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Thanatos (Todestrieb)

Started by lemonhorse, December 10, 2012, 03:03:48 PM

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Mit dem Todestrieb führte Sigmund Freud einen seiner umstrittensten Begriffe in die Theorie der Psychoanalyse ein. Später wurde dieser Trieb oft auch als Thanatos bezeichnet, wobei hier als Namensgeber der Todesgott Thanatos der griechischen Mythologie fungierte. Der Todestrieb – oft auch im Plural die Todestriebe – bildet den Gegenpol zu den Lebenstrieben (Eros). Freud selbst betonte, dass es sich bei seinen Überlegungen zum Todestrieb um ,,weitausholende Spekulation" handelte. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Todestrieb



Thanatos (griechisch θάνατος, lateinisch Mors) ist ein Totengott oder ein Daimon in der griechischen Mythologie, ihm entspricht die Mors der römischen Mythologie. Er ist der Gott des sanften Todes und ist darum häufig zusammen mit Hypnos, dem personifizierten Gott des Schlafes, abgebildet. Die Göttin des gewaltsamen Todes ist Ker. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Thanatos_%28Mythologie%29



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Quote[...] Der müde Tod ist ein deutscher Fantasyfilm von Fritz Lang aus dem Jahr 1921.  ...

Ein junges Paar kommt in das Gasthaus einer kleinen Stadt. Ein geheimnisvoller Fremder setzt sich an ihren Tisch. Man erfährt in Rückblenden, dass dieser ein Grundstück nah am Friedhof gekauft und mit einer hohen Mauer umgeben hat, die weder Fenster noch Türen besitzt. Als die Frau den Speiseraum verlässt und kurz darauf wieder zurückkommt, ist ihr Bräutigam verschwunden. Sie erfährt, dass er mit dem Fremden weggegangen sei und versucht, seinen Spuren zu folgen. Als sie zu der Mauer des Todes gelangt, sieht sie geisterhafte Gestalten, die durch die Mauer hindurchgehen, darunter auch ihr Geliebter. Sie versucht vergeblich, ihn festzuhalten und fällt daraufhin in Ohnmacht.  ...

Die Frau findet beim Tod Einlass: Er führt sie in eine dunkle Halle, in der die Lebenslichter der Menschen brennen, flackern und verlöschen, wenn ihre Stunde gekommen ist. Der Tod erklärt ihr, dass er eigentlich des Tötens überdrüssig ist – doch da er Gott Folge leisten muss, kann er nicht anders.

Trotzdem gibt er der Frau eine Möglichkeit, ihren Mann wiederzubekommen: Wenn sie eines von drei Leben retten kann, deren Lichter bereits flackern, soll sie ihren Bräutigam zurückerhalten. Diese drei Episoden sind orientalisch (Rache der Gläubigen), venezianisch (Mord auf dem Karneval) und chinesisch (kaiserlicher Tyrann). In allen drei Fällen versucht sie, ihren Geliebten zu retten, doch sie scheitert immer.

Als letzte Chance bietet der Tod an, ihren Mann zurück ins Leben zu holen, indem sie ihm innerhalb einer Stunde ein anderes Leben bringt. Die Frau versucht Alte, Elende und Kranke zu überreden, aber keiner will ihr sein noch so erbärmliches Leben schenken. Zuletzt steht das Spital der Stadt in Flammen – die Bewohner flüchten. Doch ein Baby wurde zurückgelassen. Die Frau will das Baby retten und rennt in das brennende Spital. Dort bietet ihr der Tod die letzte Chance, indem sie das Kind dem Tod überlässt. Doch sie entscheidet sich anders, rettet das Kind und opfert sich für das Baby. Dadurch wird sie im eigenen Flammentod mit dem Geliebten vereint.

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Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_m%C3%BCde_Tod (8. September 2020)

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Quote[...] Die alten Griechen stellten sich den Tod als Überfahrt über den Fluss Styx vor. Der Fährmann Charon bringt die Toten in seinem Boot hinüber ans Tor zum Totenreich Hades. Solch bildkräftige Mythen über die Grenzerfahrung zwischen Leben und Tod haben die Künste und das Kino seit je inspiriert.

Der französische Regisseur Stéphane Batut ist vor allem von der Figur des sanften Lotsen fasziniert. Was, wenn er, der nicht von dieser Welt ist, einer Frau begegnet, sich verliebt und mit ihr aus dem Zwischenreich heraus zu den Lebenden zurückwill? Aus der Perspektive seines Protagonisten entfaltet Stéphane Batut eine Art postmortale Coming-of-Age-Erzählung. Selbst ein Untoter auf Abruf, tritt er zum ersten Mal aus seiner Rolle des stillen Begleiters heraus und handelt.

Stéphane Batuts Debütfilm ,,Der flüssige Spiegel" ist ähnlich wie Christian Petzolds ,,Undine" ein magisches Patchwork aus Märchenmotiven, mythischen Verweisen und parallelen Wirklichkeiten.

... ,,Der flüssige Spiegel" lädt ein romantisches Liebesdrama alter Schule mit dem schweren Gewicht der Mythen um Eros und Thanatos auf. Viel beiläufiger als die Botschaft ,,Liebe nährt sich von Erinnerungen" kommt Stéphane Batuts Liebeserklärung an die Stadt Paris daher.

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Aus: "Spielfilm ,,Der flüssige Spiegel": Zwischen Eros und Thanatos" (2. 9. 2020)
Quelle: https://taz.de/Spielfilm-Der-fluessige-Spiegel/!5706781/


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Quote[...] Der Totentanz ist ein altes Leitmotiv der Kunst. Alle Kunst aber, vom christlichen Altarbild bis zum weiblichen Akt, ist im Grunde ein einziger Reigen mit dem Sensenmann. Denn allein in der Kunst wagen wir, uns der letzten Wahrheit zu stellen: dass wir alle sterblich sind.

... Es gibt am Geburtsort der Kunst, tief in einem schwarzen Schacht verborgen, in der Höhle von Lascaux, jener bekanntlich schönsten und reichsten der ausgemalten Höhlen aus vorgeschichtlicher Zeit, eine seltsame Darstellung: Sie zeigt einen sterbenden Bison, der seine Eingeweide verliert, und daneben einen fallenden Menschen mit Vogelkopf und Erektion. Georges Bataille, der französische Denker des Todes, hat darin den Zusammenhang von Todesbewusstsein und Ekstase gesehen. Und nicht zuletzt auch die urmenschliche Verschränkung von Eros und Thanatos, von Sexualität und Tod.

Nicht anders als Tiere pflanzen sich auch Menschen fort. Der Geschlechtstrieb ist eine wesentliche Lebensäusserung. Aber im Gegensatz zum animalischen Triebleben kennen wir die Erotik, die weit über das hinausreicht, was man unter Sexualität subsumiert. In der Erotik dämmert uns, was uns von den Tieren unterscheidet: In ihr werden wir uns unserer verletzlichen Nacktheit und damit auch unserer Sterblichkeit gewahr, und im kleinen Tod, wie die Franzosen den sexuellen Höhepunkt nennen, nehmen wir unser endgültiges Erlöschen in einem ekstatischen Bewusstseinszustand vorweg.

Neben dem Tod ist auch heute noch der Sexus der grösste Skandal. Nichts ist so sehr dazu angetan, die Ordnung der Dinge zu stören und in den ruhigen Alltag als Aufruhr und Verwirrung hereinzubrechen, wie die Katastrophe des Todes und die Obszönität der Nacktheit. Und wenn auch beides für die Natur in ihrer immensen Gleichgültigkeit eine schiere Banalität darstellt, mindert dies für uns den Eindruck des Skandalösen nicht im Geringsten.

Für gewöhnlich verbannen wir den Tod aus unseren Gedanken und verbergen unsere Nacktheit mit Kleidung, neuerdings sogar mit Gesichtsmasken. Unsere Flucht vor dem nackten Tod ist aber eigentlich ein einziger Tanz, ein Veitstanz, ausgelöst durch die halluzinatorische Vorstellung, die wir uns von etwas machen, von dem wir eigentlich nichts wissen können. Oder aber unser Zurückweichen ist wie ein einziger Pas de deux – zusammen mit dem Sensenmann, wie ihn der alte kunsthistorische Topos des Totentanzes kennt.

Ja, in der Kunst, nur hier halten wir wirklich inne, bitten den Tod gleichsam zum Tanz und schauen ihm dabei tief in die Augen. Dieser Blick erfordert die grösste Kraft, wie Hegel geschrieben hat. Und weil wir diese Kraft oft nicht aufbringen, maskieren wir uns vor dem Tod und versehen auch ihn mit einer Maske. In der Kunst kommt er in vielen Kostümen daher: Er erscheint im Altarbild als sterbender Jesus am Kreuz. Er zeigt sich uns als Totenschädel im Stillleben als Vanitas-Motiv. Oder er entblösst sich vor uns im Akt einer nackten Frau, als inszenierter Striptease der tanzenden Salome. Tod und Nacktheit, Eros und Thanatos sind seit je das grosse Lieblingspaar der Kunst.

Und darin ist die Kunst selber skandalös. Ja sie sucht den Skandal geradezu. Die obszöne Darstellung in der Höhle von Lascaux, die sich bemerkenswerterweise abseits der grossen Höhlenbezirke mit ihren herrlichen Tierdarstellungen in einem dunklen Loch befindet, ist wohl der erste grosse Kunst-Eklat. Und er läutet eine lange Abfolge von weiteren Sensationen und Affären ein, die über die Jahrtausende die Kunst begleiten. So folgte auf den Schamanen von Lascaux mit Vogelkopf und erigiertem Geschlechtsteil die sogenannte Venus von Willendorf, diese berühmte kleine Skulptur einer gesichtslosen Frauenfigur mit ausladenden Brüsten und ausgeprägter Vulva.

Es heisst, der weibliche Akt sei neben dem Christus am Kreuz, diesem anderen Schamanen, diesem Nackten mit dem Lendentuch, das meistverbreitete Motiv der abendländischen Kunstgeschichte. In ihr wimmelt es nur so von Gekreuzigten und unbekleideten Frauen. Und beide waren stets Anlass für Tabuverstösse und Skandale. Der künstlerisch inszenierte Opfertod Jesu ist allein schon eine Ungeheuerlichkeit, die ihre Wirkung auf gläubige Seelen kaum je verfehlt hat.

... Mit der Kunst gelingt es uns, den Tod zu verwandeln, ja zu verführen, und mit ihm zu tanzen in einem Kostümball der Maskeraden. In der Kunst erleben wir den Tod als rauschhaftes Elixier der Verjüngung, bisweilen gar als Wiedergeburt, als Ursprung der Welt und allen Lebens, ganz im Sinne von Courbets bedeutungsschwerem Gemälde der weiblichen Scham. Und dem Künstler, der diesen Totentanz zu tanzen versteht, dem winkt als Lohn gar Unsterblichkeit.

... Anlass zu dem todessehnsüchtigen Panoptikum gibt der «Churer Totentanz», der nun nach aufwendiger Restauration im Domschatzmuseum Chur wieder zu sehen ist: 25 Bildfelder, die 1534 nach Motiven von Hans Holbein d. J. für das bischöfliche Schloss in Chur in wunderbarer Grisaille-Malerei geschaffen wurden. Und es ist der Knochenmann aus diesem Bilderreigen selber, der uns nun im Bündner Kunstmuseum in dieser wunderbaren Sonderschau behutsam an der Hand nimmt und etwa vor Peter Hujars fotografierte Kindermumien in den Katakomben von Palermo führt: So schön, so zärtlich kann der Tod sein.

Vor On Kawaras Bild «July 5, 1969» wiederum stellen wir ernüchtert fest, dass es für uns den Tod nicht gibt, da wir das eigene Ende kaum mitbekommen werden: Es ist nur ein Datum, das wir nicht kennen. Oder aber eine abstrakte Grösse, ein blasser Begriff, wie ihn Rémy Zauggs diffuses Schriftbild «Voir Mort» suggeriert. Der Tod existiert bloss, insofern er im konkreten Leben gegenwärtig ist: so in den erotischen Umarmungen von Markus Raetz' lippenstiftroten Aquarellen «L'amour», in Maurice Béjarts Tanzchoreografie zu Ravels «Boléro» oder aber in Glenn Goulds «Goldberg-Variationen». Der Tod ist nirgends und überall. Und wir finden uns, ohne es zu ahnen, schon um die Taille gefasst im Gleichschritt mit ihm – Takt für Takt.


Aus: "Der Tod ist nirgends und überall – in Bildern und Skulpturen aber wird er fassbar" Philipp Meier (29.09.2020)
Quelle: https://www.nzz.ch/feuilleton/der-tod-ist-unfassbar-ausser-in-der-kunst-ein-totentanz-ld.1576756

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QuoteVeiel, der ursprünglich Psychologie studiert hat, lässt Eros und Thanatos, Freuds Sexual- und Todestrieb, das Schicksal der drei Protagonisten steuern. «Liebe verwirklicht sich erst durch den Tod», sagt Ensslin in Anlehnung an den von ihr verehrten Schriftsteller Hans Henny Jahnn irgendwann, und: «Durch Gewalt, durch Mord wird es erst möglich, dass Sexualität gelebt wird.» ...

... Zum andern, und das ist weitaus verstörender, lassen Andres Veiels Figuren erkennen, dass die Protagonisten der späteren RAF weit mehr mit ihrer Elterngeneration teilen als gemeinhin wahrgenommen. Sie alle besitzen diesen Absolutheitsanspruch, bewundern Stärke, betonen Konsequenz und verordnen sich Härte gegen die eigenen Gefühle – sie sind auf Mission. Ensslin, Baader und auch Vesper haben alle einen Auftrag, wie sie selbst sagen. ...


Aus: "Zwischen Klischee und verstörenden Einblicken" Franziska Meister (Nr. 34/2011 vom 25.08.2011)
Quelle: https://www.woz.ch/-1d37