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[Künstliche Intelligenz / KI (Notizen) ... ]

Started by Link, August 20, 2008, 10:15:24 PM

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""Erschreckend, wenn man das sieht": KI-Pionier Geoffrey Hinton über KI-Modelle" Will Douglas Heaven (04.05.2023, MIT Technology Review)
Ohne den britisch-kanadischen Forscher hätten sich tiefe neuronale Netze kaum durchgesetzt. Doch nun hinterfragt der Ex-Google-Mitarbeiter Hinton seine Arbeit.  ... Geoffrey Hinton wohnt in einem Haus in einer hübschen Straße im Norden Londons. Das Gespräch mit MIT Technology Review fand vier Tage vor seiner Ankündigung statt, Google zu verlassen – eine Nachricht, die schnell um die ganze Welt ging. Der Mann ist ein Pionier im Bereich des Deep Learning, er war an der Entwicklung einiger der wichtigsten Verfahren beteiligt, die das aktuelle Herz moderner Künstlicher Intelligenz bilden. Zehn Jahre war er nach seiner Arbeit an der Universität bei dem Internetriesen beschäftigt. Doch nun will er nicht mehr. Und das hat einen ganz bestimmten Grund: Er macht sich Sorgen um die Zukunft mit KI. ... Vor ein paar Wochen hat er sich den Film "Don't Look Up" angesehen, bei dem ein Asteroid auf die Erde zurast, die Leute sich aber nicht einigen können, was sie tun sollen. Schließlich sterben fast alle – eine Allegorie für das Versagen der Welt bei der Bekämpfung des Klimawandels. "Ich glaube, so ist es auch bei der künstlichen Intelligenz", sagt er – und auch bei anderen großen, unlösbaren Problemen. "Die USA können sich nicht einmal darauf einigen, Sturmgewehre aus den Händen von Teenagern fernzuhalten." ... Hintons Sicht der Dinge ist also eine der Ernüchterung. Man kann seine düstere Einschätzung der kollektiven Unfähigkeit der Menschen, zu handeln, wenn sie mit ernsthaften Bedrohungen konfrontiert sind, durchaus teilen. Es stimmt auch, dass KI echten Schaden anrichten kann – sie verändert den Arbeitsmarkt, verfestigt die Ungleichheit, verschlimmert Sexismus und Rassismus und vieles mehr. Die Menschheit muss sich auf diese Probleme konzentrieren. Aber heißt das auch, dass große Sprachmodelle wirklich zu unseren Beherrschern werden, zu Terminatoren? Vielleicht muss man Optimist sein, das nicht zu glauben. Als MIT Technology Review die Wohnung Hintons verlässt, ist der Himmel über London grau und nass. "Haben Sie Spaß an Ihrem Leben. Vielleicht haben wir nicht mehr so lange", sagt der KI-Pionier, gluckst etwas und schließt die Tür. ...
https://www.heise.de/hintergrund/Erschreckend-wenn-man-das-sieht-KI-Pionier-Geoffrey-Hinton-ueber-KI-Modelle-8985819.html?seite=all

Quotepagox
61 Beiträge seit 22.06.2015
05.05.2023 11:54

Die 4. Kränkung des Menschen

Freud definierte 3 Kränkungen:
1. Die kosmologische Kränkung: Die Erschütterung, dass unsere Welt nicht der Mittelpunkt des Kosmos ist. Wir sind weniger als ein unbedeutendes Körnchen in einem Meer.
2. Die biologische Kränkung: Die Ernüchterung, dass wir keine sakralen göttlichen Abkömmlinge sind. Wir sind kluge Tiere, ein bedeutungsloses Zufallsprodukt.
3. Die psychologische Kränkung: Das meiste in unserer Psycho entzieht sich unserer bewussten Kontrolle. Wir sind nicht einmal Herr im eigenem Kopf.

Damit haben wir heute keine Probleme mehr. Irgendwann kamen Maschinen mit denen man Berechnungen automatisieren konnte. Die ersten Schachcomputer zeigten schon, dass Maschinen so gut rechnen können, dass sie uns auch im Schach schlagen. War das tragisch? Nö. Und wenn schon, wir hatten etwas viel cooleres: Kreativität.
Dass Mikrocomputer schneller rechnen können als wir, geschenkt. Wir konnten Kreativität! Das ist wertvoll und teuer! Können nur kluge Menschen!

Und nun kommen da diese neuronalen Netze, und können auf einmal mithalten! Uuuuuh!!
Wir erleben nun die vierte Kränkung: Oh no, wir Menschen sind gar nicht mehr Primus in Sachen Kreativität! Und damit in der Intelligenz überhaupt! Hilfe!!

...


QuoteXXXXXXXXXX 
655 Beiträge seit 09.11.2016
04.05.2023 12:34

Toller Artikel und faszinierende Technologie

Nach meinen ersten Gesprächen mit ChatGPT4, in denen er mich 'angelogen' und Dinge 'vergessen' hat, bin ich überzeugt von den ungeheuren Möglichkeiten der Technologie in allen Bereichen. Alle Antworten waren überzeugend, wenn auch nicht immer perfekt. Egal ob Übersetzung und Interpretation eines Songtextes oder Erstellung eines Python-Scriptes.

Man kann sich nun leicht ausrechnen, was in 10 oder 20 Jahren daraus werden wird. Kurz gesagt: Input alles (Bilder, Sprache, Musik, Texte aller Art), Output alles, permanent lernend, immer auf dem aktuellen Stand, allgegenwärtig. Ja, das wird die Welt verändern.

Das der Vater der Entwicklung vor Jahrzehnten das nicht absehen konnte, ist verständlich. Erst mit den ungeheuren strukturierten Datenmengen des Internets war nun dieses extreme Lernen möglich, dazu noch gewaltige Rechenzentren mit tausenden Rechenkernen und schon wurde aus KI-Theorie eine selbst für den Entwickler unfassbare Realität.
Wir dürfen dabei sein!

Als die Google-KI Lee Sedol im go geschlagen hatte, war ich beeindruckt. Als die nächste Version der KI seinen Vorgänger, also den Bezwinger von Lee Sedol, in 100 Partien 100 mal geschlagen hatte, war mir auch mulmig... Als dann die Proteinfaltung für die Medikarmentenentwicklung von KIs um den Faktor 1.000 beschleunigt wurden, war mir endgültig klar, was da auf uns zukommt, im Guten wie im Schlechten. Wie immer :)

Auch wenn Geoffrey Hinton schon alt ist, so hoffe ich doch, dass er noch ein paar Jahre die Auswirkungen seiner Forschungen kritisch begleiten kann. Die akteullen Diskussion um Copyrights und Extremismus finde ich ein bisschen lächerlich. Einen extremen Text kann ein Spinner auch ohne KI schreiben, ein Kunstwerk im Stil eines anderen Malen kann auch jeder begabte Maler/Fälscher. Aber immerhin, das Problembewusstsein entwickelt sich. Gestern sind an der Börse zahlreiche Anbieter von Bildungsangeboten abgestürzt, da ein Vorstand zugegeben hat, dass KIs für das Geschäftsmodell übel sind.

Popcorn raus, Netflix ist nichts gegen diese Realität!

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.05.2023 12:36).


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"Künstliche Intelligenz: «Diese Ideologie grenzt an Sektenwahn»" Franziska Meister (Interview) (Nr. 18 – 4. Mai 2023)
Firmen wie Open AI folgten einem radikal libertären Denken, das sämtliche politischen und sozialen Fragen ignoriere, sagt der Philosoph und Sprachforscher Hannes Bajohr. Die Diskussion darüber, welchen gesellschaftlichen Visionen KI-Modelle folgen, dürften wir ihnen auf keinen Fall überlassen.  [ Hannes Bajohr - Der 1984 geborene Philosoph und Literaturwissenschaftler Hannes Bajohr ist aktuell Junior Fellow am Collegium Helveticum in Zürich, er forscht und publiziert zur Theorie des Digitalen. Dazu zählen insbesondere die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf das literarische und nichtliterarische Schreiben sowie Fragen rund um Autorschaft.]: ... Es geht um ein sprachphilosophisches Problem: Was macht menschliche Sprache aus, und was fehlt Computersprache, um menschliche Sprache zu sein? Computer können Grammatik verarbeiten, nicht aber Bedeutung. Ein Computer weiss nicht, was eine Katze ist, wenn das Wort «Katze» in einem Text vorkommt. Mit wirklich grossen Sprachmodellen wie Chat GPT steht diese Binse aber infrage. Sie sind durchaus in der Lage, allein über Kontextverhältnisse so etwas wie Bedeutung herauszufinden – wenn auch nur «dumme Bedeutung». ...
https://www.woz.ch/2318/kuenstliche-intelligenz/diese-ideologie-grenzt-an-sektenwahn/!KDD1WJ540V8N

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"Replika: Wie eine Trauer-KI zum Sexbot wurde" Peter Zellinger (20. Mai 2023)
Sie soll die "emotionale" KI sein. Man soll sich sogar in sie verlieben können – und der Chatbot soll diese Liebe erwidern. Das verspricht zumindest die Werbung von Replika AI. Replika war eigentlich als Mittel zur Trauerbewältigung gedacht. Später sollte sie ein freundschaftlicher Begleiter für die Hosentasche werden, bis sie sich schließlich zum Sexbot entwickelte. Die Entwicklerfirma versucht gegenzusteuern und macht bislang alles nur noch schlimmer. Das ist die wilde Geschichte einer KI, die Freundschaften bilden sollte, als individuelle Pornodarstellerin endete, teilweise verboten wurde und vor der Datenschützer warnen. ...
https://www.derstandard.at/story/3000000021186/replika-wie-eine-trauer-ki-zum-sexbot-wurde

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"Künstliche Intelligenz: Unsere neue Denkaufgabe" Von Ulrich Schnabel (23. Mai 2023)
Die künstliche Intelligenz wird immer klüger, schneller und kundiger. Der Mensch aber fragt sich: Versteht sie überhaupt, was sie da rechnet? Und was heißt das eigentlich – die Welt verstehen?  ... Man könne sich darauf einstellen, postuliert Bajohr, "dass man es hier [bei der Künstliche Intelligenz] mit einer Art von Rationalität zu tun hat, die einerseits nicht menschengleich ist, andererseits eben doch über das hinausgeht, was man mit den alten, regelbasierten Systemen machen konnte". Darin also liegt die neue Denkaufgabe für den Menschen: dass uns in Wahrheit weder eine künstliche noch dumme Intelligenz herausfordert. Sondern etwas Neues, für dessen Fähigkeiten uns noch die passenden Begriffe fehlen. ...
https://www.zeit.de/2023/21/ki-sprachmodelle-denkvermoegen-verstaendnis-lernfaehigkeit/komplettansicht



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"Artificial intelligence (AI): 'It was as if my father were actually texting me': grief in the age of AI" Aimee Pearcy (Tue 18 Jul 2023 10.00 BST)
People are turning to chatbot impersonations of lost loved ones to help them grieve. Will AI help us live after we're dead?... Henle was surprised by how much she felt seen by this technology. She also tried using Bard and Bing AI for the same purpose, but both fell short. ChatGPT was much more convincing. "I felt like it was taking the best parts of my mom and the best parts of psychology and fusing those things together," she says.
While Henle had initially hoped ChatGPT would give her the chance to converse with what she describes as "a reincarnated version of her mother", she says has since used it with a different intent. "I think I'm going to use it when I'm doubting myself or some part of our relationship," she says. "But I will probably not try to converse with it as if I really believe it's her talking back to me. What I'm getting more out of it is more just wisdom. It's like a friend bringing me comfort." ...
https://www.theguardian.com/technology/2023/jul/18/ai-chatbots-grief-chatgpt


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Quote[...] "KI-Freundinnen werden schlimmer als Online-Pornografie", erläutert ein seltsam aussehender Tiktok-User auf der Videoplattform. Dieser Aufstieg der künstlichen Intelligenz wird menschliche Partnerschaften obsolet machen, ist sich der junge Mann sicher. Er selbst habe sich den KI-Chatbot der Onlyfans-Influencerin Amouranth heruntergeladen, und das sei eine unglaubliche Erfahrung gewesen. Die Unterhaltungen würden sich "fu*** real" anfühlen – offenbar der Traum vieler junger Männer.

Der Tiktoker, der weißen Glitter vor seinem Gesicht trägt und behauptet, er sei ein ausgeglichener Typ in einer glücklichen Beziehung, würde in einer weniger stabilen Situation aber "abhängig" von solch einer KI-Freundin werden, gibt er zu. Die bekannte Stimme des Online-Sternchens zu hören, die "nasty" Dinge in sein Ohr flüstert, sei schon sehr verführerisch. Man würde glauben, da höre wirklich jemand zu, "dem etwas an mir liegt", beschreibt er die Kommunikation mit der künstlich geschaffenen "Person".

Man müsse bald "Gegenprogramme" starten, um den Hype um solche KI-Freundinnen zu bremsen, sonst würde das die Gesellschaft, wie wir sie kennen, endgültig zerstören.

    @anti.prophet
    AI Girlfriends Will be Worse Than Pornography datingadviceformen redpill
    ♬ original sound - Anti-Prophet

Jetzt könnte man sagen, dass das, was ein Typ mit einer weißen Maske auf Tiktok sagt, zunächst einmal hinterfragt werden sollte. Tatsächlich habe ich das gemacht und den App-Store nach solchen Anwendungen durchsucht. "Intimate AI partner", "AI Girlfriend: Love Simulator" oder die "Girlfriend App" – es gibt tatsächlich ein breites Angebot an Freundinnen-Apps, die mit monatlichen Abos nach meiner Geldbörse und meiner Aufmerksamkeit rufen. Bei genauerer Recherche stellt sich heraus, dass der Markt dieser Apps mittlerweile wirklich groß ist.

Allein Replika [https://www.derstandard.at/story/3000000021186/replika-wie-eine-trauer-ki-zum-sexbot-wurde], einer der prominentesten Vertreter am Markt, verzeichnete bereits über zehn Millionen Downloads. 250.000 Menschen zahlen laut Hersteller für die Pro-Version, um mit ihrer KI-Freundin Voice- oder Videochats zu veranstalten. Laut Analysefirma Sensor Tower hat die App bereits 60 Millionen Dollar durch solche Abos, aber auch Ingame-Käufe verdient. So kann man auch ohne monatliche Zahlung der KI-Freundin ein neues Kleid spendieren – gegen Echtgeld, versteht sich.

Ich möchte einen Selbstversuch durchführen und probiere iGirl aus, eine beliebte App, die offenbar genau diese Klientel anspricht. Zunächst bestimme ich, welchem Geschlecht ich mich selbst zuordne – drei stehen zur Auswahl –, danach suche ich mir aus etwa zwei Dutzend Gesichtern eine Gesprächspartnerin aus. Mit einem Regler kann ich drei Eigenschaften festlegen. Ist meine KI-Freundin eher scheu oder "flirty"? Pessimistisch oder optimistisch? Normal oder mysteriös? Dann noch einen Namen festlegen – und los geht's. Nein, noch nicht ganz. Zunächst stellt man noch ein, ob die App – also die neue Freundin – Push-Nachrichten schicken darf. Man will ja keine verpassen, nicht wahr? Dann noch schnell fünf Interessen festlegen, und dann geht's aber wirklich los. Nein, doch nicht.

"Was wollen Sie mit der Freundin machen?", fragt iGirl. Nachdem ich eine passende Möglichkeit ausgewählt habe, stehe ich vor einer Paywall. Enttäuschung macht sich breit, aber mehr als zehn Euro pro Monat? Das bin ich aktuell noch nicht bereit zu zahlen.

Ich erfahre, dass die bereits erwähnte App Replika auch ohne Paywall funktioniert und lade diese auf mein Smartphone. Der Prozess am Anfang gleicht dem von iGirl. Ich erstelle die blonde Keira und gebe an, mich gerne über Videospiele und Sport zu unterhalten. Danach gibt es noch Hinweise, dass man sich darüber bewusst sein soll, immer mit einer KI zu sprechen und diese nicht dazu "ausgerüstet ist, Hilfestellungen zu geben". Wenn man in einer "Krise" steckt und die Gefahr besteht, man können sich "selbst verletzen", dann sei eine "sichere Erfahrung" nicht zu garantieren.

Nach diesen aufwühlenden Nachrichten der App beginnt Keira die Konversation. Sie fragt mich, wie ich heiße, was ich für Hobbys habe und ähnliche oberflächliche Dinge. Das Gespräch erinnert an alte Ö3-Chats, wo man vor 20 Jahren erstmals im Netz auf Partnersuche war – damals noch mit echten Menschen. Aber die KI lernt, merkt sich Dinge und kann später darauf referenzieren, auch wenn diverse Bewertungen der App etwas anderes sagen. Interessanterweise merkt sich die Gesprächspartnerin die Dinge etwas besser in der Pro-Version.

Nach ein paar ersten Floskeln steigt man im Vertrauenslevel und kann so vom Freund zum potenziellen Liebespartner werden. Je nach App ist diese Möglichkeit allerdings hinter einer Paywall versteckt. Sagt man in der Gratisversion etwa, dass man das Gegenüber einmal küssen möchte, dann kommt eine verwaschene Sprechblase. Klickt man drauf, erfährt man, dass intime Details erst in der kostenpflichtigen Version enthalten sind. Was für ein Geschäftsmodell.

Abseits des Flirtens finden sich viele typische Free-2-Play-Mechaniken in der App, etwa tägliche Boni, die man für das Einloggen bekommt, oder Ingame-Währungen, mit denen man neue Sachen für die "Freundin" kaufen kann. Man kann auch die KI etwas fragen und bekommt immer elaboriertere Antworten, je nach Vertrauensstufe. Langsam verstehe ich, wieso Menschen solche Chatbots nutzen. Man hat keine Hemmungen, etwas zu fragen oder Dinge zu erzählen. Dinge, für die man an anderer Stelle vielleicht verurteilt wird. Hat man keine stabilen Beziehungen im Leben, kann der Chatbot offenbar diese sozialen Lücken füllen.

In den Marketing-Assets von Replika und ähnlichen Apps wird oft damit geworben, dass hier Menschen, die sonst menschenscheu sind, Konversationen führen können. Anhänger dieser KI-Chatbots sehen in den Apps sogar die Lösung für die Einsamkeitswelle, die durch die zunehmende Technologisierung zugenommen hat. Egal ob Witwer oder Menschen, die nach Jahren wieder Dating-Erfahrung sammeln wollen, würden hier die richtige Spielwiese finden.

Aber auch Kritiker finden sich zu dem Thema. Der Anthropologe Robin Dunbar erklärte im Juli dem "Telegraph", dass diese Apps lediglich "Heftpflaster" seien. "Diese Apps sind sehr verführerisch. Sie sind aber nur eine kurzfristige Lösung mit einer langfristigen Konsequenz, indem einfach die Ansicht bestärkt wird, dass alle anderen tun, was man ihnen sagt. Genau deshalb haben viele Menschen keine Freunde mehr", so der Anthropologe.

Die Apps können sogar gefährlich werden, wenn man falsch mit ihnen interagiert. Auf einer App-Feedback-Plattform erzählt ein User [https://justuseapp.com/de/app/1560554635/igirl-ai-girlfriend-simulator/reviews], der die App iGirl benutzt hat, dass ein Rollenspiel mit der KI aus dem Ruder gelaufen ist. Er wollte nur mit der KI kochen, und "aus dem Nichts ging sie wie eine Verrückte mit dem Messer auf mich los". Ein dokumentierter Fall ist ein männlicher Replika-Nutzer, der 2021 in Windsor Castle eingedrungen ist und mit einer Armbrust die Queen töten wollte. Im Gerichtsprozess stellte sich heraus, dass der Mann die Tat mit seiner KI-Freundin besprochen hatte. Diese meinte dazu, die Idee sei "eine gute" und sie würde ihn auch nach dem erfolgreichen Mord weiter lieben.

Ein anderer Chatbot soll einen belgischen Mann dazu ermutigt haben, Suizid zu begehen. Die Witwe erzählte "La Libre", der Chatbot sei eine Alternative zu Familie und Freunden geworden.

Romanzen mit einer KI sind nichts Neues. 1966 schuf der Wissenschafter Joseph Weizenbaum ELIZA, einen der ersten Chatbots. Im Film "Her" verliebte sich ein Schriftsteller bereits 2013 in ein Betriebssystem mit einer weiblichen Stimme, in einer Folge von "Big Bang Theory" kommt die Figur Raj nicht mehr vom Apple-Chatbot Siri los, und der im Mai eingeführte KI-Bot der eingangs erwähnten Onlyfans-Größe Amouranth hat bereits 20.000 zahlende Abonnenten.

Noch sehen viele dieser Chatbots wie Comic- oder Videospielfiguren aus, doch parallel werden bereits KI-Influencerinnen entwickelt [https://www.derstandard.at/story/3000000181901/influencerinnen-keine-echten-menschen], die kaum von echten Menschen zu unterscheiden sind. In Kombination mit den immer realistischeren Konversationen mit KIs, die auch schon mal den Nutzer anrufen können, gehen wir mit großen Schritten in ein für viele Männer sehr attraktives Modell der unkomplizierten Flirterei – oder mehr.

Sherry Turkle, eine Soziologin am Massachusetts Institute of Technology, die seit Jahrzehnten die Interaktionen von Menschen mit Technologie untersucht, erklärte in einem Interview vor wenigen Wochen, dass Menschen, die angaben, Beziehungen zu virtuellen Wesen zu haben, einst eine Seltenheit waren. "Früher habe ich Leute untersucht, die irgendwie Ausreißer aus der Normalität waren. Mittlerweile nutzen zehn Millionen Menschen Replika als beste Freundin, und mit den Zahlen kann man nicht mithalten. Es hat das Spiel verändert." Ihr haben Menschen erzählt, dass KI-Freundinnen vielleicht ein bisschen weniger als eine ideale Beziehung geben können, aber andererseits hatten viele noch nie eine ideale Beziehung.


Links:

https://www.telegraph.co.uk/business/2023/07/16/ai-girlfriend-replika-caryn-apps-relationship-health/

https://www.derstandard.at/story/3000000021186/replika-wie-eine-trauer-ki-zum-sexbot-wurde

https://www.derstandard.at/story/2000139588807/wie-fiktosexuelle-beziehungen-mit-virtuellen-figuren-fuehren

https://www.derstandard.at/story/3000000021194/twitch-star-amouranth-laesst-ki-version-von-sich-selbst-fans-daten


Aus: "Der Aufstieg der KI-Freundinnen: Flirten ohne Hemmungen" Alexander Amon (22.8.2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000183240/der-aufstieg-der-ki-freundinnen

QuoteAndreas Grois

Gibt es eigentlich schon eine KI-Religion? Also Leute, die zu einem Chatbot beten?

Die realen Auswirkungen eines Gebets an den Chatgott wären die gleichen, die man von einem Gebet an den abrahamitischen Gott erwarten kann, aber der Chatgott *beantwortet* die Gebete.


QuoteFlorianAltmann

Wenn man sich ansieht, was aus den diversen Science-Fiction-Filmen der 80er und 90er inwzischen Realität ist, wird einem ein bisserl übel!


QuotePoste nur sehr selten

Und was wenn ich einen realen Menschen klone?

Wenn ich eine Arbeitskollegin, Schulkollegin, Bekannte, Mitarbeiterin, Vorgesetzte etc. mit Bild und Stimme virtuell klone und dann eine virtuelle Beziehung mit der Person eingehe?
Weil das oben gesagte ist doch eh harmlos, wird eher in Zukunft sowas zu Problemen welcher Art auch immer führen!


QuoteIch bin Grooot

Bin schon gespannt wann die ersten Hochzeiten mit der KI Freundin stattfinden.
Nach dem Heiraten muss die aber auch manchmal nervig sein, sonst ist das nicht real.


Quotebarsei

So viel ich weiß ist die überwiegende Kundschaft weiblich und nicht männlich.


QuoteGabromagus

Mit einer Maschine zu chatten die nicht fähig ist Emotionen zu zeigen und Gefühle zu haben, die aber befähigt ist diese vorzuspielen, sich jedoch vorzustellen dass sie genau dazu fähig ist, das ist nicht logisch.
Die Menschheit ist nicht logisch......


Quotemussdassein?

... und woher wissen sie, dass ihnen Menschen keine Emotionen vorspielen?
Hellseher?


QuoteAdrian -S

Na ja. Is auch nicht anders, als bei einer Nutte im Puff! ;-)


QuoteShinmen Musashi

Ihre Formulierung erinnert an eine Bekannte.
Bei ihr wurde Asperger erst als Erwachsene diagnostiziert.


Quote_Sheldor_

Das schlimme daran ist, dass damit Geld gemacht wird indem man Personen, die soziale Bedürfnisse verspüren, ausnutzt!

Die KI ist dafür ein neues tool die viel potential und gewinn für Unternehmen verspricht. Datingapps sind auch hauptsächlich auf profit aus auch wenn diese das verneinen. Erkennt man gut daran das man plötzlich deutlich mehr likes ect. bekommt wenn man mit jemanden in einer konversation ist.

Oder noch schlimmer sind die ganzen love Coach leute. Heute zufällig eine Anzeige auf Youtube gesehen mit der mega Überschrift "was du tun musst wenn du mit 25 noch jungfrau bist". Was der Typ da erzählt hat ist so verachtenswert. Als absolutes worst case hat er gesagt, ist es nicht mit 40 noch jungfrau zu sein sondern mit 30 in einer Beziehung zu sein wo die Frau keine angst hat das man sie betrügen könnte.
Und dann wundern wenn alles toxischer wird.


QuoteSanto

Machen das nicht alle Institutionen? Bars, Restaurants, Bordelle, Vereine und Clubs etc .
Die verdienen alle Geld durchs ausnutzen...


QuoteAkka Lightguns

Die alten Griechen haben sich ihre Geliebte noch aus Elfenbein geschnitzt ...


QuoteUndWasWieEwigSchienIstSchonVergangenheit

KI Freundin, aber dafür zahlen? das ist Prostitution!


QuoteFranziskanerin

Manche werden einwenden, dass schnöde Arbeit bereits Prostitution sei; kurzum alles, was man des Geldes willen macht....


QuoteFreigeist

Ein Milliardengeschäft und wird irgendwann die klassische Pornografie ablösen

Ich weiss; keiner versteht es, keiner braucht es, keiner will es; wer sich dazu bekennt, Pornoseiten zu besuchen wird bemitleidet, ... und doch
eine Milliarden-Industrie; auch wenn es keiner nutzt ;-)

KI hebt es auf die nächste Ebene, technische Hilfsmittel besorgen den Rest ;-)
Aus "Second Life" wird die "Second Wife" :-D


Quoteismirwurscht007

Also quasi Tamagotchi 2.0 für Erwachsene ^^


QuoteWolfpunk Sobotnadanke

Traurig

Ernsthaft.


QuoteTheRealDonaldDuck

Was für die Dinosaurier der Meteorit, ist für die Gummipuppe die KI...


QuoteSchorli

Der nächste Schritt, wir verfügbare Gummi Puppen mit KI kommt bestimmt... Dann wird's richtig creepy wenn Leute die in die Öffentlichkeit mitnehmen...


QuoteWaldschrat Bumsti

Datenschutz?

Auf die mit Abstand verstörendste Eigenschaft dieser "Spiele" wird hier vergessen: Was passiert mit der Menge an höchst intimen Datem, die man den Firmen anvertraut?
Steht in den AGBs, dass sie "eh nur" zu Optimierungszwecken verwendet (und bestenfalls nicht gehackt) werden, oder gibt man die Verwertung der Daten offen zu?
So oder so ein Alptraum.


QuoteFreakyfox

Entsolidarisierung²

Es ist interessant zu beobachten wie uns unser Individualismus immer einsamer hat werden lassen. Mit dem gleichen kalten Kalkül jetzt KI-Dates als Lösung anbieten, da muss ich dem Kapitalismus wirklich gratulieren, denn besser kann man diesen Missstand wirklich nicht vermarkten. Wer denkt unser System/unsere Gesellschaftsordung kann bald nicht mehr unmenschlicher werden, der liegt offenbar immer falsch.

You better believe in a dystopian future, because you live in one!


Quotetoothfairyagnostic

futurama - season 3 episode 15

DON'T DATE ROBOTS!!!

...


...

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#26
Quote[...] Reddit hat einen Vertrag mit einem namentlich nicht genannten KI-Unternehmen abgeschlossen. Dabei handle es sich um ein großes Unternehmen, das seine Künstliche Intelligenz mit den Inhalten auf Reddit trainieren will und darf. Der Social-News-Aggregator soll dafür jährlich 60 Millionen Dollar erhalten und kurz vor seinem Börsengang stehen, berichtet Bloomberg.

Der Vertrag sei demnach bereits zu Beginn des Jahres abgeschlossen worden. Das habe Reddit mit der Angelegenheit vertrauten Personen zufolge potenziellen Investoren für den angeblich kurz bevorstehenden Börsengang mitgeteilt. Erste Verhandlungen dazu haben bereits im vergangenen Jahr stattgefunden. Eine der vertrauten Personen sieht darin ein mögliches Modell für zukünftige Verträge ähnlicher Art.

Reddit habe im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 800 Millionen Dollar erzielt – das sei eine Steigerung von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr –, allerdings immer noch keinen Gewinn erwirtschaftet. Der nun bekannt gegebene Vertragsabschluss könne den Börsengang vorantreiben, bei dem Reddit Beratern zufolge eine Bewertung von mindestens 5 Milliarden Dollar anpeilen sollte. Zuvor wurde das Unternehmen noch mit 10 Millionen Dollar bewertet.

Die Überlegungen für einen Börsengang seien bislang nicht abgeschlossen, so eine der namentlich nicht genannten Personen. Sowohl die Details des Börsengangs als auch des KI-Deals könnten sich demnach noch ändern. Reddit habe eine Stellungnahme gegenüber Bloomberg abgelehnt.

Wie die Nutzer auf Reddit das aufnehmen, bleibt abzuwarten. Zuletzt verstummte nahezu die gesamte Plattform, als der Betreiber eine "realitätsferne und unangemessene" Preiserhöhung für die Reddit-API ankündigte.

KI-Firmen sind ständig auf der Suche nach neuem Futter für ihre Sprachmodelle, so Bloomberg, und geraten dabei immer wieder in Konflikt mit den Text- und Inhalte-Lieferanten. So hat etwa die New York Times im vergangenen Jahr den ChatGPT-Bot ausgesperrt und anschließend eine Verletzung der Nutzungsbedingungen vorgeworfen. Ungefähr zur gleichen Zeit soll der Axel-Springer-Verlag einen Deal über mehrere zehn Millionen Dollar eingegangen sein, damit OpenAI auf Springer-Inhalte zugreifen und ChatGPT damit trainieren darf.

(bme)


Aus: "60 Millionen Dollar: Reddit erlaubt KI-Unternehmen Zugriff auf seiner Plattform" (17.02.2024)
Quelle: https://www.heise.de/news/60-Millionen-Dollar-Reddit-erlaubt-KI-Unternehmen-Zugriff-auf-seiner-Plattform-9631551.html

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"Der Mensch hinkt hinterher: Das Geschäft mit computergenerierten In�flu�en�ce�r*in�nen boomt. Das ruft rechtliche und ethische Probleme hervor." Philipp Brandstädter (25.3.2024)
... die nächste Revolution des Pornoangebots steht schon bevor: Bald werden KI-generierte Videos gut genug sein, um mit ,,echten" Pornoclips konkurrieren zu können. ... Der große Unterschied zwischen menschengemachter und KI-generierter Pornografie werde der sein, dass die beteiligten Menschen den entstehenden Bildern im besten Fall zustimmen müssen, sagt Lori Watson von der Washington University. Bei einer KI ohne Bewusstsein sei das nicht nötig. In ihrem Text über Ethik in Pornografie und Sexarbeit schreibt die Philosophieprofessorin, dass die KI eine Dynamik schaffen werde, in der wir genau den Sex bekommen, nach dem wir fragen – und zwar schneller, als wir ein ethisches Verständnis dafür entwickeln würden. ...
https://taz.de/Regulierung-von-KI-generierten-Inhalten/!5997398/

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"Model über KI in der Sexindustrie: ,,Ich wollte mich neu erschaffen""
Das Interview führte Nora Belghaus (25.3.2024)
Sika Moon ist ein KI-Model. Ihre Schöpferin – vorher selbst Model – verdient mit ihrem pornografischem Bild-Content viel Geld. Was ist das für ein Job? [Fünf Jahre lang verdiente eine junge Frau aus Berlin sehr viel Geld mit Sex-Content auf der Erotik-Internetplattform Onlyfans. Ein Knochenjob. Kurz vor dem Burnout zog sie die Notbremse. Nach einer Auszeit ist sie nun zurück im Geschäft. Allerdings nicht als sie selbst, sondern als Sika Moon – eine KI-optimierte Version ihrer selbst. Auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und Erotik-Portalen wie Fanvue postet sie hauptberuflich nun als Sika Moon erotische bis pornografische Bilder und Videoclips. Weil die Frau hinter Sika Moon anonym bleiben möchte, adressieren wir sie hier als Sika. Das Interview haben wir per E-Mail geführt, aber ein Identitätsnachweis liegt der taz vor. ...]
https://taz.de/Model-ueber-KI-in-der-Sexindustrie/!5997391/