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[Coronavirus Notizen (COVID-19-Pandemie, Mentalitätsgeschichte, etc., ...) ... ]

Started by Link, March 17, 2020, 03:00:05 PM

Link

Quote[...] Wie egalitär Bilder doch sein können. Das Fernsehen zeigt Aufnahmen von Covid-Infizierten, auf Intensivstationen künstlich beatmet, umsorgt von erschöpften Helfern, isoliert von ihren Angehörigen. Der Anblick schwarzer Leichensäcke bleibt der Zuschauerin erspart. Dann ein Beitrag über wütende Bürger. Politiker, sagen sie, hätten ihnen die Freiheit geraubt, nicht einmal ihr Stammlokal dürften sie noch betreten. Schließlich kommen Gastronomen zu Wort, sie sind ruiniert und den Tränen nah. Sie waren ohne Schuld – und haben nun nichts als Schulden. 

"Freiheit" lautet der Schlachtruf der FDP, sie ist in Sorge um liberale Grundrechte und das Wohlleben der Wirtschaft. Freiheit fordern Lockerungslobbys und liberale Philosophen angesichts von "Ausnahmezustand" und Ausgangssperre. Nach Freiheit verlangt die Künstlerinitiative #allesdichtmachen; die Mitwirkenden, bekannt aus Funk und Fernsehen, wollen nicht länger die Pizza im Pappkarton an der Haustür entgegennehmen, sondern in alter Freiheit zu Papà Pane gehen, ihrem Lieblingsitaliener in Berlin-Mitte.

Über ein Jahr schon wütet das Virus im liberalen Weltempfinden, inzwischen liegen die Nerven blank. Covid-19 ist eine narzisstische Kränkung für die Freiheit, denn schon ihr einfacher Gebrauch kann für Mitmenschen lebensgefährlich sein. Jeder Einzelne ist ein Risikosubjekt, zugleich infektiös und verletzlich, zugleich Gefährder und Gefährdeter. Die schöne liberale Freiheit, das Tun nach Belieben, hat ihre Unschuld verloren und ist toxisch geworden. Sie endet nicht mehr an den Grenzen des Rechts, sondern am Leib und Leben des anderen.

Wie viele Tote möchte die Freiheit in Kauf nehmen, um wieder frei zu sein? Als die Pandemie ausbrach, war das eine talkshowübliche Frage; ein Jahr und 85.000 Tote in Deutschland später klingt sie wie ein Skandal. Sie macht ein schlechtes Gewissen, sie schmeckt nach Hypermoral und politischer Erpressung. "Es darf nicht zum allgemeinen Ton werden, anderen Ministerpräsidenten ihre Todeszahlen vorzuhalten", mahnte kürzlich der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet, der es erst locker, dann streng und nun wieder locker will. Soll man über Todeszahlen nur noch leise flüstern? Sind Tote das Gerücht der Freiheit?

Kein Zweifel, das Virus wirkt wie eine fortgesetzte Erpressung, denn ein unsichtbares Band verbindet Freiheit und Tod. Die Gefahr ist abstrakt, körperlos, bilderlos, statistisch und anonym, man muss sie verdrängen oder innerlich verpixeln. Hinzu kommt die Existenzangst, nicht jeder ist Beamter auf Lebenszeit. Und als würde das alles nicht reichen, nötigt das Virus unschuldige Bürgerinnen zur Solidarität mit Fremden und Unbekannten, mit allen und überall und jederzeit. Diese Lage überfordert die Duldsamen und macht die Vernünftigen verrückt. Ihre Selbstvertröstungsbereitschaft ist aufgezehrt, nun erfinden sie Schuldige: Vielleicht ist das Virus ja eine linksgrüne Erfindung?

Wenn Armin Laschet nicht über Todeszahlen reden will, tun es andere. Niemand spricht so entwaffnend ehrlich über das Verhältnis von Freiheit und Tod wie rechte Parteien und ihre nächsten Verwandten, die Corona-Leugner. Sie haben den Gordischen Knoten zerschlagen und fordern "Freiheit statt Notstand". Damit lösen sie zugleich das Problem der Solidarität: Es braucht keine, denn sterben müssten wir irgendwann alle. Der Tod gehöre zum Leben wie die Nacht zum Tag; niemand könne sich den Zeitpunkt seines Ablebens aussuchen, jeder hat eine persönliche Verabredung mit dem Tod, mal früher, mal später, bei Corona eben früher. Der Tod, kurz gesagt, ist immer gleich, und das Einzige, was sich ändere, sind die wechselnden Masken, hinter denen er ins Leben tritt und unseren Namen ruft. Mal, könnte man sagen, ist es ein Weltkrieg, mal ein Verkehrsunfall, mal der Krebs – oder eben eine Seuche. Als Trump-Fans gegen Corona-Maßnahmen (stay at home) protestierten, brachten sie es auf den Punkt. Der Staat, riefen sie, solle ihre Freiheit schützen und nicht den Tod abschaffen.

Die rechte Todesmetaphysik kollaboriert mit einer Verhaltenslehre der Kälte. Anstößig daran ist nicht, dass sie auf der Unwiderruflichkeit des Todes beharrt, auf seiner herrischen Macht. Anstößig ist, dass sie den Lebenskampf, die Selbstbehauptung des Einzelnen, gnadenlos absolut setzt. Die rechte Freiheit ist eine sozialdarwinistische Freiheit und geht über Leichen. Sie weigert sich, zwischen einem Alterstod und einem vorzeitigen, das heißt vermeidbaren, Tod zu unterscheiden. Im rechten Weltbild ist der Seuchentod eine Mutante unserer natürlichen Sterblichkeit. Irgendwann erwischt es jeden.

Tatsächlich starben die meisten Menschen, die dem Virus erlegen sind, vor ihrer Zeit, ihr Tod war verfrüht und gewaltsam. Mütter und Väter, Töchter und Söhne, Schwestern und Brüder, Großeltern, Ehefrauen, Ehemänner: Viele könnten noch leben, wenn Politikerinnen verantwortungsvoller gehandelt hätten, nicht nur in Indien, Brasilien, Schweden oder in Großbritannien, wo fast 130.000 Todesfälle mit Covid-19 in Verbindung gebracht werden. Sieben tödliche Wochen lang zögerte Boris Johnson, bis er dem Rat der Virologen folgte und eine Ausgangssperre verhängte. BBC und Daily Mail zitieren ihn mit dem Ausruf, er nehme es lieber in Kauf, "dass sich die Leichen zu Tausenden auftürmen" als einen "verdammten" dritten Lockdown zu verhängen. Menschenopfer für die Freiheit? Johnson bestreitet die Aussage [https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-04/boris-johnson-grossbritannien-ruecktritt-aussage-corona-tote-skandal].

Nur am Rande: Artikel 2, Absatz 2 des deutschen Grundgesetzes ist von großer Klarheit: "Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit." Damit wird der Lebensschutz zwar nicht absolut gesetzt, aber er genießt eine stark herausgehobene Stellung und lässt sich nicht im Handstreich durch liberale Freiheitsrechte relativieren. Der Staat hat einen Schutzauftrag; jedes Leben zählt gleich viel, keines darf aufgrund fiktiver Nützlichkeitserwägungen einem fiktiven Gesamtwohl geopfert werden. Der unermüdliche Gerhart Baum (FDP) sagt es zum Glück in jedes Mikrofon, und Ralph Brinkhaus, der Fraktionsvorsitzende von CDU und CSU, erklärte in einer furiosen Bundestagsrede das Grundgesetz so: Die Pandemie bringe ihn um den Schlaf, doch als Erstes denke er "nicht an Gastronomen und Einzelhändler", sondern "an die Menschen, die krank geworden sind, und an die Menschen, die sterben. Auch alte Menschen sind wertvolles Leben, es ist Verlust, es ist Leere".

Ausgangssperren und Kontaktsperren, Verhaltensanweisungen und Denkanweisungen sind Angriffe auf die Freiheit und gehören abgeschafft, sobald es die Pandemie erlaubt. Doch warum klingen die liberalen Beschwerden über Freiheitsberaubung so schrill, ja fast panisch? Warum klagen Intellektuelle, an deren Urteilsvermögen selten Zweifel bestand, edelzynisch über Fürsorgeradikalismus oder, kein Witz, über eine Politik der "Todesverhinderung"? Warum sprechen kluge Philosophen vom Ausnahmezustand und immer nur davon? Die Bundesregierung hat Grundrechte eingeschränkt, aber dauerhaft abgeschafft hat sie sie nicht. Von einer Corona-Diktatur schwadroniert nur die AfD, das Wort tut ihr gut, sie braucht es, sie labt sich dran. Und Corona-Leugnerinnen dürfen auf Demonstrationen immer noch das Virus verbreiten, das es angeblich gar nicht gibt.

Vielleicht klingt das liberale Freiheitsverlangen deshalb so gereizt, weil die Pandemie ein heimliches Unbehagen verstärkt, den chronischen Zweifel am eigenen, auf Wachstum und Steigerung angewiesenen Gesellschaftsmodell. Sogar unter liberalen Kapitalisten hat sich herumgesprochen, dass der ganz legale Gebrauch ökonomischer Freiheit die Welt in Habenichtse und Superreiche spaltet und soziale Revolten nicht dauerhaft niedergeknüppelt werden können. Und am eigenen Leib ist das Paradox zu spüren, dass kapitalistische Gesellschaften sich nur durch extraordinäres Wachstum stabilisieren, dieses Wachstum aber seine natürliche Grundlage, die Erde, auf eine Weise ruiniert, die alles menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt.

Abschmelzende Polkappen, das atmosphärische Fieber, Extremwetter, die Verwandlung der Meere in eine planetarische Mikroplastiksuppe, das Wegsterben der Arten: Das alles sind Prozesse, die die kleine viereckige Menschenvernunft naturgemäß nicht fassen kann. Es war dann die Pandemie, die dem Unfassbaren eine greifbare Realität verliehen und die virulente Bedrohung ans Licht gebracht hat: Ja, das Menschheitsunternehmen könnte auch schiefgehen – der Zusammenbruch des Gattungsprojekts ist keine Fantasie aus Hollywoods dystopischer Dunkelkammer.

Sagen wir es so: Die Pandemie, die vermutlich in den schrumpfenden Pufferzonen zwischen Natur und Gesellschaft ihren Ausgang nahm, ist eine schockierende Chiffre für die Selbstgefährdung der Zivilisation. Sie setzte eine Endlichkeitserfahrung frei, die die Panik liberaler Geister verständlich macht, ihre rigorose Forderung nach sofortiger Rückerstattung einer vollumfänglichen Freiheit. Die demokratischen Freiheiten gibt es hoffentlich bald zurück, kaum aber die alte Freiheit im Umgang mit der zivilisatorisch beschädigten Natur. Denn die ausgeplünderte Natur, wenn man so lyrisch reden will, hat das Duldungsabkommen mit der entgrenzten liberalen Freiheit aufgekündigt – sie rebelliert und weigert sich, die Zuwachsgesellschaften bis in alle Ewigkeit mit ihren Gratisgaben zu beliefern. Was man verharmlosend Klimakrise nennt, beendet den himmlischen, im langen fünfzehnten Jahrhundert entstanden Traum vom friedlichen Zusammenspiel aus Natur und Kultur, aus göttlicher Materie und menschlicher Technik.

Man müsse linke Hirngespinste in die Tonne treten, um endlich in der rauen Wirklichkeit anzukommen, so lautet eine populäre liberale Phrase aus den Nullerjahren. Heute scheint es, als fiele es liberalen Geistern schwer, in der Wirklichkeit anzukommen und die richtigen Schlüsse aus ihrer Lage zu ziehen. Zwar dämmert es ihnen, dass die Pandemie eine Vorbotin kommender Großkrisen und Verwerfungen ist. Aber diese düstere Vorahnung klingt so, als sei das Spiel bereits verloren und als tue die ängstliche Menschenfantasie gut daran, sich in Verteidigung ihrer allzeit bedrohten Freiheit so wunderbar unaufgeregt mit den künftigen Opfern abzufinden, wie sie sich mit den Corona-Toten abgefunden hat.

Ist das gemeint? Falls ja, dann bliebe der liberalen Freiheit allein die präventive Gefühlsabkühlung, nur die vorlaufende Einübung in die Katastrophe und die Warnung vor einer Politik der Todesverhinderung, kurz: nur die Gewöhnung an das Opfer. Es bliebe, mit einem Wort Theodor W. Adornos, nur die bürgerliche Kälte.

Es war einmal der ganze Stolz des Liberalismus, das Opfer abgeschafft zu haben, doch mit der Normalisierung künftiger Schrecken holt er das Opfer in sein Weltbild zurück. Kein anderer als Richard Wagner hat den heimlichen Masochismus dieses Gedankens durchschaut. Begegnen die Akteure dem selbstverschuldeten Unheil, unterwerfen sie sich vorschnell ihrem Schicksal: "Weißt Du, was Wotan will? Das Ende."

Gegenvorschlag: Vielleicht denkt man lieber über eine Freiheit nach, die heute ihre selbstzerstörerische Praxis begrenzt, damit sie morgen noch die freie Wahl hat. Bislang ließen Krisen sich durch die Steigerung der liberalen ökonomischen Freiheit lösen. Die Krise der Biosphäre gehört nicht dazu.


Aus: "Freiheit und Corona: Die Panik der liberalen Geister" Thomas Assheuer (10. Mai 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2021-05/freiheit-corona-todeszahlen-liberalismus-politik-kulturbetrieb/komplettansicht

QuoteLycaon pictus #4

Einspruch. Ernsthafte Kritiker der Corona-Maßnahmen verlangen keine Freiheit um jeden Preis. Das tun nur Corona-Leugner.

Aber sie hinterfragen die Sinnhaftigkeit einzelner Maßnahmen wie etwa Ausgangssperren oder das Verbot von Freiluftaktivitäten, da es in vielen Fällen Zweifel an der Wirksamkeit oder sogar Indizien dafür gibt, dass sie kontraproduktiv sein können.

Und man darf nicht vergessen, dass auch viele der Einschränkungen negative Auswirkungen auf Gesundheit und Lebenswartung haben.

Die Welt ist nicht so schwarzweiß wie es der Autor gerne hätte.


QuoteTraumflug #4.5

sie hinterfragen die Sinnhaftigkeit einzelner Maßnahmen

Das tun doch alle. Jeder einzelne dieser Freiheitsapostel hat seine persönliche Lieblingsmassnahme, die er gerne aufgehoben bekommen hätte. Würde man alle "sinnlosen" Massnahmen fallen lassen, hätte wir gar keine Massnahmen mehr.

Selbst sozial eingestellte Menschen halten viele Massnahmen für sinnlos. Doch die haben wenigstens verstanden, dass wir das brauchen, weil es so viele Freiheitsapostel gibt.


QuoteghostII #5

"Es war einmal der ganze Stolz des Liberalismus, das Opfer abgeschafft zu haben, doch mit der Normalisierung künftiger Schrecken holt er das Opfer in sein Weltbild zurück. Kein anderer als Richard Wagner hat den heimlichen Masochismus dieses Gedankens durchschaut. Begegnen die Akteure dem selbstverschuldeten Unheil, unterwerfen sie sich vorschnell ihrem Schicksal: "Weißt Du, was Wotan will? Das Ende."

Es gibt einige sehr gute Gedanken in diesem Text. Danke.

Und ja, vielleicht ist dieser unbedingte Hang zum Opfer oder gar zum kollektiven Suizid angesichts der Niederlage vor der Wirklichkeit, die man nicht anders einräumen kann denn als unbedingt "Schicksalhaft" eine der deutschesten Angelegenheiten.


QuoteOliver_Blum #8

Ich finde die Argumentation des Artikels äußerst dürftig. Anstatt sich argumentativ mit Positionen auseinander zu setzen, werden plattitüdenhaft Rechts-Links-Schablonen aneinander gewetzt, dass ordentlich die Funken schlagen. Die Corona-Krise stellt jede Gesellschaft, jede Regierung der Erde für die selbe überaus komplexe Frage, wie sie unterschiedliche soziale Ansprüche und Grundrechte untereinander priorisiert und ein ausgeglichenes Verhältnis zum Wohle aller schafft. Zahlreiche Nachbarländer, mit teils deutlich ältereren und erprobtereren Demokratien als der unseren, beschreiten einen gänzlich anderen Weg als Deutschland, öffnen stufenweise für alle und setzen den Gesundheitsschutz nicht über allem anderen: Niederlande, Frankreich, Schweiz, Österreich, UK, Dänemark, Finnland, Spanien, Schweden, Italien und weitere. Wie es die Tage eine linke (!) spanische Politerkin sagte: wir dürfen nicht aufhören vorsichtig zu sein, aber heute ist der Tag der Umarmung. Dass kann man jetzt einfach - nach typisch deutscher Michel-Mentalität - mit rechter Kälte gleichsetzen ... oder einfach mal ein bisschen nachdenken.


QuoteGamma Ray Burst #10

Oh mein Gott, klagt ja auch keiner über Freiheitsentzug wenn es draußen regnet und man leider nicht grillen kann ... oder wenn wegen einer Überschwemmung die Straßen gesperrt werden.
Eine Pandemie ist da nicht groß anders, eine Unwägbarkeit der Natur die leider zu einer Einschränkung führt.
Könnte auch schlimmer sein, ein Meteoreinschlag könnte die Hälfte der Menschheit töten zum Beispiel.
Ich glaube eher, dass einige in einer parallelwelt leben die sich von der realen Realität entkoppelt hat.
Und die wurden nun unsanft daran erinnert, das sie in einer Realitätsblase leben.


QuoteDerBrite #10.1

Der Unterschied ist, das eine ist von der Natur definiert, das andere vom Staat verordnet. Es gibt andere (weniger schädliche) Maßnahmen.
Die von Menschen auferlegten Maßnahmen als Natur gegeben annehmen ist bestenfalls interessant.


Quotebstender0451 #11

Vielleicht ist der Freiheitsbegriff, der da ins Feld geführt wird, in Teilen nur ein Deckmäntelchen für eine sehr westliche Egozentrik und mangelnde Veränderungsbereitschaft einzelner. Galt denn nicht immer schon, dass die Freiheit des einzelnen endet, wo die Freiheit des anderen beginnt? ...


QuoteGoldgelbe Herzblume #15

Selbstbestimmung ist Freiheit. Den Menschen wird Angst vor Corona gemacht, sodass nicht mehr gedacht wird.
Im Moment werden die Pharmakonzerne der Hersteller enorm mächtig durch die wachsende Anzahl der Gewinne. Das ist beängstigend.


QuoteDr. Econ #18

Tote sind täglich der Preis der Freiheit.

Sogar bewusst und willentlich in Kauf genommen, individuell und politisch!

Die Freiheit zu entscheiden, ob man raucht oder Alkohol trinkt, fettig und süß zu essen, am Straßenverkehr teilzunehmen, egal ob als Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer, die Freiheit Messer zu tragen, mehr oder weniger geschützt Sex zu haben mit wem und wievielen wir wollen, sich für oder gegen medizinische Behandlungen zu entscheiden, nah am Wasser zu wohnen, zu klettern und zu wandern, in gefährliche Gebiete zu reisen etc. - die Liste der Lebensrisiken, die theoretisch durch Freiheitsbeschränlumgen vermeidbar wären, ist lang.

Vieles davon führt zum Versterben "vor der Zeit", was ja nur die hypothetisch mögliche Lebensspanne ohne die Auswirkungen der jeweiligen Gefahrenquellen meinen kann. Die folglich kaum jemand je erreicht. Und oft ist die Gefährdung Dritter inkludiert.

Es geht also immer um eine rationale Risiko-Nutzen-Abwägung.

Und die Frage: Wieviel zusätzlichem Risiko setzen wir uns aus, bei stark abnehmenden Inzidenzen dieses einen Virus, bei zunehmender UV-Strahlung bei wärmeren und aufhellendem Wetter, täglich steigender Impfquote, überall verfügbaren Selbst- und Schnelltests und immer weiterhin bestehender Vorsicht und Masken- und Abstandsgeboten - jetzt mal wieder staatliche Beschränkungen, die darüber hinaus gehen, langsam zurückzunehmen?

Das Risiko ist minimal - und: Jeder kann sich bei individuell erhöhtem Risiko auch gut selbst schützen!


QuoteDogwalker #18.1

Im Prinzip richtig - wenn man mal die gesellschaftlichen Kosten des individuellen Verhaltens außer Betracht lässt.
Aber es besteht ein Unterschied zwischen Eigen- und Fremdgefährdung.
Oder - man darf sich selbst umbringen aber nicht andere...


QuoteGhede #18.4

"Aber es besteht ein Unterschied zwischen Eigen- und Fremdgefährdung."

Wobei derjenige, der sich unbedingt vor einem Virus schützen möchte, es durchaus weitgehend in der Hand hat. Er treffe sich schlicht mit niemandem oder nur mit solchen, die ebenfalls auf besondere Vorsichtsmaßnahmen wertlegen oder sie wenigstens respektieren.

Die einzige Ausnahme ist hier der Arbeitsplatz. Ironischerweise der gesellschaftliche Bereich, der aktuell am wenigsten unter Einschränkungen zu leiden hat (wenn man die geschlossenen Wirtschaftszweige mal außen vor lässt).


Quotefrimoe #18.5

Sie können sich gerne die Freiheit nehmen, sich selbst zu gefährden. Aber nicht andere. Sie waren wohl nicht amüsiert, wenn jemand anderes ihnen mit dem Schießeisen vor der Nase rumfuchtelt, weil er so frei ist. Ist (nur etwas) überspitzt.


QuoteAU WEI WEI #19

Ich will Freiheit ohne wenn und aber.


QuoteLorenz_01 #24

Zur Freiheit gehört immer auch die Freiheit der Andersdenkenden und die hat der Autor hier ausgedrückt. Persönlich halte ich seine Haltung für hochproblematisch. Freiheit ist ein Grundwert und ein Menschenrecht an sich und mit dem Recht auf Leben gleichwertig. Insofern, ja Tote sind im Extremfall der Preis der Freiheit, den eine liberale Gesellschaft zu zahlen bereit sein muss. Das haben mutige Frauen und Männer jahrhundertelang getan, um überhaupt erst einmal eine liberale Gesellschaft zu schaffen, von der Millionen Menschen noch heute nur träumen können.

Diese Freiheit muss verteidigt werden, nicht nur gegen deren offenkundige Feinde, sondern auch gegen jeden Versuch, Freiheit mit moralischer Erpressung beschränken zu wollen.


QuoteRiikkoseven #31

Ich bin für Freiheit nur für Personen mit genug hohem Gehalt. Da wir bereits sowieso in solch einem dystopischen Szenario leben (natürlich ist das extrem überspitzt), wäre das nur authentisch. Anstatt jedes Mal irgendwelche leeren Worte über die Moral zu verschwenden.



QuoteCavillator #24.5

Ich habe ein ganz großes Problem damit, wenn jemand Freiheit mit Wohlstand begründet.


QuoteCavillator #26

Jedes Land hat die Regierung, die es verdient. Jedes Land hat die Corona-Zahlen, die es verdient. Wenn jeder nur "Freiheit" brüllend so weit geht, wie er kommt, dann hat das Virus eben freie Bahn. Natürlich war unsere Regierung zu feige, gleich am Anfang konsequent zu handeln und natürlich war die Kommunikation so katastrophal, dass das Vertrauen weg ist. Aber Quarantäne geht halt nur, wenn die meisten mitmachen. Das kriegen wir nicht hin und deshalb sind wir da, wo wir sind. Irgendwann werden wir uns da rausgeimpft haben, mit unseren unfähigen Ministerpräsidenten wird das alles etwas länger dauern als nötig, aber irgendwann sind wir durch. Nur kommt irgendwann die nächste Krise. Taiwan und Südkorea haben eine Menge aus ihren Fehlern bei Sars gelernt, deshalb waren sie so erfolgreich. Bei uns sehe ich nicht, dass irgendwer irgendetwas gelernt hat , nicht die Regierung und nicht die Bevölkerung.


QuoteNewropeans #30

Der Preis der Freiheit ist, war und wird immer sein, mit Risiken zu leben. Werdet erwachsen.


Quotehhamman #34

Vielen Dank für diesen Artikel.
Mit Adorno - es ist nicht die bürgerliche Kälte, es ist der kleinbügerlich eingerichtete Oikos (der schon lang über Leichen geht - gerne in diesem Forum, wenn es um Geflüchtete geht) und nunmehr mit der Kontingenz des dermassen Eingerichteten sich auseinandersetzen muss.
Der einst bürgerliche Ruf nach Freiheit immer auch der Ruf des Besitzbürgers.
Nicht nur Derrida (viel gescholten vom deutschen Feuilleton) - nicht Freiheit, Gerechtigkeit ist die Frage.


Quotevom Brocke #42

Freiheit bedeutet stets die Einsicht in die Notwendigkeit. Das sollte nun wirklich klar sein.


QuoteDas Glasperlenspiel #48

Der ganze Kommentar hat einen unangenehm totalitären Unterton. Die Freiheit des Einzelnen und die Würde des Menschen gehen - untrennbar - Hand in Hand. Irgendwie klingt 'die Regierung schützt das Klima' dann genauso wie 'der Führer schützt das Recht'.


QuoteHugo4206 #48.1

Den totalitären Unterton hat insbesondere Ihr Kommentar. Natürlich kann man sich individuell der Realität verweigern, aber sie werden kaum noch einen Adressaten für Gejammer finden, wenns dann ständig und überall brennt.


Quoteklabautermeier #55

Nur mal ein erster Ansatz: Das Wort Ausgangssperre kannte ich vor Corona eher nur im Zusammenhang mit Nachrichten über Staatsstreiche und Militärputsche.

Die "antiliberale" Fraktion, die ständig behauptet, jedwede Forderung nach Freiheitsrechten sei untrennbar verknüpft mit der Inkaufnahme von Toten, ergo der Freiheitseinforderer ein potentieller Mörder, geht schlichtweg zu weit und ist ebenso infam wie die Behauptung der Corona-Leugner, die Pandemie sei der Vorwand für einen totalitären Überwachungsstaat.
Was nicht beantwortet wird: Wie soll es denn irgendwann weitergehen? Bis auf die Hoffnung, eine ausreichende Impfquote und Herdenimmunität werde schon dafür sorgen, dass alles gut wird, gibt es keine Antwort. Was ist nach der nächsten Mu
tation, der nächsten eventuellen Lücke im Impfschutz? Dem nächsten Virus?

Viele Maßnahmen sind nun einmal grob unsinnig, widersprüchlich und daher nicht vermittelbar.Joggen mit Maske zB trotz eindeutiger Ansagen von Aerosolforschern. Warum dürfen 30 Kinder aus 30 Haushalten in einen Schulbus, aber Eltern nicht neben dem eigenen Kind zwei andere mit dem Auto zur Schule fahren/abholen (Fahrzeit kürzer als beim Milchkannenlandbus, Maske kann man im Auto auch tragen), sondern zahlen 250 € pro Person Bußgeld? Warum darf ich tagsüber mit 100 Leuten am U-Bahnsteig und in der Ubahn (Maske ja, Abstand ist aber nicht drin) stehen, aber nachts nur raus, wenn ich einen Hund zum Kacken ausführe?


Quotemrami #59

Ich folge der Sichtweise des Artikels nicht. Mir scheinen viele Suboptimale Covidmaßnahmen eher dadurch zustandegekommen begünstigt, dass es ein im Moment tonangebendes politisches Lager nicht erträgt, dass seine Weltdeutung, in der es alle menschlichen, positiven Ziele und Verhaltensweisen auf sich vereint, und die Gegner alle abscheulichen, Widerspruch in seinen absoluten Deutungshoheiten erfährt. Aus den vollkommen überzogenen Gegenreaktionen auf jede Kritik und Vielfalt ist schon einiges Unheil entstanden, auch bei der Covidbekämpfung. Aus dieser verkrampften Verabsolutierung lauter heiliger Ziele kommt eine Unfähigkeit pragmatisch mit den realen Widersprüchen der Welt, der Gesellschaft und einer Covidbekämpfung umzugehen.

Es geht nicht um "raue Wirklichkeit", das sind feuchte Fantasien von Leuten, die in ihrer Heiligkeit den Kontakt zur Welt verloren haben. Es geht um eine Welt, die ziemlich gut sein kann - und weniger gut - in der Freiheit, neben vielen anderen Dingen - einen Wert darstellt, der immer mitschwingt. Soviel Abwägung zwischen Werten halten aber die "Heiligen", die nur für das alternativlos menschliche und richtige stehen können (das ist als Wortgirlande gemeint), irgendwie nicht aus.


QuoteUrtir #61

Warum schreien die Gutsituierten? Vielleicht, damit die Stimmen derer, die Hilfe brauchen, die Geld (!) kostet, nicht gehört werden? Zumindest nimmt das Geschrei mehr Raum ein, als nötig.
Vielleicht ist es aber auch nur so, wie im Western High Noon der alte Sheriff sagte: "Warum sie so viel reden müssen? Weil es sie im Grunde nicht interessiert. Es interessiert sie einfach nicht."


QuoteRedPandaRaidr #68

Ein neuer Tag und ein neuer Artikel, der die Regierungs Vorschriften verteidigt. Wo bleiben mal die kritischen Beiträge der nicht Ja-Sager?


QuoteTomtell #73

Dieser Text krankt daran, dass die Einwände der Kritiker der Corona-Politik nicht einmal ansatzweise ernstgenommen werden. Spricht Bände, dass die Zeit-Redaktion einen solchen Text bringt.


QuoteDDDMMM #73.1

Sie können ja was anderes lesen.


QuoteXy-ungelöst #73.2

Ja ... ist mir auch schon aufgefallen. Die artoganz der angeblich schlauen


Quotequalia #75

Ich frage mich, in was für einer Welt wir angekommen sind, in der Freiheit zum Schmähwort wird und das Beenden notstandsmäßiger Aussetzung von Grundfreiheiten als "Lockerungsorgie" diffamiert wird. - Es ist eine Welt, die sich kollektivistisch-paternalistisch zuspitzt.

Die Frage, ob man lieber Sicherheit oder Freiheit wählt, ist eine subjektive und anhand persönlicher Präferenzen zu beantworten. Sie ist keinesfalls objektiv zu beantworten, wie der Autor suggeriert. Manch einer mag es für gerechtfertigt halten, schwerwiegende Grundrechtseingriffe in einer vagen Hoffnung auf etwas Wirksamkeit in der Pandemiesteuerung durchzuführen. Anderen reicht die Vermutung nicht. Wäre die Wirkung von Ausgangssperren und Lockdowns klar belegbar, gäbe es auch nicht so viel Kritik daran.

Ganz allgemein stellt sich die Frage, ob man lieber ein Leben in Freiheit mit Risiko wählen würde, oder ob man ein vorhersehbares in Sicherheit möchte mit einem deutlich geringeren Maße an Selbstbestimmtheit. Leider haben wir diese Wahl zunehmend nicht mehr.


QuoteHägar der Dickliche #75.1

"Ich frage mich, in was für einer Welt wir angekommen sind, in der Freiheit zum Schmähwort wird ..."

Die Freiheit, von der hier viele reden, ist in Wahrheit Rücksichtslosigkeit. Dieser Begriff, bzw. das Verhalten, wurde schon immer verachtet, denn es be- und verhindert ein gedeihliches Zusammenleben.

Das Gegenteil ist übrigens Rücksichtnahme.


Quotepmfh #81

Für die Generation " Spaßgesellschaft" ist es schwer sich zu beschäftigen es muss immer etwas los sein.
Ich gehöre zum jahrgang 1946 in unserer Teenager Zeit hatten wir kaum ein Telefon teilweise auch noch kein Fernsehen das rund um die Uhr Programm anbot. Man war mit wenig zufrieden . Die Schule fing um halb 8 an endete gegen 13 Uhr auch am Samstag.
Discos wenn es welche gab musste man um 22 Uhr spätestens um 00 Uhr verlassen . Öffentlichen Nahverkehr gab es selten. Die Arbeit begann z.B auf dem Bau um 6 Uhr in anderen berufen um 8 Uhr Geschäfte schlossen über Mittag und abends um 18 Uhr.
Verabredungen wurden meist eingehalten nicht jeder hatte Telefon bzw. Wurden die Haustüren in berlin um 20 Uhr abgeschlossen.
Im Westen gab es in Mietshäusern Putztage wo die Mietparteien abwechselnd Treppen putzen mussten im EG die Straße fegen. Man nahm mehr Rücksicht auf einander.
Heute macht jeder was er will." Besonders bei der" Selbstverwirklichung = neue Freiheit "
Die heutige Gesellschaft ist egoistisch geworden.
Keiner der konservativen und liberalen Politker macht sich Gedanken über " Dienstleister Ärzte Pfleger Krankenschwestern Feuerwehr Polizei usw." Die für uns das " freiheitliche System der deutschen Demokratie " am laufen halten. Wann erhalten " diese Diner unser Gesellschaft " mehr Lohn Anerkennung für die fast 18 Monate dauernde Belastung durch Pandemie?
Ehemaligen DDR Bürger behaupten nun in einer Diktatur zu leben, die meisten waren Mitläufer in der DDR


QuotePositivbeitrag #82

Beim Lesen solcher Artikel bekomme ich - als liberaler Geist - tatsächlich Panik.


QuoteNeumann09 #84

Den ganzen Artikel kann man zusammenfassen unter: die neue Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit.
So stand das auch in DDR Lexika.


QuoteHomoHominiLupusEst #90

Was für eine seltsame Sichtweise in manchen Milieus durchgesetzt hat. Autoritarismus aus Feigheit und Angst vor den Risiken des Lebens ist ja noch schlimmer, als Autoritarismus aus Machtwillen eines Despoten, da selbstgewählt. Man darf seine Mitmenschen nicht vorsätzlich gefährden. Das wars auch schon. Niemand muss vor Verlassen des Hauses ein umfassendes Gesundheitsscreening und großes Blutbild machen lassen, um seine Nicht-Infektiosität nachzuweisen, auch wenn manche mittlerweile die Beweislastumkehr fordern. Niemand darf jemanden vor ein Auto stoßen, aber ebenso ist niemand verpflichtet denjenigen an der Hand über die Straße zu führen. Wer ein Schutzbedürfnis hat, kann sich schützen, oder Situationen meiden, die er/sie als risikohaft erachtet. Niemand kann verlangen, dass der Schutz des eigenen Lebens und der eigenen Gesundheit Anliegen der Gesellschaft zu sein hat. Was für eine Anspruchshaltung hat sich bei manchen hier entwickelt? Die Freiheit des Einen darf nicht dort enden, wo die Angst des Anderen beginnt.


QuoteDDDMMM #90.1

Dummerweise können die Eltern des Schulkindes, die sich einschränken dennoch von dem Klassenkameraden, dessen Eltern sich nicht einschränken angesteckt werden.


QuoteDer Psychiater #103

So eine Krise gebiert die totale Hysterie. Panik der liberalen Geister versus moralische Panik. Einschränkungen bedeuten Askese und dazu kann man die Antike befragen. Es sei denn man ist ein sozialdarwinistischer Narzisst mit, der psychotische Deformationen aufweist.
Notverordnungen entspringen einem problematischen bürokratischen Geist. Dazu kann man Kafka lesen oder sich die Niederlande mit ihrem kafkaesken Sozialbetrugsbetrug anschauen. Es sei denn, man hat einen autoritären Charakter und mag Verweilverbote.


QuoteLumenluchs #107

26 Seiten einer Kommentarspalte - 95% Egoisten - Dekadenz pur


QuotePositivbeitrag #107.1

Sie sind leider nicht der Einzige, der in diesen Zeiten versucht das hohe Gut der Freiheit mit Egoismus gleich zu setzten.
Ich bin mir sicher, dass es 99% dieser 95% hier nicht um Ihr Privatvergnügen geht, vielmehr geht es um die Abwehr totalitären Gedankenguts im Interesse der gesamten Gesellschaft. Wie jemand bereits schrieb: Freiheit bedeutet auch Wohlstand und Wohlstand rettet Leben. Ein kurzer blick auf die Geschichte (Lebenserwartung stief analog zum Wohlstand in der Bevölkerung seit der Industrialisierung) beweist das. Von den aktuellen Freiheitsbeschränkungen profitieren vor allem die Eliten - Ergo weniger Wohlstand für alle und mehr für die Eliten. Das ist nicht im Interesse des Allgemeinwohls und diese Tatsache zu ignorieren mittelfristig gesehen mindestens ebenso egoistisch, denn nicht nur sinkt mit sinkendem Wohlstand und wachsender Knappheit die Lebenserwartung, auch darf die nächste Generation dann unter Präsident Bezos um ihren Platz im Land Amazon kämpfen. Die Vergangenheit lehrt uns, dass es immer eine herrschende Klasse gab, für die das Gesetz nicht galt. Und je größer die Freiheitseinschränkungen des Volkes, desto größer das Gefälle zwischen ihm und den Eliten. Wollen Sie das? Ist es egoistisch davor zu Warnen, oder zumindest Sorgen ob dieser Entwicklung zu formulieren?


Quotezwelvtee #111

ich verstehe nicht, wie man über zerstörte Existenzen spotten kann.
Da wird viel Armut produziert und Armut kostet Lebenszeit.
Was mehr Lebenszeit kostet Corona oder Coronamassnahmen werden wir nie erfahren, denn dazu werden keine Erhebungen gemacht.


Quotekreli2000 #112

Für manche Zeitgenossen scheint die Definition von Freiheit "zuerst ich", zu sein, und genau nach diesem Prinzip funktioniert auch ihr Verstand.



Quotethiak #116

Die Liberalen wollen alles zugleich....Profite für die Pharmaindustrie und dadurch zu langsame Impfungen ... keine Einschränkungen bei der Produktion und gleichzeitig persönliche Freiheit...man glaubt halt, ähnlich Prinz Prospero, durch Geld und Cleverenss davonzukommen....sterben, das tun die anderen...man sollte diese Menschen daran erinnern, dass es den Prinzen auch erwischt hat


Quotetgifew #147

Der Autor unterstellt Kritikern also, sie würden Lagerkritik betreiben, Corona sei eine "linksgrüne Erfindung". Das habe ich so noch nirgends gehört. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass Kritiker an den Corona-Maßnahmen sich eindeutig politischen Lagern zuordnen lassen. Vielmehr sehe ich auf Bildern sogar von Demos Buntgestricktes und indisch angehauchte Festival-Tracht. Sind aber dann wohl eher alte Grüne.

Naja. Wieder mal ein Versuch, gesellschaftliche und politische Spaltung herbeizuschreiben und sich in eine Opfer-Haltung hineinzuphantasieren.


QuotepanchoVilladelacasa #153

Wie mich dieses vorgeblich Antiautoritäre Liberalismus Geschwafel anödet.
Sozialdarwinismus ist die passende Vokabel. Würde es nicht vornehmlich die Schwachen treffen, würde der Virus nicht am meisten dort toben, wo die Wohnbedingungen beengt- und die Arbeitsbedingungen unausweislich ( weit entfernt von der Biosphäre des Home Office ) fatal sind, dann würde es sie schon interessieren.
Aber so kann man ja trefflich auch noch von Überbevölkerung schwadronieren. Nächste Stufe Euthanasie.
Und diejenigen, die diesen dummen ( zynisch wäre ein Euphemismus, denn Sozialdarwinismus ist immer vor allem dumm ) Sozialdarwinismus auf der Zuge tragen, sind zu denkfaul zu kapieren, dass das zu späte Schliessen und viel zu frühe Lockern uns bis dato diese endlos langen Beschränkungen auferlegt.


QuoteCharlyHatGesagt #152

Fast alles in diesem Artikel würde ich sofort als zutreffend unterstreichen. Die Angst vor Freiheitseinschränkung und vor allem davor, wessen Freiheit denn schlussendlich eingeschränkt wird, hat dennoch große Berechtigung. Soll wieder nur der einzelne hart arbeitende Mensch durch Verbote reguliert werden, oder wird endlich der Mut aufgebracht große Konzerne in ihrem fast schrankenlosen Schalten und Walten einzuschränken?


QuoteDegoumois #175

Treffende Abhandlung - mit tiefem Blick in die Seelen derer, welche sich nach wie vor der gigantischen Herausforderung verweigern!
Was nun mit grösster Dringlichkeit ansteht: Wie sag' ich es meinem sich taub stellenden, rebellischen Kinde? Bzw.wie kann es gelingen, jene politischen Protagonist(-inn-)en mit ins Boot zu nehmen, welche noch immer in ihrer kindisch anmutenden Wut verharren?
Wir alle spüren die unaufschiebbare Zäsur, doch wenn wir noch zu lange gegen die Lernresistenz so vieler ankämpfen müssen, wird diese alles entscheidende Schlacht wohl verloren gehen, denn die biosphärischen Prozesse rund um uns herum kennen leider keine "Ökumene" eines Sowohl als Auch!


QuoteLustigerSeth #188

Ich hatte schon früher das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, wenn ich in die Theater gegangen bin und dort die bussi-bussi Gesellschaft Bert Brecht konsumiert hat, und ich auf dem Heimweg drei Straßenzüge weiter an den Mietkasernen vorbeigelaufen bin.

Das Buch Unterleuten wurde mir von vielen Bekannten empfohlen, ich habe es gelesen. Ich fand es unterhaltsam, war aber doch enttäuscht, da es über die gängigen Klischees an keiner Stelle hinauskam.

Der Film Idiocracy hat 2006 die Leute zum schenkelklopfenden Lachen gebracht. Aber Trump hat dann alles getoppt.

Der Liberalismus, so wie er von Frau Zeh, Frau Dorn und Herrn Kehlmann allzu einseitig und oberflächlich propagiert wird, droht zur hohlen Attitüde zu verkommen, und ihre Kunst wird von den Realitäten überholt, gerät zunehmend zu bloßem Eskapismus und Selbstbezogenheit als zum Mittel der Aufklärung.


Quotelangbart #191

Dieser Artikel gehört als Pflichtlektüre in den Schulunterricht. Eins nur zur Vollständigkeit: es ist nicht nur der vorzeitige Tod, der sich als Spießgeselle eines egozentrischen Freiheitsbegriffs einstellt; es ist auch das Long-Covid-Syndrom, das vielen Menschen ihre Lebensqualität, ihre Lebensziele und ihre Leistungsfähigkeit geraubt hat. Man hat sich gar nicht erst bemüht, diese Opfer und Kosten der Pandemie zu erfassen.


Quotesurfbosi #192

... Mich beschleicht oft das Gefühl, dass in der Diskussion um Freiheitsrechte mehr um die Privilegien Einzelner geht. Die der Reichen Gesellschaften gegenüber den Armen, die Natur auszubeuten und innerhalb unserer Gesellschaft gegenüber Armen, die in der Realität ja ihre Freiheitsrechte gar nicht ausüben können, weil ihnen das nötige Kleingeld fehlt. Um diesen Widerspruch zu kaschieren werden dann Ideologien ins Feld geführt, wie dass der Reichtum einzelner ja gut für alle ist, dass man sich nur mehr anstrengen muss, usw... Im Endeffekt ist es ein knallharter Machtkampf, den bisher die Konservativen entschieden haben.


QuoteCh. Breer #194

In anderen Ländern, wie z.B. Taiwan, hat die Bevölkerung freiwillig ganz schnell Maske getragen und ist, soweit es ging, zu Hause geblieben. Da war gar kein Lockdown nötig, um Covid komplett los zu werden. In Deutschland gab es, nachdem die Kanzlerin um Selbstverantwortung gebeten hatte, als Reaktion gleich jede Menge ,,Corona-Parties". Es war überall eine fröhliche Grüppchenbildung und demonstrative Maskenverweigerung zu beobachten. Unsere Regierung hat sich nach einem schon recht harten Lockdown im Frühjahr dann letzten Endes für einen Mittelweg zwischen hartem repressivem Lockdown und ,,schwedischem Modell" entschieden und damit Tote in fünfstelliger Zahl als Preis für die relative, verbliebene Freiheit in Kauf genommen. Wem das noch zu freiheitsberaubend ist, möchte bitte erläutern, was er oder sie denn vorschlägt. Ich sehe immer nur eine polemische Abwehr gegen fast jegliches staatliche Verhalten oder den pauschalen Vorwurf ,,planlos". Was wäre denn ein sinnvoller Plan mit ausreichend verbleibender Freiheit?


Quotemustafa.manni #195

Wie viele Tote möchte die Freiheit in Kauf nehmen, um (wieder) frei zu sein? Diese Frage mußte man sich leider auch schon vor Corona, und wird man sich auch nach Corona (falls es das geben wird) weiterhin in vielen Bereichen seines Lebens stellen müssen. Löst man sich von der Fixierung auf das Thema Corona wird sehr schnell klar, daß die Entscheidung in vielen Fällen zu Gunsten der Freiheit ausfällt. Sogar, in vielen Fällen lediglich zu Gunsten der Normalität oder Bequemlichkeit. Wenn man die Argumentation aus diesem Kommentar konsequent anwenden möchte, bleibt von der Befristung von Freiheitheitsbeschränkungen nicht viel übrig, darüber sollte man sich im Klaren sein. Man sollte die Komplexität dieser Frage nicht reduzieren, weder in die eine Richtung, noch in die andere.


QuoteMarie Ki #197

"die Gewöhnung an das Opfer"

Eine Auffassung von Freiheit, die einem Kriegsschlachtfeld entnommen scheint. Tatsächlich handelt es sich um die Leugnung der menschlichen Freiheit, die Leugnung der Möglichkeit der Selbstbestimmung und positiven Lebenssteuerung.

Die Gewöhnung an das Opfer da, wo es vermeidbar ist, geht einher mit der absoluten Entwertung menschlichen Lebens: "Die rechte Freiheit ist eine sozialdarwinistische Freiheit und geht über Leichen."


...


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Quote[...] Lena blauer Haken @leanindersprite
·
denke melanie von den wilden hühnern wäre impfgegnerin

trude wäre zuerst auch auf melanies seite und findet masken blöd aber dann redet sie einmal mit frieda und nimmt alle maßnahmen sehr ernst

sprotte streitet sich jeden tag mit ihrer oma die denkt corona sei ausgedacht aber am ende bekommt sie es hin dass ihre oma sich doch impfen lässt

fred tut so als würde er sich an alles halten aber insgeheim trifft er sich ständig mit leuten weil er einfach ein dummes toxisches arschloch ist

willi (we stan him) macht ein erneutes mal mit melanie schluss weil ihm auf den sack geht dass sie nicht an wissenschaft glaubt er und frieda helfen im testzentrum aus

wilma muss zuhause extra viel für die schule machen weil ihre mutter findet online unterricht ist nicht vollwertig

torte versucht wenigstens irgendwie geld mit dem ganzen zu machen und verkauft op-masken für den doppelten preis allerdings hat er kaum abnehmer:innen

steve legt täglich seine tarotkarten und seltsamerweise sind seine voraussagen sehr präzise allerdings ist er auch großer fan von drosten und hört davor immer den podcast

sprottes mutter bezieht konstant alles nur auf sich selbst und sieht es als persönlichen angriff auf sie dass sie nun überall eine maske tragen muss außerdem trifft sie sich ständig mit sprottes vater der sich nie testen lässt obwohl er so viel reist


https://twitter.com/leanindersprite/status/1392866154507603968 (Lena blauer Haken, 13. Mai 2021)

Die Wilden Hühner ist eine Jugendbuchreihe von Cornelia Funke. Der erste Band erschien 1993. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Wilden_H%C3%BChner

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Quote[...] Als die "Alles dicht machen"-Videos erschienen, in denen dutzende Schauspieler ironische Apelle an "unsere erhabene Regierung" stellten, um die angeblich unsinnige Willkür der Pandemiemaßnahmen zu kritisieren, dachte sich Pia Lamberty schon, dass da wieder einiges kommen wird. Und die Mails kamen. Und Tweets. Und Facebook-Nachrichten. Und Instagram-Kommentare. Der ganze Hass.

"Pia Lamberty, Du Miststück, wir kriegen Dich bald, dann gnade Dir Gott!" So steht das dann da. Worte wie Säure, die sich durch die psychischen Schutzmechanismen ätzt, die man braucht, wenn man, wie Lamberty, im Jahr 2021 zu Verschwörungserzählungen forscht, auf Antisemitismus hinweist und eine Frau ist - und auch noch öffentlich in Fernsehinterviews auftaucht. Die Sozialpsychologin beschäftigt sich seit ihrem Studium mit "Geheimniswitterern", wie sie es einmal formuliert hat, mit den Auswirkungen des Verschwörungsglaubens auf die Gesellschaft. Das ist die theoretische Seite. Die praktische hat damit zu tun, dass man im Digitalzeitalter sehr viele Menschen mit nur einem Klick erreichen kann, zack, schon hat man ihnen etwas in den Posteingang gegrunzt. Sie sind so weit weg und zugleich so nah, seit alles online passiert. Je nach Perspektive.

Nach "Alles dicht machen" sei es wieder besonders schlimm geworden, sagt Lamberty, während sie sich eine Zigarette dreht, auf einem Tisch in ihrem altmodischen Haus im Osten Deutschlands. Nach eskalierenden Demos der "Querdenker", oder wenn Prominente Verschwörungsideen wiederkäuten, steige die Zahl der Hassnachrichten, die bei ihr einlaufen, der Ton werde dann selbstbewusster, aggressiver. "Immer, wenn die sich auf Demos Raum verschaffen konnten, wenn sie das Gefühl hatten, die Polizei ist auf ihrer Seite, wenn die Gesellschaft sich nicht positioniert hat, dann kriege ich das ab." Und nicht nur sie. Es gebe ja noch viele andere, die nicht so eine große Reichweite haben, zu denen keine Süddeutsche Zeitung fährt, um nachzufragen, wie es ihnen mit den permanenten Anfeindungen geht. Sie kenne junge Wissenschaftlerinnen, die sich nicht mehr trauten, sich öffentlich zu ihrem Thema zu äußern. "Das verändert den Diskurs."

Diskurs. Auch so ein Elitenwort. Im Weltbild von Verschwörungsgläubigen steht Pia Lamberty als zentrale Figur in einem Netzwerk von Manipulatoren, die Corona angeblich benutzen, um die Macht einer kleinen Elite auszubauen. Einer ihrer wissenschaftlichen Aufsätze wurde, ohne, dass sie davon erfuhr, vom Weltwirtschaftsforum republiziert, man findet ihn auf dessen englischsprachiger Website unter der Rubrik "Agenda". Darauf haben sie sich in den entsprechenden Kreisen natürlich gestürzt, dabei bedeutet agenda auf Englisch soviel wie Themenkatalog. In Youtube-Videos wird der Sozialpsychologin unterstellt, dass sie mit "staatlicher oder metastaatlicher Unterstützung" angeblich "psychologische Kriegsführung" betreibe und "Andersdenkende diffamiert". Warum Lamberty über Sachen spreche, von denen sie gar keine Ahnung, fragt einer der Youtuber. "Was erdreistet die sich?"

Der Klassiker, sagt Lamberty. Ihren männlichen Kollegen werde unterstellt, sie seien das pure Böse. Sie hingegen, als Frau, bekomme gesagt, sie sei einfach nur ahnungslos. Vielleicht selbst ein Opfer. Auf jeden Fall hässlich. "Rote Haare wie die rote Gesinnung", schrieb Atilla Hildmann an seine Tausenden Abonnenten auf Telegram. Er fügte auch ihre Mail-Adresse an. "Könnt ihr ja mal schreiben", um zu fragen, "wieviel Geld sie von Soros bekommt", schlug er vor. In Großbuchstaben.

Sie zeigte ihn an, über eine der Beratungsstellen für Opfer von Hassrede. Was daraufhin passierte oder vielmehr nicht passierte, erfuhr sie aus den Medien. Inzwischen soll Hildmann in die Türkei geflohen sein, nachdem er beinahe ein Jahr lang zum "WIDERSTAND!!!!!!" und zu Gewalt aufgerufen hatte. Lamberty schüttelt den Kopf, zündet sich die Selbstgedrehte an. Blickt aus dem Fenster, aus dem der Reporter gern guckt, aber nicht fotografieren darf. Was, wenn jemand etwas auf dem Foto wiedererkennt? Sie gehe nur noch mit Maske mit dem Hund raus, sagt sie. Nicht wegen der Viren, sondern wegen der Leute, die ihr schreiben, dass sie "bald dran" sei. Sie schreddert ihren Büromüll. Überprüft regelmäßig, ob die Tür abgesperrt ist, die Fenster im Keller verschlossen sind.

Das Irritierende am Onlinehass sei, dass er in der analogen Wirklichkeit unsichtbar ist - so lange, bis es zu spät ist. Auch Walter Lübcke habe solche Drohungen erhalten. "Man muss immer gegenchecken: Wie real ist die Bedrohung gerade? Man weiß es nicht. Es reicht eine Person, die meint, sie müsse zur Tat schreiten." Es gebe Tage, da könne sie gut damit umgehen. Aber die anderen Tage gebe es auch.

Lamberty hat im Sommer geheiratet, mitten in der Pandemie. Klein, unspektakulär, eine Lockdown-Trauung auf dem Standesamt. Ihr junger Hund saß dabei auf ihrem Schoß und war noch aufgeregter als sie. Kurz vor der Trauung checkte sie noch mal schnell ihr Handy. Was in der Nachricht stand, die sie sah, weiß sie nicht mehr. Sie erinnert sich nur noch an dieses komische Gefühl. Dass der Hass ihr Begleiter geworden ist, für immer.

Und trotzdem, sagt sie dann, sei es das wert. Ihr Forschungsgegenstand ist mit der Pandemie näher an sie herangerückt, zu nah, aber manchmal entstünde daraus auch Gutes. Nämlich dann, wenn die Angehörigen sprechen. Sie hält derzeit viele Vorträge, gibt per Videochat Seminare und Workshops für verschiedene Institutionen. Fast immer ist unter den Zuhörern jemand, der sich meldet und sagt, es gebe da diesen Fall in der Familie. Dann folgt die Geschichte - trotz der vielen unbekannten Zuhörer. "Wahrscheinlich", sagt Lamberty, "weil da sonst keiner ist". Von der Mutter im Sterbebett, für die sich der Vater nicht interessiert, weil er glaubt, Verschwörer seien hinter ihm her. Von Kindern, die unter der Situation leiden, denen die Eltern aber nicht erlauben, sich Hilfe zu suchen, weil die Therapeuten angeblich auch in der Sache drinsteckten. "Es sind so viele", sagt Lamberty. "Da ist immer ganz viel Überforderung."

Was sie aus diesen virtuellen Begegnungen gelernt hat, soll nun in ein neues Buch einfließen. Das letzte, "Fake Facts", erschienen im Mai 2020, das sie zusammen mit Katharina Nocun schrieb, zu einer Zeit, als man bei Corona noch an Bier dachte, stützte sich hauptsächlich auf Datenanalyse. "True Facts", wieder mit Katharina Nocun, ist nun eine mit Expertinnen und Experten erarbeitete Handreichung. Untertitel: "Was gegen Verschwörungserzählungen wirklich hilft". Das Buch erscheint Ende Mai. Genau ein Jahr später, in dem viel kaputt gegangen ist.

Aber auch, wenn die Gesellschaft genesen sollte von dem Virus, das die Körper befallen und die Hirne vergiftet hat, wird für Lamberty vieles so bleiben, wie es ist. Die Szene der Verschwörungsgläubigen, die sich in diesem Jahr radikalisiert hat, kennt ihr Gesicht. Fotos posten aus dem Urlaub, mal rausgehen, ohne Angst zu haben, das alles wird es für sie nicht geben. Nicht in diesem Sommer und auch nicht im nächsten. Sie wird eingeschlossen bleiben in einer latenten Bedrohung. Ist das der Preis, den man zahlt, wenn man gegen die Verwirrung kämpft? Oder geht das irgendwann weg? "Ich glaube, dass das bleibt", sagt Lamberty.


Aus: "Datenrecherche #hassmessen: Unerträglich nah" Philipp Bovermann (11. Mai 2021)
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/querdenken-atilla-hildmann-alles-dicht-machen-hate-speech-verschwoerungstheorien-corona-hass-im-netz-1.5289254

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Quote[...] Spargel ernten, Salat pflanzen oder Rhabarber schneiden: Hunderttausende Saisonkräfte sind dieses Frühjahr wieder in der deutschen Landwirtschaft unterwegs. Sie dürfen in diesem Jahr 102 Tage ohne Sozialversicherung arbeiten. Auf so viele Tage hat der Bundestag die Versicherungsbefreiung Mitte April mit Stimmen von CDU/CSU, SPD und AfD ausgeweitet. Vorher galt die Versicherungsfreiheit für 70 Arbeitstage.

Die Verlängerung sei nötig, um die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln sicherzustellen, heißt es aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium. "Andererseits wird durch die geringere Personalfluktuation das Infektionsrisiko verringert", so eine Ministeriumssprecherin. Grüne und Linke kritisieren das. Sie fordern statt verlängerter Ausnahme eine komplette Abschaffung der Sozialversicherungsbefreiung. Derzeit sind viele Saisonarbeiter nur verpflichtend unfallversichert. Kranken- und Rentenversicherungspflicht besteht nicht.

Die Gewerkschaft IG BAU und das gewerkschaftsnahe Beratungsprojekt Faire Mobilität kritisieren die Bedingungen scharf. Sie fordern insbesondere eine Krankenversicherungspflicht. "Ich finde das inakzeptabel, gerade in Pandemiezeiten", sagt Oskar Brabanski von der Fairen Mobilität in Nürnberg. Bemerkenswert: Zumindest einfache Krankenversicherungen gibt es schon für weniger als 50 Cent pro Tag und Arbeiter.

"Diese Versicherungen reichen aber nicht aus. Da ist fast alles ausgeschlossen", sagt Reinhard Steffen von der IG BAU NRW. Es ist ohnehin unklar, wie viele Landwirte diese Versicherungen überhaupt abschließen. Der Bauernverband geht von einer hohen Quote aus. Gewerkschaftsvertreter Steffen hat einen anderen Eindruck - und das legen auch Stichproben des WDR nahe.

Die Alternative seien befristete Arbeitsverträge. "Wir wollen, dass dieser Missbrauch endlich beendet wird", sagt auch Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag. Es gebe schon heute Betriebe, die ihre Kräfte vernünftig anstellten - doch diese seien die Verlierer, weil Mehrkosten bei hohem Preisdruck entstünden. Der Deutsche Bauernverband widerspricht. Viele Saisonkräfte wollten gar nicht länger arbeiten als für den versicherungsfreien Zeitraum. Denn sonst müssten sie die üblichen Lohnabzüge in Kauf nehmen.

Viele Landwirte sparen offenbar auch bei der Unterbringung. "Wir sind sprachlos, schockiert. Selbst wenn in Rumänien die Bezahlung schlecht ist, die Lebensbedingungen sind anständiger. Hier ist es schlimmer als im Schafstall", sagen Konstantin und Nikolai. Nach einem Streit mit ihrem Bauern im Rheinland mussten sie nach nur fünf Tagen wieder abreisen. Erst mit Hilfe der Gewerkschaft IG BAU rückte der Landwirt ihren Lohn und die Papiere raus.

Ein Grund für den Streit: Eine heruntergekommene Containerunterkunft. Zum Schlafen hatten sie billige Matratzen, und trotz Nachtfrostes gab es nur einen kleinen Elektro-Heizlüfter, wie WDR-Recherchen für das Magazin Plusminus zeigten. Auf Fotos der beiden ist eine dreckige Dusche, eine Toilette und ein Herd zu sehen - angeblich für mehr als zehn Saisonkräfte. Der Bauer wollte sich dazu nicht äußern.

Gerade im Corona-Jahr 2021 gibt es klare Regeln für die Saisonarbeit. Etwa dürfen maximal zwei Personen pro Container untergebracht sein. Reinigungspläne sind vorgeschrieben. Und auf dem Feld gilt überall dort Maskenpflicht, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.

Die Saisonkräfte kommen sich während der Arbeit auf einigen Höfen trotzdem sehr nahe - und zwar ohne Maske. Die möglichen Folgen: ein Corona-Ausbruch wie zuletzt auf einem großen Spargelhof in Niedersachsen. Dort steckten sich 130 der insgesamt fast 900 auf dem Hof getesteten Personen an. Corona-Ausbrüche seien aber "sehr bedauerliche Einzelfälle", heißt es dazu vom Deutschen Bauernverband. Regelmäßige Testungen und andere Hygienemaßnahmen würden wirken. "Aus jetziger Sicht ist eine weitere Anpassung der Infektionsschutzregeln nicht erforderlich", heißt es vom Verband.

Ein Corona-Risikofaktor scheint bereits die Anreise zu sein. Die Vorschrift ist, dass die Erntehelfer einen maximal 48 Stunden alten Test aus der Heimat brauchen - oder aber einen frischen Test spätestens zwei Tage nach Ankunft. Das führt dazu, dass offenbar viele Erntehelfer in vollbesetzen Kleintransportern über die Grenze kommen - und zwar ungetestet.

Das Recherche-Team fragte rumänische Transportunternehmen an, getarnt als potenzielle Erntehelfer. Das Ergebnis: Von zehn Unternehmen wollte keins einen Negativtest für die Fahrt haben. Und auch an der Grenze scheint es höchstens stichprobenartige Kontrollen zu geben, wie der WDR von rumänischen Fahrern erfuhr.


Aus: "Erntehelfer in Deutschland: Kein Schutz, keine Versicherung?" Philip Raillon, Dirk Bitzer und Traian Danciu, WDR (13.05.2021)
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/erntehelfer-krankenversicherung-101.html

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Quote[...] Agnieszka wusste, dass die Spargelernte Knochenarbeit ist. Auch, dass sie nach ihrer Ankunft in Deutschland zunächst zwei Wochen in Arbeitsquarantäne musste, hatte man ihr gesagt. Aber nach mehr als einem Monat in Isolation hat sie genug: "Wir werden wie Sklaven behandelt, nur vom Hotel zur Arbeit gebracht und zurück."

Ihre Kollegin Ilona weigert sich zu arbeiten. "Ich will nach Hause fahren", sagt sie. Nun wartet sie auf ihrem Zimmer. Ihre Mitbewohnerinnen arbeiten weiter, daher hat Ilona Angst, dass sie das Virus in die Unterkunft einschleppen. Es wäre nicht nur gefährlich, sondern könnte ihre Quarantäne nochmal verlängern.

1011 Menschen arbeiten derzeit auf dem Spargelhof von Heinrich Thiermann im niedersächsischen Kirchdorf. Vor allem hunderte Polen und Rumänen. Ende April, als die Arbeitsquarantäne begann, waren 47 Arbeiter infiziert. Bis heute sind es bereits 131 Personen.

DW sprach mit sechs polnischen Arbeiterinnen, die am Telefon von der Lage hinter dem verriegelten Tor des Hofs erzählt haben. Ihre Namen wurden im Text geändert. Die DW hat auch Kontakt zu dem Unternehmen aufgenommen. Nach der ersten Veröffentlichung des Artikels auf Polnisch bestätigten weitere Beschäftigte die von uns beschriebenen Zustände. Die Aussagen machen deutlich, wie die Ungleichheiten auf den europäischen Arbeitsmärkten die Verbreitung des Coronavirus begünstigen können.

Am 30. April verfügte das Gesundheitsamt Diepholz eine zweiwöchige Quarantäne bei Thiermann GmbH. "Aufgrund des diffusen Infektionsgeschehens innerhalb des Betriebs ließen sich die engen Kontaktpersonen zu den nachweislich Infizierten nicht klar definieren", erklärt Mareike Rein, Sprecherin des Landkreises. Mit anderen Worten: das Virus war überall.

Sogar verheirateten Paaren, die in anderen Teilen des Hofs arbeiten, wurde es verboten, sich zu treffen. Sicherheitspersonal wurde angestellt, um die Quartiere zu bewachen. Mittag- und Abendessen werden serviert. Erst vor wenigen Tagen wurde ein effizientes System zum Einkaufen eingerichtet.

Da die Zahl der Neuinfektionen aktuell wieder sinkt, entschied das Gesundheitsamt, die Betriebsquarantäne aufzuheben - jedoch nicht für alle: Für rund 200 Erntehelfer, die als Kontaktpersonen gelten oder mit Infizierten in derselben Unterkunft gewohnt haben, wurde sie bis zum 18. Mai verlängert.

Weder das Unternehmen noch das Gesundheitsamt teilten auf Anfrage der DW mit, wie viele Menschen im Krankenhaus behandelt werden. Die Arbeiter, mit denen wir sprechen konnten, berichten von möglicherweise bis zu fünf Personen, eine von ihnen soll schwer an COVID-19 erkrankt sein.

Die Thiermann GmbH sagt, dass alle Mitarbeiter versichert sind. Es entstehen "keine Kosten bei Krankheit und sie erhalten eine Lohnfortzahlung", sagte Sprecherin Anke Meyer der DW. Eine der infizierten Frauen erzählte hingegen, dass sie auch während der Krankschreibung für die Unterkunft bezahlen muss.

Arbeitsquarantäne bedeutet, dass die Arbeiterinnen ihre Unterkunft nur zum Zweck der Arbeit verlassen dürfen. Selbst ein Ausbruch stoppt die Produktion nicht. So wie auf dem Bauernhof von Henrich Thiermann. Er ist einer der größten Spargelproduzenten in Deutschland. Auf seinen Feldern ernten jedes Jahr Hunderte Arbeiter aus Osteuropa Tonnen "des weißen Goldes" von Deutschland.

Laut Thiermann ist die Situation unter Kontrolle. Nach dem Ausbruch versicherte er in einem ersten Interview mit der lokalen "Kreiszeitung", dass der Betrieb über ein Hygienekonzept verfüge, welches dem Grundsatz "zusammen leben und zusammen arbeiten" folge. Die Mitarbeiter würden zweimal pro Woche getestet und die Sicherheitskräfte überprüften die Quartiere, damit "eine Durchmischung unterbunden wird".

Marzena wäre vielleicht noch gesund, wenn die Aufteilung gut funktionieren würde. Aber sie und ihre Mitbewohnerin arbeiteten an zwei unterschiedlichen Spargelsortierbändern. Zuerst wurde die Kollegin krank, danach sie selbst.

Sie seien in einer Gruppe von 50 Personen zur Arbeit geführt, und dann in kleinere Gruppen von je zwölf Menschen aufgeteilt worden. "Es wird nicht darauf geachtet wer zusammen wohnt", sagt sie. "In der Sortieranlage besteht keine Möglichkeit, Abstand zu halten", die Maschine arbeite schnell, man müsse in Bewegung sein, um Kollegen zu helfen. "Wir arbeiten Hand in Hand".

Unsere Gesprächspartnerinnen erzählen auch von Schutzmaßnahmen im Betrieb. In diesem Jahr wohnen nur zwei oder drei statt acht Personen in einem Zimmer. Die Vorarbeiter achten wohl auch darauf, Schutzmasken zu tragen und Abstände einzuhalten. Die Firma teilt mit, dass unter anderem Arbeitsbereiche vergrößert, Arbeitsprozesse optimiert und reichlich FFP2-Masken bestellt wurden.

Warum war dann der Ausbruch so massiv? "Sie hätten uns schon nach den ersten Fällen durchtesten müssen, und nicht erst als die Plage ausgebrochen ist", sagt Agnieszka. Wie die meisten Saisonarbeiterinnen kam sie in der ersten Aprilhälfte auf den Hof. Den ersten Schnelltest habe sie erst drei Wochen später, am 28. April, bekommen.

Wann wurden denn die ersten Fälle entdeckt? In einem weiteren Artikel der "Kreiszeitung" bestätigte Thiermann das Datum des ersten Ausbruchs: 18. April 2021. Die Sprecherin des Landkreises bestätigte der DW die ersten Meldungen in der Woche vom 19. bis 25. April. Die polnischen Arbeiterinnen sprechen selber auch von ersten positiven Fällen am 18. April. "Schon seit Beginn der Saison wurden Schnelltests für alle Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt", sagte Thiermann in dem Artikel. "Nicht alle Beschäftigte haben das Angebot angenommen. Als es am 18. April zu der ersten Infektion kam, begannen wir mit regelmäßigen Testungen und wurden dann, als vermehrt positive Fälle auftraten, am 29. und 30. April mit den PCR-Reihentestungen vom DRK und Gesundheitsamt des Landkreises Diepholz unterstützt." Aber von dem Tag der Entdeckung der ersten Fälle bis zur Reihentestung der gesamten Belegschaft hatte das Virus etwa zehn Tage Zeit, um sich auszubreiten.

"Es war wie im Horrorfilm", erinnert sich Barbara an den 28. April, den Tag der Durchtestung. Sie sagt, dass Frauen mit positiven Testergebnissen bis 23 Uhr draußen warten mussten, bis sie in ein anderes Hotel gebracht wurden. "Andere weinten, weil sie nach Hause wollten, aber nicht mehr durften", erzählt sie.

Noch in derselben Nacht beschlossen etwa hundert Frauen aus einer Unterkunft zu streiken. Die nächsten zwei Tage gingen sie nicht zur Arbeit. Aus Angst vor dem Virus, aber auch weil sie bessere Löhne forderten. Heinrich Thiermann sei zu Ihnen gekommen, habe mit den Vorarbeitern gesprochen, sei aber nicht auf die Forderung eingegangen, erzählen zwei Frauen.

Einige Personen nutzten die Verwirrung und flohen nach Polen ohne Bezahlung. Die Thiermann GmbH antwortet nicht auf die Frage, ob diese Personen ihren Lohn erhalten werden. Von den Arbeiterinnen hören wir, dass die Firma sich weigert sich, sie zu bezahlen.

In den Arbeitsverträgen, deren Kopien der DW vorliegen, lesen wir von Bezahlung "in einem Bonussystem unter Beibehaltung des Mindestlohns" (aktuell 9,50 brutto pro Stunde). Die Arbeiter sprechen lieber vom Nettolohn. Für sie ist es wichtig, wie viel sie mit nach nach Hause bringen können. Dieser Satz schwankt jedoch täglich. Zuletzt sei es 6,80 Euro netto pro Stunde, sagen zwei Angestellte. Pro Tag werden 9,80 Euro für die Unterkunft und Mittagessen abgezogen.

Um in diesem System gutes Geld zu verdienen, muss man so viele Stunden wie möglich schuften: deswegen arbeitet man 7 Tage in der Woche, manchmal 11 Stunden am Tag.

Nach zwei Tagen kehrten aber immer mehr Frauen zur Arbeit zurück. "Sie haben auf unsere Forderung nicht reagiert, weil sie wussten, dass wir nicht weg können", sagt eine von ihnen. Außerdem mussten sie jeden Tag weiter für ihre Unterkunft bezahlen.

Mitarbeiter, die nach Polen zurück möchten, stehen vor einem Dilemma: "Wenn sich eine Kollegin am Band infiziert, wird meine Quarantäne verlängert", erklärt eine Arbeiterin. Unter ihnen sind auch einige, für die die verlängerte Quarantäne bis zum 18. Mai gilt. Aus der geplanten Heimreise schon an diesem Freitag (13. Mai) wird vorerst nichts.

Barbara, die dieses Jahr zum ersten Mal zu Thiermann kam, erinnert sich an ihre entschlossene Haltung: "Ich habe gehört, dass es schwer sei, aber ich habe keine Angst vor der Arbeit", sagt sie. Nach ein paar Wochen auf dem Bauernhof schwört sie: "Nie wieder. Nicht unter diesen Bedingungen, nicht für dieses Geld".

Trotzdem kommen jedes Jahr viele zurück. "Unser Plan ist jedes Jahr der gleiche: Kommen, Geld verdienen und so schnell wie möglich zurück fahren", sagt Agnieszka.

In diesem Jahr macht ihnen die Pandemie einen Strich durch die Rechnung.


Aus: "Deutschland - Spargelernte: Corona-Quarantäne für Erntehelfer" Grzegorz Szymanowski  (13.05.2021)
Quelle: https://www.dw.com/de/spargelernte-corona-quarant%C3%A4ne-f%C3%BCr-erntehelfer/a-57510474

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Quote[...] Die weltweite Verbreitung des Coronavirus mit ihren schrecklichen Auswirkungen hätte nach Ansicht unabhängiger Experten vermieden werden können. Dafür aber hätten die Warnsignale sofort beachtet, die WHO früher Alarm schlagen und die einzelnen Länder konsequenter reagieren müssen, heißt es in einem am Mittwoch in Genf vorgelegten Bericht eines internationalen Expertengremiums.

,,Die Situation, in der wir uns heute befinden, hätte verhindert werden können", konstatierten die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingesetzten Experten. Ein ,,toxischer Cocktail" aus Zaudern, fehlender Vorbereitung sowie schlechter Reaktion auf die Krise sei für das dramatische Ausmaß verantwortlich, erklärte die Ko-Präsidentin des Gremiums, Ellen Johnson Sirleaf. Nur so habe sich die jetzige ,,katastrophale humanitäre Krise" entwickeln können, die von den Experten als ,,Tschernobyl des 21. Jahrhunderts" bezeichnet wird.

An den Folgen einer Corona-Infektion starben weltweit inzwischen mindestens 3,3 Millionen Menschen. Staatliche Institutionen hätten vielerorts ,,versagt in der Aufgabe, Menschen zu schützen", heißt es in dem Bericht. Zudem hätten Erkenntnisse der Wissenschaft leugnende Staats- und Regierungsschefs beziehungsweise andere Verantwortliche das Vertrauen in die nötigen Maßnahmen zersetzt.

,,Schlechte strategische Entscheidungen, fehlender Wille zur Bekämpfung von Ungleichheiten und ein unkoordiniertes System schufen einen toxischen Cocktail, der es der Pandemie erlaubte, sich in eine katastrophale humanitäre Krise zu entwickeln", erklärte die ehemalige liberianische Präsidentin Sirleaf, die gemeinsam mit der früheren neuseeländischen Premierministerin Helen Clark das Gremium leitet. ,,Es gab eine Spirale von Versagen, Lücken und Verzögerungen bei der Vorbereitung und der Reaktion."

Die Forderungen Experten zur Bekämpfung der Corona-Pandemie:

    * Länder mit genügend Impfstoff sollen bis September zusammen eine Milliarde Impfdosen für 92 ärmere Länder zur Verfügung stellen.
    * Pharmafirmen sollen freiwillig mehr Lizenzen zur Impfstoffherstellung vergeben. Wenn die Produktion damit in den nächsten drei Monaten nicht angekurbelt wird, soll unmittelbar eine Aufhebung der Patente in Kraft treten.
    * Die reichsten Länder (G7) sollen sofort 60 Prozent der fehlenden 19 Milliarden Dollar für das Programm ACT Accelerator bereitstellen, das die Erforschung und globale Verteilung von Impfstoffen, Medikamenten und Tests organisieren soll.

China hatte Ende Dezember 2019 über die Häufung einer unbekannten Lungenkrankheit in Wuhan berichtet. Die WHO erklärte erst am 30. Januar eine ,,Notlage von internationaler Tragweite", die höchstmögliche Alarmstufe. Das verpflichtet Länder, Vorkehrungen zu treffen.

Die WHO sprach aber erst am 11. März von einer Pandemie. Das hat nach den WHO-Gesundheitsvorschriften anders als die Erklärung der ,,Notlage" zwar eigentlich keine Konsequenzen. Im Rückblick war das aber erst der psychologisch notwendige Schub, um Regierungen richtig in Alarmbereitschaft zu versetzen.

Das Gremium aus 13 Experten war nach heftiger Kritik an der WHO von dieser ins Leben gerufen worden. Es untersuchte acht Monate lang die Ausbreitung des Coronavirus und die von der WHO und den einzelnen Staaten ergriffenen Maßnahmen.

Die WHO war oft kritisiert worden, vor allem zu Beginn zu langsam reagiert zu haben. Auch die Experten kamen nun zu dem Schluss, dass die WHO den weltweiten Gesundheitsnotstand früher als am 30. Januar 2020 hätte ausrufen müssen.

Allerdings betonte die Ko-Vorsitzende Clark, dass dies wahrscheinlich nicht viel geändert hätte. Ohnehin hätten viele Länder erst reagiert, nachdem die WHO im März 2020 die Epidemie zur weltweiten Pandemie erklärt habe.

Es habe also unmittelbar nach dem erstmaligen Auftreten des neuartigen Coronavirus Ende 2019 in Wuhan ,,ganz klar Verzögerungen in China" gegeben, konstatiert Clark. ,,Aber letztlich gab es überall Verzögerungen." Ohne all diese Verzögerungen ,,würden wir jetzt nicht diese Ausmaße haben".

Das Expertengremium zog allerdings nicht nur Bilanz, sondern richtete das Augenmerk auch in die Zukunft: Um das Virus weltweit einzudämmen, müssten die reichen Länder, in denen die Impfkampagne schon weit fortgeschritten sei, bis zum 1. September mindestens eine Milliarde Impfdosen an die ärmsten Staaten der Welt spenden. Mehr als zwei Milliarden weitere Dosen sollten bis Mitte 2022 zur Verfügung gestellt werden, forderten sie.

Außerdem unterbreitete die Gruppe in ihrem Abschlussbericht mehrere Vorschläge, wie die Bildung eine Globalen Gesundheitsrates, um zukünftig gegen neue Krankheiten besser gewappnet zu sein. ,,Das jetzige System ist gescheitert und schützte uns nicht vor der Covid-19-Pandemie", sagte die zweite Ko-Vorsitzende, Ellen Johnson Sirleaf.

Konkret schlägt die 13-köpfige Gruppe vor, dass die Weltgesundheitsorganisation und die Welthandelsorganisation die großen Herstellerländer von Impfstoffen und die Firmen zusammenbringen. Die Kontrahenten sollen innerhalb von drei Monaten freiwillige Lizenzvergaben und den nötigen Technologietransfer beschließen. Falls keine Einigung zustande komme, sollte die vieldiskutierte Aussetzung der Patenrechte auf Produkte gegen Covid-19 in Kraft treten.

Im Oktober hatten Südafrika und Indien bei der WTO beantragt, geistige Eigentumsrechte und Patente auf Impfstoffe, Medikamente, Diagnostika und medizinische Ausrüstung gegen Covid-19 vorübergehend aufzuheben, um die Produktion in armen Ländern zu vergrößern. Inzwischen unterstützen viele Entwicklungsländer, die USA und Hilfsorganisationen die Initiative. Die Pharmaindustrie und große Pharmaländer wie Deutschland lehnen das Ansinnen jedoch ab.

Nach Auffassung der Experten Vakzin-Produzenten freiwillig ihr Wissen weitergeben und beim Aufbau von Produktionskapazitäten helfen. ,,Wenn es da innerhalb von drei Monaten keinen Fortschritt gibt, sollte es eine Aussetzung des Patentschutzes geben", heißt es in dem Bericht.

Überdies unterstützt die Kommission die Forderung nach einem internationalen Rahmenabkommen zum Pandemieschutz, eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung der WHO sowie einen ständigen Fonds, aus dem Gelder für den Kampf gegen neue Pandemien fließen sollen. (AFP, epd, dpa)


Aus: "Experten sind überzeugt – Corona-Pandemie hätte verhindert werden können" Nina Larson (13.05.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/das-tschernobyl-des-21-jahrhunderts-experten-sind-ueberzeugt-corona-pandemie-haette-verhindert-werden-koennen/27184768.html


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Quote[...] In Neuseeland, einem Land fast ohne Corona, blühen die Verschwörungs­theorien um das Virus – ganz besonders in der Musik- und Esoterik­szene.

Equinox, so lautet der Name der Herbstsonnenwende auf der Südhalbkugel in Neuseeland. In diesem Jahr feierten über 3.000 Menschen das Ereignis gemeinsam bei ,,Earth Beat" – laut Selbstauskunft das ,,innovativste und erdverbundenste Festival in Aotearoa" – so der ursprüngliche Maoriname Neuseelands. Sie mussten keine Masken tragen oder einen Sicherheitsabstand einhalten. Denn der Fünf-Millionen-Staat hat die Coronapandemie dank durchgreifender Maßnahmen im Innern und geschlossener Grenzen nach außen vorerst besiegt. Der letzte landesweite Lockdown endete vor einem Jahr.

In jener Märznacht tanzen die Feiernden ekstatisch zu den Songs von Matiu Te Huki, einem beliebten Musiker in der Alternativszene. Nach Mitternacht greift er sich zwischen seinen Sets das Mikrofon. Doch anstatt wie bei seinen früheren Konzerten über Liebe und Gemeinschaft zu plaudern, ergeht sich der Sänger in einer Brandrede gegen Impfungen, die ,,unsere Körper vergiften".

Die Pandemie nennt er ,,plandemic" – nach einem gleichnamigen 26-minütigen Propagandafilm, der im letztes Jahr Karriere machte, inzwischen von sämtlichen Plattformen gelöscht wurde und reihenweise Falschmeldungen über das Coronavirus verbreitet. Viele Zuschauer klatschen und jubeln dem Sänger zu. Andere sind entsetzt.

Sam Thompson etwa, die in der Nähe der Bühne sitzt, traut ihren Ohren nicht und wundert sich, warum die Veranstalter diese Einlage dulden. Für eine andere Besucherin ist die Party in diesem Moment gelaufen. ,,Es ist traurig, dass jemand, der so fehlinformiert ist, seine Position auf diese Weise missbraucht", sagte sie.

Die Therapeutin Ari Amala, die einen Workshop bei Earth Beat abgehalten hatte, beschreibt das Intermezzo in ihrem Blog: ,,Tausende von Dollar an Sound-Ausrüstung wurden benutzt, um eine Botschaft zu propagieren, die zutiefst schädlich fürs Gemeinwohl ist."

Alle drei gehören zu FACT. Das ist eine Abkürzung für ,,Fight Against Conspiracy Theories", also dem Kampf gegen Verschwörungsmythen. Es handelt sich um ein neues Netzwerk von Aktivisten, von der Krankenschwester bis zum Filmproduzenten. Noch sind sie wenige, aber schon heute ausgesprochen effektiv. Über hundert Mediziner und Akademiker haben einen offenen Brief unterschrieben, mit dem FACT gegen die Zusammenarbeit von andersgläubigen Wissenschaftlern mit den Querdenkern protestiert. Die Mikrobiologin Siouxsie Wiles, Pendant zu Christian Drosten und gerade zur Neuseeländerin des Jahres gekürt, unterstützt die Aktion.

In dem kleinen Land, das weltweit die wenigsten Coronatoten gemessen an der Bevölkerungszahl aufweist und eine Normalität des Alltags genießt, von dem andere nur träumen können, wächst paradoxerweise der Einfluss von Menschen und finanzstarken Lobbygruppen, die gegen effektive Covid-19-Maßnahmen rebellieren und Fehlinformationen verbreiten. Sie organisieren Veranstaltungen und bringen Millionen Handzettel unters Volk, in denen sie sich gegen Impfungen aussprechen.

Das Coronavirus hat Neuseeland zwar verschont, aber nicht der Einfluss von rechtsradikalen Gruppierungen wie QAnon. Dort wird die Legende verbreitet, dass Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern in Wahrheit ein Mann sei und das Moschee-Attentat von Christchurch selbst eingefädelt habe, um damit Waffengesetze zu verschärfen.


Der Kampf gegen Corona in Neuseeland - Strenge Quarantäne Die Corona-Pandemie gilt in Neuseeland als weitestgehend überwunden. Am Sonntag wurden dort lediglich noch 19 aktive Fälle gezählt, davon ein einziger neuer in den letzten 48 Stunden. Alle gingen auf Einreisen aus dem Ausland zurück. Diese Personen müssen sich seit mehr als einem Jahr grundsätzlich für 14 Tage in ein Quarantäne-Hotel begeben, bevor sie sich frei bewegen dürfen. Die Kosten müssen die Reisenden übernehmen.
Ausnahme Australien Eine Ausnahme gilt lediglich für Personen aus Australien, wo die Inzidenzwerte ebenfalls sehr gering sind. Australien und Neuseeland bilden also eine Art gemeinsame Reiseblase.
Die Zahlen Seit Ausbruch der weltweiten Pandemie zu Beginn des vergangenen Jahres wurden in Neuseeland nach offiziellen Angaben 2.627 Fälle von Covid-19 verzeichnet. 26 Personen sind verstorben. (taz)

,,Sovereignty" (Eigenhoheit) lautet das Schlagwort, mit der derlei Mythen unters Volk gebracht werden. Es stößt auch bei einigen Maori auf offene Ohren, die aus historischen Gründen dem staatlichen Gesundheitssystem misstrauen und eine Unabhängigkeit von der britischen Kolonialmacht fordern. Ihr Populist heißt Billy Te Kahika, auch er ein Musiker, dazu Covid-19-Leugner und ­QAnon-Anhänger. Er weigert sich, auf Inlandflügen die vorgeschriebene Maske zu tragen.

Doch als der gescheiterte Politiker einen Protest vor den Quarantäne-Einrichtungen in der Stadt Christchurch plant und Isoliertenhotels als Lager für politische Gefangene bezeichnet, tauchen schon Stunden zuvor ein Dutzend FACT-Unterstützer auf. Sie halten keine Gegendemonstration ab, sondern überbringen den Betreibern des umfunktionierten Hotels lieber ein Dankeschön dafür, da sie das Virus aus dem Land halten.

,,Wir Kiwis sind generell friedliche Menschen. Positives Einwirken wirkt daher oft besser als aggressive Reaktionen", sagt FACT-Sprecherin Jacinta O'Reilly. ,,Wir verstehen, warum Menschen in der Pandemie den Bezug zur Realität verloren haben und anfällig für bestimmte Ideologien sind." Daher setzen die Aktivisten präventiv dort an, wo sie ein Umfeld für Verschwörungsglauben vermuten – zum Beispiel bei New-Age-Festivals. Denn Earth Beat war nicht das erste Konzert, bei dem der Musiker Te Huki seine Ansichten über Masken, Impfungen und Lockdowns von der Bühne aus verbreitete. Das gleiche passierte bereits bei ,,Resolution", dem Silvesterableger des Esoterikfestivals ,,NZ Spirit".

Schon seit dem letzten Jahr entwickelte sich seine Facebook-Seite zunehmend zur Verschwörungsbühne. Te Huki behauptet, die Regierung würde das Volk ,,terrorisieren" und habe die ,,Agenda, all unsere Freiheiten wegzunehmen". ,,Leute wie die Rockefellers und die Rothschilds beherrschen die Welt auf solch eine zersetzende, hinterhältige, böse, psychopathische Weise", erklärte er im Juli 2020 in einem Video. ,,Sie haben die Medien gekauft, sie haben die WHO und die Vereinten Nationen gekauft." Obwohl sich viele Fans abwenden, steigert sich seine mit Verschwörungswahn durchtränkte Eigenwerbung immer weiter. Er empört sich etwa über angebliche ,,Zwangsimpfungen". Die Impfungen mit dem Biontech-Wirkstoff, die ab dem Juli allen Kiwis zur Verfügung stehen sollen und für einige Berufsgruppen bereits begonnen haben, sind allerdings freiwillig.

Sadra Saffari, der Intendant von ,,Earth Beat", hat nach eigener Aussage die Coronamythen auf seiner Festivalbühne am 20. März nicht mitbekommen, aber er findet sie ,,bedenklich". Er hätte sich ein Vorgespräch darüber gewünscht. ,,Wir werden es mit Matiu bereden", sagt der Organisator des Festivals. ,,Vielleicht müssen wir so etwas in Zukunft in den Künstlerverträgen festhalten. Wir wollen keine Plattform sein für etwas, das nicht im Interesse unserer Community und des gesamten Landes ist." Der umstrittene Musiker hat nach der Empörung, die sein Auftritt bei ,,Earth Beat" ausgelöst hat, einige Falschaussagen gelöscht – aber sich zugleich über die ,,cancel culture" beschwert.

Die Auftritte von Te Huki sind nicht die einzigen, bei denen auf alternativen Festivals gewollt oder unbeabsichtigt Verschwörungstheorien verbreitet werden. Auch bei ,,Luminate", das in jedem zweiten Jahr 4.000 Menschen zu Trommelkreisen, Feuerspuckern und Kakaozeremonien nach Golden Bay zieht, haben Coronaleugner schon auf sich aufmerksam gemacht. Als die Organisatorinnen im letzten Jahr auf ihrer Webseite zu David Icke verlinken – einem Holocaust-Leugner und prominenten Erfinder der Illuminati-Verschwörungsmythen, bekommen sie Gegenwind zu spüren. DJs und Künstler wie Alt-Country-Star Marlon Williams kritisieren die Entscheidung in einem offenen Brief.

Die ,,Luminate"-Organisatoren nehmen daraufhin den Link des Briten, für den in Australien ein Einreiseverbot besteht, von ihrer Webseite. Nach einigen missglückten Halb-Entschuldigungen erklärt das Management in einem Statement, dass man weder Rechte noch QAnon unterstütze. Ein Shitstorm führt dazu, dass weniger Tickets verkauft werden und die Veranstaltung im Februar deutlich kleiner als zuvor ausfällt.

Eine kleine Truppe hält am Rande des Festivals ein Meeting zum Thema ,,Covid – The Great Reset" (der große Neustart) ab. Dieser Verschwörungsmythos behauptet, die ,,Eliten" wollten im Zuge der angeblichen Pandemie endgültig die Weltherrschaft an sich reißen. Die Gruppe darf allerdings ihre Plakate nicht aufhängen.

Einer der Köpfe des ,,Luminate"-Festivals zählt jedoch nach wie vor zu den Unterstützern einer Anti-Lockdown-Gruppe mit dem Namen ,,Voices for Freedom" und der ,,Outdoor Party". Diese Splitterpartei, die auf Facebook Impfungen mit Vergewaltigung und Mord verglichen hat, will die Regierung verklagen und arbeitet mit einem bekannten Rechtsradikalen zusammen, der Fehlinformationen verbreitet.

,,,Luminate' war ein Wendepunkt", sagt Jacinta O'Reilly von FACT. Auf Facebook bildet sich anschließend die ,,Rabbit Hole Resistance" als Netzwerk für jene, die sich gegen Verschwörungsglauben stellen und anderen dort heraushelfen wollen. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Mitgefühl und guter Kommunikation. Ihr erstes Meeting haben die neuseeländischen ,,Kaninchen" ebenfalls auf einem Festival: bei Kiwiburn. Danach formierte sich im März FACT.

,,Conspirituality", das Überlappen von Wellness und Esoterik mit antisemitischem, transphobem und rassistischem Irrglauben, nach dem auch ein gleichnamiger Podcast benannt ist, ist das Feld der Factivisten. ,,Wir brauchen ein besseres Verständnis in der Yoga- und Festivalszene davon, wie fiktionale Behauptungen als geheime Wahrheit präsentiert werden," sagt Jacinta O'Reilly. ,,Dahinter stecken oft finanzielle Interessen von Lobbygruppen und Firmen, die Zusatzpräparate oder ätherische Öle vertreiben. Sie manipulieren bewusst Menschen, die berechtigte Zweifel an der Schulmedizin und Pharma-Industrie haben. Wir müssen den Veranstaltern dafür die Augen öffnen."

Die pensionierte Lehrerin findet es ironisch, dass ausgerechnet Massenveranstaltungen, die in Neuseeland nur deshalb stattfinden können, weil strenge und einheitliche Coronamaßnahmen ergriffen wurden, zum Tummelplatz derer werden, die diese als eine Bürgerrechtsverletzung bezeichnen. Deshalb tritt FACT im April mit einem Appell an die größte Esoterik-Show des Landes heran, das bevorstehende ,,NZ Spirit Festival".

Ihre erste Bitte lautet: Ein neuer Gesundheits- und Sicherheitshinweis zum Coronarisiko auf der Webseite – zum Beispiel die Empfehlung zur Nutzung der neuseeländischen Tracking-App und ein Hinweis, bei Symptomen jeder Art dem Fest fernzubleiben. Beides nicht selbstverständlich in einer Szene, in der viele die Vorsichtsmaßnahmen in Geschäften und bei Versammlungen als staatliche Überwachung bezeichnen, Covid-19 für eine Grippe halten und behaupten, dass frisch Geimpfte ein Gesundheitsrisiko für andere darstellen.

Ein Wellnessbetrieb in Christchurch, der Darmspülungen und ,,Seelenlesungen" anbietet, verweigert Menschen aus diesem medizinisch nicht gestützten Grund nach einer Impfung 30 Tage lang eine Behandlung [https://www.stuff.co.nz/national/health/coronavirus/124955112/christchurch-alternative-health-clinic-imposes-30day-wait-on-vaccinated-clients].

Franko Heke, charismatischer Kopf von ,,NZ Spirit", setzt den Vorschlag von FACT prompt um und aktualisiert die Webseite mit dem Satz ,,Wir nehmen die globale Covid-19-Pandemie ernst" – in seinen Kreisen fast schon eine politische Position. Er übernimmt auch den zweiten Vorschlag und schickte eine Abmachung an sämtliche Künstler und Workshop-Moderatoren, keine Corona-Statements bei ihren Auftritten zu machen. Auch Plakate oder Flyer dieser Art seien nicht erwünscht.

Ein bisher einzigartiges Abkommen, laut Heke ,,perfektes Timing". ,,Ich sehe es als Chance für unsere Bewegung", sagte er. ,,Die Leuten sollen bei uns erst mal ihre persönliche Wahrheit finden, bevor sie globale Themen erörtern. Wir vibrieren auf einer sehr hohen Frequenz."

Einige der Frequenzen, mit denen seine Festival-Community harmoniert, sind jedoch mehr als fragwürdig. Ein ehemaliges Model aus Aucklands Yogaszene war bis Ende 2020 die bezahlte Social-Media-Beauftragte von ,,NZ Spirit" – während sie flammende Videos gegen Masken aufnahm, sich in der Anti-Lockdown-Gruppe ,,Mothers Who Stand for Freedom" engagierte und ihr Facebook-Profil mit dem Slogan von QAnon schmückte. ,,Q is from God!", rief eine Frau in einem Livestream gegen den Lockdown. Niemand löschte das Video.

,,Einige sind irregeleitet", gibt Heke zu, der die Seite managt. Dort waren nach dem Shitstorm rund um ,,Luminate" auch etliche Kommentare von David-Icke-Fans mit antisemitischen Tönen aufgetaucht, bis hin zur Holocaust-Leugnung. ,,Wir wissen nicht, wer die Leute sind, bis sie etwas Zerstörerisches tun. Aber dieses Zeug ist höchstens 0,1 Prozent in der Gruppe."

Zu dem quasireligiösen, antiwissenschaftlichen ,,Zeug" gehört auch ,,Starseeds". Anhänger dieser New-Age-Philosophie glauben, dass sie erleuchtete Wesen von anderen Planeten seien. Die Sekte aus Kalifornien verwandelte letztes Jahr die neuseeländischen Besitzer des progressiven Unterwäsche-Labels Lonely zu Verschwörungstheoretikern, Trump-Fans und Coronaleugnern, was sie etliche ihrer prominenten Fans in Hollywood kostete. Auf dem Marktplatz des ,,NZ Spirit Festival" darf Starseeds vor drei Wochen ein eigenes Zelt errichten.

Rachel Hunter, die frühere Frau des Rocksängers Rod Stewart, macht mit einer Yogameditation den Auftakt des viertägigen alkoholfreien Happenings. In einem Interview betont das ehemalige Supermodel, dass sie Neuseelands Coronapolitik begrüßt. 3.500 Menschen tummeln sich in Kumeu westlich von Auckland, lassen sich Tarotkarten legen und Chakras massieren. 70 MusikerInnen treten auf, darunter die indigene Maisey Rika. Alle halten sich an die FACT-Abmachung von Franko Heke.

Viele Besucher empfinden das breite Angebot als ,,magisch" und ,,transformativ". Am letzten Tag findet es eine Podiumsdiskussion zur ,,Zukunft der bewussten Festivals" statt, moderiert von Leo Murray. Der DJ ist einer der Co-Autoren des offenen Briefes an ,,Luminate". ,,Informationshygiene macht mir genauso Sorgen wie das Virus", sagt er. ,,Veranstalter haben eine Verantwortung, aber ich möchte nicht, dass hier ein Gegeneinander von Fraktionen entsteht."

Auf dem Panel, auf dem es vor allem um Nachhaltigkeit im Sinne der Maorikultur geht, sitzt neben Vertretern von ,,Earth Beat" auch der Direktor von ,,Splore". Auf diesem dreitägigen Musik- und Kunstfestival mit 8.000 Besuchern hat man die beste Informationshygiene von allen neuseeländischen Sommerfestivals betrieben: Man lud Mikrobiologin Siouxsie Wiles für einen Talk ein. Sie hat aus der Verschwörerszene bereits Morddrohungen erhalten.

Der Hauptredner bei ,,NZ Spirit" ist in diesem Jahr der Biologe Bruce Lipton. Der wissenschaftlich umstrittene US-Amerikaner redet über Epigenetik, die seiner Meinung nach unser Denken mehr bestimmt als die DNA unseren Körper. Am Ende der Veranstaltung, als bereits abgebaut werden soll, lässt er sich entgegen der Auflage seiner spirituellen Gastgeber dann doch noch zu einer Aussage über Corona hinreißen.

Da tönt er, dass Covid-19 ,,nicht so tödlich" und ,,kein virulenter Virus" sei und die Zahlen dazu ,,gefälscht" seien. Wer sich impfen lasse, werde Teil eines ,,Experiments". Lieber solle man das Immunsystem durch Vitaminpräparate stärken. ,,Passt auf euch auf", sagte er zum Abschied.

Andere passen ebenfalls auf. FACT, der auch Ärzte angehören, will sich als nächstes mit Bruce Lipton beschäftigen.


Aus: "Kampf gegen Corona-Mythen: Eine Dosis Gegengift" Anke Richter (17.5.2021)
Quelle: https://taz.de/Kampf-gegen-Corona-Mythen/!5767432/


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Quote[...] Stress, Angst, Überforderung: Diese Gefühle sind vielen Menschen in der Krise nicht fremd. Nach einem Jahr Pandemie zeigt sich, welche psychischen Spuren sie hinterlässt. ,,Corona kommt in Praxen an", vermeldete im Februar die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung. Einer Umfrage unter Psychotherapeut*innen zufolge sind die Anfragen im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gestiegen. Bei Jugendtherapeut*innen sind es sogar 60 Prozent. Parallel zur Auslastung der Corona-Stationen füllen sich die psychotherapeutischen Praxen und Psychiatrien. Nur rollt diese Welle still.

...


Aus: "Keine Luft mehr" Elsa Koester, Konstantin Nowotny (Ausgabe 17/2021)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/keine-luft-mehr


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QuoteBrazil Last updated: May 19, 2021, 18:46 GMT
Coronavirus Cases: 15,735,485
Deaths: 439,379
Recovered: 14,247,609
https://www.worldometers.info/coronavirus/country/brazil/

Quote[...] Als Eduardo Pazuello im Mai 2020 von Jair Bolsonaro zum Gesundheitsminister ernannt wurde, war ihm sicherlich klar, dass ihn ein schwerer Job erwarten würde. Brasilien steckte damals mitten in der Pandemie und die Bolsonaro-Regierung hatte kurz zuvor bereits zwei Gesundheitsminister binnen kurzer Zeit ausgewechselt. Doch Pazuello - ein Militär ohne vorherige Erfahrung im Gesundheitssektor - dürfte wohl kaum damit gerechnet haben, dass er selbst in den Mittelpunkt von Ermittlungen zu Brasiliens schlimmstem Gesundheitsnotstand der jüngeren Geschichte rücken würde.

Heute muss Pazuello dem Corona-Untersuchungsausschuss des brasilianischen Senats Rede und Antwort stehen. Seine Pandemie-Bilanz - und die des Präsidenten Bolsonaro - ist aus Sicht vieler parlamentarischer Ermittler verheerend. Bekannt ist bereits, dass Brasiliens Staatsoberhaupt seit Pandemie-Beginn die Gefährlichkeit des Virus kleinredete und gegen Maßnahmen zur sozialen Isolierung wettert, die die Virus-Ausbreitung verlangsamen sollen. Ein Lockdown gefährde die Wirtschaft, hieß es.

Seit mehr als einem Jahr wiederholen sich die Szenen: Bolsonaro trifft den harten Kern seiner Anhänger, die glauben, Lockdown-Maßnahmen seien ein Mittel der Bolsonaro-Gegner, den Präsidenten zu schwächen. Beim Bad in der Menge - oft ohne Maske - hebt Bolsonaro Kleinkinder in die Höhe.

Nun bringt der parlamentarische Untersuchungsausschuss im Senat weitere Details ans Licht. Bolsonaros erster Gesundheitsminister, Luiz Henrique Mandetta, gab an, Bolsonaro hätte ein "paralleles Beratergremium" für den Gesundheitssektor gehabt, das Mandettas eigene Bemühungen für eine Pandemie-Eindämmung konterkariert habe.

Bolsonaros Ex-Kommunikationschef erklärte den Ermittlern, dass 2020 ein Impfstoff-Angebot von Pfizer wochenlang von Bolsonaros Administration ignoriert wurde. Erst nach zwei Monaten erhielt der Pharma-Konzern eine Antwort.

Der Südamerika-Chef von Pfizer gab dazu vor dem Ausschuss an, Brasilien hätte schon im vergangenen Jahr 70 Millionen Impf-Dosen erhalten können. Doch Bolsonaro habe das abgelehnt. Erst Monate später, im Jahr 2021, bestellte die brasilianische Regierung doch noch mehr als 100 Millionen Dosen des Biontech-Vakzins. Dadurch gingen wertvolle Monate im Kampf gegen die Pandemie verloren.

Das wohl schlimmste und folgenreichste Versäumnis der brasilianischen Regierung während der Pandemie betraf die Amazonas-Hauptstadt Manaus. Dort war bereits im April 2020 das Gesundheitssystem zusammengebrochen, weil es für die 1,7 Millionen Einwohner bei weitem nicht genügend Beatmungsgeräte gab. Die Bilder vom Friedhof in Manaus gingen um die Welt.

Dennoch kam es im Januar erneut zur Gesundheitskatastrophe: Es fehlte Sauerstoff in den Krankenhäusern. Menschen mussten Schlange stehen, um Sauerstoff auf dem Schwarzmarkt kaufen. Damit eilten sie anschließend in die Krankenhäuser, um ihre Angehörigen, die im Koma lagen und deren Sauerstoff zur Neige ging, zu retten. Eduardo Pazuello wusste bereits eine Woche vor dem Notstand, am 8. Januar, über den Sauerstoff-Mangel Bescheid.

Am 23. März 2021 blieb Präsident Bolsonaro nichts anderes übrig, als seinen Gesundheitsminister Pazuello zu entlassen. Zu groß war der Druck im Kongress geworden, von dem Bolsonaros politisches Überleben abhängt.

Vor dem Untersuchungsausschuss, damit rechnen Beobachter, wird Pazuello heute wohl schweigen. Dieses Recht hat ihm der oberste Gerichtshof zugestanden. Viele parlamentarische Ermittler hätten sicherlich gerne erfahren, ob sich Pazuello eine Mitschuld gibt am verheerenden Corona-Drama in Brasilien.

Politische Konsequenzen muss Bolsonaro wegen des Untersuchungsausschusses wohl eher nicht fürchten. Ein Amtsenthebungsverfahren erscheint unwahrscheinlich.

Doch für die Wahlen im Oktober 2022 sieht es derzeit düster aus für den Amtsinhaber. Jüngsten Umfragen zufolge sinken seine Zustimmungswerte – wohl auch aufgrund der Enthüllungen des Untersuchungsausschusses, die allabendlich die Hauptnachrichten im Fernsehen bestimmen.


Aus: "Brasilien und die Pandemie Kleinreden und blockieren"  Matthias Ebert, ARD-Studio Rio de Janeiro (19.05.2021)
Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/brasilien-corona-untersuchung-101.html


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Kategorie:Vertreter einer Verschwörungstheorie
" ... Diese Kategorie listet Personen, die Verschwörungstheorien vertreten (haben), und bei denen dieser Sachverhalt in der öffentlichen Wahrnehmung eine Rolle spielt.
Zur Definition des Begriffs ,,Verschwörungstheorie" siehe []: Die Einordnung als Verschwörungstheorie muss nachweislich auf eindeutigem wissenschaftlichem Konsens beruhen. Beinhaltet die jeweilige Verschwörungstheorie eine Holocaustleugnung, wird der Artikel nicht hier, sondern in der Kategorie:Holocaustleugner gelistet. ..."
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Vertreter_einer_Verschw%C3%B6rungstheorie | https://de.wikipedia.org/wiki/Verschw%C3%B6rungstheorie

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Quote[...]  Im vorigen Monat sagte sie in einer öffentlichen Anhörung vor Politikern im US-Bundesstaat Michigan, Impfpässe würden eine »Situation nachbilden«, die sie als Historikerin kenne. »Dies war der Beginn vieler, vieler Völkermorde.« ... Bereits mehrfach entfachte Wolf in den vergangenen Jahren Kontroversen. So behauptete sie zum Beispiel, das US-Militär importiere das tödliche Ebola-Virus aus Afrika, um es in der Heimat zu verbreiten. ...


Aus: "Twitter sperrt US-Autorin Naomi Wolf" (06.06.2021)
Quelle: https://www.spiegel.de/netzwelt/web/wegen-corona-mythen-twitter-sperrt-us-autorin-naomi-wolf-a-3a9b4718-c538-466e-8a6f-a505d91382b8

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Quote[....] Der Begriff «Truthiness» (abgeleitet von engl. truth, = Wahrheit) wurde im Jahr 2005 vom amerikanischen Satiriker Stephen Colbert eingeführt. Gemeint ist damit eine gefühlte Wahrheit, die unabhängig ist von der Faktenlage. Wenn es sich wahr anfühlt, ist es das auch, selbst wenn es nicht den wirklichen Gegebenheiten entspricht.

Wenn jemand zum Beispiel sagt,

☛ dass Corona nicht gefährlicher sei als eine Grippe,

☛ dass es keine Klimaerwärmung gebe, weil es doch gerade schneie,

☛ dass Homosexualität eine Krankheit sei,

☛ dass die Kriminalitätsraten im letzten Jahr drastisch gestiegen seien....usw...

....dann wird es immer Menschen geben, die solche Aussagen für wahr halten, nur weil sie sich für sie wahr anfühlen.

«Truthiness» fördert die politische Polarisierung und die Verbreitung von Fake News und Verschwörungstheorien. Und dies vor allem, weil Fakten im «Biotop» der «Truthiness» keine Rolle mehr spielen.

...  «Truthiness» [wirkt] in Urteile, Entscheidungen und Handlungen hinein. Sie reduziert die Komplexität dieser Prozesse. Langwierige Detailarbeit ist für Menschen meist nicht gerade attraktiv. Truthiness und Affektheuristik bieten hier energiesparende Abkürzungen. Dass wir sie nutzen, ist sehr gut nachvollziehbar. Jeder und jede von uns ist fast bei jedem Thema überfordert, wenn es um ein vertieftes Verständnis geht. Wie soll schon rein praktisch ein einzelner Mensch stets alle relevanten Fakten kennen und evaluieren, um zu einer wirklich fundierten Meinung zu kommen. Unser Leben dauert nicht lang genug, um nur ein einziges grosses Thema zu schaffen. Auch aus psychologischen Gründen funktioniert das nicht. Wir haben ja zu vielen Themen bereits vorgefasste feste Meinungen, die vielleicht keine echte Faktenbasis haben, die wir jedoch trotzdem ziemlich wichtig und gut finden und somit nicht so leicht modifizieren wollen.

Das hat Konsequenzen, denn eine funktionierende Demokratie ist auf gut informierte, mündige Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Doch die Wählerschaft ist regelmässig mit Fragen konfrontiert, die selbst Fachleute überfordern.


Aus: https://www.verschwörungstheorien.info/enzyklopaedie/truthiness-die-gefuehlte-wahrheit/

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Quote[...] Naomi Wolf (* 12. November 1962 in San Francisco, Kalifornien) ist eine US-amerikanische Schriftstellerin und politische Aktivistin. Mit der Veröffentlichung ihres Buches Der Mythos Schönheit wurde sie zur führenden Sprecherin der später so bezeichneten Dritten Welle des Feminismus.

... Wolf behauptete im Februar 2021 in der Sendung Tucker Carlson Tonight auf Fox News, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in den USA genutzt würden, um einen totalitären Staat zu etablieren.[10]

Gegenüber Sky News Australia erklärte sie im März 2021, dass die Lockdown-Maßnahmen eine Erfindung des chinesischen Staatspräsident Xi Jinping seien. Sämtliche Menschenrechte würden verletzt, die Australier würden ständig und psychisch gefoltert.[11]

Im April 2021 unterstellte Wolf Anthony Fauci, dass er nicht ,,für uns" arbeite, sondern dass seine Loyalität Israel gelte; so habe er von Israel 1 Mio. US-Dollar erhalten. Das bezog sich auf die Auszeichnung mit dem Dan-David-Preis, den Fauci 2021 für seine Beiträge zur HIV-Forschung, als Architekt des Notfallplans des US-Präsidenten für die AIDS-Hilfe, als Leiter des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, sein Vorantreiben neuartiger Ansätze wie mRNA-Impfstoffe und für die ,,mutige Verteidigung der Wissenschaft angesichts nicht informierter Opposition" während der Covid-19-Pandemie erhalten hatte.[12] Der Preis wird jedoch nicht vom israelischen Staat oder seiner Regierung, sondern von einer mit der Universität Tel Aviv verbundenen Stiftung verliehen.[13] Bereits zwei Jahre zuvor hatte Wolf Israel scharf kritisiert. Auf die Frage ,,Welche Nation ist die größte Bedrohung für den Frieden in der Welt?" antwortete sie auf Twitter ,,Wo ist Israel?"[13] Auf Twitter wurde sie im Juni 2021 gesperrt.[14]

In einem Radio-Interview mit Eric Metaxas im April 2021 beschuldigte sie Bill Gates, das Weltwirtschaftsforum und China einen ,,Bio-Sicherheitsstaat" (,,bio-security state") errichten und damit die Freiheiten aufheben zu wollen. So nehme etwa die Zensur konservativer Stimmen ,,exponentiell" zu, was sie unter anderem mit der SARS-CoV-2-Impfkampagne von Joe Biden, den Interessen der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung und deren Finanzierung vieler Medien und des Bildungssektors in Verbindung brachte: Die CDC, die New York Times und Guardian machten, was Bill Gates wolle. Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung kaufe ,,im Grunde politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt". Sie wollten ,,die Umwelt kolonisieren, sie wollen den menschlichen Körper als Geschäftsmodell kolonisieren". Letztlich seien Bill Gates und seinesgleichen Asperger-Psychopathen ,,mit zu viel Macht, umgeben von Kommunisten, die unmenschliches, anti-individualistisches Denken perfektioniert haben, und Silicon Valley-Typen, die Milliarden von Dollar damit verdienen und die auch nicht an die Menschenrechte und Freiheiten denken".[15]

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Quelle: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Naomi_Wolf&oldid=212754104 (7. Juni 2021)

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Quote[...] Die bekannte US-amerikanische Feministin und Buchautorin Naomi Wolf kann nicht mehr twittern, denn Twitter deaktivierte ihr Nutzerkonto wegen Missachtung der Regeln dauerhaft. Wolf soll über den Kurznachrichtendienst Falschbehauptungen zur Coronavirus-Epidemie, zu Impfungen und zum Lockdown verbreitet haben und sei deshalb gesperrt worden. Darüber berichteten zuerst The Guardian und die BBC.

So behauptete sie etwa, Impfstoffe seien eine "Softwareplattform, die Updates erhalten könne", und dass sich Gesunde unter 65 Jahren "vernünftig verhalten und sich einer niedrigen Viruslast aussetzen" sollten. Zuletzt soll sie gefordert haben, die Fäkalien Geimpfter vom Abwassersystem zu separieren, bis man die Auswirkungen auf Ungeimpfte über das Trinkwasser festgestellt habe. Auf ihrem Twitterprofil war zuletzt ein Tweet angeheftet, in dem sie gegenüber ihren 141.000 Anhängern das Impfen von Kindern indirekt als "experimentelle Gentherapie" bezeichnete, die angeblich "der verlogene Bürokrat Dr. Fauci" fordere.

Bei einer öffentlichen Anhörung im US-Bundesstaat Michigan im Mai habe Wolf laut Guardian-Bericht zuletzt ausgesagt, dass Impfpässe eine Situation reproduzieren würden, die ihr als Geschichtsstudentin sehr vertraut sei: "Das war der Beginn vieler, vieler Völkermorde." Auch sonst habe sich Wolf in etlichen Äußerungen als Impfskeptikerin mit teils wirren Ansichten zu erkennen gegeben. In der TV-Sendung "Tucker Carlson Tonight" beim US-Sender Fox News hatte sie Anfang dieses Jahres behauptet, Präsident Biden verwandle mit seinen Maßnahmen gegen die Coronavirus-Epidemie die USA in einen totalitären Polizeistaat.

Die Twitter-Sperrung von Wolfs Nutzerkonto löste wie häufig in solchen Fällen eine kontroverse Debatte aus. Viele Twitternutzer begrüßten die Sperre, weil so der Verbreitung von Falschinformationen und Verschwörungstheorien Einhalt geboten werde. Andere Stimmen, vor allem unter Wolfs Anhängern, kritisierten den Schritt als Verhinderung freier Meinungsäußerung und als Folge des Drucks der US-Regierung.

Das Weiße Haus hatte vor Kurzem im Zuge der Facebook-Sperre des Ex-Präsidenten Trump darauf hingewiesen, dass die sozialen Netzwerke Verantwortung für die Verbreitung von Fehlinformationen trügen; Kontosperrungen sollten jedoch nach einiger Zeit überprüft und gegebenenfalls aufgehoben werden. In einigen (meist von Vertretern der Republikanischen Partei angeführten) US-Bundesstaaten gibt es Forderungen, den sozialen Netzwerk das Aussperren von Personen des öffentlichen Lebens zu untersagen. Florida hat als erster Bundesstaat ein solches Gesetz inzwischen in Kraft gesetzt: Es schreibt sozialen Netzwerken vor, bei Kontosperrungen von Politikern in Florida strenge Auflagen einzuhalten, bei Nichtbeachtung drohen hohe Geldstrafen.

Naomi Wolf ist vor allem durch ihr 1990 erschienenes feministisches Buch "Der Mythos Schönheit" ("The Beauty Myth") bekannt geworden. Bei den Präsidentschaftswahlkämpfen von William Clinton und Al Gore fungierte sie als politische Beraterin. Sie promovierte 2015 in englischer Literatur.

(tiw)


Aus: "Wegen Impf-Verschwörungstheorien: Twitter sperrt Konto von Naomi Wolf" Tilman Wittenhorst (07.06.2021)
Quelle: https://www.heise.de/news/Wegen-Impf-Verschwoerungstheorien-Twitter-sperrt-Konto-von-Naomi-Wolf-6063478.html

https://www.theguardian.com/books/2021/jun/05/naomi-wolf-banned-twitter-spreading-vaccine-myths

https://www.independent.co.uk/independentpremium/business/naomi-wolf-twitter-ban-trump-b1861105.html

Quoteoscar-13, 07.06.2021 21:03

Recht auf Reichweite

Mir erscheint, daß in der Diskussion Meinungsfreiheit mit dem Recht auf Reichweite verwechselt wird.

Kurze Erinnerung: Social Media sind kommerzielle Dienste von privaten Unternehmen.

Wer seinen Twitter Account verspielt, tut dies aktiv indem er wiederholt gegen die Nutzungsbedingungen dieser Unternehmen verstößt.

Bei "keine Kinderpornographie posten" sind wir uns ja fast einig,
Urheberrecht scheint auch respektiert zu werden.

Wieso aber dieses Geschrei wenn ein Nutzer der gegen die Regeln der Plattform verstößt vor die Tür gesetzt wird?

Ernsthaft: geht doch einfach mal in eine Kneipe und pöbelt die anderen Gäste an. Mal schauen was passiert. Und dann von "Meinungsfreiheit" faseln.

Er/Sie/Es kann weiter alles an Meinung kundtun was nicht gegen das Strafgesetzbuch verstößt bzw. die Persönlichkeitsrechte andere. Überall. In allen Kanälen. Außer da wo Er/Sie/Es wegen Fehlverhalten rausgeworfen wurde.

Was soll also dieses Drama über den Untergang der Welt?
Wieso soll jeder Dorftrottel das Recht auf Reichweite haben?
Oder anders gesagt: manche Menschen schützen wir als Gesellschaft faktisch vor sich selbst, indem Ihnen das Megaphone abgenommen wird.
Die Meinungsfreiheit ist davon aber exakt garnicht beeinflusst.
Also, zurück auf den Teppich, bitte.


Quotemarcode, 08.06.2021 16:00

Re: Recht auf Reichweite

Was die Dame so von sich gibt. Besorgt oder Paranoid. Das muss jeder Leser für sich selbst entscheiden.


Quotep4ran0id, 07.06.2021 13:35

Bei sowas fühle ich mich bestätigt

dass ich vor Jahren Facebook und Twitter verlassen habe. Wie kann jemand solchen Mist überhaupt glauben?! Und am Ende eskaliert das ganze wie zb in England, da haben paar angefangen Sendemasten abzufackeln weil 5g angeblich an coronavirus schuld ist.

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Grossbritannien-Brennende-Mobilfunkmasten-wegen-Corona-Verschwoerungstheorie-4697480.html

scheinbar verblödet die Menschheit zunehmend.

ps: und ja, glaubt mir, ohne Twitter oder Facebook kann man wunderbar leben...


...

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Quote[...] Die Corona-Pandemie hat die Zahl der weltweit an Hunger leidenden Menschen laut einem UN-Bericht um 18 Prozent steigen lassen. Die "wirtschaftlichen Einbrüche als Folge der Corona-Maßnahmen auf der ganzen Welt haben zu einem der schlimmsten Anstiege des weltweiten Hungers in Jahrzehnten geführt", heißt es in einem gemeinsamen Bericht mehrerer UN-Organisationen.

Von dem Weg zu ihrem vereinbarten Ziel, den Hunger bis 2030 auszurotten, sei die Staatengemeinschaft bereits vor der Pandemie abgekommen, konstatieren die Organisationen. Die Pandemie habe nun darüber hinaus für Rückschritte gesorgt. Die gesamten Auswirkungen der Pandemie können dem Bericht zufolge zwar noch nicht abgeschätzt werden. Doch waren demnach im vergangenen Jahr rund 118 Millionen Menschen mehr von Hunger betroffen als 2019.

Die Zunahme von mittlerer oder ernster Nahrungsmittelunsicherheit sei so hoch gewesen wie in den fünf Jahren davor zusammen. "Fast jeder dritte Mensch auf der Welt hatte 2020 keinen Zugang zu angemessener Ernährung - ein Anstieg von fast 320 Millionen Menschen in nur einem Jahr", heißt es in dem Bericht. Darunter seien Millionen Kinder, die nicht genug zu essen bekommen, um gesund aufzuwachsen. Die meisten mangelernährten Kinder leben demnach in Asien und Afrika.

Am schlimmsten vom Hunger betroffen waren demnach Länder, in denen es infolge von Klimaphänomenen zu Katastrophen kam oder in denen es bewaffnete Konflikte gab - oder beides. Zwischen 720 und 811 Millionen Menschen - knapp ein Zehntel der Weltbevölkerung - waren Schätzungen zufolge unterernährt. Dies seien 70 bis 161 Millionen mehr als 2019. Der Anstieg war deutlich höher als in den Vorjahren.

"Die Covid-19-Pandemie ist nur die Spitze des Eisbergs", schreiben die Autoren. Noch alarmierender sei, dass sie Schwachstellen aufgedeckt habe, die sich in den vergangenen Jahren im Nahrungsmittelsystem gebildet hätten. Diese seien Folgen von Konflikten, Klimaveränderungen und Wetterextremen sowie wirtschaftlichen Einbrüchen.

Mehr als die Hälfte aller unterernährten Menschen lebt demnach in Asien (418 Millionen), mehr als ein Drittel in Afrika (282 Millionen). In Lateinamerika und der Karibik leiden den Angaben zufolge rund 60 Millionen Menschen an Hunger. Den schärfsten Anstieg bei der Zahl hungriger Menschen gab es 2020 in Afrika. Es seien rund 46 Millionen mehr als 2019.

Das Ziel der Staatengemeinschaft, den Hunger bis zum Jahr 2030 zu stoppen, kann den aktuellen Prognosen zufolge nur unter "enormen Anstrengungen" erreicht werden. Dazu müssten insbesondere drastische Maßnahmen getroffen werden, durch die Ungleichheiten beim Zugang zu Nahrungsmitteln beseitigt werden. Als Beispiele nannten die Experten etwa humanitäre Hilfe in Konfliktgebiete oder Unterstützungsprogramme in Form von Sach- oder Geldleistungen, um Nahrungsmittel-Preisschwankungen abzumildern. Auch ein breiterer Zugang zu Klimarisikoversicherungen für Kleinbauern wurde genannt.

Wenn sich allerdings nichts ändert, könnten 2030 laut Prognosen der UN-Experten - unter anderem bedingt durch die Langzeitfolgen der Pandemie - noch immer rund 660 Millionen Menschen von Hunger betroffen sein. Dies wären nach aktueller Schätzung etwa 30 Millionen Menschen mehr als in einem Szenario, in dem es die Corona-Krise nicht gegeben hätte. "Wir bewegen uns in die falsche Richtung", warnen die Autoren des Berichts.

Die beteiligten Organisationen verwiesen auf die Chance, diese Themen bei zwei großen internationalen Lebensmittel- und Ernährungsgipfeln sowie bei der UN-Klimakonferenz in diesem Jahr anzugehen. An dem Bericht beteiligt waren die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung, das Kinderhilfswerk Unicef, das Welternährungsprogramm sowie die Weltgesundheitsorganisation.

Quelle: ntv.de, chl/AFP/dpa


Aus: "Corona verstärkt massiv weltweiten Hunger" (Montag, 12. Juli 2021)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Corona-verstaerkt-massiv-weltweiten-Hunger-article22677533.html

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Quote[...] Am Sonntag soll in Berlin eine Entscheidung fallen. Der 1. August geht entweder als ,,Tag der Freiheit" oder ,,Tag der Diktatur" in die Geschichte ein, glauben zumindest führende sogenannte Querdenker. Ihr Protest soll die Bundesregierung stürzen und das Ende aller Coronamaßnahmen einleiten, diesmal aber wirklich. ,,Wir werden Berlin überfluten mit Menschen", sagt Bodo Schiffmann, ein Bekannter in der Szene. Er weiß: ,,Es wird gigantisch werden und die Erwartungen übertreffen."

Gewagte Prophezeiungen gehören zu den Querdenkern wie die Abscheu vor Masken. Was sämtliche Voraussagen bisher gemein hatten: Sie traten nicht ein. Haben die falschen Propheten ihre Irrtümer anschließend zugegeben? Haben sie sich bei ihren Anhängern dafür entschuldigt? Eine Dokumentation.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/jahrestag-der-grossdemo-gegen-corona-massnahmen-querdenker-stroemen-wieder-nach-berlin-zwei-versammlungen-verboten/27462714.html

https://www.tagesspiegel.de/politik/von-corona-demos-ins-katastrophengebiet-querdenker-und-rechte-missbrauchen-die-not-der-flut-opfer/27440964.html

Es kann keine zweite Welle geben. Im Juli 2020 behauptet der Maßnahmen-Kritiker Wolfgang Wodarg, dass es keine zweite Corona-Welle geben wird: ,,Alle Beobachtungen, alle Evidenz, die wir haben, zeigt das." An seine Kritiker gewandt fragt er: ,,Wann hat es sowas schon mal gegeben? Welche Evidenz habt Ihr, dass es überhaupt zwei Wellen geben kann? Wo ist die Literatur? Wo sieht man das? Nirgends."
Was passiert: Im Herbst beginnt die zweite Welle.

Deutschlands neue Verfassung. Am 29. August 2020 ruft Querdenken-Gründer Michael Ballweg in Berlin eine ,,Verfassungsgebende Versammlung" aus. Innerhalb von 14 Tagen sollen Teilnehmer eines Zeltcamps im Tiergarten auf 60 Bühnen eine neue Verfassung erarbeiten. Diese werde dann das Grundgesetz ersetzen.
Was passiert: Einige dutzend Aktivisten campen wochenlang im Tiergarten, es wird keine Verfassung ausgearbeitet.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-verbot-fuer-corona-demos-in-berlin-hunderte-querdenker-blockieren-strassenkreuzung-in-westend/27471282.html

Die diktatorische Coronastufe. Im September 2020 erklärt die Verschwörungsideologin Miriam Hope, die Bundesregierung werde in Kürze die ,,Coronastufe 4" ausrufen. Dadurch dürften Bürger nur noch für eine Stunde am Tag das Haus verlassen. Dies würde durch Checkpoints kontrolliert werden.
Was passiert: Es gibt überhaupt keine ,,Coronastufe 4".

Längste Menschenkette der Welt. Für den 3. Oktober 2020 planen Querdenker eine 127 Kilometer lange Menschenkette um den Bodensee – die weltweit größte zusammenhängende Menschenkette, die es je gab. Dies garantiere ein starkes politisches Signal und einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde. Die Veranstalter versprechen das ,,Ereignis des Jahres, das durch nichts getoppt" werden könne. Allerdings gibt es eine kritische Stimme in den eigenen Reihen: Die Heilpraktikerin Nitya D. Stahl fürchtet, bei der Aktion könne es sich in Wahrheit um ein schwarzmagisches Ritual handeln.
Was passiert: Ein Bruchteil der erforderlichen Teilnehmer erscheint, in der Kette gibt es riesige, kilometerlange Lücken. Querdenker behaupten, der Regen sei Schuld.

Das nahende Ende des Merkel-Regimes. Der Sinsheimer Arzt und Verschwörungsideologe Bodo Schiffmann legt sich fest: Am 31. Oktober 2020 enden in Deutschland die Masken-Pflicht und alle anderen Corona-Maßnahmen, Angela Merkel wird abgesetzt. Er geht davon aus, dass kurz vor dem Stichtag ,,etwas Großes passiert". Seinen Anhängern sagt er: ,,Ich habe euch den 31.10. vorgegeben ... Ich könnte mir gut vorstellen, dass Donald Trump eine Rolle spielt bis 31.10. und dass es die eine oder andere überraschende Verhaftung geben könnte."
Was passiert: Am 1. November veröffentlicht Schiffmann ein kurzes Video, in dem er gegen Sperrstunden in der Gastronomie wettert. Kein Wort zu seiner falschen Prognose.

Zwangsimpfungen und Bundeswehreinsatz. Am 13. November 2020 verbreitet die szenebekannte Aktivistin Eva Rosen die Voraussage, der Bundestag werde binnen sieben Tagen die totale Überwachung, die Ausschaltung der Parlamente sowie Zwangsimpfungen beschließen. Die Maßnahmen sollten von der Bundeswehr durchgesetzt werden.
Was passiert: Noch acht Monate später warnt Eva Rosen davor, dass nun aber bald wirklich Zwangsimpfungen durchgesetzt würden.

Beginn der Weltdiktatur. Ein Experte im Treffen falscher Voraussagen ist Attila Hildmann. Zunächst verkündet er, das deutsche Volk werde sich am 6. Mai 2020 erheben, und zwar am späten Nachmittag vor dem Bundestag. Als dies nicht geschieht, sagt er für den 15. Mai das Ende der Demokratie und die Errichtung einer Weltdiktatur voraus. Für den Spätsommer 2020 verspricht er seinen Anhängern eine Demonstration mit ,,zwei Millionen Patrioten". Zum 11. September prophezeit er einen Terrorangriff der Bundesregierung auf ein deutsches Atomkraftwerk (,,vermutlich Brokdorf"). Für den 18. November sagt er dann erneut die Errichtung der Weltdiktatur voraus. Und so weiter.
Was passiert: Attila Hildmann hat inzwischen sein eigenes Unternehmen ruiniert, wird wegen Volksverhetzung mit Haftbefehl gesucht und versteckt sich seit Februar in der Türkei.

https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/antisemitismus-im-netz-attila-hildmann-gibt-juden-die-schuld-und-verteidigt-hitler/25930880.html

Abschaffung des Bargelds. Am 19. November 2020 prophezeit der Kanal Ken FM, die Abschaffung des Bargelds stehe unmittelbar bevor. Zudem würden die kommenden Wahlen unter dem Vorwand von Infektionsgefahren ausgesetzt werden.
Was passiert: Auf Telegram kursiert nun das Gerücht, das Bargeld werde noch im Laufe des Jahres 2021 abgeschafft.

https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/biografien-von-verschwoerungsideologen-erst-friedensaktivist-jetzt-corona-verharmloser/27064482.html

Trump bleibt Präsident. Gegen Jahresende ist sich die Szene der Corona-Verharmloser sicher, dass Donald Trump trotz verlorener Wahl weiter regieren wird. Die Münchner Youtuberin Miriam Hudson, die sich Miriam Hope nennt, wendet sich im Dezember 2020 an ihre Anhänger und prophezeit: ,,Donald Trump wird weiter Präsident bleiben. Seien sie geduldig. Sie werden es im Januar sehen."
Was passiert: Vier Monate nach der missglückten Voraussage, im April 2021, spekuliert Miriam Hudson auf Telegram über Anzeichen, wonach Donald Trump womöglich vor einer Rückkehr ins Weiße Haus stehe.

Beweise gegen Barack Obama. Viel Beachtung unter deutschen Verschwörungsgläubigen findet auch die Prophezeiung des US-Anwalts Lin Wood am 10. Januar 2021, wonach innerhalb der nächsten 10 bis 14 Tage belastendes Material gegen Barack Obama, Joe Biden, Bill Gates und viele andere Prominente an die Öffentlichkeit gelangen werde. Dieses Material beweise, dass alle genannten Personen in einen systematischen Kindesmissbrauch verstrickt seien. Wood selbst habe die Beweise einsehen können, besitze etwa ein Video, das Hillary Clinton beim Foltern eines Kindes zeige.
Was passiert: Lin Wood legt keine Beweise vor.

Zusammenbruch der Versorgung. Mitte Januar 2021 verkündet der ins Milieu der Verschwörungsgläubigen abgerutschte Schlagersänger Michael Wendler, sehr bald werde es in der Bevölkerung zu massiven Hungersnöten kommen. Auf Telegram verrät er: ,,Was kaum einer weiß: Die Lieferketten sind bereits gesprengt, und in wenigen Tagen und Wochen wird es keine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln mehr geben. Wer etwas anderes behauptet, der lügt."
Was passiert: Im Februar, März, Mai und Juli 2021 warnt Michael Wendler erneut vor dem drohenden Zusammenbruch lebenswichtiger Lieferketten.

Organisierte Massentötung. Im Februar 2021 vermutet der Göttinger Anwalt und Verschwörungsideologe Reiner Fuellmich, dass 25 Prozent aller Deutschen, die sich gegen Corona impfen lassen, direkt sterben – und weitere 36 Prozent potentiell tödliche Nebenwirkungen erleiden werden. Die Regierung plane eine ,,organisierte Massentötung".
Was passiert: Dem Paul-Ehrlich-Institut werden in der ersten Jahreshälfte 2021 bei 75 Millionen Impfungen rund 1000 Todesfälle mit Verdacht auf Zusammenhang mit der Impfung gemeldet. Das entspräche im schlimmsten Fall einer Sterberate von 0,001 Prozent. Warum sich Reiner Fuellmich derart geirrt hat, will er gegenüber dem Tagesspiegel nicht sagen. Auch die Frage, ob er sich bei den Menschen, die er unnötig verängstigt habe, entschuldigen werde, lässt er unbeantwortet.

https://plus.tagesspiegel.de/gesellschaft/fuellmich-g-123614.html

Mysteriöser Stromausfall. Im April 2021 verbreiten Verschwörungsgläubige in Foren das Gerücht, pünktlich zum 1. Mai werde deutschlandweit für zehn Tage der Strom abgestellt. Ziel der Maßnahme sei es, in diesem Zeitraum das Internet lahmzulegen und somit die Kommunikation der Protestbewegung zu unterbinden. Was die Bundesregierung in dieser Zeit plane, sei unklar.
Was passiert: Nach Ausbleiben des Stromausfalls wird spekuliert, ob dieser möglicherweise erst im Juni stattfindet.

Der Finanzcrash. Bodo Schiffmann erklärt, dass es um den 14. Juni 2021 herum zu einem Finanzcrash kommen werde. Schiffmann sagt: ,,Der wird passieren. Das wird gar nicht anders gehen, als dass der passiert."
Was passiert: Die Kurse bleiben weltweit stabil, der Dax gewinnt im fraglichen Zeitraum deutlich. Weshalb sich Schiffmann geirrt hat, will er auf Tagesspiegel-Anfrage nicht sagen.

Neue Verfassung. Eva Rosen erklärt, am 17. Juni werde in Deutschland eine neue Verfassung in Kraft treten, die Alliierten seien über diesen Schritt informiert worden. Die Verfassung werde am fraglichen Tag um 12 Uhr in Berlin auf dem Pariser Platz verkündet und habe ab dem Moment Gültigkeit.
Was passiert: Am 17. Juni erscheint niemand auf dem Pariser Platz.

Regierungsrücktritt. Der Karlsruher Esoteriker Georg Habitzreither, Betreiber der Webseite ,,Wege zur Glückseligkeit", plant für den 19. Juni 2021 einen Marsch von mehreren Millionen Gegnern der Corona-Maßnahmen nach Berlin. An diesem Tag werde man ,,gemeinsam den Rücktritt der Regierung durchsetzen", verspricht er. Wochenlang bewirbt er das Datum als ,,Tag der Entscheidung", ,,letzten und einzigen Ausweg" sowie als ,,Tag, an dem die neue Welt geboren wird." Seine Idee bekommt Unterstützung von diversen Gruppen aus dem Verschwörungsmillieu. Die Schätzung der Teilnehmerzahl beläuft sich im Vorfeld auf bis zu acht Millionen Menschen.
Was passiert: Statt der versprochenen Millionen versammeln sich am 19. Juni wenige hundert Menschen in Berlin. Gegenüber dem Tagesspiegel erklärt Georg Habitzreither, für ihn sei der Tag trotzdem ein Erfolg: ,,Mein hintergründiges Ziel war es, zu sehen, wie viele Menschen eine wirkliche Veränderung möchten. Das weiß ich nun. Es war in der Tat etwas ernüchternd, jedoch ist es, wie es ist."

Trumps Rückkehr. Anfang Juni hat Bodo Schiffmann gute Nachrichten für seine Anhänger. Er ist nach eigener Aussage ,,felsenfest davon überzeugt, dass Donald Trump zurückkehren wird". Joe Biden werde dann von einem Militärgericht verurteilt und hingerichtet: ,,Die Amerikaner fackeln da nicht lange." Trumps Rückkehr werde globale Auswirkungen haben und in Deutschland die Befreiung bringen. Der gemeinsame Kampf gegen die Corona-Maßnahmen sei also bereits gewonnen.
Was passiert: Ende Juni beschwert sich Bodo Schiffmann über ,,üble Nachrede" gegen seine Person und bittet um Spenden.

Neue Nürnberger Prozesse. Für den 4. Juli kündigen verschiedene Gruppen eine Neuauflage der Nürnberger Prozesse an. Dabei sollen Angela Merkel, Christian Drosten und ihre Komplizen vor Gericht gestellt werden. Im Raum stehen Gefängnisstrafen und Hinrichtungen. Die Details würden bei der Prozesseröffnung am fraglichen Tag online verkündet.
Was passiert: Unter den Teilnehmern der Internetkonferenz ,,The Nuremberg trials 2.0" ist am 4. Juli der Unmut groß, dass es sich – anders als von den Organisatoren versprochen – nicht um den Auftakt einer Gerichtsverhandlung handelt, sondern nur um ein Zoom-Meeting von Aktivisten. Es wird wild durcheinander geredet (,,Hello? I'm Laura from Florida. Can anybody hear me?"), das Treffen wird schließlich abgebrochen.

https://twitter.com/querdenkenwatch/status/1411803185828749313

Höchstens 30 Tote am Tag. Einen Ehrenplatz in der Liste verdient Sucharit Bhakdi, der als Mikrobiologe trotz seiner grotesken Fehleinschätzungen unter Verschwörungsgläubigen noch immer als Autorität wahrgenommen wird. Bhakdi verkündet bereits im Frühjahr 2020, Corona-Maßnahmen seien überflüssig. Denn auch ohne Sicherheitsmaßnahmen werde es im schlimmsten Fall maximal 30 Tote am Tag geben, dies sei vertretbar.
Was passiert: Während der zweiten Welle sterben in Deutschland zeitweise mehr als 1000 Menschen pro Tag. Sucharit Bhakdi hat sich nie entschuldigt.

Danke an die zahlreichen Hinweisgeber, unter anderem @querdenkenwatch @ArtWendeley, @DennisKBerlin und @LizyInDerBlase. Jedes der hier genannten Zitate ist gerichtsfest dokumentiert. Wir verlinken an dieser Stelle bewusst nicht auf die jeweiligen Quellen, da wir den entsprechenden Kanälen der Verschwörungsideologen keinen zusätzlichen Traffic bescheren möchten.


Aus: "Die vielen Fehlschläge der ,,Querdenker": So oft irren sich die Verschwörungsideologen" Sebastian Leber (31.07.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/die-vielen-fehlschlaege-der-querdenker-so-oft-irren-sich-die-verschwoerungsideologen/27471378.html

Quotechelovek17 31.07.2021, 18:44 Uhr

Vielen Dank an TSP, Herrn Leber und das übrige Rechercheteam.

War es nicht Bordieu, der - frei zitiert - meinte?: Ein Papst sei zunächst ein Mann, der von sich behaupte, er sei ein Papst und Stellvertreter Gottes auf Erden. Was ihn von einem einfach Verrückten unterscheide sei, dass viele andere ihm Glauben schenken.

Die 'Querdenken'-Bewegung ist eine unter vielen Religionen für Kirchenfremde.
Und die Menschen zelebrieren ihre 'Heiligenverehrung', genießen den Austausch mit 'Gleichdenkenden', warten auf den 'Tag der Erlösung' und leisten Kollekte sowie Ablass. Ist doch erstmal nichts Neues oder Schlimmes.

Und es sind immer dieselben Gesichter, die von Monat zu Monat zunehmend eine nach innen stärkere Gemeinde mit klaren Hierarchien, Regeln und Machtkämpfen bilden. Ist halt keine 'Mehrheit der Deutschen'. Keine Panik.

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QuoteTanatos 31.07.2021, 18:04 Uhr
Auch hochdekorierte Wissenschaftler leisteten sich viele Fehler in inhatlichen Aussagen, Berechungen und Vorhersagen. Im Sinne einer Vollständigen Darstellung sollte dies auch erwähnt werden.


Quotebilis104 31.07.2021, 18:35 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Tanatos 31.07.2021, 18:04 Uhr

Es irrt der Mensch, so lang er lebt.

Zwischen Irrtum und Irrsinn liegen mehr als nur ein paar Buchstaben.


QuoteVizekanzler 31.07.2021, 14:50 Uhr
Daß fanatische Spinner ohne jede Evidenz alle möglichen Schrecken vorhersagen, ist nicht neu. Ein spätmittelalterlicher Hassprediger hat z.B. den Weltuntergang gleich dreimal vorhergesagt: Für 1532, als das nichts wurde dann 1538, schließlich versuchte er es nochmal mit 1541. Schließlich starb er 1546 und mit dem Weltuntergang wurde es immer noch nichts. Zur Mahnung an die Nachwelt, solchem Wahnsinn zu widerstehen, hat man in Schöneberg eine Straße nach ihm benannt.

Umgekehrt: Sagt die Wissenschaft faktenbasiert Schrecken vorher, wie z.B. schon seit den 1970er Jahren den Klimawandel, so werden diese Warnungen ignoriert. Das Geschäft mit Kohle und Öl ist geht vor. Auch die ersten Warnungen vor Corona durch Virolog(inn)en und Epidemiolog(inn)en wurden von der Politik viel zu spät ernstgenommen.


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Quote[...] Nach dem Verbot mehrerer Demonstrationen auch aus der ,,Querdenker"-Szene in Berlin haben sich im Umfeld des Olympischen Platzes in Charlottenburg Hunderte von Menschen versammelt. Dabei ist es zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei gekommen. Nach Polizeiangaben gab es Versuche, Absperrungen zu durchbrechen. ,,Hierbei musste in einzelnen Fällen körperliche Gewalt angewendet werden", sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag. Vereinzelt habe es Festnahmen gegeben. Die Ansammlung mit nach Polizeiangaben rund 2000 Menschen sei als verbotene Ersatzveranstaltung zu werten.

Zum Teil setzten sich Menschen dabei auf die Straße. Trillerpfeifen waren zu hören, laute Rufe, etwa ,,Frieden, Freiheit, Demokratie" und Polizeifahrzeuge mit Martinshorn. Auch ein Hubschrauber der Polizei war in der Luft im Einsatz. Bei der Festnahme von Protestierern ist nach Angaben eines dpa-Reporters Pfefferspray eingesetzt worden, als einige andere Protestierer die Polizisten daran hindern wollten. Der Zug der Menschen hat sich inzwischen weiter bewegt. Dabei waren zwischen Theodor-Heuss-Platz und Wilmersdorfer Straße nach Angaben des dpa-Reporters am frühen Nachmittag Hunderte von Menschen auf der Fahrbahn. Polizisten hätten die Fahrbahn stellenweise geräumt.

Die Berliner Polizei hatte für dieses Wochenende mehrere Demonstrationen verboten, weil sie Verstöße gegen die Hygieneauflagen befürchtete. Darunter ist auch eine Kundgebung der Initiative ,,Querdenken 711" aus Stuttgart, die für den Nachmittag ursprünglich 22.500 Teilnehmer angemeldet hatte. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigte das Verbot am späten Samstagabend.

Eine Reihe anderer Veranstaltungen, die sich ihrem Titel zufolge teils ebenfalls gegen die Politik in der Corona-Pandemie richten, können dagegen stattfinden. So war am Olympischen Platz ein Autokorso geplant. Autokorsos hätten ein anderes Hygienekonzept, sagte die Polizeisprecherin. Dorthin waren am Vormittag aber auch Menschen zu Fuß hingeströmt.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hatte die ,,Querdenker"-Szene zuvor scharf angegriffen. ,,Wenn weltweit praktisch alle Fachleute sagen, Corona ist gefährlich und Impfen hilft, wer hat dann eigentlich das Recht zu sagen: Ich bin aber klüger? Das ist für mich ein nahezu unerträgliches Maß an Überheblichkeit", sagte Schäuble der Neuen Osnabrücker Zeitung. ...


Aus: "Demonstrationsverbot ignoriert : ,,Querdenker" protestieren in Berlin gegen Corona-Maßnahmen" (01.08.2021)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/querdenker-demonstrieren-in-berlin-gegen-corona-massnahmen-17464440.html

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Quote[...] Er arbeitete für den ultrakonservativen Sender ,,Newsmax", unterstützte Donald Trump, neigte zu Verschwörungstheorien etwa zum angeblichem Betrug bei der US-Präsidentschaftswahl 2020. Er verunglimpfte den Top-Virologen Anthony Fauci als ,,lügenden Freak" und riet seinem Publikum noch im Juni von einer Corona-Impfung ab.
Nun ist der rechte US-Moderator Dick Farrel am 4. August im Alter von 65 Jahren an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben, wie mehrere US-Medien berichten.

Eine nach Angaben des britischen ,,Guardian" enge Freundin Farrels schrieb auf Facebook, der Moderator habe seine Einstellung zum Impfen geändert, als er selbst erkrankt sei und im Krankenhaus lag.

,,Er hat mir geschrieben und mir geraten, mich impfen zu lassen", schrieb Amy Leith Hair. ,,Er sagte mir, das Virus sei kein Witz." Farrel habe am Ende bedauert, dass er sich nicht hat impfen lassen. Sie habe Farrels Rat beherzigt und sich für eine Impfung entschieden, schrieb Hair.

Der aus New York stammende Farrel hatte mehrere Radiosendungen in Florida und war besonders bekannt als provokanter und lauter Moderator bei ,,Newsmax". (Tsp)


Aus: "Dick Farrel: Rechter US-Radiomoderator und Impfgegner stirbt nach Corona-Infektion" (09.08.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/dick-farrel-rechter-us-radiomoderator-und-impfgegner-stirbt-nach-corona-infektion/27495508.html

https://www.theguardian.com/us-news/2021/aug/08/rightwing-radio-host-dick-farrel-anti-vaxxer-dies-covid

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Quote[...] Nashville – Nach wochenlangem Kampf gegen eine Covid-19-Erkrankung ist der konservative US-Radiomoderator Phil Valentine an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das teilte der Lokalsender Super Talk 99.7 WTN, für den Valentine als Talkshow-Host gearbeitet hatte, am Samstag (21.08.2021) über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Die Familie des konservativen Radiojournalisten hatte in den Wochen zuvor mehrfach dazu aufgerufen, sich gegen Corona impfen zu lassen.

Valentine hatte vor seiner Erkrankung lautstark in seiner Sendung sowie in seinem konservativen Blog deutlich gemacht, dass er von einer Impfpflicht wenig hält, sich selbst nicht impfen lassen werde, und auch seinen Hörer:innen nicht zu einer Impfung raten wolle. Das sei die Entscheidung jedes Einzelnen, schrieb er, und verglich die Einstellung mit der Forderung von US-Aktivist:innen, die unter dem Motto ,,my body, my choice" für das viel diskutierte Recht auf Abtreibung in den USA demonstrieren.

Im Dezember 2020 schrieb er noch auf seinem Blog: ,,Ich brauche dafür nur gesunden Menschenverstand. Wie groß sind meine Chancen an Covid zu erkranken? Sie sind ziemlich gering. Wie groß sind meine Chancen an Covid zu sterben, wenn ich es bekomme? Vielleicht weniger als ein Prozent. Ich mache das, was jeder tun sollte, und das ist eine ganz persönliche Risikoanalyse". Wenn jemand auf dieser Basis zum Ergebnis käme, dass eine Impfung die richtige Entscheidung sei, könne er das nachvollziehen.

Die Information, dass er an Corona erkrankt war, postete Valentine am 11. Juli noch selbst über seinen Facebook-Kanal: ,,Ja, die Gerüchte stimmen. Ich habe Covid", schrieb er und kündigte an, sich vorsichtshalber einen Tag freizunehmen. ,,Die schlechte Nachricht für alle, die mich da draußen hassen, es sieht aus als würde ich es überleben". Fügte er in seinem Statement hinzu. Wenige Tage später postete er ein Bild mit der Aufschrift ,,I got my Covid-19 vaccine" und zwei überkreuzten Pflastern, wobei das Wort ,,vaccine" (,,Impfung") durchgestrichen war. Sein Kommentar auf der öffentlich zugänglichen Facebook-Seite: ,,Ich erfülle meine patriotische Pflicht und trage zur Herdenimmunität bei." Sein letzter Facebook-Post stammt vom 16. Juli.

Am 23. Juli kündigte sein Sender die Verlegung des 61-Jährigen in eine Klinik an. Er sei infolge der Infektion an einer Lungenentzündung erkrankt und bräuchte maschinelle Unterstützung beim Atmen. ,,Phil möchte, dass seine Hörer wissen, dass er – obwohl er nie Impfgegner war – bedauerlicherweise nicht genug positiv über den Nutzen des Impfstoffs gesprochen hat", hieß es außerdem in der Stellungnahme. Nach seiner erhofften Rückkehr in den Sender habe er diese Position viel stärker vertreten wollen. (ska)


Aus: "Prominenter Impfskeptiker stirbt nach Corona-Infektion" Sandra Kathe (23.08.2021)
Quelle: https://www.fr.de/panorama/corona-usa-impfgegner-impfskeptiker-impfung-stirbt-tot-moderator-phil-valentine-covid-19-90937852.html

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Quote[...] Nach einem größeren inländischen Corona-Ausbruch hat Neuseeland ein Scheitern seiner ehrgeizigen Null-Covid-Strategie eingeräumt. "Das Ausmaß der Ansteckungen und die Geschwindigkeit, mit der sich das Virus verbreitet hat, hat unser System trotz aller Vorbereitungen unter Druck gesetzt", sagte der mit der Gesundheitspolitik beauftragte Minister Chris Hipkins am Sonntag dem Sender TVNZ. Der jüngste Ausbruch mit der ansteckenderen Delta-Variante des Virus sei schwierig einzudämmen und werfe "große Fragen" hinsichtlich der Corona-Strategie der Regierung auf.

Nach dem Auftreten eines im Inland übertragenen Corona-Falls wurden dem Minister zufolge inzwischen 71 Menschen positiv auf das Virus getestet. Die Delta-Variante sei "mit nichts zu vergleichen, womit wir es in dieser Pandemie bislang zu tun hatten", sagte Hipkins. "Es bedeutet, dass alle unsere bisherigen Vorbereitungen weniger sinnvoll erscheinen und wirft einige ziemlich große Fragen zur Zukunft unserer langfristigen Pläne auf."

Der Oppositionspolitiker Chris Bishop kritisierte, der jüngste Ausbruch verdeutliche, dass die Regierung sich zu wenig um das Fortschreiten der Impfkampagne gekümmert habe. "Die Selbstgefälligkeit der Regierung und ihre Unfähigkeit, die Versorgung und Lieferung des Impfstoffs sicherzustellen, hat uns alle zur leichten Beute gemacht", sagte er.

Neuseelands weithin gelobte Null-Covid-Strategie hat die vollständige Eliminierung des Virus in der Bevölkerung zum Ziel. Strenge Grenzkontrollen und Quarantäne-Auflagen sollen verhindern, dass das Virus aus dem Ausland eingeschleppt wird. Bislang galt Neuseeland als Vorbild im Kampf gegen Corona: In dem Land mit fünf Millionen Einwohnern gab es seit Beginn der Pandemie nur 26 Todesfälle durch Covid-19.

Nach einem einzigen im Inland übertragenen Corona-Fall hatte die neuseeländische Regierung am Dienstag einen dreitägigen landesweiten Corona-Lockdown verhängt. Es war die erste einheimische Übertragung des Coronavirus seit sechs Monaten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums handelte es sich um einen 58-Jährigen in Auckland, der größten Stadt des Landes. (AFP)


Aus: "Neuseeland räumt Scheitern seiner Null-Covid-Strategie ein" Simone Windhoff  (22. Aug. 2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/corona-pandemie-in-deutschland-und-weltweit-neuseeland-raeumt-scheitern-seiner-null-covid-strategie-ein/25560996.html

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Quote[...] Nach Ansicht der Autorin und Rechtsextremismus-Expertin Karolin Schwarz gelten die öffentlich-rechtlichen Medien innerhalb der ,,Querdenken"-Bewegung als ,,Hofberichterstatter" der Regierung. Wenn behauptet werde, es gebe keinerlei Kritik an der Regierung, sei damit in Wirklichkeit gemeint, es werde nicht die Kritik vorgebracht, die man sich in diesem Spektrum wünsche. Diese von ,,Querdenken" erwünschte ,,Kritik" basiere jedoch auf ,,falschen Voraussetzungen, Falschinformationen und Verschwörungserzählungen". Zusätzlich stellte Schwarz eine ,,starke kognitive Dissonanz" fest: Wenn die Medien etwas berichteten, was in das Narrativ der Bewegung passe, würden diese Berichte problemlos in den einschlägigen Telegram-Kanälen verbreitet. ...


Aus: "Proteste gegen Schutzmaßnahmen wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland"
Datum der letzten Bearbeitung: 8. September 2021, 06:55 UTC
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Kontext: Mentalitätsgeschichte ist der Versuch von Historikern, die Mentalitäten, d. h. die Einstellungen, Gedanken und Gefühle der Menschen einer Epoche darzustellen und zu erklären.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mentalit%C3%A4tsgeschichte

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QuoteFlorian Wenninger @F_Wenninger (8. Sep. 2021)

Als HistorikerIn ist diese ganze Corona-Debatte ja doppelt interessant. Plötzlich wird Faktizität nicht nur für die Vergangenheit bestritten, sondern auch für die Gegenwart. So findet zusammen, was intellektuell ohnehin ebenbürtig ist: Radikale Postmoderne und Coronaskepsis.

Beide verbindet, dass sie Realität für ein Konstrukt halten, dem man sich nicht entlang bestimmter Parameter annähern kann, das letztlich nur zwischen den eigenen Ohren existiert. Jedes "Argument" steht gleichberechtigt nebeneinander. "Die einen sagen so, die anderen so".

Der Unterschied zw Postmodernen und Coronaskepsis: erstere führte bisher primär die Geistes- und Sozialwissenschaften ad absurdum. Zweitere nun auch die Naturwissenschaften.

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Quelle: https://twitter.com/F_Wenninger/status/1435579274216542215

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Quote[...] Ein 20-jähriger Student, der in Idar-Oberstein an einer Tankstelle jobbte, hat seinen Einsatz zur Einhaltung der Coronaregeln ersten Ermittlungen zufolge mit dem Leben bezahlt. Nach einem Streit über das Tragen einer Coronamaske erschoss ein 49-Jähriger den jungen Kassierer.

Der Mann habe sich geärgert, weil der Mitarbeiter ihm kein Bier verkaufen wollte, da er keinen Mund-Nasen-Schutz getragen habe, sagte Oberstaatsanwalt Kai Fuhrmann zu der Tat in Rheinland-Pfalz.

Gegen den mutmaßlichen Täter aus dem Kreis Birkenfeld sei Haftbefehl wegen Mordes vor dem Amtsgericht Bad Kreuznach erlassen worden. Er habe gestanden, den Kassierer mit einem gezielten Schuss in den Kopf getötet zu haben, sagte Fuhrmann.

Nach den bisherigen Ermittlungen hatte der Mann am Samstagabend den Verkaufsraum der Tankstelle ohne Maske betreten und zwei Sechserpack Bier auf den Tresen an der Kasse gestellt. Der Kassierer wies den Mann auf die Maskenpflicht hin – woraufhin der Mann den Raum verließ und dabei drohend die Hand hob.

Eine gute Stunde später sei er erneut in der Tankstelle erschienen – diesmal habe er eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen, wieder ein Sechserpack Bier genommen, und sei zur Kasse gegangen. »Dort setzte er die Mund-Nasen-Bedeckung ab«, sagte Oberstaatsanwalt Fuhrmann. Der Kassierer habe den Mann erneut auf die Einhaltung der Maskenpflicht hingewiesen: Daraufhin zog der Täter einen Revolver und erschoss den Kassierer.

Zum Motiv habe der mutmaßliche Mörder angegeben, dass ihn die Situation der Coronapandemie stark belaste. Er habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt und »keinen anderen Ausweg gesehen«, als ein Zeichen zu setzen, sagte Fuhrmann. Das Opfer schien ihm dabei »verantwortlich für die Gesamtsituation, da es die Regeln durchgesetzt habe.«

Der Mann war am Sonntagmorgen auf dem Gelände der Polizei in Idar-Oberstein festgenommen worden. »Wir gehen davon aus, dass er sich stellen wollte«, sagte Triers Polizeipräsident Friedel Durben. Zwischenzeitlich hatten die Ermittler einer Mitteilung zufolge mit Aufzeichnungen der Überwachungskameras nach ihm gesucht und davor gewarnt, Anhalter mitzunehmen.

»Das ist auf jeden Fall ein besonderer Fall«, sagte Polizeipräsident Durben. »Wir haben weder im Polizeipräsidium Trier noch im Land Rheinland-Pfalz eine solche Tat gehabt, die einen Zusammenhang zu Corona vermuten lässt.«

apr/dpa


Aus: "Tankstellen-Kassierer nach Streit über Coronamaske erschossen" (20.09.2021)
Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/justiz/idar-oberstein-tankstellen-kassierer-nach-streit-um-corona-maske-erschossen-a-b40989e3-223f-4072-8bda-26bbf5c66d07

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20.09.2021 – 17:38
Polizeipräsidium Trier
POL-PPTR: Idar-Oberstein. 49-Jähriger nach Tötungsdelikt in Untersuchungshaft
Nach den bisherigen Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft soll der 49-Jährige zunächst gegen 19.45 Uhr die Tankstelle betreten haben, um dort einzukaufen. Weil er keine Mund-Nasen-Bedeckung trug habe es eine kurze Diskussion mit dem Kassierer gegeben, dem späteren Opfer der Tat. Daraufhin verließ der Tatverdächtige die Tankstelle. Gegen 21.25 betrat der Tatverdächtige erneut die Tankstelle, diesmal mit angelegter Mund-Nasen-Bedeckung. Als er an der Kasse war, zog er die Maske herunter und es kam erneut zu einem kurzen Wortwechsel. Schließlich zog er einen Revolver aus der Hosentasche und gab einen tödlichen Schuss auf den 20-jährigen Studenten aus Idar-Oberstein ab. Anschließend flüchtete er zu Fuß.
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/117701/5025378

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Quote[...] Im Chat-Kanal des rechtsextremen Verschwörungsideologen Sven Liebich entflammt der Hass besonders rasch. Der Täter habe wohl einfach die "Schnauze voll" gehabt, kommentiert dort einer, oder auch: ,,Wenns die richtigen trifft, hab ich nichts dagegen".

Ein weiterer schreibt: "Kein Mitleid. Die Leute immer mit dem Maskenscheiß nerven. Da dreht irgendwann mal einer durch. Gut so."

Während am Montagabend die Nachricht des mutmaßlichen Mordes wegen eines Streits ums Maskentragen deutschlandweit Bestürzung auslöste, finden sich auf dem Messengerdienst Telegram auch gegenteilige Reaktionen.

In diversen  Kanälen szenebekannter Verschwörungsideologen wird die Gewalttat in Rheinland-Pfalz wahlweise als Notwehr, logischer Schritt oder Beginn eines langersehnten Befreiungskampfs gegen die angebliche "Merkel-Diktatur" gefeiert. Im Kanal "Free your mind" heißt es frohlockend: "Jetzt geht's los!!!" In anderen Kanälen werden Herzen und Daumen nach oben gepostet.

Laut Staatsanwaltschaft befindet sich der 49-Jährige, der am Samstagabend an einer Tankstelle in Idar-Oberstein wegen seines fehlenden Mund-Nasen-Schutzes kein Bier kaufen durfte, später zurückkehrte und den Kassierer mit einem Revolver erschoss, inzwischen in Haft. 

Früher oder später habe es zu einer solchen Tat kommen müssen, heißt es in einschlägigen Kanälen auf Telegram. Schuld daran seien die Politiker, die die Bürger mit ihren Corona-Regeln tyrannisierten.

Vielfach herrscht zudem Schadenfreude darüber, dass es sich bei dem Getöteten um einen Studenten handelt. Das Opfer sei sicher ein Linker gewesen: "Eine Zecke weniger!"

Experten warnen seit langem vor einer Radikalisierung der Szene der Querdenker, die auch in Gewalt und sogar Terror münden könne. In den vergangenen Monaten gab es bereits mehrere Anschläge, die mutmaßlich von Gegnern der Coronamaßnahmen begangen wurden. Sollte sich der Verdacht der Staatsanwaltschaft in Rheinland-Pfalz bestätigen, wäre die Tat von Idar-Oberstein nun der erste Mord.

In den Verschwörungskanälen auf Telegram sind bereits in der Nacht zu Dienstag eine Reihe neuer Verschwörungsmythen entstanden: So behaupten Nutzer der Gruppe "Servus Deutschland" etwa, dass es sich bei der Tat in Wahrheit nur um eine sogenannte "False flag"-Aktion handeln könne, also eine von Regierungsseite inszenierte Tat, um "Stimmung gegen die Ungeimpften zu machen". In einer Darmstädter Querdenken-Gruppe wird behauptet, dies sei ein Manöver der Herrschenden zur Beeinflussung der Bundestagswahl.

Der Messenger-Dienst Telegram gilt als Sammelbecken für Corona-Verharmloser und andere Verschwörungsgläubige sowie Rechtsextremisten. Sie können dort ungestört Falschinformationen und Hass verbreiten, erreichen so täglich Hunderttausende. Das von Bund und Ländern eingerichtete Kompetenzzentrum jugendschutz.net sieht Telegram inzwischen als ,,Verschwörungsschleuder" beziehungsweise als ,,zentrale Ausweichplattform für rechtsextreme Propaganda".

Und das Problem nimmt zu: Denn während Facebook und Instagram zunehmend strafbare Inhalte löschen und Accounts sperren, wandern die Geschassten zu Telegram ab - dort können sie ungestört hetzen. Es gibt nicht einmal die Funktion, Hassbotschaften und Mordaufrufe zu melden.

Anders als etwa Facebook oder Twitter fallen Messenger-Dienste wie Telegram nicht unter das sogenannte Netzwerkdurchsetzungsgesetz. Der Betreiber muss rechtswidrige Inhalte daher nicht innerhalb von 24 Stunden nach Eingang einer Beschwerde löschen oder sperren.

Von dieser Gesetzeslücke profitierten während der Pandemie reihenweise Straftäter wie der inzwischen mit Haftbefehl gesuchte und geflüchtete Berliner Antisemit Attila Hildmann. Aus seinem Exil in der Türkei meldete sich Hildmann in der Nacht zu Dienstag ebenfalls über Telegram zu Wort - und kommentierte den mutmaßlichen Mord in Idar-Oberstein mit einem Lachanfall.


Aus: "Rechte jubeln über Mord von Idar-Oberstein" Sebastian Leber (21.08.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/nach-streit-um-maskenpflicht-rechte-jubeln-ueber-mord-von-idar-oberstein/27631262.html

https://www.tagesspiegel.de/politik/getoetet-weil-er-auf-maskenpflicht-hinwies-die-politische-dimension-eines-verbrechens/27631024.html

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Quote[...] Bei dem mutmaßlichen Täter, der den tödlichen Schuss in einer polizeilichen Vernehmung eingeräumt hat, handelt es sich um den 49-jährigen selbstständigen Softwareentwickler Mario N., der im Idar-Obersteiner Stadtteil Enzweiler lebt. Laut Staatsanwaltschaft sei er nie polizeilich aufgefallen. Eine Nachbarin beschreibt ihn jedoch als aufbrausend und aggressiv: Er habe sich bei ihr oft über in der Straße parkende Kundinnen ihres Nagelstudios beschwert und sie in diesem Zusammenhang frauenfeindlich beschimpft. Ein weiterer Nachbar berichtet, er habe einmal mit Bekannten zusammengestanden, alle hätten dabei Masken getragen. N. habe sie daraufhin angesprochen: Sie seien "bekloppt", und das mit Corona sei "alles erfunden". Er lasse sich zudem nicht impfen, da man daran sterben könne.

Auch auf sozialen Netzwerken machte N. aus seinen Überzeugungen keinen Hehl. Über Masken schrieb er etwa vor einem Jahr auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn in einem Kommentar, er finde die "eingeschränkte Atmung" beunruhigend. Ihm gefallen auf LinkedIn zudem reihenweise Beiträge und Kommentare, in denen Masken als "Unsinn" bezeichnet werden. Oder solche, die widerlegte Thesen des Mediziners und Bestsellerautors Sucharit Bhakdi verlinken, der die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie als "Wahn" bezeichnet.

Über ein Twitter-Profil, das sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Mario N. zuordnen lässt, verbreitete er zudem bereits im Herbst 2019 Gewaltaufrufe: "Gnade denen welche diese Situation heraufbeschworen haben. Oder nein, Gnade wäre unrecht", heißt es dort etwa. Oder: "Ich freue mich auf den nächsten Krieg." Ihm gefielen – schon vor Beginn der Corona-Pandemie – zudem politisch rechte Inhalte, so etwa Beiträge von AfD-Politikern sowie des CDU-Politikers und früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen.

Staatsanwalt Kai Fuhrmann stellte den Ablauf der Tat auf einer Pressekonferenz am Montag wie folgt dar: Um 19.42 Uhr sei der Täter am Samstagabend erstmals auf dem Gelände der Aral-Tankstelle in Idar-Oberstein erschienen. Diese liegt etwa zehn Autominuten von seinem Haus entfernt. Ohne Mundschutz sei er in den Verkaufsraum der Tankstelle gelaufen und habe zwei Sechserpack Bier auf den Tresen gestellt. Doch der Kassierer, ein 20-jähriger Student aus Idar-Oberstein, habe sich geweigert, ihm das Bier zu verkaufen – und ihn stattdessen auf die Maskenpflicht hingewiesen. Der Täter sei daraufhin wütend geworden. Er habe mit den Händen gegen die Bierpackungen gestoßen und auf dem Weg zu seinem Auto die linke Faust drohend in Richtung des späteren Opfers erhoben.

Keine zwei Stunden später, um 21.30 Uhr, sei der Täter zurückgekehrt. Denn zu Hause, so sagte der Tatverdächtige später in einer Vernehmung, sei er immer wütender geworden. Er habe seinen Revolver eingepackt. Diesmal, so berichtet es Staatsanwalt Fuhrmann, sei er mit Maske in die Tankstelle gekommen, habe sie jedoch an der Kasse abgenommen, um zu provozieren. Das funktionierte offenbar: Wieder habe der Kassierer ihn auf die Maskenpflicht hingewiesen. Der Täter habe daraufhin den Revolver gezogen und dem Kassierer in den Kopf geschossen. Der sei zu Boden gesunken und sei sofort tot gewesen. 

Die Polizei Idar-Oberstein nahm den Tatverdächtigen am nächsten Morgen um 8.38 Uhr vor der Polizeiinspektion fest – er habe sich selbst stellen wollen, die Beamten seien ihm zuvorgekommen. Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Ermittler weitere Waffen und Munition. Diese habe er nicht legal besessen. Im Beisein seines Strafverteidigers habe N. dann die Tat gestanden. Seine Erklärung: Die Corona-Pandemie belaste ihn stark. Er habe sich immer weiter in die Ecke gedrängt gefühlt und habe ein "Zeichen" setzen wollen. "Dabei schien ihm auch das Opfer verantwortlich für die Gesamtsituation, da es die Regeln durchgesetzt habe", so Staatsanwalt Fuhrmann.

Wie tief der Täter in weiteren Querdenker-Gruppen in sozialen Netzwerken verankert war oder ob er an Demonstrationen gegen Anti-Corona-Maßnahmen teilnahm, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft rechnet mit einer Anklage in spätestens zwei Monaten. 


Aus: "Mutmaßlicher Tankstellen-Schütze teilte Querdenker-Inhalte"  Luisa Hommerich und Martín Steinhagen, Idar-Oberstein (21. September 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-09/idar-oberstein-mord-tankstellen-schuetze-querdenker-inhalte-maskenpflicht

QuoteCertificateOfVaccinationID-AI #82

Klar, weil ein vereinzelter Irrer (bestmmter Hintergrund?), der schon wegen parkender Autos eine kurze Lunte hat, irgendjemanden abgeballert hat, soll der Typ für die Medien jetzt stellvertretend für alle Maßnahmenkritiker stehen oder was? Lächerlich.


Quoteberlinerin73 #82.1

Nicht für alle Maßnahmenkritiker - wer von uns fand nicht schon mal ne einzelne Maßnahme ziemlich dämlich - sondern für die, die seit Monatem im Netz Maßnahmen als böse Verschwörung und Diktatur darstellen und zunehmend zu Gewalt aufrufen.


QuoteUser789 #82.2

an den social Media Reaktionen gerade aus der Querdenkerszene kann man das sehr wohl so sehen.
Es mag eine Einzeltat gewesen sein, ja. Der Beifall der Querdenker, VT und rechten Szene zeigt aber auch welche Tendenzen diese Szene hat. Und da kann man sehr wohl von einer "Stellvertretertat" sprechen.
Hier mal eine höchst interessante Sammlung von "Reaktionen" aus der Querdenkerszene.
https://www.volksverpetzer.de/bericht/querdenker-terror/


QuoteDogwalker #15

++Mario N. soll Maskenträger als "bekloppt" und Corona als "erfunden" bezeichnet haben. ++

Wer "bekloppt" ist dürfte offensichtlich sein. Bedauerlicherweise zeigt ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung inzwischen schwerwiegende psychische Defekte. ...


QuoteAgda_Human #18

"Er habe sich immer weiter in die Ecke gedrängt gefühlt und habe ein "Zeichen" setzen wollen."

Vollkommen quer, mit Denken hat das alles nichts zu tun. Fürwahr, ein Zeichen hat er gesetzt, eines für vollkommen irre Dummheit und dafür wozu zersetzende Propaganda im Netz führt!


QuoteKlickerzähler #23

Unerträglich. Auch die Kommentare, die sich dazu in der Querdenker-Telegramszene finden.
Schade finde ich, dass hier dem Täter die ganze Aufmerksam gilt, das Opfer aber keine Beachtung bekommt. Verständlich, aber dennoch ungut.


QuoteKein Einstein #28

... Das Opfer hat mehr Aufmerksamkeit verdient als der Täter.


QuoteWatzinger #45

https://twitter.com/janboehm/status/1440367280378892297

Das ist eine Liste der Leute, Parteien und Organisationen, denen der Mörder auf twitter folgt. Aussagekräftig, wie ich finde.


QuoteMgagre #73

Gestern erhielt ich ein Video des freundlichen Herrn Yeadon, in dem er nicht nur behauptet, Corona sei völlig harmlos, eine Impfung hingegen unnötig und gefährlich, sondern auch darauf hinweist, dass man Ärzte, die solche Versuche durchführten, nach den Nürnberger Prozessen aufgehängt habe.

Da ich vermutlich -das Video ist ein halbes Jahr alt- weit unten in der Weiterleitpyramide positioniert bin, haben wahrscheinlich Millionen dieses Video gesehen, unter denen 100 sind, die daraus lernen, man tue eine gute Tat, wenn man Menschen, die Impfungen für wichtig halten, aufhänge oder ermorde.

Einer von ihnen war am Wochenende an der Tankstelle zum Bier holen.


QuoteCamelCase #78

"Eine Nachbarin beschreibt ihn jedoch als aufbrausend und aggressiv: Er habe sich bei ihr oft über in der Straße parkende Kundinnen ihres Nagelstudios beschwert und sie in diesem Zusammenhang frauenfeindlich beschimpft. Ein weiterer Nachbar berichtet, [...] N. habe sie [...] angesprochen: Sie seien "bekloppt", und das mit Corona sei "alles erfunden". Er lasse sich zudem nicht impfen, da man daran sterben könne. [...] Ihm gefallen auf LinkedIn zudem reihenweise Beiträge und Kommentare, in denen Masken als "Unsinn" bezeichnet werden. Oder solche, die widerlegte Thesen des Mediziners und Bestsellerautors Sucharit Bhakdi verlinken, der die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie als "Wahn" bezeichnet.[...]
Ihm gefielen – schon vor Beginn der Corona-Pandemie – zudem politisch rechte Inhalte, so etwa Beiträge von AfD-Politikern sowie des CDU-Politikers und früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen. "

Wenn die Tat nicht so unglaublich traurig wäre, würde ich das für einen überzogenen Scherz halten. Wirklich, noch mehr Klischees komprimiert in einer Person geht fast nicht mehr, oder? Frauenfeind, Coronaleugner, Impfgegner und Nazi! Der Typ ist doch eine lebende Karikatur! Schwer zu glauben, dass jemand, der all dies in sich vereint, vorher nicht schon mal negativ aufgefallen ist. Auf jeden Fall ist klar, dass so jemand natürlich sehr anfällig für eine Radikalisierung bishin zur Gewaltbereitschaft ist.


QuoteTheGreaterFool #78.1

Jo, solche Leute gibt es (leider) noch und es fällt nicht schwer sich vorstellen das sich so jemand heute gewissermaßen "unterdrückt" fühlt, da sein Weltbild so dermaßen gegen die großen Entwicklungslinien läuft das er im Grunde nur die Wahl hat dagegen zu wüten oder sich permanent in eine stille Ecke zu verkriechen.

Von der Sorte wird es noch so einige geben die von der gesamtgesellschatlichen Entwicklung mittlerweile über mehrere Jahrzehnte überholt worden sind und sich auch nicht mehr der Illusion hingeben können eine "schweigende Mehrheit" würde eigentlich doch genauso denken wie sie.

Fürchte da laufen noch einige Zeitbomben herum deren Frustration mit den herrschenden Verhältnissen leicht in Gewalt münden kann wenn auch noch eine gewisse psychische Labilität dazukommt.


QuoteThomas Wiebke #79

Warum immer wieder dieser Versuch einer Unterscheidung zwischen ,,politisch motiviert" und ,,psychisch gestört" ??!!
Kann es nicht sein, dass wir immer häufiger beides sehen, dass wir es immer häufiger mit einer Verquickung psychischer Probleme (insbesondere eines krankhaften Narzissmus) mit extremen ,,politischen" Auffassungen zu tun haben? Anders gefragt: sind nicht politische Extremisten per se sogenannte narzisstische Persönlichkeiten, ergo Menschen, deren narzisstische Grundbedürfnisse nicht befriedigt worden sind? Ich meine Bedürfnisse, die uns allen zu eigen sind, Bedürfnisse nach Nähe, Bindung, Geborgenheit, Bestätigung, Liebe... Und sind nicht Menschen, die solch eine Art von Narzissmus aufweisen, per se ganz oft tickende Zeitbomben?!
Und noch weitergedacht: was haben wir alle, die wir hier so klug urteilen, eigentlich damit zu tun?! Diskutieren wir hier und anderswo im Netz nicht v.a. deswegen, weil wir uns einfach nur darstellen wollen, weil wir alle (ich schließe mich da durchaus ein), auch so eine narzisstische "Macke" haben?
Ich habe jedenfalls zunehmend das Gefühl, dass unsere Demokratien bzw. demokratische Kräfte mehr und mehr die Kontrolle verlieren! Und ich habe immer öfter Angst!!! Nicht so sehr um mich, aber um meine Kinder und zukünftigen Enkel... Wohin geht das alles?!


QuotePippilangstrumpfvictualia #89

Das bedauernswerte Opfer! Die armen Eltern, Freunde und Verwandten des Opfers! ...


QuoteReinhard Schäfer #92

In diesem Zusammenhang wird wieder deutlich, dass die Täter in den (un-)sozialen Netzwerken ihre Bestätigung finden, sich durch die (verkaufsfördernden) Algorithmen zunehmend in einer Meinungsblase radikalisieren. Es sind ja nicht nur - wie in diesem Fall - Morde (und Selbstmorde), die dadurch provoziert werden können, sondern diese Netzwerke unterstützen eine Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft, weil sie lange davon wirtschaftlich profitieren.

Einhalt gebieten sie erst (erneut medienwirksam), wenn sie feststellen, dass andere Nutzer durch die radikalen Strömungen zunehmend abwandern. Das ist dann nicht mehr glaubwürdig und nur ein weiterer Teil des schäbigen Spiels, auf das man sich einlässt, wenn man dort durch Likes und Kommentare, häufigen Aufenthalt und Klicks das Geschäftsmodell unterstützt. Man unterstützt damit auch den Zerfall der Gesellschaft, anstatt sich mehr auf reale soziale Kontakte einzulassen.

Wichtig ist heute, bereits den Kindern in der Schule zu verdeutlichen, wie diese Algorithmen funktionieren und sie vor den Gefahren zu warnen. Viele erwachsene "Kinder" sind dafür kaum noch sensibilisierbar, sind gefangen im Netz scheinbarer Anerkennung, dem Gefühl, zu etwas dazuzugehören und eine wichtige, akzeptierte Meinung zu haben, so abwegig sie auch sei. Auf den Boden werden sie immer weniger zurückgeholt, da in der Blase kaum noch gegenteilige Meinungen zu lesen sind.


Quotemondogenius #93

Eine noch viel wichtigere Frage ist, wie gehen wir in Zukunft mit Fake-News/Verschwörungstheorien in sozialen Netzwerken um?
Das kann ja unmöglich so weiter gehen.
Diese Falschmeldungen und Videos dazu werden immer besser und Menschen radikalisieren sich regelrecht auf Facebook & Twitter.
Das ganze nimmt Sektenähnliche Züge an. ...


QuoteKultour666 #94

Hallo ihr Querdenker. Seid ihr nun zufrieden? In Eurer und der rechten Szene wird ja mächtig applaudiert.
Was seid ihr nur für ein erbärmlicher Abschaum. Ich schäme mich aus tiefsten Herzen wenn ich bedenke dass Ihr "Das Volk" sein wollt. ...


...

Link

Quote[...] Ein offizieller Besuch ist derzeit nicht geplant. Aber Joe Biden kann gar nicht anders, als die Installation vor seiner Haustür zur Kenntnis zu nehmen: Sie ist vom Truman-Balkon des Weißen Hauses aus sichtbar.

Als der US-Präsident am Montag in seinem Hubschrauber Marine One abhebt, um nach New York zur Generalversammlung der Vereinten Nationen zu reisen, fliegt er über das weiße Flaggenmeer. An diesem Tag erreichen die USA eine Zahl, die erschüttert: Trotz aller wissenschaftlichen Errungenschaften, trotz aller Fortschritte sind nun bereits mehr Menschen in Amerika an den Folgen des Coronavirus gestorben als an der Spanischen Grippe vor 100 Jahren – mehr als 675.000.

Suzanne Brennan Firstenberg steht Sonntagmorgen am Rande ihres Flaggen-Kunstwerks auf der Washingtoner Mall. Handschuhe, blaue Leinenbluse, ein Strohhut schützt die blonde Frau vor der immer noch intensiven Sonne. Ihre rote Maske nimmt sie auch im Freien nicht ab.

Als sie im Herbst 2020 die kleinen weißen Fähnchen das letzte Mal in den Washingtoner Rasen vor dem RFK Stadium pflanzte, hatten die USA gerade die Schwelle von 220.000 Toten überschritten. Auch das eine Zahl, mit der lange keiner gerechnet hatte.

Wenn die Zahlen so groß würden, sagt Firstenberg, werde es schwierig, sie zu verstehen. Daher habe sie die Dimension sichtbar machen wollen.

Nach einem ,,kalten, dunklen Winter habe sie dann diese Installation auf der Mall geplant, sagt die 62-Jährige. ,,Ich dachte, wir haben das nun bald hinter uns. Also gab ich der Installation den Namen ,In America: Remember'. Ich nahm an, wir würden nun unsere Leben weiterleben, zurück in unsere Büros, die Kinder zurück in die Schulen gehen. Ich wollte die Amerikaner daran erinnern, dass eine von drei Familien in Amerika jemanden verloren hatte."

Aber die Normalität sei nicht eingetreten. ,,Jetzt schauen Sie sich das hier an", sagt Firstenberg und zeigt auf die riesige weiße Fläche hinter sich. ,,Jetzt müssen wir uns in Amerika daran erinnern, uns gegenseitig zu schützen. Denn es ist nicht vorbei."

Rechteck an Rechteck reiht sich auf der riesigen Grünfläche nahe des Washingtoner Monument, auch aus der Luft betrachtet scheint das Kunstwerk kein Ende zu nehmen. Dass die Installation an die weiße Strenge des Arlingtoner Friedhofs auf der anderen Seite des Potomac Rivers erinnert, ist kein Zufall. Dort liegen die Toten der amerikanischen Kriege.

Zwischen den Rechtecken können die Besucher hindurch laufen, die Installation soll begehbar sein. Und sie soll sich entwickeln. Auf manchen Flaggen sieht man in schwarzer Schreibschrift Namen von Verstorbenen und Widmungen.

,,Randy Westgard. Wir lieben und vermissen dich, Papa", steht auf einer. Auf einer anderen: ,,Joseph O'Neal Hinton. Vater, Freund, Bruder. Ein gesunder, starker 78-Jähriger. Er starb am Vatertag – vier Tage, nachdem er positiv getestet worden war."

Diese Widmungen sind erwünscht. Angehörige können ihren Verstorbenen eine Flagge widmen, entweder, indem sie sich hier vor Ort registrieren und ein Fähnchen beschriften lassen oder, falls die Anreise zu weit ist, im Internet.

Genau um diese Darstellung individuellen Leids geht es Firstenberg. ,,Die Botschaft ist: Wir müssen mehr aufeinander acht geben, statt einfach nur unser eigenes Leben zu leben. Die Menschlichkeit, die sich hier darstellt, ist enorm."

So viele seien alleine gestorben, die Pandemie habe lange im Verborgenen stattgefunden. ,,Jede dieser Flaggen steht für eine Person in den Vereinigten Staaten, die an Covid-19 gestorben ist. Indem wir jeden einzelnen mit einer Flagge repräsentieren, sagen wir: Dieser Mensch ist wichtig. Das bedeutet Patriotismus für mich."

Dass die Pandemie in den USA wieder so eskaliert ist, liegt auch an den vielen Impfgegnern im Land. Viele von ihnen nennen sich Patrioten, viele sind Anhänger von Bidens Vorgänger Donald Trump.

Sie betonen, Masken, Abstandsauflagen und Impfvorschriften verletzten ihre individuelle Freiheit. Mit ihrem Kunstwerk macht Firstenberg deutlich, wie hohl diese Argumentation angesichts der vielen Toten klingt.

Am Dienstag wollte die oberste Demokratin im Kongress, Nancy Pelosi, die Installation besuchen. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses war auch schon im vergangenen Oktober bei dem Kunstwerk.

Dabei erklärte sie, 220.000 Tote sei eine ,,schier unvorstellbare Zahl". Schier unvorstellbar sei, dass so etwas in Amerika geschehen könne. Firstenbergs Kunstwerk sei so wichtig, da es die Botschaft aussende, dass sich etwas verändern müsse.

Im Herbst war es noch die Trump-Regierung, die für den Umgang mit der Pandemie verantwortlich war. Inzwischen hat der Demokrat Biden übernommen. Nach anfänglichen Erfolgen ist die Impfkampagne in den letzte Monaten ins Stocken geraten. Auch deshalb hat sich die Zahl der Toten inzwischen mehr als verdreifacht.

Die Fähnchen sollen nun insgesamt 17 Tage lang im Wind wehen. Dann wird das Kunstwerk wieder abgebaut. Wahrscheinlich nicht zum letzten Mal. ,,Ich werde das so lange machen, wie es dauert", sagt Künstlerin Firstenberg.

,,Jeden Tag tausche ich die Ziffern an der großen Tafel hier vorne aus, so dass wir eine akkurate Zahl zeigen. Und jeden Tag pflanze ich mehr Flaggen. Gestern musste ich mehr als 2600 weitere stecken."

Damit habe sie nie gerechnet, sagt sie. Als sie im Juni 630.000 Flaggen erworben habe, habe sie gedacht, die brauche sie nie. ,,Nun musste ich bereits zweimal nachbestellen. Und das werden wohl nicht die letzten gewesen sein."

Einen Vergleich hebt das Kunstwerk besonders deutlich hervor: den zwischen Ländern, die die Pandemie gut und jenen, die sie schlecht in den Griff bekommen haben.

Am linken Rand des Flaggenfelds, vorne neben dem National Museum of African American History and Culture gibt es ein kleines Areal. Darauf stehen 27 Flaggen. Sie repräsentieren die Zahl der Toten in Neuseeland. ,,27. Wir in Amerika haben mehr als 670.000 Tote", sagt Firstenberg. ,,Das musste nicht sein."


Aus: "Covid-Gedenken in den USA: Ein weißes Meer aus Flaggen" Juliane Schäuble (21.09.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/covid-gedenken-in-den-usa-ein-weisses-meer-aus-flaggen/27632978.html

Link

Quote[...] Das neue Parlamentsjahr hat mit einer neuen Abgeordneten begonnen: Nach dem Rückzug von Neos-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn ist die Tiroler Unternehmerin Julia Seidl in den Nationalrat nachgerückt. Die 40-Jährige wurde am Mittwoch zu Sitzungsbeginn angelobt.

Die nachfolgende "Aktuelle Stunde" verlief aber in durchaus gewohnten Bahnen. Auf Antrag der Freiheitlichen wurde über die Situation im Asylwesen gestritten. Dominiert wurde die Debatte, die auch einige Corona-Einsprengsel hatte, wenige Tage vor der Oberösterreich-Wahl vom Streit der ehemaligen Koalitionspartner ÖVP und FPÖ, wer jetzt noch restriktiver in der Flüchtlingspolitik sei.

Den Auftakt machte FPÖ-Klubchef Herbert Kickl, der vom "katastrophalen Versagen" der Regierung in der Corona-Politik flott auf deren "Versagen" in der Asylpolitik umschwenkte. Während die Österreicher während der Pandemie eingesperrt worden seien, habe an den Grenzen 365 Tage im Jahr die Devise "Reinspaziert" geheißen. 30.000 Illegale würden heuer erwartet. Alles werde immer noch schlimmer, prophezeite Kickl.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gab sich empört und unterstellte der FPÖ "Doppelmoral" in Bezug auf einen Medienbericht, wonach sich etliche freiheitliche Spitzenfunktionäre haben impfen lassen. Kickls verharmlosende Aussagen zum Coronavirus und dessen Agitation gegen die Impfung bezeichnete Nehammer als "letztklassig". Kickl verhalte sich "erbärmlich" gegenüber Patienten mit Langzeitfolgen und den Hinterbliebenen der zahlreichen Covid-Todesopfer. Nehammers Konsequenz Richtung Kickl: "Ich entziehe Ihnen hiermit unser Du-Wort, das wir gegenseitig gerne gepflegt haben."

...


Aus: "Parlament live: Nehammer entzog Kickl wegen Covid-Verharmlosung im Nationalrat das Du-Wort" (22. September 2021)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000129845344/nationalrat-startete-nach-sommerpause-mit-hitziger-asyldebatte
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Wie gehen Sie mit Corona-Diskussionen in der Familie und im Freundeskreis um? ( User-Diskussion, 21. September 2021)
https://www.derstandard.at/story/2000129669294/wie-gehen-sie-mit-corona-diskussionen-in-der-familie-und


Quote
Kaffee ist immer gut!

In meinem weiteren Umfeld ist eine junge Frau an Covid verstorben. Sie hinterlässt einen Mann und zwei Kinder. Davon erzähle ich manchmal. Sonst erkläre ich offen, geimpft zu sein, aber lasse andere Meinungen daneben auch einfach stehen. Es ist wie bei Religionen, man wird kaum jemanden von der eigenen Sicht überzeugen. Das soziale Miteinander trotz Differenzen aufrecht zu halten, weiterhin im Gespräch zu bleiben halte ich momentan für essentiell.


Quote
Ausgeflippter Lodenfreak

Ab einem gewissen Abstand der Überzeugungen sind Gespräche darüber sinnlos. Man kann sagen, woran man selbst glaubt und was einem selbst wichtig ist, aber der Ansatz den anderen von irgendetwas zu überzeugen wird nur zu Streit und Abneigung führen.
Ich habe das schon lange bei der Zuwanderungsdiskussion gelernt: es ist besser einen kurzen peinlichen Moment hinzunehmen und offensichtlich das Thema zu wechseln, als sich ewig die meilenweit und unversönlich auseinanderliegenden Standpunkte an den Kopf zuwerfen. Es genügt, dass man sagt, man denkt da ganz anders und aus.
Unsere Gesellschaft hat keine Mitte mehr und so gibt es immer mehr, immer unterschiedlichere und sogar gegensätzliche Standpunkte, wo es keinen gemeinsamen Weg mehr gibt.


Quote
vaikunthaloka 21. September 2021, 10:41:54

Wir sind als Familie geimpft - allerdings machte ich die etwas beunruhigende Beobachtung, wie selbst einigermaßen intelligente und gebildete Verwandte und Freunde sich im Laufe des letzten Jahres zunehmend radikalisierten. Heute glauben die Dinge, die vor einem Jahr noch undenkbar gewesen wäre.

Das ist teilsweise sehr müssig und ich merke selbst, dass es eigentlich keinen Spaß mehr macht, diese Leute zu sehen - der Missionseifer ist einfach nur anstrengend. Und wenn man sich dann noch dazu heinreißen lässt, zu antworten (ich bin in der Forschung tätig - zwar nicht zu Viren, aber dennoch etwas vertraut mit der Materie), ist der an sich gemütliche Abend zusammen schon gelaufen. Ich hoffe, die kommen irgendwann wieder im normalen Leben an.


Quote
schwaiger2, 21. September 2021, 10:56:17

... Im Endeffekt stimmt man niemanden um und es wird nur zur psychischen Belastung für einen selbst.
Ich kann mit anderen Meinungen umgehen und akzeptiere diese ohne Weiteres, wenn sie fundiert sind. Wenn jemand allerdings mit einem "Bauchgefühl" daherkommt, bei dem jede wissenschaftliche Grundlage fehlt, ist diese Meinung irrelevant und wertlos für mich. Da ist es mir auch egal, wie nahe mir dieses Familienmitglied steht.
Wenn die Fakten eine eindeutige Sprache sprechen, gibt's keine "eigene Wahrheit".


Quote
felicius

bin geimpft, aber ich versteh die bedenken schon (zum teil)
28 jähriger bekannter, war wochenlang im spital (blutgerinsel nach astra)
alle coronakranken die ich persönlich kenne, hatten alle nur einen harmlosen verlauf.
dann noch keine langzeitstudien..
da kann man schon ins grübel kommen...
hab mich dann in erster linie impfen lassen, weil ich meine damals schwangere frau auf keinen fall anstecken wollte.
bin nun sehr froh, dass ich geimpft bin und es nicht anders war als bei meinen vielen anderen impfungen.


Quote
El Hidalgo, 21. September 2021, 11:55:48

Habe drei Monate argumentiert, bis meine Eltern (80 Jahre alt) sich impfen ließen. An sich waren sie von Anfang an nicht dagegen abgeneigt, allerdings hat meine Schwester (40 Jahre alt) ihnen monatelang eingeredet, dass die Impfung ein Plan sei, um die Älteren zu exekutieren. Sie meinte und meint es noch immer ernst. Unsere Eltern und auch ich natürlich, werden die nächsten 5 Jahre nicht mehr überleben können mit dieser Impfung. Sagt sie. Erschreckend ist, dass sie offensichtlich so dermaßen daran glaubt, dass sie sich bereits verlassen und allein glaubt. Weil wir uns impfen ließen, hat sie den Kontakt zu uns abgebrochen bzw. muss ich auch gestehen, dass mir jeglicher Wunsch nach Kontakt abhanden gekommen ist. Traurig das Ganze.


Quote
RS85

ich lasse es einfach über mich ergehen, falls jemand mit seinen VT etc. kommt, einfach deswegen, weil ich nicht meine Energie in solchen sinnlosen DIskussionen vergeuden will, ich werde sie sicher nicht umstimmen können also lass ich es lieber ganz bleiben und enthalte mich meiner Meinung, was ich jedoch schon mache, ist das Gespräch auf ein anderes Thema zu leiten oder halt asap das Gespräch beenden. Ich respektiere jede andere Meinung, will also nicht missionieren, will mir aber auch kein Geschwurble anhören. ...


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Des Bodens Satz

Meine Oma (95) meinte im Januar, sie wisse noch nicht, ob sie sich impfen lassen wollte, ,,wegen den Langzeiteffekten."  ...


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ElChupacabra

Mit Leuten, denen man mit Fakten nicht mehr kommen kann, spreche ich nicht mehr. ...


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Bambi Love VI, die Jungfrau

In meiner Familie sind 3 Leute an Covid gestrben, da gibt es keine Disskussionen mehr.


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gradwhan

... Ich habe [ ] mit meiner kleinen Schwester einen sehr bedauerlichen Fall von Long Covid. Aufgrund dieser Belastung reagieren auch meine Eltern sehr sensibel auf dieses Thema.
Meine Schwiegermutter ist leider sehr esoterisch veranlagt und naja... wir haben uns geeinigt, dass wir nicht mit ihr darüber sprechen. Wer einmal behauptet, dass Menschen absichtlich beatmet werden um Maßnahmen zu rechtfertigen hat bereits längst den Boden der Vernunft verlassen.


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bullchopper

War Schwierig aber mit der Zeit doch lösbar. In meiner Familie gibt es 3 Verschwörungsfans. Alle anderen sind geimpft. Sollte das Thema aufkommen und es ungemütlich werden da unsere Verwandten Anti-Vaxxer die Mischpoche belehren müssen dann haben wir eine witzige Lösung gefunden. Wir fangen an über Sachen zu reden von denen wir wissen das wir keine Ahnung haben und unsere Schwurbler Experten sind.

Zum Sportexperten sage ich das Thomas Muster mit Fiat Formel-1 Weltmeister geworden wäre wenn 911 nicht passiert wäre und meine Frau erzählt der Modespezialistin das Gucci für ihre Taschen Westindische Fersenhornhaut benutzt würde. Dem Computerfutzi erkläre ich das man Basic eigentlich "Basitsch" ausspricht weil's ein Albaner erfunden hat.

Alle lachen. Streit vorbei. Tusch. Vorhang. Ende.


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Verliebt_Verlobt_Vereinsamt

Ich diskutiere mit niemandem mehr. Ich bin es leid, ich habe es satt. Meine Liebsten sind alle geimpft und gut ists. Machts, was wollts.

Meinen besten Freund habe ich bereits im Herbst 2020 an die Pandmiepanik verloren. Es war nicht möglich, über dieses Thema auch nur beiläufig zu reden. Seine Angststörung hat voll zugeschlagen und letztendlich hat er mit mir vollkommen hysterisch "Schluß gemacht", weil ich die Dinge anders beurteilt habe.
Tja was solls. Ich weiß nicht, ob er mittlerweile geimpft ist.


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Nabu

Hatte gerade letztes Wochenende ein längeres Gespräch mit einem hochintelligenten Impfgegner, zusammen mit zwei anderen, ebenso hochintelligent.

Eigentlich baute seine Argumentation auf der permanenten Fehlinformation durch Medien und Politik auf, welchen er einfach überhaupt nicht mehr vertraut. Er ist kein Hardcore Impfgegner, sondern meinte einfach nur er will sich nicht impfen lassen, kann es sich aber unter Umständen vorstellen, wenn die Todesrate in die Höhe schnellt etwa.

War eigentlich alles faktenbasiert, hat nur eben kein Vertrauen mehr. Ich glaube es geht vielen Impfgegnern so. Alles nennt man heute Nazi und ähnliche Diffamierungen, obwohl sie überhaupt nichts mit dieser Ideologie am Hut haben. Bedenkliche Entwicklung.


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Ein Leser weniger

Wer missioniert fliegt raus.


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public wildlife defender

sry - fast schon zu Klischeehaft: Mein engeres familiäres Umfeld und ich sind geimpft - wir bewegen uns aber alle im weitesten Sinne naturwissenschaftlich - die Impfung ist also eine logische Antwort auf die Virus-Pandemie. Ich respektiere nicht Geimpfte! Ich selbst würde, wenn gefragt, die Impfung empfehlen. Ich werbe oder bekehre aber niemanden. Aufklärungskampagnen SOLLTEN von der Regierung kommen! Ich verachte Anti-Vaxxer-Kampagnen aus dem rechten politischen Eck (sprich Kickl-Fraktion der FPÖ) - diese Menschen sind meiner Meinung gemeingefährlich. Allerdings sind alle meine (gemäßigten) FPÖ-Freunde geimpft.


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phuxxx

In meiner Familie sind alle geimpft - seit Kurzem. Nachzüglerin war meine 14jährige Nichte, die - man kanns nicht anders nennen - aus rein pubertärer Opposition die Impfung verweigert hat. Vor ca. einer Woche ist sie dann doch zum ersten Stich gegangen. Aus Angst, dass sie als Ungeimpfte bald nicht mehr bei H&M und Co reinkommt. Die Vorstellung, nicht mehr ungehemmt shoppen zu dürfen, hat offenbar gereicht.


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lukaesch

manche lernens eben nur auf "die harte Tour".....


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synt4x3rr0r

In meinem Freundeskreis gibt's da kaum Diskussionen, was die Impfung angeht
Jeder hat sich impfen lassen, aus. Die Maßnahmen und wie sie begründet werden halten wir alle für eher fragwürdig, aber im Endeffekt kann man's eh nicht ändern, also ist es auch egal.

Erschreckend war für mich am Wochenende beim gemeinsamen Fortgehen mit meiner besten Freundin und deren Mädelsrunde, dass von denen fast die Hälfte ungeimpft ist, weil sie Angst davor haben, dadurch unfruchtbar zu werden. Alles Studentinnen, alle politisch eher bis stark links. Da kann man als Mann dann auch gar nicht dagegen argumentieren, weil (identity-politics-konform) "du kannst das halt nicht verstehen, du bist ja keine Frau".


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Beta Androide

Ich habs aufgegeben mit Fakten zu argumentieren.


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Ruhiger_Typ

... Bei uns gibt es in der Familie leider auch eine Person, die generell eher esoterischer Natur ist und nicht impfen geht. Ihr "Argument" unter anderem "ist nur Geldmacherei!".
Die gleiche Person geht bei wirklich jedem Wehwehchen zum Alternativmediziner ums teure Geld. ...



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Quote[...] Die US-Fluggesellschaft United Airlines will fast 600 Mitarbeiter entlassen, die sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollen und keine gesundheitliche oder religiöse Ausnahmegenehmigung haben. "Dies war eine unglaublich schwierige Entscheidung, aber die Sicherheit unseres Teams hatte für uns immer oberste Priorität", teilen Unternehmenschef Scott Kirby und Präsident Brett Hart den Mitarbeitern zu der Entscheidung mit.

Die betroffenen Beschäftigten könnten ihren Arbeitsplatz noch retten, wenn sie sich vor dem offiziellen Kündigungsgespräch impfen lassen. Das Unternehmen war Anfang August die erste US-Fluggesellschaft, die Covid-19-Impfungen für alle inländischen Beschäftigten vorschrieb. Bis zu diesem Montag wurde der Nachweis der Impfung verlangt.

Fast alle in der Belegschaft hätten sich daran gehalten, erklärte die Airline, die rund 67.000 Menschen beschäftigt. Jedoch hätten sich 593 Beschäftigte grundsätzlich geweigert, sich impfen zu lassen. Etwa 2000 Mitarbeiter hätten zudem aus medizinischen oder religiösen Gründen eine Ausnahme beantragt, teilte das Unternehmen mit. Die Fluggesellschaft hatte geplant, Mitarbeiter, die eine religiöse Ausnahmegenehmigung erhalten haben, ab dem 2. Oktober in einen vorübergehenden, unbezahlten Urlaub zu schicken. Diese Pläne wurden jedoch aufgrund einer Klage, die diese Politik anfechtet, bis zum 15. Oktober auf Eis gelegt.

Die Impfung werde künftig eine Einstellungsvoraussetzung für neue Beschäftigte sein, kündigte ein Unternehmenssprecher an. United plane, in den nächsten Jahren etwa 25.000 neue Mitarbeiter einzustellen. Auch für Studenten der Pilotenschule soll eine Impfung obligatorisch werden, sagte die Sprecherin.

Das Unternehmen wies indes die Behauptung zurück, die Impfpflicht schrecke Bewerber für eine Stelle bei der Fluggesellschaft ab. Auf einer Karrieremesse in Denver im vergangenen Monat erhielt United nach eigenen Angaben 700 Bewerbungen für etwa 400 Stellenausschreibungen. Ebenso seien mehr als 20.000 Bewerbungen für etwa 2.000 offene Stellen für Flugbegleiter eingegangen, sagte der Sprecher.

Quelle: ntv.de, hek/rts


Aus: "United Airlines kündigt 600 Impf-Verweigerern" (Mittwoch, 29. September 2021)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/United-Airlines-kuendigt-600-Impf-Verweigerern-article22835299.html


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Quote[...]  Im Gerichtsstreit um Corona-Infektionen im österreichischen Skiort Ischgl im März vergangenen Jahres hat ein schwer erkrankter Urlauber den Staat Österreich auf insgesamt 90.000 Euro Schadensersatz verklagt. Dies bestätigte Peter Kolba, Obmann des österreichischen Verbraucherschutzvereins (VSV), vor Beginn der Verhandlung am Landesgericht für Zivilrechtssachen in Wien. Die Verhandlung war der erste Prozess eines deutschen Klägers im Zusammenhang mit den Vorgängen in Ischgl im März 2020. Der Vorwurf lautet, dass Politik und Behörden bei der Eindämmung des Coronavirus und der Evakuierung des Orts versagt hätten.

Der Kläger, ein Mann Mitte 50 aus Baden-Württemberg, bekam kurz nach seiner Rückkehr aus dem beliebten Tiroler Ski- und Partyort Covid-19-Symptome. Er lag laut seinem Anwalt Alexander Klauser wochenlang im künstlichen Koma und leidet noch immer an Spätfolgen in Form von Long Covid. "Es liegt ein richtig schwerer Fall vor", sagte Klauser. Wegen zeitweiliger Arbeitsunfähigkeit des Klägers wurde die Forderung von ursprünglich 76.000 auf 90.000 Euro angehoben.

Klauser und der VSV beantragten erfolglos Vernehmungen von Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, des österreichischen Innenministers Karl Nehammer und des ehemaligen Gesundheitsministers Rudolf Anschober, um unter anderem die chaotische Massenabreise aus Ischgl nach der plötzlichen Schließung des Skiorts zu untersuchen. Vertreter des Staats argumentierten, dass die Klage nach dem Epidemiegesetz ins Leere laufe, weil es die öffentliche Gesundheit schütze, aber nicht auf einzelne Menschen anwendbar sei.

Wie schon im ersten Ischgl-Prozess um einen verstorbenen österreichischen Urlauber am 17. September ließ das Gericht erneut kein ausgedehntes Beweisverfahren zu. Aus Sicht der Richterin lagen bereits ausreichende Unterlagen vor. Diese Entscheidung werde man anfechten, sagte VSV-Obmann Kolba. "In fünf Jahren kann sich der Herr Kurz mit Sicherheit an gar nichts mehr erinnern." Mit einem Urteil wird bis Jahresende gerechnet.

Insgesamt hat rund ein Dutzend Menschen Klagen wegen Ischgl eingebracht. Der Fall eines weiteren Deutschen wird am Freitag verhandelt. In dem für seine Partyszene bekannten Wintersportort war es im März 2020 mitten in der Skisaison zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Hunderte Österreicherinnen und Tausende ausländische Urlauber, darunter auch viele Deutsche, infizierten sich vermutlich unter anderem in überfüllten Après-Ski-Bars. Die in ihre Heimatländer zurückgekehrten Urlauber verbreiteten daraufhin das Virus in ganz Europa. Der Ort mit seinen rund 11.000 Gästebetten gilt seitdem als einer der Hotspots für die Verbreitung des Virus.

Der VSV wirft den österreichischen Behörden vor, trotz Warnungen den Skibetrieb zu zögerlich geschlossen zu haben. Zudem kritisiert er das Vorgehen von Kanzler Kurz, der am 13. März vor laufenden Kameras die sofortige Quarantäne über das Paznauntal verkündet hatte und damit chaotische Zustände vor Ort verursacht habe.


Aus: "Deutscher Ischgl-Urlauber will Schadensersatz wegen Covid-Erkrankung" (30. September 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/gesundheit/2021-09/ischgl-prozess-corona-ausbruch-oesterreich-klage-deutscher-urlauber-schadensersatz


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Quote[...] Rom - Bei Demonstrationen gegen den so genannten ,,Green Pass"*, also einen obligatorischen Nachweis einer Impfung oder Immunität gegen das Coronavirus* oder alternativ eines negativen Testsergebnisses für viele Bereiche des öffentlichen Lebens in Italien, ist es am Samstag (09.10.2021) zu Ausschreitungen gekommen. Einige Demonstranten, darunter auch einschlägig bekannte Rechtsextreme, lieferten sich Straßenkämpfe mit der Polizei und stürmten ein Gewerkschaftsgebäude.

Die Einsatzkräfte setzten bei den Ausschreitungen in der Hauptstadt Italiens Tränengas, Schlagstöcke und Wasserwerfer ein und nahm bis zum Sonntagmittag zwölf Randalierer fest. Unter den Festgenommenen waren auch die beiden Anführer der rechtsextremen Partei Forza Nuova, Giuliano Castellino und Roberto Fiore. Staatspräsident Sergio Mattarella und Regierungschef Mario Draghi verurteilten die Gewalt, die italienische Zeitung Corriere della Sera beschrieb die Ausschreitungen als eine ,,Stadtguerilla der Impfgegner".

Randalierer erstürmten die Zentrale der Gewerkschaft CGIL. Bei dem Angriff wurden unter anderem drei Carabinieri verletzt und zahlreiche Wachleute mit Stöcken und Fahnenstangen attackiert. Gewerkschaftschef Maurizio Landini sprach von einem Akt ,,faschistischer Gewalt" und einem ,,Angriff auf die Verfassung". Zuvor hatte er sich an die Randalierer gerichtet und betont: ,,Niemand darf glauben, unser Land in die Faschistenzeit zurückstoßen zu können."

Anlass für die eskalierte Demonstration waren neue Corona-Maßnahmen, die kommende Woche in Italien in Kraft treten. Ab Freitag (15.10.2021) benötigen Beschäftigte der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst einen so genannten ,,Grünen Pass", also einen Nachweis der Impfung, Genesung oder eines - zu bezahlenden - negativen Tests. Dafür werden ab Montag (11.10.2021) in Italien zahlreiche Lockerungen in Kraft treten. Kinos, Theater und Konzerthallen öffnen wieder mit voller Auslastung, Diskotheken nehmen den Betrieb wieder auf. Auch hier ist der Eintritt Menschen vorbehalten, die einen ,,Grünen Pass" vorzeigen können.

Mehrere Zehntausend Menschen waren am Samstag durch Rom gezogen, um gegen diese Regierungsentscheidung zu protestieren. Nach einer genehmigten Kundgebung an der Piazza del Popolo marschierten die Demonstranten durch die Innenstadt und versuchten wiederholt, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Dabei wurden Gegenstände und auch Knallbomben auf die Polizisten geworfen. Berichten zufolge wollten einige der Demonstrierenden offenbar zum Amtssitz von Ministerpräsident Draghi vordringen, wurden dabei aber von Wasserwerfern der Polizei aufgehalten. (ska/dpa)


Aus: "Corona-Randale: ,,Stadtguerilla" stürzt Rom in den Ausnahmezustand" Sandra Kathe (10.10.2021)
Quelle: https://www.fr.de/panorama/rom-stadtguerilla-impfgegner-corona-italien-proteste-ausnahmezustand-zr-91043317.html