"Wenn die Aufstände kommen" (Sendung vom 25.03.2015)
Auf der Homepage des CoEspu kann man die Fähigkeiten zur Aufstandsbekämpfung als Ausbildungsziele des Kompetenzzentrums studieren. "Stabilisierungspolizisten" müssten in der Lage sein, heißt es dort, Störungen der öffentlichen Ordnung zu bewältigen, sensible Infrastruktur zu überwachen, Prominente zu eskortieren, Terrorismus und Aufstände zu bekämpfen, Barrikaden zu entfernen und lokale Polizisten in der Technik der Aufstandsbekämpfung auszubilden. ...http://www.wdr5.de/sendungen/neugiergenuegt/militaer-gegen-aufstaende100.html---
"Regierungskrise in Mazedonien: "Wenn Gruevski nicht zurücktritt, wird das hier die Hölle"" Nadia Pantel, Skopje (18. Mai 2015)
Mazedonien ist eines der ärmsten Länder des Balkans: 30 Prozent der Menschen haben keine Arbeit. Die anderen verdienen im Durchschnitt nur netto 354 Euro im Monat. Doch damit aus der Unzufriedenheit eine Bewegung werden konnte, brauchte es Zoran Zaev, den Anführer der Sozialdemokraten (SDSM) und der Opposition. Zaev ist im Besitz von mehr als 670 000 abgehörten Telefongesprächen. Die Regierung soll die gesamte Elite des Landes belauscht haben. "Patriotische Mazedonier" hätten ihnen die entsprechenden Bänder zugespielt, sagt Zaev. Er nennt das Material "Bomben". Hör-Bomben, die er seit Februar nach und nach zündet. Das Material sei von ausländischen Kräften manipuliert, kontert Gruevski. Zaev sei ein Putschist, der das Land zerstören wolle. Dass es seine Stimme ist, die da auf den Bändern zu hören ist, bestreitet Gruevski nicht. Seinen Cousin, den Geheimdienstchef Saso Mijalkov, ließ Gruevski vergangene Woche gemeinsam mit der Innenministerin zurücktreten. Doch die Demonstranten in Skopje glauben nicht, dass sich dadurch etwas geändert hat. ... Als Zaev seine Hör-Bomben-Kampagne begann, war die Aufregung zunächst nicht groß. Es war keine Neuigkeit, dass der Staat lauscht. "Wir ahnten, dass die Regierung uns abhört. Vieles haben wir ohnehin nicht mehr am Telefon besprochen", sagt Milan Zivkovic, der lange Sprecher des mazedonischen Gewerkschaftsverbandes war. "Was mich allerdings schockiert hat, ist, wie vulgär und menschenverachtend da am Telefon Politik gemacht wurde." In einem Gespräch scherzt Ex-Geheimdienstchef Mijalkov darüber, wie er einen politischen Gegner im Gefängnis vergewaltigen lassen wolle. In anderen Telefonaten geht es darum, wie man die Versiegelung von Wahlurnen am unauffälligsten brechen könne. ... Die Proteste in Skopje begannen am 5. Mai. Da veröffentlichte Zaev ein Tonband, das belegen sollte, wie die Regierung 2011 vertuscht habe, dass Polizeibeamte einen 22-Jährigen zu Tode prügelten. ...http://www.sueddeutsche.de/politik/regierungskrise-in-mazedonien-wenn-gruevski-nicht-zuruecktritt-wird-das-hier-die-hoelle-1.2482294---
"Krieg der Knöpfe" Ceyda Nurtsch (Ausgabe 2915 | 29.07.2015)
Wie steht es um die Protestkultur? Um diese Frage zu klären, blickt die Schau „Politische Kunst im Widerstand in der Türkei“ bis in die 1970er Jahre zurück
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/krieg-der-knoepfe---
"Frankreich: Die Schlaflosen von Paris" Georg Blume, Paris (12. April 2016)
Montagabend, Platz der Republik, Paris: Es ist die Nacht, in der der Spuk wieder losgeht. Ein paar Hundert junge Leute besetzen den großen Platz unter dem Marianne-Denkmal, das seit 130 Jahren die Einheit der französischen Republik symbolisiert. Sie halten fast die ganze Nacht aus. Sie debattieren in einer Generalversammlung, vor die jeder treten kann. Sie sprechen von einem Frankreich ohne Parteien und Konzerne. Sie träumen von einer Welt ohne Kriege. So wie in jeder Nacht seit dem 31. März, als die Proteste auf dem Platz der Republik spontan und ohne Ankündigung begannen.
Nuit debout – frei übersetzt: Die Aufrechten der Nacht – nennt man sich. Man war anfangs selbst überrascht über sich, den Zulauf und das breite Medienecho. Doch dann schien das frühe Aus besiegelt. In der Nacht zum Montag räumten französische Polizisten den Platz und vertrieben auch die letzten Hartnäckigen. Ihre Demonstrationsgenehmigung war ausgelaufen. Am Morgen sprachen die Radiosender vom Ende der Bewegung, niemand kündigte ihre Fortsetzung an. Der Spuk einer besseren Welt schien erst einmal vorbei. Doch nur bis zum Abend. Plötzlich waren die Demonstranten wieder da, hatten sich eine neue Genehmigung besorgt. Und so ging der Spuk für eine bessere Welt wieder los.
Viele wären den Protest gern losgeworden: Eltern, Lehrer, Politiker, Unternehmer. Sie alle sind nämlich gemeint. "Ich will nicht mein Leben verlieren, indem ich zu den Gewinnern zähle", hatte die Grafikstudentin Chloé, zweites Semester, am vergangenen Samstag auf ihr weiß auf rot bemaltes Plakat geschrieben. ...
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-04/frankreich-paris-platz-der-republik-demonstration"Aufrecht durch die Nacht" Hansgeorg Hermann (09.04.2016)
Unter dem Motto »La nuit debout« besetzt Frankreichs Jugend die Plätze der Metropolen. Eindrücke von der Place de la République in Paris ... Was die Mahner in der Nacht aufrecht hält, ist ihr Zorn auf die Aufkündiger der Menschenrechte in Frankreich und Europa, wo Asyl mit einem Federstrich verweigert und auf das »nackte Mensch-sein«, wie der Philosoph Giorgio Agamben die Existenz der Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten beschreibt, mit lederbezogenen Polizeiknüppeln eingeprügelt wird. ...
https://www.jungewelt.de/2016/04-09/013.php"Politik ist keine Sache für Profis" Gerald Jatzek (11.04.2016)
Gegner der Reform sind nicht nur die traditionellen Gewerkschaften. Unorganisierte Schüler und Studenten tragen die Proteste landesweit mit und haben auch ihren Charakter verändert. Die Teilnehmer an der nuit debout (Nacht im Stehen), die sich Nacht für Nacht zu Protest und Diskussion treffen, setzen sich grundsätzlich mit Ungleichheit, negativen Auswirkungen der Globalisierung und mangelnder politischer Partizipation auseinander. Als dezentrierte Bewegung nehmen sie Tradition von Occupy Wall Street in New York und den Indignados in Madrid auf. ...
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/europa/europastaaten/811993_Die-Politik-ist-keine-Sache-fuer-Profis.html"Nuit debout protesters occupy French cities in revolutionary call for change" (Friday 8 April 2016)
“There’s something here that I’ve never seen before in France – all these people converge here each night of their own accord to talk and debate ideas – from housing to the universal wages, refugees, any topic they like. No one has told them to, no unions are pushing them on – they’re coming of their own accord.”...
http://www.theguardian.com/world/2016/apr/08/nuit-debout-protesters-occupy-french-cities-in-a-revolutionary-call-for-change"WARUM WIR KEINE FORDERUNGEN STELLEN" (16. Februar 2016)
Von Occupy bis Ferguson: Immer wenn eine neue Graswurzelbewegung entsteht, bemängeln Expert*innen, das Fehlen klarer Forderungen. Warum fassen Protestierende ihre Ziele nicht zu einem einheitlichen Programm zusammen? Warum gibt’s da keine Vertreter*innen, die mit den Herrschenden verhandeln können, um konkrete Vorstellungen über institutionelle Wege voranzubringen? Warum können sich diese Bewegungen nicht in vertrauter Sprache und mit angemessenem Anstand ausdrücken?
Oft ist dies die hinterlistige Rhetorik derer, die sich von Bewegungen die Beschränkung auf gesittete Appelle wünschen. Wenn wir einen Plan verfolgen, den sie lieber nicht wahrhaben wollen, erklären sie diesen für irrational oder unschlüssig. ...http://crimethinc.blogsport.de/2016/02/16/warum-wir-keine-forderungen-stellen/"Libérez nos camarades ! Nach den Angriffen der Bullen in Paris" Johhny (Account: Johhny). Verfasst am: 06.04.2016
Auf dem Platz der Republik, auf dem am Sanstag die zentrale Pariser Demo starten wird, träumt man derweil vom Generalstreik. Erstmalig seit Beginn der Platzbesetzung am vergangenen Donnerstag, als sich mehrere tausend zur ersten Nuit Debout versammelten, fanden sich im Laufe des gestrigen Abends wieder Leute im vierstelligen Bereich zusammen. In Anlehnung an die spanischen "Indignados" traf man sich zu Arbeitsgruppen und Vollversammlungen. Der Platz, der von den Bullen schon zweimal in den frühen Morgenstunden geräumt worden war, war gestern auch Versammlungsort der Schüler, die sich hier am Abend erneut zusammenfanden, um von hier aus in Richtung zweier Bullenreviere zu ziehen, in denen immer noch ihre Gefährten gefangen gehalten wurden. An diesen Demos beteiligten sich dann auch etliche Leute, die eigentlich einfach nur zum quatschen zum Platz der Republik gekommen waren, sodass es am Ende ein sehr durchmischtes Völkchen war, dass bis in die Morgenstunden den Angriffen der Bullen trotzte und auf die Befreiung ihrer Gefährten beharrte. Von denen, soweit mir der Stand bekannt, am Mittwochnachmittag noch drei festgehalten werden und denen allen "Untersuchungshaft" droht. ...
https://linksunten.indymedia.org/de/node/175086