"Seyran Ateş: Polizeischutz für Gründerin der liberalen Moschee verstärkt" (5. Juli 2017)
Nach etwa 100 Morddrohungen erhält Seyran Ateş laut einem Bericht inzwischen rund um die Uhr Personenschutz. Ihre Berliner Moschee vertritt einen säkularen Islam. Für die Gründung der liberalen Moschee in Berlin schlägt Seyran Ateş so viel Hass entgegen, dass sie laut einem Bericht der
Welt am Sonntag inzwischen rund um die Uhr Polizeischutz braucht. "Über die sozialen Medien habe ich wegen der Moscheegründung so viele Morddrohungen bekommen, dass das Landeskriminalamt zu der Einschätzung gelangt ist, mich rund um die Uhr schützen zu müssen", sagte Ateş der Zeitung. So starke Schutzvorkehrungen sind selbst bei Bundesministern selten nötig.
Nach eigenen Angaben erhielt die Rechtsanwältin, Frauenrechtlerin und Autorin etwa 100 Morddrohungen. Wie aus ihrem Umfeld bekannt wurde, ist sie auch bereits auf offener Straße bedroht worden. Ateş war 1984 bei der Arbeit in einem Beratungszentrum für türkische Frauen in Kreuzberg bereits Opfer eines Attentats geworden und dabei lebensgefährlich verletzt worden. ...
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-07/seyran-ates-liberale-moschee-berlin-personenschutz-morddrohungen---
"Charles Taylor Der Geist und die Geister" Rolf Spinnler (06.01.2010)
Wie hältst du’s mit der Religion: Charles Taylor erzählt die Geschichte der Säkularisierung ... „Warum war es in unserer abendländischen Gesellschaft beispielsweise im Jahre 1500 praktisch unmöglich, nicht an Gott zu glauben, während es im Jahre 2000 vielen von uns nicht nur leichtfällt, sondern geradezu unumgänglich vorkommt?“ Mit dieser Ausgangsfrage beginnt der kanadische Philosoph Charles Taylor sein monumentales Werk „Ein säkulares Zeitalter“, das auf 1300 Seiten die Geschichte des Säkularisierungsprozesses der westlichen Welt erzählen will. Die Standardantwort auf diese Frage lautet etwa so: Der Westen hat sich in einem jahrhundertelangen Prozess der Aufklärung, Rationalisierung, Verwissenschaftlichung und Demokratisierung von mythischen, irrationalen, unwissenschaftlichen und vormodernen Weltbildern emanzipiert und betrachtet die Welt heute endlich so, wie sie wirklich ist. Es gibt keine Götter, Geister und höheren Mächte, sondern wir Menschen leben in einem Universum, das ausschließlich von Naturgesetzen bestimmt ist, die wir nach und nach enträtseln können. Wir leben in Gesellschaften und politischen Ordnungen, deren Normen wir ohne Berufung auf göttliche Instanzen selbst festlegen.
Taylor will zeigen, dass diese von ihm als „Subtraktionstheorie“ bezeichnete Auffassung falsch ist. Er bestreitet zwar nicht, dass in den letzten 500 Jahren ein Wandel stattgefunden hat, aber er deutet ihn anders als die üblichen Säkularisierungstheorien. Und er gibt freimütig zu, dass er seine Version der abendländischen Säkularisierungsgeschichte nicht aus einer neutralen Position heraus erzählen will, sondern aus der eines gläubigen (Links-)Katholiken.
Der Standarderzählung des westlichen Säkularisierungsprozesses, die diesen als einen geradlinigen Weg vom dunklen Mittelalter zum hellen Licht der Aufklärung begreift, hält Taylor eine reichlich verschlungene Geschichte entgegen. Und so verschlungen, mit vielen Abschweifungen und Nebenfäden, ist auch sein Buch. Seine These lautet: Die Säkularisierung ist selbst ein Produkt der Religion und verdankt sich einer doppelten Weltbildrevolution. Zuerst haben in der von Karl Jaspers so genannten „Achsenzeit“ um die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends der jüdische Monotheismus und die platonische Philosophie die alten archaischen Weltbilder entzaubert, in denen der ganze Kosmos von Geistern und Dämonen bevölkert war. Und dann hat innerhalb des lateinischen Christentums eine von Taylor als „REFORM“ bezeichnete Bewegung versucht, jene Elemente aus der Volksreligion zu entfernen, die aus der Sicht der Theologen noch aus dem alten Heidentum stammten: Karneval und Reliquienkult, heilige Zeiten und heilige Orte. Diese „REFORM“ setzt für Taylor nicht erst mit Luthers und Calvins Reformation ein, sondern bereits im Hochmittelalter. Taylor folgt hier Max Weber und Michel Foucault: Die „REFORM“ ersetzt die außerweltliche Askese der Mönche und Nonnen durch die innerweltliche Askese der gewöhnlichen Gläubigen (Weber) und die zeitliche Diskontinuität von Alltag und ekstatischer Festlichkeit durch ein in kontinuierlicher Selbstdisziplin geführtes Leben (Foucault).
Damit ist der Boden für einen Lebensstil bereitet, der den Einzelnen nicht mehr in eine sakrale Ordnung der Gesellschaft und des Kosmos einbettet, sondern ihn zwingt, als atomisiertes, „abgepuffertes“ Individuum sein Leben rational selbst zu steuern. In den Gesellschaftstheorien seit Thomas Hobbes und John Locke haben Ekstase und Selbsttranszendenz, Hingabe und Opfer keinen Platz mehr, sie beruhen vielmehr auf einer Logik der Selbsterhaltung und des wechselseitigen Vorteils.
... Allerdings setzt etwa zur selben Zeit innerhalb der säkularen Mentalität eine Gegenbewegung gegen dieses Modell der rationalen Lebensführung ein. Diese „immanente Gegenaufklärung“, wie Taylor sie nennt, reicht von der Romantik über Friedrich Nietzsche und Georges Bataille bis zur Jugendrevolte der 1960er Jahre. Sie nimmt eine dritte Position jenseits von Religion und säkularem Humanismus ein und lehnt sowohl das Christentum als auch die Aufklärung ab, denen sie beiden vorwirft, das Irrationale und Ekstatische, das Aristokratische und Heroische zu unterdrücken. ...
http://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/charles-taylor-der-geist-und-die-geister/1658842.html---
"Gericht: "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters" keine Religionsgemeinschaft" Andreas Wilkens (02.08.2017)
Der Verein "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters" (FSM) kann nicht die Rechte einer Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft beanspruchen. Daher dürfe das Land Brandenburg dem Verein auch untersagen, an den Ortseingängen von Templin (Uckermark) mit Hinweisschildern für ihre wöchentlichen "Nudelmessen" zu werben, entschied das Oberlandesgericht Brandenburg am Mittwoch.
2014 hatte die FSM-Gemeinde Uckermark erstmals seine Schilder mit den Messe-Uhrzeiten samt Abbildung des "Spaghettimonsters" aufgehängt, und zwar an jene Masten, an denen auch die katholische und die evangelische Kirche mit Schildern auf ihre Gottesdienste hinwiesen. Der Landesbetrieb Straßenwesen hängte sie wieder ab, die FSM-Gemeinde weist nun an anderer Stelle auf ihre freitägliche Nudelmesse hin und klagte gegen den Landesbetrieb.
Der Verein hatte in seiner Klage gegen das Verbot geltend gemacht, dass er als Weltanschauungsgemeinschaft das gleiche Recht haben müsse wie die christlichen Kirchen, die an den Ortseingängen mit Schildern auf die Zeiten der Gottesdienste hinweisen dürfen. Vier Infoschilder wollte der Verein aufstellen. Das Landgericht in Frankfurt (Oder) hatte sich in seinem Urteil im April 2016 darauf bezogen, dass es keine wirksame Vereinbarung für das Anbringen gebe. Der Verein hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt.
Für die "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters" war es wichtig, dass "sich das Gericht wirklich intensiv mit der Problematik Weltanschaung auseinander gesetzt hat", wie "Bruder Spaghettus" in einem Blogbeitrag schreibt. "Die Religionssatire des Fliegenden Spaghettimonsters wird als künstlerisches Mittel genutzt, um in satiretypischer Art intolerante und dogmatische Anschauungen und Handlungen zu überhöhen und zu hinterfragen", heißt es in seiner Satzung. Damit will der Verein die Verbreitung einer offenen und toleranten Ethik im Sinne des evolutionären Humanismus fördern und so an der öffentlichen Meinungsbildung mitwirken.
Nach Angaben der FSM hat das OLG keine Revision zugelassen. Das Gericht habe sich in seiner Entscheidung auf die Satzung des Vereins berufen. Demnach sei die Kirche des FSM keine Weltanschauungsgemeinschaft, da sie keine gemeinsame Sicht auf die Welt habe, aus der sie Werte ableite, sondern nur Kirche parodiere.
Update 2.8.2017, 12.23 Uhr: "Die darin geäußerte Kritik an Überzeugungen Anderer stelle kein umfassend auf die Welt bezogenes Gedankensystem im Sinne einer Weltanschauung dar", begründete das Gericht weiter seine Entscheidung. Auch der für Religionsgemeinschaften charakteristische Gottesbezug fehle nach dem Inhalt der Satzung.
"Da hat das Gericht einen Fehler gemacht, denn es hat offensichtlich die Spaghettimonster-Kirche im Allgemeinen beurteilt und nicht unseren Verein", sagte der Vereinsvorsitzende Rüdiger Weida. "Wir sind nach unserer Satzung Humanisten – und Humanismus ist eindeutig eine Weltanschauung." Weida verwies dabei auf die "10 Angebote des evolutionären Humanismus" auf der Webseite des Vereins.
Weida kündigte an, dass der Verein nun vor den Bundesgerichtshof (BGH) und gegebenenfalls auch weiter zum Bundesverfassungsgericht ziehen wolle. "Und zur Not gehen wir auch bis zum Europäischen Gerichtshof", betonte er.
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Gericht-Kirche-des-fliegenden-Spaghettimonsters-keine-Religionsgemeinschaft-3790560.html IggoOnTour, 02.08.2017 11:56
Der Verein hat eine Satzung in der das Wort Satire vorkommt?
Verbrennt diese Häretiker! Schlachtet ihre Kinder und Kindeskinder! Salzt die Böden auf denen sie ihre Felder bestellen!
Die Kirche des Fliegenden Spagettimonsters ist nicht "eine Religionsgemeinschaft", die Heilige Kirche des einzig wahren Spagettimonsters ist DIE RELIGIONSGEMEINSCHAFT.
Der Zorn der Pasta wird über die Ungläubigen kommen!
.... vielleicht sollte ich erstmal was essen ;-)
DerLinuxUser, 02.08.2017 11:47
DIESE UNGLÄUBIGEN!!!
Wir müssen unsere Rechte als Gläubige des einzig wahren Glaubens und die Ehre des Spaghettimonsters verteidigen! Das ist ein Kochduell der Religionen! Gebt den unterdrückerischen Ungläubigen Pasta!!!1!
https://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/Gericht-Kirche-des-fliegenden-Spaghettimonsters-keine-Religionsgemeinschaft/forum-385382/comment/