Schlagwort: Sigmund Freud

[Das Reale, Symbolische und Imaginäre #90…]

Kurt Nilsson: HELGOLÄNDER FISCHER MIT PFEIFE UND BART
Herkunftsregion: Norddeutschland
Herstellungszeitraum: 1950-1985
Besonderheiten: Von der Rückseite her mit Styropor verstärkt
Stil: Realismus

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Marker Italiens: “ … die Semantik von ‚Klischee‘ ähnlich wie jene von ‚Stereotyp‘ [umfasst] das Moment des Visuellen: Zunächst handelt es sich um eine Bezeichnung für einen „vorgefertigte[n] Druckstock für Abbildungen“, die im landläufig verbreiteten, übertragenen und pejorativen [abwertenden] Sinn benutzt wird für „vorgeprägte Wendungen, abgegriffene, durch allzu häufigen Gebrauch verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden“. … Wir alle sind sofort „im Bilde“, wenn wir eine Gondel und eine Karnevalsmaske oder das Kolosseum und eine rote Vespa sehen. …“ | Marita Liebermann – Ikonen und Klischees (Veröffentlicht von De Gruyter 14. November 2023) | https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/qufiab-2023-0005/html
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„Josephine Baker – Klischee und Ikone“ (Sa 20.01.2024): “ … Jean-Ulrick Désert, Künstler: „Es ist Josephine Baker – und gleichzeitig es ist nicht Josefine Baker. Man könnte sagen, es ist eine Göttin – eben eine schwarze Madonna“ – Josefine Baker kämpft im französischen Widerstand. Dafür wird sie von Charles de Gaulle geehrt. Als Zeichen des Friedens adoptiert sie 12 Kinder. Sie wird zu einer Ikone der Menschlichkeit – darauf bezieht sich Jean Ulrick Désert. …“ | https://www.rbb-online.de/rbbkultur-magazin/archiv/20240120_1830/baker-josephine-ausstellung-berlin-kuenstlerin-taenzerin-ikone-neue-nationalgalerie.html

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“ … In den Cypress Studios, so heißt die Filmsociété, floppt der aktuelle, mit einer rothaarigen schwarzen Schauspielerin besetzte Meerjungfrauenfilm. Die Hauptdarstellerin Sal O’Myé vulgo Salome (Safira Robens) soll die Twitter-Massen mit einer Gegenkampagne beschwichtigen: schnell für Instagram posen mit einem rothaarigen, aber weißen Typen. Dieser heißt, frei nach Nestroy, Titus Fox (Moses Leo) und ist gar nicht weiß, sondern „whitefaced“ und der Neffe des Produzenten CC (anspielend auf das Theaterimperium des Nestroy-Zeitgenossen Carl Carl), gespielt von Ernest Allan Hausmann. … Titus wiederum will einen Film über Rassismus drehen, aber nur mit Weißen (deshalb Whitefacing), was der exaltierten Managerin Ignatia von Cypressenburg (Zeynep Buyraç) nicht gewinnbringend erscheint. Im Hintergrund agiert das Cypressenburger Filmorchester in Gestalt einer Pianistin (Ming), die sich immer wieder aus dem Kostümfundus für „Asian Characters“ bedient. Die Inszenierung stellt diverse rassistische Muster aus und übersteigert sie ins Absurde. …“ | Aus: „Uraufführung: Kulturelle Aneignung in Nestroys Filmstudios“ In „Cypressenburg“ im Burgtheater-Kasino macht Isabelle Redfern aus der Posse „Talisman“ eine didaktische Diskriminierungsgroteske | Margarete Affenzeller (14. April 2024) | https://www.derstandard.at/story/3000000215787/kulturelle-aneignung-in-nestroys-filmstudios
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“ … 1979 trug Bo Derek im Film 10 Zöpfe (Cornrows) mit eingeflochtenen Muscheln. Die Frisur wurde als modern wahrgenommen und dadurch populär. Noch Jahre später bezeichnete Kim Kardashian ihre geflochtenen Haare als Bo-Derek-Braids, da sie durch die blonde weiße Schauspielerin berühmt gemacht worden seien. Tatsächlich wurden sie so schon seit Jahrhunderten vom Volk der Fulbe in der Sahelzone Afrikas getragen. … [Elemente der ägyptischen Kultur wurden von der hellenistischen Kultur angeeignet. Griechen ahmten im Athen der Perikleszeit den persischen Lebensstil nach.] … Die Literaturwissenschaftlerin Anja Hertz erkennt in der kulturellen Aneignung die Gefahr, Kultur zu sehr als etwas Einheitliches und klar Begrenztes zu sehen. Kultur sollte aber eher als etwas Dynamisches wahrgenommen werden. Die Vorstellung, Kultur als klar trennbar oder statisch zu sehen, würde der Argumentation rechter Bewegungen gleichen. Dort dürften verschiedene Kulturen koexistieren, sich aber nicht durchmischen. … “ | https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturelle_Aneignung
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„… Und wer will bestreiten, dass Menschen Kulturwesen seien, die in ihre Kultur ,verstrickt‘ sind, welche sie prägt und sie in vielfältiger Weise „unterschiedlich“ macht? Daran ist nichts auszusetzen, die Frage ist nur: Welche Geschichte, und welche Kultur? Historisches Denken und historische Forschung sind in dem Masse Produkte der Aufklärung, wie sie versuchen, Legenden von angeblichen „Ursprüngen“ und behauptete „Traditionen“ durch historisches Wissen zu ersetzen. Auf dieses kann man sich zweifellos beziehen – aber es bietet nicht mehr die tröstliche Gewissheit von Ursprungsmythen. Dasselbe gilt für die Kultur: Dass diese immer „ethnisch“ sei, kann mit guten Gründen bestritten werden. Denn Kultur entsteht, wie Generationen von Geisteswissenschaftlern gezeigt haben, durch Kontakt, Austausch und Überlagerung mit anderen „Kulturen“ (die ihrerseits nichts Stabiles sind) und verändert sich dabei ständig. …“ | Aus: „Der alte Hass auf die Aufklä­rung. Die Neue Rechte von Arnold Gehlen bis Botho Strauß“ Philipp Sarasin (2019) | Quelle: https://geschichtedergegenwart.ch/der-alte-hass-auf-die-aufklaerung-die-neue-rechte-von-arnold-gehlen-bis-botho-strauss/
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“ … „Narzissmus der kleinen Differenzen“ nannte Sigmund Freud in seiner Abhandlung Das Unbehagen in der Kultur (1930) „eine bequeme und relativ harmlose Befriedigung der Aggressionsneigung“. In allen menschlichen Gemeinschaften sei feindliche Missgunst unter ansonsten gleichgestellten Menschen nicht aufzuheben. Es erleichtere aber den gemeinschaftlichen Zusammenhalt, wenn die Aggression, statt nach innen, auf benachbarte, nahestehende Gemeinschaften gerichtet werde. In harmloser Form äußert sich der Narzissmus der kleinen Differenzen in Rivalitäten zwischen benachbarten Völkern (Portugiesen gegen Spanier), Regionen (Bayern gegen Preußen) oder Städten (Köln gegen Düsseldorf). …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Narzissmus_der_kleinen_Differenzen
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Wolfgang Schmidbauer (25. März 2024): “ … In der Studentenrevolte um 1968 haben die kommunistischen Gruppen – Maoisten, Leninisten, Stalinisten, Trotzkisten – einander weit mehr gehasst, als sie die Unpolitischen oder die Reaktionären gehasst haben. Das hängt mit Erwartungshaltungen zusammen. Menschen, die uns ähnlich sind, enttäuschen Erwartungen viel radikaler als Personen, die uns fernstehen und von denen wir „nichts Besonderes erwarten“. … „Es ist immer möglich, eine größere Menge von Menschen in Liebe aneinander zu binden, wenn nur andere für die Äußerung der Aggression übrigbleiben“, schreibt Sigmund Freud in seinem Essay „Das Unbehagen in der Kultur“. …“ | https://www.zeit.de/zeit-wissen/2024/02/narzissmus-unterschiede-sigmund-freud-aehnlichkeit-rivalitaet

[Seelenleben #1… ]

“ … Because of their interest in dreams and the unconscious, it may have seemed obvious that Dali and Freud would have made natural friends, but Freud’s taste in art was strictly traditional and he was wary of the Surrealists after a run-in with André Breton in 1921. …“ | via https://dangerousminds.net/comments/that_time_salvador_dali_met_sigmund_freud (15.01.2020)

Jens Heise (23.09.2019): “ … Der Traum ist wie eine Psychose, aus der wir morgens gesund aufwachen; die Psychose ist wie ein Traum, aus dem es kein Erwachen gibt. … Freud hat die Psychoanalyse nicht philosophisch begründet. Philosophisch wirksam ist sie durch ihre Kritik an der Autonomie des Ichs oder des Subjekts, wie es sich im Selbstportrait des animal rationale kristallisiert hatte. Dieser Anspruch, ein anderes Bild vom Menschen zu vertreten, macht den philosophischen Kern der Psychoanalyse aus und verbindet sie mit nachidealistischen Positionen unter der Parole, das Ich zu dezentrieren. Für Freud liegt in der Dezentrierung des Ichs die Bedingung seiner Psychologie des Unbewussten. Was aus der Zentralperspektive des Ichs als Unsinn erscheint wie der Traum oder die Neurose, wird sinnvoll auf dem Schauplatz des Unbewussten. … In der Psychoanalyse erscheint die Kondition des Menschen prekär: Das Ich ist abhängig von der Außenwelt, über die Innenwelt seelischer Vorgänge ist es nur unzureichend informiert, es ist den Trieben ausgesetzt und unterliegt der Zensur durch das Über-Ich; die Vernunft erscheint als Werkzeug der Triebe und ist ohne eigenständige Kraft. Zusammengefasst: „Der Mensch ist ein Wesen von schwacher Intelligenz, das von seinen Trieben beherrscht wird“, schreibt Freud laut „Studienausgabe“. … Es ist offensichtlich, dass die Wende vom Bewussten zum Unbewussten in der Geschichte der Naturwissenschaften nicht aufgeht. Die psychologische Dezentrierung betrifft das Ich selbst und konfrontiert uns mit der Einsicht, dass wir zu einem Teil unserer Innenwelt keinen Zugang haben. In der Entdeckung des Unbewussten liegt die eigentlich philosophische Frage der Psychoanalyse … In seiner Rede zum 80. Geburtstag Freuds stellt Thomas Mann 1936 fest, dass die Wirkung der Psychoanalyse die Grenzen der Medizin weit überschritten und das Selbstverständnis des Menschen entscheidend geprägt hat: „die analytische Einsicht ist weltverändernd“ … “ | https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/deuter-unserer-traeume-2145/

Thomas Anz (‚Psychoanalyse und literarische Moderne – Zu den Anfängen einer dramatischen Beziehung‘, 21.11.2016): “ … Umstritten war die Psychoanalyse indes damals so sehr wie heute. Auch die gegenwärtig häufiger und aggressiver werdenden Stimmen gegen Freud haben eine literarische Vorgeschichte. Hofmannsthal schrieb 1908 in einem Brief: „Freud, dessen Schriften ich sämtlich kenne, halte ich […] für eine absolute Mediocrität voll bornierten, provinzmäßigen Eigendünkels.“ Die polemischen Bemerkungen von Karl Kraus gegen die Psychoanalyse sind bekannt, vor allem sein Bonmont, die Psychoanalyse sei jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich halte. … Am Kampf gegen die „entarteten“, „kranken“ Kunstwerke und Künstler der Moderne, wie er um und nach 1900 mit Argumenten sozialdarwinistischer und psychiatrischer, sozialistischer, deutschnationaler und rassistischer, heimatkunstbewegter und neoklassizistischer Provenienz geführt wurde, hat sich Freud allerdings nie beteiligt. … Die Bewunderung, die ihm später die Surrealisten entgegenbrachten, registrierte er, mochte diesen indes seinerseits wenig Verständnis entgegenbringen. … Gleichsam als Einmischung in innere Angelegenheiten wies Freud das Interesse der literarischen Moderne an psychopathologischen Stoffen zurück. Umgekehrt reagierten Autoren der Moderne hochempfindlich, wenn Psychoanalytiker in ihrem Interesse an der Kunst und an Künstlerpersönlichkeiten gegenüber dem Autor und seinem Werk von vornherein einen vaterähnlichen Überlegenheitsanspruch behaupteten, während dem Autor die Rolle eines quasi neurotischen, bewusstseinsmäßig unterlegenen Patienten zugeschrieben wird. Gewiss, es gibt im Umkreis der literarischen Moderne zahllose Beispiele dafür, dass sich Autoren freiwillig als Patienten einer therapeutischen Analyse unterzogen haben. Für viele war dies der Weg, auf dem ihre Rezeption der Psychoanalyse erfolgte. Das Beispiel Rilke, der im Winter 1911/12 eine psychoanalytische Behandlung erwog, doch dann davon Abstand nahm, weil er fürchtete, mit seiner Neurose auch seine Kreativität zu verlieren, ist nicht ganz so typisch, wie oft gesagt wird. Den produktiven Anstößen der Psychoanalyse steht indes die Bedrohung gegenüber, die von ihren dem „Therapiemodell“ folgenden Kunstinterpretationen dadurch ausging, dass jeder Autor durch sie, und zwar unfreiwillig und sogar öffentlich, mit seinen Werken zum pathologischen Fall und Untersuchungsobjekt werden konnte. „Ich bin […] unvermögend mich gegen Interpretationen der vagsten Art zu wehren […], wenn morgen ein Freudianer meine sämtlichen Arbeiten bis aufs I-Tüpferl als infantil-erotische Halluzinationen ‚erkennt'“, schrieb Hofmannsthal in einem Brief. Karl Kraus wettert: „Nervenärzten, die uns das Genie verpathologisieren, soll man mit dessen gesammelten Werken die Schädeldecke einschlagen.“ Döblin sprach in diesem Zusammenhang von „Tölpeleien“. … Den Antagonismus von Sexualität und Moral, Unbewusstem und Bewusstem, Körper und Geist wird in Literatur und Psychoanalyse gleichermaßen immer wieder mit Metaphern des Kampfes dramatisiert. Zusammen mit „Unterdrückung“, „Widerstand“ oder „Abwehr“ gehört auch „Kampf“ zum festen Inventar des psychoanalytischen Vokabulars. Vom „Kampf mit dem mächtigen Triebe“ oder „Kampf gegen die Sinnlichkeit“ spricht Freud etwa in seiner 1908 erschienenen Schrift „Die ‚kulturelle‘ Sexualmoral und die moderne Nervosität“. Und Lou Andreas-Salomé, die 1911 Freud persönlich kennen lernte und bald zu seinem engsten Kreis gehörte, schrieb 1915, wohl nicht zufällig also während der Kriegszeit, in einem ihrer zahlreichen Beiträge zur Psychoanalyse: „Gewiß gibt es auch ohne alles spezifische ‚Schuldgefühl‘ im Menschen genug Krieg und Widerstreit der Triebe gegeneinander“. …“ | https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=5803

Anna und Sigmund Freud im Jahr 1920

(4. Juni 2020): “ … Ganz im Gegensatz zu Sigmund Freud, der in einem Brief an die Prinzessin und Psychoanalytikerin Marie Bonaparte schreibt: „Im Moment, in dem man nach Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn man hat nur eingestanden, das man einen Vorrat von unbefriedigter Libido hat,“ sieht Frankl in der Frage nach dem Sinn des Lebens eine Manifestation der „geistigen Mündigkeit und intellektuellen Redlichkeit des Menschen“. … Mit verschiedenen Methoden, wie Hypnose, der sogenannten „freien Assoziation“ oder der Traumdeutung erforschte [Sigmund Freud] das Unbewusste. Auch er entschloss sich 1938 zur Emigration. Nach Bezahlung der „Reichs-fluchtsteuer“, gelang es Freud, das Land zu verlassen. Seine erzwungene Unterschrift unter der „Erklärung“, von der Geheimen Staatspolizei korrekt behandelt worden zu sein, ergänzte er mit den Worten „Ich kann die Gestapo jedermann auf das Beste empfehlen“. …“ | https://www.derstandard.at/story/2000117844831/ein-historischer-blick-auf-die-sinnsuche-die-oesterreichische-seele-und

Georges Roth (4. Juni 2020, 18:31:25): “ … [Es] ist vielleicht wirklich nur für neurotische Charaktere von Bedeutung, aber die falsche Angabe des Gestapo-Zitates vermurkst die eigentliche Pointe. Freud sagte nicht, er könne die Gestapo auf das Beste, sondern „auf das Wärmste“ empfehlen. Und das ist ja sexualtheoretisch ein kleiner Unterschied. …“

[Subjekt & Objekt #6… ]

“ … Interview mit Ingmar Bergman 1976 (kurz nach seiner Emigration aus Schweden, wo er wegen des Verdachtes der Steuerhinterziehung während einer Probe im Stockholmer „Dramaten“ von der Polizei abgeführt worden war, einen Nervenzusammenbruch erlitten und einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Obwohl das Gerichtsverfahren aus Mangel an Beweisen niedergeschlagen wurde, verließ Bergman Schweden und wohnte eine Zeitlang in München, wo er den Film „Schlangenei“ drehte und am Residenztheater inszenierte.) …
BERGMAN: … Ich bin Regisseur, Sie sind Journalist. Warum sind Sie Journalist?
A. Müller: Das kann ich jetzt nicht…
BERGMAN: Warum denn nicht?
A. Müller: Ich habe zu diesem Beruf ein ziemlich gestörtes Verhältnis.
BERGMAN: Ja, warum denn?
A. Müller: Weil das, was wir hier machen, doch sehr einseitig ist, und weil das immer so ist, weil es ein Fragen und Antworten ist und eigentlich kein Kontakt. …
BERGMAN: Also, Sie haben zu Ihrem Beruf ein ambivalentes Verhältnis?
A. Müller: Ja, ich würde manchmal, anstatt zu fragen, lieber über mich etwas sagen.
BERGMAN: Ach so, ja, etwas Persönliches? Sie wollen kreativ sein? Dann sind wir ja nicht so weit weg voneinander. …“ | Quelle: http://elfriedejelinek.com/andremuller/interview%20mit%20ingmar%20bergman.html

Der Spiegel (26.10.1960): “ … Die wesentlichste Parallele [ ] zwischen Strindberg und Bergman ergibt sich aus dem Bestreben beider, eher subjektive Erfahrungen als objektive Gegebenheiten darzustellen. „Das Sich selbst-Ergründen ist vielleicht das dankbarste Studium, das es gibt“, schrieb Strindberg. Bergman formulierte: „Meine Lust ist es, Filme zu machen aus den Zuständen, Spannungen, Bildern, Rhythmen und Charakteren, die ich in mir trage und die in der einen oder anderen Weise für mich aktuell sind.“ … Wie bei Proust der Erzähler, so erinnern sich bei Bergman die verschiedenen Gestalten ihrer Vergangenheit, lassen sie wieder aufleben oder versuchen sie zu wiederholen. Viele seiner Filme, vor allem die neueren, sind ein Geflecht aus Fabel, anekdotischen Details und dialogischer Reflexion, oft unterbrechen Träume und Rückblenden den Ablauf des Geschehens. Fast alle Bergman-Filme kreisen um ein Thema, das ihrem Schöpfer eindeutig auch im Privatleben anlastet: das Leben zu zweit. … In „Die Erwartung der Frauen“ mag ein Mädchen nicht baden gehen, weil im Wasser zu viele dicke Fische sind: Als sie ihrem Freund sagt, was der Grund ihrer Scheu sei, bricht der in Gelächter aus. „Worüber lachst du?“ fragt sie. „Über Freuds Theorien“, antwortet er. …“ Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43067232.html | http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/43067232

Gabriele Meister (06.03.2015): “ … Wer von Fischen träumt, heißt es in Sigmund Freuds erstem Bestseller Die Traumdeutung aus dem Jahr 1899, der träumt in Wirklichkeit von Sex. Und wer von Schlangen, Schnecken, Stöcken, Schirmen, Bäumen, Messern, Hämmern, Wasserhähnen, Hängelampen, Bleistiften oder Flugmaschinen träumt, der träumt auch von Sex. Freuds Versuche, die verborgenen Fantasien der Menschen zu verstehen, indem er ihre Träume deutet, sind wegweisend für die Psychologie – und umstritten. …“ | https://www.zeit.de/campus/2015/02/sigmund-freud-psychoanalyse-leben