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[Umweltschutz | Naturschutz | Umweltgefährliche Stoffe (Ökotoxikologie) ... ]

Started by Link, July 22, 2018, 11:36:20 AM

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Quote[...] In der vor einem Monat eröffneten Tesla-Fabrik in Grünheide ist es zu einem Vorkommnis gekommen, bei dem erstmals eine Chemikalie außerhalb der Werkhalle ausgelaufen ist. Und zwar nahe der Lackiererei – einem Bereich im Trinkwasserschutzgebiet.

Brandenburgs Landesumweltamt (LfU) verneint zwar jedwede Gefährdung für Mensch, Grundwasser und Umwelt. ,,Es handelt sich nicht um einen Störfall", so Sprecher Thomas Frey. Tesla habe korrekt auf die Betriebsstörung reagiert, die am 12. April mündlich gemeldet und dann am 14. April schriftlich angezeigt wurde. Auch der Kreis Oder-Spree weist jedwede Umweltbeeinträchtigungen zurück. Doch es bleiben Widersprüche.

Die Umweltverbände Grüne Liga und Naturschutzbund sowie die Bürgerinitiative Grünheide fordern Aufklärung, die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) sogar einen Produktionsstop. ,,Das stinkt zum Himmel", sagte Michael Ganschow, Geschäftsführer der Grünen Liga am Dienstag dem Tagesspiegel. ,,Das ist sehr beunruhigend", sagte Steffen Schorcht von der BI Grünheide. ,,In diesem Werk wird mit wassergefährdenden Substanzen gearbeitet. Unsere Befürchtungen, dass es hier nicht hätte gebaut werden dürfen, bestätigen sich."

Bereits vergangene Woche hatte Brandenburgs Umweltministerium bestätigt, dass am Abend des 11. April in der Lackiererei ,,beim Befüllen eines Behälters innerhalb der Lackieranlage durch ein nicht vollständig geschlossenes Ventil eine Flüssigkeit ausgetreten sei, die vollständig im Auffangbehälter der Lageranlage aufgefangen worden ist und von dort durch ein zugelassenes Entsorgungsunternehmen abgepumpt wurde."

Eine kleinere Menge Flüssigkeit sei noch mit Bindemitteln aufgenommen worden, hieß es. ,,Der Vorfall ereignete sich innerhalb der Gebäude. Es ist keine wassergefährdende Flüssigkeit ins Freie oder in den Boden gelangt. Es bestand keine Gefahr für die Umwelt oder die Nachbarschaft."

Doch nun hat die Brandenburger ÖDP Fotos veröffentlicht – am 12. April von einem Mitarbeiter des Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE) im Werk aus einem Auto heraus aufgenommen – die draußen vor der Lackiererei eine mit bräunlichem Bindemittel gebundene Flüssigkeit zeigen sowie Fahrzeuge der Tesla-Betriebsfeuerwehr.

Den Widerspruch erklärt das LfU damit, dass bei der Abholung und Verladung der Schläuche am 12. April durch ein Entsorgungsunternehmen zwei bis drei Liter Schlauchinhalt ausgelaufen seien. "Es handelt sich um eine Fehlbedienung des Entsorgungsunternehmens", so Frey. Daher sei es nicht nötig, Auflagen zu erteilen oder Folgemaßnahmen anzuordnen.

Ob organisatorische Konsequenzen gezogen werden, obliege dem Betreiber. Das LfU teilte nun erst weitere Details mit, was drinnen passiert war: ,,Bei der ausgetretenen Flüssigkeit handelt es sich um ca. 15 Kubikmeter Behandlungsbad aus der Elektrotauchlackierung." Um welche Chemikalien es sich handelt, wird weiterhin nicht mitgeteilt. Laut LfU sei eine Kontrolle des LfU am 12. April durchgeführt worden. "Zum Zeitpunkt der Kontrolle waren die Auswirkungen der Betriebsstörung bereits vollständig beseitigt."

Ein anderer Widerspruch ist indes noch gravierender. Ein nach dessen Angaben bereits am 10. April aufgenommenes Drohnenvideo, das der lokale Fabrikbeobachter ,,Fly Brandenburg" auf Youtube veröffentlichte, zeigt (ab Minute 10:30) vor dem Hallentor der Lackiererei bereits deutlich sichtbar eine Flüssigkeitslache – am Tag vor der offiziellen Version, und in einer sonst überall trockenen Umgebung.

,,Lösemittel kann es nicht sein, das wäre verdunstet. Und am Sonntag wird in der Fabrik nicht gearbeitet", sagt Schorcht von der Bürgerinitiative Grünheide. Knapp tausend Meter von der Stelle entfernt befinde sich die Hauptbrunnenanlage Hohenbinde des Wasserverbandes Strausberg-Erkner mit einer jährlichen Kapazität von 5,6 Millionen Kubikmetern. ,,Wenn die ausfallen sollte, droht ein Versorgungsnotstand in der Region." Nach den Drohnen-Fotos könne nicht ausgeschlossen werden, dass Chemikalien neben der Straße versickert seien.

Im Genehmigungsverfahren hatten Grüne Liga und Naturschutzbund wiederholt gewarnt, dass die Störfallvorkehrungen mangelhaft seien. Solche Befürchtungen hatte das Landesumweltamt zuletzt in der 536 Seiten starken Hauptgenehmigung für das Werk als unbegründet zurückgewiesen.

Für Geschäftsführer Michael Ganschow von der Grünen Liga stellt sich die Frage, ,,ob Tesla alle Auflagen der Genehmigung erfüllt hat und wer das kontrolliert." Die Vorfälle zeigten, wie berechtigt die Warnungen seien. ,,Was, wenn doch einmal ein größerer Störfall geschieht? Die Genehmigungsbehörde ist in der Pflicht."

Naturschutzbund und Grüne Liga haben inzwischen förmlich Widerspruch gegen die Hauptgenehmigung für die Tesla-Fabrik eingelegt. Ganschow kritisierte, dass weiterhin die Herausgabe der Verwaltungsakte und der geschwärzten Passagen der Genehmigung vom Landesumwelt verweigert wird. Das LfU sieht wegen der Vorkommnisse keinen Grund für Konsequenzen gegenüber Tesla. Das Unternehmen äußerte sich zur Havarie bisher nicht.


Aus: "Havarie einen Monat nach der Eröffnung 15.000 Liter Chemikalien in Tesla-Lackiererei ausgelaufen – Verbände fordern Aufklärung" Thorsten Metzner (19.04.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/havarie-einen-monat-nach-der-eroeffnung-15-000-liter-chemikalien-in-tesla-lackiererei-ausgelaufen-verbaende-fordern-aufklaerung/28262414.html

Quoteossieins 19.04.2022, 21:20 Uhr
Wenn man das Drohnenvideo mit dem WSE - Bild vergleicht, fällt  auf:

Auf dem Drohnenvideo  ist die feuchte Lache zweigeteilt.
Auf dem WSE - Bild befindet sich Bindemittel auf einer grossen Fläche vor dem Feuerwehrfahrzeug und eine kleine Fläche dahinter scheint auch mit Bindemittel bedeckt zu sein.

Das stinkt wirklich zum Himmel wenn das Drohnenvideo einen Tag vorher aufgenommen wurde!

Ergo: Offensichtlich merkt keiner irgendwas tagelang... schläft der Sicherheitsdienst???


QuoteDeukisch69 19.04.2022, 21:19 Uhr
Das Land Brandenburg war sich ja hoffentlich bewusst was alles in einer Fabrik oder Fertigungsstätte und das in der Nähe oder in einem Trinkwasserschutzgebiet passieren kann.
Das Land hatte aber keine Bedenken gehabt weil es eventuell vor Dollarzeichen blind gewesen ist.
Mal sehen was dort noch Alles passieren wird bzw. was eventuell sogar unter dem Mantel des Schweigens zurückgehalten wird nur um den Wirtschaftsstandort im Land zu stärken.


...


"Grünheide: Ausgetretene Farbmischung bei Tesla ist schwach wassergefährdend" (24. April 2022)
Vor knapp zwei Wochen waren in der Tesla-Fabrik bei Berlin 15.000 Liter Flüssigkeit ausgetreten. Die Wasserbehörde hat diese nun als schwach wassergefährdend eingestuft. ... Zu dieser Klasse zählen unter anderen bestimmte Laugen und Säuren. Wassergefährdend nach Klasse 2 ist etwa Diesel. Altöl ist stark wassergefährdend nach Klasse 3. Laut dem Brandenburger Landesumweltamt waren am 11. April in der sogenannten Gigafactory etwa 15.000 Liter Behandlungsbad aus der Elektrotauchlackierung ausgetreten. Dies wurde als Betriebsstörung und nicht als Störfall eingestuft. Eine Entsorgungsfirma pumpte die in einer Wanne aufgefangene Flüssigkeit daraufhin ab. ...
https://www.zeit.de/mobilitaet/2022-04/tesla-gigafactory-gruenheide-fabrik-farbe

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Quote[...] Wien – Schlechte Noten bekommt ein Drittel der Müsliriegel bei einem Test der Umwelt-NGO Greenpeace. Vier von zwölf Produkten seien mit dem Pflanzengift Glyphosat belastet gewesen, teilte Greenpeace am Montag mit, drei davon auch mit weiteren Giftstoffen. Dabei handle es sich um die Pestizide Pyrimethanil, Cypermethrin, Piperonylbutoxid und Pirimiphos-methyl.

Unter den betroffenen Proben sei auch ein für Schwangere beworbener Riegel der Marke Milupa gewesen. Der höchste Glyphosat-Rückstand sei in einem Riegel des Herstellers Peeroton nachgewiesen worden. Die geltenden gesetzlichen Grenzwerte seien in keiner Probe überschritten worden, "dennoch stellt gerade die regelmäßige Aufnahme von Pestiziden ein Risiko für unsere Gesundheit dar".

Glyphosat sei etwa laut der internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO bei Tieren erwiesenermaßen krebserregend und beim Menschen "wahrscheinlich krebserregend". Noch heuer werde auf EU-Ebene über eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat ab 2023 entschieden. An Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) richtet Greenpeace die Forderung, gegen eine EU-weite Neuzulassung des Pflanzengifts zu stimmen und sich auf europäischer Ebene klar gegen Glyphosat zu positionieren. Der Nationalrat hat im Vorjahr für ein teilweises Verbot von Glyphosat gestimmt. Das betraf aber vor allem private Flächen wie Gärten und öffentliche Anlagen.

Um die Aufnahme von Pestiziden zu vermeiden, rät Greenpeace zum Kauf von Biomüsliriegeln. Diese würden mittlerweile ein Viertel des Sortiments ausmachen. Die ganze Studie finden Sie hier: https://cms.greenpeace.at/assets/uploads/assets/uploads/Factsheet_Muesliriegel_Mai22.pdf?_ga=2.122514571.1482634015.1651477751-1772970470.1651477751 (red, miwi, 2.5.2022)


Aus: "Vier von zwölf Müsliriegeln laut Greenpeace-Studie mit Glyphosat belastet" (2. Mai 2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000135353711/vier-von-zwoelf-muesliriegel-laut-greenpeace-studie-mit-glyphosat-belastet


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Quote[...] Es war nur eine Randnotiz in den unzähligen Nachrichten über die chaotische Lebensmittelversorgung der Menschen in Shanghai. In mehreren Stadtteilen klagten Bewohner über Bauchschmerzen und Durchfall, nachdem sie Lebensmittel verzehrt hatten, die ihnen von den Behörden zugeteilt worden waren. Schnell kamen Erinnerungen an verunreinigte Lebensmittel wie Milch, Öl und Gemüse bei den Großstädtern in China auf. In den Sozialen Medien ist immer wieder von der Gier der umsatzorientierten Unternehmen zu lesen, die das Leben der Menschen aufs Spiel setzten, damit die Bilanzen stimmten. Die Zensur lässt das so stehen, weil es auch Peking nutzt und von tiefgründigen Probleme ablenkt. 

Laut einer von der Chinese Academy of Engineering im Jahr 2020 durchgeführten Studie sollen schätzungsweise zwölf Millionen Tonnen des jährlich angebauten Gemüses durch Schwermetalle im Boden belastet sein. Hauptfaktoren sind dabei Rückstände aus industriellen Abwässern und Tierfutter.

Oft wird außer Acht gelassen, dass die Hauptvoraussetzung für sichere Lebensmittel gesunde Böden sind. Damit die landwirtschaftliche Produktion gesunde Lebensmittel wie Gemüse, Mais oder Reis zur weiteren Verarbeitung ernten kann, benötigt sie schlicht Agrarflächen, deren Böden nicht kontaminiert sind. Und hierzu gibt es klare Vorgaben der Behörden.

"Für China ist die effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen ein dringendes Anliegen, da seine landwirtschaftliche Nutzfläche vergleichsweise klein ist, um die größte Weltbevölkerung zu ernähren", schreibt Lea Siebert in einer aktuellen Analyse zur Bodenkontaminierung in China vom Deutsch-Chinesischen Agrarzentrum (DCZ), die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt wurde.

Etwa 135 Millionen Hektar (Wald- und Grasflächen nicht einberechnet) der rund 645 Millionen Hektar Land werden in der Volksrepublik landwirtschaftlich genutzt. Das sind 0,09 Hektar pro Einwohner. Im Vergleich dazu sind es 0,14 in Deutschland und sogar 0,22 in der Europäischen Union. Laut einem Bericht der Weltbank sind von Chinas Nutzflächen inzwischen rund 20 Prozent belastet. In den Achtzigerjahren betrug der Anteil verseuchter Böden gerade mal fünf Prozent.

Entsprechend dringender entwickelt sich das Problem der Lebensmittelknappheit im eigenen Land. Um die Lücken zu stopfen, muss die Volksrepublik zunehmend große Mengen aus anderen Teilen der Welt importieren. Das schafft Abhängigkeit, die Peking eigentlich verhindern will, weil die Regierung eine geostrategische Gefahr in dieser Konstellation erkennt.

Doch es fehlt an der notwendigen Transparenz, um überhaupt den Zustand der Böden in China richtig einschätzen zu können. Zwar gab es in der Vergangenheit eine Reihe von entsprechenden Studien, allerdings waren diese häufig auf bestimmte Regionen oder Schadstoffe reduzierte Meta-Analysen.

Der bisher umfassendste Ansatz ist die Nationale Erhebung zur Bodenbelastung, die zwischen 2005 und 2013 durchgeführt wurde. Der veröffentlichte Bericht enthält jedoch nur Statistiken über die prozentualen Verschmutzungsgrade. Detaillierte oder standortspezifische Daten seien hingegen nicht öffentlich gemacht worden, kritisiert das Deutsch-Chinesische Agrarzentrum.

Mehrere aktuelle Studien zeigen, dass die bisherigen Schritte zur Bekämpfung der Bodenverseuchung kaum vorzeigbare Verbesserungen oder gar Lösungen hervorgebracht haben. Bereits 2013 kündigte der damalige Minister für Land und Ressourcen, Wang Shiyuan, einen langfristigen Plan zur Sanierung der Flächen an und sicherte zudem Ausgaben in Milliardenhöhe zu. Doch getan hat sich wenig, und wohin die Gelder geflossen sind, bleibt für Außenstehende unklar.   

Auch rund zehn Jahre später scheint die Dringlichkeit des Themas noch immer nicht bei den Beteiligten angekommen zu sein. So riskieren zwei Drittel der befragten Unternehmen laut einer aktuellen Studie des Finanznachrichtendienstleisters Caixin, dass die von ihnen bewirtschafteten Böden durch chemische oder giftige Substanzen kontaminiert werden. Wissenschaftler eines englisch-chinesischen Projekts haben zudem herausgefunden, dass viele Bauern zur Maximierung ihrer Ernte viel zu viel Dünger und Pestizide einsetzten. Diese gelangen dann meist direkt ins Grundwasser, weil die große Menge von den Pflanzen schlicht nicht mehr aufgenommen werden kann.

Da 66 Millionen Hektar Ackerland in China – fast 50 Prozent der Gesamtfläche – bewässert werden, trägt auch die schlechte Qualität des Bewässerungswassers entscheidend zur Bodenbelastung bei. Zudem lassen chemische und organische Schadstoffe die Böden versauern, wodurch der pH-Wert in den Böden sinkt. In einem derartigen pH-Milieu nehmen Pflanzen jedoch verstärkt Metalle auf, was wiederum dazu führt, dass die Ernten mit Schwermetallen belastet sind – die zu guter Letzt in der weiteren Nahrungskette den Konsumenten schädigen.

Dabei sind sich Chinas Wissenschaftler dessen durchaus bewusst – und äußern ihre Sorgen: "Erhöhte Stickstoff-, Phosphor- und Treibhausgasemissionen überschreiten Sicherheitsgrenzen. Gegenwärtig ist China das Land mit den größten eingesetzten Mengen an chemischen Düngemitteln und Pestiziden weltweit", sagt Kong Xiangbin, Professor am Institut für Bodenwissenschaften und -technologie an der China Agricultural University. Der Einsatz von Stickstoffdünger in China mache 33 Prozent der globalen Gesamtmenge aus, beim Phosphatdünger seien es 36 Prozent. "Im Jahr 2018 betrug der Verbrauch von Stickstoff und Phosphor 8,214 Millionen Tonnen bzw. 2,138 Millionen Tonnen und übertraf damit die Sicherheitsgrenzen ... bei Weitem", heißt es in Kongs Studie.

Dabei ist die Kontaminierung von Böden im Agrarbereich keineswegs nur ein chinesisches Problem, wie die DCZ-Studie zeigt. Zum Vergleich: In Europa sind Schwermetalle für etwa 35 Prozent der Bodenverschmutzungen verantwortlich, gefolgt von Mineralölen mit 24 Prozent. Böden im Agrarbereich sind zwar auch durch natürliche Erosionen belastet. Die meisten direkten Verschmutzungen werden allerdings durch menschliche Eingriffe in der Landwirtschaft verursacht. Übermäßiger Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden spielt dabei eine große Rolle, aber auch die Rückstände von Kunststofffolien, die davor schützen sollen, dass Wind und Wetter oder Tiere die Saat beschädigen.

1994 nutzten Chinas Bauern rund 426.300 Tonnen dieser Folien. 2020 waren es schon 2,389 Millionen Tonnen. Das Problem: Die Folien werden oft an den Feldrändern entsorgt, sodass Plastikreste in den Böden gefunden werden, was dann wieder die Bodenfeuchtigkeit und somit auch das Wachstum der dort gepflanzten Saat negativ verändert.

Hinzu kommen indirekte Verschmutzungen, beispielsweise resultierend aus Überschwemmungen oder auch hervorgerufen durch sogenannte atmosphärische Ablagerung, die der Kohleverbrauch in der Volksrepublik fördert: 2018 betrug der Kohleverbrauch insgesamt 3,97 Milliarden Tonnen. Diese Menge enthält ca. 51.600 Tonnen Blei, 38.300 Tonnen Arsen, 1.100 Tonnen Cadmium und 750 Tonnen Quecksilber. Diese gewaltigen Mengen lagern sich in der Atmosphäre ab und gelangen durch die Schwerkraft oder – schneller – durch Regenfälle auf und in die Böden.

Das Umweltministerium hat vergangenes Jahr ein umfassendes Handbuch herausgegeben, um die Bodenkontaminierung einzudämmen. Die drei Schwerpunkte der Empfehlungen an die Unternehmen lauten "kein Leck, keine Vermehrung und Früherkennung". Doch die Vorschläge kommen nicht nur reichlich spät. In ihrer Schlichtheit zeigen sie auch, wie weit die Behörden von der Praxis entfernt sind.

Mitarbeit: Renxiu Zhao.

Dieser Beitrag wurde übernommen aus dem China.Table Professional Briefing vom 10. Mai 2022.



Aus: "Verseuchte Böden in China: So viel verseuchte Nutzflächen wie sonst nirgendwo" Eine Analyse von Ning Wang (11. Mai 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-05/china-verseuchte-boeden-nutzflaechen-landwirtschaft-lebensmittel-versorgung/komplettansicht

Quotelandei23 #3

Der Artikel löste bei mir Entsetzen aus. Das ist ja ein Alptraum. Ich stelle verblüfft fest, dass es so viele Erkenntnisse gibt, die ich fast nur noch abgestumpft zur Kenntnis nehme. Klimakatastrophe, da hab ich mich ja fast schon dran gewöhnt. Katastrophale Wetterereignisse? Ok, auch häufig. Irgendwelche Lebensmittelskandale? Naja, kennt man.

Meine Fresse. Das ist wirklich Scheisse, was wir als Menschheit da veranstalten. Wirklich und wahrhaftig scheisse. Wir sind eine wirklich kranke und destruktive Spezies.


Quotetoothferry #3.3

Komisch und doch gibt es noch Blumen und Bienen und Biogemüse/Obst. Es gibt wunderbare Landschaften die von sauberen Flüsssen durchflossen werden. Eigentlich müssten wir alle bereits gestorben sein, wenn man diese Katastrophenmeldungen geballt konsumiert.
Zweifelsfrei ist die menschlche Spezies bezüglich der Zerstörung seiner Lebensgrundlage nicht unbedingt die intelligentieste.
Ich lasse mich von solchen Meldungen nur bedingt beeindrucken. und arbeite gleichzeitig in meinem privaten Bereich daran, Dinge zu verbessern, auch wenn es nur kleine Schritte sind. (Im Rahmen meiner Möglichkeiten eben)


QuoteVes #3.4

Ich bin mir da nicht so sicher. Vieles wird meiner Meinung einfach auch nicht im großen Maßstab wahrgenommen.
Lokales Beispiel: ich wohne in der Nähe einer der beiden Donau-Quellflüsse, sehr nahe an der Quelle. Bereits 3-4 Kilometer danach wird aktuell ein (Bade-)Weiher vom Schlamm befreit, durch Biber etc. ist das Wasser im Sommer regelmässig zu warm. Warum erzähle ich das? Weil der Aushub des Schlamms im Weiher komplett kontaminiert ist mit Schwermetall, PAK, etc. - mögliche Ursache? Direkte Nähe zu einer vielbefahrenen Bundesstrasse. Alleine der Bremsenabrieb kontaminiert unsere Böden in ungeheurem Ausmass. Aber rein augenscheinlich leben wir hier in einer Idylle, man sieht keine Umweltbelastungen..


Quotesahnehering #5

Das ist von uns verursachte Verseuchung.
Ein Beispiel? (von abertausenden...)
In der Klasse meiner Tochter hat jedes Kind ein "Pop It".
Das ist ab dem Moment Sondermüll, in dem es die Produktion verlässt, bevor es einmal um die halbe Welt verschifft wird. Vor ein paar Monaten waren es "Fidget Spinner". Tonnen und Abertonnen Müll.
Eltern, die das hinterfragen? Fehlanzeige. Spricht man es an, ist man ein spießiger Idiot.
Man blättere durch das aktuelle Aldi, Lidl, Netto, Kaufland, Penny etc etc Prospekt. ...

In unserem Namen werden MASSENHAFT Ressourcen verschwendet und Böden/Luft/Wasser verseucht für "Produkte", die noch VOR DER ERSTEN BENUTZUNG Müll sind, weil sie auch nicht im Ansatz irgend einen Nutzen bringen. Und im Verhältnis 100 zu 1 ist es den Leuten scheißegal. ...

Dieser Menschheit ist nicht mehr zu helfen. Es ist davon auszugehen, dass die Evolution bald Platz schafft für einen neuen Versuch. Vielleicht kommt ja eine Spezies dabei heraus, die sich zurecht "intelligent" nennen darf.


QuoteEdenjung #1

Interessant ist, dass unter anderem Tomaten in der Dose gerne und recht häufig aus China kommen.
Bzw. nur die Tomaten. Die werden dann in der Eu verpackt und dann braucht man da nicht draufschreiben, dass die aus China kommen. Tomatenmark wird auch tonnenweise nach Europa verkauft.
Selbiges mit Mandarinen aus der Dose. ...


QuoteJosef Fragen #10.1  —  vor 4 Stunden
1

Ein Kollege aus Indien erzählte mir vor Jahren mal von der Paani-Foundation gegen Trockenheit in Maharashtra: https://www.paanifoundation.in/.... und gab mir einen Link auf einen Film.
Die vielen Kleinbauern waren in ihren Existenznöten wegen der zunehmenden Trockenheit zu Einzelkämpfern geworden, aber das Paani-projekt konnte sie für gemeinsames Arbeiten gegen die Trockenheit gewinnen und die Menschen gewannen Freude und Begeisterung und es stellten sich bald Erfolge ein. Kürzlich las ich, dass es aber auch wieder zu Problemen kam, weil durch den Anbau einiger wasserintensiver Kulturen, die mehr Gewinn versprachen, die Knappheit wieder zunahm. Man konnte das Problem aber wieder lösen. Ich sehe in dieser Geschichte fast eine Metapher oder Begründung für ein globales Gemeinwohlvermögen. Das Wasser ist letztlich ein Gemeinnützigkeit und wenn man den Wasserkreislauf insgesamt betrachtet, dann ist es sowohl ein globales als auch ein generationenübergreifendes Gemeingut. Jede Generation trägt die Verantwortung, dass auch nachfolgende Generationen ausreichend Wasser haben. Und jeder Staat oder jede Region der Erde hat die Verantwortung, dass durch das eigene Handeln nicht andere unter Mangel leiden müssen. Das selbe gilt auch für viele andere Resourcen und die Komplexität an wechselseitigen globalen Kopplungen und Rückkopplungen erfordert einen angemessenen Ausgleich von denen, die mehr Nutzen haben zu jenen die weniger Nutzen haben.

Es sollte einleuchten, dass die 200 Staaten wohl schwerlich in bilateralen oder multilateralen Verhandlungen zu Ergebnissen kämen, die langfristig von allen als gerecht empfunden würden. Ja das Scheitern solcher Verhandlungen könnte zu Kriegen führen. Betrachtet man Kapital in der Wirtschaft als das Äquivalent zu Wasser in Landwirtschaft, so kommt man zu dem Ergebnis, dass einige große Kapitalreservoire bilden können, weil ihre Wirtschaftspflanze aus politischen oder anderen Gründen mehr Ertrag abwirft. Das hat aber logischerweise Austrocknung von Reservoiren anderer zur Folge. In dem Bild von Wasser würde man große Reservoire anlegen, die allen gemeinsam gehören. Wenn jemand den richtigen Boden hat, eine gewinnbringende Kultur anzubauen, dann kann er das tun, aber es ist dann ein Gebot der Fairness anderen immer wieder mal was abzugeben. Mein Modell des Supranationalen Gemeinwohlvermögens realisiert eine Kompensation von Vermögensungleichheiten zwischen Staaten einer Region und auch global, aber auch die Kompensation innerhalb von Staaten, weil jeder Mensch einen kalkulatorischen Kopfanteil hat. Die anstehende Transformation der Weltwirtschaft hin zu klimaneutral Energiegewinnung wird Ungleichheiten sehr wahrscheinlich verschärfen, auch daraus ergibt sich die Notwendigkeit eine robuste Kompensation einzuführen, sonst werden viele Menschen und Staaten gar nicht oder nur halbherzig mitmachen. Aber das Paaniprojekt zeigt uns, dass alle gemeinsam viel erreichen.


QuoteDEREopa #12

Wenn da 2,3 Millionen Tonnen Plastikfolien am Rand der Felder vor sich hin degradieren besteht zudem noch das weitere Problem das die in Nanopartikel zerfallenende Kunststoff außer in der Lage sind in die Zellen der Pflanzen einzudringen. Nicht nur die im Kunststoff enthaltenen Chemikalien gelangen so direkt in die Lebensmittel sondern im Boden nimmt das immer weiter zerfallenende Plastik wie ein Magnet weitere Schadstoffe in sich auf. Zudem spielt dann auch die Verbreitung über die Luft auf weitere Flächen eine Rolle. Und Plastik wird ja nicht nur im Kontext der Ackerböden eingesetzt sondern auch in allen sonstigen Bereichen. Da landet unglaublich viel Menge auch im Wasser und auf anderen Flächen ohne Folien. Die Forschung hat in diesem Bereich in den letzten Jahren viele Erkenntnisse gewonnen.


QuoteJosef Fragen #12.1

Das Folienproblem gibt es auch in Deutschland. Hier werden viele Folien für die Großballen(Monstermozzarella) von Grünfutter verwendet. Diese landen auch häufig in Flüssen und Bächen. Das Ufer der Ammer war davon wohl schon vor Jahren betroffen. Wer sich diese Technik ausgedacht hat, hat einen Anti-Umweltpreis verdient.


QuoteDarth Nihilus #14

Auch das ist (wie die sich anbahnende Klimakrise) seit sehr langer Zeit bekannt.
Auch das wurde und wird von Politkern und ihren Wählern ignoriert, relativiert und diskreditiert.
Auch das wird erst wahrgenommen, wenn es längst zu spät ist.

Global Land Outlook 2 | UNCCD
https://www.unccd.int/resources/global-land-outlook/glo2

Viele Zivilisationen sind ihrer Ignoranz und Dekadenz zum Opfer gefallen.
Da sich diese Ignoranz und Dekadenz nun globalisiert hat und globale existentielle Probleme betrifft, wird die Zivilisation global daran zugrunde gehen.

Wir sägen konsequent am Ast auf dem wir sitzen.
Und wir verteufeln die, die uns darauf hinweisen.
Dümmer geht es nicht.



QuoteGoedekeMichels #15

Die Chinesen machen, wie andere Länder auch, nur konsequent dieselben Fehler, die hier auch gemacht wurden und z. T. noch werden. Solange das System Gier nicht überwunden wird, wovon wir weit davon entfernt, wird das munter so weiter gehen.Vor fast vierzig Jahren warem wir im Umweltschutz so weit, das viele gefährlichen Stoffe in Dingen des alltäglichen Lebens und in Lebensmittel verboten wurden. Weil aber Geiz geil ist und Gewinne die Leitsterne unserer Wirtschaft sind, wurden und werden viele der Errungenschaften durch Importe zweifelhafter Qualität aus China konterkariert.
Nix wirklich gelernt, Hälfte wieder vergessen.


Quotena-also #16

Bei der Produktion von Düngemitteln in Granulatform wird der Dünger mit einer Polymere-Schicht ummantelt. Mit dem Verbringen von Düngemitteln werden also auch Kunststoffe in die Erde verbracht - schon seit Jahrzehnten - warum das so ist, ist nachzulesen bei:
http://www.freepatentsonline...

Die geltende Regelung der Düngemittelverordnung (DüMV) sieht vor, dass ab dem Jahr 2017 synthetische Polymere bei der Herstellung von Düngemitteln nur noch eingesetzt werden dürfen, soweit diese sich mindestens um 20 % in zwei Jahren abbauen.
Da hab´ ich mal nachgerechnet:
Bei 15,715 Millionen Tonnen EU-Düngemitteleinsatz in 2015/2016 und davon ca. 3% (im Mittel) eingesetzte Polymere-Ummantelung, befindet sich bei dieser Menge von Düngemitteln eine Menge von rd. 470 Tausend Tonnen Polymere im Boden der EU. Davon müssen sich in 2 Jahren mindestens 20% abgebaut haben = bleiben immer noch 376 Tausend Tonnen nach den 2 Jahren im Boden...und werden ausgeschwemmt, gelangen über die Flüsse in die Meere, in die Fische, in die Menschen...Und jedes Jahr kommen (mindestens - weil durch Wachsen der Bevölkerung der Bedarf an Versorgung mit Lebensmitteln steigt) die neue Mengen hinzu.

Quelle für den Einsatz von Düngemitteln in der EU:
EUROSTAT, FAO (Januar 2018), BLE (424), BMEL (123).
Bund. Min. für Ernährung und Landwirtschaft
https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/tabellen-zur-landwirtschaft/#c7004


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Quote[...] TSCHERNOBYL taz | Fünf Wochen lang, vom 24. Februar bis zum 31. März, hatten russische Truppen Tschernobyl besetzt. Zwar hatten die ukrainischen Behörden sofort nach dem Abzug der russischen Truppen von Diebstahl und Zerstörung wichtiger Ausrüstung berichtet. Doch das ganze Ausmaß der Schäden wird erst jetzt deutlich.

698 Computer, 344 Fahrzeuge, 1.500 Strahlungsdosimeter, wichtige Software und fast die gesamte Feuerwehrausrüstung, so die Washington Post vom Donnerstag, seien von den russischen Truppen in diesen fünf Wochen entwendet oder zerstört worden. Besonders schwer getroffen davon seien die Labors von Tschernobyl. Da einige der fehlenden Geräte mit GPS – Trackern ausgestattet seien, sei erkennbar, dass sich ein Teil dieser Ausrüstung derzeit in Belarus befinde, so Yevhen Kramarenko, Chef der Tschernobyl-Sperrzone.

Einst emsig arbeitende Labors, so Kramarenko, seien nun durch Brandspuren und Schutt vorerst nicht mehr zu gebrauchen, mehrere Gebäude seien gar vollständig zerstört.

Dabei hätte die fünfwöchige Besetzung der Sperrzone von Tschernobyl durch russische Truppen noch viel schlimmere Folgen haben können. Womöglich sind die Ukraine und mit ihr ganz Europa nur ganz knapp an einer viel größeren Katastrophe vorbeigeschlittert.

Wie sorglos die russischen Besatzer an dem Ort der bis heute größten Katastrophe der Atomenergie waren, zeigt der Umstand, dass diese ausgerechnet in dem am höchsten verstrahlten Bereich der Tschernobyl-Sperrzone, im sogenannten roten Wald, Schützengräben ausgehoben hatten. Und dabei haben sie offensichtlich erhebliche Strahlenschäden davongetragen. Gegenüber dem ukrainischen Portal kosatka.media berichtete Yevhen Kramarenko, die russischen Truppen hätten während der Besatzung sämtliche Sicherheitsvorschriften missachtet. Weder hätten sie von den in der Zone vorhandenen Geigerzählern Gebrauch gemacht, noch hätten sie ihre Truppenbewegungen auf die asphaltierten Straßen beschränkt.

Im März hatte die stellvertretende Ministerpräsidentin der Ukraine, Irina Wereschtschuk, berichtet, dass die russischen Truppen Dutzende Tonnen von Artilleriemunition unweit des Kraftwerkes lagerten.

Fünf Tage war das AKW Tschernobyl im März vom Stromnetz abgeschnitten. Ohne Strom können aber weder die Abklingbecken für die dort lagernden 20 Tausend abgebrannten Brennstäbe noch die Ventilatoren, die die ArbeiterInnen vor Radioaktivität schützen, arbeiten. Wäre das Wasser in den Abklingbecken verdampft, hätte dieser radioaktive Dampf große Territorien verstrahlt.

Gefährlich war auch der psychische Stress, dem die MitarbeiterInnen des Kraftwerkes plötzlich ausgesetzt waren. Fast einen Monat lang hatten die russischen Besatzer Schichtwechsel verboten. Dadurch waren die dort arbeitenden Fachleute weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten, mussten praktisch rund um die Uhr arbeiten.

Es wird noch lange dauern, bis die angerichteten Schäden im Kraftwerk Tschernobyl behoben sein werden. Eine Folge der Zerstörung wird wohl schon im Sommer spürbar sein. Da fast die gesamte Ausrüstung der Feuerwehr verloren gegangen ist, wird es in diesem Sommer schwer sein, Waldbrände zu bekämpfen, fürchtet Yevhen Kramarenko gegenüber der Washington Post.


Aus: "Russische Besetzung Tschernobyls: Sorglos verstrahlt" Bernhard Clasen (3.6.2022)
Quelle: https://taz.de/Russische-Besetzung-Tschernobyls/!5858941/

https://taz.de/AKWs-im-Ukraine-Krieg/!5840636/

https://taz.de/Atomkraftwerke-in-der-Ukraine/!5839072/

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Quote[...] Santiago de Chile – Mindestens 75 Menschen sind aufgrund der hohen Schadstoffbelastung durch die Schwerindustrie in den westchilenischen Städten Quintero und Puchuncaví vergiftet worden. Die Schwefeldioxid-Werte lagen am Montag kurzzeitig fünf Mal über den üblichen Werten, wie der Bürgermeister von Quintero, Rubén Gutiérrez, am Dienstag mitteilte. Mehr als 50 Kinder und mehr als 25 Schulmitarbeiter seien "von den Auswirkungen der giftigen Gase betroffen" gewesen.

"Die Gemeinden Quintero und Puchuncaví haben dies jahrzehntelang toleriert, aber das muss ein Ende haben", betonte Gutiérrez. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden der Region Valparaíso klagten die Betroffenen über Symptome wie Kopfschmerzen, juckende Augen und Rachen sowie Übelkeit. Sie seien untersucht und anschließend wieder nach Hause entlassen worden. Die Regionalregierung verhängte den Umweltnotstand in Quintero und Puchuncaví. Die Schulen in beiden Städten wurden geschlossen.

In den beiden Städten Quintero und Puchuncaví, die von der Umweltschutzorganisation Greenpeace als "Chiles Tschernobyl" bezeichnet werden, sind Bergbau-, Öl-, Zement-, Gas- und Chemieunternehmen angesiedelt. Die chilenische Regierung hatte 1958 beschlossen, die Region in ein Industriezentrum umzuwandeln. In Chile werden solche Örtlichkeiten "Opferzonen" ("zonas de sacrificio") genannt. Dort wird eine überdurchschnittliche Umweltverschmutzung toleriert wird.

Die Umweltverschmutzung nahm seitdem erheblich zu. Der Gouverneur von Valparaíso, Rodrigo Mundaca, forderte angesichts der Vergiftungen dazu auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. (APA, AFP, 7.6.2022)


Aus: "Chilenische Schulkinder durch Schadstoffbelastung vergiftet" (7. Juni 2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000136372692/chilensische-schulkinder-in-chile-durch-schadstoffbelastung-vergiftet


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Quote[...] Amboy, ein kleines Dorf in Argentinien: Zwei Autostunden von Córdoba entfernt sieht man Sojafelder soweit das Auge reicht. In der Nähe befindet sich der zweitgrößte Stausee der Provinz, verseucht mit Quecksilber und Arsen.
,,Wir stehen hier am Ufer des Stausees Río Tercero und gleich neben uns befindet sich eine Soja-Plantage", sagt die Bewohnerin des Dorfs, Maria Godoy, und deutet auf das Wasser. ,,Es gibt ein Gesetz in Córdoba, das verbietet, neben Gewässern Pestizide anzuwenden. Aber sie machen es trotzdem."

Auf einer Fläche dreimal so groß wie Bayern wird in Argentinien Soja angebaut. Von den jährlich 53 Millionen produzierten Tonnen stammt ein Drittel aus der Provinz Córdoba.

Sie ist nicht nur eines der wichtigsten Sojaanbaugebiete des Landes, sondern auch das Zentrum des Widerstands gegen Umweltgifte, die auf den Plantagen eingesetzt werden. Angeführt wird er von Frauen wie María Godoy und Sofía Gatica. ,,Ich habe 50 Meter von einem Soja-Feld entfernt gewohnt", sagt sie. ,,Sie haben mit Pestiziden gesprüht, und jedes Mal, wurden die Kinder krank. Meine Tochter ist an einer Nierenfehlbildung gestorben. Den Tod des eigenen Kindes nimmt man nicht einfach so hin. Also habe ich nachgeforscht, was hier passiert. Viele Kinder in der Nachbarschaft haben Masken getragen, weil sie Leukämie hatten, und die Mütter Kopftücher wegen der Chemotherapie."
Sofía Gatica lebte zum Beginn des Soja-Booms in den 1990er- und 2000er-Jahren in Ituzaingó am Stadtrand von Córdoba. Sie schloss sich mit 15 weiteren Mütter zusammen, um sich gegen den Einsatz von Umweltgiften auf den Sojaplantagen neben ihren Häusern einzusetzen.

Heute sind die Frauen in ganz Argentinien bekannt: die Mütter von Ituzaingó. Sie protestierten auf den Straßen, sammelten Beweise und dokumentierten Krankheiten: Hautirritationen, Asthma, Fehlbildungen bei Neugeborenen oder Krebs. Nach einem jahrelangen Kampf erreichten die Frauen vor Gericht, dass Pestizide nur zweieinhalb Kilometer entfernt von Wohnhäusern eingesetzt werden dürfen. Zwei Männer wurden zu drei Jahren Haft verurteilt, weil sie Unkraut- und Insektenvernichtungsmittel auf die Bewohner des Viertels Ituzaingó gesprüht hatten. Zu dem Zeitpunkt gab es bereits 142 Krebstote im Viertel. Das war 2012.
Im selben Jahr kündigte Monsanto an, Argentiniens größte Fabrik für genetisch verändertes Saatgut in Malvinas in der Provinz Córdoba zu bauen. Die Mütter von Ituzaingó besetzten gemeinsam mit den Bewohnern des Ortes fünf Jahre das Grundstück, auf dem die Fabrik gebaut werden sollte. ,,Es entstand eine große landesweite Bewegung", erzählt Gatica. ,,Wenn in Malvinas etwas passierte, bewegte sich ganz Argentinien. Wir wurden geschlagen und bedroht. Aber dank des Durchhaltevermögens von uns allen haben wir es trotzdem geschafft."

Monsanto musste den Bau der Fabrik abbrechen. Aber der Kampf der Frauen aus Córdoba ist nicht zu Ende. 2016 bahnte der Bayer-Konzern den Kauf des Unternehmens an – inzwischen hat der Leverkusener Chemie-Riese den Namen Monsanto abgelegt. Geblieben ist der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat und das riesige Geschäft in Argentinien: Jährlich werden hier über 200 Millionen Liter versprüht, damit ist Argentinien das Land mit dem höchsten Glyphosat-Verbrauch pro Einwohner weltweit. Und auch mit gentechnisch verändertem Soja macht Bayer gute Gewinne.
84 Prozent gehen in den Export: als Bohne, Schrot, Öl oder Biodiesel. Während Sojabohnen und Soyaöl nach China exportiert werden, landet der Sojaschrot in Europa in den Futtertrögen in der Massentierhaltung.
Marcos Filardi ist Menschenrechtsanwalt und Mitglied des Lehrstuhls für Ernährungssouveränität der Universität von Buenos Aires. Auf der Buchmesse der Hauptstadt stellt er sein Buch vor, in dem er die Landwirtschaft kritisiert, die sich in Argentinien seit den 1990er-Jahren etabliert hat. ,,Dieses Modell des Agrobusiness, das von genmanipuliertem Saatgut und Agrargiften abhängt, startete mit zwei Versprechen", sagt er. ,,Erstens sei diese neue Technologie notwendig, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen, und Argentinien müsse dazu einen Beitrag leisten. Das ist ein Mythos, denn der Hunger in der Welt hat nicht abgenommen, sondern sogar zugenommen. Das zweite Versprechen war, dass der Einsatz von Agrargiften abnehmen würde. Aber auch das war ein Mythos, denn er hat seit 1996 um 1500 Prozent zugenommen."


Vier transnationale Unternehmen kontrollieren derzeit den weltweiten Pestizidmarkt. Zwei davon kommen aus Deutschland: Bayer und die BASF. Die Heinrich-Böll-Stiftung hat ausgerechnet, dass die beiden Konzerne rund die Hälfte des weltweiten Jahresumsatzes mit Pestiziden erwirtschaften. Während in Europa immer mehr Pestizide verboten werden, verkaufen die Unternehmen sie stattdessen in Lateinamerika.
Deutsche Umweltorganisationen fordern deshalb den Exportstopp giftiger Wirkstoffe ins Ausland. Doch politisch ist das derzeit kaum ein Thema. Sofia Gatica, deren Tochter an einer Nierenfehlbildung gestorben ist, will deshalb weiterkämpfen. ,,Die Krankheiten und Fehlbildungen tauchen erst Jahre später auf. Wir wurden vergiftet und wir werden weiterkämpfen. Das hier wird nicht aufhören, nur, weil an einem bestimmten Ort nicht mehr mit Pestiziden gesprüht wird. Es wird erst aufhören, wenn die genetisch veränderten Pflanzen aus Argentinien verschwinden."



Aus: "Sojaanbau in Argentinien: ,,Wir wurden vergiftet"" Sophia Boddenberg (24.05.2022)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/pestizide-auf-sojafeldern-in-argentinien-100.html

   
"Der Tod kommt mit dem Wind" Peter Burghardt (24. November 2014 - Aus Heft 47/2014)
Die Sojabohne half Argentinien aus der Krise. Doch nun sind verdächtig viele Einheimische krank oder gestorben - vermutlich wegen der Spritzgifte. Die Soja-Industrie will davon nichts wissen.
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/aussenpolitik/der-tod-kommt-mit-dem-wind-80799

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Quote[...] Phthalate, Bisphenole, PFAS, PAK, Aniline, Blei, Cadmium, Quecksilber, Chrom und viele andere: Der Mensch ist zahlreichen Umweltchemikalien ausgesetzt. Viele davon sind giftig, einige in Europa bereits verboten. Aber wie stark ist der Einzelne belastet und welche Konsequenzen hat das?

Seit Ende April 2022 weiss man darüber etwas genauer Bescheid. Nach fünf Jahren Arbeit präsentierte das europäische Bio-Monitoring-Projekt HBM4EU (Human-Biomonitoring Initiative)  in Brüssel seine Ergebnisse.

Menschen in Europa sind teilweise in bedenklichem Masse mit Chemikalien belastet, fand das 2017 begonnene Projekt, an dem neben 25 EU-Ländern auch Norwegen, Island, Israel, Nordmazedonien und die Schweiz teilnehmen.

So fanden sich bei allen untersuchten Kindern und Jugendlichen Weichmacher, wie sie in Plastikprodukten eingesetzt werden. In der europäischen Bevölkerung sei die Belastung mit Weichmachern «bedenklich hoch», fasst das deutsche Bundesumweltministerium zusammen, das die Leitung von HBM4EU innehat.

https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/menschen-in-europa-teilweise-bedenklich-hoch

Im Blut sämtlicher Jugendlicher fanden sich weiter per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), bei einem Viertel der untersuchten Personen in einer Menge, bei der gesundheitliche Folgen nicht ausgeschlossen werden können. Ein Teil der gefundenen PFAS, die zu den «ewigen Chemikalien» gehören, ist längst verboten. Aber auch ihre Ersatzstoffe sind problematisch, stellt sich nach und nach heraus.

Ähnliches gilt für Bisphenole, die sich zum Beispiel im Thermopapier von Kassenzetteln oder Parkhaus-Tickets finden. Auch da wurde das hormonaktive Bisphenol-A durch andere Stoffe ersetzt, die womöglich nicht weniger schädlich sind. Für Kinder und Heranwachsende sind hormonell wirksame Chemikalien besonders ungünstig.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bisphenol_A

Die Biomonitoring-Initiative, die offiziell noch bis Sommer 2022 läuft, sollte eine Faktengrundlage für die Umwelt- und Chemikalienpolitik liefern. Vorhandene Daten sollten zusammengeführt, Wissenslücken geschlossen werden. Das von Horizont 2020 geförderte EU-Projekt soll in ein System überführt werden, mit dem die Schadstoffbelastung der europäischen Bevölkerung und ihre gesundheitlichen Risiken erfasst werden können. Ein Nachfolgeprojekt namens PARC hat bereits begonnen.

Aktuell sind die Daten zum Beispiel für die Gefährlichkeit von Mischungen interessant. Um deren Wirkung einschätzen zu können, müssen Entscheidende erst einmal wissen, welchen Chemikalien-Cocktail ein Durchschnittseuropäer in sich trägt.

https://www.infosperber.ch/umwelt/schadstoffe/umweltchemie-der-cocktail-effekt/

Organisationen wie Chem Trust begrüssen die entstandene Datensammlung. Mit deren Hilfe könnte die reale Schadstoffbelastung der Menschen in Europa sowie mögliche gesundheitliche Folgen besser abgeschätzt und Schäden eher nachgewiesen werden, sagt Ninja Reineke, Head of Science und Vorstandsvorsitzende von Chem Trust Europe.

Auch auf gesetzgebender Ebene tut sich etwas: Bis 2030 könnten tausende Einzelsubstanzen in der EU verboten werden. Und zwar – das ist neu – gleich gruppenweise, kündigte die EU-Kommission ebenfalls Ende April an.

https://ec.europa.eu/docsroom/documents/49734/attachments/1/translations/en/renditions/native


Aus: "Chemikalienbelastung von Menschen in Europa ist bedenklich hoch" Daniela Gschweng (13.06.2022)
Quelle: https://www.infosperber.ch/umwelt/schadstoffe/chemikalienbelastung-von-menschen-in-europa-ist-bedenklich-hoch/

https://www.infosperber.ch/dossier/gifte-und-schadstoffe-in-der-umwelt/

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Quote[...] Es tut sich ja durchaus was beim Umweltbewusstsein. Unser Obsthändler zum Beispiel hat fast nur noch Papp- statt Plastikschalen in der Auslage. Als ich zum Lob ansetze, stopft er die Schale Kirschen in eine dünne Plastiktüte und reicht sie rüber.

Ja, er habe es mit Papiertüten versucht, aber die seien teurer, da müsse er Geld für nehmen und dann hätte die Kundschaft doch lieber kostenlos Plastik. Wir einigen uns darauf, dass ich die Kirschen direkt in der Schale trage. Nichts ist perfekt, aber wir sind auf dem Weg.

Da passt es, dass jetzt auch das endlose Einweg-Plastik bei größeren Events wie dem Thai-Markt im Preußenpark in den Blick genommen wird. Warum sollte es dort nicht möglich sein, für Verzehr oder Einkauf Mehrwegbehälter mitzubringen?

Wenn gleichzeitig allerdings Einweg-Kaffeebecher überall weitergenutzt werden, dann macht das den Vorstoß wenig glaubwürdig. Selbst in und vor Cafés und Bäckereien, ganz ohne ,,To Go", sitzt Kundschaft mit dem plastikbezogenen und oft auch noch -bedeckelten Pappzeugs, obwohl Gläser und Tassen bereitstehen.

Ist das nun Ignoranz, schwer lässiges Ist-mir-egal oder sogar bewusste Renitenz, weil einigen die Ökos mit ihren dauernden Ansprüchen auf die Nerven gehen?


Aus: "Einweg-Plastik immer noch verbreitet in Berlin: Ignoranz, Lässigkeit, Renitenz" Markus Hesselmann (19.06.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/einweg-plastik-immer-noch-verbreitet-in-berlin-ignoranz-laessigkeit-renitenz/28435466.html

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Quote[...] In Indonesien verhaken sich die Plastikmassen in den Mangrovenbäumen eines potenziellen Traumstrandes. In Bulgarien stapeln sich auf dem Hof eines dubiosen Zwischenlagers große Ballen aus Plastikmüll, den Freiwillige in Großbritannien in bester Absicht gesammelt haben, weil er von der US-Firma Terracycle angeblich vollständig wiederverwertet wird – nun aber wohl nur verbrannt werden soll.

Der Dokumentarfilm ,,Die Recycling-Lüge" von Tom Costello und Benedict Wermter erschüttert mit einigem Nachdruck die beruhigende Vorstellung, dass es im Kampf gegen den Plastikmüll vorangeht. Man kann es auch nüchtern in einer Zahl ausdrücken wie Ernesto Bianchi vom Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung: Beim illegalen Müllhandel werden weltweit jährlich elf bis zwölf Milliarden Euro umgesetzt, sagt er. Die Autoren mischen mit einer eigens gegründeten Fake-Firma auf dem Markt des Müll-Schmuggelns mit und bringen außerdem Tom Szaky, den Gründer von Terracycle, in Erklärungsnot.

In den vergangenen Jahren hat der legale Müll-Export in Länder wie Indonesien zu apokalyptischen Zuständen geführt. Zwar machen junge Aktivistinnen wie die 15-jährige Nina Arisandi Hoffnung, weil sie mit fantasievollen Kampagnen eine breite Öffentlichkeit erreichen. Auch haben zahlreiche Konzerne – unter anderen Bayer-Nachfolger Covestro, Henkel und BASF – 2019 eine ,,Allianz gegen Plastikmüll" gegründet und versprochen, 1,5 Milliarden US-Dollar in fünf Jahren zu investieren. Im Film bleibt davon nur das Bild des vermüllten Ganges übrig. Aus dem vollmundig angekündigten ,,Allianz"-Projekt, den 2600 Kilometer langen Fluss zu reinigen, ist offenbar nichts geworden. Als Vize-Präsident Nicholas Kolesch dazu befragt wird, grätscht aus dem Off die PR-Beraterin dazwischen.

Neuerdings wird über ,,konstruktiven Journalismus" diskutiert. Demnach sollen Medien nicht nur Missstände enthüllen und damit Zuschauerinnen und Zuschauer womöglich entmutigen, sondern auch Lösungsansätze aufzeigen. Einem solchen Anspruch wird der Film weniger gerecht – vielleicht weil es keine vernünftigen Lösungen bei der Wiederverwertung von Plastikmüll gibt. Nur ein einstelliger Prozentsatz kann wirklich in einem gleichwertigen Produkt wiederverwertet werden. Stattdessen wächst die Verpackungs-Industrie dank des Hungers auf immer neues Plastik munter weiter.

Die US-amerikanische Chemie-Ingenieurin Jan Dell, die sich von einer Beraterin großer Verpackungskonzerne zur Umweltaktivistin gewandelt hat, nennt eine mögliche Kreislaufwirtschaft für Plastik ,,eine große Farce". Die Kosten seien ,,absolut astronomisch und werden niemals gering sein". Auch Helmut Maurer kommt zu Wort. Der Umwelt-Experte der Europäischen Kommission sieht bei der Wiederverwertung von Plastikmüll ,,keine entscheidenden Lösungsansätze". Maurer sieht nur einen Weg: Abfallvermeidung. Dafür seien politische Eingriffe nötig, die vielleicht einigen wehtun würden. ,,Aber wir können nicht, um einigen nicht weh zu tun, die ganze Menschheit aufs Spiel setzen", sagt er am Ende.

Mit dem Konzept für den Film gewann die Hamburger Produktionsfirma a&o vor zwei Jahren den ARD-Dokumentarfilmpreis, mit dem ein sechsstelliger Zuschuss zu den Produktionskosten verbunden war. Außerdem haben sich weitere internationale Sender beteiligt, der Film lief bereits in Dänemark, Schweden, Norwegen, Kanada, Japan und bei BBC World.

In Deutschland, wo jährlich fast sechs Millionen Tonnen Plastikmüll anfallen, ist der Mythos dank des ,,grünen Punkts" besonders groß. Die Wiederverwertung von Plastik ist ,,ein schönes Märchen, das wir gerne hören", kommentieren die Autoren.


Aus: "Plastik und kein Ende" Thomas Gehringer (20.06.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/recycling-eine-grosse-farce-plastik-und-kein-ende/28437082.html

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Quote[...] An dem Tag, als das Dorf krank wird, fegt ein ungewöhnlich starker Wind durch die staubigen Straßen von Presidencia Roca. Das ist ein verschlafener 5.000-Einwohner-Ort im Norden Argentiniens, in dem die Hitze über den Dächern flimmert, mittags die Läden geschlossen bleiben und nur hin und wieder ein Roller über die einzige Hauptstraße rattert.

An diesem Mittag des 22. Oktober 2021 durchbricht das Geräusch von Flugzeugmotoren die Siesta im Dorf, so werden es die Be­woh­ne­r:in­nen später berichten. Gerade ist die Schule aus, als eine silberne Maschine über ihren Köpfen fliegt, über die Dächer, den naheliegenden Fluss Bermejo, den Schulgarten, in dem Araceli Gonano arbeitet.

Gonano, eine Frau mit tief klingendem Lachen, ist an das Geräusch gewohnt, doch etwas fällt ihr auf: Das Flugzeug zieht diesmal ungewöhnlich hoch weite Kreise, wie ein Kunstflieger. Nur dass es keine bunten Kondensstreifen an den Himmel malt, sondern etwas in die Atmosphäre sprüht. Aus Erfahrung weiß Gonano, im Bauch der Maschine befinden sich Pestizide, Herbizide, Insektizide – Pflanzenschutzmittel, importiert aus der ganzen Welt, für die sie nur ein Wort benutzt: Gift.

Gift, das Gonano, ihre drei Kinder, die Nachbarinnen und Nachbarn bald darauf erkranken lässt. Gift, dessen Ursprung mutmaßlich auch in der EU liegt. Gift, gegen dessen Verbreitung kaum jemand etwas unternimmt.

Wenige Tage später klagen viele Dorf­be­woh­ne­r:in­nen über Pusteln am Körper, brennende Haut, Magenkrämpfe – und sie haben Angst vor Folgeschäden: Krebserkrankungen treten in der Region, in der Gonano lebt, viermal so häufig auf wie im Rest Argentiniens. Verlässt man sich auf die letzte staatliche Untersuchung von 2009, haben sich in den sogenannten Pueblos Fumigados – den von Pestiziden ,,eingenebelten Dörfern" – Fehlbildungen bei Neugeborenen verfünffacht.

Das Flugzeug, das für Gonano das Unheil bringt, gehört dem Agrarunternehmen Marfra S. A. Sieben Kilometer außerhalb des Dorfes betreibt die Firma eine Plantage, auf der Soja, Mais und Baumwolle angebaut werden. Marfra ist ein Riese unter den vielen kleinen Landwirtschaftsbetrieben in der Gegend. Was sich an diesem Tag ereignet, bezeichnet das Unternehmen später als Unfall, ausgelöst durch starken Wind, ,,höhere Gewalt". Doch ist es wirklich so einfach? Und wer trägt die Verantwortung?

Araceli Gonano, 35 Jahre alt, ist eine, die man in Presidencia Roca eine ,,Campesina" nennt, spanisch für Bäuerin, was aber auch so viel heißt wie: ,,eine von hier". Als Gonano noch ein Kind war, begann sich ihre Umgebung zu verändern. Früher war ihr Dorf eingerahmt von einem dichten Wald aus Dornbüschen und majestätisch hohen Bäumen. Das Zuhause indigener Gemeinschaften, Lebensraum von Ameisenbären und Leoparden. Doch dann musste der Wald weichen.

Auf Satellitenbildern der letzten 30 Jahre lässt sich nachverfolgen, wie aus den einst grünen Flächen zunehmend braune wurden: riesige Felder, auf denen Baumwolle, Mais oder Soja angebaut werden. Rohstoffe, die am Ende der Lieferkette auch in billigen T-Shirts oder Geflügelwurst in Deutschland landen.

Einen Monat nach dem unsichtbaren Pestizidregen manövriert Araceli Gonano ihren Roller durch das schachbrettartige Straßenraster ihres Heimatortes, vorbei an frei herumlaufenden Hühnern und Zitrusbäumen. Gegen die pralle Sonne trägt sie eine Cappy. Gegen die Chemikalien, die noch in der Luft sein könnten, gibt es nichts, was sie schützen könnte.

Gonano parkt ihren Roller vor einem einstöckigen Haus. Hier wohnt sie mit ihrer Familie. Im Inneren des Hauses brummt die Klimaanlage. Es ist angenehm dunkel und kühl – und es fühlt sich sicherer an als vor der Tür.

Früher arbeitete Gonano beim Argentinischen Institut für Agrartechnik (Inta). Mit den Nebenwirkungen von Pestiziden kennt sie sich also aus. Daher ist sie Ende Oktober auch eine der Ersten, die versteht, dass etwas nicht stimmt. Sie legt ihr Smartphone auf den Küchentisch und zeigt, was sich nach dem 22. Oktober in ihrem Dorf ereignete.

Araceli Gonano scrollt durch Chatverläufe, archivierte Bilder, Nachrichten. ,,Sie haben mal wieder gesprüht", schreibt eine Nachbarin. Gonano zeigt Fotos von gelblichen Malen auf Pflanzen. Es sind Bilder, die später in einem Bericht einer Gesundheitsorganisation zusammengefasst werden: Eine Palme auf dem Schulhof hat sich braun verfärbt, aber nur dort, wo sie nicht überdacht ist. Zitrusbaumblätter, die sich zusammenziehen, als müssten sie sich schützen. Anders als gezüchtete Nutzpflanzen vertragen viele andere Pflanzen die Pestizide nicht. An diesem Tag ging Gonano in ihren Vorgarten und sah auch dort die braunen Male auf den Blättern. ,,Alles war bespritzt", erinnert sie sich. Als ob eine unsichtbare Substanz Löcher in die Blätter gebrannt hätte.

Im örtlichen Radiosender verkündete Bürgermeister Gustavo Martínez, die Ernten der Klein­er­zeu­ge­r:in­nen seien vollständig beschädigt. An normalen Tagen rollen Lastwagen mit Gemüse oder Obst aus Presidencia Roca. Nach dem Vorfall war man vorsichtig, die Ware aus dem Dorf zu verkaufen.

Kurz nachdem die Pflanzen krank geworden sind, erkrankten auch die Menschen. Ihre Zwillinge hätten Fieber bekommen, durchgehend geweint, sich erbrochen, dann kamen die Pusteln, erinnert sich Gonano. Sie reicht ihr Handy über den Küchentisch. Auf dem Foto das Gesicht eines der Zwillinge, das mit winzigen roten Punkten überzogen ist. Auf einem anderen hat das Kind einen aufgeblähten Bauch wie ein Ballon. Ein paar Tage später sei sie selbst krank geworden, erzählt Gonano. Als sich die Be­woh­ne­r:in­nen in diesen Tagen von ihren Krankheitsverläufen erzählten, habe sich das immer gleich angehört: die Koliken, das Fieber, die Pusteln auf der Haut.

Im Krankenhaus aber hätten die Ärz­t:in­nen den Be­woh­ne­r:in­nen die üblichen Diagnosen gestellt. Es sei nur ein Magen-Darm-Virus, eine Allergie. Man möge die Hautcreme wechseln. In den darauffolgenden Tagen wurde die Schlange vor dem Krankenhaus immer länger, irgendwann war sie 50 Meter lang. An Tag 18 berichtete die Lokalpresse, 700 Be­woh­ne­r:in­nen seien in das örtliche Krankenhaus eingewiesen worden. Auf Anfrage der taz wollte sich das Krankenhaus nicht zu den Krankheitsfällen Ende Oktober äußern.

Für Gonano ist der Zusammenhang zwischen dem hoch fliegenden Sprühflugzeug am 22. Oktober, den verkümmerten Pflanzen und ihren kranken Kindern klar. ,,Das Gift kam mit dem Wind", sagt sie. Der sei an diesem Tag besonders stark gewesen und habe die Pestizide weit über Presidencia Roca verteilt. Dort, wo sie eigentlich nicht landen sollten. Ohne es zu bemerken, seien die Be­woh­ne­r:in­nen von dem unsichtbaren Giftnebel eingehüllt worden, glaubt sie. ,,Weil wir draußen waren, wurden wir alle kontaminiert."

Das Gift rieselte herab in den schlammigen Fluss, in die Wassertanks auf den Dächern, ins Wasserwerk, das zum Himmel offen ist, in die Brunnen. Womöglich steckte es im Wasser, mit dem Gonano morgens die Babynahrung anrührt, im Leitungswasser, mit dem sie ihr Gesicht wäscht, im Matetee, den sie trinkt. Das Gift benetzte das Dorf.

Was die Be­woh­ne­r:in­nen von Presidencia Roca nur ahnen, können Wis­sen­schaft­le­r:in­nen mittlerweile belegen: Das Umweltinstitut München geht davon aus, dass Pestizide sich nicht nur durch das Grundwasser oder den Wind verbreiten, sondern auch durch feine Luftpartikel. Rückstände können noch mehrere Kilometer vom Ort, wo sie versprüht wurden, gemessen werden.

Wer in Presidencia Roca die Frage nach der Verantwortung für all das stellt, stößt auf unterschiedliche Antworten:

Schuld ist der Wind.

Schuld sind die Landwirte.

Schuld sind die internationalen Agrarriesen.

Schuld ist der Kapitalismus.

Schuld sind die Konsument:innen.

Fragt man Araceli Gonano, ist die Antwort eindeutig: Marfra.

Marfra ist ein Unternehmen, das sich nach außen als regionales Familienunternehmen darstellt, aber in Wirklichkeit Teil des Agrarriesen Unitec Agro ist. Die Unternehmensgruppe gehört dem Geschäftsmann und fünftreichsten Argentinier Eduardo Eurnekian. Groß geworden als Textilhersteller, besitzt er neben quadratkilometerweise Baumwoll- und Sojaplantagen heute etwa 50 Flughäfen weltweit. Don Panos heißt der Standort in der Nähe von Presidencia Roca. Hier baut Marfra Baumwolle, Mais und Soja an – auf knapp 170 Quadratkilometern, in etwa der Fläche von Wuppertal.

An einem gewittrigen Tag Ende November 2021 sitzt Araceli Gonano versunken auf dem Beifahrersitz, während tiefhängende Stromleitungen und ein abgemähter Grünstreifen vorbeiziehen. Die Plantagen rechts und links vom Weg gehören zu Marfra. Gonano würde sich gerne anschauen, was aus der Baumwolle geworden ist, wegen der sie und die Dorf­be­woh­ne­r:in­nen krank geworden sind. Doch das Betreten des Geländes ist Unbefugten untersagt.

Von der Straße aus sieht man nicht mehr als ein Schild mit dem Namen der Firma, Zierpalmen, die im Wind wehen, ein Bürogebäude. ,,Es ist eine Welt für sich", sagt Gonano, die nur vom Hörensagen weiß, was alles dazugehört: Sogar ein eigenes Aquädukt und ein Elektrizitätswerk sollen sich auf dem Gelände befinden. Don Panos soll über die größte Industrieanlage des Landes verfügen, in der Baumwolle zu Fasern verarbeitet wird. Fragt man Gonano, wohin die Baumwollfasern gefahren oder verschifft werden, zuckt sie mit den Schultern. In ihrem Dorf würden sie sicher nicht gebraucht.

Die Baumwollfasern sind für den ausländischen Markt bestimmt. Ein Großteil der Baumwolle aus der Provinz Chaco, in der Presidencia Roca liegt, wird in den etwa 900 Kilometer entfernten Hafenort Rosario gefahren. Geschätzt kommen jeden Tag rund 4.000 Lkws dort an. Der Hauptanteil der Fasern wird von dem weltweit größten Reis- und Baumwollunternehmen Louis Dreyfus nach Vietnam, Pakistan und Singapur exportiert und dort zu Textilien verarbeitet. Die billigen T-Shirts, Hosen und Hemden landen dann auch auf dem deutschen Markt.

Für Argentinien – nicht erst seit der Coronapandemie in einer wirtschaftlichen Krise – ist Baumwolle ein vergleichbar wichtiges Exportgut wie für Deutschland Autos und Pharmaprodukte. Die Regierung hat gute Gründe, die Landwirtschaft zu fördern – und Gesetze, die sie einschränken könnte, zu vermeiden. Auch hier in der Provinz Chaco sind die Lokalpolitik und das Agrarunternehmen Marfra eng miteinander verflochten. Nach Angaben des lokalen Portals Infoqom hielt der Gouverneur von Chaco, Jorge Capitanich, auf dem Gelände von Marfra Wahlkampfveranstaltungen ab. Die Firma bezeichnete er als inspirierend für das gesamte argentinische Volk.

,,Don Panos ist makro", sagt Araceli Gonano. Die Kleinbäuer:innen, die die Region mit Nahrungsmitteln versorgen, seien winzig im Vergleich. Die Autofahrt führt nun vorbei an ihren Feldern. Sie sind kaum einen Hektar groß, voller Kürbisse, Wassermelonen, Bohnen. Daneben ein vertrockneter Grünstreifen – auch eine Konsequenz des Pestizidregens, sagt Gonano. Sie hält vor einem Hof. Er gehört einem früheren Arbeitskollegen aus dem Agrarinstitut. Weil er nicht offen sprechen will, soll er in dieser Geschichte Juan Gonzales heißen.

,,Hola", ruft Gonano in eine Halle. Gonzales begrüßt seine Bekannte in Arbeitskleidung. Er stemmt die Hände in die Hüften. Auch die Bilder auf seinem Smartphone zeigen, dass seine Pflanzen den Pestizidregen nicht unbeschadet überstanden haben: Sie zeigen Tabakpflanzen, die ihre Blätter hängen lassen und Male aufweisen.

Drei Tage nach dem Vorfall legten rund 30 Land­wir­t:in­nen eine Beschwerde bei den örtlichen Behörden ein. Ihre Felder liegen nur wenige Kilometer von Don Panos entfernt. Doch ihre Wut schien nicht lange anzuhalten. Gonzales betont, dass er sich nicht negativ gegenüber dem Unternehmen äußern möchte. ,,Sie können machen, was sie wollen", sagt er und zuckt resigniert mit den Schultern.

Seine Verschwiegenheit habe einen Grund, wirft ihm Gonano vor. Nachdem die Land­wir­t:in­nen Beschwerde eingereicht hatten, seien Ver­tre­te­r:in­nen von Marfra bei ihnen vorbeigekommen und hätten jedem umgerechnet rund 600 Euro pro Hektar als ,,Entschädigung" angeboten, erzählt sie – vermutlich, damit sie schweigen. Eine Woche später lassen sie ihre Beschwerde fallen und mindern so den Druck auf Marfra, den Vorfall aufzuklären. ,,Es ist vielleicht schmerzhaft", rechtfertigt Gonzales sich dafür, aber für sie, die Landwirt:innen, die nicht wissen, wie sie am nächsten Tag über die Runden kommen, sei jede noch so kleine finanzielle Zuwendung willkommen.

Auch über die Frage, wie gefährlich die Pestizide wirklich sind, sind sich die früheren Ar­beits­kol­le­g:in­nen uneinig. Gonzales glaubt, dass die Pestizide nach 5 bis 15 Tagen verschwunden seien. ,,Und wenn es regnet, und wenn sie in den Boden sickern?", fragt Gonano gegen das Auto gelehnt. Sie zieht an ihrer Zigarette und scrollt hektisch auf ihrem Smartphone, googelt das Herbizid, von dem sie gehört hat, dass es hier eingesetzt wurde. ,,Harness", liest sie vor.

Im Sicherheitsdatenblatt steht, es kann beim Kontakt mit dem Körper unter anderem allergische Reaktionen auslösen, Husten oder Erstickungsgefühle, Kopfschmerzen und Schwindel. Das Blatt listet auch Informationen darüber auf, wie das Pflanzenschutzmittel gelagert und genutzt werden darf. Wie das aber kontrolliert wird, ist weltweit unterschiedlich geregelt.

Anders als in Deutschland gibt es in Argentinien kein nationales Gesetz, das festlegt, wie Pestizide eingesetzt werden, erklärt der Agraringenieur Javier Souza bei einem Besuch in der Hauptstadt Buenos Aires. Er ist einer derjenigen, die seit Jahren ein einheitliches Gesetz fordern – bisher vergeblich. Bislang gebe es nur regionale Gesetze, die aber den Lo­kal­po­li­ti­ke­r:in­nen unterstünden. Gouverneuren, die sich auch für die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Provinz starkmachen.

In der Provinz Chaco heißt das Regelwerk ,,Gesetz über Biozide der Provinz Chaco". Es listet Vorsichtsmaßnahmen, Abstandsregeln und Freiheitsstrafen von bis zu 25 Jahren bei schweren Pestizidunfällen auf. ,,Das Gremium, das das überwachen soll, gibt es aber nicht", sagt Souza. Es liege also im Ermessen der Betroffenen, selbst eine Beschwerde – etwa bei den lokalen Polizeistationen – einzureichen. Oft seien diese Beschwerden das einzige Mittel, das die Betroffenen hätten – und es sei selten effektiv.

Erst einen Monat nachdem das silberne Flugzeug über Presidencia Roca kreiste, wurden die lokalen Behörden doch aktiv und schalteten die Staatsanwaltschaft ein. Am 10. November werden gerichtlich alle weiteren Sprüheinsätze vom Boden und aus der Luft auf die Anbauflächen von Marfra in der Provinz Chaco gestoppt. Eine vorsorgliche Vorsichtsmaßnahme, die kurze Zeit später überraschenderweise wieder aufgehoben wird. Marfra wolle seine Ernte sichern, glaubt Gonano, dem Unternehmen gehe es nur um seinen Gewinn.

Sie ist noch immer sauer auf ihren früheren Arbeitskollegen, der sich scheinbar mit Geld hat bestechen lassen. Welches Geld der Welt würde eines ihrer Kinder wieder zum Leben erwecken, falls es durch die Folgen des Pestizid-Einsatzes stirbt?, fragt sich Gonano einen Tag später. Mit der einen Hand füttert sie ihre fünfjährige Tochter mit Omelett, mit der anderen schiebt sie den Doppelkinderwagen hin und her. Zum Glück schläft zumindest einer der Zwillinge.

,,Hier gibt es sehr viele Kinder mit Behinderungen und viele Menschen mit Magenkrebs, Gastritis, Geschwüren und anderen Krankheiten", sagt Gonano. Doch Untersuchungen dazu gebe es kaum. Gonano sorgt sich um ihre Kinder. Das Unternehmen Marfra sei auch der Grund, warum sie manchmal gern den Ort verlassen würde. Aber für sie, die schon hier kaum über die Runden kommt, wäre es unmöglich, ohne den Job im Schulgarten, ohne das Gemüse aus dem eigenen Garten, ohne die Freundin, die ab und zu nach den Kindern schaut, zu überleben, sagt sie.

Es ist Ende November. Im Gemeindehaus gibt es eine Versammlung, die aufklären soll, was am 22. Oktober passiert ist. Vor dem Gebäude parken schwarze Jeeps mit Nummernschildern aus Resistencia, der Hauptstadt der Provinz Chaco. Ver­tre­te­r:in­nen von Umweltorganisationen, Ministerien und Be­woh­ne­r:in­nen drängen durch die Tür in den Versammlungsraum. Stühle quietschen über den Boden, an der Decke surren zwei Ventilatoren. Ein Gemeindevertreter stellt die Red­ne­r:in­nen vor. Bei einem der Redner stockt er, dreht sich um und fragt nach dem Namen. ,,Ein Ingenieur", sagt er schließlich, ohne seinen Namen zu nennen. Auch für wen der Ingenieur arbeitet, sagt er nicht. Im Besprechungsraum wird getuschelt.

Zu den Red­ne­r:in­nen gehört auch Alejandra Gómez. Die Frau in schwarzem Kleid und Outdoor-Schuhen arbeitet als Anwältin für die Gesundheits-NGO Red de Salud Popular Dr. Ramón Carrillo, die erhob, wie viele Menschen nach dem Pestizidvorfall in das örtliche Krankenhaus eingeliefert wurden. Seit im Oktober auf Gómez' Smartphone die Bilder von Gonanos kranken Zwillingen eingegangen sind, ist sie immer wieder zu Besuch in Presidencia Roca und leistet die Arbeit, die die Lokalregierung nicht leisten kann oder will: Untersuchungen anstoßen, die laut Biozidgesetz eigentlich den Behörden zufallen.

In einem Bericht, in dem ihre NGO den örtlichen Regierenden mangelnde Transparenz vorwirft, heißt es etwa, dass, erst zwei Wochen nachdem die Be­woh­ne­r:in­nen Vergiftungserscheinungen meldeten, die Direktion für Umweltkontrolle zu Besuch gekommen sei. Das Gesundheitsamt habe sich dennoch nicht eingeschaltet.

Was viele in der Gemeindehalle nicht wissen: Einige der in Don Panos eingesetzten Pestizide stammen aus Europa, obwohl sie gleichzeitig in der EU verboten sind. Die meisten stehen auf der Liste der hochgefährlichen Pflanzenschutzmittel. Dokumente des Unternehmens belegen, dass ein Pestizid im Herbst 2021 besonders oft eingesetzt wurde: Harness. Ein Produkt, das der Anwältin Gómez noch nie untergekommen sei, sagt sie, obwohl sie schon einige Klagen aufgrund von Pestizidunfällen angestoßen hat.

Monsanto, das Unternehmen, das vor vier Jahren von der Bayer AG übernommen wurde, brachte das Produkt 1994 auf den Markt. Es beinhaltet Acetochlor, einen Wirkstoff, den das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung auf der Liste der krebserzeugenden, keimzellmutagenen und reproduktionstoxischen Stoffe führt. In Deutschland ist kein Pflanzenschutzmittel mehr zugelassen, das diesen Wirkstoff beinhaltet. Eine Studie von 2019 zeigt, dass Acetochlor bei Hautkontakt Genitalschwellungen verursachen kann. Viele der Vergiftungserscheinungen, die bei der Produktbeschreibung von Harness aufgelistet sind, passen zu den Symptomen, die die Be­woh­ne­r:in­nen von Presidencia Roca nach dem 22. Oktober 2021 beschrieben.

Auf Anfrage der taz am 11. Juli bestreitet ein Sprecher von Bayer CropScience zunächst, dass das Unternehmen Pflanzenschutzmittel an Marfra verkaufe. Einen Tag später äußert die Bayer AG: ,,Wir gehen derzeit Hinweisen auf den Vorfall vom Oktober vergangenen Jahres nach". Bisher scheint es noch nicht aufgefallen zu sein, dass Marfra zum wiederholten Male ein missbräuchlicher Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vorgeworfen wurde.

Und auch viele Kilometer weiter bemängelt die Anwältin Gómez einen mangelnden Aufklärungswillen. Dass die Re­gie­rungs­ver­tre­te­r:in­nen erst Wochen nach den Vergiftungserscheinungen aktiv wurden und sogar das örtliche Krankenhaus zu den vielen eingelieferten Be­woh­ne­r:in­nen schweige und nichts von einem Zusammenhang mit dem Pestizideinsatz wissen will, so etwas sei ihr schon öfter begegnet, sagt Gómez. ,,Denn wenn die staatlichen Stellen diesen Zusammenhang erkennen würden, müssten sie auch anerkennen, dass wir vor einer Gesundheits- und Umweltkatastrophe stehen."

Der am Anfang ohne Namen vorgestellte Ingenieur, kurze graue Haare, Polohemd, sitzt am Rand der Versammlung und schreibt mit. Dann ist er an der Reihe, das Wort zu ergreifen. Er erhebt sich und klammert sich beim Reden an dem Stuhl vor sich fest.

,,Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich arbeite für die Firma, die den Pestizideinsatz durchgeführt hat", sagt er. Doch er werde hier nicht als Vertreter von Marfra sprechen, sondern als Pablo Ariel Markonich. Auch er sei ein Campesino, beteuert er, in der Region aufgewachsen. Er sei es gewesen, der den Pestizideinsatz am 22. Oktober angeleitet hat, sagt er. Nun habe er Angst, aus der Dorfgemeinschaft ausgestoßen zu werden.

In seinen 23 Jahren als Ingenieur sei ihm so etwas noch nicht passiert, betont Markonich. Doch nun habe er einen Fehler gemacht. ,,Und deshalb bin ich hier, zeige mein Gesicht und gebe es zu", sagt er, während er immer wieder von seinem Notizblock zum Boden und wieder zurück schaut.

Er sei bei Marfra die Person, die für die Zusammensetzung der Pestizide verantwortlich sei und dafür Sorge trage, dass aus den ausgesäten Samen auch etwas werde, erzählt er bei einem Interview nach der Dorfversammlung. Unter normalen Wetterbedingungen habe er ein Zeitfenster von bis zu 72 Stunden von der Aussaat bis zur Geburt der Setzlinge. Am Tag des 22. Oktober, als ein ungewöhnlich starker Wind durch das Dorf blies, habe er nur noch wenige Stunden gehabt, um zu entscheiden, ob er den Sprühflug anordne – und die keimenden Pflänzchen etwas werden. ,,Wenn wir die Produkte nicht in diesem Zeitfenster anwenden, können wir sie auch später nicht mehr anwenden", erklärt Markonich.

Er faltet die Hände, damit man nicht sieht, wie stark sie zittern, als er erzählt, was aus seiner Sicht zu dem Unfall geführt hat: Es habe gerade aufgehört zu regnen, als er das Sprühflugzeug starten ließ, sagt er. Da sei eine ,,kleine Brise" herübergeweht, ein Wind aus dem Süden. Völlig unvorhersehbar, so behauptet Markonich es einen Monat nach dem Vorfall. Er habe sich entscheiden müssen: Schickt er das Flugzeug in die Luft und sichert die Aussaat, oder lässt er es am Boden und geht das Risiko eines wirtschaftlichen Schadens ein?

Er entscheidet sich für den Sprüheinsatz, gibt dem Piloten grünes Licht. Was dann passiert, beschreibt er als höhere Gewalt: Ein plötzlicher Wetterwechsel hätte zu einem Wolkenbruch geführt. Da sei es aber schon zu spät gewesen, versucht sich Markonich herauszureden. Der Wind habe einfach nicht aufgehört und mit dem Regen die Pflanzenschutzmittel in das Dorf transportiert.

Dokumente und Bildmaterial, die die NGO nach dem Vorfall sammelt und die der taz vorliegen, sowie Gespräche mit Betroffenen und dem verantwortlichen Agraringenieur erhärten jedoch den Vorwurf, dass es keine höhere Gewalt und auch kein Unfall war – sondern dass das Unternehmen an diesem Tag wissentlich das Risiko in Kauf genommen hat, mit dem Sprüheinsatz die Gesundheit der An­woh­ne­r:in­nen zu gefährden. Sie legen nahe, dass Markonich an jenem Tag nicht nur die Wetterlage ignoriert hat, sondern zudem Angaben auf einem wichtigen Dokument überging und damit mutmaßlich gegen Vorsichtsmaßnahmen des Biozidgesetzes der Provinz Chaco verstieß.

Dieses wichtige Dokument nennt sich ,,agronomisches Rezept" und ist das entscheidende Beweisstück. Es enthält Informationen zum jeweiligen Sprüheinsatz – Hinweise zur Anwendung und Dosierung der Pflanzenschutzmittel, Angaben zum Hersteller, Daten über die aktuelle Wetterlage.

In dem agronomischen Rezept vom 22. Oktober, das der taz vorliegt, steht: Drei Pestizide sollten auf Don Panos, in sieben Kilometer Entfernung vom Ortskern von Presidencia Roca, abgelassen werden: Prometrex FW, Fury 20 EW und Harness. Zur Anwendung der Pestizide, die klingen wie Computerspielfiguren, heißt es in den Sicherheitsdatenblättern und im agronomischen Rezept: ,,Bei Windgeschwindigkeiten über 10 Stundenkilometer ist die Behandlung abzubrechen." Und: ,,Nicht an windigen Tagen sprühen."

An jenem Tag im Oktober 2021 aber misst die Wetterstation in Presidencia Roca eine Windstärke von 14 Meter pro Sekunde. Auch diese Angaben stehen im agronomischen Rezept, das Markonich unterschrieben hat, was beweist, dass er gewusst hat, dass der Wind eigentlich zu stark war – und dass er die Vergiftung der Dorfbevölkerung vermutlich in Kauf genommen hat.

Mit der Frage konfrontiert, warum er den Sprühvorgang trotzdem angeordnet hat, gesteht Markonich ein: ,,Es stimmt, es gab einen vorherigen Wind mit böigen Bedingungen." Er habe aber alle anderen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten. Der Unfall sei aufgrund der komplexen Wetterbedingungen passiert.

Sein Team und das ganze Unternehmen hätten den Vorfall innerhalb von 48 Stunden gemeldet, sagt Markonich im Gemeindehaus von Presidencia Roca. Die Geschäftsleitung habe außerdem – noch bevor die Bevölkerung erkrankt ist – eine Entschädigung für die Klein­er­zeu­ge­r:in­nen angekündigt und die Sprühvorgänge auf Don Panos vorerst gestoppt. Für das Unternehmen könne das einen Verlust von 5 Millionen Dollar bedeuten, behauptet Markonich. Aber auch wenn dieser Sprüheinsatz ein Fehler gewesen sei, es seien Unfälle, die man in Kauf nehmen müsse, sagt er. Denn er glaubt nicht, dass die Landwirtschaft, auch global gesehen, ohne Pestizide auskäme. ,,Die Nachfrage könnte nicht befriedigt werden." Zumindest nicht zu diesen Preisen.

Über die Frage, ob eine weltweite Bevölkerung ohne Einsatz von Pestiziden versorgt werden kann, sind sich auch Wissenschaftler:innen, Po­li­ti­ke­r:in­nen und NGOs nicht einig. Der Naturschutzbund Deutschland argumentiert, gerade der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel schütze die Ökosysteme, die wiederum die Nahrungsmittelsicherheit garantierten. In einem Artikel des Fachmagazins Nature Communication von 2017 heißt es, die Weltbevölkerung könne ernährt werden, wenn sich das Konsumverhalten global verändere, etwa wenn mehr Menschen auf Fleisch verzichten und mehr Anbauflächen für die Nahrungsmittelerzeugung als für Futtermittel genutzt würden.

Bayer hingegen behauptet auf seiner Webseite, dass die Erträge ohne den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu gering seien, damit für alle Menschen auf der Welt genügend Nahrung da sei.

Für die Menschen im Gemeindesaal von Presidencia Roca bleibt das eine abstrakte Debatte. Sie wollen Aufklärung und dass ein Pestizidunfall wie dieser nicht noch einmal passiert. Ein Gemeindevertreter abseits der Versammlung berichtet, die Gesandten der verantwortlichen Umweltbehörde hätten zwar Proben aus verschiedenen Wasserquellen und von Pflanzen im Dorf entnommen. Aber 40 Tage später liegt der Gemeinde noch immer kein offizielles Ergebnis vor. Für eigene Spezialisten und Gutachten fehlen ihnen die Mittel. ,,Ich fühle mich handlungsunfähig", sagt der Lokalpolitiker.

Zusammen mit Anwältin Alejandra Gómez reichen die Be­woh­ne­r:in­nen Klage ein. Die Forderung: Marfra muss alle Pestizideinsätze stoppen. In erster und zweiter Instanz wird der Fall abgewiesen. Vier Monate später, im Frühjahr 2022, landet er vor dem Obersten Gerichtshof der Provinz Chaco. Gómez sagt, die Ermittlungen verzögerten sich erheblich: ,,Wir gehen davon aus, dass die großen Unternehmen, die den politischen und gerichtlichen Amtsträgern nahestehen, nicht an der Wahrheitsfindung interessiert sind."

Marfra hat zwar eingeräumt, einen Fehler gemacht zu haben, aber wenige Wochen nach dem Unfall darf das Unternehmen weiter sprühen, pünktlich zu den vom Unternehmen beantragten Terminen, damit die Ernte nicht von Schädlingen zerstört wird, so sieht es Gómez. Und das, obwohl einige Be­woh­ne­r:in­nen noch immer an den chronischen Folgen der Vergiftung im Oktober leiden, etwa an Magenschmerzen.

Gómez' NGO nimmt die medizinische Untersuchung selbst in die Hand und lässt zehn Personen Blut abnehmen. Auch bei Gonano. Währenddessen kämpfen die Klein­er­zeu­ge­r:in­nen rund um Presidencia Roca um ihre Existenz, auch Gonanos früherer Arbeitskollege Gonzales. Das Gift habe manche ihrer Pflanzen, etwa die Kürbisernte, vollkommen zerstört, sagt Gonano.

Fragt man Gonano, was Marfra ihrer Meinung nach tun sollte, sagt sie: ,,Sie müssten eine Risikoanalyse durchführen." Tatsächlich arbeitet die Europäische Union 11.000 Kilometer weiter an einer Lösung. Eine Risikoanalyse wäre Teil eines Richtlinienvorschlags, den die EU-Kommission am 23. Februar angenommen hat. Darin steht: Unternehmen können rechtlich dazu aufgefordert werden, die Bedingungen zu überprüfen, unter denen Rohstoffe am Beginn der Lieferkette angebaut werden – und müssen gewährleisten, dass dadurch keine Menschenrechtsverletzungen oder Umweltkatastrophen passieren. In Deutschland müssen Unternehmen ab einer bestimmten Größe ab 2023 jährlich eine Risikoanalyse vorlegen, die diese Gefahren ermittelt.

Betroffene wie Araceli Gonano könnten ihre Beschwerde an ein EU-Organ richten. Wenn die Be­woh­ne­r:in­nen von Presidencia Roca wüssten, welches europäische Unternehmen die Baumwolle oder das Textilprodukt aus Argentinien bestellt, könnten sie sich mit ihrer Beschwerde an die zuständigen EU-Behörden wenden. Würde die Beschwerde ein Unternehmen etwa in Deutschland erreichen und könnten Betroffene nachweisen, dass dieses Unternehmen Rohstoffe von Marfra für die Weiterverarbeitung bezieht, müsste das Unternehmen den Vorwürfen nachgehen, auch bei ihnen vor Ort, in Presidencia Roca.

Während die Anwältin Gómez große Hoffnung in europäische Lieferkettengesetze setzt, hegt Araceli Gonano Zweifel: ,,Wir sind die Kleinen und kämpfen gegen die Großen", sagt sie im Mai 2022. Gegen wen genau, weiß sie nicht.

Ann Esswein (Text) und Felie Zernack (Fotos und Recherche) haben fast ein Jahr zu globalen Lieferketten recherchiert. Im Herbst 2021 waren sie zwei Monate im Norden von Argentinien unterwegs.

Die Recherche wurde gefördert und unterstützt von Netzwerk Recherche e. V., Olin gGmbH und VG Wort.



Aus: "Pestizide und ihre Auswirkungen: Das Gift kommt von oben" Ann Esswein (17.7.2022)
Quelle: https://taz.de/Pestizide-und-ihre-Auswirkungen/!5865066/

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Quote[...] Der Meeresgrund der Tiefsee ist noch stärker mit Mikroplastik belastet als bislang angenommen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, der Frankfurter Goethe-Universität und des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven. Sie hatten 2016 Sedimentproben im westpazifischen Kurilen-Kamtschatka-Graben genommen. In diesen seien pro Kilogramm Sediment zwischen 215 und 1596 der winzigen Plastik-Teilchen und damit mehr als zuvor nachgewiesen worden, teilte die Senckenberg Gesellschaft mit. Die große biologische Vielfalt am tiefsten Meeresgrund sei durch die Verschmutzung stark gefährdet.

Ein großer Teil des Plastikmülls in den Meeren wird von Land eingetragen, über die Flüsse oder unser Abwasser zum Beispiel. Größere Plastikteile werden im Laufe von Jahrzehnten zu immer kleineren Teilen zerrieben. Der Müll sammelt sich teils in riesigen Müllteppichen an der Oberfläche der Meere, der Großteil jedoch sinkt ab – bis hinunter in maritime Gräben in Tausenden Metern Tiefe.

"Wir haben insgesamt 13 Proben an sieben verschieden Stationen des Grabens genommen, in Tiefen zwischen 5740 und 9450 Metern. Keine einzige davon war frei von Mikoplastik", sagte Serena Abel, Meeresbiologin vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt. Eine so große Menge Mikroplastik-Teilchen hätte niemand zuvor erwartet.

"Jedes Jahr gelangen schätzungsweise 2,4 bis 4 Millionen Tonnen Plastik über die Flüsse ins Meer, als Folge des extremen weltweiten Plastikkonsums und der schlecht organisierten Müllentsorgung", sagte Forscherin Angelika Brandt. Die Tiefsee werde zum "Endlager des Mülls". Insgesamt seien 14 verschiedene Plastikarten entdeckt worden. Die Forscher hatten ihre Ergebnisse im Fachmagazin "Science of the Total Environment" vorgestellt.

"Bislang galt der tiefste Meeresgrund als eine vergleichsweise unbeeinflusste und stabile Umgebung, in der sich das Mikroplastik ablagert und an einem Ort verbleibt", sagte Abel. Die Forscher seien erstaunt gewesen, dass Proben, die wenige Meter voneinander entfernt genommen wurden, ganz unterschiedlich aufgebaut gewesen seien. "Das zeigt, was für eine dynamische Umgebung die tiefsten Bereiche der Tiefsee tatsächlich sind." Wirbel, Strömungen und Organismen würden das Sediment in Bewegung halten.

Die Müllflut wird sich in Zukunft wohl noch verstärken. Nach früheren Angaben des AWI wird sich die weltweite Plastikproduktion bis 2045 voraussichtlich verdoppeln.

(bme)


Aus: "Studie: Grund der Tiefsee stärker mit Plastik belastet als angenommen " (17.07.2022)
Quelle: https://www.heise.de/news/Studie-Grund-der-Tiefsee-staerker-mit-Plastik-belastet-als-angenommen-7181824.html

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Quote[...] Es ist wie so oft: Menschen erschaffen etwas, das am Ende der Natur schadet. So etwa PFAS, eine wasser- und fettabweisende Chemikalie. Forscher der Stockholm University und der ETH Zürich haben nun herausgefunden, dass der extrem langlebige Stoff so hoch konzentriert in der Atmosphäre vorkommt, dass er in Regenwasser oder Schnee zu finden ist – weltweit, selbst an abgelegenen Orten wie der Antarktis.

Unter PFAS versteht man Industriechemikalien, die nach Angabe des Umweltbundesamts
(UBA) etwa 4700 Substanzen umfassen. Wurde der Stoff einmal vom menschlichen Organismus aufgenommen, ist er dort noch lange zu finden. In einer großen europäischen Studie  wurden bei fast einem Viertel der 6- bis 19-Jährigen eine so große Menge PFAS im Blut gefunden, dass laut UBA »gesundheitliche Wirkungen nicht mehr mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können«. Im Tierversuch besitzt der Stoff »lebertoxische, krebserregende und fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften«, wie das UBA schreibt. Wegen ihrer Eigenschaften kommen PFAS etwa in Outdoor-Kleidung, beschichteten Pfannen oder Verpackungen zum Einsatz.

Im Grundwasser konnte das Vorkommen von PFAS bereits vor einigen Jahren nachgewiesen werden. Trotz des Verbots mehrerer Hundert Verbindungen werde die Belastung aufgrund der Langlebigkeit noch viele Jahre bestehen, heißt es beim UBA. Gleichzeitig seien viele der derzeit legal eingesetzten PFAS hinsichtlich ihrer möglichen Gefahren für Umwelt und Gesundheit noch nicht ausreichend charakterisiert.

Die Richtwerte für PFAS in Trinkwasser, Oberflächengewässern und Böden wurden aufgrund des besseren Verständnisses ihrer Toxizität und der Gefahren, die sie für die Gesundheit und die Natur darstellen, korrigiert. »In den letzten 20 Jahren ist ein erstaunlicher Rückgang der Richtwerte für PFAS im Trinkwasser zu verzeichnen«, wird der Hauptautor der Studie Ian Cousins in einer Mitteilung der Stockholm University  zitiert. »So ist beispielsweise der Trinkwasserrichtwert für eine bekannte Substanz aus der Klasse der PFAS, nämlich die krebserregende Perfluoroctansäure (PFOA), in den USA um das 37,5-Millionenfache gesunken«. Basierend auf den neuesten US-Richtlinien für PFOA im Trinkwasser würde Regenwasser überall als nicht trinkbar eingestuft werden.

Um die Verbreitung dieser Chemikalien zu untersuchen, hat das Team der Universität Stockholm in den letzten zehn Jahren Labor- und Feldstudien über das Vorkommen und den Transport von PFAS in der Atmosphäre durchgeführt. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Konzentration einiger schädlicher PFAS in der Atmosphäre nicht merklich zurückgehe – obwohl große Hersteller teils seit Jahrzehnten auf die Substanz verzichteten.

»Die extreme Persistenz und der kontinuierliche globale Kreislauf bestimmter PFAS wird dazu führen, dass die oben genannten Richtlinien weiterhin überschritten werden«, sagte Professor Martin Scheringer, ein Mitautor der Studie.

Kritik kommt etwa von Jane Muncke, Geschäftsführerin der Stiftung Food Packaging Forum in Zürich. »Es kann nicht sein, dass einige wenige wirtschaftlich profitieren, während sie das Trinkwasser von Millionen anderer Menschen verschmutzen und schwere gesundheitliche Probleme verursachen«, wird Muncke in der Mitteilung zitiert. Die enormen Summen, die es kosten werde, PFAS im Trinkwasser auf ein Niveau zu reduzieren, das nach heutigem wissenschaftlichem Kenntnisstand unbedenklich sei, müssten von der Industrie bezahlt werden, die diese giftigen Chemikalien herstellt und verwendet.

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Aus: "Verwendung von Industriechemikalien PFAS-Schadstoffe verunreinigen Regenwasser" (03.08.2022)
Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/pfas-schadstoffe-verunreinigen-regenwasser-a-602f0eab-71d6-4347-b247-b43367d7af7d

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Verpackungen von Fast-Food-Gerichten sind häufig mit Fluorchemikalien belastet. Zu diesem Ergebnis kamen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und weitere Verbraucherschutzorganisationen in einer Testreihe. Von 42 analysierten Proben seien 32 eindeutig mit per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) behandelt gewesen. Untersucht wurden Einwegverpackungen von Ketten wie McDonalds, KFC, Nordsee, Subway oder Dunkin' Donuts.

PFAS sind fett- und wasserabweisend und werden deshalb für Beschichtungen verwendet, etwa auf Einweggeschirr aus Papier und Pappe. Laut BUND werden einige der identifizierten Stoffe mit erhöhtem Krebsrisiko, Leber- und Fortpflanzungsschäden sowie Störungen des Hormonsystems in Verbindung gebracht.

"Die Ergebnisse sind höchst bedenklich", sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. "Fluorchemikalien sind umweltschädlich, potentiell gesundheitsgefährdend und haben nichts in Lebensmittelverpackungen zu suchen". Der BUND fordert ein Verbot der Chemikalien in Lebensmittelverpackungen, unbehandelte Alternativen seien längst marktreif. Dänemark habe mit einem nationalen Verbot von Fluorchemikalien »gezeigt, dass es auch ohne geht«, so Brandt. »Als größter Chemiestandort Europas sollte Deutschland hier nachziehen und damit ein Zeichen für eine schnelle EU-weite Regelung setzen.«

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Aus: "Tests auf PFAS Fast-Food-Verpackungen enthalten oft Chemikalien" (27.05.2021)
Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/fluorchemikalien-bund-warnt-vor-fast-food-verpackungen-a-b0416150-beb6-4ea7-8541-7868bb855563

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Quote[...] Andere wiederum sagen, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen diesen Chemikalien und einer schlechten Gesundheit nachgewiesen werden könne. Trotz Uneinigkeit in der Wisschenschaftswelt und als Ergebnis dieser neuen Forschung fordern einige Forscher strengere Beschränkungen für PFAS.

"Es kann nicht sein, dass einige wenige wirtschaftlich profitieren, während sie das Trinkwasser von Millionen anderen verschmutzen und ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachen", sagt Dr. Jane Muncke, Geschäftsführerin der Food Packing Foundation in Zürich, die nicht an der Studie beteiligt war.

"Die enormen Summen, die es kosten wird, die PFAS im Trinkwasser auf ein Niveau zu senken, das nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand unbedenklich ist, müssen von der Industrie bezahlt werden, die diese giftigen Chemikalien herstellt und verwendet. Die Zeit zum Handeln, sagt sie, ist jetzt.


Aus: "Studie: Regenwasser wegen "ewiger Chemikalien" weltweit nicht trinkbar" Rosie Frost (08/08/2022)
Quelle: https://de.euronews.com/green/2022/08/08/studie-regenwasser-wegen-ewiger-chemikalien-weltweit-nicht-trinkbar


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Quote[...] Es war ein gefaltetes Blatt Papier, das im Juni 2017 das Leben von Michela Zamboni veränderte. Schwarz auf weiß stand dort, was die Italienerin zuvor nur befürchtet hatte: Auch ihre Tochter hat stark erhöhte Spuren von PFAS im Blut. Das Kürzel steht für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen; es geht um Stoffe, die beispielsweise Wasser und Öl abweisen und deshalb in verschiedensten Produkten wie Outdoorjacken oder Teflonpfannen zu finden sind. Und sehr wahrscheinlich weitreichende Folgen für den Menschen haben können.

Die Fluorverbindungen stehen im Verdacht , ins Immunsystem einzugreifen, der Leber zu schaden und Ungeborene zu beeinträchtigen. Die Europäische Umweltagentur vermutet, dass sie im Mutterleib die Entwicklung ungeborener Kinder hemmen und später die Pubertät verzögern. Bei Jungen verringern sie womöglich ein Leben lang die Spermienqualität. Vor allem aber sind es Stoffe, die womöglich nie wieder ganz aus unserer Umgebung – und unseren Körpern – verschwinden. PFAS gehören zu den langlebigsten Verbindungen, die bekannt sind. Die bekanntesten Formen PFOS und PFOA sind vielerorts mittlerweile verboten, Behörden haben in den vergangenen Jahren die Grenzwerte für andere Varianten weiter gesenkt und prüfen die gesundheitlichen Risiken.

Es ist eine unsichtbare Gefahr, eine, die man nicht sehen, nicht hören und auch nicht schmecken kann. Bei Michela Zamboni kam sie vermutlich aus dem Wasserhahn. Nur wenige Kilometer entfernt stand jahrzehntelang eine Fabrik des Chemiekonzerns Miteni, der sich auf die Herstellung entsprechender Produkte spezialisiert hatte. Die dabei entstandenen Abwässer durfte das Unternehmen in mehrere Flüsse einleiten. Inzwischen ist das Unternehmen bankrott, doch die Spuren der PFAS lassen sich bis heute im Wasser finden.

Die Region Venetien, in der Zamboni lebt, ist eine der dicht besiedeltsten Italiens, der Norden ist das industrielle Herz des Landes. Dass Chemieunternehmen wie Miteni hier produzierten, war jahrzehntelang Grundlage wachsendes Wohlstands. Ähnlich wie bei Asbest dauerte es Jahrzehnte, ehe auch die Schattenseiten mancher Chemikalien erkannt wurden. Mindestens 350.000 Menschen, so schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO, waren oder sind in der Gegend den erhöhten PFAS-Werten ausgesetzt.

Die Stoffe sammeln sich im Grundwasser, werden von dort abgepumpt oder mit jedem stärkeren Regen wieder an die Oberfläche gespült, auf Felder und in Seen. Über das Trinkwasser gelangten sie über Jahre in Haushalte, durch Schwangerschaft und Stillen von Müttern auch an Ungeborene und Säuglinge. Diese scheinen besonders gefährdet, weil die Stoffe ihre Entwicklung beeinträchtigen könnten.

Standardmäßig gemessen werden die Werte jedoch nicht, es gibt zahllose Varianten von industriell genutzten Fluorverbindungen, nicht für alle existieren bislang eindeutige Grenzwerte.

Als die Gefahr in Venetien 2013 durch ein Forschungsprojekt der EU entdeckt wurde, war es ein Thema, das zunächst wenige Menschen interessierte. Örtliche Bürgermeister wehrten sich gegen den Eindruck, ihre Gegend sei womöglich einer besonderen Gefahr ausgesetzt. Einige tranken gar demonstrativ ein Glas Wasser. Doch die PFAS-Werte, die Wissenschaftler entdeckten, gehörten laut WHO zu den höchsten, die bis dahin in Trinkwasser gemessen wurden.

Im Winter 2016 begann deshalb in 21 Orten der Region eine bis dahin kaum vorstellbare Überprüfung: 85.000 Personen über 14 Jahren wurden dafür untersucht. Bei vielen waren die im Blut nachgewiesenen Werte deutlich erhöht. Plötzlich kam das Thema ganz konkret im Leben vieler Menschen an.

So wie Michela Zamboni erfuhren nun Tausende Eltern, dass sie und ihre Kinder möglicherweise einem unsichtbaren Risiko ausgesetzt waren. »Für viele war das ein Schockmoment«, sagt die Fotografin Chiara Negrello, die das Thema seitdem begleitet. »Manche der Familien waren bewusst aufs Land gezogen, um ihren Kindern ein Leben in der Natur zu ermöglichen. Doch auf einmal war diese Umgebung eine Gefahr. Gemüse, Trinkwasser – alles schien das Gift weitergeben zu können. Das hat viele geprägt, ihr Grundvertrauen wurde erschüttert.«

Viele Mütter hätten anfangs auch Schuldgefühle geplagt, erzählt die Fotografin. Waren sie es, die die gesundheitsgefährdenden Fluorverbindungen mit der Muttermilch an ihre Kinder weitergegeben hatten? Aus dieser Angst erwuchs Wut. Und aus den einzelnen Familien ein Netzwerk, das die Aufklärung des Skandals bis heute vorantreibt.

In der Chemiefabrik und in den örtlichen Kläranlagen wurden nach der Aufdeckung des Falls im Jahr 2013 Aktivkohlefilter installiert. Die gemessenen Werte im Leitungswasser sanken daraufhin unter die Grenzwerte. Für viele Betroffene könnte es dennoch zu spät sein, die Produktion lief davor schließlich mehrere Jahrzehnte.

Die Region ist heute in drei Zonen unterteilt, in denen die gemessene Konzentration von PFAS unterschiedlich hoch war. Die »Zona rossa«, die rote Zone, besteht aus den 13 am stärksten betroffenen Gemeinden. Hier leben besonders viele Mütter, die sich heute um Aufklärung bemühen. Die »Mamme NoPFAS« haben in den vergangenen Jahren Demonstrationen organisiert, Konferenzen besucht und nicht zuletzt Klage eingereicht.

Mit Erfolg: Seit Anfang des Jahres stehen 15 Manager der ehemaligen Chemiefabrik in Vicenza vor Gericht. Den Verantwortlichen drohen Millionenstrafen und langjährige Haft, es ist eines der größten Umweltverfahren in der italienischen Geschichte. Viele der Frauen stehen heute ebenfalls vor Gericht – als Nebenklägerinnen.


Aus: "Umweltverschmutzung in Italien: Der Kampf der Mütter aus der roten Zone" Jan Petter  (28.03.2021)
Quelle: https://www.spiegel.de/ausland/italien-der-kampf-der-muetter-aus-der-roten-zone-von-venetien-gegen-umweltverschmutzung-a-f35e997b-b6d7-4aef-bac2-9db7bcdf7214

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Quote[...] Shell, Esso, eine Exxon-Tochter: Laut internen Dokumenten, die dem »Guardian « vorliegen [https://www.theguardian.com/environment/2021/mar/18/oil-industry-fossil-fuels-air-pollution-documents], wussten die Ölfirmen seit mindestens 50 Jahren um die ernsthafte Gesundheitsgefahr, die von der Verbrennung fossiler Rohstoffe ausgeht. Trotzdem betrieben sie jahrzehntelang aggressives Lobbying gegen strengere Vorschriften zur Luftreinhaltung.

Die internen Berichte belegen der Zeitung zufolge, dass sich die Industrie bewusst war, für einen Großteil der Luftverschmutzung verantwortlich zu sein, und dass Schadstoffe sich tief in der Lunge festsetzten; sie bezeichnete diese als »echte Bösewichte« für die Gesundheit. Auch ein möglicher Zusammenhang mit Geburtsfehlern unter den eigenen Arbeitern wurde gesehen.

Trotzdem säten die Öl- und Gaskonzerne jahrzehntelang Zweifel an der wachsenden Zahl von wissenschaftlichen Beweisen zu dem Thema. Die Firmen veröffentlichten eine Flut von Material, um Unsicherheit über die Luftverschmutzungsschäden zu erhöhen und die US-Gesetzgeber davon abzuhalten, weitere Grenzwerte für Schadstoffe festzulegen.

»Die Reaktion der Interessenvertreter der fossilen Brennstoffe war immer die gleiche – erst wissen sie es, dann intrigieren sie, dann leugnen sie und dann verzögern sie«, sagte Geoffrey Supran von der Universität Harvard, der die Geschichte der fossilen Brennstoffe und des Klimawandels untersucht hat. »Sie greifen auf Verzögerung, subtile Formen der Propaganda und die Untergrabung von Vorschriften zurück.«

So räumte Imperial Oil, eine Exxon-Tochtergesellschaft, bereits 1967 ein, dass die Erdölindustrie ein »Hauptverursacher für viele der wichtigsten Formen der Umweltverschmutzung« ist. In einem internen technischen Bericht von 1968 ging Shell noch weiter und warnte, dass Luftverschmutzung »in extremen Situationen gesundheitsschädlich sein kann«. Die Ölindustrie müsse »widerwillig« akzeptieren, dass Autos »bei Weitem die größten Quellen der Luftverschmutzung sind«. Der Bericht stellt fest, dass Schwefeldioxid, das bei der Verbrennung von Öl freigesetzt wird, »Atembeschwerden« verursachen könne, während Stickstoffdioxid zu Lungenschäden führen könne.

Esso, ein Vorgänger von Exxon, hat dem Bericht zufolge in New York City bereits 1971 Partikelproben genommen und zum ersten Mal festgestellt, dass die Luft voller winziger Fragmente von Aluminium, Magnesium und anderen Metallen ist, die tief in die Lunge eindringen.

Trotzdem wehrte sich die Ölindustrie gegen strengere Gesetze: So sagte ein vom American Petroleum Institute (API) beauftragter Wissenschaftler bei einer Kongressanhörung im Jahr 1997, dass der Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Sterblichkeit »schwach« sei.

Noch unter der Amtszeit von Donald Trump war diese Methode erfolgreich, als leitende Angestellte von Exxon, Chevron, Occidental Petroleum und API den damaligen US-Präsidenten im Weißen Haus trafen. Eine Reihe von Vorschriften zur Luftreinhaltung wurde zurückgeschraubt, wie etwa Regeln zur Begrenzung der Verschmutzung durch Autos und Lastwagen. Gleichzeitig drohte eine sogenannte Transparenzregel für die Wissenschaft, Studien ungültig zu machen, die auf vertraulichen medizinischen Daten basieren, die für die Grundlagenforschung zur Luftverschmutzung unerlässlich sind.

caw


Aus: "Interne Dokumente Ölkonzerne wissen seit Jahrzehnten von Gesundheitsgefahr durch Luftverschmutzung" (18.03.2021)
Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/oel-konzerne-wissen-seit-jahrzehnten-von-gesundheitsgefahr-durch-luftverschmutzung-a-1ed77fe7-bfd9-4330-9059-4271dfd611f3

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Quote[...] Der Gestank von verwesendem Fisch löst Brechreiz aus. Im deutsch-polnischen Grenzfluss Oder treiben seit Tagen zehntausende Fische mit aufgedunsenen Bäuchen im Wasser. Schon am 26. Juli hatten Angler Alarm geschlagen und polnische Behörden informiert. Doch nichts geschah. Weder die 2018 neu geschaffene Behörde "Staatlicher Wasserbetrieb Polnische Gewässer" reagierte auf die Meldungen vom mysteriösen Fischsterben in Polens zweitgrößtem Fluss noch das 2020 völlig umstrukturierte Hauptumweltinspektorat in Warschau.

Erst als am 10. August tausende Fischkadaver am deutschen Oder-Abschnitt ans Ufer gespült wurden und brandenburgische Politiker Polen vorwarfen, die Meldekette nicht eingehalten und das Nachbarland nicht von der Ökokatastrophe informiert zu haben, eilten polnische Behördenchefs und Regierungspolitiker an die Oder.

Doch vor den Kameras des Staatssender TVP Info stellten sie sich oft da auf, wo von den Fischkadavern möglichst wenig zu sehen und zu riechen war. Grzegorz Witkowski, der Vizeminister für Infrastruktur, beruhigte die aufgebrachten Oderanwohner an einer geradezu malerischen Stelle der Oder und versicherte, dass er ohne jede Bedenken ins Oderwasser springen und dort baden würde. Bei der Ankündigung blieb es dann.

Während die Deutschen nach nur einem Tag bereits einen ersten Laborbefund hatten – erhöhte Quecksilberwerte im Oderwasser, zuckten polnische Politiker auch drei Wochen nach dem Auftauchen der ersten Anzeichen für die Ökokatastrophe noch immer mit den Schultern. Im Oderwasser konnten die Labore keine außergewöhnliche Verunreinigung entdecken, Quecksilber sei auf keinen Fall für das massenhafte Fischsterben verantwortlich, jetzt würden verstärkt die verendeten Fische untersucht.

"Erhöhte Salzfrachten" in der Oder könnten eine Spur sein, die zu dem und den Tätern führen könnten. Denn anders als bisher, wo vor allem nach umweltschädlichen Industrieabfällen gesucht wurde, gerät nun auch die nitrathaltige Gülle aus der Massentierhaltung ins Visier der Ermittler. Polens Polizei hat eine Million Zloty, umgerechnet rund 210.000 Euro, für die Ermittlung des Täters ausgesetzt.

Während die ersten Helfer – Angler, Umweltaktivisten und engagierte Bürger, die mit bloßen Händen die verendeten Fische aus der Oder gezogen hatten, sich mit Hautverätzungen in Krankenhäusern meldeten, schickte der Krisenstab von Premier Mateusz Morawiecki (PiS) Freizeitsoldaten der sogenannten Territorialverteidigung an die Oder, um den Fluss zu reinigen. Ob Spezialeinheiten zur Bekämpfung von Chemieunfällen diese sogenannten "terytorialsi" anleiten sollten, gab der Krisenstab nicht bekannt.

Die Bürgermeister der Oder-Anrainerstädte und -dörfer werfen der PiS-Regierung inzwischen offen vor, die Bürger viel zu spät über die Gefahr informiert zu haben. Die Staatsbehörden hätten fast drei Wochen nichts getan, während die Zivilgesellschaft versucht habe, die Oder zu retten. Den Vorwurf der mangelnden Information erheben auch die deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke sowie etliche Politiker von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Als Antwort entließ Premier Mateusz Morawiecki (PiS) die beiden Chefs des Staatlichen Wasserbetriebs Polnische Gewässer und des Hauptumweltinpektorats.

Als sich Morawiecki endlich selbst ein Bild von der Situation an der Oder machten will, besucht er am Samstag das Dorf Widochuwa, das 25 Kilometer entfernt von Szczecin/Stettin in der Wojewodschaft Westpommern liegt. Hier ist die Todeswelle mit den Fischkadern gerade erst angekommen. Vom Gestank der ersten von der Ökokatastrophe erfassten Orte kann Morawiecki hier also noch nicht allzu viel spüren. Gegenüber am westlichen Oderufer liegt die deutsche Stadt Schwedt an der Oder.

"Wir tun alles, um die Umweltkatastrophe so schnell wie möglich zu beseitigen", versicherte Polens Premier in blütenweißen Hemd. "Alle Dienste sind in Alarmbereitschaft." Kritisch merkte er an, dass auf polnischer Seite zwar viel zur Säuberung der Oder getan werde, er sich aber mit den Deutschen kontaktieren müsse, da "es auf deutscher Seite keine entsprechenden Maßnahmen", gebe. Kein Wort darüber, dass Polens staatliche Institutionen mit fast drei Wochen Verspätung auf die Ökokatastrophe reagierten und die Deutschen – am Tag der Kritik durch Morawiecki – rund zwanzig Tonnen Fischkadaver aus der Oder holten.


Aus: "Die Oder stinkt wie eine Kloake" Gabriele Lesser aus Warschau (14.8.2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000138272540/die-oder-stinkt-wie-eine-kloake

Quote
Bluesze
14. August 2022, 16:53:21

Befremdlich

Das Wasser verätzt Haut und Hände und der Giftstoff kann mittels Labortests nicht identifiziert werden?


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Oberlandler
14. August 2022, 16:21:24

Frage an die Chemiker, warum ist es so schwierig ist bei der Wasseranalyse nachzuweisen an was die Fische sterben?
Man findet ja bei den ganzen Abwasseranalysen ja auch Nachweise von Kokain, Corona, Polio usw?


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auch wieder hier
14. August 2022, 16:24:42

Schwierig ist es dann, wenn man nicht weiß, wonach man sucht.


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Hotcha And The Teenage Lesbians From Hell 3

"Polens Premier in blütenweißen Hemd."

Ich habe diese schlenker hier so satt. Wenn ich meinungspresse will, lese ich die Pravda


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nbergmann

Es sind die Bösartigkeiten, die sich die sozialdemokratischen Schreiberlinge in der Opposition angewöhnt haben. Gut ist das für Ö nicht.


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Für heute hab ich noch kein Alibi !

,,ohne jede Bedenken ins Oderwasser springen"

wenn einer sowas sagt dann bitte gkeich an der Hand nehmen und bei laufender Kamera ans Wasser führen.


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EinAbonnent

Reinspringen kann jeder. Bitte trinken. Das wär überzeugend, Oder?


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De Colores

Je enger die EU angeblich zusammenrückt umso mehr erinnert Polens Informationspolitik zu dieser großen Umweltkatastrophe an die der UdSSR beim Super-GAU von Tschernobyl.
Wie sollen, wenn Offensichtliches ignoriert wird, unter solchen Prämissen wenigstens auf europäischer Ebene Klimaschutzmaßnahmen funktionieren?


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berardo

... für die Ermittlung des Täters ausgesetzt.

Müsste es nicht eigentlich TäterIn heißen.


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Der letzte Depp

böses kommt immer nur von alten non-poc cis-dudes!


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profeline

Ich hoffe, man kann die Schuldigen finden und sie fassen wirklich schmerzhafte Strafen aus - nicht nur diejenigen, die das Gift ins Wasser geleitet haben, sondern auch alle Mitwisser und Untätigen.
Diese Verbrecher sollten lebenslang zur dreckigsten Arbeit in Kläranlagen verurteilt werden!
Man kann nur hoffen, dass sich die Natur bald wieder erholt.


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roman g

Nach 3 wochen (drei wochen!) und nach tonnen von abertausenden toten fischen können die polen noch immer nicht sagen, was die ursache deren hinscheidens gewesen ist?
Was ist da los, in diesem land? ...


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DermitdemStandardtanzt

...geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen und der Umwelt gut!


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Rokin

"gerät nun auch die nitrathaltige Gülle aus der Massentierhaltung ins Visier der Ermittler. ... Während die ersten Helfer ... sich mit Hautverätzungen in Krankenhäusern meldeten"

Wie viel Gülle muss man in einen Fluss kippen, damit es noch Kilometer weiter ätzend ist? ...


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... das lob´ ich mir!

Weiß man eigentlich schon, in welchem geografischen Gebiet ein Eintrag vorgenommen wurde?
Ich denke, wenn man da kurz nach Bekanntwerden alle 5-10km Proben gezogen hätte, und diese dann über eine GC-MS laufen lassen hätte, hätte man zumindest den Ort des Eintrags ermitteln können.
Ggf. wären daraus auch schon weiterführende Informationen zu schließen gewesen.

Aber scheinbar will man weder Substanz noch Ort zeitnah ermitteln...


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"Neuer Verdacht zum Fischsterben Bergbaubetrieb soll salzhaltige Abwässer in Oder geleitet haben" Christoph von Marschall (18.08.2022)
Das massenhafte Fischsterben in der Oder gibt weiter Rätsel auf. Eine Spur führt zu einem Bergbaubetrieb. Doch Wasserproben enthielten auch toxische Algen. ...
https://www.tagesspiegel.de/berlin/neuer-verdacht-zum-fischsterben-bergbaubetrieb-soll-salzhaltige-abwaesser-in-oder-geleitet-haben/28609980.html

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"Fischsterben in der Oder: Alles im Fluss" (19.8.2022)
Jetzt ist klar: Das Fischsterben in der Oder hat eine giftige Alge ausgelöst. ... Wie ist es möglich, dass Freitag über Quecksilberverbindungen spekuliert wird, Montag über Industriesalze und Mittwoch über giftige Mikroalgen? Und warum findet sich zu fast jeder Vermutung jemand, der sie für unplausibel hält? Die Antwort in aller Kürze: So funktioniert Wissenschaft. Hypothese, Nachweis? Falsch! Nächste Hypothese. Zumindest solange alle im Trüben fischen. ... Kurz vor Redaktionsschluss meldet sich Jan Köhler: Die Algenart ist bestätigt. Und seine Kollegin von der Uni Wien hat große Mengen Gift in den Proben aus der Oder gefunden. Was das Algenwachstum ausgelöst hat? Die Suche geht weiter. ...
https://taz.de/Fischsterben-in-der-Oder/!5875609/

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"Fischsterben in der Oder: Polen entdeckt mehr als 280 illegale Abflüsse" (23. August 2022)
Polens Behörden haben bei ihren Ermittlungen zur Ursache des Fischsterbens in der Oder fast 300 illegale Abwasserrohre entdeckt. Derzeit werde ermittelt, wem sie gehören. ...  Derzeit werde geklärt, von wo aus diese Leitungen zur Oder gelegt wurden und wem sie gehören, sagte der designierte Chef der Wasserbehörde, Krzysztof Wos. In bislang 57 Fällen sei die Polizei informiert worden. ... In der Oder wurden auf polnischer und deutscher Seite in den vergangenen Wochen Hunderte Tonnen toter Fische entdeckt. Die genaue Ursache ist noch nicht abschließend geklärt. ...
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2022-08/fischsterben-oder-polen-illegale-abfluesse

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"Fischsterben: Großer Teil des Fischbestands in der Oder soll verendet sein" (23. August 2022)
Experten schätzen den Anteil toter Fische in der Oder auf bis zu 50 Prozent. Brandenburgs Umweltminister Vogel spricht von einem Fischsterben "historischen Ausmaßes".  ... Durch die Umweltkatastrophe in der Oder sind nach Expertenschätzungen zwischen 25 und 50 Prozent der Fische in dem Gewässer getötet worden. Das seien insgesamt 200 bis 400 Tonnen Fisch, sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Binnenfischerei in Potsdam-Sacrow, Uwe Brämick, im Umweltausschuss des Brandenburgischen Landtags. Allein die polnische Feuerwehr hat bislang bereits 202 Tonnen tote Fische aus der Oder geborgen.  ...
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2022-08/umweltkatastrophe-oder-grosse-teile-fischbestand-tot

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"Umweltkatastrophe: Expertenbericht bestätigt Ursache für Fischsterben in der Oder" Johannes Süßmann (30. September 2022)
Algenwachstum infolge eines stark erhöhten Salzgehaltes löste laut einer Expertengruppe das Fischsterben in der Oder aus. Woher das Salz kam, ist aber weiter offen. ...
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2022-09/fischsterben-oder-umwelt-alge-ursache


Link

Quote[...] Von Pestiziden bis zu organischen Schadstoffen aus der Industrie: Über die Flüsse wird die Ostsee verunreinigt, sagt der Chemiker Detlef Schulz-Bull. Ein großes Problem ist die Überdüngung, die zu Sauerstoffmangel im Meer führen kann. ...


Aus: "Umweltverschmutzung: ,,Die Ostsee ist sehr stark belastet"" Detlef Schulz-Bull (22. August 2022)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/wie-es-um-die-gesundheit-der-ostsee-steht-dlf-kultur-2f1798dd-100.html

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Quote[...] Die Ostsee ist das kleinste Weltmeer. Doch nirgends lagern mehr konventionelle, also explosionsfähige Kampfmittel als dort, berichtet Uwe Wichert aus Kiel. Schon als Marinesoldat war er Mitglied der schleswig-holsteinischen Arbeitsgruppe ,,Munition im Meer". Nun pensioniert, recherchiert Uwe Wichert weiter in internationalen Archiven, um herauszufinden, wo genau in der Ostsee wie viel Altlastenmunition liegt. Recht klar sei das Bild bei den Minen:
,,Wenn man das alles zusammennimmt von Skagerrak bis St. Petersburg, dann sind dort über 179.000 Tonnen Minen aus den beiden Weltkriegen und auch schon aus dem Krim-Krieg. Alles andere – wie viel Bomben, wie viel Torpedos, wie viel Munition auch nach, den Kriegen ins Wasser gebracht worden ist –, das ist mit mehreren Fragezeichen versehen."

Immerhin kommen auch in diesem Bereich immer mehr Erkenntnisse zusammen. Das wurde auf der Konferenz im Institut für Ostseeforschung Warnemünde deutlich, die von mindestens 1,6 Millionen Tonnen ausgeht. So gibt es endlich eine Geo-Datenbank, die alle Munitionsfunde und die bereits bekannten Lagerplätze auflistet – von der Lübecker Bucht bis zum Salzhaff vor Mecklenburg-Vorpommerns Küste. Extrem viel Altmunition lagert in Sperrgebieten, wo diverse Armeen über 150 Jahre lang Schießübungen, Manöver, Kriege durchgeführt hatten, oder wo – wie nach dem 2. Weltkrieg – Munition in großem Stil vor den Deutschen sichergestellt werden sollte.

Das Problem, so Jens Greinert vom Helmholtz-Zentrum GEOMAR in Kiel: Viel Munition liegt noch immer auch außerhalb jener Speergebiete, die in den Seekarten eingezeichnet ist. Denn damals seien Fischer angeheuert worden, Bomben und Granaten im Meer zu verklappen.
,,Das war nach 1945. Da haben die Alliierten gesagt: Ok, es gibt wohl fünf Sperrgebiete in Ost- und Nordsee, wo die Munition verklappt werden sollte. Und da hat man den Fischern gesagt: `Ihr fahrt da von hier aus hin. ´ Das war aber vor GPS. Das heißt, der Fischer konnte immer gar nicht so genau da hinfahren, wo er hinfahren sollte."

Alles rostet auf dem Meeresgrund vor sich her, und die davon ausgehende Gefahr für Mensch und Umwelt könnte größer sein als bisher angenommen. Denn mit der Zeit trete das im Schießpulver enthaltene TNT aus, sagt Prof. Greinert.
Der Experte für marine Biologie koordiniert das Projekt UDEMM, das sich seit einem Jahr mit dem Umweltmonitoring während der Zersetzung von Altlastenmunition in der Ostsee befasst.
,,Das TNT ist eben auch giftig und besonders die Umsetzprodukte, die Metaboliten. Die stehen auch im Verdacht, dass sie karzinogen sind, und wir wissen – das haben unsere Experimente gezeigt –, dass sie zum Beispiel durch Muscheln aufgenommen werden. Wenn man das durch Muscheln aufnimmt, dann gibt es auch Fische, die die Muscheln fressen und Menschen, die die Fische essen. Und so kann das eigentlich die Nahrungskette hochwandern."
Wobei sich das TNT nicht im Fleisch der Meerestiere ablagere, sondern in der Leber. Das Hamburger Thünen-Institut für Fischereiökologie berichtete nun auf der Konferenz, dass man eine Plattfisch-Art in einem besonders munitionsbelasteten Bereich der Kieler Außenförde untersucht habe. Ergebnis: 25 Prozent der Fische wiesen Lebertumore auf. In drei Vergleichsgebieten in der Ostsee habe die Tumorrate bei unter fünf Prozent gelegen.

Für viele seiner Kollegen sei es noch zu früh, einen direkten Zusammenhang zwischen Krebs und TNT aus den rostenden Bomben herzustellen, sagt Jens Greinert, der vor allem im Sperrgebiet Kolberger Heide forscht. Außerdem sei richtig, dass die Konzentration von TNT im Pikogramm-Bereich liege. Schließlich löse sich der giftige Stoff in der riesigen Ostsee auf.

Das Problem: Es gibt keine Schwellenwerte als Handreichung dafür, ab welcher Konzentration TNT und seine Abbauprodukte gesundheitsschädlich wirken. Und so gilt aus seiner Sicht zwar weiterhin:
,,Jeder kann weiter in der Ostsee schwimmen. Ein Schluck Ostseewasser hat, glaube ich, noch keinem geschadet. Die letzten 70 Jahre sind ja nun die Leute nicht mit ´ner TNT-Vergiftung an Land gekommen und haben gesagt: ,Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist!' Das Problem ist aber, dass wir sehen, dass sich die Munition immer weiter auflöst, indem die Metallhülle einfach wegrostet. Und irgendwann werden alle aufgelöst sein. Vielleicht nicht in fünf oder zehn Jahren, aber in zwanzig, dreißig, fünfzig Jahren. Das Problem geht nicht weg. Und wir müssen wissenschaftlich fundierte Grundlagen haben, auf deren Basis wir sagen können: Ok, die Konzentration wird dann wahrscheinlich so und so hoch sein. Das können wir errechnen mit Modellen und nach bestem Wissen und Gewissen. Dann muss man es aber auch kontrollieren. Und dann kann man eigentlich erst sagen: Gibt es eine Gefahr?"

Denn hinzukomme, dass auch Vögel Muscheln fressen und dass sich das TNT an Mikroplastik-Partikel anlagert, die ihrerseits ein zunehmendes Problem in den Meeren darstellen. Algen wiederum, so eine weitere Erkenntnis, könnten das TNT durchaus verstoffwechseln. Doch dabei entstünden Abbaustoffe, die noch giftiger sind, als das TNT selbst. Die gute Nachricht: Die Forschung geht weiter, und zwar in einem großen Verbund vieler Institute in den deutschen Küstenländern.


Aus: "Nord- und Ostsee: Tickende Zeitbomben auf dem Meeresgrund" Silke Hasselmann (16.05.2017)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/nord-und-ostsee-tickende-zeitbomben-auf-dem-meeresgrund-100.html

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Quote[...] Weltweit sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness 200 Umweltschützer getötet worden. Das gefährlichste Land für Naturschützerinnen war Mexiko, gefolgt von Kolumbien und Brasilien, wie die Gruppe bei der Vorstellung ihres Jahresberichts mitteilte.

Vor allem Aktivisten, die sich gegen Bergbau- und Energieprojekte, Landwirtschaft und Rodungen einsetzen, leben demnach gefährlich. Die meisten Tötungen würden nie aufgeklärt, berichtete die Organisation.

"Überall auf der Welt riskieren Indigene, Umweltaktivisten und Naturschützer ihr Leben im Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt", sagte eine Sprecherin von Global Witness, Shruti Suresh. "Sie spielen eine entscheidende Rolle als erste Verteidigungslinie gegen den ökologischen Kollaps, werden aber selbst angegriffen und sind Gewalt, Kriminalisierung und Schikanen ausgesetzt von repressiven Regierungen und Unternehmen, denen Profit wichtiger als Menschen und Umwelt ist."

Die Gruppe dokumentiert seit zehn Jahren Gewalt gegen Umweltschützerinnen. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 1.733 Aktivisten getötet – das entspricht einem Mord alle zwei Tage. Vor allem Indigene werden immer wieder zur Zielscheibe: Sie machen 40 Prozent der Toten aus, obwohl sie nur fünf Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren.


Aus: "NGO Global Witness: 200 Naturschützer laut Bericht im vergangenen Jahr getötet" (29. September 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/2022-09/umweltschutz-mord-aktivisten-global-witness-mexiko-indigene

Quotebaumannager #7

Solange der Primat der Wirtschaft überall bereits in den Schulen dargelegt wird, werden die Stumpfsinnigen und die Gewaltbereiten stets als erstes ihren angenommenen Lebensquell Profit und Wachstum verteidigen.

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Quote[...] Textilfarben, Kosmetik und Putzmittel: Auch 15 Jahre nach Inkrafttreten der EU-Chemikalienverordnung Reach enthalten viele Verbraucherprodukte in der EU noch immer bedenkliche Stoffe. In Brüssel spitzt sich der Streit um eine Verschärfung der Verordnung zu. Während sich Umweltgruppen und mehrere EU-Staaten für eine schnelle Verschärfung einsetzen, warnen Europaabgeordnete der CDU und CSU und Industrievertreter vor negativen Auswirkungen für Firmen. Die chemische Industrie leide unter den hohen Energiepreisen, und nun fordere Bundesumweltministerin Steffi Lemke noch mehr EU-Regulierung, kritisierte Daniel Caspary, Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament. Die grüne Ministerin habe den Sinn für die Realitäten verloren, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Lemke hatte in einem auf Dienstag datierten Brief an die EU-Kommission eine zügige Überarbeitung der EU-Chemikalienverordnung Reach gefordert. "Die Überarbeitung ist von größter Bedeutung, um das Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu erhöhen", heißt es in dem Schreiben, das auch von den Umweltministerinnen und -ministern aus Frankreich, Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Luxemburg und Norwegen unterschrieben wurde. Es sei nicht an der Zeit, Rückschritte zu machen.

Mit der Überarbeitung der Reach-Verordnung soll unter anderem sichergestellt werden, dass bedenkliche Stoffe schnell erkannt und dann gegebenenfalls nicht mehr in Produkten für Verbraucher verwendet werden. Das System besteht seit 2007. Künftig sollten auch mehr Daten über Chemikalien erfasst werden, bevor diese zugelassen werden, hieß es bei der Ankündigung der Überarbeitung im Jahr 2020. 

Eigentlich wollte die EU-Kommission noch in diesem Jahr einen Vorschlag für eine Revision der Verordnung vorlegen. Da der ursprüngliche Zeitplan aus dem Jahr 2020 stammt, wird eine Verzögerung der Überarbeitung etwa angesichts hoher Energiepreise und des Kriegs gegen die Ukraine schon länger diskutiert. Aus Sicht der Unionseuropaabgeordneten wäre eine Verschärfung der Vorschriften falsch, da dies zusätzlichen Aufwand für die chemische Industrie bedeute. Ähnlich sieht das der Verband der Chemischen Industrie (VCI). Die EU habe bereits die weltweit höchsten Standards der Chemikaliensicherheit, sagte ein VCI-Sprecher der taz zufolge.


Aus: "EU-Chemikalienverordnung: Umweltminister und CDU/CSU streiten über giftige Chemikalien" (8. Oktober 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-10/eu-chemikalienverordnung-reach-steffi-lemke-umweltminister-cdu-csu-streit

QuoteSchmusekater #1

"Die grüne Ministerin habe den Sinn für die Realitäten verloren"

Und die CDU/CSU hatte noch nie einen Sinn für Umwelt- und Verbraucherschutz.


QuoteCarlitino #2

"Die EU habe bereits die weltweit höchsten Standards der Chemikaliensicherheit...."

das mag sein, man kann aber noch Vieles verbessern. Es tut mir fast leid das schreiben zu müssen aber die Konservativen sollen Mensch und Natur bewahren und schützen, nicht die Pfründe der globalen Industrie.


QuoteOff-Block #4

"...kritisierte Daniel Caspary, Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament. Die grüne Ministerin habe den Sinn für die Realitäten verloren, "

Offensichtlich erachtet der Herr Caspary die Realität der Umweltzerstörung und Vergiftung samt damit verbundenem Artensterben als sinnvoll. Wer wählt bloß solche Leute in unsere Parlamente ????


QuoteScribble-a-note #4.1

,, Wer wählt bloß solche Leute in unsere Parlamente ????"

Die, die ewig gestrig sind und die, die tatsächlich glauben, die Union könnte ihren Wohlstand sichern und dann noch die, die alles Grüne für moralische Überheblichkeit erachten und an die ,,Verbotspartei" glauben.


QuoteAlex Vanderbilt #4.2

Wäre es nicht so schädlich und selbstzerstörerisch, man könnte herzhaft über die Clowns lachen, die in der Partei organisiert sind und diejenigen, die diese Partei wählen.

Es ist seit Jahren bekannt, dass wir mit Chemikalien unsere Böden, Gewässer, Nahrung und Luft vergifte, dass Chemikalien Allergien und Krankheiten auslösen, aber diese Realität meint Caspary wohl nicht, wenn er den Realitätsverlust von Ministerin Lemke anprangert.

Allerdings muss man sagen, dass die Verordnung wohl nicht ganz durchgreift. Solange weiterhin Kleidung aus dem Ausland importiert werden darf, die mit solchen Mitteln belastet ist, solange wird sich nichts ändern. Wenn die EU aber den Import von Produkten mit verbotenen oder bedenklichen Chemikalien unterbindet, dann könnte sich auf der Welt wirklich was zum Besseren bewegen in diesem Bereich.


QuoteLeast Gentleman Alive #12

Eigentlich ist das ein no-brainer. Chemikalien, die eine Gefahr für den Verbraucher darstellen, haben in Endprodukten nichts zu suchen. Wie kann man sich da nur querstellen?


Quotepoisonless #12.2

.. Der Verbraucher interessiert sich leider nicht dafür, ob er vergiftet wird und was das für Folgen hat.


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Quote[...] Frankfurt – Spurenelemente, Mikronährstoffe und langkettige Kohlenhydrate: Haferflocken wirken auf den ersten Blick wie ein gesunder Allrounder. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 3,2 Kilogramm dürften sie zudem zu den Kassenschlagern bei Rewe, Lidl und Co. gehören, wie die Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS e.V. schreibt.

Ein Testbericht des Verbraucherportals Öko-Test deckt nun jedoch massive Mängel bei einigen der angebotenen Haferflocken auf. Von den 29 untersuchten Marken erhielten 18 der Produkte jedoch die Note ,,sehr gut". Vier der Haferflocken waren so schadstoffbelastet, dass sie als ,,ungenügend" eingestuft wurden. Unter anderem wurde in einigen dieser Produkten Mineralöl gefunden.

Die gefundenen Stoffe sind keines Falls zu unterschätzen. Die Öko-Expert:innen wiesen in vier Produkten das berüchtigte Gift Glyphosat nach. Dieses kommt in der Landwirtschaft zum Einsatz und soll der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) zufolge ,,wahrscheinlich krebserregend" sein.

Die Haferflocken aus dem Verkauf von Norma, Aldi und Rewe wiesen in dem Test ,,stark erhöhte Giftwerte auf". In der Folge des Ergebnisses hat Norma bereits gehandelt und das Produkt ,,Golden Breakfast Haferflocken kernig" aus dem Sortiment entfernt. Bei den vier am schlechtesten bewerteten Produkten wurden T-2 und HT-2-Toxine gefunden, welche auf einen Befall mit Schimmelpilzen zurückzuführen sind, wie Öko-Test schreibt.

Durch den Verzehr der mit Toxin belasteten Haferflocken kann es zu schwerwiegenden Immunschäden kommen. Diese können unter anderem Fortpflanzungsstörungen zur Folge haben, wie Lebensmittelanalyst:innen von R-Biopharm schreiben. Gerade Kinder sind gefährdet, da bei ihnen die tolerierbare Tagesaufnahme des Gifts weitaus niedriger als bei Erwachsenen ist.

In den Haferflocken von zwei der getesteten Marken war der Nickelanteil so hoch, dass bereits eine 50 Gramm Portion für einen Erwachsenen (60 Kilogramm) Immunschäden verursachen könnte. Das Ergebnis von Öko-Test zeigt neben der massiven Mängel aber auch, dass die Mehrzahl der angebotenen Haferflocken bedenkenlos gegessen werden kann.

...

    Haferflocken, die im Öko-Test als ,,ungenügend" eingestuft wurden

    * Rewe: Ja! Kernige Haferflocken
    * Aldi: Knusperone kernige Haferflocken
    * Edeka und andere: Jeden Tag Haferflocken kernig
    * Norma: Golden Breakfast Haferflocken kernig
   
     Quelle: Öko-Test




Aus: "Haferflocken im Öko-Test: Erschreckende Verunreinigungen in Produkten gefunden" Lucas Maier (22.11.2022)
Quelle: https://www.fr.de/panorama/oeko-test-haferflocken-gift-glyphosat-nickel-ergebnis-aldi-rewe-norma-verunreinigungen-gesundheit-news-91931574.html

https://www.fr.de/thema/testberichte-sti1433643/

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Quote[...] Hamm - ,,Gute Butter" - so hieß es einst in Kriegszeiten, als ,,echte" Butter kaum erschwinglich und kaum erhältlich war. Zu kaufen gibt es sie heute in jedem Supermarkt und Discounter, doch ,,gut" ist an dem Butter-Angebot wenig, wie ein verheerender Testbericht der renommierten Verbraucherzeitschrift Öko-Test (Ausgabe 12/2022) zeigt. Von 20 Buttermarken fielen 17 durch. 14 erhielten sogar die Note 6.

Butter ist für viele ein wichtiger Teil der Ernährung - und bleibt es auch trotz einer Preissteigerung von 72 Prozent innerhalb eines Jahres, wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat. Öko-Test hat nun 20 Butter-Marken durch das Testprogramm geschickt, sieben von ihnen hatten das ,,Bio"-Label. Was am Ende dabei herauskam, war erschreckend.

Eine einzige Butter bekam die Note ,,gut", zwei weitere retteten sich mit den Noten 3 und 4 gerade noch über die ,,Durchgefallen"-Grenze. 17 Mal hagelte es ,,mangelhaft" oder ,,ungenügend". Der Grund für die größtenteils vernichtenden Bewertungen war nicht so sehr der Geschmack. Fast alle Marken im großen Butter-Test waren mit Mineralöl-Rückständen belastet. Teilweise ist die Konzentration so hoch, wie es die Öko-Tester noch nie zuvor in einem Lebensmittel gemessen haben.

Das gilt nicht für den Testsieger, die ,,Bio-Fassbutter Naturland" der Gläsernen Molkerei bei einem Preis von 3,49 Euro pro 250 Gramm. Sie war die einzige Butter im Test, in der keine gesättigten Mineralölwasserstoffe (MOSH) gefunden wurden. Zudem wurden keinerlei Rückstände aus Reinigungsmitteln entdeckt.

Am anderen Ende des Wertungsspektrums liegt die ,,ÖMA Allgäuer Bauernbutter Sauerrahm", die in puncto Mineralöl-Rückstände die Konkurrenz im Butter-Test deutlich übertraf. Die Butter hatte nicht nur den bei Weitem höchsten MOSH-Gehalt. Das beauftragte Labor hat in dem Produkt außerdem einen Wert von 19,8 mg/kg an aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) gemessen - das ist zehnmal höher als der von der EU vorgeschlagene Richtwert für Fette und Öle. ,,Das ist ein in unserer Testgeschichte noch niemals gemessener Gehalt", schreibt Öko-Test.

Weitere 13 Buttermarken erhielten die Note 6, auch wenn bei ihnen ,,nur" stark erhöhte Mineralölbestandteile per MOSH-Gehalt nachgewiesen werden konnten. Unter ihnen sind bekannte Marken wie:

    ,,Alnatura Bergbauern Süßrahmbutter"
    ,,Landliebe Butter rahmig-frisch streichzart, mildgesäuert"
    ,,Gut & Günstig Deutsche Markenbutter mildgesäuert" (Edeka)
    ,,Ja! Deutsche Markenbutter mild gesäuert" (Rewe)
    ,,Milsani Deutsche Markenbutter mildgesäuert" (Aldi)
    Milbona Süßrahmbutter" (Lidl)
    ,,Kerrygold Original Irische Butter, mildgesäuert"



MOSH können sich im menschlichen Fettgewebe sowie in Lymphknoten oder Organen anreichern - mit bislang allerdings unbekannten Folgen. MOAH werden besonders kritisch gesehen, da einige Verbindungen der Stoffgruppe krebserregend sind. Auch viele Nuss-Nougat-Cremes haben ein Mineralöl-Problem, aber nicht nur das. Öko-Test watschte Nutella, Milka und Co. ab.

Doch wie kommen die Mineralrückstände, von denen einige Verbindungen als krebserregend gelten, in die Butter? Da werden einerseits Schmieröle von Maschinen als Ursache angenommen. Andererseits hat ein Hersteller laut Öko-Test festgestellt, dass die Verpackung in wachskaschierter Alufolie einen wesentlichen Anteil an der Belastung mit den gesättigten Mineralölwasserstoffen habe. Je näher sich die Butter am Ablaufdatum befinde, desto höher seien die MOSH-Werte zu erwarten, so der Hersteller.

Die Öko-Tester empfehlen, Butter beim Backen von Rührteigkuchen oder Muffins etwa durch neutrales Öl zu ersetzen. Und überall da, wo Buttergeschmack untergeht, sowieso. ...


Aus: "Butter schmiert im Öko-Test ab – 14 von 20 Produkten nur ,,ungenügend"" Simon Stock (22.11.2022)
Quelle: https://www.wa.de/verbraucher/rewe-aldi-lidl-kerrygold-schadstoffe-butter-oeko-test-urteil-testsieger-2022-gut-ungenuegend-edeka-91921530.html

https://www.wa.de/verbraucher/netto-lindt-milka-schoko-nikolaeuse-oeko-test-suessigkeiten-krebserregende-stoffe-sieger-91924409.html

Quotepimio61

Was ist denn im Moment mit den ach so strengen Lebensmittelverordnungen
in unserem Land los !?

Überhöhte Mineralölbestandteile in Butter, Nugatcreme und anderen Produkten haben
selbst in minimalen Konzentrationen dort nichts zu suchen !!

Verbotene Pestizide und Schwermetallverbindungen bei Babynahrung, Obstkonserven,
Gemüse und vielen anderen Lebensmitteln aus China, die bei Untersuchungen zufällig
entdeckt werden, vergiften uns nachweislich !

Im schlimmsten Fall werden solche Produkte umdeklariert, sie kämen aus einem sicheren
Land der EU !!


...

Link

Quote[...] Durch ein Leck in der umstrittenen Keystone-Pipeline sind im US-Bundesstaat Kansas mehr als zwei Millionen Liter Öl ausgelaufen. Sollten sich die Schätzungen, wäre es nach Angaben von Aktivisten die größte Katastrophe dieser Art in den USA seit 2013.

Das Leck in der Pipeline war am vergangenen Mittwoch entdeckt worden. Das Rohöl soll unter anderem in einen Fluss geflossen sein.

Der kanadische Betreiber TC Energy teilte mit, man habe das Leck gestopft und den Ölfluss gestoppt. Die Pipeline habe man sofort nach Bekanntwerden des Lecks unterbrochen.

Nach Angaben der Umweltschutzbehörden habe man in dem betroffenen Fluss einen Erdwall aufgeschüttet, um die Folgen von Verschmutzung und Zerstörung der Umwelt einzudämmen. Die Ursache für das Leck sei bislang unklar.

Die Pipeline transportiert Rohöl von Kanada in die USA, wo es zu Kraftstoff und anderen Ölprodukten weiterverarbeitet wird. Ölfirmen und Umweltschützer streiten seit Langem über den Plan, die Pipeline Keystone XL noch weiter auszubauen. US-Präsident Joe Biden blockierte das Vorhaben bald nach seiner Amtseinführung im Januar 2021.


Aus: "US-Pipeline verliert mehr als zwei Millionen Liter Öl" (10. Dezember 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2022-12/keystone-xy-pipeline-leck-oel-usa-kanada-kansas-umweltkatastrophe

QuoteDas kleine Schweizerlein #3

Nachdem der Weiterausbau dieser Pipeline bereits von Obama blockiert wurde, hatte Trump diese Blockade aufgegeben und den Weiterausbau erlaubt. Dass Biden hier wieder blockiert, freut einen. Hoffen wir, dass auch künftige Präsidenten diese Blockade aufrechterhalten. Stichwort "Koch Brothers" ...


Quotenumbers #4.1

Bisher keine Meldung bei cnn.com oder foxnews. Was ist denn da los?


QuoteAow2 #4.3

Foxnews interessiert sich nicht für kleine Fische


QuoteSegelhansel #4.4

https://edition.cnn.com/2022/12/08/economy/oil-prices-rise-after-keystone-pipeline-leak

https://www.foxnews.com/us/northeastern-kansas-oil-spill-shuts-down-keystone-pipeline


QuoteLerotius #5

"US-Pipeline verliert offenbar mehr als zwei Millionen Liter Öl"

Schlimm genug, aber meistens wird eine Menge Rohöl in Tonnen oder Barrels angegeben. Nur klingt das dann nicht so sensationell.
Es waren also so was wie 2,5 Tausend Tonnen oder so 10 mal der Tankinhalt eines Airbus A 380.


QuoteSowjetisches_Flüchtlingskind #13

Basierend auf den Reaktionen hier, genießen die vor Autos und co klebenden Aktivisten, eine größere Wut als von Menschen herbeigeleitete Umweltkatastrophen


QuoteDackelGer #13.1

...die halten ja auch den Verkehr auf.


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