Schlagwort: Die Grundidee der Subjektivität und Introspektion

[Aber Wissen ist hier Ohnmacht #1 … ]

“ … Grundlage der Neuen Phänomenologie ist eine Wiederentdeckung der unwillkürlichen Lebenserfahrung ausgehend von dem, was jeder Mensch vortheoretisch an seinem eigenen Leib spürt. …“ | Aus: „Phänomenologie“, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%A4nomenologie#Ph.C3.A4nomenologie_des_Fremden (06/2007)

“ … Der Kritische Rationalismus ist eine von Karl R. Popper begründete philosophische Denkrichtung. Er ist aus eigener Sicht eine Lebenseinstellung, „die zugibt, daß ich mich irren kann, daß du recht haben kannst und daß wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen werden“ … “ | Aus: „Kritischer Rationalismus“, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kritischer_Rationalismus (10/2007)

Süddeutschen Zeitung (15. Februar 2018): “ … Die Schauspielerin Heike Makatsch hält die aktuelle „Me Too“-Debatte für zu aufgeheizt. „Es kommt mir so vor, dass gerade jeder differenziertere Gedanke zum Thema, der vielleicht auch mal eine Ambivalenz benennt oder sogar eine Lanze bricht für die Gegenseite, so an den Pranger gestellt wird, dass es fast schon etwas von einer Meinungsdiktatur hat“, sagte Makatsch im Interview … Im Kern der Sache geht es aber um etwas viel Größeres: es geht um die Ausnutzung von Machtverhältnissen.“ … Die Frage sei aber, was es für die Kunst bedeute, „dass so viele Männer im Kulturbetrieb schuldig gesprochen werden“. Sie heiße es selbstverständlich nicht gut, „wenn ein Regisseur Frauen erniedrigt, ich meine aber schon, dass es Künstlerpersönlichkeiten gibt, mit denen die Arbeit nicht immer ein Vergnügen ist. Und das sind oft die Interessanteren.“ … “ | http://www.sueddeutsche.de/panorama/interview-zur-metoo-debatte-makatsch-die-metoo-debatte-ist-zu-aufgeheizt-1.3868348

Le Mepris AKA Contempt (Jean-Luc Godard, 1964)
// https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Verachtung

Bernadette Weimer (08.02.2018): “ … Das Frankfurter Gallus-Theater inszeniert „Blaubart – Hoffnung der Frauen“. Es ist ein Drama über die leidenschaftliche Maßlosigkeit und ihre Folgen. … In Dea Lohers Drama – anders als im Märchen – tragen die Frauen allerdings irgendeine Mitschuld an ihrem Tod. Sie wollen Blaubart verführen und projizieren all ihre Wünsche, Träume und Sehnsüchte nach Mitgefühl und Liebe auf einen durchschnittlichen und einfachen Damenschuhverkäufer. „Vielleicht wollte Dea Loher damit zeigen: Der Mann ist an sich profillos, nur eine Projektionsfläche für Sehnsüchte“, überlegt Gonszar. …“ | http://www.fr.de/rhein-main/freizeit/gallus-theater-in-frankfurt-liebe-ohne-grenzen-a-1444037 | Impuls via

Sven Reichardt:(2006): “ … Die Grundidee der Subjektivität und Introspektion in den „Männerphantasien“ lautete, sich seines persönlichen Umgangs mit der Sexualität bewusstzuwerden, um möglichen psychologischen Abhängigkeiten von der Elterngeneration, aber auch von der kapitalistischen Medien- und Konsumindustrie zu entkommen und die eigenen sadomasochistischen Charakterstrukturen abzubauen. … so wollte man, wie Theweleit im Rückblick erläutert, „auch an den in einem selbst vergrabenen Gewaltkomplex herankommen“. … Der Erfolg des Buches gründete auf dem Schock, dass „welche von uns“ zu Terroristen wurden. Theweleit hat selbst Verbindungen zur gewaltbereiten Szene im Alternativmilieu und zum Umfeld der RAF hergestellt. Deren kaltherzige Bespitzelung der eigenen „Genossen“ und deren maßloser Hass erinnerten ihn an nationalsozialistische Machenschaften“ … | Aus: „Klaus Theweleits „Männerphantasien“ – ein Erfolgsbuch der 1970er-Jahre“ (Archiv Heft 3/2006 ) | http://www.zeithistorische-forschungen.de/site/40208708/default.aspx

Manu Schon (12.2.2018):“ … Der Pornofilm, der die Verbreitung des Oralsex eingeleitet hat, war der Film „Deep Throat“. … Ein (liberal-)feministischer Blog bezeichnete die Hauptdarstellerin des Filmes, Linda Lovelace, vor einigen Jahren als „wichtige Akteurin des Blowjobs“ was zu einigem Widerspruch führte, da Linda Boreman, wie sie wirklich hieß, ein Vergewaltigungsopfer und eine zwangsprostituierte Frau war, und sich in den USA den (radikal-)feministischen Kämpfen gegen die Pornographie und die Industrie angeschlossen hatte. … Alle Versuche in der Schauspielerei Fuß zu fassen scheiterten, da immer wieder – entgegen jeglicher vorheriger Absprachen – versucht wurde sie in eine Sexszene zu drängen. In zahlreichen Fernsehauftritten wurde sie gedemütigt und immer wieder gefragt ob es ihr denn nicht wenigstens ein bisschen Spaß gemacht habe. Dabei stellte sie fest: „Während Frauen grundsätzlich dazu tendierten mir zu glauben, waren die meisten Männer überzeugt, dass ich die Unwahrheit sagte.“ (S. 173) … Bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 im Alter von 53 Jahren engagierte sie sich für die Abschaffung der Pornographie. Sie wurde vom US-Kongress angehört und glaubte fest an das Erreichen des gemeinsamen Ziels. Wenn wir über die Mitverantwortung der Gesellschaft für das Leid in der Sexindustrie nachdenken, sollten wir niemals Lindas Worte vergessen: „Linda wurde zwar gezwungen zu lächeln, aber kein Zuschauer wurde gezwungen, dieses Lächeln für bare Münze zu nehmen“ (S. 8) …“ | https://diestoerenfriedas.de/niemand-wurde-gezwungen-ein-laecheln-fuer-bare-muenze-zu-nehmen/

Paul Robinson (nytimes.com, 1987): “ … MALE FANTASIES Volume One: Women, Floods, Bodies, History. By Klaus Theweleit. … His central contention is that the Freikorps soldiers were afraid of women. Indeed, not just afraid, they were deeply hostile to them, and their ultimate goal was to murder them. Women, in their view, came in only two varieties: Red and White. The White woman was the nurse, the mother, the sister. She was distinguished above all else by her sexlessness. The Red woman, on the other hand, was a whore and a Communist. She was a kind of distillation of sexuality, threatening to engulf the male in a whirlpool of bodily and emotional ecstasy. This, of course, was the woman the Freikorps soldier wished to kill, because she endangered his identity, his sense of self as a fixed and bounded being. In this manner Mr. Theweleit links the Freikorps soldiers‘ fantasies of women to their practical life as illegal anti-Communist guerillas: the Republic had to be destroyed because it empowered the lascivious Red woman, while it failed to protect the White woman’s sexual purity. … Mr. Theweleit is one of those intellectual mavericks, who, while he does not always respect the conventions of scholarship, may have captured a glimpse of our souls. …“ | From: „THE WOMEN THEY FEARED“ (1987) by Paul Robinson, a professor of history at Stanford University, is the author of „Opera and Ideas: From Mozart to Strauss“ | http://www.nytimes.com/1987/06/21/books/the-women-they-feared.html

Stefan Höppner (21.11.2016): “ … Zu den erstaunlichen Befunden von Theweleits Arbeit gehörte die Erkenntnis, wie sehr sich die damaligen Texte der prominenten und der längst vergessenen Autoren bis ins Detail, genauer, bis ins letzte Klischee glichen. Das begann mit der „roten Flut“, die es mit dem eigenen Körper aufzuhalten gelte, bis zur Aufteilung der Frauen in die ätherische „weiße Krankenschwester“, die sie selbst keinerlei Verlangen zu spüren scheint, und die kommunistische „Hure“ – ähnlich wie die gute, menschliche und die böse Roboter-Maria in Fritz Langs Metropolis. … Zugleich waren die Männerphantasien jedoch ein Buch über die Gegenwart. Zum einen lebten viele der Protagonisten noch, wie Jünger und Niemöller, und gehörten zu den Honoratioren sowohl der alten Bundesrepublik als auch, in deutlich geringerem Maße, der DDR. Nicht alle sahen es gern, wenn ihre Vergangenheit aufgearbeitet wurde. Zum anderen ließ sich das Buch auch als Kritik an einem unreflektierten Machismo lesen, der auch in der 68er-Bewegung, aus der Theweleit kam, an der Tagesordnung war. …“ | http://literaturkritik.de/id/20888

Herbert Krogmann (4. Mai 1962): “ … Zwei Absätze aus „Gärten und Straßen“ waren für mich in der Beschäftigung mit Jünger Schlüssel zu seiner Haltung, an der in Deutschland noch immer viel herumgerätselt wird. Der eine Absatz lautet: „Am Abend Post, darunter eine bedeutende Konfession. Selbst wenn man dergleichen nicht beantwortet, erfüllt man durch den Akt des Lesens eine wichtige Aufgabe.“. Der andere Absatz lautet: „Unter der Geburtstagspost ist auch ein Brief von einer Gräfin B., der gute Sätze wie die zwei folgenden enthält: „Es ist ja letzten Endes so, daß wir als Frauen nicht die Ideen als solche, lieben, sondern die Männer, die danach geformt sind und die dahinter stehen. Der Krieg ist nicht schön, aber wir lieben die Männer, die ihn machen, während die Pazifisten scheußlich sind.“ …“ | http://www.zeit.de/1962/18/der-schriftsteller-und-philosoph-ernst-juenger/komplettansicht

Rudolf Augstein (19.12.1977): “ … Opfer, mehr als die Männer selbst, sind die Frauen, deren Wirklichkeit von Theweleit ausgespart bleibt. Sie kommen nicht als eigene Wesen vor, sondern nur als die Ausgeburten männlicher Phantasie. Was er anhand seiner Freikorpsmänner und sonstiger „faschistischer“ Militärpersonen und -schriftsteller (unter ihnen der Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß und der junge Goebbels), was er aus Briefen, Selbstbiographien und Romanen zu Tage gefördert hat, muß auch jenen männlichen Leser verblüffen, der sich bislang für einen „Nicht-Faschisten“ gehalten hat. … Der „nichtfaschistische schöpferische Mann“ (Theweleit nennt uns, offenbar als den Normalfall, Bertolt Brecht) hilft sich aus der Klemme der zu bekämpfenden „falschen Gefühle“, indem er die Gefährtin alle zwei Jahre wechselt oder sie zu wechseln sich vornimmt. Auf wessen Kosten, muß wohl nicht erst gesagt werden. Brecht mit seiner unerschöpflichen Produktivkraft war seine eigene Fabrik, in der er die Frauen übel ausgebeutet, abgerichtet und zugerichtet hat. … Ein vermischendes, ein entgrenztes, ein verschwenderisch überfließendes Diagnostizieren der männerrechtlichen Eroberungskultur, eine Mehr-als-Doktorarbeit. Aber Wissen ist hier Ohnmacht. …“ | http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40680546.html

Bert Rebhand (6. Februar 2018): “ … Von dem Künstlerpaar Jean-Luc Godard und Anna Karina gibt es eine berührende Szene. Viele Jahre nach dem Ende ihrer Beziehung sitzen sie in einer Talkshow und erinnern sich an die Zeit ihrer gemeinsamen Arbeit in den Sechzigerjahren. Godard sagt dabei einen für ihn entscheidenden Satz: „Alles, was ich ihr geben konnte, waren Filme.“ Was er Anna Karina also nicht geben konnte, war ein Leben. Schon gar nicht ein gemeinsames, glückliches. Die Filme, die Godard damals mit Anna Karina in der Hauptrolle gemacht hat, sind längst Klassiker … Godard selbst berief sich auf Josef von Sternberg, der in Marlene Dietrich ein Modell und eine Muse hatte, die er ganz nach seinen Vorstellungen zu gestalten versuchte. Der männliche Künstler und das weibliche, formbare Wesen, von dem Inspiration und erotische Energie ausgehen, das ist ein Topos, der bis in die Gegenwart wirkt und der noch immer dazu beiträgt, dass kreative Männer meinen, sich Freiheiten herausnehmen zu können …“ | https://derstandard.at/2000073760805/Der-Regisseur-als-Tyrann-zwischen-Kunst-und-Leben

saxxoo (06.02.2018): “ … Wie gehen Frauen mit Frauen um? Und Männer mit Männern? – Jeder weiß, dass der machtbesessene Regisseur auch bei den männlichen Schauspielern die totale Unterwerfung verlangt und mit Verunsicherung und Erniedrigung arbeitet. Und Frauen? Sie kämpfen mit feineren Waffen. Nicht großen Messern sondern feinen vergifteten Nadeln. Deren Einstiche im Nachhinein nicht merkbar sind – deren Wirkung jedoch genauso vernichtend ist. …“

Eurokater (06.02.2018): „… Das Einzige, das für die modernen Gesellschaften einen höchst peinlichen Befund darstellt, um diesen peinlichen Text kurz zu zitieren, sind Autoren, die zwischen Werk und Mensch dahinter nicht mehr unterscheiden können oder wollen. … Mir graut vor der neuen Zeit der digitalen Pranger und verspäteten Rachefeldzügen. Bilder werden aus Museen entfernt, Gedichte von Wänden gestrichen und Schauspieler aus Filmen geschnitten …“

Freakwently asked Questions (06.02.2018): “ … Es ist nicht sexuelle Unersättlichkeit per se, sondern ein durchaus pathologischer Don Juanismus der sich öfter mal bei Künstlern findet. Allerdings gibt es auch einfach viele, mehr oder weniger begabte, Arschlöcher die, schlicht und ergreifend, ihre Machtposition ausnutzen. Niemals aber gilt sexuelle Unersättlichkeit als AUSWEIS für Genialität. …“
Kommentare zu: „Der Regisseur als Tyrann zwischen Kunst und Leben“ (6. Februar 2018)

Philipp Holstein (4. Mai 2013): “ … Die „Männerphantasien“ sind heute ein Klassiker. Theweleit mischt Popkultur, Psychoanalyse und Poststrukturalismus und entwirft eine Theorie des Faschismus, indem er die Schriften etwa Ernst Jüngers einer neuen Lektüre unterzieht. Das Verfahren ist ebenso wichtig wie die Form: Der Freistil-Wissenschaftler bedient sich bei der hohen Kunst, im Comic und an zeitgenössischem Werbematerial. Er trägt Thesen wie ein Rapper vor, rockt Argumente herunter, kommt vom Hundertsten ins Tausendste und ergänzt den atemlosen Endlos-Text um Bilder. … Die Königstochter als Opfer der Landnahme – dieses Muster entdeckt Theweleit nun in Dutzenden vorhomerischer Mythen, und die Geschichten von Leda, Europa, Danae und Alkmene scheinen ihn zu bestätigen. So ist das bei Theweleit: Alles klingt logisch, und weil er gut in Fahrt ist, macht er erst in der Gegenwart Halt. James Camerons Film „Avatar“ sei ein weiterer Beleg für seine These, dass die abendländische Kultur auf sexueller Unterdrückung gründe. Die Klassik habe die alten Griechen verherrlicht; Jason und Herakles seien in Wahrheit Räuber und Vergewaltiger gewesen. …“ | http://www.rp-online.de/panorama/wissen/der-allesdenker-klaus-theweleit-aid-1.3375218