• Welcome to LINK ACCUMULATOR. Please log in.
Menu

Show posts

This section allows you to view all posts made by this member. Note that you can only see posts made in areas you currently have access to.

Show posts Menu

Messages - Link

#2361
Quote[...]  O tempora Corona! (3)

Meine Liste an Hassfiguren so far:

Selbstoptimierer
Sieh her, Welt, ich hänge nicht einfach in der Bude herum und sehe zu, wie ich den Tag herumkriege! Nein, ich sportele jeden Tag drei Stunden, lerne eine Fremdsprache, mache zwei Stunden superachtsames Yoga, knüpple Home Office, betreue dabei drei Kinder, denen ich niemals etwas anderes als bioveganes Überessen kochen würde. Nebenher schreibe ich, weil ich jetzt endlich mal Zeit habe ohne Ende, an meinem großen Gesellschaftsroman, der im Herbst erscheinen wird. Das alles dokumentiere ich natürlich lückenlos auf Instagram und meinem YouTube-Kanal, den ihr gefälligst abonniert, ihr Minderleister.

Oberchecker
Ach kommen Sie, hören Sie auf. Ist doch alles sonnenklar. Aber die ganzen Schlafschafe wollen das mal wieder nicht sehen. Corona ist komplett harmlos, nicht schlimmer als eine Grippe. Weltweit sterben jedes Jahr mehr Menschen, die beim Gardinenaufhängen von der Leiter fallen, als an dieset Korooona. Jaaa, da kiekste! Aber jetzt denken Sie doch mal nach: Cui bono, mein Lieber, cui bono? Ick sach nur: Faaarma! Die machen sich gerade die Taschen voll bis oben hin. Na, und da muss man dann halt mal nachhelfen. Der Bill Gates, der weiß schon, was er tut. Und die Politik? Hey, die Diktatur ist Realität, Mann. Die haben auf so was doch nur gewartet, uns endlich alle Rechte zu nehmen. Wenn die das nicht eh vorher längst wussten. Nee, nee, mein Lieber, ick lass ma nich verarschen. Weil... Moment, mein Aluhut ist gerade verrutscht...

Vom Leben gehärtete Babyboomer
Die Jugend wieder! Hat doch noch nie wirklich was mitmachen müssen im Leben. Jetzt sehen die verwöhnten Bälger mal wie das ist, wenn's ernst wird. Na ja, ich bin Jahrgang 62, aber mein Leben war kein Zuckerschlecken, kann ich Ihnen sagen. Mir wurde nichts geschenkt. Wir hatten damals kein Internet, keine Computer und keinen Essenslieferdienst. Wenn wir Hunger hatten, und den hatten wir, mussten wir uns ein Butterbrot schmieren. Ein Butterbrot! Erzählen Sie das mal den Wohlstandskindern heute. Und ewig diese Kriegsgeschichten anhören müssen von den Alten! Es war die Hölle. An der Uni habe ich ab dem ersten Semester keine einzige Vorlesung besucht. Aber diskutieren, das konnten wir. Nicht dieses Weltuntergangs-Mimimi wie heute. Kliiimawandel! Coroooona! Wir werden alle steeerbeeen! Tss! Und dann binden sie sich alle diese Lappen vor die Schnauze. Zu lustig. Na ja, ich bin bald in Rente, da geht mich das eh alles nix mehr an. Wenn die Lebensversicherung ausgezahlt wird, dann bestell ich mir erstmal einen SUV. Ich lasse mir doch nicht...

Feministinnen
Das ist doch nichts anderes als bloß ein weiterer Beweis dafür, dass Frauen die Hauptleidtragenden sind. Einmal, weil sie ganz oft in 'systemrelevanten Berufen' arbeiten wie Pflege und Einzelhandel und weil ja die Männer, die jetzt alle zu Hause herumhängen, viel mehr Zeit und Gelegenheit haben, ihre Frauen zu misshandeln. Also zumindest die, die auch zu Hause sind, weil sie nicht in systemrelevanten Berufen arbeiten. Und dieses Argument, es könne kein Anstieg bei häuslicher Gewalt nachgewiesen werden, fand ich echt ärgerlich. Dass noch kein Anstieg nachgewiesen wurde, bedeutet ja nicht, dass es ihn nicht gibt. Oder geben könnte.

Dunning-Kruger-Opfer
Ach, gehnseweck mit diesem Drosten oder wie die Nille heißt! Sagt doch sowieso nur, was er sagen darf. Ich bin da in dieser nichtöffentlichen Facebook-Gruppe, wo nur Leute reinkommen, die richtig was auf der Pfanne haben. Einer hat zum Beispiel schon mal in der gleichen Schlange beim Bäcker gestanden mit einer, die mal mit einem geredet hat, der ein ganz hohes Tier ist im Gesundheitsministerium. Ganz weit oben, verstehense? Der hat Sachen erzählt, da kippste vomhocka. An solche Infos kommst du normal natürlich gar nicht dran.

Systemrelevanten-Beklatscher
Meine Nachbarin ist Krankenschwester/Kassiererin. Ich bewundere die ja total. Also, ich könnte das ja nicht. Ich sage ihr das auch jedes Mal. Na ja, die guckt dann immer so komisch, aber ich glaube, die sind so was einfach nicht gewohnt. Letztens habe ich mich mit anderen aus dem Büro, die auch gerade alle auf Kurzarbeit sind, vor dem Krankenhaus/Penny-Markt getroffen und einen Applaus-Flashmob veranstaltet. Das war total lustig und auch ein bisschen verrückt. Wir sind auch alle extra um sechs aufgestanden. Das waren wir diesen hart arbeitenden Leuten einfach schuldig, fanden wir. (In Wahrheit will ich mich einfach nur besser fühlen und bin heilfroh, dass andere diese schlecht bezahlten Jobs machen und ich auf einem doppelt so hoch dotierten Bullshit-Job sitze, der zu 80 Prozent aus Windmachen besteht. An den Verhältnissen soll sich übrigens nichts wirklich ändern.)

Gelangweilte
Keine Kinder, kein Homeoffice. Doof. Langweilig. Jeden Tag Sonntag. Laaangweilig. Weiß nichts mit mir anzufangen. Und weil mir so langweilig ist, muss ich das aller Welt andauernd erzählen. Habe ich schon erzählt, wie sehr ich mich langweile?

Geschrieben von Stefan Rose
Labels: Gesellschaft , Medien


---

Anonym14. April 2020 um 10:32

Und mir gehen noch unheimlich auf die Nerven, solche, die irgendwo her irgendwelche Zahlen rauspoppeln und einem dann immer hochrechnen, wie viele dieses Jahr noch sterben werden, falls man auch nur einen Zentimeter von diesem social distancing abweicht. Und dann im Expertenmodus einem immer vorbeten, man solle jetzt auf jeden Fall eine Maske tragen, denn sonst, denn sonst (weiß ich auch nicht)...

Ganz furchtbar sind auch diese Z-Promis, die ihre Visage dafür missbrauchen, den Leuten zu erzählen, dass sie jetzt auf jeden Fall wirklich zu Hause bleiben müssen und dass das alles nicht so schlimm sei, wenn man jetzt total zusammenhalte und weitere lustige Durchhaltevideos auf Insta postet.

Dicht dahinter kommen auch schon die Balkonbeklatscher und die PR-Kampagnen von auf einmal auf super-sozial machende Großunternehmen, die allen, die jetzt und später ihren Arsch hinhalten, ein dickes #Danke sagen wollen. PR-Videos kann man wohl auch in Zeiten von #WirbleibenzuHause schnell mal auf die Beine stellen. Scheint aber sonst keinen wirklich zu stören. Sind ja schön anzusehen und was fürs Herz. 


Aus: "O tempora Corona! (3)" (Montag, 13. April 2020)
Quelle: https://fliegende-bretter.blogspot.com/2020/04/o-tempora-corona-3.html

#2362
Quote[...] In the third week of March, while most of our minds were fixed on surging coronavirus death rates and the apocalyptic scenes in hospital wards, global financial markets came as close to a collapse as they have since September 2008. The price of shares in the world's major corporations plunged. The value of the dollar surged against every currency in the world, squeezing debtors everywhere from Indonesia to Mexico. Trillion-dollar markets for government debt, the basic foundation of the financial system, lurched up and down in terror-stricken cycles.

On the terminal screens, interest rates danced. Traders hunched over improvised home workstations – known in the new slang of March 2020 as "Rona rigs" – screaming with frustration as sluggish home wifi systems dragged behind the movement of the markets. At the low point on 23 March, $26tn had been wiped off the value of global equity markets, inflicting huge losses both on the fortunate few who own shares, and on the collective pools of savings held by pension and insurance funds.

What the markets were reacting to was an unthinkable turn of events. After a fatal period of hesitation, governments around the world were ordering comprehensive lockdowns to contain a lethal pandemic. Built for growth, the global economic machine was being brought to a screeching halt. In 2020, for the first time since the second world war, production around the world will contract. It is not only Europe and the US that have been shut down, but once-booming emerging market economies in Asia. Commodity exporters from Latin America and sub-Saharan Africa face collapsing markets.

It is now clear that we can, if circumstances demand, turn the economy off. But the consequences are catastrophic. Across the world, hundreds of millions of people have been thrown out of work. From the street hawkers of Delhi to the personal trainers of LA, the service sector – by far the most important employer in the modern economy – has been poleaxed. Never before has the global economy suffered a shock of this scale all at once. In the US alone, at least 17 million people have lost their jobs in the last three weeks. A severe global recession is now inevitable.

The crucial question is how much of the world economy will survive the lockdown, and this depends on the availability of credit. Business runs on credit. The bits of the economy that do continue to function – the warehouses, the mobile phone providers and internet firms – all need credit. Wage bills for those still working are financed through credit. Even greater is the need of those who are not working. If they can't get loans, bills will go unpaid, which spreads the pain. To survive the lockdown, millions of families and firms around the world are relying on grants and loans from the state. But tax revenues have collapsed, so states need credit, too. Across the world we are witnessing the largest surge in deficits and government debt since the second world war.

But who do we borrow from? Banks, financial markets and money markets provide the financial fuel of the world economy. Normally, credit is sustained by the optimistic promise of growth. When that dissolves, you face a self-reinforcing cycle of collapsing confidence, contracting credit, unemployment and bankruptcy, which spreads a poison cloud of pessimism. Like an epidemic, if left uncontrolled, it will sweep all before it, destroying first the financially fragile and then much else besides. It is not for nothing that we speak of financial contagion.

What began with the lockdown in Wuhan in January is more intense and more fast-moving than any recession we have seen before. In a matter of weeks we have been confronted with an economic outlook that is as grim as at any moment since the 1930s. But it could have been even worse. Imagine a situation in which, on top of the pain of the lockdown and the hellish scenes in hospital wards, we also face calls for austerity because the government cannot safely finance extra spending. Imagine that interest rates were surging, and the terms for credit cards, car loans and mortgages were suddenly getting stiffer. All of this may still happen. It is already happening to the weaker economies around the world. But for now at least, it has not happened in Europe and the US – even after the turbulence of March 2020, when the pandemic hit with full force.

What Europe and the US have succeeded in doing is to flatten the curve of financial panic. They have maintained the all-important flow of credit. Without that, large parts of their economies would not be on life support – they would be stone dead. And our governments would be struggling with a financial crunch to boot. Maintaining the flow of credit has been the precondition for sustaining the lockdown. It is the precondition for a concerted public health response to the pandemic.

During major crises, we are reminded of the fact that at the heart of the profit-driven, private financial economy is a public institution, the central bank. When financial markets are functioning normally, it remains in the background. But when they threaten to break down, it has the option of stepping forward to act as a lender of last resort. It can make loans, or it can buy assets from banks, funds or other businesses that are desperate for cash. Because it is the ultimate backer of the currency, its budget is unlimited. That means it can decide who sinks and who swims. We learned this in 2008. But 2020 has driven home the point as never before.

The last six weeks have seen a bout of intervention without precedent. The results have been momentous. A giant public safety net has been stretched out across the financial system. We may never know what went on behind the closed doors of the US Federal Reserve, the European Central Bank and the Bank of England during those critical moments in March. So far, only muffled sounds of argument have reached the outside. But as the virus struck, the men and women in those three central banks held the economic survival of hundreds of millions of people and the fate of nations in their hands. This is the story of how global financial meltdown was averted by central banks taking decisions that, just a month earlier, they would have dismissed as utterly impossible.

The financial markets scan the world for risk. Even the slightest disruption in the vast networks of finance, production and trade offers the opportunity for profit or the threat of loss. So the news on 23 January, that the outbreak of an unknown virus was serious enough for the Chinese authorities to impose a gigantic quarantine, hit the traders on their Bloomberg terminals hard. Bank economists struggled to get a grip on the dimensions of the problem. Would this be a minor disruption like Sars in 2003? Or were we facing the nightmare scenario of the Hollywood film Contagion?

In late January, investors began to move more and more money out of things like commodities and shares in companies, and into the relative safety of government bonds. What comforted them was the idea that the virus was a problem contained in China. The day that illusion burst – the day that investors realised that Covid-19 was becoming a global pandemic – was Monday 24 February. Over the weekend the Italian government had announced that it was imposing a quarantine in parts of northern Italy. It was the first place in the west to do so.

Ever since the financial crisis of 2008, Italy's economy had been stagnating. Both its banks and its public finances were in a precarious state. Italy's debt levels were high enough to cause bond markets to periodically panic. Now the country would become the frontline in the virus fight. The coronavirus would test the solidarity of the eurozone at its weakest link.

At this point, not everyone was taking the threat seriously. The caseload in the US still looked tiny. Donald Trump dismissed the virus as a "scare". But investors were now seriously worried. Over the week that began on 24 February, America's main stock market index, the S&P 500, lost 10% of its value. The chair of the US Federal Reserve, Jerome Powell, was concerned enough to signal that he would soon be bringing forward a cut in interest rates, in order to stimulate consumption and investment. It was a conventional reaction, but Covid-19 was no longer looking like a conventional threat.

By early March, whatever complacency had prevailed was long gone. The death toll in northern Italy was rising into the hundreds and it was only a matter of time before the government in Rome would be forced to declare a nationwide lockdown.

Investors around the world started to panic. In times of uncertainty, they want safe-haven assets. What makes a government bond a safe investment is not only the financial standing of the borrower, but the depth of the market in which lenders can sell them if they want to get their money back sooner. There is no deeper market than that for US Treasuries, as US government bonds are known. The greater the demand for safety, the lower the interest rate the US government generally has to pay to borrow. In the first week of March, those rates were at record lows.

For the rest of the world economy, this run to safety was an alarming signal. One sector that knew it was heading for trouble was oil. When the global economy slows, so does the demand for energy. The oil industry of the 21st century consists, on the one hand, of large, state-controlled producers – above all the Opec group dominated by Saudi Arabia and Russia – and, on the other hand, of the US's upstart fracking industry. To match falling demand for oil, the Saudis wanted to cut overall production and thus prop up the price. For this they needed the agreement of the other big producers, but Russia refused to go along with them. As Moscow saw it, cutting production with a view to propping up prices was an invitation to American shale producers to fill the gap. If the politics of climate change meant that the future really would bring a transition away from fossil fuel, winning the end game involved seizing as much of the market as possible for as long as oil was being pumped. So Russia decided not to cut production, but to launch a price war. Not wanting to be outdone, over the weekend of 7-8 March, Saudi Arabia took up the challenge. It announced that it would be maximising production and discounting its prices.

On Monday 9 March, as markets opened, oil prices plummeted. The benchmark Brent crude fell 24% by the end of trading. By the end of the month its value had halved. From the point of view of the financial markets, the ferocity of the competition in the oil industry was a harbinger of things to come. Falling demand would force industry after industry to either slash prices or contract production. Either way, it was bad news for profits.

When trading opened on Wall Street that morning, the situation was so dire that the circuit-breakers – automatic stops to trading that are triggered when prices fall by a certain amount – were soon activated. This was supposed to slow a wild selloff. But it sent a message of panic. As soon as trading resumed, everything sold.

A rout like the one that began on 9 March has a perverse logic. When fund managers face withdrawals from the people whose money they manage, they need cash and have to choose which assets to sell first. They might prefer to sell the riskiest investments, but those can be disposed of only for a large loss. So instead, they attempt to sell their most liquid and safe assets – government bonds. That means the prices of those bonds fall, dragging them into the maelstrom. This has the knock-on effect of unravelling a basic relationship on which many investors rely: typically, when shares go down, bonds go up, and vice versa. So to protect yourself against risk, you buy a portfolio made up of both. If everything works as it's supposed to, the swings should balance each other out. But in the panic that began on 9 March, this was no longer happening: rather than balancing out, the price of shares and bonds were collapsing together. The only thing that anyone wanted to hold was cash, and what they wanted most of all were dollars. The surging US dollar in turn spread the pressure worldwide to everyone who owed money in that currency.

The Fed had desperately tried to halt the run. To signal its willingness to support the economy and ease the pressure on the world economy from the strong dollar, it had brought forward an interest rate cut that had been expected for the middle of the month. But with the darkening horizon, lower interest rates did little to help. Who would borrow or invest under such circumstances? Confidence was broken. Just how badly would become clear over the following two weeks.

It was a cruel twist of fate that Italy was the first European country struck by the virus. Italy has a sophisticated medical system; Lombardy, the region worst affected by the virus, is among the richest places in the world. The weakness lies in the country's public finances. To fight the crisis, Italy needed to be spending money on public health and to support the economy during the lockdown. But would the corset of the euro give it the leeway?

The problem was that spending to meet the coronavirus crisis would raise Italy's public debts. The more indebted you are, the higher the price you pay to borrow. For a European government, that premium is measured by the difference, or "spread", between your interest rate and that paid by Germany, the highest-ranked borrower in Europe. With its pre-crisis debt at just under 135% of GDP, Italy was perilously close to the point at which rising spreads would drive up its deficit and thus, in a vicious circle, make its debts less and less sustainable.

To ensure that investors stay calm, it is the job of central banks to act as the buyer of last resort. But because Italy is a member of the eurozone, it no longer has an independent national central bank that can buy its debt. Its monetary policy is set by the European Central Bank, which is prohibited from directly buying a member country's newly issued debt. That left the Italians exposed. As the coronavirus crisis intensified in late February and investors became concerned by the prospect of greater state spending, the spread to German interest rates increased. If they rose too far, Italy would face not only a public health disaster but a financial crisis, too. What could Europe do to help?

Italy already had reason to feel abandoned by its European partners: they had done little to help it tackle its chronic unemployment problem, or to take in the refugees arriving from north Africa. The coronavirus was a new test. The signs were not good: other member states were grudging in their reaction to Italy's appeals for help. But what really mattered, for the country's financial survival, was the stance taken by the ECB.

Under its former president, Mario Draghi, the ECB had emerged in the course of the last financial crisis as the pivot of the European economy. Draghi's promise to do whatever it takes to hold the eurozone together, uttered at the height of the crisis in July 2012, has become a mantra of modern economic policy. Faced with a financial panic, restoring confidence is key – and because a central bank is in charge of issuing currency, it is the only crisis-fighter with truly unlimited firepower.

Northern European fiscal and monetary conservatives had always been suspicious of Draghi's interventions, which they saw as a way to transfer Italy's liabilities on to Europe's balance sheet. And his final round of bond-buying, in 2019, proved particularly controversial. By the time he ended his stint at the ECB that autumn, it was all Angela Merkel's government in Berlin could do to ensure that there were no unseemly scenes at his retirement party.

Christine Lagarde, the former finance minister of France and IMF boss, took over as head of the ECB in October 2019, and inherited Draghi's extraordinarily difficult position. Now she would have to demonstrate that she could handle a major financial crisis. The ECB press conference on 12 March was the crucial test.

The ECB had good news for Europe's banks: they would receive a huge amount of low-cost funding. It was also going to buy an additional €120bn in assets – although if that was spread across the members of the Eurozone, as the rules demanded, it would hardly give Italy the support it needed. But the critical moment came when Lagarde was asked a question about the ECB's attitude to sovereign debt. Her response was remarkable. "We are not here to close spreads," she said. "This is not the function or the mission of the ECB. There are other tools for that, and there are other actors to actually deal with those issues."

"Spreads" meant Italy. And what Lagarde seemed to be saying was that it was somebody else's problem. But if the ECB wasn't going to help Italy, who would? Did it really expect the other member states of the eurozone to string together a fiscal safety net for Italy? Obviously, given the bad blood between Italy and the northern Europeans, Lagarde had to walk a fine line. But with hundreds of people dying every day, with global financial markets in a state of repressed panic, was the ECB seriously suggesting that it would wait for Berlin, Paris and Rome to settle their differences before putting out the fire? It was breathtaking.

For investors, Lagarde's comment came like a bolt of lightning. And within minutes, she started to backtrack. She went in front of the cameras to promise that the ECB would use the flexibility of its €120bn programme to prevent the fragmentation of the euro area – code for helping Italy. But the damage was done. The markets slumped, and the price that Italy had to pay to borrow leaped: averaged out, the spread moved by 0.65%. That may not sound like a big difference, but when applied to a mountain of debt the size of Italy's, it raises the interest bill by as much as €14bn for just one year. It was the last thing Italy needed. In a rare public rebuke, both Paris and Rome distanced themselves from the ECB. The crisis was pulling Europe further apart.

After five terrifying days of market turmoil, the weekend of 14-15 March was a moment for central banks around the world to coordinate their response. What everyone wanted was dollars, so it was above all the Federal Reserve that needed to take the lead. And as its chair, Powell did. He called an unscheduled press conference for the afternoon of 15 March. What he announced was remarkable.

With immediate effect, the Fed was cutting interest rates to zero – something it had done just once before, at the height of the crisis in 2008. To stabilise the US Treasury bonds market, it would be buying $700bn in a new round of so-called quantitative easing. And it would start big, buying $80bn by 17 March. In the space of just 48 hours, it would spend more on treasuries than the Fed spent in most months in the aftermath of 2008.

These were measures for the US economy. But the coronavirus was a global problem. The flight to safety and the ensuing rise in the dollar had put pressure on everyone who had borrowed in the US currency. So, to ensure that dollars could be piped to every financial institution in every major financial centre in the world, the Fed announced that it was improving the terms on the so-called liquidity swap lines – deals by which the major central banks agree to exchange dollars for sterling, euros, swiss francs and yen in unlimited amounts.

Powell was deploying the main weapons of the 2008 crisis with far greater speed than his predecessors ever had. But it was still not enough. When the markets opened the next day, 16 March, the fall was vertiginous. The circuit-breakers are supposed to come into effect if the market falls by more than 7%. That morning, the fall was so quick that the S&P 500 dropped by 8.1% before trading could be stopped. The so-called fear index, VIX – a measure of market volatility – surged to levels last seen in the dark days of November 2008.

The fear in the markets was now feeding on itself. If the Fed's magic of 2008 no longer worked, then what would?

The foreign exchange market, where currencies are traded, is the biggest market in the world. And the place where the most transactions are booked is the City of London. On an average day, transactions back and forth total $6.6tn. But on Wednesday 18 March, there was only one trade: people wanted to sell everything. The only thing they wanted to buy were dollars. Every other currency was falling.

The central banks' failure to calm the markets had set the stage for the worst days of the panic. Coronavirus cases were piling up in Europe more rapidly than at the peak of the crisis in Wuhan. Hedge funds were placing multi-billion-dollar bets that the recession in Europe would be protracted. Blue chip companies like Apple were facing stiff premiums to borrow for as little as three months ahead. Even gold, a classic safe haven, was selling.

That Wednesday, on his third day as governor of the Bank of England, Andrew Bailey organised a press conference in an effort at reassurance. But as he was speaking, sterling plunged by 5% to its lowest level since 1985. Meanwhile, the market for UK government bonds, also known as gilts – the oldest major asset market in the world – was witnessing unprecedented turmoil. It was, in Bailey's understated phrasing, "bordering on the disorderly".

In response, the Bank of England monetary policy committee met the next day in emergency session and announced that the Bank would be buying £200bn in gilts. Unlike in 2008, it would not be doing so on a prearranged schedule. As Bailey explained: "We will act in the markets promptly and rapidly as we see appropriate." This was no time for timetables. The central bank was, by its own admission, flying by the seat of its pants.

On an emergency conference call on the evening of 18 March, the ECB executive board decided that it, too, needed to act. Under a pandemic emergency purchase programme, it announced that it would begin by buying €750bn of government and corporate debt. But the ECB was willing to go even further than that. It said that, if necessary, it would revise some of its "self-imposed limits".

For an institution as hidebound as the ECB, this amounted to a revolution. Self-imposed limits – inflation targets, rules on which European government's debt it could buy and in what quantities – are what the ECB lives by. It is clear that conservative members of the bank's governing council continued to resist such a move. But in the end it was the turmoil in the markets that decided the issue. The ECB needed to send a signal of determination. If Lagarde had fluffed her "whatever it takes" moment, the ECB was now at least promising to do whatever was necessary.

By the end of the third week of March, 39 central banks around the world, from Mongolia to Trinidad, had lowered interest rates, eased banking regulations and set up special lending facilities. To ease the pressure on emerging markets, the Fed widened the network of liquidity swap lines to cover 14 major economies including Mexico, Brazil and South Korea. This was a remarkable wave of activism. But the pandemic itself was only beginning to bite. Central banks could cushion the financial shock, but not address the actual economic implosion, let alone the health crisis.

European governments had been quick to move. Germany had thrown aside its fiscal caution and was committed to a gigantic programme of government guarantees for business lending. But this made all the more glaring the gap to Italy and Spain, which were not only hardest hit by the virus, but also constrained by the financial legacy of the eurozone crisis. They did not want to risk sliding back into a debt crisis.

In the US, the Fed had leaped into action. But where were the politicians? Congress was distracted by the upcoming presidential election. What was needed was an unprecedented rescue package for an economy in freefall. How were Republicans and Democrats to reconcile fundamental differences over health care and unemployment insurance, or the notorious cronyism of the president and his clan? Since the Democrats had won control of the House of Representatives in 2018, legislation had been largely paralysed. Now, in the face of a tsunami of job losses, the two parties had to come to an agreement.

As trading began in Asia early on the morning of Monday 23 March, the news from Washington made it clear that there had been no deal on Capitol Hill. The futures markets plunged so violently that circuit breakers were activated again – by now this had happened an unprecedented five times in two weeks. If it wanted to avoid a meltdown when Wall Street opened, the Fed would have to make another move.

Until this point, Jerome Powell had been moving in the shadow of his predecessor, Ben Bernanke, who had been Fed chair in 2008. But by 23 March, Powell had activated all the basic elements of the 2008 repertoire – slashing interest rates, using quantitative easing, supporting money markets. But it had not worked, partly because it could not reach the source of the crisis itself – that is, the virus and the lockdown – and also because it was not reaching the bit of the credit system that was most vulnerable in 2020: the borrowing by big corporations.

The Fed has always steered clear of corporate debt, which it considered politically sensitive. If you bought debt from individual firms, you were vulnerable to accusations of favouritism. If you bought a cross-section of debt you ended up holding many very poor-quality loans. But by the early hours of 23 March, it was clear that something had to be done to stabilise the corporate debt market. Since 2008, bonds issued by non-financial corporations have surged from $3.3tn to more than $6.5tn. If their value fell too far, US corporations would not only face shutdowns and a complete loss of revenue, but also a crippling credit squeeze.

Ideally, the Fed would have made a grand announcement in conjunction with a Congressional stimulus package. But by the evening of 22 March, it was clear that the package being proposed by the Republicans was unacceptable to the Democrats. It might take days for them to square the difference. The financial markets would not wait.

On 23 March, 90 minutes before markets opened, Powell made his move. He announced that the Fed was setting up legal entities – off the books of the Fed, but guaranteed by it – that would have the capacity to buy highly rated corporate debt, or at least any debt that the ratings agencies were still willing to declare investment-grade. In effect, the Fed was establishing itself as the backstop to the trillion-dollar corporate bond market. The Fed ramped up its asset-purchase programme, to an astonishing $375bn in Treasury securities and $250bn in mortgage securities in a single week.

It was an extraordinary move to widen the scope of central bank intervention into the corporate economy. And it was understood as such by the markets. Since the start of the year, the S&P 500 and the Dow Jones, as well as the FTSE 100, had lost 30% of their value. That day, they began to recover.

Two days later, on 25 March, backing arrived from Congress when the Senate passed its giant package of $2tn – more than twice the size of the stimulus bill passed in 2009. It provided funds to top up unemployment insurance, to support small businesses and the US's privatised hospital system. Crucially, it also set aside $454bn to cover Fed losses. Since most loans would not be expected to go bad, this would enable the Fed to make more than $4tn in loans, if necessary.

In the US, the public health campaign against the virus was still a shambles. But as far as economic policy was concerned, the full power of the American state was now being deployed behind the emergency programme. And the Fed was also acting as a provider of dollar liquidity to the world economy. In the UK, too, the Treasury and the Bank of England were working closely to link the huge increase in government spending to efforts to stabilise financial markets.

But in the eurozone, that kind of coordination was lacking. The ECB had managed to stop the immediate panic. Yet there was still the question of whether the member states could come up with a financial plan to support their hardest-hit neighbours, Italy and Spain. The obvious solution was to issue debt jointly to fight the crisis together – an idea raised repeatedly during the eurozone crisis, when it had been bitterly resisted by a conservative northern European coalition led by Germany. This would ensure that Italy was not constrained by its pre-existing financial weakness.

For a coalition of nine states led by France, Italy, Spain and Portugal, the case was obvious. On 25 March they called for a "common debt instrument" to fund a crisis response. The ECB threw itself energetically behind the proposal. But, once again, the Netherlands and Germany refused to budge. The issue was shoved off into the Eurogroup, a meeting of the eurozone's finance ministers, where the outline of a deal did finally emerge two weeks later. By then the immediate panic had passed. As Lagarde and her central banking colleagues had feared from the outset, it was on their shoulders that the stability of the eurozone continued to rest.

Will the massive financial firewalls built by central banks on both sides of the Atlantic be enough to withstand the bad news that is headed our way over the coming weeks and months? It is too early to tell. But the first test came on Thursday 26 March, when the US Department of Labor announced that, in a single week, 3.3 million Americans had signed on for unemployment insurance. It was completely unprecedented. A graph stretching back half a century simply turns upwards in a vertical surge. In the next two weeks, another 13.5 million people would be added to the insurance rolls. And there was no end in sight. America is on pace for national unemployment to reach 30% by the summer – greater than during the Great Depression of the 1930s.

The shutdown spelled disaster for millions of American families, at least half of whom have no financial reserves to speak of, and for businesses up and down the land. How would the markets react? Astonishingly, they ended 26 March up 5%. The largest surge in unemployment ever recorded in history was met with a relaxed shrug.

Why weren't investors more terrified? Because the scale of Congressional stimulus made clear that, no matter how divided American politics were, that wouldn't stand in the way of a huge surge of spending. And the Fed, for its part, would make sure that the huge flow of new debt was absorbed, if necessary on to its own accounts. The private credit system, the government budget and the balance sheet of the Fed were welded together in a closed loop.

What the Fed, the Bank of England and the ECB managed to do in March was prevent the damage caused by the shutdown being made even worse by an immediate collapse of corporate credit. At the same time, by stabilising sovereign debt markets, they have enabled a huge surge in public spending to fight the crisis and cushion its social and economic side effects. To do this they have both widened the safety net to parts of the financial system never before protected, and intervened on a scale far greater even than in 2008.

In the final days of March, the Federal Reserve was buying Treasury bonds and mortgage-backed securities at the rate of $83bn per day, or just shy of $1m per second. On 9 April, at the same moment as the latest horrifying unemployment numbers were released, it announced another $2.3tn in support targeted specifically at municipal debt and lower-grade corporate debt. That same day, the Bank of England adopted an even more radical approach. Rather than going through the process of having the Treasury issue debt that would then be bought by the central bank, it announced that it would be offering direct monetary finance to the government, to provide it with whatever funding it needed. This would be temporary, but it was still a radical move. The government's current account at the Bank of England would be repurposed to allow, if necessary, tens of billions of pounds in coronavirus spending. The last time the British government resorted to this mechanism was at the height of the crisis in 2008.

What we have seen in the financial system, over the past few weeks, is a victory of sorts – but it is a defensive one. Once again, we are propping up a fragile, profit-driven system to avoid something even worse. It is also a victory limited in scope.

By flattening the curve of financial panic, the central banks of advanced economies have managed to ensure that life under the lockdown is not made even more unbearable by the shutting off of credit to business and households. They have also ensured that the public health response to Covid-19 can proceed at any scale that is required. Within Europe, there are questions about the differences between eurozone members: Germany has been able to deliver a conspicuously larger fiscal response to the crisis than have Italy or Spain. But those inequalities pale next to the problems facing much of the rest of the world. There the crucial supply of credit is being cut off even before coronavirus cases begin to mount, meaning, once again we have confirmed that the global financial system is hierarchical. At the apex stands the US Federal Reserve. The ECB, the Bank of Japan, the Bank of England and their advanced-economy counterparts all enjoy the Fed's direct support. Thanks in no small part to that support, the advanced-economy central banks enjoy great latitude in propping up their credit systems. They might face moderate movements in their currency's exchange rate, but no devastating financial squeeze.

That is what the emerging-market economies have been suffering since February. Covid-19 is hitting every part of the world economy. The World Bank is warning of a devastating setback to the economies of Nigeria, Angola and South Africa, along with the rest of sub-Saharan Africa. Almost half the countries in the world – more than 90 so far – have been forced to apply to the IMF for financial assistance.

If flattening the curve in Europe and the US was the battle of March, the next challenge is to reduce the shockwaves radiating out to the rest of the world. The last few weeks have seen a remarkable display of technocratic energy and imagination in western financial centres. That same level of commitment now needs to be brought to bear in supporting the rest of the world. We cannot control the epidemic or restore the world economy without it.


From: "How coronavirus almost brought down the global financial system" Adam Tooze (Tue 14 Apr 2020 06.00 BST)
Source: https://www.theguardian.com/business/2020/apr/14/how-coronavirus-almost-brought-down-the-global-financial-system
#2363
Quote[...] Keine Frage, die Corona-Pandemie lässt viele Akteure dumm dastehen. Ganze Milieus, Geschäftsmodelle und Ideologien zeigen sich in der Auseinandersetzung mit dem Virus unbewaffnet und ahnungslos, oder sie offenbaren ihre Natur als zynischer Zirkus.

Der Fußball in Stuttgart und in Mailand, der Karneval in Heinsberg und in New Orleans, der glorreiche "freie Markt" und seine Unfähigkeit, irgendwas vernünftig zu regeln, Populisten wie Trump [https://www.theguardian.com/us-news/2020/mar/28/trump-coronavirus-politics-us-health-disaster], Bolsonaro [https://www.dw.com/de/bolsonaro-und-corona-ein-gespenst-geht-um-in-brasilien/a-52960590] und die AfD (natürlich) [https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_87571086/hoyerswerda-afd-gruppe-spaziert-trotz-corona-krise-mit-blumen-in-klinik.html], und viele andere Stützen der Gesellschaft sind da nur ein paar Beispiele. Lustig ist das allenfalls für Sadisten, die an ihre eigene Unverwundbarkeit glauben.

Ganz besonders nackt stehen aber die Religionen da. Ihre Unfähigkeit, sinnvoll auf die Krise zu reagieren, sollte keine Überraschung sein - was in sich sinnlos ist, kann in Krisensitutationen nicht sinnvoller werden. Aber die Nachhaltigkeit, mit der sich der Budenzauber gerade blamiert, ist schon spektakulär; der Weg von der Religion zur Selbstsatire war noch selten kürzer.

Als erstes positionierten sich natürlich wieder einmal die besonders schattigen Vertreter der religiösen Zunft, wie zum Beispiel die Mullahs im Iran, die erst durch komplette Passivität und Ahnungslosigkeit glänzten, indem sie vielbesuchte Pilgerstätten geöffnet ließen und dann, wie üblich, mit lächerlichen Verschwörungstheorien von ihrer eigenen Unfähigkeit ablenken wollten. Das Ergebnis war bereits Mitte März aus dem Weltraum zu beobachten: Massengräber [https://www.mena-watch.com/coronavirus-iran-hebt-massengraeber-aus/].

Amerikanische Dudelprediger konnten natürlich auch nicht auf der faulen Haut liegen. Besonders bezeichnend in dieser Hinsicht mag das Schicksal von Landon Spradlin sein, der erst meinte, die Aufregung um Sars-CoV2 sei eine gegen Trump gerichtete politische Waffe der Medien und der dann an Covid-19 starb.

Teilweise riskierten seine Kollegen den offenen Konflikt mit der Staatsmacht [https://www.theguardian.com/us-news/2020/mar/31/florida-megachurch-pastor-arrested-for-breaching-covid-19-health-order]. Rabbis, die den Virus als Zeichen für das Nahen des Messias begriffen, moslemische Prediger, die selbstverständlich den Ursprung des Virus in den USA oder in Israel verorteten, griechisch-orthodoxe Geistliche, die ihre Gemeindeschäfchen dazu aufriefen, Ausgangssperren zu umgehen - keiner wollte beim grausigen Festival der Dummheit fehlen. Ein konservativer katholischer Kardinal namens Raymond Burke, für den es anscheinend in Italien gar nicht genug Tote geben kann, machte bei der Narrenparade natürlich auch mit [https://www.ncronline.org/news/people/catholic-cardinal-burke-says-faithful-should-attend-mass-despite-coronavirus].

Sein Chef ließ sich noch was Anderes einfallen. Am 15.3. ging er den kurzen Dienstweg und bat Gott umstandslos, die Pandemie zu beenden [https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2020-03/papst-erfleht-in-rom-ende-der-globalen-corona-pandemie.html]. Als Gott auf die Dringlichkeitsnote nicht hörte, richtete sich sein Stellvertreter wieder an das Kirchenvolk und spendete eine Extradosis Urbi et Orbi [https://www.tagesschau.de/inland/corona-papst-107.html]. Das "Expecto Patronum" des Katholizismus gibt es sonst nur zwei Mal im Jahr (und nach einer Papstwahl).

Immerhin war man nicht wahnsinnig genug, den Mummenschanz vor dem vollbesetzten Petersplatz aufzuführen, was Kardinal Burke wahrscheinlich wiederum begrüßt hätte. Das Geisterspiel ohne Publikum geriet dann unfreiwillig zu einem vernichtenden Kommentar über die ganze religiöse Pantomime. Erst auf der leeren Bühne, vor den Augen der Weltöffentlichkeit, entfaltete sich die Nichtigkeit der Zaubersprüche mit allem Nachdruck. Wie der Autor und Journalist Günther Hack kann man vermuten, dass dieses Bild von der Corona-Krise bleiben wird [https://twitter.com/guenterhack/status/1243608635516899334].

Selbstverständlich macht es keinen Sinn, jetzt Virologen und Mediziner zu allwissenden Superhelden und quasireligiösen Ersatzautoritäten aufzubauen. Das erzeugt nur einen Erwartungsdruck, dem man sich als Wissenschaftler ja entziehen muss, um arbeitsfähig, ehrlich und nüchtern zu bleiben. Und selbstverständlich gibt es religiöse Menschen, die sich in allen möglichen Situationen und Positionen sinnvoll engagieren, genau wie nichtreligiöse.

Aber die Religionen als institutionalisierte und hierarchisierte Formen des magischen Denkens (und zumal ihre herausragenden Vertreter), geben das erwartbar jämmerliche Bild ab. Das törichte Herumgefuchtel mit Monstranzen, heiligen Texten und dummen Ideen ist im besten Fall nutzlos, im schlimmsten Fall kann es ungezählte Menschen das Leben kosten. Die Corona-Epidemie macht mit seltener Deutlichkeit klar: Die Religionen haben keine Probleme, sie sind ein Problem. (Marcus Hammerschmitt)


Aus: "Pandemie und Pantomime" Marcus Hammerschmitt (13. April 2020)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Pandemie-und-Pantomime-4699684.html

#2364
Quote[...] Keine Frage, die Corona-Pandemie lässt viele Akteure dumm dastehen. Ganze Milieus, Geschäftsmodelle und Ideologien zeigen sich in der Auseinandersetzung mit dem Virus unbewaffnet und ahnungslos, oder sie offenbaren ihre Natur als zynischer Zirkus.

Der Fußball in Stuttgart und in Mailand, der Karneval in Heinsberg und in New Orleans, der glorreiche "freie Markt" und seine Unfähigkeit, irgendwas vernünftig zu regeln, Populisten wie Trump [https://www.theguardian.com/us-news/2020/mar/28/trump-coronavirus-politics-us-health-disaster], Bolsonaro [https://www.dw.com/de/bolsonaro-und-corona-ein-gespenst-geht-um-in-brasilien/a-52960590] und die AfD (natürlich) [https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_87571086/hoyerswerda-afd-gruppe-spaziert-trotz-corona-krise-mit-blumen-in-klinik.html], und viele andere Stützen der Gesellschaft sind da nur ein paar Beispiele. Lustig ist das allenfalls für Sadisten, die an ihre eigene Unverwundbarkeit glauben.

Ganz besonders nackt stehen aber die Religionen da. Ihre Unfähigkeit, sinnvoll auf die Krise zu reagieren, sollte keine Überraschung sein - was in sich sinnlos ist, kann in Krisensitutationen nicht sinnvoller werden. Aber die Nachhaltigkeit, mit der sich der Budenzauber gerade blamiert, ist schon spektakulär; der Weg von der Religion zur Selbstsatire war noch selten kürzer.

Als erstes positionierten sich natürlich wieder einmal die besonders schattigen Vertreter der religiösen Zunft, wie zum Beispiel die Mullahs im Iran, die erst durch komplette Passivität und Ahnungslosigkeit glänzten, indem sie vielbesuchte Pilgerstätten geöffnet ließen und dann, wie üblich, mit lächerlichen Verschwörungstheorien von ihrer eigenen Unfähigkeit ablenken wollten. Das Ergebnis war bereits Mitte März aus dem Weltraum zu beobachten: Massengräber [https://www.mena-watch.com/coronavirus-iran-hebt-massengraeber-aus/].

Amerikanische Dudelprediger konnten natürlich auch nicht auf der faulen Haut liegen. Besonders bezeichnend in dieser Hinsicht mag das Schicksal von Landon Spradlin sein, der erst meinte, die Aufregung um Sars-CoV2 sei eine gegen Trump gerichtete politische Waffe der Medien und der dann an Covid-19 starb.

Teilweise riskierten seine Kollegen den offenen Konflikt mit der Staatsmacht [https://www.theguardian.com/us-news/2020/mar/31/florida-megachurch-pastor-arrested-for-breaching-covid-19-health-order]. Rabbis, die den Virus als Zeichen für das Nahen des Messias begriffen, moslemische Prediger, die selbstverständlich den Ursprung des Virus in den USA oder in Israel verorteten, griechisch-orthodoxe Geistliche, die ihre Gemeindeschäfchen dazu aufriefen, Ausgangssperren zu umgehen - keiner wollte beim grausigen Festival der Dummheit fehlen. Ein konservativer katholischer Kardinal namens Raymond Burke, für den es anscheinend in Italien gar nicht genug Tote geben kann, machte bei der Narrenparade natürlich auch mit [https://www.ncronline.org/news/people/catholic-cardinal-burke-says-faithful-should-attend-mass-despite-coronavirus].

Sein Chef ließ sich noch was Anderes einfallen. Am 15.3. ging er den kurzen Dienstweg und bat Gott umstandslos, die Pandemie zu beenden [https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2020-03/papst-erfleht-in-rom-ende-der-globalen-corona-pandemie.html]. Als Gott auf die Dringlichkeitsnote nicht hörte, richtete sich sein Stellvertreter wieder an das Kirchenvolk und spendete eine Extradosis Urbi et Orbi [https://www.tagesschau.de/inland/corona-papst-107.html]. Das "Expecto Patronum" des Katholizismus gibt es sonst nur zwei Mal im Jahr (und nach einer Papstwahl).

Immerhin war man nicht wahnsinnig genug, den Mummenschanz vor dem vollbesetzten Petersplatz aufzuführen, was Kardinal Burke wahrscheinlich wiederum begrüßt hätte. Das Geisterspiel ohne Publikum geriet dann unfreiwillig zu einem vernichtenden Kommentar über die ganze religiöse Pantomime. Erst auf der leeren Bühne, vor den Augen der Weltöffentlichkeit, entfaltete sich die Nichtigkeit der Zaubersprüche mit allem Nachdruck. Wie der Autor und Journalist Günther Hack kann man vermuten, dass dieses Bild von der Corona-Krise bleiben wird [https://twitter.com/guenterhack/status/1243608635516899334].

Selbstverständlich macht es keinen Sinn, jetzt Virologen und Mediziner zu allwissenden Superhelden und quasireligiösen Ersatzautoritäten aufzubauen. Das erzeugt nur einen Erwartungsdruck, dem man sich als Wissenschaftler ja entziehen muss, um arbeitsfähig, ehrlich und nüchtern zu bleiben. Und selbstverständlich gibt es religiöse Menschen, die sich in allen möglichen Situationen und Positionen sinnvoll engagieren, genau wie nichtreligiöse.

Aber die Religionen als institutionalisierte und hierarchisierte Formen des magischen Denkens (und zumal ihre herausragenden Vertreter), geben das erwartbar jämmerliche Bild ab. Das törichte Herumgefuchtel mit Monstranzen, heiligen Texten und dummen Ideen ist im besten Fall nutzlos, im schlimmsten Fall kann es ungezählte Menschen das Leben kosten. Die Corona-Epidemie macht mit seltener Deutlichkeit klar: Die Religionen haben keine Probleme, sie sind ein Problem. (Marcus Hammerschmitt)


Aus: "Pandemie und Pantomime" Marcus Hammerschmitt (13. April 2020)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Pandemie-und-Pantomime-4699684.html

#2365
Quote[...] Wilhelm Heitmeyer, 74, ist einer der bedeutendsten deutschen Soziologen. Er war Gründungsdirektor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld von 1996 bis 2013. Unter seiner Federführung entstand die Reihe "Deutsche Zustände", die von 2002 bis 2011 jährlich den Stand der Diskriminierung gegenüber Juden, Muslimen, Nichtweißen, Homosexuellen, Obdachlosen und anderen Gruppen untersuchte. Heitmeyer entwickelte den Begriff der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und gab der Öffentlichkeit damit ein wichtiges Erkenntnisinstrument in die Hand. Er arbeitet heute als Forschungsprofessor. Sein aktuelles Buch ist "Autoritäre Versuchungen". Im Herbst erscheint "Rechte Bedrohungsallianzen" bei Suhrkamp.

ZEIT ONLINE: Herr Heitmeyer, wie geht es Ihnen?

Wilhelm Heitmeyer: Ich bin zu Hause. Im Institut sind alle im Homeoffice. Mensen, Cafeteria und so weiter, das ist alles weitgehend dicht. Man kann bestenfalls seine Post abholen, und das war's.

ZEIT ONLINE: Sie wirken recht unbeeindruckt.

Heitmeyer: Naja, das sieht nur so aus. Außerdem bin ich privilegiert. Wir wohnen in einem Randbezirk von Bielefeld in einem Haus mit einem großen Garten in einem Waldgrundstück. Da kann man es schon aushalten.

ZEIT ONLINE: Dabei heißt es immer, diese Krise sei eine, die alle gesellschaftlichen Gruppen betrifft.

Heitmeyer: Ja und nein. Eine Krise im soziologischen Sinne zeichnet sich dadurch aus, dass erstens die normalen Routinen nicht mehr funktionieren und zweitens die Zustände vor dem Eintritt der Ereignisse nicht wieder herstellbar sind. Ein solches Ereignis erzeugt massive Kontrollverluste.

ZEIT ONLINE: Was auf Corona zweifellos zutrifft.

Heitmeyer: Ja. Corona ist sogar eine besondere Krise, sie macht nicht Halt vor sozialen Klassen. Es gab vor Corona auch schon 9/11, Hartz IV, die Finanzkrise, die Ankunft der Geflüchteten, die aber jeweils für ganz unterschiedliche Milieus verunsichernd wirkten und in ihren Auswirkungen zeitlich begrenzt waren. Und doch gibt es auch in der Bewältigung dieser Pandemie schon jetzt massive Klassenunterschiede. Wir in unserem Haus am Wald erleben eine völlig andere Realität als eine Familie, die zum Beispiel in Berlin-Marzahn oder in Köln-Chorweiler mit drei Kindern in beengten Verhältnissen wohnt. Die soziale Ungleichheit wirkt sich massiv aus, ja, soziale Ungleichheit zerstört Gesellschaften.

ZEIT ONLINE: Was erwarten Sie von der Nach-Corona-Zeit?

Heitmeyer: Corona ist ein Beschleuniger von sozialer Ungleichheit. Da sind einerseits die psychischen Beschädigungen, die das Virus hinterlässt und die erst nach der Aufhebung der Kontaktbeschränkungen sichtbar sein werden. Und es sieht so aus, als würde eine tiefreichende wirtschaftliche Rezession mit weitreichender Arbeitslosigkeit auf uns zukommen. Die Folgen dürften soziale Desintegrationen und Statusverluste sein, also weitere Kontrollverluste.

ZEIT ONLINE: Auf welche Reaktionen der Menschen müssen wir uns einstellen?

Heitmeyer: Über die gegenwärtigen Verarbeitungsformen wissen wir noch zu wenig. Aus bisheriger Forschung kennen wir einige Formen. Im Negativen sind Vertrauensentzug gegenüber der Politik oder die Einforderung von Etabliertenvorrechten möglich, nach dem Motto: Wir zuerst! Dann ist es nicht weit bis zum "Deutsche zuerst". Herr Höcke von der AfD hat ja schon vor längerer Zeit von großen Remigrationsprojekten gesprochen, die mit "wohltemperierter Grausamkeit" vorangetrieben werden sollen. Denkbar ist auch die Immunisierung nach der Art eines "Weiter so", ohne dass man sich um die sozialen Folgen kümmert. Und es gibt natürlich quer über die Milieus Schuldverschiebungen, wie sie in Verschwörungstheorien erzählt werden.

ZEIT ONLINE: Kommt jetzt deren große Zeit?

Heitmeyer: Es gibt jedenfalls einen Zusammenhang zwischen Kontrollverlust und der Anfälligkeit für Verschwörungstheorien. Und da die Kontrollverluste dieser Tage nun wirklich breit gestreut sind, dürften sie größere Reichweite bekommen. Die Frage ist: Welchen sichtbaren Gruppen schiebt man die Schuld zu, wo der Virus doch unsichtbar ist? Man muss abwarten, welche Fantasien jetzt in Gang gesetzt werden. Im rechtsextremen Milieu ist schon einiges unterwegs.

ZEIT ONLINE: Gibt es auch ermutigende Prozesse? Was ist mit den vielen Menschen, die gerade zum Beispiel Älteren helfen?

Heitmeyer: Auch das gehört zu den möglichen Verarbeitungsformen. Es ist ja jetzt auch eine spannende Frage, ob und wie sich möglicherweise eine neue gesellschaftliche Solidarität entwickelt – oder eben auch nicht.

ZEIT ONLINE: Was prognostizieren Sie?

Heitmeyer: Ich rate zur Nüchternheit. Man kann diese Solidaritäten, die jetzt häufig in beruflichen Leerlaufzeiten stattfinden, nicht einfach dauerhaft fortschreiben. Zumal, wenn die Zeit der Menschen bald wieder vollgefüllt sein wird mit Büroarbeit und anderen Tätigkeiten. Man hört und liest da zurzeit viel Gesellschaftsromantik, die schnell in große Enttäuschungen mit schlimmen Folgen einmünden kann. Ich erinnere an die anfängliche Euphorie zu Zeiten der Flüchtlingsbewegung im Herbst 2015 und das, was danach geschah. Die harten Fragen lauten: Werden sich ökonomische Strukturen ändern oder werden die bisherigen sich weiter verhärten? Und natürlich: Werden die aktuellen Einschränkungen unserer Freiheit vollständig wieder verschwinden oder werden neue Kontrollregime auf Dauer eingerichtet, nur mit anderer Begründung?

ZEIT ONLINE: In Europa zeichnet sich als Folge der Corona-Krise eine Stärkung des Nationalen ab.

Heitmeyer: Das konnte man schon länger vor Corona sehen. Da reicht ein Blick auf die politische Landkarte. Die Kraft dieses neuen Nationalismus zeigt sich auch daran, dass die EU-Staaten unabhängig voneinander ihre Grenzen geschlossen haben. So eine Dynamik kommt zweifelhaften Vorreitern wie Orbán in Ungarn sehr gelegen. Er nutzt das jetzt zu einer fast uneingeschränkten Ausdehnung seiner Macht zur autoritären Kontrolle der Gesellschaft. Die EU finanziert eine formaldemokratisch verbrämte Diktatur in Europa.

ZEIT ONLINE: Geht die Zeit der offenen Grenzen in Europa zu Ende?

Heitmeyer: Natürlich ist es ein Hoffnungsschimmer, dass diese Nationalismen auch durchbrochen werden, etwa wenn Corona-Patienten in andere Länder verlegt werden, um dort in Krankenhäusern gepflegt werden zu können. Aber dies sind keine systemischen Entscheidungen, sondern humanitäre Gesten. Ich bin insgesamt nicht optimistisch. Nicht nur zwischen Ost- und Westeuropa hat sich eine ungute Zweiteilung in den Vorstellungen von offener Gesellschaft und liberaler Demokratie entwickelt.

ZEIT ONLINE: Weil in Osteuropa ein autoritäres, nationalistisches Moment weiter verbreitet ist?

Heitmeyer: Ja. Es ist zu befürchten, dass sich dieser autoritäre Nationalradikalismus – Rechtspopulismus ist völlig ein irreführender Begriff – in den Ländern des Ostens weiter verfestigt. Bevor man darüber hinweg geht, sollte man bedenken, dass Orbán auch ein Vorbild für die deutsche Version dieses autoritär-nationalen Radikalismus ist, also die AfD.

ZEIT ONLINE: Rechtsextremismus und Rassismus sind mit Corona wahrscheinlich aus dem Fokus vieler Menschen verschwunden. Glauben Sie, diese Aufmerksamkeit, wie wir sie nach Halle und Hanau erlebten, kommt noch mal wieder?

Heitmeyer: Das ist alles nur zeitweise überdeckt. Die Rechten leiden am Aufmerksamkeitsverlust. Aber die Ursachen sind ja nicht verschwunden. Natürlich hängt es auch an den Medien und daran, ob sie die anderen Dramen in der Gesellschaft vergessen.

ZEIT ONLINE: Aber im Augenblick hat man den Eindruck, dass die deutschen Rechtsradikalen sich weitgehend zurückhalten.

Heitmeyer: Die AfD ist zur Zeit gelähmt von der Beobachtung durch den Verfassungsschutz und ihren inneren Konflikten. Außerdem hat in Krisen immer die Regierung die Deutungsmacht. Dagegen kann die AfD selbst mit Tabubrüchen nichts ausrichten. Zumal das wahrscheinlich in der heutigen Situation auch nicht gut ankommen würde.

ZEIT ONLINE: Was bedeutet die Selbstauflösung des rechtsextremen Flügels?

Heitmeyer: Es wäre völlig falsch, davon irgendeine Art von Politikveränderung in der AfD zu erwarten. Nach meiner Einschätzung wird der Flügel daraus gestärkt hervorgehen und zugleich weniger greifbar sein.

ZEIT ONLINE: Erleben wir also gerade nur eine Ruhepause vor dem Rechtsradikalismus?

Heitmeyer: Nur wenn man sich allein auf die AfD bezieht. Wir haben es aber im rechten Spektrum mit einem Eskalationskontinuum zu tun. Die abwertenden Einstellungsmuster in der Bevölkerung gegenüber schwachen Gruppen sind ja nicht mit der Corona-Krise einfach weg.

ZEIT ONLINE: Würden Sie das genauer erklären?

Heitmeyer: Es gibt ein rechtes Eskalationskontinuum, das aus fünf Elementen besteht. Es beginnt mit der Abwertung und Diskriminierung von Menschen allein aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit – also Juden, Muslime, Homosexuelle, Obdachlose, Flüchtlinge. Diese gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Teilen der Bevölkerung schafft Legitimation für die AfD, die das politisch in Parolen verdichtet und auf die Tagesordnung hebt. Die AfD schafft ihrerseits wiederum Legitimationen für rechtsextreme Milieus, indem sie Begriffe wie "Umvolkung" oder "der große Austausch" in die Welt setzt und mit Untergangsfantasien operiert. Diese systemfeindlichen Milieus operieren zum Teil schon mit Gewalt und geben wieder Legitimationen an militante Zellen, die konspirativ operieren – Gruppen wie "Revolution Chemnitz" oder "Freital 360". Die Gruppen werden immer kleiner und immer gewalttätiger, bis hin zu rechtsterroristischen Zellen oder Einzeltätern.

ZEIT ONLINE: Es gibt also eine Linie von der AfD zum Attentäter von Hanau?

Heitmeyer: Es ist viel problematischer durch dieses Eskalationskontinuum. Daraus entstehen – so nennen wir das – rechte Bedrohungsallianzen. Wenn man die Gefahren für die offene Gesellschaft und die liberale Demokratie ansatzweise in den Griff bekommen will, muss man das ganze Kontinuum im Blick haben und darf sich nicht nur auf die AfD konzentrieren.

ZEIT ONLINE: Legitimieren eigentlich auch Bürgerliche die Rechten, wenn sie von "Ökodiktatur" und Ähnlichem sprechen?

Heitmeyer: Ja, diese Leute gibt es zuhauf. Dabei gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Politiker diese Begriffe durch Übernahme entschärfen können. Im Gegenteil, das dient nur der Normalisierung in der breiten Bevölkerung. Und solche Normalisierungsprozesse sind gefährlich, denn alles, was als normal gilt, kann man nicht mehr problematisieren. Das ist genau die Taktik der AfD, an der ja auch Markus Söder bei seiner letzten Landtagswahl so grandios gescheitert ist, als er versuchte, die AfD rechts zu überholen.

ZEIT ONLINE: Aber warum machen es dann Politiker immer wieder?

Heitmeyer: Sie zielen auf die rohe Bürgerlichkeit in den Mittelschichten. Hinter einer glatten Fassade und geschliffenen Worten verbirgt sich bei manchen ein Jargon der tiefen Verachtung gegenüber schwachen Gruppen. Da verschwimmen auch Grenzlinien zwischen Parteien um der geschichtsvergessenen Macht willen, wie in Thüringen. Die AfD ist auf die Destabilisierung gesellschaftlicher Institutionen ausgerichtet. Sie will ihre Leute in der Polizei, in der Bundeswehr, in der Kultur, in der politischen Bildung, in Gewerkschaften platzieren. Das sie in Thüringen so schnell die Systemebene bei der Wahl des Ministerpräsidenten erreichte, hätte ich vor zwei Jahren nicht für möglich gehalten.

ZEIT ONLINE: Wenn Sie von den Gründen für politische Radikalisierung sprechen, nennen Sie oft Anerkennungsverluste. Jetzt erleben wir, dass jeden Tag Menschen applaudiert wird, die bisher eine marginale Rolle gespielt haben.

Heitmeyer: Das ist in der Tat neu. Und der Respekt für diese Menschen ist natürlich verdient. Ich glaube aber, dass er mehr mit Angstreduktion der Klatschenden zu tun hat. Und er wird nicht flächendeckend die Anerkennungsverluste aufwiegen, die insbesondere in Ostdeutschland um sich gegriffen haben. Viele Menschen fühlen sich seit Jahrzehnten von der Politik nicht mehr wahrgenommen. Dieses Gefühl reicht tiefer. Und Geld und Applaus werden das kurzfristig nicht beheben.

ZEIT ONLINE: Ist es undenkbar, dass Corona einen ökonomischen und politischen Paradigmenwechsel auslösen wird, der die Rechtsradikalen schwächt?

Heitmeyer: Wer sollte denn der Treiber eines solchen Paradigmenwechsels sein? Aktionäre? Manager?

ZEIT ONLINE: Eine gesellschaftliche Mehrheit. Warum soll es nicht mehr Anerkennung und Zusammenhalt zwischen den sozialen Gruppen geben? Kontrollgewinne!

Heitmeyer: Das wäre wünschenswert, aber mindestens zwei Punkte sprechen dagegen. Erstens hat der globale, anonymisierte Finanzkapitalismus absolut kein Interesse an gesellschaftlicher Integration und damit an sozialen Anerkennungsprozessen. Solange sich da grundsätzlich nichts ändert, sehe ich auch keine sozialen Veränderungen kommen. Nach der Krise wird es doch eher ein brutales Aufholrennen für die verpassten Renditen geben. Dann dürften sehr schnell wieder umstandslos die Kriterien von Verwertbarkeit, Nützlichkeit und Effizienz gelten – nicht nur bei der Herstellung von Waschmaschinen, sondern auch in der Bewertung von Menschen.

ZEIT ONLINE: Aber sogar in Davos wird doch inzwischen gesagt, man muss wieder die Mittelschichten stärken, weil der Rechtsradikalismus auch den Finanzkapitalismus bedroht.

Heitmeyer: Das sind Absichtserklärungen auf Kongressen, aber ich sehe bisher keine Strukturveränderungen. Der zweite Punkt ist: Die Anerkennungsprozesse, die jetzt den Krankenschwestern und den Pflegern entgegengebracht werden, sind wunderbar. Sie sind bewundernswert und beruhigend. Aber erst das Langfristige ist strukturbildend. Und ich bezweifle, dass das lange anhalten wird. Wenn die Krise vorbei ist und Milliarden für die Stabilisierung der Wirtschaft ausgegeben sind, wird sich die Frage stellen, woher dann noch das Geld für die finanzielle Anerkennung der gerade gefeierten Helden und Heldinnen kommen soll. Ich bin sehr skeptisch. Aber ich hoffe die Skepsis irgendwann mal zu den Akten legen zu können.

ZEIT ONLINE: Was meinen Sie?

Heitmeyer: Ich habe immer wieder erlebt, dass politische und ministerielle Institutionen kein Gedächtnis haben. Wie wenig und langsam sie lernen. Wie schnell hat man zum Beispiel die ganzen Bekundungen nach den Morden des NSU vergessen? Das ist ritualisiert worden und hat doch kaum Konsequenzen gehabt. Und man kann eine ganze Reihe von anderen Beispielen nennen. Ich würde mir wünschen, dass das anders würde, denn gerade von dieser sozialen Anerkennungsfrage, die Sie erwähnten, hängt unglaublich vieles ab für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Und ob sich autoritäre Versuchungen ausbreiten, die den Menschen die Wiederherstellung von Kontrolle durch Ausgrenzung der "anderen" versprechen. In der Krise wächst das Autoritäre.

ZEIT ONLINE: Institutionen bestehen aus Menschen.

Heitmeyer: Natürlich, aber auch aus Regeln und Mechanismen. Die politischen und staatlichen Institutionen haben ja ein Eigenleben, das vor allem auf Bestandserhaltung ausgerichtet ist. Da ist ja nicht nur der Politiker, der sagt, dass die Krankenschwestern ab jetzt viel mehr Geld haben müssen. Vieles, was jetzt von den führenden Personen als Lehre aus der Krise genannt wird, wird von den Mechanismen der Institutionen zermahlen werden.

ZEIT ONLINE: Täuscht das, oder wirken Sie immer noch ziemlich unbeeindruckt von der Krise?

Heitmeyer: Ich bin überhaupt nicht unbeeindruckt. Aber ich sehe den großen Paradigmenwechsel nicht. Ich fürchte, diese schwärmerische Gesellschaftsromantik dürfte an den verhärteten Strukturen des Finanzkapitalismus und dem Kontrollzuwachs der politischen Institutionen zerschellen.


Aus: "Wilhelm Heitmeyer: "In der Krise wächst das Autoritäre""  Interview: Christian Bangel (13. April 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-04/wilhelm-heitmeyer-coronavirus-verschwoerungstheorien-finanzmarkt-rechtsradikalismus/komplettansicht

QuoteTobyR #3

Eine pessimistische, aber vermutlich zutreffende Analyse. Schade, dass soviel Zeit auf die Schlange des liberal-intellektuellen deutschen Kaninchens verwendet wurde und weniger auf das Eingemachte:

"Erstens hat der globale, anonymisierte Finanzkapitalismus absolut kein Interesse an gesellschaftlicher Integration und damit an sozialen Anerkennungsprozessen. Solange sich da grundsätzlich nichts ändert, sehe ich auch keine sozialen Veränderungen kommen."

Das genannte Zweitens folgt eigentlich nur aus dem Erstens. Für Verkäuferinnen, Krankenpfleger, Lieferfahrerinnen, Erntehelfer... überhaupt für jeden wird die Anerkennung schnell verschwinden, wenn die Nutznießer des o.g. genannten Systems wieder Morgenluft wittern und ihre maßlosen Luxusexistenzen ungebrochen weiterführen wollen. Ohne in ihrer gewaltigen Mehrheit auch nur das Maß an Selbstreflektion zu besitzen, dass aus einer solchen Aussage spricht:

"Außerdem bin ich privilegiert. Wir wohnen in einem Randbezirk von Bielefeld in einem Haus mit einem großen Garten in einem Waldgrundstück. Da kann man es schon aushalten."


QuoteKoga jebe #11

Klasse Interview. Danke

,,Ich fürchte, diese schwärmerische Gesellschaftsromantik dürfte an den verhärteten Strukturen des Finanzkapitalismus und dem Kontrollzuwachs der politischen Institutionen zerschellen."

Damit ist alles gesagt. Der Wirtschaft ist es auch egal, dass sie indirekt Orbán stärkt.


Quoterjmaris #11.4

Und, dazu passend: "Wie schnell hat man zum Beispiel die ganzen Bekundungen nach den Morden des NSU vergessen? Das ist ritualisiert worden und hat doch kaum Konsequenzen gehabt."

Stichwort Sonntagsreden, die keinen Taten folgen. Der relative Pessimismus Heitmeyers begründet sich wohl auch im Nachfolgenden:

"Die politischen und staatlichen Institutionen haben ja ein Eigenleben, das vor allem auf Bestandserhaltung ausgerichtet ist. Da ist ja nicht nur der Politiker, der sagt, dass die Krankenschwestern ab jetzt viel mehr Geld haben müssen. Vieles, was jetzt von den führenden Personen als Lehre aus der Krise genannt wird, wird von den Mechanismen der Institutionen zermahlen werden."

Ich bin - was gesellschaftliche Entwicklungen angeht - eigentlich seit langem Pessimist; habe aber in der Coronakrise etwas Hoffnung auf Änderungen geschöpft. Die Hoffnung scheint aber (gemäß Heitmeyer) kaum begründbar.


QuoteLast but not least #12

Die Krise entblößt mehr als je wer die Gewinner und wer die Verlierer sind: Alt gegen Jung, Krank oder Gesund, Home Office gegen Muss-zur-Arbeit, Beamte versus Selbständige. Viele fühlen die Krise als Existenzbedrohend und viele andere merken es kaum. All das wird die Zersplitterung der Gesellschaft vorantreiben.


Quote
Horror-Clown #19

ZEIT ONLINE: Dabei heißt es immer, diese Krise sei eine, die alle gesellschaftlichen Gruppen betrifft.

Das habe ich in der eindimensionalen Form noch nirgends gehört.
Ja es trifft alle, aber sicher nicht alle gleich.
Das dürfte fast allen klar sein.


...
#2366
Quote[...] Franka Lu ist eine chinesische Journalistin und Unternehmerin. Sie arbeitet in China und Deutschland. In dieser ZEIT-ONLINE-Serie berichtet sie kritisch über Leben, Kultur und Alltag in China. Um ihr berufliches und privates Umfeld zu schützen, schreibt sie unter einem Pseudonym.

Die chinesische Regierung versucht mit großem Einsatz, ihre Rolle im Verlauf der Corona-Pandemie neu zu erzählen. Wir sollen vergessen, dass die anfänglichen Vertuschungsversuche des Covid-19-Ausbruchs durch China maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich dieser Virus zu einer Jahrhundertseuche entwickeln und über die ganze Welt verbreiten konnte. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums beschuldigte unterdessen gar die USA, das Virus nach China eingeschleppt zu haben. Die Führung in Beijing posiert nun in der Rolle des Retters, der die ganze Welt mit Schutzmasken beschenkt, medizinische Ausrüstung und gar Personal zur Verfügung stellt. Die demokratischen Staaten des Westens dagegen werden als egozentrisch, inkompetent und verlogen dargestellt. Die überdeutliche Message der chinesischen Regierung lautet: Die Welt schuldet dem unschuldigen und heroisch handelndem Land Dank; die Welt kann sich auf China – und nur auf China – verlassen.

[...] Im Jahr 2003 hat China auf den damaligen Sars-Ausbruch zunächst ähnlich wie nun auf die beginnende Covid-19-Epidemie mit Zensur und Vertuschung reagiert und damit bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Warum ist die staatliche Reaktion dann auf so erschreckende Weise gleich ausgefallen? Sprechverbote für Whistleblower, Medienzensur, eine festliche Fassade für die chinesischen Neujahrsfeierlichkeiten, keine Transparenz gegenüber der Weltgesundheitsorganisation WHO, Ablehnung von Hilfsangeboten der internationalen Gemeinschaft – in Europa hat dieses Verhalten viele verwirrt, weil sie davon ausgegangen sind, dass China die Lektionen der Sars-Epidemie gelernt haben musste. Was die Europäer nicht verstanden haben, ist, dass es der Kommunistischen Partei Chinas keineswegs an Seuchenpräventionswissen mangelt. Etwas anderes ist bedeutsamer: Die chinesische Führung hat die Epidemie von Beginn an vor allem unter dem Aspekt betrachtet, dass sie ihre Alleinherrschaft gefährden könnte.

Auch wenn ein Virus kein herkömmlicher politischer Gegner ist: Ein autoritäres Regime, das glaubt, sich im Krieg zu befinden, will nicht, dass seine angenommenen oder tatsächlichen Gegenspieler – seien es Dissidenten daheim oder westliche Demokratien – ein Zeichen der Schwäche an ihm entdecken. Um die Fassade der Stabilität aufrechtzuerhalten, ist ein Regime wie das in Beijing bereit, die Leben seiner Bürgerinnen und Bürger und sogar der eigenen Befehlsempfänger in den von einer Epidemie betroffenen Gebieten zu opfern, wie das in der Provinz Hubei geschehen ist. Auf gar keinen Fall zum Beispiel würde die Partei amerikanischen Freiwilligen erlauben, das Zentrum des Ausbruchs in Wuhan zu sehen, und sie würde auch WHO-Mitarbeitern keine Tour genehmigen, bevor nicht alles aufgeräumt ist und wieder so aussieht, als sei nie etwas geschehen.

Nur einzelne chinesische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich diesmal anders verhalten, als das bislang üblich war. Sie haben die Ergebnisse ihrer virologischen Forschung in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht und ihre Kolleginnen und Kollegen im Ausland so schnell wie möglich informiert. Aber die Welt offen über freie Medien warnen: Das konnten sie nicht oder wagten es nicht. 

Die Welt hätte vermutlich ohnedies nicht auf sie gehört. Denn haben andererseits nicht viele mutige chinesische Journalistinnen und Journalisten bereits im Laufe des Februars enthüllt, was für Zustände im Zentrum der Epidemie in Hubei herrschten? Dennoch lobte die WHO weiter die Krankheitsbekämpfungsmaßnahmen der chinesischen Regierung und beglaubigte deren Daten, die schon da kein vernunftbegabter Mensch für bare Münze nehmen konnte. Die Nachrichten aus China wurden in vielen Teilen der Welt anfangs weitgehend ignoriert, insbesondere in den USA. Bis das Virus alle Staatsgrenzen überwunden hatte.

[...] Wie üblich führt China den Kampf um die öffentliche Meinung mit doppeltem Gesicht. Das eine, freundlich bis bestimmte, ist für den Austausch von Regierung zu Regierung gedacht; das andere zeigt die Führung in den sozialen und traditionellen Medien unter Regierungseinfluss. Zahllose Artikel berichteten dort über die medizinischen Einsatzkommandos aus der Provinz Zhejiang, die in den völlig überlasteten Krankenhäusern der Lombardei aushalfen. Das war eine wahre Geschichte. Weit verbreitet wurde auch ein Video von Italienern, die "Grazie, Cina!" riefen und die chinesische Nationalhymne sangen. Das war ein Fake. Andere Artikel verhießen, China habe Italien tonnenweise medizinische Hilfsgüter gespendet. Falsch, Italien hat dafür bezahlt.

Es ist schwer, etwas gegen die Abertausenden von Twitter-Bots zu tun, die Beijing mit Covid-19-Propaganda offenbar auf Italien losgelassen hat. Noch schwerer ist es, dem chinesischen Dauerbombardement mit Fake-News über den Westen etwas entgegenzusetzen. Sie sollen das Vertrauen in die Demokratie untergraben. Und die Propaganda funktioniert.

Nun wird Dank erwartet: Sechs chinesische Ärzte helfen in Belgrad aus, und nun hat Serbien seine Hauptstadt in rotes Licht tauchen lassen und den Slogan "Danke, Bruder Xi" plakatiert.

Undank (oder was als solcher empfunden wird) hingegen wird bestraft: Der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa erklärte in einem Meinungsbeitrag für El País das Offenkundige, nämlich dass die Pandemie in China entstanden sei. Die unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus hätte verhindert werden können, wenn in China Meinungsfreiheit herrschen würde. Die chinesische Botschaft in Lima kritisierte ihn daraufhin scharf für seine "verantwortungslose Äußerung", und Vargas Llosas Werke verschwanden aus allen chinesischen Onlineshops.

...


Aus: "Dieses Schlachtfeld hat keine Grenzen" (13. April 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2020-04/china-hilfe-coronavirus-pandemie-strategie-uneingeschraenkter-krieg

QuoteTobyR #14

"Die unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus hätte verhindert werden können, wenn in China Meinungsfreiheit herrschen würde."

Unwahrscheinlich.

Im Grunde genommen macht man doch der chinesischen Regierung gerade zum Vorwurf, dass sie ihr rigoroses und autoritäres Vorgehen zu spät eingesetzt hat. Denn was hätte das Übergreifen auf andere Länder verhindern können? Abriegelung von Wuhan schon im Dezember. Lockdown für das ganze Land sogleich. Ausreiseverbot für alle eigenen Staatsbürger. So etwas in der Art, nicht wahr?

Kann man sich eine liberale Demokratie vorstellen, die so gehandelt hätte? Die sich aufgrund einer öffentlichen Diskussion und einigen Expertenmeinungen bei zu diesem Zeitpunkt noch vergleichsweise winzigen Fallzahlen schweren wirtschaftlichen Schaden zugefügt und massiv die Rechte der eigenen Bürger beschnitten hätte? Und das, um in der Hauptsache andere Länder, mit denen sie nicht gerade auf gutem Fuß steht, vor Schaden zu bewahren?

Ich nicht. Man muss sich nur die Reaktionen der westlichen Länder anschauen, um zu sehen, dass das so ist. In Deutschland z.B. wird ja jetzt noch darüber diskutiert, ob man das nicht alles sein lassen könne. Welcher Politiker hätte denn unser Land halb lahmgelegt und abgeriegelt, als es hier ~200 Fälle gab?

Nichts davon ist notabene eine Parteinahme für das sino-faschistische Regime. Nicht für seine Propaganda, nicht für die Brutalität seiner Maßnahmen. Aber die Erzählung "das hätte alles verhindert werden können, wenn nur der Chinese nicht..." führt in die Irre.


QuoteIWNN #19

Eine abenteuerliche These: "Die unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus hätte verhindert werden können, wenn in China Meinungsfreiheit herrschen würde."
Wie ist das nun in Deutschland, USA, Italien ... Hat sich der Virus bei uns und dort etwa kontrolliert ausgebreitet?


Quote
Peter.Pippi #34

Klingt ja fast wie bei Donald Trump: The China-Virus oder Wuhan-Virus.
Das ist letztlich nur Rassismus.
Denn das Virus könnte aus jedem anderen Land kommen, wo Massentierhaltung und Naturzerstörung zu Hause sind. Also auch in Deutschland.

...


...

#2367
Quote[...] Klaus Brinkbäumer war zuletzt Chefredakteur des ,,Spiegel" und arbeitet heute als Autor unter anderem für ,,Die Zeit". Sie erreichen ihn unter Klaus.Brinkbaeumer@extern.tagesspiegel.de oder auf Twitter unter @Brinkbaeumer. In seiner wöchentlichen Kolumne ,,Spiegelstrich" verfasst er derzeit ein Coronavirus-Tagebuch mit kurzen Beobachtungen aus dem Alltag und Überlegungen zur Krise.

C, Freund, Arzt, freiwillig im Einsatz auf der Corona-Intensivstation, schreibt: ,,Der Moment der Hypoxie, wenn kurz vor der Ohnmacht der Sauerstoff fehlt, ist ein Überlebenskampf voller Angst. Stell dir einen Fisch am Haken vor, der aus dem Meer gezogen wird. Stell dir die Angst vor, wenn alle vertrauten Gesichter fehlen. Fuck it, kein Mensch in diesem Raum kennt auch nur deinen Namen."

– Die vierte Quarantäne-Woche. Survival mood, Durchhalten, zugleich Müdigkeit, die Tage verschwimmen. Spaziergang: Kirschblüten, Magnolien, Krokusse, der New Yorker Frühling war leuchtendes Glück. Leer ist die Stadt, ich fürchte (und hasse) einen Obdachlosen, der bettelnd nahe kommt. Grundstimmung: Trauer.

– In der plötzlich fernen deutschen Heimat hört das Geschimpfe auf die Berliner ,,Diktatur" nicht auf, die Gegenrede aber auch nicht. Schwätzer und Salonkritiker verhöhnten ,,Menschen, die tatsächlich unter einer Diktatur leiden", schreibt Rainer Esser, ,,Zeit"-Geschäftsführer, auf Facebook. Ich finde eher, das snobistische Geplapper verhöhnt Ärztinnen, Pfleger, Kranke, Angehörige. Wer Rechthaben mit Twitter-,,Likes" sowie solidarische Disziplin in einer Demokratie mit Konformismus in Diktaturen verwechselt, hält sich selbst natürlich für den allein Mutigen unter 83 Millionen Feiglingen.

– Corona-Sprache ist schief, aber wir alle verstehen sie: ,,Kurven abflachen", ,,soziale Distanz". Corona Porn ist Dramasucht: nach Massengräbern in New York; Krankenschwestern, die sich mit Mülltüte und Skimaske schützen; dem Mann, der zu seiner Frau und dem Neugeborenen will und deshalb sagt, dass er negativ getestet sei – nicht nur seine Frau ist danach krank.

– Oft hieß es, wir lebten in einer Übergangszeit, ist dies der Schritt durch die Tür? Wird das Leben im Westen von hier an so wackelig, wie es in anderen Gegenden lange schon war? In New York zu sein und zugleich New York zu vermissen, ist eines der verblüffendsten Gefühle, die ich je gefühlt habe.

– Lagerkoller. Deshalb Radfahren am Hudson. Vorher berechnen wir: Wie viel Abstand ist nötig, da Tröpfchen von Rad zu Rad weiter fliegen? Zehn Meter. Werden wir paranoid oder professionell? Atemnot nach 25 Blocks: Ich hasse auch meine Schutzmaske (von einer Freundin in Peking in die USA geschickt).

– Die Tochter Cora, Psychologin in München, berichtet von schwer Depressiven, die nach fünf Klinikjahren ohne Gespräch entlassen werden, da die Station gebraucht wird. Die Krise als Menschenexperiment: Was werden wir über Suizide erfahren? Über häusliche Gewalt?

– Die Weltgemeinschaft löst Probleme nicht gemeinsam, kann sich nicht verständigen. ,,Bestätigte Fälle" meinen in China etwas anderes, da Menschen, die zwar positiv getestet waren, aber keine Symptome hatten, in Wuhan nicht mitgezählt wurden. Singapur soll Todesfälle mit anderen Ursachen versehen, um die Statistik erträglich zu halten. Die deutsche Todesrate ist niedrig, die Welt staunt. In Deutschland werden Menschen außerhalb von Krankenhäusern post mortem nicht auf das Virus getestet.

– C. schreibt: ,,Meine Mutter sagt, sie sei bereit zu sterben, genug sei genug. Wir drei Söhne können den Gedanken nicht ertragen, dass sie krank wird und allein im Krankenhaus stirbt. Unmöglich für mich, sie zu sehen, da ich täglich das Virus tragen könnte. Ich schrubbe meine Hände, mein Gesicht, alles und dann von vorn. Dann wieder bin ich so erschöpft, dass alles egal ist."


Aus: "Corona-Tagebuch, New York (4) Durchhalten, Kirschblüten, Grundstimmung Trauer" Klaus Brinkbäumer (13.04.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/corona-tagebuch-new-york-4-durchhalten-kirschblueten-grundstimmung-trauer/25737144.html
#2368
QuoteIllia Ponomarenko @IAPonomarenko 2:58 PM · Apr 10, 2020

The Chernobyl Alienation Zone is a burning inferno now.
Even in Kyiv one can see the sunlight painted orange, probably the effect of soot in the atmosphere.
...


https://twitter.com/IAPonomarenko/status/1248596110572224514

-

Quote[...] Update vom Mittwoch, 22.04.2020, 10.30 Uhr: Die internationale Ärzteorganisation zur Verhinderung eines Atomkriegs (IPPNW) hat vor einer Verharmlosung der Waldbrände im radioaktiv belasteten Gebiet rund um das havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl gewarnt. Demnach gebe es radioaktive Wolken über der Ukraine. ,,Bei ungünstiger Wetterlage und Windrichtung könnte auch der Rest Europas, könnte auch Deutschland von den radioaktiven Wolken betroffen sein", teilte der IPPNW-Co-Vorsitzende Alex Rosen mit. (ktho)

Erstmeldung vom Dienstag, 21.04.2020, 17.32 Uhr: Kiews Bewohner brauchen seit einigen Wochen starke Nerven. In der Sperrzone von Tschernobyl nordöstlich der Stadt brachen Anfang April große Waldbrände aus, in der ukrainischen Hauptstadt wurde erhöhte, aber durchaus noch zulässige Radioaktivität gemessen. Vergangenen Dienstag, die Flammen hatten sich laut Augenzeugen dem Unglücksreaktor von 1986 schon auf 200 Meter genähert, löschte ein Wolkenbruch die meisten Feuer.
Waldbrand bei Tschernobyl: Kiew war die schmutzigste Stadt der Welt

Tage später verhüllten neue Rauchwolken die Stadt. Kein radioaktiver Rauch, er stammte diesmal von Waldbränden der westlichen Nachbarregion Schytomyr. Am Samstag lag der Luftverschmutzungsindex mit 361 Punkten das Siebenfache über der zulässigen Norm. Kiew war an diesem Tag die schmutzigste Stadt der Welt. Bei heftigem Wind flammten dann auch die Feuer in der Sperrzone Tschernobyl wieder auf. Am Dienstag brannten die Wälder dort schon 19 Tage, auf insgesamt 35 000 Hektar. Mehr als 900 Feuerwehrleute sind mit 150 Fahrzeugen und drei Hubschraubern im Einsatz. Aber angesichts extremer Trockenheit befürchten Umweltschützer, dass die Brände in den atomar verseuchten und 260 000 Hektar großen Urwäldern noch immer nicht gelöscht werden können.

,,Die Brandherde befinden sich oft in unzugänglichen Gehölzen, sind für Löschfahrzeuge nicht erreichbar", sagt Ljudmila Bogun, Bloggerin und Tschernobyl-Expertin, unserer Zeitung. ,,Es brennt auch in der Umgebung eines Schrottplatzes für atomaren Müll." Abgesehen von der akuten Gefahr drohen Klimawandel und Fahrlässigkeit die Waldbrände in der Sperrzone zu einem chronischen Problem zu machen.

Laut Bogun hätten stürmische Winde die am vergangenen Dienstag nur noch glimmenden Feuer neu entfacht. ,,Ein regelrechter Sandsturm tobte, und das in unseren Breiten." Sergij Gaschtschak vom Tschernobyl-Zentrum für Atomare Sicherheit und Radioökologie schreibt auf Facebook, die verwilderten Kiefermischwälder, aus denen die Zone zu 70 bis 80 Prozent bestehe, seien durch milde Winter mit sehr geringen Niederschlägen ausgetrocknet worden, ebenso Wasserläufe und Torfsümpfe. ,,Kaum irgendwo in Europa gibt es solch einen Umfang toter, hängender oder liegender Baumstämme. Eine wertvolle Komponente für ein neu wachsendes Ökosystems, aber im dürren Zustand reiner Brennstoff."

Nach Ansicht der Umweltschützer haben es die ewig klammen und oft korrupten Behörden versäumt, in dieser Taiga Brandschneisen anzulegen. Jetzt redet Innenminister Arsen Awakow von gezielter Brandstiftung, einer seiner Berater spekuliert auf Facebook über Provokateure, die mit dem Feuer Panik sähen wollten. Aber bei den bisher gefassten Verdächtigen handelt es sich um Dorfeinwohner, die zu Düngezwecken Altgraswiesen abbrennen wollten.

,,Wegen der Quarantäne", glaubt Sergij Mirny, Gründer und Chefökologe des Reiseunternehmens Tschernobyl Tour, ,,haben die Leute aus lauter Langeweile Gras angezündet." Außerdem strömten immer mehr illegale Touristen, ,,Stalker" in die Sperrzone. ,,Früher waren die meisten Stalker Philosophen", sagt Ljudmila Gobun, ,,sie betrachteten die Zone als Heiligtum." Aber es tauchten zunehmend Idioten auf, die sich betränken, grillten, in Ruinen Partys veranstalteten.

Die EU hat der Ukraine Hilfe angeboten und will die Region per Satellit überwachen, um Brandherde schneller zu entdecken. Aber der radioaktiv besonders verseuchte ,,rothaarige Wald" der Zone ist zum Teil schon abgebrannt.

Und in Kiew wurden Cäsium-Werte von 200 Mikrobecquerel gemessen, ein noch ungefährlicher Wert, der aber die natürliche Konzentration 200 mal übersteigt. ,,Wir reden von Cäsium, weil es gut erforscht ist", erklärt der Atomwissenschaftler Ivan Kovalets der Zeitung ,,Fakty". Im Gegensatz zu Strontium und anderen hochaktiven Radionukliden, die viel schwieriger zu messen seien. ,,Cäsium hin oder her, es ist unbekannt, was hinter solch einem ungewöhnlich hohem Wert steht." Niemand weiß, was der Rauch der Tschernobyler Waldbrände nach Kiew und anderswohin tragen kann.


Aus: "Wald um Tschernobyl brennt seit Wochen: Ärzte warnen vor radioaktiver Wolke – auch über Deutschland" Stefan Scholl (22.04.2020)
Quelle: https://www.fr.de/panorama/tschernobyl-atomkraftwerk-waldbrand-aerzte-warnen-radioaktiver-wolke-ueber-deutschland-13685057.html

QuoteGregor Gerland

Homo demens in Hochform - "Vollkommen sicher, völlig gefahrlos", verkündete die Atomindustrie jahrelang, als es darum ging, ihre unverantwortliche Katastrophentechnik politisch durchzusetzen. Als 1979 in Harrisburg der Reaktorkern schmolz, hieß es, es sei ja "nicht wirklich etwas passiert", bei dem von Tschernobyl wurde abgewunken, es sei eben ein "Schrottreaktor der Russen" als in Fukushima gleich drei Kernreaktoren westlicher Bauart an einem Tag durchgingen, war man etwas kleinlauter, vorübergehend. Der "Schrottreaktor der Russen" strahlt jetzt wieder, fast 40 Jahre "danach". ...


...
#2369
Quote[...]  Am Wochenende geisterten sogar schon Putsch-Gerüchte durch Südamerika: Jair Bolsonaro sei nur noch eine Art Marionette, die Fäden ziehe mittlerweile das Militär. Das war falsch und völlig übertrieben. Doch der wahre Kern der Geschichte ist: Durch seine wirre Corona-Politik verliert Brasiliens Präsident Macht.

"Vergesst nicht, dass ich der Präsident bin", betonte er vergangene Woche an seine Gegner gerichtet. Doch selbst in der eigenen Regierung ist zuletzt ein Machtkampf ausgebrochen, bei dem der Präsident den Kürzeren gezogen hat.

Es ging um Gesundheitsminister Luiz Mandetta. Der hatte sich für Ausgangssperren und Schließungen von Geschäften eingesetzt - im deutlichen Widerspruch zu Bolsonaros Linie, die immer noch lautet "Brasilien darf nicht stillstehen". So der Titel einer Kampagne, die letztlich gerichtlich verboten wurde.

Gesundheitsminister Mandetta hatte in den letzten Tagen immer deutlicher gegen Bolsonaro und dessen Querschüsse Stellung bezogen. "Wir mögen konstruktive Kritik. Aber wir haben große Probleme damit, wenn die Kritik nicht konstruktiv ist, sondern uns nur die Arbeit erschweren soll", sagte Mandetta. "Das muss ich wohl nicht erklären. Sie alle wissen, dass das zuletzt ständig passiert ist."

Bolsonaro reagierte darauf ganz offen mit der Ankündigung, Mandetta zu feuern. Einige Medien meldeten am Dienstagabend schon die Entlassung des Ministers - auch der Nachfolger war schon bekannt: Die Medien hatten entsprechende Hinweise aus dem Präsidentenpalast bekommen.

Doch letztlich konnte Bolsonaro sich nicht durchsetzen. Spät in der Nacht dann die Kehrtwende: Mandetta selbst bestätigte, dass er im Amt bleibt. "Heute wurde schon mein Schreibtisch ausgeräumt und saubergemacht", berichtete er. "Aber wir machen weiter. Denn indem wir weitermachen, können wir dem Feind entgegentreten. Und der hat einen Namen: Covid-19."

Eine ungeahnte Allianz hatte sich hinter Mandetta gestellt. Fast jeder vierte Minister ist Armeeoffizier - und die Militär-Fraktion hatte sich offenbar hinter Mandetta versammelt. Zudem drohte der Kongress, Bolsonaros Hilfspakete abzulehnen, falls Mandetta gehen muss.

"Diese Streitereien werden vom Kabinett des Hasses ausgelöst, angeführt durch Berater des Präsidenten", sagte Parlamentspräsident Rodrigo Maia. "Eigentlich sind das ja gar keine Berater, sondern Kriminelle. Die werden es nicht schaffen, das Parlament zu beeinflussen. Die Gesellschaft begreift inzwischen, dass es viele falsche Informationen gibt, viele Lügen - und mehr noch: weitere Unverantwortlichkeit, die leider oft vom Präsidenten selbst kommt."

Das Ergebnis: Mandetta bleibt nun doch Gesundheitsminister. Eine empfindliche Niederlage für den Präsidenten, so deutlich ist er noch nie vorgeführt worden. Das Hin und Her in der Corona-Politik kostet Bolsonaro auch Sympathien bei der Bevölkerung. Doch das heißt nicht, dass er keinen Rückhalt mehr hat. Seine treuen Anhänger halten nach wie vor zu ihm und beten demonstrativ darum, dass ihnen ihr "Mythos", wie sie Bolsonaro nennen, erhalten bleibt.


Aus: "Bolsonaro verliert an Macht" (Stand: 08.04.2020)
Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/brasilien-corona-bolsonaro-101.html

#2370
Quote[...] Wenn es ernst wird, rü­cken die Por­tu­gie­sen zu­sam­men. Dann kann sich der so­zia­lis­ti­sche Mi­nis­ter­prä­si­dent António Cos­ta so­gar auf die kon­ser­va­ti­ve Op­po­si­ti­on ver­las­sen. Er wün­sche ihm ,,Mut, Ner­ven aus Stahl und viel Glück. Denn Ihr Glück ist auch un­ser Glück", sag­te der Vor­sit­zen­de der li­be­ral-kon­ser­va­ti­ve PSD-Par­tei Rui Rio im Par­la­ment in Lis­sa­bon. Der Op­po­si­ti­ons­füh­rer ver­sprach dem Re­gie­rungs­chef ,,vol­le Zu­sam­men­ar­beit" im Kampf ge­gen die Co­ro­na-Pan­de­mie. Der spa­ni­sche Mi­nis­ter­prä­si­dent Pe­dro Sánchez wirk­te nei­disch, als er im Ma­dri­der Par­la­ment Rui Ri­os ,,emo­tio­na­le Re­de" als ein Vor­bild für sei­ne Op­po­si­ti­on er­wähn­te, die ihn im­mer schär­fer at­ta­ckiert.

Ef­fi­zi­ent und ge­eint setzt sich Por­tu­gal ge­gen das Co­ro­navi­rus zur Wehr. Im Ver­gleich zu an­de­ren Län­dern war die Re­gie­rung re­la­tiv früh ak­tiv ge­wor­den. Der Alarm­zu­stand wur­de schon aus­ge­ru­fen, als es nur hun­dert In­fi­zier­te und noch kei­nen To­ten gab. Zu­vor wa­ren schon Schu­len, Bars und Dis­ko­the­ken ge­schlos­sen und al­le Sport­ver­an­stal­tun­gen ab­ge­sagt wor­den. Die Lan­des­gren­zen zu Spa­ni­en wur­den ab­ge­rie­gelt. Dort re­gis­trier­te man am Sonntag zehn­mal so vie­le In­fi­zier­te wie in Por­tu­gal, wo die Zahl im Ver­gleich zum Vor­tag um gut zehn Pro­zent auf 16.585 nach­ge­wie­se­ne Fäl­le stieg. Bis­her star­ben 504 Men­schen in dem Land mit et­wa zehn Mil­lio­nen Ein­woh­nern an den Fol­gen des Co­ro­navi­rus. In Schweden, wo die Bevölkerung ähnlich groß ist, wurden am Osterwochenende fast 900 Tote registriert. Die Regierung in Stockholm hatte lange Zeit vor allem auf Appelle und Information gesetzt, weniger auf Verbote.

Am Sonntag ging für die Portugiesen ein karges Osterfest zu Ende. Die tra­di­tio­nel­len Fa­mi­li­en­be­su­che fie­len aus, denn die Aus­gangs­beschränkungen, die die Re­gie­rung am Frei­tag bis zum 1. Mai ver­län­ger­te, wur­de über die Fei­er­ta­ge noch ein­mal ver­schärft: Von Grün­don­ners­tag bis Mon­tag um null Uhr dür­fen die Por­tu­gie­sen ih­ren Wohn­ort und mög­lichst auch ih­re Woh­nung nicht mehr ver­las­sen. Der Flug­ver­kehr ruht weit­ge­hend, wie auch der in­län­di­sche Ver­kehr. ,,Wir müs­sen für den Rest des Aprils um zu­sätz­li­che An­stren­gun­gen bit­ten, um am En­de des Mo­nats das Blatt wen­den zu kön­nen", sag­te Staats­prä­si­dent Re­be­lo de Sou­sa. Trotz des na­tio­na­len Not­stands, der mitt­ler­wei­le gilt, geht es in Por­tu­gal nicht so streng zu, wie ne­ben­an in Spa­ni­en. El­tern dür­fen mit ih­ren Kin­dern vor die Tü­re, die Parks sind ge­öff­net, Sport an der fri­schen Luft ist er­laubt. Re­stau­rants bie­ten Ge­rich­te zum Mit­neh­men an. Aber schon jetzt steht fest, dass der ge­wohn­te All­tag nur schritt­wei­se und lang­sam zu­rück­keh­ren wird. So wer­den die Schü­ler bis zur zehn­ten Klas­se nach den Os­ter­fe­ri­en vorerst nicht mehr in ih­re Klas­sen­zim­mer zu­rück­keh­ren. Sie wer­den das Schul­jahr vor dem Bild­schirm be­en­den, über den sie Fern­un­ter­richt er­hal­ten.

Por­tu­gal muss­te auch aus Sor­ge um sein Ge­sund­heits­sys­tem schnell han­deln. Bis­her rei­chen die Bet­ten für die mehr als tau­send Co­ro­na-Pa­ti­en­ten aus, die sta­tio­när be­han­delt wer­den müs­sen. Zu­dem ste­hen zwei Not­la­za­ret­te be­reit. Die un­ter dem Druck der in­ter­na­tio­na­len Ge­ber wäh­rend der gro­ßen Wirt­schafts­kri­se vor mehr als zehn Jah­ren be­schlos­se­nen Kür­zun­gen stürz­ten die öf­fent­li­che Ge­sund­heits­ver­sor­gung in ei­ne schwe­re Kri­se. Bis­her kon­zen­trier­te sich die Re­gie­rung stär­ker dar­auf, ih­re Schul­den zu til­gen. Das hat zur Fol­ge, dass heu­te Ärz­te, Pfle­ger und mo­der­ne Tech­nik feh­len.

Wie in Spa­ni­en weckt die Pan­de­mie trau­ma­ti­sche Er­in­ne­run­gen an die gro­ße Kri­se, die ge­ra­de erst über­wun­den ist. Die Zu­kunft wirk­te hoff­nungs­voll: Noch An­fang März hat­te sich für Por­tu­gal ein neu­er Be­su­cher­re­kord ab­ge­zeich­net. Im ver­gan­ge­nen Jahr ga­ben 27 Mil­lio­nen Aus­län­der dort mehr als 16 Mil­li­ar­den Eu­ro aus. Zu ei­nem gro­ßen Teil tru­gen sie zum Auf­schwung Por­tu­gals bei, das vor ei­nem Jahr­zehnt kurz vor dem Bank­rott ge­stan­den hat­te. In die­sem Jahr woll­te die Re­gie­rung ei­nen Haus­halts­über­schuss er­zie­len. Doch die aus­län­di­schen Gäs­te ha­ben flucht­ar­tig das Land ver­las­sen, auch die In­ves­to­ren hal­ten sich zu­rück. Mit ei­nem Hilfs­pa­ket im Wert von mehr als neun Mil­li­ar­den Eu­ro ver­sucht die Re­gie­rung, aus ei­ge­ner Kraft zu ret­ten, was zu ret­ten ist.


Aus: "Warum Portugal im Kampf gegen Corona so erfolgreich ist"  Hans-Christian Rößler, Madrid (12.04.2020)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/warum-portugal-im-kampf-gegen-corona-so-erfolgreich-ist-16720652.html

QuoteKonsequenz ist durch nichts zu ersetzen

    Rüdiger Bruss (rbruss), 12.04.2020 - 21:28

Eine großartige Reaktion der Regierung unterstützt durch eine undogmatische Opposition die den Ernst der Lage erkannt hat. ...


Quote

Schnelle Reaktion zahlt sich aus

    Oliver Tausend (olivertausend), 12.04.2020 - 21:04

Bei bis zu zwei Wochen Inkubationszeit, in der man bereits ansteckend ist, aber evtl. noch keine Symptome verspürt, zahlt es sich aus, schnell zu reagieren, vor allem wenn die Mittel knapp sind. Außerdem hat man in Portugal anscheinend die Exponentialfunktion verstanden, was hierzulande nicht selbstverständlich gewesen zu sein scheint.


...
#2371
Quote[...] Das Coronavirus erschüttert die USA so schwer wie kein anderes Land auf der Welt. Präsident Donald Trump zieht nun historische Konsequenzen.

Am Samstag hatten die USA mit 20.600 Todesfällen in Folge des Coronavirus den ersten Platz in dieser traurigen Statistik eingenommen. Schon bevor diese Zahlen verkündet wurden, griff Donald Trump in den USA zu einer drastischen Maßnahme.

Der Präsident der USA rief auch im Bundesstaat Wyoming den Notstand aus – ein historisches Ereignis. Denn es ist das erste Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten, dass ein Präsident in allen 50 Staaten gleichzeitig den Notstand ausruft.

Mehr als eine halbe Million Menschen haben sich in den USA bisher mit dem Coronavirus infiziert. Experten vermuten allerdings, dass eine gewaltige Dunkelziffer hinzukommt, weil viele Menschen sich nicht zum Arzt trauen – aus Angst, sie müssten die Behandlungen bezahlen.

Denn während die Tests in den USA mittlerweile gratis sind, müssen die Menschen im Falle eines positiven Tests die Kosten zur weiteren Behandlung selbst tragen. Viele Amerikanerinnen und Amerikaner sind nicht krankenversichert und müssten je nach Art der Behandlung umgerechnet mehrere tausend Euro auf den Tisch legen.

Donald Trump muss sich im Kampf gegen das Coronavirus bisher heftige Kritik anhören. Zu Beginn des Ausbruchs hatte der Präsident der USA die Epidemie massiv unterschätzt. Einem Bericht der ,,New York Times" zufolge habe er bereits Ende Januar dramatische Prognosen von Experten ignoriert.

Auf seinen regelmäßigen Pressekonferenzen im Rahmen der Corona-Krise fiel Donald Trump wie so oft in den vergangenen Jahren dadurch auf, dass er Unwahrheiten unters Volk brachte. Der Präsident der USA spaltete sein Land mal wieder mehr, als dass er es vereinte.

Und dennoch genießt Donald Trump derzeit die besten Umfragewerte seit Beginn seiner Amtszeit. Wie in vielen anderen Ländern der Welt zeigt sich auch in den USA, dass ein Großteil der Bevölkerung sich in der Krise an die Figuren klammert, die aktuell Verantwortung tragen.


Aus: "Coronavirus: In den USA eskaliert die Lage! Trump mit drastischer Maßnahme – DAS hat es noch nie gegeben" David Herten (12.04.2020)
Quelle: https://www.derwesten.de/panorama/vermischtes/coronavirus-corona-usa-news-covid-19-donald-trump-id228894969.html
#2372
Quote[...] An examination reveals the president was warned about the potential for a pandemic but that internal divisions, lack of planning and his faith in his own instincts led to a halting response.

WASHINGTON — "Any way you cut it, this is going to be bad," a senior medical adviser at the Department of Veterans Affairs, Dr. Carter Mecher, wrote on the night of Jan. 28, in an email to a group of public health experts scattered around the government and universities. "The projected size of the outbreak already seems hard to believe."

A week after the first coronavirus case had been identified in the United States, and six long weeks before President Trump finally took aggressive action to confront the danger the nation was facing — a pandemic that is now forecast to take tens of thousands of American lives — Dr. Mecher was urging the upper ranks of the nation's public health bureaucracy to wake up and prepare for the possibility of far more drastic action.

"You guys made fun of me screaming to close the schools," he wrote to the group, which called itself "Red Dawn," an inside joke based on the 1984 movie about a band of Americans trying to save the country after a foreign invasion. "Now I'm screaming, close the colleges and universities."

His was hardly a lone voice. Throughout January, as Mr. Trump repeatedly played down the seriousness of the virus and focused on other issues, an array of figures inside his government — from top White House advisers to experts deep in the cabinet departments and intelligence agencies — identified the threat, sounded alarms and made clear the need for aggressive action.

The president, though, was slow to absorb the scale of the risk and to act accordingly, focusing instead on controlling the message, protecting gains in the economy and batting away warnings from senior officials. It was a problem, he said, that had come out of nowhere and could not have been foreseen.

Even after Mr. Trump took his first concrete action at the end of January — limiting travel from China — public health often had to compete with economic and political considerations in internal debates, slowing the path toward belated decisions to seek more money from Congress, obtain necessary supplies, address shortfalls in testing and ultimately move to keep much of the nation at home.

Unfolding as it did in the wake of his impeachment by the House and in the midst of his Senate trial, Mr. Trump's response was colored by his suspicion of and disdain for what he viewed as the "Deep State" — the very people in his government whose expertise and long experience might have guided him more quickly toward steps that would slow the virus, and likely save lives.

Decision-making was also complicated by a long-running dispute inside the administration over how to deal with China. The virus at first took a back seat to a desire not to upset Beijing during trade talks, but later the impulse to score points against Beijing left the world's two leading powers further divided as they confronted one of the first truly global threats of the 21st century.

The shortcomings of Mr. Trump's performance have played out with remarkable transparency as part of his daily effort to dominate television screens and the national conversation.

But dozens of interviews with current and former officials and a review of emails and other records revealed many previously unreported details and a fuller picture of the roots and extent of his halting response as the deadly virus spread:

    The National Security Council office responsible for tracking pandemics received intelligence reports in early January predicting the spread of the virus to the United States, and within weeks was raising options like keeping Americans home from work and shutting down cities the size of Chicago. Mr. Trump would avoid such steps until March.

    Despite Mr. Trump's denial weeks later, he was told at the time about a Jan. 29 memo produced by his trade adviser, Peter Navarro, laying out in striking detail the potential risks of a coronavirus pandemic: as many as half a million deaths and trillions of dollars in economic losses.

    The health and human services secretary, Alex M. Azar II, directly warned Mr. Trump of the possibility of a pandemic during a call on Jan. 30, the second warning he delivered to the president about the virus in two weeks. The president, who was on Air Force One while traveling for appearances in the Midwest, responded that Mr. Azar was being alarmist.

    Mr. Azar publicly announced in February that the government was establishing a "surveillance" system in five American cities to measure the spread of the virus and enable experts to project the next hot spots. It was delayed for weeks. The slow start of that plan, on top of the well-documented failures to develop the nation's testing capacity, left administration officials with almost no insight into how rapidly the virus was spreading. "We were flying the plane with no instruments," one official said.

    By the third week in February, the administration's top public health experts concluded they should recommend to Mr. Trump a new approach that would include warning the American people of the risks and urging steps like social distancing and staying home from work. But the White House focused instead on messaging and crucial additional weeks went by before their views were reluctantly accepted by the president — time when the virus spread largely unimpeded.

When Mr. Trump finally agreed in mid-March to recommend social distancing across the country, effectively bringing much of the economy to a halt, he seemed shellshocked and deflated to some of his closest associates. One described him as "subdued" and "baffled" by how the crisis had played out. An economy that he had wagered his re-election on was suddenly in shambles.

He only regained his swagger, the associate said, from conducting his daily White House briefings, at which he often seeks to rewrite the history of the past several months. He declared at one point that he "felt it was a pandemic long before it was called a pandemic," and insisted at another that he had to be a "cheerleader for the country," as if that explained why he failed to prepare the public for what was coming.

Mr. Trump's allies and some administration officials say the criticism has been unfair. The Chinese government misled other governments, they say. And they insist that the president was either not getting proper information, or the people around him weren't conveying the urgency of the threat. In some cases, they argue, the specific officials he was hearing from had been discredited in his eyes, but once the right information got to him through other channels, he made the right calls.

"While the media and Democrats refused to seriously acknowledge this virus in January and February, President Trump took bold action to protect Americans and unleash the full power of the federal government to curb the spread of the virus, expand testing capacities and expedite vaccine development even when we had no true idea the level of transmission or asymptomatic spread," said Judd Deere, a White House spokesman.

There were key turning points along the way, opportunities for Mr. Trump to get ahead of the virus rather than just chase it. There were internal debates that presented him with stark choices, and moments when he could have chosen to ask deeper questions and learn more. How he handled them may shape his re-election campaign. They will certainly shape his legacy.

When Dr. Robert Kadlec, the top disaster response official at the Health and Human Services Department, convened the White House coronavirus task force on Feb. 21, his agenda was urgent. There were deep cracks in the administration's strategy for keeping the virus out of the United States. They were going to have to lock down the country to prevent it from spreading. The question was: When?

There had already been an alarming spike in new cases around the world and the virus was spreading across the Middle East. It was becoming apparent that the administration had botched the rollout of testing to track the virus at home, and a smaller-scale surveillance program intended to piggyback on a federal flu tracking system had also been stillborn.

In Washington, the president was not worried, predicting that by April, "when it gets a little warmer, it miraculously goes away." His White House had yet to ask Congress for additional funding to prepare for the potential cost of wide-scale infection across the country, and health care providers were growing increasingly nervous about the availability of masks, ventilators and other equipment.

What Mr. Trump decided to do next could dramatically shape the course of the pandemic — and how many people would get sick and die.

With that in mind, the task force had gathered for a tabletop exercise — a real-time version of a full-scale war gaming of a flu pandemic the administration had run the previous year. That earlier exercise, also conducted by Mr. Kadlec and called "Crimson Contagion," predicted 110 million infections, 7.7 million hospitalizations and 586,000 deaths following a hypothetical outbreak that started in China.

Facing the likelihood of a real pandemic, the group needed to decide when to abandon "containment" — the effort to keep the virus outside the U.S. and to isolate anyone who gets infected — and embrace "mitigation" to thwart the spread of the virus inside the country until a vaccine becomes available.

Among the questions on the agenda, which was reviewed by The New York Times, was when the department's secretary, Mr. Azar, should recommend that Mr. Trump take textbook mitigation measures "such as school dismissals and cancellations of mass gatherings," which had been identified as the next appropriate step in a Bush-era pandemic plan.

The exercise was sobering. The group — including Dr. Anthony S. Fauci of the National Institutes of Health; Dr. Robert R. Redfield of the Centers for Disease Control and Prevention, and Mr. Azar, who at that stage was leading the White House Task Force — concluded they would soon need to move toward aggressive social distancing, even at the risk of severe disruption to the nation's economy and the daily lives of millions of Americans.

If Dr. Kadlec had any doubts, they were erased two days later, when he stumbled upon an email from a researcher at the Georgia Institute of Technology, who was among the group of academics, government physicians and infectious diseases doctors who had spent weeks tracking the outbreak in the Red Dawn email chain.

A 20-year-old Chinese woman had infected five relatives with the virus even though she never displayed any symptoms herself. The implication was grave — apparently healthy people could be unknowingly spreading the virus — and supported the need to move quickly to mitigation.

"Is this true?!" Dr. Kadlec wrote back to the researcher. "If so we have a huge whole on our screening and quarantine effort," including a typo where he meant hole. Her response was blunt: "People are carrying the virus everywhere."

The following day, Dr. Kadlec and the others decided to present Mr. Trump with a plan titled "Four Steps to Mitigation," telling the president that they needed to begin preparing Americans for a step rarely taken in United States history.

But over the next several days, a presidential blowup and internal turf fights would sidetrack such a move. The focus would shift to messaging and confident predictions of success rather than publicly calling for a shift to mitigation.

These final days of February, perhaps more than any other moment during his tenure in the White House, illustrated Mr. Trump's inability or unwillingness to absorb warnings coming at him. He instead reverted to his traditional political playbook in the midst of a public health calamity, squandering vital time as the coronavirus spread silently across the country.

Dr. Kadlec's group wanted to meet with the president right away, but Mr. Trump was on a trip to India, so they agreed to make the case to him in person as soon as he returned two days later. If they could convince him of the need to shift strategy, they could immediately begin a national education campaign aimed at preparing the public for the new reality.

A memo dated Feb. 14, prepared in coordination with the National Security Council and titled "U.S. Government Response to the 2019 Novel Coronavirus," documented what more drastic measures would look like, including: "significantly limiting public gatherings and cancellation of almost all sporting events, performances, and public and private meetings that cannot be convened by phone. Consider school closures. Widespread 'stay at home' directives from public and private organizations with nearly 100% telework for some."

The memo did not advocate an immediate national shutdown, but said the targeted use of "quarantine and isolation measures" could be used to slow the spread in places where "sustained human-to-human transmission" is evident.

Within 24 hours, before they got a chance to make their presentation to the president, the plan went awry.

Mr. Trump was walking up the steps of Air Force One to head home from India on Feb. 25 when Dr. Nancy Messonnier, the director of the National Center for Immunization and Respiratory Diseases, publicly issued the blunt warning they had all agreed was necessary.

But Dr. Messonnier had jumped the gun. They had not told the president yet, much less gotten his consent.

On the 18-hour plane ride home, Mr. Trump fumed as he watched the stock market crash after Dr. Messonnier's comments. Furious, he called Mr. Azar when he landed at around 6 a.m. on Feb. 26, raging that Dr. Messonnier had scared people unnecessarily. Already on thin ice with the president over a variety of issues and having overseen the failure to quickly produce an effective and widely available test, Mr. Azar would soon find his authority reduced.

The meeting that evening with Mr. Trump to advocate social distancing was canceled, replaced by a news conference in which the president announced that the White House response would be put under the command of Vice President Mike Pence.

The push to convince Mr. Trump of the need for more assertive action stalled. With Mr. Pence and his staff in charge, the focus was clear: no more alarmist messages. Statements and media appearances by health officials like Dr. Fauci and Dr. Redfield would be coordinated through Mr. Pence's office. It would be more than three weeks before Mr. Trump would announce serious social distancing efforts, a lost period during which the spread of the virus accelerated rapidly.

Over nearly three weeks from Feb. 26 to March 16, the number of confirmed coronavirus cases in the United States grew from 15 to 4,226. Since then, nearly half a million Americans have tested positive for the virus and authorities say hundreds of thousands more are likely infected.

It was early January, and the call with a Hong Kong epidemiologist left Matthew Pottinger rattled.

Mr. Pottinger, the deputy national security adviser and a hawk on China, took a blunt warning away from the call with the doctor, a longtime friend: A ferocious, new outbreak that on the surface appeared similar to the SARS epidemic of 2003 had emerged in China. It had spread far more quickly than the government was admitting to, and it wouldn't be long before it reached other parts of the world.

Mr. Pottinger had worked as a Wall Street Journal correspondent in Hong Kong during the SARS epidemic, and was still scarred by his experience documenting the death spread by that highly contagious virus.

Now, seventeen years later, his friend had a blunt message: You need to be ready. The virus, he warned, which originated in the city of Wuhan, was being transmitted by people who were showing no symptoms — an insight that American health officials had not yet accepted. Mr. Pottinger declined through a spokesman to comment.

It was one of the earliest warnings to the White House, and it echoed the intelligence reports making their way to the National Security Council. While most of the early assessments from the C.I.A. had little more information than was available publicly, some of the more specialized corners of the intelligence world were producing sophisticated and chilling warnings.

In a report to the director of national intelligence, the State Department's epidemiologist wrote in early January that the virus was likely to spread across the globe, and warned that the coronavirus could develop into a pandemic. Working independently, a small outpost of the Defense Intelligence Agency, the National Center for Medical Intelligence, came to the same conclusion. Within weeks after getting initial information about the virus early in the year, biodefense experts inside the National Security Council, looking at what was happening in Wuhan, started urging officials to think about what would be needed to quarantine a city the size of Chicago.

By mid-January there was growing evidence of the virus spreading outside China. Mr. Pottinger began convening daily meetings about the coronavirus. He alerted his boss, Robert C. O'Brien, the national security adviser.

The early alarms sounded by Mr. Pottinger and other China hawks were freighted with ideology — including a push to publicly blame China that critics in the administration say was a distraction as the coronavirus spread to Western Europe and eventually the United States.

And they ran into opposition from Mr. Trump's economic advisers, who worried a tough approach toward China could scuttle a trade deal that was a pillar of Mr. Trump's re-election campaign.

With his skeptical — some might even say conspiratorial — view of China's ruling Communist Party, Mr. Pottinger initially suspected that President Xi Jinping's government was keeping a dark secret: that the virus may have originated in one of the laboratories in Wuhan studying deadly pathogens. In his view, it might have even been a deadly accident unleashed on an unsuspecting Chinese population.

During meetings and telephone calls, Mr. Pottinger asked intelligence agencies — including officers at the C.I.A. working on Asia and on weapons of mass destruction — to search for evidence that might bolster his theory.

They didn't have any evidence. Intelligence agencies did not detect any alarm inside the Chinese government that analysts presumed would accompany the accidental leak of a deadly virus from a government laboratory. But Mr. Pottinger continued to believe the coronavirus problem was far worse than the Chinese were acknowledging. Inside the West Wing, the director of the Domestic Policy Council, Joe Grogan, also tried to sound alarms that the threat from China was growing.

Mr. Pottinger, backed by Mr. O'Brien, became one of the driving forces of a campaign in the final weeks of January to convince Mr. Trump to impose limits on travel from China — the first substantive step taken to impede the spread of the virus and one that the president has repeatedly cited as evidence that he was on top of the problem.

In addition to the opposition from the economic team, Mr. Pottinger and his allies among the China hawks had to overcome initial skepticism from the administration's public health experts.

Travel restrictions were usually counterproductive to managing biological outbreaks because they prevented doctors and other much-needed medical help from easily getting to the affected areas, the health officials said. And such bans often cause infected people to flee, spreading the disease further.

But on the morning of Jan. 30, Mr. Azar got a call from Dr. Fauci, Dr. Redfield and others saying they had changed their minds. The World Health Organization had declared a global public health emergency and American officials had discovered the first confirmed case of person-to-person transmission inside the United States.

The economic team, led by Treasury Secretary Steven Mnuchin, continued to argue that there were big risks in taking a provocative step toward China and moving to curb global travel. After a debate, Mr. Trump came down on the side of the hawks and the public health team. The limits on travel from China were publicly announced on Jan. 31.

Still, Mr. Trump and other senior officials were wary of further upsetting Beijing. Besides the concerns about the impact on the trade deal, they knew that an escalating confrontation was risky because the United States relies heavily on China for pharmaceuticals and the kinds of protective equipment most needed to combat the coronavirus.

But the hawks kept pushing in February to take a critical stance toward China amid the growing crisis. Mr. Pottinger and others — including aides to Secretary of State Mike Pompeo — pressed for government statements to use the term "Wuhan Virus."

Mr. Pompeo tried to hammer the anti-China message at every turn, eventually even urging leaders of the Group of 7 industrialized countries to use "Wuhan virus" in a joint statement.

Others, including aides to Mr. Pence, resisted taking a hard public line, believing that angering Beijing might lead the Chinese government to withhold medical supplies, pharmaceuticals and any scientific research that might ultimately lead to a vaccine.

Mr. Trump took a conciliatory approach through the middle of March, praising the job Mr. Xi was doing.

That changed abruptly, when aides informed Mr. Trump that a Chinese Foreign Ministry spokesman had publicly spun a new conspiracy about the origins of Covid-19: that it was brought to China by U.S. Army personnel who visited the country last October.

Mr. Trump was furious, and he took to his favorite platform to broadcast a new message. On March 16, he wrote on Twitter that "the United States will be powerfully supporting those industries, like Airlines and others, that are particularly affected by the Chinese Virus."

Mr. Trump's decision to escalate the war of words undercut any remaining possibility of broad cooperation between the governments to address a global threat. It remains to be seen whether that mutual suspicion will spill over into efforts to develop treatments or vaccines, both areas where the two nations are now competing.

One immediate result was a free-for-all across the United States, with state and local governments and hospitals bidding on the open market for scarce but essential Chinese-made products. When the state of Massachusetts managed to procure 1.2 million masks, it fell to the owner of the New England Patriots, Robert K. Kraft, a Trump ally, to cut through extensive red tape on both sides of the Pacific to send his own plane to pick them up.

Inside the West Wing, Mr. Navarro, Mr. Trump's trade adviser, was widely seen as quick-tempered, self-important and prone to butting in. He is among the most outspoken of China hawks and in late January was clashing with the administration's health experts over limiting travel from China.

So it elicited eye rolls when, after initially being prevented from joining the coronavirus task force, he circulated a memo on Jan. 29 urging Mr. Trump to impose the travel limits, arguing that failing to confront the outbreak aggressively could be catastrophic, leading to hundreds of thousands of deaths and trillions of dollars in economic losses.

The uninvited message could not have conflicted more with the president's approach at the time of playing down the severity of the threat. And when aides raised it with Mr. Trump, he responded that he was unhappy that Mr. Navarro had put his warning in writing.

From the time the virus was first identified as a concern, the administration's response was plagued by the rivalries and factionalism that routinely swirl around Mr. Trump and, along with the president's impulsiveness, undercut decision making and policy development.

Faced with the relentless march of a deadly pathogen, the disagreements and a lack of long-term planning had significant consequences. They slowed the president's response and resulted in problems with execution and planning, including delays in seeking money from Capitol Hill and a failure to begin broad surveillance testing.

The efforts to shape Mr. Trump's view of the virus began early in January, when his focus was elsewhere: the fallout from his decision to kill Maj. Gen. Qassim Suleimani, Iran's security mastermind; his push for an initial trade deal with China; and his Senate impeachment trial, which was about to begin.

Even after Mr. Azar first briefed him about the potential seriousness of the virus during a phone call on Jan. 18 while the president was at his Mar-a-Lago resort in Florida, Mr. Trump projected confidence that it would be a passing problem.

"We have it totally under control," he told an interviewer a few days later while attending the World Economic Forum in Switzerland. "It's going to be just fine."

Back in Washington, voices outside of the White House peppered Mr. Trump with competing assessments about what he should do and how quickly he should act.

The efforts to sort out policy behind closed doors were contentious and sometimes only loosely organized.

That was the case when the National Security Council convened a meeting on short notice on the afternoon of Jan. 27. The Situation Room was standing room only, packed with top White House advisers, low-level staffers, Mr. Trump's social media guru, and several cabinet secretaries. There was no checklist about the preparations for a possible pandemic, which would require intensive testing, rapid acquisition of protective gear, and perhaps serious limitations on Americans' movements.

Instead, after a 20-minute description by Mr. Azar of his department's capabilities, the meeting was jolted when Stephen E. Biegun, the newly installed deputy secretary of state, announced plans to issue a "level four" travel warning, strongly discouraging Americans from traveling to China. The room erupted into bickering.

A few days later, on the evening of Jan. 30, Mick Mulvaney, the acting White House chief of staff at the time, and Mr. Azar called Air Force One as the president was making the final decision to go ahead with the restrictions on China travel. Mr. Azar was blunt, warning that the virus could develop into a pandemic and arguing that China should be criticized for failing to be transparent.

Mr. Trump rejected the idea of criticizing China, saying the country had enough to deal with. And if the president's decision on the travel restrictions suggested that he fully grasped the seriousness of the situation, his response to Mr. Azar indicated otherwise.

Stop panicking, Mr. Trump told him.

That sentiment was present throughout February, as the president's top aides reached for a consistent message but took few concrete steps to prepare for the possibility of a major public health crisis.

During a briefing on Capitol Hill on Feb. 5, senators urged administration officials to take the threat more seriously. Several asked if the administration needed additional money to help local and state health departments prepare.

Derek Kan, a senior official from the Office of Management and Budget, replied that the administration had all the money it needed, at least at that point, to stop the virus, two senators who attended the briefing said.

"Just left the Administration briefing on Coronavirus," Senator Christopher S. Murphy, Democrat of Connecticut, wrote in a tweet shortly after. "Bottom line: they aren't taking this seriously enough."

The administration also struggled to carry out plans it did agree on. In mid-February, with the effort to roll out widespread testing stalled, Mr. Azar announced a plan to repurpose a flu-surveillance system in five major cities to help track the virus among the general population. The effort all but collapsed even before it got started as Mr. Azar struggled to win approval for $100 million in funding and the C.D.C. failed to make reliable tests available.

The number of infections in the United States started to surge through February and early March, but the Trump administration did not move to place large-scale orders for masks and other protective equipment, or critical hospital equipment, such as ventilators. The Pentagon sat on standby, awaiting any orders to help provide temporary hospitals or other assistance.

As February gave way to March, the president continued to be surrounded by divided factions even as it became clearer that avoiding more aggressive steps was not tenable.

Mr. Trump had agreed to give an Oval Office address on the evening of March 11 announcing restrictions on travel from Europe, where the virus was ravaging Italy. But responding to the views of his business friends and others, he continued to resist calls for social distancing, school closures and other steps that would imperil the economy.

But the virus was already multiplying across the country — and hospitals were at risk of buckling under the looming wave of severely ill people, lacking masks and other protective equipment, ventilators and sufficient intensive care beds. The question loomed over the president and his aides after weeks of stalling and inaction: What were they going to do?

The approach that Mr. Azar and others had planned to bring to him weeks earlier moved to the top of the agenda. Even then, and even by Trump White House standards, the debate over whether to shut down much of the country to slow the spread was especially fierce.

Always attuned to anything that could trigger a stock market decline or an economic slowdown that could hamper his re-election effort, Mr. Trump also reached out to prominent investors like Stephen A. Schwarzman, the chief executive of Blackstone Group, a private equity firm.

"Everybody questioned it for a while, not everybody, but a good portion questioned it," Mr. Trump said earlier this month. "They said, let's keep it open. Let's ride it."

In a tense Oval Office meeting, when Mr. Mnuchin again stressed that the economy would be ravaged, Mr. O'Brien, the national security adviser, who had been worried about the virus for weeks, sounded exasperated as he told Mr. Mnuchin that the economy would be destroyed regardless if officials did nothing.

Soon after the Oval Office address, Dr. Scott Gottlieb, the former commissioner of the Food and Drug Administration and a trusted sounding board inside the White House, visited Mr. Trump, partly at the urging of Jared Kushner, the president's son-in-law. Dr. Gottlieb's role was to impress upon the president how serious the crisis could become. Mr. Pence, by then in charge of the task force, also played a key role at that point in getting through to the president about the seriousness of the moment in a way that Mr. Azar had not.

But in the end, aides said, it was Dr. Deborah L. Birx, the veteran AIDS researcher who had joined the task force, who helped to persuade Mr. Trump. Soft-spoken and fond of the kind of charts and graphs Mr. Trump prefers, Dr. Birx did not have the rough edges that could irritate the president. He often told people he thought she was elegant.

On Monday, March 16, Mr. Trump announced new social distancing guidelines, saying they would be in place for two weeks. The subsequent economic disruptions were so severe that the president repeatedly suggested that he wanted to lift even those temporary restrictions. He frequently asked aides why his administration was still being blamed in news coverage for the widespread failures involving testing, insisting the responsibility had shifted to the states.

During the last week in March, Kellyanne Conway, a senior White House adviser involved in task force meetings, gave voice to concerns other aides had. She warned Mr. Trump that his wished-for date of Easter to reopen the country likely couldn't be accomplished. Among other things, she told him, he would end up being blamed by critics for every subsequent death caused by the virus.

Within days, he watched images on television of a calamitous situation at Elmhurst Hospital Center, miles from his childhood home in Queens, N.Y., where 13 people had died from the coronavirus in 24 hours.





Aus: "He Could Have Seen What Was Coming: Behind Trump's Failure on the Virus" Eric Lipton, David E. Sanger, Maggie Haberman, Michael D. Shear, Mark Mazzetti and Julian E. Barnes (April 11, 2020)
Source: https://www.nytimes.com/2020/04/11/us/politics/coronavirus-trump-response.html

QuoteCharles Smithson
Cincinnati, OH1h ago
Times Pick

The President could not have prevented the Coronavirus, this is true. However, as a leader, he made sure to dismantle or ignore every possible group or timeframe that would have mitigated the severity of this pandemic.
I do feel like he is a "wartime President". He has successfully waged war against America as his failed policies cause thousands of deaths and the destruction of the U.S. economy.
Could any enemy of the United States have wrought this much devastation, on multiple levels, in such a short period of time?
No, only the President. He has been able to destroy us from within, sitting in the cozy bunker of the Oval Office.


QuoteNobodyOfConsequence
CT6h ago
Times Pick

I have said this before, and I will say this again. The defining quote of this presidency will be, "I take no responsibility."


...

-

Quote[...] Diesen Moment wird keiner der Beteiligten so schnell vergessen: In einer telefonischen Krisenkonferenz mit Gouverneuren der US-Bundesstaaten war Donald Trumps Stimme an jenem 16. März klar und deutlich zu vernehmen. "Beatmungsgeräte, die ganze Ausrüstung, versucht es selbst zu bekommen", riet der US-Präsident den Hilfe suchenden Regionalpolitikern, "das geht viel schneller".

Für viele US-Amerikaner gleicht Trumps Ratschlag einem politischen Offenbarungseid. Aus dem Weißen Haus, das musste spätestens jetzt allen Gouverneuren klar sein, ist unter diesem Präsidenten weder tatkräftige Hilfe noch klare Führung zu erwarten. Die einzelnen Staaten und die abgelegenen US-Außengebiete sind in der größten Katastrophe im öffentlichen Gesundheitswesen in der Geschichte der USA vorerst auf sich allein gestellt.

Die Hoffnung auf den Staat, der die gemeinsame Gefahrenabwehr koordiniert und mit Blick aufs Gemeinwohl handelt, ist unter Trump vergebens. Im Kampf gegen einen unsichtbaren, in alle Bundesstaaten vordringenden Gegner ist die finanzielle und militärische Stärke der letzten verbleibenden Supermacht ohne Plan und Vernunft nicht viel nütze. Das Weiße Haus hat diese Herausforderung wochenlang unterschätzt - und dabei wertvolle Zeit verstreichen lassen, wie unter anderem das Beispiel Südkorea zeigt.

Das Coronavirus erreichte die asiatische Industrienation exakt am selben Tag wie die Vereinigten Staaten. Der jeweils erste Infektionsfall wurde am 20. Januar nachgewiesen und einen Tag später öffentlich bekannt. Doch die nachfolgende Ansteckungswelle verlief in beiden Staaten vollkommen unterschiedlich. In Südkorea ergriffen die Behörden rasch energische Maßnahmen und gingen schnell und entschieden gegen die Ausbreitung vor. Mittlerweile ist das Virus dort größtenteils unter Kontrolle. Die rund 50 Millionen Einwohner wurden seit Anfang Februar einem massiven Testprogramm unterzogen. Verdachtsfälle werden rigoros isoliert, alle Kontaktpersonen identifiziert und umgehend unter Quarantäne gestellt.

In den USA dagegen beschränkte sich die Epidemieabwehr zunächst nur auf eine ebenso spektakuläre wie umstrittene Maßnahme. Anfang Februar verhängte Washington ein Einreiseverbot für Menschen aus den am schwersten betroffenen Regionen in China. "Wir haben es völlig unter Kontrolle", hatte US-Präsident Trump wenige Tage zuvor beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos erklärt. "Es wird alles gut werden."

Nach diesem Muster ging es im Weißen Haus noch wochenlang weiter. Trump leugnete, verharmloste und verdrehte die Fakten. Aber das Coronavirus ging nicht "einfach weg", wie er behauptete. Kein "Wunder" rettete das Land vor der schleichenden Ausbreitung des Erregers. Zum Zeitpunkt der Grenzschließungen - erst für Chinesen, später auch für Europäer - war Sars-CoV-2 schon längst im Land.

Wertvolle Zeit verstrich ungenutzt, mit offenen Augen liefen die USA in die Corona-Katastrophe. Ende März war nicht mehr zu leugnen, dass die Vereinigten Staaten sich zum globalen Epizentrum der Pandemie entwickelt hatten und bis heute sind. Was ist falsch gelaufen? In Stichworten: Kleinstaaterei, Bürokratiestau, eine folgenschwere Fehlentscheidung des Seuchenkontrollzentrums CDC - und, über allem, ein eklatanter Mangel an klarer politischer Führung auf Bundesebene. Trump selbst trägt eine nicht unerhebliche Mitschuld an der Entwicklung.

Geheimdienste und Experten hatten das Weiße Haus schon im Januar eindringlich vor den Gefahren des Virus gewarnt, blieben aber an entscheidender Stelle ungehört. Also trafen die 50 Bundesstaaten ohne Führung einen Flickenteppich an Entscheidungen. Zum Glück blieben sie nicht genauso untätig wie das Weiße Haus, so die einhellige Meinung mehrerer Experten, mit denen ntv.de gesprochen hat. "Es passiert eine Menge, obwohl der Präsident ein Komplettausfall ist", urteilte etwa Johannes Thimm von der Stiftung Wissenschaft und Politik Anfang April. Nur: Es geschieht zu spät.

Weil der erste Infizierte früh bekannt war, hatten die Vereinigten Staaten einen wochenlangen Vorsprung gegenüber den Europäern, nutzten ihn aber nicht. "Das ist zum großen Teil mangelnder Führung geschuldet, dass Trump die Situation nicht ernst genommen hat und die USA für unverwundbar gehalten hat", sagt Thimm. Andere Wissenschaftler äußerten sich gegenüber ntv.de ähnlich.

Seit der denkwürdigen Telefonkonferenz am 16. März hat sich die Lage in den USA dramatisch verschärft. Inzwischen sind rund 528.000 Infektionsfälle bekannt, die Zahl der Todesopfer liegt bei mehr als 20.500. Einer Studie zufolge muss die Dunkelziffer viel höher angesetzt werden. Alle 50 Bundesstaaten und vier US-Außengebiete kämpfen gegen lokale Ansteckungen. Nach Ansicht der Forscher könnten 94 Prozent der US-Bürger in Bezirken leben, in denen es zu bislang unentdeckten Übertragungen kommt. Die Szenarien für die kommenden Wochen sind düster. Selbst im besten Fall müssen sich die USA auf rund 100.000 Tote einstellen.

Südkorea dagegen zählt bis heute weniger als 220 Tote. Die aus dem benachbarten China drohende Infektionswelle konnten die südkoreanischen Behörden beeindruckend rasch unter Kontrolle bringen. Kein Lockdown oder andere große Einschränkungen im öffentlichen Leben waren dafür nötig.

Am 18. März, als Trump sich erstmals einen Kriegszeitpräsidenten nannte und das neuartige Coronavirus den Feind, hatte er bereits allen Grund dazu. An diesem Tag war längst klar, dass die von dem Virus ausgelöste Atemwegserkrankung Covid-19 voraussichtlich mehr US-Amerikaner das Leben kosten wird als auf den Schlachtfeldern in Korea, Vietnam, Afghanistan und Irak zusammen.

Die ausbleibenden, im besten Fall unzureichenden Maßnahmen des Weißen Hauses versuchen Trump und sein Außenminister Mike Pompeo unter anderem mit Kritik an der Weltgesundheitsorganisation WHO zu verschleiern. Die WHO habe ihre Aufgabe nicht erfüllt, so Pompeo. Doch an jenem Tag, als die Organisation die Gefahrenstufe von Sars-CoV-2 auf die höchste Stufe anhob, nannte Trump das Virus eine Falschmeldung.

Südkorea hatte hingegen Erfolg, weil frühzeitig und entschlossen umfangreiche Maßnahmen in Kraft gesetzt wurden. Das Land hatte bereits im Jahr 2015 erlebt, wie verheerend zögerliche staatliche Reaktionen in Virus-Krisen wirken. Ein Geschäftsmann hatte damals den Mers-Erreger aus dem Nahen Osten mitgebracht. Als der Infektionsfall erkannt wurde, war der Erkrankte bereits an drei Orten des Landes behandelt worden und hatte so eine verhängnisvolle Kettenreaktion in Gang gesetzt: 186 Menschen waren infiziert, 17.000 weitere Personen mussten in Quarantäne. Erst zwei Monaten und 36 Todesopfer später bekam Südkorea das Virus unter Kontrolle.

Die Regierung in Seoul zog daraus wertvolle Schlüsse: Unter anderem sammelt der Staat inzwischen anonymisierte Handy-, Kreditkarten- und andere Daten, um damit Aufenthaltsorte von Infizierten zurückverfolgen zu können. Auf diese Weise können Kontaktpersonen schnell ermittelt und darüber informiert werden, dass sie dem Virus ausgesetzt waren und sich isolieren sollten.

Das ist jedoch längst nicht alles: Diesmal dauerte es nach dem ersten Infektionsfall im Land nur zweieinhalb Wochen, bis Südkorea einen eigenen Test entwickelt, geprüft und ab 7. Februar für den dezentralen Masseneinsatz freigegeben hatte. Dieses Vorgehen war entscheidend für effektive Abwehrmaßnahmen in der anstehenden Pandemie.

Auf der anderen Seite des Pazifiks vergeudeten die US-Behörden zugleich mehrere Wochen, weil die ersten Tests aus dem US-Seuchenkontrollzentrum CDC nicht zuverlässig funktionierten. In Washington wurde das tödliche Risiko dieses Fehlers nicht ernst genug genommen. Noch Mitte Februar drehten sich die Krisentreffen zu Sars-CoV-2 dort fast ausschließlich um das Thema Grenzschließungen, anstatt das grundlegende Testproblem zu beseitigen und das US-Gesundheitssystem auf die drohenden Belastungen vorzubereiten.

Obwohl die Bedeutung der Tests bekannt war, blieb ein folgenschwerer Flaschenhals an seinem Platz: Wochenlang durfte in den USA nur zentral vom CDC geprüft werden. Externen Labors war die Teilnahme untersagt, die leistungsfähige Pharmaindustrie war angehalten, keine eigenen Verfahren zu entwickeln. Diese fragwürdige Vorgabe fiel aufgrund Kompetenzgerangels erst am 29. Februar weg; die zentrale Überprüfung noch weitere zwei Wochen später. An diesem 13. März hatte Südkorea bereits weite Teile der Bevölkerung in den am schwersten betroffenen Regionen getestet. Zum Vergleich: Seoul konnte sich bis dahin bereits auf 5227 Tests pro Million Einwohner stützen. In den USA waren es 69.

US-Experte Thimm ist überzeugt, dass Trumps Beratungsresistenz und nationaler Tunnelblick verhinderten, dass die USA aus internationalen Erfahrungen wie etwa vom Ansatz Südkoreas lernen konnten und entsprechend rechtzeitig handelten. Auch für Keith Jerome, Virologe an der Universität von Washington, waren es die so verlorenen Wochen, die zur derzeitigen Katastrophe geführt haben. "Als wir entschieden, dass alle Coronavirus-Tests von einer Instanz durchgeführt werden musste, haben wir unsere größte Stärke aufgegeben", zitiert ihn das US-Magazin "Technology Review".

Die unterschiedlichen Vorgehensweisen der beiden Länder sind in Daten deutlich zu erkennen. Am 12. April meldete das südkoreanische Seuchenkontrollzentrum nur noch 2930 aktuell Infizierte. Insgesamt verzeichnete das Land bis dahin lediglich 10.512 nachgewiesene Infektionsfälle. In den USA dagegen kommen derzeit pro Tag fast dreimal so viele neu entdeckte Ansteckungen hinzu. Die Gesamtzahl hat die Schwelle von 500.000 überschritten. Mehr als 20.000 Menschen sind in den USA nach einer Sars-CoV-2-Infektion bereits gestorben.

Das bisherige Gesamturteil über die Krisenreaktion fällt eindeutig aus: Einer der Vorkämpfer gegen Ebola, Ron Klain, nannte das Verhalten der US-Regierung in der Corona-Krise bereits "ein Fiasko unglaublicher Ausmaße", das zukünftig "als Paradebeispiel für desaströses Scheitern staatlicher Bemühungen" betrachtet werden dürfte. Es gibt weitere Experten, die das ähnlich sehen. Voraussichtlich kein Land der Welt wird so von der Sars-CoV-2-Pandemie getroffen werden wie die USA. Sie wird in die Geschichte der Vereinigten Staaten eingehen als eines der großen nationalen Traumata: Pearl Harbor. Vietnam. Die 9/11-Anschläge. Und nun: Coronavirus.


Aus: ""Fiasko unglaublicher Ausmaße": Wie Trump die Virus-Krise anheizte" Roland Peters, Christoph Wolf und Martin Morcinek (Sonntag, 12. April 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Wie-Trump-die-Virus-Krise-anheizte-article21700448.html


"Der Kampf des Präsidenten gegen den populären Seuchenspezialisten" Frank Herrmann (13. April 2020)
Anthony Fauci ist oberster US-Virologe und die Stimme des Pragmatismus in der Pandemie – damit kommt Trump nur schwer zurecht ...
https://www.derstandard.at/story/2000116814749/der-kampf-des-praesidenten-gegen-den-populaeren-seuchenspezialisten
#2373
"Anwältin macht Beziehung zu Assange öffentlich" (12. April 2020)
Julian Assange hat während seiner Zeit in der ecuadorianischen Botschaft mit seiner Anwältin zwei Kinder bekommen. Sie fordert die Freilassung des Wikileaks-Gründers.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-04/anwaeltin-julian-assange-enthuellt-heimliche-liebesbeziehung-soehne-fordert-freilassung

Quotedeep_franz #2

Ich denke, ohne Fachmann zu sein, juristisch ist die Einlassung der Dame eher nicht relevant.
Es ist allerdings erschreckend, dass man in dem Gefängnis offenbar nicht in der Lage ist, hygienische Standards einzuhalten. Da sollten die Verantwortlichen eigentlich zittern müssen.
Dass an Assange ein politisches Dreckspiel mit juristischen Mitteln betrieben wird, steht für mich außer Frage. Dass den Betreibern dieses Spiels ein Menschenleben nichts Wert ist, haben diese schon tausendfach bewiesen.
Die Auftraggeber und Helfershelfer gedungener Mörder spielen Gericht.


Quotemikemitcon #15

Nachdem sich die Vorwürfe der sexuellen Nötigung gegen Herrn Assange in Wohlgefallen aufgelöst und sich als Erfindung vermutlich der US-Amerikaner entlarvt haben, bleibt nur noch der Vorwurf des Verrats. Und da stehe ich nach wie vor auf dem Standpunkt, daß diejenigen, die Kriegsverbrechen begehen, bestraft werden müssen, und nicht diejenigen, die sie öffentlich machen.

Aber genau diese verdrehte Sichtweise der US-Amerikaner zeigt klar und deutlich, wie weit auch die USA sich bereits von Rechtsstaatlichkeit entfernt haben. Das ist nicht unbedingt verwunderlich, denn wer seine Position als führende Supermacht gegen aufstrebende Mächte wie Indien, und vor allem China verteidigen will, der darf in diesen Dingen nicht zimperlich sein. Die Chinesen wären es sicher nicht.

Das aber zeigt, wie sehr unsere Welt auf ein Gegeneinander ausgerichtet ist. An dieser Stelle komme ich zurück zu Herrn Assange. Sollte sich dieser gordische Knoten jemals auflösen, dann nur so, daß all diejenigen, die es sich jetzt noch hinter militärischer Gewalt, Spionage und Ausbeutung bequem machen, fürchten müssen, an den Pranger gestellt zu werden. Und genau dafür hat Herr Assange den Grundstein gelegt. Ich bin sicher, irgendwann wird die Welt das so sehen.


Quote
btmmuc #18

Der Skandal ist eher das die britische Justiz willfährig urteilt. Ich kann kaum glauben das jeder Kleinkriminelle wegen Vergehen gegen Kautionsauflagen für 50 Wochen in ein Hochsicherheitsgefängnis muss, das ist doch Willkür und nur dem Wunsch geschuldeten den USA zu Wille zu sein. Assange fürchtet sich zu Recht vor dieser unwürdigen " unabhängigen" Justiz.


...

-

"Assange-Anwältin bittet als Partnerin um Freilassung ,,Ich sehe, dass sein Leben auf dem Spiel steht"" (12.04.2020)
Der Wikileaks-Gründer ist in seiner Zeit in der Botschaft von Ecuador in London wohl zwei Mal Vater geworden. Seine Partnerin ist seine Anwältin. ... Der Wikileaks-Gründer leidet nach Angaben von Freunden seit Monaten unter gesundheitlichen Problemen. Zudem breite sich das Coronavirus in der Haftanstalt aus. Ein Häftling sei demnach bereits an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben, berichtete PA.
Morris habe sich entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen, da sie um Assanges Leben fürchte, hieß es in dem Medienbericht. "Ich muss mich jetzt äußern, weil ich sehe, dass sein Leben auf dem Spiel steht", sagte die in Südafrika geborene Anwältin. ...
https://www.tagesspiegel.de/politik/assange-anwaeltin-bittet-als-partnerin-um-freilassung-ich-sehe-dass-sein-leben-auf-dem-spiel-steht/25735328.html

-

"Julian Assange fathered two kids during embassy stay" (April 12, 2020)
Assange has been held in Belmarsh prison in London since he was dragged out of the embassy a year ago, and is awaiting an extradition hearing on behalf of the United States, where he wanted for questioning over the activities of WikiLeaks. He has been in poor health for months, but his friends say coronavirus is now spreading through Belmarsh. ...
https://www.theaustralian.com.au/world/julian-assange-fathered-two-kids-during-embassy-stay/news-story/e80420df8867a12d099d7fdaefb6af45

-

"Julian Assange lawyer secretly had two kids while fiancee holed up in Ecuadoran Embassy" Christopher Koulouris (April 11, 2020)
Stella Morris Julian Assange lawyer fiancee secretly had two kids while the Wikileaks founder was holed up in Ecuadoran Embassy as he awaits possible extradition to the US.
https://scallywagandvagabond.com/2020/04/julian-assange-fiancee-lawyer-secret-two-kids-ecuadoran-embassy/

-

WikiLeaks boss Julian Assange fathered two children inside the Ecuadorian embassy with lawyer, 37, who fell in love with him while helping his fight against extradition to the US
By Sarah Oliver for Mail on Sunday
Published: 22:00 BST, 11 April 2020 | Updated: 23:41 BST, 11 April 2020
https://www.dailymail.co.uk/news/article-8210957/WikiLeaks-boss-Julian-Assange-fathered-two-children-inside-Ecuadorian-embassy-lawyer.html

#2374
Quote[...]  Der Sportartikelhersteller Adidas hat nach viel öffentlicher Kritik nun doch seine April-Mieten bezahlt. Das erklärte das Unternehmen in einem offenen Brief, in dem es sich auch für sein Vorpreschen entschuldigte. "Die Entscheidung, von Vermieter(innen) unserer Läden die Stundung der Miete für April zu verlangen, wurde von vielen von Ihnen als unsolidarisch empfunden", heißt es in dem Schreiben. "Ihre Meinung ist uns wichtig, und Ihre Meinung ist eindeutig: Sie sind von adidas enttäuscht."

Man habe einen Fehler gemacht und damit viel Vertrauen verspielt, so der Konzern. "Es wird dauern, Ihr Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Aber wir werden alles dafür tun." Deshalb wolle man sich "in aller Form" entschuldigen. "Wir haben unseren Vermieter(innen) die Miete für April bezahlt. Fairness und Teamgeist sind seit jeher eng mit Adidas verknüpft und sollen es auch bleiben."

Das Unternehmen hatte vor knapp einer Woche erklärt, die Miete für die geschlossenen Läden in Europa ab April nicht mehr zu bezahlen. Auch andere Handelsketten wie Deichmann oder H&M kündigten ähnliche Schritte an. Später präzisierte Adidas, dass es lediglich um eine Stundung der Mietzahlungen gehe.

Dennoch gab es aus Gesellschaft und Politik viel Kritik an dem Schritt. Prominente und Kunden riefen in den sozialen Medien zum Boykott des Unternehmens auf. Die Bundesregierung habe die gesetzliche Möglichkeit zu Mietstundungen in der Coronakrise nicht für Großkonzerne geschaffen, so die Kritik.

In dem Brief mit dem Titel "Adidas sagt Entschuldigung" verwies das Unternehmen nun jedoch auch auf die großen Schwierigkeiten durch die Pandemie: Das Geschäft sei in der Corona-Krise eingebrochen. "Fast auf der gesamten Welt findet kein normales Geschäft mehr statt. Die Läden sind zu. Das hält selbst ein gesundes Unternehmen wie adidas nicht lange aus."

Um Geld zu sparen, habe man bereits Kurzarbeit angemeldet. Der Vorstand und die zweite Führungsebene lassen sich die Gehälter vorerst nur zum Teil auszahlen. Trotzdem werde Adidas Kredite brauchen.

Zuvor war bekannt geworden, dass nun der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof die Mietzahlungen stoppen will. In einem Brief an die Vermieter schrieb das Unternehmen, wegen der staatlich angeordneten Schließung der Geschäfte bleibe "keine andere Wahl". Vor dem Hintergrund der Pandemie habe die Geschäftsführung der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH entschieden, die Miete ab dem 1. April 2020 nicht zu zahlen. Zunächst solle dies bis Juni 2020 gelten.

Ein Schutzschirmverfahren soll das Überleben des Konzerns sichern. Dem Antrag des Unternehmens auf Einleitung des Verfahrens sei vom Amtsgericht Essen bereits stattgegeben worden, teilte der Konzern mit. Das Schutzschirmverfahren schützt in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass die Betriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Die Geschäftsführung kann das Unternehmen weiter verantwortlich lenken und selbstständig sanieren.

"Die harten wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für den innerstädtischen Non-Food-Handel und die langwierige Umsetzung staatlicher Hilfe über die Hausbank haben diesen Schritt notwendig gemacht", betonte das Unternehmen, das bundesweit mehr als 28.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Nach eigenen Angaben verliert Galeria Karstadt Kaufhof durch die Schließung der Warenhäuser seit dem 18. März jede Woche mehr als 80 Millionen Euro Umsatz. Zwar bemühte sich der Konzern in den vergangenen Wochen bereits um staatliche Hilfsgelder. Doch erwies sich eine Einigung mit den Banken schwieriger als erhofft.


Aus: "Adidas entschuldigt sich - und zahlt" (01.04.202)
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/adidas-entschuldigung-101.html

-

Quote[...]  Trotz der massiven Reisebeschränkung in der Corona-Krise werden heute Erntehelfer nach Deutschland eingeflogen. Am Vormittag ist am Flughafen Berlin-Schönefeld das erste Flugzeug mit Erntehelfern aus Rumänien gelandet, weitere Maschinen folgten im Laufe des Tages. Insgesamt sollen heute rund 530 Arbeiter in Schönefeld ankommen.

Die Fluggesellschaft Eurowings bestätigte zudem zwei weitere Landungen am Flughafen Düsseldorf - ebenfalls aus Rumänien. Die Helfer würden am Flughafen zunächst medizinisch untersucht, sagte die Flughafensprecherin. In den kommenden Tagen werden auch Flüge in Hamburg, Karlsruhe, Leipzig, Nürnberg und Frankfurt-Hahn erwartet.

Die Helfer werden unter anderem dringend für die Spargelernte gebraucht. Die Haupterntezeit für das Stangengemüse startet Ende April. Insgesamt seien schon etwa 20.000 Erntehelfer für die Sonderflüge registriert, sagte eine Pressesprecherin von Eurowings. Sie kämen nicht nur aus Rumänien, sondern zum Beispiel auch aus Polen und Bulgarien.

"Wir sind erleichtert: Durch diese Regelung bleiben unsere Betriebe arbeitsfähig", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied dem BR. Er hoffe zwar, dass auch Erntehelfer aus Deutschland zum Einsatz kommen können. Allerdings hätten die ausländischen Saisonkräfte mehr Erfahrung, sagte Rukwied. "Ohne die wäre es nicht gegangen."

Die Einreise per Flugzeug führe allerdings zu höheren Kosten, sagte Rukwied. Höhere Preise für Agrarprodukte könne man daraus aber noch nicht ableiten. "Da müssen wir mal die nächsten Wochen abwarten, wohin die Reise geht."

Auf die Einreise der Erntehelfer hatten sich Innenminister Horst Seehofer und Agrarministerin Julia Klöckner am vergangenen Donnerstag geeinigt. Demnach dürfen 80.000 ausländische Saisonkräfte unter strengen Auflagen nach Deutschland kommen.

Auch Rumänien musste die Ausreise der Arbeiter erlauben. Sie bezieht sich jedoch nur auf Erntehelfer. Dadurch wurde der Transfer nach Deutschland möglich. Denn eigentlich sind Flugverbindungen zwischen Rumänien und Corona-Risikoländern verboten. Auf dem Landweg sind Reisen Richtung Westen nicht möglich, weil Ungarn die Grenzen geschlossen hat.


Aus: "Erntehelfer kommen im Sonderflieger" (09.04.2020)
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/erntehelfer-einreise-101.html

-

Quote[...] München Auf BMW ist Verlass. Während andere Dax-Konzerne ihre Aktionärstreffen infolge der Corona-Pandemie reihum verschieben mussten, hält BMW seine 100. Hauptversammlung wie geplant am 14. Mai ab. Auch in Krisenzeiten will der Autobauer aus München Kontinuität wahren.

Wie aus der Einladung zu der Veranstaltung hervorgeht, die das Unternehmen am Montag verschickt hat, werden die Eigentümer allerdings gebeten, nicht persönlich zu erscheinen. Sie sollen an der Hauptversammlung digital per Livestream teilnehmen. Der Schutz der Gesundheit gehe vor.

Das Aktionärstreffen von BMW erfolgt daher erstmals virtuell, also ohne physische Präsenz. Ansonsten ist aber alles wie immer. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen so auch vor, den Aktionären eine Dividende von insgesamt 1,64 Milliarden Euro auszuschütten. Weil der Fahrzeughersteller gleichzeitig für gut 20.000 Mitarbeiter staatlich subventionierte Kurzarbeit beantragt hat, stehen die Bayern aber ebenso wie Daimler oder VW in der Kritik.

,,Kurzarbeitergeld ist eine Staatshilfe. Wer auf Staatshilfe setzt, kann nicht gleichzeitig Gewinne an Aktionäre ausschütten. Das ist die hässliche Fratze des Kapitalismus. Ich bin deshalb in diesen Fällen für einen generellen Dividendenstopp", twitterte Carsten Schneider, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, bereits vergangene Woche.

Auch Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Fraktion Die Linke, forderte jüngst in der ,,Financial Times", Bonuszahlungen und Dividendenausschüttungen auszusetzen, falls deutsche Unternehmen Kurzarbeit oder andere staatliche Leistungen in der Krise in Anspruch nehmen.

Viele Konzerne haben ihre geplante Dividende ohnehin längst gestrichen. Die deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz rechnet damit, dass selbst im besten Fall die 160 börsennotierten Konzerne in Dax, MDax und SDax wegen der Coronakrise dieses Jahr nur 44 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner ausschütten werden.

Das wären 14 Prozent weniger als im Vorjahr. In der aktuellen Situation habe ,,die Sicherung der Liquidität zunächst Vorrang", konstatiert Eric Frère, Direktor des Institute for Strategic Finance an der FOM Hochschule.

Dennoch gibt es durchaus triftige Gründe, warum etwa BMW an der Dividende festhält. Denn die Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter des Autobauers ist zum Teil an die Ausschüttung an die Aktionäre gekoppelt, heißt es in Konzernkreisen. Wird den Eigentümern die Gewinnbeteiligung gestrichen, schmälert dies automatisch auch die Prämie für die Beschäftigten.

Zudem sind Dividenden per se vergangenheitsgerichtet. Die Konzerne beteiligen ihre Aktionäre am wirtschaftlichen Erfolg für das Geschäftsjahr 2019. Für 2020, also jenes Jahr, in dem die Coronakrise tatsächlich zu Buche schlägt, dürften die Ausschüttungen vielfach komplett entfallen oder deutlich schrumpfen. Darüber hinaus wollen viele deutsche Unternehmen ihren Ruf als verlässliche Partner am Kapitalmarkt nicht verlieren.

Gerade für Konzerne wie Daimler ist das doppelt wichtig. Anders als BMW oder VW haben die Stuttgarter keinen schützenden Ankeraktionär. Weil der Aktienkurs von Daimler schon seit Jahren im Sinkflug ist, sehen viele Investoren in der Dividende das letzte Argument, warum sie überhaupt noch an den Schwaben beteiligt sind.

In solch einer Konstellation die bereits angekündigte Gewinnbeteiligung auszusetzen, dürfte große Dividendenfonds vergraulen, heißt es in Finanzkreisen. Die Folge: Der Börsenwert von Daimler könnte noch weiter absacken und der Konzern endgültig zum Übernahmeziel werden.


Aus: "Dividende trotz Staatshilfe – Autokonzerne stehen in der Kritik" Franz Hubik (06.04.2020)
Quelle: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/bmw-haelt-an-ausschuettung-fest-dividende-trotz-staatshilfe-autokonzerne-stehen-in-der-kritik/25720114.html
#2375
Quote[...] Einige Heilpraktiker empfehlen, Bleichmittel zu trinken. Dann sei man gegen das Virus immun. Andere behaupten, es existiere überhaupt kein Virus: Alles sei inszeniert, um die Menschheit zu versklaven. Oder von einer Wirtschaftskrise abzulenken. Oder Angela Merkel zu verhaften.

Viele Verschwörungstheorien, die in diesen Tagen über Corona kursieren, sind so haarsträubend, dass man sich kaum vorstellen kann, irgendjemand könnte sie ernst nehmen. Tatsächlich werden sie zigtausendfach über die sozialen Netzwerke und per Messenger verbreitet. Von Esoterikern und Geschäftemachern, von religiösen Fanatikern und Rechtsextremen, aber auch von Menschen, die offenbar einfach verunsichert sind. Die Folgen sind sehr real. Nicht nur verleiten Verschwörungstheorien dazu, sinnvolle Sicherheitsmaßnahmen zu missachten, dadurch sich und andere zu gefährden. Sie können auch Hass auf Minderheiten schüren, die medizinische Versorgung gefährden, zu konkreten Gewalttaten anstiften. All dies ist in den vergangenen Tagen geschehen.

Als Rettung vor Corona wird im Netz etwa das Verteilen von Zwiebeln im Raum empfohlen. Wunderheiler bieten für mehrere hundert Euro Fernbehandlungen an, das Virus könne durch intensives Denken unschädlich gemacht werden. Eine Frau aus Fulda, nach eigenen Angaben ,,geistige Chirurgin" sowie ,,Lebendigkeits-Beraterin", ruft die Bevölkerung auf, Zettel mit der Buchstabenfolge ,,537354" aufzuhängen. Sie will diese ,,Zauberformel von Wesen aus der unsichtbaren Welt" erhalten haben. Die Frau empfiehlt: ,,Schreibt die Zahlen überall hin, besonders in öffentlichen Bereichen, wo viele Menschen sind", zum Beispiel in Bahnhöfen oder Einkaufsstraßen. So könne die Zahl ,,überall hin strahlen und wirken".

Bedenken dagegen gibt es von einem Guru aus Russland. Er beteuert, die korrekte Zahlenkombination zum Schutz vor Corona laute ,,4986489".

Dass die Ausbreitung von Covid-19 ausgerechnet im chinesischen Wuhan begann, ist für Verschwörungstheoretiker kein Zufall. Dort stehen schließlich eine Menge Masten für die neue Mobilfunkfrequenz 5G. Allein die Strahlung sei für die Symptome verantwortlich, ein Virus existiere nicht. Wieso Menschen dann auch in 5G-freien Ländern wie Iran erkranken, wird nicht erklärt. In Großbritannien haben 5G-Kritiker in den vergangenen Tagen mehrere Mobilfunkmasten angezündet. Vor Ausbruch der Coronakrise hatten die Kritiker übrigens lange gewarnt, zu den Nebenwirkungen der Strahlung zählten vor allem Haarausfall und Hautausschlag. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede.

Etliche Verschwörungstheoretiker glauben, die Pandemie sei lange geplant und von bösen Mächten im Hintergrund inszeniert, um eine ,,Neue Weltordnung" (kurz NWO) einzuführen. Ziel sei die Versklavung der Menschheit. Dafür strebten die Hintermänner Massenimpfungen, Abschaffung des Bargelds, Überwachung und Ausgangssperren an - und verkauften diese der Bevölkerung als Sicherheitsmaßnahmen gegen Corona. Diese Vorstellung ist in rechtsextremen Kreisen und speziell unter Antisemiten populär, die dann als Hintermänner Juden oder Unterstützer Israels vermuten. Als Vordenker der Theorie gilt der rechtsextreme Esoteriker David Icke - der Mann warnt auch vor außerirdischen Reptilien, die die Menschheit unterwandern. Ein 44-jähriger US-Amerikaner brachte vergangene Woche in Los Angeles einen Zug zum Entgleisen. Er wollte damit ein Krankenhausschiff im Hafen rammen, auf dem offiziell Covid-19-Patienten behandelt werden. Seiner Meinung nach sei das Schiff jedoch Teil eines Umsturzversuchs. Dem FBI erklärte er, er habe mit seiner Tat die Bevölkerung wachrütteln wollen.

Spezialisten wie der selbsternannte Bewusstseinsforscher Bruno Würtenberger vermuten wiederum das genaue Gegenteil: Was derzeit in der Welt geschehe, sei etwas Positives. Das vermeintliche Chaos werde genutzt, um böse Herrscher und ihre Hintermänner (auch bekannt als Illuminaten und Satanisten) weltweit von der Macht zu entfernen. Die guten Kräfte, die dies täten, bauten gleichzeitig ein ,,menschengerechtes, liebevolles System" auf, in dem niemand mehr hungern müsse und Kriege überflüssig seien. Kurz gefasst: ,,Es geht in Richtung 5. Dimension." Der Shutdown des öffentlichen Lebens sei nur verordnet worden, ,,damit wir nicht im Wege stehen, wenn aufgeräumt wird". Ach ja: Laut Bruno Würtenberger handelt es sich auch beim Dalai Lama und bei Mutter Theresa in Wahrheit um Satanisten. Sich tatsächlich mit dem Coronavirus anstecken müsse übrigens kein Mensch: Man könne ja die ,,Eigenschwingung steuern, dann kommt nichts auf einen zu".

Als Beweis für obige Theorie gilt dann auch jede neue Meldung, laut der sich ein Politiker in Quarantäne begibt: Derjenige sei gar nicht mit einem Virus in Kontakt gekommen, sondern Teil der bösen Herrscherelite - und nun zu Recht im Zuge der Aufräumaktion verhaftet worden. So habe es schon Angela Merkel, Prince Charles und Boris Johnson getroffen, auch den Schauspieler Tom Hanks und Sängerin Pink (Die Unterhaltungsbranche gilt in der Szene von jeher als Hort satanischer Kräfte). Die Tatsache, dass die vermeintlich Verhafteten - wie diese Woche Angela Merkel - nach ihrer Quarantäne in die Öffentlichkeit zurückkehren, wird ignoriert. Oder durch eine weitere Theorie erklärt: Die deutsche Kanzlerin, heißt es, sei nun durch eine Doppelgängerin ersetzt worden.

Zu den angeblichen Verhaftungen böser Hintermänner passt auch das riesige Krankenhausschiff, das in New York eingetroffen ist: Dieses soll laut Verschwörungstheoretikern keine Infizierten behandeln, sondern hunderte jetzt gerettete Kinder, die zuvor jahrelang von den Eliten gefoltert wurden. Die Misshandlungen wiederum hätten den Sinn gehabt, dass die Kinder das Adrenalin-Abbauprodukt Adrenochrom ausschütten. Dieses diene Politikern wie Hillary Clinton und anderen Satanisten als Verjüngungselixier. Die Adrenochrom-Horrorgeschichte wird im Netz auch von deutschsprachigen reichweitenstarken Accounts verbreitet. Das Label des deutschen Rappers Kollegah (es gehört ihm selbst) rät auf Youtube, sich mit der Thematik zu befassen und mit ,,Experten auf dem Gebiet" auszutauschen - und verweist dann ausgerechnet auf einen rechten Blogger, der seit Jahren perfide Verschwörungstheorien teilt. Auch Xavier Naidoo glaubt an das Märchen. In seinem neuesten Video weint er wegen der ,,geretteten Kinder" vor Glück.

Verschwörungstheoretiker, die von einem Kampf guter Kräfte gegen böse Eliten ausgehen, sehen US-Präsident Donald Trump als Retter, der sich den Eliten mutig entgegenstellt. So ergebe auch sein viel kritisiertes Krisenmanagement Sinn: Zum Beispiel habe Trump nur deswegen weniger Corona-Tests angeordnet als andere Staatschefs, weil Menschen erst durch die Tests selbst krank gemacht würden.

Antisemiten nutzen die Coronakrise, um das, woran sie ohnehin glauben, in einer neuen Variante zu verbreiten. Die Juden hätten das Virus wahlweise verbreitet, um ihre Feinde zu dezimieren, oder aber das Gerücht eines in Wahrheit gar nicht existierenden Erregers in die Welt gesetzt, um die Menschheit in Panik zu versetzen und so zu kontrollieren. Jahrhunderte alte antisemitische Motive vom Juden als Brunnenvergifter, Kinderfresser und gieriger Strippenzieher bekommen so ein neues Gewand. Die Nachricht, israelische Wissenschaftler arbeiteten intensiv an einem Impfstoff, wird ebenfalls als Beleg für die Schuld der Juden angesehen: Wer das Virus erfunden habe, könne natürlich jederzeit einen Impfstoff herbeizaubern. Rechtsextreme rufen auch dazu auf, gezielt Juden anzuhusten und sie so zu infizieren.

Wenn jemand nicht als Ufologe und Wunderheiler bekannt ist, sondern im Gegenteil über eine seriöse Vita verfügt, nimmt man ihn eher ernst. Deshalb fand der Mediziner Wolfgang Wodarg, der früher Amtsarzt war und mal für die SPD im Bundestag saß, zu Beginn der Pandemie viel Gehör. Seine Botschaft: ,,Coronaviren sind nicht das Problem." Vor der Krankheit brauche man ,,keine Angst zu haben". Die Situation in den Krankenhäusern sei vollkommen normal – und es spreche ,,überhaupt nichts dafür, dass da noch irgendetwas kommen könnte". Wodarg kritisiert, dass die Fußballstadien geschlossen und Großveranstaltungen wie Messen abgesagt wurden. Dass jemand wegen eines positiven Coronavirus-Tests in Quarantäne soll, hält er für ,,unsinnigen Freiheitsentzug".

Wissenschaftler sind entsetzt über Wodargs Botschaften. Eine fundierte Analyse, welche falschen Aussagen er trifft, welche Fakten er ignoriert und welche falschen Schlüsse er zieht, können Sie hier [https://www.tagesspiegel.de/politik/faktencheck-wolfgang-wodarg-verbreitet-thesen-die-wichtige-tatsachen-ignorieren/25654104.html] nachlesen. Unter Verschwörungstheoretikern wird Wodarg dagegen gefeiert. Dank ihm können sie behaupten, auch echte Mediziner seien von der Harmlosigkeit des Virus überzeugt.

Das populäre Schweizer Medium Nancy Holten hat bei einem Channeling fremde Wesen zu Corona befragt - und will so die Botschaft einer gewissen ,,Weißen Bruderschaft" erhalten haben. Die Bruderschaft sagt, sie habe das Coronavirus als ,,Probelauf" geschickt, damit die Menschen lernen, in unvorhersehbaren Situationen ruhig zu bleiben.

Dies habe einen guten Grund: Laut Bruderschaft werde die Menschheit bald eine neue Stufe erreichen. Dann werde sich das Bewusstsein der Menschen öffnen, was zu einem anderen ,,Aurafeld" führe. Dies wiederum führe dazu, dass alle elektrischen Geräte auf der ganzen Welt nicht mehr funktionierten. Damit die Menschen hiermit klarkommen, bekommen sie jetzt den Probelauf geschenkt. Um diejenigen, die an Covid-19 sterben, müsse man sich auch keine Sorgen machen, sagt Nancy Holten - denn die hätten ,,sich schon vorher bereit erklärt zu gehen".

Etliche Prediger christlicher Strömungen und Sekten halten das Coronavirus für Gottes gerechte Strafe. Die Legalisierung von Abtreibung oder die Homoehe hätten ihn erzürnt. Für Michael Arndt, der russisch-orthodoxe Erzbischof von Berlin und Deutschland, ist es ,,kein Zufall, dass die gegenwärtige Katastrophe in der Großen Fastenzeit über uns kommt". Auch er hat mögliche Schuldige ausgemacht: unter anderem diejenigen, die nicht den ,,gottgegebenen Unterschied zwischen Mann und Frau anerkennen". Der US-Evangelikale Rodney Howard-Browne verbreitet eine andere Theorie: Seiner Überzeugung nach stecke hinter den Warnungen vor Corona bloß der Versuch, Menschen zu tödlichen Impfungen zu überreden, um so die Weltbevölkerung zu reduzieren. Deshalb verordnet er seinen Gläubigen gegenseitiges Händeschütteln.

Hartnäckig hält sich die Theorie, der Tod des US-Basketballers Kobe Bryant stehe im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Die Indizien seien erdrückend. Zum Beispiel wurde Bryant im kalifornischen Newport Beach beerdigt - und zwar ausgerechnet in dem Stadtviertel namens "Corona del Mar". Lässt man sich den Begriff ,,Covid" von Google ins Hebräische übersetzen und anschließend zurück ins Englische, erhält man: ,,Kobe". Fortgeschrittene wollen sogar Parallelen zwischen einem Logo, dass der Basketballer vor 16 Jahren für eine Turnschuhkollektion entwarf, und einer Illustration des Coronavirus erkannt haben. Die Ähnlichkeit ist frappierend.

Tritt irgendwo in der Welt ein unvorhergesehenes Ereignis ein, durchsuchen Esoteriker die Schriften des französischen Apothekers Nostradamus und hoffen, dort einen Beleg zu finden, dass er davon gewusst und es prophezeit hat. Der Mann, bürgerlich Michel de Notredame, hat im 16. Jahrhundert hunderte kurze Gedichte verfasst, die so blumig und vage gehalten sind, dass man mit viel Fantasie rückwirkend manches in sie hineindichten kann. Auch die Corona-Pandemie soll er vorhergesagt haben, und zwar - für seine Verhältnisse - sensationell konkret. So habe Nostradamus vor einem ,,Zwillingsjahr" (2020) gewarnt, in dem eine ,,Königin" (Corona) aus dem Osten kommen und die Weltwirtschaft zerstören wird.

Die Wahrheit ist: Eine solche Stelle gibt es schlicht nicht in den Schriften von Nostradamus. Jemand hat sie sich ausgedacht und über die sozialen Netzwerke verbreitet. Wer möchte, kann sich selbst davon überzeugen: Alle Gedichte von Nostradamus sind hier [https://zelalemkibret.files.wordpress.com/2012/02/the-complete-works-of-nostradamus.pdf] einseh- und mit Suchfunktion leicht durchforstbar.

Andere behaupten, Popsängerin Madonna habe die Pandemie vorausgesagt. Bei ihrem missratenen Auftritt beim Eurovision Song Contest 2019 trug Madonna eine Krone (Lateinisch: Corona), ihre Tänzer hatten Atemschutzmasken auf. Und dazu noch die eindeutige Liedzeile: ,,Not everyone is coming to the future."


Aus: "Verschwörungstheorien zum Coronavirus: Die Schäbigen, die Tödlichen und die Saudummen" Sebastian Leber (07.04.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/verschwoerungstheorien-zum-coronavirus-die-schaebigen-die-toedlichen-und-die-saudummen/25716306.html

QuotePoqaKo 19:41 Uhr

Einfach großartig, so viel geballte Scheiße gibt es selten auf einmal zu lesen.


QuoteManzoni 19:15 Uhr

Sehr geehrtes Tagesspiegelteam! Erstmal vielen Dank, dass Sie dieses Thema aufzeigen
und uns die Möglichkeit eröffnen darüber zu diskutieren!
Leider beinhalten ihre Schilderungen zu den Theorien große Lücken.
Also hier ein paar Hinweise, die die Theorien verständlicher machen sollten:
- Zu Madonnas ESC-Madonna Auftritt 2019: Sie müssten hier zusätzlich darauf
hinweisen, dass auf der Rückseite ihres aktuelles Album mit dem Titel ,,Madame X"
die Hände der Interpretin zu sehen sind, die auf einer Schreibmaschine der
Marke "CORONA" tippen.
- Zu Tod von Kobe Bryant: Der Tod von Kobe Bryant kündigte laut VT sozusagen rituell
den Coronavirus an.
Wenn man Covid ins Hebräische übersetzt heißt es ausgesprochen KOBE. Diese Übersetzung
liefert bis vor Kurzem auch der Google Übersetzer, bis sie ohne Begründung
deaktiviert wurde. Beweisvideos und -Screenshots gibt es dazu auf Youtube. Kobe
Bryant ist auch mit der japanischen Stadt ,,Kobe" verbunden, in der sich,
genauso wie in der japanischen Stadt ,,Osaka", ein Erdbeben ereignete, das
enorme gesellschaftliche und ökonomische Schäden produzierte. Unter Ökonomen
ist der ,,Kobe-Effekt" bekannt, der eben nach einer Katastrophe den
wirtschaftlichen Aufschwung durch den Wiederaufbau beschreibt (Vgl. Keyns).
Kobe wiederum mit Osaka verbunden, diese wiederum ist mit der Folge der
Simpsons ,,Osaka-Flu" verbunden, wo es um den Ausbruch eines Killervirus geht.
Das von Ihnen oben gezeigte Sportlogo ist das Sportlogo von Kobe Bryant, was
natürlich wiederum mit der Grafik ´zu Covid19 verbunden ist.

Ich weise nochmals darauf hin, dass ich mich rein Wissenschaftlich mit den Verschwörungstheorien beschäftige und für etliche
Aussagen der VT keine Verantwortung übernehme.


Quoteder_vom_storch 19:12 Uhr

Also ich lese diesen ganzen Verschwörungskram echt gern, denn mal ehrlich, soviel zu lachen wie dort hatten wird doch schon lange nicht mehr.


...

Toxischer Mix: Xavier Naidoo, Adrenochrom und die AfD
In Politik | Am 6. April 2020 | Von Peter Ansmann
Am Freitag vergoss Xavier Naidoo, nach Betrachtung mehrerer Videos auf YouTube, bittere Tränen. Online auf YouTube.
Das zweite irritierende Video innerhalb einer Woche.
Schluchzend faselte er dabei von Adrenochrom und trauerte um vermeintlich verschleppte, gefolterte und ermordete Kinder.
Hintergrund dieser extrem wirren Verschwörungstheorie um das Adrenochrom (Erklärung hier!) ist die, ebenso verrückte, Theorie um QAnon. ...
https://www.ruhrbarone.de/toxischer-mix-xavier-naidoo-adrenochrom-und-die-afd/182305

-

Um die Substanz Adrenochrom ranken sich Verschwörungstheorien, die über verschiedene Internetmultiplikatoren verbreitet werden. Die Theorien sind in rechtskonservativen Kreisen populär und setzen die Traditionen ähnlicher Verschwörungstheorien wie die antisemitischer Ritualmordhypothesen, Pizzagate und den Kindesmissbrauch-Fakes fort. ...
https://www.psiram.com/de/index.php/Adrenochrom

https://www.psiram.com/de/index.php/Pizzagate

https://www.psiram.com/de/index.php/Kategorie:Verschw%C3%B6rungstheorie

-

Quote[...] Unsichere Zeiten waren schon immer ein guter Nährboden für Verschwörungstheorien aller Art. Und das ist in Zeiten der Coronakrise nicht anders: Die Palette der Behauptungen, die derzeit in Zusammenhang mit Covid-19 kursieren, ist groß. Und das bringt einer ursprünglich aus den USA stammenden Bewegung neuen Aufschwung – und zwar auch in Europa: QAnon.

Der Ursprungsmythos von QAnon geht dabei auf den Oktober 2017 zurück, wie Felix Huesmann für das Redaktionsnetzwerk Deutschland in einem aktuellen Artikel schreibt. Damals meldet sich im Onlineforum 4chan ein anonymer Nutzer zu Wort, der nach eigenen Angaben dem direkten Umfeld von US-Präsident Donald Trump angehört. Dieser nährte die Behauptung, dass Trump in Wirklichkeit ein heldenhafter, und genial agierender Kämpfer gegen den "tiefen Staat" sei – einer verschwörerischen Gemeinschaft, die die USA fest in ihrem Griff habe.

Die Behauptung des "Q" genannten Informanten ließen sich dabei an Absurdität nur wenig überbieten. So erzählte er von einem Netzwerk von pädophilen Politikern bis zu Hollywoodstars, die angeblich Kinder entführen und ermorden würden, um dann aus ihnen eine Lebenselixier namens "Adrenochrom" zu gewinnen – und sich damit verjüngen.

Dass sich die Ankündigungen von "Q" zumeist als falsch erwiesen – so sprach er schon 2017 von einer bevorstehenden Festnahme von Hillary Clinton – schreckte seine Anhänger, die sich bald "QAnon" nannten, nicht ab. Das "Q" als Symbol ist mittlerweile tief in der rechten Politik der USA verankert und immer wieder im Publikum bei Ansprachen von Donald Trump zu sehen.

Die Verunsicherung rund um Covid-19 nutzt QAnon nun für eine neue Erzählung. In Wirklichkeit handle es sich dabei nämlich um ein raffiniertes Ablenkungsmanöver von Donald Trump, damit dieser endlich in Ruhe mit dem "tiefen Staat" und pädophilen Weltverschwörung aufräumen können. Das mag für viele zunächst absurd klingen, der Zulauf zu QAnon ist aber so stark wie noch nie. So soll einer der populärsten, deutschsprachigen Telegram-Kanäle der Anhänger der Verschwörungstheorie alleine in den vergangenen Wochen mehrere zehntausend neue Abonnenten erhalten haben.

Besonders problematisch wird es, wenn sich Prominente als Anhänger von QAnon herausstellen. So sorgte etwa Xavier Naidoo, der erst vor wenigen Wochen wegen rassistischer Aussagen von RTL aus der Jury von "Deutschland sucht den Superstar" geworfen wurde, unlängst mit einem Video für Verblüffung. Darin ist der Sänger zu sehen, wie er unter Tränen davon berichtet, dass "in diesen Momenten in verschiedenen Ländern der Erde Kinder aus den Händen pädophiler Netzwerke befreit" würden. Zudem forderte er seine Fans dazu auf nach dem Begriff "Adrenochrom" zu suchen – eine direkte Anspielung auf die QAnon-Verschwörungstheorie.

Experten warnen davor, solche Behauptungen auf die leichte Schulter zu nehmen. So haben QAnon-Anhänger in den USA bereits mehrere Gewalttaten verübt. Die Bundespolizei FBI sieht gar eine wachsende Terrorgefahr durch QAnon und andere Verschwörungstheorien. Auch die Psychologin Pia Lamberty, Co-Autorin des Buchs "Fake Facts – Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen" warnt vor einer solchen Gefahr. "Wenn man wirklich glaubt, dass es ein Netzwerk an Pädophilen gibt, die Menschen opfern, dann ist Gewalt natürlich die letzte Konsequenz", sagt sie. Solch einer Gefahr könne nur mit intensiver Auseinandersetzung begegnet werden – und zwar vom zivilgesellschaftlichen Bereich bis zur Politik. (red, 13.04.2020)


Aus: "QAnon: Verschwörungstheoretiker erhalten dank Xavier Naidoo und Covid-19 neuen Aufschwung" (13. April 2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000116789442/qanon-verschwoerungstheoretiker-erhalten-dank-xavier-naidoo-und-covid-19-neuen

Quote
ComandanteO5

Erinnert mich an die frühe Judenverfolgung
So obskur die Theorien auch sind, darf man nicht vergessen wie gefährlich das werden kann. Schon vor der Zeit der Nationalsozialismus wurde Opferung und Kannibalismus von Kinder den Juden unterstellt hat um sie zu verfolgen. z.b. Anderl von Rinn


Quote
zwölfelf

Ein Großteil der Menschen sind leider fetzendeppert. ...


Quote
MaxPower2468

Das zensierte David Icke Interview finden man auf londonreal.tv sowie auf banned.video !!!


Quote
Winston Smith.

Wie oft wollen Sie das noch posten? Niemand, der noch bei Verstand ist, kann David Icke irgendetwas glauben. Der sieht seit mehr als 20 Jahren überall interdimensionale Reptilienwesen. [ Seit Mitte der 1990er Jahre vertritt er als Buchautor und Redner rechtsesoterische Verschwörungstheorien. ....  https://de.wikipedia.org/wiki/David_Icke]


...
#2376
Quote[...] In der ZEIT Nr. 15/2020 veröffentlichte Adam Soboczynski den Text "Made in China", in dem er die bisherige Vorherrschaft der liberalen westlichen Demokratien und den wachsenden Einfluss der autoritären Volksrepublik China thematisierte. Hier hinterfragt der Schriftsteller Eugen Ruge Soboczynskis wohlwollende Sicht auf jene Epoche, die nun mutmaßlich mit der Corona-Pandemie zu Ende geht. 

... Auslagerung der Produktion ist für das Kapital deshalb eine Option, weil diese Auslagerung unglaubliche Profite bringt – allerdings auf Kosten der anderen. Unternehmen lagern Produktion aus, weil die Näherin in Äthiopien für 1,50 Dollar am Tag näht, weil Arbeitsschutzvorschriften in Pakistan nicht eingehalten werden müssen, weil Umweltvorschriften in China umgangen werden können. Darunter leiden Menschen, egal ob Chinesen, Pakistani oder Afrikaner. Der Sinn der Globalisierung besteht ja – aus der Perspektive des Profits – gerade darin, die Produktion in Länder zu verlagern, in denen die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur ohne allzu große staatliche Behinderung stattfinden kann, aus welchen Gründen auch immer. Sie zielt geradezu auf Staaten, die auf diese oder jene Weise die Sorge um Mensch und Umwelt vernachlässigen oder vernachlässigen müssen. Und auch wenn ganz große Gewinnmargen an Fonds, Manager und dubiose Zwischenhändler gehen, muss man sagen, dass unser sogenannter Wohlstand zumindest zu einem Teil auf brutaler Ausbeutung und Umweltzerstörung beruht – ein Wohlstand, der übrigens auch nur bei einer Hälfte der Bevölkerung ankommt: bei der oberen.

Für diesen Bruchteil der Menschheit werden täglich Millionen Tonnen an Waren durch die Welt geschippert – dafür dass diese kleine Gruppe immer alles sofort zur Verfügung hat, ob Erdbeeren zu Weihnachten, Wein aus Südafrika oder Datenzugriff noch im letzten Winkel, in dem sie Urlaub zu machen wünscht; für ihren Zweitwohnsitz in der Bretagne, für die Server auf denen sie Milliarden sinnloser Fotos deponiert. Dafür arbeitet die Näherin in Äthiopien, aber auch bei uns der Erntehelfer aus Rumänien, der Bauarbeiter aus Polen oder die 24-Stunden-Pflegekraft aus Bulgarien. Und sie dürfen noch froh sein, dass sie überhaupt bei uns arbeiten dürfen, dass sie nicht in Dürregebieten leben müssen oder jenen Kriegen ausgesetzt sind, die auch wegen der wirtschaftlichen Interessen des Westens geführt werden. Schlimmstenfalls sind wir noch stolz darauf, dass wir sie hereinlassen und in den Dienst stellen.

...


Aus: "Unser schicker Kapitalismus mit tödlichem Antlitz" Eugen Ruge (7. April 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2020-04/globalisierung-china-coronavirus-eugen-ruge

QuoteIUFRGMP #69 

Der erste gute Beitrag in den letzten drei Wochen, abgesehen von einem Interview mit Herrn Drosten:
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-03/christian-drosten-coronavirus-pandemie-deutschland-virologe-charite

Warum sind die Materieallager im Krankenhaus leer?
Warum konnte sich ein Virus aus einer Provinz in China binnen eines Monats weltweit ausbreiten?
Warum wird PflegerInnen gekündigt?
Warum ist der sogn. "Betreuungsschlüssel" 1:50 I'm Nachtdienst?
Warum gibt es ein Zweiklassenmedizin in Deutschland?
Wo sind die flächendeckenden Tarifverträge in der Pflege, für KassiererInnen?
Wie kann es sein, dass Deutschland jetzt Masken aufkauft, die Preise hoch drückt und Staaten in Afrika plötzlich für 4$ keine Masken kaufen können. (Solidarität)
Wie kann es sein, dass wir in Deutschland statt über die besten Möglichkeiten zur Eindämmung des Virus, von Anfang an darüber sinnieren, wie furchtbar die Krise für die Hotels etc sei, wo doch - selbst aus dem Dogma des Wachstums heraus gedacht- die Einbußen nach einer weltweiten Krise wieder kommen durch Nachholung von Konsum?
Die Menschen fahren immer in den Urlaub! Wenn woanders keine "Entwarnung" gegeben wird, wo werden sie wohl hin fahren?

Vollkommen richtig ist: Die globale Oberschicht jammert, dabei stehen die größten Katastrophen erst noch bevor. ...


QuoteFahrinurlaub #10

Genauso sieht das aus! Der Kapitalismus den die moderne Welt in gang gesetzt hat, dient nur einer kleinen Gruppe von Menschen, der Rest sind Statisten und werden gnadenlos ausgebeutet . Die Natur Zerstört und die Lebensgrundlage vergiftet.


QuoteHitch-22 #10.1

Kompletter Unsinn.

Anzahl Menschen mit mindestens einer Impfung:
1980: 22%
2016: 88%

Menschen mit Elektrizität:
1991: 72%
2014: 85%

Mädchen in der Schule:
1970: 65%
2015: 90%

5-Jahres-Überlebensrate von Kindern und Jugendlichen bei Krebs:
1975: 58%
2010: 80%

Unternährte Menschen:
1970: 28%
2015: 11%
(Man beachte, das gleichzeitig die Gesamtbevölkerung stark angestiegen ist)

Kinderarbeit:
1950: 28%
2012: 10%

Es ist faszinierend was sich Menschen zusammenreimen wenn sie keine Ahnung haben.


Quotehonko1234 #10.2

Woher haben Sie ihre Zahlen. Es reicht eine Zahl: täglich sterben ca.15000 Kinder an Mangelernährung etc..
Etwa 5,6 Millionen Kinder kamen 2016 ums Leben – vor allem wegen schlechter hygienischer und medizinischer Versorgung.


QuoteHitch-22 #10.3

"Etwa 5,6 Millionen Kinder kamen 2016 ums Leben – vor allem wegen schlechter hygienischer und medizinischer Versorgung."

Mein Frage: Wie waren die Zahlen vor 10, 20 oder 30 Jahren?

Die Zahlen stammen aus dem Buch "Factfulness".
Wirklich sehr zu empfehlen.


QuoteFahrinurlaub #10.4

Ach und die Zerstörung der Lebensgrundlagen, spielt keine Rolle.

Außerdem sagen diese Zahlen nichts über die tatsächlichen Verhältnisse.
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/weltmaedchentag-130-millionen-maedchen-gehen-nicht-zur-schule-a-1172269.html

Sie können sich diese Ausbeutungssystem auf kosten von Menschen und der Umwelt ja schön reden, ich lebe in diesem System und sehe was auf der Welt vorsiech geht.


QuoteHitch-22 #10.6

Nicht alles ist gut, das haben Sie sehr richtig erkannt.
Der Klimawandel und seine möglichen Folgen sind hier natürlich zuallererst zu nennen.

Sie haben allerdings geschrieben, dass der Kapitalismus nur einer kleinen Gruppe von Menschen dient.
Das ist falsch und widerspricht jeder Statistik.

Ja, es gibt Missstände. Nein, weder der Kapitalismus noch ein anderes System kann diese Missstände von heute auf morgen ausmerzen.
Viele dieser Missstände haben sich allerdings massiv verbessert und das ist kein Zufall.
Bedenken Sie das wenn Sie das nächste mal auf den Kapitalismus schimpfen.


QuoteSWAGhetti_YOLOgnese #10.12

Beide Beiträge perfekt geschrieben. Kspitalist*innen mögen es nicht, aus der Metaebene heraus zu betrachten. Sie liefern einfache Erklärungen und neigen dazu, Statistiken losgelöst aus irgendwelchen Kontexten zu lesen und zu benutzen.


QuoteVerantwortungsethiker #10.18

Diejenigen die alles von der Metaebene herab betrachten verlieren in den allermeisten Fällen den Bezug zur Realität.


Quote
ich habe eine frage #11

Friday for future, wie wurden die jungen Menschen, von Medien und Politikern in der letzten Zeit angegriffen diffamiert verleumdet und so weiter. Aber eine Antwort auf ihre Fragen hat hat keiner gegeben.

Wie erklären wir den Menschen Afrika oder Asien dass sie hart arbeiten müssen aber wenig Anteil an dem Erfolg haben?

Wie erkläre ich einer Friseuse, einer Verkäuferin ein Physiotherapeuten dass es eigentlich gar keine gelernten Berufe sind und sie deshalb kaum Rente bekommen, weil die Gesellschaft sie eigentlich gar nicht braucht?

Wie kann ich es meinen Kindern Enkelkindern erklären dass einer so fleißig ist dass er 200000 € Monat verdient und ihren seinem Unternehmen einen Mitarbeiter hat die die nicht zu fleißig sind und da ja nur 1300 € verdienen Monat?

Wie erkläre ich es den Kindern und Enkelkindern dass es früher mal Insekten Maikäfer Marienkäfer Schmetterlinge gab?

Wie erkläre ich es den Europäern dass die NATO jetzt über eine Billion für die Verteidigung ausgibt aber nicht sagen kann wer uns angreift?


QuoteProfessor Deutlich #26

Die "moderne" Art zu leben und zu wirtschaften ist langfristig gesehen ähnlich absurd wie der Glaube an ein Perpetuum Mobile. Wir vernichten auf Dauer unsere eigenen Existenzgrundlagen. Und das in einem sich beschleunigenden Prozess.


QuoteBullit #32

Beim lesen des Artikels konnte ich mich zeitweise des Eindrucks nicht erwehren, dass Marx und Lenin hier unter einem Pseudonym geschrieben haben.


QuoteMowKow #48

"Der Sinn der Globalisierung besteht ja – aus der Perspektive des Profits – gerade darin, die Produktion in Länder zu verlagern, in denen die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur ohne allzu große staatliche Behinderung stattfinden kann"

Und "Freihandelsverträge" dienen dazu diese Ausbeutung zu legalisieren und, dank geheimer Schiedsgerichte, auch noch zu zementieren.


Quote
Minilieb #54

Die Globalisierung hat für Wohlstand gesorgt!


QuoteSüdvorstadt #54.1

Blicken Sie mal weiter als bis zum eigenen Gartenzaun. Dahinter sieht die Welt ganz anders aus.


QuoteThomasP1965 #64

Der plötzliche Coronaschock wird vielleicht schnell vergessen sein und vielleicht wird man danach weiter machen wie bisher.
Die aber dann unvermeidbare Klimakrise wird aber anders. Diese wird Dauerzustand sein. Die Verteilungskämpfe werden härter und brutaler. Es wird nicht mehr um das Horten von Klopapier gehen, sondern darum, genügend zu Essen zu bekommen in einer Welt, in der immer weniger Nahrung wächst. ...

Wer sich von den bisherigen Profiteuren der Globalisierung [einreden lässt], dass die gewaltigen Verwerfungen, die das nach sich zieht ihn nicht betrifft, irrt. Seine Kinder und Erben wird es treffen.


QuoteWolf9 #73

Ja der ,, Systemfehler" ist eingenäht. Es ist Wettbewerb. Wann will man den Wettbewerb anhalten? 1950, 1970, 2020?
Die letzten die den Wettbewerb angehalten haben waren die Ostblockstaaten mit ihrer Planwirtschaft. Das Ergebnis ist bekannt.


QuoteMagiccarpet #77

Also dann weiterhin fleißig bei Amazon bestellen. ...


QuoteKOmentar #85

Ich bin mir ziemlich sicher das wenn die Corona Krise vorbei ist es genauso so weitergehen wird wie vor der Krise, Wachstum, Wachstum, Wachstum......einige werden sogar versuchen alles aufzuholen koste es was es wolle.....so ist der Mensch.


Quote
Südvorstadt #85.1

'so ist der Mensch'

Nein, so ist der Mensch nicht. So ist vielleicht das neoliberale Idealbild des Menschen namens Homo oeconomicus. Der Mensch an sich ist aber nicht so, er wird vom Kapitalismus lediglich in diese Rolle gezwungen. ...


Quote
quantosoph #86

Was nun das freie Spiel der Kräfte des Marktes in den letzten Jahrhunderten mit unserem Planeten gemacht hat, stellt sich wie folgt dar und bedarf keiner weiteren Erläuterung: Klimawandel, ungelöste Atommüllendlagerung, Bevölkerungsexplosion, Artenschwund, Ressourcenverbrauch, Plastikmüll in den Weltmeeren, die nicht überstandene Finanzkrise usw. usw. usw. Es bedarf daher keiner komplizierten Theorien, um zu dem einen vernünftigen Schluss zu gelangen, dass eben jenes Wirtschaftssystem, das unseren Planeten an den Rand des Abgrunds geführt hat, nicht dasjenige sein kann, welches den richtigen Weg, quasi wieder wie durch Geisterhand gelenkt, in eine nachhaltige Zukunft findet. - Volker Zorn ( 2015)
Ergänzung : Die Coronakrise legt die Unzulänglichkeiten und fatalen Folgen eines auf Angebot und Nachfrage basierenden Wirtschaftssystems schonungslos frei.


...
#2377
Quote[...] Im Februar hat Rammstein-Sänger Till Lindemann mit seinem Soloprojekt Lindemann im Rahmen der Vermarktung seines aktuellen Albums "F + M" ein Video zu seinem Song "Platz 1" veröffentlicht: "Alle Frauen, alles meins!". Das laut der feministischen russischen Telegram-Plattform "Female Power" in einem Luxushotel in St. Petersburg mit russischen Frauen gedrehte Video ist aufgrund seiner Sexszenen unzensuriert nur auf einem deutschen Pornokanal zu sehen, Stichwort "Till the end".

Die Herstellung von pornografischen Werken ist in Russland allerdings streng verboten. Der in Russland ungemein populäre Lindemann brachte mit seiner spekulativen Provokation daraufhin Nutzer von frauenverachtenden russischen Netzwerken wie "Männlicher Staat" offensichtlich dazu, die Identität der im Video auftretenden Frauen mittels Gesichtserkennung und deren Instagram-Profilen preiszugeben, manchmal inklusive Angabe der Privatadressen.

Die Frauen – auch jene, die im Video auftauchen, ohne an pornografischen Handlungen beteiligt zu sein, allerdings offenbar auch ohne über die sonst geplanten Inhalte des Clips informiert worden zu sein – erhielten daraufhin hunderte Beleidigungen. Härter noch, sie waren auch mit der Ankündigung von Säureattentaten, Vergewaltigungs- und sogar Todesdrohungen konfrontiert. Mittlerweile haben die meisten Frauen deshalb ihre Social-Media-Profile gelöscht. Lindemann schweigt dazu.

Das große Schweigen herrschte diesbezüglich auch im Blätterwald. Dafür ist nun die Aufregung bezüglich eines Gedichts von Lindemann umso größer. Anfang März erschien beim renommierten Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch ein neuer Band des Nebenerwerbslyrikers Till Lindemann. Er trägt den Titel "100 Gedichte" und wurde immerhin von Alexander Gorkow, einem führenden Redakteur der "Süddeutschen Zeitung", herausgegeben.

Darin umkreist Deutschlands führender Brachialdichter mit seinem berühmten teutonisch-rollenden Rrr unter dem Schutzschirm einer dunklen deutschen Romantik in Form von Balladen, des Volkslieds und des Abzählreims seine großen Lebensthemen. Sie lauten laut Pressewaschzettel: "Die Natur. Der Körper. Die Einsamkeit. Die Gewalt. Die Liebe. Das Böse. Die Tiere. Der Schmerz. Die Schönheit. Die Sprache. Der Tod. Der Sex ..."

Nichts Neues unter der Sonne also von einem Mann, der mit Rammstein seit gut einem Vierteljahrhundert die Provokation zum Geschäftsmodell gemacht hat und abseits von Sadomaso, Kannibalismus, Flirts mit faschistischer Ästhetik – und zwischendurch einfach nur reiner Gewalt, Blut und Irrsinn – traditionell wenig auslässt. Man erinnere sich an Songs wie "Mein Teil" (über den "Kannibalen von Rothenburg"), an "Ausländer" oder zuletzt "Deutschland".

Im Rahmen seiner musikalischen Arbeit für eine Bühnenfassung des Märchens "Hänsel und Gretel" 2018 im Hamburger Thalia-Theater, die auch Eingang in sein Soloalbum "F + M" fand, geht es einmal mehr nicht nur darum, dass Lindemann als böse Latexhexe mit dem Fleischgewehr um- und der Menschenfresserei nachgeht. Das als Nebenstudie entstandene und in "100 Gedichte" veröffentlichte Poem "Wenn du schläfst" sorgt nun in Social Media mit einmonatiger Verspätung auch für einen Shitstorm gegenüber einem diesbezüglich bestens geeichten Meister des Wickelmachens.

Darin geht es um die Freuden des Fleischlichen: "Ich könnte dich vernaschen/ Du riechst und schmeckst so wunderbar/ Ach, ich könnt dich fressen/ Es wär nur schade/ Bist dann nicht mehr da."

Es geht allerdings auch um Vergewaltigungsfantasien: "Ich schlafe gerne mit dir, wenn du schläfst/ Wenn du dich überhaupt nicht regst/ Mund ist offen, Augen zu. Der ganze Körper ist in Ruhe/ Kann dich überall anfassen. Schlaf gerne mit dir, wenn du träumst/ Und genau so soll das sein (so soll das sein, so macht es Spaß)/ Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas)/ Kannst dich gar nicht mehr bewegen. Und du schläfst, es ist ein Segen."

Lindemann schweigt dazu ebenso wie zu den skandalösen Folgen seines Pornovideos in Russland. Der Verlag Kiepenheuer & Witsch wird richtigerweise nicht müde zu betonen, dass es sich bei dem Gedicht weder um eine Verherrlichung von sexualisierter Gewalt noch um die tatsächliche Meinung von Till Lindemann handelt. Dieser führe nur sein Autoren-Ich Gassi. Er habe den Text eher als Demaskierung toxischer Männlichkeit angelegt.

Das mag im Vergleich zu manchen deutschen Rappern, die gegenüber ihrer pubertären männlichen Zielgruppe in zahllosen frauenverachtenden Texten mindestens ebenso schwere Geschütze auffahren, richtig sein. Das muss man nicht ernst nehmen. Läuft auf RTL, nicht auf Arte. Und im Gegensatz zu den Ghettos von Offenbach und Berlin-Marzahn wird bei Lindemann im tiefen deutschen Wald wahrscheinlich auch eine höhere sittliche Festigung des Publikums unterstellt.

Allerdings verwundert die Tatsache doch erheblich, dass man unter Berufung auf läppische "U-Kultur" versus hehre "Hochkultur" (meine Güte!) ausgerechnet bei einem angesehenen deutschen Verlag mit einem Gedicht als unguided missile in die #MeToo-Debatte grätscht.

Geschäftlich gesehen zahlt sich diese unerwartete Werbung für einen Lyrikband jedenfalls aus. In einem weiteren Gedicht namens "Toilette" macht sich bei Lindemann eine Frau Sorgen, weil ihr Mann einen öffentlichen Abort benutzt. Schließen wir diesbezüglich mit einer guten alten Aufforderung. Gehst du, bitte?! Na also, geht doch!

P.S.: Ende März war Till Lindemann übrigens in ein Berliner Krankenhaus eingeliefert worden. Er musste eine Nacht auf der Intensivstation verbringen. Ein Test wegen Corona-Virusverdacht verlief negativ. Nähere Gründe für seinen Aufenthalt in Pflege sind bisher nicht bekannt. (Christian Schachinger, 6.4.2020)


Aus: "Rammstein-Sänger Lindemann: Pornovideo und Vergewaltigungsgedicht" (6. April 2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000116578600/rammstein-saenger-lindemann-pornovideo-und-vergewaltigungsgedicht

Quote
Komplexer Haufen

Wenn die betroffenen SchauspielerInnen Drohungen erhalten ist der, der droht, das Arschloch und nicht der Künstler, der das Video gedreht hat.

Generell wird es immer Diskussionen über Kunst geben, die einen moralischen Graubereich überschreitet. Gerade Rammstein finde ich, weil es relativ überzeichnet und so brachial ist (wie auch z.b. Tarantino in der Filmwelt), ...


Quote
LittleLui

Dass sich Lindemann in seinen Texten mit Verbrechen immer aus der Perspektive des Verbrechers beschäftigt und mit - ums mal plakativ zu sagen - Perversion immer aus der Sicht des Perversen, ist ja seit einem Vierteljahrhundert schon so.

Inwiefern sich gerade die - nicht nur im Kontext des Gesamtwerks - völlig harmlosen Texte von "Ausländer" und "Deutschland" als besondere Beispiele für "Sadomaso, Kannibalismus, Flirts mit faschistischer Ästhetik – und zwischendurch einfach nur reiner Gewalt, Blut und Irrsinn" eignen sollen, ist mir reichlich unklar.

Und dass Lindemann dafür verantwortlich ist, dass eine Bande von Incels Schauspielerinnen stalkt und bedroht, ist eine Einschätzung, die leider bar jeglichen Arguments daherkommt.


Quote
Herman M

Ein völlig entbehrlicher Beitrag, Hr. Schachinger. Sie mögen Rammstein/Lindemann nicht, was völlig in Ordnung ist, Geschmäcker sind verschieden. Aber Ihre Argumentation, Lindemann sei schuld an den Taten von vertrottelten, russischen Männergruppen, weil er ein Video mit pornographischem Inhalt gedreht hat, ist ungefähr auf dem gleichen Niveau wie zu sagen, Frauen in kurzen Röcken sind schuld dran, wenn Vergewaltiger geil auf sie werden.


Quote
Der Waehlerwille

Der Versuch mit "Ausländer" und "Deutschland" einen Drall nach Rechts zu unterstellen
offenbart einerseits die Unbelecktheit und andererseits den Framing/Manipulationsversuch des Autors deutlich.


Quote
Fabian_228

Sehr interessant wie hier versucht wird dem Lindemann Morddrohungen von Männern an Frauen in die Schuhe zu schieben.


Quote
a_couple_of_ducks

Die Herstellung von pornografischen Werken ist in Russland allerdings streng verboten
wissens das auf den diversen Pornoplattforen auch?


Quote
Dliner

Was bitte ist an "Ausländer" denn "Sadomaso, Kannibalismus, Flirts mit faschistischer Ästhetik – und zwischendurch einfach nur reiner Gewalt, Blut und Irrsinn"?!
Könnte hier mal bitte zur Abwechslung jemand über Rammstein schreiben, der/die zumindest die Lieder gehört hat?


Quote
veit.hell

Bin mir nie ganz sicher wer hier mehr provozieren möchte - der Hr. Lindemann oder der Hr. Schachinger ;-)

#2378
Quote[...] Wegen der Coronavirus-Krise geraten auch in den USA viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Größere und kleinere Firmen im gesamten Land versuchen mit Geschäftspartnern, Vermietern und Kreditgebern Lösungen zu finden, die ihnen etwas Luft verschaffen.

Einem Bericht der "New York Times" zufolge zählt dazu auch das Familienunternehmen von US-Präsident Donald Trump.

Da wegen der aktuellen Lage einige der Hotels und Golfplätze geschlossen wurden, habe die Trump-Fima untersucht, ob sie Zahlungen für einige ihrer Kredite und andere finanzielle Verpflichtungen verzögern könne, berichtet die NYT, die sich auf Insider und Dokumente beruft, die sie überprüft habe.

Demnach hätten Vertreter des Trump-Unternehmens kürzlich mit der Deutschen Bank, dem größten Gläubiger des Präsidenten, über die Möglichkeit gesprochen, die Zahlungen zumindest für einige seiner Darlehen von der Bank zu verschieben.

Und in Florida habe die Trump-Firma beim Bezirk Palm Beach angefragt, ob erwartet werde, dass die Firma weiterhin monatliche Zahlungen für Land leistet, das sie für einen dort geplanten 27-Loch-Platz des Trump International Golf Club gepachtet hat.

Floridas Gouverneur Ron DeSantis hatte im vergangenen Monat unter anderem Restaurants, Bars und Golfplätze schließen lassen, da das Coronavirus auf den Bundesstaat übergegriffen hatte.

Niemand weiß, wie viel Geld Trump besitzt. Auch als Präsident versucht Trump weiter, so viel wie möglich zu verdienen. Er verzichtet zwar auf sein Staatssalär (400.000 Dollar) und trat die Konzernführung an seine Söhne ab, blieb aber weiter Inhaber.

Seine Holding, ein Mischkonzern mit Namen The Trump Organization, veröffentlicht keine Zahlen, seine Steuererklärungen hält er geheim.

Trump ist der erste Präsident seit 50 Jahren, der sich weigert, seine Unterlagen zu veröffentlichen. Normalerweise ist es schon bei Präsidentschaftsbewerbern üblich, dass sie über ihre Steuererklärungen den Wählern Einblick in ihre Finanzen geben. Eine Entscheidung soll nun der Oberste Gerichtshof fällen; wann das sein wird, dürfte in Zeiten des Coronavirus unsicher sein.

Nach Angaben der NYT sind die Gespräche der Trump Organisation mit der Deutschen Bank und dem Bezirk Palm Beach nicht abgeschlossen. Es sei unklar, ob dem Trump-Unternehmen gewährt werde, die Zahlungen auszusetzen oder zu reduzieren, schreibt das Blatt. Wie das "Handelsblatt" berichtet, lehnt die Deutsche Bank eine Stellungnahme ab.

Die NYT zitiert Eric Trump, den Sohn des Präsidenten, mit den Worten: "In diesen Tagen arbeiten alle zusammen." Eric Trump, der das Familienunternehmen mit leitet, sagte demnach weiter: "Die Mieter arbeiten mit den Vermietern zusammen, die Vermieter mit den Banken. Die ganze Welt arbeitet zusammen, während wir diese Pandemie bekämpfen." Das Trump-Unternehmen verfügt in den USA und weltweit über mehr als ein Dutzend Golfclubs und Luxushotels.

Das Blatt schreibt weiter, dass die Anfragen Kreditgeber und Vermieter in die unangenehme Lage bringen würden, dass sie entweder Trump unterstützen müssten - oder das Risiko eingehen, den Präsidenten zu verprellen.

In den vergangenen Wochen habe das Unternehmen sein Hotel mit Blick auf den Las Vegas Strip wegen des Coronavirus vorübergehend geschlossen, Personal und Dienstleistungen in seinen Hotels in New York und Washington reduziert und seine Golfclubs in Florida und New Jersey weitgehend geschlossen, schreibt die NYT.

Geschlossen wurde demnach auch der Mar-a-Lago-Club in Florida, der zu dieser Jahreszeit normalerweise als "Winter-Weißes Haus" dient, wie Trump es gerne nennt.

Wie die NYT weiter berichtet, könnten andere Unternehmen möglicherweise einen 500 Milliarden Dollar schweren Rettungsfonds in Anspruch nehmen, der vom Finanzministerium verwaltet wird. Aber das wirtschaftliche Rettungspaket, das Präsident Trump vergangene Woche unterzeichnete, verwehrt dem Präsidenten und seiner Familie Hilfsgelder daraus.

Wie die NYT weiter schreibt, hat die Deutsche Bank Trump und seinen Unternehmen seit 1998 etwa zwei Milliarden Dollar geliehen. Die Bank sei das einzige große Finanzinstitut, das bereit sei, mit den Trumps Geschäfte zu machen.

Zu dem Zeitpunkt, als er Präsident wurde, schuldete das Trump-Unternehmen der Deutschen Bank dem Bericht zufolge etwa 350 Millionen Dollar, einschließlich Darlehen für den Kauf und die Renovierung des Doral-Golf-Resorts in der Nähe von Miami und für die Entwicklung eines Luxushotels im Gebäude des Old Post Office in Washington.

Beide Projekte leiden unter dem wirtschaftlichen Stillstand, so die NYT. Als Reaktion auf die Vorschriften des Bezirks Miami-Dade habe das Doral Resort den Betrieb eingestellt, während das Hotel in Washington weiter betrieben werde, wenn auch mit wenigen Gästen und mit geschlossenem Restaurant und Bar.

Trumps Firma pachte das Washingtoner Grundstück von der Bundesregierung; und das Unternehmen habe Angebote von potentiellen Käufern eingeholt. Dieser Prozess liege nun auf Eis, schreibt das Blatt unter Berufung auf die "Washington Post".

Trumps Unternehmen habe die Darlehen für diese Grundstücke sowie ein weiteres, das mit seinem Wolkenkratzer in Chicago zusammenhänge, von 2012 bis 2015 erhalten, so die NYT.

Aufgrund einer Reihe von Zahlungsausfällen und Insolvenzen der Trumpschen Unternehmen, habe die Deutsche Bank darauf bestanden, dass Donald Trump persönliche Garantien für diese Kredite gewährte. Dies bedeute, dass die Bank auf sein persönliches Vermögen zurückgreifen könne, wenn er die Rückzahlung des Geldes einstellen sollte.

Seit Trumps Wahl zerbrächen sich die Führungskräfte der Deutschen Bank nach Angaben von Bankbeamten darüber den Kopf, was im Falle eines Zahlungsverzuges geschehen solle, heißt es in dem Bericht.

Die Beschlagnahme des persönlichen Vermögens des Präsidenten wäre ein unattraktiver Vorschlag. Aber die Entscheidung, die Gelder nicht zu einkassieren, wäre gleichbedeutend mit einem enormen finanziellen Geschenk an Trump, dessen Administration eine enorme Macht über die Bank ausübe, so die NYT.

Die Geschäfte der Deutschen Bank in den Vereinigten Staaten werden von Bundesaufsichtsbehörden überwacht, und das Justizministerium hat eine strafrechtliche Untersuchung der Bank durchgeführt.


Aus: "Trumps Familienunternehmen bittet Deutsche Bank um finanzielle Hilfe" Sven Lemkemeyer (03.04.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/geldnot-wegen-coronavirus-trumps-familienunternehmen-bittet-deutsche-bank-um-finanzielle-hilfe/25712188.html

Quotegeruempelsynchronisierer 15:30 Uhr

Eine  Lösung wäre  ja auch, wenn die Bank ihre Forderungen verkaufen würde, nach China zum Beispiel. Möglicherweise springt aber auch das saudische Königshaus ein. Bin mal gespannt, wie diese Geschichte weitergeht...


...
#2379
Quote[...] Es sind existenzielle Fragen, die sich viele Menschen derzeit stellen: Verliere ich meinen Job? Wie lange kann ich meine Miete noch zahlen? Jeder fünfte Deutsche fürchtet aufgrund der Corona-Pandemie finanzielle Einbußen, zeigt eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos. Und glaubt man den Prognosen der Ökonomen, sind diese Ängste durchaus berechtigt.

Das Ifo-Institut geht davon aus, dass hierzulande 1,8 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren könnten. Weitere sechs Millionen dürften von Kurzarbeit betroffen sein.

Sie müssen auf Teile ihres Lohns verzichten – im schlimmsten Fall mit 60 Prozent des früheren Gehalts auskommen. Besonders hart trifft das jene, die keine Ersparnisse haben. Bei denen trotz Vollzeitjob am Ende des Monats nichts mehr übrig bleibt.

Doch wie steht es um die Finanzen der Deutschen? Wie lange reichen die Rücklagen?

Wer die Statistiker fragt, bekommt darauf eine pauschale Antwort. Laut Bundesbank besitzt ein typischer deutscher Haushalt 70.800 Euro. Neben dem Geld auf dem Konto oder im Aktiendepot ist da auch der Wert des Eigenheims oder des Autos eingerechnet. Abgezogen worden sind die Schulden.

Dadurch spiegelt dieser Wert das wider, worüber ein Haushalt verfügen kann. Die Zahl gibt den Medianwert an: Das heißt, es gibt ebenso viele Menschen, die über mehr Geld verfügen wie solche, die weniger besitzen. Das durchschnittliche Vermögen der Deutschen liegt bei 232.800 Euro – dieser Wert ist aber durch die extrem hohen Vermögen einiger weniger verzerrt.

Zugute kommt Deutschland aktuell, dass hinter uns gerade ein ungewöhnlich langer Aufschwung liegt. Dadurch hat sich die finanzielle Situation vieler Bundesbürger verbessert. Allein von 2014 bis 2017 ist die Summe, über die Deutsche im Mittel verfügen können, um 17 Prozent gestiegen.

Die Bundesbank begründet das vor allem mit den gestiegenen Einkommen und zwar auch bei denjenigen, die sehr wenig verdienen. Forscher vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) schreiben ebenfalls, dass es ,,den Deutschen in der Mehrheit deutlich besser geht als noch vor einigen Jahren".

Doch trotz wirtschaftlichem Aufschwung und niedriger Arbeitslosigkeit sind noch immer 16 Prozent der Deutschen von relativer Einkommensarmut bedroht. Davon spricht man, wenn jemand weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat.

Ebenso erschreckend sind die Zahlen über das Sparverhalten. Denn bei fast einem Drittel der Deutschen reicht das Geld am Ende des Monats nicht, um etwas zur Seite zu legen. Das zeigte im vergangenen Jahr eine Umfrage der Direktbank ING. Innerhalb der EU ist damit lediglich in Rumänien der Anteil derjenigen noch größer, die nicht sparen können.

Diese Selbsteinschätzung spiegelt sich auch in den Zahlen der Bundesbank. Schaut man rein auf das Finanzvermögen der Deutschen – also das, was auf dem Konto liegt oder in Versicherungen und Aktien steckt – zeigt sich: Die ärmsten 30 Prozent kommen nur auf 4900 Euro. Bei den ärmsten zehn Prozent sind es sogar nur 300 Euro. Geld, das schnell aufgebraucht ist, wenn das Gehalt ausfällt.

Diese niedrigen Rücklagen werden deshalb in der Coronakrise zum Problem. Denn sie trifft fast alle Branchen hart.

So auch die Dienstleistungen, den Einzelhandel, die Gastronomie: Bereiche, in denen es sehr viele Geringverdiener gibt. ,,Diese Beschäftigten leiden besonders unter Jobverlust oder Kurzarbeit, weil sie kaum Rücklagen haben", sagt Alexander Herzog-Stein, Arbeitsmarktexperte beim Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung.

Bundesweit zählt etwa jeder fünfte Beschäftigte zu den Geringverdienern. Darunter fällt, wer in einem Vollzeitjob weniger als 2203 Euro brutto verdient. Bei einem kinderlosen Single bleiben davon netto nur gut 1500 Euro. ,,Sparen kann man mit solch einem Einkommen nichts", sagt Herzog-Stein. Forscher halten das erst ab 2000 Euro netto im Monat für realistisch.

Der Arbeitsmarktexperte sieht in der aktuellen Krise deshalb weiteren politischen Handlungsbedarf. ,,Wer ohnehin wenig verdient und durch Kurzarbeit jetzt nur noch 60 Prozent seines Gehalts bekommt, kann davon nicht leben", sagt er.

Gewerkschaften haben sich deshalb für eine Erhöhung des Kurzarbeitergelds eingesetzt – die Bundesregierung lehnt das jedoch ab. Sie hat stattdessen den Zugang zur Grundsicherung erleichtert. Das soll Menschen helfen, die trotz Kurzarbeit auf Hilfe vom Amt angewiesen sind. Gleichzeitig erhöht es aber den Aufwand für die Jobcenter, die in den nächsten Wochen und Monaten ohnehin gut zu tun haben.

,,Man muss sich fragen, ob man das nicht einfacher hätte regeln können", sagt Herzog-Stein. Er kann sich eine Staffelung des Kurzarbeitergelds vorstellen: Wer wenig verdient, würde so einen höheren Anteil seines Nettogehalts bekommen als jemand, der vor der Krise ein hohes Gehalt bekommen hat.

Seiner Meinung nach orientiert sich die Politik derzeit noch zu stark an den Erfahrungen aus der letzten Krise. Damals haben in der Spitze 1,4 Millionen Menschen Kurzarbeitergeld erhalten. ,,Damals aber waren vor allem die Industriejobs betroffen, in denen die Bezahlung höher ist und wo sie noch eine starke Sozialpartnerschaft haben", sagt Herzog-Stein.

Wer hingegen in einem Friseursalon arbeitet, der hat keinen Betriebsrat, der ihn vertritt. Für die Systemgastronomie immerhin haben sich Unternehmen und Arbeitnehmer mittlerweile auf eine Aufstockung des Kurzarbeitergelds durch die Betriebe verständigt.

,,Kleinunternehmer in anderen Dienstleistungsbranchen können sich das aber nicht immer leisten", sagt Herzog-Stein. ,,Für viele ist schon ein Kraftakt, mit Hilfe von Kurzarbeitergeld die Angestellten an Bord zu halten statt sie zu entlassen."


Aus: "Corona könnte Millionen Deutsche in die staatliche Grundsicherung treiben" Carla Neuhaus (03.04.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/wie-lange-reicht-das-geld-corona-koennte-millionen-deutsche-in-die-staatliche-grundsicherung-treiben/25709404.html

Quotefairplay180 15:02 Uhr

An alle Zweifel und Gegner unseres Systems: Wäre unser System nicht so, wie es ist, könnten wir nicht hunderte von Milliarden jetzt als Unterstützung fürs Volk aufbringen. Wer kann das schon? Da können wir durchaus ein bisschen stolz drauf sein!


QuoteRastapopoulos 13:56 Uhr

Jetzt rächt sich das ganze billig zusammen konstruierte Exportwunder, mit seinen sogenannten Trickle-down Effekten. ...


Quotefairplay180 13:17 Uhr

Ja, es wird einige sehr hart treffen, das lässt sich leider nicht vermeiden. Umso wichtiger ist es, die Wirtschaft so schnell als möglich wieder hochzufahren. Mit der gebotenen Vorsicht natürlich.


QuoteRastapopoulos 14:30 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Kohlenstoffeinheit 13:45 Uhr

    Wirtschaft muss wieder dem Menschen dienen.


LOL der war gut.


QuoteBangJI 13:15 Uhr
Als ich 2008 im Statistischen Jahrbuch las "Im Jahre 2007 verfügten weniger als 25% aller deutschen Privathaushalte über mehr als 75% aller deutschen Privatvermögen", überlegte ich, wie das angesichts der "Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand" eigentlich sein konnte.

Als ich 2018 im Dez. in einem Wochenbericht des DIW las "Die Vermögens- und Einkommensverhältnisse in der Bundesrep. Deutschland im Jahre 2016 entsprachen nahezu vollständig den Vermögens- und Einkommensverhältnissen, die in der Zeit von 1910-1914 im Deutschen Kaiserrreich bestanden.", kratzte ich mir meine Kopfhaut und fragte mich "Komisch und keiner hat davon irgendetwas bemerkt?"

...


Quotefairplay180 13:25 Uhr

Antwort auf den Beitrag von BangJI 13:15 Uhr

In welchem Land würden Sie denn gerne leben?


Quoteserdna 12:40 Uhr

Grade ein Fall, den ich am Wickel habe. Kleiner Laden, zahlt 4000 Euro Miete, hat jetzt Zuschuss bekommen 8000, kann also zwei Minote die Miete bezahlen. Das heißt der Vermieter, der nicht in existentieller Notlage ist, bekommt sein Geld, das zahlt der Steuerzahler. Die zwei Angestellten mussten gekündigt werden. Für solche Fälle wäre die Variante, dass der Mietvertrag sofort gekündigt werden kann, wesentlich sinnvoller. Es macht keinen  Sinn, dass der Steuerzahler das Einkommen der Vermieter absichert, aber die Leute, die existentiell bedroht sind leer ausgehen. Solidarität kann nicht heißen, dass eine Einkommensgruppe, die in den meisten Fällen nicht existentiell bedroht wird, vom Steuerzahler gegen alle Risiken abgesichert wird und die andere Gruppe, die Empfänger von Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit in eine absolute Notlage gerät.


QuoteSIKOAlex 12:57 Uhr

Antwort auf den Beitrag von serdna 12:40 Uhr

Genau so funktioniert das System: Es wird denen gegeben, die eh schon alles haben.... Die, die noch für ihr Geld arbeiten müssen, sind, einmal mehr, die Verlierer.


Quotefairplay180 13:14 Uhr

Antwort auf den Beitrag von serdna 12:40 Uhr

Ich habe beruflich viel mit großen Assetmanagern zu tun, die derzeit natürlich insbesondere von Ladenbesitzern Anfragen bekommen, ob die Miete gesenkt, gestundet oder ausgesetzt werden kann.

Fast alle kommen entgegen. Weil die Vermieter natürlich auch wissen, dass sie jetzt in der Situation keine neuen Mieter mehr bekommen. Und schon gar nicht zu den alten Preisen.

Hängt natürlich auch immer vom Einzelfall ab, aber grundsätzlich hat man als Mieter ganz gute Chancen derzeit.


QuoteRotfahrer 13:25 Uhr

Antwort auf den Beitrag von serdna 12:40 Uhr

Aber auch der Vermieter hat vielleicht Verpflichtungen, für die er auf die Mieteinnahmen angewiesen ist. Bekommt ein Vermieter die Miete nicht mehr, kann auch er vor dem finanziellen Ruin stehen. Man kann das nicht generell so monokausal sehen.


Quotemarla44 13:42 Uhr
Antwort auf den Beitrag von mitte31 13:22 Uhr

     Der zurückbehaltene Mietbetrag muß bis 2022 zurückgezahlt werden.


Woher soll der den kommen?


...
#2380
Quote[...] Eine vom Land Berlin in China wegen des Coronavirus bestellte Lieferung von Schutzausrüstung soll von den USA abgefangen und in die Vereinigten Staaten umgeleitet worden sein. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Berliner Sicherheitskreisen.

Berlin hatte bei dem Hersteller Atemschutzmasken mit den Schutzklassen FFP2 und FFP3 bestellt, die Einsatzkräfte und Pflegepersonal vor Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Es soll sich um eine Lieferung von 200.000 Schutzmasken handeln.

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) bestätigte am Nachmittag, das die Masken in Bangkok ,,konfisziert" worden seien und deshalb nicht ihr eigentlich Ziel - Berlin - erreicht hätten. ,,Wir betrachten das als Akt moderner Piraterie. So geht man mit transatlantischen Partnern nicht um", sagte der Innensenator.

Auch in globalen Krisenzeiten sollten keine Wildwest-Methoden herrschen, sagte Geisel: ,,Ich fordere die Bundesregierung auf, bei den USA auf die Einhaltung internationaler Regeln zu drängen."

Nach Tagesspiegel-Informationen wurden sie von der Berliner Polizei beim Hersteller 3M bestellt. Produziert wurden die bestellten Masken in einem 3M-Werk der US-Firma in China. Auf dem Flughafen in Bangkok sollte die Ware umgeladen werden und per Luftfracht nach Deutschland geflogen werden. Stattdessen wurde die Lieferung von Bangkok direkt in die USA gebracht.

Am Freitagmorgen beschäftigte sich nach Tagesspiegel-Informationen auch der Krisenstab der Polizei mit dem Thema. Die Behörde bestätigte offiziell aber nur, dass eine ,,erwartete Lieferung ausgeblieben ist".

Zwar versichern die Berliner Behörden, noch reiche die Schutzausrüstung. Aber die Feuerwehr musste bereits abgelaufene Atemschutzmasken aus dem Lager holen. Die Ausgabe der Masken und von Desinfektionsmitteln ist streng limitiert.

Zuvor hatte auch Frankreich die USA beschuldigt, Schutzmasken aus China weggekauft zu haben. "Die US-Regierung hat keine einzige Maske gekauft, die von China an Frankreich geliefert werden sollte", sagte ein US-Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP.

...


Aus: "Berlins Innensenator spricht von ,,moderner Piraterie"" Alexander Fröhlich (03.04.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/usa-fangen-200-000-schutzmasken-ab-berlins-innensenator-spricht-von-moderner-piraterie/25712976.html

QuoteKoki_ 16:39 Uhr

"America first", hat Donny doch gesagt. In dem Punkt war er dann halt konsequent^^


Quotetizian2011 16:41 Uhr
Trump scheint StarTrek-Fan zu sein und handelt nach Ferengi-Erwerbsregel Nummer 17, die da lautet: Ein Vertrag ist ein Vertrag ist ein Vertrag, aber nur unter Ferengi.

Die Globalisierung wird ein Stück zurück gedreht werden durch solche Vorfälle. Wenn man in der Krise sich nicht auf seine Abhängigkeiten aus Warenketten verlassen kann, sondern im Regen stehen gelassen wird, müssen solche Güter national produziert werden, bzw. in unserem Fall auch gerne EU-intern.

Trump ist der Elefant im Porzellanladen, der viel Geschirr global zerbricht. ...


QuoteHanebutt 16:33 Uhr

Wie ist es den Franzosen ergangen? Deren bereits bezahlte Ware wurde von den Verbündeten aus den USA am Flughafen noch für ein Mehrfaches weggekauft. ...


QuoteSchnelleser 16:27 Uhr

Was heißt Piraterie. Clever sind sie halt. Während andere von political correctness faseln, bieten die vor Ort den höheren Preis. Läuft auch unter dem Begriff Marktwirtschaft. ...


Quoteder_vom_storch 16:23 Uhr

Die eigentliche Frage lautet doch eher, warum gibt es in Europa keinen einzigen Hersteller, der solche einfachen Masken in erforderlichen Stückzahlen herstellen und liefern kann? ...


QuotePTT 16:11 Uhr

Die gestohlenen Masken sollten in den USA mit der Aufschrift : "Ich bin ein Berliner!" versehen werden. ...


...

-

Quote[...] Die von der Berliner Polizei bestellten Atemschutzmasken sind nicht von den USA sichergestellt worden, sondern sollen einfach zu einem besseren Preis aufgekauft worden sein - von wem genau, ist noch unklar. Offiziell hieß es von der Polizei, es sei noch unklar, wie es dazu kommen konnte.

Zugleich korrigierte eine Sprecherin der Polizei am Samstag auf Anfrage die Angaben von Innensenator Andreas Geisel (SPD).

Am Freitag hatte Geisel noch erklärt, eine von der Berliner Polizei bestellte Lieferung von 200.000 Atemschutzmasken sei konfisziert worden. Zugleich warf Geisel den USA ,,Wildwest-Methoden" und einen ,,Akt moderner Piraterie" vor. ,,Wir gehen im Augenblick davon aus, dass dies im Zusammenhang mit dem Ausfuhrverbot für Masken der US- amerikanischen Regierung steht", sagte der Innensenator.

Am Samstag erklärte die Polizei auf Anfrage, dass es wohl doch anders gewesen sein könnte. Von ,,Konfiszieren", also von Staats wegen beschlagnahmen oder einziehen, kann also keine Rede sein. Die Polizeisprecherin sagte, bei dem langjährigen deutschen Vertragspartner der Polizei seien 400.000 Masken der Schutzklasse FFP2 eines amerikanischen Herstellers bestellt worden.

Dabei handelt es sich nach Tagesspiegel-Informationen um den US-Hersteller 3M, der auch in China produziert. Doch nun ist von ,,konfiszieren" keine Rede mehr. Die neue Sprachregelung der Behörde lautet nun; ,,Die Lieferung ist nach Aussage unseres Vertragspartners in Thailand zurückgehalten und umgeleitet worden." Und die Sprecherin sagte: ,,Unser Vertragspartner sorgt für Ersatz."

Geisels Sprecher sagte: "Der Händler hat die Polizei informiert, dass die Lieferung aufgrund einer US-Direktive storniert und das Frachtflugzeug mit der Lieferung nicht nach Deutschland, sondern in die USA geflogen ist."

Nach Tagesspiegel-Informationen ist die interne Sprachregelung der Polizei, dass die für die Berliner Polizei bestimmte Ware in Thailand aufgekauft wurde. Die verbindlich zugesagte Lieferung von 200.000 von insgesamt 400.000 FFP 2-Masken sei ,,im letzten Moment an einen anderen Käufer umgeleitet worden".

Dabei bleibt aber vieles unklar. Intern ist unter Berufung auf den deutschen Händler und Vertragspartner auch die Rede davon, dass die Ware an die USA ging. Thailand könnte aber auch selbst den Verkauf an Berlin gestoppt haben. Oder ein gewiefter Zwischenhändler könnte auf einen größeren Profit aus gewesen sein.

Die Polizei versucht nun, den genauen Hergang aufzuarbeiten. ,,Wir sind dabei, die Details zu klären", sagte der Sprecher der Innenverwaltung, Martin Pallgen, am Samstag. Momentan lägen noch keine Informationen vor, was genau auf dem Flughafen in der thailändischen Hauptstadt Bangkok passiert sei.

Es sei ein Herausforderungen, vertrauenswürdige Anbieter zu identifizieren und von den vielen unseriösen Akteuren zu unterscheiden, heißt es intern bei der Berliner Polizei. Dier Ausfall der Lieferung führt nun zu Engpässen. Die Polizeiführung mahnte die Beamten, ,,die uns noch zur Verfügung stehenden Schutzmasken verantwortungsbewusst und gezielt" einzusetzen.   

Auch das Unternehmen 3M wies die Darstellung des Innensenators bereits am Freitagabend zurück. ,,Wir wissen nichts von einer Bestellung der Berliner Polizei für 3M-Masken, die aus China kommen", sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. ,,3M hat keine Beweise, die darauf hindeuten, dass 3M-Produkte beschlagnahmt worden sind", hieß es. ,,3M hat keine Unterlagen über eine Bestellung von Atemschutzmasken aus China für die Berliner Polizei." Und das Weiße Haus erklärte dem Portal T-Online, die USA hätten keine Masken beschlagnahmt, die in ein anderes Land geliefert werden sollten.

US-Präsident Donald Trump kündigte am Freitagabend (Ortszeit) in Washington an, seine Regierung wolle den Export knapper medizinischer Schutzausrüstung wegen der Ausbreitung des Coronavirus verbieten. Verhindert werden solle etwa der Export von Atemschutzmasken, von Operationshandschuhen und anderen Produkten. Zudem soll 3M Bestellungen der US-Behörden für Schutzmasken, die in China hergestellt werden, mit Priorität bearbeiten.

Die Berliner CDU wirft Innensenator Geisel nun ein Ablenkungsmanöver vor. Der CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Burkard Dregger, sagte: ,,Wenn Herr Geisel von ,Konfiskation' von Schutzmasken durch die USA spricht, dann ist das eine bewusste Irreführung der Berliner. Die USA haben keine Möglichkeiten, Schutzausstattung auf fremdem Territorium zu beschlagnahmen."

Der Senat suche nur einen Schuldigen, ,,um seine eigene Unfähigkeit bei der Beschaffung von Schutzausrüstungen zu verschleiern". Der Senat habe für die Krise nicht vorgesorgt. ,,Und jetzt zeigt er sich nicht in der Lage, in der Krise Material zu beschaffen", sagte Dregger. Der Senat müsse sich das Geschäftsgebaren anderer einstellen und direkt vor Ort die Beschaffungen durchführen.


Aus: "Lieferung für Berliner Polizei wurde in Thailand zu besserem Preis aufgekauft" Alexander Fröhlich (04.04.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/200-000-atemschutzmasken-doch-nicht-konfisziert-lieferung-fuer-berliner-polizei-wurde-in-thailand-zu-besserem-preis-aufgekauft/25715448.html

QuoteDresden2 14:43 Uhr

Also doch kein Diebstahl sondern nur Marktwirtschaft???


...