Bild aus: Welt am Draht (Rainer Werner Fassbinder, BRD 1973)
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cubefox (14.10.2013) “ … Wie schon anderswo angemerkt wurde: Wahrscheinlich war es Absicht, dass sich die Figuren so gestellt und künstlich verhalten. Wenn sie sich realistischer verhalten hätten, ginge dem Film viel von seiner surrealen Atmosphäre ab. …“ | http://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/Vor-40-Jahren-Wer-lebt-in-welcher-Simulation/Re-Sehr-sehenswerter-Film/posting-10711759/show/, Kommentar zu: „Vor 40 Jahren: Wer lebt in welcher Simulation?“ (13.10.2013)
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“ … Im Film A Million Ways to Die in the West erscheint der Doktor aus Zurück in die Zukunft wie er grade seine Zeitmaschine repariert. ….“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Crossover_(Medien) (2. August 2016)
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“ … „Ich denke mir mein Ich durch ein Vervielfältigungsglas;“, bekennt Hoffmann 1809 und runzelt die Stirn: „Alle Gestalten, die sich um mich bewegen sind Ichs, und ich ärgere mich über ihr Tun und Lassen.“ Das von der zeitgenössischen Philosophie gepriesene Individuum im Sinne einer ihrer Einzigartigkeit bewussten, in sich gefestigten Persönlichkeit gerät zur fixen Idee. Geradezu lächerlich müssen dem komponierenden und zeichnenden Dichter alle ästhetischen Ansprüche seiner Mitstreiter angewidert haben. Romantiker sahen sich als autonome Schöngeister, allerdings auf der Suche, das entfremdete Menschsein mit der Kontinuität der Natur wieder in Einklang zu bringen. Hoffmann dagegen beobachtet, wie gute Sitten zu unsinnigen Normen zerfallen, diagnostiziert den Niedergang politischer Kultur und die Agonie ästhetischer Prinzipien. Von der nachgesagten „Harmonie“ keine Spur. Selbst als Memorandum versagt für ihn das romantische Credo. „Es müsste spaßhaft sein, Anekdoten zu erfinden und ihnen den Anstrich höchster Authentizität durch Zitate u.s.w. zu geben, die durch Zusammenstellung von Personen, die Jahrhunderte auseinander lebten, oder ganz heterogener Vorfälle gleich sich als erlogen erweisen;“, schmunzelt er auf überraschend moderne Abart. „Denn mehrere würden übertölpelt werden und wenigstens einige Augenblicke an die Wahrheit glauben.“ … Überschrieben ist diese beredte und wohl auch programmatische Tagebuchnotiz 1809 mit „Merkwürdige Arten des Wahnsinns“. … Absonderliche Einfälle verkleiden Realität. Umgekehrt zeigt sich im literarischen Karneval das wahre Antlitz gleichfalls „närrischer“ Lebensweise. Fiktion und Wirklichkeit verschmelzen: weniger, weil sich wie im von den Brüdern Grimm oder Clemens Brentano kreierten Märchenstil die imaginierte Volksseele öffnet oder sich Übernatürliches und Profanes auf einer Ebene ohne Scheu treffen; vielmehr entgrenzt Hoffmann sowohl das rein Dokumentarische wie entfesselte Phantasie und erschafft einen Zwischenraum, welcher den Blick auf frei Erfundenes wie verifizierbare Quellen schärft. Dieses Verfahren sollten Autoren der Postmoderne über 250 Jahre nach dem Tod des antiromantischen Romantikers „Crossover“ nennen. …“ | Aus: „“Kreisleriana“ oder: Zur Ironie des eingebildeten Wahnsinns“ von Achim Schiff | Quelle: http://www.carmen-stahlschmidt.de/frankfurterhof/kreisleriana.pdf (Datum?)
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“ … Georg Lukacs war Vorbild für die Figur des Naphta in Thomas Manns Roman Der Zauberberg. Nach ihrer einzigen kurzen Begegnung, nach dem Ersten Weltkrieg in Wien, zeigte sich Thomas Mann von Lukacs nachhaltig beeindruckt, nämlich durch dessen im „Sinnlichen wie im Geistigen asketische Natur“ sowie durch die „fast unheimliche Abstraktheit seiner Theorien„. Das Vorbild hat sich selbst, so Manns Einschätzung, in Naphta „offenbar nicht erkannt“. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Luk%C3%A1cs#Vorbild_in_literarischen_Werken (1. Juni 2016)
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Georg Lukacs (1920): “ … Die Selbsterkenntnis und damit die Selbstaufhebung der Subjektivität wurde von den ersten Theoretikern des Romans, den Ästhetikern der Frühromantik, Ironie genannt. … die Fremdheit und die Feindlichkeit der innerlichen und der äußerlichen Welten ist nicht aufgehoben, sondern nur als notwendig erkannt, und das Subjekt dieser Erkenntnis ist geradeso ein empirisches, also weltbefangenes und in der Innerlichkeit beschränktes Subjekt, wie jene, die zu seinen Objekten geworden sind. Das nimmt der Ironie jede kalte und abstrakte Ueberlegenheit … Diese Ironie ist die Selbstkorrektur der Brüchigkeit: die inadäquaten Beziehungen können sich zu einem phantastischen und wohlgeordneten Reigen von Mißverständnissen und Vorbeigehen aneinander verwandeln, wo alles von vielen Seiten gesehen wird; als Isoliertes und Verbundenes, als Träger des Wertes und als Nichtigkeit, als abstrakte Absonderung und als konkretestes Eigenleben, als Verkümmern und als Blühen, als Leidenmachen und als Leiden. … Die Ironie des Dichters ist die negative Mystik der gottlosen Zeiten: eine docta ignorantia dem Sinn gegenüber; ein Aufzeigen des gütigen und des böswilligen Wirkens der Dämonen; der Verzicht, mehr als die Tatsache dieses Wirkens begreifen zu können, und die tiefe, nur gestaltend ausdrückbare Gewißheit: in diesem Nicht-wissen-Wollen und Nicht-wissen-Können das Letzte, die wahre Substanz, den gegenwärtigen, nichtseienden Gott in Wahrheit getroffen, erblickt und ergriffen zu haben. Deshalb ist die Ironie die Objektivität des Romans. … Die Ironie als Selbstaufhebung der zu Ende gegangenen Subjektivität ist die höchste Freiheit, die in einer Welt ohne Gott möglich ist. … Die Verlassenheit der Welt von Gott zeigt sich in der Unangemessenheit von Seele und Werk, von Innerlichkeit und Abenteuer; in dem Fehlen des transzendentalen Zugeordnetseins für die menschlichen Bestrebungen. Diese Unangemessenheit hat roh ausgedrückt zwei Typen: die Seele ist entweder schmäler oder breiter als die Außenwelt, die ihr als Schauplatz und Substrat ihrer Taten aufgegeben ist. …“ | Aus: „Die Theorie des Romans – Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik“, Author: Georg Lukacs (Verlegt bei Paul Cassirer in Berlin, 1920) | https://archive.org/stream/dietheoriedesrom26972gut/26972-0.txt
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