Schlagwort: Partizipation

[Als wüssten sie von nichts…. ]

Noam Chomsky [Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technologie (MIT)], 1998: “ … Der klassische Ansatz ist bereits 250 Jahre alt und stammt von David Hume. Er hatte sich darüber gewundert, „wie leicht doch die Vielen sich von den Wenigen beherrschen lassen und mit welch selbstverständlicher Unterwürfigkeit die Menschen den Regierenden ihr Schicksal anvertrauen“. … Nun hat Hume gewiß unterschätzt, wie wirkungsvoll nackte Gewalt sein kann. … Die Menschen dürfen „Zuschauer“ sein, nicht aber „Mitwirkende“ – mit der einzigen Ausnahme, daß sie gelegentlich unter verschiedenen Inhabern der Macht eine Auswahl treffen können. Und diese Ausnahme wird auch nur auf dem Feld der Politik gewährt. Von Wirtschaftsfragen – wo der Weg einer Gesellschaft in erster Linie festgelegt wird – bleibt die breite Masse völlig ausgeschlossen; hier weisen unsere gängigen Demokratietheorien der Allgemeinheit keinen Platz zu. … Wie eh und je gibt es keinen Grund zu der Annahme, unsere Gesellschaft unterläge irgendwelchen geheimnisvoll verborgenen Bestimmungsgesetzen. Nein, wir haben es nur mit Entscheidungen zu tun, die in unter menschlicher Führung stehenden Institututionen getroffen werden. Solche von Menschen betriebenen Institutionen aber haben eine Legitimiuitsprüfung zu bestehen. Gelingt ihnen das nicht, dann lassen sie sich durch andere, freiere, gerechtere Gebilde ersetzen – Beispiele dafür finden sich in der Geschichte in großer Zahl. …“ | Aus: „Consent without Consent: Unterstellte Zustimmung – Überlegungen zur Theorie und Praxis der Demokratie“ | abgelegt unter: Medien, Demokratie (Schwarzer Faden, Januar 1998) | http://www.chomskyarchiv.de/artikel/consent-without-consent-unterstellte-zustimmung

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Hubertus Volmer, 25. Juni 2012: “ … die Mails zeigen, wer beim EnBW-Geschäft wirklich die Strippen zog: nicht der Regierungschef, sondern … Nach Auffassung von CDU-Landeschef Strobl handelt es sich um einen Einzelfall: „In den Jahrzehnten, in denen ich politisch tätig bin, kann ich mich an so etwas nicht erinnern.“ … Der Fall Mappus wirft ein Schlaglicht darauf, wie die Rechte des Parlaments ausgehebelt werden – als Entschuldigung dient hier wie dort die Angst vor der „Reaktion der Märkte“. Bislang sah es nicht so aus, als interessiere sich eine Mehrheit der Bürger für die schleichende Entmachtung ihrer Vertreter. … “ | http://www.n-tv.de/politik/Der-Fall-Mappus-article6579751.html

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26.06.2012, ZEIT ONLINE, AFP: “ … Die Entscheidung über Exportgenehmigungen – wie etwa für die umstrittenen Panzerlieferungen nach Saudi-Arabien – fällt der Bundessicherheitsrat. Diesem geheim tagenden Kabinettsausschuss gehören die Bundeskanzlerin, der Vizekanzler, der Chef des Bundeskanzleramts sowie die Bundesminister für Auswärtiges, Finanzen, Inneres und Justiz an. Polenz verwies darauf, dass Informationen über heikle Rüstungsexporte immer wieder aus dem Bundessicherheitsrat durchsickerten. Wegen der Pflicht zur Verschwiegenheit müssten dennoch alle Zuständigen so tun, als wüssten sie von nichts. …“ | http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-06/polenz-ruestungsexport-transparenz

KlausAblage: 26.06.2012 um 12:32 Uhr: … Die geübte Praxis der Rüstungsexporte ist in Ordnung. Wenn dabei jetzt auch noch jeder mitbabbeln dürfte, dann wäre das schlecht für die Politik und – natürlich – für die Exporteure. | http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-06/polenz-ruestungsexport-transparenz?commentstart=1#cid-2145403

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Markus Miessen & Hannes Grassegger, „Albtraum Partizipation“ (26.06.2012): “ … Nicht jeder muss stets an allen Entscheidungen beteiligt werden. … Stellen Sie sich das partizipative Utopia vor wie ein Auto, das auf eine Mauer zu fährt und vorne streiten sich zwei, die nie Fahren gelernt haben, über die richtige Abstimmungsform. … Wir fordern daher ein konfliktorientiertes Verständnis von Partizipation. Schluss mit dem modischen cyberdemokratischen Wahn. Auch Entscheidungen gegen die Mehrheit und ohne Beteiligung der allerletzten Schnarchnase können richtig sein – solange jemand die Verantwortung trägt. …“ | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-1

Sankerib, 26.06.2012 um 11:44 Uhr: … Sind die Autoren – angeblich nur wenig jünger als ich selbst – tatsächlich 1978/80 geboren? Und nicht etwa 1878/80? | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=25#cid-2145238

kurlhunz, 26.06.2012 um 11:25 Uhr: Um beim Auto-Beispiel zu bleiben… Momentane Situation: ein Auto fährt auf eine Wand zu. Im Auto sitzen ein paar Menschen. Jemand – nicht notwendigerweise jemand im Auto, gut möglich, dass dieser Jemand z.B. vom Auto- oder Mauerhersteller viel Geld bekommt, entscheidet, ob das Auto links/rechts ausweicht oder auf die Mauer zufährt. | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=9#cid-2145205

Illairen, 26.06.2012 um 11:06 Uhr: Mit ähnlichen Argumenten wie [die] Autor[en] sie bring[en] könnte man auch eine Adelsherrschaft, eine absolute Monarchie oder Diktatur rechtfertigen, wenn man die Argumente konsequent zu Ende denkt. Schließlich hat der absolute Monarch eine längere Einarbeitungszeit, kann eine von Stimmungen im Volk relativ unabhängige und kontinuierliche Außen- und Innenpolitik betreiben, Experten als Minister einsetzen, muss sich nicht mit aufreibendem Wahlkampf/Wahlkampfversprechen die eh nicht gehalten werden rumschlagen … | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-1?commentstart=1#cid-2145166

Dr. Michael Neunmüller, 26.06.2012 um 11:09 Uhr: DASS SOLCHE SÄTZE „Nicht jeder muss stets an allen Entscheidungen beteiligt werden.“ überhaupt geäußert werden können, zeigt wie beängstigend selbstverständlich unsere UNDEMOKRATISCHEN Zustände bereits im Denken der Herrschenden und ihrer ideologischen Zuträger geworden sind. SCHÖN WÄRE, wenn uns Untertanen auch mitgeteilt würde: a) wer WARUM noch an WELCHEN Entscheidungen beteiligt sein darf und b) dem einzelnen Bürger zumindest noch mitgeteilt würde, aufgrund welcher persönlichen Verfehlung er der Parizipation an WELCHEN ihn betreffenden Entscheidungen für unwürdig erachtet wird.
In untertäniger Erwartung der hochwürdigen Entscheidung, ob solche Fragen noch geäußert werden dürfen oder von der hochmögend herrschaftlichen Redaktion auch schon zensiert werden. | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=1#cid-2145171

mathiasR68, 26.06.2012 um 11:10 Uhr: Elitäre Vorurteile – Unsere Eliten sind nur so lange für Bürgerbeteiligung, wie die Bürgermeinung ihren Vorstellungen entspricht. Aber wenn die Bürger etwas anderes wollen, ist diese Urform der Demokratie auf einmal schlecht. … | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=1#cid-2145174

xRGBx, 26.06.2012 um 11:14 Uhr: Als diese Sätze gelesen habe [„Nicht jeder muss stets an allen Entscheidungen beteiligt werden.“] dachte ich mir: Machen wir es doch gleich richtig und führen Bestizstandswahlrecht ein. Am besten mit bis zu 10 Stimmen, je nach Steuerabgaben. | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=9#cid-2145185

Suryo: 26.06.2012 um 13:50 Uhr: Warum so kompliziert? … Wahlrecht nur für Akademiker. | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=105#cid-2145642

saguenay, 26.06.2012 um 11:23 Uhr: Alpträume – Es ist interessant zu sehen, wie [die] Autor[en] vor dem Alptraum Partizipation warn[en], während es doch gerade das völlige Fehlen entsprechender Elemente in politischen Kernfragen ist, die die derzeitige Krise mitverursacht haben. Es ist der Alptraum der repräsentativen Demokratie, den wir derzeit erleben. Einer repräsentativen Demokratie, in der ein Wahlvotum als Blankoscheck, ein Ermächtigungsgesetz im Kleinen interpretiert wird, und das völlige Fehlen von Verantwortlichkeit seitens der Politik dazu geführt hat, dass eine vom Wählerwillen zusehends abgekoppelte Entscheidungsfindung immer mehr autoritäre Züge annimmt, und die Routinen der Demokratie selbst nur mehr Staffage sind. Die Eurokrise ist hierfür ein ausgezeichnetes Beispiel. … | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=9#cid-2145197

Dr_Bernd_Bresig, 26.06.2012 um 11:38 Uhr: Partizipation ist eine Option und kein Zwang. Weder muss jeder alles wissen, noch muss jeder zu allem abstimmen. … Die Argumentation des Artikels suggeriert zudem eine Realität die nicht existiert, nämlich dass das Parteiensystem demokratisch sei und gut funktionieren würde und wir ohnehin überfordert wären. Er lobt Partizipation und macht sie doch im Kern nieder. | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=25#cid-2145231

jiggaman, 26.06.2012 um 12:09 Uhr: Toller Artikel.
wenn lobbyismus, macht und korruption nicht existent wären.
wenn in unseren parlamenten wirklich experten sitzen würden.
wenn heutzutage entscheidungsträger ([in der] politik wie auch [in der] wirtschaft)
für ihre entscheidungen verantwortlich gemacht werden würden.
wenn die gewaltenteilung in staaten wie [dem] unseren funktionieren würde.

die reihe könnte man endlos fortschreiben. die grundannahmen die der artikel implizit enthält sind derart hanebüchen und realitätsfern, dass sich die autoren [von „Albtraum Partizipation“] fragen müssen, in welcher märchenwelt sie eigentlich leben. | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=49#cid-2145312

Isi 1st, 26.06.2012 um 12:10 Uhr: „…internationalen Verhandlungen zum Klimawandel. Partizipation? Ein Albtraum.“ Wer steuert denn die Welt an den Abgrund? Die Masse oder einzelne Führer?! – Liebe Autoren, Ihr arbeitet dieser Elite doch nur zu… gehört Ihr etwa zur selben? – Sind Absolventen einer Elite Uni automatisch auch bessere Menschen? – Hört auf Euch selber und dem geneigten Leser Sand in die Augen zu streuen! … :-( | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=57#cid-2145320

melocoton, 26.06.2012 um 12:34 Uhr: Albtraum Partizipation – elegant, wie sich die Zeit auf die Seite der Regierenden stellt, deren Albtraum in der Tat die Partizipation der Bürger ist. War es nicht CDU-Kauder, der nach dem Rücktritt von Köhler geagt hat „beliebt war Köhler eigentlich doch nur bei den Bürgern“ oder Röttgen bei der NRW-Wahl : „das Dumme ist nur, dass der Bürger auch was zu sagen hat“. Oder Tollcollect, S21, Mappus-EnBW-Deal, Berlin-Flughafen, BND-Umzug Pullach-Berlin : Beim Gemauschel im Hinterzimmer zwischen Wirtschaft und Politikern (=Strohmänner der Wirtschaft, z.T auch Strohfrauen) gibt es immer wieder undichte Stellen, sodass kriminelles nach aussen dringt : „Albtraum Partizipation“ | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=81#cid-2145410

Meykos, 26.06.2012 um 13:12 Uhr: Nicht einmischen. Dieser Artikel plädiert meiner Meinung nach tendenziell dafür, dass sich weder Leser, noch Wähler, in die laufenden „Geschäfte“ einmischen sollten.
Ich wurde beim Lesen an einen Artikel erinnert, bei dem es um die Weitervermittlung und das Vorsortieren von Informationen durch Journalisten ging. Journalisten sehen sich selbst als »Filter für Informationen«. Es gab Stimmen, die mutmaßten, der normale Leser würde Hintergründe nicht verstehen und auch gar nicht lesen wollen etc. Man solle ihn, wenn möglich, mit den Basisinformationen, die zu dem entsprechenden Artikel geführt haben, verschonen. Beiträge würden außerdem auch zu umfangreich werden.
Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, dass wir Bürger beinahe alle, für eine Wahlentscheidung relevanten Informationen, aus den Medien erhalten und danach auch letztendlich unsere Wahl treffen, dann ist es vielleicht verständlich, dass Journalisten sich Sorgen machen, eventuell ein wenig von ihrer „Definitionsmacht “ zu verlieren. Zumindest sobald die Bürger häufiger und direkter an einer Entwicklung oder dem politischen Prozeß beteiligt sind. | http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-06/essay-partizipation/seite-2?commentstart=97#cid-2145542