Georg Seeßlen (21.06.2015): “ … Zwei Bilder von Zeitungen, die uns in literarischer wie in bildnerischer Form überliefert sind. Die eine, die vom biedermeierlich-patriarchalen Bürger, der sich wohlig und sicher im Lehnstuhl hinter seiner Zeitung „vergräbt“, und der Frau, allenfalls, „das Wichtigste mitteilt“. Ein Instrument der Weltbeherrschung, gewiss, im Großen wie im Kleinen. Ohne Zeitungen würde die Welt dieses Bürgers nicht funktionieren, und auch nicht ohne das Privileg ihres Gebrauchs.
Das zweite Bild, schon grauenvoller und doch mit dem ersten eng verbunden, stammt von Peter Weiss, der es in seinem Tagebuch notierte: „Morgens treten wir, ohne uns dessen recht bewusst zu werden, fast regelmäßig, zum Ritual eines Totengedenkens an. Während wir unserem Körper die erste Tagesnahrung zuführen, nehmen wir die Zeitungsmeldungen auf, kauend, schlürfend erfahren wir von den Erschlagenen, Zerstückelten, Verbrannten, Zerquetschten und Ertrunkenen, von der an Krankheit, Schwäche, Auszehrung oder Verzweiflung Zugrundegegangenen, von denen, die es einzeln niederstreckte, paarweise, in kleinen Gruppen, bis zu den Massen, den Ungezählten“. Mit der Zeitung hat der Bürger es sich über Jahrhunderte mit dem Grauen der Welt gemütlich gemacht. Aber damit scheint jetzt so langsam Schluss. Mit den neuesten Todesritualen und Katastrophenmeldungen aus dem Internet macht man es sich so leicht nicht gemütlich. …“ | Aus: „DENKWÜRDIGER WANDEL IN ZEITUNGSPAPIEREN“, http://www.seesslen-blog.de/2015/06/21/denkwuerdiger-wandel-in-zeitungspapieren/
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Nils Markwardt „Im Metaphernsalat der Krise“ (28. Juni 2015): “ … „Schuldendrama„, „Rosskur„, „Hausaufgaben machen„: Die Sprache der Eurokrise verrät weniger über Griechenland als über den Geisteszustand der deutschen Politik. [ –// Die Berichterstattung über Griechenland ist voll von Häme, Zynismus und einem Mangel an Menschlichkeit … Renten kürzen, Krankenhäuser schließen, Mindestlohn kürzen, Beihilfen für Arme streichen. Alles kein Problem, muss sein, das sind die blutigen Einschnitte, Teil der angeblich einzig möglichen Therapie … Geradezu zärtlich [hingegen] wird [über] Aktienindex und Euro [berichtet]. Jede kleine Zuckung, jeder Jauchzer, jeder kleine Rülpser wird mit Sorge oder Hoffnung begleitet, die aktuellen Werte werden mit vereinter und geballter mentaler Kraft nach oben gehievt und gebetet. Sollten der arme Aktienmarkt und die liebe Währung schwächeln, so steht leckere Medizin sofort bereit. Diese wird notfalls unbegrenzt von der EZB verabreicht, damit Aktienmarkt und Währung schnell wieder rote Bäckchen bekommen. So ganz herzlos ist die leitmediale Berichterstattung dann [also] doch nicht. …“ (MopperKopp „Fürsorge“, 29.06.2015 | https://www.freitag.de/autoren/mopperkopp/fuersorge) //–] … Ludwig Wittgensteins Einsicht, dass die Grenzen unserer Sprache die Grenzen unserer Welt bedeuten, wäre im Lichte der Griechenland-Krise also insofern zu aktualisieren, als dass die Grenzen unserer Sprache vor allem auch die Grenzen unseres politischen Vorstellungsvermögens markieren. Wenn über die Krise nur als Unwetter oder Krankheit, also als naturhaftes Schicksal, gesprochen wird, die vermeintliche Rettungspolitik hingegen als pädagogisch-moralisches Projekt firmiert, kann es kaum verwundern, dass die Verhältnisse in Merkelland so „alternativlos“ scheinen. … Ergänzt wird das Sprechen über die Griechenland-Krise nämlich noch von vermeintlich findigen Theater-Metaphern. Ist von „Endspiel“, „Schuldendrama“ oder „griechischer Tragödie“ die Rede, so verweist das zwar nicht in das Reich der Natur, operiert aber ebenfalls mit Implikationen der Schicksalhaftigkeit. Denn die Tragödie, zumal die griechisch-antike, zeichnet sich ja bekanntlich durch die Unabwendbarkeit der finalen Katastrophe aus. Und auf dem Weg dorthin muss vor allem viel Jammer (eleos) und Schaudern (phobos) produziert werden, damit die Zuschauer am Ende kathartisch gereinigt nach Hause gehen können. Man darf vermuten: Wolfgang Schäuble gefällt das. …“ | http://www.zeit.de/kultur/2015-06/griechenland-krise-metaphern-sprache
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mehrmut, 28.06.2015 22:01 Uhr : “ … Es geht … um den Versuch, den geistigen Zustand der deutschen Öffentlichkeit anhand der in den deutschen Medien verwendeten Metaphern zu ergründen. …“
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StefanSperhake, 29.06.2015: “ … Machtfrage – Griechenlands Schulden sind kein wirtschaftliches sondern ein moralisches Problem. So wird es dargestellt. Die Griechen sind die ungezogenen, die faulen, die schlechteren Menschen. Wir sind die Fleißigen, haben alles richtig gemacht. Es ist „unser“ Geld das „auf dem Spiel“ steht. Wie „unser Geld“ überhaupt erst in die Hände „der falschen Regierung“ gekommen ist interessiert nicht. Griechenland übernimmt die Rolle, die damals Florida-Rolf gespielt hat. … “
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MitInteresse: 29.06.2015:: “ … Ja, Sprache verändert unser Denken. … Die Politik hat das auch schon lange für sich erkannt. Wie lange hat man das Wort „Krieg“ für den Afghanistan-Einsatz der Bundewehr umgangen!? Bei der Polizei gibt es den „finalen Rettungsschuss“, um nicht vom Töten sprechen zu müssen. Aus einer Mülldeponie einen „Entsorgungspark“ zu machen, ist große Sprachkunst. …“
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tomte tummetott, gestern 22:39 Uhr: “ … Der Autor wagt einen Blick aus einer anderen Perspektive und schon kommt man zu anderen Beurteilungen einer Krise, die seit Jahren eine sehr einfache und eindeutige, sehr auf den deutschen Staat zentrierte Weltanschauung aufgebaut hat. Eine Anschauung, die innere Probleme zu veröden droht und die keinen Unterschied macht zwischen der deutschen Gesellschaft und ihrer Regierung/ihren Staatsorganen – obgleich der in dieser Zeit größer kaum sein könnte [ –// Wolfgang Münchau (29.06.2015):“Deutschland muss dringend seine Wut auf die Griechen überwinden“ http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-vor-dem-referendum-banken-sind-herd-der-krise-a-1041164.html // Christian Rickens (28.06.2015): „… Europa ist empört über Tsipras‘ Referendums-Überfall …“ http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/referendum-in-griechenland-waehrungsunion-selbst-schuld-a-1041075.html //– ]. Und mitten drin eine Medienlandschaft, die sich zum Frontberichterstatter der Bundesregierung ernennt …“
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mehrmut, gestern 20:33 Uhr: “ … Wer die Sprache, die Bedeutungen von Begriffen und Metaphern prägen kann, ändert auch das Bewusstsein der Leute. Das Konzept wurde ja mit „Neusprech“ in George Orwells „1984“ schon mal sehr gut beschrieben. Dass das auch in der wirklichen Welt gemacht wird, sieht man exemplarisch am Bedeutungswandel des Begriffs „Reform“.
Ich bin nicht mal sicher, wer die größere Schuld an der Metaphorisierung der Sprache hat, die letztlich eine Infantilisierung ist; ob Politiker oder Journalisten, insbesondere die tonangebenden in nationalen Medien. Das liegt daran, dass man beide Gruppen kaum noch unterscheiden kann; sie erscheinen wie eine Einheit; man kennt sich, man trifft sich hier und da, man wahrt nicht die nötige Distanz. Wir sehen fast nur noch begleitende Stilkritik zur alternativlosen Politik.
Die Tendenz zur Verbildlichung bei komplexen Themen kommt vom Hang der Journalisten zum lässigen Umgang mit Sprache aus Eitelkeit einerseits und vom Trend zur Vereinfachung bei Politikern, die ihre Wähler immer weniger ernst nehmen (wofür es sogar Gründe gibt), andererseits. Politiker haben längst von ihren PR-Beratern eingetrichtert bekommen, mit den Leuten in einfachen Worten und Analogien aus dem täglichen Leben zu sprechen, und so verfestigt sich die Entwicklung. …“
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Zoe Williams („Mythos Demokratie“, 29.06.2015): “ … 2012 erklärte IWF-Chefin Christine Lagarde in einem Interview mit dem Guardian: „Wissen Sie was? Was Athen angeht, denke ich auch an all die Leute, die permanent versuchen, der Steuerbehörde zu entgehen. All diese Leute, die keine Steuern zahlen wollen. Und ich denke auch, sie sollten sich kollektiv helfen.“ Wie? „Indem sie alle ihre Steuern zahlen.“ Ein sonderbarer Vorschlag: In einem Land mit verheerenden Arbeitslosenzahlen, wo ganze Familien von dem drastisch reduzierten Einkommen eines Pensionärs leben müssen, sollte die Antwort bei den Steuern zu finden sein? – Was Lagarde hier anbot, war keine Lösung, sondern eine Erzählung: Die Griechen befinden sich in dieser Lage, weil sie schlechte Menschen sind. Sie wollen einen Wohlfahrtsstaat, sind aber nicht bereit, etwas dafür zu tun. Der IWF ist lediglich ein Disziplinierungsinstrument, das sie bitter nötig haben. An dieser Position wird bis heute festgehalten: Die Schuldner werden als moralisch schwächer dargestellt als die Kreditgeber. Ihnen auch nur die geringsten Zugeständnisse zu machen, würde bedeuten, ihre Faulheit und Selbstsucht auch noch zu belohnen. Der Umstand, dass Schulden keine Einbahnstraße sind – dass man deswegen Zinsen auf seine Kredite bekommt, weil ein Risiko besteht, dass das Geld verloren geht, und auch die Kreditgeber eine moralische Verpflichtung haben, diese Verluste zu akzeptieren, wenn sie auftreten – hat in dieser Art der Darstellung keinen Platz. …“ | https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/was-erlauben-eurogruppe
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“ … Prosophob (29.06.2015) “ … „Der Euro gründete auf der Vorstellung, die Kontrolle einer Währung sei apolitisch. Dies hat sich als Mythos erwiesen und die Demokratie mit in den Abgrund gerissen.“ – Das fasst den Kern der ganzen Misere aus meiner Sicht gut zusammen. Dazu kommen die unfassbare, Ideologie-bedingte Blindheit der sogenannten „Institutionen“, die auch nach sieben Jahren ihr Versagen nicht einmal wahrnehmen können …“
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–// Letters, Monday 29 June 2015 20.01 BST „Greeks, don’t give in to the EU’s austerity ultimatum„: “ … Over the past five years, the EU and the IMF have imposed unprecedented austerity on Greece. It has failed badly. The economy has shrunk by 26%, unemployment has risen to 27%, youth unemployment to 60% and the debt-to-GDP ratio jumped from 120% to 180%. The economic catastrophe has led to a humanitarian crisis, with more than 3 million people on or below the poverty line …“ | http://www.theguardian.com/world/2015/jun/29/greeks-dont-give-in-to-eu-ultimatum //–
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Nachtrag #1 (08.07.2015)
Arndt am 07.07.2015 14:40: “ … Ein Artikel wider den Hetzkommentaren der Käseblätter. …“
„Nach dem Oxi: Alltag und Hoffnung im Krisengebiet“ Florian Schmitz (07.07.2015)
In der Tat hätte ein drittes Hilfspaket das Unvermeidbare nur noch weiter hinausgezögert. Griechenland ist bankrott. Und das nicht erst seit Tsipras an der Macht ist. Während Milliarden von europäischen Steuergeldern dafür verschwendet wurden, die Zahlungsfähigkeit des Landes vorzutäuschen, hat sich der Realzustand schleichend verschlechtert. So schleichend, dass sich viele Menschen an die Krise schlichtweg gewöhnt hatten. Das Lavieren am Abgrund war zum Alltag geworden. …
http://berlinergazette.de/oxi-griechenland-europa/
Nachtrag #2 (08.07.2015)
Constantin Seibt (02.07.2015): “ … die Austerität war nicht nur intellektuell ein Debakel: Irland, Spanien, Portugal wurden in die Massenarbeitslosigkeit gespart, weitgehend sinnlose Opfer, bei wachsenden Schulden. Am härtesten traf es die Griechen. Als die Troika mit ihren Programmen begann, rechneten sie mit einem Einbruch von 0,3 Prozent. Was passierte, war der Zusammenbruch einer Wirtschaft, den man sonst nur im Krieg sieht: 25 Prozent.
Wie im Krieg war auch bei der Sparpolitik die Wahrheit das Opfer: Kein Wort der Regierenden, dass das teuerste Hilfsprogramm aller Zeiten nie in Athen ankam, sondern zu 90 Prozent direkt an die eigenen Banken floss. Kein Wort, dass das System Euro nur mit Transferleistungen funktioniert. Kein Wort, dass es kein Erfolg ist, wenn einer der Sparstaaten nach enormen Verlusten minimal wächst. … die neue griechische Regierung [wurde] brutal geschnitten, als sie etwas Unverzeihliches tat – die Wahrheit zu sagen: Griechenland ist pleite, die Sparpolitik ein Desaster, die Milliarden sinnlos verbrannt. … Die Antwort war erst Spott – «Kaffeehauspolitiker», «Amateure» -, dann Genervtheit, wann die Griechen endlich erwachsen würden, schliesslich der frontale Angriff auf die Regierung. … Was immer mit Griechenland noch wird, das Ergebnis ist klar: Die Austerität steht als Doktrin fester denn je. Es ist egal, dass ihre Resultate vernichtend sind, dass ihre Sprache langsam sowjetisch klingt und dass niemand auch nur das geringste Vergnügen an ihr hat. Oder an Europa. Es ist die einzige Idee, die der Politik noch geblieben ist. Und auf sie setzt ein ganzer Kontinent seine Zukunft. …“ | http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/Die-gefaehrlichste-Idee-Europas/story/27729647
Nachtrag #3 (10.07.2015)
Gert Ewen Ungar (6. Juli 2015): “ … Wenn Journalismus im Kern zur Umschmeichelung der Eliten verkommt, weil dies die Karriere am besten befördert oder auch einfach nur den Status Quo sichert, dann ist Einseitigkeit vorprogrammiert. Marktkonformer Journalismus schließt Qualität und Vielfalt schlicht aus. Die aktuelle Berichterstattung über Griechenland liefert hierzu das beste Beispiel. … Jeder, der sich außerhalb der deutschen journalistischen Käseglocke informiert, bemerkt zügig eins: Es ist unstrittig, dass die Austeritätspolitik gescheitert ist. Das den Griechen diktierte Rezept des radikalen Sparens in der Krise wird niemals funktionieren. Darin sind sich selbst die Vertreter widerstreitender ökonomischer Schulen einig. Daraus lässt sich weiterhin ableiten, dass es unstrittig ist, dass Merkel und Schäuble in die Geschichte als diejenigen eingehen werden, die mit ihrem Beharren auf eine gescheiterte Politik Europa nachhaltig beschädigt haben werden. Allerdings finden sich diese Positionen in der deutschen Berichterstattung nicht einmal ansatzweise wieder. Dieser Mangel an Vielfalt, dieses Aufspringen auf eine Meinung und der Versuch sich wechselseitig im Gleichklang zu überbieten, sind die Folgen eines Totalitarismus der gesellschaftlichen Durchökonomisierung, die hier im Journalismus sichtbar wird. … “ | Aus: „Der totale Journalismus – Wie die Durchökonomisierung zum Rechtsruck führte“ –> http://logon-echon.com/2015/07/06/der-totale-journalismus-wie-die-durchokonomisierung-zum-rechtsruck-fuhrte/
Nachtrag #4 (13.07.2015)
William R. Polk (July 12, 2015): “ … The past may be prologue, but it is first necessary to know what that past is, a growing problem in a modern age when so much is miswritten, misunderstood or forgotten. …“ –>> „‚Secret‘ History of the Greek Crisis“ | https://consortiumnews.com/2015/07/12/secret-history-of-the-greek-crisis/
Nachtrag #5 (15.07.2015)
Zur Erinnerung – Norbert Häring (28.01.2010) “ … Es war vor allem die Bankenrettung, die das Land [Griechenland] in Not brachte. Denn das Kreditrisiko stieg massiv, während das der Banken in gleichem Ausmaß sank. Jetzt verlangen die Verursacher von dem Land Risikoaufschläge. … Eine Reihe von Studien legen [ ] nahe, dass die Regierungen und Notenbanken mitschuldig an dem Desaster waren, das die öffentlichen Haushalte der meisten Länder zerrüttet hat. Daraus ließe sich ableiten, dass große Volkswirtschaften wie Deutschland mit großen Banken und international führenden Zentralbanken, die die Deregulierung vorangetrieben haben, in einer besonderen Verantwortung gegenüber Ländern wie Griechenland stehen, die nun zu den Hauptleidtragenden zählen. …“ | http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/oekonomie/nachrichten/ezb-studie-die-wahren-ursachen-der-griechischen-tragoedie/3356102.html
Nachtrag #6 (15.07.2015)
Don Alphonso ist eine Kunstfigur, die seinem Verfasser nicht vollkommen unähnlich ist — Don Alphonso (13. Juli 2015) “ … Jetzt hat eine Boulevardzeitung Merkel mit einer Pickelhaube gekrönt und das europäische Volk lernt gerade, was „die heimliche Herrscherin Europas“ in der Realität bedeutet: Ultimaten, um überhaupt in Verhandlungen einzusteigen und Gesetze, die in Brüssel geschrieben werden, und in drei Tagen durch das Parlament der Griechen gebracht werden sollen. Nur um „Vertrauen herzustellen“. Wie demütigend die Verhandlungen dann selbst ausgehen, ist unklar. Für geschichtsbewusste Deutsche ist es diesmal schwierig, eine formschöne Antwort zu finden, wenn andere Länder morgen Begriffe wie „Kanonenbootpolitik“ verwenden. Oder „Münchner Abkommen“. Oder daran erinnern, dass Anweisungen für zu erlassende Gesetze in anderen Ländern zumindest in Westeuropa aus gutem Grund nach 1945 nicht mehr üblich sind. … This is a coup. Das ist ein Putsch gegen Griechenland. Und gegen die alte BRD. …“ | http://blogs.faz.net/stuetzen/2015/07/13/das-ist-ein-putsch-gegen-die-alte-brd-5404/
Nachtrag #7 (15.07.2015)
Thomas Stadler, Freising, Bayern, Germany (14.07.2015) “ … Als Deutscher, der dem hetzerischen Populismus der BILD noch nie etwas abgewinnen konnte und der auch der einseitigen und informationsarmen Berichterstattung anderer Leitmedien wie der Tagesschau und den Tagesthemen zur Griechenlandkrise mittlerweile eher fassungslos gegenübersteht, fühle ich mich gerade äußerst unwohl.
Ich glaube, dass die von Merkel und Schäuble bestimmte Sparpolitik der EU gegenüber Griechenland in ihrer jetzigen Form falsch ist und auch als gescheitert gelten muss. Jedenfalls dann, wenn das Ziel die Konsolidierung des griechischen Staates und die Unterstützung der Menschen in Griechenland gewesen sein sollte. Wenn das nie das Ziel war, sondern es tatsächlich immer nur um die Stabilisierung des europäischen Banken- und Finanzsystems gegangen ist, dann wird man die Politik als erfolgreich betrachten können. … Die EU gibt dem griechischen Staat Geld, mit dem er dann seine Schulden bei der EZB und dem IWF zurückbezahlt. Und das, obwohl jeder weiß, dass eine (vollständige) Rückführung der griechischen Staatsschulden ein gänzlich unrealistisches Szenario darstellt. Wird hier also nur virtuelles Geld zwischen verschiedenen Institutionen hin- und hergeschoben?
Vielleicht deuten diese Mechanismen aber auch auf ein noch deutlich tiefer liegendes Problem hin. Bereits während der letzten globalen Finanz- und Wirtschaftskrise konnte man sich als aufmerksamer Beobachter des Eindrucks nicht erwehren, dass zahlreiche Konstruktionen, die das Finanzsystem zusammenhalten, möglicherweise nur Scheingebilde sind. Vielleicht geht es in Wirklich auch weiterhin nur darum, den Einsturz eines Systems zu verhindern, das nicht viel mehr als ein Kartenhaus ist. Da kommt einem eine öffentliche Meinung, an deren Entstehung viele Journalisten eifrig mitwirken, gelegen, die den faulen und gierigen Griechen mit harter Hand zeigen will, wo es langgeht. Wer dieser Haltung tatsächlich anhängt, ist den Demagogen allerdings längst auf den Leim gegangen. …“ | http://www.internet-law.de/2015/07/ist-der-esm-in-wirklichkeit-ein-perpetuum-mobile.html
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