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[Tierschutz (People for the Ethical Treatment of Animals) ... ]

Started by Link, November 10, 2012, 06:09:52 PM

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People for the Ethical Treatment of Animals
Die Organisation kämpft gegen Massentierhaltung, Pelztierhaltung, Tierversuche und Tiere in der Unterhaltungsindustrie sowie gegen Angeln, Tötung von Tieren, die als Schädling betrachtet werden, Hunde- und Hahnenkämpfe. Die kontroversen Kampagnen, die dazu eingesetzt werden, rufen teilweise heftige Kritik hervor. Auch wurde PETA für ihre Unterstützung von Aktivisten kritisiert, die in Zusammenhang mit umstrittenen Gruppen, wie der radikalen Animal Liberation Front, stehen....
http://de.wikipedia.org/wiki/People_for_the_Ethical_Treatment_of_Animals

https://www.peta.org/ | http://www.peta.de/




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PETA-Holocaust-Kampagne bleibt verboten
Peter Mühlbauer (10.11.2012)
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sieht eine Einschränkung der Meinungsfreiheit in Deutschland aufgrund der besonderen Geschichte des Landes gerechtfertigt ....
http://www.heise.de/tp/blogs/6/153159


Peta und der Holocaust Der Mensch ist nun mal kein Tier
09.11.2012 11:33 Uhr Helmut Schümann
... Peta hat gleich zweimal geirrt. Zum einen in der Gleichsetzung. Es ist nämlich in Deutschland und auch anderswo in der Welt nicht verboten, Tiere zu schlachten. Beim Menschen ist das – mit trauriger Ausnahme von Kriegszuständen – fundamental anders. Dass Tiere im Massenstall leiden, ist keine Frage, sie aus ihrer Qual zu befreien, eine ehrenwerte Aufgabe, und Gesetze gegen Tierquälerei haben ihre unbedingte Berechtigung. Aber das Verbrechen am Tier ist ein moralisches, kein justiziables, und es ist – oh ha, da werden die Leserbriefe aber schäumen – wesentlich kleiner als das Verbrechen am Menschen.
Peta irrt nach Meinung des Mittfünfzigers noch mal. Nämlich auch in der Position, dass man Tiere gar nicht essen darf. Der Mittfünfziger sagt Ja! zu Fleisch, hat sich sogar schon an der Currywurst versucht. Vegetarier sein, gut und schön, aber beim Steak hört's auf. Und beim Geschmack. ...
http://www.tagesspiegel.de/meinung/peta-und-der-holocaust-der-mensch-ist-nun-mal-kein-tier/7365806.html


von BiancaWitt, 09.11.2012 08:59 Uhr
@Helmut Schümann
Ich wünsche mir für alle Menschen, die Tiere für sich leiden und sterben lassen, dass sie als Nutztier in der Massentierhaltung wiedergeboren werden. Unsere Gesellschaft ist herzlos, egoistisch und verroht. Jede Woche werden in Deutschland mehr als 1 Millionen Schweine in Schlachthöfen niedergemetzelt, das Leid, dieser Tiere wird einfach ignoriert, dabei gibt es pflanzliche Schnitzel, Wurst und Hackbällchen, die prima schmecken und weder die Gesundheit gefährden, noch die Umwelt verseuchen oder Menschen hungern lassen. Es gibt keine Ausrede dafür Tiere zu essen außer Selbstsucht und Gleichgültigkeit!




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#2
Als Tierschutz werden alle Aktivitäten des Menschen bezeichnet, die darauf abzielen, Tieren ein artgerechtes Leben ohne Zufügung von Leiden, Schmerzen, Schäden und unnötigen Beeinträchtigungen zu ermöglichen. Der Tierschutz zielt auf das einzelne Tier und seine Unversehrtheit. Im Unterschied zu den Verfechtern von Tierrechten, die teilweise jegliche Nutzhaltung von Tieren durch den Menschen ablehnen, liegt im Tierschutzrecht und seinen zugehörigen Regelungen der Schwerpunkt auf der sach- und artgerechten Haltung, Umgang mit und Nutzung von Tieren durch den Menschen. Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsweise begrenzt sich die Tierschutzbewegung zumeist auf regional den Menschen vertraute und ihnen sympathische Wirbel- und Säugetiere.  ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Tierschutz




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Quote[...] Der Deutsche Tierschutzbund prangert Missstände in der deutschen Schweinezucht an: Etwa 13 Millionen Tiere landeten jedes Jahr in der Tierkörperbeseitigung, weil sie im landwirtschaftlichen Betrieb verenden oder notgetötet werden müssten. Das sei etwa ein Fünftel aller in Deutschland gehaltenen Schweine, teilt der Tierschutzverein mit und beruft sich dabei auf eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Demnach seien etwa 300 000 dieser sogenannten Falltiere vor ihrem Tod erheblichen Schmerzen ausgesetzt.

Auch ein erheblicher Teil der Tiere, die noch in Schlachthöfen angeliefert werden, sind nicht gesund. Das zeigen Daten vom großen Fleischkonzern Vion für das dritte Quartal 2017. Demnach zeigten 40 Prozent der angelieferten Schweine bei der Fleischbeschau sogenannte Organbefunde, das heißt, sie waren erkrankt oder verletzt.

Der Tierschutzbund fordert die Bundesregierung zum Eingreifen auf. Nötig sei ein bundesweites System, mit dem Tierschutzverstöße in den Tierkörperbeseitigungsanstalten erfasst würden, sagt Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder. Zudem müssten auch verendete oder notgetötete Schweine gekennzeichnet sein, damit der Tierhalter ermittelt werden könne. "Nur so können tierschutzrelevante Verstöße auch geahndet und somit zukünftig vermieden werden."




Aus: "Tierhaltung in Deutschland - 13 Millionen Schweine landen jährlich im Müll" (22. März 2018)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/tierhaltung-millionen-schweine-landen-im-muell-1.3917126

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Quote[...] Im vergangenen Jahr wurden mehr als 40 Millionen männliche Küken getötet – mehr als zuvor. Man arbeite an Alternativen, beteuern Geflügelwirtschaft und Bundesregierung.  ... Im vergangenen Jahr sind in Deutschland erneut mehr als 40 Millionen Küken direkt nach dem Schlüpfen getötet worden. Zwar gibt es dazu keine amtlichen Angaben – die Zahl lässt sich jedoch aus der Zahl geschlüpfter weiblicher Küken ableiten. Die lag 2017 in größeren Brütereien bei etwa 45,7 Millionen wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht. Das waren rund 1,6 Millionen mehr als im Jahr zuvor.

Männliche Küken, die keine Eier legen und sich auch nicht zur Fleischproduktion eignen, werden in der Regel getötet. Dem Zentralverband der Geflügelwirtschaft (ZDG) zufolge werden männliche Küken in Deutschland nicht geschreddert, sondern mit CO2 erstickt. ...

... Während Union und SPD die industrielle Landwirtschaft jedes Jahr mit Milliarden förderten, habe die Forschung nach Alternativen "eher Alibifunktion", kritisierte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. Er habe den Eindruck, die große Koalition wolle an der Praxis gar nichts ändern.

Quote
Nein es ist das Fett das dich fett macht #6

Das richtig Perverse an der Sache ist auch noch, dass die geschredderten Küken es wenigstens schnell hinter sich haben.
Das sind auch noch die Glücklichen. Die Alternative - Leben kann man dazu nicht sagen - möchte sicher auch kein Huhn.

... Und auf Youtube dann süße Tiervideos gucken von Entenküken, die aus'm Gulli gezogen werden und das Ganze liken und teilen... während irgendwo grad wieder 'ne Tonne Flauschküken zerhackt wird. Menschen können so widerwärtig sein.


QuoteTaranis #6.2

... Suggerieren Sie, dass der Boykott von Tiervideos auf Youtube das schreddern von Hühnerküken verhindern wird?


QuoteGelassener Bürger #6.3

Er suggeriert, dass die (Möchtegern) Tierschützer scheinheilig sind.



QuoteDjentrix #6.4

Und damit hat er recht. Wir alle die nicht vegan leben sind das.


QuoteTransmissionSky #7

Das Karma von den Verantwortlichen möchte ich nicht haben.
Nach dem letzten Atemzug geht's direkt in die Hölle, wie auch immer diese beschaffen sein mag.


QuoteHans Dampf in allen Gassen #7.1

Die Verantwortlichen sind nicht nur die Züchter oder Schredderer, sondern in erster Linie auch die Konsumenten. Wo keine Nachfrage, da keine "Produktion".


Quote
Mraz #7.2

Und wer ist verantwortlich dafür? ALLE, die die billigen Eier kaufen und das Schreddern der männlichen Küken billigend in Kauf nehmen. DAS ist das Problem, welches den Leuten vor Augen geführt werden muss.
Eine Diskussion hierzu ist sehr zu begrüßen. (Ähnlich sieht es bei der Massentierhaltung und Fleisch aus.)


QuoteHans Dampf in allen Gassen #7.3

Es betrifft nicht nur die billigen Eier.
Die Diskussion ist schon lange im Gange, nur leider hört "oben" keiner zu, weil sie Angst um ihre Position haben, im Vorfeld bezahlt wurden oder sich um die deutsche Wirtschaft sorgen und nicht von A nach B denken.


QuoteTransmissionSky #7.4

Natürlich sind auch die Konsumenten verantwortlich.
Geiz ist da wohl an erster Stelle.
Doch direkt verantwortlich sind diejenigen, die über Tod und Leben eines Kükens entscheiden. Keine Tricks!
Ein Küken ist die offensichtliche Essenz von Unschuld, Wehrlosigkeit und Sweetness.
Man muss schon das Höchstmaß an Gefühllosigkeit mitbringen um ein Küken zu töten. Es geht hier schon definitiv in den pathologischen Bereich.
Menschen, die noch ein Minimum an Anstand und seelischer Gesundheit mitbringen, steigen vorher aus.


QuoteTaranis #7.8

Nach dem letzten Atemzug geht's direkt in die Hölle, wie auch immer diese beschaffen sein mag.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin generell gegen das Schredder von lebenden Tieren und allgemein gegen die super-billige, Massentierproduktion, doch wer als einziges Argument die Hölle anführen muss, scheint zum Thema selbst nicht wirklich etwas zu sagen zu haben.



QuoteNibbla #9

Um den Kerl von Wiesenhof vor ein paar Jahren im SPIEGEL zu zitieren: "wir können auf das Schnabelbeschneiden der Puten nicht verzichten, weil sie sich sonst kaputthacken, aber die Züchter arbeiten daran"


Quote
Hans Dampf in allen Gassen #10

"Er habe den Eindruck, die große Koalition wolle an der Praxis gar nichts ändern. "

Was? Wie kann er das nur behaupten? Hat er etwa noch kein Geld von der Lobby bekommen? Kann den Mann bitte jemand seinen Lebensabend absichern und dann müssen wir nicht mehr immer diese fadenscheinigen Diskussionen führen. Danke.


Quoteralf.mueller #13

Für die Bundesregierung wäre es sehr einfach, wenn Sie denn wollte. Sie könnten eine Frist setzen, nachdem das Töten von männlichen Küken verboten wird. Das Problem besteht ja nicht erst seit gestern, es gibt nur keine "Motivation" für die Betriebe, daran etwas zu ändern, das schadet dem Profit und freiwillig werden die nie was machen, wenn es um ein paar Cent geht ist Ihnen jedes Mittel recht. Wann begreift das endlich unsere Regierung? Ich glaube Sie verstehen das ganz genau, wollen aber trotzdem nichts tun, Grund? Kann sich jeder selbst beantworten.
Frohe Ostern, Ralf.


...



Aus: "Geflügelwirtschaft: Mehr männliche Küken geschlüpft und getötet" (29. März 2018)
Quelle: http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-03/landwirtschaft-kueken-getoetet-gefluegel

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#5
" Tierquälerei: Warum wird Tierquälerei so selten bestraft?"  Katharina Heckendorf (11. Juni 2018)
Die Arbeit von Tierärzten, die kontrollieren, ob Schlachtbetriebe und Bauernhöfe die Tierschutzgesetze einhalten, wird häufig blockiert. Wenn sie Missstände aufdecken, erhalten einige von ihnen sogar Morddrohungen. Das zeigen Recherchen der ZEIT. Jens Bülte, Professor für Wirtschaftsstrafrecht an der Universität Mannheim, hat in seinem Essay Zur faktischen Straflosigkeit institutionalisierter Agrarkriminalität die Tierschutzfälle aus den vergangenen Jahrzehnten untersucht. Laut Bülte sind Personalmangel und Arbeitsüberlastung von Staatsanwälten und Gerichten ein Grund dafür, dass Schlachtbetriebe und Bauernhöfe oft nicht bestraft werden, wenn sie mit Tieren nicht rechtmäßig umgehen. ...
https://www.zeit.de/arbeit/2018-06/tierquaelerei-betriebe-missstaende-wirtschaftsstrafrecht-interview/komplettansicht


Animal Equality ist eine internationale Organisation, die gemeinsam mit Gesellschaft, Politik und Unternehmen daran arbeitet, Grausamkeit in der Massentierhaltung zu beenden.
https://www.animalequality.de/

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"Tierschutz: Geschlechtserkennung im Ei soll Kükenschreddern verhindern" (8. November 2018)
Millionen männliche Küken werden in Brütereien getötet, wo nur Legehennen gebraucht werden. Eine neue Technologie soll dafür sorgen, dass sie gar nicht erst schlüpfen.
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-11/tierschutz-kueken-toetung-verbraucher-verhalten-eier-konsum

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"Ferkelkastration: Der Schmerz zählt nicht" Elisabeth Raether (7. November 2018,)
Der Bundestag wird die betäubungslose Kastration von Ferkeln weiter zulassen. Was CDU und CSU davon haben – und was die SPD. ...
https://www.zeit.de/2018/46/ferkelkastration-betaeubung-tierrechte-union-spd-bundestag



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#6
"Horror-Schlachthof Bad Iburg: ,,Der Boden lag voller zerstörter Tiere""
Das Interview mit Friedrich Mülln führte Andrea Maestro (Redakteurin), (20. 11. 2018)
Friedrich Mülln hat mit dem Verein ,,Soko Tierschutz" die Tierquälerei in einem Schlachthof bei Osnabrück aufgedeckt. Die Bilder belasten ihn – und treiben ihn an. ...  Sind Ihre Informanten Mitarbeiter?
Unsere Quellen sind fast ausschließlich Leute aus der Fleischindustrie. Sie können mit den Zuständen nicht mehr leben und wenden sich an die Todfeinde, uns Tierrechtler, weil sie wollen, dass sich etwas ändert. Das hat sich bei den letzten sechs Schlachthöfen, die wir mithilfe solcher Informanten aufgedeckt haben, bewährt. Fünf davon wurden geschlossen, zuletzt der in Bad Iburg. ...
https://www.taz.de/Horror-Schlachthof-Bad-Iburg/!5548990/

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"Julia Klöckner wirft Ländern überstürztes Handeln vor" (6. März 2019)
Der Stopp umstrittener Viehtransporte in Nicht-EU-Staaten muss aus Sicht der Bundesagrarministerin rechtlich geklärt sein. Erst dann könnten die Behörden aktiv werden.  ... Hintergrund ist ein neues Gutachten. Es kommt zu dem Schluss, dass Veterinäre, die Tiertransporte in bestimmte Drittstaaten genehmigen, sich der Beihilfe zur Tierquälerei schuldig und damit strafbar machen. In ihrem Fachartikel schildern der Amtsrichter Christoph Maisack und der Tiermediziner Alexander Rabitsch unter Berufung auf Fernsehbilder und eigene Recherchen die teils grausamen Schlachtbedingungen in vielen Nicht-EU-Ländern, besonders in der Türkei, im Nahen Osten oder im Maghreb. Kontrollen seitens der EU in den Drittstaaten gibt es nicht. ...
https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-03/verbot-tiertransporte-laender-julia-kloeckner-kritik

Quoteaadam #4

Also Tierquälerei zulassen, bis sie nicht nur vielleicht, sondern definitiv verboten ist. Ok. Agrarminister waren schon immer Lobbyisten.


Quotelinggy101 #6

Frau Klöckner scheint wirklich kein Problem mit Tierquälerei zu haben!
Bürokratie geht vor!


QuoteFreitag G. #6.1

Eine eiskalte Lobbyistin wie dieser Glyphosat Schmidt von der CSU, wo ist der jetzt eigentlich beschäftigt?
Dann wird wieder gejammert man glaubt der Politik nichts mehr und der Russe würde die Demokratie untergraben. ...


QuoteZeitGeistGestörter #8

Frau Klöckner könnte ja mal so einen Transport begleiten... vielleicht kommen dann mal praxisgerechte Gesetze und Verordnungen zustande. Ihren Garten sollte man auch regelmäßig mit Glyphosat behandeln, ist doch unbedenklich, das Zeug. ...


QuoteJockel Fuchs #11

Vielleicht sollte die Glöckner ja mal in einem solchen Transport mitfahren. Diese Büttel des Kapitals und der Großindustrie sind einfach so widerlich und unerträglich, dass man sich übergeben möchte.


QuoteFavete_linguis #20

Manche dieser verantwortlichen zweibeinigen Rindviecher sollten ohne Wasser und Ruhe einer längeren Transportstrecke ausgesetzt werden.


QuoteHotdoc #20.1


"Manche dieser verantwortlichen zweibeinigen Rindviecher sollten ohne Wasser und Ruhe einer längeren Transportstrecke ausgesetzt werden."

Der Transport ist noch nicht das Ende des Martyriums! Wissen Sie was Schächten ist? ...


Quote
Fender Stratocaster #25

Der Tierschutz scheint unserer Ministerin nicht so wichtig zu sein.


Quoteandenhorn #25.1

Tatsächlich?


Quoteanotheraccount3 #27

Da spricht mal wieder die willige Marionette der Agrarindustrie.... Ich bin ja auch dafür, dass sich viel mehr Frauen in der Politik engagieren - aber bitte nicht SOLCHE!


...

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Quote[...] Wegen Tierquälerei in der Massentierhaltung ist am Freitag ein Schweinezüchter vom Amtsgericht Ulm zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Aufgrund der katastrophalen Zustände in seinen Ställen in Merklingen seien Hunderte Schweine verendet oder mussten wegen Verletzungen auf Weisung des Veterinäramtes getötet werden, hieß es zur Begründung des Urteils. Der Richter sprach von einer "Massentierhölle".

Insgesamt kamen in den Ställen mehr als 1.600 Schweine um. Zwei verletzte Tiere soll der 56-jährige Angeklagte mit einem Vorschlaghammer erschlagen haben.

Tierschützer nannten das Urteil historisch. "Zum ersten Mal wurde in Deutschland ein industrieller Tierhalter wegen Tierquälerei zu einer Gefängnisstrafe verurteilt", sagte der Gründer und Vereinsvorsitzende von Soko Tierschutz, Friedrich Mülln. "Endlich hat es ein Richter gewagt, ein Tabu zu brechen und Missstände in der industriellen Tierhaltung hart zu bestrafen."

Die Zustände in dem Stall waren 2016 von dem Verein aufgedeckt worden. Aktivisten hatten in den Ställen gefilmt. Das gegen sie wegen unerlaubten Zutritts eröffnete Verfahren war nach Zahlung einer Strafe von 100 Euro eingestellt worden. Die Ställe wurden geschlossen. Die Produkte des Züchters waren zuvor EU-weit mit diversen Gütesiegeln im Handel, beispielsweise mit "Qualität aus Baden-Württemberg" oder von der Initiative Tierwohl.


Aus: "Ulm: Schweinezüchter muss wegen Tierquälerei ins Gefängnis" (16. März 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-03/ulm-tierquaelerei-schweinezuechter-merklingen-massentierhaltung-urteil

Quote
Inoagent #3

Erstaunlich, dass dieses Urteil zustande kam. Nun werden die Lobbyisten aber rotieren. Und das die richterlich beanstandete Tierhaltung als "Tierwohl" zertifiziert ist, wird die Landwirtschaftsministerin in Bedrängnis bringen. ...


Quote
contradore #3.1

"Und das die richterlich beanstandete Tierhaltung als Tierwohl zertifiziert ist, wird die Landwirtschaftsministerin in Bedrängnis bringen."

Nicht wirklich - frau klöckner wird für haftstrafen auf freiwilliger basis plädieren.



QuoteAllodien #7

ENDLICH! Endlich wird dem Leid mal eine Grenze gesetzt.
Ich hatte schon fast die Hoffnung verloren...


QuoteGustav Mahler #8

"Die Zustände in dem Stall waren 2016 von dem Verein aufgedeckt worden. Aktivisten hatten in den Ställen gefilmt."

Und dem zuständigen Amtstierarzt sind die Zustände bei seinen Kontrollen nicht aufgefallen?


Quoteexxkoelner #10

"Die Produkte des Züchters waren zuvor EU-weit mit diversen Gütesiegeln im Handel, beispielsweise mit "Qualität aus Baden-Württemberg" oder von der Initiative Tierwohl."

Da fehlt wohl noch: ausgezeichnet worden.

Aber egal, DAS zum Thema "Gütesiegel" in der Nahrungsmittelbranche. ...


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Quote[...] Etwa 30 Aktivistinnen und Aktivisten haben den Schlachthof von Düren bei Aachen besetzt und damit einen größeren Polizeieinsatz ausgelöst. "Zehn bis zwölf davon haben die Zufahrt blockiert", sagte Polizeisprecherin Carina Eickhoff. Ein Teil der Gruppe sei auf dem Dach gewesen und habe sich dort angekettet. Der Schlachthofbetrieb sei vorübergehend eingestellt worden. Die Besetzung begann laut Polizei in der Nacht zuvor.

Nach mehr als 14 Stunden beendete die Polizei die Besetzung. Die Einsatzkräfte hätten 32 Personen zur Identitätsfeststellung in Gewahrsam genommen, teilte die Polizei mit. Einige wurden nach der Feststellung der Personalien wieder entlassen. Zwei Jugendliche wurden dem Jugendamt übergeben. Gegen die Besetzerinnen und Besetzer wird nach Polizeiangaben wegen Hausfriedensbruchs ermittelt.

In einem mutmaßlichen Bekennerschreiben hieß es, die "autonome Gruppe" wende sich mit der Aktion gegen das "massenhafte Töten von fühlenden Wesen". Die Fleischindustrie sei auch ökologisch nicht tragbar. Der Massenkonsum tierischer Produkte trage erheblich zur Klimakrise bei und verbrauche Unmengen an Wasser und Energie.


Aus: "Düren: Polizei beendet Schlachthofbesetzung von Tierrechtsaktivisten" (6. Mai 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-05/dueren-aktivisten-besetzung-schlachthof-polizei-gewahrsam

QuoteSonja. #6

Meine Güte, Öko-Aktivisten müssen wieder ihr Lebenssinn-Vakuum füllen.

Wenn das Fleisch unter guten Bedingungen hergestellt wird, was gibts da zu beklagen?

Ja, der Mensch ist auch ein Fleischesser! Wer was dagegen hat, kann gerne mit dem Moos kuscheln, aber bitte mal ein Toleranz zeigen. Insbesondere deshalb, weil solche Menschen jene Toleranz immer gerne selbst einfordern.

Aktivisten sind doch die ersten, die rumheulen, wenn Fleisch nur sehr teuer zu bekommen ist und es sich nur noch Gutverdiener leisten können. Vorher würden sie es wegen ,,sozialer Gerechtigkeit" wohl lieber ganz verbieten.

Es wird immer skurriler. Anscheinend überall nur noch militante Aktivisten mit einer Ersatzreligion.


Quoteraengtengteng #6.1

Ja manche füllen ihre Lebenssinn damit ihre Empathie gegenüber anderen Lebewesen zu trainieren. Andere indem sie all ihre Emotionen beim wöchentlichen Fußballschauen loswerden, SUV's kaufen und sich über andere Menschen aufregen.


Quoteraengtengteng #6.3

"Ja, der Mensch ist auch ein Fleischesser!"
Nö manche ja andere nein. Und wenn wir in die Vergangenheit schauen hat der Mensch noch nie in der Geschichte solche Mengen an Fleisch konsumiert wie heute. Des weiteren war das Töten der Tiere noch nie soweit weg von der Lebenwelt der Menschen.

"Wenn das Fleisch unter guten Bedingungen hergestellt wird, was gibts da zu beklagen?"
Ja ok, Nur sind wir Lichtjahre von einer guten Bedingung für die Tiere entfernt. Also gibt es doch auch nach ihrer Meinung nach viele Gründe sich zu beklagen. Informieren sie sich ein wenig (da braucht es garnicht die schlimmsten Dokus dazu).


Quoteraengtengteng #7

Alles was gegen die aktuellen Zustand in der Massentierhaltung gerichtet ist finde ich gut. Echt verrückt was hinter den gesamtgesellschaftlich fest verschlossenen Augen vor sich geht. Wenn man bedenkt das Schweine ca. so intelligent und sozial wie Hunde sind...


Quotetrader_07 #7.1

Oftmals denke ich, dass manche Foristen deutlich hinter Schweinen und Hunden zurück bleiben....

Nein, damit sind jetzt nicht SIE gemeint.


Quotemermaidrec #3

,,Solange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben." (Leo Tolstoi)


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Mahnwache: Abschied am Schlachthof: "Wir wollen die Tiere sichtbar machen"
Im Rahmen einer Vigil nehmen Aktivisten und vegane Influencer Abschied von Schlachttieren – eine STANDARD-Videoreportage
Isabella Scholda, Ayham Yossef (22. August 2019, 08:00)
"Noch nie habe ich mich in meinem Leben nutzloser und beschämter gefühlt. Ich zittere vor Angst und heule, als würde es um mein Leben gehen." Mit diesen Worten beschreibt die Bloggerin Sarah auf Instagram, was sie auf einem kleinen Schlachthof in Niederösterreich erlebt hat. Dort hat sie an einer sogenannten Vigil teilgenommen – einer mehrstündigen Mahnwache, bei der Aktivisten Abschied von Tieren nehmen, die kurz darauf geschlachtet werden.
Vigils werden auf der ganzen Welt abgehalten und von The Save Movement initiiert, einer internationale Bewegung, die ein Bewusstsein für das Leben und Sterben von Nutztieren schaffen will. In Niederösterreich organisiert die 21-jährige Studentin und Aktivistin Marlena von der Organisation Lower Austria Animal Save diese Vigils. Hier sind die Mahnwachen im Normalfall sehr klein, Marlena nimmt meist nur zwei oder drei vegane Aktivisten, Influencer oder Blogger mit. Sie sollen die Eindrücke und Erfahrungen während der Vigil auf ihren Social-Media-Kanälen teilen. Das Verbreiten von Fotos und Videos der Schlachttiere im Internet ist ein wesentlicher Teil der Mahnwachen. "Wir wollen die Tiere hinter den Produkten sichtbar machen", erklärt Marlena.
In der Regel beginnt die Vigil gegen 3 Uhr morgens. Die Aktivisten treffen sich eine Stunde davor, besprechen den genauen Ablauf und brechen gemeinsam zu dem Schlachthof in Niederösterreich auf. Es ist ein kleiner Betrieb, der Besitzer quasi der Fleischer von nebenan. Er schlachtet zweimal pro Woche zwischen 150 und 250 Schweine. ...
https://www.derstandard.at/story/2000107610586/abschied-am-schlachthof-wir-wollen-die-tiere-sichtbar-machen

Quote
Schaugn ma mal, dann segn ma schon

Mich stört, dass die Vegetarier immer glauben, die besseren Menschen zu sein. Da fällt mir immer der Wahnsinnige ein, der 1945 ......
Ich ess heute mal Fisch


Quote
Steingrab

Sie stört an Vegetariern, dass sie Ihnen einen Spiegel vorhalten. Wie dieser Artikel.
Und Hitler sollte auf Anraten seines Arztes kein Fleisch essen, woran er sich nicht immer hielt. Informieren Sie sich.


Quote
zur Diskussion: Hattie Caroll
22. August 2019, 09:12:39

Die Veganer sind die Speerspitze einer Bewegung, die grundsätzlich recht hat.
Und um die Massentierhaltung einzuschränken, müssen auch nicht gleich alle Menschen Vegetarier werden.
Ich habe meinen Fleischkonsum beispielsweise auf ein bis zweimal die Woche reduziert und das war überhaupt kein Problem.
Der Weg ist das Ziel.
Und daran, dass unser übermäßiger Fleischkonsum dem Klima schadet und unermessliches Tierleid verursacht, ändern die halbwitzigen bis sarkastischen Kommentare hier im Forum nichts.


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#10
Quote[...] Kiel - Die Belastung des Grundwassers mit Nitrat nimmt immer weiter zu. Bundesweit wird der Grenzwert schon auf fast einem Drittel der Fläche Deutschlands überschritten. Das geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Anfrage der Grünen hervor. In Schleswig-Holstein ist die Lage besonders schlimm. Hier gelte die Qualität des Grundwassers hinsichtlich der Nitratbelastung schon in der Hälfte des Landes als schlecht, heißt es aus dem Kieler Umweltministerium.

Das Problem ist seit Jahren bekannt: In unserem Grundwasser schwimmt zuviel Nitrat. Das ist gefährlich für die Gesundheit, warnen die Experten.

Als Hauptverursacher gilt die Landwirtschaft. Die Bauern bringen Nitrate im Dünger mit aus, mit der Gülle vor allem, um das Pflanzenwachstum anzutreiben und sicherzustellen. Überschüssiger Dünger wird vom Regen ins Grundwasser geschwemmt. Neben der intensiven Tierhaltung verschärfte ausgerechnet der Biogas-Boom des letzten Jahrzehnts das Problem. ...

In der Hälfte Schleswig-Holsteins, vor allem in der Geest, gilt die Trinkwasserqualität hinsichtlich der Nitratbelastung als schlecht. Nitrate, Salze der Salpetersäure werden von fast allen Pflanzen benötigt, um Eiweiße herzustellen. Der menschliche Körper benötigt sie nicht. Sie stehen stattdessen im Verdacht, Krebs zu erregen. Bei Säuglingen kann es durch die Aufnahme zu Sauerstoffmangel kommen.


Aus: "Nitrat im Grundwasser: Hohe Belastung in Schleswig-Holstein" (16.09.2016)
Quelle: https://www.ln-online.de/Nachrichten/Wirtschaft/Wirtschaft-im-Norden/Nitrat-im-Grundwasser-Hohe-Belastung-in-Schleswig-Holstein

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Quote[...] Mit Kundgebungen in 17 Städten protestierten Zehntausende Landwirte gegen ihrer Meinung nach zu strenge Auflagen. Sie beschweren sich zudem über herablassende Äußerungen.  ... Bauernpräsident Joachim Rukwied. "Es ist einfach zu viel, was die Politik den Bauernfamilien zumutet", sagte er der Passauer Neuen Presse. Angesichts des Aktionsplans Insektenschutz, der Düngeverordnung, des EU-Freihandelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten sowie zunehmender Auflagen bei der Tierhaltung sei die Enttäuschung der Landwirte über die Politik "sehr groß". ... Für Rukwied haben die Insektenschutzpläne von Bundesministerinnen Svenja Schulze (SPD) und Julia Klöckner (CDU) – beide Ministerinnen hatten den Aktionsplan gemeinsam vorgestellt – "das Fass zum Überlaufen gebracht". Mehr als zwei Millionen Hektar Fläche wären von erheblichen Einschränkungen betroffen. Damit würde die Bundesregierung den "kooperativen Naturschutz" aufgeben.

Klöckner sagte dazu im ZDF-Morgenmagazin, sie mute den Landwirten Veränderungen zu, aber sie mache das nicht ohne, dass sie sie auch finanziell unterstütze. Landwirte würden in der gesellschaftlichen Debatte oft als Tierquäler oder Umweltverschmutzer abgetan, sagte Klöckner. Das sei falsch. Trotzdem gebe es Erwartungen an die Bauern, beispielsweise für die Sauberkeit des Grundwassers und die Einhaltung von EU-Regeln. 

Auch in Frankreich demonstrierten am Dienstag Landwirte mit Straßenblockaden und Protesten vor den Präfekturen gegen ihrer Ansicht nach zu strenge Auflagen sowie gegen die empfundene Missachtung des Berufsstands. Die Bauern fordern von Präsident Emmanuel Macron mehr Unterstützung, damit ihr Beruf überlebt. Es war bereits der zweite große Protest französischer Landwirte in diesem Monat.

Vor dem EU-Parlament in Straßburg versammelten sich nach Angaben der Organisatoren ebenfalls rund tausend Bäuerinnen und Bauern aus 15 Mitgliedsländern "im Schulterschluss mit der Zivilgesellschaft". Sie forderten eine nachhaltige EU-Agrarreform. Mit den Fördergeldern aus der EU-Agrarpolitik (GAP) müssten künftig kleine und mittlere Landwirtschaftsbetriebe "fit für die Agrarwende" gemacht werden.

Pauschale Flächensubventionen seien nicht mehr zeitgemäß. Die 60 Milliarden Euro pro Jahr, über deren Neuverteilung die EU gerade verhandelt, müssten den Betrieben Anreize für mehr Tier-, Umwelt- und Klimaschutz bieten, forderten die Demonstranten.


Aus: "Mit Traktoren gegen "Bauernbashing"" (22. Oktober 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-10/bauernproteste-demonstrationen-landwirte-agrarpaket

Quotestolzaufnix #1

Auch die Bauern scheinen noch zu glauben, dass ihr Arbeitsplatz die Verwendung von Giften und umweltzerstörenden Einsatz von Maschinen und Monokultur wichtiger ist.
Selbst im Bauernblatt wird die heutige Anbaumethode bereits angezweifelt. Bei der extrem starken Lobby der Bauern und deren Verbände, sowie Produkthersteller, dürfte das eine interessante Probe für die Regierung werden.


QuoteKaneZ #1.1

Das ist die Crux der jetzt lebenden Generationen. Unser lokaler Mikrokosmos, unsere menschliche Parallelrealität neben der Natur, ihnen wird eine höhere Bedeutung zugemessen, als dem Erhalt des Lebensraum aller kommenden Generationen.

Maßnahmen dafür sind zwar willkommen, aber nur wenn sie uns in keiner Art und Weise einschränken. Das kann so natürlich nicht funktionieren.  ...


Quotehairy #1.3

Und hätte man vor zwanzig und mehr Jahren mal etwas weiter über den Tellerrand geschaut, würde es jetzt nicht die kalte Dusche geben. Aber nö: sehr viele machten weiter mit dem Verschmutzen - und gewisse Parteien haben das obendrein subventioniert.


QuoteJeronimo16 #1.5

Und der Verbraucher hats gekauft, weil billig. ...


Quoteinuendo #1.52

.... Wenn die Folgekosten durch Vergiftung, massenhaften Antibiotikaeinsatz, Verschmutzung von Böden, Luft und Wasser, sowie die ungeheuren Summen an Agrarsubventionen eingepreist würden, dann hätten wir den echten Preis für Agrarprodukte. Wir würden uns die Augen reiben angesichts dessen, was wir als Verbraucher wirklich dafür zahlen!


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Quote[...] In deutschen Schweinemastbetrieben werden kranke Tiere mitunter auf unsachgemäße und grausame Art getötet. Dies legen Videos nahe, die der Tierrechtsvereinigung Animal Rights Watch (Ariwa) zugespielt wurden und über die nun das ARD-Politikmagazin Report Mainz und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichten.

Die Aufnahmen wurden mit versteckten Kameras in einem Schweinemastbetrieb bei Schwerin sowie in einem Großbetrieb in der Nähe von Cottbus gemacht. Zusätzlich hat ein Team mit mobiler Kamera gedreht. Die Bilder aus dem ersten Betrieb zeigen, wie ein Mitarbeiter ein Schwein aus einer Bucht mit anderen kranken Tieren holt und dann mit einem Holzprügel mehrfach auf es einschlägt. Weil das Schwein danach immer noch lebt, holt der Mann ein Bolzenschussgerät. Das Tier winde sich daraufhin in einem minutenlangen Todeskampf, während der Mitarbeiter zusehe, berichtet Report Mainz.

"In Krankenbuchten wie dieser werden Tiere offenbar nur 'abgestellt' und sich selbst überlassen", sagte Ariwa-Sprecherin Sandra Franz Report Mainz. Auch nach Ansicht des von dem Politikmagazin befragten Amtsveterinärs Olav Henschel handelt es sich bei dem auf dem Video zu sehenden Vorgang "auf jeden Fall um einen Verstoß gegen geltendes Recht". Der Fall werde an die Staatsanwaltschaft weitergegeben.

Normalerweise müsse nach einer Betäubung mit einem Bolzenschussgerät unverzüglich die Entblutung erfolgen, sagte Henschel dem Sender. Dies geschehe üblicherweise durch eine Öffnung der Halsschlagader. Ansonsten wache das Tier wieder aus der Betäubung auf und erleide grausame Schmerzen.

Nach Ansicht des Mannheimer Strafrechtler Professor Jens Bülte handelt es sich bei der unsachgemäßen Tötung sogar um eine Straftat. Es sei naheliegend, dass man hier nicht mehr über eine Geldstrafe spreche, sagte er Report Mainz.

Die Aufnahmen aus dem zweiten Betrieb zeigen kranke Schweine, die zwar mit einem Bolzenschussgerät betäubt werden. Danach lässt sie der Mitarbeiter jedoch minutenlang liegen, bevor er sie entblutet. Bei dieser Firma handelt es sich um einen deutschen Großbetrieb aus der Nähe von Cottbus, die Spreefa GmbH. Sie ist die Tochter eines der größten deutschen Schweinemastproduzenten. Rund 20.000 Schweine werden hier gehalten. Das Unternehmen antwortete laut Report Mainz schriftlich auf die Vorhaltungen: "Mit Nottötungen beauftragte Mitarbeiter verfügen über einen entsprechenden Sachkundeausweis und werden vor Eintritt in die Unternehmenspraxis umfänglich in ihre Aufgaben eingewiesen. Das, was auf den Aufnahmen zu sehen ist, entspricht nicht den Sorgfaltskriterien und Vorgaben des Unternehmens. Dem auf den Bildern zu sehenden Mitarbeiter wurde deshalb gekündigt; der Betriebsleiter wurde abgemahnt."

Wissenschaftliche Studien zeigen allerdings, dass es sich bei den Aufnahmen nicht um Einzelfälle handelt. So wurden in einer Untersuchung der Tiermedizinischen Hochschule Hannover von 2017 getötete Tiere in Tierkörperbeseitigungsanlagen untersucht. Bei 61,8 Prozent der Schweine wurde eine mangelhafte Durchführung der Betäubung und/oder Tötung festgestellt.

Nach Informationen des Spiegels erreicht jedes fünfte in Deutschland für die Fleischindustrie geborene Schwein das Schlachtalter nicht, weil es erkrankt oder verletzt wird. Demnach werden mehr als 13,5 Millionen sogenannter Falltiere vorzeitig getötet.

Auch die Tierrechtsorganisation Ariwa geht nicht davon aus, dass die Filmaufnahmen Ausnahmen zeigen. "Diese Zustände stellen die Normalität in deutschen Betrieben dar", sagte deren Sprecherin Sandra Franz dem Spiegel. "Die betroffenen Tiere sind von vornherein als 'Verluste' einkalkuliert. Da eine Behandlung der Tiere nicht rentabel wäre, werden sie einem langsamen und leidvollen Tod überlassen."

Laut dem Spiegel entspricht zudem die Ausstattung der Krankenbuchten in den Betrieben nicht den Vorgaben. Die Abteile seien verdreckt, der Futtertrog ist unter verkrusteten Ablagerungen kaum noch zu erkennen. Auch fehle die vorgeschriebene Einstreu mit Stroh. In einer Bucht gebe es eine – allerdings viel zu kleine – Gummimatte. Der Rest sei harter Beton und Spaltenboden.

Strafrechtler Bülte forderte deswegen bei Report Mainz, dass es zur Pflicht werden müsse, jede Nottötung in Bild und Ton zu dokumentieren und bei Zuwiderhandlungen Geldbußen zu verhängen. Die Tierrechtsvereinigung Ariwa will mit einer Onlinepetition an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) durchsetzen, dass Tierkörperbeseitigungsanlagen zur systematischen Dokumentation aller angelieferten Tiere verpflichtet werden.


Aus: "Massentierhaltung: Videos dokumentieren grausame Tötung von Schweinen" (22. Oktober 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-10/massentierhaltung-nottoetung-schweine-fleischproduktion-fleischindustrie

Quotehairy #2

Klöckner ist in dem Bereich, was der Scheuer im Verkehr ist. Was denken solche Leute eigentlich, wenn sie in einen Spiegel schauen?


QuoteBunsen #2.7

Ich denke jedenfalls: Ihr Schweine!

Auch wenn es im ersten Moment etwas unpassend erscheint.


QuoteDrkdD #23.2

[Wir wollen eben nicht, dass die Urlaubsreise, die Mobilität oder das Schnitzel ein Luxus für nur Wenige wird.] (LINDNER-Rede: Dieses Land wächst mit seinen Menschen - Rede auf dem 70. Ord. Bundesparteitag der FDP 2019)

Jetzt verstehe ich wenn Lindner der Organisation Friday for Schnitzel beitritt.


QuoteDer_Bolle #34

Es gibt zwei Sachen, die mich an diesem Artikel stören:
1. Die Pauschalisierung des Alltags der Tierquälerei
2. Noch mehr Dokumentationen

Unser Kleinbetrieb hat vor ca 2 - 3 Jahren eine Fachkraft im Büro auf 20h eingesetzt, die sich mit dem ganzen Kram auskennt, weil es da schon immer mehr wurd. Dh Tagesgeschäft und den speziellen Papierkram. Mittlerweile bleibt regelmäßig was liegen, obwohl sie schon seit ca 1.5 Jahren auf 40h hoch ist. Im Büro helfen deshalb schon wieder Chefin und Schwiegertochter und es reicht nicht.
Letztens hat sie für zwei Wochen Urlaub gehabt und Chefin hat das Büro mur mit Tagesgeschäft geführt; der Stapel Papier in der Ecke wurde immer größer...

Die Leute fordern und fordern und fordern und fordern. Dass das alles Zeit, Geld und Personal bedeutet, gerade für kleinere Betriebe teure Ausgaben, das ist dabei wieder egal. ZB für ca 25 Schweine Labor, Tierarzt, etc: Mal eben um die 2000€ pro Woche (!), danach der Papierkram im Büro, der für den Betrieb auch nicht umsonst ist.

Über diesen Wahn beklagen sich kleinere Betriebe, weil es kaum ein Lichtblick gibt.
Mich wunderts nicht, wenn Betriebe dadurch zu Schlachthöfen anszatt einer eigenen Schlachtung wechseln, weil der Aufwand nicht mehr zu decken ist. Dadurch sinkt wahrscheinlich die Qualität des Fleisches und entsprechend der Produkte. Eigentlich entgegen dem Sinne des Handwerkes...



QuoteCyber200 #34.1

Hören Sie einfach damit auf, wenn Sie unter solchen Bedingungen keine artgerechte Schweinezucht garantieren und durchsetzen können.


Quotecave felem #34.2

Wenn Ihr Betrieb die Kosten für Laboruntersuchungen und den Tierarzt (!) nicht stemmen kann, sollten Sie von der Tierhaltung absehen ...


QuoteRuediger Brandt #34.3

Ihr seid zwei arrogante Typen.
Nicht zu fassen.
Das wäre dasselbe, wenn Sie sagen die Pflegeheimbetreiber sollten ihre heime schließen, wenn der Papierkram zu viel wird.
Auch bei uns im Architekturbüro überwiegt bald der Papierkram die Planung von Gebäuden.
Die Reglementierung in Deutschland ist unerträglich.

Sarkastisch ausgedrückt würde ich meinen er soll von 25 Schweinen hoch gehen auf 500, dann lohnt es sich wieder.


QuoteCyber200 #35

Keine Überraschung mehr sind solche Berichte. Die zuständigen Behörden wissen das, führen aber angeblich aus Personalmangel keine Kontrollen durch. Richtiger dürfte sein, dass diesen widerlichen Massenzuchtanstalten die Behörden wegen der Arbeitsplätze und der Gewerbesteuer voll in der Zange haben und bestimmen wer hier das "Sagen" hat.

Die Presse scheut sich immer noch die Namen zu nennen, welche Discounter/Supermärkte das Fleisch dieser zu Tode gequälten Tiere verkaufen. Nur so kann der Verbraucher erkennen woher sein Fleisch stammt.

Wieder ein Armutszeugnis mehr für unsere sogenannte Ministerin!


QuoteGänsekiel #40

Menschen, die tagtäglich in solchen Betrieben arbeiten, scheinen aufgrund der Masse der zu tötenden Tiere zu verrohen, und die Tiere nicht mehr als fühlende, leidende Wesen anzusehen.
Wobei hier, wie meist, der " Fisch vom Kopf her stinken" wird, es sollten auch die Vorgesetzten entlassen werden, die solche Tötungen zulassen.


QuoteWir sind Borg #42

Vor geraumer Zeit schrieb ich in diesem Forum schon einmal, dass ein Exkursion von Abitur- und Berufsschulklassen in moderne Schlachthöfe enorme Eindrücke hinterlassen würden. Der Fleischkonsum der Jugendlichen ginge wahrscheinlich gegen NULL zurück. Die Konsequenzen wären jedoch traumatisierte Kids und eine am Boden liegende Fleischindustrie. Wobei zweiteres aus meiner Sicht durchaus akzeptabel wäre.


QuoteWählerin #48.1

Ich schlage vor, über jeder Billig-Fleisch-Auslage in den Geschäften einen Monitor anzubringen und darauf die Dokumentationen zu zeigen - ganztägig ...


...


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Quote[...] Wenn es um das Essen geht, liegen zwischen Anspruch und Wirklichkeit Welten. Jeder zweite Bürger findet Lebensmittel in Deutschland zu billig, lautet das Ergebnis des jüngsten ,,Deutschlandtrends". Doch wenn sie im Laden stehen, greifen die meisten Verbraucher dann doch wieder zum Billigfleisch. 88 Prozent der Frischfleisch-Eigenmarken im Supermarkt stammen von Tieren, die in engen Ställen ohne Rückzugsmöglichkeit und Tageslicht gelebt haben, hat eine Untersuchung der Umweltschutzorganisation Greenpeace ergeben.

Selbst Regierungsberater beschleicht angesichts solcher Zustände Unbehagen. Die vom Bundeslandwirtschaftsministerium eingesetzte Expertenkommission zur Nutztierhaltung will Fleisch, Milch, Käse und Eier verteuern, um mit den Zusatzeinnahmen bessere Ställe und Haltungsbedingungen zu finanzieren. 40 Cent pro Kilo Fleisch, 15 Cent pro Kilo Käse oder Butter, zwei Cent pro Liter Milch sollen dafür sorgen, dass alle Tiere bis zum Jahr 2040 mehr Platz und möglichst Kontakt zur Außenwelt haben. Die Preisaufschläge sollen 80 bis 90 Prozent der Umbaukosten für die Ställe decken.

Die 28-köpfige Kommission unter Leitung des früheren Landwirtschaftsministers Jochen Borchert (CDU) tagt seit April vergangenen Jahres. In dem Kompetenzwerk Nutztierhaltung treffen sich Vertreter der Länder, der Wissenschaft, der Tierhalter, auch Mitglieder von Wirtschafts-, Verbraucher-, Tier- und Umweltschutzorganisationen sind dabei. Am Freitag tagte die Kommission erneut, am Dienstag soll der Bericht der Kommission an Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) übergeben werden. Dann ist die Politik am Zuge. Und bereits jetzt sind heftige Kontroversen absehbar.

Protest kommt von den Sozialverbänden. Einen Aufschlag auf tierische Produkte hält Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, für ,,völlig verfehlt". Eine Verbrauchssteuer auf Lebensmittel würde die Einkommensschwächsten am stärksten belasten, ohne einem einzigen Bauern zu helfen.

,,Die profitgetriebene Preispolitik großer Konzerne, die Landwirte zusehends unter Druck setzt, kann nicht durch eine Mehrwertsteuer auf tierische Lebensmittel eingedämmt werden", sagte Schneider dem Tagesspiegel. Eine solche Forderung sei ,,absurd und weder agrar- noch sozialpolitisch zielführend."

Auch die SPD hat Bedenken. Eine Erhöhung der Lebensmittelpreise bringe nicht von sich aus mehr Qualität und höhere Einkommen für die Landwirte, gibt Fraktionsvize Matthias Miersch zu bedenken. ,,Rund drei Viertel der Lebensmittelpreise landen heute in den Taschen der Zwischenstufen. Hier profitieren wenige große Schlachthöfe und Lebensmittelkonzerne", sagte Miersch dem Tagesspiegel. Zudem seien Milliarden Euro an Subventionen im Umlauf, ohne dass Qualität ausreichend gefördert wird.

Auch der Deutsche Bauernverband will sichergestellt wissen, wie viel vom Tierwohlaufschlag beim Landwirt ankommt. Und bemängelt, dass Um- und Neubauten derzeit kaum möglich sind. Es gebe eine ,,Blockade in den Planungs- und Genehmigungsverfahren", kritisiert Generalsekretär Bernhard Krüsken.

An Agrarsubventionen erhalten die deutschen Landwirte jedes Jahr 6,5 Milliarden Euro. 85 Prozent des Geldes werden nach Größe verteilt. Je mehr Flächen ein Betrieb hat, desto mehr Geld bekommt er. ,,Wenn wir dieses Geld in vernünftige Tierhaltung investieren würde, wäre viel gewonnen", meint Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion.
Nach Berechnungen des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeslandwirtschaftsministerium würde ein tiergerechter Umbau der Ställe im Jahr drei bis fünf Milliarden Euro kosten. Das Geld könnte auf verschiedenen Wegen beschafft werden, an Vorschlägen herrscht kein Mangel. Die Mehrwertsteuer, eine Tierwohlabgabe oder eine Umschichtung der Fördermittel sind im Gespräch. Oder eine Kombination verschiedener Wege, wie Ostendorff vorschlägt.

Bei der Mehrwertsteuer ist es so, dass Fleisch und Milch derzeit subventioniert werden. Statt der üblichen 19 Prozent werden nur sieben Prozent fällig. ,,Warum werden auf Fleisch nur sieben Prozent Mehrwertsteuer, auf Apfelsaft und Hafermilch aber 19 Prozent erhoben?", ärgert sich Grünen-Politiker Ostendorff, der selbst einen Ökohof hat. ,,Wir können doch nicht allen Ernstes Produkte mit dem reduzierten Steuersatz subventionieren, deren Produktionsbedingungen die Mehrheit der Bevölkerung ablehnt."

Würde man den Mehrwertsteuerrabatt streichen, brächte das Mehreinnahmen von 3,5 Milliarden Euro im Jahr, hat Greenpeace hat vor einem Monat durchrechnen lassen. Konsumenten müssten im Schnitt 4,50 Euro im Monat mehr zahlen. Allerdings fließt das zusätzliche Steuergeld in den Haushalt von Bund und Ländern.

Will man sicher sein, dass die finanziellen Mittel dem Tierwohl zugute kommen, wäre eine Verbrauchs- oder Tierwohlabgabe besser, findet Greenpeace. 50 Cent mehr pro Kilo Fleisch und 1,5 Cent pro Liter Milch würden sich im Jahr auf 2,8 bis 4,5 Milliarden Euro summieren. Verbraucher würde das im Monat durchschnittlich 3,50 Euro mehr kosten.

Bundesagrarministerin Klöckner will das Gutachten der Borchert-Kommission abwarten, bevor sie eigene Vorschläge auf den Tisch legt. Trotz heftigen Widerstands aus der SPD und Teilen der Union kämpft die CDU-Politikerin nach wie vor für ihr staatliches Tierwohllabel, das auf freiwilliger Basis mehr Tierschutz in der Schweinehaltung auszeichnen soll.
SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch hält den Ansatz für falsch. ,,Es braucht klare Kriterien, zum Beispiel in der Tierhaltung und eine verbindliche Tierwohlkennzeichnung, die mit klaren Regeln im Markt flankiert werden müssen", meint der Agrar- und Umweltpolitiker. Die Borchert-Kommission liefere wichtige Beiträge, ,,die nun endlich in der Politik gemeinsam mit unterschiedlichen Interessengruppen diskutiert werden müssen."


Aus: "Preisaufschlag für Fleisch und Milch: ,,Das trifft wieder nur die Einkommensschwächsten"" Heike Jahberg (09.02.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/preisaufschlag-fuer-fleisch-und-milch-das-trifft-wieder-nur-die-einkommensschwaechsten/25523746.html

QuoteSaa111 19:03 Uhr

Dies ist eine Binse : Jegliche Preiserhöhung trifft die sozial Schwächeren relativ Stärker. Und Lebensmittel sind anders als Kerosin oder Palmöl expressiv verbis überlebensnotwendig.

...


QuoteKoki_ 18:27 Uhr

Mehr als 1x die Woche Fleisch ist nicht mal empfohlen, insofern verstehe ich die Diskussion nicht. ...


QuoteZweites_Ich 17:58 Uhr

Dann sollen *sie* eben Kuchen essen!


QuoteIlse_S 13:21 Uhr

    Jeder zweite Bürger findet Lebensmittel in Deutschland zu billig ...

Aber jeder Zweite lebt auch nicht oder nur temporär (Studium etc.) prekär. Wer irgendwann im Leben einmal prekär lebte, ohne jede finanzielle oder Lebensmittelzuwendung von Mutti oder Omi, der weiß günstige Lebensmittel zu schätzen.

Mögen die, die sich das locker leisten können, doch ihr Fleisch und Gemüse im Bioladen kaufen. Und der prekär lebenden Schicht nicht den Sonntagsbraten neiden.


...

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Quote[...] ,,Das war eigentlich ziemlich abartig", sagt Thomas Schalz heute über seine Arbeit in einem Schlachthof. 17 Jahre lang hat er dort gearbeitet. In allen Bereichen: Eintrieb, Betäubung, Tötung und Zerlegung der Tiere. Der Schlachthof, in dem er arbeitete, entwickelte sich über die Jahre zu einem Großschlachthof, spezialisiert auf Schweine. Bis zu 3.500 Schweine wurden pro Tag geschlachtet.

Vor allem die Betäubung der Schweine mit CO2, die vor ihrer eigentlichen Tötung passiert, verfolgt Schalz in Gedanken bis heute. ,,Die Schweine fahren in einer Gondel in über neunzigprozentiges CO2-Gas nach unten. Bis die Tiere bewusstlos sind, vergehen im Normalfall 20 bis 30 Sekunden. Und ja, die kriegen einfach keine Luft mehr. Da ist kein Sauerstoff mehr, den sie einatmen können. Die stärksten Tiere versuchen über die anderen rüberzuklettern und ihren Rüssel aus dem Gitterkorb nach oben zu strecken, um Sauerstoff einzuatmen. Aber da ist kein Sauerstoff", beschreibt Schalz das Betäubungsverfahren.


,,Das war eigentlich ziemlich abartig", sagt Thomas Schalz heute über seine Arbeit in einem Schlachthof. 17 Jahre lang hat er dort gearbeitet. In allen Bereichen: Eintrieb, Betäubung, Tötung und Zerlegung der Tiere. Der Schlachthof, in dem er arbeitete, entwickelte sich über die Jahre zu einem Großschlachthof, spezialisiert auf Schweine. Bis zu 3.500 Schweine wurden pro Tag geschlachtet.

Vor allem die Betäubung der Schweine mit CO2, die vor ihrer eigentlichen Tötung passiert, verfolgt Schalz in Gedanken bis heute. ,,Die Schweine fahren in einer Gondel in über neunzigprozentiges CO2-Gas nach unten. Bis die Tiere bewusstlos sind, vergehen im Normalfall 20 bis 30 Sekunden. Und ja, die kriegen einfach keine Luft mehr. Da ist kein Sauerstoff mehr, den sie einatmen können. Die stärksten Tiere versuchen über die anderen rüberzuklettern und ihren Rüssel aus dem Gitterkorb nach oben zu strecken, um Sauerstoff einzuatmen. Aber da ist kein Sauerstoff", beschreibt Schalz das Betäubungsverfahren.

Auch Peter Hübner hat in einem Großschlachthof gearbeitet – im Rahmen seiner Ausbildung zum Fleischer. Wie Schalz ist auch er ein Aussteiger. Er erinnert sich: ,,Man hat diese Angst gesehen in den Augen, man hat diese Hilflosigkeit gesehen und man hat die Tiere ganz bewusst in den Tod getrieben." Im Rückblick sagt er: ,,Das war schon unwahrscheinlich schwer."

Wie hat es Hübner damals geschafft, so viele Tiere in ihren Tod zu treiben? Wie hat es Thomas Schalz geschafft, über Jahre hinweg Tausende Schweine per Knopfdruck in die CO2-Grube hinunter zu fahren, wohl wissend, was dort passiert? Wie gehen Schlachthofmitarbeiter*innen damit um, täglich Hunderte Tiere in Fließbandarbeit zu schlachten? Wie wird das Töten von Tieren zum business as usual?

Das ist eine Frage, die sich der Soziologe Marcel Sebastian stellt. Er hat vor Kurzem seine Doktorarbeit an der Universität Hamburg eingereicht. In ihr forscht er unter anderem zum Thema der Mensch-Tier-Beziehung in Schlachthöfen. Der Soziologe hat 13 gelernte Fleischer – seine Interviewpartner waren ausschließlich männlich –, die in sechs verschiedenen Schlachthöfen unterschiedlicher Größe im Bereich des Eintriebs, der Tötung und Betäubung arbeiten, interviewt. ,,Ich untersuche, welche kulturellen Anforderungen ein Schlachthof an das Fühlen der Mitarbeiter*innen stellt. Was wird als angemessenes, als notwendiges und als richtiges Fühlen und richtiger Ausdruck von Gefühlen verstanden?", beschreibt Sebastian sein Forschungsinteresse.

Bemerkenswert findet Marcel Sebastian, dass das Töten der Tiere von seinen Interviewpartnern nicht verdrängt wird. ,,Das ist ja das, was wir als Bevölkerung, was wir als Konsument*innen, eigentlich machen", findet der Soziologe. Im Schlachthof hingegen sei das Töten von Tieren ein normaler Alltagsgegenstand.

Hübner sagt: ,,Mir war klar: Jedes Tier, das kommt, muss getötet werden. Ich wusste ganz genau: Das Tier hat gar keine Chance. Es wird getötet. So oder so. Und wenn es nicht hier getötet wird, muss es wieder auf den Transporter, und wird woanders getötet." Auch Thomas Schalz sagt: ,,Die Tiere, die im Schlachthof landen, für die gibt es kein Entrinnen mehr, die kommen nur noch als Teilstück aus dem Betrieb raus."

Thomas Schalz und Peter Hübner haben nie verdrängt, dass es bei ihrer Arbeit um das Töten unzähliger Tiere geht. Sie haben bewusst mit dem Tod der Tiere operiert, ihn eingeleitet. Wie geht das? Wie verpackt man das emotional? Der Schlachthof fordere von den Arbeiter*innen etwas ein, das Marcel Sebastian als emotionale Neutralität bezeichnet. Im Schlachthof gelte: ,,Man baut keine individuellen Beziehungen zu einzelnen Tieren auf."

Thomas Schalz beschreibt, wie viel emotionaler Kontrolle das manchmal bedürfe. ,,So ein Schwein kann einen ja auch ganz toll anschauen", sagt er. ,,Aber man versucht das natürlich sofort wieder auszublenden", fügt er hinzu. ,,Im Schlachthof kannst du zu den Schweinen keine emotionale Bindung mehr aufbauen. Du darfst das Schwein nicht als süß und toll anschauen", sagt er. Ein Selbstschutzmechanismus, wie Schalz meint.

Man müsse versuchen, den Schalter im Kopf umzulegen, so beschreibt es Thomas Schalz. Ein Satz, den auch Marcel Sebastian von vielen seiner Interviewpartner gehört hat. Seine Schlussfolgerung: Die emotionale Neutralität gegenüber den Tieren müssten die Schlachthofmitarbeiter*innen erwerben, erlernen und ausüben. Sie sei nichts, was die Schlachter*innen automatisch mitbringen würden. ,,Sie sind nicht so geboren. Ihre emotionale Neutralität ist das Resultat von Arbeit – von Emotionsarbeit", betont Sebastian. Die Schlachthofmitarbeiter*innen würden Techniken anwenden, um unberührt zu bleiben, so der Soziologe. Was sind das für Techniken?

Eine solche Technik, um unberührt zu bleiben, sei ein hoher Alkoholkonsum, berichtet Thomas Schalz. ,,Unter meinen Kollegen waren viele, die ein Alkoholproblem hatten. Die haben versucht, das ganze Elend mit Alkohol zu betäuben", erzählt er.

Eine Erfahrung, die auch Peter Hübner gemacht hat. Er berichtet: ,,In meiner Kolonne stand schon gleich zum Frühstück ein Bier auf dem Tisch, weil es eigentlich gar nicht ohne ging." Auch er selbst fing an zu trinken, um die Arbeit im Schlachthof auszuhalten: ,,Man betäubt diese Grausamkeiten, die man ja auch selbst praktiziert. Man versucht, es sich schöner beziehungsweise angenehmer zu trinken."

Eine andere Strategie, die im Schlachthof erforderliche emotionale Neutralität zu erlangen, sei die Objektifizierung der Tiere, führt der Soziologe Marcel Sebastian aus. ,,Im Schlachthof werden die Tiere nicht mehr als leidensfähige Individuen angesehen, sondern als ein Werkstoff, mit dem man arbeitet", so Sebastian. Thomas Schalz formuliert es so: ,,Du musst das lebende Tier schon als das Schnitzel betrachten, das dann irgendwann nach der Zerlegung hinten raus geht."

Ohne diese Objektifizierung der Tiere sei die Arbeit im Schlachthof praktisch unmöglich, erklärt Peter Hübner. ,,Die Menschen, die länger im Schlachthof arbeiten, sehen das Tier nicht mehr als Lebewesen an – sonst könnten sie den Beruf gar nicht ausüben", sagt Hübner. Er fragt: ,,Wie will man sonst ein Tier auf Tempo in die Tötung treiben, zur Betäubung treiben? Wie will man die Elektrozangen oder Bolzenschussgeräte ansetzen? Wie will man dem Tier den Hals aufschneiden zur Endblutung?" Das ginge ja nur, wenn man das Tier als ein Produkt betrachte, findet er.

Fast alle von Marcel Sebastians Interviewpartnern hatten bereits in ihrer Kindheit mit dem Thema Schlachtung zu tun. Sei es, dass sie auf einem Bauernhof aufgewachsen seien oder der Vater Metzger gewesen sei, berichtet der Soziologe. So auch Thomas Schalz und Peter Hübner. Schalz berichtet: ,,Ich bin durch meinen Vater, der als Personaldienstleister für Schlachthöfe gearbeitet hat, fast automatisch in diese ganze Geschichte reingerutscht." Peter Hübner ist auf dem Bauernhof seiner Großeltern groß geworden und sagt: ,,Ich kenne das Schlachten von klein auf."

Solch ein früher Kontakt mit dem Thema helfe bei der Arbeit im Schlachthof und dabei, diese als normal zu empfinden, sagt Marcel Sebastian. ,,So wurden schon früh bestimmte Konzepte und Ideen über die Tiere internalisiert, die bei der Arbeit im Schlachthof helfen", erklärt der Soziologe. Vor allem eben die Idee, dass es Nutztiere gibt, die als ,,Fleischproduktionsmaschinen" dienen, wie es Sebastian formuliert. ,,Meine Großeltern hatten Tiere, die sie großgezogen haben, um sie später zu essen", erinnert sich Peter Hübner. Er sagt: ,,Das fand ich legitim."

Was führte schließlich dazu, dass Thomas Schalz und Peter Hübner aus der Branche ausstiegen – einer Branche, die für sie zuvor eine große Normalität, Tradition und Legitimität besessen hatte? Heute leben die beiden vegan und setzen sich gemeinsam mit Philipp Hörmann, einem ehemaligen Metzger, als Metzger gegen Tiermord für bessere Tierrechte ein. Wie kam es zu diesem Wandel?

Er habe bei fast allen seiner Interviewpartner immer wieder Momente feststellen können, in denen die professionelle Distanz und emotionale Neutralität gegenüber den Tieren brach, sagt Marcel Sebastian. ,,Die emotionale Neutralität funktioniert dann nicht oder bei einigen funktioniert sie dann nicht, wenn Unvorhergesehenes passiert", beschreibt der Soziologe. Auch Thomas Schalz und Peter Hübner kennen diese Momente des Unvorhergesehenen, in denen die professionelle Distanz brach, in denen sie nicht mehr emotional neutral sein konnten.

Immer dann, wenn sie Fehlbetäubungen mitbekamen, fiel ihnen die emotionale Neutralität schwer. Bevor ein Tier im Schlachthof getötet wird, wird es betäubt. So ist es zumindest vorgesehen. So sieht es das Gesetz vor. Allerdings funktioniert die Betäubung manchmal nicht und das Tier befindet sich während seiner Tötung nicht, wie es die Schlachtverordnung im §12 (1) vorsieht, in einem ,,Zustand der Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit". Vielmehr erlebt es seine Tötung mit. Es leidet.

Das sei vor allem bei Rindern der Fall, berichtet Thomas Schalz. ,,Wenn du Jungbullen hast, die aus dem Laufstall kommen, die noch keine 24 Monate alt sind, da kommt es häufiger zu einer Fehlbetäubung, weil die extrem mit Energie geladen sind. Wenn die in der Betäubungsfalle stehen, halten die nicht still." Die Folge: Das Bolzenschussgerät, das bei Rindern die Betäubung durch eine Gehirnerschütterung auslösen soll, wird falsch angesetzt und das Projektil trifft nicht richtig. Das Tier erlebt seine Tötung bei Bewusstsein. ,,Das nimmt man dann schon mit nach Hause", sagt Schalz.

Auch Peter Hübner hat Fehlbetäubungen miterlebt – nicht nur bei Rindern, auch bei Schweinen. Seine Erfahrung: Fehlbetäubungen würden oftmals nicht korrigiert. Seine damaligen Kollegen – es waren ausschließlich Männer – hätten das Tier einfach unbetäubt an die nächste Station weitergegeben.

,,Das Schwein kommt an – der Betäuber setzt die Elektrozange an. Nicht immer trifft er richtig. Aber wenn das Tier umgekippt ist, kommt schon das nächste Tier von hinten rein. Das heißt, er reicht es einfach weiter zum Stecher, der den Entblutungsschnitt macht. Weil der drängelt ja auch schon. Der will ja Geld verdienen. So, der Stecher sieht dann: Das Tier ist ja gar nicht richtig betäubt. Er betäubt aber nicht nach, sondern er sticht einfach", beschreibt Peter Hübner den Umgang mit fehlbetäubten Tieren, den er während seiner Ausbildung im Schlachthof erlebt hat.

Das waren für Thomas Schalz und Peter Hübner jene Momente, in denen ihre emotionale Neutralität immer mehr brach, die später dafür sorgten, dass sie aus der Branche raus und sich an diesen Brutalitäten nicht mehr beteiligen wollten und heute, wie es Thomas Schalz beschreibt, das Gegenteil leben von dem, was sie früher gemacht haben.

Wie oft kommt ein solcher Ausstieg aus der Branche vor? ,,Das sind – würde ich sagen – rein quantitativ die absoluten Ausnahmen", sagt der Soziologe Marcel Sebastian. ,,Das darf man nicht verwechseln mit einem typischem Vorgang oder einem Effekt, der häufig passiert", sagt er. Sebastian zieht aus seinen Interviews den Schluss: ,,Im Wesentlichen arbeiten da Leute – gerade im Bereich Eintrieb, Betäubung und Tötung – , die das mit einer gewissen Überzeugung und inneren Stabilität machen und den Normalablauf eines Schlachthofs, da kommt ein Schwein, da kommt das nächste, und das nächste, problemlos als business as usual hinbekommen." Noch.

Für die Zukunft sieht es Marcel Sebastian als wahrscheinlich an, dass sich das Mensch-Tier-Verhältnis grundlegend transformieren wird. Wenn man in die Historie schaue, seien ja auch Hunde von vormaligen Schlachttieren zu Haustieren geworden. ,,Wir als Gesellschaft entscheiden, welche Tiere schlachtbar und essbar sind", betont der Soziologe. Und er beobachtet schon jetzt: ,,Die Legitimität der Idee von schlachtbaren Nutztieren wird zunehmend in Frage gestellt."

Je mehr die Legitimität dieser Idee in Frage gestellt werde, desto schwieriger werde es für Schlachter*innen in Zukunft werden, im Einvernehmen mit der Gesellschaft als deren verlängerter Arm zu arbeiten. Und dazu, dass sie immer mehr in Frage gestellt wird, wollen die Metzger gegen Tiermord ihren Beitrag leisten.



Aus: "Schlachthofarbeit: Wie schaffen es Menschen, täglich hunderte Tiere zu töten?" Konrad Wolf (01. Juli 2020)
Quelle: https://ze.tt/schlachthofarbeit-wie-schaffen-es-menschen-taeglich-hunderte-tiere-zu-toeten-schlachtung-veganismus-metzger-gegen-tiermord/


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Quote[...] Jedes zweite Hähnchen aus den drei EU-weit größten Geflügelbetrieben ist laut einer Germanwatch-Studie mit antibiotikaresistenten Erregern belastet. 51 Prozent der untersuchten Fleischproben wiesen "Resistenzen gegen ein oder sogar gegen mehrere Antibiotika gleichzeitig" auf, wie die Umweltorganisation mitteilte. Bei jeder dritten Probe wurden demnach Resistenzen gegen Reserveantibiotika gefunden. Germanwatch forderte die EU auf, diese Notfall-Antibiotika in der Tierhaltung zu verbieten.

Die Organisation hatte insgesamt 165 Hähnchenfleischproben der drei größten Geflügelkonzerne der EU untersuchen lassen: Sie stammten vom deutschen PHW-Konzern, dem unter anderem die Marke Wiesenhof gehört, sowie von LDC in Frankreich und Plukon in den Niederlanden. Die Hähnchen wurden laut Germanwatch in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Polen und Spanien gekauft.

Die Proben des PHW-Konzerns aus Deutschland waren demnach mit einer Kontaminationsrate von 59 Prozent am häufigsten belastet. Bei LDC waren den Angaben zufolge insgesamt 57 Prozent der Proben kontaminiert, bei Plukon 36 Prozent. Resistenzen gegen Reserveantibiotika traten indes bei Proben des deutschen Konzerns besonders häufig auf: Die Belastungsrate betrug 45 Prozent. "Kontaminiertes Geflügelfleisch aus industrieller Massentierhaltung kann dazu beitragen, dass sogar die letzten wirksamen Antibiotika immer häufiger versagen", erklärte Reinhild Benning von Germanwatch. Die EU müsse den Einsatz der für Menschen besonders wichtigen Reservemittel in Fleischbetrieben verbieten.

Reserveantibiotika sollen dann zum Einsatz kommen, wenn herkömmliche Antibiotika beim Menschen aufgrund von Resistenzen nicht mehr wirken. Der "massive Antibiotikaeinsatz insbesondere in der industriellen Tierhaltung" sei neben der Ansteckung in Krankenhäusern und nicht fachgerechter Anwendung von Medikamenten maßgeblich für die Zunahme solcher Resistenzen, erklärte Germanwatch. Demnach sterben europaweit jährlich 33.000 Menschen, weil Antibiotika nicht anschlagen.

Quelle: ntv.de, jhe/AFP


Aus: "Antibiotika in der Tierhaltung Studie: Gefährliche Keime auf EU-Geflügel" (Dienstag, 27. Oktober 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/wissen/Studie-Gefaehrliche-Keime-auf-EU-Gefluegel-article22128340.html


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Quote[...] EU-Staaten dürfen nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs auch für rituelle Schlachtungen eine Betäubung des Tieres vorschreiben. Rituelle Schlachtungen als solche würden nicht verboten und damit werde die Religionsfreiheit geachtet, befanden die Richter des höchsten EU-Gerichts am Donnerstag. Das Urteil kommt überraschend, da ein EuGH-Gutachter kürzlich noch zu dem Schluss gekommen war, derartige Vorschriften widersprächen dem Recht auf Religionsfreiheit. Religionsvertreter kritisierten das Urteil scharf, Tierschützer begrüßten es.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einem Angriff auf die Religionsfreiheit. Man hoffe, dass es keine Nachahmer in Europa finde und andere EU-Staaten die religiöse Schlachtung weiterhin ermöglichten. Bini Guttmann, Präsident der Europäischen Union jüdischer Studenten, warnte gar, die Ermöglichung eines Schächt-Verbots ,,könnte jüdisches Leben, so wie wir es kennen, langfristig unmöglich machen".

Verhandelt wurde ein Rechtsstreit aus Belgien. Dort hatte die Region Flandern die Schlachtung ohne Betäubung 2017 aus Tierschutzgründen verboten. Jüdische und muslimische Verbände klagten dagegen. In beiden Religionen gibt es Vorschriften zum Schlachten ohne Betäubung – dem Schächten, um Fleisch koscher beziehungsweise halal herzustellen. Den Tieren wird dabei mit einem Schnitt Speiseröhre, Luftröhre und Halsschlagader durchtrennt; sie bluten dann aus.

Der Deutsche Tierschutzbund begrüßte das EuGH-Urteil: Es sei gut, dass daraus hervorgehe, dass es Wege gebe, sowohl der Religionsfreiheit als auch dem Tierschutz gerecht zu werden. Oftmals werde es so dargestellt, ,,dass beides nicht in Einklang zu bringen ist". In ihrem Statement verwiesen die Tierschützer auf Betäubungsarten, die bereits von vielen Muslimen akzeptiert würden.

Dem Urteil vom Donnerstag zufolge lässt das EU-Recht zwar in Ausnahmefällen und im Sinne der Religionsfreiheit die rituelle Schlachtung ohne vorherige Betäubung zu. Die EU-Staaten könnten aber dennoch dazu verpflichten, die Tiere zu betäuben.

Die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) zeigte sich empört über die Entscheidung. Ihr Präsident, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, teilte mit, die Entscheidung stehe ,,im Widerspruch zu den jüngsten Erklärungen der europäischen Institutionen, dass jüdisches Leben geschützt werden soll". Der Versuch der Richter, das religiöse Schlachten zu definieren, sei ,,absurd". Das Verbot werde ,,nachhaltige Auswirkungen auf die jüdische Gemeinde in Europa haben".

In anderen EU-Staaten wie Schweden oder Dänemark ist es hingegen verboten. In Deutschland können aus religiösen Gründen zwar Ausnahmen erteilt werden. Dem Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) zufolge seien solche Ausnahmeregelungen in einigen Teilen der Bundesrepublik aber schon nahezu unmöglich. Grund sei eine Zunahme an Auflagen, da hierzulande Tierschutz schon länger stärker berücksichtigt werde.

ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek beobachte deswegen, dass einerseits immer mehr geschächtetes Fleisch importiert und andererseits immer wieder inoffiziell geschächtet werde. ,,Und das wollen wir eigentlich nicht." Dass ein Urteil bewerte, was als Teil eines religiösen Ritus möglich ist oder nicht, sei ,,der falsche Weg", kritisierte Mazyek. Veränderungen sollten durch die Religionsgemeinschaften selbst und nicht von außen erfolgen. ,,Der Ritus ist jahrtausendalter Teil jüdischen und muslimischen Lebens."


Aus: "EuGH-Urteil : Juden und Muslime kritisieren Einschränkung des rituellen Schlachtens" (17.12.2020)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/juden-und-muslime-kritisieren-einschraenkung-des-schlachtens-17107115.html

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Quote[...] Manchmal reicht die Umkehr der Perspektive, um klarer zu sehen. Eine oft strapazierte, aber immer erkenntnisreiche Annahme ist die von der Ankunft außerirdischer Kreaturen auf der Erde. Stellen wir uns vor, sie wären intelligenter als alle hier lebenden Wesen. Sie würden uns Menschen für alle möglichen Experimente nutzen, uns quälen, töten und essen. Verliehe allein der Umstand, dass wir dann in der schwächeren Position wären, den Stärkeren das Recht, mit uns tun, was sie wollen?

Umfragen ergeben immer wieder, dass eine überwältigende Mehrheit der Menschen gegen Tierquälerei ist. Kaum ein soziales Thema ist so wenig kontrovers. Und dennoch tut der Mensch mit den Tieren, was er will. Ohne menschengemachtes Tierleid gäbe es nicht so viel Fleisch. Der jährliche Fleischverzehr liegt trotz eines Trends zu Vegetarismus und Veganismus in Deutschland stabil bei etwa 60 Kilogramm pro Kopf. In den vergangenen Jahrzehnten ist es offenbar gelungen, den Zusammenhang zwischen Fleischgenuss und dem Töten der Tiere zu verschleiern.

In einer Mediengesellschaft, die Informationen über das Elend der Tierwelt sichtbar macht, ist das bemerkenswert. Wem der Zugang zu Massenmedien und Internet offensteht, kann nicht behaupten, vom herrschenden Falschen nichts zu wissen. Wer Fleisch kauft, macht sich zum Komplizen der Gewalt. Er bezahlt andere dafür, dass sie Rindern die Kehle durchschneiden und Ferkel ohne Betäubung kastrieren. Es muss also etwas anderes den Leidladen am Laufen halten als ein Defizit an Information. Vielleicht ist es vor allem diese Tatsache: Der Mensch ist ein Verdrängungstier.

Besonders grotesk äußerte sich das im Jahr 2013, als in mehreren europäischen Staaten als Rindfleisch deklarierte Lebensmittel gefunden wurden, die in Wahrheit aus Pferdefleisch bestanden. Eine Empörungswelle zog durch die Lande, die Leute spürten Ekel und Abscheu. Das mag neben der Konsumententäuschung auch daran gelegen haben, dass Pferdefleisch im kollektiven Gedächtnis negativ besetzt ist, seit nach dem Zweiten Weltkrieg in den zerbombten Straßen verendete Gaulkadaver lagen, die hungernde Menschen als Nahrungsquelle nutzen mussten. Ebenso leuchtet ein, dass Pferde als Haustiere gelten, die der sich für zivilisiert haltende Mensch streichelt und nicht schlachtet. Aber warum verhätscheln wir Hunde, Katzen und Pferde, derweil wir Hühner, Rinder und Schweine für unseren kulinarischen Genuss zu Tode quälen lassen?

In den Supermärkten wird Fleisch in rosa Stückchen angeboten, die mit dem Lebewesen, aus dessen Körper sie herausgetrennt wurden, keine Ähnlichkeit mehr haben. Menschen müssen das Tier schon lange nicht mehr selbst töten, um es essen zu können. Heute müssen sie es nicht einmal mehr als Tier erkennen. Tiere werden als Waren verkauft, so als wäre ihr Körper niemals mehr gewesen als für den menschlichen Konsum bestimmt, als wären sie nie denkende und fühlende Geschöpfe gewesen. Das sind sie meist auch nicht, denn genau darauf fußt die Massentierhaltung.

In den USA wurde vor Dekaden eine Pute mit einem Übergewichts-Gen gezüchtet, damit sie schneller wächst und fetter wird. So sparen die Unternehmen hohe Futterkosten, und die Konsumenten erhalten ihr fettreiches Fleisch zum günstigen Preis. Würde man eine solche Gen-Manipulation bei einem Menschenbaby vornehmen, dann würde es mit zwei Monaten 300 Kilogramm wiegen. Das Leben der Tiere besteht also nur aus Leid, und dieses Leid würde ohne die Hybris des Menschen nicht existieren. Dabei handelt es sich hier nicht um einen Einzelfall. In einem kapitalistischen System, das Nahrung nach Profit produziert und nicht nach Bedarf, sind solche Zustände erwünscht und normal.

Fleischproduzenten berechnen mit kalter Präzision, wie nah am Tod sie Tiere halten können, ohne sie durch die Haltungsbedingungen direkt zu töten. Beinahe alle wissen das, aber fast niemand will etwas davon wissen. Wer möchte schon in einer Gesellschaft leben, in der das Essen auf dem Teller niemals das Tageslicht gesehen und die letzten Stunden seines Lebens in Todesangst auf einem Transporter verbracht hat? Wer im Fernsehen die alltäglichen Bilder von geschredderten Küken und vor Schmerz schreienden Säuen sieht, schaltet sofort weg und stopft dem Kind rasch eine Scheibe Wurst mit Bärchengesicht in den Mund, ehe sich das soeben Gesehene ins Bewusstsein drängen und womöglich ein Trauma hervorrufen kann.

Kinder wissen intuitiv, was Erwachsene verdrängen: Die meisten von uns verspeisten Tiere sind uns näher, als wir denken. Raben und Elefanten kennen Trauerrituale, Schweine und Elstern können sich im Spiegel erkennen, Pferde können Menschen mit Zeichen zu verstehen geben, ob sie eine Decke wollen oder nicht. Lange hatte man angenommen, Fische empfänden keine Schmerzen. Diese These ist inzwischen widerlegt. Sie empfinden nicht nur Schmerzen. Viele verwenden sogar Werkzeuge, schließen Freundschaften und kennen komplexe Kommunikationsformen. Es ist sogar belegt, dass Lachse in Fischfarmen an Depression erkranken können.

Die Schriftstellerin Hilal Sezgin beschreibt in ihrem Buch Artgerecht ist nur die Freiheit (2014), was sie in der Tierversuchs- und Schlachtindustrie beobachtet hat. In einem Schweinetransporter sah sie am Rückspiegel ein Plüschschwein hängen. Auf dem Parkplatz eines Labors, das Hunde, Mäuse und andere Tiere im Auftrag der Pharma- und Kosmetikindustrie malträtiert, entdeckte sie in den Autos etliche Plüschtiere auf den Armaturenbrettern: einen Marienkäfer, eine menschengroße Schildkröte, ein Schaf und sogar einen Plüschfisch. Wer hat schon einen Plüschfisch? Das ließ Sezgin besonders aufmerken, denn in dem Labor experimentierten die Menschen auch mit Fischen.

Sind die Gegenstände also ein Versuch, das Dilemma vor sich selbst umzudeuten? Schließlich würde der Lkw-Fahrer nicht sagen wollen, er verdiene sein Geld damit, Schweine in den Tod zu fahren. Er muss sich das legalisierte Unrecht zurechtbiegen – indem er sich und anderen gegenüber behauptet, er möge Schweine und arbeite mit ihnen. Sezgin kommt zu der verblüffend optimistischen Schlussfolgerung, dass die Menschen nicht ganz unberührt seien von dem, was sie den Tieren jeden Tag antun. In der Branche sei es üblich, jedem Experimentator ein Tier zuzuteilen, das nicht in die Versuche einbezogen wird und um das er sich wie um ein Heimtier kümmern müsse. Anders sei die Arbeit im Labor kaum auszuhalten.

Sezgin berichtet von einem Ständer, an dem Flaschen hängen wie Äste an einem Baum. In diese Flaschen seien weiße Laborratten hineingestopft worden. 90 Tage lang seien sie jeweils sechs Stunden am Tag reglos darin fixiert, um Zigarettenrauch zu inhalieren. Ein Tabakhersteller wolle wissen, wie eine Rattenlunge die Geschmacksrichtungen Honig oder Schokolade vertrage. Auch das ist kein Einzelfall. Sezgin weist nach, dass sich an einigen Universitäten akademische Grade erwerben lassen mit Experimenten, in denen neugeborenen Katzen die Augen zugenäht oder Meerschweinchen-Ohren mit Gewehrschüssen beschallt werden. Für diese Tiere gibt es fast nie ein Leben nach den Versuchen. Sie werden nicht erst krank gemacht und traumatisiert, um sie danach zu heilen und in eine Art Seniorenresidenz zu bringen.

Die Geschwindigkeit des medizinischen Fortschritts wäre ohne solche Tierversuche ebenso undenkbar wie die kosmetische und kulinarische Vielfalt. Eine Gesellschaft, die nur aus diesem Grund die systematische Folter leidfähiger Wesen gutheißt, kann gar nicht anders, als die Kunst der Verdrängung zu perfektionieren. Die Erde ist 4,6 Milliarden Jahre alt. Säugetiere gibt es seit 200 Millionen Jahren. Den Homo sapiens muss der Planet seit 300.000 Jahren aushalten. Das, was wir Zivilisation nennen, existiert seit 10.000 Jahren. Seit 200 Jahren erleben wir ein massives Bevölkerungswachstum und seit ein paar Jahrzehnten in Teilen der Welt ein scheinbares Leben ohne Zwänge der Natur. Lange sah es so aus, als könne der Mensch sich die Natur untertan machen. Noch nie war die Menschheit so mächtig wie heute, und noch nie hat sich der einzelne Mensch so machtlos gefühlt. Das bestärkt die Sehnsucht nach dem Verdrängen des Leids der anderen.

Auch der beliebteste Einwand gegen den Tierschutz ist Teil dieser Verdrängungskultur: In der Natur seien Fressen und Gefressenwerden ganz normal, und darum sei es auch immer normal, dass Menschen Fleisch essen. Doch aus dem, wie etwas immer schon war, lässt sich nicht ableiten, wie etwas sein sollte oder könnte. So schwer sich der Mensch ansonsten tut, den Tod als Teil des Lebens zu akzeptieren, so leicht macht er es sich mit seiner Romantisierung der Natur und des Sterbens im Reich der nichtmenschlichen Tiere. Menschen haben ihre Artgenossen immer schon vergewaltigt, versklavt und ermordet. Das bedeutet nicht, dass es ein Recht darauf geben darf. Wer ,,natürlich" leben will, dürfte übrigens auch nicht diese Zeitung lesen, und von seinem Zahnarzt dürfte er sich bei der nächsten Wurzelbehandlung keine Betäubung spritzen lassen.

Wo also läge die Lösung? Jedenfalls nicht darin, ,,Bio" für die Masse zu kultivieren. Auch auf Bio-Bauernhöfen werden Hühnern die Schnäbel gekürzt und die Kälber ihren Müttern entzogen. Wer je den Schrei einer Kuhmutter nach ihrem Kalb gehört hat, vergisst die Bio-Illusion. Die Welt lässt sich ohnehin nicht nur mit Freilandhühnern ernähren. Dafür würden 50 Milliarden Hühner nicht reichen, es bräuchte mehr als die doppelte Menge.

Womöglich ist es in relativ wohlhabenden Gesellschaften ganz einfach nicht länger hinzunehmen, allein zum Komfort des Menschen andere Tiere zu misshandeln und zu töten. Wer dem zustimmt, für den bleibt als ethische Mindestanforderung nur eine fleischfreie Ernährungsweise. Andere Tiere essen dürften dann lediglich reine Fleischfresser – zu denen der Mensch nicht gehört.


Aus: "Mit zugenähten Augen" Christian Baron (Ausgabe 51/2020)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/cbaron/mit-zugenaehten-augen

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Schuffi | Community

Ein Autor - eine Idee. Die Debatte - haargenau so wie sie geführt wird - ist mindestens 20 Jahre alt. Also eigentlich nichts, was es in einer Wochenzeitung neu zu debattieren gäbe - am Ende kommt nur das gleiche verkrampfte Mauern heraus, dass man seit jeher kennt, ohne dass irgendwer etwas gewonnen hätte. Der Autor macht den alten Fehler der Anhänger von -Ismen: die schlechten Menschen von der reiner Lehre bekehren zu wollen. Wie schon vor 20 Jahren kommt aber hier zu einem hochkomplexen Thema nur eine einzige einfache Lösung. "Änder dich von heute auf morgen selbst, durch eine komplette Umstellung". Dies geht nur über die Gewissensfrage, also eine moralische Haltung, die es als Belohnung gibt - und über Gewöhnung, wenn man dann 3 Jahre kein Fleisch mehr gegessen hat. Die vielen vegan lebenden Menschen, die man zu ihrer Lebensweise auch beglückwünschen kann, bringen sicher ökologische Vorteile für die Allgemeinheit mit sich. Die Mehrheit überzeugt der Autor aber nicht damit, denn der Mensch ist moralischer Trittbrettfahrer und Fleisch ist evolutionsbiologisch eine Belohnung. Man sieht ja auch zur Coronazeit, wie viel Wirkung Appelle bringen und wie sehr Menschen komplexe Probleme auf individueller Ebene für sich lösen können.

Das Thema "Leid" alleine als Aufhänger für den Artikel zu nehmen, ist sehr wackelig, da jeder Mensch eine anderes Niveau von Empathie und Wahrnehmung hat. Zudem leiden nicht alle Tiere in Haltung, wie der Autor behauptet, nicht alle werden unter Stress geschlachtet. Da müsste er sehr stark differenzieren, tut er aber nicht. Sicher sollte die Kritik an einer hochspezialisierten, meist rein profitorieniterten Tierindustrie in Europa ansetzen und nicht an dem Leid alleine. Er sollte sie falsche Richtung der EU-Agrarpolitik und den Frust der Landwirte anführen, die sich falsch von der Gesellschaft verstanden führen. Mit Leid alleine macht er, was die politische Ökonomie angeht, keinen grossen Stich. Er verfehlt sein politisches Ziel.

Besser wäre es, stärker auf verschiedene kleinere Lösungsansätze zu gehen, als die Neuerfindung der Ernährung des Menschen vorzuschlagen - also second best Ansätze.

Hier nur als Idee, die Vorgaben für Tierhaltung auf europäischer Ebene so zu Regeln, dass mehr Auslauf und weniger Besatzdichte vorgeschrieben wird. Und die Ausrichtung von Pflanzen- und Tierzucht auf Biodiversität, also Robustheit gegen Umweltfaktoren, anstatt auf Leistung, wenn Tiere dann wieder beweglicher werden. Vorgaben zu Quarantäne und Pflege von kranken Tieren statt Tötung. Wie können die Landwirte mehr verdienen mit Umweltleistungen, statt Tierleistungen.

Dann die Einschränkung von Sojaimporten und die Förderung und Forschung für den Anbau von proteinreichen Zwischenfrüchten in Europa.

Am Ende muss Fleisch viel teurer werden und weniger verbraucht werden, wenn der Autor sein Ziel erreichen will - eine Abschaffung der Tierhaltung oder des Konsums an sich, wie er es impliziert, ist leider naiv.


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Armin Christ | Community


Nun weiß ich nicht ob der hochmoralinsaure Herr Baron schon jemals in einem Stall oder gar einem Schlachthof war.

Ich mag diese Grünlichen nicht, die Moral predigen, aber die Diktatur des Marktes nicht sehen und nicht benennen wollen. Wohl kaum ein Schweinemäster oder Rindermäster, Geflügelerzeuger möchte Tiere quälen. Viel sind mit den ökönomisierten Haltungsbedingungen nicht ganz zufrieden, aber um des nackten Überlebens willen müssen alle da mitmachen. Kritik am Kapitalismus der diese Produktionsweise erzwingt kommt von Leutchen wie Herrn Baron sehr wenig. Fleisch verteuern ! damit nur noch Priviligierte sich das leisten können ?


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qbz | Community

@ Armin Christ

"die Diktatur des Marktes nicht sehen und nicht benennen wollen." "Fleisch verteuern ! damit nur noch Priviligierte sich das leisten können ?"

Die Marxisten haben in ihrer Geschichte immer auch Forderungen aufgestellt, welche den Staat regulierend in die "Diktatur des Marktes" zugunsten der Interessen der Lohnabhängigen (Arbeiterklasse) eingreifen liess. Ich erinnere nur an die Ursprünge der Arbeitsgesetze. Da mit der Industrialisierung zunehmende Umweltschäden verursacht werden, war und ist es auch das ureigenste Interesse der Lohnabhängigen, entsprechende ökologische Forderungen durchzusetzen für den Erhalt einer gesunden Arbeitskraft wie Gewässer-, Luft-, Landschaftsschutz, gesunde Nahrungsmittel etc. Und siehe da, die lohnabhängigen Konsumenten vermochten die aus solchen Gründen verteuerte Produktion zu bezahlen. Weshalb? Weil eben solche Sozial- und Umweltstandards Bestandteil der Ware Arbeitskraft werden, d.h. für ihre Reproduktion notwendig sind, und aufgrund der gestiegenen allgemeinen Arbeitsproduktivität möglich.

Für eine klimaneutrale Produktion (auch im Interesse der Lohnabhängigen) und aus ökologischen Gründen müssen die Fleischprduktion und der -konsum deutlich runter, weltweit. Jetzt verzehren welweit auch nur die privilegierten Nationen soviel Fleisch, weltweit würden die Futtermittel fehlen, um soviel Fleisch für alle herzustellen wie wir zur Zeit verzehren. Wegen der Umweltschäden und des Tierwohls muss auch die Massentierhaltung auf eine tiergerechte, ökologische umgestellt werden. Das ist genauso wie die andere Umweltstandards selbstverständlich möglich, weil die allgemeine hohe industrielle Produktivität das hergibt und das "teurere" Fleisch wird in die gesunde Ernährung der Ware Arbeitskraft "eingepreist" wie andere Güter auch. Dafür braucht es natürlich Gesetze, die der "Diktatur des Marktes" Grenzen setzen, und die erkämpft werden müssen gegen das Kapital, in dem Fall gegen das in der industriellen Agrikultur eingesetzte.


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Armin Christ | Community

@ qbz

In den letzten 30 Jahren ist es hier in der EU gelungen die Weidehaltung von Rindern quasi vollständig zu eliminieren. An den Agrarhochschulen samt Landwirtschaftsberatern wird das ja auch so gelehrt. Milchvieh sieht keine Sonne mehr und Mastvieh steht auf Spaltenböden und alle werden mit Höchstleistungsfutter "beglückt". Die Milch die es zu kaufen gibt kann höchstens noch als "Chemieprodukt aus Milch" bezeichnet werden, der Geschmack des Fleisches lässt zu wünschen übrig (das haben wir beim Schweine- oder Gefügelfleisch schon länger) und Gourmetköche empfehlen diese und jene Spezialität von Ökobio. "Weidemilch" und ihre Produkte werden besonders beworben, vor nicht allzu langer Zeit war das Standard. Die Veterinärämter, samt EU Verordnungen (unte Lobbybedingungen zusammengebastelt), tun ein Übriges. 30% der Landwirtschaftlichen Nutzfläche sind absolutes Weideland hier in diesem Lande, weltweit sind das >70%, da wachsen keine Tufuburger. Der derzeitige industrialisierte Ackerbau bedingt den Humusabbau im Boden und Humus ist nin mal ein großer Kohlenstoffspeicher. Weideland speichert im Boden 1,5 mal soviel Kohlenstoff wie der berühmte Forst (in der BRD auch Wald genannt) siehe Anita Idel.

In den USA, dem Vorreiter der industrialisierten Agrarproduktion, steht der Ackerbau wegen Wassermangel und Degradation imOglallaaquifer vor dem Aus; eine neue Dustbowl droht, aber was interessiert der Boden, Hauptsache die Rendite stimmt.


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gelse | Community

@ qbz

... die Pelzlobby konnte sich gegen die immer stärkerwerdende Antipelzbewegung nicht mehr durchsetzen. ...


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