Tag: 12. Januar 2015

[Zur Wahrnehmungsblase (Realitätstunnel) #3… ]

Mathias Müller von Blumencron (12.01.2015): “ … Das Internet hat sich zu einer gewaltigen Empörungsmaschine entwickelt, einer Gerüchteschleuder, einem Propagandavehikel für jede noch so obskure Theorie … Er dreht sich um die uralte Frage: Was ist Wahrheit, was ist Einbildung … Der Zuschauer ist immer wieder irritiert: Wo sind wir denn jetzt gerade? In der wahren oder in einer scheinbaren Welt? … Doch in der Praxis zeigt sich, dass die Erreichbarkeit von Wissen nicht unbedingt in Wissen mündet. … Glaube, Liebe, Hoffnung sind die Feinde der nüchternen Fakten. Ausgerechnet in einer Zeit, in der es das Publikum besser wissen müsste, gewinnen allerorten Bewegungen der Unvernunft an Einfluss, die ohne ihre eigenen Informationskanäle im Netz kaum denkbar wären. Parallel zur Informationsrevolution ist die politische Landschaft in der westlichen Welt zerfurcht worden. … Wer nach der Weltverschwörung sucht, der landet schnell in einem Schwarm der Weltverschwörer, der sich auf der richtigen Seite der Matrix wähnt, während der Rest der Welt vermeintlich in Unwissen dahindämmere. …“ | http://www.faz.net/aktuell/politik/das-internet-als-propagandavehikel-obskurer-theorien-13364530.html

Hans-Jürgen Bletz (12.01.2015 12:02): “ … In brutaler Offenheit lesen wir dort Wahrheiten und Lügen, Theorien, Beweise und Verleumdungen. Es [das Internet] gibt alle Aspekte des öffentlichen Lebens wieder. All das erfordert vom Benutzer ein gerüttetes Maß an Vorsicht vor der gebotenen Information … Der Vorteil des Angebots ist, daß der Nutzer (Wähler) wieder anfangen muss, eine eigene Meinung zu entwickeln. Der Weg wird für die meisten zum mündigen Staatsbürger führen. Für Menschen, die aus der Komfortzone der Tagesschau und Spiegel kommen, ist das Internet eine neue – ja erschütternde Welt, sind sie doch mit Sachen und Informationen konfrontiert, die die Obrigkeit bisher dem Wähler „ersparen“ wollte. Natürlich ist das Internet damit eine Gefahr für die offizielle Politik und das Meinungskartell. …“

Peter Wombel (12.01.2015 12:30): „Na, ja… Das Internet mag zwar viele Wirrköpfe und noch viel wirrere Thesen hervorbringen, man sollte aber nicht so überheblich sein zu tun, als wären die Menschen zu dumm die Informationen einordnen zu können. Das kling doch eher so, als wolle sich die Presse, die durch das Internet und den darin verfügbaren Informationen, die sich jeder selbst beschaffen kann, für unentbehrlich bei der Einordnung dessen, was wichtig und richtig ist und was nicht als unentbehrlich erklären. Das wäre Überheblich. Die Presse wird nach wie vor dringend benötigt und zwar dann, wenn es darum geht zu recherchieren und aufzudecken, hier ist wieder mehr Aktivität gefragt, dass Weiterreichen von gleichlautenden Agenturmeldungen oder die kritiklose Hinnahme von Politikeransichten hingegen macht die Presse auf Dauer entbehrlich. “

Olaf Sander (12.01.2015 12:54): “ … Kennen Sie John Swinton? – John Swinton (12.12.1829 – 15.12.1901) war ein in Schottland geborener US-amerikanischer Journalist, Zeitungspublizist und Redner. Als jemand 1880 auf einem Bankett, welches die Führer der Zeitungszunft für John Swinton höchstselbst ausrichteten, ehrende Worte über die unabhängige Presse sprach, entgegnete ihm John Swinton folgendes: „So etwas gibt es bis zum heutigen Tage nicht in der Weltgeschichte, auch nicht in Amerika: eine unabhängige Presse. Sie wissen das, und ich weiß das. Es gibt hier nicht einen unter Ihnen, der es wagt, seine ehrliche Meinung zu schreiben. Und wenn er es täte, wüsste er vorher bereits, dass sie niemals im Druck erschiene.[..]“ Und genau das ist das Futter für Verschwörungstheorien. …“

Ulrich Glatzel (rhearhein) – 12.01.2015 12:20: “ … Da schreibt der eine wie der andere blind die dpa Meldung ab, der nächste lässt sich stur vom z.B. „think tank“ Bertelsmann und deren Stiftungen führen, und andere wiederum verfolgen wohl eher politische Eigenideologien anstatt neutrale Wertefindungen. Die Schelte … gilt … für alle Seiten …“

Detlef Wentzel (12.01.2015 12:01): “ … Das Internet hat nichts geändert, nur offensichtlicher gemacht: Freiheit und Demokratie waren schon immer harte Arbeit. Freiheit und Demokratie bedingen den engagierten Menschen und Bürger, der es für eine Pflicht hält, sich zu informieren. Der weiß, dass es „die Wahrheit“ nicht gibt, sondern nur der Versuch einer Annäherung an sie. Der weiss, dass behauptete Fakten von heute durch die Erkenntnis von morgen zur Makulatur geraten können. Der weiss, dass gestrige Verschwörungstheorien die morgige Wahrheit sein könnten und die heutige Wahrheit morgen als Lüge entlarvt wird. …“

[Journalismus (Deutungsmuster) #9… ]

Otto Brenner Stiftung (NSU-Morde: Medien haben bei der Aufdeckung der Hintergründe versagt!, 01/2015): “ … Der bittere Befund des Autorenteams Fabian Virchow, Tanja Thomas und Elke Grittmann lautet: Bis auf wenige Ausnahmen folgten sehr große Teile der medialen Berichterstattung der Logik und den Deutungsmustern der Ermittlungsbehörden. Medien haben mit zur Ausgrenzung der Opfer beigetragen, Angehörige stigmatisiert und sich teilweise selbst mit „umfangreichen Spekulationen“ an der Tätersuche beteiligt. Die Studie kommt laut OBS-Geschäftsführer Legrand zu dem Ergebnis, „dass nicht nur die staatlichen Behörden 10 Jahre lang in die falsche Richtung ermittelt haben, sondern auch Medien ein Jahrzehnt lang diese Deutungsmuster und Mutmaßungen nicht konsequent hinterfragt und unkritisch übernommen haben„. … Grundlage der Studie ist die Analyse der Berichterstattung zwischen September 2000 und November 2011. Rund 300 Beiträge und 290 Bilder in der deutsch- und türkischsprachigen Presse in Deutschland wurden ausgewertet. Ergänzend wurden medienkritische Analysen herangezogen und Experteninterviews mit Journalisten geführt. … “ | https://www.otto-brenner-stiftung.de/presse/pressearchiv/pressedetail//1//nsu-morde-medien-haben-bei-der-aufdeckung-der-hintergruende-versagt.html & https://de.wikipedia.org/wiki/Otto-Brenner-Stiftung