[Die Reformer und die Überflüssigen… ]

Die „Überflüssigen“ platzten in die Inszenierung des Unternehmerverbandes Gesamtmetall zur Wahl des „Reformer des Jahres„. […] Honorige Herren der INSM eröffneten gerade die Veranstaltung, da schwappte eine Welle „Überflüssiger“ in den Marmorsaal des Palais am Festungsgraben. Der Ort, pompös und direkt hinter den Neuen Wache in Berlin, passte nicht so recht zu den folgenden Szenen.

Bodyguards liefen aufgeregt umher, gegen die Türen stemmten sich beleibte Sicherheitskräfte und trotzdem waren die „Überflüssigen“, die „Reformierten“ plötzlich im Saal. In der vorher noch schön moderierten Unternehmeridylle waren sie einfach da. Der Redner der INSM gab das Rednerpult frei, und ein „Überflüssiger“ eröffnete die Preisverleihung für die dreisteste, dümmste und teuerste (immerhin etwa 10 Millionen Euro, die von dem Unternehmerverband ihrer PR-Maschine zur Verfügung gestellt werden) Propaganda des Jahres. Die Zuhörer, unter ihnen der diesjährige ultrakonservative Verfassungsrichter Udo di Fabio, begannen, den Redner mit zerknülltem Papier zu bewerfen, riefen Feigling (eventuell sind einige es sonst gewohnt, burschenschaftlich mit Degen aufeinander einzuschlagen). Der Veranstalter schaltet flugs die Mikros ab, und so war der amüsante Beitrag von der zahlreich vertretene Presse akustisch nur schwer zu verstehen. Die Preisverleihung ging fast im Chaos der Ordnungskräfte vor der Bühne unter. Die „Überflüssigen“ überreichten in zwei Plastiktüten von Lidl und Aldi (zwei bereits vortrefflich reformierte Unternehmen) Berliner Herbstlaub und märkischen Sand. Mit dem Laub, das von Berliner Ein-Euro-Jobbern gesammelt wurde, könne die INSM noch kräftig Rauschen im journalistischen Blätterwald erzeugen, kommentierte ein Sprecher. Der Sand könnte weiter dazu genutzt werden, der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen.

[Aus: „Überflüssige stören ‚Reformer des Jahres‚“ (von martina reill – 29.11.2005) / Quelle: http://de.indymedia.org/2005/11/134070.shtml]

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