Schlagwort: Thematik Sphären Verständnis

[Zur Wahrnehmungsblase (Realitätstunnel) #2… ]

“ … Die Idee des Common Ground als eine Art mentale Repräsentation ist ein übliches Missverständnis. … es gibt keinen Punkt, an dem eine Gedankenkette wie „A vermutet, dass B weiß, dass X; und A vermutet auch, dass B denkt, dass A glaubt, B wisse X; usw.“ zum Stoppen kommt. …“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Common_Ground, 4. März 2014)

“ … In Konflikten … geht die Meinung darüber, was … passiert, weit auseinander. Beide Seiten beschuldigen sich immer wieder der Desinformation und beide werfen Medien vor, parteiisch zu sein. Ursache dafür ist ein Phänomen, das Eli Pariser die Filter-Blase genannt hat – beide Seiten informieren sich aus unterschiedlichen Quellen und es gibt kaum Informationslieferanten, die von allen genutzt werden.
Das ist nicht überraschend und auch kein neues Phänomen. Spannend aber ist, wie eindeutig sich dieser Bias [Trend] in den Daten sozialer Netzwerke beobachten lässt.
Gilad Lotan … hat Daten von Twitter, Instagram und anderen Netzwerken analysiert und visualisiert, um diese Form der „personalisierten Propaganda“, wie er es nennt, zu zeigen. Dazu hat er bei Medium einen Text veröffentlicht.
Lotan untersuchte Twitterer, die im Juli 2014 in irgendeiner Form auf die Bombardierung der Schule des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) in Gaza reagierten. Der Inhalt der Reaktionen waren nicht entscheidend, vielmehr erstellte Lotan eine Karte, auf der die Accounts danach angeordnet wurden, wem sie folgen. …
Das alles sagt nichts darüber aus, wie Medien über den Konflikt berichten und welche Berichte nun richtig oder falsch sind. Es zeigt aber, dass diejenigen, die die Berichte lesen und kommentieren, sich in vollkommen unterschiedlichen Sphären bewegen. Was die Gefahr erhöht, dass sie kein Verständnis füreinander aufbringen und die andere Seite als Gegner erleben, den es zu bekämpfen gilt. Und es erhöht die Gefahr dafür, dass die Beteiligten auf jeder Seite anfällig für Propaganda sind. Der Krieg am Boden hat also offensichtlich leider auch im Netz zu einer klaren Front geführt. Noch mal, das ist nicht neu. Aber es ist dank Lotans Analyse nun sichtbar. …“ | Aus: „Personalisierte Propaganda“ Kai Biermann (8. August 2014) >> http://blog.zeit.de/open-data/2014/08/08/gaza-propaganda-twitter/ | (Gilad Lotan – NYC https://medium.com/@gilgul ): „Israel, „Gaza, War & Data“ >> https://medium.com/i-data/israel-gaza-war-data-a54969aeb23e

Outside_Observer, 8. August 2014 um 17:37 Uhr: Vor 20 Jahren, als das Internet noch in den Kinderschuhen war, hatte ich grosse Hoffnung, dass sich Menschen nun unabhängig informieren könnten, und dass das zur allgemeinen politischen Bildung beiträgt, und Konflikte entschärft.
Das Gegenteil ist der Fall. Überall bilden sich eigene Blasen und eigene Welten, und man liest nun mal am Liebsten, was die eigenen (Vor)Urteile bestätigt. Das Internet vertieft die Gräben und Konflikte. Dazu kommt, dass durch die Anonymität die Aggressivität der Kommentare enorm zunimmt. Auch das färbt ins wirkliche Leben (die „real reality“) ab.

Le Toast, 8. August 2014 um 18:01 Uhr: Das ist wirklich sehr interessant … dass das Internet maßgeblich dazu beiträgt, dass Leute sich ihre Informationen nach dem Filtern, was sie hören bzw. lesen wollen. Differenziertes Auseinandersetzen mit einer Thematik wird eben von der Notwendigkeit eines vergleichsweise hohen kognitiven Aufwandes begleitet, da keine Heuristiken, wie z.B. Vorurteile mehr sinnvoll genutzt werden können. Vorurteile, Stereotypen, etc. machen es aber sehr viel einfacher, sich ein Bild zu machen, das jedoch von der Realität (ob die jetzt objektiv oder relativ ist, sei mal dahingestellt) enorm abweichen kann.
Man muss versuchen davon wegzukommen, eine eindeutige Einteilung in Gut und Böse erreichen zu wollen, wenn man schon (wie wir) emotional weitgehend unverwickelt ist in der ganzen Sache.