Kategorie: Global.Politix:Micro

Global.Politix:Micro

[Bilder in den Köpfen]

[…] Besonders in Krisensituationen werden Journalisten wissentlich und unwissentlich zum Spielball der Konfliktparteien. Dann wird nicht irgendeine Wirklichkeit konstruiert, sondern eine „Wirklichkeit der Interessenvertreter“ (Weischenberg 1993: 68). Die absichtliche Beeinflussung von Bildern in den Köpfen der Menschen kann dann auch getrost Propaganda genannt werden.

[…] In anderen Worten: Propaganda soll „vorgegebenen Entscheidungen“ des Propagandisten zur „Akzeptanz“ verhelfen (ebd.: 151). Der letzte Satz in Mertens Definition benennt die Grundlage, die bereits Lippmann 1922 formuliert hat, dass Propaganda immer von Zensur begleitet wird: „In order to conduct a propaganda there must be some barrier between the public and the event. Access to the real environment must be limited, before anyone can create a pseudo-environment that he thinks wise or desirable.â€? (Lippmann 1922: 28)

[Bruchstück aus: „Journalismus im Krieg gegen den Terrorismus“ (Lietz, Haiko (2002): Journalismus im Krieg gegen den Terrorismus. Eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung von FAZ und SZ nach dem 11. September 2001, Mittweida: Hochschule Mittweida (FH), Fachbereich Medien i.G., Diplomarbeit, S.1-158. / Quelle: http://www.haikolietz.de/docs/9-11.pdf]

[Prozesse, Konflikte und Tabuzonen… ]

Textfraktale zum internationalen Karikatur-Wettbewerb.

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Bild http://www.titanic-magazin.de (2006)

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„[…] Nur ein einziger Muslim findet einige der Bilder „ganz witzig“. Er lache ja auch über „Erkan und Stefan“.“ | Aus: „Wie wenn ich deine Mutter beleidige – Muslime in NRW diskutieren über Mohammed-Karikaturen“ Ein Bericht von -.David Ohrndorf (wdr.de, 03.02.2006)

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„[…] For it is very easy to find people to support your claim of freedom of expression, on a case-by-case basis“… | From: „Why ‘freedom of expression‘ defence is questionable in the Muslim dispute with a Danish publication“ by Stuart Pethick; February 2, 2006, http://www.globalresearch.ca/index.php?context=viewArticle&code=PET20060202&articleId=1870

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„[…] Das französische Satireblatt „Charlie Hebdo“ druckte als Titelbild eine eigene Karikatur, auf der sich Mohammed über die wütenden Reaktionen von Islamisten über die Karikaturen von ihm beschwert.“ | Aus: „Karikaturen-Streit: Trotz Appells weiter Proteste Französische Satirezeitung druckt neue Mohammed-Karikaturen“ (08.02.2006)
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/26/0,3672,3892570,00.html

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„[…] sieht man sich plötzlich genötigt, Karikaturen zu verteidigen, die man für unerheblich bis dämlich hält (außer der mit den ausgegangenen Jungfrauen im Himmel, die war doch hübsch!). …“ | Aus: „Dieser Ärger mit der Freiheit“ (von DIRK KNIPPHALS; 9.2.2006), http://www.taz.de/pt/2006/02/09/a0227.1/text

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„[…] Thomas Gsella, Chefredakteur Satire-Zeitschrift „Titanic“: „Das Recht auf Witz ist eines der Grundrechte, viel wichtiger als das Recht auf unversehrte religiöse Gefühle. Es gibt ja kaum Gefühle, die derart zu Schäden geführt haben und Verbrechen nach sich gezogen haben wie diese religiösen Gefühle. Das Recht auf Witz ist ein viel höher Anzusiedelndes.“ “ | Aus: „Brutale Gewalt – Kampf der Kulturen nach Satire“ (02/2006), http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID2284542_REF2488,00.html

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„[…] Mit einem Wettbewerb um „die beste Holocaust-Karikatur“ reagiert eine iranische Tageszeitung auf die dänischen Mohammed-Karikaturen. […] Auf der Web-Site der Arab European League erschien eine Zeichnung, die Anne Frank mit Adolf Hitler im Bett zeigt. […] Fraglich, ob die europäischen Zeitungen, die die dänischen Karikaturen nachgedruckt haben, nun auch die iranischen dokumentieren werden. Nähmen sie ihre eigene Rhetorik ernst, müssten sie das tun.“ | Aus: „Nächste Runde: Holocaust-Karikaturen“, Ein KOMMENTAR VON DANIEL BAX (8.2.2006), http://www.taz.de/pt/2006/02/08/a0043.1/text

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„[…] Ein Feuilletonredakteur von «Jyllands-Posten», Flemming Rose, erklärte am Mittwoch, sein Blatt erwäge die Veröffentlichung dieser Zeichnungen. Vor einer Entscheidung müssten die Karikaturen aber zunächst einmal vorliegen. In einer E-Mail an die AP schrieb er, das habe nichts mit schlechtem Gewissen zu tun. Es gehe darum, dass sich die Leser ihre eigene Meinung bilden könnten. Im Gegenzug für die umstrittenen Mohammed-Karikaturen in westlichen Medien hat die größte iranische Tageszeitung einen Karikaturen-Wettbewerb über den Holocaust ausgerufen. „Die westlichen Zeitungen haben diese gotteslästerlichen Bilder unter dem Vorwand der Pressefreiheit veröffentlicht. Lasst uns sehen, ob sie wirklich meinen, was sie sagen, und auch Bilder über den Holocaust drucken“, sagte Farid Mortasawi von der Teheraner Zeitung „Hamschahri“. Die Zeichner der zwölf besten Cartoons über den Judenmord unter den Nationasozialisten sollen von „Hamschari“ mit Goldstücken belohnt werden.“ | Aus: „Auflage gesteigert – Französisches Blatt plant Abdruck von Holocaust-Karikaturen“ (08.02.06), RP Online, AFP, ap, ddp, sid, gms, teleschau-der Mediendienst, Tel-A-Vision, http://www.rp-online.de/public/article/nachrichten/medien/print/175632

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„[…] Eine der Todesdrohungen, die „direkt aus Mekka“ gekommen sei, habe die Namen aller zwölf Zeichner aufgeführt und jenen des bei der „Jyllands-Posten“ verantwortlichen Kulturredakteurs, der just von einer anderen dänischen Zeitung für sein Eintreten für die Pressefreiheit ausgezeichnet wurde. Eine andere Todesdrohung kam von einer pakistanischen Jugendorganisation, weitere islamistische Gruppen erwägen offenbar, ein Kopfgeld auf die Zeichner auszusetzen. …“ | Aus: „Mohammed-Karikaturen – Die Morddrohung kommt aus Mekka“, Von Robert von Lucius, Kopenhagen (09. Februar 2006), faz.net

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„[…] Unbekannte haben am Wochenende den muslimischen Teil eines Friedhofs vor den Toren der dänischen Stadt Esbjerg geschändet. Wie der Rundfunksender DR gestern meldete, wurden etwa 25 Gräbstätten völlig zerstört. Die Täter zerschlugen die Grabsteine oder stießen sie um und verwüsteten die Bepflanzung. Die Gräber des christlichen Teils blieben unberührt. …“ | Aus: „Muslimischer Friedhof bei dänischer Stadt geschändet“ (13.02.2006), http://news.orf.at/index.html?url=http%3A//news.orf.at/ticker/208889.html

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„[…] Generalsekretär der Deutsch-Arabischen Gesellschaft. „Sicherlich, wir haben Pressefreiheit. Die wollen wir bewahren und wollen auch nicht, dass uns andere dieses Gut nehmen. Das ist vereinbar. Man sollte auf beiden Seiten vielleicht Hornhaut ansetzen. Und wenn es mal zu Entgleisungen kommt, muss man nicht gleich hysterisch reagieren.“ …“| Aus: „Tage des Zorns: Wohin führt die Debatte um die Karikaturen des Propheten Mohammed?“ Von Tom Fugmann (2006), http://www.wdr.de/tv/kulturweltspiegel/20060205/6.html

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„[…] Pakistan will nach Regierungsangaben die Einfuhr von Medikamenten aus jenen europäischen Ländern verbieten, in denen die umstrittenen Mohammad-Karikaturen erschienen sind. Der Import von Medizin aus Dänemark und anderen Ländern, in denen die «blasphemischen Karikaturen» veröffentlicht wurden, werde künftig nicht mehr erlaubt. Das sagte Gesundheitsminister Nasir Khan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur APP am Freitag im Senat in Islamabad. Ab wann der Importstopp gelten soll, sagte Khan nicht. Khan betonte, die Karikaturen, die auch in Deutschland veröffentlicht wurden, hätten die Gefühle der Muslime verletzt.“ | Aus: „Pakistan will Medikamenten-Import wegen Karikaturen verbieten“ (11. Februar 2006), freenet.de

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„[…] Die Gefühlsregeln sind immer Bestandteil der Weltanschauung, der Ideologie und der Religion, und die Mitglieder der verschiedenen Ideologien tauschen nicht nur Ideen aus, sondern vor allem Gesten und Zeichen emotionaler Arbeit.“ | Aus: „Die soziale Konstruktion von Gefühlen“ Prof. Krause, 1996, http://www.uni-saarland.de/fak5/krause/emo/vorlesun/l10/sozkon.htm

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„[…] Womit beschäftigt sich ein Tabuforscher? Er erforscht auch den Umgang mit dem Verdrängten. Tabus haben ja ganz bestimmte Funktionen in unseren Kulturen. Und gerade in Kontaktsituationen mit anderen Kulturen erscheinen uns die Tabus der anderen völlig unverständlich. Sie fallen auf. Die eigenen Tabus haben sich aber so weit verselbständigt, dass wir darüber nicht mehr nachdenken. …“ | Aus: „Das darf man einfach nicht!“ Interview EDITH KRESTA mit Hartmut Schröder (17.7.2000), http://www.taz.de/pt/2000/07/17/a0172.1/text

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„[…] Von Olenhusen weist auf einen der berühmtesten Fälle in den 1920er Jahren während der Weimarer Republik hin. Es ging damals um drei Grafiken von dem deutschen Künstler George Grosz. Eine von ihnen zeigte Jesus an einem Kreuz, bekleidet mit einer Gasmaske und Armeestiefeln, darunter der Slogan „Halt dein Maul und diene weiter“. Der Strafprozess dauerte drei Jahre und Grosz durchlief drei verschiedene Gerichtsinstanzen, um einen Freispruch zu erwirken. Als die Nazis an die Macht kamen, musste er das Land verlassen. … […] Das deutsche Satiremagazin „Titanic“ wurde von Kirchengruppen acht Mal in 15 Jahren vor Gericht zitiert – vier Mal weil es den Papst denunzierte, dreimal weil es die Religion lächerlich darstellte und einmal weil sich ein Bischof persönlich angegriffen fühlte. Jedoch endete kein Urteil zugunsten der kirchlichen Gruppierungen. …“ | Aus: „Alte und neue Blasphemie-Debatten in Europa“, Deutsche Welle; 08.02.2006, http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1896283,00.html

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„[…] Stockholm – Zum Entsetzen jüdischer Gemeinden in der ganzen Welt hat die linksliberale dänische Tageszeitung „Information“ am Wochenende sechs Karikaturen zum Holocaust veröffentlicht. Sie stammen aus dem iranischen Zeichnerzentrum in Teheran, das bis zum Ende der Woche 200 diesem Thema gewidmete Karikaturen aus 61 Ländern ausstellt. …“ | Aus: „Dänen drucken Karikaturen zum Holocaust“ (12.09.2006), http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/12.09.2006/2770184.asp

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„[…] Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) protestiert gegen die geplante Ausstrahlung der Serie „Popetown“ im Musikkanal MTV und will rechtliche Schritte wegen „schwerwiegender Störung des öffentlichen Friedens“ prüfen. Das kündigte ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer an. […] Unter der Überschrift „Lachen statt rumhängen“ wirbt nun MTV in ganzseitigen Zeitschriftenanzeigen für den Start am 3. Mai. Zu sehen ist ein leeres Kreuz, davor sitzt Christus mit Dornenkrone vor einem Fernsehgerät und lacht. Laut Werbetext geht es in den Folgen um einen „durchgeknallten Papst“ und einen „kriminellen Kardinal“, die unter anderem Waisenkinder in die Sklaverei verkaufen. Es handele sich um eine „widerwärtige Verhöhnung der katholischen Kirche“, kritisierte das Katholiken-Komitee. …“ | Aus:“Deutsche Katholiken wollen TV-Serie „Popetown“ verhindern – Klage gege MTV erwogen“ (10. April 2006), http://www.welt.de/data/2006/04/10/872324.html

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„[…] Und selbstreflexive Ironie, die den augenzwinkernden Kommentar zur selbst produzierten pathetischen Phrase gleich mitliefert, ist sogar in der Werbesprache Usus geworden. Da wird es für die Titanic immer schwerer, noch unbetatschte Tabuzonen zu finden, die sie auf bewährtem Niveau verletzen kann. Es gibt eben, wie Enzensberger einmal bemerkte, Siege, die von Niederlagen nicht zu unterscheiden sind. [DIE ZEIT 1999]“ | Aus: „Germanen finden das nicht komisch – Die Titanic wird 20“, Von Richard Herzinger, http://www.zeit.de/archiv/1999/49/199949.titanic_.xml

[Ich liebe doch alle – alle Menschen… (Erich Mielke)]

Bild: Hollerith-Lochkarte

Stefan Krempl (14.12.2005): „… Wer in einem EU-Land Anrufe tätigt, E-Mails verschickt, im Web surft oder andere Dienste im Internet nutzt, muss in Zukunft davon ausgehen, dass seine elektronischen Spuren zwischen sechs und 24 Monate lang gespeichert werden. Die bei den 450 Millionen EU-Bürgern anfallenden gigantischen Informationshalden dürfen Polizeien und Geheimdienste mit Data-Mining-Techniken auf Verknüpfungen zwischen Kommunikationspartnern hin untersuchen. … Bei den Überwachungsplänen in Brüssel, die der EU-Rat und die EU-Kommission mit Nachdruck im Namen der Terrorismusbekämpfung vorangetrieben haben, geht es prinzipiell um die Speicherung der Verbindungs- und Standortdaten, die bei der Abwicklung von Diensten wie Telefonieren, SMS, E-Mailen, Surfen oder Filesharing anfallen. … “ | Quelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/EU-Parlament-beschliesst-massive-ueberwachung-der-Telekommunikation-157997.html | –> de.wikipedia.org/wiki/Vorratsdatenspeicherung
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Hintergrund & Informationsrauschen: [LASER#17 — Topic: [Vorratsdatenspeicherung… ]
–> http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,153.0.html

[Folter, geheime Gefängnisse und Doppeldenk… ]

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Doppeldenk (engl. doublethink; in älterer Übersetzung: Zwiedenken) bedeutet, nach dem dystopischen Roman 1984 von George Orwell:

Die Fähigkeit in seinem Denken zwei widersprüchliche Überzeugungen aufrechtzuerhalten, und beide zu akzeptieren. Absichtlich Lügen zu erzählen, und aufrichtig an sie zu glauben, jede beliebige Tatsache zu vergessen, die unbequem geworden ist, und dann, falls es wieder nötig ist, sie aus der Vergessenheit zurückzuholen, nur solange wie nötig, die Existenz einer objektiven Realität zu leugnen, und gleichzeitig die Realität zu akzeptieren, die man verleugnet; […]

[…] Infolge des Doppeldenks war die Partei nicht nur in der Lage ihre eigene Bevölkerung militärisch zu terrorisieren, und ihre Staatsbürger davon zu überzeugen, die Angriffe seien vom Feind veranlasst worden, sondern auch sämtliche Parteimitglieder, selbst diejenigen, die die Angriffe befohlen hatten, waren in der Lage zu glauben, dass die terroristischen Angriffe von ausserhalb gesteuert worden waren.

Ausserdem erlaubte das Doppeldenk der Partei grossartige Zielvorstellungen und eine realistische Erwartungshaltung gleichermassen aufrecht zu erhalten: „Wenn man herrschen will, so muss man fähig sein, seinen Realitätsbezug zu verschieben, denn das Geheimnis von Herrschaft besteht darin, an seine eigene Unfehlbarkeit zu glauben, und dies zu verbinden mit der Fähigkeit aus gemachten Fehlern zu lernen.“

Auf diese Weise konnte jedes Parteimitglied eine glaubwürdige Schachfigur sein, ohne je in Ermangelung relevanten Wissens zu sein. […] Das Doppeldenk funktionierte also als Schlüsselwerkzeug der Parteidisziplin, zur Staatspropaganda und als Ergänzung zum Polizeiapparat. Zusammen vermochten es diese Werkzeuge die staatliche Bösartigkeit nicht nur vor der Bevölkerung zu verbergen, sondern auch vor der Regierung selbst, jedoch ohne die Konfusion und Desinformation, die mit primitiveren totalitären Regimes in Verbindung gebracht werden.

Das Doppeldenk war wesentlich für die Fähigkeit der Parteimitglieder, die wahren Absichten der Partei erkennen zu können, ohne vor diesen Absichten schuldbewusst zurückzuschrecken.

[…] Im Verlaufe der Jahre, seit der Publikation von „1984“, wurde der Begriff des Doppeldenks zum Synonym der psychischen Entlastung, die durch das einfache Ignorieren des Widerspruchs zweier Sichtweisen erfolgt. Siehe: kognitive Dissonanz. …

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Doppeldenk (16.12/2005)


[…] Berlin – Im Gespräch mit der „Bild“-Zeitung betonte der Außenminister: „Das Handeln unserer Behörden ist an Recht und Gesetz gebunden.“ Es sei infam, die Bundesregierung direkt oder indirekt zu beschuldigen, sie unterstütze Menschenrechtsverletzungen…“

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,389580,00.html


[…] Condoleezza Rice, secretary of state, on Tuesday held discussions with Angela Merkel, Germany’s new chancellor, in Berlin on terror and said that the US would work within „every lawful means“ to defend its citizens.

On Monday the secretary of state launched her tour of Europe with a forceful defence of how the US treats terror suspects and a warning to allies that they had to make tough choices when benefiting from co-operation with US intelligence.

[…] „It is up to those governments and their citizens to decide if they wish to work with us to prevent terrorist attacks against their own country or other countries, and decide how much sensitive information they can make public,“ she added.

[From: „Rice issues defence of detainee tactics“ by Guy Dinmore in Washington and FT Reporters (Dec. 6, 2005) / Source: http://msnbc.msn.com/id/10346596/]


Das Auswärtige Amt hat nach der Entführung von Khaled el-Masri darauf verzichtet, von den US-Behörden eine Klärung oder Entschuldigung zu fordern. In einer geheimen Besprechung soll die Regierung beschlossen haben, den Fall den Nachrichtendiensten zu überlassen.

Aus: „Berlin verzichtete auf Protest“ (SPON; 10.12.2005) Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,389604,00.html


[…] Der Vizechef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat einen bösen Verdacht. Öffentlich erklärt Wolfgang Bosbach, er halte es für möglich, dass deutsche Sicherheitsbehörden im Fall des verschleppten Khaled al-Masri mit dem US-Geheimdienst CIA zusammengearbeitet haben: „Ich hoffe nicht, dass es stimmt; aber ich fürchte, dass es stimmen könnte.“ Und wenn die Befürchtung am Ende zutrifft? „Ein Albtraum,“ sagt der 53-jährige Jurist.

[…] Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dieter Wiefelspütz, kann sich kaum vorstellen, dass die CIA bei der Verschleppung al-Masris deutsche Informationen nutzte. Aber für den Fall der Fälle sagt er: „Träfe das zu, weiß ich gar nicht, was in Deutschland dann los wäre.“

Aus: „Ein Albtraum für die Regierung“ VON WOLFGANG GAST taz Nr. 7842 vom 10.12.2005, Seite 4, 148 Zeilen Quelle: http://www.taz.de/pt/2005/12/10/a0241.nf/text


[…] Der deutsche Vizekanzler kündigte am Wochenende an, eine sofortige öffentliche Darlegung der Tatsachen werde von den Behörden nicht zugelassen. Es sei unsicher, „was da wirklich passiert ist“, sagte Herr Müntefering (SPD) über die weltweit bekannten Umstände des mehrfachen Menschenraubs deutscher Bürger und ihre anhaltende Folterung. Innenminister Schäuble (CDU) warnte vor einer Beschädigung des produktiven Verhältnisses zwischen der deutschen Auslandsspionage (BND) und der CIA, die für die Menschenrechtsverbrechen direkt verantwortlich ist. Weder Schäuble noch Münterfering forderten zur sofortigen Freilassung der deportierten Deutschen auf oder richteten Worte des Bedauerns an deren Familien. Krisenstäbe zur Durchsetzung des Verfassungsgebots, das Leben der Gefolterten zu schützen, tagen nicht.

[…] Die politische Klasse ist beunruhigt. Deutlich warnend sprechen führende Kommentatoren von „Krawall“, der bevorstehen würde, sollten die Enthüllungen andauern [7] – gemeint ist eine Staatskrise. Um sie zu verhindern, soll der Bruch der Verfassung dort behandelt werden, wo er seinen Ausgang nahm: in den exekutiven Bezirken behördlicher Macht, die dem Geheimschutz unterliegen. Für alle anderen hält Frank-Walter Steinmeier, der amtierende Außenminister, eine umfassende Erklärung bereit: Es war Handeln „nach Recht und Gesetz“.

Aus: „Nach Recht und Gesetz“ (Informationen zur Deutschen Außenpolitik; 12.12.2005) / Quelle: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/56157

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[…]derStandard.at: Wären geheime Gefängnisse auf dem Gebiet von EU-Mitgliedsstaaten nicht eine enorme Blamage für die EU, die so sehr auf ihre bedeutende Rolle in der Einhaltung der Menschenrechte pocht?

Oosting: Falls sich wirklich herausstellt, dass es diese Geheimgefängnisse gibt, muss die EU endlich reagieren. Sie untergräbt sonst vollends ihre Glaubwürdigkeit. Zwar hat Frattini mit Sanktionen gegen die Mitgliedsstaaten gedroht, aber er hat sich nicht dazu geäußert, wie mit den CIA-Überflügen und Landungen umgegangen wird. Auch durch Verschweigen macht sich die EU mitschuldig. Es geht nicht darum, ob es Gefängnisse gibt oder nicht. Es geht auch darum, wie lange die EU zugesehen hat.

Aus [Geheimgefängnisse]: „Die EU untergräbt ihre Glaubwürdigkeit“ Dick Oosting, Direktor des Brüsseler ai-Büros, wirft im derStandard.at-Interview der EU vor, in der CIA-Affäre zu ruhig zu sein (12. Dezember 2005) / Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2265849

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NEW YORK Rechtsanwalt Manfred Gnjidic vertritt die Interessen des deportierten und gefolterten deutschen Staatsbürger Khaled el-Masri. Während dessen Haft in Afghanistan assistierte ein deutsch sprechender Verhörspezialist seinen CIA-Kollegen und nannte sich „Sam“.

german-foreign-policy.com: Wer ist „Sam“?

Rechtsanwalt Manfred Gnjidic: Ich weiß um die Bedeutung dieser Frage. Der sichere Eindruck meines Mandanten ist, dass Sam Deutscher ist. Das ergibt sich aus einer Reihe von Details.

gfp.com: Im Einzelnen?

Gnjidic: Erstens spricht „Sam“ deutsch, und zwar mit einem deutlichen norddeutschen Anklang. Die Verhöre, die „Sam“ führte, fanden in deutscher Sprache statt.

Zweitens: Rückfragen meines Mandanten musste „Sam“ an die beim Verhör anwesenden US-Bürger weitergeben. Die Antworten leitete „Sam“ stets mit der Floskel ein: „Die Amerikaner sagen…“, „die Amerikaner haben gesagt…“ usw. Man kann daraus schlussfolgern, dass „Sam“ sich als jemand versteht, der dem US-Verhörpersonal nicht angehört.

Aus: „Gespräch mit Rechtsanwalt Manfred Gnjidic“(09.12.2005) / Quelle: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/56152


[…] Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) haben in Damaskus den der Deutsch-Syrer Mohammed Haydar Zammar vernommen. Das bestätigte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Mittwoch im Bundestag. Weiter sagte der Minister, er wisse nicht, ob die Ermittler Zammar in Damaskus als Beschuldigten oder Zeugen befragt hätten.

Es sei „nicht in den Akten“, dass Zammar in Syrien zuvor gefoltert worden sei. „Wie er nach Syrien gekommen ist, war nicht Gegenstand der Befragung“, sagte Schäuble. Der deutsche Islamist Zammar, 44, sitzt seit vier Jahren in Damaskus in einem Verlies des Far-Filastin-Gefängnisses, das für Folterungen berüchtigt ist.

Wie Schäuble weiter sagte, haben deutsche Sicherheitsbehörden auch im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba einen dort Festgehaltenen befragt. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung waren vom 21. bis 27. September 2002 zwei Beamte des Bundesnachrichtendienstes und ein Mitarbeiter des Bundesamts für Verfassungsschutz nach Guantanamo gereist.

Aus: „BKA verhörte Deutschen in syrischem Foltergefängnis“ (14.12.2005) / Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt1m3/deutschland/artikel/244/66178/


[…] Die deutschen Verhöre in Foltergefängnissen bilden den Schlussstein einer offenkundigen Beteiligung deutscher Sicherheitsbehörden an dem US-geführten Globalsystem von Verschleppungen und Misshandlungen tatsächlicher oder angeblicher „feindlicher Kämpfer“. Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen geht die deutsche Seite dabei doppelgleisig vor: Sie bestreitet ihre rechtliche oder faktische Möglichkeit, die Gefolterten zu befreien, aber nutzt das Foltermartyrium, um in den Verliesen der Verschleppten geheime Befragungen durchzuführen. Diese Tätigkeit stimmt sie mit den Folterern ab und macht sich dabei der offenkundigen Beihilfe zu schweren Verbrechen schuldig. Gleichzeitig schützt Berlin gegenüber den Angehörigen und den Anwälten der Gefolterten Nichtwissen vor.

Verantwortlich sind u.a. die Minister Steinmeier, Fischer, Schily und Zypries – sie haben die Gefolterten ihrem Schicksal überlassen und es bis heute nicht für nötig befunden, zur sofortigen Freilassung der Opfer öffentlich aufzurufen. Während im Berliner Reichstag Rechtfertigungen ausgetauscht werden, warten Kurnaz und Zammar auf Hilfe – sofern sie noch leben.

Aus: „Sofern sie noch leben“ (14.12.2005) / Quelle: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/56155

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[…] Außenminister Steinmeier hat sich im Bundestag über angeblich absurde Unterstellungen beklagt, darüber, dass man den deutschen Sicherheitsbehörden zutraut, von Folterungen gewusst und davon profitiert zu haben. Das Verhalten der Regierung war bisher nicht dazu angetan, Misstrauen zu zerstreuen.

Aus: „Die drei Affen im Bundestag – Folter, Verschleppung, Rechtsbruch: Nichts sehen, nichts sagen, nichts hören“ von Heribert Prantl (14.12.2005) / Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt3l1/deutschland/artikel/247/66181/

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[…] Der „Stuttgarter Zeitung“ sagte Schäuble: „Wenn wir sagen würden, Informationen, bei denen wir nicht sicher sein können, dass sie unter vollkommen rechtsstaatlichen Bedingungen zu erlangen waren, nutzen wir unter keinen Umständen – das wäre völlig unverantwortlich. Wir müssen solche Informationen nutzen.“

[Aus: „Schäuble will Foltergeständnisse nutzen“ (16.12.2005) / Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,390709,00.html]

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[…] Die Grünen warnten vor einem „Outsourcing von Folter“. Grünen-Innenexperte Wolfgang Wieland schloss nicht aus, dass es noch weitere Verhöre durch Deutsche im Ausland gab.

[…] Der Deutsche Anwaltverein nannte es „unerträglich“, dass sich deutsche Behörden die Lage zunutze machen, „die die jüngere US-Politik dadurch schafft, dass sie Menschen nach Gutdünken an Orte verschleppt, wo sie ohne rechtlichen Schutz verwahrt und traktiert werden können.“

[Aus: „Regierung und BKA in Erklärungsnot“ (me/vgo/krö/rgg/mab; 16.12.2005) / Quelle: http://www.frankfurter-rundschau.de/]

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[…] Der Bundesinnenminister berichtete über die Arbeit von deutschen Ermittlern im Gefangenenlager Guantánamo und in einem syrischen Gefängnis. Über dortige Haftanstalten weiß man, dass Folter übliche Praxis ist. Über Guantánamo ist bekannt, dass es mit rechtsstaatlichen Vorstellungen des Westens nichts zu tun hat. Also hätte es für den demokratischen Rechtsstaat außer Frage stehen müssen, dass Verhöre in diesen Zusammenhängen nicht in Frage kommen können.

Warum aber stellten deutsche Ermittler in syrischen Gefängnissen inhaftierten Deutschen dann überhaupt Fragen? Warum also glaubten Repräsentanten des gefestigten Rechtsstaats, diesen Schritt jenseits des demokratisch begründeten Strafrechts machen zu können und ihn mit dem Interesse an Erkenntnis oder möglicherweise gar mit einer Gefahr in Verzug begründen zu sollen?

[Aus: „Jenseits des Demokratischen“ VON MATTHIAS ARNING (16.12.2005) / Quelle: http://www.frankfurter-rundschau.de/]

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[…] Die häufigsten Methoden der körperlichen Folter sind Elektroschocks, sexuelle Gewalt und Schläge. Unter systematischem Schlagen versteht man die Art der Misshandlung, die man „Falanga“ nennt: Dem Opfer wird mit Stöcken oder Draht auf die nackten Fußsohlen geschlagen. Bei elektrischen Folterungen werden die Elektroden an den empfindlichsten Körperteilen befestigt: Ohren, Zunge, Fingerkuppen, Brustwarzen oder Genitalien sind die bevorzugten Stellen.

Weitere körperliche Foltermethoden sind Verbrennungen oder das Aufhängen an den zusammengebundenen Armen. Bei der Folter im Zahnbereich werden gesunde Zähne ohne Betäubung gezogen oder herausgeschlagen. Aber auch die Nicht-Behandlung von kariösen Zähnen gehört zum Instrumentarium der Folterer. „Schmerzen am Backenzahn machten einen verrückt, und die vor Schmerzen halb Wahnsinnigen rissen sich die Zähne mit irgend etwas heraus, das gerade verfügbar war: mit einem Löffel, einem Nagel, einer alten Zange oder irgendeinem Instrument, das man vorher übers Feuer gehalten hatte, um Infektionen zu vermeiden“, beschreibt der kubanische Häftling Armando Valladares diese Torturen seiner Haftzeit.

„Ich bin der einzige Vertreter in dieser Kommission, der eine so lange Zeit in Haft war. Was kann zu einer größeren Beschädigung der menschlichen Würde führen, als mit Kübeln voller Urin und Exkrementen übergossen zu werden oder mit Bajonetten verprügelt zu werden? Was ist bei Ihnen der entsprechende Artikel, um über diese Fakten zu diskutieren? Unter welchen Protokollpunkt fällt dies? Unter welchen Aktenstapel, unter welches Konferenzgremium fällt dieses Herumtrampeln auf der Menschenwürde?“ (Armando Valladares vor der UN-Menschenrechtskommission über seine Foltererfahrungen. Der kubanische Dichter hatte aus politischen Gründen 22 Jahre in kubanischen Gefängnissen gesessen. )

Aus: „Ärzte und Folter“ (zm 24/2001, Seite 22) / Quelle: http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/24_01/pages2/titel1.htm

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[…] Deutsche Behörden haben laut einem früheren Terrorfahnder wissentlich von Foltergeständnissen Gefangener aus einem libanesischen Militärgefängnis profitiert. Der ehemalige BKA-Terrorfahnder Ralph Trede sagte dem ARD-Politikmagazin «Kontraste», die Behörden hätten wochenlang mit dem libanesischen Geheimdienst zusammengearbeitet und Foltermethoden wissentlich in Kauf genommen. Er selbst habe über mehrere Wochen den Austausch von Fragen zwischen dem Bundeskriminalamt und dem libanesischen Militärgeheimdienst organisiert, so Trede. «Da werden durch deutsche BKA-Beamte Fragen erstellt, durch mich diese Fragen entsprechend dem Verbindungsoffizier weitergegeben und diese dann mittels Folter oder durch Foltermaßnahmen zu einem Ergebnis gebracht und uns wieder zurück übergeben.»

Nach Angaben des ehemaligen BKA-Mannes wurden die Folteropfer auf Grund deutscher Ermittlungsergebnisse im Libanon festgesetzt und verhört. Auch der deutsche Staatsschutz sei vor Ort gewesen, um die Gefangenen offiziell zu befragen. Dass die Gefangenen misshandelt worden seien, sei dem Staatsschutz bekannt gewesen. Trede warf dem ehemaligen Innenminister Otto Schily und Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) vor, trotz Kenntnis der Vorgänge untätig geblieben zu sein und seine Hinweise ignoriert zu haben. Er habe Schily und Zypries im November 2004 darüber informiert, dass für deutsche Ermittlungen Menschen im Libanon gefoltert werden, sagte er.

Zuerst habe er pflichtgemäß seine Vorgesetzten beim BKA und den Generalbundesanwalt über seine Erkenntnisse informiert. Als alle angesprochenen Stellen untätig blieben, habe er im Februar 2005 schriftlich die Fraktionsvorsitzenden des Deutschen Bundestages informiert, darunter auch Angela Merkel (CDU/CSU) und Franz Müntefering (SPD). Bis heute habe er keine Antwort erhalten.

[…] Generalbundesanwalt Kay Nehm bestätigte laut einem Bericht des «Kölner Stadt-Anzeigers», dass Trede mehrmals einen Folterverdacht geäußert habe und er selbst vom BKA im Oktober 2004 darüber informiert worden sei. In einer staatsanwaltschaftlichen Vernehmung im August 2005 habe Trede die Foltervorwürfe aber «nicht konkretisiert». Nach Ansicht Nehms beruhen die von Trede «aufgestellten Folterindikatoren ausschließlich auf Schlussfolgerungen». Zu weiteren Ermittlungsmaßnahmen bestehe daher kein Anlass.

[Aus: „Ex-BKA-ler: Ämter nutzten Foltergeständnisse“ (22. Dez 2005 19:25, ergänzt 20:32) / Quelle: http://www.netzeitung.de/deutschland/374288.html]

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[…] In der Zeit von etwa 1350 bis zum Ende des 17. Jahrhunderts verbreitete sich ein Hexenwahn, welcher für viele Menschen auf dem Scheiterhaufen enden sollte. Dieser war darauf aus, den meist unschuldigen Frauen und Männern, welche in Verdacht standen sich der Hexenkünste zu bedienen, als Sündenbock für Naturkatastrophen, Krankheiten, Seuchen und ähnlichen Dingen zur Rechenschaft zu ziehen. Man untersuchte die Beschuldigten auf Symptome, welche ihr Hexendasein und den Pakt mit dem Bösen bestätigen sollten.

[…] Die Folter wurde damit gerechtfertigt, dass die Hexerei ein einzigartiges Verbrechen an Gott und der Kirche sei. Wegen der Schwierigkeit Beweise für Verbrechen zu finden, welche angeblich so schwerwiegend waren, dass sie nicht ignoriert werden durften, war das Erlangen von Geständnissen von großer Bedeutung. In den meisten Fällen war die Folter der einzige Weg Schuldbekenntnisse zu erzwingen. Alles geschah im Namen Gottes. Nur durch den regelmäßigen Einsatz konnten die Dämonologen ihre Behauptungen hinsichtlich der angeblichen Bedrohung durch das Hexenwesen glaubhaft machen, indem sie auf einem umfangreichen Korpus tatsächlicher Geständnisse verwiesen. Lange bevor die Hexenverfolgung zur Hauptbeschäftigung der kirchlichen und auch der weltlichen Gerichte geworden war, hatte die Anwendung der Folter Sinn und Zweck das Böse auf der Welt zu vernichten. Das körperliche und geistige Leiden der „Verbrecher“ wurde fast zu einer regelrechten Befriedigung und Beschäftigung der Gerichte.

[Bruchstück aus: „Hexenverfolgung im Mittelalter“ Autor: Nadine Schneider (Datum?) / Quelle: hexenfolter.html]


[…] Mit der Befürwortung von Foltergeständnissen stellt sich der deutsche Innenminister Schäuble in eine Linie mit der christlichen Inquisition, die mit bestialischer Grausamkeit Falschaussagen von ihren Opfern abquälte, um sie dann aufgrund dessen sadistisch abzuschlachten, zu verbrennen und zu ermorden. Wenn Herr Schäuble diese Art von pervertierter „Rechtsstaatlichkeit“ im Namen seiner christlichen Partei CDU und als gewissenloser Vasall der US-Folterschergen gutheisst, dann wird einem dabei speiübel!

Mit freundlichen Grüssen Achim Wolf

Leserbrief: Foltergeständnisse (19.12.05) Quelle: http://www.net-news-global.de/blog_article.php?id=209


[…] Scheuer, der über Jahre das Programm der «Sonderüberstellungen» entwickelte und leitete, sagte in dem am Mittwoch vorab veröffentlichten Interview weiter, die CIA habe selbst nie jemanden festgenommen oder gefangen gehalten. «Das machte die örtliche Polizei oder ein örtlicher Geheimdienst», fügte er hinzu.Die Zusammenarbeit mit den deutschen Sicherheitsbehörden bei dem Programm bezeichnete der Ex-Agent als «im besten Falle wechselhaft». Auf Anfragen habe es manchmal «einfach keine Antwort» gegeben. «Alles war einfach sehr stockend.» Das habe sich nach dem Anschlag vom 11. September 2001 verändert.Den Europäern warf Scheuer wegen ihrer Kritik an dem CIA- Programm Unehrlichkeit vor. Sie seien Nutzniesser der Methode gewesen. «Alle Informationen aus den Verhören und Dokumenten, alles, was mit Spanien, mit Italien, mit Deutschland, mit Frankreich, mit England zu tun hatte», sei weitergegeben worden.

[…] Er selbst halte es für «Mangel an Mut, die eigene Drecksarbeit nicht selbst zu machen», sagte Scheuer, der 2004 nach 22 Dienstjahren die CIA verliess.

Das gesamte Programm war nach Einschätzung des Ex-Agenten, der von 1995 bis 1999 jene Einheit leitete, die Osama bin Laden jagte, «zu 90 Prozent ein Riesenerfolg und nur zu 10 Prozent ein Desaster». Für die Zukunft hält er die «Sonderüberstellungen» wegen der Medienberichte darüber allerdings für «wahrscheinlich tot».

Aus: „CIA-Gefangenentransporte laufen laut Ex-Agent seit 1995“ (letzte Änderung: 28.12.05) / Quelle: http://www.baz.ch/news…


[…] Es kann Ihnen egal sein: Die Luft, die Sie atmen, riecht nicht nach Blut und Exkrementen, Sie hören nicht das Gellen von Schmerzens-, von Todes-Schreien, Sie müssen nicht sehen, wie den Gefolterten über der Flamme das Fett aus den Füßen tropft, wie sich die Tränenflüssigkeit blutrot färbt, wie das Fleisch der Genitalien unter Elektrostößen schmilzt. Sie erinnern sich zwar, wenn die Bilder nur drastisch genug sind, vage an die Tatsache, dass irgendwo irgendwelche Regime irgendwelche Regimegegner unter Aufwendung irgendwelcher Argumente zu Tode foltern, aber all das ist diffus, hat kein Gesicht, gehört irgendwie zur ethnischen Besonderheit bestimmter Länder und liegt irgendwo außerhalb der Zeit. Aber es geschieht jetzt, während Sie dies lesen, es geschieht hier, weil Sie gleich zur Tagesordnung übergehen werden, es geschieht immer, weil Sie sich im selben Augenblick abwenden, während die Folterer sich ihren Opfern zuwenden.

Verstehen Sie: Ihr Abwenden ist Teil der Folter. Vor den Augen der Opfer erscheint dieser Gestus, mit dem alle Welt sich abwendet, als seien die Schreie noch nicht laut genug. Jeder Akt der Folter ist einer, den diese Weltöffentlichkeit nicht verhindert hat. Das muss sie sich eingestehen, und indem sie sich das eingesteht, bekennt sie auch, dass sie die Folter zwar nicht selbst gestattet, sie global aber zumindest toleriert. Als hätte der Schmerz eine Staatsangehörigkeit!

Es gehört zur Folter, dass sie sich in einem Klima der Heimlichkeit entfaltet. Diese Heimlichkeit und unsere Ignoranz arbeiten einander zu. Es gäbe die Folter nicht, wenn ihre Bilder mit der Wucht der Werbekampagne für einen Hollywoodfilm über uns hereinbrächen oder wenn sie die Omnipräsenz eines Britney-Spears-Videos besäße. Wir würden uns unseren Tag nicht durch die Bilder von Menschen versauen lassen, die ihre Eingeweide herauskotzen oder schreien, bis ihnen die Stimmbänder versagen. Unsere Indifferenz im Umgang mit der Folter verrät sich in allen Bildern, die wir unter den öffentlichen Bildern nicht tolerieren und in den Bildern, die wir aufbauen, um jene anderen nicht zu sehen…

Aus: „Sich abwenden ist Teil der Folter“ von Roger Willemsen (ai-Journal Dezember 2000) / quelle: http://www2.amnesty.de…


[…] Keine US-Regierung hat jemals ins internationale Völkerrecht solche Schneisen der Verwüstung geschlagen – der rechtswidrige Angriffskrieg wurde zum legitimen Mittel, die durch Folter erpresste Aussage zum legalen Zweck erklärt -, und noch keine US-Regierung hat in ihrem mit allen Mitteln, also ohne Regeln geführten Kampf für die Demokratie so viele Demokratien zu Komplizen gemacht.

Die Komplizenschaft wurde von den europäischen Regierungen überwiegend nicht öffentlich erklärt, sondern stillschweigend geleistet. Sie bestand nicht darin, geheim gehaltene Flüge von CIA-Agenten im europäischen Luftraum geduldet zu haben – es ist gut zu wissen, dass immerhin CIA-Agenten sich noch unkontrolliert bewegen können. Aber die Komplizenschaft begann mit dem Wissen, dass die Agenten die Begleiter gefangener vermeintlicher Terroristen auf deren Weg in europäische und außereuropäische Folterkammern waren. Der Verdacht ist begründet, dass europäische Regierungen von der Folter nicht nur wussten, sondern von den dabei erpressten Aussagen profitierten.

Unter diesem Gesichtspunkt, unter dem Begriff der Komplizenschaft verdient auch das Verhalten der abgewählten Bundesregierung im Fall des Deutsch-Libanesen Khaled el Masri Interesse.Wenn zutrifft, dass el Masri von CIA-Agenten Ende 2003 irrtümlich nach Afghanistan verschleppt und dort bis Ende Mai 2004 gefoltert worden ist, wenn zutrifft, dass der damalige US-Botschafter den damaligen Bundesinnenminister Otto Schily um Stillschweigen gebeten hat, wenn zutrifft, dass das Stillschweigen versprochen und damit die geheime Folterpraxis von der Bundesregierung nicht nur geduldet, sondern unterstützt worden ist – dann wäre das, ach ja, ein Skandal, das katastrophale Dementi der rot-grünen Menschenrechtspolitik, vor allem aber wäre es der erfolgreiche Versuch der US-Außenpolitik, Demokratie und Komplizenschaft zum Synonym zu erklären.

Wird ein Staat zum Schurkenstaat, weil er sich schurkischer Mittel bedient? Oder bedient er sich schurkischer Mittel, weil er ein Schurkenstaat ist? Das Problem löst ein altes französisches Sprichwort: „Ob ein Säufer deshalb krank ist, weil er säuft; oder ob er deshalb säuft, weil er krank ist, das kann seinen Kindern egal sein.“…

Aus: „Kommentar: Wir Komplizen“ von Christian Bommarius (Mittwoch, 07. Dezember 2005) / Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/meinung/506715.html

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Weiteres Textrauschen im LASER#17: [Folter – als internationales System]

[Terror kippt in Geborgenheit um… ]

“ … Treu und Gehorsam, haben dieselben Wurzeln in einem Beitreten zur Autorität, wodurch die resultierende freiwillige Knechtschaft als moralischer Wert und bewundernswerte Qualität eines Menschen vor Augen gehalten wird. Solches Verhalten ist das Resultat eines destruktiven Vorgangs, indem eigener Wert zum Unwert und Unwert zum Wert umgewandelt wurde.
Es ist schon etwas eigenartiges, dass der Mensch, wenn er mit Terror und Nichtexistenz bedroht ist, sich mit der ihn bedrohenden Instanz identifiziert, sich mit ihr verschmelzt, seine Identität aufgibt, um vermeintliche Rettung zu erlangen.
… Silverberg (1947) beschreibt diesen Mechanismus der Identifizierung mit dem Aggressor als eine bereits in frühester Kindheit auftretende Reaktion auf äußerste Hilflosigkeit. Was hier zu passieren scheint, ist eine Verneinung der Differenzierung, der Trennung vom bemutternden Objekt, weil das in diesem Entwicklungsstadium zu bedrohlich wäre. Diese Trennung darf nicht, kann nicht wahrgenommen werden, sonst wäre das Überleben gefährdet. Damit dies ermöglicht wird, bedarf es eines Manövers, vergleichbar mit einer Halluzination, einer Phantasie oder einem Traum. Es besteht darin, dass die Wirklichkeit zwischen sich selbst und dem anderen verdreht wird. Es ist, als ob das frühkindliche Ich doch einmal etwas besseres erlebt hat und nun versucht, diesen Zustand zurückzuholen (Silverberg, 1952), indem es eine phantasierte Homöostasis aufrechterhält, um sein Weiterleben zu ermöglichen – Terror kippt in Geborgenheit um. “

Aus: „Die Konsequenzen des Gehorsams für die Entwicklung von Identität und Kreativität“ von Prof.Dr. Arno Gruen – Psychoanalytiker in eigener Praxis in Zürich, Schweiz (Vortrag bei den 53. Lindauer Psychotherapiewochen am 12. April 2003) | Quelle: http://www.susannealbers.de/04psycho-gruen-werk01.html

[built and operated in secret… ]

[…] Coats informed the German minister that the CIA had wrongfully imprisoned one of its citizens, Khaled Masri, for five months, and would soon release him, the sources said. There was also a request: that the German government not disclose what it had been told even if Masri went public.

The U.S. officials feared exposure of a covert action program designed to capture terrorism suspects abroad and transfer them among countries, and possible legal challenges to the CIA from Masri and others with similar allegations.

The Masri case, with new details gleaned from interviews with current and former intelligence and diplomatic officials, offers a rare study of how pressure on the CIA to apprehend al Qaeda members after the Sept. 11, 2001, attacks has led in some instances to detention based on thin or speculative evidence. The case also shows how complicated it can be to correct errors in a system built and operated in secret.

[…] „They picked up the wrong people, who had no information. In many, many cases there was only some vague association“ with terrorism, one CIA officer said.

While the CIA admitted to Germany’s then-Interior Minister Otto Schily that it had made a mistake, it has labored to keep the specifics of Masri’s case from becoming public.

[From: „Wrongful Imprisonment: Anatomy of a CIA Mistake“ – German Citizen Released After Months in ‚Rendition‘ – By Dana Priest (Washington Post Staff Writer (Sunday, December 4, 2005) / Source: LINK]

[Die Reformer und die Überflüssigen… ]

Die „Überflüssigen“ platzten in die Inszenierung des Unternehmerverbandes Gesamtmetall zur Wahl des „Reformer des Jahres„. […] Honorige Herren der INSM eröffneten gerade die Veranstaltung, da schwappte eine Welle „Überflüssiger“ in den Marmorsaal des Palais am Festungsgraben. Der Ort, pompös und direkt hinter den Neuen Wache in Berlin, passte nicht so recht zu den folgenden Szenen.

Bodyguards liefen aufgeregt umher, gegen die Türen stemmten sich beleibte Sicherheitskräfte und trotzdem waren die „Überflüssigen“, die „Reformierten“ plötzlich im Saal. In der vorher noch schön moderierten Unternehmeridylle waren sie einfach da. Der Redner der INSM gab das Rednerpult frei, und ein „Überflüssiger“ eröffnete die Preisverleihung für die dreisteste, dümmste und teuerste (immerhin etwa 10 Millionen Euro, die von dem Unternehmerverband ihrer PR-Maschine zur Verfügung gestellt werden) Propaganda des Jahres. Die Zuhörer, unter ihnen der diesjährige ultrakonservative Verfassungsrichter Udo di Fabio, begannen, den Redner mit zerknülltem Papier zu bewerfen, riefen Feigling (eventuell sind einige es sonst gewohnt, burschenschaftlich mit Degen aufeinander einzuschlagen). Der Veranstalter schaltet flugs die Mikros ab, und so war der amüsante Beitrag von der zahlreich vertretene Presse akustisch nur schwer zu verstehen. Die Preisverleihung ging fast im Chaos der Ordnungskräfte vor der Bühne unter. Die „Überflüssigen“ überreichten in zwei Plastiktüten von Lidl und Aldi (zwei bereits vortrefflich reformierte Unternehmen) Berliner Herbstlaub und märkischen Sand. Mit dem Laub, das von Berliner Ein-Euro-Jobbern gesammelt wurde, könne die INSM noch kräftig Rauschen im journalistischen Blätterwald erzeugen, kommentierte ein Sprecher. Der Sand könnte weiter dazu genutzt werden, der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen.

[Aus: „Überflüssige stören ‚Reformer des Jahres‚“ (von martina reill – 29.11.2005) / Quelle: http://de.indymedia.org/2005/11/134070.shtml]

[Zur Refeudalisierung der Welt]

“ … Netzeitung: Sie schreiben, die derzeitige Weltordnung sei nicht nur mörderisch, sondern auch absurd.

Ziegler: Sie ist absurd, weil sie unnütz tötet. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wäre es zu Beginn des neuen Jahrtausends möglich, die Utopie der Französischen Revolution, nämlich das gemeinsame Glück, materiell zu realisieren. Gerade in diesem Moment findet aber tragischerweise die Refeudalisierung der Welt statt.

[…] Netzeitung: Sie sagen, die transnationalen Privatgesellschaften seien die neuen Feudalherren, sprechen aber gerne von den «Kosmokraten». Warum? Manager und Großaktionäre sind austauschbar, was bleibt, ist das Streben nach Profit.

Ziegler: Sie haben recht, es geht um strukturelle Gewalt, nicht um Personen. Letztes Jahr haben die 500 größten transkontinentalen Konzerne der Welt über 52 Prozent des Bruttoweltproduktes kontrolliert, also über die Hälfte der innerhalb eines Jahres weltweit produzierten Güter und Reichtümer, Kapitalien, Waren und Dienstleistungen. Das ist eine unglaubliche Machtakkumulation.

Diese Unternehmen haben eine Macht, wie sie kein Kaiser, kein König, kein Papst in der Geschichte der Menschheit gehabt haben. Sartre hat gesagt: Wer die Menschen liebt, muss sehr stark hassen, was sie unterdrückt – nicht wer sie unterdrückt, es geht nicht um Psychologie.

Es geht um ein Prinzip der strukturellen Gewalt, nämlich der Markteroberung, der permanenten Profitmaximierung um jeden Preis, und um die Naturalisierung des wirtschaftlichen Geschehens. Denn wenn sie einen Konzernherrn befragen, dann erhalten Sie die Antwort: Hier waltet die unsichtbare Hand des Marktes, ich respektiere nur die Naturgesetze. Deswegen ist die radikal analytische und kritische Vernunft so wichtig.

[…] Netzeitung: Um auf die unsichtbare Hand zurückzukommen: Solange vor allem die westlichen Gesellschaften von der Naturwüchsigkeit des Ökonomischen überzeugt sind, nützt alle Kritik im Einzelnen wenig.

Ziegler: […] Bourdieu hat gesagt: Neoliberalismus ist wie Aids, er zerstört zuerst das Immunsystem des Opfers. Es gilt die Immunkräfte zu mobilisieren durch die analytische Vernunft und sich daran zu erinnern, was die Aufklärung gefordert hat: Der Austritt des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. …“

Aus: „Wer an Hunger stirbt, wird ermordet“ – Die Netzeitung Im Gespräch mit Jean Ziegler (01.Nov.2005) Quelle: http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/365469.html | [via http://morgaine.twoday.net/]

[Weapons, Clowns and Business]

[…] More than 70 people took part in an action organised against the Weapons Defence Industry Association conference held at Te Papa on Tuesday.

[…] The blockade was maintained for about two and a half hours. The clowns made persistent fun of both the conference attendees and the police by lining up with them, marching around behind them, as well as riding bikes and throwing water balloons. A certain „pro-capitalist“ contingent holding placards such as „Fuck the 3rd world“ and „Capitalism is wonderful“ were attacked and dealt to in appropriate clown fashion.

clowns1.jpg
clowns2.jpg

snatch from „Weapons Conference a Battleground for Protesters“ / text and pictures source => http://indymedia.org.nz/ (19 Oct 2005) / http://indymedia.org.nz/feature/display/38303/index.php

[Du bist gestörter Botenstoffwechsel… ]

Ein paar Textfraktale zum medial inszenieten ‚Corporate Identity Patriotismus‘ Kampangne…
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[…] „Für die medikamentöse Behandlung einer Depression eignen sich trizyklische, tetrazyklische und andere Antidepressiva, Arzneimittel, die in den gestörten Botenstoffwechsel des Gehirns eingreifen und nicht zu einer Gewöhnung führen können. […] Da dies eine symptomatische Behandlung darstellt, soll möglichst bald eine ursächliche Therapie begonnen werden.“
Aus: „Medikamentöse Behandlung der Depression“ Dr. Matthias Thalhammer (2007)
=> http://www.gesundheitpro.de/A050829ANONI013028

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[…] „Gerade habe ich zum ersten Mal den Fernsehpot zur neuen Indoktrinationskampagne „Du bist Deutschland“ gesehen. Ich bin erschüttert. Bislang habe ich ja gedacht, dass es solche Propaganda nur in totalitären Staaten gibt, doch anscheinend sind wir in Deutschland schon so tief gesunken, dass Kritik üben, Fehler aufdecken und Mängel anprangern inzwischen als Nörgeln und Schlechtreden abqualifiziert wird. Anscheinend brauchen wir eine solche Propaganda. …“
Lars Witte 26.09.2005, 21:00
=> http://forum.derwesten.de/viewtopic.php?f=241&t=881

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[…] ist eine kampagne wirklich der richtige weg? (geschrieben von: CHR15 am 27 September 2005 10:09)

Wat fragst Du das der richtige Weg ist? Analysier doch einfach mal den Ist-Zustand: Medienkampagne, Protagonisten mit min. 2 Millionen Euro Jahreseinkommen, 30 Millionen Euro Sendeplatz, steuerlich absetzbar, BILD-Zeitung-Niveau, stark polarisierend im Auftritt, Fehlgriff beim Logo
(geschrieben von: moi am 27 September 2005 10:20)

[…] Auch hier wird viel gemeckert, zum beispiel über das Logo. Und das ist doch derzeit das Problem in Deutschland: Jeder meckert, meckert, meckert. Daraus ergibt sich, dass überall schlechte Laune herrscht und niemand sich und anderen etwas zutraut. Mit der Kamapgne möchte man das „Alles ist scheisse“-Gefasel abstellen und hofft, dass dadurch mehr Bewegung entsteht. Ob das gelingt, kann ich unmöglich vorraussagen. Allerdings weiß ich, dass Genörgel, auch hier, nur wieder eines ist: Kein Fortschritt. (geschrieben von: macx am 27 September 2005 15:57)

Macx, die Kampagnen kommen immer aus einer Richung, von oben. Ich finde die „Meckerei“ wird viel von den Medien (BILD, RTL, etc.) kolpotiert. Man meint, dass die Leute mies drauf sind. Ist aber nicht so. Wir mussten uns in den letzten Jahren mit sehr viel Bullshit rumärgern, Hartz 4, Stellenabbau, Verlagerung von Arbeitsplätzen ins billige Ausland, gleichzeitig unglaubliche hohe Gewinnmargen für diese Unternehmen. Wir werden verarscht. Ich finde nicht, dass man dann noch hingehen sollte und den Leuten reindrücken muss, dass sie es sind, die gefälligst gut drauf sein sollen.
(geschrieben von: moi am 27 September 2005 16:50)

Re: Du bist Deutschland
„Ähh Hallo, bin ich hier richtig bei der Aidshilfe??
„Willkommen bei Du-bist-Deutschland?
„Ich hab aber ein Problem, weil ich nicht weiss, ob …?
„Alles geht besser, denn Du bist Deutschland?
„Ja, aber …?
„Arbeiten, Leben, Du bist Deutschland!?
„Wer soll mir denn helfen??
„Helf Dir selbst, denn Du bist Deutschland!?
„Hab ich irgendsonen Automat an der Strippe??
„Freunden in der Not helfen, denn Du bist Deutschland…?
Klick (geschrieben von: moi am 28 September 2005 13:17)
Re: Du bist Deutschland
Es ist jedenfalls sehr erstaunlich, wie hier versucht wird, durch eine vermeintlich „gute“ Deutschtümelei eine „schlechte“ zu ersetzen. (geschrieben von: JackieTreehorn am 29 September 2005 10:58)

Quelle => http://slanted.de/560

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w&v – News zu Marketing, E-Business, Web & Internet Marketing, TV & Radio Werbung :
[…] Jung von Matt und Kempertrautmann engagieren sich für Deutschland Im Auftrag der Initiative ‚Partner für Innovation‘ entwickeln die beiden Hamburger Agenturen eine Kampagne mit dem Claim ‚Du bist Deutschland‘. Das Ziel des Auftritts: die Stimmung im Land zu drehen und für ein innovationsfreudigeres Klima zu sorgen. Die Kampagne wird von der zweiten Junihälfte an breit geschaltet – in TV, Print, Internet, etc. In einer Gemeinschaftsaktion stellen über 20 Medienunternehmen Werberaum im Wert von angeblich rund 30 Millionen Euro zur Verfügung. Auch die Agenturen arbeiten pro bono. Um den Mediapart kümmert sich Mindshare, Frankfurt.

Die Initiative ‚Partner für Innovation‘ wurde im Januar 2004 auf Einladung des Bundeskanzlers gegründet. Zu den Partnern gehören 17 Spitzenmanager namhafter Unternehmen und Forschungseinrichtungen, darunter von BASF, Deutsche Telekom, Lufhansa, Roland Berger Strategy Consultants und Siemens – sowie Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG. Der Medienkonzern koordiniert auch den bisher größten Aufschlag der Initiative. Zuständig dort ist Kommunikationschef Bernd Bauer, der allerdings Mitte des Jahres das Unternehmen verlässt. [09.05.2005 – kr ]

=> http://www.wuv.de/NL/news/artikel/2005/05/42277/index.html

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HARRY NUTT: […] „Die versammelte moderierende Mittelmäßigkeit von Günther Jauch über Ulrich Wickert bis Anne Will ist so beseelt von der nationalen Ermutigung, dass Du Dich fragtest, ob nicht irgend eine Sekte hinter der ganzen Sache steckt. Sind aber nur 25 führende deutsche Medienunternehmen, versuchtest Du Dich zu beruhigen. Aber zu spät, er war da, der Zweifel, der Dich nun vermuten lässt, dass man Dich nie und nimmer aufnehmen wird im Klub der narzisstischen Zwangsoptimisten. […] jetzt bist Du Deutschland. Aber wenn Du es einmal nicht bist, was werden sie dann mit Dir machen?“

Aus: „Du“ von HARRY NUTT (29.09.2005)
=> http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/feuilleton/?cnt=732764

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[…] Einfach GROSSARTIG! – Die Kampagne ist genau das was Deutschland braucht. Sie verbindet Optimismus mit einer gesunden(!) Portion Patriotismus. Diese Kombination führt zu Selbstvertrauen und einem positiven Blick auf die Gegenwart und die Zukunft. Die Aussage ist ganz klar: Nimm dein Leben in die eigene Hand, übernimm Verantwortung für dich und dein Leben und du wirst Erfolg haben. Sage JA zu dir, beweg was in deinem Leben und du bewegst unser Land, in seiner ganzen Vielfalt, Schönheit und (Multi-)Kultur. Einfach nur GEIL. Danke an die Macher und Denker die dahinter stehen.
(Eintrag von Benjamin — 26.09.2005 @ 20:37)
http://info.websozis.de/index.php/archiv/981

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[…] Haltungsturner: […] „Das ist nicht nur die ewig gleiche beknackte Volksverdummung und undemokratische Gleichschaltungsidiotie, es ist auch noch geschmacklos, weinerlich, eklig und schleimig. Das Deutschland bin ich nicht. Was mich übrigens daran am meisten ärgert: Dieselben Pfeifen, die erst jahrelang dieses Land schlecht geredet und geschrieben haben, schwingen sich jetzt als Pseudo-Muntermacher auf mit der NLP-Botschaft, dass ich alles schaffen kann, wenn ich nur will. Das ist Sektengewäsch und vordemokratische Ruck-Romantik.“
Aus: „Das Deutschland bin ich nicht“ von ‚der Haltungsturner‘
=> http://luebue.blogspot.com/

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[…] Und natürlich wird das Thema in vielen, vielen Blogs besprochen und bebildert, eine kleine Auswahl: Spreeeblick, Nerdcore, Lostfocus, Werbeblogger. Wundern Sie sich noch, oder nörgeln Sie schon? (Wiebke Peters: Mittwoch, 28 September 2005, 10:33 Uhr)

Kommentare:
hey frau peters; gut gemacht: meta-nörgeln. einfach über das (angebliche) nörgeln rumnörgeln. sehr bewundernswert wie sie es schaffen sich davor zu drücken stellung zu beziehen indem sie ikea-sprüche recyclen. (Kommentiert von: ix | Mittwoch, 28 September 2005, 21:26 Uhr)

Und jetzt die heiße Frage: Wie nennt man das Nörgeln über Meta-Nörgeln? Und das war jetzt kein Meta-Nörgeln über das Nörgeln über meta-nörgelende Nörgelnde, nicht dass wir uns da falsch verstehen! (Kommentiert von: Malcolm | Donnerstag, 29 September 2005, 10:10 Uhr)

=> http://blog.brigitte.de/medienweblog/2005/09/du_bist_deutsch.html

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[…] Merkwürdig, wie genau dieselben Medienfuzzis, die seit Jahren berichten, dass Deutschland „angesichts der Globalisierung“ am Abgrund steht; dieselben Millionäre, die gegen den „Versorgungsstaat“ und für mehr „Eigeninitiative“ eintreten, dieselben Agenturen und Konzerne, die uns permanent einreden, dass wir uns einen „Wohlfahrtsstaat“ einfach „nicht mehr leisten können“ – dass also jetzt exakt dasselbe Personal (und Kapital), dass sich bis dato im Schlechtreden des „Standorts Deutschland“, dem „Schlußlicht in Europa“, geübt hatte, uns nun mit der millionenschweren Kuschel-Kampagne „Du bist Deutschland!“ kommt. Und einem sülzigen, schwer erträglichen TV-Spot, den ich vor zwei Tagen zufällig sah und dauert wartete, dass der Witz kommt, oder zumindest „Ich bin doch nicht doof“. Aber nein…kein Mike Krüger nagelt sich ein Brett vor den Kopf – da kam nichts außer einem endlosen, pointenfreien „Du-bist-dufte-und Du schaffst es-und gemeinsam sind wir stark- und wir brauchen ein neues Wir-Gefühl- und Du bist Deutschland“-Schmu… Ja eigentlich nicht schlecht, so ein bißchen Mut machen, positiv denken, gute Laune verbreiten und Mannschaftsgefühl, teamspirit und weichgespülten Patriotismus – aber dank der Personalunion der Promis, die ansonsten Gummibärchen anpreisen oder Reformlügen predigen, auch paradox. (Mathias Bröckers; 30. September 2005)

=> http://www.writersblog.de/broeckers/

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Erinnert mich an den Slogan …
„Ich bin zwei Öltanks“ (Der Moritz / 23.09.2005 22:49)

Re: Erinnert mich an den Slogan …
„Ich bin ich, Don Quichotte, der Herr von La Mancha.“ Claudia Cardinale (24.09.2005 05:51)

=> http://derstandard.at/?url=/?id=2184663

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„Du bist selber schuld“ (Lennart Holzborn; 30.09.2005)

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[…] „Da wo die alten Leute immer“ singt Regener, „schimpfend an der Ecke stehen/ will ich mich dazugesellen/ und Zigaretten für sie dreh’n.“

Vielleicht sind ‚Element of Crime‘ einfach nur von gestern übriggeblieben. Vielleicht treffen sie aber gerade deshalb die gegenwärtige Stimmungslage sehr viel besser als jener „Du bist Deutschland“-Euphemismus, der einer Kraft-durch-Freude-Kampagne entsprungen zu sein scheint. Element of Crime wenden sich nicht trotzig vom Geschehen ab, aber sie waren noch nie eine Band, die unbedingt dazugehören wollte. Wenn man eine politische Botschaft sucht, dann vielleicht die, dass man auch mit solchen Leuten Staat machen muss.

Aus: „Wo die Neurosen wuchern“ FR (01.10.2005) VON HARRY NUTT

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[…] Denn um die Ideologisierung des Mangels geht es heute wie ehedem. Die gedrückte Stimmung der Deutschen wird von den Kampagnemachern aber nicht auf steigende Arbeitslosigkeit und sinkende Löhne zurückgeführt, wie es die Vernunft nahe legt, sondern die Arbeitslosigkeit wird umgekehrt als Folge schlechter Laune dargestellt, also als ein Privatphänomen, das jederzeit durch innere Einkehr und positives Denken korrigiert werden könnte. Nun lässt sich zwar darüber streiten, ob zuerst das Huhn oder das Ei da war, aber dass es genügt, mit den Flügeln zu schlagen und zu gackern wie eine Henne, um goldene Eier zu generieren, darf doch mit Fug und Recht bezweifelt werden. […] Den Höhepunkt an Zynismus gewinnt die Kampagne aber in dem Fernsehspot, der Schwule und Behinderte auf dem Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals versammelt. Der Bildeinfall ist in seiner Häufung diskriminierter Randgruppen so geschmacklos, dass man unweigerlich an jene alten Witze denken muss, die mit dem Satz »Jude allein reicht wohl nicht« endeten. »Du bist Deutschland.« Ei freilich! Auch Juden, Schwule und Mongoloide waren Deutsche. Jetzt sind sie aber tot. Ehrlicher wäre es gewesen, einen schneidigen SS-Offizier mit der Unterschrift »Du bist Deutschland« zu zeigen. Damit wäre man der Wahrheit schon näher gekommen; übrigens auch der Einsicht, dass allzu viel Trost aus dem Nationalstolz gerade von dem klügeren Teil der Deutschen nicht mehr gefordert werden kann.
Aus: „Du bist Werbeagentur“ von Von Jens Jessen
=> http://www.zeit.de/2005/41/Spitze_41 (DIE ZEIT 06.10.2005 Nr.41)

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t.b.c.

[Emotainment, Wortmüll & Meinungssimulanten… ]

„… Um protestieren zu können, so Luhmann, muß man die Verhältnisse „plattschlagen“, dazu dienen die Schemata und vor allem die Skripts, die sich in der öffentlichen Meinung mit Hilfe der Massenmedien durchsetzen lassen.

Schematisierungen und Skripts haben die ebenso banale wie folgenreiche Funktion, auf Probleme hinzuweisen, die dann mit weiteren Schematismen behandelt werden können.

[…] [Doch] war es früher möglich, daß das Fernsehen seinem Publikum ein „Potential gemeinsamen Erlebens“ (Manfred Rühl) bieten konnte, so ist heute der Fernsehkonsument mehr und mehr zum ‘Erfinder‘ seiner eigenen Information geworden. Unter dem Diktat der Einschaltquoten befindet sich das Fernsehen heute in einer paradoxen Situation zwischen Bedeutungsverlust und Machtausweitung.

Zum Bedeutungsverlust: Von Quoten gejagt besteht der Wettbewerb der Sendeanstalten darin, alles der Verborgenheit zu entreißen und ins Studiolicht zu zerren. Mit einem perfektionierten System inszenierten ‘Emotainments‘ produziert das Fernsehen in aufdringlicher Ereignisbeschwörung Erlebnis-, Gefühls- und Beruhigungsprogramme, mit denen die Emotionen der Zuschauer systematisch durchgepflügt werden. Ungezügelter Show-Darwinismus und bedeutungsschwangeres Getue versammeln sich zu einem nichtssagenden Gesellschaftsspiel, das sich auf dem Bildschirm ausgebreitet hat.

In der Beobachtung jener medialen Inszenierungen erinnert vieles an Nietzsche, der in bezug auf die „modernen Ideen“ einst festgestellt hat: „(…) nichts wirkt an ihnen so ekelerregend, als ihr Mangel an Scham, ihre bequeme Frechheit des Auges und der Hand, mit der von ihnen an alles gerührt, geleckt, getastet wird.“ Bei den politischen Talk-Shows zeigt sich das gleiche Bild. Hier werden Meinungen im „six-pack“ angeboten. Wir geben Reinhard Mohr recht, wenn er feststellt, im politischen Infotainment der Neunziger Jahre habe sich eine „revolutionäre Liturgie aus Betroffenheit, Provokation und Endlosdebatte“ etabliert, in der die Meinung als Ware serviert wird, schön verpackt und leicht zu nehmen, ohne auch nur den Anschein zu erwecken, es gehe um irgendeine Sache, um Wahrheit, Originalität oder die Lösung eines Problems. Durch die Inszenierung „gedichteten Pseudostreits“ und die zänkische Pose eines „glamourösen Politzirkus“, so Mohr, ist es den „Meinungssimulanten professionell gelungen, den wirklichen Diskurs abzuschaffen, den wirklichen Streit unter dem kosmetisch bearbeiteten Wortmüll zu begraben.“

[…] [es] ist darauf hinzuweisen, daß die spezifische Rationalität journalistischer Arbeit stets darin liegt, die Erwartungen der Rezipienten (Leser/ Hörer/ Zuschauer) zu antizipieren, um die Inhalte nach diesen ermittelten ‘Profilen‘ auszurichten. Die Eigenlogik medialer Inszenierungen besteht letztlich darin, daß die Programmstrukturen bzw. die Kommunikationsabsichten gegen Erwartungsstrukturen der Konsumenten ausgetauscht werden: Jedes neue Thema der Medien schafft neue Erwartungen, ein gesehenes Programm animiert zur Rezeption weiterer Programme (z.B. bei Fernsehserien), eine Information weckt Interesse nach weiteren Informationen zum Thema, gänzlich neue Themen schaffen neue Spezialpublika, deren Erwartungen erfüllt werden muß. Zwischen Sender und Empfänger, so Frank Marcinkowski in seiner Untersuchung zur Publizistik, besteht eine zirkuläre Beziehungsstruktur, die letztlich darauf basiert, „wechselseitig ‚Erwartungen zu erwarten‘.“ Publizistik, so Marcinkowski weiter, „ist selbstreferentiell, weil sich ihre Operationen und Prozesse auf sich selbst beziehen, also redaktionelle Entscheidungsprämissen des Journalismus auf Erwartungsstrukturen des Publikums und diese wiederum rekursiv auf erwartbare publizistische Outputs bezogen sind.“

Betrachten wir diesen (jetzt erweiterten) Wirkungszusammenhang von Fernsehangeboten und Konsumentennachfrage, so entdecken wir, daß hier ein selbstreferentielles, ein ebenso frei ‘schwebendes‘ wie geschlossenes Geschmackssystem entstanden ist, und zwar im permanenten Wechsel zwischen Medien und Wirklichkeit.

[…] Der Konformismus, so Botho Strauss, […] ist heute „intelligent, facettenreich, heimtückischer und gefräßiger geworden als ehedem. Das Regime der telekratischen Öffentlichkeit ist die unblutigste Gewaltherrschaft und zugleich der umfassendste Totalitarismus der Geschichte. Es kennt keine Untertanen und keine Feinde. Es kennt nur Mitwirkende, Systemkonforme. Folglich merkt niemand mehr, daß die Macht des Einverständnisses ihn mißbraucht.“ Die konstruktiven Mechanismen medialer Inszenierungen offenbaren in ihren kommerzialisierten Verhärtungen die ‘Bodenlosigkeit‘ jeder einzelnen Meldung. Die heutigen Beobachtungen verweisen Adornos und Horkheimers Befund der Standardisierung und Homogenisierung des Massenpublikums in seine ‘x-te Dimension‘. …“

[Aus: Universalität der ‘Bodenlosigkeit‘ – Zur Parallelität der ‘Entwurzelung‘ von Gesellschaft, Subjektivität und Denken – Ein systemtheoretischer Erklärungsversuch (genehmigte Dissertation von Stefan Felte; Referent: Prof. Dr. Helga Gripp-Hagelstange; 1999) / Quelle: bodenlosigkeit.pdf]

[Zur Verwertungszentrifuge… ]

[…] Weil romantische Grenzen zwischen Kunst und Kommerz, Sponsoring und Korruption, Ware und Werbung, redaktionellem und Anzeigenteil unter unseren Augen verschwinden? […] Beim jetzt erreichten Tempo der Verwertungszentrifuge nach „Entschleunigung“ oder „Kontrolle“ zu rufen, wäre ein ebenso hilfloser Ausdruck „linker Melancholie“ (Walter Benjamin) wie das Gefasel von der „Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft“ aus dem Munde deutscher Sozialdemokraten. Solche Leute kritisieren den Kapitalismus und kommen im Kino erst zum Hauptfilm. Damit sie bloß verpassen zu sehen, wie neue Körperbilder und Warenästhetiken generiert und in Umlauf gebracht werden.
Aus: ‚Strategien des Product Placement im Pop‘
Von KLAUS WALTER (fr-aktuell.de, 04.05.2005)

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[…] „wie eben diese Wünsche in der Distributionssphäre vermittels Warenästhetik oder als Abziehbild der Reklame den Produzenten an die Wunschverdrängung erinnern, also zum Kauf, zur Triebbefriedigung anreizen, […] wie der Produzent als Konsument sich doch wieder nur den Verlust seiner selbst, den Akt der Es-Verstümmelung [Freud], das Ergebnis seiner materiellen Produktion einverleibt. Ihm ist der Selbstverlust Bedingung seiner Existenz“ [….]
Über das Buch: ‚Neurose und Klassenkampf‘ (von Michael Schneider)
Quelle: http://www.schneider-michael-schriftsteller.de/Sachbuecher4.htm

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„Viele Verbraucher verwenden Konsumgüter für ihre Identitätsbildung und benützen sie darüber hinaus zur Selbstdarstellung. Welche Auswirkung diese Einstellung nicht nur auf die Psyche des Menschen hat, sondern auch ganz stark die finanzielle Situation des einzelnen beeinträchtigen kann, beweisen Statistiken des Österreichischen Kreditschutzverbandes. …“
Aus: „Der private Konsum und die Verschuldung“ (1999)
Autorin G. Bauer (Diplomarbeit)

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[Literatur Memo:] Wolfgang Fritz Haug, Zur Kritik der Warenästhetik, in: Ders., Warenästhetik, Sexualität und Herrschaft. Gesammelte Aufsätze, Frankfurt am Main 1972, S.11-30. Vgl. zu dieser Frage auch die hochinteressante Rekonstruktion der Wunschfabrikation in dem sozialwissenschaftlichen Tavistock-Institute der 1950er Jahre, in dem die kulturkritisch meist in nur oberflächlicher Kenntnis gebrandmarkte „Bedürfnisproduktion “ tatsächlich praktiziert wurde, Peter Miller/Nikolas Rose, Mobilizing the Consumer. Assembling the Subject of Consumption, in: Theory, Culture & Society 14, 1 (1997), S.1-36.

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[suchmaschienen fraktale:] […]
Identität gibt uns Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“
nämlich vorwiegend Spaltung, Projektion und Verleugnung, …
welche Aspekte seiner Identität er offen legt
Der Traum von der Freiheit, sich selbst zu erfinden oder Identität als Erzählung.
dem Nebeneinander-bestehen von Verleugnung und Anerkennung.
Er nennt diese Teilfunktionen und Komplexe der Psyche auch „psychische Organe“
Doch wenn die Verleugnung der eigenen Verschwörungstheorie nicht als…
keine eigene, unverwechselbare Identität mehr zu spüren…
Neigung zu illusorischen Utopien und einer Verleugnung der Realität…

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