"Dienstleistungszentrum in Zürich zu teuer: Die UBS verlagert Jobs nach Biel" Daniel Imwinkelried (31.5.2017)
Erneut wird die UBS Arbeitsplätze aus Zürich an einen anderen Standort in der Schweiz verlagern. Vor einem halben Jahr gab die Bank bekannt, dass sie im Herbst in Schaffhausen ein sogenanntes UBS Business Solution Center eröffnen werde. In diesem Gebäude hat es Platz für 500 Angestellte. Heute Mittwoch wird die UBS mitteilen, dass in Biel ebenfalls ein solches Dienstleistungszentrum entstehen soll. Mittelfristig werden in der Berner Stadt 600 Arbeitsplätze entstehen. ...
Motiv dieser Verlagerung sind die Kosten, vor allem für die Löhne und die Mieten. Offenbar sieht es die UBS-Führung nicht mehr als sinnvoll an, gewisse Arbeitsplätze in Zürich anzubieten und dafür hohe Aufwendungen in Kauf zu nehmen. ...
Mit dieser Regionalisierung verfolgt die UBS in der Schweiz eine ähnliche Politik wie auf globaler Ebene. Seit einigen Jahren betreibt die Bank, wie andere international tätige Grossunternehmen, im Ausland sogenannte Shared-Service-Center. Deren Angestellte erledigen unterschiedliche Büroarbeiten in den Bereichen Zahlungsverkehr, IT, Personalwesen, Buchhaltung oder Publikationen.
Beliebte Standorte für solche Zentren sind Indien und Polen. In beiden Ländern ist auch die UBS mit Shared-Service-Centern präsent, und diese werden auch weiter ausgebaut. In den polnischen Grossstädten Krakau und Wroclaw beschäftigt die Bank mittlerweile 3500 Mitarbeiter.
https://www.nzz.ch/wirtschaft/dienstleistungszentrum-in-zuerich-zu-teuer-die-ubs-verlagert-jobs-nach-biel-ld.1298500"Jobverlagerung der UBS: Die Stadt der Hochqualifizierten" Daniel Imwinkelried (31.5.2017)
... In Biel, wo die Mietpreise für Wohnungen und Büros so niedrig sind wie wohl in keiner anderen mittelgrossen Schweizer Stadt, wird sie Ende 2018 einen ähnlichen Hub wie in Schaffhausen eröffnen. Mit solchen regionalen Verlagerungen ist die UBS in der Schweiz zwar anderen Firmen voraus, im Ausland gibt es aber ähnliche Trends. Ausgeprägt ist die Entwicklung in London, wo der Finanzsektor wie in Zürich ein grosses Gewicht hat. Und wie in der Schweizer Metropole nehmen manche Londoner Firmen die hohen Mietpreise als Belastung wahr. Das hat Banken dazu bewogen, Arbeitsplätze nach Birmingham und Manchester zu verlagern. ...
https://www.nzz.ch/meinung/jobverlagerung-der-ubs-die-stadt-der-hochqualifizierten-ld.1298442---
"Großbrand in Londoner Hochhaus: Mindestens zwölf Tote, dutzende Verletzte" Sebastian Borger aus London (14. Juni 2017)
Das mehr als 40 Jahre alte kommunale Wohnhaus war erst im vergangenen Jahr um umgerechnet 9,8 Millionen Euro renoviert und dabei mit einer zusätzlichen Isolierungsschicht versehen worden. Eine Bewohnerinitiative berichtete von mehreren Versuchen, die Gemeinde sowie die beteiligten Baufirmen auf mögliche Brandgefahren hinzuweisen. Dazu gehörten der Mangel an Fluchtwegen sowie das Fehlen klarer Instruktionen im Brandfall. Offenbar könne "nur ein katastrophaler Zwischenfall" die Verwaltungsfirma, die vom Bezirk beauftragt wurde, zur Vernunft bringen, schrieben die Aktivisten im vergangenen November. ... Das Feuer dürfte ein politisches Nachspiel haben. Der Königliche Bezirk Kensington und Chelsea wird seit Jahrzehnten von den Konservativen regiert. Er umfasst neben dem Kensington-Palast, wo Prinz William mit seiner Familie wohnt, einige der reichsten Viertel der Hauptstadt. Dort sind Immobilien kaum unter einigen Millionen Pfund zu bekommen. Der Norden des Bezirks, wo das Feuer wütete, gehört zu den ärmsten Vierteln des Landes. Viele der Opfer dürften Einwanderer aus den früheren britischen Kolonien sein, offenbar lebten auch mehrere Philippiner im Grenfell Tower. ...
Das 24-stöckige Wohnhaus Grenfell Tower in North Kensington im Westen von London wurde im Jahr 1974 fertiggestellt. Ursprünglich bestand das Hochhaus aus 120 Wohnungen, sieben weitere wurden bei einem späteren Umbau hinzugefügt.
Verwaltet wird das Gebäude von der Kensington and Chelsea Tenant Management Organisation (KCTMO) für den Stadtbezirk Kensington and Chelsea. Die Baufirma Rydon beendete im Juli 2016 Sanierungsmaßnahmen in einer Größenordnung von 8,7 Millionen Pfund (9,88 Mio. Euro). Darin enthalten waren eine Erneuerung der Fassade und der Fenster. Außerdem seien eine neue Heizungsanlage sowie ein Rauchabzugs- und Ventilationssystem eingebaut worden, ist auf der Webseite der Firma nachzulesen.
Rydon betonte, man sei geschockt über die Feuerkatastrophe. Alle baulichen Maßnahmen seien gemäß den geltenden Vorschriften für Brandschutz, Sicherheit und Gesundheit durchgeführt worden. Die Firma wolle die Ermittlungen der Behörden zur Brandursache voll unterstützen.
Die Fassadenverkleidung wurde von der Firma Harley Facades angebracht. Ein Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Reuters, zum jetzigen Zeitpunkt könne er keinen Kommentar abgeben, weil ihm noch keine Informationen zum Hergang des Unglücks vorlägen.
Eine Anrainer-Vereinigung, die Grenfell Action Group, wies darauf hin, dass sie mehrfach die Brandsicherheit des Hochhauses kritisiert habe. "Alle unsere Warnungen trafen auf taube Ohren. Wir haben vorhergesagt, dass eine solche Katastrophe unausweichlich und nur eine Frage der Zeit ist", schrieb die Gruppe am Mittwoch auf ihrer Internetseite.
KCTMO soll die Bewohner angewiesen haben, im Fall eines Feuers in der Wohnung zu bleiben, sofern der Brand nicht im eigenen Apartment oder am Gang davor ausbricht. "Grenfell ist gemäß strengster Brandschutzbestimmungen gebaut worden", so die Gebäudeverwaltung in einem Newsletter vom Juli 2014. "Die neuen Eingangstüren zu jeder Wohnung können einem Feuer bis zu 30 Minuten standhalten, ausreichend Zeit bis zum Eintreffen der Feuerwehr."
https://derstandard.at/2000059243260/Grossbrand-in-Londoner-Hochhaus-Mindestens-sechs-Tote-dutzende-Verletzte"Großbrand in London: Die Mieter sahen es kommen" Bettina Schulz, London (14. Juni 2017)
Der Brand in Kensington bringt Behörden und Politik in Bedrängnis. Seit Jahren gab es Kritik an den Zuständen, die Warnungen wurden ignoriert. ... Der Großbrand in London hat furchtbare Erinnerungen geweckt: ein Hochhaus in Flammen, Menschen in den oberen Stockwerken, verzweifelt, weil sie nicht fliehen können, sogar springen und Kinder aus dem Fenster werfen, um sie zu retten. Kensington, London – das ganze Land steht unter Schock. Fast mehr noch als bei den Terror-Anschlägen, denn die Toten, die die Feuerwehr über die nächsten Tage bergen wird, wären noch am Leben, hätte nur irgendjemand auf die Bewohner gehört, auf ihre Warnungen, ihre Bitten, ihr Flehen – immer alles umsonst.
Wer auf der Schnellstraße an Wohnblocks vorbei in Richtung des Luxusviertels Notting Hill fuhr, wunderte sich: Wer muss hier wohnen, in diesen schäbigen 70er-Jahre-Blocks, 24 Stock hoch, so dicht gedrängt und unzugänglich eingekeilt zwischen Autobahn, Hochtrassen, Sportzentren, Zuglinien, so nah und doch weit weg von den weißgetünchten Villen in Chelsea nur wenige Straßenblocks weiter?
Hinter diesem katastrophalen Ereignis steht viel mehr als nur der Zufall, dass irgendjemand möglicherweise beim Kochen nicht aufgepasst hat oder ein Fernseher einen Kurzschluss hatte, irgendeine Küche in Brand geraten ist, irgendjemand die Feuertüren nicht geschlossen hatte. Dieser Brand zeigt, wie katastrophales Missmanagement einer Stadtbehörde, die angesichts enormer Budgetkürzungen genau an der falschen Stelle Geld spart, eines der schwersten Unglücke in London zu verantworten hat. Weder schien nach Aussagen der Bewohner der Feueralarm in dem Wohnblock zu funktionieren, noch konnten die Wagen der Feuerwehr nah genug an das Gebäude heranfahren, geschweige denn Barrieren und Türen öffnen, um den Brand vom Inneren des Hochhauses zu löschen. ... Der Großbrand in Kensington symbolisiert daher den gewaltigen Gegensatz von Arm und Reich im Land, der vielleicht nirgends so extrem zu sehen ist wie hier: Am einen Ende des Bezirks streiten sich Millionäre darum, wie sie unter ihre Luxusvillen noch ein Schwimmbad und ein Kino bauen, obwohl sie kaum zu Hause sind, geschweige denn wählen, und einige Straßenzüge weiter leben Familien in slumartigen Wohnblocks, die so gefährlich sind, wie man es sonst nur in der Dritten Welt findet.
http://www.zeit.de/gesellschaft/2017-06/grossbrand-london-grenfell-tower-einsparungen-missmanagement/komplettansichtGRENFELL TOWER FIRE
Posted on June 14, 2017
ALL OUR WARNINGS FELL ON DEAF EARS and we predicted that a catastrophe like this was inevitable and just a matter of time. ...
https://grenfellactiongroup.wordpress.com/2017/06/14/grenfell-tower-fire/"Tories reject move to ensure rented homes fit for human habitation" (Tuesday 12 January 2016)
Labour amendment to housing bill, aimed at holding landlords to account, is defeated as minister claims it would push up rents ... Conservative MPs have voted against proposed new rules requiring private sector landlords to ensure their properties are fit for human habitation.
A Labour amendment to the government’s housing and planning bill, designed to ensure that all rented accommodation was safe for people to live in, was defeated by 312 votes to 219 on Tuesday, a majority of 93.
“The majority of landlords let property which is and remains in a decent standard. Many landlords go out of their way to ensure that even the slightest safety hazard is sorted quickly and efficiently,” said the shadow housing minister, Teresa Pearce, who proposed the amendment.
“So it is even more distressing when we see reports of homes which are frankly unfit for human habitation being let, often at obscene prices.”...
https://www.theguardian.com/society/2016/jan/12/tories-reject-move-to-ensure-rented-homes-fit-for-human-habitation---
"Londoner Hochhausbrand: Regierung soll Brandschutz-Empfehlungen ignoriert haben" (18.06.2017)
Premierministerin Theresa May steht schwer unter Druck. Wütende Demonstranten stürmten am Freitag das Rathaus von Kensington und bedrohten May bei einem Besuch am Brandort. "Schande über dich", "Feigling" und "May muss weg", riefen sie. Die Regierungschefin hatte bei einem ersten Besuch am Brandort nicht mit Bewohnern gesprochen, sondern war schnell wieder verschwunden. Auch hatte die Regierung bei der Betreuung der Betroffenen versagt. Die Unterstützung sei "nicht gut genug" gewesen, räumte May nun ein. Schwerer noch wiegt der Vorwurf, dass die konservative Vorgängerregierung von David Cameron seit Jahren Empfehlungen von Brandschutzexperten ignoriert habe. Der Brand sei vermeidbar gewesen, schrieb Londons Bürgermeister Sadiq Khan im "Observer". Der Labour-Politiker warf den Konservativen jahrelange Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus vor.
Laut "Observer" hat die Regierung schon nach einem Brand im Lakanal House 2009 versäumt, die Feuerschutzvorschriften zu verschärfen. Ein Ermittlungsbericht hatte dies 2013 empfohlen. Alle Forderungen nach Gesetzesänderungen seien abgeblockt worden, sagte Ronnie King, ehemaliger Feuerwehrmann und heute Vorsitzender des Parlamentsausschusses für Brandschutz, dem Blatt.
Untersuchungen würden wohl nicht ausreichen - "es muss wohl erst eine Katastrophe passieren", sagte King. Bei dem Lakanal-House-Brand waren sechs Bewohner ums Leben gekommen. Die Ursachen klingen ähnlich wie beim Grenfell Tower: "unsichere Renovierungsarbeiten, mangelhafter Brandschutz, keine Sprinkleranlagen, und Bewohner wurden aufgerufen, in ihren Wohnungen zu bleiben, obwohl das Feuer rasch um sich griff", schreibt der "Observer".
"Sowohl Konservative als auch New Labour waren stets abgeneigt, wenn es darum ging, Schutzbestimmungen zu erlassen, selbst wenn der Bedarf daran groß war", hatte der "Guardian" vor wenigen Tagen kritisiert. Dagegen sei das politische Establishment stets zugänglich gewesen für Wirtschaftsverbände und deren Wünsche nach Abschaffung bestehender Sicherheitsbestimmungen. "Deregulierung dieser Art ist ein Kernteil der neoliberalen Ideologie, der sowohl die Konservativen als auch New Labour unter Tony Blair erlagen."
Der Labour-Abgeordnete David Lammy hat die Polizei und die Regierung inzwischen aufgefordert, alle Dokumente zur Renovierung des Grenfell Towers sicherzustellen. Der Abgeordnete, der eines der Opfer kannte, sagte, er sei besorgt, dass die Unterlagen vernichtet würden, bevor die Beweissicherung beginne. Die Hochhausbewohner befürchteten eine Vertuschung der Wahrheit. Das Vertrauen in die Behörden sei massiv gesunken.
Bürgermeister Khan schrieb im "Observer", viele Hochhäuser aus den Sechziger- und Siebzigerjahren entsprächen nicht den heutigen Sicherheitsstandards. Als Lösung bleibe vielleicht nur der Abriss.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/grenfell-tower-regierung-hat-brandschutz-empfehlungen-jahrelang-ignoriert-a-1152679.html