Australian government admits less than 32% of secret censorship list is related to underage images – The Australian government told a Senate estimates hearing this week that less than 32% of the country’s secret internet censorship list is related to underage images. During the hearing, the government also stated that the WikiLeaks publication of the full list in March has now been officially referred to the Australian Federal Police (AFP). The Australian Communications and Media Authority (ACMA) „blacklist“ is slated to form the backbone of a national, mandatory, internet censorship system. …
(May 26, 2009)
=> https://secure.wikileaks.org/wiki/Australian_government_admits…
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Hallo meine liebe Internetklowand [*] – ich möchte Dir etwas anvertrauen: es ist mittlerweile gar nicht mehr so leicht sich auszumahlen, welche weiteren Variationen der Überwachungs- und Unmündigkeitskübel über den Internetnutzern ausgeschüttet werden könnten (Kontrolle durch Vorratsdatenspeicherung, BKA Gesetzt bzw. Onlinedurchsuchung, Internationaler Datenabgleich der fleißig Daten sammelnden Dienste und der Wirtschaft, auch schwarze Sprerrlisten haben wir ja nun bald). Also, was kommt als nächstes? – Wie wär es mit urheberrechtlich relevanten Daten (wir könnten es vielleicht versuchen wie unsere europäischen Nachbarn – ich meine so wie geplant in Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit-Frankreich: du hast 3x „geistigen Besitz“ geladen und schon bist Du ist der Internetanschlussbesitzer (wlan!?…) raus aus dem Netz [*]) – aber ich denke das reicht noch nicht – warum sollten all die unmündigen Holköppe Bürger feindlicher Propaganda ausgesetzt sein analysieren, wie wär es mit „Killerspiele“ verbieten – während das wirkliche Killen unter deutscher Beteiligung in Afghanistan in einer „neuen Qualität“ [*] verwirklicht wird? – Ach ja natürlich müssen auch inländische Glückspielbetreiber vor der internationalen Konkurrenz geschützt werden [*]. Am effektivsten wäre es gleiche alle „ungesunde Informationen“ [*] zu verbieten (solche unscharfen Begriffe machen dann die Ausweitung der Zensur zum Killerspiel Kinderspiel).
Wenn ich mich recht besinne, wurde mir schon oft eine allzu lebhafte Phantasie attestiert. Dennoch hat die Realität des staatlichen Kontroll- und Zensurwahns meine Phantasie mittlerweile spielend überflügelt. Eigentlich müsste doch ein Blick in die Geschichte der Kontroll und Zensurbestrebungen auf diesem Planeten heilsam ob all der schlecht gespielten Scheinheiligkeit wirken. Aber dem ist wohl nicht so. Was mir zu denken gibt liebe Klowand.
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Hier noch diesbezüglich etwas mehr Zusammenhang – welcher sich den Internetausdruckern [*] wohl (ich unterstelle mal) absichtsvoll nicht erschließen will…
[…] Im Telekom-Konzern gab es, angeführt von Klaus Trzeschan, dem Leiter der für Sonderermittlungen zuständigen Abteilung KS 3, eine verschworene Truppe, für die der Zweck offensichtlich jedes Mittel heiligte. In einer Art Kadavergehorsam reichte offenbar ein Wink des damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel und/oder des damaligen Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke aus, um die Spitzelmaschinerie anzuwerfen.
Verbindungsdaten von mindestens 60 Aufsichtsräten, Betriebsräten und Journalisten wurden ausgewertet, Bewegungsprofile erstellt und Bankkonten eingesehen. Die Wahl der Mittel wurde offensichtlich Trzeschan überlassen, der bei seinen Recherchen den Ermittlungsdienstleister Network Deutschland einschaltete und dafür mindestens 400.000 Euro zahlte. …
Aus: „Deutsche Telekom Prüfbericht zur Telekom-Spitzelaffäre enthüllt brisante Details “ Von Jürgen Berke, Hans-Peter Canibol (15.06.2009)
Quelle: wiwo.de/unternehmer-maerkte/pruefbericht…
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[…] Die australische Internet-Blacklist der Telekommunikations-Regulierungsbehörde ACMA, in der Webseiten mit „illegalen und hochgradig anstößigen“ Inhalten verzeichnet sind, umfasste zum Stichtag 30. April insgesamt 977 Einträge. Dies erklärte Nerida O’Loughlin, General Manager der Industry Outputs Division bei der ACMA, bei einer Anhörung vor dem Senat Estimates Committee im Australischen Parlament. Ihren Angaben zufolge standen 32 Prozent der geblockten URLs im Zusammenhang mit Kindesmisshandlungen oder sexuellem Kindesmissbrauch. Das schriftliche Protokoll der Anhörung ist unter anderem bei Wikileaks abrufbar.
O’Loughlin erklärte außerdem, dass die zuletzt in der Öffentlichkeit aufgetauchte australische Internet-Blacklist vermutlich bei einem Hackerangriff auf einen Anbieter von Internet-Filterlösungen abgegriffen wurde. […] Der Umfang der australischen Sperrliste könnte bald noch deutlich wachsen, da derzeit Verhandlungen zwischen der ACMA und korrespondierenden Stellen in den USA und Großbritannien über einen Austausch der jeweiligen Listen geführt werden. (pmz/c’t)
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[…] LazyJones, 27.05.09 um 22:12
Die Verantwortung der Journalisten ist nun gefragt, die Berichterstattung nicht mehr zu beschönigen/verzerren. Keine Rede mehr von „Kinderporno-Sperrlisten“, „Internet-Blacklists“ oder „Filterlisten“ bitte, das sind schlicht und einfach „Internet-Zensurlisten“.
Aus: „Neue Details zur australischen Internet-Blacklist“ (27.05.2009)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Neue-Details…
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[…] Für jene, die sich nicht mit dem Thema beschäftigt haben, ist es schwer zu glauben: Morgen wird der Bundestag mit den Stimmen von CDU und SPD ein Gesetz verabschieden, das die Gewaltenteilung zwischen Judikative, Exekutive und Legislative aufhebt. Jene Gewaltenteilung, die in Art. 20 des Grundgesetzes festgeschrieben ist.
Im scheinbaren Kampf gegen Kinderpornografie werden künftig die Ermittler der Landeskriminalämter entscheiden, was ungesetzlich ist und was nicht – ganz ohne Richterspruch. Sie werden eine Liste von Internetseiten erstellen, die gesperrt werden. Diese Liste wird nicht öffentlich zugänglich sein, die Betreiber der betroffenen Seiten werden nicht informiert. Wer diese Seiten besucht, gleichgültig ob absichtlich oder zufällig, dessen Daten werden protokolliert – ohne sein Wissen.
Es ist ein Dammbruch für die Demokratie und ein zynischer Missbrauch des Leides vergewaltigter Kinder. Wer Kinderpornos bekämpfen will, hat dafür ausreichende rechtliche Mittel – auch im Internet. … Die Regierung will das Internet kontrollieren – was [ ] eine naive Vorstellung ist. …
Aus: „Dammbruch Ãm Internet“ von Thomas Knüwer (17.06.2009)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-kommentar…
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[…] Der Arbeitskreis gegen Internet-Sperren und Zensur hat in einem offenen Brief an den Verhandlungsführer der SPD, Martin Dörmann, und die SPD-Fraktion alle weiteren Gespräche abgesagt. Allen Warnungen zum Trotz planten die Sozialdemokraten zusammen mit der Union, schon am Donnerstag im Plenum „die Büchse der Pandora“ mit der Errichtung einer Zensur-Infrastruktur fürs Internet zu öffnen, so der Arbeitskreis. Es sei absehbar, dass diese Zensur-Infrastruktur „für beliebige Inhalte“ genutzt werden könne. So habe die CDU/CSU-Fraktion in einer aktuellen Mitteilung Urheberrechtsverletzungen „weitere unerwünschte Inhalte“ bereits auf die Agenda gesetzt.
Aus: „Neuer Gesetzentwurf für Web-Sperren
enttäuscht Kritiker“ (16.06.2009 )
=> heise.de/newsticker/Neuer-Gesetzentwurf-fuer-Web-Sperren…
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Einer ist immerhin begeistert – Stefan Tomik schreibt mir deucht im geistigen Blindflug in der faz von einem guten Gesetz:
[…] Aus einem überstürzt begonnenen Vorhaben scheint am Ende ein gutes Gesetz zu werden. […] Nach der Überarbeitung des Gesetzes ist zudem sichergestellt, dass Internetsperren nur als ergänzendes Mittel und auch nur gegen Kinderpornographie eingesetzt werden dürfen. Damit ist man den Kritikern weit entgegen gekommen. Aber statt das zu honorieren, zieht sich die „Internet-Community“ beleidigt zurück in ihr Schneckenhaus und gibt sich weiter den eigenen Widersprüchen hin: Das Löschen kinderpornographischer Inhalte an der Quelle wollte die „Generation Internet“ mittragen; das Blockieren des Zugangs zu denselben Seiten soll aber schon Zensur sein.
Patrick Köppen (pkoeppen) 16. Juni 2009:
Ist das alles?
Ich hatte einen Kommentar erwartet, der auch inhaltlich etwas vorträgt. Statt dessen wird pauschal gesagt, das Gesetz sei jetzt gut. Die Internet Community trotzig wie kleine Kinder. …
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thomas schulz (peanutbutter) 16. Juni 2009:
… Dieser schwer vom Establishment kontrollierbare Einfluss des www ist es, was es antreibt, die Zensur einzuführen. Ist erst einmal diese Tür aufgestoßen, kann die Zensur bei passenden Anlässen ohne größere Widerstände unauffällig ausgebaut werden. Mit einem solch inhaltsleerem Kommentar kann man vielleicht Beifall von BILD-Zeitungslesern ernten, nicht aber von erfahrenen, wohl informierten Internet Usern.
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Markus Kralle (Kajetanus) 16. Juni 2009:
So, zuerst werden alle Kritiker der Webseiten-Sperren in die Nähe von KiPo-Konsumenten und -befürwortern gerückt. Jetzt wird man als beleidigte Leberwurst bezeichnet, weil man sich einem weiteren Dialog mit einer uneinsichtigen Politikkaste verweigert, da diese nicht einmal im ANSATZ begriffen hat, warum Netzsperren der Beginn eines perfiden Zensurstaates sind.
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Reinhard Liesaus (R.Liesaus) 16. Juni 2009:
Nicht beleidigt, sondern eher über die Unbelehrbarkeit der Politiker ernüchtert zieht sich die Internet-Community zurück. Wer als Gesprächspartner soviel Unfähigkeit wie ein Politiker, sogar eine ganze Regierung, an den Tag legt muss sich nicht wundern wenn die Internet-Comunity nicht mehr mit ihm redet. Die Internet-Community hat sich zurückgezogen weil Politiker aller Fraktionen sich als beratungsresistent bewiesen haben. …
Aus: „Internetsperren – Community im Schneckenhaus“
Von Stefan Tomik (16. Juni 2009)
Quelle: http://www.faz.net…
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Kontext #1
[Die Basis der geplanten Sperrungen… ]
=> http://www.subfrequenz.net/fraktallog/?p=2801
Kontext #2
„Kinderpornos im Netz – Missbrauchsopfer demonstrieren gegen Internetsperren“
Freitag, 22. Mai 2009 13:56 – Von Heike Dietrich
=> http://www.morgenpost.de…
Kontext #3
[…] Ein Land, in dem eine Polizeibehörde ohne wirksame Kontrolle nach Belieben Websites sperren kann und die IPs der Zugreifenden speichert, ist ein Polizeistaat, ohne wenn und aber. Passiert so etwas in anderen Ländern, reißen unsere Politiker das Maul auf bis zum Anschlag über diese Zustände. (Aus: „Nur mal so nebenbei“ Von Karlheinz Linder, 25. Mai 2009 11:19)
Kommentar zu:
„SIGINT: CCC will Politik Ausweg aus der
Zensurdebatte liefern“ (25.05.2009)
=> heise.de/newsticker/SIGINT-CCC-will-Politik-Ausweg…
Kontext #4
„Wiefelspütz für Ausweitung von Internetsperren“
Peter Neitzsch (Archiv » 2009 » 06. Juni » Politik)
=> berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/…
Kontext #4a
„Wiefelspütz dementiert Zeitungsbericht über angebliche Ausweitung von Internetsperren“ (anw/c’t, 07.06.2009)
=> heise.de/newsticker/Wiefelspuetz-dementiert…
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Kontext #5
[…] Ich dachte ja gestern schon, der Leitartikel von Markus Decker im Kölner Stadt Anzeiger wäre der Tiefpunkt in der Kommentierung die Zensursula-Kritik. Ich hab mich getäuscht. Herfried Münkler, Politikprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin, hat einen Kommentar in der Frankfurter Rundschau geschrieben: Netz-Anarchos und trojanische Pferde […]
[Herfried Münkler ]: Es ist eine eigentümliche Schar, die sich unter dem Banner der Netzfreiheit versammelt hat. Einerseits kriminelle Geschäftemacher, die das Internet benutzen, um verbotene Produkte an den Mann zu bringen, und andererseits ein Ensemble von Freiheitskämpfern, die ihre anarchistischen (kein Staat!) oder kommunistischen Ideen (kein Eigentum) in der virtuellen Welt des Internets realisieren wollen. …
Man möchte nur noch mit dem Kopf gegen den Tisch schlagen, wenn es denn was bringen würde. […]
# Rolf
Jun 17th, 2009 @ 22:09
was für ein Komiker :-)
aber eine sehr schöne Demonstration für das Problem der digitalen Spaltung quer durch alle Alters- und Bildungsschichten
# veloc1ty
Jun 17th, 2009 @ 20:21
Ich bin völlig desillusioniert angesichts der „Berichterstattung†in den Medien. […] Zu den geistigen Ergüssen dieses Professors aus Berlin kann man eigentlich nichts mehr sagen. Nur noch mit dem Kopf schütteln. Wir sind also eine kriminelles, kommunistisches Kollektiv von anarchistischen Geschäftemachern in Form einer Jugendbewegung.. o_O
# maninthesouth
Jun 17th, 2009 @ 20:23
Wie war das das neulich bei der Bahn? Eigene lancierte Werbung, die readktionell war?
Hier haben wir ein Beispiel aus dem politischen Leben.
Wer mag das wohl in Auftrag gegeben haben?
Raventhird
Jun 17th, 2009 @ 21:42
Gesendet an: Herfried.muenkler@—
Lieber Herr Prof. Dr. Herfried Münkler,
[…] Ich selbst bin bzw. war Student der politischen Soziologie im Nebenfach meines Magisterstudiengangs Literaturwissenschaft und habe bisher mehrere ihrer Bücher gelesen und selbige auch erworben. Ich werde davon in Zukunft wohl nicht nur sehr nachdrücklich Abstand nehmen müssen, sondern dieses auch jedem nahelegen, den ich kenne, denn jemanden, der mit eine solchen absolut offenkundigen Unkenntnis über ein wichtiges politisches Thema eine Kolumne in einer Zeitung schreibt, den will ich für seine Schreibarbeit nicht auch noch bezahlen. Haben sie zu dem Thema denn keinerlei wirkliche Rechereche betrieben, bevor sie diesen Artikel verfasst haben, der eben denjenigen in die Hände spielt, die konsequent daran arbeiten, zumindest im Internet einen recht umfassenden Überwachungsstaat zu installieren (nein, das ist keine Verschwörungstheorie eines Nerds, sondern leider mit Vorratsdatenspeicherung, Netz-Zensur und Co. unter dem Deckmantel von diversen extrem leicht populistisch zu vermarktenden Themen [Kinderpornografie, Raubkopierer, Terrorismus] bittere Realität)? Ihre Bücher scheinen doch davon zu zeugen, dass sie sich über Themen informieren, bevor sie darüber schreiben, warum nicht auch hier?
Ich verbleibe ein bisschen sprachlos darüber, dass sie solches zum großen Teil wirklich haarsträubendes Zeug schreiben können.
[…] Haben sie denn nicht im Ansatz mitbekommen, was im Iran gerade in Sachen Kommunikationszensur passiert und was schon länger in China in dieser Hinsicht? Glauben sie wirklich, dass die Installierung eines Netz-Zensurinstruments, dass sich beliebig auf von Lobbygruppen unerwünschte Inhalte ausdehnen lässt (was ja auch schon mehrfach von diversen Politikern als nächste Stufe geäußert wurde, bevor das Gesetz überhaupt verabschiedet ist), eine zu begrüßende Entwicklung in unserem Land ist? Dass Netzsperrlisten, die so gut wie keiner Kontrolle und Überprüfbarkeit unterliegen wirklich eine gute Idee sind? Dass die damit einhergehende faktische Aufhebung der Gewaltenteilung ein lapidares Gegenargument ist? Ich kann und will nicht glauben, dass sie diesen Artikel wirklich im Vollbesitz ihrer doch offenkundig vorhandenen politischen Reflektionsfähigkeit verfasst haben. Wirklich nicht. Bitte beweisen sie mir und dem Rest der Netzgemeinde, dass sie einen unüberlegten Schluss auch noch einmal zu überdenken bereit sind oder lassen sie sich wenigstens auf einen Dialog ein.
Mit freundlichen Grüßen,
[mein Name]
Herfried Münkler kämpft gegen das Internet
von markus (06/2009)
=> http://netzpolitik.org/2009/herfried-muenkler-kaempft-gegen-das-internet/
Kontext #5a
[Das Netz und der Virus der Freiheit…]
Es ist ein Kulturkampf, der sich da abzeichnet, unerbittlich und emotional…
=> http://www.subfrequenz.net/fraktallog/?p=3083
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Kontext #6
[…] Die digitale Protest-Kampagne wird nicht zentral gesteuert, vielmehr verbreitet sie sich unkontrolliert – eine virale Internetkampagne, von deren Schlagkraft werbetreibende Unternehmen nur träumen können. Der Familienministerin von der Leyen haben die Blogger übrigens den Spitznamen „Zensursula“ verliehen. Eine einfache Google-Abfrage zählt derzeit 624.000 Treffer für diesen Begriff. Er wird im Netz mittlerweile dazu verwendet, die einzelnen Blogtexte und Twitter-Aufrufe zum Protest gegen die Netzsperren mit einem einheitlichen Stichwort zu versehen.
18.06.2009 11:02:50, spoxx: Vergesst die SZ!
Was ist von einem Journalismus zu halten, der das zentrale Argument einer Auseinandersetzung einfach übersieht?
Ist ja ganz nett, wie Johannes Boie hier über die „Netzgemeinde“ plaudert, und flockig ein paar Nebensächlichkeiten einstreut über Wiefelspützens Lernfähigkeit, die Befindlichkeit von Bloggern oder den Spitznamen einer Bundesministerin. – Ach ja! Und „das Netz ist mächtig, es hat die Kraft für gewaltige politische Kampagnen“! – sieh mal einer an!
Im Zentrum des Widerstands gegen Onlinesperren steht allerdings die Sorge um den Bestand elementarer Grundrechte und den Rechtsstaat:
Das Gesetz, das soeben von der Regierung beschlossen wurde, etabliert geheime, nicht durch Richter oder Öffentlichkeit überprüfbare Schwarze Listen und schafft die technologischen und institutionellen Grundlagen dafür, dass zukünftig auf pure polizeiliche Anweisung hin Internetinhalte gesperrt werden können.
Das ist Zensur.
Und sie steht im Kontext der nun schon Jahre andauernden Aushöhlung des Grundgesetzes (woran sich die SPD allerdings seit der Aushebelung des Asylrechts munter beteiligt). Darüber aber finde ich kein Wort in diesem Artikel. Zugegeben – in die Überschrift hat sich das Wörtchen „Zensur“ schon eingeschlichen, wenn auch in Gänsefüsschen. Aufgegriffen wurde dieses Thema vom berichtenden Journalisten allerdings nicht. Durchleuchtet und hinterfragt schon garnicht.
Schade.
Da müssen wir uns wohl im Internet weiter informieren. Solange es noch geht.
18.06.2009 10:37:59, toybox: Was noch fehlt
[…] [Hier] der Hinweis auf die Aktion von Alvar Freude. Er und der Arbeitskreis Zensur haben einmal versucht KiPo löschen zu lassen. Er war äußerst erfolgreich! Man nehme sich eine der Sperrlisten aus Skandinavien (auf denen nur ca. 30% Kipo Seiten gesperrt werden – in Finnland wurden z.b. auch Seiten gesperrt die sich kritisch über die Sperrungen äußerten) und gehe die Liste durch. Nach 24 Stunden hatte man es geschafft 60 KiPo Seiten sperren zu lassen.
Zitat von der Aktion:
Die ersten Reaktionen bzw. Löschungen folgten bereits nach wenigen Minuten und kamen unter anderem aus den USA, Holland, Dänemark, Russland sowie Deutschland.
So und nun Frau Ursula… was haben sie denn in den letzten 4 Jahren gemacht? Warum auf einmal dieses dringliche vorhaben? Fragen über Fragen. …
Aus: „Das Netz schlägt zurück“ (18.06.2009, Von Johannes Boie)
Quelle: sueddeutsche.de/politik/967/472492/text/?page=3#readcomment
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Update 19.06.2009:
Bundestag beschliesst Netzzensur
von markus um 21:40 am Donnerstag, 18. Juni 2009
Ein schwarzer Tag für die digitale Gesellschaft.
=> http://netzpolitik.org/2009/bundestag-beschliesst-netzzensur/
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Freiheit ist es wert, niemals zu resignieren
Von John F. Nebel am 18.06.2009 in Freiheit.
=> http://www.metronaut.de/?p=925
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[…] In dem von dreizehn SPD-Kandidaten um das Präsidiumsmitglied Björn Böhning unterzeichneten Schreiben hatte es wörtlich geheißen: „Wer dagegen heute aus der SPD für diesen Gesetzentwurf stimmt, entscheidet sich gegen seine Online-Gefolgschaft. Selbst dann, wenn Eure Zustimmung aus der Sorge heraus geschieht, nicht als Fürsprecher für strafbare Inhalte verunglimpft werden zu wollen, so tauscht ihr damit die begrenzte Gefahr einer negativen BILD-Schlagzeile mit der unbegrenzten Gefahr des Verlustes der Glaubwürdigkeit bei einer ganzen Generation.“
[…] Franziska Heine, die Initiatorin der Online-Petition gegen das Sperrlisten-Gesetz hat mittlerweile eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht angekündigt.
Aus: „UMSTRITTENES GESETZ – Bundestag beschließt Sperrlisten für Kinderpornografie“
Von Frank Patalong (18.06.2009)
=> spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,631299,00.html
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Update 24.06.2009:
Unions-Wahlprogramm: Ahnungslos im Netz (23.06.2009 )
Zeit Online nimmt den Entwurf des Wahlprogramms von CDU/CSU unter die Lupe von Kai Biermann
=> http://www.golem.de/0906/67939.html
Internetsperren für Killerspiele gefordert (19.06.2009)
Kaum hat der Bundestag das Internetsperr-Gesetz gegen Kinderpornografie verabschiedet, schon passiert, was die Zensurgegner befürchteten: CDU-Politiker Strobl will Sperren auf Killerspiele ausweiten. Von MLA
=> http://www.taz.de/1/politik/schwerpunkt-ueberwachung/…
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Update 25.06.2009
Netzsperren: „Ihnen ist egal, was wir denken“
Franziska Heine und Familienministerin Ursula von der Leyen streiten über die Stoppschilder (ZEIT ONLINE, 25.6.2009)
=> zeit.de/online/2009/26/leyen-heine-netzsperren?page=1
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Netzsperren bringen keinen vor Gericht
Als „gesellschaftliches Signal“ werden nun Netzsperren errichtet. Ein Kommentar von Von Kai Biermann (ZEIT ONLINE, 18.6.2009)
=> zeit.de/online/2009/26/netzsperren-leyen-alibi?page=1
Anmerkunge/Kommentar zu „Netzsperren bringen keinen vor Gericht“:
[…] ArneAnka, 18.06.2009 um 18:00
herr biermann,
können sie mal, meinetwegen auch anonymisiert, die strukturen in der redaktion beschreiben, die uns auf der aktuellen titelseite den xten artikel zu steinmeier präsentiert — einen artikel wie den ihren aber seit monaten nicht, und aktuell (heute wird abgestimmt!) schon gar nicht, in druck bekommt?
einerseits wird eine rufschädigung durch unsachliche, niveaulose artikel wie die „was darf das internet“-peinlichkeit [ * ] fröhlich in kauf genommen — andererseits wird das minimum liberaler gesinnung, audiatur et altera pars, offen missachtet.
was ist dafür verantwortlich und wie wird das begründet?
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