[...] Der Istanbul-Grill ist eine deutsche Insel.
Manchmal hat man zwischen zwei Terminen noch Zeit. Zu wenig Zeit, noch einmal in den Vorort im Berliner Südwesten zu fahren und zu viel Zeit um schon am verabredeten Ort zu sein. So ging es mir anderntags. Ich stand auf einmal unversehens auf einer fürchterlich öden Berliner Straße. Nagelstudios, eine Aral-Tankstelle, eine Anwaltskanzlei für Familienrecht mit verstaubten Teddybären im Fenster. Wohnhäuser, auf der Straße rauschender Autoverkehr. Eine Seniorenresidenz. Vor dem Eingang rauchen die Pfleger und die Bewohner. Kein Café, außer einer Bar, die ist geschlossen. An der Ecke aber ist ein türkischer Imbiss. Istanbul-Grill, geöffnet ab 9.30 Uhr. Es war elf Uhr.
„Ayran und einen Pfefferminztee, bitte“ sage ich. Der Mann hinter dem Tresen nickt. „Für hier?“. „Für hier“ sage ich und setze mich in eine Ecke, in die ein bisschen Sonne fällt. Ein Fernseher über der Theke. Die Sängerin singt von der Liebe. Bilder von Beirut. Der Mann, der Ayran und Tee bringt, seufzt. Beirut?, frage ich. „Ja“, sagt er. „Rabat?“, fragt er mich. „Fast“, sage ich. Aber die gleiche Sprache sprechen wir doch. „Istanbul-Grill?“, frage ich. „Vor zwei Jahren ist der Inhaber zurück in die Türkei. Izmir. Ruhestand. Istanbul liegt am Meer. Beirut liegt auch am Meer. Das passt schon. Ich lache. Er lacht. Ein offenes Lachen. „Schon lange in Berlin?“, fragt er mich. Ich schüttle den Kopf. „Nur noch gelegenheitshalber.“ Der Mann nickt. Wir sprechen über Beirut, Berlin, Hundescheiße auf dem Gehweg, den langen Winter, den besten Wochenmarkt und er sagt: Karim. Ich sage: Read On.
Dann muss der Mann zurück hinter die Theke. Eine Gruppe von Bauarbeitern kommt in den Istanbul-Grill. Es sind Polen. Der älteste der Bauarbeiter hat schon graue Haare und einen Stoppelbart, der Jüngste sieht aus, als wäre er gestern noch in der Schule gewesen. Vielleicht ist das so. Fünf Döner-Teller mit allem. Das müssen sie nicht sagen. Sie setzen sich hin. Der Mann hinter der Theke begrüßt die Männer mit Namen. Schön dich zu sehen: Piotr, Pavel, Matheusz,Jakub,Radek.
Sie nicken und vor dem Döner-Teller kommt eine Suppe. Der Mann hinter der Theke, fragt nach der Baustelle und dem Rücken des ältesten Mannes der Runde. „Schwer heben, nicht gut“ sagt er. Die Bauarbeiter sagen: Ja, aber immer alles schnell, schnell.“ Alle seufzen und dann essen sie.
„Sie sind wie Familie“, sagt Karim hinter der Theke zu mir und bringt noch einen Tee.
Erst dann fällt mir auf, dass der Istanbul-Grill viel mehr Besucher hat als ich erst dachte.
Am Tisch mir gegenüber hält sich ein Mann an einem Bierglas fest. Er trägt eine speckige Lederweste und zu seinen Füßen stehen vier Plastiktüten. Ungekämmtes Haar, eine alte Baseballkappe vor ihm auf dem Tisch. Seine Turnschuhe haben keine Schnürsenkel mehr, sondern sind mit Paketklebeband zusammengehalten. Er bekommt auch eine Suppe wie die Bauarbeiter. Er sitzt tiefgebeugt über der Suppe und schlürft. Statt einer Serviette behilft er sich mit dem Ärmel. Der Mann wäre in keinem Restaurant, keinem Café willkommen, für Männer wie ihn gibt es die Bahnhofsmission, wir wollen lieber nicht neben ihnen sitzen und dann gibt es denn Grill-Istanbul. Ein Bier, welches der Mann in 5 Cent Stücken bezahlt und eine Suppe, die auf keiner Rechnung auftaucht. Der Karim, der macht ne richtig gute Suppe wie bei Muttern ruft der Mann.
Hinter dem Mann mit der Suppe sitzt eine grell geschminkte Frau, sie trinkt Kaffee und liest in der Hörzu. Sie sieht immer wieder auf ein Telefon vor ihr auf dem Tisch. Aber das Telefon klingelt nicht. Schließlich wählt sie eine Nummer und dann ruft sie dreimal: Scheiße, Scheiße, Scheiße. Sie stopft die Hörzu in die Tasche und Karim sagt: „Stress zu Hause?“ Die Frau nickt. „Große Scheiße“ sagt sie. Der Bert ist mit den ganzen Möbeln einfach weg. Dann geht sie geschlagen nach draußen.
Karim räumt die Kaffeetasse ab.
Links von der Theke wo Börek mit Hack und Spinat und Käse und kleingeschnittenes Gemüse liegt, da sitzt ein Mann, vielleicht Mitte 40. In einer Tasche hat er Hemden aus der Reinigung, 10 Hemde für 12 Euro oder so. Vielleicht hat er seinen Job verloren, dann die Frau, dann vielleicht das Haus, vielleicht hat er nur noch ein bedsit, keine richtige Wohnung mehr. Die Kinder schämen sich. Er ist einen Döner, hastig und hungrig, vielleicht ist das die warme Mahlzeit am Tag.
Dann kommen zwei Männer und zwei Frauen aus dem Seniorenheim in den Istanbul-Grill. Einen der Männer habe ich rauchen sehen vor der Tür. Er hat eine Sauerstoffflasche dabei, er hustet, ein angestrengtes Husten, ein Husten der schlimmer wird, aber der Mann strahlt. „Hallo Karim“. Karim kommt und sagt: Hallo Heinz.“ Die zwei Männer und zwei Frauen setzen sich an ihren Tisch. Karim bringt Bier, Kaffee und Saft. Prosit, ruft Heinz und dann bringt Karim ein Brettspiel: Mensch Ärgere Dich nicht und schon würfeln Heinz und seine Freunde und für einen Moment ist die Seniorenresidenz gegenüber ganz weit weg, ist der Istanbul-Grill ein Restaurant mit Meerblick und Zeitvertreib. Zwei Mädchen kommen herein. Mädchen, die Jacqueline und Tiffany heißen und eine Handvoll Kleingeld haben. „Reicht das für zwei Eis?“
Ihre Mutter raucht vor der Tür.
Die Mädchen bekommen Eiscreme, aber gleichzeitig Nachhilfe in Mathematik, Wertschätzung und dieses Strahlen, das Karim hat für die Menschen, die im Feuilleton gesellschaftliche Verlierer oder Transferempfänger heißen.
Der Istanbul-Grill ist ein Gemälde von Otto Dix. Hier setzen die Trinker, die Obdachlosen, die noch nicht ganz Obdachlosen, die Gelegenheitsarbeiter, die Zugehfrauen zwischen zwei Wohnungen, die Bauarbeiter, die Menschen, die nicht weiter wissen, denen die Tage zu lang sind, die aufgegeben haben, die Alten zu denen vielleicht an Weihnachten noch einmal Besuch kommt, aber sonst nicht mehr. Hier sitzen die Anderen. Der Istanbul-Grill und es gibt viele von ihnen, ist Sozialamt, erste Hilfe, Familienersatz, ist Wärme und nicht nur die wärmende Suppe. Der Istanbul-Grill holt Leute von der Straße, fragt nicht, verachtet nicht, schenkt Tee nach. Im Istanbul-Grill kann man anschreiben und man kann seine Plastiktüten später abholen und dann liegt ganz oben ein Döner mit allem in Silberpapier. Der Istanbul-Grill ist Heimat, Wohnzimmer, der letzte Anker und die stete Vergewisserung: „Hallo, gut dich zu sehen.“ Das hören die Gäste sonst wohl schon seit Jahren nicht mehr.
Dann aber muss ich gehen. „Danke, sage ich und Karim sagt: „Ich hoffe man sieht sich wieder.“ Ich nicke. Danke, sage ich noch einmal und ich denke, es wäre doch an der Zeit öfter Danke zu sagen, dafür, dass so viele, die wir vergessen im Grill Istanbul willkommen und aufgehoben sind. Ihre Geschichten, die von Karim aus Beirut, dem Inhaber des Istanbul-Grills werden nicht erzählt, oder nur sehr selten, wenn wir darüber sprechen, was Deutschland prägt, aber ohne sie, ohne ihre Fähigkeit den Menschen die es am nötigsten haben, die Hand hinzuhalten, wäre Deutschland ein viel, viel ärmeres Land.
Karim bringt mir Baklava.
Ich will Trinkgeld geben.
Aber Karim hat das Wort auf Deutsch noch nie gehört.
Wir streiten natürlich darum, ob er es annehmen will.
Für den nächsten Gast, sage ich schließlich.
Wir lachen.
Salam aleikum, Karim.
Der Karim ist ein Mensch, sagte der Mann mit dem Bierglas und der Suppe und den vielen Plastiktüten. Ein richtiger Mensch.
Aus: "Der Istanbul-Grill ist eine deutsche Insel." Read on (Mai 25, 2018)
Quelle:
https://readonmydear.com/2018/05/25/der-istanbul-grill-ist-eine-deutsche-insel/-
[...] Die Kurve hinter der das ‚christlich-jüdische‘ Abendland liegt.
Das Kloster Seeon ist 660 Kilometer von Berlin entfernt und doch mag es gut sein, dass wenn ich aufstehe, auch im Kloster Seeon, wo die CSU dieser Tage beisammen ist, schon Kaffee getrunken wird und die Schlipse gebunden werden. Aber ich fahre wie so oft an diesem Samstag früh auf den Markt, denn Herr Yilmaz [den ich] bei dem Gemüse einhole, kann auch nicht schlafen. Ich kaufe also Mohrrüben, Blumenkohl und bei Herrn Yilmaz schöner Frau kaufe ich Maultaschen, denn der Mensch soll eine Brühe haben.
Herr Yilmaz fragt: Na Fräulein Read On, immer noch Karten für Deniz Yücel. „Ja, sage ich Herr Yilmaz, heute wird es Karte 295.“ Herr Yilmaz schüttelt den Kopf und stößt Flüche aus, die hier nur auf Grund des Anstandes und der Sittlichkeit nicht wiederholt sein sollen. Aber länger kann ich mit Herrn Yilmaz nicht ratschen, obwohl ich das gern tue. Denn mir sind ja noch, vielleicht gehen Sie, die Mitglieder des CSU-Parteitages gerade zum Frühstück herunter, ihre Worte im Ohr, die sich so vernimmt man auch im fernen Berlin in einem Positionspapier finden und dort heißt so schrecklich schön, denn Deutsch ist eine schrecklich schöne Sprache: „neben unserer Liebe zur deutschen Heimat gilt es die christlich-jüdische Tradition des Abendlandes zu bewahren.“ Während ich also meine Einkäufe im Fahrradkorb verstaue, da erinnere ich mich an etwas- das werte CSU-Mitglieder ist die jüdische Krankheit, wenn die deutsche Krankheit, niedriger Blutdruck ist, so ist die jüdische Krankheit immer das Gedächtnis gewesen. Herr Yilmaz aber lässt mich nicht gehen ohne mir noch eine Ananas zuzustecken und fragt: Sie sind aber eilig Fräulein Read-On?“ Ich nicke durchaus betrübt, „ich will sage ich zu ihm, noch auf einem Sprung dort vorbeisehen, wo das jüdisch-christliche Abendland begraben liegt.“ Herr Yilmaz nickt. „Ach Fräulein Read On.“
Ist man nämlich schon auf dem Markt im Berliner Südwesten, ist es nicht mehr weit bis zum Grunewald und ob Sie im Kloster Seeon auf Tannen blicken, weiß ich nicht, aber hier auf der stillen Straße, da ist der Wald so dicht, wie im schönen Bayern. Damals ich lebte fern von Europa und besuchte nur in den Ferien meine Großmutter in Deutschland, da fuhr sie mit mir in den Grunewald. Denn Sie müssen wissen, werte Damen und Herren der CSU, meine Großmutter war die Tochter des patriotischsten der deutschen Juden, den sie sich vorstellen können und meine Großmutter wurde im gleichen Jahr geboren, da war Walther Rathenau Außenminister des Deutschen Reiches. Meinem Urgroßvater erschien dies als besonders glückliche Fügung. „Wenn ein Jude, Außenminister ist, sagte er dann können auch die Töchter der deutschen Juden alles werden“ und so schwor mein Urgroßvater seine fünf Töchter auf ein Studium ein. Nur meine Großmutter kam aus Auschwitz zurück, das nämlich war das Resultat des christlich-jüdischen Abendlandes unter deutscher Ägide, dessen Enkeltochter ich nun einmal bin.
Aber als ich ein Kind war, das ist jetzt auch schon lange her, da war Walther Rathenau noch immer der Säulenheilige unserer Familie. Meine Großeltern machten niemals das Licht an ohne mit Bewunderung auszurufen: „Dank der AEG.“, denn wie Sie sicher wissen, hat der deutsche Jude Emil Rathenau und dann sein Sohn, Deutschland elektrifiziert und niemand, wirklich niemand in meiner Familie mochte sich darüber beruhigen, dass es ein deutscher Jude war, der den Deutschen ein Licht aufgehen ließ. Walther Rathenau war im Bücherregal meiner Großeltern ein eigenes Fach reserviert, und natürlich hing auch ein Rathenau Bild in der Wohnung und so habe auch ich Bitterfeld niemals allein mit der DDR-Industrie und ihren Umweltkatastrophen in Verbindung gebracht, sondern mit dem Seufzen meiner Großmutter: hier war Walther im Exil. Aber damals als wir in den Grunewald fuhren, da schwieg meine Großmutter und wir liefen ziemlich lang, die Straße hinunter, die auch ich mit dem Fahrrad heute Morgen entlangfuhr und wenn die Königsallee und die Erdener Straße sich kreuzen, eine weite Kurve ist an dieser Stelle, dann steht man dort wo das christliche-jüdische Abendland begraben liegt. Das christlich-jüdische Abendland kennt schöne Lieder und heute am Dreikönigstag, da kann man gut noch einmal singen: „Lasst uns froh und munter sein.“ Gesungen wurde auch ein anderes Lied zu dieser Melodie und die letzte Strophe, die ging so:
Auch Rathenau, der Walter,
Erreicht kein hohes Alter,
Knallt ab den Walther Rathenau
Die gottverfluchte Judensau!
Aber das erzählte mir meine Großmutter nicht, damals als ich ein Kind war, das kam erst später, aber als wir an der Ecke standen, der Straßenkreuzung, da erzählte sie mir wie der deutsche Patriot Walther Rathenau, ja, die Juden waren deutsche Patrioten auch wenn Ihre Partei die CSU nämlich, den Juden gern Frieden für ihre Heimat wünscht und damit niemals den Grunewald meint. Anders als der feige deutsche Hurra-Patriot nach verhandelte der Außenminister Rathenau nämlich den Versailler-Vertrag, wollte, dass Deutschland zurückkehrte an den Tisch der europäischen Politik. Altes Abendland Sie wissen schon, die feigen deutschen Generäle sangen lieber das Lied vom Soldatentod im grünen Gras und putzten ihre Orden, so unterschiedlich kann man Patriotismus leben. Walther Rathenau fuhr nach Rapallo und ließ sich demütigen für Deutschland. Er verhandelte mit den Briten, er fuhr nach London und Genua und in Deutschland, da sang man Weihnachtslieder und hasste den Juden Rathenau. Irgendwann fragte Walther Rathenau, wie wir alle an einem Punkt unseres Lebens uns fragen: „Warum hasst man mich eigentlich so furchtbar?“ Und man antwortete ihm: „Weil Sie Jude sind und ausschließlich deshalb. Sie sind die lebendige Widerlegung der antisemitischen Theorie von der Schädlichkeit des Judentums für Deutschland.“ Vielleicht lächelte Walther Rathenau, und am Morgen des 24 Junis 1922 wurde Walther Rathenau an der Straßenkreuzung an der ich stehe, von drei Mitgliedern der Operation Consul ermordet. Man schoss ihm in den Kopf, in den Rücken und in den Kiefer, gar nicht patriotisch, sondenr ziemlich abgeklärt mit einer Maschinenpistole und ein zweiter Attentäter, der warf eine Handgranate hinterher. Da steht man einem kühlen Januarmorgen und der Gedenkstein ist schmutzig und grau und dort in der Kurve, dort liegt das christlich-jüdische Abendland begraben, das so gern zitiert wird, aber dort hat man dem Juden in den Kopf geschossen, gut versteckt im dichten Gebüsch und das ist das christlich-jüdische Abendland gewesen und aller Sentimentalität, die die Juden meiner Familie hegten, so schluckten sie doch und wussten nicht weiter und meine Großmutter und ich brachten einmal im Jahr weiße Rosen. Dort liegt der Unterschied begraben zwischen jenen, die vom christlich-jüdischen Abendland schwärmen können und jenen, die auf der Straße verbluteten.
Die Operation Consul, eine Terrorgruppe lässt sich übrigens gut und gern jener von Armin Mohler geprägten Begrifflichkeit der „Konservativen Revolution“ zuordnen, die gerade bei ihnen Karriere macht, aber das christliche Abendland, das den Juden so gern in den Kopf schoss und schließlich ganz Europa judenrein machte, das muss nicht im Kloster Seeon verteidigt werden, denn das gibt es schon seit so vielen Jahrzehnten nicht mehr, es wird nie wieder kommen, es ist nur noch ein Stein an einer befahrenen Kreuzung davon übrig und seit 1922 hat es in Deutschland nie wieder einen jüdischen Außenminister gegeben.
Wenn Sie aber Zeit haben, dann gehen Sie doch die Königsallee noch einen Kilometer hinauf, da steht sie die Villa von Walther Rathenau, vor der ich mit meiner Großmutter stand und sie erzählte mir von jenem Mann, der einfach so beim Kaiser durch die Tür marschierte und niemals darüber hinweg kam, dass ein deutscher Jude nicht auch Offizier werden konnte. Ob Walther Rathenau vielleicht im Sommer einmal nach Kloster Seeon wanderte weiß ich nicht, aber in München kurz vor der Jahrhundertwende, da hörte er Vorlesungen in Maschinenbau, aber er träumte davon Maler zu werden. Sie werden verstehen, werte CSU-Klausurtagungsteilnehmer, jeder Patriot hat eine Schwäche und mein Urgroßvater, der preußischste unter ihnen, pfiff gern Liebeslieder, auch solche aus Frankreich.
Es lohnt sich manchmal an einer Kreuzung in Berlin-Grunewald zu verharren, in Gedanken oder auch ganz selbst, 660 Kilometer sind nicht wenig, aber man erzählt sich, es gäbe einen wirklich schnellen Zug von München nach Berlin.
Aus: "Die Kurve hinter der das christlich-jüdische‘ Abendland liegt" Read on (Januar 6, 2018)
Quelle:
https://readonmydear.com/2018/01/06/die-kurve-hinter-der-das-christlich-juedische-abendland-liegt/---
Nachtrag: Jonas Leppin - Verifizierter Account @JoLepp (13:09 - 31. Mai 2019)
Mit einer erfundenen jüdischen Familiengeschichte hat die in Dublin lebende deutsche Historikerin Marie Sophie Hingst (@MlleReadOn) die Leser ihres Blogs "Read on my dear, read on" ... getäuscht. ... Der Blog "Read on my dear, read on" wurde von der Autorin inzwischen offenbar gelöscht. ...
https://twitter.com/JoLepp/status/1134552533458927616Nachtrag #2
Tagebuch Freitag, 31. Mai 2019 – Was man glauben möchte
Hingsts Blog war seit Jahren auf meinem Radar; ich stolperte irgendwann darüber, als sie noch auf Englisch schrieb, dann wechselte sie zu Deutsch, woraufhin mehrere Leute in meiner Timeline oder meiner Blogblase sie häufiger zu lesen und zu verlinken schienen. ... Es macht einen Unterschied, ob man sich eine evangelische oder eine jüdische Großmutter erfindet. Es macht einen Unterschied, ob man sich eine Opferperspektive und damit eine Deutungshoheit aneignet, die man schlicht nicht hat. Es macht einen Unterschied, ob man Lesern und Leserinnen vortäuscht, ein Leben zu führen, das nicht existiert oder es von vornherein als ein literarisches Experiment aufzieht und kenntlich macht. Wenn Hingst das getan hätte, hätte es vermutlich öfter Kommentare gegeben, die genau diese Opferperspektive latent geschmacklos gefunden hätten, ähnlich wie bei Würgers Roman Stella, bei dem die Perspektive ähnlich war. ...
https://ankegroener.de/blog/?p=31942Nachtrag #3
Klaus Graf (1. Juni 2019): "Die Causa Hingst – Fragen und erste Antworten zu einem Skandal der Blogosphäre" [Dieser Beitrag versucht, eine sachliche, differenzierte Auseinandersetzung anzustoßen.] |
https://archivalia.hypotheses.org/99981Nachtrag #4:
"The life and tragic death of Trinity graduate and writer Sophie Hingst" Derek Scally (Jul 27, 2019)
https://www.irishtimes.com/news/world/europe/the-life-and-tragic-death-of-trinity-graduate-and-writer-sophie-hingst-1.3967259https://www.tagesspiegel.de/kultur/bloggerin-marie-sophie-hingst-sie-glaubte-ihre-eigenen-luegen/24845010.html