Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
In dem die Zeiten sich bespiegeln.“
– Johann Wolfgang von Goethe, Faust I, Vers 577 ff. / Faust
Bundespräsident Joachim Gauck ist am 12. Juni 2012 zum Antrittsbesuch bei der Bundeswehr nach Hamburg gereist: “ … Gewalt, auch militärische Gewalt, wird immer auch ein Übel bleiben. Aber sie kann – solange wir in der Welt leben, in der wir leben – notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden. Allerdings müssen wir militärische Einsätze begründen. Wir müssen diskutieren: darüber, ob sie die gewünschten Ziele erreichen oder schlimmstenfalls neue Gewalt erschaffen, und auch darüber, ob wir im Einzelfall die Mittel haben, die für ein sinnvolles Eingreifen nötig sind. All diese Fragen gehören – mit den handelnden Personen – in die Mitte unserer Gesellschaft. …“ | http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Bundeswehr/gauck.html
Dr. Hans-Peter Bartels (29.06.2012), „Söldner ersetzen Soldaten“ http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing :“… Über 2.000 Menschen sollen seit 2004 bei Predator-Einsätzen in Pakistan getötet worden sein, darunter eine unbestimmte Anzahl von Zivilisten, etwa Familienangehörige gesuchter Terroristen oder deren Nachbarn. Gezielte Tötungen in einem souveränen Land werfen – wie Guantánamo – Fragen auf … was genau die KSK-Kämpfer aus Calw am Hindukusch tun, bleibt in jedem einzelnen Fall Geheimsache. Nur die Obleute der Bundestagsfraktionen werden gelegentlich in geheimer Sitzung über abgeschlossene Vorgänge unterrichtet. … Bis heute gibt es keinen wie auch immer gearteten öffentlichen Bericht über das Wirken deutscher und verbündeter Spezialkräfte auf dem Balkan im zurückliegenden Jahrzehnt. Operative Gründe für diesen Geheimschutzfetischismus kann es da eigentlich nicht mehr geben. Alle drei Tendenzen des militärischen Outsourcings – Firmen, Drohnen, Spezialkräfte – werden von keinem Land so massiv vorangetrieben wie von den USA. Aber auch Deutschland folgt dem Trend. Gegenüber der deutschen Öffentlichkeit hat das Nicht-Merken, Nicht-Sehen und Nicht-Wissen durchaus seine Vorteile. Um es mit einem Sprichwort zu sagen: Was keiner weiß, macht niemanden heiß. …“
KlausAblage, 29.06.2012 um 21:24 Uhr: „Froh bin ich darüber, dass die Einsätze des KSK geheim sind und bislang geheim gehalten werden konnten. Es wäre doch nicht auszudenken, wenn diese Einsätze im vollen Bundestag, mit allen Abgeordneten, […] [der] Frankfurter Rundschau, TAZ usw. [ ], diskutiert würden. …“ | http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154307
sibeur, 29.06.2012 um 21:26 Uhr: „Eigentlich eine positive Entwicklung. […] Deutschland soll bloß nicht die Drohnen-Technologie verschlafen. Das ist die Zukunft. Die ersten Exemplare bieten schon viele Vorteile, früher oder später werden Drohnen alle bemannte Kampfflugzeuge ersetzen, welche zu viele Nachteile haben. …| http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154311
schwanengesang, 29.06.2012 um 21:52 Uhr: „Das werden großartige Zeiten! – „Eigentlich eine positive Entwicklung. Könnte nur ein Stückchen schneller entwickeln. Und Deutschland soll bloß nicht die Drohnen-Technologie verschlafen.“ – Ja, total positive Entwicklung, welche auch in anderen Bereichen der staatlichen Sicherheitsarchitektur Anwendung finden wird. Denken Sie nur, wie wunderbar einfach es wird, einen Aufstand mittels ein paar Drohnen niederschlagen zu lassen. Keine moralischen Konflikte bei Soldateska und Polizei, wenn diese Angesicht zu Angesicht die eigenen Mitbürgern verprügeln muss.“ | http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154361
Ilmarinen, 29.06.2012 um 21:38 Uhr: „Da machen wir es uns einfach – Sehr einfach. Zivilie Opfer lassen sich ja eh nicht vermeiden – also sprengen wir einfach das ganze Haus. Was solls. Der Taliban ist ja selbst schuld, dass er Kinder hat. Ach was, die Kinder sind selbst schuld, so schaut’s aus! Hauptsache kein Bundeswehrsoldat – der Berufssoldat ist und auch weiß, wofür er sein Geld bekommt – bekommt einen Kratzer ab. Weil deutsches Blut ist ja… nicht wahr? – Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit Erwiderungen wie: Sollen wir denn untätig sein, wenn wir angegriffen werden? Nein, sollen wir nicht. Aber auch im Krieg muss der Maßstab der Angemessenheit gelten, nicht nur jener der Effektivität. Wenn wir weiterhin Zivilisten in die Luft jagen und uns gleichzeitig als die Boten der Aufklärung und der Zivilisation stilisieren, attestiere ich uns kollektive Schizophrenie. | http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=17#cid-2154330
asx, 29.06.2012 um 17:49 Uhr: „Ansichtssache … Was Drohnen und Spezialkräfte angeht, so sind sie in vollem Umfang zu begrüßen und einzusetzten. Asymetrische Kriege sind immer schmutzige Kriege und diese Instrumente weisen im Gegensatz zu früheren Mitteln eine geradezu chirugische Präzison auf. …“ | http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=1#cid-2153934
bluecheck, 29.06.2012 um 22:23 Uhr: „Ansichtssache? … Vielleicht sollte man in Deutschland auch Drohnen zur Verbrecherbekämpfung und Verfolgung einsetzen. Wenn Sie dann Angst haben müssen jeden Moment aus dem Nichts von einer ferngelenkten Rakete in Stücke gefetzt zu werden nur weil ein General Oberst Sie mit einem Mörder verwechselt hat, dann werden Sie auch über ihre Forderungen noch ein mal nachdenken. …“ | http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=25#cid-2154431
friesk, 30.06.2012 um 10:00 Uhr: „… Wenn ich diverse „Spezialoperationen“ als gerechtfertigt ansehe, warum rege ich mich dann über „Anschläge“ auf? …“ | http://www.zeit.de/politik/2012-06/militaer-streitkraefte-outsourcing/seite-2?commentstart=41#cid-2154934
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“ … Klein war am 4. September 2009 befehlshabender Offizier beim Luftangriff bei Kunduz. Ziel war es, zwei von den Taliban entführte Tanklastwagen und umstehende Aufständische zu vernichten. Bei dem Bombardement wurden 91 Menschen getötet und 11 verletzt. … Oberst Klein sei „sich der Verpflichtung bewusst“ gewesen, „zivile Opfer soweit irgend möglich zu vermeiden“, und habe laut Pressemitteilung der GBA „hierbei keine ihm gebotene und praktikable Aufklärung unterlassen. … Der Völkerrechtler Hans-Peter Folz verteidigte den Befehl zum Bombenangriff als „für sich genommen nicht rechtswidrig.“ … “ | http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Klein_%28Offizier%29 (4. Juni 2012)
“ … Auf Anordnung des Präsidenten der Islamischen Republik Afghanistans Hamid Karsai wurde eine weitere Untersuchungskommission eingesetzt.[30] Ihr gehörten Vertreter des Innenministeriums, des Verteidigungsministeriums, des NDS und ein Vertreter des Präsidenten an. Am 13. November 2009 gab die Kommission bekannt, durch die Bombardierung habe es 119 Tote und Verletzte gegeben, darunter 30 tote Zivilisten und 20 tote unbewaffnete Taliban. …“ | http://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriff_bei_Kunduz (24. Juni 2012)
Viper2024 19.08.2010:
„Dienstvergehen: „Die Vorermittlungen hätten keine Anhaltspunkte für ein Dienstvergehen ergeben, hieß es an diesem Donnerstag in einer Erklärung des Verteidigungsministeriums in Berlin.“ Ich bin etwas verwirrt, als ich bei der Bundeswehr war, war es schon ein Dienstvergehen in Uniform über Gleise zu laufen um einen Zug noch zu erwischen … “ | http://forum.spiegel.de/f22/kunduz-affaere-bundeswehr-verzichtet-auf-disziplinarverfahren-gegen-oberst-klein-19572.html#post6066593 | http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kunduz-affaere-bundeswehr-verzichtet-auf-disziplinarverfahren-gegen-oberst-klein-a-712707.html
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Klaus Theweleit: „… Nietzsche, heute ja eher wenig gelesen, versprüht Formulierungen, wie sie sich bei Freud ca. 50 Jahre später, im Unbehagen in der Kultur, Freuds zivilisationskritischstem Schreiben finden (wozu Freud die Erfahrung des 1. Weltkriegs brauchte). Die europäischen Menschen bei Nietzsche heißen Augenblicks-Sklaven des Affekts und der Begierde; mit Mühe und Not haben sie einige primitive Erfordernisse des socialen Zusammenlebens erreicht dadurch, dass sie auf gewohnheitsmäßiges Viertheilen verzichten unter dem Ausruf ich will nicht!: nämlich in Wein gesotten werden oder in Öl – nachdem sie eben dies oft genug vollbracht und aus solcher Wiederholung ein Gedächtnis sich gebildet haben. Die schärfste, die »zynischste« Formulierung, die sich denken lässt, wie »Mensch«, zumal der deutsche, zu »Gedächtnis« kam: nach unendlicher Wiederholung von Gewalttaten zum endlichen Ausruf: „ich will nicht (gevierteilt werden!)“. Ah, endlich die Vernunft. …“ | Aus: „Vergessen wir nicht – die Psychoanalyse. – »Dem Menschenthiere ein Gedächtnis machen«: Zu Spaltungsvorgängen beim eurasiatischen Kulturtyp.“ | http://www.klaus-theweleit.de/
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