"Gesundheit - Kiel:2022 Höhepunkt der Post-Covid-Fälle in Schleswig-Holstein" (16. März 2023)
Kiel (dpa/lno) - Seit Beginn der Pandemie sind in Schleswig-Holstein 1050 AOK-Versicherte wegen einer Post-Covid-Erkrankung in ihrem Unternehmen ausgefallen. Nach mehreren Auf- und Abwärtsbewegungen hätten die Erkrankungen im Frühjahr 2022 ihren Höhepunkt erreicht, teilte die AOK Gesundheitskasse am Donnerstag mit. Das gehe aus einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor. Vor allem seien Beschäftigte der Kinderbetreuung und Alten- sowie Gesundheits- und Krankenpflege von der Corona-Nacherkrankung betroffen.
Zu den Symptomen einer Post-Covid-Erkrankung gehören laut AOK vor allem Luftnot unter Belastung, Kurzatmigkeit, Energiemangel und kognitive Störungen wie Konzentrationsstörungen und Gedächtnisprobleme. Seit Pandemiebeginn seien in Schleswig-Holstein mehr als 45.200 AOK-Versicherte im Zusammenhang mit einer akuten Covid-Erkrankung in ihrem Unternehmen ausgefallen, teilte die AOK weiter mit. Die AOK hat in Schleswig-Holstein nach eigenen Angaben rund 600.000 Versicherte.
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-kiel-2022-hoehepunkt-der-post-covid-faelle-in-schleswig-holstein-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230316-99-978926-
"Covid-19: Zahlreiche Krankschreibungen nach Corona-Infektion" (16. März 2023)
Zahlreiche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt waren seit März 2020 mindestens einmal krankgeschrieben, nachdem sie sich mit dem Virus infiziert hatten. Dies treffe auf rund 22 Prozent der durchgehend Erwerbstätigen zu, die bei der AOK versichert sind, teilte die Krankenversicherung am Donnerstag mit. Zeitweise habe der Krankenstand in Sachsen-Anhalt mit einem Wert von 7,8 Prozent zudem einen Höchststand seit Beginn der AOK-Analyse 2010 erreicht, hieß es.
Besonders häufig krankgeschrieben waren Mitarbeitende in sozialen Berufen - vor allem beispielsweise im Bereich der Ergotherapie oder der Kinderbetreuung. Insgesamt zählt die AOK 204 000 durchgehend erwerbstätig Versicherte in Sachsen-Anhalt. Rund 2000 von ihnen seien wegen einer Post-Covid-Erkrankung mehrere Wochen nicht in der Lage gewesen zu arbeiten. Die durchschnittliche Dauer des Arbeitsausfalls lag der AOK zufolge bei 28 Tagen.
https://www.zeit.de/news/2023-03/16/zahlreiche-krankschreibungen-nach-corona-infektion-
[...] Die zugrunde liegenden Mechanismen der Langzeitfolgen sind noch nicht geklärt. Zu den möglichen Ursachen, die derzeit erforscht werden, gehören andauernde Entzündungsreaktionen, die möglicherweise durch im Körper verbleibende Virusbestandteile ausgelöst werden.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Autoimmunprozesse an der Entstehung gesundheitlicher Langzeitfolgen beteiligt sind. Möglicherweise wenden sich Antikörper, die eigentlich Viren und Bakterien bekämpfen sollen, gegen körpereigene Nervenrezeptoren. Eine solide Datenlage gibt es dazu bislang aber nicht.
... Den Forscherinnen und Forschern zufolge [https://health-study.joinzoe.com/post/double-covid-vaccination-halves-risk-of-long-covid] haben vollständig geimpfte Erwachsene im Falle einer Corona-Infektion ein deutlich geringeres Risiko, an Long Covid zu erkranken. Offenbar leiden weniger Menschen unter Long Covid, wenn sie mit der Omikron-Variante infiziert wurden - zu diesem Ergebnis kommt eine Studie aus dem Juni 2022 [https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(22)00941-2/fulltext].
... Als Anlaufstellen haben Kliniken in ganz Deutschland Long-Covid-Ambulanzen eingerichtet [https://c19langzeitbeschwerden.de/post-covid-19-ambulanzen-deutschland/], die sich um Patientinnen und Patienten mit Langzeitfolgen kümmern. Darüber hinaus gibt es Selbsthilfegruppen im ganzen Land [https://www.nakos.de/data/Online-Publikationen/2021/NAKOS-Corona-Selbsthilfegruppen.pdf].
BRISANT/dpa/afp/epd/rki
Aus: "Long Covid & Post Covid: Das ist über Langzeitfolgen von Covid-19 bekannt" (15. März 2023)
Quelle:
https://www.mdr.de/brisant/long-covid-corona-150.html-
[...] Im Laufe der Pandemie fiel fast jeder Dritte Beschäftigte wegen Covid aus. Eine Branche traf es besonders, zeigt eine wissenschaftliche AOK-Analyse.
Seit Pandemiebeginn waren knapp 30 Prozent aller erwerbstätigen AOK-Versicherten mindestens einmal im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung krankgeschrieben. Das entspricht etwa 2,3 Millionen der insgesamt 7,7 Millionen AOK-Versicherten in Deutschland, wie aus einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervorgeht.
Bis einschließlich Dezember 2022 waren knapp 1 Prozent der Beschäftigten - das sind 71.651 - von einer Post-Covid-Erkrankung betroffen. Nach mehreren Auf- und Abwärtsbewegungen erreichten sowohl akute als auch Post-Covid-Erkrankungen im Frühjahr 2022 ihren vorläufigen Höhepunkt. Beim allgemeinen Krankenstand verzeichnete das WIdO im vergangenen Jahr einen historischen Höchstwert.
Zur Analyse der Auswirkungen der verschiedenen Virus-Varianten wurden die Arbeitsunfähigkeitsdaten von Beschäftigten aufgrund einer akuten Covid-19-Erkrankung sieben Monate lang nachbeobachtet. Dabei zeigte sich, dass zwischen September und Dezember 2021, als die sogenannte Delta-Variante dominierte, bei 2,5 Prozent der akut Erkrankten eine Post-Covid-Erkrankung folgte. Damit ist deren Anteil doppelt so hoch wie in der Zeit, in der die Omikron-Variante vorherrschte.
Hier folgte bei nur 1,1 Prozent aller von Akut-Covid-Betroffenen eine Post-Covid-Erkrankung. Auch die durchschnittliche Länge der Arbeitsunfähigkeit aufgrund einer Post-Covid-Erkrankung ist in der Zeit, in der die Delta-Variante vorherrschte, mit durchschnittlich 43,2 Tagen deutlich höher als in dem Zeitraum, in dem die Omikron-Variante vorherrschend war (30,9 Tage).
"Im bisherigen Verlauf der Pandemie sind nur vergleichsweise wenige Beschäftigte wegen Post-Covid krankgeschrieben worden. Diese haben aber lange AU-Zeiten von durchschnittlich 30 Tagen. Es muss gelingen, diesen Beschäftigten wieder den Weg in den betrieblichen Alltag zu ebnen", sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.
"Eine gute Nachricht ist, dass sowohl die Zahl der Betroffenen als auch die Schwere der Erkrankung, die aus den Ausfalltagen abgeleitet werden kann, im Verlauf der Pandemie nachgelassen haben", so Schröder.
Bei über 8 Prozent aller Post-Covid-Erkrankungen wurde auf der AU-Bescheinigung zusätzlich ein akuter Infekt der oberen Atemwege dokumentiert. Weitere, ebenfalls häufig dokumentierte Komorbiditäten sind vor allem Unwohlsein und Ermüdung (4,7 Prozent), Dyspnoe bzw. Kurzatmigkeit (3,4 Prozent), Husten (knapp 2 Prozent), Neurasthenie (1,5 Prozent) und Kopfschmerzen (1,4 Prozent).
Die Ergebnisse des WIdO zeigen zudem, dass die Arbeitsunfähigkeitsdauer von Beschäftigten, die von Covid-Erkrankungen betroffen sind, mit zunehmendem Alter deutlich ansteigt. Das gilt sowohl für Akut- als auch für Post-Covid-Erkrankungen.
Während unter 30-jährige Beschäftigte im Mittel 7,2 Tage aufgrund einer akuten und 16,7 Tage aufgrund einer Post-Covid-Erkrankung arbeitsunfähig geschrieben wurden, fielen Berufstätige ab 60 durchschnittlich 11,8 Tage beziehungsweise 45,1 Tage aus. Über alle Beschäftigten hinweg waren bei akuten Covid-Erkrankungen durchschnittlich neun Ausfalltage zu verzeichnen, bei Post-Covid-Erkrankungen durchschnittlich 30 Tage.
Wie bereits frühere Auswertungen des WIdO zeigt auch die aktuelle Analyse, dass es bei Berufen in der Kinderbetreuung und -erziehung im bisherigen Verlauf der Pandemie die meisten akuten Covid-Erkrankungen gab (32.240 Erkrankte je 100.000 Beschäftigte). Bei Post-Covid-Erkrankungen liegen sie mit 1.377 Erkrankten je 100.000 Beschäftigte auf dem zweiten Platz hinter den Beschäftigten in der Ergotherapie (1.578).
Besonders viele Arbeitsausfälle wegen akuter Covid-Diagnosen gab es zudem in Berufen der Sozialverwaltung und -versicherung (31.152 Erkrankte je 100.000 Beschäftigte), der pharmazeutisch-technischen Assistenz (30.886) und unter Medizinischen Fachangestellten (30.454).
"Es fällt auf, dass die Berufsgruppen, die am stärksten von akuten Covid-Erkrankungen betroffen waren, in der Folge nicht unbedingt die meisten Post-Covid-Ausfälle zu verzeichnen hatten", so Schröder. "Diese Auffälligkeit ist vermutlich durch Unterschiede zwischen den Berufsgruppen hinsichtlich Altersverteilung, Geschlechtsverteilung und Vorerkrankungen zu erklären."
Mit 6,7 Prozent hat der allgemeine Krankenstand im Jahr 2022 den höchsten Stand seit Beginn der gesamtdeutschen Analyse von Daten AOK-versicherter Beschäftigter erreicht. Treiber dieser Entwicklung waren vor allem Atemwegserkrankungen.
Während im Jahr 2021 20,6 Prozent aller versicherten Beschäftigten aufgrund von Atemwegserkrankungen arbeitsunfähig waren, so hat sich diese Quote 2022 mit 41,6 Prozent verdoppelt.
Aus: "Höchststand beim allgemeinen Krankenstand: Covid-19-Krankmeldungen erreichen neuen Rekord" Kornelia Noack (2023)
Quelle:
https://www.freiepresse.de/ratgeber/gesundheit/hoechststand-beim-allgemeinen-krankenstand-covid-19-krankmeldungen-erreichen-neuen-rekord-amp12769554-
[...] ... In der Info-Kampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG) allerdings war vom Risiko möglicher Nebenwirkungen kaum die Rede. Das BAG appellierte vielmehr an die Solidarität der Bevölkerung. «Gemeinsam fürs Impfen» hiess ein Slogan. Die Impfung wurde mantramässig als «wirksam und sicher» angepriesen, von den Vertretern des BAG wie auch von Gesundheitsminister Alain Berset.
«In der Hitze des Gefechts» habe man einfache und klare Botschaften gebraucht, analysiert Infektiologe Fehr rückblickend: «Da ist schon die eine oder andere Gelegenheit nicht genutzt worden, in der man noch deutlicher auf Nebenwirkungen hätte hinweisen können und diese auch diskutieren müssen.»
Mit solchen verpassten Chancen geht Fehrs Kollege Philip Tarr vom Kantonsspital Baselland hart ins Gericht: Das BAG habe die Impfung nur positiv dargestellt – zu positiv, kritisiert der Infektiologe. Kritische Fragen oder Skepsis hätten im aufgeheizten Klima kaum Platz gehabt und seien schnell in die Ecke der fundamentalen Impfgegner abgedrängt worden. «Dabei hatten sehr viele Leute berechtigte Zweifel und Sorgen, ob sie sich impfen lassen sollten.»
Auch den solidarischen Appell hält Tarr rückblickend für fragwürdig. Denn bereits bei der Delta-Variante, die im Sommer 21 auftauchte, zeigte sich: Auch Geimpfte können andere anstecken. Fast gleichzeitig, Mitte September 2021, führte die Schweiz das Covid-Zertifikat ein. Es wurde verlangt im Innern von Restaurants, von Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie an Veranstaltungen in Innenräumen.
Das BAG propagierte es als «Weg aus der Krise». Gesundheitsminister Alain Berset sagte in der Tagesschau Ende Oktober, zwei Wochen vor der Abstimmung zum Covid-Gesetz: «Mit dem Zertifikat kann man zeigen, dass man nicht ansteckend ist.» Ein Irrtum, wie man heute weiss.
Wie beurteilt das BAG selbst die Impfkampagne im Rückblick? Auf Anfrage schreibt das Bundesamt: «Ziel der Informationskampagne war es, der Bevölkerung verständliche Informationen anzubieten, damit sie für sich entscheiden konnten, ob sie sich impfen lassen wollten oder nicht. Dies im Sinne des Prinzips der informierten Einwilligung (informed consent) in der öffentlichen Gesundheit.»
... Jan Fehr ist der Meinung, in einer nächsten Pandemie dürften sich Informationskampagnen nicht (mehr) auf simple, vereinfachende Botschaften und Slogans beschränken. «Behörden und auch wir Wissenschaftler müssen die Bevölkerung besser informieren im Sinne, dass wir ihr auch komplexere Inhalte zumuten können», sagt der Infektiologe der Uni Zürich.
Auch das BAG räumt ein: Das «Warum» einer bestimmten Empfehlung oder Weisung müsse künftig besser erklärt werden.
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Aus: "3 Jahre nach Corona-Shutdown - Covid-Impfkampagne: Was Fachleute heute anders machen würden" Irène Dietschi (10vor10, 15.03.2023)
Quelle:
https://www.srf.ch/wissen/gesundheit/3-jahre-nach-corona-shutdown-covid-impfkampagne-was-fachleute-heute-anders-machen-wuerden-
[...] Lauterbach sagte, die Langzeitfolgen einer Corona-Impfung müssten schneller anerkannt werden. Zugleich betonte er, dass schwere Impfschäden sehr selten vorkämen - laut Daten des zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und der europäischen Zulassungsbehörde führe weniger als eine von 10.000 Impfungen zu solchen Schäden.
Weil das Krankheitsbild immer deutlicher werde, müsse es in Zukunft schneller gehen, die Betroffenen zu identifizieren und ihnen zu helfen. Auf Grundlage der EU-Verträge mit den Impfstoffherstellern hafte der Staat für Impfschäden, betonte Lauterbach. Es sei dennoch "wertvoll", wenn Firmen sich daran beteiligten. "Denn die Gewinne sind ja exorbitant gewesen. Und somit also wäre das tatsächlich mehr als eine gute Geste, sondern das könnte man erwarten", sagte Lauterbach.
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Aus: "Lauterbach verspricht Hilfe bei Langzeitfolgen" (13.03.2023)
Quelle:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/lauterbach-long-covid-105.html--
[...]
Bayreuth/München (dpa/lby) - In Bayern haben bislang 79 Menschen einen offiziell anerkannten Gesundheitsschaden durch die Corona-Impfung erlitten. Laut Zentrum Bayern Familie und Soziales haben seit 1. Januar 2021 insgesamt 1629 Bürgerinnen und Bürger einen Antrag auf Versorgung wegen Corona-Impfschadens gestellt. Davon sind 776 Verfahren entschieden - in 79 Fällen wurden die Anträge anerkannt, 673 wurden abgelehnt und 24 zurückgenommen. Zuerst hatten darüber "Münchner Merkur" und "tz" berichtet.
Laut Impf-Dashboard des Bundes haben sich in Bayern seit Beginn der Impfkampagne vor gut zwei Jahren 9,9 Millionen Menschen mindestens einmal gegen Corona impfen lassen. Im Infektionsschutzgesetz sind Impfschäden definiert als "die gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung".
Sehr viel häufiger sind längerfristige Folgen einer Corona-Infektion. Studien zufolge könnten etwa zehn Prozent der Patienten auch nach einer überstandenen Infektion an "Long"- oder "Post"-Covid leiden. Post-Covid bezeichnet Beschwerden, die noch mehr als drei Monate nach der Infektion auftreten.
Gesundheitsminister Klaus Holetschek forderte die Bundesregierung auf, die Forschung zu Corona-Langzeitfolgen und Impfschäden voranzutreiben. "Wir sind es den Betroffenen schuldig, ihnen die bestmögliche Therapie anbieten zu können", sagte der CSU-Politiker.
Der Gesundheitsminister richtet an diesem Freitag in Berlin eine Konferenz zu langfristigen Folgen von Covid-Infektionen aus. Dabei treffen Fachleute der bayerischen Förderinitiative Post-COVID-Syndrom mit Expertinnen und Experten aus dem restlichen Bundesgebiet zusammen. "Die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long- und Post-COVID-Symptomen ist eine der zentralen Herausforderungen, die wir über die Corona-Pandemie hinaus bewältigen müssen", sagte Holetschek.
Aus: "Behörde: 79 Fälle von Corona-Impfschäden in Bayern" (dpa 16.03.2023)
Quelle:
https://www.frankenpost.de/inhalt.covid-19-behoerde-79-faelle-von-impfschaeden-in-bayern.75bda707-764b-44e8-8587-cfa7de12619f.html--
München - Geschmacksverlust ist vielleicht das bekannteste Corona-Symptom. Doch immer wieder entdecken Forscher neue Symptome, die eine Folge von Covid-19 sein können. Nun kommt im Zusammenhang mit Long Covid auch das seltene Phänomen der Gesichtsblindheit hinzu.
Neben dem Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns können bei Long Covid auch Lungenschäden, Atemprobleme und neurologische Beschwerden (Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisstörungen, Sprachprobleme) auftreten - sogenannter „Brain Fog“, auf Deutsch Gehirnnebel. Amerikanische Forscher brachten nun erstmals auch Gesichtsblindheit mit Long Covid in Zusammenhang.
Die 28-jährige Long-Covid-Patientin Annie hat hierbei zu einem Durchbruch bei den Arbeiten der Forscher an der Dartmouth-Universität in New Hampshire in den Vereinigte Staaten von Amerika geführt. Die Kundenbetreuerin und Porträt-Zeichnerin hatte sich im März 2020 mit Corona angesteckt, wie das Wissenschaftsportal Neuroscience News berichtet. Sie bemerkte nach einem Rückfall Schwierigkeiten beim Erkennen von ihr bekannten Gesichtern.
Die Hauptautorin der Studie, Marie-Luise Kieseler, sagte dem Portal: „Als ich Annie zum ersten Mal traf, sagte sie mir, dass sie die Gesichter ihrer Familie nicht erkennen könne.“ So sagte Annie: „Es war, als käme die Stimme meines Vaters aus dem Gesicht eines Fremden“. Nun verlässt sie sich auf Stimmen, um vertraute Menschen zu erkennen. In der Universität führten die Forscher dann einen Test mit ihr durch: Von 48 ihr bekannten Prominenten konnte sie nur 29 Prozent benennen. Gesunde Menschen schaffen im Durchschnitt 84 Prozent. Auch bei einem Test, in dem sie Doppelgänger von Prominenten unterscheiden sollte, fielen ihre Werte um 18 Prozent schlechter aus als die der Kontrollgruppe. Ebenso erging es ihr beim Abspeichern und Wiedererkennen neuer Gesichter, wo sie sogar um 24 Prozent schlechter abschnitt als gesunde Menschen. Bei Landschaften oder Gegenständen hatte sie dagegen keine Probleme.
Die Forscher kommen daher zu folgendem Schluss: „Diese Art von Dissoziation, wie wir sie bei Annie sehen, ist bei einigen Menschen mit Navigationsschwierigkeiten zu beobachten, wobei sie erkennen können, wo sie sind, aber die Entfernung zu einem anderen Ort nicht richtig bestimmen können“, wie Studien-Co-Autor Brad Duchaine sagt.
Nun machten sich die Forscher daran, 54 weitere Long-Covid-Patienten zu testen, sowie 32 weitere, die vollständig von Corona genesen waren. Das Ergebnis: Die Forscher raten Patienten und Mediziner nun, bei Long-Covid-Erkennung auf Gesichtsblindheit zu achten.
„Die meisten Long-Covid-Betroffenen berichteten, dass ihre kognitiven und wahrnehmungsbezogenen Fähigkeiten seit der Coronainfektion abgenommen haben“, sagt die Wissenschaftlerin Marie-Luise Kieseler. Dazu gehört bei einigen auch das Visualisieren von Freunden und Familienmitgliedern. Deswegen raten die Forscher sowohl Coronapatienten als auch den behandelnden Ärzten auf Wahrnehmungsprobleme bei der Gesichtserkennung wie einer Prosopagnosie, aber auch der Orientierung als weiteren Symptomen von Long Covid zu achten. Der Fachbegriff für das seltene Phänomen lautet Prosopagnosie (PA). Die Krankheit kann angeboren sein, durch ein Schädelhirntrauma oder einen Schlaganfall entstehen - oder wie offenbar in diesem Fall, durch Corona. Prosopagnosie habe neuesten Studien zufolge rund eine von 40 Personen, wie Healthcare in Europe berichtet. (cgsc)
Aus: "Kognitive Fähigkeiten betroffen: Neues und seltenes Long-Covid-Symptom entdeckt" Christoph Gschoßmann (16.03.2023)
Quelle:
https://www.merkur.de/deutschland/corona-long-covid-neues-symptom-gesichtsblindheit-prosopagnosie-news-92149786.html