Kategorie: Realitaets.Tunnel

Tunnelrealität

[Seelenleben #6…]

Hergestellt wird der Baukasten vom VEB KOMBINAT Chemisch-technische Erzeugnisse GothaOrt und Zeit: DDR, 1949-1990 … | https://www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/alltagskultur-baukasten-grossblock.html

“ … Wir begreifen uns also als beseelte Wesen, die an einer immateriellen, geistigen Sphäre teilhaben, deren Erscheinungen nur der subjektiven Erfahrung zugänglich sind. Zugleich aber, und hier tritt der Konflikt auf, wissen wir uns mit der gleichen Gewißheit als der materiellen Welt zugehörig. Wir rechnen uns zu den Organismen, die ihr In-der-Welt-Sein einem kontinuierlichen evolutionären Prozeß verdanken. … Gewöhnlich denkt man sich das Sehen ganz einfach. Wenn zehn Menschen vor einem Hause stehen, sehen sie alle dasselbe. Denn das Haus bildet sich gleichmäßig auf der Netzhaut des Auges ab, und was sich da abbildet, das sehen wir auch. Aber so einfach ist das doch nicht. …“ | Aus: Abstraktion des „Lebens“. Psychologische Ästhetik und Suggestion im Werk von Henry van de Velde und August Endell, Flora Nieß (2018) | Quelle: https://opus4.kobv.de/opus4-ku-eichstaett/files/513/Abstraktion+des+Lebens_Dissertation_Niess.pdf // … Henry Clement van de Velde (1863 – 1957) war ein flämisch-belgischer Architekt und Designer –> https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_van_de_Velde

(4. Juli 2019): “ … [[Warum ist die Hirntätigkeit von subjektivem Erleben begleitet?]] … Unter dem Bindungsproblem (engl. „Binding Problem“) versteht man die Frage nach den neuronalen Grundlagen sensorischer Integration, also der Fähigkeit des Gehirns, aus einer Vielzahl von Sinneseindrücken einheitliche Wahrnehmungen zu konstruieren. … Eine eindeutige Definition des Begriffs der Bindung (engl. ‚binding‘) steht [ ] bis heute aus. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Bindungsproblem

John Horgan (01.09.1994): “ … McGinn glaubt [ ], daß das Bewusstsein für den menschlichen Verstand immer ein Rätsel bleiben wird. Fast so pessimistisch äußerte sich in Tucson der australische Philosoph David J. Chalmers von der Washington-Universität in Saint Louis (Missouri); auch er meinte, keine rein physikalische Theorie – ob sie nun von quantenmechanischen oder neuralen Mechanismen ausgehe – sei imstande, das Bewußtsein zu erklären. Nach Chalmers können physikalische Theorien immer nur mentale Teilfunktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Intention oder Selbstbeobachtung beschreiben, indem diese mit bestimmten physikalischen Prozessen im Gehirn korreliert werden. Doch keine solche Theorie behandle die eigentliche Frage, die durch die Existenz des Geistes aufgeworfen werde: Warum ist die Hirntätigkeit von subjektivem Erleben begleitet? …“ | https://www.spektrum.de/magazin/ist-das-bewusstsein-erklaerbar/821801

Steve Ayan (03.12.2015): “ … Seele – das klingt nach Geistern und Wiedergeburt, nach Jenseits oder letztem Seinsgrund. … Kaum einen anderen Begriff verwenden wir so selbstverständlich, ohne doch recht zu wissen, was er bedeutet. … In der Forschung ist so viel Vagheit natürlich verpönt, vor allem wenn sie spirituell konnotiert ist. So verschwand die Seele in den vergangenen 100 Jahren nahezu völlig aus der Psychologie, der Wissenschaft vom Erleben und Verhalten. … Viele Menschen verstünden „Seele“ schon heute nur noch als Umschreibung für die Gesamtheit unserer geistigen Fähigkeiten. Am Ende entpuppt sich das eingangs beschriebene Manko des Seelenbegriffs vielleicht als sein Erfolgsrezept: Er ist so vieldeutig, dass ihn jeder auf seine Art mit Sinn füllen kann. …“ | https://www.spektrum.de/news/warum-wir-an-die-seele-glauben/1379699

“ … Rezensionsnotiz zu [Manuela Di Franco: Die Seele – Begriffe, Bilder und Mythen (Reclam Verlag, Ditzingen 2009)] Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.01.2010: … Worauf man [ ] zu achten habe, so Ryle, … sei die Sprache und wie sie uns über unser Inneres zu sprechen lehrt, anleitet, verführt. Metaphern und Bilder [bildliches, figürliches, figuratives im übertragenen Sinn] sind nichts, das sich, resümiert Mayer, auf eigentlichere Beobachtungen hin transzendieren ließe – den Metapher[n] und Bildern selbst sei schon ablesbar, was man übers Leben der Seele erfahren könne. …“ | https://www.perlentaucher.de/buch/manuela-di-franco/die-seele.html

[Gemäßigte Entrissenheit #3… ]

In der frühen Dunkelheit des Novembers, ist mir so, als hätte sich die Welt zusammengezogen. Als sei da draußen alles klein wie ein verkommenes Dorf. Ein bisschen Holz, Dachpappe, Regenrinnen, roter Klinker, Putz an den Wänden, der an manchen stellen abfällt, Glas, Stahl, Unrat, Zivilisation und Infrastruktur legen sich um das das eigene Leben, wie ein Fuchsfell um den Hals einer Frau. Der Blick geht aus dem Fenster. Daran denkend, wie die Haare von G. leicht im Wind wehten, nachdem wir die zwei Kerzen an den zwei Gräbern in den Laternen angezündet hatten – und wir etwas später an der Eckernförder Straße darüber sprachen, wie wir die Welt vor 20 Jahren wahrgenommen haben.

[Memento Mori #13… ]

Vladimir Jankélévitch | via

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2005 – “ … Ein „Jahrhundertbuch“ hat Thomas Meyer hier anzuzeigen. Vladimir Jankelevitchs Buch über den Tod verfällt nicht der „Todestrunkenheit“ seiner europäischen Kollegen, auch wenn der Rezensent von der Lektüre ein wenig benommen zurückbleibt, noch setzt es irgendwelche Hoffnungen auf die ausgleichende Kraft der Geburt. Jankelevitch untersuche den „Skandal“ des Todes, der trotz aller Anstrengungen unbegreiflich bleibt. Dazu überschreitet er die Grenzen der eigenen Disziplin und nimmt auch Literatur und Musik zu Hilfe, um sich dem Tod in „genau kreisenden Bewegungen“ anzunähern. Der Tod ist bei Jankelevitch eine „Ordnungsmacht“, die Vergangenheit und Zukunft des Menschen strukturiert. …“ | https://www.perlentaucher.de/buch/vladimir-jankelevitch/der-tod.html

“ … Mit dem Begriff Presque-Rien, Beinahe-Nichts, bezeichnet Jankélévitch einen Zeitpunkt, dessen Dauer so gering ist, dass Auftauchen und Verschwinden fast gleichzeitig stattfinden. Ähnlich wie der Blitz wird das Beinahe-Nichts erst dann wahrgenommen, wenn es fast schon wieder vorüber ist. In seinem Auftreten als intuitiver Einfall oder mystisches Erlebnis handelt es sich um keinen beliebig herausgestellten Zeitpunkt innerhalb einer Ereigniskette, der notwendigerweise aus dem Geschehen der Vergangenheit folgt. Vielmehr ist das Beinahe-Nichts als ein einzelner isolierter Augenblick, dem keine Zukunft vergönnt ist, ein Abbruch einer Entwicklung. Das Beinahe-Nichts ist die äußerste Annäherung des Seins an das Nichts, des Diesseits an das Jenseits. Allein auf intuitivem Weg ist eine Kenntnis des Metaphysischen möglich. Jankélévitch schreibt: „Dieser so seltene und so unzureichende Erfolgs-Blitz ist dennoch der einzige metaphysische Erfolg, dem ein Mensch nachstreben kann.“ … Kann man sich eine Vorstellung vom Nichts der Existenz und des Bewusstseins machen? Kann man den Tod denken? Gleich zu Beginn von „La mort“, einem seiner Hauptwerke, stellt Jankélévitch klar, dass es über den Tod fast nichts zu sagen gibt: Wir wissen nur, dass er eintreten wird, und bemühen uns im Übrigen, den Skandal des Todes zu verdrängen, zu beschönigen oder uns jenseitigen Hoffnungen hinzugeben. Jankélévitch erteilt diesen Ausflüchten eine Absage. Für ihn ist der Tod Organon-Obstaculum, Werkzeug und Hindernis, denn einerseits setzt er allen Aktivitäten ein Ende, andererseits führt das Bewusstsein von der Begrenztheit des Lebens zur Aufwertung der einzelnen Momente. …“ | Aus: „Vladimir Jankélévitch“ (2. Oktober 202) | https://de.wikipedia.org/wiki/Vladimir_Jank%C3%A9l%C3%A9vitch

[Das Reale, Symbolische und Imaginäre #66 ]

// Abbildung aus Geist und Bewusstsein (1619) : Robert Fludd (1574-1637)
// https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Fludd

„[D]as klarste Zeichen der Faktizität eines Faktums ist eben dies hartnäckige Da[-Sein], das letztlich unerklärbar und unabweisbar alle menschliche Wirklichkeit kennzeichnet. Die Propagandafiktionen zeichnen sich dagegen stets dadurch aus, daß in ihnen alle partikularen Daten einleuchtend geordnet sind, daß jedes Faktum voll erklärt ist, und dies gibt ihnen ihre zeitweise Überlegenheit; dafür fehlt ihnen die unabänderbare Stabilität alles dessen, was ist, weil es nun einmal so und nicht anders ist. Konsequentes Lügen ist im wahrsten Sinne des Wortes bodenlos und stürzt Menschen ins Bodenlose, ohne je imstande zu sein, einen anderen Boden, auf dem Menschen stehen könnten, zu errichten.“ – H. Arendt | Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit_und_Politik (19. Januar 2020)


Vollmer, Jörg Friedrich (2003): “ … Angesichts der zahlreichen Konflikte der Gegenwart und der Verschiebung der Schwerpunkte und Kampfzonen, die mit der neuen Art der Kriegführung, dem Terror, einhergehen, bleibt es auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe der Geistes- und Sozialwissenschaften, zu analysieren, in welchen Formen der Kampf auf den Schlachtfeldern in die Imagination eindringt. …“ | Aus: „Imaginäre Schlachtfelder – Kriegsliteratur in der Weimarer Republik – eine literatursoziologische Untersuchung“ (Dissertation) | https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9872



Hamayun Eisa im Gespräch mit Mahsa Ghafari über die Situation seiner Familie in Afghanistan „Afghanistan: Ein Land unter Dauerbesatzung“, den Status von Frauenrechten und Justiz und die Geschichte des Landes zwischen Besatzung und Widerstand. … Hamayun Eisa (3 September 2021):“ … Milliarden Dollar für den Wiederaufbau des Landes kamen nicht bei der Bevölkerung an, stattdessen entstand ein hochgradig korruptes und ungerechtes System. Es gab keine zentrale Regierung, sondern regional unterschiedliche und schwer überschaubare Machtverhältnisse. Viele Gebiete wurden weiterhin von Machthabern beherrscht, die unabhängig von der Regierung in Kabul agierten. Hilfsgelder für den Bau von Schulen und Kliniken landeten in den privaten Taschen. Die Frustration der Bevölkerung wuchs. … Diese angebliche Befreiung war nur Schein. …“ | https://mosaik-blog.at/afghanistan-taliban-besatzung/



Matthias Gebauer und Christoph Schult „Geheimer Kabelbericht warnte früh vor Kollaps in Kabul“ (06.09.2021): “ … Mehrere Regierungsbeamte bestätigten dem SPIEGEL, dass die deutsche Botschafterin in Washington bereits fast anderthalb Wochen vor dem Fall Kabuls in einem geheimen Kabelbericht vor einem drohenden Kollaps der Kabuler Regierung gewarnt hatte. … Das geheim eingestufte Kabel aus der Botschaft vom 6. August ist für die Bundesregierung ein echtes Problem. Bisher hatte man in Berlin stets behauptet, wie alle anderen Nato-Nationen vom Tempo des Vormarsches der Taliban und der urplötzlichen Implosion der Regierung von Ashraf Ghani sowie der lokalen Sicherheitskräfte vollkommen überrascht worden zu sein. …“ | https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afghanistan-geheimer-kabelbericht-warnte-frueh-vor-kollaps-in-kabul-a-77ffb461-ace7-43e3-9b51-cc5758aae5d5



Michael Pekler (Ausgabe 36/2021): “ … Nehmen wir zum Beispiel eine mit UN-Mandat ausgestattete Gruppe von Waffeninspektoren, die 1997 im Irak nach Massenvernichtungswaffen sucht. In orangefarbenen Overalls durchstöbern sie keuchend mit beschlagenen Schutzbrillen eine Lagerhalle mitten in der Wüste. … Curveball ist eine auf Tatsachen beruhende, aber ins Groteske verzerrte Politsatire über den Bundesnachrichtendienst und dessen Rolle bei der Suche nach Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen, die nie gefunden wurden, weil es sie nie gab, deren angebliche Existenz aber den Dritten Golfkrieg legitimierte. …“ | https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/koalition-der-luegen



“ … Wenn es nur noch „Narrative“ und „Konstrukte“ geben soll und so etwas wie allgemein geltende Kriterien und eine Realität außerhalb des Meinens bestritten werden, dann kann es nur noch darum gehen, die jeweils eigene Konstruktion mit Macht durchzusetzen. … Wenn Erkenntnisse und Wissen allein als soziale Konstrukte gelten, für deren Beurteilung die Frage nach wahr/falsch uninteressant ist, dann könnten diejenigen, die bestimmten Theorien opponieren, nur versuchen, ihnen so etwas wie die Macht für die eigene Deutung entgegen zu stellen. Eine argumentative Auseinandersetzung gebe es dann nicht, sondern allein das powerplay und die „Öffentlichkeitsarbeit“ der verschiedenen pressure groups. … Wenn alles „Konstrukt“ wäre, wie ließen sich dann Trumps Lügen und die von ihm und seinem Team bemühten „alternativen Fakten“ kritisieren? Trump „wiederholt seine Unwahrheiten so lange, bis sie zu einem Eigenleben gediehen sind. Maßstab für die Aussagen ist das kollektive und deshalb auch individuelle Wohlgefühl. Man hört das, was man hören will. Und was man glauben will“ (Prisching 2019, 299). Das ist ein Beispiel für die Durchsetzung von sozialen Konstrukten. Trump ist jemand, der den postmodern verkündeten „Death of Truth“ (Kakutanis 2018) praktisch wahr macht. Wenn aber alles soziales Konstrukt sein soll und über die Wirklichkeit nichts ausgesagt werden kann, wie lassen sich dann Trumps soziale Konstrukte von Aussagen, die keine Lügen sind, unterscheiden? Vom Standpunkt eines „allgemeinen Relativismus“ gilt: „nichts ist wahr, nichts ist objektiv, nichts ist wirklich, alles ist konstruiert. Das ermöglicht es Trump, sich desselben Prinzips zu bedienen […]. Lee McIntyre spricht von der Post-Truth-Epoche“ (Prisching 2019, 300f.). … Das Individuum avanciert zum Subjekt, indem es seine Souveränität durch die Einbildung gewinnt, sich als Freigeist an seinen unendlichen Möglichkeiten zu erfreuen – auch und gerade dann, wenn sie vornehmlich darin bestehen, die gesellschaftliche Wirklichkeit durch deren ganz eigensinnige Uminterpretation anzuerkennen. …“ | Aus: „Zur Kritik des „Radikalen Konstruktivismus“ Meinhard Creydt (2020) | Quelle: https://www.kritiknetz.de/images/stories/texte/Creydt_Radikaler_Konstruktivismus.pdf



Judith Zinsmaier „Hannah Arendt und das „postfaktische Zeitalter““ (Tübingen, 16.08.2021): “ … So schafft Trump mit seinen sich teilweise sogar selbst widersprechenden Lügen nicht eine gänzlich neue Wirklichkeit. Was seine Lügen und Verwirrungstaktiken allerdings bewirken und was sie so gefährlich macht, ist die Zerstörung des Sinns für richtig und falsch überhaupt. Weil sie die Grundbedingung der Fähigkeit zum politischen Handeln und Urteilen ist, ist es letztlich diese selbst, die so vernichtet wird. Die Warnung vor einem naiven Realismus allein reicht also ebenso wenig aus wie der bloße Ruf nach einer Rückkehr zu Fakten und Wahrheiten, um die Krise zu beschreiben, in welcher sich unsere demokratischen Öffentlichkeiten heute befinden. …“ | https://www.praefaktisch.de/postfaktisch/hannah-arendt-und-das-postfaktische-zeitalter/



Hans-Hermann Kotte – „War is coming home“ (05.12.2014 ): “ … „Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“ – dieser Ausspruch wird verschiedenen Schriftstellern und Politikern zugeschrieben. Worauf er abzielt: In bewaffneten Konflikten wollen unterschiedliche Interessengruppen das Bild bestimmen, das sich die Öffentlichkeit vom Krieg macht. … Der Vietnamkrieg war durch das Aufkommen des Fernsehens der erste „Wohnzimmer-Krieg“. Seither ist die Zahl der Sender und auch deren Bilderhunger enorm gewachsen. Das nutzt das Militär aus: „Seit dem Golfkrieg 1990 werden zunehmend Aufnahmen von Zielkameras zur Verfügung gestellt, wo lasergesteuerte Raketen oder Bomben ins weit entfernte Ziel finden“, sagt Gerhard Paul. „Eine saubere Darstellung ohne Blut, abgetrennte Körperteile oder Leichen.“ Bilder, die im Zeitalter des Drohnenkriegs kaum mehr zu unterscheiden sind von denen aus einem Video- oder Computerspiel. …“ | https://www.fluter.de/war-is-coming-home

yoda 21.08.2021, 13:15 Uhr: “ … Merkel räumt Fehleinschätzungen ein – Merkel räumt ein, was nicht mehr zu übersehen ist. Dass die Fehleinschätzungen bereits vor 20 Jahren begonnen haben und seither durch Lügen der deutschen wie amerikanischen Öffentlichkeit als Erfolge verkauft worden sind, räumt Merkel leider nicht ein, obwohl sie das Potenzial dazu hätte. …“

APFire 26.08.2021, 14:00 Uhr: “ …ich empfinde diese Berichterstattung als verlogen. Warum kümmert sich die Presse denn plötzlich um die Frauen und Kinder und Einzelschicksale? – Allein die westliche Bomben haben […] tausende Frauen und Kinder ermordet. Der Mann, der diese Kriegsverbrechen veröffentlicht hat, sitzt heute noch im Gefängnis. Natürlich ist das eine humanitäre Katastrophe. Das ist leider jeder Krieg und sind leider auch viele Sanktionen (bspw. gegen Iran, Venezuela, Syrien oder Kuba). Ich würde mir eine kritische Presse wünschen, die sich viel stärker mit den fragwürdigen Gründen auseinandersetzen, warum v.a. WIR uns an solchen Kriegen und solchen humanitären Katastrophen beteiligen …“

Kommentare: zu: https://www.tagesspiegel.de/politik/afghanistan-krise-mindestens-85-tote-bei-anschlaegen-von-kabul/27519346.html

“ … Die Philosophie der Postmoderne hat uns gezeigt, dass die Wirklichkeit nicht einfach nur real, sondern sozial und sprachlich vorgeprägt ist. …“ | Boris Schumatsky, 25.04.2016 (Aus: „Die Krise der Wahrheit“)

R.N. Kallok (19.08.2021): “ … Diese „Analyse“ [https://www.derstandard.at/story/2000128983908/afghanistan-warum-joe-biden-recht-hat] geht völlig an der Realität vorbei Tatsächlich war Biden überzeugt, dass die Vasallen-Armee in Afghanistan die Taliban zumindest aufhalten, wenn nicht besiegen kann. Seine Erklärung vom 8.7. ist noch heute auf der Website des Weissen Hauses zu lesen: „Gemeinsam mit unseren Nato-Alliierten haben wir….hunderttausende afghanische Sicherheitskräfte trainiert. …Wir haben unseren afghanischen Partnern modernstes Militärmaterial geliefert,….was wir auch fortsetzen werden. ..Und wir werden die Kapazität ihrer Luftwaffe sicherstellen“. Fazit: Im Weissen Haus regiert ein Mensch, der offenbar wenig von der Welt weiss. Die Frage ist, wer hat ihm in wessen Interesse solche Trugbilder vermittelt. …“

H.A.Hellyer: (31.08.2021): „… Viele hatten offenbar geglaubt, dass sich die politischen Führungen der USA, Deutschlands oder Großbritanniens aufrichtig um die Menschen kümmern würden, die nach dem Abzug ihrer Truppen in Afghanistan zurückbleiben würden. Aber diese Annahme war fragwürdig. Präsident Emmanuel Macron hat das sehr klar gemacht: Als der Abzug der US-Truppen begann, sagte er, man müsse verhindern, dass Flüchtlinge aus Afghanistan nach Europa kämen. Das hätte er sicher nicht gesagt, wenn diese Menschen weiße Christen wären. Der ungarische Präsident Viktor Orbán war noch schlimmer. Es ist nicht so, dass alle westlichen Politiker Monster sind. Aber ungeachtet ihrer Rhetorik war das Schicksal der Menschen in Afghanistan nie ihr Hauptanliegen. … [ Andrea Backhaus, Beirut : … Auch trafen britische und amerikanische Drohnen im Irak und in Afghanistan immer wieder Unschuldige. Wurden diese Verbrechen genug aufgearbeitet? [https://www.amnesty.de/allgemein/pressemitteilung/vereinigte-staaten-von-amerika-voelkerrechtswidrige-us-drohnenangriffe] ] … Es ist schwierig, Gerichtsverfahren in Gang zu setzen, wenn hochrangige Staatsführer in kriminelle Handlungen verwickelt sind. George W. Bush hat sich für seine Taten nicht verantworten müssen, auch der damalige britische Premier Tony Blair nicht, der Bushs Kriege im Irak und Afghanistan unterstützt hat. … Viele Regime nutzen das Narrativ des War on Terror, um ihre Macht zu stärken und Kritiker zum Schweigen zu bringen, nicht nur in der arabischen Welt. Die chinesische Staatsführung etwa geht mit aller Härte gegen die Uiguren vor, weil sie angeblich Terroristen sind. Dieses drastische Vorgehen gegen Dissidenten gibt es nicht erst seit den Anschlägen vom 11. September. Aber seit die USA, die mächtigste Nation der Welt, diese Begriffe benutzt, fühlen sich Autokraten bestärkt. Nach dem Motto: Seht her, selbst der Westen spricht vom „Krieg gegen den Terror“ und wir können diese Erzählung nutzen, um alle Formen von Widerstand zu bekämpfen. …“ | https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-08/krieg-gegen-terror-politologe-hisham-hellyer-interview/komplettansicht

Stefan Krempl (28.07.2021): “ … Ein Bundesgericht für den Bezirk Alexandria in Virginia hat den US-Whistleblower Daniel Hale am Dienstag zu 45 Monaten Haft verurteilt. Der einstige Aufklärungsexperte der Air Force hatte sich zuvor schuldig bekannt, eine Reihe von Regierungsdokumenten weitergegeben zu haben. Diese belegten die Funktionsweise und die hohen zivilen Kosten des nicht sonderlich präzisen US-Drohnenprogramms. … Er habe sich verpflichtet gefühlt, „die Lüge zu zerstreuen, dass Drohnenkriege unsere Sicherheit gewährleisten und dass unser Leben mehr wert ist als das der anderen“, erklärte der 33-Jährige vor Gericht. … Es sei klar geworden, „dass die Tötung von Zivilisten weitaus stärker verbreitet war als bisher zugegeben“. Die Haftstrafe von fast vier Jahren sei „ein weiteres tragisches Beispiel dafür, wie die Regierung das Spionagegesetz missbraucht, um angebliche journalistische Quellen als Spione zu bestrafen“. Diese Praxis schade „den Menschenrechten, der Pressefreiheit und der Demokratie“. …“ | https://www.heise.de/news/US-Drohnenkrieg-Whistleblower-Daniel-Hale-muss-45-Monate-ins-Gefaengnis-6150055.html

Sparkypaul (23.08.2021): “ … [„Imbecilic, tragic, dangerous and unnecessary are the words used by Tony Blair to describe the US withdrawal from Afghanistan – and Britain’s as well.„] … The whole escapade in Afghanistan and Iraq is truly unbelievable. Lies about WMD, mass killings of civilians ( we have all seen the cockpit videos, how many have we not seen?), torture of prisoners (again recorded) , persecution of people who told the truth, (Assange etc al), blatant corruption and not least the killing of 100,000 to 400,000 (does it really matter what is the correct figure?) civilians, this „adventure“ will go down in history as a disgrace. I feel for the UK families of soldiers who were sacrificed , and I’m not afraid to say that it was truly for nothing. And finally the hypocracy. Shameful. …“ | https://www.theguardian.com/commentisfree/2021/aug/23/tony-blair-afghan-withdrawal-remorse-west-gains-2001-invasion

George Monbiot: „Who’s to blame for the Afghanistan chaos? Remember the war’s cheerleaders“ (Wed 25 Aug 2021 07.00 BST): “ … Cheerleading for the war in Afghanistan was almost universal, and dissent was treated as intolerable. After the Northern Alliance stormed into Kabul, torturing and castrating its prisoners, raping women and children, the Telegraph urged us to „just rejoice, rejoice, while the Sun ran a two-page editorial entitled „Shame of the traitors: wrong, wrong, wrong … the fools who said Allies faced disaster“. In the Guardian, Christopher Hitchens, a convert to US hegemony and war, marked the solemnity of the occasion with the words: „Well, ha ha ha, and yah, boo. It was … obvious that defeat was impossible. The Taliban will soon be history.“ The few journalists and public figures who dissented were added to the Telegraph’s daily list of „Osama bin Laden’s useful idiots“, accused of being „anti-American and „pro-terrorism“, mocked, vilified and de-platformed almost everywhere. In the Independent, David Aaronovitch claimed that if you opposed the ongoing war, you were „indulging yourself in a cosmic whinge“. …“ | https://www.theguardian.com/commentisfree/2021/aug/25/blame-afghanistan-war-media-intervention
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SixtusRomp (25.08.2021): “ … Our sense of exceptionalism is nothing short of bizarre. Blair fought a brutal war on the ground and a toxic semantic war at home. Invasion was called liberation and every single evasive answer to clear questions he was faced with was preceded by ‚to be absolutely clear‘, when he was anything but. That semantic war engulfed so called moderates and liberals who bought the fantasy hook, line and sinker and who on the pages this very paper, amongst others, endorsed the remote incineration of Afghan civilians and the moral twisted standpoint of a government that was in cahoots with true extremists from north America. George Monbiot does very well to remind us that Johnson’s and Biden’s incompetence is not the root of the matter. Blair’s bizarre intervention last week adds further insult and animosity to an already festered wound. The protection of Afghans and Iraqis has never been on the agenda and at the centre of that moral fiasco is Tony Blair and a gullible and blood thirsty press supposedly representing Britain. It is healthy to read an eloquent dissenting voice and credit to the Guardian for that. But that is of no consequence or solace to those who will keep on suffering in Afghanistan and to those whose loved ones lost their lives under the pretence that were there to do good. We weren’t. The whitewash might have some effect at home, surely aided by the same voices that endorsed the killing in Afghanistan and Iraq. As for Global Britain, that is just is the brand name of our morally twisted decline. …“
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SpottedRichard (25.08.2021): “ … Living in the US during the beginning of both conflicts, and seeing how differently the press there and the UK responded, I have to agree wholeheartedly that the British press were extremely puzzling in their jingoistic nonsense. (Same in the Falklands War too.) I remember yelling down the phone to my mother that every night the Weapons Inspectors in Iraq were telling us that there were NO weapons of mass destruction in Iraq, while Tony Blair and the British press were telling citizens of the UK that there were. In retrospect, the Weapons Inspectors were, as you would expect, 100 percent correct. …“


sisyphos (19.08.2021): “ … „Wir haben an eine Illusion geglaubt, dass wir dort ein System aufbauen konnten, was unserem ähnelt“ Nun ja, erinnert mich irgendwie an Missionierung mit dem Schwert, Kolonialzeit und „the white man’s burden“ …“ | Zu: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/maischberger-ard-talkshow-afghanistan-versagen-westen-taliban-machtuebernahme-tv-kritik-90929500.html // „The White Man’s Burden (engl. „Die Bürde des Weißen Mannes“) ist ein Gedicht von Rudyard Kipling. Er verfasste es unter dem Eindruck der US-amerikanischen Eroberung der Philippinen und anderer ehemaliger spanischer Kolonien. Das Gedicht gilt als eines der wesentlichen Zeugnisse des Imperialismus; sein Titel wurde sprichwörtlich. …“ –> https://de.wikipedia.org/wiki/The_White_Man%E2%80%99s_Burden

Paul Starzmann (21.08.2021): “ … die Kolonialzeit. Denn vieles, was bis heute die deutsche Außenpolitik prägt, stammt aus jenen Tagen, als sich das Kaiserreich als Weltmacht „einen Platz an der Sonne“ sichern wollte. Zwar kann man der Bundesregierung keine Großmachtfantasien unterstellen, wie sie einst Wilhelm II. verfolgte. Doch die Muster ihrer Außenpolitik sind die gleichen: eine Mischung aus Selbstbetrug, strategischen Fehlern und nackter Ignoranz. Ganz gleich, ob Afghanistan oder Mali – schaut man sich die Bundestagsdebatten der vergangenen Jahre zu diesen Auslandseinsätzen an, so vermittelte die große Koalition stets das gleiche Bild: Man komme militärisch voran, müsse nur hier und da noch eine Frühlingsoffensive der Islamisten in den Griff kriegen, sei aber auf dem richtigen Weg. Es erinnert an die Reiseberichte deutscher Kolonialisten aus dem 19. Jahrhundert, die stets schön gefärbte Nachrichten in die Heimat schickten – während sie in Wirklichkeit fieberkrank und völlig orientierungslos im Dschungel feststeckten. Geleitet waren die Kolonialisten von der Idee, ihre „Werte“ in die Welt hinauszutragen. Afrika etwa galt ihnen als „geschichtsloser Kontinent“, dessen Menschen angeblich nur darauf warteten, von Europa „zivilisiert“ zu werden. Dieser Blick herrscht bis heute in der deutschen Außenpolitik. … wer nur durch die koloniale Brille auf das Ausland blickt, für den wird der größte Teil der Welt stets ein Rätsel bleiben. …“ | https://www.tagesspiegel.de/politik/lehren-aus-dem-afghanistan-debakel-warum-wir-eine-postkoloniale-aussenpolitik-brauchen/27536680.html


rumbati #16 (08/2021):
Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/rg
rumbati #16.1 (18.08.2021):
Entfernt. Rückmeldungen zu unserer Moderation nehmen wir gerne unter [email] entgegen. Danke, die Redaktion/rg
Der böse Mensch von Sezuan #21 (18.08.2021):
Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/rg
Siegfried Kamberger #31 (18.08.2021):
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen. Danke, die Redaktion/rg
Bruder Tomas #32.1 (18.08.2021):
Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt.
Veganes Hack #1.12 (18.08.2021):
“ … „Ich würde übrigens lieber ohne freie Presse leben als dass dauernd Mitglieder meiner Familie und meine Freunde von Drohnen weggebombt werden.“ Den Zusammenhang werden Sie nie aufloesen koennen. …“ (// Quelle: Kommentare zu: https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-08/afghanistan-usa-scheitern-militaer-kabul-china-russland //)

marille (17. August 2021): “ … In den letzten Wochen haben die Taliban sämtliche Expertenmeinungen eindrucksvoll widerlegt …“
mortui vivimus Not Amused : “ … „Es braucht dringend eine Frauenquote bei den Taliban!“ …“
germane1 “ … Bei dem unsäglichen Leid, das den afghanischen Frauen durch die Taliban zugefügt wird, sind Scherze unangebracht. …“
bixente uhudla: “ … Oft ist Galgenhumor ehrlicher und hilfreicher als Betroffenheit…“
coys123: “ … Wem hilft unsere Diskussion im Forum. Keinem. …“ (// Kommentare zu: https://www.derstandard.at/story/2000128980497/frauenrechte-amnestie-wie-sind-die-versprechen-der-taliban-zu-bewerten //)

Georg Ismar (18.08.2021): “ … Im Krisenstab der Bundesregierung trägt eine hochrangige Vertreterin des Bundesnachrichtendienstes (BND) am Freitag, 13. August vor, dass die „Taliban-Führung derzeit kein Interesse an der militärischen Einnahme Kabuls“ habe. Das geht aus einem Protokollauszug hervor, der dem Tagesspiegel aus der Sitzung vorliegt. …“ | https://www.tagesspiegel.de/politik/fehleinschaetzung-des-geheimdienstes-taliban-in-kabul-fuer-den-bnd-noch-zwei-tage-zuvor-eher-unwahrscheinlich/27527432.html

Frank Lübberding (19.08.2021): “ … In diesen Tagen kollabieren Weltbilder … Der ZDF-Journalist Theo Koll brachte das gut zum Ausdruck, als er den Zusammenbruch des Staat genannten afghanischen Kartenhauses eine Zäsur nannte. Die westliche Welt habe „nicht überall die Attraktivität, von der wir alle dachten, das sei so“. … Diese Sendung war kennzeichnend für unseren politischen Umgang mit dem Thema. Es ging in Wirklichkeit nicht um Afghanistan, sondern um uns selbst. … Zwar hatte etwa Anna Schneider von der Zeitung Welt darauf hingewiesen, dass wir kaum ermessen könnten, was „das geopolitisch bedeutet.“ … Aber solche Hinweise, auch von Gregor Gysi (Linke) oder Norbert Röttgen (CDU), blieben folgenlos. Das wichtigste Thema bei uns ist das, was Koll so schön euphemistisch einen „Managementfehler“ nannte, also der Umgang mit unseren früheren afghanischen Mitarbeitern. …“ | https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik-zu-maischberger-politischer-umgang-mit-afghanistan-17491532.html

Michael Lüders ( „Besatzer, nicht Befreier“ freitag.de, Ausgabe 33/2021):“ … Als hätte es jemals eine Militärintervention aus humanitären Erwägungen gegeben! Der Anschlag auf das World Trade Center und das Pentagon war für die damalige US-Regierung unter George W. Bush der Auftakt für ein lange geplantes Projekt, unliebsame Regime in Nah- und Mittelost zu beseitigen. Am liebsten hätte die Bush-Entourage als erstes den Irak angegriffen. Es war Außenminister Colin Powell, der aus Gründen der Dramaturgie empfahl, zunächst die Taliban zu stürzen, danach erst Saddam Hussein. So geschah es, obwohl 15 der 19 Attentäter vom 11. September aus Saudi-Arabien stammten. Den engen Verbündeten zu bombardieren erschien aber abwegig. Also nahm man die Taliban ins Visier, die Osama bin Laden Unterkunft gewährt hatten. Mit Freiheit, Demokratie und Menschenrechten, die stets zur Begründung für US-geführte Kriege in der islamischen Welt herangezogen werden, hatte das nichts zu tun. … Für die meisten Afghanen waren die NATO-Truppen ebenso Besatzer wie vor ihnen die Sowjets. Dies einzugestehen dürfte im politischen Berlin als blasphemisch gelten. Deutsche Außenpolitik jenseits der EU beschränkt sich in fast allen Parteien darauf, im Windschatten der USA zu fahren. Die fehlende strategische und geopolitische Eigeninitiative wird kompensiert durch den Verweis auf westliche Tugenden und Werte. … In Afghanistan diente Berlin den USA zwei Jahrzehnte lang als Hilfssheriff. Eigenständig zu denken und zu handeln überforderte die maßgeblichen deutschen Akteure. …“ | https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/besatzer-nicht-befreier

Gustlik | Community (19.08.2021): “ … Man sollte es in einen neuen Lehrplan in Deutschland aufnehmen. Wer, wann und wo, was und wen unterstützt hat, kann gut analysiert werden. Und der Westen mit seiner ganzen Scheinheiligkeit … dort, wo die Rambo-Filme immer noch im Programm laufen. Am Ende … lässt Moskau seine Botschaft offen, der Westen zieht ab, fluchtartig. Was halten denn die einfachen Menschen vor Ort von jenen, den sogenannten Ortskräften, die ausgeflogen werden? …“

Marcus Müller (18.08.2021): “ … Ja, die Politik hat versagt. Aber auch andere Instanzen, z.B. die Medien, die jetzt die Schuldfrage diskutieren als hätten sie seit Monaten vor solch einer Situation gewarnt. Tatsächlich kann ich mich an keinen Kommentar oder Artikel erinnern, der das Szenario so vorausgesagt hat. Insofern sind die Medien mit im Boot der Deppen und sollten vielleicht auch über ihr Versagen reflektieren. …“

Robert Nitschke >> Marcus Müller (18.08.2021): “ … Man sucht und findet den Fehler ja immer bei den anderen, niemals in der eigenen Gruppe/Blase. Soweit so normal. …“ (// Kommentare zu: https://www.fr.de/meinung/kommentare/afghanistan-evakuierung-ortskraefte-helfer-cdu-csu-spd-menschen-leben-kommentar-90928489.html //)

Marielle Frank | Community @ Chuwawa: “ … man projeziert selbstvergessen die eigene Lebenswirklichkeit auf andere. Und zwar ohne sich klar zu machen, was es bedurfte, damit die eigene Lebenswirklichkeit überhaupt zustande kam und tritt anschließend unwissend, aber mit großem Selbstvertrauen anderen gegenüber und versucht diese, nach seinem Bild zu formen. Und zwar ohne sich selbst und den anderen und dessen Lebenswirklichkeit, deren Zustandekommen und deren Funktionsweise verstanden zu haben, noch diese verstehen zu wollen. …“ | Zu: https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/wie-das-messer-durch-die-butter

Achtermann | Community @ Marielle Frank “ …

Es ist immer die gleiche Falle, man projeziert selbstvergessen die eigene Lebenswirklichkeit auf andere.

Das trifft selbstverständlich auch auf dich zu. Der Konstruktivismus schließt die Möglichkeit einer objektiven Wirklichkeit aus. Denn jede Sichtweise kann nur in Verbindung mit ihrer Beobachterin entstehen und ist deshalb subjektiv. Sollen wir deshalb aufhören zu diskutieren? …“ | Zu: https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/wie-das-messer-durch-die-butter

-.-

Kontext #1

“ … Konstruktivismus ist eine Position der Erkenntnistheorie, entwickelt hauptsächlich in der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Mehrere Strömungen werden aufgrund des gemeinsamen Namens manchmal irrtümlich für übereinstimmend gehalten. Die meisten Varianten des Konstruktivismus gehen davon aus, dass ein erkannter Gegenstand vom Betrachter selbst durch den Vorgang des Erkennens konstruiert wird. In der Fachsprache der Philosophie ausgedrückt, nehmen sie damit eine nominalistische Position zum Universalienproblem ein.
Während im Radikalen Konstruktivismus die menschliche Fähigkeit, objektive Realität zu erkennen, mit der Begründung bestritten wird, dass jeder Einzelne sich seine Wirklichkeit im eigenen Kopf „konstruiert“, glauben Anhänger des Erlanger Konstruktivismus an eine gemeinsame Konstruktionsweise, das heißt, dass es mit Hilfe einer besonderen Sprach- und Wissenschaftsmethodik möglich sei, „das naive Vorfinden der Welt“ zu überwinden und durch „methodische Erkenntnis- und Wissenschaftskonstruktion“ zu ersetzen. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Konstruktivismus_(Philosophie) [7. Juli 2021]



Kontext #2

“ … Das Universalienproblem (auch Universalienstreit, Universalienfrage, Nominalismusstreit, selten auch Realienstreit) ist eines der zentralen Themen der Philosophie und betrifft die Frage, ob es ein Allgemeines wirklich gibt oder ob Allgemeinbegriffe menschliche Konstruktionen sind. Als Universalien werden Allgemeinbegriffe wie beispielsweise „Mensch“ und „Menschheit“ oder mathematische Entitäten wie „Zahl“, „Relation“ und „Klasse“ bezeichnet. Ein Allgemeinbegriff bezieht sich auf Merkmale, die mehrere Gegenstände gemeinsam haben, etwa deren rote Farbe, oder erfasst eine gemeinsame Gattung von Individuen, wie etwa „Lebewesen“. […] Theodor W. Adorno wollte das Universalienproblem nicht von der Rechtsphilosophie trennen und setzte es aus der Perspektive einer „gescheiterten Aufklärung“ in der Zeit des Nationalsozialismus in einen sozialgeschichtlichen Zusammenhang: Der Nominalismus sei der „Prototyp bürgerlichen Denkens“, bei dem äußerliche Formen die Oberhand über Inhalte bekämen und das Unrecht geschehen könne, wenn es nur formaljuristisch korrekt sei. Die „selbsterhaltende List“ der Beamten sei es, die „zwischen Wort und Sache“ unterscheiden wolle. … Vilém Flusser sah das Universalienproblem kulturkritisch im Zusammenhang mit der Entwicklung der Informationstechnologie. Der Buchdruck habe den Universalienstreit zu Gunsten der Realisten entschieden, denn er habe bewusst gemacht, dass Schrift aus Typen bestehe und diese Typen greifbar gemacht. Das spekulative Denken sei in der Folge zu einem handfesten Manipulieren von Zeichen geworden, und die modernen Universalien hätten sich von der Ebene des Begrifflichen auf diejenige der praktisch geformten Typen verlagert, weil man an „Atompartikel“, „Gene“, „Völkertypen“ oder „Gesellschaftsklassen“ glaube. Positivisten und Phänomenologen seien dagegen die modernen Nominalisten. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Universalienproblem

Systemisch-konstruktivistisch betrachtet, sind Wahrnehmen und Erkennen aktive, selektierende und strukturierende, kreative Tätigkeiten: „Alle konkreten und begrifflichen Unterscheidungen, mit denen wir umgehen, sind von uns als Beobachter getroffen worden“ (Maturana 1982, 139). Es sind Tätigkeiten eines operational geschlossenen Gehirns. Spitzer (2000, 146) weist darauf hin, dass 99,9% aller Neuronen ihren Input von anderen Neuronen erhalten, Gehirntätigkeit also ganz überwiegend selbstbezüglich läuft.“ via https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00014746/html/chapter4.html

[Der Blick in die Kamera #42… ]

Richard Arthur Wollheim (1923-2003) // https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Wollheim

“ … Gefühle sind eine Art von geistiger Disposition [(In der Psychologie die Anlage zu einer immer wieder auftretenden Eigenschaft, Verhaltensbereitschaft (Persönlichkeitseigenschaft))]. Ihre Entstehung hängt mit bestimmten Wünschen zusammen. Emotionen sind nichts weniger als seelische Veranlagungen oder grundlegende psychische Kräfte, die ähnlich wie Begierden oder Überzeugungen plötzlich bewusst werden.
Der Philosoph Richard Wollheim beschreibt in seinem Buch moralische Emotionen: Die Gefühle von Scham, Schuld, Gewissen und Bedauern. Diese unterscheiden sich seiner Ansicht nach von gewöhnlichen Emotionen. …“ Aus: Edith Bachkönig „Die Philosophie der Gefühle“ (01.01.2010) | https://sciencev1.orf.at/news/28842.html

“ … Emotionen kann man [Richard Arthur Wollheims] Ansicht nach nur verstehen und identifizieren, wenn man zweierlei kennt: die Rolle, die sie im menschlichen Geist spielen, und ihre Entstehungsgeschichte. Die Rollen der mentalen Phänomene sind in Wollheims wohlaufgeräumter Geistesstube schnell behandelt: Die Überzeugungen liefern dem Menschen eine Karte seiner Welt. Seine Wünsche sagen ihm, wohin die Reise gehen soll. …“ | Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2001, Nr. 258 | https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezension-sachbuch-wuensch-dir-was-dann-fuehlst-du-was-11281371.html

// „On the Emotions“ (2000)
// By RICHARD WOLLHEIM
// https://archive.nytimes.com/www.nytimes.com/books/first/w/wollheim-emotions.html

[Das Reale, Symbolische und Imaginäre #62… ]

Fantasma d’amore“ (1981) // https://de.wikipedia.org/wiki/Die_zwei_Gesichter_einer_Frau

“ … « … Es ist Herbst in Norditalien, in Pavia. Und Herbst im Leben des Rechtsanwalts Nino Monti. Die hundert Lire, die er einer alternden Frau bei einer zufälligen Busfahrt leiht, werden die geordnete Sicherheit seines bürgerlichen Lebens für immer aus den Fugen geraten lassen; ihn der „Wirklichkeit“ entfremden und das „Phantastische“ real werden lassen. Diese Frau ist Anna Brigatti, seine grosse Jugendliebe; von der seine Freunde sagen, sie sei vor drei Jahren gestorben; und die er wiedersieht: verhärmt, aber auch in strahlender Jugendschönheit. Fantasma d’amore ist ein Film über Gefühle und Erinnerungen, über Alter und Tod. Ein metaphysisches Melodram von der Absolutheit der Liebe, die über Raum und Zeit hinausreicht, das aber auch immer wieder die Melancholie einer mediterranen Midlife Crisis mit verhaltener Subversivität ironisiert.» Helmut W. Banz, Die Zeit, 7.5.1982


… «Über die Dreharbeiten erzählt der Regisseur Dino Risi: Marilyn Monroe, Jean Seberg, Romy Schneider. Drei Frauen, drei Schauspielerinnen, drei beinahe identische Geschichten. Eines Tages sagte mir Romy Schneider: Die Schönheit und die Jugend sind Geschenke, die wir zurückerstatten müssen. Ich habe einen Film mit ihr gemacht, einen der letzten, Fantasma d’amore. Es ist die Geschichte einer toten Frau, die um der Liebe willen zu einem Mann ins Leben zurückkehrt. Eines Tages wollte ich von ihr wissen: Hast du keine Angst vor dem Tod? – Aber ich bin doch schon tot, antwortete sie mir lachend.» Filmarchiv Austria … “ | https://www.stadtkinobasel.ch/film/fantasma_damore/2828/349

[Aufklärung und Wirklichkeitsbezug #3 ]


Marcel (Dezember 2010): “ … Fast 50 Jahre nach der Gründung der [Situationistische Internationale (SI)] hat sich die Ausgangssituation maßgeblich verändert. Während in den 50/60er Jahren der 2. Weltkrieg für die meisten Menschen aktive Erinnerung war und eine neue Zeit der Warenwelt angebrochen schien, ist heute der flexible Kapitalismus zum Normalzustand geworden. Was der SI damals so neu und fremd erschien, hat sich heute noch viel stärker im Alltag manifestiert. Die Wirtschaft hat längst die Kraft der Bilderwelten erkannt und setzt sie bewusst ein. Marken sind nichts anderes als ‚appetitanregende Gedankenbilder/-filme‘, die den Konsumenten verführen sollen. Sie wirken als lustvolles Versprechen für die individuelle Zukunft der Konsumenten. …“ | https://www.nachhaltigkeits-guerilla.de/theorie-2-situationistische-internationale/ | — | https://de.wikipedia.org/wiki/Situationistische_Internationale | … | https://de.wikipedia.org/wiki/Guy_Debord

“ … die Methode des „dérive“ („Umherschweifen“ …) … : Dies war ein räumliches und konzeptionelles Erforschen der Stadt — oft der Vorstädte -, indem man/frau sie, manchmal auch im Morgengrauen nach durchzechter Nacht, durchstreift. Durch das „dérive“ entwickelten die Situationisten … „ein kritisches Bewußtsein des spielerischen Potentials urbaner Räume und ihrer Möglichkeiten, neue Wünsche zu erwecken“ … . Für Guy Debord war „dérive“ auch die Entwicklung einer neuen, „anderen“ und erweiterten Wissenschaft, der „Psychogeographie“ [Erforschung der genauen unmittelbaren Wirkungen, seien sie bewußt gestaltet oder nicht, des geographischen Milieus auf das emotionale Verhalten der Individuen.] …“ | Aus: „Dieter Schrage: Widerstand im Spektakel“ (Zeitschriften » Context XXI » Print » Jahrgang 2000 » Heft 3-4/2000) | http://forvm.contextxxi.org/widerstand-im-spektakel.html | … | https://de.wikipedia.org/wiki/Psychogeographie

“ … Der Zuschauer habe die ihm vorgesetzte Scheinrealität längst als Realität verinnerlicht. … Das gesamte Spektakel hat das Ziel, die Bevölkerung zu integrieren. Es tritt sowohl als Städteeinrichtung als auch als permanentes  Informationsnetz in Erscheinung und bildet einen festen Rahmen für die Sicherung der bestehenden Lebensbedingungen. Unsere erste Arbeit ist es, dass wir den Leuten erlauben, die Identifikation mit der Umgebung und dem Modellverhalten zu beenden. … [Das situationistische] Programm, …, [war] mit hoher Wahrscheinlichkeit von Anfang an zum Scheitern an der … verbreiteten Akzeptanz gesellschaftlicher Verkrustungen verurteilt. … Statt im herkömmlichen Sinne Kunst zu schaffen, modellierte sich Debord zum verfemten Darsteller eines epochalen Romans, den die Umstände schrieben …“ | Aus: „Die dialektische Lebenskunst von Guy Debord, Verworfener & Kulturschatz“ Mark Reichmann (Dissertation – Im Fach: Kunst-und Bildgeschichte (IKB), Humboldt-Universität zu Berlin, 546 Seiten, 6. Juni 2020) | https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/23246/dissertation_reichmann_mark.pdf

[Das Reale, das Symbolische und das Imaginäre #61… ]

via https://grafook.tumblr.com/post/652472918669983744 & https://some-velvet-morning.tumblr.com/post/616134127057518593


“ … Das Reale ist immer etwas Unfassbares, Unsagbares, nicht Kontrollierbares, eine Art von Horror oder Trauma. Es tritt auch in den Sphären der Sexualität (Jouissance), des Todes und der Gewalt in Erscheinung. Das Reale ist das außerhalb der normalen Realität Liegende und Verdrängte, das diese bedroht. Es ist insofern verwandt mit dem Freudschen Begriff des Es. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Reale (27 September 2018)

Simone Einzmann (09.09.2015): “ … Der Schweizer Mediziner Johannes Hofer prägte den Begriff [Nostalgie] 1688, um die krankhaften Heimweh-Symptome Schweizer Söldner zu beschreiben, die im Dienst europäischer Monarchen standen. Nostalgie wurde als schwere neurologische Krankheit angesehen, die unbehandelt zum Wahnsinn führt. Gerne wird in der Nostalgieforschung die kühne These eines Militärarztes zitiert, der ebenso wie Hofer behauptete, das Nostalgie-Epizentrum befände sich in der Schweiz: Schuld am Hang der Eidgenossen zur Nostalgie sei das ständige Klingen der Kuhglocken, das die Ohren und das Gehirn der Schweizer geschädigt habe. …“ | Aus („Werthers Echte und Spreewald-Gurken“ focus.de)

[Das Reale, Symbolische und Imaginäre #60… ]

W.R. – Misterije organizma – – – Makavejevs 1971 gedrehter Film WR – Mysterien des Organismus über die Theorien von Wilhelm Reich wurde in Jugoslawien zunächst verboten, in den 1980er Jahren aber wieder zugelassen. | https://de.wikipedia.org/wiki/Du%C5%A1an_Makavejev

amazon Kunden, die W.R. – Misterije organizma angesehen haben: HAN XIAO 5,0 von 5 Sternen – Rezension aus den Vereinigten Staaten vom (13. Dezember 2012): “ …I REALLY CAN’T SEE THE POINT OF THIS FILM, MAYBE BECAUSE I’M NOT YUGOSLAVIAN, WELL, IT’S STILL VISUALLY STUNNING, AND I SUGGEST IF YOU WANT A PORN MOVIE, AND YOU DON’T HAVE PLAYBOY OR BELAMI AROUND YOU, TRY THIS. EVEN CHANDLER WON’T CALL IT „THE WORST PORN EVER“, TRUST ME. …“

“ … Zweifellos ein spannendes Zeitdokument: Die Filme des Serben Du?an Makevejev („Coca-Cola Kid“) waren im eigenen Land (damals Jugoslawien) fast alle verboten. Hier strukturierte er den Film wie eine surrealistische Collage, zeigt scheinbar dokumentarische Fragmente, vermischt diese mit viel sagenden Spielszenen und offenbart so (ähnlich wie Buñuel das spießige Bürgertum) die Pervertierung der sozialistischen Utopie durch Stalin und dessen Totalitarismus. Dabei verteufelt er die gesellschaftliche Unterdrückung durch sexuelle Disziplinierung. Heute erschließt sich dieser Kontext nur schwer, wirkt das Ganze eher wie ein bizarrer Sex-Streifen aus den Anfängen der Pornographie, dessen Botschaft sich recht plakativ darauf beschränkt, sich via Kopulation auch politisch frei zu kämpfen. Schön wär’s ja! …“ | https://www.prisma.de/filme/WR-Mysterien-des-Organismus,245217



Matthias Meindl (30. Mai 2021): [‚Matthias Meindl ist Slavist und habilitiert sich an der Universität Zürich mit einer Arbeit zur sexuellen Revolution in Jugoslawien um 1968. …‚] “ … Dušan Makavejevs Kultfilm „WR – Mysterien des Organismus“ ist ein Dokument der sexuellen Revolution. Am 5. Juni jährt sich zum fünfzigsten Mal die öffentliche Vorführung des Films in Novi Sad. Danach wurde er in Jugoslawien aus den Kinos verbannt. … Mit seinem Verfahren der assoziativen Montage (Dina Iordanova) arrangierte er dieses Material mit einer Fülle von visuellem und akustischem foundfootage (Archivaufnahmen von Reich bis Musik von The Fugs) sowie einer Spielfilmhandlung. In diesem Plot verliebt sich die Revolutionärin Milena – gespielt von der legendären Milena Dravi? (1940-2018) – in einen sexuell verklemmten russischen Eiskunstläufer, der wie der russische Revolutionsführer Lenin heißt: Vladimir Il’i?. Der gastierende Künstler wird zum Mörder, er enthauptet die Reich-Anhängerin Milena, nachdem sie ihn verführte, mit einem Schlittschuh. … Auch der provokanteste Schnitt des Films ist eine politische Provokation: ein Match Cut ‚von Dildo auf Stalin‘. Er war in den Diskussionen um den Film immer präsent – und dies zu Recht, denn er ist entscheidend für sein Verständnis. Makavejev baute eine Gelegenheitsaufnahme ein, in der die Künstlerin Nancy Godfrey einen Gipsabdruck des erigierten Glieds von Jim Buckley abnahm, dem Chefredakteur der kontrakulturellen Zeitschrift Screw. … Die Verteidiger des Films – Intellektuelle und Filmschaffende – führten den internationalen Erfolg Makavejevs und sein befreiendes filmisches Denken ins Feld. Die Kritiker hingegen, die durch und aus dem Verband der Veteranen des Volksbefreiungskriegs (SUBNOR) rekrutiert wurden, empörten sich über Unsittlichkeit und Antikommunismus. Zwar hatte Tito schon 1948 mit dem sowjetischen Stalinismus gebrochen, dennoch erschien der Film vielen Zuschauern als zu aggressiv ‚gegen das sozialistische Brudervolk‘. Ihnen missfiel auch die von Makavejev lustig und lustvoll inszenierte Rekodierung des sozialistischen Sonderwegs Jugoslawiens als sexuellem Befreiungsprojekt. Als die salbungsvolle Hymne an die Kommunistische Partei durch die Aufnahme eines zärtlichen Geschlechtsverkehrs begleitet wurde, interpretierten die Gegner die Szene als Missbrauch patriotischer Emblematik. …“ | https://geschichtedergegenwart.ch/vom-ende-der-world-revolution-vor-50-jahren/

// „Schwarze Welle. Kinorebellion in der Tito-Ära“ Ab 1966 tauchten die Macher der Schwarzen Welle tief ins gesellschaftliche Leben ein und spülten bei ihren filmischen Erkundungen und Analysen der Conditio humana erhebliche Defizite in Titos Reich ins Licht der Kinoleinwände, worauf staatliche Behörden ab 1971 zunehmend empfindlich reagierten. // https://kultur-online.net/inhalt/schwarze-welle-kinorebellion-der-tito-%C3%A4ra (Filmarchiv Austria 2. Mai 2019 — 23. Juni 2019)

“ … Novi Film (serbokroatisch für: Neuer Film; später auch Crni talas = Schwarze Welle genannt) war eine Bewegung im jugoslawischen Spielfilm in den 1960er Jahren, die sich vom bis dahin üblichen, am italienischen Neorealismus orientierenden Stil, abgrenzt, ohne selbst als einheitlicher Stil aufzutreten. …“
https://de.wikipedia.org/wiki/Novi_Film

[Spannungsverhältnisse (Wahrnehmungsverunsicherung)#7… ]

„Le Secret“ (Frankreich 1974)

“ … Das Netz der tausend Augen ist ein französischer Thriller aus dem Jahr 1974. Der von Regisseur Robert Enrico inszenierte Film gilt als Meisterwerk des „Paranoia-Thrillers“, einem Subgenre des französischen Kriminalfilms, das vor allem in den 1970er Jahren verbreitet war. Allgegenwärtig in diesen Filmen ist das Misstrauen und die Angst gegenüber der Staatsmacht. … Ein Dialog zwischen Julia und Thomas bringt die Atmosphäre des Films auf den Punkt. Auf Julias Einwand „Und wenn er verrückt ist?“ antwortet Thomas: „Und wenn er’s nicht ist?“ …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Netz_der_tausend_Augen (31. März 2021)

Bretzelburger (28. April 2011) Zu: „Le secret [Il segreto / Das Netz der tausend Augen (R: Robert Enrico, 1974)] : “ … Das Geheimnis, das der Filmtitel andeutet, bekommt [ ] eine doppelte Funktion. Zum Einen wird damit die Information bezeichnet, durch deren Verbreitung sich der Staat in Gefahr sieht, weshalb er Jeden aus dem Verkehr zieht, der als Mitwisser verdächtigt wird, zum Anderen verweigert sich der Film damit selbst jeder konkreten Einordnung, indem er konsequenterweise das Geheimnis nicht verrät. Die Intelligenz des Films liegt darin, dass es letztlich keine Rolle mehr spielt, ob man die hier formulierten, außerhalb der demokratischen Gesetzgebung stehenden Methoden, für real oder paranoid hält, denn allein die Interaktion der drei Protagonisten genügt schon, um die Selbstzerstörung deutlich werden zu lassen, die allein durch Desinformation entsteht. … Trintignant ist gleichzeitig Opfer und Täter. Der Film vermeidet eine politische Zuordnung seiner Person, die nie ideologische Meinungen vertritt und einmal sogar Verständnis für das Verhalten des Staates äußert. Dazu wirkt Davide jederzeit ernst und ist nie bemüht, etwas aufzuklären oder sich emotional zu verhalten. Seine Figur bleibt neutral, erzeugt bewusst keine Sympathien und ist indifferent in ihren Intentionen. Ob er tatsächlich wahnsinnig ist, wie die offiziellen Stellen behaupten, oder im Gegenteil von besonderem Bewusstsein, bleibt im Film lange Zeit offen. Diese Konstellation spiegelt eine klassische Informationssituation wider, deren Wahrheitsgehalt für den Außenstehenden nicht überprüfbar ist, und somit gegensätzliche Reaktionen auslösen muss … Dass „Le secret“ keine ideologischen Angriffe gegen eine personalisierte Institution äußerte, und sich an keinen realen Ereignissen dieser Zeit orientierte, von denen es genügend gegeben hätte, ist aus heutiger Sicht seine Stärke. …“ | http://bretzelburger.blogspot.com/2011/04/le-secret-il-segreto-das-netz-der.html |-.- | https://de.wikipedia.org/wiki/1974 | -.- | „… Bekannt ist auch das Zitat „Just because you’re paranoid doesn’t mean they’re not after you …“ https://de.wikipedia.org/wiki/Paranoia | -.- | https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Psychopathologisches_Symptom

(08.06.2012): „… Als Brigitte Bardot erfuhr, dass Jean-Louis Trintignant ihr Partner in dem Spielfilm „Und ewig lockt das Weib“ sein werde, soll sie gesagt haben: „Der ist doch viel zu klein und hässlich.“ Einige Wochen später waren die beiden ein Paar. …“ | https://programm.ard.de/TV/arte/das-netz-der-tausend-augen/eid_287247924175213

[Seelenleben (im Bewußtsein zu träumen) #5…]

“ … Im Jahr 2012 führte eine Forschergruppe am Imperial College London eine Kernspin-Studie durch, bei der den Versuchspersonen eine Dosis Psilocybin injiziert wurde. Enzo Tagliazucchi von der Universität Kiel hat die Daten ausgewertet. Dabei entdeckte er Auffälligkeiten im limbischen System, einem evolutionär recht alten Teil des Gehirns, der tief in seinem Inneren vergraben liegt. Ein Ort der Emotionen und Instinkte. Unter dem Einfluss der Droge fluktuierte die Aktivität dort ausgesprochen stark. „Die Aktivität geht hoch und runter, wie verrückt. Nimmt erst stark zu und dann wieder stark ab. Und was wir wirklich beeindruckend fanden: Wenn man einen Probanden ins fMRT legt und dort schlafen lässt und er dann irgendwann auch träumt. Und wenn man sich dann seine Gehirnaktivität anschaut, dann sieht das ziemlich ähnlich aus wie das, was wir bei unseren Versuchspersonen unter Einfluss der Psychedelika gefunden haben: Deutliche Fluktuationen der Aktivität im limbischen System.“ … Ob Schlaf oder Wachbewusstsein, Klartraum oder Drogenrausch: Stets lassen sich in den komplexen Netzwerken unseres Gehirns Korrelate finden, die diese Bewusstseinszustände widerspiegeln. Und das dürfte bei den Nahtoderfahrungen auch nicht anders sein, sagt Christian Hoppe. …“ | Aus: „Traum Rausch Todesnähe – Beobachtungen in den Grenzgebieten des Bewusstseins“ Arndt Reuning (01.01.2015) | https://www.deutschlandfunk.de/traum-rausch-todesnaehe-beobachtungen-am-rande-des.740.de.html?dram:article_id=306646



Roger Behrens [“ … Roger Behrens befasst sich mit der Entwicklung der Kultur in der bürgerlichen Gesellschaft vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Im Zentrum seiner Analysen steht dabei eine kritische Theorie der Popkultur im Zeitalter eines globalen Kapitalismus. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_Behrens], (Donnerstag, 5. November 2015): “ … Walter Benjamin forderte in seinem Aufsatz ‚Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit‘ von 1936 gegen die Ästhetisierung der Politik eine Politisierung der Kunst. Welche Kunst und welche Politik waren damit gemeint? Benjamin stellte die Forderung zu einem Zeitpunkt, zu dem klar sein musste, dass die künstlerischen Avantgarden wie auch die emanzipatorische Linke gleichermaßen gescheitert waren: von den Versprechen der bürgerlichen Gesellschaft korrumpiert, vom Faschismus, Nationalsozialismus, aber auch Stalinismus vernichtet, schien sich unter Bedingungen des Terrors jede politische wie ästhetische Form der Kritik theoretisch wie praktisch zerschlagen zu haben. … heute (desintegrative Gesellschaft mit totalem Integrationszwang, Kritik und Kreativität als erweiterter Konformismus, Aggressivität als Kommunikationsparadigma, völlige Parzellierung der kollektiven wie individuellen Bewusstseinslagen, »Politik« als Befindlichkeit bzw. ästhetisches Geschmacksurteil, freie Meinung und Glaube [»Religion« in jeder Variation] als Rudimente und Atavismen bürgerlicher Werte im nachbürgerlichen Zeitalter […] ) “ | Aus: „Eine kritische Intervention. Zur Ästhetik des Widerstands“ (Roger Behrens – Mein digitales Wohnzimmer) | http://rogerbehrens.net/zur-aesthetik-des-widerstands/ | Kontext: „… Die Vielzahl der Künstler und Kunstwerke, die Peter Weiss in dem Roman eingebunden hat, bilden eine Art musée imaginaire (erdachtes Museum), hauptsächlich der Bildenden Kunst und der Literatur, aber auch der Darstellenden Kunst und der Musik. Sie gelten als kulturelle Spurensicherung, mit der ein Bogen von der Antike über das Mittelalter und die Renaissance, über Werke der Romantik und des Realismus bis hin zu der Kunst des Expressionismus und der Avantgarde mit ihrem Ausdruck im Dadaismus, Surrealismus und Kubismus gespannt wird. …“ https://de.wikipedia.org/wiki/Die_%C3%84sthetik_des_Widerstands (19. Januar 2021)

“ … Was ist besser: die Erfahrung oder doch eher die Vision? Der Realist verdreht die Augen, wenn er bei Novalis liest … im Bewußtsein zu träumen, und mit trotzigem Stolz darauf, unbrauchbar zu sein für die, die nur die bare Zahlung kennen. Auf einem Grat tanzt sie nachtwandlerisch dahin, rechts der Abgrund der pretiösen Geistreichelei, links der Abgrund angestrengter Mystifikation. …“ | Aus: „Zwischen Amboß und Ambrosia“ [Zu Gisela Kraft: „Madonnensuite“. Romantikerroman. Leipzig 1998] (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.10.1998, Nr. 253 / Seite V)

Feuerwerk über dem Castel Sant’Angelo, 1830er Jahre
Ippolito Caffi (1809 – 1866) | https://de.wikipedia.org/wiki/Ippolito_Caffi

“ … Nicola Gess: … Das Staunen ist auf eine ganz bestimmte Weise omnipräsent. … ich persönlich habe mich in meinem Buch «Poetik des Staunens» vor allem mit dem 18. und dem frühen 20. Jahrhundert beschäftigt. Die sinnliche Dimension des Staunens, die für den Wow-Effekt und den Wiederverzauberungskitsch zentral ist, spielt da zwar auch eine grosse Rolle. Aber in Kombination mit einer kognitiven Dimension des Staunens, die sich eher mit Irritation, mit Zweifel, mit Unsicherheit verbindet und auch durchaus mit einer gewissen Form von Negativität, wenn man zum Beispiel an die Rolle des Staunens in Ästhetiken des Erhabenen denkt. Dieser anderen Dimension lohnt es sich nachzugehen. … Schon Friedrich Schlegel hat über die Reizspirale des Neuen […] nachgedacht und beschrieben, wie auf einen Reiz ein noch stärkerer Reiz folgen muss und dann ein noch stärkerer und so weiter. Irgendwann verpufft der Effekt und es bleibt eine Leere, ein Gefühl von Ekel und Abstumpfung. … Die Rezeption von Kunst hat ja auch etwas mit Lust zu tun, deshalb habe ich überhaupt nichts gegen das hedonistische Moment im Staunen, im Gegenteil. Das Grossartige am Staunen als Untersuchungsgegenstand ist ja genau, dass es beides beinhaltet – das Sinnliche und das Reflexive. Die Lust am sinnlichen Effekt ist das eine, und das – unter Umständen ebenfalls lustvolle – Reflektieren über das, was er uns aufschliesst, das andere. …“ | Aus: „Poetik des Staunens. Ein Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Nicola Gess“ Christine Lötscher (4. April 2021) | https://geschichtedergegenwart.ch/poetik-des-staunens-ein-gespraech-mit-der-literaturwissenschaftlerin-nicola-gess/

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