[Kriegsschauplätze #3… ]

Realpolitik – Als bedeutendster Verfechter einer Realpolitik, die sich nicht an religiösen oder ethischen Erwägungen orientiert, gilt Niccola Machiavelli …
http://de.wikipedia.org/wiki/Realpolitik

Mentalitätsgeschichte
http://de.wikipedia.org/wiki/Mentalit%C3%A4tsgeschichte

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“ … Verteidigungsminister De Maizière sagte im Hamburger Abendblatt […] „Menschenrechtsüberlegungen müssen eine Rolle spielen, doch überwiegen die internationalen Sicherheitsinteressen.“ … Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die zwar am Freitag bei der Debatte im Bundestag anwesend war, aber zu dem mutmaßlichen Geschäft geschwiegen hatte, äußerte sich erstmals in einem Fernsehinterview – ohne allerdings den Panzerdeal explizit zu erwähnen. Saudi-Arabien sei trotz „erheblicher Defizite im Menschenrechtsbereich“ ein Land von „großer strategischer Bedeutung“, sagte sie dem Fernsehsender Sat.1 am Freitag in Berlin. …“

Aus: „De Maizière würdigt Saudi-Arabien als „Stabilitätsanker““ (09.07.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-panzer-lieferung-de-maizire-wuerdigt-saudi-arabien-als-stabilitaetsanker-1.1118148

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„… Etliche Milliarden Euro haben die beiden Rüstungskonzerne mit dem „Leopard“ in den vergangenen Jahren verdient, und ein Teil dieser Gewinne floss, wenn man so will, immer auch an die deutschen Parteien. Denn Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann sind Meister der politischen Landschaftspflege, die CDU, CSU, FDP und SPD über die Jahre mit mehreren Hunderttausend Euro an Parteispenden versorgten.
Nun wird aus einer Parteispende allein noch kein erfolgreicher Rüstungsdeal. Politische Entscheidungsträger mögen sich von geostrategischen Überlegungen, Bündnisverpflichtungen oder deutschen Arbeitsplätzen leiten lassen. Doch die Parteispende eines Unternehmens schadet ganz sicher auch nicht bei der Durchsetzung seiner Interessen, denn sonst gäbe es sie nicht. …“

Aus: „Rüstungskonzerne: Waffen für die Welt, Millionenspenden für die Parteien“ geschrieben am 05.07.2011 um 14:54 in Allgemein, Bundestag, Lobbyismus, Parteispenden, Transparenz von Martin Reyher
Quelle: http://blog.abgeordnetenwatch.de/2011/07/05/rustungskonzerne-waffen-fur-die-welt-millionenspenden-fur-die-parteien/

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„… Mitten im arabischen Frühling will das autoritäre Saudi-Arabien moderne deutsche Panzer kaufen. … Im Werbe-Video wird der Leopard 2A7+ als ideales Instrument im Einsatz gegen Demonstranten gepriesen. … Nach Angaben aus Sicherheitskreisen hat das autoritär regierte Saudi-Arabien bereits 44 Leopard-Panzer aus Deutschland gekauft. Insgesamt wolle das Königreich 200 Panzer in der Bundesrepublik erwerben, meldete die Nachrichtenagentur Reuters. … Seine Vorzüge sind bei Youtube eingehend zu bewundern. Ein Video zeigt Soldaten und Panzer des Panzerbataillons 911 bei der Informationslehrübung (ILÜ) im September 2010 des deutschen Heeres in Munster und Bergen, wo der Prototyp des Leopard 2A7+ vorgestellt wurde.

Das Video stammt aus dem Umfeld der sogenannten Steel Beasts Community Deutschland – Panzerbataillon 911. Stolz erklärt der unbekannte Sprecher, dass der Kampfpanzer als das „bestgeschützte Gefechtsfahrzeug des deutschen Heeres auch zur Durchsetzung robuster Mandate“ befähigt sei. Kanadische und dänische Einheiten hätten bereits die Erfahrung gemacht, dass allein die Präsenz des Leopard „lähmt und abschreckt“. Gezielt könne „gegen besonders aggressive Demonstranten vorgegangen werden“. …

… [Selbst] in der CDU/CSU-Fraktion stößt die Zustimmung der Bundesregierung zu Panzerlieferungen an Saudi-Arabien auf starke Bedenken: Die Mehrheit in der Fraktionsführung habe am Montagabend gegen eine Lieferung argumentiert, erfuhr Reuters aus Teilnehmerkreisen. Besonders der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz, Bundestagspräsident Norbert Lammert und die Menschenrechts-Expertin der Fraktion, Erika Steinbach, hätten Kritik geäußert. … In der Sitzung des CDU/CSU-Fraktionsvorstands hätten dagegen der außenpolitische Sprecher Philipp Mißfelder und der wirtschaftspolitischer Sprecher Joachim Pfeiffer die anvisierte Lieferung verteidigt. Zum einen kaufe Saudi-Arabien ansonsten Panzer in anderen Ländern. Zum anderen sei das Land ein wichtiger strategischer Verbündeter. …“

Aus: „Panzer-Video preist Vorgehen gegen „aggressive Demonstranten““ (05.07.2011)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/panzer-video-preist-vorgehen-gegen-aggressive-demonstranten/4358162.html

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DIE ZEIT, Josef Joffe (5.7.2011): “ … Nüchtern betrachtet kommt eine realpolitische Einsicht dazu. Die Saudis rüsten nicht gegen den Westen, auch nicht gegen Israel, sondern gegen Iran. Das sollte zumindest die Realpolitiker unter den Grünen und Sozialdemokraten beruhigen. … Panzer lassen sich auch zur Unterdrückung von Revolten einsetzen? Richtig. Aber schauen wir genauer hin. Die 900 Kampfpanzer im saudischen Arsenal kommen aus Amerika und Frankreich. Gleiches trifft auf die 2.000 leichteren Panzerfahrzeuge zu. Bei diesen Zahlen entpuppen sich die Leos als Prestigeobjekte. Bestenfalls können sie die Iraner ein wenig beeindrucken. …“

Illairen
05.07.2011 um 18:52 Uhr
Großartiger Artikel !!1
Da haben Sie ausnahmsweise mal den Nagel auf den Kopf getroffen. Was soll diese Realitätsverweigerung? Waffen töten nicht, Menschen töten. Und wenn wir keine Waffen verkaufen, machen andere Länder das Geschäft. Es geht hier schließlich auch um Arbeitsplätze und die Interessen der Wirtschaft! Es soll sich niemand über ehrlichen Handel beschweren und gleichzeitig meckern, dass die Steuern nicht gesenkt werden!

Glaubwuerden
05.07.2011 um 17:42 Uhr
Na dann ist ja alles klar!
Also wenn die Chefbellizisten Joffe (Zeit) und Wergin (Welt) dieses Geschäft absegnen, dann können wir doch dieses nicht verweigern. … Die ganze Welt scheint ein Irrenhaus zu sein. Warum aber die Insassen hier die Meinungsführerschaft und das Handeln übernommen haben und weiterhin ungestraft übernehmen dürfen, das will mir einfach nicht den Kopf. Wie hält Helmut Schmidt dieses alles nur aus?

norg blorg
05.07.2011 um 17:28 Uhr
jaja, ganz toll.
schön, dass die leopard-panzer lediglich die brillis in der ansonsten mit allerhand anderem gerät randvollen kriegsschatulle der saudis sind.
die frage ist eher, ob das einen für demokratie demonstrierenden bürger eines dieser länder interessiert, kurz bevor ihm der kopf weggepustet wird.
dafür wird dieser panzer nämlich gebaut:
Leopard 2 PSO/2A7+
… Eine der modernsten Varianten des Leopard 2 stellt der Leopard 2 PSO (Peace Support Operations) dar. Anfangs von KMW als eigenes Angebot für Einsätze im Ortskampf, sogenannte MOUT-Einsätze (Military Operations in Urban Terrain) entwickelt … (23. April 2007)
http://de.wikipedia.org/wiki/Leopard_2#Leopard_2_PSO.2F2A7.2B

Einar von Vielen
05.07.2011 um 17:49 Uhr
Das ist halt Denken aus dem letzten Jahrhundert
Antiquiert, zynisch und ohne jede Überzeugung. Was zählt, ist alleine Geld und daraus resultierend Macht. … auf gut deutsch: Prinzipien sind was für Sonntagsreden, ansonsten sind sie nur hinderlich. Genau das ist kristalliner Zynismus …

Atan
05.07.2011 um 18:04 Uhr
Nun, der nette Herr Gaddafi war vor ein paar Monaten auch noch ein verläßlicher „Partner“ des Westens, den z.B. die gleichen britischen Spezialeinheiten bei der Ausbildung seiner Truppen unterstützten, die ihn jetzt umbringen wollen.
Genauso könnte es passieren, dass Leopardpanzer bald irgendwelche Rebellen plattwalzen, denen der saudische Islamismus nicht passt.
Ich grüble jetzt schon, wie dann wohl die hehren „moralischen“ Pflichten aussehen, die Herr Joffe wieder mal einfordern wird.

Lars Galtung
05.07.2011 um 18:07 Uhr
Profitmaximierung
„Für die Unterdrückung hat Riad Kriegsgerät aus Amerika und Frankreich. Deutschlands Leos haben keinen Einfluss auf die demokratische Entwicklung“
Klar, wenn es um Profit geht, hat man ganz schnell die passenden Argumente zur Hand.

ikarus7
05.07.2011 um 18:10 Uhr
Deutschland, der empörteste Waffenexporteur der Welt.
Josef Joffe, ob sie nun Kriegstreiber oder Provokateur sind, ist mir egal.
Ihre Zeitung ist soeben für mich gestorben.

Oliver S-E
05.07.2011 um 18:16 Uhr
Wo ist den die wertegebundene Außenpolitik geblieben, die sonst immer so hoch gehalten wir. Es geht ganz klar nur noch um Geld und sonst nichts mehr. …

bigbull
05.07.2011 um 18:55 Uhr
Das Verständnis des Herrn Joffe für Demokratie
Woher will Herr Joffe wissen wozu dieses militärisches
Gerät benutzt wird? Wenn hunderte Panzer, so wie er darstellt, eingemottet sind
weshalb sollen dann noch weitere 200 Stück geordert werden?
Kriegsgerät ist dazu da um Krieg zu führen oder der Opposition in einem wenig demokratischen Land den freiheitlichen Geist wegzuschießen.
Und wenn man einem wenig demokratischen Land weiteres Kriegsmaterial liefert macht man sich der weiteren Unterdrückung mitschuldig. Wenn ein Journalist dies für gut betrachtet und ihm weitere Nachteile der Bevölkerung in diesem Land egal sind, ist das …

PW
05.07.2011 um 18:56 Uhr
Alte Traditionsreste
Joffe ist ein Lichtblick in der ZEIT. …

Sherym
05.07.2011 um 19:04 Uhr
Ach der josef
Ich kenn keinen redakteur der soviel mist schreibt und trotzdem herausgeber sein darf….

Alaf Nichte
05.07.2011 um 19:11 Uhr
… ich halte jeden Militaristen wie den H. Joffe für völlig daneben, diesen Verteidiger einer autokratischen Monarchie. Wer das Killen von Menschen ohne Gemütsbewegung befürwortet ist doch nach Ihrer Definition ein Soziopath?

Lars Galtung
05.07.2011 um 19:13 Uhr
Einsatz von Waffen
„Schlecht vorstellbar, dass Saudi-Arabien die Panzer jemals einsetzen wird.“
Richtig. Assad, Gaddafi usw setzen ja auch keine Waffen ein.
Alle Waffen dienen nur zu Abschreckung. So wie zB in Somalia.
Alles nur Abschreckung. Auch die Serben haben Waffen nur zur Abschreckung eingesetzt. natürlich niemals benutzt.

asx
05.07.2011 um 19:13 Uhr
Danke. Der Artikel hebt sich wohltuend von dem ganzen moralinsaueren, inhaltsleeren Geschwafel der letzten Tage ab. Mehr davon bitte.

dark8
05.07.2011 um 19:50 Uhr
Es ist höchste ZEIT für einen neuen Herausgeber!
Der Inhalt dieses Kommentars war vorhersehbar, sobald man den Namen des Autoren erblickt hat. Und dennoch, trotz der üblichen zynischen und herablassenden Predigt, gegen alle, die das Streben nach einer besseren Welt nicht gänzlich aufgegeben haben – gelingt Herrn Joffe dann doch der Abstieg in neues Tiefland, wenn er ausgerechnet Franz-Josef Strauß zum Thema „Prinzipien“ zitiert, und dann einfach so behauptet, dass dessen unsägliche Haltung „gilt“. Wer hat das denn für uns alle so beschlossen, Herr Joffe?

Und überhaupt: Wie sind sie eigentlich zum Herausgeber der ZEIT geworden, wo sich doch jeder Ihrer Leitartikel wie eine Bewerbung für einen Posten im Hause Springer liest? Es wäre eine große Tat von Ihnen, wenn Sie in Zukunft die Leser der ZEIT mit Ihren Meinungen verschonen würden. Eines der wichtigsten journalistischen Organe in Deutschland hat besseres verdient. …

Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf beleidigende und rein spekulative Beiträge. Danke, die Redaktion/jz

stier1952
05.07.2011 um 20:11 Uhr
Das Hr.Joffe grundsätzlich für Aufrüstung und militärische Auseinandersetzungen schreibt,
ist bekannt. Manchmal müsste er sich aber noch geschickter ausdrücken. …

Aus Kommentaren zu:
„Leo-Panzer als Prestigeobjekte“ Von Josef Joffe (5.7.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-07/Leo-Saudi-Arabien

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DIE ZEIT, Karsten Polke-Majewski (4.7.2011) “ … Realpolitisch betrachtet ist der beabsichtigte Panzer-Deal mit Saudi-Arabien, den der Bundessicherheitsrat nach Informationen des Spiegels gebilligt haben soll, eine Frage der Abwägung. … Der Bundessicherheitsrat soll ebenfalls Rüstungsprojekte im Umfang von zehn Milliarden Euro in Algerien genehmigt haben, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Unter anderem will man Transportpanzer vom Typ Fuchs in dem nordafrikanischen Staat bauen und Geländewagen verkaufen. Im Libyenkrieg sind Geländewagen mit aufmontierten Geschützen eine wichtige Waffe der Gadhafi-treuen Truppen. Auch Algerien ist eine Militärdiktatur. … “

colca
04.07.2011 um 16:05 Uhr
200 hochmoderne Kampfpanzer an eine fundamentalistische Diktatur zu liefern, ist mit Realpolitik nicht treffend beschrieben. …

Spaetroemer
04.07.2011 um 14:57 Uhr
Realpolitik
Was für ein Euphemismus!
Man kann nicht zugleich „Realpolitik“ betreiben und mit China über Menschenrechte reden wollen…

christoph
04.07.2011 um 16:12 Uhr
An diesem Vorgang sehe ich, wie inszeniert das pathosreiche „Demokratie“-Gerede einiger westlicher Regierungen ist. Demokratie ist offensichtlich unwichtig dort, wo sie mit eigenen wirtschaftlichen oder politischen Interessen kollidiert.

MitFragezeichen
04.07.2011 um 16:24 Uhr
… Nur mal so: was ist mit den ganzen Petrodollars die wir tagtäglich den Regimen dieser Welt zur Verfügung stellen und somit erst diese Regime „stabil“ machen?
…der Begriff „Realpolitik“ … Danke fürs Neusprech!

sapere_audite
04.07.2011 um 20:27 Uhr
Moralische Beliebigkeit, Skrupellosigkeit und Opportunismus sind also gleichbedeutend mit Realitätssinn? Wenn ja, spreche ich mir doch gerne jedweden Realitätsbezug ab.

JohnnyMcKoi
04.07.2011 um 20:15 Uhr
@sapere_audite
… es ist einfach die Realität. Ich finde es auch überhaupt nicht empfehlenswert, aber die Geschäfte des Kapitalismus sind nun mal so geschaffen. … wenn wir so was aus „moralischen“ Gründen nicht mehr tun, können wir auch gleich dichtmachen.
Es handelt sich hier um ein einfaches Geschäft, Ware gegen Geld. Willkommen in der Realität.

sapere_audite
04.07.2011 um 20:34 Uhr
Akzeptanz? Wohl eher Aufgabe!
Sie haben die Realität nicht einfach akzeptiert, Sie haben resigniert! Sie haben aufgegeben gegen gewisse Missstände anzukämpfen – weitaus trauriger und beschämender als das verzweifelt anmutende Aufbegehren, der von Ihnen so geschmähten Gutmenschen, Sie Schlechtmensch. ;)
Erwarten Sie jedoch nicht, dass Jeder sich widerstandslos derart verbiegt und seine Ideale und Prinzipien über Bord wirft, weil er den Weg des geringsten Widerstandes wählt, indem er sich dem Zynismus ergibt.

think_freely
04.07.2011 um 20:46 Uhr
Legitimation von Realpolitik?
„…es ist einfach die Realität. Ich finde es auch überhaupt nicht empfehlenswert, aber die Geschäfte des Kapitalismus sind nunmal so geschaffen.“
Diese Legitimation ist in Wahrheit gar keine. Sie begründen die Notwendigkeit von Realpolitik mit den Strukturen des Kapitalismus, der aber wiederum vom Menschen geschaffen ist und daher selbst einer Legitimation bedarf.
Damit sind wir aber auch schon beim entscheidenden Punkt. Jedes Wirtschaftssystem muss legitimiert werden, sonst verkommt es zum reinen Selbstzweck. Legitimation beruht aber auf ethischen Überlegungen und Wertentscheiden. Insofern müsste man die Frage nach der Ethik statt nur auf der Ebene der einzelnen wirtschaflichen Handlung, auch auf der Systemebene stellen. …
http://de.wikipedia.org/wiki/Integrative_Wirtschaftsethik

Bruchstücke und Mentalitätsgeschichte – oder Aus der Diskussion zu:
„Keine Panzer für Riad“ Von Karsten Polke-Majewski (4.7.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-07/saudi-arabien-algerien-panzer

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ZEIT ONLINE, dpa, Reuters (6.7.2011) “ … Heikel ist das Geschäft vor allem, weil das autoritär regierte Saudi-Arabien jüngst bei der Niederschlagung von Protesten im Golf-Staat Bahrain mithalf, während die Bundesregierung die Demokratiebewegungen in der arabischen Welt unterstützt. … “

HaDeTe
06.07.2011 um 11:16 Uhr
… Diese Scheinheiligkeit von vielen Kommentatoren ist kaum zu ertragen. Selbstverständlich ist das Panzergeschäft in Ordnung. Wenn Deutschland nicht liefert, liefern Franzosen Engländer Amerikaner usw. Diese liefern bereits Fregatten, Kampflugzeuge usw. was soll also diese künstliche Erregung. Bei uns gibt es so viele Heuchler und Gutmenschen, die glauben Konflikte seien mit Worten zu gewinnen, wie im Falle z.B. Lybien, oder in Afganistan, wo man glaubte Soldaten zu schicken , die Brunnen bauen in Wahrheit aber in einen Krieg geschickt wurden. Wo waren da die Grünen und SPD, die auch noch verkündeten, „Deutschlands Freiheit“ würde im Hindukusch verteidigt, welch ein Unsinn. Wir sollten auch auf dem Sektor Waffen unsere Exporte steigern, damit wir auch für die Bundeswehr das beste Gerät bekommen.

fehlverhalten
06.07.2011 um 11:17 Uhr
Auch hier die neue „Alternativlosigkeit“?
Ich wette, auch Sie haben mehr Phantasie und bessere Geschäftsmodelle als „Panzerverkäufe“ zur Hand. Nebenbei klingt es zynisch, wenn Sie meinen, dass es egal ist, ob Demonstranten mit chinesischen, amerikanischen oder deutscher Kettenfahrzeugen bekämpft werden.
Vielleicht sollte sich die Bundesregierung den Deal noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Möglicherweise benötigt sie die Panzer auch bald selbst im Inneren?

gustavo_b
05.07.2011 um 8:46 Uhr
Schlechtes Karma
„Der Deal ist meiner Meinung nach in Ordnung, denn wenn wir nicht liefern, tun es andere.“ Ich frage mich, wie man mit solch einer Argumentation nach der christlichen Soziallehre oder meinetwegen nach dem indischen Karma Prinzip noch ruhig Leben kann? Wie abgestumpft und materialistisch ist diese Argumentation?
Schlussendlich werden hier Maschinen zum töten verkauft!

rugero
06.07.2011 um 9:04 Uhr
Moral und Ethik interessieren nicht wenn der Umsatz hoch ist
Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur der Welt. Das wird man nicht indem man mit Moral und Ethik an den Verkauf herangeht.
Einziger Grund für Waffenverkäufe ist das Geschäft. Diktaturen und andere fragwürdige Regime sind oft die besten Waffenkunden. Die Liste solcher Kunden der Deutschen ist lang. Mit dem Argument „Realpolitik“ kann man jede Lieferung an jeden Staat irgendwie schön reden. Das ist schon seit Jahrzehnten so, aber jetzt wird endlich mal darüber geredet.

Heini Huckeduster
06.07.2011 um 7:57 Uhr
Zunächst einmal ist ein derartiger Waffendeal (ausgekungelt im Hinterzimmer) dem nachdenklichen Betrachter der saudi-arabischen Aktionen im Nahen Osten kaum zu vermitteln. … Aber dass auch noch Israelis und Amerikaner um Zustimmung gebeten werden, ist ja eines souveränen Staates völlig unwürdig und grenz an Klamauk! Oder werden wir auch um Zustimmung bei Rüstungsgeschäften dieser Staaten gebeten??

Der Kugelsichere
06.07.2011 um 8:01 Uhr
Andere Frage: „Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms, sagte, wenn deutsche Leopard-Panzer exportiert und dazu eingesetzt würden, Barrikaden aus dem Weg zu räumen und Demonstrationen zu unterbinden, „dann tragen wir auch die Mitverantwortung für Menschenrechtsverletzungen“.“
…ich frage mich eher, warum solche Panzer in einer Defensivarmee überhaupt entwickelt werden? Welcher Demokrat hat solche Panzer beauftragt?

Geisterhoernchen
06.07.2011 um 9:14 Uhr
Mit „richtiger“ Demokratie wäre das nicht passiert.
In einer Zeit in der der Neoliberalsimus, Globalismus und Kapitalismus wie Religionen angesehen werden … erscheint mir dieser Deal nur logisch.
Es geht ja schließlich nur um den schnöden Mammon.

pasquino
06.07.2011 um 9:55 Uhr
… Die deutsche Bundesregierung hat sämtliche von der deutschen Historie gespeisten Hemmschwellen über Bord geworfen. Die deutschen Appelle an Menschenrechte und Demokratie dienen nur noch zur Volksverdummung. …

hmber
06.07.2011 um 12:34 Uhr
Die Welt ist eben kein friedliches, aggressionsfreies Paradies, wie sich das manche Träumer so vorstellen. In so weit müssen wir uns wehren können. Das geschieht im Regelfall mit Waffen. Diese Waffen müssen erfolgreiche Abwehr von Aggressoren ermöglichen. Deshalb müssen wir unsere Waffensysteme entwickeln. Warum dann Schande über die, die diese Waffen entwickeln? Ich weiss dass ich das hier sehr vereinfacht und auch nur plakativ dargestellt habe. Aber, für eine tiefgreifende Erörterung warum und weshalb wir Waffen benötigen ist hier nicht der richtige Rahmen. Dass wir Waffen exportieren hat etwas damit zu tun, dass wir auch eine Volkswirtschaft sind, die auf ihre Kosten schauen muss und selbstverständlich das Bestreben hat die von ihr gefertigten Güter erfolgreich, weltweit zu vermarkten. Waffen unterliegen strengen Restrektionen die im Regelfall auch eingehalten werden. Ich glaube aber, abschliessend, nicht, dass die Firma Zwilling zum Beispiel daran schuld ist, wenn Sie sich in der Küche meit einem von ihr hergestellten Messer in den Finger schneiden.


biggerB
05.07.2011 um 12:31 Uhr
Wenn ich so über die Kommentare der hier im Forum vertretenen Realisten, Pragmatiker, Arbeitsplatzsicherer und anderen Panzelieferungsbefürwortern nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass deren positive Meinung zu diesem „Mordsgeschäft“ mit Sicherheit direkt proportional zur ihrer körperlichen Annäherung an ein Krisengebiet wie Saudi-Arabien abnehmen würde.
Spätesten wenn ihnen einer dieser LEOS in Riad über den Fuß rollen würde, stünde das Nachdenken über mögliche „Schadensersatzansprüche“ gegen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann ganz vorne im pragmatischen Denken, und die Lieferung würde als „unverhältnismäßig gefährlich“ bewertet werden.
Aber der Herrgott hat ja einige tausend Kilometer „Sicherheitsabstand“ zwischen die „Panzerhelden“, „Strategiemaestros“, „Exportweltmeister“ und „Gewinnmaximierer“ und deren „Schlachtfeld“ gelegt.
Da läßt es sich dann ja schön gemütlich über „Kampfkraft“,
„regionale Sicherheit“, „Glattrohrkanonen“ und „Panzerschlachten“ fabulieren.
Der überrollte Fuß wird Gottlob wohl jemand anderem gehören.
Und hier und heute in diesem Forum wurde Deutschland heldenhaft und ausdrucksstark „gedient“.

Bruchstücke und Mentalitätsgeschichte – oder Aus der Diskussion zu:
„Israel soll Panzer-Geschäft mit den Saudis gebilligt haben“ ZEIT ONLINE, dpa, Reuters (6.7.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-07/panzer-saudi-bundestag

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DIE ZEIT, Hauke Friederichs (30.5.2011) “ … Wie brutal die saudischen Sicherheitskräfte gegen Protestierende vorgehen, zeigten sie jüngst, als sie die Demokratiebewegung im Nachbarland Bahrain niederschlugen. Ob daran auch von Deutschen ausgebildete Sicherheitskräfte beteiligt waren, ist unklar. 
Ungeklärt bleibt auch, mit welchen Behörden die Bundespolizei in Saudi-Arabien zusammenarbeitet – bislang hieß es, dass ausschließlich mit Grenzschutzbeamten kooperiert werde. Doch nach einem Bericht des ARD-Magazins Fakt, der an diesem Montag ausgestrahlt wird, ist auch der saudische Geheimdienst bei der Grenzsicherung eingebunden. … “

stier1952
30.05.2011 um 12:43 Uhr
Libyen wird bombardiert, Saudi-Arabien unterstützt.
Beides sind Diktaturen, die demokratische Bestrebungen
unterdrücken. Unterschied: eine dieser beiden Diktaturen ist dem
Westen freundlich gesinnt. Wer so offensichtlich je nach Interessenlage mit doppelten Standards arbeitet, kann nicht glaubwürdig sein. …

docaffi
30.05.2011 um 14:27 Uhr
Und deutsche Firmen wie Nokia-Siemens unterstützen den Sicherheitsapparat von Schurkenstaaten wie die Mullah-Diktatur im Iran, indem sie ihnen Spionagesysteme verkaufen: „Iran kontrolliert das Internet mit Hilfe von Nokia und Siemens“ (22.06.2009) => http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Iran-kontrolliert-das-Internet-mit-Hilfe-von-Nokia-und-Siemens/story/30420367

Kommentare zu: „Bundespolizei bildet Sicherheitskräfte in Saudi-Arabien aus“
Von Hauke Friederichs (30.5.2011) | Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/bundespolizei-saudi-arabien/seite-1

8 comments on [Kriegsschauplätze #3… ]

  1. Deutschland verkauft 200 Panzer nach Saudi Arabien und jeder regt sich auf. Warum eigentlich? Was wollen denn wir mit den Dingern. Der Panzerkrieg ist in Deutschland utopisch. Es ist doch schön, dass man die verkaufen kann. Die gleichen Leute regen sich auf, die dann wieder gegen Steuererhöhungen sind. Alles Heuchler. Zudem haben die USA und Israel zugestimmt, also fällt es den Kritikern schwer mal wieder die Judenschuld aus dem Dritten Reich aus dem Sack zu ziehen. Und wenn Israel Saudi Arabien als stabilisierenden Faktor in der Gegend sieht, herje, warum soll man das nicht unterstützen.

  2. „Es ist doch schön, dass man die verkaufen kann.“ Zynismus pur.

    „… Steuererhöhungen … Judenschuld aus dem Dritten Reich … “ Thema verfehlt.

  3. Der Miteigentümer von Krauss-Maffei Wegmann, Burkhart von Braunbehrens, erfuhr aus der Presse vom Panzerdeal mit Saudi-Arabien. Nun will er ihn verhindern: … „Öffentliche Kritik hat immer eine Wirkung. Letzten Endes ist das die nachhaltigste Wirkung überhaupt. Die öffentliche Meinung ist das Medium, in dem demokratische Mitsprache sich entfaltet. Auch für eine Revolution wie die arabische kommt es nicht in erster Linie auf Waffen an, sondern darauf, die Menschen zu überzeugen und so zum Beispiel Soldaten zum Überlaufen zu bewegen. Die Menschen im arabischen Raum sollen wissen, dass sie nicht von Panzern aus Deutschland niedergewalzt werden, sondern dass wir ihre Ziele unterstützen. …“ | 18.06.2012, http://www.taz.de/Ruestungseigentuemer-zum-Panzerdeal/!95596/

  4. 18. April 2013 10:55 – Umstrittener Rüstungsdeal Krauss-Maffei Wegmann liefert Leopard-Panzer nach Katar – Auch an den Leopard-Lieferungen nach Saudi-Arabien hatte es in der Vergangenheit mehrfach Kritik gegeben. … | http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/umstrittener-ruestungsdeal-krauss-maffei-wegmann-liefert-leopard-panzer-nach-katar-1.1651964

    FredII, 18.04.2013 – Tun wir doch nicht so, als interessierte sich jemand wirklich für die Menschenrechtslage in den arabischen Emiraten. Die war uns doch schon immer völlig gleichgültig. Sie war es auch in anderen Ländern, so lange sich die Völker das gefallen ließen. Sobald sie aufbegehrten und mit den auch von uns gelieferten Waffen bekämpft wurden, erwachte in uns das Menschenrechtsherz und wir beklagten die bedauernswerten Opfer. …

  5. Hauke Friederichs (20.04.2013): “ … Die Folgen von Fritz Werners Kooperation mit den Militärs sind im Land bis heute sichtbar. Die Armee setzt das G3 immer noch ein. Man sieht Soldaten mit dem Gewehr in der alten Hauptstadt Wache schieben. Anhänger der Demokratiebewegung erinnern sich genau, wie Soldaten mit dem G3 auf Demonstranten schossen. … Mit den Waffenfabriken von einst will Fritz Werner heute nichts mehr zu tun haben. Man setze nun auf zivile Geschäfte. “ | http://www.zeit.de/2013/16/myanmar-militaerjunta-waffenfirma-fritz-werner/seite-2

  6. „Rüstungsexport: Saudi-Arabien setzte deutsche Waffen gegen Demonstranten ein“
    Die Kritik an deutschen Rüstungsexporten nach Saudi-Arabien wächst. Nach SPIEGEL-Informationen zeigen Fotos, wie das Regime offenbar mit Blendgranaten von Rheinmetall gegen die schiitische Protestbewegung vorgegangen ist. … Laut Recherchen der Menschenrechtsorganisation „Americans for Democracy and Human Rights in Bahrain“ starben fünf Einwohner. Das für Rüstungsexporte zuständige Bundeswirtschaftsministerium von Sigmar Gabriel (SPD) verweist in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Linken-Abgeordneten Jan van Aken darauf, dass die Ausfuhr der Blendgranaten „weder nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz noch dem Außenwirtschaftsgesetz genehmigungspflichtig“ sei. … | Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/saudi-arabien-setzt-deutsche-waffen-gegen-demonstranten-ein-a-1071141.html#spRedirectedFrom=www&referrrer=

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