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[Medienjournalismus und Medienkritik... ]

Started by lemonhorse, August 04, 2008, 01:48:45 PM

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#140
Die Aus­ein­an­der­set­zung mit den ,,alter­na­ti­ven" Medien wird auf unserer Website gegneranalyse.de gebün­delt. In monat­li­chen Moni­to­rings aus­ge­wähl­ter Kanäle, exem­pla­ri­schen Fall­stu­dien zu ein­zel­nen Medien, Akteu­rin­nen und Akteu­ren und Debat­ten­bei­trä­gen zu Themen und Inhal­ten der Gegen­öf­fent­lich­keit wol­len wir Argu­men­ta­ti­ons­wei­sen und ideo­lo­gi­sche Muster ana­ly­sie­ren sowie Grenz­be­rei­che und Radi­ka­li­sie­rungs­mo­mente beschrei­ben. ... https://gegneranalyse.de/ueber-uns/ (2021)

"Feld­ana­lyse – Gegen­me­dien als Radikalisierungsmaschine" Redaktion (Debatte - November 2021)
In den letzten Jahren – ins­be­son­dere seit dem Kon­flikt um die Flücht­lings­po­li­tik 2015 und dem Aus­bruch der Coro­na­krise – hat sich in der Bun­des­re­pu­blik wie in anderen west­li­chen Ländern eine aggres­sive Gegen­öf­fent­lich­keit gebil­det. Ihre Domäne sind das Inter­net und ins­be­son­dere die ,,sozia­len Medien." Diese sys­te­m­op­po­si­tio­nelle Gegen­öf­fent­lich­keit – in ihrem eigenen Sprach­ge­brauch ,,alter­na­tive Medien" – ist für einen rele­van­ten Teil der deut­schen Bevöl­ke­rung zu einer wich­ti­gen, wenn nicht sogar zur maß­geb­li­chen Infor­ma­ti­ons­quelle gewor­den. Das zeigen die großen Abo- und Auf­ruf­zah­len dieser Medien und Kanäle, aber auch ihre Mobi­li­sie­rungs­kraft für die Corona-Demons­tra­tio­nen im Jahr 2020. Poli­tisch haben diese Medien und Pro­pa­gan­da­ka­näle die Funk­tion einer Radikalisierungsmaschine. ... Trotz aller Dif­fe­ren­zen haben die Gegen­me­dien etwas gemein­sam: ihre Abgren­zung von eta­blier­ten öffent­lich-recht­li­chen und pri­va­ten Medien, denen das Aus­spa­ren unbe­que­mer Wahr­hei­ten, die Inter­es­sen­ver­tre­tung ,,der Herr­schen­den" oder gar Zensur unter­stellt wird. So befeu­ern sie ein grund­le­gen­des Miss­trauen gegen­über der reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie und ihren Insti­tu­tio­nen. Ihnen kommen dabei sowohl die Algo­rith­men der Sozia­len Medien zugute, die radi­kale und pola­ri­sie­rende Inhalte bevor­zu­gen, als auch eine zuneh­mende Distanz zur reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie, das bis in die gesell­schaft­li­che Mitte reicht.
Die Gegen­me­dien sind damit ein Indi­ka­tor für ein Miss­ver­gnü­gen an der libe­ra­len Demo­kra­tie, das sie auf­grei­fen und sys­te­ma­tisch ver­stär­ken. Umfra­gen zeigen seit Jahren, dass das Ver­trauen in demo­kra­ti­sche Insti­tu­tio­nen, Amts­trä­ge­rin­nen und ‑träger in vielen west­li­chen Gesell­schaf­ten erschüt­tert ist. ... Die vor­lie­gende Analyse ver­sucht, das Feld der sys­te­m­op­po­si­tio­nel­len Gegen­öf­fent­lich­keit mit ihrem breiten Spek­trum von Medien und inhalt­li­chen Posi­tio­nen zu beschrei­ben. Dabei begrei­fen wir die Gegen­öf­fent­lich­keit als ein hete­ro­ge­nes Feld, in dem radi­kale ver­schwö­rungs­theo­re­ti­sche Posi­tio­nen genauso zu finden sind wie sich gemä­ßigt prä­sentie­rende Medien, die eine Schar­nier­funk­tion zwi­schen legi­ti­mer poli­ti­scher Kritik und radi­ka­li­sier­ter Gegen­öf­fent­lich­keit einnehmen. ...
https://gegneranalyse.de/feldanalyse-gegenmedien-als-radikalisierungsmaschine/

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#141
// Kontext:  "Der Tod ist ein Meister am Wannsee" Ein [ ] ZDF-Film rekonstruiert die Nazi-Konferenz zur ,,Endlösung der Judenfrage". Nikolaus von Festenberg (25.01.2022)
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/zdf-film-die-wannsee-konferenz-der-tod-ist-ein-meister-am-wannsee/28000426.html

"Österreich:Journalistin nach Tweet zur Wannseekonferenz gefeuert" (26. Januar 2022)
Der Exxpress-Chef feuerte, quasi öffentlich, seine Stellvertreterin Anna Dobler. Als am Montag im ZDF und ORF ein Film zur Wannseekonferenz zeigte, wie hochrangige Nationalsozialisten den Holocaust planten, hatte Dobler getwittert: "Das waren nicht nur Mörder, sondern durch und durch Sozialisten." ...
https://www.sueddeutsche.de/medien/oesterreich-twitter-wannseekonferenz-1.5515639

"Wannseekonferenz: "Exxpress" trennt sich von Redakteurin nach Tweet über Holocaust-Planer als "Sozialisten"" (25. Jänner 2022)
Chefredakteur und Herausgeberin stellen sich gegen eine "mögliche Relativierung des Nationalsozialismus" ... Dobler twitterte, sie habe den Tweet auf Aufforderung Schmitts gelöscht. Sie erklärt dazu: "Grundsätzlich ist es eine ganz normale Fragestellung, ob die Ideen der Nazis sozialistische Tendenzen aufgewiesen haben. Ich habe nie eine Verbindung zur Sozialdemokratie hergestellt und würde das auch nie tun." (red, 25.1.2022)
https://www.derstandard.de/story/2000132819357/exxpress-trennt-sich-von-redakteurin-nach-tweet-ueber-holocaust-planer

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#142
"UN-Vertreter kritisiert Süddeutsche Zeitung: "Fragwürdige Methoden"" Harald Neuber (28. Januar 2022)
... Schweizer Jurist Nils Melzer macht sich für Julian Assange stark und wendet sich gegen Polizeigewalt auch in West-Europa. Zwei Zeitungen rücken ihn nun in die Nähe russischer Propaganda. ... [Nils Melzer ist Völkerrechtsprofessor in Glasgow und Genf, sowie UN-Sonderberichterstatter für Folter] ... Wie ein Vertreter der Vereinten Nationen bei seinem Einsatz für Opfer staatlicher Gewalt "zu weit gehen" kann und ob bei der Kritik an staatlicher Gewalt Grenzen geboten sind, beantwortet der hinter einer Bezahlschranke versteckte Artikel kaum.
Stattdessen raunt es in dem Text, Melzer habe "auf (dem Kurznachrichtendienst) Twitter viele zweifelhafte Kontakte", es "wimmele" von "Rechtsextremisten" und "Kreml-Apologeten" aus allen Ländern. ...
https://www.heise.de/tp/features/UN-Vertreter-kritisiert-Sueddeutsche-Zeitung-Fragwuerdige-Methoden-6341381.html?seite=all

Quoteobserver3, 28.01.2022 15:16

Einfach nur erbärmlich.

Assange hatte den journalistischen Job gemacht, den sich unsere "Qualitätsmedien" nicht getraut hatten: Die Aufklärung über schwere Menschenrechtsverbrechen der führenden westlichen Militärmacht USA. Währenddessen waren unsere "Qulitätsmedien" damit beschäftigt, die Kriege dieser Militärmacht für unsere Bevölkerung schön zu schreiben und ihre Verbrechen zu verschweigen oder zumindest klein zu schreiben.

Assange wurde für seine journalistische Arbeit verfolgt und eingekerkert. Das kratzt seine Kollegen in den "Qualitätsmedien" wenig. Nun gehen sie aber auch noch her und diffamieren den UN-Beauftragten für Folter, Nils Melzer, wegen seines Einsatzes für Assange.
Man gewinnt den Eindruck, in den Schreibstuben unserer deutschen "Qualitätsmedien" weht wieder der Ungeist der 1930/40er Jahren.


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Kontext: "Vereinte Nationen: Die fragwürdigen Methoden des Nils Melzer" Thomas Kirchner und Ronen Steinke, Berlin (24. Januar 2022)
Der UN-Folterberichterstatter setzt sich für Opfer staatlicher Gewalt ein, und besonders für Julian Assange. Die Hinweise mehren sich, dass er dabei zu weit geht.
https://www.sueddeutsche.de/politik/vereinte-nationen-folter-melzer-assange-1.5513840

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Quote[....] Das Verwaltungsgericht Berlin hat am Donnerstag den Eilantrag der RT DE Productions GmbH gegen die Untersagung des Fernsehprogramms RT.DE abgelehnt. Damit wollte die Produktionsfirma das Verbot des deutschsprachigen Angebots von RT - ehemals Russia Today - aushebeln.

Die von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) ausgesprochene Beanstandungs- und Unterlassungsverfügung, der eine Entscheidung der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) der Landesmedienanstalten zugrunde liegt, sei nach summarischer Prüfung rechtmäßig, teilte die MABB am Freitagmorgen mit.

Neben der EU haben nun auch die britischen Behörden dem russischen Staatssender RT die Sendelizenz entzogen. Der Sendestopp gelte "ab sofort", gab die britische Medienaufsicht Ofcom am Freitag bekannt. Großbritannien folgte damit einem ähnlichen Schritt der EU-Staaten, die den russischen Sender wegen seiner Berichterstattung über den Ukraine-Krieg bereits verboten haben. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete das Verbot als ein weiteres Beispiel für den westlichen "antirussischen Wahnsinn", der die Meinungsfreiheit aushöhle.

Die MABB hatte das Verbot für RT.DE mit der fehlenden Lizenz begründet. In Deutschland herrscht für den Rundfunk das Prinzip der Staatsferne. Da Russia Today und seine internationalen Ableger vom russischen Staat finanziert werden, gäbe es wenig Chancen für die Erteilung einer deutschen Lizenz. Russia Today beruft sich auf eine serbische Lizenz, die allerdings aus Sicht der deutschen Landesmedienanstalten für ein Programm wie RT.DE nicht ausreicht.

,,Dieses medienrechtliche Verfahren ist Ausdruck eines funktionierenden Rechtsstaats", so MABB-Direktorin Dr. Eva Flecken. ,,Rechtsstaatlichkeit ist die Voraussetzung für eine freiheitliche und demokratische Medienöffentlichkeit. Rundfunk in Deutschland braucht eine Lizenz. Darüber kann sich auch RT.DE nicht hinwegsetzen. Ich freue mich, dass das Gericht unser Vorgehen bestätigt." Das Gericht begründet seine Entscheidung nicht nur mit einer Interessenabwägung, sondern bestätigt vielmehr auch die Rechtmäßigkeit der Entscheidung.

Die RT DE Productions GmbH kann gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Berlin innerhalb von zwei Wochen Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg einlegen. Das Hauptsacheverfahren läuft weiterhin.

Die MABB hatte erst am Donnerstag das Zwangsgeld gegen die RT DE Productions GmbH von 25.000 auf 40.000 Euro erhöht. Das Zwangsgeld wurde angeordnet, weil RT.DE weiterhin über einige Webseiten zu erreichen sei, so die Medienanstalt.

So lange das Programm von RT.DE produziert und ins Internet eingespeist wird, können zudem die Geosperren umgangen werden, mit denen ein Abruf aus der EU sonst unterbunden wird.


Aus: "Verwaltungsgericht bestätigt Verbot von RT.DE" Kurt Sagatz (19.03.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/schlappe-fuer-russia-today-verwaltungsgericht-bestaetigt-verbot-von-rt-de/28176686.html

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Quote[...] Ihr nun europaweites Verbot hatten EU-Vertreter damit begründet, es handele sich bei RT und Sputnik nicht um journalistische Medien, sondern um Waffen des Kremls in einem Informationskrieg. Redefreiheit dürfe nicht zur Verbreitung von Kriegspropaganda missbraucht werden, erklärte etwa EU-Kommissionsvize Vera Jourova.

Bereits im Vorfeld war auch Kritik an den EU-Plänen laut geworden. Zwar handle es sich um ,,Propagandakanäle", dennoch sei ein Verbot ,,nicht zielführend", hatte etwa Reporter ohne Grenzen erklärt. Die negativen Auswirkungen eines solchen Verbots auf die Berichterstattung aus Russland könnten schwerer wiegen als die kurzfristig beabsichtigten Effekte.
,,Wer ,Russia Today' und ,Sputnik' verbietet, wird künftig ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommen, die Unterdrückung der Presse- und Meinungsfreiheit in, zum Beispiel, Russland zu kritisieren", kritisierte am Tag nach der EU-Entscheidung in der ,,Welt" Deniz Yücel, Präsident des deutschen PEN-Zentrums. Selbst wenn manche Menchen auf Russlands Propaganda hereinfielen, fragt Yücel, ,,besteht die Stärke liberaler Gesellschaften nicht genau darin, auch – pardon my French – allerlei Scheißdreck aushalten zu können?"

...


Aus: "EU-Verbot von RT und Sputnik,,Wir erleben einen Informationskrieg"" Michael Borgers | Stephan Weichert im Gespräch mit Sebastian Wellendorf (03.03.2022)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/eu-verbot-rt-de-debatte-reaktionen-100.html

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QuoteBodo Ramelow
@bodoramelow

Zweierlei Maß.
Ein Nato Partner bombardiert Stellungen in einem Nachbarland und NTV nennt es: ,,Verstecke bombardiert".
Am Schluss wird halt kurz erwähnt, wie es der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages nennt: ,,Verstoß gegen das Völkerrecht".

4:57 nachm. · 18. Apr. 2022


https://twitter.com/bodoramelow/status/1516068356356509704

QuoteLuftwaffe: Verstecke bombardiert - Türkei startet Offensive gegen PKK im Irak - 18.04.2022,



Ankara geht erneut gegen die PKK vor, die unter anderem in Europa als Terrororganisation eingestuft wird. Im Nachbarland Irak bombardiert das türkische Militär mehrere Ziele. Die Regierung spricht von Selbstverteidigung.

Die Türkei hat einen neuen Militäreinsatz gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK im Nordirak gestartet. Die Luftwaffe habe unter anderem Verstecke, Tunnel und Munitionsdepots bombardiert, teilte das Verteidigungsministerium mit. Dabei seien Kampfjets, Hubschrauber und bewaffnete Drohnen eingesetzt worden. "Eine große Zahl an Terroristen" sei "neutralisiert" worden, sagte Verteidigungsminister Hulusi Akar. Der Einsatz werde in den "kommenden Stunden und Tagen" verstärkt. Die Türkei begründete den Einsatz mit dem Schutz vor Terrorangriffen und dem Recht auf Selbstverteidigung.

Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste. Der jüngste Angriff konzentrierte sich nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums auf die Regionen Metina, Zap und Awaschin-Basjan im Nordirak.

Ein PKK-Sprecher im Irak sagte, es gebe "intensive Kämpfe" zwischen der türkischen Armee und dem militärischen Flügel der PKK. Die türkischen Streitkräfte hätten versucht, "Soldaten mit Hubschraubern abzusetzen und auch zu Land vorzudringen".

Der Start der türkischen Offensive erfolgte wenige Tage nach dem Besuch des Regierungschefs der autonomen Kurdenregion im Irak, Masrur Barsani, in der Türkei. Es wird vermutet, dass Barsani über den türkischen Armeeeinsatz informiert war. Nach seinem Treffen mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte Barsani sich positiv über die "Ausweitung der Zusammenarbeit" mit der Türkei "zur Förderung von Sicherheit und Stabilität" im Nordirak geäußert.

Das türkische Militär hat bereits mehrmals Einsätze gegen die PKK im Irak und gegen die Kurdenmiliz YPG in Syrien geführt. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hatte in der Vergangenheit bei ähnlichen Einsätzen bezweifelt, dass diese mit dem Völkerrecht vereinbar sind.

Das Hauptquartier der PKK liegt in den nordirakischen Kandil-Bergen. Ankara geht auch immer wieder militärisch gegen deren Stellungen in der Südosttürkei vor. Die PKK wiederum verübt Anschläge. Der seit 1984 andauernde Konflikt kostete bislang Zehntausenden Menschen das Leben. Ein Waffenstillstand war im Sommer 2015 gescheitert.

Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP


Aus: "Luftwaffe: Verstecke bombardiert Türkei startet Offensive gegen PKK im Irak" (18.04.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Tuerkei-startet-Offensive-gegen-PKK-im-Irak-article23273840.html

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Quote[...] Russland (155) hat nach dem Überfall auf die Ukraine die Pressefreiheit im eigenen Land de facto abgeschafft, in der Ukraine (106) starben durch die Kriegshandlungen innerhalb weniger Wochen sieben Medienschaffende.

Gleich viele waren es nur in Mexiko (127)

...


Aus: "Neue Rangliste der Pressefreiheit 2022" (28.04.2022)
Quelle: https://www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/reporter-ohne-grenzen-veroeffentlicht-rangliste-2022

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#146
""Konkret"-Magazin:Öffentliche Distanzierung von linkem Magazin "Konkret"" Johannes Korsche (30. Juni 2022)
Siebzehn Autorinnen und Autoren beenden mit einer Erklärung die Zusammenarbeit. Sie sehen das Magazin auf Pro-Putin-Kurs.
https://www.sueddeutsche.de/medien/magazin-konkret-autorinnen-und-autoren-distanzieren-sich-von-konkret-wegen-angeblichem-pro-putin-kurs-1.5612834

Im Internet kursiert eine Erklärung mit dem Titel »Warum wir nicht mehr für konkret schreiben«. Die 17 Unterzeichner/innen stellen sich darin als »Autorinnen und Autoren von konkret« vor, die wegen des vermeintlichen »Pro-Putin-Kurses« der Zeitschrift »die Zusammenarbeit« mit konkret »beenden« (»Süddeutsche Zeitung«).
Dazu stellt die konkret-Redaktion fest ...
https://www.konkret-magazin.de/720-richtigstellung (Die Redaktion, 1. Juli 2022)


Narration und Schwerkraft 44 - Konkret (Juli 2022) by Narration und Schwerkraft
https://www.mixcloud.com/TheRevolver/narration-und-schwerkraft-44-konkret-juli-2022/

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Quote[...] Schon wieder ein Lied weniger! Jetzt verzichte sogar die Band ,,Die Ärzte" darauf, ihren Song ,,Elke" auf Konzerten zu spielen. Sänger Farin Urlaub habe ,,jetzt" ein ,,Machtwort" gesprochen - so berichtet es jedenfalls die ,,Bild"-Zeitung.

Schon wieder ein Skandal, der gar keiner ist. Eher handelt es sich um ein anschauliches Beispiel dafür, wie irreführend, unaufrichtig und interessengeleitet die Diskussion um vermeintliche ,,Zensur" im Namen ,,politischer Korrektheit" geführt wird.

In Wahrheit spielen die Ärzte das Lied seit Ewigkeiten nicht. Auf keiner Tour der vergangenen Jahre gehörte es zur Setlist. Dies ist natürlich auch der ,,Bild" bekannt: Gegen Ende des Artikels wird in einem Nebensatz eingeräumt, die Band habe das Lied ,,schon länger aus dem Programm genommen".

Die Bandmitglieder haben auch schon vor Jahren in Interviews erklärt, dass sie das Lied nicht mehr spielen. Dass es ,,obsolet" und ,,einfach durch" sei. Der letzte in Fanforen dokumentierte Auftritt, bei dem die Ärzte noch einmal ,,Elke" spielten, fand im Dezember 2011 statt. 

Die Behauptung, Sänger Farin Urlaub habe ,,jetzt" ein ,,Machtwort" gesprochen, ist völliger Unsinn, befriedigt aber in Zeiten von ,,Layla" und ,,Winnetou" das Empörungsbedürfnis derer, die sich darüber aufregen möchten, dass man heute ja praktisch gar nichts mehr sagen dürfe.

Was tatsächlich passierte: Beim letzten ihrer Konzerte Ende August auf dem Tempelhofer Feld alberten die drei Musiker mehrere Stunden lang ausgelassen herum, machten Witze über sich, ihr fortgeschrittenes Alter und misslungene Frühwerke.

In einer Ansage zwischen zwei Liedern erklärte Farin Urlaub dann auch, weshalb die Ärzte ,,Elke" nicht mehr spielen: Weil das Lied nämlich, ganz offensichtlich, frauen- und dickenfeindlich sei. ,,Elke" gehöre genauso ins vergangene Jahrtausend wie die Band als Ganzes, scherzte Urlaub weiter.

Wie konnte aus dieser flapsigen Bemerkung ein Aufreger werden, den die ,,Bild"-Zeitung todernst unter der Überschrift ,,Lied wird nicht mehr gespielt: Ärzte distanzieren sich von Kult-Song" als Top-Meldung  auf ihrer Homepage platzierte?

An jenem Abend fielen noch weitere launige Sätze. Zum Beispiel diese hier, ebenfalls aus dem Mund von Farin Urlaub, allerdings lauthals mitgesungen von zehntausenden Konzertbesuchern: ,,Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der BILD. Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht, aus: Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht!" Darüber berichtete die ,,Bild"-Zeitung nicht.

Um den ,,Elke"-Artikel einordnen zu können, muss man wissen, dass die Ärzte der ,,Bild" grundsätzlich keine Interviews geben. Die Musiker haben sich früh entschieden, nie mit dieser Zeitung im Aufzug fahren zu wollen, und haben sich darin auch seit Jahrzehnten nicht beirren lassen.

Da die Ärzte nicht mit der ,,Bild" reden, musste die Zeitung im Laufe der Jahre andere Weg finden, über die Band zu berichten. Einerseits veröffentlicht sie beiläufig die Namen von Lebensgefährtinnen der Bandmitglieder und bringt vergiftete Albumbesprechungen (,,Die neue Ärzte-Platte kann leider wenig!"). Andererseits muss sie damit Vorlieb nehmen, dpa-Meldungen über die Ärzte zu veröffentlichen oder Artikel aus Interviews zu generieren, die andere Zeitungen oder Internetplattformen mit der Band führten.

Das liest sich dann zum Beispiel so: ,,Bei den Dreharbeiten war Bela, so verriet er 'laut.de', acht Stunden nackt." Im Fall des ,,Elke"-Artikels reichte der Tweet einer Konzertgängerin aus, die Farin Urlaubs Ansage wiedergab, um daraus einen Aufreger zu konstruieren.

Dieser passt allerdings prima zur sonstigen Berichterstattung der ,,Bild" über vermeintliche Cancel Culture. In der aktuellen Debatte um Winnetou titelte sie etwa: ,,Sender zieht Schlussstrich: ARD zeigt keine Winnetou-Filme mehr". In Wahrheit darf die ARD gar keine Winnetou-Filme zeigen, da ihre Lizenzen bereits vor zwei Jahren ausgelaufen sind. Die Rechte hat sich derzeit das ZDF gesichert, das die Filme auch weiterhin zeigen wird.

Tragisch ist, dass die konstruierte Geschichte der ,,Bild" bei anderen Medien Anklang findet und weitergetragen wird, ja teilweise gar – ob aus Unwissenheit oder bewusster Lesertäuschung – noch zugespitzt wird. Herausragend war hierbei die  Leistung der ,,NZZ", deren Autor den Song zu einem der am häufigsten live gespielten Ärzte-Stücke erklärte und dann ernsthaft behauptete: ,,Doch damit ist jetzt Schluss. Auf der neuen Setlist der Band fehlt das Lied – offenbar eine bewusste Entscheidung." Die Freiheitskämpfer der ,,Welt" veranstalteten sogar ein Pro & Contra zur Frage: ,,Sollen die Ärzte auf ihren Song 'Elke' verzichten?"

,,Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der BILD. Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht, aus: Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht!" – seit mittlerweile 14 Jahren verschweigt die ,,Bild"-Zeitung ihren Lesern, dass diese Liedzeilen existieren, dass diese auf Ärzte-Konzerten zu den beliebtesten überhaupt gehören und von Fans stets euphorisch mitgesungen werden. Noch viel länger verschweigt die Zeitung ihren Lesern, dass die Ärzte nichts mit ihrem Journalismus zu tun haben wollen und partout keine Interviews geben. Könnte es sein, dass Redakteure im Haus so etwas nicht schreiben dürfen – und falls ja: Was sagt das dann über die Freiheit des Wortes?

Der Radiosender Antenne Bayern, an dem die ,,Bild"-Mutter Springer beteiligt ist, hat von dem Lied ,,Lasse redn", das diese Zeilen enthält, damals eine gekürzte Version erstellt, in dem ausgerechnet die Kritik an der ,,Bild" herausgeschnitten wurde. Mit Zensur habe dies aber auf keinen Fall etwas zu tun, erklärte der Sender damals dem ,,Bildblog". Auch der Manager der Ärzte reagierte: ,,Die Entfernung dieser Kernzeilen des Textes sieht die Band als eine sinnentstellende Verstümmelung des Songs an."


Aus: "Wie die ,,Bild" Cancel-Culture-Debatten herbeifantasiert" Sebastian Leber (05.09.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/geheuchelte-aufregung-ueber-aerzte-song-elke-wie-die-bild-cancel-culture-debatten-herbeifantasiert/28657248.html

"Die Ärzte im Axel-Springer-Remix" (13.6.2008)
Die Ärzte haben ein fröhliches Lied geschrieben. Es heißt "Lasse redn" und empfiehlt, all die Deppen, Spießer, Lügner und Heuchler, die sich das Maul über einen zerreißen, gepflegt zu ignorieren.
Bei Antenne Bayern spielen sie das auch gerne. Sie haben sich sogar einen eigenen Remix gebastelt. ... Was also mag Antenne Bayern, einen Sender, an dem die Axel Springer AG mit 16 Prozent direkt beteiligt ist, veranlasst haben, aus einem gut gelaunten Stück der besten Band der Welt einen ganzen Refrain mit kritischen Worten über die "Bild"-Zeitung herauszuschneiden?
Der Pressestelle des Senders ist bislang auch noch keine Antwort eingefallen. ...
https://bildblog.de/3021/die-aerzte-im-axel-springer-remix/


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QuoteMatthias Meisner

@MatthiasMeisner Journalist & Autor • Unterwegs u.a. für @tazgezwitscher
@herder_verlag
@SEENOTRETTUNG
@JuedischeOnline
@gegneranalyse
@blaetter
@Volksverpetzer

Die #NachDenkSeiten fragen mich, warum ich schreibe, der einst linke Blog sei ,,nach rechts" und ,,verschwörungsideologisch" unterwegs. Ernsthaft? Aber selbstverständlich komme ich dieser Bitte komme ich sehr gern nach. #Thread

https://twitter.com/FWarweg/status/1594728808648769536

7:10 nachm. · 21. Nov. 2022

...


https://twitter.com/MatthiasMeisner/status/1594755221984526358

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Medien: Die Nachdenkseiten, ein Scharnier für Verschwörungsideologie"  Wolfgang Storz (23. Mai 2022)
Die Nachdenkseiten (NDS) sind ein bei Gewerkschafts-Linken und in klassisch linken Kreisen einflussreiches und weit verbreitetes Internetportal. Gegründet unter anderem von Albrecht Müller kommt das Projekt von links, hat sich jedoch nach und nach bis heute zu einem Querfront-Medium gewandelt, ,,das die Bezüge zur radikalen Rechten zwar indirekt aber ganz bewusst herstellt". Zudem dienten die NDS als ,,Scharnier für Verschwörungstheorien". So lauten einige der Befunde, die der Trier Politikwissenschaftler Markus Linden in einem Gutachten präsentiert, das er vor kurzem für das Zentrum Liberale Moderne erstellt hat. Wolfgang Storz führte mit ihm das Interview per Email. ...
https://bruchstuecke.info/2022/05/23/die-nachdenkseiten-ein-scharnier-fuer-verschwoerungsideologie/

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"Raketeneinschlag in Polen: Schob Russen die Schuld zu – US-Nachrichtenagentur entlässt Journalisten" (22.11.2022)
Der Raketeneinschlag in Polen hätte zu einer weiteren Eskalation führen können. Fehlerhafte Berichterstattung in den ersten Stunden nach dem Vorfall verstärkte die Sorge. ... Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hat einen Journalisten entlassen, nachdem dieser mutmaßlich unsauber gearbeitet hatte. Im Speziellen geht es um die Berichterstattung rund um den Raketeneinschlag in Polen, berichten die US-amerikanische Nachrichtenseite ,,The Daily Beast". und die Zeitung ,,The Washington Post". Ein interner Chatverlauf soll den chaotischen Prozess um die Berichterstattung zeigen. ... Nun meldete die AP unter Berufung auf US-Vertreter, dass es sich nach ersten Erkenntnissen um eine Flugabwehrrakete handle, die ukrainische Soldaten offenbar abgefeuert hätten, um eine russische Rakete abzuwehren. Ähnliche Mutmaßungen hatten Experten bereits am Dienstagabend angestellt. ...
https://www.tagesspiegel.de/politik/raketeneinschlag-in-polen-nachrichtenagentur-entlasst-journalisten-hinter-falscher-nachricht-zum-ukrainekrieg-8905246.html


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Quote[...] Wien – Der "Wochenblick" stellt im Dezember seine Berichterstattung sowohl im Print als auch online ein. Eine Prüfung der wirtschaftlichen Situation "hat ergeben, dass der Betrieb nicht länger haltbar ist", teilt Geschäftsführer Norbert Geroldinger auf der Website mit.

Das vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) als "rechts außen" und FPÖ-nahe eingestufte Medium war in der Pandemie stark mit Verschwörungsmythen aufgefallen.

Neben der "Corona-Diktatur" war auch der "Great Reset" eines der Hauptthemen des Mediums, das 2016 ins Leben gerufen worden war und immer wieder vom Presserat gerügt wurde – zuletzt nach der Veröffentlichung eines Vergewaltigungsvideos. Medieninhaberin ist die Medien24 GmbH in Brunnenthal im Innviertel. Wie sich der Wochenblick finanziert, blieb unklar. In den vergangenen Jahren hatten häufig FPÖ-Politiker dort inseriert.

Die Chefredakteurin Bernardette Conrads verabschiedet sich mit einem Kommentar unter dem Titel "In Liebe gehen, gegen Hass bestehen". Sie schreibt vom "Hass der System-Propagandisten" – zu denen sie etwa auch den Österreichischen Presserat zählt, der vielfach medienethische Verstöße des Mediums gegen den Ehrenkodex der österreichischen Presse kritisierte.

Conrads beschreibt ihre Tätigkeit als "Kampf": "Auch wenn sich die Marke Wochenblick nun dem Ende zuneigen soll, so ist unser Kampf noch lange nicht zu Ende. Er wird neue Bahnen finden und schließt sich eine Tür, so öffnet sich bekanntlich die nächste."

(APA, red, 15.12.2022)


Aus: "Rechter "Wochenblick" stellt Berichterstattung ein" (15. Dezember 2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000141817749/rechter-wochenblick-stellt-berichterstattung-ein

QuoteAtreides1975

Den Russen scheint tatsächlich das Geld auszugehen.


QuoteEiner aus Kirchstetten

Endlich einmal eine gute Nachricht.


Quote#medienbeobachter

- report24
- auf1
- wochenblick
- info-direkt
- tagesstimme
- compact

Rechte verschwörungserzählerische Putin-Propaganda.


...

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Quote[...] Ecken, die einen erschaudern lassen, hat das Internet viele. Für manche muss man umständlich den Tor-Browser installieren oder von Eingeweihten in ein geschlossenes Forum eingeladen werden. Für andere reicht ein Klick auf Youtube.

Eine besonders unansehnliche Ecke heißt ,,Achtung, Reichelt" und ist der Kanal des rausgeschmissenen Chefs der ,,Bild"-Zeitung. Vor neun Monaten lud er sein erstes Werk bei Youtube hoch, mittlerweile sind es mehr als 150. Julian Reichelt monologisiert dort minutenlang in die Kamera, befragt auch Gäste. Das Einschalten lohnt sich, wenn man sich für die Verbreitung von Falschinformationen, Beleidigungen, Leugnung des menschengemachten Klimawandels und DDR-Verharmlosung begeistern kann.

Julian Reichelt hat ein neues Format auf Youtube. ,,Ampel verheizt unseren Wohlstand" lautete der Tenor der ersten Folge. Eine Kritik.
Von Joachim Huber 07.07.2022
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/achtung-reichelt-bei-youtube--mit-klarem-feindbild-links-grun-woke-4345927.html

Julian Reichelt war zu Gast bei ,,Chez Krömer". Vom etwaigen Kokain-Konsum bis hin zum Machtmissbrauch – Talkmaster Kurt Krömer ließ kein Thema aus.
Von Markus Ehrenberg 15.11.2022
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/ex-bild-chef-bei-chez-kromer-sie-machen-sich-zum-willigen-vollstrecker-8876425.html


Die vielen, vielen Verstöße gegen den Pressekodex, die er in seinen Jahren als ,,Bild"-Chef verantwortete, sind Vergangenheit. Für sein Youtube-Format ist der deutsche Presserat nicht zuständig.

Reichelts Sendung kann man sich als ,,Tagesschau" für Grünen-Hasser, Wutbürger und Migrantenphobiker vorstellen. Sie hat schon 300.000 Abonnenten. Unter den Gästen sticht vor allem Gloria von Thurn und Taxis heraus. Die Frau verbreitet groteske Verschwörungslügen, nennt Homosexualität ,,Sünde".

Sie behauptet, die Bundesrepublik sei ein schlimmerer Überwachungsstaat als die DDR – damals habe man ,,zwar auch ein bisschen mitgehört, aber die waren wesentlich toleranter als heute". Sie will den ,,Universitäten sofort das Geld wegnehmen", damit die keine ungewünschten Inhalte mehr lehren. Zwischendurch doziert sie über Schröders ,,Agenda 2008".

Ist Reichelt für den Quatsch seiner Gäste verantwortlich? Wenn Thurn und Taxis die Erderwärmung als ,,großen Schwindel" bezeichnet, fragt Reichelt nicht etwa nach, sondern bedankt sich für ihre ,,brillanten Einschätzungen".

In den frühen Folgen, da hieß seine Sendung noch nicht ,,Achtung, Reichelt", saß der geschasste ,,Bild"-Chef im offenen Hemd im Studio, die Brusthaare schauten raus. Mittlerweile trägt er Schlips, es gibt ein flottes Intro. Verantwortet wird die Sendung von der Rome Medien GmbH, die Reichelt selbst gegründet hat und deren alleiniger Geschäftsführer er ist.

Sein Mitarbeiterstab wächst. Die Firma sitzt in einem Bürogebäude in Berlin-Kreuzberg nahe dem Moritzplatz. Unklar ist, woher Reichelt das viele Geld hat. Es gibt Hinweise auf Kontakte zum Milliardär Frank Gotthardt, Hauptgesellschafter der ,,Kölner Haie". Beide äußern sich dazu nicht.


"Neue Hinweise auf Reichelt-Kooperation mit Milliardär" Jonas Mueller-Töwe, Lars Wienand (16.08.2022)
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_100037914/ex-bild-chef-julian-reichelt-neue-hinweise-auf-kooperation-mit-milliardaer.html

In Reichelts Sendung werden die Postfaschistin Giorgia Meloni bejubelt, eine Kampagne der rechtsextremen Identitären Bewegung gelobt, eine extrem rechte Influencerin als Dauergast engagiert. Letztere bezeichnet sich selbst als ,,stolze Verschwörungstheoretikerin". Es wird behauptet, es sei kein Geld für deutsche Senioren da, weil in Deutschland alles Geld an Migranten verteilt werde.

"Klage gescheitert: Verfassungsschutz darf Identitäre Bewegung weiter beobachten" (13.10.2022)
Die als rechtsextrem geltende Organisation klagte, weil der Verfassungsschutz sie als Verdachtsfall beobachtet. Doch das Gericht sieht verfassungsfeindliche Bestrebungen.
https://www.tagesspiegel.de/politik/klage-gescheitert-verfassungsschutz-darf-identitare-bewegung-weiter-beobachten-8749009.html

Klimaaktivisten unterstellt Reichelt eine ,,wahnsinnige Angststörung", spricht von ,,grünem Terrorismus". Auf einer ebenfalls von Reichelts Rome Medien GmbH betriebenen Webseite werden Transsexuelle verspottet. Als jüngst etwa eine Transgender-Eiskunstläuferin bei der WM-Eröffnungsshow in Finnland stürzte, hielt Reichelts Mitarbeiterin den Auftritt für eine ,,Verhöhnung aller Sportlerinnen" beziehungsweise ,,blanken Hohn für echte Eiskunstläuferinnen". Sie mokierte sich darüber, dass ,,unattraktive und unprofessionelle Männer" bei Frauenwettbewerben antreten.

Der offenkundige Widerspruch, der bei ,,Achtung, Reichelt" immer wieder zu Momenten unfreiwilliger Komik führt: Einerseits scheint der Mann geradezu getrieben zu sein von seiner Wut auf alles Grüne und Linke oder was er dafür hält. Andererseits wirft er ständig anderen Menschen vor, nicht auf Argumente zu schauen, sondern bloß eine Ideologie zu vertreten.

Juristisch hat Reichelt eine bittere Niederlage kassiert. Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg ist der ,,Spiegel"-Artikel ,,Vögeln, fördern, feuern", der die Vorwürfe gegen Reichelt und seinen mutmaßlichen Umgang mit jungen Mitarbeiterinnen bei ,,Bild" detailliert beschreibt, wieder online.

»Vögeln, fördern, feuern« - Julian Reichelt muss sich wegen möglicher Verfehlungen gegenüber Frauen verantworten. Der Ausgang hängt auch davon ab, ob die mutmaßlich Betroffenen ihr Schweigen brechen. Von Isabell Hülsen, Alexander Kühn, Martin U. Müller und Anton Rainer
12.03.2021, 12.00 Uhr • aus DER SPIEGEL 11/2021
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/bild-chefredakteur-julian-reichelt-und-die-internen-ermittlungen-voegeln-foerdern-feuern-a-456152ee-eff8-4d8f-9b47-1284b4c36c09

Lesenswert ist auch das ,,Zeit"-Interview, in dem Reichelt bestreitet, er habe Mitarbeiterinnen nach ,,Fuckability" bewertet oder je eine belästigt. Auf die Frage ,,Warum, glauben Sie, haben diese Frauen mit Ihnen geschlafen? Weil Sie so attraktiv sind?" antwortet Reichelt: ,,Darüber habe ich noch nie nachgedacht..."

Enormen Zuspruch erhält Reichelts Kanal aus der Blase der Verschwörungsideologen und Querdenker, was wohl an den inhaltlichen Schnittmengen liegt. In der Show fallen Sätze wie: ,,Wir Weiße sollen uns offensichtlich nicht mehr fortpflanzen", gleichzeitig hole man aber ,,halb Afrika rein".

Die Regierung wolle, dass es den Deutschen wirtschaftlich schlechter gehe. Dies alles nicht etwa auf dem Kanal eines anonymen Telegram-Hetzers, sondern auf der Plattform des Publizisten, der jahrelang die auflagenstärkste Tageszeitung Deutschlands leitete.

Im Grunde verhält es sich mit Reichelt wie mit dem Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen: Man wüsste gern, ob der Typ schon so drüber war, als er noch Macht und Verantwortung hatte, oder ob er sich erst nach seinem Rausschmiss blitzradikalisierte.

",,Das ist ehrabschneidend": Maaßen weist Vorwürfe aus CDU zurück" (06.02.2023)
Der frühere Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen hat in der Debatte um einen möglichen Parteiausschluss aus der CDU Vorwürfe zurückgewiesen, dass er eine rassistische Sprache benutze. ... Das CDU-Präsidium hatte am Montag beschlossen, Maaßen eine Frist zum Austritt bis zum 5. Februar um 12.00 Uhr (MEZ) zu setzen. Sollte Maaßen bis dahin die CDU nicht verlassen haben, werde das Präsidium beim Bundesvorstand die Einleitung eines Parteiausschlussverfahrens und den sofortigen Entzug der Mitgliedsrechte beantragen. ,,Für seine Äußerungen und das damit zum Ausdruck gebrachte Gedankengut ist in unserer Partei kein Platz", hieß es in dem Beschluss. ... Immer wieder gebrauche der frühere Verfassungsschutzpräsident ,,die Sprache aus dem Milieu der Antisemiten und Verschwörungsideologen bis hin zu völkischen Ausdrucksweisen". Maaßen verstoße ,,laufend gegen die Grundsätze und Ordnung der Partei". ...
https://www.tagesspiegel.de/politik/das-ist-ehrabschneidend-maassen-weist-vorwurfe-aus-cdu-zuruck-9268101.html



Aus: "Julian Reichelt auf Youtube: Das Krawall-Imperium des geschassten ,,Bild"-Chefs" Eine Kolumne von Sebastian Leber (06.02.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/julian-reichelt-auf-youtube-das-krawall-imperium-des-geschassten-bild-chefs-9270981.html

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Quote[...] BERLIN taz | Es ist doch immer wieder schön, der Geschichte beim Sichwiederholen zuzusehen. ,,This is the most humble day of my life", es sei der demütigste Tag seines Lebens, heuchelte Rupert Murdoch vor ziemlich genau elf Jahren im April 2012 vor der Untersuchungs­kommission von Lordrichter Brian Leveson in London. Damals ging es um diverse Abhör­skandale bei Murdochs Boulevardblatt News of The World. Dessen ­Re­por­te­r*in­nen hatten sich in Telefonate und Mailboxen Dutzender Menschen gehackt, von Mitgliedern der Königs­familie und Fußballprofis bis hin zu Opfern von Gewaltverbrechen.

Jetzt musste sich der 91-Jährige in einem anderen Fall vor dem Supreme Court des US-Bundesstaats Delaware äußern und gab wieder den geläuterten Medienmogul. Diesmal geht es um seinen rechtsaußen agierenden ,,Nachrichten"-Sender Fox News. Der hatte nach den US-Wahlen 2020 den Unterstellungen von Donald Trump breiten Raum gegeben, ihm sei der Wahlsieg durch Manipulation und Betrug ,,gestohlen" worden.

,,Im Rückblick" hätte er sich gewünscht, ,,dass wir das stärker angeprangert hätten", erklärte Murdoch. Aber natürlich habe nicht Fox als Sender das Trump-Narrativ von der manipulierten Wahl transportiert und sich zu eigen gemacht, ,,sondern nur einzelne Moderator*innen".

Geht klar: Wenn seinerzeitiges Spitzenpersonal wie Maria Bartiromo, Lou Dobbs, Sean Hannity und Jeanine Pirro dem durchsichtigen Lügenmärchen von Trump und seinen korrupten An­wäl­t*in­nen bis kurz vor dem Sturm aufs Kapitol im Januar 2021 munter weiter Zunder geben, hat das mit dem Sender und seiner redaktionellen Linie natürlich rein gar nichts zu tun. Der ,,Dirty Digger" Murdoch hat sich hier mal wieder in seiner eigenen Verlogenheit verlaufen.

Aus den unter anderem von der New York Times veröffentlichen Gerichtsakten geht hervor, dass er selbst Trump zum Trottel erklärte und dessen Obsession, einen vermeintlichen Wahlbetrug zu beweisen, als ,,schlimmes Zeug, das allen schadet", bezeichnet hat.

Murdoch gab auch zu, dass er als Vorstandschef von Fox problemlos die Anweisung hätte geben können, Trump-Anwälte wie Sidney Powell oder Rudy Giuliani nicht vor die Kamera zu lassen und ihre haltlosen Unterstellungen auch noch breit zu diskutieren. ,,I could have. But I didn't", sagte Murdoch: Ich hätte es tun können, habe es aber nicht getan.

Und natürlich sind auch die von ihrem obersten Chef vorgeschobenen Mo­de­ra­to­r*in­nen nicht im Ansatz so verstrahlt, dass sie den von ihnen ventilierten Quatsch für bare Münze genommen hätten. ,,Die ganze Geschichte, die Sidney [Powell] da verkauft hat, habe ich nicht für eine Sekunde geglaubt", erklärte Sean Hannity laut den Gerichtsakten.

Trotzdem hat Fox munter weiter über den angeblichen Wahlbetrug berichtet und dessen Prot­ago­nis­t*in­nen reichlich Sendezeit eingeräumt. Denn es ging nie um Nachrichten, Journalismus oder gar die Wahrheit, sondern wie stets im Murdoch-Reich ums schnöde Geld. Fox wollte schlicht seine Klientel nicht noch mehr vergraulen. Denn das eigentlich treue Publikum des Nachrichtenkanals hatte sich seit Mitte 2020 eh schon ungnädig gezeigt, weil nicht alle bei Fox mehr die unbedingte Unterstützung für Trump zeigten.

Weniger Zu­schaue­r*in­nen bedeuten weniger Einnahmen. Weshalb Fox News Chefin Suzanne Scott noch am 5. Januar 2021 in einem Gespräch mit Murdoch davon abriet, Trumps Niederlage und den Sieg von Joe Biden zuzugeben. ,,Wir müssen vorsichtig sein, dass wir die Zu­schaue­r*in­nen nicht vergrätzen" (,,pissing off the viewers"), so ehrlich steht es jetzt in den Gerichtsakten.

Für Murdoch könnte das sehr, sehr teuer werden. Denn konkret geht es bei dem Verfahren in Delaware um eine Klage des Wahlmaschinenherstellers Dominion. Weil Trump und Konsorten Dominion unterstellten, sie hätten Stimmen für Trump einfach Biden zugeschlagen, laufen aktuell diverse Klagen. Dominion fordert 1,6 Milliarden Dollar von Fox beziehungsweise Murdoch wegen Verleumdung.

Dass erstmals überhaupt so ein Fall vor Gericht zugelassen wurde – die Hauptverhandlung soll im April beginnen –, ist eine gute Nachricht. Möge Rupert verlieren! Eine solche Summe zahlt selbst er nicht mal eben aus der Portokasse.

Das Ganze ist aber auch ein Lehrstück darüber, wo die Abgründe bei kommerziellen Medienunternehmen liegen, die nur aufs Geld und vielleicht noch auf politischen Einfluss aus sind. Murdoch hatte sich Trump schließlich nur an den Hals geschmissen, weil er hier – leider zu Recht – ein gutes Geschäft witterte. Dass dabei als Kollateralschaden mindestens die Demokratie in den USA ein Stück weit unter die Räder gekommen ist, lächelt er dabei kalt weg.

Dass Murdoch sich und Fox jetzt auch noch mit dem ,,First Amendment" und Meinungsfreiheit verteidigt, ist schlicht eine Frechheit. Aber allen Ernstes erklären die Fox-Anwälte, dass die ,,Medienwelt zum Stillstand" gebracht würde, falls Dominion vor Gericht durchkäme, weil so selbst ,,basic reporting" verhindert würde.

In Großbritannien musste Murdoch seinerzeit die Sonntagszeitung News of the World dichtmachen. Auch um FoxNews wäre es nicht schade. Doch nützt solche Symbolpolitik wenig. In London bekam einfach Murdochs werktägliche Boulevardzeitung Sun eine Sonntagsausgabe und macht mit allen miesen Methoden weiter. Und auch für Fox fände sich garantiert leicht Ersatz made by Murdoch.

So taugt das Ganze vor allem als Beleg, warum mit Blick auf Nachrichten, Journalismus und Wahrheit ein öffentlich-recht­liches Mediensystem eine zwar nicht perfekte, aber ziemlich gute Idee ist.


Aus: "Falschaussagen bei Fox News: Es ging nie um Journalismus" Steffen Grimberg (28. 2. 2023)
Quelle: https://taz.de/Falschaussagen-bei-Fox-News/!5915855/

Quotewirklich?

1. Mär, 07:48

Das absurde ist doch eigentlich, dass eine Anklage auf Schadensersatz läuft. Es geht nicht darum dass man die Demokratie untergräbt oder offensichtlich Lügen verbreitet im Namen von Journalismus. Stattdessen ist das einzige was justiziabel ist die Verleumdung einer Firma. Was für ein abgefucktes kapitalistisches Rechtssystem.


...

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Quote[...] In Deutschland ist im vergangenen Jahr der höchste Wert an Straftaten gegen Medienvertreter seit Aufzeichnungsbeginn 2016 erfasst worden. Der kriminalpolizeiliche Meldedienst zählte in der Rubrik politisch motivierte Kriminalität 320 Straftaten gegen Medienvertreter, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervorgeht. Das Dokument liegt ZEIT ONLINE vor. Zuerst hat die Welt darüber berichtet.

Unter den 320 Straftaten waren demnach 46 Gewaltdelikte, 41 Nötigungs- und Bedrohungsdelikte, 31 Sachbeschädigungen und 27 Volksverhetzungen. Am Rande von Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen wurden demnach insgesamt 64 Straftaten gegen Journalisten registriert – darunter 15 Gewaltdelikte. Damit ging ein Drittel aller gewaltsamen Angriffe auf Demonstrationen gegen die Corona-Politik zurück.

Wie schon in den vergangenen Jahren setzte sich bei der Zahl der Delikte gegen Medienschaffende ein Anstieg fort. So hatte es im vorvergangenen Jahr 276 Straftaten gegeben, darunter 30 Gewaltdelikte; 2020 waren es 260 Straftaten gewesen (32 Gewaltdelikte), 2019 waren es 104 und im Jahr davor 93 Straftaten. Das geht aus früheren Antworten der Bundesregierung auf Anfragen der Linksfraktion hervor.

Binnen vier Jahren hat sich die Zahl der Angriffe auf Pressevertreter damit etwa vervierfacht. Die Straftaten gegen Medienvertreter werden erst seit 2016 statistisch erfasst. Damals hatte die Zahl bei 193 gelegen. Im Folgejahr war sie deutlich auf 85 gesunken.

Am meisten Straftaten registrierten die Behörden vergangenes Jahr den Angaben nach in Sachsen (69) und Berlin (66). Dahinter folgten Bayern mit 40 und Thüringen mit 26 Vorfällen. In Bezug auf die Corona-Proteste 2022 ergibt sich im Ländervergleich ein eindeutiges Bild: Hier lag Sachsen mit 34 Straftaten klar an der Spitze – gefolgt von Thüringen mit acht Übergriffen.

Die medienpolitische Sprecherin der Linksfraktion Petra Sitte, die die Anfrage gestellt hatte, nannte die Zahlen in der Welt einen "traurigen Höchststand". In Bezug auf die Gewaltdelikte auf Corona-Protesten sagte sie: "Selbst wenn die Anlässe für solche Proteste wegfallen, wird die Radikalisierung und pressefeindliche Haltung bestimmter Gruppen ein anhaltendes Problem sein." Um Medienschaffende zu schützen und freie Berichterstattung zu gewährleisten, brauche es "endlich eine übergreifende Bund-Länder-Strategie".

So verlangt Sitte etwa, die Bundesregierung solle kontinuierliche Lagebilder erstellen und im Melderecht einen "besseren gesetzlichen Schutz für Medienschaffende" gewährleisten. Das Bundesmeldegesetz solle geändert werden, sodass ein Antrag auf Auskunftssperre für Journalisten in der Regel bewilligt würde. Die Dauer der Auskunftssperre solle von zwei auf fünf Jahre verlängert werden.


Aus: "Zahl der Angriffe auf Medienschaffende in Deutschland nimmt stark zu" Leon Holly (12. März 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-03/angriffe-journalisten-gestiegen-hoechstwert-presse

QuoteGL-MV1000 #3

Gegen Pressevertreter, gegen die Polizei, gegen Rettungsdienste, usw. ...


QuoteGerd Ruhlauf #5.1

Auch so eine Absurdität: Leute, die "Lügenpresse" brüllen und dann als Beweis, dass die Medien in Deutschland lügen und Informationen unterdrücken, auf FOX News verweisen. Den Sender, dessen Eigentümer gerade vor Gericht einräumen musste, dass man Lügen verbreitet hat, obwohl man wusste, dass es Lügen sind.

[" ... Fox News hat Trumps Mär verbreitet, die US-Wahl sei maschinell manipuliert worden. Nun steht der Sender vor Gericht. Der Heuchelei ist er schon überführt. Die Chefs und Moderatoren glaubten nämlich selbst nicht, was sie sagten. Die vorgelegten Dokumente zeigen, dass selbst die Hardliner des Senders – Tucker Carlson, Sean Hannity und Laura Ingraham – hinter vorgehaltener Hand über die Wahlbetrugs-Hysterie spotteten, die Donald Trump und seine Vasallen, allen voran die Anwälte Rudy Giuliani und Sydney Powell, nach der verlorenen Wahl von 2020 verbreiteten. Powell und Giuliani behaupteten, eine internationale Verschwörung mit Hillary Clinton, George Soros, der CIA und dem (2013 verstorbenen) venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez habe mithilfe von Wahlautomaten Millionen von Trump-Stimmen für Biden umgemünzt.
Unter anderem kamen SMS-Nachrichten von Carlson und Ingraham ans Licht, in denen Carlson Trumps Anwältin Sydney Powell als Lügnerin bezeichnet. Ingraham antwortete, Powell sei total durchgeknallt. ,,Keiner will mit ihr zusammenarbeiten. Ditto Rudy." Ingraham bezeichnete Rudy Giuliani als ,,Idiot". Sean Hannity, die Nummer zwei des Senders nach Carlson, befand, Giuliani ,,benimmt sich wie eine geisteskranke Person". Sogar Rupert Murdoch, zu dessen Medienimperium Fox News gehört, äußerte sich kritisch. Es sei ,,sehr schlecht", dass Giuliani Trump berate. Den Gerichtsunterlagen zufolge hielt Murdoch die Sage von der gestohlenen Wahl für Unsinn. Er brachte am 5. Januar 2021, dem Tag vor dem Sturm aufs Kapitol, sogar ins Gespräch, Ingraham, Hannity und Carlson gemeinsam auftreten und Biden zum Sieger der Wahl erklären zu lassen, um ,,den Trump-Mythos von der gestohlenen Wahl zu stoppen". Dass dies nicht geschah, ist dem Kalkül zu verdanken, das den Senderverantwortlichen seit Langem vorgeworfen wird: Die Hysterie über den vermeintlichen Wahlbetrug zog offenbar Zuschauer. Kleinere Kanäle wie Newsmax und One America Network, die aggressiv die von Powell und Giuliani aufgebrachten Verschwörungstheorien vertraten, hatten nach der Wahl zeitweilig beachtlichen Zulauf, während bei Fox News die Quoten vorübergehend sanken. Wenige Tage nach der Wahl schrieb Fox-News-Präsident Jay Wallace in einer SMS: ,,Der Newsmax-Boom ist etwas beunruhigend – ist echt ein alternatives Universum, aber kann nicht ignoriert werden." Ein anderer Top-Manager schrieb: ,,Solcherart verschwörerische Berichterstattung könnte genau das sein, was der enttäuschte Fox-News-Zuschauer will."
Fox News fiel bei Trump und seinen Fans nach der Wahl in Ungnade, weil der Sender als Erster den entscheidenden Bundesstaat Arizona für Biden ausgerufen hatte und sich von Interventionen aus Trumps Entourage nicht beeindrucken ließ. Trump rief seine Fans auf, lieber Newsmax als Fox News einzuschalten. Rupert Murdoch schrieb daraufhin in einer E-Mail: ,,Wir sollten Trump nicht noch weiter gegen uns aufbringen." Mehrere Journalisten von Fox News wurden den Dokumenten zufolge gemaßregelt, weil sie die Behauptungen von Trump, Powell und Giuliani überprüften und nachwiesen, dass sie falsch waren. Als die Fox-News-Korrespondentin im Weißen Haus ebendies tat, erregte sich Carlson in einer SMS an Hannity darüber, dass solche Faktenchecks ,,messbar das Unternehmen schädigen. Der Aktienkurs fällt. Kein Witz." Unterdessen schrieb die Ge­schäftsführerin von Fox News, Suzanne Scott, dem Murdoch-Sohn Lachlan, der Vorsitzender der Fox Corporation ist, man müsse ,,die Zuschauer wissen lassen, dass wir sie hören und respektieren". Die Zuschauer zu ,,respektieren" wurde unternehmensintern zum Euphemismus fürs Sich-Anbiedern an ein von Verschwörungstheoretikern angestacheltes Publikum, das die Wahrheit nicht hören wollte. ..." Aus: "Lügen, damit die Zuschauer bleiben" Nina Rehfeld, Sedona (20.02.2023), https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/fox-news-wegen-wahlfaelschungsluege-vor-gericht-18692629.html]


QuoteEarl Byrd #6

Wie ist es eigentlich um die Medienkompetenz nicht nur der Jugendlichen, sonder der breiten Bevölkerung in Deutschland bestellt? Und zwar speziell im Bezug auf klassische Medien? Ich vermute, die Vorstellungen darüber, wie Zeitung, Fernsehen und Radio tatsächlich alltäglich gemacht werden, was journalistisches Handwerk wirklich ist, hat mit der Wirklichkeit kaum etwas zu tun.

Ich glaube, kaum jemand weiß, wie Themen gefunden werden, wie Recherche abläuft, Verfikation, welche Rechte die Presse hat - und welche nicht (zum Beispiel zu lügen). Ich wünsche mir eine große Umfrage, um das Bild der Presse in Deutschland detailliert ans Licht zu bringen, und dann Maßnahmen zur Korrektur. Es kann nicht sein, dass die einzige funktionierende politische Kontrollinstanz im Untergang begriffen bleibt.

Einstweilen könnte man schon mal anfangen und der Yellow-Press die Verblödung ihrer Leserinnen verbieten und den Fachzeitschriften (nicht: Special-Interest-Publikumszeitschriften) erklären was sie damit anrichten, wenn sie z.B. Interviews kaufen lassen oder keine Trennung von Redaktion und Anzeigen einhalten. Da ist sehr viel skrupellose Gier im Spiel, die ungeheuer schädlich für das Bild der Presse allgemein ist.


QuoteSotsch #9

Da scheint es, dass das Vertrauen in die Medien und Medienschaffenden stark zurück geht und das Gefühl, das die Berichterstattung unter:
-Haltung journalismus
- verunglimpfung und abschieben in eine radikale Ecke
- falsch wiedergegeben oder einem Worte in den mund gelegt werden.
Da kann man schon die Wut vieler Aktivisten verstehen. Gewalt ist keine Lösung, allerdings muss sich die Medienlandschaft auch fragen ob das click-baiting nicht an der Verantwortung, die den Journalismus begleitet nicht ein Schuss ins eigene Bein ist. Bei corona war der Haltungs journalismus sehr bedenklich und die spät und folge Folgen der neuartigen Arzneimittel (Impfung) noch nicht erforscht.

Wie heist es so schön, ein guter Journalist weis vorher schon was er schrieben will.


QuoteEarl Byrd #9.1

"Wie heist es so schön, ein guter Journalist weis vorher schon was er schrieben will."
Ach heißt es das, ja? Wo denn, wo steht das? Wer sagt das?


QuoteSotsch #9.2

Common sense


QuoteEarl Byrd #9.3

In gewissen Kreisen vielleicht. ...


QuoteBlowed Washed #10

Ich werde diese Veranstaltungen mit gezielten Angriffen auf Journalisten nie verstehen. Wenn ich für ein Anliegen demonstriere, muss mir doch die Presse als gewaltige Verbreitungshilfe meiner Meinung hochwillkommen sein. Nein, man macht sich völlig zum Horst, indem man rumpöbelt anstatt die Hintergründe seines Protestes in eine Kamera zu erläutern, und so eine enorme Reichweitensteigerung zu erzielen. Vielleicht gehts aber auch nur um ein Rumbrüllen in einer Menge von Gleichgesinnten, je blöder desto besser, ähnlich wie bei einem Fussballspiel. Das wäre einem hinterher natürlich eher peinlich, dabei will man sich anschließend nicht in der Tagesschau zuschauen müssen.


QuoteFuchsjux #16

Nichts rechtfertigt Gewalt - aber - die Medien - besonders die öffenltich rechtlichen - haben hierzulande mittlerweile ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Und an dem sind auch die Journalisten nicht ganz unschuldig.

Nur ein Beispiel - jedesmal, wenn die Tagesschau die neuen Arbeitslosenzahlen bekannt gibt - verbreitet sie beschönigende Fake-News im Sinne der Regierenden.
Denn gerade Journalisten sollten eigentlich wissen, daß wir zu den ALGI-Empfängern allein knapp 5 Millionen HartzIV-Empfänger im erwerbsfähigen Alter haben. Und viele fallen dazu noch aus der Statistik heraus (Stichwort: Maßnahmen, Frühverrentung uvm.)
Auch die Vetternwirtschaft bei einigen Sendern des ÖR trägt nicht gerade zur Glaubwürdigkeit bei.
Ebenso kann man Journalisten nicht mehr ernst nehmen, die ständig mit Wirtschaft und Politik küngeln oder gar ins Bett steigen. Jüngstes Beispiel - Lehfeldt/Lindner.
Unabhängigkeit und Überparteilichkeit ist hier dann offensichtlich nicht mehr gegeben.
Es ist mehr als offensichtlich, daß kritische Journalisten immer seltener werden, und zwar umso seltener, umso dringender sie eigentlich benötigt werden. So gab es zu vielen Themen eine fast schön beängstigende Einheitlichkeit. Z.B. Coronamaßnahmen (Impfnebenwirkungen, Ausgangssperren), Ukraine oder Migration.
Kritische Stimmen zu "Fachkräftemangel" oder "Bürgergeld" ? (Wieder so ein Euphemismus) Fehlanzeige.
Investigativer Journalismus ist zudem am Aussterben. Ausnahmen gibt es - noch.


QuoteDundoril #16.1

"Nichts rechtfertigt Gewalt - aber -"

Ich hab danach aufgehoert zu lesen, ich hoffe mal es kommt nicht das übliche bashing der oeffentlich rechtlichen um dann doch irgendwie die Gewalt zu rechtfertigen?


Quote1893Pierrot #16.3

Sie haben es richtig gemacht, ich habe leider zu Ende gelesen. Ihre Hoffnung war vergebens, wir wissen ja alle, was "aber" bedeutet...


Quotezehwa #19

"Unter den 320 Straftaten waren demnach 46 Gewaltdelikte, 41 Nötigungs- und Bedrohungsdelikte, 31 Sachbeschädigungen und 27 Volksverhetzungen..."

Traurig genug. Meine kleine Anfrage würde von ähnlichen Delikten gegen Lokalpolitikern handeln. Die "Wirrsinn dasVolk"-Minderheit nervt.


Quoteosedax mycofloris #21

Man muss auch berücksichtigen, dass manche Journalisten extrem dünnhäutig reagieren, sobald sie von jemandem zurückgewiesen werden. Das sind dann diese Bilder in den Fernseh-Politmagazinen, wo der Gefilmte, weil ihm zu nah auf die Pelle gerückt wird, nach der Kamera greift oder das Mikro wegschlägt. Und zack, nächster Fall "Angriff auf Journalisten ". Vielleicht sollten sich einige Medienschaffende einfach ein bisschen mehr zurückhalten, beobachten und dann: "Sagen, was ist".


QuoteBlasius Ölig #22

... Es gibt immer mehr Links- und Rechtsfaschisten die nicht diskutieren wollen und können, sondern andere Meinungen sofort mit Gewalt unterdrücken.


QuoteLudgerle #24

Liegt wohl darin, dass die Kunstweltschaffenden weitgehend nicht mehr als Teil der Gemeinschaft betrachtet werden, sondern als Erfüllungsgehilfen einer Fremdherrschaft.


Quotenaahrt #25

Das Vertrauen in die 'Medienschaffenden' ist halt auch ziemlich zurückgegangen.


Quote1893Pierrot #25.1

Und das rechtfertigt Gewalt?


...

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Quote[...] Zuerst marschierten sie gegen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, nun sind sie gegen Flüchtlinge sowie für "Neutralität und Frieden" unterwegs und schwenken dabei russische Fahnen. Anfang März waren rund 1.000 Impfgegnerinnen und Impfgegner, Verschwörungsgläubige und bekannte Rechtsextreme in Wien unterwegs.

Angeführt wurde diese "Megademo" von dem Aktivisten und ehemaligen BZÖ-Politiker Martin Rutter, der sich seit mehr als zwei Jahren als Anführer der Proteste inszeniert. An seiner Seite marschierte die "Medicopter"-Schauspielerin Sabine Petzl, die mittlerweile als Moderatorin beim Verschwörungssender Auf 1 (Alternatives und unabhängiges Fernsehen) gelandet ist.

Der in Oberösterreich beheimatete Sender ist das Medium der Demonstrierenden. Das zeigte sich bei der Demonstration in Wien, bei der etwa ein Mann ein weißes T-Shirt trug, auf dem handgeschrieben groß "Auf 1" zu lesen stand. Rund um den blauen Kastenwagen des Senders tummelten sich Personen, die sich – gegen eine Spende – mit Aufklebern, Fahnen oder Transparenten eindeckten.

Erst im Frühjahr 2021 in Linz gegründet, hat es Auf 1 nicht nur geschafft, das "Leitmedium der Verschwörungsideologen" zu werden, wie die "Süddeutsche Zeitung" in einem jüngst erschienenen Artikel schreibt, sondern auch andere rechte Medienprojekte zu überflügeln.

Hunderttausende rufen die Seite im Netz regelmäßig auf. Als der ebenfalls in Oberösterreich beheimatete "Wochenblick" sein Erscheinen einstellte, kamen einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Auf 1 unter, die nun eine Auf-1-Newsseite bespielen. Auf der "Wochenblick"-Seite finden sich nun Inhalte von Auf 1. Im vergangenen Jahr schaffte der Sender auch die Expansion nach Deutschland.

"Auf 1 ist heute eines der reichweitenstärksten rechtsextremen Medien aus Österreich, was vor allem an seiner erfolgreichen Erschließung des deutschen Desinformationsmarktes liegt", sagt der Rechtsextremismusexperte Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW).

Optisch kommt der Internetsender Auf 1 wie harmloses Frühstücksfernsehen daher. Aber egal ob Corona-Pandemie, die Attentate vom 11. September oder der russische Überfall auf die Ukraine, der Sender hat dazu Verschwörungserzählungen parat. Keine Geschichte ist zu steil: Mit "Putin wurde vom Westen in die Ecke gedrängt" oder "Impfungen machen Virus für Geimpfte gefährlicher" werden Sendungsbeiträge beschrieben.

Nebenbei wird auch noch eine "weiße westliche Kultur" beschworen und gegen die LGBTIQ-Community, seriöse Medien und die "Globalisten" gewettert – eine Bezeichnung, die von extremen Rechten als judenfeindlicher Code genutzt wird. Natürlich darf die zentrale rechtsextreme Verschwörungserzählung nicht fehlen: Der "Bevölkerungsaustausch ist die Antwort auf die Kindesabtreibungen", erzählt ein Studiogast. Ergänzend kommen bekannte Rechtsextreme als Studiogäste zu Wort.

Das Ganze erinnert an den zeitweiligen Donald-Trump-Berater Steve Bannon, dessen Devise lautete: "Flood the zone with shit". Soll heißen: Überflute die Menschen mit allem möglichen Unsinn, mit absurden Informationen, die Fakten verdrehen und hetzerisch sind, aber für Uninformierte glaubwürdiges Zeug. So lange, bis das Publikum nicht mehr weiß, was die Fakten sind, sondern auch glaubt, dass es prinzipiell gar keine gesicherten Fakten gibt. Oder überhaupt keine Wahrheit. So werden seriöse Medien umgangen und das desorientierte Publikum in eine Rechts-außen-Parallelwelt eingeführt.

"Prägendes Merkmal der Berichterstattung ist, dass sie über den üblichen Anspruch sogenannter Alternativmedien, von anderen vermeintlich bewusst unterdrückte Sachverhalte und Perspektiven zu präsentieren, noch hinausgeht", sagt Weidinger. Für ihn vertritt Auf-1-Gründer und -Chefredakteur Stefan Magnet "ein geschlossenes verschwörungsmythisches Weltbild, in das jedwedes Ereignis sich im Handumdrehen anpassen lässt. Egal was passiert – alles ist letztlich nur Beleg für die finstere Verschwörung im globalen Maßstab."

Auch greifen die düsteren Prophezeiungen grundsätzlich ins apokalyptische Register. Bei den Verschwörungen, die hier beschworen werden, geht es stets um totale Unterwerfung, totale Ausbeutung, Genozid, "ja um die Abschaffung der Menschheit schlechthin". Beiträge von Magnet verweisen dabei auf dessen "politische Wurzeln im Neonazismus: ständig recycelt er antisemitische Erzählungen und Topoi, die seit Jahrzehnten in neonazistischen Kreisen wiedergekaut werden, und passt neue Entwicklungen – wie die Corona-Pandemie – in sie ein", sagt Weidinger.

Magnet war in den Nullerjahren im Bund freier Jugend (BfJ) aktiv. Der BfJ gehörte zu den aktivsten rechtsextremen Gruppen Österreichs und war mit verschiedenen ähnlichen Gruppierungen vernetzt. Fotos aus dem Jahr 2004 zeigen Magnet und seinen damaligen Mitstreiter Michael Scharfmüller in Lederhosen bei einer Veranstaltung der neonazistischen deutschen NPD. Ein anderes Foto aus jenen Tagen zeigt Magnet gemeinsam mit Gottfried Küssel, der als Säulenheiliger der österreichischen Neonaziszene gilt.
https://www.belltower.news/stefan-magnet-npd-fpoe-und-russlandkontakte-von-auf1-139867/

2008 stand Magnet vor Gericht, er und Mitangeklagte wurden vom Vorwurf der NS-Wiederbetätigung freigesprochen. Später tauchte Magnet im Umfeld der oberösterreichischen FPÖ auf und betrieb eine Medienagentur. Recherchen des "Profil" zeigten, dass Magnets Firma 2019 und 2020 öffentliche Mittel der oberösterreichischen Landesregierung erhielt. Er arbeitete auch für Rechts-außen-Medien, wie den "Wochenblick".

Vor wenigen Tagen wurde ein Beitrag von Magnet in "Info-Direkt", dem Blatt seines ehemaligen Gefährten Scharfmüller, veröffentlicht: ein Nachruf auf Horst Ludwig, einen führenden Aktivisten der "Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik". Das ist eine Scharnierorganisation zwischen den verschiedenen rechtsextremen Gruppierungen und Parteien in Österreich. Ludwig stand 2008 mit Magnet vor Gericht. "Info-Direkt" bietet FPÖ- und AfD-Politikerinnen und -Politikern ebenso ein Podium wie Identitären. Ein Thema klammert das Medium aus, es wird nicht über die Zeit von 1933 bis 1945 berichtet, wie Scharfmüller bei einem Auftritt in Deutschland erklärte.

Neben Auf 1 und "Info-Direkt" zählt auch noch "Report 24" zum rechten Mediencluster in Oberösterreich. Zwar bedient "Report 24" die gleiche Zielgruppe wie Auf1, allerdings hält sich das Medium eine Spur zurück und bietet auch der Impfgegnerpartei MFG ein Podium. Bekannte Gesichter tauchen allerdings eher bei Auf1 auf.

Als Interviewpartner reiht sich der ehemalige deutsche Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen neben Stars der Szene der Verschwörungsgläubigen ein, wie dem Mediziner Sucharit Bhakdi, dem bekannten Idenititären Martin Sellner und FPÖ-Chef Herbert Kickl. Es sind Auftritte, die Auf 1 Relevanz bescheinigen, die zentrale Währung im verschwörungsgläubigen Milieu.

In den vergangenen Wochen kamen verstärkt bekannte Rechtsextreme bei Auf 1 zu Wort. Mitte März etwa der Identitäre Sellner, einige Tage zuvor trat der Putin-Fan und Herausgeber des rechtsextremen "Compact"-Magazins Jürgen Elsässer bei dem Sender auf. Gemeinsam mit Manfred Rouhs, der seit Jahrzehnten in verschiedenen Parteien und Gruppen der rechtsextremen Szene in Deutschland aktiv ist und für den islamfeindlichen Blog "PI-News" schreibt. Zuvor kam auch ein ehemaliger Funktionär der 1988 in Österreich verbotenen Nationaldemokratischen Partei (NDP) zu Wort, der ein enger Weggefährte des 2018 verstorbenen Holocaustleugners und Rechtsterroristen Gerd Honsik war.

Dass der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Maaßen in diesem Umfeld auftaucht, wundert nicht. Er hat in den vergangenen Jahren wenig ausgelassen. Immer wieder ist er mit rechten Äußerungen aufgefallen. Mitte Februar war das Maß voll. Zumindest für die CDU, deren Bundesvorstand einstimmig ein Parteiausschlussverfahren gegen Maaßen eingeleitet hat. Ein Schritt, der damit begründet wurde, dass Maaßen, derzeit Mitglied im Thüringer Landesverband, immer wieder eine "Sprache aus dem Milieu der Antisemiten und Verschwörungsideologen bis hin zu völkischen Ausdrucksweisen" gebrauche. Kurz zuvor behauptete er in einem Interview, es gebe eine "grün-rote Rassenlehre, nach der Weiße als minderwertige Rasse angesehen werden und man deshalb arabische und afrikanische Männer ins Land holen müsse".


Aus: "Verschwörungssender Auf 1: Mit "Flood the zone with shit" zum Erfolg" Markus Sulzbacher (20. März 2023)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000144557800/verschwoerungssender-auf1-mit-flood-the-zone-with-shit-zum-erfolg

Quotemlzt

Weil hier immer von "flood the zone with shit" die Rede ist: Wir sollten nicht vergessen, dass der ÖVP-Spindoktor und Ober-Messagecontroler G. Fleischmann in seinem Buch die adäquate österreichische Entsprechung dafür definiert hat: SNU (strategisch nützlicher Unsinn). Dass genau das die ÖVP seit Jahren praktiziert, kann man beinahe jeden Tag feststellen.


Quoteprofeline

Das Arge ist ja, dass diesen Leuten mit keinen Argumenten, und seien sie noch so fundiert recherchiert, beizukommen ist. Wissenschaftler und Forscher sind ja "alle gekauft, gehirngewaschen bzw. gehören ja selbst 'zu denen' ".

Die skurrilste Argumentationslinie - voller Überzeugung vorgetragen - als ich einem VT fanatischen Freund seine angeblichen Beweise für eine Theorie zerpflückt hatte: "Dass es keine Beweise gibt, ist nur der Beweis dafür, wie mächtig 'die' sind, so dass sie die Wahrheit unterdrücken können. Gerade, dass keine Beweise veröffentlicht werden*, beweist, dass alles wahr ist, denn sonst würden 'sie' sich ja nicht so viel Mühe geben, die Wahrheit zu unterdrücken."

*ausser auf YouTube etc.

Was soll man da noch sagen...?


QuoteByro Cracy

Ich bin einfach nur enttäuscht von den Verschwörungserzählern. Seit 20 Jahren, als ich zum ersten mal damit in Berührung kam, wurde prophezeit daß der totale Zusammenbruch unmittelbar bevorsteht. Und was kam ? Nichts ! Leere Versprechungen.

Aber Spaß beiseite, letztlich ist das einfach nur ein Business. Die Leute hinter diesen Medien sind nicht blöd, die wissen ganz genau daß sie Schwachsinn reden. Und auch daß 90% diesen Schwachsinn nicht glauben. Aber von den restlichen 10% Leichtgläubigen kann man eben ganz gut leben. Da werden Bücher und Magazine verkauft, Werbung geschaltet, Veranstaltungen gemacht, Mitgliedsbeiträge einkassiert etc. Insgeheim lachen die die Leute aus die sie anhimmeln...


QuotefrüherwarsogardieZukunftbesser

Experte Weidinger: "Auf1 ist heute eines der reichweitenstärksten rechtsextremen Medien aus Österreich" - ok, mag schon sein! Und der Standard ist das Pendant, das ,,reichweitenstärkste linksextreme Medium in Österreich... - so what???


Quoteewo

Der Standard ist genau so linksextrem wie der Großglockner tief ist!


QuoteJoe_Chip

Wenn man sich schon festhalten muss damit man nicht rechts von der scheibe fällt wirkt alles andere linksextrem ...


QuoteFurci

Wer gibt sich freiwillig so einen Shit?
Da schaue ich mir lieber das Kaminfeuer auf RTL2 an.


QuoteOdenwald

nicht mal dem trau ich über dem Weg :-))


...


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#155
Quote[...] Eine Enthüllungsgeschichte der Wochenzeitung "Die Zeit" zeichnet ein negatives Bild, das der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Mathias Döpfner, in den zurückliegenden Jahren von Angela Merkel und den Ostdeutschen gehabt haben soll. Der Bericht fußt nach "Zeit"-Angaben auf internen Dokumenten aus dem Springer-Haus, insbesondere Mails und Chat-Nachrichten aus dem engsten Führungskreis: "Sie zeichnen, ergänzt durch Gespräche mit Insidern und Beteiligten, das Bild eines Vorstandsvorsitzenden, der getrieben von seiner Ablehnung Angela Merkels schien", schreibt die Wochenzeitung.

Dem "Zeit"-Bericht zufolge hat Döpfner in den internen Dokumenten auch über "intolerante Muslime" und Ostdeutsche gelästert. So wird Döpfner unter anderem mit dem Satz zitiert: "Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht." Die Enthüllungsgeschichte der "Zeit" geht auch auf die unterschiedliche Haltung von Döpfner und Friede Springer, der Witwe des Verlagsgründers Axel Springer, gegenüber der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel ein. Während die Merkel-Freundin Springer die Ex-CDU-Chefin sehr schätzte, hielt Döpfner sie laut der Zeitung "offenbar für irre oder gefährlich".

So soll Döpfner nach den von der "Zeit" zitierten Dokumenten auch die Intervention Merkels ("Tabubruch") nach der Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten von Thüringen mit den Stimmen der AfD kritisiert haben. Die entsprechende "Bild"-Schlagzeile "Handschlag der Schande" habe Döpfner zwar als "taktisch" richtig, aber inhaltlich "komplett falsch" bezeichnet.

So soll er am 8. Februar 2020 über die Ablehnung der Unterstützung durch die AfD geschrieben haben: "Lieber PDS-Nachfolgeorganisation als Ministerpräsident als die Liberalen. Nur weil ein paar demokratisch gewählte AfD-Wichser ihn gewählt haben. Das Land hat jeden Kompass verloren. Und M. den Verstand. Sie ist ein Sargnagel der Demokratie. Bald hat die AfD die absolute Mehrheit." Mit "M." könnte laut "Zeit" Merkel gemeint gewesen sein.

Als Merkel und ihre Regierung im März 2020 den ersten Corona-Lockdown planten, soll Döpfner dem "Zeit"-Bericht zufolge "aufgeregte Nachrichten" verschickt haben: "Corona ist eine Grippe gefährlich für Alte und Kranke", schreibt er. Politik und Wirtschaftsführer würden "unsere offene Gesellschaft für immer zerstören". Weiter soll der Springer-Chef geschrieben haben: "Das Ganze ist so surreal. Kollektiver Verstandesverlust. Der Coup der Gefühligkeit. Das absolute Scheitern der Eliten. Es ist ein Endpunkt."

Am 25. März soll Döpfner laut "Zeit" geschrieben haben: "Das ist das Ende der Marktwirtschaft. Und der Anfang von 33." Ob er damit auf die Machtergreifung von Adolf Hitler 1933 anspielte, kann nur vermutet werden.

Derartige "Reminiszenzen" sollen dem "Zeit"-Artikel zufolge Döpfner nicht fremd gewesen sein. Zu seinen "Lieblingszielen" hätten dabei die Ostdeutschen gehört. So zitiert die "Zeit" Döpfner auch mit dem Satz: "Meine Mutter hat mich immer vor den Ossis gewarnt. Von Kaiser Wilhelm zu Hitler, zu Honecker, ohne Zwischendurch US-Reeducation genossen zu haben. Das führt in direkter Linie zur AfD."

Bereits in einer Nachricht vom 8. Oktober 2019 soll Döpfner dem "Zeit"-Bericht zufolge "zu 39 Jahren [sic, vermutlich ein Tippfehler, vermutlich waren 30 Jahre gemeint] einen Text zu schreiben, in dem ich die Wiederaufung [sic, vermutlich Tippfehler, vermutlich Widerrufung] der Wiedervereinigung fordere. Meine Mutter hat es schon immer gesagt. Die Ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen DDR eine Agrar- und Produktionszone mit Einheitslohn machen."



Springer-Chef Döpfner wies inzwischen die Vorwürfe zurück. Der "Zeit"-Artikel basiere auf "aus dem Zusammenhang gerissenen Text- und Gesprächsschnipseln", erklärte Döpfner in einer internen Konzernmitteilung. Er habe "natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands".

Der Springer-Vorstandsvorsitzende ging auch auf den Vorwurf ein, er nehme Einfluss auf das Profil von "Bild". Das sei als CEO und Miteigentümer sein Job, sagte Döpfner. Aber über allem stehe die Freiheit der Redaktionen.

Die Zeit,epd (dni,ans)



Aus: "Springer-Chef Döpfner äußerte sich abfällig über Ostdeutsche und Merkel" (MDR AKTUELL, 14. April 2023)
Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/springer-chef-ossis-merkel-zeit-bild-doepfner-zitate-100.html

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Quote[...] Generell sind Verleger berechtigt, die politische Tendenz ihrer Medien zu bestimmen. Das Problem sieht Pörksen in der Direktheit, mit der Döpfner in das redaktionelle Geschehen eingegriffen haben soll. ,,Die Chefredakteurin der ,Bild'-Zeitung hat sich ja genau gegen diese Intervention und gegen diese Instrumentalisierungsversuche verwahrt. Denn es gibt für Journalistinnen und Journalisten nichts Schlimmeres als diese massive Beschädigung von Glaubwürdigkeit. So eine Aura des Verdachts, der Verdacht, sie könnten im Grunde genommen weisungsgebunden agieren."

Laut dem Medienwissenschaftler gibt es bei Skandalen immer eine Aufschwungs- und eine Deutungsphase. Dabei gehe es um die Frage: Ist das, was als Skandal behauptet wird, tatsächlich einer?

Interessant sei in diesem Fall, dass es keinen langen Kampf um die Deutungshoheit gegeben habe. ,,All die Versuche der Abschwächung haben nicht funktioniert, sondern es war sehr schnell klar: Die Inhalte der Enthüllung sind zu stark", sagt Pörksen. Erwartbar sei nun eine zweite Entscheidungsphase im Prozess der Skandalisierung, in der sich zeigen werde, ob sich die Skandalzone vom Fall Reichelt zum Fall Döpfner nun womöglich zum Fall Springer ausweiten werde. Das könnte auch davon abhängen, wie erfolgreich zwei in dieser Woche geplante Veröffentlichungen werden: Zum einen das neue Buch von Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre, der als Schlüsselroman rund um das Medienhaus Springer erwartet wird. Zum anderen der Spotify-Podcast ,,Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer", in dem es um das System hinter dem ehemaligen ,,Bild"-Chef Julian Reichelt gehen soll.




Aus: "Reicht die Entschuldigung des Springer-Chefs?" (Text: Pia Behme | Bernhard Pörksen im Gespräch mit Antje Allroggen | 17.04.2023)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/doepfner-entschuldigung-chat-nachrichten-springer-bild-100.html

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Der Chef des Springer-Konzerns hat nach viel Kritik an seinen umstrittenen Chatnachrichten um Entschuldigung gebeten. Es handele sich um private Äußerungen. ... Indirekt bestätigte der Springer-Chef in seinem Beitrag für Bild zwar nun, dass bestimmte Formulierungen wie die über Ostdeutsche von ihm stammten. Zugleich will er sie aber als persönliche Aussagen verstanden wissen. "Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – mir gelingt es nicht immer, private Nachrichten im korrekten Ton zu schreiben", heißt es in seinem Text.  ... Der 60-Jährige fährt fort: "Wenn ich wütend oder sehr froh bin, wird mein Handy zum Blitzableiter. Ich schicke dann manchmal Menschen, denen ich sehr vertraue, Worte, die 'ins Unreine' gesagt oder getippt sind. Weil ich davon ausgehe, dass der Empfänger weiß, wie es gemeint ist. Und weil ich mir nicht vorstellen kann oder will, dass jemand diese Worte an Dritte weitergibt." Dies sei nun aber geschehen. "Daraus kann man viele Lehren ziehen. Das habe ich getan. ...
https://www.zeit.de/kultur/2023-04/mathias-doepfner-springer-bild-entschuldigung (16. April 2023)

QuoteDirekte Demokratie 1

,,...forderte eine FDP-freundliche Berichterstattung vor der Bundestagswahl."


Quotedemotor

Das Ganze jetzt auf die Ebene persönlicher Verfehlungen und gar Meinungsfreiheit zu verlagern, ist ziemlicher Unsinn. Döpfner und sein Springer Konzern ist ein Hort konservativer, z.T. rechtsnationaler medialer Stimmungsmache. Das wissen seine Leser so gut wie die, die auf diesen populistischen Quark seit Jahrzehnten verzichten. BILD ist ein bedauerlicher und unschöner Teil unserer politischen und gesellschaftlichen Kultur mit grosser Reichweite, der nicht so bald verschwinden wird. Leider wird auch unseriöser Journalismus, der auf Verunsicherung und Desinformation ausgerichtet ist, vom Grundrecht der Pressefreiheit geschützt. Man sollte allerdings darauf achten, wo die Grenzen zur offenen antidemokratischen Polemik überschritten werden. Sonst drohen irgendwann auch bei uns Verhältnisse wie im bildungsfernen Amerika oder im Deutschland der 30er Jahre des vorigen JH.


Quote
My two cent

Das Einzige was Herr Döpfner bedauert ist, dass die Sache irgendwie an die Öffentlichkeit gekommen ist. Ansonsten wird sich wohl kaum etwas ändern. Seine Einstellung ist die, die sie ist. Wer glaubt das Herr Döpfner irgendeinen Wert auf einen journalistischen Wertekanon legt dem ist nicht zu helfen. Der Springer Verlag mit seinem Flagschiff Bild Zeitung ist ein Propaganda Mittel der politischen Einflussnahme. Man fragt sich immer was schlimmer ist, die Puppenspieler oder die Puppen. ...


QuoteBoNT

Im schnelllebigen Medienzirkus des 21. Jahrhunderts wird in vier Wochen niemand mehr davon reden. Isso, auch wenn's eigentlich frustrierend ist.


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Quote[...] Ist die Aufregung um die geleakten Döpfner-Äußerungen ein Momentum? Eines, das über die angebliche oder tatsächliche Relevanz der Mail- und SMS-Verbalien weit hinausgeht? Die Fragmente ohne Kontext, Adressaten und Antworten werden für bare Münze genommen. Hier zeigt sich derMathias Döpfner, wie er wirklich leibt und lebt, denkt und handelt. Seine ausgreifende Publizistik gilt dann nur als matter Abglanz, als eine geschönte, geglättete Ausarbeitung seiner tatsächlichen Überzeugungen.

Schieben wir den skandalisierten und radikalisierten Springer-CEO mal beiseite, taucht eine Grundfrage auf: Besitzt das privat Geäußerte eine größere Relevanz als die öffentliche Äußerung? Spricht eine Person im Privaten ehrlicher, mehr Wahres, hat die Privatlogik eine unwiderlegbare Konsistenz?

Solche Fragen sind mehr als intellektuelles Glasperlenspiel. Sie berühren eine Grundkonstante menschlicher Kommunikation, die grundsätzliche Annahme, dass die Lüge die Ausnahme im Gesagten und Geschriebenen ist, dass das, was gerade der Journalismus wo, wann und von wem auch immer transportiert, so und nicht anders gemeint ist. Der Zeitungsartikel als Antithese zur These ,,Der lügt ja wie gedruckt".

Je mehr aus privaten SMS-, Chat- und Mail-Mitteilungen geleakt, also veröffentlicht wird, desto mehr wird sich der Glaubwürdigkeitsgraben verbreitern. Der Zweifel wird wachsen, das Vertrauen muss erodieren, als wahr und echt und authentisch kann nur noch gelten, wenn öffentliches und privates Denken, Schreiben und Handeln zur Deckung kommen.

Die journalistische Sucht und die individuelle Sehnsucht nach dem Ausleuchten von Hinter-, Schlaf und Gedankenzimmern ist bei Gott nicht neu. Was schon in analogen Zeiten gang und gäbe war, hat in der digitalen Sphäre nur seine Erweiterung gefunden. Mit geleakten Äußerungen glauben wir in die Köpfe der Schreiberinnen und Schreiber schauen zu können. Nicht nur, dass wir das glauben, wir sind überzeugt davon. Das ist der Resonanzboden, auf dem der Döpfner-Skandal wachsen und gedeihen kann: Abgeleitet aus dem Grundsatz, dass einer wie Döpfner (und nicht nur er) zwei Döpfners ist: der öffentliche und der private.

Der Springer-CEO wird dieser Doppelhelix nur entkommen, wenn er den Doppel-Döpfner zusammenschrumpft. Wenn der Leak nichts anderes hergibt als die öffentliche Äußerung. Was für eine Herausforderung - für alle.




Aus: "Weit mehr als nur ein Skandal" Ein Kommentar von Joachim Huber (17.04.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/weit-mehr-als-nur-ein-skandal-der-aufstieg-des-leaks-zur-wahrheit-9668990.html

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Quote[...] Keine Überraschung! So lautet die vermutlich häufigste Reaktion auf die Döpfner-Causa am Donnerstagmorgen bei Twitter, dem Lieblingsnetzwerk der Jour­na­list*in­nen. Anlass war eine Recherche der Zeit, die nach eigenen Aussagen E-Mails und Chats einsehen konnte, die Springer-Chef Mathias Döpfner in den vergangenen Jahren an Personen aus dem engsten Führungskreis geschickt haben soll. Viele davon sind voller Rechtschreibfehler, englischer Wörter und lesen sich, als hätte sie jemand in besoffenem Zustand abgeschickt. ,,Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig." Oder eine SMS an den damaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt: ,,Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten dass die platzt. Und dann Jamaika funktioniert."

Aus der Zeit-Recherche ergibt sich das Bild eines mächtigen Mannes, der die Bundespolitik beeinflussen, Angela Merkel absägen und die Ostdeutschen fertigmachen will. Ein Mann, der den Klimawandel eigentlich ganz gut findet, in Trump einen geeigneten US-Präsidenten sieht und die Wahl Kemmerichs zum thüringischen Ministerpräsidenten mithilfe der Stimmen der AfD unproblematisch findet. Er selbst fasst sein Weltbild in einer Nachricht so zusammen: ,,free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs."

Wer in den letzten Jahren die Berichterstattung der Springer-Medien, allen voran die der Bild, verfolgt hat, wird von diesen Aussagen wahrlich nicht überrascht sein. Döpfners rechtes Weltbild war bekannt. Dass der Mann an der Spitze eines der größten Medienunternehmen weltweit gegen journalistische Grundsätze verstoßen möchte, um Politik zu beeinflussen, ist skandalös – aber leider nicht verwunderlich.

Jetzt mit dem Finger auf diesen einen fiesen Typen zu zeigen, der peinliche denglische Chats voller Fehler an seine Mit­ar­bei­te­r*in­nen verschickt, ist wenig hilfreich. Denn, ob wir Jour­na­lis­t*in­nen das nun wollen oder nicht: Mathias Döpfner ist ein Kollege von uns. Und zwar nicht irgendeiner, sondern ein ziemlich mächtiger. Dass er an der Spitze eines Medienhauses sitzt und seine Macht willkürlich ausleben kann, ist gefährlich – aber er hat sich dort nicht alleine hingesetzt.

In erster Linie liegt die Verantwortung natürlich beim Verlag selbst. An Döpfners steiler Karriere vom Welt-Chefredakteur zum Quasiherrscher über den Springer Verlag ist vor allem Friede Springer, die Witwe von Axel Springer, schuld. Sie übertrug ihm 2019 nicht nur Aktien im Wert von rund 1 Milliarde Euro, sondern auch ihr Stimmrecht.

Seitdem kann Döpfner eigentlich machen, was er will. Zuletzt zeigte sich das in der Reichelt-Affäre. Als Reichelt 2021 Machtmissbrauch und verschiedene Affären mit Mitarbeiterinnen vorgeworfen wurde, stellte Döpfner sich schützend vor ihn. In dem folgenden Jahr erschienen neben Recherchen vom Spiegel auch welche von der Financial Times und der New York Times, die Döpfner eine Mitschuld daran geben, dass Reichelt so lange seine Macht missbrauchen konnte. In diesem Zusammenhang wird eine SMS zitiert, in der Döpfner Reichelt als letzten und einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnet, der noch mutig gegen den ,,neuen DDR-Obrigkeitsstaat" aufbegehre. Infolge der Recherchen wurde Reichelt gefeuert, Döpfner blieb an der Spitze.

Nicht nur innerhalb des Springer-Konzerns hat Döpfner nichts zu befürchten, auch ansonsten hat er ein gefestigtes Standing in der Branche. Dort wird lieber mit ihm abgekumpelt, als sich von ihm zu distanzieren – und das, obwohl seine Ansichten kein Geheimnis sind. 2016 wurde er Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) – also Cheflobbyist der Journalismusbranche. Auch hierzu hat er sich nicht selbst ernannt, er wurde gewählt.

Nach der Reichelt-Affäre gab es zwar einige, die Konsequenzen forderten: Madsack-Chef Thomas Düffert trat als Vize zurück, die Funke Mediengruppe trat zum Jahresende 2022 aus. Der BDZV nahm eine Entschuldigung von Döpfner damals an und ließ ihn im Amt. Peinlich für die Branche. Erst Ende Mai 2022 kündigte Döpfner dann selbst an, sein Amt abzugeben.

...


Aus: "Enthüllung über Springer-Chef Döpfner: Das Monster, das wir schufen" Carolina Schwarz (13. 4. 2023)
Quelle: https://taz.de/Enthuellung-ueber-Springer-Chef-Doepfner/!5924617/

QuotePLAGIATOS

Nach zweitem mal lesen finde ich bereits den Titel unpassend. Als ob keiner genauer hingeschaut hätte und keiner etwas gemerkt hätte.  ...


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Quote[...] Döpfner ist, dank des Wohlgefallens der Springer-Witwe, zum CEO eines global einflussreichen Medienkonzerns aufgestiegen. In manchem erinnert er an Trump: nicht so vulgär, aber ebenso beseelt von der Ideologie der rechten US-Libertären, für die das Ich alles, die Gesellschaft nichts und der Staat der Gegner ist. Mit Trump verbindet Döpfner auch, dass sein größtes Talent ist, sich selbst für absolut großartig zu halten.

Friede Springer hat ihrem Protegé 2019 Aktien im Wert von einer Milliarde Euro geschenkt – mit einem legalen Trick steuerfrei. Dass solche Gaben am Fiskus vorbei möglich bleiben, dafür sorgt der FDP-Finanzminister, dessen Partei von Bild auf Ansage des Verlegers publizistisch unterstützt werden sollte.

...


Aus: "Geleakte Chatnachrichten bei Springer: Unser Trump" Aus einem Kommentar von Stefan Reinecke (14. 4. 2023)
Quelle: https://taz.de/Geleakte-Chatnachrichten-bei-Springer/!5925363/

QuoteRicky-13, Samstag, 11:58

taz: "Mit Trump verbindet Döpfner auch, dass sein größtes Talent ist, sich selbst für absolut großartig zu halten."

Der Springer-Chef Döpfner ist ja auch ein großer Fan von Trump. "Mathias Döpfner hatte bei den US-Wahlen 2020 dazu aufgerufen, für den Sieg Donald Trumps zu beten. Im September 2022 berichtete die Süddeutsche Zeitung, der Ex-Präsident habe sich auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social bei Döpfner dafür bedankt. Die Washington Post deckte am 6. September 2022 eine entsprechende E-Mail Döpfners an seine engsten Führungskräfte wenige Wochen vor der US-Wahl 2020 auf. Der Verleger Döpfner hatte zuvor die Existenz dieser E-Mail geleugnet." [Quelle: Wikipedia - 'Süddeutsche Zeitung, The Washington Post']


QuoteCM

Herr Reinecke, Sie äußern sich in Ihren privaten Nachrichten sicher immer sehr ausgewogen, nie empört oder wütend, sondern immer voller abgeklärter Empathie mit jeder und jedem.
Dumm, dass die meisten Menschen Ihren Stand nicht erreichen werden.


QuoteBenedikt Bräutigam
Samstag, 06:22

@CM Erstens: ja, denn es macht einfach keinen Sinn, wenn man "im Privaten" ein jämmerlicher, hasserfüllter und überheblicher Mensch ist, während man offiziell auf "Kunst und Liebe" macht. Zweitens: "Privat?" Sind Mails zwischen Vorstandsvorsitzendem und Chefredakteur privat? Mails mit eindeutigem Bezug auf journalistische Inhalte und mit unverhohlener Einflussnahme? Ne, das ist nicht privat.


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Quote[...] Überraschende Last-Minute-Einigung in einem historischen Rechtsstreit: Der rechte US-Nachrichtensender Fox News zahlt dem Wahlmaschinen-Unternehmen Dominion wegen falscher Wahlbetrugsvorwürfe mehr als 787 Millionen Dollar Schadenersatz. Der zuständige Richter in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware und die Konfliktparteien gaben den Vergleich am Dienstag bekannt. Damit wendete Fox News im letzten Moment einen Verleumdungsprozess ab.

"Die Wahrheit ist wichtig. Lügen haben Konsequenzen", sagte Dominion-Anwalt Justin Nelson vor dem Gerichtsgebäude. Mit dem Vergleich mit einem Umfang von 787,5 Millionen Dollar (rund 719 Millionen Euro) werde für "Rehabilitierung und Rechenschaftspflicht" gesorgt.

Dominion-Chef John Poulos sprach von einer "historischen" Einigung. "Fox hat zugegeben, Lügen über Dominion verbreitet zu haben, die meinem Unternehmen, unseren Mitarbeitern und den Kunden, denen wir dienen, gewaltigen Schaden zugefügt haben. Nichts wird das jemals wieder gutmachen können."

Dominion hatte Fox News im März 2021 wegen falscher Vorwürfe des Wahlbetrugs bei der Präsidentschaftswahl 2020 auf 1,6 Milliarden Dollar (knapp 1,5 Milliarden Euro) Schadenersatz verklagt. Die Firma wirft dem Sender vor, die Falschbehauptung verbreitet zu haben, dass Dominion-Wahlmaschinen zur Wahlmanipulation genutzt worden seien - obwohl Fox-News-Verantwortliche und Moderatoren genau gewusst hätten, dass die Vorwürfe haltlos waren.

Fox News hielt dagegen, der Sender habe über die Vorwürfe aus dem Lager des damaligen Präsidenten Donald Trump lediglich berichtet, ohne sie sich zu eigen zu machen. Der Sender beruft sich auf den ersten US-Verfassungszusatz, der die Meinungs- und Pressefreiheit schützt.

Der Zivilprozess in Delaware hätte am Dienstagmittag mit den Eröffnungsplädoyers der Anwälte beider Seiten beginnen sollen, nachdem am Vormittag die Geschworenen vereidigt worden waren. Nach der Mittagspause verzögerte sich die Aufnahme des Verfahrens aber um rund zweieinhalb Stunden, ohne dass dafür eine Begründung genannt wurde. Richter Eric Davis verkündete dann überraschend die Einigung zwischen den Konfliktparteien.

Fox News zeigte sich in einer Erklärung "zufrieden" mit dem erzielten Vergleich. Der zum Medienimperium des umstrittenen Milliardärs Rupert Murdoch gehörende Sender räumte ein, dass "einige Behauptungen über Dominion falsch waren". Der Vergleich spiegele wider, dass Fox News sich den "höchsten journalistischen Standards" verpflichtet fühle.

Der bei der Präsidentschaftswahl im November 2020 unterlegene Amtsinhaber Trump hatte nach seiner Niederlage schwere Wahlbetrugsvorwürfe erhoben, die in der Folge vielfach widerlegt wurden. Zahlreiche rechte Medien griffen diese Vorwürfe auf und verbreiteten sie weiter - so auch Fox News.

Im Zuge des von Dominion angestrengten Verleumdungsverfahrens gab es in den vergangenen Monaten eine Reihe von unangenehmen Enthüllungen über Fox News. So räumte Medienmogul Murdoch laut einem Ende Februar veröffentlichten Gerichtsdokument unter Eid ein, dass prominente Fox-News-Moderatoren nach der Präsidentschaftswahl vom November 2020 in ihren Sendungen falsche Wahlbetrugsvorwürfe "unterstützt" hatten.

Bereits zuvor hatte ein Gerichtsdokument von Dominion deutlich gemacht, dass Murdoch und bekannte Fox-News-Moderatoren die Wahlbetrugsvorwürfe für unsinnig hielten. Murdoch etwa bezeichnete demnach die Behauptungen intern als "verrückt" und "schädlich". Starmoderatoren wie Tucker Carlson und Laura Ingraham lästerten über die damaligen Trump-Anwälte Rudy Giuliani und Sidney Powell - und teils über Trump selbst.

Trump, der bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut antreten will, spricht bis heute von angeblichem Betrug bei der Wahl 2020. Der 76-jährige Rechtspopulist hat nach heutigem Stand gute Chancen, die Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikanischen Partei zu gewinnen.

Quelle: ntv.de, ino/AFP


Aus: "Fox News zahlt 787 Millionen Dollar an Wahlmaschinen-Hersteller" (19.04.2023)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Fox-News-zahlt-787-Millionen-Dollar-an-Wahlmaschinen-Hersteller-article24062297.html

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"WATCH: John Pilger's Guide to Propaganda" (April 21, 2023)
American Empire, Analysis, Censorship, Commentary, History, Intelligence, Media, Propaganda
Journalist, author and filmmaker John Pilger, who has spent decades studying governments' nefariousness, tells Katie Halper how to spot propaganda.
https://consortiumnews.com/2023/04/21/watch-john-pilgers-guide-to-propaganda/

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Quote[...] Seinen auf absehbare Zeit letzten Fernsehmoment hatte Fox-News-Moderator Tucker Carlson am vergangenen Freitag an der Seite eines Pizzalieferanten. Im Karton befand sich eine kulinarische Kombination, die jeden Food-Connaisseur mit Grauen erfüllt: Wurst und Ananas.

Carlson, ein Freund der Grenzüberschreitung, lachte: ,,Ich kenne keine Scham." Auch politisch ist der Journalist schon länger ein acquired taste, wie man im englischsprachigen Raum euphemistisch gewöhnungsbedürftige Verhaltensauffälligkeiten nennt.

Carlson hat sich im Verlauf von knapp 15 Jahren von einem liberalen Kommentator zu einem der verbissensten Kulturkämpfer der amerikanischen Rechten gewandelt. Sein Gruß ins Wochenende endete am Freitag mit den Worten: ,,Wir sind Montag zurück!" Dazu ist es nicht mehr gekommen.

Am Montag meldete der zum Medienimperium von Rupert Murdoch gehörende Sender, dass sich die Wege von Tucker Carlson und Fox News mit sofortiger Wirkung und ,,in gegenseitigem Einvernehmen" trennen.

Es war das überraschende Ende einer lukrativen Partnerschaft. Carlsons Show gehörte zu den erfolgreichen Primetime-Formaten, mit denen Fox News allabendlich direkt in die Wohnzimmer der treuesten Trump-Anhänger sendet.

Der Exitus der politischen Talkshow ,,Tucker Carlson Tonight" markiert vermutlich keinen politischen Paradigmenwechsel. Er zeigt aber, dass der Nachrichtensender künftig eine moderatere politische Linie einzuschlagen gedenkt.

Zuletzt war Tucker Carlson das bekannteste Gesicht und die lauteste Stimme von Fox News – und das immer öfter zum Nachteil des Senders.

Seit dem Sturm von Anhängern Donald Trumps auf das Kapitol in Washington am 6. Januar 2021 und der Niederlage in den Zwischenwahlen im November haben sich die Hosts der Primetime-Talkshows in immer absurderen ,,Kulturkämpfen" verrannt: über Wokeness, Polizeigewalt, Rassismus, Geschlechteridentität. Und waren auch maßgeblich verantwortlich für die Verbreitung der ,,großen Lüge", dass Joe Biden nur durch einen systematischen Wahlbetrug vor drei Jahren die Präsidentschaft gewann.

Die Abberufung von Carlson eine knappe Woche nach der außergerichtlichen Einigung zwischen Fox News und dem Wahlsoftware-Hersteller Dominion, die eine Schadensersatzforderung von 1,6 Milliarden Dollar auf 787 Millionen Dollar reduzierte, ist natürlich kein Zufall. Carlson war am Ende weder politisch noch finanziell noch tragfähig.

Zumal der Prozess gegen Fox News eben auch einen Haufen interner Emails zutage gefördert hatte, in denen klar wurde, dass die Trump-freundliche Polemik von Carlson, Sean Hannity, Laura Ingraham, Jeanine Pirro und Maria Bartiromo nur Polit-Theater für die Einschaltquoten sind. Innerlich hatten sich Rupert Murdoch und sein Sender längst von Trump distanziert.

Dass der lange aussichtsreiche republikanische Präsidentschaftskandidat Ron DeSantis in den Umfragen derzeit noch über zwanzig Prozentpunkte hinter Donald Trump liegt, macht den Medienwahlkampf bis zu den Vorwahlen im Februar 2024 wieder interessant.

Auch DeSantis positioniert sich als Kulturkämpfer, der sich unter anderem mit dem ,,woken" Disney-Konzern, dem größten Arbeitergeber in seinem Bundesstaat Florida, anlegt. Wahlkampf ist in den USA seit Donald Trump ein unglaublicher Medienzirkus. Schon 2017 gab CNN-Chef Tony Maddox zu, die Wahl von Trump sei ,,gut für das Geschäft" gewesen.

Dem Konkurrenten Fox News sind Donald Trump und seine Folgen nun hingegen teuer zu stehen gekommen. Ein nicht zu unterschätzender Kollateralschaden ist die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft in Trump-Anhänger und Trump-Hasser. Beziehungsweise: zwischen den überwiegend demokratisch wählenden, dicht besiedelten Metropolen und der überwiegend republikanisch wählenden Vorstadt- und Landbevölkerung.

Die Aufhebung des demokratischen Grundgedankens der Überparteilichkeit geht zwar auf den Republikaner Newt Gingrich zurück, der bis 1999 Sprecher des Repräsentantenhauses war. Aber erst Donald Trump und Mitch McConnell zementierten die politischen Fronten.

Die amerikanischen Nachrichtensender haben diese Entwicklung begleitet und gefördert. Heute stehen sich CNN und MSNBC im liberalen Lager und im rechten Spektrum Fox News sowie obskure Sender wie Newsmax und One America News Network (OANN) unversöhnlich gegenüber.

Insofern ist vielleicht nicht ganz unmaßgeblich, dass mehr oder weniger zeitgleich mit der Entlassung von Tucker Carlson auch CNN die Trennung von seinem Moderator Don Lemon nach 17 gemeinsamen Jahren bekanntgab.

Lemon gehörte im CNN-Stall zu den polemischsten Kritikern von Trump. Die Gründe für seine Entlassung waren aber, gemessen an den verbalen Fehltritten, die täglich auf Fox News zu hören sind, vergleichsweise harmlos.

Lemon hatte in einer Sendung eine abfällige Bemerkung über das Alter der Trump-Herausforderin Nikki Haley gemacht. Man bedenke: Viele Republikaner wählten 2016 Donald Trump trotz sexistischer Bemerkungen zum Präsidenten.

Auch wenn die beiden Fälle nicht vergleichbar sind, werfen die Entlassungen ein Licht auf den gegenwärtigen Zustand der politischen Diskurse in den Nachrichtensendern. Die Personalien könnten ein Indikator für atmosphärische Veränderungen in der Medienlandschaft sein. 2017 hatte sich Fox News noch von seinem Motto ,,Fair and Balanced" verabschiedet.

Die Entlassung von Carlson bedeutet nun nicht, dass der Sender zu einer ausgewogenen Berichterstattung zurückkehrt; allein schon deswegen nicht, um mit dem Weggang von Carlson nicht auch noch dessen radikalisierte Zuschauerschaft an die Konkurrenz von Newsmax und OANN zu verlieren. Bereits im Laufe des Montags trendete unter Carlson-Fans der Hashtag ,,Done with Fox" (Schluss mit Fox) auf Twitter.

Doch eine Mäßigung des blindwütigen Konfrontationskurses der Fox-News-Moderator:innen könnte fortsetzen, was der Dominion-Prozess bereits angestoßen hat. Nämlich die Einsicht bei Rupert Murdoch und Sohn Lachlan, die lange Zeit gut an den Kontroversen verdienten, dass die Meinungen am radikalen rechten Spektrum langfristig nicht gut fürs Geschäft sind. (Zumal man mit Ron DiSantis bereits über ein geeignetes Zugpferd für die Trump-Nachfolge verfügt.)

Konkurrent CNN hatte bereits im vergangenen Sommer erklärt, dass der Senderkonzern vom Meinungsjournalismus der Trump-Jahre zur politischen Unparteilichkeit zurückkehren wolle. Lemon könnte in dieser Strategie möglicherweise nur ein Bauernopfer sein.

CNN-Chef Chris Licht begründete den Richtungswechsel im Sommer damit, dass man wieder demokratische und republikanische Wähler erreichen wolle. Sollte sich die Politik der Grand Old Party weiter radikalisieren, wäre das zumindest ein kluger Schachzug, um die wachsende Zahl von Trump-kritischen Republikanern für CNN zu gewinnen.

Vor dem Hintergrund solcher Nachrichten wirken die aktuellen Enthüllungen um Springer-CEO Matthias Döpfner fast possierlich. Das hängt aber auch damit zusammen, dass die US-Medien in der jüngeren Vergangenheit selbst zu offen politischen Akteuren geworden sind.

In Deutschland ist politische Medienmacht stärker verwaltungstechnisch verankert. Was im Umkehrschluss dazu führte, dass in den USA Journalist:innen (und die zahlreichen ,,Polit-Experten" in den Talkshows) zu regelrechten Popstars werden konnten.

Auch die Personalie Tucker Carlson, der nun das journalistische Alleinstellungsmerkmal besitzt, von CNN, MSNBC und Fox News gefeuert worden zu sein, ist nur ein Mosaiksteinchen in den aktuellen medialen Verwerfungen. Seine weitere Karriere könnte, analog zu einem Julian Reichelt, dem früheren ,,Bild"-Chef, weiter an den rechten Rand der amerikanischen Publizistik (und damit in die Bedeutungslosigkeit) führen. Entscheidend für den künftigen Kurs von Fox News ist ohnehin das politische Profil seiner Nachfolge.

Die Trump-Anhänger hat Fox News mit der Entscheidung vom Montag endgültig verloren. Spannender dürfte es werden zu sehen, wie das Murdoch-Imperium dieses gewaltige Vakuum nun wieder füllt.


Aus: "Kulturkampf in den US-Medien: Tucker Carlson ist nicht das Problem, sondern ein Symptom" Andreas Busche (27.04.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/kulturkampf-in-us-medien-tucker-carlson-ist-ein-symptom-nicht-das-problem-9715697.html

QuoteMcSchreck
26.04.23 11:35

@Charybdis66 am 26.04.23 10:23
Pizza Hawaii ist aber mit Schinken und Ananas - Wurst finde ich noch eine Spur krasser. Aber es gibt teilweise noch schlimmere Varianten, etwa mit Currywurst, Gryros und so weiter.....


Quoteimmerzu
26.04.23 10:35

Was mich am traurigsten stimmt, ist, dass es um demokratische Prozesse und inhaltliche Auseinandersetzungen in und mit der Presse überhaupt nicht mehr zu gehen scheint, sondern um Geld und Hass.  ...


...

Link

"Auf allen Kanälen: Was krass war" Benjamin von Wyl (Nr. 19 – 11. Mai 2023)
Der Medienkonzern «Vice» steht vor dem Konkurs. Nach knapp dreissig Jahren ist es Zeit für einen Abgesang. ... Laut einem Bericht der «New York Times» steht «Vice» vor dem Bankrott. Der Medienkonzern, der online Artikel und Videos publiziert, versprach einst mit dem Slogan «The Revolution Will Be Televised», Protestbewegungen weltweit von nahem zu begleiten. Mindestens so nah berichtete «Vice» – englisch für «Sünde, Laster» – über Drogenkonsum (auch jenen der Autor:innen), Sex (häufig in Form von Pornografie) und Subkultur. ...
https://www.woz.ch/2319/auf-allen-kanaelen/was-krass-war/!Q9DM909NKQ8V


"Kurz vor der Pleite: Medienunternehmen ,,Vice" könnte bald Insolvenz anmelden" Anna Lindemann (02.05.2023)
Einst galt es als eines der erfolgversprechendsten Medienunternehmen. Seit Jahren allerdings versucht es Gewinne zu erwirtschaften. Ohne Erfolg. Nun könnte ,,Vice" bald Konkurs anmelden.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/kurz-vor-der-pleite-medienunternehmen-vice-konnte-bald-insolvenz-anmelden-9752261.html

"Vice Media meldet Insolvenz an" (15. Mai 2023)
Das Magazin "Vice" ist bekannt für seine Geschichten über Drogen, Sex und Politik. Eine Gruppe von Kreditgebern könnte das zahlungsunfähige Medienunternehmen übernehmen. ...
https://www.zeit.de/kultur/2023-05/vice-insolvenz-medien-usa