Schlagwort: Fragmente einer Sprache der Liebe

[Zum Wahn der Liebe #87 … ]

Jürgen Kaube (12.11.2015): “ … Wie beschreiben glücklich und unglücklich Liebende sich selbst und einander? Wodurch wissen sie, was für ein Gefühl das ist? Welche Szenen – der Hingabe, Eifersucht, des Rückzugs oder der Erpressung – führen sie einander auf? Was meint, wer „Ich liebe dich“ sagt. Ist das eine Aussage? „Warum ist dauern besser als brennen?“ Was ist schlimmer als Eifersucht? (Barthes: der Rückzug der geliebten Person, ihr „Fading“). Erotische Liebe heißt für Barthes geradezu: ständig von der Unklarheit bewegt sein, was es ist, und sich darum ständig im Selbstgespräch zu befinden. Untersucht wird der entsprechende „Schwarm von Figuren, die sich in unvorhersehbarer Reihenfolge, nach Art der Zickzackflüge einer Fliege im Zimmer jagen“. Den Impuls geben neben Alltagsszenen (der Geliebte ist unpünktlich) und Paradoxien – „der Andere ist mir schuldig, was ich brauche“, „es ist mein Verlangen, das ich verlange, und das geliebte Wesen ist nicht mehr als sein Helfershelfer“ – vor allem Literatur und Musik, darunter auffällig viel deutscher Herkunft. Goethes „Leiden des jungen Werthers“ liefert unzählige Motive, aber auch Beethoven, Schubert und Heine werden aufgerufen. Unter den von Barthes gestrichenen Einträgen in dieses Alphabet der Passion finden sich viele aufschlussreiche, etwa über die Neigung der Liebenden, Verletzungen, die sie erlitten haben, sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, oder der lakonische Befund: „Was denkt der Liebende von der Liebe? Kurz gesagt, nichts. Er möchte zwar wissen, was das ist, doch weil er darin befangen ist, nimmt er nur ihre Existenz, nicht ihre Essenz wahr.“ … “ | https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/roland-barthes-neue-buecher-13907288.html

[Zum Wahn der Liebe #82 … ]

Roland Barthes mit Zigarette im Mundwinkel
// https://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Barthes

Andreas Bick (2010): “ … Der Verliebte ist bei Barthes wie auch bei Goethe jemand, der außerhalb der Gesellschaft steht. Er lebt in einer „unwirklichen“ Welt, in einem Wahn, der für ihn zur Wahrheit wird, während er das, was die Leute „Wirklichkeit“ nennen, als Illusion empfindet. …“ | http://www.andreas-bick.de/fragmente-einer-sprache-der-liebe/

Hanns-Josef Ortheil (28. September 1984): “ … Barthes erhebt [ ] [ in ‚Fragmente einer Sprache der Liebe‚ ] die passionierte, die seit der Romantik deklamierte Liebe nicht zum Kult, nicht zum Traum … „Obwohl jede Liebesbeziehung als einzigartig erlebt wird und das Subjekt die Idee verwirrt, sie später anderswo zu wiederholen, ertappt es sich manchmal bei einer Art Streuung des Liebesverlangens; dann begreift es, daß ihm bestimmt ist, bis zum Tode umherzuschweifen, von einer Liebe zur anderen.“ …“ | https://www.zeit.de/1984/40/der-idiot-des-gluecks/komplettansicht