Schlagwort: Lachen

[ …desto wichtiger der Humor]

The name of the rose – Did Christ laugh …?
Der Name der Rose (fr. Le Nom de la rose, it. Il nome della rosa, engl. The Name of the Rose), 1986

Eine Einführung: Die Zweideutigkeit des Lachens >> Das verderbliche Lachen in U. Ecos
Der Name der Rose
(Prof. Dr. William J. Hoye, Datum ?): “ … »Ich kann Eure Meinung nicht teilen, ehrwürdiger Jorge. Gott will, daß wir unsere Vernunft gebrauchen, um viele dunkle Fragen zu lösen, deren Lösung uns die Heilige Schrift freigestellt hat. Und wenn uns jemand eine Meinung vorträgt, sollen wir prüfen, ob sie akzeptabel ist, bevor wir sie übernehmen, denn unsere Vernunft ist von Gott geschaffen, und was ihr gefällt, kann Gottes Vernunft schlechterdings nicht mißfallen – über die wir freilich nur das wissen, was wir durch Analogie und häufig durch Negation aus den Vorgehensweisen unserer eigenen Vernunft ableiten. Und seht nun, um die falsche Autorität einer absurden, also unserer Vernunft widerstrebenden Meinung zu untergraben, kann manchmal das Lachen ein gutes Mittel sein, das die Übeltäter verwirrt und ihre Dummheit ans Licht bringt.« …“ Quelle: http://www.hoye.de/lachen/lieferung3.pdf | [ … Jorge [Dieser greise Mönch hütet [ ] einen besonderen Schatz, nämlich das womöglich einzige erhaltene Exemplar des „Zweiten Buches der Poetik“ des Aristoteles, in dem – nach der Tragödie im ersten Teil – die Komödie behandelt wird] hält die in diesem Buch vertretene positive Einstellung zur Freude und zum Lachen für derart gefährlich, dass er es mit einem Gift versehen hat und es lieber vernichten würde, als es in fremde Hände fallen zu lassen. Als der Versuch, nach den fünf ermordeten Mönchen schließlich auch William durch das vergiftete Buch zu töten, scheitert, setzt Jorge die weitgerühmte Bibliothek in Brand. … ] >> https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Name_der_Rose

Tim Wolff, Chefredakteur TITANIC (08.01.2015): “ … Es ist anläßlich der fürchterlichen Morde in Paris wohl nötig, mal wieder Grundsätzliches über Komik und Satire zu sagen. Denn nicht nur islamistischen Terroristen, so unsere Erfahrung bei der Titanic, fehlt es da an der Grundausstattung. Komik ist zu allererst ein Mittel, dem Ernst des Lebens, der die meisten von uns bedrückt, selbst wenn nicht gerade Raketenwerfer in Redaktionsräumen abgefeuert werden, etwas entgegenzusetzen, im besten Falle seiner Herr zu werden. Und je ernster die Lage, desto wichtiger der Humor. … [Lachen] … nimmt schlicht für einen Moment dem Ernst die Macht. Und das dürfte der Grund sein, weswegen Fanatiker, speziell religiöse, Komik verachten. Sie vertreten eine todernste, einzige ewige Wahrheit, und der Witz – egal wie klug oder lustig er im Einzelfalle sein mag – bedroht diese Wahrheit. Religion (und so manch andere Weltanschauung) ist Wahnsinn im Kleide der Rationalität, Satire und Komik Rationalität im Kleide des Wahnsinns. Das eine muß das andere mißverstehen. Deshalb werden Vertreter des heiligen Ernstes der Komik stets mit Zorn begegnen. Und es ist ihr gutes Recht. Solange sie dies mit denselben Waffen wie Satiriker tun: mit Wort und Bild. Und nicht mit Maschinenpistolen.
Seit gestern gilt mehr denn je: Es lebe der Witz. Der kluge. Der platte. Jeder, der genügend Menschen findet, die über ihn lachen. Und für alle, die ihn nicht mögen, sollte mehr denn je gelten: Ertragt ihn oder ignoriert ihn. Ihr werdet der Komik nicht Herr! …“ | http://www.titanic-magazin.de/news/es-lebe-der-witz-7003/ | >> Hintergrundrauschen zum Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris am 7. Januar 2015 >> https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_auf_Charlie_Hebdo

[Hier wird die Funktion des Lachens umgestülpt… ]

„Vatican Fashion Show“ aus Fellinis Roma (1972)

“ … Something I just learned today – this sequence from Fellini’s film Roma has become somewhat iconic in the fashion world, and was supposedly influential in the 1980s London music world as well- you might remember Boy George dressed as a nun. It’s a bit surreal and silly, but I’ve never understood it when people say that this scene is blasphemous. If anything, I saw it as a loving tribute to both fashion and Catholicism, whose rituals have much in common. …“ | http://gradstudentmadness.blogspot.de/2008/10/fellini-roma-catholic-church-fashion.html

… „So geht man mit Menschen nicht um, mit dem Papst schon gar nicht. Leo Fischer weiß nicht, was sich gehört. Jemand, der so handelt, würde ich persönlich die Lizenz zum Schreiben entziehen.“ Thomas Goppel (natürlich CSU). (Quelle: „Titanic-Leser stellen sich vor“) | http://www.burks.de/burksblog/2012/07/11/goppel-droht-mit-lizenzentzug

10.07.2012: “ … Die aktuelle Ausgabe der „Titanic“ missfällt dem Vatikan … Es ist nicht das erste Mal, dass die „Titanic“ einen Papst in mehr als unvorteilhafter Weise darstellt oder sich über ihn oder die Kirche lustig macht. So hatte die „Titanic“ Papst Benedikt XVI. 2009 schwarz bekleckert vor einem Schrottplatz gezeigt. Darunter die Zeile: „Abwrackprämie sichern. Altpapst verschrotten.“ Auch der 2005 verstorbene Papst Johannes Paul II. war häufig auf dem Cover des Satirehefts zu sehen. Bisher war jedoch nach Angaben von „Titanic“ noch nie ein Papst zivilrechtlich gegen das Magazin vorgegangen. Der Deutsche Presserat hat bislang keine Protestwelle gegen die „Titanic“-Ausgabe verzeichnet. Erst ein Leser habe sich bis zum Dienstagnachmittag über das provokante Cover beschwert, so Sprecherin Edda Kremer. …“ | http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/papst-benedikt-geht-gegen-titanic-vor-a-843608.html

“ … Besser hätte es für das Satire-Magazin Titanic ja gar nicht laufen können. Katapultartig wurde das Blatt von der Wahrnehmungsgrenze weg geschleudert hin zu Sphären höchster medialer Aufmerksamkeit und Berichterstattung. Die Fragen, was Satire darf, wo sie anfängt oder wo sie endet, sind dabei ziemlich nebensächlich. Denn der eigentliche Schaden entstand für den Papst erst, als zum juristischen Mittel gegriffen wurde: Auf einmal waren die streitgegenständlichen Fotomontagen nicht bloß ein paar tausend Titanic-Lesern bekannt, sondern der breiten Öffentlichkeit – anhaltende Diskussion inklusive. …“ | Aus: „Papst Benedikt und der Streisand-Effekt“ Ein Kommentar von Tobias Kläner (16. Juli 2012) | http://www.telemedicus.info/article/2373-Papst-Benedikt-und-der-Streisand-Effekt.html

„… Der mittelalterliche Mensch empfand im Lachen besonders scharf den Sieg über die Furcht. Und er empfand ihn nicht nur als Sieg über die mystische Furcht (die »Gottesfurcht«), sondern vor allem als Sieg über die moralische Furcht, die das Bewußtsein des Menschen knechtet, bedrückt und dumpf macht: als Sieg über die Furcht vor allem Geheiligten und Verbotenen […], vor der Macht Gottes und vor der Macht der Menschen, vor den autoritären Geboten und Verboten, vor Tod und Vergeltung im Jenseits, vor der Hölle, vor allem, was entsetzlicher ist als die Erde. Indem es diese Furcht besiegte, hellte das Lachen das menschliche Bewußtsein auf, öffnete ihm die Welt auf eine neue Weise. Dieser Sieg war freilich nur ephemer, er beschränkte sich auf die Festtage […] (Bachtin, Literatur und Karneval, S. 35) … „Das Lachen […] ist die Kurzweil des Bauern, die Ausschweifung des Betrunkenen, auch die Kirche in ihrer Weisheit hat den Moment des Festes gestattet, den Karneval und die Jahrmarktsbelustigung, jene zeitlich begrenzte Verunreinigung zur Abfuhr der schlechten Säfte und zur Ablenkung von anderen Begierden, anderem Trachten … Aber so bleibt das Lachen etwas Niedriges und Gemeines […]. Aber hier, hier …“, Jorge pochte mit seinem Finger auf den Tisch dicht neben das Buch […], „hier wird die Funktion des Lachens umgestülpt und zur Kunst erhoben, hier werden ihm die Tore zur Welt der Gebildeten aufgetan, hier wird das Lachen zum Thema der Philosophie gemacht, zum Gegenstand einer perfiden Theologie … […] das Lachen würde zu einer neuen Kunst […]: zur Kunst der Vernichtung von Angst! […] Und was wären wir sündigen Kreaturen dann ohne die Angst, diese vielleicht wohltätigste und gnädigste aller Gaben Gottes? […] Das Volk Gottes würde zu einer Versammlung von Monstern […].“ …“ | Aus: „Ringvorlesung – Romane des 20. Jahrhunderts, Umberto Eco: „Der Name der Rose“ von Daniela Langer“ (03.02.2004) | http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/veranstaltungen/ringvorlesungen/romane_20jh/NamederRose_webneu.pdf

// —> http://de.wikipedia.org/wiki/Weltanschauung

“ … „Das Universum antwortet auf die menschliche Suche [nach Sinn und Glück] mit Stille.“ Doch als Gegengewicht zum Nihilismus bietet Life of Brian, laut Kevin Shilbrack, Humor: „Gegen die Sinnlosigkeit kommt man nicht an, aber man kann über sie lachen.“ …“ | http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Leben_des_Brian

Impuls via http://boingboing.net/2012/07/12/furious-religious-establishmen.html

Update 17.07.2012 von wilhelm 13.07.2012 21:21 Uhr: „… Dass der Liebe Gott viele seiner menschlichen Geschöpfe zum Lebensende mit Demenz und Inkontinenz demütigt – nun, die beanstandete Karikatur ist diesbezüglich ein trauriger Volltreffer. …“

von Andropos, 13.07.2012 20:38 Uhr: “ … Majestätsbeleidigung – Was hab ich gelacht. Das Ding der Titanic ist prima. Es entlarvt die geistige und intolerante Greisengarde. Sie sind nicht besser als die im Orient und können nicht über sich selbst lachen. …“

von almansour 13.07.2012 14:40 Uhr: “ … Eigentlich ist doch das Ganze ein gemeinsames Werben von Titanic und katholischer Kirche für einen zivilisierten Umgang miteinander. Immerhin hat die Titanic eine Karrikatur des Stellvertreters Gottes auf Erden publiziert, die schon grob unter die Gürtellinie blickt. Und was passiert? Nix! Nirgendwo in der Welt werden in katholisch geprägten Ländern deutsche Fahnen verbrannt, nirgendwo Botschaften deutschsprachiger Länder gestürmt, nirgendwo fällt ein empörter Mob vermeintlich Andersgläubige an. Fast möchte man sagen: Die katholische Kirche gehört zur Zivilisation und regelt die Sache juristisch. … “ | http://www.tagesspiegel.de/meinung/der-papst-und-die-titanic-der-zivilisatorische-rueckschritt/6873250.html

Update 01.09.2012: (Christoph Arens/kna) „Landgericht Hamburg verhandelt über Papst-Satire von „Titanic“ – 175 Beschwerden beim Deutschen Presserat (30.8.2012): “ … Schick forderte einen besseren Schutz vor einer Verunglimpfung der Religion. Gegen „heilige Personen, heilige Schriften, Gottesdienste und Gebete sowie heilige Gegenstände und Geräte aller Religionen“ dürfe kein Spott und Hohn zugelassen werden. …“ | http://www.domradio.de/aktuell/83697/175-beschwerden-beim-deutschen-presserat.html

“ … Vatikan zieht Klage gegen „Titanic“-Cover zurück“ (31.08.2012): “ … Fischer sieht in der Entscheidung die Satirefreiheit in Deutschland gestärkt: „Wenn selbst der Papst vor einem weltlichen Gericht seine Fehlbarkeit eingestehen muss, dann ist das ein Fingerzeig für alle, die es ihm gleichtun wollen, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen.“ …“ | http://www.tagesspiegel.de/medien/papst-satire-vatikan-zieht-klage-gegen-titanic-cover-zurueck/7075448.html