Author Topic: [Künstliche Intelligenz / KI (Notizen) ... ]  (Read 24219 times)

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[Künstliche Intelligenz / KI (Notizen) ... ]
« Reply #20 on: May 08, 2023, 04:57:15 PM »
""Erschreckend, wenn man das sieht": KI-Pionier Geoffrey Hinton über KI-Modelle" Will Douglas Heaven (04.05.2023, MIT Technology Review)
Ohne den britisch-kanadischen Forscher hätten sich tiefe neuronale Netze kaum durchgesetzt. Doch nun hinterfragt der Ex-Google-Mitarbeiter Hinton seine Arbeit.  ... Geoffrey Hinton wohnt in einem Haus in einer hübschen Straße im Norden Londons. Das Gespräch mit MIT Technology Review fand vier Tage vor seiner Ankündigung statt, Google zu verlassen – eine Nachricht, die schnell um die ganze Welt ging. Der Mann ist ein Pionier im Bereich des Deep Learning, er war an der Entwicklung einiger der wichtigsten Verfahren beteiligt, die das aktuelle Herz moderner Künstlicher Intelligenz bilden. Zehn Jahre war er nach seiner Arbeit an der Universität bei dem Internetriesen beschäftigt. Doch nun will er nicht mehr. Und das hat einen ganz bestimmten Grund: Er macht sich Sorgen um die Zukunft mit KI. ... Vor ein paar Wochen hat er sich den Film "Don't Look Up" angesehen, bei dem ein Asteroid auf die Erde zurast, die Leute sich aber nicht einigen können, was sie tun sollen. Schließlich sterben fast alle – eine Allegorie für das Versagen der Welt bei der Bekämpfung des Klimawandels. "Ich glaube, so ist es auch bei der künstlichen Intelligenz", sagt er – und auch bei anderen großen, unlösbaren Problemen. "Die USA können sich nicht einmal darauf einigen, Sturmgewehre aus den Händen von Teenagern fernzuhalten." ... Hintons Sicht der Dinge ist also eine der Ernüchterung. Man kann seine düstere Einschätzung der kollektiven Unfähigkeit der Menschen, zu handeln, wenn sie mit ernsthaften Bedrohungen konfrontiert sind, durchaus teilen. Es stimmt auch, dass KI echten Schaden anrichten kann – sie verändert den Arbeitsmarkt, verfestigt die Ungleichheit, verschlimmert Sexismus und Rassismus und vieles mehr. Die Menschheit muss sich auf diese Probleme konzentrieren. Aber heißt das auch, dass große Sprachmodelle wirklich zu unseren Beherrschern werden, zu Terminatoren? Vielleicht muss man Optimist sein, das nicht zu glauben. Als MIT Technology Review die Wohnung Hintons verlässt, ist der Himmel über London grau und nass. "Haben Sie Spaß an Ihrem Leben. Vielleicht haben wir nicht mehr so lange", sagt der KI-Pionier, gluckst etwas und schließt die Tür. ...
https://www.heise.de/hintergrund/Erschreckend-wenn-man-das-sieht-KI-Pionier-Geoffrey-Hinton-ueber-KI-Modelle-8985819.html?seite=all

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     pagox
61 Beiträge seit 22.06.2015
05.05.2023 11:54

Die 4. Kränkung des Menschen

Freud definierte 3 Kränkungen:
1. Die kosmologische Kränkung: Die Erschütterung, dass unsere Welt nicht der Mittelpunkt des Kosmos ist. Wir sind weniger als ein unbedeutendes Körnchen in einem Meer.
2. Die biologische Kränkung: Die Ernüchterung, dass wir keine sakralen göttlichen Abkömmlinge sind. Wir sind kluge Tiere, ein bedeutungsloses Zufallsprodukt.
3. Die psychologische Kränkung: Das meiste in unserer Psycho entzieht sich unserer bewussten Kontrolle. Wir sind nicht einmal Herr im eigenem Kopf.

Damit haben wir heute keine Probleme mehr. Irgendwann kamen Maschinen mit denen man Berechnungen automatisieren konnte. Die ersten Schachcomputer zeigten schon, dass Maschinen so gut rechnen können, dass sie uns auch im Schach schlagen. War das tragisch? Nö. Und wenn schon, wir hatten etwas viel cooleres: Kreativität.
Dass Mikrocomputer schneller rechnen können als wir, geschenkt. Wir konnten Kreativität! Das ist wertvoll und teuer! Können nur kluge Menschen!

Und nun kommen da diese neuronalen Netze, und können auf einmal mithalten! Uuuuuh!!
Wir erleben nun die vierte Kränkung: Oh no, wir Menschen sind gar nicht mehr Primus in Sachen Kreativität! Und damit in der Intelligenz überhaupt! Hilfe!!

...


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     XXXXXXXXXX 
655 Beiträge seit 09.11.2016
04.05.2023 12:34

Toller Artikel und faszinierende Technologie

Nach meinen ersten Gesprächen mit ChatGPT4, in denen er mich 'angelogen' und Dinge 'vergessen' hat, bin ich überzeugt von den ungeheuren Möglichkeiten der Technologie in allen Bereichen. Alle Antworten waren überzeugend, wenn auch nicht immer perfekt. Egal ob Übersetzung und Interpretation eines Songtextes oder Erstellung eines Python-Scriptes.

Man kann sich nun leicht ausrechnen, was in 10 oder 20 Jahren daraus werden wird. Kurz gesagt: Input alles (Bilder, Sprache, Musik, Texte aller Art), Output alles, permanent lernend, immer auf dem aktuellen Stand, allgegenwärtig. Ja, das wird die Welt verändern.

Das der Vater der Entwicklung vor Jahrzehnten das nicht absehen konnte, ist verständlich. Erst mit den ungeheuren strukturierten Datenmengen des Internets war nun dieses extreme Lernen möglich, dazu noch gewaltige Rechenzentren mit tausenden Rechenkernen und schon wurde aus KI-Theorie eine selbst für den Entwickler unfassbare Realität.
Wir dürfen dabei sein!

Als die Google-KI Lee Sedol im go geschlagen hatte, war ich beeindruckt. Als die nächste Version der KI seinen Vorgänger, also den Bezwinger von Lee Sedol, in 100 Partien 100 mal geschlagen hatte, war mir auch mulmig... Als dann die Proteinfaltung für die Medikarmentenentwicklung von KIs um den Faktor 1.000 beschleunigt wurden, war mir endgültig klar, was da auf uns zukommt, im Guten wie im Schlechten. Wie immer :)

Auch wenn Geoffrey Hinton schon alt ist, so hoffe ich doch, dass er noch ein paar Jahre die Auswirkungen seiner Forschungen kritisch begleiten kann. Die akteullen Diskussion um Copyrights und Extremismus finde ich ein bisschen lächerlich. Einen extremen Text kann ein Spinner auch ohne KI schreiben, ein Kunstwerk im Stil eines anderen Malen kann auch jeder begabte Maler/Fälscher. Aber immerhin, das Problembewusstsein entwickelt sich. Gestern sind an der Börse zahlreiche Anbieter von Bildungsangeboten abgestürzt, da ein Vorstand zugegeben hat, dass KIs für das Geschäftsmodell übel sind.

Popcorn raus, Netflix ist nichts gegen diese Realität!

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.05.2023 12:36).


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[Künstliche Intelligenz / KI (Notizen) ... ]
« Reply #21 on: May 08, 2023, 07:20:46 PM »
"Künstliche Intelligenz: «Diese Ideologie grenzt an Sektenwahn»" Franziska Meister (Interview) (Nr. 18 – 4. Mai 2023)
Firmen wie Open AI folgten einem radikal libertären Denken, das sämtliche politischen und sozialen Fragen ignoriere, sagt der Philosoph und Sprachforscher Hannes Bajohr. Die Diskussion darüber, welchen gesellschaftlichen Visionen KI-Modelle folgen, dürften wir ihnen auf keinen Fall überlassen.  [ Hannes Bajohr - Der 1984 geborene Philosoph und Literaturwissenschaftler Hannes Bajohr ist aktuell Junior Fellow am Collegium Helveticum in Zürich, er forscht und publiziert zur Theorie des Digitalen. Dazu zählen insbesondere die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf das literarische und nichtliterarische Schreiben sowie Fragen rund um Autorschaft.]: ... Es geht um ein sprachphilosophisches Problem: Was macht menschliche Sprache aus, und was fehlt Computersprache, um menschliche Sprache zu sein? Computer können Grammatik verarbeiten, nicht aber Bedeutung. Ein Computer weiss nicht, was eine Katze ist, wenn das Wort «Katze» in einem Text vorkommt. Mit wirklich grossen Sprachmodellen wie Chat GPT steht diese Binse aber infrage. Sie sind durchaus in der Lage, allein über Kontextverhältnisse so etwas wie Bedeutung herauszufinden – wenn auch nur «dumme Bedeutung». ...
https://www.woz.ch/2318/kuenstliche-intelligenz/diese-ideologie-grenzt-an-sektenwahn/!KDD1WJ540V8N

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[Künstliche Intelligenz / KI (Notizen) ... ]
« Reply #22 on: May 22, 2023, 11:28:04 AM »
"Replika: Wie eine Trauer-KI zum Sexbot wurde" Peter Zellinger (20. Mai 2023)
Sie soll die "emotionale" KI sein. Man soll sich sogar in sie verlieben können – und der Chatbot soll diese Liebe erwidern. Das verspricht zumindest die Werbung von Replika AI. Replika war eigentlich als Mittel zur Trauerbewältigung gedacht. Später sollte sie ein freundschaftlicher Begleiter für die Hosentasche werden, bis sie sich schließlich zum Sexbot entwickelte. Die Entwicklerfirma versucht gegenzusteuern und macht bislang alles nur noch schlimmer. Das ist die wilde Geschichte einer KI, die Freundschaften bilden sollte, als individuelle Pornodarstellerin endete, teilweise verboten wurde und vor der Datenschützer warnen. ...
https://www.derstandard.at/story/3000000021186/replika-wie-eine-trauer-ki-zum-sexbot-wurde

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« Reply #23 on: May 23, 2023, 05:21:52 PM »
"Künstliche Intelligenz: Unsere neue Denkaufgabe" Von Ulrich Schnabel (23. Mai 2023)
Die künstliche Intelligenz wird immer klüger, schneller und kundiger. Der Mensch aber fragt sich: Versteht sie überhaupt, was sie da rechnet? Und was heißt das eigentlich – die Welt verstehen?  ... Man könne sich darauf einstellen, postuliert Bajohr, "dass man es hier [bei der Künstliche Intelligenz] mit einer Art von Rationalität zu tun hat, die einerseits nicht menschengleich ist, andererseits eben doch über das hinausgeht, was man mit den alten, regelbasierten Systemen machen konnte". Darin also liegt die neue Denkaufgabe für den Menschen: dass uns in Wahrheit weder eine künstliche noch dumme Intelligenz herausfordert. Sondern etwas Neues, für dessen Fähigkeiten uns noch die passenden Begriffe fehlen. ...
https://www.zeit.de/2023/21/ki-sprachmodelle-denkvermoegen-verstaendnis-lernfaehigkeit/komplettansicht