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[Lothar König (Notizen)... ]

Started by lemonhorse, May 30, 2013, 04:35:35 PM

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Lothar König (* 11. März 1954 in Leimbach) ist ein deutscher evangelischer Stadtjugendpfarrer in Jena. Er wurde einer größeren Öffentlichkeit bekannt, weil die Staatsanwaltschaft Dresden ihm im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen anlässlich von Aufmärschen von Rechtsextremisten in Dresden am 19. Februar 2011 ,,aufwieglerischen Landfriedensbruch" vorwirft. ... In der den Prozess begleitenden, medialen Rezeption wird insbesondere thematisiert, dass von der Staatsanwaltschaft nur einseitig ermittelt worden wäre, dass zahlreiche entlastende Befragungsprotokolle aus den Ermittlungsakten verschwunden seien und dass die Beweisführung der Staatsanwaltschaft in großen Teilen auf bloßen Vermutungen und Unterstellungen einiger Zeugen – vornehmlich beteiligter Polizeibeamter – und deren widersprüchlichen und sogar falschen Aussagen beruhe und sich mit jedem neuen Prozesstag zunehmend in Luft auflöse. ... (30. Mai 2013)
https://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_K%C3%B6nig_%28Pfarrer%29

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"Lothar König: Widerspruch als Lebensaufgabe" (10. Mai 2013)
Ein Pfarrer vor Gericht: In dieser Woche soll in Dresden der Prozess gegen Lothar König beginnen, den Jugendpfarrer von Jena. Er soll 2011 bei Demonstrationen in Dresden zu Gewalt aufgerufen haben. Ein Vorwurf, dem er vehement widerspricht. Für Aufsehen hat Lothar König schon häufiger gesorgt, bekannt geworden ist er als Kämpfer gegen Rechtsextreme. Was treibt diesen Mann? Jan Bösche hat Lothar König in der jungen Gemeinde besucht.
von Jan Bösche, Thüringen-Korrespondent
http://www.mdr.de/mdr-info/pfarrer-lothar-koenig-portraet100.html

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"Vernehmungsprotokolle vermisst" (14. Mai 2013)
http://www.mdr.de/sachsen/dresden/prozess-dritter-tag-jugendpfarrer-koenig100.html

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"Aktenführung im König-Prozess erhitzt die Gemüter" (29. Mai 2013)
... Erneute Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der Aktenführung haben im Prozess gegen den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König am Mittwoch zu einem emotionalen Ausbruch des Angeklagten geführt. Ein sichtlich erregter König äußerte in Richtung Staatsanwältin Ute Schmerler-Kreuzer: "Für mich stehen vier Jahre auf dem Spiel. Und eine Berufskarriere. Und Sie lachen." Vorausgegangen war der Szene die Aussage eines sächsischen Polizisten. Er hatte auf eine Zeugenvernehmung verwiesen, die offenbar nicht zu den Gerichtsakten gelangte. Königs Verteidiger Johannes Eisenberg warf der Staatsanwältin daraufhin erneut eine "schlampige Aktenführung" vor. ...
http://www.mdr.de/sachsen/dresden/prozess-koenig-tag-fuenf100.html

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"Prozess gegen Jugendpfarrer König: "Es wird gelogen, gelogen, gelogen""
Von Julia Jüttner, Dresden (30.05.2013)
Wegen schweren Landfriedensbruchs bei einer Anti-Nazi-Demo steht der Jenaer Jugendpfarrer Lothar König in Dresden vor Gericht. Doch die Videos, die im Prozess gezeigt wurden, stützen nicht die Aussagen der Polizisten, die den 59-Jährigen belasten. ...
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/prozess-gegen-lothar-koenig-videos-entlasten-jenaer-pfarrer-a-902785.html


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#1
"Sachsen: Prozess gegen Jugendpfarrer König geplatzt" (02.07.2013)
Der Jugendpfarrer soll bei einer Anti-Nazi-Demo zur Gewalt gegen Polizisten aufgerufen haben. Ton- und Bildaufnahmen sollen König nun entlasten, der Prozess beginnt neu. ... Königs Verteidiger hatte im Prozess Polizisten Fälschung von Beweisen vorgeworfen. Sie waren an der Erstellung jenes Videomaterials beteiligt, auf das sich die Anklage stützt. Die entsprechenden Sequenzen seien manipulativ zusammengeschnitten worden, so der Anwalt. Das sei bei einer ersten Sichtung des nun vorgelegten Rohmaterials bereits sehr deutlich geworden.
Nachdem der Vorsitzende Richter das von Königs Anwälten bereitgestellte Roh-Video im Gerichtssaal hatte vorführen lassen, schloss sich auch die Staatsanwältin dem Antrag der Verteidigung auf Aussetzung des Prozesses an. ...

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-07/prozess-lothar-koenig-geplatzt

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"Der Pfarrer kämpft weiter" Sebastian Haak, Dresden (11. November 2014)
Das bizarre Verfahren gegen Lothar König ist eingestellt. Der Prozess hat ihm zugesetzt. ...
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-11/koenig-verfahren-einstellung

QuoteHuber0815, 11. November 2014

Schulung der Mitarbeier und Reform der Institutionen

Das Verfahren zeigt einmal mehr, wie dringend die Mitarbeiter zahlreicher staatlicher Institutionen und Organe in Deutschland der demokratischen Schulung bedürfen. Zudem müssen Polizei, Verfassungsschutz, Staatsanwaltschaften und Gerichte v.a. im Hinblick auf ihre Personalauswahl und internen Kontrollen reformiert werden. Es arbeiten in diesen staatlichen Institutionen und Organen - bei allem Respekt für die demokratisch gesinnte Mehrheit - allzu viele politisch motivierte, nicht hinreichend dem Rechtsstaat verpflichtete Personen, und das nicht nur in den "neuen" Bundesländern, die inzwischen doch schon gehörig alt und korrumpiert sind wie das System in einigen der alten Bundesländer.

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-11/koenig-verfahren-einstellung?commentstart=1#cid-4087016

Quote
   Dirk Moebius, 11. November 2014

Konsequenzen fuer die luegenden Polizisten?

Keine, wie ueblich. Konsequenzen fuer die Staatsanwaelte, fuer die "furchtbaren Juristen" im saechsischen "Rechts"staat? Keine, wie ueblich.

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-11/koenig-verfahren-einstellung?commentstart=9#cid-4087033

Quote
   Passionsefeu, 11. November 2014

... Diese Einstellung des Verfahrens gegen Geldzahlung, nachdem man DREI JAHRE ermittelt und verhandelt hat, klingt mehr als merkwürdig.

Es klingt nach einem Deal, bei dem die Staatsanwaltschaft und Behörden eigentlich nicht mehr wirklich etwas in der Hand hatten, aber auch nicht "ihr Gesicht verlieren" wollen, indem sie unschönerweise einen Aktivisten gegen Rechtsextreme und einen Pfarrer derartig durch die Mangel drehten.

Während in anderen Dingen, Stichwort NSU, geradezu eine erstaunliche Unfähigkeit an den Tag gelegt wurde...

...

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-11/koenig-verfahren-einstellung?commentstart=9#cid-4087082

QuoteRupert Rodriguez, 11. November 2014

Gesinnungsjustiz

... Der ganze Prozess war auf Lügen der Staatsmacht aufgebaut. Die Polizei sprach Aussagen ab, die vorne und hinten nicht mit Videobeweisen in Einklang zu bringen waren, während im Studio von der Polizei ein "Directors Cut" zusammengeschnitten, der nur mit grober Fälschungsabsicht zu erklären ist.

Gelogen hat die Staatsmacht, was Königs angebliche Gewaltaufrufe angeht. Dabei konnten sich die Polizisten noch nicht einmal erinnern, ob diese angebliche Durchsage per Megaphon oder Lautsprecheranlage ertönte. Egal, denn es hat nichts dergleichen gegeben. Das ist nachgewiesen. Auf Video ist zu sehen und hören, dass es zum fraglichen Zeitpunkt keine solchen Durchsagen gab.

Gelogen hat die Staatsmacht, was Königs angebliche "Fluchthilfe" für einen Demonstranten angeht. Auf Video ist festgehalten, wie der Demonstrant, von Polizisten verfolgt, auf den Wagen aufspringt. Von Hilfe von Seiten Königs keine Spur. Der Wagen tuckert dabei in einem so gemächlichen Tempo, dass die Polizisten den Wagen problemlos aus weiter Distanz zu Fuß einholen können und den Demonstranten niederknüppeln.

Ist auch nicht der erste Fall von Gesinnungsjustiz gegen König. 1996 versuchte die Staatsmacht ihm "Drogenhandel" anzuhängen. Razzia im Jugendtreff. Das Ergebnis: Vorwürfe waren haltlos. Der thüringische Innenminister musste sich entschuldigen.

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-11/koenig-verfahren-einstellung?commentstart=25#cid-4087195

Quote

   Rupert Rodriguez, 11. November 2014

"uneidlichen Falschaussage" der Polizei

"Na, aber der Beamte Bert E. wird doch aufgrund seiner uneidlichen Falschaussage mittlerweile sicherlich aus dem Polizeidienst entlassen worden sein..."

Mit Sicherheit. Weil wir in einem funktionierendem Rechtsstaat leben.

Man muss sich das mal reinziehen: Da ist dem Gericht die Version der Polizei schon vor der Vernehmung des Polizisten bekannt und das Gericht weiß wegen des Videobeweises, dass die Version der Polizei von vorne bis hinten erlogen ist. Und dann verzichtet das Gericht bei der Vernehmung im Prozess auf die Vereidigung des Polizisten. Der erzählt dann nochmal vor Gericht seine Lügengeschichten, wird mit dem Videobeweis konfrontiert, der zeigt dass er lügt und der Polizist lacht sich da vor Gericht einen, denn der Richter hat sichergestellt, dass der Polizist nicht wegen Meineids drangekriegt werden kann. Und mit solchen Verfahren werden dann Existenzen zerstört.

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-11/koenig-verfahren-einstellung?commentstart=41#cid-4087334

Quote
   von Wolkenstein, 11. November 2014

Dieses ganze Verfahren war eines Rechtsstaates unwürdig. ....

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-11/koenig-verfahren-einstellung?commentstart=41#cid-4087325

QuoteJasiu, 11. November 2014
 
... Als Konservativer, dem so etwas wie Rechtsstaat heilig ist, kann ich nur den Kopf schütteln. ...

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-11/koenig-verfahren-einstellung?commentstart=41#cid-4087337


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#2
",,Kritische Stimmen wurden ruhiggestellt"" Tom Sundermann (20. Oktober 2017)
Er warnte schon vor den Gefahren des Rechtsextremismus, als in Jena gerade der NSU entstand: Der Jugendpfarrer Lothar König erinnert sich, wie wenig die Stadt den Radikalen damals entgegenzusetzen hatte.  ...
http://blog.zeit.de/nsu-prozess-blog/2017/10/20/kritische-stimmen-wurden-ruhig-gestellt/


"Fast Polizisten überfahren: Jugendpfarrer König darf vorerst nicht mehr ans Steuer" Sebastian Haak (16. Dezember 2017)
Staatsanwaltschaft Gera wirft dem Jenaer vor, mit seinem Lautsprecherwagen 2016 fast einen Polizisten überfahren zu haben. ... Nach übereinstimmenden Angaben von König selbst sowie eines Sprechers der Polizei in Jena haben Polizisten die Fahrerlaubnis des 63-Jährigen beschlagt. Auf Fotos von der Aktion ist zu sehen, wie etwa ein halbes Dutzend Polizisten König in der Innenstadt Jenas zu seinem blauen Lautsprecherwagen begleiten, wo er den Führerschein aufbewahrt hatte. König war 2013 deutschlandweit bekannt geworden, weil ihm die Staatsanwaltschaft Dresden unter anderem vorgeworfen hatte, in der Stadt zwei Jahre zuvor zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen zu haben. In einem ziemlich abstrusen Prozess hatten sich diese Vorwürfe nicht erhärten lassen, sich teilweise sogar als konstruiert herausgestellt. ... Während einer Demonstration gegen einen Neonazi-Aufmarsch im August 2016 in Jena habe es eine unübersichtliche Verkehrslage gegeben, sagte König. Mittendrin seien er und sein Lautsprecherwagen gewesen. Dabei sei plötzlich ein Polizist auf die Straße gelaufen – woraufhin er und sein Auto kurze Zeit später von zahlreichen Polizisten aus Sachsen umringt worden seien; nur durch Intervention von Beamten aus Jena sei es ihm noch später möglich gewesen, wieder zur Jungen Gemeinde Stadtmitte zurückzufahren, sagte König. Einen Tag später habe er dann erfahren, dass der Polizist, der auf die Straße gelaufen sei, angebe, sich nur durch einen Satz zur Seite davor habe retten können, von König angefahren worden zu sein; ein Vorwurf, den König zurückweist. Das wird nun in einer Hauptverhandlung zu klären sein. ...
http://jena.tlz.de/web/jena/startseite/detail/-/specific/Fast-Polizisten-ueberfahren-Jugendpfarrer-Koenig-darf-vorerst-nicht-mehr-ans-St-1786212974

"Lothar König über sächsische Polizei: ,,Es gibt jetzt den Stadtjugendfahrer"" Interview, Michael Bartsch (21.12. 2017)
Der Jenaer Jugendpfarrer soll bei einer Demo gegen rechts einen Polizisten angefahren haben. Sein Führerschein wurde eingezogen, ein Prozess steht an. ...
http://www.taz.de/Lothar-Koenig-ueber-saechsische-Polizei/!5469878/

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Quote[...]  Jena. Im Zuge der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Gera gegen Jenas Stadtjugendpfarrer Lothar König wegen des Vorwurfs des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte im besonders schweren Fall hat die Behörde Räume in Jena durchsuchen lassen, die König nutzt.

Bereits Mittwochmorgen hätten etwa 15 Polizisten bei ihm eine Razzia durchgeführt, sagte König der TLZ. ,,Die haben schon sehr gründlich alles durchsucht." Verständnis für die Durchsuchung hat König nur teilweise: ,,Das war schon grenzwertig." Insgesamt habe die Aktion etwa drei Stunden gedauert.

Auch ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte den Polizeieinsatz. Die Staatsanwaltschaft habe einen Beschluss des Amtsgerichts Gera für die Razzia erwirkt. ,,Zweck der Durchsuchung war es, ein Beweisvideo, das angeblich entlastenden Inhalts ist, sicherzustellen, nachdem das Video, dessen Vorlage zunächst vom Verteidiger des Beschuldigten angekündigt worden ist, den Ermittlungsbehörden bislang vorenthalten wurde", so der Sprecher. Es sei nach der Strafprozessordnung ausdrücklich Aufgabe der Staatsanwaltschaft, ,,auch die zur Entlastung dienenden Umstände zu ermitteln und für die Erhebung der Beweise Sorge zu tragen".

Die Staatsanwaltschaft wirft König vor, im August 2016 in Jena versucht zu haben, während einer Demonstration gegen einen Neonazi-Aufmarsch einen Polizisten zu überfahren. König habe, so heißt es in einem früheren Beschluss des Amtsgerichts Gera im Zusammenhang mit den Ermittlungen, den Beamten mit seinem Kleintransporter mit Schrittgeschwindigkeit vor sich her geschoben – etwa zehn Meter weit. Was König nachdrücklich bestreitet. Es soll ein Video geben, das den Vorwurf der Staatsanwaltschaft widerlegt.

König sagte, er habe sich während der Durchsuchung ,,in der Bredouille" gesehen, weil er das Video, das die Polizei suchte, gar nicht habe. Dass die Staatsanwaltschaft auch auf der Suche nach entlastendem Material sei, stehe ihr zu. Doch sei die Razzia grenzwertig, weil die Staatsanwaltschaft damit versucht habe, seinen Verteidiger zu umgehen, so König. Nach TLZ-Informationen soll es auch einen Schriftverkehr zwischen Königs Anwalt und dem zuständigen Staatsanwalt in Gera geben, in dem das Video thematisiert wird.

Nach übereinstimmenden Angaben von König und Staatsanwaltschaft wurden bei der Durchsuchung Festplatten, CDs, Speichersticks und mindestens ein älterer Tablet-Computer sichergestellt. König sagte, auf mindestens einem der Datenträger seien auch höchst vertrauliche Daten von Seelsorge-Gesprächen aus den vergangenen Jahren. Er wolle nun darauf hinwirken, dass mindestens dieser Datenträger so schnell wie möglich und unausgewertet zurückgegeben werde, da der mit den Vorwürfen gegen ihn nichts zu tun habe.

Wegen der Vorwürfe gegen König war bereits versucht worden, ihm den Führerschein wegzunehmen. Vor wenigen Wochen hatte die Staatsanwaltschaft einen entsprechenden Beschluss des Amtsgerichts Gera erwirkt. Den hatte die nächst höhere Instanz – das Landgericht Gera – kurz darauf wieder aufgehoben, weil der Entzug des Führerscheins ,,nicht mehr verhältnismäßig" sei, ohne, dass die Kernvorwürfe gegen den 63-Jährigen bislang bewiesen seien.


Aus: "Suche nach einem Video: Razzia bei Lothar König" Sebastian Haak (16. Februar 2018)
Quelle: https://www.tlz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Suche-nach-einem-Video-Razzia-bei-Lothar-Koenig-70330671


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Quote[...] Eine Radiostunde mit Lothar König vergeht sehr schnell, der Jugendpfarrer im (Un-)Ruhestand steckt voller gelebter Geschichten. Für König persönlich kann eine Radiostunde quälend lang sein. Im Studio darf nicht gequalmt werden. Für den leidenschaftlichen Raucher geht das eigentlich nur ,,im Notfall".


Seine erste Zigarette hat König schon als Kind gepafft. ,,Ich muss mindestens schon sechs gewesen sein. Ich bin auf einem Dorf groß geworden. Wenn Konfirmationen waren, gehörte das mit dazu."
Waren Zigaretten schon frühzeitig ein elementarer Bestandteil seines Lebens, die Kirche blieb ihm noch viele Jahre fremd. Erst über Umwege fanden der Mann aus Leimbach, einem Dorf im Harz, und die evangelische Kirche wirklich zueinander.
Bei den Behörden war König schon während der Schulzeit ,,politisch negativ" aufgefallen, das Abitur wurde ihm verwehrt. 1969 hatte Lothar mit Kreide ,,Dubček" an eine Wand geschrieben.
Alexander Dubček, die Leitfigur des Prager Frühlings: Das war eine Provokation. ,,Am anderen Tag war der Notstand in Leimbach. Das Dorf war voller Stasi und Polizei."
Nach einer Ausbildung wurde Lothar König Diakon, durfte später Theologie studieren. Aber er fremdelte weiterhin. ,,Mein Weg zur Kirche war sehr ruppig. Ich habe gedacht, die haben alle eine Klatsche dort. Die spinnen ja, also Jungfrauengeburt und so. Bis ich mit voller Freude Pfarrer sein konnte, da habe ich lange gebraucht."


Ab den 1990er Jahren begann sich Lothar König als Stadtjugendpfarrer in Jena auch mit der wachsenden Neonazi-Szene zu beschäftigen. ,,Ich habe versucht mit denen Kontakt aufzunehmen. Ich dachte, man könnte die einbinden. Habe versucht, ihre Gesellschaftskritik, ihre Wut ein bisschen zu kanalisieren. Auch ein Nazi ist ein Mensch, das ist mir ganz wichtig."
Für sein Engagement gegen Rechts musste Lothar König viel Kritik einstecken. In der Kirche und bei den Behörden waren viele von seiner Arbeit nicht überzeugt. Von Neonazis wurde er verprügelt, eine große Narbe auf der Stirn erinnert noch heute daran.
Nicht nur Links- oder Rechtsextremisten hält der heute 65-Jährige für gefährlich, sondern auch die ,,Mittelextremisten". Den Begriff hat Lothar König selbst geprägt. ,,Das sind die Angepassten, die, die Schnauze halten. Die von nichts wissen wollen."


Seine Erfahrungen mit Rechtsextremisten lassen den Pfarrer Sätze sagen, die man von einem Seelsorger eher nicht erwartet. ,,Man muss manchmal auch zu Gewalt greifen, so hart das ist. Das habe ich auch gelernt. Wenn die [Neonazis] so stark sind und so übermächtig."
1998 hatte Lothar König die Sicherheitsbehörden bereits vor einem rechtsextremistischen Untergrund gewarnt: ,,Wir sind immer auf Ablehnung gestoßen."
Doch Lothar König sollte recht behalten. Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, das spätere sogenannte NSU-Trio, sie waren dem Jugendpfarrer schon als junge Rechtsradikale in Jena begegnet.
Und heute, nach zehn Morden, 42 Mordversuchen, Sprengstoffanschlägen und Raubüberfällen, wie steht es um die Aufarbeitung des NSU-Komplexes?
,,Wollen Sie eine ehrliche Antwort?", fragt Lothar König. Das sei alles erst am Anfang: ,,Dieses Nazi-Netzwerk ist dicht und gefestigt."

...


Aus: "Pfarrer Lothar König - ,,Mein Weg zur Kirche war sehr ruppig"" Moderation: Britta Bürger (29.11.2019)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/pfarrer-lothar-koenig-mein-weg-zur-kirche-war-sehr-ruppig-100.html