“ … In a retrospective review, Julian Cope’s Head Heritage website described Zeit as a „monolithic and gloomy double album“ that „wanders through droning passages of emptiness as the origins and formation of the universe are charted …“ https://en.wikipedia.org/wiki/Zeit
Schlagwort: Zeit
[Teilhaft #8… ]
Visuelle Notiz: Litfaßsäule – Kiel, Knooper Weg (09/2020)
// Film: Kodak Color Plus (ISO 200)
// Kamera: Canon EOS 1000F (Geschenk von Wiebke)
// Litfaßsäulen gibt es seit 1854 …
// https://de.wikipedia.org/wiki/Litfa%C3%9Fs%C3%A4ule
[Festgeschraubte Sekunden… ]
Du öffnest mir mit künstlichen Vampirzähnen die Hinterhoftür.
Es riecht nach vertrocknetem Kaffee.
In dieser Nacht sind alle anderen Häuser der Stadt unbewohnt.
Bücher springen auf, die Dichter steigen aus ihren Gräbern.
-.-
Worte halten den Atem an und starren auf das Bild an der Wand.
Worte bleiben stehen und wollen sich nicht in das Gedankenfluss-Wasser fallen lassen.
Wie du die steinerne Treppe hoch steigst.
Eine festgeschraubte Sekunde aus deinem Leben.
Als Dia auf die Wand geworfen.
Alles hat sich jetzt ausgetauscht und abgenutzt.
Dein weites Hemd.
Die Jeans.
Die Lederschuhe.
Unsere Zellen.
Ich komme nicht mehr heimlich in der Nacht.
Du schreibst keine Briefe mehr.
-.-
Wie du die Augenbrauen im Zigarettenrauch hochgezogen hast morgens um 3:45 – und gelacht hast bei:
(Nick Cave, Into my arms ): „… I don’t believe in an interventionist God
But I know, darling, that you do…“
Ich weiß nicht, war es Romantische Ironie ** – um derentwillen wir lächelten und frohlockten?
… Romantische Ironie meint nicht einfach die ironische Brechung von romantischen Ästhetik-Elementen, vielmehr zählt sie sich selbst zu diesen Elementen romantischer Ästhetik. Romantische Ironie ist weder gänzlich zu trennen von Verfahren der ästhetischen Illusionsbrechung, noch mit solchen einfach gleichzusetzen – die nachträgliche Störung von zunächst aufgebauter ästhetischer Illusion gehört unter anderem zu ihrem Repertoire, aber auch das nachträgliche Unterlaufen von zuvor aufgestellten inhaltlichen Positionen. …
-.-
Und Jahre später, als ich an der Briefklappe gerüttelt hatte, ging es dir nicht gut und du sagtest: „Ich komme die Treppe nicht runter – ich melde mich, wenn es mir wieder besser geht.“ – Jahre sind vergangen. Ich fahre immer mal wieder verstohlen an der Mietwohnung vorbei – und sehe nach, ob dein Name noch auf dem Klingelschild steht.
[One Minute… ]
by Kai Zimmer 3 years ago
[Mentale Zeitverzögerung… ]
Die Situation, wenn der Gedankenapparat noch mit einer Sache befasst ist, die nicht im gegenwärtigen Raum stattfindet. Eine Sache die nicht fertig gedacht werden kann aus irgendeinem Grund. Ein Automatismus jedoch stattfindet, das ich die Esspresskanne aufschraube, was ich also selbst vollziehe, ohne das ich dies eigentlich gemerkt hätte.
[Glück gehabt… ]
Lange noch, als der Fahrtwind im kühlen Wald mir um die rostigen Speichen wirbelte, dachte ich an das Bild – du auf dem Balkon im Nachthemd, wir winkten uns zu, Küsse flogen durch die Luft im Hinterhof. Immerhin hatten wir ein paar Sekunden.
[An der Gefühlskasse… ]
Da die die große psychische Wunschmaschine immer weiter ihre Welt nach außen wirft. Da wir Vorstellungsbilder von einander haben. Da dort Vergessenes in uns liegt, bis es wieder nach oben schießt. Aber die verschütteten (gewesenen) Wahrheiten in den tieferen Seelenschichten simulieren die Zeit nicht mit. Zeit scheint sich manchmal neuronal zu verkapseln.
Und als ich Dich dann doch in einer Seitenstraße treffe, bin ich verwirrt, das ich ganz vergessen hatte, dass auch Du von die Zeit durchwühlt wirst. Nein es geht nicht um eine Liebesgeschichte. Es geht um Zeit. Was fangen wir mit diesen ganzen wahnsinnigen Informationen an? – Das dachte ich schon, als ich noch den Telefonhörer in der Hand hielt. Die Stimme in der Hörmuschel erzählt über real existierende Abgründe im Liebesleben – ich habe die Welt am Draht – sitze dabei über einer Backstube in der 1-Zimmer Wohnung. Es oszilliert.
Was tun wir? – Jeder ist eine Mikrobühne. Die Hoffnung und das Verderben reizt alle aberwitzig. Im Orchestergraben wird gelacht. Nehmen wir diesen Moment in die Hände, um über Unglück zu reden, obwohl wir glücklich sind – oder schwärmen wir wie chronisch gepeinigte Phantasten vom sonderlichen Glück?
Ein Stück weiter des Weges stehen wir Schlange in der Zeitmaschine. An der Gefühlskasse müssen wir die Emotionen auf die Wage legen. Dort wiegen die seelischen Phänomene. Bezahlen muss jeder mit seiner eigenen Währung von persönlich-formalen Denkstörungen.
[Zwischen den Dingen… ]
Zu viele Träume in einer fast schlaflosen Nacht, als das ich mir etwas hätte merken können. Die Bilder und Situationen tauchten so schnell wieder unter als wie sie gekommen sind. Kein Taste zum Zugrückspulen. Im Kopf ein wirrer Nachgeschmack (uferlose mentale Speisen) und das Ich ist nicht Herr im eigenen Haus. Nein verdammt, das Ich hat gar kein Haus (nur Mietverträge). Und die Affekte spielen ihre Spielchen mitten in unserer Kopfsuppe.
Kurz vor dem Morgengrau frage ich mich, ob ich als Kind womöglich in der Zeit schnell war – und die Welt langsam. Jetzt keimt der Verdacht, das das Verhältnis sich mit der Zeit umkehrt. Die Welt wird schnell und das Ich wird langsam. Da ist taumelnd keine Zeit mehr für einen Becher Kaffee – und die Dusche ist ein Garant der Zivilisation.
Es ist kalt geworden. Der Himmel blau. Auf dem Klapperrad schwitze ich unter dem Pullover und sehe die aufgehende Sonne kaum. Dann läuft die Rotze während der Fahrt und landet (durch eine kurze reflexartige Bewegung) an den alten schwarzen Handschuhen (von denen ich nicht mehr weiß woher – und seit wann ich sie habe).
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