Was wäre wenn Menschen zum essen alles selbst töten müssten – die Tötungsindustrie würde aussetzen und der Hirsch auf unseren Tellern würde direkt auf dem Tischen in der Kantine Malaise von jedem mit geschlachtet. Er röhrt noch ein letztes mal aus voller Brust bis er unter den hunderten kleinen Gabel – und Messerstichen ächzend seitlings vom Tisch fällt.
Ein Elektroinstallateur erzählt sinnierend, wie er damals erlebt habe, dass bei den Röhren-Fernsehern durch das Anschalten so manches mal die betreffende Sicherung im Haus rausgeflogen ist (weil die so viel Saft gezogen haben). Da musste dann erst ein mal eine stärkere Sicherung rein gedreht werden. Und die Fernseher wären früher mal eine echte Anschaffung gewesen – aber jetzt kosten die ja nichts mehr. Servicepersonal vor Ort braucht man für Fernseher auch nicht mehr. Nach dem Hirsch gibt es einen Becher Kaffee umsonst in der Kantine Malaise. Den Schlaf nur für Scheintote.
Draußen ist plötzlich der Nebel allgegenwärtig. Endlich taut es. Der Busfahrer mit polnischen Akzent schimpft über all die ignoranten Autofahrer (…“die sollten doch mal erst überlegen und dann fahren!“), gibt mir eine selbst gedrehte Zigarette und sagt: „und ein Feuerzeug hast du auch nicht“. Fast hatte er das Haus ganz abbezahlt doch da hat ihn seine Frau verlassen. Heute muss er noch bis 1:40 fahren.
Kiel ist mal wieder grau-dreckig. In der Linie11 fixiert mich jemand kurzerhand sexy-wütend. Etwas später geht mein Blick in die restliche Runde der Fahrgäste. Man sieht es in die Gesichter geschrieben: es war ein ausgedehnter Winter und ein langer Tag. Die Aktentaschen und Schultern der Menschen hängen schlaff herab gegen 17:55. Spätwinteragonie.
Kommentare