"Der Ego-Tunnel - Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik"
10.11.2010: Das viel diskutierte Buch des Mainzer Philosophen Thomas Metzinger ist jetzt als Taschenbuch erschienen ... Die Erkenntnisse der Hirn- und Bewusstseinsforschung zeigen für Thomas Metzinger, Universitätsprofessor im Arbeitsbereich Theoretische Philosophie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dass das menschliche "Selbst" ein Konstrukt des menschlichen Gehirns ist, "eine Simulation von Neuronen". Damit formuliert er die Hypothese, dass das Bewusstsein ausschließlich über Hirnfunktionen zu erklären ist, was u.a. die Frage nach der Existenz der Seele aufwirft. ...
https://www.uni-mainz.de/presse/40906.php"Philosophie: Wenn die Nervenzellen tanzen" Hanna Leitgeb (7. Januar 2010)
Der Philosoph Thomas Metzinger erklärt uns aus neurowissenschaftlicher Perspektive das Bewusstsein
Vorsicht, wenn Sie glauben, Sie selbst lesen gerade diese Zeilen, dann unterliegen Sie einer fundamentalen Selbsttäuschung, denn Sie als ein Selbst gibt es gar nicht. So zumindest lautet die zentrale These der neurowissenschaftlich inspirierten Bewusstseinsforscher und Philosophen. Thomas Metzinger gehört weit über Deutschland hinaus zu ihren prominentesten Vertretern und hat jetzt ein Buch vorgelegt, in dem er für den Laien höchst plastisch und verständlich die neuesten Erkenntnisse seiner Disziplin beschreibt und nicht weniger als eine »neue Philosophie des Selbst« behauptet. So faszinierend die Details aus der neurowissenschaftlichen Forschung sind, die Metzinger zur Erklärung unserer Subjektivität heranzieht, so enttäuschend ist die rhetorische Einkleidung, mit der er seine eigene Argumentation meint, aufpeppen zu müssen. ...
http://www.zeit.de/2010/02/L-S-Metzinge rvn
#3 — 10. Januar 2010, 19:42 Uhr
Metzinger mag
kein begnadeter Schriftsteller sein, aber allein daraus ein Sprungbrett in grenzenlose Ablehnung seiner Thesen zu bauen, halte ich nicht für angemessen.
Ich finde seine Thesen durchaus interessant, und lasse mich ohne Vorurteile irgendeines antiken Weltbildes nicht einschüchtern.
Es geht nicht darum, was gefällt oder nicht. Es geht darum, was wahr ist, und was nicht. Sollte es wahr sein, dass wir nur biologische Automaten sind, dann ist es so. Das müssen wir nun belegen und uns entsprechend anpassen, inklusive Rechtsvorstellungen, etc. pp.
Wie gesagt, wenn dem so sein sollte.
AZ
#3.1 — 10. Januar 2010, 23:09 Uhr
Auch biologische Automaten können wollen
Selbstverständlich sind wir "nur" biologische Automaten. Tagtäglich huldigen wir der Kausalität in allem was wir tun. Wie könnten wir da ernsthaft annehmen, daß wir - insbesondere unsere Hirne - nicht der Kausalität unterliegen?
Aber die Schlußfolgerung, "da kann kein Wille sein, da dort nur ein Haufen Neuronen (deterministisch) agiert", ist einfach Unsinn. Genauso unsinnig wie zu sagen, "da ist kein Hirn, es sind ja nur viele einfache Neuronen dort". Natürlich kann man komplexe Objekte auf verschiedenen Ebenen betrachten und beschreiben. Und manche Struktureigenschaften lassen sich eben auf manchen Ebenen recht natürlich beschreiben und auf anderen Ebenen nur extrem umständlich.
Ein Beispiel: ich schreibe diesen Text. Wenn man dieses "ich" nicht als nützliches Konzept zur Beschreibung meines Neuronenkneuls akzeptiert, muß man eben darauf zurückgreifen, Milliarden von "spike trains" (Aktivierungsmustern) von Milliarden von vernetzten Neuronen aufzuzählen. Eine präzisere, aber nutzlose Beschreibung meiner Aktivitäten. Ähnliches gilt für mein Wollen.
Ich finde diesen Verriß von Metzingers Buch sehr angemessen und geistreich. Auch ohne das Buch gelesen zu haben weiß ich, daß Herr Metzinger Lichtjahre davon entfernt ist, die Abbildung zwischen menschlichem Handeln (auf der üblichen Erfahrungsebene, mit bewährten Konzepten wie "wollen" und "verstehen") und deren neuronalen Korrelaten zu verstehen. Hier wird versucht, das Fell zu verkaufen, bevor der Biber erlegt ist.
Riktam
#5 — 10. Januar 2010, 20:30 Uhr
Metzinger …
… hat Recht. Da ist Niemand
tarantyno
#7 — 10. Januar 2010, 21:49 Uhr
Jaja,
das Gehirn ist nur ein banaler Haufen Zellen, die ein Bewusstsein vergaukeln. Das größte Glaubwürdigkeitsproblem der Neuowissenschaft liegt wohl darin, dass es Neurowissenschaftlern doch irgendwie zu gelingen scheint, mit ihrem banalem Haufen Zellen über die banalen Haufen Zellen der anderen zu reflektieren.
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"Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel - Vom Mythos des Selbst zur Ethik des Bewusstseins"
Cover: Der Ego-Tunnel, Berlin Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783827006301
Rezensionsnotizen ...
https://www.perlentaucher.de/buch/thomas-metzinger/der-ego-tunnel.html