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[Pop Diskurs / Kulturtheorie (Diedrich Diederichsen, etc.)...]

Started by lemonhorse, December 17, 2012, 09:04:52 PM

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"Das Auge singt mit – Für eine Genealogie der Popkultur" Volkmar Mühleis (Brüssel, 26.07.2022)
... Von Kindesbeinen an wird man popkulturell angesteckt, durch die Medien, im Eltern- und Freundeskreis, und diese Ansteckung wirkt stimulierend, mitreißend, begeisternd, geht in die Kindesbeine, lädt ein zum Hüpfen und Tanzen, und diese Energie schwingt immer mit, wenn in der Pubertät Kritik die Oberhand gewinnt, Krisen im Erwachsensein überwunden werden wollen. Pop als Unterhaltung war schon lange da, bevor Differenz und Coolness einsetzten, Distinktion und Hierarchie. ...
https://www.praefaktisch.de/postfaktisch/das-auge-singt-mit-fuer-eine-genealogie-der-popkultur/

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Quote[...] Böse Menschen haben keine Lieder, sagt der Volksmund. Ein Irrtum — auch im Dritten Reich drehte sich viel um die Musik, von den nationalsozialistischen Kampfliedern über Hitlers Wagner-Verehrung bis hin zu Schlagern wie "Lili Marleen". Bislang war die populäre Musik in der Zeit des deutschen Faschismus allerdings noch wenig erforscht.

Das soll sich nun ändern: In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten internationalen Projekt untersuchen derzeit Musikwissenschafterinnen und -wissenschafter die in der NS-Diktatur produzierte populäre Musik: Schlager, Kabarettchansons, Operetten und Filmmusik.

Neben dem Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft der Universität Greifswald sind auf österreichischer Seite das Institut für Theorie und Geschichte der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz und die Abteilung für Musik- und Tanzwissenschaft der Paris-Lodron-Universität Salzburg beteiligt. Die wichtigste Forschungsgrundlage bilden die Archive der damaligen Musikverlage.

Diese waren bisher schwer zugänglich, vieles blieb unter Verschluss. Erfreulicherweise ändere sich das jetzt, berichtet die Leiterin des Linzer Teams, Carolin Stahrenberg: "In den letzten Jahren haben sich einige neue Quellen eröffnet. Einerseits sind Bestände in die öffentliche Hand übergegangen, andererseits haben wir direkten Zugang in den Verlagen bekommen."

Weitere Quellen sind etwa das Notenarchiv der Verwertungsgesellschaft AKM oder Nachlässe populärer Komponisten wie Nico Dostal oder Fred Raymond, Schöpfer des 20er-Jahre-Gassenhauers "Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren". Dabei interessieren sich die Forschenden vor allem für das komplexe Verhältnis zwischen Politik und Wirtschaft: "Wir wollen sehen, wie groß die Einflussnahme der Diktatur auf die Produktion populärer Musik war oder ob diese Prozesse eher vom Markt reguliert wurden."

Populärmusik ist Stahrenberg zufolge schnell dem Vorwurf ausgesetzt, sich besonders gut für eine politische Vereinnahmung und den Transport ideologischer Inhalte zu eignen. "Dabei ist das bei populärer Kultur eigentlich genau andersherum: Es gibt eben keine Subventionierung von oben, wo entschieden wird, sondern der Markt ist das Regulativ. Das heißt: Entscheidend ist, was gekauft wird."

Stahrenbergs Salzburger Kollegen Nils Grosch zufolge liegt hier das Spannungsfeld: "Wie funktioniert in einem Staat, der auch in kultureller Hinsicht alles auf eine bestimmte Linie einschwören möchte, die Kontrolle in einem Bereich, der primär kommerziellen Gesetzen gehorcht?" Für Musikproduzierende ging es — wie auch heute — darum, inhaltliche Entscheidungen danach zu richten, was sich gut verkauft. Und das war in der damaligen Zeit auch im deutschsprachigen Bereich vieles, was international angesagt war.

"Die Musikverlage haben wichtige Entscheidungen getroffen und waren die kommunikativen Mittler zwischen den Komponisten und dem Publikum. Dabei geht es immer darum, welche Genres auf dem Markt gebraucht und vom Publikum nachgefragt werden — und welche eben nicht", erklärt Grosch. Die Musikproduktion jener Zeit sei dadurch deutlich vielfältiger gewesen, als man es bei diesem Unterdrückungsstaat vermuten würde: Ein Verbot von Jazz oder Swing habe es — wie häufig angenommen — zum Beispiel so nicht gegeben.

"Da gibt es sehr viele Vorurteile, dass auch auf stilistischer Ebene bestimmte Dinge nicht erlaubt waren. Der Begriff ,entartete Musik' hat sich sehr ins öffentliche Bewusstsein gedrängt als Indikator dafür, dass es im Dritten Reich eine umfassende, auch stilistisch interessierte Kulturpolitik gab." Das sei inzwischen in vielerlei Hinsicht zu Recht infrage gestellt worden.

Nach 1933 herrschte im deutschen Kulturbetrieb zunächst noch große Unklarheit, welche Musik man produzieren und aufführen durfte. Die Frage war vor allem, wie man mit Werken von Komponisten umgehen sollte, von denen jeder wusste, dass sie Juden waren. Der einschneidende kulturpolitische Schritt im Dritten Reich betraf schließlich weniger die Kunst als die Kunstschaffenden. Denn auch hier galt wie überall die rassistische Vorgabe, jüdische und andere "nicht-arische" Menschen keinesfalls mehr am sozialen Leben teilhaben zu lassen und sie mit Zwang, Gewalt und Mord aus der Gesellschaft zu entfernen.

Dieser Wahnsinn machte dann selbst vor Werken nicht halt, die inhaltlich unpolitisch und formal eher konventionell waren. Die Operette "Im weißen Rössl" etwa wurde 1935 verboten, weil sie großteils von einem jüdischen Komponistenkollektiv stammte. Die um einen großen Hit gebrachten Musikproduzenten reagierten pragmatisch mit einer Kopie: Das vom Stoff und der Musik her sehr dem österreichischen Original ähnelnde Singspiel "Saison in Salzburg" wurde 1938 in Kiel uraufgeführt und anschließend im ganzen Reich ein großer Erfolg.

In der Populärmusik ist in den ersten Jahren nach der Machtübernahme der Nazis vom folgenschweren politischen Wandel also noch wenig zu hören. Das ändert sich aber nach dem Überfall auf Polen 1939: Stetig werden mehr Ressourcen dem Militär zugeordnet und somit weniger Lieder produziert. Viele Männer kämpfen und komponieren nicht mehr. Die populäre Musik erhält eine neue Rolle.

"Der Zugriff des NS-Staates auf die Musik wird erst nach Kriegsbeginn intensiviert. Je stärker der Krieg nicht mehr nur nach außen geht, sondern auch als Bedrohung nach innen empfunden wird, desto mehr bekommt die populäre Musik eine neue Funktion."

Das Regime setzt nun vor allem auf "Durchhalteschlager". Das bekannteste Beispiel stammt aus dem Jahr 1942 – gesungen von Zarah Leander: "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n". Das besungene Wunder blieb der zu diesem Zeitpunkt bereits dem Untergang geweihten NS-Diktatur zum Glück verwehrt. (Johannes Lau, 4.9.2022)


Aus: "Popmusik unter dem Hakenkreuz" Johannes Lau (4. September 2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000138663915/popmusik-unter-dem-hakenkreuz

QuoteCanosso

Teilweise nicht richtig,
"Fred Raymond, Schöpfer des 20er-Jahre-Gassenhauers "Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren".
Der Text stammt von Fritz Löhner-Beda und Ernst Neubach, https://de.wikipedia.org/wiki/Heidelberg_in_der_Dichtung#Fred_Raymond,_Fritz_L%C3%B6hner-Beda,_Ernst_Neubach
Fritz Löhner-Beda wurde im KZ ermordet [https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_L%C3%B6hner-Beda].


Quotestrejdaúr Gustav

Die Lieder von Lale Andersen sind sicher keine "Durchhalteschlager";
"Lili Marlen" nicht, und "Es geht alles vorüber" noch weniger, das grenzt schon ans Defätistische.


Quotehurchzua

Das besungene Wunder in "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n" war sicher nicht der "Endsieg".

Der Autor Bruno Balz hat das 1941 geschrieben; unmittelbar nachdem er aufgrund seiner Homosexualität von der Gestapo verhaftet und gefoltert worden war. Wenn ein konkretes "Wunder" gemeint war, dann wohl seine Rettung.

Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n ist ein von Bruno Balz und Michael Jary geschriebener Schlager aus dem Jahr 1942. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_wei%C3%9F,_es_wird_einmal_ein_Wunder_gescheh%E2%80%99n

In 1941 - dem Jahr der Produktion - schien es auch noch, als wäre für den Sieg dieser Verbrecherregimes kein "Wunder" nötig.


QuoteGrügo

Stimmt, Popmusik gab es zu Zeiten der Reichsmusikkammer sicher noch nicht, nur entweder "deutsche" oder "entartete" Musik. Da gibt's schon weitergehende Informationen, z. B.
Als die Jazzmusik während der Weimarer Republik auch Deutschland eroberte und zum Symbol der ,,Goldenen Zwanziger" avancierte, regte sich bereits erbitterter Protest aus vaterländisch-konservativen und rechtsextremen Kreisen. Nach Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933 verschärfte sich der Konflikt: Diese sogenannte ,,fremdländische" Musik sollte ,,ausgemerzt" werden. Nach ersten diesbezüglichen Verboten und der Einrichtung der ,,Reichsmusikkammer", welche in den folgenden Jahren die Ausgrenzung jüdischer Musiker bedeutete und den künstlerischen Austausch mit ausländischen Jazzmusikern erschwerte, folgte wegen den 1936 in Berlin abgehaltenen Olympischen Spiele eine liberale Phase. Doch mit dem Siegeszug des neuen Jazzstils Swing und dem Erstarken der ,,Swing-Jugend" kam es ab 1937/38 zu weiteren Repressalien. Gauleiter, Polizeidirektoren oder Gaststätteninhaber verhängten nun mehrere Swing , Jazz- und Swingtanzverbote für einzelne Regionen, Städte oder Lokale. Trotz dieser Einschränkungen blieb der Jazz weiterhin präsent, weil unkundige Kontrolleure leicht zu überlisten waren und einzelne NS-Funktionsträger selbst Sympathien für den gefälligen Swingstil hegten. ...
https://holocaustmusic.ort.org/de/politics-and-propaganda/third-reich/jazz-under-the-nazis/


QuoteEasy Rawlins

Interessant ist ja auch dass viele der Schlagerstars der NS-Zeit mitnichten deutsch waren: Zarah Leander, Marikka Rökk, Lale Andersen, Rosita Serrano, Johannes Heesters, etc.


...

Prof Raimund Lang: Vortrag über Fritz Löhner-Beda (ARBEITSKREIS DER STUDENTENHISTORIKER, 2022)
01.01.2022  Professor Raimund Lang ist einer der besten Kenner der Studentengeschichte in Österreich-Ungarn, sein Spezialgebiete sind das studentische Liedgut und die Universität Czernowitz, wo bekanntermaßen die jüdischen Korporationen besonders stark vertreten waren. So liegt es nahe, dass Professor Lang auf der gemeinsamen Tagung von AKSt und HfJS Heidelberg über einen Texter, Librettisten und Schriftsteller referierte, dessen Werke heute noch hochgeschätzten, musikalischen Allgemeingut gehören, der aber nach seiner grausamen Ermordung im KZ Auschwitz völlig in Vergessenheit geriet: Fritz Löhner-Beda. Aus dessen Feder stammten neben den Libretti der Operetten von Franz Lehár, die damals wie heute Kassenschlager sind, der Text zum Schlager ,,Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren", der heute noch dazu beiträgt, dass Millionen von Besuchern in das Elysium der Studentenromantik am Neckarstrande pilgern.
https://youtu.be/s-OWkMvEaPI


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"Identitätspolitik" Paula-Irene Villa Braslavsky (7.6.2022)
Repräsentationsverhandlungen in der Popkultur
[aus: »Pop. Kultur und Kritik«, Heft 16, Frühling 2020, S. 70-76]
Armut, ›Race‹, Alter, Liebe, Party, Polizeiwillkür – das sind die explosiven Zutaten in Spike Lees Filmklassiker »Do the Right Thing« aus dem Jahr 1989. Als Bugginʼ Out, einer der Freunde von Mookie, der Hauptfigur, und wie dieser ein Afroamerikaner ohne viel Geld, in der Pizzeria Sal's etwas bestellt, fällt sein Blick auf die Fotos an der Wand. Alles erfolgreiche Sportler, Sängerinnen und Schauspielerinnen, Entertainer, Geschäftsleute. Alle Italoamerikaner: Robert de Niro, Liza Minnelli, Luciano Pavarotti, Al Pacino. Die ›wall of fame‹ ist weiß, europäisch. Bugginʼ Out beschwert sich lautstark, er verlangt, Sal solle in seiner Pizzeria schwarze ›Celebrities‹ ausstellen. Sal kontert: ›Besorg Dir Deinen eigenen Laden, da kannst Du machen, was Du willst, deine ganze Sippschaft an die Wand hängen. Aber das hier ist mein Laden, italian-americans only on the wall‹. Bugginʼ Out erwidert: Da die Pizzeria überhaupt nur vom Geld der Schwarzen in der Nachbarschaft lebe, hätten sie, die zahlenden Schwarzen aus Bedford-Stuyvesant, doch das Recht auf »fame«, auf Sichtbarkeit und Anerkennung. Kapitalismus ›in a nutshell‹: »So, since we spend much money here, we do have some sayinʼ. Boom!« Die Situation verschärft sich, Bugginʼ Out fordert einen Boykott, aber auch diese Eskalation wird wie so oft von Mookie vorläufig befriedet. Der Konflikt jedoch schwelt, wie alle Konflikte im Film, weiter.
An diesem Film ist bereits vieles diskutiert worden, und es gibt an ihm viel zu lernen über die 1980er Jahre in den USA, aber auch über die urbane Gegenwart über die Region hinaus. Die Szene bei Sal's mit der Auseinandersetzung um die ›wall of fame‹ zeigt emblematisch die Verklammerung dessen, was heute gegeneinander auszuspielen Konjunktur hat: Repräsentation und Reichtum, Sichtbarkeit und soziale Verhältnisse, Kapitalismus und Kultur. Tatsächlich bilden diese einen unauflösbaren gesellschaftlichen Zusammenhang. ...
https://pop-zeitschrift.de/2022/06/07/identitaetspolitikautorvon-paula-irene-villa-braslavsky-autordatum7-6-2022/

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"Gabi Delgado ist tot: Sänger von DAF im Alter von 61 Jahren gestorben" Nadine Lange (24.03.2020)
Der Sänger des Industrial-Duos ,,Deutsch Amerikanische Freundschaft" ist im Alter von 61 Jahren gestorben. Der größte Hit der Gruppe war ,,Tanz den Mussolini". ...
https://www.tagesspiegel.de/kultur/sanger-von-daf-im-alter-von-61-jahren-gestorben-4155172.html

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"Buch über Pop und Politik: Deutschland, Deutschland, alles war vorbei" Christian Schröder (28.03.2023)
In seinem Buch ,,Wir sind die Türken von morgen" erzählt Ulrich Gutmair davon, wie die Neue Deutsche Welle den Pop revolutionierte. Großen Anteil daran hatten Einwanderer. ... Im deutschen Schlager gibt es singende Italienerinnen, Tschechen, Griechinnen und einen falschen Russen. Aber keine Türken. Dabei verkauft Yüksel Özkasap, die ,,Nachtigall von Köln", Millionen Schallplatten in Deutschland. Sie singt auf Türkisch, ihre Zielgruppe sind Gastarbeiter. Ihr Ehemann Yilmaz Asöcal veröffentlicht auf seinem Plattenlabel Türküola mehr als tausend Singles und Alben.
Sie werden von der Mehrheitsgesellschaft ignoriert, in den deutschen Charts nicht gelistet. Mehr Interesse zeigt die Neue Deutsche Welle in Form von Ideal, die in ihrer Hymne ,,Berlin" den Geruch von ,,Oliven und Majoran" auf Koran reimen und später einen türkischsprachigen Song herausbringen: ,,Aşk Mark ve Ölüm" (Liebe, D-Mark und Tod). Die Punkband Rotzkotz zählt ein Lied auf Türkisch an: ,,Bir, iki, üc, dört".  Punk ist laut Gutmair eine ,,antiidentitäre Bewegung", die das Anderssein nicht als Mangel, sondern als Auszeichnung versteht. Die Neue Deutsche Welle ist für ihn Ausdruck einer Emanzipation.  ...
https://www.tagesspiegel.de/kultur/buch-uber-pop-und-politik-deutschland-deutschland-alles-war-vorbei-9576152.html




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Quote[...] 45 Jahre lang war der Starschnitt Herzstück der Jugendzeitschrift Bravo. Die Fragmentierung der Körper gehörte zum Konzept – den Anfang machten 1959 die Füße von Brigitte Bardot, in Netzstrumpfhose und Lackheels. Eine geniale Kundenbindung: Wer beispielsweise den Starschnitt der Beatles besitzen wollte, musste 39 Wochen lang jedes einzelne Heft kaufen. Und das entsprechend kostspielige Porträt dabei sorgfältig selbst ausschneiden sowie Stück für Stück zusammenkleben, was dem Jagen und Sammeln noch eine haptische Komponente verlieh.

Der Bravo-Starschnitt, der als Markenname auch gut 20 Jahre nach seinem Ende immer noch selbstverständlich über die Lippen geht, war derart larger than life, dass er sogar falsche Erinnerungen hervorruft. Man meint, sich dunkel an einen solchen von Michael Jackson oder der Kelly Family zu erinnern. Den hat es aber nie gegeben. Wer es wirklich in die Star-Auswahl von 1959 bis 2004 schaffte, lässt sich jetzt in den Opelvillen Rüsselsheim nachprüfen.

... AusstellungsbesucherInnen zeigen, wie das seinerzeit ausschaute: eine herrlich groteske Selbstverständlichkeit, mit der die berühmten Objekte der Begierde an der Schrägdecke im Partyzimmer abhingen oder hinterm Kinderbett hervorlugten.

Die Porträts wurden zu Begegnungsportalen, in die man sich träumen konnte. Mindestens aber zur Fototapete mit coolen Leuten drauf, deren Gesellschaft zum Angeben taugte. In jedem Fall sind die Angebeteten als Außenstehende noch erkennbar. Die libidinös besetzten Star-Abbilder erschienen nicht rein internalisiert wie heute jegliches Gegenüber auf den privaten Displaymedien, sie konnten den Raum der Vorstellung zwischenzeitlich verlassen.

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Die Ausstellung

,,Bravo-Starschnitte. Eine Sammlung von Legenden": Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, bis 1. Oktober 2023




Aus: "Ausstellung zu ,,Bravo"-Starschnitten: Madonna zusammenkleben" Katharina J. Cichosch (30. 6. 2023)
Quelle: https://taz.de/Ausstellung-zu-Bravo-Starschnitten/!5941598/

QuoteJochen Laun
30. Jun, 19:54

Toll war das. Ich hatte Little Joe aus Bonanza im Kinderzimmer hängen. Den Vogel hat aber nicht 'Bravo', sondern 'MAD' abgeschossen - die haben mal einen Starschnitt von der Erde im Maßstab 1:1 angekündigt. Zu meiner Überraschung ist aber nie was draus geworden.


QuoteVidocq
30. Jun, 18:57

Flashback: ich war acht, und es mussten Winnetou und Old Shatterhand an meine Zimmerwand, warum danach Uschi Glas und Roy Black? Ich verdächtige meine Mutter. ...


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"40 Jahre Gothic-Bewegung: Als Dunkelheit zum Trend wurde"  Oliver Tepel (23.7.2022)
In den Hinterhöfen des guten Geschmacks entstand Anfang der 80er aus einem Clubtrend die Gothic-Bewegung. Sie hat sich als sehr langlebig erwiesen. ... Die Bands trugen verheißungsvolle Namen wie Sex Gang Children, Southern Death Cult, Alien Sex Fiend, Sad Lovers and Giants und Sisters of Mercy, sie spielten lange Stücke mit kreischenden Nebelgitarren, wabernden Bässen und tribalistischen Drums oder elektrischen High-Energy-Rhythmen. Ihre Sänger liebten die dramatische Selbstinszenierung. ...
https://taz.de/40-Jahre-Gothic-Bewegung/!5868798/

QuoteSixT8
24.07.2022, 12:18

Leider hat der Autor mit keinem Wort die große Darkszene in der DDR erwähnt.
Selbst genähte Klamotten, immer auf der Jagd nach seltenem Haarspray und den passenden Soundtracks.
Es ist auch kein Zufall, daß das international größte Dark-Festival in Leipzig statt findet.


QuoteSchängel
24.07.2022, 11:02

Mir sind die Aussagen in diesem Artikel zu pauschal. Ich habe festgestellt das die Szene in Deutschland regional sehr unterschiedlich aufgestellt ist.

Trotzdem danke für die Kurze Reise in die Vergangenheit.


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