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[Prostitution / Sexarbeit ... ]

Started by lemonhorse, November 05, 2013, 02:32:15 PM

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Prostitution (von lateinisch prostituere ,,nach vorn/zur Schau stellen, preisgeben") bezeichnet die Vornahme sexueller Handlungen gegen Entgelt. Andere Begrifflichkeiten sind ,,horizontales Gewerbe",,ältestes Gewerbe" oder Sexarbeit. Erfolgt die Prostitution unfreiwillig, ist es Zwangsprostitution. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Prostitution

Zum Bereich der Sexarbeit zählen bezahlte Tätigkeiten in der Sexindustrie, insbesondere als Prostituierte,[1] aber auch als Domina, Pornodarsteller oder Peepshowdarsteller. Wichtig ist dabei, dass der Begriff Sexarbeit ,,eine konsensuelle sexuelle oder sexualisierte Dienstleistung zwischen volljährigen Geschäftspartnern gegen Entgelt oder andere materielle Güter" bezeichnet und nicht-einvernehmlichen Sex bzw. Sex mit Minderjährigen aus der Definition ausschließt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Sexarbeit

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Quote[...] Nach Angaben der Zeitung «ABC» geben die Spanier umgerechnet bis zu 66 Milliarden Franken im Jahr für käuflichen Sex aus. Dies ist fast so viel, wie der Staat in die Bildung investiert. Etwa 350 000 Prostituierte gehen auf Strassen und Parkanlagen, in Privatwohnungen und Bordellen ihrem Gewerbe nach.

[...] «Die Teilung richtet sich nicht nach den üblichen ideologischen Trennungslinien», betont das «Blatt». «In der Frage der Prostitution ist nicht nur die feministische Bewegung gespalten, sondern auch die sozialistische Regierung.» ...


Aus: "Spanien bleibt «Bordell Europas»" (07.05.07)
Quelle: http://www.20min.ch/news/ausland/story/27712150

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"In der Presse: Appell für und gegen Prostitution" Sonia Dolinsek (03/11/2013)
tags: Agency, Arbeit, Deutschland, Feminismus, Frauen, Frauenhandel, menschenhandel heute, Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, Menschenrechte, Migration, Moderne Sklaverei, Prostituiertenbewegung, Prostitution, Prostitution in Deutschland, Prostitutionsgesetze, Sexarbeit, Zwangsprostitution
http://menschenhandelheute.net/2013/11/03/in-der-presse-appell-fur-und-gegen-prostitution/

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"Prostitution: Die Lifestyle-Escorts" Luisa Jacobs (10. Oktober 2016)
Wohlhabende und emanzipierte Frauen verkaufen ihren Körper online. Wie neue Escort-Apps und -Websites versuchen, aus Prostitution einen Lifestyle zu machen. ... Annabelle spricht über ihre Zeit als Sugarbabe wie über ein Hobby, das in einer bestimmten Phase ihres Lebens einfach gut gepasst hat. Dass sich bezahlte Treffen so leicht und unbeschwert wie ein Hobby anfühlen, darauf spekulieren auch andere Anbieter.  ... Mit den schmutzigen Bedingungen der Prostitution haben ihre Verabredungen scheinbar nichts zu tun. Für die Frauen ist Prostitution nur noch eine weitere App auf dem Smartphone, deren Icon zwischen Facebook und Instagram auf dem Homescreen liegt. Ohlala und die spielerischen Datingwebsites, auf denen Annabelle sich früher die Zeit vertrieb, verändern den Markt für Prostitution – sie machen es leichter, probeweise und vergleichsweise anonym den eigenen Körper für Geld anzubieten. Ob aus Interesse an der Begegnung oder aus Interesse am schnellen Geld. Sie wollen aus dem knallharten Geschäft ein verruchtes Hobby machen.
Wenn Menschen also freiwillig entscheiden, gegen Geld mit anderen Menschen zu schlafen, ist dann eigentlich alles in Ordnung? Die emanzipierten Escorts wünschen sich das. Doch Olympia hält ihre Leidenschaft geheim und Annabelle ihre Kunden mit einer falschen E-Mail-Adresse auf Distanz. Eine Tatsache lässt sich auch trotz des Lifestyle-Anstrichs nicht verdecken. Prostitution bleibt eine Dienstleistung, die vor allem in eine Richtung angeboten wird: Die Frau bietet ihren Körper, der Mann bezahlt. ...

http://www.zeit.de/campus/2016-10/prostitution-escort-service-lifestyle-studenten

QuoteVorschau #10

Läuft heute eigentlich wirklich alles, was Frau so treibt, unter emanzipiert?


QuoteDeutschesEdelschwein #41

Ich verurteile so etwas nicht und ich will es nicht verbieten. Nur warum wird das Prinzip Sex gegen Geld so verniedlicht? Warum diese Rechtvertigungsstrategien? Ich finde es verlogen. Warum stehen diese Frauen nicht selbstbewusst dazu, dass Sie Prostituierte sind? Stattdessen erfinden Sie neue Wörter für ein und die selbe Sache. Nur weil man tätowiert und gebildet ist, ändert sich doch nichts an der Sache.
Wenn ich neben dem Studium noch als Koch arbeiten gehe, bin ich auch nicht dazu gezwungen, trotzdem lasse ich mir natürlich auf der Arbeit Dinge gefallen die ich mir beim gemütlichen kochen für Freunde nicht gefallen lassen würde. Ich kriege nur 12 Euro die Stunde ich kann mir nicht vorstellen, dass dies anders ist wenn einer Frau 250 Euro in Aussicht gestellt werden.


QuoteAlraun #47

Diese Edelnutten sind die, für die Rotgrün ihr Zuhälterschutzgesetz gemacht hat. Man muss auch diesen Damen ihre Lebenlügen nicht so unbedarft abkaufen, wie das Tanja Gönner tut. Unter der Oberfläche, die Tanja Gönner nicht mal ankratzen wollte, gibt es eine Menge Dreck, sagt die Lebenserfahrung. Aber darauf kommt es gar nicht an. Wieviel mögen diese aus einer Pornophantasie entlaufenen "Hobbyhuren" ausmachen?
1 %? Der Rest sieht so aus, wie es Huschke Mau beschreibt:

Prostitution: "Alle Freier sind Täter" (18. Mai 2016)
Nach einer Kindheit voller Missbrauch und Gewalt beginnt Huschke Mau, sich zu prostituieren. Der Ausstieg nach zehn Jahren im Milieu war schwierig. Heute sagt sie: Freiwillige Prostitution ist ein Mythos.
http://www.sueddeutsche.de/leben/prostitution-alle-freier-sind-taeter-1.2989558


QuoteMambrin #16

Wenn ich so manche Kommentare lese, denke ich, ich wäre plötzlich wieder in den 60ern aufgewacht.
"Eine Frau die sowas macht, muss doch psychisch gestört sein"
"Das führt alles bloß in die Abhängigkeit"
"Wenn die das freiwillig machen, warum nehmen sie dann Geld?"

Gute Güte! Wenn ich den Stories die während des Studiums so kursierten glaube, dann hat es so manche (und selbtverständlich auch so mancher!) ziemlich wild getrieben. Man kann sich natürlich in der Kneipe aufreißen lassen, oder selber aufreißen.
Man kann aber auch Geld dafür nehmen. Na und?

Hier wird schon wieder Personen, die keiner der Kommentatoren auch nur flüchtig kennt, allerlei Bullshit unterstellt, weil das im eignene Weltbild halt so ist. Nehmt mal das Brett vom Kopf weg!


QuoteFamily Guy #16.1

Danke.


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"Trafficking of Nigerian women to Europe is reaching "crisis" levels" Beata Stur (Published 12:42 September 29, 2016)
As reported by Nigeria's Daily Post online, the women and girls had been lured to Europe by false promises of employment. But they were forced into prostitution. ... Speaking to reporters, a police spokesperson in Ibiza said: "The network captured very young victims among the lower classes of the major Nigerian cities, deceiving them with false job offers in Spain." - "Once in our country, they were forced into prostitution in marathon days, being beaten if they did not earn the money demanded by the gang."... Salvatore Vella, the deputy chief prosecutor in Agrigento, Sicily, who led the first significant investigation of Nigerian trafficking rings in Italy in 2014, said that the reception centres are increasingly being used as pick-up points by those intending to exploit Nigerian women.
The Nigerian women are given a phone number when they leave Nigeria, which they use to inform a contact in Italy that they have arrived.
"The mobsters just come to the camp and pick [women] up," he says. "As easy as going to a grocery store." ...
https://www.neweurope.eu/article/trafficking-nigerian-women-europe-reaching-crisis-levels/


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#2
Hannah Sophie Lupper @HannahLupper
Meine Güte. Thema Prostitutionspolitik. Binnen weniger Tweets pro sexuelle Selbstbestimmung soll ich aus der Partei ausgeschlossen werden und fördere angebl. Pädophilie und Vergewaltigung. Spannend, so ein koordinierter Shitstorm. Ach ja, mich hat noch keiner mundtot bekommen. Was mich noch mehr erschreckt: Wie geht es denn erst den Frauen, die sich hier offen als Escort bekennen? ...
11:18 PM · Jan 30, 2020
https://twitter.com/HannahLupper/status/1223007586024411149

Aya Velázquez @aya_velazquez
Jan 31Replying to @HannahLupper
Willkommen in der absurden Welt der Abolis! Bezeichnend, dass Du als unser Ally ihre Verachtung nun ähnlich heftig zu spüren bekommen hast wie wir #Sexworker.
Quasi-religiöse Überzeugungen, Schwarz-Weiß-Denken, Unfähigkeit zu differenzieren. Mit Logik ist dem nicht beizukommen.
https://twitter.com/aya_velazquez/status/1223022458971860993

Hollarius @Hollarius Jan 31
Replying to @aya_velazquez and @HannahLupper
Wir hatten das Thema letztens im Kreisverband und mir wurde - nachdem die meisten sich meinen Argumenten gegen das nrd. Modell anschlossen - unterstellt, nur so zu argumentieren, weil ich sicher selbst Freier wäre. ...
https://twitter.com/Hollarius/status/1223028956615659521

Die selbstbestimmte Hure ist noch immer undenkbar- hier ohne Paywall:
https://twitter.com/KristinaMarlen_/status/1223751034604064775?s=03

"Die selbstbestimmte Hure ist noch immer undenkbar" Kristina Marlen (28. Januar 2020)
... Nicht der Sex ist gefährlich, sondern das Stigma. Die Angst vor dem gefährlichen Sex, das ist nur die Angst, den sexuellen Raum nicht gestalten zu können. Sexarbeiter*innen gestalten aber. Sie haben Rückgrat und zeigen Gesicht, wenn es um sexuelle Verhandlungen geht. Wir haben keine Angst vor dem sexuellen Raum. Wir betreten ihn, wir kennen uns darin aus.  Es ist eure Angst.
Sprecht mit uns, nicht über uns.
https://www.marlen.me/gastbeitrag-die-zeit-die-selbstbestimmte-hure-ist-noch-immer-undenkbar/

Gastbeitrag in ,,DIE ZEIT": Sexarbeit: Die selbstbestimmte Hure ist noch immer undenkbar
Ein Gastbeitrag von Kristina Marlen (28. Januar 2020)
https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-01/sexarbeit-sexkauf-patriarchat-moral-prostitutionsgesetz/komplettansicht

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Aya Velázquez Retweeted lawen4cer@lawen4cer

Sexworkerin: "Ich biete eine Dienstleistung an."

Prostitutionsgegner: "Ich kann Dich also kaufen, benutzen und dann wegwerfen Du Objekt. Wie eine Chipstüte. Deine Körperöffnungen sind mein Eigentum! Das verstößt gegen Deine Würde, daher will ich, dass Dein Beruf verboten wird!"
https://twitter.com/lawen4cer/status/1223592949239418881

Geier @Geier74332305
22h Replying to @lawen4cer and @meuyve
Die die es freiwillig machen. OK. Ihre Sache. Aber die die gezwungen werden soll man helfen und Freier wie Menschenhändler einsperren.
Und ich bin ein Mann. Frauen haben auch Rechte.

lawen4cer @lawen4cer 22h
Zwangsprostitution ist aber bereits verboten und strafbar. Auch für Freier. Insoweit geht es in der aktuellen Diskussion nur um den Versuch auch noch die legale freiwillige Prostitution zu verbieten.

Geier @Geier74332305 21h
Verboten schon. Kommt aber immer wieder ans Tageslicht.

lawen4cer @lawen4cer 21h
Wie bei jeder anderen Straftat auch.

Das Bös in Menschengestalt
@DasBoes 6h
Es ist auch verboten Radfahrer zu überfahren.
Da gibts jetzt 2 Ansätze:
1 -Rad fahren verbieten
2 -Den restlichen Verkehr mehr zwingen niemanden zu überfahren
Was man hier mit Sexworkern probiert ist Methode 1

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Nordisches Modell für Prostitution
Unter dem Begriff Nordisches Modell für Prostitution werden verschiedene Varianten zur Bekämpfung von Prostitution durch die Kriminalisierung der Kunden der Prostituierten zusammengefasst, deren bekannteste die der skandinavischen Länder, insbesondere Schwedens, ist. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Nordisches_Modell_f%C3%BCr_Prostitution

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19:30 Zeitfragen. Feature
Eine Frau für 5 Euro
Armutsprostitution aus Osteuropa
Von Güner Balci
Sex mit einer Prostituierten kostet in Deutschland weniger als eine Schachtel Zigaretten. Armutsprostitution betrifft vor allem Frauen aus Osteuropa und afrikanischen Ländern. Polizei und Experten sprechen von hunderttausenden Frauen die, oft unter Zwang, ihren Körper verkaufen. Statistiken gibt es keine. Nur wenige Betroffene schaffen den Absprung in ein normales Leben, denn Hilfsangebote gibt es kaum. In Frauenhäusern werden sie nicht aufgenommen, den meisten droht bei Ausstieg aus dem Milieu Gewalt und Obdachlosigkeit. Das große Geschäft machen kriminelle Banden und Betreiber von Bordellen, auch der Staat verdient gut mit. Ausgebeutet und alleingelassen leben diese Frauen in einer Schattenwelt mitten in Deutschland ohne Rechte. ... Besonders die Frauen, die von Armutsprostitution betroffen sind, lassen oft Unvorstellbares über sich ergehen.
,,Es gibt auch die Freier, die genau das wollen", sagt Annika Kleist. ,,Die wollen die Frauen in den Notsituationen. Die wollen die, weil sie da die Preise drücken können, weil sie da alles bekommen, was sie für extreme Vorstellungen haben. Es ist wirklich verstörend."
Für die Frauen in der Armutsprostitution ist Gewalt Alltag. In all seinen Ausprägungen. ...
https://www.deutschlandfunkkultur.de/armutsprostituierte-aus-osteuropa-eine-frau-fuer-fuenf-euro.976.de.html?dram:article_id=472069

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Quote[...] Die Stimmen werden lauter, Prostitution wie einst wieder ins Strafgesetzbuch aufzunehmen. Claudia Zimmermann-Schwartz vom Juristinnenbund warnt davor.

Andrea Dernbach: [25.11.2019] Im Blick auf den heutigen Tag gegen Gewalt gegen Frauen hat sich, wie schon in den vergangenen Jahren, ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Bündnis zusammengetan, um gegen die Kriminalisierung von Prostitution zu warnen. Dabei sind neben der Aidshilfe der Deutsche Frauenrat, die evangelische Kirche mit der Diakonie und dem Frauenwerk der Kirche in Norddeutschland und der Deutsche Juristinnenbund, in dessen Vorstand Sie arbeiten. In etlichen Ländern gilt Prostitution als Gewalt gegen Frauen, es gibt deshalb entsprechende Strafgesetze. Warum sind Sie dagegen?

Claudia Zimmermann-Schwartz: Weil es auf den Kontext ankommt. Der Kauf sexueller Dienstleistungen kann tatsächlich etwas sehr Unterschiedliches bedeuten. Wo immer Freiheitsrechte und sexuelle Selbstbestimmung verletzt werden, wo Einvernehmlichkeit nicht gegeben ist, bewegen wir uns im Bereich des Strafrechts. Menschenhandel und Zwangsprostitution sind schwere Menschenrechtsverletzungen, die unbedingt zu verfolgen und zu ahnden sind. Davon abzugrenzen ist die einvernehmliche Verabredung zwischen Erwachsenen, sexuelle Dienstleistungen gegen Geld anzubieten und in Anspruch zu nehmen. Hier sprechen wir von Prostitution, für die nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts Berufsfreiheit gilt, also etwas, was das Grundgesetz im Artikel 12 garantiert.

Andrea Dernbach: In Schweden und seit ein paar Jahren auch in Frankreich wird nicht die Prostituierte bestraft, sondern ihre Kundschaft.

Claudia Zimmermann-Schwartz: Auch wenn beim Sexkaufverbot nur die Nachfrage bestraft werden soll, hat eine solche Regelung indirekt Auswirkungen auf andere Menschen - vor allem auf Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter selbst, also die, die dieser Tätigkeit nachgehen möchten. Sie sind in ihren Grundrechten berührt. https://www.tagesspiegel.de/politik/streit-um-prostitutionsgesetz-spd-frauen-wollen-kauf-von-sex-komplett-verbieten/24455180.html

Andrea Dernbach: Der Kampf gegen Menschenhandel und Ausbeutung ist ein zentrales Argument für das Verbot von Sexkauf.

Claudia Zimmermann-Schwartz: Leider werden in der öffentlichen Diskussion die sehr differenzierte Lebenswirklichkeit von Menschen in der Sexarbeit und die grundlegenden tatsächlichen und rechtlichen Unterschiede zwischen Prostitution einerseits und Menschenhandel sowie Zwangsprostitution andererseits vernachlässigt oder ignoriert. Dies aber dient niemandem: Prostituierten per es einen Opferstatus zuzuschreiben, entmündigt sie. Ein Sexkaufverbot würde sie in die Illegalität treiben, wo sie schutzlos und für Angebote und Hilfen nicht mehr erreichbar wären. Zudem wäre ein Sexkaufverbot völlig ungeeignet, Menschenhandel und Zwangsprostitution zu verhindern. Im Gegenteil: Wenn Prostitution ins Unsichtbare verlagert wird, ist es ungleich schwieriger, Hinweisen darauf nachzugehen. Wo derzeit Beratungsstellen, Gesundheitsämter und auch die Polizei gute Kontakte ins Milieu pflegen und ein Vertrauensverhältnis aufbauen können, das es Opfern, erlaubt sich zu offenbaren, würde ein Sexkaufverbot all dies zunichte machen.

Andrea Dernbach: In der SPD werden die Stimmen lauter, Sexkauf nach dem nordischen beziehungsweise schwedischen Vorbild auch in Deutschland zu verbieten. Wenn aus Ihrer Sicht so viel dagegen spricht, warum hat das Verbot doch so viele Anhängerinnen?

Claudia Zimmermann-Schwartz: Der Reiz des nordischen Modells liegt vielleicht darin, normativ eine eindeutige Position zu beziehen. Frauen müssen immer wieder und immer noch um ihre sexuelle Selbstbestimmung kämpfen, das Problem der Gewalt gegen Frauen ist strukturell in unserer Gesellschaft verankert. Auch ohne dass die Straftatbestände von Menschenhandel und Zwangsprostitution verwirklicht werden, geht Prostitution vielfach mit bedrückenden Umständen einher, Armut, fehlendem Zugang zu Gesundheits- und Bildungsangeboten, Drogengebrauch. Die Idee, alledem durch ein Sexkaufverbot den Boden zu entziehen, ist verlockend, zumal, wenn andere europäische Staaten diesen Weg bereits gegangen sind. Es ist aber sicher kein Zufall, dass sich beim Bündnis ,,Unterstützung statt Sexkaufverbot" gerade die Fachwelt, die unmittelbare Zugänge zu Menschen in der Prostitution hat, gegen ein solches Symbolgesetz ausspricht.



Aus: "Prostitution und Verbote: "Für einvernehmlichen Sexkauf gilt Berufsfreiheit"" Andrea Dernbach (25.11.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/prostitution-und-verbote-fuer-einvernehmlichen-sexkauf-gilt-berufsfreiheit/25266884.html


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#5
Quote[...] Die schwarz-rote Koalition plant offenbar, noch in dieser letzten Sitzungswoche vor der Bundestagswahl die Prostitutionsgesetzgebung erneut zu verschärfen. Die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Nadine Schön (CDU),bestätigte dem Tagesspiegel, worüber am Mittwoch zunächst die ,,Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet hatte:

Demnach sind sich SPD und Union einig, die Handhaben gegen die Kunden von Sexarbeiter:innen zu vergrößern: Freier, die deren Dienstleistungen in Anspruch nehmen, obwohl die – meist – Frauen offensichtlich in einer Zwangslage stecken, müssten demnach künftig beweisen, dass sie davon nichts wussten. Aktuell muss dem Kunden nachgewiesen werden, dass er die Zwangslage kannte.

Der Plan soll am heutigen Donnerstag im Bundestagsplenum diskutiert und verabschiedet werden. Teil des Programms ist auch eine mit 20 Millionen Euro zu finanzierende Ausstiegshilfe für minderjährige und schwangere (Zwangs-)Prostituierte, die die Sexarbeit aufgeben wollen. Schön sagte der ,,FAZ": ,,Wir wollen die menschenunwürdigen Bedingungen in der Prostitution beenden und Menschenhandel stoppen." Die Zeitung zitierte die SPD-Politikerin Leni Breymaier mit den Worten: ,,Dass Freier, die Prostituierte ausnutzen, jetzt härter bestraft werden, ist ein großer Schritt."

Breymaier, die zum linken Flügel der SPD gezählt wird und die überzeugteste Kämpferin ihrer Fraktion gegen Prostitution ist, bekannte sich erneut zum sogenannten Nordischen Modell. In Schweden gilt seit 1999 ein Verbot des Sexkaufs. Sexuelle Dienstleistungen dürfen zwar angeboten, aber nicht nachgefragt werden. Auch in anderen skandinavischen Ländern und in Irland gilt dies.

Fachleute und Sexarbeitsverbände kritisieren dies massiv, obwohl das nordische Modell nicht mehr die Prostituierten kriminalisiert. Es schafft aus ihrer Sicht Prostitution nicht ab, wie seine Macher- und Befürworter:innen behaupten, sondern dränge sie lediglich in die Illegalität, schneide die betroffenen Frauen und Männer genau von der Hilfe ab, die man ihnen angeblich zukommen lassen will, und drücke ihren Lohn.

Die SPD hatte in der rot-grünen Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder vor fast 20 Jahren zusammen mit den Grünen ein liberales Prostitutionsgesetz geschaffen, das die Sittenwidrigkeit des Berufs abschaffte – Voraussetzung dafür, dass Sexworker seitdem ihren Lohn einklagen und sich unter Angabe ihrer tatsächlichen Tätigkeit sozialversichern konnten. In den vergangenen Jahren näherte sich die SPD aber der konservativen Kritik an, die behauptet, die Entkriminalisierung von Prostitution habe Deutschland zum ,,Bordell Europas" gemacht.

Die schwarz- rote Regierung ersetzte noch in der vergangenen Legislaturperiode – im Sommer 2017 – das rot-grüne Gesetz durch das ,,Gesetz zur Regulierung des Prostitutionsgewerbes sowie zum Schutz von in der Prostitution tätigen Personen", kürzer ,,Prostituiertenschutzgesetz". Es verschärfte die Auflagen für Bordelle massiv und verpflichtet Sexworker:innen, sich auf dem Amt zu registrieren. Besonders dagegen wehrten sich Betroffene, weil sie Zwangsoutings fürchteten.

Aber auch ein Bündnis aus Deutschem Frauenrat, Juristinnenbund, der evangelischen Diakonie und der Aidshilfe wandte sich scharf gegen das Gesetz, weil es Prostituierten ,,neue Gefahren statt Schutz" beschere.
Mit der Pandemie wurde Sexarbeit dann tatsächlich vorerst verboten – mehrere Politikerinnen aus Union und SPD appellierten im vergangenen Sommer an die Länder, es dabei zu belassen. ,,Die Forderung nach einem Sexkaufverbot", sagt Stephanie Klee vom Bundesverband sexuelle Dienstleistungen im letzten Jahr dem Tagesspiegel, ,,ist eine moralische Forderung, die mit dem Schutz der Frauen überhaupt nicht einhergeht."

Mit schärferen Strafen für Freier will man dem Ziel jetzt wohl wenigstens näherkommen. Nach Unionsangaben hätte dies früher geschehen können, wenn nicht die SPD sich in den letzten Monaten gegen einen weitergehenden Unionsvorschlag gewehrt hätte: Sie wollte, anders als die Union, die Evaluation des Gesetzes von 2017 nicht um anderthalb Jahre vorziehen, also die Überprüfung, ob es seine Ziele (Prostitutiertenschutz) erreicht hat.

Die Frauenpolitikerin der Linken, Cornelia Möhring, sagte dem Tagesspiegel, die Pläne der Koalition gingen "völlig an der Problemlage vorbei". Um Menschenhandel und erzwungene Prostitution zu verfolgen, müssten Prostituierte umfassend und so weitgehend wie möglich Schutz erhalten, zum Beispiel durch ein Aufenthaltsrecht für ausländische Betroffene: "Anstatt das Strafrecht für Freier zu verschärfen und Prostitution somit mehr in den Untergrund zu drängen, müssen wir den Opferschutz stärken."


Aus: "Sexarbeit und Politik: Koalition will härter gegen Freier vorgehen" (23.06.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/sexarbeit-und-politik-koalition-will-haerter-gegen-freier-vorgehen/27356884.html

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Quote[...] Mit Paternalismus (von Altgriechisch πά·τερ, patēr, Plural: pateres ,,Vater") wird eine Herrschaftsordnung beschrieben, die ihre Autorität und Herrschaftslegitimierung auf eine vormundschaftliche Beziehung zwischen herrschenden und beherrschten Personen begründet.

... Als paternalistisch wird umgangssprachlich auch eine Handlung bezeichnet, die gegen den Willen, aber auf das vermeintliche Wohl eines anderen ausgerichtet ist. Paternalistische Regelungen werden von den Adressaten häufig als Bevormundung angesehen. ...  In Großbritannien erregte in den frühen 1990er Jahren der ,,Spanner-Fall" Aufsehen: es kam zur Verhaftung und Verurteilung von Sadomasochisten unter dem Tatbestand der Körperverletzung. Dabei wurde der Umstand nicht gewertet, dass alle Beteiligten im gegenseitigen Einvernehmen gehandelt hatten [https://de.wikipedia.org/wiki/R_v_Brown]. ...


https://de.wikipedia.org/wiki/Paternalismus (24. April 2021)

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Quote[...]

gesichtslos – Frauen in der Prostitution - Eine Ausstellung der Beratungsstelle Amalie in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen (2021)
https://www.rem-mannheim.de/ausstellungen/gesichtslos-frauen-in-der-prostitution/ausstellung/

Wie zur Hölle kann es sein, dass so was möglich ist? Wie sehr muss eine Gesellschaft Frauen hassen, dass sie das zulässt, wegschaut oder sogar befürwortet? Wie kann man das beenden? Nach dem Besuch der Fotoausstellung ,,gesichtslos – Frauen in der Prostitution", die noch bis zum 20. Februar 2022 im Museum Weltkulturen der Reiss-Engelhorn Museen in Mannheim zu sehen ist, überschlagen sich viele Fragen im Kopf. Denn eines wird klar, wenn man vor den Fotografien aus dem Alltag von zehn Prostituierten steht: Für die allermeisten ist Prostitution keine ganz normale Arbeit.

Neben den selbstbestimmten ,,Sexarbeiter:innen" mit Bildungshintergrund, die sich gut verständigen können und Alternativen haben, besitzt laut Statistischem Bundesamt nur ein Fünftel der vor Corona 40.400 gemeldeten Prostituierten in Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft. 80 Prozent stammen überwiegend aus Bulgarien und Rumänien, haben keinen Zugang zum regulären Arbeitsmarkt und werden so oftmals von Mittelsmännern abhängig, die sie zu Sexsklavinnen machen.

Um diese Frauen, und auch die, die jenseits von fassbaren Zahlen illegal Sex verkaufen müssen, geht es in der Ausstellung in Mannheim: Auch um dem öffentlichen Bild entgegenzuwirken, das vor allem die französische Malerei zwischen Zweitem Kaiserreich und Belle Époche vor und nach 1900 bis heute geprägt hat: der Blick von Männern auf die Prostitution – die teilweise selbst mit Prostituierten verkehrten und von der ,,sündhaften" Pariser Schattenwelt der ,,pierreuses", also Straßenhuren, fasziniert waren. Bis heute dominiert dieser voyeuristische Blick die gesellschaftliche Wahrnehmung. Immer noch bebildern Medien die Nachricht über einen Mord an einer Prostituierten mit einem sexualisierten Frauenkörper. Sexkauf wird romantisiert und nicht als das darstellt, was er in den meisten Fällen ist: Gewalt. Körperliche Gewalt. Psychische Gewalt. Patriarchale Gewalt. Von Männern an Frauen. Jeden Tag. In Deutschland. Abertausendfach.

,,Es gibt eine große Diskrepanz zwischen dem Bild, das die Gesellschaft von Prostitution hat, und der Lebensrealität in der Prostitution", sagt Julia Wege, Gründerin von ,,Amalie", der Beratungsstelle des Diakonischen Werks Mannheim für Frauen in der Prostitution. Seit 2013 hilft die Einrichtung Prostituierten in allen Lebenslagen, leistet kostenlose medizinische Versorgung und unterstützt beim Ausstieg.

In Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn Museen initiierte ,,Amalie" die Ausstellung daher von Beginn an mit dem Plan, Betroffene ins Projekt zu involvieren und Realitäten sichtbar zu machen, die gesellschaftlich verdrängt werden. Es sollte keine Ausstellung über sie, sondern mit ihnen werden. Alle Frauen auf den gezeigten Schwarzweißfotos des Fotografen Hyp Yerlikaya sind oder waren Besucherinnen in der Beratungsstelle.

Zunächst skeptisch, doch dann in immer größerer Zahl hätten sie sich am Projekt beteiligt. Weil sie gesehen haben, dass es darum gehe, einen unverstellten Blick auf das zu lenken, was ihnen jeden Tag widerfährt. ,,Bitte zeigt, wie es wirklich ist, zeigt die Wahrheit", habe eine Mitwirkende gesagt, erzählt Wege, die sich als Professorin für Methoden der sozialen Arbeit seit über zehn Jahren kritisch mit dem Thema Prostitution auseinandersetzt und über biografische Verläufe von Frauen in der Prostitution promoviert hat.

Der Fotograf Yerlikaya begleitete für die Ausstellung zehn Prostituierte zwischen 2019 und 2021, insgesamt 1.800 Fotos durfte er von ihnen machen. Immer anonymisiert. Immer mit einer weißen Maske, die ihre unsichtbare Existenz in der Gesellschaft thematisiert und gleichzeitig ihre Identität schützt. Denn die meisten Frauen fühlen sich durch gesellschaftliche Diskriminierung und Ächtung ,,wie der letzte Dreck" und hätten wahnsinnige Ängste, erkannt zu werden, erzählt Wege. 40 Fotos haben es am Ende in die Ausstellung geschafft.

Als international tätiger Künstler fotografierte Yerlikaya bereits 2012 Säureopfer in Bangladesch. Dank seiner großen Sensibilität für Thema und Protagonistinnen war er maßgeblich an Konzeption und Umsetzung der Schau beteiligt. Dass es gerade ein Mann ist, der die Fotos gemacht hat, verwundert, ist laut Wege neben seinem Einfühlungsvermögen aber auch einer ,,therapeutischen Wirkung" des Projekts geschuldet: Die Frauen hätten gesehen, dass sie ihm vertrauen können, dass nicht jeder Mann negative Absichten hat.

Auf der Grundlage von Interviews mit den Prostituierten, die in einem kleinen Vorführraum auch angehört werden können, erzählen die Fotografien von ihrem Alltag, ihren Ängsten, Traumata und Sehnsüchten. Jedem Bild in der Ausstellung ist ein Originalzitat einer Betroffenen zugeordnet, die es Be­su­che­r:in­nen erlaubt, das Gezeigte besser einzuordnen. Oft entfaltet das Foto seine volle Durchschlagskraft erst durch das Zitat.

Die Bilder zeigen Alltagssituationen von dem, was die Frauen jeden Tag zwischen Kundenwünschen, Arbeitsorten, Privatleben und Tagträumereien erleben: eine Frau in der Dusche; eine Frau, die eine Ultraschalluntersuchung bekommt; eine Frau, die mit einem kleinen Kind in der einen und einem Fahrrädchen in der anderen Hand, über die Straße läuft; eine Frau beim Beten in einer Kirche; eine Frau in Dessous, die sich das Gesicht wäscht; weißes Pulver auf einem Spiegel samt gerolltem Geldschein; groteskes Schuhwerk. Alle Bilder sind intim, ohne voyeuristisch oder sexualisiert zu sein.

Yerlikaya ist ein stiller Beobachter der Unsichtbaren, der hinter der Kamera selbst unsichtbar wird, der dokumentiert und dort, wo die Grenzen des Aussprechbaren oder Zeigbaren überschritten werden, auch inszeniert. Wie bei einem Bild, auf dem ein Zuhälter angedeutet ist, der eine Pistole unter der Jacke trägt. Mit den bildbegleitenden Zitaten neben den jugendfreien und damit auch für Schulklassen zugänglichen Fotografien wird etwa klar: Die Frau auf der Liege mit dem Ultraschallgerät auf dem Bauch ist schwanger von einem Freier. Denn ,,viele Männer möchten Sex ohne Kondom", den die Frauen in ihrer Not zulassen, um mehr Geld zu verdienen.

Manche Frauen wollen dann in der Beratungsstelle ,,Amalie" wissen: ,,Wie geht wegmachen?" ,,Andere Frauen entscheiden sich dazu, das Kind zu bekommen, um eine Motivation zu haben, noch härter dafür zu kämpfen, die Prostitution endlich hinter sich lassen zu können", erzählt Wege. ,,Denn sie wollen auf keinen Fall, dass das Kind irgendwas mit dieser Welt zu tun bekommt." Eine Welt voller Ekel, Wut und Selbsthass.

Mit ,,gesichtslos – Frauen in der Prostitution" wird Unsichtbares sichtbar. Und zwar so, wie es wirklich ist. Ohne Klischees. Weit entfernt von der Fantasie, dass alle Frauen gern und gut von Prostitution leben. Vielmehr ist es an der Tagesordnung, dass sie Geld an ihre Familien in ihren Heimatländern oder Zuhälter abdrücken und selbst in prekären Verhältnissen leben müssen.

Doch hier haben einmal nicht die Profiteure der Verklärung dieses Elends die Macht über das Narrativ: klickgeile Medien, Freier, Bordellbetreiber:innen, Ver­mie­te­r:in­nen von Stundenzimmern, Security-Firmen, Wäsche- und Reinigungsunternehmen, der Staat und das gute Gewissen der Gesellschaft im Allgemeinen. Sie alle haben ein Interesse daran, mitzubestimmen, welche Einblicke ins Milieu nach außen getragen werden. Sie alle möchten am liebsten nur die perfekt Deutsch sprechende, emanzipierte, studierte ,,Sexarbeiterin" sehen, um sich die eigene Beteiligung an einem menschenverachtenden System nicht eingestehen zu müssen. Hätten es am liebsten, dass die Diskussion über Prostitution in Deutschland vollständig vom positiven Bild der freiwilligen ,,Sexarbeit" überlagert wird, das eine Handvoll Re­p­räsen­tan­t:in­nen medienwirksam erschafft. Die Zwangsprostitution, wie sie die Ausstellung im Museum Weltkulturen zeigt, bleibt weitestgehend unbeachtet. Wie auch? Wenn die Betroffenen nicht einmal ihr Gesicht zeigen, geschweige denn in Talkshows reden können und somit unsichtbar bleiben.

Diesen kollektiven Verdrängungsmechanismus will ,,gesichtslos – Frauen in der Prostitution" stören. Das Elend sichtbar machen. Auch mit dem gleichnamigen Begleitbuch und Ausstellungskatalog, der Fakten und Analysen liefert. Niemand soll mehr sagen können: ,,Ja, hätten wir das mal alles gewusst." Alle sollen sehen, dass hier ganz gehörig was schiefläuft und das ,,Prostituiertenschutzgesetz" von 2017 samt falsch verstandenem Liberalismus gescheitert ist. Obwohl Prostitution seit 2002 legal ist, hat es die Situation der meisten Menschen in der Prostitution nicht verbessert, weil Staat und Gesellschaft bis heute von der deutschen, ,,selbstbestimmten Hure" ausgehen, die sich ihren Job freiwillig ausgesucht hat.

Sie verkennen schlichtweg, dass über 80 Prozent der Prostituierten marginalisierte, vulnerable Migrantinnen sind, die mit zuhälterischen Partnern oder Familienmitgliedern ihre Heimat für ein vermeintlich besseres Leben verlassen haben, in emotionale und ökonomische Zwangslagen gebracht und sexuell ausgebeutet werden. Vor allem in der Coronakrise wurde deutlich, dass viele Herkunftsfamilien von den Einnahmen der Zwangsprostituierten abhängig sind. Die Hälfte hat Depressionen, wurde während der ,Arbeit' vergewaltigt, viele haben Suizidgedanken, fast 70 Prozent leiden unter denselben posttraumatischen Belastungsstörungen wie Soldatinnen nach Kriegseinsätzen.

Alles seit der internationalen Studie von Melissa Farley bekannt. Alles im Begleitbuch nachlesbar. Alles möglich trotz ,,Prostituiertenschutzgesetz". Und doch sind es am Ende nicht die Freier und Mög­lich­ma­che­r:in­nen des Systems Prostitution, die sich schämen. Es sind immer die Frauen.



Aus: "Mannheimer Ausstellung über Prostitution: Von wegen ,,Sexarbeit"" Elena Wolf (29. 11. 2021)
Quelle: https://taz.de/Mannheimer-Ausstellung-ueber-Prostitution/!5814772/