Schlagwort: Klaus Theweleit

[Identitätspolitik (Kulturelles Unterbewusstsein) #5… ]

Magdi Aboul-Kheir (29.03.2019): “ … Das neunminütige Video beginnt in „Germania magna“ im Jahr 16 nach Christus, und es folgt ein gewaltiger, gewaltvoller Bilderbogen durch zwei Jahrtausende deutsche Geschichte: Barbaren und Totschläger, Ritter und Faustkämpfer, Krieg und Terror, Blut und Feuer, SS und RAF, Kruzifix und Hakenkreuz und Hammer und Sichel – und natürlich Auschwitz. Es ist ein Panoptikum deutscher Untaten, deutscher Verdrängung, voller Anspielungen: Wölfe und Walhalla, brennender Zeppelin und V2 – mittendrin stets die Rammsteiner in vielen Rollen und Masken. … Rammstein arbeitet seit Jahrzehnten mit Kalkül und Provokation, das beginnt schon mit dem Namen, der sich auf die Flugplatz-Katastrophe von Ramstein bezieht, und endet noch lange nicht mit pornografischen Bildern. … “ | Quelle: https://www.swp.de/unterhaltung/musik/rammstein-provoziert-mit-video-in-kz-aesthetik-30582383.html

Zu einem Kommentar von Daniel Hornuff: Kapaster d.J. #134: “ … Pomp, Bombast und Ironie? …“

OleJohansen #115: “ … Rammstein versucht seit ihrer Gründung uns die Schizophrenie dieser (unserer) Gesellschaft vor Augen zu führen. …“

ItsDimitri #75: “ … Bombastischer Sound, Bombastische Inszenierung und dem Spiel mit Tabubruch und Provokation. Hier ist ja für jeden was zum drüber aufregen dabei, am einen Rand können sie sich über die schwarze Germania eschoffieren, am anderen über die Holocaustdarstellung,… Am Ende wird sowiso jeder in dieses Video das reininterpretieren was er darin sehen will. …“

MurrayBozinsky #142: “ … Ein bildgewaltiges, zeitgemäßes Video voller Anleihen aus den aktuellen Kino-, Videospiel- und Mode-Ästhetiken (20er Jahre). …“

asa nisi masa #87: “ … Der Zuschauer wird hier mit Gewalt-Riten totalitärer Ideologien konfrontiert, die mit dem pastosen Pinselstrich vulgärer Plastitzität ausgestellt und damit zugleich in der ihnen zugrundeliegenden Ästhetik desavouiert werden. Das stupende Rhythmusgekloppe in der Tonspur scheint diese überdrehte Darstellunsgweise zusätzlich unterstreichen zu wollen. Wenn die Band-Mitglieder im Video in die Haut der Baader-Meinhof-Gruppe, von SED-Kadern oder anderen Schurken schlüpfen, dann ist das vielleicht auch eine Anspielung auf das Doppelgängermotiv der Romantik, sprich ein Zeichen der Verunsicherung des Ichs in gesellschaftlichen (Identitäts-)Krisen, die eine Auslagerung des Leidens an der Entfremdung auf Traumgestalten und Spiegelbilder zur Folge hat, die dem kulturellen Unterbewusstsein entsprungen sind und als Folie dienen, dem Zwang sozial festgelegter Rollenbilder zu entfliehen, also Grenzüberschreitungen und Tabubrüche auszuleben. Weshalb sich möglicherweise auch der ein oder andere Rechtsradikale, der diese Ambivalenz nicht sehen kann bzw. will, von Rammsteins Musik so angezogen fühlt. …“

Aus einem Kommentar von Daniel Hornuff (28. März 2019): “ … Nun also ist das neue Video mit dem Titel Deutschland seit wenigen Stunden im Netz auffindbar – und deutlich wird, dass die Band an ihrer künstlerischen Strategie festhält. Sie präsentiert ein medial-barockes, popkulturell gemixtes, gigantisch-überfrachtetes Setting unterschiedlichster Figuren. Eine Collage deutscher Gewaltgeschichtsschreibung, von Germanenkriegern über Preisboxer bis hin zu Nazis und DDR-Kadern. Unzählige Handlungsstränge werden angedeutet in fantastischen Miniaturszenen, in denen sich wiederkehrende physische Grausamkeiten mit allerlei Grotesk-Surrealem wechselseitig verstärken. Es wird die Popexegeten noch ein paar Tage beschäftigen, all diese Referenzen aufzulösen. Im Gesamten setzt das Video – wie im Grunde fast alle Videos von Rammstein – auf wirkungsästhetische Affektion: Das Gigantomanische möge vor allem einen emotionalen Eindruck erzeugen und sich als inszenatorische Ausnahmeerscheinung im Gedächtnis verankern. Diese kalkulierte Aufwallung mag einerseits ermüdend wirken, da sie sich rasch in sich selbst erschöpft. Sie kann andererseits aber auch dazu verleiten, präzise gesetzte Andeutungen zu übersehen. Bei genauer Beobachtung fällt etwa auf, dass die Band die KZ-Referenz keineswegs zum Zwecke eines bequem integrierbaren Aufregers benutzt. … Mit dem neuen Video haben sich die Musiker – und sicherlich vorrangig der Regisseur Specter Berlin – als Vertreter der ästhetisierten Ironie erwiesen. Und es darf als gesellschaftspolitisches Verdienst gewertet werden, vor dem Hintergrund eines aktuell erstarkenden Nationalismus in nahezu allen Teilen der Welt das letztlich unpopuläre Prinzip der Ironie als künstlerische Haltung einzubringen. Gewiss, für Rammstein wird sich die Sache auszahlen. Das aber sollte nicht dazu führen, die Notwendigkeit einer ironischen Entgegnung im Zeitalter der identitätspolitischen Verhärtungen zu verkennen. Auch und gerade nicht im Kontext der Popkultur. …“ | https://www.zeit.de/kultur/musik/2019-03/rammstein-video-deutschland-holocaust

“ … Seit 2015 haben sich die politischen Koordinaten unseres Landes stark verändert – insbesondere im Osten Deutschlands. Was hat die breite Zustimmung zu Pegida, AfD und rechtsextremem Gedankengut möglich gemacht? Ines Geipel folgt den politischen Mythenbildungen des neu gegründeten DDR-Staates, seinen Schweigegeboten, Lügen und seinem Angstsystem, das alles ideologisch Unpassende harsch attackierte. Seriöse Vergangenheitsbewältigung konnte unter diesen Umständen nicht stattfinden. Vielmehr wurde eine gezielte Vergessenspolitik wirksam, die sich auch in den Familien spiegelte – paradigmatisch sichtbar in der Familiengeschichte der Autorin. Gemeinsam mit ihrem Bruder, den sie in seinen letzten Lebenswochen begleitete, steigt Ines Geipel in die ‚Krypta der Familie‘ hinab. Verdrängtes und Verleugnetes in der Familie korrespondiert mit dem kollektiven Gedächtnisverlust. Die Spuren führen zu unserer nationalen Krise in Deutschland. …“ | https://www.beck-shop.de/geipel-umkaempfte-zone/productview.aspx?product=27179235 (Erschienen: Februar 2019: Umkämpfte Zone, Geipel: Umkämpfte Zone, 3. Druckaufl., 2019)

“ … Beeindruckend findet [Alex Rühle (01.03.2019)] Geipels Versuch [‚Umkämpfte Zone – Mein Bruder, der Osten und der Hass‘ (2019)], das Schweigen über SS- und Stasi-Vergangenheiten in der Familie mit dem Lügensystem DDR kurzzuschließen. Dass sie dabei das Verschweigen von Untersuchungen über Antisemitismus in der DDR offenlegt, die Gewaltentladungen innerhalb ihrer Familie jedoch nur andeutet, kann Rühle verstehen. Die Präsentation des eigenen Schicksals, erkennt er, steht hier nicht im Vordergrund. … “ | https://www.perlentaucher.de/buch/ines-geipel/umkaempfte-zone.html

“ … „Biographie ist mehr als nur eine rein persönliche Angelegenheit“, schrieb Beuys. … „Das entscheidende Wirkungsprinzip des ‚real existierenden Sozialismus‘ war Gewalt“, schrieb der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz in seinem 1991 erschienenen Psychogramm Gefühlsstau. … Jede Generation hängt an der Identität. Es geht um Referenzsysteme, Stereotype, um politische Koordinaten oder auch wie Karl Mannheim bereits in den zwanziger Jahren formuliert hat, um „Lebensstile, Habitus und einen spezifischen Generations-Diskurs“. … Manchmal sitze ich so rum, in einem Cafe, weiß nicht recht weiter und bekomme auf einmal das Gewicht der Zeit zu spüren … Mehr als 50 Jahre Diktaturerfahrung – Brüche, Tabus, Traumata, Kontinuitäten, Belastungen, Opfer-, Täter-, Mitläufererzählungen – all das sollte nun in die Identitätsgeschichte Ost, aber auch in die Familienbiographien integriert werden. … Der Psychoanalytiker Arno Gruen sprach von einem „latenten, verschiebbaren Hass“, der neu transponiert wurde. Das, weil nun eine doppelte Vergangenheit, die des Nationalsozialismus und der SED-Diktatur, derealisiert werden musste. …“ | Aus: Ines Geipel „Umkämpfte Zone – Mein Bruder, der Osten und der Hass“ (2019)

“ … Nach dem Mord an Gerold von Braunmühl schreiben seine Brüder einen offenen Brief an die RAF. Die „taz“ druckt ihn auf Seite eins. „Wer macht Euch zu Auserwählten Eurer elitären Wahrheit? Gibt es etwas außerhalb Eurer grandiosen Ideen, was Euch erlaubt, einem Menschen Eure Kugeln in den Leib zu schießen?“ – Die RAF hat nie geantwortet. …“ | Aus: „Aufarbeitung der RAF-Morde: Die Ohnmacht nach der Bombe“ Frank Bachner (18.10.2017), Quelle: http://www.tagesspiegel.de/kultur/aufarbeitung-der-raf-morde-die-ohnmacht-nach-der-bombe/20468178.html

“ … [Frank Bachner Gerd Nowakowski (19.06.2017)]: Sie haben mit fünf weiteren RAF-Mitgliedern die westdeutsche Botschaft in Stockholm überfallen, weil Sie inhaftierte RAF-Mitglieder freipressen wollten. Dabei hat Ihr Kommando zwei Geiseln erschossen. Kann man heute jüngeren Menschen erklären, dass die RAF glaubte, sie könnte der Bundesregierung auf Augenhöhe den Krieg erklären? — Lutz Taufer: Ich kann es nicht erklären. …“ | https://www.tagesspiegel.de/berlin/terror-der-roten-armee-fraktion-die-schuld-wird-mich-ein-leben-lang-begleiten/19942392.html (19.06.2017)

“ … Stefan Weiss (30. Mai 2018): Die 68er politisierten sich einst an den Gräuelbildern des Vietnamkriegs, die damals erstmals via Fernseher in die Wohnzimmer geliefert wurden. Heute scheint durch die mediale Überfrachtung mit Gewaltbildern eher ein Fluchtreflex einzusetzen. Man will eben nicht mehr hinsehen. Ist das gefährlich? – Helnwein: Der ganze Planet ist fest im Griff eines Systems, das Pasolini schon in den 60er-Jahren als Konsumterror, als den neuen Faschismus bezeichnet hat. Die Überflutung der Menschen mit überflüssigen Konsumprodukten, schwachsinnigem Entertainment, Kitsch und Gewalt in Massenmedien, Filmen und Computerspielen haben die Menschen desensibilisiert und in einen Zustand von Apathie getrieben. …“ | Aus: „Gottfried Helnwein im Interview: „Das Geschäft mit dem Tod läuft gut“ Interview: Stefan Weiss (30. Mai 2018), Quelle: https://derstandard.at/2000080648311/Gottfried-Helnwein-im-Interview-Das-Geschaeft-mit-dem-Tod-laeuft

spiegel.de (21.04.2017 ): “ … Es gibt kaum politische Biografien im Deutschland des vergangenen Jahrhunderts, die bizarrer sind als die von Horst Mahler. … Die Eltern des im Januar 1936 im schlesischen Haynau geborenen Mannes waren glühende Nationalsozialisten und Antisemiten, die gegen Kriegsende vor der Roten Armee flüchteten und in Dessau in der DDR landeten. Ihr Sohn war Mitglied der kommunistischen „Freien Deutschen Jugend“, als sein Vater sich eines Sonntags nach dem Frühstück der Familie im Garten erschoss. Er hatte den Untergang des großdeutschen Reichs nicht verkraftet. Die Mutter flüchtete aus der DDR nach West-Berlin, Sohn Horst bekam als exzellenter Student ein Stipendium der „Studienstiftung des deutschen Volkes“ zugesprochen und studierte an der Freien Universität in West-Berlin Jura. …“ | http://www.spiegel.de/politik/deutschland/horst-mahler-auf-der-flucht-von-der-raf-zum-nazi-a-1144137.html | https://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Mahler

n-tv.de (14. März 2019): “ … Eine Mail sei am Dienstag der Bundestagsabgeordneten Martina Renner von der Linken zugegangen, hieß es. Sie sei mit „Nationalsozialistische Offensive“ unterzeichnet gewesen und habe angekündigt, künftig Briefbomben zu verschicken und Bürger auf offener Straße zu exekutieren. Man verfüge über Sturmgewehre, Pistolen und biologische Kampfstoffe. Bekannt ist, dass unter dem Kürzel „NSU 2.0″ in den vergangenen Monaten auch Drohschreiben an eine Frankfurter Rechtsanwältin geschickt worden waren. … Bei den Schreiben an die Frankfurter Anwältin war Hintergrundwissen aus dem Informationssystem der Polizei offenbart worden, weshalb nun gegen hessische Polizisten ermittelt wird. …“ | Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Rechte-verschicken-wohl-Dutzende-Drohmails-article20905478.html

Dr.med.Horst Brodbeck zu ‚Klaus Theweleit: „Das Lachen der Täter: Breivik u.a.“‚ (02.02.2016): “ … Was aber ist los mit diesen Menschen? Hier geht Klaus Theweleit davon aus, dass es … zu einer „abgrundtiefen Fremdheit zwischen Welt und Ich“ (S.100) gekommen ist, die das Lachen („Hahahahaha“) zum „Ausdruck höchster Einsamkeit“ werden lässt. Theweleit nimmt an, dass es „die Einsamen sind, die sich tot lachen“ (S.101). Das Gelächter füllt eine innere Leere, die sich sonst füllen könnte mit der Gewissheit: „Ich weiß nichts, ich bin nichts, ich habe keinen Ort, ich habe niemanden, an den oder die ich mich wirklich halten kann; Nichts, das mich hält, ich falle“ (S.100). Hier lässt sich die Notwendigkeit von Bindung und Zugehörigkeit ableiten, die sich mit einer „Angst vor Unordnung und tiefem Wunsch nach Reinheit“ (S.168) verknüpft hat. Nichts darf stören: „Alles ‚Fremde‘: raus“ (S.160). Klaus Theweleit schreibt: „Der gepanzerte, von Schmutz- und Fragmentierungsängsten bedrohte Körper des soldatischen Mannes hält äußeres ‚Gewimmel‘, sei es von tatsächlichen Insekten und kleinen Tieren, sei es von Menschen ’niederer Rasse‘, die er ’selbstredend‘ als Ungeziefer bezeichnet, nicht aus. Er wird gewalttätig. … Es sind dies Akte der eigenen zwanghaften körperlichen Stabilisierung“ (S.169). … “ | https://www.psychoanalyse-aktuell.de/artikel/detail/news/klaus-theweleit-das-lachen-der-taeter-breivik-u-a/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=4efc4509c363afa1bf2689d3c2f9029b


Marietta Steinhart (20. März 2019): “ … Das kollektive us bezieht sich auf die menschliche Existenz mit ihren dunklen und hellen Seiten. … „Sei es die Angst vor dem Außenseiter, vor dem Ausländer oder vor dem Anderen“, sagt Peele. „Wir sind eine Gesellschaft von Menschen, die mit dem Finger auf andere zeigen.“ Peele interessiert, wohin das führt: zu einer Angst vor Einwanderern, vor Terrorismus, vor allem. Und ganz egal, ob die Protagonisten weiß oder schwarz sind, es sind Menschen wie wir, die unsere Welt für manch andere zur Hölle gemacht haben. … In Wir spielt jede der Schauspielerinnen und jeder der Schauspieler mit erstaunlicher Unheimlichkeit sein eigenes Double. … „Horror ist der dunkle Doppelgänger der Komödie“, sagt Peele. Schreien und Lachen kriechen bei ihm aus demselben versunkenen Ort. … “ | https://www.zeit.de/kultur/film/2019-03/wir-jordan-peele-horrorfilm-lupita-nyongo-rezension

[Ordnung, Herrschaft und Interessen #40… ]

“ … Benn, der sich öffentlich für Hitler einsetzte, bei Hamsun, der Goebbels seinen Literaturnobelpreis schenkte, bei Celine, bis zu seinem Tod 1962 bekennender Faschist und Antisemit, bei Pound, der sich als Berater Mussolini andiente […] Andererseits, der rasch gezogene Umkehrschluß: Expressionismus führt zu Faschismus, Ästhetizismus führt zu Faschismus, ist [ ] unbefriedigend. Das Verhältnis von Kunst und Macht scheint komplexer zu sein. …“ (–>, Zu: „Buch der Könige, in 4 Bdn., Bd.2x/2y, Orpheus am Machtpol/Recording Angels‘ Mysteries“, –> Taschenbuch (1994) von Klaus Theweleit)

dpa (4.6.2017): “ … Szymczyk gilt als politischer Kurator, der etwas sagen will zur Lage der Welt. „Wir müssen wieder Verantwortung übernehmen und wie politische Subjekte handeln, anstatt das einfach den gewählten Vertretern zu überlassen“, sagte er in Athen. …“ | http://www.monopol-magazin.de/adam-szymczyk-vom-grossen-schweiger-zum-welten-erklaerer

Ulrike Pflüger-Scherb (22.06.2017): “ … Ein Vorfall, der sich bereits am Samstag am „Parthenon der Bücher“ auf dem Friedrichsplatz ereignet hat, sorgt jetzt für Aufregung. … Ein Demonstrant, der dort mit einem Schild gegen den Kasseler Panzerbauer „Krauss-Maffei-Wegmann“ protestierte, wurde von der documenta GmbH des Platzes verwiesen. Ein Polizeisprecher bestätigt diesen Vorfall. Die documenta habe als Mieter des Friedrichsplatzes Hausrecht und dürfe einen Platzverweis aussprechen. Der Demonstrant musste in Begleitung von Polizisten den Friedrichsplatz verlassen. …“ | https://www.hna.de/kultur/documenta/aufregung-am-parthenon-buecher-documenta-beendete-protest-gegen-waffen-8420231.html

Dechant Harald Fischer (23.06.17): “ … Sie, lieber Herr Szymczyk, haben gesagt: „Es geht um den individuellen, den denkenden Körper, der sich dem Machtapparat entgegenstellt. Ich denke, das ist das Schlüsselmoment. …“ | https://www.hna.de/kultur/documenta/nach-protest-gegen-waffenindustrie-dechant-fischer-kritisiert-platzverweis-8426611.html

Doc Baumann (25.06.2017): “ … ein anderes Kuratoriumsmitglied hatte „mehr Aufsässigkeit“ angemahnt. Aber wie das so ist mit Sonntagsreden: Praktische Aufsässigkeit ist nun mal was anderes als solche auf dem Papier. Man thematisiert zwar in artifizieller Reflexion das Flüchtlingselend, mag sich aber mit Waffenexporten, die erst zu solchen Vertreibungen führen, außerhalb des Kunstkontexts nicht weiter befassen. … Aber es wird noch schlimmer! Denn in einer Stellungnahme zu dem Vorfall erklärte die Ausstellungsleitung, „grundsätzlich führe die documenta vor Ort offene Gespräche mit allen Künstlern, die nicht offiziell zur documenta 14 eingeladen sind und auf dem Ausstellungsgelände ihre Arbeiten auf verschiedene Arten ausstellen“. Diese Sätze belegen aufs Peinlichste, dass die Verantwortlichen die Welt anscheinend nur durch die Kunst-Brille wahrnehmen und selbst einen Protest gegen Waffenlieferungen aus Kassel ausschließlich in diesem Zusammenhang einordnen können. … Durch das Einschalten der Polizei haben die documenta-Verantwortlichen ihr stolzes Konzept als leeres Gerede entlarvt, das bei der ersten Konfrontation mit der Realität in sich zusammenfällt. …“ | https://www.docma.info/blog/documenta-14-am-ende

Rieke C. Harmsen, Chefredakteurin Online (Stand: 28. Juni 2017): “ … »Die Menschen befinden sich in einer lebensbedrohlichen Situation«, erklärt Leiter Szymszyk. Es gebe immer mehr repressive, kannibalistische Regimes, die Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder wegen des Zugangs zu Ressourcen töteten. Zudem stehe die Menschheit kurz davor, ihren natürlichen Lebensraum, den Planeten Erde, zu zerstören. Die documenta 14 wolle sich einer »emanzipatorischen Bewegung anschließen, die sich der Passivität und Unausweichlichkeit der Situation, in der wir uns befinden, entgegenstellt«, so Szymczyk. … Tageskarte 22 Euro, ermäßigt 15 Euro …“ | http://www.sonntagsblatt.de/index.php/artikel/kultur/habemus-documenta-warum-sich-die-reise-zur-documenta-14-kassel-lohnt

[Weltdeuter und der Strom eines Unbewussten… ]

(1. Februar 2016):“ … In Deutschland herrsche „eine Pogromstimmung, die eine kreuzgefährliche Intensität bekommt„, sagte Merbitz der Leipziger Volkszeitung. In einer Mitteilung der Polizei bezeichnete Merbitz die Angriffe gegen Asylunterkünfte zudem als „feige Straftaten„. Diese spiegelten nicht nur die politische Gesinnung wider, sondern auch die Unfähigkeit der Täter, Empathie, Rücksicht und Mitgefühl für Schutzbedürftige zu zeigen. …“ | http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-02/luechtlingsunterkuenfte-anschlaege-sachsen-polizeipraesident

Nichtkonform #23 (02.02.2016): „… Ich bin mir nich mal so sicher, dass das immer Rechtsextremisten sind. Ich denke, darunter sind auch normale Leute, Nachbarn, Väter, Onkel, Tante etc, die sich einfach nicht mehr anders zu helfen wissen. … Und nein, ich möchte hier nicht relativieren. Ich bin einfach der Meinung, solche Taten pauschal als Rechtsextremismus abzutun, wäre falsch. … “ | http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-02/luechtlingsunterkuenfte-anschlaege-sachsen-polizeipraesident?cid=6007307#cid-6007307

Unterlinner #23.1 (02.02.2016): “ … „Ich bin mir nich mal so sicher, dass das immer Rechtsextremisten sind. Ich denke, darunter sind auch normale Leute, Nachbarn, Väter, Onkel, Tante etc, die sich einfach nicht mehr anders zu helfen wissen.“ Nach dem Krieg gab es auch fast keine Nazis mehr. Das waren alles normale Leute, Nachbarn, Väter, Onkel, Tante etc, …“ | http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-02/luechtlingsunterkuenfte-anschlaege-sachsen-polizeipraesident?cid=6007425#cid-6007425

Heribert Pilch #23.4 (02.02.2016): „… Auch die NSDAP-Führung hatte Kinder und Enkel. Der Führer war ja so nett zu seiner Eva und seinen Schäferhund hat er geliebt, der nette Mensch. Aber er wusste sich einfach nicht mehr zu helfen, gegen, Behinderte, Juden, Schwule, Linke, … Sie kotzen mich an! …“ http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-02/luechtlingsunterkuenfte-anschlaege-sachsen-polizeipraesident?cid=6007563#cid-6007563

Galgenstein #74 (03.02.2016): “ … Die deutsche Seele hat schon sehr abgründige Seiten: Zucht und Ordnung muss man notfalls mit Willkür und Gewalt durchsetzen. Wenn es darum geht Flüchtlinge zu verhindern, ist wohl alles erlaubt. Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte werden zu einem Akt der Notwehr stilisiert. … Die Angst vor fremden Blut lässt die Menschen wieder einmal hysterisch werden. …“ http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-02/luechtlingsunterkuenfte-anschlaege-sachsen-polizeipraesident?cid=6010342#cid-6010342

Christian Schröder (01.02.2016): “ … So verdammte Botho Strauß, … ein Veteran des neorechten Menetekelns, die „Flutung des Landes mit Fremden“. Der Dramatiker stilisiert sich zum „letzten Deutschen“ und fristet eine randständige Existenz in der Uckermark, weitab von den Diskursen der Großstadt. …“ | http://www.tagesspiegel.de/kultur/botho-strauss-ruediger-safranski-peter-sloterdijk-deutsche-denker-gegen-angela-merkel/12907680.html

Götz Eisenberg //*([https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6tz_Eisenberg]) *// „Titel: Fluten, Wellen, Ströme„, (Datum: 23. September 2015 um 9:41 Uhr):“ … In welchen Begriffen reden wir über Flüchtlinge? Welche Bilder und Metaphern verwenden die Medien? Was sagt das über uns selber aus? … Seit Wochen sehe ich jeden Abend in der Tagesschau Polizisten, die, wenn sie Flüchtlinge in Empfang nehmen, Mundschutz und Gummihandschuhe tragen. Warum tun sie das? Man denkt unwillkürlich, dass die Fremden unter ansteckenden Krankheiten leiden, Pest und Cholera einschleppen. Man nähert sich ihnen wie Schmutz oder hochtoxischem Abfall. Was machen solche Fernsehbilder mit unserem Bewusstsein – und vor allem unserem Unbewussten? Und: Wie wirken Mundschutz und Gummihandschuhe auf die Ankömmlinge? Man berührt sie mit den spitzen Fingern des Ekels. … Wenn von den Flüchtlingen geredet wird, ist von Flüchtlingsströmen und einer Asylantenschwemme die Rede, von Wellen, Ansturm, Flut. Diese Begriffe legen nahe, dass wir uns dagegen schützen, zur Wehr setzen, Dämme errichten müssen, sonst gehen wir unter, werden wir überschwemmt. Lloyd deMause und Klaus Theweleit haben gezeigt, dass die Verwendung von bestimmten Metaphern wenig über die solcherart Bezeichneten, aber viel über die Körpergeheimnisse, unbewussten Phantasien, Wünsche und Ängste derer aussagen, die sie verwenden. …“ | http://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=27666

Sven Reichardt „Klaus Theweleits „Männerphantasien“ – ein Erfolgsbuch der 1970er-Jahre“ (Zeithistorische Forschungen – Archiv » Heft 3/2006): “ … Die in den Jahren 1977/78 publizierte und „summa cum laude“ bewertete literaturwissenschaftliche Dissertation Klaus Theweleits zählt zu den merk- und denkwürdigsten Exemplaren ihrer Art. … Es gehörte bereits zu den zentralen Denkfiguren der 68er Studentenbewegung, dass Politik und Sexualität eng miteinander verwoben seien. … Männliche Gefühlskälte, ein bloß dressierendes Verhältnis zum Körper, soldatische Härte gegenüber sich und anderen, heroisierendes Beschützerverhalten gegenüber Frauen und ein männlicher Allversorger-Gestus wurden in der alternativen „scene“ zunehmend hinterfragt. Theweleit untermauerte dabei die Kritik der linksalternativen Männer an den herkömmlichen Männerbildern, weil er den soldatischen Mann als einen „Gefühlskrüppel im Charakterpanzer“ (Cora Stephan) schildert, der mit der NS-Zeit zwar seine Blüte erlebt habe, aber bis in die Gegenwart nachwirke: „Die Sorte Männer, die Gegenstand dieser Untersuchung ist, soll keineswegs prinzipiell von den übrigen Männern isoliert werden. Sie bildet vielmehr die Spitze eines Eisbergs von Patriarchialität; was unter der Oberfläche liegt, macht die Gewässer aber insgesamt kalt.“ … Wenn Theweleit zu bedenken gab, dass die Männer weiterhin Elemente des faschistischen Mannes in sich trügen (siehe etwa Bd. 2, S. 270-274), so war dies eine Frage, die in den 1970er-Jahren ständig eruiert wurde und mit Hinweis auf die nach wie vor bestehenden kapitalistischen Gesellschaftsstrukturen mit ihrer Produktion von Unterordnungsverhältnissen und autoritären Charakterstrukturen zumeist bejaht wurde. Das Konzept des autoritären Denkens, Fühlens und Handelns, die Intoleranz und die behauptete undemokratisch-repressive Politikführung der Bundesrepublik spielte bei dieser Brückenkonstruktion zwischen Vergangenheit und Gegenwart eine herausgehobene Rolle. … Der Erfolg des Buches gründete auf dem Schock, dass „welche von uns“ zu Terroristen wurden. Theweleit hat selbst Verbindungen zur gewaltbereiten Szene im Alternativmilieu und zum Umfeld der RAF hergestellt. Deren kaltherzige Bespitzelung der eigenen „Genossen“ und deren maßloser Hass erinnerten ihn an nationalsozialistische Machenschaften: „Ein Staat, Spitzel, Bullenknüppel können zwar viel, aber nicht so viel wie Leute, die bis gestern Abend um halb neun deine „Genossen“ waren und ab halb zwölf und heute morgen dich unter denen sehen, die besser aufgehoben wären an einem Strick oder so. … Die Genickschüsse fielen verbal oder durch Auslöschung deiner Person aus der Wahrnehmung der Genossen.“ … Theweleit selbst schreibt im Jahr 2000, rückblickend auf die Rezeption seines Buches in Deutschland: „Die Historiker-Kaste […] erwies sich als resistent besonders gegenüber der Psychoanalyse des weißen Terrors“. Auch wenn mit Lutz Niethammer ein prominenter Zeithistoriker das Buch 1979 als „the most fertile contribution to the study of fascism over the last decade“ bezeichnet hat, ist die Einschätzung des Autors sicher nicht ganz falsch. Dies hat jedoch nicht nur mit der Schreibweise, den Zitat-Collagen und dem zusammengewürfelten Bildmaterial vom Gemälde bis zum Comic zu tun – einer Form, die bei einer in solchen Dingen eher konservativ eingestellten Historikerzunft keine Gnade fand. … Unter Historikern lautet zudem ein beliebter Einwand gegen Theweleit, dass er in seinem Buch gar keine Nationalsozialisten untersucht habe. Auf den ersten Blick leuchtet dies ein, da Theweleit sieben Biographien an den Beginn seiner Untersuchung stellt, von denen die meisten im nationalsozialistischen Regime nicht zurechtkamen. Die Freikorps-Typen vom Afrika-Generalmajor Paul von Lettow-Vorbeck bis zum Kapitänleutnant Martin Niemöller, der später im KZ einsaß, wurden keineswegs umstandslos zu Nationalsozialisten. Selbst solche Haudegen wie der Freikorpskommandeur Gerhard Roßbach, der charismatische Chef der Marinebrigade Kapitän Ehrhardt, rechtsradikale Literaten wie Ernst von Salomon und Ernst Jünger wurden bekanntlich im nationalsozialistischen Regime zu unbequemen, keineswegs angepassten Figuren. Lutz Niethammer hat dementsprechend darauf hingewiesen, dass die Freikorpsmänner zum einen keine typischen Nationalsozialisten waren und zum anderen auch nicht den Massenzuzug zur NS-Bewegung seit 1930 erklären könnten. … Gleichwohl bleibt auch auf den zweiten Blick die Frage offen, auf welche (soziale und kulturelle) Gruppe von Männern man Theweleits Theorie beziehen soll. …“ | http://www.zeithistorische-forschungen.de/3-2006/id%3D4650

Mathias Bröckers „Erregungsbereitschaft und Schießbefehl“ (03.02.2016)“ … wie kommt es, dass saturierte und etablierte Intellektuelle sich in ihrer wohl geheizten Schreibstube plötzlich vor dem Islam fürchten und den Untergang des Abendlands schon vor der Tür sehen? Spricht hier – wie in den von Klaus Theweleit analysierten Flut- und Fließmetaphern der Freikorpsliteratur und ihren Vorstellungen von Bedrohung und Entmenschlichung – einmal mehr der Strom eines Unbewußten, der schon für die Konstitution des faschistischen Mannes prägend war? Oder handelt es sich nur um ein Erregungs-Syndrom alter Säcke … [ (… //* [Wolfgang am 03.02.2016 um 04:55 Uhr: Die sexuelle Anspielung von wegen drohender Altersimpotenz von Leuten wie Sloterdijk als „heimlicher“ Motivation ihrer Skepsis finde ich etwas daneben. *// …) ] … Wenn schon gestandene Denker und Weltdeuter sich Fluten, Schwemmen, Wellen und Ströme einbilden – und implizit nach dem Retter rufen wenn sie „Merkel muß weg!“ fordern – muß sich über [ ] Pegidisten, die Flüchtlingsheime angreifen und einen starken Führer herbeisehnen, niemand mehr wundern. Wie auch, wenn nicht einmal die Großdenker zu den eigentlichen Ursachen des Problems irgendetwas zu sagen haben, sondern sich nur darüber mokieren, dass hierzulande die Symptome nicht schnell genug beseitigt werden? Zu den Kriegen, die die Massenfluchten auslösten, hat man von den gelehrten Herrn jedenfalls keinen empörten Widerspruch gehört [[Hmmm siehe (***) weiter unten…]]. Wer aber über Bomben und Drohnen nicht sprechen will, sollte über die davor Fliehenden schweigen. Und wer die mit deutscher Unterstützung geführten Kriege für notwendig hält und stillschweigend billigt, der muss die Konsequenzen tragen. Wer Grenzen schließen will muß schießen – auf alles was sich bewegt, denn anders lassen sich Grenzen nicht schließen. Wer sich Flüchtlinge aussuchen will, muß Selektionsrampen eröffnen: die Guten in’s Töpfchen, die Schlechten ins Mittelmeer. … Als ob das Signum „Nation“ oder „Volk“ nicht ebenso zum Betrug und Missbrauch genutzt wurde, wie Missionen im Namen der „Menschheit“ zum aktuellen Menschenrechts-Bellizismus ausgeartet sind. Nicht die „Willkommens-Kultur“ ist deshalb als Hypermoral zu kritisieren, sondern die hypermoralistische Perfidie, mit der „Menschenrechte“ permanent vorgeschoben und missbraucht werden, um Macht,-und Geschäftsinteressen mit Krieg durchzusetzen. Solange sich gegen diese Politik keine Erregung breit macht, solange unter dem Fähnchen der universellen Gesinnungsethik „Menschenrechte“ mit Bomben verbreitet werden, solange können „Verantwortungsethiker“ zu Hause nur an den Symptomen herumpfuschen. Dafür braucht es in der Konsequenz, da hat die AfD-Dame Storch (**) durchaus recht, den Schießbefehl an der Grenze. …“ | Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/47/47295/1.html

//* [[Gently__ (3. Februar 2016)“ … Was ist denn jetzt kaputt? – Ich hätte jetzt … irgendwas von der „gesteuerten Invasion der Flüchtlinge durch die VSA um die EU-Konkurrenz zu vernichten“, gespickt mit ein paar „CIA-False-Flag“-Anekdoten erwartet. …“ | http://www.heise.de/tp/foren/S-Was-ist-denn-jetzt-kaputt/forum-297135/msg-27119808/read/]] *//

Nils Markwardt (04.02.2016): [ … [ … (**) Kaum waren Sloterdijks Einlassungen erschienen, machten sich Frauke Petry und Beatrix von Storch gleichsam auf den Weg, die Idee „starkwandiger Grenzen“ radikal zu Ende zu denken, indem sie offen über Gewalt gegen Flüchtlinge orakelten. Erstere forderte, Asylsuchende, die aus Richtung Österreich kämen, unbedingt aufzuhalten. Und dabei müsse man eben „notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. So steht es im Gesetz.“ Beatrix von Storch sekundierte auf ihrem Facebook-Account: „Wer das HALT an unserer Grenze nicht akzeptiert, der ist ein Angreifer. Und gegen Angreifer müssen wir uns verteidigen.“ Auf die Nachfrage eines Users, ob sie denn auch auf Frauen und Kinder schießen lassen wolle, antwortete sie bündig: „Ja.“ Mittlerweile ist die AfD zurückgerudert. Sei alles nicht so gemeint gewesen, natürlich wolle man nicht auf wehrlose Flüchtlinge schießen. Zumal dies – entgegen Petrys Behauptung – rechtlich auch gar nicht möglich ist. Es gibt zwar tatsächlich das 1961 in Kraft getretene „Gesetz über den unmittelbaren Zwang bei Ausübung öffentlicher Gewalt durch Vollzugsbeamte des Bundes“, doch dieses sieht den etwaigen Einsatz von Schusswaffen nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen vor. Betreffende Personen müssen sich schwerer Verbrechen schuldig gemacht haben und gleichzeitig im Begriff sein, sich der Kontrolle zu entziehen. Beides trifft auf [ ] einreisende Flüchtlinge nicht zu. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) gab eigens eine Pressemitteilung heraus und betonte, dass Petrys „Ultima Ratio„-Forderungen keinerlei juristische Grundlage besäßen, sondern die Partei vielmehr ihr „radikales und menschenverachtendes Gedankengut“ entlarvt habe. … Es wird jene „wohltemperierte Grausamkeit“ geben, die Sloterdijk zynisch forderte. … Und im Prinzip wissen das auch alle. Der Zynismus, er ist längst strukturell geworden. …] …] | Aus: „Der Zynismus der anderen“ (Nils Markwardt, 04.02.2016), Quelle: https://www.freitag.de/autoren/nils-markwardt/der-zynismus-der-anderen

DJ Holzbank (3. Februar 2016 07:19): “ … Grundsätzlich: Die Partei des moralisierenden Interventionismus unter dem Vorwand des Schutzes der „Menschenrechte“ rekrutiert sich in Westeuropa in erster Linie aus (neo-)Liberalen, bei uns also den Grünen und Teilen von CDU und SPD; demnächst auch den liberalen Teilen der Partei „Die Linke“, nicht aus eher Konservativen a la Sloterdijk, Safranski oder Strauss. Bröckers Vorwurf ist also falsch adressiert. …“ | http://www.heise.de/tp/foren/S-Zu-den-Kriegen/forum-297135/msg-27118851/read/ | [ [ Sloterdijk: … Die Europäer müssen sich über ihre eigene Attraktivität für Flüchtlinge neue Gedanken machen, und da gibt es verschiedene Modelle. Man kann es machen, wie die Kanadier es tun oder die Australier es tun oder wie die Schweizer es tun, und dabei geht es jedes Mal darum, dass eine Nation, eine allzu attraktive Nation ein Abwehrsystem aufrichtet, zu dessen Konstruktion so etwas wie eine wohltemperierte Grausamkeit vonnöten ist. … [[(***)]] Übrigens ist ein Großteil des jetzigen Emigrationsstromes durch fehlerhafte Außenpolitik der Europäer in der Zeit des Arabischen Frühlings mit ausgelöst worden, denn der größte Teil der Flüchtlinge nimmt ja den Weg über Libyen oder direkt aus Libyen, und die Tatsache, dass seinerzeit Sarkozy Libyen bombardiert hat und bei der Ermordung Gaddafis die Hand gereicht hat, das sind politische Entscheidungen gewesen, die aus einem kurzatmigen Moralismus heraus zu diesen Deregulierungen beigetragen haben. …] Aus:“Peter Sloterdijk: Die Europäer definieren sich selber als gutartig – Peter Sloterdijk im Gespräch mit Rainer Burchardt“ (http://www.deutschlandfunk.de/peter-sloterdijk-die-europaeer-definieren-sich-selber-als.1295.de.html?dram:article_id=326944, 30.07.2015) //* “ … Alle sind empört – von BILD bis TAZ, von GROKO bis zur Partei „Die Linke“, von Flüchtlingsinitiativen bis antirassistischen Gruppierungen. Zusammen stehen sie vereint, um diesen „Schießbefehl“ als zynisch und menschenverachtend zurückzuweisen. Das ist er auch. Aber ist es nicht genauso unerträglich, mit Parteien und Positionen zusammenzustehen, die das Ertrinken von Flüchtlingen im Mittelmeer erst möglich gemacht haben und bis heute dafür sorgen, dass ihre Rettung nicht das oberste Gebot ist? An dieser Praxis sind bis heute über 20.000 Menschen gestorben. … Ist es nicht erbarmungslos zynisch, wenn ein Innenminister dieser Tage nach Afghanistan reist, in ein Land, das man in Schutt und Asche gelegt hat, um dort nach „innerstaatlichen Fluchtalternativen“ zu suchen? Mit dem einzigen Ziel, zu verhindern, dass Menschen vor diesem vom Westen so edel geführten Krieg fliehen – dorthin, wo die Unterstützer und Kriegsteilnehmer so friedlich leben? In Griechenland wurde der gemeinnützigen Organisation „Sea watch“ verboten, rechtzeitig und ungehindert Flüchtlinge zu retten. Man warf ihr sogar vor, dass sie die Rettungsmaßnahmen derer störe, die gar nicht rechtzeitig vor Ort sind, um genau dies zu tun. Ist das weniger zynisch, weniger menschenverachtend als das, was AfD fordert? Es gibt aber auch noch einen deutlichen und gewichtigen Unterschied zwischen AfD und Großer Koalition: Erstere sind widerlich, letztere sind zudem an der Macht.“ Aus: „Erschießen oder Ertrinken“, Wolf Wetzel (02/04/2016) https://wolfwetzel.wordpress.com/2016/02/04/erschiessen-oder-ertrinken/

Irwisch (Februar 2016 08:38): “ … Das Unbewußte, das sind die nicht in das bewußte Selbst integrierten Selbstanteile, die aus Angst vor Entzug der Fürsorge und des Wohlwollens der Eltern bereits in vorsprachlichen Phasen abgespalten werden mußten. Wir dürfen schon als Kinder, wenn sich dieses Entwicklungsfenster auftut, nicht dieses Ur-Vertrauen in unsere eigene Wahrnehmung und Urteilsbildung entwickeln, die für eigenständiges Denken und von Bevormundung freie Urteilsfähigkeit von grundlegender Bedeutung sind. Deswegen sind die Massen auch so leicht lenkbar, quasi von heute auf morgen umschwenkbar. Daran ändert auch diese ständig überschätzte Intellektualität nicht das Geringste. … Die […] Hemmung der vollständigen Entwicklung eines autonomen Selbst, wie es dem Menschen zustehen würde, wurde umfassend von Arno Gruen untersucht und beschrieben. Gruen beschreibt in seinen Werken detailliert, wie diese Verkrüppelung der menschlichen Psyche vonstatten geht und welche Folgen sie zeitigt. Unsere Gesellschaft ist genau so Ausdruck dieser seelischen Verkrüppelung wie der heutige Mensch Resultat der gesellschaftlichen Verhältnisse ist. Man kann schon lange nicht mehr bestimmen, wo das eine beginnt und das andere aufhört. … Wenn ich meine Mitmenschen nicht mehr empathisch wahrnehmen kann, dann weiß ich nicht, wie sie sind, was sie denken und fühlen. Dann bekomme ich Angst vor meinen Mitmenschen, empfinde sie als bedrohlich, die gefühlte Sicherheit tendiert gegen Null. … “ //* Georg Meier, (3. Februar 2016 09:02): “ … Re: Der Strom eines Unbewußten … Wobei es, platt ausgedrückt, Arschlöcher überall gibt, hier und sonstwo auf dem Planeten. Und ein Depp wird nicht zwangsläufig zu meinem Freund, nur weil er die gleiche Staatsbürgerschaft wie ich hat und ein Anderer ist genauso wenig zwangsläufig mein Gegner, nur weil er woanders her kommt. …“ *// | http://www.heise.de/tp/foren/S-Der-Strom-eines-Unbewussten/forum-297135/msg-27118927/read/

Nachtrag #1 (10.03.2016):
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Primitive Reflexe – Eine Antwort auf die Kritiker von Peter Sloterdijk (9. März 2016) “ … Nach der Veröffentlichung eines Interviews im Februarheft der Debatten-Zeitschrift Cicero, das einige mediologische Notizen zum Phänomen des Terrorismus und Anmerkungen zum Souveränitätsdefizit in der Berliner Asyl- und Einwanderungspolitik enthielt, überdies einen Hinweis auf die Verletzbarkeit und Schutzwürdigkeit von Grenzen, brach ein Sturm von „Kommentaren“ los, der in keinem sinnvollen Verhältnis zum Anlass steht. …Es trifft zu, dass Safranski und ich gegen die „Flutung“ Deutschlands mit unkontrollierbaren Flüchtlingswellen Bedenken ausgedrückt haben. Aus meiner Sicht bringen unsere Einlassungen eine linkskonservative Sorge um den gefährdeten sozialen Zusammenhalt auf den Begriff. Linkskonservatismus, der meine Farbe ist seit Langem, rechnet unter die Nuancen, die in Gefahr sind, im differenzenfeindlichen Klima ausgelöscht zu werden. Aus meinen Optionen lesen diverse nuancenblinde Kommentatoren „nationalkonservative“, um nicht zu sagen neu-rechte Tendenzen bis hin zur Unterstützung von irrwitzigen AfD-Positionen heraus. Doch wer „herausliest“, liest hinein. …“ | http://www.zeit.de/2016/11/fluechtlingsdebatte-willkommenskultur-peter-slotedijk/komplettansicht

keats #43 (10.03.2016): “ … „Es sind naturgemäß politisierte oder politologisierende Intellektuelle, die bei diesem Vergehen die Täterstatistik überproportional bevölkern. Sie fallen dadurch auf, dass sie Ideen umzingeln wie Frauen in Silvesternächten.“ Die Ideen von Herrn Sloterdijk sind demgemäss wehrlose Opfer, die von Tätern belästigt, bedränkt und kriminell bedroht wurden. Das, Herr Sloterdijk, ist eine peinliche Metapher. Wer Kritik gegen sich selbst – selbst wenn es sich um grobe extreme Kritik handelt – mit Vergewaltigungsversuchen gleichsetzt, verliert das Mass. Aber mein Kommentar wird Sie nicht anfechten. Bin ich doch nur ein Opfer meiner Beissreflexe. …“ http://www.zeit.de/2016/11/fluechtlingsdebatte-willkommenskultur-peter-slotedijk?cid=6255897#cid-6255897

hmnuja #22 (10.03.2016): “ … Mit Verlaub, Herr Sloterdijk – allein schon Ihre Wortwahl „Flutung“ macht Flüchtlinge zu einer in Notwehr zu bekämpfenden Naturkatastrophe und sie entmenschlicht. Auch, wenn Sie sich selbst als linkskonservativ einschätzen – Entmenschlichung und Notwehr gegen Menschen in Not sind noch nicht mal irgendwie links. Das erscheint mir auch nicht als konservativ, sondern als reaktionär. Mir [ist es] ein Rätsel, warum Sloterdijk für seinen Selbst-Exkulpationsversuch [Im Schuldrecht wird die Exkulpation benutzt, um vermutetes Verschulden zu widerlegen] und seine Kritikerschmähung dermaßen viel Bühne geboten wird. Der Mann ist in seiner Schöngeisterbahn verloren. …“ http://www.zeit.de/2016/11/fluechtlingsdebatte-willkommenskultur-peter-slotedijk?cid=6255574#cid-6255574

Filou Sophia #26 (10.03.2016): “ … Shitstorm aus dem Ohrensessel. Aus der Perspektive des kleinen Kläffers ist es ernüchternd, was renommierte Philosophen dieser Tage zu diesem Thema beitragen. Grenzen zu, „Asylanten“ströme abstellen, sichert den Weinkeller gegen unbefugtes Betreten. Sloterdijk versteht sich als linkskonsverativ, keult mit Begriffen wie dem der Autohypnose, betreibt aber selbst alles andere als Reflexionsphilosophie. Der Stammtisch ist ihm nicht minder nahe wie der Sessel am Kamin im Kristallpalast. Nicht überraschend nach dem Scharmützel mit Honneth, aber einmal mehr enttäuschend. Zynische Vernunft. …“ http://www.zeit.de/2016/11/fluechtlingsdebatte-willkommenskultur-peter-slotedijk?cid=6255631#cid-6255631

alice_42 #44 (10.03.2016): “ … „Safranski und ich haben, unabhängig voneinander, der Volksmeinung recht gegeben … “
Was will man sagen zu dieser überheblichen Stellungnahme? – Nur so viel: ich distanziere mich von der Volksmeinung, der Sloterdijk recht gibt und die er meiner Auffassung nach falsch interpretiert. Und ich distanziere mich davon, Sloterdijk überhaupt für mich sprechen zu lassen. Das erledige ich lieber selbst. …“ http://www.zeit.de/2016/11/fluechtlingsdebatte-willkommenskultur-peter-slotedijk?cid=6255909#cid-6255909

[„Es trifft zu, dass Safranski und ich gegen die ‚Flutung‘ Deutschlands mit unkontrollierbaren Flüchtlingswellen Bedenken ausgedrückt haben.'“ … Zur „Flutung“ gesellt sich in der ZEIT die „Überrollung“ – und zwar im alarmierenden Modus der „bejahten Überrollung“: „Sind“, schreibt Sloterdijk, „nach mehreren Jahren der bejahten Überrollung erst einmal fünf Millionen Asylanten im Land, kann man nur noch dafür beten, es möge einen Masterplan gegeben haben.“ | http://www.deutschlandradiokultur.de/aus-den-feuilletons-die-fluechtlingsdebatte-und-das-ende.1059.de.html?dram:article_id=347420] — Thomas Albers #48 (10.03.2016): “ …
Sind nach mehreren Jahren der bejahten Überrollung erst einmal fünf Millionen Asylanten im Land, kann man nur noch dafür beten, es möge einen Masterplan gegeben haben. “ Hmm. Und beim Ausbreiten derartigen Horrorszenarien und dem explizit-pointierten bis provokanten Gebrauch des Wortes „Asylant“ wundert sich Sloterijk, dass ihm jemand den Stahlhelm aufsetzen möchte?;) Wer mit solchen Bildern spielt nimmt man billigend in kauf, dass man „missverstanden“ wird. Hier ein rechtes Muster zu erkennen ist nicht wirklich schwierig. Übrigens wie ist denn Sloterdikts Echo auf 4.5 Millionen Russlanddeutsche Einwanderer? ;) …“ http://www.zeit.de/2016/11/fluechtlingsdebatte-willkommenskultur-peter-slotedijk?cid=6256035#cid-6256035

Amandas #45 (10.03.2016): “ … „Er war erregt genug, meine und Safranskis Sorgen-Thesen als unbedarftes „Dahergerede“ zu bezeichnen“ Dafür hat es sich doch gelohnt, die Tirade bis zum Ende zu lesen…. :-) “ http://www.zeit.de/2016/11/fluechtlingsdebatte-willkommenskultur-peter-slotedijk?cid=6255954#cid-6255954

wolf_niese #56 (10.03.2016): “ … Mich enttäuscht Peter Sloterdijk. Wenn global das eine berüchtigte Prozent, das so viel Reichtum vereint, wie die restlichen 99 Prozent, nur ein Prozent mehr abgeben würde, würde es nicht an Geld mangeln für Flüchtlingslager weltweit und auch nicht an Geld für die Integration der Vertriebenen, die es in die Abendländer schaffen. Und es würden weniger nach Deutschland fliehen wollen. Es wäre der bessere Weg als Abschottung, Abschreckung und Grenzzäune. Ein primitiver Reflex ist eher der renationale Impetus in selektiver Wahrnehmung ohne den Hauch von Humanität. Der Nationalismus verhindert doch gerade eine vernünftige Verteilung der Vertriebenen auf die Abendländer. Die Menschenrechtskonventionen [werden] längst nicht mehr eingehalten. Und das Asylpaket II ist schon längst ein Antiasylpaket. … Die Flüchtlingskrise ist nur ein Mosaikstein im Bild sich postneoliberal entdemokratisierender Demokratien. … Immerhin distanziert er sich wenigstens von dieser reaktionären Partei in seiner Kritik auf die Kritik seiner Kritik …“ http://www.zeit.de/2016/11/fluechtlingsdebatte-willkommenskultur-peter-slotedijk?cid=6256159#cid-6256159

[Kriegsschauplätze #19… ]

„…
Noam Chomskys: Im New York Times Book Review, einer der meist gelesenen Publikationen der Intellektuellen in diesem Land, wurde kürzlich das Buch eines der führenden, aber nicht besonders guten amerikanischen Historiker vorgestellt. In dieser Besprechung hiess es, dass bei der Besiedlung des Kontinents mehrere Hunderttausend Indianer eliminiert wurden. Nun, da liegt er falsch, und zwar um den Faktor zehn. Es waren mehrere Millionen Indianer. „Eliminiert“ ist übrigens auch ein interessantes Wort in diesem Zusammenhang. … Aber das hier ist eine Gesellschaft der Sieger, Deutschland war eine Gesellschaft der Verlierer. Sie müssen also den Tatsachen ins Gesicht sehen. In den USA braucht man das nicht, da muss man den Tatsachen nicht ins Auge blicken. Wenn der Autor etwas schreibt, was vergleichbar ist mit einer Aussage wie der, dass mehrere Hunderttausend Juden eliminiert wurden, dann bemerkt das gar keiner. Kann man sich vorstellen, dass die „Luftwaffe“ ihre Waffensysteme „Jude“ und „Zigeuner“ nennt, ist das denkbar?
Klaus Theweleit: Die Bundeswehr?
Noam Chomskys: Ich meine, kann man sich das vorstellen? Hier gibt es Apache Helikopter, Black Hawk Helikopter, Tomahawk Missiles and so weiter, das sind alles Opfer eines Völkermords. …
Klaus Theweleit: Ja. Staaten sind Mörder. Menschen werden umgebracht. Und wenn man siegreich ist, kommt man damit durch.
Noam Chomskys: Verliert man, muss sich dem stellen, was geschehen ist.
…“
Aus: „Klaus Theweleit im Gespräch mit Noam Chomsky“ (Gespräch fand am 30. April
2004 in Noam Chomskys Büro am Massachusetts Institute of Technology statt.) | http://www.taximagazin.ch/global_text/20kt_noam_chomsky_interview.pdf  | https://de.wikipedia.org/wiki/Noam_Chomsky