[Bernardo Bertolucci (1940 – 2018)… ]

Robert de Niro and Bernardo Bertolucci: „1900“ (1975-1976) | via

// https://de.wikipedia.org/wiki/Bernardo_Bertolucci

(Manche seiner Filme haben seltsam mehrdeutig mein Leben verändert. Danke, Bernardo Bertolucci. Buon viaggio Maestro.)

Lesenswert / Nachtrag (1):

Nikolai E. Bersarin „Mimesis en Cadrage. Zum Tod von Bernardo Bertolucci sowie zwei wunderbare Filme: „Die Träumer“ und „1900““ (26. November 2018): “ … Sicherlich sieht man Die Träumer als junger Mensch anders als einer, der mitten im Leben steht, abgeklärt von vielem und die poetischen Träume der Jugend irgendwie vergessen, irgendwo auf dem Weg geblieben. Und doch blitzt beim Betrachten dieses Films ein Funke von jener Zeit wieder auf, wo Theorie mit Politik, Protest und Ästhetik sich paarte. … Zum Schluß nur ein Wort, ein subjektives, zu diesem genial-ausufernden Film-Epos 1900: Es erzählt in strömenden Bildern die Geschichte Italiens auf eine Weise, wie ich eine solche Narration noch nie erlebte. Und es war die Geschichte einer wunderbaren und wie auch von Zwiespalt geprägten Freundschaft zwischen einem Landarbeiterkind und dem Sohn des Gutsbesitzers. Klassenkampf, Faschismus und die Schönheit eines Ortes. … “ —> https://bersarin.wordpress.com/2018/11/26/mimesis-en-cadrage-zum-tod-von-bernardo-bertolucci-sowie-zwei-wunderbare-filme-die-traeumer-und-1900/

// https://de.wikipedia.org/wiki/Cadrage_(Film)
// https://de.wikipedia.org/wiki/Mimesis

Nachtrag (2):

Gerhard Midding (26. November 2018): “ … Der misogyne Machtmissbrauch, das während der Dreharbeiten durchlebte Trauma wurden für Schneiders spätere Drogensucht und ihren Krebstod verantwortlich gemacht. Bertolucci wehrte sich erst nach einigem Zögern und halbherzig gegen die Vorwürfe. Er hätte sich, sagte er, gern vor ihrem Tod mit Schneider versöhnt. Der letzte Tango von Paris lässt sich heute vor allem als das Symptom einer sexuellen Revolution lesen, die hauptsächlich männliche Schaulust befreite. Die Selbstbestimmung der Frauen und ihr Bild im Kino profitierten vorerst nicht von ihr. … Das Ambiente war bei ihm stets beredt. Sein Meisterwerk Der große Irrtum erkundet die Mentalität des Faschismus anhand ihrer monumentalen Architektur, die Bertolucci in Tableaus von mulmiger Symmetrie ausmisst. Nicht nur in seinen erotischen Kammerspielen Der letzte Tango von Paris und Die Träumer herrscht unentrinnbare Klaustrophobie. … Bertoluccis Filme artikulierten sich im Wechselspiel von Intimität und Öffentlichkeit; immer zielten sie auf die Überwindung der Enge. Das galt für seine Kammerspiele ebenso wie für ausgreifende Epen. …“ | https://www.zeit.de/kultur/film/2018-11/bernardo-bertolucci-regisseur-italien-der-letzte-tango-in-paris-nachruf/komplettansicht

Nachtrag (2a):

Erwin In het Panhuis (27.11.2018): “ … Gerade in Bertoluccis älteren Filmen stehen Männer im Fokus, während Frauen eher passiv und Projektionsflächen von Angst und Hass sind. Besonders deshalb freue ich mich über seinen Film „Die Träumer“ (2003), weil er als Korrektiv ein aktuelles Frauenbild zeigt und damit beweist, dass seine Filme nicht nur ein historisches Interesse verdienen. … Darüber hinaus gibt es noch ein weiteres verbindendes Element, wie es in „Der letzte Tango in Paris“ (1972) und „Die Träumer“ (2003) deutlich wird: Diese Filme zeigen zwar die harte Realität, aber auch den Glauben an eine private Utopie. Es sind solche Filme, die ich von Bernardo Bertolucci vermissen werde. …“ | https://www.queer.de/detail.php?article_id=32437

Nachtrag (3):

Carsten Heidböhmer (26. November 2018): “ … Ich war erstaunt, dass „Der letzte Tango in Paris“ entgegen seinem Ruf gar kein Film über Sex ist. Es ist eine ergreifende Studie über Einsamkeit. … Paul muss mit dem Freitod seiner Frau klar kommen und erfährt, dass sie ihn zu Lebzeiten betrogen hat. Jeanne hat das Leben noch vor sich, aber den falschen Mann an ihrer Seite. … Der Film verströmt eine tiefe Melancholie, die noch verstärkt wird durch die eindringliche Filmmusik des argentinischen Jazz-Saxofonisten Gato Barbieri. Dieser herbstliche Stimmung kann man sich nur schwer entziehen. Natürlich übersahen die Moralapostel diese delikate Melancholie, als der Film 1972 in die Kinos kam. Viele stürzten sich ausschließlich auf die Sex-Szenen und wollten damit sogar ein Verbot begründen. Im Laufe der Jahre verzog sich der Rauch, heute kann man den Film als das sehen, was er schon immer war: Eines der großen Meisterwerke des 70er-Jahre-Kinos. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. …“ | https://www.stern.de/kultur/tv/tv-tipp/bernardo-bertolucci—der-letzte-tango-in-paris–mit-marlon-brando-3831028.html

Nachtrag (4):

Fritz Göttler (26.11.2018): “ … Mitte der Siebziger, als die zwei an benachbarten Drehorten ihre neuen Filme drehten – Pasolini «Die 120 Tage von Sodom«, Bertolucci «1900» – haben die beiden Teams sich immer zu Fussballmatches getroffen. Schwerer war es mit dem Vater Attilio, der ein berühmter Lyriker war, «mein Vater musste akzeptieren, dass ich ihn in jedem Film aufs Neue umbrachte». … Nicht gern hat Bernardo Bertolucci seinen Blick zurückgewendet, und sicher nicht auf die eigenen Filme. «Ich fühle mich nicht mehr verantwortlich – sprich: schuldig – für sie, der Mensch, der diese Filme machte, ist mir so fern.» Am Montag ist er im Alter von 77 Jahren nach langer Krankheit in Rom gestorben. …“ | https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/kino/alle-illusionen-verloren/story/20085481

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