by lennardo
[Anarchie und Diskordia]
[…] In [einer] 30 Millisekunden währenden Perioden wird die Anarchie im Kopf gebündelt und die multimediale Ungleichzeitigkeit synchronisiert. Das Gehirn schnürt alle 30 Millisekunden ein Paket und sendet es dem Bewußtsein mit dem Absender „Jetzt“?
(Aus: „Die Gegenwart – das JETZT – dauert genau 3 Sekunden…“ von Kristian Rusch; 2003)
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[…] Es geht mir darum, wie es ist, in einem System zu leben, wo Dinge schief laufen, ganz egal, wie richtig sie eigentlich sein sollten oder wie gutgemeint sie sind. […] was ein Mensch, der es eigentlich gut meint, manchmal tun muss, wenn keine Alternative richtig erscheint, oder wenn das, was man korrekterweise tun sollte, falsch erscheint und etwas eigentlich Falsches absolut angemessen – und was immer man tut, es wird in irgendeiner Weise zutiefst falsch sein.
(Aus einem Interview mit Pat Cadigan / »Cyberpunk ist zu einem Teil von allem anderen geworden« von Jakob Schmidt; http://www.epilog.de/)
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„Wenn Du Zweifel hast, scheiß drauf.
Wenn Du keine Zweifel hast… zweifle!“
(Principia Diskordia)
[Der Kampf um Einflusszonen]
[…] Viele Neurowissenschaftler unterscheiden [ ] grundsätzlich zwischen Emotion und Gefühl. Antonio Damasio etwa, von der Universität von Iowa, definiert Emotionen als unbewusst ablaufende Veränderungen des inneren Körperzustands, die in Reaktion auf bestimmte Reize in Gang kommen. Gefühle sind dann das daraus entstehende bewusste Erleben.
[…] Gefühle sind [ ] auch ein Kulturprodukt. Wie vollzieht sich dieses Lernen und wie regulieren wir dabei die Natur der Gefühle? Wie stark können wir Emotionen überhaupt bewusst kontrollieren und wann geht dabei etwas schief?
[…] Offenbar findet bei der Regulation der Gefühle im Gehirn ein regelrechter Kampf um Einflusszonen statt. Die emotionalen Areale halten das Terrain besetzt. Durch gezielte Aufmerksamkeit, sprachliche und gedankliche Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen versucht dann der Verstand, die emotionalen Areale herunter zu regulieren und so an Boden zu gewinnen. Der Ausgang dieses Kampfes, ist, wie man weiß, nicht immer ganz eindeutig, aber chancenlos ist das rationale Bewusstsein nicht.
Aus: „Der Widerspenstigen Zähmung“ (18.09.2005)
Forschungen zur Regulation der Gefühle von Martin Hubert
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/419289/
[behind thought, memory and emotion]
[…] The human brain is composed of billions of cells, each a separate entity that communicates with others. The chemical interaction of those cells determines personality, controls behavior and encodes memory; but much remains to be understood.
Researchers at the University of Illinois at Urbana-Champaign have developed tools for studying the chemistry of the brain, neuron by neuron. The analytical techniques can probe the spatial and temporal distribution of biologically important molecules, such as vitamin E, and explore the chemical messengers behind thought, memory and emotion…
From: James E. Kloeppel, Physical Sciences Editor (31.08.2005)
Source: www.news.uiuc.edu/news/05/0831brainchemistry.htmlÂ
[Ein Opfer von Gehirnzuständen]
[…] Bin ich dann sozusagen immer nur das Opfer meiner Gehirnzustände?
[…] Auch wenn das Gehirn scheinbar nichts tut, ist es stets damit beschäftigt, Inhalte zu ordnen, Bezüge herzustellen, Lösungen zu finden, Modelle zu entwerfen, sogar wenn Sie schlafen. Sie werden sich jedoch nur eines kleinen Teils dieser Arbeit gewahr. Ins Bewusstsein gelangt nur das Wenige, auf das Sie Ihre Aufmerksamkeit lenken können. Manche Vorgänge können wir sogar nie ins Bewusstsein heben. Denken Sie z. B. an vegetative Kontrollfunktionen der Nierentätigkeit.
[…] deshalb denke ich, dass das Problem des „freien Willens“ daher rührt, dass wir Kulturwesen sind, Wesen mit Gehirnen, die uns in die Lage versetzt haben, eine Theorie des Geistes zu erstellen und damit kulturelle Konstrukte und soziale Realitäten aufzubauen, die uns dann wiederum als Realitäten erfahrbar werden.
[…] Wenn sich einmal Ihre Erkenntnis durchsetzt, der „freie Wille“ – ähnlich wie das alternative Gefühl, fremdbestimmt zu sein – sei nur in der Erste-Person-Perspektive real, aus Sicht der Naturwissenschaft jedoch nicht existent! Was würde sich in unserem Leben, in unserer Gesellschaft ändern, wenn der Uraltgedanke, die Menschen könnten ihre Entscheidungen “ frei“ treffen, sich als hinfällig erweist? Könnten wir dann niemanden mehr zur Verantwortung ziehen?
Ich glaube, dass sich an der Art, wie wir miteinander umgehen, nicht sehr viel ändern würde, wenn wir der naturwissenschaftlichen Sichtweise mehr Bedeutung zumäßen. Wir würden allerdings – und das wäre erfreulich – vermutlich ein wenig toleranter werden, nachsichtiger, verständnisvoller. Wir würden nicht so schnell aburteilen.
Bruchstücke aus: „Ist der Mensch frei? – Materialien zur LPE 6“
Zusammengestellt von Klaus Goergen: Philosophie/Freiheit.pdf
[alien landscape]
„…I liked the alien landscapes, the alternate histories and futures. What kept me reading science fiction was the way it made my immediate surroundings alien, too. Everywhere I looked, something familiar turned new and strange. Eventually, I found other kinds of literature which made the world new—poetry most of all—but science fiction did it first. I was a bookworm long before I became a science fiction reader, but science fiction made me into an explorer. These days I make my own wordy explorations by writing poetry and essays, but nothing beats the pleasure of exploring another author’s alien landscape.“
From „First Contact“ by Christina Socorro Yovovich (20 June 2005)
http://www.strangehorizons.com/2005/20050620/yovovich-c.shtml
[the invasion of the public sphere]
[…] „crimes are increasingly being hardened and defined against the public, often in the interest of a select and powerful few. Even as „graffiti“ is being harshly punished as a federal crime, advertisers continue their invasion of the public sphere, borrowing many of the same techniques and tactics as traditional graffiti artists (re-coined „guerilla marketing“).
from: artcrime – New Strategies in Creative Intervention by Eric Zassenhaus
found: http://www.clamormagazine.org/issues/33/culture_intro.shtml
[Maybe YOU know one!]
„Messyhead: An affectionate slang term for somebody who is overall a „good guy“, but a social misfit or fuck-up! Used mainly in Irish and English circles e.g. „He’s alright, but a bit of a messyhead“ or „Yer man’s a messyhead!“ — Maybe YOU know one!“
Found @ http://www.nytrash.com/messyheads.html
[Are you the brain specialist?]
T. F. Gumby: Doctor! Doctor! DOCTOR! (he goes up to the antique desk and bangs the bell violently; he smashes the intercom and generally breaks the desk up) Doctor! Doctor! DOCTOR! DOCTOR! Doctor! Doctor! Where is the Doctor? (A pause. Then another door opens and another Gumby appears.)
Specialist: Hello!
T. F. Gumby: Are you the brain specialist?
Specialist: Hello!
T. F. Gumby: Are you the brain specialist?
Specialist: No, no, I am not the brain specialist. No, no, I am not… Yes. Yes I am.
T. F. Gumby: My brain hurts!
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Stuff from Monty Python’s Flying Circus – Just the words:
http://www.ibras.dk/montypython/justthewords.htm
[Emotainment, Wortmüll & Meinungssimulanten… ]
„… Um protestieren zu können, so Luhmann, muß man die Verhältnisse „plattschlagen“, dazu dienen die Schemata und vor allem die Skripts, die sich in der öffentlichen Meinung mit Hilfe der Massenmedien durchsetzen lassen.
Schematisierungen und Skripts haben die ebenso banale wie folgenreiche Funktion, auf Probleme hinzuweisen, die dann mit weiteren Schematismen behandelt werden können.
[…] [Doch] war es früher möglich, daß das Fernsehen seinem Publikum ein „Potential gemeinsamen Erlebens“ (Manfred Rühl) bieten konnte, so ist heute der Fernsehkonsument mehr und mehr zum ‘Erfinder‘ seiner eigenen Information geworden. Unter dem Diktat der Einschaltquoten befindet sich das Fernsehen heute in einer paradoxen Situation zwischen Bedeutungsverlust und Machtausweitung.
Zum Bedeutungsverlust: Von Quoten gejagt besteht der Wettbewerb der Sendeanstalten darin, alles der Verborgenheit zu entreißen und ins Studiolicht zu zerren. Mit einem perfektionierten System inszenierten ‘Emotainments‘ produziert das Fernsehen in aufdringlicher Ereignisbeschwörung Erlebnis-, Gefühls- und Beruhigungsprogramme, mit denen die Emotionen der Zuschauer systematisch durchgepflügt werden. Ungezügelter Show-Darwinismus und bedeutungsschwangeres Getue versammeln sich zu einem nichtssagenden Gesellschaftsspiel, das sich auf dem Bildschirm ausgebreitet hat.
In der Beobachtung jener medialen Inszenierungen erinnert vieles an Nietzsche, der in bezug auf die „modernen Ideen“ einst festgestellt hat: „(…) nichts wirkt an ihnen so ekelerregend, als ihr Mangel an Scham, ihre bequeme Frechheit des Auges und der Hand, mit der von ihnen an alles gerührt, geleckt, getastet wird.“ Bei den politischen Talk-Shows zeigt sich das gleiche Bild. Hier werden Meinungen im „six-pack“ angeboten. Wir geben Reinhard Mohr recht, wenn er feststellt, im politischen Infotainment der Neunziger Jahre habe sich eine „revolutionäre Liturgie aus Betroffenheit, Provokation und Endlosdebatte“ etabliert, in der die Meinung als Ware serviert wird, schön verpackt und leicht zu nehmen, ohne auch nur den Anschein zu erwecken, es gehe um irgendeine Sache, um Wahrheit, Originalität oder die Lösung eines Problems. Durch die Inszenierung „gedichteten Pseudostreits“ und die zänkische Pose eines „glamourösen Politzirkus“, so Mohr, ist es den „Meinungssimulanten professionell gelungen, den wirklichen Diskurs abzuschaffen, den wirklichen Streit unter dem kosmetisch bearbeiteten Wortmüll zu begraben.“
[…] [es] ist darauf hinzuweisen, daß die spezifische Rationalität journalistischer Arbeit stets darin liegt, die Erwartungen der Rezipienten (Leser/ Hörer/ Zuschauer) zu antizipieren, um die Inhalte nach diesen ermittelten ‘Profilen‘ auszurichten. Die Eigenlogik medialer Inszenierungen besteht letztlich darin, daß die Programmstrukturen bzw. die Kommunikationsabsichten gegen Erwartungsstrukturen der Konsumenten ausgetauscht werden: Jedes neue Thema der Medien schafft neue Erwartungen, ein gesehenes Programm animiert zur Rezeption weiterer Programme (z.B. bei Fernsehserien), eine Information weckt Interesse nach weiteren Informationen zum Thema, gänzlich neue Themen schaffen neue Spezialpublika, deren Erwartungen erfüllt werden muß. Zwischen Sender und Empfänger, so Frank Marcinkowski in seiner Untersuchung zur Publizistik, besteht eine zirkuläre Beziehungsstruktur, die letztlich darauf basiert, „wechselseitig ‚Erwartungen zu erwarten‘.“ Publizistik, so Marcinkowski weiter, „ist selbstreferentiell, weil sich ihre Operationen und Prozesse auf sich selbst beziehen, also redaktionelle Entscheidungsprämissen des Journalismus auf Erwartungsstrukturen des Publikums und diese wiederum rekursiv auf erwartbare publizistische Outputs bezogen sind.“
Betrachten wir diesen (jetzt erweiterten) Wirkungszusammenhang von Fernsehangeboten und Konsumentennachfrage, so entdecken wir, daß hier ein selbstreferentielles, ein ebenso frei ‘schwebendes‘ wie geschlossenes Geschmackssystem entstanden ist, und zwar im permanenten Wechsel zwischen Medien und Wirklichkeit.
[…] Der Konformismus, so Botho Strauss, […] ist heute „intelligent, facettenreich, heimtückischer und gefräßiger geworden als ehedem. Das Regime der telekratischen Öffentlichkeit ist die unblutigste Gewaltherrschaft und zugleich der umfassendste Totalitarismus der Geschichte. Es kennt keine Untertanen und keine Feinde. Es kennt nur Mitwirkende, Systemkonforme. Folglich merkt niemand mehr, daß die Macht des Einverständnisses ihn mißbraucht.“ Die konstruktiven Mechanismen medialer Inszenierungen offenbaren in ihren kommerzialisierten Verhärtungen die ‘Bodenlosigkeit‘ jeder einzelnen Meldung. Die heutigen Beobachtungen verweisen Adornos und Horkheimers Befund der Standardisierung und Homogenisierung des Massenpublikums in seine ‘x-te Dimension‘. …“
[Aus: Universalität der ‘Bodenlosigkeit‘ – Zur Parallelität der ‘Entwurzelung‘ von Gesellschaft, Subjektivität und Denken – Ein systemtheoretischer Erklärungsversuch (genehmigte Dissertation von Stefan Felte; Referent: Prof. Dr. Helga Gripp-Hagelstange; 1999) / Quelle: bodenlosigkeit.pdf]
[Seelen]
„Die Deutschen glauben sich am Gipfel der Komplexität, wenn sie sagen, daß sie zwei Seelen in ihrer Brust tragen; sie haben sich in der Zahl etwas getäuscht.“ (Michel Foucault: Nietzsche, die Genealogie, die Historie [1974, S.73] / Von der Subversion des Wissens)
[Pinhole Photography]
by mbayard (brooklyn, NY, USA)
„Pinhole Photography…A small hole is pierced on the container…light goes in…My work with Pinhole Photography involves using small containers (film cannisters, Whitmans candy and Altoid boxes, dog food cans,and others)…A piece of paper coated with emulsion is placed inside the container and sealed with electrical tape…Exposures run from 5 seconds to 5 minutes…I then handprint every photo in my darkroom…I do pinhole photography because of its magical simplicity.“
pinhole photography by m. bayard
http://www.fotolog.net/mbayard/
[Kaffeemühlenmann des Tages]
bedingt durch die letzten nacht hat die jury zur augenring-prämierung einstimmig den kaffeemühlenmann zum mitarbeiter des tages gekührt! (applaus, applaus, applaus!…)
[Schlendern (1)… ]
Dreckige Kellerfenster, abgerissene übergeklepte Plakate von Sonne und Regen ausgeblichen. Mauerecken, die übersehen werden. Der Kantstein. Ausgewaschene Steinplatten. Schmutz auf dem alten Lack der Haustüren. Autos. Menschen.
Die Zeit dehnt sich – Wahrnehmung schwimmend in der Illusion an keinen Ort mehr gebunden zu sein – der Blick wird sich seiner selbst gewahr und kann fliegen. Ein schlendern im Zeitraffer. Mit Ablagerungen von Erlebnissen in der Seele. Unmöglich im Überschwang des Glückes den unmittelbaren Schmerz zu begreifen. Unfähig bei der Überwältigung von Trauer sich die berechtigte alberne Leichtigkeit und den treffsicheren ironischen Witz über die eigene Schwachsinnigkeit zu bewahren.
[universal mind-reading machine]
[…] „We are still a long way off from developing a universal mind-reading machine.“ (Dr Haynes; 7 August 2005)
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