Schlagwort: WL

[Kognitive Dissonanz (Wikileaks X)… ]

„…Der Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bundestag, Siegfried Kauder (CDU), will den Schutz von Dienstgeheimnissen verschärfen. Die Strafvorschriften zum Geheimnisverrat seien „unbefriedigend“, sagte Kauder der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Der Fall Wikileaks belegt, dass streng vertrauliche Informationen effektiver geschützt werden müssen“, forderte der CDU-Mann. …“

Aus: „Wikileaks veröffentlicht unzensierte Dokumente“ (02.09.2011)
Quelle: http://www.focus.de/digital/internet/tid-23512/politik-alarmiert-wikileaks-veroeffentlicht-unzensierte-dokumente_aid_661432.html

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„… Erzwungene Öffentlichkeit bedeutet Stress. Wer andere bloßstellt, gehört demnach nicht aufs Heldenpodest, sondern gerechterweise selbst an den Pranger. Und damit wäre er noch milde behandelt. …“

Vom Idol zum Idioten – Julian Assange und Wikileaks sind am Wahn totaler Transparenz gescheitert“ findet Florian Felix Weyh (06.09.2011)
Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1547072/

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„… Kognitive Dissonanz bezeichnet in der (Sozial-)Psychologie einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass ein Mensch mehrere Kognitionen hat – Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten – die nicht miteinander vereinbar sind, also eine Art von „Störgefühl“. …Starke Dissonanz entsteht insbesondere bei einer Gefährdung des stabilen, positiven Selbstkonzepts, wenn also jemand Informationen bekommt, die ihn als dumm, unmoralisch oder irrational dastehen lassen. In der Alltagssprache werden solche Momente als peinliche Momente bezeichnet. …“ (21. August 2011)

http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz

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„… Die schwedische Urheberrechtspolitik ist in den vergangenen Jahren massiv von der US-Film- und Musikindustrie beeinflusst worden. Das geht aus Botschaftsdepeschen hervor, die von Wikileaks veröffentlicht wurden, berichtet der Gründer der schwedischen Piratenpartei. … Falkvinge fasst seine Erkenntnisse so zusammen: „Jeder Gesetzesvorschlag, jede Verordnung und jeder Regierungsbericht, die hier in Schweden in den vergangenen Jahren gegen das Netz, die Jugend und die Bürgerrechte gerichtet waren, sind von der US-Regierung und -Industrie in Auftrag gegeben worden.“

Ein Bericht der International Intellectual Property Alliance (IIPA) von 2009 empfahl demnach dem Büro des US-Handelsbeauftragten (USTR), Schweden auf die „Special 301 Watchlist“ der Länder zu setzen, in denen Urheber-, Patent- und Markenrechte nicht ausreichend geschützt sind. Im Bericht aufgeführt sind Maßnahmen – unter anderem gegen die Pirate-Bay-Betreiber -, die die schwedische Regierung ergreifen sollte. Damit sollte Druck auf die schwedische Regierung ausgeübt werden, die Gesetze zum Schutz dieser Rechte und die Verfolgung von Verstößen dagegen zu verschärfen.

Die 1984 gegründete IIPA ist ein Interessenverband der US-Verwertungsindustrien. Der Interessenverband der US-Pharmaindustrie, Pharmaceutical Research and Manufacturers of America (PhRMA), sprach sich ebenfalls dafür aus, Schweden auf die Beobachtungsliste zu setzen.

Die US-Botschaft in Schweden sprach sich dagegen aus, das Land auf die 301-Liste zu setzen. Aus der Depesche 09Stockholm141 geht hervor, dass die Botschaft der schwedischen Regierung eine Wunschliste mit sechs Maßnahmen im Sinne von IIPA und PhRMA übergeben hätte, und die Regierung „Fortschritte in fünf der sechs Punkte“ gemacht hätte. Zugleich äußert die Botschaft Verständnis für die schwierige Situation der schwedischen Regierung, die „in einem sehr negativen Medienklima und gegen eine lautstarke Jugendbewegung“ kämpfe.

In der Depesche werden nicht nur die Fortschritte der Regierung gelobt, sondern auch die „sehr konstruktive Zusammenarbeit mit hohen und wichtigen Regierungsoffiziellen“. In der Depesche 09Stockholm736 wird namentlich ein Stefan Johansson, Mitarbeiter im schwedischen Justizministerium, erwähnt. Johansson war auch einer der EU-Repräsentanten bei den geheimen Verhandlungen zum Antipiraterie-Abkommen ACTA.“

Aus: „Wikileaks-Dokumente: Schwedens Urheberrechtspolitik ist „Made in USA““
Von Robert A. Gehring (7.9.2011)
Quelle: http://www.golem.de/1109/86294.html

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„…“Gescheitert ist das Projekt [gemeint ist Wikileaks] an einer allzu menschlichen Fehlerkette: der Eitelkeit von Selbstdarstellern. …“

„Todesstoß für Wikileaks“ Susanne Keeding (Frankfurter Neue Presse – ‎01.09.2011‎)
http://www.fnp.de/fnp/nachrichten/kommentare/todesstoss-fuer-wikileaks_rmn01.c.9175155.de.html

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„…Eine weitere Herausforderung für den Journalisten liegt in der Gewichtung, die er unterschiedlichen Positionen und Argumenten beimisst. Er muss alle relevanten Positionen und Argumente aufzeigen sowie durch eine Gewichtung verdeutlichen, dass die Argumente unterschiedliche Relevanz haben. Gelingt ihm das nicht, so spricht man von tendenziöser Berichterstattung…“ (14. Juni 2011)

http://de.wikipedia.org/wiki/Medienmanipulation

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„…Wikileaks ist tot – Nein, nicht die Branche der Geheimnisträger atmet auf, die deutschen Print-Journalisten sind es, die sich gerade kollektiv über die Probleme bei Wikileaks freuen. Wenn man mal die aktuelle Nachrichtenlage bei Google News: Wikileaks betrachtet, dann wird schon deutlich, wie tief der Stachel Wikileaks im Fleisch insbesondere der Print-Journalisten steckt. Wikileaks ist aus Sicht der etablierten Medien der doppelte Sündenfall. Erstens wird in ihre ureigene Domäne eingebrochen und Informationen Leuten zugänglich gemacht, die nicht dem journalistischem Ethos verpflichtet sind, was auch immer dies im Einzefall konkret heissen mag, und zweitens passiert das auch noch im Internet. Dagegen muß man doch was tun können! …“

Aus: „Eine Branche atmet auf – Wikileaks ist tot“ Nico Lumma (02. September 2011)
http://lumma.de/2011/09/02/eine-branche-atmet-auf-wikileaks-ist-tot/

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„…Wikileaks habe „Blut an den Händen“, setze US-Informanten gefährlichen Risiken aus, so lautete schon vor einem Jahr die erste Reaktion der USA auf die Veröffentlichung von Militärdokumenten aus dem Afghanistan-Krieg. Kurze Zeit später wurde dieser Vorwurf jedoch offiziell zurückgenommen. Bei der Veröffentlichung der US-Diplomatendepeschen setzte Wikileaks auf die Zusammenarbeit mit Medienpartnern und die redigierte Veröffentlichung, vor allem um Informanten der USA aus totalitären Regimen zu schützen. Erst nach einer Verkettung von Leichtsinnigkeiten, Pannen und Indiskretionen aufgrund derer sowohl die verschlüsselte Datei mit den Depeschen, als auch das zugehörige Passwort im Internet auftauchten, hat Wikileaks nunmehr alle 251.287 Depeschen unredigiert auf der eigenen Webseite veröffentlicht. Die ehemaligen Medienpartner haben diesen Schritt als unverantwortlich kritisiert. … Klargestellt werden sollte zunächst, dass Wikileaks seine eigenen Quellen bisher nicht verraten hat. Zwar ist Bradley Manning seit Mai 2010 in US-Militärgefängnissen, unter teils menschenunwürdigen Bedingungen, in Haft, seine Verhaftung geht aber darauf zurück, dass er sich selbst in Internet-Chats als Quelle geoutet haben soll.
Genaugenommen hat Wikileaks überdies jetzt nur gemacht, was es seinen Quellen noch 2010 versprochen hatte: die vollständige Veröffentlichung der von ihnen eingereichten Originaldokumente. …“

Aus: „Veröffentlichung von US-Depeschen – Brückentechnologie Wikileaks“ (Guido Strack, 11.09.2011)
Quelle: http://www.theeuropean.de/guido-strack/7934-veroeffentlichung-von-us-depeschen

[Many Stories (Wikileaks IX)… ]

„… Finally, Müller Maguhn became suspicious …“

From: „2011-08-15 Chaos Computer Club expels Daniel Domscheit-Berg“ (08/15/2011)
=> http://wlcentral.org/node/2151

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„… Müller-Maguhn: For 11 months, I have tried to intercede between Julian Assange and Daniel, because I know them both and I believe the idea of a whistleblowing platform is right. When Domscheit-Berg left WikiLeaks amid conflict there, he also took the archive and unpublished submissions with him. He said that he had no plans to use the material for himself or OpenLeaks. But now I have my doubts about that. I have put lots of patience and discussion into this. Still, flimsy excuses have led to unbelievabe delays in the handover of the archive. I can no longer believe in his willingness to hand over the unpublished material either.

SPIEGEL: Perhaps he can’t surrender the material because he doesn’t have it. Last week he told the weekly magazine Der Freitag: „I took no documents from WikiLeaks with me.“

Müller-Maguhn: That is exactly the reason for me to suspend my mediation efforts. He told me last Thursday evening that he had to look at each document before handing them over. It doesn’t match up. I have never personally seen the documents. But Assange told me that there are about 3,000 submissions, some of them with several hundred documents.

SPIEGEL: Domscheit-Berg argues that the confidential material isn’t safe with WikiLeaks.

Müller-Maguhn: That’s nonsense. I’ve visited Assange a number of times in England over the last 11 months. There I also saw more than 10 hard-working WikiLeaks employees from around the world. …“

From: „‚I Doubt Domscheit-Berg’s Integrity'“
Interview conducted by Marcel Rosenbach (08/15/2011)
Source: http://www.spiegel.de/international/germany/0,1518,780289,00.html

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„…So erklärte der Chaos Computer Club (CCC) vor Kurzem, er habe monatelang versucht, die Rückgabe dieser Festplatte an Assange zu vermitteln, und Domscheit-Berg habe mehrfach versprochen, die Platte dazu an den CCC zu übergeben. Dann sagte Domscheit-Berg jedoch in einem Interview, er habe nie eine Platte besessen, nur um kurz darauf öffentlich zu erklären, er wolle die Zugangscodes der verschlüsselten Daten unter notarieller Aufsicht vernichten. Nun also will er die Daten selbst gelöscht haben. … Der CCC hat sich aus dem Streit bereits frustriert zurückgezogen und seine Vermittlungsversuche aufgegeben. Gleichzeitig wurde Domscheit-Berg, bis dahin Mitglied des CCC, ausgeschlossen. … Daniel Domscheit-Berg hat nach eigenen Angaben mehr als 3.500 Dateien unbrauchbar gemacht, die sogenannte Whistleblower ursprünglich der Leakingplattform WikiLeaks überlassen hatten. …“

chamsi, 21.08.2011 um 17:25 Uhr
Etwas zusätzliche „Erleuchtung“ mag eine veröffentlichte Stellungnahme von Assange vom gestrigen Tag geben (es folgte auf der gelinkten website dann noch eine zweite)
http://wlcentral.org/node/2170

… Die einzige „Gefahr“ für Informanten besteht in nicht vertrauenswürdigen Personen……Personen wie DDB.

Dodge this, 21.08.2011 um 17:50 Uhr
Erst mit der Begründung, „die Quellen nicht zu gefährden“, Dokumente zu vernichten und hinterher den Informanten erzählen, sie mögen das Risiko auf sich nehmen, diese „nochmal zu verschicken“. Das riecht für mich irgendwie nach einem großen Widerspruch …

Einar von Vielen, 21.08.2011 um 18:09 Uhr
Erbärmlich! Wer sich so unprofessionell verhält, wenn es um die Dokumentation von Vorgängen geht, die der breiten Öffentlichkeit vorenthalten werden sollen, diskreditiert sich selbst. Was Domscheid-Berg da abzieht, ist einfach unerträglich. … Die komplette Zerstörung dieser Dokumente ist ganz im Sinne derer, die sie gerne im Geheimen gehalten gewusst hätten.

Aquarius2, 21.08.2011 um 19:08 Uhr
Auftrag erfüllt. Seine Auftraggeber werden zufrieden sein.

Christian Dossmann, 21.08.2011 um 20:50 Uhr
Unglaubwürdig … Ich nehme trotzdem noch an, dass es Sicherungskopien gibt.

Wahrnehmung, 21.08.2011 um 21:16 Uhr

Trojaner – Wohlgemerkt-die von DDB gestohlenen, nun angeblich vernichteten Dokumente, waren bei Wikileaks, wie alle dort vorhandenen Dokumente, wesentlich sicherer aufgehoben als bei DDB.
Allerdings bin ich doch eher skeptisch, was die angebliche Vernichtung dieser Dokumente angeht. Vielleicht tauchen sie irgendwann wieder irgendwo auf. Man kann ja nie wissen.
DDB, möglicherweise ein Wolf im Schafspelz, der, in wessen Auftrag auch immer, versucht hat, Wikileaks und der Whistleblower Szene Schaden zu zufügen.

Wer die Querelen und Angriffe auf Wikileaks und Julian Assange von Anfang an mitbekommen hat, wer mitbekommen hat, wie verzweifelt die USA, andere Staaten und Organisationen versucht haben, delikate und brisante Veröffentlichungen zu verhindern, wer die Aufrufe zur Tötung des Julian Assange gelesen oder per Videobotschaft gehört hat, wer diese seltsam konstruierten Vergewaltigungsvorwürfe extremer Feministinnen und einer ebenso extrem feministischen Staatsanwältin in einem Land mit einer doch recht gewöhnungsbedürftigen Vergewaltigungs-Gesetzeslage mitbekommen hat, wer die fast weinerlich zu nennenden Angriffe und Beschuldigungen des DDB auf Julian Assange mitverfolgt hat, dem kann eigentlich nur klar sein, dass geheime und brisante Dokumente bei Wikileaks bestens aufgehoben sind.
Der einzige Unsicherheitsfaktor bei Wikileaks war DDB, ein Trojaner, gefeuert von Julian Assange. … Ich bewundere die Ruhe von JA und WL, mit der sie auf die Angriffe von DDB reagieren, während der wie ein Elefant im Porzellanladen, ohne Sinn und Verstand zerstört will.

YSchumbitrus, 21.08.2011 um 22:02 Uhr
Wenn das eine Aktion „unserer“ Dienste war, dass nun weder Wikileaks, noch OpenLeaks, noch ein anderer Transparenz- und damit Demokratie-schützender Whistleblower-Kanal existiert, dann haben diese Dienste ganze Arbeit geleistet!

Nur mal so zum Nachdenken:

1. Assange und Domscheit-Berg sind diskreditiert, so dass beiden weder soziale Macht noch genug Vertrauen entgegen gebracht wird, eine solche Plattform zu betreiben.

2. Sowohl Nachahmer wie auch Unterstützer sind durch die öffentliche Diskreditierung der bisherigen Protagonisten nachhaltig davon abgeschreckt, ein ähnliches Projekt zu initiieren oder zu unterstützen.

Allein die Antwort auf die Frage „wem nützt das Nichtvorhandensein einer Whistleblower-Plattform“ legt sehr nahe, dass hier „unsere“ Geheimdienste die Projekte sozial intrigiert und dann zu Fall gebracht haben.

Aber auch, wenn dem so sein sollte, kann man das als Entwicklungsfortschritt begreifen: Denn zukünftig muss sich jeder, der wieder so ein System ersinnt, überlegen, wie ein mögliches Unterwandern wirkungslosgemacht werden kann.

Persönlich hege ich ja die Hoffnung, dass aus dem Dunstkreis des CCC ein neues, stärker dezentral organisiertes Projekt entsteht ..Y.S.

Harald4, 22.08.2011 um 4:07 Uhr

… Wissen für alle, das ist Demokratie.

Aus: „Streit zwischen Assange und Domscheit-Berg eskaliert“ (22.8.2011)
=> http://www.zeit.de/digital/2011-08/wikileaks-daten

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„… There have been many stories about what happened with WikiLeaks in the late summer/early autumn 2010, about who was involved and what they did, and most of these stories are incompatible with one another. Even Daniel Domscheit-Berg’s story is incompatible with itself. … he says in his book he discovered the WikiLeaks site in the autumn of 2007, was given menial tasks in December, met Julian at the CCC conference in Berlin the same month, and started working more on the ‚inside‘ the following month. Yet for Wired a year and a few months before that, he claimed he founded the organisation and had been with it since 2006. This isn’t a case of ‚he says/he says‘ – two people with conflicting stories. This is a case of the same person – the one and same person – unable to make up his mind about the Truth of the Monthâ„¢. No one can damn Daniel Domscheit-Berg quite like he damns himself. … “

From: „The WikiLeaks Palace Revolt“ (rixstep.com, 2011)
=> http://rixstep.com/1/20110624,00.shtml

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„… Domscheit-Berg will die Dokumente gelöscht haben, um keine Quellen zu gefährden.“

RestInPeace, 19. August 2011 22:39
Spinnt der Typ?…
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Spinnt-der-Typ/forum-207617/msg-20663770/read/

THz, 19. August 2011 20:13
Der Ausschluss aus dem CCC stellt sich im Nachhinein noch einmal alles andere als Verfrüht heraus.
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Der-Ausschluss-aus-dem-CCC/forum-207617/msg-20663236/read/

demon driver, 19. August 2011 23:02
… in meinen Augen hat sich OpenLeaks allerspätestens jetzt die Existenzberechtigung entzogen. …
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Beruhigt-mich-ungemein/forum-207617/msg-20663834/read/

=> http://www.heise.de/newsticker/meldung/OpenLeaks-Gruender-wollen-Wikileaks-Dateien-loeschen-1326758.html

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=> http://www.thetechherald.com/article.php/201134/7536/Former-WikiLeaks-associate-destroyed-potentially-explosive-documents

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„…In der seit dem vergangenem Freitag strittigen und am gestrigen Montag erneut gestellten Frage, was von einstmals zu Wikileaks gehörenden Daten gelöscht wurde und was noch vorhanden ist, erklärte Domscheit-Berg nun, dass Schlüssel und das Material gelöscht sein sollen. Dies begründete Domscheit-Berg mit seiner Verantwortung gegenüber den Quellen. …“ (Detlef Borchers / vbr, 23.08.2011)

23. August 2011 20:59
Was für ein selbstgerechter ****
skyn3t
… Was hat er darüber zu entscheiden? Die Whistleblower haben
entschieden das Material an Wikileaks zu übergeben. Keiner von ihnen
hat DDB nach seiner Meinung dazu gefragt. Dafür werde ich 10 Katzenbilder auf „open“leaks hochladen, auf dass sie brutalstmöglich geshreddert werden!

23. August 2011 20:44
Okay, damit ist DDB für mich endgültig raus
Twister2009, Bettina Hammer

nachdem er gestern noch gegenübe Detlef von „Schlüsselmaterial“ faselte ((und ich noch dafür Schelte bekam, dass ich meinte, na wer weiß, was er dann wieder meinte… morgen heißt es dann noch, er meinte was ganz anderes und nicht nur die Schlüssel)) und offensichtlich sein Gerede von der eidesstattlichen Versicherung
auch nur bedeutet, dass er irgendwohin geht, nicht aber dass die Löschung (selbst unter der Prämisse, dass das eh nix aussagen würde) unter notarieller Aufsicht stattfand, ergo kein Mensch weiß, ob er das Material noch hat oder nicht — nachdem er sich in allen bisherigen Meldungen so unglücklich auszudrücken wusste, dass er nachher zurückrudern konnte um sich auf Verständnisfehler rauszureden
— nachdem er Infos, die anscheinend nicht mehr anderweitig vorhanden sind oder sein können, eigenmächtig vernichtete…. hat sich das Thema erledigt.

Ach ja – und die Tatsache, dass Software mitgenommen und nun fürs
eigene Projekt verwendet wird, will ich jetzt nicht wieder
ausbreiten. [*]

Sorry, DDB, aber kein Vertrauen in keinster Weise.

* [„… Neben den rund 3500 Dokumenten wurde auch die ursprünglich für WikiLeaks entwickelte Software für das Einreichen von Dokumenten entwendet. Diese ist nach Darstellung Domscheit-Bergs Schöpfung des WikiLeaks-Aussteigers mit dem Pseudonym «Architekt». Diese Software werde jetzt «in erweiterter und angepasster Form bei OpenLeaks verwendet». …“ [http://www.n-tv.de/ticker/Computer/Domscheit-Berg-akzeptiert-Rauswurf-aus-dem-CCC-article4120951.html] …]

Michael Meyer, 24. August 2011 00:06
Dann halten wir mal fest…

* Quellen leaken Material an WL, wobei sie genau wissen, an wen sie
das leaken – und sie wollen offensichtlich, daß das Material
veröffentlicht wird.

* DDB fängt das Material ab und verhindert, daß es bei WL ankommt –
behält aber selbst eine Kopie.

* Anstatt, daß er nun dem erklärten, ursprünlichen Willen der Quellen
entspricht, und das Material an WL weiterleitet, inszeniert einen
Riesenrummel um die vorsätzliche Vernichtung des Materials.

* Dann stellt er sich hin und verhöhnt die Quellen mit seiner
lausigen Rechtfertigung „Ich übergebe keine Daten an Menschen, die
nun mehrfach unter Beweis gestellt haben, dass sie solche Daten nicht
sauber handhaben können“.

Das einzige, was durch die ganze Aktion IMHO zweifelsfrei bewiesen
wurde, ist, daß DDB selbst „solche Daten nicht sauber handhaben
kann“. Witzig, daß ausgerechnet er meint, eine neue Plattform für
„solche Daten“ aufbauen zu wollen.

… Wir werden ja nicht einmal irgendwann erfahren, ob Daten dabei
waren, die nur an WL gesandt wurden und bei der Quelle (aus
Selbstschutz) gleich wieder gelöscht wurden – Material also, welches
wegen DDBs Löschaktion unwiderbringlich verloren ist. …

brainOnaut, 23. August 2011 21:18
Re: Okay, damit ist DDB für mich endgültig raus

Setro schrieb am 23. August 2011 21:13
> Ich kann mir gut vorstellen, dass DDB jetzt irgendwo in de Ecke sitzt
> und sich einen feixt, so dämlich kann ein Mensch doch gar nicht sein,

eben. der feixt sich keinen, sonder heult bitterlich, aber das ist
wunschdenken von mir, bezogen auf diesen text im alten thread vor ner
stunde, ich schrieb: „was weiss ich, vielleicht wird ihm die pistole auf die brust gesetzt
& seine art, laut um hilfe zu schreien, ist, sich als der totale
vollpfosten zu generieren und solche statements abzugeben…

das ist irgendwie so ne stille hoffnung von mir…

edit: was ich meine, er macht sich so wertlos als verdeckte quelle…

gott, das ist wirklich hoffnung, ich WILL einfach nicht glauben, daß
dieser mann tatsächlich *aus eigenem antrieb* ein maulwurf ist…“

malkiv, 21. August 2011 12:38
Warum macht DDB das?

Ok, ich les das Thema nur des Popcorns wegen. Aber vielleicht kann
mir mal jemand eine mögliche Antwort geben:

DDB will also ein ähnliches Portal aufbauen wie Wikileaks. Dazu
braucht es ja Unmengen an Vertrauensbildung und Seriösität. Auch ein
„low profile“ ist gut, eben das Gegenteil einer Medienfigur auf den
Titelseiten. Verschwiegenheit und so.

Warum verhält sich DDB nun so, wie er es tut? (Mit einem Buch mit
einigem an „juicy stuff“ drin, mit Talkshow-Touring, häufiger Präsenz
in Printmedien, mit seinem Kindergarten über die mitgenommenen
WL-Daten?)

Der Mann hat doch sicher mehr Intelligenz als der durchschnittliche
Teilnehmer in reality-soaps und erkennt deshalb vermutlich, dass er
sich kontraproduktiv verhält. Ist er so sehr gefangen in diesen
Egospielchen mit Assange, dass er meint, nur noch reagieren zu können
wie eine Marionette und dabei das Image seines Projekts runterhaut?
(ich kaufe keine Geheimdienst-VTs, danke :-)

Aus: „OpenLeaks-Gründer akzeptiert Rausschmiss aus dem CCC“ (23.08.2011)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/OpenLeaks-Gruender-akzeptiert-Rausschmiss-aus-dem-CCC-1329369.html

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„… In the meantime, Wikileaks tweeted that these documents contained amongst others 5GB data from the Bank of America, internals of neo-nazi organizations, a copy of the US no fly list, 60,000 e mails from German far right party NDP, US intercept arrangements and videos of a major US atrocity in Afghanistan.

Wikileaks also reacted with an official statement, suggesting that Domscheit-Berg has contacts to US law enforcement and the secret service. Anke Domscheit-Berg, his wife, has denied having any such contacts….“

From: „N-TV: Daniel Domscheit-Berg says he uses Wikileaks software for Openleaks“ (08/23/2011)
http://wlcentral.org/node/2179

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„…Destroying documents is hardly good PR for a transparency activist.…“

Source: „The Digital Vandal: Daniel Domscheit-Berg’s War Against Transparency“
Submitted by JLo on Tue, 08/23/2011 – 16:37
Opinion, Daniel Domscheit-Berg, Openleaks
http://wlcentral.org/node/2177

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„hareck, 22.08.2011 um 12:56 Uhr
Hier werden viele Meinungen vertreten, und kein Mensch hier weiß, was wirklich passiert ist.
Jeder, der hier einen Kommentar abgibt und für irgend eine Seite Stellung bezieht, hat seine Informationen aus den Medien, die wiederum völlig im Dunkeln tappen.
Jeder hier sollte sich die Frage stellen, ob das, was er über diesen Fall zu wissen meint, nicht genau das ist, was irgendwelche Drahtzieher die öffentliche Meinung glauben lassen will.
Das ist alles so undurchsichtig…wir wissen wahrscheinlich NICHTS.“

http://www.zeit.de/digital/2011-08/wikileaks-daten?commentstart#comments

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Update[1]:

Christian Stöcker (01.09.2011): „…Inoffiziell ist zu erfahren, dass vor allem der Streit um die von Domscheit-Berg mitgenommenen Daten eine Rolle spielt. Um zu erklären, warum man Assange aus ihrer Sicht nicht trauen könne, beginnen Personen aus dem OpenLeaks-Umfeld, die Geschichte von den versteckten Diplomatendepeschen zu erzählen, die nun schon seit Monaten im Netz kursieren, ohne dass jemand davon weiß.

Einem Journalisten des „Freitag“, einem der Kooperationspartner von OpenLeaks, wird verraten, wo das Passwort für diese Datei zu finden ist: in Leighs Buch. Der „Freitag“ veröffentlicht eine vorsichtig formulierte Version der Geschichte. Darin ist zwar zu lesen, das Passwort liege „offen zutage und ist für Kenner der Materie zu identifizieren“. Der „Freitag“ verrät aber nicht, wo. Auf Twitter und anderswo schießen die Spekulationen ins Kraut. Diverse Hobbyermittler beginnen zu ahnen, von welchem veröffentlichten Passwort da die Rede sein könnte. … In einer Stellungnahme gibt WikiLeaks dem „Guardian“ und Leigh die Schuld daran, dass die Depeschen nun frei im Netz verfügbar sind. Man habe begonnen „rechtliche Schritte vorzubereiten“ gegen den „Guardian“ sowie „eine Person in Deutschland, die die ‚Guardian‘-Passwörter eigennützig verbreitetet hat“. Leigh habe mit der Veröffentlichung des Passworts ein „Vertraulichkeitsabkommen“ zwischen WikiLeaks und dem „Guardian“ gebrochen. Man habe die US-Botschaft in London und das US-Außenministerium schon am 25. August über die mögliche komplette Veröffentlichung informiert, um auf die Notwendigkeit zu verweisen, die Informanten vorzuwarnen.

Der „Guardian“ wies die Vorwürfe in einer eigenen Stellungnahme zurück. Man habe die Information enthalten, dass das Passwort temporär sei und nach Stunden seine Gültigkeit verlieren werde. „Als das Buch erschien, wurden keine Bedenken formuliert und wenn irgendjemand bei WikiLeaks davon ausging, dass es ein Sicherheitsproblem gab, hatte man dort sieben Monate Zeit, die Dateien zu entfernen. Dass das nicht geschah zeigt deutlich, dass das Problem nicht auf das Buch des ‚Guardian‘ zurückzuführen ist.“ …“

keinzeitungsleser, 01.09.2011
Zitat von sysop
Das katastrophale Leck ist das Ergebnis einer höchst privaten Männerfeindschaft.
Soweit ich das verstanden habe, ist das Datenleck von Domscheidt-Berg inszeniert worden. So hat es auch der Spiegel in seiner neuesten Magazin-Ausgabe berichtet. Ob es sich dabei um eine „Männerfeindschaft“ handelt, oder um eine gesponserte Aktion von Leuten, die daran interessiert sind, Wiki-Leaks zu verunglimpfen, sei dahin gestellt. Es scheint aber geklappt zu haben … . Wie der CCC verlauten lies, passen bei Domscheidt-Berg Reden und Handeln auf merkwürdige Weise nicht zusammen. …

redkiller, 01.09.2011
Assange und Spiegel eine mörderische Kombination
…Domscheit-Berg hat nichts mit der Sache zu tun, der Spiegel verdreht die Wahrheit um seinen Kooperationspartner Assange zu entlasten. Denn in Wirklichkeit waren die Daten schon seit Monaten öffentlich und auch das Passwort war öffentlich. Es war nur eine Frage der zeit bis die Geheimdienste diverser Staaten ein und eins zusammen zählen würden. …

karmamarga, 01.09.2011
Wenn Desaster, dann ein Ehrlichkeits- und Chrakterdesaster, das hier mit Wikileaks freigespült wurde und von dem jeder immer wusste, dass es so existiert. Wir brauchen wikileaks überall, für die Verwaltungen und in der Politik. Frieden den whistleblowern, Krieg den Drecksäcken weltweit.

fettwebel, 01.09.2011
Illoyale Mitarbeiter sind der Albtraum jedes Unternehmens.
Hier war es noch schlimmer. Der Macher wird mit der Sex Story juristisch gelähmt. Währenddessen klaut der geschätzte Mitarbeiter Daten. Dies ganz gewiß im Auftrag eines neuen Herrn. Als Nebelwerfer zur Vertuschung der Fakten wird persönliche Rivalität vorgeschoben. Gewissenlosigkeit für Bares.

gehacktes, 01.09.2011
Zitat von elpepino
…ohne den „USA-Hasser“ Assange bzw. WikiLeaks wüsste die Welt nicht, wie es im Afghanistan und im Irak wirklich zugeht („Afghan War Diary“, „Iraq War Logs“), wie sich amerikanische Kampfhubschrauberpiloten über ein „Killerspiel“ aufgeilen oder nach welchem Prozedere man in Guantanamo verfährt („Camp Delta Standard Operating Procedures“). Die Welt wüsste auch nichts von und über diversen Machenschaften von Scientology, diverser Geheimdienste und verschiedener Banken und Großkonzernen. Eine komplette Liste der Veröffentlichung gibt’s bei der Allwissenden Müllhalde (http://de.wikipedia.org/wiki/Ver%C3%B6ffentlichungen_von_WikiLeaks)
Super Sache! Endlich ist jetzt jeder ein Experten und an der Metzger-Theke können die Iraq War Logs diskutiert werden. Hat sich sonst noch etwas verändert? …

Aus: „Depeschen-Desaster in sechs Akten“ Von Christian Stöcker (01.09.2011)
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,783694,00.html

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Update[2]:

Mem*
Erstellt am 1. September 2011 um 10:42

Es gab damals keinen Grund die verschlüsselte Datei nicht auf dem Server zu belassen und auf den diversen Mirrors zu verteilen. Leigh veröffentlicht das PW inclusive des nur mündlich mitgeteiltem Zusatzes erst dannach, DDB sticht die Info überall durch.
Seitdem (und nicht erst jetzt) versucht WL gegen den Guardian vorzugehen.
DDB und dieverse B-Journalisten versuchen aufgrund des Vorfalls WL Unsicherheit nachzuweisen. Keiner der Artikel der letzten Wochen hat auch nur im Ansatz Licht in die Angelegenheit gebracht, im Gegenteil. Ein gutes Beispiel dafür wie Journalisten durch vermeintliche Hintergrundinfo korrumpiert werden.
Das Datenleck war beim Guardian und bei DDB.
Wie DDB ähnliche Pannen bei OL verhindern will bleibt unklar.
Auch unklar bleibt warum es kein Journalist geschafft hat darauf hinzuweisen, daß das Leck ein Journalist eines der Medienpartner war.
Auch unklar, warum deswegen die restlichen Daten (angeblich) vernichtet werden mussten. Total unklar, warum auch dieser Artikel hier nochmal in der Nebelsuppe rührt. Das ist kein Datengau durch Verpeilung.

andreas
Erstellt am 1. September 2011 um 11:44
Weiß jemand um die zeitliche Abfolge? Wann wurde an Leigh/Guardian übergeben? Wann nahm DDB den Server mit? Diese Infos wären für die Bewertung der Verpeiler ganz hilfreich…

http://netzpolitik.org/2011/wikileaks-datengau-durch-verpeilung/#comments

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Update[3]:

Detlef Borchers/jk, 01.09.2011: „… Für Außenstehende ist der Streit so skurril, weil ein in einem Buch abgedrucktes Passwort Dreh- und Angelpunkt der Debatte ist. Im Kapitel 11 des Guardian-Buches über Wikileaks beschreiben die Guardian-Journalisten David Leigh und Luke Harding ihre Zusammenarbeit mit Wikileaks bei der Veröffentlichung von US-Depeschen. Geschildert wird die Übergabe der Datei, deren Inhalte später etliche Verwicklungen produzierten: Assange speichert die Datei auf einem sicheren Server des Guardian und übergibt den Journalisten das unvollständige Passwort für diese Datei, mitsamt dem Hinweis, wie das Passwort komplettiert werden kann; die Journalisten entschlüsseln und entpacken die Datei, speichern sie offline und Löschen die Sendung auf dem Server. Im Buch schreiben sie vom Passwort-Procedere, nichtsahnend, dass Wikileaks-Aktivisten die Datei mit exakt diesem Passwort als BitTorrent speichern. … Nach Recherchen der New York Times soll überdies kein Fall bekannt eworden sein, in dem ein Informant durch die Veröffentlichung der Botschaftsberichte in Lebensgefahr gekommen sei. Vereinzelt habe es Karriereabbrüche gegeben. …“

Schily, 1. September 2011 14:26
Eine bedeutungslose Phrase…
Wenn der Guardian es für bedeutungslos hält, warum hat er es dann
veröffentlicht? … Wenn die Veröffentlichung durch den Guardian die erste Möglichkeit zur Entschlüsselung bot, dann ist der Guardian selbstverständlich
schuldig.

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Twister2009, Bettina Hammer, 1. September 2011 14:33
Re: Eine bedeutungslose Phrase…
Schily schrieb am 1. September 2011 14:26
> Wenn der Guardian es für bedeutungslos hält, warum hat er es dann
> veröffentlicht?

Ohne es zu wissen, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass im Zuge
der Buchschreiberei man einfach auch darstellen wollte, wie
vorsichtig Assange ist bzw. welche Passwörter er nimmt usw.
So nach Art von „und dann gab er mir das Passwort für meine Kopie –
es war der Name meines Hundes, was ich charmant fand“.
Davon ausgehend, dass das PW nur für die eigene Kopie funktioniert
und eine andere Version dann eben mit dem anderen Schlüssel eines
anderen Empfängers verschlüsselt ist, wäre das ja auch schlichtweg
egal, wenn ich das veröffentliche.

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Sydal, 1. September 2011 14:41
Re: Eine bedeutungslose Phrase…
… Die Veröffentlichung des Passworts war auch Pech, aber auf Glück
sollte man sich in dem Geschäft halt nicht verlassen. …

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Wikileaks-will-gegen-Tageszeitung-Guardian-vorgehen-1334880.html

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Update[4]:

Von Johannes Kuhn, 01.09.2011: „…Ein einzelner Schuldiger ist schwer auszumachen: Wikileaks hält den Guardian-Journalisten Leigh für verantwortlich und bereitet nach eigenen Angaben rechtliche Schritte gegen ihn sowie „eine Person in Deutschland, die die Guardian-Passwörter eigennützig verbreitet hat“.

Assanges deutscher Anwalt Johannes Eisenberg wird konkreter. Domscheit-Berg habe die Informationen verbreitet, so Eisenberg, „um damit die Reputation von Wikileaks zu schädigen“. Ein solches Verhalten sei „in hohem Maße geeignet, die von Ihnen (Domscheit-Berg; Anm. d. Red.) angeblich befürchteten Gefährdungen überhaupt erst herbeizuführen“, heißt es in einem Brief. Domscheit-Berg bezeichet das Schreiben als „klassisches Ablenkungemanöver“.

Der Guardian wehrt sich gegen die Vorwürfe: „Unser Buch erschien im Februar. Dort wurde das Passwort genannt, aber keine Details über den Ort der Dateien. Uns wurde zudem gesagt, es handele sich um ein temporäres Passwort, das auslaufen und in wenigen Stunden gelöscht werden würde.“ Zudem hätte Wikileaks „keinerlei Bedenken“ geäußert, als das Buch veröffentlicht worden sei. Die Organisation bestreitet, dass Assange den Eindruck erweckt habe, es handele sich um ein temporäres Passwort.

Eindeutig ist die Frage nicht zu beantworten: Tatsächlich hätte Wikileaks eine sicherere Übergabe der Daten wählen oder zumindest die unredigierte Datei nach dem Download der Medienpartner sofort löschen können, ja wahrscheinlich sogar müssen. Auch die Publikation des Passworts im Guardian-Buch hätte Assange und seinem Team auffallen müssen – allerdings wäre es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät gewesen, da die Datei sich über die verschiedenen gespiegelten Wikileaks-Seiten bereits verbreitet hatte.

Auf der anderen Seite war die Publikation des Passwortes durch Guardian-Mann Leigh nicht unbedingt notwendig. Ob er sich der Konsequenzen hätte bewusst sein können, hängt davon ab, wem man glaubt: Hat Wikileaks wirklich von einer temporären Datei gesprochen? Dann wäre eine Veröffentlichung aus Leighs Sicht unproblematisch. Falls nicht, hätte er zumindest noch einmal prüfen können, ob die versteckte Datei noch öffentlich zugänglich ist. Wie Assange muss sich auch Leigh die Frage gefallen lassen, ob er verantwortungsbewusst gehandelt hat. Der Ruf des Journalisten hatte bereits jüngst gelitten, als Leigh im Zuge des News-of-the-World-Skandals zugegeben hatte, ebenfalls einmal die Mailbox eines fremden Handys abgehört zu haben … Die Affäre dürfte auf jeden Fall den Ruf von Online-Plattformen für Whistleblower stark beschädigt haben – und damit auch OpenLeaks, dessen Mitarbeiter sich nun dem Vorwurf ausgesetzt sehen, am Bekanntwerden des Wikileaks-Lecks nicht ganz unbeteiligt gewesen zu sein. …“

Aus: „Die Daten-Dilettanten“ (01.09.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/digital/wikileaks-cablegate-dateien-bringen-informanten-in-gefahr-die-daten-dilettanten-1.1137706

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Update[5]:

von REINER METZGER, 01.09.2011:“… Seit Donnerstag ist bekannt, wer das Passwort dazu veröffentlicht hat. Die Telegramme gelangten ursprünglich über die Whistleblower-Organisation Wikileaks an die Öffentlichkeit. „Ein Journalist des Guardian hat, in einem Akt großer Ignoranz oder Heimtücke, … streng geheime Passwörter zur Entschlüsselung des kompletten, unredigierten Wikileaks Cablegate-Archivs veröffentlicht.“

Mit diesem harten Angriff ging Wikileaks in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag seinen ehemaligen Partner an, nämlich die britische Tageszeitung Guardian. Der Vorwurf kam über den Twitterfeed #wikileaks, dieses Konto beim Botschaftendienst Twitter nutzt die Enthüllungsplattform.

Wikileaks hat nach eigenen Angaben am 25. August das US-Außenministerium gewarnt, dass die vollständige Veröffentlichung der Cables bevorsteht. Das Ministerium solle prüfen, ob sein Zeugenschutz- und Warnprogramm schon abgeschlossen sei.

Der Guardian weist die Vorwürfe in einer Stellungnahme vom Donnerstag zurück. Die Zeitung habe die Datei verschlüsselt im Jahr 2010 bekommen. Tatsächlich samt dem zugehörigen Passwort. Allerdings laut der Zeitung über einen Server, der nur für ein paar Stunden online gewesen sei. Die Dateien auf dem Server wären danach alle gelöscht geworden. Von einem Fehler könne keine Rede sein. Wikileaks findet dies eine alberne Ausrede, wie weitere Twittereinträge der Organisation von diesem Donnerstag zeigen. Es handele sich um ein sogenanntes PGP-Passwort, und die seien prinzipiell nicht für eine bestimmte Zeit gültig. Jeder wisse das. PGP ist eine nicht knackbare und verbreitete Verschlüsselungsmethode.

Für den Guardian ist das Ganze ähnlich heikel wie für Wikileaks. Das Passwort wurde nämlich im Februar 2011 in einem Buch seines derzeit berühmtesten Enthüllungsjournalisten veröffentlicht, David Leigh. Das Buch beschreibt den Aufstieg Wikileaks und seines Frontmanns Julian Assange samt Insidergeschichten, die Filmrechte daran sind schon an Hollywood verkauft. Wenn Leigh nun eines dummen Fehlers mit potentiell katastrophalen Folgen beschuldigt wird, käme das einer herben Rufschädigung gleich.

Der Guardian weist darauf hin, dass das Passwort seit Februar gedruckt sei und sich niemand daran gestört habe. Das aktuelle Problem komme woanders her. Das stimmt zumindest zur Hälfte. Denn das offene Passwort hilft ja nichts, wenn nicht die verschlüsselte Datei dazu (sie heißt cables.csv) auch im Netz steht. Wie, wann und über wen diese ins Netz gelangt ist, darüber gibt es verschiedene Versionen. Eine hoffentlich weitgehend korrekte Variante: Als Wikileaks und seine Medienpartner eine vorsichtige Auswahl der Telegramme im Dezember 2010 veröffentlichten, kam es weltweit zu Skandalen. Informanten der USA konnten ihre vertraulichen Berichte in Zeitungen lesen. Die US-Regierung schäumte, wie schon bei vorherigen Veröffentlichungen Wikileaks zu Verbrechen im Afghanistan- und Irakkrieg.

Politiker forderten den Tod des Wikileaks-Chefs Assange. US-Banken und Netzbetreiber sorgten dafür, dass Wikileaks finanziell trocken gelegt wurde und keine Server mehr in Betrieb hatte. Daraufhin spiegelten Unterstützer von Wikileaks die Daten auf hunderten von Computern weltweit und machten sie dadurch quasi unlöschbar.

Im Laufe dieses Vervielfältigungsprozesses wurde anscheinend auch die verschlüsselte Ur-Datei cables.csv unerkannt verbreitet. Das Passwort heißt übrigens: ACollectionOfDiplomaticHistorySince_1966_ToThe_PresentDay#. Schön lang und damit prinzipiell sicher, aber leider nur noch ähnlich geheim wie die Adresse des Weißen Hauses. …“

Aus: „Wikileaks geht auf „Guardian“ los“ (01.09.2011)
http://www.taz.de/Cablegate-weitet-sich-aus/!77294/

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„…Daniel Domscheit-Berg wies die Darstellung zurück. Was Assange über seinen Anwalt vortrage, sei ein klassisches Ablenkungsmanöver. Wikileaks und niemand sonst habe im Umgang mit dem Whistleblower-Material mehrfache Fehler gemacht und fahrlässig gehandelt. Er, Domscheit-Berg, habe nur mit einem „Journalisten meines Vertrauens“ über das Problem der unzureichend geschützten Datei gesprochen. …“

Aus: „Und wer schützt jetzt die Quellen?“ Von Detlef Borchers (01. September 2011)
http://www.faz.net/artikel/C30351/streit-um-wikileaks-dokumente-und-wer-schuetzt-jetzt-die-quellen-30494817.html

Update[6]:

Frank Schmiechen, 02.09.2011: „…Das Prinzip Wikileaks ist tot. Julian Assange hat es erfunden – und jetzt hat er es durch eine Mischung aus Schlamperei und Selbstüberschätzung endgültig zerstört. …“

Der_seppel_1, 02.09.2011
entschuldigung, weder hat JA das Prinzip erfunden (Leakingplattformen gibt es seit fast zum Anbeginn des Internets) und weder ist es tot. …

Bernni, 02.09.2011
Der deutsche Geheimdienst hat Daniel Domscheit gut eingesetzt. Tot ist nicht Wikileaks, sondern dieses kapitalistische System samt ihren Medien und ihren Hofberichterstattern.

malmaladei, 02.09.2011
1. Die Depeschen sind bearbeitet worden von Wikileaks, gerade Namen von möglicherweise gefährdeten Informanten geschwärzt. Dass durch die Depeschen kein Informant gefährdet wurde, haben sogar die Geheimdienste anerkannt.
2. Die Depeschen sind in ihrem kompletten Umfang ABSICHTLICH veröffentlicht worden und wurden auf der Wikileaks-Seite zur eigenständigen Recherche zugänglich gemacht. Was der Redakteur hier behauptet ist schlichtweg falsch.

Brandon Welt, 02.09.2011
Wann war DDB bitte Deutschland-Chef von Wikileaks? Warum wird hier nicht ein einziges Mal der Guardian erwaehnt und die Verantwortung des publizierenden Journalisten?
Noch ist fraglich, wann und wie die verschluesselte Datei selber in Umlauf geraten war. Das ist naemlich die groesste Schlamperei, die Wikileaks anzulasten waere. Die Veroeffentlichung des Passwortes durch David Leigh hat mit Assange nichts zu tun.

Caro, 02.09.2011,
Antwort auf None
Nicht die Namen der WikiLeaks Informanten sind jetzt zugänglich, sondern die der Informanten der USA. Die USA haben es in erster Instanz versäumt, ihre Informanten und Daten ausreichend zu sichern. WikiLeaks hat genau das getan, was es sich zur Aufgabe gemacht hat: geheime Dokumente, sofern sie ihnen zugespielt werden, veröffentlichen. Sie wollten zwar auch die Namen der US Spitzel schützen, aber das ging schief. Es war aber auch nie deren Aufgabe.

Gast, 02.09.2011
Antwort auf gastleser
Ich denke, dass es sich zum Großteil eher um mehr oder weniger erfolgreiche Geheimdienstarbeit handelt. M.E. sind weder der interne Zwist, noch die beiden eifersüchtigen schwedischen Damen Zufälle. Und die Enthüllungen, auch schon vor Wikileaks, haben gezeigt, dass man Firmen- oder Regierungsvertretern keinen Glauben schenken kann. Im Gegenteil, dass üblere Dinge gemacht werden als man sich vorstellen kann. Und diese dann auch noch immer von Steuergeldern finanziert werden. Wikileaks ist nicht tot, weil die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung zu groß ist und das international der Bevölkerung klar ist. Auch der Versuch, ein staatliches Wikileaks aufzubauen wird nur wenig Vertrauen gewinnen. Es wird vermutlich viele kleine „Wikileaks“ geben, denn Whistleblower und Leaks gab es schon immer.

Aus: „Wikileaks ist tot“ (02.09.2011)
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/webwelt/article13579738/Wikileaks-ist-tot.html

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„Fatale Datenpannen: Wikileaks ist tot“ (FTD.de)
Nach den Pannen im Umgang mit geheimen US-Botschaftsdepeschen leben die darin genannten Informanten in Angst. Für die Enthüllungsplattform Wikileaks bedeuten die Fehler das Ende. von Georg Fahrion (01.09.2011)
http://www.ftd.de/it-medien/medien-internet/:fatale-datenpannen-wikileaks-ist-tot/60098777.html

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„Kommentar: Wikileaks ist tot“ Von Olaf Steinacker (1. September 2011)
http://www.wz-newsline.de/home/politik/wikileaks-ist-tot-1.754101

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„Wikileaks ist tot“ Georg Fahrion, Donnerstag, 1. September 2011, um 17:00
http://de.finance.yahoo.com/nachrichten/Wikileaks-tot-ftd-3332650837.html?x=0&.v=1

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Cryptome-Gründer John Young „Wikileaks ist tot“ Jens Ihlenfeld (31.12.2010)
http://www.golem.de/1012/80402.html

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Le Penseur, »Wikileaks ist tot«, Freitag, 02. September 2011: „… Besonders widerlich die Verlogenheit, mit der »FTD« nun Wikileaks als eine »großartige Idee« bezeichnet. In Wahrheit haßten alle Zeitungen diese Plattform (auch wenn sie sie eifrig benutzen und mißbrauchten!), denn sie stellte das Monopol auf »Enthüllung«, das die Journaille für sich gern weiterhin gesichert hätte, in Frage! – Ob »Wikileaks« wirklich durch »die unverzeihliche Schlamperei bei der Enthüllungsplattform«, welche »ihrer eigenen Verantwortung und ihrer eigenen Macht nicht gewachsen« gewesen sei, umgebracht wurde, kann füglich bezweifelt werden. Wer das glaubt, der glaubt vermutlich auch, daß Julian Assange zwei Schwedinnen, die in Nahebeziehung zum Geheimdienst standen*), »vergewaltigt« habe. Wahrscheinlicher ist freilich, daß die angebliche »Schlamperei« eher eine gezielte Aktion war, um der staatsgläubigen Bevölkerung schlagend vor Augen zu führen, wie ruchlos und gefährlich diese Unholde von Wikileaks so sind. … (*) Man erinnert sich u.a. an den mysteriös gelöschten Google-Cashe des Blogs von Anna Ardin, welches ihre Angabe, »vergewaltigt« worden zu sein, geradezu abstrus erscheinen läßt — das allerdings, welch peinliches Versehen, auf einer russischen Seite noch nachverfolgt werden kann. Nun, Google-Cashes kann »man/frau« nicht so einfach löschen (wer’s nicht glaubt, möge es doch probehalber mal selbst versuchen!) — da braucht es schon die tätige Mithilfe von Google selbst. Und die wird eine gewisse Anna Ardin aus Schweden nicht bekommen, außer sie hat mächtige »Fürsprecher«, wie z.B. den CIA … “

Quelle: http://lepenseur-lepenseur.blogspot.com/2011/09/wikileaks-ist-tot.html

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Talon Marr, 2. September 2011 12:54
Zu „Wikileaks: Alles muss raus“
Ich vermisse bei solchen Berichten immer die „Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten“ Schwätzer und Überwachungsbefürworter.

http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Wo-sind-bei-solchen-Berichten/forum-208588/msg-20729175/read/

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Update[7]:

„…Möglicherweise sei es falsch gewesen, mit dem Guardian zusammenzuarbeiten, räumte Assange ein. Generell sei es riskant, mit anderen Organisationen zu kooperieren. Es sei aber nötig, die Risiken auf sich zu nehmen. So seien etwa Wahlbetrug in Kenia, Korruption an unzähligen Stellen sowie illegale Exekutionen im Irak aufgedeckt worden. … „In der ganzen politischen Welt bestehen professionelle Verschwörungen“, so Assange ….“

Aus: „Wikileaks-Gründer: „Wir haben alle Versprechen gehalten““ (Stefan Krempl) / (anw) (06.09.2011)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Wikileaks-Gruender-Wir-haben-alle-Versprechen-gehalten-1337769.html

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Nachtrag [1]

Was macht eigentlich OpenLeaks?
https://netzpolitik.org/2012/was-macht-eigentlich-openleaks/

OpenLeaks – das ewige Projekt
Wolfgang Michal (20.08.2012)
http://carta.info/47455/openleaks-das-ewige-projekt/