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[Nuklearkatastrophen... ]

Started by Link, December 06, 2013, 10:34:50 AM

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Die Katastrophe von Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986 in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat. Als erstes Ereignis wurde sie auf der siebenstufigen internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse als katastrophaler Unfall eingeordnet.
Bei einer unter der Leitung von Anatoli Stepanowitsch Djatlow durchgeführten Simulation eines vollständigen Stromausfalls kam es auf Grund schwerwiegender Verstöße gegen die geltenden Sicherheitsvorschriften sowie der bauartbedingten Eigenschaften des mit Graphit moderierten Kernreaktors vom Typ RBMK-1000 zu einem unkontrollierten Leistungsanstieg, der zur Explosion des Reaktors führte. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Tschernobyl


Als Nuklearkatastrophe von Fukushima werden eine Reihe katastrophaler Unfälle und schwerer Störfälle im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I) und deren Auswirkungen bezeichnet.
Die Unfallserie begann am 11. März 2011 um 14:47 Uhr (Ortszeit) mit dem Tōhoku-Erdbeben und lief gleichzeitig in vier von sechs Reaktorblöcken ab. In Block 1 bis 3 kam es zu Kernschmelzen. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima


http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Nuklearunfall


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#1
Chernobyl's deadly Elephant's Foot
Maggie Koerth-Baker at 9:11 am Thu, Dec 5, 2013
http://boingboing.net/2013/12/05/chernobyls-deadly-elephant.html


Chernobyl's Hot Mess, "the Elephant's Foot," Is Still Lethal
Posted By Kyle Hill on Dec 04, 2013
http://nautil.us/blog/chernobyls-hot-mess-the-elephants-foot-is-still-lethal


Inside Chernobyl's Sarcophagus
This video shows a 1991 expedition into the interior of the Chernobyl plant, concentrating in the area of reactor number 4, to check the status of solidified radioactive material that remains after the accident in 1986. The expedition was exposed to high doses of radiation. ...
https://www.youtube.com/watch?v=Vny6gVuCy4Q


Chernobyl Uncensored - Documentary
The Chernobyl disaster is widely considered to have been the worst nuclear power plant accident in history, and is one of only two classified as a level 7 event on the International Nuclear Event Scale (the other being the Fukushima Daiichi nuclear disaster in 2011). The battle to contain the contamination and avert a greater catastrophe ultimately involved over 500,000 workers and cost an estimated 18 billion rubles. The official Soviet casualty count of 31 deaths has been disputed, and long-term effects such as cancers and deformities are still being accounted for. ...
https://www.youtube.com/watch?v=dS3WvKKSpKI



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#2
"Wie viel radioaktives Material liegt gerade wo in Deutschland?"  Valerie Höhne (24 August 2015)
Rund 8.200 Tonnen hochradioaktiver Atommüll und noch einmal in etwa die 20-fache Menge an schwach- und mittelradioaktivem Müll warten derzeit darauf, in ein Endlager gebracht zu werden, das noch immer nicht gefunden ist.  ...
http://motherboard.vice.com/de/read/wie-viel-radioaktives-material-liegt-gerade-wo-in-deutschland-herum

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"Explosion in nordfranzösischem AKW: Unfall in Flamanville unter Kontrolle" (9. 2. 2017)
CAEN afp/rtr/taz | Im nordfranzösischen Atomkraftwerk Flamanville hat sich eine Explosion ereignet. Ein Verstrahlungsrisiko bestehe aber nicht, weil sich die Explosion nicht im atomaren Bereichs des Akws ereignet habe, erklärte ein Vertreter der Präfektur des Departements Manche im Nordwesten Frankreichs am Donnerstag. Nach Informationen der Zeitung Ouest France kam es gegen zehn Uhr zur Explosion in einer Maschinenhalle in der Zentrale. Feuer sei ausgebrochen und später gelöscht worden. Verletzte gab es laut dem Stromkonzern und Akw-Betreiber EDF nicht. Die Regierung in der Region Manche erklärte, der Vorfall sei unter Kontrolle gebracht worden. Der Reaktor Nummer Eins sei vom Netz genommen worden, hieß es. ...
https://www.taz.de/Explosion-in-nordfranzoesischem-AKW/!5382987/


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#3
Anti-Atomkraft-Bewegung bezeichnet weltweite soziale Bewegungen und zivilgesellschaftliche Engagements, die sich für einen Atomausstieg und gegen die Nutzung der Kernenergie wenden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Atomkraft-Bewegung

Kernenergie nach Ländern
Dieser Artikel beschreibt die aktuelle Situation der zivilen Nutzung der Kernenergie in einzelnen Ländern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergie_nach_L%C3%A4ndern

Die Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland ist eine in den 1970er Jahren entstandene soziale Bewegung, die sich gegen die zivile Nutzung der Kernenergie wendet. Im europäischen Vergleich zeichnet sich die deutsche Anti-Atomkraft-Bewegung durch ihre Stärke und insbesondere durch ihre Kontinuität aus. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Atomkraft-Bewegung_in_Deutschland


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#4
Kategorie:Antiatomkraftbewegung in Deutschland
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Antiatomkraftbewegung_in_Deutschland

Die Großdemonstration bei Brokdorf fand am 28. Februar 1981 in der Wilstermarsch nahe Brokdorf in Schleswig-Holstein statt. Die von Bürgerinitiativen aus der Anti-AKW-Bewegung organisierte Versammlung richtete sich gegen den Bau des Kernkraftwerks Brokdorf. Sie erfolgte trotz eines gerichtlich bestätigten Versammlungsverbotes unter Teilnahme von etwa 50.000 bis 100.000 Demonstranten und gilt bis dahin als größte Demonstration in der Bundesrepublik. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fdemonstration_bei_Brokdorf

Atomkraft ? Nein Danke ! (1976)
In Brokdorf formierte sich 1976 erstmals breiter und vor allem gewaltsamer Protest gegen den Bau eines Atomkraftwerks. Bilder von Großdemonstrationen und bürgerkriegsähnlichen Schlachten am Bauzaun flimmerten durch die Wohnstuben. Trotz allem ging der Meiler 1986, als erstes AKW nach dem Unfall von Tschernobyl, ans Netz. Bilanz der Auseinandersetzungen um den Kraftwerkbau: Hunderte verletzte Polizisten und Demonstranten, das politische Aus für den Hamburger Bürgermeister und einen Innensenator sowie ein wegweisendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Versammlungsfreiheit. ...
https://youtu.be/zqdmqonME7s

Brokdorf -- wie alles anfing BRD Siebziger Jahre · 13 min · Regie: DFFB Produktion
https://youtu.be/eVavbYAyXfw

https://umweltfairaendern.de/2019/01/akw-brokdorf-beitraege-aus-der-geschichte-des-widerstands/

Das geplante Kernkraftwerk Wyhl (auch Kernkraftwerk Süd, KWS) bei Wyhl am Kaiserstuhl sollte zwei Reaktorblöcke der 1300-Megawatt-Klasse (elektrische Leistung) umfassen, erhielt jedoch nur für Block I eine Teilerrichtungsgenehmigung. Mit dem Bau eines Reaktorgebäudes für Block I war bereits begonnen worden; infolge massiver Proteste der sich zu der Zeit noch im Entstehungsprozess befindenden Anti-Atomkraft-Bewegung und eines vom Verwaltungsgericht Freiburg veranlassten Baustopps wurden die Bauarbeiten 1977 eingestellt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Wyhl

Wyhl - Der Widerstand gegen das Atomkraftwerk | Geschichte im Südwesten
Es ist der erste große Atomkraftkonflikt in der Bundesrepublik Deutschland: Zum ersten und einzigen Mal verhindern Bürger den Bau eines Atomkraftwerks. (SWR, Am 24.12.2016 veröffentlicht)
https://youtu.be/uJNcILIuiEI


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"Die Anti-Atom-Bewegung: Geschichte und Perspektiven" Taschenbuch (2015) von Tresantis (Herausgeber)
Keine andere soziale oder politische Bewegung in diesem Land war so erfolgreich wie die Anti-Atomkraft-Bewegung. Ihre Geschichte beginnt in den frühen 1970er Jahren und ihr Ende ist nicht in Sicht – der 'Energiewende' und der Stilllegung einiger Atomkraftwerke zum Trotz. Nie zuvor und in keinem anderen politischen Zusammenhang kämpften so unterschiedliche Protagonisten neben- und miteinander: Bäuer*innen, Winzer, linke Student*innen und Jugendliche, Alte und Junge, Hippies, K-Gruppenmitglieder und Autonome, Konservative und Militante. Nie zuvor waren die Mittel des Kampfes so unterschiedlich, umfassend und fantasievoll. Nie zuvor beteiligten sich so viele an Info- und Aufklärungsaktionen, strömten zu Demos, kämpften an Bauzäunen, besetzten Bauplätze und blockierten Transportwege. Dieses Buch berichtet nicht nur über einen großen Zeitraum hinweg von diesem breiten Spektrum der Kämpfe und lässt damalige und heutige Protagonist*innen selbst zu Wort kommen, sondern gibt auch einen Ausblick auf die Zukunft der Atompolitik und die zu erwartenden neuen Auseinandersetzungen.
Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Assoziation A; Auflage: 1 (6. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3862414469
ISBN-13: 978-3862414468

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"... und auch nicht anderswo!: Die Geschichte der Anti-AKW-Bewegung" (1997)
von Reimar Paul (Autor), Atom Express (Autor)
Broschiert: 288 Seiten
Verlag: Verlag Die Werkstatt GmbH (1. Juli 1997)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3895331864
ISBN-13: 978-3895331862


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"Der Atomkonflikt: Eine unendliche Geschichte" Manfred Ronzheimer (9.6.2019)
Mit riesigen Subventionen wurde einst in Deutschland die Atomenergie durchgedrückt. Jetzt geht der Streit beim Umgang mit dem Atommüll weiter.
http://www.taz.de/Der-Atomkonflikt/!5598552/

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"Unfall bei Raketentest: Angeblich nukleare Energiequelle explodiert" Lars Fischer (12.08.2019)
Die russischen Behörden haben eingeräumt, dass es im Polarmeer zu einem Atomunfall gekommen ist. Experten zufolge könnte ein nuklear angetriebener Marschflugkörper explodiert sein. ... Der Unfall verursachte – nach Angaben der russischen Behörden – einen kurzfristigen Anstieg der Strahlendosis in der nahe gelegenen Hafenstadt Sewerodwinsk um etwa zwei Mikrosievert über der Hintergrundstrahlung; das entspräche etwa der zusätzlichen Radioaktivität durch den Konsum von 20 Bananen [https://www.spektrum.de/video/radioaktivitaet-im-alltag/1513661]. Fachleute spekulieren, dass die Explosion beim Test eines neuartigen, nuklear angetriebenen Marschflugkörpers stattfand. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte die in Russland als Burevestnik bekannte Rakete im März 2018 in einer Rede angekündigt. Der auf Radionuklidbatterien basierende Antrieb soll der Waffe eine extrem hohe Reichweite verleihen. ...
https://www.spektrum.de/news/angeblich-nukleare-energiequelle-explodiert/1667160

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"Bericht des Bundesrechnungshofs Atommülllager Asse könnte Bund fünf Milliarden Euro kosten" Matthias Jauch (14.08.2019)
Das Atommülllager Asse macht weiter Probleme. Die Rechnungsprüfer sehen das ,,erhebliche Risiko", dass die Kosten für das instabile Bergwerk drastisch steigen. ... Das Bundesumweltministerium (BMU) hat dem Rechnungshof die Schätzung der BGE für den weiteren Zeitraum übermittelt: 3,35 Milliarden Euro könnte die Asse zwischen 2019 und 2033 kosten. Diese Schätzung ist laut Bundesrechnungshof ,,mit erheblichen Unsicherheiten behaftet", denn die Kosten könnten auch 30 Prozent höher ausfallen. Bis zum Jahr 2018 hatten die Offenhaltung des Bergwerks und die Planung der Rückholung des Atommülls den Bund bereits rund eine Milliarde Euro gekostet. ... Zwischen 1967 und 1978 wurden schwach- bis mittelradioaktive Abfälle in die Schachtanlage eingelagert, insgesamt rund 126.000 Fässer Metallschrott, Laborabfälle und Bauschutt, vor allem aus der Kernenergienutzung – ein Test für die Endlagerung von Atommüll. Doch schon seit Jahrzehnten bereitet die Lagerstätte Probleme. Seit 1988 dringt Wasser in das Bergwerk ein. An 350 Stellen wird Wasser aufgefangen, laut BGE waren es im Februar rund 12,5 Kubikmeter täglich. Ohne die Arbeit von Bergleuten würde das Wasser an die Abfälle gelangen, das Bergwerk volllaufen, die Bergung unmöglich werden.Ab 2033 soll der Atommüll zurückgeholt werden. Noch in diesem Jahr will die BGE einen Plan zur Rückholung vorlegen. ...
https://www.tagesspiegel.de/politik/bericht-des-bundesrechnungshofs-atommuelllager-asse-koennte-bund-fuenf-milliarden-euro-kosten/24902330.html

Quoteford_perfect 14.08.2019, 12:44 Uhr
So viel zum Thema "Preisgünstige Kernenergie". Billig ist der Strom aus Atomkraftwerken nur für die Betreiber der Anlagen. Und das nur dann, wenn der Bau vom Staat subventioniert wird, die Allgemeinheit die Risiken bei eventuellen großen Störfällen trägt und der Staat dann wieder für die Kosten der Entsorgung des verstrahlten Material aufkommt.


QuoteDresden2 14.08.2019, 11:12 Uhr

Wieso ist Asse II instabil???

Dieser Lagerort wurde von Fachleuten (aus Westdeutschland!!!) geprüft und als absolut sicher eingestuft.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Experten sich geirrt haben könnten. ...


Quotejonnyrotten 18.08.2019, 09:55 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Dresden2 14.08.2019, 11:12 Uhr

Ende der Siebziger Jahre warnten Geologen öffentlich vor einem Absaufen des Bergwerks, ohne Erfolg. Damals sickerten Tag für Tag schon 700 Liter
Wasser in die Stollen ein. Link: https://www.deutschlandfunk.de/marodes-atommuelllager-die-wachsende-gefahr-von-asse-ii.724.de.html?dram:article_id=440331
Reicht das als Antwort? ...


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"Atommüll-EntsorgungStaatsfonds macht Verluste" Josephine Schulz (23.07.2019)
Deutschland steigt aus der Atomkraft aus – für die Kosten für Zwischen- und Endlagerung des Atommülls soll ein Fonds aufkommen, in den die Energieversorger 24 Milliarden Euro eingezahlt haben. Das Geld wird angelegt – doch der Fonds macht Verluste. ... Etwas mehr als 24 Milliarden Euro hatten die Energieversorger RWE, Eon, EnBW und Vattenfall 2017 auf einen Schlag an den Fonds überwiesen. Das waren ihre Rücklagen für die Entsorgung des Atommülls. Mit dem Geld haben sie auch die Verantwortung an den Staat abgegeben.
,,Und da war ein wichtiger Punkt, dass wir das Geld gesichert haben, also in einen Topf gebracht haben, der ein sicherer war und auch nicht von verschiedener anderer Stelle angegriffen werden kann", sagt Thorsten Herdan. Er ist Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium und sitzt im Kuratorium, also dem Aufsichtsrat der Stiftung. Herdan macht auch noch einmal deutlich, was sich die Bundesregierung von dem Fonds erhofft.
,,Ziel ist, dass wir aus 24,3 Milliarden Euro, die eingezahlt wurden, rund 169 Milliarden Euro bis zum Jahr 2100 machen."
169 Milliarden Euro – so viel, rechnet das Wirtschaftsministerium, soll die Zwischen- und Endlagerung am Ende kosten. Trotz der optimistischen Worte von Anja Mikus: Bisher ist das Geld beim Fonds weniger geworden, anstatt mehr. Von den ursprünglich eingezahlten 24 Milliarden Euro waren Ende des vergangenen Jahres noch 23,6 Milliarden übrig.
Das liegt zum einen an den regelmäßigen Kosten – zum Beispiel für die Zwischenlagerung des radioaktiven Abfalls und für die Endlagersuche. Aber der Fonds selbst hat 2018 auch Verluste gemacht – 71 Millionen Euro. Grund ist die Niedrigzinspolitik, die viele Anleger belastet.
Sichere Investitionen – zum Beispiel in Staatsanleihen – bringen momentan kaum Rendite. Der sogenannte ,,Entsorgungsfonds" parkt einen Großteil des Vermögens bisher bei der Bundesbank und zahlt dafür Negativzinsen von 0,4 Prozent. Man sei aber auf gutem Kurs, meint Mikus. ...
https://www.deutschlandfunk.de/atommuell-entsorgung-staatsfonds-macht-verluste.769.de.html?dram:article_id=454601

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Quote[...] Berlin. Vom Atomausstieg bis zu einem Atomendlager ist es noch ein weiter Weg. Die Standortsuche ist schwierig, denn keiner will den Müll.  ...

Zum Beispiel der Granit im Fichtelgebirge und im Bayerischen Wald. Oder der Ton in jenem Zipfel der Schwäbischen Alb, der an der Donau nach Bayern reinreicht. Unabhängig von geologischer Expertise hat die Landesregierung in München schon vorgebaut: ,,Wir denken beim Schutz unserer Heimat über Generationen hinaus. Wir sind überzeugt, dass Bayern kein geeigneter Standort für ein Atomendlager ist", heißt es im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern.

Ministerpräsident Markus Söder, der seit Wochen den obersten Grünen unter den Schwarzen gibt, hat noch einmal nachgelegt. ,,Geologisch gesehen passt Bayern nicht." Das Gestein im Freistaat sei deutlich weniger geeignet als etwa der Salzstock im niedersächsischen Gorleben. Daher: Kein Atommüllendlager in Bayern. Ähnlich argumentiert Sachsen. Auch dort: der Granit nicht geeignet. Das Problem soll möglichst weit weg.

Dabei hatten sich alle Beteiligten auf das Prinzip einer ,,weißen Landkarte" geeinigt, als vor Jahren die Suche nach einem Atommüllendlager neu gestartet wurde. Keine Vorfestlegung – auch nicht auf Gorleben, nur weil dort schon für Milliarden Euro gebuddelt wurde. Die Suche sollte ergebnisoffen sein, was bedeutet, grundsätzlich kommt ein Standort an theoretisch jedem Ort der Republik in Frage, auch in Bayern, Sachsen oder Baden-Württemberg.

Denn das Verfahren sieht auch vor: Zunächst sollen Gebiete genannt werden, die für eine ,,Erkundung" in Frage kommen. Danach sollen ,,Erkundungsbergwerke" entstehen. Und schließlich soll bis 2031 der Standort für das deutsche Atommüllendlager gefunden sein, in das dann ab Mitte dieses Jahrhunderts der strahlende Abfall eingelagert werden soll – und zwar sicher für die Nachwelt. Bis es so weit ist, lagern die Stromkonzerne ihren Atommüll in Zwischenlagern, die oft in der Nähe ihrer Atomkraftwerke eigens errichtet wurden.

Die für mehrere Jahrhunderte strahlende Hinterlassenschaft sicher abzuschließen oder endzulagern wird viel Geld kosten. Dazu hatten die vier großen Stromkonzerne RWE, Eon, EnBW und Vattenfall vor zwei Jahren insgesamt 24 Milliarden Euro an einen Staatsfonds überwiesen. Doch dieses Geld wird nach gängiger Expertenmeinung deutlich nicht reichen, die Gesamtkosten einer sicheren Endlagerung abzufangen. Jetzt sollen die 24 Milliarden Euro so angelegt werden, dass sich die Summe wunderbar vermehrt. Ob das Geld dann am Ende reicht? Ungewiss.

Wenn nun mit dem Abriss des Kühlturms das ehemalige Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich weiter ,,zurückgebaut" wird, wie es so schön heißt, ist dies ein nächster Schritt für den vollständigen Ausstieg aus der Kernkraft in Deutschland. Bis Ende 2022 soll das letzte Atomkraftwerk dann vom Netz genommen sein.

Die Herausforderung danach: Etwa zwölf Prozent der Stromerzeugung in Deutschland kommt aus der Kernkraft. Und dieser Anteil muss dann ersetzt werden – und zwar nach dem Dreiklang: verlässlich, sicher und bezahlbar. Dies alles auch unter der besonderen Berücksichtigung, dass Deutschland nach dem Ende der Atomkraft bis spätestens 2038 auch aus der Kohle aussteigt.

Doch für die alternativen Energien fehlen unter anderem die Stromautobahnen, die auf der Nordsee oder an den Küsten erzeugten Windstrom bis Süddeutschland transportieren. Gegen diese Stromleitungen wie auch gegen Windräder gibt es viel Widerstand, weswegen von interessierter Seite – auch mit Verweis auf Klimaschutz und Kohlendioxidverbrauch – immer wieder versucht wird, eine Verlängerung der Atomlaufzeiten ins Spiel zu bringen. Doch dieser Atomausstieg soll stehen. Daran will die Bundesregierung nicht rütteln. Denn noch ein Ausstieg vom Ausstieg wäre kaum mehr zu erklären.


Aus: "Die lange Suche nach einem Atomendlager" Holger Möhle (09.08.2019)
Quelle: http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/politik/deutschland/Die-lange-Suche-nach-einem-Atomendlager-article4162716.html


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Quote[...] Das ehemalige Kalibergwerk Menteroda steht nicht auf der Liste möglicher Standorte für das deutsche Atommüll-Endlager. Zu dieser Einschätzung kommt die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV), unter deren Verantwortung die Verwahrung der Grubenfelder Volkenroda/Pöthen steht. Die planmäßige Flutung des Bergwerkes sei in naher Zukunft abgeschlossen, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung, schon deshalb komme es als Atommüll-Endlager nicht in Betracht.

Nach dem Atomausstieg soll bis zum Jahr 2031 innerhalb Deutschlands der Standort für ein Endlager für den hochradioaktiven Müll gefunden werden. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) ist mit der Suche beauftragt. Granit, Ton und Salz gelten nach Expertenansicht als geeignetes Gestein für die Endlagerung.

Ende 2015 hatte eine Studie dabei auch die Nordthüringer Kalireviere ins Gespräch gebracht. So bescheinigte Ulrich Schreiber von der Universität Duisburg-Essen dem Thüringer Becken grundsätzlich günstige Rahmenbedingungen und empfahl unter anderem die Gebiete zwischen Nordhausen und Duderstadt und nördlich und westlich von Mühlhausen zu prüfen. Kritik kam daraufhin vom Thüringer Umweltministerium. Die Standortsuche für Atom-Endlager werde in Deutschland seit Jahren geführt und das ergebnisoffen, hieß es.

Ein Atommüll-Endlager in Menteroda sei nie ein Thema gewesen, erklärte auch Bürgermeister Martin Wacker (parteilos). Auch er sieht die Voraussetzungen dafür nicht gegeben. Zum einen sei das ehemalige Abbaugebiet immer seismisch aktiv gewesen, zum anderen sei die Grube ohnehin bald vollständig geflutet. Erst vor einigen Wochen hatte es ein kleineres Erdbeben in Menteroda, wohl aufgrund der Flutung, gegeben.

Thüringen rüstet sich personell für die bundesweite Suche nach einem Atommüll-Endlager. ,,Wir werden den Prozess mit eigenen Fachleuten konstruktiv begleiten", sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Bereits im 2020 wolle die BGE Gebiete benennen, die nach ihrer Einschätzung für die dauerhafte Entsorgung infrage kommen. Laut Siegesmund sei Thüringen geologisch nicht geeignet dafür. Auch will die BGE nach eigenen Angaben eine erste Auswertung von geologischen Daten vorstellen. Eingelagert werden sollen 1900 Castoren mit Atommüll. Das Endlager soll dauerhaft den Abschluss der radioaktiven Abfälle gewährleisten.

Auch der westthüringer Bundestagsabgeordnete Christian Hirte (CDU) sieht Thüringen ,,eher nicht" als Endlagerstätte für Atommüll. Hirte ist Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie und persönlich der Auffassung, man hätte statt der nationalen Suche auch eine europäische Lösung prüfen sollen. Als Beispiel nannte er Finnland. In der Gemeinde Eurajoki wird derzeit das erste Atommüll-Endlager Europas errichtet. Ab 2020 sollen dort verbrauchte Brennstäbe gelagert werden. Und das trägt die Gemeinde freiwillig mit, sind doch hohe finanzielle Entschädigungsleistungen damit verbunden. Allerdings habe man sich in Deutschland auf eine nationale Lösung festgelegt, so Hirte. Bis etwa in die 2040er Jahre werde die Datenerhebung und die Suche nach einem geeigneten Standort dauern.

Vor drei Jahren hatte Hirte den Freistaat aufgefordert, sich aktiv um ein mögliches Atom-Endlager zu bewerben. ,,Wir haben genügend Platz in Thüringen, ganze Landstriche suchen nach neuen Perspektiven. Die Entschädigungsleistungen des Bundes gleichen die Belastungen mehr als aus", sagte Hirte seinerzeit.

Für eine Million Jahre sollen die ausgedienten, hoch radiaktive Brennstäbe verwahrt werden. Diesen Zeitraum hält Hirte für zu lang. Sichere Verwahrung ja, aber möglicherweise gäbe es in ein paar hundert Jahren ja Technologien, die den Umgang mit diesen radiaktiven Stoffen möglich und sicherer machen.


Aus: "Suche nach Atommüll-Endlager: Menteroda bleibt wohl außen vor" Alexander Volkmann (24.07.2019)
Quelle: https://www.thueringer-allgemeine.de/regionen/bad-langensalza/suche-nach-atommuell-endlager-menteroda-bleibt-wohl-aussen-vor-id226570771.html

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#10
Quote[...] STOCKHOLM taz | ,,Cäsium-134, Cäsium-137, Cobalt-60 und Ruthenium-103: Das ist eine Kombination, die wir normalerweise nicht messen", sagt Pernilla Sopher von der schwedischen Strahlenschutzbehörde ,,Strålsäkerhetsmyndigheten" (SSM). Sie deute auf einen ,,kerntechnischen Betrieb als Quelle" hin, also vermutlich ein Atomkraftwerk.

Gleich mehrere Messstationen in den nordischen Ländern haben in den vergangenen Tagen diese radioaktiven Substanzen registriert. Erst war es nur Jod-131, das am 7. und 8. Juni von Stationen in Nordnorwegen und auf Spitzbergen gemessen worden war, zehn Tage später die ,,unübliche Kombination" in Stockholm und Helsinki. Laut SSM stellten diese erhöhten Werte aber ,,weder für die menschliche Gesundheit noch für die Natur eine Gefahr dar". Sopher: ,,Wir wissen nicht, aus welchem Land das kommt."

Die in Wien ansässige ,,Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization" spricht von einer ,,zivilen Quelle" und veröffentlichte am Freitag in ihrem Twitter-Account eine Karte, in welchem Bereich sie die vermutet: das südliche Skandinavien und Nordwestrussland. Da weder schwedische noch finnische AKWs in den letzten Wochen einen Zwischenfall gemeldet hatten, bei dem mehr als die im Normalbetrieb übliche Strahlenmenge freigesetzt worden war, richtet sich die Aufmerksamkeit auf Russland.

Das niederländische Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt (RIVM) legte sich nach einer Analyse der Messdaten mittlerweile auf Westrussland als vermutliche Quelle fest, wobei allerdings ,,ein bestimmter Quellort nicht identifiziert werden konnte". Die Wissenschaftler meinen, die Zusammensetzung der Nuklide deuten auf eine Beschädigung eines Brennelements in einem Atomkraftwerk.

Sie verwiesen auf vergleichbare Messdaten im Herbst 2017. Seinerzeit war ebenfalls in mehreren europäischen Ländern eine erhöhte radioaktive Belastung der Luft gemessen worden. Wie sich später herausstellte, hatte es einen Zwischenfall in der im Südural gelegenen Atomfabrik Majak gegeben.

Der russische Atomkonzern Rosenergoatom bestreitet laut russischer Nachrichtenagentur Interfax dieses Mal einen ähnlichen Vorfall: In keinen seiner nordwestrussischen AKWs, weder in Kola noch in Leningrad, sei es zu einem Unfall gekommen.


Aus: "Radioaktivität in Skandinavien: Man schaut nach Russland" Reinhard Wolff (28.6.2020)
Quelle: https://taz.de/Radioaktivitaet-in-Skandinavien/!5693148/

"Wo ist die Quelle?" Tanja Banner (28.06.20)
Leicht erhöhte Radioaktivität in Nordeuropa gemessen
https://www.fr.de/panorama/erhoehte-radioaktivitaet-nordeuropa-gemessen-quelle-unklar-russland-zr-13813909.html

QuotePatricia Winter

Seit Anfang Juni? Dass man das auch mal erfährt.


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Quote[...] Das Kernkraftwerk Kalkar zählt zu den sympathischen, weil gescheiterten Projekten der deutschen Atomära. Trotz massiver Proteste seit 1973 errichtet, ging es nie ans Netz. Explodierende Kosten und die spätestens nach dem GAU von Tschernobyl kippende politische Stimmung ließen es 1991 als Investitionsruine enden. Dass der Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage im oberpfälzischen Wackersdorf durch den Tod von Franz Josef Strauß letztlich erfolgreich war, würdigte vor zwei Jahren ein Film von Oliver Haffner: Den Kampf gegen den ,,Schnellen Brüter" am Niederrhein verewigt jetzt der ,,Dorfroman" von Christoph Peters.

Beides sind Arbeiten mit klarem Gegenwartsbezug. Ob beabsichtigt oder nicht, sie schärfen uns ein, dass der Klimaprotest seine Vorläuferin in der Antiatomkraftbewegung der siebziger und achtziger Jahre hat, und werfen damit ein vorteilhaftes Licht auf jene Generation, die damals die meisten Aktivist:innen stellte, heute aber übel beleumundet ist. Die Boomer sollen so schlimm sein? Haffner und Peters erinnern an okaye Boomer.

Dennoch trennen Film und Buch Welten, nicht nur medial. Wo ,,Wackersdorf" letztlich Renitenz und Zusammenhalt einer ländlichen Region feierte – gegen ein Außen, die bauwütige bayerische Staatsregierung –, kreist ,,Dorfroman" um die Entzweiung einer technokratisch belagerten Provinz.

Peters, der 1966 geborene und heute in Berlin lebende Autor, bekannt vor allem durch seine famosen deutsch-japanischen Geschichten, wuchs in Kalkar-Hönnepel auf, genau zu der Zeit, als in dem Landstrich mit Ackerbau und Viehzucht der ,,Brüter" hochgezogen wurde. Er erzählt, was er erlebte: Wie ein sozialliberal abgesegnetes Unternehmen die stabil geglaubte Dorfgemeinschaft spaltete, als sei sie Plutonium 239.

Plötzlich kauft ein Bauer, langjähriger Kunde des Vaters, Maschinen bei der Konkurrenz, zerbricht selbst Mutters Kaffeeklatsch. Dann geht der Riss zwischen Gegnern und Befürwortern des AKWs auch noch durch Peters' eigene Familie. Gibt es vergleichbare Literatur aus Wackers-, Brok- oder Mörfelden-Walldorf? Die Innenansicht eines Standorts dürfte neu sein; umso besser, dass Peters sie verdreifacht. Ausgangspunkt ist eine Fahrt des Ich-Erzählers aus der Hauptstadt nach Hülkendonck (Orts- und Personennamen werden dezent verfremdet), wo die Eltern immer noch leben. Beide sind über 80, er schon leicht dement, lange werden sie nicht mehr unbetreut wohnen können.

Den beunruhigenden Gegenwartsstrang verschränkt Peters mit zwei Vergangenheitsebenen. Mitte der siebziger Jahre ist der Erzähler im Grundschulalter und völlig eins mit dem tief katholischen Elternhaus, teilt mit ihm auch den Glauben an den Fortschrittsgaranten ,,Brüter", die Weisheit der Experten. 1981/82 aber begehrt das 15-jährige Ich auf, schließt sich den verrufensten AKW-Gegnern an, einer Scheunenkommune auf dem Gelände von Bauer Praats. ,,Wir sind die Leute, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben!" als Roman.

Zumal Peters mit dem Seitenwechsel seine eigene Emanzipationsgeschichte erzählt, hätte sie schnell in Schwarz-Weiß-Malerei abgleiten können: Demonstranten gut, brave Katholiken schlecht. Stattdessen gelingt ihm Balancekunst, lässt er einen grundvernünftigen, wenn auch lilabehosten Protest wiederaufleben, ohne aufs Herkunftsmilieu herabzuschauen.

Im Gegenteil. Es bereitet ihm diebisches Vergnügen, die Welt eines siebenjährigen Katholikenjungen pur wiederzugeben, bloß nicht ,,aufgeklärt" dazwischenzuquatschen. Eine Welt, in die manchmal Exotisches dringt (,,am Strafraum lauert Allan Simonsen, der Däne"), in der Evangelische eher nicht in den Himmel kommen, ständig die Ermordung durch die Baader-Meinhof-Bande droht und selbst Rinder die kommunistische Gefahr bemerken. Am amüsant Reaktionären bleiben die Reminiszenzen aber nicht kleben.

Vielmehr leistet Peters die differenzierte Beschreibung, die man von einem politischen Roman erwarten darf. Ambivalent gezeichnet ist schon die Mutter, eine Religionslehrerin, die SPD-Kanzler Brandt für einen sowjetischen Spion hält, sich aber über die Geschlechtertrennung in den Kirchenbänken hinwegsetzt. Die findet, dass es Frauen nicht steht, wenn sie rauchen, aber dem Pastor den Kommunionsunterricht aus der Hand nimmt. Nennen wir's Mikrorevolte.

Selbst der Vater taugt nicht recht zu dem Finsterling, den sein Teenagersohn aus ihm macht – auch wenn er als Kirchenvorstand für den Verkauf des Gemeindelands an die Brütergesellschaft mitverantwortlich war. Die Gründe seines Votums sind nun mal unskandalös, der Monteur für Landmaschinen spricht für viele Handwerker im Ort: ,,Es gibt keine Kanalisation, keine Straßenlaternen, und wenn man nicht von den Buren abhängig sein will, muss man fünfzehn, zwanzig Kilometer fahren, um eine Arbeit zu finden."

Dass der wirtschaftliche Aufschwung durchs Kraftwerk ein Strohfeuer bleibt, erfahren auch der Erzähler und wir erst im Nachhinein; ,,Dorfroman" verzichtet auf Besserwisserei. Also ein versöhnlicher Blick auf den Herkunftskomplex? Nicht ganz. Peters' merkliche Verachtung, noch Dekaden später, gilt der katholischen Amtskirche. Dass dieser Verein beim Landverkauf vor keinem Winkelzug zurückschreckte und beim Kassieren die Vernunft im Munde führte, hätte im Grunde schon gereicht, den Heranwachsenden in die Arme der Reformation zu treiben.

Aber die Ökos waren sowieso unwiderstehlich, unterstreicht der Roman. Einfach, weil ihre Argumente die habituellen Macken entschuldigten. In einer großartigen Szene lauscht das jugendliche Ich einem Horror von Plenum: Gewaltfreie, Autonome und Feministinnen scheint überhaupt nichts zu einen, außer der fatalen Vorliebe fürs Adverb ,,echt".

Aber eine Kernschmelze wäre noch schrecklicher, besonders eine vor der Haustür. Eine Technologie, bei der selbst ohne Unfall Müll mit jahrtausendelanger tödlicher Strahlung übrig bleibt, kann nicht die Zukunft sein. (,,Haus ohne Klo", sagt man in Japan.) Die Beobachtung von Polizeischikanen, geschickt kontrastiert mit der Freund-und-Helfer-Sicht des Siebenjährigen, nimmt den Erzähler erst recht für die Kommunard:innen ein.

Auch hängt für ihn plötzlich alles zusammen, Atomkraft, toter Rhein, Waldsterben, Verlust der Artenvielfalt. Für die Umwelt wollte er immer schon kämpfen, als kindlicher Bernhard-Grzimek-Fan wie als pubertierender Schmetterlingsfänger. Der mentale Weg ins Protestcamp ist so gesehen kurz, deshalb wirkt der Gleichklang mit Juliane, der sieben Jahre älteren Aktivistin, völlig glaubhaft. Noch realistischer, dass der arg junge Mann seine große Liebe mit einem Eins-a-Problembewusstsein beeindrucken will. Kommt mir sehr bekannt vor, der Versuch, bis auf seinen Erfolg.

Die ersten Besprechungen haben in Julianes apokalyptischer Weltsicht, ihrer Erbitterung über einen viel zu langsamen ökologischen Wandel, die Haltung von Fridays for Future wiedererkannt. Ja, ,,im Grunde muss die Menschheit ganz weg von diesem Planeten. Wir sind eine Krankheit" markiert eine Zeitschleife. Im Gedächtnis bleibt einem die verzweifelnde Heldin jedoch auch als Kontrastfigur. In den Polizeiknüppeln, die ihrer Psyche den Rest geben, spiegeln sich die Schläge des Vaters, eines Richters, der auch 1933 gut funktioniert hätte. Wie anders das Elternhaus des Erzählers.

Als zwischen Vater und Sohn politisch längst die Fetzen fliegen, schauen sie immer noch zusammen Fußball, ungläubig beobachtet von der Mutter. Es ist die vielleicht schönste und tückischste Erinnerung dieses wunderbaren Buches, denn wegen ihr fährt das Ich mit noch schlechterem Gewissen zurück nach Berlin. Nur sein Problem? Schön wär's.


Aus: "Anti-AKW-Geschichte als Roman: Als die Zukunft noch strahlend war" Markus Joch (16. 9. 2020)
Quelle: https://taz.de/Anti-AKW-Geschichte-als-Roman/!5714034/

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Quote[...] Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat auf der Suche nach einem Atommüllendlager ihren Zwischenbericht Teilgebiete vorgelegt. Daraus geht hervor, dass das Zwischenlager in Gorleben nicht mehr als Atommüllendlager infrage kommt. Unter anderem weise der Salzstock ein nicht intaktes Deckgebirge auf, auch die Gewässerchemie spreche gegen den Standort, sagte BGE-Geschäftsführer Steffen Kanitz.

Stattdessen werden in dem Bericht insgesamt 90 Regionen ausgewiesen, "die günstige geologische Voraussetzungen für die sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle erwarten lassen", wie es auch im entsprechenden Standortauswahlgesetz (StandAG) geregelt ist. Die Teilgebiete finden sich deutschlandweit unter anderem in Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und in ostdeutschen Ländern wieder.

Die meisten Flächen liegen in Bayern und Niedersachsen. Beide Bundesländer sind flächenmäßig fast in gleichem Umfang betroffen: Die gebiete in Bayern umfassen zusammengerechnet 41.818 Quadratkilometer, die in Niedersachsen 41 507. Berücksichtigt man die Überlagerung einiger Gebiete, ist laut Bericht in Deutschland ein Anteil von 54 Prozent der Landesfläche als Teilgebiet ausgewiesen, insgesamt rund 194.000 Quadratkilometer.

"Wichtig ist: Der Zwischenbericht Teilgebiete ist kein abschließendes Ergebnis, sondern ein erster Zwischenstand", sagte Kanitz. Dabei erlaube die Geologie in Deutschland nach Ansicht des BGE in jedem Fall den Bau eines Endlagers. "Die Geologie ist von Nord bis Süd und Ost bis West so günstig, dass sich ein Standort wird ermitteln lassen", sagte Kanitz. Die Basis über den geologischen Untergrund beinhaltet insgesamt 1.040.605 Dateien, die das BGE aus Bundes- und Landesbehörden erreicht hat. 

Die möglichen Standorte sollen in den kommenden Jahren nach und nach weiter eingegrenzt werden. Dabei sollen auch Kriterien wie etwa die Bevölkerungsdichte berücksichtigt werden.   

Als Ausschlusskriterium für die Identifizierung eines Teilgebiets gelten für die BGE Regionen, in denen sich beispielsweise das Gestein verschiebt. Hierzu zählen Gebiete, in denen es in den letzten eins bis fünf Millionen Jahren vulkanische Aktivitäten gegeben hat. Auch Regionen, in denen seismische Bewegung registriert wurden und werden, fallen raus. Bergbau und Bohrungen gelten ebenfalls als Ausschlusskriterium für Teilgebiete.

Um sich als Standort für ein Endlager zu qualifizieren, setzt die BGE bestimmte Mindestanforderungen voraus. Dazu zählt unter anderem der Abstand zur Erdoberfläche. Außerdem darf sich das Gestein innerhalb von einer Million Jahren kaum verändern, wie Jörg Tietze, BGE-Bereichsleiter Standortauswahl, erklärte. Erst wenn alle Mindestanforderungen erfüllt sind, wird eine Region als Teilgebiet ausgewiesen.

Die BGE will ihre Ergebnisse bei der Fachkonferenz Teilgebiete im Oktober erneut vorstellen und erläutern. Dabei will die BGE nach eigenen Angaben auf Nachvollziehbarkeit und größtmögliche Transparenz setzen. Auch Vorschläge und Anmerkungen von Bürgerinnen und Bürgern sowie von Gemeinden und Organisationen können laut BGE in die Arbeit mit einfließen.

Die bayerische Landesregierung zweifelt den Suchprozess allerdings an. Der Untergrund sei nicht für ein Atommüllendlager geeignet. Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger glaubt darüber hinaus nicht an eine rein wissenschaftliche Suche. "Ich glaube, dass am Ende die Wissenschaft wieder politischen Kriterien ausgesetzt ist", sagte Aiwanger. Vor allem die aktuelle Corona-Krise zeige, welchem Einfluss die Wissenschaft bei der Lösung von gesellschaftlichen Problemen ausgesetzt sei.

Die Suche nach einem Endlager wurde nach längerem Streit um das Zwischenlager Gorleben komplett neu gestartet. Die möglichen Standorte werden seitdem nach wissenschaftlichen Kriterien bewertet. Basierend auf den Erkenntnissen der Geologie soll die Politik dann entscheiden, an welchem Standort ein neues Endlager entsteht. Bis zum Jahr 2031 soll ein neuer Standort gefunden sein.

In Gorleben war es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zu Protesten gegen die Atomindustrie gekommen. Das Atommülllager im Wendland hatte bereits 1995 seinen Betrieb aufgenommen. Für eventuelle Ereignisse wie Terroranschläge oder Flugzeugabstürze wurde vorgebaut. Der Betonboden des Zwischenlagers fällt zu den Seiten hin leicht ab.

Im Fall einer Katastrophe soll Kerosin oder Brandbeschleuniger möglichst schnell durch kleine Löcher in den Außenwänden abfließen. Dadurch soll eine Überhitzung der Castoren verhindern werden. Tests haben jedoch gezeigt, dass die Stahlbehälter nur eine halbe Stunde Temperaturen von 800 Grad überstehen. Was danach geschieht, weiß niemand.

Die Entscheidung gegen Gorleben ist laut Kanitz rein wissenschaftlicher Natur, es habe keinen politischen Druck gegeben. Gorleben habe zwar bei der ersten Prüfung der Geologie die Hürde genommen, weise aber keine "günstige Gesamtsituation" auf, sagte Kanitz.

Hochradioaktiver Müll muss möglichst eine Million Jahre lang möglichst sicher gelagert werden. Das unterirdisch geplante Endlager soll in Salz, Ton oder Kristallin, also vor allem Granit entstehen. In der Endlagerfrage geht es um etwa 1.900 Castorbehälter mit etwa 27.000 Kubikmeter Atommüll, für die nach dem für Ende 2022 beschlossenen Atomausstieg ein sicherer Verbleib gefunden werden muss. Aktuell ist Finnland der weltweit einzige Staat, der mit dem Bau eines Endlagers begonnen hat.



Aus: "" ()
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-09/atommuell-endlager-bge-benennt-90-regionen-als-geologisch-geeignet


Quoteexplore the world #1

Bitte mit interaktiver Karte wie bei den Corona-Infektionen 😉


QuoteMeierei #1.6

Voilá

https://www.bge.de/de/endlagersuche/zwischenbericht-teilgebiete/



Quotesandor123 #1.17

interaktiv oder radioaktiv?


Quotexl8lx #3

Es gibt keine geologisch geeigneten Regionen für diesen gefährlichen Müll ... nur besser oder gar nicht geeignet.


QuoteCalorictus #6

Am Ende wird sowieso nicht die geologische Eignung, sondern die geringe politische Abwehrkraft der Region den Ausschlag geben. Absolute Sicherheit gibt es nicht, also dorthin mit dem Müll, wo die wenigsten Proteste zu erwarten sind.


QuotePedroleum #24

Das werte ich als Zwischenerfolg für die Protestbewegung im Wendland.


QuoteKarl Josef Schleidweiler #15

... Es gibt auf diesem Planeten keinen Flecken, der über Jahrhunderttausende sicher wäre.


...

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Quote[...] Rund 100.000 Menschen kommen am 28. Februar 1981 zur bis dahin größten deutschen Anti-Atom-Demo an die Unterelbe. Sie protestieren gegen den Bau des AKW Brokdorf - trotz Verbots. 1976 war es bei der "Schlacht um Brokdorf" zu massiven Ausschreitungen gekommen.

28. Februar 1981: Ein Sonnabend, Minusgrade, über Norddeutschland fegt ein eisiger Ostwind hinweg. Aus allen Teilen der Republik machen sich Menschen auf in die Wilstermarsch. In der flachen Region an der Unterelbe gut 60 Kilometer nordwestlich von Hamburg liegt ein kleiner Ort, der seit Mitte der 70er-Jahre in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist: Brokdorf. 1972 hatte die Kraftwerk Union AG beschlossen, dort ein Atomkraftwerk zu bauen. Dagegen formiert sich in den Folgejahren ein breiter Protest: Im November 1976 kommt es bei einer Großdemonstration mit rund 30.000 Teilnehmern zu Gefechten zwischen Polizei und Demonstranten. Im Oktober 1977 verfügt das Oberverwaltungsgericht Lüneburg einen unbefristeten Baustopp, weil die Entsorgung noch nicht geklärt ist. Gut drei Jahre herrscht Ruhe, bis das Gericht am 22. Januar 1981 den Baustopp aufhebt.

Daraufhin kündigen Atomkraftgegner eine Großdemonstration für den 28. Februar an, die der Landrat des betroffenen Kreises Steinburg für die gesamte Wilstermarsch verbieten lässt. Einen Tag vor den geplanten Protesten hebt das Verwaltungsgericht Schleswig das Verbot zum größten Teil auf. Doch nur wenige Stunden später - in der Nacht zum Sonnabend - verhängt das Oberverwaltungsgericht Lüneburg erneut ein Demonstrationsverbot für die ganze Region. Zahlreiche Demonstranten sind zu diesem Zeitpunkt bereits angereist.

Dennoch strömen am Sonnabendmorgen Tausende Demonstranten aus verschiedenen Richtungen in die Wilstermarsch. Die Polizei, die damit rechnet, dass die Protestierenden zum Baugelände gelangen wollen, hat großräumige Straßensperren errichtet. So blockiert sie etwa stundenlang die A7 in der Nähe des Horster Dreiecks für Fahrzeuge, die aus Süden kommen, und errichtet eine Straßensperre in Itzehoe. Viele Atomkraftgegner erreichen trotzdem ihr Ziel - sie haben in der Region übernachtet, kommen mit der Bahn oder umgehen die Sperren.

Um 10 Uhr findet eine Auftaktkundgebung des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) in der Stadt Wilster mit etwa 10.000 Teilnehmern statt. Nach deren Ende setzen sich die Demonstranten in zwei Märschen in Richtung Brokdorf in Bewegung. Eine Gruppe wählt den Weg über Dammfleth. Dort hat die Polizei eine Sperre aus Containern errichtet. Demonstranten, die sich einzeln auf Waffen kontrollieren lassen, werden allerdings durchgelassen. Später wird die Sperre ganz aufgehoben.

Etwa 35.000 Demonstranten kommen schließlich bis zum bewachten Baugelände durch. Viele haben die Sperren umgangen und sich einen Weg über Felder und zugefrorene Gräben gebahnt. Alles verläuft friedlich, bis es am Nachmittag direkt am Bauzaun zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt. Während ein Großteil der Protestler bereits den Rückweg angetreten hat, werfen circa 3.000 militante Demonstranten Steine, Brandflaschen und Wurfgeschosse gegen die Beamten. Die Polizei setzt Tränengas, Wasserwerfer und Hubschrauber ein und vertreibt die Demonstranten aus der Umgebung des Baugeländes. Der weitere Rückzug der Atomkraftgegner verläuft ohne größere Zwischenfälle. Die Polizei meldet später 128 verletzte Beamte, der BBU 45 verletzte Demonstranten, andere Quellen sprechen von rund 70.

Mit insgesamt bis zu 100.000 Teilnehmern geht die Anti-AKW-Demonstration als bis dato größte in die Geschichte der Bundesrepublik ein. Auch der Einsatz von rund 10.000 Polizisten ist ein Rekord.

Die Bewertung der Ereignisse fällt hingegen recht unterschiedlich aus. Politiker loben den Einsatz der Polizei als besonnen und deeskalierend. Der Polizei sei es zu verdanken, so Schleswig-Holsteins damaliger Innenminister Uwe Barschel (CDU), "dass es nicht zu noch schlimmeren Ausschreitungen gekommen ist". Gleichzeitig werfen sie den Atomkraftgegnern vor, das Demonstrationsverbot missachtet zu haben.

Auch die Atomkraftgegner werten den Tag als einen Erfolg. Grünen-Sprecher Roland Vogt spricht von einem "Triumph des politischen Grundrechts auf freie Demonstration". Das Verhalten der Polizei sehen die Initiatoren der Proteste hingegen kritisch. Die Polizei habe Wasserwerfer gegen die Demonstranten zu einem Zeitpunkt eingesetzt, als "überhaupt kein Anlass dazu bestand", moniert etwa BBU-Vorstand Josef Leinen. Außerdem wirft der BBU der Polizei vor, die gewalttätigen Auseinandersetzungen bewusst provoziert zu haben, um "den bis dahin friedlichen und gewaltfreien Charakter der Demonstration doch noch in Misskredit zu bringen".

War das Verbot der Demonstration zulässig? Hat die Polizei angemessen gehandelt? Haben sich die Demonstranten strafbar gemacht? Was bleibt, sind jede Menge Widersprüche und unbeantwortete juristische Fragen. "Macht sich strafbar, wer an einer verbotenen Demonstration teilnimmt, aber von der Polizei Einlass ins Sperrgebiet erhält?", fragt der Spiegel in einem Beitrag vom 9. März 1981 ironisch.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14317148.html

Diese und weitere Grundsatzfragen des Demonstrations- und Versammlungsrechts beschäftigen in den folgenden Jahren das Bundesverfassungsgericht, das über die Verfassungsbeschwerde eines Ehepaars aus Itzehoe wegen Grundrechtsverletzung urteilen muss. Am 14. Mai 1985 legen die Karlsruher Richter ihr Votum vor. In dem sogenannten Brokdorf-Urteil kommen sie zu dem Schluss, dass das Verbot der Demonstration 1981 unzulässig war. Friedfertige Bürger hätten ein Recht auf Versammlungsfreiheit. Dieses bleibe auch dann erhalten, wenn mit Ausschreitungen Einzelner oder einer Minderheit zu rechnen sei. Ein später Sieg für die Demonstranten.

Im Oktober 1986 wird das Atomkraftwerk Brokdorf - nur wenige Monate nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl - in Betrieb genommen. Im Dezember 2001 beschließt die rot-grüne Mehrheit im Bundestag den Ausstieg aus der Atomenergie. Demnach soll das AKW Brokdorf 2018 vom Netz gehen. Als die schwarz-gelbe Bundesregierung den Ausstieg im Oktober 2010 rückgängig macht, werden die Karten neu gemischt: Das stets umstrittene Kraftwerk an der Unterelbe soll noch viel länger Strom produzieren - nach den Plänen der schleswig-holsteinischen Landesregierung etwa bis 2033. Der schwerwiegende Atomunfall im japanischen Fukushima im März 2011 bringt eine erneute Wende: Ende Mai 2011 beschließt die Bundesregierung den kompletten Ausstieg aus der Atomenergie bis 2022. Das AKW Brokdorf soll nun noch bis Ende 2021 Strom liefern.



Aus: "Dem Verbot zum Trotz: Großdemo gegen AKW Brokdorf 1981" Kathrin Weber (01.03.2021)
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Dem-Verbot-zum-Trotz-Grossdemo-gegen-AKW-Brokdorf-1981,brokdorfdemonstration101.html

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Quote[...] Das Vorhaben Japans, gefiltertes Kühlwasser aus der Atomruine Fukushima im Meer zu entsorgen, entspricht internationalen Standards. Zu dieser Einschätzung kommt die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA).

Die geplante Freisetzung des Wassers habe "vernachlässigbare" Auswirkungen auf die Umwelt, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi vor Journalisten in Tokio. Dies gelte für Meerwasser, Fische und Sedimente. Zuvor hat der Atomexperte Japans Regierungschef Fumio Kishida den Abschlussbericht seiner Behörde zu den Entsorgungsplänen für das Kühlwasser überreicht.

Die japanische Regierung will die Bewertung der IAEA nach eigenen Angaben zunächst studieren, bevor sie eine endgültige Entscheidung über den Zeitpunkt der Wassereinleitung ins Meer trifft. Sie will mit der Entsorgung im Pazifik noch diesen Sommer beginnen. 

Ein schweres Erdbeben und ein Tsunami hatten am 11. März 2011 einen Super-GAU am japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ausgelöst. Mehr als zwölf Jahre nach der Kernschmelze müssen die zerstörten Reaktoren weiter mit Wasser gekühlt werden. Durch einsickerndes Regen- und Grundwasser nimmt die Menge verstrahlten Wassers täglich zu. In rund 1.000 Tanks lagern inzwischen mehr als 1,3 Millionen Tonnen davon.

Dem Betreiber Tepco zufolge fehlt bald der Platz zur Lagerung des Kühlwassers. Die japanischen Behörden wollen das Wasser deshalb durch einen rund einen Kilometer ins Meer ragenden Tunnel gefiltert und verdünnt ins Meer verklappen.

Die Pläne sind hochumstritten. Protest kommt von japanischen Umweltschützern sowie Fischern und Ländern wie China, Neuseeland und Südkorea.

Kritiker verweisen vor allem darauf, dass das technische System ALPS das Isotop Tritium nicht aus dem Kühlwasser herausfiltern kann. Laut Tepco und der IAEA besteht dennoch keine Gefahr für die Umwelt, da das Wasser verdünnt werde und Tritium in geringen Mengen unschädlich für Mensch und Umwelt sei. In einem früheren Bericht hat die IAEA bereits erklärt, dass weder sie noch andere Labore "zusätzliche Radionuklide in signifikanter Menge" festgestellt hätten und dass die Analysemethoden des Betreiberkonzerns angemessen und für den Zweck geeignet seien.

China wies die Einschätzung der IAEA noch vor der Vorlage des Berichts zurück. Es sei nicht bewiesen, dass die Verklappung des Kühlwassers die sicherste und verlässlichste Option sei, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning. Sie forderte Japan auf, kein Kühlwasser aus der Atomruine in den Ozean zu leiten. Nötig sei eine Entsorgung "auf wissenschaftliche und sichere Weise" unter strenger internationaler Bewachung.

Auch Südkorea fürchtet negative Folgen für die Meeresumwelt und die Gesundheit von Menschen. Die Regierung in Seoul kündigte an, am Importverbot für Fischereierzeugnisse aus Japan so lange festhalten zu wollen, bis die Besorgnis der Menschen wegen der Ableitung kontaminierten Wassers ausgeräumt werden könne. Grossi reist am Freitag nach Seoul weiter.       


Aus: "Japan darf aufbereitetes AKW-Kühlwasser ins Meer leiten" (4. Juli 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2023-07/japan-fukushima-kuehlwasser-entsorgung-meer-iaea

Quote
TheBastian1977

Im thematisch gleichen Artikel der Süddeutschen wird noch erwähnt, dass "Fachleute [...] darauf [verweisen], dass Atomkraftwerke in aller Welt seit Jahrzehnten routinemäßig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten"

https://www.sueddeutsche.de/politik/japan-fukushima-kuehlwasser-verklappung-1.5996102

"Schön", dass man das auch nochmal erfährt. Aber hey, Atomkraft ist ja so super. (Ironie off)


Quote
Zeit 12

"Die geplante Freisetzung des Wassers habe "vernachlässigbare" Auswirkungen auf die Umwelt, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi vor Journalisten in Tokio."

Sicher ;-)


QuoteStefan W. Mueller

Über dem Pfälzer Wald werden regelmäßig viele Tonnen Kerosin abgelassen (weil Flugzeuge Probleme haben). Ist aber völlig unproblematisch, weil das Kerosin nicht mehr nachweisbar sei.


QuoteHaLa71

Das mit den Kerosin ist auch eine echte Schweinerei.


QuoteDontPanik

    Ist aber völlig unproblematisch, weil das Kerosin nicht mehr nachweisbar sei.

Die Methode Fukushima entspricht eben ,,internationalen Standards". Das machen alle so. In Frankreich wird ja schon lange ein Vielfaches an Tritium (und nicht nur das) in den Kanal gekippt. Vielleicht wird das jetzt auch mal thematisiert. Aber ,,Gift ins Meer" (oder ,,in den Wald") ist eben DER Standard - überall.


QuoteAristippos von Kyrene

Angesichts der natürlichen Radioaktivität der Meere spielt so ein bisschen Kühlwasser überhaupt keine Rolle.


QuoteMidwayEques

Ich, als AKW-Befürworter muss hier sagen, dass das doch recht verantwortungslos ist. Grausig.


QuoteHaLa71

Atomkraft ist ein Irrweg.


...

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Quote[...] TOKIO taz | Dreizehn Jahre nach dem GAU vom März 2011 bleibt das Innere der Atomreaktoren von Fukushima ein ungelöstes Mysterium. Große Trümmermengen und extreme Strahlung stoppen bis heute alle Versuche, auch nur eine winzige Probe Corium herauszuholen.

Ein Erdbeben der Stärke 9 und ein Tsunami hatten damals die Stromversorgung und die Kühlung der Meiler zerstört und eine dreifache Kernschmelze verursacht. Eine lavaartige Mischung aus angereichertem Uran als Kernbrennstoff und den geschmolzenen Überresten von stählernen Steuerstäben voll mit Cadmium und Bor – ,,Corium" genannt – brannte sich durch den Boden der Reaktorbehälter und fraß sich in den Beton der Sicherheitshüllen hinein.

Die gesamte Corium-Menge schätzt der Fukushima-Betreiber Tepco auf gigantische 880 Tonnen. Wie viel des strahlenden Materials in jedem Reaktor tatsächlich ausgetreten und wohin es geflossen ist, ließ sich bisher nicht genau herausfinden.

Schon einige Gramm dieser Substanz würden Tepco zumindest Hinweise zu ihrer Beschaffenheit geben. Daraus ließen sich dann Bergungsmethoden ableiten. Doch die Probenentnahme sei wie das Eindringen in den ,,Hauptturm einer Burg", sagte Projektleiter Akira Ono anlässlich des Jahrestags der Nachrichtenagentur AP. ,,Wir müssen noch viel nachdenken, um die beispiellose Aufgabe der Entfernung des geschmolzenen Brennstoffs zu bewältigen."

Bisher gelang es den Ingenieuren nicht einmal, das Innere der Reaktoren gründlich zu erkunden. Vor zwei Wochen schickte Tepco erstmals Minidrohnen in den primären Sicherheitsbehälter des am stärksten havarierten Reaktor 1. Die Flugroboter sollten den Betonsockel unter dem Druckbehälter fotografieren, zwei weitere Drohnen dann den Sockel erkunden. Doch Tepco musste das Vorhaben abbrechen: Ein schlangenförmiger Kriechroboter, der die Daten der hochauflösenden Drohnenkameras an den Kontrollraum übertragen sollte, blieb auf dem Weg zu seiner Zielposition stecken. Solche unerwarteten Rückschläge brächten wertvolle Lektionen für die nächsten Schritte mit sich, kommentierte Ono nüchtern.

Angesichts der geringen Fortschritte dieser Vorarbeiten gilt das offizielle Ziel, die drei zerstörten Meiler bis 2051 komplett abzubauen, schon seit Langem als unrealistisch. So werden die abgebrannten Brennelemente, die unter dem Dach des Gebäudes von Reaktor 1 liegen, mit einer Verspätung von zehn Jahren erst ab 2027 aus ihren Kühlbecken herausgeholt. Für die Bergung und Lagerung der hochradioaktiven Schmelzmasse in den Reaktoren existieren bisher nur vage Ideen und keine Ansätze für eine technischen Lösung.

Trotz der gewaltigen Technikhürden und der ausufernden Kosten halten Regierung und Tepco an dem Projekt fest. Womöglich wollen sie der Welt aus nationalem Stolz beweisen, dass Japan diese Mammutaufgabe bewältigen kann, nachdem die Atomkatastrophe durch den mangelhaften Tsunamischutz der Meiler weitgehend selbstverschuldet gewesen war.

Doch ein erster Schritt in diese Richtung, die Einleitung von über 1 Million Tonnen gereinigten Kühlwassers in den Pazifik, kostete das Land erneut viele Sympathien. Nach dem Beginn im August vergangenen Jahres wird derzeit die vierte Charge stark verdünnt ins Meer abgelassen. Bis Ende März wären dann insgesamt 31.200 Tonnen verklappt. Das entspricht der Menge von 10 der rund 1.000 Tanks voller Wasser.

In den nächsten zehn Jahren will Tepco ein Drittel der Behälter leeren und damit auf dem AKW-Gelände Platz schaffen für die Stilllegungsarbeiten. Die gesamte Einleitung wird 30 Jahre dauern, weil bei der weiter notwendigen Kühlung des Coriums ständig neues kontaminiertes Wasser entsteht.


Aus: "13 Jahre nach Tsunami und Super-GAU: Mysterium im Inneren des Reaktors" Martin Fritz (10.3.2024)
Quelle: https://taz.de/13-Jahre-nach-Tsunami-und-Super-GAU/!5994649/


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"Anti-Atom-Aktivist über Widerstand: ,,Es ging gemeinsam ums Ganze"" Interview führte Reimar Paul (17.3.2024)
Die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg machte Gorleben zum Synonym für den Kampf gegen Atomkraft. Wolfgang Ehmke kennt diese 50 Jahre Widerstand. ...
https://taz.de/Anti-Atom-Aktivist-ueber-Widerstand/!5989321/

Seit mehr als 45 Jahren währt unser Widerstand gegen die Atomanlagen in Gorleben. Erst war es der Plan, dort ein ,,Nuklearen Entsorgungszentrum" mit einer Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) und einer Brennelementefabrik zu errichten, es folgten Tiefbohrungen zur des Salzstocks Gorleben- Rambow und der als "Erkundung" getarnte Bau eines Endlagers, gegen den wir uns wehrten. Dann rollten immer wieder Atommülltransporte, zehntausende Menschen stellten sich gemeinsam mit uns quer. Bis September 2020 war Gorleben ein dicker, schwarzer Fleck auf der ,,weißen Landkarte" für die bundesweite Suche nach einem Endlagerstandort. Dann wurde der Salzstock wegen lange bekannter geologischer Mängel aus der weiteren Suche ausgeschlossen! Über die Zufälle, Glücks- und Unglücksfälle unserer Arbeit berichtet u.a. Wolfgang Ehmke in seinem Essay-Band "Das Wunder von Gorleben".
Die Arbeit der gemeinnützig anerkannten Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg e.V. (BI) ruht auf drei Säulen: Öffentlichkeitsarbeit, Juristerei und Protest auf der Straße. Seit mehr als vier Jahrzehnten wehren wir uns als soziale Bewegung argumentativ und fantasievoll gegen eine verfehlte Energiepolitik, gegen Kohle und Atom und wir treten vehement für die Energiewende und den Klimaschutz ein.

https://www.bi-luechow-dannenberg.de/

https://shop.koehring.net/produkt/das-wunder-von-gorleben/