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[Variationen zur Gretchenfrage (Notizen) ... ]

Started by lemonhorse, August 20, 2008, 09:30:58 PM

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Quote[...] Raquel Fatiuk ist eine glückliche Mutter. Sie ist es heute, mit Anfang 30, weil sie vor Jahren eine Schwangerschaft nach einer missbräuchlichen Beziehung beenden konnte. Ohne diese bewusste Entscheidung, davon ist Fatiuk überzeugt, hätte sie sich ihr nun stabiles und erfülltes Familienleben nicht aufbauen können. Fatiuk ist eine von mehr als 850.000 Frauen, die sich in den Vereinigten Staaten im Schnitt jedes Jahr dazu entschließen, eine Schwangerschaft zu beenden. Dass Frauen in den USA dieses Recht haben, urteilte der Oberste Gerichtshof der USA im Jahr 1973. In ihrem Urteil zu Roe gegen Wade legten die Richter fest, dass Abbrüche bis zur zwölften Schwangerschaftswoche uneingeschränkt und bis zur 24. Woche mit Einschränkungen erlaubt sind. 48 Jahre später könnte dieses Recht für Frauen in Gefahr geraten. Ab diesem Mittwoch befasst sich der Supreme Court mit einem Fall, der den ideologisch umkämpften Streit nachhaltig verändern könnte.

Es geht um ein 2018 verabschiedetes Gesetz in Mississippi, das die meisten Abbrüche nach der 15. Schwangerschaftswoche verbieten würde und nur noch in medizinischen Notfällen oder bei schweren Anomalien des Fötus erlauben würde. Bislang wurde das Gesetz in dem Bundesstaat von Gerichten vor Ort blockiert. Deswegen liegt es nun bei den neun Richterinnen und Richtern des Obersten Gerichtshofs in Washington D.C.. Die Befürworter des Gesetzes argumentieren, das Gesetz solle "unmenschliche Verfahren" regeln. Sie sagen außerdem, dass ein Fötus zu diesem Zeitpunkt in der Lage sei, Schmerzen zu empfinden. Gegen das Gesetz geht die einzig noch verbliebene Klinik in Mississippi vor, in der Frauen eine medizinische Betreuung erhalten.

Die Jackson Women's Health Organization befindet sich in einem pinken Gebäude in Jackson, Mississippi, und ist zum Symbol geworden für einen Rechtsstreit, der eine nationale Bedeutung bekommen hat. "Da eine Schwangerschaft die körperliche Unversehrtheit einer Frau so stark beeinträchtigt, sind ihre Freiheitsinteressen kategorisch stärker als jedes staatliche Interesse bis zur Lebensfähigkeit des Fötus", argumentieren in einem Schreiben die Anwälte des Center for Reproductive Rights, das die Klinik vor Gericht vertritt. Der Zwang, eine Schwangerschaft fortzusetzen, bringe gut dokumentierte und erhebliche körperliche und seelische Gesundheitsrisiken mit sich, heißt es weiter.

Die Pro-Choice-Anhänger im Land fürchten die neuerliche Auseinandersetzung vor Gericht, während die Pro-Life-Anhänger hoffen, eine Jahrzehnte lange Entscheidung endlich zu ihren Gunsten verändern zu können. Grund für ihren Optimismus ist die derzeitige Besetzung des Supreme Court. Drei der neun Richter wurden vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump benannt. Ein Verdienst vor allem auch von dem republikanischen Senator Mitch McConnell. Er verhinderte 2016 nach dem Tod von Richter Antonin Scalia eine Neubesetzung des Postens durch den damaligen demokratischen Präsidenten Barack Obama. Begründung: Im Wahljahr solle nicht der alte, sondern der neue Präsident über eine derart wichtige Personalie entscheiden. Die Richterinnen und Richter am Supreme Court werden auf Lebenszeit ernannt. Scalia war im Februar 2016 gestorben, neun Monate vor der Wahl. Durch die Mehrheit der Republikaner im Senat gelang es der Partei, eine Neubesetzung zu verhindern. So konnte der dann gewählte Trump 2017 den konservativen Richter Neil Gorsuch ernennen.

Ein Jahr später folgte Brett Kavanaugh und im Oktober vergangenen Jahres nur wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl Amy Coney Barrett. Nachdem die liberale Richterin Ruth Bader Ginsburg im September 2020 verstorben war, hatten die Demokraten wie vier Jahre zuvor der Republikaner McConnell eingefordert, den Posten erst nach der Wahl zu besetzen. Die Repulikaner aber setzten mit ihrer Mehrheit im Senat Barrett durch. Sie ist von allen drei durch Trump besetzte Richter die deutlichste Gegnerin von Schwangerschaftsabbrüchen. Es war im Wahlkampf Trumps Geschenk an die die Evangelikalen im Land, für die das Thema mit wahlentscheidend ist.

So sitzen derzeit in einem in der Theorie und der Grundidee der Verfassung der Vereinigten Staaten unabhängigen Gericht in der Praxis sechs Richter, die von konservativen Präsidenten berufen wurden. Ihre Nominierungen sind ideologisch zu betrachten, da das Gericht mittlerweile zu dem Ort geworden ist, an dem Grundsatzentscheidungen getroffen werden. Die Politik kann die Entscheidungen in dem in vielen gesellschaftlichen Fragen polarisierten Land aufgrund ihrer wechselseitigen Blockadehaltung nicht mehr treffen.

Auch 1973 waren die damals ausschließlich männlichen Richter hauptsächlich konservativ eingestellt. Sechs von ihnen waren von Republikanern ernannt worden. Doch im Streit um die bis dahin nicht per Gesetz definierte Frage, ob und wie Frauen ein Recht auf Selbststimmung bei Schwangerschaftsabbrüchen haben, stimmten sieben Richter dafür, dass dies eine private Angelegenheit sei. Und über diese müsse eine Frau in den ersten beiden Trimestern ihrer Schwangerschaft entscheiden können.

Fast 50 Jahre später ist die Frage nicht weniger komplex geworden. Es geht um Debatten etwa darüber, wann ein Fötus lebensfähig ist. Heute ist das mit entsprechender medizinischer Versorgung früher der Fall als noch 1973, aber dennoch nicht vor der 23. Woche und damit sehr viel später als die Grenze, die der Bundesstaat Mississippi ziehen will. Auch die Frage nach dem Zugang zu medizinischer Versorgung ist wichtig. Laut dem Guttmacher Institute, das sich für Reproduktionsrechte für Frauen einsetzt, leben 58 Prozent der Frauen zwischen 18 und 44 Jahren in einer Umgebung, die negativ bis extrem negativ gegenüber Schwangerschaftsabbrüchen eingestellt ist.

Was die Hoffnung der Pro-Life-Anhänger bestärkt hat, ist der im Herbst gescheiterte Versuch, ein neues und extrem striktes Antischwangerschaftsabbruchgesetz in Texas zu stoppen. Seit dem 1. September gilt in dem Bundesstaat der Texas Heartbeat Act, das Herzschlaggesetz. Es verbietet Schwangerschaftsabbrüche ab dem Zeitpunkt, ab dem die Herztöne des Fötus festgestellt werden können. Normalerweise ist das etwa in der sechsten Woche der Fall. Für Schwangerschaften, die durch Vergewaltigung oder Inzest entstanden sind, gibt es keine Ausnahme. Durchgesetzt wird die Einhaltung des Gesetzes durch die Bürger des Staates. Die "Kopfgeldklausel" hebelt Roe gegen Wade aus. Sie macht es möglich, dass die Einhaltung des Fristengesetzes nicht bei den Behörden liegt, sondern jede Privatperson einen Verstoß melden kann. Dieses Gesetz ist der Grund, warum Raquel Fatiuk, die in Texas lebt, heute offen über ihre Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch spricht. Warum sie sich dafür einsetzt, dass Frauen nicht nur in Texas, sondern im ganzen Land nicht einer Entscheidung beraubt werden, die ein ganzes Leben verändern kann. Heute "wäre ich gezwungen worden, das Kind zu bekommen und auf immer mit dem Mann, der mir gegenüber missbräuchlich war, verbunden zu sein."

Das Justizministerium der Biden-Regierung hat mittlerweile Klage gegen das Gesetz in Texas eingelegt, das sie für verfassungswidrig hält. Auch hier muss der Supreme Court noch einmal entscheiden. Dass in einem ersten Anlauf vor dem Gericht das Gesetz bestehen blieb, auch wenn die Richter im Herbst nur über eine technische Verfahrensfrage entschieden, führt zu einer noch größeren Aufmerksamkeit als der Fall in Mississippi ohnehin hat.

"Politiker in Mississippi haben für Frauen zahllose Hürden für den Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch errichtet und sie absichtlich auf einen späteren Zeitpunkt der Schwangerschaft vertröstet. Das alles ist Teil ihrer Strategie, den Zugang zu Abbrüchen ganz zu unterbinden", sagt etwa Diane Derzis, die die Klinik leitet.

Und auch der Präsident mischt sich ein. Der Katholik Biden hatte nach dem in Kraft getretenen Gesetz in Texas ein Statement veröffentlicht, in dem er versprach, das Recht von Frauen zu schützen. Die Regierung setzt sich dafür ein, Roe gegen Wade zu schützen. Seine Pressesprecherin Jen Psaki reagierte während eine Pressekonferenz auf die Frage eines männlichen Journalisten, wie das mit Bidens Glauben zusammenpasse, energisch: Psaki sagte, Biden glaube an das Recht von Frauen, selbst zu entscheiden und – als der Journalist noch einmal nachfragte –, dass es eine extrem schwierige Situation für eine Frau sei und er als Mann wohl noch nie vor dieser Entscheidung gestanden habe, noch nie schwanger gewesen sei. Eine Episode, die zeigt, dass die Debatte nicht nur vor Kliniken wie dem Pink House in Mississippi zwischen Aktivisten hitzig geführt wird.

Eine Umfrage der Washington Post und ABC von Mitte November stellt derweil klar, wo die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in der Frage stehen: 60 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass das Grundsatzurteil von 1973 aufrechterhalten werden sollte. Drei Viertel der Befragten ist außerdem der Ansicht, dass die Entscheidung über einen Abbruch bei Frauen und ihren Ärzten liegen und nicht durch Gesetze geregelt werden sollte.

Ein Urteil der Richterinnen und Richter des Supreme Court wird erst im kommenden Juli erwartet.


Aus: "Supreme Court in den USA: Wer entscheidet über Frauenrechte?" Eine Analyse von Rieke Havertz, Washington D.C. (1. Dezember 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-12/supreme-court-usa-schwangerschaftsabbrueche-grundsatzurteil-mississippi-roe-v-wade/komplettansicht

QuoteEddy Mont Frommage #1

Hat was von Sittenwächtertum. Absurd und etwas verstörend, was da abläuft.


QuoteJuniper_Hill #2

Ich kann und konnte diese Idologie nicht verstehen. Es gibt doch ohnehin zuviele Menschen auf der Erde, da muss man ja schon dankbar um jeden sein, der nicht geboren wird. Und wenn es dann noch Fälle von Vergewaltigung, Behinderung oder Gefährdung des Lebens der Mutter sind, kann ich es doppelt und dreifach nicht verstehen.


QuoteSekretarius #2.1

Vielleicht wird es verständlicher wenn man weiss, das viele dieser Klerikalen überzeugt sind, das diese ganzen Abtreibenden Mütter und Ärzte nicht nur ihr armes ungeborenes Kind sondern auch sich selbst als Mörder zu ewiger Verdammnis verurteilen.

Was kann es wichtigeres für einen Christenmenschen geben, als andere vor der Verdammnis zu bewahren ?


QuoteAchterundSteven #2.3

Das könnte man nur vesrtehen, wenn man so verquer denkt wie ein evangelikaler. Weil "Gott" will, dass ein Mensch lebt muss er leben und jeder, der dem widerspricht spielt in deren Augen selbst "Gott". Wobei die Konservativen, Reaktionären und Evangelikalen nun mal übersehen, dass "Gott" nachweislich nicht existiert.


QuoteDean. #2.6

Da gibt es nichts zu verstehen. Den sogenannten "pro life" Anhängern geht es nur um den Lebensschutz, wenn es der eigenen Machtfestigung dient. Insb. ist längst erwiesen, dass es dabei nicht um Lebensschutz geht, sondern um Kontrolle über deb weiblichen Körper.

Wie heuchlerisch die "pro life" Bewegung ist, sieht man an der Einstellung amerikanischer Konservativer ggü. Waffen, die jedes Jahr hunderte Kinder töten und ggü. Polizeigewalt gegenüber Schwarzen.


QuoteJuniper_Hill #2.9

Letzten Endes ist es doch so, die bekannten Religionen sind alle von Menschen erdacht und gemacht worden. Teilweise um Phänomene zu erklären, die wissenschaftlich noch nicht erklärt werden konnten, oder aber um Gesellschaften zu stabilisieren. Davon ausgehend, dass die menschlichen Religionen nichts göttliches oder übernatürliches beinhalten und dass die Entwicklung des Universums seit dem Urknall ohne Gott erklärt werden kann, stellt sich natürlich die Frage, ob es Gott gibt, oder nicht. Gibt es einen oder mehrere Götter, so haben diese seit dem Urknall nicht mehr auf die Menschheit eingewirkt, da alles ohne sie logisch erklärt werden kann. Das heißt aber auch, diese Götter wären bedeutungslos für das handeln und agieren der Menschheit. Und schon gar nicht kann aus menschlichen Legenden und Mythen aus der Eisenzeit, die einige als göttlich inspiriert ansehen, eine Richtlinie für das heutige Verhalten für Menschen gezogen werden.


QuoteASchneider #2.14

Jeder spirituell erfahrene Mensch wird Ihnen sagen, dass es letztlich nur eine Sünde gibt, und zwar die Sünde gegen das Leben. Es gibt kein schlechtes oder falsches Leben, Gott, das Absolute will in jedem Leben gelebt werden.


QuoteSekretarius #2.15

Und jeder Atheist wird ihnen bestätigen, das das alles Blödsinn ist und das es jede Menge schlechtes Leben gibt.


QuoteFrank-Werner #3

Ideologie ist nie ein guter Ratgeber, gleichgültig für welche Fragestellungen.
Insbesondere bei Dingen, bei welchen es - wie bei Abtreibungen - keine absolute Wahrheit gibt. ...


QuoteFactsNLogic #3.2

"Insbesondere bei Dingen, bei welchen es - wie bei Abtreibungen - keine absolute Wahrheit gibt."

What the fuck? ... Aus eigenen Glaubensüberzeugungen in die Grundrechte anderer eingreifen zu wollen ist ja wohl das letzte!
Da gibts keinen Mittelweg, die haben gefälligst die religiös motivierte Kontrolle der Körper von Frauen zu unterlassen!



Quotekosmokrator #5

Diese Auseinandersetzung wird immer strittig sein, und sollte es auch.
Es ist eine ewige Abwägung des Rechts auf Leben des Ungeborenen vs. die Selbstbestimmung der Mutter über ihr zukünftiges Leben.

Da gibt es kein richtig oder falsch. Alles Grautöne, auch weil es keine biologisch eindeutige Definition gibt ab wann ein Leben beginnt oder sich ein Bewusstsein bildet.

Interessanterweise geht gerade in Deutschland die gesellschaftliche Tendenz weg vom Recht auf Indivitualismus und mehr in Richtung dass das Recht auf Leben von Anderen sowie der 'Schutz der Gemeinschaft' auch eine drastische Einschränkung der individuellen persönlichen Freiheit bedingen darf. Siehe Corona-Maßnahmen oder Klimaschutz.

Es wird interessant werden ob dies sich längerfristig auch in dieser Thematik niederschlägt.


QuoteSekretarius #5.1

Aber es gibt ein richtiges Falsch:

Irgendwelche unwichtigen Opas, die nicht das mindeste damit zu tun haben, nicht mit den Folgen leben müssen und trotzdem für die Frauen entscheiden.


QuoteTraxxq #5.2

"Da gibt es kein richtig oder falsch. Alles Grautöne, auch weil es keine biologisch eindeutige Definition gibt ab wann ein Leben beginnt oder sich ein Bewusstsein bildet."

Doch die Entstehung des Menschen ist sehr umfassend erforscht, ebenfalls wann die ersten Hirnströme entstehen. Das ist in der 20-24. Woche.


Quotekosmokrator #5.4

"Irgendwelche unwichtigen Opas, die nicht das mindeste damit zu tun haben, nicht mit den Folgen leben müssen und trotzdem für die Frauen entscheiden."

Das mögen Sie so sehen, die Verfassung der USA sieht nun mal eine Gewaltenteilung vor, und die Institution die über solche Fragen entscheided nennt sich Supreme Court.
Wer dort sitzt bestimmt der Präsident der USA, und dieser wird von Volk gewählt.

Nennt sich Demokratie.


QuoteDasImperiumSchlägtZurück #5.6

"Interessanterweise geht gerade in Deutschland die gesellschaftliche Tendenz weg vom Recht auf Indivitualismus und mehr in Richtung dass das Recht auf Leben von Anderen sowie der 'Schutz der Gemeinschaft' auch eine drastische Einschränkung der individuellen persönlichen Freiheit bedingen darf. Siehe Corona-Maßnahmen oder Klimaschutz."

Ein absurder Vergleich. Bei einem Schwangerschaftsabbruch ist nur die Frau betroffen und nicht die ganze Gesellschaft wie beim Klima oder Corona. Deshalb ist die Entscheidung der Frau eine individuelle und wird es immer bleiben.


Quotekosmokrator #5.18

"Und was genau haben diese Richter mit der Problematik zu tun ?
Unwichtige Opas und Omas, die für andere wichtige Entscheidungen treffen."

Diese 'unwichtigen Opas' sind durch demokratische Prozesse dazu berufen worden bei Fragen welche eine Abwägung an grundsätzlichen Rechtsgütern von betroffenen Parteien bedingen eine Entscheidung zu fällen.

Aber das wissen Sie natürlich. Sie finden es halt doof dass da nicht die Leute sitzen die Ihre Ansicht teilen.
Das ist verständlich aber irrelevant.


QuoteTraxxq #8

Religiöse Spinner, die Welt ist voll davon.


QuoteDocWho #11

Selbstmord und Ermordung ungeborenen Menschenlebens sollte nicht als Frauenrecht tituliert und eingefordert werden können. Es passiert, aber sollte vom Gesetzt behindert werden.


QuoteKarl Lauer #11.1

Zellhaufen im Alter von 0-12 Wochen haben aus gutem Grund keine Menschenrechte. Nur religiöse Fanatiker und Ideologen fordern die Aufhebung des Selbstbestimmungsrecht von Frauen zugunsten von hypothetischen Lebens.


QuoteSubspaceEcho #11.5

Das ist klerikalfaschistischer Mumpitz.


Quotejan h #11.7

Ah, da isser wieder: der Zellhaufen, dicht gefolgt von religiösen Fanatikern. Geschrieben von einem etwas größeren Zellhaufen.
Es scheint unmöglich zu sein, eine Diskussion einfach so zu führen, ohne unterschwellige Aggressionen und Verhöhnungen.


QuoteKarl Lauer #11.8

Ich sage es Ihnen in aller Deutlichkeit: Wer die Abtreibungsgrenze unter 12-14 Wochen verschieben will oder Abtreibungen gänzlich verhindern will ist ein religiöser Spinner oder ein Faschist.

Ach und hey, da es für Sie ja ontologisch keinen Unterschied macht: Das nächste mal bringt Ihnen der Küchenbauer oder Schreiner statt Einrichtung einfach einen Sack Eicheln. Das sind ja Möbel nur halt etwas kleiner!


QuotePrinz Hamlet #11.14

"Das nächste mal bringt Ihnen der Küchenbauer oder Schreiner statt Einrichtung einfach einen Sack Eicheln. Das sind ja Möbel nur halt etwas kleiner!"

Dumme Vergleiche kann ich auch. Wir kaufen zusammen ein Auto, aber da es in meiner Garage steht ist es mein Recht es einfach abzufackeln, ohne sie zu fragen. Das ihr halbes Auto weg ist,... nicht mein Problem. Meine Garage mein Recht.


QuoteNeela75 #11.16

Geburten können auch heute noch lebensgefährlich sein. Die Frau muss ihre Gesundheit und möglicherweise ihr Leben opfern.


Quotedjborislav #14

Der "Ehrenmann" Brett Kanavaugh entscheidet über die Rechte schwangerer Frauen....
Amerikas Bigotterie auf den Punkt gebracht.


QuoteJeanLuc7 #19

Pro-Life sollte doch wohl eher Pro-Birth heißen. Denn nach der Geburt interessieren sich die Abtreibungsgegner für das Kind gar nicht mehr.


QuoteJeanLuc7 #19.2

"Sie sind ersthaft der Meinung, das diese Aussage in jedem Fall wahr ist?"

Ich denke, Sie haben genau verstanden, was ich meinte. Es geht hier nicht um eigene Kinder, sondern um die anderer Leute. Und für die interessiert sich die Pro-Life-Bewegung nach der Geburt nicht mehr. Wo in den USA bekommt eine junge Mutter, der das Recht auf Abtreibung verweigert wurde, in den ersten Jahren finanzielle oder soziale Unterstützung von Pro-Life?


QuoteHolger57 #19.6

Immer wieder dies Argumente.... es geht hier um Ideologie und nicht um Kinder


Quotejan h #20.1

Ein kluger Mann sagte mal, dass Religionen nur dazu erfunden wurden, eine Pussy zu bewachen.

Tja, es scheint zu stimmen.


QuoteBernd16 #20.2

Scheint kein kluger Mann gewesen zu sein.


QuoteLululululu #22

Ich frage mich immer wieder, wie Menschen auf die Idee kommen, ihre persönliche Religion sei für andere Menschen in irgendeiner Weise relevant.


QuoteViner Šme #23

Jede Frau soll frei entscheiden dürfen, ob sie ein Kind bekommen will oder nicht. Da hat ihr kein Staat, keine Religion und auch sonst niemand reinzureden oder sie gar zu diskriminieren. Eine Frau quasi dazu zu zwingen oder zu nötigen ein Kind auszutragen (in Polen übrigens auch nach einer Vergewaltigung) ist unmenschlich und anmaßend. Nur die Frau, die ein Kind bekommt hat damit zu tun, sie ist schwanger, sie hat sich nach der Geburt mindesten sechzehn, eher achtzehn bis zwanzig Jahre lang um das Kind zu kümmern. Wenn das nicht in ihren Lebensentwurf passt oder sie einfach noch nicht oder überhaupt dazu bereit ist, ein Kind zu bekommen, dann ist das so. Da braucht man dann auch keine Indikation, Beratung oder sonst etwas, es ist einfach ihre freie Entscheidung.

Streng genommen müsste man ja auch Verhütung verbieten wenn man Abtreibungen verbietet, die kath. Kirche tut das glaube ich auch.


QuoteArthur Philipp Dent #24

Frauenrechte scheinen im Land der Freiheit für die evangelikalen Christen wohl nicht diskutabel. Eine mittelalterliche Sicht, die eher zum Talibanstaat als zu den USA passen würden.


QuoteAzenion #29

Die Position der Abtreibungsgegner ist doch gerade die, daß es nicht nur um Frauenrecht geht, sondern auch um das Recht des Fötus auf Leben.
Insofern wird man der Debatte nicht gerecht, wenn man so tut, als ginge es ausschließlich um Frauenrechte.

Wenn man sogar Tieren eine unveräußerliche Würde und ein Recht auf selbstbestimmtes Leben zugesteht, wie es viele Tierrechtsaktivisten tun, dann ist der Gedanke doch nicht völlig fern, daß auch ein heranwachsendes menschliches Leben eigene Rechte hat, die mit Frauenrechten konkurrieren können.


QuoteNara1992 #29.2

Nein. Die Religiösen behaupten, dass das Leben bei Konzeption beginnt und ab schützenswert ist. Was weder von der Wissenschaft, noch von anderen humanistischen Ansätzen, noch von der Bibel gedeckt ist.

Hier geht es um eine Beschneidung von Frauenrechten und Kontrolle. Da man Frauen im 20. Jahrhundert immer mehr Rechte geben musste, muss man halt jetzt an dieser Front kämpfen.


QuoteMrGaga #30

Wenn Männer Kinder bekommen würden, gäbe es so ein Gesetz nicht. Dann gälte: Mein Bauch gehört mir und wen das stört, der soll nur kommen.


QuoteAlexa hört Dir zu #30.1

Zum Glück bekommen Männer stattdessen nur Waffen in die Hand gedrückt und Sprüche zu hören wie "Hunde, wollt ihr ewig leben"? ...


QuoteMrGaga #30.2

Ich glaube, Sie haben mich nicht ganz verstanden, also nochmal ohne Humor: Diese Welt wird von Männern regiert, insbesondere die religiöse. Diese Männer bestimmen über den Bauch der Frauen. Was für eine Anmaßung! Mein Post ist nur eine Spielart der Frage: Hätten Sie das auch einem Mann gesagt? Hätten Sie das auch einen Mann gefragt?
Und jetzt nochmal für Sie: Würden Sie als Mann jemand anderes über Ihren Bauch bestimmen lassen?


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Quotenils minkmar@nminkmar

Scholz hat den Eid  ohne Gottesformel geleistet.
Neue Zeit.

12:08 nachm. · 8. Dez. 2021


https://twitter.com/nminkmar/status/1468537904028913664

QuoteThomas Strobl
@ThomasStrobl7
·
8. Dez.

Antwort an @nminkmar

Wenn er damit mal nicht den Zorn der Götter auf sich zieht.



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Quote[....] Gut vier Monate nach ihrer Machtübernahme haben die radikalislamischen Taliban in Afghanistan die Rechte von Frauen noch weiter eingeschränkt: Einer neuen Richtlinie zufolge sollen Frauen nur noch längere Reisen unternehmen dürfen, wenn sie von einem nahen männlichen Verwandten begleitet werden. Alle Fahrzeughalter werden außerdem aufgefordert, nur Trägerinnen eines islamischen Hidschab zu transportieren.

"Frauen, die eine Strecke von mehr als 72 Kilometern zurücklegen, sollten nicht mitgenommen werden, wenn sie nicht von einem engen Familienmitglied begleitet werden", sagte ein Sprecher des Ministeriums für die Förderung der Tugend und die Verhinderung des Lasters am Sonntag.

In der neuen Anweisung des Ministeriums, veröffentlicht in den Online-Netzwerken, werden die Menschen auch aufgefordert, in ihren Fahrzeugen keine Musik mehr zu hören. Der Sprecher des Ministeriums, Mohammed Sadik Asif, bestätigte die neue Direktive.

Bereits in den vergangenen Wochen hatten die Taliban die Rechte von Frauen massiv beschnitten. So wurden die afghanischen Fernsehsender aufgefordert, keine Dramen und Seifenopern mit Schauspielerinnen mehr zu zeigen. Das Tugend-Ministerium hatte auch Fernsehjournalistinnen aufgefordert, bei ihren Auftritten Hidschabs zu tragen.

In Europa wird unter dem Hidschab lediglich das islamische Kopftuch verstanden, gemeint sein kann aber auch die zusätzliche Verschleierung des Gesichts oder des restlichen Körpers. Die Taliban haben bisher offengelassen, wie sie Hidschab definieren. Die meisten Afghaninnen tragen Kopftuch.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch prangerte die jüngsten Einschränkungen durch die Taliban als eklatanten Eingriff in die Frauenrechte an. Die neue Richtlinie zum Reiseverkehr mache Frauen noch mehr zu "Gefangenen", sagte die für Frauenrechte zuständige HRW-Direktorin Heather Barr der Nachrichtenagentur AFP. Die Maßnahme verhindere, "dass Frauen sich frei bewegen oder in eine andere Stadt fahren können, dass sie Geschäfte machen oder fliehen können, wenn sie zu Hause Gewalt erleben", kritisierte Barr.

Die Taliban hatten Mitte August wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Während ihrer Herrschaft in den 90er Jahren hatten die Taliban Frauen massiv unterdrückt. Mädchen durften nicht zur Schule gehen, Frauen durften das Haus nur mit einer Burka bekleidet und mit männlicher Begleitung verlassen.

Im Sommer hatten die Islamisten indes versprochen, dass ihre neue Herrschaft nun milder ausfallen werde als jene in den 90er Jahren. Berichte über Frauen, die an der Rückkehr an ihre Arbeitsplätze gehindert werden und Mädchen, die nicht zur Schule gehen können, schüren jedoch starke Zweifel an diesen Zusicherungen.

So sagte der als islamistischer Hardliner bekannte Minister für höhere Bildung, Abdul Baki Hakkani, am Sonntag, der Zugang von Frauen zu Bildung werde derzeit diskutiert. "Das Islamische Emirat ist nicht gegen die Ausbildung von Frauen, es ist aber gegen gemeinsamen Unterricht", sagte er. "Wir arbeiten an einer islamischen Umgebung, in der Frauen studieren könnten", fügte er hinzu. Dies könne aber "eine Zeit lang dauern". Angaben dazu, wann Mädchen und Frauen zur Schule oder an die Universität zurückkehren können, machte er nicht.

Internationale Geberländer haben mehrfach betont, dass die Achtung von Frauenrechten eine Voraussetzung für die Wiederherstellung internationaler Hilfen für Afghanistan sei. Dem zentralasiatischen Land steht nach Einschätzung der Vereinten Nationen in diesem Winter eine "Lawine des Hungers" bevor. 22 Millionen Bürger sind demnach von Ernährungsunsicherheit bedroht.

Zuletzt löste die Taliban die Unabhängige Wahlkommission (IEC) und die Kommission für Wahlbeschwerden auf. Es gebe keinen Bedarf für diese Gremien, sagte ein Sprecher der Taliban-Regierung.


Aus: "Taliban schränken Bewegungsfreiheit von Frauen massiv ein" (26. Dezember 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-12/taliban-herrschaft-afghanistan-autofahren-regeln

QuoteLöffel #12

Und wo liegen die grundlegenden Unterschiede zu Saudi-Arabien und Co?


QuoteCem1972 #12.1

Guter Punkt. Hängen übrigens tatsächlich der selben Rechtsschule an (Hanbaliten).


Quotekoenigsblaue.hyazinthe #12.4

In der Entwicklungsrichtung. Der regierende Thronfolger hat in Saudi-Arabien einiges angestoßen, was noch vor fünf, geschweige denn 10 Jahren undenkbar war.


Quotebatubintang #12.5

Im KSA dürfen Frauen Autofahren.


QuoteCapetwon #16

Was treibt die Männer der Taliban an? Machtgier? Sadismus? Überlegenheitsgefühl?
Wie halten die Frauen das aus immer unter männlicher Kontrolle, aus der Öffentlichkeit vertrieben, unsichtbar gemacht mittels Burka? Haben sie überhaupt eine Chance sich davon zu befreien? Sie können sich nicht zusammen schließen, wären obendrein immer in Gefahr verraten zu werden.
Es ist ein Desaster für die Frauen. Leider auch in vielen anderen Teilen der Welt.


QuoteAbatefetel #16.1

"Überlegenheitsgefühl"

Wohl eher Minderwertigkeitskomplexe. Jemand mit einem intakten Selbstwertgefühl kann ja kaum derartige Panik davor haben, dass (s)eine Frau ihr Gesicht zeigt, oder, Gott bewahre, alleine in einem Auto fährt.


QuoteMastershark #57

Toxische Männlichkeit gepaart mit religiösem Übereifer kann nur Resultate erbringen, die mich irgendwie an 'Steinzeit' erinnern. Blöd nur, dass diese Denkmodelle auch in der sogenannten aufgeklärten westlichen Welt immer wieder einmal ihre hässliche Fratze zeigen und niemand wirklich sicher sein kann, ob diese Dämonen ein- für alle Mal überwunden wurden.


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Quote[...] Verifikationismus ist eine Position in der Sprachphilosophie, der zufolge der Sinn eines Satzes in der Methode seiner Verifikation besteht. Der Verifikationismus ist auf dem Hintergrund des Problems zu sehen, ein Sinnkriterium zu formulieren, das wissenschaftlich bedeutsame Aussagen von metaphysischen Aussagen zu unterscheiden erlaubt. Der Verifikationismus hat damit zur Absicht und Konsequenz, dass Sätze, die sich nicht verifizieren lassen, als sinnlos bezeichnet werden. Sinnlose Aussagen sind aus der empirischen Wissenschaft auszuscheiden. ...


Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Verifikationismus

Der Wiener Kreis des Logischen Empirismus war eine Gruppe Intellektueller aus den Bereichen der Philosophie, der Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, der Mathematik und Logik, die sich von 1924 bis 1936 unter der Leitung von Moritz Schlick regelmäßig in Wien trafen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Kreis

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Quote[...] Der ,,Wiener Kreis" war eine außergewöhnliche Gruppe von Philosophen, Mathematikern, Natur- und Geisteswissenschaftern, die sich von 1924 bis 1936 regelmäßig trafen, um eine wissenschaftliche Weltauffassung zu entwickeln und zu verbreiten. Diese suchten naturwissenschaftliche mit philosophischen Fragestellungen zu einer neuen, professionell eigenständigen Wissenschaftstheorie zu verbinden. Wien war im deutschsprachigen Raum zu ihrem Mittelpunkt geworden, da etwa mit Rudolf Carnap und Moritz Schlick, welcher als einer der ersten die eminente philosophische Bedeutung der Einstein'schen Relativitätstheorie erkannt hatte, auch einige ihrer bedeutendsten Vertreter aus Deutschland dort seit 1922 bzw. 1925 lehrten. Die in Wien versammelten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus den Bereichen der Philosophie, Logik, Mathematik, Natur- und Sozialwissenschaften repräsentieren aus heutiger Rückschau eine der international wohl bedeutendsten philosophischen Strömungen im 20. Jahrhundert.

... Rasch wurde der Zirkel zur Hochburg des logischen Empirismus. Die Entwicklung des logischen Empirismus hatte mit den wissenschaftlichen Revolutionen um die Jahrhundertwende, insbesondere der Relativitätstheorie, begonnen. Er orientierte sich an Albert Einstein, Bertrand Russell und Ludwig Wittgenstein. Als antimetaphysische Einheitswissenschaft ist seine wissenschafts- und gesellschaftspolitische Zielrichtung unübersehbar.

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Aus: "Der ,,Wiener Kreis" 1924–1936" Friedrich Stadler (02.07.2017)
Quelle: https://geschichte.univie.ac.at/de/artikel/der-wiener-kreis

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Quote[...] Edmonds betont, [es] sei der Kreis nie eine Runde Gleichgesinnter gewesen. Schließlich jedoch habe die anfängliche Zielsetzung, eine Erkenntnistheorie zu entwickeln, die die Metaphysik aus dem Weg räume, den Kreis gespalten. Sein Ende markiert die Ermordung Schlicks. Der Mörder Johann Nelböck, ein ehemaliger Student Schlicks, war geisteskrank. Doch lag in diesem Mord, der Hilde Spiel, die bei Schlick promoviert hatte, zu "tiefstem Schmerz" bewegte, auch die Krankheit der Zeit.

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Aus: "Eine Fackel in dunklen Zeiten oder wie der Kreis zum Wiener Kreis wurde" Ruth Renée Reif (13.11.2021)
Quelle: https://www.derstandard.de/story/2000131104678/eine-fackel-in-dunklen-zeiten-oder-wie-der-kreis-zum

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Quote[...] Schlick ist der Begründer und Mittelpunkt einer Gruppe von Philosophen, Mathematikern und Physikern, die in den vergangenen Jahren das philosophische Denken radikal revolutioniert und mit einer jahrtausendealten Tradition gebrochen haben. Sie nennen sich selbst der Wiener Kreis. In ihrem Manifest formulieren sie die wissenschaftliche Weltauffassung, der sie sich verschrieben haben. Sie vertreten eine entschlossene Modernität, ihre Aufgabe sei es, schreiben sie, "den metaphysischen und theologischen Schutt der Jahrtausende aus dem Weg zu räumen". Die antiken Griechen, Kant, Hegel, Schopenhauer – alles geistiger Müll. Während gleichzeitig Deutschland eine Renaissance des Mythischen erlebt (elektrisiert etwa durch das kaum zu durchdringende Gedankengebäude Martin Heideggers), trifft der kompromisslose Standpunkt des Wiener Kreises in seiner Heimatstadt natürlich auf den heftigen Widerstand des eingesessenen, konservativen und erzkatholischen akademischen Establishments.

... Genau genommen gibt es nicht nur einen Wiener Kreis, sondern mehrere intellektuelle Zirkel, die nebeneinander debattieren und einander gegenseitig befruchten – und das in einer Stadt, in der bittere Not herrscht, die hungert und friert. Die sozialen Probleme erscheinen unüberwindlich, und dennoch bricht eine Generation von Denkern und Wissenschaftern auf, lichte Höhen zu erklimmen. Vermutlich beflügelt sie auch das Bewusstsein, nichts zu verlieren zu haben. Sie stoßen deshalb auf die unerbittliche Feindschaft der Mehrheit der Wissensgesellschaft. Im giftigen Klima des Antisemitismus, der Wien seit Jahrzehnten eisern im Griff hält, werden die Neuerer als jüdische Fremdkörper stigmatisiert, und die wissenschaftliche Auseinandersetzung erhält eine zunehmend antisemitische Komponente, die rasch die Konfliktfelder dominiert.

... Der Wiener Kreis verehrt zwei Idole. Einmal den Physiker Albert Einstein, dessen Relativitätstheorie ein vollkommen neues Verständnis der Struktur von Raum und Zeit formuliert. Das zweite überlebensgroße Vorbild ist der Milliardärs-Spross Ludwig Wittgenstein, der selbst keinerlei Interesse an materiellen Annehmlichkeiten zu haben scheint. Schon zu Lebzeiten wird er in Philosophenzirkeln als Genie gefeiert. Seine schmale Abhandlung Tractatus logico-philosophicus, zum Teil noch in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs abgefasst, ist die Bibel der Neudenker.

...

Zu: David Edmonds: "Die Ermordung des Professor Schlick". C. H. Beck, München 2021; 352 S.


Aus: "Anschlag auf das freie Denken" Joachim Riedl (3. Januar 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/2022/01/moritz-schlick-philosophie-wien/komplettansicht

QuoteSW40 #2

"Mach vertrat die Ansicht, dass letztlich alle empirischen Behauptungen einer experimentellen Prüfung standhalten müssten und dass die Messungen grundlegend auf den Sinnen beruhten. Zu behaupten, dass Dinge außerhalb der menschlichen Sinneseindrücke existierten, also die metaphysischen Postulate von Religion, Moral oder Ethik, hielt Mach für eine Art "verlockenden Unsinn"."

Dem ersten Satz kann ich mich anschließen. Den zweiten Satz kann ich nicht verstehen. Es ist doch für mich ein Zeichen von Demut, wenn ich etwas über mich weiß, dass meine auf wenige Sinne begrenzte Wahrnehmung weit übersteigt. Es kann doch ein Reich der unendlichen Übersinnlichkeit geben! Der Rationalismus ist für mich eine Philosophie ohne Seele!


QuoteNogod #2.1

Ja ja, dass Sie in allen Beiträgen Metaphysik verbreiten, ist nicht unbemerkt geblieben.
Es sei Ihnen unbenommen, belegt allerdings die bedauerliche Tatsache, dass abergläubisches, religlöses Denken, sich tarnend mit Begriffen wie 'Seele' und 'Spiritualität', in keiner Weise überwunden ist.


QuoteSW40 #2.2

Metaphysik und Spiritualität sind menschliche Grundbedürfnisse. Man lebt nicht vom Brot allein, sondern braucht Gott als Bezugspunkt zur jenseitigen Vollkommenheit. Und Aberglaube ist etwas anderes als Glaube, denn der Aberglaube hält wissenschaftlicher Überprüfung nicht stand. Die Astrologie beispielsweise ist reine Esoterik, deren Wahrheitsgehalt naturwissenschaftlich angezweifelt werden kann.


QuoteLelo #2.3

Es ist Ihnen unbenommen, einen Mitforisten zu bedauern. Mitgefühl können wir doch alle gebrauchen ;-).
Aber die Trennung der beiden Aussagen von Ernst Mach ist doch treffend: Erster Satz: wissenschaftliche Methode -> ok. Zweiter Satz: strenger Physikalismus -> muss man nicht so sehen.


QuoteNogod #2.4

Gott hält natürlich einer wissenschaftlichen Überprüfung stand *hüstel*
Ich finde, 'verlockender Unsinn' ist eine ziemlich gute Formulierung, weil das darin steckende Bedürfnis bedacht wird.
Keineswegs originär das Bedürfnis nach "Metaphysik und Spiritualität" - Bedürfnisse fallen eben nicht vom Himmel, sondern werden produziert.
Ich erlaube mir den Hinweis, dass "Metaphysik und Spiritualität" von denen als Grundbedürfnisse apostrophiert werden, die in diesem Bereich ihr Auskommen haben - in sozialer wie materieller Hinsicht.


Quotesuchenwi #2.5

"Und Aberglaube ist etwas anderes als Glaube, denn der Aberglaube hält wissenschaftlicher Überprüfung nicht stand."

Welcher Glaube hält welcher wissenschaftlichen Überprüfung (theologischer?) stand?


QuoteKurzVorKnapp #2.7

Metaphysik und Spiritualität sind *Ihre menschlichen Grundbedürfnisse. Warum gehen Sie davon aus, dass dies auch bei anderen der Fall sein muss? Außerdem sollte es Ihnen zu denken geben wenn Ihr Glaube in anderen Kulturen Aberglaube ist. Die Einteilung ist sehr willkürlich und subjektiv und hält einer objektiven Betrachtung nicht stand.


Quotejus-kenner #2.8

Auch der religiöse Glaube hält wissenschaftlicher Überprüfung nicht stand. Sonst wäre er ja auch kein Glaube, sondern wissenschaftliche Erkenntnis. Dass Gott (was immer man sich hierunter vorstellt) und die Existenz dieses übernatürlichen Wesens (m/w/d) wissenschaftlich nicht bewiesen werden kann, teilt die mit dieser Vokabel verbundene Vorstellung mit anderen Vorstellungen wie Poltergeistern, Dämonen, Engeln, Einhörnern oder den walking deads aus der gleichnamigen Fernsehserie. (Aus der Tatsache, dass die Existenz einer Person oder einer Sache wissenschaftlich nicht bewiesen werden kann, kann übrigens entgegen mancher vulgären Aussage mitnichten die Existenz dieser Person oder dieser Sache logisch hergeleitet werden.) Wissenschaftlich untersucht werden kann aber die Frage, aus welchen Gründen Menschen solche Vorstellungen pflegen und sogar bereit sind, zugunsten dieser verschiedenen Glaubensvorstellungen ihre Freiheit und manchmal sogar ihr Leben auf- bzw. hinzugeben.


QuoteNikitaDerHund #2.9

"Es kann doch ein Reich der unendlichen Übersinnlichkeit geben! Der Rationalismus ist für mich eine Philosophie ohne Seele!"

Beides ist richtig: natürlich kann es einen Bereich jenseits des sinnlich (bzw. experimentell) erfassten geben. Genauer gesagt, zeigt die immer weiter sich entwickelnde experimentelle Wissenschaft, dass dem definitiv so ist. Nur macht es keinerlei Sinn, über (aktuell) den experimentellen Methoden nicht zugänglichem im Terminus von Wahrheit zu reden: das ist schlicht der Bereich reiner Fiktion und Phantasie. Hat beides in der menschlichen Kultur seine Berechtigung, nur muss man sich eben bewusst bleiben, dass dies reine Hirngespinste sind und bleiben, solange sie der experimentellen Methode unzugänglich sind (was insbesondere für Konstrukte gilt, die von vorn herein darauf angelegt wurden, daß sie nicht empirisch invalidiert werden können).

Und tatsächlich ist der Rationalismus eine Philosophie ohne Seele: das macht seine Stärke aus. Wem das nicht passt, muss sich halt mit Hirngespinsten zufrieden geben. Das sei jedem gegönnt, nur sollte er sich nicht entblöden, von Wahrheiten zu reden.


QuoteLuis Tränker #2.10

Metaphysik und Spiritualität sind menschliche Grundbedürfnisse.

Hier liegt wohl das Problem. Über Grundbedürfnisse, woher sie kommen, wie sie sich ausbilden etc. kann man ja durchaus diskutieren. ...


QuoteSW40 #2.12

"Warum gehen Sie davon aus, dass dies auch bei anderen der Fall sein muss?"

Wir wollen Antworten auf die Frage nach dem Leben im Jenseits. Unsere eigene Sterblichkeit zwingt uns dazu, darüber nachzudenken.

Im Übrigen ist für mich der Glaube im Unterschied zum Aberglauben eine religiöse Vorstellung, die nicht falsifiziert werden kann. Der Aberglaube, zum Beispiel die Wirkung von Homöopathie, lässt sich durch Untersuchungen von Begleitgruppen widerlegen.



QuoteLuis Tränker #2.13

Wir wollen Antworten auf die Frage nach dem Leben im Jenseits.
Warum sollten "wir" das wollen? ...


QuoteKarl Josef Schleidweiler #2.14

Welcher Glaube hält denn wissenschaftlicher Überprüfung stand?
Wenn ich etwas weiß weiß ich's und glauben erübrigt sich, oder?


QuoteSW40 #2.15

Der Glaube an einen vollkommenen, ungewordenen, unveränderlichen und unvergänglichen Weltgeist (Gott) im Sinne der Definition des vorchristlichen antiken Philosophen Parmenides ist nicht gegen wissenschaftliche Erkenntnisse gerichtet. Man kann dennoch die Evolutionstheorie und den menschengemachten Klimawandel anerkennen, ohne sich von diesem Gott lossagen zu müssen.


"Warum sollten "wir" das wollen? Letztendlich genau das, was vor "unserem" Leben war."

Geben Sie zu, dass Sie sich gerne eine gute Antwort wünschen.

... Nicht das Diesseits, sondern die unendliche Herrlichkeit im Jenseits ist relevant. Gott ist das gesamte Bewusstsein der unendlichen Übersinnlichkeit. Wir Menschen nehmen durch unsere Sinne nur einen winzigen Anteil dieses Reichs der Übersinnlichkeit wahr. Immerhin haben wir dadurch eine kleine, schmale Brücke zu Gott.



QuoteLeonia Bavariensis #2.20

Sie sind nicht "Wir", sondern sprechen für sich. Ich rede jetzt mal von mir: mich interessiert es null komma null, ob es ein Leben im "Jenseits" gibt, denn ich glaube nicht daran.
Für mich ist im Übrigen auch Glaube Aberglaube. Aber bitte jeder wie er mag. Nur möge man bitte seine eigenen Bedürfnisse nicht der gesamten Menschheit unterstellen.


...

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Quote
caber

Es gibt so viele Religionen. Wissenschaft ist m. E. eine davon...


Quote
Darius Minor

Antwort in einfacher Sprache: Nein.


https://www.derstandard.at/story/2000132342515/tsunami-im-gehirneinsichten-in-die-neurobiologie-des-todes (7. Jänner 2022)


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Quote[...] Islamabad, Pakistan – A Pakistani court has sentenced a Muslim woman to death for committing "blasphemy" by sharing images deemed to be insulting to Islam's Prophet Muhammad and one of his wives, also considered a holy personage by many Muslims.

The trial court in the northern Pakistani city of Rawalpindi on Wednesday sentenced Aneeqa Ateeq under the country's strict blasphemy laws, which impose a mandatory death penalty for insulting the Prophet Muhammad.


From: "Pakistani court sentences woman to death for WhatsApp 'blasphemy'" Asad Hashim (20 Jan 2022)
Source: https://www.aljazeera.com/news/2022/1/20/pakistan-rawalpindi-court-sentences-woman-death-whatsapp-blasphemy

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Quote[...] Drei Frauen sind gestorben. Drei Frauen sind tot, weil in Polen seit einem Jahr ein De-facto-Abtreibungsverbot gilt, sagen die Aktivistinnen der Gruppe Ciocia Wienia, der "Tante Wienia". Mindestens. Denn oft gehen die Familien der Toten nicht an die Öffentlichkeit, erzählen die "Tanten" im Gespräch mit dem STANDARD.

Im Juni und September des Vorjahres bzw. erst vor einer Woche starben drei Schwangere in Polen, weil ihnen ein medizinischer Eingriff verwehrt wurde. Eine Sepsis, wahrscheinlich ausgelöst durch die toten Föten im Uterus, soll ihr Todesurteil gewesen sein. In einem Fall haben Fachleute nun angegeben, dass die Frau mit einem positiven Corona-Test eingeliefert wurde und die Schwangerschaft nicht früher hätte abgebrochen werden können. Die Staatsanwaltschaft in Katowice ermittelt aber noch wegen eines möglichen Fehlers des Krankenhauspersonals.

Prinzipiell besagt das restriktive Abtreibungsgesetz in Polen, dass ein Abort nur durchgeführt werden darf, wenn die Frau durch eine Vergewaltigung oder Inzest schwanger geworden ist oder wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Den Ärzten ist die Definition von Letzterem aber zu unsicher. Deshalb lassen sie es oft auch darauf ankommen.

Die Aktivistinnen von Ciocia Wienia helfen insbesondere Polinnen zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen im Ausland. Und wollen anonym bleiben, um ihr Angebot aufrechterhalten zu können. Rund drei bis fünf Betroffene kommen wöchentlich nach Wien, um abtreiben zu lassen. Alle zwei bis vier Wochen entbindet eine Person aus Polen im Rahmen der anonymen Geburt in der österreichischen Hauptstadt.

Daran hat auch die Covid-Pandemie nichts geändert, erzählen die Aktivistinnen. Es sei nur teurer geworden, weil ein PCR-Test in Polen zwischen 70 und 100 Euro koste und die Spendengelder immer weniger werden.

Durch das strenge Gesetz würden noch mehr Frauen Hilfe suchen, erzählen die Vertreterinnen der Ciocia Wienia: "Waren es früher Personen mit einer ungewollten Schwangerschaft, melden sich nun auch solche, die eigentlich eine gewollte Schwangerschaft haben."

Denn indem das Verfassungsgericht die Rechtslage geändert und eine Abtreibung auch im Fall irreversibler Schädigungen des Kindes untersagt hat, haben die Betroffenen beim ersten Anzeichen eines solchen Schadens Angst: "Sie wollen dann nicht mehr zu viel Zeit verlieren, denn in Österreich können sie meist nur bis zur 14. Woche abtreiben. Oft verzichten sie auf weitere Untersuchungen", erzählen die Aktivistinnen.

Doch nicht alle Betroffenen, die Hilfe benötigen, müssen dafür ins Ausland fahren. Oft unterstützen die Wiener "Tanten" die Polinnen auch in ihrem Heimatland und helfen ihnen, an Abtreibungspillen zu gelangen. "Wir betreuen sie dann oft noch per Mail oder am Telefon, um sie nicht alleinzulassen", sagt eine Aktivistin. Doch diese Hilfe könnte bald ein Ende nehmen.

Denn Abtreibungsgegnerinnen und -gegner lobbyieren dafür, dass die Einnahme der Medikamente in Polen illegal wird. Noch können die Tabletten im Netz und über Hilfsnetzwerke organisiert und zu Hause eingenommen werden. Geht es nach ihnen, würden Frauen, die selbst abtreiben, aber strafrechtlich verfolgt. Die radikalen Aktivistinnen und Aktivisten unterstützten gemeinsam mit der katholischen Kirche Ende des Vorjahres einen Gesetzesentwurf, dem gemäß Abtreibungen wie Mord verfolgt werden könnten. Strafen zwischen fünf und 25 Jahren Haft wären möglich gewesen. Der Entwurf wurde im Parlament abgelehnt, doch der Kampf der Pro-Life-Bewegung geht weiter.

Ein Register, in das jede Schwangerschaft eingetragen werden muss, könnte noch immer eingeführt werden. "Oft wechseln betroffene Personen jetzt schon nach einer Abtreibung im Ausland den Gynäkologen, weil sie Angst haben, Probleme zu bekommen", sagt eine Aktivistin der Ciocia Wienia. Mit Einführung des Registers würden sich noch weniger zu Untersuchungen trauen: "Es gibt endlose Möglichkeiten, wie die Situation noch schlimmer werden könnte", sagt eine der "Tanten".

Doch die Helferinnen im Ausland geben die Hoffnung nicht auf: "Wir müssen es schaffen, diese Gesetze zu ändern." Laut Umfragen werden die restriktiven Abtreibungsgesetze nur von einer Minderheit in der Bevölkerung unterstützt. Drei Viertel der Polinnen und Polen wollen eine gelockerte Rechtslage, und nur acht Prozent unterstützen Strafen für die Mütter. (Bianca Blei, 3.2.2022)



Aus: "Polnische Frauen holen sich Hilfe für Abtreibungen in Österreich" Bianca Blei (3. Februar 2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000132921931/polnische-frauen-holen-sich-hilfe-fuer-abtreibungen-in-oesterreich

Quote
Nestor2

Rechte und Grundrechte
Das Recht auf Leben gilt auch für das Kind im Mutterleib


Quote
KelAdo

Also soll man in Kauf nehmen, dass die Schwangere stirbt? So ist das nämlich in Polen passiert, weil man das Recht des Kindes im Mutterleib über das Recht der Mutter gestellt hat.
Finden Sie das in Ordnung?


Quote
obnoxious

traurig und wütend

Ich bin wirklich traurig und wütend, wenn ich sehe, was in Polen passiert. Ein Land, dem in seiner Geschichte übel mitgespielt wurde und jetzt, nachdem es eigentlich noch gar nicht so lange "frei" ist, zerstört es sich selbst von innen, indem es sich von einer stark religiösen Minderheit und machtgeilen PolitikerInnen schikanieren lässt. Frauen leben in dem Wissen, dass ihnen ihr Leben gar nicht selbst gehört. Unfassbar.


Quote
Wieauchnimmer

... ist das staatlicher Femizid?


Quote
retrogott

ja


Quote
nori

ganz einfach religiöser Fundamentalismus
Es gibt eine große Zahl an Menschen in Polen, die einen ultrakonservativen Katholizismus befürworten. Außerdem gilt die katholische Kirche als moralische Instanz. Wenn jetzt die Amtsträger der Kirche gegen die Geburtenkontrolle und besonders gegen Schwangerschaftsabbrüche agitieren, hat das einen großen Effekt.

So viel Einfluss einer Religion ist zwar mittelalterlich und zurückgeblieben, aber es ist leider so.

Und zu erwarten, dass es hier Bedauern wegen der Toten gibt, ist ein großer Irrtum. Wenn eine dieser Frauen stirbt war es eben Gottes Wille. ...


Quote
beebeebee

Katholische Kirche. Wenn ich das nur höre. Die Moralinstanz mit den ewiggestrigen Werten. Kotz!


Quote
Besoffene Kapuzinerin

"Drei Viertel der Polinnen und Polen wollen eine gelockert Gesetzgebung und nur 8% unterstützen Strafen für die Mutter."

Nicht nur deswegen bin ich optimistisch, dass sich die polnische Gesellschaft innerhalb der nächsten 10 Jahre von der konservativ-katholischen Linie abwenden wird. Die junge, gebildete, städtische Bevölkerung wird immer mehr.

Fundamentalismus fällt nicht vom Himmel!


Quote
SchaudoliggaleichimRinnsoi

"unterstützten gemeinsam mit der katholischen Kirche Ende des Vorjahres einen Gesetzesentwurf, dem gemäß Abtreibungen wie Mord verfolgt werden könnten."

Ausgerechnet die Kirche, deren Priester nicht selten für ungewollte Schwangerschaften gesorgt haben. ...


Quote
ja jestem

Tatsächlich verlassen immer mehr Menschen in Polen die Kirche. Und es werden immer weniger Kinder getauft. Nur so entkommt man dem Religionsunterricht, der mehr Stunden pro Woche hat als Sport oder eine Fremdsprache.


Quote
Hittrach

So wird ein ganzes Land von einigen religiösen Fanatikern in Geiselhaft genommen. Wenn man glaubt, sowas wäre nur in anderen Kulturkreisen möglich, wird man hier eines Besseren belehrt.
Und es möge eine Warnung sein: sowas kann verdammt schnell gehen.


Quote
Micha Do

Das kommt von zu viel Einfluß der Kirche auf den Staat.


...

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Quote[...] Der saudi-arabische Blogger Raif Badawi hätte eigentlich zu Ende des vorigen Monats aus dem Gefängnis entlassen werden müssen. Das ist aber nicht geschehen, Menschenrechtsorganisationen rufen daher die saudischen Behörden auf, Badawi sofort freizulassen.

Badawi hatte 2008 ein Online-Forum mit dem Namen "Die saudischen Liberalen" begründet, in dem er religiöse und gesellschaftliche Themen diskutierte. 2012 wurde er wegen seiner liberalen Ansichten verhaftet und ein Jahr später wegen "Beleidigung des Islams" zu zehn Jahren Gefängnis, 1000 Peitschenhieben, einer Geldstrafe von einer Million Rial und einem Ausreiseverbot für zehn Jahre nach Beendigung seiner Haftstrafe verurteilt. Im Januar 2015 bekam er öffentlich die ersten 50 Peitschenhiebe, der weitere Vollzug wurde aus gesundheitlichen Gründen ausgesetzt.

"Es ist empörend, dass Raif Badawi nach zehn langen Jahren noch immer im Gefängnis sitzt", sagte Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter one Grenzen (RSF). "Er hätte nie auch nur einen einzigen Tag hinter Gittern verbringen dürfen. Jetzt, da er die volle Strafe abgesessen hat, gibt es für die saudischen Behörden keine rechtliche Grundlage mehr, ihn weiterhin festzuhalten."

Heba Morayef, Regionaldirektorin von Amnesty International für den Nahen Osten und Nordafrika, meint: "Raif Badawis anhaltende Inhaftierung zeigt die völlige Verachtung der saudi-arabischen Behörden für das Recht auf Freiheit, die Meinungsfreiheit und sogar ihre eigenen Gesetze. Es zeigt auch, dass ihre Versuche, der Welt ein progressives Bild zu präsentieren, kaum mehr als eine Nebelwand dienen, um ihre Unterdrückung zu verbergen."

Im April 2020 hatte Saudi-Arabien angekündigt, als Teil der "Vision 2030" die besonders grausame Form der Bestrafung mit Peitschen- oder Stockhieben abzuschaffen. Zur "Vision 2030" gehören auch Reformen im Bereich der Menschenrechte.

Neben Badawi sitzen derzeit mindestens weitere 28 Journalisten, Reporterinnen und Medienmitarbeitende in Saudi-Arabien im Gefängnis, erklärt RSF. Die Organisation habe vor diesem Hintergrund Anfang März 2021 beim Generalbundesanwalt in Karlsruhe Strafanzeige gegen Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman eingereicht. Kernbestandteil der Strafanzeige wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei der Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi, der im Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul grausam ermordet worden.

Badawis Frau Ensaf Haidar lebt seit 2013 im kanadischen Québec. Sie bittet die kanadische Regierung, Badawi die Staatsbürgerschaft zu verleihen. Sie wandte sich auch an den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, das Ausreiseverbot zu erlassen.

(anw)


Aus: "Saudischer Blogger Raif Badawi hat Haftstrafe abgesessen, kommt aber nicht frei" Andreas Wilkens (07.03.2022)
Quelle: https://www.heise.de/news/Saudischer-Blogger-Railf-Badawi-hat-Haftstrafe-abgesessen-kommt-aber-nicht-frei-6541085.html

QuoteBoMbY, 07.03.2022 13:48

Ahh, ja. Das gute alte Saudi Arabistan ... unser treuer Verbündeter und Waffenkunde.


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,,Die Hand des Mannes, der dem Feind Gottes den Hals umgedreht hat, muss geküsst werden."

Quote[...] Chautauqua dpa/rtr Eigentlich wollte der Schriftsteller Salman Rushdie am Freitag in den USA über verfolgte Künstler sprechen. Doch plötzlich wird er genau dort, auf offener Bühne, zum Opfer eines brutalen Angriffs. Ein 24-Jähriger sticht in dem Ort Chautauqua im Westen des Bundesstaates New York mehrmals auf den 75-Jährigen ein und verletzt ihn schwer. Rushdie wird in ein Krankenhaus gebracht, operiert und seinem Manager Andrew Wylie zufolge an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Neue Informationen zu seinem Zustand gab es am frühen Samstag zunächst nicht.

Er könne nicht sprechen und werde wahrscheinlich ein Auge verlieren, schrieb Wylie nach Angaben der New York Times. Nervenstränge in seinem Arm seien durchtrennt und seine Leber beschädigt worden. ,,Die Nachrichten sind nicht gut." Der mutmaßliche Täter, ein Mann aus dem Bundesstaat New Jersey, wurde festgenommen. Er habe wohl allein gehandelt, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Ob der Angriff im Zusammenhang mit der jahrzehntealten, gegen Rushdie ausgesprochenen Fatwa steht? Unklar.

Rushdie war vor mehr als 30 Jahren per Fatwa zum Tode verurteilt worden. Wegen seines Werks ,,Die satanischen Verse" (,,Satanic Verses") aus dem Jahr 1988 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Chomeini das religiöse Rechtsdokument veröffentlicht, das zur Tötung des Autors aufforderte. Chomeini warf Rushdie vor, in seinem Roman den Islam, den Propheten und den Koran beleidigt zu haben.

Der Fatwa folgte damals eine dramatische Flucht Rushdies und zeitweise jahrelanges Verstecken, um dem Todesurteil zu entkommen. Rushdies entscheidende Rolle als einer der Autor:innen, die wesentlich an der Erneuerung der englischsprachigen Literatur in Indien mitwirkten, geriet durch die politischen Implikationen der Fatwa oftmals in den Hintergrund. Seit mehr als 20 Jahren lebt er nun in New York.

Die Tat geschah nun bei einer Vorlesung Rushdies in der sogenannten Chautauqua Institution, einem Erziehungs- und Kulturzentrum in einem ländlichen Gebiet des Bundesstaates. Die Veranstaltung habe im Rahmen einer Serie unter dem Titel ,,Mehr als Schutz" (,,More than Shelter") stattgefunden, bei der über die USA als Zufluchtsort für Schriftsteller im Exil und über die Verfolgung von Künstlern diskutiert werden sollte.

Die Attacke löste weltweit Entsetzen aus. ,,Diese Gewalttat ist entsetzlich", sagte der nationale Sicherheitsberater Jack Sullivan laut Mitteilung des Weißen Hauses. UN-Generalsekretär António Guterres reagierte ebenfalls mit Entsetzen auf den Angriff. Der US-Senator und Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, schrieb auf Twitter, die Tat sei ein ,,Angriff auf die Rede- und Gedankenfreiheit". Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb, Rushdie sei von ,,Hass und Barbarei" getroffen worden. Der deutsche Schriftsteller Günter Wallraff, der Rushdie 1993 in seinem Haus in Köln-Ehrenfeld versteckt hatte, sagte, die Nachricht sei ,,natürlich ein Schlag für mich" gewesen.

In iranischen Medien dagegen ist der Messerangriff auf Salman Rushdie begrüßt worden. In der regierungsnahen Zeitung Kayhan, deren Chefredakteur von Irans weltlichen und geistlichen Oberhaupt Ali Chamenei ernannt wird, hieß es am Samstag: ,,Tausend Bravos (...) für die mutige und pflichtbewusste Person, die den abtrünnigen und bösen Salman Rushdie in New York angegriffen hat". Weiter hieß es: ,,Die Hand des Mannes, der dem Feind Gottes den Hals umgedreht hat, muss geküsst werden." In Deutschland gab Bundesinnenministerin Nancy Faeser dem Iran eine Mitverantwortung für das Attentat.

Die Familie des Angreifers soll Berichten zufolge aus dem Süden des Libanon stammen. Die Eltern kämen aus dem Ort Jarun, der 24-Jährige selbst habe den Libanon aber noch nie besucht, sagte der Bürgermeister des Ortes libanesischen Medien. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Der Süden des Libanon ist eine Hochburg der schiitischen Hisbollah-Organisation, die eng mit dem ebenfalls schiitischen Iran verbündet ist.

Vor wenigen Tagen noch hatte Rushdie dem Magazin Stern gesagt, dass er sich in den USA sicher fühle. ,,Das ist lange her", sagte Rushdie im Interview Ende Juli auf die Frage, ob er noch immer um sein Leben bange. ,,Für einige Jahre war es ernst", sagte Rushdie weiter. ,,Aber seit ich in Amerika lebe, hatte ich keine Probleme mehr." Der Autor habe dabei aber auch vor dem politischen Klima und möglicher Gewalt in den USA gewarnt: Das Schlimme sei, ,,dass Morddrohungen alltäglich geworden sind".

Auch nach Angaben seines Verlags aus dem vergangenen Jahr hätte die Fatwa für Rushdie inzwischen längst keine Bedeutung mehr. Er sei nicht mehr eingeschränkt in seiner Bewegungsfreiheit und brauche auch keine Bodyguards mehr. Die Jahre des Versteckens gingen jedoch nicht spurlos an ihm vorüber. Er verarbeitete diese Zeit in der nach seinem Alias benannten Autobiografie ,,Joseph Anton" aus dem Jahr 2012.


Aus: "Weltweites Entsetzen" (13. 8. 2022)
Quelle: https://taz.de/Nach-Angriff-auf-Salman-Rushdie/!5874270/

Sir Ahmed Salman Rushdie ist ein indisch-britischer Schriftsteller. Er gehört zu den bedeutendsten anglo-asiatischen Vertretern der zeitgenössischen britischen Literatur. Seine Erzählungen reichert er mit Elementen aus der Märchenwelt an. Dieses Vermischen von Mythos und Fantasie mit dem realen Leben wird als magischer Realismus bezeichnet. Rushdie schreibt in englischer Sprache. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Salman_Rushdie

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#69
Quote[...] Der katholische Bischof von Aachen, Helmut Dieser, hat Homosexualität als "gottgewollt" bezeichnet. "Homosexualität ist keine Panne Gottes, sondern gottgewollt im selben Maß wie die Schöpfung selbst", sagte Dieser der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Er habe in diesem Punkt dazugelernt. "Ja, meine Sicht hat sich verändert."

Die katholische Kirche betrachtet Homosexualität traditionell als Sünde. Heute wird für gewöhnlich zwar betont, dass Homosexuelle auf keinen Fall diskriminiert werden dürften und dass die Veranlagung an sich noch keine Verfehlung sei. Doch gleichzeitig pocht die Zentrale der katholischen Weltkirche darauf, dass Homosexualität nicht ausgelebt werden dürfe. Im vergangenen Jahr erst hatte die Glaubenskongregation noch einmal klargestellt, dass es "nicht erlaubt" sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen "nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden" könnten.

Bischof Dieser sagte, ihm sei klar, dass Rom Homosexualität immer noch als Sünde deute. Das sei hier jedoch ein fragwürdiger Begriff: "Wenn es aber um Liebe geht, um diese Spielart der Liebe, die ja dann eine erotische Form ist, wenn der Leib Ausdruck dieser Liebe wird und die Sprache dieser Liebe, dann denke ich: Liebe kann nicht Sünde sein." Ob ein Priester in seinem Bistum homosexuelle Paare segne, sei eine persönliche Gewissensentscheidung. So geschehe es in Aachen auch.

Gleich nach der umstrittenen Entscheidung der Glaubenskongregation im März vergangenen Jahres hatte sich Dieser bereits dagegen gewandt: "Es kann nur misslingen, eine Diskussion beenden zu wollen", erklärte er und fügte an: "Das ist naiv und hat großen Schaden angerichtet. Wir müssen das als Bischöfe nach Rom tragen."

Am morgigen Donnerstag beginnt in Frankfurt/Main die vierte Synodalversammlung der deutschen Katholiken zur Reform der Kirche. Bischof Dieser leitet das Synodalforum zu Partnerschaft und Sexualität. Er ist einer der fortschrittlichsten katholischen Bischöfe in Deutschland.

Quelle: ntv.de, mau/AFP


Aus: "Ungehorsam gegen Vatikan: Bischof Dieser nennt Homosexualität "gottgewollt"" (07.09.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Bischof-Dieser-nennt-Homosexualitaet-gottgewollt-article23574438.html

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Nur ,,ein Stück Stoff" ... So hätten die Verharmloser des Islam gerne, dass man die Verhüllung der Frauen sieht. Aber es ist so viel mehr.

Es gibt Frauen, die sterben, will sie lesen wollen. Es gibt eine lange Liste an Todesursachen für Frauen, weil sie banale Dinge taten von denen sich Männer bedroht fühlten. Von Stoff, von Wissen, von Lesen,....

Quote[...] Die Proteste nach dem Tod von Mahsa Amini haben sich auf 15 Städte im Iran ausgeweitet. Mindestens acht Menschen wurden getötet. Behörden sperrten offenbar das Internet.

Bei Protesten gegen die Sittenpolizei im Iran sind nach offiziellen Angaben mindestens vier weitere Menschen getötet worden. Laut iranischen Medien und einem örtlichen Staatsanwalt hat sich die Zahl der Getöteten damit auf acht erhöht. Unter den Toten sollen ein Polizist und ein Mitglied einer regierungsnahen Miliz sein.

Die kurdische Menschenrechtsorganisation Hengaw teilte mit, zehn Demonstranten seien von iranischen Sicherheitskräften getötet worden, drei davon am Mittwoch. Offizielle iranische Stellen bestreiten das. Ihren Angaben zufolge sollen bewaffnete Dissidenten die Demonstranten erschossen haben. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Bei den Protesten geht es um den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die am Freitag in einem Krankenhaus in Teheran gestorben ist. Sie ist von der iranischen Sittenpolizei festgenommen worden, weil ihr Kopftuch verrutscht war. Im Iran gelten strenge Verschleierungsregeln für Frauen.

Offiziellen Angaben zufolge soll sie einen Herzanfall erlitten haben. Kritikerinnen und Aktivisten werfen der Polizei hingegen vor, Aminis Kopf im Polizeiauto wiederholt gegen die Scheibe geschlagen zu haben, was zu einer Hirnblutung geführt haben soll.

Innenminister Abdolresa Rahmani Fasli und die Polizei wiesen diese Darstellung zurück. Dennoch leiteten die Behörden Ermittlungen ein. Ajatollah Ali Chamenei hat der Familie Mahsa Aminis nach Angaben eines ranghohen Beraters diese Woche sein Beileid und seinen Schmerz über den Tod der jungen Frau ausgedrückt.

Darüber hinaus berichten Menschenrechtsgruppen und die Beobachtungsstelle für Internetsperren, NetBlocks, Behörden hätten das Internet im Iran wegen der Proteste weitgehend lahmgelegt. Vor allem mit Smartphones und anderen mobilen Geräten kämen viele Menschen nicht mehr ins Netz. NetBlocks meldete großflächige Ausfälle bei WhatsApp und Instagram. Facebook, Telegram, Twitter und YouTube sind im Iran bereits seit Längerem blockiert. Expertinnen befürchten, dass Polizei und Sicherheitskräfte nun die Demonstrationen niederschlagen könnten.



Aus: "Proteste im Iran: Mindestens acht Tote bei Demonstrationen gegen iranische Sittenpolizei" (22. September 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-09/iran-internet-mahsa-amini-proteste-tote

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Quote[...] Eine Gesellschaft wird über einen Stofffetzen, den die Islamische Republik für die Bekräftigung ihrer Identität braucht, in Geiselhaft gehalten. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Wut entlädt, die sich bei vielen Iranern und Iranerinnen in langen Jahren auf das repressive religiöse System angesammelt hat. Der Tod einer jungen Frau, deren Vergehen in den Augen des Staates es war, sich das Kopftuch nicht so aufzusetzen, wie es angeblich der Islam verlangt, ist in der Tat besonders schwer zu verkraften. Eine Gesellschaft wird über einen Stofffetzen, den die Islamische Republik für die Bekräftigung ihrer Identität braucht, in Geiselhaft gehalten. Außer den zwangsverhüllten Frauen ist ja nichts sichtbar Islamisches an ihr.

Die Proteste brachen zuerst in der kurdischen Stadt Saghez aus, woher die 22-jährige Mahsa Amina, Rufname "Jina", stammte. Aber sie griffen schnell auch auf Teheran, Isfahan, Täbriz und andere Städte über. Es ist festzuhalten, dass diese Demonstrationen sich wie fast immer auf jene urbanen Schichten beschränken, in denen das System längst die Hegemonie verloren oder nie besessen hat. Schon öfter in den vergangenen Jahrzehnten hat man angesichts solcher Bilder gedacht, dass die Islamische Republik nicht mehr lange bestehen wird. Mittlerweile ist sie 43 Jahre alt, ernsthaft in Gefahr war sie nie.

Das liegt auch gerade daran, dass zum staatlich verordneten Islam begrifflich die Revolution gehört, die es von außen und von innen zu verteidigen gilt. Die meisten Menschen können das Wort nicht mehr hören. Sie wollen nur halbwegs unbehelligt leben – und haben sich mit Verlogenheit und Korruption abgefunden.

Den Gucci-Handtaschen der Töchter hoher Mullahs und staatlicher Funktionäre stehen die dicken Autos der Söhne der Teheraner Oberschicht gegenüber, mit denen sie auf Aufriss fahren. Derzeit wird der Fall der Vizepräsidentin für Frauen und Familie, Ensieh Khazali, höhnisch kommentiert, die sich dem Kampf gegen VPNs (Virtual Private Networks) verschrieben hat und deren Sohn in Kanada – erraten! – ein VPN-Unternehmen gegründet hat. Es wäre alles so lächerlich, wenn nicht Menschen wie "Jina" sterben müssten, um eine Fassade aufrechtzuerhalten, hinter der vieles zusammengebrochen ist.

Dass bei Demonstrationen dem höchsten Vertreter des Regimes, Ali Khamenei, der Tod gewünscht wird, ist nichts Neues. Anders ist heute, dass die Übergangszeit – der kranke Ayatollah wird nicht mehr ewig leben – bereits begonnen hat. Viele erwarten, dass Khameneis Abgang institutionelle Veränderungen der Führung bringen wird. Eine kritische Zeit.

Auch wenn sich die systemtreuen Medien völlig hinter die Sittenpolizei stellen, zeigt der Anruf von Präsident Ebrahim Raisi bei der Familie Mahsa Aminis, dass man "oben" alarmiert ist. Die Regierung hatte ja selbst verkündet, dass sie Regelverstöße auf der Straße, die in manchen Stadtvierteln in den vergangenen Jahren fast schon normal geworden sind, schärfer verfolgen werde. Jetzt muss sie klarstellen, dass sie damit nicht freie Hand für Schläger und Sadisten unter der Polizei gemeint hat. Oder zumindest muss sie so tun.


Aus: "Proteste im Iran: Sterben für ein Stück Stoff" Kommentar - Gudrun Harrer (21.9.2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000139294271/proteste-im-iran-sterben-fuer-ein-stueck-stoff

https://www.derstandard.at/story/2000139272019/protestwellen-im-iran-nach-tod-von-mahsa-amini

https://www.derstandard.at/story/2000139235157/iranerin-starb-in-polizeigewahrsam-tausende-demonstrierten-in-teheran

QuoteJulian A

Nur ,,ein Stück Stoff"

So hätten die Verharmloser des Islam gerne, dass man die Verhüllung der Frauen sieht. Aber es ist so viel mehr. Von der Sexualisierung von Kindern mit dem Kopftuch (ab 9 Jahren oder erste Periode, da Haare auf Männer sexuell anziehend wirken sollen) oder dem völligen unsichtbar machen von Frauen durch den Niqab ist dieses ,,Stück Stoff" im religiösen Kontext durch und durch Frauenfeindlich, auch wenn es den Frauen in den entsprechenden Ländern und Communities und vor allem allen Außenstehenden gerne anders verkauft wird


Quotestarship

es ging niemals nur um "ein Stück Stoff". im gegenteil, die verschleierungsnorm - nur gesicht, hände & füße dürfen unbedeckt bleiben - ist teil einer umfassenden, frauenfeindlichen, religiös konnotierten ideologie zur sozialen kontrolle von frauen.
das märchen, das konzept der verschleierung bestünde nur aus "einem Stück Stoff", es sei ein ganz gewöhnliches kopftuch, das frauen eben aus freien stücken tragen würden, auf mondäne art wie Grace Kelly oder rural geprägt wie die berühmte "bäuerin auf dem land", war immer schon ein verlogenes narrativ aus jenem woken milieu, das fröhlich behauptete, der schleier sei ein zeichen von "empowerment" oder gar von feminismus.

es war und ist auch jenes scheinprogressive milieu, das liberale intellektuelle, wissenschaftler, autoren & frauenrechtlerinnen mit muslimischen wurzeln, die die ideologie hinter dem schleier standhaft kritisierten, regelmäßig als "islamophob" und als antimuslimische rassisten beflegelte.


QuoteAnton Szanya

Eine Religion, die den Menschen fast alles verbietet, was das Leben angenehm macht - zwangloser Umgang zwischen Männern und Frauen, Konsumation von Genussmitteln und noch anderes mehr - führt zwangsläufig zum Widerstand noch nicht verbogener Persönlichkeiten. Dazu kommt noch, dass die staatliche Bigotterie von den Bessergestellten nicht gelebt wird. Zudem sei noch angemerkt, dass der Prophet sich kaum an die Regeln gehalten hat, die in seinem Namen festgelegt werden. Auch das bleibt wachen Geistern nicht verborgen. Früher, wie zu hoffen ist, oder wenigstens später wird diese heuchlerische Theokratie fallen. Hoffentlich nicht mit Blutvergießen.


QuoteRandom Moon

... Mahsa ist nicht die erste Frau, die wegen einem Stück Stoff starb. Es gab viele vor ihr. Es gibt auch Frauen, die sterben, weil sie etwas lernen wollen. Es gibt Frauen, die sterben, will sie lesen wollen. Es gibt eine lange Liste an Todesursachen für Frauen, weil sie banale Dinge taten von denen sich Männer bedroht fühlten. Von Stoff, von Wissen, von Lesen,....

Ich wünsche den Protesten den maximalsten Erfolg. Ich wünsche Mahsa posthum Unsterblichkeit. Statuen möchte ich sehen von diesen Frauen. Nicht von Feldherren, Monarchen und Politikern. Nur diese Frauen. Denn in einer besseren Welt hätten sie ein Leben gehabt.


...

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#71
Quote[...] Der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill, Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow sowie Vertreter der von Moskau für annektiert erklärten ukrainischen Regionen übermittelten ihre Grußbotschaften. "Gott hat Sie an die Macht gebracht, damit Sie eine Mission von besonderer Bedeutung und großer Verantwortung für das Schicksal des Landes und seines Volkes erfüllen können ", verkündete Kirill. ...


Aus: "Kirill sieht Putin als Gottgesandten - Ukraine ruft Kremltruppen zur Meuterei auf" (07.10.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Kirill-sieht-Putin-als-Gottgesandten-Ukraine-ruft-Kremltruppen-zur-Meuterei-auf-article23636578.html

Kyrill I. (bürgerlich Wladimir Michailowitsch Gundjajew, russisch Владимир Михайлович Гундяев; * 20. November 1946 in Leningrad) ist ein russischer Geistlicher. Seit dem 1. Februar 2009 ist er Patriarch von Moskau und der ganzen Rus und damit der Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK). Zuvor war er Erzbischof und Metropolit der Diözesen von Smolensk und Kaliningrad. Sein Privatvermögen wird auf rund 4 Mrd. US-Dollar geschätzt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Kyrill_I.

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Quote[...] Im Ukraine-Krieg kann Putin sich der Unterstützung der russisch-orthodoxen Kirche gewiss sein. ... Theologin und Wissenschaftlerin Dr. Regina Elsner vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien in Berlin ist Expertin auf dem Gebiet der russisch-orthodoxen Kirche. Im Interview mit Merkur.de von IPPEN.MEDIA schildert sie, welche Ideologie hinter der Haltung der Kirche zum Ukraine-Krieg steht.

... Die russisch-orthodoxe Kirche ist grundsätzlich auch gegen Krieg. Sie kennt aber, ähnlich wie die westlichen Kirchen, die Notwendigkeit zur Verteidigung, im Notfall auch mit Waffengewalt. Das militärische Vorgehen Russlands in der Ukraine rechtfertigt sie daher als Verteidigung. Denn die Bevölkerung der Ukraine ist in der Vorstellung der russisch-orthodoxen Kirche ein Teil der russischen Zivilisation. Neue nationale Grenzen sind quasi unerheblich. Die pro-europäischen Entwicklungen der Ukraine sind darum eine Bedrohung, denn sie würden diesen Teil der russischen Zivilisation zwingen, fremde Werte anzunehmen.

Den ,,Westen" beschreibt die russisch-orthodoxe Kirche schon seit vielen Jahren als dekadent und gefährlich. Liberale und säkulare Werte bedeuten für sie ein Angriff auf traditionelle Kulturen und sind gleichbedeutend mit einer Absage an das Christentum. Russland ist nach dieser Auffassung der letzte Halt gegen diese Bedrohung, und auf dem Gebiet der Ukraine muss Russland nun Waffengewalt einsetzen, um die eigene Zivilisation vor der Vernichtung zu bewahren. In den Äußerungen der Kirchenleitung wird daher immer wieder betont, dass nicht Russland die Vernichtung und Zerstörung bringt, sondern der Westen. Man betet für den Frieden, für Versöhnung der Glaubensgeschwister und für ein Ende der Bedrohung durch externe Feinde.

... Ja, es gibt vor allem unter Priestern und Gläubigen durchaus Widerstand gegen den Krieg und vor allem gegen die religiöse Rechtfertigung des Kriegs. Allerdings ist diese Gruppe sehr klein und durch die vielen Repressionen quasi unsichtbar.

Im März gab es einen offenen Brief von knapp 300 Priestern, die den Patriarchen um eine klare Haltung gegen den Krieg baten. All diese Priester haben Verwarnungen durch ihre Bischöfe oder durch Sicherheitsorgane bekommen. Nur wenige wurden öffentlich abgestraft, aber das reicht als Abschreckung.

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Aus: "Kampf gegen gottlosen Westen: Darum kann Putin auf Rückhalt der russischen Kirche zählen" Stephanie Munk (23.11.2022)
Quelle: https://www.fr.de/politik/ukraine-news-krieg-putin-russisch-orthodoxe-kirche-expertin-interview-ideologie-religion-mkr-91934024.html

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Quote[...] Im Iran ist nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna erstmals seit Beginn der Massenproteste vor annähernd drei Monaten ein Demonstrant hingerichtet worden. Der Mann sei Ende September in Teheran verhaftet worden, berichtete die Agentur am Donnerstag.

Jetzt droht mindestens 24 weiteren Demonstranten im Iran einem Bericht zufolge die Hinrichtung wegen ihrer Beteiligung an den systemkritischen Protesten. Die iranische Tageszeitung ,,Etemad" veröffentlichte am Samstag eine von der Justizbehörde zusammengestellten Liste, auf der 25 Demonstranten ,,Kriegsführung gegen Gott" vorgeworfen wird. Gemäß islamischer Rechtsauffassung steht auf diese Anklage das Todesurteil. Der auch auf der Liste aufgeführte Rap-Musiker Mohsen Schekari. war bereits am Donnerstag hingerichtet worden.

Ein Revolutionsgericht in der Hauptstadt Teheran habe ihn gemäß islamischer Rechtsauffassung wegen ,,Kriegsführung gegen Gott" verurteilt. Demnach wurde ihm zur Last gelegt, eine Sicherheitskraft mit einer Waffe angegriffen sowie Schrecken verbreitet zu haben.

Die Justizbehörde berichtet auf ihrer Website Misan Online mitteilte, der Mann habe Ende September bei einer Straßenblockade in Teheran ein Mitglied der paramilitärischen Basidsch-Milizen verletzt. Der ,,Randalierer" Mohsen Schekari habe am 25. September den Sattar-Khan-Boulevard in Teheran blockiert und einem Basidschi in die linke Schulter gestochen, erklärte die Justiz.

Schekari war den Angaben zufolge am 1. November von einem Revolutionsgericht in Teheran verurteilt worden. Am 20. November habe das Oberste Gericht die Berufung abgewiesen und damit die Vollstreckung des Urteils erlaubt.

Laut der Justizbehörde wurde Schekari für schuldig befunden, ,,in der Absicht zu töten, Terror zu verbreiten und die Ordnung und Sicherheit der Gesellschaft zu stören" gekämpft und seine Waffe gezogen zu haben.

Der prominente iranische Blogger und Menschenrechtsaktivist Hossein Ronaghi, der jüngst auf Kaution aus der Haft entlassen wurde, schrieb an die politische Führung gerichtet auf Twitter: ,,Wir werden die Augen angesichts der Exekutionen nicht verschließen, die Hinrichtung eines jeden Demonstranten wird ernste Konsequenzen für Euch haben." Das Leben einer Person zu nehmen sei ,,wie das Leben von uns allen zu nehmen. Könnt Ihr Galgen für uns alle aufstellen?"

Der Direktor der in Norwegen ansässigen Organisation Iran Human Rights, Mahmood Amiry-Moghaddam, forderte in Reaktion auf die Hinrichtung ,,schnelle praktische Konsequenzen auf internationaler Ebene". ,,Andernfalls werden wir täglich mit Hinrichtungen von Demonstranten rechnen müssen", schrieb er auf Twitter.

In den vergangenen Wochen wurden im Iran bereits mehrere Todesurteile gegen Demonstranten verhängt. Die Justiz hat angesichts der Proteste einen harten Kurs angekündigt.

Auch im Parlament forderten Abgeordnete harte Urteile bis zur Todesstrafe für die Tausenden inhaftierten Protestteilnehmer. Nach Einschätzungen von Menschenrechtlern wurden seit Mitte September mindestens 470 Demonstranten getötet und mehr als 18.000 verhaftet.

Auslöser der landesweiten Proteste war der Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini. Sie starb am 16. September im Polizeigewahrsam, nachdem sie von der Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war. (dpa, AFP)



Aus: "Wegen ,,Kriegsführung gegen Gott": Erste Hinrichtung im Zusammenhang mit Protesten im Iran" (08.12.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/erste-hinrichtung-im-zusammenhang-mit-protesten-im-iran-8992753.html

Quoteinterstellar2
08.12.22 13:46

Kriegsführung gegen Gott.
Tja, was ist das für ein Gott?

...


QuoteDeho
08.12.22 12:06

Ein Aufstand gegen Ayatollah Khamenei ist ein Krieg gegen Gott? Was bildet der sich ein? Das wird Gott gar nicht gefallen, wenn sich einer für ihn ausgibt.


...

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Quote[...] Eine dramatisch anwachsende Armut macht die Menschen in Pakistan hoffnungslos. Viele werden deswegen gottesfürchtiger – und übernehmen religiös-extremistische Weltbilder.

... Dass die Armut groß ist, dass viele, selbst Kinder, betteln müssen, um zu überleben in einem Land, in dem kein staatliches Netz, keine Sozialhilfe sie auffängt, ist keine Neuigkeit. Aber dass selbst Menschen, denen es bis vor Kurzem noch erträglich ging, sich nur noch eine Mahlzeit am Tag leisten können oder sogar zugunsten ihrer Kinder tageweise ganz aufs Essen verzichten müssen, habe ich noch nicht erlebt. Gleichzeitig nimmt die religiöse Radikalisierung der Politik zu.

Ich besuche Arshad, Ende 40, Christ und damit Angehöriger einer Minderheit. Arshad hat bei mir als Koch und Haushälter gearbeitet, als ich in Pakistan lebte. Jetzt verdient er sein Geld als Reinigungskraft an einer Universität. Seit Jahren hofft er auf eine Festanstellung, aber immer wieder wird er vertröstet und muss mit seinem Dasein als Tagelöhner vorliebnehmen.

Sein Einkommen beträgt 25.000 Rupien im Monat. Vor zehn Jahren waren das noch etwa 250 Euro, es reichte gerade so, seine vier Kinder, seine Frau und sich selbst zu ernähren. Heute entspricht diese Summe nur noch 80 Euro. Die Inflation beträgt derzeit 47 Prozent – so hoch wie noch nie in Pakistan. "Manche Lebensmittel sind heute drei- oder viermal so teuer wie vor einem Jahr", sagt Arshad. "Aber mein Gehalt ist seit Jahren gleich geblieben."

Die Folgen der Pandemie und des Krieges Russlands gegen die Ukraine bekommt die ganze Welt zu spüren. Natürlich auch Pakistan, das einen Großteil des Weizens aus der Ukraine bezieht. Das Land leidet stark unter den Auswirkungen der Klimakrise sowie unter Misswirtschaft, Korruption und schlechter Politik. Infolge der Flutkatastrophe im Sommer 2022 stand etwa ein Drittel des gesamten Landes unter Wasser, die heftigen Regenfälle ließen viele Flüsse über die Ufer treten. Rund 30 Millionen Menschen verloren ihr Zuhause, bis heute sind viele noch obdachlos, etwa 1.700 Menschen starben.

Auch wenn Experten immer wieder die Zusammenhänge erklären, die Folgen von Pandemie und Krieg nachzeichnen und die Klimakrise erklären, glauben die meisten Menschen doch etwas anderes. Viele, mit denen ich spreche, sagen, es handele sich um eine "Strafe Gottes", man sei "nicht fromm genug" gewesen, müsse "mehr beten" und "gottesfürchtiger" werden. Es gibt keine belastbaren Studien dazu, doch ich befürchte, die Mehrheit denkt so. Verwunderlich ist das nicht in einem Land, in dem Regierungen, egal welcher Partei, fast nichts für Schulen ausgeben, der Schulbesuch Geld kostet und kostenlose Bildung deshalb in weiten Teilen von Religiösen und ihren Koranschulen übernommen wird.

... Viele Menschen ... müssen sich entscheiden, ob sie etwas essen oder ihre Kinder in die Schule schicken. Da sie ohne Essen nicht überleben, verzichten sie auf die Bildung ihrer Kinder – ein Kreislauf, der ihre Zukunftsaussichten weiter verschlechtert.

... Mit der Erschaffung von Feindbildern und mit extremistischen Ansichten können Politiker da gut von den eigentlichen Problemen ablenken. Besonders gut taugt dazu der Vorwurf der Blasphemie. Gotteslästerung, die Beleidigung des Propheten Mohammed und die Schändung des Korans stehen nach pakistanischem Recht unter Strafe, auch mit dem Tod. Meist wurde dieses Gesetz missbraucht, um anderweitige Streitigkeiten auszutragen und sich am Gegner zu rächen. Menschenrechtler fordern seit Langem eine Abschaffung oder wenigstens eine Eindämmung des Missbrauchs dieses Gesetzes. Mehrere Politiker unterschiedlicher Parteien behaupten jetzt, in der Krise, Blasphemie sei einer der Gründe für die Not der Menschheit.

Prompt verschärfte die Regierung im Januar den Paragrafen. Seither steht nicht nur die Beleidigung des Propheten unter Strafe, sondern auch die Beleidigung seiner Frauen, seiner Gefährten und Begleiter sowie seiner Verwandten. Wer dieser Tat schuldig gesprochen wird, muss mit zehn Jahren, in schweren Fällen sogar mit lebenslanger Haft rechnen, zudem mit Geldstrafe.

Noch immer tauchen in den Zeitungen Meldungen auf, wonach jemand in einer Nachbarschaftsstreiterei der Blasphemie bezichtigt wurde. Das ist nach wie vor ein beliebter Racheakt. Vergangene Woche erst wurde ein Mann von einem Gericht in Peschawar deswegen zum Tode verurteilt. Im Februar stürme ein Mob eine Polizeistation im Ort Nankana Sahib, wo ein der Blasphemie Beschuldigter festgehalten wurde. Die wütende Menge zerrte den Mann nach draußen, folterte ihn, ermordete ihn und zündete den Leichnam an. Die Polizei schaute weg.

Es gab ein paar Proteste, einige Politiker kündigten Ermittlungen an. Doch wahrscheinlich ist, dass das im Sande verläuft. Mörder von Menschen, die der Blasphemie bezichtigt wurden, werden als Helden gefeiert. Eine extremistische Partei, Tehreek-e-Labbaik, kurz: TLP, wurde 2015 eigens gegründet, um die Blasphemiegesetze zu verschärfen und das Schariarecht in Pakistan durchzusetzen. Obwohl die Partei offiziell verboten ist, organisiert sie regelmäßig Proteste. In den kommenden Tagen hat die TLP angekündigt, will sie zusammen mit anderen extremistischen Gruppierungen zu Demonstrationen im ganzen Land aufrufen, wegen der steigenden Lebenshaltungskosten. Weil viele Menschen weder Imran Khan noch den Politikern der jetzigen Regierung trauen, dürften Hunderttausende diesen Aufrufen folgen.


Aus: "Wenn Hunger als Strafe Gottes empfunden wird" Hasnain Kazim (1. April 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-03/pakistan-armut-radikalisierung-taliban-blasphemie/komplettansicht

QuoteJackie Treehorn #1.1

Anhand von Pakistan kann man gut erkennen, wohin eklatante Bildungsarmut v.a. in der dritten Welt führt.


QuoteWer den Metalpfälzer aufhalten will mus ihn schon töten #1.2

Leider nicht nur in der dritten Welt.


QuoteTramontane #3

... Probleme sind im Diesseits zu beheben. Wehret den Anfängen.


QuoteLena0815 #10

Mann muss sich nur das Ende des Mittelalters, bzw. die frühe Neuzeit in Europa ansehen:
'Plötzlich' gab es zuvor unbekannte Unsicherheiten, Nöte und schon wendeten sich die Menschen radikaleren Glaubensrichtungen zu.

Während im Mittelalter ein geschlossenes Weltbild vorlag (mit Gott als mächtigster Instanz) und das Leben vergleichsweise sicher, geordnet und relativ problemlos ablief (Vergleichsweise selten große Kriege, wenige Naturkatastrophen, gute Ernten...), änderte sich das.

Hatte die Kirche im Mittelalter den Glauben an Hexen oder einen mächtigen Teufel klar abgelehnt und verurteilt (Verbot des Glaubens an Zauberei, Hexen und die Macht des Teufels), änderte sich das, als die Zeiten unsicherer wurden.

Das Klima verschlechterte sich massiv (Ende mittelalterliches Klimaoptimum), eine starke Inflation setzte ein, die Reformation spaltete die Kirche, Bauern verloren Rechte... kurz: Es wurde schwieriger und unsicherer.
Dann - bereits nicht mehr im Mittelalter - begannen die großen Hexenverfolgungen, Extremisten traten auf, Religionskriege (30 jähriger Krieg) entstanden...

Zitat: "Diese Bündelung von Krisenerscheinungen ging für viele mit einer massenhaften psychischen Erschütterung des Weltbildes und dem Verlust sicher geglaubter Wahrheiten einher und konnte sich bis zur Erwartung der nahen Apokalypse steigern. Die Suche nach Sündenböcken stellt in solchen existentiellen Notsituationen eine anthropologische Konstante dar."


...

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"Neue Schlacht im US-Kreuzzug gegen Abtreibung" (17. April 2023)
Der Abtreibungspille Mifepriston droht der Verlust ihrer Zulassung in den USA. Demnächst entscheidet der Supreme Court in der Causa, die weitreichende Folgen für Betroffene haben könnte ... Am US-Höchstgericht gibt es seit der Präsidentschaft von Donald Trump eine solide konservative Mehrheit von sechs zu drei. Bereits vergangenes Jahr hat der Supreme Court das rund 50 Jahre geltende Grundsatzurteil Roe v. Wade und damit das landesweite Recht auf Abtreibung bis zur Lebensfähigkeit des Fötus gekippt. Allerdings gibt es bisher keinen Präzedenzfall, was Gerichtsentscheidungen betrifft, die die Zulassung von durch die FDA zugelassenen Medikamenten betrifft. Das hätte weitreichende Folgen für andere Medikamente, die durch Richter ohne medizinische Ausbildung verboten werden könnten. ...
https://www.derstandard.at/story/2000145548854/neue-schlacht-im-us-kreuzzug-gegen-abtreibung

Quoteroma753
17. April 2023, 12:31:32

einschränkung der reisefreiheit für schwangere minderjährige... land of the free

aber so sieht die welt der konservativen eben aus, egal ob afghanistan, iran, somalia oder in der westlichen welt. unterdrückung und gesetzliche gewalt sind deren dna, niedertracht und stumpfsinn wohin das auge reicht.


QuoteLagunaVerde
17. April 2023, 12:27:27

Gefährliche Entwicklung. Mittlerweile muss man einen Großteil der Republikaner als religiös Radikalisierte PolitikerInnen und deren radikalisierte SympathisantInnen bezeichnen. Das hat mit konservativ er Politik nichts mehr gemeinsam.


Quoteichmagkeinenazis
17. April 2023, 15:31:43

Doch. Konservative waren immer so. Sie mussten es nur manchmal und mancherorts verbergen.


Quotespringender .
17. April 2023, 13:29:41

ich finde, das ist klassisch konservative politik. laut meinem geschichtsbuch.


QuoteIronbars
17. April 2023, 12:26:18

Kann mir ein Konservativer bitte mal was erklären?
Woher kommt euer extrem auffälliges Interesse an der Gebärmutter von Frauen in gebärfähigem Alter? Was geht es euch am, wenn eine Frau zumindest die Möglichkeit, eine Schwangerschaft zu beenden? Woher kommt diese perverse, menschenverachtende Haltung, Frauen müssten unter allen Umständen gebären, selbst wenn es das Kind des Vergewaltigers ist?

Würde mich wirklich interessieren.


QuotedeMaistre
17. April 2023, 13:54:16

Warum sollte eine Frau das Recht haben, ihr Kind zu töten?


QuoteIronbars
17. April 2023, 14:12:35

Du hast meine Fragen nicht beantwortet. Woher kommt diese Geisteshaltung, dass Frauen unter allen Umständen gebären müssen? Ich antworte dann auch auf deine.


QuoteFrau Arielle
17. April 2023, 13:31:47

Weil die Frau als willenloses Gebärobjekt, als Brutkasten für männliche Erben, die Grundlage einer patriarchalen Gesellschaft ist.


Quotewoifee 0.0
17. April 2023, 12:59:27

Es hilft die Armen über Generationen arm zu halten wenn man sie früh in die Elternschaft zwingt. Deshalb sind diese Leute auch gegen Aufklärung in den Schulen. Da könnten sie lernen richtig zu verhüten.


QuoteSimya
17. April 2023, 12:43:44

Es ist ein Thema, mit dem man radikalisieren, emotionalisieren und polarisieren kann (Grundlagen populistischer Politik) und mit dem man bei radikalen Christen (Wähler-Basis des aktuell vorherrschenden radikalen Flügels der Republikaner) punkten kann. Die Argumentation von letzteren ist, dass das Leben nicht in die Entscheidungsgewalt der Mutter, sondern Gottes fällt. Und damit sind wir dann dabei, dass jede echte Diskussion oder Argumentation unter religiösem Eifer begraben wird.


QuoteCepheus
17. April 2023, 12:36:30

Es geht um Kontrolle und Macht.


QuoteMarkus Wohlrab
17. April 2023, 14:04:55

Jeremia 1,5 sagt uns, dass Gott uns kannte, bevor er uns im Mutterleib entstehen ließ. Psalm 139, Verse 13- 16, spricht von der aktiven Rolle Gottes bei unserer Erschaffung: "Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe..."

Daher wird m. E. kein Christ, der bei Verstand ist, Abtreibung befürworten können, wenige und seltene Ausnahmen (Lebensgefahr der Mutter etwa) ausgenommen.

Wie man die Gesetze ausgestaltet, ist wieder eine andere Frage. Aber dass sich gläubige Christen eher im Lager derer wiederfinden, die ein restriktives Abtreibungsrecht favorisieren, liegt ganz in der Logik biblisch-christlicher Weltanschauung begründet und kann daher kaum überraschen.


QuoteLagunaVerde
17. April 2023, 14:33:34

Überraschender ist eher, dass intelligente Menschen unter den Gläubigigen sind. Meiner Meinung handelt es sich bei dieser Personengruppe um Opportunisten im religiösen Tarnmäntelchen.


QuoteTzulan
17. April 2023, 14:23:02

Wieso sollte Religion ein Mitspracherecht in medizinischen Belangen bekommen?


Quoteinsignificant human
17. April 2023, 12:32:03

Ich denke, den Meisten geht es um das noch ungeborene Leben.


QuoteDownontheupside
17. April 2023, 12:24:29

Der gesellschaftliche Backlash, den wir seit mehreren Jahren ja nicht nur in den USA sehen, ist schon sehr irritierend und besorgniserregend. Man hätte gedacht dass sich zumindest manche Rechte und Freiheiten in der öffentlichen Meinung längst durchgesetzt hätten (wobei ja beim Thema Abtreibung offenbar selbst in den USA die Mehrheit einen liberaleren Standpunkt vertritt). Die bittere Ironie ist dabei dass es den selbsternannten Moralaposteln in Wahrheit mehrheitlich gar nicht um ihre (vermeintlichen) Werte geht, sondern um nichts anderes als Macht und Kontrolle über andere Menschen (vorzugsweise Frauen). Und traurigerweise finden Sie dafür nicht wenige willfährige Unterstützer.


Quotetheben_j 17. April 2023, 14:23:47

Glauben die wirklich, dass es dadurch zu keinen Abtreibungen mehr kommt? . Abtreibungen gibt es zumindest seit dem Mittelalter wahrscheinlich auch schon vorher. Niemand treibt aus Jux und Tollerei ab, ich möchte eine solche Entscheidung nicht treffen wollen. Es wird in den Untergrund gedrängt werden mit katastrophalen gesundheitlichen Folgen für die betroffenen Frauen. Und die gleichen Gruppen verhindern auch den Aufklärungsunterricht der ungewollte Schwangerschaften reduzieren könnte. Das greifst dir nur mehr Kopf.


Quotetrukazec
17. April 2023, 14:06:09

"In Idaho wurde die Reisefreiheit ungewollt schwangerer Minderjähriger drastisch eingeschränkt."

Hammer.

Es wird alles gemacht, dass die Gebärmasch- äh Frauen nur noch Haushaltssklavinen von Männern sind. Wenn es nach den Erzkonservativen ginge, dürften Frauen bald nur noch das Haus mit männlichem Geleit verlassen.


QuoteIronbars
17. April 2023, 12:12:22

Es geht munter weiter. Konservative werden immer ekliger. Die rechtsnationalen Geistesgrößen aller Länder werden ja nicht müde zu behaupten, die Liberalen würden eine Diktatur errichten, die Selbstbestimmung der Menschen aushöhlen. Dass sie selbst bei jeder sich bietenden Gelegenheit so agieren interessiert hier natürlich niemanden. Schließlich geht es ja meist gegen Minderheiten oder Frauen.


QuoteIna Grimming
17. April 2023, 13:49:49

Das noch tragischere, dass in dem Artikel überhaupt nicht erwähnt wird, ist die Tatsache, dass dieses Medikament auch nach Fehlgeburten eingesetzt wird, bei denen der Körper den Fötus nicht von alleine abstößt. Somit haben Frauen, die oft schon durch die Fehlgeburt psychisch sehr belastet sind, nicht mehr die Möglichkeit auf eine medikamentöse Behandlung sondern müssen auch noch durch eine viele riskantere OP. ...


QuoteDemon Slayer
17. April 2023, 15:29:25

Im Iran wollen sie den Kopftuchzwang ... durchsetzen, in den USA Frauen den Schwangerschaftsabbruch verbieten. Beide Länder scheinen ein Problem mit den Rechten von Frauen zu haben.


QuoteHans Oz
17. April 2023, 15:38:42

Beide Länder haben darüber hinaus ein Riesenproblem mit religiösem Fundamentalismus ... das und nichts anderes ist das Grundübel hier.


Quotekanawasweribin
17. April 2023, 15:29:00

In den USA darf eben nur post-natal abgetrieben werden:
In School-Shootings!

FREEDOOOOOOM!!!!! ...


Quotemilchmädchenrechnungen
17. April 2023, 15:14:03

vielleicht sollte man Viagra die Zulassung entziehen - ist bestimmt auch nicht sicher.


QuoteSuderantW
17. April 2023, 14:53:20

Christliche Taliban aber echt, als Frau würde ich in Zukunft Sex beinhart verweigern, sollens "Hand" anlegen diese Männer.


Quotewalter.romas
17. April 2023, 14:40:52

Religion die schlimmste Feindin der Wissenschaft und des gesunden Menschenverstands.


QuoteOutpost
17. April 2023, 14:54:37

Sorry, aber den Platz hat schon die ÖVP belegt.


QuoteMichaeloffive
17. April 2023, 14:39:36

Unglaublich einerseits haben wir großen technischen und wissenschaftlichen Fortschritt. Auf der anderen Seite entwickeln sich viele Staaten gesellschaftlich immer mehr zurück in die Vergangenheit, vermischt mit religiösem Fanatismus.


Quotewien_
17. April 2023, 14:30:54

Bildung ist die einzige Lösung - Es zeigt sich immer mehr, Wissenschaftsfeindlichkeit und Fanatismus können nur mit mehr Bildung besiegt werden


Quotei hob zeit
17. April 2023, 14:40:14

Glaub ich nicht, hierzulande waren es die Universitäten die zuerst Hitler zugejubelt haben, die Ungebildeten kamen erst später.


QuoteSUPERN0VA 17. April 2023, 14:40:10

Ich fürchte es ist komplizierter.

Die USA sind insgesamt kein so ungebildetes Land - aber es hat sich dort eingebürgert, Wahrheit und Fakten zugunsten von Meinungen und Ideologien beinhart zu leugnen - sogar von Leuten mit höherer Bildung. Das findet man auch anderswo (zB bei uns), aber in den USA massiv viel mehr (Trumpismus. Tea Party)




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Vallow, die in der Glaubensgemeinschaft der Mormonen aufwuchs, wurde in ihrer religiösen Überzeugung immer radikaler und vertrat irgendwann die Auffassung, mit Engeln kommunizieren zu können.

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Quote[...] In opening statements, prosecutors described her as a negligent mother who believed she was on a "religious mission" that she viewed as being more important than caring for her children.
Prosecutors said she believed her children were "zombies" possessed by evil spirits. ... Former friends of Ms. Vallow Daybell spoke about the couple's purported religious beliefs at the trial. One, Melanie Gibb, said that Ms. Vallow Daybell believed that evil spirits could turn people into "zombies" by taking over their bodies, and that she called J.J. and Tylee "zombies," The A.P. reported. ...


From: "Woman With 'Doomsday' Beliefs Found Guilty in Children's Deaths" Lauren McCarthy, Michael Levenson (May 12, 2023)
Source: https://www.nytimes.com/2023/05/12/us/lori-vallow-daybell-guilty.html

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Quote[...] Lori Vallow bezeichnet sich als Göttin mit dem Auftrag, die Menschheit auf den Tag des jüngsten Gerichts vorzubereiten. Für ein Gericht in Idaho steht jedoch fest: Sie ist eine Mörderin. Aus "religiöser Überzeugung" tötet sie vor vier Jahren ihre zwei Kinder.

... In den USA ist eine Mutter des Mordes an ihren zwei Kindern und der Verschwörung zur Tötung der Ex-Frau ihres Ehemannes für schuldig befunden worden. Lori Vallow stand im nordwestlichen Bundesstaat Idaho wegen des Todes ihrer 16-jährigen Tochter und ihres siebenjährigen Adoptivsohns vor Gericht. Berichten zufolge bezeichnete Vallow sich als Göttin mit dem Auftrag, die Menschheit auf den Tag des jüngsten Gerichts vorzubereiten.

Vallow droht lebenslange Haft ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung. Ihr fünfter Ehemann Chad Daybell, der im Selbstverlag mehrere Endzeit-Romane veröffentlichte, wird in Kürze ebenfalls vor Gericht stehen wegen ähnlicher Vorwürfe, unter anderem wegen Mordes an seiner ersten Frau, Tammy. Die "religiöse Überzeugung" des Paars spielte nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine Rolle bei den Morden.

Die Geschichte wurde von Netflix in der dreiteiligen True-Crime-Dokumentation "Die Verbrechen unserer Mutter" verfilmt. Der Fall hatte erstmals Ende 2019 nach dem Verschwinden der Kinder für Schlagzeilen in den USA gesorgt. Die Großeltern des Jungen hatten die Kinder bei den Behörden als vermisst gemeldet. Die Ermittlungen der Polizei wurden immer makabrer, als deutlich wurde, dass mehrere Menschen, die mit Vallow und Daybell in Verbindung gestanden hatten, gestorben waren. Vallow wurde Monate später in Hawaii festgenommen.

Vallows dritter Ehemann, Joseph Ryan - Vater der Tochter - war 2018 an einem Herzinfarkt gestorben. Während der Scheidung von ihrem vierten Ehemann, Charles Vallow, wurde dieser von ihrem inzwischen verstorbenen Bruder im Juli 2019 erschossen - angeblich aus Notwehr. Im Oktober 2019 starb Daybells Frau Tammy angeblich eines natürlichen Todes. Wenige Wochen später zogen Vallow und Daybell nach Hawaii, wo sie heirateten.

Vallow und Daybell meldeten ihre beiden Kinder niemals als vermisst. Im Juni 2020 wurden die beiden Leichen auf einem Grundstück von Daybell in Idaho gefunden. Ein Termin für die Urteilsverkündung gegen Vallow steht noch nicht fest. Der Richter schloss in ihrem Fall die Todesstrafe aus. Dies gilt nicht für Daybell, der in allen Anklagepunkten auf unschuldig plädierte.

Vallow, die in der Glaubensgemeinschaft der Mormonen aufwuchs, wurde in ihrer religiösen Überzeugung immer radikaler und vertrat irgendwann die Auffassung, mit Engeln kommunizieren zu können. 2018 traf sie Daybell, den Anführer einer radikalen Mormonensekte, die sich auf den Tag des jüngsten Gerichts vorbereitet, bei einer Tagung in Utah.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft spielten auch finanzielle Motive bei den Morden eine Rolle. Vallow wird schwerer Diebstahl vorgeworfen, da sie für ihre bereits verstorbenen Kinder Sozialleistungen erhielt. Daybell ist wegen Versicherungsbetrugs angeklagt.

Quelle: ntv.de, hny/AFP


Aus: "Krude Weltuntergangs-Überzeugung US-Gericht: Mutter des Mordes an ihren Kindern schuldig" (13.05.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/US-Gericht-Mutter-des-Mordes-an-ihren-Kindern-schuldig-article24120002.html

https://en.wikipedia.org/wiki/Murders_of_Tylee_Ryan_and_J._J._Vallow

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#76
Quote[...] die ,,Gefühle der Muslime" seien verletzt worden. ... Protestierende forderten die Behörden dazu auf, gegen Blasphemie vorzugehen. ... Die Menge richtete nach Angaben eines Regierungsvertreters ,,schwere Schäden" in der betroffenen Gegend an, unter anderem an den Häusern von Christen und mehreren Kirchen.

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Aus: "Ausschreitungen gegen Christen: Mehr als 100 Festnahmen in Pakistan" (17.08.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/ausschreitungen-gegen-christen-mehr-als-100-festnahmen-in-pakistan-10321894.html

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Quote[...] Zehnmal stach der Attentäter mit seinem Messer zu, bevor er überwältigt werden konnte. Salman Rushdie hatte darüber sprechen wollen, wie bedrohte Autorinnen und Schriftsteller in den USA Zuflucht finden, als er am 12. August 2022 auf der Bühne des Amphitheaters in Chautauqua, New York, angegriffen wurde. Rushdie wurde schwer verletzt. Der Attentäter, ein junger Amerikaner aus einer libanesischen Familie, war noch nicht geboren, als der Führer des iranischen Gottesstaats, Ajatollah Chomeini, den Autor von ,,The Satanic Verses" im Jahr 1989 per Fatwa zum Tode verurteilt hatte.

Auf Radio Teheran war Chomeinis Verdikt verbreitet worden: ,,Ich informiere alle stolzen Muslime in aller Welt, dass der Autor des Buchs ,Die satanischen Verse', das gegen den Islam, den Propheten und den Koran gerichtet ist, und alle, die wissentlich an seiner Publikation beteiligt waren, hiermit zum Tode verurteilt sind. Ich fordere alle Muslime auf, diese Personen, wo immer sie sich aufhalten, hinzurichten." In London, wo Rushdie schon lange lebte, wurden Exemplare des Buchs öffentlich verbrannt.

In einem Interview mit dem britischen Sender Channel 4 erzählte Rushdie wenig später, er bekomme von britischen Muslimen zustimmende Briefe: Ihnen gefalle der Roman, sie schämten sich wegen der Bücherverbrennungen. Das unzivilisierte Verhalten gewisser Imame bringe Schande über die muslimische Gemeinde des Landes.

Rushdie wies die Behauptung zurück, dass sich sein Buch außerhalb des Islams bewege. Er komme selbst aus einer muslimischen Tradition. In seiner Familie habe es eine große Bereitschaft gegeben, alles zu diskutieren: ,,Ich kenne den Islam, und der Islam der Mullahs ist nicht der einzige Islam."

Ahmed Salman Rushdie wurde 1947 in Bombay in eine aus Kaschmir stammende muslimische Familie hineingeboren. Den Nachnamen Rushdie hatte sein Vater zu Ehren Ibn Ruschds angenommen, jenes muslimischen Gelehrten, ohne dessen Aristoteles-Kommentare das christliche Mittelalter in neoplatonischer Finsternis verharrt wäre.

Der 1126 in Córdoba geborene Philosoph, Rechtsgelehrte und Mediziner, von den Lateinern Averroes genannt, gilt als Vater des Rationalismus. Er postulierte, nur die Philosophie könne entscheiden, wann eine Koranstelle der Vernunft widerspricht und demzufolge bildlich ausgelegt werden muss. Er hielt das Philosophieren im Islam nicht nur für erlaubt, sondern für verpflichtend.

Salman Rushdie machte seinem Nachnamen alle Ehre. Er war bereits ein berühmter und vielfach mit Preisen ausgezeichneter Autor, als ,,The Satanic Verses" im September 1988 erschien. Es war Rushdies Meisterwerk. Zu Recht wird es in einem Atemzug mit dem Romanzyklus ,,Gargantua und Pantagruel" des französischen Humanisten und Satirikers François Rabelais genannt.

Dass Salman Rushdie nun der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wird, ist zu begrüßen. Zu bedauern ist nur, dass er ihn erst jetzt bekommt. Dass die Jury ihn dafür preist, er verbinde in seinen Büchern erzählerische Weitsicht mit stetiger literarischer Innovation, Humor und Weisheit, ist richtig. Sie hätte auch festhalten können, dass Rushdie eines der wichtigsten Bücher des 20. Jahrhunderts geschrieben hat.

Es beginnt mit Terror. Sikh-Separatisten sprengen ein Flugzeug, das sich auf dem Weg nach London befindet, über dem Kanal in die Luft. Zwei muslimische indische Männer, Saladin Chamcha, der in Großbritannien als Synchronsprecher arbeitet, und der Bollywoodstar Gibreel Farishta überleben auf wundersame Weise. Bevor sie ins Meer stürzen, verwandelt sich Gibreel in den Erzengel Gabriel, sein Schicksalsgenosse Saladin in einen bocksbeinigen Teufel.

Unter Immigrantenkindern Londons wird er zum Symbol der Selbstermächtigung: ,,Das ist ein Image, das die weiße Gesellschaft so lange abgelehnt hat, dass wir das jetzt übernehmen können, verstehst du? Wir können es neu besetzen und uns zu eigen machen", erklärt die junge Mishal, ebenfalls indischer Herkunft, die eine Punkfrisur und bauchfreie Tops trägt, dem behaarten und behörnten Saladin. Der aber wünscht sich, endlich wieder er selbst zu sein, so old-fashioned English wie möglich.

Gibreel wird von Träumen heimgesucht, die ihn in die Zeit zurückführen, als Mohammed, im Buch Mahound genannt, die Worte des Erzengels empfängt. Mahound sieht sich eines Tages vor einer Gewissensentscheidung: Soll er die alten drei Göttinnen, die in seiner Stadt verehrt werden, in seinen Text aufnehmen, oder nicht? Das würde seine Botschaft attraktiver und den Herrschenden verdaulicher machen, sie aber zugleich verfälschen.

Dieses Problem verweist auf die grundsätzliche Frage, die Rushdie zu beantworten suchte: ,,Wenn du schwach bist, wirst du einen Kompromiss eingehen? Wenn du stark bist, wirst du tolerant sein?"

Wie man Stärke mit Intoleranz verbindet, zeigte Ajatollah Chomeini, als das Buch erschien. Dass er es selbst nicht gelesen hat, wissen wir durch seinen Sohn. Er hat es aber übersetzen und begutachten lassen. Dem Zensor dürfte aufgefallen sein, dass Chomeini einen Gastauftritt in Rushdies Roman hat – als namenloser Imam im Londoner Exil. Rushdie spielt in dieser Passage auf eine Abhandlung des Revolutionsführers über ,,Die Natur des Wassers" an.

Wasser ist für den Roman-Imam ein Medium der Reinheit. Auf Reinheit zielt seine gesamte Ideologie ab, die sich asketisch gegen die menschliche Geschichte als solche richtet, hat diese doch die teuflische Moderne hervorgebracht. Diese war und ist allen modernen muslimischen Fanatikern ein Dorn im Auge. Der Algerier Malek Bennabi etwa, ein früher Theoretiker des Islamismus, hasste die Juden, die Frauen und den Dollar. Sie begriff er als ,,Trilogie des 20. Jahrhunderts", die es zu bekämpfen gelte.

Rushdie verstand das gut: Sein Gibreel hat eine jüdische Geliebte. Die Tochter eines Holocaust-Überlebenden hat den Everest bestiegen und vermarktet sich als kühle Abenteurerin.

Der unbändige Hass der Islamisten auf Juden hat sich vor einer Woche einmal mehr in den abscheulichen Verbrechen der Hamas gezeigt. Der un­bändige Hass der Islamisten auf Frauen wird in Iran durch vielfache Aussagen bezeugt, wonach Schergen des Teheraner Re­gimes gezielt auf die Geschlechtsorgane lautstark demonstrierender Frauen schießen.

Wo religiöse Autoritäten egal welchen Bekenntnisses die Macht besitzen, ihre Idee von Reinheit mit Gewalt durchsetzen zu können, tun sie das auch. Wo Reinheit herrscht, sterben Lust und Lachen. Das ist das eigentliche Skandalon der ,,Satanischen Verse". Diese Erzählung verkörpert nicht nur die Überzeugung, dass alles angezweifelt werden darf und muss, sondern sie bringt zum Lachen. ,,Die satanischen Verse" sind ein witziges Buch.

Nur bei einer Sache verlässt den Autor die Leichtigkeit: Wenn er über den Rassismus gegenüber braunen und schwarzen Einwanderinnen und Einwanderern im Großbritannien der Thatcher-Jahre erzählt. Wenn sich sein Buch ausdrücklich gegen etwas wendet, dann ist es die Gewalt gegen Minderheiten durch eine verunsicherte Mehrheit.

Rushdies deutscher Verlag Kiepenheuer & Witsch zögerte wegen der Fat­wa, das Buch herauszubringen. Die taz versuchte daher, deutsche Zeitungen dafür zu gewinnen, Auszüge auf ihren Titelseiten zu veröffentlichen. Nur Frank Schirrmacher von der FAZ setzte sich ebenfalls dafür ein, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. So druckte nur die taz am 22. Februar 1989 auf ihrer Titelseite Passagen aus dem Buch.

Die deutsche Buchbranche gründete alsbald einen gemeinsamen Verlag, um den Roman auf Deutsch zu veröffentlichen. Die Übersetzer dieser Ausgabe sind bis heute anonym geblieben. Ihr japanischer Kollege Hitoshi Igarashi wurde ermordet. Der italienische Übersetzer Ettore Capriolo und der norwegische Verleger William Nygaard wurden bei Anschlägen schwer verletzt. Jamshid Khasani, der ,,Die satanischen Verse" zum zweiten Mal in Farsi übersetzt hatte, flüchtete aus Teheran nach Israel.


Aus: "Friedenspreis Salman Rushdie: Immer für den Zweifel" Ulrich Gutmair (19. 10. 2023)
Quelle: https://taz.de/Friedenspreis-Salman-Rushdie/!5963364/


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Quote[...] Luxemburg – Ein Kopftuchverbot in öffentlichen Verwaltungen ist laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) unter Umständen rechtens. Das sei keine Diskriminierung, solange solche Verbote religiöser Zeichen allgemein und unterschiedslos auf das gesamte Personal der Verwaltung angewandt würden und sich auf das absolut Notwendige beschränkten, teilten die Richter des höchsten europäischen Gerichts am Dienstag mit.

Hintergrund ist ein Fall aus Belgien. Eine Büroleiterin in der Gemeinde Ans durfte am Arbeitsplatz das islamische Kopftuch nicht tragen. Die Gemeinde änderte ihre Arbeitsordnung und schrieb strikte Neutralität vor: Das Tragen von auffälligen Zeichen ideologischer oder religiöser Zugehörigkeit war demnach allen Angestellten verboten – auch denen, die wie die Klägerin keinen Parteienkontakt hatten. Sie fühlte sich in ihrer Religionsfreiheit verletzt und klagte sich durch die Instanzen.

Die Richter urteilten nun, dass solche strikten Regeln rechtmäßig sein können, um ein vollständig neutrales Umfeld zu schaffen. Die EU-Staaten haben demnach einen Wertungsspielraum, wie sie die Neutralität des öffentlichen Dienstes ausgestalten wollen. Die Maßnahmen müssen sich aber auf das absolut Notwendige beschränken. Ob dies der Fall ist, müssen die nationalen Gerichte entscheiden.

Der EuGH hatte in den vergangenen Jahren bereits mehrfach entschieden, dass Unternehmen das Tragen religiöser Zeichen am Arbeitsplatz verbieten können. (APA, 28.11.2023)


Aus: "EuGH-Urteil erlaubt Kopftuchverbot für Behördenmitarbeiter" (28. November 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000197271/eugh-urteil-erlaubt-kopftuchverbot-fuer-behoerdenmitarbeiter

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Quote[...] BERLIN taz | Um sich gegen ein Gebetsverbot an ihrer Schule zu wehren, rufen Schü­le­r*in­nen der Anna-Freud-Schule in Charlottenburg für Freitagmittag zu einer Kundgebung vor der Schule auf. ,,Wir sind wütend und enttäuscht", schreiben sie auf dem Flyer mit dem Demo-Aufruf. In den vergangenen zwei Monaten hätten sie an der Schule viel antimuslimischen Rassismus erlebt, palästinensische Symbole würden mit Antisemitismus und dem Feiern von Terror gleichgesetzt. Eine freie Debatte über Palästina sei nicht möglich, die Religionsfreiheit werde angegriffen.

,,Wir fordern: Weg mit den Verboten! Für das Recht auf Palästinasolidarität! Polizei raus aus der Schule!", schreiben sie. Konkret fordern sie ,,Ruhe- und Gebetsräume, die von Schü­le­r*in­nen kontrolliert werden" sowie ebenfalls von Schü­le­r*in­nen kontrollierte Antidiskriminierungsstellen.

https://taz.de/Nahost-Konflikt-in-Berlin/!5967030/

Die Anna-Freud-Schule ist ein Oberstufenzentrum für Sozialwesen. Der Grund für die Kundgebung seien ,,Repressionen der Schulleitung und der Polizei". So hätte etwa für längere Zeit ein Polizeiwagen auf dem Schulgelände geparkt, schreibt die Initiative @reportantimuslimracism auf dem gleichnamigen Instagram-Account. ,,Migrantisch gelesene" Schü­le­r*in­nen der Anna-Freud-Schule seien ,,schikaniert" worden, außerdem sei es Mus­li­m*in­nen verboten worden, auf dem Schulgelände zu beten.

https://taz.de/Nahostkonflikt-an-Schulen/!5967299/

Hintergrund dazu sind wohl ,,Hinweise zur Wahrung des Schulfriedens", die nach Informationen der taz Mitte November den Schü­le­r*in­nen verkündet worden waren. ,,Die sichtbare aktive Ausübung des Glaubens (wie z.B. das Beten)" könne ,,zur Wahrung des Schulfriedens und zur Vermeidung jedweder Provokation" nur außerhalb des Schulgeländes stattfinden, hieß es darin. Ein Handeln oder Verhalten dagegen werde als ,,bewusste Störung des Schulfriedens" betrachtet und die Schule werde solche Vorfälle bei der Polizei anzeigen.

Die rechtliche Lage sei relativ klar, teilt die Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS) auf Nachfrage der taz mit. Schü­le­r*in­nen hätten Religionsfreiheit und auch ein Recht darauf, in der Schule zu beten, wenn es den Unterricht nicht störe. Einen Rechtsanspruch auf einen Gebetsraum an Schulen gäbe es nicht. Auch unabhängig vom Nahost-Konflikt hätten sie öfters mit Gebetsverboten an Schulen zu tun, heißt es von der Beratungsstelle.

Wie die taz erfuhr, hatte es auch davor schon Austausch zwischen der Schule und der Polizei gegeben. Die Polizei hatte demnach Schü­le­r*in­nen und Leh­re­r*in­nen dazu aufgefordert, Auffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt zu melden.

,,Wir sind mit der Schule und der Schulleitung dazu im Austausch, auch die Schulaufsicht ist eingeschaltet", teilte die Senatsverwaltung für Bildung der taz auf Nachfrage mit. Die Verwaltung setze sich für Toleranz und Vielfalt ein, ,,gleichzeitig ist es unsere Aufgabe, den Schulfrieden zu sichern und für die ordnungsgemäße Aufrechterhaltung des Schulbetriebs zu sorgen", heißt es von der Verwaltung.

Ebenfalls für Freitag lädt ein Bündnis von Schulen in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde zu Lichterketten-Aktionen ein. Anlass ist der Beginn des jüdischen Chanukka-Festes am Donnerstag. Die Aktion haben laut Bildungsverwaltung Schü­le­r*in­nen und Leh­re­r*in­nen mehrerer Berliner Schulen organisiert. Auftakt ist am Freitag um 17.30 Uhr an der Synagoge in der Pestalozzistraße in Charlottenburg. Weitere Solidaritätsaktionen sind für Montag an der Synagoge Joachimsthaler Straße, für Dienstag am Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße und für Mittwoch am Seniorenzentrum Synagoge Sukkat Shalom in der Dernburgstraße geplant.



Aus: "Teppich des Anstoßes" 7.12.2023 (Uta Schleiermacher)
Quelle: https://taz.de/Nahost-Konflikt-an-Schulen/!5974248/


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Quote[...] Katholische Geistliche dürfen unverheiratete und homosexuelle Paare segnen. Eine entsprechende Grundsatzerklärung hat die vatikanische Glaubensbehörde am Montag veröffentlicht.

In dem verbindlichen Text mit dem Titel ,,Fiducia supplicans" wird allerdings betont, dass bei einer solchen Segnung eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss.

Die Erklärung der Glaubensbehörde wurde am Montag im Vatikan in mehreren Sprachen veröffentlicht. Sie trägt die Unterschrift des Präfekten der Glaubensbehörde, Kardinal Victor Fernandez, und wurde von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt.

Die Glaubensbehörde betonte in ihrer Einleitung, dass ,,diese theologische Reflexion, die sich auf die pastorale Vision von Papst Franziskus stützt, eine wirkliche Weiterentwicklung über das hinaus, was vom Lehramt und in den offiziellen Texten der Kirche über die Segnungen gesagt wurde", beinhalte.

In dem Text der Behörde betont Fernandez, dass die Kirche ihr Verständnis von dem, was ein Segen ist, im Licht der seelsorgerischen Ideale von Papst Franziskus ,,erweitert und angereichert" habe.

Mit diesem weiterentwickelten Verständnis des Segens sei es möglich, ,,Paare in irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare segnen zu können, ohne deren Status offiziell zu konvalidieren oder die beständige Lehre der Kirche über die Ehe in irgendeiner Weise zu verändern".

Auch dürfe die Segnung nicht in einem gottesdienstlichen Rahmen erfolgen, denn eine solche liturgische Segnung würde voraussetzen, dass die gesegnete Verbindung dem Plan Gottes in seiner Schöpfung entspreche.

Für den Empfang eines Segens außerhalb eines Gottesdienstes müssten aber nicht dieselben moralischen Voraussetzungen gefordert werden wie für den Empfang eines Sakraments. Wer einen Segen erbitte, ,,zeigt, dass er der heilbringenden Gegenwart Gottes in seiner Geschichte bedarf".

Noch im Februar 2021 hatte die vatikanische Glaubensbehörde mitgeteilt, Segnungen homosexueller Paare seien in der katholischen Kirche nicht möglich.

Laut geltender katholischer Lehre ist es zwar keine Sünde, homosexuell zu empfinden. Gleichgeschlechtliche intime Handlungen seien aber ,,in sich nicht in Ordnung". Das Ausleben der Sexualität sei der Ehe vorbehalten, die nur von einem Mann und einer Frau geschlossen werden könne.

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), hat die Entscheidung des Vatikans als ,,längst überfälliges Signal" bezeichnet.

,,Damit erhalten auch in Deutschland all diejenigen Rückendeckung, die gleichgeschlechtliche Paare segnen wollen", sagte er am Montag der Deutschen Presse-Agentur. ,,Es gibt keine Liebe erster und zweiter Klasse. Es gibt nur Liebe."

Eine kirchliche Unterscheidung in reguläre und irreguläre Partnerschaften, wie sie der Vatikan vornehme, sei aber weiterhin diskriminierend. (KNA/dpa)


Aus: "Update Von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt: Katholische Priester dürfen homosexuelle Paare segnen" (19.12.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/von-papst-franziskus-ausdrucklich-genehmigt-katholische-priester-durfen-homosexuelle-paare-segnen-10944373.html