Schlagwort: Debatte

[Zur Verortung der Seele der SPD #6… ]

American artist Steve Lambert set up a massive scoreboard in Times Square this week asking the public for a true or false answer to the following statement: Capitalism Works For Me. On Wednesday, after five days, he tallied a final score — True: 522 and False: 599. | Source: https://billmoyers.com/content/does-capitalism-work-for-you/ (October 11, 2013, by Karin Kamp)

… Kühnert [sagte]: „Was unser Leben bestimmt, soll in der Hand der Gesellschaft sein und demokratisch von ihr bestimmt werden. Eine Welt, in der Menschen ihren Bedürfnissen nachgehen können. Eine Demokratisierung aller Lebensbereiche.“ – Das Ziel sei die demokratische Kontrolle darüber, wie wir arbeiten und was wir produzieren. … Bundesverkehrsminister Scheuer erklärte, den Sozialismus habe man zum Glück überwunden. Wenn Kühnert Betriebe wie BMW kollektivieren wolle, zeige er – Zitat – „das verschrobene Retro-Weltbild eines verirrten Fantasten“, sagte der CSU-Politiker der „Bild“-Zeitung. … Der Sprecher des Seeheimer Kreises in der SPD, Kahrs, warf Kühnert in einer ersten Reaktion „groben Unfug“ vor. … Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/kuehnert-interview-forderung-oder-utopie.1939.de.html?drn:news_id=1002871

Nach anhaltender Kritik für seine Sozialismusthesen hat der Chef der Jungsozialisten (Juso), Kevin Kühnert, den Vorwurf zurückgewiesen, die SPD zu schädigen.

Uwe Z #48 (06.05.2019): “ … Wer der ehemals stolzen, bundesdeutschen Sozialdemokratie, die … die Hälfte ihrer Wählerzustimmung verlor (40,9 % in 1998, 20,5 % in 2017), geschadet hat, wäre ja wirklich mal eine öffentliche Erörterung wert. … “ | Aus: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-05/sozialismus-kevin-kuehnert-spd-sigmar-gabriel-bmw?cid=24637676#cid-24637676 | Ein Kommentar zu: Kevin Kühnert: „Ich glaube nicht, dass ich der SPD geschadet habe“ | https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-05/sozialismus-kevin-kuehnert-spd-sigmar-gabriel-bmw


Nachtrag #1 (06.05.2019):

“ … Seit den umstrittenen Aussagen von Juso-Chef Kevin Kühnert, jeder solle maximal den Wohnraum besitzen, in dem er selbst wohnt, hat Friseurin Anna Conrads große Angst, dass der SPD-Politiker ihre Immobilien am Starnberger See enteignen will. „Eigentlich wollte ich ja SPD wählen, aber jetzt habe ich einfach nur Angst um mein Wohneigentum“, erklärt die alleinerziehende Mutter dreier Kinder, während sie einem Kunden die Haare schneidet. „Wenn Kühnert Bundeskanzler werden sollte und jeder dann nur seinen eigenen Wohnraum besitzen darf, was passiert dann mit meinen vier Villen und den acht Mehrfamilienhäusern in bester Lage? Die habe ich mir mühsam in den letzten neun Jahren erarbeitet.“ … Mindestens genauso schlimm findet die 26-Jährige, dass Kühnert offenbar damit liebäugelt, Unternehmen wie BMW zu vergesellschaften. „In meinem Aktienportfolio nehmen große Automobilhersteller eine zentrale Stellung ein“, berichtet sie. „Da verliere ich auf einen Schlag Millionen, wenn Kühnert seine Pläne durchzieht. … “ | Quelle: https://www.der-postillon.com/2019/05/friseurin-villen.html (der-postillon.com, Freitag, 3. Mai 2019 )

DerBlödmann: “ … Typische Bigotterie des Postillon. Der Chef sitzt feist mitten im Spinnennetz seines die ganze Welt kontrollierenden Meinungskonzerns und hetzt die haarschneidende Villenbonzin gegen den Hobbysozialisten auf. …“
Boris Bogunovic: “ … Womöglich ist sie auch noch Doppelverdienerin und arbeitet nebenher als Parkettbodenpflegedsignerin. Und dann hier klagen…. “
Zwölf Olf : “ … In der CDU gibt es Leute, denen wurde nicht nur die Villa sondern das ganze Rittergut enteignet. Die jammern auch nicht. …“
Frank Rawel: “ … Ich dachte, am Starnberger See ist alles längst in Paketbotenhand. …“
erst empört dann stabil: “ … Ab wieviel Villen wird enteignet. Ich frage für einen Freund …“

Nachtrag #2 (06.05.2019):

Florian Diekmann (03.05.2019): “ … „Es gibt Leute, die Kapital besitzen, und Leute, die dieses Kapital erarbeiten“, wiederholt Kühnert im „Zeit“-Interview den Ausgangspunkt der marxistischen Lehre. Wer Kapital besitze, könne es für sich arbeiten lassen und müsse es nicht selbst tun. „Über diese Freiheit verfügt in unserer Gesellschaft nur ein sehr kleiner Teil, der Zugang zu Vermögen ist für die meisten nicht gegeben“, kritisiert Kühnert. Betrachtet man die real existierende Vermögensverteilung, erscheint die Formulierung des Juso-Chefs geradezu zurückhaltend: Die Ungleichheit beim Eigentum ist in Deutschland extrem. Einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge besitzen die 45 reichsten Haushalte in Deutschland so viel wie rund 20 Millionen Haushalte, die die ärmere Hälfte der Bevölkerung bilden. … Die real existierende bundesdeutsche soziale Marktwirtschaft hat zu solch ausgeprägter Ungleichheit bei Eigentum, Macht und Möglichkeiten geführt, wie sie auch bei weit ungezügelteren Spielarten des Kapitalismus zu erwarten wäre. Kevin Kühnert hat zwar keinen kohärenten Lösungsansatz dafür entwickelt. Aber immerhin wird nun wieder darüber gestritten. …“ | Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/kevin-kuehnerts-kritik-am-kapitalismus-wem-deutschland-gehoert-und-wem-nicht-a-1265588.html

zynik 03.05.2019: “ … Wir kennen das Spielchen zur Genüge: Es ist ja nicht die erste Debatte über soziale Gerechtigkeit die mit plattesten Parolen schon im Keim erstickt werden soll. Die rasant wachsende Ungleichheit ist nichts weiter als die logische Konsequenz der marktradikalen Politik der letzten Jahre. …“


Nachtrag #3 (06.05.2019):

Thomas Laschyk (Letztes Update 5. Mai 2019): “ … Es wurde zum Kühnert-Interview bereits viel gesagt. Es wurde auch bereits viel darüber gesagt, was darüber gesagt wurde. Doch die Kritik am Kühnert-Interview scheint oft wenig mit dem zu tun zu haben, was Kühnert denn eigentlich gesagt hat. … Wovon Kühnert spricht ist klassische Sozialdemokratie, so wie sie auch im Grundsatzprogramm der SPD steht. … Er stellt die Frage, was an der sozialen Marktwirtschaft sozial sein soll, wenn die „alleinerziehende Mutter, die mit drei 450-Euro-Jobs sich und ihr Kind durchbringen muss“ in Armut leben muss. Und das ist keine Überspitzung, sondern sehr häufig eben auch Realität. Wenn man Kühnerts Interview auf eine Grundaussage herunterbrechen möchte, dann wäre es richtiger davon zu sprechen, dass er Lösungen für millionenfache Armut und soziale Gerechtigkeit sucht. … Man kann Kühnert bei seiner Problemanalyse widersprechen. Wie prekär leben Millionen Deutsche? Ist es gerecht, wenn Familie Quandt Milliarden verdient, wenn andere 45 Jahre mit Mindestlohn hart arbeiten und am Ende dennoch garantiert in Altersarmut landen? Man kann vom Sinn oder Unsinn einer Vergesellschaftung sprechen oder welche Modelle sinnvoller wären. Aber diese Diskussion wird nicht geführt. Denn aus Kühnerts Infragestellen von Zuständen sind schnell Kühnerts Forderungen geworden. Und dann sind politische Karikaturen daraus geworden, an welchen man sich problemlos für die eigene Fanbase abarbeiten kann. Wer sich darüber lustig macht, das Kühnert angeblich die DDR zurück will, der muss sich nicht mit Zahlen, Fakten und Statistiken auseinandersetzen. Nicht mit Fragen von Gerechtigkeit, Mitbestimmung und Armut. Der führt aber auch eine irreführende Debatte, die gar nichts mit der Realität zu tun hat. Es wird Skandalisiert und Tabuisiert, ohne dass man sich mit dem eigentlichen Thema befasst. Es ist eine Debatte in der „Verstaatlichung“ und „Kollektivierung“ in einen Topf geworfen werden, Sozialdemokratie mit Kommunismus, China und die DDR mit demokratischen Vorschlägen und nicht zuletzt Forderungen mit ein paar Denkanstößen in einem Interview. Natürlich haben diejenigen, die politisches (und echtes) Kapital daraus schlagen, wenn alles bleibt, wie es ist, oder dass man die SPD im Wahlkampf mit der DDR in Verbindung bringen kann, kein großes Interesse dabei, zu einer Versachlichung der Debatte beizutragen. …“ | https://www.volksverpetzer.de/schwer-verpetzt/kuhnert-bmw/