[Zwischen Reationalität und Irrationalismus]

[…] „Schon seit seinen Anfängen befand sich der Surrealismus in einem Spannungsfeld auf der grenze zwischen Innenwelt und Außenwelt, zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Kunst und Leben, zwischen geistiger Revolution und politisch-sozialer Revolution, zwischen Anspruch und Realität von individueller und geschichtlicher Entwicklung, zwischen Reationalität und Irrationalismus wie auch zwischen Individuum und Gruppe. Als eine zugleich ‘poetische, moralische und revolutionäre Bewegung‘ war der Surrealismus auch Grenzgänger zwischen Poesie, Moral und Revolution.“ (Hans T. Siepe: Surrealismus, in R. Grimminger, J. Murasov, J. Stückrath: Literarische Moderne, S. 352f.)

Wenn die Surrealisten die Differenz zwischen Kunst und Leben einzuebnen suchten, so ergab sich dies konsequent aus anderen leitenden Ideen. Diese legten es allesamt auf die Einebnung von Gegensätzen an. Die Revolte der Surrealisten zielte auf nicht weniger als auf die dem abendländisch-rationalen Denken vertrauten Leitdifferenzen. Und weil auch die Differenz zwischen Sein und Schein, Realität und Illusion, Erfahrung und Imagination attackiert wurde, war es plausibel, daß man zwischen Kunst und Literatur einerseits, Realitätserfahrung und Lebenspraxis andererseits keine Trennungslinie mehr ziehen wollte.

„Der Surrealismus zielt (…) auf die Einbeziehung von Traum, Zufall, Wunderbarem ins Leben, was die Aufhebung der herrschenden Gegensätze von bewußt/unbewußt, rational/irrational, wirklich/imaginär, Handeln/Denken, Leben/Kunst bedeutet.“ (Jürgen Grimm/Margarete Zimmermann: Literatur und Gesellschaft im Wandel der III. Republik. In: Jürgen Grimm (Hg.). Französische Literatur-Geschichte (Metzler), Stuttgart, 2. Aufl. 1991, S. 301)

Aus: „Surrealismus“ von Monika Schmitz-Emans (Datum ?) / Quelle: Schmitz-Emans.htm

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert