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#41
Erweiterter Machtdiskurs (Politik) / [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Politi...
Last post by Link - February 21, 2024, 03:44:23 PM
Quote[...] ,,Die Macht werden sie nie erringen", schrieb der Schriftsteller Jörg Fauser 1984 in einer grandiosen TransAtlantik-Story über die neu gegründeten und ziemlich bescheuerten Grünen. Wenn es ihnen aber gelänge, ,,Risse in die Betonmauern der Macht zu hämmern", dann hätten sie ihren Platz gefunden. Das entsprach noch viele Jahre dem Existenzialismusgefühl jener, die ,,alternativ" sein wollten, im Glauben, sie könnten am Rand eines schlimmen ,,Systems" – A14 aufwärts besoldet – ein gesellschafts- und staatskritisches Leben führen.

Aber manche Menschheitsbewegungen werden halt für ein Ziel gegründet, das sie noch gar nicht kennen können, weil es zu weit in der Zukunft liegt. Wenn die Zeit dann sichtbar eine andere geworden ist, geht es darum, Verantwortung für das zu übernehmen, was jetzt ist und was ansteht. Deshalb war es konsequent, dass Winfried Kretschmann und dann bundespolitisch Robert Habeck die Grünen programmatisch und kulturell in das Zentrum der Gesellschaft und der politischen Macht geführt haben.

Dort allerdings scheinen die Grünen im Moment ziemlich allein zu sein. Das Problem der Grünen besteht jedoch nicht darin, dass ihnen die Wähler davonlaufen, sondern in den beiden anderen an der Bundesregierung beteiligten Parteien. Die FDP wird von Christian Lindners Kette politischer Fehler zurückgeworfen, die SPD ist seit Jahren in einem existenziellen Niedergang. Der aktuelle Trick 17 des politischen und medialen Diskurses besteht darin, dass man beiden einzureden versucht, beziehungsweise die sich einreden, dass ihr Pro�blem nicht sie selbst seien, sondern die Grünen.

Die oppositionelle Union tut gar so, als seien die Grünen ein nationales Unglück und an allem schuld, was CDU und CSU in den letzten Jahrzehnten in Regierungsverantwortung gemacht oder eben nicht gemacht haben. Besonders bemühte Strategen legen noch eins drauf, indem sie behaupten, eine Koalition mit den Grünen würde Unionswähler scharenweise zur AfD treiben. Das ist der zentrale Spin derzeit: Die Grünen sind giftig, wer sich mit ihnen einlässt, verliert.

Demokraten, Bürger: Die Grünen sind bei allen Dysfunktionalitäten – von der unpolitischen Jugendorganisation bis zur sich selbst genügenden Fraktion – die einzige Partei, die auf das Ende der ,,Normalität", also des Lebens, wie wir es kannten, politisch reagieren will. Sie ist die zentrale politische Kraft der gemäßigt progressiven Leute, die den Staat und seine Verfassung schützen und seine Wirtschaft postfossil und damit zukunftstauglich machen wollen.

Das sind Leute, die dafür selbstverständlich bereit sind, Kompromisse mit allen anders tickenden Demokraten zu schließen. Wenn manche von denen jetzt so tun, als seien die Grünen alles Irre, dann ist das der Versuch, der Veränderungsnotwendigkeit auszuweichen. Es ist auch ein völlig unakzeptabler Affront gegen ihre Wähler, also hart arbeitende Leute, die das Land, seine Wirtschaft und den Sozialstaat mit am Laufen halten.

Es ist vor allem – siehe Schlüttsiel und zuletzt am Aschermittwoch in Biberach und Schorndorf – ein gefährlicher Spin, der die Zivilität dieser Gesellschaft erodiert, die notwendigen Kompromisse für eine gemeinsame Zukunft desavouiert und damit letztlich nur den Demokratiefeinden nützt.

Es gibt darauf aber nur eine Antwort: Gegen die Wut auf den Zeitenbruch verbindliche und klare Argumente setzen, um mehr Leute dafür zu gewinnen. Gegenwut hilft sicher nicht, nett sein auch nicht. Aber wir müssen jetzt die Risse in der Gesellschaft kitten, nicht weiter aufreißen.


Aus: "Partei als Feindbild: Sind die Grünen giftig?" Eine Kolumne von Peter Unfried Chefreporter der taz (20.2.2024)
Quelle: https://taz.de/Partei-als-Feindbild/!5990187/

QuoteKohlrabi

Ich wohne dort, wo die Grünen auf 40% kommen. All Time High.

Grün zu wählen und zu "sein" ist ein Signal an die Außenwelt: Wir haben es geschafft, wir sind außerhalb des proletarischen Hamsterrades, wir sind keine Proleten mehr, wir sind jetzt bürgerlich und postmaterialistisch, aber trotzdem noch ... äh ... cool und kritisch.

Kein Wunder, dass das von außerhalb der Blase Abneigungen auf sich zieht.

Aber deshalb sind die Grünen auch relativ stabil, weil sie keine Klasse repräsentieren, sondern ein diffuses Milieu, das sich selbst - teils irrtümlich - im gesellschaftlichen Aufstieg begreift.


QuoteKarl Murks

Die Grünen sind eine Partei, die man leicht hassen kann. Lauter Leute, die den ganzen Tag erzählen, sie seien heiliger als du und nur im Auftrag von Fortschritt und Glückseeligkeit unterwegs. Dazu kommt dann noch eine sehr oberlehrerhafte Art der Kommunikation und eine geringe Neigung dazu, andere Sichtweisen zu akzeptieren.


QuoteSam Spade

Zwei Dinge mögen Menschen gar nicht: Wenn man versucht ihre Gewohnheiten zu ändern und wenn ihr Weltbild beeinträchtigt wird.

Merkel und Kohl haben in diesem Sinne Politik betrieben, indem sie den Bürgern ja nicht zuviel zumuten wollten. Das Ergebnis waren insgesamt 32 Jahre Reformstau. Mit verhängnisvollen Folgen nicht nur im Bereich des Klimaschutzes.

Und dann kommt eine Partei mit an die Regierung die lösungsorientiert handelt und konkrete Vorschläge unterbreitet und was passiert: statt Aufbruchstimmung machen sich Verlustängste bei großen Teilen der Bevölkerung breit. Und zudem wird sie noch von den eigenen Koalitionspartnern ausgebremst.

Das Ganze ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten.


QuoteMustardman

Die Grünen haben einfach nicht kapiert, dass sie ihre Politik auch richtig verkaufen müssen. Gerade wenn man so angreifbar ist, muss man das sehr systematisch und nachdrücklich angehen. Also erreichbare Ziele formulieren, konsequent darauf hinarbeiten und nie vergessen, den anderen Parteien bei jeder Gelegenheit einen reinzuwürgen.

Aber ganz im Gegenteil tun die Grünen immer so, als würde jeder alles von allein einsehen, dabei sind sie die missverstandenste Partei von allen. Was auch daran liegt, dass sie von allen Seiten ganz systematisch attackiert werden und das auf fruchtbaren Boden fällt.

Kurz: Die Grünen sind einfach politisch völlig ungeschickt, was den Transport und die Durchsetzung ihrer Ziele angeht. Da fehlt einfach die Frechheit, Unverschämtheit und Unverfrorenheit von Leuten wie Lindner, Söder und anderswo Trump und Putin. Und Frechheit siegt nunmal.

Ganz anständig und wortkarg unterzugehen ist nur gesinnungsethisch eine Tugend, praktisch gesehen ist es nur hinter beleidigter Resignation versteckte Inkompetenz.

Sorry, aber wer das Ziel will, muss auch die Mittel wollen, da darf man ruhig auch zynisch und bösartig sein, wenn es nur hilft. Letztlich verhalten die Grünen sich oft wie ein Mobbingopfer. Ihnen fehlen einfach ein paar zynische Machtmenschen. Die braucht man nämlich auch, sonst ist man immer nur Opfer, nie Täter (im produktiven Sinn).


QuoteAl Dente

@Mustardman Wenn die Maßnahmen für den Klimaschutz dazu führen, dass das Leben von immer mehr Menschen nicht mehr funktioniert (weil sie z. B. entweder energetisch 'optimalen' Wohnraum nicht bezahlen können, oder aber ihre Heiz-/Energiekosten), dann werden sie sich für die Zusage einer CO2-Neutralität im Jahr 2045 nicht mehr interessieren.

Man kann von dem, was vermutlich (gut begründet!) nötig ist, immer nur das umsetzen, was real (und sozialverträglich!) möglich ist. Und ja - 'sozialverträglich' meint in diesem Zusammenhang vorrangig die eigene Gesellschaft und nicht die ganze Welt; übrigens nicht, weil diese Gesellschaft sich für 'besser' hält als andere.

Ich gehe darum auch auch davon aus, dass z. B. das Verbrenner-Aus für 2035 nicht Bestand haben wird. Wir sind (aus meiner Sicht) auf dem richtigen Weg, aber die Etappenziele sind völlig irrational und die Mittel zu ihrer Durchsetzung oft kontraproduktiv.

"Da fehlt einfach die Frechheit, Unverschämtheit und Unverfrorenheit von Leuten wie Lindner, Söder und anderswo Trump und Putin."

"Ihnen [den Grünen] fehlen einfach ein paar zynische Machtmenschen. Die braucht man nämlich auch, sonst ist man immer nur Opfer, nie Täter (im produktiven Sinn)."

Gruselige Vorstellung!

Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass unsere Demokratie stabil genug (konstruiert) ist, um genau das verhindern zu können.


QuoteRudolf Fissner

Wenn die Grünen giftig sind, was ist dann die SPD mit ihren weitaus horrenderen Umfrageergebnissen?
Die Grünen haben ihr Bundestags-Ergebnis gehalten. Die SPD hat 10% verloren.

Giftig sind die Grünen offensichtlich nur gefühlt.


QuoteManuel Bonik

Früher waren die Grünen die schrägen Vögel. Jetzt scheinen sie mir die einzige Partei, die erwachsen und zeitnah auf Probleme oder gar Krisen reagiert.


QuoteCiro

Ich denke auch: der Politik wird oft vorgeworfen, sie wäre nicht ehrlich. Und dann ist da eine Partei, die sagt, wir können nicht so weitermachen mit der Zerstörung des Planeten, und es ist auch wieder nicht recht.


QuoteFilou

Die Grünen haben wieder das Problem als Verbotspartei gesehen zu werden. Verbote, das mögen die Menschen nicht. Die Grünen haben zwar konstant ihre Stammwähler, aber das war's momentan auch.


QuoteNina Zabienski

Der Hass und die Hetze gegen die Grünen von seitens Söder und Co waren oft so überdimensioniert, dass man vielleicht auch mal nach der Psychologie dieses Tuns fragen könnte. Baerbock, Habeck und Lemke agieren zielorientiert, souverän, mit neuen Kommunikationsmustern, die gut ankommen. Und auch viele andere Grünen äußern sich oft mit einer Ernsthaftigkeit, die gegen das allgemeine Blabla der etablierten PolitikerInnen hervorsticht. Ja, wer jetzt am lautesten gegen die Grünen hetzt, der kann wohl auf der Persönlichkeits-und Charakterebene vieler Grünen so gar nicht mithalten, ein möglicher Grund für unterirdische Machtkämpfe.


QuoteJim Hawkins

Die Grünen machen alles richtig, nur sind die Leute zu dumm oder zu manipuliert, um das zu begreifen.
So kann man es auch drehen.


QuoteWalterismus

"Aber wir müssen jetzt die Risse in der Gesellschaft kitten, nicht weiter aufreißen."

Der Riss verläuft zwischen der Stadt und dem Land. Und genau hier sieht man bei den Grünen auch ein Kompetenzproblem, sowie Interessenproblem. Die Grünen Wähler sind hauptsächlich in Urbanen Räumen stark. Dementsprechend ist auch die Grüne Politik auch eher aus einem Stadtblickwinkel.

Wenn man mal die Forderungen der Grünen im Verkehrssektor durchliest und den Blickwinkel der Ländlichen Regionen annimmt, dann merkt man schnell das die Ideen auf dem Land nicht darstellbar sind und sogar die Stadt weiter aufwertet, wogegen das Land herunter fällt.

Sammeltaxi Idee vs. Ausbau der U-Bahnen

Die Grünen sind nicht für alles Schuld, sie sind aber mit ihrem Theoretischen und Einseitigen Blickwinkel für die Gesellschaft problematisch.

Die Anfeindungen sind unschön, aber nicht verwunderlich, wenn ein Großteil der Bevölkerung auf dem Land das Gefühl hat, die Grüne Politik bringt nur Nachteile im Gegensatz zur Stadt.


QuoteSuryo

"Dabei ist sie doch die einzige, die auf das Ende der ,,Normalität" ernsthaft reagieren will."

Mag sein, aber genau solche Äußerungen machen sie dann eben wieder unsympathisch.
Die Grünen sind die Streberpartei. Der Streber mag recht haben, bzw. mag Wissen gut reproduzieren können, aber es mag ihn eben keiner.


QuotePerkele
gestern, 12:51

Die Grünen sind unbequem - trotz aller Unzulänglichkeiten. Unbequemlichkeit jedoch will niemand an sich selbst erleben. Das genau ist der Hebel, mit dem CDSUAFDP ansetzen: "Wer uns wählt, braucht sich nicht umzustellen. Wir regeln alles technologieoffen!" Das wollen die Leute hören, auch wenn es wider besseres Wissen ist. Lügen und Verleumdungen gehören nun mal zu den "westlichen Werten" - da kommt's dann eh nicht mehr drauf an.....


QuoteKamu
Moderator

Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Wenn die Diskussionen ausfallend werden, zu weit vom Thema abweichen, oder die Zahl der Kommentare zu groß wird, wird das manchmal leider nötig. Sonst können wir die Kommentare nicht mehr zeitnah moderieren.


...
#42
[Julian Assange / Wikileaks (Notizen, Memos, ...) ...]
Wer ist eigentlich Julian Assange? ...
--> https://www.subf.net/linklist/index.php/topic,168.0.html
#43
Erweiterter Machtdiskurs (Politik) / [Julian Assange / Wikileaks (N...
Last post by Link - February 21, 2024, 03:03:22 PM
Quote[...] Die US-Regierung hat am zweiten Tag der Anhörung um eine mögliche Auslieferung des Whistleblowers Julian Assange ihre Argumente vorgebracht. Assange habe durch die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente der US-Sicherheit und Geheimdiensten geschadet, sagte US-Anwältin Clair Dobbin vor dem High Court in London. Zudem habe der WikiLeaks-Gründer "eine ernste und unmittelbare Gefahr geschaffen", von der unschuldige Menschen betroffen sein könnten. Assange habe "deutlich mehr getan", als ein Journalist, der Informationen beschaffe, fügte sie hinzu.

Der Whistleblower blieb der Anhörung in London auch am Mittwoch fern. Wegen einer Erkrankung verfolgt er das Verfahren nach Angaben seines Anwalts auch nicht per Video.

Die Richter sollen darüber entscheiden, ob Assange doch noch das Recht erhält, gegen eine mögliche Auslieferung an die USA in Großbritannien Berufung einzulegen. Wann das Gericht eine Entscheidung fällt, ist unklar.


Aus: "USA werfen Julian Assange Überschreitung journalistischer Aufgaben vor" (21. Februar 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2024-02/julian-assange-wikileaks-london-anhoerung

QuoteVernissage

......... "eine ernste und unmittelbare Gefahr geschaffen", von der unschuldige Menschen betroffen sein könnten. "......

zunächst einmal hatte die USA mit ihren Angriffen, diese Gefahr geschaffen, von der unschuldige Menschen betroffen waren.......es ist alles eine Farce

und wann, um Gotteswillen, wird nun endlich mal eine Entscheidung getroffen UK ? Es ist, als ob die Gerichte dort sich scheuen, dieses Urteil zu treffen - zu Recht, wie ich finde.


QuoteDrehstuhl

Die USA als Ankläger, sollten sich vielleicht die Frage stellen, wer zuvor viele Grenzen weit überschritten hat!
Assange war nur der Überbringer der ,,schlechten" Nachrichten.

Bereits Sophokles schrieb,: ,,Töte nicht den Boten!"


QuoteFrank-Werner

Den Schaden haben hier die USA zunächst einmal selber angerichtet.

Zunächst einmal, indem sie bzw. ihre Soldaten Kriegsverbrechen begangen haben. Danach, indem sie diese verheimlichen wollten.

Vor Gericht müsste nicht Herr Assange stehen, sondern diejenigen, welche genannte Kriegsverbrechen durchgeführt und verantwortet haben.

Wären die USA offen hiermit umgegangen, so hätte es auch für eine Veröffentlichung keine Grundlage gegeben.

"Geheimhaltung" und "Nationale Sicherheit" dürfen kein Argument dagegen sein, Kriegsverbrechen aufzudecken. Auch nicht bei denjenigen des eigenen Landes.


QuoteArribaChinchita

    Zudem habe der WikiLeaks-Gründer "eine ernste und unmittelbare Gefahr geschaffen", von der unschuldige Menschen betroffen sein könnten. Assange habe "deutlich mehr getan", ...

Das ist richtig mit dem mehr getan. wikileaks hat Kriegsverbrechen und Morde von US Militärs dokumentiert und publiziert. Da wurden unschuldige Menschen ganz ohne Konjunktiv betroffen.

Der Umgang mit Assange, Snowdon und Manning ist wirklich kein Ruhmesblatt für die USA und deren Verbündete. ...


QuoteKardinal Biggles

    Assange habe durch die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente der US-Sicherheit und Geheimdiensten geschadet, sagte US-Anwältin Clair Dobbin vor dem High Court in London. Zudem habe der WikiLeaks-Gründer "eine ernste und unmittelbare Gefahr geschaffen", von der unschuldige Menschen betroffen sein könnten. Assange habe "deutlich mehr getan", als ein Journalist, der Informationen beschaffe, fügte sie hinzu.

Der Mann ist Australier. ...


QuoteMax-Headroom

"Assange habe durch die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente der US-Sicherheit und Geheimdiensten geschadet, sagte US-Anwältin Clair Dobbin vor dem High Court in London. Zudem habe der WikiLeaks-Gründer "eine ernste und unmittelbare Gefahr geschaffen", von der unschuldige Menschen betroffen sein könnten."

Interessante Sichtweise der USA.

Was ist mit den unschuldigen Menschen, die Opfer hemmungsloser physischer und psychischer Gewalt durch US-amerikanische Soldaten wurden?

Was ist mit den unschuldigen Zivilisten, Kinder, Frauen und Männer, die durch US-amerikanische Soldaten getötet wurden?

Was ist mit den Kriegsgefangenen, die durch US-amerikanische Soldaten gedemütigt wurden?

Die Welt hatte ein Recht, darüber informiert zu werden und vielleicht hilft es den US-amerikanischen Soldaten, sich in Zukunft menschlicher zu verhalten.


QuoteDon_barbudo

"Was ist mit den unschuldigen Menschen, die Opfer hemmungsloser physischer und psychischer Gewalt durch US-amerikanische Soldaten wurden?"

Sie erinnern sich hoffentlich, das die Operation "Iraqi freedom" hieß?

Freiheit ist das höchste Gut! Kollateralschäden gibt es immer.


...
#44
Quote[...] Reddit hat einen Vertrag mit einem namentlich nicht genannten KI-Unternehmen abgeschlossen. Dabei handle es sich um ein großes Unternehmen, das seine Künstliche Intelligenz mit den Inhalten auf Reddit trainieren will und darf. Der Social-News-Aggregator soll dafür jährlich 60 Millionen Dollar erhalten und kurz vor seinem Börsengang stehen, berichtet Bloomberg.

Der Vertrag sei demnach bereits zu Beginn des Jahres abgeschlossen worden. Das habe Reddit mit der Angelegenheit vertrauten Personen zufolge potenziellen Investoren für den angeblich kurz bevorstehenden Börsengang mitgeteilt. Erste Verhandlungen dazu haben bereits im vergangenen Jahr stattgefunden. Eine der vertrauten Personen sieht darin ein mögliches Modell für zukünftige Verträge ähnlicher Art.

Reddit habe im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 800 Millionen Dollar erzielt – das sei eine Steigerung von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr –, allerdings immer noch keinen Gewinn erwirtschaftet. Der nun bekannt gegebene Vertragsabschluss könne den Börsengang vorantreiben, bei dem Reddit Beratern zufolge eine Bewertung von mindestens 5 Milliarden Dollar anpeilen sollte. Zuvor wurde das Unternehmen noch mit 10 Millionen Dollar bewertet.

Die Überlegungen für einen Börsengang seien bislang nicht abgeschlossen, so eine der namentlich nicht genannten Personen. Sowohl die Details des Börsengangs als auch des KI-Deals könnten sich demnach noch ändern. Reddit habe eine Stellungnahme gegenüber Bloomberg abgelehnt.

Wie die Nutzer auf Reddit das aufnehmen, bleibt abzuwarten. Zuletzt verstummte nahezu die gesamte Plattform, als der Betreiber eine "realitätsferne und unangemessene" Preiserhöhung für die Reddit-API ankündigte.

KI-Firmen sind ständig auf der Suche nach neuem Futter für ihre Sprachmodelle, so Bloomberg, und geraten dabei immer wieder in Konflikt mit den Text- und Inhalte-Lieferanten. So hat etwa die New York Times im vergangenen Jahr den ChatGPT-Bot ausgesperrt und anschließend eine Verletzung der Nutzungsbedingungen vorgeworfen. Ungefähr zur gleichen Zeit soll der Axel-Springer-Verlag einen Deal über mehrere zehn Millionen Dollar eingegangen sein, damit OpenAI auf Springer-Inhalte zugreifen und ChatGPT damit trainieren darf.

(bme)


Aus: "60 Millionen Dollar: Reddit erlaubt KI-Unternehmen Zugriff auf seiner Plattform" (17.02.2024)
Quelle: https://www.heise.de/news/60-Millionen-Dollar-Reddit-erlaubt-KI-Unternehmen-Zugriff-auf-seiner-Plattform-9631551.html
#45
Erweiterter Machtdiskurs (Politik) / [Julian Assange / Wikileaks (N...
Last post by Link - February 17, 2024, 07:02:06 PM
Quote[...] Für die einen ist er ein anarchistischer Freigeist, für die anderen ein verantwortungsloser Narzisst – mit Sicherheit aber ist Julian Assange das Opfer einer Rufmordkampagne. Ein Porträt von Michael Sonstheimer.

Es war eine fröhliche Runde an jenem Samstagabend im Dezember 2016, in der ecuadorianischen Botschaft in London. In einem kleinen stickigen Raum, dessen Fenster sich nicht öffnen ließen, saßen zwei Hacker vom Chaos Computer Club aus Berlin, die Theaterregisseurin Angela Richter, die Londoner Juristin Stella Morris und Julian Assange zusammen. Der Gründer von WikiLeaks war nicht nur wegen seiner kräftigen Stimme und Statur die bestimmende Figur der Runde. Gute 1,90 Meter groß, sehr selbstsicher, stellte Julian die Fragen, wollte von seinen Freunden wissen, was draußen so los sei. Es wurde unbekümmert gescherzt und gelacht. Niemand wusste, was dem damals 45 Jahre alten Australier mit seinen früh ergrauten Haaren noch bevorstehen würde.

Um der Verhaftung durch Scotland Yard und einer drohenden Auslieferung nach Schweden und dann in die USA zu entgehen, hatte sich Assange im Sommer 2012 in die ecuadorianische Botschaft geflüchtet und die Regierung des südamerikanischen Landes um politisches Asyl gebeten. Diese hatte ihm Asyl gewährt. Der Hacker, der 2006 die Enthüllungsplattform WikiLeaks begründet hatte, konnte die Botschaft allerdings nicht verlassen, wollte er nicht von britischen Polizisten, die unmittelbar vor der diplomatischen Vertretung Posten bezogen hatten, festgenommen werden.

Ich hatte sechs Jahre zuvor die ersten Kontakte zwischen WikiLeaks und dem ,,Spiegel" geknüpft, dessen Redaktion ich angehörte. Daniel Schmitt, so das Pseudonym, unter dem Daniel Domscheit-Berg als Sprecher von WikiLeaks auftrat, hatte mit dem ,,Stern" schlechte Erfahrungen gemacht und wollte herausfinden, ob der ,,Spiegel" der bessere deutsche Medienpartner für die Enthüllungsplattform wäre. Zusammen mit der ,,New York Times" und dem Londoner ,,Guardian" wertete das Hamburger Nachrichten-Magazin dann im Jahr 2010 Hunderttausende vertrauliche Dokumente der US-Army und der US-Regierung aus. Ein enormer Scoop für die beteiligten Medien.

Die Kolleg:innen vom ,,Guardian" hatten zunächst opponiert (,,Wozu brauchen wir die Deutschen?"), doch Assange hatte den Congress des Chaos Computer Clubs in Berlin besucht und sich mit deutschen Hackern angefreundet. Außerdem ging es ihm bei Enthüllungen stets um ,,impact maximisation", um eine größtmögliche Verbreitung und Wirkung der von WikiLeaks und seinen Medienpartnern publizierten Dokumente.

Als die von dem US-Army-Daten-Analysten Bradley (heute Chelsea) Manning heimlich bei WikiLeaks eingelieferten Dokumente veröffentlicht wurden, war die Wirkung enorm. Assange wurde innerhalb von Monaten zu einem weltweit bekannten Mann. Mithilfe der digitalen Dokumente ließen sich der US-Army Kriegsverbrechen im Irak und in Afghanistan nachweisen.

Rechte US-Journalisten und Politiker forderten daraufhin die Todesstrafe für Assange oder gar seine extralegale Tötung. Besonders unangenehm war die Veröffentlichung von mehr als 250 000 E-Mails des von Hillary Clinton geführten US-Außenministeriums, aus denen immer wieder die imperiale Arroganz und Ignoranz der Diplomat:innen der Führungsmacht des Freien Westens sprach.

Julian Assange wusste, auf was er sich einließ, als er derart brisante US-Dokumente veröffentlichte. Er war nicht so naiv zu glauben, dass die US-Regierung, ihre Geheimdienste und die US-Medien solche umfassenden Enthüllungen einfach hinnehmen würden. Meinen ,,Spiegel"-Kolleg:innen erklärte er schon in London, dass er in den USA eine Anklage wegen Spionage fürchtete und deshalb nicht mehr in die USA reisen werde. Eine weitsichtige Prognose, denn genauso kam es.

Nach den ersten großen Enthüllungen zogen sich eine Reihe von WikiLeaks-Beschäftigten zurück. Ihnen wurde das Spiel zu riskant, die persönlichen Konsequenzen zu heftig. Nicht so Julian. Er legte eine ,,Viel Feind, viel Ehr"-Attitüde an den Tag. So wie Kristin Hrafnsson, der isländische Sprecher und spätere Chefredakteur von WikiLeaks, der mir einmal auf die Frage, warum er sich die größte Militärmacht der Welt zum Gegner gemacht habe, antwortete: ,,I like difficult fights."

Es hat seine Gründe, dass derart schwierige, riskante Kämpfe mit übermächtigen Gegnern nur von Menschen aufgenommen werden, die auch nicht gerade einfache Charaktere sind. Schon als Assange in der Botschaft im selbstgewählten Exil lebte, wurde ihm von Vertreter:innen der verschiedensten Medien nachgesagt, er sei paranoid. Er kommentierte das mit dem Bonmot: Selbst wenn ich paranoid wäre, heißt das ja nicht, dass sie nicht hinter mir her sind.

Im Jahr 2013 kam es zum Bruch der ,,New York Times" und des ,,Guardian" mit WikiLeaks. Die Journalist:innen der beiden Zeitungen warfen Assange vor, dass er die Depeschen des US-Außenministeriums unredigiert im Internet veröffentlicht habe. Die beiden einstigen Medienpartner beschrieben den Australier nun als verantwortungslosen Narzissten. Er wiederum kritisierte die Medienleute als konkurrenzgetriebene Karrierist:innen, denen es vor allem darum gehe, Journalistenpreise abzugreifen und nicht irgendetwas zum Besseren zu verändern. Der libertäre Anarchist Assange prägte Sätze wie: ,,Wenn Kriege mit Lügen begonnen werden, kann Frieden mit der Wahrheit begonnen werden."

Das zunächst im globalen linken und liberalen Milieu sehr positive Image von Assange erlitt durch die Aktivitäten von schwedischen Staatsanwältinnen schweren Schaden. Sie ermittelten wegen eines ,,minderen Falles von Vergewaltigung", nachdem er in Stockholm mit zwei Schwedinnen Sex gehabt hatte, die bei der Polizei nachgefragt hatten, ob er dazu gebracht werden könnte, einen Aids-Test zu machen. Die Ermittlungen zogen sich über neun Jahre hin.

Jahre später zeigten dann britische Dokumente, dass Strafverfolger Ihrer Majestät ihre schwedischen Kolleginnen dazu gedrängt hatten, die Ermittlungen gegen Assange auf keinen Fall einzustellen. Die Rufmordkampagne funktionierte: Ein beträchtlicher Teil derer, die zunächst mit Assange und WikiLeaks sympathisierten, hielten den Australier nun für einen dubiosen, eitlen Charakter und Sexisten. Ein Journalist von Zeit Online etwa schrieb über ihn, er sei ,,verrückt", obwohl er dem Australier noch nie begegnet war.

Als ich Assange nach dem geselligen Beisammensein in der Botschaft im Dezember 2016 mehrfach besuchte, um ihn für den ,,Spiegel" zu interviewen, traf ich hingegen auf einen ausgesprochen interessanten und freundlichen Zeitgenossen. Er liebte es zu diskutieren, gerne auch kontrovers, vor allem über die digitale Revolution, den Datenkapitalismus und über die geopolitische Situation nach dem Ende des Kalten Krieges. Er war schlagfertig und neugierig. Und er war sehr höflich.

Gleichzeitig war und ist er jemand, den man in England ,,control freak" nennt. Wenn bei unseren Interviews Fotos von ihm gemacht wurden, ließ er sich anschließend die Kamera geben und löschte die Bilder, die ihm nicht gefielen. Bei der redaktionellen Arbeit von Wikileaks enervierte er notorisch seine Kolleginnen und Kollegen, indem er sich gerne in jede Kleinigkeit einmischte.

Assange hat auch Probleme damit, taktisch zu agieren und sich, wenn es mal klug wäre, zurückzuhalten, seine politischen Meinungen nicht offen auszusprechen. Diplomatie gehört nicht zu seinen Stärken. Nicht zuletzt weil die Mutter seiner damaligen Freundin und heutigen Frau Stella Moris aus Katalonien stammt, sympathisierte er mit den Unabhängigkeitsbestrebungen der zu Spanien gehörenden Region und setzte 2017 nahezu 80 Tweets zu diesem Thema ab. Nachdem ihn zwei katalanische Aktivisten in der Botschaft besucht hatten, setzte die spanische Regierung die ecuadorianische massiv unter Druck.

Der ecuadorianische Präsident erinnerte den Australier daran, dass er sich nicht in politische Angelegenheiten von mit Ecuador befreundeten Nationen einzumischen habe. Nachdem Assange weiterhin die spanische Politik kritisierte, kappte ihm Ecuador im Frühjahr 2018 den Internetzugang in der Londoner Botschaft. Es war dies der Beginn seiner schrittweisen Isolierung. Nicht viel später wurde ihm untersagt, Besuch zu empfangen.

Assange bekam gesundheitliche Probleme – mit einer Schulter, Zahnschmerzen. Zwar konnte er in der Botschaft ärztlich untersucht und behandelt werden, doch die Konsultationen wurden von einer spanischen Sicherheitsfirma aufgezeichnet. Die UC Global aus Cadiz war vom ecuadorianischen Geheimdienst angeheuert worden, verkaufte aber die Daten insgeheim in die USA an die Firma eines Großspenders von Donald Trump weiter, hinter der höchstwahrscheinlich die CIA stand.

Trump hatte zwar nach WikiLeaks-Veröffentlichungen über Hillary Clinton im Wahlkampf erklärt ,,I love WikiLeaks", doch sobald er Präsident war, ließ er seinem Justizminister, einem Ex-CIA-Mitarbeiter, und dem CIA-Chef und späteren Außenminister Mike Pompeo freie Hand, Assange wie einen Terroristen zu verfolgen. Während die Obama-Regierung aus Sorge um die Pressefreiheit noch vor einer Anklage zurückgescheut war, legte die CIA jetzt los und stellte Überlegungen an, Assange aus der ecuadorianischen Botschaft zu kidnappen oder ihn zu vergiften.

Am Ende stand eine Anklage auf der Grundlage des Spionagegesetzes von 1917, dessen addierte Höchststrafe sich auf 175 Jahre Haft beläuft und bis heute die Grundlage des Auslieferungsersuchens der US-Regierung an die britische Regierung darstellt. Veröffentlicht wurde der erste Teil der Anklage kurz nachdem Assange im April 2019 in der ecuadorianischen Botschaft in London von Scotland-Yard-Beamten verhaftet worden war. Die ecuadorianische Regierung hatte dem jahrelangen Druck der US-Regierung nachgegeben und ihr politisches Asyl widerrufen.

Julian Assange, der wie viele Hacker zumindest eine leichte Asperger-Veranlagung hat, verfiel in Depressionen. Nachdem er schon sechseinhalb Jahre in den ecuadorianischen Botschaft die Sonne nicht mehr gesehen hatte, landete er jetzt im Hochsicherheitsgefängnis Ihrer Majestät Belmarsh im Südosten Londons.

Als Nils Melzer, der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für Folter, ihn im Mai 2019 mit Ärzten im Gefängnis besuchen konnte, sprach er anschließend von den Folgen psychologischer Folter und der akuten Gefahr, dass Assange Suizid begehen könnte. So sah es auch die Richterin des Westminster-Bezirksgerichts, die im Januar 2021 entschied, dass der Australier nicht an die USA ausgeliefert werden dürfe, weil in einem US-Hochsicherheitsgefängnis akute Suizidgefahr bestünde.

Natürlich gingen die Anwälte der US-Regierung in Berufung und der High Court entschied Ende 2021 gegen Assange. Seitdem hat der WikiLeaks-Gründer durch alle Instanzen verloren und es scheint so, als ob die britischen Richter:innen die US-Regierung auf keinen Fall brüskieren wollen.

Julian Assange hat – die Hoffnung stirbt zuletzt – eine relativ optimistische Einschätzung seiner Situation. Er kann es sich nicht vorstellen, dass die Führungsmacht des Freien Westens, die beständig Länder wie China oder Russland der Verletzung der Medienfreiheit anklagt, ihre heuchlerischen Doppelstandards aufrecht erhalten will. Auch die Regierung seines Heimatlandes Australien, stets ein treuer Alliierter und Waffenbruder der USA, hat wiederholt öffentlich erklärt ,,enough is enough" und die Freilassung des australischen Staatsbürgers Assange gefordert. Im Gegensatz zur deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, die, wenn es um Assange geht, opportunistisch kuscht.

Assange gehe es den Umständen entsprechend, sagt seine Frau Stella. Er habe zwar nach über vier Jahren im Hochsicherheitsgefängnis noch immer keinen Computer, könne jedoch ziemlich unbegrenzt aus dem Gefängnis mit ihr und seinen zahlreichen Anwält:innen telefonieren. Aber so eine fröhliche Runde wie die im Dezember 2016 in der ecuadorianischen Botschaft, diesmal in Freiheit, ohne Überwachung, wäre doch etwas ganz anderes. Und sie wäre überfällig.

Michael Sontheimer ist Journalist und Historiker. Er war Mitbegründer der ,,Taz", arbeitete später für ,,Zeit" und ,,Spiegel" und ist Mitbegründer der Schriftstellervereinigung PEN Berlin.


Aus: "Julian Assange: Ein Mann, viele Gesichter" Michael Sontheimer (14.02.2024)
Quelle: https://www.fr.de/politik/wikileaks-gruender-julian-assange-ein-mann-viele-gesichter-92832734.html

Michael Sontheimer (* 17. Februar 1955 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Journalist und Historiker.
https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Sontheimer
#46
Erweiterter Machtdiskurs (Politik) / [Julian Assange / Wikileaks (N...
Last post by Link - February 17, 2024, 06:51:50 PM
Frage von Lukas K. • 28.01.2022 | Setzen Sie sich für politisches Asyl für Julian Assange ein?
Antwort von Luise Amtsberg - Bündnis 90/Die Grünen • 01.07.2022 Sehr geehrter Herr K., ... Die Bundesregierung hat ihr Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit des britischen Justizsystems immer betont. Weder rechtlich noch praktisch hat die Bundesregierung eine Handhabe, Einfluss auf die Entscheidungen zu nehmen, die jetzt in Großbritannien in einem gesetzlich sehr eng gesteckten Rahmen anstehen. ...
https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/luise-amtsberg/fragen-antworten/setzen-sie-sich-fuer-politisches-asyl-fuer-julian-assange-ein

-

" ... Im Wahlkampf war die Sache noch einfach. Die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock forderte noch im September 2021 die ,,sofortige Freilassung" von Wikileaks-Gründer Julian Assange. Dann wurde Baerbock Außenministerin und äußerte sich zu der Angelegenheit nur noch sehr ungern. Man habe ,,keinen Zweifel daran, dass die britische Justiz rechtsstaatliche Prinzipien anwendet und die Menschenrechte achtet", heißt es nun. ... [Die] Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung [...] heißt Luise Amtsberg und ist ebenfalls Grünen-Politikerin. In diesem Fall ist das vielleicht das Problem an der Sache, denn es hat den Anschein, dass es sich Amtsberg in erster Linie nicht mit der Außenministerin verscherzen will. Anders lässt es sich nicht erklären, dass sie vorwiegend im Verborgenen arbeitet. Das hat im vergangenen Jahr sogar richtig zu Ärger geführt, weil Amtsberg ein Treffen mit der iranischen Aktivistin Masih Alinejad regelrecht geheim halten wollte, worauf die Regimegegnerin verärgert reagierte.
Zu Assange will Amtsberg nichts sagen. Aber selbst das darf man eigentlich nicht schreiben. Denn dass die Menschenrechtsbeauftragte für ein Interview nicht zur Verfügung steht, teil das Auswärtige Amt ,,unter 3" mit. Das bedeutet, dass auch diese Information eigentlich nicht verwendet werden darf. Vehementer kann man nicht schweigen. ..."
Aus: "Im Fall Assange sind die Grünen auffällig still" Christine Dankbar (15.02.2024)
Quelle: https://www.fr.de/politik/assange-und-die-verstummten-gruenen-92834690.html

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Erweiterter Machtdiskurs (Politik) / [Julian Assange / Wikileaks (N...
Last post by Link - February 17, 2024, 06:43:06 PM
Quote[...] Sollte er ausgeliefert werden, ist das persönliche Tragik - die Pressefreiheit ist nicht bedroht.

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Jost Müller-Neuhof ("Drohende Auslieferung von Julian Assange: Wikileaks war immer auch ein Irrtum", 25.02.2024)

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Quote[...] Die Unterstützer von Julian Assange, dem Mitbegründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, schauen am Dienstag und Mittwoch nach London. Vor dem höchsten britischen Gericht findet dann eine Anhörung statt, bei der sich Assanges Schicksal entscheiden dürfte. Lehnen die Richter Assanges Einspruch ab, könnte Assange direkt in die USA ausgeliefert werden, wo ihm wegen Spionagevorwürfen bis zu 175 Jahre Haft drohen. Damit endet in der höchsten Instanz Assanges fünfjähriger Kampf vor britischen Gerichten.

2010 und 2011 wurden Wikileaks und Assange durch eine Reihe von Veröffentlichungen weltberühmt. Damals veröffentlichte die Plattform gemeinsam mit Medienpartnern mehrere Hunderttausend Geheimdokumente der US-Armee aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak sowie eine Viertelmillion vertrauliche Depeschen des US-Außenministeriums und wies so Kriegsverbrechen der westlichen Militärallianz nach. Die Whistleblowerin Chelsea Manning hatte Wikileaks die Dateien zugespielt. In den USA wurde Assange zum Staatsfeind erklärt, seine Plattform Wikileaks zum "feindlichen Geheimdienst" (Ex-CIA-Chef Mike Pompeo).

Seit fast zwölf Jahren lebt Assange nun in Gefangenschaft: erst im beengten Exil in der ecuadorianischen Botschaft in London, seit 2019 dann isoliert im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Sein Zustand gilt als kritisch. Durch seinen langen Kampf ist er zu einer globalen Galionsfigur des Widerstands und der Informations- und Pressefreiheit geworden. Aber immer wieder steht Assange auch in der Kritik: wegen seines radikalen Verständnisses von Informationsfreiheit, seiner vermeintlichen Nähe zu Wladimir Putin und Donald Trump oder seinem Verhalten gegenüber Frauen.

In diesem Spezial von Was jetzt? sprechen Jannis Carmesin und Holger Stark, der stellvertretende Chefredakteur der ZEIT, über Assanges Kampf und seine ambivalente Persönlichkeit. Stark hat eng mit Assange zusammengearbeitet, ihn über Jahre immer wieder getroffen und sagt: "Das Signal, das von einer Auslieferung von Assange ausginge, wäre ein fatales."

Moderation und Produktion: Jannis Carmesin

Redaktion: Elise Landschek

Mitarbeit: Henrike Hartmann

Sounddesign: Joscha Grunewald


Aus: "Podcast: Was jetzt? / Wikileaks-Gründer: Die vielen Gesichter des Julian Assange"
Jannis Carmesin und Holger Stark (17. Februar 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-02/wikileaks-gruender-julian-assange-prozess-nachrichtenpodcast

QuoteDesilliosoniert

Es ist immer noch wie im tiefsten Mittelalter. Es wird lieber der Überbringer einer Nachricht kalt gestellt, als sich mit DER NACHRICHT zu beschäftigen und darauf zu reagieren.

Traurig.


Quotethiak

Es gibt keinen Geheimnisverrat an Verbrechen.


Quotealice_42

>> ... und seine ambivalente Persönlichkeit <<

... es besteht keinerlei Zusammenhang zwischen seiner wie auch immer gearteten Persönlichkeit und den Bedingungen und Umständen seiner Inhaftierung.


QuoteKardinal Biggles

Aber immer wieder steht Assange auch in der Kritik: wegen seines radikalen Verständnisses von Informationsfreiheit, seiner vermeintlichen Nähe zu Wladimir Putin und Donald Trump oder seinem Verhalten gegenüber Frauen.

... er hat es geschafft diejenigen in das richtige Licht zu rücken, die sich selbst gerne als Ausbund des Liberalismus feiern, dann wenn es drauf ankommt aber schnell mit Verbot und Zensur zur Hand sind und auch ordentlich mit Dreck werfen. ...


Quotetom_s

Für mich bleibt Assange eine Figur die im Grunde auch für unsere westlichen Freiheiten kämpfte und exeplarisch für deren Niedergang steht. Ich sehe ihn nicht als Aktivisten sondern als jemanden der eine radikale Form des investigativen Journalismus etablieren wollte. Sein Schicksal steht sinnbildlich dafür, wie es um unsere Freiheiten im Westen heute bestellt ist.

Das Konzept das er repräsentierte ist meiner Ansicht nach nicht in erster Linie an ihm, sondern an der Realität gescheitert in der wir leben. Im Grunde ging es denke ich darum, eine kritische Weltöffentlichtlichkeit zu schaffen, die das gemeinsame Interesse über die Interessen von Regierungen und Unternehmen stellen sollte. Im Grunde ein revolutionärer Ansatz, auch wenn dieser in der Praxis wohl bis auf weiteres als gescheitert betrachtet werden muss. Es bleibt die Hoffnung, dass diese Ideen in der einen oder anderen Form fortbestehen und wiederaufleben werden.


QuoteTeefürzweifix

Fünf Jahre schon hält die britische Justiz einen von den Haftbedingungen längst gesundheitlich ruinierten Assange in einem Hochsicherheitstrakt gefangen. Alles für einen weit zurückliegenden Verstoß gegen Gerichtsauflagen, die in einem Rechtsstaat längst abgesessen wären. Regierungen kommen und gehen. Nur die US-hörigen Tory-Minister wagen es nicht, gegen den Willen des "großen Bruders" zu handeln.


Quotetechnischer_Fehler

... Oben steht es doch:

    wies so Kriegsverbrechen der westlichen Militärallianz nach

Demnach steht Assange als Kronzeugen Straffreiheit zu. Was bei der Mafia geht, sollte doch auch bei der Aufdeckung von Kriegsverbrechen möglich sein.


Quotetempushorizon

Skandal wäre noch ein schwaches Wort für den Umgang des "Wertewestens" mit Assange. Und es ist kein Einzelfall. Edward Snowden, Chelsea Mannings sind nur fast vergessen. Warum hat die Bundesregierung Snowden eigentlich kein politisches Asyl angeboten?

,,Glaubwürdigkeit des Rechtsstaats stark angeschlagen" Im Umgang mit Julian Assange werde ein Präzendenzfall geschaffen, sagte der UN-Sonderberichterstatter über Folter, Nils Melzer, im Dlf. ...
Nils Melzer im Gespräch mit Christoph Sterz | 06.02.2020
https://www.deutschlandfunk.de/der-fall-julian-assange-glaubwuerdigkeit-des-rechtsstaats-100.html


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#48
Ich schreibe, wie man Filme schneidet - Klaus Theweleit // HEINER MÜHLENBROCK - DER ESSAYFILM (2022)
Ein Vortrag von Klaus Theweleit (Literaturwissenschaftler, Kulturtheoretiker und Schriftsteller)
Auf seiner Webseite listet Theweleit seine Arbeitsschwerpunkte auf: ,,Wörter, Töne, Bild. Faschismustheorie. Theorie der Gewalt. Gender Studies. Theorie der Medien. Popkultur. Film." In seiner Rede zum Adorno-Preis für Jean-Luc Godard (1995) offenbarte Theweleit seine Faszination für das Denken in oder mit Bildern und die sich daraus ergebende Montage. Trotz seiner, wie er es selbst formuliert, lebenslänglichen Verwicklung mit dem Film, und obwohl seine Texte gern als filmisch etikettiert werden, scheut Theweleit sich vor der direkten Berührung mit dem Apparat und den Institutionen.
https://youtu.be/iABnqkB7zY4
#49
Erweiterter Machtdiskurs (Politik) / --> [Klaus Theweleit (Notizen)...
Last post by Link - February 17, 2024, 12:26:39 PM
#50
Klaus Theweleit
Das RAF-Gespenst
Produktion: supposé 2001
2 Audio-CDs, 130 Minuten
" ... Ein Gespenst geht um in Deutschland - das Gespenst der RAF...
Mit der Generation von Vietnam und SDS, mit der APO und ihren überhitzten theoretischen Endlos-Schleifen, den ersten Kommunarden und sexuellen Hochleistungsartisten, dem Zusammengehen von Kontrazeptiva und wildem Denken, erproben sich neue Formen des Sprechens und schließlich auch die Sprache der Gewalt.
Als das Klima sich später verschärft, man das Reaktionäre, Überlebte mit Terror zu exorzieren versucht, werden die Aktionen zu wütenden Selbstläufern. Dem eigenen Dilemma von Sympathie und Verweigerung angesichts der hochgeputschten militanten Töne und paranoiden Zwischentöne der regiden Revolutionäre folgt Theweleit in seinen sehr persönlichen, durch die eigene Biographie angereicherten Analysen bis hin zu der Frage: Radikalismus der RAF und Radikalismus in der Kunst - was hat das miteinander zu tun? Worin liegt ihre gespenstische Schönheit, die Blässe des Todes und das Geheimnis dieses noch immer lebendigen Mythos? ..."
https://suppose.de/produkt/klaus-theweleit-raf/

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Klaus Theweleit das RAF-Gespenst (Auszüge)
Ich dachte, dies wäre "mein letztes Wort" zur Geschichte; und nicht nur meins. Das war eine Täuschung. Das RAF-Gespenst wird weiter geistern, alle fünf oder zehn Jahre neu belebt, und auch in den Zwischenräumen. Warum? Weil die entstellten Gesichter der Stammheim Five dazu ausersehen sind, die Geschichte von "68" insgesamt historiographisch abzuführen: in den Geschichtsgully, als "kriminell" bzw. als "Nie Gewesen". So wie Billy The Kid geistert, und so wie sich kein Mensch in Deutschland "erinnert", was z.B. der Aufstand der Ruhrarbeiter 1920 gewesen ist. Es hat ihn nicht gegeben, so wie es "68" eines Tages nicht gegeben haben wird. Diedrich Diedrichsen spricht vom 68er-Bashing als längst etablierten "Volkssport", in der Tat waren sie alle beteiligt, von SPEX bis BILD. Es darf in Deutschland kein Andenken geben an irgendeine je gelungene oder auch nur halbwegs passable Revolte. (Ist mit dem 20.Juli erledigt!)
Die Gefahr: würde man den Komplex "68" auch nur in seiner mildesten Positivform als "Aufbruch der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft in die postfaschistische Zivilisation" - wie Antje Vollmer das gern phantasiert - stehen- und durchgehnlassen, der Mythos von "68" würde unentwegt wachsen; ins Riesenhafte, Legendäre - unabhängig von den "Tatsächlichkeiten" die 68 ausmachen. Die deutsche "Rechte", der bundesdeutsche "Kohlismus", die hier herrschenden Kräfte seit, sagen wir: 1250, würden das niemals zulassen. Und sie werden gesiegt haben, am Ende, wie immer.
https://youtu.be/dxuggQ4uto4

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