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#41
Quote[...] ,,Die Macht werden sie nie erringen", schrieb der Schriftsteller Jörg Fauser 1984 in einer grandiosen TransAtlantik-Story über die neu gegründeten und ziemlich bescheuerten Grünen. Wenn es ihnen aber gelänge, ,,Risse in die Betonmauern der Macht zu hämmern", dann hätten sie ihren Platz gefunden. Das entsprach noch viele Jahre dem Existenzialismusgefühl jener, die ,,alternativ" sein wollten, im Glauben, sie könnten am Rand eines schlimmen ,,Systems" – A14 aufwärts besoldet – ein gesellschafts- und staatskritisches Leben führen.

Aber manche Menschheitsbewegungen werden halt für ein Ziel gegründet, das sie noch gar nicht kennen können, weil es zu weit in der Zukunft liegt. Wenn die Zeit dann sichtbar eine andere geworden ist, geht es darum, Verantwortung für das zu übernehmen, was jetzt ist und was ansteht. Deshalb war es konsequent, dass Winfried Kretschmann und dann bundespolitisch Robert Habeck die Grünen programmatisch und kulturell in das Zentrum der Gesellschaft und der politischen Macht geführt haben.

Dort allerdings scheinen die Grünen im Moment ziemlich allein zu sein. Das Problem der Grünen besteht jedoch nicht darin, dass ihnen die Wähler davonlaufen, sondern in den beiden anderen an der Bundesregierung beteiligten Parteien. Die FDP wird von Christian Lindners Kette politischer Fehler zurückgeworfen, die SPD ist seit Jahren in einem existenziellen Niedergang. Der aktuelle Trick 17 des politischen und medialen Diskurses besteht darin, dass man beiden einzureden versucht, beziehungsweise die sich einreden, dass ihr Pro�blem nicht sie selbst seien, sondern die Grünen.

Die oppositionelle Union tut gar so, als seien die Grünen ein nationales Unglück und an allem schuld, was CDU und CSU in den letzten Jahrzehnten in Regierungsverantwortung gemacht oder eben nicht gemacht haben. Besonders bemühte Strategen legen noch eins drauf, indem sie behaupten, eine Koalition mit den Grünen würde Unionswähler scharenweise zur AfD treiben. Das ist der zentrale Spin derzeit: Die Grünen sind giftig, wer sich mit ihnen einlässt, verliert.

Demokraten, Bürger: Die Grünen sind bei allen Dysfunktionalitäten – von der unpolitischen Jugendorganisation bis zur sich selbst genügenden Fraktion – die einzige Partei, die auf das Ende der ,,Normalität", also des Lebens, wie wir es kannten, politisch reagieren will. Sie ist die zentrale politische Kraft der gemäßigt progressiven Leute, die den Staat und seine Verfassung schützen und seine Wirtschaft postfossil und damit zukunftstauglich machen wollen.

Das sind Leute, die dafür selbstverständlich bereit sind, Kompromisse mit allen anders tickenden Demokraten zu schließen. Wenn manche von denen jetzt so tun, als seien die Grünen alles Irre, dann ist das der Versuch, der Veränderungsnotwendigkeit auszuweichen. Es ist auch ein völlig unakzeptabler Affront gegen ihre Wähler, also hart arbeitende Leute, die das Land, seine Wirtschaft und den Sozialstaat mit am Laufen halten.

Es ist vor allem – siehe Schlüttsiel und zuletzt am Aschermittwoch in Biberach und Schorndorf – ein gefährlicher Spin, der die Zivilität dieser Gesellschaft erodiert, die notwendigen Kompromisse für eine gemeinsame Zukunft desavouiert und damit letztlich nur den Demokratiefeinden nützt.

Es gibt darauf aber nur eine Antwort: Gegen die Wut auf den Zeitenbruch verbindliche und klare Argumente setzen, um mehr Leute dafür zu gewinnen. Gegenwut hilft sicher nicht, nett sein auch nicht. Aber wir müssen jetzt die Risse in der Gesellschaft kitten, nicht weiter aufreißen.


Aus: "Partei als Feindbild: Sind die Grünen giftig?" Eine Kolumne von Peter Unfried Chefreporter der taz (20.2.2024)
Quelle: https://taz.de/Partei-als-Feindbild/!5990187/

QuoteKohlrabi

Ich wohne dort, wo die Grünen auf 40% kommen. All Time High.

Grün zu wählen und zu "sein" ist ein Signal an die Außenwelt: Wir haben es geschafft, wir sind außerhalb des proletarischen Hamsterrades, wir sind keine Proleten mehr, wir sind jetzt bürgerlich und postmaterialistisch, aber trotzdem noch ... äh ... cool und kritisch.

Kein Wunder, dass das von außerhalb der Blase Abneigungen auf sich zieht.

Aber deshalb sind die Grünen auch relativ stabil, weil sie keine Klasse repräsentieren, sondern ein diffuses Milieu, das sich selbst - teils irrtümlich - im gesellschaftlichen Aufstieg begreift.


QuoteKarl Murks

Die Grünen sind eine Partei, die man leicht hassen kann. Lauter Leute, die den ganzen Tag erzählen, sie seien heiliger als du und nur im Auftrag von Fortschritt und Glückseeligkeit unterwegs. Dazu kommt dann noch eine sehr oberlehrerhafte Art der Kommunikation und eine geringe Neigung dazu, andere Sichtweisen zu akzeptieren.


QuoteSam Spade

Zwei Dinge mögen Menschen gar nicht: Wenn man versucht ihre Gewohnheiten zu ändern und wenn ihr Weltbild beeinträchtigt wird.

Merkel und Kohl haben in diesem Sinne Politik betrieben, indem sie den Bürgern ja nicht zuviel zumuten wollten. Das Ergebnis waren insgesamt 32 Jahre Reformstau. Mit verhängnisvollen Folgen nicht nur im Bereich des Klimaschutzes.

Und dann kommt eine Partei mit an die Regierung die lösungsorientiert handelt und konkrete Vorschläge unterbreitet und was passiert: statt Aufbruchstimmung machen sich Verlustängste bei großen Teilen der Bevölkerung breit. Und zudem wird sie noch von den eigenen Koalitionspartnern ausgebremst.

Das Ganze ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten.


QuoteMustardman

Die Grünen haben einfach nicht kapiert, dass sie ihre Politik auch richtig verkaufen müssen. Gerade wenn man so angreifbar ist, muss man das sehr systematisch und nachdrücklich angehen. Also erreichbare Ziele formulieren, konsequent darauf hinarbeiten und nie vergessen, den anderen Parteien bei jeder Gelegenheit einen reinzuwürgen.

Aber ganz im Gegenteil tun die Grünen immer so, als würde jeder alles von allein einsehen, dabei sind sie die missverstandenste Partei von allen. Was auch daran liegt, dass sie von allen Seiten ganz systematisch attackiert werden und das auf fruchtbaren Boden fällt.

Kurz: Die Grünen sind einfach politisch völlig ungeschickt, was den Transport und die Durchsetzung ihrer Ziele angeht. Da fehlt einfach die Frechheit, Unverschämtheit und Unverfrorenheit von Leuten wie Lindner, Söder und anderswo Trump und Putin. Und Frechheit siegt nunmal.

Ganz anständig und wortkarg unterzugehen ist nur gesinnungsethisch eine Tugend, praktisch gesehen ist es nur hinter beleidigter Resignation versteckte Inkompetenz.

Sorry, aber wer das Ziel will, muss auch die Mittel wollen, da darf man ruhig auch zynisch und bösartig sein, wenn es nur hilft. Letztlich verhalten die Grünen sich oft wie ein Mobbingopfer. Ihnen fehlen einfach ein paar zynische Machtmenschen. Die braucht man nämlich auch, sonst ist man immer nur Opfer, nie Täter (im produktiven Sinn).


QuoteAl Dente

@Mustardman Wenn die Maßnahmen für den Klimaschutz dazu führen, dass das Leben von immer mehr Menschen nicht mehr funktioniert (weil sie z. B. entweder energetisch 'optimalen' Wohnraum nicht bezahlen können, oder aber ihre Heiz-/Energiekosten), dann werden sie sich für die Zusage einer CO2-Neutralität im Jahr 2045 nicht mehr interessieren.

Man kann von dem, was vermutlich (gut begründet!) nötig ist, immer nur das umsetzen, was real (und sozialverträglich!) möglich ist. Und ja - 'sozialverträglich' meint in diesem Zusammenhang vorrangig die eigene Gesellschaft und nicht die ganze Welt; übrigens nicht, weil diese Gesellschaft sich für 'besser' hält als andere.

Ich gehe darum auch auch davon aus, dass z. B. das Verbrenner-Aus für 2035 nicht Bestand haben wird. Wir sind (aus meiner Sicht) auf dem richtigen Weg, aber die Etappenziele sind völlig irrational und die Mittel zu ihrer Durchsetzung oft kontraproduktiv.

"Da fehlt einfach die Frechheit, Unverschämtheit und Unverfrorenheit von Leuten wie Lindner, Söder und anderswo Trump und Putin."

"Ihnen [den Grünen] fehlen einfach ein paar zynische Machtmenschen. Die braucht man nämlich auch, sonst ist man immer nur Opfer, nie Täter (im produktiven Sinn)."

Gruselige Vorstellung!

Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass unsere Demokratie stabil genug (konstruiert) ist, um genau das verhindern zu können.


QuoteRudolf Fissner

Wenn die Grünen giftig sind, was ist dann die SPD mit ihren weitaus horrenderen Umfrageergebnissen?
Die Grünen haben ihr Bundestags-Ergebnis gehalten. Die SPD hat 10% verloren.

Giftig sind die Grünen offensichtlich nur gefühlt.


QuoteManuel Bonik

Früher waren die Grünen die schrägen Vögel. Jetzt scheinen sie mir die einzige Partei, die erwachsen und zeitnah auf Probleme oder gar Krisen reagiert.


QuoteCiro

Ich denke auch: der Politik wird oft vorgeworfen, sie wäre nicht ehrlich. Und dann ist da eine Partei, die sagt, wir können nicht so weitermachen mit der Zerstörung des Planeten, und es ist auch wieder nicht recht.


QuoteFilou

Die Grünen haben wieder das Problem als Verbotspartei gesehen zu werden. Verbote, das mögen die Menschen nicht. Die Grünen haben zwar konstant ihre Stammwähler, aber das war's momentan auch.


QuoteNina Zabienski

Der Hass und die Hetze gegen die Grünen von seitens Söder und Co waren oft so überdimensioniert, dass man vielleicht auch mal nach der Psychologie dieses Tuns fragen könnte. Baerbock, Habeck und Lemke agieren zielorientiert, souverän, mit neuen Kommunikationsmustern, die gut ankommen. Und auch viele andere Grünen äußern sich oft mit einer Ernsthaftigkeit, die gegen das allgemeine Blabla der etablierten PolitikerInnen hervorsticht. Ja, wer jetzt am lautesten gegen die Grünen hetzt, der kann wohl auf der Persönlichkeits-und Charakterebene vieler Grünen so gar nicht mithalten, ein möglicher Grund für unterirdische Machtkämpfe.


QuoteJim Hawkins

Die Grünen machen alles richtig, nur sind die Leute zu dumm oder zu manipuliert, um das zu begreifen.
So kann man es auch drehen.


QuoteWalterismus

"Aber wir müssen jetzt die Risse in der Gesellschaft kitten, nicht weiter aufreißen."

Der Riss verläuft zwischen der Stadt und dem Land. Und genau hier sieht man bei den Grünen auch ein Kompetenzproblem, sowie Interessenproblem. Die Grünen Wähler sind hauptsächlich in Urbanen Räumen stark. Dementsprechend ist auch die Grüne Politik auch eher aus einem Stadtblickwinkel.

Wenn man mal die Forderungen der Grünen im Verkehrssektor durchliest und den Blickwinkel der Ländlichen Regionen annimmt, dann merkt man schnell das die Ideen auf dem Land nicht darstellbar sind und sogar die Stadt weiter aufwertet, wogegen das Land herunter fällt.

Sammeltaxi Idee vs. Ausbau der U-Bahnen

Die Grünen sind nicht für alles Schuld, sie sind aber mit ihrem Theoretischen und Einseitigen Blickwinkel für die Gesellschaft problematisch.

Die Anfeindungen sind unschön, aber nicht verwunderlich, wenn ein Großteil der Bevölkerung auf dem Land das Gefühl hat, die Grüne Politik bringt nur Nachteile im Gegensatz zur Stadt.


QuoteSuryo

"Dabei ist sie doch die einzige, die auf das Ende der ,,Normalität" ernsthaft reagieren will."

Mag sein, aber genau solche Äußerungen machen sie dann eben wieder unsympathisch.
Die Grünen sind die Streberpartei. Der Streber mag recht haben, bzw. mag Wissen gut reproduzieren können, aber es mag ihn eben keiner.


QuotePerkele
gestern, 12:51

Die Grünen sind unbequem - trotz aller Unzulänglichkeiten. Unbequemlichkeit jedoch will niemand an sich selbst erleben. Das genau ist der Hebel, mit dem CDSUAFDP ansetzen: "Wer uns wählt, braucht sich nicht umzustellen. Wir regeln alles technologieoffen!" Das wollen die Leute hören, auch wenn es wider besseres Wissen ist. Lügen und Verleumdungen gehören nun mal zu den "westlichen Werten" - da kommt's dann eh nicht mehr drauf an.....


QuoteKamu
Moderator

Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Wenn die Diskussionen ausfallend werden, zu weit vom Thema abweichen, oder die Zahl der Kommentare zu groß wird, wird das manchmal leider nötig. Sonst können wir die Kommentare nicht mehr zeitnah moderieren.


...
#42
[Julian Assange / Wikileaks (Notizen, Memos, ...) ...]
Wer ist eigentlich Julian Assange? ...
--> https://www.subf.net/linklist/index.php/topic,168.0.html
#43
Quote[...] Die US-Regierung hat am zweiten Tag der Anhörung um eine mögliche Auslieferung des Whistleblowers Julian Assange ihre Argumente vorgebracht. Assange habe durch die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente der US-Sicherheit und Geheimdiensten geschadet, sagte US-Anwältin Clair Dobbin vor dem High Court in London. Zudem habe der WikiLeaks-Gründer "eine ernste und unmittelbare Gefahr geschaffen", von der unschuldige Menschen betroffen sein könnten. Assange habe "deutlich mehr getan", als ein Journalist, der Informationen beschaffe, fügte sie hinzu.

Der Whistleblower blieb der Anhörung in London auch am Mittwoch fern. Wegen einer Erkrankung verfolgt er das Verfahren nach Angaben seines Anwalts auch nicht per Video.

Die Richter sollen darüber entscheiden, ob Assange doch noch das Recht erhält, gegen eine mögliche Auslieferung an die USA in Großbritannien Berufung einzulegen. Wann das Gericht eine Entscheidung fällt, ist unklar.


Aus: "USA werfen Julian Assange Überschreitung journalistischer Aufgaben vor" (21. Februar 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2024-02/julian-assange-wikileaks-london-anhoerung

QuoteVernissage

......... "eine ernste und unmittelbare Gefahr geschaffen", von der unschuldige Menschen betroffen sein könnten. "......

zunächst einmal hatte die USA mit ihren Angriffen, diese Gefahr geschaffen, von der unschuldige Menschen betroffen waren.......es ist alles eine Farce

und wann, um Gotteswillen, wird nun endlich mal eine Entscheidung getroffen UK ? Es ist, als ob die Gerichte dort sich scheuen, dieses Urteil zu treffen - zu Recht, wie ich finde.


QuoteDrehstuhl

Die USA als Ankläger, sollten sich vielleicht die Frage stellen, wer zuvor viele Grenzen weit überschritten hat!
Assange war nur der Überbringer der ,,schlechten" Nachrichten.

Bereits Sophokles schrieb,: ,,Töte nicht den Boten!"


QuoteFrank-Werner

Den Schaden haben hier die USA zunächst einmal selber angerichtet.

Zunächst einmal, indem sie bzw. ihre Soldaten Kriegsverbrechen begangen haben. Danach, indem sie diese verheimlichen wollten.

Vor Gericht müsste nicht Herr Assange stehen, sondern diejenigen, welche genannte Kriegsverbrechen durchgeführt und verantwortet haben.

Wären die USA offen hiermit umgegangen, so hätte es auch für eine Veröffentlichung keine Grundlage gegeben.

"Geheimhaltung" und "Nationale Sicherheit" dürfen kein Argument dagegen sein, Kriegsverbrechen aufzudecken. Auch nicht bei denjenigen des eigenen Landes.


QuoteArribaChinchita

    Zudem habe der WikiLeaks-Gründer "eine ernste und unmittelbare Gefahr geschaffen", von der unschuldige Menschen betroffen sein könnten. Assange habe "deutlich mehr getan", ...

Das ist richtig mit dem mehr getan. wikileaks hat Kriegsverbrechen und Morde von US Militärs dokumentiert und publiziert. Da wurden unschuldige Menschen ganz ohne Konjunktiv betroffen.

Der Umgang mit Assange, Snowdon und Manning ist wirklich kein Ruhmesblatt für die USA und deren Verbündete. ...


QuoteKardinal Biggles

    Assange habe durch die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente der US-Sicherheit und Geheimdiensten geschadet, sagte US-Anwältin Clair Dobbin vor dem High Court in London. Zudem habe der WikiLeaks-Gründer "eine ernste und unmittelbare Gefahr geschaffen", von der unschuldige Menschen betroffen sein könnten. Assange habe "deutlich mehr getan", als ein Journalist, der Informationen beschaffe, fügte sie hinzu.

Der Mann ist Australier. ...


QuoteMax-Headroom

"Assange habe durch die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente der US-Sicherheit und Geheimdiensten geschadet, sagte US-Anwältin Clair Dobbin vor dem High Court in London. Zudem habe der WikiLeaks-Gründer "eine ernste und unmittelbare Gefahr geschaffen", von der unschuldige Menschen betroffen sein könnten."

Interessante Sichtweise der USA.

Was ist mit den unschuldigen Menschen, die Opfer hemmungsloser physischer und psychischer Gewalt durch US-amerikanische Soldaten wurden?

Was ist mit den unschuldigen Zivilisten, Kinder, Frauen und Männer, die durch US-amerikanische Soldaten getötet wurden?

Was ist mit den Kriegsgefangenen, die durch US-amerikanische Soldaten gedemütigt wurden?

Die Welt hatte ein Recht, darüber informiert zu werden und vielleicht hilft es den US-amerikanischen Soldaten, sich in Zukunft menschlicher zu verhalten.


QuoteDon_barbudo

"Was ist mit den unschuldigen Menschen, die Opfer hemmungsloser physischer und psychischer Gewalt durch US-amerikanische Soldaten wurden?"

Sie erinnern sich hoffentlich, das die Operation "Iraqi freedom" hieß?

Freiheit ist das höchste Gut! Kollateralschäden gibt es immer.


...
#44
Quote[...] Reddit hat einen Vertrag mit einem namentlich nicht genannten KI-Unternehmen abgeschlossen. Dabei handle es sich um ein großes Unternehmen, das seine Künstliche Intelligenz mit den Inhalten auf Reddit trainieren will und darf. Der Social-News-Aggregator soll dafür jährlich 60 Millionen Dollar erhalten und kurz vor seinem Börsengang stehen, berichtet Bloomberg.

Der Vertrag sei demnach bereits zu Beginn des Jahres abgeschlossen worden. Das habe Reddit mit der Angelegenheit vertrauten Personen zufolge potenziellen Investoren für den angeblich kurz bevorstehenden Börsengang mitgeteilt. Erste Verhandlungen dazu haben bereits im vergangenen Jahr stattgefunden. Eine der vertrauten Personen sieht darin ein mögliches Modell für zukünftige Verträge ähnlicher Art.

Reddit habe im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 800 Millionen Dollar erzielt – das sei eine Steigerung von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr –, allerdings immer noch keinen Gewinn erwirtschaftet. Der nun bekannt gegebene Vertragsabschluss könne den Börsengang vorantreiben, bei dem Reddit Beratern zufolge eine Bewertung von mindestens 5 Milliarden Dollar anpeilen sollte. Zuvor wurde das Unternehmen noch mit 10 Millionen Dollar bewertet.

Die Überlegungen für einen Börsengang seien bislang nicht abgeschlossen, so eine der namentlich nicht genannten Personen. Sowohl die Details des Börsengangs als auch des KI-Deals könnten sich demnach noch ändern. Reddit habe eine Stellungnahme gegenüber Bloomberg abgelehnt.

Wie die Nutzer auf Reddit das aufnehmen, bleibt abzuwarten. Zuletzt verstummte nahezu die gesamte Plattform, als der Betreiber eine "realitätsferne und unangemessene" Preiserhöhung für die Reddit-API ankündigte.

KI-Firmen sind ständig auf der Suche nach neuem Futter für ihre Sprachmodelle, so Bloomberg, und geraten dabei immer wieder in Konflikt mit den Text- und Inhalte-Lieferanten. So hat etwa die New York Times im vergangenen Jahr den ChatGPT-Bot ausgesperrt und anschließend eine Verletzung der Nutzungsbedingungen vorgeworfen. Ungefähr zur gleichen Zeit soll der Axel-Springer-Verlag einen Deal über mehrere zehn Millionen Dollar eingegangen sein, damit OpenAI auf Springer-Inhalte zugreifen und ChatGPT damit trainieren darf.

(bme)


Aus: "60 Millionen Dollar: Reddit erlaubt KI-Unternehmen Zugriff auf seiner Plattform" (17.02.2024)
Quelle: https://www.heise.de/news/60-Millionen-Dollar-Reddit-erlaubt-KI-Unternehmen-Zugriff-auf-seiner-Plattform-9631551.html
#45
Quote[...] Für die einen ist er ein anarchistischer Freigeist, für die anderen ein verantwortungsloser Narzisst – mit Sicherheit aber ist Julian Assange das Opfer einer Rufmordkampagne. Ein Porträt von Michael Sonstheimer.

Es war eine fröhliche Runde an jenem Samstagabend im Dezember 2016, in der ecuadorianischen Botschaft in London. In einem kleinen stickigen Raum, dessen Fenster sich nicht öffnen ließen, saßen zwei Hacker vom Chaos Computer Club aus Berlin, die Theaterregisseurin Angela Richter, die Londoner Juristin Stella Morris und Julian Assange zusammen. Der Gründer von WikiLeaks war nicht nur wegen seiner kräftigen Stimme und Statur die bestimmende Figur der Runde. Gute 1,90 Meter groß, sehr selbstsicher, stellte Julian die Fragen, wollte von seinen Freunden wissen, was draußen so los sei. Es wurde unbekümmert gescherzt und gelacht. Niemand wusste, was dem damals 45 Jahre alten Australier mit seinen früh ergrauten Haaren noch bevorstehen würde.

Um der Verhaftung durch Scotland Yard und einer drohenden Auslieferung nach Schweden und dann in die USA zu entgehen, hatte sich Assange im Sommer 2012 in die ecuadorianische Botschaft geflüchtet und die Regierung des südamerikanischen Landes um politisches Asyl gebeten. Diese hatte ihm Asyl gewährt. Der Hacker, der 2006 die Enthüllungsplattform WikiLeaks begründet hatte, konnte die Botschaft allerdings nicht verlassen, wollte er nicht von britischen Polizisten, die unmittelbar vor der diplomatischen Vertretung Posten bezogen hatten, festgenommen werden.

Ich hatte sechs Jahre zuvor die ersten Kontakte zwischen WikiLeaks und dem ,,Spiegel" geknüpft, dessen Redaktion ich angehörte. Daniel Schmitt, so das Pseudonym, unter dem Daniel Domscheit-Berg als Sprecher von WikiLeaks auftrat, hatte mit dem ,,Stern" schlechte Erfahrungen gemacht und wollte herausfinden, ob der ,,Spiegel" der bessere deutsche Medienpartner für die Enthüllungsplattform wäre. Zusammen mit der ,,New York Times" und dem Londoner ,,Guardian" wertete das Hamburger Nachrichten-Magazin dann im Jahr 2010 Hunderttausende vertrauliche Dokumente der US-Army und der US-Regierung aus. Ein enormer Scoop für die beteiligten Medien.

Die Kolleg:innen vom ,,Guardian" hatten zunächst opponiert (,,Wozu brauchen wir die Deutschen?"), doch Assange hatte den Congress des Chaos Computer Clubs in Berlin besucht und sich mit deutschen Hackern angefreundet. Außerdem ging es ihm bei Enthüllungen stets um ,,impact maximisation", um eine größtmögliche Verbreitung und Wirkung der von WikiLeaks und seinen Medienpartnern publizierten Dokumente.

Als die von dem US-Army-Daten-Analysten Bradley (heute Chelsea) Manning heimlich bei WikiLeaks eingelieferten Dokumente veröffentlicht wurden, war die Wirkung enorm. Assange wurde innerhalb von Monaten zu einem weltweit bekannten Mann. Mithilfe der digitalen Dokumente ließen sich der US-Army Kriegsverbrechen im Irak und in Afghanistan nachweisen.

Rechte US-Journalisten und Politiker forderten daraufhin die Todesstrafe für Assange oder gar seine extralegale Tötung. Besonders unangenehm war die Veröffentlichung von mehr als 250 000 E-Mails des von Hillary Clinton geführten US-Außenministeriums, aus denen immer wieder die imperiale Arroganz und Ignoranz der Diplomat:innen der Führungsmacht des Freien Westens sprach.

Julian Assange wusste, auf was er sich einließ, als er derart brisante US-Dokumente veröffentlichte. Er war nicht so naiv zu glauben, dass die US-Regierung, ihre Geheimdienste und die US-Medien solche umfassenden Enthüllungen einfach hinnehmen würden. Meinen ,,Spiegel"-Kolleg:innen erklärte er schon in London, dass er in den USA eine Anklage wegen Spionage fürchtete und deshalb nicht mehr in die USA reisen werde. Eine weitsichtige Prognose, denn genauso kam es.

Nach den ersten großen Enthüllungen zogen sich eine Reihe von WikiLeaks-Beschäftigten zurück. Ihnen wurde das Spiel zu riskant, die persönlichen Konsequenzen zu heftig. Nicht so Julian. Er legte eine ,,Viel Feind, viel Ehr"-Attitüde an den Tag. So wie Kristin Hrafnsson, der isländische Sprecher und spätere Chefredakteur von WikiLeaks, der mir einmal auf die Frage, warum er sich die größte Militärmacht der Welt zum Gegner gemacht habe, antwortete: ,,I like difficult fights."

Es hat seine Gründe, dass derart schwierige, riskante Kämpfe mit übermächtigen Gegnern nur von Menschen aufgenommen werden, die auch nicht gerade einfache Charaktere sind. Schon als Assange in der Botschaft im selbstgewählten Exil lebte, wurde ihm von Vertreter:innen der verschiedensten Medien nachgesagt, er sei paranoid. Er kommentierte das mit dem Bonmot: Selbst wenn ich paranoid wäre, heißt das ja nicht, dass sie nicht hinter mir her sind.

Im Jahr 2013 kam es zum Bruch der ,,New York Times" und des ,,Guardian" mit WikiLeaks. Die Journalist:innen der beiden Zeitungen warfen Assange vor, dass er die Depeschen des US-Außenministeriums unredigiert im Internet veröffentlicht habe. Die beiden einstigen Medienpartner beschrieben den Australier nun als verantwortungslosen Narzissten. Er wiederum kritisierte die Medienleute als konkurrenzgetriebene Karrierist:innen, denen es vor allem darum gehe, Journalistenpreise abzugreifen und nicht irgendetwas zum Besseren zu verändern. Der libertäre Anarchist Assange prägte Sätze wie: ,,Wenn Kriege mit Lügen begonnen werden, kann Frieden mit der Wahrheit begonnen werden."

Das zunächst im globalen linken und liberalen Milieu sehr positive Image von Assange erlitt durch die Aktivitäten von schwedischen Staatsanwältinnen schweren Schaden. Sie ermittelten wegen eines ,,minderen Falles von Vergewaltigung", nachdem er in Stockholm mit zwei Schwedinnen Sex gehabt hatte, die bei der Polizei nachgefragt hatten, ob er dazu gebracht werden könnte, einen Aids-Test zu machen. Die Ermittlungen zogen sich über neun Jahre hin.

Jahre später zeigten dann britische Dokumente, dass Strafverfolger Ihrer Majestät ihre schwedischen Kolleginnen dazu gedrängt hatten, die Ermittlungen gegen Assange auf keinen Fall einzustellen. Die Rufmordkampagne funktionierte: Ein beträchtlicher Teil derer, die zunächst mit Assange und WikiLeaks sympathisierten, hielten den Australier nun für einen dubiosen, eitlen Charakter und Sexisten. Ein Journalist von Zeit Online etwa schrieb über ihn, er sei ,,verrückt", obwohl er dem Australier noch nie begegnet war.

Als ich Assange nach dem geselligen Beisammensein in der Botschaft im Dezember 2016 mehrfach besuchte, um ihn für den ,,Spiegel" zu interviewen, traf ich hingegen auf einen ausgesprochen interessanten und freundlichen Zeitgenossen. Er liebte es zu diskutieren, gerne auch kontrovers, vor allem über die digitale Revolution, den Datenkapitalismus und über die geopolitische Situation nach dem Ende des Kalten Krieges. Er war schlagfertig und neugierig. Und er war sehr höflich.

Gleichzeitig war und ist er jemand, den man in England ,,control freak" nennt. Wenn bei unseren Interviews Fotos von ihm gemacht wurden, ließ er sich anschließend die Kamera geben und löschte die Bilder, die ihm nicht gefielen. Bei der redaktionellen Arbeit von Wikileaks enervierte er notorisch seine Kolleginnen und Kollegen, indem er sich gerne in jede Kleinigkeit einmischte.

Assange hat auch Probleme damit, taktisch zu agieren und sich, wenn es mal klug wäre, zurückzuhalten, seine politischen Meinungen nicht offen auszusprechen. Diplomatie gehört nicht zu seinen Stärken. Nicht zuletzt weil die Mutter seiner damaligen Freundin und heutigen Frau Stella Moris aus Katalonien stammt, sympathisierte er mit den Unabhängigkeitsbestrebungen der zu Spanien gehörenden Region und setzte 2017 nahezu 80 Tweets zu diesem Thema ab. Nachdem ihn zwei katalanische Aktivisten in der Botschaft besucht hatten, setzte die spanische Regierung die ecuadorianische massiv unter Druck.

Der ecuadorianische Präsident erinnerte den Australier daran, dass er sich nicht in politische Angelegenheiten von mit Ecuador befreundeten Nationen einzumischen habe. Nachdem Assange weiterhin die spanische Politik kritisierte, kappte ihm Ecuador im Frühjahr 2018 den Internetzugang in der Londoner Botschaft. Es war dies der Beginn seiner schrittweisen Isolierung. Nicht viel später wurde ihm untersagt, Besuch zu empfangen.

Assange bekam gesundheitliche Probleme – mit einer Schulter, Zahnschmerzen. Zwar konnte er in der Botschaft ärztlich untersucht und behandelt werden, doch die Konsultationen wurden von einer spanischen Sicherheitsfirma aufgezeichnet. Die UC Global aus Cadiz war vom ecuadorianischen Geheimdienst angeheuert worden, verkaufte aber die Daten insgeheim in die USA an die Firma eines Großspenders von Donald Trump weiter, hinter der höchstwahrscheinlich die CIA stand.

Trump hatte zwar nach WikiLeaks-Veröffentlichungen über Hillary Clinton im Wahlkampf erklärt ,,I love WikiLeaks", doch sobald er Präsident war, ließ er seinem Justizminister, einem Ex-CIA-Mitarbeiter, und dem CIA-Chef und späteren Außenminister Mike Pompeo freie Hand, Assange wie einen Terroristen zu verfolgen. Während die Obama-Regierung aus Sorge um die Pressefreiheit noch vor einer Anklage zurückgescheut war, legte die CIA jetzt los und stellte Überlegungen an, Assange aus der ecuadorianischen Botschaft zu kidnappen oder ihn zu vergiften.

Am Ende stand eine Anklage auf der Grundlage des Spionagegesetzes von 1917, dessen addierte Höchststrafe sich auf 175 Jahre Haft beläuft und bis heute die Grundlage des Auslieferungsersuchens der US-Regierung an die britische Regierung darstellt. Veröffentlicht wurde der erste Teil der Anklage kurz nachdem Assange im April 2019 in der ecuadorianischen Botschaft in London von Scotland-Yard-Beamten verhaftet worden war. Die ecuadorianische Regierung hatte dem jahrelangen Druck der US-Regierung nachgegeben und ihr politisches Asyl widerrufen.

Julian Assange, der wie viele Hacker zumindest eine leichte Asperger-Veranlagung hat, verfiel in Depressionen. Nachdem er schon sechseinhalb Jahre in den ecuadorianischen Botschaft die Sonne nicht mehr gesehen hatte, landete er jetzt im Hochsicherheitsgefängnis Ihrer Majestät Belmarsh im Südosten Londons.

Als Nils Melzer, der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für Folter, ihn im Mai 2019 mit Ärzten im Gefängnis besuchen konnte, sprach er anschließend von den Folgen psychologischer Folter und der akuten Gefahr, dass Assange Suizid begehen könnte. So sah es auch die Richterin des Westminster-Bezirksgerichts, die im Januar 2021 entschied, dass der Australier nicht an die USA ausgeliefert werden dürfe, weil in einem US-Hochsicherheitsgefängnis akute Suizidgefahr bestünde.

Natürlich gingen die Anwälte der US-Regierung in Berufung und der High Court entschied Ende 2021 gegen Assange. Seitdem hat der WikiLeaks-Gründer durch alle Instanzen verloren und es scheint so, als ob die britischen Richter:innen die US-Regierung auf keinen Fall brüskieren wollen.

Julian Assange hat – die Hoffnung stirbt zuletzt – eine relativ optimistische Einschätzung seiner Situation. Er kann es sich nicht vorstellen, dass die Führungsmacht des Freien Westens, die beständig Länder wie China oder Russland der Verletzung der Medienfreiheit anklagt, ihre heuchlerischen Doppelstandards aufrecht erhalten will. Auch die Regierung seines Heimatlandes Australien, stets ein treuer Alliierter und Waffenbruder der USA, hat wiederholt öffentlich erklärt ,,enough is enough" und die Freilassung des australischen Staatsbürgers Assange gefordert. Im Gegensatz zur deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, die, wenn es um Assange geht, opportunistisch kuscht.

Assange gehe es den Umständen entsprechend, sagt seine Frau Stella. Er habe zwar nach über vier Jahren im Hochsicherheitsgefängnis noch immer keinen Computer, könne jedoch ziemlich unbegrenzt aus dem Gefängnis mit ihr und seinen zahlreichen Anwält:innen telefonieren. Aber so eine fröhliche Runde wie die im Dezember 2016 in der ecuadorianischen Botschaft, diesmal in Freiheit, ohne Überwachung, wäre doch etwas ganz anderes. Und sie wäre überfällig.

Michael Sontheimer ist Journalist und Historiker. Er war Mitbegründer der ,,Taz", arbeitete später für ,,Zeit" und ,,Spiegel" und ist Mitbegründer der Schriftstellervereinigung PEN Berlin.


Aus: "Julian Assange: Ein Mann, viele Gesichter" Michael Sontheimer (14.02.2024)
Quelle: https://www.fr.de/politik/wikileaks-gruender-julian-assange-ein-mann-viele-gesichter-92832734.html

Michael Sontheimer (* 17. Februar 1955 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Journalist und Historiker.
https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Sontheimer
#46
Frage von Lukas K. • 28.01.2022 | Setzen Sie sich für politisches Asyl für Julian Assange ein?
Antwort von Luise Amtsberg - Bündnis 90/Die Grünen • 01.07.2022 Sehr geehrter Herr K., ... Die Bundesregierung hat ihr Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit des britischen Justizsystems immer betont. Weder rechtlich noch praktisch hat die Bundesregierung eine Handhabe, Einfluss auf die Entscheidungen zu nehmen, die jetzt in Großbritannien in einem gesetzlich sehr eng gesteckten Rahmen anstehen. ...
https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/luise-amtsberg/fragen-antworten/setzen-sie-sich-fuer-politisches-asyl-fuer-julian-assange-ein

-

" ... Im Wahlkampf war die Sache noch einfach. Die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock forderte noch im September 2021 die ,,sofortige Freilassung" von Wikileaks-Gründer Julian Assange. Dann wurde Baerbock Außenministerin und äußerte sich zu der Angelegenheit nur noch sehr ungern. Man habe ,,keinen Zweifel daran, dass die britische Justiz rechtsstaatliche Prinzipien anwendet und die Menschenrechte achtet", heißt es nun. ... [Die] Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung [...] heißt Luise Amtsberg und ist ebenfalls Grünen-Politikerin. In diesem Fall ist das vielleicht das Problem an der Sache, denn es hat den Anschein, dass es sich Amtsberg in erster Linie nicht mit der Außenministerin verscherzen will. Anders lässt es sich nicht erklären, dass sie vorwiegend im Verborgenen arbeitet. Das hat im vergangenen Jahr sogar richtig zu Ärger geführt, weil Amtsberg ein Treffen mit der iranischen Aktivistin Masih Alinejad regelrecht geheim halten wollte, worauf die Regimegegnerin verärgert reagierte.
Zu Assange will Amtsberg nichts sagen. Aber selbst das darf man eigentlich nicht schreiben. Denn dass die Menschenrechtsbeauftragte für ein Interview nicht zur Verfügung steht, teil das Auswärtige Amt ,,unter 3" mit. Das bedeutet, dass auch diese Information eigentlich nicht verwendet werden darf. Vehementer kann man nicht schweigen. ..."
Aus: "Im Fall Assange sind die Grünen auffällig still" Christine Dankbar (15.02.2024)
Quelle: https://www.fr.de/politik/assange-und-die-verstummten-gruenen-92834690.html

#47
Quote[...] Sollte er ausgeliefert werden, ist das persönliche Tragik - die Pressefreiheit ist nicht bedroht.

...


Jost Müller-Neuhof ("Drohende Auslieferung von Julian Assange: Wikileaks war immer auch ein Irrtum", 25.02.2024)

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Quote[...] Die Unterstützer von Julian Assange, dem Mitbegründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, schauen am Dienstag und Mittwoch nach London. Vor dem höchsten britischen Gericht findet dann eine Anhörung statt, bei der sich Assanges Schicksal entscheiden dürfte. Lehnen die Richter Assanges Einspruch ab, könnte Assange direkt in die USA ausgeliefert werden, wo ihm wegen Spionagevorwürfen bis zu 175 Jahre Haft drohen. Damit endet in der höchsten Instanz Assanges fünfjähriger Kampf vor britischen Gerichten.

2010 und 2011 wurden Wikileaks und Assange durch eine Reihe von Veröffentlichungen weltberühmt. Damals veröffentlichte die Plattform gemeinsam mit Medienpartnern mehrere Hunderttausend Geheimdokumente der US-Armee aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak sowie eine Viertelmillion vertrauliche Depeschen des US-Außenministeriums und wies so Kriegsverbrechen der westlichen Militärallianz nach. Die Whistleblowerin Chelsea Manning hatte Wikileaks die Dateien zugespielt. In den USA wurde Assange zum Staatsfeind erklärt, seine Plattform Wikileaks zum "feindlichen Geheimdienst" (Ex-CIA-Chef Mike Pompeo).

Seit fast zwölf Jahren lebt Assange nun in Gefangenschaft: erst im beengten Exil in der ecuadorianischen Botschaft in London, seit 2019 dann isoliert im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Sein Zustand gilt als kritisch. Durch seinen langen Kampf ist er zu einer globalen Galionsfigur des Widerstands und der Informations- und Pressefreiheit geworden. Aber immer wieder steht Assange auch in der Kritik: wegen seines radikalen Verständnisses von Informationsfreiheit, seiner vermeintlichen Nähe zu Wladimir Putin und Donald Trump oder seinem Verhalten gegenüber Frauen.

In diesem Spezial von Was jetzt? sprechen Jannis Carmesin und Holger Stark, der stellvertretende Chefredakteur der ZEIT, über Assanges Kampf und seine ambivalente Persönlichkeit. Stark hat eng mit Assange zusammengearbeitet, ihn über Jahre immer wieder getroffen und sagt: "Das Signal, das von einer Auslieferung von Assange ausginge, wäre ein fatales."

Moderation und Produktion: Jannis Carmesin

Redaktion: Elise Landschek

Mitarbeit: Henrike Hartmann

Sounddesign: Joscha Grunewald


Aus: "Podcast: Was jetzt? / Wikileaks-Gründer: Die vielen Gesichter des Julian Assange"
Jannis Carmesin und Holger Stark (17. Februar 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-02/wikileaks-gruender-julian-assange-prozess-nachrichtenpodcast

QuoteDesilliosoniert

Es ist immer noch wie im tiefsten Mittelalter. Es wird lieber der Überbringer einer Nachricht kalt gestellt, als sich mit DER NACHRICHT zu beschäftigen und darauf zu reagieren.

Traurig.


Quotethiak

Es gibt keinen Geheimnisverrat an Verbrechen.


Quotealice_42

>> ... und seine ambivalente Persönlichkeit <<

... es besteht keinerlei Zusammenhang zwischen seiner wie auch immer gearteten Persönlichkeit und den Bedingungen und Umständen seiner Inhaftierung.


QuoteKardinal Biggles

Aber immer wieder steht Assange auch in der Kritik: wegen seines radikalen Verständnisses von Informationsfreiheit, seiner vermeintlichen Nähe zu Wladimir Putin und Donald Trump oder seinem Verhalten gegenüber Frauen.

... er hat es geschafft diejenigen in das richtige Licht zu rücken, die sich selbst gerne als Ausbund des Liberalismus feiern, dann wenn es drauf ankommt aber schnell mit Verbot und Zensur zur Hand sind und auch ordentlich mit Dreck werfen. ...


Quotetom_s

Für mich bleibt Assange eine Figur die im Grunde auch für unsere westlichen Freiheiten kämpfte und exeplarisch für deren Niedergang steht. Ich sehe ihn nicht als Aktivisten sondern als jemanden der eine radikale Form des investigativen Journalismus etablieren wollte. Sein Schicksal steht sinnbildlich dafür, wie es um unsere Freiheiten im Westen heute bestellt ist.

Das Konzept das er repräsentierte ist meiner Ansicht nach nicht in erster Linie an ihm, sondern an der Realität gescheitert in der wir leben. Im Grunde ging es denke ich darum, eine kritische Weltöffentlichtlichkeit zu schaffen, die das gemeinsame Interesse über die Interessen von Regierungen und Unternehmen stellen sollte. Im Grunde ein revolutionärer Ansatz, auch wenn dieser in der Praxis wohl bis auf weiteres als gescheitert betrachtet werden muss. Es bleibt die Hoffnung, dass diese Ideen in der einen oder anderen Form fortbestehen und wiederaufleben werden.


QuoteTeefürzweifix

Fünf Jahre schon hält die britische Justiz einen von den Haftbedingungen längst gesundheitlich ruinierten Assange in einem Hochsicherheitstrakt gefangen. Alles für einen weit zurückliegenden Verstoß gegen Gerichtsauflagen, die in einem Rechtsstaat längst abgesessen wären. Regierungen kommen und gehen. Nur die US-hörigen Tory-Minister wagen es nicht, gegen den Willen des "großen Bruders" zu handeln.


Quotetechnischer_Fehler

... Oben steht es doch:

    wies so Kriegsverbrechen der westlichen Militärallianz nach

Demnach steht Assange als Kronzeugen Straffreiheit zu. Was bei der Mafia geht, sollte doch auch bei der Aufdeckung von Kriegsverbrechen möglich sein.


Quotetempushorizon

Skandal wäre noch ein schwaches Wort für den Umgang des "Wertewestens" mit Assange. Und es ist kein Einzelfall. Edward Snowden, Chelsea Mannings sind nur fast vergessen. Warum hat die Bundesregierung Snowden eigentlich kein politisches Asyl angeboten?

,,Glaubwürdigkeit des Rechtsstaats stark angeschlagen" Im Umgang mit Julian Assange werde ein Präzendenzfall geschaffen, sagte der UN-Sonderberichterstatter über Folter, Nils Melzer, im Dlf. ...
Nils Melzer im Gespräch mit Christoph Sterz | 06.02.2020
https://www.deutschlandfunk.de/der-fall-julian-assange-glaubwuerdigkeit-des-rechtsstaats-100.html


...
#48
Ich schreibe, wie man Filme schneidet - Klaus Theweleit // HEINER MÜHLENBROCK - DER ESSAYFILM (2022)
Ein Vortrag von Klaus Theweleit (Literaturwissenschaftler, Kulturtheoretiker und Schriftsteller)
Auf seiner Webseite listet Theweleit seine Arbeitsschwerpunkte auf: ,,Wörter, Töne, Bild. Faschismustheorie. Theorie der Gewalt. Gender Studies. Theorie der Medien. Popkultur. Film." In seiner Rede zum Adorno-Preis für Jean-Luc Godard (1995) offenbarte Theweleit seine Faszination für das Denken in oder mit Bildern und die sich daraus ergebende Montage. Trotz seiner, wie er es selbst formuliert, lebenslänglichen Verwicklung mit dem Film, und obwohl seine Texte gern als filmisch etikettiert werden, scheut Theweleit sich vor der direkten Berührung mit dem Apparat und den Institutionen.
https://youtu.be/iABnqkB7zY4
#50
Klaus Theweleit
Das RAF-Gespenst
Produktion: supposé 2001
2 Audio-CDs, 130 Minuten
" ... Ein Gespenst geht um in Deutschland - das Gespenst der RAF...
Mit der Generation von Vietnam und SDS, mit der APO und ihren überhitzten theoretischen Endlos-Schleifen, den ersten Kommunarden und sexuellen Hochleistungsartisten, dem Zusammengehen von Kontrazeptiva und wildem Denken, erproben sich neue Formen des Sprechens und schließlich auch die Sprache der Gewalt.
Als das Klima sich später verschärft, man das Reaktionäre, Überlebte mit Terror zu exorzieren versucht, werden die Aktionen zu wütenden Selbstläufern. Dem eigenen Dilemma von Sympathie und Verweigerung angesichts der hochgeputschten militanten Töne und paranoiden Zwischentöne der regiden Revolutionäre folgt Theweleit in seinen sehr persönlichen, durch die eigene Biographie angereicherten Analysen bis hin zu der Frage: Radikalismus der RAF und Radikalismus in der Kunst - was hat das miteinander zu tun? Worin liegt ihre gespenstische Schönheit, die Blässe des Todes und das Geheimnis dieses noch immer lebendigen Mythos? ..."
https://suppose.de/produkt/klaus-theweleit-raf/

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Klaus Theweleit das RAF-Gespenst (Auszüge)
Ich dachte, dies wäre "mein letztes Wort" zur Geschichte; und nicht nur meins. Das war eine Täuschung. Das RAF-Gespenst wird weiter geistern, alle fünf oder zehn Jahre neu belebt, und auch in den Zwischenräumen. Warum? Weil die entstellten Gesichter der Stammheim Five dazu ausersehen sind, die Geschichte von "68" insgesamt historiographisch abzuführen: in den Geschichtsgully, als "kriminell" bzw. als "Nie Gewesen". So wie Billy The Kid geistert, und so wie sich kein Mensch in Deutschland "erinnert", was z.B. der Aufstand der Ruhrarbeiter 1920 gewesen ist. Es hat ihn nicht gegeben, so wie es "68" eines Tages nicht gegeben haben wird. Diedrich Diedrichsen spricht vom 68er-Bashing als längst etablierten "Volkssport", in der Tat waren sie alle beteiligt, von SPEX bis BILD. Es darf in Deutschland kein Andenken geben an irgendeine je gelungene oder auch nur halbwegs passable Revolte. (Ist mit dem 20.Juli erledigt!)
Die Gefahr: würde man den Komplex "68" auch nur in seiner mildesten Positivform als "Aufbruch der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft in die postfaschistische Zivilisation" - wie Antje Vollmer das gern phantasiert - stehen- und durchgehnlassen, der Mythos von "68" würde unentwegt wachsen; ins Riesenhafte, Legendäre - unabhängig von den "Tatsächlichkeiten" die 68 ausmachen. Die deutsche "Rechte", der bundesdeutsche "Kohlismus", die hier herrschenden Kräfte seit, sagen wir: 1250, würden das niemals zulassen. Und sie werden gesiegt haben, am Ende, wie immer.
https://youtu.be/dxuggQ4uto4

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#51
Quote[...] Nachrichten- und Publikationsorgane veröffentlichen häufig und zu Recht geheime Dokumente, um über Angelegenheiten von grossem öffentlichen Interesse zu informieren. Die Veröffentlichung von Informationen, die im öffentlichen Interesse liegen, ist ein Eckpfeiler der Medienfreiheit. Die Pressefreiheit ist auch durch internationale Menschenrechtsgesetze geschützt und darf nicht kriminalisiert werden.

«Die Bemühungen der USA, investigative Journalist*innen einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen, wenn sie staatliches Fehlverhalten aufdecken, etwa Kriegsverbrechen oder andere Verstösse gegen das Völkerrecht, müssen unterbunden werden. Informationen, die von öffentlichem Interesse sind, müssen weitergegeben werden dürfen. Sollte Julian Assange für seine legitime Veröffentlichungstätigkeit verurteilt werden, werden sich Whistleblower vermehrt hüten, sensible Informationen preiszugeben», sagte Julia Hall.

«Dies ist ein Test für die Behörden der USA und Grossbritanniens: Es wird sich zeigen, ob sie sich zu den grundlegenden Prinzipien der Pressefreiheit bekennen, die das Recht auf freie Meinungsäusserung und das Recht der Öffentlichkeit auf Information untermauern. Es ist nicht nur Julian Assange, der auf der Anklagebank sitzt. Assange zum Schweigen zu bringen, wird auch andere mundtot machen», sagte Julia Hall.

Zum Hintergrund: Der High Court in Grossbritannien hat eine zweitägige Anhörung am 20. und 21. Februar 2024 bestätigt. Er wird darüber entscheiden, ob Julian Assange weitere Möglichkeiten hat seinen Fall vor den britischen Gerichten zu vertreten, oder ob alle Rechtsmittel im Vereinigten Königreich ausgeschöpft sind, was zu einem Auslieferungsverfahren oder einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte führen wird.


Aus: "Medienfreiheit in Gefahr: Julian Assange erneut vor britischem Gericht – drohende Auslieferung an die USA"
(15.02.24 - London/Bern - Amnesty International)
Quelle: https://www.pressenza.com/de/2024/02/medienfreiheit-in-gefahr-julian-assange-erneut-vor-britischem-gericht-drohende-auslieferung-an-die-usa/

#52
Quote[...] Die Schaltzentrale einer radikalen Sekte befindet sich im schweizerischen Walzenhausen nahe St. Gallen. Dort wohnt Ivo Sasek, Gründer der Organischen Christus-Generation. Sasek predigt die völlige Unterwerfung unter Gott, wirbt für die Prügelstrafe für Kinder und sendet über ein Netzwerk aus Websites und Fernsehstudios antisemitische Verschwörungsmythen in die Welt.

Die scheinen an einem Ort besonders zu verfangen: im ostsächsischen Bautzen. Dort versammeln sich wöchentlich Anwohner für eine Mahnwache. Schon seit Februar 2021 ruft die Bürgerinitiative Mahnwache Bautzen wöchentlich zu Kundgebungen im Stadtzentrum auf, gegen die Corona-, Energie-, Russland- und Asylpolitik. Einer ihrer Organisatoren ist der ehemalige Spielzeughändler Veit Gähler.

Seit Kurzem steht fest: Die Mahnwache Bautzen möchte eigene Kandidaten für die anstehende Kreistagswahl stellen. Engagierte Anwohner warnen, Organisator Gähler sei infiziert vom radikalen Gedankengut der Organischen Christus-Generation – und verbreite dies seit Jahren in der ostsächsischen Stadt.

Birgit Kieschnick will das nicht mehr hinnehmen. Sie setzt sich für ein familienfreundliches Bautzen und für politische Bildung vor Ort ein, um den Verschwörungsmythen in ihrer Stadt etwas entgegenzusetzen. Erstmals von der Organischen Christus-Generation mitbekommen habe sie unter anderem im Spielzeugladen von Veit Gähler. Dort soll er eine Zeitschrift ausgehändigt haben: Das Magazin Stimme und Gegenstimme verteilen Sasek-Anhänger per Hand, um, so die interne Doktrin, staatliche Zensur zu umgehen.

Anhänger der Organischen Christus-Generation eint eine von Verschwörungsmythen verzerrte Sicht auf die Welt. Die Außenwelt gilt als satanistisch beeinflusst. Im Zentrum der Sekte steht Oberhaupt Ivo Sasek. Der verbindet religiösen Fundamentalismus mit politischer Indoktrination und legt seiner Gefolgschaft strenge Regeln auf: Gehorsam, Unterordnung und Selbstaufgabe.

Harald Lamprecht ist Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen. Er sagt: "Sasek tritt mit einer gottgegebenen Autorität auf. Seine Anhänger sind ihm absolut hörig." Anfangs habe der gelernte Automechaniker insbesondere im freikirchlichen Bereich rekrutiert. Später sei ein zweiter Zweig hinzugekommen, "das Umfeld der Verschwörungsideologen".

Dass auch Gähler aus diesem Umfeld kommt, legt sein Internetauftritt nahe. Er ist etwa als Oberlausitzer Ansprechpartner der sogenannten Gemeinwohllobby gelistet, einer Gruppierung, die der sächsische Verfassungsschutz zu den Reichsbürgern zählt. Die Verbindung zwischen Reichsbürgerideologie und Organischer Christus-Generation ist nicht überraschend: Sasek soll in der Vergangenheit persönlichen Kontakt zu Peter Fitzek, dem Gründer des Fantasiestaats Königreich Deutschland, gepflegt haben.

Saseks apokalyptische, militante Sprache treffe auf Leute aus dem Verschwörungsmilieu, "darunter auch ehemalige Neonazis, die ein ganz anderes Verhältnis zu physischer Gewalt haben", warnt Lamprecht. "Er sieht seine Anhänger als eine Armee Gottes in einem endzeitlichen Kampf. Da steckt Sprengstoff drin." 2020 war bekannt geworden, dass die Organisation Feindeslisten mit mehr als 8.000 Datensätzen zu Politikerinnen, Journalisten und Mitgliedern jüdischer Gemeinden angelegt hatte.

Besorgt zeigen sich einige Bautzener deshalb darüber, dass bekannte Redner aus dem Sasek-Kabinett in ihrer Stadt eine Bühne geboten bekamen – ermöglicht und beworben auch durch Veit Gähler. Im Februar 2023 etwa kam Ernst Wolff nach Bautzen. Wolff war wenige Jahre zuvor auf einer sogenannten Anti-Zensur-Konferenz aufgetreten, einem Kongress, auf dem Sektenführer Sasek Gleichgesinnten eine Bühne bietet, darunter Holocaustleugner, Scientologen und Anhänger der antisemitischen Anastasia-Ideologie. Nach Bautzen eingeladen wurde er von der selbst ernannten Bürgerinitiative von Bürgern für Bürger. Unter früheren Einladungen hatten Jörg D., Bautzener Bauunternehmer, und Veit Gähler unterschrieben.

Schon Jahre zuvor kehrten einschlägig bekannte Verschwörungsideologen in Bautzen ein: etwa Thorsten Schulte, der Waffenbesitz zum Naturrecht erklärt, oder Rainer Rothfuß, Bundestagsabgeordneter der AfD, der sich mehrfach von verschiedenen Kanälen der Sekte interviewen ließ – und 2017 an einem Bautzener Gymnasium über Geopolitik referieren sollte. In einem Seminar zu "wesensgemäßer Erziehung und Bildung" im November 2023 sprach die Referentin Sonja Maier, Gründerin einer mittlerweile geschlossenen Schule in Österreich, in der Kritiker "sektenartige Züge" und "autoritäre Strukturen" sahen – sie war 2018 ebenfalls auf Saseks Anti-Zensur-Konferenz aufgetreten.

Veit Gähler ist aktiv – und vernetzt. 2016 verlegte er sogar eine eigene Zeitschrift, Denkste. "In einer Ausgabe war eine ganzseitige Werbung für die Organische Christus-Generation enthalten", erinnert sich Kieschnick. Aus seiner Begeisterung für die Sasek-Sekte macht Gähler keinen Hehl. "Licht ist die einzige Gewalt gegen die Finsternis", zitiert er in einer Einladung den Sektenführer, der in einer Predigt Jesus mit Adolf Hitler verglich und seine Kinder dazu angehalten haben soll, Mein Kampf zu lesen.

Wie steht die Bautzener Kommunalpolitik zu den rechten Umtrieben? Kieschnick sagt, sie habe viele Politikerinnen und Politiker angesprochen und kritisiert, man habe ihre Warnungen nicht ernst genommen. Auf Anfrage lässt die Stadtverwaltung wissen, ihr seien "keine Häufungen von Auftritten" aus dem Umfeld der Organischen Christus-Generation bekannt. Man distanziere sich jedoch von Auftritten, "die den freiheitlich-demokratischen Grundwerten unserer Verfassung widersprechen". Das gelte gleichwohl für alle "extremistischen Ränder".

Das Verschwörungswirrwarr in ihrer Stadt wollen viele Bautzener nicht mehr hinnehmen. Zuversicht schöpft Birgit Kieschnick aus der Initiative B96 Begradigen, die sich seit Mitte 2023 an der Bundesstraße zwischen Bautzen und Zittau trifft – dort, wo Wutbürger seit der Pandemie mit Reichsfahnen und QAnon-Postern protestieren. Auch Veit Gähler soll dabei gewesen sein.

Von ZEIT ONLINE konfrontiert, geht Gähler auf Fragen zu seinen Kontakten in das Milieu der Organischen-Christus Generation nicht ein. Stattdessen lässt er wissen, er sei "überzeugter Demokrat" und gebe auch solchen Positionen Raum, "die aufgrund eines immer enger werdenden Meinungskorridors kaum noch Raum bekommen". Ob er selbst als Kandidat für die anstehende Wahl antreten wird, hält er sich laut Bericht der Sächsischen Zeitung noch offen.


Aus: "Bautzener Verschwörungskabinett" Sophie Tiedemann (14. Februar 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2024-02/mahnwache-bautzen-ocg-christliche-sekte-kommunalwahl-sachsen

QuoteFlaxonia

Manchmal habe ich den Eindruck an diesen Chemtrails ist was dran .. wie konnte es denn sonst passieren, dass heute soviele Verwirrte durch die Welt laufen?


QuoteHurling F.

Das Menschen in diesem Land in solchen Parallelwelten leben, macht immer wieder sprachlos. Was geht in deren Köpfen vor?


QuoteDon Quichote de la Mancha

...wer Demokratiebildung vernachlässigt, muss Psychiatrien bauen...


QuoteMattmasya

Das ist wirklich eine gute Frage. Meine Frau ist wirklich sehr gebildet, außerordentlich intelligent, hängt aber voll diesen verschrobenen Verschwörungstheoretikern an. Jeder Versuch, argumentativ dagegenzusetzen ist zum Scheitern verurteilt. ...


Quote2b is 2do

    gebe auch solchen Positionen Raum, "die aufgrund eines immer enger werdenden Meinungskorridors kaum noch Raum bekommen".

OMG, wieder die Opferrolle!

Der Typ darf jede Position vertreten, solange sie auf dem Boden von GG und FDGO steht.

Aber mit solchen Phrasen ködert man Dumme.


QuoteJMR_BZ

Die Deutungshoheit auf der Straße haben hier in "Brown Under" schon längst die Durchgeknallten und Idioten übernommen. Das hört man, wenn man im Laden steht, sich auf den Straßen bewegt und von vielen Kontakten. In der Demokratie und in diesem Staat sind diese Leute nie angekommen!
Wenn es nicht so ernsthaft gefährlich wäre, könnten man über manche traurige Gestalt noch lachen. Aber bei Unternehmern, die überall in der Stadt finanziell die Finger drin haben, einem Landrat, der kein Problem hat, vor Corona-Schwurblern zu sprechen usw., ist das alles schon lange nur noch zum Fürchten ... und in letzter Konsequenz zum Wegrennen. Es gibt hier inzwischen genügend aufrechte Menschen, die mit dem Gedanken spielen, aus der Stadt und der Gegend zu verschwinden. Und das nicht erst, wenn es "kippt". Wir haben hier ein gewaltiges Problem! Und das hier ist nicht nur die Stadt Bautzen, das gilt für große Teile Sachsens und vermutlich Ostdeutschlands.


QuoteAbdul Alhazred

Großen Respekt an die Bautzener, die aktiv Widerstand leisten und diese Rechtsextremen Gruppen nicht die Oberhand gewinnen lassen. ...


...
#53
Quote[...] Jacob Heilbrunn ist Chefredakteur des amerikanischen Debattenmagazins ,,The National Interest". Soeben erschien sein neues Buch ,,America Last: The Right's Century-Long Romance With Foreign Dictators" (W.W.Norton).

,,Falls dieses Land jemals einen Mussolini gebraucht hat", erklärte der republikanische Senator David A. Reed im Juli 1932, ,,dann braucht es ihn jetzt." Dazu kam es nie. Stattdessen wurde Franklin D. Roosevelt zum Präsidenten gewählt, und Amerika kämpfte im Zweiten Weltkrieg an der Seite der Demokratien.

Aber wenn es nicht dazu gekommen wäre? Wenn sich die isolationistische Rechte durchgesetzt und Großbritannien ihre Hilfe verweigert hätte? Wenn Amerika, wie damals von Persönlichkeiten wie dem ehemaligen Präsidenten Herbert Hoover und Charles Lindbergh gefordert, Hitler freie Hand gegen Stalin gelassen hätte?

Dieses Szenario mag unvorstellbar erscheinen, war es aber nicht. So wie die amerikanische Linke in den 1930er Jahren Stalin bewunderte, verehrte die Rechte Hitler und Mussolini als entschlossene Führer, die ihre Länder wieder groß machten.

Heute geht es zurück in die Zukunft. Amerika steht vor der gleichen Entscheidung wie 1940: entweder die Demokratie zu unterstützen oder sich dem Faschismus zu verschreiben.

Wenn Donald Trump dem russischen Präsidenten Wladimir Putin rät, mit den Nato-Staaten ,,zu machen, was zum Teufel er will", wenn er politische Gegner als ,,Ungeziefer" bezeichnet, wenn er dazu aufruft, die Ukraine aufzugeben, und wenn er ankündigt, er werde an seinem ersten Tag zurück im Weißen Haus ein ,,Diktator" sein, dann erfindet er keine neuen Argumente oder Doktrinen.

Ganz im Gegenteil. Er knüpft an eine lange Tradition der amerikanischen Rechten an, nämlich an die Feindschaft gegen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Diese Tradition begann während des Ersten Weltkriegs, als pro-deutsche Rechte – wie der einflussreiche Zeitungskolumnist und Zeitschriften-Herausgeber Henry Louis Mencken – argumentierten, dass Kaiser Wilhelm ein Freiheitskämpfer gewesen sei und dass Amerika von einer Eroberung durch Preußen profitieren würde.

Als Antisemit und Rassist verachtete Mencken die amerikanische Demokratie und trug dazu bei, die Opposition nicht nur gegen den Eintritt in den Ersten, sondern auch in den Zweiten Weltkrieg anzuführen. Er glaubte, dass ein, wie er es nannte, ,,intelligenter Faschismus" Amerika von der Mittelmäßigkeit der Massengesellschaft befreien könnte.

Eine weitere prominente Agitatorin für das nationalsozialistische Deutschland war die religiöse Eiferin Elizabeth Dilling, die durch Amerika reiste, um auf großen Kundgebungen zu sprechen und vor dem Kongress über die Bedrohung Amerikas durch jüdische Radikale auszusagen.

In Deutschland war sie als ,,der weibliche Führer" bekannt. Als sie 1938 den Nürnberger Parteitag besuchte, lobte sie die ,,große Verbesserung der Verhältnisse seit 1931", und fügte hinzu: ,,Persönlich danke ich Gott für den Widerstand, den Deutschland gegen den Kommunismus leistet."

In ähnlicher Weise sprach General George Van Horn Moseley, der 1938 aus der Armee ausschied, auf Versammlungen der Isolationisten und erklärte vor dem Kongress, dass der spanische Franquismus und der deutsche Nationalsozialismus ,,nur Gegengifte sind und verschwinden werden, wenn die Krankheit des Kommunismus geheilt ist". Juden, die aus Europa nach Amerika auswanderten, sollten seiner Meinung nach sterilisiert werden.

Merwin K. Hart, ein führender Antisemit und Vorsitzender des New Yorker Wirtschaftsrates, erklärte im September 1940, dass es an der Zeit sei, ,,das Wort ,Demokratie' beiseitezulegen" und dass die jüdischen Flüchtlinge eine Intrige planten, um Amerika in den Krieg zu ziehen. Amerika brauche einen starken Mann wie Franco.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich nichts. Die Isolationisten der Vorkriegszeit tauchten auf der Rechten wieder auf und forderten, dass Amerika nicht der Nato beitreten sollte. England und Frankreich seien sozialistische Länder, die Amerika ausraubten.

Die USA wiederum hätten sich mit Nazi-Deutschland gegen die Sowjetunion verbünden sollen, und die amerikanischen Kriegsverbrechen seien genauso schlimm wie die deutschen.

Senator Joseph McCarthy beispielsweise begann seine politische Karriere damit, die Kriegsverbrechen von Mitgliedern des 1. SS-Panzerregiments ,,Adolf Hitler" zu beschönigen, die Dutzende amerikanischer Kriegsgefangener ermordet hatten.

Während des Kalten Krieges verlagerte sich der Fokus von Deutschland, einer blühenden Demokratie, auf eine Vielzahl anderer Diktatoren – darunter Rafael Trujillo, Staatschef der Dominikanischen Republik, Augusto Pinochet, Machthaber in Chile, und Jonas Savimbi, Rebellenführer in Angola. Das Afrika der Apartheid war ein besonderer Favorit der Rechten, ein Modell dafür, wie Amerika die Beziehungen zwischen den Rassen gestalten sollte.

Doch kaum war der Kalte Krieg vorbei, richtete sich der Blick wieder auf Europa. Patrick J. Buchanan, ehemaliger Berater der Präsidenten Richard M. Nixon und Ronald Reagan, kandidierte mit dem Credo ,,America First" für die Präsidentschaft.

Er lobte den serbischen Staatschef Slobodan Milošević, verteidigte Putin als großen Führer, der sich gegen die Rechte von Homosexuellen und für das Christentum einsetze, und prangerte die amerikanische Mitgliedschaft in der Nato an. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Konservative prangern seit einem Jahrhundert den Globalismus, die Demokratie und die Eliten des Establishments an. Aber Trump ist der erste Politiker, dem es gelungen ist, damit Präsident zu werden. Seine aufrührerische MAGA-Bewegung (,,Make America Great Again") ist näher denn je daran, das neue Establishment der Republikanischen Partei zu bilden.

In ihrem Zentrum steht der Kult eines starken Mannes, der Amerika nach seinem eigenen unheilvollen Bild formen will.


Aus: "Die ewige Sehnsucht nach dem starken Mann: Donald Trump steht in einer unheilvollen Tradition" Jacob Heilbrunn (15.02.2024)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/internationales/die-ewige-sehnsucht-nach-dem-starken-mann-donald-trump-steckt-in-einer-unheilvollen-tradition-11204428.html

QuoteJeinsen
15.02.24 12:43

Eine interessante Geschichtsstunde, aber wichtiger wären eigentlich Erklärungsversuche, warum jemand wie Trump eine solche Zustimmung erfährt.


Quotebelo2013
15.02.24 12:51

Erstaunlich finde ich, dass die aufgeführten Personen bis zu Trump, alle zur Oberschicht und zu den Eliten gehörten und gehören.

Wie naiv bis verblödet muss man sein, dass ausgerechnet diese Personen sich gegen "die" Eliten stellen?
Dass ausgerechnet reichste Eliten etwas für die Armen in Stadt und Land tun wollen?
Und wer etwas über den wirklichen "Deep state" erfahren will, sollte sich mal mit der erzkonservativen ( wahrscheinlich eher rechtsextremen) "HERITAGE FOUNDATION" und deren
"PROJEKT 2025" beschäftigen.

Die, extrem reichen, Macher sehen nicht den tumben Trump als Anführer, sondern als Erfüllungsgehilfe ihrer gefährlichen Vorstellungen.

Wenn auch nur ein Teil davon umgesetzt wird, dann hilft nur noch "God bless Ameika".
Hoffen wir mal, dass Gott gerade dafür Zeit hat, obwohl ist ja "his own country".
Darunter tun es die Amerikaner ja nicht.


Quote2010ff
15.02.24 12:35
Die USA leiden an schwachen Institutionen und einer pervertierten Interpretation des Begriffes Freiheit.

Institutionell sind die USA teilweise im 19. Jahrhundert verhaftet, das Wahlrecht und die Verfahren zur Auswahl der juristischen Personals sind zum Teil ein schrecklicher Witz.

Dazu eine religiöse Verehrung des Kapitals, des angeblich "freien" Marktes, der Deregulierung, die Ideologie des "American Dream", ihre Dollarreligion, einer sozialdarwinistischen Marktwirtschaft mit vielen oligarchischen Auffälligkeiten.

Dem Land kann man nur wünschen, dass es sich einmal gründlich demokratisch renoviert - in einem Prozess, der vielleicht ähnlich gravierend erfolgt wie der damalige "New Deal".

Wer weiß, wie es sich auf die Verfasstheit der Gesellschaft auswirken würde, könnten die US-Bürger sich mehr auf die staatlichen Institutionen mehr verlassen.

Wenn es einfach(er) ist, sein Recht -auch ohne Dollarmillionär zu sein- vor Gericht durchzusetzen, weil die Justiz demokratischer organisiert wird. Oder Wahlen so einfach durchzuführen sind wie in Deutschland (and dieser Stelle kann ich auf Berlin-Witze verzichten). Oder eine schwere Erkrankung nicht zum Verlust des Eigenheims führt, da die gesundheitliche Grundversorgung für alle - und nicht als Privileg - organisiert ist.

Nazis - als organisierte Kraft des Stärkeren - erleben immer dann einen Aufschwung, wenn die Menschen sich ausgeliefert fühlen. Sie fühlen sich oft der Willkür der oligarchischen Mächte ausgesetzt - und wollen den Spieß umdrehen.

Die institutionelle Schwäche der öffentlichen Einrichtungen legt dem unteren Teil der US-Gesellschaft zu schwere Lasten auf und verweigert ihnen ihren fairen Anteil an Wohlstand und Zuversicht. Dazu die permanent verblödende Penetration durch Massenmedien.

Die USA müssen demokratisch neu kalibriert werden. Und an einigen Stellen radikal reformiert.


Quotepapaschlumpf
15.02.24 12:23

Na denn Prost!


Quotefairplay180
15.02.24 12:06

Wir reden schon wieder fast ausschließlich über Trump, dabei ist er noch nicht mal gewählt. Wenn er es wird, wissen wir doch bereits, was auf uns zukommen wird. Typische deutsche Hysterie.

Das wahre Schreckgespenst für uns sitzt allerdings in Moskau... Manche sehen aber gerade vor lauter Bäumen den Wald nicht.


Quotekaiser_k
15.02.24 12:02

Die Liebe zu "Führern" steckt wohl in der DNA des "weißen" Mannes. So erkennt man in den "Fölglingen" immer dieselben Muster: nicht besonders attraktiv, sexuell erfolglos, wenig gebildet, ... daraus resultierend mangelndes Selbstbewusstsein bis Minderwertigkeitskomplex.

Schaut man sich auch hierzulande die Gesichter bei den Demos der Querdenker, Reichsbürger oder der AFD an, sieht man vornehmlich genau diese Typen. Und das ist die Antwort auf die Frage:

'Macht rechts häßlich?"


QuoteJeinsen
15.02.24 12:40

@kaiser_k am 15.02.24 12:02
Ein politische Klassifikation von Menschen aufgrund von Körpermerkmalen -- viel "rechter" kann eine Idee kaum sein.


QuoteFreiheitskaempfer
15.02.24 12:56
@kaiser_k am 15.02.24 12:02

    nicht besonders attraktiv, sexuell erfolglos, wenig gebildet, ... daraus resultierend mangelndes Selbstbewusstsein bis Minderwertigkeitskomplex.


Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.

Arthur Schopenhauer


QuoteMariepirol@gmx.de
13.02.24 17:53

Trump hat Millionen komplett unterbelichtete Magafans, man sollte dies nicht unterschätzen. Wenn der von ihm zu großen Teilen installierter Supreme Court es für zulässig hält, dass er Immunität hat, Gnade uns Gott. Dann wird die Welt sehr bald eine andere sein. Die USA bekommt dann einen komplett narzisstischen Irren, das geht nicht gut aus. Hoffentlich wird er gestoppt, wie auch immer.Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Putin ihn in der Hand hat.


Quoteexistenz
15.02.24 12:00
@Mariepirol@gmx.de am 13.02.24 17:53

    Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Putin ihn in der Hand hat.

Wie kommen Sie zu dieser These?


QuoteCarna94
15.02.24 13:23
@Mariepirol@gmx.de am 13.02.24 17:53

Der Präsident der Vereinigten Staaten nominiert die Richterkandidaten für den Supreme Court, die dann nach Befragung im Justizausschuss des Senats und Zustimmung durch den Senat in ihr Amt berufen werden. Sie werden also nicht vom Präsidenten "installiert", sondern durchlaufen einen Prüfungs- und demokratischen Prozess. - Kann man wissen.
Wer zudem Millionen von Menschen als "komplett unterbelichtet" abstempelt, scheint von so manch "wunderlichen" Überzeugungen wahrlich überzeugt zu sein.


...
#54
Quote[...] Das australische Parlament hat die Freilassung des in Großbritannien inhaftierten Wikileaks-Gründer Assange gefordert. In der kommenden Woche soll in London die Anhörung zu Assanges Berufung gegen die Auslieferung an die USA stattfinden.

Das Repräsentantenhaus in Canberra stimmte dem Antrag eines Angeordneten zu, in dem die USA und Großbritannien aufgefordert werden, sämtliche Verfahren gegen Assange abzuschließen und seine Rückkehr in sein Heimatland Australien zu ermöglichen. Regierung und Opposition hatten zuvor kritisiert, dass sich das Verfahren gegen den 52-Jährigen schon viel zu lange hinziehe.

Assange sitzt nach jahrelangem Exil in der ecuadorianischen Botschaft in London seit 2019 in Untersuchungshaft. Er hat Berufung gegen seine Auslieferung an die Vereinigten Staaten eingelegt. In der kommenden Woche soll vor dem britischen High Court of Justice eine Anhörung dazu stattfinden. Die USA werfen Assange Spionage vor.



Aus: "Australien fordert Freilassung von Julian Assange aus britischer Haft" (15.02.2024)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/australien-fordert-freilassung-von-julian-assange-aus-britischer-haft-106.html

"Julian Assange: Australian politicians call for release of WikiLeaks founder" Hannah Ritchie (15.02.2024)
Australia's parliament has passed a motion calling on the US and UK to release Julian Assange, ahead of a crucial legal hearing. ...
https://www.bbc.com/news/world-australia-68302206
#55
Willkommen im Digitalen Lesesaal des Bundesarchivs — Film —
https://digitaler-lesesaal.bundesarchiv.de/
#56
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Dokumente der Entrechtung: Landeshauptarchiv veröffentlicht Akten der NS-Finanzverwaltung zu mehr als 40.000 Einzelschicksalen - Potsdam, 13. Februar 2024 – Das Brandenburgische Landeshauptarchiv hat heute mehr als 40.000 Akten der nationalsozialistischen ,,Vermögensverwertungsstelle" für Berlin und Brandenburg veröffentlicht. Die Unterlagen enthalten Informationen zu Zehntausenden Menschen, die vom nationalsozialistischen Deutschland als jüdisch oder ,,reichsfeindlich" verfolgt und ausgeplündert wurden.
https://blha.brandenburg.de/index.php/2024/02/13/dokumente-der-entrechtung/
#57
Quote[...] Emotional erleben wir Moralisierung einer bisher sachbezogenen Diskussion wie einen plötzlichen Ortswechsel aus gemäßigten Breiten in große Kälte oder Hitze. In diesen neuen Gefilden, so spüren wir, gelten andere Spielregeln als vor der Moralin-Injektion; es geht schlagartig und dramatisch um mich, nicht mehr um etwas, das sich in sicherer Entfernung außerhalb befindet.

...


Aus: "Das Gift der Moralisierung" Michael Andrick (10.02.2024)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/michael-andrick/debattenkultur-das-gift-der-moralisierung
#58
Quote[...] Washington – Ex-US-Präsident Donald Trump hat am Samstag mit der Bemerkung aufhorchen lassen, er würde Russland "ermutigen", jeden Nato-Staat anzugreifen, der seinen finanziellen Verpflichtungen dem Militärbündnis gegenüber nicht nachkommt. In seiner Zeit als Präsident habe er das den Führern der Nato-Mitglieder auch genau so kommuniziert, erzählte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in South Carolina. "Ein Präsident eines großen Landes stand auf und sagte: 'Wenn wir nicht zahlen und von Russland angegriffen werden – werden Sie uns beschützen?' Ich sagte: 'Ihr habt nicht gezahlt. Ihr seid delinquent. Nein, ich würde euch nicht beschützen. Ich würde sie sogar ermutigen, zu tun, was immer sie wollen."

Der Sprecher des Weißen Hauses in Washington, Andrew Bates, kritisierte die Aussagen Trumps auf das Schärfste. "Invasionen unserer engsten Verbündeten durch mörderische Regime zu ermutigen ist entsetzlich und verstörend – und es gefährdet die nationale Sicherheit der USA, die globale Sicherheit und die Stabilität unserer heimischen Wirtschaft."

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Sonntag, die Behauptung, dass Nato-Mitglieder einander nicht verteidigen würden, untergrabe die Sicherheit der Allianz und setze US-amerikanische und europäische Soldaten einem hohen Risiko aus: "Jeder Angriff auf die Nato wird auf eine geeinte und schlagkräftige Antwort stoßen", so Stoltenberg.

Erst am Samstag Stoltenberg in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" vor einer "möglichen jahrzehntelangen Konfrontation" mit Russland gewarnt: "Wenn (Russlands Präsident Wladimir, Anm.) Putin in der Ukraine gewinnt, gibt es keine Garantie dafür, dass die russische Aggression sich nicht noch auf andere Länder ausbreitet", so Stoltenberg. (red, 11.2.2024)


Aus: "Trump würde Putin zu Angriff auf Nato-Staaten "ermutigen", wenn diese nicht genug zahlen" (11. Februar 2024)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000206957/trump-wuerde-putin-zu-angriff-auf-natostaaten-ermutigen

Quotejohnsp

Immer, wenn man meint, es geht nicht noch abstruser.....


Quotestillhalteabkommen

Als hätte es noch eines weiteren Beweises bedurft: Der Typ ist total durchgeknallt.


QuoteResc2

Ich hätte niemals damit gerechnet, dass ein amerikanischer Präsidentschaftskandidat so etwas von sich geben kann, ohne direkt danach seine politische Karriere beenden zu müssen.


QuoteOzymandias

Der Typ ist nicht nur ein Sicherheitsrisiko für die Welt. Er ist sogar ein Sicherheitsrisiko für die USA selber und arbeitet offensichtlich gegen amerikanische Interessen....


QuoteChilldeineBase

Ein Schlag ins Gesicht für die Letten, Estländer, Litauer und Finnen.
Aber was erwartet man von einem orangen Psycho Clown?


Quotethanks for all the fish!

Man muss Trump dankbar sein, dass er seinen Wahnsinn erst gar nicht zu kaschieren versucht.


QuoteStetsenko

Trump ist schwer gestört.


...

-

https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-02/nato-trump-verbuendete-aussage-kein-schutz-russland-kritik

Quotederdasschreibt

"Warum sollte der US-Steuerzahler für unsere Verteidigung aufkommen, für die wir selbst herzlich wenig tun?""

Weil in seinem Interesse 38.000 US Soldaten in Deutschland stationiert sind


QuoteMiami-HH
vor 11 Stunden

Trump says he would encourage Russia to 'do whatever the hell they want' to any NATO country that doesn't pay enough

Hier das Video:

https://www.cnn.com/2024/02/10/politics/trump-russia-nato/index.html

Ich glaube, Al Capone hätte es diplomatischer gemacht. Frage ist: an wen soll die Zahlung erfolgen, an ihn direkt?
Der Mann hat definitiv nicht alle Tassen im Schrank.


QuoteSchönundgut

Wenn man mal etwas Gutes über Trump sagen möchte: der Typ ist so irre, dass auch Putin sich nicht auf ihn verlassen kann.


QuotePressimist

Trump versteht doch gar nicht, was er sagt. Er plappert nur so dahin, was die Leute hören wollen. Das Problem ist eher, dass er als Präsident auch nicht versteht, was er tut.


QuoteS
Schlaupilz

Dass die NATO Mitgliedsländer ihre zwei Prozent zahlen, müsste selbstverständlich sein.


QuoteDarth Nihilus

Nun werden wir wieder (auch hier im Kommentarbereich) auf all diejenigen Stimmen treffen, die Kriegstreiberei oder Waffenlobby hinter diesen Warnungen verorten.

Auf solche 'Weisheiten' und Stimmen haben die Ukrainer vor 2014 gehört und reagiert, dann ihre Atomrüstungspläne aufgegeben - und wurden dann dafür schrecklich bestraft. Viele mit dem Tod.

Die (naiven) Ratgeber von damals sagen heute sicher: 'Uuuups- hätte ich jetzt nicht gedacht'.

Leider hat dieses 'Uuuup' viele Menschenleben gekostet und zerstört dauerhaft Lebensperspektiven von sehr vielen Menschen, wer weiss wie lange noch, die gesamte Welt ist durch diese Naivität ins Wanken geraten, viele Menschen sind erschüttert bis deprimiert, der gesellschaftliche Zusammenhalt erodiert, im Fahrwasser der ungebremsten Gewalt durch Realtivierungen und Realitätsverweigerungen bringen sich weitere Gewalttäter und Verbrecher in Stellung.

Wir haben beispielsweise ebenso 70 Jahre lang beschwichtigend die wissenschaftliche Evidenz bzgl. Ressourcenübernutzung und sich anbahnender Klimakrise abgeschmettert und unseren Regierenden notwendige Mehrheiten zur weitsichtigen Gegensteuer verwehrt. Und heute: 'Uuuups' - auch wieder ein sehr teures, sehr leidvolles.

Ich möchte nicht mehr gerne auf solche Stimmen hören. Sie sind für zu viel Leid mit verantwortlich.


QuoteMisión en Marbella

Wenn man die Kommentare liest, scheinen immer noch viele zu denken, Trumps Anti-NATO Haltung würde sich aus der jahrzehntelangen Nassauerei vieler Partner erklären. Dies mag ein Auslöser sein bzw. hauptsächlich ein 'Argument', mit dem er es seinen Wählern verkauft. Das Grundproblem ist vielmehr, dass Trump, völlig unabhängig davon, was NATO-Partner für Verteidigung ausgeben, Konzepte wie "Loyalität", "Vertrauen" oder "Bündnistreue" komplett fremd sind. Sie machen in seiner Gedankenwelt keinen Sinn. Er lebt in einer, komplett dem eigenen, kurzfristigen Vorteil dienenden, egozentrischen Zero-Sum-Realität.


QuoteUwe Castello

Wenn es hart auf hart kommt, warum sollte sich die USA opfern?
Trump spricht nur Wahrheiten aus.


Quotegeron2

Putin lacht sich doch kaputt, wie einfach und wunderbar es funktioniert, die Gesellschaften des Westens mithilfe solcher Vollidioten zu destabilisieren. Und deren Wähler gehen der ganzen Propaganda, Desinformation und Lügenkampagne natürlich sofort auf den Leim. Es ist unerträglich mitanzusehen, wie leicht es scheint, gewachsene und eigentlich erprobte Demokratien von innen her auszuhölen.


QuoteZipfelmützenalarm

Tut mir leid, das sagen zu müssen, aber Trump hat in diesem Punkt ausnahmsweise mal recht. Wieso sollten 350 Millionen Amis 500 Millionen Europäer verteidigen, wenn die selbst nicht bereit sind, für Verteidigung angemessen viel Geld auszugeben?

Also entweder wir haben den Schuß jetzt gehört, oder wir sind selbst Schuld, und müssen für unsere Ignoranz den Preis zahlen.


QuoteZirbelzalp

Und deshalb ist es schon ok, dass er Putin ermutigt, er möge ruhig angreifen?


QuoteJonny.T

Hier bettelt Trump um Wahlkampfhilfe aus Moskau (er wird sie bekommen). ...


QuoteKnosa

Als langjähriger Bauunternehmer in New York kennt sich Trump wahrscheinlich mit den Arbeitsmethoden der Mafia wie z.b. Schutzgelderpressung aus.


QuoteSirius21

Diesem Mann traue ich alles Denkbare und Undenkbare zu. Ein erratisches, emphatieloses, und eigentlich bemitleidenswertes Subjekt. Sollte bei den Wahlen im November wirklich der Worst-Case eintreten, brechen für die Welt ganz dunkle Zeiten an. Das wird gruselig.


QuoteMiami-HH

Viele meinen ja hier er hätte recht damit. ... Es ist ein Riesen Unterschied, ob ich verlange, das andere sich an den Kosten der Verteidigung entsprechend beteiligen, wo ich schon immer der Meinung war, das müsste selbstverständlich sein, oder ob ich Russland ERMUTIGE zu machen was es will.

...


...
#59
"Wir haben "Mit Schirm, Charme und Melone" wiedergesehen" Doris Priesching (11. Februar 2024)
Diana Rigg und Patrick Macnee schrieben als Mrs. Emma Peel und John Steed Fernsehgeschichte. Kann man die Serie heute noch sehen? Man muss!
An Mit Schirm, Charme und Melone hege ich liebevolle Erinnerungen an meine Kindheit. Es war in den 1980ern, als John Steed und Emma Peel sich in die Wohnzimmer der Familien wagten, natürlich abends. Um welche Uhrzeit genau, weiß ich nicht mehr, jedenfalls so spät, dass ich es nicht mehr sehen durfte.
... Fernsehen war damals unfassbar. Man konnte Sendungen tatsächlich nur zu einer bestimmten Zeit sehen – aus heutiger Sicht unglaublich! Eine erste Befreiung vom Programmdiktat brachte der Videorekorder. Man nahm Filme auf ziegelsteingroßen Kassetten auf und gewöhnte sich daran, den Schluss von Filmen nicht zu sehen, weil man sich beim Geheimcode VPS wieder einmal bei der Aufnahmezeit geirrt hatte.
https://www.derstandard.at/story/3000000206664/wir-haben-mit-schirm-charme-und-melone-wiedergesehen


QuoteRoky Erickson

Meiner Erinnerung nach lief diese Serie bereits in den 70ern im ORF. Sie war eine meiner Lieblingsserien als Teenager.


QuoteKommentator2

Der Umgang mit Medien war in den 80ern wirklich sehr einfach. Es gab bestimmte Filme und Serien, die so wichtig waren, dass jemand eine teure Videokassette selbst im Handel gekauft hat und zum Zeitpunkt, wenn es dann im Fernsehen lief, auf den Aufnahmeknopf drückte (Amazon oder andere Online-Shops gab es nicht, weil es auch kein Internet gab)

Und als Bonus hat man dann nach dem Schauen meist viel Zeit und Gesellschaft gehabt, um das Gesehenen zu verarbeiten. ...


Quotetheflower

Ach ja!
Ende Volksschule Beginn zur Hauptschule schwarz-weiß Fernseher. Ich denke, es war immer Sonntag Abends -
Pflichttermin.
Am nächsten Tag in der Schule Endlosdiskussionen über das Gesehene.
Schön wars!


QuoteJenesaisquoi

Sorry, aber das waren nicht die 80-er, als sich Emma Peel und Patrick Steed ,,in die Wohnzimmer wagten", sondern schon 20 Jahre früher. Ich bin Anfang der 60-er geboren und erinnere mich genau, dass ich maximal ein Volksschulkind war. Der Trailer der Serie hat mich fasziniert, aber ich durfte sie mir niemals ansehen, sondern musste ins Bett. Krimis - auch lustige - hielt man damals für Kinder ungeeignet.


...
#60
BTB Elektronik Vertriebs GmbH
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