Schlagwort: Augen

[Ansonsten hat keiner eine Chance… ]

Das Wissen, wo es als höchstes Prinzip auftritt, tötet notwendig den Enthusiasmus, den Geist und jenen aus irrationalen Quellen fließenden menschlichen Instinkt, der für die Konflikte die einfachste Lösung findet.“ – Hugo Ball, Zur Kritik der deutschen Intelligenz (1919), Viertes Kapitel

Pierre Bourdieu (1930-2002): „Was ist schließlich ein Papst, ein Präsident oder ein Generalsekretär anderes als jemand, der sich für einen Papst oder einen Generalsekretär oder genauer: für die Kirche, den Staat, die Partei oder die Nation hält? Das einzige, was ihn von der Figur in der Komödie oder vom Größenwahnsinnigen unterscheidet, ist, daß man ihn im allgemeinen ernst nimmt und ihm damit das Recht auf diese Art von ‚legitimem Schwindel‘, wie Austin sagt, zuerkennt.“ – Die verborgenen Mechanismen der Macht. Hamburg 1992, S. 86. übersetzer: Jürgen Bolder.

“ … Auch 20 Jahre Bourdieu konnten nicht verhindern, dass sich hier immer noch welche außerhalb von irgendetwas fühlen – auch wenn das Gegenteil inflationär behauptet wird. Ökonomisierung des Alltags meint heute eben auch Kulturalisierung des Alltags … Die Verwobenheit, das Teil des Ganzen sein, ist eben doch grundsätzlicher, als man denken möchte. …“
Aus: „raubkopie 08: reflexion über das scheitern II“ (Vortrag im deutschen Schauspiellaus Hamburg von Armin Chodzinski im Rahmen der Reihe Go Create Resitance, 16.03.2003)
Quelle: http://www.revisionsverlag.de/revisionsverlag/raubkopie/rk08.html

Kognition ist auch schon ein uneinheitlicher Begriff.
Seltsamer sind die Situationen geworden,
doch um so mehr schlagen sie mich in ihren Bann.
Das Wort seltsam ist selbst seltsam.
Was uns bleibt (nach dem etwas geschehen ist)?
Es könnte ein Kopfschütteln sein. Und etwas irres Lachen vielleicht.

Ach die hehren Ziele Freunde! (Was haben wir geteilt?)
Das bringt Spaß! Man rufe etwas in einen schattigen Fahrradtunnel und achte auf das Echo.
In voller Rüstung sitze ich noch immer auf meinem sturen Esel.

Was macht es mit uns – durch die Zeit zu stolpern?
Und jeder hat einen anderen Startplatz. Positionen. Haltung und Kalkül.
Manche sind „always on the run“ und andere haben sogar ontologische Erfrischungsgetränke auf ihrem bequemen dauergemieteten Tribünenplatz – und sehen mit ihren Richterperücken belustigt dem Treiben zu.
Manche kommen schlicht kaum dazu, eine theoretische Frage zur Lebensführung in den eigenen Gedankenapparat zu lassen, denn man wendet sich ganz der Praxis zu – ist vielleicht dazu gezwungen. Manche haben sich bereits erhängt. Lebenswege, Konturen verwischen sich. Haben wir uns nichts mehr zu erzählen? – Was könnten unsere Kopfkissen erzählen, wenn sie des Nachts all unsere unkontrollierten Gedanken und Gefühlsimpulse lesen könnten? – Worüber würden sie sich, bei all dem Stoff den wir ihnen liefern, untereinander unterhalten?

Jeder versucht sich. Fühlt, erseht, denkt, vergisst, erinnert, will und entscheidet.

Es ist vertrackt. Die Dinge sind unterschiedlich. Dies nimmt uns zu großen
Teilen die Möglichkeiten die Dinge im Lebenslauf ernsthaft vergleichen zu können.
Fasziniert nur kann ich bestenfalls sein.
Dabei wollte ich doch etwas über die Freundschaft schreiben.
Auch über die Liebe – ich meine damit auch die Kunst sich wohlwollend und günstig missverstehen zu können.

Es ist dennoch Liebe. Ansonsten hat keiner eine Chance.
Der eine denkt, das der andere jenes denke – oder fühle und
blind reicht man sich die Hand. Anders geht es kaum.
Liebe muss auch taumeln.

Aller sonderlichen Schwärmerei zum Trotz trifft der Türknauf unsanft auf deine Hüfte.
Torangelweit stehst du auf dem Flur des allgemeinen Käuflichkeitsgebaren. Manche nennen das auch noch Realität. Es sei die Realität vermeinen sie. Notgedrungen der finanziellen Fickbarkeit in das Angesicht starrend, gelingt dies nicht mehr (wirklich liebend zu taumeln). Die Intuition vermerkt sofort, wenn etwas um des Geldes Willen ward getan (was auch immer es sei!). Betäuben kann man den Verdacht vielleicht, aber den verräterischen Geruch, der ist für geübte Nasen nicht zu übertünchen. Und Entitäten (Gegenstände, Eigenschaften, Prozesse) trümmern in meiner Erinnerung. Zugegeben: es gibt kein entrinnen – wir haben nun mal diesen Körper – und irgendwo muss der auch mal verweilen. Und selbst das Wasser aus dem Wasserhahn will bezahlt sein – und du musst ja trinken!

Aber nichts ist von sich aus käuflich. Es wird dazu gemacht.

Nehmen wir den nächsten kräftigen Schluck aus der Zeit-Flasche. Und aus heiterem Himmel schmunzelnd denke ich an ein paar Arschlöcher, die den zarteren (angreifbareren) Geschöpfen das Leben schon in der Schulzeit unerträglicher machten – nicht ohne dabei flugs ihr eigenes verkümmertes Selbstwertgefühl aufzubessern.

Nun vieles ist vergangen. Der Bartwuchs setzte ein. Unser Körpergeruch hat sich hier und da sacht wie barsch verändert – und die Konflikte sind vereinzelnd etwas subtiler geworden. Im falschen Moment reicht ein Blick – und schon bist du geliefert.

Aber es gibt noch immer genügend andere Maskenspielereien – ein Mann sein, eine Frau sein. Wir betreten die Bühne hinter der Bühne – die wir als Trickser und Zuschauer zugleich ausbaldovern.

Könnten wir doch stürmisch lustbar wieder durch Lachen uns befreien!
Denkt man sich: Fuck You, Fuck You, Fuck You Belanglosigkeiten.
Sich der Dumpfheit und dem doppelten Boden zu entreißen und ins innere der Augen sehen.
Und den kostbaren Moment doch teilen, und gewiss sein, das es geht.