Author Topic: [Medienjournalismus und Medienkritik... ]  (Read 193919 times)

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[Medienjournalismus und Medienkritik... ]
« Reply #160 on: July 10, 2023, 02:34:02 PM »
"Wie auf rechten Websites Nutzer abgezockt werden" Corinna Cerruti Bastian Obermayer (10. Juli 2023)
Die Betreiber vieler rechtsextremer Blogs arbeiten mit einem fragwürdigen Anzeigenvermarkter, der Leser auf Betrugswebsites lockt – auch im deutschsprachigen Raum. ... Der gemeinsame Nenner: eine undurchsichtige Werbeagentur namens Ad Style, die hinter all dem die Fäden zu ziehen scheint. ...
https://www.derstandard.at/story/3000000178116/wie-auf-rechten-websites-nutzer-abgezockt-werden

https://www.derstandard.at/story/2000106815540/betrugwenn-christoph-waltz-und-dieter-bohlen-das-schnelle-geld-versprechen

https://www.propublica.org/

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keppel pepi

Just saying: Die Art von Werbung gibt es hier auf DerStandard auch immer wieder.


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DerSchweiger

Jetzt verstehen wir endlich, was die Rechtsextremen mit "Lügenpresse" bisher gemeint haben.


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jazzerstrecht

Boris Becker als Anlageberater.

Der ist gut!


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Viellander

Nur zur Erinnerung. Das nennt sich "Clickbait".


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Bualein bualein

Profite am Marktplatz des Stumpfsinns.


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ich bin's nicht

"Schlaffe Haut reduzieren mithilfe von Moos: Jetzt 30 Tage testen Biovolen® Moosalbe"

"Österreich: Ein Schlupfloch 2023, über das nicht gesprochen wird"

"Das ist eine wahre Abnehm-Bombe!"

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Bin ich beruhigt, dass es unter Standard-Artikel keine dubiosen Links gibt, die dann noch artikelähnlich getarnt sind. :)


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[Medienjournalismus und Medienkritik... ]
« Reply #161 on: August 17, 2023, 07:20:22 PM »
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[...] Im Grunde muss man Julian Reichelt dankbar sein. Sein neues Medienportal „Nius“ sorgt endlich für Ordnung. Solange Jan Fleischhauer noch Kolumnen für den Spiegel schrieb oder Judith Sevinç Basad als freie Journalistin arbeitete, fiel es vielen schwer, diese Stimmen einzuordnen: Liberale Vordenker:innen, die mit erfrischender Brillanz den linken Meinungskorridor durchbrechen und deren originelle Thesen, gewürzt mit einer Prise Provokation, uns alle aufrütteln sollten? Oder doch nur rechtspopulistische Stimmungsmacher:innen?

Dass es sich bei „Nius“ um rechtspopulistische Stimmungsmache handelt, ist sicher. Und auch, dass Jan Fleischhauer und Judith Sevinc Basad für das Portal arbeiten. Genau wie die neurechte Influencerin Anabel Schunke oder der Journalist Jan Karon, mit dem der RBB im letzten Herbst eiligst die Zusammenarbeit beendete, nachdem Karon Somalia öffentlich als „Shithole-Country mit Steinzeitkultur“ bezeichnet hatte.

Julian Reichelt hat sie alle bei seinem Unternehmen versammelt, unterstützt von seinem Förderer, dem CDU-nahen Milliardär Frank Gotthardt. Einige der „Nius“-Autor:innen waren ihrem ehemaligen Chef bereits von der Bild zu seinem Medienunternehmen Rome Medien gefolgt.

Auch Sevinç Basad wechselte von der Bild zu Reichelts Unternehmen, begleitet von ordentlich Tamtam, bei dem ihr gleich zwei Kunststücke gelangen: dem Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner mangelnde Resilienz gegen die „Tyrannei der woke Aktivisten“ zu bescheinigen und von den Bild-Vorgesetzten für die Verletzung journalistischer Standards kritisiert zu werden.

„Nius“ wird wie News ausgesprochen [... ] Genau wie auf Reichelts Youtube-Kanal wird auch hier daran gearbeitet, rechtspopulistische Inhalte mehrheitsfähig zu machen. Die Topthemen der vergangenen Tage: die Wahl einer trans Frau zur Miss Niederlande, die Proteste beim Eritrea-Festival in Gießen, die Berliner Freibäder.

Das ist kein Zufall: Nach dem Vorbild weitaus reichweitenstärkerer Medien in den USA wie „Fox News“ werden Nachrichten ausgewählt, bei denen das vermutete Empörungspotenzial möglichst große Teile der Bevölkerung umfasst.

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tomás zerolo
18. Jul, 20:23

Wenn die "BILD" nicht mehr hinreichend eklig ist.


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    Stefan L.
    19. Jul, 16:27

    @tomás zerolo Pi-News z.B. ist deutlich ekliger als die BILD und diesen Rassisten-Blog gibt es immerhin schon seit 2004.


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Lieblich
18. Jul, 22:28

Der CDU-nahe Milliardär Frank Gotthardt unterstützt „Nius“ finanziell

Reichelt und sein Liebhaber Gotthard... Deutsche Oligarchen und ihre willigen Helfer.


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Herbert Eisenbeiß
18. Jul, 19:31

... Da haben sich ja wirklich Traumtypen gefunden! Da wächst zusammen, was zusammen gehört!



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Rottweiler
19. Jul, 12:20

Der typische "taz"-Leser muss nicht vor "Nius" gewarnt werden.


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Tripler Tobias
19. Jul, 06:56

Wie erklärt sich eigentlich der Zusammenhang zwischen neurechten Rasissten und der Leugnung des Klimawandels?
Ich komme da nicht mit.


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Frank Ropen
20. Jul, 12:42

@Tripler Tobias: Ablehnung von Veränderung


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Normalo
19. Jul, 12:14

@Tripler Tobias Wie so viele reaktionäre Strömungen bedienen auch die Neurechten die Sehnsucht nach einer verklärten "guten, alten Zeit" - in diesem Fall eine, wo man in Deutschland noch Braten oder Haxe oder Schnittzel oder Wurst aß und Schlagermusik hörte, ein Auto an seiner Höchstgeschwindigkeit und nicht an seinen Emissionen gemessen wurde und die Rente sicher war (beispielhaft ausgedrückt). Ihre Anhänger sind vielfach tendenziell von den Veränderungen überfordert, die Zeitgeist und Zeitgeschichte ihnen aufzwingen - geschweige denn, dass sie TEIL dieser Veränderungen sein wollten - , suchen Schuldige dafür, von denen sie sich möglichst leicht distanzieren können und suchen nach Anspruchgrundlagen oder Ausreden, vor diesen Veränderungen bewahrt zu werden.

Vergleicht man rechts- und linkspopulistische Narrative, merkt man DIESE eine Gemeinsamkeit, nämlich dass sie auf genau solche Bedürfnisse abzielen. Es werden nur die Schuldigen bzw. die Verantwortlichkeiten ausgetauscht, soweit nötig ("Die da oben" sind IMMER geeignete Zielscheiben).


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Sunnyday
20. Jul, 04:31

@Normalo: Der Wunsch nach einer Welt, in der die Rente sicher ist, ist nun auch schon rechts-reaktionär?


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    Normalo
20. Jul, 12:23

@Sunnyday: Nein (nicht mal Schnitzelessen ist per se rechtsreaktionär, würde ich sagen, auch wenn so mancher Erz-Veganer hier vielleicht widersprechen möchte), so ein Wunsch ist allenfalls rückgewandt. Rechtsreaktionär ist aber z. B., als einfache Lösung für das komplexe Problem der UNsicherheit der Rente pauschal "Ausländer raus!" zu propagieren.

    Nochmal: Die vom Rechtspopulismus bedienten Bedürfnisse sind nicht unbedingt selbst dezidiert rechts (deshalb kann man sie vielfach ja auch ähnlich gut LINKSpopulistisch addressieren), sondern die Schuldzuweisungen, Verantwortungsverschiebungen und entsprechend die Lösungsansätze.


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Ajuga
19. Jul, 12:11

@Tripler Tobias Habe ich mich auch jahrelang gefragt. Es war bei meinen Klimawandelleugner-Recherchen nahezu eine Konstante (als Drittes wäre noch Antifeminismus zu nennen).

Mittlerweile nehme ich an, dass es keinen klaren *konkreten* inhaltlichen Zusammenhang gibt, sondern primär der Hassreflex gegen alles "linksgrünversifft" Konnotierte dahintersteckt.

Allerdings prädestiniert der Glaube an ein weißes "Übermenschentum" sicherlich dazu, die anthropogene Erderhitzung - die ja a) primär das Werk von "weißen Übermenschen", und b) die größte Existenzbedrohung der Menschheit ist, un(ter)bewusst als akute Bedrohung der eigenen kognitiven Dissonanz wahrzunehmen - und dann sind wir wieder mal bei "American Beauty" ("Never underestimate the power of denial").


...

"Unwahre Angaben: NDR stellt Strafanzeige gegen Julian Reichelt" Tristan Fiedler (24.08.2023)
Der Norddeutsche Rundfunk hat Strafanzeige gegen den Ex-„Bild“-Chefredakteur gestellt. Es geht um den Verdacht der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung in mehreren Punkten. ... Der NDR klagte Reichelt nun an und legte als Indiz den Chatverlauf zwischen der betroffenen Frau und ihm vor, den diese der Redaktion von „Reschke Fernsehen“ überlassen hatte. Dieser soll ihre Schilderung der sexuellen Beziehung zwischen beiden bestätigen. Zudem habe die Frau ihrerseits eine eidesstattliche Versicherung abgeben, dass sich der Fall wie von ihr beschrieben abgespielt habe. Damit stünde Aussage gegen Aussage, so die Argumentation der Rundfunkanstalt. ...
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/falschaussage-unter-eid-ndr-erstattet-anzeige-gegen-julian-reichelt-10362712.html

« Last Edit: August 25, 2023, 11:20:44 AM by Link »

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[Medienjournalismus und Medienkritik... ]
« Reply #162 on: September 11, 2023, 11:41:11 PM »
"Linke Medien in der Krise: Was verloren geht" Ein Kommentar von Caspar Shaller (8.9.2023)
Es ist ein grundlegendes Problem gesellschaftskritischer Medien: Wo die Vertreter des Kapitals oder konservativer Kräfte zahlungskräftige Förderer im Rücken haben oder von Werbeetats großer Konzerne profitieren, haben Linke meist nur ihre Arbeitskraft, die sie unter Wert in publizistische Projekte stecken.
Doch wenn fortschrittliche Medienalternativen verloren gehen, dann verschwinden wichtige Themen aus der Öffentlichkeit. Wer berichtet über Armut oder Arbeitskämpfe, wenn nicht linke Medien? Wer berichtet über Machtmissbrauch und Korruption, wenn nicht linke Medien? Wer recherchiert über illegale Pushbacks und rechte Gewalt, wenn nicht linke Medien? ...
https://taz.de/Linke-Medien-in-der-Krise/!5956344/

Quote
uvw
Samstag, 04:39

Viele nicht etablierte "linke" (was immer das heute ist) Medien werden absaufen. Das hat viele Gründe, nur ein Teil davon ist hausgemacht. Die Kleinen können nicht bestehen in diesem System, in dem nur die Großen überleben, und selbst die müssen ständig zusehen, nicht zu zerbröseln. Je härter die Bedingungen da draußen sind, desto weniger kann sich der Luxus einer Gegenöffentlichkeit erlaubt werden, obwohl er gleichzeitig notwendiger wird. Relativierung der Bedeutung von traditionellen Medien durch Social Media oder nicht-konzerndominierte Seiten im Netz machen es auch nicht einfacher.

Die taz ist kein linkes Medium mehr, bzw auch hier kommt es auf die Definition von "links" an. Es bedeutet jedenfalls nicht mehr uneingeschränkt "auf der Seite der Schwächeren" oder "dem Gemeinwohl verpflichtet". ...


Quote
H.L
Freitag, 18:21

... Obwohl mich die TAZ seit vielen Jahren begleitet, möchte ich manchmal angesichts mancher Beiträge aufgeben.


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Tom Farmer
Freitag, 18:00

Mal abgesehen von einem speziellen Fall Titanic sehe ich das Problem linker politischer Medien, wie aber auch der Linkspartei in einer thematischen Sprachlosigkeit. Dogmatisch mehr Geld von irgendwo und Umverteilung und die ganze Welt ist so ungerecht und wir haben es doch schon immer gewusst und gesagt und alle unsere Einschätzungen werden laufend bestätigt.... ist enervierend. Letztlich langweilig.

So lang man das nicht in eine positive Geschichte mit kreativen Ideen gedreht bekommt und den Pfad des Beledigtguckens nicht verlässt, sieht man eben kein anderes Ergebnis.


Quote
gyakusou
Freitag, 17:26

Linke Medien sollten analysieren, warum sie so wenig Leute erreichen und ob das auch etwas mit den Inhalten, Schwerpunktsetzung usw. zu tun hat.


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Jochen Laun
Freitag, 17:13

Wenn der linken Partei die Wähler und der linken Presse die Leser weglaufen, wäre Selbstreflexion eher angebracht als Selbstmitleid. Eine Handvoll Aktivisten, Gewerkschafter und pensionierte Studienräte sind zu wenig, die 'kleinen Leute' werden augenscheinlich nicht mehr genügend erreicht. Vielleicht liegt es an den falschen Themen, vielleicht aber auch einfach am Zeitgeist, der es nicht gut mit der Linken meint.


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Holzhirn
Freitag, 17:13

An sich würde ich sagen, hier regiert Angebot und Nachfrage.

Aber zum Einen sind die rechten Medien gerne durch finanziell starke Hintermänner gedeckt, zum Anderen kostet Populismus, Lügen und Nachplappern weniger als Recherche und Aufklärung. Da ist einfach unser Presserecht bzw. der Pressekodex zu lasch.

Dann gibt es allerdings auch Linke Medien, die sich einfach übernehmen( Gerade wenn ich die vielfältigen Beteiligungen von Katapult lese), oder ein derart schlechtes Image haben (Indymedia).

Wenn aber alle gleichzeitig kriseln, ist es wahrscheinlich systemisch. Vielleicht kommen diverse Strategien und themen einfach nicht bei genug Menschen an?


Quote
Lee Ma
Freitag, 16:56

Eine Gegenöffentlichkeit, die kaum einer liest und wahrnimmt, bringt leider auch nichts. Es ist ewig her, dass ich mal eine Titanic in der Hand hatte, Oxi habe ich bis eben noch nie gehört, das ND hat seine ganz eigene, alles andere als von großen Widersprüchen freie Vergangenheit und auch ihr, liebe Taz, habt es ja in den letzten Jahre nicht versäumt, jede Menge schräge "Debattenbeiträge" zu veröfffentlich. Sich dann wundern, wenn das immer weniger lesen wollen, ist ja nun - nunja, auch wundersam. Hinzu kommt, dass Leute, die sich für linke Positionen interessieren, oft auch Leute sind, die selbst wirtschaftlich zu kämpfen haben - gerade in Zeiten einer galoppierenden Inflation. Oder anderes formuliert: Mein monatliches Mediennutzungsbudget ist _keins_, egal wie gut oder schlecht die Angebote sind. Im Zweifel ist mir Essen lieber als schräge Themensetzungen ... Ja, die rechten haben mehr Geld, aber das sich der Mainstream soweit nach rechts verschieben konnte, ist auch ein gewaltiges Versagen der linken Bewegungen. Von der Partei "Die Linke" will ich gar nicht erst sprechen. Die Rechten hatten auch 1968 mehr Geld, trotzdem konnte sich damals die TAZ etablieren. Könnte auch daran liegen, dass es damals Themensetzungen waren, für die die Zeit reif war gesellschaftlich. Linke Projekte können mit viel Engagement und Idealismus überleben, aber nur, wenn sie die Leute auch inhaltlich erreicht. Und im Übrigen: Print ist für Tageszeitungen vorbei, die Erkenntnis kann man noch ne Weile hinauszögern, aber verhindern kann mans nicht. Es gibt keine wirklich guten Argumente für Todholztageszeitungen in Zeiten des Klimawandels.


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