Die Liegen sind vorbereitet, jede Sekunde kann entscheiden. Die vergangene Nacht war vergleichsweise ruhig, drei Patienten mit Knalltrauma, einer mit Herzinfarkt, ausgelöst durch eine Explosion. So entspannt ist es nicht immer.
Das Schlimmste, sagt der 33-Jährige, seien die Blutungen, danach folgten Kopfverletzungen und Wunden im Bauchbereich. 15 bis 20 Minuten bleibt ein Patient im Durchschnitt, bevor er ins nächste Krankenhaus gebracht wird, weiter weg von der Front. Wenn es gut läuft. Wie viele es nicht schaffen, sagt der Heiler nicht. Er wisse es nicht, behauptet er.
Seit Oktober ist er hier stationiert, vor dem Krieg hat er als Arzt in einem Krankenhaus gearbeitet. Auch dort hatte er viel mit Tod und Leid zu tun, aber nichts mit Krieg. Aufgeplatzte Bauchdecken und deformierte Schädel gehören in einer städtischen Klinik nicht zum Alltag, hinter den Schützengräben schon. Einen Monat nach der russischen Invasion hat der Heiler sich bei der Armee gemeldet, um Sanitäter zu werden. "Auf dem Schlachtfeld habe ich alles gesehen", sagt er.
Anfangs sei er überfordert gewesen mit so vielen Verletzten auf einmal. Zu entscheiden, wen er zuerst behandelt: Triage. "Ich habe schlecht geschlafen, mich immer häufiger dabei erwischt, wie mich Kleinigkeiten wütend machen", erinnert er sich. Das sei nicht von jetzt auf gleich so gewesen, sondern habe sich mit der Zeit entwickelt.
In der Logik des Krieges ist der Heiler jemand, der anderen hilft, Leben rettet. Manchmal ist sein Gesicht das Letzte, das ein Patient sieht. Aber auch Stabilisierungspunkte werden beschossen. Und ein Heiler kann nicht alle Leben retten. Das ist schwer.
Irgendwann wurde dem Heiler klar, dass er auf sich selbst aufpassen muss. "Ich arbeite intensiv an meiner mentalen und körperlichen Gesundheit", sagt er. "Beides ist endlich und der Krieg wird noch eine ganze Weile dauern. Es ist ein Marathon." Konkret bedeutet das: jeden Morgen Sport, kaum noch Kaffee, ausreichend Schlaf. Für jemanden in seinem Job können solche Kleinigkeiten darüber entscheiden, ob er zusammenbricht oder durchhält. "Ich definiere meine psychischen Grenzen", sagt der Heiler. Und wie beiläufig erwähnt er: "Ich nehme Antidepressiva und gehe zur Psychotherapie." War on drugs.
Er habe sich verändert, sagt er, sei flexibler, mache keine langfristigen Pläne mehr – so wie viele Ukrainerinnen und Ukrainer. "Ich genieße nun die kleinen Momente viel mehr. Wenn ich nicht im Einsatz bin, gehe ich wandern oder esse einen leckeren Salat." Gestern habe er gezeichnet, er zeigt ein Foto auf dem Handy: eine Rose, Bleistiftzeichnung, filigran.
Es ist ungewöhnlich, dass ein Soldat so offen über seine Probleme spricht. Die Härte der Frontkämpfer scheint ihm fern. Ob er versucht, das auch seinem Team nahezubringen? "Nur, wenn mich jemand fragt", sagt er, er wolle sich nicht aufdrängen.
Zehntausende ukrainische Soldaten sind in Russlands Krieg gegen die Ukraine getötet worden. Frische Gräber reihen sich in den Städten des Landes auf den Friedhöfen aneinander. Sie stehen für all die hinterlassenen Kinder, Ehefrauen, Väter, Mütter, Schwestern und Freunde, die im Krieg mit dem Verlust eines nahestehenden Menschen leben müssen.
"Cargo 200", steht auf dem Leichenwagen, die Kennnummer für den Transport eines Toten. 80 Kilo wiegt ein Toter im Durchschnitt, 120 Kilo der Sarg, macht zusammen 200. Hinter diesem Sarg läuft die Witwe Alla Tichonowa, sie weint lautlos. "Dieser Scheißkrieg hat mir meinen Mann genommen", sagt sie. Ihren Mann Serhij Tichonow, den bei der Armee alle den Mechaniker nannten.
Etwa 50 Trauernde haben sich auf dem Friedhof am Rande von Saporischschja versammelt, die meisten sind Männer in Tarnanzügen. Stumm schreiten sie hinter dem Sarg her, Sonne im Gesicht, der Schnee knirscht unter den Kampfstiefeln. Der Kommandeur des Toten beerdigt heute das fünfte Mitglied seiner Einheit, eine Drohne traf das Auto von Tichonows Einheit in der Nähe von Donezk.
Das Grab ist ein Loch in einer langen Reihe von Löchern, der Totengräber hat sie am Vormittag ausgehoben. Seine furchigen Hände haben sich den ganzen Morgen durch Frost und Lehmboden geackert, nicht alle Gräber sind schon vergeben. "Wir arbeiten vor, wenn wir können."
Kameraden nehmen am offenen Sarg kniend weinend Abschied, Alla steht wie erstarrt daneben, die Arme baumeln kraftlos an der Seite, teilnahmslos lässt sie sich der Reihe nach drücken. "Wir werden die Russen besiegen, dieser Tod wird nicht umsonst gewesen sein", sagt der Kommandeur.
Dass der Sarg bei diesem Begräbnis offen ist, ist etwas Besonderes, Tichonowa hatte sich das sehr gewünscht. Denn sie wusste, dass es auch anders hätte kommen können, ihr Mann arbeitete in einem Minenkommando.
Ein paar Tage nach der Beisetzung möchte Alla Tichonowa über ihren verstorbenen Mann sprechen. Sie trägt ein schwarzes Band im Haar als Zeichen der Trauer. Serhij habe zwei Familien gehabt, sagt sie. Die eine war die Armee, die andere sie und die gemeinsame Tochter Viktoria, sie ist acht.
Tichonowa sagt, sie habe gewusst, worauf sie sich einließ. Sie wusste, dass das Leben mit einem Soldaten Einschränkungen mit sich bringt, sie habe sich daran gewöhnt. Anfangs verbot sie ihm noch, an die Front zu gehen, mit der großen Invasion der Russen änderte sich das. Wer, wenn nicht jemand wie Serhij sollte jetzt das Land verteidigen?
"Er hat seine Arbeit sehr ernst genommen, deshalb hat er sie gut gemacht. Ich wusste, er versteht etwas davon", sagt sie. Bloß ist das in einem Soldatenleben nur die halbe Rechnung. Beide, sagt sie, hätten über seine Arbeit sogar gescherzt. Er, der Experte für Minen, habe immer gesagt: "In meinem Beruf mache ich höchstens einmal einen Fehler. Aber dann wirst du schon einen Jüngeren finden."
Tichonow beendete 1997 den Wehrdienst und fing danach auf einem Luftwaffenstützpunkt in Melitopol an. Dort lernte Alla ihn kennen. Ein Nachbar von ihr war ebenfalls dort stationiert und lud sie ein, auf eine Party mitzukommen. Das war 2010. Serhij sei ihr schnell aufgefallen. "Er wirkte so erwachsen, wie jemand, mit dem man eine Familie gründen kann", erinnert sie sich. Sie blieb über Nacht in der Kaserne und schlich sich auch in den kommenden Nächten über einen Seiteneingang zu ihm in den Stützpunkt. Wenige Wochen später zog sie bei ihm ein.
Er habe immer alle zum Lachen gebracht, erzählt sie. Er, der keine Geschwister hatte und seinen Vater früh verlor, habe sich gut mit ihren Brüdern verstanden. Er half auf dem kleinen Bauernhof der Schwiegermutter, wann immer es ging, und plante, seinen Ruhestand dort zu verbringen. Manchmal sei er nachts aufgestanden, um Schokolade zu essen, und habe erst aufgehört, wenn nichts mehr übrig war. Als Jugendlicher sei er Ringer gewesen, Freistil. Starke Arme und Beine habe er deshalb gehabt, manchmal aus Spaß mit Alla gerungen.
Als die gemeinsame Tochter auf die Welt kam, habe er sich plötzlich an zweiter Stelle gefühlt. Gelegentlich sei er in die Stadt gefahren und habe dort den Supermarkt leergekauft: lauter Dinge, die Alla und ihre Tochter gern mochten. Eine Art eifersüchtiger Bestechungsversuch, sagt Tichonowa, "ein richtiger Shopaholic".
Es sind diese Marotten und Albernheiten, die kaum wahrnehmbaren Leidenschaften eines Menschen, die erst richtig auffallen, wenn sie fehlen. Je länger Alla spricht, desto mehr davon fallen ihr ein.
"Wir hatten ein gutes, ein interessantes Leben", sagt Alla. Doch in den letzten Wochen sei es Serhij immer schwerer gefallen, Leichtigkeit in die Familie zu tragen. Der sonst so Fröhliche war plötzlich düsterer Stimmung, wurde aggressiv, wenn auch nicht gegen Alla. "Seine Laune verschob sich so oft wie die Frontlinie", sagt sie. Die beiden sprachen viel über den Krieg. Wenn er jetzt anrief, erzählte er von Minenfeldern, die er gelegt hatte, auf denen tote Russen lagen. Wie er seine Kameraden sterben sah, darunter zwei enge Freunde.
Zum letzten Mal hörte Alla Serhijs Stimme am 13. Januar. Sie hätten einen neuen Auftrag, sagte er ihr am Telefon, sie sollten etwas an der Front reparieren. Am folgenden Tag, da erinnere sie sich an jedes Detail, sagt Tichonowa, habe gegen 12 Uhr mittags eine Freundin aus dem besetzten Melitopol angerufen, deren Mann auch in der Armee sei. Habe gefragt, wie es ihr gehe. – Gut, wieso? – Weinen am anderen Ende der Leitung. – "Hat dich niemand angerufen?", habe die Freundin gefragt. In diesem Augenblick habe es bei Tichonowa an der Tür geklopft. Drei Männer vom Militär. Sie habe geschrien und geleugnet. "Das Weinen kam erst später", sagt sie.
Am 13. Mai wäre Serhij 46 geworden. Zu seinem Geburtstag wollen Alla und Viktoria zu seinem Grab gehen und seinen Lieblingskuchen mitbringen: Napoleon-Torte.
Reporter: Christian Vooren
Mitarbeit: Sergij Chudow
Redaktion: Meike Dülffer
Aus: "Krieg in der Ukraine: Das traumatisierte Land"
Eine Reportage von Christian Vooren, Charkiw und Saporischschja (24. Februar 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-02/krieg-ukraine-jahrestag-saporischschja-charkiw (https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-02/krieg-ukraine-jahrestag-saporischschja-charkiw)
QuoteAutofuchs
Krieg ist reiner Wahnsinn.
QuotevonDü
"Krieg ist reiner Wahnsinn."
Für einige aber auch ein wahnsinnig gutes Geschäft..
QuoteTWIKE-Fahrer
Vielen Dank für diesen Artikel. Es ist gut und wichtig darüber zu berichten. Ich bin überzeugt dass auch viele Russen traumatisiert sind und bald zu einem Ende dieses Terrorstaats führen werden. Die Zeit tickt gegen das Putin-Russland.
QuoteHomeofficenerd
Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Oma über 25 Jahre später fast nur über der Krieg gesprochen hat.
Krieg prägt mindestens zwei Generationen, wenn nicht sogar drei.
QuotePanzerdivision Niedliches Plüschcapybara
Was für ein starkes Land. Was für ein unfassbares Verbrechen.
QuoteFrau Funcke
Wenn ich eine solche Reportage lese, entsteht gewöhnlich ganz viel Wut in mir. Auf wen, das kann sich jeder denken, schreckliche Rachefantasien kommen hinzu.
Heute möchte ich eigentlich nur noch weinen, ob dieses schrecklichen Krieges, dem ganzen Elend.
...
QuoteRandyderzweite
Mein Vater war Sanitäter in Stalingrad. Solche Bericht helfen mir dabei, endlich zu verstehen, warum er so war, wie er war.
QuoteFaktennotiz
Auch die Zivilbevölkerung des besiegten Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, die wohl eher noch mehr Verluste auf allen Ebenen und Traumatisierungen erleben musste, hat die Kurve gekriegt, und das ohne Therapieangebote und breite Solidaritätsbekundungen.
Das sollten wir auch der Ukraine und ihrer Bewohnerschaft zutrauen.
QuoteRandyderzweite
Wie ich schon geschrieben habe: mein Vater war im 2. Weltkrieg Sanitäter, in Stalingrad, Monte Cassino, auf dem Balkan. Der Mann hat zwar sein Leben danach in den Griff bekommen, innerlich ist er aber ein emotionaler Krüppel geblieben, wie viele mit ähnlichen Biografien. Gleiches gilt für meinen Großvater, der im 1. Weltkrieg an der Somme gekämpft hat.
Für beide und ihre Leidensgenossen hat es nie irgendeine psychologische Hilfe gegeben.
Dass natürlich auch Zivilisten auch in Deutschland keine Hilfe bekommen haben stimmt zwar, macht die Sache aber kein bißchen besser.
Ihr Kommentar liest sich angesichts des Leidens wie "stellt Euch nicht so an, seht halt zu, wie ihr fertig werdet und jammert leise!"
Sie haben offenbar nicht die geringste Ahnung davon, wie sich solche Biografien auch noch auf Kinder und Kindeskinder auswirken in Form von Depressionen und anderen psychischen Problemen.
Als verschonen Sie uns bitte mit Ihrer Empathielosigkeit!
QuoteWerDieNachtigallStört
"Auch die Zivilbevölkerung des besiegten Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, die wohl eher noch mehr Verluste auf allen Ebenen und Traumatisierungen erleben musste, hat die Kurve gekriegt, und das ohne Therapieangebote und breite Solidaritätsbekundungen."
Das wissen Sie so genau?
Mein Großvater, der im 2. WK, war, davon 3 Jahre in Gefangenschaft, kam völlig verroht nach Hause.
Es kann sein, dass das eigene Erleben nicht verarbeitet wird, da es nicht behandelt wurde, und sich dann in Form von Gewalt gegen Menschen seine Bahn sucht: Mein Großvater zeugte mit meiner Großmutter 10 Kinder, sage ich mal so, meine Großmutter tat das nicht freiwillig.
Meine Mutter lernte ihren Vater erst mit 3,5 Jahren kennen, sie weinte, weil sie den dreckigen, stinkenden Mann nicht kannte, der sie dann zur Begrüßung verprügelte.
Die Kindheit von diesen 10 Kindern und das Leben meiner Großmutter war die Hölle, sie und die Kinder wurden regelmäßig verprügelt, Mädchen erlebten sexualisierte Gewalt. Mit schweren Folgen in ihren eigenen Leben, und auch für die eigenen Kinder.
Und nein, es gab keine Hilfe, meiner Mutter, damals 14, wurde beim Amt (1955) gesagt, als sie ihren Vater anzeigen wollte: "Willst du, dass dein Vater ins Gefängnis kommt, dann bist du Schuld, wenn deine Mutter und Geschwister von Amtsgeld leben müssen".
Ich bin das älteste Enkelkind von 27, so habe ich am längsten beobachten können, was der 2. WK noch heute für Auswirkungen hat. Und das ist kein Einzelfall.
QuoteDackelGer
Die Mär vom "sauberen, chirurgischen Krieg ist - eben ein Mär. Vor 100 Jahren waren F und D "Erbfeinde" , es dauerte Generationen - vor dem Hintergrund des wachsenden wirtschaftlichen Wohlstandes auf beiden Seiten - das abzubauen. Korea, Jugoslawien; Irak, Afghanistan, Ukraine und diverse weitere Kriegsschauplätze wird das nicht so "schnell" gehen... Die Politik versagte und die Verntwortlichen (ja - auch Putin wurde "gefördert") sind schnell auf und davon - das Leiden bleibt. Und leider auch eine Wahrheit der Marktwirtschaftsepoche der Menschheit: Krieg und Angstverbreitung sind Wirtschafts- und Konsumfaktoren: nicht nur die Kriegsführung auch und gerade der Wiederaufbau.
QuoteGenitiv
Und das Mal zwei - denn auf der anderen Frontseite sterben Männer auf die gleiche Art und Weise, werden traumatisiert und Angehörige trauern.
Hier gibt es keine Feinde, nur menschliches Elend und Leid. Tragödien die sich seit Jahrtausende wiederholen. Wer sind diese Menschen die zum Krieg aufrufen anstatt Frieden vorleben? Es sind Monster denen Abermillionen über viele Zeiten hinweg zum Opfer gefallen sind. Angreifer wie Verteidiger - denn es ist dieser tödliche Kreislauf - denn ohne den einen kann es nicht den anderen geben und es würde diesen Kreislauf nicht geben.
QuoteJoachim
Dem kann man nicht zustimmen. Hier wurde ein friedliches Nachbarland überfallen. ...
Quoteschwachr
'Wer sind diese Menschen die zum Krieg aufrufen anstatt Frieden vorleben?' Es sind auch Menschen, die es nicht geschafft haben Ihre eigene erlebte Gewalt anders zu regulieren, z.B. Putin.
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Quote[...] Nichts wird verschont. Krankenhäuser, Schulen, Moscheen, antike Denkmäler, Universitäten, Kirchen, Archive und Bibliotheken sind zerstört. Das kulturelle Gedächtnis, das angehäufte Wissen, die Träger:innen einer eigenständigen, selbstbestimmten Zukunft – alles zerbombt. Und jetzt droht die Bevölkerung in Gaza vor unser aller Augen dem Hungertod ausgeliefert zu werden. Die Menschen in Gaza, auch die überlebenden israelischen Geiseln, sind ohne Rettung, ohne Schutz. Und ein Ende ist nicht absehbar.
Seit kurzem fallen neben den Bomben auch Lebensmittelpakete vom Himmel, jetzt soll Hilfe auch auf dem Seeweg den abgeriegelten Streifen erreichen. Ein Hoffnungsschimmer? Kaum. Der Abwurf von Hilfe aus der Luft ist nicht nur aufwendig, teuer und ungenau. Unten angekommen, lässt sich ohne Strukturen zur Verteilung der Hilfe nicht sicherstellen, dass die Bedürftigsten etwas von den überlebensnotwendigen Gütern abbekommen. Im Gegenteil: Wer zu den Bedürftigsten gehört, zählt in der Regel nicht zu den Schnellen und Starken, die die Hilfe untereinander aufteilen. Etablierten humanitären Mindeststandards, die mühsam nach der Beschäftigung mit Fehlern in der humanitären Hilfe erarbeitet wurden, wird der Abwurf aus der Luft deshalb nicht annähernd gerecht. Hier wird nicht nach Bedürftigkeit verteilt, sondern nach der Macht des Stärkeren.
Diese Form der Hilfe ist nicht nur ziellos, sie ist entwürdigend und entmenschlichend. Die schrecklichen Szenen, wie ausgehungerte Menschen um die abgeworfenen Güter kämpfen, gehen um die Welt, und die Rollen sind klar verteilt: hier die braune, unzivilisierte Masse, dort die edlen Helfer und Herren modernster Technik. Auch die Bundeswehr beteiligt sich. Angesichts der Verzehnfachung der Rüstungsexporte aus Deutschland ist diese in den Krieg eingebettete Hilfe, die mehr schadet, als nützt, nichts anderes als eine Form der Legitimierung des Kriegs.
Während sich die Lastwagen mit lebensnotwendigen Gütern an den Grenzübergängen kilometerlang stauen und während die vorhandenen, wenn auch schwer beschädigten Strukturen noch immer in der Lage wären, die existentiell gefährdeten zwei Millionen Menschen im Gazastreifen zu versorgen, baut Israel mit seinen engsten Verbündeten Deutschland und USA ein neues System auf, das keine Rettung darstellt. Die vorhandenen internationalen und UN-Hilfsstrukturen werden gezielt umgangen, Hilfe wird nun von Militärs geleistet. Das unterstützt auch das israelische Ziel, die UN-Hilfsorganisation UNRWA mit ihren rund 13.000 palästinensischen Mitarbeiter:innen auszuschalten.
Für die Errichtung der Infrastruktur der Hilfe über den Seeweg von Zypern nach Gaza veranschlagen die USA 60 Tage. Bis dahin könnten Tausende Menschen verhungert sein. Und auch diese Hilfe soll nicht über die UNRWA laufen, die als einzige über die entsprechende Infrastruktur verfügt, um eine halbwegs gerechte und angemessene Verteilung gewährleisten zu können.
Die humanitäre Hilfe über den Seekorridor und aus der Luft ist auch deshalb im Interesse der israelischen Regierung, weil sie der lang angekündigten israelischen Offensive auf das vollkommen überfüllte Rafah im äußersten Süden des Gazastreifens den Boden bereiten könnte. Bombardiert wird dort schon seit Monaten, jetzt werden die Hilfesuchenden wieder ein paar Kilometer in Richtung Norden gelenkt. Fast müßig zu sagen, dass im Falle einer Bodenoffensive auch in Rafah noch mehr Tod und Verwüstung zu erwarten ist als ohnehin schon.
Palästinensisches Leben soll im Gazastreifen nur noch als nacktes, bloßes Leben existieren. In diese Hölle will die israelische Regierung sogar Kranke und Mütter mit kleinen Kindern zurückschicken, die zu medizinischen Behandlungen im besetzten Ost-Jerusalem und teilweise in Israel waren. Die israelischen medico-Partnerorganisationen Hamoked und Physicians for Human Rights konnten diesen Plan mit einem Eilantrag beim Obersten Gerichtshof in Israel zumindest vorläufig verhindern.
Der Gazastreifen, sagte EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, sei auch der Friedhof des humanitären Rechts. Die militärisch eingebettete Hilfe, wie sie jetzt in Gaza eingeübt wird, schafft die Unabhängigkeit der Hilfe ab. Bomben und Brot gleichzeitig abzuwerfen, ist Zynismus und eine Form der Kriegspropaganda.
Geschieht nichts, werden wir in den nächsten Tagen und Wochen eine drastische Verschärfung der rein menschengemachten humanitären Katastrophe in Gaza erleben, die noch weit über das hinausgeht, was bereits geschehen ist. Den Vereinten Nationen zufolge erlebt der Norden von Gaza bereits eine akute Hungersnot. Dass sich dies unter unseren Augen ereignet, macht uns zu Zuschauern, zu Mitwissern. Die schweigende Akzeptanz äußert sich nicht nur im ausbleibenden Protest angesichts einer inhumanen Kriegsführung, wie er im Fall der Ukraine selbstverständlich ist. Einmal zugelassen, ist das überall in der Welt wiederholbar. Damit ist die Selbsterzählung des Westens, im Schlechten immerhin die bessere, weil humanere Wahl zu sein, am Ende. Die israelische Regierung glaubt auf diese Weise, den umfassenden Sieg zu erlangen. Doch nach dem 7. Oktober markiert dieser Krieg eine weitere Zäsur in der israelischen Verfasstheit. Die Folgen für Israel selbst sind nicht zu ermessen. Ein Taumel in den Abgrund.
Ohne gleiche Rechte für alle, wird es keine Lösung geben, sagte der Philosoph Omri Boehm Mitte März 2024 in seiner Preisträgerrede auf der Leipziger Buchmesse. Dies zu verstehen, verlangt eine sofortige Umkehr, ein Ende des Kriegs, ein Ende der Idee vom Sieg einer Seite, die allein für sich Sicherheit beansprucht. Einzig Zeichen der Menschlichkeit können den Ausweg weisen.
medico international am 25. März 2024
Aus: "Gaza-Krieg: Taumel in den Abgrund" (25. März 2024)
Quelle: https://www.medico.de/taumel-in-den-abgrund-19436 (https://www.medico.de/taumel-in-den-abgrund-19436)
Quote[...] Claudine wuchs auf einem der unzähligen Hügel im südlichen Ruanda auf. Sie ging sonntags mit den anderen aus dem Dorf zur Kirche, und wenn sie nicht zur Schule musste, hütete sie die Kühe der Familie. Eine friedliche Kindheit auf dem Lande.
Sie ist neun Jahre alt, als das große Morden beginnt. Gegen ein Uhr nachts wird sie von ihrem Großvater geweckt. Sie müssen fliehen. ,,Ich war mit Verwandten und meinen Geschwistern zusammen", erinnert sie sich. ,,Wir waren etwa acht Familien. Wir nahmen die Kühe mit. Die Schweine ließen wir zurück."
Der Grund, warum sie alle sterben sollen: Sie gehören zur Volksgruppe der Tutsi. Mörderbanden der Hutu durchstreifen das Land. Im Dorf waren die Hutu vorher friedliche Nachbarn – jetzt sind sie zu tödlichen Feinden geworden.
In den ersten Tagen gelingt es Claudines Eltern, die Familie zusammenzuhalten. Doch dann kommt ein Hubschrauber, Soldaten schießen um sich, das Kind wird von Mutter und Vater getrennt. Claudine irrt umher, durch den Wald, vorbei an brennenden Hütten und Häusern und leblosen Körpern am Wegesrand. Sie schließt sich anderen Kindern an, flieht nach Burundi und überlebt. Wie ihre Eltern starben, weiß sie nicht.
Ruanda kennt unzählige Schicksale wie das von Claudine. Beim Genozid in Ruanda ermordeten Extremisten der Hutu-Mehrheit 1994 zwischen 800.000 und einer Million Menschen. In rund hundert Tagen sorgten sie in dem ostafrikanischen Land für ein beispielloses Blutvergießen. Die meisten Opfer waren Tutsi, aber auch gemäßigte Hutu wurden getötet. Das Massaker endete erst, als die Rebellen der ,,Ruandischen Patriotischen Front" (RPF) im Juli 1994 die Hutu-Milizen besiegten.
Auslöser war am 6. April 1994 der bis heute ungeklärte Abschuss des Flugzeugs des autoritären Präsidenten Juvénal Habyacrimana, der zur Hutu-Volksgruppe gehörte. Noch in derselben Nacht begann das Abschlachten. Die Massaker waren von langer Hand vorbereitet. Seit Monaten waren Macheten an Hutu-Milizen verteilt worden. Radiosender riefen zur Vernichtung der Tutsi auf, Milizen erhielten Todeslisten.
Schon lange vorher war das Land ein Pulverfass gewesen. Dabei wurde der vermeintliche Rassenkonflikt zwischen den Hutu-Ackerbauern und den Tutsi-Viehzüchtern erst von den deutschen Kolonialherren und später von den belgischen Nachfolgern angefacht, die gezielt die Tutsi-Minderheit als vermeintlich herrschende Schicht förderten.
Noch unter belgischer Kolonialherrschaft verübten Hutu 1959 erste Massaker an den Tutsi. Tausende flohen nach Uganda. Mit der Unabhängigkeit 1962 gelangten dann die Hutu an die Macht. Vor allem die sogenannte erste Republik in Ruanda (1962-1973) war von Mordwellen an Tutsi, Flucht und Vertreibung geprägt. Im Gedächtnis der Hutu wiederum blieb ein Tutsi-Massaker von 1972 an den Hutu im Nachbarland Burundi haften.
,,Ein Völkermord ist ein langwieriges Projekt. Man muss mobilisieren, man muss einen Prozess schaffen, der dieses absolute Verbrechen innerhalb einer Gesellschaft möglich macht, die eigentlich nicht fähig sein sollte, ein solches Monster zu gebären", sagt die Soziologin und Psychologin Assumpta Mugiraneza.
Assumpta sieht drei wirkmächtige Narrative, die den Massenmord in den Köpfen der Ruander vorbereiteten. Erstens eine Mentalität von Gehorsam und Disziplin. Zweitens das Märchen von einer existenziellen Bedrohung: Angeblich wollten die Tutsi die Hutu-Mehrheit auslöschen, dem müsse man zuvorkommen. Und schließlich Dämonisierung und Entmenschlichung: Tutsi wurden als Kakerlaken bezeichnet, als Schlangen, als Unkraut. Radiosender verbreiteten täglich den Hass.
Die internationale Gemeinschaft ignorierte die Krise lange, obwohl der Kommandeur der UN-Truppen in Ruanda vor einem drohenden Genozid warnte. Der kanadische General Roméo Dallaire hatte schon vor Beginn des Mordens eine massive Aufstockung seiner Truppe auf 4500 Soldaten gefordert. Außerdem ein Mandat, das den Einsatz von militärischer Gewalt erlaubte. Dallaire war davon überzeugt, den drohenden Völkermord dadurch verhindern zu können. Doch der UN-Sicherheitsrat verweigerte beides.
Dallaire gab nicht auf und bat Kofi Annan, der damals für die UN-Friedensmissionen zuständig war und wenige Jahre später zum Generalsekretär der Vereinten Nationen aufstieg, um die Erlaubnis, die Waffenlager der Hutu-Milizen auszuheben. Vergebens: ,,Innerhalb weniger Stunden kam die Antwort, dass ich keine Erlaubnis habe, dass es nicht meinem Mandat entspreche und dass ich die gesamte Mission gefährden würde."
Während die Zahl der Toten stieg, wurde die UN-Truppe immer kleiner. Am 21. April 1994, rund zwei Wochen nach Beginn der Massaker, beschloss der UN-Sicherheitsrat, die Friedenstruppe in Ruanda auf 500 Mann zu reduzieren.
Statt der Vereinten Nationen handelte dann eine Rebellenarmee geflohener Tutsi. Die Ruandische Patriotische Front (RPF) eroberte das Land in einem kurzen, aber heftigen Bürgerkrieg. Am 4. Juli 1994 marschierte die RPF in der Hauptstadt Kigali ein und beendete so den Völkermord.
Nach dem Sieg der RPF übernahm Rebellenchef Paul Kagame die Macht im Land. Er verordnete einen Versöhnungskurs. Täter mussten sich vor Dorfgerichten, den sogenannten Gacacas, verantworten.
Über eine Million Fälle wurden von den rund 11.000 Dorfgerichten verhandelt – ein historisch einmaliges Experiment, das weltweit Beachtung fand. Bei den Versammlungen ging es nicht nur um Strafe für die Mörder, sondern auch um Reue und Versöhnung.
Die Dorfgerichte waren für die ,,einfachen" Täter und Mitläufer bestimmt. Organisatoren und Drahtzieher des Völkermords wurden hingegen vor ein internationales Tribunal gestellt. Noch immer wird nach Verantwortlichen des Völkermords gefahndet, die sich ins Ausland absetzten.
Paul Kagame regiert bis heute und wird für seinen autoritären Regierungsstil kritisiert. Es gibt kaum Opposition oder kritische Medien. Von den rund 13 Millionen Einwohnern sind geschätzte 80 bis 85 Prozent Hutu, zehn Prozent Tutsi. Offiziell werden die Volksgruppen nicht mehr unterschieden.
Täter und Opfer leben wieder Tür an Tür. Viele Tatorte sind als Gedenkstätten hergerichtet – mit aufgeschichteten Schädeln und Knochen, die mahnen, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Doch wie lange wird es dauern, bis eine Gesellschaft einen dermaßen brutalen Zivilisationsbruch verarbeitet hat?
Inzwischen weiß man, dass Traumata, die psychischen Narben, auch genetisch von Generation zu Generation weitervererbt werden können. In Ruanda, das unvergleichlich stark von solchen Traumata gezeichnet ist, wären landesweit eine Vielzahl von psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungsangeboten notwendig, um die Wunden zu heilen. Doch es gibt gerade mal zwei Dutzend Psychiater.
Nach einer Untersuchung leiden etwa ein Viertel der Ruander und Ruanderinnen unter Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das sind 3,3 Millionen Menschen. Ein Bericht zur mentalen Gesundheit, veröffentlicht vom zuständigen Ministerium, zeichnet ebenfalls ein düsteres Bild: Depressionen, sexualisierte Gewalt, Kindesmissbrauch und Alkoholismus sind weitverbreitet.
Auch Claudine wurde immer wieder von Albträumen überwältigt. Der Anblick der Toten, der Geruch von Blut hat sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt. Selbstmordgedanken quälten sie, vor allem in den dunklen Stunden der Nacht. In ihrem Heimatdorf nannte man sie nur Umusazi, die Verrückte. Wenn ihr jemand zu nahekam, schrie und fluchte sie.
Doch Claudine hatte Glück und traf eine Traumatherapeutin. Seit der Therapie kann sie wieder besser mit anderen umgehen, ihr Feld bestellen. Wenn die quälenden Erinnerungen wiederkommen, macht Claudine jetzt Übungen, die ihr die Therapeutin gezeigt hat. Sie umfasst mit der rechten Hand nacheinander die Finger der linken. Dabei verkörpert jeder Finger eine andere positive Aussage, die sie stärken soll.
,,Ich will nach Gottes Willen leben", sagt Claudine. ,,Ich lebe in Frieden mit anderen. Ich erlebe Freude mit meiner Familie." Claudine sagt, grundsätzlich gehe es ihr inzwischen gut. Die meisten Nachbarn, auch die Hutu, seien freundlich zu ihr.
Aus: "Genozid in Ruanda: Zwischen tiefen Traumata und Versöhnung" (04.04.2024)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/ruanda-genozid-jahrestag-100.html (https://www.deutschlandfunk.de/ruanda-genozid-jahrestag-100.html)
https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda (https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda)
" ... Die New York Times und der UN-Menschenrechtsrat berichteten im Februar 2024, die Schrecken des Bürgerkrieges hätten sich weiter ausgebreitet. Besonders in Darfur komme es weiterhin zu Vergewaltigungen, Raubzügen und anderen Gräueltaten. Ein Videoclip zeigte sudanesische Soldaten, die triumphierend die Köpfe von Studenten hochhielten, die wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit enthauptet worden waren. ..."
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_im_Sudan_(seit_2023) (https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_im_Sudan_(seit_2023))
https://de.wikipedia.org/wiki/Sudan (https://de.wikipedia.org/wiki/Sudan)
Quote[...] Im Sudan wütet nach Einschätzung des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten die ,,schlimmste, komplexeste und grausamste Krise der Welt". Dennoch ist in unseren Abendnachrichten nichts davon zu sehen.
Angesichts von fast neun Millionen Binnenvertriebenen – die Hälfte davon Kinder – und fast zwei Millionen Flüchtlingen im Ausland findet im Sudan die größte Vertreibungskrise der Welt statt. Nahezu 20 Millionen Menschen – fast die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung – sind in einem Land, das früher ein wichtiger Lebensmittelerzeuger war, von Ernährungsunsicherheit betroffen.
Am 15. April beginnt das zweite Jahr des Kriegs im Sudan. An diesem Tag wird die EU mit Frankreich und Deutschland eine hochrangige Konferenz in Paris ausrichten, um zusätzliche humanitäre Hilfe zu ersuchen und ein Ende dieses Konflikts zu fordern.
Wir wissen, wer für diese Katastrophe verantwortlich ist. Mit ihrem Militärputsch im Oktober 2021 haben die sudanesischen Streitkräfte (SAF) und die Rapid Support Forces (RSF) die Bestrebungen der demokratischen sudanesischen Revolution zunichtegemacht. Die Allianz der Putschisten zerbrach am 15. April 2023.
Die Konfliktparteien sind in den Krieg gezogen, und zwar nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen die sudanesische Bevölkerung. In Darfur kommt es erneut zu völkermörderischen Gräueltaten gegen Zivilistinnen und Zivilisten, die den Sudan bereits 2003 in die Schlagzeilen brachten, aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Im Land wird Hilfe absichtlich zurückgehalten und den humanitären Helferinnen und Helfern der Zugang verwehrt.
Externe Akteure befeuern die Kämpfe mit Geld und Waffen. So liefert Iran Drohnen an die SAF. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben einen direkten Einfluss auf die RSF, den sie zur Beendigung des Krieges einsetzen sollten. Russland spielt beide Seiten gegeneinander aus und hofft, Zugang zu strategischer Infrastruktur und Ressourcen zu erhalten, auch mit Hilfe von Söldnern, die hauptsächlich auf Gold und Mineralien aus sind.
Das Rote Meer ist Europas wichtigste Seeverbindung nach Asien. Und der pazifische Raum und der Sudan könnten zu einem Drehkreuz für Menschenhandel, radikale Kämpfer, Waffen und alle Arten des illegalen Handels zwischen der Sahelzone, Nordafrika und Subsahara-Afrika werden.
Vor dem Krieg, während des erfolgreichen Volksaufstands gegen eine brutale Diktatur, waren junge Engagierte, Frauenrechtsaktivisten und führende Gemeinschaftsvertreter der Welt entschlossen, einen demokratischen und von Frieden geprägten Sudan aufzubauen. Seitdem haben die EU und ihre Mitgliedstaaten ihre Auffassung nachdrücklich vertreten: In diesem Konflikt stehen wir auf der Seite der Zivilbevölkerung und der Hoffnung, die sie in ihr Land setzen.
Wir werden mit den Konfliktparteien weiter aus einer neutralen Position heraus zusammenarbeiten, die den Frieden und die Achtung des Lebens sowie der Rechte der Zivilbevölkerung in den Mittelpunkt stellt. Der 15. April in Paris muss ein Friedensappell sein. Europa, Afrika und die restliche internationale Gemeinschaft müssen sich für ein umfassenderes, besser konzertiertes und konsequenteres Vorgehen einsetzen.
Das wichtigste Ziel muss natürlich darin bestehen, die drohende Hungersnot im Sudan abzuwenden und die Länder und Gemeinschaften zu unterstützen, die vor dem Krieg fliehende Menschen aufgenommen haben. Wir erwarten auch, dass die Anführer der beiden Kriegsparteien, General Burhan und General Mohamed Hamdan Dagalo Hemedti, den Forderungen nach dem Ende dieses Blutbads nachkommen und sich an den Verhandlungstisch setzen. Andernfalls hätte dies Konsequenzen.
Unseren Maßnahmen beschränken sich nicht nur auf den Sudan: Dort wie in der Ukraine oder andernorts sollten demokratische Bestrebungen nicht mit Waffengewalt durchgesetzt werden. Die sudanesische Bevölkerung hat vor fünf Jahren auf den Straßen von Khartum genau das gefordert. Deshalb rufen wir unermüdlich zu einem Waffenstillstand auf und fordern ungehinderten Zugang zu Hilfe und die Rückkehr auf den Weg der Demokratie in Sudan. Wir sprechen uns stets für afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme aus.
Jetzt, wo der Sudan in das zweite Kriegsjahr des verhängnisvollen Krieges eintritt, setzen wir auf die Region, um Verantwortung zu übernehmen. An der Seite der regionalen und internationalen Partner stehen wir bereit, dem Sudan in seiner dunkelsten Stunde zu helfen.
Josep Borrell Fontelles ist Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik und Vizepräsident der Europäischen Kommission.
Janez Lenarcic ist EU-Kommissar für Krisenmanagement.
Aus: ",,Grausamste Krise der Welt": Borrell pocht auf Ende des Sudan-Kriegs" Josep Borrell (15.04.2024)
Quelle: https://www.fr.de/meinung/gastbeitraege/sudan-krieg-flucht-vertreibung-eu-appell-konferenz-paris-93010224.html (https://www.fr.de/meinung/gastbeitraege/sudan-krieg-flucht-vertreibung-eu-appell-konferenz-paris-93010224.html)
QuoteLiesl Pompe
Ob im Sudan oder im Jemen werden Stellvertreter Kriege geführt ...
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